In Böen wechselt mein Sinn - Max Planck Institute for Biological
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Ein braver Mann kann warten: Abfahrtssieger Max Rauffer / Sport DEFGH MÜNCHNER NEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITIK, KULTUR, WIRTSCHAFT UND SPORT STADT-AUSGABE 2MG München, Montag, 20. Dezember 2004 60. Jahrgang / 52. Woche / Nr. 295 / 1,50 Euro Affäre um Einkünfte des CDU-Generalsekretärs (SZ) Was haben ein Fax und ein Truck gemeinsam? – Nun . . . vielleicht . . . dass sie etwas transportieren, Worte, Silben, Schweine, Birnen? – Schon richtig, aber das ist nicht gemeint. – Dass sie . . . dass sie einsilbig sind, so wie zum Beispiel auch Schuss und Fahrt und Christ und Kind? – Ja, auch nicht falsch, aber leider wieder kein Treffer. Ein Tipp: Wie hießen sie denn früher, Fax und Truck? – Ach: Fernkopierer und Fernlaster! Verschwunden, die Wörter. Aber die Fernleihe in Bibliotheken (früher: Büchereien) gibt es noch. Und die Fernbeziehung. Und das Fernduell. Wie lange? Das weiß keiner, das kann ganz schnell gehen, dass es sich ändert, Ferne ist ja nichts Hervorhebenswertes mehr, wenn sie ganz schnell erreichbar ist, sie kann – Sprache ist Leben – mir nichts dir nichts aus dem Wort fallen wie ein schrumpliger Apfel vom Baum. Das Fernduell zum Beispiel: Noch wird es auf herkömmliche Weise ausgetragen, neulich wieder zwischen zwei Fußballteams, die zur Weltmeisterschaft wollten, das waren die Chinesen und die Kuwaitis, sie wussten beide, dass sie ihr Spiel, ihr letztes Spiel haushoch würden gewinnen müssen, um in die nächste Runde einzuziehen, denn beide waren punktgleich, und nur einen Platz gab es, da siegten die Chinesen 7:0 gegen Hongkong, wahrlich nicht schlecht, aber nicht gut genug, denn den Kuwaitis reichte ein 6:1 gegen Malaysia, und dann war es aus, das Fernduell, bei dem sich, natürlich, die beiden Parteien nicht direkt die Bälle ins Tor und die Stollen in die Schienbeine hämmerten. Das ist lange her, das war im November. Heute aber lesen wir eine Meldung über die Internet Arm Wrestling Challenge, bei der ein Kandidat nicht einem anderen gegenübersaß, sondern einem glatten, kalten Aluminiumarm, und hundert oder tausend oder egal wie viele Kilometer weiter saß der andere Kandidat an einem ebensolchen Arm, und jeder der beiden drückte wie wild und kriegte, dank Software und Datenleitung, sofort eine körperliche Reaktion. Es war noch kein Nahkampf. Doch ein reines Fernduell war es auch nicht mehr. Der Mensch verlängert seine Gliedmaßen ins Unendliche. Tilgt jede Entfernung. Nie aber wird dem Alu-Arm eine Ader schwellen, nie wird er schwitzen, nie zittern, oder? Und überhaupt, ist sie nicht Schwachsinn, diese neueste Erfindung? Vorsicht. Das Ganze ist kein Spiel, genauer, das Spiel ist nicht alles, ersonnen haben es Forscher aus Baltimore, die Geräte entwickeln, mit denen eines Tages Ärzte bei Fernoperationen ein realistisches Gefühl für Schnitte und Stiche bekommen sollen. Bisher haben sie, die Ärzte, nur die Bilder der von ihnen gelenkten Roboterarme. Bald werden sie Löcher, Wulste, Narben im Körper des Patienten ertasten können: Sie werden wie Trucker sein, die am Vibrieren ihres Lenkrads spüren, wie die Straße beschaffen ist. Laurenz Meyer muss um sein Amt bangen Entscheidung über seinen Verbleib soll bis Mitte der Woche fallen / Bereits jetzt werden Nachfolger genannt B e r l i n / D ü s s e l d o r f – CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer muss um seinen Parteiposten bangen. Nach neuen Berichten über frühere Mehrfacheinkünfte verlautete aus der Parteispitze, ein Verbleib Meyers sei keineswegs sicher. Eine Entscheidung solle bis zur Wochenmitte fallen. Mehrere Mitglieder Von S. Höll, J.Nitschmann und H. Leyendecker DIE SEITE DREI Ein Bett, ein Tisch, ein Grauen In Frankreichs Haftanstalten herrschen skandalöse Zustände. Von Gerd Kröncke LEITARTIKEL Seite 4 Warum nett sein zu Putin? Das Geheimnis einer Freundschaft: Des Kanzlers Ängste passen gut zu den Plänen des Kremls. Von Daniel Brössler FEUILLETON Seite 15–18 Flaschengeister So wenig Bewegung war nie: Die Beutekunst-Debatte. Von Sonja Zekri WIRTSCHAFT Neuer Eigentümer mit anderen Müllkonzepten konfrontiert. Von Gerhard Hennemann Seite 37–43 Ost und West in einem Schlitten Bob-Olympiasieger André Lange harmoniert mit Markus Zimmermann, Anschieber des Erzrivalen Christoph Langen. Medien, TV- und Radioprogramm 21–22 Politisches Buch ...................................11 Wissen ...................................................12 jetzt.de ..................................................19 Leserbriefe ............................................20 Rätsel/Theater/Kino ......................42, 54 Familienanzeigen .................................20 Umfang dieser Ausgabe: 58 Seiten M Süddeutsche Zeitung, Sendlinger Straße 8, 80331 München / Redaktion: Tel. 089/2183-0, Fax 2183-787 / Anzeigen: Tel. 089/236080, Fax 2183-795 / Abo-Service: Tel. 0180/5455900 Internet: http://www.sueddeutsche.de 13052 4 190655 801506 Schlappe Jungs Für 9,34 Milliarden Dollar Unbekannte Firma kauft Yukos-Tochter Moskau (SZ) – Die bisher unbekannte Baikal Finance Group hat bei der Zwangsversteigerung des Kerngeschäfts des russischen Ölkonzerns Yukos überraschend den Zuschlag erhalten. Der als Favorit geltende staatliche Energiekonzern Gazprom gab wider Erwarten kein Gebot ab. Baikal hatte am Sonntag für die sibirische Ölfördertochter von Yukos, Yuganskneftegas, 260,75 Milliarden Rubel (9,34 Milliarden Dollar) offeriert. Es war zunächst nicht klar, ob Baikal mit Gazprom in Verbindung steht oder konkurrierende Interessen vertritt. (Wirtschaft) Frage der Glaubwürdigkeit In den Führungsgremien wurde eine Entscheidung Merkels über die politische Zukunft Meyers in den nächsten zwei Tagen erwartet. Die CDU-Chefin ließ bisher nur einen Bericht der Bild am Sonntag dementieren, wonach sie und andere Meyer Sprechverbot erteilt und ihm in Person des neuen Vize-Fraktionschefs Ronald Pofalla einen Aufpasser zur Seite gestellt hätten. Das sei „Unsinn“, sagte eine Parteisprecherin. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wurde Meyer allerdings auferlegt, öffentliche Äußerungen in der Einkünfte-Affäre mit dem Juristen Pofalla abzustimmen. Merkel will nach Angaben aus den Führungskreisen in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Glaubwürdigkeit Meyers durch die Affäre auf Dauer beschädigt ist, oder ob die Angelegenheit geklärt und Meyer doch gehalten werden kann. Als mögliche Nachfolger wurden in der CDU der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Volker Kauder, Fraktions-Geschäftsführer Eckart von Klaeden sowie Pofalla genannt. Klaeden und Pofalla werden kaum ernsthafte Chancen eingeräumt. Kauder gilt auf seinem GeschäftsführerPosten als derzeit nur schwer ersetzbar. Meyer hatte am Freitag eingeräumt, als CDU-Generalsekretär von RWE noch as Ergebnis einer Studie über die geistige Gesundheit der kämpfenden Truppe, die jüngst von der amerikanischen Armee veröffentlicht wurde, ist dramatisch: Jeder dritte Soldat braucht während oder nach seinem Einsatz in Afghanistan oder im Irak psychiatrische Hilfe. Nach Schätzungen der Experten muss Amerika mit mehr als 200 000 psychisch geschädigter Veteranen rechnen, die zum Teil bis zu 35 Jahre Betreuung brauchen werden. Die ursprüngliche Studie, die vor einem Jahr im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, war noch von der Hälfte der Fälle ausgegangen. Doch die Schlachten um irakische Städte, bei denen US-Infanteristen oft wochenlang im Straßenkampf stehen, haben die Truppen Stress-Situationen ausgesetzt, die es zuletzt im Vietnam-Krieg gegeben hat. Dazu kommt die Belastung durch die so genannten „Stop Loss“-Pro- Rüttgers führt CDU in NRW-Landtagswahl Erste Niederlage unter Jürgen Klinsmann: 1:3 hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Südkorea am Sonntag in Busan verloren. Bei der Neuauflage des WM-Halbfinales von 2002 kam das deutsche Team mit dem Gastgeber nicht zurecht. Im Bild der Stuttgarter Andreas Hinkel, der bereits nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. (Sport) GES-Sportfoto fünf Monate lang Bezüge von insgesamt 60 000 Euro erhalten zu haben. Am Wochenende gab es Berichte, Meyer habe zusätzlich Geld bekommen und seine Erklärung sei unvollständig gewesen. Nach SZ-Informationen beziehen sich die zusätzlichen Zahlungen in Höhe von 250 000 Mark allerdings auf ältere Verträge, die Meyer im Frühjahr 1999 mit seinem damaligen Arbeitgeber, dem Stromunternehmen VEW, geschlossen hatte. Meyer war im Frühjahr 1999 CDUFraktionschef im Düsseldorfer Landtag geworden mit der Aussicht, bei der Wahl im Mai 2000 Mitglied einer CDU-Regierung zu werden. Mit VEW hatte er deshalb einen Aufhebungsvertrag geschlossen, der ihm ein Rückkehrrecht bis Ende Juni 2000 zusicherte. Für sein Ausscheiden aus dem Unternehmen, dem er 25 Jahre angehört hatte, sollte er eine Viertelmillion Mark bekommen, die später in zwei Tranchen von 90 000 und 160 000 Mark gezahlt wurden. Die CDU verlor die Wahl, Meyer kehrte zu VEW zurück. In der Aufhebungsvereinbarung soll nach Recherchen der Innenrevision von RWE keine Klausel stehen, dass Meyer Die durch die Hölle gingen US-Armee rechnet mit 200 000 traumatisierten Irak-Veteranen gramme, bei denen die Dienstzeiten an der Front mehrmals verlängert werden. Das trifft vor allem die Mitglieder der Reserve und der Nationalgarde hart, die ihre Verträge in der Annahme unterzeichneten, ihren Dienst in der Heimat neben ihrem Zivil-Beruf ableisten zu können. Die verlängerten Dienstzeiten und der zivile Verdienstausfall haben bei Tausenden Soldatenfamilien schon zu Bankrott und Scheidungen geführt. Das Problem des so genannten posttraumatischen Stress-Syndroms ist nicht neu. Früher nannte man das Seelenleiden auch Schützengraben-Neurose, Shell Shock oder „Soldatenherz“. Der Archetyp des psychisch geschädig- ten Soldaten bevölkert schon lange Literatur und Film – sei es in Sebastian Faulks Gedichten aus dem Ersten Weltkrieg, Erich Maria Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ oder in Michael Ciminos Film „Die durch die Hölle gehen“. Nach dem Vietnamkrieg hatten schätzungsweise ein Drittel aller Heimkehrer Schwierigkeiten, wieder in ihr altes Leben zurückzufinden. Die sichtbarsten Folgen waren auch damals Einsamkeit, Armut und Drogensucht. Mit umfangreichen Programmen werden die Frontsoldaten heute intensiv betreut. Eine neue Generation wirksamer Psychopharmaka kann Abhilfe bei akuten Störungen leisten. Die Nachrichten- bei einer Rückkehr zum alten Arbeitgeber die Quasi-Abfindung hätte erstatten müssen. Meyer sagte der SZ, es handele sich bei den „kursierenden Spekulationen nicht um Vorgänge, die irgendetwas mit meiner Tätigkeit als CDU-Generalsekretär zu tun haben“. Er habe sich „nichts vorzuwerfen“. Dennoch wolle er, so verbreitete Laurenz Meyer am Sonntagabend in einer schriftlichen Erklärung, die Fakten, die den Einnahmen zugrunde lägen, der Öffentlichkeit so bald wie möglich zugänglich machen. (Seiten 2 und 4) sendung Night Line interviewte vergangene Woche mehrere Soldaten, denen so geholfen wurde. Einem Sergeant, der ansehen musste, wie ein irakisches Mädchen von einem Lastwagen zerquetscht wurde, half das Medikament Zoloft über seine Schreckhaftigkeit hinweg. Eine Soldatin, die Opfer einer Landmine wurde, kurierte ihre Heulkrämpfe mit dem Beruhigungsmittel Paxil. Chronische Fälle des posttraumatischen Stress-Syndroms sind aber viel schwieriger zu behandeln. Vor allem nach der Heimkehr fühlen sich Veteranen von Freunden und Verwandten unverstanden. Die wiederum reagieren oft ratlos. Für noch intensivere Behandlungen fehlt es an Geld. Die Regierung hat zuletzt massive Haushaltskürzungen im Amt für Veteranen vorgenommen. Experten schätzen, dass bis 2007 allein für die psychologische Betreuung 1,65 Milliarden Dollar fehlen. Andrian Kreye Seite 23–36 Duales System vor Wandel SPORT der CDU-Führungsgremien sagten, Meyer sei nicht mehr haltbar. Namen möglicher Nachfolger kursieren bereits. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ließ zwar Berichte über eine Entmachtung ihres Generalsekretärs dementieren. Meyer sagte der „Süddeutschen Zeitung“, er habe sich „nichts vorzuwerfen“. Mitglieder der höchsten CDU-Parteigremien bestätigten am Sonntag, dass Merkel über Meyer sehr verärgert sei, insbesondere über die zögerliche Art, in der ihr Generalsekretär über seine RWE-Einkünfte informiert habe. Meyers Krisenmanagement sei „katastrophal“, hieß es. Der nordrhein-westfälische-Landeschef Jürgen Rüttgers, der im Mai eine der wichtigsten Landtagswahlen für die CDU bestreiten muss, verlangte parteiintern mit Hinweis auf die Ablösung des gleichfalls in eine Bezüge-Affäre verwickelten Ex-CDA-Chefs Hermann-Josef Arentz hartes Durchgreifen. Beklagt wurde in der CDU-Spitze, dass Meyer entgegen aller Aufforderungen selbst intern offenbar immer noch nicht alle Details offen gelegt habe. D HEUTE IN DER SZ HEUTE MIT BEILAGE Vor neuem Anlauf zur Föderalismus-Reform Bundespräsident mahnt zur Eile Berlin – Nach dem Scheitern der Gespräche über eine Föderalismusreform hat Bundespräsident Horst Köhler alle Seiten aufgefordert, so bald wie möglich einen neuen Anlauf zu unternehmen. Es komme nun darauf an, „das Thema nach einer kurzen Denkpause“ zu einem Ergebnis zu bringen, sagte Köhler. Die Reform sei zu wichtig, um sie bis nach der Bundestagswahl 2006 zu verschieben. Der Fehlschlag sei „kein Ruhmesblatt für die Politik“, kritisierte das Staatsoberhaupt Bund und Länder. Die Verhandlungen waren am Freitag am Streit um die Zuständigkeit von Bund und Ländern in der Bildungspolitik gescheitert. Auch die beiden Vorsitzenden der Kommission, SPD-Chef Franz Müntefering und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) sprachen sich für einen erneuten Versuch aus. Stoiber meinte, der Einigungsdruck werde wachsen. Die Idee, einen parteienfernen Verfas- sungskonvent einzuberufen, wies Stoiber zurück: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein reines Entscheidungsproblem“, sagte der CSU-Vorsitzende. Müntefering sagte: „Das war ein erster Versuch und der Versuch geht weiter.“ Der SPD-Chef hält eine Einigung bis Mitte 2005 für möglich, falls es gelingen sollte, den Kompetenzstreit in der Bildungspolitik zu überwinden. In der Unionsspitze wird eine baldige Neuauflage allerdings mit Hinweis auf die Wahlkämpfe in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen als schwierig angesehen. Voraussetzung sei ein klares Signal des Bundes in der Bildungspolitik. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) kündigte an, sie werde im kommenden Jahr „konkrete Pläne zur Neuordnung der Zuständigkeit von Bund und Ländern“ vorlegen. Bulmahn sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, ihre Vorschläge könnten ohne Grundgesetzänderung verwirklicht werden. Als Beispiele nannte sie ein Hochschulgesetz, das sich „auf wenige Kernpunkte“ beschränken solle, sowie die Neuordnung des Hochschulbaus. Gleichzeitig betonte die Ministerin, dass sich der Bund aus dem Bildungsbereich nicht gänzlich zurückziehen werde. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) schlug als Kompromiss ein Initiativrecht des Bundes in der Bildungspolitik vor. Diese Initiative müsse aber im Einvernehmen mit den Ländern stehen. Gleichzeitig machte er Bulmahn mitverantwortlich für das Scheitern der Kommission. Ihr Vorstoß zur Abschaffung der Hauptschulen sei „für die Arbeit der Föderalismuskommission alles andere als förderlich“ gewesen, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Auch Steinbrück verlangte einen neuen Anlauf, sprach sich aber gegen eine erneute Einsetzung der Föderalismuskommission aus. Stattdessen regte er die Einberufung eines Verfassungskonvents an. Eine ähnliche Forderung hatte zuvor bereits die FDP erhoben. (Seite 5) Dutzende Tote bei Anschlägen im Irak Nadschaf (AP) – Sechs Wochen vor der Parlamentswahl im Irak ist am Sonntag die schiitische Bevölkerungsmehrheit Ziel von Autobombenanschlägen in den heiligen Städten Nadschaf und Kerbela geworden. Dabei kamen mindestens 62 Menschen ums Leben. (Seite 8) Euphorie in der Türkei nach EU-Entscheidung Ankara (AFP) – Nach dem Brüsseler Gipfel ist der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan von Tausenden Landsleuten begeistert empfangen worden. Er sagte, er hoffe auf eine Beilegung der ZypernKrise vor Beginn der EU-Beitrittsgespräche am 3. Oktober 2005. (Seiten 4 und 6) Michael Schumacher Sportler des Jahres München (SZ) – Michael Schumacher ist am Sonntag als Deutschlands Sportler des Jahres 2004 geehrt worden. Sportlerin des Jahres wurde bei der Sportjournalisten-Wahl die Kanutin Birgit Fischer; Mannschaft des Jahres sind die HockeyOlympiasiegerinnen. (Sport) Peter Palitzsch ist tot Berlin (SZ) – Der Regisseur und Intendant Peter Palitzsch ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Der Brecht-Schüler hatte in der Nachkriegszeit Theatergeschichte geschrieben. Mit seinem Namen sind große Inszenierungen, vor allem am Berliner Ensemble, verbunden. (Feuilleton) Das Buch der Woche Das Wetter Köhler für baldige Gespräche / Bulmahn kündigt Vorschläge zur Bildungspolitik an Von Philip Grassmann Hamm (SZ) – Der nordrhein-westfälische CDU-Chef Jürgen Rüttgers führt seine Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl im Mai 2005. Auf einem Parteitag in Hamm wurde er mit 93,5 Prozent der Stimmen auf Platz eins der Landesliste gewählt. Im Jahr 2000 hatte er 98,3 Prozent erhalten. (Seiten 4 und 5) München (SZ) – Ein Hoch bringt ruhiges Wetter. Von der Ostsee bis zur Oder Regen oder Schneeregen, kräftiger Wind, sonst neblig-trüb oder sonnig. 0 bis 5 Grad, im Süden gebietsweise Dauerfrost. (SZ-Wetterbericht Seite 2 und Bayern) Die Gewinnzahlen Lotto (18.12.): 1, 10, 12, 16, 22, 30 Zusatzzahl: 35, Superzahl: 9 Toto: 1, 0, 1, 1, 1, 1, 1, 2, 1, 1, 1, 1, 2 Auswahlwette: 2, 14, 23, 24, 25, 28 Zusatzspiel: 32 Spiel 77: 3 4 9 5 8 3 5 Super 6: 1 4 8 1 8 0 Weitere Gewinnzahlen: Panorama, Seite 14 (Ohne Gewähr) John Steinbeck Tortilla Flat Band 40 der SZ-Reihe www.sz-bibliothek.de U Persönlich: Das war Ihr 2004 – sueddeutsche.de blickt zurück. U Verwöhn’ dich: Karten für die Tollwood-Silvester-Party zu gewinnen. Seite 2 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 Gehalt, Diäten, Tantiemen Laurenz Meyers viele Geldquellen HMG Wo immer in der Republik beim politischen Gegner eine Affäre hochkochte, war Laurenz Meyer in den vergangenen vier Jahren zur Stelle und verlangte Aufklärung sowie Von Johannes Nitschmann A ls Roland Koch in der Spendenaffäre der Hessen-CDU die dubiosen Millionenzuflüsse von Schweizer Nummernkonten als Darlehenszahlungen ausgegeben hatte, verlangte sein Parteifreund Laurenz Meyer knallhart den Rücktritt des Ministerpräsidenten: „Wahrheit ist unteilbar.“ In seiner eigenen Affäre um Gehalts- und Sonderzahlungen der Stromversorger VEW und RWE hat der Generalsekretär die Wahrheit inzwischen so klein geteilt, dass Parteifreunde, Journalisten und die Öffentlichkeit bei Meyers Einkommensverhältnissen den Durchblick verlieren. Wie sein Parteifreund Koch rückt Meyer nur bruchstückhaft mit der Wahrheit heraus. Bis zum Jahre 1999 sind Meyers Einkünfte noch einigermaßen transparent. Bei den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen (VEW) hatte er als kaufmännischer Leiter der Bezirksdirektion Arnsberg zuletzt Jahresbezüge von 219 800 Mark sowie eine leistungsbezogene Tantieme. Mit seiner Wahl in den Düsseldorfer Landtag kassierte er zusätzlich Diäten und steuerfreie Aufwandsentschädigungen von monatlich etwa 11 000 Mark – macht zusammen wenigstens 29 000 Mark im Monat. Zum Großverdiener avancierte Meyer, als er im Frühjahr 1999 zum Vorsitzenden der Düsseldorfer CDU-Landtagsfraktion gewählt wurde. Dieser Job sicherte dem Berufspolitiker nach einer fraktionsinternen Vereinbarung – wie sie auch SPD und FDP getroffen haben – eine dreifache Diät zu, monatlich annähernd 30 000 Mark. Von seinem Arbeitgeber VEW ließ sich Meyer quasi abfinden. Dem CDU-Führungskreis um Angela Merkel offenbarte der Generalsekretär am vergangenen Freitag eine zwischen ihm und VEW abgeschlossene Zusatzvereinbarung vom 30. April 1999. Darin ließ er sich alle weiteren Ansprüche an das Energieunternehmen pauschal mit 250 000 Mark abgelten. Wie aus RWEKreisen verlautete, soll die Summe in zwei Tranchen von 90 000 und 160 000 Mark gezahlt worden sein. Die letzte Zahlung erfolgte im August 2000. Mit Abfindung zurück Zu dieser Zeit stand der Vielverdiener aber schon wieder auf der Payroll des Stromriesen VEW/RWE. Nach der Landtagswahl im Mai 2000 hatte Meyer den Fraktionsvorsitz für Wahlverlierer Jürgen Rüttgers geräumt. Der entschädigte seinen Vorgänger mit dem Amt des Landtags-Vizepräsidenten. Dies bescherte ihm inklusive Aufwandsentschädigung monatlich knapp 20 000 Mark, 50 Prozent mehr als die Alimentation eines einfachen Landtagsabgeordneten. Doch damit gab sich „Laurenz Nimmersatt“ (Der Spiegel) nicht zufrieden. Im Juni 2000 machte er von einer Klausel in seiner Aufhebungsvereinbarung Gebrauch, die ihm bis zum 30. Juni 2000 eine Rückkehr zum RWE-Konzern ermöglichte – ohne die Abfindung zurückzahlen zu müssen. Mit seiner Wahl zum CDU-Generalsekretär im November 2000 gab Meyer zwar das Amt des Landtags-Vizepräsidenten auf, kassierte aber weiterhin eine monatliche Diät von 4722 Euro, eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von 2361 Euro sowie eine üppige Altersversorgung. Hinzu kamen jetzt seine Bezüge als CDU-General, die sich auf 13 000 Euro monatlich belaufen sollen. Aber auch als hauptberuflicher CDU-Kampagnenplaner und Düsseldorfer Landtagsabgeordneter stand Meyer noch fünf Monate bei RWE im Sold. Dafür kassierte er bis April 2001 von dem Stromkonzern 40 400 Euro Gehalt sowie 18 920 Euro Weihnachtsgeld und Tantiemen. Trotz seines aufreibenden Jobs in Berlin will Meyer noch ausreichend Zeit gefunden haben, beim RWE-Konzern ordentliche Beratungsarbeit zu leisten – „in Fragen der Stromliberalisierung und bei Marketingkonzepten für Stadtwerke“, wie er behauptet. RWE intern heißt es, dies sei „erstunken und erlogen“. In der Causa Meyer gibt es offenbar viele Wahrheiten. THEMEN DES TAGES Die Affäre Laurenz Meyer Konsequenzen. Doch nun, da es um seine eigenen möglichen Verfehlungen geht, tut Montag, 20. Dezember 2004 sich der CDU-Generalsekretär schwer mit Transparenz. Die Öffentlichkeit wartet noch darauf, dass Meyer vollständig darlegt, wann er von wem wie viel Geld erhielt. Der Etwas-zu-sehr-Mann Zu großspurig, zu laut, zu lebemännisch – warum Laurenz Meyer in der CDU so viele Gegner hat Von Hans-Jörg Heims und Susanne Höll E igentlich hätte Laurenz Meyer, 56, am Samstag ein Heimspiel haben müssen. Im westfälischen Hamm, wo die CDU am Wochenende ihre Kandidatenliste für die Landtagswahl im Mai 2005 aufstellte, war der CDU-Generalsekretär jahrelang in der Kommunalpolitik aktiv. Doch richtig wohl fühlte sich Meyer in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche Sachsen nicht, die seit dem Ende des Bergbaus in der Region für Veranstaltungen genutzt wird. Kamerateams verfolgten ihn auf Schritt und Tritt, so als ob er zur Wahl als Spitzenkandidat anstehe und nicht der Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers. Während der Rede von Rüttgers hantierte Meyer nervös mit seinem Handy herum. Zwischendurch aß er Schokolade, offenbar um seine Nerven zu beruhigen. Denn die Nachrichten, die ihm da per SMS aus Berlin zugestellt wurden, kündigten neues Unheil an. Dass er offenbar noch mehr Geld aus seinem mittlerweile ruhenden Vertrag mit dem Energiekonzern RWE bezogen habe als bislang bekannt, dass er politisch entmündigt sei, ein General auf Abruf sozusagen – das waren die Neuigkeiten des Samstags. Wenn Meyer zu diesem Zeitpunkt tatsächlich gehofft haben sollte, seine Bezüge-Affäre sei mit seiner Erklärung vom Freitag ausgestanden, dann hatte er sich geirrt. In der Parteispitze wurde überlegt: Kann Meyer bleiben? Oder muss er gehen? Er müsse gehen, lautete das Urteil selbst jener, die ihn in seiner Arbeit als Oberwahlkämpfer der CDU in den vergangenen Jahren schätzen gelernt hatten. „Tadellos“ habe Meyer parteiinterne Zusammenarbeit garantiert, die Kreis- und Landesverbände auf Trab gebracht, Wahlen gewonnen und dafür gesorgt, dass die Union trotz knapper Kassen gute Kampagnen organisierte. Dass er loyal sei, der Vorsitzenden Angela Merkel treu zur Seite stehe, auch das sagten die eigenen Leute an diesem Wochenende über Laurenz Meyer. Doch größer als der Respekt vor geleisteter Arbeit war der Ärger über den Generalsekretär. Dass Meyers Krisenmanagement in dieser Sache schlechterdings katastrophal Neue, schlechte Nachrichten? Generalsekretär Laurenz Meyer am Wochenende beim CDU-Landesparteitag im nordrhein-westfälischen Hamm. Foto: ddp gewesen sei, sagten selbst ihm Wohlgesinnte. Weniger Wohlgesinnte sagten nur: „Es reicht.“ In den vier Jahren seiner Tätigkeit hat Meyer zwar an Achtung, auch an Statur gewonnen. Seine Art und sein Auftreten missfallen aber bis heute vielen in der CDU. In der CSU ist er sogar ziemlich unbeliebt. Das Unwohlsein begann an jenem Oktobertag 2000, als Merkel ihn, den Generalsekretär in spe, als Nachfolger des glücklosen Ruprecht Polenz vorstellte, der in diesem Amt nur ein halbes Jahr überlebt hatte. „Einen zweiten Missgriff kann sie sich nicht erlauben“, sagte Meyer damals. Sie, das war Merkel. Und die entgegnete mit schneidender Stimme: „Ruprecht Polenz war kein Missgriff.“ Etwas zu großspurig, etwas zu laut, etwas zu lebemännisch, etwas zu grobschlächtig – vielen CDU-Oberen erscheint Meyer bis heute als ein Etwaszu-sehr-Mann. Aus unterschiedlichen Gründen. Da gibt es jene, die sich an dem Privatleben störten, das der ganz und gar nicht bigotte Christdemokrat zeitweise – mit wechselnden Partnerinnen – medienwirksam führte. Andere stoßen sich an seiner Neigung, die politische Auseinandersetzung zumindest öffentlich auf niedrigem Niveau zu führen. Die „Heidewitzka-Rhetorik“, wie ein Mitglied der Spitzengremien sagt, wirkt den Feingeistigeren aus den Unionsreihen manchmal zu platt. So ist Meyer in der Partei kein „Mann der Herzen“ geworden. Das hat er freilich mit seinen Vorgängern gemein, von denen viele erst geschätzt wurden, als sie ihr Amt verlassen hatten. Doch auch die Kritiker loben, dass Meyer die nach den Spendenaffären von Kohl, Kanther und Koch erschöpfte, verunsicherte CDU organisatorisch in Schwung gebracht habe. Programmatisch ist Meyer inzwischen aktiver als zu Beginn seiner Generalstätigkeit. Im Gesundheitsstreit mit der CSU war er der CDU-Experte und soll sich, wie aus seiner Umgebung zu hören ist, sogar den Respekt des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs Edmund Stoiber erworben haben. Bei anderen christsozialen Spitzenpolitikern war und ist er unbeliebt. CSU-Vize Horst Seehofer darf man zu den vehementesten Meyer-Kritikern zählen. Auch das Verhältnis des Westfa- Mit zweierlei Maß Der Mann, der von anderen stets Offenheit und Sauberkeit verlangte, hat in eigener Sache als Geheimniskrämer agiert Von Hans Leyendecker E in „Papa Gnädig“ der Politik ist Laurenz Meyer wirklich nie gewesen. Angriff, egal wie, war seine Devise, und „Laurenz Gnadenlos“, wie ihn Parteifreunde nennen, konnte unerbittlich sein. Immer feste druff, besonders auf die Sozialdemokraten. Wenn der 56-jährige gebürtige Ostwestfale bei der SPD eine politische Affäre witterte, verlangte er stets sofort und sehr entschieden Konsequenzen. Als der Sozialdemokrat Florian Gerster, ehemals Chef der Bundesagentur für Arbeit, wegen eines umstrittenen Vertrages mit einer Berliner Beraterfirma Ende vergangenen Jahres in Kalamitäten geriet, verlangte Meyer sogleich Gersters Rücktritt. Offensichtlich glaube Gerster „in seiner eitlen Art“ (Meyer), er könne machen, was er wolle. Das Geld, das Gerster ausgegeben habe, falle „nicht vom Himmel“, entrüstete sich Meyer. Auch als Bundesbank-Präsident Ernst Welteke im Frühjahr dieses Jahres ins Gerede gekommen war, weil die Dresdner Bank für ihn und seine Familie die Kosten für eine Silvesterparty in Berlin zum Jahreswechsel 2001/2002 übernommen hatte, empörte sich Meyer. Der Meyer-Gegner Friedel Neuber: Im Untersuchungsausschuss zur „Flug-Affäre“ musste sich der damalige – und mittlerweile verstorbene – WestLBChef im Februar 2000 harsche Vorwürfe des CDU-Politikers anhören. Reuters Präsident müsse „die nötigen Konsequenzen ziehen“ und dürfe „nicht weiter auf Zeit spielen“, verlangte er – Welteke trat kurz darauf zurück. Kein Pardon gegenüber niemandem: In der Flug-Affäre der NRW-Landesregierung hatte Meyer als damaliger CDUFraktionschef in Düsseldorf nicht nur erfolgreich den Rücktritt des SPD-Finanzministers Heinz Schleußer gefordert. Er empfahl auch, zum Missfallen mancher Christdemokraten, die Staatsanwaltschaft solle die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen das damalige Staatsoberhaupt Johannes Rau prüfen. Auch den seinerzeitigen Vorstandsvorsitzenden der Westdeutschen Landesbank (WestLB), Friedel Neuber, ging er an und erregte sich über die SPD-Akteure, die „in ein Lügengespinst verstrickt“ seien. Am Anfang seiner Amtszeit als Generalsekretär, im November 2000, schaffte Meyer persönlichen Rekord. In nur sieben Tagen forderte der „fröhliche Brutalo“ (Die Woche) hintereinander drei Rücktritte von Ministern der rot-grünen Bundesregierung. Alle drei sind mittlerweile nicht mehr im Amt. Doch auch die eigenen Leute hat Meyer nie geschont. Helmut Kohl und Roland Koch griff er wegen ihrer Parteispenden-Affären öf- fentlich an („Ich habe mich unglaublich geschämt“). Kollateralschäden nahm er dabei in Kauf. „Mir geht es um Sauberkeit“, predigte Meyer stets. Nun ist der geübte Partygänger wieder der „dirty-Flirty-General“ (Stern). Von Samstagabend bis Sonntagmittag weilte Meyer mit seinen vier Kindern im Sauerland, um „Weihnachten vorzufeiern“, wie er sagt, und er verstand die Welt da draußen und die Nachrichten, die aus dieser Welt zu ihm drangen, nicht mehr. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“ sagte er am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Legt der Spezialist für Affären in eigener Sache ein anderes Maß an als bei anderen? Gelten seine strengen Maßstäbe nicht, wenn es um ihn selbst geht? Der alte Haudrauf habe den „Bezug zur Realität verloren“, sagt ein kundiger CDUFreund. „Abgehoben und unprofessionell“ habe Meyer versucht, seine eigene Krise zu meistern. Keine Strategie, keine klaren Erklärungen, stattdessen lasse sich „Meyer von der Presse filetieren“. Handwerkliche Fehler passierten Meyer in Serie. Mal räumte er auf Anfrage ein, er habe vom Energiekonzern RWE „irgendeine Ausschüttung erhalten“, ohne Zeitpunkt und Grund der Zahlung zu Aktuelles Lexikon CDU-Generalsekretär Generalsekretäre von Parteien haben es nicht leicht. Sind sie mehr General als Sekretär, haftet ihn schnell der Ruf an, gegen den jeweiligen Parteichef zu arbeiten. Im umgekehrten Fall gelten sie als führungsschwach. CDU-Generalsekretäre haben es sogar doppelt schwer. An sie werden nicht nur die normalen Maßstäben für einen Parteimanager angelegt, sondern ihr Handeln wird immer an zwei Namen gemessen: Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler. Die beiden ersten Generalsekretäre in der Ära Helmut Kohl genießen bis heute den Ruf, den Spagat am besten gemeistert zu haben, einerseits strategischer Kopf und andererseits Seele der Partei zu sein. Der Generalsekretär wird vom Parteivorsitzenden vorgeschlagen und auf einem Parteitag für vier Jahre gewählt. Seine Aufgaben und Befugnisse sind im Statut der CDU geregelt. Im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden führt der Generalsekretär die Geschäfte der Partei, dazu zählen auch die finanziellen Angelegenheiten. Er hat das Recht, sich über alle Vorgänge in den Parteigliederungen und Vereinigungen informieren zu lassen. Er beruft den Bundesgeschäftsführer. Während der Wahlkämpfe koordiniert der Generalsekretär die Kampagne. Kohl ist von dieser Regel 1998 insofern abgewichen, als er den ehemaligen Bild-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje als Berater ins Kanzleramt holte und damit den damaligen Generalsekretär Peter Hintze degradierte. hjh len zu seinem CSU-Kollegen Markus Söder war anfangs gespannt – bis ein paar gemeinsame Abendessen die Stimmung verbesserten. Es gilt das Wort eines CSU-Spitzenpolitikers, der am Wochenende sagte: „Wir hoffen, dass Meyer bleibt, auch wenn er bei uns nicht viele Freunde hat.“ Ob der General es schafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, entscheidet vor allem Angela Merkel. Sie war, wie zu hören ist, ziemlich sauer über Meyer. Nicht, weil er von RWE Geld bekam, sondern weil er diese Zuwendungen nur portionsweise publik machte. Merkels Signale vom Wochenende deuten darauf hin, dass sie sich mit der Lösung der Personalie nicht mehr viel Zeit lassen will. Schließlich möchte sie am Dienstag in Weihnachtsurlaub fahren. Bis dahin müsse die Sache erledigt sein, sagen einige, die etwas zu sagen haben in der Union. Und fügen hinzu, dass ihnen ein Ende mit Schrecken jetzt lieber wäre als ein Schrecken ohne Ende im nächsten Jahr. nennen. Dann ließ er lange ungeklärt, dass er auch noch fünf Monate nach seiner Wahl zum Generalsekretär Geld von RWE bekommen hatte – insgesamt 60 000 Euro, also kein Pappenstiel. Meyer ist mittlerweile zumindest in eigener Sache entmachtet worden. Dass sein Parteifreund, der Rechtsanwalt Ronald Pofalla, am vorigen Freitag über einer Presseerklärung saß, in der sich Meyer über RWE und seine Wahl zum Generalsekretär verbreitete, war mehr als nur normaler Rechtsbeistand. Es war der Versuch, weitere strategische Fehler zu vermeiden. Zu oft hatte Meyer bis dahin Transparenz bei anderen angemahnt, während er in seinem Fall die Bedeutung des Wortes nicht zu kennen schien. Hätte Meyer alle Zahlungen und Boni von RWE und deren Vorgänger-Firma VEW gleich offen gelegt, wäre er „gar nicht erst in die Schwierigkeiten gekommen“, sagt ein CDU-Präside. Meyer müsse doch wissen, dass die meisten Rücktritte nichts mit der Bedeutung des Falles zu tun hätten. „Entscheidend ist, wie man mit dem Fall umgeht.“ Meyer wirkt seltsam überrascht. Am Sonntagnachmittag brütete er daheim in Westfalen über den alten Verträgen mit VEW. Weil in den Papieren Vertraulichkeit vereinbart worden sei, könne er nicht mit der Presse über den Inhalt reden, sagt er. Wie wäre er mit anderen umgegangen, die sich in einer solchen Lage auf die Vertraulichkeit von Unterlagen berufen hätten? Betrunken. Obdachlos. Unbekümmert. Bescheiden. Ausgestoßen. Frei. Für 4,90 €. Jetzt im Handel: John Steinbecks Roman „Tortilla Flat“. Danny lebt mit seinen mittellosen Freunden in einem geerbten Strandhaus in Kalifornien. Sie führen ein unkonventionelles und freies Leben, dem Alkohol und Frohsinn gewidmet. Bis Danny sich entschließt, einen neuen Weg einzuschlagen. Für nur 4,90 Euro im ausgewählten Buch- und Zeitschriftenhandel und unter www.sz-bibliothek.de. Lese. Freude. Sammeln. DIE SEITE DREI Montag, 20. Dezember 2004 HBS Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 3 In Frankreichs Haftanstalten herrschen skandalöse Zustände: „Eines schönen Tages wird es eine Explosion geben“ Ein Bett, ein Tisch, ein Grauen Vergewaltigungen, Kakerlaken und eine maßlose Überbelegung – doch die Politiker der Rechten wie der Linken verschließen die Augen Von Gerd Kröncke Paris, 19. Dezember – Der Abschiebehäftling Holger Pfahls sitzt nun seit 160 Tagen in einer Zelle in einem besonders alten Gefängnis und wartet, dass er endlich nach Deutschland darf. Er ist, wie die Franzosen es leicht euphemistisch nennen, Pensionnaire in der einzigen Pariser Haftanstalt La Santé, einem Trutzbau aus dem 19. Jahrhundert. Als der in Deutschland wegen des Verdachts von Korruption und Steuerhinterziehung verfolgte ehemalige Staatssekretär vorigen Monat überraschend seiner Auslieferung zustimmte, weil er die Haftbedingungen einfach nicht mehr aushalten wollte, war das deutsche Echo nicht ohne Häme. „Laus im Pelz, nix wie weg“, kommentierte der Augsburger Richter Eberhard Etter, „launig“, wie es in der Agenturmeldung hieß. „Jetzt kommt der Advent, das heißt ja Ankunft“, sagte Richter Etter zu Pfahls Sinneswandel. So lässt sich trefflich scherzen, wenn man Richter ist und nicht Gerichteter. La Santé ist vor ein paar Jahren zu einer traurigen Berühmtheit gelangt, als die Gefängnisärztin Véronique Vasseur auf die skandalösen Zustände aufmerksam machte, die dort herrschen. Es hat nichts genützt, schließlich hat sie resigniert, wurde aus dem Staatsdienst herausgeekelt. Damals haben ein paar Prominente eine Art Vereinigung gebildet, um die unerträgliche Situation zu ändern. Männer, auch ein paar Frauen, die selbst gesessen hatten, manche unschuldig in U-Haft, manche rechtskräftig verurteilt. „Die ersten Stunden im Gefängnis werden immer Teil meiner Existenz bleiben“, sagt Bernard Tapie, der tief gefallene ehemalige Minister. Mit dem Fernseh-Kabel Die Schreie der Neuen Es gibt eben Erniedrigungen, die sich ein Mensch mit seinen alltäglichen Sorgen kaum vorstellen kann. Dabei sind die Prominenten in der Santé vor dem Schlimmsten geschützt, sie hören nur von Ferne, was den gewöhnlichen Gefangenen passiert. Was heißt schon Promiskuität unter Männern? Und wer kann sich in seinem normalen Alltag vorstellen, vergewaltigt zu werden, ohne dass dies geahndet würde? Auch im Prominententrakt hören sie die Schreie der Neuangekommenen, auf die andere schon gewartet haben, um sich ihrer zu bedienen. Das alles hatte die Ärztin Véronique Vasseur schon beschrieben. „Danach war viel von Reformen die Rede“, erinnerte sie sich jüngst aus dem selbst gewählten Ruhestand, „von bewilligten Geldern; aber seither – nichts. Nichts hat sich geändert außer zum Schlimmeren, mit einer Überbelegung, die alle Rekorde schlägt.“ Das trifft für mehr als die Hälfte der 185 französischen Gefängnisse zu, in etlichen büßen doppelt so viele wie vorgesehen. Nie seit dem Zweiten Weltkrieg wurden in Frankreich so viele Menschen weggesperrt. Inzwischen sind es mehr als 65 000 in Gefängnissen, die mit 50 000 eigentlich voll wären. Gut jeder Zweite hat psychische Probleme. „Es gibt zu viele“, findet die UMP-Abgeordnete Christine Boutin, „die nichts im Gefängnis zu suchen haben“. „Nichts hat sich geändert, außer zum Schlimmeren“ – der Hof des Pariser Gefängnisses La Santé, aufgenommen im Jahr 2000. Auch ihre sozialistische Kollegin Elisabeth Guigou, einst Justizministerin der Regierung von Lionel Jospin, besucht gelegentlich ein Gefängnis. Beim letzten Mal traf sie einen Häftling, der sich beklagte: „Ich bin hier, weil ich die Menschen nicht aushalten kann. Warum sperrt man mich mit anderen zusammen?“ Die meisten Anstalten wurden lange vor dem Ersten Weltkriege gebaut, aber selbst die neueren haben ihre Fortschrittlichkeit längst hinter sich. Die Haftanstalt von Perpignan zum Beispiel, mit einer Überbelegung von fast 300 Prozent, galt bei ihrer Einweihung in den Achtzigerjahren als mustergültig. Heute sind, wie eine Gewerkschaft der Gefängniswärter beklagte, in einer Einzelzelle von 9,6 Quadratmetern drei Menschen eingesperrt. Sie teilen sich, 21 Stunden am Tag: ein Etagenbett, einen Tisch, zwei Stühle, einen Spind, einen an der Wand fixierten Fernseher, eine Toilettenecke mit Waschbecken und WC, die eher symbolisch vom Rest der Zelle abgetrennt ist. Am Abend wird eine Matratze hervorgezogen, die der zuletzt Hinzugekommene zum Schlafen braucht. Und das alles inmitten von Kakerlaken, des Nachts wagen sich auch Ratten und Mäuse hervor. Wer aufs Klo will, muss über den Zellengenossen hinübersteigen, der auf der Matratze schläft. Es gibt einen gewissen Konsens zwischen der Linken und der Rechten. Wenn Regierungen wechseln, ändert sich gar nichts, weil Gefängnisreformen die Wähler schrecken. Christine Boutin ist immer aufs Neue entsetzt über den Strafvollzug. „Die Linke hat versagt“, urteilt sie, „und die Rechte ist blind.“ Gewiss müsse man neue Anstalten bauen, aber nicht, um die Kapazitäten zu erweitern, sondern um das Gefängnis menschlicher zu machen. Madame Boutin plädiert für einen Numerus clausus, auch wenn weniger einsperren gegen den Zeitgeist geht. Die viel propagierte Zero-Toleranz ist einer der Gründe der Überbelegung. Da werden Männer eingesperrt, die den Unterhalt nicht bezahlt haben (was den Unterhaltsberechtigten in der Regel wenig weiter hilft), oder jene, die ihre Geldstrafe nicht bezahlen können und deshalb die Tagessätze absitzen müssen. Oder es trifft den jungen Mann, der auf seinem Motorroller mit einem Promille Alkohol erwischt worden ist. Dass mehr verurteilt wird, führt auch zu einer Verschiebung der ethnischen Zusammensetzung der Gefangenen. In vielen Anstalten im Umkreis der großen Städte ist inzwischen der Islam weiter verbreitet als in der Bevölkerung. Nicht selten sind die Hälfte von ihnen Muslime, manchmal geht der Anteil bis zu 80 Prozent – bei einem Bevölkerungsanteil von sieben oder acht Prozent. Der Gefängnisdirektor von Fresnes bei Paris hat festgestellt, dass 70 Prozent seiner Häftlinge sich an den Ramadan halten. Sie klagen darüber, dass sie keinen Imam haben. Nur ein paar Dutzend gehen in die französischen Gefängnisse, hingegen an die 500 katholische Priester. Draußen hat man sich daran gewöhnt, dass in manchen Schulen die Mehrheit der Kinder kaum oder schlecht französisch spricht. Wenn diese Kinder groß geworden sind, bevölkern sie die Haftanstalten. „Wenn ich sehe, wie die Leute applaudieren, wenn immer mehr eingesperrt werden“, klagt Madame Boutin von der Foto: Pierre-Franck Colombier/AFP konservativen Mehrheitspartei UMP, „dann macht mich das traurig.“ Die einsame Ruferin war übrigens neulich bei der Wahl des UMP-Vorsitzenden die Gegenkandidatin von Nicolas Sarkozy, der als Innenminister nicht nur für Recht und Ordnung sorgte, sondern auch dafür, dass die Gefängnisse noch mehr aufgefüllt wurden. Zudem versucht jede neue Regierung der Justiz ihren Stempel aufzudrücken, durchschnittlich gibt es alle zwei Jahre einen neuen Justizminister, so dass sich die Szene nie beruhigt. Der derzeitige Ressortchef, Dominique Perben, hat ein Bauprogramm für die kommenden Jahre angekündigt, mit dem Zellen für 7000 Häftlinge neu errichtet und ein paar Tausend alte saniert werden sollen. Weil nicht erst seit Sarkozy die Innenminister immer neue Straftatbestände schaffen, werden auch die neuen Zellen bald wieder überbelegt sein. Die tolérance zéro, auf der Sarkozy beharrte, wonach auch Prostitution, sogar aggressives Betteln zu Delikten erklärt wurden, die mit Haftstrafen geahndet werden, bringt vielleicht Wählerstimmen, sorgt aber für weitere Spannungen Die hohe Kunst der Rücksichtnahme Der Trend geht zu den Soft Skills: Immer mehr junge Leute erkennen, dass sie mit schlechten Manieren nicht weit kommen, und sitzen nach Von Viola Schenz München, im Dezember – Die Erleuchtung kam zwischen Kartoffelsuppe und Käsespätzle. Die beiden Herren hatten sich zum Business Lunch diesmal nicht im Casino getroffen, sondern in der Kantine eines großen Münchner Unternehmens. Allerdings kamen sie kaum zum Reden. Gebannt schauten sie zu, wie die meist jungen und durchaus akademisch ausgebildeten Tischnachbarn ihr Mittagessen malträtierten – die Suppe schlürften, die Messer abschleckten, mit vollem Mund redeten. „Was passiert, wenn die rausgehen, mit Kunden essen, wenn die uns repräsentieren?“, fragte der eine, Personalvorstand der Firma. „Da müsste man was machen“, dachte der andere. Inzwischen, drei Jahre später, hat Frank Wiedenmann etwas aus seiner Geschäftsidee von damals gemacht. In diesem Winter eröffnet er in München seine Yes-Akademie. Dort will er jungen Leuten beibringen, nach den Regeln des guten Geschmacks zu essen, sich zu kleiden, sich vorzustellen, zu parlieren, Geschäftsbriefe zu schreiben. Yes steht für Youth Excellence in Soft Skills. Wer Soft Skills besitzt, weiß, dass man die Suppe nicht schlürft, das Messer nicht abschleckt, mit vollem Mund nicht spricht. Soft Skills – der Begriff ist nicht klar definiert, dafür voll gestopft mit Erwartungen. Soft Skills sind emotionale Intelligenz und soziale Kompetenz, sind die „weichen“ Fähigkeiten, die nirgends gelehrt, aber jetzt wieder überall verlangt werden. Sie zu beherrschen heißt, anderen Respekt zu erweisen, im Team arbeiten, aber auch erfolgreich verhandeln zu können und sich durchzusetzen. Nur können das offenbar die wenigsten jungen Leute von heute. Als Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn im Sommer 8000 Hochschulabsolventen befragen ließ, bescheinigten sich nur 20 Prozent Führungsqualitäten, 21 Prozent Verhandlungsgeschick, 35 Prozent Durchsetzungsvermögen. Ähnlich sehen es ihre künftigen Bosse: Selbstüberschätzung, mangelndes Sozialverhalten, keine Integrationsfähigkeit, schlechte Erziehung, fehlende Werte und Manieren attestierte der Deutsche Industrie- und hinter den Gefängnismauern. „Eines schönen Tages wird es eine Explosion geben“, sagt Yves Peirat, der einmal 39 Monate gesessen hat, weil er Bomben gegen Büros der rechtsradikalen Nationalen Front gelegt hat. „Zu zweit auf neun Quadratmetern, das ist schon hart. Aber zu dritt oder viert, das ist unbeschreiblich. Wenn morgen Shit und Fernsehen gestrichen würden, dann würden die Gefängnisse brennen.“ Schon jetzt ist die Situation explosiv. Gelegentlich weisen internationale Organisationen auf die Zustände hin, die eines zivilisierten Landes unwürdig sind. Zuletzt hat das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter, eine Institution des Europa-Rates, die unhaltbaren Zustände angeprangert. Die französischen Haftbedingungen seien oft „inhuman und erniedrigend“, hieß es in einem Report dieses Jahres. Nicht dass dies eine neue Erkenntnis wäre, schon voriges Jahr trug ein Report des französischen Senats den Titel: „Gefängnisse, eine Erniedrigung der Republik.“ Handelskammertag den Jungakademikern. Fast die Hälfte der befragten 2154 Firmen habe sich deshalb wieder von einem studierten Berufseinsteiger getrennt. Für Asfa-Wossen Asserate rächt sich jetzt die soziale Erosion, die Ende der Sechzigerjahre in Deutschland einsetzte. „Verbindliche Regeln, wie man Menschen begrüßt, wie man sie anredet, wie man sich anzieht, wie man isst, wie man Gäste empfängt, wie man heiratet und wie man stirbt, gibt es in Deutschland nicht mehr,” schreibt der äthiopische Prinz, der seit 1974 in Deutschland lebt, in seinem Bestseller über die guten Manieren. Aber es scheint hierzulande immerhin ein Interesse zu geben, diese Regeln wieder zu lernen. Und davon lebt inzwischen eine ganze Branche: Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht eine neue Benimm-Fibel im Buchhandel landet, das ZDF reicherte den Knigge-Trend mit Thomas Gottschalks Benimm-Show an, und Etikette-Kurse erfreuen sich riesigen Zulaufs. wo ich auf Jobsuche bin, merke ich, dass es doch sehr wichtig sein kann, richtig mit dem Besteck umzugehen.” Für die Führungskräfte von morgen ist gutes Benehmen eine Qualifikation, die einen Vorteil im Konkurrenzkampf darstellt. 200 000 Bewerbungen gehen jährlich alleine bei Siemens Deutschland ein. „Den jungen Leuten ist klar, dass Soft Skills inzwischen sehr wichtig sind“, sagt Eric Hampe, der die Recruiting-Abteilung des Unternehmens leitet. Auch die Personalchefs der Firmen wissen schon lange, dass sie sich nicht mehr nur auf Uni-Diplome und Lebensläufe verlassen können. Die verraten nämlich nicht, ob der Bewerber einen Kunden höflich begrüßen kann oder von sich aus auch mal die Geschirrspülmaschine in der Büro-Küche ausräumt. Man beobachtet daher potenzielle Mitarbeiter erst mal eine Weile. „30 bis 40 Prozent der Neueinstellungen sind Leute, die wir schon kennen”, sagt Hampe. Sie rekrutieren sich zum Beispiel aus den gut 13 000 Studenten, die bei Siemens jedes Jahr als Praktikanten, Werkstudenten oder Diplomanden jobben. Wer als sozial kompetent auffällt, erhöht seine Chancen auf eine Anstellung. „Gezielte Nachwuchsgewinnung” nennt das Thiemo Fojkar vom Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft, deren Metall- und Elektroindustrie-Verband jährlich eine Million Euro in die Stuttgarter Coach Academy pumpt – auch um den Nachwuchs fit zu machen für eine Arbeitswelt, die immer internationaler und somit fettnäpfchenreicher wird. „Früher waren Führungskräfte hauptsächlich im Binnenmarkt tätig, jetzt müssen sie immer mehr ins Ausland, da sind andere Qualitäten gefragt”, erklärt Fojkar. Nicht anders sieht es bei kleineren Unternehmen aus, bei adidas-Salomon in Herzogenaurach zum Beispiel. Dort liegt der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter bei knapp über 30. Personalchef Matthias Malessa gehört mit seinen 45 Jahren schon zu den Älteren, ist aber eigentlich zufrieden mit den Soft Skills der Youngsters: „Die Sozialkompetenz ist heute besser, weil die jungen Leute mehr gereist sind und Auslandspraktika gemacht haben.” Und: „Dass jemand gut im Team mitarbeiten kann, ist für uns wichtiger als ein superschnell abgeschlossenes Studium plus MBA.” Gefragt ist also Teamfähigkeit – noch so ein Zauberwort der Personalchefs. Nur, wo lernt man sie? Umgang mit dem Besteck Das Versagen der 68er Auch der von Carolin Metzger. Die zierliche Juristin arbeitet als Trainerin bei der Coach Academy in Stuttgart, einer Nachhilfeschule der baden-württembergischen Wirtschaft für Studenten und Jung-Akademiker in Soft Skills. Auf ihrer Homepage bietet die Akademie Benimm-Tipps, die in vier Wochen über 3000 Mal heruntergeladen wurden. Und das Knigge-Seminar, das Carolin Metzger regelmäßig anbietet, ist immer ausgebucht. Teilnehmer kommen mitunter von weither angereist, auch aus Köln und der Schweiz beispielsweise – Ökonomen, Sozialpädagogen, Übersetzer, Ärzte, Germanisten, Politikwissenschaftler. In vier Seminarstunden wollen sie nachholen, was sie in zwei oder drei Lebensjahrzehnten verpasst haben. „Bei uns daheim waren Manieren eigentlich kein Thema, da wurden nur die Basics vermittelt”, meint einer der Teilnehmer eines Seminars in einer Pause bei Mineralwasser und Gummibärchen. „Meine Eltern zählen sich eigentlich zu den Bildungsbürgern, trotzdem wurde Benimm einfach nicht so ernst genommen, aber jetzt, An der Universität Freiburg gibt es bereits ein Zentrum für Schlüsselqualifikationen, die Fachhochschule Bochum hat ein Institut für zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung eingerichtet, an der Uni Wuppertal werden Rede- und Gesprächskompetenz gefördert, die Uni Heidelberg bereitet mit speziellen Kursen ihre Studenten auf die Job-Welt vor, und die Fachhochschule München ging sogar so weit, die einzige deutsche Professur für Soft Skills einzurichten. Die Knigge-Studenten der Stuttgarter Coach Academy amüsiert dieser Trend: „Unsere Profs sollen uns Sozialkompetenz beibringen?”, entfährt es einem. „Die wissen sich doch erst recht nicht zu benehmen, die sind geschmacklos gekleidet und können nicht mal grüßen.” Schlechte Manieren sind also keine Frage des Alters oder des Ranges. Eher schon der sozialen Erfahrungen. Rücksichtnahme oder Verhandlungsgeschick lernt ein Kind nicht unbedingt in einer modernen Kleinstfamilie. Wo es immer weniger Geschwister gibt, mit denen man um Spielzeug oder um die Gunst der „Verbindliche Regeln, wie man Menschen begrüßt, wie man sie anredet, wie man Gäste empfängt“ – Paar in Bar beim Handkuss. Foto: Herb Allgaier Manche, an denen das praktiziert wird, halten es nicht aus und bringen sich um. Auch das sind mehr als anderswo, jährlich regelmäßig mehr als hundert, der Anteil der Selbstmörder ist unter den Häftlingen siebenmal höher als in Freiheit. Manche hängen sich auf mit dem Kabel des Fernsehgerätes, anderen gelingt es trotz Aufsicht, das Krankenpersonal zu täuschen und Tabletten zu horten. So wie dem jungen Laurent, der über Wochen Beruhigungstabletten aufsparte, bis er 110 auf einmal verschluckte. Auch die Wärter erleben es als Niederlage, wenn sie einen Suizid nicht verhindern konnten. Dem Psychologen JeanLouis Terra, der im Auftrag der Regierung die Situation untersucht hat, klagten sie ihre eigene Überforderung. Sie hätten für nichts anderes Zeit, als Zellen aufund zuzuschließen. Was in der Zelle vor sich geht, das sehen sie meist nicht. Und doch fühlen sich die Eingeschlossenen permanent beobachtet, ausspioniert, kontrolliert, entmündigt. Am Ende haben es die am besten, die am schwersten bestraft werden, zu sehr langen bis hin zu lebenslangen Strafen. Sie sind am liebsten in Caen, wo gut 300 der 420 Insassen wegen Sexualdelikten einsitzen. Die meisten haben sich an Kindern vergangen, manche sogar an den eigenen, und in jedem Knast trifft sie die allgemeine Verachtung. Hier aber sind sie unter sich. Von morgens um sieben bis abends um acht sind die Zellen geöffnet. Man trifft sich; man hat Arbeit; man kann sich fortbilden; vier Psychiater, sechs Psychologen, sechs Krankenschwestern kümmern sich um kaputte Seelen. Man ist auch als Bildungsbürger nicht ganz verloren, weil unter Gefangenen fünf ehemalige Lehrer und ein Ex-Schuldirektor, zwei Priester und ein paar Männer aus dem Gesundheitssektor sind. Homosexuelle Partnerschaften werden geduldet, wenn sie denn diskret gehandhabt werden. Wer den großen Schock des Freiheitsentzugs einmal hinter sich gebracht hat, mag es dort wohl aushalten. Die Fenster sind zwar nicht zu öffnen, aber es gibt keine Gitter davor. Und da leistet sich mancher den Luxus, am Abend auf der Fensterbank sitzend und rauchend in die Landschaft zu schauen. In der Santé in Paris kann man davon kaum träumen. Holger Pfahls, der in einem anderen Leben wusste, was wahrer Luxus ist, sehnt sich nun nach einem deutschen Knast. Eltern konkurrieren muss, bilden solche Talente sich nicht aus. Die Youngsters werden gar nicht erst eingeführt in die soziale Kunst der Rücksichtnahme und des Zurücksteckens. Matthias Malessa, der Personalchef von adidas-Salomon, beobachtet eine wachsende soziale Isolation: „Das ist die Generation, die daheim stundenlang vor dem Computer sitzen kann. Aufgabe der Eltern wäre es, dafür zu sorgen, dass die Jugendlichen rauskommen, unter Menschen, in Sportvereine, damit sie Sozialkompetenz erwerben.“ Frank Wiedenmann, der Gründer der Yes-Academie, spricht vom Einzelkinder-Phänomen und von „sozialen IchAGs“. Für den 58-Jährigen liegen die Ursachen auf der Hand: „Ich gehöre zur Generation der 68er, und meine Generation hat bei der Erziehung versagt.“ Die nächste versucht, es an sich selbst zu korrigieren. Es reifen die Selbsterkenntnis und der Wille, am Feierabend, am Wochenende und in den Semesterferien in einem der nüchtern eingerichteten Seminarräume einer Coach Academy nachzusitzen. Und es reift ein erstaunlicher Pragmatismus: Keiner der Stuttgarter Knigge-Aspiranten will lange darüber nachdenken, was Eltern oder Lehrer oder sonst wer bei ihrer Erziehung falsch gemacht haben. Keiner jammert oder macht Vorwürfe, damit ginge nur kostbare Zeit verloren. Und keiner schämt sich, hier zu sein: „Natürlich habe ich meinen Kollegen erzählt, dass ich teilnehme. Die haben mir sogar Fragen mitgegeben, die ich stellen soll”, sagt eine junge Verlagsangestellte. Die richtige Antwort hat Carolin Metzger so gut wie immer parat. 26 Jahre ist sie alt und damit jünger als so mancher ihrer Zöglinge. Um da ernst genommen zu werden, darf sie sich keine Blöße geben. „In Jeans würde ich niemanden überzeugen”, sagt sie. Also tritt sie im Hosenanzug auf, das Gesicht perfekt gepudert, die Nägel manikürt, die Schuhe hochmodisch und poliert und – vorne geschlossen. Nackte Zehen haben in der Geschäftswelt nichts verloren. „Wie sitzt man bei Tisch?”, fragt Carolin Metzger in die Runde. 19 Führungskräfte in spe drücken das Rückgrat durch, legen die Hände rechts und links neben einen imaginären Teller, schließen die Beine, sitzen unbequem. Die Trainerin tröstet sie mit einem Wort des amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson: „Gutes Benehmen besteht aus lauter kleinen Opfern.“ Seite 4 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 MEINUNG HMG Montag, 20. Dezember 2004 Blick in die Presse Warum nett sein zu Putin? Geteilte Verantwortung Von Daniel Brössler Bodenschätzen. Sie sind für Putin der Schlüssel zur Macht Russlands, aber auch zur Macht in Russland. Deshalb musste der allzu selbstbewusste und wohl auch selbstherrliche Öl-Milliardär Michail Chodorkowskij hinter Gitter, deshalb musste sein Yukos-Konzern zerschlagen werden. Der Fall Yukos offenbart freilich auch die Schwäche der Schröderschen Energievision. Besitzstrukturen lassen sich in Russland jederzeit ändern. Versorgungssicherheit, die nur ein Mann garantiert, ist keine. Ein marktwirtschaftliches, demokratisches, rechtsstaatliches Russland wäre der zuverlässigste Gaslieferant – ganz ohne das Pathos einer Energiepartnerschaft. Wenn die westlichen Demokratien wirtschaftlich nicht an einem autoritären Russland interessiert sein können, so gilt das erst recht politisch. Das hat das Beispiel der Ukraine gezeigt. Putin und seine Leute haben zu Hause ein System geschaffen, das auf einer Führungsrolle der Geheimdienste, eingeschränkter Medienfreiheit, einer Zentralisierung des Staates, der Einschüchterung der Zivilgesellschaft und der Abwesenheit wirklicher Gewaltenteilung fußt. Dieses System ist keine Demokratie. Und es ist nicht am Entstehen von Demokratien in seiner unmittelbaren Nachbarschaft interessiert, denn es wittert Ansteckungsgefahr. Der Interessenkonflikt mit der EU liegt auf der Hand: Die Union wünscht eine Ausweitung des demokratischen Raumes, Russland fürchtet sie. Wladimir Putin und seine Leute haben in der Ukraine eine ungeheure Niederlage erlitten, die sie sich nur durch westliche Machenschaften erklären können. Dabei müssten sie die Schuld bei sich selbst und im anachronistischen Versuch suchen, Macht auf Angst zu gründen. Russland beansprucht eine Führungsrolle in der früheren Sowjetunion und begründet das mit seiner Größe, seinen Ressourcen und notfalls seinen Raketen. Tatsächlich verfügt Moskau noch über ein beträchtliches Einschüchterungspotenzial, was ihm aber gänzlich fehlt, ist Anziehungskraft. Das System Putin ist ein guter Partner für die benachbarten Autokraten, Diktatoren und Despoten – nicht aber für die Menschen in diesen Ländern. Russlands Rolle kann deshalb erst wieder wachsen, wenn es von alter Größe Abschied nimmt. Im Inneren müsste es sich dazu demokratisieren, im Äußeren dem alten Imperialismus abschwören. Natürlich ist das ist eine Aufgabe für die Russen selbst. Ein wenig aber können auch die Deutschen tun. Sie sollten Putin mit höflicher Zurückhaltung empfangen, nicht mit überschwänglicher Anbiederei. Das wäre ein Anfang. Jürgen Rüttgers vor schwierigen Tagen Hinter Jürgen Rüttgers liegen keine einfachen Tage. Der nordrhein-westfälische CDU-Landeschef musste hart durchgreifen. Das entspricht nicht unbedingt seinem Naturell. Aber die Affäre um den Sozialpolitiker Arentz und die anhaltenden Grabenkämpfe zwischen den Kölner Parteifreunden waren dazu angetan, die Wahlchancen der CDU an Rhein und Ruhr zu gefährden. Dass er nach den Aufräumarbeiten mit 93,5 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt wurde, zeigt, dass er den größten CDU-Landesverband unangefochten führt. Freilich, die kommenden 153 Tage – so viele sind es noch bis zur Landtagswahl im nächsten Mai – werden nicht einfacher werden. Die vom Spitzenkandidaten verkündete Entschlossenheit, „jetzt oder nie“ den Machtwechsel in Düsseldorf herbeizuführen, steht bisher nur auf dem Papier. Vor allem darf man ge- spannt sein, ob der Landesvorsitzende sich von nun an als der „neue Rüttgers“ präsentiert und einen klaren Kurs verfolgt oder er sich wieder in die Rolle des Zauderers und Taktierers zurückfallen lässt, mit der er auch die eigene Partei gelegentlich irritierte? Ablesen lassen wird sich das an den zu treffenden Entscheidungen, etwa der, mit welcher Mannschaft die CDU in den Wahlkampf zieht. Wer die rot-grüne Landesregierung als mittelmäßig kritisiert, setzt für das eigene Team Qualitätsmaßstäbe. Auch die angekündigten Alternativen sind bisher nur ein paar Schlagworte hinter Spiegelstrichen. Einige Aussagen sind zudem erklärungsbedürftig. So lobt Rüttgers die Bierdeckel-Steuerreform von Friedrich Merz, verschweigt aber, dass das Konzept zugunsten des Kompromisses bei der Gesundheitsreform schon beerdigt wurde. hjh Die alte türkische Angst Trotz Konfettiregen und Feuerwerk wirkt die Begeisterung über den Brüsseler EU-Gipfelbeschluss in der Türkei auffallend gedämpft. In die Euphorie darüber, dass die EU die Tür nach Europa geöffnet hat, mischt sich immer noch die alte Angst, am Ende könnten die Europäer doch Nein sagen zur fernen und fremden Türkei. Kaum ein Kommentator vergisst den mahnenden Hinweis, dass die schwierigste Strecke eines langen Weges für Ankara erst beginnt. Für einen Realismus-Schock hat nicht zuletzt der Beinahe-Crash des Brüsseler Gipfels wegen des Zypern-Streits gesorgt. Der Konflikt auf der Insel gehört seit 30 Jahren zum unbewältigten außenpolitischen Erbe der Türkei. Der blutige Zwei-Völker-Zwist ist so tief im nationalen Bewusstsein verankert, dass auch Ankaras Reformregierung unter Tayyip Erdogan schon wieder ängstlich am Status quo festhält, nachdem sie im Frühjahr noch schwungvoll einen UN-Friedensplan unterstützt hat. Seitdem dieser Plan am Widerstand der Insel-Griechen gescheitert ist, beruhigt sich Ankara mit dem Fingerzeigen auf die unversöhnliche Seite des Zypern-Zauns. Bleibt es dabei, riskiert die Türkei ihr EU-Ticket, noch bevor sie es benutzt hat. Denn ohne Lösung des Insel-Konflikts hängt über Ankaras EU-Gesprächen ein Damoklesschwert. Der Präsident der Zypern-Griechen hat es in der Hand. Er kann jederzeit Verbündete in der EU suchen, um Ankara auszubremsen. Dem Türken am Tisch wird es dann kaum nutzen, wenn er aufspringt wie ein Rumpelstilzchen und den Saal verlässt. An einer neuen Friedensinitiative sollte die Türkei größtes Interesse haben, weil der Konflikt sonst zur Sollbruchstelle für ihre EU-Verhandlungen wird. csc Mitschuldig am Massenmord In Darfur sind seit Februar 2003 offiziell 70 000, tatsächlich aber wohl mehr als 100 000 Menschen getötet worden; an die zwei Millionen sind auf der Flucht und oft von jeder Hilfe abgeschnitten. Und nun sagt der Chef der Beobachtermission der Afrikanischen Union, der Region stehe eine Großoffensive der Regierungsarmee bevor, Darfur gleiche einer „Zeitbombe“, die jeden Moment explodieren könne. Wie dieser große Knall aussehen mag, will man sich angesichts der schon eingetretenen Katastrophe gar nicht mehr vorstellen. Dass die Situation immer weiter eskaliert, liegt nicht nur am sudanesischen Regime, das unbeirrt an seinem Vernichtungskrieg festhält. Khartum und auch die nicht minder brutalen Rebellengruppen werden in ihrem Krieg geradezu ermutigt von der Weltgemeinschaft. Der Sicherheitsrat mahnt und appelliert, aber von Sanktionen ist schon lange keine Rede mehr. So können die Konfliktparteien machen, was sie wollen – Strafen haben sie nicht zu befürchten. Wenn es überhaupt noch eine winzige Hoffnung gibt, dann geht sie von der Afrikanischen Union aus. Obwohl deren Truppe über viel zu wenige Soldaten in Darfur verfügt, obwohl sie oft nicht einmal Benzin hat, um Patrouillen zu fahren, wird sie nicht müde, anzuprangern und zu drohen – auch wenn sie weiß, dass sie angesichts ihrer Machtlosigkeit nichts bewirken wird. Der Taxidienst der Bundeswehr für AU-Soldaten nach Darfur ist reine Symbolik. Um das Leid der Flüchtlinge wirklich zu lindern, bräuchten die Afrikaner massive internationale Verstärkung und ein schlagkräftiges Mandat. Solange die Weltgemeinschaft dazu nicht bereit ist, macht sie sich mitschuldig am Massenmord. mib Zur Bildung einer neuen Regierungskoalition in Israel zwischen Likud und Arbeitspartei schreibt die NZZ am Sonntag: „Vielleicht ist es gut, wenn die beiden wichtigsten israelischenParteien in einer Zeit, in der eine Einigung mit den Palästinensern möglich scheint, zusammen und nicht gegeneinander arbeiten. Der Schluss aber, dass Scharon dadurch berechenbarer werde und der Friedensnobelpreisträger Peres einen Frieden mit den Palästinensern herbeizwingen kann, scheint verfrüht. Scharon geht es mit der Koalitionsbildung um eine Umverteilung von Verantwortung und eine parlamentarische Mehrheit für seine Politik. Er kann die Regierung nach Belieben auf Grund laufen lassen, wenn es Streit geben sollte um den Rückzug aus dem Gazastreifen oder um die Siedlungen im Westjordanland. Peres wird als Linksliberaler bezeichnet, gegenüber den Palästinensern und der arabischen Welt wird er sich wegen des Koalitionszwangs ebenso unerbittlich zeigen müssen wie sein zukünftiger Regierungschef.