Integrationsbericht 2016 - Kommunale Integrationszentren

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Integrationsbericht 2016 - Kommunale Integrationszentren
Bericht des Kommunalen
Integrationszentrums
Kreis Recklinghausen
2014 - 2016
August 2016
Herausgeber:
Kreis Recklinghausen
Der Landrat
Fachdienst 57 – Kommunales Integrationszentrum
Sabine Fischer
Kurt-Schumacher-Allee 1
45657 Recklinghausen
Telefon 0 23 61/53-2020
Telefax 0 23 61/53-2220
Email [email protected]
Internet
www.kreis-re.de
Kommunales
Integrationszentrum
Kreis Recklinghausen
Bericht des Kommunalen Integrationszentrums
Kreis Recklinghausen
Verabschiedet im Oktober 2015, aktualisierte Fassung April 2016
Inhalt:
Vorwort des Landrats
1. Einleitung
2. Rahmenbedingungen und Daten zur Integration der Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte im Kreis Recklinghausen
2.1 Der Zuzug von Flüchtlingen als neue Herausforderung für die
Integrationsarbeit im Kreis Recklinghausen
2.2 Demografische Rahmenbedingungen
2.3 Qualifikation und Arbeitsmarkt
2.4 Kinder und Jugendliche
3. Integrationsfelder
3.1 Die Ebenen der Integration – Was wird wo entschieden?
3.2 Die Integration von Flüchtlingen im Kreis Recklinghausen –
eine vorläufige Übersicht
3.3 Spracherwerb als zentrales Element der Integration
3.4 Strategien gegen fremdenfeindliche Einstellungen
4. Akteure der Integration und ihre Arbeit – eine Auswahl
4.1 Die Arbeit der Integrationsagenturen
4.2 Die Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums
4.2.1 Bildung als zentrales Handlungsfeld
4.2.2 Querschnittsaufgaben des Kommunalen Integrationszentrum
5. Ausblick
6. Abkürzungsverzeichnis
7. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
8. Anhang
8.1 Übersicht der Integrationsarbeit 2013 – 03/2016
8.2 Zwei Beispiele für aktuelle Projekte
3
4
Vorwort des Landrats
Der Kreis Recklinghausen ist bunt. Das Miteinander unterschiedlicher
Nationalitäten und die Vielfalt der Lebensstile sind bei uns gute Tradition. Seit vielen Jahrzehnten nehmen wir uns das Beste aus jeder
Kultur und freuen uns, es mit anderen zu teilen.
Vielleicht fällt es uns deshalb auch ein wenig leichter als anderen Regionen, die Menschen, die gerade in größter Not zu uns kommen, in
unsere Gesellschaft aufzunehmen. Diese Menschen flüchten vor Krieg, Vertreibung, Verfolgung oder Armut aus ihrer Heimat. Sie suchen bei uns Schutz und Sicherheit.
Natürlich sind unter ihnen auch Menschen, die keine Chance haben, Asyl zu bekommen und
wieder in ihre Heimat zurückkehren müssen. Aber viele Schutzsuchende werden bleiben. Sie
wollen und müssen wir integrieren.
Wir werden den Menschen helfen, bei uns im Kreis ein neues Zuhause zu finden, Deutsch zu
lernen, aber auch Ausbildung und Arbeit zu bekommen.
Das ist für uns alle eine echte Herausforderung. Die Konsequenzen sind für die kommenden
Jahre nur schwer zu kalkulieren. Das gilt besonders für eine Region wie unsere, eine Region
im Umbruch. Auf 1.000 Einwohner kommen im Kreis Recklinghausen im Moment etwa elf
Flüchtlinge. Diesen Menschen die Chance zur Integration zu bieten, die Chance auf eine neue
Heimat, kann auch unserem Kreis mit seiner sinkenden Einwohnerzahl neue Möglichkeiten
eröffnen.
Manche Menschen fürchten Flüchtlinge als Konkurrenten. Auch an dieser Stelle sind wir gefragt: Wir brauchen nicht nur Maßnahmen zur Integration, sondern auch zur Information. Denn
Unwissenheit, Gerüchte und Angst sind schlechte Begleiter.
Mit der Beteiligung aller werden wir in unserer Region vorankommen. Trotz knapper Kassen
muss die Integrationsarbeit weiter fortgesetzt werden, um auch die neu zugewanderten Menschen zu erreichen. Mit der Förderung der Kommunalen Integrationszentren hat das Land
einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Integrationsarbeit vor Ort geleistet.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Recklinghausen haben dabei einen wichtigen Auftrag: Sie sollen die Akteure der Integrationsarbeit im
Kreis Recklinghausen vernetzen und mit gebündelten und aufeinander abgestimmten Aktivitäten die Integration im Kreis Recklinghausen nachhaltig verbessern.
Mit diesem Bericht stellt das Kommunale Integrationszentrum im Kreis Recklinghausen seine Arbeit der vergangenen zweieinhalb Jahre vor. Gleichzeitig benennt es darin die neuen
Schwerpunktsetzungen für die kommenden zwei Jahre.
Diese Arbeit ist eine wichtige und wertvolle Ergänzung der bisherigen kommunalen Aktivitäten
in den Bereichen Bildung und Integration.
Cay Süberkrüb
Landrat
5
1. Einleitung
Nach den Vorgaben des Landes Nordrhein-Westfalens (NRW) sollen alle zwei Jahre neue
Schwerpunkte der Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums (KI) festgelegt werden, die
mit den Akteuren vor Ort abgestimmt werden. In der Form eines Integrationsberichtes werden
Zielvorstellungen und inhaltliche Schwerpunktsetzungen abgestimmt, um einen Rahmen für
eine Zusammenarbeit der Akteure in der Integrationsarbeit zu bieten. Integration kann nur in
gemeinsamen Bemühungen sowohl aller Akteure vor Ort als auch des Bundes, der Länder,
der Kreise und der kreisangehörigen Kommunen gelingen.
Welche Integrationsleistungen sind in diesen Zeiten überhaupt möglich?
Die Zahl der Menschen, die in der Bundesrepublik einen Asylantrag stellen, ist seit 2012 stark
angestiegen. In der Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2015 kamen rund 1.000.000 Flüchtlinge – insbesondere aus Syrien, Afghanistan und dem Irak – nach Deutschland.1 Gut 21 Prozent davon suchen in Nordrhein-Westfalen Asyl.2 Derzeit sind die Zahlen der Neuankommenden rückläufig. Im Schnitt kommen 1.200 Flüchtlinge pro Woche nach NRW (Stand: 5. April
2016). Im Januar und Februar 2016 waren es noch ca. 4.000 bis 5.000 Menschen pro Woche.3
Zunächst werden sie für wenige Tage in Erstaufnahmeeinrichtungen und anschließend in den
Kommunen untergebracht. Einen Asylerstantrag haben 2015 in Deutschland 441.899 Menschen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gestellt. Die meisten wurden von
Asylsuchenden aus Syrien, Albanien und dem Kosovo gestellt.4 Im Zeitraum zwischen Januar
und März 2016 waren es insgesamt 176.465 gestellte Erstanträge.5
Auch in den Kreis Recklinghausen kamen insbesondere im Verlauf des Jahres 2015 immer
mehr Menschen und die menschenwürdige Unterbringung der Asylbewerberinnen und Asylbewerber stellt die Kommunen, die Verbände und Institutionen täglich vor neue Herausforderungen. Die Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums bleibt davon selbstverständlich
nicht unberührt und ist momentan in einer Umbruchphase. Die in diesem Bericht beschriebenen Schwerpunkte und Ziele für die Jahre 2016 und 2017 können sich im Laufe der nächsten
Wochen und Monate dadurch wieder verändern.
___________________________
1
Quelle: BAMF (2016): Aktuelle Meldungen. Siehe: https://www.bamf.de/SharedDocs/Meldungen/DE/2016
/201610106-asylgeschaeftsstatistik-dezember.html (15.04.2016). Bei diesen Angaben handelt es sich um die
registrierten Zugänge im EASY-System. Dort werden die ankommenden Asylsuchenden erfasst. Bei diesen
Zahlen sind Fehl- und Doppelerfassungen nicht ausgeschlossen. Siehe dazu: Bundeszentrale für Politische
Bildung: Zahlen zu Asyl in Deutschland: http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/flucht/218788/zahlen-zu-asylin-deutschland (15.04.2016).
2
Der Anteil, wie viele Asylbewerber jedes Bundesland aufnehmen muss wird nach dem sogenannten „Königsteiner Schlüssel“ festgesetzt. Siehe: http://www.bamf.de/DE/Migration/AsylFluechtlinge/Asylverfahren/
Verteilung/verteilung-node.html (15.04.2016).
3
Quelle: Landesregierung NRW: Flüchtlingspolitik in NRW. Siehe: https://www.land.nrw/de/fluechtlingshilfe
(15.04.2016).
4
Quelle: BAMF (2016): Das Bundesamt in Zahlen 2015. Asyl, S. 19. Siehe unter: http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Broschueren/bundesamt-in-zahlen-2015-asyl.pdf?__blob=publicationFile (14.04.2016).
5
Quelle: BAMF (2016): Aktuelle Zahlen zu Asyl, Ausgabe März 2016, S. 3.
6
2. Rahmenbedingungen und Daten zur Integration der Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte im Kreis Recklinghausen
2.1 Der Zuzug von Flüchtlingen als neue Herausforderung für die Integrationsarbeit im Kreis Recklinghausen
Der gesamte Kreis Recklinghausen mit den zehn kreisangehörigen Städten nimmt derzeit
viele Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und anderen Staaten auf. Das ist von allen politischen
Ebenen gewollt und wird von einem großen Teil der Bevölkerung engagiert mitgetragen. Ein
Teil der Asylbewerberinnen und Asylbewerber wird als politisch verfolgt anerkannt, aber auch
viele, die nicht anerkannt werden, werden lange Zeit im Kreis Recklinghausen bleiben. Die
Kommunen sind derzeit stark gefordert, um eine individuelle Betreuung und Begleitung der
Asylsuchenden zu ermöglichen, die nur gemeinsam mit vielen Akteuren und ehrenamtlichen
Helfern organisiert werden kann. Das gilt auch für Angebote wie z.B. einer Sprachförderung
außerhalb der nicht ausreichend bestehenden Angebote für Flüchtlinge. Die Menschen brauchen Ansprache und im Vorfeld ihrer Ankunft ist die Arbeit im Sozialraum wichtig, um Spannungen zu vermeiden, Ängste abzubauen und Unterstützung zu organisieren. Die Kommunen
sind zuständig für Unterbringung, Erstversorgung, Zugang zu sozialen Leistungen und medizinischer Versorgung, Schulbesuch der Kinder und zur Vermittlung an eine Migrationsberatung,
soweit vorhanden.
Wesentliche Handlungsfelder in diesem und den kommenden Jahren werden daher die Bildung und die Arbeitsmarktintegration, insbesondere von Flüchtlingen, die stärkere Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen6 (MSO) sowie deren Qualifizierung, der Ausbau
der Freiwilligenarbeit im Migrationsbereich und die Einbindung der Flüchtlinge in die institutionelle Integrationsarbeit sein.
In allen Kommunen gibt es die gleichen Themen, von denen hier nur einige beispielhaft genannt werden, über die man reden muss und für die man Lösungen sucht. Das Kommunale
Integrationszentrum will Motor für weitere Gespräche in diesen Bereichen sein:
Sprachförderung
Die Angebote allgemein an Sprachförderung, Sprachkursen, Dolmetscherdiensten sollten erweitert und weitere Räume für die Sprachförderung gefunden werden.
Förderung Minderjähriger
Ausweitung der Schuleingangsuntersuchungen, der Plätze in Kindertagesstätten (KiTa), Lehrer und Lehrerinnen mit entspre-
chender sprachlicher und interkultureller Kompetenz, die in den
Auffangklassen unterrichten und den Übergang zur Regelklasse fördern.
Arbeit
Angebote der Qualifizierung für den Arbeitsmarkt und die Übergänge sollten beschleunigt werden. Dazu gehören Spracherwerb – Anerkennung von Abschlüssen – Berufsorientierung –
berufliche Qualifizierung. Diese Angebote sollten abgestimmt
___________________________
6
Die Begriffe Migrantenselbstorganisationen und Migrantenorganisationen werden in diesem Bericht synonym verwendet.
7
Gesundheit
Sport
Alltagsbegleitung
auf bestimmte Altersgruppen erweitert werden. Hier wird das KI
eng mit dem Jobcenter und den Kammern zusammenarbeiten.
Für traumatisierte Flüchtlinge muss die psychologische Betreuung optimiert werden.
Die Möglichkeiten der Integration durch Sport können in Zusammenarbeit mit dem Kreissportbund und den Vereinen intensiviert werden.
Bildung von Patenschaften/Tandems zur Unterstützung im Tagesablauf, der Schule u.v.m. sollten gefördert werden.
2.2 Demografische Rahmenbedingungen
Der Kreis Recklinghausen – mit den Städten Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Gladbeck,
Haltern am See, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen und Waltrop – liegt im
nördlichen Ruhrgebiet und ist trotz sinkender Einwohnerzahlen der bevölkerungsreichste
Kreis Deutschlands. Früher als andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen erreichte ihn der
demografische Wandel. Kernpunkt des demografischen Wandels ist die Entwicklung der Einwohnerzahl. Die vorhandenen Zahlen und Prognosen zeigen die Entwicklung im Kreis und in
den Städten: 2000 waren es 657.592, 2010 waren es 628.817 Menschen, 2020 werden es
voraussichtlich knapp 600.000 sein und 2030 etwa 570.000.7 Für ein zielgerichtetes Vorgehen
ist es wichtig, sich über Veränderungen im Klaren zu sein. Dafür benötigt man Fakten, in erster Linie Zahlen: Wächst oder sinkt die Einwohnerzahl? Wie viele Kinder brauchen wie viele
Schulen? Wie viele Menschen über 80 gibt es? Der Zuzug von Flüchtlingen hat in den bisherigen Prognosen noch keine Berücksichtigung gefunden und daher ist mit einer Veränderung
der demografischen Zahlen zu rechnen. Wie und in welcher Höhe sich dies auswirkt, kann
momentan noch nicht prognostiziert werden.
Im Kreis Recklinghausen leben Menschen aus über 100 Nationen und in den kreisangehörigen Städten ist der Migrantenanteil unterschiedlich und deshalb sind auch Art und Umfang der
Projekte und Maßnahmen unterschiedlich.
Am Beispiel der beiden unmittelbar aneinander grenzenden Städte Haltern am See und
Oer-Erkenschwick wird dies sehr deutlich:
• Haltern am See ist überwiegend ländlich geprägt, direkt ans Münsterland grenzend, 38.610
Einwohner, Migrantenanteil: 8,68 % (Stand: Feb. 2016, siehe Abbildung 1)
• Oer-Erkenschwick ist vom Bergbau geprägt, 30.838 Einwohner, Migrantenanteil: 21,97 %
(Stand: Feb. 2016, siehe Abbildung 1)
___________________________
7
Quelle: Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose des Demografie-Monitoring des Kreises Recklin-ghausen. Datenquelle ist überwiegend das Zahlenmaterial von IT.NRW. Siehe dazu: http://www.kreis-re.
de/dok/schlagworte/59/File/1a%20Tabelle%201a%20Gesamtentwicklung%20%28Z%29%283%29.pdf und
http://www.kreis-re.de/dok/schlagworte/59/File/2a%20Tabelle%202a%20Prognosen%20%28Z%29%284%
29.pdf (15.04.2016).
8
Um die Lage von Menschen mit Migrationshintergrund darstellen und beurteilen zu können,
sollten einige Voraussetzungen erfüllt sein:
-
-
-
-
-
eine einheitliche Definition von „Migrationshintergrund“8
die einheitliche Anwendung dieser Definition
ein einheitlicher Betrachtungszeitraum
ein kreisweites Monitoring zur Lage der Menschen mit Migrationshintergrund
umfassende statistische Erhebungen, z.B.: Demografie, soziale Lage, Bildung, Ausbildung,
Beschäftigung, Einkommen.
In den folgenden Ausführungen sind diese Voraussetzungen nicht in jedem Fall erfüllt. Daher
können Ungenauigkeiten auftreten, die Tendenzen und Größenordnungen sind dagegen nicht
verzerrt.
In statistischen Erhebungen wird häufig nach der Personengruppe der Ausländer unterschieden. Für den vorliegenden Integrationsbericht ist dieses Kriterium schwierig, da durch die
Kategorie „Ausländer“ bzw. „Alltagssprache“ (wie sie z.B. im Gesundheitsbericht des Kreises
20109 verwendet wird) nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund erfasst werden.
Umstritten ist die Zuschreibung „Migranten“ gerade für Menschen ohne eigene Migrationserfahrung. An dieser Stelle sei auf die Diskussion hingewiesen, die mit dem Begriff „Menschen
mit Migrationshintergrund“ verbunden ist. Die Kritik richtet sich gegen eine defizitär geprägte
Sichtweise, der tendenziellen Stabilisierung von Ungleichheitsverhältnissen und der starren
Einteilung zwischen einem „Wir“ und die „Anderen“. In den Kreis Recklinghausen sind über
Jahrzehnte Menschen aus anderen Ländern und mit anderen Sprachen zugezogen, die sich
nicht mehr als Migranten bzw. Migrantinnen fühlen. Es ist zumindest fraglich, ob die Zuschreibung „Migrationshintergrund“ für Menschen sinnvoll ist, die bereits in der dritten Generation
hier leben.
Wir möchten in diesem Bericht den in Nordrhein-Westfalen geprägten Begriff „Zuwanderungsgeschichte“ verwenden, weil er unseres Erachtens positiver belegt ist. Weil aber „Migrationshintergrund“ in der Regel in Zusammenhang mit Datenquellen verwendet wird und mit einer
speziellen Definition einhergeht bzw. gehen sollte (s.o.), greifen wir für die Kapitel 2.2, 2.3 und
2.4 auf den Begriff „Migrationshintergrund“ zurück.
Die folgende Grafik zeigt, wieviel Einwohner, Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund in den Städten des Kreises Recklinghausen leben.
___________________________
8
Zur Definition des Statistischen Bundesamt siehe: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Methoden/PersonenMitMigrationshintergrund.html (14.04.2016).
9
Der Gesundheitsbericht (2010) „Vielfalt der Lebenswelten“ ist unter: https://www.kreis-re.de/dok/schlagworte/53/file/Gesundheitsbericht%202010_Vielfalt%20der%20Lebenswelten.pdf abrufbar (14.04.2016).
