News am Abend - Handelsblatt

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3M Deutschland Edition
MONTAG, 24.10.16 · NR. 205 · STAND 14 UHR
Zittern um Ceta
►
Wallonie verweigert Ja zum
Freihandelsabkommen.
►
Gipfeltreffen am Donnerstag
könnte abgesagt werden.
B
Der „Dschungel“ wird geräumt
Pünktlich um acht Uhr ist heute die Räumung des illegalen Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Callais angelaufen. Bereits im Morgengrauen
warteten mehrere Hundert Menschen mit Rollkoffern und Taschen bepackt vor einem Registrierzentrum in der Nähe des Camps. Die Menschen
werden mit Bussen auf Regionen in ganz Frankreich verteilt.In der wilden
Zelt- und Hüttensiedlung, die unter dem Namen „Dschungel“ bekannt geworden war, hatten sich in den vergangenen Jahren Flüchtlinge gesammelt, die illegal über den Ärmelkanal Großbritannien erreichen wollten.
Zuletzt hatten dort etwa 6500 Menschen gelebt. Die meisten kamen aus
Ländern wie Äthiopien, Eritrea und dem Sudan.
HB/Foto: ap
elgiens
Regierungschef
Charles Michel ist mit seinem
Versuch gescheitert, bei einem Treffen mit führenden Regionalpolitikern des Landes deren Vorbehalte gegen das Ceta-Freihandelsabkommen der EU mit Kanada auszuräumen.
Die führenden Politiker des französischsprechenden Südens des Landes
hätten sich geweigert, bei einem heutigen Spitzengespräch ihren Widerstand gegen das Abkommen aufzugeben, sagte der flämische Regierungschef Geert Bourgeois.
EU-Ratspräsident Donald Tusk hatte
am Wochenende erklärt, bis Montagabend müsse feststehen, ob die Wallonie den Vertrag mitträgt. Sonst müsste
der zur Unterzeichnung geplante Gipfel
mit dem kanadischen Premierminister
Justin Trudeau abgesagt werden. Für
Ceta ist die Zustimmung aller 28 EUMitgliedsländer nötig.
Der wallonische Parlamentspräsident Andre Antoine sagte, an diesem
Jede Woche neu!
Berichte aus der Welt
der Erfinder!
SEITE 3
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Keine schöne Bescherung für Kaufhof & Co.
Montag könne es kein Ja geben. „Eine
vernünftige Zielmarke wäre Ende des
Jahres. Bis dahin könnten wir es schaffen“, sagte er. Wallonien wolle ein Abkommen, aber es müsse mit einem Minimum an Respekt verhandelt werden.
„Es gibt einen riesigen Misch-Masch an
Texten. Das ist kein seriöses internationales Recht. Zweitens sind Ultimaten
und Drohungen nicht Teil der Demokratie“, sagte Antone mit Blick auf die
von der EU bis Montagabend gesetzte
Frist.
Trotz des Widerstands aus Belgien
macht sich Berlin weiter für das Freihandelsabkommen stark. „Wir arbeiten
natürlich darauf hin, dass wir Ceta zu einem erfolgreichen Abschluss bringen“,
betonte eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD)
mittags in Berlin. Gabriel spreche derzeit mit allen relevanten Akteuren, um
einen Abschluss möglich zu machen.
Die EU nimmt offiziell Druck aus den
Verhandlungen. „Wir müssen jetzt Geduld haben“, sagte ein Sprecher in Brüssel. Die Kommission habe Belgien kein
Ultimatum gestellt. Er bejahte die Frage,
ob Ceta auch bei einer Absage des für
Donnerstag geplanten Termins zur Unterschrift auf dem Tisch bleibe.
HB
DAX
Stand 14 Uhr
Russland erklärt Feuerpause
in Aleppo für beendet
Russland hat die einseitig
ausgerufene Feuerpause in
der syrischen Stadt Aleppo
offiziell für beendet erklärt.
Derzeit werde nicht erwogen,
diese zu verlängern, hieß es
aus dem Außenministerium in
Moskau. Das weitere Vorgehen werde von den Aktionen
gegnerischer Kämpfer vor
Ort abhängen. Die syrische
Armee und ihre russischen
Verbündeten hatten ihre Luftangriffe auf Rebellenstellungen in Ost-Aleppo am Donnerstag für drei Tage eingestellt, gestern nahmen sie die
Luftangriffe wieder auf.
Härtere Strafen für
Hartz-IV-Empfänger
Hartz-IV-Empfängern drohen
bereits beim erstmaligen Beantragen staatlicher Hilfe hohe Geldbußen, wenn sie dabei Erbschaften oder Vermögen verschweigen. Betroffene
könnten dabei mit bis zu
5000 Euro belangt werden,
teilte die Bundesagentur für
Arbeit (BA) heute mit. Dies
sehe das bereits am 1. August
in Kraft getretene Hartz-IVÄnderungsgesetz vor, mit
dem eine Regelungslücke geschlossen worden sei. Bisher
hatten die Jobcenter solche
Geldbußen nur eingeschränkt
verhängen können.
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Wirtschaft & Politik
MONTAG, 24.10.16
WIRTSCHAFT & POLITIK 2
News am Abend
Überraschend
siegen die Bauern
in Litauen
Bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen in Litauen haben
sich die Wähler überraschend
für einen Machtwechsel ausgesprochen. Nach Auszählung aller
Wahlbezirke erhält der Bund der
Bauern und Grünen 54 der zu
vergebenen 141 Sitze im Parlament in Vilnius, wie die Wahlkommission in der Nacht mitteilte.
Der Bund der Bauern und Grünen kam praktisch aus dem
Nichts. Nun kann sich die Partei,
die 2012 noch an der Fünfprozenthürde scheiterte und nur
dank eines Direktmandats ins
Parlament einzog, den Koalitionspartner aussuchen.
Die nach der ersten Wahlrunde knapp vorn liegende konservative Oppositionspartei Vaterlandsunion wird mit 31 Sitzen
zweitstärkste Kraft – noch deutlich vor den Sozialdemokraten
von Regierungschef Algirdas Butkevicius (17 Sitze). Auch dessen
zwei populistische Bündnispartner – die Partei für Ordnung und
Gerechtigkeit (8 Sitze) und
die Arbeitspartei (2 Sitze) – wurden abgestraft.
Ramunas Karbauskis, Chef des
Bundes der Bauern und Grünen,
zeigte sich nach der Wahl offen für ein Mitte-Links- oder Mitte-Rechts-Bündnis. „Ich denke,
die Sozialdemokraten und die
Konservativen sind potenzielle
Partner“, sagte der Agrar-Großunternehmer. Gesprächen mit
der Liberalen Bewegung (14 Sitze) erteilte er zunächst eine Absage.
dpa/HB
Obama kämpft ums Kapitol
►
Scheidender US-Präsident
auf Wahlkampftour für
Demokraten.
►
Siegchancen Clintons
in neuer Umfrage
bei 95 Prozent.
Das Kapitol in Washington: Sitz des US-Kongresses.
Z
wei Wochen vor der US-Wahl konzentrieren sich die Spitzen der Demokratischen Partei immer stärker
auf den Kampf um die Mehrheiten im Kongress. Präsident Barack Obama warb im
Wüstenstaat Nevada gestern (Ortszeit) zwar
für Hillary Clinton als seine Nachfolgerin. In
seiner Rede ging er aber vor allem auf das
dpa
Rennen um den offenen Senatorenposten
von Nevada ein. Viele Republikaner fürchten, dass Trump die Kandidaten ihrer Partei
beschädigt. Selbst eigene Anhänger hatten
sich über den Immobilienunternehmer entsetzt geäußert, als ein Video von 2005 auftauchte, in dem er sich sexistisch über Frauen äußert. Danach kündigte der einflussrei-
che Republikaner Paul Ryan an, sich auf
den Kampf um Kongressmandate zu konzentrieren. Die Republikaner haben zurzeit
in beiden Kammern die Mehrheit.