“ Affront gegen die Demokratie Jeder hat sein Päckchen zu tragen SZ-Zeichnung: Hanitzsch General Mundtot Laurenz Meyer kann der CDU nicht mehr dienen, weil er gegen Gebote verstieß, die er selbst vertrat Von Susanne Höll Der Generalsekretär einer Partei hat zahlreiche Aufgaben. Seine wichtigste ist es, seiner Partei zu nutzen. Kann er das nicht oder nicht mehr, muss er abtreten oder abgelöst werden. Laurenz Meyer kennt diesen Grundsatz. Schließlich kam er in sein Amt, weil sein Vorgänger Ruprecht Polenz der CDU nicht dienlich sein konnte und zurücktrat, aus überaus ehrenwerten Gründen übrigens. Meyer, der sich in den vergangenen vier Jahren durchaus um die Partei verdient gemacht hat, kann ihr jetzt nicht mehr dienlich sein. Denn er ist ein gefesselter Mann, ein General Mundtot. Nicht, weil Meyer gegen Recht und Gesetz verstoßen hätte. Verstoßen hat er aber gegen zwei simple Grundsätze. Als Politiker empfahl er den Bürgern Maßhalten, langte persönlich aber kräftig zu. Er predigte Butterbrot, aß daheim aber Rindersteak. Und er versuchte, diese Tatsache zu kaschieren, vor der Öffentlichkeit und auch vor den eigenen Leuten. Es war Meyer, der die Werte- und Patriotismus-Debatte für die CDU in diesem Jahr wiederentdeckt und lautstark geführt hat. Es war Meyer, der deutschen Unternehmern die Vaterlandsliebe absprach, wenn sie aus Kostengründen Arbeitsplätze ins Ausland verlagerten. Jetzt darf, nein, man muss sich fragen: Ist es patriotisch, wenn ein wohlbestallter Politiker ein Dreifach-Einkommen bezieht? An der Wertedebatte, mit der die CDU ihre Reformkonzepte auf dem Weg zur Bundestagswahl 2006 erklärtermaßen unterfüttern will, kann sich Meyer nun nicht mehr beteiligen, im anstehenden Wahlkampf in Schleswig-Holstein nicht und in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen auch nicht. Man kann sich vorstellen, was ein Hartz-Vier-Empfänger aus Dortmund von einem Generalsekretär hält, der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in der Politik verlangt, diesen tugendhaften Anspruch selbst aber nicht erfüllen kann oder mag. Wenn man die Vorsitzende Angela Merkel recht versteht, will die CDU 2006 mit dem Slogan „Wir können es besser“ zurück an die Macht im Bund. Bei einem Generalsekretär Meyer würden die Leute sagen: Stimmt – besser abkassieren. Für Meyer sollte eigentlich der Maßstab gelten, den die Partei und die Parteiführung an den einstigen CDAVorsitzenden Hermann-Josef Arentz angelegt hatte, auch wenn beide Fälle nicht identisch sind. Arentz, der inzwischen alle Ämter und Mandate verlor, kassierte lange fürs Nichtstun, Meyer kürzere Zeit und offenbar für Gegenleistungen. Beide aber haben versucht, ihre Einkünfte zu verheimlichen. Hätte Meyer schnell gehandelt, alle Dinge auf den Tisch gelegt, wäre es jetzt besser um ihn bestellt. Um Merkel übrigens auch. Sie muss sich entscheiden, ob sie jetzt den Mut zum Wechsel findet und den Hohn der politischen Konkurrenz über einen weiteren „Missgriff“ ertragen kann. Oder ob sie an ihrem zweiten Generalsekretär festhält und riskiert, dass auch das nächste Jahr ein verlorenes Jahr für ihre Partei wird. PROFIL E s gibt Augenblicke, da entdecken sogar die freiberuflichen Ärzte den Sozialismus. Am Samstag in einem Hotel in Berlin-Neukölln war ein solcher Moment. Mit einem Ergebnis, das an die Zeiten von Sowjetunion und Politbüro erinnerte, wurde Andreas Köhler zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gewählt, des obersten Zusammenschlusses der 140 000 Kassenärzte und Psychologen. Köhler erhielt 59 von 60 Stimmen und war über den Zuspruch von 98,3 Prozent der Delegierten am meisten überrascht. Nicht ohne Grund. Vor kurzem musste er von den Kassenärzten noch viel Kritik anhören. Es ging ums Geld. Die Sache mit dem Geld ist die Hauptaufgabe der KBV und ihrer Ableger – der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV). Anders als die Ärztekammern, die sich vor allem um die Standesregeln kümmern, sind die KV für die Tagesarbeit zuständig. Sie sorgen dafür, dass die Honorar-Milliarden der Kassen unter den niedergelassenen Ärzten angemessen und ordnungsgemäß verteilt werden. Ein Verfahren, das oft für Streit sorgt, weil sich einzelne Gruppen stets benachteiligt fühlen; mal sind es die Hausärzte, mal die Gynäkologen. Köhler, der seit 1995 bei der KBV arbeitet, zuletzt als Hauptgeschäftsführer, wollte den Streit schlichten und ein neues Honorarsystem einführen. Darüber stritten die Ärzte noch Foto: KBV Wenn Wladimir Putin heute und morgen Deutschland besucht, gibt es mindestens drei gute Gründe, nett zu ihm zu sein. Sie heißen: Russlands Größe, Russlands Ressourcen und Russlands Raketen. Es gibt aber auch mindestens drei Gründe, weniger nett zu ihm zu sein. Sie heißen Tschetschenien, Ukraine und Yukos. Der Westen hat die Wahl: Er kann auf Putin setzen, weil er Russland misstraut und für die Zeit nach ihm Schlimmeres fürchtet. Oder er kann auf ein moderneres Russland hoffen, weil er Putin misstraut und nichts Gutes mehr von ihm erwartet. In der deutschen Russland-Politik ist es populär, erstere Position als pragmatisch zu preisen und die andere als träumerisch zu belächeln. Das mag nahe liegen, doch sollte nicht vergessen werden, dass gerade die Träumer sich in jüngster Zeit des öfteren als die wahren Realisten erwiesen haben. Die Haltung des deutschen Bundeskanzlers ist bekannt. Gerhard Schröder hat dem russischen Präsidenten attestiert, ein „lupenreiner Demokrat“ zu sein. Diese Äußerung verrät denkbar wenig über Putin, aber eine Menge über die Russland-Politik des Kanzlers. Schröder macht sich eine Verdrehung der Begriffe zu eigen, die kennzeichnend ist für das System Putin. Jede Verfestigung der autoritären Herrschaft wird dort als Demokratisierung vermarktet. Dass Schröder sich dem anschließt, liegt begründet im Sonderverhältnis, das Putin zu ihm aufgebaut hat. Nach den Regeln dieser Spezialbeziehung verfügt der Kanzler über einen guten und kurzen Draht in den Kreml. Er enthält sich dafür jeder öffentlichen Kritik an Putin, oder lobt ihn – wenn nötig – gar über den grünen Klee. Weil Russland hat, was Deutschland braucht, ist das in Schröders Augen eine weitsichtige Interessenpolitik. In der Tat kauft die Bundesrepublik fast 40 Prozent ihres Gases in Russland. Mittels einer engen deutsch-russischen Partnerschaft will der Kanzler die Energieversorgung auch für die kommenden Jahrzehnte sichern. Deutsche Konzerne sollen nach seiner Vorstellung deshalb noch viel mehr als ohnehin schon im russischen Gasgeschäft mitmischen. Diese Verquickung ist als eine Art Bodenschatz-Versicherung gedacht und soll verhindern, dass Deutschland je der Gashahn abgedreht wird. Darin liegt wohl eines der Geheimnisse der wunderbaren Freundschaft Schröders und Putins: Des Kanzlers Ängste passen bestens zu des Kremlherrn Plänen. Dieser will Russland wieder zu einem Teil alter Geltung verhelfen. Dabei weiß er: Russland ist groß, und es verfügt über Atomwaffen, doch wirkliche Kraft schöpft es im 21. Jahrhundert aus seinen Andreas Köhler Neuer Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mehr. Köhler war so frustriert, dass er den Medizinern den Rücken kehren und zu den Kassen wechseln wollte. Im September war man sich fast einig; er sollte Vizechef des AOK-Bundesverbands werden. In letzter Minute wurde er überredet zu bleiben. Nun steigt er auf. Unruhige Zeiten warten auf den 44-Jährigen, der Humanmedizin und Betriebswirtschaft studiert hat. Die Rolle der KBV wird zusehends in Frage gestellt. Fast alle Fachleute wollen dem Gesund- heitswesen mehr Wettbewerb verordnen, was abstrakt schön klingt. Konkret heißt es, dass die KBV an Macht verlieren würde. Bisher haben die Kassenärztlichen Vereinigungen ein Versorgungsmonopol. Sie stellen die Behandlung der Menschen in den Regionen sicher und erhalten dafür Geld von den Kassen. Dieses System von „Kollektivverträgen“ halten Experten für überholt, weil es unwirtschaftlich sei und der Qualität in den Praxen schade. Stattdessen sollten die Kassen direkt mit einzelnen Ärzten verhandeln. Köhler lehnt diesen Weg ab und will das bisherige Verfahren behutsam ändern. Schließlich könnten Kassen oder Politiker kaum sicherstellen, dass die Menschen flächendeckend versorgt würden. „Wir sind ein gern benutzter Prügelknabe“, sagt er. Dabei findet Köhler in der Politik durchaus Zuspruch. „Das ist ein Reformer“, heißt es in Regierungskreisen. Andere sagen: „Köhler kennt sich aus und ist verlässlich.“ Selbst der Regierungsberater Karl Lauterbach, den viele Ärzte kritisieren, meint: „An Schlammschlachten gegen mich hat er sich nie beteiligt.“ So könnte ihn vielleicht nur eine Charaktereigenschaft in Bedrängnis bringen: sein Hang zu klaren Worten. Manche Ärzte empfinden sein Vorgehen in den eigenen Reihen zuweilen als vorschnell und undiplomatisch, was er indirekt bestätigt: „Ich bin keiner, der stundenlang sitzen kann.“ Andreas Hoffmann Das Recht als Opfer im Anti-Terror-Kampf Regierungen geraten immer mehr in Konflikt mit der eigenen Verfassung und den eigenen Gesetzen Von Nicolas Richter Im Kampf gegen den Terrorismus hatte zum Ende des Jahres die Justiz das letzte Wort. Kurz vor den Feiertagen befanden die Lordrichter des britischen Oberhauses, dass der Kern der Anti-TerrorGesetze ihres Landes illegal sei. Der prägnanteste Satz stammte von Lordrichter Leonard Hoffmann: „Die wahre Bedrohung geht nicht vom Terrorismus aus, sondern von Gesetzen wie diesem.“ Das wird noch lange nachhallen als höchstrichterliche Rüge für staatliche Exzesse, wie sie längst nicht nur in Großbritannien vorkommen. Gut drei Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 müssen die Regierungen erkennen, dass sie sich nicht nur in einem Konflikt mit islamistischen Gegnern befinden. Die sind ausdauernder und perfider als angenommen, das politisch folgenreiche Blutbad von Madrid am 11. März 2004 war das beste Beispiel dafür. Gleichzeitig aber stellt sich heraus, dass viele Staatenlenker im Kampf gegen diese skrupellosen Gegner auch das Gefühl dafür verloren haben, was Recht ist – sie befinden sich in einem offenen Konflikt mit der eigenen Verfassung und den eigenen Gesetzen. Die Rechtsprechung dieses Jahres zeigt, dass die Gerichte nicht bereit sind, das hinzunehmen. Die Justiz erweist sich nun als – viel- leicht letzter – Garant für Rechtsstaatlichkeit und Vernunft im Zeitalter allgemeiner Terrorhysterie. Die Wortwahl der Gerichte verrät bereits, dass hier nicht um technische Details gestritten wird – es geht ums Prinzip, und längst lesen sich Urteile und Beschlüsse wie Zurechtweisungen der betroffenen Regierungen. Im November erinnerte ein US-Bundesrichter seinen Präsidenten George Bush daran, dass er trotz aller Macht „kein Gericht“ sei. Der deutsche Bundesgerichtshof erklärte im Fall des Verdächtigen Mounir el-Motassadeq, der Terrorkampf dürfe „kein wilder, ungeregelter Krieg“ sein. Die britischen Lords schließlich, siehe oben, bezeichneten nicht die Terrorverdächtigen, sondern die Regierung als Aggressorin. Der Zorn ist nachvollziehbar: Die Gerichte beschäftigen sich mit Fällen, in denen mutmaßlichen Extremisten elementarste Rechte genommen wurden. In den USA geht es oft um die Vorgänge auf dem Stützpunkt Guantanamo, wo Verdächtige ewig und ohne Anklage oder einen Verteidiger festgehalten werden sollten. Die britischen Lordrichter verwarfen nun ein ähnliches Gesetz, wonach Ausländer auf unbegrenzte Zeit und ohne Anklage inhaftiert werden. Nach dem 11. September 2001 beschädigten viele Regierungen die Grundrechte mit wuchtigen Sicherheitspaketen – jetzt kommt, mit der Verzögerung, die dem juristischen Prozess eigen ist, die Antwort: Die Gerichte wollen die größten Zumutungen eliminieren. Schon im kommenden Jahr könnte das Bundesverfassungsgericht den umstrittenen Europäischen Haftbefehl verwerfen. Diese spektakulären Fälle dürfen über zwei Entwicklungen nicht hinwegtäuschen. Erstens gehen viele Gerichte, in den unteren Instanzen zumal, mittlerweile durchaus streng mit Terrorverdächtigen um. Wenn die Polizei genügend Verdachtsmomente vorlegt, billigen etwa deutsche Verwaltungsgerichte bereitwillig die Ausweisung betroffener Ausländer. In manchen Fällen heißt das, dass im Zweifel eher gegen die Betroffenen entschieden wird als für sie. Gegen Terrorangst ist eben auch die Justiz nicht immun. Zweitens: Die prominentesten Verdächtigen sind der Justiz schon deshalb entzogen, weil sie von Geheimdiensten versteckt werden – etwa in den Folterkammern befreundeter Staaten, deren Gerichte es nicht gewohnt sind, die Politik der Herrschenden in Frage zu stellen. An der Bedeutung des Lord-Urteils und vieler ähnlicher Richtersprüche ändert das freilich nichts. Sie sind wichtige, verbindliche Signale. Man muss hoffen, dass diese Stimmen nicht verstummen, gerade dann, wenn sich der Terror vom 11. September 2001 wiederholt. Die Sonntagszeitung The Observer kommentiert das Urteil über die Unrechtmäßigkeit der unbegrenzten Inhaftierung ausländischer Terroristen: „Die Labour-Regierung ist in einer unangenehmen Situation. Als einziges Land in Europa hat sich Großbritannien von Artikel 5 der Europäischen Menschenrechtskonvention zurückgezogen, der einen fairen Prozess garantiert. Die Regierung hat die Pflicht, die Bevölkerung vor Schaden zu schützen. Aber genau so klar ist, dass die Inhaftierten nach Recht und Gesetz behandelt werden müssen. Sie müssen entweder angeklagt oder freigelassen werden. Eine weitere Inhaftierung wäre ein Affront gegen unsere Demokratie.“ Vor harten, langen Verhandlungen Nach der EU-Einigung über den Beginn von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei resümiert die Londoner Tageszeitung The Times: „Es ist geschafft. Es wurde ein Abkommen geschlossen, das es der Türkei ermöglichen könnte, innerhalb von zehn Jahren in Europa wieder eine wichtige Rolle zu spielen. Die Verhandlungen bedeuten aber noch keine automatische Mitgliedschaft. Die Türkei hat bei den Reformen große Fortschritte gemacht. Aber es muss noch mehr getan werden. Die Folter muss ausgemerzt werden. Die Wirtschaft hinkt weit hinter der Entwicklung in den ärmsten EU-Ländern hinterher. Die politischen Freiheiten sind noch nicht unwiderrufbar verankert. Die Verhandlungen werden hart und lang sein und niemand – nicht einmal die Türkei – hält eine Qualifizierung (. . .) vor dem Ablauf von zehn Jahren für möglich.“ DEFGH Herausgegeben vom Süddeutschen Verlag vertreten durch die Gesellschafterversammlung Chefredakteure: H. W. Kilz, Dr. G. Sittner Stellvertretende Chefredakteure: E. Fischer, K. Kister Außenpolitik: S. Kornelius, Dr. P. Münch; Innenpolitik: Dr. H. Prantl, Dr. J. Käppner; leitende politische Redakteure: H. Leyendecker, K. Podak, M. Stiller; Nachrichten: W. Schmidt; Seite 3: K. Brill; Kultur: Dr. A. Zielcke, Dr. T. Steinfeld (Literatur); Wirtschaft: N. Piper, Dr. M. Beise; München: A. Makowsky, K. Forster; Region: H. Pirthauer, S. Schoepp; Bayern: R. Roßmann; Sport: L. Schulze, K. Hoeltzenbein; Chefkorrespondent: S. Klein Geschäftsführende Redakteure: P. Blechschmidt, W. Krach Technische Koordination: C. Krügel Leitende Redakteure: Prof. Dr. J. Kaiser, E. Roll Die für das jeweilige Ressort an erster Stelle Genannten sind verantwortliche Redakteure im Sinne des Gesetzes über die Presse vom 3. Oktober 1949. Anschrift der Redaktion: Sendlinger Straße 8, 80331 München, Tel.(089) 21 83-0; Nachtruf der Redaktion: 21 83-7 08; Telefon der Nachrichtenaufnahme: 21 83-4 87; Telefax 21 83-7 87. Berlin: K. Kister; U. Schäfer (Wirtschaft); Französische Straße 47, 10117 Berlin, Tel. (030) 20 3866 50 (Parlamentsredaktion), (030) 20 38 66 00 (Hauptstadtredaktion); Bonner Redaktion: G. Hennemann, Winston-ChurchillStraße 1a, 53113 Bonn, Tel. (0228) 21 40 11, Redaktion Rhein-Ruhr: H.-J. Heims, Bäckerstraße 2, 40213 Düsseldorf, Tel. (0211) 54 05 55-0; Redaktion Frankfurt: H. Einecke, Kleiner Hirschgraben 8, 60311 Frankfurt, Tel. (069) 2 99 92 70; Norddeutsche Redaktion: M. Thiede, Poststraße 25, 20354 Hamburg, Tel. (040) 46 88 31-0; Redaktion Sachsen/Thüringen: J. Schneider, Josef-Herrmann Straße 10a, 01326 Dresden, Tel. (0351) 2 68 28 46; Stuttgarter Redaktion: D. Deckstein, Rotebühlplatz 33, 70178 Stuttgart, Tel. (0711) 24 75 93/94; Redaktion Karlsruhe: Dr. H. Kerscher, Postfach 54 47, 76135 Karlsruhe, Tel. (0721) 84 41 28. Geschäftsführer: K. J. Lutz Anzeigen: J. Maukner (verantwortlich). Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 68 vom 1. Oktober 2004 gültig. Das Abonnement kostet in Bayern monatlich 27,60 Euro, außerhalb Bayerns 29,90 Euro; Studenten, Wehrpflichtige und Zivildienstleistende zahlen, nach Vorlage einer entsprechenden Bescheinigung, 16,50 Euro, jeweils inkl. Mehrwertsteuer (Auslandspreise auf Anfrage). Bankverbindung: Postbank München 5 54 18 03, BLZ: 700 100 80. Erscheint die Zeitung durch höhere Gewalt oder Streik nicht, besteht kein Anspruch auf Entschädigung. 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Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Zeitungsbeiträge, Abbildungen, Anzeigen etc., auch der in elektronischer Form vertriebenen Zeitung, insbesondere durch Vervielfältigung, Verbreitung, Digitalisierung, Speicherung in Datenbanksystemen bzw. Interoder Intranets, ist unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urhebergesetz nichts anderes ergibt. Die Rechte für vorstehende Nutzungen, auch für Wiederveröffentlichung (Syndication) bietet die Dokumentations- und Informations Zentrum München GmbH (DIZ), Tel. 089/2183-9323 / www.diz-muenchen.de, Rechte für elektronische Pressespiegel die PMG Presse-Monitor Deutschland GmbH & Co. KG, Tel. 030/28493-0 / www.presse-monitor.de.“ Überregionales Pflichtblatt an allen deutschen Börsen. Zur Herstellung der Süddeutschen Zeitung wird Recycling-Papier verwendet. POLITIK Montag, 20. Dezember 2004 SZ-Interview mit Peer Steinbrück HMG Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 5 Zweiter Anlauf im Kampf um die Macht in NRW Kritik an Bulmahn Rüttgers: Jetzt oder nie NRW-Regierungschef: Hauptschulvorstoß hinderlich CDU-Parteitag wählt den Landesvorsitzenden mit 93,5 Prozent zum Spitzenkandidaten Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) setzt auf einen neuen Anlauf zur Föderalismusreform. Gleichzeitig kritisiert er das Verhalten von Bildungsministerin Bulmahn. SZ: Herr Steinbrück, ist das politische System reformunfähig? Steinbrück: Das Scheitern der Föderalismuskommission ist fatal, weil es ein vermeintliches Indiz für Reformunfähigkeit ist. Das verbreitete Vorurteil „Die können das nicht“ ist bestätigt worden. Das wird die Politikverdrossenheit verstärken. Ich hoffe, dass das allgemeine Erschrecken über den Ausgang dazu führt, dass man sich schnell wieder zusammensetzt. Der Föderalismus muss reformiert werden. Wenn wir dieses Zeitfenster jetzt nicht nutzen, werden wir die staatliche Handlungsfähigkeit nicht stärken und darüber im internationalen Wettbewerb zurückfallen. SZ: Die Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn will neue Vorschlä- Peer Steinbrück Foto: dpa ge zur Entflechtung der Bildungspolitik vorlegen. Ist das nun, nach dem Scheitern, nicht ein bisschen spät? Steinbrück: Es ist trotzdem gut, wenn jemand einen neuen konstruktiven Versuch unternimmt. Ich gehöre zu den Ministerpräsidenten, die den Bund bei diesem Thema zu äußerster Sensibilität auffordern. Der Vorstoß zum Aufbau von Spitzenuniversitäten hat hochgradige Nervosität bei den Ländern ausgelöst. Oder dass sich der Bund in die Schulpolitik beim Thema Hauptschulen eingemischt hat. Die Länder stehen unter dem Eindruck, dass es Tendenzen des Bundes gibt, in eine ihrer ureigensten Zuständigkeiten hineinzuregieren. SZ: Bulmahn hat das Klima vergiftet? Steinbrück: Zumindest der jüngste Vorstoß der Ministerin zur Hauptschule war für die Arbeit der Föderalismuskommission alles andere als förderlich. SZ: Einige SPD-Ministerpräsidenten sehen eine Mitverantwortung für das Scheitern bei der Bundesregierung. Steinbrück: Ich bin gegen einseitige Schuldzuweisungen. Das verhärtet nur die Fronten. SZ: Sie haben ein Initiativrecht des Bundes im Bildungssektor vorgeschlagen. Er soll dabei aber auf die Zustimmung der Länder angewiesen sein. Das ist für den Bund nicht gerade attraktiv. Steinbrück: Aber anders wird der Bund in diesem Feld keine Einigung hinbekommen und sich stattdessen weitere Niederlagen vor dem Bundesverfassungsgericht einhandeln. Der Bund muss akzeptieren, dass die Kultushoheit bei den Ländern liegt und dass er deshalb nicht freihändig agieren kann. Der Wissensstandort Deutschland kann nur in enger Kooperation von Bund und Ländern fortentwickelt werden. SZ: Verlangen Sie da nicht etwas viel von der SPD? Für die Partei ist die Bildung ein wichtiges Zukunftsthema. Steinbrück: Ich kann gut verstehen, dass die Bundesregierung und die SPDBundestagsfraktion nicht bereit sind, sich aus dem Gebiet ganz zu verabschieden. Aber: Der Bund wird nicht einseitig die Struktur und Organisation von Wissenschaft und Bildung in den Ländern bestimmen können. SZ: Gab es in der Föderalismuskommission in der Rückschau Konstruktionsfehler? Steinbrück: Ja. Es war beispielsweise falsch, dass die Bundesregierung nur als Gast teilnahm, anstatt ein voll stimmberechtigtes Mitglied zu sein. Die Regierung ist ein Verfassungsorgan und sollte aus einer derart wichtigen Debatte nicht ausgeklammert werden. Wir haben außerdem nicht nur im Bildungsbereich versagt, sondern auch zu wenig bei der Neuordnung der Finanzen erreicht. SZ: Sie haben für einen neuen Anlauf im Januar plädiert. In welchem Rahmen? Steinbrück: Ich habe Zweifel, ob die Föderalismuskommission optimal gestaltet war. Es entspricht zumindest nicht meiner Vorstellung von Arbeitsfähigkeit, wenn da 100 Leute in einem Saal sitzen. Als Alternative wäre ein Verfassungskonvent denkbar, der dann einer kleineren Kommission einen Vorschlag unterbreitet. Darüber werden wir sicher auch am Rand der SPD-Klausurtagung im Januar reden. Wenn es gelingt, dann mit der anderen Seite einen neuen Anlauf zu verabreden, stehen die Chancen gut, dass wir doch noch etwas zustande bringen. Interview: Philip Grassmann Von Hans-Jörg Heims Hamm – Der CDU-Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers wird bei der Landtagswahl am 22. Mai 2005 zum zweiten Mal versuchen, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zu werden. Auf einem Landesparteitag im westfälischen Hamm wurde Rüttgers am Wochenende mit 93,5 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten seiner Partei gekürt. Bei seinem ersten Anlauf, die CDU an die Macht in Düsseldorf zu bringen, war der CDU-Bundesvize vor vier Jahren noch mit 98,3 Prozent auf Platz eins der Landesliste gewählt worden. Auf dem Delegiertentreffen, das überschattet wurde von der Affäre um CDUGeneralsekretär Laurenz Meyer, forderte Rüttgers seine Partei zu Disziplin und Geschlossenheit auf. Es müsse Schluss sein mit „Rumschwätzen und Profilierung zu Lasten der eigenen Kompanie“. Er wolle im kommenden Jahr den Machtwechsel herbeiführen. „Jetzt oder nie“, rief Rüttgers den Delegierten zu. Der Landeschef verteidigte sein Vorgehen gegen den inzwischen zurückgetretenen Chef der CDU-Sozialausschüsse Hermann-Josef Arentz und den Kölner Landtagsabgeordneten Richard Blömer. Auf Druck von Rüttgers mussten beide Politiker auf ihre Kandidatur für die Landtags- Jürgen Rüttgers rief seine Partei zu Geschlossenheit auf. Foto: dpa wahl verzichten. Es seien keine einfachen Tage gewesen. „Aber was zu tun war, habe ich getan.“ Bei Problemen werde er auch weiterhin „einigen auf die Füße treten“, sagte der 53-jährige. Auf die Vorwürfe gegen den in Hamm anwesenden CDU-Generalsekretär Meyer ging Rüttgers in seiner Rede nicht ein. Heftige Kritik übte er an der rot-grünen Landesregierung und Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD), den er als „kalten Technokraten der Macht“ bezeichnete. Rüttgers kündigte an, in zehn Jahren nach der Regierungsübernahme Bayern in der Wirtschafts- und Bildungspolitik überholt zu haben. Mit einer Strategie der Ehrlichkeit wolle er um das Vertrauen der Menschen werben. Ein besseres Ergebnis als Rüttgers erhielt der für Arbeitnehmerfragen in Unionsfraktion zuständige Bundestagsabgeordnete Karl-Josef Laumann. Für den als Landesarbeitsminister vorgesehenen Politiker votierten 95,8 Prozent der Delegierten. Einen deutlichen Dämpfer erhielt hingegen der Generalsekretär der Landes-CDU, Hans-Joachim Reck. Der innerhalb des Landesverbandes umstrittene Parteimanager musste sich bei der Wahl der 120 Listenplätze als einziger einer Kampfkandidatur stellen. Dabei erhielt er mit 70,64 Prozent das mit Abstand schlechteste Ergebnis. (Seite 4) Eichel will Gold und T-Aktien verkaufen Erheblicher Widerstand in der Bundesbank / Steuereinnahmen sinken weiter Von Ulrich Schäfer Berlin – Durch den weiteren Verkauf von Aktien und Gold will Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) die verbleibenden Lücken im Haushalt schließen. Eichel wird nach Angaben aus Koalitionskreisen voraussichtlich an diesem Montag Aktien des Bundes im Wert von 1,3 Milliarden Euro an die Staatsbank KfW veräußern. Er will sich vor allem von Telekom-Aktien trennen, in kleinerem Umfang auch von Post-Papieren. Der Finanzminister forderte zudem die Bundesbank auf, sich von einem Teil ihrer Goldreserven zu trennen. „Wir sollten bedenken: Gold bringt keine Zinsen, das Geld aus dem verkauften Gold sehr wohl“, sagt er der Bild am Sonntag. Dem internationalen Goldabkommen zufolge darf die Bundesbank in diesem Jahr erstmals wieder maximal 120 Tonnen Gold verkaufen. Das würde „ungefähr eine Milliarde Euro“ bringen, sagte Eichel. Allerdings gibt es gegen den Verkauf Widerstand in der Bank selber. Sechs von acht Vorstandsmitgliedern lehnen das Vorhaben dem Vernehmen nach ab und stellen sich damit gegen Bundesbankchef Axel Weber. Dieser hatte angekündigt, man werde in den nächsten Jahren 360 Tonnen Gold verkaufen. In der vorigen Woche konnte sich der Bankvorstand aber zu keiner Entscheidung durchringen. Eichel sieht sich zu den Verkäufen auch deshalb gezwungen, weil die Steuereinnahmen weiterhin sinken. So geht aus dem noch unveröffentlichten Monatsbericht seines Ministeriums hervor, dass das Aufkommen im November 0,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat lag. Besonders kräftig war das Minus bei der Lohnsteuer (9,1 Prozent), der Zinsabschlagsteuer (9,6 Prozent) und der Mine- ralölsteuer (5,4 Prozent). Ein deutliches Plus gab es dagegen bei der Kraftfahrzeug-, der Tabak- und der Stromsteuer. Enttäuscht zeigen sich Eichels Experten auch von der Umsatzsteuer. Den Rückgang von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr erklären sie damit, dass nach der Osterweiterung auf Importe aus osteuropäischen EU-Ländern keine Einfuhrumsatzsteuer mehr erhoben wird. Insgesamt liegen die Steuereinnahmen von Bund und Ländern nach elf Monaten rund 900 Millionen Euro unter Plan. Gelöst haben Eichel und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) den Streit um den Verkauf des vor allem für die Mittelstandsförderung genutzten ERP-Sondervermögens an die KfW. Durch eine komplizierte Konstruktion ist sichergestellt, dass der Bundestag bei der Verwaltung des Milliardenvermögens weiter mitreden kann. (Wirtschaft) Kölner CDU räumt Verstoß ein Partei wies im Jahr 2000 eine Sachspende nicht korrekt aus Von Johannes Nitschmann Köln – Die Parteiführung der Kölner CDU hat bei der Finanzierung ihres Oberbürgermeister-Wahlkampfes im Jahre 2000 einen Verstoß gegen das Parteiengesetz eingeräumt. In einem am Wochenende bekannt gewordenen Fax an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) erklärt der Kölner CDU-Vorsitzende Walter Reinartz, seine Partei habe es unterlassen, im Rechenschaftsbericht für das Jahr 2000 eine Sachspende des Bauunternehmers Ewald Hohr in Höhe von 21 750 Euro auszuweisen. Hohr hatte in der Endphase des OB-Wahlkampfes Plakate für den damaligen CDU-Kandidaten und heutigen Kölner Rathauschef Fritz Schramma kleben lassen und direkt bei der Werbeagentur bezahlt. Der Bundestagspräsident könnte die Kölner CDU nach dem Eingeständnis einer unkorrekten Ausweisung ihrer Zuwendungen zu einer Strafzahlung in Höhe des dreifachen Spendenbetrages heranziehen – knapp 65 000 Euro. Die Unterstützung des Bauunternehmers für Schramma war während der innerparteilichen Auseinandersetzungen um eine erneute Aufstellung des CDULandtagsabgeordneten Richard Blömer an die Öffentlichkeit lanciert worden. Blömer war im Jahre 2000 Kreisvorsitzender der Kölner CDU. Dieses Amt hatte er Ende 2003 nach der Einleitung von drei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren gegen ihn in einer Parteispenden- und Korruptionsaffäre niederlegen müssen. Auf Einspruch des CDULandesvorstandes war vergangene Woche auch Blömers erneute Landtagskandidatur rückgängig gemacht worden. Blömer versicherte, die CDU sei im Jahre 2000 „über Art und Umfang“ der Unterstützung des Unternehmers Hohr für ihren Oberbürgermeister-Kandidaten „nicht informiert“ gewesen. Mit der Selbstanzeige des amtierenden Kölner CDU-Parteichefs Reinartz bei Thierse solle der Eindruck erweckt werden, dass die Kreispartei eine Spende „vorsätzlich nicht angegeben und verbucht“ habe. Tatsächlich hatte Schramma den Bauunternehmer als seinen „persönlichen Wahlkampfberater“ vorgestellt. Falls es sich bei der Plakat-Aktion um eine persönliche Zuwendung an den CDU-Kandidaten gehandelt hat, hätte dieser die „Schenkung“ in seiner Steuererklärung als geldwerten Vorteil deklarieren müssen. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob eine strafbare Handlung vorliegt. Es ist Zeit für ein Private Banking, das Entwicklungen nicht nur beobachtet. Sondern vorhersieht. Wer Entwicklungen schon im Ansatz richtig interpretiert, kann ruhig in die Zukunft sehen. Hier hilft unsere Erfahrung. Und unser international operierendes Netzwerk, das Ihrem persönlichen Berater den nötigen Weitblick für die für Sie interessanten Veränderungen verschafft. Welche Vorteile Ihnen unser Private Banking darüber hinaus bietet, erfahren Sie unter www.commerzbank.de. Noch lieber informieren wir Sie bei einem persönlichen Gespräch. Unter +49 (0)69.136-2 80 00 können Sie mit uns einen Termin vereinbaren. Wir freuen uns auf Sie. Seite 6 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 HBN Schröder kündigt Ausbau der Kooperation an POLITIK Montag, 20. Dezember 2004 Jubel über Brüsseler Zusagen an die Türkei währt nicht lange INLAND Verträge mit Moskau Zypern-Zwist trübt Freude in Ankara Neue deutsch-russische Konsultationen beginnen heute Angst vor neuen Komplikationen auf dem Weg Richtung EU / Denktasch reagiert scharf Berlin (AFP/Reuters) – Kurz vor den nächsten deutsch-russischen Regierungskonsultationen hat Bundeskanzler Gerhard Schröder einen Ausbau der Beziehungen beider Länder angekündigt. Bei den am Montag beginnenden Treffen mit Präsident Wladimir Putin in Norddeutschland würden beide Seiten einen Vertrag über den Ausbau des Schülerund Jugendaustauschs unterzeichnen, sagte Schröder in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur ItarTass. Schröder hob die guten Beziehungen beider Länder auf politischer, gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Ebene hervor. Der Bundeskanzler bekräftigte die im September mit Putin vereinbarte stärkere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus. „Unsere Regierungen sind sich einig, dass der Terrorismus konsequent bekämpft werden muss – unabhängig davon, wo er zuschlägt“, sagte er in dem Interview. Eine „wichtige Rolle“ würden in diesem Rahmen neben der Zusammenarbeit in der G 8 oder im NatoRussland-Rat die gemeinsamen Bemühungen um eine Stärkung und Reform der Vereinten Nationen spielen. Mit Blick auf den von Deutschland angestrebten ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat sagte der Bundeskanzler, „ich freue mich sehr über die klare russische Unterstützung für unseren Reformansatz und das deutsche Anliegen“. Schröder kündigte zudem einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen an: „Unser Ziel ist, unseren Spitzenplatz unter den Außenwirtschaftspartnern Russlands nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen.“ Als Schwerpunkt sehe er die Bereitstellung von Energie, bei der es für Unternehmen beider Länder „noch ein großes Potenzial der Zusammenarbeit“ gebe. Laut Schröder wollen Deutschland und Russland außerdem 2005 die „Weichenstellungen“ für die Zusammenarbeit bei Bildung und Ausbildung, Forschung und Wissenschaft vornehmen. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn sagte dem Focus, beide Länder beabsichtigten, bei „Raumfahrt, Bio- und Nanotechnologie, Meeres- und Polarforschung sowie Aus- und Weiterbildung weltweite Spitzenpositionen anzustreben“. (Seite 4) Andreas Köhler führt KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung wählt neue Spitze Von Andreas Hoffmann Berlin – Deutschlands Kassenärzte haben eine neue Führung. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat am Samstag in Berlin Andreas Köhler zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. Er folgt damit dem langjährigen KBV-Chef Manfred Richter-Reichhelm. Köhler ist seit 1995 bei der KBV tätig, dem obersten Zusammenschluss der 140 000 niedergelassenen Ärzte und Psychologen; zuletzt war er Hauptgeschäftsführer. Zweiter KBV-Vorsitzender wurde Ulrich Weigeldt, der bisher Chef des Deutschen Hausärzteverbandes war. Er will dieses Amt nun aufgeben. Der frühere KBV-Vizechef Leonard Hansen trat nicht als Kandidat an. Die Neuwahl der KBV-Spitze ist eine Folge der Gesundheitsreform. Danach soll die Zahl der ärztlichen Gremien verkleinert und die Organisationen professionalisiert werden. Beispielsweise arbeiten Köhler und Weigeldt künftig hauptamtlich, ihre Vorgänger wirkten ehren- amtlich. Der KBV-Vorstand wird von sieben auf zwei Personen verkleinert, die Zahl der regionalen Ableger – der kassenärztlichen Vereinigungen (KV) – sinkt von 23 auf 17. Zu den Aufgaben der KV gehört, die Honorare der Kassen unter den niedergelassenen Medizinern zu verteilen und die medizinische Versorgung in den Regionen sicherzustellen. Der Süddeutschen Zeitung sagte Köhler, er lehne es weiter ab, den Sicherstellungsauftrag der KV abzuschaffen. Mit einem solchen Schritt werde der falsche Weg begangen, sagte er. Zugleich räumte er aber Qualitätsdefizite in den Praxen ein. „Wir müssen akzeptieren, dass es bei der Behandlung Qualitätsunterschiede gibt“, sagte Köhler. Diese Mängel ließen sich aber auch im vorhandenen System ändern, ohne den Ärzten den Sicherstellungsauftrag zu entziehen. In der Bundesregierung wurde die Wahl von Köhler und Weigeldt begrüßt. Ein Sprecher von Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) sagte, man freue sich auf eine gute Zusammenarbeit. Der Umbau der Verbände sei eingeleitet. (Seite 4) Von Christiane Schlötzer Istanbul – Nach dem Jubel-Empfang für den türkischen Premier Tayyip Erdogan ist in Ankara rasch politische Ernüchterung eingekehrt. Tausende begeisterte Türken hatten Erdogan am Samstag mit Europafähnchen und Feuerwerk in der Hauptstadt gefeiert. Zuvor war beim EU-Gipfeltreffen in Brüssel der 3. Oktober 2005 als Datum für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei genannt worden. Schon am Sonntag kreiste die Debatte wieder um die komplizierte Zypern-Frage. „Zypern hängt wie ein Damoklesschwert über dem EU-Weg der Türkei“, warnte die Turkish Daily News. Das Massen-Blatt Hürriyet mahnte, der Zypern-Zwist könne EU-Verhandlungen „immer noch blockieren“. Ankara habe lediglich „zehn Monate Zeit“ gewonnen, urteilte die Zeitung Radikal. Der Zypern-Konflikt hätte den Brüsseler Gipfel beinahe gesprengt. Erdogan hatte mit Abreise gedroht, nachdem die EU-Regierungschefs verlangt hatten, die Türkei müsse die Republik Zypern – seit Mai EU-Mitglied – zumindest indirekt anerkennen, indem sie die zwischen Ankara und der EU bestehenden Verträge (Zollunion und Assoziationsabkommen) auf Zypern ausdehne. Daraufhin kam es zu dramatischen Szenen, wie Beteiligte schildern. Außenminister Abdullah Gül soll zu Erdogan gesagt haben: „Abi (großer Bruder), geh nicht!“ Österreichs Kanzler Wolfgang Schüssel dagegen riet: „Lasst ihn gehen, das ist für uns alle besser.“ Nach mehreren Krisenrunden kam es zum Kompromiss, einer mündlichen Zusage Erdogans, dass die Türkei bis 3. Oktober 2005 die geforderten Unterschriften leisten werde, wobei Erdogan aber öffentlich festhielt, die seien nicht als Anerkennung Zyperns zu verstehen. Das unterstrich am Sonntag in Ankara erneut auch Außenminister Gül vor Mitgliedern der Regierungspartei AKP. Gül versicherte aber, die Türkei werde ihre Zusagen halten und das Abkommen unterzeichnen. Radikal wiederum wies darauf hin, dass das letzte Wort in jedem Fall beim türkischen Parlament liege. Türkische Nationalisten und der Präsident der Zypern-Türken, Rauf Denktasch, reagierten scharf auf die Ankündigung, die Türkei werde die Protokolle unterzeichnen. Denktasch, der diesen Montag nach Ankara kommen will, rief zur „Rebellion“ gegen die EU auf. Bislang hat Ankara im seit 30 Jahren geteilten Zypern nur die Verwaltung im türkischen Präsidieren im Team München (AFP) – Deutschland übernimmt angeblich am 1. Januar 2007 in einem Dreier-Team die EU-Ratspräsidentschaft. Wie der Focus berichtete, sollen die Deutschen 18 statt bisher sechs Monate präsidieren, diesmal aber zusammen mit Portugal und Slowenien. Das Zukunftsmodell der erweiterten EU sieht demnach vor, dass ein großer und zwei kleine Staaten an Europas Spitze stehen. EU-Beamte arbeiteten derzeit an der Abfolge bis zum 30. Juni 2020. Die letzten seien Österreich, Rumänien und Finnland. Dann kämen wieder die Deutschen. Weniger Drogentote Berlin (dpa) – Die Zahl der Drogentoten sinkt voraussichtlich auch 2004 wieder. Das ergab eine dpa-Umfrage bei Suchtberatungen, Landeskriminalämtern und Drogenexperten. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion CaspersMerk, rechnet ebenfalls mit einem Rückgang: „Nach bisherigen Zahlen setzt sich der Trend fort.“ Im Jahr 2003 waren in Deutschland 1477 Menschen am Konsum illegaler Drogen gestorben. Das war die niedrigste Zahl seit 1989. Rauschender Empfang: Ministerpräsident Tayyip Erdogan (links) und Außenminister Abdullah Gül (Mitte) beim Freudenfest im Zentrum Ankaras. Foto: Reuters Norden anerkannt. Im griechischen Süden der Insel war die Kritik nicht weniger laut. Die größte Zeitung, Phileleftheros, hielt den EU-Chefs vor, sich „Erdogans Erpressung“ gebeugt zu haben. Der griechisch-zyprische Präsident Tassos Papadopoulos hatte unter Druck zahlreicher EU-Regierungen erst am Ende des Gipfels auf ein Veto gegen die Türkei verzichtet, das nach Umfragen 60 Prozent der Zypern-Griechen unterstützt hätten. Bei dem Empfang in Ankara kündigte Erdogan an, seine Regierung werde nun ihren Reformkurs verschärfen. Auf den Zypern-Streit ging er nicht näher ein. Die Zeitung Vatan schrieb am Sonntag, Erdogan habe UN-Generalsekretär Kofi Annan in Brüssel gebeten, eine neue Zypern-Friedensinitiative zu starten. Bestätigt wurde das bisher nicht. Annans Zypern-Plan war im April am griechischzyprischen Nein gescheitert. (Seite 4) Ukrainer dürfen neu wählen Präsident Kutschma gibt nach und unterzeichnet Gesetz Bei der TK steigen die Leistungen. Nicht die Beiträge. Der professionelle Umgang mit den Beiträgen unserer Versicherten hat dazu geführt, dass die TK als eine der wenigen gesetzlichen Krankenkassen schuldenfrei ist und den Beitragssatz seit 2002 stabil hält. Und das bei überzeugendem Leistungs- und Serviceangebot. Mehr darüber erfahren Sie online oder telefonisch. Rühe attackiert Merkel Berlin (dpa) – Der CDU-Außenpolitiker Volker Rühe hat Parteichefin Angela Merkel im Streit um das Modell einer „privilegierten Partnerschaft“ der Türkei zur EU attackiert. „Wenn Sie sich in Europa umsehen, dann bin nicht ich isoliert, sondern Frau Merkel, die ihre Linie noch nicht einmal bei den anderen konservativen Parteien durchsetzen konnte“, sagte Rühe dem Spiegel. Er habe den Eindruck, dass da „innenpolitisches Kalkül“ im Spiel sei. In einem Antrag der Unionsfraktion heiße es etwa, die „Gefahr für die innere Sicherheit wächst, wenn ein muslimisches Land Mitglied der EU wird“. Das Gegenteil sei richtig. Von Thomas Urban Kiew – Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma hat am Samstag nach langem Zögern die Novelle zum Wahlgesetz unterzeichnet und damit endgültig den Weg zur Wiederholung der gefälschten Stichwahl um das Präsidentenamt am 26. Dezember freigemacht. Kutschma hatte mehr als eine Woche lang erklärt, er werde der Novelle nur zustimmen, wenn Anhänger des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Viktor Juschtschenko die Blockade des Präsidentenpalastes in Kiew aufgeben. Letztlich aber gab er nach. Ihm sei an einer „friedlichen Lösung“ der Staatskrise in der Ukraine gelegen, erklärte er. Der scheidende Präsident muss schon seit knapp einem Monat seine Amtsgeschäfte von seiner Residenz in einem Vorort Kiews aus führen. Der Vize-Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Wolodymyr Satschuk, bestritt in einem Interview der Tageszeitung Stolitschnje Nowosti, dass er an dem Giftanschlag auf Juschtschenko beteiligt gewesen sei. Vor zehn Tagen hatten österreichische Spezialisten, die Juschtschenko behandeln, mitgeteilt, ihm sei Anfang September Dioxin ins Essen gemischt worden. Juschtschenko bestätigte vergangene Woche die in Kiew umlaufende Version, dass er wenige Stunden, bevor er im ganzen Körper starke Be- schwerden gespürt habe, in Satschuks Datscha zu Abend gegessen habe. Auch Geheimdienstchef Ihor Smeschko sei zugegen gewesen. Er sprach von einem „politischen Mordversuch“, für den die Regierung die Verantwortung trage. Satschuk erklärte nun, es habe noch eine vierte Person an dem Abendessen teilgenommen, der Juschtschenko nahe stehende Parlamentsabgeordnete David Schwanja. Außerdem habe es eine Bedienung und zwei Köche gegeben. Juschtschenko war mehrere Wochen lang zur Behandlung in Wien. SBU-Sprecherin Marina Ostapenko erklärte, der Geheimdienst werde alles tun, um die Vorgänge aufzuklären. Juschtschenko und der Führer der Sozialistischen Partei, Olexander Moros, gaben einen „gemeinsamen Aktionsplan“ bekannt. Beide widersprachen der Behauptung Janukowitschs, im Falle seines Wahlsiegs wolle Juschtschenko die russische Sprache in der Ukraine zurückdrängen. In Kiew geht man davon aus, dass Juschtschenko Moros das Amt des Regierungschefs angeboten hat. Veröffentlicht wurden auch die Protokolle von Telefonaten zwischen dem Leiter des Präsidialamtes, Viktor Medwedtschuk, und hohen Beamten aus der Ostukraine, in denen die Fälschung von Wahlergebnissen besprochen wurde. Nutznießer der Fälschungen war Janukowitsch. Bsirskes Rechnung Berlin (dpa) – Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, hat sich gegen längere Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst ausgesprochen. „Ich halte die Einführung der 42-Stunden-Woche für blanken Unsinn und das Falscheste, das man in der gegenwärtigen Situation tun muss“, sagte Bsirske im Deutschlandfunk. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) habe die Einführung der 42-Stunden-Woche für die Beamten seines Landes mit dem Hinweis versehen, damit könnten 7500 Stellen eingespart werden. Umgerechnet auf den gesamten öffentlichen Dienst „würde eine zehnprozentige Arbeitszeitverlängerung zwischen 400 000 und 500 000 Arbeitsplätze kosten“, kritisierte Bsirske. Neuer Anlauf München (AP) – SPD-Partei- und Fraktionschef Franz Müntefering plant eine neue Initiative zur Einführung von Volksentscheiden im Grundgesetz. Sobald die europäische Verfassung in Bundestag und Bundesrat beschlossen sei, komme der Volksentscheid wieder auf den Tisch, kündigte Müntefering im Focus an. Als voraussichtlichen Zeitpunkt dafür nannte er Mitte 2005. Eine Sondergesetzgebung für die EU-Verfassung werde es allerdings nicht geben, betonte er. Eine Stunde schneller Schüttorf (dpa) – Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat am Sonntag bei Schüttorf das letzte Teilstück der Emslandautobahn (A 31) von Oberhausen nach Emden freigegeben. Mit einem Kostenaufwand von etwa 250 Millionen Euro wurde damit in nur vier Jahren Bauzeit die 42 Kilometer lange Lücke zwischen Geeste (Kreis Emsland) und Ochtrup (Nordrhein-Westfalen) geschlossen. Durch die neue Teilstrecke verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Ruhrgebiet und Nordsee um eine Stunde. Fünfkämpferin fürs Spitzenamt Liese Prokop wird Österreichs neue Innenministerin und steht vor dringenden Aufgaben M Mehr Informationen oder zur TK wechseln: www.tk-online.de TK- Servicenummer: 01802 - 85 85 85 (nur 6 Cent pro Anruf, Festnetz/Inland) it Überraschung und Erstaunen hat Österreichs Öffentlichkeit die Berufung der niederösterreichischen Politikerin Liese Prokop zur neuen Innenministerin in Wien aufgenommen. Die christsoziale Stellvertreterin von Landeshauptmann Erwin Pröll ersetzt den plötzlich und ohne ersichtlichen Anlass zurückgetretenen Ernst Strasser. Dieser kam politisch aus dem niederösterreichischen Stab von Pröll, was nun eine Nachbesetzung aus der christsozialen Volkspartei (ÖVP) dieses Bundeslandes unumgänglich machte, obwohl Bundeskanzler Wolfgang Schüssel den unmittelbaren Einfluss von Bünden und Bundesländern in seiner Partei wie kein anderer eingedämmt hat. Die Salzburger Nachrichten bemängelten deshalb wie viele andere, bei der Ernennung Prokops habe das sensible Amt des Sicherheitsministers und die Qualifikation der Kandidatin keine Rolle gespielt. Die 63 Jahre alte Liese Prokop ist den Österreichern mehr als Sportlerin bekannt denn als Politikerin: 1968 gewann sie im olympischen Fünfkampf die Silbermedaille und wurde in derselben Disziplin 1969 Europameisterin. Liese Prokop Foto: dpa Immerhin kann sie auf Jahrzehnte einer gemächlichen politischen Karriere in der ÖVP verweisen, deren bisheriger Höhepunkt eben das Amt der stellvertretenden Ministerpräsidentin Niederösterreichs darstellt. Eine „kompetente und durchsetzungsfähige“ Person nannte CaritasPräsident Franz Küberl die ÖVP-Politikerin, die bislang die Ressorts Sport, Ju- gend und Altersvorsorge in der Landesregierung versah. Küberl erklärte, es gelte, die großen Defizite zu beseitigen, die ihr Vorgänger Strasser hinterlassen habe. Man benötige eiligst rechtlich einwandfreie Asylverfahren und eine sach- und verfassungskonforme Reform des zivilen Ersatzdienstes. Beides hatte Strasser nicht zustande gebracht. Auch die Grünen verlangen von der designierten Innenministerin die Vorlage eines verfassungskonformen Asylgesetzes. Prokop, die am kommenden Mittwoch vereidigt werden soll, will nach eigenem Bekunden in der Asylpolitik alle Betroffenen stärker einbinden, um vernünftige, vor „allem aber auch menschliche Lösungen“ zu finden. Angesichts des „enormen Sicherheitsdefizits“, das Strasser hinterlassen habe, könne es für dessen Nachfolgerin nicht die üblichen hundert Tage Schonfrist geben, erklärte der Wiener FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Der rechte Flügelmann der FPÖ wäre selber gern Innenminister geworden. Pröll und seine Umgebung stehen bis heute der Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen auf Bundesebene reserviert gegenüber. Michael Frank Seite 8 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 Mini-Kompromiss bei Klimagipfel EU und USA vereinbaren Nachfolgetreffen in Bonn Buenos Aires (AFP) – Zum Ende der Weltklimakonferenz in Buenos Aires haben sich die EU und die USA nur auf einen Minimalkompromiss einigen können. Beide Seiten vereinbarten am Samstag ein informelles Nachfolgetreffen für Mai 2005 in Bonn. Weiterhin unklar ist, was auf das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung von Treibhausgasen folgen soll, das die USA ohnehin nicht unterzeichnet haben. Das Protokoll tritt am 16. Februar in Kraft und wird 2012 auslaufen. In dem nach zähem Ringen erzielten Kompromiss setzten die USA durch, dass es 2005 nur ein einziges Treffen geben wird. Die Europäer erreichten, dass es mehrere Tage dauern soll. Zudem soll nicht nur über die aktuelle Klimapolitik, sondern auch über damit verbundene Zukunftsfragen beraten werden. Zunächst hatte es so ausgesehen, als ob die zweiwöchige Konferenz mit etwa 2000 Diplomaten und zahlreichen Umweltministern ergebnislos beendet werden müsste. In letzter Minute, nach einer Nachtsitzung und einer Verlängerung der Tagung bis Samstag, kam immerhin die Einigung auf das Bonner Treffen zustande. Frankreichs Umweltminister Serge Lepeltier hatte zuvor gesagt, ihm sei kein Kompromiss lieber als ein schlechter. Die EU glaubt, dass eine Vereinbarung für die Zeit nach dem Kyoto-Protokoll ohne den größten Treibhausgas-Produzenten USA keinen Sinn hat. Da die Bush-Regierung das Protokoll nach wie vor ablehnt, werden die USA im Mai nur als Beobachter teilnehmen. Den KyotoLändern ist es jedoch wichtig, diese am Tisch zu halten. Die nächsten offiziellen Gespräche mit Blick auf die Zeit nach dem Kyoto-Protokoll sind für November 2005 geplant. Im Kyoto-Protokoll verpflichten sich die großen Industriestaaten, Kohlendioxid und andere Treibhausgase bis 2012 um 5,2 Prozent gegenüber 1990 abzubauen. Nach Einschätzung von Wissenschaftlern ist jedoch ein Abbau von 60 Prozent dringend nötig. Umweltschützer kritisierten die USBlockade. Jennifer Morgan vom World Wildlife Fund (WWF) warf der US-Regierung vor, unter keinen Umständen über die Zukunft reden zu wollen. „Ihr Ziel ist es, zu zerstören“, sagte Steve Sawyer von Greenpeace. Saudi-Arabien ließ noch offen, ob es den Konsens von Buenos Aires annehmen werde. Der Ölstaat blockiert regelmäßig Gespräche über Klimapolitik. Gegner des Kyoto-Protokolls sind auch der zweitgrößte Treibhausgas-Produzent China sowie Indien. POLITIK HBS Montag, 20. Dezember 2004 Anschlagserie in Schiiten-Zentren Nadschaf und Kerbela AUSLAND Mindestens 62 Menschen sterben im Irak Nach dem Vorstoß der USA für einen totalen Schuldenerlass für Bagdad beharrt Berlin auf Teil-Rückzahlung Berlin/Badgad (usc/dpa/AFP) – Im Irak nimmt die Gewalt kein Ende. Bei einem Anschlag in der Schiiten-Stadt Nadschaf wurden mindestens 48 Menschen getötet und 90 verletzt, teilten Krankenhausmitarbeiter mit. Die Autobombe explodierte in der Nähe des Imam-Ali-Mausoleums, der wichtigsten religiösen Stätte der Stadt. Zuvor starben in der Pilgerstadt Kerbela nach Ärzteangaben bei einem Autobomben-Attentat mindestens 14 Zivilisten, 48 erlitten Verletzungen. Wie die Polizei berichtete, hatte der Attentäter versucht, zur Polizeiakademie vorzudringen. Er habe jedoch die Straßensperren nicht überwinden können, sodass die Bombe mitten in der Stadt explodiert sei. In Bagdad töteten Aufständische drei Mitarbeiter eines Wahlbüros. Extremisten entführten zehn irakische Mitarbeiter einer US-Sicherheitsfirma und drohten via al-Dschasira mit Ermordung, falls ihr Arbeitgeber sich nicht aus dem Irak zurückziehe. Die USA haben am Wochenende überraschend angekündigt, dem Irak seine Auslandsschulden nicht nur, wie bisher geplant, teilweise, sondern vollständig zu erlassen. Die Bundesregierung lehnt es jedoch ab, Washingtons Beispiel zu folgen: „Für Deutschland sehen wir diese Möglichkeit nicht“, sagte ein Sprecher von Finanzminister Hans Eichel. Er verwies auf eine Verabredung, die die im Pariser Club vereinten Gläubigerländer des Irak vor vier Wochen in Berlin getroffen haben: Demnach sollen dem vom Krieg zerstörten Land in drei Stufen maximal 80 Prozent seiner Auslandsschulden erlassen werden. „Diese Verabredung gilt für uns weiterhin“, sagte der Sprecher. Struck weitet Aufbauhilfe aus US-Außenminister Colin Powell, Finanzminister John Snow und der irakische Finanzminister Adil Abdul al-Mahdi hatten am Samstag in Washington hingegen eine Vereinbarung geschlossen, wonach die USA auf hundert Prozent ihrer Forderungen verzichten wollen. Washington verzichtet damit auf 4,1 Milliarden Dollar. Al-Mahdi nannte dies, wie der Fernsehsender CNN berichtete, eine „zweite Befreiung“ des Irak nach dem Sturz von Saddam Hussein. Insgesamt belaufen sich die Auslandsschulden des Irak auf 122 Milliarden Dollar. Die überwiegend aus Amerika und Europa stammenden Mitglieder des Pariser Clubs haben Bagdad davon gut 42 Milliarden Dollar geliehen. Hinzu kommen Forderungen von 80 Milliarden vor Islamisten-Code geknackt Berlin (Reuters) – Deutsche Sicherheitsbehörden haben geheime Codes der radikal-islamischen Gruppe Ansar al-Islam entschlüsselt. Wie der Focus berichtete, führten verschlüsselte E-Mails des in Stuttgart festgenommenen Ata R. die Ermittler bis in die Führungsebene der irakischen Organisation. R. und zwei weiteren Männern wird vorgeworfen, ein Attentat auf Iraks Ministerpräsidenten Ijad Allawi bei dessen Deutschlandbesuch Anfang Dezember geplant zu haben. Rumsfeld unterschreibt Washington (dpa) – US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld will künftig einem Bericht der Washington Post zufolge die Kondolenzbriefe für im Irak getötete Soldaten persönlich unterschreiben. Bisher hatte er dies in den etwa 1300 Todesfällen durch eine Signiermaschine erledigen lassen. Er habe die Briefe nicht selbst unterzeichnet, um Verzögerung zu vermeiden, wenn er nicht im Pentagon sei. Person des Jahres: Bush Neues von „Chemie-Ali“: Ein Iraker studiert die Nachrichten zum Prozess gegen Ali Hassan al-Madschid. Der Cousin von Saddam soll 1988 maßgeblich am Giftgasangriff auf die Kurden von Halabdscha beteiligt gewesen sein. Foto: AFP allem der arabischen Welt. Snow und Powell forderten diese Länder auf, dem Irak ebenfalls die Schulden zu erlassen. Die Bundesregierung weitet indes ihre Ausbildungshilfe für die irakische Armee erheblich aus. Von Frühjahr 2005 an sollen Baupioniere für den Wiederaufbau qualifiziert werden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Bundeswehr will den irakischen Streitkräften zudem ein Lazarett sowie mehrere Krankenwagen überlassen. Darüber hinaus sollen irakische Offiziere an Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr in Deutschland auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden. Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hatte diese Erweiterung der Unterstützung bereits bei seinem Besuch in den Vereinigten Arabi- schen Emiraten am 10. Dezember angekündigt. Die Bundeswehr bildet dort seit 20. November irakische Soldaten im Umgang mit deutschen Militär-Lkws aus. Das über die bisherigen Zusagen hinausgehende Paket ist politisch bedeutend, weil es als eine Reaktion auf Kritik der USA und des Nato-Generalsekretärs Jaap de Hoop Scheffer gilt. Dieser hatte gesagt, dass einzelne Länder nicht genug für die Aufbauhilfe leisteten. Der gestürzte Diktator Saddam Hussein will nach einem Bericht der Londoner Zeitung Sunday Times den gegen ihn geplanten Kriegsverbrecherprozess in den USA anfechten. Der britische Anwalt Clive Stafford Smith empfehle in einem Dossier, das Verfahren vor US-Gerichten abzuhalten, um einen fairen Pro- zess zu garantieren. Der Anwalt wolle dafür sorgen, dass Saddam grundlegende Rechte zugestanden bekomme, wie sie auch Angeklagte in den USA genießen. Unklar bleibt, ob Smith von Saddams Anwälten eingeschaltet wurde oder auf eigene Initiative gehandelt hat. Zur Einleitung der Prozesse gegen hochrangige Ex-Funktionäre erschien der als „Chemie-Ali“ berüchtigte Cousin Saddams, Ali Hassan al-Madschid, am Samstag zu ersten Anhörungen. Dabei sollte festgestellt werden, ob genügend Beweise für den in Kürze erwarteten Prozess vorliegen. Al-Madschid soll sich für den Giftgaseinsatz gegen die kurdische Stadt Halabdscha 1988 verantworten, bei dem Tausende starben. Über den Inhalt der Vernehmung wurde nichts bekannt. Frankfurt (AP) – Präsident George W. Bush ist für das US-Magazin Time die Person des Jahres 2004. Bush sei seiner Politik treu geblieben und habe eine Mehrheit der Bevölkerung überzeugen können, ihn für eine zweite Amtszeit zu wählen, schrieb Herausgeber Jim Kelly. Bush habe in den vergangenen Monaten politische Höhen und Tiefen erlebt, seine Umfragewerte hätten zwischen 90 und 46 Prozent gelegen. 2003 hatte Time einen namenlosen US-Soldaten zur Person des Jahres gewählt – stellvertretend für alle, die im Irak im Einsatz waren. Karlspreis für Ciampi Aachen (AFP) – Der Internationale Karlspreis geht 2005 an Italiens Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi. Er habe seine Arbeit stets dem europäischen Integrationsfortschritt gewidmet, teilte das Direktorium der Gesellschaft für die Verleihung des Internationalen Karlspreises am Samstag in Aachen mit. Ciampi (Foto:dpa) sei ein „großer Staatsmann und ruheloser Mentor Europas“, der für das „demokratische Italien“ und das Sudan lässt Frist verstreichen Weiter Kämpfe in Darfur / AU will Sicherheitsrat anrufen Das Jahr in Bildern und Geschichten. Von Michael Bitala Kapstadt – Die sudanesische Armee hat ein Ultimatum der Afrikanischen Union (AU) verstreichen lassen und setzt unvermindert ihre Angriffe in Darfur fort. Wie ein Sprecher der AU-Mission mitteilte, sei es zu neuen Kämpfen in der Konfliktregion gekommen. Die Regierungsarmee habe dabei „sehr viele Soldaten“ und Kampfhubschrauber eingesetzt. Damit ignorierte das Militärregime eine Frist der AU, die den Rückzug sudanesischer Truppen aus kürzlich besetzten Gebieten bis Samstag 18 Uhr gefordert hatte. Sollte diese Frist verstreichen, hieß es, werde die AU schwerwiegende Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen an den Weltsicherheitsrat melden. Sudans Außenminister Mustafa Osman Ismail sagte in der Hauptstadt Khartum, die Truppen würden erst abgezogen, wenn auch die Rebellen sich aus den Gebieten zurückzögen, die sie nach dem Waffenstillstand vom 8. April besetzt hätten. „Wie können sich die Truppen zurückziehen, die doch für Sicherheit und Stabilität in der Region sorgen?“ Der UN-Sicherheitsrat habe seiner Regierung ein entsprechendes Mandat erteilt. Nach Angaben der AU zeichnet sich seit zwei Wochen eine Großoffensive der Regierung in Darfur ab. In diesem Zeitraum, so Festus Onkonkwo, der Chef der Beobachtermission, seien „astronomische“ Mengen an Waffen und Munition in die Region gebracht worden. Darfur gleiche einer „Zeitbombe“. Aufgrund der neuen Kämpfe boykottieren die beiden Rebellengruppen Friedensgespräche in Nigerias Hauptstadt Abuja. Die Aufständischen teilten mit, sie würden erst wieder an den Verhandlungen teilnehmen, wenn Sudans Regierung ihre Angriffe in Darfur einstelle. Nach Angaben der AU greifen aber auch die Rebellen Regierungsstellungen und Dörfer an, außerdem seien Aufständische für den Überfall auf einen Hilfskonvoi verantwortlich, bei dem vor einer Woche zwei Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Save the Children“ getötet wurden. Seit Beginn des ethnisch motivierten Vernichtungskriegs im Februar 2003 wurden nach vorsichtigen Schätzungen 70 000 Menschen getötet und fast zwei Millionen vertrieben. Aufgrund der andauernden Angriffe können die UN und Hilfsorganisationen die Flüchtlinge nur schwer oder gar nicht erreichen. (Seite 4) Verhaftung im Fall van Gogh „Europa der Werte“ stehe. Der Preis wird am 5. Mai in Aachen verliehen. Der 84-jährige Ciampi gelte als einer der Architekten der Europäischen Zentralbank sowie des Stabilitäts- und Wachstumspaktes. Er sei stets davon überzeugt gewesen, „dass Europa sich nicht auf die Währungsunion beschränken darf“. Zudem stehe der Präsident für den Dialog der Zivilisationen, insbesondere für die Zusammenarbeit mit der arabischen Welt. Der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler Ciampi war von 1993 bis Anfang 1994 Ministerpräsident in Italien, im Anschluss wurde er Vizechef der Bank für internationalen Zahlungsausgleich. 1996 übernahm er das Schatz- und Haushaltsministerium unter Regierungschef Romano Prodi, 1999 wurde er Staatspräsident. Der traditionell an Himmelfahrt verliehene Karlspreis gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen Europas. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Ciampi ist der vierte Italiener, der den Karlspreis erhält. Möglicher Drahtzieher des Mordes auf Lanzarote gefasst www.spiegel.de Von Peter Burghardt Jetzt im Handel. Madrid – Die spanische Polizei hat am Wochenende den möglichen Drahtzieher des Mordes an dem holländischen Filmemacher Theo van Gogh festgenommen. Der Marokkaner Hassan al-Haski, 41, wurde mit drei Landsleuten auf der Kanarischen Insel Lanzarote gestellt und in einem Militärflugzeug nach Madrid überführt. Er gilt als europäischer Kopf der Terror-Organisation Marokkanische Islamische Kampfgruppe (GICM), die nach Erkenntnissen der Ermittler auf der Insel einen Stützpunkt aufbauen wollte. Laut Informationen der spanischen Zeitung ABC steht al-Haski im Verdacht, den Überfall auf van Gogh am 2. November in Amsterdam geplant zu haben. Außerdem werden er und die anderen Verhafteten mit den Attentaten vom 11. März in Madrid, bei denen 191 Menschen starben, und im Jahr zuvor in Casablanca mit 45 Toten in Verbindung gebracht. Die Razzia wurde von den Madrider Untersuchungsrichtern Baltasar Garzon und Juan del Olmo in Auftrag gegeben und gehört zu seiner Serie von Aktionen der vergangenen Monate. Auf die Spur geführt hatten die Behörden Hinweise der Geheimdienste aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland, wo alHaski in den vergangenen Jahren regelmäßig unterwegs gewesen war. Beim Abhören seines Mobiltelefons fanden sich auffällig viele Anrufe nach Lanzarote, vor allem zu Abdallah Mourib, dem Imam der Moschee von Puerto del Carmen. Der 36 Jahre alte Mourib sowie Ali Fahimi, 31, und Brahim al-Hammouchi, 40, wurden ebenfalls nach Madrid gebracht, in ihren Wohnungen stießen die Beamten auf umfangreiches Material. Die Verdächtigen stehen demnach dem Terrornetzwerk al-Qaida nahe. Die Ferieninsel Lanzarote mit ihren ungefähr 100 000 Einwohnern, etwa 100 Kilometer westlich der südmarokkanischen Küste gelegen, schien den Aktivisten als Rückzugsgebiet geeignet, nachdem es in Frankreich und Belgien zuletzt mehrere Festnahmen gegeben hatte. Von dort aus plante al-Haski offenbar Anschläge in Europa. Er benutze dabei den Decknamen Abu Hamza – den auch ein in London festgenommener Geistlicher aus der Nähe von al-Qaida verwendet hatte. Die GICM entstand nach Recherchen der Fahnder im Umfeld von al-Qaida 1993 in Peshawar/Pakistan; zu ihren Gründern gehören Veteranen aus dem Krieg in Afghanistan gegen sowjetische Truppen. Ausgebildet wurden ihre Kämpfer in den Lagern Bagram und Dschalalabad sowie Kandahar, sie unterhalten enge Kontakte zu Terrorgruppen in Algerien, Ägypten und im Libanon. Zu GICM gehört angeblich auch Jamal Zougam, der als einer der mutmaßlichen Bombenleger in den Madrider Vorortzügen im Gefängnis sitzt. Nach dem Mord an van Gogh waren bereits drei Verdächtige verhaftet worden, darunter der mutmaßliche Täter Mohammad Bouyeri. Pinochet im Krankenhaus Santiago (Reuters) – Zwei Tage vor einer Gerichtsentscheidung über seine Verhandlungsfähigkeit ist der ehemalige chilenische Diktator Augusto Pinochet am Samstag mit Verdacht auf Schlaganfall in eine Klinik eingeliefert worden. Am heutigen Montag entscheidet ein Gericht, ob der 89-Jährige vor kurzem zu Recht als verhandlungsfähig beurteilt wurde. In dem anstehenden Verfahren geht es um das spurlose Verschwinden von neun Menschen und den Tod eines weiteren bei der „Operation Condor“. Parteichef Oleksy Warschau (AP) – Die polnische Regierungspartei SLD hat den Parlamentspräsidenten und ehemaligen Regierungschef Jozef Oleksy zum neuen Vorsitzenden gewählt. Auf dem Parteitag erhielt Oleksy 485 Stimmen, der bisherige Vorsitzende Krzysztof Janik 393. Janik hatte das Amt im März vom damaligen Ministerpräsidenten Leszek Miller übernommen. Miller wurde als Regierungschef im Mai von Marek Belka abgelöst. Wegen einer Reihe von Korruptionsskandalen in der SLD gilt bei der für kommendes Frühjahr erwarteten Parlamentswahl die Mitte-rechts-Opposition als Favorit. Oleksy erklärte, der SLD schadeten „Hierarchie und Zentralismus“. Er werde sich dafür einsetzen, auch Mitglieder an der Basis für die Parteiarbeit zu interessieren. POLITIK Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 9 Israelische Vergeltung von Raketenangriffen auf jüdische Siedlungen Friedliche Mittel Von den Palästinensern kommen derzeit versöhnliche Töne Tote bei Militäraktion im Gaza-Streifen Scharon und Peres einigen sich auf Koalition / Jerusalem lässt 170 Palästinenser frei V iereinhalb Wochen nach dem Tod von Palästinenserpräsident Jassir Arafat ist keine der düsteren Vorhersagen wahr geworden. Vor einem Chaos in den Palästinensergebieten war gewarnt worden, vor einem erbitterten Machtkampf der Terror-Organisationen, vor einer Zersplitterung der Zivilgesellschaft. Stattdessen wollen nun die erstaunlich zahmen Palästinenser eine nationale Einheit, in die auch die Terrorgruppen integriert werden sollen. Aufgeregt streben die Palästinenser den Präsidentschaftswahlen entgegen, bei der sie am 9. Januar zum zweiten Mal seit der Bildung der Autonomiebehörde um ihr Votum gebeten werden. Arafat hatte seinem Volk stets weiszumachen versucht, dass Wahlen während der israelischen Besatzung nicht zu realisieren seien. Nun sind sie es doch, und zwar innerhalb einer Rekordzeit von nur wenigen Wochen. Als aussichtsreichster Kandidat gilt kein Terrorist, der die seit vier Jahren andauernde Intifada fortsetzen will, wie etwa der in israelischer Isolationshaft einsitzende Fatah-Führer Marwan Barguti, sondern der PLO-Vorsitzende Machmud Abbas. Dieser hat sich mehrfach öffentlich gegen den gewaltsamen Aufstand ausgesprochen, zu friedlichen Mitteln aufgerufen und will die Terrorgruppen nach seinem Wahlsieg zu einer Waffenruhe bewe- Aussichtsreichster Kandidat: Machmud Abbas Foto: AFP gen. Inzwischen befürwortet auch erstmals seit dem Beginn der Intifada mit 52 Prozent der palästinensischen Bevölkerung eine Mehrheit ein Ende der Intifada – angesichts des Stimmungsumschwungs nahm Barguti seine Kampfkandidatur zurück. Nun wolle auch er Abbas unterstützen. Abbas sagt zwar auch, dass der Rückzug Israels aus dem Gaza-Streifen nur der Anfang von Siedlungsauflösungen sein könne. Er fordert, wie Arafat, den Ostteil Jerusalems als Hauptstadt eines künftigen palästinensischen Staates und eine Lösung für das Flüchtlingsproblem. Aber die Aussagen können genauso gut als Wahlkampffloskeln gewertet werden, die Abbas als würdigen Nachfolger Arafats erscheinen lassen sollen. Tatsächlich ist er weitaus konzessionsbereiter und pragmatischer. Er wird sich im Anschluss an den Wahlsieg mit Israels Regierungschef Ariel Scharon treffen und die Reformierung der Autonomiebehörde sowie die Neugliederung der unübersichtlichen palästinensischen Sicherheitsdienste in Angriff nehmen. Bis dahin versucht Abbas die ramponierten Beziehungen zu verbessern. Er entschuldigt sich bei den Kuwaitern für Arafats Irak-Unterstützung, er empfängt EU-Außenminister und diese Woche Großbritanniens Premierminister Tony Blair. Auch der Ton in den palästinensischen Medien klingt plötzlich versöhnlicher, gemäßigter als sonst. Scharon hatte als eine der ersten Amtshandlungen von Abbas verlangt, die Aufhetzung in den palästinensischen Medien gegen Israel einzustellen. Auch traditionelle Freitagspredigten fallen nun sanfter aus. Während bislang zum Kampf gegen die „Brüder von Affen und Schweinen, die Juden und die Söhne von Zion“ aufgerufen wurde, hieß es Anfang Dezember aus einer Moschee in Gaza-Stadt: „Wir müssen den menschlichen Geist akzeptieren, den anderen akzeptieren und dessen Humanität schätzen lernen.“ Der Vorsitzende des palästinensischen Rundfunks, Radwan Abu Ajasch, erklärte dieser Tage, er habe keine Anweisung aus der Autonomiebehörde erhalten, die Medien in ihrer Hetze gegen Israel zu mäßigen. Er habe sich aber „wegen Scharons Aussagen“ selbst dazu entschieden. Er wolle Scharon „keine Ausrede liefern, mit uns keine Verhandlungen zu führen“. Thorsten Schmitz Von Thorsten Schmitz Tel Aviv – Bei der größten Militäraktion der israelischen Armee seit dem Tod von Palästinenserpräsident Jassir Arafat vor viereinhalb Wochen sind am Wochenende im Gaza-Streifen mindestens elf Palästinenser getötet und weit über 40 verletzt worden. Wie der israelische ArmeeRundfunk am Sonntag meldete, haben sich die israelischen Streitkräfte aus dem palästinensischen Flüchtlingslager Chan Junis im Süden des Gaza-Streifens wieder zurückgezogen. Nach Angaben aus dem israelischen Verteidigungsministerium wurden bei dem Einmarsch mehrere Metallwerkstätten zerstört, in denen palästinensische Terrorgruppen wie Hamas und Islamischer Dschihad Kurzstreckenraketen des Typs „Kassam“ hergestellt hätten. Von Chan Junis aus waren in den vergangenen Tagen Dutzende Granaten- und Raketenangriffe auf jüdische Siedlungen im Gaza-Streifen verübt worden. Dabei waren eine thailändische Gastarbeiterin getötet und weitere 17 Menschen verletzt worden. Am Sonntag feuerten palästinensische Terror-Organisationen erneut Raketen auf die israelische Grenzstadt Sderot ab, die in unmittelbarer Nähe zum Gaza-Streifen auf israelischem Kerngebiet liegt. Dabei wurden nach Angaben des israelischen Rundfunks drei Passanten verletzt. Sderot ist in den vergangenen Monaten dutzendfach unter palästinensischen Raketenbeschuss gekommen. Bislang sind dabei fünf Israelis ums Leben gekommen. Die israelische Armee hatte daraufhin vor wenigen Wochen eine groß angelegte Vergeltungsoperation gestartet, in deren Verlauf über 100 Palästinenser getötet worden waren. Am Sonntagnachmittag flog die israelische Luftwaffe als Reaktion auf den jüngsten Raketenanschlag auf Sderot einen Vergeltungsangriff, bei dem palästinensischen Angaben zufolge niemand verletzt wurde. Bereits in der vergangenen Woche hatte Israels Regierungschef Ariel Scharon die Erlaubnis für örtlich begrenzte Militäroperationen im Gaza-Streifen erteilt, nachdem palästinensische Terroristen unter einem israelischen Grenzposten an der Grenze zu Ägypten eine mehrere hundert Kilogramm schwere Sprengladung zur Detonation gebracht hatten. Dabei waren fünf israelische Soldaten getötet worden. Die Anschläge im Gaza-Streifen bereiten Scharon ein zunehmendes Dilemma, da innerhalb seiner Likud-Partei der Widerstand gegen einen Rückzug aus dem Gaza-Streifen bei anhaltender Gewalt der Palästinenser zunimmt. Dessen ungeachtet ist es Scharon am Wochenende gelungen, mit dem Eintritt der Arbeitspartei vorerst Neuwahlen zu verhindern. In der Nacht zu Sonntag hatten sich die Verhandlungsführer des Likud und der „Awoda“ auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der bis spätestens Mittwoch unterzeichnet werden soll. In der nächsten Woche will Scharon nach Angaben aus sei- war wegen Differenzen über den Haushaltsentwurf 2005 und wegen des für kommendes Frühjahr geplanten Rückzugs aus dem Gaza-Streifen geplatzt. Scharon will unter allen Umständen Neuwahlen vermeiden, um den Zeitplan für den Rückzug nicht wegen Zeit raubender Wahlkämpfe in Verzug zu bringen. Die israelische Regierung hat am Sonntag der Freilassung von 170 palästinensischen Gefangenen zugestimmt, die nach den Worten Scharons auch als „Geste gegenüber der ägyptischen Regierung“ ver- ANZEIGE Hartz IV: Familien gewinnen Ab 1. Januar 2005 gilt die Grundsicherung für Arbeitsuchende. Künftig wird Kinderbetreuung gefördert, wenn dadurch die Aufnahme einer Arbeit ermöglicht wird. Und: Reicht das Einkommen der Eltern nicht für ihre Kinder, gibt es einen Kinderzuschlag; ergänzende Sozialhilfe muss nicht mehr beantragt werden. Für alle Langzeitarbeitslosen verbessern sich Schritt für Schritt die Chancen auf einen Arbeitsplatz. Denn Hartz IV bedeutet: mehr Service, mehr Förderung, aber auch mehr Eigenleistung. Und finanzielle Unterstützung für jeden, der Hilfe braucht. Mehr Infos unter www.arbeitsmarktreform.de oder der Info-Line 01801/012 012 der Bundesagentur für Arbeit (montags bis freitags 8 – 18 Uhr zum Ortstarif) nem Büro die neue Regierung im Parlament zur Abstimmung stellen. Mit dem Eintritt der Arbeitspartei, die insgesamt sieben Ministerposten und für ihren Vorsitzenden Schimon Peres die noch zu schaffende Position des zweiten stellvertretenden Regierungschefs erhält, verfügt Scharon nun über 59 Stimmen im 120-köpfigen Parlament. Da israelischen Medienberichten zufolge auch die ultra-orthodoxe Partei Vereinigtes Thora-Judentum der Regierung beitreten werde, verfügte Scharon dann über eine Mehrheit von 64 Stimmen. Die ursprüngliche Koalition des Premierministers standen werden soll. Ägypten hatte in der vorvergangenen Woche den israelischen Drusen Azzam Azzam vorzeitig nach acht Jahren Haft freigelassen, der in Kairo wegen angeblicher Industriespionage zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Unter den Gefangenen, die in der kommenden Woche aus israelischer Haft entlassen werden sollen, befänden sich keine „mit Blut an ihren Händen“, hieß es in einer Erklärung der israelischen Regierung. Vielmehr handele es sich um 120 Fatah-Mitglieder und um 50 Palästinenser, die ohne Arbeitserlaubnis in Israel illegale Jobs ausgeübt hätten. „Reiche Juden dürfen kommen“ Bericht über Berliner Pläne zur Begrenzung des Zuzugs Berlin (Reuters/dpa) – Die Bundesregierung will angeblich den Zuzug von Juden aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion deutlich begrenzen. Vom 1. Januar 2006 an soll das Beherrschen der deutschen Sprache Voraussetzung für einen Zuzug sein, berichtete die Berliner Zeitung ohne Nennung einer Quelle. Zudem dürften die Zuwanderer höchstens 45 Jahre alt sein und keine Sozialhilfe beziehen. Die Pläne sollen Israel und dem Zentralrat der Juden bekannt sein. „Es dürfen nur noch reiche Juden kommen“, zitiert das Blatt ein Mitglied der jüdischen Gemeinde. Allein in der Berliner Gemeinde mit etwa 12 500 Mitgliedern stammten mindestens 8000 Menschen aus Osteuropa, berichtet die Zeitung. Überwiegend seien dies Sozialhilfeempfänger. Die Gemeinden gerieten zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hätten die Änderungen mit dem Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, besprochen, hieß es in dem Bericht. Auch der israelische Heimatminister Natan Scharanski soll sich in die Debatte eingeschaltet haben. Hintergrund sei, dass in diesem Jahr erstmals mehr Juden nach Deutschland (9400) als nach Israel (etwa 8400) eingewandert seien, heißt es. Für die geringere Immigration nach Israel seien nicht nur die Gewalt durch den Palästinenseraufstand und die wirtschaftlich schwierigen Zeiten verantwortlich zu machen, meinen israelische Organisationen und Regierungsvertreter seit Jahren. In einem schwierigen Streit wurde mehrmals Deutschland mit seinen als offen bezeichneten Grenzen für Juden aus der früheren Sowjetunion von Seiten Israels scharf kritisiert. Ein Kurswechsel Berlins macht Israel nun Hoffnung auf zusätzliche Einwanderer. Einzelne Mitglieder des Zentralrates der Juden in Deutschland hätten die Pläne der Bundesregierung bestätigt, heißt es in dem Bericht weiter. „Wir kennen den genauen Inhalt des Gesetzestextes nicht“, sagte Albert Meyer, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Mitglied im Präsidium des Zentralrats. „Deshalb gibt es keinen Beschluss des Zentralrats dazu.