9
Abbildung 1: Einwohner nach Migrationsstatus10 im Kreis Recklinghausen und den
kreisangehörigen Städten (Stand: 29.02.2016)11
Kreis Recklinghausen
Einwohner-Deutsche – Ausländer - Migranten
(Stand: 29.02.2016)
Kreis Recklinghausen
Einwohner 38.610
Deutsche 36.744
Ausländer 1.866
Migranten 3.352
(6,10%)
(95,17%)
(4,83%)
(8,68%)
Einwohner 633.408 (100%)
Deutsche
565.839 (89,33%)
Ausländer
67.569 (10,67%)
Migranten
108.539
(rund 19 – 20 %)
Migrantenanteil ohne Herten
Einwohner 76.351
Deutsche 71.484
Ausländer 4.867
Migranten 10.226
Einwohner
Deutsche
Ausländer
Migranten
(12,05%)
(93,63%)
(6,37%)
(13,40%)
30.838
26.216
4.622
6.776
Einwohner
Deutsche
Ausländer
Migranten
Einwohner 86.865
Deutsche 77.282
Ausländer 9.583
Migranten 17.953
Einwohner
Deutsche
Ausländer
Migranten
(4,87%)
(85,01%)
(14,99%
(21,97%)
35.603
31.929
3.674
6.205
(5,62%)
(89,68%)
(10,32%)
(17,43%)
(13,71%)
(88,97%)
(11,03%)
(20,67%)
Einwohner 29.694
Deutsche 27.683
Ausländer 2.011
Migranten
3.664
77.496 (12,23%))
66.762 (86,15%)
10.734 (13,85%)
19.876 (25,65%)
Datenquelle: RADAR System der GKD Recklinghausen
Einwohner 62.093 (9,80%)
Deutsche 53.763 (86,58%)
Ausländer 8.330 (13,42%)
Migranten 15.287 (24,5%)
Einwohner 120.056 (18,95%)
Deutsche 105.383 (87,78%)
Ausländer 14.673 (12,22%)
Migranten
26.211 (21,83%)
Einwohner 75.802
Deutsche 68.593
Ausländer
7.209
Migranten 14.276
(4,69%)
(93,23%)
(6,77%)
(12,34%)
(11,97%)
(90,49%)
(9,51%)
(18,83%)
___________________________
10
RADAR System der Gemeinsame Kommunale Datenzentrale (GKD) Recklinghausen definiert „Menschen
mit Migrationshintergrund“ folgendermaßen: Einwohner/innen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit und
Einwohner/innen mit erster Staatsangehörigkeit Deutsch und zweiter nichtdeutscher Staatsangehörigkeit und
Kinder, der beiden genannten Gruppen. Mit allen Angaben zu Migranten/ Menschen mit Migrationshintergrund in der Graphik ist diese Personengruppe gemeint. Die Statistikstelle der Stadt Herten wertet die Daten
nur nach deutscher und nichtdeutscher Staatsangehörigkeit aus und nicht nach §4 Abs. 1 des Teilhabe- und
Integrationsgesetzes vom 14.2.2012.
11
Quelle: RADAR System der Gemeinsame Kommunale Datenzentrale (GKD) Recklinghausen, Darstellung:
Kreis Recklinghausen. Die Quelle für die Daten zu Migranten in Herten ist die Statistikstelle der Stadt Herten
(Stand: 30.04.2016). Diese Daten basieren somit nicht auf der gleichen Datenquelle wie die Daten zu Einwohnern, Deutschen und Ausländer in der Stadt Herten bzw. wie die Daten zu den anderen Städten im Kreis.
10
2.3 Qualifikation und Arbeitsmarkt
Wie die folgende Grafik zeigt, lag die Erwerbstätigenquote der Menschen mit Migrationshintergrund im Jahr 2014 mit 52,5 % unter dem Vergleichswert des Landes NRW (60,4 %). Dies
muss aber vor dem Hintergrund der allgemeinen Erwerbstätigenquote gesehen werden, die im
Kreis auch unter dem Landesdurchschnitt liegt.
Abbildung 2: Erwerbstätigenquoten12 im Kreis Recklinghausen 2014 nach Geschlecht
und Migrationsstatus der Erwerbstätigen13
100
%
80
60
68,6
75,1
73,8
62,1
62,1
52,5
60,4
42,6
40
mit Migrationshintergrund
ohne Migrationshintergrund
20
0
Insgesamt
männlich
weiblich
zum Vergleich:
NRW insgesamt
___________________________
12
Zahl der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren je 100 Personen entsprechender Bevölkerungsgruppe.
13
Quelle: IT.NRW, Mikrozensus auf Basis der fortgeschriebenen Ergebnisse des Zensus 2011, eigene Darstellung. Eine vergleichbare Darstellung findet sich auch im vom MAIS herausgegebenen Integrationsprofil
des Kreises Recklinghausen Ausgabe 2015, S. 7. Siehe: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/Integrationsprofile_-_Kreis_Recklinghausen.pdf (14.04.2016).
11
Tabelle 1: Bestand an Arbeitslosen nach Migrationshintergrund (Stand: Dezember
2014)14
Bestand an Arbeitslosen nach Migrationshintergrund - Kreis Recklinghausen
Dezember 2014 (Datenstand: April 2015)
Die Ergebnisse zum Migrationshintergrund enthalten nur diejenigen Personen, die bei der Befragung Angaben gemacht haben. Eine Hochrechnung auf die Gesamtzahl der Arbeitslosen (Spalte 1) findet nicht statt.
davon (an Spalte 2)
Arbeitslose
insgesamt
Region
1
Kreis Recklinghausen
³
darunter:
Befragte mit
Angabe zum
Migrationshintergrund
(an Spalte 1)
Mit Migrationshintergrund
Mit eigener Migrationserfahrung
Ohne Migrationshintergrund
2
33.323
3
25.752
Ohne eigene Migrationserfahrung
darunter
Insgesamt (Spalten
5+9+12)
Insgesamt
4
5
Ausländer
Deutsche
dar.:
(Spät-)
Aussiedler
6
7
8
darunter
Deutsche (mit
mind. einem
Ausländer
zugewanderten
Elternteil)
Insgesamt
9
10
11
Mit Migrationshintergrund
ohne nähere
Angabe
12
(14.211)
(10.977)
(7.445)
(4.219)
(3.225)
(1.448)
(2.976)
(1.385)
(1.592)
(556)
(56,4)
(43,6)
(29,6)
(16,8)
(12,8)
(5,7)
(11,8)
(5,5)
(6,3)
(2,2)
27,2
17,4
7,5
9,8
4,3
9,3
4,0
5,2
0,5
(51,5)
(48,5)
(33,2)
(19,5)
(13,7)
(6,2)
(12,6)
(6,0)
(6,6)
(2,7)
(51,0)
(49,0)
(30,6)
(18,0)
(12,7)
(5,8)
(15,8)
(7,4)
(8,3)
(2,5)
70,4
29,6
19,1
8,5
10,7
4,7
10,0
4,5
5,4
0,5
Bestand an Arbeitslosen nach Migrationshintergrund - Anteile (in Prozent)
Kreis Recklinghausen
³
100
75,6
Bestand an Arbeitslosen nach Migrationshintergrund - Rechtskreis SGB III - Anteile (in Prozent)
Kreis Recklinghausen
100
83,4
72,8
Bestand an Arbeitslosen nach Migrationshintergrund - Rechtskreis SGB II - Anteile (in Prozent)
Kreis Recklinghausen
³
100
73,5
Erwerbsfähige Leistungsberechtigte nach Migrationshintergrund - Anteile (in Prozent)
Kreis Recklinghausen
³
100
73,4
Empfänger von Arbeitslosengeld nach Migrationshintergrund - Anteile (in Prozent)
Kreis Recklinghausen
100
84,8
3) Erhöhte Unsicherheit der Ergebnisse aufgrund geringer Teilnahme an der Befragung (Kriterium 4, weniger als 50 % der Befragten machen verwertbare Aussagen) oder unterschiedlichem Teilnahmeverhalten einzelner Gruppen der Befragten (Kriterium 5, Risiko der statistischen Verzerrung
erhöht, sog. "Ausschöpfungsquorte").
Quelle:
http://statistik.arbeitsagentur.de/nn_32022/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche_Form.html?view=processForm&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=544668&year_month=201409&year_month.GROUP=1&search=Suchen
10.977 Arbeitslose im Kreis Recklinghausen haben einen Migrationshintergrund (Stand: Dezember 2014). Mit 43,4 % aller Arbeitslosen ist diese Personengruppe deutlich überrepräsentiert, bei einem Anteil von 20,3 % an der Bevölkerung.15
Auffallend ist der Unterschied zwischen der Gruppe mit eigener Migrationserfahrung bzw.
ohne eigene Migrationserfahrung. Menschen mit eigener Migrationserfahrung sind häufiger
arbeitslos bzw. erhalten häufiger Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB) oder SGB III.
2.4 Kinder und Jugendliche
In unterschiedlichen Studien wird darauf verwiesen, dass Menschen mit Migrationshintergrund
hinsichtlich ihrer Bildungsbeteiligung immer noch tendenziell schlechtere Ergebnisse erzielen
als Menschen ohne Migrationshintergrund. Um die Bildungschancen zu erhöhen, sollte möglichst früh angesetzt werden. Den Zugang von Kindern mit Migrationshintergrund zu frühkindlicher Bildung – und hier gerade zu Kindertageseinrichtungen – zu verbessern, ist daher ein
wichtiges integrationspolitisches Ziel. Kinder mit Migrationshintergrund erhalten durch frühzeitige Förderung die gleichen Startchancen wie Kinder ohne Migrationshintergrund. Zentral ist
___________________________
14
Quelle: Daten der Agentur für Arbeit (Dezember 2014), eigene Darstellung. Abrufbar unter: http://statistik.
arbeitsagentur.de/nn_32022/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche_Form.html?view=processForm&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=544668&year_month=201409&year_month.
GROUP=1&search=Suchen (27.04.2016). Der Datenstand (April 2015) gibt an, auf welchen Kenntnisstand
sich die ausgewiesenen Werte beziehen. Der Datenstand entspricht nicht zwingend dem Erstelldatum. Ein
älterer Datenstand kann auch zu einem späteren Zeitpunkt reproduziert werden. In diesem Fall ist der Datenstand kleiner/älter als das Erstelldatum.
15
Quelle: Integrationsprofil des Kreises Recklinghausen Ausgabe 2015, S. 2. Siehe: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/Integrationsprofile_-_Kreis_Recklinghausen.pdf (14.04.2016) sowie Abbildung 1 in diesem Bericht.
12
hierbei, dass früh die deutsche Sprache vermittelt wird, denn sie ist der Schlüssel zur Integration. Ein Hauptaugenmerk sollte auf den Schnittstellen des Bildungswesens, den Übergängen
im bildungsbiographischen Verlauf und der Kooperation der am Prozess sprachlicher Bildung
und Förderung Beteiligten liegen, wie z.B. Familien, Kinder- und Jugendhilfe, schulische und
außerschulische Einrichtungen, sprachliche und ethnische Gemeinschaften.
Abbildung 3: Anteil der Kinder in Kindertageseinrichtungen16 mit vorrangig nicht deutscher Sprache in der Familie im Kreis Recklinghausen 2014 im Vergleich mit Nordrhein-Westfalen nach Geschlecht17
30 %
25
23,7
24,9
24,1
25,2
23,3
24,6
20
15
10
5
0
Insgesamt
männlich
Kreis Recklinghausen
weiblich
Nordrhein-Westfalen
___________________________
16
Im Alter von 3 bis unter 6 Jahren je 100 Kinder in Kindertageseinrichtungen entsprechenden Alters und
Geschlechts.
17
Quelle: IT.NRW, Kinder- und Jugendhilfestatistik, Stichtag: 1. März, eigene Darstellung. Eine vergleichbare
Darstellung findet sich auch im vom MAIS herausgegebenen Integrationsprofil des Kreises Recklinghausen
Ausgabe 2015, S. 9. Siehe: http://www.integrationsmonitoring.nrw.de/integrationsberichterstattung_nrw/Integration_kommunal/Integrationsprofile/Integrationsprofile_-_Kreis_Recklinghausen.pdf (14.04.2016).
13
Der Anteil der Kinder mit vorrangig nicht deutscher Sprache in Kindertageseinrichtungen ist im
Kreis nur leicht unter dem Niveau des Landes NRW. Auf die besondere Bedeutung des Kindergartenbesuchs bzw. der Förderung der Sprachentwicklung im frühkindlichen Bereich und
im Elementarbereich wird im folgenden Punkt hingewiesen.
Mit dem Gesundheitsbericht des Kreises Recklinghausen im Jahr 2010 wurden umfangreiche
Informationen zur Lage von Kindern und Familien vorgelegt. Die folgende Abbildung zeigt eine
aktualisierte Version zum Sprachstand der Einschulungskinder.
Abbildung 4: Anteil der Einschulungskinder im Kreis Recklinghausen, die Deutsch dem
Alter gemäß sprechen können, Einschulungsjahre 2010 - 201418
In den Jahren 2010 – 2014 hat erfreulicherweise der Anteil der Kinder, die Deutsch gemäß
ihrem Alter sprechen können, in der Gruppe der anderssprachigen Kinder zugenommen (von
35 % auf 43 %). Leider ist im Vergleich der Einschulungsjahre 2013 und 2014 ein leichter
Rückgang des Anteils zu verzeichnen (von 45 % auf 43 %). Außerdem ist der Unterschied zu
den deutschsprachigen Kindern erheblich (92 %). Es stellt sich die Aufgabe, die Fähigkeiten
in der deutschen Sprache im weiteren Bildungsverlauf besonders für anderssprachige Kinder
zu verbessern.
Je jünger die Kinder mit Migrationshintergrund sind, das zeigt die folgende Tabelle, desto
höher ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Die Prozentwerte sind durch den Zuzug von
Flüchtlingen noch einmal angestiegen.
___________________________
18
Quelle: Fachbereich Gesundheit und Erziehung des Kreises Recklinghausen: Daten der Schuleingangsuntersuchungen.
14
Tabelle 2: Anteile der Bewohner mit Migrationshintergrund19 in den Städten des Kreises
Recklinghausen an der Gesamtbevölkerung in den Städten in der jeweiligen Altersklasse (Stand: 31.03.2016)20
Gemeinde/Jahre
Castrop-Rauxel
Datteln
Dorsten
Gladbeck
Haltern am See
Herten
Marl
Oer-Erkenschwick
Recklinghausen
Waltrop
Kreis Recklinghausen
0-2 J.
38,8
34,2
28,0
54,0
22,6
45,5
40,5
38,4
45,0
24,6
36,2
3-5 J.
6-9 J. 10-13 J. 14-17 J. 18-20 J. 21-27 J. 28J. +
39,7
37,7
33,6
32,2
25,0
23,6
14,1
33,0
34,1
31,9
27,2
22,7
26,0
13,0
27,3
26,9
23,4
18,7
15,2
17,2
10,4
53,6
50,0
47,9
43,8
34,6
31,0
18,5
22,6
21,0
15,1
11,9
11,5
12,3
6,0
43,9
44,5
40,8
36,6
36,6
34,9
19,3
44,7
42,6
38,7
36,0
28,6
27,2
15,4
28,8
31,2
31,7
28,7
28,4
35,0
17,7
48,5
45,2
43,6
36,2
26,3
24,9
16,3
27,0
26,1
23,0
21,0
13,3
14,7
9,5
36,8
35,3
32,6
28,6
22,8
23,2
13,4
Die Übersicht zeigt, dass in der Altersklasse 0 – 2 Jahre im Kreis durchschnittlich 36,2 % der
Kinder einen Migrationshintergrund haben. Die Verteilung ist in den Städten unterschiedlich:
In Gladbeck haben in dieser Altersgruppe 54,0 % einen Migrationshintergrund, in Haltern am
See sind es 22,6 %. Die Übersicht zeigt auch, dass der Anteil abnimmt, je älter die Kinder
bzw. Jugendlichen sind. Umgekehrt heißt das, dass auch künftig mit einem wachsenden Anteil gerechnet werden kann, der u.a. auch durch die höhere Geburtenrate von Menschen mit
Migrationshintergrund bedingt ist. Dies bedeutet aber nicht automatisch, dass eine unzureichende Integration erwartet werden kann, insbesondere bei Menschen, deren Eltern bereits in
Deutschland geboren wurden bzw. die das deutsche Schulsystem durchlaufen haben.
Für die Lebensphase von der Schule bis zur Ausbildung bzw. zum Studium oder den Eintritt in
den Beruf gibt es eine Fülle von statistischem Material. Die Datenlage ist jedoch anders, wenn
man nach dem Migrationshintergrund fragt. Sollen die o.g. Kriterien (z.B. einheitliche Definition
von Migrationshintergrund, möglichst aktuelle Zahlen) Anwendung finden, lassen sich kaum
Daten finden, die diesen Ansprüchen genügen.
___________________________
19
RADAR System der Gemeinsame Kommunale Datenzentrale (GKD) Recklinghausen definiert „Menschen
mit Migrationshintergrund“ folgendermaßen: Einwohner/innen mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit und
Einwohner/innen mit erster Staatsangehörigkeit deutsch und zweiter nicht deutscher Staatsangehörigkeit
und Kinder, der beiden genannten Gruppen. Die Statistikstelle der Stadt Herten wertet die Daten nur nach
deutscher und nicht deutscher Staatsangehörigkeit aus und nicht nach §4 Abs. 1 des Teilhabe- und Integrationsgesetzes vom 14.2.2012.
20
Quelle: RADAR System der Gemeinsame Kommunale Datenzentrale Recklinghausen für die absoluten
Zahlen. Prozentuale Anteile berechnet vom KI. Datenquelle für Herten ist die Statistikstelle der Stadt Herten
(Stand: 30.04.2016).
15
Im „Bildungsbericht des Kreises Recklinghausen“ (2014, S. 11f)21 werden folgende Feststellungen getroffen:
•
•
•
•
•
Deutsche Absolventen sind an allgemeinbildenden Schulen erfolgreicher als ausländische. Sowohl bei den deutschen als auch bei ausländischen Absolventen ist eine positive
Entwicklung zu verzeichnen.
Der durchschnittliche Anteil ausländischer Abgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss ist deutlich höher als bei deutschen Abgängerinnen und Abgänger.
Deutsche Schülerinnen und Schüler machen deutlich häufiger das Abitur.
Auch an den Berufskollegs sind deutsche Absolventen bei den Schulabschlüssen erfolgreicher.
Ausländische Schülerinnen und Schüler bekommen ihre Hochschulzugangsberechtigung
vor allem an den Berufskollegs, primär in Form der Fachhochschulreife.
3. Integrationsfelder
3.1 Die Ebenen der Integration – Was wird wo entschieden?
In der „Integrationslandschaft“ unterscheiden wir verschiedene Ebenen und die Handlungsspielräume der Kommunen sind unterschiedlich stark ausgeprägt.
Die Rahmenbedingungen der Zuwanderung bestimmt der Bund im Rahmen einer allgemeinen
Gesetzgebungskompetenz. Einige integrationsrelevante Bereiche werden maßgeblich von
den Ländern gestaltet. Ebenfalls nicht in die Zuständigkeit der Kommunen fallen die Einwanderungsgesetzgebung, die Definition des Flüchtlingsstatus und die Regelung zur Residenzpflicht. Gleichwohl ist die Migrations- und Integrationspolitik vor Ort wichtig für das Gelingen
eines friedlichen Miteinanders.
___________________________
21
Der Bildungsbericht ist abrufbar unter: http://www.kreis-re.de/dok/Formulare/41/Bildungsbericht2014.pdf
(08.04.2016).
16
Abbildung 5: Ebenen der Integrationsarbeit
Ebenen der Integrationsarbeit
Quelle: Eigene Darstellung
Ebene der Europäischen Union (EU): Auf der EU-Ebene ist insbesondere das gemeinsame
europäische Asylsystem, die Visapolitik und das Aufenthaltsrecht im Schengenraum zu nennen. Durch die momentane Flüchtlingssituation wird es zu Veränderungen kommen.
Bund: Die Bundesebene ist im föderalen System der Bundesrepublik die höchste Entscheidungsebene der Politik. Ein auf Bundesebene beschlossenes Gesetz hat seine Geltung im
gesamten Bundesgebiet für alle Länder und Kommunen. Zu nennen sind in der Integrationspolitik die Bundesintegrationsbeauftragte, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, die
Deutsche Islamkonferenz, der nationale Integrationsplan, der Integrationsgipfel, die wichtige
Impulse für die Integrationsarbeit geben.
Länder: Die einzelnen Bundesländer haben eigene Regierungen mit eigener Gesetzgebung.