Obama griff etwa den Republikaner Joe
Heck an, der im Repräsentantenhaus sitzt
und bis zur Veröffentlichung des Videos
Trump unterstützte. Er verstehe, dass Heck
seine Äußerungen über Trump gern rückgängig machen wolle. „Aber sie sind auf
Band“, sagte Obama. Auch bei einem Spendendiner warb er für den dortigen demokratischen Kandidaten Doug Applegate.
Auch Clinton kündigte am Wochenende
an, die Wahlen zum Kongress sowie auf
Ebene der Bundesstaaten stärker zu thematisieren. Die demokratische Kandidatin Catherine Cortez Masto appellierte an ihre
Anhänger: „Wir können nicht Hillary wählen und ihr dann einen Kongress der Nichtstuer überlassen – der noch nicht einmal versucht, etwas zu verändern.“
Dass sich die Demokraten immer stärker
dem Kongresswahlkampf zuwenden, gilt
als Hinweis darauf, dass sie die Chancen im
Rennen ums Präsidialamt optimistisch bewerten. Einer Reuters/Ipsos-Erhebung zufolge hat die frühere Senatorin derzeit eine
Chance von mehr als 95 Prozent, Obamas
Nachfolgerin zu werden.
rtr
4 für Trump, 200 für Hillary
Die erste große US-Zeitung hat
sich 15 Tage vor der Wahl für
den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump ausgesprochen. Das „Las Vegas ReviewJournal“, mit rund 220 000 Lesern das auflagenstärkstes Blatt
im umkämpften Bundesstaat
Nevada, befand jetzt in einem
Kommentar, dass Trump zwar
seine Fehler habe, aber dennoch Hillary Clinton klar vorzuziehen sei. Bisher haben sich
praktisch alle anderen größeren Zeitungen, die Wahlempfehlungen abgeben, für Clinton
entschieden. Insgesamt sind
dies laut einer Online-Zählung
etwa 200 – auf Trumps Konto
gehen lediglich vier Zeitungen
mit gerade einmal 4000
Lesern. Hillary unterstützen auch Blätter,
die Jahre oder gar
jahrzehntelang republikanische
Kandidaten unterstützt haben. Und
auch beim Zuspruch
der Zeitung in Nevada gibt
Weg für weitere Hellas-Milliarden wohl frei
Griechenland kann mit frischem Geld der internationalen Geldgeber rechnen. Die Bedingungen für die Auszahlung der nächsten Tranche in
Höhe von 2,8 Milliarden Euro seien erfüllt, hieß
es heute aus EU-Kreisen in Brüssel. Es wird erwartet, dass der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) die Summe morgen freigibt. Indes
wurde heute bekannt, dass die Schulden im vergangenen Quartal deutlich angestiegen sind.
Die öffentlichen Schulden betrugen im 2. Quartal dieses Jahres 179,2 Prozent der Wirtschaftsleistung: 315 Milliarden Euro.
Ärzte ohne Grenzen enttäuscht von
Aleppo-Waffenruhe
Die mehrtägige Waffenruhe in der umkämpften
syrischen Stadt Aleppo hat nach Angaben der
Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen keine
nachhaltige Entlastung für die eingeschlossene
Bevölkerung gebracht. „Nach unseren Informationen ist weder Hilfe in die Stadt gelangt, noch
sind Menschen aus der Stadt rausgekommen,
um woanders Hilfe zu finden“, sagte der Präsident der deutschen Sektion, Volker Westerbarkey. Die Lage sei unmenschlich, sagte er.
Indische Polizei tötet 18 maoistische Rebellen
Polizisten haben in Indien nach eigenen Angaben 18 maoistische Rebellen getötet. Eine Eliteeinheit der Polizei griff einem Sprecher zufolge
ein Lager an, in dem sich rund 60 linksextremistische Maoisten versammelt hatten. Diese lehnen das Parlament ab und kämpfen nach eigener Aussage für die arme Landbevölkerung.
Impressum Handelsblatt News am Abend
rtr
es eine Fußnote: Sie gehört dem Kasino-Magnaten und
Milliardär Sheldon
Adelson, einem
Trump-Unterstützer und lang jährigen
finanziellen
Wohltäter der republikanischen Partei.
HB
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Wirtschaft & Politik
MONTAG, 24.10.16
WIRTSCHAFT & POLITIK 4
News am Abend
Hälfte der Bayern ablehnend
gegenüber Muslimen
Mehr als die Hälfte aller Menschen in Bayern (56 Prozent)
zeigt laut einer repräsentativen
Erhebung der Ludwig-Maximilians-Universität eine ablehnende
Haltung gegenüber Muslimen.
35 Prozent der 1700 Befragten
zeigten demnach eine „mittlere“
ablehnende Haltung Muslimen
gegenüber, 21 Prozent sogar eine
„starke“. Nur 11 Prozent der Befragten hatten demnach keinerlei
Vorbehalte gegenüber Menschen
dieses Glaubens.
Fast jeder Zehnte Deutsche ist
schwerbehindert
Rund 7,6 Millionen Menschen lebten Ende 2015 mit einer Schwerbehinderung in Deutschland. Das
waren etwa 67 000 oder 0,9 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor,
so das Statistische Bundesamt.
Damit waren insgesamt 9,3 Prozent der gesamten Bevölkerung
betroffen. Beinahe jeder dritte
Betroffene ist älter als 75 Jahre.
86 Prozent der Behinderungen
gehen auf Krankheiten zurück.
Wenige Kinder leben
hierzulande in Armut
Jedes 20. Kind in Deutschland ist
mit materieller Not konfrontiert.
Das geht nach einem Bericht der
„Saarbrücker Zeitung“ aus dem
Entwurf des neuen Armuts- und
Reichtumsberichts hervor. Betrachte man den Anteil der Haushalte „mit einem beschränkten
Zugang zu einem gewissen Lebensstandard und den damit verbundenen Gütern“, dann seien
fünf Prozent der Kinder betroffen. Das sei deutlich weniger als
im EU-Schnitt mit neun Prozent.
Rückendeckung für Merkel
►
CSU sendet Versöhnungssignale an Schwesterpartei.
►
Hasselfeldt für die Kanzlerin
als Kandidatin.
Deutschland schiebt die Konjunktur in der Euro-Zone an.
