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PDF EDITION www.hotelbau.de SPECIAL Titelbild: Sergej Khackimullin Fotolia.com INVESTOR RELATIONS Lesen Sie „hotelbau“ und profitieren Sie jetzt von zahlreichen Mitgliedervorteilen! Ihre Vorteile für einen Jahresbeitrag von € 69,– : 6 Ausgaben „hotelbau“ 1 Sonderheft „hoteldesigner“ 1 Sonderheft „hotel+energie“ „hotelbau“ auf Wunsch zusätzlich als e-paper, auch gratis für alle Mitarbeiter Ihres Unternehmens Ihr Plus: ein Gratis-Basiseintrag Ihres Unternehmens in die Produkt- und Dienstleisterdatenbank www.hotelbau.com „das könnte Ihr Eintrag sein“ Einfach ausfüllen und losfaxen: 08233/381-212 Ja, ich möchte „hotelbau“ lesen und von den Mitgliedervorteilen profitieren. Der Jahresbeitrag von 69,– € (inkl. 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Während in der Vergangenheit ausschließlich 4- oder 5-Sterne-Hotels auf seiner Kandidatenliste standen, denkt er mittlerweile auch über das Budget-Segment nach. Herr Dr. Münchow, welche Rolle spielen derzeit Hotelimmobilien in der Investmentstrategie der Deka im Vergleich zu anderen Immobilienklassen? Malte-Maria Münchow: Sie spielen eine Rolle, aber wie seit jeher eine eher untergeordnete. Wir sehen Hotels als gesunde 4 18 September/Oktober 2011 Beimischung. An unserem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 22 Mrd. Euro haben unsere derzeit 22 Hotels einen Anteil von rund sechs Prozent. Sechs Prozent entspricht auch ziemlich exakt dem Anteil, den Hotels am gesamten Immobilien-Investitionsmarkt haben. Damit liegen wir also im Marktdurchschnitt und das soll auf Dauer auch so bleiben. www.hotelbau.de Idee gesucht... Was unterscheidet Hotelinvestments von anderen Immobilienklassen? Münchow: Einer der Vorteile von Hotelinvestments ist, dass man es in der Regel mit sehr langen Pachtverträgen zu tun hat. Wir schließen nicht unter 15 Jahren ab, häufig haben die Verträge sogar Laufzeiten von 20 oder 25 Jahren. Das ist sehr komfortabel, da sich die Frage der Nachvermietung nur selten stellt und man es im Gegensatz zu den meisten Büroimmobilien nur mit einem Mieter zu tun hat. Außerdem leisten Hotels einen Beitrag zur Risikoreduzierung in Immobilien-Portfolien, die überwiegend in Büros investiert sind. Denn Hotels weisen mit 0,8 ähnlich wie LogistikImmobilien eine relativ geringe Korrelation zu Büroimmobilien auf und können damit deren Renditeschwankungen bzw. Volatilitäten ausgleichen. Schließen Sie mit den Betreibern ausschließlich Festpachtverträge ab, oder ziehen Sie auch Hybridverträge und gegebenenfalls Managementverträge in Betracht? Münchow: Managementverträge einzugehen verbietet uns das Investmentgesetz, da ein Managementvertrag immer eine Beteiligung an dem Betreiberrisiko bedeutet. Unser Fokus liegt damit klar auf Festpachtverträgen. Wir könnten aber auch Hybridverträge eingehen, bei denen ein kleiner Anteil der Pacht vom Erfolg des Hotels abhängt. Bislang haben wir das zwar noch nicht getan, wir wären aber dafür offen. Sie wünschen sich renommierte, internationale Betreiber für Ihre Hotels. Diese favorisieren aber meist den Managementvertrag. Wie kommen Sie da zusammen? Münchow: An strategisch bedeutsamen Standorten sind Hotelbetreiber nach wie vor bereit, Pachtverträge oder Hybridverträge einzugehen. An Standorten, wo es eher auf das regionale Know-how ankommt, fungieren die Hotelketten verstärkt als Markengeber. Sie betreiben nicht mehr selbst, sondern suchen sich dafür Franchisenehmer. Der Franchisewww.hotelbau.de nehmer wird unser Pächter, der mit uns einen Festpacht- oder gegebenenfalls einen Hybridvertrag und mit seinem Franchisegeber einen Managementvertrag abschließt. Damit haben wir eine Sandwich-Konstellation, die allen Bedürfnissen und unseren rechtlichen Möglichkeiten gerecht wird. Damit hängen Sie aber von der Bonität kleinerer Unternehmen ab. Münchow: Das ist einer der beiden wesentlichen Faktoren bei der Entscheidung für ein Hotelinvestment. Der erste ist, den richtigen Standort und die richtige Immobilie zu finden. Denn damit ist sichergestellt, dass man schnell einen Nachmieter findet, wenn der Betreiber aus welchen Gründen auch immer ausscheidet. Der Wert der Immobilie wird dadurch nicht gefährdet. Der zweite Faktor ist, einen Betreiber zu haben, der nicht nur gewillt, sondern auch in der Lage ist, die ausgehandelten Pachtkonditionen über die lange Laufzeit des Vertrags zu erfüllen. Wir schauen uns also seinen Track Record an, prüfen, was er an anderer Stelle D E K A - P O R T F O L I O Deutschland Mövenpick Tiergarten Tower Courtyard by Marriott Atlantic Congress Hotel NH-Hotel Maritim Sofitel Novotel Mercure Intercity Hotel Lindner Hotel Hilton Berlin Berlin Bremen Essen Frankfurt Frankfurt Frankfurt Freiburg Hamburg Hannover Köln Köln ...die wir nicht schon mal umsetzten halfen. Europa Renaissance Arc de Triomphe Mövenpick Le Méridien Andel’s Andersia Hotel G Hotel Port Soller Le Méridien Jolly Hotel Malmaison Paris Amsterdam Wien Krakau Posen Göteborg Port de Sóller Barcelona Brüssel London (Stand: September 2011) September/Oktober 2011 5 www.felixgraf.de Investor Relations schon geleistet hat, und lassen uns seine Bonität über Bankgarantien oder Barhinterlegungen absichern. In der Betriebsphase ist es uns wichtig, einen engen Kontakt zum Betreiber zu halten, um mitzubekommen, was funktioniert und was nicht und wo wir ihn unterstützen können. Vor allem gegen Ende der Vertragslaufzeit ist das wichtig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob der Betreiber verlängern wird oder ob wir uns rechtzeitig auf die Suche nach einem neuen machen müssen. Favorisieren Sie bestimmte Marken? Die neueste Eroberung: das Malmaison „The Charterhouse Square“ in London. Im Rahmen eines Sale-and-Lease-Back-Deals hat sich die britische MWB Group im Juli 2011 von vier Hotels der Marke Malmaison getrennt. Das „The Charterhouse Square“ hat sich für rund 35,7 Mio. Euro die Deka Immobilien für den WestInvest TargetSelect Hotel kaufvertraglich gesichert. Münchow: Favorisierte Marken in dem Sinne gibt es eigentlich nicht. Mit 13 verschiedenen Marken ist unser Portfolio sehr breit aufgestellt. Marken sind aus unserer Sicht wichtig, bei Pachtverträgen mit Franchisenehmern aber nur Mittel zum Zweck. Marken transportieren ein Image, signalisieren einen gewissen Qualitätsstandard und einen bestimmten Stil. Das ist wichtig. Aber letztendlich ist der Betreiber entscheidend. Was hilft eine gute Marke, wenn der Betreiber es nicht schafft, das Potenzial auszuschöpfen, das ihm die Marke bietet. Sind nur Traditionsmarken für Sie interessant oder auch Newcomer? Münchow: Wir haben unter anderem Accor, Hilton, Mövenpick, Marriott, Maritim, NH und Starwood im Portfolio. Das sind große Marken, die aufgrund ihres Bekanntheitsgrades und der Tatsache, dass der Gast weiß, was dahinter steht, überhaupt erst den Begriff der Marke ausmachen. Aber wie gesagt: Der Betreiber ist das Entscheidende. Deshalb haben wir im letzten Jahr beispielsweise das Atlantic Congress Hotel in Essen* gekauft. „Atlantic“ ist eine Eigenmarke des Bauherrn und Betreibers Zech Group, die nichts mit dem bekannten, von Kempinski betriebenen Atlantic Hamburg zu tun hat. Beim Atlantic Essen hat für uns alles gepasst. Ein guter Standort 6 20 September/Oktober 2011 direkt an der Messe, eine tolle Immobilie und ein Betreiber, der in Bremen, Kiel und Lübeck schon bewiesen hat, dass er es kann. In Krakau gehört uns das andel’s. andel’s ist eine junge, moderne Marke von Vienna International, die vor allem in Osteuropa stark ist. Wir können uns gut vorstellen, auch andere Marken ins Portfolio aufzunehmen, müssen dabei aber nicht unbedingt First Mover sein. Viele etablierte Gesellschaften wie InterConti mit Indigo oder NH Hoteles mit nhow versuchen jetzt, neue Marken auf den europäischen Markt zu bringen. Diesen trauen wir einiges zu. Wir müssen jedoch nicht die Ersten sein, die testen, ob diese Konzepte funktionieren. Sie investieren vorzugsweise in 1-a-Lagen in Europa. Gibt es bestimmte Städte, von denen Sie sagen, da müssen wir hin? Münchow: Die Metropolen in Europa sind bekannt. In Frankreich interessiert uns natürlich in erster Linie Paris, in England London. In Deutschland sind wir an Hamburg, Berlin, München, Düsseldorf, Köln und Frankfurt interessiert. Daneben haben wir in den vergangenen Jahren aber auch in weniger große Städte wie z. B. Krakau, Göteborg oder Bremen investiert. Das sind alles Städte, die unserer Forderung nach einem guten Mix aus Business und Leisure entsprechen. Grundsätzlich gilt, dass wir nicht in Standorte investieren wollen, die nur auf Business ausgelegt sind und dann zusammenbrechen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung schwächelt. Frankfurt ist nur auf Business ausgelegt. Münchow: Ja, das stimmt. Frankfurt ist sehr stark vom Business dominiert und weniger Leisure. Da sind wir nicht ganz konsequent. Frankfurt ist aber als europäisches Wirtschaftszentrum so stark, dass der Hotelmarkt auch in einer Wirtschaftskrise nicht überdurchschnittwww.hotelbau.de Investor Relations lich leidet. Die Geschäftsleute müssen auch dann nach Frankfurt reisen. Wie sieht es mit internationalen Hotelinvestments aus? Münchow: Bislang haben wir außerhalb Europas noch keine Hotels gekauft, streben dies jedoch mit unserem offenen Immobilien-Publikumsfonds DekaImmobilienGlobal mittelfristig an. Kaufen Sie nur Hotels, die bereits in Betrieb sind, oder auch Projekte? Münchow: Sowohl als auch. Ideal ist es natürlich, ein Hotel an einem etablierten Standort zu erwerben, das bereits seit ein paar Jahren in Betrieb ist. Die Bewertung kann dann anhand realer Betriebsdaten erfolgen. Das Risiko ist damit geringer. Allerdings werden nicht genügend solcher Produkte am Markt angeboten. Deshalb haben wir in den letzten Jahren auch in Projekte investiert. Das Courtyard in Bremen haben wir fast die komplette Bauzeit über begleitet, wobei das eigentlich nicht in unserem Interesse liegt. Wir wollen so wenig Projektentwicklungsrisiken wie möglich tragen. Die Phase zwischen Kaufabschluss und Eröffnung sollte maximal 18 Monate betragen. Der Betreiber muss feststehen? Münchow: Ja, den muss der Projektentwickler mitbringen. Der Kaufvertrag für die Immobilie ist das eine, aber eigentlich kaufen wir ja den damit verbundenen Pachtvertrag. Wir gehen nicht selbst auf Betreibersuche, sind aber gern von Anfang an bei den Verhandlungen dabei, um auf die Art des Vertrags, die Pachthöhe, die Indexierung und die Höhe dessen, was für FF&E einzustellen ist, Einfluss nehmen zu können. Sie investieren bislang lediglich in 4- oder 5-Sterne-Hotels ab 20 Mio. Euro. Warum nicht in Budgethotels, die mitunter sehr hohe Renditen erwirtschaften, aber als Einzelimmobilien in der Regel unter diesem Kaufpreis liegen? Münchow: Im Moment investieren wir noch nicht in das Budget-Segment. Wir nähern uns diesem aber langsam an. Unser wichtigstes Entscheidungskriterium bleibt die 1-a-Lage. Die konnten Budget-Hotels bislang nicht bieten. Aber das ändert sich derzeit. Meininger und Motel One betreiben Hotels direkt am Berliner Hauptbahnhof. Mehr 1-a geht ja eigentlich nicht. Der letzte Zukauf in Deutschland: Das 4-Sterne-Superior Atlantic Congress Hotel Essen mit seinen 248 Zimmern hat Deka Immobilien im November 2010 vom Bauherrn, der Zech Group GmbH, übernommen und ebenfalls in den Immobilien-Spezialfonds „WestInvest TargetSelect Hotel“ eingebracht. Pächter und Betreiber ist die Zech Hotel Holding GmbH. Spezialisten rund um die Tür Kreative Türlösungen für den Hotelbau. www.jeld-wen.de Investor Relations Münchow: Richtig. Deshalb denken wir ja auch über Budget-Hotels nach. Vor allem für unseren reinen Hotelimmobilienfonds WestInvestTargetSelect Hotel, der sich im Sinne einer Produktdifferenzierung bezüglich der SterneKlassifizierung breiter aufstellt. Außerdem gibt es mittlerweile Konzepte, bei denen eine Gesellschaft ein 4-Sterneund ein 2-Sterne-Hotel am selben Standort betreibt. Solche Kombinationen finden wir sehr interessant. Mit dem Erwerb des Hotels Renaissance Arc de Triomphe in Paris für rund 114 Mio. Euro stieg Deka Immobilien im Juli 2010 in den französischen Hotelimmobilienmarkt ein. Gekauft wurde das Hotel für den Publikumsfonds Deka Immobilien Europa. Verkäufer war der französische Immobilienkonzern Altarea Cogedim, der durch eine Sale-and-Lease-Back-Vereinbarung langfristig Hauptmieter blieb. Gemanagt wird das Fünf-Sterne-Hotel von Marriott. Zum Gebäudekomplex gehört neben dem Hotel mit seinen 118 Zimmern auch der 1865 erbaute und unter Denkmalschutz gestellte Veranstaltungssaal „Salle Wagram“ sowie drei Retail-Einheiten. Ausnahme von der Regel: Im Juli 2008 hat Deka Immobilien das Courtyard by Marriott Bremen über eineinhalb Jahre vor der Fertigstellung für 28,8 Mio. Euro vom Entwickler des Hotels, der Baum-Gruppe aus Hannover, erworben. Im Zielvisier der Investmentgesellschaft befinden sich normalerweise Hotels, die bereits in Betrieb sind oder die kurz vor der Fertigstellung stehen. 822 September/Oktober 2011 Aus einer Diskussion zwischen Ihnen, Herrn Schaller von Union Investment und Herrn Gechter von Meininger habe ich mitbekommen, dass sich für Fondsgesellschaften eine Einzelinvestition unter 20 Mio. Euro nicht lohnt, weil die mit der Transaktion verbundenen Kosten, beispielsweise für die Due Diligence, in Relation zum Kaufpreis zu hoch sind. Münchow: Das ist wahr. Deshalb haben wir festgelegt, bei allen unseren Investments, ob Hotels oder andere, erst ab 20 Mio. Euro zu investieren. Die meisten Budgethotels, insofern sie nicht wie das neue Motel One am Berliner Hauptbahnhof über 500 Zimmer verfügen, liegen mit ihrem Volumen zwischen 10 bis 15 Mio. Euro. Die mit der Ankaufsprüfung verbundenen Kosten, die wir für ein Objekt unter 20 Mio. Euro hätten, wären ähnlich hoch wie bei einem größeren Objekt, das man für ca. 50 bis 100 Mio. Euro erwerben kann. Das ist ein nicht zu leugnender kaufmännischer Aspekt, der sowohl beim Zukauf als auch später im Asset Management zum Tragen kommt. Dazu kommt noch, dass bei unseren großen Publikumsfonds mit Volumina zwischen 3 bis 11 Mrd. Euro eine Immobilie von zum Beispiel 15 Mio. als Einzelinvestment keinen spürbaren Einfluss auf die Rendite hat. Beim Anleger kommt dann schlichtweg zu wenig an. www.hotelbau.de Budgethotels müssten dann für Sie primär im Zusammenhang mit Portfolio-Zukäufen interessant sein. Der amerikanische Finanzinvestor Carlyle hat ja im letzten Jahr sämtliche 251 B&B Hotels für zusammen 480 Mio. Euro übernommen. Würden Sie sich so etwas auch zutrauen? Münchow: Es müssen ja nicht gleich 500 Mio. Euro sein. Fünf Motel Ones für etwa 80 Mio. Euro wären ja auch schon etwas. Da wäre man in den Akquisitionskosten effizient, im Asset Management aber immer noch nicht, da man fünf Einzelobjekte zu je rund 15 Mio. Euro zu betreuen hätte. Ein Einzelobjekt zwischen 80 und 120 Mio. Euro ist da immer einfacher. Portfolio-Zukäufe haben außerdem den Nachteil, dass darin immer gute und weniger gute Objekte enthalten sind. Man kauft sich also immer auch Schwächen ein. Das passt nicht zu unserer Prime-InvestmentStrategie. Bei den uns angebotenen Portfolien neigen wir deshalb dazu, Cherry-Picking zu betreiben und von den beispielsweise fünf angebotenen Immobilien nur die beiden besten zu nehmen. Daran scheitert auch schon mal ein Portfolioankauf, insbesondere dann, wenn der Verkäufer aufgrund der Marktsituation die berechtigte Hoffnung haben kann, einen Käufer zu finden, der ihm das gesamte Portfolio abnimmt. Mit Ihrem Fokus auf 4- bis 5-SterneHotels in europäischen 1-a-Lagen mit Festpachtverträgen und renommierten Betreibern stehen sie nicht alleine da. Gibt es noch genügend interessante Objekte, oder sehen Sie sich bereits zum Ausweichen gezwungen? Münchow: Auch in den Krisenjahren waren wir in diesem Prime-Sektor nie alleine. Da gab es immer auch andere, die willens und imstande waren, zu kaufen. Heute können die Verkäufer allerwww.hotelbau.de dings höhere Preise erzielen. Wir weichen deshalb aber nicht auf B-Lagen oder opportunistische Investments aus, mit Pachtvertragsdauern von nur noch fünf Jahren oder einem hohen Instandhaltungsstau. Dann investieren wir lieber nicht. Wir müssen nicht jedes Jahr zwingend eine viertel Milliarde Euro in Hotels investieren. Wenn das Produkt, das wir wollen, nicht mehr zu den Renditen erwerbbar ist, die den Anforderungen unserer Anleger genügen, dann kaufen wir nicht. Petalo design_Eugenia Minerva (I) Wie lange halten Sie die Immobilien üblicherweise? Münchow: Wir agieren als langfristiger Investor. Das gilt für alle Asset-Klassen. Unser Anlagehorizont entspricht dem unserer Anleger, die beispielsweise mit ihrer Fondsbeteiligung einmal ihre Rente aufbessern oder den Betrag für die Ausbildung ihrer Enkel zurücklegen wollen. In der Wirtschaftskrise haben wir sehr gute Investments getätigt, die wir heute mit einem guten Gewinn verkaufen könnten. Das tun wir aber nur sehr selektiv. Grundsätzlich suchen wir unsere Investments so aus, dass sie auch noch in zehn, 15 oder 20 Jahren gut sind. Was war das letzte Hotel, das Sie zugekauft haben? Münchow: In Deutschland war es das Atlantic Congress Hotel in Essen im November 2010, außerhalb Deutschlands haben wir uns das Hotel Malmaison in London im Juli 2011 kaufvertraglich gesichert. Was war das letzte Hotel, das Sie verkauft haben? Münchow: In den vergangenen fünf Jahren haben wir kein Hotel verkauft. Martin Gräber n www.ton.eu *ein ausführlicher Artikel über das Atlantic Congress Hotel Essen findet sich in hotelbau Juli/August 2010. September/Oktober 2011 923 Investor Relations MARTIN SCHALLER, ANDREAS LÖCHER, UNION INVESTMENT Martin Schaller (l.) und Andreas Löcher. „Neuprojekte sind spannender“ Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, investiert bereits seit 40 Jahren in Hotelimmobilien. Mit einem derzeitigen Portfolio bestehend aus 24 Hotelimmobilien mit einem Gesamtwert von 1,3 Mrd. Euro gehört sie zu den größten Hotelinvestoren in Deutschland. Neben bestehenden Hotels befinden sich in zunehmendem Maße auch Neuprojekte im Zielfokus. Bei diesen suche man bereits in einer sehr frühen Phase den Kontakt zu den Projektentwicklern, wie Andreas Löcher, Gruppenleiter Hotel Investment & Asset Management, und Martin Schaller, Senior Investment Manager Hotels der Union Investment Real Estate GmbH, im Gespräch mit hotelbau berichten. Herr Löcher, was unterscheidet Ihrer Ansicht nach Union Investment von anderen deutschen Fondsgesellschaften, die in Hotels investieren? Andreas Löcher: Aufgrund unseres langjährigen Engagements besitzen wir unter 1030 November/Dezember 2011 den offenen Fondgesellschaften wohl über die weitreichendste Erfahrung im Hotel-Segment. Unser Hotel-Team besteht aus acht Kolleginnen und Kollegen. Wir verfügen nicht nur über eigene Experten für den An- und Verkauf, sondern auch für das Bestandsmanagement. www.hotelbau.de Investor Relations Nehmen Sie zusätzlich auch die Dienste spezialisierter Hotelberatungsunternehmen in Anspruch? Löcher: An unsere Investitionsprojekte gelangen wir immer häufiger über den direkten Kontakt zu den Projektentwicklern, die ihrerseits teilweise schon mit Hotelberatern zusammenarbeiten. Wir selbst ziehen regelmäßig renommierte Hotelberatungsunternehmen für sämtliche Bestandteile klassischer Machbarkeitsstudien, sprich Standortanalysen, Forecasts, Konkurrenz- und Marktanalysen, hinzu. Wie groß ist derzeit der Anteil von Hotelimmobilien am gesamten Immobilienvermögen der Union Investment? Martin Schaller: Der Anteil an Hotelimmobilien liegt derzeit bei sieben bis acht Prozent. Unser mittelfristiges Ziel ist es, unser Portfolio weiter auszubauen. Verstehen Sie Hotelimmobilien lediglich als Beimischung zu gemischten Immobilienfonds oder können Sie sich auch einen reinen Hotelfonds vorstellen? Löcher: Momentan erfüllen unsere Hotelimmobilien noch ausschließlich die Funktion als Beimischung zu unseren offenen Publikums- und Spezialfonds. Wir denken allerdings in der Tat über einen reinen Hotelfonds für institutionelle Anleger nach. Es ist allerdings noch nichts entschieden. Schaller: Was die Ertragslage angeht, muss in der Vertragsgestaltung mit den Betreibern immer eine gewisse Grundstabilität in Hinblick auf den Ertrag gegeben sein. Dies kann beispielsweise durch Performance-Garantien oder Ähnliches mit dem Betreiber vereinbart werden. Wäre dieser Hotelfonds national oder international ausgerichtet? www.hotelbau.de Nicht nur an Upscale- und Midscale-Hotels, sondern durchaus auch am Budget-Segment interessiert: Bereits in der Projektentwicklungsphase erwarb Union Investment im Jahr 2010 für den Fonds „Immo Invest: Europa“ das Motel One Hamburg am Michel mit seinen 179 Zimmern. Schaller: Wahrscheinlich international, wobei man bei einem Spezialfonds deutlich stärker die Interessen der einzelnen Großanleger berücksichtigen kann als bei den Publikumsfonds. Wenn man von Ihrem Ziel ausgeht, den Hotelimmobilien-Anteil deutlich auszubauen, dürfte Ihre Ampel bezüglich der Strategien „Kaufen“, „Halten“, „Verkaufen“ derzeit klar auf „Kaufen“ eingestellt sein. Löcher: Jein. Man muss das differenziert betrachten. Zuallererst wollen wir die von uns erworbenen Hotelimmobilien natürlich halten, da sie ein langfristiges Investment darstellen. Die Mindesthaltedauer sollte in der Regel zehn Jahre betragen, üblich sind jedoch durchaus 13 bis 15 Jahre. Da wir uns im Hotelsegment erweitern wollen, geht das natürlich vorrangig über Ankäufe. Verkaufen würden wir sehr selektiv, etwa dann, wenn ein Objekt nicht mehr zur aktuellen Fondsstrategie passt. Schaller: Ein Faktor für einen möglichen Verkauf ist unter anderem die Restvertragslaufzeit mit dem Mieter. So haben wir dieses Jahr das Mövenpick November/Dezember 2011 Hotel Stuttgart Flughafen an Grand City Hotels verkauft, weil der Vertrag mit Mövenpick im Dezember ausläuft. Da das Unternehmen am selben Standort in unmittelbarer Nachbarschaft auch das neuere Mövenpick Hotel Stuttgart Flughafen betreibt, hatte die Gesellschaft P O R T F O L I O Deutschland Ibis Park Plaza Pullman InterContinental Radisson Blu (Royal) Sofitel Holiday Inn Express InterCity Hotel Marriott Motel One Scandic (ab 2012) Steigenberger Mövenpick Le Méridien Courtyard by Marriott Hilton Novotel Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Hamburg Frankfurt Stuttgart München München München Europa Arcotel Kaiserwasser Radisson Blu (Royal) Radisson Blu (Royal) Radisson Blu (Royal) Radisson Blu (Royal) Radisson Blu Wien Brüssel London-Stansted Manchester Marseille Krakau 1131 Investor Relations Ebenfalls zum „Immo Invest: Europa-Fonds“ gehört das direkt am Messegelände gelegene Mövenpick Frankfurt mit 288 Zimmern (Erwerbsjahr 2008). Einstieg in Polen: Seit 2009 gehört das Radisson Blu in Krakau (196 Zimmer) zum Union-Investment-Fonds „Uni Immo: Europa”. Schaller: Primär ja. Jedoch interessieren uns auch Top-Sekundärstädte, wie beispielsweise Mannheim, Heidelberg, Wiesbaden, Mainz, Freiburg, Leipzig oder Hannover. Dies immer unter der Voraussetzung, dass auch dort unsere Anlagekriterien erfüllt sind. Das heißt: Top-Mikrolage, Nachfragewachstum und eine geringe Marktdurchdringung der Markenhotellerie. Zudem sind ein absolut stimmiges Betreiberkonzept sowie eine nachhaltige zu erwirtschaftende Pacht mit entsprechenden Sicherheiten aufseiten des Betreibers erforderlich. Wir können uns durchaus vorstellen mit einer starken Franchise-Marke in so einem Markt vertreten zu sein. Und international? Schaller: In Deutschland sind wir in Berlin und Hamburg bereits gut investiert, sodass wir dort nicht beabsichtigen weiter zuzukaufen. In Hinblick auf die geografische Diversifizierung unseres Hotelportfolios sind hingegen Köln und Düsseldorf im Fokus. Einem oder zwei weiteren Investments in Frankfurt wären wir auch nicht abgeneigt. Den Münchener Hotelmarkt haben wir aufgrund seiner Stabilität natürlich auch stets im Blick. Löcher: Auch hier sind wir bevorzugt in Märkten unterwegs, die sich vor allem durch ihre Stabilität auszeichnen. Die Eintrittsbarrieren in solche Märkte sind hoch, sodass man keinen schnellen Anstieg des Angebots befürchten muss, der die Stabilität gefährden könnte. Dazu gehört Paris, aber auch London; wobei es in London immer eine Herausforderung ist, ein investmentfähiges Produkt zu finden, das die Anforderungen eines deutschen institutionellen Fondsanbieters erfüllt. Als weitere Standorte interessieren uns Wien, Zürich und Genf. Auf opportunistischer Basis, wenn es sich um eine absolute Prime-Location handelt, wären auch Madrid und Barcelona denkbar, vielleicht auch Mailand. Auch die Benelux-Staaten oder die skandinavischen Märkte, beispielsweise Stockholm, haben ihren Reiz. In Osteuropa beschränken wir uns auf Polen. Wir sind immer an Städten interessiert, die auch von einem starken Inlandstourismus profitieren und nicht ausschließlich auf ausländische Gäste angewiesen sind. Die typischen deutschen A-Standorte also ... Wenn ich Ihnen jetzt Lissabon, Rom und Athen vorschlage? kein Interesse daran, den Vertrag zu verlängern. Löcher: Wir nehmen die Hotels mindestens einmal jährlich genauestens unter die Lupe. Dann entscheiden wir, ob wir sie weiter im Bestand halten wollen oder auf „Verkaufen“ setzen. In der Regel bleibt es bei „Halten“. An welchen Destinationen und Standorten würden Sie derzeit gerne zukaufen? 12 32 November/Dezember 2011 Schaller: Das sind zwar alles sehr schöne Städte, derzeit würden wir aber abwartend reagieren. Sie haben gegenwärtig rund 1,3 Mrd. Euro in Hotels investiert. Bei welcher Summe liegt derzeit Ihr jährlicher Investitionshorizont? Schaller: Grob setzen wir uns 150 Mio. Euro für dieses und wahrscheinlich auch für das kommende Jahr zum Ziel, was ungefähr drei Transaktionen pro Jahr entsprechen würde. Wenn sich passende Gelegenheiten bieten, können wir aber auch über dieses Volumen hinausgehen. Einzeltransaktionen sind für Sie demnach nur bei relativ hohen Volumina interessant. Schaller: Ja. 40 bis 50 Mio. Euro sind die typische Größe unserer Einzelinvestments. Es darf aber auch gerne höher sein. Unter 25 Mio. Euro steigen wir nicht ein. Welche Hotelarten stehen auf Ihrer Einkaufsliste? Löcher: In der Vergangenheit haben wir ausschließlich in 3- bis 4-SterneBusinesshotels ab 120 Zimmern in Innenstadtlagen investiert. Seit ungefähr drei Jahren investieren wir auch in Hotels der Budget- und Midscale-Kategorie. So haben wir beispielsweise im September 2009 das Motel One Hamburg am Michel mit 440 Zimmern bereits in der Entwicklungsphase kaufvertraglich gesichert. Hotels, die sich ausschließlich als Designhotels positionieren, oder an reinen Tagungshotels kommen für uns weniger infrage. Auch Ferienresorts stehen zurzeit bei uns nicht im Fokus. Wie das Beispiel Motel One Hamburg am Michel zeigt, kaufen Sie nicht nur Hotels, die bereits in Betrieb sind, sondern auch Projektentwicklungen. www.hotelbau.de Aus der Not heraus, weil das Angebot an in Betrieb befindlichen Hotels zu gering ist, oder weil Projektentwicklungen für Sie interessanter sind? Schaller: Nicht aus der Not heraus, sondern weil man sich mit Neuentwicklungen sehr interessante Investments sichern kann. Nachhinein noch einmal angepasst wurde. So stellen wir beispielsweise sehr hohe Ansprüche an den Detaillierungsgrad an das Reporting durch den Betreiber. Schaller: Die Projektentwickler kontaktieren uns zunehmend bereits im Anfangsstadium der Entwicklung, um unsere Anforderungen an das Projekt und den zukünftigen Betreiber abzufragen. Das macht Sinn, da sie so in einer frühen Phase die Chancen für eine spätere Platzierbarkeit des Projektes erhöhen können. Die Kaufentscheidung müssen Sie dabei jedoch auf der Basis von Prognosen treffen und nicht auf der Grundlage belegbarer Betriebsdaten. Erhöht das nicht das Risiko? Das heißt, Projektentwickler dürfen auch an Sie herantreten, ohne dass sie bereits einen Betreiber für ihr Projekt haben? Löcher: Bei Projektentwicklungen müssen wir unsere Entscheidungen natürlich auf der Basis von Prognosen treffen. Dazu schauen wir uns die Marktdaten intensiv an, erstellen detaillierte Analysen und können aufgrund unserer Marktkenntnis die Zukunftsfähigkeit eines Produkts ziemlich exakt einschätzen. In der Vergangenheit haben sich unsere Einschätzungen als sehr treffend erwiesen. Löcher: Ja. Wir bevorzugen es, wenn die Projektentwickler mit uns die möglichen Betreiber für das Projekt diskutieren und im besten Falle mit uns abstimmen. Die Tendenz geht des Öfteren dahin, dass wir selbst den Betreiber mitbringen. So strukturieren wir die Deals bereits ab einem sehr frühen Zeitpunkt mit und sind beim Zusammensetzen aller einzelnen Teile aktiv beteiligt. Schaller: Wir gehen mit konservativen Annahmen in unsere Investments. Mitunter korrigieren wir sogar die Prognosen der Betreiber, soweit uns dies erforderlich erscheint. Damit wollen wir absolut sichergehen, dass die anvisierten Ergebnisse auch wirklich erreicht bzw. sogar übertroffen werden. Mit welchen Projektentwicklern arbeiten Sie bevorzugt zusammen? Schließen Sie die Verträge mit den Betreibern selbst ab, oder überlassen Sie das den Projektentwicklern? Löcher: Sowohl als auch. Wenn wir die Verträge selbst abschließen oder unsere Vorstellungen miteinbringen können, ist uns das sehr recht. Es gab auch schon den ein oder anderen Fall, bei dem wir erwirkt haben, dass der Pachtvertrag im www.hotelbau.de Löcher: Es gibt keinen präferierten Kreis. Wir sind da prinzipiell offen. Letztlich ist dies auch immer eine Frage des jeweiligen Standorts, gegebenenfalls auch der Marke. Schaller: Idealerweise verfügt der Projektentwickler bereits über Erfahrungen in dem jeweiligen Hotelsegment und kennt sich speziell mit den Anforderungen der Hotelmarke aus, die entwickelt werden soll. Ärgert es Sie eigentlich manchmal, wenn private Investoren bei dem ein oder anderen für Sie interessanNovember/Dezember 2011 Bild: Union Investment (5) Schaller: Bei den meisten Projekten in unserer Pipeline handelt es sich sogar überwiegend um Entwicklungen. Ausdruck langfristiger Investment-Strategie: Das Steigenberger Fleetinsel in Hamburg (233 Zimmer) ist seit 1996 Teil des „Uni Immo: Europa-Fonds“. ten Projekt zum Zug kommen, bei denen man oft mehr Liebhaberei als wirtschaftliches Kalkül vermutet? Löcher: In Einzelfällen spielen Privatinvestoren schon auch einmal eine Rolle in Ankaufsverhandlungen. Wir zählen sie jedoch nicht zu unseren direkten Mitbewerbern. Das sind eher die anderen institutionellen Anleger. Unsere Enttäuschung über das ein oder andere an Privatinvestoren gegangene Projekt hält sich sehr in Grenzen. Wir fungieren als Treuhänder des Vermögens unserer Anleger und sind als solche verpflichtet, sehr rational bei unseren Entscheidungen zu agieren, um die Rendite abzusichern. Wenn ein Investment für uns rechnerisch nicht interessant ist, verfolgen wir es auch nicht weiter. Irritiert Sie eigentlich die derzeitige Eurokrise? Löcher: Im Moment hat die Eurokrise keinen größeren Einfluss auf unsere Strategie. Das kann sich natürlich relativ schnell ändern. Die Alarmglocken läuten bei uns noch nicht, wir befinden uns jedoch in erhöhter Wachsamkeit. Martin Gräber n 1333 Bild: Propertunities Investor Relations AXEL DEITERMANN, PROPERTUNITIES „Die sichere Nummer gibt es nicht“ Axel Deitermann ist seit dem 1. Januar Geschäftsführer der Propertunities Immobilien Consulting GmbH in Düsseldorf und dort für Hotelconsulting und Hotelprojektentwicklung zuständig. Von 2000 bis 2011 war er Geschäftsführer bei der NPC Hotelentwicklung & -management GmbH und davor fünf Jahre Bevollmächtigter der Geschäftsführung von Althoff Hotels. Er bekleidete diverse Führungspositionen in verschiedensten Hotelbetrieben, so war er Geschäftsführer der Centra-Hotelgesellschaft und Mitgesellschafter des Hotels Remscheider Hof. Außerdem leitet Deitermann als zweiter Vorsitzender neben Andreas Martin den Arbeitskreis Hotelimmobilien des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V. Herr Deitermann, wer sind die Kunden von Propertunities im Hotelconsulting? Axel Deitermann: In erster Linie Banken, für die wir Plausibilitätsprüfungen und 14 16 Januar/Februar 2012 Konzeptbewertungen durchführen. Die zweite große Kundengruppe bilden Projektentwickler, die sich nur am Rande mit Hotels beschäftigen. Sie wollen über unser Hotel-Know-how ein Gefühl für den Markt bekommen. Wir helfen ihnen www.hotelbau.de Investor Relations Institutionelle Investoren, sprich Banken und Fondsgesellschaften, wollen anscheinend alle dasselbe: das 3- bis 4-Sterne-Hotel ab 120 Zimmern in Top-Lage an einem A-Standort und einen möglichst langen Festpachtvertrag mit einer großen, renommierten Hotelbetreibergesellschaft. Deitermann: Das stimmt. Von den institutionellen Investoren will die überwiegende Anzahl Sicherheit pur. Mit B-Standorten wollen sie sich erst gar nicht befassen. Das tun nur die wenigen, wirklich Hotel-Affinen. Die meisten lesen nur die Überschriften der wichtigen Immobilienzeitungen, entscheiden danach, welche Standorte gut oder schlecht sind, und beschließen, nur in Top-Innenstadtlagen mit gutem Betreiber und gutem Konzept zu investieren. Damit glauben sie, auf der sicheren Seite zu sein. Die Praxis zeigt, dass dem nicht immer so ist. Topstandorte leiden in Krisen in der Regel viel stärker als B-Standorte. Außerdem ist die Marktwahrnehmung eines guten Hotelprodukts an B-Standorten oft viel höher als an einem A-Standort. Wenn wir Plausibilitätsprüfungen für institutionelle Investoren machen sollen, bekommen wir aber in der Regel klare Vorgaben, die auf das von Ihnen beschriebene Produkt hinauslaufen. Das Investment soll die „sichere Nummer“ sein. mit dem Betreiber ist, wenn es darauf ankommt, genauso anfällig wie ein Hybrid- oder ein Managementvertrag. Das geringste Risiko entsteht dann, wenn Standort, Konzept und Betreiber optimal zusammenpassen. Renditeerwartung. Je geringer das Angebot wird, desto höher werden die Kaufpreise und desto geringer fallen die Renditen aus. Das Investment bringt dann halt keine acht oder sieben Prozent mehr, sondern vielleicht nur noch sechs. Gibt es noch genügend der von den institutionellen Anbietern anvisierten Produkte auf dem Markt und führt die Verknappung nicht zu einer Erhöhung des Risikos? Welche Renditen halten Sie derzeit für realisierbar? Deitermann: „Sicher“ bleibt die Investition trotzdem. Entscheidend ist die Deitermann: Das hängt sehr stark von der Hotelkategorie ab. Bei der derzeit sehr nachgefragten Kategorie der 3- bis 4-Sterne-Hotels sollte schon eine Sieben vor dem Komma möglich sein. Bild: M. Gräber/hotelbau dabei, Standorte und Konzepte einzuschätzen. Deitermann: Investoren antworte ich darauf immer: „Die sichere Nummer ist die, von der ich glaube, dass sie es ist.“ In Wirklichkeit gibt es die sichere Nummer nicht. Weder die Top-Innenstadtlage noch die einzigartige TourismusDestination garantieren Sicherheit. Der als sicher angesehene Festpachtvertrag www.hotelbau.de Bild: Ingrid Jost/Accor Was ist aus Ihrer Sicht die „sichere Nummer“? Beim im Dezember 2007 fertiggestellten Arcotel Camino in Stuttgart (oben) und beim Mercure Hotel Hamburg-Messe aus dem Jahr 2002 handelt es sich um Projektentwicklungen, bei denen Axel Deitermann mit seinem Team damals noch bei NPC federführend tätig war. Januar/Februar 2012 15 17 Investor Relations Bild: M. Gräber/hotelbau Die Yachthafenresidenz Hohe Düne in Warnemünde, die am 1. April 2006 erstmals ihre Pforten öffnete, und das Légère Premium Hotel Luxembourg (rechts) in Münsbach (Eröffnung 28. Mai 2010) hat Axel Deitermann mit seinem Team als Berater begleitet. Haben Sie auch mit privaten Investoren zu tun? Deitermann: Ja, vor allem durch das Netzwerk unseres Hauptgesellschafters, einer holländischen Vermögensverwaltung. Bei Privatanlegern habe ich oftmals das Gefühl, dass Investmententscheidungen mehr von Liebhaberei als von knallhartem wirtschaftlichem Kalkül geprägt sind. Deitermann: Nur Liebhaberei und wenig wirtschaftliches Kalkül würde ich so nicht sagen. Es stimmt zwar, dass bei den Privatinvestoren viel Liebhaberei damit verbunden ist, aber durchaus auch eine, wenn auch geringere, Renditeerwartung. Das Objekt muss nicht unbedingt 7,5 Prozent bringen, sondern meinetwegen nur 4,5. Den Privatinvestoren geht es um die langfristige Werthaltigkeit ihrer Investition, um das gute Gefühl, eine schöne Immobilie zu besitzen, an deren langfristiger Wertsteigerung sie partizipieren möchten. Inwiefern unterscheiden sich die Anfragen der institutionellen von denen der privaten Investoren? Deitermann: Ich will jetzt nicht sagen, dass die institutionellen Anleger keine Qualität suchen, aber der Unterschied besteht meiner Ansicht nach darin, dass die institutionellen Investoren 80 Prozent ihrer Zeit auf die Wirtschaftlichkeitsermittlung verwenden, während Privatinvestoren zu 80 Prozent damit beschäftigt sind, zu prüfen, wie hochwertig die Immobilie ist. 16 18 Sehen Sie in Deutschland überhaupt noch den Bedarf an neuen Hotels oder haben wir nicht schon längst eine Sättigung erreicht? Deitermann: Hier gilt der Grundsatz: „Das Bessere ist der Tod des Guten.