Es gibt bestimmte Themenbereiche, wie z.B. die Bildungspolitik, die in die Zuständigkeit der
Länder fällt. In der Integrationspolitik gibt es Vorgaben des Bundes, die Länder haben hier
aber Gestaltungsspielräume. In Nordrhein-Westfalen ist das Ministerium für Arbeit, Integration
und Soziales federführend. Das Ministerium finanziert verschiedene Programme, Projekte und
Institutionen der Integrationsarbeit, z.B. die Kommunalen Integrationszentren (NRW Institution), die Integrationsagenturen, Migrationsberatungsstellen, den Landesbeirat für Vertriebene,
Flüchtlinge und Spätaussiedler, die Grundversorgung von Asylbewerberinnen und Asylbewerber u.v.m.
Kommunen: Für die Integrationsarbeit ist die Kommune die wichtigste Ebene. Integration findet vor Ort statt, in den Familien, der Schule, der Nachbarschaft. In den Kommunen finden sich
17
die Akteure der Integrationsarbeit und enge und persönliche Kontakte können aufgebaut und
genutzt werden. Gerade aktuell bei der Flüchtlingshilfe zeigt sich, wie die kommunalen Strukturen greifen und die Hilfe vor Ort organisiert wird. Ansprache und Partizipation der verschiedenen zugewanderten Menschen kann hier am besten koordiniert und ausgebaut werden. In
den verschiedenen Aufgabenbereichen der Kommune ist Integration ein wichtiges Thema,
z.B. die Sprachentwicklung in Kindertageseinrichtungen, der Übergang von der Schule in die
Ausbildung, die Integration in den Arbeitsmarkt. In Kommunen mit ausreichendem Anteil an
Migrantinnen und Migranten wird ein Integrationsrat oder ein Migrationsplenum gewählt, der
die Interessen der Migrantinnen und Migranten vertritt und die Integrationspolitik in der Kommune voranbringt.
Die Kommunen in Deutschland sind unterschiedlich groß und sehr vielfältig. Größe, Struktur,
Ressourcen, vorhandene Organisationen und der politische Wille sind entscheidend für die Integrationsarbeit der jeweiligen Kommune. Die Bedingungen für die Integration der Menschen
vor Ort sind aber nicht vollständig von den Kommunen beeinflussbar, was mit den Ausführungen an dieser Stelle einmal kurz dargestellt werden sollte. Zusätzlich stellt sich in den Kreisen
noch die Zuständigkeitsfrage zwischen Kreis und kreisangehörigen Städten. Das führt insgesamt dazu, dass Integrationsarbeit in den Kommunen unterschiedlich definiert wird.
18
Ebenen der Integrationsarbeit – Beispiele
Die folgende Übersicht zeigt die unterschiedlichen Ebenen der Integrationsarbeit und ihre
Auswirkungen an Beispielen.
Tabelle 3: Ebenen der Integrationsarbeit und Auswirkungen im Kreis Recklinghausen
Ebene
Themen (Beispiele)
Europ. Union
Förderprogramme (z.B. XENOS)
Bund
Sozialrecht, Asylrecht, BuT
Land
Schulgesetz, Gesetz zur
Förderung der gesellschaftlichen
Teilhabe und Integration in NRW,
LaKI, KAoA
Schulaufsicht, Zuweisung von
Flüchtlingen, Integrationsstellen,
Seiteneinsteiger und
Seiteneinsteigerinnen
Kommunales
Integrationszentrum, Regionales
Bildungsbüro,
Kommunale Koordination des
Übergangs von der Schule in eine
Ausbildung oder einen Beruf
Integrationsräte,
Integrationsbeauftragte,
Integrationsagenturen
Bezirksregierung
Kreis RE
Städte im
Kreis RE
Einrichtungen
(Stadt oder
Stadtteil)
z.B. AGORA, „Haus der
Kulturen“, Stadtteiltreff
„Mittendrin“, „Die Brücke“, VHS
Auswirkungen Kreis
Recklinghausen (Beispiele)
Umsetzung von XENOS von 2012 2014
Integrationskurse, Schulsozialarbeit,
Anerkennungsverfahren
Schulpflicht, Förderung des KI
Zuweisung von Integrationsstellen an
die Schulen im Kreis Recklinghausen
Regionale Bildungskonferenz 2015
(gemeinsame Veranstaltung des
Regionalen Bildungsbüros und des
KI), Teilnahme des KIs im
Steuerungskreis KAoA, Umsetzung
von Förderprojekten des Landes NRW
Das KI bietet den Austausch auf
Kreisebene an: Integrationsräte,
Integrationsbeauftragte,
Integrationsagenturen
Programme „Griffbereit“ und
„Rucksack“ in Kooperation zwischen
den Trägern in den Städten und dem
KI
Quelle: Eigene Darstellung
Eine gute Integrationsarbeit erfordert ein gutes Zusammenwirken dieser Ebenen. Im Kreis
Recklinghausen leistet das Kommunale Integrationszentrum einen wichtigen Beitrag, die Integrationsarbeit der verschiedenen Ebenen transparenter zu machen und die Akteure durch
Kooperationen und Vernetzungen zu unterstützen.
Die Ebenen arbeiten häufig in Form von freiwilligen Kooperationen, Workshops und Runden
Tischen zusammen. Die Zuständigkeiten bleiben erhalten, es rückt aber stärker die Frage in
den Vordergrund, welche Vorteile alle Beteiligten von diesen Formen der Zusammenarbeit
haben.
Die seit dem Jahr 2013 durchgeführten Austauschtreffen zum Thema „Seiteneinsteiger und
Seiteneinsteigerinnen“ sind ein Beispiel für das Zusammenwirken der Ebenen. Hier geht es
um Austausch von Informationen, gute Beispiele aus den Städten des Kreises und die Möglichkeit, Bedarfe und Forderungen zu bündeln und direkt mit der Schulaufsicht oder den Schulträgern zu besprechen. Hierarchische Strukturen oder Konkurrenzbeziehungen sind deutlich
dem konstruktiven Austausch untergeordnet.
19
Kultur, Religion, Sport, Freizeit, Ehrenamt
Im Bereich Kultur, Religion, Sport, Freizeit und Ehrenamt ist die gesellschaftliche Vielfalt offensichtlich. Gerade im Kreis Recklinghausen wird sehr deutlich, dass es vor Ort zahlreiche
Aktivitäten gibt.
Dazu seien einige Beispiele genannt:
•
•
Interkulturelle Feste in kreisangehörigen Städten
Aktivitäten der zahlreichen Moscheegemeinden und Kulturvereine
Allein die Stadt Marl gibt auf ihrer Internetseite unter dem Stichpunkt „Religionsgemeinschaften und Einrichtungen in Marl“ 35 Adressen an.22 Beachtenswert sind auch die vielfältigen
Begegnungen zum interreligiösen Austausch in den Städten.
Auf der „Regionalen Bildungskonferenz“ des Kreises Recklinghausen am 23.06.2015 wurde
ein Workshop zum Thema „Integrations- und Bildungsmotor Sportverein – Wie der organisierte
Sport in Integrations- und Bildungsprozesse wirken kann“ durchgeführt.23 Der Kreissportbund
gibt für das Jahr 2016 an, dass es im Kreis 689 Sportvereine mit über 150.219 Mitgliedern
gibt. Hier wird gute Integrationsarbeit geleistet, insbesondere in den Fußballabteilungen der
Sportvereine.
Bei der Unterstützung von Flüchtlingen lässt sich ein hohes Engagement ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer vor Ort feststellen. Zur Unterstützung dieser Arbeit hat das Land NRW ein
Förderkonzept im Jahr 2015 erstellt, das von den Kommunalen Integrationszentren umgesetzt
wurde. Im Kreis Recklinghausen konnten 12 Einrichtungen mit insgesamt 18.000 Euro gefördert werden. So wurden durch die Tätigkeit der Ehrenamtlichen vor allem Sprachpatinnen und
Sprachpaten, niedrigschwellige Sprach- und Lesegruppen bzw. Spielgruppen gefördert.
3.2 Die Integration von Flüchtlingen im Kreis Recklinghausen – eine vorläufige Übersicht
Das Thema Flüchtlinge bewegt die Menschen wie kein anderes. Viele wollen helfen und tun
dies auch, andere treibt die Sorge um, wie viele Menschen wir überhaupt noch aufnehmen
können. Viele der hier Ankommenden sind im erwerbsfähigen Alter, hoch motiviert und bringen Fähigkeiten mit, die leider brach liegen. Auch für die Flüchtlinge gelten die unterschiedlichen Integrationsebenen. Die Integration in den Arbeitsmarkt und in die Schule wird an dieser
Stelle beispielhaft kurz ausgeführt. Auch beim Thema Spracherwerb, das im darauf folgenden
Kapitel behandelt wird, spielt die Integration der Flüchtlinge eine prominente Rolle.
Integration in den Arbeitsmarkt
Das Thema Flüchtlinge hat viele Bereiche und an dieser Stelle soll ein in der Emscher-Lippe
Region bewährtes Projekt vorgestellt werden, „ELNet Bleiberecht“. Seit Oktober 2008 arbeitet
___________________________
22
Abrufbar unter: http://www.integration-marl.de/ger/religion/religionsgemeinschaften-und-einrichtungen-in
-marl/liste.html (08.04.2016).
23
Informationen zum Thema unter: http://www.kreis-re.de/dok/schlagworte/40/File/Workshop%205%20
Biko%202015-2.pdf (08.04.2016).
20
das Integrationsnetzwerkprojekt „ELNet – Emscher-Lippe-Netzwerk Ausbildung und Arbeit für
Bleibeberechtigte und Flüchtlinge“ in der Emscher-Lippe Region. Zielgruppen von ELNet sind
Asylbewerberinnen, Asylbewerber sowie Geduldete mit zumindest nachrangigem Zugang
zum Arbeitsmarkt und Flüchtlinge mit Zugang zum SGB II. Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer können unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bis hin zum Ende des Erwerbsalters
sein. Schwerpunkt des Projektes ist die Förderung von Flüchtlingen, die aufgrund der in ihrem
Herkunftsland erworbenen Qualifizierung Anschluss an ihre Erwerbstätigkeit erlangen können
und junge hochmotovierte Asylbewerberinnen und Asylbewerber und Flüchtlinge aus Krisengebieten, z.B. Syrien, Irak, Eritrea, die nicht mehr schulpflichtig sind und aufgrund des laufenden Asylverfahrens noch keinen Zugang zu Sprachkursen haben. Eine weitere Zielgruppe sind
Personen mit einem in Deutschland nicht anerkannten bzw. ohne Berufsabschluss, denen arbeitsmarktrelevante Kenntnisse vermittelt werden und die bei ihren Bewerbungen unterstützt
werden. Ein Teil der Menschen wird bei der Anerkennung ihrer Zeugnisse und Qualifikationen
unterstützt. In der Emscher-Lippe Region konnten über aufsuchende Beratungsarbeit und
Unterstützung durch Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner 1.800 Asylbewerberinnen, Asylbewerber und Flüchtlinge im Einzugsbereich von ELNet erreicht werden. Über
weitere Programme und Unterstützung werden mindestens 40% in schulische Bildung, Berufsausbildung oder Arbeit vermittelt.
ELNet bietet in einem „Offenen LernCentrum“ individuelle Qualifizierungsmaßnahmen an. Dort
können Asylbewerberinnen, Asylbewerber und Flüchtlinge Bewerbungen erstellen, Schulwissen erlangen bzw. auffrischen und sich auf den Beginn einer Ausbildung oder einer Arbeitsaufnahme vorbereiten.
Die Zahl der nicht mehr schulpflichtigen jungen Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus
bestimmten Krisengebieten ist seit 2014 stark gestiegen. ELNet bietet in Zusammenarbeit mit
dem Weiterbildungskolleg Abendrealschule der Stadt Gelsenkirchen Vorsemesterkurse mit
dem Schwerpunkt Deutschförderung an. Seit Februar 2015 besuchen auch Menschen aus
dem Kreis Recklinghausen diese Kurse.
Für das Schuljahr 2015/16 ist geplant, Angebote für nicht mehr schulpflichtige jugendliche
Flüchtlinge an den Berufskollegs des Kreises Recklinghausen auszuweiten.
Flüchtlinge im Alter bis zu 25 Jahren brauchen in der Regel zunächst einen schnellen Spracherwerb und anschließend bzw. teilweise auch gleichzeitig eine Berufsorientierung bzw.
eine Berufsausbildung. Dies erfordert einen hohen Koordinationsbedarf zwischen den Akteuren, z.B. Berufskollegs, Schulaufsicht, Kommunales Integrationszentrum, ELNet-Bleiberecht,
Fachbereich Bildung, Jobcenter, Migrationsberatung. In einer Zusammenarbeit zwischen den
gerade genannten Akteuren wird zurzeit das Angebot an den Berufskollegs zur Integration
von jugendlichen Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit ausgebaut. Die Altersgruppe der 18 –
25-Jährigen soll darüber hinaus angesprochen werden und in einer Angebotskombination aus
Schultagen und praktischer Anleitung an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Das Kommunale Integrationszentrum hat seit dem 1.12.2015 die Aufgabe übernommen, zum Thema Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen an Berufskollegs zu beraten. Insbesondere wird die
Beratung von Ehrenamtlern, Städten und Personen der Betreuungssysteme angenommen.
Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen in der Schule
Ein wichtiger Bereich der Integrationsarbeit ist die Beschulung von Kindern und Jugendlichen,
die noch keine Schule in Deutschland besucht haben und die über fehlende oder unzureichende Kenntnisse in der deutschen Sprache verfügen. In einigen Fällen müssen die Kinder und
Jugendlichen das Lesen und Schreiben bzw. das lateinische Alphabet lernen.
21
Im Kreis Recklinghausen werden diese Kinder und Jugendliche in vielen Schulen unterrichtet.
Die Schulen haben in der Regel spezielle Klassen gebildet. Die folgende Tabelle zeigt den
Stand vom Februar 2016.
Tabelle 4: Seiteneinsteigerklassen im Kreis Recklinghausen (Stand 15.02.2016)
Castrop-Rauxel
Franz-Hillebrand-Schule (Hauptschule)
Städt. Sekundarschule-Süd
(Sekundarschule)
Städt. Adalbert-Stifter-Gymnasium
(Gymnasium)
Berufskolleg Castrop-Rauxel (Berufskolleg)
Datteln
Gustav-Adolf-Schule (Grundschule)
GH Hachhausen (Hauptschule)
Dorsten
Dietrich-Bonhoeffer-Schule (Hauptschule)
Geschwister-Scholl-Schule (Hauptschule)
Gesamtschule Wulfen (Gesamtschule)
Gladbeck
Lambertischule (Grundschule)
Erich-Fried-Schule (Hauptschule)
Werner- von-Siemens-Realschule
(Realschule/ Verbundschule)
Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule
(Gesamtschule)
Städt. Riesener-Gymnasium (Gymnasium)
Herten
Martin-Luther-Schule (Hauptschule)
Willy-Brandt-Schule (Realschule/
Verbundschule)
Städt. Gymnasium (Gymnasium)
Marl
Hermann-Claudius-Schule (Hauptschule)
Albert-Schweitzer/ Geschwister-SchollSchule (Gymnasium)
Gymnasium im Loekamp (Gymnasium)
Hans-Böckler-Berufskolleg (Berufskolleg)
Recklinghausen
GH Paulus/Canisius (Hauptschule)
Käthe-Kollwitz-Schule (Gesamtschule)
Max-Born-Berufskolleg (Berufskolleg)
Quelle: Daten der Unteren Schulaufsicht, eigene Darstellung
22
Tabelle 5: Beschulung der Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen (Stand 15.02.2016)
Seiteneinsteigerkinder insgesamt
Seiteneinsteigerkinder in Grundschulklassen
Seiteneinsteigerkinder an Hauptschulen
Seiteneinsteigerkinder an Gesamtschulen
Seiteneinsteigerkinder an Förderschulen
Seiteneinsteigerkinder an Sekundarschulen
Seiteneinsteigerkinder an Gymnasien
Seiteneinsteigerkinder an Realschulen
Seiteneinsteigerkinder an Berufskollegs
2086
892
(2 Spezialklassen)
675
52
2
74
94
93
204
62
Seiteneinsteigerklassen:
Zunahme der Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen (15.11.15 – 15.02.2016)
Häufigste Herkunftssprachen: Arabisch, Albanisch, Polnisch
37%
Quelle: Daten der Unteren Schulaufsicht, eigene Darstellung
Zur Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Recklinghausen zum Themenfeld
„Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen“: s. Kapitel 4.2.1
3.3 Spracherwerb als zentrales Element der Integration
Die herausragende Bedeutung von Sprache für die gesellschaftliche Teilhabe wird mittlerweile von niemandem mehr bestritten. Die Förderung des Spracherwerbs, die durchgängige
Sprachbildung und die Mehrsprachigkeit sind Schlüssel für den zukünftigen Bildungserfolg
künftiger Generationen. Der Zustand, dass Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen ohne Zuwanderungsgeschichte im deutschen Bildungssystem immer noch schlechter abschneiden, muss überwunden werden.
Gründe für die schlechteren Leistung können dadurch begründet sein, dass
•
•
die Schule andere sprachliche Anforderungen an Kinder und Jugendliche stellt, die diese
mit ihren alltagssprachlichen Fähigkeiten kaum bewältigen können und
die Sprachen der mehrsprachigen Kinder nicht in den Bildungsalltag der Kinder und Jugendlichen integriert werden, so dass sie nicht auf sprachliche Vorerfahrungen, die vielleicht in der Herkunftssprache vorhanden sind, zurückgreifen können.
Kinder und Jugendliche müssen bei der Aneignung dieser bildungscharakteristischen sprachlichen Mittel kontinuierlich unterstützt werden, damit sie erfolgreich in ihrer Bildungsbiografie
sein können.
Das Konzept der durchgängigen sprachlichen Bildung bezieht die Erkenntnisse über Spracherwerb und Sprachentwicklung unter der Bedingung von Mehrsprachigkeit ein und ist im
Modellprogramm „Förderung von Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ (FörMig) in drei Dimensionen dargestellt:
23
Abbildung 6: Konzept der durchgängigen sprachlichen Bildung
Quelle: FörMig Berlin (2004-2009)
Quelle: FörMig Berlin (2004-2009)
Die horizontale Achse stellt die Sprachbildung als durchgängige Kernaufgabe von Familie,
Kindertagesstätte, Schule und außerschulischen Lernbereichen dar. Vertikal wird die durchgängige Sprachbildung entlang der Bildungsbiografie von Kindern von der KiTa bis in den
Beruf dargestellt. Zentrales Element stellen die jeweiligen Übergänge von der abgebenden zur
aufnehmenden Einrichtung dar. Diagonal wird die Verbindung zwischen Alltags- und Bildungssprache, zwischen dem Deutschen (häufig Zweitsprache) und den weiteren Familiensprachen
(Erstsprache) und den schulischen Fremdsprachen aufgeführt.
Im Kreis Recklinghausen kann die durchgängige sprachliche Bildung als Querschnittsaufgabe
aller Bildungseinrichtungen, die ein Kind durchläuft, gesehen werden. Sprachbildung findet
entlang der Bildungsbiografie von Kindern und Jugendlichen im KiTa-Alltag, in der Schule im
Unterricht, in unterrichtsergänzenden oder außerschulischen Angeboten sowie in den Familien
statt. Kindertagesstätten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen des Kreises sind an der
Gestaltung einer durchgehenden und koordinierten sprachlichen Bildung in den Einrichtungen, an den Übergängen, in der Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Beteiligten beteiligt.
24
3.4 Strategien gegen fremdenfeindliche Einstellungen
Es gehört zur guten Tradition von Kommunen, die durch die Montanindustrie geprägt sind,
Menschen aus anderen Kulturen zu integrieren. Das gelingt dem Kreis Recklinghausen seit
Jahrzehnten. Leider gibt es Menschen im Kreis Recklinghausen, die einer Willkommenskultur
skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen. Es gehört zu den wichtigen Herausforderungen,
fremdenfeindlichen Einstellungen zu entgegnen. Dabei sind die Fälle von offenem Rassismus,
Fremdenfeindlichkeit oder Antiislamismus im Kreis Recklinghausen nicht häufig.