Die Geschäfte der Firmen in
der Industrie und bei den
Dienstleistern legten im Oktober deutlich zu, wie aus einer Markit-Umfrage unter
rund 4000 Betrieben hervorgeht. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft im Euro-Raum kletterte stärker als erwartet um 1,1
auf 53,7 Punkte und erreichte
„CDU und CSU sind nur
gemeinsam erfolgreich
in Deutschland.“
T
rotz des Streits um die Flüchtlingspolitik bekommt CDU-Chefin Angela Merkel aus der CSU
immer mehr Unterstützung für eine erneute Kanzlerkandidatur. „Wenn Angela
Merkel bereit ist, erneut als Bundeskanzlerin zu kandidieren, hat sie meine volle
Unterstützung“, sagte die Vorsitzende
der CSU-Landesgruppe im Bundestag,
Gerda Hasselfeldt. „Wir sind dabei, die
wenigen verbliebenen inhaltlichen Differenzen zu klären, und sollten unsere
Kräfte auf den politischen Gegner konzentrieren. CDU und CSU sind nur gemeinsam erfolgreich in Deutschland.“
Ähnlich äußerte sich der ehemalige
CSU-Vorsitzende Erwin Huber: „Frau
Merkel sollte Kanzlerkandidatin werden. Denn sie ist weltweit anerkannt, die
beste Anführerin des Mitte-Lagers in
Deutschland und damit die einzige, die
einen Erfolg bei der Bundestagswahl garantieren kann. Wir als CSU sollten uns
auch im eigenen Interesse hinter die
Kanzlerin stellen.“
CSU-Chef Horst Seehofer hatte am Wochenende ein Einlenken im monatelangen
Streit über eine von seiner Partei gewünschte Obergrenze von 200 000
Flüchtlingen pro Jahr signalisiert. „Wir
sind uns in den letzten Wochen in vielen
Punkten näher gekommen“, sagte der
bayerische Ministerpräsident. „Wenn es
weitere Differenzen gibt, dann können wir
das aushalten.“ Die CSU-Forderung nach
einer Obergrenze ist der zentrale Punkt in
der Auseinandersetzung zwischen Seehofer und Merkel über den Kurs in der
Gerda Hasselfeldt
CSU-Landesgruppenchefin
Die Unionsspitzen werden
laut Regierungskreisen am
Freitag über das Thema
Rente beraten. Dabei gehe
es darum, was in dieser Legislaturperiode noch an Reformen umgesetzt werden
solle, als auch um die Forderungen von CDU und CSU
für den Bundestagswahlkampf. Ein eigentlich für
diese Woche verabredetes
Gespräch der drei Parteivorsitzenden von CDU, CSU und
SPD etwa über die Nachfolgefrage für Bundespräsident
Joachim Gauck sei in den
November verschoben worden, hieß es in Koalitionskreisen.
dpa
damit den höchsten Stand
seit Dezember. Vor allem die
Belebung in Deutschland habe für Impulse gesorgt.
Die Firmen profitierten
von mehr Aufträgen und
stellten per Saldo mehr Mitarbeiter ein als zuletzt. „Die
Euro-Zone sendet zu Beginn
des vierten Quartals 2016 ein
neues Lebenszeichen“, sagte
Markit-Chefökonom Chris
Williamson.
rtr
Linke stellt sich gegen
Steinmeier-Kandidatur
dapd
Rente im Fokus
Deutschland beflügelt
Wirtschaft im Euro-Raum
Flüchtlingspolitik. Merkel lehnt eine solche Grenze strikt ab. Zum CDU-Parteitag in
knapp zwei Wochen wurde sie deswegen
bisher nicht eingeladen.
Eine Einladung von Seehofer an Merkel wird indes in der CDU-Spitze nicht
mehr erwartet. Der „Spiegel“ hatte berichtet, Merkel und Seehofer seien übereingekommen, dass solche Auftritte derzeit nicht sinnvoll wären, da ein unfreundlicher Empfang drohe. Unklar ist
noch, ob Merkel Seehofer zum CDU-Parteitag Anfang Dezember in Essen einlädt. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner sprach sich dafür aus:
„Wir sollten unserer Überzeugung und
unserem verbindlichen Stil als CDU treu
bleiben und unabhängig von der Vorleistung des anderen entscheiden.“ Klöckner verwies auf die Gemeinsamkeiten
der Union. Es gehe nicht um einen Wettbewerb, „sondern um den gemeinsame
Weg, die anstehenden Probleme zu
lösen“.
HB
Die Linkspartei hat Vorbehal- Spaltung zwischen Arm und
te gegen eine Kandidatur von Reich vertieft hat. Prädikat:
Außenminister Frank-Walter unwählbar.“
Steinmeier (SPD) für das Amt
SPD-Chef Sigmar Gabriel
des Bundespräsidenten an- hatte sich gestern für Steingemeldet. „Steinmeier wäre meier als Staatsoberhaupt
für die Linke ein schwieriger starkgemacht und geht daKandidat“, sagte Fraktions- mit auf Konfrontationskurs
chef Dietmar Bartsch. Aller- zu den Koalitionspartnern
dings habe er in der Außen- CDU und CSU. Gabriel sagte
politik positive Akzente ge- der „Bild“, der Bewerber
setzt. Parteichef Bernd Rie- müsse das Land repräsentiexinger kritisierte Steinmeier ren und Antworten auf aktufür seine Arbeit als Kanzler- elle Probleme haben. „Die
amtschef unter dem damali- SPD hat bereits einen Kandigen Regierungschef
daten, auf den all das
Gerhard Schröder.
zutrifft: Frank-Wal„Frank-Walter
ter Steinmeier.“
Steinmeier ist eiDer Kandidat für
ner der Archidie Gauck-Nachtekten der Agenfolge gilt auch
da 2010, welche
als Signal für eidie Armut in die
ne Koalition nach
Mitte der Gesellder Bundestagsschaft gebracht und die
dpa
wahl 2017.
HB
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MONTAG, 24.10.16
WIRTSCHAFT & POLITIK 5
News am Abend
Islands Piraten wittern Morgenduft
Die junge Partei liegt vor der Parlamentswahl unerwartet vorne.
W
er auf einer abgelegenen
Insel
lebt, hat vielleicht
mehr Mut zu Experimenten.
Die Isländer haben das bewiesen, als sie den Komiker Jón
Gnarr 2010 zum Bürgermeister ihrer Hauptstadt Reykjavík
machten. Jetzt sieht es so aus,
als würden
sich
die
330 000-Einwohner politisch
wieder etwas Neues trauen.
Vor der vorgezogenen Parlamentswahl am kommenden
Samstag liegt die Piratenpartei in Umfragen knapp vorn –
und könnte zum ersten Mal
überhaupt in einer Regierung
mitmischen.
Dass die Isländer den politischen Institutionen misstrauen, spielt den Piraten in die
Karten. Nach Wirtschaftskrise
und Banken-Crash 2008 hatten sie gerade erst ein wenig
Vertrauen in ihre Politiker zurückgewonnen. Dann stürzten
die „Panama Papers“ die Regierung in eine neue Krise.
Der rechtsliberale Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson sollte nicht nur Millionen in einer Offshore-Firma
versteckt haben, sondern
auch auf der Gläubigerliste der
Krisenbanken stehen. Die Isländer kochten vor Wut.
Auf dem Platz vor dem isländischen Parlament, einem
quadratischen Fleck Rasen,
um den sich Cafés reihen, protestierten sie den ganzen
April: die Ärztin, der Taxifahrer, die Verkäuferin. Nie sind in
Island mehr Menschen auf
die Straße gegangen. An einem Tag kamen mehr als
20 000 mit Trommeln und
Trillerpfeifen, schmissen Bananen und Eier auf das Gebäude, das für sie für alles Übel
stand: eine korrupte Regierung, ein gebeuteltes Gesundheitssystem, den Stillstand in
Sachen neue Verfassung. Noch
so ein Experiment der Isländer. 2012 hatten sie in einem Referendum für die von
Bürgern erarbeiteten neuen Regeln gestimmt, die ein
Zeichen des Neuanfangs nach
der Krise sein sollten. Doch
das Projekt liegt auf Eis. Es
wieder voranzutreiben, ist das
wichtigste Vorhaben der Piraten. „Die Verfassung ist ein
Schritt dahin, die Dinge transparenter zu gestalten“, sagt die
Künstlerin Sara Oskarsson.