“ Dass der Markt bezogen auf gute Hotelprodukte gesättigt ist, sehe ich nicht. Die meisten Kernmärkte in Deutschland sind allerdings im Hinblick auf die Bettenzahl gesättigt. Somit ist jedes neue Hotel ein Hotel im Verdrängungswettbewerb. Neue, moderne Produkte und Investoren, die sich damit eine gute Rendite versprechen, treiben den Markt zulasten der in die Jahre gekommenen Bestandsimmobilien. Wer da nicht mithalten kann, hat das Nachsehen. Es gibt in Deutschland leider nur Statistiken, wie viele Hotels jedes Jahr neu auf den Markt kommen, aber keine verlässlichen Zahlen darüber, wie viele vom Markt verschwinden. Ein weiteres Thema, das in der Branche heiß diskutiert wird, ist die Vertragsgestaltung zwischen Eigentümer und Betreiber. Die Varianten reichen vom klassischen Festpachtvertrag über diverse Formen von Hybridverträgen und vom reinen Managementvertrag bis hin zu Franchisekonstellationen. Wie sieht für Sie der ideale Betreibervertrag aus, der den Interessen beider Seiten am ehesten gerecht wird? Januar/Februar 2012 Deitermann: Das ist in der Tat der hybride Vertrag, der dem institutionellen Investor die Erfüllung der Anforderungen seiner einzelnen Anleger ermöglicht, ihm aber im Gegensatz zum Festpachtvertrag die Möglichkeit einer Gewinnbeteiligung am Erfolg des Hotelbetriebs einräumt. Wie weit haben sich solche Hybridverträge bereits in der Praxis durchgesetzt? Deitermann: Noch sehr wenig. Institutionelle Investoren setzen in der Regel auf den klassischen Festpachtvertrag, da ihnen das Investmentgesetz das Abschließen von Managementverträgen und die damit verbundene Übernahme des Betreiberrisikos verbietet. Die großen Hotelgesellschaften, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, bevorzugen den reinen Managementvertrag, weil sie dadurch das Risiko des Hotelbetriebs auf den Eigentümer abwälzen können. Deitermann: Hier ist es wie bei den meisten Themen, wenn unterschiedlichen Interessenslagen unterschiedliche Wunschvorstellungen hervorrufen: Oftmals liegt das Beste in der Mitte, was für den Hybridvertrag spricht. Dabei kommt es jedoch darauf an, ob man als Projektentwickler einen Vertrag mit einem künftigen Betreiber anstrebt oder als Eigentümer, der das Objekt langfristig im www.hotelbau.de Investor Relations Bild: Légère ren, um ihre Wachstumspläne zu verwirklichen? A&O Hostels will meines Wissens in diese Richtung gehen. Bestand halten will. Um als Projektentwickler sein Objekt bei späteren Endinvestoren platzieren zu können, kommt man um den klassischen Pachtvertrag mit der vollen Pacht ab dem ersten Jahr nicht herum. Selbst einem Betreiber, der eine Staffelpacht haben will, zahlt man lieber eine Ausgleichszahlung dafür, dass er vom ersten Tag an die volle Pacht zahlen kann, um sich damit die Suche nach einem Abnehmer für das Objekt zu erleichtern. Als Bestandshalter hingegen ist es, wenn man an das Konzept und den Betreiber glaubt, oft sehr sinnvoll, einen hybriden Vertrag abzuschließen und das Hotel drei, vier Jahre performen zu lassen, um sich dann wieder auf dem Markt umzusehen. Auch der Managementvertrag kann manchmal eine tolle Lösung sein. Wenn man als Hotel-affiner Investor, der nicht dem Investmentgesetz unterliegt, Konzept, Standort und Betreiber richtig einschätzt, kann man den Gewinn aus dem Hotelbetrieb selbst einstreichen. Für Managementverträge scheint der deutsche Markt allerdings nicht gemacht. Werden dies die großen Hotelgesellschaften mit ihren bekannten Marken ändern? Deitermann: Mit ihrem Wunsch nach reinen Managementverträgen werden selbst die großen Hotelgesellschaften bei den Investoren nach wie vor auf Granit beißen. In der Regel findet man in Deutschland keine Bank, die einem ein www.hotelbau.de Hotelprojekt finanziert, dem ein Managementvertrag zugrunde liegt. Ein Managementvertrag kommt bestenfalls dann in Betracht, wenn öffentliche Fördermittel einen Investor dazu zwingen. Zeigen Sandwich-Konstellationen, bei denen ein Betreiber mit dem Eigentümer einen Pachtvertrag und mit einer Hotelgesellschaft als Markengeber einen FranchiseVertrag aushandelt, den Weg in die Zukunft? Deitermann: In der Tat erfolgt die rasante Expansion der großen internationalen Marken derzeit über Franchise. Problematisch daran ist, dass die Banken nicht den Franchise-Geber zu finanzieren haben, sondern sehr viel kleinere, oft nicht sehr kapitalstarke Betreiber, die keine hohen Sicherheiten bieten können. Außerdem treten bei solchen Konstellationen oft eine Reihe ungeklärter Fragen auf. Was passiert beispielsweise, wenn der Pächter finanziell in die Knie geht? Bleibt dann die Marke erhalten und springt der Markengeber als Manager ein? Viele Markengeber garantieren das. Für den Eigentümer ergibt sich damit aber das Problem, dass er plötzlich einen Managementvertrag mit dem Markengeber hat, den er laut Gesetz so nicht eingehen darf. Kann es sein, dass Hotelgesellschaften wieder dazu übergehen, in eigene Immobilien zu investieJanuar/Februar 2012 Deitermann: Das ist eine grundsätzliche strategische Frage, die sich jedes Unternehmen selbst beantworten muss. Vom Grundsatz her glaube ich sogar, dass der Immobilienerwerb eine gute Strategie ist. Sie haben ja eine Gesellschaft genannt, die das vorhat, und auch bei Motel One sieht man, dass man damit Erfolg haben kann. Eigenbesitz ist also durchaus nach wie vor eine Option. Allerdings glaube ich nicht, dass bei den großen internationalen Ketten ein generelles Umdenken stattfinden wird. Wobei selbst Accor, wenn es um die Realisierung von Top-Projekten geht, ab und an Ausnahmen macht, wie das Beispiel Berlin Wittenbergplatz zeigt. Dort entsteht bis Frühjahr 2013 ein ibis und ein ibis budget mit zusammen 351 Zimmern. Ursprünglich handelte es sich um eine Projektentwicklung der NPC. Als die Holding der NPC insolvent ging, war die Accor Gruppe bereits so überzeugt von dem Standort, dass sie das Projekt erwarb und es nun als Bauherr selbst fertigstellt. Ihr jetziger Arbeitgeber Propertunities ist neben dem Consulting auch in der Projektentwicklung tätig. Sind derzeit Projekte am Laufen? Deitermann: Wir beschäftigen uns aktuell mit fünf Projekten verschiedenster Ausprägung. Einzelheiten kann ich dazu noch nicht nennen. Unser Hauptgesellschafter hält unter anderem drei Center Parcs im Bestand, sodass wir uns auch mit der Ferienhotellerie beschäftigen. Aber natürlich sind für uns auch die typischen Stadthotels an A-Standorten interessant. An B-Standorten sind wir im Rahmen von Franchiseverträgen aktiv. Martin Gräber n 17 19 Bild: M. Gräber/hotelbau Investor Relations ASCAN KÓKAI, HANS-PETER HERMANN, INVESCO REAL ESTATE Hans-Peter Hermann (l.) und Ascan Kókai. „Am Erfolg des Hotelbetriebs partizipieren“ Als Teil der Invesco Ltd., einer unabhängigen und weltweit agierenden Investmentgesellschaft, verwaltet die Invesco Real Estate ein Vermögen von 37,3 Mrd. Euro. Immobilienwertpapiere bilden mit 14,4 Mrd. Euro den höchsten Posten, gefolgt von direkten Immobilieninvestments in den USA in Höhe von 12,6 Mrd. Euro. 4,1 Mrd. Euro sind in Immobilien in Europa und 6,2 Mrd. Euro in Asien angelegt. 22 Prozent des europäischen Investitionsvolumens in Immobilien machen Hotels aus. Ascan Kókai, Director Hotel Fund Management, und Hans-Peter Hermann, Senior Asset Manager Hotel Fund Management, erklären die Anlagestrategie des Fondsanbieters. Herr Kókai, der Hotel-Anteil am Gesamtinvestitionsvolumen der Invesco Real Estate ist mit derzeit 22 Prozent in Europa für eine Immobilienfondsgesellschaft ungewöhnlich hoch. Ascan Kókai: Stimmt. 46 Prozent unseres Gesamtvolumens in Europa ist in Büro- 18 14 März/April 2012 immobilien angelegt, danach kommen mit 22 Prozent gleich die Hotelimmobilien. Es folgen mit 16 Prozent das RetailSegment, dann mit 9 Prozent der industrielle Sektor und mit 7 Prozent die sonstigen Immobilien. An dieser Aufteilung erkennt man bereits, dass Hotelinvestments bei uns ein strategisches Geschäftsfeld bilden. Im Gegensatz zu www.hotelbau.de Investor Relations anderen Fondsgesellschaften betrachten wir Hotelimmobilien nicht als Beimischung zu gemischten Fonds, sondern bündeln diese in reinen Hotelfonds. Hans-Peter Hermann: Für das Hotelsegment haben wir ein Team von acht Experten aufgebaut, die sich ausschließlich darum kümmern. Dieses Know-how möchten wir zielgerichtet nutzen und das Geschäft weiter vorantreiben. Unsere Inhouse-Expertise ist unsere Visitenkarte für die Anleger. Gibt es innerhalb der Invesco Real Estate ein festgelegtes Limit für den Hotelanteil? Kókai: Nein. Da aber unsere anderen Geschäftseinheiten ebenfalls bestrebt sind, zu expandieren, schwankt der HotelAnteil abhängig vom Gesamtgeschäft. Wer sind Ihre Anleger? Wie viele Zimmer umfassen beide Fonds? Hermann: 3.600 Zimmer in Fonds I, 1.300 Zimmer in Fonds II, zusammen also 4.900 Zimmer. Was unterscheidet Invesco Real Estate von Banken-gebundenen Fondsgesellschaften? Kókai: Als unabhängige Investmentgesellschaft, die nicht Teil einer Versicherungs- oder Bankengruppe ist, kön- nen wir ausschließlich im Sinne der Investoren agieren. Wir sind nicht von Interessen getrieben, die einer Bank oder einer Versicherung dienlich sind. Was sind die Vorzüge von Hotelinvestments gegenüber anderen Immobilienklassen? Hermann: Emotion (lacht). Es ist definitiv spannender, über eine Hotelimmobilie zu reden als über ein Shopping-Center oder ein Logistikzentrum. Kókai: Stimmt. Emotion kann aber auch bedeuten, dass einzelne Investoren nicht rational auf wirtschaftlicher Basis in Bieterprozesse gehen. Sie sprechen jetzt von ultrareichen Privatanlegern oder arabischen Staatsfonds, die ohne Rücksicht auf Renditen Mondpreise bezahlen. Kókai: Ja. Um diesen aus dem Weg zu gehen, bewegen wir uns im 3- bis 4Sterne- und nicht im Luxussegment. Das Luxussegment ist oft sehr Ego-getrieben. Dazu kommt, dass Luxushotels in BoomZeiten zwar sehr gut laufen, in Bild Invesco (2) Kókai: Wir richten uns ausschließlich an institutionelle Anleger, sprich Versicherungen und Versorgungswerke, Dachfonds und Unternehmen. An unserem ersten Hotelfonds, den wir 2006 aufge- legt haben und der heute ein Volumen von 650 Mio. Euro aufweist, hatten sich vorrangig deutsche Investoren beteiligt. Bei unserem zweiten Hotelfonds, dessen Basis ein von uns im März 2011 akquiriertes Portfolio von fünf NH Hotels bildet, kommen die Investoren aus Deutschland, England, Frankreich und Skandinavien. Dieser zweite Fonds hat derzeit ein Volumen von 200 Mio. Euro, soll aber noch weiter ausgebaut werden. Dafür suchen wir sowohl geeignete Objekte als auch Anleger. Derzeit befinden wir uns gerade in der Abschlussphase eines Ankaufs in den Niederlanden. Das Mercure Grand Hotel Biedermeier in Wien (links), dessen Erwerb im Herbst 2010 erfolgte, gehört mit 16 weiteren Hotels zum 650 Mio. Euro schweren Hotelfonds I der Invesco Real Estate. Der Erwerb des Novotel in Hannover (rechts) Ende 2010 war der letzte Zukauf, den die Invesco Real Estate für diesen 2006 aufgelegten Fonds getätigt hat. www.hotelbau.de März/April 2012 19 15 Investor Relations Krisenzeiten aber die ersten sind, die mit Problemen zu kämpfen haben. Sind Hotelinvestments renditestärker oder -schwächer als andere Immobilienklassen? Kókai: Entgegen ihrem Ruf sind Hotelinvestments unseren Analysen nach stabiler, weniger volatil und auch tendenziell Ertragschancen-reicher. Hermann: Das hängt zum großen Teil mit der Vertragsgestaltung mit den Betreibern zusammen. Bei Hotels sind Pachtverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren und mehr die Regel. In anderen Immobilienklassen lässt sich das kaum durchsetzen. Bei einem Logistikzentrum beispielsweise ändert sich der Mietvertrag innerhalb von fünf Jahren doch recht häufig. Schließen Sie ausschließlich Festpachtverträge mit den Betreibern ab? Kókai: Nein, im Gegenteil. Wir bevorzugen Hybridverträge mit variablen Pachtkomponenten. Eine festgelegte Mindestpacht wird durch am Umsatzund/oder am Gewinn orientierte Anteile ergänzt. Durch unser Expertenteam haben wir ein tiefgehendes Verständnis vom Hotelgeschäft und können den zu erwartenden Cashflow auch über einen längeren Zeitraum einschätzen. Mittelund langfristig liegt die Umsatzentwicklung in der Hotellerie über der Inflationsrate und über der Indexierung von Festpachtverträgen. Da wir uns in der Lage sehen, mit dem Betriebsrisiko umzugehen, wollen wir durch die ergebnisorientierte Vertragsgestaltung am Erfolg des Hotelbetriebs wirtschaftlich partizipieren. Investieren Sie ausschließlich in fertiggestellte Objekte oder auch in Projektentwicklungen? 16 20 Hermann: Ausschließlich in Bestandsimmobilien, die, wenn möglich, bereits drei Jahre in Betrieb sind. Dies liefert einen verlässlichen Track Record, aus dem sich zuverlässige Prognosen ableiten lassen. Außerdem ermöglicht uns der Erwerb von Bestandsimmobilien das allokierte Kapital unserer Investoren sofort eine Rendite verdienen zu lassen und nicht erst zwei oder mehr Jahre auf die Fertigstellung zu warten Existieren bereits Managementverträge? Der Betreiber ist damit bereits vorhanden. Kókai: Gibt es. Unser Courtyard by Marriott in Stockholm und unser Doubletree by Hilton in Aberdeen sind Franchisebetriebe mit einer jeweils dazwischengeschalteten Pachtgesellschaft. Kókai: Nicht immer. Wir haben auch schon betreiberfreie Akquisitionen getätigt, beispielsweise bei ausgelaufenen Pachtverträgen. Wenn uns eine Opportunität zusagt, bemühen wir uns, einen neuen Betreiber zu finden. Wir kaufen jedoch nur, wenn wir den Betreiber haben, das heißt, zeitgleich zum Kaufvertrag muss der Pachtvertrag geschlossen werden. Hermann: Oft ist es sogar besser, einen neuen Betreiber mitzubringen, von dem man sich ein besseres Ergebnis erwartet. Manchmal kommt es auch vor, dass mit dem Betreiber ein Managementvertrag vorliegt, den wir so nicht oder nur adjustiert übernehmen könnten. Weil Sie dem Investmentgesetz unterliegen, das Fondsgesellschaften das Abschließen von Managementverträgen verbietet? Kókai: Nein, wir unterliegen nicht dem deutschen Investmentgesetz, da unsere Fonds in Luxemburg aufgelegt sind und von der dortigen Finanzaufsichtsbehörde reguliert werden. Allerdings hatten wir für Fonds I festgelegt, dass dieser ausschließlich Pachtverträge und keine Managementverträge eingehen darf. Fonds II darf dies, jedoch nur als Beimischung bis zu einem Anteil von 20 Prozent des Gesamtvolumens. März/April 2012 Hermann: Noch nicht. Den NH Hotels in Fonds II liegen Hybridverträge zugrunde. Wir haben jedoch bei anderen Zukaufsoptionen bereits Managementverträge geprüft. Wie sieht es mit Franchiseverträgen aus? Wie sieht generell Ihre Investmentstrategie aus? Hermann: Fonds I ist in der Haltephase, Fonds II ist in der Akquisitionsphase. Was ist die übliche Haltedauer Ihrer Hotelimmobilien? Kókai: Sieben bis zehn Jahre. Sind derzeit Verkäufe geplant? Kókai: Wir prüfen unsere Objekte alle sechs Monate und entscheiden dann, ob wir sie weiter halten oder ob sich aufgrund des Marktklimas oder objektspezifischer Faktoren ein frühzeitiger Verkauf anbietet. Ist derzeit ein guter Zeitpunkt zum Verkauf? Kókai: Es ist definitiv viel Kapital im Markt. Private Equity-Unternehmen sind auch wieder aktiv und die Zinsen sind extrem niedrig. Allerdings kann es für Käufer schwierig werden, von den Banken eine Finanzierung zu erhalten, da diese derzeit eine stärkere Kapitalhinterlegung leisten müssen. Ob sich www.hotelbau.de Investor Relations eine Bank zur Finanzierung bereit erklärt, hängt natürlich auch vom Eigenkapital ab, das der Investor mitbringt. Welche Renditeerwartung haben Sie an Ihre Investments? Kókai: Sieben Prozent plus x. Welchen Eigenkapitalanteil fahren Sie? Kókai: Wir streben eine Eigenkapitalquote von 50 Prozent an. Damit ist es schon möglich, eine Bankenfinanzierung zu bekommen. Schwierig sieht dies allerdings für Managementverträge aus, noch schwieriger, beziehungsweise fast schon unmöglich, für Neuentwicklungen. Wo und was würden Sie gerne zukaufen? Hermann: Wir sind interessiert an 3- bis 4-Sterne-Hotels mit einem etablierten Betreiber, die einen ausgewogenen Business-Leisure-Mix aufweisen und sich in City-, Flughafen- oder Messenähe in A-Destinationen in Frankreich, Deutschland, Österreich, den Niederlanden oder Skandinavien befinden. Das Investitionsvolumen sollte zwischen 25 und 100 Mio. Euro pro Einzelobjekt betragen. Wunschstandorte in Deutschland beinhalten Berlin, Hamburg und München, wobei wir die letzteren zwei Städte bereits abgedeckt haben. Ist das im Moment realistisch? Kókai: Ja, das ist darstellbar, unter Berücksichtigung unserer bevorzugten Vertragsstrukturen. Spüren Sie Auswirkungen der EuroKrise auf Ihr Geschäft? Kókai: Aufseiten der Banken merken wir, dass Finanzierungen genauer geprüft werden und die Prozesse länger dauern. Dennoch gibt es weiterhin Banken, die im Hotelsegment tätig sind. Bei den Umsätzen der Hotels sehen wir keine signifikanten Einbußen. Das 4. Quartal 2011 lief sehr gut und auch die Prognosen für 2012 sehen ein Wachstum oberhalb der Inflationsrate voraus. Zwar sind die Voraussagen etwas vorsichtiger geworden, als das noch Mitte 2011 der Fall war, aber wir sehen dem weiteren Verlauf von 2012 weiterhin relativ entspannt entgegen. P O R T F O L I O Hotel Fonds I Lindner Hotel Airport Innside Premium Hotel Novotel Hannover Novotel München City Radisson Blu Hotel Mercure Grand Hotel Biedermeier Park Inn by Radisson Charles de Gaulle Pullman Paris La Défense Hotel NH Hotel Doubletree by Hilton Novotel Den Haag World Forum Hotel Courtyard by Marriott Novotel La Rustica Mercure Corso Mercure Bratislava Centrum Scandic Hotel Scandic Hotel Den Haag Stockholm Rom Rom Bratislava Breslau Danzig Hotel Fonds II NH München Airport Hotel NH Frankfurt Airport Hotel NH Hamburg City Hotel NH Salzburg City Hotel NH Wien Airport Hotel München Frankfurt Hamburg Salzburg Wien Düsseldorf Frankfurt Hannover München Hamburg Wien Paris Roissy Paris Nizza Aberdeen Martin Gräber n Bild Invesco (3) Im März 2011 hat die Invesco Real Estate für ihren Hotelfonds II ein Portfolio von fünf NH-Hotels mit einem Gesamtwert von rund 200 Mio. Euro erworben. Die Bilder zeigen das NH Salzburg City Hotel (links), das NH Frankfurt Airport Hotel (rechts oben) und das NH Vienna Airport Hotel (rechts unten). www.hotelbau.de März/April 2012 2117 Bild: Aareal Bank Investor Relations CHRISTOF WINKELMANN, AAREAL BANK „Managementverträge liefern größere Transparenz“ Die Aareal Bank ist seit vielen Jahren im Bereich der Hotelfinanzierung tätig, seit 2000 mit einem fest zugeordneten Team. Das Spektrum umfasst die Finanzierung von First-Class-Hotels namhafter internationaler Anbieter an erstklassigen Standorten sowie von Portfolio-Transaktionen in Europa, Nordamerika und Asien. Die Finanzierung von 3-Sterne-Plus-Portfolien dient der Risikostreuung. Aktuell ist die Bank mit rund 20 Prozent ihres Kreditbestands von fast 25 Mrd. Euro in Hotelprojekten engagiert. Christof Winkelmann, der als Managing Director Special Property Finance die Hotelaktivitäten der Aareal Bank verantwortet, erklärt die Strategie. Herr Winkelmann, wie viele Mitarbeiter umfasst das Hotelteam bei der Aareal Bank und welche Kompetenzen bringen sie mit? Christof Winkelmann: Unser Hotelfinanzierungsteam besteht aus sieben Experten, die sowohl über Erfahrungen 22 14 Juli/August 2012 im Hotelgewerbe als auch in der Vergabe gewerblicher Immobilienfinanzierung verfügen. Alle Teammitglieder sprechen mehrere Sprachen, haben im Ausland Erfahrungen gesammelt und stammen aus verschiedenen Ländern. Aufgrund dieses profunden Fachwissens im Bereich der Hotelindustrie und dem daraus resulwww.hotelbau.de tierenden Verständnis für den Bedarf des jeweiligen Investors ist das Team in der Lage, speziell auf den Kunden zugeschnittene Finanzierungslösungen anzubieten. Welche Grundvoraussetzungen muss ein Hotelprojekt erfüllen, damit sich die Aareal Bank an der Finanzierung beteiligt? Winkelmann: In die Finanzierungsentscheidung fließen zahlreiche Faktoren ein, u. a. strategische Positionierung des Hotels im Mikro-, aber auch Makro-Standort, Attraktivität der Immobilie, Cashflow-Analyse, Wettbewerbsanalyse, nachweisbare Expertise der Betreiber, Marke, Business Plan etc. Vergeben Sie ausschließlich Kredite für den Aufkauf bestehender Hotels oder finanzieren Sie auch Neubauvorhaben? Winkelmann: Unser Schwerpunkt liegt zurzeit bei der Vergabe von Krediten für den Aufkauf bestehender Hotels mit einem erfolgreichen Track-Record. Baufinanzierungen betreiben wir nicht. Geben Sie Kredite für Umbaumaßnahmen (Modernisierungskredit) bzw. zur Finanzierung des laufenden Betriebs (Betriebsmittelkredit)? Winkelmann: Wir konzentrieren uns auf die Finanzierung von Bestandsimmobilien. Im Zusammenhang mit einer Akquisitionsfinanzierung oder Refinanzierung vergeben wir unter bestimmten Voraussetzungen auch in einem geringeren Umfang Modernisierungskredite. Betriebsmittelkredite vergeben wir als Immobilienbank nicht. Sind Ihre Kunden ausschließlich institutionelle Investoren oder auch Privathoteliers? Winkelmann: Zu unseren Kunden zählen vorrangig private und institutionelle Investoren, die sich auf Hotels spezialisiert haben und in mehreren Ländern aktiv sind. Welchen Eigenkapitalanteil fordern Sie von den Investoren bei Finanzierungsprojekten? Winkelmann: Die Finanzierungsausläufe befinden sich zurzeit im Durchschnitt zwischen 50 und 55 Prozent, folglich liegt der Eigenkapitalanteil im Durchschnitt zwischen 45 und 50 Prozent. Welche Sicherheiten fordern Sie? Winkelmann: Zu den Standardsicherheiten gehören eine Hypothek, die Verpfändung der Anteile des Darlehensnehmers www.hotelbau.de 23 Das Auge bucht mit. Loewe Entertainment Systeme für Gäste mit höchstem Anspruch. Ideale Hoteleinbindung – durch maßgeschneiderte Lösungen für In-Room Entertainment. Exklusives Design – faszinierend zeitlos und vielfach ausgezeichnet. Individuelle Gestaltungsfreiheit – für eine perfekte Integration in die Raumgestaltung. Optimale Ausstattung – beeindruckende Soundund Systemlösungen, die keine Wünsche offen lassen. Loewe Hotel Service – persönlicher Ansprechpartner direkt beim Hersteller. Sie möchten mehr erfahren? [email protected] Investor Relations sowie der Konten. Unsere entscheidende Sicherheit ist aber das Know-how des Kunden und des Betreibers. Bild: Four Seasons Hotels and Resorts Wie sieht derzeit Ihre Investitionsstrategie im Hotelsegment aus? Gewichtige Einzeltransaktion: 240 Mio. USD stellte die Aareal Bank dem Eigentümer Ty Warner Hotels and Resorts für die Finanzierung des Four Seasons Hotels in New York zur Verfügung. Winkelmann: Das Neugeschäftsziel der Aareal Bank für 2012 liegt bei insgesamt 4,5 bis 5,5 Mrd. Euro über alle Objektarten – Büroimmobilien, Hotel, Logistik und Shoppingcenter – hinweg. Wie sich das Neugeschäftsvolumen auf die einzelnen Objekte verteilt, hängt von der weiteren Entwicklung der Immobilienmärkte und der Konjunktur in den Regionen, in denen wir aktiv sind, ab. Ab welcher finanziellen Größenordnung steigen Sie in eine Hotelfinanzierung ein? Winkelmann: Wir vergeben Kredite mit einer Durchschnitts-Größenordnung von 50 Mio. Euro, Minimum sind in der Regel 25 Mio. Euro. Bild: Andrea Flak fotografie An welchen HotelimmobilienTransaktionen der letzten Jahre war bzw. ist die Aareal Bank als finanzierende Bank beteiligt? Der Invesco Real Estate hat die Aareal Bank 109 Mio. Euro zum Erwerb des Radisson Blu Hamburg, des Novotel Den Haag, des Mercure Rome Corso und des Novotel Rome la Rustica für ihren Hot Fonds 1 geliehen. (Das Foto zeigt das Radisson Blu Hamburg City.) 24 16 Winkelmann: Am Four Seasons New York mit 240 Mio. USD, am Park Hotel Amsterdam mit 44,4 Mio. Euro, an einem Portfolio-Erwerb von vier Concorde Hotels in Paris, Cannes und Nizza durch die Groupe du Louvre mit 367,5 Mio. Euro, an einem Portfolio von drei Park Plaza Hotels in London mit 165 Mio. GP und mit 109 Mio. Euro an einem Portfolio-Erwerb durch die Invesco von vier Hotels in Hamburg, Den Haag und Rom. Wie ermitteln Sie den Immobilienwert eines Objekts? Winkelmann: Wir beauftragen immer ein externes Wertgutachten. Damit ist zum einen gewährleistet, dass die bankinternen Anforderungen berücksichtigt werJuli/August 2012 den, und zum anderen, dass der Bank und dem Kunden eine unabhängige Wertermittlung vorliegt. Diese Wertgutachten werden zur Überprüfung der bankinternen Anforderungen vom Hotelfinanzierungsteam sowie von den bankinternen Wertgutachtern plausibilisiert. Betrachten Sie Hotelkredite als reine Immobilienkredite oder eher als Unternehmens-Finanzierungen? Winkelmann: Bei der Kreditvergabe achten wir sowohl auf die Ertragsfähigkeit des Hotels als auch auf die Qualität der Immobilie – Lage und Betreiber. Welche Anforderungen haben Sie an den Hotelbetreiber, damit Sie in die Immobilienfinanzierung einsteigen? Winkelmann: Der operative Erfolg eines Hotels hängt eng mit den Fähigkeiten des Betreibers zusammen. In die Betreiberanalyse fließen u. a. folgende Überlegungen mit ein: wirtschaftlicher Erfolg des Betreibers in seinem Gesamtportfolio, Professionalität und Leistungsstärke, Marktkenntnisse und Erfahrung auf dem Zielmarkt. Beim Betreibervertrag ist für uns eine ausgewogene Bilanz zwischen den Rechten und Verpflichtungen von Investor und Betreiber sowie eine gewisse Transparenz der Ertragsfähigkeit des Hotels entscheidend, um ein Projekt mitzutragen. Pacht- oder Managementvertrag – was ist Ihnen lieber? Winkelmann: Wir finanzieren sowohl auf der Grundlage eines Pacht- als auch Managementvertrages, allerdings im Wesentlichen Hotels mit Managementverträgen. Vorteil ist eine größere Transparenz der wirtschaftlichen Entwicklung der Hotelimmobilie. Ein Managementvertrag bietet der finanzierenden Bank detaillierte Daten und damit einen guten Überblick über die ökonomische Lage www.hotelbau.de Investor Relations des Hotels und den Managementansatz. Winkelmann: Zunächst beurteilen wir bei der Kreditvergabe die Qualität der Immobilie und die Management-Expertise des Betreibers. Zusätzlich ziehen wir die Bonitätsratings der internationalen Ratingagenturen bei unserer Beurteilung heran. Wie bewerten Sie die gegenwärtige Situation der Gewerbeimmobilienmärkte im Allgemeinen und des Hotelsegments im Besonderen? Winkelmann: Die Entwicklungen auf den Gewerbeimmobilienmärkten werden in einem bedeutenden Umfang von der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung Bild: Park Hotel Amsterdam Welchen Stellenwert nehmen bei Ihnen die Bonitätsratings der Betreiber ein? 44 Mio. Euro stellte die Aareal Bank für die Finanzierung des Kaufs des von Grand City Hotels gemanagten Park Hotels Amsterdam zur Verfügung. beeinflusst. Diese weitere Entwicklung ist allerdings deutlichen Unsicherheiten ausgesetzt. Hier sind insbesondere die Risiken aus der europäischen Staatsschuldenkrise und ihre möglichen Folgen auf die Konjunktur sowie auf die Finanzund Kapitalmärkte zu nennen. In der Hotelbranche dürften in den folgenden Quartalen dieses Jahres die Erträge angesichts der verhaltenen Konjunkturerwartungen und der Anspannungen an den Finanz- und Kapitalmärkten auf zahlreichen Märkten gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt nahezu stagnieren oder nur leicht anwachsen. Martin Gräber n f N M M . . . JM (;FFI 3C?f f Ja, genau Sie! Möchten auch Ihre Kunden hören was wirklich wichtig ist? Erfahren Sie mehr über unseren neuen Ventilatorkonvektor mit EC-Technologie: Kampmann.de/pssst Kampmann GmbH . Friedrich-Ebert-Straße 128-130 . 49811 Lingen (Ems) Tel. +49 591 7108-0 . [email protected] www.hotelbau.de Juli/August 2012 25 17 Bild: A&O (4) Investor Relations OLIVER WINTER, A&O HOTELS AND HOSTELS „Am liebsten Eigenbesitz“ Während einer Weltreise im Jahr 1997 kam dem Lehramtsstudenten Oliver Winter die Idee, in Berlin ein Hostel aufzumachen. Die Banken ließen den damals 23-Jährigen jedoch mit seiner Bitte um einen Kredit abblitzen. In seinem damaligen Vermieter, dem Bauunternehmer Michael Kluge, der heute dem Aufsichtsrat von A&O HOTELS and HOSTELS vorsteht, fand er jedoch einen Partner, der sich für das Konzept begeisterte und das erste A&O Hostel in Berlin Friedrichshain finanzierte. Heute gehört A&O mit einem Umsatz von über 45 Mio. Euro und 20 Häusern in zwölf Städten zu den führenden Hostelanbietern in Europa. Bei der Expansion setzt das Unternehmen neben Anmietungen auch auf eigenen Immobilienbesitz. Die Banken zeigen sich heute bei der Finanzierung neuer A&O-Projekte deutlich kooperativer. Herr Winter, wie kamen Sie darauf, ins Hostel-Geschäft einzusteigen? Während einer Weltreise im Jahr 1997 habe ich in Australien und Neuseeland Hostels kennengelernt. Das Konzept 26 16 September/Oktober 2012 kannte ich vorher nicht. Wieder in Berlin stellte ich fest, dass es dort zu der Zeit nur zwei Hostels gab. Ich dachte mir, dass der Markt doch mehr hergeben müsse. Heute gibt es in Berlin über 100 Hostels, vier davon von uns. www.hotelbau.de Investor Relations Ihr erstes Hostel mit damals 164 Betten haben Sie dank der finanziellen Unterstützung Ihres heutigen Geschäftspartners und Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Kluge im Jahr 2000 in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Berlin Friedrichshain eröffnet. Wie ging es weiter? Die Nachfrage überstieg bald unser Angebot, sodass wir als Erstes das A&O Friedrichshain erweiterten. Heute hat es über 800 Betten. Alle Zimmer verfügen über Dusche/WC, was bei uns schon seit Langem Standard ist. Wir merkten bald, dass Etagen-Duschen und -WCs auch im Hostelsegment nicht mehr den gestiegenen Anforderungen genügten. 2002 mieteten wir unseren zweiten Standort an, das A&O am Bahnhof Zoo. Dieses werden wir im Oktober 2012 schließen, weil der Mietvertrag ausläuft. 2004 kam das A&O Mitte als drittes Haus in Berlin hinzu. Bei diesem Objekt haben wir das erste Mal eine Kaufoption in den Mietvertrag aufnehmen lassen, die nun in zwei Jahren fällig wird und die wir auch wahrnehmen werden. Das Gebäude ist so groß, dass es als reines Hostel über 1.000 Betten gehabt hätte. Wir dachten damals, dass dies zu viel für den Berliner Markt sein könnte. Deshalb bauten wir einen Teil als Budget-Hotel aus. So entstand A&O HOTELS and HOSTELS. „HOTELS“ steht in der Firmierung an erster Stelle. Entspricht dies Ihrer heutigen Prioritätensetzung? Ihr großer Mitbewerber Meininger vollzieht ja ganz bewusst den Wechsel vom Hostel- zum Budgethotel-Anbieter. Nein, wir sehen uns in erster Linie als Hostelbetreiber und wollen das auch bleiben. Der Wandel bei Meininger freut uns, da sie uns so ein Stück weit aus dem Weg gehen. Wir bleiben unserem Konzept aus Hostel und Budget-Hotel unter einem Dach treu. Beide Zielgruppen vertragen sich gut. Der Hotelbetrieb ist weniger zyklisch als das Hostelgeschäft. www.hotelbau.de Hostels sind von März bis Oktober voll, dazwischen ist Saure-Gurken-Zeit. Wann haben Sie sich das erste Mal aus Berlin herausgetraut? In 2005 haben wir das A&O München Hauptbahnhof eröffnet, bereits 2006 kam das zweite Haus in München dazu. Danach folgten Hamburg, Leipzig, Dresden, Köln, Düsseldorf, Dortmund. Unsere jüngste Eröffnung fand vor wenigen Wochen in Karlsruhe statt. Sie schließen entweder Mietverträge mit einer festen Monatsmiete ab oder erwerben die Immobilien selbst. Haben Sie jemals den Abschluss von Pachtverträgen mit einer an den Umsatz gekoppelten Pachthöhe erwogen? Nein, wir gehen ausschließlich reine Gewerbemietverträge ein. Den Inflationsausgleich gehen wir dabei zu 100 Prozent mit. Eine Umsatzbeteiligung des Vermieters lehnen wir ab. Wenn wir uns an einem Standort anstrengen, wollen wir auch den Gewinn allein einstreichen. Wir schließen auch keine Mietverträge unter 25 Jahren ab, weil wir langfristig an unsere Standorte glauben. Erst nach fünf Jahren ist ein Standort so weit, dass man die Ernte einfahren kann. Davor investiert man in den Aufbau. In der Regel übernehmen wir ja auch keine existierenden Hotels, sondern entwickeln einen völlig neuen Hotelstandort, meist durch Konversion von Büroflächen. Beim Innenausbau tragen wir einen erheblichen Teil des Investments selbst. Deshalb bestehen wir auf eine lange Bindung. hain, das A&O Berlin Stadthalle und das A&O Wien Stadthalle sind auf 20 Jahre geleast mit Ankaufsrecht. Alle anderen Häuser sind angemietet. Bei fast allen Objekten sind wir unter Federführung von Michael Kluge auch als Projektentwickler aufgetreten. Einzige Ausnahmen sind das neue Haus am Wiener Hauptbahnhof, das die Firma Construct Bau für uns entwickelt, und das A&O Graz Hauptbahnhof, das die Porr für uns baut. Welche Vorteile bringt es, die Objekte selbst zu entwickeln? Wir bauen günstiger als Dritte. Das rührt maßgeblich daher, dass der Gewinn, den ein externer Projektentwickler zu Recht einstreichen will, im Unternehmen verbleibt. Weshalb ist für Sie der Besitz der Immobilien interessant, während dies für die meisten Hotelbetreiber überhaupt nicht infrage kommt? Über Eigenbesitz sichern wir uns langfristig einen Standort. Was habe ich von einem guten Standort, wenn der Mietvertrag nach 25 Jahren ausläuft? – Nichts! Ich muss zum Vermieter laufen und hoffen, dass er den Vertrag verlängert. Dass wir Objekte ins Eigentum nehmen, hat vor rund vier Jahren mit der Wie viele Ihrer Immobilien sind im Eigenbesitz, wie viele sind angemietet? Im Eigenbesitz befinden sich das A&O Nürnberg, das A&O Hamburg in der Spaldingstraße und unsere beiden neuen Objekte in Frankfurt. Das A&O FriedrichsSeptember/Oktober 2012 Die Mutter aller A&O-Hostels: das A&O Berlin Friedrichshain aus dem Jahr 2000, das nach mehreren Erweiterungen als kombiniertes Hostel und Hotel nun über 800 Betten verfügt. 27 17 Ohne Schnickschnack, aber geräumig und freundlich: das A&O-Doppelzimmer. S T E C K B R I E F A&O HOTELS and HOSTELS Holding AG Gründung: 2000 Vorstand: Oliver Winter (CEO), Michael Rehberg (CFO) Aufsichtsratsvorsitzender: Michael Kluge Umsatz 2011: 45,4 Mio. Euro Übernachtungen 2011: 1,8 Mio. Häuser: 20 Eigenbesitz: A&O Nürnberg, A&O Hamburg in Spaldingstraße, beide neuen Objekte in Frankfurt. Das A&O Friedrichshain, das A&O Berlin Stadthalle und das A&O Wien Stadthalle sind auf 20 Jahre geleast mit Ankaufsrecht. Bettenanzahl gesamt: 11.757 (Stand 14.8.2012) Standorte: Gästestruktur: 28 18 Berlin, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Karlsruhe, Prag und Wien, ab 2013 Frankfurt und Graz 60 % Gruppen-/ Klassenreisen 30 % Leisure/ Städtetourismus 10 % Businesstourismus Zinstiefphase begonnen. Bei niedrigen Zinsen kommt Eigenbesitz oftmals günstiger als mieten. Anstatt Monat für Monat eine Miete zu zahlen, die dann weg ist, schaffe ich mir doch lieber Schritt für Schritt Eigentum. Woher stammt das Kapital für den Immobilienerwerb? Es existieren zwei Formen der Finanzierung: Bei zwei Objekten steht eine ganz normale Hypothekenfinanzierung dahinter. Bei den anderen dreien sind es Sale-and-Leaseback-Konstrukte, in denen festgelegt ist, dass wir die Immobilien nach 20 Jahren zu einer festgelegten Rate übernehmen. Haben Sie einen festen Bankpartner? Wir haben fünf feste Partner: In Deutschland sind dies die DKB Bank und die WGZ-Bank, in Österreich die Raiffeisen Leasing, die Hypo-Tirol und die Erste Bank in Wien. Zu Beginn Ihrer Karriere fanden Sie ja bei den Banken kein Gehör. Wann hat sich das geändert? Das geschah über einen Umweg. Auf der Expo Real lernten wir im Jahr 2008 Andreas Finke kennen, der Finanzierungen für Hotelprojekte besorgt. Der sagte: „Komm, ich probier’ das für euch, ihr seid doch keine Nobodies mehr.