Solche Einstellungen und Meinungen aufmerksam zu verfolgen und ihnen kritisch entgegen
zu treten, sehen sich z.B. die Verwaltungen und Schulen im Kreis verpflichtet.
Auch im Kreis Recklinghausen gibt es Netzwerke, die sich die Bekämpfung von Antirassismus, Antisemitismus u.ä. besonders im Bildungsbereich zur Aufgabe gemacht haben:
Das Netzwerk „Schule ohne Rassismus“ ist das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Im
Kreis Recklinghausen gibt es zahlreiche Schulen in jeder Stadt, die Mitglieder sind. „Schule
ohne Rassismus“ ist Verbundpartner der Kommunalen Integrationszentren.
•
Siehe: http://www.schule-ohne-rassismus.org/startseite/ (08.04.2016)
Die „Mobile Beratung im Regierungsbezirk Münster“ (mobim) unterstützt und berät alle, die
sich gegen Rechtsextremismus und für Demokratie engagieren wollen.
Im Übrigen zielen die Konzepte zur interkulturellen Öffnung von Schulen und Verwaltungen
auch auf die Sensibilisierung der dort Beschäftigten im Umgang mit Menschen aus anderen
Kulturen. Insofern leisten diese Konzepte einen erheblichen Beitrag, Diskriminierungen zu
verhindern bzw. abzubauen.
Insgesamt findet das Konzept, die Vielfalt der Gesellschaft zu schätzen und Menschen aus
anderen Ländern willkommen zu heißen, breite Unterstützung im Kreis Recklinghausen.
•
Siehe: http://www.mobim.info/ (08.04.2016)
4. Akteure der Integration und ihre Arbeit – eine Auswahl
Integration kann nur mit dem gemeinsamen Engagement vieler Menschen gelingen, egal woher sie kommen. Im Kreis Recklinghausen engagieren sich bereits viele Institutionen, professionelle Dienste, Vereine, ehrenamtlich Tätige und Gruppen in dem Bereich der Integration
von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mit verschiedenen inhaltlichen Aspekten. Das
Kommunale Integrationszentrum hat damit begonnen, einen Gesamtüberblick über alle in diesem Bereich tätigen Akteure im Kreis Recklinghausen anzubieten. Jeder Integrationsbericht
soll den Akteuren die Gelegenheit bieten, sich und ihre Arbeit selbst vorzustellen. In diesem
Bericht sind es die fünf Integrationsagenturen im Kreis Recklinghausen, die einen kleinen Einblick in ihre umfangreiche Arbeit geben.
25
4.1 Die Arbeit der Integrationsagenturen
Integrationsagenturen werden vom Land NRW gefördert und sind in der Trägerschaft der
freien Wohlfahrtsverbände. Sie „[…] unterstützen Einrichtungen der sozialen Versorgung
– vom Kindergarten über das Krankenhaus bis hin zum Seniorenheim – dabei, die Zugewanderten rechtzeitig zu erreichen, angemessen zu informieren und zu versorgen. Sie
qualifizieren und entwickeln das bürgerschaftliche Engagement von und für Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte. Sie helfen überall dort, wo es im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu Problemen kommt. Sie fördern und unterstützen in
Stadtteilen mit sozialen Problemen die Eigeninitiative von Migrantenselbstorganisationen.
Sie sensibilisieren und informieren zum Thema Diskriminierung. Sie leisten Bildungsarbeit
mit unterschiedlichen Zielgruppen und führen in speziellen Servicefunktionen vor allem Antidiskriminierungsberatung durch.“25
Die Integrationsagenturen wurden vom Kommunalen Integrationszentrum gebeten, ihre Einrichtung und ihre Arbeit für den Integrationsbericht kurz darzustellen. Hier sind die Beiträge der
Integrationsagenturen (nach Städten in alphabetischer Reihenfolge):
1. Name der Integrationsagentur
Castrop-Rauxel in Trägerschaft der Griechischen Gemeinde e.V.
2. Adresse, Kontaktdaten, Ansprechpartner
Kulturzentrum AGORA, Zechenstraße 2 a, 44581 Castrop-Rauxel, Thorsten Schnelle
3. Organisation der Integrationsagentur, Kooperationspartner
Kolpingbildungszentren Ruhr gem. GmbH, Stadt Castrop-Rauxel, rebeq, Jobcenter, Bundesagentur für Arbeit, Bürgerstiftung AGORA
4. Beispiele für Aufgaben und Tätigkeiten (hauptsächlich dauerhafte bzw. langfristige)
-
Unterstützung des Vorstands der Griechischen Gemeinde zur Bündelung bürgerschaftlichen Engagements im Sozialraum (Gestaltung eines Jahresangebots, juristische Beratung, Vertragsgestaltung, Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems, Öffentlichkeitsarbeit etc.).
- Unterstützung des Vorstands der Bürgerstiftung AGORA (Budgetierung, Mittelakquise etc.)
- Eruierung von Bedarfen und Interessen hinsichtlich möglicher Einsatzfelder
(Tanz, Musik, Handarbeit usw.) für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Heranführung dieser Zuwanderer an Räumlichkeiten in Migrantenselbstorganisationen im Stadtgebiet entsprechend der Bedarfe, um dort eigene Seminarangebote nach vorhandenen Potentialen anzubieten/Aktivierung von Selbsthilfe.
- Übernahme einer Schnittstellenfunktion zwischen Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte, denen die Vermittlung von der Schule in den Beruf nicht gelang und den
entsprechenden Institutionen (Schule, Jugendamt, Jobcenter, Träger usw.) bzw. dem
Arbeitsmarkt. Ziel ist der Aufbau von Kontakten und entsprechend die Vermittlung
der Jugendlichen auf den zweiten Arbeitsmarkt (Qualifizierungs-Projekte bei Kolping,
___________________________
25
Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (2011): Integrationsagenturen gestalten Vielfalt, S. 11. Siehe:
http://www.kfi.nrw.de/service/publikationen/PDF/integrationsbroschuere_mais_.pdf (15.04.2016).
26
-
-
-
-
-
rebeq, der Griechischen Gemeinde oder einem anderen Träger) und zwischen den
Diensten.
Begleitung des Projekts „Lesen für Castroper Kinder“ an Kindergärten und Grundschulen im Sozialraum, das sich unter dem Einsatz von Kinderbüchern gezielt mit der
Lesefrühförderung befasst.
Co-Beratung, Vermittlung von Informationen im Kontext von Migration (Schüler, Studenten, Institutionen etc.)
Vermittlung von Migranten und Migrantinnen in Angebote zur Verbesserung des
Sprachvermögens (Integrationskurse, spezifische Maßnahmen usw.).
Durchführung spezieller Seminarangebote für besondere Personengruppen mit Zuwanderungsgeschichte in Kooperation mit der Polizei (Verkehrsschule, Übersicht über
Ordnungswidrigkeiten, „Enkel-Trick“, kleine Delikte im Schulalltag usw.) und der Verbraucherzentrale (Energie sparen, gesunde Ernährung etc.).
Konfliktmanagement/Mediation im Sozialraum (insbesondere Konflikte mit interkulturellem Bezug)
5. Schwerpunkte
•
•
•
•
Interkulturelle Öffnung von Diensten und Einrichtungen,
Sozialraumorientierte Arbeit
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
Antidiskriminierung
1. Name der Integrationsagentur
Integrationsagentur im Internationalen Mädchenzentrum Gladbeck
2. Adresse, Kontaktdaten, Ansprechpartner
Boystr. 70, 45968 Gladbeck
Tel. 02043 / 207390
e-mail: [email protected]
www.mzgladbeck.de
Ansprechpartnerin: Ute Breuker-Gerbig
3. Organisation der Integrationsagentur, Kooperationspartner
Dachverband: Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.
Die Integrationsagentur im Internationalen Mädchenzentrum Gladbeck erarbeitet mit dem
bestehenden Netzwerk Integrationsthemen und erschließt neue Netzwerke.
4. Beispiele für Aufgaben und Tätigkeiten (hauptsächlich dauerhafte bzw. langfristige)
Zur Unterstützung interkultureller Öffnungsprozesse werden von der Integrationsagentur
Vorträge und Fortbildungen zu Herausforderungen interkultureller Öffnung für Institutionen
und Mitarbeitern/innen organisiert und durchgeführt.
Auf der Ebene der Zielgruppe Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte werden unterschiedliche Bildungsangebote entwickelt.
Regelmäßig finden kulturverbindende Veranstaltungen statt.
27
5. Schwerpunkte
•
•
•
•
Interkulturelle Öffnung von Diensten und Einrichtungen,
Die Integrationsagentur im Internationalen Mädchenzentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, grundsätzlich das Bewusstsein für gegenseitige Offenheit, Respekt und
Wertschätzung von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte zu fördern.
Hierzu werden Angebote zur Sensibilisierung und Motivierung von Institutionen bereitgestellt und Öffnungsprozesse auf unterschiedlichen Ebenen begleitet.
Sozialraumorientierte Arbeit,
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
Für ehrenamtlich engagierte werden regelmäßige Reflektionen zu ihren Tätigkeitsfeldern sowie Fortbildungen zu interkultureller Kompetenz angeboten.
Antidiskriminierung
1. Name der Integrationsagentur
Integrationsagenturen im „Haus der Kulturen“ Herten
2. Adresse, Kontaktdaten, Ansprechpartner
Haus der Kulturen
Vitusstr. 20, 45699 Herten
Kathrin Wolf
02366/180711 [email protected]
Annelie Rutecki
02366/180713 [email protected]
Zühtü Baritoglu
02366/180715 [email protected]
3. Organisation der Integrationsagentur, Kooperationspartner
Das Haus der Kulturen Herten ist eine trägerübergreifende Migrations- und Integrationsfachstelle. Die Träger vom Haus der Kulturen Herten und somit auch die der Integrationsagenturen sind folgende Verbände und Vereine:
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen
Caritasverband Herten e.V.
Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen
4. Beispiele für Aufgaben und Tätigkeiten (hauptsächlich dauerhafte bzw. langfristige)
Seit 2007 fördert das Land Nordrhein-Westfalen in Trägerschaft der Spitzenverbände der
Freien Wohlfahrtspflege Integrationsagenturen für die Belange von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Mit Stand vom Februar 2011 werden insgesamt 131 Integrationsagenturen vom Land NRW gefördert. Nordrhein-Westfalen setzt auf eine systematische Integrationsarbeit zwischen Kommunen, Freien Trägern und dem Land.
28
Die Integrationsagenturen sollen:
• Einrichtungen der sozialen Versorgung dabei unterstützen, die Zugewanderten rechtzeitig zu erreichen und angemessen zu versorgen. Dies reicht vom Kindergarten über
das Krankenhaus bis hin zum Seniorenheim,
• das vorhandene bürgerschaftliche Engagement im Bereich der Integration weiter qualifizieren und ausbauen,
• dort helfen, wo es im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu
Problemen kommt,
• in Stadtteilen mit sozialen Problemlagen die Eigeninitiative von Migrantenselbstorganisationen fördern.
5. Schwerpunkte
•
•
•
•
•
Interkulturelle Öffnung von Diensten und Einrichtungen
g Schulungen und Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Vereinen,
Verbänden, Institutionen (Schulen, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen, etc.)
und Verwaltungen
g Beratung von Vereinen, Verbänden, Institutionen (Schulen, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen etc.) und Verwaltung
Sozialraumorientierte Arbeit
g Koordinierung von Arbeitskreisen und Fachgremien
g Elternarbeit
g FuN – Familie und Nachbarschaft
g Frauencafé
g Männergesprächskreis
g Interreligiöser Dialog
g Organisation und Planung von Stadtteilfesten
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
g Akquise und Begleitung von Ehrenamtlichen
g Schulung von Ehrenamtlichen
Demokratiearbeit, Antidiskriminierung und Rechtsextremismus Prävention
g Schulungen und Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Vereinen,
Verbänden, Institutionen (Schulen, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen etc.)
und Verwaltungen
g Beratung von Vereinen, Verbänden, Institutionen (Schulen, Kindertageseinrichtungen, Beratungsstellen etc.) und Verwaltung
g Deeskalationstraining in Kindertageseinrichtungen und Schulen
g Koordinierung von Arbeitskreisen und Fachgremien
g Umsetzung und Organisation von Fachveranstaltungen und Fachtagungen
Interkulturelle Mediation
g Mediation für Nachbarschaftskonflikte, Beziehungskonflikte und Sorgerechtskonflikte
g Mediation für Institutionen
Sonstiges
Fahrradkurse
Deutsch von Anfang an – Deutschkurse für Flüchtlinge
(türkisch sprachige) Krabbelgruppen
Organisation von Hausaufgabenhilfe
Organisation von Spiel- und Lerngruppen für Flüchtlingskinder
29
1. Name der Integrationsagentur
Marl-Hamm
2. Adresse, Kontaktdaten, Ansprechpartner
Sperberweg 3-5, 45772 Marl
Tel.:02365/6991559
E-Mail:[email protected]
Dipl.-Soz.päd.: Metin Boybeyi
3. Organisation der Integrationsagentur, Kooperationspartner
AWO Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen. Kooperationspartner: Jugendamt Marl
4. Beispiele für Aufgaben und Tätigkeiten (hauptsächlich dauerhafte bzw. langfristige)
•
•
•
Koordinierung und Leitung der Netzwerkarbeit im Stadtteil
Koordinierung und Leitung AG Kinder und Jugendliche
Koordinierung und Leitung der Stadtteilkonferenz
Langfristige Projekte der IA Marl im Ernst-Reuter-Haus:
• Sprache von Anfang an
• Stärkung der Erziehungsfähigkeiten (für Eltern)
• Tanztheater Projekt
• Interkultureller Frauentreff
• Tanzkurs (Hiphop)
• Bewegung im Alltag
• Sport (Fußball)
• Offener Kinder, Mädchen und Jugendtreff
• Nachhilfe (Mathe und Deutsch) für Grundschüler
• Infos und Praxis zur gesunden Ernährung
5. Schwerpunkte
•
•
•
•
30
Sozialraumorientierte Arbeit, in Marl-Hamm
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
Interkulturelle Öffnung von Diensten und Einrichtungen
Antidiskriminierung
1. Name der Integrationsagentur
Caritas Integrationsagentur Recklinghausen
2. Adresse, Kontaktdaten, Ansprechpartner
Mühlenstraße 27, 45659 Recklinghausen
Telefon: 02361/58900
Sofia Bißlich
Mobil: 0160-96353079
3. Organisation der Integrationsagentur, Kooperationspartner
Die IA ist eingebunden in den Fachdienst für Integration und Migration. Kooperationspartner sind Familienzentren und Kinder- und Jugendeinrichtungen.
4. Beispiele für Aufgaben und Tätigkeiten (hauptsächlich dauerhafte bzw. langfristige)
-
-
-
-
Interkulturelle Öffnung von Einrichtungen und Diensten insbesondere im Bereich der
Altenhilfe
des Caritasverbandes
Kooperation und Zusammenarbeit mit den muslimischen Gemeinden
Aufbau und Begleitung eines ehrenamtlichen Netzwerks zur Betreuung von Flüchtlingen
5. Schwerpunkte
•
•
•
Interkulturelle Öffnung von Diensten und Einrichtungen,
Sozialraumorientierte Arbeit,
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
4.2 Die Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums
Das Kommunale Integrationszentrum Kreis Recklinghausen besteht seit dem 01.08.2013.
Im Land NRW gibt es 50 Kommunale Integrationszentren. Finanziert werden die Kommunalen
Integrationszentren u.a. vom Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS) und dem
Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW). Die Ministerien geben den Rahmen für die
Strategien und die Struktur vor:
31
Abbildung 7: Strategien und Struktur Kommunale Integrationszentren NRW
Landesweite Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren (LaKI)
Kommunale Integrationszentren NRW
Politischer Auftrag
Integration ist Querschnittaufgabe
Interkulturelle Öffnung der Regeldienste durch systemische
Organisationsentwicklung
Integration/Bildung ist Aufgabe der Kommune (Land unterstützt)
•
•
•
Strategien
Landesweite
Koordinierungsstelle
MSW/ MAIS
MAIS
Integration durch Bildung
Bildungskette
Integration als Querschnittsaufgabe
Handlungsfelder
Elementar
erziehung
Schulent
wicklung
Übergang
Schule
Beruf
Handlungsfelder
Beratung
Seitenein
steiger
Arbeit/Wi
rtschaft
Flucht/
Zuwande
rung
Freizeit/
Sport
Seniore
narbeit/
Pflege..
..
Beratung
Begleitung
Controlling
Expertise
Schwerpunkt 1
Schwerpunkt 2
+ Aufgaben entlang der Bildungskette
Integration als Querschnittaufgabe
Fortbildung
Öffentlichkeitsarbeit
Transfer…
Verbund
Kommunaler
Integrationszentren
Kommunales Integrationszentrum
(Transparenz, Koordination, Vernetzung)
Integrationskonzept / Steuerung
Kommune
Verbände
Bildungsbüro
Schulen/
Verwaltung
Kitas
MO
Seiteneinsteiger
weitere
relevante
Akteure…
Quelle: Landesweite Koordinierungsstelle
Arbeitsgrundlagen für das Kommunale Integrationszentrum Kreis Recklinghausen:
-
-
-
„Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration“ vom 14.02.2012
„Erlass und Förderrichtlinie für die Kommunalen Integrationszentren“ vom 25.06.2012
„Integrationskonzept des Kreises Recklinghausen“, beschlossen am 11.03.2013 sowie
der hier vorliegende Integrationsbericht verabschiedet im Oktober 2015
Im Kreis Recklinghausen sind die vom Land geförderten 5,5 Stellen mit 8 Mitarbeitern bzw.
Mitarbeiterinnen besetzt. Mit der Gründung von Kommunalen Integrationszentren wird auch
die Absicht verfolgt, eine Infrastruktur für die Integration im Land NRW aufzubauen und das
qualitative Niveau der Integrationsarbeit anzuheben. In diesem Zusammenhang nahmen die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KI Kreis Recklinghausen an zahlreichen Schulungen,
Tagungen und Austauschtreffen teil.
32
Abbildung 8: Übersicht über die Kommunalen Integrationszentren in NRW
(Stand: April 2016)26
Kreis
Minden-Lübbecke
Kreis
Herford
Münster
Bielefeld
Kreis
Coesfeld
Kreis
Warendorf
Kreis Lippe
Kreis
Gütersloh
Kreis
Wesel
Kreis Höxter
Kreis Paderborn
Kreis Recklinghausen
Bottrop
Oberhausen
Hamm
Landesweite
Koordinierungsstelle
Gelsenkirchen
Dortmund
Herne
Kreis Unna
Bochum
Essen
Duisburg
Mülheim
EnnepeKrefeld
Ruhr Kreis
Kreis Mettmann
Rhein-Kreis Neuss
Düsseldorf
Solingen
Mönchengladbach
Kreis Heinsberg
Rhein-Erft-Kreis
Leverkusen
Köln
Bonn
Rhein-Sieg
Kreis
Hagen
Kreis Soest
Märkischer Kreis
Wuppertal
Remscheid
RheinischBergischer Kreis
Hochsauerlandkreis
Kreis Olpe
Kreis SiegenOberbergischer
Wittgenstein
Kreis
Aachen
Kreis Düren
StädteRegion
Kreis Euskirchen
Aachen
Der landesweite Verbund der Kommunalen Integrationszentren
Alle Kommunalen Integrationszentren in NRW bilden einen landesweiten Zusammenschluss.