Oskarsson hat ihr Atelier in
einem alten Hochschulgebäude, einem abgenutzten Kasten
20 Busminuten südlich von
Reykjavík. Die Isländerin ist
2012 aus Schottland zurück
auf die Insel gezogen, weil sie
will, dass ihre Kinder in der ruhigen Idylle aufwachsen. Doch
dann macht sie vieles wütend.
Die unterfinanzierten Kran-
Ehrgeizig: Islands Piratenchefin Birgitta Jónsdóttir.
kenhäuser, der Opportunismus in der Politik, wo wenige
gut vernetzte Isländer viel bestimmen. „Manchmal entschuldigen sie sich nicht einmal und kommen trotzdem
damit durch.“
„Die Panama Papers waren
einfach nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Oskarsson. Über
Facebook gründet sie die
Gruppe „Jaeja“, durch die die
35-Jährige zum Gesicht des
Aufstands wird. Reform ist das
Zauberwort im Wahlkampf.
Sieben Parteien könnten es
laut Umfragen ins Parlament
schaffen – mehr als je zuvor.
Doch voraussichtlich können
keine zwei Parteien eine Re-
dpa
gierung stellen, wie es die Isländer seit Jahrzehnten gewohnt sind. Die meisten glauben, dass Island künftig von einer Mitte-Links-Koalition aus
drei bis vier Parteien regiert
wird. Obwohl auch die Piraten
nicht mehr so stark da stehen
wie noch zu Beginn des Jahres,
könnten sie die Anzahl ihrer
Sitze im Parlament nach jüngsten Umfragen verfünffachen.
Um eine Mehrheit zu erreichen, hat die Partei um Birgitta
Jónsdóttir die anderen Oppositionsparteien kurz vor knapp
zu Gesprächen zusammengetrommelt. „Wir sind gewillt,
den Ministerpräsidenten zu
stellen“, sagt Jónsdóttir. dpa
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE
MONTAG, 24.10.16
UNTERNEHMEN & MÄRKTE 6
News am Abend
US-Politiker
rügen
Medienfusion
Nach der Ankündigung des Kaufs
des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekom-Riesen
AT&T mehren sich Forderungen
aus der US-Politik nach einer
strengen Wettbewerbsprüfung
des über 100 Milliarden Dollar
schweren Deals. So sieht US-Senator Al Franken Warnsignale angesichts der Konzentration im
Mediengeschäft. „Ich stehe riesigen Medienfusionen skeptisch
gegenüber, weil sie zu höheren
Kosten, weniger Auswahl und sogar schlechterem Service für die
Verbraucher führen können“, erklärte der Demokrat aus Minnesota am Wochenende. Tim Kaine,
der im Team von Hillary Clinton
für die Demokratische Partei für
das Amt des Vize-Präsidenten
kandidiert, sagte im Sender NBC,
er teilte die Sorgen und Fragen
von Franken.
Schon zuvor hatte der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump angekündigt,
er werde im Fall eines Wahlsiegs
versuchen, die Übernahme zu
verhindern. Die Medien würden
schon heute „von zu wenigen
kontrolliert“, sagte der Republikaner. AT&T gab die Übernahme
von Time Warner unter anderem
mit dem Bezahlsender HBO und
dem Hollywood-Studio Warner
Bros. am Samstag bekannt. Der
Kaufpreis liegt bei 85,4 Milliarden
Dollar. Mit der Übernahme von
Schulden erreicht die Summe
108,7 Milliarden Dollar. AT&T will
damit mehr eigene Inhalte für
seine Netze.
Gabriel stoppt
die Chinesen
►
Die Übernahme der defizitären
Aixtron könnte noch scheitern.
►
Der Wirtschaftsminister
prüft den Deal jetzt erneut.
D
ie Übernahme und erhoffte Rettung des angeschlagenen Chip-Anlagenbauers Aixtron durch einen
chinesischen Investor könnte im letzten
Moment doch noch scheitern. Wie das Bundeswirtschaftsministerium heute bestätigte, widerrief Minister Sigmar Gabriel die am
8. September erteilte Unbedenklichkeitsbescheinigung und will die Übernahmepläne
nochmals unter die Lupe nehmen. Die Anleger reagierten schockiert: Die Aktie brach
rund acht Prozent ein. Das sei eine böse
Überraschung, kommentiert Harald Schnitzer, Analyst bei der DZ Bank.
Eigentlich schien die Übernahme des defizitären Spezialanlagenbauers durch den
Investor Fujian Grand Chip Investment
(FGC) für insgesamt 676 Millionen Euro in
trockenen Tüchern. Nach einer Reduzierung der Mindestannahmeschwelle auf 50,1
von 60 Prozent hatten die Aktionäre dem
Investmentfonds des Geschäftsmanns
Zhendong Liu doch rund 60 Prozent ihrer
Anteilsscheine zum Kauf angedient.
Aixtron-Chef Martin Goetzeler hatte länger nach einem zahlungskräftigen Investor
Ausschau gehalten, da er mit dessen Hilfe
den Konzern wieder auf Kurs bringen will.
Mit der FGC glaubt er, den Retter gefunden
zu haben. Er verspricht sich besseren Zugang zum chinesischen Markt und das nötige Kapital für Forschung und Entwicklung.
Die Chinesen versicherten zudem, Aixtron
operativ unangetastet zu lassen.
Zahlreiche Aixtron-Aktionäre hatten allerdings auf der Hauptversammlung im
Frühjahr gegen die Übernahmepläne gewettert. Sie fürchten den Abfluss von Knowhow und hielten das Angebot für zu niedrig. Der Kurs der Aixtron-Aktie war eingebrochen, nachdem der chinesische Kunde
San‘an Optoelectronics einen Großauftrag
zusammengestrichen hatte. San‘an finanziert indirekt auch das Übernahmeangebot
mit, wie Liu kürzlich eingeräumte. Zudem
pocht Gabriel auf stärkere politische Einflussnahme gegen unerwünschte ausländische Investoren.
rtr/dpa
Chemchina bleibt hart bei Übernahmeplan
Der chinesische Chemieriese Chemchina verzichtet auf Zugeständnisse, um die Bedenken
von EU-Wettbewerbshütern bei der Übernahme
des Schweizer Pflanzenschutzkonzerns Syngenta zu zerstreuen. Alles sei noch offen, erklärte
ein EU-Sprecher. Syngenta und Chemchina hatten bis zum Freitag Zeit, die Sorgen der Kartellwächter auszuräumen. Nun kann die Behörde
die Transaktion entweder ohne Auflagen durchwinken oder aber eine vertiefte Untersuchung
einleiten, die bis zu fünf Monate dauert. „Konstruktive Gespräche mit der EU dauern an“, erklärte eine Syngenta-Sprecherin.
Vodafone belohnt Hinweise auf Netzlücken
Vodafone wird künftig Kunden belohnen, die
konkrete Hinweise auf Versorgungslücken im
LTE-Netz einreichen. Anwender, die einmal nicht
zufrieden mit der Netzperformance seien, könnten dies ab sofort melden. Sie bekommen dann
als Entschädigung einen Tag lang 90 Gigabyte
Datenvolumen geschenkt.
