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Die Möller-Zeiss-Story Walter Besenmatter Newbury-Strasse 1 B D-35619 Braunfels E-Mail: [email protected] Die Möller-Zeiss-Story • • • • Einleitung Die Vorgeschichte 1920 – 1925 : Erste Möller Ferngläser 1925 – 1930 : J.D.Möller Optische Werke Gmbh mit Zeiss – Mehrheit! • Ab 1931: Möller wieder selbständig! (Aber ohne Fernglasproduktion) • Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca.1964 Einleitung • 1920 – 1930: Umstrukturierung der deutschen optischen Industrie, viele Vorgänge. • 2 Beispiele, Parallelfälle: Möller, Hensoldt • 1925: Carl Zeiss übernimmt Mehrheit bei Möller • 1928: Carl Zeiss übernimmt Mehrheit bei Hensoldt • Viele Parallelen im Detail, ausgenommen das Ende! Die Vorgeschichte (I) • • • • 1864: Johann Diedrich Möller (1844 – 1907) gründet in Wedel seine eigene Firma Die Vorgeschichte (II) • Er fertigt Mikroskop-Linsen, Kalkspatprismen, und andere Optik-Einzelteile • Er stellt mikroskopische Präparate her • 3 Söhne: Carl, Hugo (1880 – 1959), Otto (geb. 1898) Carl scheidet 1905 aus der Firma aus! • Später (um 1890) versucht Möller auch komplette eigene Produkte herzustellen: z.B. einen militärischen Entfernungsmesser, ähnlich Barr & Straud ! • Dadurch Konflikt mit Fa.Hahn in Kassel Die Vorgeschichte (III) • 1900: Fertigung von Okular-Dachkant-Prismen und Pentagon-Endprismen für Entfernungsmesser der Fa. Hahn, Kassel. • Verbesserung der chem. Glasversilberung, Reflexionsvermögen von 92% auf 96,1% erhöht ! • Auch Hensoldt läßt die Pentaprismen bei Möller verspiegeln! • Auch Zeiss läßt bei Möller Prismen verspiegeln! • 1905 kauft Zeiss das Verfahren von Möller! • Verantwortlich ist Hugo Möller, der mittlere Sohn • So lernt Hugo Möller die Probleme bei Penta – Prismen kennen. Er ist 1920 der Firmeninhaber! Die Vorgeschichte (IV) • Hugo Möller (1880 – 1959) • Firmenchef von 1908 bis 1959 (Mai 1920: Berufung in das Kuratorium der PhysikalischTechnischen Reichsanstalt!) • Der jüngere Bruder, Otto Möller, geboren 1898, ist wesentlich an der Entwicklung der Möller Ferngläser (ab 1920) beteiligt! Erstes Möller Fernglas 1920: Theatis Beginn der Möller-Zeiss-Story! • 1920 beschließt Möller in den Bereich Ferngläser einzudringen! • Das erste Möller-Fernglas am Markt war das Theatis 3,5 x 15 mit Leman-Sprenger Prisma. Dieses war bereits frei von Patentrechten ! (Patent wirksam von 1895 bis 1910) • Möller‘s Anspruch war, handliche, optisch hervorragende Ferngläser herzustellen! ( Bild aus Katalog 1920 ) Erstes Möller Fernglas 1920: Theatis • Um diese Handlichkeit zu erreichen mußte das Leman-Sprenger Prisma modifiziert werden! Der Winkel zwischen Eintrittsfläche und Dachkante wurde verkleinert. Zeiss Teleplast Möller Theatis (Winkel modifiziert !) Erstes Möller Fernglas 1920: Theatis • Dies ergibt ganz verschiedene Fernglaskonstuktionen ! Zeiss Teleplast Möller Theatis Theatis und Theatur Aus der Sammlung „Mix“ (verwenden Leman-SprengerPrismen) Theatis und Theatur Bilder zur Verfügung gestellt von Herrn Jack Kelly! Theatis Theatis wurde bis ca. 1980 vom VEB Carl Zeiss Jena gebaut: Die weiteren Möller Ferngläser: Das Möller-Prisma • In den weiteren Ferngläsern wird Möllers eigene Erfindung, das Möller-Prisma verwendet: D.R.P. Nr.: 358 868, Anmeldung: 19.11.1920, ausgegeben: 19.9.1922. • Was steckt hinter dieser, auf den ersten Blick etwas komplizierten Erfindung? Das Möller - Prisma • Das Möller-Prisma (links) wurde aus dem älteren PentaPrisma (rechts) hervorentwickelt! • Man muß „nur“ die Winkel (leicht) ändern, damit aus 3 Reflexionen 5 werden! • Der Winkel zwischen der Basis und der 1. Spiegelung ist beim Möller-Prisma (links) 27 Grad und beim Penta-Prisma (rechts) 22,5 Grad ! Die Möller Ferngläser Unter Verwendung des „Leman-Sprenger“-Prismas: Theatis 3,5 x 15 12 Grad (42 °) 140 Gramm Theatur 5 x 16 8,5 Grad (43 °) 140 Gramm Unter Verwendung des „Möller“-Primas: Tourix 6 x 22 8 Grad (48 °) 310 Gramm Tourox 330 Gramm 8 x 24 6 Grad (48 °) (Diese Ferngläser waren alle klein und leicht! Sie füllten offenbar eine Marktlücke und waren deshalb erfolgreich) Die Möller Ferngläser • Abbildung aus: Hugo Möller: Große oder kleine Prismengläser? (Deutsche optische Wochenschrift, 1925, Nr. 17, Seiten 250 – 251) Die Möller Ferngläser Aus der Sammlung „Mix“: Tourix (links) und Tourox (rechts) Die Reaktion auf Möller‘s Ferngläser durch Zeiss und andere (1) • Möller wirbt für seine Ferngläser in Prospekten mit der Behauptung Möller-Ferngläser haben einen Helligkeitsgewinn bis 25% gegenüber den gebräuchlichen Porrogläsern! • 1923: Schriftverkehr zwischen Zeiss und Möller wegen dieser Behauptung. • 18. März 1924: Die Firmen Emil Busch AG, Rathenow, C.P.Goerz, Berlin, G.Rodenstock, München, Schulz und Bartels, Rathenow, Spindler und Hoyer, Göttingen, Voigtländer AG, Braunschweig und Carl Zeiss, Jena, reichen Klage wegen Unlauterem Wettbewerb beim Landgericht Altona, Westfalen, ein. Die Reaktion auf Möller‘s Ferngläser durch Zeiss und andere (2) • Das Gutachten von Prof. Miethe gibt Möller recht: Die Behauptung stimmt! (25% erscheinen aber etwas übertrieben) Grund: Möller‘s Ferngläser haben 2 Glas-Luft-Flächen weniger als Porrogläser der damaligen Zeit und ein niedrigbrechender Glas! • Die Entspiegelung war noch nicht erfunden! Porrogläser: (BaK4) 10 Glas-Luft-Flächen: 0,951010 = 0,6049 Möller-Gläser: (Bk 7) 8 Glas-Luft-Flächen: 0,95788 = 0,7085 d.h. 17% Differenz ! (d.h. das sieht auch ein ungeübter Beobachter sehr gut!) Der Prozessausgang: Die Klage wird durch Urteil vom 27. November 1924 abgewiesen! Gegenreaktion: Die Gegenreaktion erfolgte öffentlich über die Werbung! Die Reaktion auf Möller‘s Ferngläser durch Zeiss und andere (3) • Weitere Reaktion: Zeiss bringt neue Ferngläser auf den Markt! • Neue Produkte: Telita (1. Bauform) 6 x 18 1924 bis 1926 (Unausgereifte Konstruktion, mögliche Erklärung: der plötzliche Tod von Dr. Heinrich Erfle am 28.4.1923) Stenotar 5 x 12 Das war die Situation Ende 1924 /Anfang 1925 1924 bis 1928 Telita (1.Bauform) Bilder zur Verfügung gestellt von Herrn Jack Kelly! Um zu verstehen was dann geschah, muß man sich in die damalige Zeit zurückversetzen! Auch Möller geriet durch typische Zeiterscheinungen in Schwierigkeiten. 2 Momentaufnahmen: 1923 und 1925 Möller‘s wirtschaftliche Probleme • Die Situation 1923: • In Deutschland erreicht die Inflation ihren Höhepunkt • Möller‘s Situation war relativ gut: Hohe Deviseneinnahmen (Ausfuhr von Ferngläsern nach Großbritannien) • Dies erlaubte sogar das Drucken von Notgeld: Möller‘s wirtschaftliche Probleme • Die Situation 1925: • Die deutsche Währung wurde durch Dr. Schacht stabilisiert • Das veränderte rasch die Absatzbedinungen • Rückwirkende Steuerforderungen • Ausweg: Bankkredite, hohe Zinsen von 20% (und mehr). • Hausbank (Filiale der Reichsbank in Altona?) forderte Umwandlung in eine AG. Dies wollte Hugo Möller nicht! Die Hausbank kündigt die Kredite! • Hugo Möller sucht Anschluß an Zeiss, denn Bankkredite waren schwer zu bekommen! Die Gründung der J.D.Möller Optische Werke G.m.b.H • Lizenzverhandlungen ----> Vertragsentwurf • Eine neue Erfindung von Zeiss: DE-441245, US-1719443 (Erf. Paul Nichterlein, Anmeldung 24.6.1925) Dieses Patent verletzt nicht das Möller-Patent, es liegt ausserhalb der Patentansprüche von Möller! Lizenzverhandlungen fraglich!! Die Gründung der J.D.Möller Optische Werke G.m.b.H • Der Vertrag vom 21.Oktober 1925: (rückwirkend zum 1.1.1925) Carl Zeiss erhält 51 % Anteile: 201000 Anteile à RM 1,00 d.h. 201000.