Das Land NRW unterstützt die Kommunalen Integrationszentren durch eine Landesweite Koordinierungsstelle (LaKI).
Die Landesweite Koordinierungsstelle nimmt folgende Aufgaben wahr:
• Moderation des internen Austauschs,
• Durchführung interner und überregionaler Qualifizierungsangebote,
• Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit,
• Organisation des Förderprogramm-Controllings,
• Mitwirkung bei der konzeptionellen Weiterentwicklung von Integration und Bildung in NRW.
___________________________
26
Quelle: Landesweite Koordinierungsstelle. Siehe dazu: http://www.kommunale-integrationszentren-nrw.de/
kommunale-integrationszentren (12.04.2016).
33
Abbildung 9: Aufgaben der Landesweiten Koordinierungsstelle27
4.2.1 Bildung als zentrales Handlungsfeld
Ziel der Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums im Bereich Bildung ist es, die Bildungschancen und Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte zu verbessern und die Chancengleichheit im Hinblick auf Schule und Ausbildung zu erhöhen.
Schwerpunkt Frühe Bildung
In den ersten Lebensjahren spielen Familien für die Entwicklung ihrer Kinder eine entscheidende
Rolle: Sie sind erste Bezugspersonen, Sprachvorbilder und Bildungsvermittler und stellen somit
wichtige Weichen für den weiteren Bildungsverlauf ihrer Kinder. Damit Familien dieser Rolle
gerecht werden können, brauchen sie vor Ort verlässliche Partner, gute Informationen und Unterstützung.
Das Kommunale Integrationszentrum unterstützt Einrichtungen in den Kommunen des Kreises
bei der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Familien durch die anerkannten und geschützten27 Elternbildungsprogramme „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“, die institutionelle sprachliche
Bildung mit einem Konzept der Elternbildung vernetzen.
___________________________
27
Quelle: Landesweite Koordinierungsstelle. Siehe dazu: http://www.kommunale-integrationszentren-nrw.de/
sites/default/files/public/system/downloads/grafik_aufgaben_laki_neu_oktober_2015.pdf (08.04.2016).
23
Für die Umsetzung der Programme muss eine Kooperationsvereinbarung mit dem zuständigen Kommunalen Integrationszentrum vor Ort abgeschlossen werden. Mit der Vereinbarung verpflichten sich die Träger, bestimmte Qualitätsstandards einzuhalten. Dafür erhalten sie kostenlos umfangreiche Anleitungen und
mehrsprachige Materialien.
34
Griffbereit
„Griffbereit“ eignet sich für Familien mit Kindern im Alter von 1-3 Jahren. Bei regelmäßigen Treffen in der Gruppe erfahren sie, wie sie ihre Kinder durch konkrete
kleinkindgerechte Aktivitäten in Form von Kommunikations- und Sprachspielen in
ihrer frühkindlichen Entwicklung fördern können. Durch „Griffbereit“ kommen Kleinkinder aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte schon sehr früh mit der deutschen Sprache und deutsche Kinder mit einer Fremdsprache in Kontakt.
Unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit als Potenzial schafft „Griffbereit“ eine
wichtige Grundlage zum Erwerb von Sprachkompetenz.
Rucksack-KiTa
„Rucksack-KiTa“ richtet sich an Familien mit und ohne Zuwanderungsgeschichte
und ihre Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren, die eine Tageseinrichtung besuchen sowie an die Kindertageseinrichtungen, die von diesen Kindern besucht
werden.
„Rucksack-KiTa“ ist ein Elternbildungs- und Sprachförderprogramm, das den sozialen Kontext der Kinder und ihrer Familie einbezieht. Eltern werden von den Kindertagesstätten eingeladen, aktiv den Sprach- und Bildungsprozess ihrer Kinder zu
unterstützen. Das Besondere hierbei: Die Kinder werden von den Eltern in der Familiensprache und von den Erzieherinnen und Erziehern parallel in der deutschen
Sprache anhand von Themen wie z.B. „Körper“, „Kindertageseinrichtung“, „Familie“
gefördert.
Zudem erfahren Eltern, wie sie ihre Kinder in der allgemeinen Entwicklung und im
weiteren Bildungsverlauf optimal unterstützen können. Die Mehrsprachigkeit wird
dabei als Potenzial der Kinder aufgegriffen.
35
Durch die konzeptionelle Einbindung der Programme in den Einrichtungen kann im Rahmen
einer migrationssensiblen Öffnung die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern
und Erzieherinnen und Erziehern gestärkt, die Förderung der Mehrsprachigkeit sowie die Entwicklung der Kinder gefördert werden. Die durchgängige sprachliche Bildung spielt dabei eine
zentrale Rolle und sollte weiter ausgebaut werden.
Die Anerkennung und Förderung der Herkunftssprache – vor allem in Zusammenarbeit mit
den Eltern – ist ein wichtiger Bestandteil der Sprachentwicklung. Neben der Sprachkompetenz in deutscher Sprache ist Zwei- und Mehrsprachigkeit eine wesentliche Kompetenz, die
als Leistung und Chance vom Kommunalen Integrationszentrum wertgeschätzt und begriffen
wird.
Maßnahmen:
Das Kommunale Integrationszentrum hat zunächst eine kreisweite Bestandsaufnahme zu
bereits bestehenden „Griffbereit- und Rucksack-KiTa“-Gruppen durchgeführt und konnte mit
allen fünf anbietenden Trägern eine neue Kooperationsvereinbarung29 abschließen, die die
zukünftige Zusammenarbeit regelt.
Die einzelnen Städte im Kreis verfolgen dabei verschiedene Ansätze in der Umsetzung der
Programme: Während in einigen Städten die Koordination bei der städtischen Verwaltung
verortet ist, wie zum Beispiel in der Stadt Recklinghausen (Fachbereich Kinder, Jugend und
Familie), in Gladbeck (Büro für interkulturelle Arbeit) oder in Castrop-Rauxel (Familienbüro),
liegt die Verantwortung in anderen Städten bei einzelnen Einrichtungen (z.B. KiTa Christus
König in Oer-Erkenschwick) oder Projekten wie dem „Quadratkilometer Bildung“ in Herten.
In den oben genannten Städten wurden die Programme schon zu Zeiten der Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) installiert und haben sich somit über Jahre etabliert. Die Akteure vor Ort verfügen über einen
großen Erfahrungsschatz, den das KI für die Etablierung neuer Gruppen und den Austausch
auf Kreisebene nutzen kann.
In den letzten zwei Jahren hat das KI die Programme in unterschiedlichen Gremien der Städte
vorgestellt und interessierte Kommunen und Einrichtungen bei der Umsetzung von „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“ beraten und unterstützt.
So konnten in den Städten Datteln, Dorsten, Herten, Marl, Recklinghausen und Waltrop neue
Kooperationsvereinbarungen geschlossen und insgesamt sieben neue „Griffbereit“ sowie drei
neue „Rucksack KiTa- Gruppen“ eingerichtet werden.
Das KI hat neben der Schulung der Akteure die Programm-Materialien bereitgestellt sowie
regelmäßige Reflexionstreffen gestaltet. Dadurch zeigt sich, dass die Unterstützungsleistung
des Kommunalen Integrationszentrums in den letzten zwei Jahren bei den neuen Kooperationspartnern wesentlich intensiver ausgefallen ist, als bei denjenigen, die die Programme seit
vielen Jahren durchführen.
___________________________
29
Mit der Einrichtung Kommunaler Integrationszentren mussten die mit der ehemaligen RAA-Hauptstelle abgeschlossenen Kooperationsvereinbarungen durch neue Vereinbarungen zwischen dem KI und dem Träger
vor Ort ersetzt werden.
36
Abbildung 10: „Griffbereit- und Rucksack KiTa“ - Gruppen im Kreis Recklinghausen
(Stand: März 2016)
4 Griffbereit Gruppen
3 Rucksack KiTa Gruppen
Büro für interkulturelle
Arbeit
1 Rucksack KiTa
Gruppe
Km2 Bildung
Gladbeck
Haltern am See
1 Rucksack KiTa Gruppe
4 Rucksack KiTa Gruppen
Familienbüro Stadt CR
1 Griffbereit Gruppe
1 Griffbereit Gruppe
Verbund kath.
Kindertageseinrichtungen
DRK KiTa Datteln
Castrop-Rauxel
Datteln
1 GriffbereitGruppe
Frühe Bildung
Herten
Stadt Herten
Waltrop
Recklinghausen
Dorsten
Marl
3 Rucksack KiTa
Gruppen
OerErkenschwick
Fachbereich Kinder,
Jugend u. Familie
Paul Gerhardt Haus
Jugendamt der Stadt
Marl
1 Griffbereit Gruppe
KiTa Christus König
11 Rucksack KiTa Gruppen
1 GriffbereitGruppe
1 Griffbereit Gruppe
1 Rucksack KiTa Gruppe
Stand Mai 2016
Quelle: Eigene Darstellung
Für 2015 ist die Implementierung weiterer „Griffbereit- und Rucksack-KiTa“- Gruppen in den
Städten geplant. Nach der Kinderbildungsgesetz (KiBiz) Revision, konnte ein Anstieg der
Nachfrage zu den Programmen verzeichnet werden. Es wurden bereits erste Gespräche mit
zuständigen Personen/Ämtern geführt.
Die Zusammenarbeit mit den Programm-Akteuren vor Ort hat ergeben, dass der Wunsch nach
einem kreisweiten Treffen aller Akteure besteht, um sich beispielsweise über Erfahrungen,
Materialien austauschen zu können. Diesem Wunsch wird das KI kurzfristig entsprechen und
regelmäßige Arbeitskreise zu den Programmen „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“ auf Kreisebene organisieren.
Zudem erhebt das KI einmal jährlich sämtliche Daten zu den durchgeführten Programmen, um
eine kreisweite Transparenz zu schaffen.
37
Schwerpunktsetzung 2016/17:
Elternbildung und die Förderung der durchgängigen Sprachbildung von Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, sind weiterhin wichtige Themen im Kreis Recklinghausen und werden
auch in den kommenden zwei Jahren in der Schwerpunktsetzung der Arbeit des Kommunalen
Integrationszentrums berücksichtigt.
Dazu wird das Kommunale Integrationszentrum weiterhin fachkompetente Konzepte und Serviceleistungen zur Umsetzung von sprachbildenden und migrationsöffnenden Programmen im
Erziehungs- und Bildungswesen bereitstellen.
Die Programme „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“ werden in den nächsten zwei Jahren ausgebaut und mit den Akteuren vor Ort weiterentwickelt.
Es sollen gemeinsame Standards für die Umsetzung von „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“
im Kreis Recklinghausen in kreisweiten Austauschtreffen erarbeitet werden (Dokumentation,
Evaluation, Materialien…).
Um die vorhandenen Kompetenzen und Bedarfe in den Städten zu bündeln, sollen auf Kreisebene Synergieeffekte genutzt werden:
• Ein Programm für gemeinsame Schulungen und Fortbildungen wird entwickelt.
• Ein Materialpool wird von KI und Akteuren vor Ort erstellt und soll allen für die Arbeit in
den Gruppen zur Verfügung stehen.
• Gemeinsame Projekte werden geplant (z.B. Material- oder Bücherbörse).
Ein Newsletter soll zudem den Austausch und die Information auf Kreisebene verbessern.
Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen
In den Städten des Kreises Recklinghausen werden Kinder und Jugendliche unterrichtet, die
ohne oder mit wenigen Deutschkenntnissen und teilweise nicht alphabetisiert aus vielen unterschiedlichen Ländern ankommen (siehe dazu 3.2, „Die Integration von Flüchtlingen im Kreis
Recklinghausen – eine vorläufige Übersicht“).
In den Grundschulen werden Kinder direkt in eine Regelklasse aufgenommen, um dort die
deutsche Sprache zu erlernen.
Besondere Klassen, in denen nur Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen unterrichtet
werden, werden als Seiteneinsteigerklassen, aber auch Auffangklassen oder Vorbereitungsklassen (oder Internationale Förderklassen) bezeichnet. Diese Klassen wurden im Kreis
Recklinghausen bisher an 24 Schulen eingerichtet (siehe dazu 3.2 „Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen in der Schule“).
Diese Klassen sind i.d.R. heterogen zusammengesetzt:
• verschiedene Jahrgangsstufen,
• verschiedene Vorkenntnisse und Schulerfahrungen,
• verschiedene Herkunftssprachen aus unterschiedlichen Herkunftsländern.
In den Seiteneinsteigerklassen wird anfangs hauptsächlich die deutsche Sprache erlernt.
Wenn die Fähigkeiten in der deutschen Sprache zunehmen, können diese Schülerinnen und
Schüler zunehmend am Regelunterricht teilnehmen. Der Besuch der Seiteneinsteigerklasse
wird je nach Lernfortschritt nach 1,5 bis 2 Jahren beendet. Danach werden die Regelklassen
besucht. Die Chancen, einen deutschen Schulabschluss zu erhalten, sind gut.
38
Im Kreis Recklinghausen hat sich die folgende Struktur zum Thema „Seiteneinsteiger und
Seiteneinsteigerinnen“ ergeben:
Städte: •
•
•
•
•
•
Verantwortlich für Vorort-Strukturen,
Beratung der Kinder und Familien vor Ort (vielfach durch
Lehrerinnen und Lehrer, außer für Berufskollegs),
Einhaltung der Schulpflicht,
Schulräume, Ausstattung,
Finanzielle Unterstützung (z.B. Bildungs- und
Teilhabegesetz),
Schulsozialarbeit.
Schulen:
Unterricht, pädagogische und didaktische Konzepte.
•
Kreis:
Kommunales Integrationszentrum:
•
•
•
•
•
Transparenz schaffen zum Thema Seiteneinsteiger und
Seiteneinsteigerinnen,
Koordinations- und Vernetzungsmöglichkeiten schaffen
(z.B. für Lehrerinnen und Lehrer, die in Seiteneinsteigerklassen unterrichten, zwischen den Städten),
Beratung Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen an
Berufskollegs,
Meldung (d.h. das KI nimmt zentral für den Kreis alle Meldungen von berufsschulpflichtigen Seiteneinsteigern und
Seiteneinsteigerinnen entgegen),
Vermittlung von berufsschulpflichtigen Seiteneinsteigern
und Seiteneinsteigerinnen an Schulen.
Gesundheitsamt:
Schuleingangsuntersuchung.
•
Untere Schulaufsicht: •
•
Einrichtung von Klassen an Förderschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen (in Absprache mit den
Schulen und KI),
Zuweisung von Stellen für Seiteneinsteigerklassen (Integrationsstellen).
Obere Schulaufsicht:
•
Einrichtung von Klassen an Berufskollegs, Realschulen
und Gymnasien (in Absprache mit den Schulen und KI).
39
Der Aufgabenbereich Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen fällt in verschiedene Zuständigkeiten. Das KI Kreis Recklinghausen hat zur Aufgabe, in diesem Zusammenhang die
Transparenz, die Koordination und die Vernetzung zu fördern. Dazu wurden folgende Maßnahmen ergriffen:
Austauschtreffen für Lehrerinnen und Lehrer
Seit Beginn des Schuljahres 2015/16 finden Austauschtreffen für Lehrerinnen und Lehrer,
die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in Regel-/Auffangklassen unterrichten, statt. In
deren Rahmen haben sich Lehrerinnen und Lehrer über alle Schulstufen des Kreises Recklinghausen hinweg kennengelernt und unterstützen sich gegenseitig, z.B. durch die Erststellung einer gemeinsamen Materialliste für den Unterricht mit Neuzugewanderten oder den
Austausch über Best-Practice-Beispiele.
Bildung von Arbeitskreisen
Das KI und das Kompetenzteam richten Arbeitskreise zum Thema „Deutsch als Zweit-/Fremdsprache“ ein.
Durchführung von Workshop-Reihen
Im Februar 2016 ist eine Workshop-Reihe „Unterricht mit neu zugewanderten Schülerinnen
und Schülern, Sekundarstufe I/II“ gestartet. Die Reihe „Unterricht mit neu zugewanderten
Schülerinnen und Schülern, Primarstufe“ startet nach den Sommerferien 2016. In Planung ist
zudem eine dritte Workshop-Reihe zum Unterricht mit neu zugewanderten Schülerinnen und
Schülern für Lehrerinnen und Lehrer der Berufskollegs. Auch hier wird das erste Modul nach
den Sommerferien 2016 starten. Außerdem führt das KI Workshops zu aktuellen und nachgefragten Themen wie z.B. die „Traumatisierung von Flüchtlingskindern“ durch.
Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen an Berufskollegs
Das Kommunale Integrationszentrum hat im Dezember 2015 die Aufgabe übernommen, die
Meldungen für berufsschulpflichte Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen (16-18 Jahre)
aus dem Kreis entgegen zu nehmen und freie Plätze an den Berufskollegs zu suchen. Wenn
eine neue Klasse eröffnet wird, vermittelt das KI die Schülerinnen und Schüler an das Berufskolleg. Dort werden sie in „Internationalen Förderklassen“ in Vollzeit unterrichtet.
Ausblick 2016/17 für den Bereich Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen
Seit dem Jahr 2014 arbeitet das Kommunale Integrationszentrum Kreis Recklinghausen an
der Aufgabe mit, die Vernetzung und Koordination der Akteure in diesem Themenfeld zu verbessern. Dazu gehören die Beratungslehrerinnen und Beratungslehrer, die Schulen bzw. Lehrerinnen und Lehrer, die Schulverwaltungsämter und die untere Schulaufsicht.
Das KI wird zukünftig in diesem Themenfeld die folgenden Ziele verfolgen/weiter verfolgen:
• Organisation von Austauschtreffen,
• Zusammenstellung und Information der Akteure über Fragen in diesem Themenfeld,
• Kooperationen (insbesondere mit Schulen, unterer und oberer Schulaufsicht, Seiteneinsteiger-Beratern),
• Einrichtung von Seiteneinsteigerklassen an allen Schulformen (insbesondere Berufskollegs),
40
•
•
•
•
•
Meldung und Vermittlung von berufsschulpflichtigen Seiteneinsteigern und Seiteneinsteigerinnen,
Beratung von Schulen (z.B. Einrichtung von Seiteneinsteigerklassen),
Durchführung von Workshop-Reihen (z.B. für Lehrerinnen und Lehrer, Referendarinnen
und Referendare),
Weiterentwicklung des Systems,
Entwicklung und Weitergabe von Materialien (z.B. über Homepage des Kommunalen Integrationszentrums/des Kreises).
Der Übergang von der Schule in eine Ausbildung, einen Beruf oder ein Studium
An den folgenden Maßnahmen hat das KI mitgewirkt:
„Mein Beruf, meine Zukunft”
Beim Projekt „Mein Beruf, meine Zukunft. Mit Ausbildung zum Erfolg!“ arbeiten drei Organisationen zusammen. Das Projekt „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte“ kooperiert hier mit
dem „Elternnetzwerk NRW. Integration miteinander e.V.“ und der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk. Die Informationskampagne arbeitet darüber hinaus eng mit Migrantenselbstorganisationen zusammen und will Eltern und Jugendliche aus Zuwandererfamilien über
Bildungs-, Berufsabschlüsse und Zugangsvoraussetzungen sowie über die Möglichkeiten und
Chancen des deutschen Berufsbildungssystems informieren. Das Projekt fand am Berufskolleg Gladbeck statt.
„Test the Test”
„Test the Test“ bietet den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, Einstellungstests kennenzulernen und zudem auch die Möglichkeit, eigene Stärken und Defizite besser einschätzen zu
können. Bei der Nachwuchsrekrutierung in den Verwaltungen im Kreis Recklinghausen wird
es unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung notwendig, unterschiedliche Interessentengruppen mit einzubeziehen. Dazu gehören auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Sowohl sprachliche als auch bildungsbezogene Hürden sollen durch die Testvorbereitung, die für alle offen ist, ausgeglichen werden.
