To Be Honest Maincrossovers Big Bang x BAP x Teen Top

Transcription

To Be Honest Maincrossovers Big Bang x BAP x Teen Top
To Be Honest
Maincrossovers Big Bang x B.A.P x Teen Top
Sidecrossovers Block.B x VIXX
Genre Romance, Comedy, Drama
FSK 18 contains Smut & strong Language
Da sitzen die beiden nun. Auf einer weiten Wiese, auf einem wunderschönen Feld. Viele Tage sind in
die Welt gegangen, seitdem ihr neues, chaotisches Leben begonnen hat.
„Glaubst du… wenn wir jemals Kinder haben… Glauben die uns, was uns alles Verrücktes passiert ist?“
Sie beobachten das Gras, wie es sich vor dem Wind verneigt. Wie die Vögel zwitschern und miteinander
tanzen. Es ist wunderschön hier. So schön, dass man gar nicht mehr hier weg möchte. Nie wieder.
Im Kopf eines der Mädchen drehen sich die Gedanken.
Über die Personen, die sie in den letzten Jahren kennen, mögen, lieben und auch hassen gelernt haben.
Wie sie sich gestritten und wieder vertragen haben, wie Beziehungen zu Ende gingen und wie sie um
ihre Freundschaften gekämpft haben.
Main Characters
Barbara ownchar
Diana ownchar
Choi Seung-hyun
Kwon Ji-yong
Eigener Charakter (OC)
Eigener Charakter (OC)
T.O.P (Big Bang)
G-Dragon (Big Bang)
Bang Yong-guk
Bang Min-soo
Lee Chan-hee
(B.A.P)
C.A.P (Teen Top)
Chunji (Teen Top)
Babsis cute&kawaii clothing style →
Dianas sexy&feminine clothing style →
Side Characters
Dong Young-bae
Tae Yang (Big
Bang)
Lee Seung-hyun
Seung Ri (Big Bang)
Kang Dae-sung
(Big Bang)
Kim Him-chan
(B.A.P)
Choi Jun-hong
Zelo (B.A.P)
Yoo Young-jae
(B.A.P)
Jeong Dae-hyun
(B.A.P)
Moon Jong-up
(B.A.P)
Jun Hyo-seong
Hyosung (Secret)
Song Ji-eun
(Secret)
Lee Byung-hun
L.Joe (Teen Top)
Ahn Daniel
Niel (Teen Top)
Choi Jong-hyun
Changjo (Teen
Top)
Yoo Chang-hyun
Ricky (Teen Top)
Woo Ji-ho
Zico (Block.B)
Kim Yu-kwon
UKwon (Block.B)
Jun Sun-hye
Lee Chae-rin
CL (2NE1)
Kim Won-shik
Ravi (VIXX)
Lee Jae-hwan
Ken (VIXX)
Kim Sung-kyu
(Infinite)
Jang Dong-woo
(Infinite)
Park Ji-min
(BTS)
Kim Tae-hyung
V (BTS)
Kim Seok-jin
Jin (BTS)
Part 01 – To Get It Rolling
Zwei Hände gleiten über ein weiches, luftiges Handtuch in heller Cremefarbe. Peinlich genau wird
es auf ein dunkelgraues gelegt, darauf kommt wieder ein helles und dann wieder ein graues. So geht
es weiter, bis das Mädchen, welches sich hier gerade voll und ganz ihrer Hausarbeit widmet, zwei
Stöße vor sich stehen hat, die sie nun ebenso sauber in einem der Schränke verstaut.
Danach begibt sie sich ins Büro und räumt dort einen der zwei Tische auf. Ihr Tisch ist immer sehr…
sagen wir, es befindet sich dort nur das Nötigste. Während auf dem anderen zwei Plüschtiere, ein
Stifteköcher mit den buntesten und wohl unnötigsten Stiften und zahlreiche andere Kleinigkeiten
herumstehen, die man im normalen Arbeitsleben nie zum Einsatz bringt.
Sie schüttelt grinsend den Kopf und hat gerade alle herumliegenden Zettel auf einen gleichmäßigen
Stoß zusammengelegt, als draußen im Gang das Telefon klingelt. In wenigen Schritten ist das
Telefon erreicht.
„Hallo?“
„Diana!“
Sie runzelt die Stirn. Die tiefe Stimme ihres besten Freundes hat sie ja schon lange nicht mehr
gehört.
„Hey!“, grinst sie sofort in den Telefonhörer, „Wie geht’s dir? Lange nichts mehr von dir gehört.“
„Ja, ich war… sehr beschäftigt in letzter Zeit. Tut mir Leid.“ Seine Stimme klingt freundlich wie
immer.
„Ach, macht doch nichts.“, grinst sie weiter in den Hörer. „Was kann ich für dich tun?“
Er ruft doch nicht ohne Grund an, das macht er nur in den seltensten Fällen. Meistens gibt es dann
irgendwelche großen Neuigkeiten.
Natürlich findet sie es schade, dass sich ihre Freundschaft etwas auseinander gelebt hat in den
letzten – um genau zu sein – 4 Jahren. Dass sie nun mit ihrer besten Freundin in einer WG lebt, hat
zwar maßgeblich dazu beigetragen, aber naja.
„Naja, ich habe mir gedacht, ich besuche dich mal wieder.“
„Oh, das ist ja schön.“ Sofort dreht sie sich um und überlegt, wo sie ihren Terminkalender liegen
hat.
„Die Sache ist die…“ Nun hält sie Inne.
„…Ja?“
„Ich stehe schon am Flughafen.“
Diana kaut nervös auf ihrer Unterlippe. Dieser… „In Seoul?“
„Nein, in Schwechat.“ Sie rollt lautlos mit den Augen. „Und ich habe wen mitgebracht.“
Ihre Augen weiten sich. „Choi Seung-hyun. Hast du etwa endlich eine Freundin?“
„Nein. Ich bringe meinen nervtötenden Leader mit.“
Es sind keine weiteren Worte nötig, weil damit alles gesagt ist, was es zu sagen gilt. Diana hält den
Atem an und weiß nicht, ob sie genervt ächzen oder doch lieber gleich auflegen soll. Das kann doch
nicht sein Ernst sein. Unangekündigt vorbei zu schauen ist die eine Sache, aber dass er gleich Jiyong mitbringt, das ist eine ganz andere Sache.
Wie soll sie das überhaupt ihrer besten Freundin erklären?!
„Ach du scheiße.“ Hat sie das jetzt etwa laut gesagt?
„Was?“ Oh, ja das hat sie laut gesagt.
„Nichts, nur…“ Sie holt tief Luft. „WIE SOLL ICH DAS MEINER BESTEN FREUNDIN ERKLÄREN?!“
Wütend knallt sie den Telefonhörer auf das Gerät und rennt hilfesuchend im Kreis. Ihre Adresse
weiß er vom Briefe und Pakete schicken, also kommt er ohne Probleme hier her. Sie kann es also
nicht aufhalten. Nervös läuft sie in ihr Schlafzimmer, in der Hoffnung dort eine Lösung für die
kommende Situation zu finden.
Als sie an ihrer Kommode stehen bleibt, öffnet sie die unterste Schublade und zieht ein kleines
Tagebuch heraus. Es ist von 2001 und als sie ein bisschen durchblättert, bleibt sie bei einem Tag
hängen, an den sie sich noch extrem gut erinnern kann.
Sie ging noch zur Hauptschule und war gerade auf einem kleinen Skiausflug mit ihrer Mum. Da die
gerade damit beschäftigt war, Ausschau nach ihr zu halten, während sie auf den Skiern über den
Schnee bretterte, knallte sie mit voller Wucht in einen Jungen.
„Aahhh!“, ächzte sie, als sie mit dem Rücken hart im Schnee aufprallte. „Tut mir Leid!“
Der Junge murmelte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand. Also begann sie, Englisch zu
sprechen und sich nochmals in dieser Sprache zu entschuldigen. Dann blickte sie der Junge fasziniert
an. Blinzelte ein paar Mal, bis er dann ebenfalls auf Englisch antwortete.
„Tut… tut mir auch Leid.“ Er hielt ihr die Hand hin und half ihr hoch. Mit seinem stämmigen Körper
war er wie ein Fels in der Brandung aufrecht stehen geblieben.
„Machst du hier Urlaub?“, fragte sie ihn neugierig.
„Ja, meine Eltern wollten unbedingt zum Skifahren nach Österreich kommen.“
Diana zuckte mit den Schultern. „Wer will das nicht. Österreich ist sehr berühmt für seine Skipisten.“
Wer hätte das gedacht, dass sie eines Tages mal wahnsinnig angeben konnte mit ihrem langweiligen
Heimatskaff.
„Äh…“ Der kugelrunde Junge kratze sich peinlich berührt am Kopf. „Magst du… einen Kakao trinken?“
Mit dieser Frage deutete er auf die Hütte, die nicht weit von ihnen entfernt war. Erst blinzelte Diana
verdutzt und dann brach sie in schallendem Gelächter aus. Der Junge lief knallrot an.
„Tut mir… oh wie dämlich, du wirst Kakao kindisch finden.“
Diana fing sich schnell wieder. „Nein, absolut nicht.“ Ihre Lippen formten sich zu einem befreiten
Grinsen. „Ich mag Kakao.“
Nun grinste auch der Junge. „Super. Ich auch.“
„Dachte ich mir schon.“
Wenige Minuten später hatte sich das untalentierte Mädchen mit dem Jungen in die Hütte gequält und
als schließlich zwei wärmende Tassen Kakao vor ihnen standen, machten sie es sich gemütlich. Ihre
Mutter würde sie schon finden, denn zufälligerweise hatten sie diese Hütte als Treffpunkt vereinbart,
wenn Diana einmal nicht mehr konnte oder wollte.
„Also.“, beginnt der Junge befreit ausatmend.
„Also.“, wiederholte das Mädchen grinsend.
Bisher konnte sie nicht einfach so mit einem Jungen so frei reden und das gefiel ihr. Außerdem hätte sie
nie erwartet, dass sie an diesem trostlosen Wochenende dann doch noch jemanden finden würde, mit
dem sie sich unterhalten würde – oder vielleicht sogar anfreunden, wer weiß.
„Bist du oft hier?“
Sie schüttelte augenblicklich den Kopf. „Nein, ich wohne eigentlich in einem ganz anderen
Bundesland.“
„Weit weg von hier?“
„Ja, schon.“
Er grinste. „Aber sicher nicht so weit wie mein zu Hause.“
„Woher kommst du denn?“ Als sie diese Frage gestellt hatte, begann sie an ihrem Kakao zu nippen.
Schön heiß, genauso liebte sie ihn.
„Aus Korea.“ Und schon verschluckte sie sich daran.
Mit lauten Hustgeräuschen verschaffte sie sich Luft, aber sie fühlte sich ganz schön angeschlagen nach
dieser kurzen Attacke. Korea?! So weit?!
„Das ist… weit.“
Sie hatte rote Backen wegen ihrer kurzen Notsituation. Hoffentlich würde ihr Gegenüber das nicht
falsch deuten, sie hatte in der Schule schon genug Schwierigkeiten, mit den ganzen Affen umzugehen.
Denn genau so verhielten sich Jungs in ihrem Alter. Wie Affen. Der Koreaner riss sie aus ihren
Gedanken.
„Wie heißt du eigentlich?“
„Diana.“
„Diana.“, wiederholte er ihren Namen und das auch noch mit so einer perfekten Aussprache, dass man
ihm ohne Weiteres abkaufen würde, dass er der deutschen Sprache mächtig wäre.
„Ja. Und du?“
„Choi Seung-hyun.“
Verdutzt blinzelte sie ihn an. Wie hieß er?
„Tsch…oi? Seng-waaaaaas?“
Der Koreaner lachte. „Choi Seung-hyun.“, wiederholte er langsamer.
„Tschoi.“, begann sie wieder.
„Das ist mein Nachname.“
„Ah. Und Sen…“
„Seung-hyun.“
„Sen…“
„Seung-hyun…“
Peinlich berührt spürte sie, wie ihre Backen erneut zu brennen begannen. Der Koreaner grinste und
nahm einen großzügigen Schluck von seinem Kakao.
„Vielleicht solltest du dir einen Spitznamen ausdenken, den du aussprechen kannst.“, schlug er vor.
„Michi.“ Was zum. Wie war ihr das denn jetzt eingefallen?!
