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ZAA 53.1 (2005): 1-19 © HORST BREUER Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice Abstract: Chief literary works are rarely evenly structured, but often show a pattern of interior tension and inconsistency. Frequently, there is a surface stratum which confirms the values and stereotypes of the time, but is concomitantly disclaimed by a less visible layer of unpredictability and subversion. These conflicting dimensions may be called the “overt text” and the “subtext” of the work. A number of studies are quoted which have employed the concept of “subtext,” e.g. by Constantin Stanislavski, who coined the term, and by Meinhard Winkgens who clarified the approach theoretically and applied it to a reading of Charles Dickens’s David Copperfield. The present article then proceeds to analyse Shakespeare’s Merchant of Venice, and discusses the play’s conflicting elements and the range of discrepant interpretations. The overt text of the play presents the comedy of a genial group of Christian friends who are temporarily threatened by an outsider’s malevolence but are finally united in mirth, harmony and mutual love. The subtext suggests a less consciously shaped ‘recalcitrant’ strain of Jewish victimisation as well as Christian selfishness and superficiality. This double structure explains why the play has been read and staged in widely diverging ways, at one extreme as a brazenly anti-Jewish comedy, at the other as a problem play full of dark undertones and social critique. I. ‘Subtext’ ist inzwischen ein geläufiger literaturwissenschaftlicher Begriff, der allerdings wenig einheitlich gehandhabt wird. Eine ausführliche und systematische Darstellung gibt es nicht, soweit mir bekannt ist. Mit ‘Subtext’ ist in der Regel eine verdeckte, nicht-augenfällige Schicht literarischer Werke gemeint, welche die explizite thematisch-moralische Tendenz eines Werks bereichert, nuanciert oder gegebenenfalls auch in Frage stellt. Diese manifeste Werk-Oberfläche ist der ‘Haupttext.’ Im Englischen bietet sich hierfür als Begriff ‘overt text’ an. Zum literarkritischen Gebrauch der Kategorien seien einige Beispiele genannt. Für die das Hauptthema eines Werks bereichernde Funktion des Subtextes kann etwa auf eine Untersuchung zu James Joyces Roman A Portrait of the Artist as a Young Man verwiesen werden (Weiss-Balla 1992). In dieser Studie ist mit ‘Subtext’ ein Geflecht von Motiven, Metaphern und Schlüsselwörtern bezeichnet, welche der persönlichen Reifung des Protagonisten Resonanz und spezifische Färbung verleihen. Seine Entwicklung erscheint durch diese formalen Muster als eine emotionale, sexuelle und künstlerische Selbstbefreiung vermittels der Begeg- 2 Horst Breuer nung mit dem ‘Anderen,’ dem Weiblichen als Verkörperung eigener Sehnsüchte und Möglichkeiten. Ein sehr viel weiter gefasstes Verständnis des Konzepts vom Subtext hat eine andere Studie (Rayan 1987). Sie benennt so den evokativen, assoziationsreichen Charakter literarischer Werke im Gegensatz zur Eindeutigkeit von Sachtexten. ‘Subtext’ meint hier das Gesamt der sprachlichen und thematischen Bereiche, die auf Expressivität zielen, auf Andeutung, Konnotation, Metaphorik, Umschreibung, insbesondere auf die so erreichbare Darstellung psychologischer Innenwelten. Das ähnelt William Empsons Vorstellung von literarischer ‘Ambiguität’ oder ähnlichen Konzepten im Bereich des amerikanischen New Criticism (paradox, irony, tension, texture, richness, complexity etc.). Wieder ein anderes Verständnis des Begriffs ‘Subtext’ findet sich in einer Arbeit über Hermann Broch, die im Œuvre dieses Autors durchgängig einen indirekten Bezug zu einem antiken Text aufzuzeigen sucht (Roethke 1992). Hier meint ‘Subtext’ also eine intertextuelle Vernetzung. Solche unterschwellige Mehrstimmigkeit eines Texts hat man auch mit dem Begriff des ‘Palimpsests’ bezeichnet, womit das Nebeneinander von Haupttext und kaum leserlichem Textuntergrund angesprochen ist. Terry Eagleton (1983, 174-9) versteht das Konzept des Subtexts im Sinne einer affektiven Unterströmung im Werk. Er erörtert die ödipale Konstellation in D.H. Lawrences Roman Sons and Lovers, also die Nähe der Fokalfigur Paul Morel zu seiner Mutter und seine Rivalität mit dem Vater. Es gibt aber nach Meinung des Verfassers auch eine inverse Werkschicht, welche dem Leser Sympathie mit dem Vater signalisiert und der Mutter erstickend-possessive Züge zuordnet, erkennbar etwa am Auseinanderklaffen von auktorialem Kommentar und anschaulicher szenischer Gestaltung. Deutlicher sichtbar werden die ‘phallischen’ Sympathien Lawrences dann in späteren Werken des Autors, etwa Lady Chatterley’s Lover. Eagletons Fazit: “All literary works contain one or more such sub-texts, and there is a sense in which they may be spoken of as the ‘unconscious’ of the work itself” (178). Ich selbst habe mich in zwei literaturpsychologischen Arbeiten (Breuer 2002 und 2003) in ähnlicher Weise des Terminus ‘Subtext’ bedient zur Bezeichnung eines untergründigen emotionalen, objektbeziehungshaften Szenars. Es ist davon auszugehen, dass solche verborgenen Werkschichten rein intuitiv in die Texte ‘hineingeraten,’ ohne Beteiligung der bewussten Gestaltungsabsichten der Autoren. Als Zwischenergebnis dieses ersten Überblicks sei gesagt, dass der Begriff des Subtextes, wenn er literarkritisch handhabbar sein soll, nicht zu sehr ausgedehnt werden sollte; das Verständnis von Eagleton und Weiss-Balla scheint diesbezüglich einen geeigneteren Ansatz zu bieten als das von Rayan und Roethke. Zum erstenmal gebraucht hat das Wort ‘Subtext,’ soweit ich feststellen konnte, der russische Theaterregisseur Constantin Stanislavski, der Pionier des späteren method acting. Er meint damit das authentische emotionale und charakterliche Potenzial, das eine Rolle bietet. Dieses Potenzial einer Figur muss der Schauspieler erspüren und herausarbeiten, um sich von den Klischees und dem falschen Pathos des herkömmlichen Theaterbetriebs seiner Zeit zu lösen (Stanislavski 1979; vgl. hierzu Halio 1989). Stanislavski ist in seiner Terminologie wenig präzise und systematisch; daher bleibt unklar, ob der so verstandene ‘Subtext’ im Rollentext selbst Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 3 vorliegt oder vorwiegend in der Einbildungskraft des Schauspielers oder Regisseurs gegeben ist. Aber auch hier, in dieser frühesten Verwendung des Begriffs, wird offenbar bereits eine Werkschicht angesprochen, die beim ersten Lesen nicht sogleich erkennbar ist, weil sie durch besser sichtbare Textelemente und durch wirkungsmächtige Rezeptionskonventionen verstellt ist, eine Werkschicht, welche jedoch aus Andeutungen und Nebenaspekten, rhetorischen und bildhaften Details, aus Widersprüchen und Unklarheiten im Text erschlossen und durch analytische Feinarbeit freigelegt werden kann. Mit der Frage, was den Stanislavskischen Subtext konstituiert, der Wortlaut des Werks oder die Deutungswillkür des Regisseurs, sind grundsätzliche hermeneutische Fragen aufgeworfen – Fragen sowohl zum ästhetischen Status des Subtextes als auch zum Verhältnis von Haupttext und Subtext. Wenn der Haupttext die explizite ‘Aussage,’ die didaktische ‘Botschaft’ des Werks ist, der Subtext hingegen eine elusive textliche Unterströmung, ein undeutliches Muster, eine untergründige Anmutung, welchen Instanzen ist dann das Verstehen der jeweiligen Werkschicht zuzuordnen – dem Autor oder dem Leser? Dem historischen oder dem ‘impliziten’ Autor? Dem realen oder dem idealen Leser? Dem zeitgenössischen oder dem heutigen Leser? Welche Bedeutung haben die biographische Erfahrungswelt des Autors und der gesellschaftlich-kulturelle Hintergrund des Werks? Wird das Werk durch sie determiniert, oder ist es ‘widerspenstig’ und zeitenthoben, subversiv und transgressiv? Welchen Einfluss haben die bewussten Absichten des Autors? Heißt Verstehen des Werks, diese Autorintention nachzuvollziehen? Oder darf, kann, muss der gegenwärtige Betrachter seine aktuelle Subjektivität an das Werk herantragen? Kann ästhetisches Verstehen überhaupt anders als in diesem Sinne subjektiv statthaben? Zur Beantwortung dieser Fragen darf an eine Notiz von Friedrich Schleiermacher erinnert werden, der bündig forderte: Es gehe darum, eine auszulegende Schrift “zuerst eben so gut und dann besser zu verstehen als ihr Urheber” – denn der Interpret müsse, anders als der Autor, “vieles zum Bewußtsein zu bringen suchen was ihm [dem Autor] unbewußt bleiben kann” (Schleiermacher 1959, 56 und 88 [typographisch geglätteter Text]). Wilhelm Dilthey bezeichnete diesen Gedanken, der zuerst bei Kant erscheint, zu Recht als “kühn” (Dilthey 1970, 268; Kant 1956, A 314).1 Nach dieser Vorstellung wird eine differenzierte Auslegungsweise auch tiefenhermeneutische Aspekte in die Deutung einbeziehen und so zu Werkschichten vordringen, die dem bewussten Gestaltungswillen des Urhebers verborgen geblieben sind. Klar ist bei all diesen Differenzierungen, dass nur die bedeutenden Kunstwerke aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und Unabgeschlossenheit überhaupt solche Problemstellungen aufwerfen. Triviale, konformistische Werke haben keinen Subtext. Sie sind geheimnislos, formelhaft, bieten keinen Widerstand, sie gehen bei literarkritischer Betrachtung restlos auf. Den vielschichtigen, künstlerisch gelungenen Werken hingegen eignet etwas Sperriges, “Rücksichtsloses” (Yeats 1961, ————— 1 Vgl. hierzu Bollnow 1949. Der Autor weist zu Recht darauf hin (25-6), dass Selbstverstehen und Fremdverstehen auf unterschiedlichen Ebenen liegen. 4 Horst Breuer 251), etwas “Unabgegoltenes,” ein “Überschuss” (Ernst Bloch; siehe hierzu Vidal 1994, bes. 99), an dem spätere Betrachter sich in unterschiedlichen Auslegungen abarbeiten. Dies ist der “Rätselcharakter” der authentischen Texte, ihr “polemischer” Kern (Adorno 1973, 182 und 264), dessen Kraftfeld unter allen affirmativen Rastern wahrnehmbar ist. Die Werklektüre nach dem Modell des Subtextes gestaltet sich daher standortgebunden, selektiv, subjektiv – aber nicht beliebig. Der Haupttext betrifft die objektivierbare Werkschicht von manifester Autorintention, Zeithintergrund, biographischer Prägung, von expliziter Didaktik und Programmatik. Hier ist die Textlektüre ‘straight,’ wie commonsensehafte Kritiker zu sagen pflegen, also gradlinig-‘normal,’ ‘vom Blatt,’ ‘ohne Fisimatenten,’ allenfalls in direkter Korrelation orientiert am Kontext historischer ‘Realien.’ Im Haupttext findet sich die gewissermaßen ‘offizielle’ moralische ‘Aussage’ des Werks, seine explizite didaktische ‘Botschaft’ (nach dem Gemeinplatz “Was will der Autor uns sagen?”). Der Subtext hingegen betrifft jene weniger klar thematisierten subtilen, impliziten Werkaspekte, die auf den Betrachter unterschwellig einwirken, den Haupttext dezentrieren und welche in immer neuer historischer Beleuchtung je anders hervortreten. Anders als beim oben erwähnten Ambiguitätsbegriff des New Criticism ist die Mehrdeutigkeit des Kunstwerks in subtextueller Sichtweise also nicht gleichrangig-horizontal, sondern vertikal und geschichtsoffen gestaffelt, und dem Leser wird gewöhnlich die Bedeutung der untergründigen Spannungen und Verwerfungen, mit Goethes Wort zum Verstehen von Symbolik, erst “spät” aufgehen. II. Besonders intensiv hat sich Meinhard Winkgens mit dem Konzept des Subtextes beschäftigt, in einer Studie zu Charles Dickens’ Roman David Copperfield sowie einem zusammenfassenden Handbuchartikel (Winkgens 1994 und 2004). In seinem Aufsatz zu Dickens stellt Winkgens fest, dass David Copperfield (1850) in seinem Haupttext ein affirmativer viktorianischer Bildungsroman ist. Der Protagonist muss lernen, seine Affekte zu zügeln, Charakterfestigkeit zu gewinnen und sich zu einer dem aufgeklärt-bürgerlichen Wertekodex verpflichteten Person zu entwickeln. “Discipline of the heart” ist das Motto dieser zentralen Handlungslinie (Dickens 1966: 730, 733, 766, 838, 885, 886, 913), die insbesondere an der Liebes- und Ehethematik im Roman erkennbar wird. Diese viktorianischkonformistische Tendenz wird nun aber von Brüchen und Gegenläufigkeiten begleitet, etwa erzähltechnischer Art, wenn auktoriale Behauptung (telling) und szenische Umsetzung (showing) in ein Kontrastverhältnis treten. So kann Winkgens, gestützt auf frühere Studien (beispielsweise Weinstein 1984, 22-47; Crick 1984; Foltinek 1990), eine Reihe von Indikatoren anführen, welche die didaktische ‘Botschaft’ des Romans desavouieren, welche die Gegenwart untergründiger Sehnsüchte im Werk andeuten und die geforderten Normen der Gefühlskontrolle und Familienharmonie in Frage stellen. Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 5 Bezeichnend ist etwa das gespaltene Frauenbild bei Dickens: kokette, verführerische Kindfrau versus desexualisierte Schwesterfigur (‘Angel in the House’). Das vom Roman angebotene Happyend erweist sich in diesem Zusammenhang als eine “Scheinlösung” (Winkgens 1994, 51), welche die neurotische Spaltung von ‘Eva’ und ‘Maria’ nicht überwindet, sondern perpetuiert. Oder es gibt im Text “Parallelfiguren,” etwa Davids verantwortungslosen Freund Steerforth oder den schmierig-lüsternen Anwaltsgehilfen Uriah Heep, in denen unterdrückte Strebungen zu Wort kommen, die bei der Fokalfigur selbst ausgeblendet sind. Herbert Foltinek hat die Geschehnisse um diese Nebenfiguren mit einem prägnanten Begriff “Alternativgeschichten” genannt (Foltinek 1990, 291; mit Anspielung auf Franz Stanzels Begriff der “Komplementärgeschichte”). Auffällig ist auch die wiederholte Paar-Verbindung von Kindfrau und Vaterfigur. Hier verrät sich ein explosives inzestuöses Moment, das die heile bürgerliche Familienordnung und ihr domestiziertes Liebesideal ins Zwielicht rückt. Ebenso nähren die vielen unvollständigen Familien und unglücklichen Eheverbindungen im Roman untergründige Zweifel am Harmonie-Leitbild des Texts. Oder als weiteres Element kann auf die Symbolsprache des Werks verwiesen werden: das wilde Meer, mitreißende Wasserfluten, die verlockenden Pfirsiche im umfriedeten Garten der Strongs in Canterbury, die verschwundene Schleife am Halsausschnitt des Kleides von Annie Strong – alles Hinweise auf Leidenschaft, Sensualität, Verführung, Verlust der Affektkontrolle. Kurz, die sich hier geltend machende textliche Unterströmung des Romans verdeutlicht, dass das Verlangen nach sinnlicher Wärme nicht einfach zum Schweigen zu bringen ist, dass hinter dem Zwang zur Selbstdisziplin regressive Sehnsüchte weiterbestehen und ein anarchisches Begehren in unberechenbaren Bruchstücken erhalten ist. Dies ermöglicht eine Lektüre des David Copperfield gegen den Strich des viktorianischen Persönlichkeitsideals selbstzufriedener Charakterpanzerung. Und dies ist eine Lesart, welche subversive Tiefenzonen des Romans erschließt und den Text so modernen Rezipienten zugänglich macht. Philip Weinstein nennt diese gegenläufige Form des Textverstehens “Hermeneutik des Verdachts” (Weinstein 1984, 12; vgl. auch Winkgens 1994, 39) – des Verdachts subtextueller Spuren unter der affirmativen Oberfläche des Werks. Die Zwielichtigkeiten und Aporien hinter dem Haupttext werden also nicht, wie es manchmal heißt, in das Werk ‘hineininterpretiert,’ sondern beziehen sich auf eine angedeutete fragmentarische ‘Nachtseite’ des Texts, gestaltet vom unbewussten Kunstverstand des ‘impliziten Autors.’ In seiner Dickens-Studie nennt Winkgens (1994, 38-9) einige parallele hermeneutische Richtungen, die ebenfalls eine mehrschichtige Interpretationsweise anwenden. Sigmund Freud etwa unterscheidet in seinem psychoanalytischen Traumdeuteverfahren zwischen manifester und latenter Ebene. Der manifeste Gehalt eines Traumes ist unverständlich, weil er durch die “Traumarbeit” entstellt wurde, aber der latente Sinn kann dennoch mit Hilfe verschiedener Deutungsoperationen entziffert werden. Eine ähnliche Struktur der Latenz unter einer manifesten Oberfläche ist in der modernen Dramatik zu beobachten, etwa bei 6 Horst Breuer Harold Pinter. In Pinters Theaterstücken ist oft das Ungesagte wichtiger als das Gesagte. Für den aufmerksamen Betrachter wird hinter dem Redeschwall des Haupttextes wie hinter einer Nebelwand ein Subtext erkennbar, eine Ahnung des Vermiedenen, Verschwiegenen, Befürchteten, Abgewehrten. Die moderne Erzählliteratur, von Ernest Hemingway bis Raymond Carver, kennt ebenfalls solche Auslassungen, die sich auf eine ungenannte Angst oder Bedrohung, einen Konflikt oder eine Deformation beziehen. Auch die Leerstellentheorie Wolfgang Isers erinnert an das vorgetragene Auslegungsmodell. Nach Iser kann die Wirkungsstruktur eines literarischen Texts anhand von Unschärfen und “Unbestimmtheitsstellen” ermittelt werden, welche an die Phantasietätigkeit des “impliziten Lesers” appellieren. Erinnert sei auch an die bereits erwähnte Metapher des Palimpsests (vgl. etwa Weinstein 1984); Texte mit ästhetischer Tiefendimension ähneln einem mehrfach beschrifteten mittelalterlichen Pergament, dessen unleserlicher Text durch Einsatz von Hilfsmitteln rekonstruiert werden kann. III. Aus dem bisher Gesagten lassen sich zusammenfassend einige Indikatoren für subtextuelle Werkschichten anführen: • • • • • • • • Widersprüche oder Unklarheiten im Handlungsgang, falsche Töne und erzähltechnische Inkonsistenzen, Parallelfiguren, die Sinnpotenziale der Hauptfigur verkörpern, ‘Alternativgeschichten’ um Nebenfiguren, konfigurative Besonderheiten, konflikthafte Beziehungsszenarien, untergründige Absagen an konformistische Programmatik, Metaphorik und Symbolik, Motivketten, rhetorische und stilistische Besonderheiten, intertextuelle Verweisungen. Bei trivialen Texten mögen einzelne der genannten Aspekte auch schlicht Anzeichen künstlerischen Misslingens sein. Das ist naturgemäß hier nicht gemeint; im vorliegenden Zusammenhang geht es um ästhetisch komplexe, wirkungsreiche Werke, deren “Irrtümer,” mit James Joyces Stephen Dedalus zu sprechen, “Pforten der Entdeckung” sind (Ulysses, Kap. 9). Die obige Liste beansprucht keine Vollständigkeit, sondern will lediglich Hinweise geben, welche Textsignale Aufmerksamkeit verdienen, wenn eine Auslegung mehr sein will als das, was man im Englischen plot-and-character criticism nennt, also mehr als nur eine verdeutlichende Nachzeichnung des im Haupttext Vorgegebenen. Andernfalls wird der Leser, trotz oberflächlich ‘richtiger’ Lektüre, nicht zu einem literarkritisch vertieften Verständnis des Werkganzen gelangen. Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 7 IV. Shakespeares The Merchant of Venice (ca. 1597), ein zu den ‘heiteren’ Komödien der mittleren Schaffensphase des Autors gehöriges Schauspiel, wirft in der neueren Diskussion als zentrale Verstehensproblematik die Frage nach der Judenfeindlichkeit und der Gattungszugehörigkeit des Texts auf. Ist das Stück eine seiner eigenen Hass- und Vorurteilsstruktur unbewusste antijüdische romantic comedy, eine ‘romanzenhafte Komödie,’ oder ist es eine Tragikomödie, deren düstere Untertöne den christlichen Antijudaismus problematisieren? Zur Erörterung dieser Frage lässt sich, wie ich zeigen möchte, das hermeneutische Konzept von der Mehrdimensionalität der bedeutenden literarischen Werke heranziehen, die Vorstellung von ihrer Schichtung in einen expliziten Haupttext und einen impliziten Subtext. In seinem Haupttext ist The Merchant of Venice unzweideutig eine judenfeindliche Komödie. Seine Verwicklungsstruktur (plot construction) weist zwei hauptsächliche Handlungsstränge auf, die Verstrickung des redlichen, generösen venezianischen Handelsherrn Antonio in den unseligen Vertrag um das Pfund Fleisch und die erfolgreiche Liebeswerbung seines adeligen Freundes Bassanio um die schöne, immens reiche Erbin Portia. Antagonist der Titelfigur Antonio ist Shylock, der jüdische Geldverleiher, der auf der Erfüllung des grausamen Vertrages besteht. Diese beiden Handlungsstränge sind verknüpft dadurch, dass der Kreditvertrag geschlossen wurde, um die Brautwerbung des verschwenderischen Lord Bassanio standesgemäß auszustatten, und zum anderen durch die Person der Lady Portia, die in dem Gerichtsverfahren in der Verkleidung eines jungen Rechtsgelehrten auftritt. Im fünften Akt, nach Shylocks Niederlage, sind die festlich gestimmten Liebenden unter sich, und heitere Neckereien um die verschenkten Verlobungsringe sowie der Ausblick auf Liebeserfüllung und eine Dreifachhochzeit beschließen das Stück. Neben dieser Haupthandlung und der Parallelhandlung gibt es noch zwei kleinere Nebenhandlungsstränge, die Liebesflucht von Shylocks Tochter Jessica und – eher episodisch – den Herrschaftswechsel des Dieners und Hanswursts Launcelot Gobbo. Schon aus diesem handwerklichen Gerüst des Schauspiels wird die Komödienstruktur des Haupttextes deutlich. Antonio, der uneigennützige Freund, ist die Titelfigur, und Shylock ist sein Gegenspieler, dessen rachsüchtige Absichten zur allgemeinen Erleichterung durch die Schläue und Einsatzbereitschaft Portias zunichte gemacht werden. Bassanio ist der gutaussehende junge Aristokrat (“most noble,” “my Lord Bassanio” – Shakespeare 1964, I.i.57, I.i.69, III.ii.149 und 189), den der melancholische Kaufmann Antonio so liebt und bewundert. Portia und Bassanio sind so etwas wie ein Wunschpaar. Portia, assoziiert mit der sonnigen Fülle fruchtbarer Ländereien, ist sowohl die Genre-übliche Trophäe der Komödienhandlung als auch die intelligente und benevolente Helferin, die das Übelwollen des Antagonisten durchkreuzt. Dass sie nicht nur Bassanios Geldnöte zu beheben vermag, sondern auch Antonio erlöst, gibt ihr eine fast allegorische Dimension der Menschenfreundlichkeit, des Reichtums und des utopisch Guten. Auf der Ebene des Haupttextes sind alle drei Charaktere positive Identifikationsfiguren, lebensbejahend, freundschaftsfähig, liebeserfüllt. 8 Horst Breuer Zu Antonio und Bassanio gesellen sich die übrigen Christen, die nach erstem Eindruck das venezianische Umfeld als eine Welt der Heiterkeit, Sorglosigkeit, Lebensfreude und Kavaliersfreundschaft erscheinen lassen. Die Venezianer stehen ebenfalls für Risikobereitschaft und optimistischen Wagemut. Die Großkaufleute sind merchants adventurers, “royal merchants” (III.ii.238, IV.i.29); der Brautwerber Bassanio gleicht dem Argonauten Jason auf der Fahrt zum goldenen Vlies (I.i.167-72, III.ii.240), sein Liebeswahlspruch heißt: “Who chooseth me, must give and hazard all he hath” (II.vii.16). Das christliche Venedig ist erfüllt von Musik, Lachen und Scherzen, renaissancehafter Sinnenlust, von Großzügigkeit, Selbstlosigkeit und Freundesgunst. Maskenfest und Straßenmusik, geselliges Mahl, unbeschwerte Heiterkeit und geistreiche Frotzeleien charakterisieren diese jugendlich-spielerische Welt, und am Ende aller Verwicklungen steht die umfassende Versöhnung der dreifachen Hochzeitsfeier, welche signalisiert: Alles ist gut, die bösen Geister von Disharmonie und Verderben sind gebannt. Die Gegenwelt zu alledem verkörpert Shylock. “Shylock is meant to be a villain,” schreibt John Gross zutreffend mit Blick auf die Haupttextintention des Stücks. “There can be arguments about his motives and his personality, but there can be no serious argument about his behaviour” (Gross 1992, 321). Der jüdische Geldverleiher ist der finstere Spielverderber im heiteren Getriebe Venedigs, ja fast so etwas wie ein hasserfüllter Todesengel in der ansonsten anscheinend konfliktfreien Welt der Christen.2 Das hat seine Parallele im Belmonteser Handlungsstrang, wo ebenfalls die ‘Fremden,’ die sich um Portias Hand bewerben (der ewig betrunkene deutsche Adelige, der dunkelhäutige marokkanische Prinz usw.) die Harmonie der naturhaft Zusammengehörigen gefährden. Shylocks Außenseitertum zeigt sich nicht nur an der Verwicklung um die ‘Vertragsstrafe,’ das Pfund Fleisch, sondern an der Gesamterscheinung des Juden. Gegen sprezzatura und bounty (adelige Unverkrampftheit und Großzügigkeit) setzt er thrift und usance (Profit, Geschäftserfolg, Sparsamkeit, frugale Lebensführung; Zinsnehmen, Zinswucher). Unfroh verrammelt er sein Haus (“my sober house,” II.v.36) vor Musik und Maskenfest. Wer die Musik nicht liebt (“the sweet power of music,” V.i.79), so heißt es im Dialog des Schauspiels, neige zu Falschheit und Bosheit (V.i.83-8). Hier steht Alter gegen Jugend, Hass gegen Liebe, Starre gegen Leben. Shylock schließt seine Tochter Jessica ein und warnt sie vor dem verführerischen Treiben auf den Straßen Venedigs (II.v.28-54). Er ist geizig und gibt seinem Hausburschen Launcelot nicht genug zu essen. Er lebt ungesellig und weigert sich, mit Christen zu speisen. Menschliche Güte und geschäftliche Bonität benennt er gleich (“Antonio is a good man. [...] My meaning in saying he is a good man, is to have you understand me that he is sufficient,” I.iii.11-5). In dieser Konfrontation stehen auch adelige gegen bürgerlich-kapitalistische Wertnormen, wie diverse sozialhistorisch orientierte Beiträge zu The Merchant of Venice dargelegt haben (etwa Enzensberger 1981, vol. 2). In mancher Hinsicht ähnelt Shylock den kalvinistischen Kaufleuten der Londoner City, die ebenfalls ————— 2 Zum Motiv des Spiels und Spielverderbers in Shakespeares Merchant vgl. Sehrt 1961, 22-8. Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 9 das läppische Wohlleben des Hofs zu Westminster mit Misstrauen und Abscheu beäugten. Den alttestamentarischen Puritanismus der Londoner Ratsherren kannte Shakespeare vermutlich besser als echtes jüdisches Ghetto-Leben (vgl. hierzu Cardozo n.d., Kap. 3). Das Geld ist Shylocks Lebensinhalt. Die ersten Worte seines ersten Auftritts sind “Three thousand ducats” (I.iii.1). Selbst seine Träume handeln von Geldsäcken (“I did dream of money-bags to-night,” II.v.18). Steriles Metall und fruchtbare Lebenswirklichkeit bringt er metaphorisch durcheinander (“O my ducats! O my daughter!” II.viii.15), toten Zinsertrag und lebendige Reproduktion setzt er gleich (die Schafe des biblischen Jakob, I.iii.66-913). Ungesellig ist gleichfalls seine umständliche, in eigene Gedanken eingesponnene Redeweise im ersten Akt, die den Eindruck vermittelt, dass er sich auf den jeweiligen Gesprächspartner nicht einzustellen vermag. Seine Wiederholungen und Redeticks wirken monoman und unzugänglich, bisweilen auch in ihrem Andeutungscharakter unheimlich. Auch Shylocks juristische Buchstabentreue hat etwas Lebloses, Mechanisches. Er ist generell mit Starrsinn, Rachsucht, Ingrimm und Tod assoziiert. Begierig wetzt er das Messer, um dem Kaufmann Antonio das Herz herauszuschneiden (IV.i.121); die davongelaufene Tochter wünscht er im Zorn tot zu seinen Füßen, wenn er nur die kostbaren Ohrgeschmeide wiedererlangt (III.i.80-2). Geldgier und Anpassungsunfähigkeit sind im Stück mit Shylocks Judentum assoziiert und bilden so ein geläufiges ethnisches Stereotyp. Statt mit Namen wird er immer wieder als “Jude” apostrophiert, und der Name selbst ist fremdartig wie sein Träger. Sogar in der offiziellen Gerichtsverhandlung des vierten Akts wird er vom Dogen und von dem jungen Rechtsgelehrten vorwiegend mit “Jew” angesprochen (übrigens auch geduzt). Shylock, die Negativfigur im Stück, ist kein beliebiger Bösewicht, sondern, so nochmals John Gross, “he is also a Jewish villain. He did not have to be: Christians were moneylenders too, and the story would have worked perfectly well with a Christian villain. [...] His Jewish villainies, moreover, are strictly traditional. He is a usurer; he is cunning and cruel; he pursues a vendetta against Christians – or against their noblest available representative” (Gross 1992, 321). “Jude” war bekanntlich auch ein Synonym für ‘Halsabschneider,’ und exakt so wird das Wort im Stückdialog gebraucht (“cutthroat dog,” I.iii.106; “my master’s a very Jew,” II.ii.100). Wiederholt wird Shylock mit Hunde- und Wolfsmetaphern gekennzeichnet, und mehrfach wird er mit dem Teufel gleichgesetzt, dem Widersacher Gottes und neidischen Verderber der Menschen. Als Shylock unschädlich gemacht und endgültig abgetreten ist, können die Christen aufatmen und erleichtert wieder die Musik zum unbeschwerten Tanz aufspielen lassen. Über die Geschichte jüdischer Diskriminierung und Verfolgung braucht hier nicht ausführlich gesprochen zu werden. Shakespeares Stück ist mit seinem ————— 3 Shylocks Beispielerzählung basiert auf dem seit der Antike überlieferten Glauben, das aktuelle Erleben der Empfangenden beeinflusse das Aussehen der Leibesfrucht. Zu diesem medizinhistorischen Kontext siehe Soranos 1894, 25; vgl. hierzu auch Breuer 1990, 330. 10 Horst Breuer Haupttext und dessen primären Wertungen ein Teil von ihr. Arnold Wesker, der einen dramatischen ‘Gegenentwurf’ zu Shakespeares Schauspiel geschrieben hat (Shylock, 1976-1989), nennt Shakespeares Figur eine “Karikatur,” die zum “üblen Bild” der Juden in der Welt maßgeblich beigetragen habe (“Shakespeare’s Shylock has contributed such an ugly image to the world, [...]” [Wesker 1997, 4]).4 John Gross bestätigt: “Shylock the Jewish villain became part of world mythology. He may not have added anything to existing stereotypes, but as the most famous Jewish character in literature he helped to spread them and to keep them vigorously alive. He belongs, inescapably, to the history of anti-Semitism” (Gross 1992, 322). Die Wirkungsgeschichte des Schauspiels radikalisiert unsere heutigen Verstehensprobleme. Die Haupttextanalyse allerdings, orientiert an Autorabsicht und zeitgenössischem Rezeptionshorizont, sucht von dieser Nachgeschichte des Werks abzusehen. Sie rekonstruiert die Kontur der mutmaßlichen intentionalen ‘Aussage’ und stellt hierbei eine naive, bedenkenlose pro-christliche und antijüdische Tendenz der primären Werkschicht fest. Genau hierauf können sich jene Theaterinszenierungen berufen, die das Stück als Lustspiel und Shylock als Unhold konzipieren – hermeneutisch nicht ganz zu Unrecht. Am erschreckendsten sind diesbezüglich die deutschen Aufführungen der Nazizeit, die belegen, dass Shakespeares Schauspiel durchaus als Vorlage für antisemitische Hetze zu dienen vermag.5 Bühneninterpretationen wie diese sind zwar einseitig, aber keineswegs eine direkte Verfälschung der textlichen Sinnpotenziale. Judenfeindlichkeit ist zweifellos ein zentraler Aspekt des Schauspiels. Shylock ist der geprellte Teufel der Komödie, und die Textnormen der Werk-Oberfläche paktieren, offenbar ohne schlechtes Gewissen, mit den nationalen, rassischen und ethnozentrischen Stereotypen der elisabethanischen Epoche. V. Die ‘Hermeneutik des Verdachts’ wird sich mit der einfachen, konformistischen Lesart des Merchant of Venice nicht zufrieden geben. Aufgrund seiner Unterund Zwischentöne ist das Shakespearesche Schauspiel weit mehr als nur ein zeit- ————— 4 5 Zu Weskers Schauspiel, das ursprünglich The Merchant hieß, siehe u.a. Winkgens 1986. Siehe Gross 1992, 294-7, und Hortmann 2001, 149-50. Zu der berüchtigten Wiener Burgtheater-Aufführung von 1943 siehe insbesondere Karl Lahms Besprechung in der Deutschen Allgemeinen Zeitung, 19. Mai 1943. Der Autor berichtet, dass Lothar Müthel, der Regisseur, das Stück bewusst als “Märchen-Lustspiel” inszenierte, auf eine “psychologische oder gar sentimentalisierende Darstellung des Judentums” verzichtete und Shylock “bei innerer und äußerer Häßlichkeit zur Karikatur” machte. Über Werner Krauß’ Darstellung des Shylock schreibt der Rezensent: “Die Maske allein schon, das von grellrotem Haar- und Bartwust umrahmte blaß-rosa Gesicht mit den unstet pfiffigen Aeuglein [sic!], der speckige Kaftan mit dem umgeschlagenen gelben Kulttuch, der gespreizte schleppende Gang, das hupfende Fußstampfen in der Wut, die krallige Gestik der Hände, das gröhlende oder murmelnde Organ – dies alles eint sich zum pathologischen Bild des ostjüdischen Rassentyps mit der ganzen äußeren und inneren Unsauberkeit des Menschen bei Hervorhebung des Humorigen” (Lahm 1943). Vgl. auch die amerikanische Inszenierung des Merchant 1921 von Walter Hampden; siehe Edelman 2002, 43-4. Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 11 geisthaftes Propagandastück. Die folgende Darstellung dieser latenten Seiten beansprucht keine Originalität, sondern kann sich auf eine Vielzahl literarkritischer und inszenatorischer Re-Interpretationen stützen. Unter der manifesten Oberfläche des Texts wird bei genauem Hinsehen, gelenkt von unserer späteren historischen Erfahrung, eine weniger explizite Werkschicht erkennbar, ein Subtext, welcher die skizzierte antijüdische ‘Aussage’ des Haupttextes andeutungsweise, aber dennoch sehr wirksam unterläuft. Vielleicht darf zunächst ein Blick auf die Christen im Stück geworfen werden. Sie sind zwar als heiter und gesellig dargestellt, aber gemäß einiger subtextueller Motive und Leitbegriffe auch als oberflächlich und selbstsüchtig. Ihre Musik und Maskenfeste, ihr Wein und Gelächter – vielfach angeführt im Text – bezeichnen nicht nur Konvivialität, sondern auch Seichtheit und verschwendete Lebenszeit. Die Stunden des Tages messen sie nachgerade nach den Zeiten von dinner und supper. Andere Schlüsselwörter dieses Wortfeldes von Unernst und nimmermüder Partylaune sind feast und masque, mirth und merriment, wine und laugh. Signior Gratiano, der närrische Vielschwätzer, wird zwar milde kritisiert (“Gratiano speaks an infinite deal of nothing,” I.i.114), gehört aber fest zum Kreis der fröhlichen Müßiggänger und wird durch seine Liebe zu Portias Hoffräulein Nerissa und die Doppelhochzeit zusammen mit dem Aristokratenpaar aufgewertet. Lord Bassanio tritt zu den heiteren Plauderern Salerio und Solanio mit der Begrüßung (seinen ersten Worten überhaupt): “Good signiors both when shall we laugh? say when?” (I.i.66). Zu weiterem Zeit-Totschlagen verabredet man sich dann zu einem Treffen “at dinner-time” (I.i.70 und 105). Auch die Kästchenwahl in Portias Belmont findet “after dinner” statt (II.i.44). Bassanio feiert seine Abreise mit geborgtem Geld mit einem rauschenden Fest (“I do feast to-night,” II.ii.163) und verpflichtet seinen Begleiter Gratiano zu “mirth” und “merriment” – wann?: “at supper-time” (II.ii. 193-7). Dem neu bestallten Burschen Launcelot schärft er ein darauf zu achten, “that supper be ready at the farthest by five of the clock” (II.ii.109-10). Wir erinnern uns, dass der charmante man-about-town Bassanio, allzeit großzügig und standesgemäß spendabel, gegenwärtig pleite und hoch verschuldet ist (“I have disabled mine estate, / By something showing a more swelling port / Than my faint means would grant continuance,” I.i.123-5; vgl. III.ii.253-4). Eine reiche Heirat soll ihn finanziell sanieren, und eine üppige Fassade wird ihn diesem Ziel näher bringen. Nach seiner Flucht mit Jessica ist Lorenzos erste Überlegung: “First let us go to dinner” (III.v.80). Balthazar, der junge Doktor der Rechte (Portia in Verkleidung) wird nach erfolgreicher Verhandlung gleich mehrfach zur Tafel gebeten, vom Dogen (“Sir I entreat you home with me to dinner,” IV.i.397) und von Gratiano (“My lord Bassanio [...] doth entreat / Your company at dinner,” IV.ii.6-8). Freunde sind nach Lady Portias verständnisvollen Worten geradezu definiert als “companions / That do converse and waste the time together” (III.iv.11-2). Gesellige Fröhlichkeit mit Bankett, Musik und Tanz sind bei Shakespeare zwar oft positiv konnotiert und stehen meist für Harmonie und soziale Eintracht. Im vor- 12 Horst Breuer liegenden Stück aber erhält diese Motivkette durch die Häufung der Leitbegriffe und ihre konfigurative Anordnung eine zunehmende subtextuelle Färbung von Leichtsinn und Torheit, Albernheit und Leichtfertigkeit, und das fortwährende dining und feasting steht auch für ein oberflächliches, läppisches, vergeudetes Leben.6 Zu erwähnen ist ebenfalls, dass Signior Gratiano, die selbsternannte Stimmungskanone, zugleich der übelste Hetzer ist, wenn es um gehässige Beschimpfungen des “Judenköters” Shylock geht (IV.i.128, IV.i.288). Auch Solanio fällt in diese Schimpfreden mit ein (III.iii.18), deren erste Stimme im Stück übrigens der christliche Kaufmann und Menschenfreund Antonio ist (I.iii.101-26, III.iii.6). Ein weiterer subtextuell beziehungsreicher Aspekt ist das Geld. Shylock, der jüdische Außenseiter, wird im Haupttext als raffgierig hingestellt – aber viele unauffällig platzierte Details im Stück lassen erkennen, dass auch die gesellschaftliche Verfassung der Christen bestimmt ist von Kommerz, Geld, Erbschaft, Landbesitz. Antonios reiches Handelskapital, auf alle sieben Meere verteilt, wird eingangs betont. Der gesellige Frohsinn der Venezianer ist von reichen Einkünften (oder Kredit) nicht zu trennen. Portia ist die strahlende Erbin, deren Liebe metaphorisch mit Gold assoziiert ist (der Ring, die blonden Locken, das Goldene Vlies). Ihre Liebeserklärung an Bassanio strotzt von pekuniärer Metaphorik (“I would be trebled twenty times myself,” “ten thousand times more rich,” “stand high in your account,” “the full sum of me,” “to term in gross” usw., III.ii.14974). Lorenzo und Jessica lassen bei ihrer Flucht eine mit Golddukaten und kostbaren Schmuckstücken gefüllte Kassette mitgehen. Freudig erregt schildert Lorenzo die Reiseausstattung seiner schönen Braut: “... what gold and jewels she is furnish’d with” (II.iv.31). Der Liebesanziehung allein scheint Jessica nicht zu trauen, sie “vergoldet” sich zusätzlich (“I will make fast the doors and gild myself / With some moe ducats” – Lorenzos zärtliche Replik: “Beshrew me but I love her heartily,” II.vi.49-52). Selbst noch der alte Gobbo begleitet das Gesuch seines Sohnes Launcelot um ein neues Dienstverhältnis mit einem Geschenk an Lord Bassanio, bauerngemäß in Form von Naturalien, nämlich Täubchen für die herrschaftliche Tafel (II.ii.96 und 129). Auch die Christen leben offenbar nicht nur von Scherzen und Liebe, sondern von handfestem Besitz. In vieler Hinsicht ist die spätfeudale Attitüde der Venezianer ein Selbstmissverständnis; sie ist mehr Manieren-Geste denn Wirklichkeitsbasis. Die Adelswerte von Kavaliersfreundschaft, Großmut und ritterlicher Hochgestimmtheit sind nur noch Hülle, Nebelwand; dahinter wird die ökonomische Realität allenthalben sichtbar. Shakespeares Feudalismus-Nostalgie im Haupttext vieler seiner Werke hindert ihn nicht, die historischen Bewegungskräfte subtextuell dann doch ungeschönt und vorausblickend darzustellen. Bassanios Kästchenwahl – er wählt die schlichte bleierne Schatulle – kann auf diesem Hintergrund nur als wenig rollengemäß bezeichnet werden. Ausgerechnet dieser bankrotte Playboy entscheidet sich für das schmucklose, handwerklich prakti- ————— 6 Vgl. W.H. Auden (1963, 234): “Bassanio, Gratiano, Lorenzo and Jessica, for all their beauty and charm, appear as frivolous members of a leisure class, whose carefree life is parasitic upon the labors of others, including usurers.” Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 13 sche Metall und gewinnt so die reiche Erbin. Diese Wendung der Handlung ist durchaus als implizite boshafte Ironie des Subtextes zu verstehen. Das Kästchenmotiv wird gedoppelt in der Kassette, welche Jessica ihrem Bräutigam Lorenzo überreicht: gewissermaßen die realistische Kontrafaktur der märchenhaften aristokratischen Kästchenwahl. Signior Lorenzo, gehörig zum Kreis um Antonio und Bassanio, entführt die Tochter Shylocks – mit ihrem Einverständnis zwar, aber zu ihrem Figurtypus gehört auch, dass sie sehr jung und beeinflussbar ist. Die Liebesentführung ist nach allen Maßstäben ein gravierender Vertrauensbruch und Rechtsbruch, ein hinterlistiges Eindringen in den häuslichen Frieden einer fremden Familie; und doch wird Lorenzo hierfür von seinem Freundeskreis nicht etwa kritisiert, sondern im Gegenteil unterstützt und gefeiert – einzig, weil die Tat sich gegen den jüdischen Wucherer richtet. Jessicas Rolle kann man, im Sinne des Stanislavskischen Verständnisses von ‘Subtext,’ auffassen als die eines ungefestigten jungen Mädchens, das hübsch, leichtsinnig und lebenshungrig ist, voller Sehnsucht nach Liebe, nach Vergnügen, nach der unbeschwerten Heiterkeit, die sie im düsteren Haus ihres alten Vaters nicht findet. Die so konzipierte Figur sehnt sich nach angepasster Normalität, jenseits wachsamer Abgrenzung gegen Diskriminierung. Sie will endlich auch einmal zur beneideten Jeunesse dorée der Stadt gehören und sich im Kreis der sorglosen Jung-Prominenz amüsieren. So verrät sie gedankenlos, herzlos den Vater und die Familientradition und wirft ihre Herkunft und Identität über Bord. Sie sucht sich mit dem unterschlagenen Geld bei ihrem Verlobten beliebt zu machen und verplempert den Familienschmuck für Albernheiten. Lorenzo lässt sich’s gern gefallen und erklärt dem liebeshungrigen dummen Ding großzügig die Geheimnisse des Sternenhimmels. Die Nebenhandlung um Jessica und Lorenzo bildet eine subtextuelle ‘Alternativgeschichte,’ welche abermals die Themen und Motive des Haupttextes kommentiert, in neues Licht rückt und in Frage stellt. Man kann die Nebenhandlung um Jessica auch als Kommentar zur Haupthandlung wie folgt lesen: Wie immer Juden in der Diaspora sich verhalten, traditionsbewusst oder assimiliert, sie entkommen ihrer Rolle als verachtete Fremdlinge nicht.7 Auch Shylocks Rolle selbst hat eine weniger sichtbare Seite. Als Bösewicht des Haupttextes ist er der ‘Täter,’ dessen Rachsucht den Kaufmann und Konkurrenten Antonio an den Rand des Verderbens bringt. Aber in Shakespeares Schauspiel ist Shylocks Part auch entscheidend humanisiert, und im Subtext scheint der Opfer-Aspekt der Figur auf. Von Beginn an erfahren wir, wie er von den Christen ausgegrenzt, beschimpft und entwürdigt wird. Als Vater Jessicas bekommt er ebenfalls den robusten Egoismus der Christen zu spüren. Das Motiv der schönen Tochter, welche der alte Vater vor der leichtfertigen höfischen Gesellschaft zu verbergen sucht und die dann doch entführt wird, hat Victor Hugo später in seinem romantischen Versdrama Le Roi s’amuse abgewandelt (1832 – heute vorwiegend bekannt als das Libretto zu Giuseppe Verdis Oper Rigoletto). ————— 7 Zu Jessica in ‘neuhistoristischer’ Sicht vgl. auch Drakakis 2002. 14 Horst Breuer Dieses Stoffelement wird ebenfalls von Walter Scott variiert, in seinem romantischen historischen Roman Ivanhoe (1819). Auch der berühmteste Passus in The Merchant of Venice, Shylocks Rechtfertigung seines Wunsches nach Vergeltung, unterstreicht die Opferrolle der Figur, wenn auch am Schluss des bewegenden Textstücks der Hass das Wort hat: Shylock. He [Antonio] hath disgrac’d me, and hind’red me half a million, laugh’d at my losses, mock’d at my gains, scorned my nation, thwarted my bargains, cooled my friends, heated mine enemies, – and what’s his reason? I am a Jew. Hath not a Jew eyes? hath not a Jew hands, organs, dimensions, senses, affections, passions? fed with the same food, hurt with the same weapons, subject to the same diseases, healed by the same means, warmed and cooled by the same winter and summer as a Christian is? – if you prick us do we not bleed? if you tickle us do we not laugh? if you poison us do we not die? and if you wrong us shall we not revenge? (III.i.48-60) In figurtypischer Manier werden Beziehungsmotive und geschäftliche Beweggründe miteinander verquickt, und das letzte Wort gilt der Rache; aber dennoch ist der zornig-gequälte Ausbruch eine leidenschaftliche Anklage gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeit und Verunglimpfung. Auch das Rechtsdenken im Stück hat zwei Seiten. Die juristische Buchstabentreue des Juden wird explizit als verächtlich dargestellt. Shylocks Bestehen auf der Erfüllung des Vertrages (der ursprünglich als grimmiger Scherz ausgehandelt wurde) bildet den Mittelpunkt der dramatischen Verwicklung. Aber der genauere Blick auf die Gerichtsverhandlung im vierten Akt zeigt, dass die spitzfindige Argumentation des christlichen Anwalts der Verbohrtheit des Juden in nichts nachsteht. Überdies brauchen auch die venezianischen Reeder und Kaufleute und die Administratoren des Stadtstaates die Normen der Rechtssicherheit und Vertragstreue als Grundlage ihrer internationalen Wirtschaftsinteressen (vgl. III.iii.26-31, IV.i.215-18). Gnade und Nächstenliebe sind die Tugenden, mit denen die Christen sich gern schmücken. Aber Gnade, um ein Wort Oscar Wildes abzuwandeln, ist immer das, was man vom anderen erwartet, nicht das, was man selbst ausübt (Wilde 1966, 456). Im Umgang mit der marginalisierten jüdischen Bevölkerung erweisen die Christen sich als wenig zimperlich, und Shylocks Behandlung vor Gericht ist eher erniedrigend als gnädig. Im Verfahren wird er von dem christlichen Anwalt regelrecht vorgeführt – er darf zunächst triumphieren und wird dann erbarmungslos ausmanövriert. Am Ende wird er ins Nichts gestoßen: Tochter und Diener sind ihm abhanden gekommen, Besitz und Religion werden ihm genommen, alles unter dem Deckmantel der Großmut und ‘Gnade,’ begleitet von Spottrufen und dem Hohngelächter der Zuhörer. Er ist ein Fremdling, ohne Heimat, ohne Staatsangehörigkeit, ohne Identität: “alien” (IV.i.345 – vgl. Jessica als “stranger,” III.ii.236). Das Schauspiel gewährt ihm in der Niederlage jedoch einen großen Abgang. Er verlässt die Bühne nicht wutschnaubend und unbelehrbar, wie etwa Malvolio in Twelfth Night, sondern leise und wie betäubt (“I pray you give me leave to go from hence, / I am not well,” IV.i.391-2). Die eben noch johlende Menge spürt das und macht ihm scheu Platz. Im fünften Akt ist Shylock dann ‘vergessen.’ Musik, heitere Streiche und Freundschaftsumarmungen beherrschen die Szene. Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 15 Hier spricht, ganz wie Harold Pinter es ausdrückte, der Subtext durch Verschweigen, Vermeiden, Verdrängung. Die Rolle der Portia ist schwierig auf einen einheitlichen figürlichen Nenner zu bringen.8 Sie ist schön, reich, klug, witzig, entschlussfreudig, beredt, juristisch versiert, schauspielerisch hochbegabt – und zugleich folgsam, ja freudig unterordnungsbereit gegenüber dem väterlichen Testament und dem künftigen Gatten. Im Prozess ist sie unnachgiebig hart mit Shylock, zeigt sich in der Verhandlungsführung beherrscht und geschäftsmäßig wie ein Pokerspieler und preist ohne jede Ironie die Überlegenheit christlicher Huld und Milde. Und obendrein ist Portia noch neckisch im scherzhaften Spiel um die weggegebenen Verlobungsringe. Wie passen diese heterogenen Rollensegmente zusammen? Wurden der Figur zu viele und zu unterschiedliche Plot-bedingte Funktionen aufgebürdet? Oder ist die Mischung disparater Eigenschaften ein Indiz der gesellschaftlichen Widersprüche, nämlich der unvereinbaren Anforderungen an weibliche Tatkraft, Intelligenz und Gefügigkeit? Vielleicht ist die Figur im Rahmen des skizzierten Subtextes am geschlossensten zu entwerfen als jugendliche Version einer künftigen ‘eisernen Lady,’ die mit aller paradoxen Energie ihre Schönheit, Vielseitigkeit und Tüchtigkeit dafür einsetzt, das konservative Weltbild einer ethnisch sauberen und patriarchalisch geordneten Gesellschaft zu bewahren.9 Zur unterirdischen Gegenformation des Texts, dies sei abschließend zum Palimpsestcharakter des Schauspiels angemerkt, gehört auch die unklare Gemütsverfassung des Antonio. Warum ist die Titelfigur ernstgestimmt und melancholisch (“sad,” I.i.1)? Das Motiv wird angeschlagen, aber nicht erläutert. Welche namenlose Trauer hat von dem gefühlvollen Schiffseigner Besitz ergriffen? Er selber weiß es nicht, er kennt seine inneren Regungen nicht (“Solanio: Why then you are in love. – Antonio: Fie, fie!” I.i.46). Antonio wirkt einsam, trotz aller Geschäftsaktivitäten und geselligen Unternehmungen. Er hat keine Familie, keine Gattin oder Verlobte, keine Kinder. Niedergeschlagen sagt er von sich: “I am a tainted wether of the flock” (IV.i.114) – und das meint nicht nur die Todesgefahr, in der er schwebt. Antonio hat Shylock zwar zum Gegenspieler, aber er ist auch seine ‘Parallelfigur’: der Genussunfähige, der Einzelgänger, der Spielverderber, das Opfer.10 Auch hier hat man eine ‘Alternativgeschichte’ vermutet, einen Stanislavskischen Subtext. Antonios Trauer könnte die Kehrseite seiner Freundesliebe zu dem charmanten jungen Lord Bassanio sein, “Love that dare not speak its name,” wie Oscar Wildes junger Freund Lord Alfred Douglas diese von der Gesellschaft ausgegrenzte und totgeschwiegene Zuneigung nannte.11 Antonio verhilft dem gutaussehenden Bassanio zu seiner Braut und riskiert für ihn sein Leben – und steht für den bewunderten Freund ohne jede Bitterkeit ein, bis an die Schwelle des Todes. Die Konstellation eines hübschen jungen Adeligen ————— 8 9 10 11 Zur neueren Theatergeschichte des Parts vgl. Gay 2002 sowie Edelman 2002, 1-92, bes. 21-5. Zu einer anderen Einschätzung kommt G.J. Finch 1981, bes. 10-3. John Lyon spricht von “the covert kinship of Antonio and Shylock” (1988, 48). Siehe Ellmann 1988, 435. Vgl. hierzu auch Auden 1963, 229-30; Mayer 1977, 323-6; und Sinfield 1998, 161-80. 16 Horst Breuer und seines älteren bürgerlichen Bewunderers gibt es auch anderswo in Shakespeares Werk, etwa in Twelfth Night (Sebastian und der Sea Captain) oder in den Sonetten, dem autobiographischsten Zeugnis des Dichters. VI. Ein Charakteristikum des Merchant of Venice ist die Konkretheit seiner Symbole und Motive. Alle Themen und Ideen sind in gegenständliche Bilder umgesetzt: für Reichtum stehen die Schiffe, für Schmähung das Anspucken, für Habgier die Goldstücke, für Frauen die Kästchen, für Treue die Ringe, für die Verstrickung der Vertrag, für die Sühne das Pfund Fleisch, für Hass das gewetzte Messer, für die wiederhergestellte Harmonie das Liebeslager. Diese Konkretheit hat das Schauspiel mit Märchen gemein. Die Märchenaspekte ermöglichen es Shakespeare, die Komödie als Parabel anzulegen, als Lehrstück gegen Raffgier und Rachsucht, als Hoheslied der Liebe, Freundschaft, adeligen Gesinnung, großzügigen Konvivialität. Gleichzeitig aber verdunkelt der Autor diese affirmativen Aspekte, kraft seiner künstlerischen Unbestechlichkeit, und zeigt die Unterseite der gefeierten sozialen Werte – Eigensucht, Fremdenhass, Selbstzufriedenheit, Handel und Geldverkehr, die wirtschaftlichen, machtpolitischen und ideologischen Fundamente von Kavaliersfreundschaft und kultivierter Genussfähigkeit. Diese Mehrschichtigkeit erreicht der Text durch Einbeziehung vieler widersprüchlicher, unzusammengehörig anmutender Elemente, durch eine Mischung von Phantastik und Realismus, durch die Hereinnahme von scheinbar Unklarem, Unlogischem, handwerklich eigentlich Überflüssigem. Diese Vielfalt lässt der Urheber ohne gezielte Absicht zu, scheint aber intuitiv zu spüren, dass das Werkganze auf höherer Ebene künstlerisch letztlich doch stimmig ist. In solchem Facettenreichtum vermögen die inneren Kollisionen und Tiefendimensionen der Epoche sich abzubilden. Das ist die “negative capability,” die John Keats an Shakespeare rühmt (in einem Brief vom Dezember 1817): der Verzicht auf Programmatik, die Widerspruchsoffenheit und Multiperspektivität des Werks. Shakespeares Schauspiele bieten keine eindeutigen Konzepte, auf welche die einzelnen Textmerkmale passförmig zugeordnet wären. Vielmehr entwerfen sie vielgestaltige Panoramen, eine Fülle unterschiedlicher Figuren, Lebensentwürfe, Aktivitäten, Ideen, welche ohne vorschnelle Glättung nebeneinander gestellt sind. So ergibt sich die hier erörterte Staffelung von affirmativem Haupttext und kritischem Subtext, die je nach historischer Beleuchtung immer neue Kombinationen und Akzentsetzungen zulässt. Ein solches Muster ist auch in anderen Werken des Autors festzustellen. Dem Merchant of Venice in mancher Hinsicht ähnlich ist beispielsweise The Taming of the Shrew (ca. 1590). Auch diese Komödie präsentiert einen konformistischen Haupttext, der durch verschiedene subtextuelle Elemente ständig desavouiert wird. Wir erleben eine misogyne Frauendressur, die zwar auf die herkömmliche Brutalität verzichtet, aber die Protagonistin doch ihrer Diskursautonomie beraubt. In der Anknüpfung an die frühneuzeitliche querelle des femmes zeigt sich, Haupttext und Subtext in Shakespeares The Merchant of Venice 17 dass auch Shakespeare nicht epochenunabhängig ist, dass er nicht gefeit ist – natürlich nicht – gegen sexistische, zeitgeisthafte Raster. Aber andererseits gelingt dem Autor seine zänkische Titelfigur so kraftvoll, ihr Zähmer ist so amüsant und verrückt, und die braven Frauen sind am Ende so überraschend eigenwillig, dass der Betrachter an die Moral von der gesicherten Geschlechterordnung und dem endgültigen Ehefrieden nicht recht zu glauben vermag. Über weite Strecken wird der Text beherrscht von anarchischem Spielvergnügen und Freude an der Paradoxie, und The Taming of the Shrew ist, aller oberflächlichen Didaktik zum Trotz, alles andere als ein patriarchalisches Lehrstück. In ganz ähnlicher Weise kann Shakespeare in The Merchant of Venice gemäß der Schreibhaltung der “negative capability” einen komödiantischen Haupttext mit märchenhaften, aristokratischen und antijüdischen Zügen entwerfen. In historisch späterem, differenzierterem Verstehenshorizont wird jedoch sichtbar, dass dieser explizit judenfeindlichen Handlungsoberfläche eine mächtige kritische Unterströmung gegenübersteht. Der Haupttext wird unterlaufen und in Frage gestellt von einer Vielzahl von Nebenaspekten und Alternativgeschichten; er wird dezentriert und dementiert durch die besondere dialogisch-figürliche Ausgestaltung, durch subversive Wendungen und Metaphern, durch Widersprüche, Doppelungen, ‘Parallelfiguren’ und andere beziehungsreiche Textarrangements. Diese gegenläufige Textschicht entwirft Venedig als ein christliches Gemeinwesen der Selbstgerechtigkeit und Ausgrenzung, des Kommerzdenkens, Luxus und Egoismus, der Verschwendung und Oberflächlichkeit, der Heuchelei und des philiströs guten Gewissens, ein Venedig, das mit allen Mitteln juristischer Wortklauberei und fürstlicher Macht gegen fremde Eindringlinge und kulturell ‘Andere’ vorgeht. Aufgrund dieser Unübersichtlichkeit und Fülle, dieser Brüche und Schroffheiten ist The Merchant of Venice vielleicht das Schauspiel Shakespeares, welches des Autors Talent zu einer gewissermaßen kommentarlosen Multiperspektivität am besten zu erkennen gibt. Es ist diese “negative capability,” die Shakespeares Werke auch noch nach vierhundert Jahren so lebendig erhält. Literaturverzeichnis Adorno, Theodor W. (1973 [1970]). Ästhetische Theorie. Frankfurt/Main: Suhrkamp. Auden, W.H. (1963). The Dyer’s Hand and Other Essays. London: Faber. Bollnow, Otto Friedrich (n.d. 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While biographers have focused on the continuity in Follen’s transatlantic search for freedom, this paper emphasizes the differences between the cultural environment in Germany and the United States, which ultimately determined the nature of Follen’s dissent. Working as a professor at Harvard University, Follen became an American citizen and adapted his ideas of destiny, promise and rhetorical prophecy to his new socio-political surroundings. Although he promoted revolution and even assassination during the German wars of liberation (1813-15), Follen turned into an Emersonian reformer advocating self-reliance, the abolition of slavery and the emancipation of women after his escape to America. In order to understand the dynamics of Follen’s dissent and non-violent approach regarding social reforms, the rhetoric of William Lloyd Garrison serves as a foil. While Follen desperately tried to become a representative American, his uncompromising advocacy for human rights based on the Declaration of Independence ultimately estranged him from many nativists who denounced him as a dangerous “foreign meddler.” It appeared as if German notions of freedom were incompatible with the American concept of democracy. This is why Follen’s controversial activities, his cultural contributions and their far-reaching repercussions need to be evaluated in the broader context of democratic vistas in German-American discourses. We, the humble and devoted advocates of the oppressed, address you, our fellow-citizens, in behalf of more than two millions of men, our countrymen, whom we, the people of these United States, have doomed to absolute and perpetual bondage. Karl Follen 1. Einleitung Karl Follen war nicht nur ein Pionier der transatlantic encounters, wie Ursula Brumm in Bezug auf den Deutsch-Amerikaner erklärt (Brumm 1995, 146), sondern auch eine Ausnahmeerscheinung in der Auseinandersetzung mit der amerikanischen Kultur im 19. Jahrhundert. Denn im Gegensatz zur verbreiteten Vorstellung, dass sich die Mehrzahl der deutschen Immigranten mit den gegebenen 22 Frank Mehring sozioökonomischen Strukturen arrangierte und vielfältige Beiträge für die fortschrittliche Entwicklung in den Vereinigten Staaten leistete, zeigt das Beispiel Karl Follen ein differenzierteres Bild.1 Sein unumstößlicher Wille, sich als vorbildlicher amerikanischer Republikaner zu akkulturieren, veranlasste ihn dazu, in den 1830er Jahren für die Sklavenbefreiung und die Frauenemanzipation politisch aktiv zu werden. Der Widerspruch zwischen den in der Declaration of Independence verankerten Menschenrechten und der Realität der Sklaverei begründete seinen Protest gegen die aus seiner Sicht beklagenswerte Verletzung amerikanischer Werte. Europäische Reisebeschreibungen und Briefe von Immigranten lieferten die ersten kritischen Bewertungen der amerikanischen Demokratie, indem sie deren Tragfähigkeit als Gegenentwurf zum europäischen Feudalsystem erörterten. Alexis de Tocquevilles Democracy in America avancierte zu einem der meistbefragten Texte, wenn es darum ging, Auskünfte über die Wechselwirkungen zwischen Demokratie und Kultur im Amerika des 19. Jahrhunderts zu erhalten (Mitchell 2002, 4). Mit scharfem Blick analysierte der französische Intellektuelle 1831 u.a. die gesellschaftspolitische Situation und den Umgang mit der Sklaverei. Zum Zeitpunkt als Tocqueville die Vereinigten Staaten bereiste, begann auch Follen sich zunehmend kritisch mit den in der Unabhängigkeitserklärung begründeten unveräußerlichen Rechten und der Legitimation der Sklaverei auseinander zu setzen. Im Unterschied zur Amerikaerfahrung in der deutschen Reise-, Tagebuch- und Abenteuerliteratur eines Gottfried Duden, Friedrich Gerstäcker, Charles Sealsfield, Ludwig de Wette oder Prinz Maximilian zu Wied beschäftigte sich Follen jedoch intensiv mit rechtlichen Belangen der schwarzen Bevölkerungsgruppen in Amerika. Während die deutsch-amerikanische Reiseliteratur die im frühen 19. Jahrhundert vorherrschende Stereotypisierung der “schwarzen Bevölkerung” als “primitive Wilde” aufgriff und fortschrieb (Sammons 1998, 152), setzte Follen neue Akzente. Er instrumentalisierte seine juristischen Fachkenntnisse und charismatische Rhetorik, um sich aktiv für eine Umgestaltung der Lebensbedingungen der Afroamerikaner nicht nur in den Südstaaten, sondern auch im liberal eingestellten Norden einzusetzen. Er agierte dabei nicht als kultureller Außenseiter oder touristischer Beobachter, sondern als amerikanischer Staatsbürger. So entstanden Konfliktsituationen, die über die Presse mit dem Hinweis auf seine Vergangenheit verschärft wurden. Die deutsch-amerikanische Identität Follens bildete in der Öffentlichkeit einen zentralen Ansatzpunkt, um seine politischen Aktivitäten und Publikationen kritisch zu bewerten. Sein Protest gegen ————— 1 Don Heinrich Tolzmanns positivistischer Geschichtsüberblick The German-American Experience (2000) steht in der Tradition von Publikationen, deren Zentrum die Aufwertung deutsch-amerikanischer Traditionen bildet; dazu gehören vor allem Faust (1927) und Pochmann (1957). Kritischere Rückfragen an das Konfliktpotential deutsch-amerikanischer Begegnungen stellen Trommler und Shore (2001). Fluck und Sollors (2002) gehen der Frage nach, welchen Gewinn eine akademische Beschäftigung mit dem bis dato vernachlässigten Quellenreichtum von mehr als dreihundert Jahren deutsch-amerikanischer Literaturproduktion zu Tage fördern kann. Bezeichnenderweise fehlen in beiden Überblicksdarstellungen Hinweise auf die Rolle von Karl Follen als Vermittler deutschen Gedankenguts. Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 23 die Sklaverei galt vielen Zeitgenossen als unwillkommene Einmischung in inneramerikanische Angelegenheiten. Follens Freiheitskampf im Deutschland des Vormärz und sein Engagement für die Rechte der Afroamerikaner wirft noch heute zahlreiche Fragen auf, die Aufschluss über Friktionspunkte in der deutsch-amerikanischen Begegnung geben können. In welchem Verhältnis stehen Follens intellektuelle Prägungen im Deutschland des Vormärz mit seinen Reformbemühungen im Amerika der Jacksonian Era? Welche Transformationen durchlaufen seine Ideale im Prozess der Akkulturation in den Vereinigten Staaten? Welche Mechanismen der öffentlichen Wahrnehmung entstehen in Konfliktsituationen der deutsch-amerikanischen Begegnung? 2. Vom deutschen Befreiungskrieger zum amerikanischen Reformer Karl Theodor Christian Follen kam am 4. September 1796 im oberhessischen Romrod im Hause seiner Großeltern zur Welt. Die in Giessen ansässige Familie war kurzfristig aus der Universitätsstadt vor den anrückenden napoleonischen Heeren aufs Land geflüchtet (Follen 1842, I, 3). Während seines Theologie- und Jurastudiums an der Ludoviciana (der heutigen Justus-Liebig-Universität Giessen) zwischen 1813 und 1818 entwickelte sich der glühende Anhänger der Ideen Friedrich Ludwig Jahns, Ernst Moritz Arndts und Johann Gottlieb Fichtes zu einem kämpferischen Gegner der französischen Vorherrschaft (Wüst 1936, 22). Als Gründer der radikalen Burschenschaftsvereinigung “Die Giessener Schwarzen” trug er massgeblich dazu bei, dass die Ludoviciana zu einem “Paradebeispiel der politisierten Vormärz-Universität” avancierte (Moraw 1990, 114). In seinen Gedichten beschwor Follen das politische Attentat als legitimes Mittel, um einen ungerechten Obrigkeitsstaat zu beseitigen und die Ideale der französischen Revolution in einem deutschen Bundesstaat zu verwirklichen. 1818 übernahm Follen eine Dozentur an der juristischen Fakultät der Universität Jena, die er bereits ein Jahr später wegen des Vorwurfs der Mitwisserschaft im Mordfall August von Kotzebues zugunsten einer vierjährigen Lehrtätigkeit an der Baseler Universität im schweizerischen Exil aufgeben musste. Die staatlichen Kontrollmechanismen der Karlsbader Beschlüsse und die strafrechtliche Verfolgung zwangen Follen schliesslich zur Flucht in die USA. Sein Kontakt zum Marquis de Lafayette, dem französischen Unterstützer der amerikanischen Unabhängigkeit, ermöglichte ihm bei seiner Ankunft in New York im Dezember 1824, Freundschaft mit George Ticknor und John Thornton Kirkland zu schließen. Beide Harvard-Professoren gehörten zu einer Gruppe von aufgeschlossenen Intellektuellen, die sich zu diesem Zeitpunkt für die Verbreitung deutschen Bildungsgutes im amerikanischen Geistesleben einsetzten (Totten 1964, 68). Nach seiner Ankunft in Neuengland amerikanisierte Follen seinen Vornamen und arbeitete zunächst als Deutschlehrer. Sein vielbeachtetes Lesebuch A German Reader for Beginners [by Charles Follen] (1826) und die Grammatik A Practical Grammar of the German Language (1828) lieferten wichtige Grundlagen für die Diskussion über deutsche Literatur unter den amerikanischen Transzendentalisten (Pochmann 1957, 116). Sie verhalfen ihm zu 24 Frank Mehring rascher Anerkennung in Boston. Der gesellschaftliche Aufstieg führte von der Lehrtätigkeit über die Heirat mit Eliza Lee Cabot (1787-1860) zur Professur für deutsche Literatur an der Harvard University (Follen 1842, I, 261-4). Anhand der von ihm verfassten Grammatiken und Lesebücher vermittelte er den jungen Intellektuellen von Cambridge und Boston Einblicke in die deutsche Literaturgeschichte. Seine enthusiastischen Vorträge über Schiller und seine kritische Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Werk Goethes schätzten vor allem einflussreiche Persönlichkeiten wie Ralph Waldo Emerson und Theodore Parker. Die durch Follens Position an der Harvard University verstärkte Rezeption der deutschen Klassik lässt sich auch an Publikationen von Schriftstellern wie Bronson Alcott, Margaret Fuller, Frederic Hedge, George Ripley und Henry David Thoreau nachweisen (Mehring 2004, 185-9). Seit 1831 setzte sich Follen aktiv für die Verwirklichung der Menschenrechte ein, indem er sich der brisanten Frage der Sklaverei und rechtlichen Gleichstellung der Frauen annahm. Sein energisches Engagement führte zur Zusammenarbeit mit dem kämpferischen Abolitionisten William Lloyd Garrison (Spindler 1917, 189). Die ethnischen Assimilationskräfte der offenen amerikanischen Gesellschaft begannen jedoch rasch brüchig zu werden, als sich der eingebürgerte Immigrant in abolitionistischen Kreisen engagierte, um die Menschenrechte auch für Afroamerikaner einzufordern. Damit verließ Follen seine auf Assimilation ausgerichtete Lebensführung und trat selbstbewusst für gesellschaftspolitische Reformen ein. Die Phase der kritischen Auseinandersetzung mit der Sklavenfrage fiel mit der erfolgreichen Umsetzung beruflicher Ambitionen als (erstem) Professor für deutsche Literatur an der Harvard University zusammen. Die politische Intervention als Vizepräsident der Massachusetts Anti-Slavery Society bedingte eine neue Rollenzuweisung in der Öffentlichkeit. Seine deutsche Vergangenheit als radikaler Burschenschaftler und sein Status als unbequemer Einwanderer führten zu Konflikten in der deutsch-amerikanischen Begegnung. Die auf beiden Seiten des Atlantiks neuerdings einsetzende Aufarbeitung von Follens Leben und Wirken verläuft sehr unterschiedlich. In Deutschland haben sich vor allem Historiker mit der Frage der Mitschuld am Mord an August von Kotzebue durch Karl Sand beschäftigt. Maßgeblich für die Bewertung seiner Persönlichkeit war die von Heinrich von Treitschke 1882 vorgegebene Interpretationsrichtung: Ein Fanatiker des harten Verstandes, im Grunde ein unfruchtbarer Kopf, aber von seltenem dialektischem Scharfsinn, ein frühreifer, ganz mit sich einiger Charakter, der nach der Weise radikaler Propheten sich den Anschein dämonischer Unergründlichkeit zu geben wusste und manchen seiner jungen Genossen wie der Alte vom Berge vorkam. (Treitschke 1927, 438) Treitschkes Negativzeichnung von Follen als radikalem Brandstifter wirkt bis heute nach. Wolfgang Hardtwig kritisiert die antimodernen Züge in Follens Wesen und gibt zu bedenken, dass sich hier ein “neuartiges totalitäres Denken unter dem Vorzeichen des revolutionären Nationalismus” Bahn brach (Hardtwig 1985, 14). Eine weniger polemisch überzeichnete Beurteilung als Treitschke legten Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 25 Hermann Haupt 1907 mit einer biographischen Aufarbeitung von Follens Wirken als Burschenschaftler und Julia Wüst 1936 mit einer ideengeschichtlichen Untersuchung vor. Bedauerlicherweise gehen beide Arbeiten kaum auf die zweite Lebenshälfte Follens in Amerika ein. Die amerikanische Deutung stellt die isolationistischen Folgen seines politischen Engagements, aber auch die vielfachen Verdienste als Vermittler deutschen Gedankenguts in den Vordergrund. Als erste bemühte sich Eliza Lee Cabot Follen bereits kurz nach dem Tod ihres Mannes 1841 um eine Gesamtschau von Follens Leben. In diesem fünfbändigen Werk, bestehend aus Memoiren, Briefen, Vorlesungen, Reden und Pamphleten, bleibt weder die deutsche noch die amerikanische Wirkungsgeschichte unberücksichtigt. Nachfolgende amerikanische Publikationen zielten darauf ab, eine Kontinuität zwischen Follens radikalem Wirken als deutschem Burschenschaftler und amerikanischem Abolitionisten aufzuzeigen. Die Rezeption in den Vereinigten Staaten gestaltete sich damit zwar ausgewogener als die chronologisch verkürzte Betrachtung in Deutschland, die Abhandlungen erliegen jedoch der Gefahr, Follens Leben auf einen ununterbrochenen Kampf für die Freiheit in radikalen Zirkeln zu reduzieren, ohne die Wandlungen seiner Identitätssuche gebührend zu thematisieren. Der Deutsch-Amerikaner Albert Bernhardt Faust feiert Follens Ankunft in Amerika als Bereicherung für das intellektuelle Leben Neuenglands. Nur sein früher Tod habe einem größeren Ansehen entgegengewirkt (Faust 1927, I, 427). Faust sieht in Follens Einsatz für die Freiheit eine schicksalhafte Vorbestimmung: “But the man who had become an exile for the sake of liberty in Germany was destined to play a part also in the struggle for the liberty of mankind” (Faust 1927, I, 216). George Washington Spindler konzentriert sich in seiner Biographie auf Follens Wirken in Amerika, ohne allerdings die deutsche Vergangenheit auszublenden. Nichtsdestotrotz bleibt die Zweiteilung seines Werkes in “Follen in Europe” und “Follen in America” unausgeglichen. Dem fünfjährigen Exil schenkt er lediglich kursorische Beachtung. Spindler argumentiert dementsprechend: “It will be seen that Follen as a product of the classical period of German literature and philosophy assimilated even in his youth the spiritual forces of his time, and that these not only determined his activity in Europe but also that of his American career” (Spindler 1917, 9). Während die Mehrzahl an Publikationen von Gustav Philipp Körners Das deutsche Element in den Vereinigten Staaten 1818-1848 von 1880 bis zu Henry Pochmanns monumentaler Gesamtschau A German Culture in America: Philosophical and Literary Influences, 1600-1900 von 1957 die Verdienste Follens in den Vordergrund rückten, nimmt Edmund Spevack, Follens jüngster Biograph, eine andere Haltung ein. Er betont die Determiniertheit von Follens Aktivitäten in Amerika durch seine Erfahrungen mit der deutschen Literatur und Philosophie des Vormärz. Spevack verurteilt Follens politisches Engagement in den USA, indem er eine bruchlose Übertragung der von Gewalt inspirierten revolutionären Ideen des Vormärz auf den Abolitionismus impliziert: “As always, his sense of moral duty and of absolute commitment to a cause which he believed to be just and true came before anything else” (Spevack 1997, 206; Hervorhebung FM). Indem Spevack das Augenmerk auf die Frage der Gewaltanwendung zur Durchsetzung freiheitlicher 26 Frank Mehring Prinzipien in Deutschland und Amerika richtet, isoliert er Follen als gefährlichen Dissidenten und verkennt dessen vielfältige Neuakzentuierungen im demokratischen Umfeld der Neuen Welt. Die deutsch-amerikanischen Spannungen bringen methodologische Probleme mit sich. Eine erneute Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk Karl Follens darf sich nicht damit begnügen, von der Forschung vergessene Texte zu entstauben. Vielmehr muss es im Sinne von Winfried Fluck zu einer Kontextualisierung und zu Vergleichen kommen, um die Ideen in einem weiteren kulturellen und intellektuellen Feld zu verankern (Fluck 2002, 176). Im folgenden soll Follen nicht nur in den kulturellen Kontext der neuenglischen Abolitionismusbewegung eingeordnet werden, es sollen auch Parallelen und Unterschiede zu anderen Emigranten aufgezeigt werden. So lassen sich nicht nur die Kontinuitäten sondern auch die Wandlungen im Denken von Follen erkennen. 3. Der Abolitionismus als Wendepunkt in Follens Entwicklungsprozess In deutschen Zeitschriften vor 1830 fand im Gegensatz zum europäischen und transatlantischen Ausland die Diskussion der Menschenrechtsdebatte in Verbindung mit der Sklavenfrage kaum statt. Die Brisanz dieses Topos “blieb auf publizistischer Ebene verborgen” (Depkat 1998, 371). Follens Erwartungen prägten die aus Reiseberichten und dem Studium der Unabhängigkeitserklärung vermittelten Ideale von Freiheit und Gleichheit. Seit 1817 diskutierte er mit seinem älteren Bruder August Follen die Möglichkeit, einen Staat mit deutschen Siedlern im Westen Amerikas zu gründen, der nach eigenen freiheitlichen Idealen organisiert wäre. Eine dort aufzubauende Universität sollte Ausgangspunkt deutscher Bestrebungen sein, einen Freistaat zu errichten. “Auf diese Weise kann es gelingen, die Deutschen in Nordamerika zu Einem, auf dem Kongress sich vertretenden Staate [...] zu verbinden, welcher ein Vorbild für das Mutterland und in vielfältiger Beziehung für seine Befreiung werden kann.”2 Obwohl sein jüngerer Bruder Paul und Friedrich Münch die Idee eines deutschen Modellstaates in der eigens gegründeten Giessener Gesellschaft weiter verfolgten (Heubner 1962, 62), änderte Follen seine Einstellung schon bald nach der Ankunft in der amerikanischen Realität. Zwar bliebt sein ideeller Auftrag, ein freiheitliches Staatsideal in den Vereinigten Staaten umzusetzen bzw. zu wahren, weiterhin bestimmend. Die utopische Idee, mit Hilfe eines elitären Personenkreises den Umsturz der Aristokratie von einem außereuropäischen Land einzuleiten, um eine deutsche Republik zu erstreiten, ließ er jedoch fallen. Follen suchte in den Vereinigten Staaten vor allem eines: die Verwirklichung des Versprechens nach individueller Freiheit und die Einhaltung der in der Ver- ————— 2 Der Auszug basiert angeblich auf Karl Follens unbetitelter Denkschrift von 1819. Beilage CC des Hauptberichts vom 14.12.1827. Beigefügt in BA Frankfurt, DB 7/11, Fol. 121-130. Fol. 129. Die Urheberschaft ist allerdings umstritten. Follen setzte sich mit den Möglichkeiten eines solchen Modellstaates auseinander. Sein Bruder Paul nahm diese Konzeption später wieder auf. Vgl. Luys, 1992, 174-6. Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 27 fassung verankerten Menschenrechte. Auf der Überfahrt nach New York brachte er seine Erwartungen in einem Gedicht auf den Punkt: “Dort an des Meeres anderm Strand, / Dort ist der Freiheit, dort der Menschheit Vaterland” (Follen 1842, I, 128). Das verklärte Amerikabild resultiert aus dem Pessimismus der napoleonischen Kriege und der Restaurationszeit: Amerika galt als erfolgversprechendes Auswanderungsland, als Land der unberührten Natur und als demokratische Republik. Follens Wahrnehmung blieb auch während der ersten Jahre ungetrübt. So tauchte beispielsweise die Diskriminierung der Afroamerikaner vor 1830 nicht in seinen Überlegungen auf. Den Ausgangspunkt für die aktive Mitgestaltung der abolitionistischen Forderungen liefert eine Anekdote von Follens Frau, welche die Fachwelt unkritisch als hinreichende Erklärung für Follens Engagement übernimmt. Die zufällige Begegnung mit einem älteren ehemaligen Sklaven im Jahr 1831, also sieben Jahre nach Follens Ankunft in den USA, habe den Charakter einer Offenbarung besessen. Er wies Follen auf die Antisklavenbewegung hin und machte ihn auf das Pamphlet des schwarzen Abolitionisten David Walker aufmerksam, das in Boston im Herbst 1829 erschienen war. “Walker’s Appeal” zeichnet sich durch eine aggressive, umstürzlerische und kompromisslose Rhetorik aus, die in der Sekundärliteratur mit Follens agitatorischen Zeilen wie “Schlagt eure Plager todt, / Rettet das Land!” aus “Das Große Lied” rückgekoppelt wird (Follen 1842, I, 588). Die Vergleiche scheinen offenkundig: Wie in Deutschland nach dem Wiener Kongress geht es auch in den Vereinigten Staaten um eine Gruppe von Unterdrückten, die unter obrigkeitsstaatlicher Macht leiden. Obwohl der Anteil der afroamerikanischen Bevölkerung in Massachusetts bei nur einem Prozent lag (Tocqueville 2004, 339), ist es unwahrscheinlich, dass Follen nicht schon früher über die rechtliche Situation der schwarzen Bevölkerungsgruppen informiert war. Die Gründe für sein ungewöhnlich apolitisches Leben bis 1831 und die nachfolgende Identifizierung mit der kämpferischen Attitüde Garrisons müssen daher tiefer liegen. Im folgenden gilt es, der neuen Selbstpositionierung Follens und der veränderten Wahrnehmung seiner Vergangenheit in der Öffentlichkeit nachzuspüren. Eine Untersuchung der Schriften und Reden Follens zeigt, inwiefern er eine eigenständige Position entwickelte. In Abgrenzung zum Stil und Inhalt der charismatischen Führungsperson William Lloyd Garrison geben sie Auskunft über die Neupositionierung des Deutsch-Amerikaners im intellektuellen Umfeld Neuenglands. Aus der Perspektive Follens stellte sich Garrisons kompromisslose Rhetorik als problematisch dar. Die Gegenüberstellung der beiden Denkansätze offenbart eine klare Veränderung in Follens Einstellung zur Frage der politischen Radikalität. Deshalb gilt es auch rückzufragen, ob die Schlussfolgerungen, die Biographen und zeitgenössische Anhänger in den Burschenschaftszirkeln aus den Ideen Follens zogen, nicht zu vorschnell waren. In der Verurteilung der Sklaverei fallen zunächst zahlreiche Gemeinsamkeiten ins Auge, die Follens und Garrisons Kampf bis 1840 kennzeichneten. So betonten beide die christliche und philosophische Perspektive als Basis ihrer Argumentation 28 Frank Mehring (Garrison 1852, 48). Bereits in dem ersten Grundsatzprogramm, in dem wesentliche Prinzipien der Anti-Slavery Societies festgehalten wurden, erörtert Garrison die Notwendigkeit, in möglichst vielen Städten Gesellschaften zu gründen. Follen folgte dieser Anregung und gründete 1834 die Cambridge Anti-Slavery Society. Bezeichnenderweise gehörte zu den Zielsetzungen dieses Ablegers der Massachusetts Anti-Slavery Society, die Radikalität und Aggressivität jenes Redestils abzumildern, den insbesondere Garrison pflegte (Stange 1977, 31). Follens Einschätzung, dass mit der Emanzipation der Afroamerikaner die Emanzipation der Frauen unabdingbar einhergehe, teilte Garrison ebenso wie später Frederick Douglass. Was Garrison in “American Colorphobia” 1847 in seiner Forderung nach der politischen, sozialen und anthropologischen Gleichstellung der Afroamerikaner mit den sogenannten “northern whites” auf den Punkt brachte, manövrierte ihn auch in der Abolitionismusbewegung in den extremen Randbereich. Selbst Vertreter in den eigenen Reihen wie Gerrit Smith, Wendell Phillips, Frederick Douglass und Lydia Maria Child mochten ihm nicht immer in seiner radikalen Haltung folgen. Garrisons trotziger “Byronismus” (Mayer 1998, 209) und seine Abscheu gegenüber der an Konventionen orientierten Gesellschaft stehen in krassem Widerspruch zu Follens umsichtiger, vorsichtig kalkulierender Haltung in der Menschenrechtsdebatte. Garrisons Pochen auf eine unverzügliche, unbeschränkte und kompensationsfreie Abschaffung der Sklaverei, das seine Schriften und Reden von seinem 24. Lebensjahr bis in den Bürgerkrieg hinein durchzieht, verdeutlicht die eigenständige Position Follens. 1. Garrison lehnte die Verfassung der Vereinigten Staaten rigoros ab, da er in ihr die Legalisierung der Sklaverei verankert sah. Der Inhalt verletze zentrale Prinzipen, die in der Amerikanischen Revolution erstritten wurden. 2. Garrison sprach sich ausdrücklich gegen die Kolonisationsbewegung aus und monierte das schleichende Fortschreiten der Sklaverei, das durch die wirkungslosen Versuche einer moralischen Überzeugungsarbeit verursacht würde. Stattdessen müsse es zu politischen Aufständen und der Polarisierung der öffentlichen Debatte kommen. 3. Garrison gehörte zu den frühen “Sezessionisten,” die den Bruch der Vereinigten Staaten in einen sklavenfreien Norden und ausbeuterischen Süden in Kauf nahmen bzw. propagierten. Die Abschaffung der Sklaverei lasse sich nicht gewaltfrei verwirklichen. Bereits 1829 zeigte er sich überzeugt von einem unvermeidbaren Zusammenstoß unvereinbarer Interessen: “No; we must expect a collision, full of sharp asperities and bitterness” (Garrison 2000, 100). Gerade der Mangel an Bereitschaft zur Gewaltanwendung, um freiheitliche Rechte durchzusetzen, unterscheidet Follen vom Herausgeber des Liberator. Im Gegensatz zu seiner Führungsrolle in der Burschenschaftsbewegung agiert Follen nun innerhalb eines demokratisch-republikanischen Systems, das er in Deutschland vergeblich zu etablieren suchte. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass seine Argumentation auf die Nutzung des legalen Instrumentariums und eine Neuinterpretation der Verfassung setzte. Follen trat in Amerika zu keinem Zeit- Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 29 punkt für eine Lösung des Konflikts mit Mitteln der Gewalt ein. Vielmehr beschwor er das Beschreiten rechtlicher Wege und die Notwendigkeit moralischer Aufbauarbeit. In einer Rede vor der Massachusetts Anti-Slavery Society 1836 erklärte er unmißverständlich seine Ablehnung von Gewalt: “Our rights, our duties, with regard to the oppressed, require and authorize the use of all lawful and moral means, to accomplish the great object of deliverance” (Follen 1842, I, 632). Als die erste New England Anti-Slavery Convention in Boston vom 27. bis 29. Mai 1834 stattfand, übernahm Follen die Position des Vorsitzenden. Seine hier gehaltene “Address to the People of the United States” forciert in klaren Worten die sofortige Abschaffung der Sklaverei, indem er die Frage aus politischer, moralischer und ökonomischer Sicht analysiert und kritisch bewertet. Follen hebt die demokratischen Prinzipien der Unabhängigkeitserklärung hervor und leitet davon jene Rechte ab, die bis dato Afroamerikanern vorenthalten wurden. Ihm ging es nicht um eine Spaltung des Landes oder die Änderung der Konstitution. Vielmehr propagierte er eine Neuinterpretation, die eine Überarbeitung oder gar eine Abschaffung erübrige. Als negatives Vergleichsbeispiel dient die europäische Tradition des Ständesystems, das in Amerika dank der Revolution zugunsten einer demokratischen Verfassung überwunden werden konnte. Gleichzeitig mahnt er, dass sich mit der Sklaverei eine Praxis eingeschlichen habe, die gerade die verhassten europäischen Traditionen wieder einführte. In der Anrede seines Publikums stellt sich Follen in die Reihe der amerikanischen Bürger, indem er an das Einheitsgefühl der Abolitionisten appelliert: “we, the humble and devoted advocates of the oppressed” (Follen 1842, V, 189; Hervorhebung FM). Charakteristisch ist die vorbehaltlose Selbstbefragung, um schließlich Lösungen für die angesprochenen Probleme zu liefern. Er beginnt damit, die schwerwiegenden Vorwürfe seitens der Südstaaten zu erörtern, die in der AntiSlavery Society eine Agitation zum Krieg, eine Provokation zur Spaltung des Landes und eine gegenseitige Aufhetzung der amerikanischen Bürger wähnten. Solchen Befürchtungen wirkt Follen unverzüglich entgegen: “No, it is none of these” (Follen 1842, V, 190). Er kommt vielmehr anhand zahlreicher Beispiele zu dem Umkehrschluss. Gerade die Sanktion der Sklaverei beschwöre und forciere die Gefahr eines Aufstandes. Denn die Betonung der Unterschiede innerhalb eines Landes, in der allen Menschen gleiche Grundrechte zustehen, führe zur Destabilisierung des sozialen Klimas. “Slavery is the true and lasting source of insurrection; it is the avowed or secret cause of all the serious differences between the members of this Union. Those, therefore, who directly or indirectly strive to secure the existence of slavery in this country, are nourishing the seeds of a servile and civil war” (Follen 1842, V, 217). Follen beabsichtigt mit seiner Rede, das Ideal der Aufklärung zu verfolgen. Es geht ihm um die Darlegung der Natur- und Menschenrechte, um innerhalb eines freiheitlichen Amerikas Bruchstellen zu reparieren. Den Ausgangspunkt bilden die Feierlichkeiten des Unabhängigkeitstages und die dahinter stehenden Ideale, die auch Garrison nicht müde wird, in ihren Widersprüchen zu thematisieren. “Every Fourth of July is to us a day of exultation for 30 Frank Mehring what we have done, and a day of humiliation for what we have left undone” (Follen 1842, V, 190). Er nimmt damit eine Haltung vorweg, die später Frederick Douglass popularisierte. In seiner Rede “What to the Slave is the 4th of July?,” die er 1852 bezeichnenderweise einen Tag nach den Feierlichkeiten hielt, prangert er die heuchlerischen Wahrnehmungsmechanismen der weissen amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber ihren eigenen Idealen an. “This Fourth [of] July is yours, not mine. You may rejoice, I must mourn” (Douglass 1893, 104). Follens Argumentation versucht seine Zuhörer auf rationaler Ebene von dem Unrecht der Sklaverei und der Notwendigkeit ihrer unverzüglichen Abschaffung (“immediate abolition”) zu überzeugen. Er räumt rechtliche Probleme aus dem Weg, indem er die scheinbaren Gegensätze zwischen Konstitution und Unabhängigkeitserklärung auflöst. Die gegenwärtige Auslegung der Verfassung sanktioniere zwar rechtlich die Sklaverei, dies sei allerdings kein Grund, die Möglichkeiten einer Neuinterpretation ungenutzt zu lassen. Um Inkonsistenzen mit der Unabhängigkeitserklärung beseitigen zu können, wartet Follen mit einer juristischen Neuauslegung des 4. Artikels, Paragraph 3, Absatz 3 auf. Darin heißt es: “No person held to service or labor in one state, under the laws thereof, escaping into another, shall in consequence of any law or regulation therein, be discharged from such service or labor, but shall be delivered up on claim of the party to whom such service or labor may be due” (Follen 1842, V, 208). Eine Harmonisierung der unveräußerlichen Rechte jedes Menschen mit der Unabhängigkeitserklärung sei dann erreicht, wenn der Begriff des Dienstverhältnisses nicht auf die Sklaverei übertragen werde. Die wichtigen rechtlichen Fortschritte, die für die Sicherung der freien Entfaltung des Individuums in die Unabhängigkeitserklärung Eingang fanden, dürften nicht durch einen einzigen Satz in der Verfassung ad absurdum geführt werden. Follen stellt klar, dass der Auftrag und das Ansinnen der Anti-SlaverySociety ausschließlich darin bestehe, vom Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch zu machen. Die Anwendung oder Propagierung von Gewalt lehne sie strikt ab. Im Versuch einer Definition stellt Follen heraus, dass es sich weder um eine politische Partei, noch eine neue Sekte handelt. Die Erklärung setzt dazu an, Ziele zu konkretisieren und Gerüchten entgegenzuwirken. Without objecting to any transient legal restraints and encouragements, which the influence of past servitude may render necessary, we claim for the colored man the immediate possession of personal independence and safety, the right to hold property, to be protected in all his family connections, to choose his own employment, to give valid testimony in any court of justice; we claim for him the free exercise of religion, the free expression of his sentiments, the use of every means of education by which he may fit himself as soon as possible for the exercise of every right enjoyed by the white man. This is what we mean by immediate abolition. (Follen 1842, V, 224) Follen empfiehlt auch in den folgenden Jahren eine gewaltfreie Strategie, obwohl sich die Auseinandersetzungen zwischen Nord- und Südstaaten weiter zuspitzten. Das Arsenal zur Verfügung stehender Mittel sieht Follen in der freien Meinungsäußerung, dem Anschreiben gegen das bestehende Unrecht und der ungehinderten Publikation abolitionistischer Standpunkte. Veränderungen sollen mit Hilfe von Reformen und nicht mit kriegerischen Auseinandersetzungen bewirkt Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 31 werden. Daher sein deutliches Fanal am Ende seiner Rede: “we aim at a national reform” (Follen 1842, I, 633). 4. Zwischen gesellschaftlicher Integration und politischer Isolation Follens Aktionen innerhalb der Abolitionismusgesellschaften führten unter anderem dazu, dass die Anti-Sklaverei-Bewegung zunehmend als eine von Ausländern propagierte Rebellion gegen jenen Staat wahrgenommen wurde, der ihnen eine neue Existenz ermöglichte. Eine an Follen adressierte Kopie seiner Rede “Address to the People of the United States on the Subject of Slavery” vom Mai 1834, die ursprünglich an die Mitglieder des Kongresses und einflussreiche Persönlichkeiten in den Südstaaten gesandt wurde, enthielt diffamierende Anmerkungen. Follen solle sich seines Status’ als Einwanderer bewusst werden und von Kritik an den Vereinigten Staaten gefälligst absehen. “A foreigner should recollect the protection afforded him by the institutions of this country, when he undertakes to cast a firebrand among the people, by which they may be destroyed” (Follen 1842, I, 629). Eliza Lee Cabot berichtet, wie eine Zeitung aus Boston die Gelegenheit nutzte, um seinen Ruf als ehrbaren Bürger in Frage zu stellen: “About this time a very gross attack was made upon him in one of the Boston papers; and, lest he should not himself know of it, the paper was sent to him, with the offensive paragraph marked for his particular notice” (Follen 1842, I, 343). Die Presse, die sich für die Belange der Sklavenhalter einsetzte, publizierte zunehmend Anklagen gegen sogenannte “foreign meddlers” – Ausländer also, die wagten, sich in inneramerikanische Belange einzumischen. Neben Follen gehörten hierzu die Engländer George Thompson und Harriet Martineau (Martineau 1877, II, 30). Vor allem Garrison setzte sich für die Reputation Follens ein und antwortete im Liberator 1834: “We wish we had more such foreigners among us.” Damit zementierte er allerdings die Wahrnehmung Follens als Ausländer, anstatt die Argumentation der propagandistischen Presse unter Verweis auf seine amerikanische Staatsbürgerschaft zu entkräften. Trotz der großen Unterstützung für Follen von Persönlichkeiten wie Ellery Channing, Lydia Maria Child, Harriet Martineau und Theodore Parker zeigte die Reaktion seines Freundes und Mitstreiters Samuel May, dass die generelle Wahrnehmung von Follens Auftreten auch in den eigenen Reihen kaum von seiner Vergangenheit und ehemaligen Nationalität zu entkoppeln war. Die Anti-Slavery Society wählte Follen 1836 zum Sprecher in einer gerichtlichen Auseinandersetzung, in welcher der vom Gouverneur von Massachusetts erhobene Vorwurf des Gesetzesverstoßes entkräftet werden sollte. May hält die Vorgänge wie folgt fest: His [Follen’s] conduct on that memorable occasion commanded your admiration. It was worthy of himself. Standing before that committee, he evinced the same calm, invincible spirit of resistance to wrong, that had animated him when he withstood, at Basel, the demands of the Allied Sovereigns of Europe. In both cases it was principle, that he contended for. In both it was the violation of principle, that he chiefly dreaded. (Follen 1842, I, 402) 32 Frank Mehring Die scheinbare Wiederholung einer Auseinandersetzung zwischen Freiheitskämpfer und Despot auf amerikanischem Boden kennzeichnet Follen als den “besseren Amerikaner,” der dem tyrannischen Staatsmann aus Massachusetts standhaft widerspricht. In ähnlicher Weise verklärt Martineau in ihrer Autobiographie die Gestalt Follens zum heldenhaften Patrioten, der auf beiden Kontinenten Opfer eines tyrannischen System wurde. Dr. Follen, the patriot hero of Germany, the student, the poet, the philosopher, the victim of the Holy Alliance, the Christian teacher, the American abolitionist, and the victim of American despotism. […] He was one of those rare great spirits that find no alternative at the call of a great cause but obedience. He was the only European exile of that vintage who declined to prosper as an American by flattering the nation’s sin, – so rare is the virtue that can pour out of its life-blood twice. While suffering proscription from the land of his birth, he identified himself with Garrison among the earliest, and suffered, with the rest, a fresh proscription from the land of his love and his adoption. (Martineau 1877, II, 279) Während May und Martineau die Prinzipientreue und moralische Geradlinigkeit im Denken Follens hervorzuheben versuchten, diffamierte die dem Abolitionismus gegenüber kritisch gestimmte Presse Follen als gescheiterten europäischen Flüchtling und amerikanischen Störenfried. In den Memoiren seiner Frau wird deutlich, dass Follen psychologisch unter dem Stigma des “Ausländers” litt (Follen 1842, I, 403). Doch seine Person bildete keine Ausnahme in der öffentlichen Verurteilung angesichts seiner abolitionistischen Tätigkeiten. Die 30er Jahre verzeichneten im Vergleich zu vorangehenden und nachfolgenden Dekaden die größte Anzahl kollektiver gewaltsamer Ausschreitungen im städtischen Milieu (Richards 1970, 23). Auch May und Garrison wurden Opfer von Diskriminierung und Diskreditierung. Letzterer musste sich 1829 einer Verleumdungsklage stellen; 1831 setzte der Staat Georgia ein Kopfgeld von $5000 für Garrisons Gefangennahme aus; 1835 fiel Garrison fast einem Lynch-Mob in Boston zum Opfer (Mayer 1998, 200-10). Den Brennpunkt des öffentlichen Aufruhrs bildete die angekündigte Rede des Engländers George Thompson im Rahmen einer Veranstaltung der Boston Female Anti-Slavery Society. Auch er wurde bereits Wochen zuvor als ausländischer Agitator denunziert. Berichte warnten ihn davor, dass eine aufgebrachte Volksmenge sich gewalttätig gegen ihn erheben werde. Schließlich wurden $100 Belohnung für denjenigen ausgeschrieben, der zuerst dem “Ausländer” martialisch die Leviten lese. Als Thompson am Tag der Kundgebung nicht anzutreffen war, übertrug sich der Hass auf Garrison, der wie ein gequältes Opfertier mit einem Strick um den Hals über den Marktplatz gezerrt und nur durch das beherzte Eingreifen eines Polizisten durch Inhaftierung dem Lynchmob entgehen konnte. Vor allem im Süden der Vereinigten Staaten kam es wiederholt zu Vorfällen, in denen ein aufgebrachter städtischer Mob Abolitionisten teerte, federte und anschließend vertrieb. Doch noch drastischere Fälle sind zu verzeichnen: Der abolitionistische Zeitungsherausgeber Elijah Lovejoy (18021837) wurde aufgrund seiner politischen Haltung 1837 in Alton, Illinois, ermordet (Mayer 1998, 237). Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 33 Die Öffentlichkeit und rechtlichen Institutionen sanktionierten gewisse Formen der Gewalt als legitimes Mittel zum Ausdruck von Dissens, da sie keine reale Bedrohung für die Strukturen des gesellschaftlichen Zusammenlebens darstellten. Die Vorwürfe gegen die Abolitionisten konzentrierten sich auf sechs Aspekte: 1) Ablehnung der Konstitution als Grundlage der Staatengemeinschaft, 2) vorsätzliche Zerstörung des Wirtschaftssystems der Südstaaten, 3) Verschwörung mit Kaufleuten der Nordstaaten, 4) Befürwortung des Bürgerrechts für Afroamerikaner, 5) Toleranz von Mischehen (“racial amalgamation”), 6) Ablehnung sämtlicher Institutionen, die sich der Emanzipation verweigern. Vor allem die örtlichen Intellektuellen oder wirtschaftlichen Eliten gehörten zu den Initiatoren der Aufstände in New York City, Utica, Philadelphia, Cincinnati oder Boston. Kennzeichnend für die Verharmlosung der in solchen Situationen eskalierenden Gewaltbereitschaft sind die Meldungen in den lokalen Zeitungen. Die am folgenden Tag in James Homers Commercial Gazette erschienene Meldung ist repräsentativ für den allgemeinen Tenor. Sie belegt darüber hinaus, dass es sich bei den Drahtziehern der Ausschreitungen vor allem um einflussreiche und wirtschaftlich erfolgreiche Bürger handelte. “[It was nothing but] a meeting of gentlemen of property and standing from all parts of the city” (Weinbaum 1979, 207). Dieser Vorfall verdeutlicht, daß sich der Haß der Bevölkerung nicht nur auf ausländische Aktivisten unter den Abolitionisten richtete, sondern ihre nationale Herkunft als ein willkommenes propagandistisches Mittel zur Meinungsbildung in den Medien fungierte. In ihren Aufzeichnungen zum Klima unter der amerikanischen Bevölkerung hält Martineau fest, dass Nichtamerikaner zwar gewalttätige Attacken zu fürchten hatten, dass sie sich allerdings nicht auf sie beschränkten. George Thompson was then on sea, having narrowly escaped with his life; and the fury against “foreign incendiaries” ran high. Houses had been sacked; children had been carried through the snow from their beds at midnight: travellers had been lynched in the market-places, as well as in the woods; and there was no safety for any one, native or foreign […]. (Martineau 1838, 30) In einer Rede vom 20. Januar 1836 zum jährlichen Zusammentreffen der Massachusetts Anti-Slavery Society geht Follen explizit auf die Frage der Ausländer und die Intervention in der Sklavenfrage ein. Es ging ihm nicht um Beliebtheit und öffentliche Anerkennung. Denn mit der vorweg geschickten unpopulären Forderung, dass auch ehemalige Sklaven an den Treffen teilnehmen und der Gesellschaft beitreten müssten, demaskierte er Praktiken der Heuchelei selbst unter den Abolitionisten. But, as for any meetings and associations designed for the establishment of human rights, – how can we have the effrontery to expect the white slave-holder of the South to live on terms of civil equality with his colored slave, if we, the white Abolitionists of the North, will not admit colored freemen as members of our anti-slavery societies? (Follen 1842, I, 629) Follen spricht Tacheles. Er scheut sich nicht, auch in den eigenen Reihen die Borniertheit und Voreingenommenheit einiger Mitglieder der Anti-Slavery Society anzuprangern. Damit bestätigt er die scharfsinnige Beobachtung Tocquevilles, dass 34 Frank Mehring die Vorurteile im Norden der Vereinigten Staaten proportional zur tatsächlichen Emanzipation der Sklaven steigen (Tocqueville 2004, 329). Solche Denkmuster kommen auch in der Haltung gegenüber Ausländern zum Tragen, denn Follen ruft angesichts der anhaltenden Diffamierungen zum Umdenken auf: “I assert, that with regard to this cause, foreigners and citizens have the same duties and the same rights” (Follen 1842, I, 629). Aus beiden Statements erwächst der Eindruck, dass die Forderung nach Bürgerrechten für Unfreie und die Anerkennung Follens als amerikanischer Staatsbürger miteinander gekoppelt sind. Da er zu diesem Zeitpunkt die amerikanische Staatsbürgerschaft bereits seit sechs Jahren besaß und sich als Harvardprofessor verdient gemacht hatte, musste ihn der Vorwurf des “ausländischen Aufrührers” besonders hart treffen. An diesem Umstand entzündet sich ein Kernproblem der amerikanischen Widersprüche zwischen theoretischem Anspruch und einer genau entgegengesetzten Wirklichkeit: “I should have passed over, in silence, these petty vexations, as solitary exceptions to the uniform experience of generous confidence and kindness, which I have never ceased to enjoy in this community, if it were not for the great principle involved in these disagreeable trifles” (Follen 1842, I, 629). Follen erzählt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, um es auf die Behandlung der Sklaven umzumünzen. An die Stelle des eingebildeten Pharisäers, der einem von Räubern überfallenen Menschen keine Hilfe leistet, treten stellvertretend Priester und weltliche Machthaber. Wenn Ausländer sich menschenfreundlich zeigen, sollten gerade amerikanische Staatsbürger, die für sich eine moralische Vorbildfunktion in Anspruch nehmen, nicht ausrufen: “He is a foreigner; an English emissary; mob him! Tar and feather him!” (Follen 1842, I, 630). Der wahre Ausländer sei nämlich derjenige, der sich einem Hilfsbedürftigen verschließe und die Menschenrechte nur selektiv anerkenne. 5. Bilanz Follens Protest und politisches Engagement nimmt eine Sonderstellung unter deutschen Einwanderern und Reisenden ein, die in der Zeit vor 1848 über die Realitäten der politischen Strukturen in den USA schrieben. Ihre Bemerkungen zur Sklaverei bleiben oftmals oberflächlich und unreflektiert, wie die Konversionsgeschichten eines Ernst Braun (Ideen über die Auswanderung nach Amerika, 1827), eines Paul Wilhelm von Württemberg (Reise nach dem nördlichen Amerika, 1835) oder einer Clara Gerstner (Beschreibung einer Reise, 1842) zeigen. Der anfangs empfundenen Abscheu gegenüber der Sklaverei weicht in den Reiseberichten die Erkenntnis, dass die Sklaven in guten Arbeitsverhältnissen stünden, dass die wirtschaftlichen Umstände einen solchen Dienst bedingten und die Sklaverei somit nicht mehr zu beseitigen sei. Peter Brenner argumentiert, dass der freundschaftliche Kontakt deutscher Reisender mit Plantagenbesitzern eine Gleichsetzung in der sozialen Ordnung implizierte (Brenner 1991, 372). Die Aufwertung des sozialen Selbstwertgefühls der deutschen Amerikabesucher führte somit zu einer Neubewertung der Sklaverei, die weniger von intellektueller Durchdringung des Problems als von Selbstgefälligkeit geprägt war. Follens emphatische Hinwendung zu Der deutsch-amerikanische Abolitionist Karl Follen 35 den rechtlich benachteiligten Sklaven beruht nicht auf einer widerwillig akzeptierten Identifikation mit den Schwächsten im amerikanischen Gemeinwesen. Sie zeugt von einem Gerechtigkeitssinn, den Follen als Burschenschaftler in Giessen ausbildete. Die propagierten Mittel zur Durchsetzung wandelten sich jedoch nachhaltig vom Aufruf zum gewaltsamen Umsturz zum moralisch-rechtlichen Einsatz für Reformen. Die Fremdheitserfahrung, öffentliche Diffamierung und soziale Abstufung findet bei Follen im Vergleich zu den meisten Einwanderern zeitlich entgegengesetzt statt. Denn erst nach seinem offiziellen Eintritt in die AntiSlavery Society beginnt seine Persönlichkeit und Herkunft die Öffentlichkeit zu polarisieren. Auch die gesellschaftliche Aufwertung der Frauen, für die sich Follen im Rahmen seiner Tätigkeit als Abolitionist einsetzt, unterscheidet ihn von einem in der Sekundärliteratur betonten Hierarchisierungsdenken unter deutschen Immigranten. Wynfried Kriegleders Darlegungen zur Frage, inwiefern sich in dem Rollenverständnis der Immigranten zu den Afroamerikanern das deutsche Patriarchat manifestiert, werden mit Follens Wirken durchbrochen. Denn der Deutsch-Amerikaner entwickelt ein außergewöhnliches Sensorium für die Widersprüche der amerikanischen Ideale auf der einen Seite und der gesellschaftlichen Praxis gegenüber ethnischen Minderheiten und Frauen auf der anderen Seite. Anstatt eine Aufwertung der deutschen Kultur und seiner Vergangenheit in Relation zu der afroamerikanischen Bevölkerung voranzutreiben, widmet er sich der Aufgabe, die rechtliche Gleichstellung aller Menschen auf dem nordamerikanischen Kontinent zu verwirklichen. Sezessionistischen Tendenzen und der Befürwortung von Gewalt, wie sie beispielsweise William Lloyd Garrison forderte, hat Follen zu keinem Zeitpunkt gehuldigt. Seine Bemühungen, zu einem vorbildlichen Repräsentanten demokratischer Grundsätze in Amerika zu avancieren, scheitern indes in dem Moment, als Parallelen zwischen seiner Funktion als Literaturprofessor und seiner Rolle als Abolitionist entstehen. Mit seiner Sprachkompetenz, der neu erworbenen Staatsbürgerschaft und einer beruflichen success story positionierte sich Follen als überzeugter Amerikaner. Das öffentliche Bild bleibt jedoch von seiner geschichtlichen Vergangenheit und kulturellen Prägung in Deutschland bestimmt. Die Wahrnehmung von Follens Dissens läßt sich nicht von dem europäischen Teil seiner Biographie entkoppeln. Entgegen der Erfahrung von rechtlichen Missständen und öffentlichen Diffamierungen als “ausländischer Brandstifter” schlägt seine ursprüngliche Amerikabegeisterung nicht in die desillusionierte “Amerikamüdigkeit” eines Nikolaus Lenau, Dietrich von Bülow oder Ferdinand Kürnberger um. Stattdessen offenbart sein selbstloser Einsatz einen bis dato verkannten “Verteidiger der Freiheit und Freund menschlicher Würde” – ein Titel, den im New Yorker Morningside Park bisher lediglich das Denkmal des Deutsch-Amerikaners Carl Schurz ziert. Literaturverzeichnis Brenner, Peter (1991). Reisen in die Neue Welt: Die Erfahrung Nordamerikas in deutschen Reise- und Auswanderungsberichten des 19. Jahrhunderts. Tübingen: Niemeyer. 36 Frank Mehring Braun, Ernst (1827). Ideen über die Auswanderung nach Amerika. Göttingen. 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Among the texts under investigation are the well-known “The Private History of a Campaign that Failed” together with its lesser-known variations, as well as several public speeches from the 1870s to the “Lincoln Birthday Dinner Address” of 1901. To call Twain’s political or historical positions and convictions ambivalent is not exactly something new. Arlin Turner claimed in 1968 that Twain showed a tendency to swing from a mode and mood of “affectionate acceptance” to “disillusionment and castigation” (Turner 1968, 494) when dealing with his native South. More recently, Lawrence Howe has made the interesting claim that Twain was at once subversive regarding institutions and traditions especially where they exacted forms of control, yet that at the same time he had a “conservative reverence for authority” (Howe 1998, 14). Following Howe’s lead, I will touch on another subject on which Twain seems, at first glance, to have held ambivalent views, that is, his ways of dealing with the American Civil War, and his own roles in it. Comparably little research has been done in this particular field of Twain studies, where earlier studies are often tainted by relying too much on Albert B. Paine’s biography of Twain, while more recent articles are usually very knowledgeable about the man, but sometimes neglect taking a closer look at those Civil War data related to Twain’s life (his-)stories. A cursory survey of Twain’s texts already shows attitudes as well as roles that appear shifting and unstable. I hope to clear up some of the apparent ambivalences by pointing out how the texts in question, seen from a neo-historicist viewpoint, are likely to uncover more about the textuality of the war than about Twain’s biographical history, or his personal convictions.1 ————— 1 An earlier version of this paper was presented at the MLA in Washington DC in 2000; thanks to an invitation by Shelley Fisher Fishkin. I am grateful for the remarks and revisions suggested by my friends Martin Schüwer and Tom Whalen. 40 Wolfgang Hochbruck The roles Twain assumed and the metaphors he used in the allegedly autobiographical representations of “himself” in the war range from the pathetic boy soldier of “The Private History of a Campaign that Failed” to the pompous Confederate Veteran of the “Lincoln Birthday Dinner Address.” Together with roughly a dozen other stories, speeches and addresses, these two texts each exemplify one of two sequences of literary emplotments of the Civil War which Twain created and then used and reused throughout his writing career. These two narrative sequences were, as I will try to show, more systematic than has been acknowledged so far. However, since they operated in differing directions, and at cross purposes at times, they created a meta-fictional ambiguity that makes comprehensive conclusions about Twain’s positions on the war, and his own role in it, ultimately conjectural (if not impossible). In this context, the most fascinating aspect of Twain’s writing on the war is the retroactive fictionalization of his “self,” i.e. of “Samuel Clemens.” Writing or speaking about his war experiences, Twain could not – and would not, perhaps – escape positioning himself in relation to the changing contemporary discourses signifying “Civil War” (or “War Between the States,” or “War of the Rebellion;” denominations already significant of the discourses they headed). Few of the signifiers within the overall semiotic system these discourses constituted were directly derived from the actual memory of the war in the concrete sense of memorized experience. One of the problems in dealing with Civil War memory has always been that there were several systems of collective memory and public remembrance located within and sponsored by one market economy. Many of the constitutive signifiers of these systems were attributable to prewar homo- as well as heterostereotypes of the conflicting sections, pre-determining perceptions of Self as well as Other, and also pre-determining the experience and subsequently the memory of self and other as actual participants. To this conglomerate of perceptions, the industrial process of cultural reconfigurations of the war added newspaper reports, prose, poetry, drama, as well as the lithographs and photographs copied and re-copied and widely distributed during and after the war. The endless stream of military and political histories of the conflict that already started trying to superinscribe sense and consequence to the events during the war of course drew on this amalgam of images and metaphors. In turn, they reinforced and perpetuated it, until facts and fictions, literary stereotyping and experiential innovation freely intermingled, supporting each other and of whatever claim could be sensibly connected to them. Several of the configurations of meaning commonly encountered in literature about the Civil War from the period, most notably the persistent myths of the “loyal darkie,” the sentimental and often intersectional love story, and the romantic cavalier, predated the war. Re-writing the war and its aftermath to conform to cultural expectations extended their trajectory from the ante-bellum period well into the 20th century. On occasions, individual texts like John William De Forest’s Miss Ravenel’s Conversion from Secession to Loyalty (1867) provided moments of contrast and even disruption, but then that text fell through with the general public. Mark Twain’s Civil War 41 The post-bellum system of making sense of the war experience, complete with its ante-bellum preconfigurations and the increasingly industrialized scope and form of its reproduction, generates what, for want of a better term, I would like to refer to as the Public Cultural History of the Civil War. Constantly reinforced and modified by authors and orators, the central and inclusive metaphors of this ‘history’ gradually shifted from the propagandist image of the respective Union or Secessionist “other” to reconstruction and eventually reconciliation. The matrix of the Public Cultural History of the Civil War provided a framework with extremists, such as irreconcilable members of the Grand Army of the Republic and unreconstructed rebels, demarcating the political fringes, and with new immigrants and Africamericans2 constituting an old/new “other” that both sections could more or less agree on. Within the framework of the Public Cultural History of the War, Samuel Clemens originally adopted a typical dissident position. Having left Missouri, and having opted out of the evolving conflict, his dissidence as a writer and orator matched his dissidence as an abstainer. He occupied a position without – not apart and distant, but as if he had shut the door behind himself. This position has a clearly defined relation to the within: the house is still close at hand, but the on-looker is outside, looking in through the glass darkly. In this physical as well as ideological sense, Clemens had stepped outside the war and gone West. His physical move away was not, if I am correct, an oppositional act, but a re-placement, a relocation to the fringe that made detached as well as dissident observation possible. Interestingly enough, his sentiments – at least as far as deductions can be made from his notes, letters, and newspaper reporting during the war – appear decidedly more unionist than rebel. His notebooks and letters show no pro-confederate sentiments. The only time he comes close to expressing “Southern” sympathies, he limits them to his home state, Missouri: “they’ve been and gone and done it [sic]. Old Curtis, you know. He has thrashed our Missourians like everything. But [...] they had to chase ‘em clear down into Arkansas before they could whip them” (Twain 1988, 165).3 “They” here apparently refers to the forces of Union Generals Samuel Curtis and Franz Sigel. Their army had beaten Confederate forces, including many prosouthern Missourians, at Pea Ridge in Arkansas early in March 1862. Ironically, many of the Union soldiers involved were, like Twain, from Missouri, though most of them were German immigrants. If Twain’s letter in this case still places him among an assumed pro-Southern Missourian “us” as opposed to “them,” later letters and notebooks as well as his later accounts in Roughing It show Sam Clemens and his friends supporting if ————— 2 3 The term Africamericans is used here in analogy to George Elliott Clarke’s ingenious coinage Africadians denoting the ethnocultural regional identity of people with African ancestors living in the Maritime provinces of Canada, formerly Acadie. The editors of Twain’s letters have dated this letter February 28, 1862. However, if my assumption that the reference must be to the Pea Ridge engagement is correct, the date of the letter needs to be moved at least to mid-March, since the battle took place March 6-8. 