“ Zu diesem Zeitpunkt existierten bereits zehn A&Os. Wir selbst hatten bezüglich Bankenfinanzierungen bereits den Mut September/Oktober 2012 verloren, weil wir dabei schon oft genug erfolglos geblieben waren. Herr Finke hat dann tatsächlich über die Commerzreal Leasing eine Finanzierung an Land gezogen. Die Commerzreal Leasing, so erfuhren wir, hatte sich über die DKB Bank rückfinanziert. Also sind wir beim nächsten Projekt direkt an die DKB Bank herangetreten – mit Erfolg. Die Zuständigen bei der DKB meinten, dass wir künftig gerne immer ohne Umwege zusammenarbeiten könnten. Letztendlich mussten Sie also erst einmal in Mietobjekten ihre Leistungsfähigkeit als Betreiber unter Beweis stellen? Ganz klar. Die Banken wollen verständlicherweise einen Track Record vorgelegt bekommen. Sie wollen sehen, ob und wie wir einen Standort über die Jahre aufbauen und entwickeln können. Sie haben 2011 einen Umsatz von 45,4 Mio. Euro erzielt und wollen um 20 Prozent pro Jahr wachsen. Das bedeutet, dass Sie pro Jahr mindestens zwei neue Häuser eröffnen müssen. Richtig. Im Moment wachsen wir sogar schneller, weil große Standorte dazukommen und wir zwei nicht selbst entwickeln müssen. Im Juni hat das A&O Prag, Metro Strizkov, mit 308 Zimmern und 500 Betten eröffnet, im August das A&O Karlsruhe mit 155 Betten, und im März 2013 kommt das A&O Wien Hauptbahnhof mit knapp 300 Zimmern und 1.000 Betten dazu. Im Frühjahr 2013 stehen die Eröffnungen des A&O Graz Hauptbahnhof und des A&O Frankfurt Galluswarte an. Für 2014 sind Innsbruck und Venedig in Arbeit. Welche Bettenanzahl hat ein A&O idealerweise? Unsere Wunschgröße liegt bei 500 bis 600 Betten. Das ist eine gute Größe für den operativen Betrieb. Hamburg, München und Berlin sind in Deutschland www.hotelbau.de die einzigen Standorte, an denen auch 1.000 Betten oder mehr gehen. Wenn es die Immobilie und der Standort hergeben, lassen sich durch größere Objekte Kostenvorteile generieren. Für Städte wie Nürnberg, Düsseldorf oder Leipzig sind jedoch 400 bis 500 Betten ideal. Welche Standorte wollen Sie noch dazugewinnen? In Deutschland Stuttgart, Hannover, Weimar, Heidelberg, Freiburg, Lübeck und Bremen. In Düsseldorf, Köln und München können wir uns noch ein zweites bzw. drittes Haus vorstellen. In Europa sind für uns Salzburg, Basel, Zürich, Kopenhagen, Stockholm und Amsterdam interessant. Außerdem hätten wir gern ein zweites Haus in Prag, um dort auf eine kritische Größe zu kommen. Wird die Expansion über Mietobjekte oder über Eigenbesitz erfolgen? Wenn es geht, versuchen wir die Objekte in den eigenen Bestand zu übernehmen. Da die Banken gegenwärtig jedoch einen höheren Eigenkapitaleinsatz verlangen, ist das schwieriger geworden. Wir mussten bereits diverse Standorte ablehnen, die wir nur über eine Eigenkapitalquote von 40 oder 50 Prozent bekommen hätten. Da würde uns dann das Eigenkapital für weitere Projekte fehlen. Die Expansion hat Vorrang. Wenn wir einen Standort nur über Miete bekommen können, dann machen wir das. Welchen maximalen Eigenkapitalanteil sind Sie gegenwärtig bereit zu tragen? Maximal 15 Prozent. Zusätzlich tragen wir immer das komplette FF&E und die Küchentechnik aus Eigenmitteln. Was ist der durchschnittliche Wert einer A&O-Immobilie mit 500 Betten? Die Gestehungskosten eines A&O inklusive Ankauf, Umbau, Fertigstellung und www.hotelbau.de Zeitgemäßes Styling: die A&O-Bar. FF&E dürfen 2.000 Euro pro m² nicht überschreiten. Eine A&O-Immobilie mit 500 Betten hat somit einen Wert von etwa 10 Mio. Euro. Ich habe Sie als Diskutant in einer Runde mit Dr. Malte-Maria Münchow von DEKA-Immobilien und Andreas Löcher von Union Investment kennengelernt. Beide sagten mir im Interview*, dass sie unter 20 Mio. Euro überhaupt nicht in ein Hotelinvestment einsteigen, weil das den Aufwand nicht lohne. Ärgert es Sie, dass die großen Fondsgesellschaften das doch eigentlich sehr rentable BudgetHotelsegment links liegen lassen, oder brauchen Sie diese gar nicht für Ihre Expansionspläne? Natürlich sähen wir es gerne, dass wir für Immobilienfondsgesellschaften interessant werden, da wir dadurch Standorte machen könnten, die sich heute nicht realisieren lassen. Die Zurückhaltung dieser Investorengruppe liegt auch daran, dass Hostels bei ihnen noch nicht als renditeträchtig bekannt sind. Auch unsere niedrigen Investitionskosten und die Drittverwendungsfähigkeit hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Behindert Sie die europaweite Finanzkrise in Ihrer Expansion? Sie behindert uns im Ausland, in Deutschland zum Glück noch nicht. Die deutschen Banken agieren derzeit sehr verhalten, was die Finanzierung von Projekten im Ausland angeht. Die dortigen Banken sind entweder klinisch tot September/Oktober 2012 oder haben derzeit überhaupt kein Interesse daran, deutsche oder andere auswärtige Unternehmen zu finanzieren. Eventuell müssen wir irgendwann mehr Eigenkapital in die Hand nehmen. Wir sehen uns aber trotzdem nicht gefährdet, und ich glaube auch nicht, dass wir in fünf Jahren nicht mehr wachsen können. Uns bieten sich immer noch mehr Möglichkeiten, als wir realisieren können. Martin Gräber n *Siehe Interview mit Dr. Malte-Maria Münchow, Deka Immobilien, in hotelbau 5/2011 und Interview mit Martin Schaller und Andreas Löcher, Union Investment, in hotelbau 6/2011. A & O - P O R T F O L I O Haus Zimmer Betten Berlin Friedrichshain 233 837 Berlin am Zoo 117 575 Berlin Mitte 454 1.436 Berlin Hauptbahnhof 332 888 Düsseldorf Hauptbahnof 174 478 Dresden Hauptbahnhof 158 438 Dortmund Hauptbahnhof 105 356 Hamburg Hammer Kirche 68 155 Hamburg Hauptbahnhof 278 931 Hamburg Reeperbahn 309 658 Hamburg Spaldingstraße 555 2.000 Karlsruhe Hauptbahnhof 104 355 Köln Neumarkt 173 561 Köln Dom 32 77 Leipzig Hauptbahnhof 163 488 München Hauptbahnhof 73 185 München Hackerbrücke 203 902 Nürnberg Hauptbahnhof 116 374 Wien Stadthalle 138 388 Prag Metro Strizkov 275 705 Zimmer gesamt 4.055 12.787 29 19 Bild: Patrizia Gewerbeinvest Investor Relations MARTIN LEMKE, PATRIZIA GEWERBEINVEST „Die Granularität des Portfolios ist uns wichtig“ Bis Ende 2013 will die Patrizia GewerbeInvest KAG mbH das Volumen ihres derzeit 139 Millionen Euro starken Hotel-Fonds „LB HotelInvestment Deutschland I“ mehr als verdoppeln. Dabei ist Geschäftsführer Martin Lemke die Vielfalt der Marken und Standorte wichtig. G R A T I S D O WN L O A D Sämtliche bisher erschienenen Interviews dieser Serie finden Sie als PDF-Sonderedition „Investor Relations“ im kostenlosen Downloadbereich: www.hotelbau.de/ downloads 30 14 Herr Lemke, hauptsächlich kennt man die Patrizia ja aus dem Wohnungsbau. Welche Rolle spielen Hotelimmobilien in der Investmentstrategie der Patrizia GewerbeInvest im Vergleich zu anderen Immobilienklassen? Hotelimmobilien sind für uns eine gute Beimischung und ein interessantes Investment, da sie eigene Chancen und Risiken bieten. Hotels liefern eine deutlich höhere Rendite als risikoärmere Investionen und passen deshalb sehr gut zu unserer Strategie. November/Dezember 2012 Welche sind die speziellen Chancen und Risiken? Die Chancen und Risiken liegen sehr dicht beieinander. Hotels sind unglaublich von der Konjunktur abhängig. Eine kleine Delle in der Konjunktur wirkt sich insbesondere im höherpreisigen Hotelsegment sofort bei den Hotelbelegungszahlen aus, wohingegen man beispielsweise beim innerstädtischen Einzelhandel oder auch bei hochklassischen Büroflächen immer einen gewissen Zeitversatz hat. Im Umkehrschluss ist es bei Hotels www.hotelbau.de Investor Relations I N N E N A N S I C H T E N aber auch so, dass bei einer positiven Veränderung der Wirtschaftslage quasi zeitgleich die Zimmerpreise und Belegungsraten in die Höhe schnellen. Wenn man als Investor mit dem Betreiber eine umsatzabhängige Pacht aushandelt, lässt sich bei einer positiven Entwicklung ein Mehrertrag generieren. Sie verstehen Hotels als Beimischung. Bei welchem Anteil liegt der optimale Beimischunsgrad? In einem klassischen Core-Portfolio mit verschiedenen Asset-Klassen würde ich sagen: bei 15 Prozent. Wir sind aber zusätzlich auch einen anderen Weg gegangen und haben 2007 mit dem „LB Hotel-Investment Deutschland I“ einen eigenen Hotel-Fonds aufgelegt. In diesem befinden sich derzeit neun Objekte mit einem Gesamtwert von rund 136 Mio. Euro. Im Endausbau soll der Fonds bis Ende 2013/Anfang 2014 ein Volumen von rund 300 Mio. Euro aufweisen. Die Zielperformance beträgt 6,25 % p. a., was wir gegenwärtig auch erreichen. Wer sind die Anleger? Wir richten uns ausschließlich an institutionelle Anleger. Die Anteilseigner an unserem Hotelfonds sind überwiegend Sparkassen. Was ist die übliche Haltedauer Ihrer Objekte? In der Regel acht bis zehn Jahre. Ihr Zukaufziel für den Fonds ist äußert ehrgeizig. Das Angebot ist zurzeit aber auch sehr attraktiv. Erst vor Kurzem haben wir das Motel One an der Tegernseer-Landstraße in München erworben. Über welche Bankpartner finanzieren Sie Ihre Zukäufe? www.hotelbau.de Wir haben mehrere Banken als Partner. Dazu gehören so ziemlich alle bekannten Großbanken, ergänzt um die lokalen Sparkassen. Das hängt immer davon ab, wer gerade kann oder will. Oft ist das auch eine Standortfrage. Über das Investmentgesetz sind wir jedoch verpflichtet, weniger als 50 Prozent des jeweiligen Kaufpreises über Banken zu finanzieren. Den Löwenanteil bestreiten wir somit aus Eigenkapital. In Ihrem Portfolio fällt auf, dass Sie sich früher auf das 4-Sterne-Segment konzentriert haben und nun verstärkt an Budget-Hotels interessiert sind. Das ist richtig. Budgethotellerie ist hochspannend, da sie sehr zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist. Marken wie Motel One oder B&B-Hotels kombinieren gutes Design mit einer sehr vernünftigen Preisgestaltung und mittlerweile attraktiven innerstädtischen Lagen. Sie verzichten bewusst auf gewisse ServiceAngebote eines 4-Sterne-Hauses, die oftmals vom Gast gar nicht nachgefragt werden, wie Schwimmbäder, Sportangebote oder eine hochklassige Gastronomie. Das reduziert die Gesamtkosten. Viele Fondsgesellschaften bemängeln bei Budget-Objekten die in Relation zum Akquisitionsaufwand zu geringen Investitionsvolumina. Das sehen wir komplett anders. Für uns ist die Granularität des Portfolios wichtig. Uns geht es darum, viele unterschiedliche Häuser einer großen Markenvielfalt an diversen Standorten zu halten. Welche Standorte sind für Sie interessant? Weiterhin werden wir uns auf Deutschland beschränken. Deutschlandweit wollen wir natürlich an den A-Standorten, aber auch an Nebenstandorten vertreten sein. Für die sogenannten B-Standorte November/Dezember 2012 Finanzierungsalternativen Wir schreiben das fünfte Jahr der Krise nach dem Lehman-Crash 2008 – und die Grundstimmung an der größten europäi- Maria Pütz-Willems ist schen Gewerbe- und Chefredakteurin der Internetplattform www. Investment-Messe Expo hospitalityInside.com. Real in München Anfang Oktober war äußerst positiv. Die ImmobilienBranche hat keine Lust mehr auf Frust! Und das gilt auch im Bereich der Spezial-Immobilie Hotel. Während der Messetage gab es offenbar viele sehr konkrete und konstruktive Gespräche; und auch die Diskussionsforen des KonferenzRahmenprogramms waren gut besucht. Die Insider lechzen nach Details, die ihre Geschäfte weiterbringen, und beobachten die Marktentwicklung scharf. 50 oder 60 Prozent Eigenkapital fordern inzwischen die Banken – da lächeln viele nur noch müde und wenden sich ab. Die Banken disqualifizieren sich langsam selbst durch ihre internen Probleme und noch restriktiveren Konditionen für Kreditnehmer, insofern nehmen jetzt Projektentwickler die Suche nach alternativen Finanzierern auf: Die Hoffnung richtet sich nun auf Family Offices und High Networth Individuals, auf institutionelle Investoren und Versicherer. Expo Real-Insider registrierten aus diesen Segmenten etliche neue Namen – auch aus den USA und Großbritannien. Über die Dauerfrage „Wie geht es weiter mit der Finanzierung?“ lässt sich nur orakeln, fest steht nur: Die bestehenden, jahrzehntelang vertrauten Strukturen zerfallen. Damit werden sich aber nicht nur Hotelketten auseinandersetzen müssen, sondern vor allem auch der Mittelstand. So mancher Familienbetrieb muss vielleicht auch überlegen, ob er nicht doch eine bekannte (Franchise-)Marke auf sein Dach setzt, um überhaupt noch eine Finanzierung für seinen neuen Bettentrakt zu bekommen. Sollten die regionalen Kreditinstitute irgendwann einmal aufhören, die Betriebe in der Region zu stützen, zeichnet sich ohnehin das endgültige Aus für die kleineren und mittleren Betriebe ab. Der Finanzierungsflaschenhals für die KMUs wird, gesamt gesehen, noch enger werden. Denn auch die oben erwähnten, aufkeimenden Banken-Alternativen werden sich erst einmal nach den Top-Betrieben und -Projekten und jenen mit einem höheren Investment-Volumen umsehen. Maria Pütz-Willems 3115 Bild: Patrizia Gewerbeinvest Investor Relations Das von Sol Meliã betriebene 4-SterneHotel Innside Premium in Düsseldorf (Baujahr 2008, 160 Zimmer) ist eines von derzeit neun Objekten in dem 2007 aufgelegten Hotel-Fonds „LB Hotel-Investment Deutschland I“ der Patrizia Gewerbeinvest KAG mbH. spricht der geringere Konkurrenzdruck. Mainz und Wiesbaden würden wir beispielsweise gerne besetzen. Weiter südlich finden wir beispielsweise Heidelberg, Freiburg und Tübingen interessant. Hannover ist auch ein spannender Standort, den niemand so recht auf dem Radar hat. Dazu kommen die klassischen Ballungsräume wie Köln/Bonn/Düsseldorf. Gibt es über B&B und Motel One hinaus andere Marken im niedrigpreisigeren Segment, die Sie interessesieren? Meiniger ist hochspannend, im unteren Mittelsegment auch Dormero. Auch die gesamte Hostelszene ist sehr interessant, weil das für uns noch einmal eine Diversifikation zum klassischen Hotelbetrieb darstellt. Einzig und allein reine Ferienhotels kommen für uns nicht infrage. Franchise? Kaufen Sie nur fertiggestellte Objekte oder auch Projektentwicklungen? Bei einem Neubau sollten es schon zwanzig Jahre sein. Bei Bestandsobjekten hätten wir gerne eine Restlaufzeit von zwölf bis fünfzehn Jahren. Wir kaufen auch Projektentwicklungen. Das hängt stark vom Betreiber ab. Überlassen Sie die Verhandlungen mit dem Betreiber dem Projektentwickler oder machen Sie das lieber selbst? In der Regel hat der Projektentwickler den Betreiber bereits vertraglich gebunden, wenn wir einsteigen. Wir sitzen natürlich immer gerne mit am Tisch, wenn die Details zu klären sind. Welche Betreiberverträge sind für Sie akzeptabel? Wir sind ganz klar immer noch Festpachtgetrieben, wobei Hybridmodelle durchaus attraktiv sein können. Managementverträge schließen wir aber nach wie vor aus. Hotelportfolio der PATRIZIA Gewerbeinvest KAG mbH Hotel Kategorie Zimmer Betreiber Fonds:LBVAImmoInvest Marriott Hotel, Freising 4 Sterne 252 Realotel Freising Hotelbetriebsgesellschaft Tryp Hotel Frankfurt am Main 3 Sterne 177 Sol Meliã Deutschland GmbH Welcome Hotel, Darmstadt 4 Sterne 208 Welcome Hotel Darmstadt Betriebsgesellschaft Fonds:LBHotel-InvestDeutschland1: NH Hotel, Erlangen 4 Sterne 138 NH Hoteles Deutschland GmbH Holiday Inn, Essen 4 Sterne 168 Zech Hotel GmbH Holiday Inn, Neu-Isenburg 4 Sterne 164 Zech Hotel GmbH Welcome Hotel, Paderborn 4 Sterne 153 Welcome Hotel Paderborn Betriebsges. Innside Premium Hotel, Düsseldorf 4 Sterne 160 Sol Meliã Deutschland GmbH B&B Hotel, Hamburg-Altona 2 Sterne 182 B&B Hotels GmbH B&B Hotel, Dortmund Messe 2 Sterne 107 B&B Hotels GmbH B&B Hotel, Saarbrücken Hbf. 2 Sterne 108 B&B Hotels GmbH Motel One Dresden 2 Sterne 228 Motel One Betriebs GmbH 32 16 Baujahr 1992 2003 2007 1971/ 1999 1996 1994 2007 2008 2008 2009 2009 2010 November/Dezember 2012 Machen wir. Unser Marriott in Freising ist beispielsweise ein Franchisebetrieb. Welche Laufzeit der Betreiberverträge streben Sie an? Sie sagen, dass das Marktklima, was Zukäufe angeht, derzeit recht gut ist. Wie wird sich die Marktlage zukünftig entwickeln? Zurzeit ist das Angebot deutlich höher als die Nachfrage. Es gibt hierzulande derzeit wenige eigenkapitalstarke institutionelle Käufer, die sich mit Hotels beschäftigen. Allerdings kommen die ausländischen Investoren, allen voran die angelsächsischen, zurück nach Deutschland. Das spüren wir. Noch gibt es hierzulande jedoch sehr vielseitige Investitionschancen, sodass das Hotelsegment nicht so in den Vordergrund tritt. Für uns ist das alles in allem eine sehr gute Ausgangslage und wir blicken positiv in die Zukunft. Die Schuldenkrise macht Ihnen keine Sorgen? Ja, klar, da gibt es Auswirkungen. Die Schuldenkrise hat vor allem auf der regulatorischen Seite schon einige Blüten getrieben, Stichwort AIFMRichtlinie und Solvency II. Dadurch bedingt müssen die institutionellen Anleger genauer hinschauen, was sie mit ihrem Geld machen. Das Positive an der Schuldenkrise für Deutschland ist jedoch, dass Deutschland nach wie vor als sicherer Standort gilt. Und dadurch geht es uns hier verhältnismäßig immer noch recht gut. Martin Gräber n www.hotelbau.de Produkte und Dienstleister finden www.hotelbau.com Bild: Halter Unternehmungen Investor Relations OLIVER UEBELHART, HALTER ENTWICKLUNGEN „Hotels werfen Fragen auf“ Das Schweizer Familienunternehmen Halter hat 2012 mit 200 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 600 Mio. Schweizer Franken erwirtschaftet. Unter dem Dach der Holding agieren die drei Profitcenter Immobilien, Generalunternehmung und Entwicklungen eigenständig am Markt, wobei das 25hours-Hotel Zürich West ein Projekt der Sparte „Entwicklungen“ war. Architekt und Wirtschaftsingenieur Oliver Uebelhart, Projektleiter Entwicklung bei Halter Entwicklungen, arbeitet seit 2006 im Unternehmen und verantwortete das Hotel-Projekt ab 2008. 3426 Herr Uebelhart, was ist das Geschäftsmodell von Halter Entwicklungen? Welchen Anteil haben Hotels in Ihrem Portfolio? Entwicklungsgeschäft mit eigenem Risikokapital. Wir sichern oder kaufen Grundstücke oder Gebäude und entwickeln rechtlich und wirtschaftlich abgesicherte Verkaufsprodukte. Das heißt: Baugenehmigungen liegen vor und Ankermieter sind akquiriert. Diese Pakete verkaufen wir an Endinvestoren. Hotels sind eine Spezialnutzung und können daher, nach Umsatz gerechnet, nicht mit klassischen Wohn- und Gewerbeentwicklungen verglichen werden. Da unser Marktgebiet zudem geografisch beschränkt ist – wir konzentrieren uns auf die Deutschschweiz –, ist die Zahl der Hotelprojekte auch überschau- Januar/Februar 2013 www.hotelbau.de Investor Relations bar. In allen drei Sparten der HalterGruppe verfügen wir jedoch über ausgewiesenes Hotel-Know-how und wir verfolgen diesen Markt erfolgreich weiter. Wie ist es zu dem Projekt mit 25hours gekommen? Das Areal gehörte der Hardturm AG. Für das Entwicklungsgebiet Hard Turm Park haben wir ein Konsortium gebildet, um die insgesamt vier Baufelder zu realisieren. Wo heute das 25hours steht, lagen früher Fußballfelder. Da es keinen Bebauungsplan gab, mussten wir zunächst einen Gestaltungsplan aufstellen. Dann haben wir den klassischen Entwicklungsprozess gestartet und dabei auf eine entsprechende Angebotsvielfalt geachtet. Ursprünglich wollten wir auf dem 25hours-Baufeld einen Mix aus Mietwohnungen und Büros realisieren. Zeitgleich entwickelten wir für das benachbarte Hochhaus die Vision von Eigentumswohnungen in den oberen Etagen und einem Hotel in den unteren. Mit Christoph Hoffmann von 25hours waren wir schon vorher im Kontakt. Da er an Zürich interessiert war, kamen wir konkreter ins Gespräch. Also wäre das 25hours beinah im Hochhaus gelandet? Nicht wirklich. Für das Hochhaus hatten wir ein 4-Sterne-Plus-Hotel im Sinn, denn die Wohnungen dort sind im gehobenen Segment angesiedelt. Zudem hätte sich ein 25hours in dem Hochhaus nicht gut abbilden lassen, daher haben wir das jetzige Gebäude noch einmal einer Machbarkeitsstudie unterzogen und festgestellt, dass Flächenangebot und -zuschnitt ideal für 25hours waren: Wir konnten 126 Zimmer und einen dazu passenden Konferenzbereich realisieren. 120 bis 150 Zimmer sind eine Größe, in der 3-Sterne-Häuser wirtschaftlich gut funktionieren können. Also haben wir das Konzept umgeplant und einen Mix aus Wohnen, Büro und Hotel realisiert. www.hotelbau.de Aber anfangs hatte sich der Bedarf für zwei Hotels nicht abgezeichnet? Auf den Mikrostandort bezogen war erst gar keine konkrete Hotelnachfrage vorhanden – was nicht verwunderlich ist: Zürich West begann ja erst, sich zu entwickeln. Wir haben die Hotelnutzung schon früh geprüft und auch die Entscheidung für das zweite Hotel bereits 2008 gefällt. Das Hotel im Hochhaus neben 25hours wird Sheraton in gut einem Jahr eröffnen. Kommen sich die beiden Häuser nicht ins Gehege? Nein. Wir glauben generell an den Hotelmarkt Zürich. Zudem geben zwei Hotels im selben Quartier dem Hotelstandort Zürich West noch mehr Bedeutung und beide Häuser ergänzen sich auch sehr gut. Welchen Vertrag haben Sie mit 25hours geschlossen? Einen Vertrag mit hohem Fixpachtanteil. Der Vertrag ist mit Fertigstellung und Inbetriebsetzung an den Endinvestor, einen auf Hotelimmobilien spezialisierten Fonds, übergegangen. Dieser Fonds hat auch die Büroflächen im Gebäude gekauft, während die Wohnungen an eine Versicherungsgesellschaft gegangen sind. neben Mischformen auch der Managementvertrag an. Allerdings dürfen viele Investoren nicht in Betreiberliegenschaften investieren. Und ein Managementvertrag wirft noch dazu die Frage auf, wo das Personal angesiedelt ist. Im klassischen Managementvertrag hat der Investor das Personal auf seiner Gehaltsliste – viele Immobilienfonds oder Banken stellt das vor zusätzliche regulatorische Probleme. Ist ein Betreiber aus der Markenhotellerie immer die sicherere Wahl? Die Markenhotellerie verspricht professionelles Management und bringt eine starke Vermarktungsmaschinerie mit. Das vermindert das Risiko und ist bei Investoren beliebt. Zusätzlich wird davon ausgegangen, eine internationale Kette biete auch finanzielle Sicherheiten. Man denkt: ‚Habe ich Sheraton, Hyatt usw., bin ich abgesichert.‘ Das stimmt aber so nicht. Es kommt immer auf das Vertragskonstrukt an. Eine beispielsweise aus den USA oder Asien stammende Hotelgruppe wird kaum für ein Haus einstehen, das in Europa finanziell in Schieflage geraten ist. Auch eine Kette kann nicht weltweit für jeden Betrieb haften. Sandra Hoffmann n Welche Vertragsform ist in der Schweiz üblich? Welche Vertragsform im Hotel die richtige ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Für uns ist das auch immer spannend, denn oft müssen wir uns für eine Vertragsform entscheiden, bevor wir wissen, welcher Endinvestor ins Projekt einsteigt. Hotelverträge sind langfristig verbindlich; die sichere Version ist der Pachtvertrag. Spezialisierte Hotelinvestoren hingegen wollen stärker am Hotelerfolg partizipieren. Hier bietet sich Januar/Februar 2013 Innenarchitekten finden www.hotelbau.com 3527 Investor Relations HANS-WILM ZÜHLKE „Sehr kontrolliert Geld ausgeben“ Gut eine Autostunde von Hamburg entfernt entsteht derzeit zwischen Lütjenburg und Oldenburg an der Ostsee das Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer. Hans-Wilm Zühlke treibt als Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft das Projekt im Auftrag des Investors Jan Henric Buettner voran. Herr Zühlke, 2008 war Baustart für das Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer. Auf der Homepage des Schlossguts war noch vor Kurzem die Eröffnung für 2013 angekündigt. Was ist der derzeitige Stand der Dinge? Wir eröffnen in Etappen. Dazu muss man wissen: Das Schlossgut Weissenhaus, auf dem das Resort entsteht, ist ein komplettes historisches Dorf. Die Zimmer und Suiten und auch die einzelnen Hotelfunktionen werden sich auf mehrere Gebäude verteilen. Bereits im Sommer 36 12 Juli/August 2013 letzten Jahres haben wir unser direkt am Strand gelegenes Restaurant „Bootshaus“ mit 200 Innen-, Terrassen- und Lounge-Plätzen eröffnet. Etwa zur selben Zeit haben wir auch unsere Kulturund Veranstaltungsstätte „Reetscheune“ in Betrieb genommen, mit einem Konzert von Justus Frantz übrigens. Seither kamen rund 3.000 Besucher zu den 18 Veranstaltungen, die bislang dort stattgefunden haben. Dieses Jahr werden für die Gäste die ersten 30 Wohneinheiten bereitstehen www.hotelbau.de Investor Relations und wir werden auch das Erdgeschoss des Schlosses für Veranstaltungen nutzen können. Im nächsten Jahr wird dann der komplette zentrale Bereich im Schloss – dem Hauptgebäude des Resorts – fertiggestellt. Dort ist auch ein Teil unseres 1.500 m² großen SpaBereichs geplant. Die Nassanwendungen werden in einem Neubau untergebracht, der über einen Wintergarten an das Haupthaus gekoppelt ist. Diesen Verbindungsbau haben wir bereits im Mai fertiggestellt. Danach werden weitere 40 Wohneinheiten bezugsfertig sein, sodass das Resort dann über 70 Zimmer und Suiten verfügt. Sie haben eine reichhaltige Erfahrung im Resort-Geschäft. Unter anderem waren Sie lange Jahre bei Robinson und Arkona. Wie sind Sie auf das Projekt Weissenhaus aufmerksam geworden? Erfahrung angegangen? Er kommt ja aus der IT-Branche. Herr Buettner hatte natürlich bereits zum Start des Projekts vor sieben Jahren externe Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen – Architekten, Ingenieure etc. – hinzugezogen. Die Planung war jedoch ursprünglich wenig verzahnt. Die einzelnen Gebäude wurden sehr individuell betrachtet, nicht unter dem Blickwinkel eines zusammenhängenden Resorts. Hotel-Know-how war in der Tat recht wenig zu spüren. Ich habe dann meine Erfahrungen aus der ResortHotellerie eingebracht. Was hat Sie an dem Projekt gereizt? Für mich bedeutete das Projekt zum einen die Rückkehr in meine alte Heimat Schleswig-Holstein – nachdem ich mich in den letzten vierzig Jahren in allen Ecken dieser Welt herumgetrieben habe. Zum anderen hat mich natürlich die Aufgabe gereizt, unter den strengen Auflagen der Denkmalpflege aus der bestehenden Altsubstanz ein funktionsfähiges, zeitgemäßes Hotelresort zu entwickeln. Das Projekt war also schon im Bau, als Sie dazugestoßen sind. Das heißt, Herr Buettner ist das Ganze ohne Hotel- Bild: Weissenhaus Bild: Michael Poliza Das ist eine ganz lustige Geschichte: Mein Frau und ich haben schon lange ein Ferienhaus hier oben an der Ostsee. Im November 2011 rief mich meine Frau von dort aus in meinem damaligen Büro in Frankfurt an, weil sie Baukräne auf dem Grundstück von Weissenhaus gesehen hatte. Sie meinte: „Hier passiert etwas ganz Interessantes, das musst du dir unbedingt anschauen!“ Daraufhin habe ich versucht, einen Kontakt zum Bauherrn Jan Henric Buettner herzustellen. Das Einzige, was ich über Google gefunden habe, war jedoch eine Facebook-Adresse von ihm. Und so tat ich das, was ich eigentlich nie im Leben tun wollte, und meldete mich bei Facebook an. Ich habe ihm dann, wenn Sie so wollen, eine Blindbewerbung via Facebook geschickt. Seitdem sind Herr Buettner und ich in ständigem Kontakt. Am Anfang habe ich das Projekt nur gelegentlich beraten, seit zwei Jahren bin ich nun komplett hier oben. Bis wir im März mit Carsten Willenbockel einen Hoteldirektor eingestellt haben, hatte ich auch die Geschäftsführung der Betriebsgesellschaft inne. Jetzt konzentriere ich mich auf meine Aufgabe als Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft. Das Resort Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer wird nach Ende der ersten Bauphase im Sommer 2014 über 70 Zimmer und Suiten sowie einen 1.500 m² großen Spa-Bereich verfügen. Die zentralen Funktionen sind im Schlossgebäude untergebracht. Das Restaurant „Bootshaus“ am Strand und die Kultur- und Veranstaltungsstätte „Reetscheune“ haben bereits im Sommer letztes Jahr eröffnet. www.hotelbau.de Juli/August 2013 Weissenhaus ist ein komplettes Dorf. Das Resort umfasst zahlreiche einzelne Gebäude. Für die Freizeitgestaltung werden ein eigener Badesteg sowie eine Driving-Range zur Verfügung stehen. In der Nähe befinden sich Golfplätze mit 36 Löchern. Außerdem grenzt eine Holsteiner Pferdezucht mit Reitangebot an das Grundstück. 3713 Investor Relations Wäre ein Fondskonstrukt keine Option gewesen? Nein. Das ist Herrn Buettner ganz wichtig. Er will hier immer der Hauptinvestor bleiben. Wie sieht es mit Subventionen vom Land Schleswig-Holstein aus? Bild: Weissenhaus Von der Investitionsbank SchleswigHolstein erhalten wir Fördermittel für das Schaffen von Arbeitsplätzen. Das Resort gibt sich familienfreundlich. Das Logisangebot reicht von der Suite mit sechs Betten für die Familie mit Großeltern bis zur Honeymoon-Suite für Frischvermählte. Ein eigenes Standesamt prädestiniert das Resort für Hochzeiten. Für eine Kinderbetreuung im Stil großer Ferienclubs wird ebenfalls gesorgt. Herr Buettner hat 2005 das Grundstück mit den Gebäuden, so wie sie damals waren, für sieben Mio. Euro aus seinem Privatvermögen gekauft. Wie hoch wird das Gesamtinvestitionsvolumen für das Resort sein? Für die eingangs von mir geschilderte erste Bauphase des Resorts, die 2014 abgeschlossen sein wird, beträgt das Investitionsvolumen rund 50 Mio. Euro. Wir planen jedoch bereits ein weiteres Hotel auf dem Gelände. Dafür sind noch einmal 10 Mio. Euro vorgesehen. Mecklenburg-Vorpommern hat in den letzten Jahren über eine sehr großzügige Subventionsvergabe zahlreiche Resortprojekte – mit mehr oder weniger nachhaltigem Erfolg – angesiedelt. SchleswigHolstein hatte lange Zeit das Nachsehen und sieht sich da meines Wissens etwas unter Zugzwang. Stand das Land dem Projekt Weissenhaus dementsprechend aufgeschlossen gegenüber? Woher kommt das Geld? Zum größten Teil ebenfalls aus dem Privatvermögen von Herrn Buettner und seines Freundeskreises. Aber natürlich liegt dem Projekt eine klassische Baufinanzierung zugrunde. Das Wirtschaftsministerium betrachtet Weissenhaus als „das Leuchtturmprojekt“ in der touristischen Entwicklung Schleswig-Holsteins. Dementsprechend aufgeschlossen steht die Landesregierung dem Projekt gegenüber und ich erhalte sehr viel Unterstützung. Aber die Summen an Fördermitteln, wie sie nach Mecklenburg-Vorpommern gegangen sind, gibt es in Schleswig-Holstein natürlich nicht. Die Arbeitsplatzförderung, die wir erhalten, ist verschwindend gering gegenüber den Fördermöglichkeiten, wie sie in Mecklenburg-Vorpommern bestehen. Bild: Markus-Diedenhofen Luxusresorts gibt es ja mittlerweile doch schon einige in Deutschland. Mit wem vergleichen Sie sich? Logieren wie im eigenen Ferienhaus lautet das Motto. Das Foto zeigt den Blick in das bereits fertiggestellte Torhaus. Für die Gestaltung der Inneneinrichtung des Resorts zeichnet das Büro Markus-Diedenhofen verantwortlich. 14 38 Juli/August 2013 Wir orientieren uns mit unserer Vorstellung von einem hochwertige Zielgruppen ansprechenden Spa-Resort an zwei Benchmarks: Das ist Schloss Elmau bei Mittenwald und das Hotel zur Bleiche im Spreewald. Die Bleiche hat mich sehr www.hotelbau.de Investor Relations durch ihren Spa-Bereich beeindruckt, der es einem möglich macht, dort auch in einem tristen November einen sehr relaxten, schönen Wellness-Urlaub zu verbringen. Ähnliches trifft auf Elmau zu. Elmau wartet mit einem stimmigen Konzept aus Kultur, Spa und Wandermöglichkeiten auf. Schloss Elmau lebt nicht zuletzt von der Hotelierspersönlichkeit Dieter MüllerElmau. Das ist richtig. Herr Buettner und ich haben uns mit ihm auf der diesjährigen ITB lange unterhalten. Ich glaube, Herr Buettner und Herr Müller-Elmau bewegen sich auf einer ziemlich ähnlichen Wellenlänge, beispielsweise auch was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Das Erste, was Herr Buettner hier in Weissenhaus gemacht hat, war die komplette Infrastruktur zu erneuern. Rund 7 Mio. Euro hat er in eine eigene, vollbiologi- sche Kläranlage und in ein Fernwärmenetz investiert, das über Blockheizkraftwerke gespeist wird. Was unterscheidet Ihr Konzept von Schloss Elmau und der Bleiche? Zunächst einmal die baulichen Gegebenheiten, insbesondere aber die direkte Lage am Meer mit einem zwei Kilometer langen Sandstrand. Die dörfliche Struktur macht Weissenhaus zu einem ziemlich einzigartigen Projekt. Wir bieten Wohnen in einem luxuriösen Ferienhaus, ohne dass man sich dafür ein Ferienhaus kaufen muss. Die Einheiten sind sehr großzügig geschnitten und werden sehr individuell ausgestattet sein. Ein offener Kamin wird in den meisten Zimmern eine behagliche Atmosphäre schaffen. Dazu kommt die Toplage. Wir befinden uns rund eine Autostunde von Hamburg entfernt und haben damit etwa im Vergleich zu Sylt eine sehr gute Lage. Das Hinterland bietet auch bei schlechtem Wetter ein attraktives Freizeitangebot. Kommen wir zu einem anderen „Benchmark“ bei Ihnen um die Ecke: Heiligendamm, wenngleich ein wunderschönes Hotel, steckt in immensen Schwierigkeiten. Was wollen Sie besser machen? Ich glaube, Heiligendamm hat grundsätzliche Fehler in der Gesamtentwicklung gemacht. Der Hauptfehler war jedoch meiner Ansicht nach, dass Heiligendamm von Leuten gemacht wurde, die aus der Stadthotellerie kamen. Ich habe ja in meinem beruflichen Leben auf beiden Seiten gearbeitet: in der Stadt- und der Resort-Hotellerie. Die Resort-Hotellerie hat ganz andere Anforderungen an die Hotelführung. Der Gast muss sehr viel individueller betreut werden, die Programme müssen anders gestrickt sein. Das alles macht die Sache so schwierig. Technisch vorinstallierte Plug & Play Systeme Individuell gefertigte Komplettbauteile Barrierefreie Duschmodule Das neue Hotelbad – Sanieren mit System und in kürzerer Zeit. Für Architekten, Bauherren und Verarbeiter wird die Hotelbadsanierung zukünftig deutlich vereinfacht: Von der konstruktionstechnischen Planung, über die individuelle Modulfertigung bis hin zur finalen Endmontage vor Ort durch die wedi Netzwerkpartner. Kurze und planbare Bauzeiten, die Entschärfung des Haftungsrisikos dank Herstellergarantie und Kompetenzfeldspezialisten sowie die uneingeschränkte Designund Technikvielfalt gewährleisten Sicherheit im Projekt. So entsteht auch Ihr neues Hotelbad in bis zu 5 Tagen. www.wedi.eu 39 Investor Relations D I E M A C H E R Bild: Michael Poliza Jan Henric Buettner, der Investor, hat sein Geld in der IT-Branche gemacht. 1995 hatte er zusammen mit Andreas von Blottnitz AOL Europe aufgebaut und managte als Geschäftsführer für den Bertelsmann-Konzern AOL Deutschland. 1997 zog er nach Santa Barbara in Kalifornien und gründete seinen eigenen Venture Capital Fonds. Hans-Wilm Zühlke ist der Hotelexperte in dem Duo. Er startete seine Karriere 1974 bei der Robinson Club GmbH, für die er 20 Jahre lang tätig war. 1994 wechselte er als CEO zur Arkona Hotel GmbH. Weitere Stationen waren Dorint (1999-2006) und Steigenberger (2006-2009). 2009 machte er sich mit seinem Beratungsunternehmen hospitality development selbstständig. 2011 wurde er auf das Projekt Weissenhaus aufmerksam. 