Aixtron produziert Chipanlagen zur Herstellung von LED für die Industrie.
dpa
Neue Hoffnungszeichen für Tengelmann
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel bemüht sich derzeit in Gesprächen mit allen Beteiligten, die drohende Zerschlagung der Supermarktkette
Kaiser‘s Tengelmann zu verhindern. Dass nach dem Discounter Norma nun auch dessen
Konkurrent Markant seine Klage gegen die Ministererlaubnis
zurückziehen will, wertete eine
Sprecherin des Ministers heute
als Signal für andauernde Bemühungen, um noch eine Lösung zu finden. „Der Ball liegt
erst einmal bei den beteiligten
Unternehmen“, sagte sie. „Der
Minister nimmt an den Gesprächen teil.“ Die seien allerdings
intern.
Der Wirtschaftsminister hatte
mit seiner Sondererlaubnis für
die Übernahme von Kaiser‘s
Tengelmann durch den Branchenprimus Edeka, bei der er
Einwände des Bundeskartellamts beiseite geräumt hatte,
Klagen der Konkurrenten Rewe,
Markant und Norma ausgelöst.
In einer Eilentscheidung hatte
das Düsseldorfer Oberlandesgericht dann im Sinne der Kläger
entschieden und den Vollzug
der Ministererlaubnis erst einmal gestoppt. Seitdem bemühen sich alle Beteiligten, doch
noch eine einvernehmliche Lösung zu finden, um den drohenden Verlust Tausender von Arbeitsplätzen abzuwenden. rtr
Microsoft erhöht Preise in Großbritannien
Microsoft hebt nach dem Verfall des britischen
Pfunds die Preise im Königreich deutlich an. Für
Firmensoftware würden sie um 13 Prozent und
für Cloud-Dienstleistungen um 22 Prozent steigen, kündigte der US-Konzern an. Betroffen sind
Unternehmen und Behörden, nicht aber Privatanwender. Seit dem überraschenden Brexit-Votums im Juni hat das Pfund im Vergleich zum
Dollar 18 Prozent seines Wertes eingebüßt.
Tönnies Familien streiten weiter
Im Familienstreit um die Macht im Fleischkonzern Tönnies haben sich die Gesellschafter heute
vor dem Landgericht Bielefeld unversöhnlich
gezeigt. Firmenchef Clemens Tönnies hält wie
sein Neffe Robert je die Hälfte an Deutschlands
größtem Fleischkonzern. Robert, Sohn des verstorbenen Firmengründers Bernd Tönnies, fordert vor Gericht einen geschenkten 5-ProzentAnteil an der Firma zurück, die 2015 rund 5,6
Milliarden Euro umgesetzt hat. Robert wirft seinem Onkel Undank und den Aufbau eines privaten Geschäfts neben der Tönnies-Gruppe vor.
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE 7
News am Abend
Daimlers Batteriepläne
nehmen Form an
Autobauer ziehen in den Osten
Daimler will im Zuge seiner
Elektroauto-Offensive mit Investitionen von einer Milliarde Euro einen weltweiten
Produktionsverbund für Batterien aufbauen. „Kamenz
wird das Kompetenzzentrum in diesem Verbund“, erklärte Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer heute zum Spatenstich für die
zweite Batteriefabrik am
Standort Kamenz bei Dresden. In die neue Anlage der
Daimler-Tochter Deutsche
Accumotive, die Mitte 2018
in Betrieb gehen soll, steckt
der Stuttgarter Autobauer eine halbe Milliarde Euro. Wo
die anderen Produktionskapazitäten entstehen, ist noch
offen. Normalerweise werden sie auf die größten Pkw-
►
VW eröffnet ein Werk für
den Großtransporter Crafter
im polnischen Wrzesnia.
►
Auch andere Hersteller lassen sich von den günstigen
Löhnen locken.
Märkte China, Nordamerika
und Europa verteilt.
Daimler hatte auf der Automesse in Paris Ende September umfassende Pläne zu
neuen Elektroautos vorgestellt. Die gesamte Branche
rechnet mit dem lang erhofften Durchbruch für den umweltfreundlicheren Antrieb
etwa Mitte des nächsten
Jahrzehnts. Stark sinkende
Batteriekosten,
längere
Reichweiten und bessere
Ladeinfrastruktur sollen bis
dahin den Nachteil von Elektroautos gegenüber solchen
mit Verbrennungsmotoren
ausmerzen. Mercedes-Benz
Cars plant mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge seiner
neuen Marke „EQ“ über alle
Größenklassen bis 2025. dpa
EU macht VW bei
Entschädigung Dampf
Die EU-Kommission hält einem Zeitungsbericht zufolge
die Pläne von VW zur Entschädigung der vom Dieselskandal betroffenen Kunden
in Europa für unzureichend.
„VW unterstreicht in dem
vorgeschlagenen Plan die
Absicht, die Unannehmlichkeiten für die Verbraucher zu
minimieren, aber der Plan
enthält keine einzige spezifische Maßnahme um das zu
erreichen“, heißt es der Zeitung „Welt“ zufolge in einem
Schreiben der EU-Kommissarin Vera Jourova an den VWKonzern. VW versprach im
Rahmen dieses Aktionsplans, bis Herbst 2017 alle 8,5
Millionen von der Diesel-Manipulation betroffenen Fahrzeuge zu reparieren.
In dem Schreiben fordert
die Kommissarin VW auf,
den betroffenen Kunden
mehr anzubieten als im Rahmen eines normalen Rückrufs von Fahrzeugen bei
technischen Defekten. dpa
W
er vor ein paar Jahren von
der westpolnischen Stadt
Posen weiter östlich in
Richtung des kleinen Ortes Wrzesnia
fuhr, sah auf dem Weg vor allem eines:
Landwirtschaft. Große Äcker, kleine
Wirtschaftswege, vereinzelt Höfe – so
weit das Auge reicht. Nichts erinnerte
dort an ein boomendes Industriegebiet. Dann kam Volkswagen.
Die Marke VW-Nutzfahrzeuge (VWN) zog auf den
Äckern bei Wrzesnia in
Milliarden Euro
Rekordzeit für gut 800
Millionen Euro ein neues
investierten deutsche
Startschuss: VW baut den Crafter ab heute in Polen.
dpa
Werk für den GroßtransAutohersteller seit 2010 in
porter Crafter hoch. Den
ihre osteuropäischen
ließ VWN lange bei Daimler
Werke.
Prozent. Über die VW- ter seit 2010 gut neun Milliarden Euro
bauen – als Mercedes Sprinter
Löhne in Polen will Scholz in ihre Werke in der Region investiert
mit VW-Logo. Nun geht man über
nicht reden. Klar ist: Sie betragen nur und gut 14 000 Jobs geschaffen.
zum Alleingang.
Bruchteile des deutschen Niveaus –
Neben der VW-Tochter Skoda, die die
100 000 Crafter soll die Fabrik in
und das wenige Stunden Autofahrt von größten Produktionsvolumina aufWrzesnia schon 2018 ausspucken, bis
Berlin entfernt. Heute ist feierliche weist, finden sich unter den fünf Größzu 70 000 Fahrzeuge im nächsten Jahr.