42 Wolfgang Hochbruck not the Union forces exactly, then at least the civilian United States Sanitary Commission and its fund-raising campaigns in the West (Twain 1988, 591; Twain 1996a, 314-9). And when Major Edward C. Perry raised the transport ship Aquila, including the still-dismantled star of the San Francisco harbor defenses, the Monitor Camanche, from the bottom of the Bay, and was then made the featured guest at a dinner party given by grateful citizens of San Francisco, Twain acted as their speaker. Already this early text, however, is significant for his later handling of the subject. In an ironic turn, the position of the speaker in the address is not necessarily one of a Union man, or overly supportive of the war effort. Twain gives some praise to Perry’s bravery in battle, makes an oblique joke at “greybacks” (interpretable both as lice and Confederates), but throughout assumes the outside position as described above, claiming to be not an ordinary citizen but a representative of Perry’s “savage friends in San Francisco,” who, in their savagery, are comically (over-)identified with the regional Native American Indian population. Signing himself: “Mark Twain, High-you-muck-a-muck” (Branch 1967, 177). Clemens/Twain becomes a figure on the fringe, a trickster whose liberties with facts and political positions need to be taken with good humor. In several stories written around the time, Twain also stepped outside of the romantic sentimentalism then dominating the literary mainstream, regardless of political section. “Lucretia Smith’s Soldier” (Twain 1996b), likewise “Personal Habits of the Siamese Twins” (Twain 1996c) and, somewhat later, “A Curious Experience” (Twain 1882), are parodies, satirical of the kind of literature most frequently encountered in magazines during and shortly after the war. Not content with ridiculing standard sentimental formulae, Clemens also critiques contemporary historiography in what could be called a metafictional preamble to “Lucretia Smith”: I am an ardent admirer of those nice, sickly war stories which have lately been so popular, and for the last three months I have been at work upon one of that character, which is now completed. It can be relied upon as true in every particular, inasmuch as the facts it contains were compiled from the official records in the War Department at Washington. It is but just, also, that I should confess that I have drawn largely on Jomini’s Art of War, the Message of the President and Accompanying Documents, and sundry maps and military works, so necessary for reference in building a novel like this. (Twain 1996b, 89) The depiction of Aunt Rachel in “A True Story Just as I Heard It” (Twain 1996e) in 1872 showed that seven years after the cessation of hostilities, Clemens still kept a position outside (but not away from) the myths and metaphors at large in the Public Cultural History of the war: Introduced at first as if she were a typical ‘loyal darkie,’ the loyalty of the seemingly familiar “Aunt” becomes unstable in the course of her own tale. At the end, the first person frame narrator “Misto C –” has been thoroughly humbled. He has even been turned into an object mirroring the experience of so many bought and sold slaves, being used in place of an oven when Aunt Rachel re-enacts the scene in which she recognized the only one of her seven children who she ever saw again after that day before Mark Twain’s Civil War 43 the war when mother and children were sold separately by their owners. In addition, by making the one lost son who returns to his mother a soldier in a U.S. Colored Troops regiment, Twain cut through the all-white consensual silence then existing and effectively obscuring Africamerican participation in the struggle for their freedom. That he held Africamericans in at least somewhat higher respect than many of his contemporaries already becomes apparent in an early text Twain wrote for the San Francisco Territorial Enterprise in response to the participation of the local Africamerican community in a Fourth of July parade. Again, the most important aspect of the text is the autocritical position: The narrative “I” quickly undermines his own racist assumptions: And at the fag-end of the procession was a long double file of the proudest, happiest scoundrels I saw yesterday – niggers. Or perhaps I should say “them damned niggers,” which is the other name they go by now. […] I was rather irritated at the idea of letting these fellows march in the procession myself, at first, but I would have scorned to harbor so small a thought if I had known the privilege was going to do them so much good. (Twain 1981, 246)4 Rather than attack positions different from his own, the assumed “I” is turned inward upon himself – a narrative move that already precludes the possibility of fully identifying this narrative “I” as Samuel Clemens, even where he signs himself “Mark Twain.” To support this note of caution, it should be taken into account that similar patterns are evident in the “Vicksburg During the Trouble”-episode in Life on the Mississippi (Ch. XXXV) and from the Grangerford/Shepherdsonchapter in Huckleberry Finn. The “Vicksburg”-narrator deconstructs himself by gradually revealing the callousness he adopted during the siege: Coming out of church, one morning, we had an accident – the only one that happened around me on a Sunday. I was just having a hearty handshake with a friend I hadn’t seen for a while, and saying “Drop into our cave tonight, after bombardment; we’ve got hold of a pint of prime wh—.” Whisky, I was going to say, you know, but a shell interrupted. A chunk of it cut the man’s arm off, and left it dangling in my hand. And do you know the thing that is going to stick longest in my memory, and outlast everything else, little and big, I reckon, is the mean thought I had then? It was “the whisky is saved.” And yet, don’t you know, it was kind of excusable; because it was as scarce as diamonds, and we had only just that little; never had another taste during the siege. (Twain 1996d, 382; emphasis in the text) The introduction of an arm torn off by an exploding shell as an “accident” takes up the euphemistic word-choice which announces itself in the title; the formal and courteous “you know” creates a bizarre contrast to the content of what is being said. “Cave” and “bombardment” turn into grotesque stand-ins for equivalent terms under peace conditions, but the apex of the passage is the reaction to the “accident” and the focus on the saved whisky. Its prominence first turns the victim of the shell from a “friend” into “the man” and then reduces him to the ————— 4 Thanks to Martin Zehr for pointing out this text to me. 44 Wolfgang Hochbruck severed limb. Partitioned off and dangling in the hand of the narrator, this arm will never get hold of the whisky “saved” from the customary Southern hospitality by a Union shell. The first person narrator in the Adventures of Huckleberry Finn is, of course, Huck himself, drawn by narrative chance into the war of destruction between the families. Huck gets too close to really remain an outsider. The episode can be read as an allegory of the internecine guerilla warfare in the Civil War West. Neil Schmitz already referred to these chapters as “the Civil War section of The Adventures of Huckleberry Finn” (Schmitz 1995, 74). Traumatized by his experience of seeing Buck Grangerford and another boy murdered, Huck is still able to continue his journey because he maintained a physical if not emotional distance from the events observed from the vantage perspective of a tree. Maintaining his dissident distance from the Public Cultural History of the war in the early 1880s when campaign histories, reminiscences, and biographical accounts were flooding the market, Twain, in Huck Finn, provides a counterdiscourse enfilading the transformation of the war into a chivalric contest between valiant adversaries worthy of each others’ respective steel. Buck’s insistence on seeing the homicidal Shepherdsons as courageous and honorable echoes the re-glorifications of the war as presented to the reading public, and countered by only a few authors like Twain, George Washington Cable, and, of course, later in the decade, Ambrose Bierce. A dissident reading of the Grangerford/Shepherdson-chapter is backed not only by the content, but also by the original place of publication. It first appeared in Century Magazine, back to back with reminiscences and memoirs of the Civil War,5 most of which were later collected in the four-volume Battles and Leaders of the Civil War-edition. The texts addressed so far constitute one sequence of Twainian metaphorization of the Civil War. Since only qualified survival ensures the ability to transform event into narration, it is significant that this sequence culminates in stories that involve narrators in troubling and dangerous situations which endanger their very narrative positions. The other sequence of narrative emplotments of the war, and of “himself” in it, becomes apparent first in 1877, when Samuel Clemens started talking about what were supposed to be his own war experiences in public addresses. Three aspects of this first address, on the occasion of a visit by the Boston Ancient and Honorable Artillery Company in Hartford, Connecticut, are of importance: First, the 1877 date puts Clemens inside the typical framework of veteran memory; typical in that a memory gap of several years had occurred between the actual experience and the talking about it or the publication of a memoir. There had been enough time for the participants to conveniently forget the worst, and to ————— 5 Twain 1884, 268-79 – this chapter, already with the illustrations by Kemble, is followed by Warren Lee Goss’ “Recollections of a Private II. Campaigning to No Purpose” (280-4). Goss in turn is followed by Lew Wallace, “The Capture of Fort Donelson. February 12-16, 1862” (284-308). Mark Twain’s Civil War 45 read up on enough military non-fiction and historiography so as to be inoculated with the myths and metaphors circulating. There had also been enough time for the events to acquire the patinaed glow of nostalgia. Second, the text was printed first in the New York Times of Oct. 7, 1877, as “Mark Twain’s War Experiences” (Twain 1877, 10). It is this role as Mark Twain, rather than as Samuel Clemens, which in a way puts the author outside the veteran frame again, since this meant that Clemens’ war memoir would be filtered through the modes of representation expected of Mark Twain. Consequently, his audience was treated to a liberal dose of military burlesque, fraught with comic hyperbole. A band of no less than eleven boys is mixed in with military unit denominators like “regiment,” “brigade” and even “division,” and the election of the author/narrator to “Second Lieutenant and Grand Mogul” of the group signals a proximity to children’s play and fairy tales. The un-military nature of the enterprise is signified through motifs that were standard for the “First Blood”-type of post-war military memoir. Disciplinary problems of all sorts and notably the presence or rather absence of umbrellas for protection against rain were standard fare for such narratives. Twain adds another motif for comic hyperbole: Some of the other town boys got to grumbling. They complained that there was an insufficiency of umbrellas. So I sent around to the farmers and borrowed what I could. Then they complained that the Worcestershire sauce was out. There was mutiny and dissatisfaction all around, and, of course, here came the enemy pestering us again – as much as two hours before breakfast, too, when nobody wanted to turn out, of course.” (Twain 1877, 10) The absence of political aspects in contemporary veteran memoirs is parodied in the figure of Mexican War-Veteran Colonel Ralls. He makes the little company “swear to uphold the flag and Constitution of the United States, and to destroy every other military organisation that we caught doing the same thing. [...] Well, you see this mixed us” (Twain 1877, 10). Coincidentally, the time-lag between Colonel Ralls musings over the war he participated in and the Civil War he obviously does not understand equals that between the end of the war and the time of the speech, 1877. History becomes the product of rhetorical contingency; friends and enemies are made or unmade through narrative chance. The third important aspect of this speech is that through the comical rhetoric of confusion, Twain renegotiates his position with one or the other of the sectional forces. The initial siding with “a detachment of the rebel General Tom Harris,” a proto-Confederate militia formed in Missouri in late Spring of 1861, is upended in the laconic conclusion of the swearing-in ceremony as performed by Colonel Rall: “We couldn’t really tell which side we were on” (Twain 1877, 10). The two literary and rhetorical Civil Wars of Samuel Clemens and Mark Twain coincide in “The Private History of a Campaign That Failed” (Twain 1885). A lot of the military burlesque from the 1877 address is retained and elaborated on; at the same time, the elements of critique and satire inherited from “Lucretia Smith,” 46 Wolfgang Hochbruck Huck Finn and the “Vicksburg”-episode assert themselves, negotiating the borderlines within the text and creating an ambiguity irreducible to one meaning. There is satire of the romantic mode in the un-military figure of “Peterson d’Un Lap,” there is the burlesque of military maneuvers in the maps Twain drew to accompany the original printing in Century, showing the first and second positions respectively of farmer Mason’s dogs in the “Engagement at Mason’s farm” where they bit some of the boys. There are boys at play, and there are some intertextual references to Ulysses Grant’s Memoirs published by Twain earlier that year. And there is, of course, the shooting of the unarmed stranger, most strongly reminiscent of the Grangerfords and the Shepherdsons. For a moment the military world and the burlesque fringe overlap. Interestingly enough, Twain’s construction of the shooting of the unarmed stranger who passes the boys’ camp at night does not foreclose the possibility that this man may indeed have been a federal scout in civilian mufti, a standard practice in both armies. But this is not the point. The point is that there is no escape from the war inside its frame, however wide that frame may have been drawn. The ridiculous and the murderous are always only one step away from each other. After this murderous experience, there is only the choice to stay and become a horror to self and others, or to opt out. One element that is notably absent is that of the Africamerican: Only in the illustrations by E.W. Kemble for the Century Magazine printing does an Africamerican feature, standing, not coincidentally, between the boys and the Mexican War veteran Mason. This serves also as a reminder of the different sectional purposes, and as an obstacle to a nostalgic reading of the respective pasts present in the image (cf. Twain 1885, 200). In the “Private History” version, the boys are again “mixed [...] considerably,” and unable to “make out just what service [they are] embarked in,” but, asserts Twain, levelling a satiric blow at the secessionist politicians in 1861 Missouri, “Colonel Ralls, the practiced politician and phrase-juggler, was not similarly in doubt; he knew quite clearly that he had invested us in the cause of the Southern Confederacy” (Twain 1885, 195). The textual creation of something decidedly different from the usual and stereotypical image of the Confederate volunteer imbues the narrative with an ambiguity that is notably absent from other literary renditions of Civil War memoirs. Most of these are of the conventional “First Blood”-type, with no doubt cast over the issue of the righteousness of the respective cause. What needs also be noted is another mixing: Twain takes up the narrative position of “Misto C –” from the “True Story” again, putting himself into the place of the narrated, but this time spelled out with his full name. Whereas so far Samuel Clemens had been writing as “Mark Twain,” now “Samuel Clemens” is supposed to appear as the object of ‘Mark Twain’s’ autobiographical account – a construction of mirrors that bounce the subject of the narration back and forth between them. The overall construction of the “Private History” is literary in form and purpose, its usefulness for biographical research limited. However, though truth and historical fact are unwieldy and anachronistic terminology in research post the post-structuralist semiotic turn, I propose the assumption that the uncertainty Mark Twain’s Civil War 47 of purpose he describes, and the realization that something far grander than the Northeast Missouri counties were at stake, may have catapulted the historical Samuel Clemens out of the evolving war. But if the ambiguities of 1861 put Clemens on the out-side of the war, the mutually assertive assumptions of 1877 and even more so of 1885 placed him inside again. Setting for himself the role of one who “didn’t do anything,” and turning history into literary comedy probably led to the omission of Twain’s “Private History” from the Battles & Leaders-Volumes – which did, however, retain one of Kemble’s sketches, showing a boy with a straw hat and an oversized flintlock, trying to stand at attention. The boy is also almost identical to Kemble’s depiction of Huckleberry Finn. This – fictional – illustration thus comes to stand at the beginning of a ‘factual’ account by former Confederate States staff officer Thomas L. Snead (Snead 1956, 262). It is very similar to the illustration depicting the “Lieutenant” Sam Clemens, as Richard Peck already pointed out (Peck 1989, 10; Twain 1885, 196). Interestingly enough, the story, or rather its reception, did not mark its author as a deserter. This may have had something to do with the role Twain was assuming. Acting as a mildly humorous apologist, he established and defended the case of the abstainers from war early on in his narration: “Thousands entered the war, got just a taste of it, and then stepped out again, permanently. These, by their very numbers, are respectable, and are therefore entitled to a sort of voice” (Twain 1885, 194). The idea of deserters being entitled to respect through sheer quantity is an ironic stroke of genius, notably in view of the tens of thousands of Confederate soldiers who went home during the last months of the war. Whatever feelings there may have been in favour or against those who “stepped out again,” there are apparently no negative reactions to this aspect of Twain’s story on record. Given Twain’s defense of the abstainers, it must come as somewhat of a surprise that in all following versions of his personal tale, he redefined his role again; this time as that of a Confederate veteran. For the first time on the record in a Dinner Address to Union veterans in Baltimore in 1887, he pronounces himself the symbolic “rebel veteran from Missouri” (Twain 1976a, 219-21; see also Kaplan 1966, 296). If on that occasion the tone is humorously ironic, Twain repeated similar statements in several later addresses in 1899 and 1900. Now he had been “in the Confederate Army,” and even “second lieutenant in the Confederate service” (Twain 1976b, 263; Twain 1900, 428; Twain 1976c, 334). Historically speaking, even if Clemens had been appointed lieutenant and sworn in by somebody in June of 1861 to defend States Rights or whatever, technically he still was not a Confederate. The Missouri State Guard and other prosecessionist, irregular formations were not enrolled into Confederate service until later in the fall of that year. It is interesting to note that all biographers and critics discussing Twain’s/Clemens’ war-service so far appear to have let this technicality pass unnoticed (cf. Schmitz 1995; also Cox 1961, 194, and even Parrish 1993, 147). Seen against the light of the “mixed” volunteers of the 1877 and 48 Wolfgang Hochbruck 1885 versions of the tale, however, it may in fact be more than just a technicality, at least as far as these earlier transpositions into literary textualization are concerned. The fact that “Lieutenant” Clemens of a Missouri militia turns into latter-day Confederate Twain signifies that this is an impression he constructed for himself, and which in turn was ironically re-constructed for him. The evidence of the 1901 Lincoln Birthday Dinner address is strongest for the construction of a post-bellum Confederate Twain. What he said on the occasion as chairman, introducing another “one-time rebel,” Henry Watterson, sounded unisono with the propagandists of the Old and New South. We of the South were not ashamed of the part we took. We believed in those days we were fighting for the right – and it was a noble fight, for we were fighting for our sweethearts, our homes, and our lives. Today we no longer regret the result, today we are glad that it came out as it did, but we of the South are not ashamed that we made an endeavour; we did our bravest best, against despairing odds, for the cause which was precious to us and which our consciences approved; and we are proud – and you are proud – the kindred blood in your veins answers when I say it – you are proud of the record we made in those mighty collisions in the fields. (Twain 1976d, 382) It is quite possible and even likely that by 1901, the time-lag since the war had all but obliterated public memory (meaning: knowledge, or awareness) of the ambiguous situations in the Border States in 1861. If it is true that one could publicly only be (or have been, rather) one or the other, Union or Confederate, in order to be understood, then Twain had no option but to become a “have been” Confederate. However, I would suggest that “confederate” in this case may have been even more of a metaphor than it is, and always has been, anyway. Using this metaphor on various occasions, Twain once more placed himself outside and inside simultaneously, this time with reference to the Commemorative Community of Civil War veterans, by always following the “I was in the Confederate Army” with an “I was in it for two weeks;” qualifying the second lieutenancy with a “for a while” (Twain 1976b, 263; Twain 1900, 428; Twain 1976d, 382). And if, as the New York Times noted in its report of the Lincoln’s Birthday Dinner, Mark Twain’s “tone and manner changed” as he started delivering the above “We of the South”-passages, and if “the audience soon stopped laughing and took the speaker seriously” (New York Times, 1901) – maybe they shouldn’t have. Louis J. Budd’s statement about Mark Twain “hiding out in public” (Budd 1985, 138) still holds more than a kernel of truth, apparently. From the text alone, and given Twain’s record as a speaker as well as his own meta-theatrical musings over modes of delivery, dead-pan narration, etc., I wonder whether the whole passage, delivered in front of a cross-section of the surviving Civil War generals, may not have been deeply ironic, at least as far as the speaker was concerned. To claim that it was not may be equally logical. There are no more obvious jocularities in the second part of that address. Also, Lawrence Howe’s charge against Twain concerning his “reverence for authority” may well be justified – depending on which definition of “authority” is applied. To the showman, the foremost authority is the audience, and so at least as long as said “authorities” were actually in front of him, Twain paid a certain amount of reverence. Already Mark Twain’s Civil War 49 by 1890, the texuality of Civil War memory had been constructed so as to memorialize a war that both sides had won; and the common fight in the SpanishAmerican War in 1898 had sealed that understanding. In that war, a handful of former secessionist generals had even commanded U.S. volunteer forces, notably Joseph Wheeler, who was one of the distinguished guests at the Lincoln Birthday Dinner, and Fitzhugh Lee – so it was perfectly in tune with the common basis of Public Cultural History to proclaim oneself a former Confederate even at a highly Unionist event like a Lincoln’s Birthday Dinner. Whether Twain was ‘humoring’ his audience in more senses than one is up for discussion, but will ultimately remain indeterminable. As I have tried to show, Samuel Clemens’ (auto-)history of the Civil War existed only and always in conjunction with the textuality of that war, or more precisely with what I call its Public Cultural History, its forms and functions influenced – if not determined – over time by the Commemorative Community. This community included first and foremost of course the veterans themselves, and also their descendants’ and their respective organisations, but by 1900 it also included, and increasingly so, the general readership and their expectations. In his assumed role as “Mark Twain,” Samuel Clemens repeatedly renegotiated the borderlines of the Public Cultural History, and the credulity as well as the benevolence of the Commemorative Community. The result are a number of literary and rhetorical poses and ambiguities that are unable to be reduced to fixed positions. The narrative positions inside and outside create gaps and fissures in the stories that cannot be filled by known sources. The degree of nostalgia in Twain’s storytelling is as indeterminable as his position (or positions) towards war and the military.6 Constituting himself in relation to the Civil War and its memory, Twain always chose and assumed roles in language games that placed him on the fringe, outside and inside, sometimes both. Cultural materialists call this dissidence, but as I have tried to show it is a mobile dissidence, dependent on audiences and on the shifts of parameters within the system of (public) culture and literature, and their market. So even if “Mark Twain” metaphorized himself into a Confederate rather than a Missouri State militiaman in the late 1890s, when the political difference seemed to have been reduced to a technicality, he assumed this role as a metaphor. The very fact that self-styled, para-fictional “Twain” was talking and writing about the Samuel Clemens who invented him, was only the beginning of the ironies surrounding this metaphorization. The interpretive and commemorative communities and audiences eagerly appropriated “Samuel Clemens” in his Confederate disguise. The author Twain/Clemens, very likely aware of the meta-fictionality of his construction, appeased the demands set before him by the literary market. But at least he never extended Lieutenant Clemens’ confederacy longer than the two weeks that his own bio-historical “campaign in Missouri” had lasted. ————— 6 Though Twain appears to have held rather ambivalent if not anti-militarist views later in his life, Philip W. Leon has drawn attention to the fact that he paid more than ten visits to West Point between 1876 and 1891, see Leon 1996. 50 Wolfgang Hochbruck Works Cited Branch, Edgar M. (1967). “Major Perry and the Monitor Camanche: An Early Mark Twain Speech.” American Literature 39, 170-9. Budd, Louis J. (1985). “Hiding Out in Public: Mark Twain as a Speaker.” Studies in American Fiction 13.2, 129-41. Cox, James M. 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Since all authors proclaim to write historical crime fiction, they combine the two genres of the historical novel and the detective story. In doing this, they create specific images of the Middle Ages. The notion of what is medieval and how the Middle Ages can be used as a site for crime fiction is the subject of the first part of this investigation. Parts two and three analyze the conventions adopted from the modern detective story, especially the Golden Age clue-puzzle story and the hard-boiled school, and their use in medieval mysteries.1 I. In the last decade and a half, the extensive section on mystery stories and crime fiction in British and American book stores has been complemented by a new type: the medieval mystery story.2 The slogans on the covers of the paperback versions appeal to the prospective buyer: “In the tradition of Ellis Peters’ Brother Cadfael novels, Sister Frevisse is sinfully good at discerning the mysteries of the soul [...] and solving the crimes of the human heart” (Margaret Frazer, The Servant’s Tale, 1993); “In the tradition of Ellis Peters, ‘A Plague on Both Your Houses’ introduces the physician Matthew Bartholomew [...]” (Susanna Gregory, A Plague on Both Your Houses, 1996); “Definitely an Ellis Peters competition,” Evening Standard (Peter Tremayne, Absolution by Murder, 1997); and “Ellis Peters has a cohort of pretenders snapping at her heels [...],” Time Out (Candace Robb, The Cross Legged Knight, 2002). Only P.C. Doherty stands on his own: “The maestro of medieval mystery,” Books Magazine (Paul Doherty, A Haunt of Murder, 2003).3 ————— 1 2 3 This paper has profited greatly from the advice and the suggestions offered by Sandy Camargo (University of Illinois), an expert on popular culture. My special thanks go to her, and also to the Scottsdale Public Library at the Scottsdale Civic Center, a treasure trove for those interested in medieval mysteries. Brief references to this new type of detective story have been included in recent histories of the genre, cf. Schmidt 1989, 327-32; Ousby 1997, 189-91; Knight 2004, 144-5; cf. also Rauter 1999, 35-44. His outstanding position was recently recognized by Baumann 1998. 54 Joerg O. Fichte These sales pitches are obviously directed at those buyers who appreciate Ellis Peters’ historical detective stories which are seen, by both publishers and readers, as the fountain head of this particular type of crime fiction. And indeed, the Brother Cadfael mysteries, first published in 1977, constitute the beginning of a sub-genre that has been very successful commercially. As Jacqueline K. Dohn Maas, writing in 1995, observes: “There have been twenty titles or ‘Chronicles’ featuring the shrewd Benedictine with over 10 million copies sold to date” (Dohn Maas 1995, 425). Kathryn Kennison quotes sales people as saying that mysteries set in medieval England generate the most interest and sell more than any other detective fiction (Kennison 1997, 177). Ellis Peters’ Brother Cadfael Chronicles, however, were no instant success. They did not make the New York Times best-seller list, as Umberto Eco’s The Name of the Rose did, which was published in 1980 in Italian and translated into English in 1983. The first Brother Cadfael novel had a modest run of 5,000 hardcover copies, largely for library sales. The Cadfael novels continued to be issued in hardback by Macmillan, but sales were modest and appreciation limited, which frustrated Peters’ literary agent, Deborah Owen. Once Eco’s book was published, however, sales picked up. The huge international success of The Name of the Rose was beneficial to the Cadfael series, as Deborah Owen realized (Lewis 1994, 84-5). Peters, though, appeared miffed when her books were described as being “in the tradition of The Name of the Rose” and she responded in an interview in The Guardian: “seven of my books had been published before Eco’s first” (Lewis 1994, 85). Comparisons with Eco rankled her, as can be gathered from remarks made in an interview with Clues three years before her death in 1994. This interview is interesting for a number of reasons helping us to differentiate her approach to fiction, history, and the Middle Ages from that of Eco. She dislikes The Name of the Rose because it is “very dark, and very hopeless [...]. It doesn’t give much consolation to any reader” (Christian and Lindsay 1993, 15). She feels that, in contrast to Eco’s novel, her books have a wide readership because they are hopeful. In her opinion, the goal of fiction is to inspire hope. In order to have a redeeming function, literature has to be up-lifting. She also addresses the issue of historical versus detective fiction. Asked by Clues, “Do you write them as historical novels with a detective element or detective novels with a historical element?” she responds, “I think probably it began as the second, and has now very much veered towards the first because I find myself more interested in the people than in the mystery” (ibid., 26). People and history merge in Peters’ mind. Since people in her novels are, however, fictional characters, they constitute Peters’ own version of history. She does not look at history in terms of historical otherness or cultural alterity because “the whole series is trying to say that human nature and human people, human needs and motives and passions have not changed very much, and [is] trying to make the characters feel like the people next door” (ibid., 3)..History (without people), then, is strictly material history and furnishes the chronology of events that form the back- Crime Fiction Set in the Middle Ages 55 ground to her stories. Medieval intellectual history is viewed with suspicion: “I’m no lover of St. Bernard [...]. I find St. Augustine in many ways regrettable” (ibid., 23-4). Bernard was too ferocious, that is, so unlike the gentle, understanding and humane Brother Cadfael. St. Augustine, on the other hand, believed in election, that is, in the redemption of a few, whereas Peters/Cadfael is inclined to give everybody a second chance. Neither the church father nor the twelfthcentury saint fits Peters’ concept of enlightened theology exemplified by the situational ethicist Brother Cadfael. Why then has she chosen twelfth-century England as the setting for her novels? By her own admission, the twelfth and thirteenth centuries are her favorite age because “it was a very optimistic time” (ibid., 4).. A look at the entry of the Laud (Peterborough) Chronicle for 1137, featuring a vivid description of the evils in the reign of King Stephen, might have dampened her optimism. 1137 is the very year, though, in which the first Cadfael Chronicle, A Morbid Taste For Bones, is set! As the interview with Clues illustrates, Ellis Peters conceives of herself primarily as a writer of historical novels with a detective element. Her study of monastic chronicles, saints’ lives, The Rule of St. Benedict, The Cartulary of Shrewsbury Abbey, Dom David Knowles’ The Monastic Orders of England, and of the History of Shrewsbury by Owen and Blakeway provided her both with plots for her novels and the knowledge of material culture that make her stories appear historically accurate. The novels are called The Chronicles of Brother Cadfael, suggesting historiography rather than fiction. The same convention is taken up by Susanna Gregory who entitles her series “The Matthew Bartholomew Chronicles,” that is, she, too, emphasizes the historiographic dimension of her writings which is implied in the term chronicle. The other writers of medieval crime fiction either move the mystery aspect into focus or combine both the mystery and the Middle Ages.4 Interestingly, several of the authors are historians or have taken degrees in history: P.C. Doherty (alias Paul Harding), Michael Jecks, Susanna Gregory, and Peter Tremayne (Peter Berresford Ellis). With the exception of Ellis Peters (Edith Pargeter), who turned completely to the historical novel, none of them writes fiction set in contemporary times. They prefer to create a medieval ambience that serves as the background to their mystery stories. And being or professing to be historians, their concept of the historical novel is a fairly narrow one. They want to get the facts right, that is, the dates, the events, the names of the historical figures, ————— 4 Candace Robb refers to her novels as “Owen Archer Mysteries,” Peter Tremayne as “Sister Fidelma Mysteries,” Paul Harding (P.C. Doherty) as “The Sorrowful Mysteries of Brother Athelstan,” Margaret Frazer as “Dame Frevisse Medieval Mysteries,” Paul Doherty as “Medieval Mysteries featuring Hugh Corbett,” Edward Marston as “The Domesday Mysteries,” and Michael Jecks as “Medieval West County Mysteries.” There are further series set in medieval England that are not discussed in this paper because they do not offer any new insights into historical crime fiction: Bernhard Knight’s “Crowner John Mysteries,” featuring Sir John de Wolfe, the county coroner of Devon, and Kate Sedley’s “Roger the Chapman Medieval Mysteries” which follow the fate of the itinerant Roger on his travels through England during the Wars of the Roses. 