“ Der Rabbiner Walter Homolka sagte der Berliner Zeitung: „In Anbetracht der wirtschaftlichen Schwierigkeiten sowie der Erfahrungen mit der Integrationsfähigkeit der Zuwanderer halten wir die Regelung für vertretbar.“ DAS POLITISCHE BUCH Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 11 Verfilzung der Gewalten Der Besserhesse Für Rupert Scholz dirigieren „Fachbruderschaften“ den Staat Wie man (nicht) Kanzler wird: ein Buch über Roland Koch D er Rechtsprofessor und Bundesminister a.D., gefällt sich in beiden Rollen. Wenn Rupert Scholz dann noch einen doppelsinnigen Titel („Deutschland – in guter Verfassung?“) vorlegt, darf man neugierig sein und fragen, wer da das Wort ergreift. Der Staatsrechtler oder der CDU-Funktionär? Titel und Verlag deuten darauf hin, dass hier der Professor die Federführung übernehmen wollte. Der erste Anschein spricht auch dafür. Scholz tut das, was er immer getan hat: Er doziert. Von hoher Warte aus. Wenn er sich selbst meint, schreibt er „aus hiesiger Sicht“, was bei dem Image, das er pflegt, an „ex cathedra“ erinnert. Doch der Vorlesungsstil täuscht. Das Sein des Politikers hat das Bewusstsein des Wissenschaftlers längst überlagert. Zwischen den Zeilen schimmert immer wieder durch, wo er Wurzeln geschlagen hat. Scholz bleibt dem Denken der CDU verhaftet. Er ist – anders als etwa Richard von Weizsäcker – im Alter nicht zum Staatsmann gereift, sondern mehr oder weniger Parteimann geblieben. Das ist nicht vorwerfbar – aber hinderlich für den großen Wurf, der einem Intellektuellen seines Zuschnitts hätte gelingen können. Er steht selten über der Sache. Er serviert grundsolide Hausmannskost, konservative Küche, drei Sterne. Manchmal verdient er auch vier – immer dann, wenn sich das Wissen des Verfassungstheoretikers und die Erfahrungen des Verfassungspraktikers auf ideale Weise ergänzen: wenn der Professor vom Profi der Parlamentsarbeit profitiert. Denn das war Scholz auch: Abgeordneter und Ausschussvorsitzender. In dieser Phase ist sein Stirnrunzeln entstanden – vorsichtige, wohl auch parteiübergreifende Kritik an der „Selbstentmachtung des Parlaments“. Der Autor bedauert, dass die Deutschen mit 85 000 Paragraphen leben müssen und dass ihre Repräsentanten „kaum noch über sehr substantielle Mitwirkungsbefugnisse“ verfügen. Er konstatiert, dass an die Stelle einer „transparenten Gesetzesproduktion“ längst „eine Abstimmungsmaschinerie getreten“ sei, „die von niemandem mehr übersehen werden“ könne. Indirekt bestätigt Scholz damit den Verdacht mancher Beobachter, die argwöhnen, dass viele Abgeordnete bei komplizierten Gesetzen – etwa beim Maastricht-Vertrag oder bei den Anti-TerrorPaketen – kaum noch imstande sind, den Inhalt oder gar die Folgen der Mammutwerke zu überblicken. So konkret wird Scholz nie, doch er macht deutlich , dass ihm am Gang der Gesetzgebung man- W ches missfällt. Er beklagt (mit Roman Herzog) die „fast undurchschaubare Verfilzung aller Gewalten“. Er beschreibt einen „Wust an Fachministerkonferenzen“ – und spottet über die „Fachbruderschaften“. Gemeint sind „rund 1000 Bund-Länder-Gremien“, die „ohne Einsicht und ohne Kontrolle des Parlaments ein eminentes Maß an realem politischen Einfluss ausüben“. Nur wenigen, nämlich nur denjenigen, die „den Deutschen Bundestag von innen kennen gelernt“ hätten, sei eine andere Tatsache bekannt: dass die „Landesgruppen und deren Vorsitzende ein evidentes politisches Machtzentrum im gesamten Parlaments- wie Fraktionsbetrieb verkörpern“. Deren Einfluss sei in beiden großen Volksparteien „immens“. Die Fürsprecher aus den Ländern funkten bei Sach- wie Personalentscheidungen dazwischen. Intern hießen sie „Teppichhändlerrunden“. Bei solchen Anmerkungen nimmt der Autor keine Partei aus – auch seine eigene nicht. Ansonsten wiederholt er alle bekannten Positionen der CDU: keine Plebiszite, keine zusätzlichen Grundrechte, keine Direktwahl des Bundespräsidenten. Seine Titelfrage beantwortet Scholz mit einem Ja. „Der Staatsrechtler in mir wusste immer um das Grundgesetz als einen wahrhaftigen Glücksfall der jüngeren deutschen Geschichte.“ Der Bürger im Rezensenten kann dem nur beipflichten. Doch dann argumentiert der Autor widersprüchlich. Er betont immer wieder die eherne Bedeutung des Grundgesetzes, andererseits ist ihm aber, wenn es zum Schwur kommt, der Nationalstaat als identitätsstiftende Quelle wichtiger als die Idee des „Verfassungspatriotismus“; diesen Gedanken lehnt er als „Schein-Konzept“ ab. Begründung: „Der Bürger lebt in seinem Gemeinwesen unter und mit seiner Verfassung, aber er findet seine eigene Grundidentität nicht in dieser Verfassung, sondern in der Zugehörigkeit zur eigenen Nation.“ Deshalb reibt sich Scholz an Jürgen Habermas, der in der offiziösen Botschaft „Wir sind wieder geworden“ eine „Lebenslüge der Bundesrepublik“ sieht. Scholz widerspricht: Die Deutschen „sind . . . zu solcher ,Normalität‘ – national wie international – verpflichtet, wenn nicht sogar verurteilt“. Mit Recht erwarte die internationale Staatengemeinschaft, dass sich Deutschland als „normales“ Mitglied empfinde und internationale Verantwortung übernehme. Scholz weiter: Die „Normalität“ bestreiten, heiße im Endeffekt, „wieder einmal ein deutsches ,Sonderbewusstsein‘ Der Bürger – wie hier Edmund Stoiber – „findet seine Grundidentität in der ZugehöFoto: dpa rigkeit zur eigenen Nation“, sagt der Staatsrechtler Rupert Scholz. oder eine deutsche ,Sonderrolle‘ zu reklamieren“. Nach seiner Überzeugung „verkörpert das Grundgesetz den vielleicht wichtigsten Beitrag zur ,deutschen Normalität‘“. Mit dieser Verfassung sei Deutschland „Teil der freiheitlichen Demokratien“ geworden. Die Brille des Wissenschaftlers legt Scholz beiseite, wenn es um andere Parteien geht. Bei der PDS etwa verlässt ihn jede Objektivität. Trotz der Wahlergebnisse in den neuen Bundesländern sei die Partei „nichts anderes als eine bestimmte ostdeutsche Milieu-Partei“ – eine von der Sorte, die „in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie dauerhaften Bestand gehabt“ hätten. Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens: Die „Milieupartei“ ist mancherorts bekanntlich stärker als die CDU oder gar die SPD. Solche Einäugigkeit schadet dem Gesamteindruck des Buches. Scholz beklagt zum Beispiel die „Parteiverdrossenheit“, die so sehr zum Merkmal der „res publica“ geworden sei, dass man schon von einer „res bloccata“ sprechen könne. Aber über eine wesentliche Ursache schweigt er sich aus. Spendenskandale, namentlich die seiner eigenen Partei, haben zur Rufschädigung der Politik beigetragen. Helmut Kohl fühlte sich seinem Ehrenwort mehr verpflichtet als der Verfassung, auf die er einen Eid geleistet hat. Er gab die Namen der Spender bis heute nicht preis. Ob und wie sich Kohls Weigerung mit der Verfassung vereinbaren lässt – eine Antwort darauf hätte man gern von dem Staatsrechtler Scholz gehört. Doch er gibt sich nicht durchgängig lammfromm. Einmal ist er über sich selbst hinausgewachsen. Da hat er am Denkmal gekratzt – und an Helmut Kohls „blühende Landschaften“ erinnert, die „noch etwas auf sich haben warten lassen“. ROLF LAMPRECHT RUPERT SCHOLZ: Deutschland – In guter Verfassung? C. F. Müller Verlag, Heidelberg 2004. 239 Seiten, 32 Euro. er beruflich mit dem hessischen Ministerpräsidenten zu tun hat, dem wird im Familien- und Freundeskreis gelegentlich die Frage gestellt, wie man das eigentlich aushalte mit einem solchen Menschen; der sei doch ziemlich unsympathisch. Wenn man dann entgegnet, dass es sich bei „diesem Menschen“ um eine durchaus angenehme Person handelt, wenn man gar noch ein, zwei Geschichten anfügt, die das illustrieren sollen, dann antwortet das Gegenüber in der Regel mit wissendem Grinsen: „Hast dich aber ganz schön einwickeln lassen!“ Von sofort an werden wir in diesen Fällen auf die Biografie des Berliner Journalisten Hajo Schumacher verweisen, im besonderen auf Seite 141. Dort berichtet der Autor von einer USA-Reise, bei der Koch von Vertretern aller Landtagsfraktionen begleitet wurde, darunter vom heutigen Fraktionschef der SPD, Jürgen Walter. Der prägte am Schluss der Tour eine Formulierung, die seither zum Zitatenschatz des Wiesbadener Landtags gehört. Walter sagte: „Wir müssen dringend nach Hause. Einen Tag länger, und dieser Koch fängt an, mir sympathisch zu werden.“ Das Buch erfreut sich einer überdurchschnittlichen Beachtung, seit es Ende November auf den Markt gekommen ist. Es gab Teilabdrucke in FAZ und Welt, ein Statement des Autors im Heute-Journal, ein Auftritt des Biografierten in der ARD-Talkshow von Sandra Maischberger. In der Wiesbadener Staatskanzlei wird das als Wert an sich empfunden: Wie viele der 15 anderen Ministerpräsidenten können schon für sich reklamieren, dass ein großer Publikumsverlag wie Fischer sie einer Biografie für wert hält, zumal wie viele andere Politiker im Alter von 46 Jahren? Überdies kommt der Chef sogar noch gut weg – obwohl sein Biograf wahrscheinlich keiner seiner Anhänger ist; jedenfalls war er früher beim Spiegel. Hajo Schumacher beschreibt den CDU-Politiker, weil er ihn weiterhin für einen möglichen Kanzlerkandidaten hält, sofern sich in zwei Jahren auch Angela Merkel gegen Schröder eine Niederlage holen sollte. Er erzählt den lebenslänglichen Härtetest, dem sich Menschen unterziehen, die auf dieses Ziel hinarbeiten am Beispiel Kochs – aber darüber hinaus trifft er den Typus an sich. Er beurteilt diesen Politiker als einen „Aufräumer, der das Kanzleramt nicht als Ziel begreift, sondern als Startrampe“, um das Land endlich umzubauen, als einen überaus ernsthaften Arbeiter, der politisch nicht so weit rechts steht, wie er gelegentlich tut. Die Frage ist, ob das ausreichen wird, um eine Chance zu bekommen. Einerseits gehört Koch zu den Politikern, denen allseits nicht nur Kompetenz zugesprochen wird, sondern auch eine Linie. Für die oberste Aufgabe von Politik hält er es, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern. Dazu verspricht er die permanente Anstrengung des Regierenden, fordert ebendiese aber auch von den Regierten ein. Aber: Ein großer Politiker „muss Projektionsfläche nicht nur für die Ängste der Wähler sein“,wie Schumacher schreibt, „sondern auch für ihre Hoffnungen, Sehnsüchte, Werte.“ Ob Koch diese Eigenschaft besitzt, daran zweifelt der Autor – so wie fast jeder, der sich professionell mit Roland Koch befasst und Reaktionen von Menschen (also: Wählern) bekommt, die ihn nur am Fernseher erleben. Hinreißende Anekdoten über Roland, das Kind, hat der Autor ausgegraben, die viel über Koch, den Politiker, erzählen. Wenn der Bub einst zu Hause in Eschborn den Rasen mähen musste, geriet ihm dies „zu einem Experiment im Fach Effizienz“, bis er eines Tages stolz verkünden konnte, dass man den Mäher spiralförmig von außen nach innen bewegen müsse. Dann werde der Schnitt immer zur Mitte ausgeworfen und das Zusammenrechen gehe schneller. Ein praktischer Junge, oder? Aber: In Rolands Nebenzimmer wohnte damals der Großvater. Ganz unverblümt sprach die Familie darüber, auch in Opas Anwesenheit, dass ein Durchbruch gemacht würde, wenn der alte Herr mal nicht mehr ist. Dann hätte der Roland zwei Zimmer. Wollen sich Menschen von einem regieren lassen, der so durch und durch pragmatisch zu sein scheint, von einem solchen „Besserhessen“? Hajo Schumacher hat sich zur Beantwortung der Frage einen schönen Schluss einfallen lassen. Er nennt zehn Gründe, warum Roland Koch auf jeden Fall Kanzler wird. Und fügt zehn an, warum auf keinen Fall. Den gemeinen Koch-Hasser dürfte sein Buch in Verwirrung stürzen: Dieser mag sich danach in der Ansicht bestätigt sehen, mit dem Mann nicht unbedingt in Urlaub fahren zu wollen (zumal man nun weiß, was der besonders mag: Sylt im Oktober). Aber ein Land könnte man ihm eventuell anvertrauen. Aus der Sicht Kochs dürfte damit schon viel erreicht sein. DETLEF ESSLINGER HAJO SCHUMACHER: Roland Koch. Verehrt und verachtet. Fischer Taschenbuch Verlag 2004, 340 Seiten, 9,90 Euro. ... die exklusive C&A Weihnachtskollektion In diesen farbenfrohen Outfits mit Hosen aus reiner Baumwolle fühlt sich Ihr Baby wohl. Sie erhalten alle vier Baby-Outfits in den Größen 62–92. Oberteile 50 D40727 - Drucktechnisch bedingte Farbunterschiede sind nicht ganz auszuschließen. JE € 4. Hosen JE € 7.- Auf Mark und P fennig! B e i C & A kö n n e n Sie bis Heiligaben d noch einmal in D-Mark zah len! Geschenke, die ein Lächeln zaubern... Seite 12 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 WISSEN HBS Montag, 20. Dezember 2004 Schule und Hochschule Minister-Ranking Hochschulverband mit neuem Test Minister unter der Lupe: Der Deutsche Hochschulverband (DHV) fordert alle Wissenschaftler auf, ab sofort einmal jährlich die politischen Leistungen der Bundes- und Landesminister für Wissenschaft und Forschung zu bewerten. Seit vergangener Woche (und noch bis zum 15. Februar) läuft die erste Abstimmungsrunde; unter www.hochschulverband.de/ministerranking.html können die Politiker per Schulnote bewertet und ein persönlicher Kommentar abgegeben werden. himm Warnung: Produkt enthält Buchstaben Es gibt Menschen, die gerne lesen. Sie verzichten aufs Fernsehen, lauschen allenfalls den Tele-Päpsten und schleppen dann die auferlegte Lektüre als Beute heim. Vom wahren Leben haben sie keine Ahnung. Big Brother kennen sie nur aus einem merkwürdigen alten SF-Buch, Dieter Bohlen und sein „literarischer“ Hühnerhof ekeln sie an. Dafür schätzen sie Grillparzer und andere sibirische Schriftsteller. Viele Jugendliche hingegen lesen ungern, vor allem Knaben. Das liegt daran, dass sie nur von Weibern unterrichtet werden. Anstatt über die Aufstellung der Nationalmannschaft zu diskutieren, müssen sich die Jungen mühsam in fiktive Problemwelten „einfühlen“. Klar stöhnen sie, wenn wieder ein Bücherstapel mit Lehrerin in der Tür erscheint. Missmutig sucht die Klasse nach bunten Bildern und berechnet anhand der Schriftgröße den nötigen Zeitauf- wand. Beklagt scheinheilig Papierverschwendung und Mord an unschuldigen Bäumen. Weil aber fossile Bildungsexperten und hungernde Verleger behaupten, dass Lesen bildet, müssen Lehrer weiterhin Bücher mit unwilligen Schülern verkuppeln. Aber gaaanz vorsichtig. Nur kein Kind zum Lesen zwingen. Es könnte eine schwere chronische Bibliophobie davontragen. Das „fremde Kulturgut Buch“ muss wie bittere Medizin verabreicht werden. Am besten püriert, mit viel Puderzucker. Lieber die Kurzfassung mit den Hauptsätzen wählen. Junglehrer ohne Rückenprobleme organisieren Lesenächte in der Schule, die älteren Kollegen veranstalten literarische Stadtrundfahrten („Hinter dieser Litfasssäule hat Emil mit den Detektiven Currywurst gegessen“), Lesewettbewerbe, Schreibkonferenzen, Autorenbegegnungen und Bücher-Flohmärkte. Sie rekrutieren stillgelegte Großeltern für Märchennachmittage, lassen Schüler Lesekisten, Lesetagebücher und Lesebiografien anfertigen. Lesen wirke intelligenzsteigernd und verbessere Stil und Rechtschreibung auf ganz wundersame Weise, predigen sie auf Elternabenden. Dass es einfach Spaß macht, neue Lebenswelten öffnet, die Phantasie anregt, irritiert nur. Damit der Lehrer endlich Ruhe gibt, spenden die Eltern ein paar Euro für die Klassenbibliothek. Die ersten zwanzig Bände hat er übrigens privat bezahlt. Jedes Mittel ist recht, um Kinder zum Lesen zu bringen! Also ab in den Buchladen, Weihnachtsgeschenke besorgen. Gabriele Frydrych Nächste Woche: Unter Eltern Scheingefecht Zu viele Prüfungen in Tübingen Ihre Selbstständigkeit ist der Universität Tübingen so wichtig, dass sie derzeit prüfen lässt, ob das neue Landeshochschulgesetz nicht gegen die Verfassung verstößt. Auch in der Vergangenheit hat die Eberhard-Karls-Universität manche Vorgaben aus dem Ministerium nicht ernst genommen. So verlangen die Wirtschaftswissenschaftler weit mehr Prüfungen von ihren Studenten, als eine Verordnung des Landes erlaubt. Aufgedeckt hat dies ein Student, der seit Monaten Professoren, Ministerialbeamte und Verwaltungsrichter darauf hinweist: Würde die Rahmenverordnung über Prüfungen eingehalten, hielte er sein Zeugnis bereits in der Hand. Die nach der Verordnung zulässige Scheinzahl (bei acht Semestern Regelstudienzeit sind das 14 Scheine im Hauptstudium) habe er nämlich erbracht. Dennoch wollte seine Fakultät ihm keinen Abschluss zugestehen. Die Verordnung von 2001 soll dafür sorgen, dass die Studienzeiten nicht zu lang werden, denn im Südwesten zahlen Bummelstudenten Langzeitgebühren. Die Beschwerden des Studenten nahm allerdings lange niemand recht ernst. Briefe und Anrufe des 26-Jährigen blieben unbeachtet. Dabei hatte die Fakultät ihre Missachtung der Verordnung Anfang 2001 sogar schriftlich angekündigt. Doch erst als die Sache öffentlich wurde, schaute das Ministerium in seine Akten. „Die Verordnung muss natürlich erfüllt werden“, so eine Sprecherin zur Süddeutschen Zeitung. Die Universität sei inzwischen aufgefordert worden, die Prüfungsordnung anzupassen. Der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Franz Wagner, hält dagegen die Verordnung für überholt. Sie passe nicht zu begleitenden Prüfungen des europäischen KreditpunkteSystems. Nur wenn man Prüfungen zusammenlege, halte man die Vorschrift ein. „Alle Universitäten haben Prüfungsordnungen, die nicht zu dieser Rahmenverordnung passen.” In diesem Punkt ist er sich immerhin mit dem klagenden Studenten einig, der schon weitere Verstöße im Land recherchiert hat. Offen bleibt, ob der Hochschüler bald sein Zeugnis bekommt. In erster Instanz bemerkte zwar der Richter, die Fakultät verstoße gegen die Verordnung. Einen individuellen Anspruch auf Zeugnis-Ausgabe sah er aber nicht. Der Verwaltungsgerichtshof, der im Januar urteilen will, beschäftigt sich ebenfalls eher mit Formalien. Und das Ministerium glaubt weiterhin an einen Einzelfall: Weitere Fälle wie den in Tübingen habe man noch nicht festgestellt. Frank van Bebber Lob für Süden Bildung in Bayern fast vorbildlich So schön kann studieren sein: Ein Auswahlgespräch an der privaten Hochschule für Unternehmensführung in Vallendar. Foto: Ausserhofer Wo man auf Elite nicht mehr warten will Die Studienstiftung des deutschen Volkes startet im Herbst eine virtuelle Spitzen-Universität für alle Studenten Von Jeanne Rubner L angsam wächst sich die EliteUniversität zu einer unendlichen Geschichte aus. Im Januar hatte der Bundeskanzler sie groß angekündigt: eine Hand voll Hochschulen, die wie Leuchttürme weit über dem soliden universitären Mittelmaß strahlen sollten. Das Jahr ist um, und nach dem Aus für die Föderalismuskommission wird man auch auf die Elite-Unis wohl noch weiter warten müssen. Immerhin: Mit dem Ausrufen von 2004 als Jahr der Elite ist die Hochschul-Szene in Bewegung geraten. Universitäten, Stiftungen und Wirtschaft wollen nicht länger auf die Politik warten, die sich nicht einigen kann – sie haben die EliteFörderung längst in die Hand genommen. Vielerorts wählt man die besten Studienbewerber aus, es entstehen Studiengänge für Begabte, die Studienstiftung des deutschen Volkes plant für das kommende Jahr sogar eine Elite-Universität, eine virtuelle zumindest. Vor zehn Jahren noch galt das E-Wort als nicht konsensfähig. Wer von EliteUniversitäten sprach, dem wurde unweigerlich beschieden, man wolle keine „Zweiklassengesellschaft“. Solche reflexartige Reaktionen sind deutlich seltener geworden, wenngleich die Befürchtung bestehen bleibt, man fördere eine Spitze zu Lasten der Breite. Der Vorwurf ist angesichts der knappen Mittel für die Hochschulen nicht ganz unberechtigt, allerdings wollen etliche Länder und auch Universitäten nicht mehr darauf verzichten, die Besten angemessen zu fördern. Bayern hat mit seinen Elite-Studien- gängen den Anfang gemacht. Zwischen Augsburg und Passau, München und Bayreuth gibt es seit diesem Semester zehn neue Studienangebote und fünf Graduiertenkollegs für insgesamt 300 hochbegabte Studenten und Nachwuchswissenschaftler. Sie lernen im Klassenverband, werden bestens betreut und sind schnell fertig, trotz zusätzlicher Praktika. Finanziert wird das Programm vom Freistaat sowie durch Sponsoren. Solche Premium-Studiengänge hat auch Hessen in seinem neuen Hochschulgesetz vorgesehen – allerdings kostenpflichtig. Für Angebote mit besonderem Betreuungsaufwand, heißt es, könne Gebühren für die Mehrkosten erhoben werden. „Reservierte Plätze im Hörsaal, Bevorzugter Einlass in die Sprechstunde des Professors, kostenlose Betreuung durch den Career-Service“ höhnt der Frankfurter Asta auf Flugblättern und wittert, dass „Economy-Class-Studiengänge“ abgewertet würden. Abi, Aldi, Ausland Doch die Asten dürften ein Scheingefecht führen. Längst ist akzeptiert, dass sich an Deutschlands Hochschulen eine Studien-Elite herausschält und dass diese durchaus bessere Studienbedingungen verdient hat, als die Massenuniversitäten bieten. Wo es noch keine Elite-Angebote gibt, wissen die neuen SpitzenStudenten sich anders zu helfen. Sie organisieren sich Praktika, auch schon mal bei Aldi, sie gehen ins Ausland. Sie sind mobil, studieren schnell und erwerben meistens mehr als nur ein Diplom. Und sie sammeln sich, wie das kürzlich er- schienene Ranking des Spiegel, an jenen Universitäten, die in den Besten-Listen ohnehin immer an der Spitze stehen: in München, Heidelberg oder Tübingen. An diesen Hochschulen ist man auch bereit, die Auswahl der Studenten zu forcieren. Die Technische Universität München sucht sich seit mehreren Jahren in etlichen Fächern ihre Anfänger aus, dasselbe praktizieren inzwischen sogar die Massenfächer Anglistik und Soziologie an der benachbarten Ludwig-Maximilians-Universität. Vorrangig geht es darum, die Zahl der Studienabbrecher zu verringern – einen gewissen CreamingEffekt nimmt man dabei aber gerne in Kauf. Denn wer es in München nicht schafft, muss eben woanders hin. Auch Heidelbergs Rektor Peter Hommelhoff hat kürzlich eine verstärkte Studentenauswahl angekündigt. Angesichts der sich ausbreitenden Elite-Förderung mag eine Organisation nicht zurückstehen, die sich traditionell um die Begabten kümmert: die 1925 gegründete Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie will, so sieht es ein Konzept vor, auf ihre lange Tradition von Sommer-Akademien bauen und vom nächsten Herbst an die besten und motiviertesten Studenten aller deutschen Hochschulen zusammenführen. Die virtuelle EliteUniversität soll bundesweit Studienstiftler, aber auch andere Studenten in fünf verschiedenen Kollegs unterschiedlicher Fachrichtungen versammeln. Jeweils vor Semesterbeginn im Frühjahr und Herbst sollen die Studenten an einer einwöchigen Blockveranstaltung teilnehmen. „Generationengerechtigkeit“ oder „Antike, Mythos und Religi- on“ sind als geisteswissenschaftliche Themen für den Herbst 2005 vorgesehen, in „Neuro-Psychowissenschaften“ soll Genetik und Verhalten des Gehirns gelehrt werden. Dabei will man, so Generalsekretär Gerhard Teufel, bewusst die Fächergrenzen sprengen und etwa Juristen, Volkswirte und Politologen zusammenbringen. Als Dozenten will man die „jüngeren Stars“ gewinnen, die oft genug selbst Studienstiftler waren. Das Programm für die Studenten, die vorzugsweise im fünften bis achten Semester sind und zwei Jahre lang an dem Kolleg teilnehmen, wird dicht sein und so viel Stoff vermitteln, wie normalerweise ein Seminar über ein ganzes Semester. Vorlesungen am Vormittag, Diskussionen am Nachmittag, abends nochmals ein Vortrag. Idealerweise sollen die Kollegiaten während des Semesters sich per Internet weiter austauschen. Das Geld kommt von der Stiftung, als weiterer Financier hat sich der Stifterverband gemeldet, und vom Bund erhofft man sich Mittel aus dem Elite-Topf. Mit derzeit 6000 Stipendiaten unterstützt die Studienstiftung gerade einmal ein Drittel eines Prozents der Studenten. Mit der virtuellen Hochschulen will man langfristig drei bis fünf Prozent aller Studenten erreichen, stellt Teufel sich vor. Das wäre dann schon eine breitere Spitze, die aus der Masse herausragen würde. Und mit dieser Idee sei man ohnehin „näher an der deutschen Seele dran“, sagt Gerhard Teufel , weil sie alle Universitäten und alle Studenten umfassen würde. Wenn Bund und Länder sich nicht auf eine Elite-Uni einigen können, muss eben erst einmal eine virtuelle herhalten. Alle meckern über das deutsche Bildungssystem, nun auch noch die Wirtschaft. In einem ersten Bildungsmonitor hat das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mehr als hundert Stärken und Schwächen von Schulen und Hochschulen im Hinblick auf die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft ausgewertet. Untersucht wurde etwa, wie viele Schüler Abitur machen, wie viele Jugendliche erfolgreich eine Ausbildung absolvieren, oder wie es um den Nachwuchs in technischen Fächern steht. Demnach ist kein Land wirklich Spitze und: Die Studie macht wiederum deutlich, wie unterschiedlich die Lernund Ausbildungsbedingungen in Deutschland weiterhin sind. Besonders gut sind sie, kaum überraschend, in Bayern und Baden-Württemberg. Auf den Plätzen drei und vier folgen Thüringen und Sachsen. Die hinteren Ränge teilen sich Berlin und Bremen. Bayern erhält viel Lob für seine Finanzausstattung sowie die gute Betreuungsrelation von Schülern und Lehrern. Voll zufrieden sind die Bildungsforscher vom IW aber auch mit den Südländern nicht: Bayern bringe zu wenig begabte Schüler zum Abitur, in Baden-Württemberg hätten es ausländische Kinder besonders schwer. Bremen dagegen hat, ebenso wie Nordrhein-Westfalen, besonders viele Studenten, bietet diesen aber keine guten Lernbedingungen. Punkten konnte dagegen Schleswig-Holstein, das sich um die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses verdient mache. maris Angenähert Streit um Abschlüsse entschärft Heftige Kritik hatten die großen Technischen Universitäten („TU 9“) geerntet, als sie im Oktober den Bachelor (BA) als berufsqualifizierenden Abschluss abgelehnt, den Master (MA) zum Regelabschluss erklärt hatten und obendrein nur ihre eigenen Absolventen zum Aufbaustudium zulassen wollten. Begründet hatten sie ihren Schritt mit der Sorge um die Qualität der Ingenieurausbildung und mit angeblichen Quoten, mit denen eine Reihe von Ländern die Zahl der BA- und MA-Angebote festlegen wollten. Solche Quoten hatte auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) abgelehnt. Nun haben sich HRK und die Länder angenähert: Eine Quotierung soll es nicht geben, beschlossen sie Ende vergangener Woche am Rande der Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) in Bonn. Im Gegenzug stellten sie klar, dass der Bachelor allen Absolventen den Zugang zum Master-Studium „an derselben oder an einer anderen Hochschule ermögliche“. Am BA als vollwertigem Abschluss halten HRK und KMK fest: Auch bei den Ingenieuren soll Bachelor „für die Mehrzahl der Studierenden zu einem ersten Berufseintritt“ führen. Wegen des eher noch steigenden Bedarfs an hochqualifizierten Absolventen müsse es dennoch ein angemessenes MA-Angebot geben. fine Im Klassenzimmer funkt es Gute Schulen nach Pisa: In München machen Schüler Radiosendungen, und ihre Lehrer entdecken dabei ganz neue Qualitäten Pisa schlecht, alles schlecht? Mitnichten. In vielen Schulen und Kindergärten wird längst geholfen, gefördert, experimentiert. In den nächsten Wochen stellt die SZ interessante Projekte vor, die gegen die Schwachstellen des deutschen Bildungssystems angehen. Heute: das Luisengymnasium in München. Auf den ersten Blick sieht hier nichts nach dem typischen Pisa-Elend aus. „Schule ohne Rassismus“, steht auf einem Schild, das an der Außenfassade hängt: „Schule mit Courage“. Die Graffitis im Schulhof machen den gepflegten Eindruck eines Projekts aus dem Kunstunterricht. In jedem Klassenzimmer hängen freundlich-fröhliche Plakate, die um Müllentsorgung in den dafür vorgesehenen Papierkörben bitten. Als um 14.45 Uhr der Gong dröhnt, sind alle Flure voller junger Menschen – etwas erschöpft, aber überwiegend gut gelaunt, wie sich das eigentlich gehört. „Wir haben wirklich tolle Schüler“, sagt Halldis Engelhardt, Oberstudienrätin am Städtischen Luisengymnasium in München, Bayern, Pisa-Musterland. Seit 1978 ist Engelhardt Lehrerin, und sie wirkt nicht ausgebrannt, sondern ziemlich zufrieden. Ist dies der richtige Ort für ein Reformprojekt? Halldis Engelhardt betreut am Luisengymnasium den Abitur-Grundkurs „Tatfunk“ für Schüler aus der 12. Jahrgangsstufe, der dort bereits zum dritten Mal in Folge läuft. „Unternehmerisch handeln mit Mikro und Mischpult“, lautet das Motto für den ungewöhnlichen ExtraUnterricht – dessen Note allerdings wie bei einem regulären Fach ins Abitur ein- Selbstständigkeit und Teamgeist: Was im Unterricht zu kurz kommt, sollen Schüler im „Tatfunk“-Projekt lernen. Foto: Ausserhofer / Kuenheim Stiftung gebracht werden kann. Die „Tatfunker“ bekommen den Auftrag, innerhalb eines Schuljahres eine Radiosendung zu einem selbst gewählten Thema zu produzieren. Die Latte liegt hoch, denn das Ergebnis soll eine Jury aus Radio-Profis überzeugen und einen Platz im Pro- gramm eines Senders bekommen. Hilfestellung bietet ein erfahrener Radiojournalist, der den Kurs als externer „Mediencoach“ begleitet. Die Idee und das Konzept zu Tatfunk kommen von der Eberhard von Kuenheim Stiftung, die das Projekt gemein- sam mit der Firma BMW inzwischen an 20 Schulen bundesweit anbietet – darunter sind nicht nur Gymnasien, sondern auch eine Gesamtschule, zwei Kollegs für den Zweiten Bildungsweg, eine Regelschule und ein Landesinternat. Zu den weiteren Partnern gehört auch der Bayerische Rundfunk. „Wir wollen den Schülern einen Freiraum geben, damit sie eigenständig etwas unternehmen und dafür Verantwortung übernehmen können“, erklärt Gisela Huber, Projektleiterin bei der Kuenheim Stiftung, den Ansatz: „Anders als im normalen Unterricht planen die Tatfunk-Schüler ihr Schuljahr selbst, verwalten ein eigenes Budget und arbeiten als Projektteam zusammen.“ Und genau hier fangen auch (oder gerade) an einer ganz normalen Schule die Schwierigkeiten an. „Ein Schüler bei uns am Gymnasium nimmt immer noch eine überwiegend passive Rolle ein – nach dem Prinzip: aufnehmen und reproduzieren“, sagt Halldis Engelhardt. „Tatfunk verlangt Aktivität von jedem Einzelnen. Das muss erstmal gelernt werden. Auch vom Lehrer, dass er das zulassen kann.“ Wissenschaftler schätzen die Bedeutung von solchen alternativen Unterrichtsformen nicht erst seit Pisa als besonders wichtig ein. „Niemand erwirbt Kompetenzen wie Eigeninitiative, Selbstständigkeit oder Konfliktlösung als Trockenschwimmer“, so Jan Hense von der Universität München – der Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie begleitet und evaluiert das Tatfunk-Projekt. „Wenn wir solche Qualifikationen in der Schule stärker fördern wollen, müssen wir dazu auch die nötigen Gelegenheiten geben.“ Aus diesem Grund beteiligt sich auch die Wirtschaft verstärkt an solchen Projekten. „Auch an den Gymnasien gilt: Rein theoretischer Unterricht reicht nicht aus, um junge Menschen auf ein Leben nach der Schule vorzubereiten“, so Konstanze Carreras, Leiterin Referat Gesellschaftspolitik von BMW. Und genauso wie das Leben bietet auch Tatfunk allerhand Überraschungen. „Eine Teilnehmerin war keine gute Schülerin“, erinnert sich Halldis Engelhardt. „Aber für Tatfunk war sie wunderbar. Da konnte sie einen Witz entwickeln, der sonst gar nicht benotet wird.“ Das Tatfunk-Team selbst macht auch einige völlig neue Erfahrungen: Wie schwierig es ist, eine Tagesordnung auf der Redaktionssitzung einzuhalten zum Beispiel – oder dass eine Sendung nicht fertig wird, wenn man nach dem Ende der Stunde einfach nach Hause geht. „Bei Tatfunk gibt es eben keinen Gong“, so Engelhardt. Die Tatfunker wissen jedenfalls genau, was ihnen hier gefällt und an der normalen Schule fehlt. „Wir können selbständig arbeiten“, sagt Lisa. „Die Sendung am Ende ist etwas Greifbares, das wir erzielt haben“, sagt Mona. „Gestaltungsfreiheit“, sagt Anya, und sie ergänzt: „Uns selbst in einem Team organisieren zu können – das ist doch voll wichtig für den Beruf. Bei uns klappt das noch nicht so gut, aber wir lernen das hier schon noch.“ Vielleicht kann man das von solchen Schülern an so einer Schule lernen: Auch abseits der Pisa-Katastrophengebiete gibt es noch genug zu tun. Stefan Sippell Seite 14 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 PANORAMA HBS Montag, 20. Dezember 2004 Leute Stars fordern Kanzler zu großzügiger Hilfe auf Die Geschichte des Sterns von Bethlehem hat nichts von ihrer Faszination verloren. In Norddeutschlands einzigem Großplanetarium in Wolfsburg kommen seit 21 Jahren jedes Jahr bis zu 7000 Besucher, um etwas über den Stern zu erfahren, der die drei Heiligen Könige nach Bethlehem zur Krippe mit Jesus geführt haben soll. Ein Spezialprojektor in der Mitte der zehn Meter hohen Kuppel fährt aus dem Boden und lässt den Stern von Bethlehem am künstlichen Firmament erstrahlen. Anhand der biblischen Geschichte werden den Besuchern die Sternbilder über Palästina erläutert. Sie hören, wie sternenkundige Priester die Annäherung der Planetengötter Marduk und Kewan, Jupiter und Saturn erlebten und wie sich die drei Weisen schließlich auf die Reise nach Bethlehem begaben. Foto: dpa Noch 4 Tage ... Anhänger der Opposition in der Ukraine können das bevorstehende Neujahrsfest mit orangefarbenen Plastik-Tannen feiern. Die „oppositionellen“ KunststoffWeihnachtsbäume werden von einer Fabrik in der Stadt Luzk produziert und finden reißenden Absatz. Russen und Ukrainer stellen sich den Weihnachtsbaum zu Silvester in die Stube. Er bleibt dort dann etwa zwei Wochen stehen. Oppositionsführer Viktor Juschtschenko und sein Stab hatten Orange zum Symbol für einen politischen Neubeginn in der Ukraine erklärt. Foto: C. Hess Von Tanja Rest Köln – Hoffen wir jetzt einfach mal, dass Oliver Stone einen unruhigen Flug hatte, dass ihm irgendeine Party noch bleischwer in den Knochen sitzt oder er soeben erfahren hat, dass die Handwerker in seinem Anwesen in Beverly Hills richtig Mist gebaut haben. Sonst müssten wir nämlich annehmen, es sei der Abend selbst, der ihm keine rechte Freude bereitet. Stone, der Macher von solch maßloskraftvollen Kinodramen wie „The Doors“, „JFK“ oder „Nixon“, steht auf dem roten Teppich vorm Cinedom wie sein eigenes Phantom. Erschöpft sieht er aus und irgendwie – mutlos. „It’s always good to be in Europe“ sagt er und, ja, er sei zufrieden mit seinem „Alexander“ (Deutschlandstart: 23. Dezember). Viel mehr ist ihm nicht zu entlocken. Vielleicht ahnt Stone ja längst, dass er diesmal unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Dass er den neuen „Lawrence von Arabien“ nicht abgeliefert hat. Ein Triumphzug – nichts Geringeres hatten sich die Architekten von „Alexander“ nach 15 Jahren Vorbereitungszeit erwartet. Der deutsche Produzent Thomas Schühly („Der Name der Rose“) begeisterte Stone bereits 1989 für einen Film über den rastlosen Mazedonenkönig, der in einem gewaltigen Eroberungsmara- thon bis nach Indien vordrang und 323 vor Christus mit erst 32 Jahren starb. Auch George Lucas, Steven Spielberg und der Australier Baz Luhrmann arbeiteten an einem Alexander-Film – doch als 2000 „Gladiator“ an der Kinokasse einschlug, reagierte Stone mit seinen deutschen Produzenten Schühly und Moritz Borman am schnellsten. „Stone wins the race“, schrieb die New York Times. Nach dem US-Filmstart lesen sich die Schlagzeilen ganz anders. „Alexander“ ist in den Zeitungen verrissen worden, was angesichts der Stone-Phobie der amerikanischen Filmkritik noch nichts heißen muss. Aber auch das Publikum zeigte sich nur mäßig interessiert. Nach vier Wochen ist „Alexander“ in den USA kurz davor, aus den Top Ten der Kinocharts zu purzeln. Das steckt ein 150-Millionen-Dollar-Projekt nicht so leicht weg. „Es ist wie in einer Schlacht: Manche kriegen den Lorbeerkranz, andere gehen als Fußkranke nach Hause“, so sieht es Thomas Schühly. Der Film ist zu einem Großteil mit deutschen Geldern finanziert worden. Es dürfte hierzulande einige Fußkranke geben, die in diesen Wochen unruhig schlafen. Die Deutschlandpremiere am Freitagabend in Köln sieht dann auch aus wie ein allerletzter Kraftakt. Durch den Cinedom zieht sich ein 150 Meter langer roter Oliver Stone blinzelt so irritiert, als habe er sich ins Scheinwerferlicht verlaufen, Colin Farrell schreibt brav Autogramme, lobt das Kölner Bier und bleibt ansonsten eher wortkarg. Womit der Abend ihr gehört: Angelina Jolie im transparenten Zweiteiler, Angelina mit den grünen Augen und den Schlauchbootlippen, die so grotesk schön ist, dass zwei Kolleginnen vom Fernsehen im folgenden Dialog Trost suchen müssen: „Ihr Taxifahrer hat mir vorhin erzählt, morgens sieht die ganz normal aus.“ – „Echt?!“ – „Die is’ auch bloß Styling und Makeup.“ Premierenstimmung will nicht aufkommen. Im Kino reiht sich das Filmteam vor der Leinwand auf, winkt kurz in die Runde und verschwindet auf Nimmerwiedersehen in die Kölner Regennacht. Drinnen stehen 170 Minuten „Alexander“ bevor. Es ist das erwartete Ausstattungsfest: opulente Sets und Kostüme, großartige Landschaften, atemberaubende Schlachten – die aber nie über die Schwächen des Drehbuchs hinwegtäuschen können. Das Publikum reagiert verhalten. „Gut gemacht, aber mindestens eine Stunde zu lang“, sagt einer. „Dünne Story, zu viel Gemetzel“, findet ein anderer. „Dem Wagenden hilft das Glück“ – dieser Satz von Virgil, dem Film als Leitmotiv voran gestellt, ist bei „Alexander“ wohl nur bedingt aufgegangen. Teppich, flankiert von hunderten „Alexander“-Plakaten mit dem zumindest grammatikalisch fragwürdigen Untertitel „Sein Name ist eine Legende, seine Taten unvorstellbar“. Vorm Eingang steht eine riesige Baldachin-Konstruktion, darunter tummeln sich 20 Statisten in Filmkostümen, drei Pferde und drei waschechte indische Elefanten. Daran gemessen bleibt das Aufgebot an VIPs bescheiden: Wenn sich der Foto-Tross erst mal auf den einstigen Rapper Oli P. einschießt, weiß man eigentlich schon, dass Til Schweiger nicht mehr kommen wird. Explodierende Dezibel-Werte kündigen schließlich die Ankunft der Stars an. Angelina Jolie und Oliver Stone bei der Filmpremiere in Köln. Foto: AP nen, Augenvergrößerungen und Fettabsaugungen an Wangen und Bauch hätten sich gelohnt, sagte Feng, die später selbst Schönheitschirurgin werden will. Auf ihr künstlich nachgebessertes Aussehen sei sie stolz. Neben Preisen im Wert von 4500 Euro erhielt die Siegerin eine Informationsreise zu mehreren Schönheitskliniken in Japan. Foto: dpa Gewinnzahlen vom Wochenende Glücksspirale: 10 Euro auf Endziffer 7, 20 Euro auf Endziffer 54, 50 Euro auf Endziffer 344, 500 Euro auf Endziffer 2 208, 5000 Euro auf Endziffer 14 240. Prämienziehung: 2 500 Euro monatlich auf die Losnummer 476 227 und 7 000 Euro auf Losnummer 8 866 253. Süddeutsche Klassenlotterie: 1 000 000 Euro fiel auf die Losnummer 1 004 452; je 100 000 Euro auf die Losnummern 0 551 264 und 2 467 290; 10 000 Euro auf die Endziffern 37 496; 1000 Euro auf die Endziffern 4 436; je 125 Euro auf die Endziffern 69 und 71. Keine Ergänzungszüge. ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ Prämienziehung: ein Haus oder 1 000 000 Euro auf Losnummer 8 412 099; 100 000 Euro auf Losnummer 551 835; 10 000 Euro auf Losnummer 64 270; 1 000 Euro auf Losnummer 8 712; 10 Euro auf Losnummer 13 und die Wochenziehung: Opel Meriva auf Losnummer 0 263 827; Ford Fiesta auf Losnummer 2 767 940; mit „ MS Delphin Renaissance“ zu den Metropolen der Ostsee auf Losnummer 0 337 045, Relais-und Chateaux-Hotel Dollenberg auf Losnummer 1 490 113 und 100 000 Euro auf Losnummer 4 941 564. (ohne Gewähr) Komplott, Verschwörung, Hexenwerk Der Rosenkrieg des vormaligen britischen Innenministers David Blunkett mit seiner Ex-Geliebten geht in die nächste Runde Deutschlandwetter Heute Morgen Vorhersage Von Christoph Schwennicke schlafen. Blunkett hatte über Jahre ein Affäre mit der in zweiter Ehe verheirateten Quinn. Deren erster Sohn William, zwei Jahre alt, stammt nachweislich von Blunkett. Der zurückgetretene Innenminister erhebt auch Anspruch auf die Vaterschaft von Quinns zweitem Kind. Die Frau ist derzeit hochschwanger. Am Wochenende gab es noch eine unangenehme Überraschung für Blunkett. Während ihrer gemeinsamen Zeit soll Frau Quinn überdies eine Affäre mit dem bekannten Guardian-Kolumnisten Simon Hoggart gehabt haben. In Londons Polit-Partyszene wurde ihr nach einem Wort ihres ersten Mannes nachgesagt, dass sie selbst dereinst im Grab darüber nachdenken würde, ob sie nicht neben jemandem Interessanteren liegen könnte. Verantwortlich: Andrea Bachstein 0 99 Internet-Tipps zu den PanoramaThemen: www.planetarium-wolfsburg.de – Die Himmelsdaten im Dezember. www.layline.de/geschichte/Alexander_0.html – Die Fakten zum Film. London – Der selbstzerstörerische Rosenkrieg zwischen dem vormaligen britischen Innenminister David Blunkett und seiner Ex-Geliebten Kimberly Quinn um den gemeinsamen Sohn William hätte mit dem Rücktritt Blunketts gut und gerne beendet sein können. Es war genug schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen worden. Offenbar ist Blunkett aber so rasend vor Wut und enttäuschter Liebe, dass er vor einem hässlichen und zunehmend grotesken Nachspiel nicht zurückschreckt. Die neueste Behauptung Blunketts nach Auskunft enger Freunde: Seine Ex-Geliebte habe den Chef der Untersuchungskommission zu Amtsmissbrauch Herkunft aus der Arbeiterstadt Sheffield gesagt haben. Komplott, Verschwörung, Hexenwerk: In der Welt des David Blunkett soll Kommissionschef Budd von Kimberly Quinn becirct worden sein, wie mehrere Sonntagszeitungen gleich lautend berichten. Die Behauptung Blunketts klingt völlig abenteuerlich, wird bestenfalls gestützt vom Karriereweg der 43-jährigen Kimberly Quinn, der nachgesagt wurde, ihre Reize und ihren Charme dazu benutzt zu haben, in der Londoner Polit-Schickeria bis zur Herausgeberin des Wochenmagazins Spectator zu avancieren. Dem blinden Blunkett selbst soll sie bei ihrem ersten Treffen offenbart haben, dass sie schon immer einmal wissen wollte, wie es sei, mit einem Mann ohne Augenlicht zu @ Feng Xian, 22, ist in China zur ersten „Miss Schönheitsoperation“ gewählt worden. Sie setzte sich in der Endrunde in Peking gegen 19 Kandidatinnen zwischen 17 und 62 Jahren durch. Die erlittenen Schmerzen durch Botox-Injektio- Oliver Stone, Colin Farrell und Angelina Jolie versuchen bei der Deutschlandpremiere von „Alexander“ zu retten, was zu retten ist Blunketts „mesmerized“ – ein schönes englisches Wort, das so viel bedeutet wie den Kopf verdreht, hypnotisiert, in den Bann geschlagen. Sir Alan Budd war offiziell mit der Untersuchung beauftragt, ob Blunkett persönlich die Erteilung einer Aufenthaltgenehmigung für das philippinische Kindermädchen der Frau Quinn beschleunigt habe. Budds Bericht wird erst am Dienstag veröffentlicht. Es sickerte aber durch, dass Budds Recherchen ergeben haben, dass in jedem Fall Blunketts Büro in die Sache verwickelt war. Außerdem redet Blunkett davon, dass er einem professionell arrangierten Millionen-Komplott der Quinn erlag: Er sei das Arbeiterklassenopfer der Reichen, soll Blunkett in Anspielung auf seine einfache Links unten Jackie Chan, 50, Schauspieler, würde den Kampfanzug gern ausziehen. Nach mehr als 100 Filmen sei er der reinen Actionstreifen etwas überdrüssig und werde langsam auch zu alt dafür. „Ich möchte mich verändern, möchte dem Publikum zeigen, dass ich nicht nur Actionstar bin. Ich möchte Schauspieler sein“. Sein großes Vorbild hat er schon gefunden: „Ich wäre gern wie Robert de Niro“. Dieser könne alle Rollen spielen, egal ob gut oder böse. Der traditionelle MartialArt-Film hat nach Einschätzung Chans ohnehin keine Zukunft mehr. Heute seien immer häufiger Computer verantwortlich für die Actionszenen. Eroberer auf dem Rückzug Doppelmord in psychiatrischer Klinik Pau (AP) – In einer psychiatrischen Klinik der südwestfranzösischen Stadt Pau sind eine Krankenschwester und eine Pflegerin bestialisch ermordet worden. Eine der beiden Frauen wurde nach Angaben der Polizei geköpft, der anderen wurde die Kehle durchgeschnitten. Fünf Personen wurden im Zusammenhang mit der Tat vernommen, darunter ein Mann, der wenige Tage zuvor in der Klinik behandelt worden war. Über mögliche Motive für den Doppelmord war zunächst nichts bekannt. Die Frauen, 48 und 40 Jahre alt, hinterlassen beide Mann und Kinder. Nach Angaben von Gewerkschaften ist die Sicherheitslage in der Klinik wegen Sparmaßnahmen schon seit Monaten ein Problem. Ralf Schumacher, 29, Formel-1-Pilot, kann sich angesichts komplizierter Steuergesetze und ständiger Vorwürfe, ein Steuerflüchtling zu sein, vorstellen, seine deutsche Staatsbürgerschaft abzulegen. „Wenn einer meinen deutschen Pass haben will, dann gebe ich ihn ab“, sagte der Rennfahrer der Bild am Sonntag. Schumacher, der mit seiner Familie in Österreich lebt, fügte hinzu: „Der Hauptgrund, warum ich aus Deutschland weggegangen bin, war gar nicht mal die Höhe der Steuern, sondern dass man hier wegen der komplizierten Steuergesetze ständig mit einem Bein im Knast steht.“ Der Weg nach Bethlehem London (dpa) – Herbert Grönemeyer, Claudia Schiffer, Franka Potente und andere prominente Deutsche haben Bundeskanzler Gerhard Schröder aufgefordert, sein „Versprechen zu halten“ und den ärmsten Staaten der Welt großzügiger zu helfen. „Auch in diesem Moment stirbt wieder ein Kind an Unterernährung“, schrieben die Stars gemeinsam mit Hilfsorganisationen in einem „Brief an Bundeskanzler Schröder zu einer Frage von Leben und Tod“. Die Erklärung sollte am heutigen Montag außer in London und Berlin auch in Anzeigen in der deutschen Presse veröffentlicht werden. Alle reichen Industriestaaten seien weit von ihrem Ziel entfernt, die Armut in der Welt bis 2015 zu halbieren, kritisierten die Prominenten. „Aber einige wie Großbritannien und Frankreich strengen sich an, mehr zu tun als Ihr Land. Unser Land, Herr Schröder!“ Der Kanzler solle deshalb beim G8-Gipfel im nächsten Juli in Schottland ein „umfassendes Sofortprogramm zur Armutsbekämpfung“ mitbeschließen. Der britische Schatzkanzler Gordon Brown hatte die reichsten Länder der Welt im Oktober aufgefordert, den ärmsten Ländern ihre Schulden zu erlassen. Bundesfinanzminister Hans Eichel schloss das für Deutschland aus. Bei der derzeitigen Haushaltslage sei aus Berlin kein Beitrag dazu zu erwarten. T Warmfront 5 99 Wettervorhersage für 12.00 Uhr N Wetterlage Hoch "Claus" bestimmt zurzeit das Wetter in Mittel- und Westeuropa. So scheint teils die Sonne, teils halten sich aber Nebel oder Hochnebel. N O W S Nordseeküste Einzelne Regenschauer, 00 10 99 5 St. Petersburg 05 10 Mittwoch Warmluft Helsinki Moskau T London Berlin Warschau H Paris München H Wien 1020 10 Donnerstag Freitag Belgrad 15 Madrid 10 10 -1° -10° T Norden Rom 05 10 München 1010 3° -8° Stuttgart -2° -11° 15 10 -3° -10° 3° -9° 10 -1° -9° Stuttgart 0° -10° 10 lenweise Nebel, im Tagesverlauf überwiegend freundlich, 0 bis 3 Grad. -2° -9° Frankfurt Stockholm 100 5 Dienstag überwiegen im Nordwesten Wolken, und gelegentlich fällt Regen oder Schneeregen. Sonst gibt es ruhiges Hochdruckwetter, teils mit Sonne, teils mit Nebel oder Hochnebel. Dresden H T Aussichten 0° -5° 2° -4° Köln 1° -7° -1° -8° Berlin 3° -1° Kaltluft 990 1025 Frankfurt Wolken, morgens örtlich Nebelfelder. 0 bis 3 Grad, nachts minus 2 bis minus 5 Grad. Mitteldeutschland In der Frühe stel- Dresden -1° -8° 1° -4° Münster 1° -6° -1° -4° -1° -7° Hamburg Mischfront 1020 Ostdeutschland Mix aus Sonne und 3° -5° Rostock 3° 0° Berlin Münster Köln S Kaltfront 0 98 H Hoch 985 T Tief 1030 Küstenbereich einzelne Schauer und Werte um 5 Grad, sonst wechselnd bewölkt, 1 bis 3 Grad. 2° Kiel 0° 3° -2° 5° -1° ne und nur vereinzelt Regen- oder Schneeregenschauer. Temperaturen um 5 Grad. Norddeutschland Im Rostock Hamburg sonst Wechsel von Sonne und Wolken, 5 bis 7 Grad. Frischer bis starker Westwind. Ostseeküste Wolkenfelder, etwas Son- O W 2° Kiel -1° Zwischen Schleswig-Holstein und der Oder ziehen Wolken mit Regen und Schnee vorüber. Im übrigen Deutschland zeigt sich der Himmel teils wechselnd, teils nur locker bewölkt, gebietsweise hält sich aber auch Nebel oder Hochnebel. Nördlich von Main und Mosel steigen die Temperaturen auf 0 bis 5 Grad, im Süden auf minus 2 bis 0 Grad. 00 10 100 5 10 T Kanaren München Tunis Mitte 10 Istanbul 15 10 Athen Westdeutschland Einzelne Frühnebelfelder, sonst freundlich und trocken. 1 bis 3 Grad, im Bergland leichter Frost. Südwestdeutschland Morgens stellenweise trüb, sonst freundlich. Minus 2 bis 0 Grad, nachts örtlich bis minus 10 Grad. Südbayern Zunächst neblig-trüb, später örtlich Sonne, hier und da Nebel bis zum Nachmittag. Minus 3 bis plus 1 Grad. Nordbayern Zunächst örtlich Nebel, später gebietsweise Sonnenschein. Temperaturen minus 2 bis plus 1 Grad. Biowetter Besonders Personen mit Rheumaerkrankungen leiden unter dem derzeitigen Wetter. Sonst treten kaum wetterbedingte Beschwerden auf. Nullgradgrenze bei 300 m Deutschland heute Berlin Bremen Brocken Dortmund Dresden Düsseldorf Erfurt Essen Feldberg Feldberg/Ts. Frankfurt Freiburg Freudenstadt Hamburg Hannover Helgoland Karlsruhe Kassel Koblenz Köln Konstanz Schn.sch. wolkig heiter wolkig wolkig wolkig Nebel wolkig sonnig wolkig Nebel heiter heiter wolkig wolkig wolkig heiter heiter wolkig wolkig heiter gestern 3° 3° -6° 2° 1° 3° 0° 2° -6° -4° 0° -2° -3° 3° 2° 5° -1° 1° 1° 3° -1° 1° 2° -7° 3° 0° 3° 1° 2° 0° -3° 3° 3° -2° 2° 2° 4° 2° 2° 3° 3° 1° Leipzig List/Sylt Lübeck Magdeburg Mannheim München Nürnberg Oberstdorf Osnabrück Passau Rostock Saarbrücken Schleswig Stuttgart Trier Wiesbaden Zugspitze Nullgradgrenze bei 400 m wolkig 1° wolkig 6° Schn.sch. 3° wolkig 2° heiter -1° heiter -1° wolkig -1° wolkig -3° wolkig 3° wolkig 0° Schn.sch. 3° wolkig 1° wolkig 2° heiter -1° wolkig 2° Nebel -1° heiter -16° 2° 3° 2° 3° 4° 0° 2° 0° 2° -1° 2° 1° 1° 0° 2° 2° -8° Vorhersage für 12.00 Uhr Ortszeit Wetterhistorie München Temp.-max. Temp.-min. 16,5 °C -21,8 °C 1993 1931 08:01 13:02 16:22 01:32 Angaben für München 26.12. 10.01. 03.01. 17.01. Europawetter heute Amsterdam Athen Barcelona Belgrad Bordeaux Brüssel Dublin Helsinki Innsbruck Istanbul Kiew bedeckt sonnig sonnig Schnee sonnig sonnig wolkig wolkig wolkig bedeckt wolkig 5° 15° 14° 3° 8° 4° 7° -3° -2° 10° -1° unter -10° Süden Las Palmas Lissabon London Madrid Mailand Moskau Nizza Palma d.M. Paris Prag Rom Salzburg Stockholm Verona wolkig 23° wolkig 14° Schn.sch. 6° wolkig 11° sonnig 9° Schn.sch. 1° bedeckt 13° Schauer 16° sonnig 3° sonnig 0° Schauer 15° wolkig -1° wolkig -2° sonnig 6° Warschau Wien Zürich Schn.sch. -1° sonnig 1° sonnig -1° Weltwetter heute Abu Dhabi Bangkok Bombay Boston Chicago Denver Dom. Republik 12.00 Uhr UTC sonnig sonnig sonnig Schnee wolkig wolkig Schauer 23° 30° 29° 0° -3° 10° 28° -10° / -5° -5° / 0° Hongkong Houston Jakarta Johannesburg Kairo Kuwait La Paz/Bol. Lima Los Angeles Malediven Mekka Mexico City Miami Montreal 0° / 5° wolkig sonnig Schauer Gewitter wolkig wolkig Gewitter Schauer sonnig wolkig Schauer wolkig wolkig Schnee 5° / 10° 22° 16° 31° 21° 19° 16° 18° 27° 23° 31° 27° 15° 20° -14° 10° / 15° New Delhi New York Peking Perth Riad Rio de Janeiro San Francisco Singapur Sydney Teheran Tel Aviv Tokio Vancouver Washington Zwei Wochen kostenloses Bildungsprogramm. Einfach anrufen und das Probeabo der Süddeutschen Zeitung bestellen: 0 800 – 99 66 99 6 15° / 20° sonnig Schnee bedeckt sonnig wolkig Regen sonnig bedeckt bedeckt wolkig bedeckt bedeckt Schauer Schnee 20° / 25° 20° -3° -1° 31° 21° 24° 17° 29° 16° 7° 18° 16° 8° -3° 25° / 30° T über 30° Urlaubsorte Luft Wasser Helgoland Rügen Sylt Agadir Antalya Heraklion Malaga Palermo Rimini Tunis Venedig Cypern 5° 5° 6° 23° 16° 17° 19° 17° 8° 18° 8° 18° 7° 5° 5° 18° 19° 19° 17° 16° 15° 18° 14° 19° FEUILLETON Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 15 HEUTE Flaschengeisterstunde FEUILLETON Wir sehen uns vor Gericht: Die Beutekunst-Debatte steckt fest Sie werden nicht über Yukos reden und nicht über Tschetschenien. Nicht über die Meinungsfreiheit oder über Russlands Hang zur Selbstisolation, jene schwer zu übersehende tektonische Verschiebung, die Russland auf der gefühlten Landkarte Europas so weit fortdriften lässt, als grenze es überall an China. Wenn der russische Präsident Wladimir Putin am heutigen Montag zu Regierungsgesprächen in Hamburg eintrifft – den ersten seit der Jahrhundertblamage seiner neoimperialen Kettenhunde in der Ukraine – dann wird er mit Bundeskanzler Gerhard Schröder über dies und das sprechen, über Jugendaustausch, Forschung und Bildung, zum Beispiel. Nur nicht über Schwieriges. Ein Thema allerdings steht auf dem Programm, das älter ist als Yukos und kniffeliger als der Tschetschenien-Konflikt: die Beutekunst. Sie ist keine innere Angelegenheit Russlands, sie belastet Schröders Verhältnis zu dem „lupenreinen Demokraten“ Putin, und sie wird sich nicht von alleine lösen. Und da bricht der Kanzler das freundliche Schweigen. Die Aussichten auf eine Lösung sind, realistisch gesehen, verschwindend. Kulturstaatsministerin Christina Weiss, die mit Kulturminister Alexander Sokolow über die Beutekunst sprechen wird, hat angekündigt, dass sie den Fall des Rubens-Gemäldes „Tarquinius und Lucretia“ erwähnen wird, dass sie erstmals sogar eine Zivilklage habe prüfen lassen, um die Herausgabe des Rubens zu erzwingen. Im vergangenen Jahr war das Bild wieder aufgetaucht, als der damalige Besitzer Wladimir Logwinenko es der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zum Kauf angeboten hatte. Jetzt hat das Münchner Institut für Ostrecht im Auftrag der Ministerin geprüft, ob Logwinenko selbst das Gemälde gutgläubig erworben hatte. Er tat es nicht, so das Institut. Der Rubens müsse zurückgeben werden. Es ist unwahrscheinlich, dass Russland sich von diesem Gutachten sehr beeindrucken lässt. Und eine Zivilklage in Russland ist riskant. So reizvoll es wäre, juristisch zu erzwingen, was politisch nicht vom Fleck kommt, so aufregend es wäre, wenn ein Sieg für den Rubens vor Gericht auch die Rückkehr der Baldinsammlung an die Bremer Kunsthalle beflügeln würde, jener 364 Werke von Dürer, Rembrandt oder Van Gogh, die wie der Rubens nicht vom Staat konfisziert, sondern von einem russischen Soldaten verschleppt wurden und damit nicht unter das Beutekunst-Gesetz fallen, so schön alles dies wäre – der Bremer Osteuropa-Historiker Wolfgang Eichwede bleibt skeptisch: „Man müsste Logwinenko nachweisen, dass er beim Kauf wusste, dass es sich um einen Rubens handelt. Das dürfte schwierig werden.“ Verliert Deutschland aber vor einem russischen Gericht, würde alles noch schlimmer. Wenn das überhaupt noch geht. Plötzlich wieder „Feindstaat“ Drei Kilometer Archivalien, 4,6 Millionen Bücher und eine Million Kunstwerke aus deutschen Museen und Sammlungen – vielleicht ein paar mehr, vielleicht ein paar weniger – ruhen in russischen Archiven, Museen und Bibliotheken, das meiste von einem kommunistischen Parlament 1998 zu Staatseigentum erklärt, das meiste davon ungelesen, ungezeigt. Und ungeschützt. „Das Rathenaus-Archiv stirbt, das Lasalle-Archiv stirbt“, sagt Klaus Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, „2005 muss etwas passieren, sonst ist es zu spät.“ Bei einem Besuch in Moskau erreichte er jüngst, dass deutsche Museumsfachleute Ende Januar die Musikaliensammlung in der Russischen Staatsbibliothek besuchen dürfen und dass Wilfried Menghin, der Direktor des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte, erstmals den Goldschatz von Eberswalde im Puschkin-Museum ansehen kann. Man ist bescheiden geworden. Im Rückblick wirken selbst die zähflüssigen Fortschritte früherer Tage wie eine mitreißende Erfolgsserie: Die Rückgabe der Fenster an die Marienkirche in Frankfurt Oder, zum Beispiel. Die geplante Rückkehr der Baldin-Sammlung, die im Februar 2003 schon verpackt und transportbereit in Moskau stand. Der russische Kulturminister Michail Schwydkoj hatte das Beutekunstgesetz irgendwann ein „schlechtes“ Gesetz genannt. Warum sollte es nicht noch mehr Ausnahmen von diesem Gesetz geben? So viele, bis der Kreml einsehen würde, was russischen Museumsleute längst zugeben: dass Kulturgüter in ihr Herkunftsland gehören, dass eine Kulturnation sich schadet, wenn sie Kunst als Trophäe behandelt wie einen Büffelknochen? Die Baldin-Sammlung hat Russland bis heute nicht verlassen. Den liberalen Schwydkoj kostete seine entgegenkommende Haltung inzwischen den Job, und wie die Dinge liegen, kann er froh sein dass es nur der war. Und als der Kreml die Rückgabe des Rathenau-Nachlasses an Deutschland verhinderte, fiel das Wort vom „Feindstaat“. Eine böse, vor allem eine überholte Formulierung. Wirtschaftlich kooperieren beide Länder prächtig, deutsche Banken waren drauf und dran, dem Kreml bei der Yukos-Zerlegung und damit der Domestizierung der russischen Wirtschaft zur Hand zu gehen. Und auf kulturellem Gebiet war man sich selten näher. Gerade neigen sich die deutsch-russischen Kulturbegegnungen dem Ende, die sich Deutschland 20 Millionen Euro hat kosten lassen. Deutsche Firmen haben das Bernsteinzimmer und die Mariä-Entschlafenskirche in Nowgorod restauriert. Nein, die Deutschen pochen nicht mehr stur auf das Völkerrecht, sie sind sich der historischen Verantwortung bewusst. Nein, es fehlt nicht an Gesten und Symbolen. Genützt haben sie nichts. In der Beutekunst-Debatte ist eine überlebte, aber jederzeit aktivierbare Konfrontation konserviert wie ein Geist in einer Flasche. Und niemand kann sagen, wie sehr Putin diesen Geist beherrscht und wie sehr er selbst von der großrussischen Propaganda getrieben wird. Man müsse Rücksicht nehmen auf die öffentliche Meinung, bat Putin. Das klang, als ginge es um die öffentliche Meinung eines Fremdstaates und nicht seines eigenen, den er durch neoimperiale Rhetorik auf Größe eingeschworen hat. Nach Putins Wahlsieg im März hatte Deutschland gehofft, nun müsse er die Nationalisten nicht mehr fürchten und könne dem ehemaligen „Feindstaat“ entgegenkommen. „Es war eine so günstige Konstellation“, sagt Lehmann. Sie verstrich. Heute streitet Lehmann mit Irina Antonowa, der Direktorin des Puschkin-Museums, über die Beschriftung einer Merowinger-Ausstellung, die in Petersburg und Moskau gezeigt werden, aber auch Stücke aus Berliner Museum umfassen soll. „1945 kriegsbedingt verbracht“, möchten die Deutschen unter die Berliner Objekte schreiben. Das möchte Irina Antonowa auf keinen Fall. Schlimmstenfalls, so heißt es aus deutschen Regierungskreisen, „findet die Ausstellung eben nicht statt“. Dass Putin das Kulturministerium umgebaut hat, neue Ebenen eingezogen, alte Ebenen entmachtet hat, trägt nicht zur Transparenz bei. Schlimmer aber ist, dass dies belanglos ist. Das Kulturministerium hat längst nichts mehr zu bestellen. Die Beutekunst-Frage wird auf höchster Ebene entschieden oder gar nicht. Und so führen auch sympathische Außenseiterprojekte wie die Beutekunststiftung des Jenaer Juristen Olaf Werner eher in die Irre. Dass die zentralistische russische Regierung ihren Trumpf ausgerechnet in die Hände einer Stiftung geben wird, dass, umgekehrt, diese Stiftung der russischen Seite angesichts der bekannten Verachtung für Nichtregierungsorganisationen etwas entgegenzusetzen hätte, scheint mehr als fraglich. „Die Stiftung ist kein Allheilmittel“, sagt Werner: „Wir wollen nur, dass sich etwas bewegt.“ Wer will das nicht? Nun aber muss man schon sehr feinsinnig argumentieren, um noch Hoffnungsschimmer zu entdecken: Etwa so: Nach der internationalen Kritik an seinem Regierungsumbau hat Putin das KyotoProtokoll unterzeichnet. Vielleicht macht er nach dem Ukraine-Flop Zugeständnisse in der Beutekunst? Oder so: Am 9. Mai feiert Russland den 60. Jahrestag des Kriegsendes. Vielleicht zeigt sich der Sieger gegenüber den Verlierern großzügig? Doch beide Ideen gehören in die Disziplin ambitionierter Traumtänzerei. Gerade den 9. Mai inszeniert der Kreml nicht als Festival der Versöhnung, sondern als innere Mobilmachung. Bis zum 9. Mai sieht es nicht gut aus. Eigentlich sieht es die ganze erste Jahreshälfte nicht gut aus. Und danach, genau betrachtet, auch nicht. SONJA ZEKRI Der tödlichste Job Harrison Ford soll im ersten Falludscha-Film spielen Ein Tabu scheint gebrochen, Hollywood signalisiert den Aufbruch nach Falludscha. Ein Film, der die Kämpfe um die westirakische Stadt schildert, wurde am Freitag von der Produktionsfirma Universal Pictures angekündigt – das Thema ist einfach zu brennend, als dass die Filmindustrie sich darum drücken könnte. Universal hat sich eine Option auf das Buch „No True Glory: The Battle for Fallujah“ gesichert, das im kommenden Frühjahr erscheinen wird, verfasst von Bing West, einem Ex-MarinesKämpfer und ehemaligen Mitarbeiter im Verteidigungsministerium, der nun als Kriegskorrespondent arbeitet und mit seinem Sohn Owen – ebenfalls ein Ex-Marine – an einer Filmfassung arbeitet. Der Held der Kämpfe, in Buch und Film, ist General James Mattis, der im vergangenen Frühjahr den US-Angriff auf die Rebellenhochburg Falludscha anführte, nachdem dort vier Geschäftsleute von einem Mob brutal getötet worden waren. Eine Rolle, für den, wie das Fachblatt Variety meldet, Harrison Ford vorgesehen ist. Noch ist das Projekt in der allerersten Entwicklungsphase – es gibt keine Vorstellungen über Finanzierung, Besetzung und Regie. Der Autor Bing West hat nie einen Zweifel daran gelassen, wie er zu seinem Thema steht: „Wenn Amerika einen knallharten Job hat, werden die Marines das erledigen . . . Yes, they are the world’s most lethal killing machine.“ Das klingt martialischer als der Film wohl aussehen wird – Harrison Ford hat immerhin seine Jugend in den „Star Wars“-Filmen und als Indiana Jones mit Anstand bewältigt, steht nun für Souveränität in Handeln und Denken – ein Ausrutscher als sowjetischer U-Boot-Kapitän ist vergeben und vergessen. Und in „Air Force One“ hat er einen unternehmungslustigen Präsidenten gespielt, vor dem der Gelegenheitspilot George Bush schamrot werden müsste. SZ Getanztes Frauenschicksal Johann Kresnik choreographiert Hannelore Kohls Leben Seite 16 LITERATUR In Böen wechselt mein Sinn Zum 80. Geburtstag der Dichterin Friederike Mayröcker Seite 18 MEDIEN Poppen und klicken Die Online-Werbung zeigt sich in immer neuen Formen Seite 21 www.sueddeutsche.de/kultur Zickenkrieg im Boulevard-Theater Sich selbst neu erfinden . . . Leonardo Di Caprio als Howard Hughes und Jamie Foxx als Ray Charles Fotos: Image.net Hauptsache, du kannst den Blues . . . Ray Charles, Howard Hughes, Dr. Kinsey . . . Hollywoods biografisches Jahr Am Anfang war der Blues, eine Urszene so schlicht und ergreifend, wie sie nur im Herzen des amerikanischen Showbusiness denkbar ist, in L. A. oder Hollywood. Zwei Männer nebeneinander am Klavier, der eine, 72 Jahre, hat eine beispiellose Karriere als Sänger hinter sich, der andere, etwa halb so alt, ist offensichtlich im Begriff ein Kino-Weltstar zu werden. Wir spielten Piano im Tandem, erinnert sich der junge, we played the blues together. If you can play the blues, so der alte, then you can play the part. Der Part, um den es da ging, war eine der großen Rollen, die Hollywood in den letzten Jahren zu vergeben hatte – Ray Charles, in Taylor Hackfords großer Filmbiografie „Ray“, die im Januar bei uns starten wird. Jamie Foxx, der sich den Part schnappte, hat eben als Taxifahrer in „Collateral“ geglänzt, an der Seite von Tom Cruise. Sein Ray, so wird seit Wochen spekuliert, könnte ihm nun den Oscar einbringen. Den Segen von Ray Charles hatte er, siehe oben, kurz vor Drehbeginn erhalten, 2002, beim Besuch in dessen Studio am Washington Boulevard, und der blinde alte Sänger hat creative control gewahrt, hat den fertigen Film kurz vor seinem Tod diesen Sommer „gesehen“ und abgenommen. Viele Jahre hat Taylor Hackford gebraucht, um seine Ray-Charles-Geschichte unterzubringen, nun da sie endlich auf die Leinwand kommt, wird sie von einem ganzen Pulk weiterer KinoBiografien begleitet. Das Genre gilt als klassischer TV-Bereich, da werden, meistens als Mehrteiler, die mehr oder weniger bedeutenden Ereignisse eines Lebens addiert, bis sie am Ende irgendwie eine Summe ergeben. Die Leinwand-Bio funktioniert dagegen wie eine Multiplikation, wie eine Potenzierung gar – einzelne Lebensmomente, so intensiv gesteigert, dass sie Löcher in die Leinwand reißen. Der Vater der Flugkunst Das biopic ist ein so prekäres wie mächtiges Genre – unvergessen aus vergangenen Jahrzehnten zum Beispiel Kirk Douglas als van Gogh, Helmut Berger als Ludwig II., Anthony Hopkins als Nixon in den Filmen von Minnelli, Visconti, Oliver Stone. Der hat eben seine Vision des antiken Alexander ins Kino gebracht, davor zwei bewunderten politischen Führern dokumentarischen Tribut gezollt, Fidel Castro und Arafat. Bei Stone wird die Spannung, die Komplexität des Genres evident – es lebt davon, dass im besten Fall mehrere Obsessionen sich überlagern, die des Dargestellten auf der einen und die des Darstellenden, des Filmemachers/Stars auf der andern Seite. Es geht um Genie und Wahnsinn, und darum, wie beide zusammengehören. Es ist das Genie des Showbusiness, das das amerikanische Kino in diesem Biopix-Jahr vor allem beschwört. In Cannes hatte es Kevin Kline als Cole Porter gegeben in „De-Lovely“ von Irwin Winkler – noch ein Mann am Piano –, dazu Geoffrey Rush in „The Life and Death of Peter Sellers“ von Stephen Hopkins. Kevin Spacey hat im Studio Babelsberg seinen großen Traum realisiert und den einst gefeierten, heute vergessenen Sänger Bobby Darin gespielt, in „Beyond the Sea“, von ihm selbst inszeniert. Der Film ist an diesem Wochenende in den USA gestartet, parallel zum „Aviator“ – Leonardo Di Caprio als Howard Hughes, in dem neuen Film von Scorsese – auch dies ein Oscar-Anwärter. Der Film ist eine großartige Zeitreise, die ganze Grandeur und der ganze Schrecken, zu denen nur das Kino fähig ist. Es ist die dunkle Seite des Genies, die das biopic feiert, und besonders heftig in diesem Jahr. Kein Genre ist so destruktiv, so dekonstruktiv – durch die Beharr- lichkeit, mit der es seine Helden, den Heldenbegriff generell auseinandernimmt. Der blinde, von seinem juckenden Körper gequälte Ray Charles wird mit dem Rassismus der Sechziger konfrontiert, mit Heroinsucht, diversen Frauengeschichten, einem Schuldbewusstsein, am Tod des Bruders mitschuldig zu sein. Der exzentrische Mr. Hughes – Milliardär, Flugzeugbauer, Filmemacher, schwerhörig und Hollywoods schönsten Frauen hinterher – ist der amerikanische Ikarus, und gefällt sich immer mehr in dieser Rolle. Das dramaturgische Modell von Aufstieg und Sturz hat im 20. Jahrhundert durchs Kino seinen besonderen Drive gekriegt – der Aufstieg ist bereits ein Teil des Absturzes, des Sturzflugs. Die Helden dieses Jahres präsentieren sich als die Enkel des Citizen Kane, und nicht zufällig ist der gleichnamige Film von Orson Welles der Urfilm des amerikanischen Kinos geworden, ein biopic par excellence. Dabei hat Welles nur exemplarisch verdichtet, was dem Kino eingeboren ist, ein völlig neuer Umgang mit dem europäischen Konzept der Identität und mit den Begriffen der Konsequenz, der Moral, der Verantwortung, die sich damit verbinden. In seinem Film „Confidential Report“ hat Welles das viele Jahre später zynisch auf den Punkt gebracht. Unmöglich, sagt in diesem Film der mysteriöse globale Gangster-Unternehmer Mr. Arkadin, verkörpert von Welles persönlich, „zu realisieren, was es bedeutet, ein Gewissen zu haben . . . und überhaupt keine Erinnerung . . . Sich für etwas zu schämen, an das man sich nicht mal erinnern kann.