40 16 Ich glaube nicht, dass wir einen externen Betreiber gefunden hätten, der einen Pachtvertrag eingegangen wäre und mit dem wir uns auch hätten identifizieren können. Nicht zuletzt deswegen sind ja auch die erfolgreichen Resorts Elmau und Bleiche als inhabergeführte Betriebe aufgestellt. Wir hatten kurz darüber nachgedacht, einen externen Betreiber evtl. in Form eines Managementvertrags zu beauftragen. Herr Buettner bringt sich als Bauherr und Eigentümer jedoch sehr intensiv in das Projekt ein, sodass ich glaube, dass bei einer externen Betreiberkonstellation keine der beiden Seiten glücklich geworden wäre. Wie hoch lastet auf Herrn Buettner der Druck, mit dem Projekt Profit zu machen? Er ist ja seit dem gewonnenen Prozess gegen Bertelsmann ein sehr wohlhabender Mann. Juli/August 2013 Bild: Weissenhaus Im Februar 2000 verkaufte Bertelsmann seine 50-Prozent-Beteiligung an AOL Europe für über 6,5 Mrd. Dollar an Time Warner. Buettner und von Blottnitz klagten in den USA gegen Bertelsmann, da sie die Auffassung vertraten, an dem Verkaufsgewinn beteiligt werden zu müssen. Ein Gericht in Kalifornien gab ihnen recht. Außergerichtlich einigten sich die Kontrahenten 2003 auf eine Beteiligung in Höhe von 160 Mio. Euro. Buettner war auf einen Schlag ein reicher Mann. 2005 kaufte er für 7 Mio. Euro das insgesamt 75 Hektar große Schlossgut Weissenhaus, mit dem Ziel, darauf ein luxuriöses Ferien-Resort entstehen zu lassen. In Heiligendamm existierte lange Jahre das Konstrukt aus der Fundus-Gruppe als Eigentümer und Kempinski als Betreiber im Rahmen eines Managementvertrags. Das ging jedoch in die Brüche. Haben Sie nie die Einbindung eines externen Betreibers in Form eines Pachtoder Managementvertrags in Erwägung gezogen? Fee Schlennstedt hat zum 1. Mai die künstlerische Leitung in Weissenhaus übernommen. Sie war zuvor sechs Jahre für Schloss Elmau tätig, das Hans-Wilm Zühlke neben der Bleiche als Vorbild nennt. Schlennstedt ist für das Kulturprogramm bestehend aus Theateraufführungen, Lesungen und Konzerten verantwortlich, die in der Reetscheune (siehe Foto oben) stattfinden. Im Juli steht die Inszenierung „The Girl is Mine“ von Heinz Kreidl auf dem Programm. Das ist natürlich eine sehr schwierige Frage. Sagen wir so: Das Projekt basiert auf sehr detaillierten und fachkundigen Wirtschaftlichkeitsberechnungen, die unabhängige Büros erstellt haben. Weissenhaus ist kein Projekt, das mit der Eröffnung im nächsten Jahr sofort von www.hotelbau.de Investor Relations 0 auf 100 gehen wird. Man braucht hier einen längeren Atem. Mittelfristig will Herr Buettner damit natürlich auch Geld verdienen, aber in erster Linie war ihm wichtig, den Standort als Destination zu entwickeln. Wenn das Produkt steht und entsprechend positioniert ist, stellt sich der wirtschaftliche Erfolg über kurz oder lang von selbst ein. Welche Rolle spielt dabei, dass Herr Buettner in Weissenhaus in seiner Kindheit glückliche Tage verlebt hat? Auch wenn das in der Publikumspresse bisher sehr betont wurde, sollte man diesen romantischen Aspekt nicht überbewerten. Herrn Buettners Eltern leben hier in der Nähe und er ist gerne hier, aber er ist Kosmopolit. Er wohnt in Santa Barbara in Kalifornien und reist für seine Investmentgeschäfte um die ganze Welt. Ich habe noch nie einen Geschäftsmann kennengelernt, der ein solches Kontrollsystem in seinen Zahlen führt wie Herr Buettner. Auch wenn ich weitgehend freie Hand habe, sprechen wir uns so genau ab, dass jeder Auftrag, der hier erteilt wird, sofort in sein ControllingSystem einfließt. Er will hier keine finanziellen Verpflichtungen eingehen, ohne zu wissen, aus welcher Liquidität diese gespeist werden. Ich kann Ihnen versichern: Wir geben hier sehr kontrolliert Geld aus. Welche Zimmerpreise und Belegungsraten peilen Sie an? Wir orientieren uns mit den Zimmerpreisen an den genannten Benchmarks und streben eine Marke von bis zu 500 Euro die Nacht an. Wobei sich das als Komplettpaketpreis versteht. Der Gast wird in der Anlage nicht ständig sein Portemonnaie zücken müssen. Angefangen von der Internetnutzung über den Strandkorb bis hin zum Kulturprogramm wird alles inklusive sein. Wir verstehen uns jedoch nicht als „All-inclusive“, aber die Basisleistungen wird der Gast nicht extra bezahlen müssen. Bei der Belegung gehen wir am Anfang von 50 Prozent aus, wollen dann aber im Laufe der Jahre 65 bis 70 Prozent erreichen. Die meisten Immobilienfonds-Gesellschaften, die in Hotels investieren, wie Deka oder Union Investment, würden von einem Projekt wie Weissenhaus die Finger lassen. Ferienhotels in Deutschland sind für sie reines Liebhabergeschäft. Fondsgesellschaften wollen eine namhafte Betreibergesellschaft, auf deren Bonität sie bauen. Bei uns handelt es sich um individuelle Privathotellerie. Hier sei nochmal die Analogie zu Elmau gezogen, wo höchstens von Liebhaberei im positiven Sinne gesprochen werden kann. Martin Gräber ■ www.hotelbau.de I N N E N A N S I C H T E N Luxus weltweit Im hohen Mittelalter hat sich Europa auf Entdeckerreise begeben und dabei seinen kulturellen Einfluss gegenüber den jeweiligen Ureinwohnern weltweit ausgedehnt. Besonders erfolgreich waren dabei die angelsächsiArchitetto Christoph schen Länder, die sich im europä- Augustin ist Inhaber der ischen Vergleich (außer Süd- F.R.A.U. Architektur & amerika) weltumspannend durch- Design GmbH, München. [email protected] setzen konnten. England, das Profil unter Kernland, hat nicht nur die welt- www.hotelbau.com wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich beeinflusst, auch seine Sprache, Kultur und letztlich der englische Geschmack sind weltweit dominierend. Auf einer Insel sitzend, gehörten die Engländer kulturell immer nur halb zu Europa. Schon die Römer konnten sich dort nur schwach durchsetzen. Äußere Einflüsse haben die Engländer immer nur so weit zugelassen, wie es ihnen zusagte. Aus der Gotik des Festlands haben sie das Perpendicular gemacht, und auch im Interior Design sind sie bald ihre eigenen Wege gegangen. Unter dem Einfluss ihrer Kolonien haben sie früher als jede andere Nation in Europa fremde Formensprachen und Designs übernommen und bis heute beibehalten. Die englischen Innenraumgestaltungen sind durchweg sehr farbstark und präsent – Axminster, dunkles Holz und stark strukturierte Tapeten. Mit besonderer Hingabe kombinieren sie Dekorationen und Accessoires wie Tafelsilber, Leuchter, Schalen, Karaffen und Bilder bis ins kleinste Detail nur scheinbar wie zufällig. Interior Design, das für Selbstverständnis und das Motto „My home is my castle“ steht. Und noch heute ist der zigarrenrauchende, zeitungslesende Herr auf einem nietenbeschlagenen Sofa unter einem Jagd-Bild „das“ Sinnbild für weltmännischen Reichtum und Entspanntheit. Den angelsächsischen Stil nutzen internationale Hotelketten seit fast zwei Jahrhunderten, um sich auf dem Luxusmarkt zu positionieren. Aber so einfach ist das nicht mehr. Die Welt ist zusammengewachsen, andere Kulturen bekommen immer mehr wirtschaftliche Relevanz und damit auch ihr Verständnis von Lifestyle und Ästhetik. Damit ist der angelsächsische Stil in Sachen Interior Design nicht mehr der alleinige Global Player und mit Sicherheit nicht mehr der Garant für volle Hotels. Christoph Augustin Juli/August 2013 17 41 Bild: Dolce Investor Relations MICHEL PROKOP, DOLCE „Tagungsgeschäft ist unser Standortvorteil“ Es ist schon eine Weile her, dass Dolce in Deutschland mit einer Neueröffnung auf sich aufmerksam gemacht hat. Das war im April 2010 mit dem Dolce Munich Unterschleißheim. Ende des Jahres wird das La Bastide auf dem Gelände des bestehenden Dolce Frégate in der Provence aufmachen. „Europa liegt durchaus in unserem Fokus“, sagt Michel Prokop, Vice President Development Germany, Switzerland und Austria der amerikanischen Hotelgesellschaft, deren Kerngeschäft das MICE-Business ist. Herr Prokop, der Großteil der DolceHotels steht in den USA, welche Rolle spielen Europa und insbesondere der deutschsprachige Raum in der Entwicklung der Gesellschaft? D O L C E H OT E L S & R E S O RT S Dolce Hotels & Resorts wurde 1981 in Houston, Texas, von Andy Dolce gegründet. Heute beschäftigt der TagungshotelBetreiber rund 4.000 Mitarbeiter und managt ca. 5.000 Zimmer in Nordamerika und Europa. www.dolce.com 12 42 Europa ist für uns sehr wichtig, gerade weil wir in den USA schon recht flächendeckend vertreten sind. Hamburg wäre für uns unter anderem vor dem Hintergrund der damit möglichen Erschließung des skandinavischen Marktes interessant. Auch in Berlin könnten wir uns gut September/Oktober 2013 ein Dolce-Hotel vorstellen, obwohl der Markt heiß umkämpft ist. In Wien befinden wir uns in Gesprächen, ebenso in der Schweiz, wo für uns Zürich, Basel und Genf infrage kommen. Noch kann ich nichts Konkretes sagen. Ich denke aber, dass wir im ersten Quartal 2014 interessante Neuigkeiten verkünden können. Des Weiteren haben wir den Markt in UK und in Südeuropa im Blick. Welche Vertragskonstellationen gehen Sie ein? www.hotelbau.de Investor Relations Wir schließen ausschließlich reine Managementverträge ab. Das macht das Akquisitionsgeschäft recht schwierig, aber es ist immer wieder machbar. Das hängt natürlich immer davon ab, mit welchen Investoren und Eigentümern man zusammenarbeitet. Für die Banken in Deutschland ist der Managementvertrag ja bislang ein rotes Tuch. Ich glaube jedoch, dass dort langsam ein Umdenken stattfindet. Wenn man als Bank einen Managementvertrag finanziert, hat man eine viel größere Transparenz als bei einem Pachtvertrag. Bei einem Pachtvertrag weiß der Eigentümer nie so richtig, wo der Hotelbetrieb finanziell steht. Falls es so vertraglich vereinbart wurde, erhält er vielleicht einmal im Jahr Einblick in die Zahlen. Bei einem Managementvertrag ist er permanent in die Finanzstrukturen des Hauses eingebunden. Wie nehmen Sie als Betreiber gegenwärtig die Lage auf dem Hotel-Investmentmarkt in Deutschland wahr? Werden wir auch Hotelgesellschaften wieder als Eigentümer sehen? Das glaube nicht. Wenn Hotelgesellschaften mit eigenem Kapital einsteigen, dann nur, um sich AAA-Standorte zu sichern, und dann gewiss auch nur mit Partner-Investoren. Ihre angelsächsischen Mitbewerber wie Marriott, Hilton, Starwood und InterConti wollen alle über Managementverträge in europäischen Großstädten expandieren. Wie wollen Sie sich im Wettbewerb um die besten Standorte durchsetzen? Wir sind in der glücklichen Position, dass wir im Gegensatz zu den von Ihnen genannten Mitbewerbern an interessanten Standorten nicht in die Innenstadtlagen müssen. Unser Kerngeschäft ist das MICE-Business, dazu benötigen wir im Vergleich zu klassischen, innerstädtischen Business-Hotels überproportional viel Tagungsfläche. Eine für uns geeignete innerstädtische Lage ist schwer zu finden bzw. finanziell kaum darstellbar. Wir gehen lieber in den Speckgürtel großer Wirtschaftsmetropolen. Alles, was innerhalb von 30 Minuten mit dem Auto aus von einem internationalen Flughafen zu erreichen ist, ist für uns interessant. Das ist in Bad Nauheim mit dem Flughafen Frankfurt und in Unterschleißheim mit dem Münchener Airport gegeben. Selbst B-Lagen schauen wir uns unter der Voraussetzung einer guten verkehrstechnischen Anbindung an. Das Tagungsgeschäft ist sehr konjunkturabhängig. Wie läuft es derzeit bei Ihnen? Der Erfolg im Tagungsgeschäft hängt sehr stark davon ab, wie intensiv man die Märkte bearbeitet und welches Know-how man mitbringt. Wir konzentrieren uns seit Jahren auf dieses Segment, sind hier sehr gut aufgestellt und verfügen über internationale Erfahrung. Selbst in den wirtschaftlichen Krisenzeiten mussten wir deshalb kaum Einbußen hinnehmen. Die Lage im Tagungsgeschäft ist derzeit in der Tat etwas angespannt, was bedeutet, dass wir noch härter arbeiten müssen. Wir schaffen es aber trotzdem jedes Jahr, eine Durchschnittsbelegung von 74 Prozent hinzubekommen. Martin Gräber ■ Bild: Dolce (2) Der Investmentmarkt für Hotelimmobilien ist nicht mehr so angespannt, wie er es vielleicht vor zwei, drei Jahren noch war. Sehr viel ausländisches Kapital drängt derzeit auf den deutschen Markt, vor allem aus den ehemaligen GUS-Staaten und im Rahmen großer Portfolio-Deals auch aus dem Mittleren Osten. Zudem haben die institutionellen Anleger hierzulande wieder verstärkt Gefallen am Hotelsegment gefunden. Die Tendenz zur Hotelimmobilie nimmt allgemein wieder zu. Das im Jahr 2002 eröffnete Dolce Bad Nauheim liegt direkt an dem mit 220 Hektar größten Kurpark Deutschlands. Bis zum Frankfurter Flughafen sind es nur 20 Minuten Fahrzeit. Das 4-Sterne-Hotel verfügt über 159 Zimmer und Suiten sowie 2.750 m² CCH*- und IACC**-zertifizierte Tagungsfläche (*Certified Conference Hotel, **International Association of Conference Centers). www.hotelbau.de Das Dolce Munich Unterschleißheim liegt verkehrstechnisch günstig an der A9 und wenige Minuten vom Münchener Flughafen entfernt. Das im April 2010 eröffnete 4-Sterne-Tagungshotel, das sich der FC Bayern mittlerweile als Teamhotel für die Heimspiele auserkoren hat, bietet seinen Gästen 255 Zimmer und eine Tagungsfläche von 1.684 m². Im angeschlossenen Ballhausforum stehen noch einmal 3.045 m² zur Verfügung. September/Oktober 2013 4313 Bild: Internos Investor Relations JOCHEN SCHÄFER-SUREN, INTERNOS „Wir konzentrieren uns auf die Kernmärkte der Eurozone“ InternosGlobalInvestorsistaufEinkaufstour.AchtHotelsimWertvonca. 220 Mio. Euro hat die paneuropäische Fondsgesellschaft mit Hauptsitz in London seit 2012 für ihren „Internos Hotel Real Estate Fund“ erworben. Rund 130 Mio. Euro stehen noch für weitere Akquisitionen zur Verfügung. Jochen Schäfer-Suren, der die Hotel- und Leisure-Abteilung leitet, berichtet, was er damit anfangen will. Herr Schäfer-Suren, eine der letzten Akquisitionen, die Sie für Ihren Hotel Real Estate Fund getätigt haben, war das Hilton Vienna Danube, das Sie im August für 48,4 Mio. Euro der österreichischenImmofinanzGruppeabgekauft haben. Weshalb wollten Sie das Hotel? Das Hotel passt genau in unsere Strategie. Wien liegt im Kernbereich der Eurozone, dem Markt, in dem wir für den Core Hotelfonds ausschließlich investieren. Es ist ein Bestandshotel der 4Sterne-Kategorie, also dem Segment, auf dem unser Fokus liegt. Hilton ist ein 12 44 November/Dezember 2013 renommierter Betreiber, der einen Pachtvertrag unterschrieben hat und uns damit langfristig unsere Rendite sichert. Der Standort im zweiten Wiener Bezirk mit dem Prater, der Trabrennbahn und dem Fußballstadion hat in der letzten Zeit mit der Ansiedlung der neuen Messe und dem neuen Campus der Wiener Wirtschaftsuniversität eine beeindruckende Entwicklung erfahren. Das Stadtzentrum ist auch nur ca. zwei Kilometer entfernt. Und noch dazu haben wir das Hotel für einen guten Preis bekommen, der im Rahmen unseres Renditeziels von mindestens sieben Prozent liegt. www.hotelbau.de Investor Relations Wie ist der Hotel Real Estate Fund strukturiert und welches Volumen hat er? Berlin präsent sein. Paris, Helsinki und Brüssel wären ebenfalls interessant. Der Internos Hotel Real Estate Fund existiert seit Juli 2012. Er ist ein deutscher Immobilienspezialfonds und wird von unserer Internos Kapital Anlage GesellschaftmitSitzinDeutschlandverwaltet. Wir verfügen derzeit über 210 Mio. Euro Eigenkapital, zusammen mit der Fremdfinanzierung beträgt die gesamte Investitionskapazität des Fonds 350 Mio. Euro. Durch die Wertsteigerung der Immobilien wird das Fondsvermögen, wenn es voll investiert ist, bei knapp 400 Mio. Euro liegen. Die bisherigen acht Hotels haben rund 220 Mio. gekostet. Also stehen uns noch 130 Mio. Euro zur Verfügung. Dafür wollen wir in den nächsten sechs Monaten noch zwischen drei und fünf Hotels erwerben. Dann wird die Akquisitionsphase abgeschlossen sein und der Fonds als reines Renditeprodukt für mindestens sechs bis sieben Jahre laufen. Welche Anforderungen müssen die Hotels erfüllen? Und Budget? Budget ist doch hip? Wir investieren bevorzugt in Hotels der 3- bis 4-Sterne-Kategorie mit einem renommierten Betreiber, der bereit ist, einen langfristigen Pachtvertrag, eventuell mit variablen Komponenten, einzugehen. Auf Managementverträge können wir uns, auch aufgrund von Bestimmungen der Bafin, denen unsere Anleger unterliegen, nicht einlassen. Die großen Hotelgesellschaften präferieren jedoch den Managementvertrag. Ist es somit schwer für Sie, mit diesen zusammenzukommen? Nein. Das Hilton Vienna Danube ist ja das beste Beispiel dafür. An guten Standorten machen alle großen Hotelketten Ausnahmen und unterschreiben nach wie vor Pachtverträge. Wer sind die Anleger des Fonds? Akzeptieren Sie Franchise? Deutsche Pensionskassen und Versicherungen. Sie schätzen die hohe Rendite, die wir erwirtschaften. Im ersten Jahr haben wir über acht Prozent ausgeschüttet. Woher kommt das Fremdkapital? Dem Fonds unterliegt eine klassische Hypothekenfinanzierung. Bei unseren bisherigen Finanzierungen sind deutsche Hypothekenbanken unsere Partner. Sie haben bisher in Amsterdam, Köln, Frankfurt, Nürnberg, Den Haag, München, Wien und Düsseldorf investiert. Welche Standorte reizen Sie noch? Wie gesagt, wir konzentrieren uns auf die Kernländer der Eurozone und dort vorrangig auf die Großstädte.Wir würden gerne noch in großen deutschen Märkten wie Stuttgart, Hamburg und www.hotelbau.de macht. Da zahlt man schnell einmal 500.000 Euro pro Zimmer oder noch mehr, während wir für 150.000 Euro pro Zimmer einkaufen. Franchise-Konstrukte, bei denen ein etablierter Betreiber mit uns einen Pachtvertrag abschließt und mit dem Markengeber ein Franchise-Abkommen unterhält, könnten wir uns unter Umständen vorstellen. Wieso ist das 5-Sterne-Segment für Sie nicht interessant? Bei 5-Sterne-Hotels treten wir in Konkurrenz zu Leuten, die eigentlich nicht auf Rendite aus sind. In der Regel sind das sehr reiche Privatfonds oder Familien, die aus steuerlichen Gründen oder zwecks langfristiger Vermögensbildung investieren. Zudem sind 5-Sterne-Hotels in der Regel sehr volatil in ihren Renditen. Dazu kommt noch, dass sich die Investitionssummen für solche Hotels meist in einer Höhe bewegen, wo es für uns keinen Sinn mehr November/Dezember 2013 Budget-Hotels sind häufig an AutobahnausfahrtenundinGewerbegebieten zu finden. Der Betriebswert ist hier recht hoch, der Immobilienwert jedoch vernachlässigbar. Das ist nichts für uns. Motel One besetzt aber mittlerweile innerstädtische Toplagen. Genau. Deshalb hat sich unsere Einstellung zum Budget-Segment auch etwas geändert. Wir könnten uns vorstellen, in Produkte wie Motel One zu investieren. Das Problem bei Motel One ist nur, dass die Immobilien oft für Renditen von 5,5 bis 6 Prozent gehandelt werden, was unter den Renditen liegt, die wir anstreben. Gibt es außer dem Ausbau des Hotel Real Estate Fund noch weitere Aktivitäten, die Internos im HotelinvestmentGeschäftverfolgt? Ganz aktuell haben wir von der Sächsischen Ärzteversorgung ein exklusives Mandat zur Investition von rund 200 Mio. Euro für eine Value-AddStrategie in europäische Hotels erhalten. Damit beschäftigen wir uns nun, parallel zu weiteren Investitionen für den bestehenden Hotel-Immobilien-Fonds. MartinGräber■ Internos Hotel Real Estate Fund Hilton Danube, Wien Ibis City, München Ibis City Centre, Den Haag Park Inn, Nürnberg Lindner Congress Hotel, Frankfurt-Höchst MGalleryMondialAmDom,Köln MGalleryConventHotel,Amsterdam N. N., Düsseldorf (Stand: Oktober 2013) 4513 Bild: Deutsche Hypo Investor Relations UWE NIEMANN, DEUTSCHE HYPO „Wir haben auch in Zukunft genug zu tun“ Die 1872 gegründete Deutsche Hypothekenbank (Actien-Gesellschaft) ist mit einer Bilanzsumme von 33,3 Milliarden Euro einer der großen Immobilienfinanzierer in Deutschland. Seit 2008 gehört sie zur NORD/LB. Mit der Übernahme wechselte Uwe Niemann, der seit Anfang der 1980erJahre für die NORD/LB tätig ist, zur Deutschen Hypo und verantwortet dort seither als Prokurist den Bereich Hotelfinanzierungen. G R A T I S D O WN L O A D Sämtliche bisher erschienenen Interviews dieser Serie finden Sie als PDF-Sonderedition „Investor Relations“ im kostenlosen Downloadbereich: www.hotelbau.de/ downloads 22 46 Herr Niemann, gewerbliche Hotelinvestoren, mit denen ich in letzter Zeit gesprochen habe, sagen, es sei in letzter Zeit immer schwieriger geworden, eine Bankenfinanzierung für Hotelprojekte zu bekommen. Ist dem so? Es ist nicht schwieriger als vor zwei, drei Jahren. Es ist definitiv schwieriger als vor der Lehman-Krise 2008. Davor hatten die Banken geringere Anforderungen. Sie finanzierten höhere Marktwerte und forderten somit weniger Eigenkapital. Man diskutierte bis 2008 sogar darüber, Januar/Februar 2014 ob der Managementvertrag marktfähig werden könnte. Nach der Lehman-Pleite ist vieles anders geworden. Der Managementvertrag ist heute kaum noch ein Thema, Pacht- und Pachthybridvertrag bestimmen die Branche. Banken fordern bei der Finanzierung von Projektentwicklungen heute teilweise, dass das Projekt vom kreditnehmenden Projektentwickler bereits bei Baubeginn an den Endeigentümer verkauft sein muss oder dass der Verkauf über einen LOI vorgesichert ist. Und der Kunde muss mehr Eigenkapital aufbringen als früher. www.hotelbau.de Investor Relations haben, besteht in der Regel, dass Hotelfinanzierungen maximal zehn Prozent des Gesamtfinanzierungsvolumens der Deutschen Hypo ausmachen sollen. Unter Beachtung dieser Vorgabe dürften auch im nächsten Jahr 200 Mio. Euro für Hotels möglich sein. Welchen Eigenkapitalanteil fordern Sie derzeit von Ihren Kreditnehmern? Wenn wir ein Special Purpose Vehicle finanzieren, also eine reine Objektgesellschaft ohne jegliche Haftung Dritter, müssen i. d. R. zwischen 30 bis 40 Prozent Eigenkapital eingesetzt werden. Wenn eine persönliche Haftung gegeben oder das Objekt bereits an den Endeigentümer verkauft ist, finanzieren wir bis zu 85 Prozent des Marktwertes. Anteilig finanzieren wir auch Inventar mit, vorausgesetzt es befindet sich im Eigentum des Vermieters. Hochgerechnet kann der Darlehensnehmer so auf rund 90 Prozent des Bankmarktwertes des Objekts kommen. Bei einigen Ihrer Hotelfinanzierungen sind weitere Banken als Partner beteiligt. Ist das eine übliche Vorgehensweise? Bei einem größeren Kreditvolumen ist es zwecks Risikoteilung üblich, einen Konsortialpartner mit hineinzunehmen. Oft ist es auch einfach gut, einen Partner vor Ort zu haben, der sich in dem jeweiligen lokalen Markt auskennt. Bei der Finanzierung des Innside in Wolfsburg haben wir mit der Sparkasse GifhornWolfsburg zusammengearbeitet. Die Sparkasse ist Miteigentümer der NORD/ LB. Wenn wir in deren Geschäftsgebiet arbeiten, ist es für uns selbstverständlich, unsere Anteilseigner an den Projekten zu beteiligen. Welche Hotelprojekte haben Sie in letzter Zeit finanziert? Eines unserer aktuell großvolumigsten Projekte ist mit 65 Mio. Euro die Finanzierung eines mixed-used-developments (Motel One, Citadines Boardinghouse, Smartments), das die GBI AG im Frankfurter Europaviertel errichtet. Wir haben in letzter Zeit zahlreiche Motel Ones begleitet, darunter auch das Motel One Edinburgh, das erste Haus der Gruppe in UK. Wir begleiten aktuell auch einige ibis- und ibis-Budget-Projekte. Darüber hinaus haben wir einige Projekte für InterCity und Steigenberger finanziert, sowohl Projektentwicklungen als auch Bestandsobjekte. Aktuell sind wir zusammen mit der UniCredit in die Finanzierung des Sofitel Bayerpost in München eingestiegen. Hier sollen wir den bisherigen Gläubiger ablösen. Welche Hotelprojekte sind Sie grundsätzlich bereit zu finanzieren? Welche Voraussetzungen muss der Kreditnehmer erfüllen, welche das Projekt? Fangen wir mit dem Wichtigsten an: Lage, Lage, Lage. Wir finanzieren nur in Lagen, wo wir zur Einschätzung gelangen, dass das Hotel auch bei einem Betreiberwechsel eine Zukunft hat. Mit www.hotelbau.de Natürlich muss der Betreiber grundsätzlich ein hohes Qualitätsniveau und eine entsprechende Bonität aufweisen. Wir finanzieren in der Regel nur Projekte, die von Hotelketten betrieben werden, die mindestens 15 Hotels im Portfolio haben. Neben der Bonität fordern wir von jedem Kreditnehmer, seien es Projektentwickler oder Bestandshalter, Hotelerfahrung. Projektentwicklungen begleiten wir nur mit Partnern, die bereits erfolgreich Hotels gebaut haben. Hierzu zählt zum Beispiel die GBI, die diesbezüglich ein sehr großes Know-how hat und immer wieder beweist, dass sie es kann. Bei Anfragen von Family Offices ist der bestehende Pachtvertrag mit dem Betreiber der entscheidende Faktor. Wie muss der Vertrag zwischen Eigentümer und Betreiber gestaltet sein, damit Sie in die Finanzierung einsteigen? An Projekten, denen ein Managementvertrag zugrunde liegt, beteiligen wir uns extrem selten. Wir finanzieren Projekte mit Festpacht- bzw. PachtHybridverträgen – also Pachtverträge mit umsatz- bzw. ergebnisabhängigen Komponenten – mit einer Laufzeit von mindestens 15 Jahren. Bei Bestands- Im Europaviertel in Frankfurt hat die Deutsche Hypo den Erwerb und die Entwicklung eines Immobilienprojekts der GBI AG finanziert. Diese errichtet dort gegenwärtig auf einem 8.000 m² großen Grundstück ein Motel One (links), ein Citadines Apart’hotel (rechts) sowie ein Gebäude für studentisches Wohnen und eine Kindertagesstätte. Gesamtinvestitionsvolumen: 65 Mio. Euro. Bild: GBI AG Bild: CA Immo Deutschland Wie hoch war 2013 Ihr gesamtes Kreditvolumen für Hotelfinanzierungen? Unser Hotelvolumen im Konzern liegt jedes Jahr etwa zwischen 150 und 200 Mio. Euro. Diese Größenordnung streben wir auch 2014 an. Wir haben nicht vor, uns einzuschränken. Die einzige Einschränkung, die wir uns selbst auferlegt einem erfolgreichen Betreiber an einem schlechten Standort bekommen wir möglicherweise ein Problem, wenn der Pachtvertrag ausläuft. Für uns ist immer die Drittverwendbarkeit der Immobilie wichtig. Januar/Februar 2014 4723 Investor Relations objekten muss die die Restlaufzeit des Pachtvertrags mindestens ebenso lang sein, außer das Risiko ist extrem niedrig oder die Nachfolge bereits geklärt. Bild: Accor Akzeptieren Sie Franchise-Verträge? Die Deutsche Hypothekenbank ist als Konsortialführerin gemeinsam mit der HypoVereinsbank in die Finanzierung des Sofitel Bayerpost in München eingestiegen. Das Finanzierungsvolumen von 80 Mio. Euro stellen die Partner jeweils hälftig zur Verfügung. Darlehensnehmerin ist die Hotel Bayerpost München GmbH & Co. KG, ein Sachwertfonds der E&P Real Estate GmbH & Co. KG, die die Immobilie 2001 erworben und zum 5-Sterne-Hotel umgebaut hat. Kommen wir noch einmal auf Lage, Lage, Lage zurück. Sie erwähnten das Innside in Wolfsburg. Nicht unbedingt ein AHotelmarkt. Wie passt das zusammen? Bild: Deutsche Hypo Gemeinsam mit der DG HYP finanziert die Deutsche Hypo eine gemischt genutzte Immobilie am Frankfurter Opernplatz, in die ein Sofitel einziehen soll. Darlehensnehmerin ist die Opernplatz GmbH & Co. KG, hinter der die Elleke Gruppe steht. Das Finanzierungsvolumen von 150 Mio. Euro teilen sich die Konsortialführerin Deutsche Hypo und die DG HYP halbe/halbe. 48 24 Ja, Hotels in Franchise-Konstellationen haben wir auch schon finanziert, beispielsweise ein Steigenberger in Braunschweig, das von Arcona als Franchisenehmer betrieben wird. Bei FranchiseKonzepten muss man sich logischerweise den Franchisenehmer genau ansehen und sich die Frage stellen, ob er den Vertrag wirklich erfüllen kann. Es gibt nicht viele gute Franchisenehmer in Deutschland. Grand City, Event, Arcona, Success oder Foremost zählen zu den bekanntesten, dann wird die Luft schon dünner. Franchise ist als Betreibermodell vor allem für mittelgroße 2- bis 3Sternehotels in mittleren und kleineren Städten geeignet. Franchise mit kleinen Partnern ist für uns nicht denkbar. Mit Lage, Lage, Lage meine ich nicht, dass wir uns ausschließlich an Projekten in den Top-5-Städten beteiligen. Der Standort in Wolfsburg ist hervorragend. Wir kennen den Markt dort sehr gut. Das 4-Sterne-Innside liegt direkt in der City am Hauptbahnhof und am VW-Werk. Bei 500.000 Übernachtungen fehlte neben dem Ritz Carlton, das in Wolfsburg alles überstrahlt, und dem 3-Sterne-TRYP ein weiteres Hotel. Das TRYP und das Innside sind Kooperationspartner. Beide können den örtlichen Markt gut einschätzen. Im Gegensatz dazu kann man im TopHotelmarkt Berlin ganz schön danebenliegen, wenn man auf ein x-beliebiges Standardhotel in irgendeiner abgelegenen Seitenstraße setzt. Meiner Ansicht nach ist es schwieriger, ein Hotel in Januar/Februar 2014 Berlin erfolgreich zu betreiben, als in Wolfsburg. Man muss sich immer auch das Konkurrenzumfeld ansehen. Woher beziehen Sie Ihr Wissen über die Märkte? Um lokale Märkte einschätzen zu können, verlassen wir uns neben unserer eigenen Expertise immer auch auf das Urteil externer Hotelberatungsgesellschaften, die für unsere Kunden Machbarkeitsstudien erstellen. Wir arbeiten dabei mit erfahrenen Hotelberatungsgesellschaften zusammen. Daneben gehört natürlich auch das Studium der einschlägigen Fachpresse, z. B. hotelbau, dazu. Welche Größenordnungen und welche Kategorien sind für Sie interessant? Wir beteiligen uns an Hotels ab 120 Zimmern, ab 10 Mio. Euro Kreditvolumen, vornehmlich im 2- und 4-SterneSegment. 3-Sterne-Hotels sind für uns nur interessant, wenn sie ein ausgefeiltes Betreiberkonzept aufweisen. Als Beispiel seien da die neuen InterCity Hotels genannt– immer Top-Lage direkt am Hauptbahnhof, die Hotels sind gut eingerichtet und am Markt etabliert, da passt vieles. Bei diversen 3-Sterne Hotels sehe ich das Problem, dass sie zwischen den 2- und 4-Sterne-Hotels „zerdrückt“ werden. Wenn die Marktlage einmal nicht so gut ist, z. B. während der Finanzkrise 2008-2010, gehen die 4-Sterne-Hotels mit der Rate runter, was dann zum Problem der 3-Sterne-Hotels wird. Auf der anderen Seite überzeugen 2-Sterne-Marken wie Motel One, B&B oder auch die neue ibis-Generation durch hervorragende Zimmerkonzepte und gute Preise. Es gibt jede Menge 3-Sterne-Hotels am Markt, die nichts Besonderes zu bieten haben. Was macht da also ein 3-Sterne-Hotel ohne besonderen USP? www.hotelbau.de 5 Sterne finanzieren wir sehr selektiv. Da müssen alle Rahmendaten passen, wie z. B. beim Sofitel am Frankfurter Opernplatz oder beim Sofitel Bayerpost in München. Gibt es in Ihrem Haus bei den 5-SterneProjekten eine Vorliebe für Sofitel? Nein, das ist Zufall. Mein persönliches 5-Sterne-Lieblingshotel ist das Adlon, bei dem wir seinerzeit als Konsortialführer einen Erweiterungsbau finanziert haben. Haben Ferienhotels eine Chance bei Ihnen? Früher ja, heute nur in seltensten Ausnahmefällen. Bei der NORD/LB habe ich früher zahlreiche Ferienhotels an der Ostsee finanziert. Zu der Zeit haben wir viele angeschlossene Sparkassen bei der Finanzierung von Ferienhotels begleitet. Mittlerweile ist der Markt in vielen Orten gesättigt. Und Kettenhotels mit Pachtverträgen, also unsere „Zielbetreiber“, gibt es kaum an der Nord- oder Ostsee. Auslandsfinanzierungen? Machen wir auch, siehe Motel One Edinburgh. Allerdings ebenfalls sehr selektiv. Im Ausland müssen wir uns den Betreibervertrag sehr genau ansehen, weil es dort in der Regel keinen Pachtvertrag gibt. Die Risikoausläufe sind daher oft geringer als im Inland. Wie bewerten Sie aus Bankensicht die Entwicklungsperspektive des deutschen Hotelmarkts? Für uns wird es auch in Zukunft noch genug zu tun geben. Das liegt auch daran, dass in Deutschland nur etwa zehn Geschäftsbanken das SpezialKnow-how haben, um sich mit Hotelfinanzierungen zu befassen. Der www.hotelbau.de Deutschlandtourismus wird sich genauso weiter positiv entwickeln wie das Kongressgeschäft. Bei der Entwicklung des deutschen Hotelmarktes wird die Markenhotellerie die Privathotellerie immer weiter verdrängen. Auch einige ältere und kaum renovierte Markenhotels in schlechten Lagen werden verschwinden. Der Trend der Expansion der Markenhotels geht in die B-Standorte, dann kommen die C-Standorte an die Reihe. Immer mehr ausländische Hotelgesellschaften drängen auf den deutschen Markt. Und sie sind hierzulande auch bereit, Pachtverträge zu unterschreiben. Deshalb glaube ich auch nicht daran, dass es in Deutschland in absehbarer Zeit sehr viele Managementverträge geben wird. Für die im April 2013 abgeschlossene Renovierung des Pullman in München (siehe hotelbau 5/2013) hat die Deutsche Hypo dem Eigentümer NKS Hospitality I. B. V., einem Joint Venture der Event Hotelgruppe und Redwood Grove International, ein Darlehen von 35 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. nunmehr etwa 20 Jahren hat Holiday Inn Express u. a. mit Foremost einen Partner gefunden, mit dem es vorangeht. Ich bin überzeugt, wer als Hotelgesellschaft nur auf Franchisenehmer setzt und nicht selbst mit Pacht- oder Hybridverträgen oder Garantien ins Risiko geht, wird sich auf dem deutschen Markt nicht durchsetzen. Was halten Sie von den ganzen neuen Marken, die große Gesellschaften ins Rennen schicken wie Moxy von Marriott oder Super 8 von Wyndham? Die Ankündigung von Super 8 „Wir erobern den deutschen Markt“ ist jetzt schon mindestens drei Jahre alt und ich habe hierzulande immer noch keines gesehen. Ich verstehe die großen Marken auch nicht, die mit irgendwelchen neuen Namen auf den Markt gehen, anstatt den bekannten Brand in den neuen Konzepten stärker in den Vordergrund zu stellen. Als Gast buche ich entweder über die einschlägigen Hotelportale oder über die Plattform der bekannten Gesellschaften. Namen wie Hilton, Dorint oder Steigenberger sind bekannt. Doch wer bitteschön außerhalb der Szene kennt M, Conrad, Moxy oder Super 8? Ich habe in den letzten zehn Jahren viele kommen und leise wieder gehen sehen. Jeder tritt vollmundig an und erklärt, dass er in kürzester Zeit 10-25 Hotels einer neuen Marke betreiben will. Und dann kommt doch meist recht wenig. Beispiele gibt es viele: Holiday Inn Express, Super 8, Premier Classe, um nur einige zu nennen. Nach Januar/Februar 2014 Martin Gräber ■ Für eine Objektgesellschaft der GBI AG finanziert die Deutsche Hypo gemeinsam mit der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg das Innside by Meliá in Wolfsburg: Finanzierungsvolumen: 22,7 Mio. Euro. Eröffnung in 2014. Bild: NPS Tchoban Voss Wie sieht es aus mit 5-Sterne-Hotels? Bild: M.Gräber/hotelbau Investor Relations 4925 Investor Relations HOTELINVESTMENTMARKT 2013 S Europa wächst, Deutschland glänzt In EMEA nimmt das Vertrauen der Anleger zu, Deutschland erzielt Spitzenwerte und Österreich ist immer noch gut unterwegs. Hotelinvestitionsvolumen 2013 2013 (in Mrd. €) 9,7 EMEA (Europe, Middle East, Africa)1 2 1,67 Deutschland 0,330 Österreich3 2012 (in Mrd. €) 8,3 1,28 0,400 1Jones Lang LaSalle; 2Mittelwert Jones Lang LaSalle, CBRE, Colliers; 3Christie + Co D ie Hotel-Investitionen in Europe, Middle East und Africa (EMEA) haben laut Jones Lang LaSalle in 2013 wieder zugelegt, und zwar um 17 Prozent auf 13,2 Mrd. US-Dollar (entspricht 9,7 Mrd. Euro). Die Top-Märkte waren dabei Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Großbritannien allein hatte einen Anteil von 37 Prozent, sprich 4,7 Mrd. US-Dollar. Nach Frankreich flossen 2,3 Mrd. US-Dollar. Deutschland erreichte mit 1,67 Mrd. Euro2 und einem Plus von 30 Prozent das beste Jahresergebnis seit 2007. Christoph Härle, CEO Kontinentaleuropa der Hotel & Hospitality Group von Jones Lang LaSalle geht davon aus, dass mit zunehmendem Vertrauen in die Erholung und das Wachstum in ganz EMEA das Hotelinvestmentvolumen in der Region weiter wachsen wird. „Unsere Prognose für 2014 geht von einem Anstieg um mehr als 20 Prozent auf rund 16 Mrd. US-Dollar aus.“ Deutsche Investoren legen zu In Deutschland forcierte insbesondere der starke Anlagedruck verschiedener Käufergruppen die positive Entwicklung, meint Ursula Kriegl, Head of Hotels & Hospitality Group von Jones Lang LaSalle, Germany. Das Gros der Investoren seien institutionelle Anleger und finanzierungsunabhängige vermögende Privatpersonen gewesen. Insgesamt zeichneten diese Gruppen für 40 der insgesamt 60 getätigten Hoteltransaktionen verantwortlich. Zusammengerechnet kamen sie auf 808 Mio. www.hotelbau.de Euro. Anders als im Vorjahr dominierten deutsche Investoren den Markt, betont Olivia Kaussen, Head of Hotels Germany & CEE bei CBRE. Mit 955 Mio. Euro hätten sie rund doppelt so viel Kapital investiert wie im Vorjahr und so ihren Anteil am Gesamtvolumen von 30 auf 55 Prozent gesteigert. Zwei Drittel des Transaktionsvolumens flossen laut Andreas Trumpp, Head of Research bei Colliers International Deutschland, in die sieben wichtigsten Hotelstandorte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Die Top-Städte hatten damit einen etwas geringeren Marktanteil als 2012, da auch in den Nebenlagen einige größere Einzelobjekte verkauft wurden. Österreich unter Rekordwerten In Österreich wechselten nach Erkenntnissen von Christie + Co im Jahr 2013 Hotelimmobilien im Wert von 330 Mio. Euro den Besitzer. Damit lag das Volumen rund 17,5 Prozent unter dem Vorjahr. Grund war, dass im Gegensatz zu den beiden vorhergegangenen Rekordjahren große Portfoliodeals und beachtenswerte Transaktionen von Luxushotels ausblieben. „Angesichts dieser Tatsache ist der 2013 erreichte Wert immer noch als starkes Ergebnis zu werten“, sagt Lukas Hochedlinger, Geschäftsführer von Christie + Co Austria. Martin Gräber n März/April 2014 P L I T T E R Christie + Co ist beauftragt, das 4-SterneCrowne Plaza London-Ealing (131 Zimmer) sowie das 4-Sterne Holiday Inn Birmingham-Bromsgrove in Worcestershire bei Birmingham (110 Zimmer) zu verkaufen. Der Angebotspreis für das Crowne Plaza Ealing liegt bei 16,5 Mio. GBP und für das Holiday Inn Bromsgrove bei 3,95 Mio. GBP. nnn Die Aareal Bank hat für die Edwardian Group London fünf Radisson Blu Edwardian-Hotels in London mit zusammen 996 Zimmern finanziert. Die Aareal Bank trat dabei als Lender, Arranger und Agent für die Finanzierung über 175 Mio. GBP mit einer Laufzeit von sieben Jahren auf. nnn Sofitel gliedert sich neben den Marken Pullman, MGallery, Grand Mercure und The Sebel in das neue Luxussegment des Mutterkonzerns Accor ein. Die beiden Abteilungen aus Marketing und Gestaltung sollen innerhalb des ersten Quartals 2014 gemeinsam nach Singapur umziehen. nnn Frankfurt bekommt ein zweites Adina Apartment Hotel. Es entsteht im Europaviertel in direkter Nachbarschaft zur Skyline Plaza und zum Kongresszentrum Kap Europa. Die zur australischen Toga Group gehörende Gesellschaft hat dazu einen 15-jährigen Festpachtvertrag unterzeichnet. Das „Adina Frankfurt Messe“ wird das sechste Haus der Toga Group in Deutschland und der erste Pachtbetrieb in Europa sein. Es soll über insgesamt 180 Studios und Apartments auf rund 11.500 m² Fläche verfügen und 2016 eröffnen. nnn Am 20. Februar legt die Wyndham Hotel Group in München den Grundstein für das erste Haus der Marke Super8 by Wyndham in Deutschland. Das Haus, das im Herbst 2015 eröffnen soll, bietet auf 4.500 m² BGF 160 Zimmer. nnn Das erste deutsche Hotel der Marke Andaz soll 2017 in München mit 274 Zimmern eröffnen. Den Vertrag haben eine Hyatt-Tochtergesellschaft und die Jost Hurler Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft GmbH & Co. KG geschlossen. nnn Wien bekommt das erste „Future Hotel“. Unter wissenschaftlicher Begleitung des Fraunhofer Instituts entsteht in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof das Hotel Schani Wien mit 135 Zimmern. Eigentümer und Betreiber ist die Wiener Hoteliersfamilie Komarek. Spatenstich war am 18. Februar 2014. Die Fertigstellung ist für März 2015 geplant. 