„Michi?“, wiederholte er diesen Namen ebenso perfekt wie bereits Diana. „Meinetwegen.“, lachte er
dann.
Diana nippte erneut an ihrem Kakao. Ihrer war noch fast voll, während seiner schon fast zur Hälfte
leer war.
„Wie alt bist du denn, wenn ich fragen darf…?“, murmelte sie in ihre Tasse hinein.
Es war ein Wunder, dass er sie überhaupt verstehen konnte.
„Hm, in Europa ist das mit der Altersrechnung ja so eine Sache… zu Hause bin ich 15, aber ich hab erst
im November Geburtstag und bin 1987 geboren.“
Das Mädchen hatte seine Tasse auf den Tisch gleiten lassen und starrte ihn mit offenem Mund an. Es
schien ihm entweder nicht aufzufallen oder ihm egal zu sein.
„Du bist 13, nicht 15.“, korrigierte sie ihn stirnrunzelnd.
„Ich sagte ja, bei euch hier ist es mit der Altersrechnung so eine Sache.“
„Inwiefern?“
„Wenn du geboren bist, bist du schon 1 Jahr alt. Und mit jedem Neujahr bist du automatisch ein Jahr
älter.“
„Und was ist dann mit dem Geburtstag?“
„Da gibt’s dann Torte.“, grinste er und nahm erneut einen großen Schluck von seinem Kakao.
„Mh… ich bin 8.“, murmelte sie und starrte nun die Oberfläche ihres Getränks an. „Werde im Mai 9.“
„Mhm.“, sagte er nur und fuhr mit dem Finger den Rand seiner Tasse nach. „Wie lange bist du noch
hier?“
„Ein paar Tage.“, antwortete sie, „Montag nächste Woche geht die Schule los, dann sind die
Semesterferien zu Ende.“
Diana seufzt. Sie blättert ein paar Seiten in ihrem Tagebuch weiter und findet ein Foto von Seunghyun, wie er damals mit 13 ausgesehen hatte. Er hatte es ihr per Post gesendet, da sie nach diesem
ersten Treffen noch ein paar Tage miteinander verbracht
hatten und dann die Adressen für eine Brieffreundschaft
getauscht hatten. Mehrmals hatte er bewundert, wie gut ihr
Englisch war, obwohl sie erst 9 war. Sie selbst hielt es auch
für ein Wunder, kommentierte es aber nur selten. Da ihr
damals oft langweilig gewesen war, hatte sie begonnen,
Serien auf Englisch zu schauen und so entwickelte sich ihr
Sprachtalent. So verrückt, wie ihre beste Freundin war sie allerdings nicht, denn
die beherrschte gleich 4 Sprachen.
Wieder blättert sie ein paar Seiten weiter und findet zwei weitere Fotos von
ihm. Wie das erste Foto sind diese beiden eingeklebt, direkt übereinander. Es ist
ein allgemeiner Eintrag über ihren besten Freund und darüber, wie sich ihre
Freundschaft entwickelt hat. Damals war er dann schon 15, hatte die Schule
abgeschlossen und sich entschlossen, Undergroundrapper zu werden. Sie selbst
konnte kaum etwas damit anfangen, wünschte ihm aber alles Gute für seine
Karriere.
Wer hätte damals wissen können, dass er einmal der bekanntesten Rapper im
gesamten K*POP Business wird.
Erneut seufzend schlägt sie ihr Tagebuch wieder zu und fährt sich nervös durch die Haare. Jeden
Augenblick würde ihre beste Freundin nach Hause kommen und dann müsste sie ihr erklären, dass
sie noch heute einen eher unerwarteten Besuch bekommen würden.
Wie auf ein böses Stichwort hört sie, wie die Wohnungstür geöffnet und wieder geschlossen wird.
Das musste sie sein. Einmal tief durchgeatmet und schon erhebt sich Diana und schlendert mit
schlaffen Schultern aus ihrem Zimmer hinaus.
„Na, erfolgreich beim Shoppen gewesen?“, versucht sie es zunächst einmal recht neutral.
Ein brünetter Haarschopf flattert durch die Luft ins Zimmer ihrer besten Freundin.
„Babsi?“, fragt Diana nach und schlenderte ihr hinterher.
Als sie im Türrahmen stehen bleibt, sieht sie auch, weshalb ihre Freundin ihr soweit eine Antwort
schuldig bleibt. Sie hat schwarze Kopfhörer mit blauen Hörmuschelkissen aufgesetzt und konnte
kein Wort von dem, was sie sagte, hören. Als sich Babsi schließlich in ihre Richtung dreht, beginnen
beide Mädchen zu grinsen und das brünette Mädchen mit dem wallenden Pferdeschwanz schiebt
sich die Kopfhörer von den Ohren um ihren Hals hinunter. Männliche Singstimmen sind zu hören.
„Was hörst du denn da?“, fragt sie ihre Freundin.
„VIXX.“, antwortet diese etwas aus der Puste, „Heute kam deren neuer Song On and On raus.“
Diana nickt. Sie setzt sich derzeit nicht so sehr mit koreanischen Bands auseinander, ist sich aber
durchaus bewusst darüber, wer diese Jungs sind.
„Hast du… einen Moment?“, fragt sie mit einem Beben in ihrer Stimme, das man wohl nicht hört, sie
es hingegen aber deutlich spüren kann.
„Hm.“, kommt von Babsi als Antwort. Sie holt gerade den Inhalt ihrer Einkaufstaschen heraus und
legt jedes Stück ausgebreitet auf ihr Bett, um sich die neuesten Eroberungen anzusehen.
„Ich muss etwas… mit dir bereden.“ Herrgott, wann war sie das letzte Mal so nervös?! An dem Tag,
an dem sie ihre Abschlussprüfung in der Schule abgelegt hat. War das nicht da?!
„Hm.“, kommt es erneut. Dann hebt Babsi den Kopf und sieht sie an. „Wieso?“
„Naja, ich…“ Diana beginnt, nervös mit ihrem Finger zu spielen. Nun wird ihre Freundin hellhörig.
„Was ist denn?“
„Ehm… ich… muss dir was sagen.“
Und plötzlich läutet die Türklingel. Diana kneift die Augen mit einer verzerrten Grimasse zu und
bleibt stehen, als wäre sie zu Eis erfroren. Babsi hebt verwirrt eine Braue und schlüpft an ihr vorbei
aus dem Zimmer. Das bemerkt ihre Freundin blöderweise erst, als diese ihre Augen wieder
aufmacht. Als erstes fragt sie sich, wo sie hin ist, aber als sie dann hört, wie der Türsummer gedrückt
und die Tür geöffnet wird, zieht sie scharf die Luft ein und macht am Absatz kehrt, um sie von der
Tür wegzutackeln.
„Barbara, nicht-“
„ANNYEEEEEONG!“, hallt es schon durch das Vorhaus und Diana presst erneut die Augen zu.
Babsi runzelt die Stirn und sieht ihre Freundin an, Diana öffnet ihre Augen.
„Erwartest du jemanden?“, fragt Babsi ihre Freundin.
„Um ehrlich zu sein… ja.“ Ihre Stimme ist kaum zu hören und doch liegen die Worte so klar in der
Luft, dass sie zum Greifen nahe sind.
„Diana.“, dringt eine tiefe Männerstimme durch das Vorhaus.
Beide Mädchen erstarren augenblicklich. Diana wirft ihrer besten Freundin einen erbärmlichen
Blick zu, während sie eine lautlose Entschuldigung murmelt. Sie hat doch ihre Gründe, weshalb sie
ihr nie etwas davon erzählt hat. Als die beide Ankömmlinge dann schließlich vor den Mädels
stehen, klappt Babsi das Kinn nach unten und Diana blickt ihren besten Freund mit verzweifelten
Augen an.
Das kann ja jetzt was werden.
Turn It Up
„Wie konntest du nur?!“, dringt die vorwurfsvolle Stimme von Babsi durch die Wohnung der beiden
Mädchen.
Seung-hyun runzelt nur die Stirn. Ganz genau so, wie er sie in Erinnerung hatte, dieses kleine Biest.
Desinteressiert schaut er sich zunächst das an, was von der Wohnung denn bisher so zu sehen ist.
Diese WG hat er ja noch nie zu
Gesicht bekommen. Dann wandert
sein Blick zurück zu Diana und dem
wild fuchtelnden Mädchen. Er schaut
seinen Leader an, der amüsiert die
Lippen gekräuselt hat und verschränkt
dann die Arme ineinander.
„Warum sagst du mir sowas nicht?!“
„Babsi, beruhig dich doch.“
„Wie wäre es mit nein?!“
„Babsi, bitte.“
„Du kennst tatsächlich Idols! Oh, ich
glaub, ich kippe um.“
Erneut runzelt der Koreaner die Stirn.
Das fehlt ihm ja gerade noch. Er hatte
gedacht, dass es bei diesem Streit darum geht, dass Diana ihr nicht Bescheid gegeben hat, dass
jemand kommt. Aber anscheinend kennt diese Babsi ihn und GD und dreht daher so ab? Das ist ja
ein schlechter Witz.
„Willst du dich nicht setzen?“, fragt Diana ihre Freundin und wendet sich dann zu den beiden Jungs,
um sie dann auf Englisch in die Wohnung zu bitten.
GD ist der erste, der reinrennt und sich die Wohnung breit grinsend ansieht. Seung-hyun folgt ihm
langsam und ist in seinen schwerfälligen, müden Bewegungen wohl recht elegant. Er weiß, wie er
sich bewegen muss, um es so wirken zu lassen, als wäre alles in bester Ordnung. Hinter ihm wird die
Wohnungstür zugeknallt.
„Kennst du VIXX vielleicht auch noch?!“, murrt Barbara irgendwo hinter seinem Rücken, während
er links in das Wohnzimmer abgebogen ist. Eine hübsche, graue Couch, ein paar Hängeschränke an
der Wand und ein netter Flatscreen. In der Ecke steht ein Käfig. Ein kleiner Durchgang bringt ihn in
eine Küche mit Essbereich, hier ist alles in rot und schwarz gehalten. Er geht wieder raus und sieht
anhand der Einrichtung im ersten Zimmer, dass dies der Raum von Diana sein muss. Stumm stellt er
dort seinen Rollkoffer ab und zieht sich nun erst einmal seine Jacke aus. Das Zetern der Mädchen
geht weiter und er schlendert an den nächsten zwei Türen vorbei. Badezimmer und Toilette. Sehr
steril, sehr sauber. Wenn auch etwas klein geraten für seinen Geschmack. Die nächste Tür zeigt in
ein übertrieben mädchenhaft eingerichtetes Zimmer. Das wird dann wohl dem Biest gehören. Direkt
gegenüber von diesem Zimmer befindet sich ein Büro. Als er einen Fuß hinein setzt, ist es ihm ein
Leichtes, den Tisch seiner besten Freundin zu erkennen.
„Kannst du dich jetzt – bitte – beruhigen.“
„Wie soll ich mich beruhigen?!“, hört er Babsi leise fauchen. Er schlendert gemütlich zurück ins
Wohnzimmer und sieht auf dem Weg dorthin, dass sich Ji-yong im grünen, mädchenhaften Zimmer
häuslich einzurichten scheint. GD packt gerade seine Sporttasche aus und stellt alle seine Sachen
irgendwo in die Regale rein. Im Wohnzimmer angekommen findet er die Mädchen vor und bleibt
erst einmal neutral im Türrahmen stehen.
„Ich hätte dir schon noch alles erzählt, aber ich hatte eben meine Gründe.“
„Deine Gründe! PAH.“
„Babsi.“
„Nein, ernsthaft jetzt. Du bist doch gar nicht auf Korea versessen, hörst kaum K*POP.“
Diana runzelt die Stirn. „Ja und? Was hat das denn damit zu tun?“
„Dass es nicht fair ist, mir so etwas vorzuenthalten!“ Sie hebt den Arm und deutet eine wedelnde
Geste in Richtung der Tür an, in deren Rahmen Seung-hyun zufällig steht.
Sowohl Babsi als auch Diana werfen ihm einen kurzen Blick zu. Er bemüht sich, neutral zu wirken;
auch, wenn ihm bewusst ist, dass dieser Blick von vielen als arrogant missdeutet wird. Erst schaut er
dem Biest in die Augen, dann blickt er zu Diana, die ihn mit entschuldigenden Augen ansieht. Aber
anstatt etwas darauf zu erwidern, wenn auch lautlos, bedenkt er das Biest wieder mit einem
neutralen Blick. Auch wenn sie ihn gar nicht mehr ansieht.