“ Die Dialektik von Erinnern und Vergessen, von Bewusstsein und dunklem Trieb, von höchster Lust und extremem Schmerz ist der Stoff der Bio-Filme – ein alles verschlingender Drive, der den Urgrund ihrer Destruktivität bildet. Alkohol, Zigaretten, Sex . . . „Es gab eine Menge oraler Befriedigung damals“, erklärt Kevin Kline, der das Liedergenie Cole Porter spielt, als schwule Nachtfigur, die seine Existenz im Zigarettennebel verschleiert, „wie Picasso, Mozart, Modigliani, Pollock hatte Porter einen gewaltigen Appetit aufs Leben.“ Mit einem Modigliani-Movie hat sich in diesem Jahr übrigens der Schauspieler Andy Garcia einen Lebenstraum verwirklicht. Zum biopic gehört der Fanatismus der Akteure, der großen Stars, diese Rollen sind die wahren Herausforderungen eines Schauspielerlebens. Peter Sellers in tausend Verwandlungen, in seiner persönlichen Exzentrizität, als Inspektor Clouseau oder als Dr. Seltsam, das bedeutet natürlich eine verwandlerische Qual ohne Ende, eine permanente Make-UpTortur, und am Ende hat man eine kaleidoskopische Unbegreiflichkeit auf der Leinwand und dazu ein paar merkwürdige Verkörperungen – die Sellers-Regisseure Blake Edwards und Stanley Kubrick zum Beispiel, gespielt von Stanley Tucci und John Lithgow. Leonardo Di Caprio wollte unbedingt Howard Hughes spielen, aber auch viele andere Hollywoodianer sprachen bei der Witwe vor, die selbst an einem Bio-Script sitzen soll. Nicolas Cage, heißt es, habe Flugstunden genommen und JohnTravolta – selbst bereits begeisterter Flieger – eine der alten Maschinen von Hughes erworben. Seit Jahren hatten verschiedene Filmautoren versucht, der Geschichte des Bobby Darin filmische Façon zu geben, darunter James Toback und Paul Schrader – zwei Spezialisten, wenn es darum geht, perverse Abgründe unter der Oberfläche amerikanischer Naivität auszuloten. Er hat sich unaufhörlich neu erfunden, schwärmt Kevin Spacey von Bobby Darin, hat Rock und Pop gemacht, Folk und Protestsongs . . . Spacey hat lang um die Finanzierung seines Films und um neues Interesse für Bobby Darin kämpfen müssen, der von den RatpackStars um Sinatra immer verdrängt wurde. Spacey hat seine eigenen Sing- und Tanzkünste reaktiviert, hat für den Film die alten Songs aufgenommen im AbbeyRoad-Studio. Wenn Sie den Film sehen, sagt er lapidar, werden Sie wissen, warum ich ihn machen wollte . . . Die fremde Persönlichkeit in ihrer Singularität, in ihrer Unvergleichlichkeit, das ist natürlich die ultimative Herausforderung für einen Darsteller – in den Dreißigern hatte der Warner-Star Paul Muni sich darauf spezialisiert, spielte Pasteur, Zola, Juarez, aber auch Al Capone, in der Howard-Hughes-Produktion „Scarface“. Biografien sind die persönlichsten Projekte in Hollywood, Meisterstücke der Kontemplation, die immer in der Kapitulation enden vor dem unergründlichen anderen Ich. In keinem anderen Genre ist die Dialektik von Nähe und Distanz, von Innen und Außen stärker. Auch die deutsche Filmproduktion hat diesmal ihren Beitrag geliefert, „Der Untergang“ von Oliver Hirschbiegel, der vom Ende des „Dritten Reichs“ erzählt und sich dabei auf die Darstellung des Hitler durch Bruno Ganz konzentriert – eben diese Darstellbarkeit war es denn auch, die im Zusammenhang mit diesem Film diskutiert wurde. Darf man Interesse wecken am Innenleben des Adolf Hitler, darf man etwas wie Sympathie spüren für dieses Monster der Geschichte? Als Leinwandmonster wird gerade Dr. Alfred Kinsey in der amerikanischen Öffentlichkeit verfolgt, der legendäre Sexforscher, den Richard Condon für die Leinwand reaktiviert hat – Liam Neeson, der einst der edle Oskar Schindler war, verkörpert ihn als naiven Menschenfreund, der sich den Gallwespen ebenso intensiv widmet wie den sexuellen Gepflogenheiten des amerikanischen Mannes und der amerikanischen Frau. Der einfache Fragen stellt und der Quantifizierung der Wirklichkeit voll vertraut. Vereinigungen wie Catholic Outreach und Focus on Family haben den Film voll verdammt, als er kurz nach dem Wahlsieg von George W. Bush anlief, und Kinsey erneut für den Sittenverfall in den USA verantwortlich gemacht. Mit seiner Sympathie für die dunklen Seiten, mit seinem Bekenntnis zu den Kräften der Dekonstruktion führt das HollywoodKino alle Versuche der Nation, sich dieses Jahr auf eine politische Leitfigur einzuschwören, ad absurdum. Ein Film für Mutter Mit Dr. Kinsey und dem Aviator Howard Hughes stellt das Hollywood-Kino zwei der bizarrsten Figuren des Kriegsund Nachkriegsamerika zur Schau, in einer spektakulären Mischung aus Exhibitionismus und Rehabilitierung. Wenn er zum Finale antritt vor dem Ausschuss des korrupten Senators Owen Brewster, kommt der verfemte, degenerierte Hughes plötzlich so energisch daher wie Indy Jones – zur Begeisterung aller Zuschauer. Da ist ganz klar, das Genre wird weiterhin starke Stücke produzieren – Anfang nächsten Jahres startet bei uns, als einziges weibliches Exemplar, „Sylvia“ von Christine Jeffs, mit Gwyneth Paltrow als Sylvia Plath; Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon sind angekündigt als Johnny und June Carter, Philip Seymour Hofman als Truman Capote, Russell Crowe als James Braddock, einer der Boxer der Depressionszeit. Das ist der Film, hat Kevin Spacey zu „Beyond the Sea“ erklärt, den meine Mutter sich mehr als jeden anderen, den ich gemacht habe, von mir wünschte . . . Ein Film für die Mütter, das wäre am Ende eine schöne Definition fürs Genre überhaupt. FRITZ GÖTTLER Es war eigentlich alles in Ordnung. Die Subversion, längst keine böse Fee mehr, sondern angebetete Hausgöttin des Theaters, bereitete sich wieder einmal auf ihr Lieblingsfest vor. Und im Berliner Stadtmagazin Tip erklärte Frank Castorf, Intendant der Volksbühne, wieder einmal die Welt außerhalb des Theaters. Zunächst den Osten: „hat sich beleidigt eingebunkert“. Dann die Gesichtszüge der Ostler: „haben alle schlechte Laune und heruntergezogene Mundwinkel“. Dann die Bundespolitik: „Demnächst haben wir eine Kanzlerin, die genauso aussieht wie der gesamte Osten.“ Und schließlich das Herz der Finsternis, den Westen: „Der federführende Klassizist im Feuilleton der FAZ möchte gerne die Inquisition wieder einführen.“ Es war also alles in Ordnung. Fast alles. Denn Castorf hatte einen Halbsatz über das Berliner Ensemble verloren: „eine erfolgreiche Ku-Damm-Komödie am Schiffbauerdamm“. Zwar ist es überhaupt nicht ehrenrührig, von einem, der aus der Welt der herabgezogenen Mundwinkel kommt, dem Land des Lächelns und dem Boulevard zugeschlagen zu werden. Aber Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, ist berühmt für seinen hohen Ausstoß an Presseerklärungen. Der hat damit zu tun, dass ihm kein Halbsatz entgeht, in dem er, Peymann, vorkommt. Schon gar keiner, der kritisch gemeint sein könnte. Diesmal war die Presseerklärung „Peymann über Castorf“ als Boulevardtheater inszeniert, auf der Titelseite der BZ. Unter der Schlagzeile: „Ost-Prolo!“, die Peymann aufgerissenen Mundes seinem Widersacher entgegenschleuderte, versprach das Kleingedruckte: „Noch mehr fürchterliche Intendanten-Worte: Seite 21.“ Die klangen so: „Castorf ist ein Regisseur, der das Theater für vollkommen überflüssig hält, weil er selbst des Theaters überdrüssig ist. Darum inszeniert er keine Stücke, sondern Romane, FilmDrehbücher und demnächst das Telefonbuch. Im Grunde sollte er das Ganze einfach bleiben lassen und was anderes machen.“ Das war wenig fürchterlich, aber nicht Peymanns letztes Wort. Das bestand im neckischen Selbstlob für den „Zickenkrieg der Theaterkönige“, den er seit geraumer Zeit mit Castorf führt. Es ist ein etwas behäbiges Boulevardstück, das die beiden spielen. Vor lauter Längen und Wiederholungen kommt es über den ersten Akt nie hinaus. lmue Mord im Gotteshaus Sikhs protestieren gegen Theater Die englische Stadt Birmingham ist am Samstag Schauplatz tumultartiger Proteste von hunderten Angehörigen der Religionsgemeinschaft der Sikhs gewesen. Nach Angaben der Polizei demonstrierten die Sikhs gegen die Aufführung eines Theaterstückes, durch das sie sich in ihren religiösen Überzeugungen verletzt sahen. Am Abend versuchten die aufgebrachten Gläubigen laut Polizei, das Theater zu stürmen, und erreichten die Absetzung des Stückes „Behzti“ (Schande). Der Sikh-Autor Gurpreet Kaur Bhatti beschreibt sein Stück als „schwarze Komödie“. In dem Stück geht es um sexuellen Missbrauch und Mord in einem Gotteshaus der Sikhs; es löste in der Sikh-Gemeinde Großbritanniens einen Sturm der Entrüstung aus. Das Repertory Theater in Birmingham erklärte, die Charaktere in dem Stück seien rein fiktional und sollten generell die Fehlbarkeit des Menschen sowie die Scheinheiligkeit und Ungerechtigkeit in der Welt darstellen.In Großbritannien leben 336 000 Sikhs, die größtenteils aus dem indischen Punjab stammen. AFP Nijinsky-Preis Pina Bausch ausgezeichnet Die Leiterin des Tanztheaters Wuppertal, Pina Bausch, ist als beste Choreographin des Jahres 2004 mit dem NijinskyPreis ausgezeichnet worden. Bausch wurde der Preis am Samstagabend zum Schluss des 3. Tanzforums Monaco für die „repräsentativste Tanzproduktion der aktuellen Szene“ zugesprochen. Der US-Amerikaner William Forsythe erhielt einen Preis für seine Produktion mit dem Frankfurter Ballett. Ebenfalls ausgezeichnet wurden der Tänzer des Balletts der Pariser Oper, Nicolas Le Riche, die rumänische Tänzerin Alina Cojocaru vom Königlichen Ballett London sowie der Chinese Shen Wei mit seiner in den USA wirkenden Truppe „Shen Wei Dance Arts“. dpa Seite 16 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 HBN FEUILLETON Montag, 20. Dezember 2004 Paristocrats Unterm Rad der Planierraupe Die Berliner feiern Gonzales sehr ernsthaft in der Staatsoper Die deutschen Universitäten leiden unter den Bologna-Reformen Groß waren die Hoffnungen, noch größer die Worte der Politiker, als 1999 in Bologna die „Harmonisierung der europäischen Hochschulsysteme“ beschlossen wurde. Doch was ist seither passiert? In einer kleinen Reihe wollen wir untersuchen, inwieweit sich die europäische Universitätslandschaft im Zuge von Bologna verändert hat. In unserem heutigen Beitrag skizziert Wolfgang Eßbach, Professor für Kultursoziologie an der Universität Freiburg, die Auswirkungen auf die deutsche Hochschullandschaft. Am Rande von Tagungen, vor Konferenzen, auf den Unifluren – überall drehen sich die Gespräche um dasselbe Thema. „Wie steht’s mit dem Bologna-Prozess?“, frage ich einen Kollegen der Philosophie aus dem Norden des Landes. „Das überlasse ich meinem Nachfolger.“ Der Kollege wird in drei Jahren emeritiert. In seinen Hauptseminaren sind nur Studierende, die ihr Studium nicht schon vorher abgebrochen haben. Immerhin noch 40 Teilnehmer, motiviert, jung, wissbegierig. Aber bei dieser Gruppengröße hat jeder in einer 90-minütigen Seminarsitzung nur einmal die Chance, auf eine 30-Sekunden-Frage eine anderthalb-minütige Antwort zu bekommen, und dies auch nur, wenn der Professor nicht länger als 15 Minuten etwas vorträgt. Wie soll man da in die Tiefe gehen? Mein Kollege ist insofern eine Ausnahme, als ihn die Nachrichten vom Bologna-Prozess überhaupt nicht erreicht haben. Er ist ein hervorragender Wissenschaftler und begnadeter Hochschullehrer, der es geschafft hat, 30 Jahre Ausplünderung der Universitäten durch Unterfinanzierung und alle Reformidiotie seines Ministeriums zu überleben. Aber er weiß nicht, was ein deutscher ETCS-Punkt ist. Stolz erklärt mir ein Historiker aus dem Westen der Republik: „Wir haben jetzt einen BA im Akkreditierungsverfahren. Ein paar gute Ideen konnten wir umsetzen, aber es wird sehr eng, was das Lehrangebot angeht. Die Möglichkeiten der Studierenden, zwischen Veranstaltungen zu wählen, Interessen und Profile auszubilden, sind gering. Von den 180 ETCS müssen wir 120 für das Hauptfach aufbringen.“ Mit der neuen europäischen Bildungswährung ETCS zu rechnen, ist nicht einfach. Ein ETCS drückt die Zeit, die ein Student einen Professor braucht (Kontaktzeit), und die Zeit fürs Selbststudium (Lesen und Schreiben) aus. ETCS sind keine Noten für Qualität, sondern die Einführung taylorisierter Zeitmessung in geistige Tätigkeit. Ausgerottet „Schafft ihr denn den BA?“, frage ich den Kollegen. „Gerade so. Wir sind zu dritt. Unsere Lehrverpflichtung liegt bei drei mal acht Semesterwochenstunden (SWS) und unsere letztverbliebene Assistentin kommt mit vier SWS dazu. Wir bringen also 14 Lehrveranstaltungen pro Semester auf die Beine. Die Seminare, die uns jedes Semester fehlen, mogeln wir schon irgendwie hin.“ Ich habe ihm viel Glück gewünscht. Hätte ich ihm sagen sollen, dass sie wohl mit Mühe einen BA stemmen können, aber dass damit alle Lehrkapazität des Faches verbraucht ist, dass er und seine Kollegen dauerhaft darauf verzichten müssten, in ihrem Fach eine Master-Ausbildung anzubieten, die noch einmal 120 ETCS braucht, geschweige denn sich an irgendeinem Doktorandenprogramm zu beteiligen? Als Faustregel gilt: Fächer, die nicht das Lehrdeputat von vier bis fünf Professoren aufbringen, werden an deutschen Universitäten ETCS-bedingt mittelfristig ausgerottet. An diesen Standorten wird es keinen wissenschaftlichen Nachwuchs für das Fach mehr geben. Fächer mit acht bis zehn Professoren haben dagegen wenigstens formal Chancen, alle drei Bologna-Stufen (BA, MA, Promotion) bedienen zu können. Die Effektivität und Reputation des Fachs im System von Diplom und Magister wird dabei nicht evaluiert, sondern ignoriert. So wie viele BA-Fans, die heute so stolz sind, dass sie den BA irgendwie hinkriegen, hatte der junge Kollege völlig vergessen, die weiteren Stufen des Bologna-Prozesses einzukalkulieren. Schon bald wird man sehen, wie kleine Spitzeninstitute zu BASchools degradiert werden und mittelmäßige Großeinheiten sich Center for Advanced Studies leisten können. Der Fachdarwinismus ist losgetreten. Die Generation der 50-jährigen Wissenschaftler wird gezwungen, in ihrem besten Jahrzehnt Kreativität und Energie für sinnlose Fehlplanungen zu vergeuden. Wie können sich die Fächer retten, die es nicht einmal zum 120 ETCS-Hauptfach im BA schaffen? Der Kollege aus Bayern kennt den Trick. Man schafft ein undurchsichtiges Dickicht von „Auchfür-x-Veranstaltungen“. Sie tauchen als eine einzige real existierende Lehrveranstaltung in verschiedenen Studiengängen als fiktive Rechengröße auf. So entsteht eine wundersame Produktionssteigerung von Lehre, auf die nicht einmal die Kader sozialistischer Planwirtschaft gekommen wären. Der Kollege versichert mir, bis ein Studierender, der in der deutschen BAMA-Welt sowieso keine Minute mehr zum Jobben geschweige denn zur Familiengründung frei haben wird, das merkt und dagegen klagt, dass eine Veranstaltung in verschiedenen Studiengängen mit unterschiedlichen ETCSPunkten eingetragen ist, und vor Gericht gewinnt, vergehen Jahre. Und bis dahin könne man überleben. So spaltet ETCS die Universitäten in professorenbestückte Großfächer, für die Interdisziplinarität ein Nachteil ist und die weiter in Richtung Fachidiotismus voranschreiten können, und personell minder ausgestattete Kleinfächer, die sich zu phantasievollen BA-Abschlüs- sen paaren. Es ist die Zeit der BA-Witze: „Was machen zwei Professoren der Musikwissenschaft, die bislang bei der Magisterausbildung gut mithalten konnten und exzellente Promovenden hatten? Sie kreieren mit zwei Archäologen den BAAbschluss Ausgrabung frühgeschichtlicher Klangformen.“ Man sage nicht, dass die Unis sich nicht bewegen. Die politische Klasse hat sich nun mal die einheitliche Zerstörung der deutschen Universität zum Ziel gesetzt. Nicht einmal bei den Top Ten der Uni-Rankings lässt man Gnade vor ETCS ergehen. Die Germanistin aus den neuen Bundesländern hat das alles schon hinter sich. 2004 sind die ersten BA-Absolventen gebacken. Die Abbrecherquote ist stark gesungen, aber das Qualifikationsniveau liegt unterhalb dessen, was früher in der Zwischenprüfung gekonnt wurde. Und der Arbeitsmarkt? Kann er diese Absolventen gebrauchen? „Die Berufseinmündung klappt nur bei ganz wenigen. Die meisten studieren einfach im Masterstudiengang weiter. Die gestuften Abschlüsse verlängern zwar das Studium, aber was sollen die Leute machen. Lieber zwei Jahre länger studieren als zwei Jahre arbeitslos.“ Unbrauchbar Der Gipfel des Selbstbetrugs, den sich diese Gesellschaft leistet, ist der Glaube, mit dem BA werde eine verbesserte Berufsqualifizierung erreicht. Was für Ärzte, Pfarrer, Diplomingenieure gilt, trifft auch für Sinologen, Historiker und Juristen zu. Auf einem BA-Niveau sind sie nicht nur international, sondern auch für diese Gesellschaft unbrauchbar. Was gebraucht wird, sind breitgestreute Neugründungen von Fachhochschulen, Berufsakademien, Professional Schools, in der die Mehrheit der Studierenden einer Generation Platz findet. Warum gibt niemand den hochqualifizierten Privatdozenten, die unter 100 Bewerbern auf eine Professur „nur“ auf Platz 10-20 gekommen sind, die Chance, sich neu zu orientieren und Fachhochschulen neuen Typs zu gründen? Immerhin sind diese 45-jährigen Wissenschaftler das erfolgreiche Endresultat der Bildungsexpansion im tertiären Sektor, ein Reichtum am Rohstoff Intelligenz, der nicht ins Ausland verschenkt werden sollte. Der Bologna-Prozess, also die Einführung von Denk- und Studiernormen, funktioniert genauso wie die Einführung von Normen für Steckdosen, Verkehrsschilder und für die Länge von Kondomen. In Deutschland trifft er auf höchst unterschiedliche Voraussetzungen. Es gibt weder „die“ Universität noch „die“ Professoren. Er trifft mancherorts auf heile Fächer, die sich jahrzehntelang erfolgreich gegen alle Reformdiktate gewehrt haben, weil bei ihnen sehr gute, international anerkannte Abschlüsse zu machen waren, und die jetzt ihre funktionierenden Strukturen zerschlagen müssen. Er trifft an anderen Standorten auf Fächer, die schon früh kapitulierten und auf die einströmenden Studienanfänger mit einem institutionellen Abbau reagiert haben, der bis zu solcher Verwahrlosung ging, dass die Examensurkunden per Post versandt wurden. Dort befürchtet man, dass nun überhaupt mal unten nachgezählt wird, wieviel Studierende denn im Fach tatsächlich studieren und was für Themen in welcher Reihenfolge für sie angeboten werden sollen. Ach, Bologna, du schöne Stadt! Oft haben schon die Professoren ein und desselben Fachs ganz unterschiedliche Ansichten zu Bologna. Dabei ist es gar nicht immer so, dass die jüngeren Reformer für die Einführung von BA/MA eintreten und die reformresistenten Altordinarien dagegen sind. Gerade die, die sich jahrelang verweigert haben, durch gehaltvolle innere Reformen die Methoden und Inhalte der Disziplin neu zu strukturieren und an eine sich verändernde Welt anzupassen, erhalten jetzt durch schnelle Bekehrungen zum BolognaGlauben gute Chancen, in der Sache wie bisher nichts zu verändern. Ist es nicht eine geniale Idee, weitab von all dem neumodischen, internationalen kritischen Theorie- und Methodendebatten in bequemer Gewohnheit mit dem alten Stoff weiterzumachen und daneben ein paar Veranstaltungen für Personal Performance, Beamer-Bedienung und Krawattenbinden bei Vorstellungsgesprächen zur Pflicht zu machen, für die die Arbeitsagenturen sogar noch kostenlos Lehrpersonal aus der florierenden Umschulungsbranche zur Verfügung stellen? Andererseits: Viele, die in den letzten Jahrzehnten den Ministerien in zähen Verhandlungen Experimentierklauseln abgerungen haben, um innere Reformen praktisch realisieren zu können, sehen sich nun um die Früchte ihrer Arbeit betrogen. Für sie bedeutet Bologna den Austausch einer bürokratischen Zwangsjacke gegen die nächste. Sie müssen sich sagen, wer zu früh reformiert hat, den straft jetzt Bologna. Denn bis es wieder Experimentierklauseln gibt, wird es Jahre dauern. Ach, Bologna, du schöne Stadt, in der so viele stolze Türme miteinander wetteifern, der schönste zu sein, wie konntest Du zum Symbol einer Planierraupe werden, die die Vielfalt der Fächer und Vermittlungsarten an unseren Universitäten flächendeckend überrollt? Nach dem Desaster der Rechtschreibreform hat sich die regierende Ahnungslosigkeit in Bund und Ländern wieder einmal von putschistischen selbsternannten „Reformern“ über den Tisch ziehen lassen. Wegen der geringen Lerngeschwindigkeit des Systems werden wir nun BAMA einführen und nach ein paar Jahren wieder abschaffen, weil keines der erklärten Ziele erreicht wurde. WOLFGANG ESSBACH Tragisch braves Mädchen: Linda Ryser als Hannelore Kohl Foto: Thilo Beu First Barbie aus der Pfalz Getanztes Frauenschicksal: Johann Kresnik choreographiert Hannelore Kohls Leben Einer wie er hat es schwer. Schlägt er in gewohnter Manier zu, wird ihm vorgeworfen, er verwechsle Tanz mit Agitprop. Wird dagegen aus seiner choreographischen Annäherung an ein Frauenleben nur ein netter bundesrepublikanischer Bilderbogen, sind die Kresnik-Verächter auch wieder nicht zufrieden. Das geht ja nicht: Sich zuerst den Ruf eines enfant terrible des Tanztheaters zu erarbeiten, ihm dann aber nicht gerecht zu werden. Geschieht es dennoch, vergißt sogar die Junge Union den zuvor lautstark angekündigten stillen Protest und geht stattdessen in die Bar um die Ecke, während ein paar Schritte weiter Hannelore Kohl durch den Tanzwolf gedreht wird. Das Besondere am neuen KresnikAbend ist, dass er sich eine Frau vornimmt, die wohl nie aufgefallen wäre, hätte sie sich nicht an die Seite eines der auch physisch mächtigsten Männer der Republik begeben – um dann in seinem Schatten an einer Lichtallergie zu erkranken. Im Vorfeld des getanzten Frauenschicksals wurde viel gemunkelt. Würde es Kresnik tatsächlich um das Leben der Hannelore K. gehen? Oder würde er sich über die Gattin hinweg den ehemaligen Kanzler vorknöpfen? Kresniks tanztheatraler Kosmos teilt die Welt in Gut und Böse. Gut sind Pier Paolo Pasolini und Frieda Kahlo, böse hingegen zeitgeschichtliche Figuren wie Ernst Jünger und der Ex-Kanzler. Was aber, wenn es um eine Frau geht, die weder gut noch böse, sondern erstmal nur Gattin war? Hier beginnt das Problem des choreographischen Theaters zu Hannelore Kohl, der es auf der Bühne wie im wahren Leben ergeht. Da sind die bekannten Geschichten vom Mädel aus der Pfalz, das sich in den künftigen Vereinigungskanzler verliebt und dann ein Leben an dessen Seite führt, als sei es als abschreckendes Beispiel für ein Lehrbuch der Frauenbewegung erfunden wor- den. Genau das ist in der Bonner Oper zu sehen. Ob es ein Leben jenseits des Schattens gab, den der mit dem Mantel der Geschichte wehende Raumverdränger warf, erfährt man nicht, auch wenn Kresnik immer wieder so tut, als wolle er der öffentlichen Gattin eine individuelle Grundierung geben – zum Beispiel wenn der Abend mit Linda Ryser als junge Hannelore in den Klauen eines Elternpaares zu Beginn der Nazidiktatur beginnt. Hannelore Kohls Vater war als Ingenieur an kriegswichtigen, waffentechnischen Entwicklungen beteiligt und trat kurz nach der Geburt der Tochter in die Partei ein. Auf der Bonner Bühne ist deshalb zunächst eine Tänzerin zu sehen, die erschrocken in die Welt blickt. Grund dazu hat sie. Immerhin wirkt Osvaldo Ventriglia mit seinem Topfdeckel-Haarschnitt wie ein KZ-Vater. Und es kommt schnell ganz dicke, der Vater missbraucht die Tochter, und Francina Borges als Mutter achtet wie eine gestrenge Gouvernante auf den korrekten Sitz des BDM-Röckchens. Die Folgen solch einer Jugend werden gleich mitgeliefert. Während vorne ein zerstörtes Mädchenleben umtanzt wird, stolziert im Hintergrund Helmut Kohl über die Bühne und transportiert die erste Hannelore-Darstellerin auf seiner Schulter, als sei sie eine steife Pappkameradin aus der Kulisse. Wir lernen: Hannelore wurde im Elternhaus zur Puppe abgerichtet und konnte deshalb schon mit 36 eine maskenhaft lächelnde First Barbie der Pfalz sein. Simona Furlani wird tänzerisch noch andere Register ziehen und das Hauptgewicht des Abends schultern. Von der Behauptung, ein vornehmlich von der Enge der Fünfziger Jahre geprägter Charakter kenne nur maskenhafte Starre, wird auch sie die Rolle nicht befreien können. Hannelore Kohl, so Kresnik, konnte nur eines, das aber perfekt. Sie war eine Zudeckerin und Verdrängerin an der Sei- te eines Mannes, der heute im Leiter der Bonner Statisterie sein Double findet. Es ist frappierend, wie ähnlich Hans-Jürgen Moll dem früheren Kanzler sieht. Man könnte ihn für dessen Zwilling halten, wäre da nicht dieses gutmütige Gesicht, mit dem der Wiedergänger ins Publikum strahlt. Dass Kresnik im eigenen Haus fündig wurde, wird allerdings zum Handicap der Inszenierung. Hat man solch einen Darsteller, liegt es nahe, aus dem Abend der Hannelore einen gesellschaftskritischen Spaziergang durch die jüngere deutsche Geschichte zu machen. So kommt es, dass die Nation zu Zeiten von Hartz IV mit einem Körperberg konfrontiert wird, auf dessen ausladend nackter Fläche maskierte Spender DMScheine stempeln. Geldbeschaffung ist harte körperliche Arbeit – auch für die Gattin, die den Schmutz vom nackten Kanzlerkörper wegtanzen will, sich dabei aber nur selbst besudelt. Dass sie gelegentlich dann doch zur Täterin wird und Wolfgang Schäubles Rollstuhl in den Abgrund stößt, gehört zu den wenigen Momenten, in denen Kresnik sich die Freiheit künstlerischer Interpretation nimmt. Dasselbe gilt für die Blendung des Publikums, sobald es um Hannelore Kohls Lichtallergie geht. Und es gilt für den Pas de deux zweier Frauen, die im wirklichen Leben einander nie begegnet sind. Tanzen Sarka Vrastakova und Tanja Oetterli die Hannelore Kohl und Ulrike Meinhof wie zwei Seiten einer Medaille, wird der Tanzabend intensiv. Es geht um zwei Biographien, die an benachbarten Knotenpunkten der Republik einhakten und dabei zunehmend ihr individuelles Leben aufs Spiel setzten. Darüber hätte man nachdenken können, scheute Kresnik nicht die Ruhe tänzerischer Reflexion und flüchtete er sich nicht in eine Bebilderung dessen, was der Bundesbürger schon immer zu wissen meinte, wenn der Name Kohl fiel. JÜRGEN BERGER Zu Bach kann man headbangen, konstatierte der Journalist Stefan Link einmal. Schließlich fuße auch die Barockmusik auf einer „bass line“. Trotzdem hörten Berlin-Hipster bisher selten KlassikRadio-Musik – jedenfalls nicht öffentlich. Das ist jetzt anders: Das Album „Solo Piano“ von Gonzales ist der Winterhit in Berlin. Sechzehn kurze Klavierstücke, die oft an Eric Satie, in schlechten Momenten auch an Clayderman erinnern. Dabei war Gonzales, der vor ein paar Jahren wie seine gute Freundin Peaches aus Kanada nach Berlin gezogen war, mit ganz anderer Musik berühmt geworden: Er mischte wild HipHop und Punk, Disco und Electro-Clash. Jetzt lebt Gonzales hauptsächlich in Paris und vielleicht ist der Umzug in diese schöne Stadt mit schuld daran, dass der studierte Pianist auf „Solo Piano“ nicht mehr rappen will. Die Pariser haben es gerne ein wenig aristokratisch, erklärte er in Berlin, wo er in der Staatsoper Unter den Linden ein spektakuläres Konzert gab. Der Saal war ausverkauft, tout Berlin saß im Publikum: Die Türsteher und DJs der besten Clubs, Peaches, auch der Liedermacher Maxim Biller. Gonzales spielt die schönen Kompositionen in kuscheligem Dezember-Moll am offenen Flügel – sein dunkles Haar zurückgeschleckt, einen großen Rubin am Ringfinger. Es macht Spaß seinen Händen zuzugucken, wie sie über die Tastatur huschen, springen, streicheln. Das Publikum kann das so genau beobachten, weil eine Video-Kamera über dem Pianisten installiert ist und sein Spiel auf eine schmale, horizontale Leinwand überträgt. Seine Musik ist die Filmmusik zu dem Stummfilm, den seine Hände da aufführen. Gediegener Chic, Perlenohrringe – die Stimmung ist so feierlich, als ob hier bereits das Weihnachtsoratorium gegeben würde. Und der Ort verstärkt die Atmosphäre: Kristalllüster hängen von der Decke des Apollo-Saals, an den Seiten stehen korinthische Säulen mit vergoldeten Kapitellen. Hier wollte niemand headbangen, ganz im Gegenteil, alles saß still und starr. Sehnen sich diese Mittelschichtskinder nach dem bürgerlichen Ernst? Ist das hier das musikalische Pendant zur neuen deutschen Malerei? Und wie hätte Pierre Bourdieu diese Mode im Raum der Lebensstile verortet? Womöglich konstituiert sich hier ein neues Kleinbürgertum. Oder feiern wir die Wiederauferstehung des Camp? Beim Künstler von gewolltem Ernst jedenfalls keine Spur. Dafür versteht er sich zu gut auf seine Kunst, spielt zu sehr mit den Stilen. Gonzales ist Anarchist und Könner, Klavier-Kaiser und Bar-Musiker. Und großer Entertainer. Er animiert das Publikum eine „bass line“ mitzubrummen. Das Publikum brummt auch brav und andächtig, wie ein Gefangenenchor, oder als ob die Geburt Christi kurz bevor stünde. Doch Gonzales bricht die Feierlichkeit, indem er die Marseillaise intoniert. Dann wieder hört sich sein Spiel an, als ob jemand mit Wasser gurgelt und dabei „Over the Rainbow“ singt. Schüchtern kündigt er einen Song für jemand ganz speziellen an. Er traue sich nicht, den Namen zu nennen, aber diejenige wisse schon, dass sie gemeint sei. Das Licht erlischt, Gonzales spielt im Dunkeln – und ein greller Punkt-Scheinwerfer richtet sich auf eine Person in der dritten Reihe. Gonzales erlaubt sich mit dem romantisch gestimmten Publikum noch mehrere solcher Slapstick-Späße. Die Zugabe gerät zum Titelraten: Sobald die Zuhörer in seinem Spiel eine bekannte Melodie erkennen, sollen sie höflich applaudieren. Der Kanadier dekonstruiert die Bee Gees, er holt aus dem Klavier alles raus, bedient sich in der Musikgeschichte wie in einem Supermarktregal. Nicht enden wollender Applaus. TOBIAS TIMM Ein erdverbundener Engel La Gioconda: Die Sopranistin Renata Tebaldi ist im Alter von 82 Jahren gestorben „Voce di donna o d’angelo“ – die Stimme einer Frau oder eines Engels muss die Rettung herbeigeführt haben, so singt die blinde Mutter der Sängerin Gioconda in Ponchiellis gleichnamiger Oper. Sie meint zwar nicht ihre Tochter, sondern die Retterin Laura, aber auf Renata Tebaldi, zu deren glanzvollsten Partien die Gioconda gehörte, traf beides zu: Hier sang eine Frau, die zugleich engelhaft und erdverbunden klingen konnte. Dies war nicht unbedingt in dem missverstandenen Sinn einer Äußerung Arturo Toscaninis über die Engelsstimme der Tebaldi zu interpretieren, denn un- oder überirdisch klang diese Stimme auch in den besten Zeiten nicht, sondern erdhaft-weiblich, durchaus diesseitig; in den fünfziger Jahren, als ihr lirico-spinto-Sopran die größte Rundung und Fülle besaß, von einer Fülle des Wohllauts, die in jener Zeit weder Magda Olivero noch Maria Callas besaßen. Ein wenig bekanntes, aber hinreißendes Beispiel ist ihre italienisch gesungene Elsa in einer „Lohengrin“-Aufführung in Neapel 1954 – auf der Höhe der größten Wagnersängerinnen aller Zeiten. Die aus Pesaro stammende Renata Tebaldi hatte mit diesen Qualitäten in den frühen fünfziger Jahren sehr rasch Karriere gemacht. Begonnen hatte alles bereits 1944 in Rovigo, wo sie die Elena in Arrigo Boitos „Mefistofele“ sang. Toscanini engagierte die sehr junge Sopranistin dann für die konzertante Eröffnung der Scala im Mai 1946, und ab 1950 war sie schon die hoffnungsvollste Nachwuchssopranistin Italiens. Anfang der sechziger Jahre gab es eine schwere Krise, verursacht durch den Tod ihrer Mutter, und stimmliche Probleme. Als sie nach einer längeren Pause wieder die Bühne betrat, war die Stimme merklich dunkler geworden; die spätere Tebaldi klingt gelegentlich wie ein dramatischer Mezzosopran. Was man ihr gar nicht zugetraut hätte: dem Nachlassen ihrer stimmlichen Mittel vor allem in der Höhenlage begegnete sie nicht etwa mit Verzagtheit, sondern mit einer späten Radikalisierung des dramatischen Ausdrucks. Die „Gioconda“-Aufnahme von 1967 ist in dieser Hinsicht aufschlussreich: der vokale Eindruck ist durch deutliche Schärfen getrübt, die Interpretation hat an Statur und Signatur ebenso deutlich gewonnen. Der Mittelpunkt ihrer Karriere wurde dann eher die New Yorker Met als die Bühnen ihrer italienischen Heimat. Während Maria Callas dort nie dauerhaft re- Renata Tebaldi üssierte und sich mit dem Chef des Hauses Rudolf Bing Scharmützel lieferte, baute dieser eher auf die nervlich und körperlich robustere Tebaldi. Der Vergleich mit der ein Jahr jüngeren Callas wurde schon damals weidlich strapaziert und hat an Brisanz fast alles verloren, aber es ist in der Tat aufschlussreich, sich zwei Videodokumente anzuschauen: von Renata Tebaldi gibt es eine komplette „Tosca“ von 1961, von der Callas den zweiten Akt zweimal (Paris 1958 und London 1964). Wer die überlegene Darstellerin ist, muss nicht diskutiert werden, bei der Statuarik der Tebaldi ist allerdings mildernd ins Feld zu führen, dass sie als junges Mädchen eine leichtere Form der Kinderlähmung durchma- Foto: dpa chen musste und nie eine wirkliche körperliche Wendigkeit zurückerlangte. Die Krone der vokal erfüllteren Interpretation geht jedoch an Renata Tebaldi, und man begreift, dass die Callas gelegentlich zugab, mit der Tosca zwar große Erfolge gehabt, aber sich in dieser Rolle nie wirklich wohl gefühlt zu haben. Sie war eben in Geist und Kultur der BelcantoOper aufgewachsen, während die Tebaldi sich bei Verdi und fast noch mehr im Verismo heimisch fühlte. Hier waren ihr vital-athletisches Singen, die energiegeladene Tonproduktion zu bewundern, und wenn sie die Maddalena in Giordanos „Andrea Chenier“, Catalanis „La Wally“ und Cileas „Adriana Lecouvreur“ sang, dann fühlt man als Zuhörer, dass hier Repertoire und Stimme zu fugenloser Übereinstimmung kommen. Die Plattenindustrie erkannte früh die Attraktivität dieser imposanten Sängerin. Zunächst wollte man sie mit Giuseppe di Stefano zusammenspannen, um eine verkaufsfördernde Paarung zu bilden, aber angeblich scheiterte das an zu hohen finanziellen Forderungen des kapriziösen Tenors. So kam es zu der Partnerschaft Renata Tebaldi und Mario del Monaco auf der einen, Maria Callas und Giuseppe di Stefano auf der anderen Seite, eine durchaus weise Fügung, denn hier trafen zwei eher robuste Stimmen aufeinander, dort zwei Nervenkünstler. Es ist kurios zu bemerken, dass bei allen vier Sängern der stimmliche Niedergang spätestens Mitte der sechziger Jahre deutlich spürbar wird. 1973 zog sich Renata Tebaldi zurück. Jetzt ist sie im Alter von 82 Jahren in ihrem Haus in San Marino gestorben. Die Stimme eines erdhaften, fraulichen Engels wird lebendig bleiben. JENS MALTE FISCHER FEUILLETON Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 17 Regen, Stürme, Dürre Wunderschön, seufzte das Publikum „Seven Seasons“, ein neuer Naturfilm von Gogol Lobmayr Angelika Kirchschlager und Barbara Bonney duettieren sich in München Eine große Sehnsucht wohnt im modernen Menschen, nach der ursprünglichen Kraft der Natur, nach den Wundern der Landschaft und des Lebens, von Tieren und Pflanzen. Und da nur der kleinste Teil der Menschheit in der Lage ist, die entlegenen Winkel der weiten Welt selbst zu bereisen, sind wir, um diese Sehnsucht zu befriedigen, auf die Bilder von Regisseuren und Fotografen angewiesen. So erklärt sich der gewaltige Erfolg von Filmen wie „Mikrokosmos“ oder „Genesis“ oder „Nomaden der Lüfte“, aber auch den „Faszination Natur“Stücken des Filmemachers Gogol Lobmayr, wenigstens auf Video und DVD. „Einfach nur träumen“, ist seine einfache Devise. Die dann doch ziemlich tiefsinnig verbrämt wird, wenn der Film startet: „In den Weiten des Kosmos, wie aus dem Nichts, entstand unsere Welt durch die Macht des Lichts . . .“ Im dritten Teil seiner „Faszination“Trilogie, die nun in unseren Kinos angelaufen ist, kultiviert der Reise- und Dokumentarfilmer eine durchaus bestechende Idee: Statt vier Jahreszeiten stellt er sieben vor, ganz einfach weil es Regionen in der Welt gibt, in denen Regenzeiten, Stürme und Dürreperioden den Lebensrhythmus ebenso periodisch prägen wie in unseren Breitengraden der Frühling, der Sommer, der Herbst und der Winter. So gibt es im neuen Film neben den klassischen vier Seasons noch drei weitere – die Regenzeit, die Dürreperioden und die Sturmzeit. Doch wie so vieles in diesem Film bleibt die Ausführung weit hinter der Idee zurück. Wenn Lobmayr in Indien zwar den Beginn der Regenzeit filmt, aber man statt tosender Wassermassen nur ein paar malerisch ins Wasser getupfte Tröpfchen sieht, in denen ein spielender Junge Wasserfontänen hoch spritzt, oder die Kaskaden eines Wasserfalls – dann sind das eher harmlos und beliebig wirkende Beispiele für ein gewaltiges Naturschauspiel. Wenn für die Dürrezeit die ganzjährig rote Wüste des australischen Outback herhalten muss und statt amerikanischer Tornados und Twister die Sturmzeit durch ein laues Windchen vertreten wird, das von jedem mittelmäßigen Berliner Sommersturm übertroffen wird – dann unterminiert Lobmayr sein eigenes Konzept, und es schleicht sich das Gefühl ein, dass es hier vor allem darum geht, dass sich ein Regisseur seine Weltreisen finanziert. Gogol Lobmayr mag die Fähigkeit haben, eindrucksvolle Bilder in den ver- Mit der Nachtseite der musikalischen Romantik sind wir als Kinder des zwanzigsten Jahrhunderts bestens vertraut, während das andere Gesicht der Epoche, das von hellen, heiteren Farben und duftiger Eleganz geprägt war, uns ein wenig aus dem Blick geraten ist. Selten zu hören sind heutzutage die Duette für zwei Frauenstimmen, die sich als eine Variante vokaler Gesellschaftskunst bei bürgerlichen Hausmusikabenden wie in den Salons der Künstlerszene europaweit großer Beliebtheit erfreuten. Die Paarung zweier Soprane erzeugt, ähnlich wie Musik für Frauenchor, einen Effekt des Leichten, Schwebenden, einer bei aller Gefühlstiefe nie existentiell erschütternden Gemütsbewegung, die einer sanften Seelenmassage gleichkommt. Innerhalb dieser klanglich–affektiven Grenzen entfalteten Komponisten des neunzehnten Jahrhunderts einen bemerkenswerten Reichtum an atmosphärischen Valeurs und poetischen Stimmungen. Welch hohe Gesangskunst es wiederum erfordert, jenen kleinen Juwelen ihre ursprüngliche Leuchtkraft zurückzugeben, könnte man angesichts der überwältigenden Natürlichkeit dieses Duos fast vergessen: Barbara Bonney und Angelika Kirchschlager, von der Erscheinung wie vom Timbre her ein Chiaroscuro der berückendsten Art, breiten den Blütenteppich der zweistimmigen Romantik aus, als hätten sie nach der Vielfalt ihrer jeweiligen musikalischen Erfahrungen nun zu ihrer wahren Bestimmung gefunden. Gleich bei den ersten Tönen von Felix Mendelssohn–Bartholdys Liedern op. 63 gewann das Münchner Prinzregententheater wie durch Zauberhand eine fast salonhafte Intimität, während zugleich weicher Rasen auf dem Podium zu sprießen schien und der Hintergrund in luftiger Bläue verschwamm. In den sechs Duetten nach Texten von Heine bis Fallersleben, die volksliedhafte Schlichtheit mit feinsten Nuancen des lyrischen Ausdrucks verbinden, zeigte sich die stimmliche wie persönliche Harmonie der beiden Sängerinnen, aber auch ein sensibles und klar artikuliertes Verständnis dieser hochromantischen Literatur. Und von Anfang an war offenkundig, dass der schottische Pianist Malcolm Martineau, viel eher dritte Stimme als Begleiter, maßgeblichen Anteil an diesem Verständnis hat: Mit präziser Tonsprache, einfühlsamen Rubati und humorvollen Akzenten ist er Fundament und antwortender Partner zugleich. Wie auf glitzernden Wellen ließ man sich weitertragen zu drei Kostproben aus Robert Schumanns „Spanischem Liederspiel“ op. 74, in denen nach der überwiegend parallelen Stimmführung bei Men- Peter Palitzsch in Brechts Theater am Schiffbauerdamm Foto: Ute Mahler/Ostkreuz Die Welt muss neu gestaltet werden Zum Tod des Regisseurs und Theaterleiters Peter Palitzsch Peter Palitzsch war einer aus der Heerschar der Assistenten, die Bertolt Brecht am Schiffbauerdamm-Theater, dem (Ost-)Berliner Ensemble, um sich versammelt hatte. Benno Besson wurde im Lauf der Jahre bis zu Brechts frühem Tod im August 1956 einer der Wichtigsten in der großen Mitarbeiterriege, ebenso Manfred Wekwerth und Egon Monk – auch der hat, wie Palitzsch, schließlich im Westen des ideologisch so unversöhnlich geteilten Deutschland zu arbeiten begonnen. Wekwerth, der häufig mit Brecht gemeinsam inszenierte – Palitzsch war in dem kollektiv eingestellten Theater damals noch im wesentlichen befasst mit der dramaturgischen Unterrichtung der Regie – erwähnt in seinem Buch „Arbeit mit Brecht“ Palitzsch, wenn die Erinnerung nicht trügt, gerade zwei-, dreimal. Einmal erzählt er davon, wie Besson, er und Palitzsch sich, als sie von Brechts Tod erfahren hatten, um Mitternacht auf den Heimweg gemacht hatten und dann vier Stunden vor dem Haus Bessons gemeinsam – schwiegen. Das passt zu Peter Palitzsch, und es würde ihm, der nun an Lungenversagen im Alter von 86 Jahren gestorben ist, wohl auch am besten gefallen, wenn seiner nun schweigend gedacht würde. Dieser ewig jünglingshaft erscheinende, spindeldürre Peter Palitzsch, hielt sich gerne im Hintergrund; er war ein aufmerksam neugieriger, freundlich bedachtsamer Beobachter. Und dennoch fiel er sofort auf durch diese für ihn typische Haltung: die Beine umeinander gewickelt, den einen Arm auf den anderen gestützt und den Kopf auf die Hand gelegt. Die Pose des Denkers, eines, der herauszufinden sucht, was die Welt im Innersten zusammenhält – und warum das kaum je zum Besten des Menschen ist. Palitzsch war tief geprägt durch Brechts Verständnis vom Theater, das sich orientieren sollte „am Geist des Fortschritts und der Versuche, gerichtet auf die Veränderung der Gesellschaft“ – so Brecht 1951 unter Hinweis auf den Missbrauch der Künste durch die Nazis. Theater konnte „hinfort seine Abbildungen der Welt nur noch zu gestalten hoffen, wenn es mithalf, die Welt selbst zu gestalten.“ Palitzsch, der aus dem schlesischen Deutmannsdorf über die Volksbühne Dresden 1948 nach Berlin kam, wurde in diesem Sinne, auch noch am BE, einer der wichtigsten Regisseure in der Brecht-Nachfolge. In seinen späten Jahren allerdings begann er daran zu zweifeln, ob das Theater noch wesentlichen Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben kann. Unter den ersten der vielen bemerkenswerten, manchmal legendär gewordenen Inszenierungen, bei denen er mit Regie geführt hat, sind Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“, „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (1959) und Helmut Baierls „Frau Flinz“ (1961). Am Württembergischen Staatstheater Stutt- gart, wo er ab 1967 für fünf Spielzeiten Schauspieldirektor war, brachte er schon 1962 „Dantons Tod“ auf die Bühne. Diese Stuttgarter Jahre während der politisch wohl unruhigsten Nachkriegsjahre strahlten, obwohl umstritten, überaus erfolgreich weit über das Ländle hinaus. Sie waren im besten Sinne: aufregend. Palitzsch inszenierte nach Shakespeare eine „Rosenkriege“-Trilogie, mit Hans Christian Blech „ Richard III.“, von Peter Weiss „Hölderlin“ (1971) und Tankred Dorsts „Toller“ (1968); mit John Hopkins „Diese Geschichte von Ihnen“ trieb er 1970 das Theater an eine Schmerzgrenze. Palitzsch und seine Schauspieler waren auf der Höhe der Zeit. Er hatte ein exzellentes Ensemble, darunter Elisabeth Schwarz, Hannelore Hoger und Traugott Buhre, Peter Roggisch, Ulrich Wildgruber und, und, und. Er holte Peter Zadek – ein Kollege schon in Ulm unter dem Intendanten Kurt Hübner –, Hans Neuenfels, der mit ihm später in Frankfurt die Mitbestimmung erprobte, und Wilfried Minks, der als Bühnenbildner das Nachkriegstheater wesentlich erneuerte. Anfänglich gelangen ihm in Frankfurt noch spektakuläre Erfolge, etwa mit Edward Bonds schmerzvoller Deutung des „Lear“ oder Gorkis „Barbaren“, O’Caseys „Schatten eines Revolutionärs“. Auch Brecht wurde wieder mit „Tage der Commune“ auf politische Relevanz hin überprüft und der absurde Pinter wurde von Palitzsch als scharfsichtiger Gesellschaftskritiker gedeutet. Die Mitbestimmungsdebatten – auch über die politisch einseitige Ausrichtung – aber brachten Sand ins Getriebe, künstlerische Energien wurden unnötig verschlissen. Palitzsch arbeitete wieder frei, mal hier, mal dort, bis er nach der Wende, 1994, wieder ans BE am Schiffbauerdamm zurückkehrte, als Regisseur (unter anderem inszenierte er die Uraufführung von Peter Turrinis „Grillparzer im Pornoladen“ und Eduard Bonds „Ollys Gefängnis“) und für zwei Jahre in dem kurzlebigen Direktorium alter Mitstreiter (Peter Zadek, Heiner Müller, Eva Matthes). Das Kollektiv-Modell, das einst Brecht für das „neue Theater“ eingeführt und Palitzsch im Westen weiter erprobt hatte, funktionierte unter den zu Einzelkämpfern gewordenen Kollegen nicht mehr. Fast unzeitgemäß geworden arbeitete er, schon über 80 Jahre alt, unermüdlich weiter, in Düsseldorf, Basel, Zürich – wo seine Art Theater schon in den ersten Nachkriegsjahren von seinem Lehrmeister erprobt worden war. Dann versuchte er sich noch mit „Cosi fan tutte“ in Kassel als Opernregisseur und in diesem Jahr inszenierte er seinen ersten eigenen dramatischen Versuch „Drei kurze Texte (mit tödlichem Ausgang)“. Peter Palitzsch, einer der bedeutendsten Theaterkünstler unserer Zeit, ist am Samstag in Havelberg gestorben. Der Rest ist Schweigen. THOMAS THIERINGER ANZEIGE Biblischer Held oder historischer Tyrann? Alles über König David. Jetzt im National Ge0graphic-Magazin. Wunderbare Provokationen Absage an das Schöne: Das Gastspiel der Sammlung Harald Falckenberg in der „Maison Rouge“ in Paris Tanz der Dürre – drei zusätzliche Jahreszeiten, aufgespürt im Sprung von Kontinent zu Kontinent Stardust steckten Paradiesen der Welt einzusammeln, doch ihm fehlt das Talent, sie in einen größeren Zusammenhang zu ordnen, ihnen Form und Rhythmus zu geben. Im Vergleich zu den Regisseuren von „Mikrokosmos“ und „Genesis“, Claude Nuridsany und Marie Pérennou, die nie gesehene Perspektiven, Momente und Bilder aufspüren und sie ebenso stringent wie poetisch sortieren, purzeln die Eindrücke bei Gogol Lobmayr weitgehend beliebig daher, wie die zusammengewürfelten Modelle auf einer Fototapeten-Verkaufsausstellung. Und der durchaus ehrenhafte Vorsatz, die Bilder ohne Kommentare auf den Zuschauer wirken zu lassen – was durchaus wohltuend ist, uns aber leider auch ohne jegliche geografische Orientierung bezüglich dessen lässt, was wir sehen –, wird schamlos wieder verraten, durch einen schweren Brei esoterischer Klänge und Songtexte von Klaus Doldinger, Andrew Spence und Eva Norrel, die Gottes Wunder allzu platt beschwören. ANKE STERNEBORG FASZINATION NATUR – SEVEN SEASONS, D 2004 – Regie: Gogol Lobmayr. Musik: Klaus Doldinger, Andrew Spence, Eva Norrel, Haddaway. Stardust Verleih. 88 Minuten. Korrektur In dem Artikel „Ein missglückter Coup“ wurde Monika Griefahn fälschlich als kulturpolitische Sprecherin der CDU bezeichnet. Sie ist jedoch SPD-Mitglied und für ihre Partei seit 2000 Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag. SZ Manchmal braucht es einen zweiten Anlauf für ein Ereignis. Das Exempel liefert jetzt das Gastspiel von Teilen der Sammlung Harald Falckenberg, Hamburg, in den Räumen der „Maison Rouge“ der Fondation Antoine de Galbert am Boulevard de la Bastille in Paris. Die Stiftung besetzt klug eine große Lücke im Pariser Kunstbetrieb, die durch die renovierungsbedingte Schließung des „Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris“, deren Ende unabsehbar ist, noch augenfälliger geworden ist. Auf einer über mehr als 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche, die in einem ehemaligen Fabrikgebäude gegenüber des Port de l’Arsenal geschaffen wurde, sollen pro Jahr vor allem zwei Ausstellungen gezeigt werden, die der allerzeitgenössischsten Kunst gewidmet sind. Dieser etwas schwerfüßige Superlativ lässt sich damit rechtfertigen, dass Gegenwartskunst ein Spektrum meint, das auf einem breiten Klassik-Sockel aufruht, der Künstler und Werkgruppen umfasst, die längst vom „Betrieb“ vereinnahmt worden sind. Das ist nur natürlich, denn auch „junge Wilde“ werden einmal alt. Die „Maison Rouge“ dagegen hat sich dem aufregend Neuen, dem Rohen und Rauen, dem Provozierenden, einer Gegenwartskunst also verschrieben, die durch Kanonisierung und Kategorisierung noch nicht gezähmt ist. Einem solchen Konzept, das anderen Orts nicht sonderlich originell wäre, ist in Paris der Eklat aber allemal gewiss, denn hier herrscht, sieht man von einigen Galerien ab, weithin das „juste milieu“ eines vorgestrigen Avantgardismus, dem sich vor allem die große Ausstellungsmaschine des Centre Pompidou widmet. Bestechend aber ist die Idee, in der „Maison Rouge“ internationalen Privatsammlungen einen Auftritt zu geben, die jenen Voraussetzungen entsprechen. Eröffnet wurde das Haus im Juni mit der Ausstellung „L'Intime. Le Collectionneur derrière la porte“, die einen Querschnitt durch verschiedene private Kollektionen zeitgenössischer Kunst bot, die jeweils in den nachgebauten Räumlichkeiten und in der von ihren Sammlern arrangierten Ordnung ausgestellt wurden. Die Absicht, die Kunstwerke nicht wie sonst üblich, in nüchterner Neutralität zu zeigen, war zwar gut gemeint, hatte aber vor allem den Effekt, dass das Ganze auf den Betrachter wie ein psychopathologisches Potpourri wirkte: Weniger die Kunstwerke faszinierten, als vielmehr ihre Integration in unterschiedliche Lebensbereiche, wo sie vor allem der Möblierung der allerprivatesten Phantasmagorien ihrer Bewohner zu dienen schienen. Beim Blick in das weit geöffnete, mit einer Fülle von Phalli voll gestellte Wohnzimmer oder in eine mit sakralen Gegenständen und Messgewändern dekorierte Toilette, um nur diese Beispiele zu nennen, fühlte sich der Besucher unweigerlich als Voyeur ertappt. Daraus scheint man seine Lehren gezogen zu haben, denn die Auswahl von rund 200 Exponaten aus der Sammlung Harald Falckenberg, die jetzt unter dem Titel „Central Station“ in der „Maison Rouge“ zu sehen ist, wird dem künstlerischen Konzept der Stiftung wesentlich besser gerecht. Falckenberg ist ein kompromissloser Sammler in dem Sinne, dass ihm das Mündelsichere suspekt ist, er jedenfalls konsequent eine Kunst bevorzugt, die sich der Anpassung, der Vereinnahmung strikt verweigert und sich stattdessen der ätzenden Kritik, der Provokation um jeden Preis verschrieben hat. Nicht das „Schöne“, sondern das Zornige fasziniert ihn, und die Radikalität, die darin aufscheint, prägt seine Sammlung in ihrer Absage an das Geläufig-Vertraute so sehr, dass man sie fast als eine versammelte Kritik am landläufigen Sammlungszirkus verstehen könnte. Repräsentativ für dieses Sammlungskonzept sind die beiden Höhepunkte von „Central Station“, die geradezu bösartigen Rauminstallationen von Jonathan Meese und Thomas Hirschhorn. Von Mee- Thomas Hirschhorns Rauminstallation „Bernsteinzimmer“ (1989-99) steckt voller Anspielungen auf Nazismus und Kommunismus. Foto: Katalog se wird „La Chambre secrète de Balthys“ gezeigt, eine satirische Abrechnung mit der „schönen“, der gegenständlichen Malerei im allgemeinen und mit jenem Kunstgeschmack im besonderen, der sich mit Balthus identifizierte. Der andere Raum ist Hirschhorns „Bernsteinzimmer“, das mit kruden Anspielungen auf Nazismus und Kommunismus vollgestopft ist. In solchem Kontext erweisen sich dann selbst ikonoklastische Altmeister wie die Wiener Aktionisten Brus und Mühl oder auch der bereits 1997 im Alter von erst 44 Jahren gestorbene Martin Kippenberger, dessen Werk augenblicklich in Madrid eine große Retrospektive gewidmet ist, als überraschend unverbraucht in ihrer provokanten Wirkung. Das gilt natürlich erst recht auch für die Fülle der hier in Frankreich vermutlich zum ersten Mal überhaupt gezeigten Künstler wie Vito Acconci, Erro, Albert Oehlen, Bjarne Melgaard, Werner Büttner oder eben Jonathan Meese, vor allem aber auch für die fotografischen Arbeiten von Ed Ruscha. Im Vergleich mit dessen bewusst kunstlosen Luftaufnahmen von kalifornischen Parkplätzen, die radikale Zivilisationskritik des „american way of life“ mit ätzender Agitation verknüpfen, erweisen sich die Gasbehälter und Fördertürme von Bernd und Hilla Becher, die derzeit im Centre Pompidou gezeigt werden, als harmlose kulturprotestantische Ikonen, als „Photo Marburg“ für die Industriearchäologie. Ed Ruschas Fotografien sind nur ein Beispiel dafür, wie sehr sich die Sammlung Falckenberg vom Gros der Sammlungen anderer zeitgenössischer Kunst unterscheidet, wie sie nicht nur, aber vor allem in Frankreich bekannt ist und geschätzt wird. Bleibt abzuwarten, ob das Anstößige, das diese Ausstellung im Schilde führt, auch als Anstoß fruchtbar wird. JOHANNES WILLMS „Central Station“, Werke aus der Sammlung Harald Falckenberg, „Maison Rouge“, Boulevard de la Bastille, Paris; bis 24. Januar 2005, Katalog 25 Euro. delssohn nun eine raffiniertere musikalische Faktur die verschiedenen Stimmcharaktere, Bonneys goldstrahlenden Sopran und Kirchschlagers dunkel überhauchten Mezzo, hervortreten ließ. Raritäten aus dem französischen Repertoire, von Saint–Saëns und Chausson, Massenet und Fauré, verführten mit dem schwereren Parfum, dem plakativeren Sentiment eines ganz anderen Salonmilieus, bevor drei Lieder aus Rossinis „Serate musicali“, Ende der 1830er Jahre in Paris entstanden, den beiden Freundinnen und ihrem Klavier–Kavalier eine Extradosis an komödiantischem Charme entlockten: Köstlich besonders „La regata veneziana“ im venezianischen Dialekt, neben Faurés „Tarantelle“ eines der Kabinettstückchen des Abends. Für den häuslichen Gebrauch in der Prager Kaufmannsfamilie Neff geschrieben, auf einer bekannten Sammlung mährischer Volkslieder gründend, doch durch die Bearbeitung zum Kunstlieder–Zyklus erster Güte erhoben, gehören Antonin Dvoÿaks „Mährische Duette“ op. 32 zum Reizvollsten, was die Literatur für zwei Frauenstimmen zu bieten hat. Exquisit, wie Bonney und Kirchschlager das Changieren zwischen Übermut und Wehmut, Koketterie und Melancholie, zwischen dem warmen Volkston und der poetischen Überhöhung darzustellen wussten, bis zum glanzvoll innigen Schlussakkord der „Wilden Rose“. Große Komödie spielten sie noch einmal in den zugegebenen „Schwestern“ von Brahms, und ein Liebesschmankerl von Gounod animierte einen Zuhörer zu dem salonkompatiblen Seufzer „Wunderschön!“, bevor der Beifallssturm losbrach. KRISTINA MAIDT–ZINKE LITERATUR Seite 18 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 Montag, 20. Dezember 2004 Faust kämpft, Stirn denkt weiter In Böen wechselt mein Sinn Mund auf! Der Türke kommt! Peter Hoeres über den „Krieg der Philosophen“ im Ersten Weltkrieg Magische Blätter, himmelhoch aufgewirbelt: Zum 80. Geburtstag der Dichterin Friederike Mayröcker Robert Jütte über das schlesische Zahngold-Wunder Mit einem refrainhaft wiederholten „Es ist nicht wahr“ traten im Oktober 1914 deutsche Künstler und Intellektuelle in dem Aufruf „An die Kulturwelt!“ an die Öffentlichkeit. Sie wiesen die internationalen Anschuldigungen gegen Deutschland zurück, die nach der Zerstörung der Bibliothek von Löwen und dem brutalen Vorgehen gegen die belgische Zivilbevölkerung erhoben worden waren, und solidarisierten sich vorbehaltlos mit Kaiser und Militär. Aufrufe wie dieser waren auf allen Seiten der kriegführenden Parteien an der Tagesordnung, und bis heute befremdet die Bereitschaft der geistigen Eliten, von ihrer vormaligen kritischen Haltung abzurücken und ihr Engagement in den Dienst der nationalen Sache zu stellen. Im Zuge der kulturgeschichtlichen Kriegsforschung sind diese Zusammenhänge mittlerweile in das Zentrum des Interesses gerückt. Für die Philosophie hatte Hermann Lübbe mit seiner Studie „Politische Philosophie in Deutschland“ 1963 Pionierarbeit geleistet, und Kurt Flasch erteilte vor wenigen Jahren in seinem „Versuch“ über „Die geistige Mobilmachung“ seinem Fach eine weitere Lektion im Umgang mit der eigenen Geschichte. Allerdings sind zwar einzelne Protagonisten gründlich ausgeleuchtet, aber eine Gesamtdarstellung war angesichts der ausufernden Produktivität der Weltkriegsphilosophen überfällig. Die legt der Münsteraner Historiker Peter Hoeres mit seiner Studie zum „Krieg der Philosophen“ nun vor. Hoeres geht gleichzeitig ein zweites, seit längerem beklagtes Desiderat an, nämlich den nationalen Überschwang in Deutschland im internationalen Vergleich zu betrachten. Denn die Kriegsbegeisterung erfasste die französischen oder die von Hoeres untersuchten britischen Philosophen in nicht geringerem Maße als die deutschen. Als eine der aufschlussreichsten Pointen der Studie stellt sich jedoch heraus, dass die jeweils mit dem Anspruch nationaler Überlegenheit vorgebrachten Deutungen sich überschnitten und in der Beschäftigung mit Themen wie sozialer Integration oder staatlicher Legitimation nichts weniger als ein „nationsübergreifendes Ringen um die Antwort auf die sozialen und politischen Fragen der Moderne“ darstellten. Hoeres zeigt die ganze Spannbreite möglicher Reaktionen auf die Kriegssituation und behandelt sowohl bekannte als auch heute vergessene Vertreter der akademischen Philosophie. Das reicht von der Kriegsgegnerschaft eines Bertrand Russell über nuancierte Positionen wie die des liberalen Theologen Ernst Troeltsch bis hin zur national getönten Zivilisationskritik des Neuidealisten Rudolf Eucken. In seiner Schlussfolgerung, vieles an den Arbeiten der deutschen Philosophen habe der Selbstverständigung gegolten und sich in einem Kreisen um die eigene „nationale und philosophische Identität“ erschöpft, gelangt Hoeres allerdings kaum über die schon von Lübbe formulierte These vom „Leiden am Mangel intellektueller Identität mit der eigenen Situation“ hinaus. Abgrenzungsversuche Aufschlussreich sind für den deutschen Leser vor allem die Passagen zur Situation der britischen Philosophie, die sich gezwungen sah, sich mit ihren eigenen kontinentalen Wurzeln auseinanderzusetzen. So verteidigt der Idealist Bernard Bosanquet Hegels Staatstheorie gegen eine angeblich fehlgeleitete Interpretation in Deutschland, während für Vertreter des philosophischen Liberalismus der preußische Militarismus und Hegels Staatsapotheose geradezu synonym sind. Hier überschneiden sich, wie durch Hoeres’ differenzierte Darstellung sinnfällig wird, Kontroversen innerhalb der britischen Philosophie selbst mit Abgrenzungsbemühungen gegenüber dem gemeinsamen politischen Gegner. In dieser Hinsicht dementieren die Resultate allerdings die methodischen Prämissen. Denn so nüchtern die Darstellung der in beiden Ländern vertretenen philosophischen Positionen ist, so sehr neigt Hoeres in seinen theoretischen Passagen zur Überzeichnung. Seine These, die Texte der deutschen Weltkriegsphilosophie würden „in ihrem Antwortcharakter nur dann verständlich, wenn die britischen Anschuldigungen präsent“ seien, übernimmt im Grunde genommen zeitgenössische Selbstbeschreibungen einer geistigen Kriegssituation. Mit dem Aufgreifen von Carl Schmitts Freund-Feind-Unterscheidung, die bei Schmitt das Kriterium zur Abgrenzung und Definition der politischen Sphäre ist, rückt Hoeres ausnahmslos jede philosophische Äußerung der Kriegsjahre in das Magnetfeld eines politischen Gegensatzes. So wird jede philosophische Publikation in dieser Zeit zu einem Beitrag zur Weltkriegsphilosophie, unabhängig davon, ob sie so rezipiert wurde oder nicht, wie beispielsweise Ernst Cassirers 1916 erschienene Schrift „Freiheit und Form“. Eine genauere Eingrenzung dessen, was unter die „Ideen von 1914“ zu zählen ist, hätte zur Schärfung jenseits der etwas plakativen Kapiteleinteilung beigetragen. Nicht jeder Ideenkonflikt ist an sich schon politisch, und nicht jede politische Philosophie lässt sich auf ein Freund-Feind-Schema abbilden. „Um unserer verschiedenen Philosophien willen“, stellte Troeltsch einmal fest, „hätten wir keinen Krieg zu führen brauchen.“ SONJA ASAL PETER HOERES: Krieg der Philosophen. Die deutsche und die britische Philosophie im Ersten Weltkrieg. Schöningh Verlag, Paderborn 2004. 646 S., 78 Euro. Zuerst saßen wir da und hörten hingerissen zu und staunten, warum diese Autorin ihre Sachen so merkwürdig schleppend und monoton-zart vorlas, und es dauerte lange, bis sowohl Friederike Mayröckers Dichterkollegen als auch die Kritiker über dieses „Ich versteh’ nichts, aber es gefällt mir sehr“ hinauskamen. Bis in die späten siebziger Jahre scheiterten wir daran, dass Frau Mayröckers Texte weder lyrisch noch episch konventionell noch in der Art experimentell-konstruktiv waren, die wir erwarteten. Dass Gedichte wie Prosa einerseits geradezu haltlos assoziativ und zugleich untergründig streng und obendrein ganz affektbetont verlaufen könnten, war in unserem damaligen poetischen Weltbild nicht vorgesehen; sie setzte dichterisch ganz anders an, war im Abseits und hatte einen Vorsprung, und wir mussten sie erst einholen und ihr Werk mit anderen, genaueren Beschreibungen und Zuschreibungen in Verbindung bringen als nur Begriffen wie „Dada“, „Surrealismus“, das „Wunderbare“ oder – wie es im damaligen akademischen Jargon lautete – „weibliches Schreiben“. hat, komisch, selbstironisch, spöttelnd, die Posen der Dichterinnenexistenz leise auf den Arm nehmend und mit dem Eingeständnis, alleweil auf der Wortjagd und dem Zitatraubzug zu sein, kaum mehr „leibhaftig“, sondern eher „schreibhaftig“ zu existieren und die eigenen Texte selbstkritisch „bloß zusammengestückelt aus Fremdteilen“ zu sehen. Oder aber, offensiv gewendet gegen alle, die verwundert sind über die ungewohnten und schwierigen Arten der Mayröckerschen Texte und in berechtigter Abwehr dessen, was sich ja doch immer noch oder vielleicht in letzter Zeit wieder stärker meldet als die ‚natürliche' Vorherrschaft eines mittelintelligenten psychologischen Realismus: „Man kann gar nicht realistisch = verrückt genug schreiben.“ Ja, mit „verrückten“ Schreibweisen fängt man mehr von der Realität ein als mit den marktgängig vernünftigen, und so gesehen gehören Friederike Mayröcker und Ernst Jandl und Paul Wühr und sogar Alexander Kluge enger zusammen, als sie es selbst wissen. Friederike Mayröcker ist keine Theoretikerin, aber nicht bloß in dem frühen Text „Dada“ aus dem Jahre 1975, sondern bis in ihre letzten Werke hinein, etwa dem erheiternden und verstörenden Quadrolog „das zu Sehende, das zu Hörende“ von 1997 wird das Nachdenken über die Poetik des eigenen Schreibens ganz unauffällig fortgesetzt und angeschlossen an eine moderne ästhetische Reflexion, ja, an eine – obwohl Friederike Mayröcker, wie gesagt, weiß Gott keine Theoretikerin ist – Theorie dessen, was in einem emphatischen Sinn ‚zeitgenössisch' sein könnte in der Literatur und nicht nur konsumierbar, abgeschlafft und gebildet. Schmetterlinge aus Papier Seit 2001 liegen bei Suhrkamp die fünf Bände „Gesammelte Prosa 1949-2001“ vor und dazu ein Band mit den über die Jahre zu wechselnden Gelegenheiten entstandenen Kurzprosastücken (zu Bildern, Plastiken, Geburtstagen und als Vorlage zu akustischen Realisationen), genannt „Magische Blätter“. Nun ist zu ihrem 80. Geburtstag ein 850 Seiten starker Band mit allen ihren Gedichten (samt hundert bisher kaum oder nur versteckt publizierten) erschienen, (Gesammelte Gedichte 1939-2003. Herausgegeben von Marcel Beyer. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 600 Seiten, 26,80 Euro) und die monoman und abgesondert wie eine Hieronyma im Gehäus Schreibende, nach dem Tod ihres Lebensgefährten Ernst Jandl einsamer denn je lebende Autorin sieht nun doch auf ein Werk, das ihr manchmal so flüchtig wie aus „Schmetterlingen“ und „Schneeflocken“ bestehend erscheint – aber das sind Metaphern für Wörter oder Worte, und das bestechend Exzentrische dieser Texte fasziniert immer mehr Kritiker und Leser, und die Verehrung für die Eremitin von Wien steigt immer noch. Das hat, denke ich, auch damit zu tun, dass seit Mitte der siebziger Jahre in ihre Bücher, vor allem in ihre „Längeren Prosaarbeiten“ – wie sie, das Wort Roman vermeidend, gerne sagt – ein existenzielles Element eingewandert ist oder von ihr zugelassen wurde; wohlgemerkt: ein existenzielles, nicht zu verwechseln mit „Autobiographischem“, obwohl auch dies erkennbar zugenommen hat. In dem Buch „Die Abschiede“ von 1980 war dies erstmals erkennbar, und die Zahl der Kritiker ist nicht gering, die an diesem Buch, das eine ganz neue Entwicklung in Friederike Mayröckers Werk eröffnete, kläglich gescheitert sind oder gar nichts hierzu aufs Blatt brachten. Heute kann man in „Die Abschiede“ eine ganz einmalige Koinzidenz von „Inhaltlichem“ – Abschiede aller Art in einem Leben, schmerzhaft Gelebtes – und mehrschichtigem, abstraktem Erzählverfahren erblicken. Dass dies eines der bedeutendsten Bücher der frühen achtziger Jahre ist, lässt sich inzwischen gut sehen, wo das, was uns damals gesinnungsästhetisch angeboten und aufgedrängt wurde, klanglos in den Orkus hinabgefahren ist. Dies Element des ahnbar Lebensgeschichtlichen ist bis zu „brütt oder Die Bildlegenden fürs Puppentheater Friederike Mayröcker, 1995 seufzenden Gärten“ (1998) stark geblieben und bedeutete in den letzten Jahren, dass auf eine entschlossene und rührende Weise die Existenz der Schreibenden als einer nur noch Schreibenden der „Inhalt“ der Texte ist, aber eben nicht als Autobiografie, sondern jeweils durchsichtig gemacht, angereichert, übersponnen von Lebenserfahrungen anderer Künstlerexistenzen, zu denen die Schreibende sich hingezogen fühlt, mit denen sie redet, schreibt, denen sie – zum Beispiel Musikern von Schubert bis Chopin – mit neuartigen kleinen Vignetten und biografischen Skizzen, montiert aus allerlei Zeugnissen, huldigt. Etwa in dem schmalen, in der Vorsicht der Annäherung wahrhaft „fragilen“ Band „Heiligenanstalt“ von 1978, dessen Titel zwischen Beethovens „Heiligenstädter Testament“ und der Irrenanstalt als Fluchtpunkt von Künstler-Heiligen-Existenzen changiert. Friederike Mayröcker ist aber nicht einfach zum Epischen zurückgekehrt, denn ihre Prosabücher von „Lection“ oder „Stilleben“ bis „brütt“ treten gewissermaßen zitternd auf der Stelle, sind Foto: Anita Schiffer-Fuchs mehr Zustandsbeschreibungen als dass sie eine Handlung hätten; sie vibrieren, sie fuchteln, die Sprechende bespöttelt ihre Scribblemania, ihre Schreibängste: „Ich arbeite im Angstfach“ – nämlich der Angst, dass ihr nichts mehr einfallen könnte, wo sie doch ohnehin schon vom Auflesen von allerlei sprachlich anderswo Deponiertem und Weggeworfenem lebt, sozusagen als eine „bagwoman“, als manisch-armselige Abfallsammlerin. Doch das verhuscht Assoziative ist wohl weniger kreativitätspsychologisch als vielmehr verfahrenstechnisch und als poetologische Haltung gemeint. Ein barsch eindeutig und eigensinnig gemeinter Text hat die Tendenz, dem Autor unter der Hand zu zerfallen; also lieber mit sanfter Zielstrebigkeit das Disparate eingestehen und dann doch jene Balance erreichen zwischen Dispersion und Konzentration, welche die Texte Friederike Mayröckers in den letzten Jahren so schwebend und nicht-autoritär erscheinen lässt, wie „lauter schöne und blaue Manöver“, zaudernd drängend, zielstrebig konfus, zart dynamisch – und an viel mehr Stellen, als bisher einer erwähnt Wir reden über Prosa und Lyrik von Friederike Mayröcker – und wo bleiben die Theatervorschläge und Hörspiele? Was ist mit denen anzufangen? Antwort: Viel suggestive Texte – teils in den „Magischen Blättern“, teils in den Bänden der Prosa-Edition – sind nicht nur Texte. Sie sind mögliche Partituren für bisher ungekannte theatralische und akustische Realisationen – welche abenteuerlustige Marionettenbühne spielt uns einmal die „Bildlegende zu einem absurden Puppentheater“, und welches Werkraumtheater inszeniert uns die „Versatzstücke oder: So hat dieser Tag doch noch einen Sinn gehabt!