56 Joerg O. Fichte and the material culture from weaponry to dress and from kitchen utensils to building materials. The novelists foreground their works’ historical accuracy – for example, most of them include maps of buildings, towns, and land areas. Events of English and Irish history are incorporated such as battles, crusades, famines, epidemics, synods, and the Doomsday Book, as are some figures from national and, to a lesser extent, regional history (especially in the Owen Archer, the Brother Cadfael, the Hugh Corbett, the William Falconer, and the Matthew Bartholomew mysteries). The fictional characters move amongst the real historical figures, who establish their credibility. Thus, John Thoresby, the historical Archbishop of York, is the principal agent in the “Owen Archer Mysteries,” who employs his private eye on various delicate missions just as the historical Chancellor Robert Burnell employs the fictional character Hugh Corbett as an investigator when matters of state demand it, like the mysterious death of the Scottish King Alexander. It could be argued, of course, that this creation of credibility is mutual. Since a series character acquires a substantial reality of his own, the credibility of the authors’ respective portraits of the historical figures is likewise enhanced by the portraits of their fictional protagonists. In either case the fictional element dominates the historical one because it is doubtful that the intended reader knows who the historical characters may have been in “real life.” All authors possess a good or at least adequate knowledge of medieval law and the medieval legal system as well as of the regional differences in the law and its institutions. In Tremayne’s “Sister Fidelma Mysteries” Irish and Saxon, in Marston’s “Domesday Mysteries” Saxon, Danish, and Norman, and in Peters’ “Brother Cadfael Chronicles” English and Welsh law is compared and contrasted. Moreover, all authors know medieval medicine: the human anatomy as it was known in the Middle Ages, the diseases (their symptoms and their cures), and the medicinal properties of plants as poisons and their antidotes. Morson’s “William Falconer Mysteries,” moreover, demonstrate the author’s knowledge of the major intellectual topics discussed in the universities in the late thirteenth century. They are the most academic of the novels, whereas this important aspect in a university mystery is sadly missing from Susanna Gregory’s Cambridge novels, in which the intellectual life of the Middle Ages (with the exception of occasional allusions to the Nominalist/Realist-debate) plays hardly any role at all. Scrupulous observation in the depiction of medieval life and accuracy in the description of historical facts do not make these novels medieval, however. Facts may create a degree of verisimilitude but not historical authenticity; that is, we do not get an accurate image of the medieval world from reading the typical medieval mystery story.5 The Middle Ages in these novels serve mainly as a pretext for the mystery story. ————— 5 Paul Doherty is aware of these limitations when he asserts: “I tend to regard historical fiction as speculative history. In other words, it allows you to experiment, to theorise as well as to create an imaginative environment for the theorising to take place” (Shankland 2004, n.p.). Crime Fiction Set in the Middle Ages 57 Using David Cowart’s typology of historical fiction, some of these novels are distant mirrors at best, that is, fictions where the present is projected into the past by the authors (Cowart 1989, 89). Thus, modern topics like ethnicity, multiculturalism, the Celtic fringe, and feminism are occasionally raised and treated in Tremayne’s, Marston’s, Doherty’s, and Peters’ novels. At worst they use the Middle Ages simply as a stage – as a colorful background – on or before which the detective story is enacted. As Werner Wunderlich has observed, the protagonists of this sort of fiction do not act in the service of history but in that of the mystery story, and the modern reader enjoys the alienation effect that is achieved when modern processes of detection are presented in the costume of a past age (Wunderlich 1996, 415). For the most part these novels are cloak-anddagger novels, as Eco calls them, because unlike the historical novels that endeavor to provide a better understanding not only of a particular period but through it also of our present time as the product of remote historical events, these novels are intended to make us enjoy the fictional mystery plot taking place in a quasi-historical environment (Eco 1986, 68-9). This historical period can vary from ancient Egypt or classical Rome to the Tudor era or seventeenthcentury New York or late eighteenth-century New England. P.C. Doherty, whose medieval “Hugh Corbett” and “Athelstan Mysteries” are considered in this paper, makes full use of this temporal variety: He enacts his clue-puzzle plots (sometimes with touches of the hard-boiled school) in various historical periods, a fact that illustrates the randomness of the historical background. Although most of these writers are either historians or profess to write historical novels, no answer has so far been provided as to why their mystery stories should have a medieval setting. What makes the Middle Ages attractive to these writers and what image of the Middle Ages is projected by them? Moreover, having decided on the Middle Ages, what types of modern crime fiction and which plot structures were available to them for their medieval mysteries? Obviously, the police procedural with its forensic reports, record searching, criminal dossiers, fingerprints, science of ballistics etc. is an unlikely candidate because there was no police to speak of in medieval England and modern means of tracing down criminals were not available to medieval English sheriffs and bailiffs. Also, the conventions of hard-boiled detective fiction, featuring a sexually active private eye who lives by his private code of ethics, takes physical risks, and operates on the margins of society and the legal system cannot be fully transposed into a medieval setting because the margins of medieval society were inhabited by outlaws. Nevertheless, some authors of medieval mysteries draw on this tradition. That leaves a third type, the classical clue-puzzle story with its protagonist, the Great Detective, and his assistant. The virtual absence of a police force in medieval England and the temporal distance of the setting are factors in favor of this type because they eliminate the “police paradox”: How can one create a situation in which the detective can be a hero without undermining the readers’ belief in the effectiveness of their own legitimate police force? Since there is no police to speak of and the crime takes place in a distant past, this problem does not arise. 58 Joerg O. Fichte Thus, avoiding this paradox altogether may indeed be one reason why the Middle Ages are such an attractive setting for crime fiction. Another reason for choosing the Middle Ages as a site for mystery stories is the genre’s inherent need for oppositions. The Middle Ages are normally conceived of as a time of opposing forces, which also generate the conflicts in the mysteries. There is both a hierarchically structured society and outlawry on the margins, a sense of order and of lawlessness, a severe penal code and a profusion of capital crime. To be successful, the medieval detective has to know both sides. He has to maneuver between these antagonistic forces, a feat that requires knowledge, resourcefulness, and cunning. What image of the Middle Ages is projected in these novels? As becomes readily apparent from the many divergent representations of the Middle Ages in contemporary media, the image of the Middle Ages is unfixed: It changes from age to age depending on a society’s needs for values, reconstructions, and projections. In his essay “Dreaming of the Middle Ages” Umberto Eco has assembled a list of “Ten Little Middle Ages,” which includes many contradictory notions of what the Middle Ages mean or have meant to us – this list could easily be extended. There are, for instance, the Middle Ages of the Gothic novel, in which Poe’s detective stories are rooted. In Gothic fiction, place (Italy), religion (Roman Catholicism), ethnicity (Mediterranean Machiavellians), and form of government (Absolutism) combine to create a negative image designed to inspire horror and fear. In contrast to this negative view of time and place in the Gothic novels, the image of the Middle Ages in modern historical crime fiction is largely positive or at least neutral. We are not confronted with Middle Ages “swarming with Knights Templars, Rosicrucians, alchemists, Masonic initiates, neo-Kabbalists, drunk on reactionary poisons sipped from the Grail [...], mixing up [...] Conan the Barbarian, Avalon and the Kingdom of Prester John” (Eco 1986, 71). There is no prevalent concept of the Middle Ages as a primitive barbaric or Dark Age, although witchcraft, magic, and superstition are part of the medieval world presented in these novels. Only Doherty’s Middle Ages bear some resemblance to this sensational view which dominates the fictional world of his Knight’s Tale, An Ancient Evil, and his Parson’s Tale, Ghostly Murders. A different sort of negative image is provided in Susanna Gregory’s novels: the Middle Ages as a time of civil unrest, lawlessness, and crime (murder, hysteria, superstition are the catch phrases on the cover of the book). In an explanatory note attached to A Bone of Contention, Susanna Gregory appears to have singled out those aspects of Cambridge life (tensions between town and gown, fights between students from different countries, and the rise of superstition in the wake of the plague) which turn medieval life into a hotbed of criminal activities, causing murder and mayhem. Mass hysteria and rioting become characteristic aspects of her novels, that is, she reverts to the Gothic image of the Middle Ages (Gregory 1998, 499500).6 ————— 6 See also “Interview with Susanna Gregory” (2004): “I’ve been interested in the fourteenth century since I was a child. For me, it’s an interesting combination of magical and sinister, Crime Fiction Set in the Middle Ages 59 For the most part, however, the Middle Ages appear as a contemporary age in these novels, and the characters behave like reasonable modern men. In other words, the alterity of the Middle Ages is not an essential feature of this literature. Our sense of wonder, bewilderment, and awe is rarely appealed to. We do not read these novels (with the exception of Doherty’s books) because of their strangeness or bizarreness as we might read science fiction.7 Since the solution of the crime depends on an act of ratiocination, the world in which the medieval detective moves is by and large a rational one. The reader has to be able to follow the deliberations of the investigator, a fact that demands careful plotting on the part of the author. Ian Morson, for example, meets this requirement by introducing a detective, the Regent Master at Oxford William Falconer, whose favorite philosopher is Aristotle. Thus, Aristotelian logic based on the process of deductive reasoning is Falconer’s preferred method of solving crimes. II. Instead of reconstructing the Middle Ages as a distant, atavistic, and violent age, a view summed up in the famous remark of “I’m gonna git Medieval on your ass” in Pulp Fiction (Dinshaw 1999, 184),8 crime fiction presupposes laws, legal institutions, and law enforcement. Consequently, the Middle Ages, though different from our modern times, must conform to the modern reader’s expectations in regard to the maintenance of the law. The crimes then are committed for the same motives as now: greed, passion, and the fear of discovery. Typical medieval crimes like heresy, sorcery or high and low treason play a relatively small role in these novels. Unlike in modern society, however, there is more individual and less organized crime (an exception being Doherty’s Satan in St. Mary’s, a story in which the populares, the followers of Simon de Montfort, and the coven under the leadership of the mysterious Hooded One try to assassinate Edward I). Gangs of brigands, outlawed under the Trailbaston Ordinance of 1305, which constituted a true threat to fourteenth- and fifteenthcentury English society, receive only peripheral literary treatment – they appear in Michael Jecks’ The Last Templar. For the most part, an individual criminal and perhaps his helpers are confronted and exposed by one detective (Owen Archer, Dame Frevisse) or a team of detectives (Brother Cadfael and Hugh Beringar, the deputy sheriff of Shropshire; Sister Fidelma and Brother Eadulf; Simon Puttock, the bailiff of Lydford Castle, and Sir Baldwin Furnshill, Keeper of the King’s Peace; Gervase Bret and Ralph Delchard; Brother Athelstan and Sir John Cranston, Coroner of London; Hugh Corbett and Ranulf; Matthew Bartholomew and Brother Michael, Proctor ————— 7 8 with the Black Death looming through it, along with the Hundred Years War [...]. I think it’s a century of contrasts and contradictions.” I realize the “we” refers most likely to the academic reader. Other readers may very well see these books as time-travel experiences. See also Oexle 1992, 8-10: “‘mittelalterlich’ [...] als Diffamierungsbegriff” (9). 60 Joerg O. Fichte of Michaelhouse in Cambridge; and William Falconer and Peter Bullock, the town constable of Oxford). Some of these are institutionally legitimate detectives, others have more informal sources of authority, most notably friendships with someone who is a part of the legal system. Brother Cadfael, Dame Frevisse, Matthew Bartholomew, and William Falconer are amateur detectives. Owen Archer is a private eye in the employ of the Archbishop of York, and Hugh Corbett starts out as a chancery clerk in the service of the Chancellor of England under Edward I to become Sir Hugh Corbett, Keeper of the Secret Seal. Sister Fidelma is an official representative of the Irish courts, Simon Puttock is a bailiff, Gervase Brett and Ralph Delchard are members of a royal commission charged to redress grievances in connection with the Doomsday Book, and Friar Athelstan serves as a clerk to Sir John Cranston, the Coroner of London. The constellation of two figures engaged in the criminal investigation and the solving of the mystery immediately strikes the reader of medieval detective stories. He is instantly reminded of the classical team Holmes and Watson, whose temporal predecessors and methodological successors William of Baskerville and Adso of Melk feature in Eco’s The Name of the Rose. And indeed all the teams are more or less closely patterned on this classical pair. Sister Fidelma and Brother Eadulf, William Falconer and Peter Bullock, and Hugh Corbett and Ranulf resemble the original more closely than Brother Cadfael and Hugh Beringar, Simon Puttock and Sir Baldwin Furnshill, Gervase Brett and Ralph Delchard, Brother Athelstan and Sir John Cranston, or Matthew Bartholomew and Brother Michael. Social position and rank, however, account for some differences. Thus, Sister Fidelma, the sister of the king of Muman (Munster) and holder of the degree of anruth, outranks her Saxon companion Brother Eadulf. William Falconer, a master and university teacher, occupies a much more prestigious social position than Peter Bullock, the town constable, a rather lowly police officer in a medieval English community. And Sir Hugh Corbett, who occupies an eminent position in the royal household, is socially far superior to his assistant and companion, Ranulfatte-Newgate – later on Principal Clerk in the Chancery of the Green Wax –, whom he saved from the gallows. These social differences are reinforced by intellectual ones. Although Brother Eadulf is clever and observant – he is even called “an inveterate solver of puzzles” (Tremayne 1997, 83) –, he is cast in a supporting role. His job is to offer helpful suggestions and to provide Sister Fidelma with the material evidence from which she draws her conclusions. Similarly, Peter Bullock investigates the scene of the crime, interrogates potential witnesses, and assembles clues, which enable William Falconer to put the puzzle together. The cooperation between Hugh Corbett and Ranulf takes place on a considerably lower level. Ranulf does most of the footwork and is not involved in the crime solution process in the first novels. The other pairs work largely as equals, a concept introduced to the medieval mystery by Ellis Peters, who attaches a professional police officer to the amateur sleuth. Brother Cadfael and Hugh Beringar are on equal footing. They become friends and even relatives, when Cadfael stands as godfather for Hugh’s first Crime Fiction Set in the Middle Ages 61 child. Peters’ story plots demand such an arrangement because the monk Cadfael has no judicial authority. Being a monk, he is subject to ecclesiastical law and authority, whereas many of his cases fall within the provenance of the secular law. For the apprehension of the criminals, the sheriff’s men are needed, whereas for the protection of the innocent Brother Cadfael’s ingenuity is called for. A similar relationship exists between Athelstan and John Cranston. The Dominican friar Athelstan, who as an act of penance has asked to be assigned as clerk to the Coroner Sir John Cranston, has no legal standing in London. He may be the exemplary shepherd of his little flock at St. Erkenwald, the lowliest church in Southwark, but John Cranston represents the legal authority. He is an officer of the law, not only empowered but also charged to investigate criminal cases involving uncertain deaths, suicides, and suspected murders. This unlikely pair represents two qualities equally necessary to the solution of crimes that partake of both the clue-puzzle and the hard-boiled school: on the one hand, logical inquiry, resourcefulness, and tenacity (Athelstan) and on the other, physical strength, courage, and bravado (Cranston). In the final analysis, though, Athelstan provides the solution. Simon Puttock, the bailiff, and Sir Baldwin Furnshill, who at the end of The Last Templar is appointed Keeper of the King’s Peace, are both law enforcement officers. Socially they are not equal – Simon Puttock being a commoner and Sir Baldwin a knight. In Jecks’ egalitarian world, however, they become friends and relatives: Sir Baldwin stands as godfather for Simon’s son. As detectives they are almost equal, with Sir Baldwin being more driven and inquisitive and Simon more doggedly pursuing his prey. Being an old, experienced crusader, Sir Baldwin is the better soldier, whereas calm, patient, and clever Simon is the better sleuth. Together they track down criminals in the wild and wide open West Country, which sometimes takes on features of the American frontier, when Puttock in pursuit of outlaws spends all day in the saddle leading a posse guided by a local scout (The Last Templar), or when the two antagonists in A Moorland Hanging fight pitched battles to preserve their local dominance like Burl Ives and Charles Bickford in The Big Country. The final pair of detectives are the physician Matthew Bartholomew and the monk Brother Michael. Intellectually they are on even par. As a natural scientist, Matthew is a good observer but not always a good logician, even though he occasionally astonishes his co-sleuth Brother Michael with his brilliant analyses that lead to the discovery of unlikely killers. Still, he is innocent of the ways of the world, a trait offset by the worldly-wise Brother Michael, who is clever, practical-minded, and cunning. Together they are able to solve difficult cases in a cluepuzzle manner. Owen Archer and Dame Frevisse are the only independent detectives. Originally, Owen Archer was modeled on P.D. James’ Adam Dalgliesh. He expresses dissatisfaction with the authorities, but accepts their judgments (cf. Kingston Pierce 1998, n.p.). As the former captain of the archers of the Duke of Lancaster, he is a military man characterized by prudence, resourcefulness, and cunning. 62 Joerg O. Fichte The original conception of the character calls for an outsider – he is both a Welshman in York and unattached.9 Later, however, the love element prevails, and Archer marries Lucy Wilton, the widowed daughter of a local knight. By making Owen Archer a family man and involving him in domestic affairs, Robb deprives her detective of the aloofness characteristic of the outsider status. Dame Frevisse, finally, is not only a female version of Brother Cadfael but also a medieval precursor of Miss Marple. She solves murder cases that take place in the immediate environment of the Benedictine Abbey of St. Frideswide just as Miss Marple solves the murder mysteries that occur in St. Mary Mead. Both are very restricted and circumscribed places in which respectable citizens belonging to the well-to-do classes commit crimes. The manner of Dame Frevisse’s approach is close observation and deductive reasoning. Like Miss Marple, who often encounters difficulties with the dull and unimaginative members of the local police force, Dame Frevisse runs afoul of the foolish Coroner Master Montford until he is murdered in The Clerk’s Tale and succeeded by his intelligent and cooperative son Christopher. III. It is certainly no coincidence that the medieval mysteries in the Ellis Peters tradition harken back to the conventions established in Golden Age detective fiction. Peters herself had used the clue-puzzle story because of all types available it was the easiest to transpose to a medieval setting. The clue-puzzle image appears literally (“He had an interesting puzzle to solve,” Robb 1994, 30) or metaphorically: “I am like the painter of that mosaic, the small pieces are falling into place [...]” (Doherty 1988, 150) or “Another truth was in place. The tapestry virtually complete” (Morson 1994, 174). These novels not only include the development of the plot consisting of crime, analysis, and discovery, interrupted by the many red herrings that lead the detective on a wild goose chase, but there are also certain presuppositions that govern both Golden Age mysteries and medieval crime fiction. Firstly, we deal with a closed society that hides some dark aspects under its respectable facade. This may be the well-ordered genteel society of St. Mary Mead that is shocked into the realization of hidden corruption among its good citizens or the quirky Oxbridge society of dons and students who engage in elaborate murder games. Medieval society also is a closed society that is not only divided into a secular and an ecclesiastical branch, but also carefully structured by rank. Transgressions of the worldly authorities against the clergy or the clergy against the worldly authorities upset this social equilibrium as does warfare between the classes and rivalry within the classes themselves. ————— 9 Cf. Robb 1994, 317: “I made Owen an outsider because the best detectives have been people outside the immediate society, never quite a part of the community, and because his past experiences and connections would make him more flexible.” Crime Fiction Set in the Middle Ages 63 Within this closed society, locked rooms or places with limited access became favored sites of crime: country homes, hospitals, ships, trains, airplanes, etc. Medieval England offers similar places. Aside from the ubiquitous monasteries and the Oxbridge colleges, there are manor houses, churches, castles, prisons, and walled gardens. Many are conventional sites and have a long history in cluepuzzle fiction. This isolation of the setting also isolates the crime. Because crime always happens somewhere else, far away from the reader – a physical distance enhanced by a temporal one in the medieval detective stories – the readers do not feel threatened as they might if the crime were to take place in a contemporary setting. They can view the puzzle from a detached position, and respond to it intellectually rather than emotionally. Secondly, the confined setting bars outsiders from entering, which means that once the crime is committed, the suspects will be relatives or close associates of the dead person. This restriction also serves to reduce the possible suspects to a reasonable number. Since the seemingly glittering facade of established society is tainted, however, almost all of them will have something to hide that will turn such bystanders into suspects. Historical crime fiction set in medieval England works according to the same principle. Here, too, family members, friends, and associates are suspects, as are the known enemies of the victim. In a feudal society this is a substantial group due to feuds, rivalries, and property disputes. Suspected servants, however, who are socially far less dangerous than powerful criminal lords or felonious members of the wealthy merchant class, will soon be exonerated in observance of Van Dine’s Rule 11: “A servant must not be chosen by the author as the culprit” (Van Dine 1946, 191). Thirdly, the detective in Golden Age clue-puzzle fiction enjoys a large degree of independence. Whatever he or she is, a highly intelligent, energetic, and somewhat elitist and eccentric superman like Sherlock Holmes, an armchair detective like the quaint spinster Miss Marple or the fastidious Hercule Poirot, a professorial thinking machine like S.F.X. Van Dusen, or an inconspicuous, seemingly clumsy and absent-minded clergyman like Father Brown, he or she relies primarily on his or her powers of observation and deduction to put the puzzle together and solve the case. In a medieval society, however, there are no outsiders akin to those in Golden Age detective fiction. There may be armchair detectives like Dame Frevisse, inspired yet worldly-wise men-of-God like Brother Cadfael or intellectuals like William Falconer, but none of them occupies the assured independent position of their modern counterparts. Although all of them are outsiders of sorts – Dame Frevisse because of her tenuous position in St. Frideswide, Brother Cadfael because of his Welsh nationality, his long and motley secular career, and his office as a herbalist, and William Falconer because of his interest in the natural sciences and Aristotelian philosophy – they are also a part of an association: the convent, the monastery, and the college. And as members of these respective groups, they are subject to rules and regulations which make their job as detectives difficult. Dame 64 Joerg O. Fichte Frevisse and Brother Cadfael cannot leave whenever they feel like it; they have to attend mass and observe the monastic hours (although Brother Cadfael is given an occasional dispensation). Falconer, too, is subject to the time schedule of his college, which puts some limitations on his movements. Moreover, they are accountable to their superiors, who either favor or disapprove of their activities. Especially Dame Frevisse receives little or no official support. In short, the medieval detectives are more restricted in their movements and their investigating activities than their modern counterparts. Still, they solve the cases. Fourthly, the detective in Golden Age fiction is a puzzle solver, that is, he relies on observation, interrogation, and logical deduction. He is usually not guided by sudden intuitions. As Julian Symons observes: “The assumption of the classical detective story was that human affairs are ruled by reason” (Symons 1992, 138). And, if this is so, then the methods and the motives of the criminal can be detected by reason alone. As Poirot’s lengthy disquisitions (running up to twenty pages) at the end of Agatha Christie’s novels illustrate, the human mind is capable of fitting every piece of evidence into the puzzle, which itself is the ultimate tribute to human ingenuity. There is only one path that leads to the final conclusion. The progress to this goal, though, can be documented on several occasions. Agatha Christie normally provides short lists, whereas Michael Innes in Death at the President’s Lodging (1936) supplies the reader with elaborate tables which summarize the findings up to a certain point. Ellery Queen, in many of his novels of the 1930s and 1940s, issues “A Challenge to the Reader,” in which he states that the reader is now in possession of all the facts he needs to solve the case, and this ‘Challenge’ signals the reader’s opportunity to reason it out before the author tells all when the story resumes. The reader is asked to play along with the detective, that is, to compete with him or her in the race to solve the crime. In this way he can (or is led to believe he can) participate in the process of crime solution. Memoranda, itemized lists, and reports, in which the evidence is assembled and questions are formulated, are also part of the procedures used by Doherty’s/ Harding’s detectives, Corbett and Athelstan, who are particularly interested in the “Cui bono?”-aspect (Doherty 1988, 16), a question also asked by Gervase Bret, the civil lawyer, in The Ravens of Blackwater (Marston 1994, 193). This is a typical lawyer’s question which enables the author to list all possible suspects and to analyze their motives and means. It conforms to medieval scholastic analysis, which is particularly fond of breaking down subjects into a series of questiones. In this academic world, logic rules supreme, and thus, it is only fitting that logical inquiry is championed by those who have received university training. Thus, Hugh Corbett, the chancery clerk, states with conviction: “If a problem exists then a logical solution must also exist. It is only a matter of time before you find it” (Doherty 1988, 83). And Falconer, the Oxford Master, swears by Aristotelian logic to help him solve a case: “I am simply applying Aristotle’s deductive logic to the situation. This requires the establishment of general truths not open to reasonable doubt. Then, when you put them together, they often Crime Fiction Set in the Middle Ages 65 imply a further truth not previously seen, which can then be demonstrated” (Morson 1995, 51). The clergymen among the detectives, however, do not solely rely on their rational faculties. Brother Cadfael’s method of investigation is guided by observation, rational argument, luck, and intuition. As the Germersheim Group observes, there is nothing specifically medieval about this mixture (The Germersheim Group 1997, 46). The same holds true for the combination of factors proposed by Athelstan: “[...] logic and a little evidence, some speculation, and perhaps some help from Mistress Fortune. In the end we will grasp the truth” (Harding 1991, 193). Fifthly and lastly, Golden Age detective fiction guarantees a reassuring return to a well-ordered and closed society. Once the criminals are discovered and punished (an action outside the domain of detective fiction) life will go on unchanged. The discovery of the criminal(s) is an act of purgation, which enables the community to continue its life undisturbed in the future. Since crime in Golden Age detective fiction à la Agatha Christie is a product of moral depravity rather than of psychological aberration or adverse social conditions, the uncovering of the criminal and his subsequent elimination from society holds out hope for a return to peace and social harmony. The prospect of a healing reunion brings about a positive, albeit conservative ending. The concept of an ordered and closed universe fits the Middle Ages well. Order returns to what is depicted as an homogenous society. Once the culprits are discovered and brought to justice (an aspect more often stressed in historical crime fiction than in modern detective stories), social order is reasserted. Unlike truly medieval crime stories, however, these historical fictions mostly lack the perception of crime as a violation not only of human but also of divine order. Whereas we are told by the narrator of Chaucer’s Nun’s Priest’s Tale that “Modre is so wlatsom and abhomynable / To God, that is so just and resonable, / That he ne wol suffre it heled be, / Though it abyde a yeer, or two, or thre,” these sentiments occupy a subordinate position or play no role at all in modern historical fiction (The Riverside Chaucer 1987, 256, ll. 3053-7). It is the detective – rarely helped by divine inspiration like Brother Cadfael –, not God who reveals the criminal. And the detective is by far more efficient than God, if the assessment of the real life situation in medieval England by John Bellamy, an expert on medieval English criminal history, is correct: “Everywhere there is a host of violent crimes, but appearances in court by the suspected malfactors are sadly few. Convictions are even fewer” (Bellamy 1973, 3)..The reestablishment of social harmony, then, through the offices of the detective is also the goal of detective fiction set in the Middle Ages and represents just as much of a utopian solution to a social problem as it does in the Golden Age. Aside from similarities in structure and general presuppositions governing both Golden Age and historical crime fiction, there are a number of frequentlyemployed devices such as odd murder weapons, like a rosary used to strangle the young Welshman John Gryffin in his cell in Falconer’s Judgement (Morson 1995, 194), and strange or ingenious methods of killing a victim, like burning him alive 66 Joerg O. Fichte in The Last Templar (Jecks 1995, 160) or biting him to death in The Wolves of Savernake (Marston 1993, 3-4). The authors are also fond of riddles (Marston 1994, 204), cryptic prophecies (Doherty 1988, 101), strange scripts like the Ogham alphabet (Tremayne 2000, 162), enigmatic messages (Harding 1992, 75),10 and secret codes (Doherty 2004, 207 and 276), which serve to introduce an element of suspense or to confuse the issues. These devices are both red herrings and valuable clues. Last but not least, some authors resort to the spectacular conclusions that Agatha Christie used for her Poirot mysteries. Both Paul Harding/P.C. Doherty (Brother Athelstan Mysteries) and Peter Tremayne (Sister Fidelma Mysteries) end their stories with a grand finale, that is, the reader is treated to a magnificent demonstration of logical reasoning. After all suspects are assembled, the solution is logically explained: those who are not guilty are cleared and the real criminal is revealed. Although the closed world of the medieval monastery, castle or small town is more conducive to the clue-puzzle mystery, some writers, notably Paul Harding (P.C. Doherty) and Susanna Gregory, have also drawn on the hard-boiled school. Susanna Gregory’s first two Matthew Bartholomew Chronicles are sprawling tales of intrigue and murder with many elements borrowed from Gothic fiction (secret trap doors and passage ways, vindictive abbesses, the return of an avenger in the guise of a Scottish friar, and strange poisons). The ever mounting death toll would do credit to a Mickey Spillane novel. Considering that a university mystery story provides limited physical space (the geography of the town and the layout of the college building are restricted), the number of casualties, not just from the plague, is staggering, especially if one adds those to the score that were already killed the year before. A Summer of Discontent even includes a list of the murdered men in case the reader has lost track! (Gregory 2002, 510-1) The two detectives, Matthew Bartholomew and his friend and companion Brother Michael, are not only confronted by ruthless killers but are also targeted by them and often make narrow escapes. Like their modern colleagues in the big cities on the American West Coast, they face widespread corruption which touches all walks of Cambridge life: the town, the colleges, and the church, a corruption that seems to be endemic, because for every solved crime there will be another. Once the criminal has been identified and purged, we do not return to Edenic monastic tranquility as in the “Brother Cadfael Chronicles” or the “Sister Frevisse Medieval Mysteries;” rather, the social tensions persevere and engender new conflicts and crimes. The hard-boiled private eye with his individual code of ethics who operates outside the law enforcement agencies does not really fit into a medieval community because the hierarchical system of medieval society did not tolerate outsiders. The social marginality of the hard-boiled detective and his active sexuality seem inappropriate in a medieval setting. For this reason, there are no Continental Ops, Sam Spades, and Philip Marlowes on the move through a medieval town. ————— 10 The seedcake sent to the victim as a warning is clearly modelled on Arthur Conan Doyle’s story “The Five Orange Pips,” where orange pips are sent by the Ku Klux Klan. Crime Fiction Set in the Middle Ages 67 On the other hand, some of the characteristics – honor, incorruptibility, rude wit, disgust for sham, and a contempt for pettiness – imputed by Raymond Chandler to the modern detective can also be found in medieval sleuths, even though they are part of the system like the Coroner Sir John Cranston in Paul Harding’s (P.C. Doherty’s) Brother Athelstan Mysteries (cf. Chandler 1995, 992). Also, Doherty’s description of late fourteenth-century London is reminiscent of Personville (Poisonville) in Dashiell Hammett’s Red Harvest or of other seedy metropolises featured in the writings of the hard-boiled school. We are treated to a cesspool of filth, depravity, and crime. The graphic description of the London prisons, places of execution, stews, thief dens, dirt-covered alleys, and stinking shambles is disgusting. Scenes of cruelty and debauchery abound; they are rarely alleviated by human kindness. Doherty’s London is bawdy, raucous, and bizarre. Crime has infiltrated and touched every fabric of society. Hard-boiled novelists allow their stories to unfold by violent twists and turns. Their heroes embark on journeys through the city as Athelstan and Cranston traverse London. Both the modern and the medieval sleuths demonstrate their ability to survive and to cleanse (at least fictionally) corrupt, crime-ridden America and London, even though this purgation will only be temporary due to the ubiquity of crime. In this respect, the Coroner Sir John Cranston bears some resemblance to Chandler’s Marlowe, who originally was to be named Malory because Chandler thought of detection as some form of knight errantry (cf. Ousby 1997, 112). The English medieval mystery has managed to assimilate many features characteristic of the clue-puzzle and some of the hard-boiled story. As a literary form, the medieval mystery is extremely flexible due to its ability to accommodate a vast spectrum of crimes and detectives. The monk is no longer in charge of the investigation, but his former monopoly is now shared by civil servants, officers of the law, college masters, private detectives, and even women, the latter, though, mostly cast into the role of a Miss Marple rather than that of an aggressive professional like V.I. Warshawski – Sister Fidelma is the noteworthy exception. Although some of these novels provide us with insights into the material culture of medieval England, the new hybrid (a combination of historical and detective novel) draws its strength from the mystery plot. Still, both as crime fiction and historical novels, these works are remarkably conservative. Whereas for Eco the detective story is just one part of a complex intertextual process that extends from the establishment of a labyrinthian setting to changing narrative perspectives and the incorporation of large chunks of historical material into the matrix of the detective story, these authors tell straightforward tales. They do not participate in the post-modern approach to historical fiction that has become characteristic of English literature since the end of the sixties, where the narrative treatment of historical subjects is not only carried out in an experimental manner but also contains metafictional elements and reflections on history and historiography (cf. Nünning 1995, 2). The best of these mysteries present stimulating puzzles, but they do not encourage the reader to assess or reflect on the Middle Ages. 68 Joerg O. Fichte Works Cited Primary Literature Doherty, P.C. Satan in St. Mary’s. London: Hale. — (1988). The Crown in Darkness. New York: St. Martin’s Press. — (1994). An Ancient Evil. New York: St. Martin’s Press. — (1997). Ghostly Murders. New York: St. Martin’s Press. — (2003). A Haunt of Murder. London: Headline Book Publishing. — (2004). The Magician’s Death. London: Headline Book Publishing. Frazer, Margaret (1993). The Servant’s Tale. New York: Jove. — (2002). The Clerk’s Tale. 