„Ich hatte meine Gründe.“
„Die wären?“, murrt Babsi eingeschnappt.
„Naja, du… deine Reaktion vermutlich.“
Babsi schnappt entsetzt nach Luft. „Was soll das heißen, meine Reaktion?! Hattest du Angst, ich
bitte dich um ein Autogramm von demjenigen?!“
„Nein, ich-“
Diana schafft es gar nicht mehr, diesen Satz zu Ende zu bringen. Ihre Freundin wendet sich von ihr
ab und stürzt auf den Koreaner zu. Der wirft ihr nach wie vor einen neutralen Blick zu und geht
dann einen Schritt zur Seite, um sie durch zu lassen. Nun kommt Diana auf ihn zu.
„Babsi, warte!“
„Nein. Ich bin schon zu spät zu meinem Date mit Janosch. Ich habe keine Zeit mehr.“
Nun wirkt Diana eingeschnappt. „Janosch! Den triffst du immer noch?!“
„Ach, lass mich bloß mit dem jetzt in Ruhe.“, knurrt Babsi.
Diana läuft ihr hinterher und will sie am Arm packen, doch Babsi entreißt ihrer Freundin diesen.
„Kehr doch vor deiner eigenen Tür, bevor du anderen einen Vorwurf machst.“, flüstert Diana.
Mit einem düsteren Blick knallt Babsi die Wohnungstür zu und ist dann schon verschwunden. Ein
lautes Seufzen kommt von Diana, ehe sie sich zu dem Koreaner umdreht.
„Lief doch gut.“, murmelt er mit todernstem Blick.
Diana runzelt die Stirn. „Echt jetzt? Sie ist stinksauer auf mich.“
Seung-hyun zuckt mit den Schultern. „Die kriegt sich bestimmt wieder ein.“
„Du hast leicht Reden.“, seufzt Diana wieder, „Auf dich ist sie ja nicht sauer.“
Seine Lippen formen sich zu einem dünnen Faden. „Nein. Aber ich auf sie.“
Diana runzelt verblüfft die Stirn. „Noch immer?“
Er zuckt erneut mit den Schultern. „Bin halt ein nachtragender Mensch.“
„Hm.“
„Jetzt komm mal her.“
Seung-hyun beginnt zu schmunzeln, während er seine Hände für seine beste Freundin ausbreitet.
Grinsend kommt das Mädchen auf ihn zu und schließt leise kichernd die Arme um ihn.
„Es ist schön, dich wiederzusehen.“, brabbelt sie gegen seine Brust.
Feine Fältchen bilden sich neben seinen Augen, als er sie amüsiert noch großzügiger an sich drückt.
„Find ich auch.“, antwortet er dann. Plötzlich löst sie sich wieder von ihm.
„Warum hast du GD mitgebracht?“
„Ah, du kennst ihn?“
„Na klar, ich meine. Wer kennt G-Dragon nicht?“ Sie bleibt sogar überzeugend ernst, als sie das sagt.
„Auch wieder wahr.“ Außerdem hatte er ihr ja bereits genug von ihm erzählt.
„Na? Sag schon, warum hast du ihn mitgebracht?“
Seung-hyun stemmt seine Hände gegen seine Hüfte. „Er wollte unbedingt mit. Und ich dachte, es
wäre kein Problem.“
„Naja, wie du gerade deutlich vernommen hast…“ Diana deutet mit einer ausladenden Geste zur
Tür. „…ist es eins.“
Er hebt eine Augenbraue. „Das wär es aber auch gewesen, wenn ich allein gekommen wäre.“
Dianas Augen verziehen sich zu zwei engen, lautlos stichelnden Schlitzen. Sofort hebt er abwehrend
die Hände.
„Du kannst mir nicht verbieten, dich besuchen zu wollen.“, sagt er und hebt dabei seine beiden
Augenbrauen, „Immerhin kommst du ja nie vorbei.“
Schuldbewusst fängt das Mädchen an, auf ihrer Lippe zu kauen. Ja. Da ist was Wahres dran.
„Und warum hast du mir nicht mehr Zeit zum Nachdenken gegeben?“
„Weil es sowieso nichts geändert hätte. Sie ist so oder so sauer auf dich.“
Diana blickt ihren Freund misstrauisch an. „Du hast ja auch die tollste Meinung von ihr.“
Sein Blick verdüstert sich augenblicklich. „Kannst du es mir verübeln?“
Seufzend schüttelt das Mädchen den Kopf. Sie wusste doch genauso gut wie er, dass jede weitere
Diskussion mit ihm zu nichts führen würde und nur Zeitverschwendung war. Er sah ihr hinterher,
wie sie aus dem Wohnzimmer stapfte, scheinbar auf der Suche nach seinem Leader, um zu sehen,
ob er auch nichts anstellt. Sofort folgt er ihr und bleibt bei der Tür zum grünen Zimmer stehen. Erst
jetzt fällt ihm auf, dass an der Tür sogar aus Holzbuchstaben der Name Babsi aufgeschrieben steht.
Stirnrunzelnd schüttelt er den Kopf. War ja klar. Aber sowas von klar. Er schaut seine Freundin an,
während er aus dem Augenwinkel sieht, wie sich Ji-yong noch immer häuslich einrichtet.
„Ist es okay, wenn er hier schläft?“
„Nein, das ist Babsis Zimmer. Und das gehört sich nicht.“
„Mh. Ji-yong ist da nicht so. Der ist recht unkonventionell.“
Diana wirft ihm einen Todesblick erster Klasse zu. Er reagiert zwar äußerlich nicht darauf, schluckt
aber unbemerkt einen Kloß im Hals hinunter. Dann fängt er an, Koreanisch zu sprechen.
„Ji-yong, das hier ist das Zimmer ihrer Freundin. Du kannst hier nicht schlafen.“
Ohne ihn anzusehen, antwortet der Angesprochene. „Klar kann ich. Sie hat doch auch ein Sofa.“
„Sie will aber nicht, dass du in ihrem Zimmer schläfst.“
Jetzt sieht er ihn an. „Und wo schläfst du?“
Seung-hyun stockt einen Augenblick. „Ich schätze, in ihrem Zimmer.“
Ji-yong setzt einen seiner Teufelsblicke auf. „Na schau an. Dann schlaf ich auch hier.“
Seung-hyun presst die Lippen aufeinander. So schnell gibt er nicht auf. „Du weißt schon, dass sie ein
Fan von Big Bang ist.“
Diana blickt ihn an. Ihm ist klar, dass sie Big Bang verstanden hat. Aber er lässt sich nicht weiter
davon beirren.
GD fängt an, diabolisch zu grinsen. „Na umso besser.“
„Sag mir nicht, dass du sie flachlegen willst.“
So viel hat er privat nicht mit ihm zu tun, dass er ihn in dem Punkt problemlos einschätzen kann.
Und selbst wenn sie dann etwas unternehmen, zanken sie sich meistens auch noch miteinander.
„Okay, dann sag ich es nicht.“
„Ji-yong. Wir sind nicht für sowas hergekommen.“
Jetzt muss er sich auch noch bemühen, seinen Tonfall in den Griff zu kriegen, sonst ahnt Diana am
Ende noch, worüber sie hier reden.
Der Koreaner im Zimmer dreht sich zu ihnen um, sieht dann Diana an und schmunzelt. „Okay.“
Seung-hyun hebt misstrauisch die Augenbraue. Okay? Ji-yong ist nicht dafür bekannt, einfach okay
zu sagen und sich damit dann zufrieden zu geben.
„Aber ich schlafe hier drin.“, sagt er dann noch.
Der Koreaner wendet sich nun wieder in Deutsch Diana zu. „Er… lässt sich nicht davon abbringen.“
Diana wirft ihm einen Blick zu, der eisiger nicht sein könnte. „Warum will er unbedingt?!“
Er zuckt mit den Schultern. „Eigentlich ist es egal, ihr habt ja auch kein Gästezimmer oder sowas.“
„Nein, aber es gibt Hotels.“
Seung-hyun seufzt. „Ach komm.“
„Nicht ach komm.“
„Du willst mich echt ins Hotel stecken, wo wir uns eh schon so selten sehen?“
Diana schürzt die Lippen und entscheidet sich dann zu einem kurzen Schmollen. „Dann bleibt halt.“
Der Koreaner kann sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Als sie ihm einen erneuten Blick
des Todes zuwirft, vergeht es ihm allerdings sofort wieder.
„Ich mach jetzt was zu Essen.“, murrt Diana schlecht gelaunt und stampft in die Küche davon. Da es
ja jetzt geklärt ist, wo sie übernachten, kann er sich zurück auf den Weg in ihr Zimmer machen.
Es ist ein hübsches Zimmer. Sehr damenhaft. Ein Teppich in verschiedenen Rottönen liegt auf dem
Boden vor dem Bett. Auf genau diesen legt er seinen Koffer hin und beginnt, die Sachen davon
auszuräumen. Früher hatte er eine eigene Schublade bei ihr bekommen, wenn er zu Besuch war. Bis
2003 schlief er auch immer mit ihr in einem Bett. Und dann setzte die Pubertät ein und der Kontakt
brach etwas ab. Hatte ja doch irgendwo was pädophiles, da er schließlich 5 Jahre älter war als sie. Da
war Diana gerade mal 11 Jahre alt gewesen. Natürlich hatte sie ihn auch schon ein paar Mal in Korea
besucht, aber vor ihrem 18. Lebensjahr machte ihr ihre Mutter einen Strich durch die Rechnung. Sie
wollte nicht, dass sich Diana irgendwo alleine hin begab – zumindest nicht über mehrere Tage und
schon gar nicht per Flugzeug.
„Willst du Kaffee?“, hört er sie aus der Küche rufen.
„Klingt gut.“, antwortet er, während er vor ihrer Kommode steht und überlegt, ob er sie am besten
einfach öffnen soll oder… naja, lieber doch nicht. In dieser WG hat er sie noch nie besucht, also wird
es auch keine Schublade für ihn geben. Am Ende öffnet er noch die Lade mit ihrer Unterwäsche.
Nein, das ginge zu weit, das muss nicht sein. Er legt seine Sachen zurück in den Koffer und schiebt
ihn neben das Sofa. Das geht schon.
„Hier.“, hört er seine Freundin, die nun im Zimmer steht.
„Oh, ich komm schon.“, entgegnet er und nimmt ihr die Tasse ab.
Seung-hyun folgt ihr daran nippend in die Küche. Schwarzer Kaffee. Er liebt schwarzen Kaffee. Und
wie er gut duftet! Herrlich.
„Schön, dass du mich noch immer so gut kennst.“, schmunzelt er, als er sich in der Küche auf einen
der beiden Hocker setzt und ihr dabei zusieht, wie sie energisch Gemüse zu schnippeln beginnt. Sie
hat einen ganz schönen Haufen Gemüse aus dem Kühlschrank geräumt. Als würde sie für ein paar
mehr Leute, als nur sie 3 kochen. Oder 4, je nachdem, wann dieses Biest nach Hause kommt.
„Was gibt’s denn?“, fragt er und gönnt sich einen großen Schluck vom Heißgetränk.
„Letscho. Mit Reis und Putenfleisch.“, antwortet sie.
„Kenn ich nicht. Klingt interessant.“
„Das ist Tomatensoße mit viel Gemüse drin. Und eben Reis und Putenfleisch.“
„Aha.“
„Das ist Babsis-“ Sofort hält sie Inne. Sieht auf zum Koreaner, der sich kaum merklich angespannt
hat. Aber ihr ist es aufgefallen, sie kennt ihn schon lange und gut genug. „…Lieblingsessen.“
Er presst die Lippen aufeinander und fährt mit seinem Daumen und Zeigefinger den Rand der Tasse
nach, wie er es so oft tut, wenn er sich bei einem Heißgetränk mit jemandem unterhält.
„Was gibt’s denn so Neues?“, fragt er dann, ohne den Blick vom Kaffee zu heben.
„Hm.“ Diana schält gerade ein paar Karotten, um sie danach fein zu würfeln.
„Also ich hab mir die Hand verletzt.“, beginnt er zu erzählen.