5 Investor Relations Bei den großen Hotelketten ist der Wettbewerb um die besten Franchisenehmer mittlerweile genauso wichtig wie der Wettbewerb um den Gast. FRANCHISING Die Sandwichposition W Damit ist ein in Deutschland existierendes Problem elegant umschifft. Vor allem die großen angelsächsischen Hotelgesellschaften wollen keine Pachtverträge mehr eingehen, sondern präferieren den Managementvertrag. Dieser ist jedoch für die meisten institutionellen Eigentümer (Banken, Fonds etc.) inakzeptabel. Über das Dreiecksverhältnis des Franchisings erhalten beide, was sie wollen: der Eigentümer einen Pachtvertrag mit dem Hotelbetreiber, sprich dem Franchisenehmer, die Hotelgesellschaft als Markengeber einen Profit, ohne ins finanVertragsarten in Europa Vertragsarten nach Regionen Bild: PKF hotelexperts, C/M/S Law.Tax (2) er steht zwischen dem Markenversprechen und dem Gast? – Der Hotelbetreiber. Und das ist immer häufiger ein Franchisenehmer. Wie in einem Sandwich eingebettet zwischen Immobilieneigentümer und Markengeber, verantwortet er den operativen Hotelbetrieb. Macht er es gut, streicht er den Gewinn ein und der Markengeber freut sich über die steigende Beliebtheit seines Brands. Macht er es schlecht, trägt er die Verluste und der Markengeber hat den Imageschaden. Der Eigentümer erhält vom Franchisenehmer eine Pacht (Managementverträge zwischen Eigentümer und Franchisenehmer sind die absolute Ausnahme) und der Markengeber eine Franchisegebühr dafür, dass sein Franchisee die Marke verwenden darf und an das Buchungssystem des Markeninhabers angeschlossen wird. Wie aus dieser Grafik von PKF hotelexperts und C/M/S (Stand 31.12.2012) hervorgeht, dominiert in Deutschland noch klar der Pachtvertrag. Franchiseverträge haben jedoch einen deutlich höheren Anteil als Managementverträge. zielle Risiko der Hotelführung einsteigen zu müssen. Für den Markengeber hat Franchising noch einen weiteren Vorteil. Er muss keine Personalkapazitäten für die Hotelbetriebsführung aufbauen, sondern kann sich voll und ganz auf Development, Marketing und Markenentwicklung konzentrieren. Dadurch kann er schneller expandieren – vorausgesetzt er findet genügend fähige Franchisenehmer, die sich an ihn binden wollen. Zahlreiche Varianten Franchising in der Hotellerie gibt es in unterschiedlichen Variationen. Im ganz klassischen Fall ist der Franchisenehmer eine reine Hotelbetriebsgesellschaft, die nichts anderes macht, als Hotels mehrerer fremder Marken zu führen. Dann gibt es aber auch Franchising im Owner-Operator-Modell. Der Franchisenehmer ist gleichzeitig Eigentümer der Immobilie, stellt also im Sandwich-Modell nicht nur den Belag, sondern auch die untere Brotschreibe dar. Dadurch steigt natürlich seine Machtposition gegenüber dem Markengeber. Umgeflaggt ist im Zweifelsfall schnell. Eine weitere Variante des Franchisemodells ist die Partnerschaft mit Exklusivcharakter, d. h., ein Markengeber vertraut primär 14 Mai/Juni 2014 www.hotelbau.de Investor Relations auf einen großen Franchisenehmer, der in einem bestimmten Land oder einer Region die Marke voranbringen soll. Die seit 2013 existierende Partnerschaft von Grand City Hotels mit Wyndham bezüglich der Marken „Days Inn“, „TRYP,“ „Wyndham Garden“, „Wyndham“ und „Wyndham Grand“ ist so ein Beispiel. Ebenso die Vertriebspartnerschaft zwischen der Hospitality Alliance AG und Wyndham. Der deutsche Franchisenehmer entwickelt und betreibt für die amerikanische Hotelgesellschaft in Deutschland und der Schweiz Hotels der Marke „Ramada“ und deren Subbrands „Ramada Plaza“, „Ramada Resort“ und „Ramada encore“. Zahlreiche Franchisenehmer haben nicht nur Fremdmarken im Portfolio, sondern betreiben auch Hotels unter einer eigenen Marke oder unter den Eigennamen der jeweiligen Hotels. Die Hospitality Alliance hat ihre Eigenmarken „Treff Hotels“ und „H2 Hotels“. Die HMG Hotel Management & Servicegesellschaft betreibt neben InterCity- und Steigenberger-Hotels auch zahlreiche Hotels unter der Eigenmarke „Fleming’s“. Die Zech Group hat ihre „Atlantic Hotels“, die nordic hotels AG ihre „nordic hotels“ und arcona ist mit den Eigenmarken „arcona Hotels“, „arcona Resorts“ und „arcona Living“ bekannter denn als Franchisenehmer von Steigenberger. Eine etablierte Eigenmarke in der Hinterhand zu haben, garantiert den Franchisenehmern im Zweifelsfall eine gewisse Unabhängigkeit vom Franchisegeber. Von Budget bis Luxus Franchising wird oft als Phänomen der Budgethotellerie dargestellt. Ein gravierender Irrtum, wie die Tabelle auf den nachfolgenden Seiten zeigt. Franchising zieht sich durch alle Kategorien von der 1-Sterne- bis hin zur Luxusklasse. So führt beispielsweise die munich hotel partners GmbH als Franchisenehmer von Starwood das Le Méridien in Hamburg und die Event Hotelgruppe ebenfalls als Partner von Starwood das Westin Grand in Berlin und das Westin in Leipzig. Das Gros der Franchise-Betriebe liegt jedoch weder im Luxus- noch im Budgetbereich, sondern im breiten Spektrum der Midscale-Hotellerie der 3- und 4-Sterne-Klasse. Martin Gräber ■ Tabelle Franchisenehmer Die Tabelle auf S. 16-23 präsentiert eine Auswahl an Franchisenehmern in Deutschland. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Sortierung erfolgte gemäß der Anzahl der in Franchise betriebenen Hotelzimmer. Bei den Angaben handelt es sich um Angaben der Unternehmen. Bei DEHOGA-klassifizierten Hotels gibt die Sterne-Angabe die DEHOGA-Klassifizierung wieder, bei nicht DEHOGA-klassifizierten Hotels orientieren sich die Sterne-Angaben an den Angaben in den bekannten Buchungsportalen wie HRS, hotel.de etc. Best Western sieht sich nicht als klassisches Franchise, sondern als internationale Hotelkette, die unternehmerisch unabhängige Hotels unter einer Marke vereint. Wir haben aufgrund der Ähnlichkeit des Geschäftsmodells dennoch einige Best-Western-Partner gelistet. www.hotelbau.de Mai/Juni 2014 I N N E N A N S I C H T E N Maria Pütz-Willems ist Chefredakteurin der Internetplattform www.hospitality Inside.com. Ran an den „Nehmer“! Franchisenehmer sind eine begehrte Spezies in diesen Zeiten. Sie sind das wichtigste Bindeglied zwischen Investor/ Eigentümer, Hotelmarke und Gästen. Die Franchisees, wie die Amerikaner sie bezeichnen, führen das Hotel, kümmern sich um den Betrieb. Und vertreten nach außen die Marke auf dem Dach. Je internationaler die Marke, je größer deren Verkaufskraft, desto teurer wird's. Da haben die großen Franchisor wie Wyndham, Choice, Marriott oder IHG gut lachen: Ihr Name multipliziert sich vielfach rund um den Globus, das Risiko und die Arbeit aber lasten auf anderen Schultern. Kein Wunder, dass alle Ketten nach noch mehr Franchisenehmern gieren. Doch die sprießen zumindest in Kontinentaleuropa nicht wie Pilze aus dem Boden – wegen der einseitigen Lasten-Verteilung. Wen wundert's? Zudem stellen Franchisenehmer in den Augen vieler Bänker auch noch ein Ausfall-Risiko dar! Zugleich weigern sich viele Marken-Mütter, ihre Franchisees in der schwierigen Eröffnungsphase eines Hotels mit Garantien zu unterstützen. All das macht das Geschäft aus Franchisenehmer-Perspektive verdammt einseitig. Der Kleinste im Glied soll das größte Risiko tragen. Da überrascht es nicht, wenn selbst willige Franchisenehmer nicht expandieren, keine drei oder vier Hotels führen möchten. Natürlich hat das ganze Beziehungsgeflecht eindeutige Rechtsgrundlagen. Es stärkt jeden Beteiligten in seiner Meinung, kein Risiko tragen zu müssen. Und nur deshalb funktioniert dieses komplizierte Geflecht am Ende des Tages, weil es wieder einmal die Personen sind, die sich in die Augen schauen und sagen: „Dir vertraue ich, mit Dir gehe ich das Risiko ein.“ Gemessen an der Lastenverteilung im Franchise-Spiel, müssten professionelle Franchisenehmer in weiche Watte gepackt werden. Davon ist man im Alltag weit entfernt. Der Ton ist in der Regel recht rau, wie man hört. Einzelne Marken schulen und unterstützen ihre Franchisenehmer inzwischen aber mehr als andere, setzen Akzente je nach Betrieb und nicht nach dem Standard-Papier. Ob Eigentümer das wissen? Vergleichen Sie FranchiseLeistungen und -Anforderungen intensiv und nicht nur aus Zahlen-Perspektive? Ob sie sich ganz tief in den Alltag eines Franchisenehmers hineinversetzen können? Es wäre wünschenswert. Maria Pütz-Willems 15 Bild: GBI AG (6) Investor Relations REINER NITTKA, GBI AG „Longstay-Hotels stehen erst am Anfang“ Reiner Nittka, Vorstand des Projektentwicklers GBI, ist überzeugt, dass noch zahlreiche internationale Betreiber von Apartment-Hotels in den deutschen Markt einsteigen. Hierzulande bereits aktive Longstay-Marken wie Citadines, Adina, Frasers und Residence Inn werden ihr Portfolio ausbauen. Herr Nittka, in der Hospitality-Branche kennt man die GBI AG vor allem als Entwickler von klassischen Hotelimmobilien und Apartment-Hotels. In letzter Zeit engagieren Sie sich jedoch auch stark im Bereich studentischen Wohnens. Für ihre Studentenwohnheime haben Sie eigens die Bezeichnung SMARTments kreiert. Worauf liegt gegenwärtig Ihr Fokus? Wir sind im Jahr 2000 als reine Projektentwicklungsgesellschaft für Hotelimmobilien an den Start gegangen. Angefangen haben wir mit Businesshotels im 4-Sterne-/4-Sterne-Superior-Bereich – ein Segment, das wir heute nicht mehr 14 Juli/August 2014 so intensiv bedienen. Nach einem kleinen Ausflug in die Ferienhotellerie wandten wir uns dem Budgetsegment zu. Wir bauten zahlreiche Motel Ones, haben derzeit Häuser der Economy-Marken Holiday Inn Express und Hampton by Hilton in der Entwicklung und verhandeln gerade mehrere Projekte für Moxy, die neue Budget-Design-Marke von Marriott, hinter der als Investor Ikea steht. Parallel zu unserem Einstieg in die Budget/Economy-Hotellerie haben wir uns diversifiziert und Serviced Apartments für uns entdeckt. Unser erstes Projekt dieser Art war das Citadines im Münchener Arnulfpark, das im Oktober 2007 eröffnet hat. Mittlerweile www.hotelbau.de Investor Relations sind wir auch für Adina und Frasers tätig. Dazu kommen seit ein paar Jahren unsere Aktivitäten im studentischen Wohnen. Budget-/Economy-Hotels, Apartment-Hotels und SMARTments bilden heute unsere Hauptgeschäftsfelder. In der GBI Wohnungsbau entwickeln wir zudem auch klassische Wohnimmobilien. Sind Ihre Motel-One-Aktivitäten abgeschlossen und beginnt jetzt die HolidayInn-Express- und Hampton-by-HiltonÄra? Wir sind nach wie vor gerne für Motel One tätig und haben jüngst 401 Zimmer direkt an der Messe in Frankfurt an Motel One übergeben. Allerdings will Motel One stark im Ausland expandieren – unter anderem in UK und Nordamerika –, wir sind aber ausschließlich im deutschsprachigen Raum aktiv. Außerdem tritt Motel One in letzter Zeit immer häufiger selbst als Investor und Generalübernehmer auf. Unser Engagement für Hampton by Hilton, Holiday Inn Express und Moxy ist eine Folge unserer Zusammenarbeit mit sehr aktiven Franchisepartnern dieser Marken. Foremost* hat sich zum Ziel gesetzt, Hampton by Hilton und Holiday Inn Express in Deutschland voranzubringen. Im Herbst eröffnet unser Doppelprojekt Hampton by Hilton/Holiday Inn Express in Nürnberg, das von Foremost betrieben wird. In der Frankfurter Europaallee bauen wir für sie bereits das nächste Hampton by Hilton. Foremost gilt als bonitätsstarker Franchisepartner, was sich unter anderem darin zeigt, dass von Foremost betriebene Häuser bereits von Union Investment und Deka gekauft wurden. Bei Moxy arbeiten wir mit dem Marriott-Franchisenehmer SV Group aus der Schweiz zusammen. Erklärt sich Ihre Vorliebe für das Economy-Segment damit, dass Sie den 4-Sterne-Markt in Deutschland als gesättigt betrachten? www.hotelbau.de Großprojekt in Frankfurt. Im Europaviertel hat die GBI AG in einem zusammenhängenden Gebäudekomplex ein Citadines Apart’hotel (165 Apartments, Eröffnung März 2014, Investor: The Ascott Limited, Singapore) und ein Motel One (401 Zimmer, Eröffnung Februar 2014, Investor: Sondervermögen für deutsche Kapitalanlagegesellschaft) realisiert. Nein, das hat einen anderen Grund. 4-Sterne-Betreiber wollen – was aus deren Sicht legitim ist – ihre Rentabilität dadurch verbessern, dass sie geringere Mieten zahlen. Wir bekommen seitens der Betreiber Angebote, die niedriger liegen als vor fünf oder sechs Jahren abgeschlossene Verträge. Wie soll das gehen? Die Grundstücke sind nicht billiger geworden, die Löhne sind auch nicht zurückgegangen und die Materialpreise ebenfalls nicht. Gleichzeitig sind jedoch die Anforderungen der Betreiber an die Qualität der Gebäude, was Gebäudeleittechnik, Green Building, Energieeinsparung, LED-Beleuchtung etc. angeht, gestiegen. Dazu kommen die gesetzlichen Auflagen aus der EnEV. Und dann bieten sie uns eine um 100 bis 150 Euro pro Zimmer geringere Miete an. Die Projekte kommen nicht, weil die Rechnung für professionelle Projektentwickler und Investoren einfach nicht aufgeht. Man muss sich nur einmal anschauen, wie viele 4-Sterne-Häuser in Deutschland in den letzten Jahren gebaut wurden und wie viele 2- und 3-Sterne-Häuser dem gegenüberstehen. Das klassische Development-Produkt, wie wir es machen, ist zu den Mieten, die im 4-SterneSegment in der Regel am Markt geboten werden, nicht darstellbar. Kommen wir zu Ihren LongstayProdukten. Was hält Ihr langjähriger Partner Citadines davon, dass Sie jetzt auch für die Mitbewerber Adina und Frasers arbeiten? Es ist nun einmal so, dass wir einer der wenigen, wenn nicht gar der einzige Projektentwickler in Deutschland sind, In unmittelbarer Nachbarschaft zum Motel One/Citadines in Frankfurt hat GBI ein SMARTment mit 131 Studentenapartments gebaut. Das Fondhaus Hamburg hat die im Oktober 2013 fertiggestellte Immobilie erworben. Juli/August 2014 15 Investor Relations Doppelpack: In Nürnberg errichtet die GBI unter einem Dach ein Holiday Inn Express (124 Zimmer) und ein Hampton by Hilton (80 Zimmer). Betreiber wird der Hilton- und IHG-Franchisenehmer Foremost. Die Fertigstellung ist für Herbst 2014 vorgesehen. der sich auf Longstay-Hotels spezialisiert hat. Wir nehmen in diesem Nischensegment eine marktführende Stellung ein und sind somit der natürliche Partner. Das Know-how, das wir in diesem Segment aufgebaut haben, wollen wir natürlich möglichst vielen Partnern zur Verfügung stellen – und diese nehmen das auch dankend an. Haben Sie neben Citadines, Adina und Frasers noch andere Partner im Visier? International ist der Markt der LongstayAnbieter sehr vielfältig. Im Vergleich ist der Longstay-Anteil in Deutschland am Übernachtungsmarkt noch sehr gering. Das wird sich jedoch ändern. Studien gehen von einem gemäßigten, aber kontinuierlichen Wachstum aus. Viele internationale Longstay-Betreiber sind deshalb am deutschen Markt interessiert. Wir sprechen mit Marriott bezüglich deren Produkt Residence Inn und es gibt erste Kontakte mit der IHG-Marke Staybridge. Hilton hat mit Homewood Suites ebenfalls ein interessantes Produkt im Portfolio. Das Geschäft mit Longstay-Hotels lohnt sich auf Projektentwicklerseite nur, wenn man mehrere Projekte macht, da der Planungsaufwand für das erste Projekt sehr hoch ist. Unter anderem müssen die Unterlagen, die meist von englischen/amerikanischen und asiatischen Gesellschaften kommen, übersetzt und an das deutsche Baurecht und die DIN-Normen angepasst werden. Dazu kommt, dass Longstay-Hotels keine standardisierten Produkte sind, sondern das genaue Gegenteil von Motel One oder Holiday Inn Express. Es ist immer ein Interior Designer involviert und sehr viele Menschen, die ihre Wünsche und Vorstellungen hinsichtlich der Gestaltung berücksichtigt wissen wollen. Teilweise bauen wir drei bis vier Musterzimmer, bis eine Entscheidung getroffen ist. Die Kommunikation ist anspruchsvoll, da die Gesellschaften in London, Paris, Singapur oder Sydney ansässig sind. Was sind die Vorteile von Longstay-Hotels im Vergleich zu klassischen Hotels? Aktuelle Projekte der GBI AG Projekt Standort Motel One, Citadines, SMARTment student, Kindertagesstätte Europaviertel Frankfurt am Main Zimmer/Apartments Hampton by Hilton/ Holiday Inn Express SMARTment student 401 (Motel One), 165 (Citadines), 131 Studentenapartments, 100 Kita-Plätze Teilfeld 1-3, Hamburg 127 Willy-Brandt-Platz, 219 Wolfsburg Bahnhofstr., 80 (Hampton by Hilton), Nürnberg 124 (Holiday Inn Express) Köln 191 SMARTment student Darmstadt 155 SMARTment student Mainz 143 Capri by Fraser Europaviertel, Frankfurt am Main Europaviertel, Frankfurt am Main Europaviertel, Frankfurt am Main Osloer Straße, Frankfurt am Main Citadines Innside by Meliá Hampton by Hilton SMARTment business Adina 16 Art Betreiber Fertigstellung Mixed Use aus Budget-Hotel, Apartment-Hotel, Studentenwohnheim und Kindertagesstätte Longstay-Hotel 4-Sterne-Superior-Hotel Motel One, Citadines, 10/2013 FDS gemeinnützige (SMARTment), Stiftung 2/2014 (Motel One), 3/2014 (Citadines) Citadines Sommer 2014 Innside by Meliá Sommer 2014 153 Zwei Economy-Hotels in Foremost einem Gebäudekomplex Studentenwohnheim FDS gemeinnützige Stiftung Studentenwohnheim FDS gemeinnützige Stiftung Studentenwohnheim FDS gemeinnützige Stiftung Longstay-Hotel Frasers Hospitality Frühjahr 2015 158 Economy Foremost Sommer 2015 192 Economy Serviced Apartments Longstay-Hotel SMARTments business GmbH Adina Herbst 2015 181 Juli/August 2014 Herbst 2014 Herbst 2014 Ende 2014 Frühjahr 2015 Mitte 2016 www.hotelbau.de Investor Relations Ein entscheidender Vorteil ist, dass die Betreiber in der Regel eine Investmentgesellschaft im Rücken haben, die das Projekt finanziert. Somit müssen wir nicht mehr nach einem Endinvestor suchen. Bei Citadines ist Ascott aus Singapur der Investor. Adina, die zu Toga Far East Hotels gehören, einem Joint Venture der singaporianischen Far East Hospitality und der australischen Toga Group, haben ihre ersten Häuser in Deutschland über australische Fonds finanziert. Bei Frasers steht als Investor die ebenfalls in Singapur ansässige Immobiliengesellschaft Frasers Centrepoint Limited dahinter. Wer nicht wie IHG, Marriott oder Hilton eine hervorragende Reputation aufweisen kann, wird es mit einem unbekannten Produkt schwer haben, eine Fremdfinanzierung durch Banken oder Fonds zu bekommen. Die Gesellschaften wissen, dass sie für ihre ersten ein, zwei Häuser selbst ins Investment einsteigen müssen. So signalisieren sie den Banken, dass sie selbst an ihr Produkt in dem Markt glauben. Ist das Vertrauen aufgebaut, wird auch eine Fremdfinanzierung möglich. Das erleben Gegenüberstellung der Beherbergungsformen – Personalkosten und GOP Anteil Personalkosten inkl. Reini- GOP – operatives Ergebnis im gungskosten am Gesamtumsatz Verhältnis zum Gesamtumsatz Apart-Hotels 20 - 22 % 40 - 60 % Budget-Hotels 20 - 23 % zum Teil bis 60 % Mid class Hotels 28 - 30 % 35 - 40 % First class Hotels (4*) 30 - 32 % 30 - 40 % Luxury class Hotels (5*) > 32 % < 30 % • Apart-Hotels weisen deutlich geringere Personalkosten auf aufgrund des niedrigeren Housekeeping-Aufwands und der nicht vorhandenen kostenintensiven gastronomischen Outlets (Restaurants, Bars, Bankettbereich) • Sie haben geringere Betriebskosten aufgrund fehlender Wellness- und gastronomischer Bereiche • Sie generieren eine überdurchschnittliche Auslastung aufgrund geringerer Saisonalität und längerer Aufenthaltsdauern Daraus folgt: Apart-Hotels bieten ein höheres Betriebsergebnis als die klassische Full-ServiceHotellerie Quelle: GBI AG wir gerade bei dem neuesten Adina, das wir im Europaviertel in Frankfurt bauen. Es wird nach dem ersten Adina in Frankfurt und zwei weiteren Häusern in Berlin und Hamburg das nunmehr vierte Apartment-Hotel der Gruppe in Deutschland und das erste, das über einen Pachtvertrag geführt wird. Der Endinvestor für die Immobilie steht bereits fest. Adina hält es sich nun offen, ob sie für künftige Projekte Pachtverträge abschließen oder ob sie an bestimmten Standorten selbst investieren. Sehen Sie allgemein in der Hotelbranche eine Renaissance des Owner-OperatorModells? Ja, auf jeden Fall. Selbst die InterContinental Hotels Group, die zu den eifrigsten Verfechtern des reinen Managementvertrags und Franchise-Prinzips gehört, ist ja mittlerweile bereit, für ihre Franchisenehmer Garantien gegenüber Banken und Projektentwicklern zu übernehmen. Außerdem, so hört man, kaufen sie selbst Grundstücke, um sich Standorte I N N E N A N S I C H T E N Serviced Apartments mischen Markt auf Deutschlands Innenstädte geben immer weniger Raum frei für Hotels; schon länger jagen Developer daher Bürogebäuden zwecks Conversions nach. Jetzt drängt sich gar noch ein neuer Hospitality-Typ dazwischen, ebenfalls mit Ambitionen auf Stadtzentren: Serviced Apartments. Experten sagen: Im deutschen Beherbergungswesen machen die bisherigen Einheiten noch nicht einmal ein Prozent aus. Da lockt gigantisches Potenzial und der Druck auf die ImmobilienScouts wächst. Den jungen Markt teilen sich momentan Spezialanbieter und Hotelketten: In Europa prägen aktuell die Marken Adagio (Accor), Citadines (Ascott), die aus Australien stammenden Adina Aparthotels und Derag Livinghotels aus München als Deutschlands größter nationaler Spezialanbieter das Geschehen. Daneben gibt es viele kleinere Anbieter mit wenigen oder nur einzelnen Häusern, u. a. gebündelt in der Online- www.hotelbau.de Plattform www.apartmentservice.de mit über 12.000 Einheiten. Investoren haben das junge Segment bereits wahrgenommen: Serviced Apartments gehören nämlich zu den „stillen Aufsteigern“, wie die ersten beiden „Investment BAROMETER“ zeigen, die das Hotelfachmagazin hospitalityInside.com und die Union Investment gemeinsam initiiert haben. Gleich in der ersten Umfrage Ende 2013 war den Serviced Apartments das größte Potenzial bescheinigt worden, sich zu einem Investment-Produkt zu entwickeln. Und ein Quartal später nannten rund 44 Prozent der Teilnehmer Budget-Hotels als das Hotelsegment mit den zu erwartenden höchsten Renditen, gefolgt von Serviced Apartments mit 21 Prozent. Noch stehen Serviced Apartments aber vor großen Herausforderungen: Es gibt keinen einheitlichen Namen, keine einheitlichen Standards und Reisende suchen Unterkünfte für längere Juli/August 2014 Maria Pütz-Willems ist Chefredakteurin der Internetplattform www. hospitality Inside.com. Aufenthalte unter 1.000 Begriffen – nur nicht unter den erhofften. Über die richtige Location kann man ebenso diskutieren wie über die unterschiedliche Mindestaufenthaltsdauer, die die Anbieter ihren Konzepten zugrunde legen. Gewinn wirft dieser junge Hospitality-Typ jedenfalls ab: Das haben ihre Macher bereits unter Beweis gestellt. Die Szene wird also noch bunter werden. Gut für den Wettbewerb. Maria Pütz-Willems 17 Investor Relations noch mehr Hotels in der Entwicklung als Studentenapartments. Aktuell bauen wir sieben Hotels und werden dieses Jahr noch weitere in Hamburg und Frankfurt angehen. Dem stehen drei im Bau befindliche SMARTments in Mainz, Darmstadt sowie Köln gegenüber und weitere geplante Projekte in Hamburg und Frankfurt. Mit dem neuen Geschäftsfeld des studentischen Wohnens ist es uns gelungen, unsere extreme Hotellastigkeit etwas auszutarieren. Konkurrieren beide Produkte nicht miteinander hinsichtlich der Standorte? Im Frankfurter Europaviertel steht gleich das nächste Hampton by Hilton für den Betreiber Foremost an. Die Eröffnung des 158-Zimmer-Economy-Hotels ist für Sommer 2015 geplant. zu sichern. Am Ende werden sie bei der Asset-light-Strategie bleiben, steigen aber mitunter zu Beginn selbst in die Finanzierung ein, um ein Projekt ins Rollen zu bringen, und suchen sich dann einen Partner, der die Immobilien entwickelt. Zurück zum Longstay-Markt. Wie viele dieser Produkte verträgt Deutschland eigentlich noch? Nach Citadines ist die GBI nun auch für die Longstay-Anbieter Frasers und Adina aktiv. In der Osloer Straße in Frankfurt entsteht bis Mitte 2016 ein neues Adina mit 181 Apartments. Es soll das erste Adina in Deutschland werden, das an einen externen Investor geht und über einen Pachtvertrag geführt wird. 18 Wir haben hier bestimmt noch ein Entwicklungsfeld für die nächsten Jahre. In den großen Städten sind kaum Markenanbieter vertreten. Residence Inn, international ein führender Anbieter, hat in Deutschland gerade einmal ein Haus in München. Ascott hat erklärt, dass sie in Deutschland auf insgesamt zwanzig Citadines kommen wollen. Derzeit gibt es drei, ein viertes entwickeln wir gerade. Auch bei Frasers kursiert die Zahl von zehn bis fünfzehn Häusern. Das sind jetzt nur die Anbieter, die schon in Deutschland aktiv sind. Bestimmt kommen noch drei bis vier weitere hinzu, die neu in den deutschen Markt eintreten wollen. Damit ergibt sich für uns als Projektentwickler ein attraktives Betätigungsfeld. Und trotzdem engagieren Sie sich jetzt auch noch im Geschäft mit dem studentischen Wohnen. Dazu haben Sie in letzter Zeit zahlreiche Pressemitteilungen herausgegeben. Es hatte fast den Eindruck, dass Sie den Schwenk weg von der Hotellerie, hin zu Studentenwohnheimen, vollziehen wollten. Das täuscht. Wenn man etwas Neues macht, will man das natürlich auch kommunizieren. Faktisch haben wir immer Juli/August 2014 Nein. Bei den SMARTments handelt es sich, auch wenn es betriebenes Wohnen ist, um ein klassisches Wohnprodukt und wird von den Städten und Kommunen auch so eingeordnet. SMARTments sind Wohnheime, da gilt es das Wohnheimgesetz zu beachten und wir reichen unsere Bauanträge auch immer als Studentenwohnheime ein. Weil wir einen zeitgemäßeren Begriff verwenden wollten, haben wir die „SMARTments“ aus der Taufe gehoben. Die FDS gemeinnützige Stiftung, die zu unserer Muttergesellschaft der Moses Mendelssohn Stiftung gehört, fungiert über einen Generalmietvertrag als Betreiber der SMARTments. SMARTments und Hotels lassen sich übrigens gut am selben Standort kombinieren. Im Frankfurter Europaviertel haben wir das mit einem Motel One, einem Citadines und einem SMARTment gezeigt, in Hamburg werden wir das Prinzip mit einem BudgetHotel und einem SMARTment wiederholen und weitere Mixed-Use-Projekte sind in Planung. Geschieht das eher zufällig oder verfolgen Sie eine gezielte Strategie? Durchaus eine Strategie. In der Wettbewerbssituation mit anderen Bauträgern müssen wir Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten. Unser Marktvorteil als Spezial-Entwickler ist es, dass wir mit www.hotelbau.de Investor Relations unterschiedlichen Produkten auch große Flächen mit vielfältigen Nutzern füllen können, so wie wir es im Frankfurter Europaviertel vorgemacht haben. 25.000 bis 30.000 m² Geschossfläche sind für uns da kein Problem. Das macht uns für D E R M A R K T Laut der aktuellen Studie 2013/14 des Global Serviced Apartments Industry Report (GSAIR) gibt es weltweit derzeit ca. 656.000 Serviced Apartments– ein Anstieg von 9,4 Prozent im Vergleich zu 2011. In den USA und Kanada ist das Serviced Apartment-Angebot besonders hoch. Savills ermittelte für 2013 beispielsweise in New York 5,7 Serviced Apartments pro 1.000 Geschäftskunden (Hongkong 5,3). Selbst im in Europa führenden London liegt dieser Wert nur bei 1,2. In deutschen Städten ist die Quote kaum messbar und liegt unter 0,5. In Europa summiert sich die nominelle Zahl der Serviced Apartments auf rund 85.000, die größte Konzentration gibt es neben London in Paris, Genf, Dublin und Brüssel. Auf Deutschland entfallen davon bis zu 25.000 Einheiten. Die größte Anzahl unter den Städten weist dabei Berlin auf mit rund 5.000 bis 10.000 Serviced Apartments. Nachfrage und Angebot in Deutschland In Deutschland entfallen trotz des gesamten Übernachtungsanstiegs von mehr als 30 Prozent in den letzten 15 Jahren aktuell nur knapp 5,6 Millionen auf längerfristige Aufenthalte in Serviced Apartments, also nur wenig mehr als ein Prozent der etwa 411 Millionen Gesamtübernachtungen in 2013. Wenn man aber nur die deutschen Großstädte betrachtet, ist der Anteil schon deutlich größer. Dann liegt der Anteil der Langzeit-Übernachtungen in Serviced Apartments meist bei mehr als 5 Prozent, etwa in Berlin bei 5,3 Prozent oder in München sogar bei 8,0 Prozent. Weltweit haben 36 Prozent aller Übernachtungen Serviced-Apartment-Potenzial, ermittelte Marriott in einer internationalen Studie. In Großstädten liegt der Satz viel- www.hotelbau.de Grundstückseigentümer, Flächenentwickler und die öffentliche Hand interessant. Denen geht es ja um Stadtentwicklung, die wollen die Flächen mit Leben erfüllen, was auch eine entsprechende Nutzerstruktur und F Ü R S E R V I C E D Gestaltung voraussetzt. All das können wir bieten. Martin Gräber n *Siehe hotelbau-Marktübersicht „Franchisenehmer in Deutschland“ unter www.hotelbau.de/downloads A P A R T M E N T S fach sogar höher. Alle deutschen Großstädte sind bisher weit davon entfernt, dafür ein entsprechendes Angebot vorzuhalten. Bislang ist von den großen US-Gruppen nur Marriott mit „Residence Inn“ im deutschen ServicedApartment-Markt vertreten. Andere US-Ketten wie InterConti, Hilton oder Hyatt planen ge- rade den Markteintritt. Denn Deutschland gilt aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung als einer der interessantesten Serviced-Apartment-Märkte der kommenden Jahre. Quelle: GBI AG Top 15 der weltweiten Serviced-Apartment-Anbieter 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Anbieter Marriott (weltweit) Extended Stay Hotels (USA) InterContinental Hotels Group (weltweit) Oakwood Corp Housing (geschätzt) – inkl. 186 Standorte/5.500 Einheiten von Execustay Hilton Homewood Suites (USA) The Ascott Ltd. (weltweit) Pierre & Vacances (Europa) Accor Hotels (weltweit) Value Place (USA) Mantra Group Choice Hotels (USA) Hawthorn Suites Frasers Hospitality Quest Serviced Apartments Sun Suites Standorte 1.018 683 488 2.081 Einheiten 119.771 77.200 49.521 31.373 241 177 257 221 181 130 106 92 50 155 22 26.484 22.785 22.252 21.898 21.587 13.600 10.681 10.000 7.739 8.201 2.970 Quelle: The Global Serviced Apartments Industry Report 2013/14 Marktanteil von Serviced Apartments an den Übernachtungen Stadt Übernachtungen in Marktanteil Serviced Serviced Apartments 2012 Apartments an der Zahl der (Hochrechnung) Übernachtungen im Jahr 2012 1.320.000 5,3 % 986.000 8,0 % 526.000 5,0 % 361.000 5,1 % 289.000 7,1 % 263.000 12,6 % 220.000 7,1 % 161.000 4,7 % 138.000 2,7 % 115.000 4,6 % 32.900 0,8 % Berlin München Hamburg Frankfurt Düsseldorf Hannover Stuttgart Ruhrgebiet Köln Leipzig Dresden Quelle: Georg Consulting Juli/August 2014 19 Investor Relations Bild: FRHII/Jenner Egberts Fotografie FRHI möchte auch in Deutschland wachsen, aber es fehlen die Optionen. Für Projektentwicklungen an interessanten Standorten ist die Muttergesellschaft von Fairmont, Raffles und Swissôtels deshalb mittlerweile bereit, selbst in die Tasche zu greifen. Jennifer Fox, President International von FRHI Hotels & Resorts (2. v. l.) während ihres Besuchs in Deutschland gemeinsam mit Ingo C. Peters, Generaldirektor des Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg, und Alexandra Blum, Vice President Global Public Relations & Partnerships (3. v. l.), sowie Eva-Maria Panzer, Director Public Relations Europe. FRHI HOTELS & RESORTS Von „Asset light“ zu „Asset right” E nde Mai bereiste Jennifer Fox, die seit Herbst 2013 zusätzlich zu ihrer Tätigkeit als President von Fairmont Hotels & Resorts auch die neu geschaffene Position des President International der Muttergesellschaft FRHI innehat, Deutschland. Ihr Anliegen: Die Strategie der Luxushotelgruppe, zu der die Marken Fairmont, Raffles und Swissôtels gehören, verkünden. Diese lautet kurz gefasst: Massive Expansion an allen Orten. Von Zürich aus steuert Fox das operative Geschäft von FRHI für Europa, den Nahen und Mittleren Osten, Afrika, Indien sowie Asien und Pazifik. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, die internationale Expansion voranzutreiben. Dafür hat ihr Michael Gennie, President und COO von FRHI, ein ehrgeiziges Ziel vorgegeben: 50 Prozent 20 Juli/August 2014 Wachstum über alle drei Marken hinweg innerhalb der nächsten fünf Jahre. FRHI Hotels & Resorts ist derzeit in 33 Ländern aktiv und hat 110 Hotels in Betrieb, 45 davon in Amerika, 24 in Europa, 23 in Asien/Pazifik und 18 im Nahen Osten und Afrika. Über 30 weitere befinden sich in Entwicklung oder Planung. Der Fokus liegt auf Europa, Asien, dem Nahen Osten und Afrika. Im September steht die Eröffnung des Raffles in Istanbul mit 132 Zimmern und 49 Suiten an und Ende des Jahres soll das Raffles Jakarta in Indonesien seine Pforten öffnen. In der Türkei ist zudem für 2015 das Swissôtel Bodrum Beach angekündigt. In Saudi-Arabien stehen im nächsten Jahr das Fairmont Riyadh, das Raffles Jeddah und das Swissôtel Jeddah www.hotelbau.de Investor Relations auf der Eröffnungsliste, in den Vereinigten Emiraten das Fairmont Ajman, das Fairmont Fujairah und das Swissôtel Jeddaf. Weitere Projekte sind in Ägypten, Indonesien und China in der Pipeline. Geld aus Katar Und was ist mit Deutschland? „Wir sind durchaus am deutschen Markt interessiert“, betont Fox. „Das Problem ist nur, dass in Deutschland zu wenig Hotels gebaut werden.“ Insbesondere Berlin, München und Frankfurt seien interessant, es gäbe jedoch keine Optionen. An strategisch wichtigen Standorten ist die Hotelgesellschaft deshalb bereit, selbst in die Projektentwicklung zu investieren. Geld sei da, betont Fox. Man glaubt es ihr, denn schließlich heißt der Hauptanteilseigner von FRHI Hotels & Resorts Katara Hospitality. Das ist eine Tochtergesellschaft der Qatar Holding LLC (QH), die wiederum von der Qatar Investment Authority (QIA) gegründet wurde. Kurz und gut: Hinter FRHI steht der Staat Katar mit seiner Finanzkraft. „Früher sprachen alle von ‚Asset light‘, wir sprechen heute von ‚Asset right‘, das heißt, wir wollen an den richtigen Standorten investieren“, sagt Fox. Dass sich dahinter mehr verbirgt als ein schicker Slogan, hat FRHI bereits mit dem Claremont Hotel Club & Spa in Kalifornien gezeigt, das die Hotelgesellschaft Anfang März gemeinsam mit dem kalifornischen Finanzier Richard C. Blum erworben hat. Investieren und verkaufen Ziel der bislang auf ManagementVerträge fokussierten Luxushotelkette ist es nun aber keinesfalls, zur Property Company zu mutieren. „Wir wollen von uns finanzierte Neuprojekte nicht langfristig im Bestand halten, sondern streben nach Fertigstellung den Verkauf an. Die Fortführung des Hotelbetriebs durch uns stellen wir durch langfristige Managementverträge mit dem Käufer sicher“, erklärt Fox das Prinzip. Auch in Deutschland scheint es immer noch genügend solvente Abnehmer für am Markt etablierte Luxushotels zu geben. Bestes Beispiel dafür: das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg. Dieses hat FRHI im Februar 2013 an die Vermögensverwaltung der Eigentümerfamilie der Handelskette Dohle, zu der die HIT-Supermärkte gehören, verkauft. S P L I T T E R Die Aareal Bank hat der Metropole Hotel Holdings ein Darlehen in Höhe von 300 Mio. britischer Pfund für die Refinanzierung von zwei Hilton-MetropoleHotels in London und Birmingham zur Verfügung gestellt. Die Aareal Bank trat dabei als Lender, Arranger und Agent für die Fazilität mit einer Laufzeit von fünf Jahren auf. Die Metropole Hotel Holdings gehört zur Tonstate Group, einer Immobilienanlagegesellschaft mit Sitz in London und verfügt über ein breit gefächertes Portfolio von Einzelhandels-, Büro-, Hotelund Wohnimmobilien. nnn Apollo European Principal Finance Fund II ("Apollo EPF II"), ein Fonds der Apollo Global Management, LLC (NYSE: APO), hat ein europaweites Portfolio aus 18 europäischen Hotels in sechs Ländern, Belgien (1), Deutschland (11), Frankreich (1), Niederlande (2), Österreich (1), Spanien (2) gekauft. Verkäufer ist Ivanhoé Cambridge, ein Immobilien-Tochterunternehmen der Caisse de dépôt etplacement du Québec, einer der großen institutionellen Fondsmanager Kanadas. Zu den Hotels gehören Häuser der Marken Crowne Plaza, Holiday Inn und Holiday Inn Martin Gräber n Express. Über Einzelheiten der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart. JLL Hotels & Hospitality Group hat den Verkäufer beraten. nnn An der Immermannstraße 23/Oststraße in Düsseldorf entsteht ein neues LindnerHotel. Realisiert wird das 177-ZimmerHaus mit 9.400 m² BGF von der PDI – Property Development Investors aus Düsseldorf. Die Hotel Affairs Consulting GmbH aus Köln hat den Pachtvertrag zwischen PDI als Eigentümer und der LindnerBild: FRHI/Krause & Johansen Gruppe als Betreiber vermittelt. Durch die Lage im japanischen Viertel sollen die Hotelzimmer im asiatischen Stil ausgebaut werden. Die Bauvoranfrage hat die Stadt Düsseldorf bereits positiv entschieden. Der Gebäudeteil zur Oststraße hin wird abgerissen und ein Neubau mit einem weiteren Neuerwerb: Im März 2014 hat FRHI Hotels & Resorts gemeinsam mit dem kalifornischen Finanzier Richard C. Blum das 1915 erbaute Claremont Hotel Club & Spa am Fuße des Claremont-Canyon-Naturschutzgebietes gekauft. www.hotelbau.de Juli/August 2014 Staffelgeschoss errichtet. Die Fertigstellung ist für das erste Quartal 2016 geplant. 