“? Was uns des weiteren fehlt, ist eine Ausgabe aller Texte Friederike Mayröckers zu Hörspielen samt – es lebe die sich auf Rundfunkarchive stützende CD! - vorhandener Aufnahmen von bereits realisierten Hörspielen! Und da Hörbuch und Hördokumentation derzeit so auf dem Vormarsch sind: Wie wäre es mit einer Versammlung aller Aufnahmen von Lesungen Friederike Mayröckers, in denen wir ihre Annäherung an die eigenen Texte erfahren/erhören könnten? Wir haben hier ein Werk, das kompromisslos und demütig, kühn und dankbar die Gunst eines inspirierten Moments immer und immer wieder umfleht und umwirbt und dies am Ende den „Heiligen Geist“ nennt, der darüber wachen möge, dass etwas Haltbares herauskomme für diejenige, die ein Spiel ist von jedem Druck der Luft, oder, anders ausgedrückt: „In Böen wechselt mein Sinn“. Das sagt Friedrike Mayröcker stolz und selbstkritisch, selbstspöttisch, sie, die unsere Glücksmöglichkeiten so sehr vermehrt, aber auch unser Arsenal von Melancholien so sehr bereichert hat. Salut zu ihrem 80. Geburtstag! JÖRG DREWS Das Leben mit Velozifer Zerstört die Digitalisierung die Erinnerungskultur? Manfred Osten klagt darüber jedenfalls gelehrt und elegant Das „Veloziferische ist das größte Unheil unserer Zeit, die nichts reif werden lässt und so immer aus der Hand in den Mund lebt.“ Das konstatierte schon Goethe, in hohem Alter zwar, als alles um ihn herum zu schnell zu gehen begann. Aber dennoch, seine Beobachtung war prophetisch, denn wie viel zutreffender ist sie heute! Das zunehmende Lebenstempo ist eins der hervorstechendsten Merkmale der Moderne und, aus der Sicht aller Kulturpessimisten, ein Grund zur Sorge. Es mangelt uns an Muße, uns an alles, was wichtig ist, zu erinnern, eine Gedächtniskultur zu pflegen. Was uns daran hindert, ist der um sich greifende, vom Fortschritt der Technik genährte „Vergangenheitshass“; auch das wusste schon Goethe, für unseren Autor das Maß aller Dinge. Manfred Osten gehört zu den PC-Benutzern der ersten Generation, denen das elektronische Kommunikationshandwerkszeug nicht in die Wiege gelegt war. Angeeignet hat er es sich, wohl oder übel und keineswegs aus optimistisch spielerischer Lust am Neuen. Es ist doch eher Teufelszeug, was da auf uns gekommen ist: immer mehr Daten, immer schneller, zum Instantgebrauch, abgespeichert und aus dem Sinn. Wem spräche Osten nicht aus der Seele. Allein, die summarische Anklage, mit der er der schnellen und schnelllebigen Kommunikation unserer Zeit den allenthalben zu beobachtenden Niedergang der Sitten und unser aller rapides Abgleiten in die Barbarei anlastet, reizt doch zum Widerspruch. Ein solcher fällt besonders leicht, wenn man sich der Medienrevolutionen früherer Epochen entsinnt. In der Frühzeit der literarischen Kultur hegte Platon ein tiefes Misstrauen gegen die Schrift, die nur das Vergessen befördere, und als der Buchdruck das Zeitalter der Alphabetisierung einläutete, wurde das von den kulturellen Eliten am Hof und auf der Kanzel nicht begrüßt. Jede Neuerung stößt auf den Widerstand der Etablierten. Sie erfahren die Ersetzung, zutreffender: die Ergänzung „ihres“ Mediums durch ein neues als Niedergang, was sich nicht selten in einen ausgeprägten Gegenwartshass übersetzt. Die Archivare der Tontafeln müssen den viel feineren, handlicheren, aber auch ephemereren Papyrus mit Besorgnis aufgenommen haben. Wie sollte man einem so flatterhaften Stoff etwas anvertrauen, das für die Ewigkeit gedacht war? Und sie hatten recht, denn die praktisch unzerstörbaren Tontafeln erzählen uns noch heute vom Leben im Altertum, wohingegen die meisten Papyri aus der Zeit verbrannt, von Würmern zerfressen oder zu Staub zerfallen sind. Heute sind es die elektronischen Dateien, die uns im Vergleich zu Büchern kurzlebig erscheinen und deshalb als eine Bedrohung des kulturellen Erbes. Mensch und Suchmaschine Wunderbar gelehrt und stilistisch höchst elegant lamentiert Osten über die Erosion des kollektiven Gedächtnisses, die an der Menschenwürde selber nagt. Die Zerstörung der Erinnerungskultur legt er der Digitalisierung der Informationsspeicherung und -übermittlung zur Last. Denn alles Wissenswerte wird ungreifbar, weil die Datenträger keinen Bestand mehr haben. „Über den Wert der Digitalisate“, mahnt er, „entscheidet allein deren Verfügbarkeit.“ Das galt freilich nicht minder für Tontafeln und gilt noch immer für die „haptische Realität der Bücher“. Verdruss bereitet Osten auch die Fehleranfälligkeit auf Nullen und Einsen reduzierter Daten. Dem Umstand, dass das Aufspüren von Fehlern und Fälschungen in handschriftlichen Dokumenten Lebensinhalt von Generationen von Historikern war und noch ist, schenkt er wenig Beachtung, noch der allgemeineren Tatsache, dass die Vergangenheit, die er gern erinnert wissen will, niemals als solche fassbar und gegenwärtig sein kann, sondern allenfalls ihr moduliertes Echo. Das Grundproblem von Ostens gescheitem Traktat ist die Alternative, die er konstruiert: Gedächtnis oder Fortschritt. Als eine solche muss das Verhältnis beider nicht verstanden werden. Nur in der Erinnerung zu leben, bedeutet Stillstand, nur an Fortschritt zu denken, den Verlust von jedem Maß. Zwar ist es zunehmend schwierig, nicht vom Fortschritt überrollt zu werden, und das Gefühl, der Technik ausgeliefert zu sein, haben insbesondere im Umgang mit den elektronischen Medien viele. Aber dass deshalb das Gedächtnis auf der Strecke bleiben muss, ist ein Missverständnis. Das im Herstellen von Assoziationen geübte Gedächtnis werde von Suchmaschinen ersetzt, beklagt Osten, ignoriert dabei aber einerseits, dass Suchmaschinen nichts suchen, was ihnen nicht von Menschen aufgegeben wurde und andererseits, dass sie trotzdem Assoziationen herstellen, auf die ein vernünftiger Mensch nie käme, was aber nur heißt, das unsere Vernunft dazu neigt, sinnvollen vor formalen Assoziationen den Vorzug zu geben. Um die Vorteile einer Suchmaschine zu nutzen, muss man lernen, in Kategorien zu denken, die Maschinen verarbeiten können. (Und die Maschinenbauer müssen lernen, die Arbeitsweise der Maschinen dem menschlichen Den- ken ähnlicher zu machen.) Suchmaschinen, mit Verstand benutzt, erzwingen nicht das Vergessen. Sie treten nicht an die Stelle, sondern neben Bücher, Bilder, Bauwerke und andere Gedächtnisstützen und können helfen, die Informationsflut, die unaufhörlich auf uns eindringt, handhabbar zu machen. Die Aufnahmefähigkeit des Gedächtnisses ist, da es ein körperliches Substrat braucht, wahrscheinlich begrenzt, auch wenn wir einstweilen nicht wissen, wo die Grenzen liegen. Hilfsmittel brauchen wir deshalb dringend. Die kumulative Geschichte Denn auch wer nicht an Fortschritt glaubt, muss zugeben, dass die Menschheitsgeschichte und damit die Totalität dessen, was erinnert werden kann, kumulativ ist. Die Menge des Wissbaren, das Gedächtnis der Menschheit beinhaltet heute mehr als noch zu Goethes Zeit, die ja nur einen Augenschlag zurück liegt. Die Probleme, die sich daraus für die Bestimmung unserer selbst zwischen Vergangenheit und Zukunft ergeben, können unter den Voraussetzungen des Gegensatzes von Gedächtnis oder Fortschritt nicht gelöst werden. Dass die digitalen Systeme die Erinnerungskultur zerstören, ist keine ausgemachte Sache. Sie werden sie aber verändern. Dazu, wie das geschieht, gibt Osten trotz des kulturpessimistischen Untertons seines Essays bedenkenswerte Hinweise. FLORIAN COULMAS MANFRED OSTEN: Das geraubte Gedächtnis. Digitale Systeme und die Zerstörung der Erinnerungskultur. Frankfurt am Main, Insel, 126 Seiten, 14,80 Euro. Am 8. Juli 1593 machte ein Pfarrer im schlesischen Weigelsdorf eine sensationelle Entdeckung. Dem siebenjährigen Christoph Müller, einem Halbwaisen aus armem Hause, war ein goldener Backenzahn gewachsen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von dem wundersamen Ereignis über die Grenzen des Dorfes und ganz Schlesiens hinaus. Bald nahmen sich die Experten des Falles an, unter ihnen der renommierte Helmstedter Medizinprofessor Jakob Horst. In den folgenden Monaten wurde dem armen Christoph Müller von Medizinern, Pfarrern und Goldschmieden im übertragenen wie wörtlichen Sinne auf den Zahn gefühlt; der Junge musste zahlreiche schmerzhafte Prozeduren über sich ergehen lassen, ehe man die Echtheit des Goldes in seinem Mund bestätigte. Mochten einige unverbesserliche Skeptiker auch Zweifel anmelden, spätestens nach Professor Horsts öffentlicher Bekanntmachung seiner Untersuchungsergebnisse galt die Geschichte in der Fachwelt durchaus als glaubhaft. Über die Ursachen des so genannten Zahnwunders indes stritten die Gelehrten: Während die einen von der natürlichen Entstehung des Goldzahnes – etwa durch Leibeswärme, Einbildungskraft oder alchemistische Prozesse – ausgingen, sprachen die anderen von einem übernatürlichen Phänomen, von göttlichem oder teuflischem Wirken. Insbesondere die von Horst propagierte Deutung des goldenen Zahnes als eines von Gott gesandten Zeichens, das den Sieg des Heiligen Römischen Reiches über die Türken und den Beginn eines neuen goldenen Zeitalters verhieß, stieß unter den Zeitgenossen auf große Resonanz. Angesichts der Bedrohung des christlichen Abendlandes durch die türkischen Truppen erlebten Wunderglaube und Weissagekunst damals eine neue Blüte. Seit dem ausgehenden Mittelalter zeigten auch die Gelehrten ein gesteigertes Interesse an seltsamen Naturphänomenen, das etwa in den Wunderkammern von Ärzten, Apothekern und Herrschern ihren Ausdruck fand. Wunder gab und gibt es immer wieder, doch erst vor dem Hintergrund der akuten „Türkengefahr“ am Ende des 16. Jahrhunderts erklärt sich die Aufmerksamkeit, die jene unerhörte Begebenheit aus der schlesischen Provinz in ganz Europa erregte. In seiner ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Studie verfolgt der Medizinhistoriker Robert Jütte die Spur des Zahnwunders von den Chroniken über die zahlreichen Streitschriften bis hinein in die Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts. Der weitverzweigte Diskurs illustriert auf anschauliche Weise den rasanten erkenntnistheoretischen Wandel, der sich auch hinter dem Stichwort „Aufklärung“ verbirgt. Während man sich in der Frühen Neuzeit auf den Augenschein und die Zeugschaft angesehener Persönlichkeiten verließ, wurden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die sinnliche Wahrnehmung wie auch die Autorität des gedruckten Wortes verstärkt in Zweifel gezogen. Um eine Erklärung für die Kuriosität vom goldenen Zahn zu finden, boten zeitgenössische Gelehrte alle Spitzfindigkeiten aristotelischer Logik auf. Knapp ein Jahrhundert später diente sie Skeptikern der Frühaufklärung wie Fontenelle oder Pierre Bayle als Exempel für die Notwendigkeit, die Dinge zu hinterfragen. „Wenn man also die Sachen etwas genauer ansiehet, so findet man, dass die Orackel, die uns so wunderbar bedüncken, niemahls Orackel gewesen“, kommentiert Fontenelle die Sensation aus dem Zeitalter der Türkenkriege, die im Zentrum seiner berühmten Schrift über das Orakelwesen steht. Drei Jahre währte das Wunder, bis sich die goldene Zahnhülse so weit gelockert hatte, dass die Fälschung für jedermann erkennbar war. Doch selbst nach der Aufdeckung des raffinierten Betrugs hielt sich der Glaube hartnäckig, dass dem schlesischen Jungen tatsächlich ein goldener Zahn gewachsen sei. Obwohl die Geschichte im 19. Jahrhundert Eingang in den internationalen Sagenschatz fand, sorgen heutzutage Meldungen von angeblichen Goldzähnen immer wieder für Schlagzeilen, die der Autor nicht ohne Genuss zitiert. Solche modernen Mythen – seien sie nun religiösen oder esoterischen Ursprungs – zeugen von der Faszination, die auch heute noch von „Wundern“ ausgeht. Den Leser dieses höchst vergnüglichen Buches erinnern sie daran, dass bei allem wissenschaftlichen Fortschritt die Entzauberung der Welt, von der Max Weber einst sprach, nie vollständig gelungen ist. MARION LÜHE ROBERT JÜTTE: „Ein Wunder wie der goldene Zahn“. Eine unerhörte Begebenheit aus dem Jahre 1593 macht Geschichte(n). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2004. 143 Seiten, 28 Euro. Schenkung Höllerer-Nachlass nach Sulzbach Die Witwe des Schriftstellers Walter Höllerer (1922-2003) hat den Nachlass ihres Mannes dem Literaturarchiv seiner Geburtsstadt Sulzbach-Rosenberg geschenkt. Höllerer lehrte von 1959 bis 1988 an der TU Berlin und gründete 1963 das Literarische Colloquium Berlin. Der 250 Ordner umfassende Nachlass enthält unter anderem Prosa, Hörspiele und Korrespondenzen Höllerers, darunter die Briefwechsel mit Günter Grass, Max Frisch und Ingeborg Bachmann. dpa/SZ JETZT.DE Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 19 Zehn Weihnachtsgeschenke für coole Eltern Bücher, ein Punk-Konzert oder eine Reise in die Vergangenheit: Vorschläge für prima Sachen, die tollen Müttern und Vätern Freude machen Nein, ärgern soll es nicht. Aber auch nicht langweilen. Nur überraschen. Wenigstens ein bisschen. Und passen muss es auch. Irgendwie zumindest. Weihnachtsgeschenke für die Eltern zu finden, ist schwierig. Aber dann auch noch für coole Eltern, denen man mehr bieten muss als eine Schürze, eine Krawatte oder einen Internet-Kennenlernkurs für Senioren. Sie kennen ja alles schon. Und haben ja alles schon. Selber was basteln? Dann sind sie immer gerührt. Ist manchmal schwer zu ertragen. Was kann sie also überraschen? Zehn Vorschläge. 1 „Porno“ von Irvine Welsh für Vater Ganz sicher: Ein Porno unterm Weihnachtsbaum. Kein echter, würde gar nicht zu Vater passen. Aber wie wär’s mit „Porno“ von Irvine Welsh? „Porno“, der Roman, die Fortsetzung von „Trainspotting“, den Vater zwar nicht gelesen hat, aber gesehen – wurde ja vor zehn Jahren verfilmt. Nun gibt’s also die neuen Drogen-, Sex- und Geldgeschichten von Rents, Sick Boy, Spud und Begbie. Diane ist nicht mehr dabei, dafür eine Nicola, die zusammen mit Sick Boy, der nicht mehr so heißen möchte, einen Porno dreht und damit reich werden will. Bizarre Geschichte, wie alle so weitermachen, als sei nichts geschehen. Hier noch ein Deal, da noch eine Party. Alles tun, um nicht fertig zu wirken, abgehalftert, gescheitert. Wie krampfhaft sie jung bleiben wollen, obwohl sie jetzt zehn Jahre älter sind, Mitte dreißig, Anfang vierzig. Und wie es doch nicht mehr so richtig geht, die durchgemachten Nächte, die Masse an Alkohol, die ganzen Drogen. Wie der Kopf noch will, und der Körper nicht mehr kann. Wie das Verhalten sich deswegen ändert. Das alles ist komplex und widersprüchlich gemacht, müsste Vater eigentlich gut gefallen. Egal, noch besser ist die Vorstellung, wie es da liegt, das Buch, ausgepackt, auf dem Cover der Schriftzug „Porno“ und das Gesicht einer Gummipuppe mit weit geöffnetem Mund, liegt einfach so da, mitten unterm Weihnachtsbaum. Nicht dass sich jemand daran ernsthaft stören würde, aber jedes Mal, wenn man hinsieht, überrascht es doch wieder. Irvine Welsh: „Porno“. Kiepenheuer & Witsch, 2004. 12,90 Euro maik-soehler.jetzt.de 2 „Die Festung der Einsamkeit“ von Jonathan Lethem für Mutter Was kommt noch in Frage? Noch ein Roman. „Die Festung der Einsamkeit“ von Jonathan Lethem. Ideal für Mutter, die sich für Städte und Musik begeistert. Das Buch spielt in den späten siebziger, frühen achtziger Jahren in Brooklyn, New York. Zwei Jungen werden Freunde, Mingus und Dylan, einer schwarz, einer weiß, beide sind ganz nebenher Juden, beide leben allein bei ihren Vätern, beide Väter sind Künstler, einer malt, der andere musiziert. Ein Roman über New York, aber Dienstag: Hören Wer noch Geld übrig hat, kann sich selber etwas schenken, zum Beispiel endlich mal gute Musik. Im Redaktionsblog „Reingehört und aufgeschrieben“ empfiehlt die jetzt.de-Musikredaktion musikalische Festtagsgenüsse oder einfach nur die besten Platten der Welt. Mittwoch: Auflegen jetzt.de beschert schon heute, allerdings nicht ohne Eigenleistung. Wer Wissen in Sachen Christmas-Songs aufweist, kann bei Mr. Quiz in eines von drei „Traktor DJ Studio“ einziehen. Und damit am PC so oft „Last Christmas“ auflegen, bis sogar der Jamba Hippo genervt ist. Donnerstag: Gucken Long live the Smiths! Harald Schmidt nimmt ein Jahr nach seinem Verschwinden wieder das Late-Night-Szepter in die Hand und hat sich hoffentlich schon überlegt, wie er die geballten Erwartungen der Fernsehnation pariert (ARD, Verantwortlich: Dirk von Gehlen Fotos und Illustration: Eva Reiske 7 „Gefahr ist ihr Geschäft“ für Vater Ein Hörbuch: Auf zehn CDs finden sich zehn Hörspiele nach Storys des Kriminalschriftstellers Raymond Chandler. Arnold Marquis, Ulrich Pleitgen u. a. sprechen die Rollen von Detektiven wie John Dalmas oder Steve Grayce, die Philip Marlowe, Chandlers legendärem Privatdetektiv, voraus gingen. Sie alle ermitteln wegen Mord, Erpressung, Kidnapping oder Raub in Hotels, Bars und Casinos, treffen dabei auf Gangster und Polizisten, die man nicht immer unterscheiden kann. Wo sie nicht genügend Spuren finden, trinken sie Meere an Schnaps, und wenn am Ende wirklich ein Täter feststehen sollte, ist deswegen der Fall noch lange nicht gelöst. Das alles ist lakonisch und komisch gemacht und müsste Vater eigentlich gefallen. Nur: Die Weihnachtsüberraschung stellt sich nicht direkt unterm Baum ein, sondern erst, wenn eine der CDs aufgelegt wird und rauchige, von Whisky und Brandy geprägte Stimmen Sätze wie „Ich habe erst sieben Gläser getrunken, seit wir hergekommen sind“ ins festliche Wohnzimmer sprechen. Raymond Chandler: „Gefahr ist ihr Geschäft.“ Der Audio Verlag, 2004. 69 Euro maik-soehler.jetzt.de 3 „Blankets“ für Vater und Mutter Wenn jemand über die Jugend, die tolle, die spannende, die großartige, so spricht wie Marxisten über die Revolution, dann ist er bestimmt schon erwachsen, wahrscheinlich aber alt. Und hat längst vergessen, wie das wirklich war, das Erwachsenwerden. Deswegen muss man beiden Eltern den Comic „Blankets“ schenken. Dabei fasst der Begriff Comic nicht ganz, was der amerikanische Zeichner Craig Thompson da auf 582 Seiten getan hat: „Blankets“ ist viel mehr als ein Comic – ein illustrierter Roman über das Jungsein und das Erwachsenwerden, so schön wie die Sonne im Winter, wenn sie nur an manchen Tagen scheint. Craig, die Hauptfigur, geht in einer ganz normalen Kleinstadt mit ganz normalen Menschen in eine ganz normale Schule. Aber er ist anders. Seine Eltern sind glühende Christen, die Welt der Familie ist geschieden in Himmel und Hölle, und Craigs Liebe gehört Gott. Dann verliebt sich Craig – und wird schließlich erwachsen. In schlichten, schönen Bildern, wie es sie in Comics so selten zu sehen gibt, erzählt Craig Thompson eine einzigartige Coming-ofAge-Geschichte, die eine Sehenswürdigkeit ist für Vater und Mutter. Craig Thompson, „Blankets“. Thomas Tilsner Verlag, 2004. 34 Euro roland-schulz.jetzt.de 4 „Mustererkennung“ von William Gibson für Vater oder Mutter Überraschung: Noch ein Roman. Aber ein Joker, kann man Vater schenken, wenn er Science Fiction mittlerweile lieber mag als Pornos und Drogen, oder Mutter, wenn sie sich bei Lethems New Yorker Geschichte langweilen würde, weil es zu viel um Jungs und zu wenig um New York geht. „Mustererkennung“ spielt hauptsächlich in London, Tokio und Moskau und erzählt die Geschichte der gegen bestimmte Werbestrategien und -symbole allergischen Marketingberaterin Cayce Pollard, die sich auf die Suche nach mysteriösen Filmsequenzen im Internet begibt. Der Roman spielt in der Gegen- DIESE WOCHE JETZT.DE Montag: Lesen Als Band Nummer 40 der SZ-Bibliothek erscheint in dieser Woche John Steinbecks fröhlich tragischer Schelmenroman „Tortilla Flat“. Im Tagesticker auf jetzt.de im Internet kannst du heute mitreden, wenn gefragt wird: Welches Buch der SZ-Bibliothek hat dir bisher am besten gefallen? Eine Heldin von Mutter auf einer CD zusammen mit deinen Helden. Und dann ist die Musik auch noch ziemlich gut. Nancy Sinatra, „Nancy Sinatra“. Sanctuary / BMG, 2004. 14,99 Euro barbara-streidl.jetzt.de auch einer über Jungs und Sex’n’Drugs’n’Rock’n’Roll, über Pop und seine Geschichte, schwarze Musik und weiße Hörer. Jonathan Lethem erzählt, dass es für Mingus und Dylan eine Zeit lang nichts Wichtigeres gibt als Grafitti, dass für sie die Schule nur ein „Käfig zum Wachsen“ ist, und jeder, der es noch nicht wusste oder es wieder vergessen hat, kann erfahren, wie es sich manchmal anfühlt, jung zu sein: „Der Schlüssel zu fast allen Dingen ist, so zu tun, als wäre es nicht das erste Mal.“ Aber auch Jungen werden älter. Das alles ist kritisch und mehrdimensional gemacht, müsste Mutter eigentlich gefallen. Läge auch gut unterm Baum, nicht zu nahe an „Porno“, braucht auf jeden Fall Platz, um wirken zu können mit diesem Grafitti-Cover und dem großen Wort „Einsamkeit“ im Titel, das einen ganz eigenartig überrascht, so mitten unterm Baum und mitten im Familienfest. Jonathan Lethem: „Die Festung der Einsamkeit“. Tropen Verlag, 2004. 24,90 Euro maik-soehler.jetzt.de 21.45 Uhr). Und Helmut Schmidt, der knarzig-charmante Altbundeskanzler, hat heute Geburtstag und lebt hoffentlich noch recht lange, damit die Kettenraucher des Landes weiterhin entschuldigend auf ihn verweisen können. Freitag: Weihnachten Erst Kirche, dann Bescherung, dann mit der ganzen Familie das Loriot-Video? Oder erst zu Tante Gusti auf den Friedhof, dann Spieleabend und hinterher frustriert in die Kneipe? Für den Heiligen Abend hat jeder ein rituelles Programm, das sich so schnell nicht ändert. Im Tagesticker auf jetzt.de kannst du deinen Standardablauf schildern. Samstag: Essen Am ersten Weihnachtsfeiertag nimmt der Durchschnittsdeutsche etwa sechsmal am gedeckten Tisch Platz und völlt ohne Rücksicht auf Formverluste. Wer noch nicht weiß, womit er den Knopf seiner Lagerfeld for H&M-Festtagshose wegsprengt, kann sich auf jetzt.de im Rezepte-Forum inspirieren lassen. Sonntag: Wählen Während sich in Deutschland alle kalorienbetäubt zum Weihnachtsspaziergang schleppen, gehen die Menschen in der Ukraine noch mal an die Wahlurnen. Bei der Wiederholung der Stichwahl um das Präsidentenamt sind die Anhänger von Oppositionsführer Juschtschenko zuversichtlich, den Lohn für ihren ausdauernden Protest einzufahren. Der beurlaubte Eigentlichpräsident Janukowitsch kündigt unterdessen den Besuch zehntausender seiner Anhänger in Kiew an – heiße Weihnachten. Auf jetzt.de gibt es dazu ein Interview mit einem Wahlbeobachter in Kiew. wart und gehört zu den wenigen seiner Art, die keine waghalsigen und entfernten Zukunftswelten erschaffen müssen, um eine Ahnung dessen zu vermitteln, was auf uns zukommen kann. Das alles ist verspielt und intelligent gemacht und überrascht unterm Baum, weil dort niemand etwas derart Konsumkritisches erwartet – und weil Science Fiction und Tanne nicht so recht zueinander passen wollen. William Gibson: „Mustererkennung“. Klett-Cotta, 2004. 24,50 Euro maik-soehler.jetzt.de 5 „Kir Royal“ für Vater Halte deinen Vater nicht auf, wenn er Abend für Abend mit der Fernbedienung auf den Fernseher eindrischt und dabei mit dem Hinweis „Früher! Da wussten sie noch, wie man Geschichten erzählt . . .“ den aktuellen Serienstumpfsinn von „Frauenknast“ bis „Beauty Queen“ anprangert. Der Mann hat Recht! Aber du kannst ihm Frieden schenken – mit der wunderbaren Achtziger-Fernsehserie „Kir Royal“, die gerade auf drei DVDs wiederveröffentlicht wurde. Sechs Folgen lang tobt der liebenswert-großkotzige Klatschreporter Baby Schimmerlos durch die Münchner Schickeria. Er bestimmt ketterauchend und fremdgehend, wer „reinkommt“, was getragen und wo gegessen wird. Da man die zahllosen Anspielungen auf Society und Politik der deutschen Achtziger manchmal gar nicht mehr versteht, ist es gut, wenn man Papa fragen kann: ob gerade Franz-Josef Strauß oder Max Streibl lächerlich gemacht wird, und ob es den „Marines- look“ damals in Schwabing wirklich gab. Auf Papa sollte man in Sachen Fernsehen ja sowieso hören: Heute würde RTL aus den Ideen einer einzigen „Kir Royal“ -Folge vier ganze Serien stricken – und in allen wären Carsten Spengemann und Sonja Zietlow zu sehen. „Kir Royal“. BMG Ariola, 2004. 30 Euro christoph-koch.jetzt.de 6 „Nancy Sinatra“ für Mutter Gibt es nicht dieses eine Foto von Mutter, auf dem sie weiße Stiefel zu langen Locken und Minirock trägt? Damals kannte sie Vater noch gar nicht. Doch bestimmt hörte sie zu dieser Zeit das Lied „These boots are made for walking“ von Nancy Sinatra, die damit in den 60er Jahren weltberühmt wurde. Nancy Sinatra ist ein paar Jahre älter als Mutter und hat nach vierzig Jahren Bühnenerfahrung gerade wieder eine neue Platte veröffentlicht. Das Gute daran ist, dass sie nicht mit den alten Säcken von früher wie etwa Lee Hazlewood zusammengearbeitet hat, sondern mit Typen, deren Platten du auch hast: Morrissey, Jon Spencer oder Jarvis Cocker. Besser geht’s nicht: 8 „Das gesprochene Wort“ für Vater und Mutter Noch ein Hörbuch. „50 Aufnahmen aus 50 Jahren“, die Jubiläumsbox der Deutschen Grammophon Literatur. Am 1. Dezember 1954 entstand die erste Schallplatte des Verlags, es handelte sich um einen Bühnenmitschnitt von Goethes „Faust I“ in der Inszenierung von Gustav Gründgens am alten Düsseldorfer Schauspielhaus. Diese Aufnahme ist ebenso zu hören wie Monologe, Dialoge, Stücke oder Gedichte von Thomas Mann, Schiller, Goethe, Grass, Shakespeare, Büchner, gesprochen oder gelesen von Will Quadflieg, Bruno Ganz oder Maria Wimmer. Klassisch und gründlich gemacht, aber wie bereits Chandlers Hörspieledition ist auch diese CD-Box nicht ganz billig. Vermutlich müssen Geschwister, Verwandte oder Freunde der Eltern für eine Schenkgemeinschaft gewonnen werden. Vor allem aber dürften coole Eltern wirklich verblüfft sein, wenn man ihnen plötzlich mit Lessing, Hebbel und Granach kommt. „Das gesprochene Wort. 50 Aufnahmen men aus 50 Jahren.“ Deutsche Grammophon, 2004. 96,99 Euro maik-soehler.jetzt.de nicht gehört, bei mir im Auto vielleicht mal, ja. Wie das klingt? Hm, wie soll ich dir das erklären, also, ganz simpel gesagt vielleicht, äh, wie die Beatles mit mehr Beat und auf Deutsch aber, ach, vergiss das mit den Beatles, das ist doch ganz anders. Popmusik! Ja, Popmusik, sehr schwungvoll, egal, jedenfalls macht die Band unheimlich gute Laune. Wirklich, sonst würde ich dich gar nicht mitnehmen wollen, wenn ich nicht wüsste, dass dir das auch gefällt. Nein, das macht doch nichts, wenn du auf dem Konzert die Älteste bist, das stört da wirklich keinen, das ist doch keine Teenieband, der Sänger ist selbst sicher schon Mitte dreißig und sieht aus wie vierzig. Nein, nur wir zwei, Papa kann ruhig mal einen Abend alleine sein. Natürlich gibt es da Toiletten. Nein, zieh dich ganz normal an, so wie du auch sonst weggehst, nein halt, den Samtrock vielleicht doch nicht, Jeans ist super. Wie lange? Och, kommt darauf an, wie lange die Vorband spielt. Nein, die kostet nicht extra und nein, ich will nicht lieber in den „Nussknacker“, so wie letztes Jahr, ich will dass du auch mal meine Musik hörst. Ich kaufe jetzt einfach mal zwei Karten. Superpunk heißt die Band, nicht Superpunkt. Nein, ich glaube nicht, dass die Gisela die kennt, aber ja, frag sie meinetwegen. Also Mama, versprochen, ja? Gut. „Superpunk“ sind im Januar auf großer Deutschland-Tour, die Termine stehen auf www.superpunk.de max-scharnigg.jetzt.de 10 Eine Reise in die Vergangenheit für Vater und Mutter Das Problem an Eltern ist, kein Zweifel, dieses: Ohne sie wäre man gar nicht da, mit ihnen ist es aber auch oft nicht so einfach. Dauernd wollen sie alles wissen. Wo bist du gewesen, gestern Nacht oder heute Nachmittag, und dann noch so lange? Was machst du denn überhaupt die ganze Zeit, und weshalb ist die Handy-Rechnung so hoch? Wer ist denn eigentlich der da, und warum willst du gleich bei ihm übernachten? Eine schöne Methode, mit diesem anstrengenden Wissensdurst der Eltern umzugehen, sind Gegenfragen – am besten über die Vergangenheit der Menschen, die einen gemacht haben: Wie kam es denn überhaupt dazu? Wann haben sie sich verliebt, und wo, und warum eigentlich? Und warum – oder warum nicht – hat es bis jetzt gehalten? Das Weihnachtsgeschenk zu diesen Fragen ist ein Gutschein für eine Reise in das Vorleben der Eltern: an den Ort, an dem sie sich kennen gelernt/ das erste Mal geküsst/ verliebt haben. Antworten inklusive. roland-schulz.jetzt.de 9 Aufs „Superpunk“-Konzert mit Mutter Nein, Mama, die Band heißt nur Superpunk, das hat aber gar nichts mit Punk zu tun, im Gegenteil, die sind total nett. Ich weiß, dass die Punks wieder am Bahnhof sitzen, aber darum geht es jetzt nicht, die Band heißt nur so. Nein, im Radio hast du die wahrscheinlich noch DIE SARAH-KUTTNER-KOLUMNE FRAGEBUCH Getränkerecht ist Ländersache Plörre, Politik und Pupillen voller Amore: Sarah Kuttner kommentiert die Woche schen, bei denen sich im Fett verbrennenden oder Muskeln aufbauenden Zustand enorme Glücksgefühle einstellen. Bin eher begeisterter Sitzer. Auch machen Skilifte und Menschen mit albernen Mützen und klumpigen Schuhen nichts Aphrodisierendes mit mir. Alle reden gerade über Sarah Kuttner. Wir reden mit ihr. Für jetzt.de kommentiert die Viva-Moderatorin jeden Montag an dieser Stelle aktuelle Ereignisse. Wenn du auch etwas von Sarah wissen möchtest, schicke deine Frage per Mail an [email protected]. Yvonne Catterfeld und Wayne Carpendale sind das neue Traumpaar der Klatschpresse. Ja, ich hörte davon. Und tatsächlich sehen die bestimmt auch super aus, wenn sie in ihren winterlichen Cashmere-Rollis zusammen den Weihnachtsbaum schmücken. Auch im Sommer dürften die Paar-technisch was hermachen, wenn sie stundenlang einen Kirschbaum umkreisend Fangen spielen; Verliebte machen so was ja. Irgendwann sagt Wayne dann: „Boah, Yvonne, lass’ mal Pause machen mit dem Baumumkreisen, mir ist schon total heiß.“ Und darauf sie, die Pupillen voller Amore: „Ist auch kein Wunder: Du Idiot hast ja immer noch deinen WeihnachtsCashmere-Rolli an!“ Was machst du am 23.12.: Harald Schmidt gucken? Ich würde ja gerne behaupten, dass ich an diesem Abend zu einem total interessanten Nacktlesemarathon in der Volksbühne gehe, wo unglaublich interessante OffKünstler Weihnachtsgedichte von noch interessanteren Off-Künstlern vorlesen. Aber . . . klar werde ich Schmidt gucken. „Hartz IV“ ist zum Wort des Jahres gewählt worden. Ich weiß nicht. „Hartz IV“ ist ja noch nicht mal ein richtiges Wort. Ich persönlich hätte ja lieber „Brustmuskelablösung“ gehabt. Oder „Bionade“. In Hamburg trinken gerade alle angesagten Menschen in allen angesagten Clubs Bionade. Muss das sein? Komisch, in Köln trinken das nur unangesagte Leute in unangesagten Clubs. In Berlin wiederum ist die Plörre, glaub’ ich, verboten worden. Getränkerecht ist ja Ländersache. Ich bin eh wieder auf Alkohol, mir kann’s wurscht sein. Gehst du Skifahren? Generell gehöre ich nicht zu jenen Men- Soll die Türkei der EU beitreten dürfen? Ja. Zumindest – und darum geht’s ja erst mal – sollte da schnell drüber gesprochen werden. Keine Ahnung, was in Brüssel von den Experten für Kriterien angelegt werden. Wahrscheinlich rechnet man Bruttoinlandsprodukt plus Länderspieltore geteilt durch Sehenswürdigkeiten minus Minderheitendrangsalierung. Was wird besser? Meine Seitenstrangangina, für die ich schon glaubte, als künftigen festen Lebensbestandteil, Weihnachtsgeschenke kaufen zu müssen. Die „Sarah-Kuttner-Show“ läuft montags bis donnerstags um 21.15 Uhr auf Viva. Worüber wunderst du dich diese Woche? Schreibe es auf www.jetzt.de ins Fragebuch. Dort kannst du auch sehen, von wem diese Fragen stammen: 1. Hat Münster zu viel Geld? 2. Hüpft jedes Herz beim Einfahren in die Heimatstadt? 3. Kauft denn keiner einzelne Briefumschläge? 4. Ist es normal, dass in Dreads Tiere wohnen? 5. Warum lachen ausgerechnet langweilige Jurastudenten immer, wenn sie hören, dass ich Sonderpädagogik studiere? 6. Wo wollen die nur alle hin? 7. Wann hört es endlich auf zu dauern? 8. Woher kommt mein Ruf? 9. Hat ein Bandscheibenvorfall was mit Sex zu tun? 10. Wie langweilig wäre mein Leben ohne meine Schwestern? 11. Könnte ich das auch schriftlich bekommen? 12. Werden die wieder Freundinnen? 13. Warum sollte ich glückliche Tiere essen? 14. Muss man eine Pizza wirklich frittieren? 15. Höre ich erst auf zu rauchen, wenn ich schwanger bin? 16. Ist das schon das Stück, oder stimmen die noch? 17. Ist wirklich jede Frau traurig, dass „Sex and the City“ vorbei ist? 18. Wie bringe ich meiner Lehrerin bei, dass ihre Stimme unerträglich ist? 19. Warum hatte die Frau heute im Bus so viel Geld? 20. Hat mein Telefon geklingelt, als ich nicht da war? 21. Warum kann sie einfach nicht tanzen? 22. Kann Thomas Brdaric auch kluge Sachen sagen? 23. Steht auf meiner Stirn: Ich existiere nur, um für Hänschen zu sorgen? 24. Telefoniere ich, um zu reden oder um zuzuhören? 25. Was mache ich denn jetzt? LESERBRIEFE Seite 20 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 Idealistische Aktivisten Jonas Viering schenkt in seinem Artikel der Verknüpfung zwischen den sozialen Einschnitten in Deutschland und der Globalisierung nur periphere und damit zu wenig Aufmerksamkeit. Wenn er Attac eine „Re-Nationalisierung“ vorwirft und schreibt, es gehe Attac neuerdings um die „Unantastbarkeit des hohen deutschen Arbeitslosengeldes“, dann verkennt Viering die Dimension der momentanen Sozialkürzungen als Ausformung einer neoliberalen Wirtschaftspolitik, die symptomatisch für den momentanen Kurs der Globalisierung ist. Es geht Attac eben nicht „nur“ um die Kürzung des Arbeitslosengeldes, sondern zumindest gleichberechtigt um die dahinter stehende, nicht national begrenzte Philosophie der nahezu kritiklosen Unterwerfung der Politik unter wirtschaftliche Interessen. Viel mehr jedoch als diese inhaltliche Schwäche missfällt mir das den Artikel illustrierende Foto, das die gewaltsame Festnahme eines Demonstranten während der Demonstrationen gegen die Welthandelsorganisation im Jahr 1999 in Seattle zeigt. Wieso gerade dieses Foto an dieser Stelle abgedruckt wird, entzieht sich jeder Logik. Zwischen der Festnahme des offenbar gewalttätigen Demonstranten und Attac besteht keine Verbindung. Es ist unangenehm, wenn sachlichem und friedlichem gesellschaftlichem Engagement mit derartigen Vorurteilen begegnet wird und ein Rechtfertigungsdruck entsteht, wo eigentlich kein Anlass dazu vorliegt. Alle Menschen, die ich bisher im Umfeld von Attac getroffen habe, waren ausschließlich idealistische Aktivisten, die sich das hehre Ziel gesetzt haben, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Welt ein kleines Stückchen gerechter und friedlicher zu machen. Bei niemandem liegt auch nur der Hauch einer Affinität zur Gewalt vor. „Nur“ ein Viertel Kurzgehalten Bernhard Söhl, Würzburg Machenschaften der Müll-Bosse: Eine Branche voller Skandale SZ vom 26. November Nächstes Jahr drohen 140 000 Pleiten / SZ vom 1. Dezember Die Pauschalverurteilung eines ganzen Wirtschaftszweiges vor allem durch die Überschrift zu Johannes Nitschmanns Hintergrundbericht ist für den Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) weder gerechtfertigt noch hinnehmbar. Das wird sogar durch den Artikel belegt, denn hier wird ein Fall geschildert, der in erster Linie den Anlagenbau und nicht die Entsorgungswirtschaft betrifft. Zudem hat der BDE durch sein Eintreten für einen liberalisierten Markt Wege aufgezeigt, die solche Vorkommnisse ausschließen. Man sollte genau hinschauen, bevor man eine Branche ins Abseits stellt, in der 350 000 Arbeitsplätze geschaffen wurden und in der mehr als 90 Prozent der Betriebe ausbilden. Hier zeigt sich ein gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein, das uns andere Branchen erst einmal nachmachen müssen. Petra Blum, Berlin Kleinstaaterei Die Zeit des billigen Öls ist vorbei SZ vom 11./12. Dezember Was Porsche und Aldi verbindet SZ vom 16. November In der Schlangengrube SZ vom 3. Dezember Auch wenn die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zu Recht als der Bösewicht der multilateralen Klimapolitik zu gelten hat: Den USA – wie es Gerd Zitzelsberger unter Berufung auf die Internationale Energie-Agentur tut – mit „derzeit sechs Milliarden Tonnen jährlich . . . 36 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes“ anzudichten, geht dann doch zu weit. Die USA sind nur Urheber etwa eines Viertels der weltweiten Emissionen. Die 36 Prozent stammen aus dem Quorum für das Kyoto-Protokoll; das bezieht sich nur auf die Industrienationen, nicht auf die ganze Erde. Im Wirtschaftsteil lese ich: Der Automobilhersteller Porsche erreicht den höchsten Gewinn in seiner Firmengeschichte, und Aldi landet mit knappem Abstand auf dem zweiten Platz. Warum nehmen gerade diese Unternehmen Spitzenplätze ein? Doch wohl nicht, weil mehr und mehr Menschen bei Aldi kaufen, um sich von dem Geld, das sie auf diese Weise eingespart haben, einen Porsche leisten zu können. Nein! Diese Menschen müssen dort einkaufen, weil sie von „immer besser verdienenden“ Porschekäufern mit Hilfe von „Lean Management“ und „Outsourcing“ kurzgehalten werden. Hans-Jürgen Russow, Öhningen Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte für die Schwäche des Wirtschaftsstandortes Deutschland, dann liefern die Vorgänge um die vom Baukonzern Walter gewünschte Fusion mit Züblin einen Baustein dazu. Mit dem Ziel, auf einem schwierigen Markt Stärke für internationale Geschäfte zu erlangen, waren die richtigen Schritte eingeleitet. Wenn die Verwirklichung scheitert, sind die Ursache nicht die Mitarbeiter, nicht zu hohe Löhne, sondern eine antiquierte Kleinstaaterei. Was im „Musterländle“ propagiert wird, zeugt von Verantwortungslosigkeit der Regionalbanken und der Landespolitik. Michael Naumann, München Wir sind dankbar, dass es dich gegeben hat. In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meinem geliebten Mann, unserem lieben Vater, Schwiegervater und Opa + 17. 12. 2004 Dietmar Gschrey Carola Gschrey Es trauern auch alle Verwandten und Freunde Einschlafen dürfen, wenn man müde ist, und eine Last fallen lassen dürfen, die man sehr lang getragen hat, das ist eine köstliche, eine wunderbare Sache. Hermann Hesse In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meiner lieben Ehefrau, unserer lieben Mutter, Tochter und Schwester, die nach schwerer Krankheit von uns gegangen ist. In tiefer Trauer: Günter Kupka Susanne Schneider-Kupka Juliane Kupka Gertrud Mahnecke Reiner Mahnecke Fürstenfeldbruck Dr. Elisabeth Geiger Dr. Martin Geiger mit Familie Elisabeth Klein mit Familie Das Requiem findet am Dienstag, den 21. Dezember 2004, um 13.00 Uhr in der katholischen Kirche St. Bernhard statt. Anschließend Beerdigung im Waldfriedhof Fürstenfeldbruck. Anstelle von Blumen und Kränzen bitten wir um eine Spende für die Jesuitenmission Pater P. Musto – Straßenkinder von Bogotá, Kto.-Nr. 5 115 582, BLZ 750 903 00, bei Liga Bank Nürnberg. In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meinem lieben Vater, Schwiegervater und Opa * 5. 2. 1920 + 17. 12. 2004 München Dr. Kurt Stecher mit Familie Die Beisetzung hat im engsten Familienkreis stattgefunden. Der Gottesdienst findet am Dienstag, dem 21. Dezember 2004, um 8.30 Uhr in St. Mauritius statt. Beerdigung um 15.00 Uhr im Westfriedhof München. Rita Losem In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Margareth Stöberlein + 18. 12. 2004 Alfred Losem Gabriele Sandfuchs mit Barbara und Peter Trauerfeier am Mittwoch, dem 22. Dezember 2004, um 10.30 Uhr in der Aussegnungshalle im Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz. Anstelle zugedachter Blumen und Kränze, bitten wir um eine Spende an die Deutsche Krebshilfe e.V., Sparkasse Bonn, BLZ 380 500 00, Konto: 909 093, Kennwort Rita Losem. Beiträge auf der Seite „Leserbriefe“ sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns die Kürzung der Texte vor. Es können nur Zuschriften veröffentlicht werden, die sich auf benannte Meldungen, Berichte, Artikel und Kommentare in der Süddeutschen Zeitung beziehen. Briefe ohne Angabe des vollen Namens und der vollständigen Adresse können wir leider nicht bearbeiten, auch wenn wir nur den Namen und den Ort drucken, um einem Missbrauch vorzubeugen. Bitte geben Sie für Rückfragen immer Ihre Telefonnummer an. Redaktion Leserbriefe Fax 089/2183-8530 E-Mail: [email protected] heute, Montag, 20. Dezember 2004 Waldfriedhof, Alter Teil: Erdbestattungen: 13.00 We i n z i e r l Elisabeth, Chef-Sekretärin, 87 Jahre 13.30 H o f e r i c h t e r August, Buchdrucker, 73 Jahre 14.00 W u r s c h y Johann, Polizeibeamter, 88 Jahre Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz: Feuerbestattungen: 9.45 10.30 11.15 14.30 15.15 S c h n e i d e r Sophie, Hausfrau, 85 Jahre K ö n i g Katharina, Kauffrau,73 Jahre K a u p p Karl, Installateur, 73 Jahre B a u e r Brigitte, kaufmännische Angestellte, 63 Jahre S c h m ü c k e r Ingeborg, Sekretärin, 91 Jahre Westfriedhof: Erdbestattung: 13.00 J e v t i c Anna,Verkäuferin, 77 Jahre Nordfriedhof: Feuerbestattungen: 10.30 11.15 12.00 12.45 13.30 D i r s c h e r l Rosa, Geschäftsfrau, 92 Jahre R e i t m e y e r Ursula, Übersetzerin, 95 Jahre B r e u Balbina, Hausfrau, 82 Jahre K r u k o w s k i Gerd, Elektriker, 51 Jahre S t e i n l e i n Dieter, Kfz-Meister, 41 Jahre Ostfriedhof: Erdbestattungen: 13.00 Va l l e r Nikolaus, Arbeiter, 77 Jahre 13.30 S a k r y Anna,Verkäuferin, 78 Jahre Ostfriedhof, Krematorium: geb. Bundschuh * 1. 10. 1919 Prof. Dr. Udo Reifner, Hamburg Friedhofverwaltung – Telefon 2319901 Notar + 16. 12. 2004 * 5. 9. 1931 Gottfried Stecher In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von meiner geliebten Frau, meiner besten Mutter und unserer Lieblingsoma als zehn staatlich geförderte Institutionen zur Unterstützung des Mittelstandes. Wem helfen sie? Politik, Beratern oder Ratsuchenden? Dass eine effiziente Zusammenführung nicht möglich ist, spricht für sich. Da die Handelskammern meistens von Bankern geleitet werden, ist hier auch kaum wirksame Abhilfe zu erwarten. Das von mir geleitete Institut für Finanzdienstleistungen hat mit Geldern des Bundesforschungsministeriums ein virtuelles Mittelstandszentrum mit einer Internet gestützten Krisen-Hotline für Mittelständler entwickelt sowie ein Internetportal (www.fit-in-finanzen.de) und eine Software, mit der Finanzierungsprobleme offen gelegt und eine Alternative entwickelt werden können. Außerdem gibt es über eine intelligente Zahlungsverkehrs-Software ein gegenseitiges Frühwarnsystem zwischen Banken und Mittelständlern. Natürlich soll nicht jeder Mittelständler vor dem Konkurs bewahrt werden. Wenn aber über qualifizierte Krisenberatung eine angepasste Finanzierung möglich würde, wären wahrscheinlich 30 Prozent der Konkurse abzuwenden. Bestattungen Landeshauptstadt München Dr. Josef Geiger Barbara Kupka geb. Mahnecke + 14. 12. 2004 * 15. 9. 1944 medizinischen Massagebetrieb profitabel zu machen, was ihn ruiniert. Ein anderer muss bei vier Millionen Mark Kredit eine von der Bank vermittelte Unternehmensberatung nehmen, die für 14 Seiten wertloser Ausführungen mit unsinnigen Erweiterungsvorschlägen 800 000 Mark Honorar kassiert. Die Bank ist wohl nicht zufällig Mieter beim Unternehmensberater. Welche Provisionen geflossen sind, ließ sich nicht aufklären. Mittelständler gaben an, dass sie bis zu 80 Prozent ihrer Zeit in der Krise statt zu arbeiten, mit Gesprächen, Zusammentragen von Informationen und Bittstellungen verbrachten. Wird in der Krise das Privathaus versteigert, bricht die Familie auseinander. Drei Fronten – der Ehepartner, im Betrieb und die Bank sind zu viel. Mittelständler haben vor Gericht kaum eine Chance. Eine Falschberatung können sie nicht beweisen und wenn doch, ist der Nachweis eines Schadens („Was wäre wenn gewesen?“) unmöglich oder ein Gutachten unbezahlbar. Wäre mehr Eigenkapital die Lösung? „Venture Capital“ ist für den Mittelständler sechsmal teurer als Fremdkapital und meistens unerreichbar. Deshalb sollte man die Kreditaufnahme verbessern. Weniger Kapital, aber besser beraten und besser angepasst an die zukünftigen Lebensumstände, wäre hilfreicher. „Existenzgründerwiegen“ wie in Frankreich, „prime lender“, denen die Förderbürokratie erspart wird, wie in den USA, oder ein Netzwerk von „Unternehmensfinanzierungshilfen“ wie in Schweden sind gute Ansätze. Eine zentrale Beschwerdestelle für Finanzbehördenprobleme der Mittelständler nach Art der Verbraucherzentralen können – vorausgesetzt, sie sind unabhängig, sachkundig und mit rechtlichen Instrumenten versehen – die wichtigsten Fälle aufarbeiten. Allein in Hamburg gibt es mehr R. Guardini Christa Gschrey Trauerfeier am Mittwoch, dem 22. Dezember 2004, um 14.30 Uhr im Krematorium Ostfriedhof, St.-Martin-Straße 41. Die Massenkonkurse im Mittelstand, über die Harald Schwarz berichtet, sind eine ungerechte Bestrafung für ihr langes Durchhalten: Der Mittelstand bleibt in schwachen Regionen als letzter, er bleibt in schlechten Zeiten durchgehend geöffnet, er bildet Jugendliche aus, wo sich die Industrie zurückzieht – er ist strukturerhaltend. Der Mittelstand kann dabei viel für sich tun. Wir können aber auch viel für den Mittelstand tun. Dabei geht es nicht so sehr um die politisch einfachere Frage, ob die Banken zu wenige Kredite geben, kein Risiko mehr auf sich nehmen. Die entscheidende Frage ist, wie die Banken ihre Kredite geben und vor allem, wie sie sich in der Krise als Kreditgeber verhalten. Wir haben in einer von der Volkswagenstiftung finanzierten Studie über Jahre den Scheiterungsprozess von Mittelständlern verfolgt. (Reifner und andere: „Kleinunternehmen und Banken in der Krise – Produktive Konfliktbeilegung durch Recht“; Nomos, BadenBaden, 2003.) Einige Beispiele: Kreditlinien werden zurückgenommen, wenn größere Aufträge anstehen und man das Tagesgeschäft nicht betreiben kann; die Bank lässt die Abbuchung relativ unbedeutender Elektrizitätsrechnungen nicht mehr zu, wodurch eine Schreinerei drei Monate lang ohne Strom bleibt, was zum Konkurs führt. Eine Bank kündigt den Kredit, obwohl der Kredit hoch gesichert ist und treu bedient wird, weil zu Sanierungszwecken die Betreibergesellschaft Konkurs anmeldet. Der Unternehmer ist ruiniert. Banken geben zu viel Kredit, wenn staatliche Bürgschaften winken, weil ihre Zusatzkredite damit erstrangig und sicher sind. Wird es schwierig, verhalten sie sich genau umgekehrt. Manche Banker „erklären“ ohne Sinn und Verstand dem Mittelständler, dass er eine Sauna bauen müsse, um seinen Der Tod ist die uns zugewandte Seite jenes Ganzen, dessen andere Seite Auferstehung heißt. Völlig unerwartet verstarb meine geliebte Frau, meine geliebte Mutter * 21. 10. 1941 Drei Fronten sind zu viel Verantwortungsbewusstsein Attac in den Niederungen / SZ vom 1. Dezember Dr. Hans-Jochen Luhmann, Wuppertal Montag, 20. Dezember 2004 geb. Astl * 17. 2. 1936 München + 17. 12. 2004 Hermann Stöberlein Angelika Stöberlein und Markus Baur Seelenmesse am Dienstag, dem 21. Dezember 2004, um 8.00 Uhr in der Pfarrkirche von Mariahilf München-Au. Die Beerdigung findet anschließend um 10.00 Uhr im Friedhof am Perlacher Forst statt. 8.30 9.15 10.00 10.45 11.30 13.00 14.30 15.15 K a s e d e r Helma, Reinigungsfrau, 76 Jahre R i c k e r t Erika Heidrun, Tontechnikerin, 61 Jahre M ä r k l Josepha, Hausfrau, 94 Jahre R o t h e Kunigunde, Hausfrau, 84 Jahre M i l l e r Georg, Postbeamter, 74 Jahre S c h r e n k h a m m e r Erich, Expedient, 71 Jahre R a i t h , Anna, Hausfrau, 92 Jahre Fa b e r Margareta, Hausfrau, 91 Jahre Friedhof am Perlacher Forst: Erdbestattung: 10.00 We i s s Otto, Feilenhauer, 79 Jahre Neuer Südfriedhof: Erdbestattung: 13.00 B r e c h Renate, Hausfrau 61 Jahre Friedhof Aubing: Feuerbestattung: 14.15 K l i e r Liselotte, Hausfrau, 92 Jahre Friedhof Riem: Die heilige Munditia & Co. Wen es nicht schaudert, der sollte einmal den Alten Peter besuchen. Dort kann man nämlich einen Blick in den Sarkophag mit dem geschmückten Totengerippe der heiligen Munditia werfen, der schönsten, aber auch unheimlichsten Reliquie in München . . . Diese Heilige gilt übrigens als Schutzpatronin der alleinstehenden Frauen. Ganz in der Nähe, nämlich in der Michaelskirche, hat König Ludwig II., der bekannte ,,Märchenkönig“, in der Wittelsbachergruft seine letzte Ruhe gefunden. Neben ihm steht der Sarkophag seines geistig verwirrten Bruders Otto. 9.45 H i f i n g e r Hildegard, Pelznäherin, 70 Jahre Friedhof Alt-Solln: Urnentrauerfeier mit anschließender Beerdigung 10.30 D a n e s i t z Irmgard, EDV-Sachbearbeiterin, 82 Jahre Bestattungen im Landkreis München Gemeindefriedhof Feldkirchen: 14.00 Messe in der Pfarrkirche St. Jakobus Feldkirchen mit anschließender Beerdigung G r a m a n n Elisabeth, Hausfrau, 80 Jahre Friedhof Heimstetten: 14.00 F l e i s c h h a c k e r Theophil, Baggerfahrer, 77 Jahre MEDIEN Montag, 20. Dezember 2004 HBN Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 21 Die nackte Kanone Mal richtig hoch gestapelt: „Schöne Witwen küssen besser“ Wolken ziehen vorüber Diese Geschichte beginnt nicht mit dem Aufstieg. Sie beginnt mit einem Absturz. Wolken ballen sich über dem Gipfel des Nanga Parbat, bevor die Kamera den Kern der Tragödie fokussiert: einen leblosen Körper, der durch Schneemassen haltlos in die Tiefe driftet. Der tote Mensch ist Günther Messner, 24, der jüngere Bruder des Südtiroler Extrembergsteigers Reinhold Messner. Schnell wird klar, dass die Dokumentation Tod am Nanga Parbat – Die Messner-Tragödie mehr ist als die Rekonstruktion der Expedition von 1970. Sie ist eine Suche nach Wahrheit. Die Kernfragen: War Messners Tod unvermeidlich? Hatte Bruder Reinhold die Überschreitung des 8125 Meter hohen Berges in Pakistan geplant? Opferte er seinen Bruder um des Erfolges Willen? Nach Jahrzehnten des Schweigens haben die Expeditionsteilnehmer Max von Kienlin und Hans Saler 2003 in zwei Büchern Messners Behauptung in Zweifel gezogen, er sei mit dem Bruder auf der anderen Seite des Berges über die Diamir-Flanke abgestiegen. Sie glauben, er habe den Erschöpften zurück gelassen. Der Film enthält keine neuen Anschuldigungen, keine neuen Versionen. Neu ist, dass die Bergkameraden vor der Kamera sprechen: über Reinholds Ehrgeiz und ein Bild der DiamirSeite in seinem Besitz. Zudem verdeutlicht die WDR-Produktion die Dimension der gewaltigen Rupalwand, der mit 4500 Metern höchsten Steilwand der Welt. Größter Gewinn sind die bisher ungesendeten Aufnahmen von Expeditions-Kameramann Gerhard Baur, der die Nacht vor dem Gipfelanstieg mit den Messners im Höhenlager verbrachte. Die Bilder transportieren die Leidenschaft und Gnadenlosigkeit des Höhenbergsteigens in authentischer Dichte. Nach dem Absturz des Bruders begann der Aufstieg von Reinhold Messner zum „Popstar der Berge“, wie es Ludwig Ott formuliert. Seine Dokumentation lässt eigene Interpretationen zu – trotz der Wolken, die diffuses Licht auf Messners Wahrheit werfen. Der hat selbst einmal gesagt: „Man kann mir glauben oder nicht.“ KARIN BÜHLER Die Story: Tod am Nanga Parbat – Die Messner-Tragödie, ARD, 21.45 Uhr. Sophie Schütt (li.) ist nun doch schön genug fürs Fernsehen, ein paar Sekunden lang sogar ohne Kleid und Sahne. Im Sat 1-Film Schöne Witwen küssen besser macht sie sich mit Iris Berben nicht nur an die Torte ran. Foto: Sat 1 Sendeschluss Nach der französischen hat auch die US-Regierung den hisbollah-nahen TVSender El Manar abgeschaltet – er sei eine terroristische Organisation. AFP Schreibfluss Jessica Stockmann, 37, soll für Frau im Spiegel den Jet-Set kolumnieren sowie in Nizza und Florida „spektakuläre Trends aufspüren“, so ein Sprecher. dpa er Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust machte die St. Pauli-Nachrichten. Die taz-Chefin Bascha Mika arbeitete bei einer Bank. Und die Bild-Texterin Katja Keßler kochte guten Kaffee. Was Medienmacher für ihre Posten qualifiziert, ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Greifen junge Journalisten auf der Suche nach dem Königsweg zu Ratgebern, bekommen sie vorgebetet: Es gibt deren viele. Das Trendbuch Journalismus (Herausgeber: Bernhard Pörksen/Herbert von Haelm Verlag) hebt sich wohltuend aus der Masse der einschlägigen Literatur heraus. Anstatt Ausbildungswege und Statistiken aufzulisten, haben Hamburger Journalistik-Studenten 28 Chefredakteure, Star-Reporter und TV-Moderatoren interviewt, darunter so unterschiedliche Charaktere wie die Brand-EinsLeiterin Gabriele Fischer, den Rüttgers-Berater Michael Spreng und den Spiegel-Reporter Cordt Schnibben. Über den perfekten Journalisten herrscht unter den Profis Einigkeit: „Man muss leidenschaftlich sein. Man ner-Schrader. Wie in den Anfängen des privaten Fernsehens müssten sich die Nutzer erst daran gewöhnen, dass die meisten Inhalte durch Werbung finanziert werden. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres wurden in Deutschland bei den großen Vermarktern 203 Millionen Euro für Online-Werbung ausgegeben. Damit stagniert der Markt zwar auf dem Niveau des Vorjahres und ist noch weit von oft geäußerten Hoffnungen auf ein zweistelliges Wachstum entfernt. Dennoch spricht Scharnhorst von einer großen Dynamik, vor allem in der Entwicklung neuer Kampagnen: „Derzeit kommt jeden Monat eine neue Werbeform auf den Markt.“ Technisch anspruchsvolle und großflächige Werbeformen boomen – wie Flash Layer, die sich plötzlich über eine Homepage legen, und Streaming Ads, in denen kleine Filmsequenzen gezeigt werden. Da quetscht sich eine schlanker werdende Hüfte auf die Seite einer Frauenzeitschrift (Diät-Werbung). Oder ein animierter Fernseher überlagert die „TopNews“ eines Nachrichtenmagazins (Spot für Internet-Auktionen). Während die Nachfrage nach Flash Layern hoch sei, würden Pop-ups immer seltener gebucht, berichtet Thomas Kabke, Geschäftsführer der IP Newmedia. Er führt dies vor allem auf die zunehmende Verbreitung der Pop-up-Blocker zurück – einer Software, mit der Nutzer verhindern können, dass sich neue Fenster von selbst öffnen. Solche Programme sind mittlerweile in gängige Browser wie den Microsoft Internet Explorer integriert. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Software zum Blockieren der Flash Layer Massenware wird. Für den Mozilla-Browser Firefox werden bereits Filter angeboten, die sämtliche Werbeformen ausschalten sollen (Adblock). Wenig ermutigend für Online-Werber ist zudem eine Studie der englischen Consulting-Agentur Bunnyfoot Universality. Sie hat in einem Experiment ermittelt, dass Flash Layer zwar oft ange- Werbeflut Banner: Als statische Werbefläche der Klassiker. Heute sind viele Banner animiert, manche verändern sich mit Bewegungen der Maus, ohne dass das Banner angeklickt wird. Flying-Banner fliegen über eine Seite, bis sie auf ihrem festen Platz landen. Pop-up: Der Internet-Browser öffnet ein eigenes, neues Fenster. Flash Layer: Vielfältige, meist animierte Formen, die sich über Teile einer Seite legen und die Sicht auf deren Inhalte verdecken. Die meisten verschwinden nach einer Zeit von selbst und lassen sich mit einem Schließen-Button vorzeitig beenden. Streaming Ad: Werbung mit Filmsequenz, eingebunden etwa in Layer. St. Paulis neue Könige Berufsperspektiven: Junge Journalisten befragen etablierte muss fleißig sein. Man muss unendlich neugierig sein. Man muss emotional sein. Man muss skeptisch sein“, sagt stellvertretend der Bild-Chefredakteur und Keßler-Gatte Kai Diekmann. Ihre Stärke zeigen die Interviews zwischen den Zeilen – in dem, was die Betroffenen nicht direkt sagen. So scheint eine gewisse Eitelkeit ebenfalls zum Profil zu gehören. Die journalistischen Großmeister fordern von den jungen Kollegen jene Eigenschaften, die sie selbst verkörpern: hartnäckig nachfragen (Sandra Maischberger), Allgemeinwissen haben (Michael Naumann), sich aufregen können (Aust). Verabschiedet haben sich die meisten vom Mythos des Genies, das ohne Ausbildung brillante Texte schreibt. Schnell auf den Punkt kommen, den Leser packen, extrem ver- dichten – die handwerklichen Techniken muss selbst der kreativste Charakter erlernen. Bascha Mika lobt die Schule der Lokal- und Boulevardzeitungen. Gegenüber angesehenen Ausbildungsinstituten ist sie skeptisch: „Bei manchen Journalistenschulen habe ich den Eindruck, dass sie dem Nachwuchs beibringen, Locken auf der Glatze zu drehen.“ Trotz ihrer Appelle für handwerkliche Regeln hüten sich die Autoren des Trendbuchs, den Schulmeinungen all zu deutlich nachzueifern. Entgegen der gängigen Lehre beginnt knapp die Hälfte der 28 Gespräche mit geschlossenen Fragen. Die Autoren ironisieren so manche schulmeisterliche Formel ihrer Interviewpartner und beweisen zugleich, dass derjenige mit den Regeln spielen kann, der sie kennt. Eine gewisse Abge- Schöne Witwen küssen besser, Sat 1, Montag und Dienstag, 20.15 Uhr. Tv-nrw: Platz im Kabelnetz bedroht Online-Werbung zeigt sich in immer neuen Formen – und trifft auf zunehmend genervte Internetnutzer Aufgepasst! Fast überall lauert im Internet Werbung, poppt ungebeten auf, flackert unerwartet durchs Bild. Wem dafür die Zeit oder Lust fehlt, muss, um die lästigen Botschaften wegzuklicken, auf seine Computermaus hämmern wie in einem Ballerspiel. Bloß eine Telefonnummer gesucht, schon haben sich drei neue Fenster geöffnet – klick, klick, klick, weg damit. Schnell die Nachrichten des Tages lesen, da verdeckt erstmal ein rasierter Männerschädel den Bildschirm, um einen Kleinwagen anzupreisen. Oder eine junge Frau legt sich im Namen eines Kreditinstituts über die Homepage der Zeitung und küsst einen Frosch. Die Liebe der Internet-Nutzer zur Werbung ist nicht groß. Nach einer neuen Studie des Hamburger Consulting-Unternehmens Fittkau & Maaß hat die Akzeptanz der Online-Werbung sogar einen neuen Tiefpunkt erreicht. Im Herbst haben 44 Prozent von mehr als 100 000 befragten Internet-Nutzern behauptet, sie beachteten Online-Werbung gar nicht. Vor zwei Jahren sagten dies nur 34 Prozent. Außerdem finden der Umfrage zufolge etwas weniger als 40 Prozent Online-Werbung „okay, da sie zur Finanzierung von Web Sites dient“. Vor drei Jahren waren es noch knapp 49 Prozent. Viele Nutzer hätten die Vorstellung, sie könnten inhaltliche Angebote kostenlos und werbefrei bekommen, sagt Ralf Scharnhorst, Abteilungsleiter OnlineMedia beim Internet-Dienstleister Sin- im Wesentlichen depressionsfrei und luxuriös, das Meer tiefblau, die Handlung haarsträubend, und zuletzt bezähmen die Männer die Frauen mit Charme oder bahnen ihnen – die Marseillaise schmetternd – mit dem Hammer den Weg aus dem Knast. In der Zwischenzeit geraten die naive und die elegante Hochstaplerin aneinander und tun sich dann doch zusammen („reich ist reich“), Juwelen werden geklaut, vertauscht und in Hinterzimmern gefälscht. Ferner treten auf: ein verliebter Kunstmaler (sehr kurz, sehr sensationell: Christoph Waltz), ein Scheich, ein betrunkener Pudel und ein Braunbär. Regisseur Carlo Rola, Produzent Oliver Berben und Iris Berben haben Erfahrung miteinander, aus der Krimiserie Rosa Roth zum Beispiel oder Die schöne Braut in Schwarz, und im Januar kommt Die Patriarchin ins ZDF. Bei Schöne Witwen küssen besser haben sie sich mal so richtig was getraut, mit Comic-Einlagen, Rasentrippeln im schnellen Vorlauf, und alles so dick aufgetragen, dass es eine Freude ist. Die Längen, die der Film auch hat, naja. Dafür trägt Sophie Schütt Tarzan-Röckchen und Peter Sattmann lächelt so graumeliert philosophisch, dass man fern an O. W. Fischer denken möchte. Für vier Sekunden. Mindestens. CLAUDIA TIESCHKY Das Gute liegt so nah Poppen und klicken D Günther und Reinhold Messner (v.li.): Ein unvermeidlicher Tod? Foto: WDR Das Wichtigste zu diesem Film hat die Bild-Zeitung schon vor Wochen geklärt: „Sat 1 schneidet nackte Sophie Schütt aus Fernsehfilm – ist sie nicht schön genug fürs TV?“, titelte das Blatt und bebilderte pflichtschuldigst. Und siehe da, wenn Schöne Witwen küssen besser nun ins TV kommt, sind sie wieder drin. Die mindestens vier Sekunden, in denen die nackte Kanone von Sat 1 den Bademantel fallen lässt und in den Pool springt. Man kann es nicht anders sagen, Sophie Schütt (Typisch Sophie) stolpert in dem Zweiteiler auch sonst als der weniger elegante Part herum. Aber dafür gibt es in diesem Bossa-Nova geschüttelten Gauner-Klamauk ja noch die schöne Iris Berben. Und küssen dürfen sie am Ende alle: die falsche Witwe Corinna (Berben), die sich aus herzerweichend uneigennützigen Motiven an die Klunker des verstorbenen Baron Rockwell heranmacht. Die blondbusige Moni (Schütt) mit ihren Klamotten aus dem Theaterfundus von Castrop-Rauxel, die sich an der Côte d’Azur reich heiraten will. Sogar die echte, durchweg vollalkoholisierte Baronin Rockwell (Andrea Sawatzki) trifft beim Küssen, obwohl sie auf jeder Treppe, jeder Gangway und am Grab ihres Mannes vornüber kippt. Gegen Ende gibt es eine Tortenschlacht, die gar nicht so peinlich ist, und das heißt schon was. Ein bisschen klauen die Gaunerinnen tatsächlich vom Flair der Fünfzigerjahre-Filme. Die Welt ist klickt werden. Doch in 90 Prozent der Fälle wollten die Nutzer gar nicht zusätzliche Informationen zu dem beworbenen Produkt abrufen – sie haben lediglich den „Schließen“-Button verfehlt, der die Werbung beendet. Wenn sich Nutzer über solche Anzeigen ärgern, könnte dies das Ansehen einer Marke beschädigen, warnen die Engländer. Um zu vermeiden, dass eine Werbung als lästig empfunden wird, regulieren Internet-Vermarkter die Frequenz, mit der eine bestimmte Werbung während des Surfens auftaucht (neudeutsch: Frequency Capping). Thomas Kabke von der IP Newmedia, der auch dafür plädiert, noch genauer zwischen verschiedenen Zielgruppen und Nutzungssituationen zu unterscheiden, sagt allerdings: „Werbung muss stören, also aufmerksamkeitsstark sein, wenn sie wirken will.“ Kreative Formate würden seine Leser gerne anschauen, glaubt der Chefredakteur der Netzeitung, Michael Maier. Flash Layer halte er im Allgemeinen für unproblematisch. Sie würden jedenfalls besser akzeptiert als Pop-ups, und sie wahrten die Grenze zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung. Ärgerlich sei nur, wenn sich ein Layer nicht schließen lasse, sagt Maier. Werbeverdrossenen bietet seine Zeitung für fünf Euro im Monat ein werbefreies Abo. Ein Renner ist das Angebot aber nicht. „Die meisten sagen: Lieber sehe ich die Werbung und zahle nichts.“ TANJEV SCHULTZ brühtheit gegenüber angeblichen Gewissheiten scheint für die jungen Journalisten ohnehin angebracht. Gemäß dem Trendbuch erleben Journalisten schon heute, was bald allen blüht: unstete Arbeitsverhältnisse und der Zwang zu immer schnellerer Arbeit. Hinzu kommt der rapide Wandel des Berufsbildes – in diesem Fall vom aufklärenden Autor zum Selbstvermarktungs-Experten. „Wer nicht wirklich für den Journalismus brennt, sollte es lassen.“ Der Satz des Journalistik-Professors Siegfried Weischenberg könnte den ganzen Interviewband überschreiben. Nicht immer bringen die Frager ihre Interviewpartner dazu, allgemeine Ratschläge in konkrete Aussagen zu übersetzen. Doch orientieren die Gespräche vielfach besser, als dies jede Statistik könnte. Empfiehlt der frühere Journalist Sebastian Turner, der die Werbeagentur Scholz&Friends leitet, jungen Menschen, in die Medien zu gehen? „Ich würde ihnen abraten. Wenn sie sich trotzdem dafür entscheiden, sind sie die Richtigen.“ STEFFEN KRAFT Die Düsseldorfer Landesanstalt für Medien (LfM) hat dem nordrhein-westfälischen Regionalsender Tv-nrw die Pistole auf die Brust gesetzt: Nur noch bis Juni 2005 hat der über Kabel und den Satelliten Eutelsat verbreitete Sender Zeit, mehr Inhalte mit regionalem Bezug in sein Programm aufzunehmen und so seinen Rauswurf aus dem Kabelnetz zu verhindern. Einer von der LfM in Auftrag gegebenen Analyse zufolge liegt der Anteil regionaler Inhalte am gesamten Programm derzeit nur bei 8,1 Prozent. „Änderungen wurden uns bisher immer nur angekündigt“, begründet LfM-Direktor Norbert Schneider die Entscheidung der zuständigen Rundfunkkommission. Der Sender, der derzeit zu 70 Prozent der Kölner Produktionsfirma Apm und dem Medienhaus DuMont-Schauberg gehört, steht allerdings vor Änderungen in der Gesellschafterstruktur. Einen bevorstehenden Einstieg des Ntv-Gründers Karl-Ulrich Kuhlo wollte Tv-nrw-Geschäftsführer Jörg Schütte nicht bestätigen. Er sieht unabhängig davon gute Chancen, die LfM mit zusätzlichen NRW-Angeboten besänftigen zu können. „Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen“, sagt Schütte. Wenn nicht, rücken Euronews und XXP auf den Tv-nrw-Kabelplatz. Der Regionalsender wäre dann ohne wesentliche Verbreitung. haho Quatsch mit Sahne Sat 1, ZDF und der Sonntagabend „Totaler Quatsch“, schimpft Kristina Faßler, die Sprecherin von Sat 1, über die Gerüchte, wonach Michel Friedman für den Saban-Sender sonntags eine politische Talksendung moderieren solle – in Konkurrenz zu Sabine Christiansen in der ARD. „Ein Polittalk ist ein langfristiger Wunsch von uns, er wäre ein Sahnehäubchen im Programm. Wir denken derzeit aber noch nicht mal darüber nach, wer das wann in welcher Form machen könnte.“ Senderchef Roger Schawinski habe sich zwar mit Friedman getroffen, dies sei aber länger her, über einen Polittalk sei nicht gesprochen worden. Das Wort „Quatsch“ fällt auch, wenn ZDFSprecher Alexander Stock über einen von der Boulevardpresse diagnostizierten Senderkrieg mit der ARD spricht. Als Drohgebärde dürfe man es aber interpretieren, dass das ZDF eine Verschiebung von Johannes B. Kerners freitäglicher Talkshow auf den Christiansen-Sonntag erwägt. „Da steht aber keine Entscheidung an.