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In a further step, this analysis will be contextualized with the findings of recent research which has borne out that the image of contemporary Germany in current American discourses, apart from being influenced by a set of long-lived clichés and stereotypes, is still heavily shaped by Germany’s Nazi past. The study will then focus on the image of Germany projected in various feature articles of the New Yorker, a magazine famous for its critical approach and its high intellectual standing. The analysis covers material from roughly a decade before and after reunification (1981-2003). A chapter will be devoted to the contributions of Jane Kramer, the magazine’s long-standing German and European correspondent, who can be regarded as one of the most knowledgeable foreign observers of Germany today. The analysis will show that, in spite of their comparatively high level of sophistication, the discourse on Germany and the Germans in these articles is informed by a hermeneutics of suspicion that produces and perpetuates a somewhat static and less complex picture of contemporary Germany than one would wish for. 1. Ein literarisches Beispiel: Walter Abishs Roman How German Is It (1980) Im Jahre 1980 erschien Walter Abishs postmoderner Geschichtsroman How German Is It, dessen englischer Titel im Untertitel noch einmal in der wörtlichen deutschen Übersetzung “Wie deutsch ist es” wiederholt wird. In seinen Erzählungen und Romanen treibt Abish mit Vorliebe ein dekonstruktives Spiel mit den stereotypen Bildern von Ländern und Kontinenten, die sich in unseren Köpfen festgesetzt haben. Mit dieser Methode operiert Abish auch in seinem Roman über das ‘neue Deutschland,’ mit dem ihm in den USA der literarische Durchbruch gelang. Der Roman entwirft zu Beginn ein regelrechtes “Bilderbuch-Deutschland” (Schöpp 1986), das dann im weiteren Verlauf des Geschehens mehr und mehr dekonstruiert wird. Das Deutschland, das zu Beginn des Romans literarisch in Szene gesetzt wird, so Joseph Schöpp in einer differenzierten Analyse dieses Textes, 72 Kurt Müller präsentiert sich als sauber, ordentlich und verläßlich, als pünktlich und perfektionistisch. Die Häuser sind durchdacht konzipiert, aus Beton und Backstein errichtet, weiß getüncht. Deutschland scheint wirklich auf solidem Fundament zu ruhen. Romantische Rheinburgen, barocke Kirchen, bayerische Berge, Wanderlust und deutsche Wälder, Wagner und Beethoven, Bonn und Bayreuth, Dürer, Cranach und Grünwald, Kunstzentren wie München, Nürnberg und Berlin – und natürlich auch die Lederhosen- und Dirndl-Deutschen, vor einem Kännchen Kaffee mit Kuchen sitzend, eine Bockwurst mit Kartoffelsalat verzehrend, dazu einen Humpen guten Bieres werben plakativ um die Gunst der Touristen [...]. Die bevorzugten Epitheta dieser Anfangsszene sind “well” und “white”, die Glätte und Perfektion suggerieren. Die Menschen sind “well-mannered” und “wellbehaved”; das Flugpersonal ist “well-trained”; Theater- und Opernaufführungen sind “well-attended”, die Autos “well-constructed”, die Geschäfte “well-stocked”; Häuser, Straßen und Brücken scheinen “well-designed” [...]. (Schöpp 1986, 446-7) Wie die Analyse Schöpps verdeutlicht, bedient sich der Roman einer Collagetechnik, indem er ein “Bilderbuch-Deutschland” aneinandermontiert, das wie ein Zusammenschnitt aus Reiseprospekten, Kunst- und Bildbänden oder von Werbeplakatmotiven für Produkte wie ‘Made in Germany’ wirbt. In ihrer Summe reproduzieren diese Bilder das positive nationale Selbststereotyp der Deutschen, wie es auch für die Werbung im Ausland gerne vermarktet wird. Das neue, aus den Ruinen des Zweiten Weltkrieges auferstandene Deutschland will sich in Abishs Roman auch in politischer Hinsicht nicht mehr als das autoritäre Gebilde, das es einmal war, präsentieren, sondern als demokratisch, weltoffen und tolerant. Und der Vermittlung dieses nationalen Selbstbildes dienen typischerweise immer wieder Bilder, Filme und Photos – also Medienprodukte, die den Anschein erwecken, die Wirklichkeit so abzubilden, ‘wie sie ist,’ tatsächlich aber nur eine Oberfläche reproduzieren, deren Tiefendimension sich dem Blick des Mediums entzieht. So gibt es in dem Roman eine Photographin namens Rita Tropf-Ulmwerth, die ihre Photos an eine Zeitschrift verkauft, welche unter dem Titel “Treue” erscheint. Eines ihrer in dieser Zeitschrift erscheinenden Produkte ist eine Bilderreportage über ein ‘typisch deutsches’ Wirtschaftswunder-Pärchen namens Egon und Gisela (Abish 1982, 123ff.). Photographiert werden die beiden vor dem Hintergrund eines luxuriösen Landhauses: er blond und blauäugig, im weißen Gabardineanzug, den Körper lässig an den linken Vorderkotflügel seines Mercedes Cabrios gelehnt, sie in einem eng anliegenden schwarzen Lederkostüm und einer hellgelben Seidenbluse mit Halskrause an der rechten Seite des Mercedes plaziert, während sie in anmutiger Geste das Halsband ihres Hundes, eines Riesenschnauzers, zurechtrückt. Die Intention dieser Bildreportage ist, wie es im Text heißt, “essentially an attempt to package (this is the favored American expression) the two of them or, for that matter, to package Germany” (Abish 1982, 128). Und was die Photographien in der Leserschaft der Zeitschrift bewirken sollen, beschreibt der Text wie folgt: All in all, the photographs, the pictures in Treue are an invitation [...] to reinterpret Germany. A new Germany. Certainly not the Germany that was once firmly ensconced [...] in the Prussian tradition of honor and obedience, old money and author- Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 73 ity, the saber, the crumbling castle overlooking the Rhine. [...] A picture, really, of the new democratic Germany [...]. (Abish 1982, 129) Und das Bild dieses ‘neuen, demokratischen Deutschland,’ das sich nach der Intention der Photoreportage im Leser festsetzen soll, wird im Text folgendermaßen beschrieben: What is being presented is a picture of a flourishing German society. And what at this time – one may ask – could be more spontaneously joyous, more filled with expectations and promises? Even the foreign workers, even the Turkish sanitation men have come to express in their simple, halting German, Heute sehr gut, Morgen besser, their desire, their wish, their hope one day to participate in this miraculous rebirth of Germany. They, the Turks, the Yugoslavs, the Italians, the Arabs, may still live six to a room in their separate and certainly less attractive quarters, but nothing can prevent them from sharing the enthusiasm, the generosity, and the overwhelming brightness of Germany’s future. Not that this single-minded concern with the future has, in any way, effaced the awareness of the past. For nothing can ever efface the voices of Dietmar von Aist, Walther von der Vogelweide, Albrecht von Halberstadt. The classics are still being read: Gellert, Klopstock, Lessing, Herder, Goethe, Schiller, Heine, Hölderlin, Novalis, Fontane. All available in inexpensive paperback editions as well as in leatherbound sets suitable for the oak bookshelves of the doctors of jurisprudence and of philosophy and of medicine. The very backbone of Germany. Yes, there is still so much pleasure, so much gratification, so much insight to be derived from the works of Jean Paul, Friedrich Spielhagen, Stefan George, George Kaiser, Alfred Döblin, Ernst Jünger, and Thomas Mann. And after all, why not Mann? He remains echt deutsch despite his dubious decision to abandon his country at its greatest time of need. Can anyone doubt or deny the significance of these writers? Can anyone fail to recognize in them the attribute of a true German? (Abish 1982, 124) In der Textpassage werden noch einmal in prononciert willkürlicher Weise Versatzstücke eines positiv besetzten deutschen Selbstbildes aneinandergeklebt. In diesem Bild paart sich der materialistische Fortschrittsoptimismus der (westdeutschen) Wirtschaftswunderzeit auf scheinbar zwanglose Weise mit der Überzeugung, daß letztlich auch die ausländischen Gastarbeiter ‘am deutschen Wesen genesen’ werden, und mit dem Glauben an Deutschland als dem sprichwörtlichen Land der ‘Dichter und Denker.’ Dieses (Trug-)Bild wird – wie gesagt – im Verlauf der Handlung nach und nach dekonstruiert. Dies geschieht zum einen auf der Mikroebene des Textes, wo immer wieder Signale gesetzt werden, die den Leser dazu herausfordern, die glatte Oberfläche zu hinterfragen und nach ideologischen Blindstellen abzusuchen. Wenn im vorliegenden Textbeispiel etwa hervorgehoben wird, daß das neue Deutschland bei aller Zukunftsorientierung die Vergangenheit keinesfalls wegwischen will, und wenn dann wie zum Beweis eine Aufzählung berühmter deutscher Dichternamen folgt, so wird hier gezielt eine Leerstelle gesetzt, die den Leser dazu animieren soll, sich daran zu erinnern, daß es in der deutschen Vergangenheit ja auch noch andere Aspekte gegeben hat. Des weiteren ist die Darstellung immer wieder mit Fragekatalogen und Fragesätzen durchsetzt, die teilweise – wie im vorliegenden Text – als rhetorische Fragen getarnt, buchstäblich dazu auffordern, das angebotene Bild ‘in Frage’ zu stellen (Schöpp 1986, 447). 74 Kurt Müller Diese in die Textstruktur eingeschriebene Fragehaltung läßt sich im großen und ganzen, wenn auch keineswegs immer eindeutig, an die Bewußtseinslage des Haupt-Protagonisten, eines Schriftstellers namens Ulrich Hargenau, zurückbinden, der in dem Roman eine Art Bewußtseinszentrum bildet. Auf der Makroebene des Textes funktioniert die Dekonstruktionstechnik dergestalt, daß die Handlung nach dem Muster des Kriminalromans strukturiert ist. Zum einen wird der Leser, den dieser Gattung eingeschriebenen Rezeptionskonventionen folgend, immer wieder dazu animiert, über das unter der Oberfläche Verborgene zu spekulieren. Zum anderen wird auch im Laufe des Geschehens unmittelbar deutlich, wie sich in dieser Oberfläche nach und nach immer größere Brüche auftun. Geschildert wird in How German Is It die Beziehung der beiden Brüder Ulrich und Helmuth Hargenau. Beide sind Abkömmlinge des 1944 von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpfers Ulrich von Hargenau, haben aber nach dem Krieg, um ein Zeichen ihrer demokratischen Einstellung zu setzen, auf den Adelstitel ihres Vaters verzichtet. Helmuth, der ältere von beiden, ist ein angesehener Architekt, der pompöse Prunkvillen für seine reichen Freunde, wie beispielsweise das eben erwähnte Wirtschaftswunder-Pärchen Egon und Gisela entwirft, der aber auch die noch bestehenden Gebäude aus den dreißiger und vierziger Jahren abreißen läßt, um auf dem freiwerdenden Gelände seine eigenen modernen Prachtbauten zu errichten. Während Helmuth den Prototyp des gewissermaßen vor Selbstbewußtsein nur so strotzenden Wohlstandsdeutschen repräsentiert, verkörpert sein jüngerer Bruder den Gegentypus des grüblerischen, von Fragen und Zweifeln zerrissenen Intellektuellen, der zwar die Oberfläche der Dinge – seinem Familiennamen entsprechend – “haargenau” registriert, jedoch diese Oberfläche mit seinen Fraugen immer nur ankratzen, aber nie vollständig zu durchdringen vermag. Als ein Leitmotiv für seine Charakterisierung fungiert das Adjektiv “devious;” d.h. er ist jemand, der “‘krumme Wege’ geht und das, was man von ihm jeweils erwartet, nicht erfüllt” (Schöpp 1986, 451). Aber indem er “gegen die Regeln des Akzeptierten” verstößt, wird er zum Schriftsteller und stößt, ähnlich einer Detektivfigur, “immer wieder ganz überraschend auf Spuren, die die Zeit und die Gewohnheit schon längst verwischt zu haben scheinen” (Schöpp 1986, 451). Zu den ‘krummen Wegen’ dieser Schriftstellerfigur gehört auch die Beziehung zu seiner früheren Frau Paula, durch die er mit den Aktivitäten einer linken Terroristengruppe, der sogenannten “Einzieh”-Gruppe, in Berührung gekommen ist, die u.a. die von seinem Bruder Helmuth entworfene Polizeistation in die Luft gesprengt hat. Nach dem Prozeß, in dem er selbst aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, tritt schon bald eine Nachfolgeorganisation, die ‘Befreiungsgruppe 7. Juni,’ auf den Plan, die das ganze Land, darunter auch zwei öffentliche Bauprojekte seines Bruders, mit terroristischen Anschlägen überzieht. Dieser Terror wird jedoch so alltäglich, daß er in den Medien kaum noch Aufmerksamkeit erregt, wozu nicht zuletzt auch die tröstliche Gewißheit beiträgt, daß die Besitzobjekte dieser terroristischen Attacken gut versichert sind: Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 75 The 7th of June Liberation Group sporadically, every couple of weeks, blows up a bridge or a car just – or so it would appear – to keep in practice. But despite all their activity they have slipped from the front page, and accordingly slipped from everyone’s attention. In general, everyone’s attention span seems to be low. Besides, as Helmuth pointed out, the insurance companies seem to provide an adequate measure of financial protection for the owners of property that had been damaged or destroyed. Where would we be without adequate insurance, Helmuth asked rhetorically on the occasion of yet another explosion, this one in the warehouse of a cut flower distributor. (Abish 1982, 56) Die Postämter, Polizeistationen, Brücken und Autos, die in diesem Roman immer wieder in die Luft fliegen, stehen zeichenhaft für die extreme Brüchigkeit der scheinbar so stabilen Oberflächenverhältnisse der (west-)deutschen Wohlstandsgesellschaft. Diese Brüchigkeit wird auch durch den Hauptschauplatz des Geschehens, die Stadt Brumholdstein in Würtenburg, ins Bild gesetzt. Benannt wurde die nach dem Krieg neu errichtete Stadt nach dem Philosophen Brumhold, einer satirischen Verkörperung des Freiburger Philosophen Martin Heidegger, der sich sein ganzes Leben, wie es heißt, mit der Frage nach der “thingliness that is intrinsic to all things” (Abish 1982, 19) beschäftigt hat, und über dessen Nazi-Vergangenheit der Text diskret vermerkt: [...] old Brumhold was still teaching philosophy after an enforced period of idleness, the result of too many reckless speeches in the ‘30s and early ‘40s, speeches that dealt with the citizen’s responsibilities to the New Order. (Abish 1982, 19) So wie der Roman insgesamt das Scheinbild eines ‘Bilderbuch-Deutschland’ projiziert, ist auch Brumholdstein eine von Architekten wie Helmuth Hargenau am Reißbrett entworfene Bilderbuchstadt, die mit ihrer perfektionistischen Funktionalität das neue, von allen Spuren auch der architektonischen Vergangenheit befreite Deutschland verkörpern soll: Rows and rows of tall, solidly built brick buildings with balconies and automatic elevators and shiny aluminium sliding window frames and flat roofs on which people – if they so wish – can sunbathe, and underground garages for the new cars, and very tall street lights that cast an eerie bright light on the street, and a sports arena, and a second power plant, and another shopping center. (Abish 1982, 77) Die Stadt Brumholdstein ist auch mit günstigen Eisenbahnverbindungen ausgestattet. Dies hat damit zu tun, daß die Stadt, wie im Verlauf der Erzählhandlung in einer bewußt beiläufig gehaltenen Tonlage erwähnt wird, auf den Grundmauern eines auf solche Verkehrsverbindungen angewiesenen ehemaligen Konzentrationslagers errichtet wurde. Und obwohl die Stadt über eine neue Bibliothek mit einer Fülle von Kriegsliteratur und einer vollständigen Ausgabe der Gesammelten Werke Brumholds und demnächst auch über ein bereits in Planung befindliches neues Museum verfügt, gibt es über dieses Konzentrationslager nur spärliche Informationen. Die riesigen Planierraupen, die das Lager niederreißen, und die großen Anhänger-Lastwagen, die den Restmüll abtransportieren, um damit Raum für die Errichtung der neuen Stadt zu schaffen, werden zum sinnfälligen Zeichen nachkriegsdeutscher Vergangenheitsentsorgung. Über “Durst,” so der Name des Lagers, heißt es: 76 Kurt Müller Durst is even mentioned in books on Brumholdstein but, with one or two exceptions, only as a point of reference. Durst, the former railroad juncture built in 1875, enlarged in 1915, and further enlarged in 1937 shortly after the Durst labor camp was constructed. The critical date for Durst remains 1956, when the giant bulldozers arrived to level the camp and huge trailer trucks came to haul away the gas ovens and other machinery [...]. (Abish 1982, 81) Daß sich diese Vergangenheit jedoch nicht so einfach entsorgen läßt, zeigt sich eines Tages, als auf Grund von Bauarbeiten an einer Abwasserleitung eine Straße einbricht und darunter ein Massengrab zum Vorschein kommt, dessen Skelette nicht mehr zu identifizieren sind. Der Fund löst in der Bevölkerung allerhand Spekulationen aus. Wahrscheinlich, so lautet eine erste Theorie, handelt es sich um ein Massengrab deutscher Soldaten, die von den Russen getötet wurden (Abish 1982, 138). Aber da die Russen nicht bis Brumholdstein gekommen seien, so die nächste, muß es sich bei den Tätern um amerikanische, oder vielleicht auch französische oder englische Soldaten gehandelt haben (138). Immerhin wird die Möglichkeit erwogen, daß es sich bei den Toten vielleicht nicht notwendigerweise um Deutsche handeln müsse (139). Als spätere Nachforschungen diese letztere Hypothese zu erhärten scheinen, wird auch die Möglichkeit erwogen, daß es sich bei den Ermordeten um Insassen des Konzentrationslagers, eventuell sogar um Juden handeln könnte. Aber an der – wenn auch immer unwahrscheinlicher erscheinenden – Möglichkeit, daß es eben vielleicht doch deutsche Leichen sind, die da ausgegraben wurden, will man weiterhin festhalten: On the other hand, can anyone really rule out the possibility, remote as it might appear, that these people were not inmates of the camp but Germans killed in air raids, or killed by Americans, or killed by the inmates after they had been released, or killed by fanatic Germans ... for in the final days of the war, anyone the least bit disinclined to participate in the final struggle, in that last futile battle, was strung up from the nearest tree, without much fanfare. Thousands upon thousands of Germans died, unidentified, on the road, in villages, in trains, in the woods. Hence, it could not be ruled out that the skeletons found in the mass grave were Germans. It was unlikely, improbable, but could not be ruled out. (Abish 1982, 192) Was in dieser Passage satirisch vorgeführt wird, ist der nationale Entlastungsmythos, demzufolge die Deutschen vor allem sich selbst als die Opfer der Geschichte des Zweiten Weltkrieges begreifen. An dieser wie an vielen anderen Redeversatzstücken dieser Art ist im übrigen signifikant, daß sie sich nicht eindeutig einem bestimmten Bewußtseinssubjekt zuordnen lassen. Aus dem Textkontext heraus ist wahrscheinlich, daß es sich hier um eine quasi zitathafte Wiedergabe der allgemeinen Volksmeinung handelt. Nicht ganz auszuschließen ist jedoch auch die Zuordnung auf die Schriftstellergestalt Ulrich Hargenau, die ja – wie erwähnt – als eine Art Bewußtseinszentrum des Romans fungiert. Im Lichte dieser Lesart betrachtet, würde hier auch die Schriftstellergestalt selbst zum Gegenstand der Satire. Wie die Passage nahelegen würde, kann der erkenntniskritische Habitus des Zweifelns und Fragens, der diese Figur ansonsten als einzige des Romans dazu befähigt, zumindest ansatzweise die Risse in der Oberfläche wahrzunehmen, auch der Erkenntnisverweigerung dienen. Auch die Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 77 Schriftstellergestalt erschiene damit als eine Figur, die in den allgemeinen nationalen Verdrängungsdiskurs letztlich ebenfalls komplizenhaft mit verstrickt ist. Diese Komplizenhaftigkeit wird im übrigen auch auf der Handlungsebene angedeutet, wenn auf seine Verbindungen mit der linksradikalen Terroristengruppe angespielt wird. Denn wie der Roman durch eine Reihe von thematisch signifikanten Motiven suggeriert, sind diese Terroristen, die die bestehende Ordnung unter anderem mit Hilfe versteckter Nazi-Waffen wegbomben wollen, im Grunde genommen nur “Hitler’s Children,” also die linksgestrickten Wiedergänger des Nazi-Faschismus.1 Und daß der zögerlich-unentschiedene Terroristensympathisant, der in dieser Hinsicht eine satirische Verkörperung des linksliberalen bürgerlichen Intellektuellen abgibt, auch als Schriftsteller bestimmte Aspekte der nationalen Erblast tief in sich trägt, wird etwa deutlich an bestimmten Textstellen, an denen er sich selbst wiederholt strenge Befehle erteilt wie “Answer. Answer immediately” (15) oder “Repeat. Repeat instantly” (27), die andeuten, wie sehr auch ihm noch seine autoritäre Schulerziehung gewissermaßen ‘in den Knochen steckt.’ Worum geht es also in Abishs Roman? How German Is It ist zunächst einmal ein postmoderner Geschichtsroman, ein typisches Exemplar einer Erzählgattung, für welche die kanadische Literaturwissenschaftlerin Linda Hutcheon den Begriff der ‘historiographischen Metafiktion’ geprägt hat (Hutcheon 1988, 10523; vgl. auch Engler und Müller, 1994). In dieser Eigenschaft thematisiert er in selbstreflexiver Weise eine Reihe von poetologischen und erkenntnistheoretischen Fragestellungen, die sich um das Problem der Repräsentierbarkeit von Geschichte drehen. Unterhalb dieser abstrakt-theoretischen Ebene handelt es sich bei diesem Werk jedoch unverkennbar um eine durchaus konkret auf die Nachkriegssituation bezogene Allegorie auf die Verdrängungsmechanismen der deutschen Wirtschaftswundergesellschaft.2 Und genau in diesem Sinne wurde es auch von Jane Kramer, der langjährigen Deutschland- und Europakorrespondentin ————— 1 2 Cf. Schöpp 1986, 451 und sein Hinweis auf Becker 1977, wo dies als historische These entwickelt wird. Schöpp umgeht in seiner ansonsten sehr verdienstvollen Analyse letztlich die Frage nach der spezifischen Positionalität eines deutschen Lesers, wenn er mit dem expliziten Anspruch einer “unvoreingenommenen Lektüre” (445) an den Roman herangeht. Er entschärft das Irritationspotential des Textes für den deutschen Leser, indem er vor allem den auf der übergeordneten abstrakt-theoretischen Ebene angesiedelten Aspekt der postmodern-metafiktionalen Dekonstruktionstechnik in den Vordergrund rückt. Diese methodische ‘Behutsamkeit’ ist auch charakteristisch für die Herangehensweise deutscher Kritiker an Thomas Pynchon, jenen vielleicht bedeutendsten postmodernen amerikanischen Gegenwartsautor, von dem z.B. Heinz Ickstadt sagt, er sei “fasziniert, wenn nicht gar besessen von Deutschland und seiner jüngeren Geschichte,” und mit diskretem Understatement hinzufügt: “Ein Bewunderer freilich ist er nicht” (Ickstadt 1981, 7). Das Nachkriegsdeutschland Pynchons erscheint in der Lektüre Ickstadts als “ein symbolischer Bezirk abendländischer Kultur und Herrschaft, deutsche Geschichte fungiert nur als Agens und Indikator eines allgemeineren Verfalls” (ebd., 7-8). Elisabeth Klein spricht in diesem Zusammenhang zutreffend von einem “Beruhigungseffekt,” der durch den “Rückzug auf die Ebene des ‘Metadiskurses’” eintrete: “Dieser Beruhigungseffekt scheint freilich vor allem dann besonders gefragt zu sein, wenn man sich aus der deutschen Perspektive mit Pynchons Romanen beschäftigt” (Klein 1994, 32). 78 Kurt Müller des angesehenen Intellektuellenmagazins The New Yorker als “the most remarkable description of postwar Germany” (Kramer 1984, 136) gewürdigt. Inwieweit Jane Kramer mit dieser Lesart die ästhetische Komplexität des Romans reduziert, sei hier dahingestellt. Auf jeden Fall läßt sich sagen, daß dieses Werk – mit welcher Absicht auch immer – in geradezu prototypischer Weise eine Art Generalverdacht literarisch in Szene setzt, wie er für amerikanische Gegenwartsdiskurse über Deutschland und die Deutschen generell charakteristisch ist. 2. Die Wahrnehmung Deutschlands und der Deutschen in amerikanischen Diskursen Wie durch eine Reihe von einschlägigen Studien mehrfach belegt, bilden die Nazizeit und der Holocaust eindeutig den “Schwerpunkt der amerikanischen Deutschen- und Deutschlandwahrnehmung” (Bredella et al. 1994, 7). In einer aus kultur-, medien- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive durchgeführten interdisziplinären Untersuchung über Deutschlandbilder im Fernsehen demonstrieren die Autoren Lothar Bredella, Wolfgang Gast und Siegfried Quandt nicht nur, mit welcher Konstanz über sämtliche Genres des Mediums, von der Sitcom, über den Werbespot, die Talkshow und die Nachrichtensendung, bis hin zum Spielfilm und zum historischen Dokumentarstück, immer wieder geläufige ethnische Stereotypen transportiert werden. Sie verdeutlichen auch, daß das von Nazizeit und Holocaust geprägte Deutschland-Bild auch durch politische Umbrüche wie beispielsweise die deutsche Wiedervereinigung “nicht wesentlich verändert wird” bzw. diese allenfalls den Anlaß bieten, “verstärkt die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der Nazizeit und der Bundesrepublik Deutschland” zu stellen (Bredella et al. 1994, 9). Die jüngere Vergangenheit Deutschlands bildet sozusagen die immer präsente Wahrnehmungsfolie für fast alles, was sich in der deutschen Gegenwart tut. Selbst ein vermeintlich so politikfernes Sportereignis wie der Wimbledon-Sieg Boris Beckers im Jahre 1985 kann so zum Anlaß einer Reflexion über den durch die Verlusterfahrungen des Zweiten Weltkrieges deformierten Nationalcharakter der Deutschen werden. So etwa in einer sozialpsychologischen Studie Judith Millers, die das ‘Phänomen Becker’ sowohl individual- als auch kollektivpsychologisch als Ausdruck eines kompensatorisch wirksamen übersteigerten Nationalismus erklärt: Just as the Germans have felt a deep-seated but long-repressed need to mourn their own country’s losses, they have felt an intense longing for heroes. [...] And when the objects of such reverence disappoint, the nation practically goes into mourning. One need only think back to Becker’s dejection after he failed to capture the world tennis championship in Wimbledon in 1986. (Miller 1990, 43, in Bredella 1994, 62) In diesem Sinne läßt sich das Deutschland der Gegenwart gewissermaßen als ein semiotischer Raum beschreiben, in dem aus amerikanischer Perspektive fast jedes beliebige Phänomen mit Bedeutungen überschrieben wird, die mit der Kriegs- und Vorkriegsvergangenheit zu tun haben. Dem entspricht einerseits ein Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 79 habitualisierter Gestus des ideologiekritischen Hinterfragens, der grundsätzlich von der ‘Doppelbödigkeit’ deutscher Gegenwartswirklichkeit überzeugt ist. Städtenamen wie Nürnberg, München oder Weimar beispielsweise stehen meist als Chiffren, mit denen sich doppelte Bedeutungen verbinden: Nürnberg als die Wirkungsstätte Albrecht Dürers, aber auch als Kultstätte der nationalsozialistischen Bewegung, als Stadt, mit deren Namen sich die Rassengesetze verbinden, und als Durchführungsstätte der Nürnberger Prozesse, München als die Stadt des Oktoberfestes und damit das Urbild der sprichwörtlichen ‘deutschen Gemütlichkeit,’ aber auch als Geburtsstätte des Nationalsozialismus, oder Weimar als der symbolische Ort deutscher Klassik und als die Stadt, die wenige Kilometer von Buchenwald entfernt ist. Die Beispielreihe ließe sich beliebig fortsetzen. Dem entspricht andererseits ein Bemühen, den im kulturellen Gedächtnis abgespeicherten Wahrnehmungsmustern amerikanischer Rezipienten zu entsprechen. Ein Beispiel ist die Berichterstattung über die mißglückte Versöhnungszeremonie zwischen Kohl und Ronald Reagan auf dem Bitburger Soldatenfriedhof im Jahre 1985. Dieses Ereignis, das seinerzeit u. a. wegen des Umstands, daß auf diesem Friedhof auch die Gebeine von Angehörigen der SS ruhten, eine der erregtesten innenpolitischen Debatten der Reagan-Regierung auslöste, wurde von Teilen der Presse mit Bildern unterlegt, in denen die Gräber einzelner SSSoldaten mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen geschmückt sind. Amerikanische Journalisten hatten diese Fähnchen aus dem Pressekonferenzzimmer mitgenommen und sie dorthin plaziert. Der deutsche Schauplatz wurde damit gewissermaßen überschrieben mit einer kulturellen Symbolik des Totengedenkens, wie es dem amerikanischen Lesepublikum von daheim vertraut war. Eine ähnliche Überschreibung findet sich im übrigen in Abishs How German Is It, als von der Erzählerstimme zunächst darüber spekuliert wird, ob es sich bei den in dem Massengrab entdeckten Leichen vielleicht um Juden handeln könnte, und ob diese dann nach Israel zu überführen wären. Gleich im darauffolgenden Satz heißt es dann: “After all, if Germans were to be found in a mass grave anywhere else, out of sheer patriotism this country would want to have them shipped to Germany and not leave them to be buried on foreign soil” (Abish 1982, 192-3). Auch hier wird eine spezifisch amerikanische, hier aber eher unübliche Praxis auf das Fremdbild Deutschland projiziert, wobei ich offen lassen möchte, inwieweit der Roman durch den Einbau eines solchen ‘Sachfehlers’ diesen Projektionsmechanismus offen legen will oder ihm selbst anheim fällt. Wie Bredella in seinem Aufsatz über “Funktionen der Nazizeit in amerikanischen Diskursen” (1994) deutlich gemacht hat, hat sich der für diese Diskurse charakteristische Generalverdacht insbesondere an drei Ereignissen festgemacht. Erstens an der bereits erwähnten Bitburg-Zeremonie, zweitens an dem von Ernst Nolte angeführten Historikerstreit und drittens an der Popularität der elfteiligen Fernsehserie Heimat, die allesamt auf breiter Front als Versuche gedeutet wurden, sich der ‘Last’ der deutschen Vergangenheit zu entledigen. Von einem solchen Generalverdacht bleibt selbst ein Jürgen Habermas, der prominenteste Kontrahent Noltes im Historikerstreit, nicht verschont, wenn ihm von einem 80 Kurt Müller Autor (Eric Santner) unterstellt wird, auch der vom traditionellen Nationbegriff abgelöste Verfassungspatriotismus stelle letztlich ebenfalls eine Verantwortungsdistanzierung von den negativen Seiten der deutschen Geschichte dar (cf. Bredella 1994, 118). Das Beispiel beleuchtet auf besonders prägnante Weise die kommunikative double-bind-Situation, in der sich auch die deutsche political-correctnessKultur gegenüber der amerikanischen Fremdperspektive befindet. Insgesamt legt das von Bredella und seinen Mitarbeitern gesichtete Material den Befund nahe, daß amerikanische Diskurse über Deutschland und die Deutschen, wie differenziert oder wie klischeehaft verkürzt sie im einzelnen sein mögen – im großen und ganzen einem relativ fest eingefahrenen Wahrnehmungsund Interpretationsmuster folgen. Zu diesem Muster gehört zum einen der ideologiekritische Gestus der Verdächtigung der Oberfläche, und zum anderen ein Selektionsraster, das die deutsche Gegenwart vorrangig nach Motiven durchsucht, die einen direkten oder indirekten Bezug zu Nationalsozialismus, Weltkrieg und Holocaust aufweisen und sich in einen solchen Bezug setzen lassen. 