Werkseröffnung mit Startschuss der ten Hyundai, Renault, Fiat und Kia. VW
Ein vielversprechendes Unterfangen –
Produktion.
selbst folgt als größter deutscher Prodenn große Transporter haben auch
Die Produktionsverlagerung hat Sys- duzent in Osteuropa erst auf Platz siegroße Gewinnspannen.
tem. Fast zwei Drittel ihrer Fahrzeuge ben. Das könnte sich ändern – so die
Wenn VWN-Chef Eckhard Scholz
bauen die deutschen Autohersteller in- Prognose. Neben VW plant auch Daimüber das neue Werk spricht, gerät er ins
zwischen im Ausland. In diesem Jahr ler künftig mehr Werke im Osten EuroSchwärmen – über fleißige, hochmotiliefen bis August 6,5 Millionen Pkw mit pas. Im polnischen Jawor westlich von
vierte und bestens qualifizierte Mitardeutschem Label im Ausland vom Breslau bauen die Stuttgarter bis 2019
beiter. Fehlzeiten-Quote? Unter ein ProBand, in Deutschland nur 4,4 Millio- ein neues Motorenwerk. Auch Audi hat
zent. „Das ist nicht normal“, sagt er. Danen. Und Osteuropa wächst: Nach ei- schon gut acht Milliarden Euro in sein
heim im VWN-Stammwerk in Hannoner Aufstellung der Unternehmensbe- Werk in Ungarn gesteckt. In Györ arbeiver liege die Quote bei sechs bis sieben
ratung EY haben die deutschen Anbie- ten mehr als 11 000 Menschen.
dpa
9
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Audiovisuelle Medien erwarten
großes Umsatzplus
Die audiovisuellen Medien könnten 2016 in Deutschland erstmals
einen Umsatz von mehr als 11 Milliarden Euro erwirtschaften. Zu
diesem Ergebnis kommt die jährliche Marktprognose des Interessenverbandes VPRT, dem rund
150 Mitglieder aus Rundfunk und
Telemedien angehören. Über alle
Marktsegmente der Branche hinweg (Radio und Audio sowie TV
und Video) prognostiziert der
VPRT ein Umsatzwachstum von
6,2 Prozent auf etwa 11,1 Milliarden Euro.
Griechische Stromfirma PPC
erhält zwei Angebote
Der griechische Stromversorger
PPC hat zwei verbindliche Offerten für einen Anteil an seiner
Netztochter Admie erhalten. Bei
den Bietern handele es sich um
den weltgrößten Versorger
State Grid aus China und um
den Netzbetreiber Terna aus Italien.
Samsung legt für Note 7
Umtauschprogramm auf
Nach den Fiasko mit dem
Smartphone Galaxy Note 7 will
Samsung mit Umtauschangeboten die Kunden halten. Ein entsprechendes Programm
gab der Technologieriese für seinen
Heimatmarkt Südkorea bekannt.
Demnach können
Note-7-Besitzer das
Gerät zunächst durch
ein Galaxy S7 ersetzen, dass sie
nach dem Herauskommen in ein
Galaxy S8 oder Note 8 umtauschen können.
AP
MONTAG, 24.10.16
FINANZZEITUNG
MONTAG, 24.10.16
FINANZZEITUNG 8
News am Abend
Chinesen übernehmen
US-Versicherer Genworth
Der US-Versicherer Genworth Financial wird von Chinesen übernommen. Das Finanzunternehmen China Oceanwide werde die
Firma für 2,7 Milliarden Dollar erwerben, teilten beide Gesellschaften mit. Der Kaufpreis betrage 5,43 Dollar je GenworthAktie, was einem Aufschlag von
4,2 Prozent im Vergleich zum
Schlusskurs vom Freitag entspricht. Zudem verpflichte sich
China Oceanwide, Verbindlichkeiten in Höhe von 1,12 Milliarden
Dollar zu übernehmen.
Aufsicht weist Spekulationen
zur Deutschen Bank zurück
Die Deutsche Bank hat laut den
Bankenwächtern der EZB beim
jüngsten Stresstest keine Sonderbehandlung erhalten. Das Geldhaus sei nicht anders behandelt
worden als die anderen, sagte die
oberste Bankenaufseherin der
EZB, Daniele Nouy, heute auf einer Veranstaltung in Mailand.
„Wir haben die bestehenden Regeln in vollem Umfang angewendet.“ Die „Financial Times“ hatte
berichtet, mit dem Institut sei
beim jüngsten Stresstest besonders umgegangen worden.
EZB-Ratsmitglied bleibt zu
Anleihenkäufen schmallippig
EZB-Ratsmitglied Ardo Hansson
hält sich zum weiteren Fortgang
der umstrittenen Anleihenkäufe
der Notenbank bedeckt. Die Ausschüsse würden sich damit beschäftigen, sagte Estlands Notenbankchef in Tallinn. Das AnleihenKaufprogramm läuft bis Ende
März 2017. Experten rechnen aber
mit einer Verlängerung.
Angst vor Verlust
lähmt Sparer
►
Die meisten Anleger
meiden jedes Risiko.
►
Der Dax steigt auf
ein Jahreshoch.
Jessica Schwarzer Handelsblatt
D
er Dax hat am Montag ein
Jahreshoch erreicht: Der
Deutsche Aktienindex stieg
am Vormittag auf 10 820 Punkten.
Doch von den anziehenden Kursen profitieren die wenigsten Anleger in Deutschland; die meisten meiden Aktien. Nur knapp 15 Prozent
des Gelvermögens ist in Aktien oder
Aktienfonds investiert, wie die Bundesbank jüngst berichtete. Der
Großteil liegt trotz der Niedrigzinsen nach wie vor in verzinslichen
Spareinlagen, auf unverzinsten Girokonten oder steckt in Versicherungspolicen. Doch dort bringt es kaum
noch Rendite. Schlimmer noch: Mit
der wieder steigenden Inflationsrate
verbuchen die Sparer oft sogar einen realen Wertverlust.
Doch bewusst ist ihnen dieses Risiko oft nicht. Denn das Verständnis
für das Verlustrisiko in ihrem Depot
ist bei der Hälfte der Privatanleger
schlecht. Das zeigte eine aktuelle
Umfrage von YouGov im Auftrag des
digitalen Vermögensverwalters Scalable, für die 2000 Menschen befragt wurden und die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Die Sensibilität für Verlustrisiken hat sich durch
das Brexit-Votum sogar noch erhöht.
Trotzdem würde mehr als die Hälfte
der Privatanleger gerne stärker am
Kapitalmarkt investieren, doch die
Angst vor Verlusten bremst sie.
Doch was tun? Erik Podzuweit,
Mitgründer und Co-Geschäftsführer
von Scalable Capital, ist überzeugt:
„Wir haben kein grundlegendes Problem mit der Kapitalmarktkultur in
Deutschland. Wir haben vielmehr
ein Problem mit den bestehenden
Angeboten“, sagt er. „Sie gehen in
BÖRSE AKTUELL
Die meisten Anleger verzichten auf Rendite, da sie Aktien meiden.
der Regel an den Bedürfnissen der
Anleger vorbei. Die Finanzbranche
muss hier endlich umdenken.“
Die Umfrage zeigt in der Tat, dass
ein wesentlich Grund für die Zurückhaltung deutscher Anleger auch in
der intransparenten Kommunikation
der Anbieter zum Thema Risiko liegt.
So hat fast die Hälfte der Befragten ein
relativ schlechtes oder sogar sehr
schlechtes Verständnis für das Verlustrisiko in ihrem Portfolio.
Angst und Unwissen sind bei der
dpa
Geldanlage fatal. „Damit verbauen
sich diese Anleger selbst die Aussicht
auf Rendite“, sagt Stefan Duchateau,
Professor für Portfolio Management
und Anlageberater des Vermögensverwalters PT Asset Management.
„Sie gehen damit langfristig das größere Risiko ein, weil sie kurzfristig
um jeden Preis Risiko vermeiden
wollen.“ Dabei zeigen Studien immer wieder: Je länger der Anlagehorizont bei Aktien, desto geringer das
Risiko. Und desto höher die Rendite.