“ Konkret geplant werde indessen ein Länder-Vergleichstest zwischen Schweiz, Österreich und Deutschland, moderiert von Thomas Gottschalk. sfi Verantwortlich: Hans-Jürgen Jakobs Wenn das Leben plötzlich stillsteht Kinder im Wachkoma Seit vier Monaten liegt Vera, 3 Jahre, im Wachkoma. Kaum wahrnehmbar bewegt sie ihren Kopf, ihre Augen, die Arme. Manchmal hustet oder weint sie, verkrampft plötzlich ihren ganzen Körper. Vera macht abends die Augen zu, schläft die Nacht durch und wacht morgens wieder auf. Sie guckt. Auch wenn sie nichts und niemanden mit den Augen festhalten kann. Ob das, was sie sieht, bei ihr ankommt, kann niemand sagen. Sie spricht nicht und sie reagiert nicht. Sie blickt, ganz sanft, durch Dinge und Menschen hindurch. Vera hatte einen Verkehrsunfall. Dass sie noch lebt, ist schon ein kleines Wunder. Die Ärzte geben ihr kaum Chancen, jemals wieder aus dem Wachkoma herauszukommen. Nur ihre Mutter kann die „Zeichen“ erkennen, Freude und Leid in ihrem Mienenspiel ablesen. Jedes Jahr fallen in Deutschland zwei- bis dreitausend Kinder ins Wachkoma, „apallisches Syndrom“ genannt. A pallium, griechisch: ohne Mantel. Eine Störung des Großhirns, das sich wie ein Mantel über das Klein- und Mittelhirn stülpt. Und weil das Großhirn der Ort ist, der alle Sinneseindrücke verarbeitet, kann es durch einen Schlag, durch eine Entzündung, auch durch Sauerstoffmangel fast ganz ausfallen. Süddeutsche TV über den Schlaf, der keiner ist; und das Hoffen der Eltern auf ein Wunder. Moderation: Petra Glinski Themenmonat: Große Gefühle Montag, 20. 12. 2004, 22.05 Uhr bei en: ationv.de m r o t f n tsche e re I We i t . s u e d d e u w ww Gleich danach bei Süddeutsche TV: Groß und klein – Ein Leben zwischen den Extremen Seite 22 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 DAS PROGRAMM VOM MONTAG HBN ARD ZDF BR 5.30 9.00 9.05 10.00 10.03 10.15 12.00 12.15 Morgenmagazin heute Aus heiterem Himmel heute Brisant Servus Hansi Hinterseer heute mittag ARD-Buffet Hallo Buffet (Call-In): Die Niere – Ihre Funktionen und Krankheiten / Rouladen-Variationen / ARD-Buffet für die Deutsche Welthungerhilfe: Sri Lanka – Bürgerkriegsflüchtlinge 13.00 Mittagsmagazin 5.30 Morgenmagazin 9.00 heute 9.05 Volle Kanne – Service täglich U.a.: Steuer – was ändert sich 2005? / Fasanenkraftbrühe mit RavioliSternen / MP3-Player im Test / Allergien bei Hunden / Volle Kanne Jahresrückblick: Januar bis März 2004 10.30 Tierarzt Dr. Engel 11.15 Reich und schön Familienserie 12.00 heute mittag 12.15 drehscheibe Deutschland 13.00 Mittagsmagazin 6.00 6.30 7.00 7.15 9.00 9.15 10.00 10.15 11.15 14.00 14.10 15.00 15.15 16.00 17.00 17.15 17.43 17.45 17.55 18.25 18.50 14.00 14.15 15.00 15.10 14.10 14.35 14.45 15.10 16.05 17.45 Tagesschau In aller Freundschaft Tagesschau Abenteuer Wildnis Fliege Tagesschau Brisant alle wetter! Tagesschau Verbotene Liebe Marienhof Großstadtrevier Das Leben ist schön 19.48 Wetter 19.55 Börse im Ersten 16.00 16.15 17.00 17.15 17.40 17.50 19.00 19.21 19.35 20.00 Tagesschau 20.15 Heimat 3 (3/6) Die Russen kommen TV-Chronik, D 2003 Mit Salome Kammer, Henry Arnold, Christian Leonard Regie: Edgar Reitz 21.45 die story Tod am Nanga Parbat. Reportage 22.30 Tagesthemen 22.58 Wetter 23.00 Beckmann Zu Gast: Sabine Christiansen und Harry Belafonte, Wangari Maathai, Ottfried und Werner Fischer 0.15 Nachtmagazin 0.35 Ein Lied geht um die Welt Biografie, D 1958 Mit Hans Reiser, Sabina Sesselmann Regie: Geza von Bolvary 2.15 Tagesschau 2.20 Fliege 3.20 ARD-Buffet 4.05 Die schönsten Bahnstrecken Deutschlands (bis 4.40) heute – in Deutschland Wunderbare Welt heute – Sport Freunde fürs Leben Wh. der 101-tlg. Arztserie heute – in Europa Bianca – Wege zum Glück heute – Wetter hallo Deutschland Leute heute Der Alte heute ZDF spezial Das Daschner-Urteil WISO Pflegeversicherung 20.15 Der Weihnachtshund TV-Komödie, A/D 2004 Mit Florian Fitz, Nadeshda Brennicke, Gunther Gillian Regie: Michael Keusch 21.45 heute-journal 22.13 Wetter 22.15 Rising Sun – Die Wiege der Sonne Thriller, USA 1993 Mit Sean Connery, Wesley Snipes, Harvey Keitel Regie: Philip Kaufman 0.15 heute nacht 0.35 Happy Family Dokumentarfilm, D 2004 1.45 heute 1.50 Vor 30 Jahren Dokureihe 2.20 Blond am Freitag Mod.: Ralph Morgenstern 3.05 heute 3.10 Wunderbare Welt Im Herzen deutscher Wälder. Dokureihe 3.55 Die Welt in einer Schneeflock Reportage (bis 4.35) Phoenix Hörfunk 6.00 Punkt 6 7.00 Unter uns 7.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 8.05 RTL Shop 9.00 Punkt 9 9.30 Meine Hochzeit 10.00 Dr. Stefan Frank Und keiner darf es wissen 11.00 Einsatz in 4 Wänden 11.30 Mein Baby 12.00 Punkt 12 13.00 Die Oliver Geissen Show Einfältig – Warum trägst du immer nur Markenklamotten? 5.05 Blitz am Sonntag 5.30 SAT.1-Frühstücksfernsehen Moderation: Charlotte Karlinder Kusmagk, Peer Karlinder Kusmagk 9.00 HSE24 10.00 Für alle Fälle Stefanie Schattenspiele 11.00 Hallo, Onkel Doc! Das Mädchen aus Rom Krankenhausserie 12.00 Vera Du Quälgeist: Warum machst du mir das Leben so schwer? 13.00 Britt Überraschende Geständnisse SAM taff. Prompt Galileo Tropenparadies Welt der Wunder Freunde – Das Leben geht weiter! 9.45 Mansfield Park Drama, GB 1999 12.00 Avenzio – Schöner leben! „Superheim“: Bahnhof Vaale / Schlafzimmer Grebenstein (1) 13.00 SAM Auf Stütze mit drei Kindern / Stiefelmode 9.00 Schränke auf! Bürokontrolle! 9.30 Im Dialog 10.00 Sabine Christiansen 11.00 Currywurst und Russendisko Wladimir Kaminers Berlin 11.30 Die Rettungsflieger 12.00 Der Duft von Himmel und Hölle Eine Kulturgeschichte ritueller Gerüche 12.45 Der Tannenmann Ein Weihnachtsgeschäft 13.15 Tasmanien 13.30 Rhein festlich (1/13) Das Graubündner Quellgebiet Mörmel TV Schlawiner Club Karen in Action! Wildbach Wir in Bayern Cholesterin Die Abendschau mit Rundschau 18.00 Uhr Musik live im Studio: Eismannsberger Saitenmusik 18.45 Rundschau 19.00 Querbeet U.a.: Die Myrthe / Der Granatapfel / Die Mistel / Die Walnuss 19.30 Lebenslinien Schönheit ist ein Licht im Herzen 14.00 15.00 16.00 17.00 14.00 15.00 16.00 17.00 14.00 Die 100 nervigsten Deutschen 2004 Moderation: Ingolf Lück 17.00 taff. Prozess wegen Psychoterror / Die Unvermittelbaren 18.00 Die Aufpasser 18.30 Prompt U.a.: Weihnachtsfeiern und Alkohol 18.55 Die Simpsons Homer und New York 19.25 Galileo Maultaschen / Der Bleistiftspitzer 14.00 Auge um Auge, Zahn um Zahn 14.45 Die Türkei und Europa U.a.: Rede von Tayyip Erdogan / Das schwierige Erbe. Dokumentation / Frankfurt/M.: Urteilsverkündung im Daschner-Prozeß 18.00 Rhein festlich (1/13) Das Graubündner Quellgebiet 18.30 Liebesgeschichten Verliebt im Alter 19.15 Fake (1/3) Frittenbräter wird Sternekoch. Dokureihe 20.15 Die Sprechstunde Weihrauch, Myrrhe, Mistel ... / Gesund durch die Festtage 21.00 Rundschau-Magazin 21.20 Profile Leerlauf: Die Fußball-WM kommt, die Vorbereitungen stocken / Bier-Oase: Wie ein Berliner Getränkemarkt Bayrisches nach Preußen bringt / Trüffel-Zins: Wie Anleger mit Pralinen, Wein und Mode spekulieren können / Mutmacher: Weihnachtsbäume per Internet 21.45 Blickpunkt Sport Reportagen, Analysen, Interviews 22.45 Berühmte Bäder Bayerns – Bad Brückenau. Dokumentation 23.30 Rundschau-Nacht 23.50 50 Jahre bayerisch fernsehen Höhepunkte aus 25 Jahren Blickpunkt Sport 2.00 Die Sprechstunde (bis 2.45) 20.15 Medicopter 117 – Jedes Leben zählt Lebendig begraben Actionserie Mit Rainer Grenkowitz, Manfred Stücklschwaiger, Serge Falck 21.15 Hinter Gittern – Der Frauenknast Zahltag. Justizserie Mit Barbara Freier, Jana Becker, Egon Hofmann 22.15 Verschollen Das Biest Abenteuerserie. Mit Sylke Hannasky, Uwe Rathsam, Ben Bela Böhm 23.15 Hinter Gittern – Wie alles begann Die Versuchung Justizserie 0.10 Nachtjournal 0.45 10 vor 11 Als Biologe in Russlands Norden – Dr. Michail Glasow über eine karge, aber empfindliche Ökologie 1.10 Susan. Serie (bis 1.35) 20.00 Newstime 20.15 Die nervigsten Dinge an Weihnachten von A bis Z Prominente kommentieren 26 Weihnachts-Klassiker 21.15 Bully & Rick Das Verhör. Comedyserie 21.50 Stromberg Der letzte Tag.Vorerst letzte Folge der Comedyserie 22.20 TV total Zu Gast: Jamie Cullum / Kai Magnus Sting 23.20 Quatsch Comedy Club Comedyshow Zu Gast: Mario Barth, Gaby Köster und Kurt Krömer 23.50 Blondes Gift Zu Gast: Nadja Abd El Farrag 0.25 popclub Zu Gast: Erika Berger, Claudia Roth u.a. 1.00 Chart Show ... Powered By McDonald’s 1.55 CineTipp 2.10 Johnny Bravo (bis 3.20) 20.00 Tagesschau 20.15 Was Einstein noch nicht wusste (3/3) Das Rätsel des Universums – Willkommen in der 11. Dimension Dokureihe 21.00 Mythos Bundeslade Schatzsuche in Äthiopien Reportage 21.45 heute-journal 22.15 America In The Fifties (1/7) Traum und Albtraum Neue Dokureihe 23.05 Ein Tag mit Folgen Anna Lindh und ihr Mörder Dokumentation 0.00 Geheimnisse des Meeres Haie. Reportage 0.45 Die Türkei und Europa Rede von Tayyip Erdogan / Vorstellung des EUBerichts zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei durch Romano Prodi 4.00 Schränke auf! Bürokontrolle! (bis 4.30) Bayern 2 6.06 Heimatspiegel 6.55 Kalenderblatt 7.06 radioWelt 8.30 kulturWelt. Feuilleton 9.00 radioWissen. Die Biedermeierzeit – alles andere als eine Idylle 10.03 Notizbuch. Über die Heilkraft der Märchen; und anderes 12.05 Tagesgespräch. Hörerforum 13.05 radioWelt 14.00 radioMikro. „Alle Jahre Widder“ (1/2). Geschichte von Martin Klein 15.00 Menschen, Töne Diskussionen. Das Jahr 1904 in der Musik 16.06 radioMax. Radio-Max. Grönland 17.06 radioWelt 18.06 IQ – Wissenschaft und Forschung 18.30 Nahaufnahme. Wie blinde Kirchenmusiker ihre Gemeinden bereichern 19.00 Zündfunk. Szenemagazin mit Newsflash 20.30 Hörspiel. Vom Romanfragment „Der Mann ohne Eigenschaften“ zum Remix. Ein Werkstattbericht von Thomas Kretschmer (Ursendung). Realisation: Thomas Kretschmer 21.30 klangART. Auf den Spuren des Minotaurus. Der Komponist Minas Borboudakis 22.30 Nahaufnahme. Russlanddeutsche in Sibirien 23.05 Zündfunk Nachtmix. Musik für wache Ohren 0.05 Reflexionen 0.15 Concerto bavarese 2.00 Wie Bayern 4 Klassik 11.45 12.30 13.00 13.30 RTL Deutsch Natur-Nah Viens jouer avec nous Aktuelle Panoramabilder Tele-Gym Bilder einer Landschaft Boulevard Bayern Fliege – Die Talkshow Reportage am Sonntag Die Verkäuferin – Beobachtungen im Weihnachtsrummel Bilderbuch Dt. Juist Welt der Tiere Koch doch Regional 17.30 18.00 18.30 18.45 19.10 19.40 Sat 1 Montag, 20. Dezember 2004 Das Strafgericht Das Familiengericht Das Jugendgericht Einsatz in 4 Wänden Mit Stilberaterin Tine Wittler Unter uns Guten Abend RTL oder Reg. Das Ländermagazin mit Mareile Höppner / Oder Regionalprogramme Exclusiv RTL aktuell Explosiv – Das Magazin Gute Zeiten, schlechte Zeiten Kreml, Knast und Korruption 17.30 18.00 18.30 18.50 19.15 19.45 Pro Sieben Zwei bei Kallwass Richterin Barbara Salesch Richter Alexander Hold Niedrig und Kuhnt – Kommissare ermitteln 17:30 – Live Lenßen & Partner Sat.1 News blitz K 11 – Kommissare im Einsatz Schillerstraße Wh. von 8 Folgen der Comedyshow. Zu Gast: Helmut Zerlett, Cordula Stratmann 20.15 Schöne Witwen küssen besser (1/2) TV-Komödie, D 2004 Mit Iris Berben, Sophie Schütt, Andrea Sawatzki Regie: Carlo Rola 22.15 24 Stunden Stillgestanden – Mein erster Tag beim Bund 22.45 Spiegel TV Reportage Duell in H0 – Wer hat die größte Modelleisenbahn? 23.15 HeliCops – Einsatz über Berlin Die Verschwörung Actionserie Mit Christoph M. Ohrt, Matthias Matz, Peter Simonischek 0.15 Sat.1 News – Die Nacht 0.45 Niedrig und Kuhnt – Kommissare ermitteln Ermittler-Doku 1.10 Quiz Night 2.05 HSE24 (bis 3.05) 5.45 6.30 7.20 7.45 8.20 9.15 Die Wiege der Sonne White Light 22 ZDF 23.05 Uhr, WDR 3: Eine Hörspielversion des Romans von Rudy Rucker: Eigentlich ist Rayman ein gewöhnlicher Esoteriker. Doch wenn er zu viel trinkt, begegnet er in fernen Welten schon mal Jesus oder dem Teufel. Mit seinen Vorbildern Albert Einstein und George Cantor freundet er sich sogar an. Der Kater am nächsten Morgen ist vorprogrammiert. Foto: dpa Der Cop Smith (Wesley Snipes, re.) muss in dieser Verfilmung des Bestsellers Nippon Connection von Michael Crichton den Mord an einer Prostituierten in einer japanischen Firma aufklären. Bei der Belegschaft stößt er auf eine Mauer des Schweigens – bis der JapanExperte Connor (Sean Connery) ihm hilft. Foto: ZDF 15 2015 3sat Die Rechtsunsicherheit in Wladimir Putins (Foto) Reich wächst. Das zeigt sich im Großen – im Umgang mit dem Energiekonzern Yukos – wie im Kleinen. Udo Lielischkies dokumentiert die Korruption und die Hygienebedingungen in Russlands Gefängnissen. Foto: AP Arte 3sat ORF 2 NDR WDR Südwest BR-alpha 14.00 Wenn Tiere stören (1/5) Dokureihe 14.45 Lola 15.15 Carmen Opernfilm, E 1983 17.00 Das Forum der Europäer 17.45 Eisfieber (1/5) Doku-Soap 18.15 Lola 18.45 Arte Info 19.00 Wunderbare Tiergeschichten (1/5) Neue Dokureihe 19.45 Arte Info 15.45 16.30 17.15 17.50 18.00 18.30 Weihnachten in Ostpreußen Bilderbuch Deutschland Aufgegabelt in Österreich schweizweit ARD-exclusiv nano Chancen und Risiken – Kann Nanotechnik unsere Gesundheit gefährden? 19.00 heute 19.20 Kulturzeit Fidels Fest – Havanna feiert den Film 14.05 14.50 15.35 16.00 16.00 16.15 18.05 18.20 17.05 18.30 19.00 19.30 19.53 15.30 Schiffsgeschichten DAS!Reportagen über Frachter, Werften und Monsterwellen 16.00 Michael Kruse 17.00 Das Jahr des Jägers (1/2) 18.00 Mecklenburg-Vorpommern – Land und Leute 18.15 Alida – Lust am Wohnen 18.45 DAS! Tannenbaumschlagen / Anwohner gegen Lärm 19.30 Nordmagazin Aktuell daheim & unterwegs Hier und Heute WDR Servicezeit KostProbe Haselnüsse – Knackig und köstlich / Krank durch Übersäuerung? / Original Peking-Ente / Ernährungsbericht 2004 18.50 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 16.05 Kaffee oder Tee? Hochsteckfrisur für Festtage / Essen und Trinken / Gute Reise: Mauritius und La Réunion / Recht und Finanzen / Weihnachtliche Grußkarten / Senioren Experten Service 18.00 Aktuell 18.15 Hund und Katz 18.45 Landesschau BW 19.45 Aktuell 16.15 Planet Wissen 17.15 Monitor Italia 17.30 Deutsch Literaturkompetenz (32/39) Drama: Das epische Theater 18.00 Campus Impfung gegen Krebs? 18.30 Die Abendschau 18.45 Rundschau 19.00 Was bleibt Bamberg 19.45 Viertel vor ... 20.00 Arte Kultur / Arte Meteo 20.15 Was für ein Zirkus! (1/10) Träume eines Clowns Doku-Soap 20.45 Der Glückspilz Komödie, USA 1966 Mit Jack Lemmon, Walter Matthau Regie: Billy Wilder 22.45 Die jungen Tänzerinnen aus Pjöngjang Dokumentarfilm, GB 2004 0.15 Arte Info 0.30 Die Klavierspielerin Drama, A/F 2001 (bis 2.34) 20.00 Tagesschau 20.15 Kreml, Knast und Korruption Russlands gelenkte Justiz 21.00 Unter dem Geisterhimmel von Alaska Eine Winterreise 21.30 Rambo 2 am schwarzen Strand – Schopfmakaken 22.00 ZiB 2 22.25 Gero von Boehm begegnet Edgar Reitz 23.10 Miriam Cahn: Kunst als Kommentar zur Zeit 0.05 10 vor 10 0.30 nano (bis 1.00) 20.00 Seitenblicke Magazin 20.15 Schlosshotel Orth Am Abgrund. Familienserie Mit Albert Fortell, Jenny Jürgens, Irina Wanka 21.05 Thema 22.00 ZiB 2 22.30 Treffpunkt Kultur Magazin 0.00 ZiB 3 0.20 Der König tanzt Historienfilm, B/F/D 2000 2.10 Seitenblicke 2.15 Treffpunkt Kultur Magazin (bis 3.45) 20.00 Tagesschau 20.15 Willi, das Prachtstück. Schwank. Insz.: Frank Gruppe. Mit Manfred Bettinger, Meike Meiners 22.00 Fiesta der Leidenschaft Liebesfilm, D 1999 Mit Hannelore Hoger Regie: Peter Welz 23.25 Propaganda TV-Drama, D 2004 0.55 Frühling für Hitler Komödie, USA 1967 2.20 Die großen Kriminalfälle Horst David (bis 3.50) 20.00 Tagesschau 20.15 Winterzauber im Thüringer Wald 21.00 Rundum gesund Tiere auf Rezept Moderation: Alexa Iwan 21.45 Aktuell 22.00 Alamo Western, USA 1960 Mit John Wayne (auch Regie), Laurence Harvey, Richard Widmark u.a. 0.35 Begrabt die Wölfe in der Schlucht Western, USA 1973 (bis 2.10) 20.00 Tagesschau 20.15 Der Wunschbaum (1/3) TV-Drama, D 2004 21.45 Fahr mal hin Geschichten aus dem Zweistromland 22.15 Aktuell 22.30 Die Helden von Bern – Der WM-Sieg 1954 Dokumentarfilm, D 2004 23.30 Pfanntastisch St. Ingberter Pfanne 2004 – Der saarländische Kleinkunstpreis 0.30 Das letzte Attentat Thriller, GB 1996 (bis 2.05) 20.00 Die Abendschau 20.15 Forum Zu Gast: Manfred Lahnstein 21.00 Der lange Ritt (der Sioux) – Erinnert Euch an die Lakota 21.45 Alpha-Job Karriereplanung 22.15 IT-Kompaktkurs Datenbanken 22.45 Eugen Biser – Neue Spiritualität Freiheit und Gewissen 23.00 Bunte Steine 23.45 Forum extra 0.30 Erfolg 1.00 Bob Ross (bis 1.35) RBB MDR 16.25 Landschleicher 16.35 Einfach genial! 17.00 rbb aktuell 17.10 ARD-Buffet 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6 18.30 zibb 19.30 Brandenburg aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Was! 21.00 Drei Damen vom Grill 21.50 Bosse im Blaumann 22.00 rbb aktuell 22.15 Rudi Dutschke 23.15 Fanny und Alexander. Drama, S/D/F 1982 (bis 2.15) Hessen 16.00 Hier ab vier 16.30 Alfredissimo! 17.30 Aktuell 17.45 Mit Rat & Tat 18.00 Vorsicht Fettnäpfchen 18.20 Brisant 18.50 Sandmann 19.00 Regional 19.30 Aktuell 19.50 Mach dich ran 20.15 Ein Vater für Klette. TV-Drama, D 2003 21.45 Aktuell 22.05 Magdeburger Gespräch 22.50 Die Löwin und ihr Jäger. Drama, F/I 1973 0.25 Ich bin kein Dieb!. Sozialdrama, I 1955 (bis 1.40) Kabel 1 17.00 Aktuell 17.15 Moa – verzweifelt gesucht! 18.00 Maintower 18.20 alle wetter! 18.33 Brisant. Boulevardmagazin 19.00 Abenteuer Baby! 19.30 Hessenschau 20.00 Tagesschau 20.15 Kulinarische Winterreise durch Niedersachsen 22.00 Aktuell 22.15 Die Tataren. Abenteuerfilm, I 1960 23.35 Newcomer 0.05 25 Tage in Europa (3/25) 0.35 Clubnight (bis 2.35) 17.25 K1 Journal 17.45 Star Trek – Das nächste Jahrhundert 18.45 King Of Queens 19.15 King Of Queens 19.45 King Of Queens 20.15 Best of Formel Eins 21.15 Michi & Silke – Zwei Polizistinnen auf Streife 22.15 Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI 23.15 Seven Days – Das Tor zur Zeit 0.15 Outer Limits – Die unbekannte Dimension (bis 1.09) Zwei Münchner in Hamburg Bianca – Wege zum Glück Reich und schön Barbara-Karlich-Show Weihnachtsfriede? Das gibt es bei uns nicht! Willkommen Österreich Gut beraten Österreich Bundesland heute ZiB Wetter Super RTL 17.15 Winnie Puuh 17.45 Mittelland – Die Legende der Elfen 18.15 Disneys Abenteuer mit Timon und Pumbaa 18.45 Große Pause 19.15 Der rosarote Panter 19.45 SpongeBob 20.15 Ein Bigfoot unterm Weihnachtsbaum. TV-Komödie, USA/CDN 1998. Mit Robert Burke, Richard Thomas u.a. 22.05 voll total 23.10 RTL Samstag Nacht 0.20 Infomercials (bis 2.50) Vox 17.00 Pretender 18.00 Nachrichten 18.15 Wohnen nach Wunsch – Ein Duo für vier Wände 18.45 Schmeckt nicht, gibt’s nicht 19.15 Hör mal, wer da hämmert! 19.45 Hör mal, wer da hämmert! 20.15 CSI: Miami 21.10 Criminal Intent – Verbrechen im Visier 22.05 Süddeutsche TV 23.00 Süddeutsche TV 23.55 News 0.10 Deadly – Stärker als Hass. Kriminalfilm, AUS 1991 (bis 2.00) Bayerisches Fernsehen Kinderkanal RTL 2 15.10 Wir testen die Besten 15.35 Der Sleepover Club 16.00 Die geheimnisvolle Minusch (1/4). TVFamilienfilm, NL/B 2001 16.25 Jesus & Josefine 16.50 logo 17.00 Der Kleine Bär und die große Wildnis. Zeichentrickfilm, CDN 2001 18.15 Antje 18.30 SimsalaGrimm 18.50 Sandmann 19.00 Wir testen die Besten 19.25 Wissen! 19.50 logo 20.00 Silas (1/6) (bis 20.55) Neun Live Tele 5 7.00 Leichter Leben. Interaktives Servicemagazin 8.00 Infomercial 9.00 sonnenklar TV. Ihr Reisebüro im Fernsehen 11.00 Leichter Leben. Interaktives Servicemagazin 12.00 Mahlzeit. Die interaktive Mittagspause 14.00 Dreizwoeins 16.00 Pronto 18.00 Glücksrad 18.45 Der Feierabend 20.15 Schürmanns Gebot 21.00 Quizzo 23.00 Planet 9 2.00 sexy night @ 9Live (bis 6.00) BR-alpha DSF 13.15 Die Familie Feuerstein 13.45 Winx Club 14.10 MegaMan NT Warrior 14.40 Detektiv Conan 15.10 Detektiv Conan 15.40 Inuyasha 16.10 Beyblade 16.40 Yu-Gi-Oh! 17.10 Dazzle – Verliebt in eine Elfe. Komödie, GB 1999 19.00 Big Brother 20.00 News 20.15 Big Brother – Die Entscheidung 23.00 Akte Mord 0.00 Ungeklärte Morde – Dem Täter auf der Spur 0.55 News (bis 1.05) Bayern 1 TV München 9.00 21, Jump Street 10.00 Ein Hauch von Himmel. Fürchtet Euch Nicht! 11.00 Homeshopping 12.30 Die Spielemacher 16.45 Globe 17.15 Neckermann Urlaubswelt TV 19.15 Ein Zwilling kommt selten allein (1/22) 19.45 Ruck Zuck 20.15 Die Macht des Geldes. Komödie, USA 2000 22.10 Big Brother bei Nachtfalke 1.00 Big Brother bei Nachtfalke (bis 6.00) Bayern2Radio Die Sprechstunde Eurosport 15.00 Planetoskop 15.45 Noé Astro TV 16.30 Vitalissimo 17.00 Happy Hour 18.00 Aktuell 18.30 Mensch Mayer 19.00 Aktuell 19.30 Stadtgeflüster 19.45 Gut beraten 20.00 Aktuell 20.30 Stadtgeflüster 20.45 Gut beraten 21.00 rasant 21.45 Gut beraten 22.00 rasant Talk 22.30 Aktuell 23.00 Stadtgeflüster 23.15 Gut beraten 23.30 Aktuell 0.00 Sexy Nights (bis 5.00) Bayern 3 Stündlich News 7.00 Der Morgen 12.30 Telebörse 13.30 Telebörse 14.30 Motor 15.15 Telebörse 15.35 Service: Geld 16.30 Ganz nah 17.10 Das Duell bei n-tv 19.15 Telebörse 19.35 Service: Geld 20.15 Das ist mein Australien 21.30 Telebörse 22.10 Das Duell bei n-tv 23.00 Die Nacht 23.30 Motor und Sport 0.15 Das ist mein Australien 1.00 Nachtprogramm (bis 7.00) 8.30 Ski alpin 9.30 Skispringen 11.00 Biathlon 11.45 Biathlon 12.15 Skispringen 13.45 Eurosport Spezial 14.15 Fußball 16.00 Skispringen 17.15 Fußball 18.15 Fußball 18.45 Sumo 19.45 Eurosport Spezial 20.00 Eurosport Spezial 21.30 Eurosport Spezial 22.00 Reiten 23.30 Fußball 0.30 News 0.45 Fun-/Extremsport 1.15 News (bis 1.30) Bayern 4 Klassik Deutschlandfunk 6.35 Morgenandacht. Andrea Wilke, Erfurt 6.40 Länderblick 7.05 Presseschau 7.35 Börse 7.40 Politik und Sport aktuell 7.50 Podium 8.35 Börse 8.40 Politik und Sport aktuell 8.50 Presseschau 9.05 Wir erinnern. Vor 15 Jahren: US-amerikanische Truppen intervenieren in Panama 9.10 Europa heute 9.35 Tag für Tag. Aus Religion und Gesellschaft 10.10 Journal am Vormittag. Kontrovers. Politisches Streitgespräch mit Studiogästen und Hörern 11.35 Umwelt und Landwirtschaft 12.10 Informationen am Mittag 12.50 Internationale Presseschau 13.35 Wirtschaft am Mittag 13.50 Wirtschafts-Presseschau 13.55 Verbrauchertipp 14.10 Deutschland heute 14.35 Campus & Karriere 15.05 Corso. Kultur nach 3 16.10 Büchermarkt 16.35 Forschung aktuell 17.05 Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur heute 18.10 Informationen am Abend 18.40 Hintergrund Politik 19.05 Kommentar 19.15 Politische Literatur 20.10 Studiozeit. Musikjournal. Berichte – Informationen – Kommentare 21.05 Jazz live. Wolfgang Muthspiel, Gitarren, Bass, Violine solo 22.05 Rock et cetera. Jenseits der Noten – Jon Lord zwischen Hardrock und Klassik 22.50 Sport aktuell 23.10 Das war der Tag 23.58 Nationalhymne 0.05 Fazit 1.05 Nacht-Radio. Jazz zur Nacht. Battista Lena, „I cosmonauti russi“ 2.05 Nachtkonzert vom Deutschlandfunk B5 aktuell Bayern 1-Musikjournal Weihrauch – Myrrhe – Mistel Einmal als Stewardess nach Mallorca Montag | 20.15 Uhr Montag | 5.05 Uhr Gesund durch die Festtage: Strategien gegen den Weihnachtsstreit; Gans und Karpfen – kalorienbewusst: Tipps für ein Weihnachtsmenü von Alfons Schuhbeck; Weihnachten im Krankenhaus. AntjeKatrin Kühnemann moderiert. Jeden Tag im Advent präsentiert Bayern 1 Hörerwünsche, die mit Geld nicht zu bezahlen sind. Moderator Tilmann Schöberl erfüllt Sabine Meier aus Marktredwitz ihren Herzenswunsch. © Gerhard Blank © BR n-tv 11.00 Werbung 11.30 Werbung 12.00 Werbung 12.30 Werbung 13.00 Werbung 13.15 Werbung 13.30 Reportage. Phänomen Kreisklasse 14.00 Das Sportquiz 17.00 Reportage 17.30 Reportage. Technik Extrem Race Cars 18.30 Reportage 19.00 Motorvision 20.00 Bundesliga pur Klassiker 22.00 LaOla 23.00 Das Sportquiz 0.00 Sport Clips 0.30 Sport Clips 0.45 Werbung (bis 1.15) Bayern 4 6.06 Allegro. Mit News, Infos, Kurzkritik und Service 9.03 CDBox. Neuerscheinungen – ausgepackt & aufgelegt 10.03 Junge Philharmonie. Werke von J.S. Bach (Lise de la Salle, Klavier); Johannes Brahms: Streichquartett c-Moll op. 51/1 (Amar-Quartett); Sergej Prokofjew: Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur (Daria Rabotkina, Klavier; Montreal Symphony Orchestra: Jacques Lacombe) 11.55 Terminkalender 12.05 Music-Hall. Aram Chatschaturjans berühmter Säbeltanz und die Zigeunermusik; „Romance du nord“ vom bulgarischen Komponisten Pantcho Vladiguerov; einen Schneemann bauen das BrucknerOrchester Linz und Caspar Richter; und anderes 13.05 Cantabile 15.03 Pour le piano. Artur Rubinstein. Robert Schumann: „Kreisleriana“ op. 16; Johannes Brahms: Sonate Nr. 1 e-Moll op. 38 (Gregor Piatigorsky, Violoncello) 16.06 Leporello. Mit Infos, Beiträgen, Kurzkritik, Service 17.15 Interview des Tages 17.40 CD – aktuell 18.06 Konzert. Edouard Lalo: Scherzo d-Moll (BBC Philharmonic Orchestra: Yan Pascal Tortelier); Georg Philipp Telemann: Konzert E-Dur (Emmanuel Pahud, Flöte; Albrecht Mayer, Oboe d’amore; Wolfram Christ, Viola d’amore; Berliner Barock-Solisten: Rainer Kussmaul); Frédéric Chopin: Mazurka a-Moll op. 17/4 (Vladimir Horowitz, Klavier) 19.03 Konzert des Finnischen RadioSinfonieorchesters. Leitung: Sakari Oramo, Solisten: Heini Kärkkäinen, Paavali Jumppanen, Klavier; Lassu Erkkilä, Tim Ferchen, Percussion. Béla Bartók: Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester; Kaija Saariaho: „Orion“; Béla Bartók: Konzert für Orchester 20.33 Musik von Luigi Boccherini. Gitarrenquintett Nr. 9 C-Dur (Narciso Yepes, Gitarre; MelosQuartett) 21.03 KlassikPlus. Neue CDs kritisch gehört: Kammermusik 22.05 Kammermusik. Aus den BR-Studios. Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 (Ruth Waterman, Violine); Mikalojus Konstantinas Ciurlionis: Vier Präludien op. 26; Zwei Präludien und zwei Fughetten op. 29; Drei Fugen (Nikolaus Lahusen, Klavier) 23.05 Jazztime. CD-Neuheiten 0.05 ARD-Nachtkonzert www.br-online.de WIRTSCHAFT Montag, 20. Dezember 2004 Thema des Tages A uf die Bundesbank war Verlass. Alle zwölf Monate, so stand es seit Jahren im Etatplan des Finanzministers, lieferte sie dreieinhalb Milliarden Euro ab, manchmal mehr. Die Frankfurter Geldwächter verdienten mit ihren Währungsreserven prächtig, was Hans Eichel ebenso wie seine Vorgänger freute. Seit jedoch der Dollar verfällt und deshalb Währungsreserven an Wert verlieren, ist es mit dem steten Geldstrom von Frankfurt nach Berlin vorbei: Wie ein normales Geldinstitut muss die Bundesbank ihren Depotbesitz abschreiben, was wiederum den ausschüttungsfähigen Gewinn mindert. In diesem Jahr überwiesen die Bundesbanker gerade mal 250 Millionen Euro an Eichel, auch nächstes Jahr wird es nur eine Milliarde sein. Deshalb drängt der Bundesfinanzminister die Währungshüter nun, auf andere Weise ihren Gewinn zu steigern – durch den Verkauf von Gold. 3650 Tonnen lagert die Bundesbank in ihren eigenen und in ausländischen Tresoren, 120 Tonnen darf sie, so sieht es das neue internationale Goldabkommen vor, in den nächsten fünf Jahren jährlich verkaufen. Ihr Gewinn würde dadurch um jährlich eine Milliarde Euro steigen. Doch soll die Bundesbank sich tatsächlich darauf einlassen? Wenn sie sich dadurch in der Öffentlichkeit zum Büttel des Finanzministers macht, lautet die klare Antwort: nein. Solch ein willfähriges Verhalten, das allein der Haushaltsnot geschuldet ist, wäre ein Rückfall in jene unselige Zeiten, in denen Europas Notenbanken immer dann die Geldpresse anwerfen mussten, wenn es die Finanzminister befahlen. Eichels Not ist zweifellos groß: Weil es ihm vorerst nicht gelungen ist, die Eigenheimzulage abzuschaffen, muss er dringend andere Geldquellen erschließen, um die Bildungsoffensive der Regierung zu finanzieren. Als Quell dafür wird in Berlin schon seit Monaten das Frankfurter Gold gehandelt. Wahrscheinlich sperrt sich die Bundesbank genau deshalb im Augenblick gegen einen Verkauf, den sie ja – siehe internationales Goldabkommen – eigentlich will. Gleichwohl müssen auch die Frankfurter Währungshüter rechnen: Wenn sie jetzt verkaufen, würde sich dies lohnen, da Gold so teuer ist wie seit langem nicht mehr. Das Krisenmetall hat, entgegengesetzt zum Verfall des Dollar, beständig an Wert gewonnen hat. Aber es gibt noch ein anderes Kalkül: Gerade weil die Dollarreserven sich verflüchtigen, sollte die Bundesbank ihr Vermögen verteilen und ihr Anlagerisiko mindern, mithin am Gold festhalten. Gut möglich also, dass Hans Eichel auch in den nächsten Monaten keine Sonderausschüttung aus Frankfurt bekommt. Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 23 Favorit Gazprom hält sich bei Zwangsversteigerung in Moskau zurück HEUTE Überraschender Sieger der Yukos-Auktion Griff nach dem Gold Von Ulrich Schäfer HBS Unbekannter Bieter namens Baikal Finance Group bekommt Zuschlag für einen wichtigen Teil des russischen Olkonzerns SZ-Gespräch mit Vorstandschef Ulf Schneider. Seite 26 Paradies für Sparfüchse Der Unternehmer Rainer Schum macht mit seinem Familienunternehmen große Umsätze mit kleinen Preisen. Jede Woche wird ein Euroshop eröffnet. Diesen Weihnachtsmann gibt es für 55 Cent. Seite 28 Von Daniel Brössler Der Zuschlag ging für 260 Milliarden Rubel (rund sieben Milliarden Euro) an die geheimnisvolle Finanzgruppe. Sie übernimmt 76,8 Prozent der Anteile an der bisherigen Yukos-Tochter Yuganskneftegas. Das Mindestgebot hatte bei umgerechnet 6,7 Milliarden Euro gelegen, musste also nicht wesentlich übertroffen werden. Der Ausgang der nur zehn Minuten dauernden Auktion wurde in Moskau mit großer Verblüffung aufgenommen, zumal zunächst kaum Einzelheiten über den Bieter zu erfahren waren. Die Baikal Finance Group hatte sich im Gegensatz zu Gazprom zuvor nicht öffentlich zu ihren Plänen geäußert. Die Gruppe ist nach russischen Medienberichten erst vor zwei Tagen im zentralrussischen Twer registriert worden. Zunächst war unklar, ob die Baikal Finance Group in Verbindung zum halbstaatlichen Gazprom-Konzern steht. Dieser hatte als Favorit in der Auktion gegolten. Im Gespräch waren auch Verbindungen zum Öl-Unternehmen Surgutneftegaz. BÖRSE UND FINANZEN Vorweihnachtliche Ruhe An den Finanzmärkten herrscht zum Jahresende verhaltene Zuversicht. Seite 29 Was diese Woche bringt / Kurszettel Seite 36 Fondsseiten Seite 34 und 35 Bahn zieht Konsequenz aus knappen Mitteln Fatale Folgen angedroht Bei der Versteigerung von Yuganskneftegaz, einer Tochter des russischen Ölkonzerns Yukos, war die Favoritin Gazprom nicht mit von der Partie. Dies könnte mit Finanzierungsschwierigkeiten in Zusammenhang stehen. Ein Konsortium mit Beteiligung von Deutscher und Dresdner Bank hatte einen zugesagten Kredit doch nicht bereit gestellt. Foto: Reuters Der Erlös soll in die Regulierung von Steuerschulden in Höhe von knapp 21 Milliarden Euro fließen. Diese Summe wird von Yukos allerdings als weit überhöht bezeichnet. Der Konzern und sein inhaftierter früherer Chef Michail Chodorkowskij sehen sich als Opfer einer politischen Kampagne des Kreml. Einziger Konkurrent der Baikal Finance Group war die hundertprozentige Gazprom-Tochter Gazpromneft gewesen. Ursprünglich waren zwar vier Bieter von der russischen Kartellbehörde zugelassen worden, nur in zwei Fällen wurde dies dann aber von der Auktionskommission bestätigt. Letztlich gab die Gazprom-Tochter kein Gebot ab. Die Menatep-Gruppe, der Haupteigner von Yukos, kündigte am Sonntag an, er werde die Baikal Finance Group „sehr genau ansehen“. Schon vor Beginn der Auktion hatten Menatep-Anwälte in Moskau dem erfolgreichen Bieter mit Klagen „zuerst in Großbritannien und dann in ganz Westeuropa“ gedroht. Eventuelle Verbindungen zu Gazprom würden aufgedeckt, warnten sie. Für diesen Fall könne ein Teil der Gas-Exporte von Gazprom beschlagnahmt werden. Anwälten der Menatep-Gruppe wurde der Zugang zur Auktion verwehrt. Die Zurückhaltung von Gazpromneft bei der Auktion könnte mit Finanzproblemen zusammenhängen. Ursprünglich hatte der weltgrößte Gasproduzent auf einen Großkredit unter anderem der Deutschen und der Dresdner Bank gesetzt. Nach der Entscheidung des Gerichts in Texas hatte das Konsortium stellten sie den Kredit jedoch nicht termingerecht bereit. Die Banken fürchteten offenbar rechtliche Konsequenzen in den USA. Gescheitert war Gazprom mit dem Versuch, die einstweilige Verfügung in Texas aufheben zu lassen. Eine Richterin lehnte am Samstagabend in Houston den Einspruch von Gazprom ab. Mit Spannung wurde eine Reaktion des Kreml auf den Ausgang der Auktion erwartet. Er hatte eindeutig eine Eingliederung von Yuganskneftegas in den Gazprom-Konzern favorisiert. Dieser ist eng mit dem Kreml verbunden. So ist Gazprom-Chef Alexej Miller ein Weggefährte des russischen Präsidenten Putin; der russische Staat ist der größte Anteilseigner des Energiekonzerns. (Seite 4) Das Duale System vor radikalem Wandel Berlin (ddp) – Der Einzelhandel ist mit dem Weihnachtsgeschäft am vierten Adventsamstag zufrieden. Eine Woche vor dem Fest sei es ein „Super-Samstag“ gewesen, sagte der Sprecher des Einzelhandelsverbandes HDE, Hubertus Pellengahr. Die Kunden seien in bester Einkaufsstimmung in die Innenstädte und Einkaufszentren geströmt. Die meisten Geschäfte hätten die Umsätze der vorangegangenen Adventsamstage deutlich übertroffen und auch mehr verkauft als vor einem Jahr, betonte Pellengahr in einer ersten Einschätzung. Für viele Geschäfte sei es der „umsatzstärkste Tag des Jahres“ gewesen. Johann Hellwege, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands BAG, sagte: „Das Geschäft hat sich im Verlauf des Advents langsam, aber stetig gesteigert.“ Der vierte Adventssamstag könne der „Auftakt zum Finale“ werden. Da die Weihnachtsfeiertage in diesem Jahr auf ein Wochenende fallen, gebe es zwischen dem vierten Advent und dem 24. Dezember zwei Verkaufstage mehr als im vergangenen Jahr. Viele Verbraucher kauften ihre Geschenke erst kurz vor dem Fest. Besonders gut gehen dieses Jahr nach übereinstimmenden Angaben von Handel und Marktforschern Unterhaltungselektronik und Telekommunikationstechnik. Von Gerhard Hennemann S eit einer Woche sind gelbe Säcke und Tonnen – sprich das Duale System Deutschland (DSD) mit seinem Grünen Punkt – in Händen des US-Investors Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR). Über eigene Erfahrungen mit dem Müllgeschäft verfügt KKR zwar nicht, aber zumindest scheint sich bis in die USA herum gesprochen zu haben, dass man mit deutschem Müll nahezu risikolos viel Geld verdienen kann. Für die meisten Mitglieder der bundesdeutschen Müllbranche war der grüne Punkt bisher tatsächlich eine Art Lizenz zum Gelddrucken. Unter der Regie des Dualen Systems verwandelten sich Müllberge in Millionengewinne. Ob es damit so weitergeht wie in der Vergangenheit und ob sich damit die langfristigen Renditeerwartungen der Amerikaner erfüllen werden, erscheint jedoch fragwürdiger denn je. Fragwürdig einerseits, weil in der Politik bereits gefordert wird, einem ungezügelten Gewinnstreben der neuen Herren des grünen Punkts Einhalt zu gebieten. Fragwürdig andererseits aber vor allem auf Grund technischer Entwicklungen auf dem Gebiet der Mülltrennung. Rund 500 Kilo Müll produziert jeder Deutsche jährlich. Der größte Teil davon, der nicht aus Hausmüll, sondern aus Industrieabfällen und Bauschutt besteht, landet bisher auf Deponien, die vor allem in den 80er Jahren unter hohem Einsatz von Steuergeldern errichtet wurden. Da die meisten von ihnen aber nicht ausgelastet werden konnten, entwickelte sich Deutschland in den letzten Jahren zu einem Müllparadies für ausländische Entsorger. Angelockt wurden sie durch Billigangebote der Deponiebetreiber. Diese werden ab Mitte 2005 jedoch vor noch größeren Problemen stehen. Mehr Verbrennung Dann nämlich muss sämtlicher Restmüll, der auf einer Deponie gelagert wird, „thermisch vorbehandelt“ werden, also durch eine Müllverbrennungsanlage gegangen sein. Dennoch wird Müllverbrennung aber auch in Zukunft nicht die Universallösung sein können, weil auf diese Weise viele Rohstoffressourcen schlicht verfeuert und damit dem Wertstoffkreislauf entzogen werden. Dennoch spricht nahezu alles dafür, dass es das Duale System mit seinen gelben Säcken und Tonnen in einigen Jahren nicht mehr geben wird. Hauptgrund dafür ist, dass die Deutschen auch 13 Jahre nach der Einführung des grünen Punkts immer noch immer ein Volk von Sortiermuffeln sind. Tatsache ist, dass vor allem in städtischen Ballungsgebieten bis zu 50 Prozent des anfallenden Hausmülls in die falschen Tonnen gestopft wird. Abfälle mit dem grünen Punkt, wie Zahnpastatuben, Saftkartons oder Konservendosen, landen in der grauen Restmülltonne; Pizzareste, Kar- In diesen Häusern schreiben Lange Uhren Das Lange Stammhaus von 1873 in Glashütte I/SA Gouverneur Schwarzenegger kämpft mit Kaliforniens Wirtschaftskrise. Seite 25 Fresenius auf Einkaufstour Neuer Eigentümer des Unternehmens Grüner Punkt wird mit modernen Technologien zur preiswerten Müllsortierung konfrontiert Einzelhandel erlebt „Super-Samstag“ Arnies Welt UNTERNEHMEN Moskau – Russlands wichtigste Ölförderanlagen haben den Besitzer gewechselt. Überraschend erhielt am Sonntag in einer Zwangsversteigerung eines wesentlichen Teils des Öl-Unternehmens Yukos das vollkommen unbekannte Unternehmen Baikal Finance Group den Zuschlag. Der halbstaatliche Gazprom-Konzern hatte wider Erwarten kein Gebot abgegeben. „Der Gewinner der heutigen Auktion hat sich für neun Milliarden Dollar schwere Kopfschmerzen gekauft. Jene, die hinter dem Gewinner stehen und ihn finanziell unterstützt haben, haben ihrem Ruf bereits irreparablen Schaden zugefügt und ihr Geschäft juristisch einem großen Risiko ausgesetzt“, sagte ein Yukos-Sprecher. Der Verkauf von Yuganskneftegas sei „illegal“. An den fatalen Folgen der Auktion für den privaten Yukos-Konzern ändert sich durch den überraschenden Ausgang nichts. Durch die Versteigerung hat Yukos seinen bedeutendsten Förderbetrieb und etwa 60 Prozent seiner Ölproduktion verloren. Vergeblich hatte der private Konzern in letzter Minute versucht, über den Umweg der US-Justiz die Zwangsversteigerung und damit die faktische Zerschlagung von Yukos zu verhindern. Ein von einer Richterin in Houston im US-Bundesstaat Texas verlangter Aufschub der Auktion war von den russischen Behörden als nicht bindend betrachtet worden. WIRTSCHAFT Die “Lange 1”. Erhältlich in Gelb-, Rot-, Weißgold und Platin. toffelschalen oder Bauschutt dagegen im gelben Sack. Während jedoch der Inhalt der grauen Tonnen in die Müllöfen wandert, werden die gelben Tonnen und Säcke kostspielig aussortiert und recycelt. Vor einem Jahr machte die RWE-Tochter Umwelt einen brisanten Versuch. Anstelle der gelben Säcke schüttete sie 750 Tonnen Hausmüll aus grauen Tonnen aufs Fließband und siehe da, der Anteil an Wertstoffen war praktisch gleich hoch wie in den gelben Behältnissen. Seither fordern immer mehr Experten den Verzicht auf die Mülltrennung. Während diese für Altpapier, Bioabfälle und Glas nach wie vor eine getrennte Erfassung für sinnvoll halten, sollte nach ihrer Meinung der Rest grundsätzlich in die grauen Tonnen wandern. Hochmoderne Sortieranlagen, die inzwischen weltweit als Prunkstücke deutscher Ingenieurskunst gelten, könnten dann aus dem Müllmix wieder jene Wertstoffe herausfischen, deren Recycling sich wirklich lohnt. Zumindest das Recycling von diversem Plastikkleinkram, wie Joghurtbecher oder Chiptüten, ist ein horrendes Verlustgeschäft, das rund 40 Prozent des DSD-Etats verschlingt, obwohl dessen mengenmäßiger Anteil am Hausmüll gerade mal drei Prozent ausmacht. Alle Hoffnungen des DSD konzentrieren sich deshalb auf einen Pilotversuch in Leipzig, bei dem in den gelben Tonnen nicht nur Verpackungsabfälle, sondern auch andere Gegenstände aus Metall und Plastik, wie Bügeleisen, Toaster oder Kleinelektronik entsorgt werden dürfen. Ob das Projekt ein Erfolg wird, hängt letztlich davon ab, wie viel wiederverwertbarer Abfall zusätzlich in die gelben Tonnen der sächsischen Metropole wandert. Und das nach Möglichkeit nicht garniert mit Kartoffelschalen. Klaus Wiemer, Professor für Abfallwirtschaft an der Universität Kassel, hat vermutlich Recht mit seiner Feststellung, dass es 1991 nie zur Mülltrennung in Deutschland gekommen wäre, hätten damals schon die heutigen Sortiertechnologien zur Verfügung gestanden. So aber hat jetzt für das Duale System und dessen neuem Eigentümer der Überlebenskampf begonnen. Ein Kampf, den die Mannschaft des grünen Punkts auf Dauer schwerlich gewinnen kann. Angst vor Bürgerfrust Als ihr bester Verbündeter könnte sich noch ein psychologischer Faktor erweisen. Denn wie soll man Bürger, die jahrelang pflichtbewusst ihren Müll sortiert haben, plötzlich von der Unsinnigkeit und der umweltpolitischen Alibifunktion dieses Verfahrens überzeugen ? Ausgeprägt wäre vermutlich ihr Frust und damit das Risiko hoch, dass ihr im Laufe der Jahre mühsam entwickeltes Umweltbewusstsein gleich mit in die graue Tonne wandern würde. Unverändert aber gilt, dass Abfallvermeidung immer noch das beste Mittel gegen Müllberge ist. Geschichte. So wird es auch bleiben. Residenzstraße 11 · Weinstraße 8 · Neuhauser Straße 2 o.k. Berlin – Die Deutsche Bahn (DB) verschiebt, reduziert oder storniert in den nächsten fünf Jahren insgesamt 141 Projekte, mit denen das Schienennetz modernisiert werden sollte. Weil der Bund die Mittel deutlich gekürzt hat, bleiben nur 66 Vorhaben übrig. Das ergibt sich aus einem Papier für den Aufsichtsrat des Staatsunternehmens. So wird es weiterhin große Lücken im Hochgeschwindigkeitsnetz für den ICE geben. Auch für die Regionallinien fehlt Geld. Außerdem verkauft die DB die meisten ihrer Bahnhofsgebäude. (Seite 24) Köhler wird Schirmherr von FC Deutschland 2006 Frankfurt (AP) – Bundespräsident Horst Köhler will die Schirmherrschaft über die Standortkampagne zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 übernehmen. „Warum sollte ich das nicht tun, wenn ich helfen kann, Deutschland nach vorne zu bringen?“, sagte Köhler dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Das millionenschwere, von Bundeskanzler Schröder initiierte Projekt FC Deutschland 06 soll das Image des Standorts Deutschland fördern und im Juni 2005 starten. Von Union und FDP hatte es Bedenken gegen die Kampagne gegeben. So kritisierte etwa CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer, die Bundesregierung versuche, „von ihrer jämmerlichen Politik abzulenken, indem sie den Fußball instrumentalisiert“. Thomas Haffa will nicht klein beigeben Frankfurt (Reuters) – Der wegen Veröffentlichung geschönter Zahlen zu einer Millionenstrafe verurteilte frühere EM.TV-Chef Thomas Haffa möchte sich weiter gegen das Urteil wehren. „Jetzt sind wir so weit, dann werden wir vermutlich auch vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Wir warten nur noch auf das schriftliche Urteil“, sagte Haffa dem Magazin Focus. Er fügte hinzu: „Ich habe diese Tat einfach nicht begangen.“ Am Donnerstag hatte der Bundesgerichtshof (BGH) ein Urteil des Landgerichts München gegen Haffa und seinen Bruder Florian bestätigt. WIRTSCHAFT SZ-Wirtschaftsredaktion Sendlinger Straße 8 80331 München Telefon: 089 / 21 83 - 83 23 Börsenbüro: 089 / 21 83 - 770 Fax: 089 / 21 83 - 86 60 E-mail: [email protected] www.sueddeutsche.de/wirtschaft WIRTSCHAFT Seite 24 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 Montag, 20. Dezember 2004 Letzter Ausweg Maut macht optimistisch Berlin (dpa) – Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) schließt höhere Einnahmen aus der im Januar startenden Lkw-Maut nicht aus. „Mehr als die im Haushalt 2005 eingeplanten 3,0 Milliarden Euro brutto könnten wir möglicherweise schaffen“, sagte Stolpe. Hintergrund ist das steigende Lkw-Aufkommen. Von den Einnahmen sind 600 Millionen für den Betreiber Toll Collect und die Kontrollen abzuziehen, so dass bislang 2,4 Milliarden netto für Investitionen in Straße, Schiene und Wasserwege „fest im Haushalt eingeplant sind“. Im Falle von Mehreinnahmen käme es auch zu erhöhten Leistungen für den Verkehrsbereich, betonte Stolpe. „Alles, was wir zusätzlich bekommen, haben wir netto mehr, das geht eins zu eins in die Verkehrsinfrastruktur.“ Der Bund rechnet mit 1,4 Millionen mautfähigen Lastwagen in ganz Europa. Rekordzahl von Zwangsversteigerungen bei Immobilien B ei der Finanzierung seines Einfami- große Unterschiede. Maßstab ist hierbei lienhauses hatte der Neusser Tex- nicht die absolute Zahl der Versteigetilkaufmann Peter Z. knapp kalku- rungstermine in jedem Bundesland. liert. Nach Abzug von Zins- und Til- Denn sonst ergäbe sich aufgrund der ungungsverpflichtungen blieb ihm und sei- terschiedlichen Bevölkerungsdichte ein ner Frau sowie den beiden Kindern ein schiefes Bild. Aussagekräftiger ist eine Budget, mit dem sich keine großen Wün- Gegenüberstellung der Termine jeweils sche finanzieren ließen. Zwei Jahre nach bezogen auf 100 000 Einwohner. Dabei dem Einzug verlor der Familienvater sei- zeigt sich, dass die Situation in den neunen Arbeitsplatz, die Ehe zerbrach und en Bundesländern besonders bedrohlich die finanziellen Probleme häuften sich. ist. In Sachsen und Thüringen kommen In den nächsten Wochen wird die Immo- 279 Termine auf 100 000 Einwohner. Im bilie von Peter Z. zwangsversteigert, und bundesweiten Durchschnitt sind es ledigder 56-Jährige wäre zufrieden, wenn er lich 113. In Sachen-Anhalt und Mecklenmit dem Erlös zumindest seine Verpflich- burg-Vorpommern (190) ist die Situation geringfügig besser. Dagegen haben tungen bei der Bank ablösen könnte. Ähnlich ist es in diesem Jahr vielen Im- Zwangsversteigerungen in Bayern (61) mobilienbesitzern gegangen. Der Arge- und Baden-Württemberg (63) nahezu Seltenheitswert. In keitra-Verlag, der in jener anderen Stadt dem Monat ein Versind in diesem Jahr zeichnis mit den Viele Objekte mehr Objekte unter Zwangsversteigefinden auch beim den Hammer gekomrungsterminen der men als in Leipzig mehr als 500 deutdritten oder vierten (3829), gefolgt von schen Amtsgerichte Anlauf keinen Berlin (3435) und veröffentlicht, regisneuen Eigentümer. Dresden (2259). In triert für 2004 einen München dagegen waneuen Rekord: Demren es lediglich 451. nach sind in den verDie Fülle der notleidend gewordenen gangenen zwölf Monaten mehr als 92 300 Grundstücke, Häuser, Wohnungen oder Objekte in Ostdeutschland erklärt sich Gewerbeimmobilien zur Versteigerung nur zum Teil aus der besonders ausgeaufgerufen worden. Zwar ist die Zahl der prägten konjunkturellen Flaute und den tatsächlich unter den Hammer gekomme- hohen Arbeitslosenzahlen in dieser Reginen Objekte kleiner. Denn nach aller Er- on. Ebenso bedeutsam ist, dass die großfahrung werden viele Verfahren nach zügige steuerliche Förderung von ImmoFestsetzung des Versteigerungstermins bilien in den neuen Bundesländern Bauaußergerichtlich beendet. Aber die Zahl aktivitäten ausgelöst hat, die den Bedarf der Termine signalisiert einen Trend. Da- deutlich übertreffen. Das rächt sich nach sind immer mehr Immobilieneigen- jetzt. „Hätte man nach der Wende zutümer in Deutschland nicht mehr in der nächst nur die Sanierung vorhandener Lage, den Schuldendienst für ihre eige- Bausubstanz gefördert, wäre nicht so unvernünftig am Markt vorbei gebaut wornen vier Wände aufzubringen. Seit 1994 steigt die Zahl der Versteige- den“, sagt Aufterbeck. Die Folge ist, dass viele Objekte auch rungstermine kontinuierlich an. Innerhalb von zehn Jahren hat sich das Niveau beim ersten Versteigerungs-Versuch mehr als vervierfacht. Allerdings sind nicht den Eigentümer wechseln. Bei dem die Steigerungsraten zuletzt geringer aus- Termin darf kein Zuschlag erteilt wergefallen. Im Vergleich zu 2003 registrier- den, wenn das Gebot nicht mindestens 50 te Argetra lediglich ein Plus von 0,7 Pro- Prozent des Verkehrswertes beträgt. Die zent oder rund 600 Objekten. Das ist kein Gläubigerbanken können ihr Veto einleVergleich zu den Vorjahren, als die Zahl gen, wenn das Höchstgebot zwischen 50 der Termine regelmäßig binnen zwölf Mo- und 70 Prozent beträgt. In einem zweiten naten gleich um mehrere tausend in die Termin kann das Objekt dann auch für Höhe geschossen war. Entwarnung gibt weniger als die Hälfte des Verkehrswerts Argetra-Geschäftsführer Winfried Auf- ersteigert werden. Aber selbst das lockt terbeck gleichwohl nicht. Auch im nächs- nicht immer Käufer. In wirtschaftsten Jahr werden nach seiner Einschät- schwachen Regionen, so sagt ein Rechtszung ähnlich viele Objekte unter den pfleger, finden Immobilien auch beim dritten oder vierten Anlauf keinen neuen Hammer kommen wie 2004. Stefan Weber Allerdings zeigen sich regional sehr Eigentümer. SZ-Management Betende Bosse Von Dagmar Deckstein M anchmal hilft ja bekanntlich nur noch Beten. Und manchmal hilft es wohl tatsächlich, denn es sind nicht gerade wenig erfolgreiche Firmen, die sich auf einer Liste der besonderen Art versammeln: DaimlerChrysler und Porsche etwa, Motorola und Siemens, die Lufthansa und die Drägerwerke, der Finanzdienstleister Plansecur, aber auch die Sparkasse Karlsruhe und die AOK Nürnberg. Selbst eine Truppe, die in den vergangenen Krisenjahren durchaus Gründe hatte, Stoßgebete gen Himmel zu schicken, findet sich inmitten der illustren Schar: „Bankergebet Frankfurt“. Ja, auch in der deutschen Hochburg des Finanzkapitals, wo man sie vielleicht am wenigsten vermutet hätte, sitzen sie. Manager und Mitarbeiter, die nicht nur dem Shareholder-Value, sondern auch dem Spiritual-Value huldigen, und sich unter www.firmengebet.de dazu bekennen. Es handelt sich um eine Initiative des Verbands „Christen in der Wirtschaft“. Deren rund 1200 Mitgliedern aus Industrie, Dienstleistung, Handel und Handwerk ist es „wichtig, ihr persönliches und berufliches Handeln nach christlichen Prinzipien zu gestalten“. „Macht Glaube erfolgreicher?“ Und wer hätte bei all der Bilanzhuberei und Quartalszahlen-Hysterie des ablaufenden Jahres, den Entlassungswellen hier, Arbeitsplatzexporten gen Osten dort oder den flächendeckend geschnürten Sparpaketen auf Kosten Hunderttausender Beschäftigter je Zeit gehabt, hin und wieder auf der Seite www.jesusaufderchefetage.de innezuhalten? Offenbar mehr Manager, als man denkt. Nicht von ungefähr widmete die neueste Wirtschaftswoche ihre Titelgeschichte und vier weitere Beiträge einem in solcher Umgebung sehr ungewohnten Thema: „Macht Glaube erfolgreicher?“ Dort erfahren wir auch, dass Ende Januar immerhin 2500 Wirtschaftslenker zum vierten „Kongress christlicher Führungskräfte“ erwartet werden. Offenbar bedurfte es für solch fulminanten Zulauf keines großen, unüberhörbaren Marketinggeschreis. Es ist natürlich guter Brauch, im Angesicht des herannahenden Weihnachtsfestes den profanen bis spröden Themen, die sonst die Wirtschaftsteile der Medien dominieren, mit etwas Besinnlichem zu kontrastieren. Gerne dürfen dann zum Beispiel die Anselm Bilgris, Anselm Grüns oder Rupert Lays zu Wort kommen, die das ganze Jahr über Managern auf der Sinnsuche behilflich sind. Aber bei der offener agierenden Gläubigen-Bewegung in Führungsetagen und darunter scheint es sich durchaus um mehr zu handeln, als um ein kurzes, vorweihnachtliches Innehalten. Vielleicht schwappt da nach Business-Reengineering- oder Shareholder-Value-Wellen auch einmal etwas Segensreicheres herüber aus dem üblichen Ursprungsland neuer Moden, den USA. Abgesehen davon, dass Religion und Glaube in Amerika nicht halb so tabuisiert sind wie im durchsäkularisierten Deutschland, ist es dennoch erstaunlich, wenn Harte-Fakten-Wirtschaftsmagazine wie Business Week und Fortune sich dieses Themas annehmen. So widmete Business Week schon 1999 eine Ausgabe über „The Growing Presence of Spirituality in Corporate America.“ (Spiritualität gewinnt im Wirtschaftsleben Amerikas an Bedeutung). Und Fortune zog 2001 mit einem Heft nach, das mit „The Surprising Quest for Spiritual Renewal in the American Workplace“ titelte (Die überraschende Suche nach geistlicher Erneuerung am Arbeitsplatz.). Und das ausgerechnet in einer Wirtschaftsgesellschaft, die das Profitstreben und Geldmachen mit dem in der Verfassung verankerten Streben nach Glück gleichsetzt. Mit der dort zitierten Überzeugung eines Investmentbankers hätte sich damals hier zu Lande wohl kaum ein Manager öffentlich präsentiert: „Letztlich arbeite ich für Gott. Es gibt keine höhere Berufung, als Gott zu dienen, und das geschieht nicht nur in der Kirche. Schlussendlich ist mein Leben, ob es die Arbeit, die Familie oder die Freunde betrifft, Teil eines größeren Plans.“ Aber schon outet sich im neuesten Manager-Magazin Topberater und Direktor Peter Barrenstein von der Unternehmensberatung McKinsey Deutschland als bekennender Christ und Vorstand des Arbeitskreises evangelischer Unternehmer mit ähnlicher Überzeugung: „Gott gibt jedem die Freiheit, sein Leben selbst zu gestalten. Stimmig ist mein Leben nur dann, wenn ich dieses Geschenk auch voll ausschöpfe. Dazu gehören eine Familie, Interessen und gesellschaftliches Engagement.“ Kurz: Der Hunger nach Sinn, nach spiritueller Selbstvergewisserung des eigenen Tuns scheint größer geworden in einer wissensgetriebenen Wirtschaft, in der es auf die persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten ankommt. In der Sinn-Sackgasse Und vielleicht deuten unsere – für Sie vier Tage vor dem Weihnachtsfest zusammengetragenen – Symptome auf eine Rückbesinnung hin, die erkennt, dass eine auf Business-Selbstzweck reduzierte Wirtschaft in der Sinn-Sackgasse endet. Der große liberale, für solche Selbstzwecke leider auch missbrauchte Ökonom Friedrich August von Hayek schrieb in den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts: „Genau genommen sind oberste Ziele niemals wirtschaftliche, und die so genannten wirtschaftlichen Ziele, die wir verfolgen, sind bestenfalls Zwischenziele, die uns sagen, wie wir anderen helfen können, ihre eigenen Zwecke zu erreichen, die niemals wirtschaftlicher Natur sind.“ Diesel-Preis holt auf Am Gießener Hauptbahnhof gibt es diese alte Stellwerk-Technik nicht mehr. Sie ist inzwischen durch modernere Technik ersetzt. Die Erneuerung anderer Stellwerke muss die Bahn nun allerdings aufschieben oder stornieren. Foto: ddp Berlin (dpa) – Die großen Mineralölkonzerne rechnen in den nächsten Monaten mit weiter steigenden Preisen für Dieselkraftstoff in Deutschland. „Es ist möglich, dass der Preis für Diesel an der Tankstelle noch stärker an den für Normalbenzin herankommt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen BP AG, Uwe Franke, der Welt am Sonntag. Die Zeitung berichtete weiter, der BPKonkurrent Shell schließe bei einem kalten Winter mit entsprechend starker Nachfrage nach Heizöl nicht aus, dass der Diesel-Preis sogar über jenem für Normalbenzin liege. Nach Mittelkürzung durch den Bund Argentinien erzielt Einigung Bahn schiebt und streicht 141 Projekte Neue Strecken, Stellwerke und moderne Güterverkehrs-Anlagen betroffen / Verkauf von Gebäuden Berlin – Die Deutsche Bahn (DB) verschiebt, reduziert oder storniert in den nächsten fünf Jahren insgesamt 141 Projekte, mit denen das Schienennetz modernisiert werden sollte. Weil der Bund die Mittel deutlich gekürzt hat, bleiben nur 66 Vorhaben übrig. Außerdem verkauft die DB die meisten ihrer Bahnhofsgebäude. Von Klaus Ott Dem Aufsichtsrat der Bahn liegt jetzt erstmals ein genauer Überblick vor, in welchem Umfang das Staatsunternehmen in diesem Jahrzehnt beim Ausbau der Strecken sparen muss. Wegen der drastisch gesenkten Bundesmittel wird es weiterhin große Lücken im Hochgeschwindigkeits-Netz für den ICE geben. Auch für die Regional-Linien fehlt viel Geld. Der Konzernbereich Güterverkehr muss auf 19 Projekte verzichten. Außerdem wird der Bau oder Ausbau von 50 elektronischen Stellwerken storniert oder aufgeschoben. Mit den Stellwerken sollte die Streckenkapazität erhöht und der Betrieb weiter rationalisiert werden. Laut einer als „streng vertraulich“ eingestuften Vorlage für das Treffen des Aufsichtsrates an diesem Dienstag sind insgesamt 141 seit langem geplante Vorhaben in ganz Deutschland betroffen, die etliche Milliarden Euro gekostet hätten. Bei der knapp 1,9 Milliarden Euro teuren ICE-Neubaustrecke von Mannheim nach Frankfurt am Main ist ein „aktueller Stopp des Projektes“ nach Ende des Raumordnungsverfahrens notiert. Die ICE-Trasse von Frankfurt nach Fulda sowie Würzburg (Kosten: 1,4 Milliarden Euro) wird zurückgestellt. Das gilt auch für die Verbindung von Hannover nach Hamburg und Bremen. Bei den Linien, auf denen sowohl Fern- als auch Regionalzüge fahren, werden 30 Vorhaben gekürzt oder geschoben. Sechs Maßnahmen werden offenbar ganz aufgegeben, darunter der Anschluss des vorgesehenen Großflughafens Berlin-Schönefeld an das Schienennetz. „Projekt wird gegenwärtig nicht weiter verfolgt“, heißt es im Aufsichtsratspapier. Beim Nahverkehr sind 30 Strecken von einem Investitions-Stopp betroffen, darunter etwa Teile der S-Bahnen in München und Berlin sowie die Linien von Lübeck nach Hamburg oder von München nach Lindau. Das Staatsunternehmen DB erhält von der Bundesregierung bis einschließlich 2009 nur noch 3 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr für die Schiene. Nach Ansicht von Bahnchef Hartmut Mehdorn wären aber 4,5 bis 5 Milliarden Euro im Jahr notwendig, um das lange Zeit vernachlässigte Schienennetz zügig zu modernisieren. In einem Schreiben an die Mitarbeiter verwies Mehdorn kürzlich auf die „öffentliche Haushaltsnot“ und die entgangenen Erlöse des Bundes für den Verkehrsetat durch den verspäteten Start der Lkw-Maut. Geringerer Gewinn Dass die Schienenmittel drastisch gekürzt worden seien, treffe die Bahn hart. Die Investitionen der DB sinken von neun Milliarden Euro im Jahr 2003 auf nur noch sechs Milliarden Euro im Jahr 2007. So steht es im neuen Finanzplan. Das liegt vor allem an den gekürzten Bundesmitteln, zum Teil aber daran, dass die Bahn in den nächsten Jahren mit geringeren Gewinnen rechnet als ursprünglich erhofft. Das Unternehmen will deshalb weniger Geld für den Kauf neuer Lokomotiven und Züge ausgeben. Mehdorn und die Regierung hatten im Juli vereinbart, mit den geringeren Bundesmitteln zumindest 66 Vorhaben fortzusetzen, allerdings auch dort in einem teilweise deutlich geringerem Tempo. Nunmehr ist auch die Liste jener Projekte komplett, für die auf absehbare Zeit kein Geld da ist. Dazu zählt auch der lange vorgesehene Ausbau von 19 Güterbahnhöfen in München, Frankfurt, Leipzig, Kassel, Braunschweig und anderen Städten. Das könnte die Lage beim Konzernbereich Güterbereich weiter verschärfen. Trotz höherer Transportzahlen als im Vorjahr ist die Bahn hier in finanzielle Probleme geraten, da die Preise für die Frachtaufträge gesunken sind. Vervollständigt wird die Stopp-Liste durch sechs Brücken, die in diesem Jahrzehnt nicht mehr gebaut werden, etwa an der Strecke von Hamburg nach Lübeck. Den Vorlagen für den Aufsichtsrat lässt sich außerdem entnehmen, dass die DB den größten Teil ihrer Bahnhofsgebäude verkaufen will. Demnach betrachtet das Staatsunternehmen nur noch bei 612 mittleren und größeren Stationen die dortigen Immobilien als „betriebsnotwendig“. Bis 2009 sei die „Verwertung und Veräußerung der nicht betriebsnotwendigen Empfangsgebäude“ geplant. Das Schienennetz umfasst etwa 6000 Stationen, die Hälfte davon besteht nur aus Bahnsteigen, Automaten und Wartehäuschen. Von den rund 3000 Immobilien hat die DB bereits mehr als 1000 an eine private Gesellschaft aus Wiesbaden abgestoßen. Diese soll sich nach Angaben eines Bahnsprechers zusammen mit den Gemeinden und Städten darum bemühen, die teilweise recht alten Gebäude zu renovieren und neue Nutzer zu finden. Von den knapp 2000 Immobilien, die sich noch im Eigentum der DB befinden, sollen nun bis auf einen Restbestand von 612 alle anderen abgegeben werden. Die Bahn will künftig ohnehin nur noch in 500 Bahnhöfen Reisezentren und Fahrkartenschalter betreiben. Geldwerte Vorteile und Nehmerqualitäten Steuerpflichtige Summe sagt wenig aus über den wahren Wert der Zuwendungen Von Michael Weisbrodt B erichte wie die über Nebeneinkünfte des CDU-Generalsekretärs Laurenz Meyer geben der weit verbreiteten Auffassung Nahrung, Unersättlichkeit sei eine besondere Eigenschaft der Politiker. Dagegen fand Bundeskanzler Gerhard Schröder kaum Resonanz mit seiner Aussage, in Deutschland habe sich allgemein eine Mitnahmementalität breit gemacht, die bis „weit hinein in die Mittelschichten“ reicht. Ein Urteil, das gerade beim Bundesfinanzhof (BFH) ergangen ist, erlaubt nun aber einen seltenen Einblick in Unersättlichkeiten außerhalb der Politikerwelt. Die Entscheidung macht zugleich deutlich, welche finanziellen Größenordnungen im Einzelfall hinter dem Schlüsselbegriff „geldwerter Vorteil“ stehen können. Der spielt ja auch bei Laurenz Meyer eine Rolle. In dessen Fall geht um den harmlosen Betrag von 1 400 Euro jährlich. In dem Fall des BFH ging um einen geldwerten Vorteil von 3 313 Euro beziehungsweise 6 480 Mark. Das Urteil betrifft nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eine Spitzenmanagerin aus der engen Umgebung des Handelsbarons Erivan Haub (Tengelmann-Gruppe mit den deutschen Handelsketten Kaisers, Obi, Plus, Kd-Märkte, in den USA A&P) aus Mülheim an der Ruhr. Sein Familienvermögen wird auf viereinhalb Milliarden Euro geschätzt. Wohltaten für die Managerin Im Jahr 1990 zahlte das Handelshaus der Frau ein Gehalt von 800 000 Mark und räumte ihr zusätzlich einen geldwerten Vorteil von 6 480 Mark ein. Das erstinstanzliche Urteil des Finanzgerichts Düsseldorf, in der Saarbrücker Rechtsdatenbank Juris nachzulesen, listet detailgetreu auf, welche Wohltaten des Milliar- därs sich hinter diesem unscheinbaren Betrag verbargen (Aktenzeichen: Finanzgericht Düsseldorf 18 K 2528/93 E). Die Managerin wohnte mietfrei auf 183 Quadratmetern im dritten Stock eines unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes mit Sauna und anderen Finessen. Die geschätzte jährliche Marktmiete betrug 1990 rund 64 400 Mark. Was die Frau speiste, war vom Feinsten – zubereitet von der persönlichen Köchin des Patriarchen und kostenlos serviert. Strom, Wasser, Heizung und Reinigung durch das Hausmeisterehepaar waren in dem geldwerten Vorteil von jährlich 6480 Mark ebenfalls enthalten. Wie war das möglich? Dort, wo das Einkommensteuergesetz „Einnahmen“ definiert, geht es auch um geldwerte Vorteile. Eine Vereinfachung betrifft Arbeitnehmer, die der Arbeitgeber während der Arbeit verköstigt und unterbringt. In der Landwirtschaft etwa wäre es sonst schwierig, die gemeinsame Brotzeit und die Übernachtung exakt zu bewerten. Deshalb legt eine „Sachbezugsverordnung“ hier Pauschalpreise fest. Daher wird der Wert aller Vorteile der Handelshaus-Managerin mit insgesamt nur 6 480 Mark angesetzt. Die Pauschalpreise galten ursprünglich nur für rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer. Da das aber zum Beispiel Soldaten ausgrenzt, fiel diese Einschränkung 1990 weg. Offensichtlich ahnte der Gesetzgeber, dass diese Öffnung Begehrlichkeiten in Kreisen wecken würde, die Habenichtsen gerne Neiddebatten vorwerfen. Er fügte eine Missbrauchsklausel ein, die ausdrücklich klarstellt: Die Öffnung gilt nur, wenn die Ergebnisse nicht „offensichtlich unzutreffend“ sind. Doch die Steuerberater der Mülheimer Managerin drangen vor dem Finanzgericht mit einem Winkelzug durch: Die Missbrauchsklausel gelte nicht für ihre Mandantin. Denn sie hätte freiwillig davon abgesehen, sich von der staatlichen Rente befreien zu lassen. Das Finanzgericht ließ sich 1996 darauf ein und ergänzte, dass die jährlich 6 480 Mark daher auch für die kostenfreie Möblierung und sogar die Schönheitsreparaturen gut wären. Das Urteil ging um wie ein Lauffeuer in einem auf die Mitnahme jedes Vorteils versessenen Milieu. Gesetzgeber stopft Schlupfloch Es begeisterte Kreise, die viel Geld für Publikationen ausgeben, in denen steht, wie Privaträume in abzugsfähige Büros, private Bewirtungen in Geschäftsessen und private Reisen in Dienstreisen umgewidmet werden. Oder wie der Privatwagen „über die Firma finanziert“ und der tatsächliche private Nutzungsanteil verdeckt wird. Ein Milieu, in dem es teilweise weder als zu mühsam noch als peinlich gilt, den Taxifahrer um eine überhöhte Quittung fürs Finanzamt zu bitten. Als Folge des Mülheimer Prozesses jedenfalls sah sich der Gesetzgeber im Jahr 2000 gezwungen, die Notbremse zu ziehen und die Missbrauchsmöglichkeiten für kostenlose Wohnungen weiter einzuschränken. Und vor dem Bundesfinanzhof verloren jetzt obendrein die Kölner Steuerberater Döker & Schützeberg ihren Mülheimer Fall. Der Bundesfinanzhof stellte klar, dass die Missbrauchsklausel selbstverständlich auch für ihre Mandantin gilt (Aktenzeichen: BFH VI R 33/97). Aber eine generelle Lehre lässt sich unschwer aus dem Urteil ziehen: Der tatsächlich steuerpflichtige geldwerte Vorteil sagt wenig darüber, welcher reale Wert hinter ihm steht. Das gilt – wenn auch auf niedrigerem Niveau – auch für den geldwerten Vorteil des CDU-Generalsekretärs Laurenz Meyer. Buenos Aires (dpa) – Argentinien hat nach eigenen Angaben doch noch eine Einigung mit der Bank of New York über die Abwicklung der geplanten Milliarden-Umschuldung seiner Verbindlichkeiten bei privaten Gläubigern erreicht. Die Konditionen des Vertrages seien so wie ursprünglich im Februar mit der Bank vereinbart, heißt es in einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums in Buenos Aires. Damit konnte einer der wichtigsten Stolpersteine für den Beginn am 17. Januar des Umtausches alter gegen neue Wertpapiere aus dem Weg geräumt werden. Das Geldinstitut war im November von dem Vertrag zurückgetreten und hatte mehr Zeit für die Vorbereitung und mehr Geld verlangt. Pharmaindustrie im Glück Berlin (dpa) – Die deutsche Pharmaindustrie wird nach einem Zeitungsbericht im kommenden Jahr wegen Verzögerungen bei der Gesundheitsreform mehrere hundert Millionen Euro mehr einnehmen. Hintergrund sei die verspätete Einführung der geplanten Festbeträge für Arzneimittel sowie die Kürzung des Zwangsrabatts zum Jahresende von 16 auf 6 Prozent, berichtet die Tageszeitung Die Welt. Die Unternehmen könnten daher 2005 mit Zusatzeinnahmen zwischen 520 und 610 Millionen Euro rechnen. Dies gehe aus Unterlagen von Pharmaherstellern, Verbänden und Krankenkassen hervor. Im Gegenzug erwarteten die Krankenkassen im kommenden Jahr lediglich Einsparungen von 390 Millionen Euro statt der angepeilten eine Milliarde Euro, berichtete die Zeitung weiter. VOR 50 JAHREN Die deutsche Mark erholt sich wieder München – Vor vier Wochen war die Deutsche Mark, besonders infolge der damals umfangreichen Transitimporte von Nahrungsmitteln, zur kursmäßig drittschwächsten unter den neun mehrseitig gehandelten europäischen Devisen geworden. Seitdem haben sich der Außenhandel und die Zahlungsbilanz Westdeutschlands wieder weitgehend normalisiert, so daß der Weg für eine langsame Erholung der Mark frei wurde. Sie hat gegenwärtig innerhalb des EZU-Kreises wieder eine Stellung erreicht, bei der zwar immer noch fünf der acht Clearingvaluten über ihren Paritäten zur D-Mark liegen. Allerdings dürfte die D-Mark ihre fast ein Jahr lang innegehabte Stellung als festeste europäische Verrechnungsdevise in absehbarer Zukunft nicht wieder erreichen. Während sie sich in den letzten vier Wochen gegenüber den Weichwährungen befestigen konnte, lag sie gegenüber den Hartvaluten schwächer. Der US-Dollar notiert jetzt genau in Höhe der offiziellen Parität (4,205). SZ vom 20. Dezember 1954 Die Mark hat nach ihrer Einführung eine Weile gebraucht, um sich ihre spätere Position als eine der stabilsten Währungen der Welt zu erkämpfen. Erst 1958 wurde sie voll konvertierbar. Mit dem Reichtum Deutschlands und der Produktivität der Industrie stieg in den kommenden Jahrzehnten auch der relative Wert des deutschen Geldes. Heute würde die Mark bei 1,47 Dollar notieren, gäbe es sie noch. Damals galten unter den wichtigsten Weltwährungen feste Wechselkurse, die während des Zweiten Weltkriegs im System von Bretton Woods ausgehandelt waren und später auf die Mark erweitert wurden. Eine offizielle Parität ließ sich demnach anhand des Goldpreises ermitteln, so dass die Ökonomen sagen konnten, eine Währung handele am Markt „über“ oder „unter“ ihrer Parität. Die Parität der Mark zum Dollar lag fast über die gesamten fünfziger Jahren bei 4,20 Mark. EZU stand für Europäische Zahlungsunion – die Vor-Vorgängerin des Europäischen Währungssystems (EWS), das zum Euro wurde. fmk WIRTSCHAFT Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 25 Arnies Welt Kaliforniens Gouverneur Schwarzenegger kämpft mit der Wirtschaftskrise – und müht sich, den nächsten Boom anzuschieben „Wir müssen am Ende die Zeche zahlen.