KAoA
Das Kommunale Integrationszentrum nimmt seit 2014 mit einem Vertreter an den Sitzung des
Steuerungskreises KAoA („Kein Abschluss ohne Anschluss“) teil.
Es ist Absicht vieler Akteure, dass im Kreis Recklinghausen die Zahl der Seiteneinsteigerklassen erhöht wird. Die Klassen sollen an allen Schulformen eingerichtet werden. Das Kommunale Integrationszentrum setzt sich dafür ein, dass auch an den Berufskollegs im Kreis
Seiteneinsteigerklassen errichtet werden.
Kooperation mit dem DGB Region Emscher Lippe
Auf Initiative des Kommunalen Integrationszentrums haben sich das KI Kreis Recklinghausen,
KI Bottrop und das KI Gelsenkirchen mit dem Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Region
Emscher Lippe ausgetauscht. Wunsch des KI und des DGBs ist es, die Transparenz im Themenfeld Schule – Ausbildung – Studium zu erhöhen. Es wird das Ziel verfolgt, insbesondere
den Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in der betrieblichen Ausbildung und
dem Studium zu erhöhen. Die Zusammenarbeit der Beteiligten wird weiter geführt.
41
Kommunale Bildungskonferenz
Auf der „Regionalen Bildungskonferenz“ des Kreises Recklinghausen am 23.06.2015 hat sich
ein Workshop damit befasst, wie Schulen und Hochschulen gemeinsam Talente fördern können unter den besonderen Bedingungen der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.30
Ausblick 2016/17 für den Übergang von der Schule in Ausbildung/Studium/Beruf
Es gilt, das Ziel zu verfolgen, den Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte an einer
Ausbildung oder einem Studium bzw. der Ausübung eines Berufs zu erhöhen.
Bei der Verfolgung dieses Ziels kann der Kreis Recklinghausen insofern gut mitgestalten, weil
er die Steuerungsgruppe für die Kommunale Koordinierung organisiert. Die Beteiligung des
Kommunalen Integrationszentrums am Steuerungskreis soll auch dazu führen, Jugendliche
mit Zuwanderungsgeschichte verstärkt in den Focus zu nehmen. So hat z.B. die Landesweite
Koordinierungsstelle (LaKI) ein Portfolio entwickelt, dass Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte in der Sekundarstufe I ermöglicht, spezifische Stärken zu entdecken,
die im Bewerbungsverfahren Vorteile bringen können. Die Verwendung eines solchen Portfolios soll getestet und ggfs. ausgeweitet werden.
Auch die o.g. Ansätze zur interkulturellen Entwicklung von Schulen bzw. der durchgängigen
Sprachbildung zielen darauf ab, die Chancen von Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte
beim Übergang in Ausbildung oder Beruf zu erhöhen.
Der Kreis Recklinghausen ist Träger der Berufskollegs in den Städten. Das Kommunale Integrationszentrum unterstützt den Kreis dabei, Berufskollegs interkulturell zu entwickeln und neue
Seiteneinsteigerklassen einzurichten.
In Zusammenarbeit mit dem Kompetenzteam der unteren Schulaufsicht sollen Lehrerfortbildungen angeboten werden, die die sprachlichen Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern
mit Zuwanderungsgeschichte entwickeln.
Die Ansätze in der Lehrerbildung sollen weiter verfolgt werden, mit dem Ziel, Referendarinnen
und Referendaren einen Thementag „Schüler mit Zuwanderungsgeschichte“ anzubieten.
Zukünftiges Ziel soll sein, weitere Schulen für eine interkulturelle Unterrichts- und Schulentwicklung zu gewinnen. Schulen können dabei „Berater für interkulturelle Unterrichts- und
Schulentwicklung“ (BikUS) beim Kommunalen Integrationszentrum zur Begleitung dieses Prozesses anfordern.
Ausblick 2016 / 2017: Durchgängige Sprachbildung
Die durchgängige Sprachbildung soll verstärkt werden. Die einzelnen Ansätze zur durchgängigen Sprachbildung sollen in einem Konzept zusammengefasst und auf die Bedarfe im Kreis
Recklinghausen abgestimmt werden.
Für Menschen, die in den Kreis ohne oder mit unvollständigen Sprachkenntnissen kommen,
wird im Prinzip nach folgenden Lebensphasen unterschieden:
___________________________
30
Siehe dazu: http://www.kreis-re.de/dok/schlagworte/40/File/Workshop%202%20BiKo%202015-2%281%
29.pdf (08.04.2016).
42
Tabelle 6: Lebensphasen/ Alter und Sprachangebote im Kreis Recklinghausen
Alter
0–3
Lebensphase
U3
Sprachangebote
„Griffbereit“ (1 – 3
Jahre)
Teilnahme freiwillig
Ja (Eltern mit Kindern)
3–6
Ü3
(Elementarbereich)
Primarstufe,
Sek I, Sek II
(Schulpflicht)
„Rucksack-KiTa“
Ja (Eltern mit Kindern)
„Rucksack Schule“,
Seiteneinsteigerklassen
(Vorbereitungsoder
Auffangklassen)
Jugendintegrationskurse
Nein
6 – 18
18 – 25
Ausbildung,
Studium
20 – 65
Erwerbsleben
Ab 65
Ruhestand
Allgemeine bzw.
besondere
Integrationskurse,
Angebote durch
Ehrenamtliche
Keine speziellen
Angebote
Ja
Berechtigte (z.B.
Spätaussiedler)
Verpflichtete (z.B. von
der Ausländerbehörde
aufgefordert)
-
Angebote/Anbieter
z.B. in
Kindertageseinrichtungen
In
Kindertageseinrichtungen
In Schulen (für alle)
Anbieter im Kreis:
Jugendmigrationsdienste,
Bildungszentrum
des Handels
Im Kreis z.B. VHS
und andere Träger
-
Quelle: Eigene Darstellung
Besondere Aufmerksamkeit sollten auf die Altersstufen bzw. Personengruppen gerichtet werden, in denen die Angebote zum Lernen der deutschen Sprache noch ausgeweitet werden
müssen. Legt man einen solchen bildungsbiografischen Ansatz zugrunde, sind zumindest unter bildungsökonomischen Aspekten alle Investitionen in die frühe Bildung besonders effizient.
Kommen Menschen ohne deutsche Sprachkenntnisse im Alter von 18 – 25 Jahren in den Kreis,
so ist die Situation insofern schwierig, als dass neben dem Erlernen der deutschen Sprache
auch möglichst schnell eine Vorbereitung auf eine Ausbildung bzw. einen Beruf erfolgen soll.
Das gilt im Prinzip auch für Personen im Alter von 20 – 65 Jahren. In dieser Altersgruppe gibt
es aber auch einen höheren Anteil von Menschen, die schon länger in Deutschland leben und
ihre deutschen Sprachkenntnisse noch verbessern sollten.
Das KI wird verstärkt die Aufgabe verfolgen, die Angebote zum Sprachlernen im Kreis transparent zu machen und die Kooperation der Einrichtungen (z.B. alle Schulformen) bzw. Anbieter weiter zu entwickeln, mit dem Ziel, ein flächendeckendes und bedarfsgerechtes Angebot
herzustellen.
4.2.2 Querschnittsaufgaben des Kommunalen Integrationszentrums
Das Handlungsfeld „Integration als Querschnittsaufgabe“ widmet sich der interkulturellen Öffnung gesellschaftlicher Bereiche und Zielgruppen wie etwa Gesundheit, Seniorinnen und Senioren, Arbeit, Wirtschaft, Sport oder Kultur.
43
„Eine Querschnittsaufgabe zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur im Zusammenhang mit
anderen Fachaufgaben bewältigt werden kann. Sie hat einen eigenen Kern, der auch separat
zu erfassen und einer Organisationseinheit zuzuordnen ist. Sie kann aber, anders als z.B. der
Betrieb einer Kindertagesstätte, nicht in einer eigens dafür gebildeten Organisationseinheit
komplett erledigt werden.“ (Reichwein, Alfred/ Rashid, Khadidja 2012, S. 17)
Integration als Querschnittsaufgabe ist kein eigenes Handlungsfeld für sich. Es ist die Art und
Weise, wie man in und an unterschiedliche Handlungsfelder der Verwaltung herangeht, um
Integrationspolitik als dauerhafte Aufgabe in den unterschiedlichen Fachbereichen, Institutionen und Organisationen zu verankern. Die Expertinnen und Experten in den unterschiedlichen
Aufgabenbereichen sollen bei ihrer täglichen Arbeit migrationssensibel handeln und eine gerechte Teilhabe aller Menschen unabhängig der Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion etc. am
gesellschaftlichen und sozialen Leben ermöglichen. Anders als im Bildungsbereich, in dem
es durch die ehemaligen RAAs weitgehende Erfahrungen und erprobte Produkte entlang der
Bildungskette gibt, ist die Integration als Querschnittsaufgabe mit der Gründung der Kommunalen Integrationszentren neu hinzugekommen.
Im Folgenden berichten wir über die Arbeit des KI in den Feldern
•
•
Interkulturelle Öffnung der Verwaltung,
Umsetzung des landesweiten IQ Modellprojektes „Interkulturelle Arbeitsmarktlotsen aus
Migrantenorganisationen“ im Kreis Recklinghausen,
Kreisweite Bestandserhebung der Integrationsangebote,
Verbesserte Akquisition von Projekten und Fördermitteln,
Unterstützung der „Niedrigschwellige Begleitung zur beruflichen Anerkennungs- und
Qualifizierungsberatung durch Ehrenamtliche aus Migrantencommunities in NRW“ und
als Zukunftsaufgabe: Migration im Handlungsfeld der Arbeit mit Senioren und Seniorinnen.
•
•
•
•
Interkulturelle Öffnung der Verwaltung
Mit der Gründung des KI Kreis Recklinghausen im August 2013 stellte sich die Frage, wie
man dieser Aufgabe in einem Flächenkreis mit den vorhandenen Ressourcen gerecht werden kann. Für den Kreis Recklinghausen war positiv, dass bereits im Jahr 2012 im Rahmen
des Bundesförderprogramm „XENOS – Integration und Vielfalt“ das dreijährige Projekt „Option-Kultur“ gestartet hatte, das die interkulturelle Öffnung der Kreisverwaltung und der 10
Stadtverwaltungen im Kreis zum Inhalt hatte.
Was bedeutet die interkulturelle Öffnung der Verwaltung?
Interkulturelle Öffnung wird verstanden als ein bewusst gestalteter Prozess, der selbstreflexive
Lern- und Veränderungsprozesse von und zwischen unterschiedlichen Menschen, Lebensweisen und Organisationsformen ermöglicht, wodurch Zugangsbarrieren und Abgrenzungsmechanismen in den zu öffnenden Organisationen abgebaut werden und Anerkennung ermöglicht wird.
___________________________
31
Interkulturelle Öffnung in Kommunen und Verbänden. Expertise im Auftrag der Abteilung Wirtschaftsund Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. Siehe dazu: http://library.fes.de/pdf-files/wiso/09498.pdf
(08.04.2016).
44
Interkulturelle Öffnung ist somit ein Konzept, das Verwaltungen in die Lage versetzen soll, ihre
Angebote und Leistungen an eine durch Einwanderung veränderte soziale Umwelt anzupassen.
Respekt vor dem Anderen
Der eigenen Bilder und Vorurteile bewusst werden und den offenen Umgang mit Vielfalt lernen, das ist das Ziel der Sensibilisierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rahmen der
interkulturellen Öffnung. Viele Aufgabenbereiche innerhalb der Verwaltung verändern sich und
werden multikulturell und es gibt viele gute Ansätze und Initiativen in den Verwaltungen und
Institutionen im Kreis Recklinghausen, um die Dienstleistungen kulturkompetent anzubieten.
Dabei geht es nicht darum, die anderen Kulturen zu erklären, ihnen unsere Kultur näher zu
bringen, sondern mehr darum, den nötigen Respekt und das Verständnis für das „Anderssein“
zu entwickeln und ihm entsprechend zu begegnen. Menschen, die aus einem anderen Land
zu uns kommen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen, müssen sich oft innerhalb
kürzester Zeit in einer anderen Sprache verständigen können. Die Herausforderungen und
Erwartungen an sie sind vielfältig. Sie müssen sich unsere Regeln erarbeiten und mit den von
ihnen mitgebrachten Regeln vereinbaren. Umso wichtiger ist es, dass beide Seiten, die, die in
unser Land kommen und die „Alteingesessenen“, „auf einander zu gehen“ und „voneinander
lernen“.
Insbesondere Verwaltungen und Institutionen müssen ihre „verwaltungskulturelle Brille“ dafür
schärfen, dass eine vermeintliche „Gleichbehandlung“, welche die unterschiedlichen Voraussetzungen und den unterschiedlichen Wissensstand der Zielgruppen nicht in den Blick nimmt,
zu einer „diskriminierenden Gleichbehandlung“ werden kann. Gleichheit kann hier nur dadurch
hergestellt werden, dass Unterschiede wahr- und ernstgenommen werden. Eine Sensibilisierung für unterschiedliche Zugangsbarrieren zu Dienstleistungen oder zur Verwaltung als Arbeitgeberin, welche von innen heraus eventuell nicht vermutet werden, kann eine unbewusste
Benachteiligung aufdecken und eine Grundlage für alternative Handlungsoptionen bilden.
Integration findet in allen Lebensbereichen statt. Integrationsförderung muss daher als Querschnittsaufgabe innerhalb der Verwaltung verstanden werden, die nachhaltig alle Bereiche
des kommunalen Handelns betrifft und von allen Bereichen – von der Altenhilfe bis hin zur
Personalentwicklung – bei ihrer Arbeit berücksichtigt und ressortübergreifend verankert werden muss. Wenn es in einer Verwaltung die politische Forderung nach der interkulturellen Öffnung gibt, die die Leitung der Verwaltung aufgreift und zur Führungsaufgabe macht, kann ein
gesteuerter und transparenter Veränderungsprozess eingeleitet werden, der aber wiederum
nur dann umsetzbar ist und Erfolge zeigt, wenn die Beschäftigten von dessen Notwendigkeit
überzeugt werden können und ihn unterstützen.
Der Kreis Recklinghausen stellte im Rahmen des XENOS Förderprogramms einen Antrag
zur Förderung der Prozesse der interkulturellen Öffnung der Kreisverwaltung und der zehn
Stadtverwaltungen mit dem Titel „Der Kreis Recklinghausen wird Optionskommune und will
sich interkulturell öffnen - ´Option-Kultur´“. „Option-Kultur“ wurde unter der Federführung des
Kreises Recklinghausen von einem Projektverbund mit insgesamt vier Partnern (Kreis Recklinghausen, Rhein-Ruhr Institut an der Universität Duisburg-Essen, Bildungszentrum des Handels in Recklinghausen und die Stadt Recklinghausen) in der Zeit 01.02.2012 – 31.12.2014
durchgeführt:
Im Rahmen des Projektes „Option-Kultur“ wurden gemeinsam mit den 11 Verwaltungen im
Kreis u.a. der Kundenkontakt, bestehende Angebote und Informationswege stärker auf die
45
Vielfalt der Personen ausgerichtet, die im Kreis leben. Die beiden Hauptziele des Projekts
waren die Vielfalt in der Verwaltung zu fördern sowie für Chancen und Herausforderungen
rund um das Thema „Vielfalt“ zu sensibilisieren. Konzepte von Vielfalt gehen davon aus, dass
es eine Gesellschaft bereichert, wenn Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit ernst genommen
werden.
Das Projekt hat über den breiten Diversity-Ansatz Anknüpfungspunkte sowohl bei den ländlich geprägten kleineren Stadtverwaltungen als auch bei verschiedenen Fachbereichen in
den urbanen Strukturen finden können. Neben den offensichtlich relevanten Handlungsbereichen mit hohem Kundenkontakt – u.a. Soziales, Jugend und Familie, Hilfe zur Pflege und
Jobcenter – konnten ebenfalls der Bereich Tourismus, das Ordnungswesen, die Kreiskasse,
die Feuerwehr und Schulsekretärinnen für den Diversity-Ansatz sensibilisiert werden. Gerade
weil die Handlungsfelder der verschiedenen Verwaltungsbereiche komplexer werden und die
Bedürfnislagen der Bürgerinnen und Bürger heterogener, ist dieser Ansatz so relevant für
eine „gesunde“ und handlungsfähige Verwaltung. Die Beschäftigten befassen sich bewusster
mit den unterschiedlichen Hintergründen und Haltungen innerhalb der Belegschaft und der
Kundschaft und können so langfristig ihre Arbeitsabläufe erleichtern und zusätzlichen Druck
abbauen. Die Kundinnen und Kunden können Anerkennung erfahren und erkennen: „Auch ich
werde gesehen und ernst genommen.“ Die Basis für eine funktionierende Demokratie kann
auch hierdurch in der örtlichen Gemeinschaft gestärkt werden.
Abbildung 11: Vielfalt nach Themen im Projekt „Option-Kultur“32
Kultursensibel
Feuerwehr
Öffentlichkeitsarbeit
MSO
Vortragsreihe
Schulsozialarbeit
Tourismus
Partizipative
Projektentwicklung
Alle in einem Boot
Newsletter
Psychosoziale Arbeit
Bewerbungsscout
Markt der Möglichkeiten
Nachwuchs
Test the Test
Imagekampagne
Schulungen
Image
Personalentwicklung
Interkulturelle
Öffnung der
Verwaltung
Zielgruppen
Ausbildungsmarketing
Lotsenschulungen
SEL
___________________________
32
Quelle: XENOS-Projekt „Option-Kultur“ des Kreises Recklinghausen. Weitere Informationen unter: http://
www.kreis-re.de/Inhalte/Buergerservice/_index2.asp?seite=angebot&id=18423 (15.04.2016).
46
Ein wichtiger Bestandteil der Integrationsarbeit ist die interkulturelle Öffnung der Verwaltung
und die Entwicklung einer Anerkennungskultur und Willkommenskultur, die sich auf alle kommunalen Einrichtungen ausdehnt.
Denn: Ausgrenzung beginnt oft unbewusst. Manchmal schon da, wo Menschen mit ganz unterschiedlichen persönlichen, sprachlichen und kulturellen Voraussetzungen keinen Zugang
zu einem Angebot finden können. Dieses Hindernis wurde im Rahmen des Projektes minimiert. Ab Mitte des Jahres 2012 wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung,
des Jobcenters und der Stadtverwaltungen aller zehn kreisangehörigen Städte gezielt weitergebildet.
In enger Zusammenarbeit der Kooperationspartner und Akteure konnten über das Förderprogramm bis Ende 2014 Prozesse angestoßen und einiges realisiert werden:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Spezifische Weiterbildungen für das Jobcenter, die Kreisverwaltung und die zehn Stadtverwaltungen wurden in das bestehende Fortbildungsprogramm des Studieninstitutes
Emscher-Lippe implementiert, - es wurden rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Rahmen des XENOS Projektes interkulturell geschult Führungskräfteschulungen und -coachings,
nachhaltige Anerkennung von Vielfalt und von Kulturkompetenz in der Verwaltung,
Gestaltung von Info-Materialien und Öffentlichkeitsarbeit unter dem Diversity-Gedanken,
aufsuchende Informationsangebote zu den Dienstleistungen,
Nachwuchs-Rekrutierung nach Diversity-Gesichtspunkten,
Imagekampagne für die Verwaltung und Ausbildungsmarketing,
Befragung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Bedarf an Fortbildungen,
Befragung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zum Ende des Projektes zum Stand der
interkulturellen Öffnung in der Kreisverwaltung,
Interviews mit über 70 Vertreterinnen und Vertretern aus Migrantenselbstorganisationen
zu ihrer Sicht auf die Verwaltungen,
bundesweite Befragung der Landkreise zum jeweiligen Stand der interkulturellen Öffnung.