Diana sieht erschrocken auf und blickt zu seiner Hand. „Schlimm?“
„War im Krankenhaus deswegen. Aber geht schon wieder.“
„Wann ist das passiert?“
„Beim Dreh von Alumni.“
„Alumni?“ Wieder sieht sie hoch, aber diesmal in seine Augen. „Kenn ich nicht.“
Er schmunzelt. „Kannst du auch nicht. Kommt erst im November ins Kino.“
Diana runzelt die Stirn. „Ist ja ne lange Zeit. Wir haben erst Januar.“
Seung-hyun nickt. „War ganz nett entlohnt.“
„Unser Magazin verkauft sich immer besser.“, erzählt nun Diana.
„Das freut mich.“
„Na und mich erst.“
„Machst du das mit…“ Sie sieht wieder zu ihm auf. Will ihm nicht ins Wort fallen, weiß aber ganz
genau, dass er ihren Namen nicht allzu gern ausspricht. Schließlich seufzt er und senkt den Blick
wieder auf seinen Kaffee.
„Ja. Ich mache die Fotos, sie schreibt die Texte. Bis auf wenige Ausnahmen natürlich.“
„Verstehe. Wie lang macht ihr das jetzt schon?“
„Oh, ein bisschen länger, als wir hier drin wohnen.“ Mit dem Messer macht sie eine Kreisbewegung,
um die ganze Wohnung anzudeuten.
„Du solltest mal wieder nach Korea kommen. Ist echt schön dort. Und gibt viel, das ich dir noch
zeigen wollte.“, beginnt Seung-hyun nun das Thema zu wechseln.
„Wie… deine Freundin?“, grinst Diana den Paprika an, den sie mittlerweile schnippelt.
Seung-hyun hebt eine Augenbraue. „Nein.“
Nun setzt sie einen Schmollmund an. „Warum nicht?“, fragt sie und sieht ihn an, bevor sie sich den
nächsten Paprika zum Zerkleinern schnappt.
„Weil es keine gibt.“, stellt er monoton fest.
„Oh.“
„…ja.“
„Aus einem bestimmten Grund?“
Er bedenkt sie mit einem ernsten Blick, nimmt nochmal einen großen Schluck Kaffee. Was macht
eigentlich dieser fiese Ji-yong gerade so?
„Ji-yong!“, ruft er plötzlich durch die Wohnung. Diana zuckt erschrocken zusammen, weil sie wohl
nicht mit einem so lauten Ausruf gerechnet hat.
„Was?!“, kommt es auf Koreanisch aus Babsis Zimmer gerufen.
„Was machst du die ganze Zeit?!“, ruft er Koreanisch zurück.
„Mich umsehen!“, antwortet Ji-yong – natürlich auf Koreanisch.
Seung-hyun wendet sich Diana zu und schnaubt. „Was gibt es so viel zu sehen in ihrem Zimmer?“,
fragt er auf Deutsch, ehe er sich vom Barhocker hinunter lässt und dann gemütlich aus der Küche
schlendert. Zwar ist diese mit dem Wohnzimmer verbunden, aber man kann auch hier durch eine
Tür schlüpfen – die sich praktischerweise direkt neben dem kleinen Tresen befindet.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen steigt er über die Türschwelle ins Zimmer hinein. Während
in Dianas Zimmer ein Eckkleiderschrank steht, hat sie einen länglichen Schrank im Zimmer, der die
ganze linke Wand neben der Tür entlang zieht. Direkt geradeaus von der Tür sind der Kopfteil des
grün bezogenen Bettes sowie die kleinen Nachttische. Vor dem Bett befindet sich ein grellgrüner
Teppich mit verschiedenen Kreisen in allen möglichen Grüntönen und schräg in der Ecke zwischen
den Fenstern steht ein graues Zweisitzsofa. Er schaut seinen Leader an und beginnt wieder,
Koreanisch zu sprechen.
„Und was gibt es hier jetzt Großartiges zu sehen?“
Ji-yong sitzt mit dem Rücken am Bett angelehnt auf dem Boden und hat einen Korb zwischen den
Beinen, in dem sich viele CDs zu befinden scheinen.
„Der war in ihrem Schrank.“
„Schrank?“, wiederholt Seung-hyun stirnrunzelnd, „Du meinst im Kleiderschrank?“
Er dreht sich kurz um und sieht, wie eine der Türen geöffnet ist. Ji-yong nickt.
„Du kannst doch nicht einfach in ihrem Kleiderschrank schnüffeln. Gib das her.“
Gerade will er nach dem Korb greifen und ihm die CDs wegnehmen, als ihm das Cover einer ganz
bestimmten CD ins Auge fällt. Na sieh mal einer an. Es sieht aus wie ein Playboy Hase, nur dass es
das Victoryzeichen einer Hand ist. Darunter steht HIGHHIGH, links davon GD und rechts TOP.
„Sie ist ein Fan von uns.“, grinst Ji-yong ihn an und hält ihm Heartbreaker und diverse Alben von Big
Bang entgegen.
Seung-hyun verkneift sich jeglichen Kommentar hierzu und lässt nun einen genaueren Blick durch
ihr Zimmer schweifen. Da die Tür ein wenig von der Wand weg steht, kann er erkennen, dass sich
dort Poster befinden.
„Ich hab in ihrem Schrank auch ein paar Sachen aus Korea gesehen.“, erzählt Ji-yong grinsend,
schaut aber weiterhin eine CD nach der anderen durch und stapelt sie neben sich zu mehreren
Türmen auf. Da ist wirklich einiges dabei. Von Infinite zu VIXX.
Er schaut zu ihren Nachttischen. Auf dem linken steht ein halb volles Wasserglas und eine
Zeitschrift, die er von hier aus nicht erkennt. Auf dem anderen liegt der Light Stick von Big Bang
und ein Bärenplüschtier. In ihrem Bett liegt ein Froschplüschtier. Gedankenversunken schüttelt er
den Kopf und geht auf die Tür zu. Eigentlich weiß er gar nicht, warum ihn das jetzt so brennend
interessiert. Und trotzdem steht er jetzt vor der Tür und schiebt sie etwas zur Seite. Nur um dann
damit beschäftigt zu sein, dass ihm sein Kinn nicht aufklappt.
5 Poster befinden sich an ihrer Tür. Genau 5 Stück. Und auf zweien davon ist er abgebildet.
„Das… gibt’s doch nicht…“, murmelt er so leise, dass Ji-yong es wohl gar nicht mitbekommen hat.
Anhand der gegenwärtigen Geräusche kann sich Seung-hyun denken, dass Ji-yong hinter ihm die
Alben wieder in den Korb zurücklegt. Jetzt geht er zum Schrank und stellt den Korb rein, macht
sogar die Schranktür wieder zu. Und jetzt geht er auf ihn zu.
„Was ist denn – oh.“ Er bleibt hinter ihm stehen.
Seung-hyun antwortet nicht. Was sollte er auch sagen?
„Süß.“ An seinem Tonfall hört man, dass Ji-yong von einem Ohr zum anderen grinst.
Noch immer antwortet er nicht.
„Vielleicht steht sie ja auf dich?“, fragt Ji-yong und klopft ihm auf die Schulter. „Gefallen tust du ihr
ja wohl.“ Jetzt kichert er leise.
„Ich geh wieder zu Diana.“, bringt er schließlich heraus und öffnet die Tür wieder. Genau in dem
Moment ist zu hören, wie der Schlüssel in der Tür rumgedreht und diese geöffnet wird.
„Hey. Bist du so schnell wieder zurück?“, fragt Diana aus der Küche und steht in einer Schürze mit
einem großen, bunten Muffin, der ihm vorher noch gar nicht aufgefallen ist, im Türrahmen neben
dem Wohnungseingang.
„Ja.“, schnieft sie.
Sie schnieft. Irgendwas ist wohl passiert.
Seung-hyun wirft seinem Leader einen kurzen Blick zu, dem nun das Grinsen aus dem Gesicht
verschwunden ist. Dann erwidert er seinen Blick und fragt ihn auf Koreanisch, was sie denn hat. Er
zuckt nur mit den Schultern.
„Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht.“, kommt es plötzlich auf Koreanisch von dem Mädchen.
Ji-yong verstummt. Seung-hyun schaut von seinem Leader zur Wand. Sie kann Koreanisch?
„Was ist passiert?“, fragt nun Diana.
„Janosch hat mich abserviert.“, jammert das andere Mädchen und schließt die Tür hinter sich. Sie
geht den Gang entlang, als sich Seung-hyun wieder zu ihr umdreht und schlüpft zwischen ihm und
Ji-yong hindurch in ihr Zimmer. Dass sich GD bei ihr häuslich eingerichtet hat, ist ihr entweder
noch nicht aufgefallen oder kein Problem für sie.
„Ich weiß nicht, ob ich jetzt sagen soll, dass es mir Leid tut, oder ob ich froh bin.“, murmelt Diana.
„Er hat gesagt, ich sei ihm nicht gut genug.“, schnieft das Mädchen hinter Seung-hyun.
Ji-yong steht etwas verloren hinter ihm. Zu seinem Pech versteht der ja auch kein einziges Wort, das
hier gesprochen wird.
„Und er hat gesagt, mit jemandem wie meinem Gesicht würde er nirgends hingehen.“
Jetzt runzelt er die Stirn. Das kommt ihm doch ziemlich bekannt vor.
Diana runzelt ebenfalls die Stirn. „Gut, ich bin froh, dass es vorbei ist.“
Ji-yong piekt den großen Koreaner in die Seite, weil es ihm nun wirklich unangenehm wird. Mit
einer wortlosen Geste deutet er ihm, dass er ihm in die Küche folgen soll und setzt sich mit ihm an
den Tresen, an dem sein mittlerweile nur mehr lauwarmer Kaffee steht. Sofort genehmigt er sich
einen Schluck, obwohl ihm gerade etwas Stärkeres lieber wäre. Ob es wirklich eine so gute Idee war,
hier her und nicht ins Hotel… nein. Nein, das passt schon so. Er will Diana sehen und das nicht nur
ein paar Stunden am Tag. Das letzte Mal, dass er sie gesehen hatte, war vor 2 Jahren und da auch
nur für 3 Tage. Gerade einmal zur positiv bestandenen Abschlussprüfung konnte er ihr gratulieren
und ein wenig gefeiert wurde. Den letzten Tag war sie vom Alkohol so kaputt, dass sie rein gar
nichts aus dem Tag machen konnten.
„Kann ich was zu Trinken haben?“, fragt Ji-yong, der nun rechts von Seung-hyun sitzt.
Gerade steht Seung-hyun auf, um ihm was zu holen, da ertönt Lonely aus dem Wohnzimmer.
Keiner der 3 Personen in der Küche hatte bemerkt, wie Babsi dorthin gekrochen ist. Seung-hyun
blickt seine beste Freundin mit gerunzelter Stirn an, die nur die Tomatensoße anseufzt, die nun
gegenüber vom Tresen auf dem Herd blubbert.
„Jetzt fährt sie alle Geschütze auf.“, murmelte sie, während sie andächtig in der Soße umrührt.
Seung-hyun öffnet neben ihr den Kühlschrank und greift nach einer Flasche Eistee. Als er die Tür
des Geräts schließt und sich umdreht, steht plötzlich das verheulte Mädchen vor ihm. Sie blickt ihn
nicht an, also geht er wortlos zur Seite und hört dann, wie sie den Kühlschrank öffnet. Er stellt Jiyong die Dose hin, der ihm mit einem Nicken danke sagt.
„Haben wir nichts Hartes?“, hört er das Mädchen fragen und setzt sich nun wieder zu seinem Kaffee.
Wenn er den nicht bald trinkt, wird er noch kalt. Kalter Kaffee schmeckt scheußlich.
„Du wirst jetzt nicht wegen diesem Kerl zum Alkohol greifen.“, tadelt Diana ihre Freundin.
Zwar neigt das Mädchen am Kühlschrank den Kopf etwas, aber sie antwortet nichts. Dann schließt
sie den Kühlschrank wieder und dreht sich zur Theke um. Aus dem Wohnzimmer dringt
mittlerweile andere Musik, aber noch immer koreanischer Pop. Seung-hyun trinkt den Rest seines
Kaffees auf Ex, als er aus dem Augenwinkel sieht, wie Diana durch die Küche wuselt und eine
Schublade nach der anderen öffnet.