- RM in bar! Hugo Möller erhält 49 % Anteile: 199000 Anteile (Firma) (Schuldenstand der Firma: RM 270000.- RM) Gesellschaftskapital: RM 400 000.Alleiniger Geschäftsführer wird Hugo Möller ! Die Folgen (I): • Zeiss bringt weitere, neue Produkte auf den Markt: • Telita (neue Ausführung) ab 1926: 6 x 18 • Turita ab 1927: 8 x 24 • Theatis ab 1928: 3,5 x 15 (indirekte Verlagerung der Produktion von Wedel nach Jena) Gegenüberstellung der Produkte: <- Dachkante Dachkante Gegenüberstellung der Produkte: Die Folgen (II): • Möller-Kunden (andere als Zeiss) reduzieren Aufträge ! (Befürchten eine Kontrolle durch Zeiss) • Übertragung des Möller‘schen Prismenpatents auf Zeiss • Die Produktion der Möller-Ferngläser wird heruntergefahren (Ab ca. 1928 keine Fernglasproduktion in Wedel) Ausgleich durch kleinere, andere Produkte z.B. für das Vermessungswesen: Winkelprismen, Prismenkreuze, Visiere, etc. Aber auch Taschenspektroskope, ärztliche Instrumente, u.a. • Weitere Diversifikation: Autohaus, Wasserwerk Die Loslösung Möller‘s von Zeiss (I) • Hugo Möller beschließt sich wieder von Zeiss zu trennen: Er kündigt seinen Geschäftsführervertrag! (Es folgen Verhandlungen) • Diese führen zum Lösungsvertrag vom 2.12.1930 (Mit Wirkung zum 1.1.1931) • Verzicht auf weitere Fernglasproduktion durch Möller • Rückkaufbedingung: RM 80 000.- für 100000 Anteile sofort, die 2. Hälfte in Raten! • Man bleibt im gegenseitigen Umgang freundschaftlich und tauscht auch weiterhin Erfahrungen aus! Die Loslösung Möller‘s von Zeiss (II) • Damit endet die Story! • Es ist jedoch nötig, den weiteren Weg von Möller in Bezug auf Ferngläser zu betrachten! (Ein Epilog !) • Der 2. Weltkrieg verändert diese Welt! • Die Carl-Zeiss-Stiftung versinkt hinter dem „Eisernen Vorhang“. Sie wird enteignet. Dadurch existiert der eine Vertragspartner nicht mehr! Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 • 1950 stieg Möller wieder in das Fernglas-Geschäft ein. • Basis waren die neuen Erfindungen von Hugo Möller: • A) DP 814667: Prismenglas mit einstellbarer Stirnanlage Anmeldung: 18.5.1950, bekanntgemacht: 2.8.1951 Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 • B) DP 815852: Dachkantumkehrprismenkörper für Fernrohre (modifiziertes PentaprismenUmkehrsystem), Anmeldung: 18.5.1950, bekanntgemacht: 9.8.1951 Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 • • • • • • Tourix Tourex Marox Marex Noctex Fernax 6 x 24 7 x 28 8 x 32 11x32 10 x 40 25 x 56 (Mono) • Außerdem der Photo-Feldstecher „CamBinox“ 7 x 35 FOV 127m/1000 (50° Subj. Sehfeld Kamera: 1:3,5/f=90mm für 16mm Film (10 x 14 mm) Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 Bei Marex 11 x 32 ist die Stirnanlage unbedingt Erforderlich! Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 Marox und Tourex aus der Sammlung Wilbert Engel Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 „CamBinox“: Fernglas 7 x 35 mit photographischer Kamera Epilog: Möller Ferngläser von 1950 bis ca. 1964 • Möller stellt ca. 1964 die Produktion von Ferngläsern ein! • Möller stellt in der Folge andere Produkte her und existiert noch heute! (Ist aber nicht mehr im Besitz der Familie Möller!) • Homepage: „www.moeller-wedel-optical.com“ (A HAAG-STREIT-Company) Verwendete Quellen • Fa. Möller: Werden und Wachsen (1864 – 1954) (Festschrift zum 90-jährigen Jubiläum) • Fa. Möller: 100 Jahre Präzision und Qualität) (Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum) Carl Zeiss Archiv in Jena (Zusätzliche Informationen von den Herrn W.Engel, Mix, Jack Kelly, Dr. Seeger) Danksagung • Dr. Wimmer, Leiter des Carl Zeiss Archivs in Jena • Herrn Wilbert Engel • Den Herrn Mix, Jack Kelly und Dr. Seeger Ende • Sollten Sie noch Fragen haben, richten Sie diese bitte an diesen Herrn:
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