21 Investor Relations CAMPO BAHIA, BRASILIEN Dr. Christian Hirmer Bild: Treugast Bild: M. Gräber/hotelbau Nach dem Spiel ist vor dem Spiel Prof. Stephan Gerhard Nachdem unsere Weltmeister hier erfolgreich testgeschlafen haben, sollen nun auch andere Gästegruppen den „Geist von Campo Bahia“ erleben können. Dr. Christian Hirmer, Geschäftsführer des Investors Hirmer Immobilien, und Prof. Stephan Gerhard, geschäftsführender Gesellschafter des Betreibers Treugast, geben Auskunft darüber, wie es mit dem WM-Quartier weitergeht. Herr Prof. Gerhard, mit der Beherbergung der deutschen Nationalmannschaft hatte das Campo Bahia das wohl prominenteste Soft Opening in der Geschichte der Hotellerie. Deshalb zuerst die Frage, die alle interessiert: Wie waren denn unsere Jungs so als Gäste? Prof. Stephan Gerhard: Die Nationalspieler waren sehr angenehme Gäste. Ganz natürlich im Umgang und überhaupt nicht abgehoben. Die mussten sich untereinander nichts mehr beweisen, sondern haben sich einfach auf ihre 10 September/Oktober 2014 Sache konzentriert. Wir hatten zudem nicht nur die 23 Spieler zu Gast, sondern auch die Betreuer, die Organisatoren, das Security-Personal sowie Teamkoch Holger Stromberg mit seiner Mannschaft – alles in allem über 60 Personen. Unsere Aufgabe bestand darin, durch ein angenehmes Ambiente und einen perfekten Service eine positive Grundstimmung zu erzeugen. Das ist uns, wie die Kommentare zeigen, ja auch gelungen. Dazu haben viele Kleinigkeiten beigetragen. Vor dem Quartier von Thomas Müller haben wir beispielsweise ein paar www.hotelbau.de Investor Relations Aha, daher kam also der Gaucho-Tanz. Gerhard: Nein, den gab’s bei uns nicht. Den haben sie erst später einstudiert. Herr Dr. Hirmer, Ihr Unternehmen ist mit dem seit über 100 Jahren existierenden Stammhaus in München sowie bundesweit mit den Filialen von „Eckerle Herrenmoden“ und „Hirmer Große Größen“ vorrangig als Modeunternehmen bekannt. Wie kam es zum Einstieg ins Immobiliengeschäft? Dr. Christian Hirmer: Unsere Immobiliensparte, die heutige Hirmer Immobilien GmbH & Co. KG, habe ich vor rund zwanzig Jahren mitaufgebaut. Als eigentümergeführtes Traditionsunternehmen war die Immobilie für uns in der Vergangenheit primär als Absicherung für das Unternehmen wichtig. Deshalb konzentrierten wir uns am Anfang auf betriebsnotwendige Immobilien für unseren Unternehmensbereich Textileinzelhandel und erweiterten dann unser Spektrum auf fremdvermietete Wohnund Gewerbeimmobilien. Heute besitzen wir Immobilien in München, Leipzig und Dresden. Welche Rolle spielen Hotels? Hirmer: Hotelimmobilien entwickelten sich in den letzten Jahren zu einem unserer Schwerpunkte. 2010 starteten wir mit einem Motel One mit 469 Zimmern www.hotelbau.de in München am Standort der ehemaligen Firmenzentrale von Bosch-SiemensHausgeräte an der Hochstraße. An diesem Objekt hatte uns vorrangig die Lage interessiert; ein Hotel daraus zu machen, war anfangs nicht geplant. Kurz nach dem Kauf sprachen uns jedoch sämtliche namhaften Hotelbetreiber an. So sind wir ins Hotelimmobilien-Geschäft eingestiegen. Das Motel One haben wir übrigens Anfang 2014 veräußert. Ein prominentes Hotel in unserem Bestand ist das von arcona betriebene „Living Bach 14“ in Leipzig. In Bonn entwickeln wir gerade ein Budget-Hotel an der Berliner Freiheit mit 200 Zimmern. Der Betreibervertrag dafür ist so gut wie unterzeichnet. Mannschaft etwas Besonderes bieten zu können. Die Entscheidung des DFB im Januar 2014 hat uns dann beflügelt, noch ein weiteres Grundstück dazuzukaufen. Herr Prof. Gerhard, wann und wie sind Sie zu dem Projekt gestoßen? Gerhard: Auf der Expo Real in München im Oktober 2013 erfuhr ich erstmals davon, dass Hirmer Immobilien ein Projekt in Brasilien realisiert. Bis kurz vor Weihnachten führten wir dann Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit und am 19. Dezember habe ich den Vertrag unterzeichnet. Das Campo Bahia in Brasilien, das zum WM-Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft avancierte, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Exot in Ihrem Immobilienportfolio. Wie kam das Projekt zustande? Herr Dr. Hirmer, Sie hatten dann nicht einmal mehr ein halbes Jahr Zeit, ein funktionstüchtiges WM-Quartier zu errichten. In der Süddeutschen Zeitung berichteten Sie, dass Teile der Möblierung und der technischen Ausstattung zum Zeitpunkt der Eröffnung immer noch beim brasilianischen Zoll festgehangen haben. Hatten Sie mit solchen Problemen gerechnet? Hirmer: Ursprünglich sollte das Campo Bahia gar kein Hotelresort werden. Wir hatten das Grundstück bereits vor fünf Jahren gemeinsam mit einem Partner im Rahmen einer Privatinvestition gekauft, um dort für unsere Familien und den Verkäufer des Grundstücks insgesamt vier Ferienhäuser zu errichten. Unter dieser Vorgabe starteten seinerzeit auch die Bauarbeiten. Hirmer: Der Zeitplan war schon sehr straff und von München aus ein Bauprojekt in Brasilien zu steuern, ist natür- Wie gelang Ihnen dann der Coup mit dem DFB? Hirmer: Der DFB tat sich schwer damit, für das Team die richtige Unterkunft zu finden. Die FIFA hatte zwar rund 1.000 Hotels für Gäste und Mannschaften gelistet, davon entsprach aber keines den Vorstellungen des DFB. Über ein brasilianisches Unternehmernetzwerk, mit dem meine Frau in Verbindung stand, kam dann der Kontakt zustande. Es gab ein Treffen mit Oliver Bierhoff, dem wir das Projekt präsentierten und den wir davon überzeugen konnten, der deutschen September/Oktober 2014 Bild: picture alliance/KUNZ/Augenklick Holes zum Putten angelegt, weil er gerne Golf spielt. Uns war sehr daran gelegen, das gute Gefühl, das bereits am ersten Tag zu spüren war, bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Dazu ließen wir uns immer etwas Neues einfallen. Ist die Mannschaft von den Spielen zurückgekehrt, gab es immer einen besonderen Empfang, einmal mit als Waldhexen verkleideten Tänzerinnen, als Nächstes mit Fahnenschwingern, dann durch unsere eigens zusammengestellte MitarbeiterBand. War’s der „Geist von Campo Bahia“? Zwei Wochen nach dieser Aufnahme erzielte Miroslav Klose im Halbfinalspiel gegen Brasilien mit dem 2:0 sein insgesamt 16. WM-Tor und führt seither vor dem Brasilianer Ronaldo die ewige WM-Torjägerliste an. 11 Investor Relations 15 Mio. Euro hat das Campo Bahia gekostet. Ursprünglich war es gar nicht als Hotel-Resort geplant. Erst die DFB-Zusage katapultierte das Projekt in eine neue Dimension. Wie hoch waren die Investitionskosten für das Campo Bahia? für die Nationalmannschaft wurde in einem Naturschutzgebiet gebaut. Hirmer: Insgesamt haben wir rund 15 Mio. Euro investiert. 20 Prozent der Summe sind von der Deutschen Bank als unserem dortigen Partner fremdfinanziert, aber abgesichert in Deutschland. Hirmer: In der Planung des gesamten Campo Bahia haben wir uns mit der Umweltbehörde abgestimmt und für die Baugenehmigung sämtliche Auflagen erfüllt. Für den Fußballplatz sind Ausgleichsflächen geschaffen worden. Dieser ist übrigens von uns nur angemietet und wird von dessen Eigentümer jetzt auch nach der WM weiter betrieben. Wir sehen das Campo Bahia als Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit und als einen Ort, an dem man die Das Campo Bahia wirbt mit den Begriffen: „responsible tourism“, „ecofriendliness“ und „sustainability”. Allerdings ist das Campo Bahia ja gerade in dieser Hinsicht in die Kritik geraten. Der drei Kilometer entfernte Trainingsplatz Bild: Treugast/Campo Bahia (4) lich auch nicht ganz einfach. Wir hatten jedoch nie Zweifel daran, dass wir es schaffen würden. Im Gesamtkontext fühlten wir uns durch das Convention Büro der Stadt Porto Seguro, aber auch durch die Gemeinden Santa Cruz Cabrália und Santo André sehr gut betreut. Dass wir auf andere Regularien und Systeme stoßen würden, war uns von Anfang an klar. Die eine oder andere Forderung hat uns dann aber schon überrascht. Dass wir beispielsweise die Mülltrennung für den gesamten Ort zu realisieren hatten, stellte sich erst in den letzten Tagen heraus. Das Campo Bahia wirbt mit den Begriffen „responsible tourism“, „eco-friendliness“ und „sustainability”. Die Bauweise greift alte, örtliche Handwerkstechniken auf. Alle 14 Villen stehen zum Verkauf, drei sind schon verkauft. In der Zeit, in der die Eigentümer nicht da sind, überlassen sie ihr Haus der Treugast zur Vermietung im Rahmen des Hotelbetriebs. 12 September/Oktober 2014 www.hotelbau.de Natur erleben kann. Wir haben in der Bauweise auf alte, örtliche Handwerkstechniken zurückgegriffen und sind sorgfältig bei der Auswahl der Materialien vorgegangen. So fanden nur einheimische Hölzer Verwendung. 85 Prozent der Möblierung wurde von Handwerkern vor Ort hergestellt, die Lampen und Traumfänger entstanden in Zusammenarbeit mit der indianischen Bevölkerung. Ein großer Anteil des Personals kommt aus der Gegend und wurde von uns ausgebildet. Außerdem werden wir Strom über vertikale Windturbinen der Firma Turbina erzeugen – diese hingen zum Zeitpunkt der WM allerdings noch im Zoll fest. Denken Sie über eine Nachhaltigkeitszertifizierung wie DGNB, LEED oder BREEAM nach? Hirmer: Neben den von Ihnen genannten Zertifikaten gibt es ja auch noch eine Reihe weiterer wie zum Beispiel „ecofriendly“ und ähnliche. Wir wollen uns zertifizieren lassen, haben uns aber noch nicht für ein bestimmtes Zertifikat entschieden. Mit der Treugast Solutions Group haben Sie einen Betreiber gewählt, den man hauptsächlich aus dem Beratungsgeschäft kennt. Waren die großen, internationalen Resortbetreiber nicht interessiert? Hirmer: Wir standen ja vor der Herausforderung, gleich zum Start nicht einzelne Gäste, sondern ein komplettes Team zu betreuen. Die Treugast wählten wir aufgrund ihrer Erfahrungen mit PreOpening-Phasen und Interims-Management. Angesichts seiner Referenzen trauten wir dem Unternehmen zu, ein solches Hotel in kürzester Zeit aufzubauen. Der ursprüngliche Interimsvertrag mit Treugast schreibt sich jetzt in einen Betreibervertrag für die nächsten zwei Jahre fort. Durch den Erfolg der deutschen Nationalmannschaft erhalten wir nun auch Anfragen von dem einen oder anderen internationalen Betreiber. www.hotelbau.de Und was sagen Sie diesen? Hirmer: Unsere Erfahrungen mit Treugast sind sehr positiv und so gilt für uns: „Never change a winning team.“ Deshalb haben wir mit diesen Interessenten keine vertiefenden Gespräche geführt. Was beinhaltet der Vertrag mit Treugast? Gerhard: Da das Projekt mehrere Phasen hatte, besteht auch der Vertrag aus mehreren Komponenten. Phase 1, die PreOpening-Phase, war stark beratungsorientiert. Deshalb ist auch die Treugast Unternehmensberatungsgesellschaft Vertragspartner geworden und nicht unsere Betreibergesellschaft Treugast Hotellerie. In dieser Phase 1 kümmerten wir uns von München aus zum Beispiel um die Bestellung des Kleininventars – insgesamt 700 Positionen. Die Bestellung des Mobiliars lag in den Händen von Christiane Hirmer, mit der wir intensiv zusammengearbeitet haben. Im Februar 2014 bin ich dann das erste Mal ins Campo Bahia gereist. Wir machten uns auf die Suche nach Mitarbeitern, führten Einstellungen und Schulungen durch und trafen die Vorbereitungen für die Betriebsphase. In Phase 2, der Betriebsphase während der WM, war ich praktisch permanent vor Ort. Der Beratervertrag der Pre-Opening-Phase wechselte in einen operativen Dienstleistungsvertrag, allerdings gegen ein Consulting-Honorar. Die jetzige Phase 3 regelt den normalen Hotelbetrieb auf Basis eines Managementvertrags mit typischen ergebnisabhängigen Komponenten statt fixen Pauschalhonoraren. So soll es zumindest bis zur Olympiade 2016 weiterlaufen. Wo sind die Mitarbeiter des Campo Bahia angestellt? Für alle, die von einem Schließsystem mehr erwarten. Mit dem intelligenten blueSmart sind Sie nicht nur auf dem neusten Stand der Technik, sondern verfügen übe eine elektronische Zutrittsorganisation die sich Ihren individuellen Anforde rungen anpasst. Neugierig? Dann kommen Sie uns vom 23. – 26.09.2014 auf der Security in Essen besuchen. Wir freuen uns auf Sie! Gerhard: Die Mitarbeiter sind bei der dortigen, mit unserer Hilfe gegründeten Betriebsgesellschaft ASR angestellt. Diese gehört den Investoren des Campo September/Oktober 2014 2014 www.winkhaus.de Stand 711 Halle 3 Bild: Treugast/Campo Bahia (2) Investor Relations Bahia, zwei brasilianischen Gesellschaften, hinter denen wiederum Dr. Christian und Christiane Hirmer sowie Kay Bakemeier, Inhaber der gleichnamigen Allianz-Generalvertretung, stehen. lesungen im Block halten konnte. Ich bin also auch mal vom Campo Bahia zurückgeflogen, um eineinhalb Tage Vorlesungen zu halten, und bin dann direkt wieder zurück nach Brasilien. Wie viele Mitarbeiter hat die ASR? Und da lief ja vor der Eröffnung, wie man lesen konnte, nicht alles rund. Die Fertigstellung war ursprünglich für März 2014 vorgesehen, Sie schafften es aber ganz knapp vor Ankunft der Mannschaft. Gerhard: Während der WM waren es 93, allein 14 davon hatten jedoch noch mit dem Bau zu tun. Den General Manager, Riccardo Postai, hatte ich nur bis zum Ende der WM engagiert. Sein Stellvertreter Jakub Halicki, der vom Jumeirah in Frankfurt kam, stieß im Mai zum Team und ist jetzt permanent dort. Einen GM im eigentlichen Sinn gibt es aber nicht mehr – diese Rolle erfülle ich. Deshalb bin ich nun eine Woche pro Monat im Campo Bahia. Gerhard: In der Tat. Die Spieler reisten am 8. Juni morgens an, sieben Stunden davor waren wir startklar. Wir sind ursprünglich auch davon ausgegangen, am 15. Mai mit einer Vorhut des DFB eine relativ entspannte Pre-OpeningPhase einläuten zu können. Die DFBAbordnung kam auch, vieles war zu diesem Zeitpunkt aber noch im Bau. Wie lange brauchen Sie von Tür zu Tür? Woran lag das? Gerhard: Wenn‘s gut läuft, 20 Stunden. Ich habe aber auch schon über 30 Stunden gebraucht. Sie führen mit der Treugast Solutions Group ein Hotelberatungs- und Managementunternehmen, sind einer der vier Gesellschafter der 25hours Hotel Company, einer von zwei Gesellschaftern von Arcona Hotels & Resorts, Sie haben eine Professur an der Fachhochschule des Mittelstandes in Schwerin und leiten jetzt noch eine Hotelanlage in Brasilien. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? „Wir verbinden Barfuß-Luxus mit spektakulärer Innenarchitektur und profitieren jetzt von dem zusätzlichen Bonus, WMQuartier gewesen zu sein“, sagt Investor Dr. Christian Hirmer. Dieser WM-Bonus soll nun auch andere Fußballmannschaften und Firmen als Gäste anlocken. 14 Gerhard: Ich bin es gewohnt, durchschnittlich 12 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche mit einer Woche Urlaub im Jahr zu arbeiten. In der heißen Phase von Campo Bahia waren es sogar mehr Stunden. Hauptberuflich bin ich Professor, 51 Prozent meiner Zeit sind darauf verplant. Die Fachhochschule des Mittelstands FHM kam mir in dieser Zeit sehr entgegen, indem ich meine VorSeptember/Oktober 2014 Gerhard: Der Zeitplan war natürlich äußerst knapp bemessen. Zum Zeitpunkt der DFB-Entscheidung im Dezember 2013 standen gerade einmal einige Rohbauten. Dazu kam, dass die Brasilianer extrem lässig sind und der Satz „Wir liefern morgen“ bei ihnen etwas anderes bedeutet als bei uns. Auf unsere Bestellanfragen bekamen wir stets zu hören, dass der vereinbarte Termin kein Problem darstelle. Am Liefertermin kam dann nichts, die Woche darauf auch nicht. Auf unsere Nachfragen erhielten wir immer die Antwort, dass die Lieferung morgen eintreffen werde. Das war schon ein gängiger Spruch bei uns auf der Baustelle: „Ja, ist bestellt, kommt morgen.“ So zog sich alles in die Länge. Allerdings, das muss man sagen, haben es die Lieferanten zum Schluss immer noch hinbekommen, wenn auch auf den letzten Drücker. Das war ein Grund für die Verzögerungen. Ein weiterer Grund war, dass es nicht nur die Vorstellungen des Bauherrn umzusetzen www.hotelbau.de galt, sondern auch die zusätzlichen Forderungen des DFB – und das in einem ohnehin schon engen Zeitrahmen. Letztlich ist das Resort aber wirklich sehr schön geworden. Und ich bin mir sicher, dass auch in Deutschland niemand ein solches Projekt in dem ursprünglich vorgesehenen Zeitfenster hätte realisieren können. Aber war dann bei der Eröffnung alles so, wie Sie es sich vorgestellt hatten? Gerhard: Nicht ganz. Der brasilianische Zoll hat uns an der einen oder anderen Stelle einen Strich durch die Rechnung gemacht. So wurden zum Beispiel unsere Dedon-Möbel für das Restaurant nicht freigegeben, weshalb wir mit Mietmöbeln arbeiten mussten. Diese wurden am Donnerstagabend geliefert, allerdings waren zu wenig Tische für das Restaurant dabei. Der Verleiher konnte nicht nachliefern, da die Tische für diverse Hochzeiten verplant waren. Also machte ich mich am Freitagmorgen auf den Weg zum örtlichen Schreiner und beauftragte ihn mit zwei vier Meter langen Tischen für eine acht Meter lange Spieler-Tafel und einen 2,50 m langen Tisch für die Trainer. Alles sollte zum restlichen Mobiliar passen und am Samstagnachmittag geliefert werden. Sonntag sollten die Spieler eintreffen. Der Schreiner hat sich dann das Material in der nächstgrößeren Stadt besorgt, die Nacht durchgearbeitet und die Tische wirklich am nächsten Tag angeliefert. Absoluter Wahnsinn! Was bleibt jetzt noch zu tun? Gerhard: Nicht mehr allzu viel. Wir nutzten während der WM ja auch die Zeiten, in denen die Mannschaft weg war, um bauübliche Fehler wie beispielsweise falsch verlegte Rohre zu korrigieren. Jetzt muss nur noch der Rückbau der Hotelanlage für den Normalbetrieb erwww.hotelbau.de folgen. In den Villen der Spieler hatten wir ein Zimmer mehr eingebaut, also sechs statt fünf, und dafür die Küchen weggelassen. Diese werden nun in absehbarer Zeit eingerichtet. Damit hat es jedoch keine Eile, denn momentan läuft unsere Aktion „Buche das Zimmer deines Lieblingsspielers“ und dafür müssen die Zimmer natürlich verfügbar sein. Dann gibt es noch Kleinigkeiten zu erledigen. Das provisorische Dach des OpenAir-Fitnessbereichs wird durch ein stabileres ersetzt und der PhysiotherapieBereich, der auf die Bedürfnisse der Teamärzte Prof. Dr. Meyer und Dr. MüllerWohlfahrt abgestimmt war, wird jetzt für typische Spa-Anwendungen umfunktioniert. Die Küche erhält noch eine Verglasung nach außen und im Restaurant fehlt noch unser begehbarer Weinkühlschrank. Der hätte zur WM aber auch nur gestört, da wir den Platz für die Mahlzeiten benötigten. Wie sieht gegenwärtig der Buchungsstand im Campo Bahia aus und wo sollen sich Belegung und Rate hin entwickeln? Gerhard: Für das Restjahr haben wir eine Belegung von 40 Prozent prognostiziert. Das werden wir auch ziemlich sicher erreichen. Hirmer: Danach streben wir eine durchschnittliche Jahresauslastung von 50 bis 60 Prozent an. Gerhard: Wir werden ab dem nächsten Jahr keine einzelnen Zimmer mehr anbieten, sondern die Villen komplett vermieten. Die Häuser in der hinteren Reihe mit 220 m² und fünf Schlafzimmern werden in der Nebensaison rund 700 Euro pro Tag kosten und in der Hochsaison 1.000 Euro. Die vier Spielervillen gibt es in der Nebensaison für 1.900 Euro und in der Spitzenzeit für 2.500 Euro. Sonderpreise wird es nicht September/Oktober 2014 Investor Relations Bild: picture alliance/GES-Sportfoto Gesamtrechnung, sondern über Einzelrechnungen vorzunehmen. Als vierte Gruppe adressieren wir Individualtouristen, hauptsächlich Familien oder befreundete Paare, die sich eine Villa mieten. Wir streben eine gleichmäßige Aufteilung unter diesen Zielgruppen an. Ob es dann wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. Mit heißer Nadel gestrickt: Während sich Thomas Müller, Benedikt Höwedes und Mesut Özil am 22. Juni im Outdoor-FitnessBereich des Campo Bahia dem Titel entgegenstrampeln, montieren Bauarbeiter noch schnell eine Plane gegen Wind und Regen. Das Provisorium wird jetzt durch eine stabilere Überdachung ersetzt. S T E C K B R I E F Adresse: Campo Bahia Cabrália, Region Santo André und Santa Cruz Cabrália, Brasilien Klassifizierung: Luxus-Resort Hauptbauzeit: Januar 2014 8. Juni 2014 Eröffnung: 8. Juni 2014 Bauherr: Hirmer Immobilien Investor: Hirmer Immobilien, Kay Bakemeier Investitionssumme: 15. Mio. Euro Betreiber: ASR/Treugast Grundstücksgröße: 15.000 m2 Zimmeranzahl: 14 Villen (220 m² - 420 m²) mit 5 und 6 Schlafzimmern Preise: 700 - 2.500 Euro (pro Villa) Konferenzbereich: für bis zu 70 Personen 16 geben, außer jemand mietet das Campo Bahia komplett. Wer sind die Zielgruppen? Gerhard: Wir adressieren vier Gruppen: erstens brasilianische und internationale Sportclubs auf der Suche nach einem geeigneten Trainingscamp zur Vorbereitung auf Wettkämpfe. Der Gewinn des Weltmeistertitels durch die deutsche Mannschaft erzeugt hier eine immense Sogkraft. Wären wir in der Vorrunde rausgeflogen, säße ich jetzt bestimmt nicht so entspannt vor Ihnen. Die zweite Gruppe bilden Firmen, die das Campo Bahia für Incentives oder TeambuildingEvents ebenfalls komplett buchen. „Der Geist von Campo Bahia“ ist ja mittlerweile auch in der Wirtschaftswelt zu einem stehenden Begriff geworden. 1.600 deutsche Firmen sind in Brasilien angemeldet, ein großer deutscher Automobilhersteller hat bereits gebucht. Gruppe drei sind gutsituierte, brasilianische Großfamilien, die weit verstreut voneinander wohnen und sich einmal im Jahr für einen gemeinsamen Urlaub treffen. Wir bieten ihnen an, das komplette Campo Bahia zu reservieren, die Rechnungsstellung aber nicht über eine September/Oktober 2014 Wie wollen Sie es nach dem anfänglichen Hype durch den WM-Bonus verhindern, in Vergessenheit zu geraten? Heiligendamm konnte langfristig nicht von der Ausrichtung des G8-Gipfels profitieren. Hirmer: Porto Seguro, der Nachbarort von Campo Bahia, ist die drittgrößte Destination Brasiliens für den Inlandstourismus. Neben Porto Seguro hat sich Terra Vista zu einer Art Saint Tropez Brasiliens entwickelt. Der in einem Naturschutzgebiet gelegene Fischerort Santo André erfreut sich bei Touristen, die einen naturverbundenen Urlaub erleben wollen, großer Beliebtheit. Die bereits vorhandene touristische Infrastruktur in der Region unterscheidet das Campo Bahia von Heiligendamm. Mit unseren 14 Villen haben wir zudem eine verhältnismäßig kleine, kompakte Anlage, die auch losgelöst von der WM eine hohe Nachfrage generieren wird. Außerdem bieten wir ein Qualitätsniveau, das weit über dem Landesstandard liegt. Wir verbinden Barfuß-Luxus mit spektakulärer Innenarchitektur und profitieren jetzt von dem zusätzlichen Bonus, WMQuartier gewesen zu sein. Auch die Nationalmannschaft hat sich ja sehr bewusst diesen Ort ausgesucht – nicht weil er in einem Katalog stand, sondern weil er etwas Besonderes vermittelt. Gerhard: Nach Heiligendamm sind die Gäste kurz nach dem Gipfel gereist, um zu sehen, wo die Staatschefs genächtigt haben. So ein Hype dauert Studien zu Folge sechs Wochen bis maximal drei Monate. In dieser Zeit muss man diese www.hotelbau.de Gästegruppe abschöpfen. Bei Sportvereinen und Firmen wird der WM-Bonus länger anhalten. Campo Bahia ist durch den WM-Titel dauerhaft positiv besetzt. Wer kann sich schon an ein positives Ergebnis des G8-Gipfels erinnern? Das Geschäft mit Familienfeiern und Hochzeiten wird indes unabhängig vom Weltmeister-Bonus funktionieren. An den Individualtouristen, die allerdings nur zu einem Viertel unser Geschäft bestimmen sollen, müssen wir arbeiten. Um sie noch besser zu erreichen, haben wir unsere Aufnahme in den Verbund „Small Luxury Hotels“ beantragt. Geschäftig! Designboden für gute Gespräche. Die einzelnen Villen stehen zum Verkauf. Wie sieht das Konzept aus? Hirmer: Alle 14 Villen können erworben werden, drei sind bereits verkauft. Die Eigentümer können den kompletten Service des Hotels mit Restaurant, Spa, Kinderbetreuung, Zimmerservice etc. nutzen. In der Zeit, in der sie nicht da sind, überlassen sie ihr Haus der Treugast zur Vermietung im Rahmen des Hotelbetriebs. Damit refinanzieren sie ihre Investition. Können die Eigentümer Änderungen an der Einrichtung vornehmen? Hirmer: Die Einrichtung ist vorgegeben. Kontinuierliche Veränderungen in der gesamten Anlage wird es allein schon durch unser Kunstkonzept geben, in dessen Rahmen wir immer andere Werke brasilianischer und deutscher Künstler ausstellen. In der Zeit, in der die Eigentümer sie selbst nutzen, stehen Ihnen die Häuser nicht für den Hotelbetrieb zur Verfügung. Macht das die Komplettvermietung des Campo Bahia nicht schwierig? Gerhard: Die Eigentümer müssen uns jedes Jahr bis Oktober mitteilen, wann sie anwesend sein werden. In der übrigen Zeit können wir die Häuser vermieten. Wenn sie einen hohen Erlös aus der Vermietung erzielen wollen, werden sie selbst nicht zur Hauptsaison anreisen, sondern auf die Nebensaison ausweichen. Sofern ihr Haus nicht vermietet ist, können die Eigentümer natürlich auch immer kurzfristig anreisen. Falls wir eine Anfrage für eine Komplettvermietung erhalten, ist der Koordinationsaufwand bei 14 Villen nicht sonderlich hoch. 14 Eigentümer sind schnell durchtelefoniert. Die hochwertigen und strapazierfähigen Kunststoff-Designbodenbeläge von PROJECT FLOORS sorgen für gute Gespräche in Hotelzimmern, Restaurants, Wellness-Bereichen oder Bars. Über 200 Produkte mit verblüffend echt anmutenden Holz-, Steinund Keramikdekoren bieten Ihnen unzählige kreative Möglichkeiten zur perfekten Bodengestaltung. Beispiel für Oberflächenprägung Holz Beispiel für Oberflächenprägung Stein Martin Gräber ■ PROJECT FLOORS – from plan to perfection. www.hotelbau.de www.project-floors.com Investor Relations S P L I T T E R nnn Das Immobilienberatungsunternehmen Colliers International unterstützt und berät die Dr. Peters Group und deren Kapitalverwaltungsgesellschaft bei der Auflage eines Hotelimmobilien-Spezialfonds für institutionelle Anleger, der ein Volumen von 150 Mio. Euro umfassen soll. Neben Hotelprojekten in A-Standorten sollen damit auch Projektentwicklungen und Bestandobjekte in B-Standorten finanziert werden. nnn Die KSW Immobilien GmbH & Co. KG, Projektentwickler aus Leipzig, plant noch in 2014 eine Immobilienanleihe für die Entwicklung des Hotel- und Restaurantprojekts „Kosmos-Ensemble“ in Leipzig. Die Anleihe hat von der luxemburgischen Finanzaufsichtsbehörde CSSF bereits die Prospektbilligung erhalten, mit Notifizierung unter anderem an die deutsche BaFin. Am Dittrichring in der Leipziger Innenstadt sollen ein 4-Sterne-Hotel der Marke „Innside by Meliá“ sowie Restaurants und eine Skybar entstehen. Das Hotel soll zur Buchmesse 2016 eröffnen. nnn Ein nicht näher genannter auf Luxushotels spezialisierter Investor hat im August das Hilton Frankfurt gekauft. CBRE Hotels hat den bisherigen Eigentümer beraten. Die Finanzierung in Höhe von mehr als 50 Mio. Euro wird durch die HSH Nordbank realisiert. Das 342-Zimmer-Hotel verfügt über 14 Suiten, rund 1.435 m2 Konferenzfläche, eine Tiefgarage, einen 25 m langen Pool und einen Fitnessclub. Das Hotel bietet zudem ein Restaurant und zwei Bars. 10 Bild: wetwater - Fotolia.com Hilton hat für 1,95 Mrd. Dollar das Waldorf Astoria in New York an den chinesischen Versicherungskonzern Anbang Insurance Group verkauft. Ein gleichzeitig geschlossener Managementvertrag sichert dem Hotelkonzern den Betrieb für die nächsten 100 Jahre. Mit 1.232 Zimmern gehört das 1931 eröffnete Waldorf Astoria nach wie vor zu den größten Luxushotels der Welt. Unter dem neuen Eigentümer steht nun eine großangelegte Modernisierung an. Hilton will den Erlös aus dem Verkauf in den Kauf anderer Hotelimmobilien in den USA stecken. TREUGAST/HORWATH HTL Investment Ranking Deutschland und Österreich Die Hotelberatungsgesellschaften Treugast Solutions Group und Horwath HTL haben die Performance der wichtigsten Hotelgesellschaften in Deutschland und Österreich untersucht. A lljährlich wagt sich die Treugast Solutions Group an die Bewertung der Performance der wichtigsten Hotelgesellschaften in Deutschland. Dabei orientiert sich die Hotelberatungsgesellschaft an den Einstufungen der großen Rating-Agenturen. 130 Kriterien in sieben Kriterienblöcken und November/Dezember 2014 40 Kriteriengruppen liegen laut TreugastChef Prof. Stephan Gerhard dem Treugast Investment Ranking zugrunde. Im Wesentlichen geht es darum herauszufinden, bei welchen Hotelgesellschaften es weiterhin vorangeht und welche stagnieren. Neben der Portfolio- und Bilanzanalyse spielen dabei auch die strategiwww.hotelbau.de Investor Relations Hotels. Mit 13 Pacht- und fünf Eigentumsbetrieben sei A&O bereits heute stark am Markt vertreten und plane weitere Eröffnungen, konstatiert Treugast. Auch Leonardo Hotels überzeugte die Bewerter mit einem guten PerformanceNiveau und wurde deshalb aufgewertet. Absteiger sche Ausrichtung der Gesellschaften sowie Contracting & Partnership eine Rolle. Spitzengruppe Zu der seit Jahren konstanten Spitzengruppe mit einer AAA-Bewertung, bestehend aus Motel One, Accor und Marriott, konnte in diesem Jahr eine weitere Gesellschaft aufschließen: die Grand City Hotel Group. „Die Gesellschaft zeigt sich mittlerweile deutlich transparenter und steht dem Markt wesentlich offener gegenüber“, meinen die Analysten. Die strategische Partnerschaft mit Wyndham eröffne Grand City nicht nur neue Quellmärkte, sondern sei auch mit Blick auf das Markenportfolio als aussichtsreich zu bewerten. „Mit gegenwärtig mehr als 100 Betrieben am deutschen Markt und ehrgeizigen Expansionszielen wird von der Gesellschaft sicher auch in den kommenden Jahren noch einiges zu erwarten sein.“1) Aufsteiger Weitere Aufsteiger im Ranking mit einer Verbesserung von A auf AA sind die A&O Hotels and Hostels sowie Leonardo www.hotelbau.de Neben den Aufsteigern gibt es aber auch Absteiger. Mit Meininger, Gold Inn und Van der Valk konnten drei Gesellschaften nicht an die Bewertung aus dem Vorjahr anknüpfen. Bei Meininger sehen die Analysten vor allem kritisch, dass sich seit der Übernahme des Bestands-Portfolios durch das britische Unternehmen Holidaybreak im letzten Jahr nichts getan habe. Nach der Trennung von Dormero sei es um Gold Inn ebenfalls still geworden. Bei Van der Valk mangele es laut Treugast an Transparenz; auch sei in 2013 wie im Vorjahr keine PortfolioEntwicklung zu erkennen gewesen. Most Wanted Investmentpartner Über eine besondere Anerkennung im Rahmen der Vorstellung des Investment Rankings konnte sich die Steigenberger Hotel Group freuen. Sie wurde von Treugast zum Most Wanted Investmentpartner gekürt. Ausschlaggebend dafür waren die drei Eröffnungen in Bremen, Leipzig und Berlin mit zusammen 715 Zimmern, was den werthaltigsten Kapazitätszuwachs aller in Deutschland aktiven Gesellschaften darstelle. Treugast Investment Ranking Deutschland Spitzengruppe 2013 Motel One AAA Accor AAA Marriott AAA Grand City Hotel Group AA Aufsteiger A&O Hotels and Hostels A Leonardo Hotels A Einsteiger Centro Hotel Group Prizeotel Vienna International Absteiger Meininger AA Van der Valk Hotels & A Restaurants Gold Inn Hotels BBB Aussteiger Balladins Superior Hotels BBB ¨ ¨ ¨ ¨ 2014 AAA AAA AAA AAA ¨ AA ¨ AA ¨ BBB ¨ BBB ¨ BBB ¨ A ¨ BBB ¨ BB ¨ Quelle: Treugast Solutions Group Horwath HTL Investment Ranking Österreich Motel One AAA Steigenberger AA Accor AA Star Inn A Falkensteiner A Meininger A Austria Trend A PMT Tourismus A Lindner Hotels & Resorts A Vienna International A RIMC A NH Hoteles A Quelle: Horwath HTL Motel One Spitze in Österreich Zur Analyse des österreichischen Marktes hat das Salzburger Büro des Beratungsunternehmens Horwarth HTL zwölf Gesellschaften unter die Lupe genommen. Die Bewertung fand entsprechend dem Treugast-Ranking statt. Eine AAA-Einstufung konnte sich in Österreich jedoch nur eine Gesellschaft sichern: Motel One. Mit AA folgen Steigenberger und Accor. Martin Gräber n November/Dezember 2014 1)Grand City führt auch die von hotelbau veröffentlichte Liste der größten Franchisenehmer in Deutschland an. Diese erhalten Sie kostenlos unter: www.hotelbau.de/downloads 11 Investor Relations „Im Apartment wohnen, Hotelkomfort genießen!“, verspricht das Dorfhotel Fleesensee auf seiner Homepage. Als Teil des Resorts Land Fleesensee adressiert die von TUI geführte Anlage vorrangig Familien. Am 2. Oktober hat die Lindner Investment Management GmbH den Kaufvertrag für das Resort Land Fleesensee unterschrieben. Doch damit nicht genug. Gleichzeitig will der Investor und Projektentwickler aus dem ebenfalls frisch erworbenen 3-SterneHotel „La Chiripa“ auf Teneriffa ein 4-Sterne-Superior-Resort machen. 12 LAND FLEESENSEE Lindner legt los L ange hat’s gedauert. Nach zwei Jahren Verhandlung sind Jörg Lindner und Kai Richter, beide Managing Directors der Lindner Investment Management (LIM) GmbH aus Düsseldorf, nun am Ziel. Seit dem 2. Oktober gehört das Resort Land Fleesensee – eine der größten Ferienund Freizeitanlagen Europas – nun ihnen. Verkäufer ist die Fleesensee GmbH & Co. Entwicklungs KG. November/Dezember 2014 Organisiert hat den Verkauf die Hamburger Privatbank Warburg. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt, allerdings darüber, wer ihn trägt. Zur Finanzierung hat sich die LIM mit dem Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin einen Partner an Bord geholt. Das Investment stemmt eine gemeinsame Gesellschaft, an der die LIM 55 Prozent und das Versorgungswerk 45 Prozent halten. www.hotelbau.de Investor Relations Zentrale Vermarktung Die ILM will nun als Generalbetreiber, Asset Manager und vor allem als zentraler Vermarkter das Resort Land Fleesensee, das in letzter Zeit vorrangig negative Schlagzeilen machte – von Schwierigkeiten bei der Tilgung eines Darlehens durch die ursprünglichen Investoren war zu lesen – , wieder auf die Erfolgsspur bringen. Die Hotels sollen dabei nicht unter der Lindner-Flagge geführt werden, sondern weiterhin – schon aufgrund der bestehenden Verträge – als TUI- und Radisson-Häuser, jedoch mit einer höheren Auslastung als bisher. „Zu diesem Zweck haben wir für das Land Fleesensee ein neues Betreiberkonzept mit dem Ziel entwickelt, die verschiedenen Angebote besser zu koordinieren und deren Vermarktung zu optimieren“, erklärte Jörg Lindner auf der diesjährigen Immobilienfachmesse Expo Real. Denn: „Das Resort Land Fleesensee hatte bisher in erster Linie kein Qualitäts-, sondern ein Vermarktungsproblem”, betonte sein Partner Kai Richter. Das Resort Land Fleesensee umfasst ein rund 550 Hektar großes Areal, was etwa 770 Fußballfeldern entspricht. Darauf befinden sich das Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee mit 178 Zimmern und Suiten, das Dorfhotel Fleesensee mit 192 Appartements für zwei bis sechs Personen und Deutschlands einziger Robinson Club mit 201 Zimmern und Suiten. Die beiden letztgenannten sind Marken des Reisekonzerns TUI. Darüber hinaus ergänzen die fünf Golfplätze des Golf- & Countryclubs Fleesensee sowie das 6.000 m² große Land Fleesensee Spa das Freizeit- und Sportangebot. Das direkt am Wasser befindliche Iberotel Fleesensee, das ebenfalls zum Resort gehört, ist von dem Verkaufsdeal ausgenommen. www.hotelbau.de Bisher wurden die touristischen Angebote dezentral durch die einzelnen Betriebe und Reiseveranstalter vermarktet. Das habe zu hohen Streuverlusten, niedrigen Übernachtungsraten und einer geringen Auslastung geführt. Fleesensee sei bisher nicht als Marke in den Köpfen der Verbraucher verankert. Das wollen Lindner und Richter nun ändern. „Wir werden die Marketingaktivitäten bündeln und sie nicht nur auf den heimischen Markt, sondern auch international ausrichten“, beschreibt Richter den künftigen Kurs. Eine neue in der Entwicklung befindliche Dachmarke soll dabei helfen. Besonders am Herzen liegt dem neuen Eigentümer das MICEGeschäft (Meeting, Incentive, Congress, Event). „Aufgrund des breiten Angebots an verschiedenen Übernachtungs- und Sportmöglichkeiten gibt es keine andere Destination in Deutschland, die sich so November/Dezember 2014 Zwei Jahre haben Jörg Lindner (l.) und Kai Richter über den Kauf des Resorts Land Fleesensee verhandelt. Nun bekam die von ihnen geführte Lindner Investment Management GmbH den Zuschlag. Als Partner für die Finanzierung haben sie das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin gewonnen. 