„Hier. Deck den Tisch, dann kommst du auf andere Gedanken.“, weist sie ihre Freundin an.
„Als ob das helfen würde.“, murrt diese als Antwort.
Ji-yong neben ihm beginnt plötzlich Koreanisch mit ihm zu reden, wodurch er dem Gespräch der
Mädchen nicht weiter folgen kann.
„Was machen wir hier in Österreich so?“
„Hab ich noch nichts mit ihr ausgemacht.“
„Okay. Wann machst du das?“
„Beim Essen. Oder danach. Keine Ahnung, hat sich halt noch nicht ergeben.“
„Mir ist langweilig.“
„Ich kann dir nicht mal eine Frage über die Mädels stellen, weil ich das Gefühl habe, die verstehen
mich.“
Seung-hyun wirft den Mädchen einen kurzen Blick zu. Diana holt gerade Teller aus einem
Unterschrank, während die andere am Glastisch mit dem roten Tischläufer drüben steht und so sehr
mit dem Besteck klirrt, dass sie ihn nicht hören kann.
„Wenn, dann kann eh nur die eine hinter uns Koreanisch.“
Ji-yong zuckt mit den Schultern. „Umso besser für mich.“, grinst er und als ihn Seung-hyun
monoton betrachtet, hört er auf damit. „Oder dich.“
„Was soll ich mit ihr?“, fragt Seung-hyun mit seiner monotonsten Stimme.
„Weiß nicht. Dachte, das ist vielleicht dein Typ.“
Da er nicht wüsste, was er darauf entgegnen soll, sagt er einfach gar nichts und beschließt Diana zu
helfen. Er steht auf, stellt seine leere Tasse in die Spüle und nimmt ihr die Teller ab. Als er damit
zum Tisch wandert, wird ihm klar, dass Ji-yong das jetzt wahrscheinlich falsch deuten wird und ein
kurzer Blick in dessen Richtung bestätigt es ihm. Der Idiot grinst doch tatsächlich von einem Ohr
zum anderen.
„Ich hätte da eine Frage.“, sagt Ji-yong nun auf Englisch, während Seung-hyun die Teller dort
austeilt, wo das Besteck hingelegt wurde. Das Mädchen am Tisch faltet gerade die Servietten.
„Hm?“, kommt es nur kurz von Diana.
„Eigentlich wäre es mehr eine Bitte.“
„Was denn?“
„Ich wär euch sehr verbunden, wenn wir Englisch reden könnten, dann versteh ich auch alles.“
„Klar, kein Problem. Für dich passts ja auch, oder Babsi?“, fragt Diana friedlich.
„Kein Problem.“, sagt die Angesprochene auf Englisch und setzt auf Deutsch fort: „Ich bin mir
sicher, in einer Woche lerne ich dann Ravi kennen und mit dem rede ich dann Französisch.“
Seung-hyun dreht sich um und geht auf Diana zu, um ihr noch etwas abzunehmen. Die rollt genervt
seufzend mit den Augen, sagt aber nichts weiter. Ji-yong steht auf und wandert zum Tisch.
„Wo darf ich mich hinsetzen?“, fragt er brav auf Englisch.
„Wo du willst.“, bekommt er in einer wohl bemüht freundlichen Stimme als Antwort.
Diana und Seung-hyun kommen mit dem Rest des Essens. Auf dem kurzen Teil der gepolsterten
Eckbank sitzt Ji-yong, links von ihm Babsi. Diana setzt sich ihr gegenüber, weshalb nun Seung-hyun
auf dem letzten Stuhl Platz nimmt. Links von ihm ist Diana, rechts von ihm die Andere. Ihm
gegenüber sitzt Ji-yong.
„Also.“, beginnt Ji-yong und wird von einem kurzen, englischen „Mahlzeit.“ von Diana
unterbrochen.
„Mahlzeit.“, entgegnet er auf Englisch und die anderen beiden tun es ihm gleich.
Dann fährt Ji-yong fort: „Dein Freund hat mit dir Schluss gemacht?“
Sofort versteift sich das brünette Mädchen und Seung-hyun wirft Ji-yong einen ernüchterten Blick
zu. Gut, er kann sie jetzt nicht unbedingt leiden, aber darum streut er jetzt auch nicht absichtlich
Salz in ihre Wunde.
„Mhm.“, kommt nur gequält zurück.
„Hat er gesagt warum?“
„Wieso willst du das wissen?“, fragt sie mit heiserer Stimme.
Klasse, Ji-yong. Mach weiter so, und sie heult uns alle die Ohren voll. Wen juckt‘s? Ist doch ihr
Leben.
„Vielleicht können wir dir ja helfen.“, schlägt er vor. Wir?!
„Aha.“, kommt nur skeptisch von ihr zurück.
„Ja. Seung-hyun hat zwar ein bisschen mehr Erfahrung mit Frauen als ich, aber das macht nix.“
Als er das gesagt hat, hebt das Mädchen den Kopf und blickt Seung-hyun einen Augenblick lang an.
Die Blicke der beiden kreuzen sich und dann wendet er den Blick ab und starrt Ji-yong finster an.
Der grinst wie blöde. Was in dessen Kopf vorgeht, wird auch keiner so schnell verstehen.
„Nein… da hilft nichts mehr.“
„Hast du etwas Wein?“, fragt Seung-hyun nun seine beste Freundin. Die nickt und steht sofort auf.
Sie hätte ruhig sitzen bleiben können, er hätte ihn auch geholt.
„Wieso? Was war denn der Grund, dass er Schluss gemacht hat?“ Vom Küchenblock ist ein leises
Klirren zu hören. Diana holt gerade vier Weingläser und eine Flasche gekühlten Wein zum Tisch.
„Er…“ Das Mädchen schluckt und legt die Gabel weg. Diana kommt mit den Sachen an und Seunghyun nimmt ihr die Flasche und den Korkenzieher aus der Hand. Während das Mädchen um Worte
ringt, öffnet er ihn und schenkt allen vier Gläsern einen großzügigen Schluck ein.
„Er sagte, dass er mit jemandem mit meinem Gesicht nirgendwo hingehen würde.“
„Oh. Das… ist… blöd.“
„Nicht wahr?“
„Toller Wein.“, sagt Seung-hyun, der ihn etwas im Glas kreisen lässt und gerade dran geschnuppert
hat. Diana blickt hilflos von einem zum anderen und weiß wohl nicht so Recht, was sie sagen soll.
„Es hat keinen Sinn.“, murmelt das Mädchen und nimmt wieder die Gabel in die Hand, um weiter
zu essen.
„Ich mochte ihn sowieso nicht.“, sagt schließlich Diana.
„Ja und ich frage mich, ob du jemals einen meiner Freunde mögen wirst.“, knurrt die Andere zurück.
„Wenn mal ein vernünftiger dabei ist, dann natürlich.“
„Tz.“
„Was? Du würdest dich nicht anders verhalten, wenn ich ständig solche Idioten heimschleppen
würde.“
„Heimschleppen. Tu ich jedenfalls keinen.“, murrt Barbara nun.
Seung-hyun nippt an seinem Wein und schaut zwischen den Mädchen hin und her und dann zu Jiyong, der seinen gerade auf Ex austrinkt.
„Noch einen?“, fragt er seinen Leader, der sofort nickt. Wenigstens fühlt er sich hier nicht als
einziger fehl am Platz. Aber er hat angefangen, also ist es dessen Schuld.
„Wein.“, kommt es nun von dem unzufriedenen Mädchen und Seung-hyun schaut sie an.
„Ja. Problem damit?“, fragt er schließlich und wird unter dem Tisch von Diana getreten.
„Nein.“, beißt sie zurück und wendet sich an Ji-yong. „Weißt du, das Ironische ist, dass ich fast
dieselben Worte mal zu jemand anderem gesagt habe.“ Ji-yong runzelt die Stirn. „Wir waren
Kinder.“
„Na und? Sowas sagt man nicht, das kann ganz schön verletzen.“, kommt nun von Diana.
Jetzt ist es Seung-hyun selbst, der den Wein auf Ex trinkt und sich gleich nachschenkt. Diana wirft
ihm einen kurzen Blick zu.
„Wir waren Kinder.“, wiederholt Babsi ihre Worte.
„Das tut nichts zur Sache.“, knurrt Diana zurück, „Und so klein warst du auch nicht mehr.“
„Ich wette, das war Karma.“, nuschelt sie plötzlich.
„Ach egal, hören wir auf davon.“, murrt Diana unzufrieden, „Aber ich bin froh, dass es mit Janosch
aus ist!“
„Was hat dir denn an ihm nicht gepasst?!“
„Hm, warte. Da fallen mir ein paar Sachen ein.“
Sie knallt die Gabel auf den Tisch und Ji-yong wirft dem anderen Koreaner einen panischen Blick zu.
„Na da bin ich mal gespannt!“
„Wie wäre es zum Beispiel damit, dass er dich offensichtlich betrogen hat?“
„Hat er nicht!“
„Ach, und warum hat er ständig nach Weiberparfüm gerochen?!“
„Hat er… nicht!“
„Du stockst.“, kommt es nun von Seung-hyun.
„Was?“, fragt ihn das Mädchen verdutzt.
„Du hast gestockt. Bei deiner Antwort. Das heißt, dass es dir bewusst ist, du es aber nicht
wahrhaben willst.“
Sie starrt ihn ein paar Sekunden lang ungläubig an, dann greift sie zu ihrer Gabel und isst wortlos
weiter. Diana wirft ihrem besten Freund einen verwunderten Blick zu, sie hat wahrscheinlich nicht
damit gerechnet, dass er sich in das Gespräch einmischen würde.
„Das ist der Grund, warum ich keine Freundin habe.“, beantwortet er nun die Frage von vorhin.
Diana blickt ihn sprachlos an. Fehlt nur noch, dass ihr die Gabel aus der Hand fällt.
„Was?“, fragt nun Ji-yong nach. Jetzt ist er wohl komplett aus der Unterhaltung ausgestiegen.
Seung-hyun schüttelt nur den Kopf. Diana versteht schon, was er meint. Alles andere ist unwichtig.
„Wo schlaft ihr eigentlich?“, fasst sich das Mädchen nun und blickt von ihrem halbleeren Teller auf.
„Er in Dianas Zimmer und ich bei dir.“, antwortet Ji-yong.
Sie richtet den Blick auf ihn. Schaut ihn wortlos an.
„Ist das okay?“, fragt er vorsichtig nach.
Das Mädchen beginnt, an ihrem Wein zu nippen. „Ja, aber… an meiner Tür hängt ein Poster von
dir.“, nuschelt sie schüchtern hinein.
„Oh das macht nichts.“, kommt es prompt von GD, „Tabbi und ich haben vorhin die Tür
bewundert.“
Sie verschluckt sich und beginnt augenblicklich zu prusten.
„Haben wir das?“, fragt Seung-hyun kauend. Als er sieht, wie sie den Kopf in seine Richtung dreht,
schaut er sie an und hebt fragend eine Augenbraue. Dann schießt es ihm, warum sie ihn so panisch
ansieht. Weil von ihm gleich 2 auf der Tür hängen.
„Sag mal, wen magst du von Big Bang am liebsten?“, fragt Ji-yong nun grinsend. Als ob das nicht klar
ist.
Diana legt die Gabel auf ihren leeren Teller, Seung-hyun und Ji-yong sind fast fertig. Babsi hat noch
immer einen halben Teller voll. Mit hochrotem Kopf schaufelt sie nun Fleisch und Reis mit Soße in
sich hinein, um dieser Frage möglichst aus dem Weg zu gehen.
„War superlecker.“, grinst Ji-yong, als er fertig ist.
Diana bedankt sich grinsend und sammelt seinen sowie den Teller von Seung-hyun ein.
„Was machen wir denn noch so?“, fragt Ji-yong dann begeistert.
„Wie wäre es, wenn wir den Tag heute ruhig ausklingen lassen und morgen was unternehmen?“,
fragt Diana.
„Morgen ist Samstag.“, kommt es von Babsi, die nun auch schon fast fertig ist.
„Umso besser.“, sagt Diana.
„Morgen ist die Hölle los.“, entgegnet sie wieder.
„Ich bin mir sicher, es ist nicht so schlimm wie etwa in Seoul.“, grinst Ji-yong das Mädchen an, das
ihn erst verbissen mustert und dann weiter isst. Als er sie noch einmal fragt, wen sie von Big Bang
am liebsten mag, erhöht sie ihre Geschwindigkeit. Als ob das was helfen würde.