Das KI hat in seiner Gründungsphase das XENOS Projekt nutzen können, um Arbeitskreise
und Schulungen in den Aufgabenbereichen Schule, Jugend und Familie und Personal initiieren und begleiten zu können. Folgende Bereiche sind hier beispielhaft zu nennen: Schulsozialarbeit, Hausmeisterdienst in den Schulen, Musikschulen, Stadtbibliothek, Notfallseelsorge,
Jobcenter, Ordnungsbehörden, Ausländeramt u.v.m. Außerdem wurden Schulsekretärinnen,
Bezirkssozialarbeiter und -arbeiterinnen, Stadtteilmütter, Erzieherinnen und Erzieher, ehrenamtliche Flüchtlingsberater und -beraterinnen und Rettungskräfte geschult.
Ergebnisse zum XENOS Projekt „Option-Kultur“ können auf der Internetseite des Kreises unter „Option-Kultur“ eingesehen werden.33 Das Kommunale Integrationszentrum will die durch
das XENOS Projekt angestoßenen Prozesse fortführen und verstetigen.
Umsetzung des landesweiten IQ Modellprojekts „Interkulturelle Arbeitsmarktlotsen aus
Migrantenorganisationen“ im Kreis Recklinghausen
Im Jahr 2014 wurden gemeinsam mit der Regionalagentur Emscher-Lippe und der Stadt Gelsenkirchen 8 Lotsinnen und Lotsen aus unterschiedlichen Migrantenorganisationen/Einzel___________________________
33
Siehe dazu: http://www.kreis-re.de/Inhalte/Buergerservice/_index2.asp?seite=angebot&id=18423 (14.04.2016).
47
personen in monatlichen Treffen thematisch informiert und für ihre künftige Aufgabe geschult.
Die Schulung der Arbeitsmarktlotsen gehörte zum Teilprojekt im Netzwerk IQ „Interkulturelle
Arbeitsmarktlotsen aus Migrantenorganisationen in NRW“. Es wurde in einer Kooperation zwischen der MOZAIK gGmbH und dem „Netzwerk IQ NRW Teilregion Emscher-Lippe“ modellhaft durchgeführt. Das Projekt wurde von der Regionalagentur Emscher-Lippe koordiniert und
von den Kommunalen Integrationszentren des Kreises Recklinghausen und der Stadt Gelsenkirchen unterstützt und begleitet.
Schulungsthemen: Bildung und Teilhabe/Beauftragte für Chancengleichheit/Jobcenter/Agentur für Arbeit/Integrationskurse und Deutsch plus Kurse/Beratung zur beruflichen Entwicklung
(BBE) Beratungsstellen.
Die Schulung der Arbeitsmarktlotsinnen und -lotsen war erfolgreich. Sie stehen als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in ihren Communities, Vermietern, Verwaltung, dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit zur Verfügung. Ende 2014 wurde aus diesem Projekt heraus
der gemeinnützige Verein „Interkulturelle Arbeitsmarktlotsinnen und Arbeitsmarktlotsen in der
Emscher-Lippe-Region e.V.“ gegründet, der sich regelmäßig trifft und die Schulungen fortführt.
Anfang 2015 hat der Verein nun beschlossen an einer weiteren Qualifizierung im Rahmen des
IQ Netzwerkes teilzunehmen, die IQ Anerkennungslotsen.
Das IQ NRW Teilprojekt „Interkulturelle Öffnung und Kompetenzentwicklung von Migrantenorganisationen zur Durchführung niedrigschwelliger Begleitung zu Anerkennungs- und Qualifizierungsangeboten in NRW“ mit insgesamt acht Ehrenamtlichen aus acht verschiedenen
Migrantenorganisationen mit unterschiedlichen Herkunftssprachen aus dem Kreis Recklinghausen und der Stadt Gelsenkirchen hat im April 2015 begonnen und wird von den beiden
Kommunalen Integrationszentren begleitet. Auch in diesem Jahr treffen sich die Ehrenamtlichen einmal im Monat und informieren sich über die Anerkennungs- und Qualifizierungsangebote in NRW. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Kommunalen Integrationszentren Stadt Gelsenkirchen und Kreis Recklinghausen mit der Koordination der Regionalagentur
Emscher-Lippe sind hier bereits viele wichtige und interessante Informationen angeboten wor-
48
den und das Netzwerk konnte erweitert werden. Durch die in 2014 erfolgte Gründung eines gemeinnützigen Vereins „Arbeitsmarktlotsinnen und –lotsen in der Emscher-Lippe-Region e.V.“
wird die erfolgreiche Arbeit auch über die Förderung hinaus im Jahr 2016 fortgeführt. Dies
bedarf der offiziellen Strukturen wie der Regionalagentur Emscher – Lippe und der beiden KIs.
Kreisweite Bestandserhebung der Integrationsangebote
Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt war und ist die umfassende Bestandsaufnahme der vorhandenen Integrationsangebote, Netzwerkstrukturen, Einrichtungen, Dienstleister und Akteure im
Kreis Recklinghausen sowie deren Vernetzung und Transparenz. 2013 startete das KI mit
einer Abfrage zu den Integrationsangeboten in den Städten. Die Rückmeldungen waren von
umfangreich, über lückenhaft bis gar nicht ausgefüllte Bestandserhebungsbögen. Dadurch
bedingt ist das Nachfassen in persönlichen Gesprächen mit den Akteuren in den einzelnen
Städten erforderlich. Das KI arbeitet noch an dieser Bestandserhebung und durch die veränderlichen Strukturen in der Flüchtlingsarbeit muss diese stets aktualisiert werden. Eine erste
Veröffentlichung der Bestandserhebung des KI für zwei bis drei Städte ist in 2016 geplant.
Verbesserte Akquisition von Projekten und Fördermittel
Seit der Gründung des Kommunalen Integrationszentrums im August 2013 werden über den
Querschnittsbereich Fördermittel akquiriert. Das KI ist teils selber Antragsteller, teils unterstützt es z.B. Migrantenselbstorganisationen bei der Antragstellung oder ist Kooperationspartner. Projektanträge gestellt wurden in EU-, Bundes-, Landesfördermittelbereichen, aber auch
bei Stiftungen und Institutionen. Das KI versteht sich einerseits als Umsetzer eigener Projekte
und andererseits als Unterstützer von Projekten anderer Kommunen, Träger und Institutionen.
Bedingt durch die finanzielle Lage im Kreis können nur solche Projektanträge gestellt werden,
in denen der Eigenanteil sehr gering ist oder durch personelle Ressourcen eingebracht werden kann. Beispielhaft sind hier zu nennen:
Tabelle 7: Übersicht über Förderprogramme und Projekte, an denen das KI Recklinghausen beteiligt ist (Stand: April 2016)
Förderprogramm, Förderung oder Projekt
Bundesförderprogramm „ Jobstarter Plus“
(2013, 2014)
Information und Rolle KI
Im Jahr 2013 war das KI Antragsteller und
im Jahr 2014 Kooperationspartner für die
Antragsstellung des Regionalen
Bildungsbüros – beide Anträge wurden
abgelehnt.
Förderung von MSOs durch das Land NRW
Das KI unterstützt MSOs bei Bedarf bei der
Antragstellung.
Das KI hat als Antragsteller zusammen mit
vier Partnern ein Förderkonzept zur
Qualifizierung und besseren Vermittlung
von Jugendlichen zur Ausbildung im
Handwerk und in der Pflege gestellt. Der
Antrag wurde nicht bewilligt.
Bundesförderprogramm „Integration statt
Ausgrenzung“ (2014)
„Demokratie leben! Eine lokale Partnerschaft
für Demokratie im Kreis Recklinghausen“
(2015-2019)
Das fünfjährige Bundesprogramm fördert die
lokale Partnerschaft für Demokratie, die sich
einsetzt gegen rechtsstaatsfeindliche
49
Orientierungen und Handlungen sowie
Maßnahmen und Kleinprojekte für ein
besseres Miteinander initiiert. Das KI ist
Antragsteller und als federführende
Förderung von MSOs durch das Land NRW
Bundesförderprogramm „Integration statt
Ausgrenzung“ (2014)
„Demokratie leben! Eine lokale Partnerschaft
für Demokratie im Kreis Recklinghausen“
(2015-2019)
EU - für Bürgerinnen und Bürger „Leben und
Vielfalt im Quartier und Menschen mit
Handicaps“ (2015 – 2017)
Bundesförderprogramm EHAP –
„Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten
benachteiligten Personen“ (2016 – 2018)
Landesförderprogramm „NRW hält
zusammen“ (2015)
Bundesförderprogramm Zukunftsstadt
(2015-2016)
Bundesförderprogramm
„Demografiewerkstatt“
Landesförderprogramm zur Förderung des
Flüchtlingsehrenamtes (2015)
Das KI unterstützt MSOs bei Bedarf bei der
Antragstellung.
Das KI hat als Antragsteller zusammen mit
vier Partnern ein Förderkonzept zur
Qualifizierung und besseren Vermittlung
von Jugendlichen zur Ausbildung im
Handwerk und in der Pflege gestellt. Der
Antrag wurde nicht bewilligt.
Das fünfjährige Bundesprogramm fördert die
lokale Partnerschaft für Demokratie, die sich
einsetzt gegen rechtsstaatsfeindliche
Orientierungen und Handlungen sowie
Maßnahmen und Kleinprojekte für ein
besseres Miteinander initiiert. Das KI ist
Antragsteller und als federführende
Institution für die Umsetzung verantwortlich.
In 2015 wurden 11 Kleinprojekte in den
kreisangehörigen Städten umgesetzt, die
alle die stärkere Ausprägung einer
Willkommenskultur/der Arbeit mit
Flüchtlingen und Asylsuchenden im Kreis
Recklinghausen zum Ziel hatten.
In dem geförderten Projekt werden mit den
Partnerkreisen aus Polen, Schweden und
Lettland inhaltlich Gemeinsamkeiten zu den
Themen Integration und Inklusion erarbeitet
und neue Ansätze entwickelt. Darüber
hinaus werden die Partnerschaften vertieft.
Das KI ist für die inhaltlichen Themen
verantwortlich.
Das KI ist Antragsteller und Koordinator des
Projekts. Mit diesem Projekt soll
ein gemeinsames Konzept für den Kreis
Recklinghausen entwickelt werden, wie
insgesamt mit den Thema EUNeuzuwanderung
umgegangen werden kann.
Durchführungsort des Projektes wird
beispielhaft für alle zehn Städte die Stadt
Gladbeck sein.
Das KI hat die Koordination der Anträge im
Kreis übernommen.
Das KI ist Partner im Projekt und für das
Thema Soziales und Pflege verantwortlich.
Mit Hilfe von Experten- und
Bürgerworkshops soll zu bestimmten
Themen eine Vision 2030 entwickelt werden.
Antragstellung im Jahr 2015, Entscheidung
steht aus.
Das KI war Koordinator und
Zuwendungsempfänger. Für den gesamten
Kreis wurden 11 Kleinprojekte beantragt und
in acht kreisangehörigen Städten umgesetzt.
Landesförderprogramm „Zusammenkommen
und Verstehen“ (2015)
Das KI war Antragsteller, Koordinator und
Zuwendungsempfänger. Es wurden 11
Projekte in vier Städten des Kreises
gefördert.
BAMF Projekt - Teilhabe älterer
Zugewanderte im Kreis Recklinghausen
Landesförderprogramm „KOMM-AN“ (2016)
Antragstellung im Jahr 2015, Entscheidung
steht noch aus.
Das KI ist Antragsteller, Koordinator und
Zuwendungsempfänger.
Quelle: Eigene Darstellung
50
Die Akquise von Fördermitteln ist eine fortlaufende Aufgabe des KI.
„Niedrigschwellige Begleitung zur beruflichen Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung durch Ehrenamtliche aus Migrantencommunities in NRW“34
Die interkulturellen Arbeitsmarktlotsinnen und -lotsen werden in den Jahren 2015 -2018 ihre
Arbeit fortsetzen und sich im Bereich der beruflichen Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung qualifizieren lassen. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein Projekt im Rahmen von IQ
NRW, das durch die MOZAIK gGmbH initiiert und begleitet wird.
Im Rahmen dieses Projektes sollen zweisprachige (Deutsch/Herkunftssprache) ehrenamtliche
Begleiter und Begleiterinnen aus unterschiedlichen Migrantenorganisationen/-communities
eine niedrigschwellige Begleitung zur Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung im Kontext der Anerkennungsgesetze durchführen. Die Vertreter und Vertreterinnen aus Migrantencommunities besitzen u.a. aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit den Zugang und meistens das
Vertrauen der Zielgruppe und können Ratsuchende niedrigschwellig bei Anerkennungsfragen
unterstützen bzw. zu beruflichen Anerkennungs- und Qualifizierungsberatungsstellen begleiten. Hauptziel ist, dass Menschen mit ausländischen Berufsabschlüssen mit Unterstützung
von ehrenamtlichen zweisprachigen Begleitern und Begleiterinnen aus Migrantenorganisationen/-communities eine volle Gleichwertigkeit erhalten und häufiger in bildungsadäquate
Erwerbsmöglichkeiten münden. Die in der Emscher-Lippe Region bereits bekannten Arbeitsmarktlotsinnen und -lotsen haben sich dazu bereit erklärt und nehmen an der Qualifizierung
teil.
Zielgruppen des IQ NRW Teilprojekts sind anerkennungssuchende Menschen mit im Ausland erworbener Berufsqualifikation, die von den regulären Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen nicht immer erreicht werden können. In den Arbeitsmarktregionen des Landes
NRW werden 4-8 Begleiter und Begleiterinnen pro Region eingebunden. Auf der anderen
Seite findet ein regionaler Austausch und eine Vernetzung mit Akteuren, der im Bereich der
beruflichen Anerkennung tätigen Stellen in NRW, wie IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatungsstellen, zuständigen Stellen (u.a. Kammern), BBE-Beratungsstellen und weitere, in
den Arbeitsmarktregionen statt.
___________________________
34
Siehe dazu auch den Newsletter der MOZAIKgGmbH März/2016: http://www.anerkennungsbegleitung-nrw.de/
dateien/anerkennungsbegleitung-nrw-de/PDFs/IQ%20NRW%20Teilprojekt%20Newsletter%20Maerz%202016.
pdf.pdf (11.04.2016).
51
Das erste Austauschtreffen begann im Beisein der Presse mit der Überreichung der Zertifikate
an die Ehrenamtlichen über ihre Teilnahme und ihre Qualifizierung zu Anerkennungsbegleiter/-innen im Rahmen des MOZAIK Teilprojekts im letzten Jahr.
Schwerpunktsetzung 2016/17: Zukunftsaufgabe Migration im Handlungsfeld der Seniorenarbeit
Neben den bisher genannten Aufgabenbereichen des KI im Querschnitt wird in den kommenden zwei Jahren der Schwerpunkt Senioren und Seniorinnen mit Zuwanderungsgeschichte im
Kreis Recklinghausen hinzukommen.
Die Gruppe älterer Migrantinnen und Migranten im Kreis Recklinghausen wächst stetig. Hinsichtlich ihrer Lebenslage, der kulturellen und sozialen Herkunft sowie des Zeitpunkts und des
Motivs für ihre Zuwanderung handelt es sich hier um eine sehr heterogene Gruppe. Die beiden
größten Gruppen älterer Migrantinnen und Migranten sind Menschen aus der Türkei, die als
Gastarbeiter in den Kreis Recklinghausen kamen und hier älter geworden sind, und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, die teilweise erst im höheren Alter hier hergekommen sind.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass ältere Migrantinnen und Migranten in
ihrer finanziellen Absicherung aber auch in ihrer gesundheitlichen Situation schlechter dastehen im Vergleich zur den Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte. In der Aufnahmegesellschaft fehlt teilweise das Wissen über die unterschiedlichen Gruppierungen, über Herkunft,
Tradition und Lebensumstände älterer Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Das Wissen
muss erweitert und die Ressourcen und vielfältigen Kompetenzen müssen anerkannt und genutzt werden. So rückt die Gruppe älterer Migrantinnen und Migranten zunehmend in den
Fokus verschiedener nationaler Integrationsbemühungen, wobei es nicht nur um passgenaue
Angebote der Altenhilfe, sondern auch um freiwilliges Engagement und gesellschaftliche Teilhabe geht.
Anhand von festzulegenden Aktionsfeldern und Bausteinen sollen parallel und aufeinander
bezogen Schritte zu einer Verbesserung der Situation der älteren Migrantinnen und Migranten
im Kreis Recklinghausen gegangen werden. Aktionsfelder dabei sind:
52
•
•
•
•
•
•
•
•
Stationäre und ambulante Pflege (Kulturkompetenz/Spezialisierte Pflegedienste und Einrichtungen),
altengerechter Umbau von Wohnungen/Wohnanlagen(werden Migrantinnen und Migranten dabei berücksichtigt),
Kulturelle Angebote (auch für ältere Migrantinnen und Migranten),
vorhandene Beratungssysteme - interkulturell öffnen,
Versorgungssysteme (Ambulantisierung unterstützen),
Familiäre Pflege verbessern, z.B. Angehörige informieren und schulen in Zusammenarbeit mit MSO,
Aus- und Weiterbildung in der Pflege/ Kulturkompetenz erweitern,
Öffentlichkeitsarbeit: in Richtung allg. Bevölkerung/ in Richtung Migrantencommunities.
Es ist wichtig, Migrantenvereine und -(selbst)organisationen bei ihrer Seniorenarbeit zu unterstützen und sie in das Netzwerk für Seniorenarbeit einzubinden. Das Kommunale Integrationszentrum kann hier unterstützen und aktiv tätig werden über:
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Einbindung und Stärkung von Migrantenselbstorganisationen in der Seniorenarbeit,
Selbsthilfepotentiale erkennen, aktivieren und nutzen - gezielte Informationen,
Alltagsrelevante und zielgruppenspezifische Angebote – wo gibt es sie bereits, welche
können wir gemeinsam entwickeln und umsetzen,
Vernetzung und Kontinuität schaffen,
Interkulturelle Öffnung von Einrichtungen/Angebote der Seniorenarbeit,
Informationsaustausch,
Entwicklung eines integrierten Handlungskonzeptes.
Das Kommunale Integrationszentrum wird die unterschiedlichen Lebens- und Bedarfslagen
der älteren Migrantinnen und Migranten im Kreis Recklinghausen, aber auch die Potenziale
und Ressourcen innerhalb der Community, transparent machen. Es wird bei der Erstellung der
Pflegebedarfsplanung des Kreises mitwirken und hier die konkreten Bedingungen und Ressourcen einer angemessenen Lebensführung älterer Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
und deren gesellschaftliche Partizipation einbringen. Das KI steht über die Landeskoordinationsstelle in regelmäßigem Austausch mit anderen Integrationszentren, die ebenfalls diesen
Themenschwerpunkt gewählt haben.
5. Ausblick
Die gute Integrationsarbeit im Kreis Recklinghausen muss fortgeführt werden. Insbesondere
in den folgenden Bereichen werden Ziele verfolgt, die auf die Lebenslagen von Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte gerichtet sind:
•
Frühe Bildung:
o Intensivierung der durchgängigen Sprachbildung in den Kindertageseinrichtungen,
o Ausweitung der Programme „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“.
•
Schulen:
o Ausweitung des Programms „Rucksack Schule“,
o Erhöhung der Zahl der Seiteneinsteigerklassen,
o Seiteneinsteigerklassen an allen Schulformen, insbesondere Berufskollegs,
o Förderung im Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium oder Beruf.