13 Investor Relations In einem 1842 im Barockstil erbauten Schloss untergebracht, verbindet das Radisson Blu Resort Schloss Fleesensee historischen Stil mit modernen Elementen. gut für eine Vermarktung im MICESegment eignet wie Fleesensee“, ist Richter überzeugt. Aufwertung der Immobilien Obwohl sie ein Qualitätsproblem verneinen, sehen sich Lindner und Richter dennoch zu einem „Refurbishment“ der Immobilien gezwungen, um die Attraktivität des Resorts zu steigern. In der Projektentwicklung arbeitet die LIM mit der Mediinvest Development GmbH zusammen, bei der Kai Richter neben Alexander Gisch ebenfalls Managing Director ist. Als erstes ist das Radisson Blu mit dem Facelift dran. Danach folgt der Robinson Club, der sich nach zwölf Jahren ebenfalls eine Aufwertung verdient hat. Derzeit macht das Resort Land Fleesensee einen Umsatz von 30 Mio. Euro pro Jahr. Da ist noch deutlich mehr drin, ist sich Jörg Lindner sicher. Mit konkreten Prognosen ist er vorsichtig. Eine jährliche Steigerung von fünf bis zehn Prozent kann er sich aber durchaus vorstellen. Martin Gräber n Ebenfalls Teil des Resorts: Deutschlands einziger Robinson Club. Bild: Resort Land Fleesensee (6) Fünf Golfplätze und das 6.000 m² große Land Fleesensee Spa runden das Freizeitund Sportangebot ab. 14 November/Dezember 2014 www.hotelbau.de Investor Relations 7 P I N E S – N E U E R L U X U S A U F T E N E R I F F A Bild: LIM (3) Das gesamte Resort „7Pines“ nimmt eine Fläche von 20.000 m² ein. Neben dem Resort Land Fleesensee ist die Ferienanlage „La Chiripa“ derzeit das zweite Sterne-Projekt der LIM. 2014 hat die Investmentgesellschaft das 3-Sterne-Hotel in Puerto de la Cruz von der DER Touristik Köln GmbH, einer Tochter der Rewe-Gruppe, erworben und will es nun zum 4-SterneSuperior-Resort „7Pines“ wandeln. Nach der Kernsanierung und Revitalisierung wird der Komplex aus 45 Apartments, einem Hotel mit 116 Zimmern sowie einer Villa mit zwölf Suiten bestehen. Das „7Pines“ verteilt sich auf einem parkähnlichen Grundstück von rund 20.000 m² mit subtropischem Garten und attraktiver Poollandschaft. Für die Gestaltung und das Design zeichnet das Büro Arditecnica aus Madrid verantwortlich, zu dessen Referenzen verschiedene Hotelgruppen im LuxusSegment zählen, darunter Jumeirah und die Arabella Holding. Open to all Das Resort soll nach dem Willen der neuen Eigentümer ein gesellschaftlicher Treffpunkt werden. „Wir sehen ein generelles Umdenken in der Hotellerie, einen Trend zu Hotels, die www.hotelbau.de Neben einem Hotel mit 116 Zimmern (Bild) entstehen 45 Apartments sowie eine Villa mit zwölf Suiten. sich nicht mehr abschotten, sondern ‚open to all’ einen regen Austausch mit ihrem lokalen Umfeld pflegen“, sagt Jörg Lindner, Managing Director der LIM. „Bar und Restaurant planen wir daher als soziale Erlebnisräume, in denen sich sowohl die Hotelgäste als auch die Apartmentbewohner und Gäste aus der einheimischen Bevölkerung treffen.“ Apartments zum Verkauf Zur schnellen Refinanzierung der Investition von insgesamt 30 Mio. Euro strebt die LIM den Verkauf der Apartments im Rahmen eines „Buy to use and let“-Modells an. Die Besitzer können ihr Apartment selbst nutzen; in der Zeit, in der sie dies nicht tun, wird es im November/Dezember 2014 Von der Dachterrasse aus bietet sich ein traumhafter Blick aufs Meer, das Tal von Orotava und den Vulkan Teide. Hotelbetrieb vermietet. Eine jährliche Rendite von rund vier Prozent sei dabei möglich, erklärt die LIM. Die Umbauarbeiten sollen im Frühjahr 2015 starten, die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2016 geplant. 15 Bild: IHG Investor Relations MARTIN BOWEN, IHG „Im Dienst der Franchisenehmer“ Bis 2020 will die InterContinental Hotels Group (IHG) die Anzahl ihrer Hotels in Deutschland ausgehend von derzeit 61 verdoppeln. Im Fokus stehen dabei die Marken „Holiday Inn Express“, „Holiday Inn“ und mit geringeren Stückzahlen auch die Boutiquemarke „Hotel Indigo“. Zur Verwirklichung ihrer Ziele setzt die IHG auf ambitionierte FranchisePartner. Martin Bowen, Associate Vice President of Development der IHG Deutschland, erklärt, wie das funktionieren soll. Herr Bowen, Sie haben mit der FFF Hospitality Group im November 2014 ihr achtes Multi Development Agreement abgeschlossen. Wie viele solche Partner benötigen Sie, um Ihre Wachstumsziele verwirklichen zu können? Jeder unser MDA-Partner soll mindestens fünf Hotels entwickeln. Also benötigen wir für 60 neue Hotels rund neun bis zehn Partner. Wir führen derzeit Verhandlungen mit weiteren interessierten Betreibern und sind auch künftig für Gespräche offen. 18 Januar/Februar 2015 Ist es nicht sehr gefährlich, seine Expansion ausschließlich auf Partner aufzubauen, die sehr viel kleiner sind als das eigene Unternehmen? Es stimmt, dass in Deutschland viele der als Franchisenehmer infrage kommenden Hotelbetreiber Mittelständler sind, die nicht gerade eine sehr starke Bilanz aufweisen. Diese benötigen sie jedoch, um die finanzierenden Banken und institutionellen Anleger davon zu überzeugen, sie bei der Entwicklung mehrerer Hotels zu unterstützen. Genau hier setzt www.hotelbau.de Investor Relations unser Modell „Franchise Plus“ an, das Bestandteil unserer Multi Development Agreements ist. Mit unserer Unterstützung wird es den Partnern möglich, mehrere Projekte im Jahr anzugehen. Mit dem comfort letter professionalisieren wir die Kommunikation zwischen dem Pächter und dem Eigentümer. Bei reinen Franchise-Konstrukten haben wir keinerlei vertragliche Beziehung mit dem Immobilieneigentümer und eigentlich nichts direkt mit ihm zu tun. Im Rahmen von Franchise Plus halten wir mit dem comfort letter – vorausgesetzt, der Das Holiday Inn Villingen-Schwenningen (178 Zimmer, Eröffnung 2016) ist eines von fünf Hotels, das die FFF Hospitality Group als MDA-Partner der InterContinental Hotels Group entwickeln und betreiben wird. Bild: Bluestone Development, Merkur Development „Franchise Plus“ besteht aus den drei Komponenten Unterstützung bei der Pachtgarantie, Finanzierungsleistungen beim FF&E und „comfort letter“. Die meisten unserer Franchisenehmer sind ja Pächter, die dem Eigentümer der Immobilie eine Pachtgarantie von neun bis zwölf Monaten geben müssen. Wir übernehmen diese für die ersten sechs Monate. Mit einem Baukostenzuschuss können wir unsere Franchisepartner bei der Finanzierung des FF&E (Fixtures, Furniture, Equipment, also der Einrichtung, Anm. der Red.) unterstützen. Dieses wird in den meisten Fällen dem Immobilieneigentümer als Sicherheit überschrieben, quasi als Ergänzung oder Ersatz der üblichen Mietgarantie. Bild: IHG Was genau ist dieses „Plus“? Im Gebäudeensemble „Blue Gate” in Aachen soll Ende 2016 ein Holiday-Inn-Express-Hotel mit 165 Zimmern eröffnen. Für den Betrieb hat die Projektgesellschaft Blue Gate Aachen GmbH mit der Stuttgarter Success Hotel Management GmbH einen Pachtvertrag über 20 Jahre abgeschlossen. Als MDA-Partner hat Success mit der IHG einen Franchisevertrag über dieselbe Laufzeit. Franchisenehmer stimmt zu – den Verpächter über die Leistung und Qualität des Franchisenehmers auf dem Laufenden. Dazu zählen beispielsweise IHG-Anforderungsprofil Standort Quelle: IHG Lage BGF Bebaubares Grundstück Anzahl Zimmer BGF/Zimmer Holiday Inn Express min. 100.000 Einwohner, min. 150.000 Übernachtungen pro Jahr Holiday Inn min. 150.000 Einwohner, min. 200.000 Übernachtungen pro Jahr Innenstadt, an Hauptverkehrsachsen, gute Sichtbarkeit, gute Anbindung an ÖPNV, Nähe zu Bürostandorten ca. 3.400 - 6.000 m² ab ca. 2.000 m² Innenstadt, an Hauptverkehrsachsen, gute Sichtbarkeit, gute Anbindung an ÖPNV, Nähe zu Bürostandorten ca. 4.400 - 9.000 m² ca. 2.500 - 6.000 m² ab ca. 3.000 m² ab ca. 2.000 m² ab 100 ab 100 ca. 60 - 140 34 m² 44 m² ca. 38 – 50 m² www.hotelbau.de Hotel Indido Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Dresden, Stuttgart, München Innenstadt Januar/Februar 2015 Informationen über die Belegungsrate, über Durchschnittspreise, die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen und Bewertungen durch Gäste – und zwar nicht nur bezogen auf das eine Hotel, das ihm gehört, sondern über alle Hotels, die sein Pächter im Rahmen unseres MDA betreibt. Der comfort letter basiert auf einem einheitlichen, von uns entwickelten Ampelsystem. Er erhöht die Transparenz und somit das Vertrauen des Verpächters in den Betreiber. Ihre Franchise-Partner borgen sich das für den Start der Projekte notwendige Geld in der Regel von der Bank. Unterstützt die IHG sie in den Kreditverhandlungen? 19 Bild: S. Hoffmann/hotelbau Investor Relations Foremost fährt zweigleisig. Zusätzlich zu einem Multi Development Agreement mit der IHG über 20 Hotels hat der Franchisenehmer auch mit dem Konkurrenten Hilton eine gleichgeartete Vereinbarung über 10 Hotels geschlossen. Seit November 2014 betreibt Foremost in Nürnberg sogar ein Holiday Inn Express und ein Hampton by Hilton unter einem Dach. (Ausführliche Reportage S. 22-27.) Sehr gerne begleiten wir unsere MDAPartner zu Gesprächen mit den finanzierenden Banken, um die Seriosität der Projekte zu untermauern. eigentümer dringend notwendige Renovierungen verweigert. Das ist uns beim Verkauf des Queens-MoatPortfolios passiert.1) Welche Laufzeit haben Ihre FranchiseVerträge? Wie wichtig ist es Ihnen, dass Ihre MDAPartner exklusiv mit Ihnen zusammenarbeiten? 20 Jahre. 20 Jahre sind eine lange Zeit. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Betreiber nach Ablauf dieser Zeit – oder bei besonderen Vorkommnissen auch außertourlich – die Marke wechseln. Wie sichern Sie sich dagegen ab? Vertraglich kann man sich dagegen nicht absichern. Wir versuchen das zu verhindern, indem wir unsere Marken permanent weiterentwickeln, wegweisende Trends aufgreifen und gemeinsam mit unseren Franchise-Partnern zügig umsetzen. So entwickeln wir derzeit gerade die nächste Generation des Holiday-InnExpress-Zimmers. Es kann aber auch durchaus vorkommen, dass wir uns selbst gezwungen sehen, unsere Marke von einem Hotel herunterzunehmen – beispielsweise wenn ein Immobilien- Exklusivität ist im deutschen Markt kaum durchsetzbar und wir drängen unsere MDA-Partner auch nicht dazu. Wir wollen sie durch unsere Angebote und unsere Betreuung überzeugen. Eine Bindung soll entstehen, indem wir erfolgreiche Projekte an guten Standorten mit ihnen realisieren. Wir verstehen unser Development-Team als Dienstleister der Franchisenehmer. Wenn unsere Partner das nächste Projekt angehen wollen, entwickeln wir mit ihnen gemeinsam die Strategie. Unser Team macht sich dann auf die Standort- und Grundstückssuche. Wir finden einen Entwickler und manchmal auch den Endinvestor. Wenn wir uns für einen Partner gezielt auf die Standortsuche machen, sichern wir uns natürlich schon vertraglich ab, dass dort keine andere Marke zum Zug kommt. IHG-Multi-Development-Partner Internet Realisierte Hotels Anzahl realisierter Hotels Projekt-Pipeline Anzahl Projekte 20 Foremost Hospitality (HIEX) GmbH www.fmhos.de HIEx Berlin City Centre West HIEx Dresden City Centre HIEx Essen City Centre HIEx Frankfurt City HBF HIEx Hamburg City Centre HIEx Hamburg-St. Pauli Messe HIEx Heidelberg City Centre HIEx Hull City Centre HIEx Munich Airport HIEx Nürnberg 10 tristar Hotel & Management GmbH www.tristar-hotel.de Holiday Inn Berlin East Side HIEx Neunkirchen HIEx Friedrichshafen Messe Success Hotel Management GmbH www.success-hotels.de HIEx Augsburg HIEx Baden-Baden HIEx Bremen Airport 3 3 HIEx Düsseldorf-City (Juni 2015) HIEx Hamburg City HBF (Herbst 2015) Holiday Inn Essen (Mitte 2015) Holiday Inn Offenbach City (1. Quartal 2016) Holiday Inn Hamburg HIEx Siegen HIEx München 5 HIEx München City Centre (Herbst 2015) HIEx Aachen (Ende 2016) 2 Januar/Februar 2015 2 www.hotelbau.de Investor Relations Gute Franchisenehmer sind in Deutschland jedoch rar gesät. Müssen sich die Markengeber nicht ständig mit besseren Konditionen überbieten? Deshalb setzen wir ja auf Multi Development Agreements und liefern Standorte, Was halten Sie von folgender Theorie: Ziel aller Franchisenehmer ist es, unter einer bekannten Marke das Geschäft zu lernen, um dann ab einer bestimmten Größe eine eigene Marke zu lancieren? Ein Beispiel dafür ist die Hospitality Alliance (jetzt H-Hotels), die mit Ramada angefangen hat und nun mit H2, H4 und H+ auch intensiv die Expansion ihrer Eigenmarken verfolgt. Mit dem Konzept der „Open Lobby” für ihre Holiday Inns greift die IHG einen aktuellen Hotellerie-Trend auf – hier zu sehen in dem vom MDA-Partner Tristar geführten Holiday Inn Berlin City East Side. Eigene Marken zu entwickeln und am Markt zu etablieren, ist sehr arbeitsintensiv, kostenaufwendig und bedarf sehr viel Zeit. Über diese Ressourcen verfügen nur die wenigsten Franchisenehmer. Deshalb glaube ich persönlich nicht daran, dass viele diesen Schritt gehen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Martin Gräber ■ 1) Im April 2013 hatte David Fattal zusammen mit einem internationalen Investmentkonsortium das deutsche Portfolio der Queens Moat Houses GmbH, bestehend aus 15 Holiday Inn Hotels, vier Best Western Hotels und einem Queens Hotel, übernommen. Die Holiday Inns firmieren mittlerweile als Leonardo Hotels, der Eigenmarke von Fattal. Eine Auflistung der in Deutschland tätigen Franchisenehmer finden Sie kostenfrei unter www.hotelbau.de/downloads IHG-Multi-Development-Partner Arcadia Hotelbetriebs GmbH www.arcadia-hotels.de Holiday Inn Hotel München Süd Holiday Inn Hotel Salzburg HIEx Gütersloh Azure Hotels 3 Holiday Inn Düsseldorf City (Herbst 2016) HIEx Osnabrück (Ende 2015) 2 www.hotelbau.de Sierra Hotelbetriebsgesellschaft mbH www.sierrahotels.com - Bierwirth & Kluth Hotel Management GmbH www.bierwirth-kluth.de - FFF Hospitality Group www.fff-consult.com - 5 - - - Noch nicht bekannt gegeben HIEx Karlsruhe (2016) + 4 weitere Holiday Inn Hamburg-City Nord (4. Quartal 2016) + weitere Holiday Inn Dresden City South (2015) Holiday Inn VillingenSchwenningen (2016) + 3 weitere Hotels 5 1 5 www.azurehotels.com Hotel Indigo Ku’damm Berlin, Hotel Indigo Alexanderplatz Berlin, Holiday Inn Alexanderplatz Berlin, Holiday Inn Wroclaw , Poland Holiday Inn Gdansk, Poland Januar/Februar 2015 21 Die Aufstellung bezieht sich nur auf die von den Partnern realisierten oder geplanten Hotels einer IHG-Marke. Die meisten der Unternehmen arbeiten auch mit anderen Markengebern zusammen. HIEx: Holiday Inn Express Das kann ich für uns so nicht bestätigen. Unsere globale Strategie zielt auf verschiedene Kernmärkte ab, von denen Deutschland einer ist. In Deutschland können wir zügig wachsen, weil der Großteil der Hotels noch nicht mit einer Marke belegt ist. Wir entwickeln Hotels in diversen Kategorien unter verschiedenen Ansatzpunkten. Bei Holiday Inn Express und Holiday Inn haben wir uns diesbezüglich für das Franchise-Modell entschieden. Projekte oder Grundstücke gleich mit. Unsere Partner sollen sehen, dass wir sehr proaktiv im Markt arbeiten. Bild: IHG Die IHG ist nicht die einzige große Hotelgruppe, die stark auf das FranchiseModell setzt. Accor, Rezidor, Marriott und Hilton verfolgen einen ähnlichen Kurs. Ist bei den großen Hotelgesellschaften der Wettbewerb um den Gast schon längst in den Hintergrund getreten gegenüber dem Wettbewerb um die besten Franchisenehmer? Das Transaktionsvolumen am deutschen Hotelinvestmentmarkt hat im letzten Jahr mit rund drei Milliarden Euro ein neues Allzeithoch erreicht. Eine Wiederholung in diesem Jahr sei möglich, meinen die Analysten. Bild: Trueffelpix - Fotolia.com Investor Relations INVESTMENTMARKT 2014 war toll, 2015 könnte noch toller werden A ls bestes Hotelinvestmentjahr aller Zeiten feiert CBRE das zurückliegende Jahr. Für insgesamt 3,0 Mrd. Euro hätten Investoren Hotelimmobilien in Deutschland erworben. Die Kollegen von Colliers gehen sogar von knapp 3,1 Mrd. Euro aus. Bisheriges Rekordjahr war 2007 mit 2,2 Mrd. Euro. Besonders eindrucksvoll war die Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Je nach Quelle (CBRE, Colliers oder JLL) betrug diese zwischen 70 und 82 Prozent. 12 März/April 2015 Was war der Grund für den Wachstumsschub? „Hotels sind als anerkannte Asset-Kategorie auch bei Core-Investoren angekommen“, sagt Olivia Kaussen, Head of Hotels Germany & CEE bei CBRE. „Die Rendite liegt 50 bis 100 Basispunkte über vergleichbaren Bürorenditen und macht die Beimischung von Hotels für Fonds attraktiv, sodass dieses Segment zunehmend auch für Versicherungen und Versorgungskammern interessant wird.“ Vor allem internationale Investoren prägten das www.hotelbau.de Investor Relations Geschehen, berichtet Andreas Erben, Geschäftsführer bei Colliers International Hotel. Für rund 64 Prozent, also ca. 2,0 Mrd. Euro des Transaktionsvolumens, seien Käufer mit Sitz im Ausland verantwortlich gewesen. „Auf Verkäuferseite zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Internationale Verkäufer trennten sich von Hotelimmobilien im Wert von gut 1,8 Mrd.^ Euro. Dies entspricht einem Marktanteil von knapp 59 Prozent.“ Als Käuferguppe zeigten laut Colliers Corporates und Eigennutzer die größte Aktivität. Sie investierten rund 840 Mio. Euro. Offene Immobilienfonds und Immobilienspezialfonds rangierten mit 830 Mio. Euro knapp dahinter. Platz drei belegten Privatinvestoren und FamilyOffices. Diese kamen auf 730 Mio. Euro. Auf Verkäuferseite seien OpportunityFonds und Private Equity-Fonds am stärksten gewesen. Sie trennten sich von 75 Hotels mit einem Volumen von 790 Mio. Euro. Corporates und Eigennutzer verkauften für 520 Mio. Euro und Asset Manager sowie Fund Manager für 510 Mio. Euro. München Nummer eins München war gemäß den Erkenntnissen von CBRE mit einem Anteil von 18 Prozent, sprich 537 Mio. Euro, der wichtigste Investmentstandort. Frankfurt und Berlin folgten gleichauf mit 16 Prozent. Insgesamt seien etwa 60 Prozent des Gesamtvolumens in die Top-5-Städte (München, Frankfurt, Berlin, Hamburg, Düsseldorf) geflossen. „Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und einer andauernd hohen Nachfrage sollte das Rekordergebnis keine Eintagsfliege gewesen sein“, glaubt Erben. Prognosen für den weltweiten Hotelinvestmentmarkt geben ihm recht. JLL geht für 2015 von einem Anstieg des globalen Transaktionsvolumens im Hotelsektor um bis zu 15 Prozent auf einen Wert zwischen 65 und 68 Mrd. US-Dollar aus. Für die Region EMEA prognostizieren die JLL-Analysten ein Volumen von bis zu 24,7 Mrd. USDollar (2014: 21,5 Mrd. US-Dollar). London und Paris seien die herausragenden Investitionsziele. Aber auch Portfolioverkäufe in Großbritannien, Deutschland und Spanien würden eine wichtige Rolle spielen. Martin Gräber n Transaktionen in 2014 (Auswahl) Hotel Hilton Frankfurt Grand Hotel Esplanade (heute Sheraton)1) Mercure City Berlin NH Köln Mediapark Hampton by Hilton/ Holiday Inn Express Nürnberg Jumeirah Frankfurt2) Resort Land Fleesensee Adagio Access und ibis Budget in München Steigenberger Osnabrück Steigenberger Deidesheim Atlantic Kempinski Hamburg Mercure Stuttgart-Schwieberdingen Portfolio Accor-Portfolio3) SITQ-Portfolio4) Motel One-Portfolio5) Vier B&B-Hotels Acht Grand City-Hotels Vier Adina-Hotels6) Preis (in Mio.€) Käufer > 110 Privater Luxusinvestor 81 Reit Host Hotels & Resorts (USA) Verkäufer London & Regional (UK) Blackstone (USA) 26,0 29,5 19 Activum SG Capital Management (UK) InfraRed (UK)& Art-Invest (D) GBI AG (D) Internos (UK) Internos (UK) Deka Immobilien (D) siehe unten n. b. Deutsche Asset & Wealth Management (D) Lindner Investment Management (LIM) GmbH (55 %); Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (45 %) n. b. Immobilienfonds Hausinvest der Commerzreal (D) n. b. Privater Investor n. b. Investorengruppe aus China n. b. Dr. Broermann Hotels & Residences GmbH sowie die Asklepios Kliniken GmbH (D) n. b. Dobler Gruppe (D) Preis (in Mio.€) Käufer 722 Accor Hotels (F) 425 Apollo Global Management (UK) 49 FDM Management (F) 22 Schweizer Privatinvestor n. b. Fico-Gruppe (Thailand) siehe unten Far East Hospitality (Singapur) Rabo Real Estate Group/KP Investments (NL) Fleesensee GmbH & Co. Entwicklungs KG (D) mysuitehome GmbH (D) Internos Spezialfondsgesellschaft mbH luxemburgische Investorengruppe Octavian Hotel Holding (D) Africa Israel Hotels Ltd. (Israel) Verkäufer Moor Park (UK) Ivanhoé Cambridge (CAN) Motel One Group (D) Carlyle Group (USA) Grand City Toga Group (Australien) n. b.: nicht bekannt 1)nur 90 % des Hotels wurden verkauft 2)Teil der Veräußerung des kompletten PalaisQuartiers für 800 Mio. Euro 3)Portfolio bestehend aus 67 Hotels in Deutschland und 19 Hotels in den Niederlanden 4)Portfolio bestehend aus 11 Hotels in Deutschland und 7 Hotels in anderen europäischen Ländern 5)Portfolio bestehend aus 9 Hotels, die in Zukunft von Louvre unter der Marke „Premièr Classe“ geführt werden 6)Far East Hospitality hat 50 Prozent der Anteile an den Objektgesellschaften der beiden Berliner Adina-Häuser, des Adina Frankfurt Neue Oper und des Adina-Hotels in Kopenhagen übernommen. Die restlichen Anteile verblieben bei Toga. Die vier Hotels wurden mit rund 107 Mio. Euro bewertet. Quellen: CBRE, JLL, hotelbau www.hotelbau.de März/April 2015 13 Investor Relations KREDITE Warum es Banker künftig noch genauer wissen wollen S pätestens seit der Finanzkrise haben Kreditinstitute bei Hotelfinanzierungen hinzugelernt. Insbesondere mittelständische Bauherren erleben derzeit, dass sich eine neue Klausel in die Darlehnsverträge ihrer Banken eingeschlichen hat, die unterm Strich alle Beteiligten viel Geld kostet. Der Fall aus der Praxis: Ein Münchener Hotelinvestor – ein mittelständischer Maschinenbauer – war sich mit der Betreibergesellschaft einig, der Generalunternehmer für den Neubau des 5-Sterne-Hotels war unter Vertrag. Nach Auszahlung der ersten Kreditrate durch die Bank sollte die Baugrube ausgehoben werden. Doch es kam alles ganz anders. Die zu Baubeginn definierte Auszahlung der ersten Darlehnsrate ließ auf sich warten. Zur Überraschung des Investors verwies die Bank auf den neuen Vertragspassus als Voraussetzung für die Darlehnsvergabe. Dieser schrieb vor, dass der Hotelbetreiber bereits zu Baubeginn – also in der Regel 12 bis 20 Monate vor Hoteleröffnung – die Bereitstellung eines qualifizierten Hoteldirektors garantieren muss. Mehr noch: Die Bank definierte sogar die Qualifikation des General Managers, die bei dessen Einstellung nachzuweisen sei – z. B. neben Hotelausbildung Abschluss eines BWL-Studiums, mehrere Jahre Managementpraxis im Ausland, mindestens fünf Jahre nachweisbare Erfolge als Hoteldirektor in der Luxushotellerie, verhandlungssichere Englischkenntnisse, ausgeprägte Führungskompetenz etc. Und alles am besten durch ein zertifiziertes Auswahlverfahren belegt. In gewohnter Routine hatte sich der Investor darauf verlassen, dass die gleichen Regeln gelten wie bei der Finanzierung der neuen Werkshalle seiner Maschinenbaufirma. Blitzschnell wurde ihm klar, wie sehr er durch diesen neuen Passus vom Hotelbetreiber abhängig geworden war. Der so unter Druck geratene Investor erstellte in Windeseile einen Nachtrag zum Pachtvertrag, der vom Pächter die Erfüllung der Bankforderung zur Einstellung des Hoteldirektors verlangte. Der Betreiber stand nun vor der Wahl, entweder innerhalb weniger Tage – aus seiner Sicht natürlich viel zu früh – einen GM-Kandidaten zu präsentieren, oder aber die gewünschte Garantie gar nicht erst abzugeben und aus dem Pachtverhältnis auszusteigen. Der Investor hätte dann mangels Kreditausschüttung nicht bauen können bis ein neuer Betreiber gefunden und er die Anforderungen der Bank zu erfüllen in der Lage gewesen wäre. Bild: K.-U. Häßler - Fotolia.com Kreditvergaben für Hotelbauprojekte geraten immer häufiger ins Stocken. Hotelinvestoren und Betreiber begegnen neuerdings ungewöhnlichen Forderungen der Banken. Investor Relations Schon seit längerer Zeit ist in Bankenkreisen ein neues Denken eingezogen, das zunehmend bei Kreditvergaben greift. Dies bestätigt auch die aktuelle Umfrage des RSM-Netzwerks aus unabhängigen Steuerberatungs- und prüfungsgesellschaften. So sind laut RSM z. B. die Finanzierungsbedingungen dort besser, wo Unternehmen eine moderne Firmenkultur aufweisen. Dazu zählen z. B. ausgeprägte Kundenorientierung, optimale Arbeitsbedingungen, geringe Fluktuation, die Bereitschaft, Verantwortung an Mitarbeiter zu delegieren, strukturierte Rekrutierungsprozesse, gute Führungskultur, Mitarbeiterförderung und Ähnliches. Dies resultiert aus der Erkenntnis, dass angesichts des viel diskutierten Mangels an Fach- und Führungskräften in Deutschland besondere Sorgfalt in der Besetzung von erfolgsentscheidenden Führungspositionen erforderlich ist. Dagegen sei, so beobachten viele Banker, bei Hotelbetreibern vielerorts die Praxis verbreitet, erst in letzter Minute und mit heißer Nadel gestrickt auf die Suche (intern oder extern) nach dem GMKandidaten und seiner Führungsmannschaft zu gehen. Insider der Hotellerie gestehen nicht selten hinter vorgehaltener Hand, die Direktorensuche werde allein aus Kostengründen oft weit hinausgeschoben. Selbst in renommierten Hotelkonzernen werden da schon mal GMs aus anderen Hotels der Gruppe oder aus langjährigen Auslandseinsätzen zurückgeholt und als Traumkandidat für das Pre-Opening vorgestellt – unabhängig von der Frage, ob sie z. B. nach über zehn Jahren in asiatischen Großhotels mit über 800 Zimmern nun wirklich der Perfect Fit für das 120-Zimmer-Alpenhotel sind. So verwundert es nicht, dass auf dem GM-Sessel nicht selten in letzter Minute Kandidaten landen, die „unterwww.hotelbau.de Bild: Minerva Studio - Fotolia.com Gute Unternehmenskultur erleichtert Finanzierung Die frühzeitige Verpflichtung eines qualifizierten Führungsteams für den Hotelbetrieb wirkt sich positiv auf die Kreditvergabe für Hotelprojekte aus. Insbesondere die Position des General Managers ist von entscheidender Bedeutung. gebracht werden müssen“ – und alle fragen sich nach ein paar Monaten, warum dieser Hotelstart zum Flop wurde und die Fluktuation auf dem GM-Posten in unverantwortliche Dimensionen steigt. Nicht umsonst kursiert bei Pre-Openings das Bonmot „Des Ersten Tod, des Zweiten Not, des Dritten Brot“. Zieht euch warm an – es wird teurer Fakt ist: Wer einen Kredit braucht, muss nicht nur die Vertragskonditionen genau prüfen, sondern auch verstehen, dass jeder Banker größtmögliche Sicherheit für die pünktliche Rückzahlung des Darlehns sucht. Im Falle eines Hotelneubaus sind Investoren – und hier insbesondere die kleineren und mittelständischen Unternehmen – gut beraten, bei der Auswahl ihres Betreiberpartners die neuen Kriterien zu berücksichtigen. Das kann sogar den Wunsch nach frühzeitiger, qualifizierter Besetzung der GMPosition einschließen. Die Konsequenz wird den Hotelbetreiber treffen: Seine Vorlaufkosten im Pre-Opening-Budget werden steigen. Insbesondere Investoren, die nicht permanent neue Hotels bauen, sollten dies rechtzeitig in den Betreibervertrag einarbeiten, um selbst nicht in die Bredouille zu geraten. März/April 2015 Mit ihren Forderungen hat sich die zuvor erwähnte Bank sicher weit aus dem Fenster gelehnt. Doch Bank-Insider schließen nicht aus, dass dieses Vorgehen mit Wiederaufleben der Finanzkrise zur Gewohnheit werden könnte. Denn Banker haben inzwischen gelernt: Hotels verdienen ihr Geld nicht mit moderner Architektur und Beton, sondern mit Menschen. Es sind schließlich immer die Menschen mit ihren Werten und Tugenden, die dafür sorgen, dass ein neues Hotel von Anfang an erfolgreich ist und so Kredite über Umsatzrendite und Cashflow zurückgezahlt werden ... oder eben nicht. Albrecht von Bonin n A U T O R Albrecht von Bonin ist seit über 35 Jahren Managementberater und Headhunter in der Hospitality Industry. Mit zertifizierten Instrumenten der methodischen Auswahl von Führungskräften sichert die VON BONIN Personalberatung wichtige Personalentscheidungen ihrer Klienten ab. 15 Investor Relations Bild: bluedesign - Fotolia.com Die Rechtsform des Hoteleigentümers, die Gestaltung der Betreiberverträge sowie die Transaktionsstruktur bei Erwerb oder Veräußerung spielen eine entscheidende Rolle für die Steuerlast. STEUERRECHT Hotelimmobilien steueroptimiert kaufen, betreiben und verkaufen S A U T O R E N Anke Bendschneider ist Steuerberaterin und Nils Neuwerth Rechtsanwalt beim Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmen Trinavis. [email protected]; [email protected] 16 owohl für die Errichtung von Hotelimmobilien als auch für den Erwerb bzw. die Veräußerung von Hotelimmobilien sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Dazu gehören insbesondere auch die steuerlichen Auswirkungen, die frühzeitig untersucht werden sollten, damit etwaige Gestaltungsmöglichkeiten rechtzeitig umgesetzt oder in den Vertragsverhandlungen berücksichtigt werden können. Dies gilt nicht nur für die Verhandlung des Hotelbetreibervertrages, sondern – ebenso wie bei anderen Immobilientransaktionen – auch für die Due Diligence und die Transaktionsstruktur.1) Möglichkeiten einer Steueroptimierung sind häufig rechtsformabhängig und bestehen vor allem im Hinblick auf die Belastung des Hoteleigentümers mit Gewerbesteuer (GewSt) sowie die Vermeidung von Grunderwerbsteuer (GrESt) bei Erwerb bzw. Veräußerung des Hotels. März/April 2015 Rechtsform des Hoteleigentümers Da der Hoteleigentümer mit seinen gewerblichen Einkünften der Gewerbesteuerpflicht unterliegt, kommt es darauf an, ob die von ihm erzielten Einkünfte als Einkünfte aus Gewerbebetrieb zu qualifizieren sind. Dies hängt nicht nur von der Art seiner Tätigkeit ab, sondern wird unabhängig von der Tätigkeit auch durch die von ihm gewählte Rechtsform beeinflusst: Wenn der Hoteleigentümer sein Hotel selbst betreibt, erzielt er unabhängig von seiner Rechtsform immer originäre Einkünfte aus Gewerbebetrieb (§ 15 EStG). Anderenfalls hängt die steuerliche Qualifikation seiner Tätigkeit von der Art des Hotelbetreibervertrages ab. Dieser ist, auch wenn es sich um einen sog. „Hybridvertrag“ handelt, steuerlich entweder als Management- oder als Pachtvertrag zu qualifizieren: www.hotelbau.de Investor Relations Hat der Hoteleigentümer einen Managementvertrag abgeschlossen, wird der Manager im Namen und auf Rechnung des Hoteleigentümers tätig. Damit erzielt der Hoteleigentümer unabhängig von seiner Rechtsform immer originäre Einkünfte aus Gewerbebetrieb (§ 15 EStG). Hat der Hoteleigentümer einen Pachtvertrag abgeschlossen, dann führt der Pächter den Hotelbetrieb im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. In diesem Fall erzielt der Hoteleigentümer grundsätzlich Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (§ 21 EStG). Allerdings ist die Einkunftsart abhängig von der Rechtsform des Hoteleigentümers. So sind bei einem Hoteleigentümer in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft (z. B. einer GmbH) gemäß § 8 Abs. 2 KStG alle Einkünfte, d. h. auch die originären Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung, als Einkünfte aus Gewerbebetrieb zu behandeln. Gleiches gilt für die gewerblich geprägte Personengesellschaft (z. B. eine GmbH & Co. KG) gemäß § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG. Nur wenn es sich bei dem Hoteleigentümer um eine natürliche Person oder um eine vermögensverwaltende Personengesellschaft (z. B. eine GbR oder eine sog. „entprägte GmbH & Co. KG“) handelt, werden die aus dem Pachtvertrag erzielten Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung nicht aufgrund der Rechtsform des Hoteleigentümers umqualifiziert und daher auch nicht auf Ebene des Hoteleigentümers der Gewerbesteuer unterworfen. Um die Gewerbesteuerbelastung des Hoteleigentümers aufgrund einer rechtsformabhängigen Umqualifizierung seiner Einkünfte zu vermeiden, bieten sich zwei Möglichkeiten an: Die erste Möglichkeit besteht darin, die gewerblich geprägte Personengesellschaft (z. B. GmbH & Co. KG) steuerlich zu „entprägen“, sodass sie als vermöwww.hotelbau.de gensverwaltende Personengesellschaft angesehen wird. Wie sich aus § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG ergibt, ist hierfür erforderlich und ausreichend, den Gesellschaftsvertrag des Hoteleigentümers dahin gehend zu ändern, dass zumindest ein Kommanditist berechtigt ist, neben der Komplementär-GmbH die Geschäftsführung des Hoteleigentümers als sog. „geschäftsführender Kommanditist“ zu übernehmen. Das gilt aber nur, wenn die Gesellschafter des Hoteleigentümers selbst keine gewerblichen Einkünfte erzielen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass der Hoteleigentümer (unabhängig von seiner Rechtsform) die erweiterte Grundbesitzkürzung gemäß § 9 Nr. 1 Satz 2 ff. GewStG nutzt. Dies setzt jedoch u. a. voraus, dass er ausschließlich eigenen Grundbesitz i. S. v. § 68 BewG verwaltet (d. h. beispielsweise keine Betriebsvorrichtungen mitverpachtet), er keine originär gewerblichen Tätigkeiten erbringt und keine Betriebsaufspaltung (d. h. keine personelle und sachliche Verflechtung von Hoteleigentümer und Pächter) vorliegt. Zusammenfassend bleibt also festzuhalten, dass bei einem Hoteleigentümer, der sein Hotel verpachten möchte, zur Vermeidung einer Gewerbesteuerpflicht des Hoteleigentümers insbesondere darauf geachtet werden muss, dass der Hoteleigentümer eine natürliche Person oder eine vermögensverwaltende Personengesellschaft ist oder er zumindest die Voraussetzungen erfüllt, um die erweiterte Grundbesitzkürzung gemäß § 9 Nr. 1 Satz 2 ff. GewStG zu nutzen. Rechtsformabhängigkeit von Share Deals Bei dem Erwerb bzw. der Veräußerung eines Hotels über einen Share Deal sind ebenfalls einige rechtsformabhängige Besonderheiten zu beachten, die sich im Rahmen der steuerlichen Optimierung der Transaktion als Vor- oder Nachteil März/April 2015 S P L I T T E R Patrizia Immobilien hat für ihren Immobilien-Spezialfonds „Patrizia Hotel-Invest Deutschland I“ das von der Lambert Wohnbau GmbH entwickelte erste europäische Super8 Hotel erworben. Das Budget-Hotel in München-Laim mit 168 Zimmern soll Ende 2015 fertiggestellt werden. Super8 ist mit über 2.400 Häusern die weltweit größte Budget-Hotel-Marke und gehört zur Wyndham Hotel Group, die mit dem Haus in der Landsberger Straße sowie zwei weiteren Hotels in München und Freiburg den Eintritt der Marke in Europa startet. Betreiber des Super8 wird GS Star aus Augsburg mit einem Franchisevertrag über 25 Jahre. nnn Deka Immobilien ist auf Einkaufstour. Im Frankfurter Europaviertel hat die Fondsgesellschaft für ihren ImmobilienSpezialfonds „Domus-Deutschland-Fonds“ für 39 Mio. Euro bereits vor Baubeginn das neue Adina Apartment Hotel gekauft. Finanziert wird das Objekt über die BayernLB. Der Immobilienentwickler GBI will das 4-Sterne-Hotel mit 181 Zimmern bis Herbst 2016 fertigstellen. In Wien hat Deka für 35 Mio. Euro das „Hotel Zwei“ erworben. Das 4-Sterne-Hotel mit 244 Zimmern gehört zum Sektorenfonds WestInvest TargetSelect Hotel, der auf institutionelle Anleger zielt. Verkäufer des 2008 gebauten Hauses ist die Wiener Immobiliengesellschaft S Immo AG. nnn Die IVG Immobilien AG hat mit der Bank of America Merrill Lynch als Partner eine vollständige Refinanzierung für ihre Referenzimmobilie „The Squaire“ am Frankfurter Flughafen abgeschlossen. Der neue Kredit hat ein Gesamtvolumen von rund 470 Mio. Euro und eine Laufzeit von fünf Jahren. Der parallel zu den Refinanzierungsverhandlungen eingeleitete Verkaufsprozess wurde beendet, da die Angebote nicht den Vorstellungen der IVG entsprochen hätten und die gelungene Refinanzierung den Verbleib im Bestand attraktiv erscheinen ließ. In der Mixed-use-Immobilie „The Squaire“ sind unter anderem ein Hilton und ein Hilton Garden Inn untergebracht. 17 Bild: Kadmy - Fotolia.com Investor Relations Wenn der Hoteleigentümer sein Hotel selbst betreibt, erzielt er unabhängig von seiner Rechtsform immer originäre Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Anderenfalls hängt die steuerliche Qualifikation seiner Tätigkeit von der Art des Hotelbetreibervertrages ab. Hoteleigentümer in der Rechtsform einer GmbH: Die GmbH ist als juristische Person selbst unbeschränkt körperschaft- und gewerbesteuerpflichtig. Daher sind die Besteuerung auf der Ebene der GmbH und die Besteuerung auf der Ebene ihrer Gesellschafter strikt auseinanderzuhalten. Bild: nito - Fotolia.com Bei dem Erwerb bzw. der Veräußerung eines Hotels über einen Share Deal sind ebenfalls einige rechtsformabhängige Besonderheiten zu beachten, die sich im Rahmen der steuerlichen Optimierung der Transaktion als Vor- oder Nachteil erweisen und dadurch sogar Einfluss auf die Kaufpreisfindung haben können. erweisen und dadurch sogar Einfluss auf die Kaufpreisfindung haben können. Dementsprechend sollten gerade auch Projektentwickler diese Besonderheiten im Hinblick auf einen späteren Verkauf des Hotels in ihre Überlegungen einfließen lassen. 