“ Rickey Bates, Hotelangestellte Doch Bates, der tagelang mit einem Megaphon vor dem Grand Hyatt Hotel in der Stockton Street stand und die schlechten Arbeitsbedingungen anprangerte, hat nicht viel Hoffnung. „Da wird nicht viel bei rauskommen. Wir müssen am Ende die Zeche zahlen. Und Gouverneur Schwarzenegger wird uns auch nicht helfen. Der steht auf Seiten der Unternehmer“, befürchtet der Afro-Amerikaner. Er rechnet vor, dass er statt zehn Dollar monatlich bald 273 Dollar für die Krankenversicherung zahlen soll, weil die Hoteliers den bislang gezahlten Arbeitgeberanteil drastisch zusammenstreichen wollen. Arbeitskämpfe und Arbeitslosigkeit in Kalifornien – von dem von Gouverneur Arnold „Arnie“ Schwarzenegger versprochenen Wirtschaftsaufschwung ist in diesen Tagen in San Francisco nicht viel zu spüren. Büros stehen leer. Die großen Kaufhäuser wie Saks am Union Square melden im Weihnachtsgeschäft nur schleppende Umsätze. In den Straßen der Millionenmetropole, durch die in dieser Jahreszeit ein nasskalter Wind pfeift, hat die Zahl der Wohnungslosen zugenommen. An den Suppenküchen von Kirchen und Wohltätigkeitsorganisationen, die Essen an Arme verteilen, bilden sich lange Schlangen. Zwar haben die Ikonen der Computerund Softwareindustrie wie der weltgrößte Chiphersteller Intel oder die Softwareschmiede Oracle, die ihre Zentralen im Silicon Valley haben, nach den mageren Jahren infolge des Börseneinbruchs 2001 und 2002 nun wieder satte Gewinne vermeldet. Die meisten Unternehmen haben aber massiv Arbeitsplätze abgebaut. In der Bay Area, der städtischen Konglomeration, die mit ihren sechs Millionen Einwohnern von San Francisco im Norden bis San José im Süden reicht und die in den neunziger Jahren als Motor eines geradezu sagenhaften Wirtschaftsaufschwungs im Golden State galt, sind zwischen 2001 und 2003 etwa 450 000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Hart getroffen hat es die einst gut verdienenden Computerspezialisten. Immer mehr Jobs werden nach Indien und China verlagert, wo Programmierer zu einem Bruchteil der amerikanischen Löhne arbeiten. Die Zweifel wachsen, ob der gebürtige Österreicher und ehemalige ActionfilmDarsteller Schwarzenegger, der im vergangenen Jahr nach einem acht Millionen Dollar teuren Werbefeldzug einen furiosen Wahlsieg errang, Kalifornien wieder nach vorne bringen kann. Zwar hat sich der Ex-Terminator mit seiner hemdsärmeligen Art viel Lob eingehandelt. Auch hat der Republikaner einen illustren Kreis von Wirtschaftsberatern um sich geschart, wie beispielsweise Michael Boskin, der dem ehemaligen US-Präsidenten George Bush Anfang der neunziger Jahre im Weißen Haus diente. „Neue Technologien und Erfindungen sind bereits in der Pipeline.“ Hans Niebergall, Handelskammer-Chef Trotz dieser Probleme vertraut man in Kalifornien aber immer noch auf die eigene Kraft. Die Menschen eifern dem amerikanischen Leitbild einer Selfmade-Karriere nach. Dieser unerschütterliche Optimismus wird vor allem auch von den jungen Immigranten befördert, die aus Lateinamerika, aber im zunehmenden Maße auch aus China kommen. „Kalifornien macht eine Durststrecke durch. Es ist ein wirtschaftlicher Umbruchsprozess. Aber neue Technologien und Erfindungen sind bereits in der Pipeline“, meint der Chef der Europäisch-Amerikanischen Handelskammer, Hans Niebergall, in San Francisco. Ein schmuckloser Betonbau an einer Ausfallstraße von Foster City in der Bay Area mag dafür ein Prototyp sein. Dort ist die Zentrale der Biotechnologiefirma Applied Biosystems untergebracht. AB stellt Analysegeräte zur Entschlüsselung der menschlichen Erbstruktur her. Die Apparate, die rund 300 000 Dollar pro Stück kosten, werden in der Grundlagenforschung, aber auch in der Kriminalistik eingesetzt. Das kalifornische Unternehmen, das einen Jahresumsatz von knapp 1,74 Milliarden Dollar und einen Gewinn nach Steuern von 183 Millionen Dollar erwirtschaftet, ist in diesem Bereich weltweit Marktführer. In den fensterlosen Labors arbeitet ein hochmotiviertes internationales Forscherteam. Dazu gehört auch der deut- sche Chemiker Stefan Matysiak. „Es ist eine multikulturelle Atmosphäre, wie man sich das eigentlich immer vorstellt“, sagt Matysiak, der in Deutschland studiert hat und seit vier Jahren in den Vereinigten Staaten arbeitet. Die Biotechnologie ist nach Meinung von Experten die künftige Wachstumsbranche in Kalifornien, die schon bald die Computer- und Softwareindustrie in puncto Innovation ablösen könnte. Mehr als 250 Unternehmen der Branche haben sich in der Bay Area angesiedelt. Auch große Pharmakonzerne wie die deutsche Boehringer Ingelheim und die britische GlaxoSmithKline haben Niederlassungen eröffnet. Sie alle profitieren von einem pragmatischen Kurs Kaliforniens im Bereich der menschlichen Stammzellenforschung, von der sich viele Experten Hilfe bei der Bekämpfung von Krebskrankheiten und Therapie von Querschnittsgelähmten versprechen. Während sich die Bush-Regierung aus religiösen und ethischen Gründen für (0,06 € /Anruf) San Francisco – Rickey Bates ist stocksauer. Er redet sich in Rage. „Wir müssen für die Krankenversicherung immer mehr zahlen. Ich weiß nicht, wie meine Familie noch über die Runden kommen soll“, schimpft der 38-jährige Hotelangestellte. Zusammen mit 4300 Mitarbeitern von 14 großen Hotels in San Francisco hatte Familienvater Bates über einen Monat lang gestreikt. Tag und Nacht hatten sie mit großen Plakaten vor den Eingangstüren der Nobelherbergen protestiert und mit Rasseln und KochtopfTrommeln auf sich aufmerksam gemacht. Gästen und Nachbarn ging der Lärm auf die Nerven. Doch die Wut der Streikenden, die von den Hoteliers ausgesperrt waren, konnte das nicht bremsen. Es war einer der erbittertsten Arbeitskämpfe der vergangenen Jahre in Kalifornien. In der vergangenen Woche beschlossen die Streikenden, ihren Arbeitskampf zunächst zu unterbrechen, um Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und den Hotelbetreibern zu ermöglichen. Rastlos reist Schwarzenegger, dem sogar Ambitionen auf das amerikanische Präsidentenamt nachgesagt werden – wozu allerdings die US-Verfassung geändert werden müsste – neuerdings in der Welt herum, um für sich und den Wirtschaftsstandort Kalifornien zu werben. Mit dem japanischen Premierminister Junichiro Koizumi ließ sich der 57-jährige Action-Held händeschüttelnd ablichten. Überlebensgroß prangte Arnie an einer Plakatwand in Tokio. Und nächstes Jahr soll es mit dem Reisen weitergehen. Doch was habe der Gouverneur eigentlich außer spektakulären PR-Erfolgen erreicht, fragte jetzt ein kritischer Kommentator der Tageszeitung San Francisco Chronicle und gab sich gleich selber die Antwort: Arnie glänze vor allem mit seinem permanenten Pepsodent-Lächeln. Gewiss: Im Frühjahr gelang dem begnadeten Selbstdarsteller, der Bürokraten und Miesmacher als „Girliemen“ (auf deutsch: Weicheier) bezeichnet, die pünktliche Verabschiedung des Haushalts. Um das gigantische Defizit zu verringern, ließ Schwarzenegger Schulden in langfristige Anleihen im Werte von 15 Milliarden Dollar umwandeln. Das schafft zwar kurzfristig eine Atempause, doch irgendwann müssen die Kalifornier die Rechnung begleichen. Dabei droht im nächsten Jahr schon wieder eine Haushaltslücke von 6,7 Milliarden Dollar. Jahrelang hat Kalifornien über seine Verhältnisse gelebt. Jetzt muss eisern gespart werden. Zur politischen Nagelprobe dürfte für Schwarzenegger, der Anfang Januar den Haushaltsentwurf 2005/2006 vorstellen wird, die Sanierung der Sozialversorgung für Arbeiter und die überfällige Reform der teuren und anfälligen Energieversorgung werden. Das unternehmensnahe Institut Ucla Anderson warnt vor den Folgen, wenn es der Regierung nicht gelingt, das „strukturelle Ungleichgewicht“ der öffentlichen Finanzen wieder ins Lot zu bringen. Städte und Gemeinden würden angesichts der Schuldenlast ihren finanzpolitischen Spielraum verlieren, zum Beispiel die Infrastruktur zu modernisieren und die Beschäftigung anzukurbeln, meint Ucla-Volkswirt Joseph Hurd. Ähnlich wie Präsident George W. Bush, der mit einem Rekorddefizit des amerikanischen Haushalts zu kämpfen hat, muss Schwarzenegger darauf vertrauen, dass die Konjunktur noch einen Gang zulegt, um nicht zum letzten Mittel der Steuererhöhungen zu greifen. strenge Restriktionen ausgesprochen hat, votierten die Kalifornier bei einer Volksabstimmung anlässlich der Präsidentschaftswahl Anfang November für eine milliardenschwere, öffentliche Forschungsförderung. Insgesamt sollen drei Milliarden Dollar in den nächsten Jahren in die Forschung gepumpt werden. Das Wirtschaftsmagazin Business Week prophezeite bereits eine „StammzellenBonanza“, mit der sich Kalifornien im Bereich der Biotechnologie weltweit den Spitzenplatz sichere. Kein Zufall, dass die großen Investmentbanken an der Wall Street jetzt ein lukratives Geschäft wittern, wenn die jungen Biotechnologiefirmen in einigen Jahren aufs Börsenparkett wollen. Angesichts dieser rosigen Aussichten erscheint der Internet-Suchmaschinenanbieter Google, der im Sommer dieses Jahres einen milliardenschweren Börsengang unternahm, schon fast als ein Repräsentant einer Alt-Technologie aus dem vergangenen Jahrhundert. Gouverneur Arnold „Arnie“ Schwarzenegger wirbt weltweit für die kalifornische Wirtschaft – hier mit Agrarprodukten bei einem Besuch in Japan. Foto: AP Wo wir Ihnen keinen Service anbieten können, haben wir mal blau markiert. w w w . a i r p l u s . c o m o d e r Te l . : 0 1 8 0 2 9 2 2 0 0 0 Von Andreas Oldag Einfachere Hartz-Anträge Bundesagentur für Arbeit: Fragebögen sollen verständlicher werden Hamburg (ddp/dpa/AFP) – Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA) will den Antrag für Bezieher von Arbeitslosengeld II deutlich vereinfachen. Die Hartz-IV-Fragebögen, deren zweite Auflage für April angekündigt ist, sollen kürzer und verständlicher ausfallen sowie den Anforderungen der Datenschützer besser entsprechen, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Samstag vorab. So sei geplant, dass Antragsteller die Verdienstbescheinigung ihres Arbeitgebers künftig getrennt von anderen Einkommensnachweisen einreichen können. Zudem sollen die Formulierungen, mit denen nach weiteren Personen im Haushalt, nach Kindern oder saisonaler Beschäftigung gefragt wird, klarer gefasst werden. Vor allem Arbeitslose in Wohngemeinschaften hatten sich beklagt, dass die entsprechenden Textpassagen missverständlich seien. Die BA versprach nach Kritik an ihrer Online-Jobbörse außerdem weitere Verbesserungen des Angebots. Bei 44 Prozent der Suchabfragen habe es nach einem vorläufigen Bericht des Bundesrechnungshofs (BRH) an der Eignung der Bewerber oder der Umsetzung ihrer Wünsche gefehlt, berichtete der Focus. Die Bundesregierung rechnet nach In- formationen der Bild am Sonntag damit, dass die Hartz-IV-Reform höhere Kosten verursacht als geplant. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) stelle sich bereits darauf ein, zusätzliche Summen im Haushalt 2005 dafür bereitstellen zu müssen. Über die genaue Summe konnte Eichel dem Bericht zufolge noch keine Auskunft geben. Bislang seien nur etwa zehn Prozent aller Hartz-IV-Anträge abgelehnt worden. Bei den Planungen war die Bundesregierung von einer höheren Quote ausgegangen. In der Regierung heiße es aber, bislang seien vor allem die einfachen Fälle abgearbeitet worden. So könne die Ablehnungsquote noch steigen. Politiker von SPD und CDU forderten die BA zudem auf, ihre internen Richtlinien für die Bewilligung der Anträge von Arbeitslosen zu überprüfen. Laut der BamS fürchten sie eine Bevorteilung homosexueller Partnerschaften. Laut Gesetz werden bei der Berechnung des Arbeitslosengeldes II Einkünfte und Vermögen eines Partners berücksichtigt. Dies gilt auch für „eheähnliche Gemeinschaften“. Nach den Richtlinien der BA wird aber nur „eine auf Dauer angelegte Lebensgemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau“ als „eheähnliche Gemeinschaft“ angesehen. Geschäftsreisen ➜ planen ➜ bezahlen ➜ auswerten AirPlus ist Ihr weltweiter Partner im Tra vel Mana gement. Wir sind in allen Teilen der Welt zu Hause und implementieren unsere Firmenkreditkarten und Analysesysteme für Geschäftsreisen dort, wo Sie es wünschen. T h e Wo r l d o f B u s i n e s s Trave l. Seite 26 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 HBN Firmen des Tages WIRTSCHAFT Montag, 20. Dezember 2004 SIEMENS SZ-Gespräch mit Vorstandschef Ulf Schneider Fresenius geht auf Einkaufstour FRESENIUS Ausbau in kleinen Schritten D em Bad Homburger Konzern Fresenius ist es in den vergangenen Jahren gelungen, Ballast in Form von Schulden abzuwerfen und zugleich die Weichen für weiteres Wachstum zu stellen. Nachdem das Unternehmen kürzlich in Tschechien für seine Sparte Kabi (Infusions- und Ernährungstherapie) eine kleine Übernahme unter Dach und Fach gebracht hat und Firmenchef Ulf Schneider im SZ-Gespräch sehr viel über die erhebliche Bedeutung dieses Geschäftszweiges geredet hat, dürfte klar sein: Kabi muss als Ausbaukandidat eingestuft werden. Schneider macht dabei aber nicht den Eindruck, auf Gedeih und Verderb unbedingt zukaufen zu wollen. Ihm geht es vielmehr um einige Ergänzungen für Kabi, die er ebenso zielgerichtet wie vorsichtig vorantreiben möchte. Es liegt auf der Hand, dass sich der Manager, der seit anderthalb Jahren an der Fresenius-Spitze steht, bei einer Übernahme auf keinen Fall die Finger verbrennen möchte. Zwar steht der Konzern wachstumsstark und finanziell solide da. Doch weil die Klinik-Sparte ProServe noch mitten in der Sanierung steckt, wäre ein Fehlgriff bei einem Zukauf für Kabi höchst ärgerlich. So gesehen verbietet sich eigentlich eine richtig große Übernahme. Schneider dürfte es denn auch eher nach kleinen und mittleren Häppchen gelüsten. Harald Schwarz NASSAUISCHE SPARKASSE Mangelnde Größe D ie in den letzten Wochen aufgekommenen Befürchtungen, nach der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) sei nun auch die in Wiesbaden beheimatete Nassauische Sparkasse (Naspa) ins Straucheln geraten, haben sich zum Glück nicht bestätigt. Ein florierendes Geldinstitut, das in der Lage ist, Ertragsdellen und Kreditrisiken aus eigener Kraft zu überwinden, ist die Naspa aber auch nicht. Um einen Verlust zu vermeiden, musste sie bereits im letzten Geschäftsjahr ihre Immobilienreserven mobilisieren und verschiedene Objekte veräußern. Eigenen Angaben zufolge fehlen der Naspa rund 350 Millionen Euro Eigenkapital, Gelder die sie braucht, um Ausfälle im Kreditgeschäft und den Wertverlust im Immobiliensektor auszugleichen. Das nötige Kapital soll nun von den Trägern der Sparkasse, den Städten Wiesbaden, Frankfurt sowie fünf Landkreisen kommen, denen selbst das Wasser bis zum Halse steht. Angesichts dieser Probleme ist es unverständlich, dass sich die Führung der Naspa trotzdem sträubt, ihre Eigenständigkeit aufzugeben und unter das Dach der Landesbank Hessen-Thüringen zu schlüpfen wie dies voraussichtlich die Fraspa tun wird. Denn es zeigt sich, dass es beiden Instituten an der erforderlichen Größe mangelt, um mittelfristig überleben zu können. Lothar Gries Opel-Betriebsrat gibt nicht auf Die Verhandlungen über Stellenabbau sollen fortgesetzt werden Rüsselsheim (dpa) – Beim geplanten Stellenabbau bei Opel ist nach Einschätzung des Betriebsrates das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Wir akzeptieren die Zahl 6500 noch nicht“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz am Samstag der dpa in Rüsselsheim. „Sie ist Gegenstand von Verhandlungen. Wenn wir ein paar hundert weg verhandeln können, dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt.“ Das könnten zum Beispiel ein Drittel der 750 Beschäftigten in der Komponentenfertigung im Werk Bochum sichert werden können“, sagte Franz. Weitere 6500 Mitarbeiter sollen freiwillig in Beschäftigungsgesellschaften wechseln oder eine Abfindung annehmen. Die Beschäftigten müssen sich bis zum 31. Januar 2005 entscheiden. „Auch wenn sich zu wenige Mitarbeiter melden, wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, unterstrich Franz. Es werde dann eine Einigungsstelle unter einem Arbeitsrichter gegründet. Darin müssten Arbeitgeber-Vertreter und Betriebsräte eine Lösung finden. „Unser Oberthema ist die Absicherung von Jobs“, unterstrich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende. Für das Werk in Bochum, wo 3600 Stellen betroffen sind, rechne er mit harten Auseinandersetzungen. „Mit der langfristigen Zukunftsperspektive für Bochum werden wir eine harte Nuss zu knacken haben.“ Die Arbeitnehmer fordern eine Beschäftigungsgarantie und Zusicherung für alle OpelStandorte bis 2010. „Dafür sind wir bereit, auf übertarifliche Zulagen zu verzichten. Zu einem Arbeitszeitkorridor von 30 bis 40 Stunden sagen wir ebenfalls ja.“ Eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich lehne der Betriebsrat aber ab, weil dies das „dramatische Beschäftigungsproblem“ nur verschärfen würde. „Ans Eingemachte gehen“ „Wir akzeptieren die Zahl 6500 noch nicht“, kündigt der Gesamtbetriebratsvorsitzende Klaus Franz an. Foto: dpa sein. Der Werkzeugbau in Rüsselsheim und Bochum mit 700 Leuten könne als Profit Center selbstständiger werden und Aufträge von außen annehmen. Franz bekräftigte die Bereitschaft, gegen klare Zusagen des Mutterkonzerns General Motors über den Verzicht auf übertarifliche Zulagen zu verhandeln. IG-Metall-Vize Bertold Huber betonte, Vorrang habe die Sicherung der Arbeitsplätze. „Der Preis dafür könnte die Abschmelzung von übertariflichen Leistungen sein.“ Bislang verdienen Opel-Beschäftigte 15 bis 20 Prozent über MetallFlächentarif. Der Mutterkonzern General Motors will bei Opel mit 9500 Stellen fast jeden dritten Arbeitsplatz sozialverträglich abbauen. „Wir schätzen, dass rund 2500 in ausgelagerten Unternehmensteilen abge- Huber betonte, die Betriebsräte und die IG Metall würden auf jeden Fall „auf das Erbittertste“ um den Standort Bochum kämpfen. Für das Stammwerk in Rüsselsheim sehe er gute Chancen, den Wettbewerb mit der GM-Tochter Saab in Schweden um die künftige Mittelklasseproduktion für sich zu entscheiden. „Da kann man verhalten optimistisch sein.“ Der Konflikt um die Zukunft des Autobauers Opel werde noch Wochen oder Monate dauern. Die Arbeitnehmer würden sich keineswegs „wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen“. „Das wird eine knüppelharte Auseinandersetzung, die nicht vergleichbar ist mit VW oder Daimler.“ Falls keine sozial akzeptablen Lösungen gefunden würden, könnte es zu einer Radikalisierung kommen.Im neuen Jahr gehen die Verhandlungen mit dem Management weiter. „Dann gehen wir ans Eingemachte“, sagte Franz. Dazu gehöre die Frage, ob die neue Mittelklasse-Produktion nach Rüsselsheim oder ins Saab-Werk vergeben werde. Außerdem verlangt der Betriebsrat, dass Rüsselsheim die Entwicklungsverantwortung für den Astra-Nachfolger sowie dessen Produktion erhält. West-LB verkauft Stahlhändler Klöckner & Co wird vom US-Finanzinvestor LGB übernommen Düsseldorf (Reuters) – Die West-LB verkauft ihre Mehrheitsbeteiligung an dem Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co (Klöco) wie erwartet an den US-Finanzinvestor LGB. Zum Kaufpreis hätten beide Seiten Stillschweigen vereinbart, teilte die West-LB am Samstag mit. Der Verkauf werde die Bilanz im kommenden Jahr positiv beeinflussen, erklärte sie lediglich. Früheren Medienberichten zufolge soll der Preis bei 320 Millionen Euro liegen. Die West-LB habe ihre gesamte Beteiligung von 94,9 Prozent an die Fondsgesellschaft Lindsay Goldberg & Bessemer (LGB) mit Sitz in New York verkauft, teilte die Bank weiter mit. Die von der HSH Nordbank gehaltenen restlichen Anteile in Höhe von 5,1 Prozent gingen ebenfalls an die LGB. Der Verkauf stehe noch unter dem Vorbehalt seiner kartellrechtlichen Freigabe. Die WestLB trennt sich derzeit von Beteiligungen, die nicht mehr zu ihrem Kerngeschäft gehören. Jüngst hatte sie ihren Anteil am Tourismuskonzern TUI veräußert. In Europa wird die LGB vom früheren Thyssen-Chef Dieter Vogel vertreten. „Es ist unser Ziel, die Klöco-Gruppe als Ganzes weiter zu entwickeln und den Unternehmenswert langfristig zu steigern,“ erklärte Vogel. Klöco solle vollständig erhalten bleiben und mit Hilfe von LGBKapital weiter expandieren. Alle Arbeitsplätzen würden erhalten bleiben, Änderungen bei den Standorten seien nicht geplant. Die Klöco-Gruppe hatte 2003 einen Jahresüberschuss von 27 Millionen Euro bei einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro erzielt. Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtete unterdessen vorab, der Kauf der Klöco könne für die LGB weitaus teurer werden als geplant, da sie auch alle Risiken mitübernommen habe. Grund sei eine geplante Klage des ehemaligen KlöcoBesitzers Balli Group mit einem vorläufigen Streitwert von rund 500 Millionen Euro. Ein West-LB-Sprecher sagte am Samstag, ihm sei ein solcher Klageentwurf noch nicht bekannt. Bad Homburger Konzern stellt deutlich höhere Dividende in Aussicht / Tochter Kabi soll wachsen Frankfurt – Die Stamm- und Vorzugsaktionäre des Gesundheitskonzerns Fresenius können sich auf einen Geldsegen freuen. Mit einer deutlichen Anhebung der Dividenden ist zu rechnen, nachdem es im vierten Quartal keine Hiobsbotschaften mehr gab, und die zuletzt erhöhte Geschäftsprognose vom Management bestätigt wird. Von Harald Schwarz „Wir betreiben stets eine kontinuierlich ertragsorientierte Dividendenpolitik. Auch in der Vergangenheit haben Ertragszuwächse zu guten Steigerungen bei den Dividenden geführt und auch in 2004 wachsen unsere Erträge“, erklärte der Vorstandsvorsitzende von Fresenius, Ulf Schneider, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Für 2003 hatte der Konzern 1,26 Euro auf Vorzüge und 1,23 Euro auf Stämme an seine Anteilseigner verteilt. Genaue Zahlen zur künftigen Ausschüttung will der seit anderthalb Jahren an der Firmenspitze stehende Schneider erst im Februar nennen. „Die nach dem dritten Quartal erhöhte Prognose kann ich bestätigen“, sagte der Manager weiter. Demnach rechnet Fresenius mit einem währungsbereinigten Anstieg des Jahresüberschusses von rund 35 Prozent und einem Umsatzanstieg zwischen acht und neun Prozent. Für die Bemessung der Dividende wird allerdings nicht das währungsbereinigte, sondern das ausgewiesene Ergebnis nach Steuern herangezogen. Bei diesem werde es aber auch einen „deutlich zweistelligen Zuwachs“ geben, betonte Schneider und gibt sich damit optimistisch für die Dividendenentwicklung. Nachdem es Fresenius seit 2002 gelungen ist, das Ziel beim Schuldenabbau sechs bis zwölf Monate früher als erwartet zu erreichen, kann der Konzern nun wieder offensiver agieren. Schneider: „Wir werden selektiv mehr auf Wachstum setzen, weil wieder mehr Mittel zur Verfügung stehen.“ Diese Aussage münzte er sowohl auf Investitionen in Sachanlagen als auch in Firmenübernahmen. Insgesamt hat Fresenius geplant, in diesem Jahr rund 420 Millionen Euro zu investieren, davon sollen etwa 120 Millionen auf Akquisitionen entfallen. „Das Gesamtbudget für 2005 werden wir angemessen erhöhen“, kündigte der Vorstandschef an. Präzisieren wollte er dieses Statement zwar nicht, doch könnte Fresenius von der Finanzlage her problemlos 100 bis 200 Millionen Euro mehr bei den Investitionen stemmen. Erweitert wird derzeit beispielsweise die Konzernzentrale mit ihren fast 900 Beschäftigten in Bad Homburg um ein weiteres Gebäude mit zusätzlich 200 Büro-Jobs und einem Konferenzzentrum. Das Projekt kostet 26 Millionen Euro und soll im Frühsommer 2006 fertig sein. Aber auch weitere Akquisitionen hat Schneider im Visier. Ein Beleg dafür ist etwa der Erwerb der tschechischen Firma Infusia durch die auf Infusions- und Zuschlag für Bahnstrecke Bangkok (Reuters) – Ein Konsortium um Siemens hat den Zuschlag für den Bau einer Schienenverbindung zum neuen Bangkoker Flughafen erhalten. Die staatliche thailändische Eisenbahngesellschaft habe dem Angebot mit einem Volumen von knapp 500 Millionen Euro am Freitag zugestimmt, gab ein Sprecher der Gesellschaft am Sonntag bekannt. An dem Konsortium ist neben Siemens und der Baugruppe B. Grimm zu 48 Prozent die thailändische Firma Stecon beteiligt. Das Konsortium habe das günstigste Angebot vorgelegt, wurde weiter mitgeteilt. Für den Auftrag hatten sich auch der Baukonzern Bilfinger & Berger sowie der Verkehrstechnikspezialist Vossloh beworben. Der südöstlich der thailändischen Hauptstadt gelegene Suvarnabhumi Flughafen soll Ende September 2005 eröffnet werden. Die geplante Bahnverbindung wird 28 Kilometer lang sein. AIRBUS Auftrag für 30 Flugzeuge Die Fresenius-Tochter Kabi stellt unter anderem Fusionslösungen her. Foto: dpa Ernährungstherapie spezialisierte Fresenius Kabi. Diese Firma gilt auf ihrem Gebiet in Europa als Marktführer und soll weiter ausgebaut werden. Dem Tochterunternehmen bescheinigt der FreseniusChef für die Zukunft „sehr gute Aussichten“. Kabi könne ähnliche Wachstumsraten und Gewinnmargen erreichen wie die in der Dialyse aktive Fresenius Medical Care (FMC), an der Fresenius rund 37 Prozent hält. Da Kabi aber zu 100 Prozent dem Konzern gehört, rechnet Schneider ihr „nahezu die gleiche Gewinnbedeutung für die Fresenius AG“ zu wie FMC. Ein Börsengang von Kabi – wie vor ein paar Jahren noch angedacht – ist für ihn kein Thema mehr. Er wolle den Spezialisten zu 100 Prozent behalten, so Schneider. Er hält sich aber ein Hintertürchen offen: Wenn sich für Kabi einmal die Möglichkeit einer „richtig großen Akquisition“ böte, dann wäre ein Börsengang „das letzte Mittel zur Finanzierung“ eines solchen Geschäfts. Probleme im Klinik-Geschäft Das unter dem Namen ProServe agierende Klinik-Geschäft von Fresenius ist derzeit aus Sicht des Konzernchefs dagegen noch nicht reif für Übernahmen. Kern dieser Sparte sind die Wittgenstei- ner Kliniken. „Wir sind da noch in der Phase der Margensteigerung und denken zur Zeit nicht über weitere Akquisitionen nach“, sagte Schneider. Durch Rationalisierung müssten dort erst einmal die operativen Probleme gelöst werden. ProServe agiert in einer Branche, die zu 90 Prozent von öffentlichen und konfessionellen Betreibern dominiert wird. Das deutsche Klinikgeschäft wird auf ein Volumen von 60 Milliarden Euro taxiert. Für Schneider steht aber fest: „Dieser Markt muss und wird sich stark verändern.“ Auch ProServe wird sich dann wieder verstärken. Ein Verkauf der Sparte kommt für Schneider „nicht in Frage“. In diesem Geschäft kommt Fresenius derzeit auf einen Umsatz von 350 Millionen Euro. Die größten privaten Anbieter liegen bei einer Milliarde Euro. Ohnehin ist Schneider mit der strategischen Aufstellung des Konzerns „glücklich“, wie er sagte. Die vier Standbeine FMC, Kabi, Pro-Serve und Biotech seien „alle auf ihre eigene Art und Weise gut und wichtig für uns“. Das Quartett unter dem Fresenius-Dach möchte er weiterentwickeln. Die Mittel seien vorhanden. Von einem fünften Standbein will er allerdings nichts wissen, weil dann die „Gefahr des Sich-Verzettelns“ bestünde. Pfizer lässt Celebrex vorerst auf dem Markt Bombay (Reuters) – Der indische Billigflieger Kingfisher Airlines hat eigenen Angaben zufolge mit dem europäischen Flugzeug-Konzern Airbus ein milliardenschweres Geschäft zur Lieferung von 30 Flugzeugen abgeschlossen. „Die Fluggesellschaft hat sechs Optionen ausgeübt und hat damit zehn Maschinen des Typs A320 fest bestellt und sich Optionen auf weitere 20 Passagierjets dieses Typs gesichert“, teilte das Unternehmen mit. Der Auftragswert belaufe sich auf 1,8 Milliarden Dollar. Im Juli hatte Kingfisher Airlines, die Ende April an den Start gehen will, vier A320-Maschinen fest bestellt und Optionen für weitere acht erworben. Die Gesellschaft gehört dem Inder Vijay Mallya, dessen UB Group das in Indien meistgetrunkene Kingfisher Bier braut. BMW US-Werk wird umgerüstet München (dpa) – Angesichts der anhaltenden Dollarschwäche soll das BMWWerk im US-amerikanischen Spartanburg nach einem Bericht der Fachzeitschrift Automobilwoche umgerüstet werden. Neben den Modellen Z4 und dem geländegängigen X5 sollen dann dort auch andere, auf dem US-Markt gefragte Modelle gebaut werden, sagte Werksleiter Clemens Schmitz-Justen der Zeitschrift. Der Umbau des Werkes sei für den Jahreswechsel 2005/2006 geplant. Danach sollen die bisher parallel auf zwei Montagebändern laufenden Modelle Z4 und X5 auf nur noch einer Linie montiert werden. Auf der neuen Linie könnten außer Z4 und X5 auch alle weiteren Modelle des BMW-Konzerns gefertigt werden. BRAU UND BRUNNEN „Ganz harte Sanierung“ Frankfurt (dpa) – Die Radeberger Gruppe hat für den Dortmunder Getränkekonzern Brau und Brunnen „eine ganz harte Sanierung“ angekündigt. „Brau und Brunnen wird keine Beschäftigungsgesellschaft mehr sein, sondern Geld verdienen. Wir müssen den Konzern entschul- Neue Studie belegt erhöhtes Herzkreislauf-Risiko / Pharmakonzern bezweifelt Aussagekraft whp New York – Der Pharmakonzern Pfizer Inc will sein äußerst gewinnträchtiges Schmerzmittel Celebrex vorerst nicht vom Markt nehmen, obwohl in einer neuen Studie gefährliche Nebenwirkungen festgestellt wurden. Diesen Entschluss gab der Konzern nach Börsenschluss am vergangenen Freitag bekannt (Teilauflage der SZ vom 18./19.12). Das Medikament führt laut einer Langzeitstudie des US-Krebsinstituts NCI (National Cancer Institute) zu einem erhöhten Herzkreislauf-Risiko. Dies wirft nicht nur Fragen über Celebrex, sondern über die gesamte Wirkstoffklasse der so genannten Cox-2-Hemmer auf, zu der auch das von Merck & Co produzierte und im September zurückgezogene ArthritisMittel Vioxx gehört. Bei Patienten, die Celebrex eingenommen haben, sei das Herzkreislauf-Risiko zweieinhalbmal größer gewesen als bei Patienten, denen Placebos verabreicht wurden, bestätigte Pfizer. Das Risiko könnte noch größer sein, als das bei Patienten, die in einem ähnlichen Versuch das bei Merck hergestellte Produkt Vioxx eingenommen hatten. „Die Celebrex-Ergebnisse sind überraschend“, so ein Pfizer-Sprecher, „sie widersprechen einer zweiten Celebrex-Studie, die vor keinem erhöhten Risiko warnt“. Die amerikanische Lebensmittel-undArzneimittelbehörde FDA rief die Ärzte auf, vorläufig andere Medikamente zu verschreiben. Die FDA bemühe sich in der Zwischenzeit, Informationen über das angeblich erhöhte Herzkreislauf-Risiko einzuholen. An der Wall Street brach der Börsenkurs von Pfizer am Freitag um 11 Prozent auf 25,75 Dollar ein. Der amtierende FDA-Chef Lester M. Crawford sagte, Pfizer hätte der Behörde die Ergebnisse der beiden Studien am Donnerstag Nacht mitgeteilt. Die FDA prüfe die ihr zugeleiteten und andere Informationen über Celebrex. Ärzte, die glauben, dass Celebrex ihren Patienten helfe, sollten das Mittel weiter verschreiben doch in geringeren Dosen. Ähnlicher Fall wie Vioxx „Die Entscheidung, das Medikament zurückzuziehen, muss auf der Basis aller verfügbaren Informationen erfolgen“, sagte Pfizer-Chef Hank McKinnell dem Finanzfernsehen CNBC. „Meiner Meinung nach ist diese einzige Studie, obwohl sie umfassend und gut kontrolliert war, nicht aussagekräftig genug“, ergänzte er weiter. McKinnel betonte jedoch, Pfizer werde sofort Maßnahmen ergreifen, um die Ergebnisse zu begreifen und neugewonnene Erkenntnisse an die Aufsichtsbehörden, Ärzte und Patienten in der ganzen Welt weiterzuleiten. Erhöhte Herzkreislauf-Risiken traten nach Angaben des NCI-Instituts auf, als Celebrex an Krebspatienten über einen längeren Zeitraum in höheren Dosen von 400 bis 800 Milligramm pro Tag verabreicht wurde. Hier sei das Risiko für Herzkreislauf-Störungen zweieinhalb Mal so hoch gewesen wie bei Patienten, die ein Placebo eingenommen hatten. Für die Behandlung von Zwölffingerdarmkrebs ist Celebrex in den USA in einer Tagesdosierung von bis zu 800 Milligramm täglich zugelassen, bei Arthritis und als Schmerzmittel in Dosen von 100 bis 400 Milligramm. In einer zweiten Studie, bei der keine Risiken aufgetreten waren, seien den Patienten Dosen von täglich 400 Milligramm verabreicht worden, teilte Pfizer mit. Celebrex wird nach Informationen des Pharmakonzerns von 26 Millionen Menschen eingenommen. Nach dem Rückruf von Vioxx im September hatten die Verschreibungen von Celebrex und Pfizers anderem Cox-2Hemmer Bextra deutlich zugenommen. Im dritten Quartal 2004 stieg der Celebrex-Umsatz um 14 Prozent auf 797 Millionen Dollar. Das sind sechs Prozent des Konzernumsatzes von 12,83 Milliarden Dollar. Der Bextra-Umsatz verbesserte sich um 37 Prozent auf 324 Millionen Dollar. Celebrex ist Pfizers viertgrößter Umsatzbringer nach dem Cholesterin-Senker Lipidor, dem Medikament Norvasc gegen hohen Blutdruck und Zoloft, einem Mittel gegen Depressionen. Lazard bereitet Börsengang vor Wert der Investmentbank wird auf drei Milliarden Dollar geschätzt / Erstnotiz bis zum Frühjahr Old. New York – Die Investmentbank Lazard will an die Börse gehen. Das Institut warte noch auf grünes Licht der US-Börsenaufsicht SEC, hieß es in New York. Doch Wall-Street-Banker rechnen damit, dass die Aktien der 1848 gegründeten Bank bis Frühjahr nächsten Jahres an der New Yorker Börse notiert werden könnten. Das Institut, dessen Börsenwert auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt wird, erwartet durch die Aktienausgabe Einnahmen in Höhe von rund 850 Millionen Dollar. Im Vorfeld des Börsenganges kam es zu einem erbitterten Streit zwischen Unternehmenschef (CEO) Bruce Wasserstein und dem Chairman Michel DavidWeill, einem Urenkel des Firmengründers. Drei Brüder der Gründer-Familie Lazard emigrierten 1848 aus Frankreich und kamen während des Goldrausches in Kalifornien zu Reichtum. Michel David- Weill verbrachte seine Kindheit in Frankreich. 1961 wurde er Partner der Bank und Anteilseigner. Lazard ist eine der letzten selbstständigen Privatbanken mit langer Tradition an der Wall Street. Doch angesichts des immer stärkeren Wettbewerbsdrucks der großen Finanzkonzerne überließ David-Weill bereits 2001 die operative Führung des Instituts dem erfolgreichen und ebenso ehrgeizigen Investmentbanker Bruce Wasserstein, der seine eigene Bank im Jahr 2000 an die Dresdner Bank verkauft hat und dabei rund 600 Millionen Dollar eingenommen haben soll. Doch schon bald nach seiner Einstellung kam es zum Zerwürfnis mit David-Weill. Wasserstein unternahm indes alles, um aus dem Familienunternehmen ein modernes, schlagkräftiges Institut zu formen. Lazard war sowohl beteiligt an der 59 Milliarden Dollar schweren Fusion zwischen J.P. Mor- gan Chase und Bank One Anfang dieses Jahres als auch an der Milliarden-Fusion zwischen den US-Mobilfunkkonzernen Sprint und Nextel, die in der vergangenen Woche verkündet wurde. Nach einem Bericht des Wall Street Journal nimmt Lazard in diesem Jahr unter den international tätigen Investmentbanken mit 177 betreuten Transaktionen, die ein Volumen von 151 Milliarden Dollar haben, den zehnten Platz ein. Einvernehmlich haben sich jetzt DavidWeill und Wasserstein auf den Börsengang geeinigt. Ziel ist es, die internationale Marktposition zu stärken. Gleichzeitig sollen die Kosten durch ein internes Sparprogramm um rund 170 Millionen Dollar gesenkt werden, um dadurch Lazard wettbewerbsfähiger zu machen. Das Institut erwartet 2004 nach US-Presseberichten einen Gewinn von rund 900 Millionen Dollar. den, Hierarchien und Stellen abbauen, Budgets kürzen“, sagte Radeberger-Chef Ulrich Kallmeyer der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Kallmeyer will die Kosten um 20 Prozent senken und denkt dabei auch an die Schließung je einer Brauerei in Dortmund und Berlin. Er kündigte Gespräche mit den Betriebsräten vor Ort für Januar 2005 an. „Wir wollen den Stellenabbau sozialverträglich regeln“, erklärte Kallmeyer (Foto: dpa). MGM Fusion genehmigt Los Angeles (dpa) – Die Aktionäre des amerikanischen Filmstudios MetroGoldwyn-Mayer Inc. (MGM) haben am Freitag dem Zusammenschluss des Unternehmens mit einer von Sony geführten Firmengruppe zugestimmt. Das hat MGM in Los Angeles mitgeteilt. Die Sony-Gruppe will knapp fünf Milliarden Dollar (3,8 Mrd Euro) für MGM zahlen. Der Käufergruppe gehören auch Comcast sowie mehrere Investmentfirmen an. Comcast ist der größte amerikanische Kabelfernsehsystem-Betreiber. Die Transaktion muss unter anderem noch von den Wettbewerbshütern in Brüssel genehmigt werden. MGM wird von dem amerikanischen Milliardär Kirk Kerkorian mehrheitlich kontrolliert. DAIMLERCHRYSLER Rentabel in China Frankfurt (Reuters) – Der Autohersteller DaimlerChrysler will bei seinen geplanten Aktivitäten in China vom ersten Jahr an rentabel arbeiten. „Wir werden vom ersten Jahr an Geld verdienen“, sagte DaimlerChrysler-Strategievorstand Rüdiger Grube der Zeitschrift Automobilwoche. Der zum Konzern gehörende Hersteller Mercedes-Benz wolle in seinem neuen Werk Peking im ersten vollen Produktionsjahr drei- bis viertausend Autos bauen. Mittelfristig sollten es 25 000 Stück sein. WIRTSCHAFT Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 27 Personalien Gespräche abgebrochen Der Frauenretter Zentralbanken DZ und WGZ gehen vorerst getrennte Wege gris Frankfurt – Die Fusionsgespräche zwischen den beiden genossenschaftlichen Zentralbanken DZ und WGZ sind vorerst ausgesetzt. Nach Informationen der SZ hat der Aufsichtsrat der in Düsseldorf ansässigen WGZ am Freitag Abend entschieden, bis auf weiteres keine direkten Verhandlungen mit der in Frankfurt beheimateten DZ Bank mehr zu führen. Gescheitert sind die Fusionsbemühungen der beiden Institute damit aber noch nicht. Die WGZ Bank ist dem Beschluss zufolge weiterhin grundsätzlich zu einem konstruktiven Dialog mit der DZ Bank bereit. Grund für die erneuten Spannungen zwischen beiden Instituten ist die Veröffentlichung eines externen Gutachtens durch die DZ Bank, in der das von der WGZ vorgeschlagene Holding-Modell kritisiert wird. Damit habe die DZ Bank den Fusionsgesprächen die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entzogen, verlautete aus dem Umfeld des WGZ-Aufsichtsrats. Es sei nicht akzeptabel, dass die DZ Bank mit Hilfe der Medien versuche, die WGZ Bank unter Druck zu setzen und deren Standpunkt öffentlich schlecht bewerte. Deshalb habe man sich nun entschlossen, eine Denkpause einzulegen. 2004 sei für die WGZ Bank ein erfolgreiches Geschäftsjahr gewesen. Sie sei also keineswegs gezwungen, aus rein geschäftlichen Gründen mit der DZ Bank zusammenzugehen, heißt es in Düsseldorf. Die WGZ Bank hatte im September ihren Widerstand gegen einen Zusammenschluss mit der DZ Bank aufgegeben. Voraussetzung dafür ist allerdings die Gründung einer Holdinggesellschaft. Sie soll künftig neben den zum genossenschaftlichen Verbund gehörenden Versicherungen R+V, der Fondsgesellschaft Union Invest auch die Bankgeschäfte von DZ und WGZ steuern. Ein solches Modell wird von der DZ Bank abgelehnt. Sie plädiert dafür, die WGZ in das Frankfurter Institut zu integrieren, um sie dann nach dem Vorbild der übernommenen SGZ Bank, dem für Süddeutschland zuständigen genossenschaftlichen Spitzeninstitut, mit dem Bankkonzern zu verschmelzen. HBN Mit Visionen belebt MTM-Chef Peter Pack die deutsche Biotech-Branche / Neuer Test zur Krebsfrüherkennung P eter Pack will den Frauen helfen. „In wenigen Jahren“, so sagt der BiotechKaufmann, „werden wir einen Test zugelassen haben, der Gebärmutterhalskrebs zuverlässig identifiziert.“ Funktionieren soll das Ganze wie ein Schwangerschaftstest: schnell, günstig, annähernd fehlerfrei. 7000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich an Gebärmutterhalskrebs, etwa 2000 davon sterben. Wenn der Krebs frühzeitig erkannt wird, steigen die Heilungschancen auf nahezu 100 Prozent, sagt Pack. Doch seit sechzig Jahren wird zur Früherkennung vor allem der so genannte Pap-Test verwendet, wozu beim Frauenarzt ein Abstrich genommen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei Krebszellen übersehen werden, liegt bei 50 Prozent. Pack will das ändern. Der 40-Jährige ist Vorstandsvorsitzender der MTM Laboratories AG – und einer der erfahrenen Köpfe der deutschen Biotech-Szene. Die 23 Mitarbeiter der Heidelberger Firma haben in den letzten fünf Jahren einen so genannten Biomarker entwickelt. Dieses Einfärbe-Verfahren erkenne Gebärmutterhalskrebs zu „mindestens 90 Prozent“, behauptet Pack. Im Moment befindet sich der Test im Zulassungsstadium. Als Hilfsmittel zur Früherkennung wird er bereits international vermarktet. Laboranten verwenden ihn als Ergänzung. Erfahrungen im Management Schon von 1993 an gehörte der Chemiker Pack, er hatte zuvor in Münster studiert, zum Team der neu gegründeten Firma Morphosys. Das Biotech-Unternehmen mit Sitz in Martinsried bei München entwickelt Technologien zur Herstellung synthetischer Antikörper. Während Peter Pack am Max-Planck-Institut über Antikörper promovierte, fuhr er bereits regelmäßig vor Münchens Tore und stellte sich dort ins Labor. Sechs Jahre lang blieb er bei Morphosys – und begleitete den Börsengang der Firma. Gelernt hat Pack aus diesen ersten Jahren der deutschen Biotech-Branche vor allem eines: Ein leitender Chemiker oder Biologe braucht zusätzliche Management-Erfah- rung. Das war einer der Gründe, so sagt er, warum ihn das MTM-Gründerteam 1999 umwarb. Im Herbst des Jahres war es soweit. 1,4 Millionen Euro nahmen die Gründer in die Hand, um aus einem Projekt des Deutschen Krebsforschungszentrums ein Unternehmen zu formen. Das Basispatent für die Krebsfrüherkennung hatte Mitgründer Magnus von Knebel-Doeberitz entwickelt. Damit und einem Geschäftsplan gingen sie auf Suche nach Wagniskapitalgebern. Sieben Millionen Euro kamen in der ersten Finanzierungsrunde zusammen. Im vergangenen Jahr, mitten in der Konsolidierung der Branche, holten Pack und seine Kollegen nochmals zwölf Millionen Euro. „Die Venture-Capital-Firmen haben aufgerüstet“, umschreibt Pack die Bedingungen am Kapitalmarkt. Speziell in der Biotech-Branche haben sich viele Investoren die Finger verbrannt, wes- Peter Pack Foto: MTM halb sie nun genauer hinschauen. „Die Investoren prüfen eine Zwischenfinanzierung heute wie früher einen Börsengang.“ Mit dem Ergebnis aus der zweiten Runde ist er zufrieden: „Das Geld sollte die nächsten Jahre reichen.“ Noch schreibt MTM Verluste – 2007 kommt der Wendepunkt, sagt Pack. Aber anders als die meisten Biotech-Firmen machen die Heidelberger mit den vorläufigen Tests bereits kräftig Umsatz. Pack will ihn nicht nennen – in der Branche wird er auf einen kleinen sechsstelligen Euro-Betrag geschätzt. Die Studien, so Pack, sollen 2006 abgeschlossen sein, für 2007 ist die Zulassung in Europa geplant. Die Erschließung des amerikanischen Markts dürfte noch ein Jahr länger dauern. Dann will MTM „mehrere Millionen“ Tests verkaufen. Pack wird dann wohl weniger Zeit für die Familie bleiben. Drei Söhne hat der Firmenchef, schon heute müssen sie ihren Vater oft entbehren, wenn er zu naturwissenschaftlichen Kongressen und Investoren durch Deutschland tourt. Kristina Läsker Anklage gegen früheren Biodata-Chef Gegen den ehemaligen Biodata-Chef Tan Siekmann und zwei seiner früheren Geschäftsführer hat die Staatsanwaltschaft Kassel nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel Anklage erhoben. Ihnen werde vorgeworfen, den Konzernlagebericht der Datenverschlüsselungsfirma vom Februar 2001 geschönt zu haben, schreibt das Nachrichtenmagazin in seiner neuen Ausgabe. Siekmann würden zudem Insider-Geschäfte vorgeworfen. Biodata galt bereits kurz nach dem Börsengang im Februar 2000 als Überflieger am Neuen Markt für Wachstumswerte. Zwischenzeitlich sei das Unternehmen 2,1 Milliarden Euro wert gewesen. Im November 2001 folgte die Insolvenz. Zwar habe Siekmann aus der Insolvenzmasse die Verschlüsselungstechnik herausgekauft, die er unter dem Namen Biodata Systems GmbH weiterführte, doch auch dieser Firma sei das Geld ausgegangen. dpa Die beste Werbung für Shell V-Power Diesel kommt nicht von uns. Absage an Schweizer Großinstitute Fusion kommt für Deutsche-Bank-Chef Ackermann nicht in Frage Zürich (AP) – Die beiden Schweizer Großbanken kommen nach den Worten von Josef Ackermann für die Deutsche Bank nicht als Fusionspartner in Frage. Die Deutsche Bank wolle beim Konsolidierungsprozess in der europäischen Bankenlandschaft aber eine aktive Rolle spielen, sagte Ackermann in einem am Samstag veröffentlichten Interview der Neuen Zürcher Zeitung. Die Überlappungen wären zu groß, vor allem im Investmentbanking, sagte Ackermann. Damit würden viele Abbaumaßnahmen nötig. „Ich sage immer, dass wir keinen Kapazitätsabbau zu Lasten unserer Aktionäre durchführen wollen“, erklärte der DeutscheBank-Chef. „Wenn das andere für uns tun, haben wir nichts dagegen.“ Akquisitionen müssten komplementär sein. Nur im Falle einer inländischen Konsolidierung möge dies anders sein. Der Schweizer Bankmanager an der Spitze der Deutschen Bank machte in dem Interview zugleich deutlich, dass die Deutsche Bank über eine Steigerung t r e g i e t s l e s e i D r e w o P Shell V t r e s s e b r e v d n u g n u t s i e L die * . h c u a r b r e v f f o t s t f a r /04 den K Ausgabe 12 ihrer Ertragskraft in eine Position kommen will, um andere Banken in Europa zu übernehmen. „Wir haben das klare Ziel, über eine steigende Eigenkapitalrendite zu einer höheren Bewertung zu kommen“, sagte Ackermann und fügte hinzu: „Das soll uns helfen, eine aktive Rolle im Konsolidierungsprozess zu spielen.“ Noch sei die Deutsche Bank aber nicht dort, wo sie sein wolle. Ackermann räumte ein, dass die Vorstellung nach wie vor schwierig sei, dass eine Bank durch einen Zusammenschluss ihren Standort von einem Land ins andere wechsle. Irgendwann müsse Europa aber zu einer europäischen Antwort bereit sein. Sonst laufe die eine oder andere Bank Gefahr, von einer amerikanischen Bank übernommen zu werden. Der Vorstandschef der Deutschen Bank nahm in dem Interview außerdem zum Urteil im Mannesmann-Prozess Stellung und beklagte sich darüber, dass die Medien lange sehr einseitig und sehr verzerrt über den Prozess berichtet hätten. torwelt, o m C A D A : Vgl. um bei S Dies elm hell V-P Verb otoren ower D ei rauc i h un ne Verb esel wu rde d Em esse entw r ung issio icke von nen lt, Leis zu e tu rmö glic ng, hen. * V Expansionsdrang ungebrochen Hennes & Mauritz will in Deutschland neue Läden eröffnen Berlin (dpa) – Die schwedische Textilkette Hennes & Mauritz (H&M) will auch im kommenden Jahr weiter wachsen und neue Filialen in Deutschland eröffnen. „Unsere Expansion wird im kommenden Jahr weiter gehen“, sagte H&M-Deutschland-Chef Hans Andersson der Berliner Zeitung. Im vergangenen Jahr habe die Kette in Deutschland 24 neue Läden eröffnet. „Jetzt halten wir in Deutschland etwa 3,5 Prozent des Textilmarktes, das sollte noch mehr werden“, sagte Andersson. In Schweden seien es rund zwölf Prozent. Bei der Expansion habe H&M auch von den Problemen anderer Textilhersteller wie GAP profitiert, sagte Andersson. „Denn so konnten wir gute Standorte zu guten Bedingungen bekommen.“ Mit dem Weihnachtsgeschäft sei er zufrieden. „Dieses Jahr ist die Situation bes- ser. Das Einzelhandelsgeschäft scheint sich etwas zu beleben.“ Deutschland bleibt nach Meinung des H&M-Managers aber ein schwieriger Markt. „Im Jahr 2002 haben wir zu kämpfen gehabt, auch 2003 und teilweise 2004.“ Der Kunde sei heutzutage extrem kritisch, auch was den Preis angehe. „Rabatte gibt es bei uns nicht“, ergänzte Andersson. Andere Firmen hätten sich auf starke Preisnachlässe eingelassen und hohe Gewinneinbußen erlitten. Zur Krise bei KarstadtQuelle sagte Andersson, das Geschäft der Warenhäuser sei schwieriger geworden. „Einige Warenhäuser sind allerdings sehr erfolgreich, indem sie als Shopping Mall fungieren.“ Das heißt, unter ihrem Dach bieten verschiedene Firmen Waren an. H&M wolle sich aber auf Bekleidung konzentrieren. W/ Aud i tätsi l a u Q st ein i l e s e i * n er D ! w Kunde e o l s e s P s a e l i V nk e z hell D gung 2004 t S i Shell r p e l S l a der f 91% a online Befr f o t s t f . l a Vg Kr *Das sagen ADAC, VW und unsere Kunden zu Shell V-Power Diesel. Was sagen Sie zu den Shell V-Power Kraftstoffen? Mailen Sie uns Ihre Meinung einfach an: [email protected] shell.de Erfolgreiche Kampagne: Eine extra für H&M konzipierte Modelinie des Designers Karl Lagerfeld fand bei der Kundschaft großen Anklang. Foto: ddp WIRTSCHAFT Seite 28 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 Montag, 20. Dezember 2004 Im Paradies für Schnäppchenjäger Verhandlungen auch über den Vorstandssitz Der Weihnachtsmann kommt für 55 Cent Das Würzburger Familienunternehmen J. E. Schum forciert den Ausbau seiner Einzelhandelskette / Jede Woche ein Euroshop Von Elisabeth Dostert M anchmal fällt es selbst Rainer Schum, 55, schwer, die Preisgestaltung noch nachzuvollziehen. „Der handbemalte Weihnachtsmann kostet im Laden 55 Cent“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter des Großhandelsunternehmens J. E. Schum. „In dem Preis ist alles drin.“ Schum greift eine keramikfigur aus einem roten Kunststoffkorb. Einige Hundert davon füllen die langen Regale am Firmensitz in Würzburg, jeder Korb enthält ein anderes Produkt. Tausende Artikel füllen den Musterraum, wo sich die Handelskunden ihr Wunschsortiment zusammenstellen können. In TDYNASTIEN TAUSSENSEITER TNEWCOMER den Gängen stehen mit Osterschmuck dekorierte Tische und Paletten mit bis zu 40 Kartonfächern. „Ostern ist für uns gelaufen und im Januar laufen die Bestellungen für Weihnachten 2005 an“, erzählt Schum. Manche der Paletten sind nach Themen bestückt: Weihnachten, Haushalt, Büro, Garten. Die meisten enthalten ein buntes Sammelsurium. In jedem Kartonfach steckt ein anderes Produkt zum uniformen Preis von 55 Cent oder einem Euro: Kunststoffteller, Zahnbürsten, Wischtücher, Nägel, Schreibblöcke neben Spülbürsten. „Das gezielte Chaos“, nennt Schum seinen „Regelbruch“ mit den traditionellen Präsentationsformen im Handel. Das „Chaos“ verleite den Konsumenten zum Stöbern und zu Impulskäufen, haben Tests bewiesen. „Im Schnitt kostet alles im Vergleich zu den handelsüblichen Preisen bei gleicher Qualität die Hälfte“, behauptet Schum. Er portiert Weihnachtsmann aus Keramik, handbemalt, Herkunft China, Größe 13 Zentimeter, Preis 55 Cent. von den Verbrauchern, die preiswert kaufen müssen oder wollen. Er verkaufe Waren, keine Emotionen, es sei denn solche für Schnäppchenjäger. Aber noch mehr liefere er den von Preisschlachten gebeutelten Einzelhändlern Konzepte. Allein im Großhandel setzt die Gruppe in den beiden Sparten Kleinpreiskonzepte und Systemvertrieb 140 Millionen Euro um, hinzu kommt der Einzelhandel. Seit Anfang der 90er Jahre hat Schum gemeinsam mit Jürgen Scheller, 38, das 1877 als Eisenwarenhandlung von seinem Urgroßvater Johann Eugen Schum am Schmalzmarkt in Würzburg gegründete Unternehmen radikal umgebaut. Rainer Schum trat 1975 in die damals von Vater Richard und Onkel Werner Schum geführte Gruppe ein. Dass der einzige Sohn die Nachfolge antritt, wurde nie in Zweifel gezogen. 1981 wurde er persönlich haftender Gesellschafter. Scheller hat schon seine Lehre in der Firma Schum gemacht und ist seit Mitte 2004 neben Schum der zweite Geschäftsführer. Das Haushaltswarengeschäft am Schmalzmarkt schloss 1993. Das Kleinpreissegment steuert rund 40 Prozent zu den Gruppenerlösen bei. Die in Schums Zentrallagern von Hand bestückten Körbe und Paletten werden an Einzelhändler wie Real (Metro-Konzern), Edeka oder Wal-Mart, aber auch an Baumärkte wie die Toom-Kette geliefert. Stärkster Umsatzträger ist der Systemvertrieb. Mit drei verschiedenen Preis- und Qualitätsstufen angebotenen Haushaltswaren und Aktionswaren beliefert Schum vor allem Lebensmittelhändler, die sich unter dem Druck von Discountern und Kaffeeröstern bemühen, ihr Sortiment im Non-Food-Bereich zu erweitern. Die Auswahl erfolge gemeinsam. Das komplette Regalmanage- ment – Bestückung und Pflege – obliegt Schum. „Wir verkaufen die ganze Wand, nicht das einzelne Messer“, sagt Schum. Selten kostet ein Produkt mehr als 50 Euro. Herstellermarken sind nicht darunter. Aber die Produkte stammen Schum zufolge aus den gleichen Werken in China wie die der Markenartikler, die Qualität im mittleren Preissegement sei identisch. 80 Prozent seines Bedarfs deckt Schum in Fernost. „Die Grenze, wo der Verbraucher für einen höheren Preis noch höhere Qualität bekommt, ist früher erreicht, als viele denken“, ist Schum überzeugt. Wenig Planungssicherheit Stärker als bisher strebt er in den eigenen Einzelhandel mit Kleinpreisware. Anfang der 90er Jahre war der erste Laden unter dem Namen Knüllerkiste mit 99-Pfennig-Ware eröffnet worden. Die Idee dazu hatte ein Mitarbeiter Anfang der 90er Jahre, angeregt von den Ein-Dollar-Shops in den Vereinigten Staaten und den 100-Yen-Läden in Japan. Die Knüllerkisten haben sich nicht gerechnet, sagt Schum. Das neue Konzept ist optisch anspruchsvoller und heißt vorläufig noch Euroshop, weil jeder Artikel einen Euro kostet. Das erste Geschäft wurde im Februar 2004 in Bottrop eröffnet. Mittlerweile sind es 30. Jede Woche soll ein neuer eröffnet werden. Derzeit konzentriere sich die Expansion auf das Ruhrgebiet. „Die 100 Läden, die bis Ende 2005 geplant sind, können wir selbst finanzieren“, sagt Schum. Für die weitere Expansion braucht er die Banken. Um den Ausbau der Euroshop-Kette kümmert sich sein Sohn Christian. Der 29-jährige Betriebswirt arbeitet seit Anfang November für die Firma und ist, wie die Schwester Julia, an der für Euroshop zuständigen Gesellschaft beteiligt. Im nächsten Jahr sollen die Erlöse der Gruppe im Großhandel auf 150 Millionen Euro steigen. Im Einzelhandel will Schum brutto 25 Millionen Euro erlösen. Die Zahl der Beschäftigten werde um 150 zulegen. Derzeit herrsche „ungeheure Dynamik“ in der Gruppe, „das macht Spaß“. Schum schlage sich besser als andere Handelsunternehmen. „Aber selbst für Anbieter wie uns waren der Monat Oktober und die erste November-Hälfte eine Katastrophe. „Karstadt, Opel, Hartz IV. Die Menschen haben Angst, Geld auszugeben“, sagt Schum. Die Entlassungswelle habe bei den Beziehern mittlerer Einkommen eine neue Qualität erreicht. Das Weihnachtsgeschäft laufe allerdings wieder besser. Größere Lagerkapazitäten könnte Schum gebrauchen. Aber für den Bau einer neuen Halle hat er sich noch nicht entschieden. Die Planungssicherheit sei viel geringer als früher. „Was, wenn die nächste Sparwelle kommt?“ Frankfurt (Reuters) – Im Fall einer Übernahme der Londoner Börse (LSE) durch die Deutsche Börse soll über den Sitz des Vorstandes des neuen Unternehmens noch verhandelt werden. Die Frage, wo der Vorstand eines fusionierten Unternehmen seinen Sitz haben werde, sei „Gegenstand der Verhandlungen“, sagte Werner Seifert, Vorstandschef der Deutschen Börse, dem Magazin Spiegel. Dem Magazin zufolge ist auch nicht sicher, ob die Deutsche Börse nach einem solchen Zukauf ihren Namen behalten würde. Die beiden Börsen haben ihre alten Fusionspläne aus dem Jahr 2000 wiederbelebt: Die LSE lehnte zwar vor einigen Tagen ein Übernahmeangebot der Deutschen Börse von 5,30 Pfund je LSE-Aktie als zu niedrig ab, stimmte Gesprächen mit dem Konkurrenten jedoch zu. Der Börsenbetreiber Euronext, der von den Börsen in Amsterdam, Paris und Brüssel gebildet wird, erwägt nach Angaben aus Kreisen eine Gegenofferte für die LSE. Profil Goldkonzerne suchen Kompromiss Rainer Schum, Geschäftsführender Gesellschafter Name: J. E. Schum Gmbh & Co.KG Sitz: Würzburg Gegründet: 1877 Umsatz: 140 Millionen Euro (Großhandel) Beschäftigte: rund 500 Wissenswertes: KarstadtQuelle ist nicht allein. Die ganze Handelsbranche leidet. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform rechnet im zu Ende gehenden Jahr mit 9410 (Vorjahr: 9360) Insolvenzen im Groß- und Einzelhandel. Die Risikoquote, gemessen als Zahl der Insolvenzfälle bezogen auf 10 000 Firmen, steigt leicht auf 133 (131). Fotos: JES, etd Johannesburg (Reuters) - Im Streit um die Übernahmeofferte des südafrikanischen Minenbetreibers Harmony Gold für den Konkurrenten Gold Fields haben sich die Kontrahenten nach Angaben aus Kreisen auf weitere Gespräche verständigt. Dabei soll eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden werden. „Im Grundsatz haben sie vereinbart, darüber zu diskutieren, ob eine Lösung möglich ist. Das könnte eine Fusion sein, aber das ist nur eine von etwa 50 Möglichkeiten“, hieß es am Wochenende in mit der Situation vertrauten Kreisen in Johannesburg. Am Freitag hatte sich der russische Gold-Fields- Hauptaktionär Norilsk Nickel als Vermittler in den Streit eingeschaltet und Manager beider Goldminenbetreiber und andere Großaktionäre zu Gesprächen nach Moskau eingeladen. Gold Fields wehrt sich erbittert gegen eine Übernahme durch Harmony. Die Konzerne wären zusammen der weltgrößte Goldproduzent. Handelsregister Die in ( ) gesetzten Angaben der Geschäfts- befassen oder zu diesem Zweck gegründet anschrift und des Geschäftszweiges erfol- werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder gen ohne Gewähr: persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: CP Movies Management GmbH, München (AG München HRB 133168), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlieHRA ßen. 08.12.2004 HRA 85 149: Benedikt M. Symeonidis e. K., HRA 85 141: Hartl Grundbesitz GmbH & Co. München (Kurfürstenstr. 16, 80801 MünKG, Anzing (Lindach Hs. Nr. 5, 85646 An- chen, Vermittlung des Abschlusses sowie zing, Verwaltung eigenen Vermögens, ins- Nachweises der Gelegenheit zum Abschluß besondere von Grundbesitz.). Kommandit- von Verträgen über Grundstücke, grundgesellschaft. Jeder persönlich haftende Ge- stücksgleiche Rechte, Wohnräume und gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haf- werbliche Räume; Vermittlung des Abtender Gesellschafter: Hartl Grundbesitz schlusses von Verträgen über Darlehen; Verwaltungs GmbH, Anzing, Ortsteil Lin- Vermittlung von Versicherungen und Baudach (München HRB 154866), einzelvertre- sparverträgen.). Einzelkaufmann / Einzeltungsberechtigt; mit der Befugnis, im Na- kauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin hanmen der Gesellschaft mit sich im eigenen delt allein. Inhaber: Symeonidis, Benedikt Namen oder als Vertreter eines Dritten Maximilian, München, *07.06.1979. Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 150: TEXCOM Technical-CrossedHRA 85 142: KFG Immobilien GmbH & Co. Components Leckageortung Max Pfefferle KG, München (Wasserburger Landstr. 237, e.K., Unterföhring (Föhringer Allee 26 c, 81827 München). Kommanditgesellschaft. 85774 Unterföhring, Durchführung und Jeder persönlich haftende Gesellschafter technische Messung von Gebäudeleckavertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- gen.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. sellschafter: Sickel, Marco, Neuss, Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein. *25.10.1977, von der Vertretung ausge- Inhaber: Pfefferle, Max, Unterföhring, schlossen. Eingetreten Persönlich haften- *30.05.1952. der Gesellschafter: KFG Immobilien Verwaltungs GmbH, München (München HRB HRA 85 151: Enders Reisen GmbH & Co. KG, 154749), einzelvertretungsberechtigt. Die Fürstenfeldbruck (Mühlfeldstr. 8, 82256 Firma ist geändert. Der Sitz ist von Neuss ( Fürstenfeldbruck, Durchführung von PerNeuss, HRA 6154) nach München verlegt. sonenbeförderungsverkehr im Linien- und Gelegenheitsverkehr sowie ReiseveranstalHRA 85 143: Aechter Vermögensverwal- tungen und Betrieb eines Reisebüros.). tungs KG, Berg (Waldstr. 37, 82335 Berg, Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich Verwaltung eigener Vermögenswerte.). haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich Persönlich haftender Gesellschafter: Endhaftende Gesellschafter vertritt einzeln. ers Reisen Verwaltungs-GmbH, FürstenPersönlich haftender Gesellschafter: Aech- feldbruck (München HRB 154794), mit der ter, Christian, Berg, *08.11.1957, mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlieeines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlie- ßen. ßen. 09.12.2004 HRA 85 144: HoloSys GmbH & Co. KG, Bad Tölz (Prof.-Max-Lange-Platz 11, 83646 Bad HRA 85 152: RMM 47 GmbH & Co. KG, MünTölz, Betrieb eines Systemhauses für inno- chen (Weißenburger Str. 10, 81667 Münvative Entwicklung, Vermarktung und Sup- chen, Verwaltung eigenen Vermögens.). port von komplementärmedizinischen Sy- Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich stemlösungen und Gesundheitsmanage- haftende Gesellschafter vertritt einzeln. mentsystemen, Aufbau, Ausbau, Sicherung Persönlich haftender Gesellschafter: RM und Festigung von HoloMed Diagnose- & Komplementär GmbH, München (AmtsgeTherapie-Praxen für ganzheitliche Präven- richt München, HRB 145551). tion und Gesundheitsförderung sowie Er- HRA 85 153: Baustil Wohnbaugesellschaft bringung von Beratungs-, Schulungs- und Klenzestraße GmbH & Co. KG, Grünwald sonstigen Dienstleistungen.). Kommandit- (Südl. Münchner Str. 2 a, 82031 Grünwald, gesellschaft. Jeder persönlich haftende Ge- Verwaltung der Liegenschaften Klenzestrasellschafter vertritt einzeln. Eingetreten ße 40 und 42 sowie Fraunhoferstraße 11 in Persönlich haftender Gesellschafter: Winli- München, Vorbereitung und Durchführung fe Management GmbH, Bad Tölz (Amtsge- von Alt- und Neubaumaßnahmen an diesem richt München, HRB 154031). Objekt im eigenen Namen für eigene oder HRA 85 145: KaPaTek e.K. Semi Technolo- fremde Rechnung unter Verwendung von gy, München (Rubinsteinstr. 17, 81245 Vermögenswerten von Erwerbern, Mietern, München, Vertrieb von Halbleiter-Equip- Pächtern oder sonstigen Nutzungsberechment (Maschinen für die Silizium-Chip In- tigten oder von Bewerbern um Erwerbsdustrie) von Herstellern aus Europa, den und Nutzungsrechte sowie Durchführung USA und APR (Asien), die keine eigene eu- aller Geschäfte, die diesem Geschäftszweck ropäische Vertriebs- und Supportorganisa- dienlich sind, Bankgeschäfte ausgenomtion haben.). Einzelkaufmann / Einzelkauf- men.). Kommanditgesellschaft. Jeder perfrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt al- sönlich haftende Gesellschafter vertritt einlein. Inhaber: Kamilli, Rolf, München, zeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Baustil Vermögensverwaltungsgesellschaft *22.09.1953. mbH, Sitz: Grünwald, Landkreis München HRA 85 146: Fashion Styling Licher e.K., (Amtsgericht München, HRB 152963), Die München (Aachener Str. 7-9, 80804 Mün- persönlich haftende Gesellschafterin sowie chen, Herstellung von Entwürfen im Textil- ihre jeweiligen Geschäftsführer sind befugt bereich sowie Verkauf von Textilien.). Ein- im Namen der Gesellschaft mit sich im eizelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber genem Namen oder als Vertreter eines Drit/ die Inhaberin handelt allein. Inhaber: ten Rechtsgeschäfte abzuschliessen. EntLicher, Erwin Otto, München, *02.11.1946. standen durch formwechselnde UmwandHRA 85 147: CP Movies 0 Productions lung der BAUSTIL Wohnbaugesellschaft GmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. Klenzestraße GmbH mit dem Sitz in Mün(Amtsgericht München, HRB 8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) chen, Produktion von internationalen Kinofilmen 145386). Nicht eingetragen: Den Gläubisowie weltweite Lizenzierung, Vermark- gern des formwechselnden Rechtsträgers, tung und Verwertung dieser Produktionen ist wenn sie binnen sechs Monaten nach sowie der damit zusammenhängenden dem Tag, an dem die Eintragung des FormRechte und Produkte auf alle Verwertungs- wechsels nach § 201 UmwG als bekanntgearten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- macht gilt, ihren Anspruch nach Grund und ligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- Höhe schriftlich anmelden, Sicherheit zu schaftliche Partizipation gewährenden leisten, soweit sie nicht Befriedigung verForm an in- und ausländischen Kooperatio- langen können. Dieses Recht steht ihnen jenen, Unternehmungen, Gesellschaften oder doch nur zu, wenn sie glaubhaft machen, Unternehmen jeder Art, die sich mit den daß durch den Formwechsel die Erfüllung vorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften ihrer Forderung gefährdet wird. befassen oder zu diesem Zweck gegründet HRA 85 154: RMM 46 GmbH & Co. KG, Münwerden.). Kommanditgesellschaft. Jeder chen (Weißenburger Str. 10, 81667 Münpersönlich haftende Gesellschafter vertritt chen, Verwaltung eigenen Vermögens.). einzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich ter: CP Movies Management GmbH, Mün- haftende Gesellschafter vertritt einzeln. chen (AG München HRB 133168), mit der Persönlich haftender Gesellschafter: RM Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit Komplementär GmbH, München (Amtsgesich im eigenen Namen oder als Vertreter richt München, HRB 145551). eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlieHRA 85 155: RMM 50 GmbH & Co. KG, Münßen. HRA 85 148: CP Movies IS 8 Productions chen (Weißenburger Str. 10, 81667 MünGmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. chen, Verwaltung eigenen Vermögens.). 8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich Produktion von internationalen Kinofilmen haftende Gesellschafter vertritt einzeln. sowie weltweite Lizenzierung, Vermark- Persönlich haftender Gesellschafter: RM tung und Verwertung dieser Produktionen Komplementär GmbH, München (Amtsgesowie der damit zusammenhängenden richt München, HRB 145551). Rechte und Produkte auf alle Verwertungs- HRA 85 156: RMM 48 GmbH & Co. KG, Münarten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- chen (Weißenburger Str. 10, 81667 Münligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- chen, Verwaltung eigenen Vermögens.). schaftliche Partizipation gewährenden Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich Form an in- und ausländischen Kooperatio- haftende Gesellschafter vertritt einzeln. nen, Unternehmungen, Gesellschaften oder Persönlich haftender Gesellschafter: RM Unternehmen jeder Art, die sich mit den Komplementär GmbH, München (Amtsgevorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften richt München, HRB 145551). Handelsregister Neueintragungen HRA 85 157: RMM 49 GmbH & Co. KG, München (Weißenburger Str. 10, 81667 München, Verwaltung eigenen Vermögens.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: RM Komplementär GmbH, München (Amtsgericht München, HRB 145551). HRA 85 159: Alois Dallmayr Gastro-Service GmbH & Co. KG, München (Dienerstr. 1415, 80331 München, Groß- und Einzelhandel mit Kaffee, Kakao, Tee sowie verwandten Erzeugnissen und dem erforderlichen Beiprogramm.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Heimbs Kaffee Verwaltungsgesellschaft mbH, Braunschweig (Amtsgericht Braunschweig, HRB 335); Wille, Wolfgang, München, *22.06.1940. HRA 85 160: Capileo I AG & Co. KG, Gräfelfing (Würmstr. 13 a, 82166 Gräfelfing, Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von Vermögensgegenständen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung in Form von Immobilien, Unternehmensbeteiligungen und Finanzinstrumenten oder entsprechenden Fondsbeteiligungen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter sowie dessen jeweilige Geschäftsführer sind befugt, die Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als Vertreter eines Dritten uneingeschränktzu vertreten. Persönlich haftender Gesellschafter: Gebhard & Co. Asset Management AG, Gräfelfing (München HRB 141190). HRA 85 161: Glück Grundbesitz GmbH & Co. KG, Gräfelfing (Spitzackerstr. 12, 82156 Gräfelfing, Wirtschaftliche Verwertung von Grundbesitz und sonstiger Gegenstände des Anlagevermögens, insbesondere durch Vermietung und Verpachtung.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Glück Grundstücksverwaltung GmbH, Gräfelfing (AG München HRB 154994), mit der Befugnis, auch deren jeweilige Geschäftsführer, die Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als Vertreter eines Dritten uneingeschränkt zu vertreten. HRA 85 162: Intersport Becke Inh. Gerhard Waibel e.K., Fürstenfeldbruck (Pucher Str. 7, 82256 Fürstenfeldbruck, Betrieb eines Sportfachgeschäftes.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Waibel, Gerhard, Hörbach, *13.06.1948. HRA 85 163: ImmoSignum GmbH & Co. KG, Ottobrunn (Johann-Sebastian-Bach-Str. 46 b, 85521 Ottobrunn, Verwaltung, Vermietung und Verpachtung sowie Erwerb und Veräußerung von Grundbesitz. Hierzu gehören ebenfalls alle erforderlichen Investitionsmaßnahmen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: ImmoSignum Verwaltungs GmbH, Ottobrunn (München HRB 155006), Die persönlich haftende Gesellschfaterin sowie deren jeweilige Geschäftsführer sind befugt,die Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als Vertreter eines Dritten uneingeschränkt zu vertreten. HRA 85 164: Hotel Leipzig-Messe GmbH & Co. KG, München (Theatinerstr. 