„Und was genau machen wir dann?“, fragt nun Seung-hyun.
„Wir könnten in den Prater gehen.“, schlägt Diana vor.
„Oder wir zeigen ihnen was ganz Österreichisches und gehen zum Ikea.“, murmelt Babsi mit vollem
Mund.
„Babsi. Ikea kommt aus Schweden.“, antwortet Diana stirnrunzelnd.
How Gee
Beinahe auf die Sekunde genau um 9 Uhr schlug sie die Augen auf und sah sich sofort nach dem
Koreaner um, der bei ihr im Zimmer schlief. Nein, er lag noch immer auf seiner Couch. Die Nacht
über war sie ja ganz schön paranoid gewesen, dass er irgendwas Unsittliches tun würde. Was
vermutlich nur daran lag, dass sie noch nie mit einem Typen das Zimmer geteilt hatte. Seufzend
richtete sie sich auf und schälte sich aus ihrer Bettdecke. Da die anderen alle noch schliefen, setzt
sie sich Kopfhörer auf und beginnt Face von NU’EST abzuspielen. Bemüht leise tänzelt sie zu ihrem
Kleiderschrank und holt sich aus einer der Schubladen frische Unterwäsche, schleicht damit dann
aus ihrem Zimmer hinaus und rüber ins Badezimmer. Währenddessen bewegt sie stumm ihre
Lippen zum Songtext.
„Teojyeo naoneun jackpot“, singt sie leise, als sie aus dem Badezimmer kommt und frische
Unterwäsche trägt tänzelt durch das Wohnzimmer und macht alle Tanzschritte aus dem Refrain
nach. Tagelang hat sie diesen Tanz geübt und endlich beherrscht sie ihn, sie könnte gar nicht stolzer
sein.
Ihrer Meinung nach haben die ganzen Mädchenbands ständig Tänze, die keine richtigen
Tanzschritte erfordern, weshalb sie sich lieber die Tänze der Jungenbands vornimmt.
Als der Song vorbei ist, beginnt How Gee von Big Bang zu spielen. Was für ein witziger Zufall, den
Song hat sie schon lang nicht mehr gehört. Sofort von dem Takt mitgerissen und weil sie natürlich
den Songtext auswendig kennt, legt sie sich voll uns Zeug und vergisst alles um sich herum.
One for the money, two for the show. Leise summt sie bereits mit, aber ihre Lieblingsparts sind die
von T.O.P. Mit einem lang gezogenen Let’s Go! gibt ihr GD aus ihren Kopfhörern die Freigabe.
„On and on into the breaka-dawn!“, beginnt sie und schwingt die Worte genauso, wie er es tun
würde. Sie tänzelt durch die Küche. „I got a mic and I just can‘t leave it alone!”, geht es weiter und
sie schnappt sich aus dem Obstkorb auf dem Tresen eine Banane, die ihr als Mikrofon dienen darf.
„I be the T.“ Sie läuft auf die Couch im Wohnzimmer zu. „O.“ Setzt zum Sprung an. „P.“ Springt.
„Aiiite!“ Und landet mit einer Geste, als würden vor ihr tausende Fans stehen, die ihr zujubeln.
„I represent the Big Bang, big thangs feel me. I bring ‘em like~” Sie tänzelt über die Couch von
Sitzplatz zu Sitzplatz, dreht sich im Kreis, rappt in die Banane und wirbelt weiter mit der linken
Hand nach oben. Ihr ist gar nicht bewusst, wie laut sie dabei ist, weil sie soeben auch die restlichen
Hemmungen abgelegt hat. „Down and dirty you heard me it’s straight whoa!“ Sie hält kurz still und
gibt dem letzten Wort dadurch mehr Bedeutung. „People gotta have it, they really won’t let go –
huh!“ Sie springt von der Couch runter. “Yo!” Nun beginnt sie damit, um den Tisch zu laufen.
Natürlich nicht ohne dabei zu wirbeln und fleißig weiter in die Banane zu gröhlen. „I got it. Full
control!“ Wirbeln. „Indeed I’m ridin‘ high, no need to lay low!“
Nun ist GD im Song dran und während er rappt, schwingt sie die Hüften und hebt beide Hände in
die gleiche Höhe. Sie sieht schon links und rechts nichts mehr, weil ihr die Haare ins Gesicht fallen
und erst beim Refrain singt sie wieder mit.
„Aaaaahhh~ Big Bang gonna raise the roof y’all!” Statt dem weiteren Refraintext singt sie auf
Deutsch in der gleichen Melodie: „Ich kann ja überhaupt nicht singen, meine Stimme ist zu
schrecklich!“ Und dann weiter: „Ahhhhhh~ Big Bang gonna raise the roof y’all. Just keep on rockin
‘em!”
Sie hüpft hochmotiviert herum, jetzt geht es wieder mit dem Rap weiter und das Metier beherrscht
sie. Auf Deutsch, auf Englisch und sogar Koreanisch. Wenn sie schon nicht singen kann, dann
tanzen und rappen. „Damn, yo! Killin‘ the flow~ Got it pack, wall to wall ~ doe to doe. That’s!”
Wieder erstarrt sie kurz, um dem mehr Bedeutung zu verleihen. „Quite incredible, I know. And
everybode in the place be tipsy. Amazin’ what this be. We blazin’ it crispy!” Sie rutscht von einem
Bein auf das andere, legt einen von T.O.Ps Moves aus Turn it Up hin, während sie beide Hände
etwas nach oben hebt.
„Ya honey wanna get down with this.“ Hüften schwingen. “I make her bounce to this. Every ounce of
this I shit you not!” Wirbeln. “And it’s the shit you not, you know I hit the spot!” Sein Part ist zu
Ende und sie tänzelt weiter durch das Wohnzimmer, hat die Haare überall im Gesicht und knallt
plötzlich gegen etwas.
Oder jemanden. Oh oh.
Erschrocken reißt sie sich die Kopfhörer vom Kopf, dass sie ihr um den Hals liegen und streicht sich
mit einer schnellen Handbewegung die Haare aus dem Gesicht. Der Song läuft so laut, dass man ihn
ohne Probleme aus ihren Kopfhörern hört. Alle 3 stehen sie vor ihr im Wohnzimmer. Und
zusammengeknallt ist sie mit dem, den sie gerade so imposant nachgemacht hat. Mit hochroten
Wangen starrt sie ihre nackten Zehen an, unfähig irgendwas zu sagen, als es plötzlich aus Ji-yong
genau beim Refrain herausbricht.
„Aaaahhhh~ Big Bang gonna raise the roof y’all! So you know what to do y’all!” Er geht auf sie zu,
trägt eine Jogginghose und ein schwarzes Shirt, hat vollkommen verzottelte Haare und war
wahrscheinlich noch nicht einmal Zähne putzen. Aber da steht er, packt sie an ihren Händen und
singt den Refrain. Sie singt den letzten Teil mit und als das Solo von Tae Yang kommt, klatscht nun
Diana in die Hände und tanzt dabei, während sie in ihrer besten Stimme zu singen beginnt.
„All y’all get’cha hands up. Clap now! We gonna shake and tear the house down~ I know, you wanna
do this right now. You gotta get up and move it to the sound.” Sie hat einen so tollen Hüftschwung
drauf, dass Ji-yong für einen Augenblick Inne hält, ehe er weiterblödelt. „Love the way the kick
drum plays now. I feel it in my heart, that’s it now.” Sie tänzelt sich auf T.O.P zu. “I think I’m gonna
count it off now…”
Und entgegen Babsis Erwartungen beginnt er plötzlich zu rappen. „Yeah, fire in the hole! It’s a new
load, I’m killin’em slow. Make ‘em learn about the T.” Er zeigt auf Ji-yong. “O.” Er zeigt auf Babsi.
„P.“ Er nimmt Dianas Hand und wirbelt sie im Kreis. „And how the story go! It’s not nice, not pretty.
Ya hear a crack when I’m full contact, I’m crushin’ down many.”
Der letzte Part. Und er ist von GD. „Yeah, uh.“ Nun wirbelt er das Mädchen neben ihm. „Straight
comin‘ through from the back shootin‘ Henny. People be gettin‘ wild just kickin‘ and rippin ’em
out!” Grinsend tanzt er mit ihr, wobei sie sich seinen Bewegungen anzupassen versucht. „You know
it’s what it’s all about when you move a crowd. Just raise the roof, now!”
Zum Schluss setzt der Refrain ein, den sie bis auf Seung-hyun alle singen und während Babsi
lachend mit Ji-yong tanzt, hüpft Diana kichernd an sie heran. Babsi hört auf zu tanzen, weil sie
schon völlig aus der Puste ist. Sie dreht sich breit grinsend in die Richtung des anderen Koreaners.
Gerade eben hat sie noch das Gefühl gehabt, dass das Eis zwischen ihnen gebrochen war, aber bei
dem Anblick verließ sie der Mut.
Gerade eben hat er noch freundlich in Dianas Richtung gelächelt, aber dann hat er den Kopf zu ihr
gedreht und ihr einen so eisigen Blick geschenkt, dass es ihr kalt den Rücken runterlieft.
Natürlich ist ihr jetzt klar, dass er das gerade eben für Diana gemacht hat und nicht weil er das so
lustig gefunden hat, dass sie hier einen Song seiner Band zum Besten gibt. Zugegeben, es mag ein
wenig nach verrücktem Fangirl aussehen, aber er und GD haben doch ihre Poster gesehen. Dann
dürfte ihnen klar sein, dass sie K*POP mag. Und dass man dann gerne einmal zu einem Song singt
oder tanzt, ist nichts Neues. Kommt ja auch vor, wenn man keine koreanische Popmusik hört.
Sie presst ihre Lippen fest aufeinander und nimmt ihre Kopfhörer ab, schaltet den MP3 Player aus
und legt alles auf den Wohnzimmertisch.
„Ich geh mich mal waschen.“, meldet sie sich bei der Gruppe ab und verlässt das Zimmer.
Falls es überhaupt wem auffällt, sie sieht gar nicht nach, ob sich jemand zu ihr dreht.
Schnell huscht sie ins Bad und schließt die Tür hinter sich. Am liebsten würde sie ja absperren, aber
blöderweise haben sie bei der Wohnungsübergabe keinen Schlüssel für diesen Raum erhalten. Um
Ruhe zu haben, lässt sie die Dusche an und stellt sich vor den Spiegel. Na wenigstens hat sie nicht
die ganze Nacht geheult, weil G-Dragon bei ihr im Zimmer schläft. Sonst wäre jetzt jede einzelne
Pore aufgeblasen, als hätte sie Marshmallows im Gesicht. Seufzend fährt sie sich durch die Haare
und stützt sich dann links und rechts am Waschbecken ab und atmet tief ein und aus.
Warum genau hat sie sich nochmal zum Affen gemacht?
War sie nicht wach genug, um zu wissen, dass die da sind?
Wollte sie unterbewusst Eindruck schinden?
Und warum hat sie dieser Riese so eisig angeschaut?
Als ob sie ihm was getan hätte.
Sie schüttelt verständnislos den Kopf und atmet ein weiteres Mal tief ein und aus. Dann schnappt
sie sich die Zahnbürste und nachdem sie damit fertig ist, springt sie eilig unter die Dusche.
Letztendlich haben sie sich alle gestern darauf geeinigt, heute den Tag tatsächlich im Prater zu
verbringen. Das war eine einzigartige Gelegenheit, die Jungs von einer anderen Seite kennen zu
lernen. Und von so einem halb-peinlichen Start in den Tag wird sie sich schon nicht alles
vermasseln lassen.
Außerdem ist das eine willkommene Ablenkung von Janosch.
Babsi steigt aus der Dusche und wickelt sich in ein Badetuch. Jetzt braucht sie erst recht wieder
frische Unterwäsche… gut überlegt. In den weichen Stoff des Tuchs gewickelt wandert sie vorsichtig
in ihr Zimmer und holt sich neue Wäsche und gleich den Rest zum Anziehen. Da sie sonst immer so
tollpatschig ist, rechnet sie eigentlich damit, dass jemand reinkommen und genau in dem Moment
das Tuch fliegen würde. Aber zu ihrem Glück passiert nichts Derartiges.