Bundesbank bemängelt ultraschnellen Börsenhandel
Die Bundesbank blickt skeptisch auf
den ultraschnellen computergesteuerten Handel an den Börsen. Es gebe Anzeichen dafür, dass der Hochfrequenzhandel Trends in turbulenten Zeiten verstärke, heißt es in dem
heute veröffentlichten Monatsbericht der Notenbanker in Frankfurt.
Einige Hochfrequenzhändler seien in kritischen Zeiten besonders
aktiv und trieben den Markt damit
in eine bestimmte Richtung. Andere
„Turbohändler“, die in ruhigen Zeiten den Markt mit hohen Umsätzen
belebten, zögen sich hingegen zurück. Damit fielen sie als stabilisierender Faktor in kritischen Momenten aus. Damit zieht die Bundesbank
ein wichtiges Argument der Branche
in Zweifel, wonach „Turbohändler“
die Märkte immer mit genügend Liquidität versorgten, um damit auch
anderen die schnelle Ausführung
von Aufträgen zu fairen Kursen zu
erlauben.
Ein pauschales Urteil zu den Auswirkungen sei aber nicht angemessen. So leisteten Hochfrequenzhändler in einem ruhigen Marktumfeld einen bedeutenden Beitrag dazu, dass die Märkte liefen.
Dennoch sollten Möglichkeiten
zur Verlangsamung des Handels ge-
prüft werden, um Wettbewerbsnachteile für andere Händler auszugleichen, argumentiert die Notenbank.
Dadurch könne auch das für den
„volkswirtschaftlichen Nutzen zweifelhafte technologische Wettrüsten“
an den Börsenplätzen reduziert werden. Die Studie ist nach Bundesbank-Angaben die erste genaue Untersuchung über den Hochfrequenzhandel in Deutschland.
dpa
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Die Zuversicht der Anleger in
Europa ist zurückgekehrt: Starke Konjunkturzahlen aus
Deutschland, das Ende der politischen Hängepartie in Spanien und der schwache Euro
haben den europäischen Aktienmärkten heute Rückenwind
verliehen. Der lag zuletzt
0,8 Prozent höher bei 10 794
Punkten. Am Vormittag hatte
er mit 10 820 Punkten ein Jahreshoch erreicht. Positiv werteten Anleger, dass die Geschäfte der deutschen Unternehmen
in der Industrie und dem
Dienstleistungsgewerbe im Oktober deutlich zulegten. In
Spanien machten die Sozialisten den Weg frei für die Wiederwahl des konservativen Regierungschefs Mariano Rajoy
und beendeten eine politische
Blockade des Landes.
HDax: Tops & Flops
Montag, 24.10.2016
Veränd. z. Vortagesschluss
Cancom
+4,58 %
Fraport
+3,75 %
United Internet
+2,73 %
Aixtron
-7,26 %
Adva Optical
-3,04 %
Fielmann
-1,93 %
Indizes & Kennzahlen
Aktuell
FTSE 100
Nikkei
E-Stoxx 50
Vortag
7023,75 Pkt. 7020,47
17234,42 Pkt. 17184,59
3102,65 Pkt. 3077,65
Umlaufrendite
-0,14 %
-0,14
Brentöl
49,74 US$
50,00
Gold
1264,68 US$ 1266,28
HANDELSBLATT
QUELLE: Bloomberg
GRAFIK DES TAGES 9
News am Abend
MONTAG, 24.10.16
GRAFIK
2 185
Mrd. €
2016
Jeder Bremer hat fast
dreimal so viele Staatsschulden
wie ein Sachse
2012
Staatsschulden pro Kopf in Euro
Die Schulden von Bund und
Sozialversicherungen liegen bei
15 500 € pro Einwohner. Hinzu
kommen Landes- und Gemeindeschulden, die in jedem Bundesland unterschiedlich sind.
100 Jahre
Schuldenabbau
Schleswig-Holstein
26 800 €
Bremen
48 300 €
Berlin
32 400 €
Annahme: ab 2022 werden weiterhin
knapp 22 Mrd. € pro Jahr
zurückgezahlt.
3,1
Zum Vergleich:
2,1
Sachsen-Anhalt
26 200 €
Sachsen
17 100 €
Thüringen
24 100 €
Hessen
25 600 €
1Mrd.384
€
RheinlandPfalz
26 900 €
2050
Bill. Euro
Bill. Euro
Verantwortlich für die gute Entwicklung der
vergangenen Jahre sind vor allem die
niedrigen Zinsen. Wenn die wieder
steigen, könnte der Schuldenabbau
schnell ins Stocken geraten.
Brandenburg
23 700 €
Niedersachsen
24 900 €
Nordrhein-Westfalen
29 100 €
Bei den Haushaltsberatungen im Bundestag ließ sich
Finanzminister Schäuble zuletzt kräftig feiern – dafür, dass
der Bund weiterhin keine neuen Schulden machen muss.
Gesamtstaatlich gesehen sinkt der Schuldenberg sogar
bereits seit 2012. Und der IWF traut den deutschen Finanzministern und Kämmerern sogar zu, die Summe bis 2020
jedes Jahr um rund 22 Milliarden Euro zu drücken.
Selbst bei diesem Tempo würde es aber ziemlich
genau 100 Jahre dauern, bis die Schulden
ganz zurückgezahlt wären.
MecklenburgVorpommern
22 800 €
Hamburg
31 800 €
Saarland
33 600 €
Bayern
18 300 €
BadenWürttemberg
21 300 €
Deutsche
Wirtschaftsleistung
2016
Verschuldung
des deutschen
Staats 2016
Die Schulden entsprechen also
den Werten, die die Deutschen
in ca. 8 Monaten erarbeiten.
Von Hans Christian Müller (Inhalt) und
Jean-Philippe Ili & Hendrik Wünsche (Grafik)
Ideen für neue Infografiken?
Gerne an:
[email protected]
Alle Infografiken unter:
handelsblatt.com/infografik
Es hätte deutlich schlimmer kommen können
Tatsächliche Entwicklung der Staatsschulden
Szenarien: Die Zinsen hätten seit 1991 ...
... 7,5 % betragen (Szenario 1)
... 2,1 % betragen (Szenario 2)
Szenario 1
3 780 Mrd. €
Hier wird angenommen, dass sich
die Staatseinnahmen und -ausgaben
genau so entwickelt haben, wie sie
es tatsächlich taten. Unterschiede
gibt es lediglich bei der
angenommenen Zinsbelastung.
Selten war Schuldenmachen
so billig wie heute
Durchschnittliche Zinsen
für die deutschen Staatsschulden2
Weiter als andere
Staatsschulden in Prozent des Bruttoinlandsprodukts
Japan
248 %
250
200
7,5 %
Griechenland
178 %
150
Stand 2015
2 150 Mrd. €
Italien
133 %
USA
106 %
100
Stand 1990
530 Mrd. €
64
Deutschland
71 %
Schweiz
46 %
50
2,1 %
Mrd. €
1970
10
Szenario 2
1 290 Mrd. €
1990
1991
2016
2016 Prognose
2016
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vorbehalten // Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich
bitte an [email protected]
0
2000
ab 2016: Prognose
Schuldenfrei
im Jahr 2114
2020
Mrd. €
1950
1960
1970
1980
1990
über 60 Jahre Verschuldung
2000
2010 ’12
2016
2020
2030
2040
2050
2060
2070
2080
Gut 100 Jahre für den Abbau
2090
2100
2110
2114
Quellen: IWF, Eurostat, Destatis, Eigene Berechnungen,
MONTAG, 24.10.16
AUSZEIT 10
News am Abend
SMALL TALK
Revision gegen Urteil um
Gruppenvergewaltigung
Die Hamburger Staatsanwaltschaft will
das umstrittene Urteil gegen mehrere Jugendliche wegen der Gruppenvergewaltigung einer 14-Jährigen anfechten. Die
Revision sei bereits am Freitag eingelegt
worden, teilte die Staatsanwaltschaft
mit. Das Landgericht Hamburg hatte fünf
Täter zu Haftstrafen verurteilt, fast alle
Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt. Vier der jungen Angeklagten hatten das betrunkene Mädchen im Februar
sexuell missbraucht. Eine 15-Jährige filmte die Tat. Anschließend legten sie die
14-Jährige bei eisigen Temperaturen
leicht bekleidet in einen Hinterhof.