53
• Ausbildung
o Erhöhung des Anteils von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in der
Ausbildung,
o Interkulturelle Öffnung von Ausbildungsbetrieben verstärken.
• Arbeitsmarkt
o Erhöhung des Anteils von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bei der
Erwerbstätigkeit,
o Ausweitung der Angebote für besondere Gruppen (z.B. alleinerziehende Frauen).
• Senioren und Seniorinnen
o Ausweitung der Beratungsangebote und Angebote für ältere Menschen im Bereich
der Pflege und Krankheitsvorsorge.
• Flüchtlinge
o Beschleunigte Zuweisung zu den Schulen für schulpflichtige Flüchtlinge,
o Ausweitung der Angebote, mit dem Lernen der deutschen Sprache bereits kurz nach
der Ankunft im Kreis zu beginnen,
o Ausweitung der Angebote für Flüchtlinge, Bildungsabschlüsse nachzuholen bzw.
berufliche Bildung zu erwerben.
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, bei der Verfolgung von Zielen davon auszugehen, dass
nicht allein aufgrund der Zuwanderungsgeschichte, Menschen in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen über- oder unterrepräsentiert sind.
Die quantitative Betrachtung der Integrationsarbeit allein reicht aber nicht aus. Entscheidend
sind Einstellungen und Haltungen. Hier gilt es, die weit verbreitete gute Grundstimmung im
Kreis zu pflegen, die Willkommenskultur weiter zu etablieren und Intoleranz und Diskriminierung nach wie vor entschlossen entgegen zu treten. Integrationsarbeit ist kein einseitiger Prozess, sie wirkt in verschiedene Richtungen und verlangt Veränderungsbereitschaft von allen
gesellschaftlichen Gruppen. Nur wer Zuwanderung und gesellschaftliche Vielfalt als Chance
und Bereicherung schätzt, wird auch in Zukunft Integration als gesellschaftliches Entwicklungspotenzial nutzen.
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6. Abkürzungsverzeichnis
BAMF
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
BBE
Beratung zur beruflichen Entwicklung
BikUS
Berater für interkulturelle Unterrichts-und Schulentwicklung
BuT
Bildung und Teilhabe
DGB
Deutscher Gewerkschaftsbund
ELNet
Emscher-Lippe-Netzwerk Ausbildung und Arbeit für Bleibeberechtigte
und Flüchtlinge“
EU Europäische Union
FörMig
„Förderung von Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“
FuN
Familie und Nachbarschaft
KAoA
„Kein Abschluss ohne Anschluss“
KI Kommunales Integrationszentrum
KiTaKindertagesstätte
KiBizKinderbildungsgesetz
IT.NRW
Information und Technik Nordrhein-Westfalen
LaKI
Landesweite Koordinierungsstelle MAIS
Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW
MSOMigrantenselbstorganisation
MSW
Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW
mobim
„Mobile Beratung im Regierungsbezirk Münster“
NRW
Nordrhein-Westfalen
OK „Option-Kultur“
RAA Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus
Zuwandererfamilien
SGBSozialgesetzbuch
VHSVolkshochschule
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7. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Einwohner nach Migrationsstatus im Kreis Recklinghausen und den
kreisangehörigen Städten (Stand: 29.02.2016)
Abbildung 2: Erwerbstätigenquote im Kreis Recklinghausen 2014 nach Geschlecht und
Migrationsstatus der Erwerbstätigen
Abbildung 3: Anteil Kinder in Kindertageseinrichtungen mit vorrangig nicht deutscher
Sprache in der Familie im Kreis Recklinghausen 2014 im Vergleich mit
Nordrhein-Westfalen und nach Geschlecht
Abbildung 4: Anteil der Einschulungskinder im Kreis Recklinghausen, die Deutsch dem
Alter gemäß sprechen können, Einschulungsjahre 2011-2014
Abbildung 5: Ebenen der Integrationsarbeit
Abbildung 6: Konzept der durchgängigen sprachlichen Bildung
Abbildung 7: Strategien und Struktur Kommunale Integrationszentren NRW
Abbildung 8: Übersicht über die Kommunalen Integrationszentren in NRW (Stand: April
2016)
Abbildung 9: Aufgaben der Landesweiten Koordinierungsstelle
Abbildung 10:„Griffbereit- und Rucksack KiTa“ - Gruppen im Kreis Recklinghausen (Stand:
März 2016)
Abbildung 11:Vielfalt nach Themen im Projekt „Option-Kultur“
Tabelle 1: Bestand an Arbeitslosen nach Migrationshintergrund (Stand: Dezember 2014)
Tabelle 2: Anteile der Bewohner mit Migrationshintergrund in den Städten des Kreises
Recklinghausen an der Gesamtbevölkerung in den Städten in der jeweiligen
Altersklasse (Stand: 31.03.2016)
Tabelle 3: Ebenen der Integrationsarbeit und Auswirkungen im Kreis Recklinghausen
Tabelle 4: Seiteneinsteigerklassen im Kreis Recklinghausen (Stand: 15.02.2016)
Tabelle 5: Beschulung der Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen (Stand: 15.02.2016)
Tabelle 6: Lebensphasen/Alter und Sprachangebote im Kreis Recklinghausen
Tabelle 7: Übersicht über Förderprogramme und Projekte an denen das KI Recklinghausen
beteiligt ist (Stand: April 2016)
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8. Anhang
8.1 Übersicht der Integrationsarbeit 2013 – 03/2016
In den Jahren 2013 – 2015 hat der Kreis Recklinghausen seine Aktivitäten im Bereich der Integrationsarbeit verstärkt. In vielen Fällen hat das KI an der Verbesserung von Transparenz,
Kooperation und Vernetzung im Handlungsfeld Integration mitgewirkt.
Die folgende Übersicht zeigt an ausgewählten Beispielen die Integrationsarbeit im Kreis.
Jahr
2013
Aktivität
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2014
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Gründung des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Recklinghausen
Im August 2013 nimmt das KI seine Arbeit auf, Schwerpunktsetzung:
Frühe Bildung und interkulturelle Öffnung der Verwaltung
Vorstellung KI in den Integrationsräten der Städte
Teilnahme an Integrationskurskonferenzen in einigen Städten des
Kreises
Beteiligung an unterschiedlichen Arbeitskreisen im Rahmen des Projektes „Option-Kultur“
Interkulturelle Schulungen der Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem XENOS-Projekt
Ende 2013 kreisweite Bestandsaufnahme zu bereits bestehenden
„Griffbereit- und Rucksack-KiTa“ - Gruppen durchgeführt
Start der kreisweiten Bestandsaufnahme zu den Integrationsangeboten
Mitwirkung bei „Komm auf Tour“ (Veranstaltung in Gladbeck für Gladbeck und Marl)
Austauschtreffen Beratung für Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen auf Kreisebene
Teilnahme an Austauschtreffen der unteren und oberen Schulaufsicht
(Grund- und Förderschulen)
Erstes Integrationstreffen auf Kreisebene
Austauschtreffen der Aufgabenbereiche Bildung und Jugend und Familie aus den Städten und des Kreises mit dem KI
Mitwirkung bei der Erarbeitung einer Imagekampagne und eines Ausbildungsmarketings für die Kreisverwaltung im Rahmen des Projektes
„Opti-on-Kultur“
Interkulturelle Schulungen im Rahmen des Projektes „Option-Kultur“
über das SEL und weitere (Schule, Jobcenter, Jugendämter, Straßenverkehrsamt, Rettungskräfte, ehrenamtliche Berater und Beraterinnen,
Führungskräfte, Führungskräftenachwuchs u.v.m.)
Mit allen fünf anbietenden Trägern von „Griffbereit“ und „Rucksack“
wurden neue Kooperationsvereinbarungen abschlossen
Neue Kooperationsvereinbarungen konnten abgeschlossen werden
Nach erfolgreicher Schulung zu dem Programm „Griffbereit“ sind im
neuen Kindergartenjahr drei neue Gruppen gestartet
Das KI hat die Gruppen durch Reflexionstreffen beim Neustart unterstützt
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2015
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Vorstellung des Programms „Griffbereit“ beim Treffen des Integrationsforums in Dorsten
Organisation durch das KI: Eintägiges Fortbildungsangebot an vier Terminen zum Thema „Der andere Blick – Vielfalt als Bereicherung oder
als Vielfalt der Probleme?“ für Koordinatorinnen und Koordinatoren, Erzieherinnen und Erzieher und Elternbegleiterinnen in den Programmen
„Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“ sowie weiteren Akteuren der Frühen
Bildung
Workshop im Lehrerseminar Recklinghausen für Referendare in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte“
Abschluss „Interkulturelle Arbeitsmarktlotsen“
Themenabend „Rassismus“ (Veranstaltung mit K. Bozay in Zusammenarbeit mit der AGORA)
Mitwirkung im Steuerkreis KAoA
Jährlicher Austausch mit der Regionalkoordination des BAMF
Regelmäßiges Austauschtreffen mit den Integrationsagenturen im Kreis
Recklinghausen
Regelmäßiges Austauschtreffen mit den Integrationsbeauftragten der
Städte des Kreises Recklinghausen
Regelmäßiges Austauschtreffen mit den Vorsitzenden der Integrationsräte der Städte des Kreises Recklinghausen
Einreichung von Förderanträgen in verschiedenen Förderprogrammen
Teilnahme des KI an Arbeitskreissitzungen zum Thema Integration in
den Städten
Teilnahme bzw. Mitwirkung bei Veranstaltungen zum Thema Flüchtlinge (Runder Tisch Castrop-Rauxel, Flüchtlingskonferenz Gladbeck,
Gespräch auf Kreisebene mit Flüchtlingsberatern beim Landrat, Unterausschuss Flüchtlinge der Wohlfahrtsverbände)
Treffen und Abstimmung mit dem Projekt „Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte“ und „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“
Kreisbildungskonferenz am 23.06.15 in Castrop-Rauxel (Thema „Integration“)
Austauschtreffen Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen auf Kreisebene mit den Beratern und Beraterinnen sowie mit den Lehrerinnen
und Lehrern, die in Seiteneinsteigerklassen unterrichten
Mitwirkung bei einem „Wegweiser“ für Seiteneinsteiger und Seiteneinsteigerinnen
Überarbeitung, Fortschreibung und Beratung des Integrationskonzeptes
Seminar zum Thema „Mehrsprachigkeit“ im Paul-Gerhardt-Haus in
Dorsten
Informationsveranstaltungen zu den Programmen „Griffbereit“ und
„Rucksack-KiTa“ in Datteln, Herten und Marl
Abschluss neuer Kooperationsvereinbarungen mit 5 Trägern in vier
Städten
Nach erfolgreicher Schulung zu den Programmen „Griffbereit“ und
„Rucksack-KiTa“ starten zum neuen Kindergartenjahr sieben neue
Gruppen
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Bestandsaufnahme durch das KI: Integrationsangebote im Kreis: Datenerhebung in verschiedenen Städten des Kreises in Absprache mit den
Integrationsbeauftragten
Erstes Gespräch mit dem DGB Emscher-Lippe und den KIs Kreis
Recklinghausen, Bottrop und Gelsenkirchen zum Themenkreis Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. den Beruf unter besonderer Berücksichtigung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
Teilnahme an verschiedenen Integrationskurskonferenzen in den Städten des Kreises, erste Überlegungen zu einem kreisweiten Austausch
Erste Schritte zur Entwicklung eines Modells des Spracherwerbs für
Menschen ohne Deutschkenntnisse, das sich lückenlos über die gesamte Biografie erstreckt
Koordination bei der Einrichtung von Seiteneinsteigerklassen in Berufskollegs
Durchführung und Auswertung einer Mitarbeiterbefragung in der Kreisverwaltung zum Thema Diversity
Einreichung von Förderanträgen in verschiedenen Förderprogrammen
Projekte – (beispielhaft)
1. Demokratiekonferenz zur Gründung einer lokalen Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesförderprogramms „Demokratie leben“
und konstituierende Sitzung des Begleitausschusses zur Vergabe von
Fördergeldern aus dem Aktiv- und Initiativfonds in Höhe von 30.000 €
in der Flüchtlingsarbeit.
2. Erster Workshop im Rahmen des zweijährigen Förderprogramms „EU
für Bürgerinnen und Bürger“ mit den Partnerregionen aus Polen, Lettland, Schweden zum Thema „Leben und Vielfalt im Quartier“ und Menschen mit Handicaps“.
3. „Flüchtlingsehrenamt“ und „Zusammenkommen und Verstehen“.
Bis 03/2016
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Überarbeitung und Aktualisierung des Integrationskonzeptes
Weiterführung der Datenrecherche im Rahmen der kreisweiten Bestandserhebung sowie Entwicklung einer Online-Datenbank
Start der Workshop-Reihe „Unterricht mit neuzugewanderten Schülerinnen
und Schülern, Sek. I/II“ für Lehrinnen und Lehrer der Sekundarstufe I/II
Treffen mit den Koordinatorinnen der Programme „Griffbereit“ und
„Rucksack-KiTa‘“ zur Erstellung einer gemeinsamen Jahresplanung
Kreisweites Austauschtreffen der Elternbegleiterinnen und Koordinatorinnen der Programme „Griffbereit“ und „Rucksack-KiTa“
Planung eines kreisweiten Fortbildungskonzeptes für ehrenamtlich Tätige in der Flüchtlingsarbeit in Kooperation mit den Wohlfahrtsverbänden
Planung eines kreisweiten Integrationskonzeptes für Flüchtlinge in Kooperation mit weiteren Fachbereichen der Kreisverwaltung Recklinghausen
Im Schwerpunkt „Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund“
wurde in Kooperation mit dem Beratungs- und Infocenter Pflege Kreis
Recklinghausen in der Alevitischen Kulturgemeinde Marl eine Informationsveranstaltung durchgeführt
Beratung, Meldung und Vermittlung von berufsschulpflichtigen Seiteneinsteigern im Kreis Recklinghausen
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8.2 Zwei Beispiele für aktuelle Projekte
Diversity Unites – together for Europe!
Sechs internationale Workshops zwischen 09/2015 – 07/2017
in Wodzisław [PL] – Sörmland [SE] – Jelgava [LV] – Recklinghausen [DE]
[Programm Europa für Bürgerinnen und Bürger]
Allgemeine Ziele des Projekts
Leitziel des Projektes ist die Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft. Menschen leben in ihren Quartieren. Unter „Quartier“ verstehen wir den Ort, der der persönlich-räumliche
Bezugsrahmen ist, in dem Menschen ihre sozialen Kontakte pflegen und ihr tägliches Leben
gestalten. Diese Quartiere können urban oder dörflich strukturiert sein, weitläufig oder verdichtet. Die Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen in den Quartieren ist eine der
Aufgaben der Kommunen. Um hier erfolgreich zu sein, müssen individuelle und umfassende
Konzepte entwickelt werden. Dabei müssen die Menschen im Quartier beteiligt werden, sie
müssen zu Akteuren werden. Wie können wir Entscheidungsprozesse so organisieren, dass
man die Bürger auch tatsächlich beteiligt? Wir wollen am Beispiel der Quartiersentwicklung die
Kriterien für eine „gute“ Bürgerbeteiligung erarbeiten und in einem „Handbuch für Bürgerbeteiligung und Kommunikation mit dem Bürger“ die Kriterien für eine gute Bürgerbeteiligung festhalten. Beginnen werden wir bereits bei der Auswahl der zu beteiligenden Bürger. Anhand der
beiden Themenkomplexe 1. „Leben im Quartier (Jung und Alt, Zugewanderte, Obdachlose,
Ehrenamt)“ und 2. „Menschen mit Beeinträchtigungen“ wollen wir eine gelingende Bürgerbeteiligung erarbeiten und zwar so, dass wir eine Wertschätzung der Beiträge der Bürgerinnen
und Bürger sicherstellen und die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer so gestalten,
dass Bürgerinnen und Bürger dabei sind, die als Multiplikatoren in ihrer Stadt, ihrem Quartier
geeignet sind und diese Aufgabe auch aktiv übernehmen können. Die von uns gewählten
Themen sind entscheidend für das Leben in der Gemeinschaft. So sind z.B. heute immer noch
Zuwanderung und das Verständnis dafür eine besondere Herausforderung. Die Freizügigkeit
in der EU wird von Bürgerinnen und Bürgern oft negativ gesehen, und es gibt Vorurteile gegenüber Migrantinnen und Migranten und sozial Benachteiligten. Auch auf die Vorbehalte und
Berührungsängste gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen soll eingegangen werden.
Auswirkung und Beteiligung der Bürger
Der interkulturelle Dialog wird dazu beitragen, bei den Bürgern ein Verständnis für die gemeinsame Verantwortung für die Europäische Union zu fördern. Die Teilnehmenden werden
durch konkrete aktive Aufgabenstellungen einen „anderen Blick“ bekommen und erfahren, wie
bestimmte Themen in anderen Ländern behandelt werden und welche Orientierungswerte die
EU dazu gibt. Über den gesamten Projektzeitraum werden die Teilnehmenden zu nationalen
Treffen vor, zwischen und nach den einzelnen Veranstaltungen eingeladen und die Themen/
das Erlebte weiter aufgearbeitet. Aufgabe der Teilnehmenden wird es sein, ihre Erfahrungen
an andere in ihrer Stadt, ihrem Quartier und über die Stadtgrenzen hinaus weiter zu geben. Die
große Herausforderung wird es sein, fremde Mentalitäten zu verstehen, Vorurteile abzubauen
und interkulturelle Kompetenz zu entwickeln. Die Einbeziehung der lokalen Gemeinschaft in
die Planung und Durchführung des Projekts (lokale Vereine, Politik, Freiwillige, Migrantenselbstorganisationen, Institutionen, Verbände) und die aktive Mitwirkung der Teilnehmenden wird
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die Partnerschaft mit neuem Leben füllen und Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich auf
europäischer Ebene stärker zu engagieren und damit zur Entwicklung einer aktiven europäischen Bürgerschaft beizutragen. Langfristig werden wir unsere Partnerschaften intensivieren
und gleichzeitig die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern in bestimmte kommunale Prozesse und Herausforderungen optimieren. Künftig sollen mehr Themen über Bürgerbeteiligungen erarbeitet werden. Bereits bei der persönlichen Vorbereitung und Abstimmung der vier
Partner für diesen Projektantrag ergab sich ein intensiver Austausch und dadurch eine intensive Zusammenarbeit und auch hier war die unterschiedliche Herangehensweise der Partner
sehr aufschlussreich und bereichernd.
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Demokratie leben! – eine lokale Partnerschaft für Demokratie im Kreis Recklinghausen
Was ist die „Partnerschaft für Demokratie im Kreis Recklinghausen“?
Der Kreis Recklinghausen beteiligt sich in den kommenden fünf Jahren am Bundesprogramm
„Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ welches vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. In
einer zielgerichteten Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung als „Partnerschaft für Demokratie“ soll langfristig und umfassend daran gearbeitet werden, Rechtsextremismus in der Region vorzubeugen, eine Kultur der Vielfalt und Weltoffenheit im Kreis
Recklinghausen zu stärken sowie Teilhabe und Mitbestimmung aller Bevölkerungsgruppen zu
optimieren. Zur finanziellen Unterstützung von Vereinen, Projekten, Initiativen und einzelnen
Personen, die sich der Förderung von Demokratie und Vielfalt widmen, wird ein Aktionsfond
von zunächst 30.000 € im Jahr 2015 eingerichtet.
In der Auftaktveranstaltung, der ersten Demokratiekonferenz der PARTNERSCHAFT FÜR
DEMOKRATIE am 31.08.2015 im Kreishaus in Recklinghausen wurde intensiv die Frage diskutiert, welche nachhaltigen Projekte im Kreis Recklinghausen dringend benötigt werden.
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