16, 80333 München, Erwerb von bebauten oder unbebauten Grundstücken und/oder grundstükksgleichen Rechten und deren Bebauung, ferner Verwaltung, Vermietung und Verwertung eigenen Grundbesitzes oder eigenen grundstücksgleichen Rechte.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter ist befugt, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Persönlich haftender Gesellschafter: AS HotelDesign GmbH, Sitz: München (Amtsgericht München, HRB 75451). HRA 85 165: juicy film and mental torture e.K., München (Ismaninger Str. 88, 81675 München, Herstellung von Kino- und Fernsehfilmen.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Heilrath, Peter, München, *02.04.1969. 10.12.2004 HRA 85 166: MF Beteiligungs GmbH & Co. dritte VV KG, München (Romanstr. 38, 80639 München, Verwaltung eigenen Vermögens, Halten und Verwalten von Beteiligungen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: MF Beteiligungs GmbH, München (Amtsgericht München, HRB 100224), einzelvertretungsberechtigt; mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 167: UTB GmbH & Co. Fuhrparkverwaltung KG, Grünwald (Ludwig-ThomaStr. 41, 82031 Grünwald, Vermietung und Vermittlung von Fahrzeugen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: UTB Verwal- sönlich haftende Gesellschafter vertritt eintungsgesellschaft mbH, München (Amtsge- zeln. Persönlich haftender Gesellschafter: richt München, HRB 154996). MDBF Beteiligung Verwaltungs GmbH, Pullach (Amtsgericht München HRB HRA 85 168: Arcadiia OHG, München (Er- 150629). hardstr. 3, 80469 München, Vermittlung und Veranstaltung von Reisen aller Art). Of- HRA 85 178: BFD Multi-Service Center fene Handelsgesellschaft. Die persönlich GmbH & Co. KG, München (Maximilianshaftenden Gesellschafter vertreten gemein- platz 12/V, 80333 München, Erwerb, Halsam. Persönlich haftende Gesellschafter: ten und Verwalten einer Beteiligung an der Lindermeir, Gerhard, München, Fortress Multi-Service Center GmbH mit *21.05.1966; Salmassinia, Leyla, Mün- Sitz in Meerbusch.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellchen, *15.12.1969. schafter vertritt einzeln. Persönlich haftenHRA 85 169: Tara Real I GmbH & Co. KG, der Gesellschafter: BFD Finance ManageMünchen (Höslstr. 1, 81927 München, Ver- ment GmbH, München (München HRB waltung eigenen Vermögens, insbesondere 154895), einzelvertretungsberechtigt; mit Verwaltung und Vermietung eigenen der Befugnis, im Namen der Gesellschaft Grundbesitzes.). Kommanditgesellschaft. mit sich im eigenen Namen oder als VerJeder persönlich haftende Gesellschafter treter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuvertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- schließen; letzteres gilt auch für die jeweisellschafter: Tara Real Verwaltungs GmbH, ligen Geschäftsführer. München (München HRB 155024). HRA 85 179: RCE Medien GmbH & Co. KG, HRA 85 170: Tara Real II GmbH & Co. KG, Kochel (Bergfeldweg 7, 82431 Kochel, ProMünchen (Höslstr. 1, 81927 München, Ver- jektierung und Realisierung von IT-Projekwaltung eigenen Vermögens, insbesondere ten.). Kommanditgesellschaft. Jeder perVerwaltung und Vermietung eigenen sönlich haftende Gesellschafter vertritt einGrundbesitzes.). Kommanditgesellschaft. zeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Jeder persönlich haftende Gesellschafter RCE Medien Verwaltungs-GmbH, Kochel vertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- (AG München HRB 154856). sellschafter: Tara Real Verwaltungs GmbH, HRA 85 180: Soller GrundstücksverwalMünchen (München HRB 155024). tung GmbH & Co. KG, Ismaning (OsterHRA 85 171: Droege Vermögensverwal- feldstr. 2, 85737 Ismaning, Verwaltung eitungs KG, Pöcking (Hindenburgstr. 5 a, genen Vermögens.). Kommanditgesell82343 Pöcking, Verwaltung eigener Ver- schaft. Jeder persönlich haftende Gesellmögenswerte.). Kommanditgesellschaft. schafter vertritt einzeln. Jeder persönlich Jeder persönlich haftende Gesellschafter haftende Gesellschafter ist befugt, im Navertritt einzeln. Persönlich haftender Ge- men der Gesellschaft mit sich im eigenen sellschafter: Aechter-Droege, Marion, Pök- Namen oder als Vertreter eines Dritten king, *16.04.1955, mit der Befugnis, im Na- Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Persönlich men der Gesellschaft mit sich im eigenen haftender Gesellschafter: Soller GmbH, IsNamen oder als Vertreter eines Dritten maning (AG München HRB 155022). Rechtsgeschäfte abzuschließen. 13.12.2004 HRA 85 172: Gebrüder Rossius Immobilien Verwaltungs GmbH & Co. KG, München HRA 85 181: INVESCO Beteiligungsverwal(Oberföhringer Str. 123, 81925 München, tungs- GmbH & Co. KG, München (Maffeistr. Halten, Verwaltung sowie Vermietung eige- 3, 80333 München, Erwerb, Halten und Vernen Vermögens, insbesondere von Grund- waltung einer passiven Beteiligung und vermögen.). Kommanditgesellschaft. Jeder Wahrnehmung sämtlicher Rechte als Gepersönlich haftende Gesellschafter vertritt sellschafter der Central European Real Proeinzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- perty Investment S.L. (der Fonds), einer ter: „Immobjekt“ Immobiliengesellschaft Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach mbH, München (Amtsgericht München, spanischem Recht. Sie betreibt keine GeHRB 55779), mit der Befugnis, im Namen schäfte, die der Gewerbeordnung, dem Inder Gesellschaft mit sich im eigenen Namen vestmentgesetz, dem Gesetz über Unteroder als Vertreter eines Dritten Rechtsge- nehmensbeteiligungsgesellschaften oder schäfte abzuschließen. Entstanden durch dem Gesetz über das Kreditwesen unterfalformwechselnde Umwandlung der Gebr. len. Sie übt auch keine rechts- oder steuerRossius Immobilien Verwaltungs GmbH mit beratende Tätigkeit nach dem Rechts- und dem Sitz in München (Amtsgericht München Steuerberatungsgesetz aus.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende GeHRB 92035). sellschafter vertritt einzeln. Jeder persönHRA 85 173: Curanum Verwaltungs- und lich haftende Gesellschafter sowie dessen Beteiligungs GmbH & Co. KG, München (Ma- jeweilige Geschäftsführer sind befugt, die ximilianstr. 35 c, 80539 München, Betrei- Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich ben von Alten- und Pflegeheimen, deren selbst oder als Vertreter eines Dritten unPlanung, Errichtung und Verwaltung, Bera- eingeschränktzu vertreten. Persönlich haftung Dritter für gleichartige Tätigkeiten, Er- tender Gesellschafter: INVESCO Managebringung von Service-Leistungen, die dem ment GmbH, München (Amtsgericht MünBetrieb von Seniorenwohn- und Pflegehei- chen, HRB 152954). men dienen, sowie Entwicklung, Erwerb, Verpachtung, Vermietung und Vertrieb von HRA 85 182: Aurelia Movie e.K., München Immobilien, insbesondere von Sozialimmo- (Baaderstr. 43, 80469 München, Filmprobilien. Beratung von Bauherrn bei Planung duktion und Location-Vermittlung). Einzelund/oder Durchführung von Bauvorhaben, kaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / sowie wirtschaftlichen (finanziellen) die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Bauund/oder technischen Betreuung von Bau- mann, Heiko, Starnberg, *19.01.1979. vorhaben in eigenen oder im Namen von HRA 85 183: FRINO Pharm e.K., Geretsried Bauherrn u. z. unabhängig davon, ob die (Breslauer Weg 33, 82538 Geretsried, ArzLeistungen für Alten- und/oder Pflegeein- neimittelvertrieb und Verpackung). Einzelrichtungen bestimmt sind.). Kommanditge- kaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / sellschaft. Jeder persönlich haftende Ge- die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Noell, sellschafter vertritt einzeln. Persönlich haf- Günther, Penzberg, *14.01.1943. tender Gesellschafter: CURANUM Beteiligungs-GmbH, München (München HRB HRA 85 184: Röger Enzian KG, Berg-Aufkirchen (Enzianweg 22, 82335 Berg-Auf153666). kirchen, Verwaltung eigenen Vermögens.). HRA 85 174: Verlag Reiter & Klingberg Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich oHG, München (Barerstr. 70, 80799 Mün- haftende Gesellschafter vertritt einzeln. chen, Tätigkeit als Verlag von Kalendern Persönlich haftender Gesellschafter: Röund sonstigen Printerzeugnissen.). Offene ger, Kurt, Berg-Aufkirchen, *07.09.1930; Handelsgesellschaft. Jeder persönlich haf- Röger, Hildegard, Berg-Aufkirchen, tende Gesellschafter vertritt einzeln. Per- *16.05.1932, jeweils einzelvertretungsbesönlich haftender Gesellschafter: Kling- rechtigt; mit der Befugnis, im Namen der berg, Stefan, München, *21.12.1974; Rei- Gesellschaft mit sich im eigenen Namen ter, Andreas, München, *28.07.1975. oder als Vertreter eines Dritten RechtsgeHRA 85 175: Erebus KG, München (Kessel- schäfte abzuschließen. berstr. 12, 81539 München, Einzelhandel HRA 85 185: SIMA Grundstücks-Verwalmit Modeartikeln und Szene-Accessoires in tungsgesellschaft mbH & Co. Epsilon KG, Ladengeschäften und im Internet.). Kom- Grünwald (Tölzer Str. 15, 82031 Grünmanditgesellschaft. Jeder persönlich haf- wald). Kommanditgesellschaft. Jeder pertende Gesellschafter vertritt einzeln. Per- sönlich haftende Gesellschafter vertritt einsönlich haftender Gesellschafter: Leidel, zeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Andrea, München, *23.04.1974. SIMA Grundstücks-VerwaltungsgesellHRA 85 176: Adolf Häsch Tiefbauunter- schaft mbH, Grünwald (Amtsgericht München, HRB 155041). Der Sitz ist von Berlin nehmen GmbH & Co. KG, Dietramszell (Am Sonnbichl 4, 83626 Dietramszell, Betrieb (Amtsgericht Charlottenburg, HRA 24135) nach Grünwald verlegt. eines Unternehmens für Bauleistungen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich HRA 85 186: DOBA Grund Beteiligungs haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Je- GmbH & Co. Renditefonds M Plus 2 KG, der persönlich haftende Gesellschafter ist München (Lilienthalallee 25, 80939 Münbefugt, im Namen der Gesellschaft mit sich chen, Verwaltung ihres Gesellschaftsverim eigenen Namen oder als Vertreter eines mögens.). Kommanditgesellschaft. Jeder Dritten Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Per- persönlich haftende Gesellschafter vertritt sönlich haftender Gesellschafter: Adolf einzeln. Jeder persönlich haftende GesellHäsch Verwaltungs GmbH, Dietramszell schafter sowie dessen jeweilige Geschäfts(München HRB 154845). führer sind befugt, die Gesellschaft bei HRA 85 177: MDBF Zweite Filmgesellschaft Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als mbH & Co. KG, Pullach (Wolfratshauser Str. Vertreter eines Dritten uneingeschränktzu 49, 82049 Pullach, Entwicklung, Herstel- vertreten. Persönlich haftender GesellHeiter, Hubert, München, lung, Vermarktung und Verwertung/Lizen- schafter: zierung von Film- und Medienprojekten. *21.07.1955. Ausgenommen sind Tätigkeiten oder Ge- HRA 85 187: RFA Industrieservice e. K., schäfte, die in § 34 c GewO aufgeführt Weilheim (Fischergasse 16, 82362 Weilsind.). Kommanditgesellschaft. Jeder per- heim, Elektroinstallation, sowie jede Betä- tigung, die unmittelbar oder mittelbar der Firma zu dienen bestimmt ist.). Einzelkaufmann / Einzelkauffrau. Der Inhaber / die Inhaberin handelt allein. Inhaber: Fischer, Ingrid, geb. Hammer, Weilheim, *13.10.1959. HRA 85 188: Schmittner Verwaltungs KG, München (Balanstr. 168, 81549 München, Verwaltung und Vermietung des eigenen Grundbesitzes.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Schmittner, Werner Anton, Putzbrunn, *03.03.1937; Schmittner, Gabriele, Putzbrunn, *13.09.1934, jeweils einzelvertretungsberechtigt; mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 189: CP Movies MN Productions GmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. 8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) Produktion von internationalen Kinofilmen sowie weltweite Lizenzierung, Vermarktung und Verwertung dieser Produktionen sowie der damit zusammenhängenden Rechte und Produkte auf alle Verwertungsarten. Mittelbare oder unmittelbare Beteiligung in jeder, auch in einer nur eine wirtschaftliche Partizipation gewährenden Form an in- und ausländischen Kooperationen, Unternehmungen, Gesellschaften oder Unternehmen jeder Art, die sich mit den vorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften befassen oder zu diesem Zweck gegründet werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: CP Movies Management GmbH, München (AG München HRB 133168), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. ter: CP Movies Management GmbH, München (AG München HRB 133168), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. 14.12.2004 HRA 85 194: Poseidon die Erste Beteiligungs GmbH & Co. KG, München (HansGoltz-Weg 38, 81247 München, Auf gewinnerzielung gerichtete Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere durch Erwerb und Veräußerung von Wertpapieren; Erwerb, Halten, Verwaltung und Verwertung von Beteiligungen an Unternehmen und Unternehmensteilen, insbesondere jedoch Beteiligung an der Poseidon Wertpapier Portfolio GbR und weiterer Gesellschaften bürgerlichen Rechts im Bereich Wertpapier Portfolio Verwaltung.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: SOS - Schreib- und Lieferservice Verwaltungs GmbH, Sitz: München (Amtsgericht München, HRB 104202), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 195: Poseidon die Zweite Beteiligungs GmbH & Co. KG, München (HansGoltz-Weg 38, 81247 München, Auf Gewinnerzielung gerichtete Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere durch Erwerb und Veräußerung von Wertpapieren; Erwerb, Halten, Verwaltung und Verwertung von Beteiligungen an Unternehmen und Unternehmensteilen, insbesondere jedoch Beteiligung an der Poseidon Wertpapier Portfolio GbR und weiterer Gesellschaften bürgerlichen Rechts im Bereich Wertpapier Portfolio Verwaltung.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: SOS - Schreib- und Lieferservice Verwaltungs GmbH, Sitz: München (Amtsgericht München, HRB 104202), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 190: Marga Bellinger GmbH & Co. Kommanditgesellschaft, Grasbrunn (Keferloh 1 c, 85630 Grasbrunn). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Marga Bellinger Holding GmbH, Sitz: Grasbrunn, Landkreis München (Amtsgericht München HRB HRA 85 196: Karo-Tec e. K., München 154972). Der Sitz ist von Köln ( Köln HRA (Machtlfinger Str. 10, 81379 München, Ka12408) nach Grasbrunn verlegt. rosserie- und Fahrzeugbau.). EinzelkaufHRA 85 191: CP Movies IS 10 Productions mann Der Inhaber handelt allein. Inhaber: GmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. Küchler, Paul, Starnberg, *17.09.1978. 8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) HRA 85 197: VONBIS OHG, München (TheProduktion von internationalen Kinofilmen resienstr. 6-8, 80333 München, Vermittsowie weltweite Lizenzierung, Vermark- lung von Geschäften mit Wellness-Produktung und Verwertung dieser Produktionen ten). Offene Handelsgesellschaft. Jeder sowie der damit zusammenhängenden persönlich haftende Gesellschafter vertritt Rechte und Produkte auf alle Verwertungs- einzeln. Persönlich haftender Gesellschafarten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- ter: Rinnhofer, Gerald, Salzburg/Österligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- reich, *24.06.1967; Schmidbauer, Albert, schaftliche Partizipation gewährenden Salzburg/Österreich, *30.12.1968. Form an in- und ausländischen Kooperationen, Unternehmungen, Gesellschaften oder HRA 85 198: Sophie Braun GmbH & Co. KG, Unternehmen jeder Art, die sich mit den Erding (Robert-Koch-Str. 14, 85435 Erding, vorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften Einzel- und Großhandel mit Schulbedarfs-, befassen oder zu diesem Zweck gegründet Handarbeits- und Bastelartikeln.). Komwerden.). Kommanditgesellschaft. Jeder manditgesellschaft. Jeder persönlich hafpersönlich haftende Gesellschafter vertritt tende Gesellschafter vertritt einzeln. Pereinzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- sönlich haftender Gesellschafter: Sophie ter: CP Movies Management GmbH, Mün- Braun Verwaltungs GmbH, Erding (AG München (AG München HRB 133168), mit der chen HRB 155066). Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter HRA 85 199: VRB Erste Beteiligungs GmbH eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlie- & Co. M-13 KG, München (Chiemgaustr. 116, 81549 München, Verwaltung eigenen ßen. Vermögens). Kommanditgesellschaft. JeHRA 85 192: CP Movies TV Productions der persönlich haftende Gesellschafter verGmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. tritt einzeln. Persönlich haftender Gesell8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) schafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH, Produktion von internationalen Kinofilmen Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB sowie weltweite Lizenzierung, Vermark- 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der tung und Verwertung dieser Produktionen Gesellschaft mit sich im eigenen Namen sowie der damit zusammenhängenden oder als Vertreter eines Dritten RechtsgeRechte und Produkte auf alle Verwertungs- schäfte abzuschließen. arten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- HRA 85 200: VRB Erste Beteiligungs GmbH ligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- & Co. M-14 KG, München (Chiemgaustr. schaftliche Partizipation gewährenden 116, 81549 München, Verwaltung eigenen Form an in- und ausländischen Kooperatio- Vermögens). Kommanditgesellschaft. Jenen, Unternehmungen, Gesellschaften oder der persönlich haftende Gesellschafter verUnternehmen jeder Art, die sich mit den tritt einzeln. Persönlich haftender Gesellvorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften schafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH, befassen oder zu diesem Zweck gegründet Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der persönlich haftende Gesellschafter vertritt Gesellschaft mit sich im eigenen Namen einzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeter: CP Movies Management GmbH, Mün- schäfte abzuschließen. chen (AG München HRB 133168), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit HRA 85 201: VRB Erste Beteiligungs GmbH sich im eigenen Namen oder als Vertreter & Co. M-15 KG, München (Chiemgaustr. eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschlie- 116, 81549 München, Verwaltung eigenen ßen. Vermögens). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter verHRA 85 193: CP Movies EM Productions tritt einzeln. Persönlich haftender GesellGmbH & Co. KG, München (Garmischer Str. schafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH, 8, 80339 München, Entwicklung und (Co-) Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB Produktion von internationalen Kinofilmen 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der sowie weltweite Lizenzierung, Vermark- Gesellschaft mit sich im eigenen Namen tung und Verwertung dieser Produktionen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgesowie der damit zusammenhängenden schäfte abzuschließen. Rechte und Produkte auf alle Verwertungsarten. Mittelbare oder unmittelbare Betei- HRA 85 202: Pakura Grundstücksverwalligung in jeder, auch in einer nur eine wirt- tungsgesellschaft mbH & Co. Vermietungs schaftliche Partizipation gewährenden KG, Pöcking (Weilheimer Str. 54, 82343 Form an in- und ausländischen Kooperatio- Pöcking, Anschaffung von beweglichen und nen, Unternehmungen, Gesellschaften oder unbeweglichen Anlagen, Errichtung von Unternehmen jeder Art, die sich mit den Immobilien durch Dritte, Finanzierung eivorstehend Ziff. 1 genannten Geschäften genen Anlagevermögens und langfristige befassen oder zu diesem Zweck gegründet Vermietung von Geschäftsbauten sowie von werden.). Kommanditgesellschaft. Jeder beweglichen und unbeweglichen Anlagen persönlich haftende Gesellschafter vertritt aller Art und Durchführung aller für Erreieinzeln. Persönlich haftender Gesellschaf- chung dieses Zwecks erforderlichen Ge- schäfte und Maßnahmen. Die Gesellschaft tätigt keine Geschäfte i.S. des § 34 c GewO und i.S. des Gesetzes über das Kreditwesen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Eingetreten Persönlich haftender Gesellschafter: Pakura Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH, Pöcking (München HRB 154553), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 203: Pagola Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH & Co. Vermietungs KG, Pöcking (Weilheimer Str. 54, 82343 Pöcking, Anschaffung von beweglichen und unbeweglichen Anlagen, Errichtung von Immobilien durch Dritte, Finanzierung eigenen Anlagevermögens und langfristige Vermietung von Geschäftsbauten sowie von beweglichen und unbeweglichen Anlagen aller Art und Durchführung aller für Erreichung dieses Zwecks erforderlichen Geschäfte und Maßnahmen. Die Gesellschaft tätigt keine Geschäfte i.S. des § 34 c GewO und i.S. des Gesetzes über das Kreditwesen.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Eingetreten Persönlich haftender Gesellschafter: Pagola Grundstücksverwaltungsgesellschaft mbH, Pöcking (Amtsgericht München, HRB 154551), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 204: VRB Erste Beteiligungs GmbH & Co. M-16 KG, München (Chiemgaustr. 116, 81549 München, Verwaltung eigenen Vermögens). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH, Berlin (Amtsgericht Charlottenburg, HRB 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 205: Tauris Musik OHG, Erding (Zugspitzstr. 80, 85435 Erding, Produzieren und Verlegen von Musik aller Art.). Offene Handelsgesellschaft. Die persönlich haftenden Gesellschafter vertreten gemeinsam. Eingetreten Persönlich haftender Gesellschafter: Benker, Michael, Erding, *29.05.1966; Mohyla, Peter, Lengdorf, *12.12.1952. HRA 85 206: VRB Erste Beteiligungs GmbH & Co. M-20 KG, München (Chiemgaustr. 116, 81549 München, Verwaltung eigenen Vermögens.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: VRB Erste Beteiligungs GmbH, Berlin (Amtsgericht Charlottenburg HRB 87906 B), mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. HRA 85 207: Dr. Ingrid Better Vermögensverwaltungs GmbH & Co.KG, München (Osserstr. 38, 81679 München, Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere durch Vermietung eigenen Grundbesitzes, mit Ausnahme solcher Tätigkeiten, die behördlicher Genehmigung oder Anerkennung bedürfen, vor allem nach der Gewerbeordnung, dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften oder dem Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Persönlich haftender Gesellschafter: Better GmbH, München (AG München HRB 145058). HRA 85 208: MR Immobilienverwaltungs GmbH & Co KG, Pullach (Wolfratshauser Str. 53, 82049 Pullach, Erwerb, Beplanung, Bebauung und Verwertung von Grundstükken, jedoch ohne Tätigkeiten i.S.d. § 34 c GewO.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter ist befugt, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Persönlich haftender Gesellschafter: MR Beteiligungs GmbH, Pullach (München HRB 155118). HRA 85 209: Labtech Produktions GmbH & Co. KG, München (Brienner Str. 9, 80333 München, Gründung, Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen aller Branchen und Rechtsformen, Beratung von Investoren im Hinblick auf das Eingehen und Verwalten von Unternehmensbeteiligungen, sowie Ankauf, Verkauf und Verwaltung von Immobilien, soweit dies nicht nach § 34 c GewO der Genehmigung bedarf. Ferner werden keine Geschäfte betrieben, zu denen eine Genehmigung nach KWG erforderlich ist.). Kommanditgesellschaft. Jeder persönlich haftende Gesellschafter vertritt einzeln. Jeder persönlich haftende Gesellschafter sowie dessen jeweilige Geschäftsführer sind befugt, die Gesellschaft bei Rechtsgeschäften mit sich selbst oder als Vertreter eines Dritten uneingeschränktzu vertreten. Persönlich haftender Gesellschafter: Labtech Verwaltungs GmbH, München (München HRB 155125). Fortsetzung Seite 30 BÖRSE UND FINANZEN Montag, 20. Dezember 2004 Süddeutsche Zeitung Nr. 295 / Seite 29 Ausblick auf die Finanzmärkte: Viele Anleger schließen bereits ihre Auftragsbücher Kältewelle treibt den Ölpreis Vorweihnachtliche Ruhe an den Börsen Die Stimmung vor den letzten Handelstagen ist gut / Dünne Umsätze erwartet / Dollar und Ölpreis bestimmen weiterhin den Trend Vorsichtiger Optimismus zum Jahresende München – Gut, aber nicht überschwänglich – so lässt sich am besten die Stimmung an den deutschen Börsen beschreiben. Der Dax erreichte im Wochenverlauf ein Jahreshoch von 4250 Punkten, konnte dieses jedoch nicht halten und lag zum Ende der Woche bei 4182 Zählern (+0,18 Prozent). Auf der einen Seite regte die Serie von Großfusionen in den USA die Fantasie an, der überraschend starke Ifo-Geschäftsklimaindex relativierte die Angst vor den Folgen des Euro-Anstiegs für Exporteure. Andererseits zog der Ölpreis am Freitag deutlich an und negative Meldungen aus dem amerikanischen Pharmasektor trübten die Stimmung. Unter dem Strich beendeten auch MDax (+0,42 Prozent auf 5324 Punkte) und TecDax (+0,10 Prozent auf 509 Zähler) die Woche mit bescheidenen Gewinnen. Da in der Weihnachtswoche kaum noch Nachrichten aus den Unternehmen erwartet werden und Banken und Fondsgesellschaften nach und nach ihre Bücher schließen, dürften die Handelsumsätze zurückgehen. Anlagestrategen machen weiterhin vage eine positive Grundstimmung aus: „Ich kann mir vorstellen, dass die Börsianer schon in der nächsten Woche ihre Bescherung bekommen und mit einem neuen Jahreshoch beim Dax in die Weihnachtsfeiertage gehen werden“, sagte Aktienstratege Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg vergangenen Freitag. Die Jahresend-Optimisten stützen ihre Zuversicht auf Statistiken wie die von Merrill Lynch: Die Investmentbank weist in einer aktuellen Studie darauf hin, dass der Dezember seit 1970 mit einem Plus von durchschnittlich 2,4 Prozent beim Weltaktienindex MSCI World der beste Börsenmonat gewesen sei. In der gleichen Studie verweist die Bank allerdings auch darauf, dass der Aktienmarkt derzeit bereits überkauft sei, die Gefahr eines Rückschlags nehme zu. Ob es noch in diesem Jahr dazu kommt, dürfte mangels Neuigkeiten aus dem Unternehmenssektor von den Entwicklungen beim Öl und am Devisenmarkt abhängen. Allerdings werden nur noch wenige Konjunkturdaten erwartet, die Einfluss auf Dollar und Euro haben könnten. So legt etwa die Europäische Zentralbank die Handels- und Leistungsbilanz für die Eurozone vor. Wegen der Sorge vor einem weiteren Verfall des Dollar hatten internationale Zumindest draußen vor der New Yorker Börse macht sich bereits Weihnachtsstimmung breit. Drinnen verdarben zuletzt Pharma-Konzerne die Laune. Foto: AFP Staatsanleihe Deutschland 4,50 10 Jahre, Rendite in %, seit 16.12.03 4,30 4,10 3,90 3,70 3,50 SZ-Grafik smallCharts Quelle: T.F.Datastream Nach Vioxx jetzt Celebrex: Risiken und Nebenwirkungen bei einigen der meist verkauften Medikamente amerikanischer Pharma-Konzerne drohen die Branche in eine Krise zu stürzen. Der Wert des CelebrexHerstellers Pfizer schrumpfte allein am Freitag an der Börse um mehr als 20 Milliarden Dollar. Weitere Untersuchungen der amerikanischen Medikamenten-Aufsichtsbehörde dürften auch in dieser Woche Kunden und Aktionäre beschäftigen. Foto: Advantage Anleger in den vergangenen Wochen verstärkt in auf Euro lautende Wertpapiere investiert, davon hatten vor allem europäische Anleihen profitiert. Der für den Rentenmarkt richtungsweisende BundFuture notiert nahe einem KontraktHoch von 120 Prozent. „Der Euro-Anstieg und technische Faktoren scheinen maßgeblich für den Rentenmarkt zu sein“, heißt es in einer Studie der DZ Bank. Das werde auch bis zum Jahresende so bleiben. Erwähnenswert aus Unternehmenssicht: Ab Montag ersetzt das Solartechnologieunternehmen Solarworld den Windkraftspezialisten Repower im TecDax. Martin Hesse DJ F M A M J 2004 J A S O N D 17.12.2004 · Schluss Vortageswert Höchstwert · 14.6.04 Tiefstwert · 16.12.04 3,6122 3,5408 4,3964 3,5408 Die Angst vor einer weiteren Abwertung des Dollar hat Anleger in europäische Anleihen getrieben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel spiegelbildlich zum Kursanstieg bis auf 3,61 Prozent. Nervosität wegen Pharma-Risiken New York – Zumindest über einen bescheidenen vorweihnachtlichen Kursanstieg können sich die Anleger an der Wall Street bislang freuen. Im Wochenvergleich legte der Dow Jones-Index um ein Prozent auf 10 649,9 Punkte zu. Der Standard & Poor’s 500 stieg um 0,5 Prozent auf 1194 Zähler. Der technologieorientierte Nasdaq Composite steigerte sich um 0,3 Prozent und endete bei 2135 Punkten. Angesichts von nur wenigen Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen dürfte die kommende Woche an der New Yorker Börse in ruhigen vorweihnachtlichen Bahnen verlaufen. Unsicherheit geht allerdings von den negativen Nachrichten aus, welche derzeit die Pharmabranche erschüttern. In dieser Woche stehen in diesem Zusammenhang weitere Untersuchungen der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA an. Dies könnte die Aktienkurse weiter belasten. Die Pharmakonzerne Pfizer, Eli Lilly und AstraZeneca hatten die Märkte mit schlechten Meldungen über Schlüsselmedikamente schockiert. Wegen eines erhöhten Herzinfarktrisikos stoppte der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer die Versuche zur Krebsvorbeugung mit seinem Arthritis-Medikament Celebrex an Testpatienten. AstraZeneca meldete einen Rückschlag in einer klinischen Studie mit seinem Krebsmedikament Iressa. Eli Lilly kündigte an, sein Medikament Strattera mit einem Warnhinweis zu versehen. Zu den wenigen Zahlen, die in dieser Woche die Märkte bewegen könnten, gehören die US-Frühindikatoren am Montag sowie der für Donnerstag erwartete Auftragseingang langlebiger Güter und der Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan. Am Dienstag veröffentlichen die Investmentbanken Bear Stearns und Morgan Stanley ihre Quartalszahlen. Anleger werden vor allem darauf achten, ob sich in den Berichten bereits die jüngste Belebung des Geschäftes mit Fusionen und Übernahmen widerspiegelt. Der in den vergangenen Wochen so einflussreiche Öl-Preis dürfte für die Entwicklung an den Börsen an Bedeutung verlieren, sagten Experten. Marktteilnehmer erwarten, dass sich der Preis für ein Barrel Öl in den kommenden Monaten zwischen 30 und 40 Dollar stabilisiere, meinte etwa Stanley Nabi von der Vermögensverwaltung Silvercrest Asset Management. „Ich glaube, ein Öl-Preis auf diesem Niveau ist bereits von der Wirtschaft absorbiert worden“, sagte er. „Von jetzt an wird er keinen negativen Einfluss mehr haben.“ Die Wall Street bleibt am Freitag dem 24. Dezember geschlossen, da der erste Weihnachtstag auf einen Samstag fällt. Andreas Oldag Neue Botschaften Bin Ladens schüren die Nervosität cl. London – Der Ölpreisverfall der vergangenen Wochen ist vorerst zu einem Ende gekommen. Zwei Ereignisse verliehen den Notierungen an den Terminmärkten in New York und London einen kräftigen Schub: Osama Bin Laden rief seine Anhänger auf, die Amerikaner daran zu hindern, sich des Öls im persischen Golf „zu bemächtigen“; in den USA sanken die Lagerbestände und eine Kältewelle in Nordamerika regte die Heizölnachfrage an. Händler in New York bezifferten den Preisanstieg auf 14 Prozent – das ist der größte wöchentliche Preissprung seit Januar 2000. Marktkreise sehen in der Botschaft Bin Ladens eine Aufforderung an seine operativen Zellen zu Anschlägen gegen Ölanlagen im Nahen Osten. Mit 46,28 Dollar je Fass blieb der US-Ölpreis am vergangenen Freitag zwar noch deutlich hinter dem Rekordstand von 55,67 Dollar vom 25. Oktober zurück, lag aber um 42 Prozent über dem Vorjahresniveau. Nordseeöl schloss mit einem Gewinn von 3,50 Dollar mit 43 Dollar je Fass, gegenüber 30 Dollar vor einem Jahr. Händler rechnen in dieser Woche mit einer Fortsetzung des Preisanstiegs, wenn eine aus Kanada heranziehende Kältewelle in den USA für eisige Temperaturen sorgen wird. Die Nervosität der Marktteilnehmer wuchs noch, als das US-Energieministerium einen Rückgang der Heizölbestände meldete. „Wir haben noch einen langen Winter vor uns,“ warnt Tom Bentz von BNP Paribas in New York. „Und die Tatsache, dass die Opec vom 1. Januar an ihre Förderung um 1 Million Fass drosseln wird, ist auch nicht gerade hilfreich.“ Die Metallpreise erholten sich von dem Rückschlag der Vorwoche. Kupfer verteuerte sich an der Londoner Metallbörse LME um mehr als vier Prozent, Aluminium um mehr als drei Prozent, Nickel um 7,4 Prozent und Zink um 8,8 Prozent. Bei Zink blieb die weltweite Produktion in den ersten 10 Monaten des Jahres um über 200 000 Tonnen hinter der Nachfrage zurück. In der Vergleichszeit 2003 belief sich das Produktionsdefizit auf lediglich 39 000 Tonnen. Bei praktisch sämtlichen Industriemetallen herrscht derzeit nach dem beträchtlichen Rückgang der Lagerbestände 2004 eine knappe Versorgungslage. Ingrid Sternby von Barclays Capital schließt für 2005 vorübergehende Preiskorrekturen nach unten zwar nicht aus, geht jedoch wegen des anhaltend knappen Angebots und des überdurchschnittlichen Nachfragezuwachses von weiterhin festen Preisen aus. Seite 36 / Süddeutsche Zeitung Nr. 295 WIRTSCHAFT / BÖRSE UND FINANZEN HBN Montag, 20. Dezember 2004 Stahlbranche vor Konsolidierung Was diese Woche bringt Termine vom 20. bis 23. Dezember Montag Wirtschaft und Politik Berlin – Pressekonferenz des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes anlässlich der Vorstellung einer Untersuchung über Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II Düsseldorf – Pressegespräch des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) zu einer Branchenumfrage des BDE unter seinen rund 900 Mitgliedsunternehmen mit der wirtschaftlichen Bilanz für 2004 und den Konjunkturerwartungen der Unternehmen für 2005 Hamburg – Deutsch-russische Konsultationen mit Bundeskanzler Schröder und dem russischen Präsidenten Putin zu den Themen „Bilaterale Beziehungen“ und „Fragen der europäischen und internationalen Politik“ mit anschließendem Besuch im Hamburger Rathaus (bis 21.12.) Hamburg – Pressekonferenz mit dem Anwalt des Unternehmens Menatep Ltd., Amsterdam, über die rechtlichen Schritte, die Menatep gegen die Zerschlagung des russischen Unternehmens Yukos angekündigt hat München – Pressekonferenz mit dem bayerischen Verkehrsminister Wiesheu und Bahnchef Mehdorn über Neuerungen beim Transrapid-Projekt in München zwischen Hauptbahnhof und Flughafen Brüssel – Treffen der EU-Umweltminister mit Bundesumweltminister Trittin Ottawa – Fortsetzung und Abschluss des Treffens internationaler Wahl-Experten zur Beratung über die am 30. Januar geplante Parlamentswahl im Irak Konjunktur und Finanzen Frankfurt – Bundesbank veröffentlicht ihren Monatsbericht für Dezember Halle – Institut für Wirtschaftsforschung Halle IHW veröffentlicht seine Konjunkturprognosen Wiesbaden – Veröffentlichung der deutschen Erzeugerpreise für November Washington – Zahlen zu den US-Frühindikatoren für November Firmen Duisburg – Außerordentliche Hauptversammlung der a.i.s. AG Frankfurt – Citigroup Global Markets Deutschland veröffentlicht den Strategieausblick für die Finanzmärkte 2005 Frankfurt – Pressekonferenz der DekaBank über die bisherigen Ergebnisse der Sonderprüfungen und die daraus resultierenden Maßnahmen zur Stabilisierung des Deka-Immobilienfonds mit DekaBank-Vorstand Axel Weber Frankfurt – Pressekonferenz der KfW Bankengruppe zum Thema „Die KfW IPEX-Bank – Ein Jahr nach dem Startschuss“ Hamburg – Außerordentliche Hauptversammlung der Cash Medien AG Konzerne bereiten sich für die Zeit nach dem Boom vor Köln – Herbst-Pressekonferenz des Gothaer Konzerns Köln – Außerordentliche Hauptversammlung der rhenag Rheinische Energie AG Köln – Außerordentliche Hauptversammlung der SinnLeffers AG Ludwigshafen – Pressekonferenz der BASF AG mit der Vorstellung der Aktivitäten des Unternehmens im Jahr 2005 in Gesellschaft, Kultur und Sport München – Hauptversammlung der Inka AG Wiesbaden – Außerordentliche Hauptversammlung der Hoechst AG San Francisco – Micron Technologies Inc veröffentlicht Zahlen für das erste Quartal des Finanzjahres 2005 Dienstag Wirtschaft und Politik Berlin – Pressekonferenz des Bundesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen und der Münzhandlung Dr. Busso Peuss Nachf. anlässlich der Versteigerung von Altwertpapieren aus der Zeit vor 1945 Hamburg/Schleswig – Fortsetzung und Abschluss der deutsch-russischen Konsultationen mit Bundeskanzler Schröder und dem russischen Präsidenten Putin Hamburg – Jahres-Pressekonferenz des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA) Berlin – Pressekonferenz mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Caspers-Merk, zum Thema „Tabakprävention der Bundesregierung – Bilanz und Ausblick“ mit Vorstellung der „Drogenaffinitätsstudie Jugendlicher in Deutschland, Teilband Rauchen“ Karlsruhe – Entscheidung des Bundesgerichtshofs erwartet über die Zulassung der Revision der Deutschen Bank gegen ein vom Medienunternehmer Leo Kirch erstrittenes Urteil auf Schadenersatz Karlsruhe – Urteilsverkündung des Bundesgerichtshofs im Kartellverfahren über den Einstieg der Deutschen Post bei Transoflex Brüssel – Sitzung des Europäischen Parlaments Brüssel – Treffen der EU-Landwirtschafts- und -Fischereiminister mit Bundeslandwirtschaftsministerin Künast (bis 22.12.) Washington – Treffen des britischen Schatzkanzlers Brown mit US-Finanzminister Snow Konjunktur und Finanzen Wiesbaden – Statistisches Bundesamt veröffentlicht Zahlen des deutschen Bauhauptgewerbes für Oktober Den Haag – Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal München – Pressegespräch des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung zum Thema „Die Wirtschaftslage zum Jahreswechsel 2004/05“ Brüssel – Europäisches Statistikamt (Eu- SZ-Edition Werbung im Wandel: „Schaulaufen der Kleinsten“ während des Düsseldorfer Karnevals 1935. rostat) veröffentlicht die Handelsbilanz für Oktober für die Länder der Eurozone Paris – Zahlen zu Frankreichs Konsumausgaben für November Rom – Zahlen zu Italiens Verbrauchervertrauen für Dezember Firmen Hornbach Holding veröffentlichen Geschäftszahlen der ersten neun Monate Burlington – Cognos Inc veröffentlicht Ergebnisse des dritten Quartals Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal und Zahlen zur US-Industrieproduktion (Jahresrevision) Mittwoch Berlin – Pressekonferenz der Barmer Ersatzkasse mit Bundesgesundheitsministerin Schmidt über den Start des Hausarzt- und Hausapothekenmodells Bremerhaven – Außerordentliche Hauptversammlung der feedback AG Wirtschaft und Politik Berlin – Sitzung des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn AG Frankfurt – Pressekonferenz der Colt Telecom GmbH Frankfurt – Festakt der Fraport AG anlässlich der Begrüßung des 50-millionsten Fluggastes mit Fraport-Chef Bender Freising – Hauptversammlung der Comroad AG Grafenau – Außerordentliche Hauptversammlung der Sedlbauer AG Hamburg – Hauptversammlung der Capital Stage AG Hamburg – Pressegespräch der Deutschen Bahn AG und der Russischen Bahn AG über den Stand ihrer Kooperation und über neue Projekte Himmelpfort – Pressegespräch der Deutschen Post AG über ihre Weihnachtsaktion in Himmelpfort mit Bundesverkehrsminister Stolpe Köln – Außerordentliche Hauptversammlung der Dolerit-Basalt Grundwert- und Beteiligungs-AG Neustadt – Hornbach Baumarkt AG und Foto: Henkel Berlin – Tarifverhandlungen für Zeitschriftenredakteure Firmen Konjunktur und Finanzen Wiesbaden – Veröffentlichung der deutschen Außenhandelspreise für November Frankfurt – Europäische Zentralbank veröffentlicht die Leistungsbilanz für Oktober für die Länder der Eurozone München – Pressegespräch der Bayerischen Landesbank mit dem Bayerischen Wirtschaftsminister Wiesheu zum Thema „Bayern-Mezzaninefonds“ Brüssel – Zahlen zum belgischen Geschäftsklima für Dezember Paris – Zahlen zu Frankreichs Verbraucherpreise für November Tokio – Zahlen zur japanischen Handelsbilanz für November Wien – Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung Wifo veröffentlicht seine Wirtschaftsprognosen Washington – Endgültige Zahlen zum Donnerstag Konjunktur und Finanzen New York – Veröffentlichung des Indexes des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan für Dezember London – Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte Quartal Washington – Zahlen zum persönlichen Einkommen, zum Eigenheimabsatz und zum US-Auftragseingang langlebiger Güter (jeweils für November) Washington – Zahlen zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe für die Woche zum 18.12. Firmen Turin – Aufsichtratssitzung von Fiat E-Mail: [email protected] Frankfurt/Main (dpa) – Die Stahlhersteller rüsten sich für die Zeit nach dem Stahlboom. Nach dem Ausnahmejahr 2004 verdichten sich die Anzeichen, dass die Branche ihren Höhepunkt bald überschreiten wird – vielleicht schon 2005. Die chinesische Regierung rechnet für das kommende Jahr wegen eines langsameren Wirtschaftswachstums mit einer Abschwächung der Stahlnachfrage. Zudem will das Land mit mehr eigenen Stahlwerken Importe ersetzen. Grund zur Panik besteht nach Meinung von Unternehmen und Experten nicht. „Die Hersteller konnten vor allem wegen der hohen Rohstoffkosten ihre Produktion nicht in der Größenordnung ausbauen, wie sie es wegen der hohen Nachfrage gerne getan hätten“, sagt Fondsmanagerin Petra Kühl von der Fondsgesellschaft Dit. Daher werde der Abschwung nicht so steil sein, wie in anderen Zyklen. Mittelfristig müssten sich die Stahlkocher aber auf schwächere Zeiten vorbereiten. Deutschlands Marktführer ThyssenKrupp hat bereits den Bau eines neuen Werks in Brasilien für 1,3 Milliarden Euro angekündigt. Der Konzern ist nicht der einzige, der die Produktion in ein Rohstoffland verlagert, um Kosten zu sparen und international besser präsent zu sein. „Die Zukunft der Stahlindustrie liegt da, wo die Rohstoffe sind“, sagte jüngst der Chef des südkoreanischen Stahlkonzerns Posco, Lee Ku-Teak. Sein Unternehmen prüft ebenfalls den Bau eines Stahlwerks in Brasilien, Branchenprimus Arcelor ist dort bereits vertreten. Produktion wird verlagert Im vergangenen Jahr waren die Rohstoffkosten nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl im Schnitt um 220 Prozent gestiegen. Branchenexperten rechnen mit einem weiteren Anstieg 2005. Bislang können die Stahlkocher die Kosten zum Großteil an ihre Kunden weitergeben. Doch schon sind Beschwerden von Kundenseite zu hören – die Autobranche etwa gerät an die Grenzen der Belastbarkeit. Mit der Produktionsverlagerung in Rohstoffländer können die Stahlkonzerne Kosten sparen. Bei dem neuen Stahlwerk will ThyssenKrupp es nicht belassen sondern zusätzlich durch Übernahmen und Fusionen wachsen. In Europa sucht der Konzern nach Übernahmekandidaten, mittelfristig will er auch in China investieren. Nach Ansicht von Arcelor-Chef Guy Dolle werden in wenigen Jahren einige große Spieler den Stahlmarkt beherrschen. Wer bei dem Trend zur Konsolidierung nicht mitmachen, aber dennoch überleben will, muss sich spezialisieren, meint Salzgitter-Chef Wolfgang Leese. „Wir optimieren unsere Standorte in Deutschland.“ Salzgitter positioniert sich als Nischenanbieter. Aktienmärkte im Wochenvergleich L Dax 30 (* = Euro Stoxx 50 Werte) Div. Schluss Schluss 17.12. Vorwoche 120,38 117,57 95,02 94,25 42,02 41,88 50,97 51,48 24,95 24,37 32,44 32,60 14,90 15,02 46,70 45,38 34,57 34,37 64,69 64,80 Veränd. in % + 2,39 + 0,82 + 0,33 – 0,99 + 2,38 – 0,49 – 0,80 + 2,91 + 0,58 – 0,17 AdidasSalomon * Allianz Altana * BASF * Bayer BMW Commerzbank L Continental * DaimlerChrysler * Deutsche Bank 1 1,5 0,83 1,40 0,5 0,58 – 0,52 1,5 1,5 Deutsche Börse Deutsche Post * Deutsche Telekom * E.ON L Fresenius Medical Care M Henkel Vz. HypoVereinsbank Infineon Linde M Lufthansa 0,55 0,44 – 2 1,02 1,2 – – 1,13 – 44,23 16,69 16,40 64,73 58,62 63,47 17,02 7,97 46,24 10,35 44,53 16,28 16,25 64,58 55,72 65,15 16,99 8,15 46,15 10,66 – 0,67 + 2,52 + 0,92 + 0,23 + 5,20 – 2,58 + 0,18 – 2,21 + 0,20 – 2,91 MAN L Metro * Münchener Rück * RWE M * SAP Schering * Siemens ThyssenKrupp TUI VW 0,75 1,02 1,25 1,25 0,8 0,93 1,1 0,5 0,77 1,05 27,63 39,47 89,30 39,62 130,00 55,07 61,35 15,97 17,19 33,61 27,99 38,08 88,70 39,85 133,05 53,55 61,64 15,64 16,72 33,70 – 1,29 + 3,65 + 0,68 – 0,58 – 2,29 + 2,84 – 0,47 + 2,11 + 2,81 – 0,27 Div. Schluss Schluss 17.12. Vorwoche 3,27 3,31 13,95 14,38 44,30 43,71 16,03 16,15 1,75 2,35 42,42 38,60 11,88 12,75 10,98 11,74 2,56 2,63 16,40 16,58 44,53 16,69 16,44 66,25 59,39 65,15 17,22 8,23 46,80 10,66 42,75 16,28 16,25 64,58 55,72 63,47 16,99 7,97 46,15 10,35 Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2005 + 33,31 0,83 15 – 5,06 1,58 11 – 11,82 1,98 14 + 14,33 2,75 14 + 7,45 2,00 19 – 11,73 1,79 9 – 4,18 – 11 + 55,30 1,11 11 – 6,57 4,34 10 – 1,54 2,32 11 50,33 19,72 16,78 66,25 63,63 73,16 21,13 12,89 48,95 15,21 37,11 15,07 13,14 49,27 49,46 56,24 12,86 7,80 41,15 8,63 43,35 16,35 14,51 51,74 56,40 62,00 17,62 11,02 42,70 13,25 + 2,03 + 2,08 + 13,03 + 25,11 + 3,94 + 2,37 – 3,41 – 27,68 + 8,29 – 21,89 1,24 2,64 – 3,09 1,74 1,89 – – 2,44 – 14 10 23 12 16 14 16 14 14 14 28,22 27,63 32,23 39,47 38,08 40,52 90,44 88,70 99,00 40,15 39,62 43,50 134,97 130,00 142,70 55,27 53,55 55,27 62,50 61,35 68,30 16,09 15,64 17,67 17,19 16,72 20,45 33,95 33,61 44,65 22,96 31,78 72,73 29,70 116,12 37,39 53,40 13,00 12,94 30,71 24,05 34,95 96,12 31,37 133,15 40,15 63,50 15,67 16,53 44,15 + 14,89 + 12,93 – 7,10 + 26,30 – 2,37 + 37,16 – 3,39 + 1,92 + 3,99 – 23,87 2,71 2,58 1,40 3,16 0,62 1,69 1,79 3,13 4,48 3,12 11 14 9 11 27 21 15 9 10 9 L TecDax Aixtron AT+S BB Biotech Bechtle M Dialog Semiconductor L Drägerwerk Vz Elmos Semiconductor Epcos Evotec Freenet Funkwerk GPC Biotech IDS Scheer L Jenoptik Kontron Micronas Mobilcom Morphosys Pfeiffer Vac.Techn. Qiagen QS Communic. M Repower Syst. Rofin Sinar L Singulus Techn. Software AG M Süss Microtec Teles TOnline United Internet Web.de – 0,24 2,5 sfr 0,3 – 0,4 0,13 – – – Veränd. in % – 1,21 – 2,99 + 1,35 – 0,74 –25,53 + 9,90 – 6,82 – 6,47 – 2,66 – 1,09 Wochen Hoch Tief 3,33 3,27 14,38 13,95 44,55 43,71 16,39 16,03 2,37 1,71 42,59 38,60 12,75 11,88 11,76 10,98 2,63 2,56 16,64 16,20 52Wochen Schluss am Hoch Tief 30.12.03 7,08 3,25 4,75 16,58 12,61 13,64 51,49 38,00 40,15 16,45 9,88 10,20 4,49 1,71 3,40 63,00 38,03 46,51 14,55 10,99 12,50 22,63 10,98 17,90 6,58 2,22 5,08 27,73 9,85 18,84 Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2005 – 31,16 – 19 + 2,27 1,72 12 + 10,34 3,87 – + 57,16 1,87 13 – 48,53 – 12 – 8,79 0,94 13 – 4,96 1,09 12 – 38,66 – 10 – 49,61 – – – 12,95 – 15 0,3 – 0,14 – – – 0,4 – 0,4+0,3 – 32,25 11,15 13,30 8,00 6,73 33,02 15,74 36,20 32,50 8,17 32,71 11,35 12,80 7,52 7,09 33,01 15,17 37,60 33,38 8,21 – 1,41 – 1,76 + 3,91 + 6,38 – 5,08 + 0,03 + 3,76 – 3,72 – 2,64 – 0,49 33,50 11,35 13,54 8,00 7,09 33,02 15,74 37,60 33,51 8,21 32,25 11,15 12,50 7,37 6,73 32,15 15,17 35,70 32,50 8,01 35,22 16,36 20,20 11,90 8,49 43,52 19,55 43,49 35,03 12,35 23,19 7,78 12,50 5,93 5,70 26,98 8,90 9,11 26,16 7,15 25,82 7,90 14,48 8,70 6,00 34,33 12,80 11,14 28,00 9,73 + 24,90 + 41,14 – 8,15 – 8,05 + 12,17 – 3,82 + 22,97 +224,96 + 16,07 – 16,03 0,93 15 – – 1,05 15 – 10 – 17 – 9 2,54 16 – 1207 2,15 15 – 17 – 0,60 – – – – – – 0,15 – 3,56 12,09 28,91 13,27 23,95 5,09 7,60 9,68 18,98 6,30 3,65 13,10 28,40 12,64 23,20 5,53 7,57 9,67 18,65 6,66 – 2,47 – 7,71 + 1,80 + 4,98 + 3,23 – 7,96 + 0,40 + 0,10 + 1,77 – 5,41 3,65 13,10 29,40 13,30 24,00 5,53 8,50 9,72 19,59 6,71 3,37 12,09 28,40 12,64 23,20 5,09 7,57 9,65 18,65 6,30 5,91 23,81 30,50 18,72 28,17 12,22 13,79 11,50 23,16 10,66 2,49 12,09 16,15 10,58 16,30 4,60 5,36 7,53 14,60 6,03 3,03 19,10 27,06 16,70 16,30 10,15 10,70 10,30 18,82 8,45 + 17,49 – 36,70 + 6,84 – 20,54 + 46,93 – 49,85 – 28,97 – 6,02 + 0,85 – 25,44 – 4,96 – – – – – – 0,79 – M Euro Stoxx 50 Div. Schluss Schluss 17.12. Vorwoche 19,14 18,50 10,07 9,93 5,56 5,62 132,30 130,60 11,20 11,40 17,75 17,76 12,76 12,54 8,92 8,99 52,68 53,00 35,70 36,10 Veränd. in % + 3,46 + 1,41 – 1,07 + 1,30 – 1,75 – 0,06 + 1,75 – 0,78 – 0,60 – 1,11 – 8 15 11 11 11 21 32 17 26 (ohne Dax 30 Werte) Wochen 52Wochen Schluss am Hoch Tief Hoch Tief 30.12.03 19,25 18,50 19,73 16,40 18,50 10,18 9,93 12,85 8,29 11,75 5,78 5,56 7,36 5,02 5,94 133,70 130,60 150,60 124,00 139,00 11,42 11,15 14,73 8,88 10,46 18,37 17,75 19,08 15,72 17,09 12,76 12,54 12,76 10,20 10,89 9,02 8,92 9,58 7,73 9,31 53,90 52,68 54,85 45,50 49,90 36,50 35,70 43,90 33,60 42,70 Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2005 + 3,46 7,58 9 – 14,30 4,07 10 – 6,40 – 14 – 4,82 2,20 16 + 7,08 – 28 + 3,86 2,14 12 + 17,17 3,14 14 – 4,19 3,48 12 + 5,57 2,75 10 – 16,39 2,07 13 L ABN Amro Aegon Ahold Air Liquide Alcatel Axa Banco Bilbao Banco Santander BNP Paribas Carrefour 1,45 0,41 – 2,91 – 0,38 0,4 0,31 1,45 0,74 Credit Agricole Danone Endesa Enel ENI Fortis France Telecom Generali L Iberdrola ING 0,85 1,23 0,71 0,343 0,75 0,69 0,25 0,33 0,71 0,98 22,46 65,60 16,60 7,13 18,05 20,00 23,85 24,68 18,25 21,83 22,64 66,90 16,54 7,06 18,16 20,12 24,29 24,29 17,82 21,52 – 0,80 – 1,94 + 0,36 + 0,99 – 0,61 – 0,60 – 1,81 + 1,61 + 2,41 + 1,44 22,82 68,10 16,78 7,13 18,23 20,14 24,65 24,68 18,40 22,12 22,46 65,60 16,54 7,06 18,05 20,00 23,85 24,29 17,82 21,52 23,86 73,20 16,81 7,21 18,75 20,70 25,00 24,68 18,40 22,12 18,50 62,50 13,97 5,34 14,72 15,40 18,40 20,62 15,10 16,60 18,75 64,25 15,35 5,42 15,12 15,94 22,60 21,17 15,75 18,35 + 19,79 + 2,10 + 8,14 + 31,55 + 19,38 + 25,47 + 5,53 + 16,58 + 15,87 + 18,97 3,79 1,88 4,28 4,81 4,16 3,45 1,05 1,34 3,89 4,49 12 17 12 17 12 10 14 21 12 9 L’Oreal Lafarge LVMH M Nokia Philips L Repsol Royal Dutch Saint Gobain Sanofi Aventis San Paolo IMI 0,73 2,3 0,88 0,3 0,36 0,45 1,77 1,15 1,02 0,39 54,45 70,42 53,50 11,29 19,41 18,67 41,70 44,04 56,50 10,04 54,70 69,80 53,95 11,75 19,61 18,30 42,43 43,46 55,90 10,14 – 0,46 + 0,89 – 0,83 – 3,91 – 1,02 + 2,02 – 1,72 + 1,33 + 1,07 – 0,99 55,60 70,50 54,55 11,75 19,85 18,68 42,65 45,00 57,70 10,20 54,45 69,70 53,50 11,29 19,41 18,30 41,70 43,46 55,90 10,04 68,73 73,90 62,70 18,89 26,00 18,68 43,65 45,00 61,80 11,05 51,80 63,20 50,25 8,96 17,95 14,95 36,70 37,80 50,15 8,70 64,90 69,90 57,35 13,85 23,50 15,40 41,35 38,55 59,00 10,40 – 16,10 + 0,74 – 6,71 – 18,48 – 17,40 + 21,23 + 0,85 + 14,24 – 4,24 – 3,46 1,34 3,27 1,65 2,66 1,86 2,41 4,25 2,61 1,81 3,89 21 12 21 17 12 10 12 12 14 12 2,5 0,71 0,104 0,4 0,257 7,1 0,171 2,37 – 73,50 18,80 2,95 13,55 5,45 157,70 4,18 48,50 23,30 73,60 18,69 3,00 13,84 5,45 161,50 4,19 47,80 23,10 – 0,14 + 0,59 – 1,67 – 2,10 – – 2,35 – 0,24 + 1,46 + 0,87 75,40 73,50 75,40 19,30 18,69 19,30 3,00 2,95 3,05 13,94 13,55 13,94 5,46 5,44 5,46 162,10 157,70 171,00 4,24 4,15 4,45 48,85 47,80 59,90 23,95 23,10 23,95 65,50 15,30 2,33 11,15 4,17 141,00 3,80 44,40 18,80 70,00 15,90 2,37 11,77 4,32 145,00 4,28 51,30 19,20 + 5,00 + 18,24 + 24,47 + 15,12 + 26,16 + 8,76 – 2,34 – 5,46 + 21,35 3,40 3,78 3,53 2,95 4,72 4,50 4,09 4,89 – 10 17 18 16 19 12 11 15 26 Societe Generale Suez Telecom Italia (neu) M Telefonica TIM M Total Unicredito Italiano Unilever Vivendi Univers. L Dow Jones 30 Weltbörsenindizes Wochen 52Wochen Schluss am Hoch Tief Hoch Tief 30.12.03 120,97 117,57 121,05 87,15 90,30 96,40 94,25 111,15 73,87 100,08 42,29 41,88 53,84 39,61 47,65 51,87 50,97 52,34 40,49 44,58 25,44 24,37 25,44 19,49 23,22 33,00 32,44 37,49 31,78 36,75 15,10 14,90 16,38 12,84 15,55 46,78 45,38 46,80 28,87 30,07 35,32 34,37 39,41 31,63 37,00 65,43 64,69 76,41 52,90 65,70 Dax MDax TecDax Euro Stoxx 50 DJ Global Titans 50 (berechnet in €) MSCI World (berechnet in US$) AEX All Shares Amsterdam General Comp. Athen SETIndex Bangkok BSE Sensex Bombay Schluss 17.12. 4182,27 5323,66 509,23 2891,48 193,10 1139,75 343,49 2704,99 669,46 6346,48 Schluss Veränd. Vorwoche in % 4174,55 + 0,18 5301,22 + 0,42 508,74 + 0,10 2903,96 – 0,43 193,11 – 0,01 1128,06 + 1,04 341,80 + 0,49 2682,58 + 0,84 648,78 + 3,19 6233,54 + 1,81 Wochen Hoch 4233,71 5323,66 510,72 2934,10 195,37 1147,87 346,43 2720,86 669,46 6420,38 Wochen Tief 4174,55 5299,30 508,63 2891,48 193,10 1128,06 341,80 2682,00 645,75 6233,54 52 Wochen Hoch Tief 4233,71 3646,99 5363,50 4412,72 653,18 438,92 2959,71 2580,04 210,79 188,40 1147,87 996,35 364,80 310,68 2720,86 2182,74 794,01 581,61 6420,38 4505,16 Stand am 31.12.03 3965,16 4469,23 541,31 2750,09 196,70 1036,32 337,65 2263,58 772,15 5838,96 Veränd. in % + 5,48 + 19,12 – 5,93 + 5,14 – 1,83 + 9,98 + 1,73 + 19,50 – 13,30 + 8,69 Bel 20 BUX MerVal Irish SE Helsinki General HangSeng ISE National 100 JSE Top 40 KFX PSI 20 Brüssel Budapest Buenos Aires Dublin Helsinki Hongkong Istanbul Johannesburg Kopenhagen Lissabon 2915,31 14738,33 1255,84 6174,49 6077,01 13992,44 24360,63 11176,03 277,64 7538,29 2901,00 14161,57 1234,30 6111,54 6247,99 13901,81 22943,67 10939,48 279,64 7504,65 + + + + – + + + – + 0,49 4,07 1,75 1,03 2,74 0,65 6,18 2,16 0,72 0,45 2933,60 14738,33 1255,84 6189,53 6247,99 14078,54 24360,63 11176,03 283,06 7598,73 2901,00 14161,57 1233,32 6111,54 6077,01 13886,16 22943,67 10939,48 277,64 7504,65 2933,60 14738,33 1325,17 6189,53 7385,31 14261,79 24360,63 11401,02 286,93 7952,52 2170,17 9137,68 839,93 4789,42 5228,92 10967,65 15922,44 8841,38 239,22 6630,88 2244,18 9379,99 1071,95 4920,73 6027,01 12575,94 18625,02 9495,76 244,35 6747,41 + + + + + + + + + + 29,91 57,13 17,16 25,48 0,83 11,26 30,80 17,70 13,62 11,72 FTSE 100 FT Gold Mines IBEX 35 MIB 30 RTS 1 Dow Jones S & P 500 Nasdaq Composite OBX Top 25 CAC 40 London London Madrid Mailand Moskau New York New York New York Oslo Paris 4696,80 1688,88 8866,00 30626,00 555,88 10649,92 1194,22 2135,20 802,39 3744,92 4694,00 1674,51 8827,20 30555,00 545,52 10543,22 1188,00 2128,07 798,97 3768,42 + + + + + + + + + – 0,06 0,86 0,44 0,23 1,90 1,01 0,52 0,34 0,43 0,62 4736,80 1711,02 8898,80 30737,00 572,25 10705,64 1205,72 2162,55 807,31 3814,39 4694,00 1674,51 8827,20 30555,00 545,52 10543,22 1188,00 2128,07 797,55 3744,92 4805,30 1892,90 8898,80 30737,00 781,55 10737,70 1205,72 2162,55 814,20 3844,14 4287,00 1323,05 7506,30 26346,00 518,15 9749,99 1063,23 1752,49 610,54 3479,87 4476,90 1824,70 7737,20 26715,00 567,25 10453,92 1111,92 2003,37 625,94 3557,90 + – + + – + + + + + 4,91 7,44 14,59 14,64 2,00 1,88 7,40 6,58 28,19 5,26 PX50 General Index Bovespa Kospi Shanghai Comp. Straits Times SX All Share All Ordinaries Taiwan Average TA25 Prag Santiago de Chile Sao Paulo Seoul Shanghai Singapur Stockholm Sydney Taipeh Tel Aviv 1013,00 8930,34 25659,14 875,13 1290,49 2057,98 223,84 3995,30 6009,32 609,23 992,10 8951,83 24933,32 844,85 1317,72 2016,33 226,10 3911,40 5911,63 589,55 + – + + – + – + + + 2,11 0,24 2,91 3,58 2,07 2,07 1,00 2,15 1,65 3,34 1020,10 8951,83 25831,13 875,13 1317,72 2057,98 226,66 3995,30 6019,23 609,23 992,10 8930,34 24933,32 844,20 1290,49 2016,33 223,84 3911,40 5878,89 589,55 1030,10 9054,30 25831,13 936,06 1777,52 2062,76 229,88 3995,30 7034,10 609,23 620,60 7074,51 17604,12 719,59 1260,32 1700,33 186,32 3229,50 5316,87 482,75 659,10 7336,67 22236,39 810,71 1497,04 1764,52 194,17 3306,00 5890,69 504,15 + + + + – + + + + + 53,69 21,72 15,39 7,95 13,80 16,63 15,28 20,85 2,01 20,84 Nikkei 225 S & P/TSE 300 Comp. WIG NZSX 50 Austrian Traded Swiss Market Tokio Toronto Warschau Wellington Wien Zürich (virtx) 11078,32 9122,62 26206,21 2975,34 2389,13 5603,40 10756,80 8965,27 25653,67 2981,89 2336,13 5581,80 + + + – + + 2,99 1,76 2,15 0,22 2,27 0,39 11078,32 9122,62 26206,21 2984,72 2391,55 5653,00 10756,80 8965,27 25653,67 2971,21 2336,13 5581,80 12163,89 9122,62 26206,21 3020,25 2391,55 5934,40 10092,64 8040,17 20516,22 2387,23 1494,78 5309,70 10676,64 8220,89 20820,07 2571,52 1545,15 5487,80 + + + + + + 3,76 10,97 25,87 15,70 54,62 2,11 L MDax Div. Schluss Schluss 17.12. Vorwoche 22,99 24,10 59,51 58,79 29,96 30,99 85,59 82,50 68,71 68,85 29,95 29,34 24,18 22,74 61,00 59,91 7,07 7,27 30,62 31,40 Div. Schluss Schluss 17.12. Vorwoche 80,62 78,80 30,75 32,10 59,97 59,14 55,91 55,18 65,00 65,00 53,10 52,42 94,24 91,62 46,62 45,91 40,95 40,53 47,75 45,98 + 1,30 + 2,86 + 1,55 + 1,04 + 3,85 Wochen Hoch Tief 80,62 78,48 32,31 30,75 60,91 59,14 56,14 55,04 65,30 64,47 53,10 52,08 94,88 91,62 47,31 45,91 41,47 40,53 48,39 45,98 50,15 36,69 38,93 20,81 42,64 35,31 96,67 22,56 60,25 37,63 – 0,70 + 0,16 – 0,80 + 0,72 – 1,48 + 0,14 – 0,49 + 0,93 + 5,53 + 2,37 50,67 37,48 39,23 21,05 42,76 36,45 97,45 23,24 63,58 39,03 31,65 28,74 27,08 27,09 56,44 25,31 101,03 40,80 52,71 27,63 + 2,81 + 9,92 – 0,44 – 4,95 – 1,77 + 1,54 + 2,84 + 0,25 – 1,31 – 0,94 3M M Alcoa Altria American Express Amer.Intl. Boeing Caterpillar Citigroup CocaCola L E.I du Pont 1,44 0,6 2,92 0,48 0,30 1 1,64 1,6 1 1,4 Exxon Mobil General Electric GM HewlettPackard Home Depot Honeywell IBM Intel L Johnson&Johnson JP Morgan Chase 1,08 0,8 2 0,32 0,34 0,825 0,72 0,16 1,14 1,36 49,80 36,75 38,62 20,96 42,01 35,36 96,20 22,77 63,58 38,52 McDonald’s L Merck & Co Microsoft M Pfizer M Procter & Gamble SBC Comm. United Tech Verizon Comm. WalMart Walt Disney 0,55 1,52 0,32 0,68 1,00 1,25 1,4 1,54 0,52 0,21 32,54 31,59 26,96 25,75 55,44 25,70 103,90 40,90 52,02 27,37 Div. Schluss Schluss 17.12. Vorwoche 12,50 12,32 22,09 20,96 50,05 50,76 34,80 33,79 63,10 63,95 50,60 50,30 19,08 19,15 38,40 39,53 42,78 41,49 45,20 45,88 33,50 31,99 Veränd. in % + 2,31 – 4,21 + 1,40 + 1,32 0,129 0,24 1,12 1,40 – 0,98 0,95 0,56 0,46 1,80 0,582 Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2005 – 5,19 1,79 19 – 19,08 1,95 13 + 10,20 4,87 12 + 15,92 0,86 18 – 1,93 0,46 13 + 26,01 1,88 21 + 13,51 1,74 14 – 3,96 3,43 11 – 19,31 2,44 20 + 4,05 2,93 18 49,80 51,67 36,69 37,48 38,62 55,00 20,60 26,12 42,01 43,79 35,31 38,11 96,20 100,19 22,56 34,24 60,25 63,45 37,63 43,01 38,88 29,18 37,04 16,50 32,88 30,26 82,21 19,68 49,35 35,19 41,00 30,98 53,40 22,97 35,49 33,43 92,68 32,05 51,66 36,73 + 21,46 + 18,62 – 27,68 – 8,75 + 18,37 + 5,77 + 3,80 – 28,95 + 23,07 + 4,87 2,17 2,39 5,18 1,53 0,81 2,33 0,75 1,41 1,79 3,53 16 21 7 14 17 17 17 21 19 11 32,66 31,65 32,66 31,79 28,74 49,08 27,25 26,96 29,98 28,98 25,75 38,85 56,49 55,44 56,73 25,95 25,31 27,59 103,90 101,03 103,00 41,28 40,40 42,22 53,51 52,02 61,05 27,73 27,37 28,00 23,96 26,00 24,15 26,79 48,76 23,00 81,50 33,91 51,33 20,89 24,83 46,20 27,37 35,33 49,84 26,07 94,77 35,08 53,05 23,33 + 31,05 – 31,62 – 1,50 – 27,12 + 11,24 – 1,42 + 9,63 + 16,59 – 1,94 + 17,32 1,69 4,81 1,19 2,95 1,80 5,02 1,35 3,77 1,00 0,88 16 12 22 11 21 19 17 15 19 23 L S & P 100 AES L Allegheny Tech. Allstate Amer.Elec.Pwr. Amgen Anheuser Busch AT&T Avon Baker Hughes Bank of America Baxter 52Wochen Schluss am Hoch Tief 31.12.03 90,01 74,87 85,03 38,91 28,70 38,00 60,91 44,91 54,42 56,45 45,00 48,23 76,77 54,70 66,28 55,26 38,68 42,14 94,88 69,62 83,02 52,29 42,56 48,54 53,00 38,65 50,75 48,39 40,21 45,89 (ohne Dow Jones Werte) Veränd. in % + 1,46 + 5,39 – 1,40 + 2,99 – 1,33 + 0,60 – 0,37 – 2,86 + 3,11 – 1,48 + 4,72 Wochen Hoch Tief 12,61 12,32 22,35 20,96 51,35 50,05 34,90 33,79 64,36 63,10 50,60 50,30 19,30 19,01 39,53 38,40 43,34 41,49 46,09 45,20 33,53 31,99 52Wochen Schluss am Hoch Tief 31.12.03 12,77 7,69 9,44 22,93 8,72 13,22 51,43 41,70 43,02 35,21 29,01 30,51 66,23 52,70 61,79 54,29 49,45 52,68 21,98 13,70 20,30 46,14 30,86 33,77 44,89 30,35 32,16 47,44 38,94 40,25 34,51 28,76 30,52 Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2005 + 32,42 1,03 17 + 67,10 1,09 19 + 16,34 2,24 9 + 14,06 4,02 15 + 2,12 – 22 – 3,95 1,94 17 – 6,01 4,98 14 + 13,71 1,46 19 + 33,02 1,08 24 + 12,30 3,98 11 + 9,76 1,74 18 86,01 25,56 46,54 30,31 81,31 19,42 34,67 50,48 57,25 42,38 86,01 30,64 46,54 30,31 81,31 29,13 47,37 58,92 57,70 42,38 48,25 22,50 30,06 25,12 53,05 17,79 30,27 43,06 39,03 31,20 49,32 28,60 32,35 26,80 57,50 24,23 46,83 50,05 44,23 33,98 + 73,68 – 11,82 + 42,50 + 12,50 + 37,57 – 21,63 – 27,99 – 0,26 + 27,06 + 21,92 0,98 4,44 1,48 2,26 0,13 – 1,48 1,92 – – 15 18 15 18 13 22 21 19 16 27 Black & Decker L Bristol Myers Burlington North Campbell Soup Cigna Cisco Systems Clear Channel Colgate Computer Science Dell Incorp. 0,84 1,12 0,68 0,68 0,10 – 0,5 0,96 – – 85,66 25,22 46,10 30,15 79,10 18,99 33,72 49,92 56,20 41,43 84,67 23,81 45,66 29,88 81,00 19,42 33,30 50,46 55,77 42,09 + 1,17 + 5,92 + 0,96 + 0,90 – 2,35 – 2,21 + 1,26 – 1,07 + 0,77 – 1,57 84,67 23,81 45,66 29,88 79,10 18,99 33,30 49,90 55,77 41,43 Veränd. in % – 4,61 + 1,22 – 3,32 + 3,75 – 0,20 + 2,08 + 6,33 + 1,82 – 2,75 – 2,48 Wochen Hoch Tief 24,10 22,91 59,51 58,73 30,99 29,96 85,59 82,50 68,85 68,70 30,25 29,20 24,28 22,74 61,00 59,91 7,27 7,07 31,65 30,62 52Wochen Schluss am Hoch Tief 30.12.03 29,50 20,49 24,80 69,00 54,26 60,88 30,99 24,95 27,80 99,65 70,28 96,20 70,00 50,50 51,70 31,80 26,15 27,00 24,28 15,60 15,95 61,00 38,00 38,45 9,50 5,04 7,33 32,70 25,34 27,72 Veränd. Div. KGV % s.J. Rendite 2005 – 7,30 2,61 8 – 2,25 2,27 12 + 7,77 1,67 21 – 11,03 1,87 21 + 32,90 1,60 15 + 10,93 4,34 14 + 51,60 3,27 17 + 58,65 1,48 15 – 3,55 2,26 22 + 10,46 3,59 13 M Delta Airlines Dow Chemical Eastman Kodak El Paso EMC Entergy Exelon Fedex Ford Motor General Dynamics – 1,34 0,5 0,16 – 2,16 1,60 0,28 0,4 1,44 7,45 49,51 31,53 10,35 14,21 66,70 41,86 100,01 14,34 106,35 7,72 48,72 31,68 9,83 14,20 65,10 41,98 98,85 14,22 106,50 – 3,50 + 1,62 – 0,47 + 5,29 + 0,07 + 2,46 – 0,29 + 1,17 + 0,84 – 0,14 7,78 7,45 13,03 49,66 48,72 51,02 32,04 31,40 34,26 10,38 9,83 11,50 14,66 14,20 15,59 67,00 65,10 68,04 43,38 41,86 43,38 100,01 97,71 99,61 14,34 14,22 17,10 107,69 105,36 109,83 2,93 36,86 23,57 6,62 9,37 50,68 31,29 64,92 12,70 86,10 11,81 41,57 25,67 8,19 12,92 57,13 33,08 67,50 16,00 90,39 – 36,92 + 19,10 + 22,83 + 26,37 + 9,98 + 16,75 + 26,54 + 48,16 – 10,38 + 17,66 – 2,71 1,59 1,55 – 3,24 3,82 0,28 2,79 1,35 – 14 12 20 30 14 14 22 7 16 12,14 37,50 32,88 26,40 23,06 50,40 30,64 68,00 27,97 43,19 + 1,07 + 1,20 – 2,22 – 1,52 – 6,98 + 3,47 – 0,36 + 1,32 + 1,89 + 1,67 12,41 38,40 32,88 26,60 23,06 52,15 30,90 69,30 28,69 43,99 12,14 37,50 32,11 25,86 20,97 50,40 30,25 67,15 27,97 43,07 13,29 38,40 33,85 26,60 24,86 52,39 30,90 72,27 30,65 44,30 9,79 32,90 27,90 21,01 16,54 36,11 22,20 50,87 24,63 31,72 10,01 33,75 – 22,04 19,10 36,71 22,80 55,45 27,72 33,51 + 22,58 + 12,44 – + 17,97 + 12,30 + 42,06 + 33,90 + 24,26 + 2,81 + 31,04 0,98 5,06 – 2,89 1,87 3,07 1,44 1,83 3,33 2,62 9 127 12 16 21 19 16 15 8 11 Gillette M Goldman Sachs Halliburton L Harrah’s Hartford M HCA HJ Heinz Intern. Paper Lehman Bros Hldg Limited Inc 0,65 1,00 0,5 1,32 1,16 0,52 1,14 1 0,64 0,48 45,09 103,75 39,24 65,91 67,20 39,95 38,99 41,34 86,82 24,01 45,50 109,40 38,47 61,68 65,71 41,58 37,72 40,75 85,86 23,36 – 0,90 – 5,16 + 2,00 + 6,86 + 2,27 – 3,92 + 3,37 + 1,45 + 1,12 + 2,78 45,53 44,97 45,53 110,45 103,75 110,45 40,18 38,47 41,35 65,91 61,68 65,01 67,20 65,71 68,74 41,58 39,95 46,30 38,99 37,72 39,20 41,63 40,75 44,98 87,90 85,02 89,50 24,30 23,36 27,83 35,88 83,86 25,60 44,20 53,29 35,00 34,57 37,80 67,65 17,55 36,73 98,73 26,00 49,77 59,03 42,96 36,43 43,11 77,22 18,03 + 22,76 + 5,08 + 50,92 + 32,43 + 13,84 – 7,01 + 7,03 – 4,11 + 12,43 + 33,17 1,44 0,96 1,27 2,00 1,73 1,30 2,92 2,42 0,74 2,00 25 12 24 19 9 14 16 28 12 15 24,91 23,81 29,61 20,70 11,88 19,76 39,09 7,05 82,00 49,99 25,44 23,05 29,44 20,85 11,67 18,58 38,32 6,93 80,75 48,61 – 2,08 + 3,30 + 0,58 – 0,72 + 1,80 + 6,35 + 2,01 + 1,73 + 1,55 + 2,84 25,55 24,08 30,00 21,00 12,00 19,76 39,40 7,11 82,00 49,99 24,89 23,05 29,44 20,70 11,67 18,58 38,32 6,62 80,71 48,60 34,40 26,60 30,20 21,07 12,10 20,62 39,43 17,51 84,99 55,96 22,20 16,91 18,70 17,84 8,78 16,00 19,90 6,52 60,30 41,60 30,75 23,04 19,79 18,07 9,27 16,00 21,76 15,88 62,29 49,00 – 18,99 + 3,34 + 49,62 + 14,56 + 28,16 + 23,50 + 79,64 – 55,61 + 31,64 + 2,02 – 2,73 – 3,87 2,86 3,34 2,56 10,07 1,34 2,30 12 26 14 14 19 11 16 64 12 9 Lucent Tech May Dept Stores Medimmune Medtronic Merrill Lynch Morgan Stanley Nat. Semicon. Nextel Comm. Pepsico Norfolk Southern – 0,97 – 0,335 0,64 1 0,08 – 0,92 0,40 3,77 27,79 27,35 48,65 59,82 54,11 17,62 29,80 52,01 34,85 3,80 28,68 27,18 48,85 58,95 53,70 16,82 29,76 51,22 35,10 – 0,79 – 3,10 + 0,63 – 0,41 + 1,48 + 0,76 + 4,76 + 0,13 + 1,54 – 0,71 3,80 28,68 28,03 49,05 61,03 55,53 17,77 29,99 52,74 35,92 3,60 27,79 27,18 48,25 58,95 53,70 16,82 28,70 51,22 34,85 4,75 36,31 28,42 53,28 64,25 62,22 24,27 29,99 55,55 35,92 2,70 23,95 21,40 46,40 47,53 46,80 12,00 21,42 45,39 20,54 2,84 29,07 25,38 48,61 58,65 57,87 19,90 28,06 46,62 23,65 + 32,75 – 4,40 + 7,76 + 0,08 + 1,99 – 6,50 – 11,46 + 6,20 + 11,56 + 47,36 – 3,49 – 0,69 1,07 1,85 0,45 – 1,77 1,15 22 12 51 22 13 12 18 17 20 15 0,7 0,8 – 0,15 3 – 0,02 0,7 0,7 0,7 16,26 48,80 8,70 15,04 58,00 14,10 12,96 198,99 36,75 44,65 15,50 46,50 8,53 15,12 57,69 12,75 12,79 199,61 36,67 42,77 + 4,90 + 4,95 + 1,99 – 0,53 + 0,54 +10,59 + 1,33 – 0,31 + 0,22 + 4,40 16,30 15,25 37,15 49,54 46,50 51,19 8,89 8,53 13,00 15,31 14,96 20,65 58,70 57,69 62,35 14,10 12,75 14,10 12,96 12,75 17,10 199,61 192,49 219,54 37,14 36,67 39,90 45,00 42,77 46,00 12,76 32,00 8,53 10,50 24,70 9,20 12,19 134,00 23,65 33,51 31,00 33,03 11,10 15,50 25,45 9,50 13,25 140,00 23,65 41,00 – 47,55 + 47,75 – 21,62 – 2,97 +127,90 + 48,42 – 2,19 + 42,14 + 55,39 + 8,90 4,31 1,64 – 01,00 5,17 – 0,15 0,35 1,91 1,57 9 21 12 25 13 14 15 12 11 14 Officemax Oracle Radioshack Raytheon Rockwell Sara Lee Schlumberger Sears Roebuck Southern Texas Instrument 0,60 – 0,25 0,80 0,66 0,79 0,75 0,92 1,43 0,1 32,50 13,98 30,88 39,09 47,89 24,18 65,57 51,20 33,00 23,44 31,80 13,28 31,26 39,35 46,51 24,02 62,99 51,96 32,70 23,63 + 2,20 + 5,27 – 1,22 – 0,66 + 2,97 + 0,67 + 4,10 – 1,46 + 0,92 – 0,80 32,68 14,63 31,55 39,72 47,89 24,49 66,13 52,65 33,20 24,42 31,80 13,28 30,88 39,00 46,51 24,02 62,99 51,20 32,70 23,44 37,73 14,89 35,41 41,18 47,78 24,49 69,26 54,30 33,80 33,65 29,01 9,86 26,17 29,51 28,57 20,31 50,40 31,65 27,86 18,40 32,86 13,23 30,68 30,04 35,60 21,71 54,72 45,49 30,25 29,38 – 1,10 + 5,67 + 0,65 + 30,13 + 34,52 + 11,38 + 19,83 + 12,55 + 9,09 – 20,22 1,85 – 0,81 2,05 1,38 3,27 1,14 1,80 4,33 0,43 13 25 13 21 23 15 26 16 16 21 0,25 0,6 – 0,35 0,5 – – 1,3 – – 14,12 31,79 9,77 19,77 15,60 26,73 4,25 36,25 1,14 58,06 13,82 31,70 9,48 19,32 15,31 26,15 4,44 34,97 1,19 57,50 + 2,17 + 0,28 + 3,06 + 2,33 + 1,89 + 2,22 – 4,28 + 3,66 – 4,20 + 0,97 8,57 20,61 7,20 13,52 14,36 14,99 3,71 29,02 0,95 41,00 8,79 21,51 16,43 24,59 15,10 15,35 3,95 44,80 1,05 – + 60,64 + 47,79 – 40,54 – 19,60 + 3,31 + 74,14 + 7,60 – 19,09 + 8,57 – 1,77 1,89 – 1,77 3,21 – – 3,59 – – 8 227 20 17 8 17 14 9 14 18 Time Warner Toys ‘R’ Us Tyco Intl Unisys US Bancorp Viacom Wells Fargo & Co Weyerhaeuser Williams Cos Xerox – – 0,4 – 0,96 0,28 1,92 1,60 0,20 – 19,39 20,00 34,78 9,55 29,90 35,30 62,00 66,86 16,25 16,44 18,48 19,91 34,31 9,80 29,40 34,72 63,02 66,98 15,50 16,04 + 4,92 + 0,45 + 1,37 – 2,55 + 1,70 + 1,67 – 1,62 – 0,18 + 4,84 + 2,49 19,50 20,54 34,94 9,91 30,28 35,30 63,25 67,26 16,40 16,55 18,48 19,91 34,31 9,55 29,40 34,00 62,00 66,84 15,50 16,04 19,50 20,54 34,94 15,69 30,48 44,55 63,25 67,86 17,10 16,55 15,60 11,90 25,07 9,67 25,13 32,02 54,79 56,04 8,75 12,42 17,99 12,64 26,50 14,85 29,78 44,38 58,89 64,00 9,82 13,80 + 7,78 + 58,23 + 31,25 – 35,69 + 0,40 – 20,46 + 5,28 + 4,47 + 65,48 + 19,13 – – 1,15 – 3,21 0,79 3,10 2,39 1,23 – 27 19 18 15 12 20 13 13 22 18 M Aareal Bank AMB Generali AWD Beiersdorf Beru Bilfinger Berger L Boss Vz Celesio Comdirect Degussa 0,6 1,35 0,5 1,6 1,10 1,3 0,79 0,9 0,16 1,1 Depfa Bank Plc. Dt. Euroshop Dt. Postbank Douglas M EADS Fielmann Fraport Fresenius Vz Hannover Rück Heidelb.Cement 0,12 1,92 – 0,75 0,4 1,6 0,44 1,26 0,95 1,15 12,27 37,95 32,15 26,00 21,45 52,15 30,53 68,90 28,50 43,91 Heidelb. Druck Hochtief Hypo Real Est. IKB Dt.Industriebk. IVG Immobilien L IWKA K+S Karstadt Quelle Krones Leoni – 0,65 – 0,8 0,34 0,66 1 0,71 1,1 1,15 Medion Merck KGaA mg Technologies MLP MPC Capital L Norddt. Affinerie ProSiebenSat.1 Media Vz Puma Rheinmetall Vz RhönKlinikum Vz Salzgitter Schwarz Pharma SGL Carbon Stada Arzneimittel Südzucker Techem M Thiel Logistik Vossloh WCM Wincor Nixdorf 14,25 31,79 9,77 19,77 15,60 26,90 4,44 36,25 1,19 58,90 13,82 31,34 9,48 19,32 15,31 26,15 4,25 34,97 1,11 57,50 15,24 32,34 12,05 26,75 17,31 26,90 7,45 47,60 1,45 58,90
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