Wenige Minuten später befinden sie sich alle in der U-Bahn. Es sind ein paar Minuten Fahrt, in
denen Babsi die ganze Zeit überlegt, ob sie sich die Kopfhörer, die um ihren Hals hängen, aufsetzen
soll oder lieber nicht.
Eigentlich ist es witzig, wie unterschiedlich sie alle aussehen. Babsi hat sich eine grüne Winterjacke
und kuschelige Sneakers mit Winterfilterung angezogen, in die ihre dünnen Jeansbeine perfekt
hineinführen, während Diana eine dicke Strumpfhose zu einem schicken, hellrosa Rock und einen
hübschen hellblauen Mantel mit weißem Kunstpelzkragen trägt. Ji-yong hat eine dunkelblaue Jeans,
einen blauen Hoodie und dazu eine ärmellose Winterjacke. Ihm scheint kalt zu sein, denn er hat
sich beide Kapuzen über den Kopf gezogen und den Kopf gegen die Stange hinter sich gelehnt. Sein
Blick ist starr auf die Beleuchtung im Gang der Bahn gerichtet. Seung-hyun trägt eine schwarze
Jeans, einen weißen Gürtel mit buntem Muster, der alle Blicke auf sich zieht, weil seine Winterjacke
auch noch schwarz ist. Auf seinem Kopf sitzt eine weiße Mütze und seine Haare lugen darunter
hervor. Er sitzt gegenüber von Babsi und hat die linke Seite seiner Stirn an das Fenster gelehnt und
scheint die ganze Zeit die vorbeiziehende Schwärze zu betrachten.
„Was genau ist der Prater eigentlich?“, fragt Ji-yong schließlich und wendet seinen Blick vom Licht
zu Diana.
„Ein Vergnügungspark.“, antwortet die augenblicklich und erst jetzt fällt Babsi auf, dass sie ihren
Kalender dabei hat und den gerade eingehend prüft.
„Was machst du da?“, fragt sie dann.
„Ich hab mir eingebildet, dass wir diese Woche einen Abgabetermin haben… Aber da steht nichts.“
„Das hab ich schon erledigt.“, murmelt Babsi leise.
„Echt?“
„Ja, war nicht viel. Die Ausgabe und die nächsten drei sind auch schon fertig, weil wir so viel
Material gesammelt haben.“
Barbara fällt auf, dass sie gerade Deutsch gesprochen haben, aber sie hat ohnehin keine Lust, Ji-yong
über dieses langweilige Berufsthema aufzuklären. Sie dreht den Kopf nach rechts und sieht in der
Spiegelung des Fensters, dass Seung-hyun ihr gerade direkt in die Augen sieht. Da sie sich die ganze
Zeit noch nicht richtig angesehen haben, stockt sie.
Er wendet den Blick nicht ab, was heißt das?
Ihr ist, als würde das Blut in ihren Adern gefrieren. Sie hält sogar den Atem an. Und dann wendet er
schließlich den Blick ab. Verdutzt starrt sie nun auf ihre Hände, die in ihrem Schoß liegen. Dann
nimmt sie allen Mut zusammen und sieht ihn direkt an, ohne Spiegelung dazwischen.
Er erwidert ihren Blick nicht.
Warum liegt ihr so viel daran?
Schließlich ist er lediglich ein fleischgewordenes Idol… das sich plötzlich als bester Freund von
Diana entpuppt. Na gut, es ist schon etwas seltsam. Alleine der Gedanke daran, dass sie die Chance
hätte, ihn öfter zu sehen und sogar privat Dinge mit ihm zu unternehmen…
Ji-yong lässt keine Achterbahn aus, er probiert jedes wilde Fahrgeschäft, als wäre er süchtig nach
Adrenalin. Seung-hyun übt sich darin, Diana ein paar Stofftiere zu schießen und am Ende hat sie 4
Stück davon. Einen großen Pinguin, einen kleinen Tiger, eine superhässliche Fledermaus und ein
Gorilla, der wie eine Maus aussieht.
Babsi hat sich gerade Zuckerwatte gekauft und schlemmt etwas davon, als ihr Ji-yong wie
selbstverständlich ein Stück davon klaut.
„Heeey!“, ruft sie empört und setzt einen fürchterlich schlechten Pseudoschmollmund auf.
„Vergiss nicht, was du mir versprochen hast.“, hört sie Diana hinter sich flüstern.
Sofort spitzt sie die Ohren und bemüht sich, so zu wirken, als bekäme sie nichts von dem Gespräch
mit. Moment mal… reden die Deutsch?!
„Ja ja…“, murrt der Koreaner und jetzt, wo sie sich ausschließlich auf seine Stimme konzentriert,
zieht es ihr eine wahnsinnige Gänsehaut auf.
„Nix ja ja. Du sollst nett zu ihr sein.“
„Bin ich doch.“
„Glaubst du, ich hab nicht gesehen, wie böse du sie im Wohnzimmer angesehen hast?“
Der Koreaner seufzt tief.
„Ich geb mir Mühe.“, verspricht er Diana und dann muss Babsi weghören, sonst trifft sie noch der
Schlag.
In dem Gespräch geht es um sie!
Aber warum musste Seung-hyun ihr versprechen, nett zu ihr zu sein?
Mag er sie etwa nicht?
Er kennt sie doch gar nicht.
Ohne es wirklich zu registrieren, dreht sich Babsi auf einmal zu den beiden um. Dass Ji-yong ihr in
dem Moment die restliche Zuckerwatte klaut, merkt sie zwar, ist ihr aber völlig egal. Als sich Diana
und der Koreaner zu ihr wenden und sie einerseits fragend, andererseits erwartungsvoll anblicken,
schluckt sie einen dicken Kloß im Hals hinunter.
„Wollen wir ins… Ripper gehen?“
„Was ist das Ripper?“, fragt Ji-yong neugierig. Hofft wohl darauf, dass es eine weitere Achterbahn ist.
„Ein Geisterhaus.“
Er blinzelt fragend. „Eine Geisterbahn?“
Babsi schüttelt den Kopf. „Nein, ein Haus. Da muss man durchgehen.“
„Och nein… jedes Mal, wenn wir hier sind, willst du da rein.“, nuschelt Diana in ihren Mantelkragen.
„Ja und jedes Mal findest auch du die Schaukel am Ende genial.“
„Schaukel am Ende. Klingt ja spannend.“, kommt es von Seung-hyun, der daraufhin unsanft in die
Rippen gestoßen wird. Babsi wirft der Übeltäterin ein verbissenes Grinsen zu.
„Also ich geh mit dir, wenn du magst.“, schlägt Ji-yong vor.
„Okay.“, grinst Babsi und deutet in die Richtung, in die sie gehen müssen.
Keine fünf Minuten später können sie auch direkt rein, ohne viel anstehen zu müssen. Babsi zieht
zwei Eintrittschips und gibt einen davon Ji-yong. Bereits beim ersten Fahrgeschäft haben sie und
Diana amüsiert festgestellt, dass die Koreaner kein bisschen Bargeld bei sich tragen.
Die ersten Gänge sind noch recht langweilig, aber irgendwann kommen dann die Abschnitte, bei
denen man mit Luft erschreckt wird und da beginnt sie jedes Mal fürchterlich zu kreischen.
„Keine Sorge, ich bin da.“, hörte sie Ji-yong vor sich grinsen.
„Ich weiß.“, sagt sie nur knapp.
„Du bist so oft hier drin und hast Angst?“, fragt er mit etwas unterschwelliger Verwunderung in der
Stimme.
„Hm. Naja, ich mag es nicht, wenn mir Luft ins Gesicht geblasen wird.“
„Ist doch halb so schlimm, ist doch nur Luft.“
Schon wieder passiert es und Babsi zuckt kreischend zusammen. Ji-yong lacht kehlig.
„Aber der Knall davor ist so schlimm!“, beschwert sich das Mädchen und stolpert fast über die
Treppe.
„Alles gut?“, erkundigt er sich, da er schon wieder ein paar Meter vor ihr steht.
„Ja ja, alles okay.“
„Na gut, dann folg mir.“, grinst er in die Dunkelheit, „Ich bring dich sicher hier raus, obwohl ich
zum ersten Mal hier bin. Gott, bin ich gut.“
Der Koreaner ist so damit beschäftigt, in Selbstlob zu versinken, dass ihm gar nicht auffällt, dass
Babsi weit hinter ihm zurückliegt, da sie bei der nächsten Treppe gestolpert und wirklich
hingefallen ist.
„Aua…“, jammert sie und richtet sich langsam auf.
„Ji-yong?“, fragt sie in die Dunkelheit, die mittlerweile ungut still geworden ist.
Warum sind so wenige Leute unterwegs? An einem Samstag?
Na gut, sie hatten erst Vormittag. Aber trotzdem müssten doch deutlich mehr Personen unterwegs
sein.
„Oh Mann…“, murmelt sie in die Dunkelheit und hantelt sich die Treppe hinauf und böckelt im
nächsten Moment um. Verdammt, das tut mehr weh, als sie erwartet hat. Bei dem Sturz hat sie sich
scheinbar den Knöchel verstaucht. Gar nicht gut…
Ji-yong steht schon längst vor dem Aufzug und dreht sich mehrmals um. War sie denn nicht direkt
hinter ihm? Er sollte zu ihr gehen. Hinter ihm beginnt jemand was zu rufen, das er nicht versteht.
„Sie können nicht zurück. Bitte in den Aufzug steigen.“ Er versteht kein Wort.
Fragend blickt er den Kerl an, in der Hoffnung, dass ihm der sagt, was er von ihm will, aber er
schiebt ihn bloß in Richtung Aufzug und dann gehen die Türen davon auch schon zu und die Fahrt
geht los…
Dass er ihn auf Englisch anspricht, auf das ist er gleich gar nicht gekommen…
„Die brauchen aber schon lange da drin…“, murmelt Diana unruhig.
Seung-hyun rollt mit den Augen. „Die werden sich in die hinterste Ecke verzogen haben.“
„Was?!“, krächzt ihn das Mädchen schrill an, „Wozu denn?!“
„Na für Sex natürlich. Wozu denn sonst.“, gibt er todernst zurück.
Diana klappt die Kinnlade auf. „Du glaubst doch nicht wirklich-“
„Natürlich nicht. Der Kerl hat Anstand.“
Sie betrachtet ihn mit einem misstrauischen Blick. „Im Gegensatz zu dir?“
Nun kann er sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. „Vielleicht.“
„Ach, Michi.“, nuschelt sie und er runzelt die Stirn.
„So hast du mich ja schon seit Jahren nicht mehr genannt.“
„Hm, ja. Und du hast dich seit Jahren nicht mehr so benommen.“
Darauf antwortet er nichts. Weil ihm nichts einfällt und weil er gar nicht weiter darüber reden
möchte.
„Jetzt komm schon. Das ist Jahre her.“
„Du hast sie doch selbst gestern blöd angemacht.“
Diana errötet ein wenig. Stimmt, da war ja was. „Egal. Du kannst es ihr nicht ewig nachtragen.“
In dem Moment kommt Ji-yong raus.
„Ich hab sie verloren.“, sagt er knapp.
„Was?!“, kreischt Diana schrill.
Ächzend hockt sie nun an einer der gruseligen Auslagen gelehnt, die alle paar Minuten anspringen
und sie erschrecken. Jedes verdammte Mal. Und jedes Mal kreischt sie, weil sie sich so erschreckt.
Aufstehen kann sie nicht und Handyempfang hat sie hier drin auch keinen. Ist das ein dämlicher,
faradayscher Käfig oder was?! Das darf doch wirklich nicht wahr sein, so etwas hat ihr gerade noch
gefehlt.
Sie starrt seufzend in die Dunkelheit vor ihr und findet sich damit ab, dass sie wohl erst am Abend
vom Sicherheitspersonal gefunden wird. Aber ihre Kopfhörer traut sie sich nicht aufsetzen, dann
überhört sie am Ende noch eine Durchsage. Gibt es so etwas überhaupt hier drin?
Wieder seufzt sie.
Und in dem Moment, in dem sie gerade so damit kämpft, ihre Tränen zurück zu halten, spürt sie
plötzlich eine Hand an ihrer rechten Schulter.
Part 01 Ending
„Ich bin‘s.“, sagt Seung-hyun auf Deutsch zu dem Mädchen. Er weiß, dass sie ihn an seiner Stimme
erkennt.