Offenbar Videotelefonie ab
übermorgen via WhatsApp möglich
Wie der gut informierte Blog Macerkopf
berichtet, steht offenbar ein
neues Update beim Messenger WhatsApp an,
was auch Videotelefonie endlich ermöglichen soll. Die Version
soll übermorgen bereitstehen. Weiterer Hinweis auf die neue Funktion:
In den Dateien der aktuellen öffentlichen
WhatsApp-Beta-Version ist bereits ein
Kamera-Icon hinterlegt.
Dritte Hai-Attacke vor
Ostaustralien in einem Monat
Zum dritten Mal innerhalb eines Monats
hat ein Hai vor der Ostküste Australiens
einen Surfer angefallen. Der 36-Jährige
kam in der Nähe von Byron Bay knapp
800 Kilometer nördlich von Sydney mit
leichten Verletzungen davon, wie die
Polizei mitteilte. In derselben Region
waren in den vergangenen vier Wochen
ein 25-jähriger und ein 17-jähriger Surfer
von Haien gebissen worden. Beide überlebten.
Ferrari fährt bergab
►
Vettel wird beim Großen
Preis der USA nur Vierter.
►
Sein Teamkollege Räikkönen
kommt nicht einmal ins Ziel.
SPORT-TICKER
E
s ging wieder bergab mit Ferrari,
diesmal in den USA auch noch
rückwärts. Von Siegen ist die Scuderia weit entfernt, Sebastian Vettel verpasste als Vierter zum zwölften Mal in 18
Rennen das Podest. Erster wurde beim
Großen Preis der USA Mercedes-Pilot Lewis Hamilton – vor seinem Teamkollegen
Nico Rosberg.
Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen kam gestern erst gar nicht ins Ziel. Nach einem Boxenstopp musste er sein rotes Formel1-Auto an der Steigung zur ersten Kurve
anhalten, ein Rad war nicht richtig montiert. Der Finne blieb sitzen und ließ seinen
Wagen rückwärts in die Boxengasse rollen.
„Natürlich hatten wir uns ein besseres Ergebnis erhofft“, meinte Teamchef Maurizio
Arrivabene. Und Räikkönen sagte: „Natürlich ist das Endresultat dieses Rennens weit
entfernt von ideal.“ Für den Lapsus beim
Boxenstopp bekam das Team auch noch eine Strafe von 5000 Euro. Dabei steht die
Scuderia in der italienischen Heimat sowieso schon in der Kritik.
Ferrari-Star Vettel beim Rennen in Texas: Trotz Misserfolgen verbreitet er Zuversicht.
Vom Ziel, mit dem viermaligen Weltmeister Vettel eine Ära wie einst mit Michael
Schumacher einzuleiten, ist das traditionsreichste Team der Formel 1 weit entfernt. In
der Konstrukteurwertung liegt Red Bull auf
Rang zwei nun 53 Punkte vor Ferrari, als
Weltmeister stehen die unerreichbaren Silberpfeile von Mercedes längst fest.
Vettel beschwichtigt. „Auch wenn es ein
steiler und holpriger Weg ist, bin ich sicher,
dass der Tag kommen wird, an dem wir an
dpa
der Spitze stehen werden“, sagt der viermalige Weltmeister nach dem Rennen vor
Journalisten. Die Medienrunde fand vor
dem Motorhome von Ferrari statt; der Andrang ist groß, jeder will Vettel hören. Doch
die Akustik funktioniert nur suboptimal,
heftige Rückkopplungen sorgen für ein unangenehmes Pfeifen. Es passt ins Bild der
Scuderia in diesem Jahr. Ein ehemaliger
hochrangiger Angestellter hatte jüngst von
angeblichen Misstönen berichtet.
dpa
Profis ärgern sich über Clown-Attacken
Nach mehreren Übergriffen von
sogenannten Grusel-Clowns auf
Passanten befürchten professionelle Spaßmacher einen
Imageschaden. „Durch die Attacken wird der Clown immer
mehr zum Angstobjekt“, sagte
der Vorsitzende des Verbandes
Deutscher Zirkusunternehmen,
Dieter Seeger. „Mit einem Clown
soll eigentlich Spaß, Freude und
Tollpatschigkeit assoziiert werden. Über ihn soll man lachen.“
Warum die Maskierten sich
für ein Clowns-Kostüm entscheiden, kann Seeger nur vermuten: „Möglicherweise hat das
mit einigen Kinofilmen zu tun,
in denen der Bösewicht als
Clown auftritt – zum Beispiel
bei Überfällen.“ Der Direktor
des Zirkus „Roncalli“, Bernhard
Paul, prophezeite in der österreichischen „Kronen Zeitung“,
die Grusel-Clowns würden „so
schnell verschwinden, wie sie
gekommen sind“.
In den USA und zahlreichen
anderen Ländern machen Grusel-Clowns schon seit einiger
Zeit die Straßen unsicher – zuletzt mehrten sich auch Berichte über Grusel-Clowns in
Deutschland. Als Videos tauchen die makabren Streiche oft
im Internet auf.
dpa
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HSV-Aufsichtsratschef Karl Gernandt
stellt die Vereinsführung um Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer infrage. „So
eine sportliche Krise gab es in der Bundesliga-Geschichte des HSV noch nie.
Ich werde da nicht tatenlos zusehen. Es
geht sportlich
und in der Führung nicht mehr
so weiter“, sagte
Gernandt der
„Bild“-Zeitung,
ohne Beiersdorfer oder andere
Verantwortungsträger zu nennen. Der seit Jahren schwer kriselnde
Club ist Tabellenletzter, der neue Trainer
Markus Gisdol musste in seinen ersten
drei Partien zwei Niederlagen mitanschauen.
Real Madrid hat die Tabellenführung in
der spanischen Primera División übernommen. Beim 2:1 (1:1) gegen Athletic
Bilbao tat sich Real über weite Strecken
des Spiels am Sonntagabend aber
schwer. Alvaro Morata schoss erst in der
83. Minute das entscheidende Tor.
Bernie Ecclestone ist der Ansicht, dass
Nico Rosbergs Verfolger Lewis Hamilton
für die Formel 1 der bessere Weltmeister
wäre. Der Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse stellte in der
„Bild“-Zeitung zwar klar, dass er keine
Vorbehalte gegen den aktuellen WMSpitzenreiter Rosberg von Mercedes habe. Doch sein Teamrivale Hamilton sei
„ein großartiger Botschafter für die Formel 1 in
aller Welt“. Er gehe
in Talkshows, sei
auf den Roten
Teppichen unterwegs und trage die
Formel 1 in die Welt.
dpa (3)
Auszeit