18 März/April 2015 Vorteile: Ein wesentlicher Vorteil der GmbH liegt darin, dass sowohl die Ausschüttungen an ihre Gesellschafter als auch die Veräußerungsgewinne auf der Ebene ihrer Gesellschafter in Abhängigkeit von deren Rechtsform (z. B. wenn sie ebenfalls eine GmbH sind) in Höhe von 95,0 % steuerfrei möglich sind (§ 8b Abs. 1 und Abs. 2 KStG). Überdies kann der Erwerber der Hotelimmobilie bei einem Share Deal selbst steuern, ob Grunderwerbsteuer entsteht. Dafür muss im Wesentlichen nur sichergestellt werden, dass sich weder unmittelbar noch mittelbar 95,0 % oder mehr der GmbH-Anteile in der Hand eines Erwerbers vereinigen (§ 1 Abs. 3 GrEStG). Nachteile: Demgegenüber führt die Aufdeckung stiller Reserven bei dem Erwerb von GmbH-Anteilen nicht zu einer Erhöhung der AfA-Bemessungsgrundlage bei dem Erwerber (sog. „Step-up“). Die Finanzierungsaufwendungen für die Anschaffung der GmbH-Anteile können bei dem Erwerber steuerlich nicht berücksichtigt werden und es gelten mit der Regelung zur Zinsschranke in § 8a KStG im Vergleich zur GmbH & Co. KG verschärfte Regelungen zur Abzugsfähigkeit der Zinsaufwendungen. Des Weiteren bleiben Verluste der GmbH grundsätzlich auf der Ebene der GmbH „gefangen“ und können nur hinsichtlich der Körperschaftsteuer in andere Veranlagungsjahre vor- und evtl. zurückgetragen werden. Bei einer Veräußerung von mehr als 50,0 % der Anteile der GmbH können etwaige Verlustvorträge vollständig verloren gehen und können daher von dem Hoteleigentümer nicht mehr genutzt werden (§ 8c Abs. 1 KStG). Letztlich ist es im Vergleich zur GmbH & Co. KG schwieriger, freie Liquidität aus dem Hotelbetrieb von der Ebene der GmbH auf die Ebene der Gesellschafter zu transferieren, da aufgrund der Kapitalerhaltungsregeln nur der Bilanzgewinn ausgeschüttet werden darf. www.hotelbau.de Investor Relations Hoteleigentümer in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG: Da die GmbH & Co. KG eine Personengesellschaft ist, werden ihre Gewinne und Verluste für einkommensteuerliche Zwecke unmittelbar ihren Gesellschaftern zugerechnet und müssen von diesen versteuert werden (sog. „Transparenzprinzip“). Vorteile: Aufgrund des Transparenzprinzips erhöhen die beim Erwerb aufgedeckten stillen Reserven die AfABemessungsgrundlage. Auch die Finanzierungskosten sind steuerlich im Rahmen von § 4h EStG (sog. „Zinsschranke“) absetzbar. Zudem ist bei den Gesellschaftern, sofern es sich bei ihnen um natürliche Personen handelt, die auf Ebene der GmbH & Co. KG gezahlte Gewerbesteuer bis zu einem Hebesatz von 380 % anrechenbar. Ein weiterer Vorteil ist, dass Gestaltungen zur Vermeidung der Grunderwerbsteuer möglich sind, wenn ein sog. „Altgesellschafter“ vorhanden ist und dadurch sichergestellt werden kann, dass innerhalb von fünf Jahren nicht 95,0 % oder mehr der Beteiligung am Gesellschaftsvermögen der GmbH & Co. KG auf neue Gesellschafter übergehen (§ 1 Abs. 2a GrEStG). Zudem kann die freie Liquidität – anders als bei der GmbH – von den Gesellschaftern einfacher entnommen werden. Nachteile: Nachteilig ist, dass eine steuerfreie Veräußerung der Beteiligung nicht möglich ist. Unter Umständen greifen aber besondere Vergünstigungen gemäß §§ 16 Abs. 4 und § 34 Abs. 3 EStG. Fazit Auch wenn es für die optimale Struktur kein Patentrezept gibt, sollte schon bei der Planung eines neuen Hotels berücksichtigt werden, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, die Steuerbelastung zu optimieren. Dies betrifft nicht nur die Wahl einer geeigneten Rechtsform für den Hoteleigentümer, sondern auch die Gestaltung von Hotelbetreiberverträgen und die Transaktionsstruktur bei Erwerb oder Veräußerung von Hotelimmobilien sowie den laufenden Betrieb des Hotels. Aufgrund der Komplexität des Steuerrechts und seiner vielfältigen Auswirkungen empfiehlt es sich, frühzeitig fachkundigen Rat einzuholen. Anke Bendschneider, Nils Neuwerth n 1) Vgl. Immobilienbrief 3/2013 zum Thema „Immobilientransaktionen“ unter http://www.trinavis.com/aktuelles/immobilienbrief/ I N N E N A N S I C H T E N GOI, GOP & Co. Wesentliches unternehmerisches Ziel ist eine nachhaltige Rendite. Wenig rentable Hotels verschwinden vom Markt. Woran messen Sie die Profitabilität Ihres Hotels? Am GOI1, GOP2, RevPAR, am EBITDA, am NET PROFIT, oder ganz anders? Eine Investitionsund Rentabilitätsanalyse ist ohne Hotel Operations Analysis auf Sand gebaut. Das Standardinstrument dafür ist die G & V bzw. das Budget mit GOP nach USALI3. Erlöse werden dem Aufwand gegenübergestellt und so der Gewinn errechnet. Soll der Gewinn gesteigert werden, müssen die Erlöse rauf, die Kosten runter. Für Banker und Investoren ist der GOP Signal für die wirtschaftliche Kraft des Hotels. Betreiber können Eigentümerkosten wie Zins, Tilgung, Steuern und AfA4 nicht beeinflussen, deshalb ist der GOP für den Betreiber die Rendite. Er ist der Deckungsbeitrag des Hotels und Messlatte für die Qualität des Managements. Der GOP lenkt den Blick auf die beeinflussbaren Erfolgsfaktoren: Umsatz, Einkauf und Personal. „Im Einkauf liegt der Segen“ und „Menschen machen Umsätze“. Die bedeutende Rolle von Einkauf und Personal ist im Zeitalter der Digitalisierung in Vergessenheit geraten. Hier liegen große Chancen für effektive Wertschöpfungen. Hat das Management direkte Ergebnisverantwortung, muss der Steuerungsrahmen ganz in seinen Händen liegen. Kein Reeder sagt sei- www.hotelbau.de nem Kapitän, wie er sein Schiff auf hoher See zu steuern hat. Fernlenkung geht meist daneben. Dafür sorgen im Zweifel die Player. Eigentümer prüfen, ob es der Betreiber vermag, das Hotel wirtschaftlich nachhaltig zu führen, um eine adäquate Pachtsicherheit zu erlangen. Das Budget, scheinbar auf den Cent gerechnet, ist in Wirklichkeit eine Vermutung, die am Ende des Jahres vielleicht Wirklichkeit wird. Für den Verpächter ist sie das Ziel, für den Pächter der Weg. Da Eigentümer und Pächter Weggefährten sind, muss der Weg transparent sein. Mit Wegbeschreibung. Eine faire Vereinbarung ist „die halbe Miete“. Die Gesamtwirtschaftlichkeit wird auch über die Höhe der Gestehungskosten eines Hotels bestimmt: Inklusive Erschließungs- und Finanzierungskosten, FF&E5, Pre-Opening, Technical Fee, pachtfreie Zeit und Development Services, zzgl. Unternehmerlohn. Den ganzheitlichen Geschäftserfolg nur aus den harten Instrumenten, wie Kennzahlen, Budgets und Richtlinien zu ziehen, wäre jedoch zu kurz gedacht: Weiche Maßnahmen wie Unternehmenskultur, Kommunikation und Personalpolitik sind ebenso wichtig wie schlanke Gestehungskosten und die funktionale Relevanz beim Hotelbau. Winfried D. E. Völcker März/April 2015 Winfried D. E. Völcker hat rund ein Dutzend internationale Hotels, teils mit großen Veranstaltungs-Centren, und zusammen mehr als fünfzig Restaurants & Bars eröffnet, geführt, restrukturiert oder saniert. Völcker pachtet und betreibt Hotels. Völcker konzipiert und entwickelt – von der Idee bis zur Eröffnung. www.voelcker-hospitality.de Profil unter www.hotelbau.com 1 Gross Operating Income Gross Operating Profit 3 Uniform System of Accounts for the Lodging Industry 4 Absetzung für Abnutzung 5 Furniture, Fixtures & Equipment 2 19 Bild: Treugast Investor Relations PROF. STEPHAN GERHARD „Crowdfunding braucht Geschichten“ Stephan Gerhard, Gründer und Geschäftsführer der Treugast Solutions Group, Geschäftsführer von Horwarth HTL Austria, Gesellschafter der 25hours Hotel Company und von Arcona Hotels & Resorts, Betreiber des Campo Bahia und Professor an der Fachhochschule des Mittelstandes in Schwerin, hat ein neues Steckenpferd: Crowdfunding. Herr Prof. Gerhard, ist Crowdfunding zur Finanzierung von Immobilienprojekten wirklich etwas Neues? Die Kirchen machen das ja über den Klingelbeutel schon seit Jahrhunderten so? So habe ich das noch nicht betrachtet, aber stimmt. Wenn man in die jüngere Vergangenheit geht, kann man auch jedes Bauherrenmodell als Crowdfunding bezeichnen. Die Crowd ist dabei zwar kleiner, die individuellen Einsätze jedoch höher. Das Neue an Crowdfunding ist nicht, dass mehrere Personen ein Projekt finanzieren, sondern dass das über spe14 Mai/Juni 2015 zialisierte Internetplattformen läuft und mit Kleinstbeträgen funktioniert. Bekannt wurde Crowdfunding durch die Musikszene. Glühende Fans finanzieren das nächste Album ihrer Lieblingsband vor, weil die sonst nichts mehr herausbringen würde. Gibt es unter Hotelgästen auch solche glühenden Fans oder steckt etwas anderes hinter Crowdfunding in der Hotellerie? Man braucht auch dafür glühende Fans, aber nicht für das Produkt, sondern für die Geschichte des Produkts. Das sehen www.hotelbau.de Investor Relations wir an Deutschlands bekanntestem Hotelcrowdfunding-Projekt, dem Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer, für das der Initiator Jan Henric Buettner 7,5 Mio. Euro über die Crowdfunding-Plattform Companisto eingenommen hat. Da war bestimmt nicht jeder, der sich daran beteiligt hat, schon dort, aber die Geschichte vom kleinen Jan Henric, der mit seiner Mama da immer im Urlaub war und jetzt was ganz Tolles für die Region daraus machen will, war so schön – da will man gerne dabei sein. Das ist der essenzielle Faktor beim Crowdfunding: Man muss eine gute Story erzählen können, die die Leute begeistert. Das hat Buettner geschafft. Jan Henric Buettner hatte AOL Europe mit aufgebaut, wurde durch den Verkauf von AOL Europe durch Bertelsmann an Time Warner sehr reich und gilt seither als Unternehmer mit goldenem Händchen. Braucht man für CrowdfundingProjekte so einen charismatischen Frontmann? Das ist sicherlich ein Zusatzattribut. Weissenhaus hat nicht zuletzt deshalb so gut als Crowdfunding-Projekt geklappt, weil die Leute Buettner glauben – zumal er das Geld, wie er sagt, ja eigentlich nicht gebraucht hätte, aber Crowdfunding einfach mal ausprobieren wollte. Crowdfunding kann aber auch ohne eine charismatische Persönlichkeit funktionieren, vorausgesetzt, das Vorhaben ist verständlich und interessant genug. Ich habe im Moment ein Projekt auf dem Tisch für eine Sporthalle für Trickschifahrer in München. Dahinter stehen Sportler und es gibt bereits zahlreiche Förderer. Die Geschichte und vor allem die Tatsache, dass es bereits ohne große Werbung Förderer dafür gibt, halten wir für so gut, dass wir nun überlegen, ein Crowdfunding-, besser gesagt ein Crowdinvesting-Modell mit einem Renditeversprechen aufzusetzen. Was unterscheidet die CrowdfundingFinanzierung eines Immobilienprojekts mit einem Renditeversprechen eigentlich von einem geschlossenen Immobilienfonds? Das Prinzip ist dasselbe. Der Unterschied ist, dass hinter Crowdfunding sehr viele Investoren für ein Projekt stehen, während es bei einem geschlossenen Immobilienfonds nur wenige sein könnten. Außerdem gibt es beim Crowdfunding im Gegensatz zum geschlossenen Immobilienfonds noch keine gesetzlichen Regularien. Stellt Crowdfunding für Immobilienprojekte somit eigentlich nichts anderes dar als einen geschlossenen Immobilienfonds unter Umgehung der gesetzlichen Regeln? So kann man das nicht sagen. Crowdfunding hat sich ja nicht aus der Investoren-, Immobilien- oder Bankenszene heraus entwickelt, sondern aus einem komplett anderen Umfeld außerhalb der üblichen Regularien. Am Anfang der Crowdfunding-Idee stand nicht die Vorstellung, 10 Mio. Euro einzusammeln, sondern etwas zu finanzieren, was man cool findet, auch wenn es in Summe nur um 10.000 Euro geht. Da hat sich kein Einziger – sowohl von den Projekt- anbietern als auch von den Geldgebern – einen Kopf darüber gemacht, ob es dafür Regularien gibt oder nicht. Allerdings haben die Regulierungsbehörden mittlerweile mitbekommen, dass da etwas entstanden ist, was – so die Befürchtung – eine Größenordnung bekommen kann, die einen Kleinanlegerschutz aus ihrer Sicht notwendig macht. Wie sieht der aktuelle Stand beim Kleinanlegerschutz bezüglich Crowdfunding aus? Der Kleinanlegerschutz soll im Juli in Kraft treten. Geplant ist, dass Einzelinvestoren sich nur mit maximal 1.000 Euro beteiligen dürfen. Eine Finanzierungsbeteiligung bis zur Obergrenze von maximal 10.000 Euro soll nur bei entsprechenden Vermögens- oder Einkommensnachweisen möglich sein. Zudem müssen die Anleger ab einer Investitionssumme von 250 Euro ein Informationsblatt ausdrucken und dies unterschrieben an die Crowdinvesting-Plattform zurücksenden. Außerdem sollen Startups und Crowdinvesting-Plattformen nur sehr eingeschränkt im Internet um Investoren werben dürfen. Das größte Thema ist jedoch die Prospektpflicht (siehe Kasten S. 17). Zwar sollen Crowdinvesting-Plattformen Investitionsmöglichkeiten prospektfrei anbieten dür- In diesem Video stellt Jan Henric Buettner das Weissenhaus Grand Village Resort & Spa vor. hotelbau.de/video/weissenhaus www.hotelbau.de Mai/Juni 2015 15 Investor Relations Crowdfunding Weissenhaus Zur ergänzenden Finanzierung des Weissenhaus Grand Village Resort & Spa hat Hauptinvestor Jan Henric Buettner, Gründer von AOL Europe, 7,5 Mio. Euro über die Crowdfunding-Plattform Companisto eingesammelt. 1.679 Geldgeber beteiligten sich. Das im Juli 2014 eröffnete Luxusresort an der Ostsee wurde bereits vom Connoisseur Circle mit dem „Best Hospitality Newcomer 2015“-Award ausgezeichnet und vom Hideaways Magazin zum „Hideaway of the Year 2014“ gekürt. (Große Story in hotelbau 4/2013). Beteiligungsform: Partiarisches Nachrangdarlehen Feste Verzinsung: 4 % p. a. (ergebnisunabhängig) fen, allerdings nur, wenn die Gesamtfinanzierungssumme die Grenze von 1 Mio. Euro nicht übersteigt. Im Immobiliengeschäft ist das natürlich ein sehr niedriger Wert. Widersprüchlich daran ist, dass die europäische Prospektrichtlinie erst ab 5 Mio. Euro eine Prospektpflicht vorsieht. Aber es ist eben typisch deutsch, dass man lange Zeit gar nichts mitbekommt und dann übertrieben reagiert. Halten Sie den Schutz der Anleger denn nicht für notwendig? Zusätzlicher Bonuszins: Abhängig von Umsatz und Auslastung Angestrebte Gesamtverzinsung: 4 % bis ca. 8% p. a. vor Steuer, je nach Szenario Wertsteigerung: Zusätzliche Beteiligung der Companisten an der Wertsteigerung der Immobilie Auszahlung Zinsen: Auszahlung jährlich per Banküberweisung Besteuerung: 25 % Kapitalertragssteuer zzgl. Solidaritätszuschlag Beteiligungslaufzeit: Festlaufzeit bis zum 31.12.2019 Kündbarkeit: Durch Companisten mit Abzug einer Vorfälligkeitsentschädigung jährlich kündbar Besicherung 1 Besicherung der Investitionssumme und festen Verzinsung durch Grundschuldbriefe auf die Immobilie Besicherung 2 Zusätzliche private Haftung von Jan Henric Buettner für die Investments der Companisten Quelle: Companisto Beteiligungsmodell Companisten via Weissenhaus Finanzierungsgesellschaft Partiarisches Darlehen Absicherung durch Grundschuldbriefe & persönliche Haftung für die Investments durch Jan Henric Buettner Verzinsung Fixer Zins (4% p.a.) Variabler Zins je nach Umsatz und Auslastung Beteiligung an der Wertsteigerung Jan Henric Buettner Eigentümer der Liegenschaft/Immobilien Langfristiger Mietvertrag Ausbau von 60 Zimmereinheiten auf über 100 je nach eingesammeltes Kapital Mietzahlungen Fixe Komponente Variable Komponente WEISSENHAUS Betriebsgesellschaft mbH Betreiber des Resorts Umsätze aus: Hotelbetrieb, Gastronomie, Veranstaltungen, Spa Beteiligungsmodell auf einen Blick 16 Mai/Juni 2015 Grundsätzlich ist der Kleinanlegerschutz nichts Falsches, aber man muss damit nicht gleich ein ganzes Modell kaputtmachen. Je mehr Hürden man einbaut, desto uninteressanter wird Crowdfunding für die Leute, die bei so etwas mitmachen würden. Das sind doch keine Anleger, die dafür einen eigenen Steuerberater haben. Für reiche Privatleute gibt es genügend andere Möglichkeiten, Geld zu investieren – meist auf direktem Weg ohne eine Plattform. Bei Crowdfunding sind viele dabei, die sich sagen: „Für 100 Euro essen gehen oder 100 Euro in dieses Crowdfunding-Projekt stecken und vielleicht dafür noch eine Sporttasche oder eine Eintrittskarte bekommen, das ist mir der Spaß wert.“ Wer sind denn die typischen HotelCrowdfunder? Die gibt es nicht, dazu ist die Sache noch zu neu. Da ist niemand, der wie beim Roulette lauter Hunderter auf Hotels setzt, wenn welche aufpoppen. Es sind Leute, die sich von einer Geschichte begeistern lassen, so wie bei Weissenhaus. Gibt es dann wenigstens das typische Crowdfunding-Hotel? Ein Kettenhotel würde nach unserer Ansicht bestimmt nicht funktionieren. Crowdfunding ist bis dato in Deutschland kein Rendite-orientiertes Geschäft. Dahin www.hotelbau.de Investor Relations wird es sich erst entwickeln. Im Hier und Jetzt sind die Geschichten wichtig und es ist einfach keine prickelnde Geschichte, zu erzählen „ich bin mit 100 Euro an einem ibis in der Altstadt in Köln beteiligt“. Ein kleines, cooles Hotel in der Altstadt von Köln mit 20 verschiedenen Zimmern und lauter flippigen Leuten, das ist eine Geschichte. Solche Projekte sind über Crowdfunding finanzierbar, weil die Storys dazu auch gut über das Web erzählt werden können. Mit Ihren 25hours-Hotels versuchen Sie immer, solche Geschichten zu erzählen. Ist ein 25hours ein typisches Crowdfunding-Hotel? In unserer Gründungsphase mit 50 Zimmern hätte ich gesagt: ja. Heute sind unsere Projekte mit 150 bis 180 Zimmern vom Investitionsvolumen schon zu groß dafür. Für die Hotelgesellschaften, an denen ich beteiligt bin, also auch Arcona, ist Crowdfunding im Moment kein Thema. Wie sieht es aus mit der Superbude Ihres 25hours-Partners Kai Hollmann, einem Hamburger Hostel, das mit dem Image „Rockband auf Tour“ spielt? Ja, wenn es die in klein gäbe. Eine Superbude für 5 Mio. Euro wäre perfekt geeignet. Wo sehen Sie die Volumengrenze für einzelne Crowdfunding-Projekte? Weissenhaus ist mit 7 Mio. Euro sicher eine Ausnahme. Das Gros der Projekte spielt sich im Bereich von 100.000 Euro ab. Die Grenze sehe ich im Moment noch bei einer Million Euro. Mit einer Million Euro ist im Immobilienbereich nicht viel anzufangen. Deshalb ist Crowdfunding entweder immer eine Beimischung in der Finanwww.hotelbau.de zierung oder eine Finanzierungsmöglichkeit für Teilprojekte. Beispielsweise wenn eine Superbude schon steht und jetzt den coolsten Fitnessraum dazubauen möchte. Für die Zukunft sehe ich Projektvolumina von 5 Mio. Euro als realistisch an. Das kann man dann zwar schwer mit 100-Euro-Beteiligungen schaffen, aber mit Beteiligungen zu je 1.000 Euro kann das funktionieren, vorausgesetzt man hat einen guten Plattformanbieter, der über eine entsprechende Community verfügt. Damit wäre dann aber das Limit erreicht? Nein. Die darauffolgende Entwicklungsstufe im Crowdfunding wird sein, dass es institutionalisiert wird und sich somit als normale Finanzierungsform für spannende neue Ideen egal in welcher Größenordnung etabliert. Müssen Crowdfunding-Projekte zwingend über bestehende CrowdfundingPlattformen laufen, oder kann man sein Projekt nicht über die eigene Webseite vermarkten? Schon allein deshalb, weil kein Projektinitiator, der über Crowdfunding zu Geld kommen will, die Kapazitäten haben dürfte, die zahlreichen Kleinbeträge zwischen 100 und 1.000 Euro einzusammeln, zu verwalten und gegebenenfalls zurückzuzahlen, bietet sich der Weg über solche Plattformen an. Außerdem verfügen CrowdfundingPlattformen bereits über eine Community, die sich für dieses Modell interessiert. Zudem können die Plattformbetreiber aus ihrer Erfahrung besser einschätzen, ob ein anvisiertes Projekt eine Chance hat. Welche Probleme können sich für die Projektstarter durch Crowdfunding ergeben? Crowdfunding-Plattformen mit Immobilienschwerpunkt Companisto companisto.com/de Bergfürst bergfuerst.com Prodigy Network (USA) prodigynetwork.com Kapitalfreunde kapitalfreunde.de Raumrendite raumrendite.de Exporo exporo.de Zinsland zinsland.de Quelle: Treugast Prospektpflicht Aus dem Vermögensanlagegesetz (VermAnlG) leitet sich die sogenannte Prospektpflicht ab. Das bedeutet, dass Unternehmen, die Wertpapiere beziehungsweise (stille) Beteiligungen in einer Größe von mehr als 100.000 Euro emittieren, einen Prospekt erstellen müssen. Darin werden wichtige Informationen über die Art und die Gefahren des Wertpapieres zusammengefasst. Um Crowdinvestitionen auch über die 100.000-Euro-Grenze hinaus ohne Prospektpflicht umsetzen zu können, greifen einige CrowdfundingPlattformen in ihrem Geschäftsmodell auf das partiarische Darlehen zurück. Beim partiarischen Darlehen werden dem Darlehensgeber (Zeichner) neben den herkömmlichen Zinsen Gewinnbeteiligungen gewährt. Die Einnahmen des Zeichners sind also gewinnabhängig. Da es sich letztlich aber um ein Darlehen handelt, kommt es zu keiner Beteiligung des Zeichners am Unternehmen. Damit sind Unternehmen, die auf das partiarische Darlehen zurückgreifen, formell nicht prospektpflichtig. Partiarische Darlehen sind in der Regel kurzfristig ausgelegt und für Unternehmen meist nur eine Zwischenlösung, das unterscheidet sie von stillen Beteiligungen. Da es sich hier um ein nachrangiges Darlehen handelt, wird dieses im Falle einer Insolvenz als letztes bedient, was ein hohes Ausfallrisiko für den Zeichner birgt. Quellen: Euresa, IHK München Mai/Juni 2015 17 Investor Relations Das größte Problem ist in der Tat die hohe Zahl der am Projekt beteiligten Geldgeber. Wenn ich beispielsweise von Fundus zu den Adlon-Versammlungen geladen werde, sitzen da auch schon 300 Fondsanteilseigner mit 300 unterschiedlichen Meinungen. Beim Crowdfunding vervielfacht sich diese Anzahl noch. Die Crowd zu handhaben, kann unter Umständen sehr schwierig werden. Nehmen wir mal nicht den idealistischen Crowdfunder, sondern den Gewinn-orientierten: Was ist für ihn drin an Rendite? Ganz normal. Im Hotelbereich sprechen wir von 4 Prozent. Interessant sind aber die Zusatzleistungen, die mit dem Investment verbunden werden können, beispielsweise 20 Prozent Rabatt auf die Übernachtung. Damit wird die Crowd automatisch zur Gästegruppe. Richtig. Der Hotelbetreiber schlägt somit zwei Fliegen mit einer Klappe. Kai Hollmann hat mit seiner ersten Superbude in Hamburg übrigens etwas ganz Ähnliches gemacht. Die Bezüge für die Sitzmöbel im Kino der Superbude hat er aus alten Jeans fertigen lassen, die ihm die Leute nach einem Aufruf zugeschickt hatten. Zur Premiere lud er dann alle, die ihm eine Jeans zugesandt hatten, zu einem Sonderpreis ein und hatte die Bude voll, weil jeder auf seiner alten Jeans sitzen wollte. Crowdfunding-Projekte in der Hotellerie BD Bacatá in Bogota, Kolumbien Das höchste Hochhaus Kolumbiens wird auf 66 Stockwerken über Wohnungen, Büro- und Geschäftsräumlichkeiten sowie ein Luxus- und ein Longstay-Hotel verfügen. Betreiber wird die spanische Hotelgruppe Hotusa unter der Marke Eurostars. Das Hotel wird sich in den obersten Stockwerken des Gebäudes befinden und über mehr als 364 Zimmer verfügen. Die 63 Einheiten des Longstay-Hotels sollen oberhalb des Shopping-Centers in den Stockwerken 4 bis 13 untergebracht werden. Die Eröffnung ist für 2016 vorgesehen. Prodigy Network legt dazu sogenannte FiDi-Papiere auf, die den Käufern einen Anteil am Gebäude und den damit erwirtschafteten Gewinnen garantieren. Die 170 Mio. US-$, die durch rund 3.800 Kleininvestoren zustande kamen, sind bislang die höchste Summe, die je über Crowdfunding erreicht werden konnte. Sich aus rein monetären Gründen als Crowdfunder zu betätigen, macht also keinen Sinn? Auf jeden Fall nicht wegen der Rendite bei einer Mikroinvestition. Allerdings partizipiert man als Crowdinvestor ja vom Wertzuwachs, den ein Unternehmen erfährt. Daraus entwickelt sich ein Zweitmarkt für die Anteile und man weiß 17John, Cotel/Hotel in Manhattan, USA Prodigy Network sammelt Geld für die Konversion eines Artdeco-Gebäudes in ein Longstay-Hotel bzw. Cotel (Collaborative + Hotel = Cotel). Dazu soll ein achtstöckiger Glasaufbau die bisherige Struktur ergänzen. Es entstehen 191 Logiseinheiten. Das Gesamtinvest liegt bei 85,3 Mio. US-$, von denen über 25 Mio. US-$ über Crowdinvesting finanziert werden sollen. Die Finanzierung der Restsumme übernehmen die Deutsche Bank und andere institutionelle Investoren. Die projektierte Rendite liegt bei 16 bis 19 Prozent. Auch eine Form des Crowdfundings. Für seine Superbude in Hamburg hat Kai Hollmann dazu aufgerufen, ihm alte Jeans zu schicken. Damit hat er dann die Sofas im Kino bezogen und die ehemaligen Träger zur Premiere eingeladen. 18 Mai/Juni 2015 Hostel & Garten Eden in Leipzig Ergänzende Finanzierung der Zimmergestaltung für ein neues Hostel in Leipzig. Bis zum 7. Februar 2015 kamen 6.568 von geplanten 6.000 Euro über Startnext.com zusammen. Dieser Betrag wird zur Entlohnung der jeweiligen Künstler eingesetzt, die die Zimmer individuell gestalten. Als Prämien wurden Dankesbriefe, Turnbeutel, Einladungen zu Big-Spender-Veranstaltungen oder zur Eröffnungsparty angeboten. www.hotelbau.de Quellen: Treugast, Crowdfunding.at, Startnext.com Bild: M. Gräber/ hotelbau magdas Hotel, Wien Ergänzende Finanzierung der Konversion eines Pflegeheims in ein 80-Zimmer-Hotel, das als Social Business geführt werden soll. Dafür wurden über die Plattformen Crowdfunding.at 31.800 Euro und Startnext.com 25.400 Euro gesammelt. Die Gesamtkosten betragen etwa 1,5 Mio. Euro, die der Eigentümer Caritas maßgeblich selbst finanziert. Investor Relations Wird Crowdfunding in der Hotellerie wirklich zu einer ernst zu nehmenden Alternative? Ich glaube, dass Crowdfunding in Zukunft eine geniale Finanzierungsform sein wird für ergänzende Maßnahmen wie Umbauten, Erweiterungen etc. und für ganz außergewöhnliche Projekte, die sonst nicht zu finanzieren wären. Was für ein geschäftliches Interesse haben Sie mit Treugast am Crowdfunding? In einem ersten Schritt wollen wir Partnerschaften mit drei CrowdfundingPlattformen schließen, diesen aus unserer Sicht geeignete Hotellerie-Projekte zuführen und im Gegenzug unser Wissen vertiefen, welche Projekte und Volumina über diese Plattformen gestemmt werden können. Was halten eigentlich die Banken von diesem alternativen Finanzierungsmarkt? W A S R E C H T I S T Crowdfunding www.hotelbau.de Martin Gräber ■ Bisher nehmen sie Crowdfunding noch nicht ernst, weil ihnen die Volumina zu klein sind. Interessant wird es, wenn sich Crowdfunding in das Finanzierungs- A L L E S Crowdfunding als Finanzierungsmittel für die Hotellerie gewinnt immer mehr Bedeutung (bekanntestes Beispiel: Resort Weissenhaus an der Ostsee, Cofinanzierung des Gesamtinvest von ca. 70 Mio Euro mit CrowdfundingKapital von 7,5 Mio Euro über Companista). Wie läuft das genau ab? Beim Crowdfunding investiert eine große Zahl von Investoren (Crowd) über eine Finanzierungsplattform Geld in ein Unternehmen bzw. Projekt. Welche Gegenleistung erhält der Investor? Beim klassischen Crowdinvestment erhält der Investor eine Verzinsung (typisch: jährliche Zahlung von Mindestzins und Erfolgsbeteiligung, u. U. auch Erfolgsbeteiligung für den Exit-Fall = Unternehmensveräußerung). Der Betreiber der Crowdfunding-Plattform (Finanzintermediär) ist i.d.R. nicht Vertragspartei der Investmentvereinbarung, sondern er schließt mit dem Investor und dem Unternehmen bzw. Initiator eine Provisionsvereinbarung. Hier greift oft der Anlegerschutz: Erlaubnispflicht und Aufsicht nach KWG für das geschäft der Sparkassen und Volksbanken hineinentwickelt, das so bei 1 Mio. Euro beginnt. Bei 5 Mio. Euro wird es dann richtig interessant. Ich gehe davon aus, dass die Banken dann selbst Crowdfunding-Plattformen aufsetzen oder sich an bestehenden beteiligen werden. Wer weiß, vielleicht haben das einige unbemerkt bereits getan. Betreiben der Plattform, Prospektpflicht und somit Prospekthaftung für den Initiator. Zurück zum Investment: Welche Bedeutung und Ausgestaltung hat das Crowdinvestment? CrowdinvestmentKapital wird häufig für sehr junge Unternehmen (early stage) eingeworben, z. B. um Marketingmaßnahmen zu finanzieren. Im Gesamtfinanzierungsmix steht Crowdinvestment-Kapital zwischen dem klassischen Fremdkapital (Darlehen) und dem Eigenkapital der Gesellschafter (Mezzanine). Es wird aber fast immer als Nachrangkapital ausgestaltet – dieses haftet im Krisen- oder Insolvenzfall ähnlich intensiv wie das Eigenkapital der Gesellschafter. Es handelt sich daher um ein unternehmerisches Investment mit hohem Risikograd. Rechtlich wird die Investmentvereinbarung häufig als sog. partiarisches Darlehen zwischen dem Investor und dem Unternehmen ausgestaltet (= die Verzinsung ist an den Unternehmenserfolg gekoppelt, z. B. Grundverzinsung und Erfolgsanteil). Möglich ist aber auch Mai/Juni 2015 Rechtsanwalt Markus Wenske ist Gründer und Inhaber von wenske real estate legal, einer Spezialkanzlei für Immobilienrecht und Baurecht in Berlin. Markus Wenske befasst sich schwerpunktmäßig mit Projektentwicklung und Spezialimmobilien, insbesondere Hotels. [email protected] Profil unter hotelbau.com Bild: Lill Rechtsanwälte zum Projektstart noch gar nicht, welche Dimensionen das erreichen kann. eine stille Beteiligung im Sinne des HGB oder ein sogenannter Genussschein: Dieser verbrieft – statt einer Verzinsung in Geld – eine Sachleistung. Dies ist in der Hotellerie besonders interessant, da man den Investoren Vorzugskonditionen, Übernachtungsgutscheine oder Zugang zu Sonderveranstaltungen gewähren kann. An dieser Stelle wird Crowdfunding als Marketinginstrument hochinteressant: Investiert ein Gast in „sein“ Hotel und erhält er exklusive Bonifikationen, so erzeugt dies eine sehr starke und langfristige Kundenbindung. Markus Wenske 19 Bild: M. Gräber/hotelbau Investor Relations BERNHARD PAUL-VONFICHT, AQUIRON CONSULTING „Viel Herzblut“ Einen Hit von Bernhard Paul-Vonficht, besser bekannt als Bernie Paul, kennt mit Sicherheit jeder. „Oh no no“? „It’s a Real Good Feeling“? Na, klingelt’s noch nicht? Aber jetzt: Er hat auch „Sail Away“ aus der Beck’s-Werbung geschrieben. Nun hat sich der Musiker das Hotel Waltershof in Rottach-Egern am Tegernsee gekauft und nach seinen Vorstellungen umgebaut. Herr Paul-Vonficht, man kennt Sie als Musiker, Sie sind jedoch auch in der Baubranche aktiv. Seit wann? Manche Stars von damals singen heute im Möbelhaus. Das wollte ich mir ersparen. Deshalb fing ich an, Häuser zu bauen. Bereits seit Anfang der 1980er-Jahre. Sie haben auch „Sail Away“ geschrieben. Da denkt jeder, der Mann hat doch ausgesorgt. Da waren Sie Anfang dreißig und auf dem Höhepunkt Ihrer Musikerkarriere. Ihr Hit „Oh No No“ war 28 Wochen in den deutschen Charts und kletterte bis auf Nummer 2. Und dann? Hätte ich mich für den Rest des Lebens in den Garten setzen sollen? Manche tun das. Ich wollte mir schon früh ein zweites Standbein schaffen, da ich wusste, dass die Musikindustrie sehr schnelllebig ist. 12 Juli/August 2015 In meinem Bekanntenkreis nicht. Da sind viele Unternehmer, die bis ins hohe Alter www.hotelbau.de Investor Relations hart arbeiten. Mein Ziel war es nie, mit Mitte vierzig nur noch auf dem Golfplatz zu stehen. Nein, ich habe das aus dem Bauch heraus, einer persönlichen Leidenschaft folgend, gestartet. Zunächst baute ich kleinere Privathäuser, dann Reihenhäuser – unter anderem für Leute aus der Musikbranche. Mit 15 Jahren nahm ich einmal an einem Eignungstest teil. Da hieß es, der Junge hat Talent zum Architekten. Das geriet dann etwas in Vergessenheit. Als der Erfolg mit der Musik einsetzte, dachte ich mir, dass ich das verdiente Geld in etwas Sinnvolles investieren sollte. Bild: M. Gräber/hotelbau Haben Sie für das Baugeschäft eine spezielle Ausbildung gemacht? Traumhafte Lage: Direkt am Ufer des Tegernsees und vor der Kulisse des Wallbergs präsentiert sich der Waltershof in Rottach-Egern. Was ist heute Ihr Hauptberuf: Musik oder Bauen? Bauen. Bauträger im eigentlichen Sinn. Das ist der Geschäftszweck meiner eigenen Firma, der Aquiron Consulting GmbH mit Sitz in München. Ja. Ich war nicht gezielt auf der Suche nach einem Hotel. Das Haus wurde mir angeboten und es hat mich aus Immobiliengesichtspunkten heraus begeistert. Die Lage direkt am Seeufer ist traumhaft und die Größe mit den jetzigen 36 Zimmern – derzeit stocken wir auf 42 auf – ist auch ideal. Die Immobilie ist keine Systemimmobilie, sondern hat etwas sehr Individuelles, Persönliches. Das Objekt besteht im Prinzip aus drei Hausteilen, jeder individuell ausgestaltet. Fast kein Zimmergrundriss gleicht dem anderen. Ich überlegte, wie sich die www.hotelbau.de Die neue Lobby: Modern, geradlinig und trotzdem mit persönlichem Flair. Bernhard PaulVonficht besetzt mit dem Waltershof in Rottach-Egern die Nische des Boutiquehotels. Bild: Waltershof (2) Letzten Juli haben Sie das Hotel Waltershof in Rottach-Egern am Tegernsee von den vormaligen Besitzern, einer Eigentümergemeinschaft, gekauft und nun nach einer sechsmonatigen Umbauphase im Mai wiedereröffnet. Ist das Ihr erstes Hotel? Im neu gestalteten Restaurant und auf der angrenzenden Terrasse mit Seeblick sollen künftig Events stattfinden. Die Lampen an der Decke hat Paul-Vonficht selbst entworfen. Juli/August 2015 13 Investor Relations Zimmer individuell, persönlich und ansprechend gestalten lassen, damit das Haus den Ansprüchen an ein modernes Boutiquehotel entspricht. Da ich selbst viel reise, hatte ich genaue Vorstellungen, was ich machen wollte. Alles, was Sie hier sehen, habe ich konzipiert. Wie viel investierten Sie in den Umbau? Über zwei Millionen Euro. Wer war involviert? Der Waltershof ist keine Systemimmobilie. Kein Grundriss der 36 (und künftig 42) Zimmer gleicht dem anderen. Gerade das fand der neue Eigentümer sympathisch. Mit der Ausführung habe ich hiesige Handwerker und den Architekten Andreas Erlacher aus Rottach-Egern beauftragt. Es waren ja nicht nur dekorative, sondern auch massivste bauliche Maßnahmen notwendig. Wir haben den Eingangsbereich um einen Meter erhöht, sodass man jetzt von der Terrasse einen wunderbaren Blick auf den Tegernsee hat. Im Restaurant sind nun neue, größere Fenster eingebaut. Die komplette Beleuchtung ist auf LED umgestellt, dazu haben wir 580 Lichtquellen ausgetauscht. Die Aufzugskabinen der drei Aufzüge sind neu und auch die Steuerungstechnik ist modernisiert. Im zum See gewandten A-Haus sind alle Heizkörper erneuert. Bild: M. Gräber/hotelbau (2) Für den Innenausbau engagierten Sie das Planungsbüro Rudolf Neumeier aus Holzkirchen, das unter anderem sämtliche Hotels im Europapark Rust gestaltet hat. Wie kam der Kontakt zustande? Herzensangelegenheit: Bis hin zu den Stoffen und Wandbildern hat der Investor alles selbst ausgesucht. 14 Juli/August 2015 Per Zufall. Ein Bekannter machte mich auf das Planungsbüro aufmerksam. Die Referenzen sprachen für sich und als besonderer Vorteil erwies sich die räumliche Nähe. Da ich mit den ausführenden Firmen immer in sehr engem Kontakt stehe, hat es sehr gut gepasst, dass die Firma Neumeier in Holzkirchen ansässig ist, was auf halber Strecke zwischen meinem Wohnort München und RottachEgern liegt. Da ich sehr präzise Vorstellungen hatte, brauchte ich jemanden, www.hotelbau.de der sie umsetzte. Die Firma Neumeier verstand sehr schnell, was ich wollte, machte stimmige Materialvorschläge und war auch sehr gut in der Darlegung von Alternativen. Musiker, Bauplaner und jetzt auch noch Hotelier? Da muss ich Sie korrigieren. Ich führe das Hotel nicht selbst. Dafür ist mein Direktor und Pächter Walter Eichel mit seiner Firma Hoteltec zuständig, der das Hotel auch schon zuvor zwölf Jahre geführt hat. Zum operativen Hotelgeschäft hatte ich anfangs überhaupt keinen Zugang, aber nun lerne ich täglich dazu. Und ich muss sagen, es fasziniert mich. Aber aus dem Hotelbetrieb halten Sie sich heraus? Ich stehe Walter Eichel selbstverständlich zur Seite. Für das Marketing kommen mir meine Kontakte in die Musikszene und zur Yellow Press natürlich schon zugute. Wir werden hier einiges an Events herholen und vor allem das Restaurant stark beleben. Rottach-Egern gilt als Promi-Ort am Tegernsee. Platzhirsch ist das Hotel Überfahrt von Althoff und auch das Bachmair am See befindet sich in unmittelbarer Nähe. A U S W A H L Wir sehen uns da nicht in Konkurrenz. Das Überfahrt ist ein 5-Sterne-SuperiorHotel mit über 170 Zimmern und auch das Bachmair am See ist mit 288 Zimmern weitaus größer. Wir verstehen uns als kleines, individuelles Boutiquehotel im 4-Sterne-Bereich. Wir sind persönlicher und die Atmosphäre ist intimer. Unser Thema ist Ihre Erfolgsstory Vom großen Erlebnishotel bis zum kleinen Landgasthof. Vom ideenreichen Konzept bis zur detailverliebten Umsetzung. Mit einem Thema von Neumeier wird Ihr Projekt zu einer wunderschönen Geschichte. Sie ist es wert, erzählt zu werden. Ist der Waltershof nur eines Ihrer vielen Projekte oder genießt er eine Sonderstellung? Der Waltershof ist schon etwas Besonderes, ein Schmuckkästchen. In dieses Projekt ist viel Herzblut geflossen und auch viel an persönlichem Geschmack. Jeden Stoff habe ich persönlich ausgesucht, jedes Detail stammt von mir. Sie haben in Ihrem Berufsleben tiefe Einblicke in zwei Welten bekommen: die Musikindustrie und die Immobilienbranche. Wo geht’s härter zu? Ganz klar im Musikgeschäft. Das sieht zwar im Fernsehen immer so leicht aus, aber hinter der glitzernden Fassade tobt ein Kampf um jedes kleine Stück vom Kuchen, der fast schon würdelos ist. Aus Gründen der Selbstachtung war ich dazu nur bedingt bereit. Martin Gräber ■ A Q U I R O N - P R O J E K T E • Wohnensemble Stätzlinger Straße 22, Augsburg • Schlossparkresidenz Schönbühl, Lindau • Gewerbeneubau München, Nymphenburgerstr. 120 • Mehrfamilien-Villa, München-Herzogpark • Geschäfts- und Wohnanlage „WesterlandPoint“ auf Sylt Detaillierte Infos zu diesen und weiteren Aquiron-Projekten unter www.aquiron.de www.hotelbau.de Juli/August 2015 Rudolf Neumeier GmbH & Co KG Raifeisenstraße 8 | 83607 Holzkirchen Tel.: 08024-608890 | www.neumeier.de