3. Der Deutschlanddiskurs des New Yorker: Ein Querschnittsbefund der Jahrgänge 1981 bis 2003 Diese allgemeine Tendenz läßt sich beispielhaft verdeutlichen an den Deutschland-Beiträgen des New Yorker, eines angesehenen amerikanischen Intellektuellenmagazins. Eine von mir durchgeführte Inhaltsrecherche der Jahrgänge 1981 bis 2003 – also eines Zeitraums von etwa einem Jahrzehnt Vor- und einem Jahrzehnt Nachwendezeit – hat ergeben, daß sich in diesem Zeitraum nur etwa 40 Artikel mit Deutschland befassen.3 In Anbetracht der Tatsache, daß es sich bei dieser Zeitschrift um ein wöchentlich erscheinendes Magazin handelt, ist dies ein Indikator dafür, daß das intellektuelle Interesse an Deutschland in den Vereinigten Staaten insgesamt relativ gering ist. Um so signifikanter ist, daß sich in der überwiegenden Mehrzahl (schätzungsweise mindestens 95 Prozent) dieser Artikel Bezüge zu Nationalsozialismus und Holocaust finden. Das Spektrum der Artikel umfaßt Situationsberichte über die deutsche Teilung, Geschichtsreportagen über die deutsch-amerikanischen Beziehungen von der Besatzungszeit bis zur Gegenwart, biographische Features über und autobiographische Berichte von Überlebenden der Naziherrschaft, den persönlichen Erfahrungsbericht eines deutschen Neonazi-Aussteigers, Kulturreports sowie allgemeine Stimmungsberichte und Features über signifikante Ereignisse wie die Demonstrationen gegen das amerikanische Raketen-Nachrüstungsprogramm (1982; 1983), die Stern-Affäre über die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher (1983), die Fernsehserie Heimat (1984), den Wiederaufbau und die Wiedereröffnung der Dresdener Semperoper (1986), die Autonomen-Krawalle in Kreuzberg (1988), den Prozeß der deutschen Wiedervereinigung (1990; 1991), die Stasidebatte (1992), den Maastricht-Vertrag und die europäischen Ängste vor einem zu starken ————— 3 Ich danke Isabel Müller für die Erschließung und Beschaffung des Materials. Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 81 Deutschland (1992), die Gewaltexzesse der Neonazis (1993), das Kanzlerduell zwischen Kohl und Schröder (1998), die Rekonstruktion des Reichstagsgebäudes und die architektonische Gestaltungspolitik des wiedervereinigten Berlin (1999), die Kontroverse über das Berliner Holocaust-Mahnmal (1995) oder die spezifisch deutschen Probleme bei der Terrorbekämpfung nach dem 11. September 2001 (2002). Was die Quantität der deutschlandbezogenen Beiträge anbelangt, so läßt sich im Gefolge der deutschen Vereinigung kein sehr markant gesteigertes Interesse erkennen. Allenfalls läßt sich inhaltlich eine leicht verstärkte Fokussierung auf das Thema Nationalsozialismus konstatieren. Insgesamt fällt vielmehr die in Anbetracht der radikalen historischen Veränderungen höchst erstaunliche Konstanz der deutschlandbezogenen Topoi und Leitmotive ins Auge. Bei allem Wandel der konkreten Inhalte und Themen bleiben die zwölf Jahre Naziherrschaft und ihre Folgen als jederzeit abrufbarer Resonanzboden gegenwärtig. Es ist dabei jedoch zu betonen, daß in keinem dieser Artikel vordergründiges “German bashing” betrieben wird. Es handelt sich vielmehr durchweg um intellektuell anspruchsvolle, differenziert argumentierende Beiträge von ausgewiesenen Deutschland- und Europakennern. Hier zeigt sich im übrigen die von Bredella angesprochene Faszinationswirkung des Nationalsozialismus und seiner Embleme und Symbole, nicht zuletzt eben gerade auch auf Beobachter, die diesem Phänomen durch und durch kritisch gegenüberstehen. Das entsetzte Erstaunen darüber, daß eine Nation wie Deutschland gleichermaßen zu höchsten Kulturleistungen wie zu Formen abgrundtiefer Barbarei fähig war, erzeugt z. B. eine ambivalente Mischung von Bewunderung und Abscheu bzw. Mißtrauen. Diese Haltung findet ihren toposartigen Ausdruck fast regelmäßig bei der Erörterung deutscher Musik; so etwa, wenn der Musikkritiker Alex Ross seinen mit dem doppeldeutigen Titel “Ghost Sonata” überschriebenen Bericht über die deutsche Musikszene von 2003 mit folgenden Sätzen beginnt: Dr. Mengele, we are told, sometimes relaxed to the strains of “Tristan und Isolde” after performing his experiments. The Berlin Staatskapelle played Siegfried’s Funeral Music at the state funeral of S.S. Obergruppenführer Reinhard Heydrich, whose middle name was Tristan. Adolf Hitler, intending to make Wagner’s operas the liturgy of a new religion, saluted the 1933 Nuremberg Party Congress with a quotation from “Die Meistersinger”: “Wach’ auf!” For a time, Hitler’s speeches on cultural matters were preceeded by excerpts from the symphonies of Anton Bruckner. (Ross 2003, 64) 4. Deutsche Gegenwart im ‘ethnologischen Blick’ der Europa-Korrespondentin Jane Kramer Der Zusammenhang zwischen deutscher Musik und der deutschen Verstrickung in den Nationalsozialismus ist auch ein Leitmotiv in zahlreichen “feature articles” der bereits erwähnten Jane Kramer, auf deren Beiträge ich mich im folgenden konzentrieren werde. Jane Kramer, eine mit vielen Preisen ausgezeichnete Autorin von inzwischen neun Büchern, ist seit etwa drei Jahrzehnten EuropaKorrespondentin des New Yorker und beliefert die Zeitschrift regelmäßig mit Reportagen, die meist unter dem Kolumnentitel “Letter from Europe,” gelegent- 82 Kurt Müller lich auch unter Titeln wie “Letter from West Germany,” “Letter from Germany” oder “Letter from Berlin” erscheinen.4 Bei Jane Kramer, die auch längere Zeit in Berlin lebte, verbinden sich der kritisch-distanzierte ‘ethnologische’ Blick und die intime Kenntnis der europäischen und insbesondere der deutschen Szene auf durchaus einzigartige Weise. Unbeschadet des brillanten intellektuellen und erzählerischen Niveaus ihrer Essays bewegen diese sich jedoch ebenfalls im wesentlichen in den gleichen Wahrnehmungs-, Interpretations- und Selektionsrastern, wie sie für amerikanische Deutschland-Diskurse generell charakteristisch sind. Ein Bericht über die europäische Kulturszene des Jahres 1983 erinnert bei der Erwähnung Herbert von Karajans und des Salzburg-Musikfestivals sofort an dessen Naziverstrickung und verbindet dies mit Beobachtungen über die opportunistische Verdrängungshaltung, die sie hinter dem Karajan-Kult zu erkennen glaubt: No one talks about Karajan and the war anymore. There are musicians who despise him because of the compromises they say he made with the Third Reich, and those musicians stay away from Salzburg. The ones who come get on with their work and, when they do talk about Karajan, talk about his genius and not his past. (Kramer 1983a, 131) Ihre rhetorische Überzeugungskraft gewinnt die Darstellung dabei nicht zuletzt durch den unterkühlt sachlichen Stil und den an Hemingway erinnernden Einsatz suggestiver Details. Der Hinweis, daß Karajan sich gegenüber den von ihm eingeladenen anderen Dirigenten als ein “imperious host” (ebd., 131) aufführt, bedient z.B. auf subtile Weise das verbreitete Stereotyp des arroganten deutschen Genies.5 Die Bewunderung der Autorin für Karajans künstlerische Größe wird überdies ironisch gebrochen durch die Beobachtung, daß Karajan, wenn er sich am Schluß vor dem Publikum verbeugt, doch sehr klein wirkt: “It is only when he takes a bow or a curtain call that one notices how small he is [...]” (ebd., 131). Und die Bemerkung, daß Karajan gerade eine Rückenoperation hinter sich hat und mit einer Nackenstütze auftritt, die ihn besonders gerade aussehen läßt (“The brace makes him even straighter than he was before,” ebd., 132), gewinnt im Zusammenhang mit den Hinweisen auf seine Naziverstrickungen eine ironische Doppeldeutigkeit. Jane Kramer, eine Kennerin und Liebhaberin deutscher Musik, teilt mit anderen amerikanischen Beobachtern jene ambivalente Mischung von Bewunderung und Mißtrauen insbesondere im Hinblick auf den Kult um die Gestalt Richard Wagners und dessen Konzept des “Gesamtkunstwerks.” Name und Begriff dieses Komponisten tauchen in Kramers Deutschland-Essays immer wieder leitmotivartig in verschiedenen Beiträgen und den unterschiedlichsten Kontexten auf ————— 4 5 Einige davon sind auch in Buchform, z. T. in deutscher Übersetzung, zusammengefaßt. Hierzu gehören die Essaysammlungen Europeans (1988; dt. Sonderbare Europäer, 1993), Unter Deutschen (1996), dessen erstes Kapitel 1993 unter dem Titel Eine Amerikanerin in Berlin (1993) erschienen war, sowie The Politics of Memory: Looking for Germany in the New Germany (1996) und Unter Deutschen (1996). Daß es sich bei Karajan um einen Österreicher handelt, ist für den Mechanismus der Stereotypisierung unwesentlich. Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 83 und stehen bei ihr offenbar als zentrale Chiffre für einen nationalistischen Irrationalismus spezifisch deutscher Prägung, als Ausdruck eines mystizistischen, nationalromantisch inspirierten Auserwähltheitsbewußtseins, in dem sie auch die Gemütslage der Nachkriegsdeutschen immer noch befangen sieht. Wagner-Aufführungen, so Kramer in einem Beitrag über die Wahlkampfauseinandersetzung zwischen Kohl und Schröder im Jahre 1998, seien für sie eine Art ‘Fieberthermometer’ der deutschen Befindlichkeit: “[...] in my experience the staging of Richard Wagner in Germany is often a more accurate bellwether of that country’s famous Zeitgeist than the pronouncements of any pollster or pundit or, indeed, of any politician looking to get himself elected” (Kramer 1998, 58). In diesem Sinne heißt es in dem Artikel u.a.: I’ve seen a lot of Wagner in Germany. A post-nuclear “Parsifal.” A spaceship “Siegfried.” Productions caught in the old, arrogant (if entirely Wagnerian) implication that it was the gods, not the Germans, who chose Germany as the high ground where Good and Evil pitched their tents and did battle – that Germans were created to be exceptional. (ebd., 58) Die Ausführungen über Wagner dienen zwar im vorliegenden Kontext ausnahmsweise einmal als Vorrede zu einem positiven Urteil über die Deutschen, denn die Autorin, die auf dem Weg zu einem Interview mit Schröder in München Station macht, glaubt nach dem Erlebnis einer komisch-selbstparodistischen Tristan-Aufführung in der Bayerischen Staatsoper eine positive Veränderung des Zeitgeistes, eine Abkehr “from the dire specificity of a German disease” (ebd., 58) feststellen zu können. Die Deutschen, so schreibt sie, würden allmählich lernen, über sich selbst lachen zu können und das Leben amüsant zu finden “and that” – so fügt sie hinzu – “amounts to breaking news” (ebd., 58). Bezeichnend für die Vorurteilsstrukturen und diskursiven Muster, in denen sich der Essay bewegt, ist jedoch die Tatsache, daß stereotype Vorstellungen über deutsche Überheblichkeit und Humorlosigkeit selbst dort die Folie bilden, wo sie vermeintlich korrigiert werden. Wie in der eben zitierten Rede von der “German disease,” so fungiert das Bild der Krankheit in der Essayistik Jane Kramers insgesamt als eine zentrale Leitmetapher bei der Zustandsbeschreibung des gegenwärtigen Deutschland. Diese Zustandsbeschreibung wiederum gruppiert sich um zwei Leitthemen. Kramer konstatiert zum einen eine neurotisch-obsessive Beschäftigung der Deutschen mit der Frage nach dem ‘deutschen Wesen,’ und zum anderen einen problematischen Umgang mit der deutschen Vergangenheit. Hier wiederum kritisiert sie einerseits immer wieder den deutschen Hang zur Verdrängung der eigenen Vergangenheit, andererseits aber auch die ‘politisch korrekten’ Formen etwa der offiziellen deutschen Holocaust-Erinnerungskultur. Sie operiert dabei mit dem bereits angesprochenen Gestus der radikalen Verdächtigung der Oberfläche und gelangt auf diese Weise zu Bewertungen, in denen die Unterschiede zwischen sogenannten ‘linken’ und sogenannten ‘rechten’ Positionen relativiert und auf den gemeinsamen Nenner spezifisch deutscher Neurosen und Obsessionen gebracht werden. 84 Kurt Müller Die eben genannten Leitthemen und die damit verbundene Verdachtshermeneutik finden ihren Niederschlag auf exemplarische Weise in dem 1984 veröffentlichten “Letter from Europe” anläßlich der bereits erwähnten Fernsehserie Heimat. In diesem Essay nimmt die Autorin den Titel der Serie zum Anlaß einer kritischen Reflexion über weitere ‘typisch deutsche’ Begriffe wie “Innerlichkeit” und “Weltschmerz” und konstruiert dabei eine geistesgeschichtliche Kontinuität, die von Johann Gottfried Herders romantischem Konzept der “Volksseele,” über die Wandervogelbewegung und die Hitlerjugend bis hin in den Geist der aktuellen Fernsehserie reicht: Heimat today is a code for German fundamentalism; it takes the landscape for its text, a catalogue of simple, selfish, “rural” values for its theme, and “being German again” for its intention. (Kramer 1984, 122) Diese Reflexionskette gipfelt schließlich in einer bemerkenswerten Pauschalisierung, in der auch die Krankheitsmetapher wieder ihren Ort hat: [...] one can assume that Germany has never really recovered from Romanticism. The myth of “Germany” and the language of home and landscape mean something to every German, regardless of what he thinks about chancelleries or where the capital belongs. (ebd., 124) In diesen romantischen ‘deutschen Fundamentalismus’ sieht Kramer in der Tat alle politischen Richtungen verstrickt, und zwar nicht nur die Konservativen von CDU und CSU, die sie als ‘deutsche Rechte’ bezeichnet (ebd., 127), sondern auch “liberal Germans in big cities like Frankfurt and Hamburg” (ebd., 122) und nicht zuletzt die Grünen. Ihnen attestiert Kramer eine zivilisationsfeindliche, antimodernistische Naturromantik, die sie ganz in der ideologischen Nähe und historischen Kontinuität des rechten Heimatgedankens verortet. Aufschlußreich ist auch die folgende Charakterisierung der Grünen: “They have a bludgeoning kind of sanity and they are often intolerant” (ebd., 128). Der Vorwurf der Intoleranz schließt an ein im angelsächsischen Bereich (und wohl nicht nur dort) weit verbreitetes Stereotyp vom rechthaberischen, oberlehrerhaften Wesen der Deutschen an. Interessanter noch ist jedoch die paradoxe Wendung “They have a bludgeoning kind of sanity” (ebd., 128), die im Deutschen nur sehr schwierig zu übersetzen ist. Der Begriff “sanity” bezeichnet in seiner Grundbedeutung den Zustand “geistiger Gesundheit” und läßt sich im weiteren mit Begriffen wie ‘gesunder Verstand’ und ‘Vernunft’ übersetzen. Durch das qualifizierende Adjektiv “bludgeoning” erhält diese Eigenschaft des ‘geistig Gesunden’ bzw. des ‘Vernünftigen’ jedoch eine ausgesprochen bedrohliche Qualität. Das Wort “bludgeoning” ist abgeleitet von “bludgeon” (dt. “Knüppel,” “Keule”) und bedeutet wörtlich “niederknüppeln.” Die Rede ist also hier von jener Art des Vernunftgebrauchs, die den Gegner niederknüppeln will, womit zum einen an ein verbreitetes Stereotyp vom deutschen Intellektuellen erinnert wird, und dieser politischen Bewegung zum anderen indirekt auch ein tendenziell totalitärer Grundzug unterstellt wird. Eine spezifische Variante dieses romantischen Fundamentalismus der Deutschen sieht Kramer im übrigen auch in dem Phänomen des RAF-Terrorismus, Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 85 wobei sie offenbar in der Tendenz zu einem totalitären Idealismus eine Kontinuitätslinie zu anderen Phänomenen der deutschen Gegenwart und Vergangenheit sieht. In der übersteigert moralistischen Schuldrhetorik etwa einer Ulrike Meinhof über “a Germany obliged to light a cleansing moral fire and burn for its crimes, and restore itself by repudiation and penitence” (ebd., 122) vermag sie denn auch letztlich nur eine Flucht aus der Geschichte zu erkennen, und es ist diese Fluchthaltung, die das linksterroristische RAF-Phänomen in ihren Augen mit dem politischen mainstream und dem rechten Spektrum verbindet: In a way, it was an escape from that exhausting, impossible enterprise called the German past – not so much an evasion as a surrender, a collapse into simplicities that are not very different from the simplicities of the right in America now. (ebd., 122) Die hier erörterten Wahrnehmungs- und Interpretationsraster lassen sich ziemlich durchgängig auch in der übrigen Deutschland-Essayistik Jane Kramers aufwiesen. Das Mißtrauen, daß die Deutschen – und zwar gleich welcher Couleur – letztlich nicht bereit sind, sich ihrer geschichtlichen Verantwortung in vollem Umfang zu stellen, bildet dabei eine Art Grundmotiv. Dieses Motiv findet seinen Ausdruck z.B. in zwei Berichten über die grünalternativ inspirierte westdeutsche Friedensbewegung der frühen achtziger Jahre, hinter deren missionarischem Idealismus sie einen Versuch sieht, sich von der Last der Geschichte zu befreien: “It is a way of being free of history [...]” (Kramer 1983b, 107; siehe ebenfalls Kramer 1982, 164). Die Politik der Grünen erscheint in diesem Wahrnehmungsraster quasi als die Sublimationsform eines durch nationalistische Blut-und-Boden-Mythologie grundierten Denkens. Das genannte Motiv findet seinen Ausdruck ebenfalls in einer Reihe von Berlin-Artikeln, in denen die deutsche Hauptstadt in der einen oder anderen Weise als Symbol deutscher Geschichtsentsorgung steht: sei es in der simplen Form des Vergessens, Verdrängens und Verschweigens (siehe Kramer 1981, 1988 und 1991)6 oder auch in der entgegengesetzten Form einer elaborierten, ‘politisch korrekten’ Erinnerungskultur, wie sie etwa in der regierungsamtlichen Architekturpolitik des wiedervereinigten Berlin (Kramer 1999) und nicht zuletzt im Projekt des Holocaust-Mahnmal ihren Ausdruck findet. In ihrem “Letter from Germany” vom 14. August 1995 findet sich unter dem Titel “The Politics of Memory” eine kursiv gedruckte Schlagzeile, in der sich die Tendenz des gesamten Artikels niederschlägt. Diese Schlagzeile lautet: “The new trend in Germany’s struggle to ‘manage’ its past is to see itself as Nazism’s victim” (Kramer 1995, 48). Nicht von ungefähr wird dabei der deutsche Begriff des ‘Bewältigens’ durch die englische Übersetzung “manage” mit einer Nebenbedeutung überschrieben, die im weiteren Verlauf des Essay mit dem Schlagwort vom “Shoah business” explizit ange- ————— 6 Ein in seiner kritischen Scharfsinnigkeit beeindruckendes und zugleich beklemmendes Porträt der Kreuzberger Anarcho-Szene gelingt Kramer in ihrem Beitrag vom 28. November 1988, in dem sie die terroristischen Methoden schildert, mit denen die Autonomen ihnen unliebsame Bewohner verjagen. Die künstlerische Suggestionskraft dieses Essays besteht darin, daß Kramer hier indirekt die Strukturen faschistischer Terrorherrschaft offenlegt, ohne diesen Begriff explizit auf das Phänomen zu beziehen. 86 Kurt Müller sprochen wird. Dem gleichen semantischen Verdacht verfällt die Rede von der “Befreiung” der Deutschen. Das ursprünglich von Richard von Weizsäcker, anläßlich seiner Rede zum 50. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges, in einem ganz anderen Sinne gemeinte Wort sei längst umgedeutet worden zu einer Mythologie des “Victim Germany” – eines Deutschland, das mehr Opfer- als Täternation sei: It is the Germany that Hitler “seized” in 1933 and “occupied” for twelve dark years; the Germany that was “liberated” in 1945, as if it were Holland, or a concentration camp. (ebd., 48) 5. Schlußbemerkung Die hier vorgenommene Analyse der Deutschland-Essayistik Jane Kramers tut ihrem Gegenstand insofern unrecht, als sie sich darauf beschränkt hat, in einem schematisierenden Reduktionsverfahren einige der grundlegenden Wahrnehmungs-, Interpretations- und Selektionsraster und diskursiven Leitthemen dieser Essayistik aufzuzeigen. Dabei ist notwendigerweise ein vereinseitigendes Bild entstanden, das der im Detail ungemein kenntnisreichen und scharfsinnigen, von einem skeptischen Rationalismus getragenen Darstellungsweise der Autorin nicht voll gerecht wird. Eine gründlichere Behandlung hätten auch die subtile Suggestions- und Anspielungstechnik und der ironisch-polemische Stil verdient, der die Lektüre der Essays immer wieder zu einem ästhetischen Vergnügen macht. Nicht berücksichtigt wurde bei der Analyse auch das Phänomen des wechselseitigen Rückkopplungseffekts zwischen ausländischen und ‘innerdeutschen’ Deutschland-Diskursen. Jane Kramer bedient sich in ihren Essays beispielsweise immer wieder ‘kritischer’ deutscher Stimmen als Gewährsinstanzen für das von ihr entworfene Deutschlandbild. Umgekehrt wird ihr Bild von Deutschland und den Deutschen bei den nicht wenigen in unserem Lande Zustimmung finden, deren Verhältnis zur nationalen Gegenwart und Geschichte von einer ähnlich radikalen Hermeneutik des Verdachts geprägt ist. Aber auch für den, der diese radikale Verdachtshermeneutik nicht teilt, ist der fremde Blick auf das eigene Land hilfreich, um bestimmte Blindstellen in der eigenen nationalen Selbstwahrnehmung als solche zu erkennen. Diese Hermeneutik eröffnet beispielsweise bedenkenswerte Perspektiven auf die Verklemmungen und Paradoxien der deutschen Erinnerungspolitik, nicht zuletzt auch auf die Ausblendungsmechanismen der deutschen political correctness-Kultur und die performativen Selbstwidersprüche ihrer selbsternannten Tugendwächter und Tugendwächterinnen. Nachdem dies gesagt ist, bleibt freilich auch festzuhalten, daß die Deutschland-Essays Jane Kramers letztlich ebenfalls die grundlegenden Muster amerikanischer Deutschland-Diskurse bedient, wie sie von Bredella und anderen beschrieben worden sind. In der Summe entsteht dabei letztlich doch ein irritierend geschlossenes Deutschlandbild; ein Bild überdies, das seine Homogenität nicht zuletzt auch dadurch gewinnt, daß es sich lang etablierter nationaler Stereotypen bedient. Nicht verschwiegen sei auch, daß ich als deutscher Leser mit Neuere amerikanische Essayistik zu Deutschland und den Deutschen 87 der von Kramer praktizierten Verdachtshermeneutik meine Probleme habe. Dies gilt zum einen grundsätzlich, insofern diese Methode immer schon auf die Bestätigung bereits etablierter Vorurteilsstrukturen ausgerichtet ist. Zum anderen erscheint mir problematisch, daß hier das Objekt der Betrachtung letztlich in einer double-bind-Situation fixiert wird, in der es so oder so zum Gegenstand des Verdachts oder der Kritik wird. Kommunikationstheoretiker und Sozialpsychologen wie Paul Watzlawick (1974) oder Ronald D. Laing (1971) haben in ihren Studien die pathologisierenden Wirkungen auf Individuen nachgewiesen, die dauerhaft double-bind-Situationen ausgesetzt sind. Es ginge wohl zu weit, ein solches Modell so ohne weiteres auf die interkulturellen Kommunikationsbeziehungen zwischen sozialen und nationalen Gruppen zu übertragen. Es scheint mir jedoch kein Zweifel zu bestehen, daß die hier vorgestellten Formationen amerikanischer Deutschland-Diskurse das ohnehin schon in so unendlich viele Ambiguitäten und Paradoxien verstrickte Geschäft der Selbstverständigung der Deutschen über sich selbst und ihre Geschichte nicht gerade leichter macht. Literaturverzeichnis: Abish, Walter (1982 [1980]). How German Is It: Wie deutsch ist es. London: Faber. Becker, Jillian (1977). Hitler’s Children: The Story of the Baader-Meinhof Terrorist Gang. London: Michael Joseph. Berger, Peter und Thomas Luckmann (1964). “Social Mobility and Personal Identity.” European Journal of Sociology 5.2, 331-44. Bredella, Lothar (1994). “Funktionen der Nazizeit in amerikanischen Diskursen.” Lothar Bredella, Wolfgang Gast und Siegfried Quandt. Deutschlandbilder im amerikanischen Fernsehen: Inhalte – Formen – Funktionen. Tübingen: Narr, 57-252. Bredella, Lothar, Wolfgang Gast und Siegfried Quandt (1994). “Einleitung.” Lothar Bredella, Wolfgang Gast und Siegfried Quandt. Deutschlandbilder im amerikanischen Fernsehen: Inhalte – Formen – Funktionen. Tübingen: Narr, 7-9. Engler, Bernd und Kurt Müller, eds. (1994). Historiographic Metafiction in Modern American and Canadian Literature. Paderborn: Schöningh. Hutcheon, Linda (1988). A Poetics of Postmodernism: History, Theory, Fiction. New York: Routledge. Ickstadt, Heinz (1981). “Einleitung.” Heinz Ickstadt, ed. Ordnung und Entropie: Zum Romanwerk von Thomas Pynchon. Reinbek: Rowohlt, 7-15. Klein, Elisabeth (1994). Pynchons Deutschland: Zum Problem der Fiktionalisierung von Geschichte. Weimar: VDG. 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Schöpp, Joseph (1986). “Das Bilderbuch-Deutschland des Walter Abish: Oder vom Beunruhigungswert literarischer Stereotypen.” Amerikastudien/American Studies 31, 441-52. Watzlawick, Paul, Janet H. Beavin und Don D. Jackson (1974). Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. 4th ed. Bern: Hueber. Buchbesprechungen Julia M. Walker. The Elizabeth Icon 1603 – 2003. Houndsmills: Palgrave Macmillan, 2003. xii, 232 pp. Hb. £ 25.00. ISBN 1-4039-1199-1. Susan Doran and Thomas S. Freeman, eds. The Myth of Elizabeth. Houndsmills: Palgrave Macmillan, 2003. ix, 269 pp. Hb. £ 52.50. ISBN 1-333-9383-5. Pb. £ 16.99. ISBN 1333-93084-3. The quatercentenary of the death of Queen Elizabeth I has produced a fair number of remarkable publications, exhibitions, conferences, monographs and essay collections. After the wonderfully informed as well as witty book England’s Elizabeth: An Afterlife in Fame and Fantasy by Michael Dobson and Nicola J. Watson (Oxford, 2002), Julia Walker’s The Elizabeth Icon 1603 - 2003 could at first appear to be a weak encore, yet her approach is sufficiently different to make it an interesting sequel. The difference, apart from similar but for the most part not identical materials used, seems to me largely one of perspective and tone: Dobson and Watson’s detached (one is tempted to say British) irony, more antiThatcher than anti-Royalty, is clearly other than Walker’s often chatty humour, her mildly feminist view of British history and a distinctly low regard for the present occupant of the throne of “Good Queen Bess, England’s Eliza, Elizabeth of blessed memory: Elizabeth” (2). Walker is primarily interested in the profound change which Elizabeth’s long reign effected in the minds of her subjects, regarding the image of monarchy: In the course of the four centuries after her death, “Elizabeth has become an icon for her nation” (3). The first, very substantial chapter reviews what the author considers to be James’s deliberate marginalising of his celebrated predecessor, by emphasising his descent from Henry VII and by placing Elizabeth’s tomb close enough to the newly erected (and much more costly) monument for his mother. In contrast to these ‘official’ effigies in Westminster Abbey, the citizens of London remembered Queen Bess in different, less Stuartbiased terms, as can be seen from many of the documented epitaphs in London parish churches, carefully researched by Walker. Elizabeth, or the idea of her reign, was evidently still a very important presence during the disputes and conflicts between King and commons on the long-drawnout issue of the Spanish alliance. Whereas the commons reminded King and public of the Queen’s role as defender of protestantism and her triumph over the Armada, James quoted Elizabeth’s insistence on her prerogative against the interference of parliament. Walker discusses at length the part she believes Elizabeth plays in John Donne’s famous sermon, commissioned by the King and choosing Deborah’s song of praise (Judges V) for his subject: “Another example of the subtle use of the icon of Elizabeth to make a political point” (59). More than once, Walker herself makes less subtle use of her subject to make a personal point, as in her unnecessary aside about “war, that time-worn remedy for domestic problems passed down the centuries from Pericles to Thatcher and George W. Bush” (54). 90 Buchbesprechungen Her main interest in the first, wellresearched chapters is focused on the political uses made of the icon of Elizabeth as she sees it. In great detail she examines Milton’s comparatively sparse references to Elizabeth, mainly in Eikonoklastes and the Commonplace Book. She argues plausibly that, though “misogynist,” “what Milton didn’t say about Elizabeth I is that she couldn’t rule England because she was a woman” and that he “left Elizabeth’s public memory unshattered” (84). This is a period in which Walker is evidently at home. After the Restoration and the Glorious Revolution the older icons of Elizabeth receded into the distance of an imaginary past, and a new set of political issues arose for the subjects of the Hannoverians, such as a new definition of Englishness, for which the “memory” of the golden age of Good Queen Bess became a handy cliché. When it comes to the Victorian era, Walker’s account sometimes declines into a collection of anecdotal items and small talk. The style, too, tends to border on personal gossip rather than sustained argument. After a while and after witticisms like Queen Victoria “came equipped with a hyper-functional womb” (124), it becomes a little tiresome to be repeatedly reminded of the author’s predictable political views including a naïve grudge against the present Majesty charging for the use of some documents. It is entertaining, though, to be told about the author’s collection of biscuit tins with images of Elizabeth, the debasing of the royal icon down to the vulgar “celebriduck” or the caricature versions of the Queen in Hollywood films. One closes the book with the impression that one has learnt a number of interesting new facts, followed some intriguing arguments and been mildly entertained, but perhaps not been quite adequately served on any of these heads. The collection edited by Susan Doran and Thomas S. Freeman is a rather more substantial contribution to an analysis of the “Myth of Elizabeth.” Like Walker’s “Elizabeth Icon,” the “Myth of Elizabeth” is as old as the time of her reign, but comparatively new as a subject of scholarly investigation. According to the editors, this has to do with the new technologies of mass communication in the 1930s, and they convincingly argue that “[o]ne of the major reasons for the enduring success of the myth of Elizabeth was that it drew on, and combined, images of her from both elite and popular culture” (9). For them, “the myth of Elizabeth is as interesting as the historical queen,” since it tells us much “about the individuals and societies who helped create it and believed in it” (19). This is borne out by the range as well as by the variety of the contributions. All of them, except the last, are concerned with the rise and development of the myth during the Queen’s reign and the first century after her death. In the first section, “Trojan Horses: Contemporary Criticisms of Elizabeth,” two essays discuss alleged subversive streaks in some ostensibly unqualified praise of her. Thomas S. Freeman has a persuasive account of Foxe’s Book of Martyrs as a subtle indictment of the Queen’s religious leniency, while Andrew Hadfield argues that Spenser’s shifting portraits of Elizabeth, as Gloriana, Cynthia, Diana also imply a clear warning against the threats of Mutability to the permanence of the Queen’s glorious achievement. Both essays raise controversial issues and offer substantial documentation which should provoke some scholarly argument. The second part, “Jacobean Perspectives: Politic Princess or Protestant Heroine,” contains four valuable essays on particular aspects of the myth emerging in the wake of Elizabeth’s demise and the politics of her successor. It is fascinating Buchbesprechungen to observe how popular taste, political interest and religious prejudice combine to create images of Elizabeth to serve particular agendas, often without regard to historical fact. Patrick Collinson gives an intriguing analysis of William Camden’s Annales, a work of evidently mixed authorship, with plainly conflicting perspectives on one of the most famous episodes of Elizabeth’s reign: her treatment of Mary Stuart, the mother of the present monarch and jealous guardian of her memory. Another Jacobean historian is the subject of Lisa Richardson’s essay “Elizabeth in Arcadia: Fulke Greville and John Hayward’s Construction of Elizabeth 1610-12.” Both authors associate Elizabeth with Sidney’s good rulers, especially Hayward, who wrote his “arcadian” History for the benefit of Prince Henry, presenting Elizabeth as a just and pragmatic politician who defended her state successfully against the Church of Rome, the French King and his allies in Scotland. It is doubtful, however, whether Hayward’s portrait of Elizabeth, which was abandoned after the Prince’s death and “may never have circulated even in manuscript” (113), could have been more than an incidental factor in the creation of the myth of Elizabeth. Thomas Heywood’s two-part play If You Know Not Me You Know Nobody (1604–05) is quite a different matter, as Teresa Gant shows in her valuable contribution, with a subtle and mostly convincing account of the play’s amazing fortunes on page and stage well into the Restoration period, and the dissemination of popular images of Elizabeth as protestant martyr, victim of Roman persecution, miracle of learning and glorious military leader in arms. As Gant argues, Heywood “made his staging of Elizabeth almost as popular as she was herself: to have produced the most frequently printed play of the seventeenth century is not a feat to be underestimated in the face of competition from some of 91 the greatest playwrights the world has ever known” (137). More varied are the textual and pictorial witnesses gathered in Alexandra Walsham’s essay “‘A Very Deborah?’ The Myth of Elizabeth I as a Providential Monarch,” tracing the changing shades of her spiritual image throughout the religious confrontations of the seventeenth century. The third part of the collection, “Elizabeth Engendered: Presentation and Practice,” has four interesting essays on myths and anti-myths about Elizabeth. Susan Doran’s “Virginity, Divinity and Power: The Portraits of Elizabeth I” is a particularly substantial and rewarding piece of research. Her careful examination of many portraits and illustrations leads her to doubt the existence of a “cult” of Elizabeth or any tradition of putting her in the place of the Virgin. Most of the attributes associated with her in painting or other images are, in fact, traditional and do not support the idea of a particular iconography focussing on her virginal state. Another myth created by “legendmongers” (210) is convincingly refuted by Brett Usher in his essay “Queen Elizabeth and Mrs Bishop.” Here cogent evidence is produced that Elizabeth did not, as has often been claimed, in principle object to her bishops marrying or remarrying. An influencial, but highly unreliable source of this persistent tradition is evidently John Harington, held resonsible by the author for some unsupported gossip. Confirmation comes from the penultimate contribution, Jason Scott-Warren’s expert discussion of “Harington’s Gossip.” His colourful portrait of this ambitious but in the end unsuccessful courtier exposes him as a prime specimen of the desperate and unscrupulously competitive male race for advancement and patronage within the Elizabethan solar system. Since his ambition was evidently more pronounced than his loyalty to the queen he 92 Buchbesprechungen has left us “a much richer series of versions of Elizabeth than any promulgated by the official mythmakers of her reign” (237–8). The last essay, by Thomas Betteridge, “A Queen for All Seasons: Elizabeth I on Film,” deals with a fashionable theme, covered more or less seriously by Dobson / Watson and Walker and in a slightly more systematic way here. Cinematic representations of Elizabeth “reflect, no doubt in a partial and distorting fashion, historical truths about her reign and the myths that surround it” (258). The remarkable fact is, as Betteridge rightly points out, that the myths reproduce many of the clichés employed by Elizabeth’s apologists and critics in her own time – and persuasively documented in this rewarding volume. Dieter Mehl (Bonn) Percy Bysshe Shelley. The Complete Poetry of Percy Bysshe Shelley, Volume One, eds. Donald H. Reiman and Neil Freistat. Baltimore and London: Johns Hopkins UP, 2000. xlviii, 492pp. £ 58.00 ISBN 0-80186119-5. Percy Bysshe Shelley. The Poems of Shelley, Volume Two 1817-1819, eds. Kelvin Everest and Geoffrey Matthews. Harlow, London, New York etc.: Longman, 2000. xxiii, 879pp. £ 95.00. ISBN 0-582-03082 X. The editorial history of P.B. Shelley’s poetical works is a notoriously long and illfated one. Mary Shelley laid the foundations in the first half of the nineteenth century and every scholar must still be grateful to her for what she achieved in editing Shelley’s Poetical Works in 1839. But she worked under restricting circumstances, first under the prohibitive pressure of her father-in-law, then under perhaps no less confining ideas about how to best present her late husband to a broader Victorian reading public. The second half of the nineteenth century saw two rivalling editions, William Michael Rossetti’s two-volume Poetical Works (1870) and H. Buxton Forman’s four-volume Library Edition of the Poetical Works (1876-77). Forman’s was an exemplary scholarly edition – circumspect, accurate, and full of respect for the author’s idiosyncrasies; but Rossetti’s – full of conjectural emendations and marked throughout by an overblown confidence in the editor’s own congeniality – characteristically proved to be the more popular one. The next major step was the first four volumes in Shelley’s Complete Works, edited by Roger Ingpen and Walter Peck (1926-30). But although this has been the standard library edition up until now, this is only because there is no other complete edition and it has been painfully obvious for many decades that this ‘Julian Edition’ is absolutely insufficient for scholarly purposes; not only are its editorial practices inconsistent, not to say chaotic, and its commentaries somewhat on the curious side, but there is also such a wealth of new material available that at least since 1946, when most of Shelley’s notebooks and other manuscripts were eventually turned over to the Bodleian Library, the need for a totally new, comprehensive edition has been urgent and universally acknowledged. Sadly enough, the first attempt to produce such an edition was a singular failure: responding to the critical storm that greeted Neville Roger’s first two (of a projected four) volumes of The Complete Poetical Works of Percy Bysshe Shelley (1972, 1975), Clarendon Press discontinued the project and withdrew the pub- Buchbesprechungen lished volumes from the market in 1983. Rogers died in 1985. Shelley experts were agreed that he had made too little use of the new material and that he had exercised his editorial privilege in too cavalier a way: he changed, it was alleged, whatever he failed to understand. Next came Geoffrey Matthews, who set out to produce a three-volume The Poems of Shelley for Longman’s Annotated English Poets series. Tragically, Matthews, who died in 1984, did not live to see even the publication of the first volume (in 1989), which was completed by his pupil, Kelvin Everest, to general critical acclaim. Yet meanwhile, the situation for Shelley studies had changed dramatically again, and for the better, too, because Donald Reiman had made available all the Shelley manuscript holdings of the Bodleian (The Bodleian Shelley Manuscripts, 23 vols., 1986-99), plus, in another 9 volumes, relevant Shelley material in the Manuscripts of the Younger Romantics series (1985-96), so that together with the 10 volumes of Shelley and his Circle: 1773-1822 (1961ff.) scholars and critics have now, in 42 volumes, practically all the material at their disposal that they need to textually and critically reassess PBS. The big question, of course, is: How do you channel all this information into an edition that is at once readable, usable and reliable from a scholarly point of view? As the publication of the second volume of Matthews and Everest’s Longman edition coincided with that of the first volume of Reiman and Freistat’s own The Complete Poetry of Percy Bysshe Shelley, we are in the happy position to compare two different approaches to this problem and therefore to answer the two questions that immediately spring to the mind of every Shelley aficionado, as well as of every librarian, namely: What are the main differences between these two editions, and do we really need both? 93 The major differences between the Longman and the Johns Hopkins editions are in the ordering of their primary material, in the arrangement of their critical apparatus and commentary, and finally in the comprehensiveness with which they record variants. Longman claims that when the three volumes are complete, they will form, in accordance with the rules of the series, the only fully inclusive chronological edition of Shelley’s poetry. The truth of this comes out only if “chronological” carries a very strong stress, for with regard to its inclusiveness, it should be noted, this enterprise will not be unique. The Longman editors have tried to assign each and every poem, whether published or not, its presumed chronological place in Shelley’s oeuvre – the task involves, as the editors admitted in the introduction to the first volume, “uncertainty and approximation in many instances” (xii). That is the optimistic view. The realistic view, as Reiman and Freistat argue, is that this is quite impossible and that a rigorously imposed chronological order gives a distorting image and a misleading idea of Shelley’s career and working habits as a poet: “[This] mixes important poems that PBS published with recently recovered fragments that he had rejected and lines of lost poems quoted by his friends from memory decades after his death, thus obscuring the history of the poetic career that PBS had shaped and his contemporaries had witnessed, as well as separating poems that he intended to appear together and modify one another. Moreover, dating PBS’s works – especially the early poems and the unreleased fragments – is notoriously difficult and often inconclusive [...]