Im nächsten Moment leuchtet die Auslage hinter ihr auf und er sieht, wie sie sich lautlos erschreckt.
„Was ist passiert?“, fragt er.
„Ich bin hingefallen. An der Treppe unten.“
„Kannst du aufstehen?“
„Nein.“, ächzt sie mit klagender Stimme.
Seung-hyun seufzt und greift dem Mädchen unter die Arme.
„Komm hoch.“, weist er sie an und hilft ihr auf.
Mit seiner Hilfe humpelt sie den Rest des Geisterhauses entlang, kämpft sich durch den Lift und
sitzt letztendlich in der Schaukel im letzten Raum. Die Wände werden gedreht, dass es aussieht, als
würde man sich mit der Schaukel um 360° drehen.
„Das ist die Schaukel.“
„Wegen der tust du dir das jedes Mal an?“, fragt er ungläubig nach und wirft ihr einen Blick zu.
Sie sitzt da, die Hände im Schoß und den Blick starr darauf gerichtet. Irgendwas an ihr ist… seltsam.
„Ja. Ich mag die Schaukel.“
„Dann würdest du Lotte World lieben.“
„Lotte World?“, fragt sie und schaut den Koreaner mit großen, glitzernden Augen an. Selbst er kann
sich in dem Moment ein Schmunzeln nicht verkneifen und nickt.
Ein paar Stunden später sind alle 4 wieder in der WG und während Diana durch die Küche saust,
um eine Einkaufsliste zu verfassen, hält sich Babsi einen Eisbeutel gegen den Knöchel. Er ist
bitterböse geschwollen und sie kann bestimmt nicht zum Einkaufen mitkommen. Die Jungs
begleiten Diana, dann können ihr die dabei die Einkäufe abnehmen oder ihr zumindest beim Tragen
helfen, wenn es ganz viel wird.
Im Supermarkt sehen Ji-yong sowie Seung-hyun etwas verloren aus, weil sie so selten selbst
einkaufen. Da das Koreanisch sprechende Mädchen hier nicht dabei ist, beginnt Ji-yong absichtlich
Koreanisch zu reden.
„Tut mir wirklich leid, dass ich sie verloren habe.“
„Mir doch egal.“, versucht Seung-hyun abzuwinken.
„Hm. Denke ich nicht, sonst wärst du nicht wie ein Blöder reingelaufen, um sie zu holen.“
Seung-hyun verdreht die Augen. „Nein, ich hab meiner besten Freundin einen Gefallen getan.“
„Klar.“
„Ja. Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ihr die Stofftiere abnehmen und sagen, da
lauf?!“
„Also ich hätte es so gemacht, denke ich.“
„Klar, du bist auch ein Idiot.“ Verächtlich schnaubend verschränkt Seung-hyun die Arme.
„Naja, egal. Wenn du sie nicht willst, kann ich sie haben, oder?“
„Was rennt bei dir eigentlich falsch.“
„Wieso?“ Er setzt eine Unschuldsmine erster Klasse auf. „Ich darf schon deine Freundin hier nicht
haben.“
„Ja, weil das meine beste Freundin ist.“, murrt Seung-hyun mürrisch.
„Na also. Dann gib mir die andere ab.“
„Wie soll ich sie dir abgeben, wenn sie mir egal ist.“, knurrt Seung-hyun bitter, „Aber du lässt sie in
Ruhe.“
„Ach. Sie ist dir egal, aber haben darf ich sie trotzdem nicht?“ Weil das kein Mädchen für eine Nacht
ist.
„Meine Freundin reißt mir den Kopf ab.“
„Na klar, das ist der einzige Grund.“
„Glaub mir, ich habe wirklich keinen Grund dafür, dieses Biest zu mögen.“
Bei seiner Wortwahl runzelt Ji-yong nun die Stirn. Er wird neugierig und hellhörig.
„Was ist passiert?“
Seung-hyun seufzt. Soll er ihm das wirklich erzählen? Es hat ja sowieso keinen Sinn, vielleicht gibt
er dann endlich Mal Ruhe…
Es war 2002, als Seung-hyun wieder einmal bei Diana zu Besuch war. Die beiden hatten nichts
Spezielles vor gehabt und ganz spontan stand ihre beste Freundin bei ihr vor der Tür, um etwas zu
unternehmen. Sie konnte ja nicht wissen, dass Diana gerade Besuch von weit
her hatte und so trafen Seung-hyun und das Biest zum ersten Mal
aufeinander.
Sie war nett, wirklich nett. Ein supersüßer Augenschlag, gepaart mit
Köpfchen. Was wollte man mehr? Und dann noch in dem Alter, in dem alle
Hormone mit einem durchgehen. Gut, sie war 3 Jahre jünger, als er, was hieß,
dass sie 12 und er 15 waren, aber toll fand er sie trotzdem. Ihre Natürlichkeit
imponierte ihm. Auch, wenn ihre verrückte Ader ein wenig einschüchternd
war, wenn man sie frisch ins Gesicht geschlagen bekommt.
Da er mehrere Tage bei ihr war und gerade bei ihm zu Hause sowie hier Ferien waren, kam sie letzten
Endes öfter vorbei. Sie spielten zu dritt im Freien, spielten Brett- und Videospiele und erzählten sich
Geschichten über Geister und witzige Ereignisse. Jeden Tag mochte er sie mehr.
Am vierten oder fünften Tag, er weiß das nicht mehr so genau, fing sie an, von einem Jungen aus ihrer
Schulklasse zu sprechen. Wie süß sie ihn nicht fand und dass er der Schwarm aller Mädchen war. Es
zerbarst ihm beinahe das Herz, als er eine Woche später seinen ganzen Mut zusammennahm.
„Ich finde, du solltest den Typen vergessen.“, hatte er gesagt.
„Was? Wieso das denn?“ Ihre Stimme war schon damals sehr quieksig, wenn sie aufgebracht war.
„Weil… ich in dich verliebt bin.“, brach es endlich aus ihm heraus. „Vergiss den Typen. Nimm mich.“
Doch anstatt zu antworten, fing sie laut an zu lachen. Diana klappte der Mund auf und Seung-hyun
tat es unheimlich weh. Als wäre das nicht genug, musste sie dann auch noch auf sein bereits am Boden
liegendes Selbstwertgefühl trampeln.
„Mit einem Fetti wie dir werde ich doch nirgends hingehen.“, warf sie ihm vor.
Ji-yong starrt seinen Freund und Kollegen mit offenem Mund an. Und dann beginnt er zu lachen.
Seung-hyun blinzelt ihn verdutzt an.
„Sie hat dich allen Ernstes Fetti genannt?!“, fragt er lachend.
Seung-hyun seufzt. Kinder können so grausam sein. Und ja, er war damals ziemlich dick. Na und?
„Also warst es du, über den sie gestern beim Essen geredet hat.“
„Gut gemacht, Sherlock.“, murrt Seung-hyun und seufzt tief.
„Sie scheint sich nicht daran zu erinnern, dass du es warst.“, murmelt Ji-yong nachdenklich.
„Worüber redet ihr?“, fragt Diana nun auf Englisch dazwischen. Scheinbar hat sie nun alles
zusammen.
„Über den Mit-Fetti-nirgends-hingehen-Vorfall mit deiner Freundin.“, erklärt Ji-yong kurz und
bündig.
Diana stockt einen Augenblick. Dann meint sie: „Ach so.“
Sie blickt Seung-hyun fragend an. „Du hast es ihm erzählt.“
„Ja.“, sagt dieser nur knapp.
„Und?“, harkt sie nach.
„Ich glaube, sie erkennt ihn nicht.“
„Hab ich mir auch schon gedacht.“, gesteht Diana, „Aber das ist der Grund, warum ich ihr nie von
euch erzählt habe. Insbesondere von Seung-hyun.“
„Wieso genau?“, fragt Ji-yong nach.
„Naja, ich habe eigentlich damit gerechnet, dass sie zumindest nachfragt, woher ich ihn überhaupt
kenne. Und dann hätte sie es rausgekriegt, weil ich ihn ja beim Skifahren kennen gelernt habe und
das weiß sie.“
„Seung-hyun oder deinen alten Freund, den sie abserviert hat?“, fragt Ji-yong nach.
„Den alten Freund. Du musst wissen, ich hab Seung-hyun immer-“
„Michi genannt.“, vervollständigt Ji-yong für sie, „Ja, ich weiß. Das hat mir Tabbi im Flugzeug
erzählt.“
„Achso. Darum bist du draufgekommen, dass sie ihn nicht erkennt.“, schlussfolgert Diana. Ji-yong
nickt.
„Und was hast du jetzt vor, zu tun?“, fragt Ji-yong den Großen. Diana sieht ihn ebenso
erwartungsvoll an.
„Was soll ich denn vorhaben.“
„Naja, du könntest einen Neustart wagen. Sie für dich gewinnen. Jetzt bist du ja nicht mehr dick.“
„Sie ist nicht mehr so.“, murrt Diana Ji-yong für diesen Kommentar an.
„Woher willst du das wissen?“
„Sie war kürzlich mit einem zusammen, der wirklich, wirklich dick war.“
„Vielleicht ist sie verzweifelt, weil sie keiner will?“, fragt Ji-yong nach.
„Hm… der hat mit ihr Schluss gemacht.“, murmelt Diana nachdenklich. „Warum eigentlich?“, fragt
sie sich dann selbst.
Ji-yong hebt eine Augenbraue und wendet dann den Blick zu Seung-hyun. „Vielleicht solltest du sie
doch nicht für dich gewinnen. Irgendwas ist komisch an ihr.“
Er antwortet nicht, aber ihm ist das ja selbst schon aufgefallen.
Eigentlich müsste sie jetzt 22 sein. Und sie ist in seiner Gegenwart furchtbar nervös. Ob sie das bei
anderen Typen auch ist oder nur bei ihm?
„Vielleicht lässt sie keinen ran.“, schlussfolgert er. Diana stiehlt sich währenddessen langsam an die
Kasse.
„Wieso meinst du?“
„Naja, wieso sollte sonst ein Kerl, der wohl nie eine abbekommen wird, Schluss mit ihr machen.“
„Du meinst jetzt den Dicken.“
Seung-hyun nickt.
„Du bist ja selbst so oberflächlich mittlerweile!“, stellt Ji-yong mit gerunzelter Stirn erstaunt fest.
„Ich…“ Er überlegt einen Augenblick. „Stimmt eigentlich… ja.“
„Aber sich über sie beschweren.“, raunzt Diana nun. Seung-hyun wirft ihr einen schuldbewussten
Blick zu.
Es hat ihm damals so wehgetan, es steckt einfach noch so tief, wenn er sie ansieht. Darum ist er
doch erst so geworden, dass er sich eine nach der anderen holt und nichts Festes eingeht. Er hat sich
damals geschworen, nicht noch einmal so verletzt zu werden. Und das geht nur als Single.
Bevor er weiter darüber nachdenken kann, spürt er sein Handy in seiner Hosentasche vibrieren.
Es ist sein Manager. Sofort hebt er ab. „Ja?“
„Hallo, tut mir Leid, dass ich dich in deinem Urlaub unterbreche.“
„Schon okay. Was gibt’s?“
„Es tut mir wahnsinnig Leid, aber es gibt Terminkollisionnen. Du musst sofort nach Korea
kommen.“
Seung-hyun atmet tief ein, aber zunächst nicht aus. Dann wirft er Diana einen Blick zu, die sich an
der Kasse gerade mit dem nervtötenden Ji-yong unterhält und sogar Spaß zu haben scheint. Er hatte
sich so auf die Tage mit ihr gefreut.
„Ja, okay.“, sagt er und verabschiedet sich, legt dann anschließend auf. Bleibt ihm ja nichts anderes
übrig.
„Wer war das?“, fragt sie neugierig, als sie aus dem Laden raus zu ihrem Auto gehen.
„Das war unser Manager.“ Er sieht Ji-yong ernst an.
„Oje, mir schwant Böses.“
„Mhm… wir müssen sofort zurück nach Korea.“
„Oh nein.“, ächzt Diana, die ihrem besten Freund sofort um den Hals fällt. „Dabei hab ich mich jetzt
grade so an dich gewöhnt…“
Seung-hyun seufzt und drückt seine Freundin etwas weg von sich.
„Ich hab da so eine Idee…“, beginnt er. Na, er ist ja mal gespannt, was sie dazu sagt.