. [...] Arranging his poems in a suppositional order of composition thus often risks misleading rather than illuminating” (xxviii/xxix). Reiman’s own approach is to distinguish between released “poems” on the 94 Buchbesprechungen one hand and unreleased “poetry” on the other, grouping poems that Shelley grouped together and arranging the rest “according to the periodical or edition in which they were first published or – if they only appear in transcriptions of MSS in either The Bodleian Shelley Manuscripts or The Manuscripts of the Younger Romantics: Shelley – to group them with other poetry found in the same MSS or notebooks in which they survive” (xxxii). So the first volume of Reiman and Freistat’s six-volume Complete Poetry includes Shelley’s first four works containing poetry (Original Poetry by Victor and Cazire; The Wandering Jew; Posthumous Fragments of Margaret Nicholson; poems from St. Irvyne), plus the ballad “The Devil’s Walk” (circulated by him in 1812), and a series of short poems that he sent to friends between 1809 and 1814. Given that many unreleased fragments “cannot be dated relative to one another or to PBS’s public poetry and none has a date of composition or release” (Reiman, xxxii), so that any ‘strictly chronological’ sequence must necessarily be largely conjectural and arbitrary, Reiman’s approach seems to be more elegant and more adequate to the nature of its material. In the arrangement of its editorial and critical apparatus, however, Matthews and Everest are exemplary. Every poem has a copious headnote, giving the details of its composition and publication and, if necessary, of its sources and influences. The headnote to Laon and Cythna, for example, runs to some 20 pages and also gives an overview of practically all the relevant historical and present criticism, to all intents, offering an annotated bibliography in the running text. Explanatory and textual annotations are printed in footnotes, their quality is invariably of the highest order and cannot be praised enough. It is extremely useful to have all this information on the same page rather than being obliged to have an extra bookmark some 150 pages further into the volume and to turn pages every second line. The danger is, of course, that, presented in the Longman way, the poems can become buried in the mass of secondary material, which is why Reiman and Freistat have opted for an alternative presentation. They give, in the first part (3-145), the poetry only (with the primary authorities), then, in the second (149-329), their commentaries, in a third section (333-428) their Historical Collations and finally five appendices, for example on “Lost Works” or “Dubia.” The Longman volume, in addition to a chronological table of Shelley’s life and publications, has also two appendices: one on the contents of Shelley’s collections of 1819 and 1820, the other on the Cenci story. But since Longman’s have taken great typographical care to keep their edition a joy to read, it is safe to say, I think, that Everest and his contributing editors (Jack Donovan for Laon and Cythna, Ralph Pite for Julian and Maddalo, Michael Rossington for The Cenci) offer a predominantly readerly edition, whereas Reiman and Freistat’s must be the ultimate scholarly edition. After all, their arrangement allows them to include every variant, whereas Everest is much more selective and, trying to make Shelley more accessible, also practices a moderately modernized spelling and punctuation that stands in contrast to Reiman’s edition on historical principles. Because of its comprehensiveness, the Johns Hopkins edition is bound to be the new definitive edition of the poetry of Percy Bysshe Shelley – the first satisfactory one we have ever had. And yet one would not want to forgo the Longman Poems either and every good research library should have both editions, if only to allow the reader to compare Everest’s more pointed readings and annotations to Reiman and Freistat’s, which aim at allinclusiveness and leave nothing to be de- Buchbesprechungen sired. It is true that in their commentaries Reiman and Freistat generally practice greater editorial discretion and restraint and refrain from trying “to impose our judgment beyond demonstrable evidence” (xxxvii), but even they cannot totally abstain from invoking the old editorial shibboleth of supposed ‘author’s intentions’ in cases where the problem is exactly that we don’t know what the author meant or wanted, and ‘author’s intentions’ is just another word for what the editor believes to be right. But that is a different story. Two final points: Text-wise, the second volume of the Longman edition is, of course, much more interesting than the first installment of the Johns Hopkins project. Whereas the Johns Hopkins volume can only claim to show how the early Shelley learnt his craft (but does not even try to argue that much of this poetry is terribly exciting), the Longman volume prints, among others, “Ozymandias,” Laon and Cythna, Prometheus Unbound, The Cenci and Julian and Maddalo, and simply on account of that it is by far the better read. Finally, prices: they are, in both instances, prohibitive for individual readers. The Longman edition, when completed, will come to £ 300 for roughly 2,200 pages, the Johns Hopkins to something in the region of £ 350 for 3,000 pages. Students will have to turn to the second Norton edition of Shelley’s Poetry and Prose (eds. Reiman and Freistat, 2002) or to Zachary Leader’s and Michael O’Neill’s excellent edition in the Oxford World’s Classics series (Percy Bysshe Shelley: The Major Works, 2003). Of course, the best way to present a poet as dynamic, as inconstant, as fluid as Shelley would be not in the static medium of print but in the more flexible medium of hypertext. The most adequate and congenial representation of Shelley’s textual process would be, it seems to me, in flux. It is somewhat reassuring that Shelley’s 95 texts, even in these formidable editions, somehow refuse to be arrested, to become fixed – or if they do submit to material arrêtement, the ‘ideal versions’ presented are, inevitably, like so many stills from the movies – informative, but not the thing itself. Meanwhile, however, we have Everest/Matthews and Reiman/Freistat. What we have is the very best of its kind, the best we can have – in this medium. Christoph Bode (München) Ferry, Anne. Tradition and the Individual Poem: An Inquiry into Anthologies. Stanford: Stanford University Press, 2001. 289 pp. Hb. £ 35.00, US $ 45.00. ISBN 0-80474235-9. Price, Leah. The Anthology and the Rise of the Novel: From Richardson to George Eliot. Cambridge: Cambridge University Press, 2000. 224 pp. Hb. £ 40.00, ISBN 0-52178208-2. “[T]he profession that teaches anthologies has provided few theories of the genre” (2), Leah Price remarks at the beginning of The Anthology and the Rise of the Novel and goes on to observe in more detail that the existing thought about anthologies does little more than oscillate between the binary oppositions of inclusion and exclusion, over- and underrepresentation. Partly to remedy such reductive critical response, Price embarks on a broadly-scaled exploration of anthologies as embedded in the literary field, examining not only anthologies themselves but a plethora of different publication forms surrounding anthologies and anthologised texts, thus tracing the interrelatedness of anthology and novel, anthologies made from novels, quotations from anthologies 96 Buchbesprechungen used in novels, and so on, from Richardson to Eliot. Alongside, Price outlines the shifting and often gendered evaluations that went with anthologising and anthology-reading, but also with novel-reading. Quite rightly, Price demands that the anthology be taken seriously as a source in its own right (40). She undertakes to uncover how anthologies “determine not simply who gets published or what gets read, but who reads, and how” (3). The examination starts with Richardson, who, initially styling himself as merely compiler of other’s texts (letters), increasingly felt the need to assert his own narrative authority and later turned to abbreviating and abridging his own copious productions, offering his work in variously marketed anthologies to more specific market segments. Techniques of abridgement, expurgation, plot summary and selection are then investigated both as writing and marketing strategies in Walter Scott and his biographer, in Radcliffe, the Lambs, the Bowdlers, Knox’s and Enfield’s school anthologies, briefly Susan Fermor and in detail George Eliot. Eliot, the novelist “more ruthlessly excerpted than any since” (8) is examined in her relation to other anthologies and in particular to anthologies of her own work produced by the fervently devoted Alexander Main. Price finds that Eliot’s writing strategies grew increasingly static, more diluted with generalisations and quotable ‘bits’ as she wrote with the anthology in mind into which her novel would inevitably be turned. Price presents a sparkling study, full of surprising sorties into unexpected and unexplored textual categories and parallels between different types of texts. However, the book revels in analogy and much of the argument is associative rather than logical. This is amusing enough, especially when presented in Price’s scintillating prose but it remains inconclusive or even misleading: For instance, having defined both Richardson’s novels and Boswell’s Life of Johnson as anthologies, Price reads Johnson’s remark about Richardson (“you must read him for sentiment”) quoted in Boswell as a remark about anthologies: “In prescribing how to read Richardson, Boswell defines his own genre” (18); when Jane Austen’s character Henry Crawford claims that an Englishman learns about Shakespeare without necessarily reading him, this is presented as sufficient evidence for the conclusion not only that readers deny the reading of anthologies (“For anthology-pieces to be memorized, the anthology needs to be forgotten”) but that “Shakespeare’s role as a national poet depends on […] men’s amnesia about just how they learnt their quotable “thoughts and beauties” (79); in order to allow for a convenient opposition between “dead males” and a “living female” (Eliot), Robert Browning is put to death in 1874, fifteen years before his time (109). Many deductions remain at best puzzling, as for instance: “epigraphs are to texts as Dorothea’s poetic subplot is to Rosamond’s prosaic one” which is offered on the grounds that Eliot’s narrator compares Dorothea’s plain style of dressing in Middlemarch with the “impressiveness of a fine quotation” (130). Price dissolves conventional genre boundaries with gusto. This has a certain liberating effect when she includes a wide range of publication forms of one text, from novel to anthology to epigraph to bookmark. On the other hand, the extremely open definition of anthology to include anything that is remotely selective from epistolary novels to ‘life and letter’ biographies to plot summaries and book reviews down to any text that is on occasion not read from cover to cover, renders the terms of the book title rather meaningless. In the end all texts are really anthologies, and the term becomes vacuous. Anne Ferry presents a study that is in many respects very different from Price’s. Buchbesprechungen To begin with, Tradition and the Individual Poem examines anthologies in the more narrow sense of the term: a collection of poems by many poets, selected and arranged on principles different from those governing a book of poems by a single author (31). Ferry begins her carefully argued study with an examination of the conceptual, spatial and temporal dimensions of influential poetry anthologies, giving detailed attention to Tottel’s Songs and Sonettes, Percy’s Reliques of Ancient English Poetry, and Palgrave’s Golden Treasury, exploring in particular how devices of presentation – sequencing, (re)titling, revising language and form – have interpretive consequences for the reader. Enlightening, to give only one instance, is her reading of Keats’s “On First Looking into Chapman’s Homer” as the first piece of Book IV in the Golden Treasury (54-56) which in the context of the initial poems of the previous three books turns Keats’s sonnet into a “poem of beginnings” (55). In a second part, Ferry asks “What makes an anthology-piece?”, exploring both the cultural situation and the inherent qualities of a text which turn it into an anthology piece: Ch. 4 examines the qualities of six short lyrics with the longest continuous presence in anthologies and tries to track a “paradigm” (111) of anthology pieces which turns on length, rhythm, stanzaic pattern and theme. Ch. 5 reads anthologies as “public spaces” (125), analysing Goldsmith’s “Deserted Village,” Arnold’s “Dover Beach” and Larkin’s “Church Going” as representative of specific cultural moments. Ch. 6 examines the question why Elizabeth Bishop’s reputation rested so exclusively on her often anthologised poem “The Fish.” Part III considers the function of anthologies in the shaping of the history of poetry and literary criticism. It tracks the influence anthologies had on individual 97 poets (e.g. Tottel’s influence on 16thcentury poetry editions, Wordsworth as reader of Percy’s Reliques, Robert Frost as admirer of The Golden Treasury) and how poets have deliberately employed the anthology’s power of influence for their own purposes as showcases, manifestos or rewritings of literary history. The privileged position that short poems receive in anthologies have contributed to a revaluation of generic hierarchies and resulted in a transformation of literary criticism and practice. In a “Coda” Ferry explores the interweaving of texts in T.S. Eliot as an “imaginary anthology” (245), asserting the “simultaneous existence of the past in the present” (248). Only some very minor criticisms can be made of Ferry’s study. Probably the least compelling is the examination of Elizabeth Bishop (chapter 6) which seems to spend rather more time than necessary on Bishop’s own collected poems. Also, at times one would have wished for more detailed references. When it is claimed, for instance, that despite criticism of Percy’s ‘improvements,’ his influence spread most through radically revised pieces, one would have liked to learn which (98); when reference is made to a number of anthologies that have been consulted, a reference detailing which anthologies would have been desirable (e.g. 163 and 172). Somewhat confusingly a typing mistake dates Elisabeth Cooper’s Muses Library 1637 (28), though both footnote and the very useful index of anthologies in the appendix give the correct date, 1737. On the whole, Tradition and the Individual Poem is a study by someone who understands and apparently loves poetry. It is absolutely central to the study of anthologies but it is also a book well worth reading for those interested in poetry more generally. Stefanie Lethbridge (Freiburg) 98 Buchbesprechungen Patrick Brantlinger and William B. Thesing, eds. A Companion to the Victorian Novel. Oxford: Blackwell, 2002. 513pp. Hb. £ 85.00. ISBN 0631-22064-x. Richard Cronin, Alison Chapman and Antony H. Harrison, eds. A Companion to Victorian Poetry. Oxford: Blackwell, 2002. 602pp. Hb. £ 85.00. ISBN 0-631-22207-3. Joyce Moss. British and Irish Literature and Its Times: The Victorian Era to the Present (1837 -). World Literature and Its Times: Profiles of Notable Literary Works and the Historical Events that Influenced Them, vol. 4. Detroit: Gale, 2001. xli, 579pp. Hb. $ 130.00. ISBN: 0-78763729-7. At a time when quick and ‘efficient’ study is on the agenda, it is deplorable but understandable that students make increasing use of the many introductions, surveys and companions offered on an everexpanding market. The Victorians, a popular teaching and exam topic, have recently been the subject of a whole range of that kind of academic bookware among which the two volumes from Blackwell’s Companions to Literature and Culture series stand out as truly recommendable ones. Composed of introductory articles by various experts in Victorian Studies, they offer the wide spectrum of perspectives and approaches one would expect from a useful study ‘companion.’ The articles in each volume are cross-referenced and give recommendations for the indispensable ‘further reading.’ Both the novel and the poetry volume are also clearly informed by a Cultural Studies framework. Brantlinger and Thesing’s volume on the Victorian novel offers 26 articles, which are divided into three parts. The first part provides “historical contexts and cultural issues,” including the usual suspects of class, gender, empire, religion, technology and science, but also – and this is not always found in introductions to the period – detailed information on the Victorian publishing world and contemporary readership, and a chapter on Victorian notions of psychology which reflects the present interest in cognitive studies. Another two chapters relate the Victorian novel to the visual and theatrical culture of its day. The second part is devoted to the many different ‘forms’ of the Victorian novel, with consideration also of its ‘popular’ varieties such as detective fiction, the sensation novel or children’s fiction, to name only a few. The third part rounds off the volume with contributions on the Victorian, modern and postmodern theorising and reception of the Victorian novel. A look at the ‘afterlife’ of Victorian fiction in meta-novels such as John Fowles’s The French Lieutenant’s Woman but also film and television adaptations, is a final gesture towards the topicality which the Victorians’ emerging modernism enjoys from a post-postmodernist perspective. With its explicit attention to theory and the historicity of reception, this companion is marked by a degree of reflexivity which competing publications often lack. At first sight, the Companion to Victorian Poetry appears to be focussed more on poetics than the volume on the novel. Not until Part III are the important cultural issues and their relevance for Victorian poetry discussed explicitly: nationhood, empire, religion, marriage and gender, etc. But of course, such issues cannot be ignored in the first part’s survey of the formal and thematic varieties of Victorian poetry, from the dramatic monologue, the sonnet or the lyric, to the hymn, working-class poetry or the verse novel. It speaks for this companion’s comprehen- Buchbesprechungen siveness that it also considers poets who are admittedly “no longer read” (290), as Richard Cronin writes in his chapter on “The Spasmodics,” i.e. practitioners of unactable and highly subjective verse drama. This kind of verse is likely to strain the patience of today’s reader, but it was highly popular in the days of Queen Victoria and is hence “important as an index of Victorian taste” (ibid.). Part II looks at the production, distribution and reception of poetry, including a chapter on the role which anthologies played in the making of a poetic canon, as well as a chapter on Victorian illustrations of poetry, which includes several reproductions. Students who work with these two volumes will get a sure footing in the two major kinds of Victorian literature and their cultural contexts, with helpful suggestions for more in-depth study. These companions are somewhat high-priced for the German student’s average book budget, but they are worth their price and should at least be found on library shelves. Money could certainly be saved by not acquiring Gale’s World Literature and Its Times series. This series is founded, according to the “General Preface,” on the “belief that within a people’s literature are keys to their perspectives, their emotions, and the formative events that have brought them to the present point” (vii). The Zeitgeist identified for British and Irish literature from Victorian times to the present is “uncertainty” (xiii). It is certainly broad – and vague – enough to encompass the eclectic span of works and their writers assembled here, from Conan Doyle’s Sherlock Holmes stories to Joyce’s Ulysses, or from Browning’s dramatic monologues to work by Tom Stoppard, Hanif Kureishi or Jackie Kay. The entries, which come in alphabetical order, have an average length of about ten pages and include the author’s bio-sketch, information on the historical context, an in- 99 terpretation of the work(s) in question as well as notes on sources and literary contexts. Entries are illustrated with photographs and interspersed with text boxes that offer additional ‘key’ information. For Wilfred Owen’s war poetry, for instance, a box provides the number of battle casualties during the First World War; Conrad’s Lord Jim has a mini-note on “Victorian Orientalism,” and Woolf’s Mrs Dalloway one on “Shell Shock.” While these seem more or less relevant, the Robert Browning entry features a box on “The Romance of the Century,” i.e. the story of his elopement and married life with Elizabeth Barrett. One wonders what the merit of such ‘information’ might be, just as one wonders about the criteria according to which writers and works have been selected or omitted. Irish literature, for instance, could hardly have been represented without Yeats, Synge, Joyce or Beckett – but why is Brian Friel excluded in a volume that pays respect to Hanif Kureishi? This reference work is not recommendable for academic purposes. Barbara Korte (Freiburg) Christoph Henke. Vergangenheitsobsessionen: Geschichte und Gedächtnis im Erzählwerk von Julian Barnes. Literatur-Imagination-Realität. Anglistische, germanistische, romanistische Studien 27. Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2001. 326 pp. Pb. € 29.00. ISBN 3-88476-480-2 Christoph Henke successfully tackles the protean author’s varied output (with the exception of the detective stories, which are published under the pseudonym Dan Kavanagh). In a comprehensive and systematic approach, Henke combines an analysis of the literary and cultural negotiations of the past in Julian Barnes’s 100 Buchbesprechungen complete works with close readings of individual books. Henke links Barnes’s dominant issue, his ‘obsession with the past,’ to the postmodern correlation between widespread uncertainty due to accelerating progress and the growing need for reassurance by the retrospective searching for individual and collective identities. His major thesis is that Barnes foregrounds and deconstructs in a mildly sceptical manner the attempts to grasp the past by memory or history (28). Henke concisely refers to key arguments from philosophy, phenomenology, sociology, historiography, and cultural studies in order to discuss the implications of the experience, cognition, and representation of time as well as the question of identity as a result of remembering and forgetting the past. He follows Maurice Halbwachs’s fundamental differentiation between memory, which focuses on continuity and identity, and history, which stresses difference and discontinuity (76). However, I would argue that memory inverts rather than opposes history because in order to talk about one rather than two or more identities or nations, a sense of continuity in memory presupposes (subordinate) differences in similarity across time, and the concept of discontinuity in history entails that of (subordinate) similarity in difference throughout the ages. Henke maintains that memory struggles with bias and reliability, and that history is beset by the epistemological problem of objectivity and the ontological one of fictional narrative construction. The negotiation of the past, he claims, goes far beyond explicit expository discussions and may pervade all narrative levels. Therefore, Henke scrutinises narrative situations, characters’ relationships and perspectives, the use of props, time, space, symbolic leitmotifs, intratextual and intertextual references as well as metafictional reflections in order to reveal the implications of retrospectives. Henke denies any possibility of subjecting Barnes’s career to a teleological pattern, which would amount to a paradox with regard to the author’s sceptical outlook on coherent retrospectives. Instead, the novelist plays variations on the same theme. Henke maintains that the early novels, Metroland and Staring at the Sun, deal with memory and the construction of identity in the stories of individual lives. The first novel opposes the individual memory of a permanent identity and individual history, which leaves the past behind, whereas the second book functions as a “mnemotext” (84) because the central character’s fragmentary and associative memory challenges the reader’s capacity to recollect and interpret to a large extent, doubling the retrospective endeavour in the text. The next three novels, Before She Met Me, Talking It Over and Love, etc., unfold clashes between subjective distortions of the past mostly due to passionate involvements in eternal triangles. The characters try to erase or reverse the past in order to reconstruct identities and relationships. Their subjective perspectives do not agree with each other but overlap to a certain degree so that the reader can at least develop a rough idea of what may have happened. Barnes fictionalizes biography and history in the postmodern novels Flaubert’s Parrot, The History of the World, and the rather conventional narrative of The Porcupine. The difficult search for Flaubert’s life yields historical realemes of doubtful authenticity. Contingency undermines the would-be biographer’s attempts at constructing a coherent biography, which is continuously deferred. The search itself becomes an important project, which displaces the confrontation with his own past. Henke cogently argues that the fragmentary and heterogeneous form of the fictional biography and History mirrors the impossibility of con- Buchbesprechungen structing a linear and meaningful story, a fact that is supplemented by a network of intratextual references. The History of the World deconstructs myths and undermines the desire for coherence and progress by ironic repetition. Henke is right to add The Porcupine to this group of fictionalizing history because he shows the questionable inversion of biased historiography by those who follow and profit from the fallen elites in Eastern Europe. Finally, Henke analyzes the connection between individual and national identity in Cross Channel and England, England. The volume of short stories juxtaposes the necessity and the unreliability of memory for the construction of identity, which fictionalizes the past in a series of imaginative narratives rather than a single and comprehensive grand récit. Barnes’s last novel to date compares individual and collective memory, foregrounding the questionable authenticity of a history which is recycled and reduced to a simulacrum. Christoph Henke displays a very good sense of ironic contradiction and paradox, writes a very readable prose, and delivers an accomplished work of criticism, which deserves more readers than those who are competent in German. Michael Meyer (Koblenz-Landau) Carmine Chiellino. Liebe und Interkulturalität: Essays 1988–2000. (Love and Interculturality: Essays 1988– 2000). Stauffenburg Discussion: Studien zur Inter– und Multikultur / Studies in Inter– and Multiculture. Band / Volume 17. Tübingen: Stauffenburg Verlag, 2001. 192 pp. Pb. € 30.00 / SFr 52.50. ISBN 3-86057-045-5 With his collection of twelve essays, Carmine Chiellino gives an overview of various aspects of the discussion about in- 101 terculturality and intercultural literature as it developed in Germany since 1964. This collection is a welcome companion to Interkulturelle Literatur in Deutschland: Ein Handbuch (Intercultural Literature in Germany: A Handbook, 2000) that he edited and it offers interesting perspectives also for English and American Studies. Chiellino, Italian by birth and Professor of Comparative Literature at the University of Augsburg, writes as an insider of and active participant in the development of interculturality as scholar, poet, essayist, editor, and co-founder of a polynational literature and arts association. His expressed intention has been to increase interest in the early contributions to intercultural literature, and to sharpen the profile of the entire literary movement. A link between the essays is the struggle for intellectual and aesthetic autonomy in light of the public discourse about immigration, multiculturalism, European identity and alterity. Three of the essays are original contributions to this book, the other nine have previously appeared in various publications. Chiellino raises questions about intercultural love, linguistics, bicultural memory, the intercultural novel, nostalgia (illustrated with pictures and graphs), identity, the role of foreign authors in the shaping of a multicultural future, the reception of multicultural literature as well as the authors’ perception of their literature in the German context. He rounds up his discussion with an evaluation of “commonalities that separate and differences that bind” (180–188) with regard to visions about a truly multicultural literature in Germany. It is a pity that this last essay was written as early as 1988 instead of being a new contribution with an upto-date evaluation of the multicultural literary situation in Germany. Thus, the author misses the opportunity to review his vision in light of new developments, particularly regarding authors who unfortu- 102 Buchbesprechungen nately are still perceived by the German majority as ‘foreigners,’ based on their ethnic descent or religion, but who were born in Germany and acknowledge the German part of their cultural and linguistic roots, independent of whether they have been ‘granted’ German citizenship or not. I am especially thinking of Afrogermans whose voice can be heard loud and clear since the mid–1980s. In addition, the Russian Wladimir Kaminer has become one of the most prominent multiculturalists since the mid–1990s whose novels have been made into films, yet he is not mentioned. However, Chiellino’s choice to close his volume with an essay from the late 1980s might also be taken to imply that he – rightfully – evaluates the recent reception of bi- and multicultural authors by ‘monocultural’ Germans as window dressing that has not yet satisfactorily answered his quest for an open society. According to his definition, in an open society all people whose characters are rooted in a language that has discarded any form of discrimination would be perceived as political and cultural equals. One of the strengths of Chiellino’s essay collection is that he (while also investigating literature with intercultural aspects by German writers such as Martin Walser) analyzes novels on intercultural love from other countries, for example by the Tunesian Albert Memmi, the American Mario Puzo, and the Indian Salman Rushdie. One interesting observation is that being in love, eroticism and friendship are played down and that the highest goal of the intercultural couple is to found a traditional family with children. This is in contrast to my own analysis of black/white couples in American, African and Caribbean novels in which falling in love, ‘exotic’ attraction, and sex abound. Our common observations lie in the failure of the couples’ intercultural life plans. Chiellino points out that the negative outcome of fictional relationships and the German reality are not identical but that the authors apply a literary defense strategy expressing cultural solidarity against a too rapid dissolution of ethnic and cultural minorities. The use of language is another concern in Chiellino’s work, both with reference to the authors’ writing in a second language and its reception by the majority. As he points out, writers sometimes apply Pidgin German as an expression of self-identity. Here, Chiellino focuses mainly on poetry by Italians, whereas literature in German by Turks and its conscious ‘Kanak Sprak’ remains marginalized. The changing terminology applied to foreigners and intercultural people in Germany, from ‘guest worker’ to ‘foreign co-citizen,’ hand in hand with the reception of their literary expression, point to the regrettable situation that they are appropriated to enrich the German literary landscape and culture while remaining the un-belonging Other who constantly have to prove their humanity. Chiellino appeals to intercultural writers to focus on their own desires “since in foreign countries, and not only there, it is one’s desires which are denied, even before one’s rights” (179). Pia Thielmann (Zomba, Malawi)