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AUGENBLICK MAL!
KINDER
TIERE
BAU
Heil - und Erziehungsinstitut für
Seelenpflege-bedürftige Kinder und Jugendliche
Lauterbad e.V.
2007/2008
Kommen Sie mit, wir machen einen Rundgang!
Wir starten am Park und betreten den künftigen Schulhof. Nach links gewandt sehen Sie den
Eingangsbereich, nach rechts haben wir den Blick auf das Gebrüder-Grimm-Haus. Auf dem
neuen Verbindungsweg gelangen wir zurück auf den Spielplatz.
Inh altsverzeichnis
Grußwort
Seite 5
Was macht der Bau?
Seite 6
Wo sind denn Tatatuck und Hopplaho?
Seite 8
Der Sattelbogentext
Seite 10
Die Ankunft des Kolumbus in Amerika
Seite 13
Am blauen Band der Drusel
Seite 16
Pension für Weitreisende
Seite 18
Zelten am Edersee
Seite 19
Weimar - Goethe - Buchenwald
Seite 21
BUS - SCHLUSS...
Seite 23
20 Jahre Tanzschule Für Sie
Seite 25
Herbst im Gebrüder-Grimm-Haus oben
Seite 26
Jungsgruppe - was ist das eigentlich?
Seite 29
Wann ist wieder Mädchengruppe?
Seite 30
Das liebe Federvieh
Seite 31
Augenblick mal...
Seite 32
Wer arbeitet wo?
Seite 34
Lauterbad sagt danke
Seite 37
Freunde fürs Leben
Seite 40
Neue Mitarbeiter
Seite 42
Not wenden - €uros spenden
Seite 43
Termine Weihnachtsspiele
Seite 46
Bunter Schluss
Seite 47
3
Ich schaue in die Welt,
In der die Sonne leuchtet,
In der die Sterne funkeln;
In der die Steine lagern,
Die Pflanzen lebend wachsen,
Die Tiere fühlend leben,
In der der Mensch beseelt
Dem Geiste Wohnung gibt;
Ich schaue in die Seele,
Die mir im Innern lebet.
Der Gottesgeist, er webt
Im Sonn’- und Seelenlicht,
Im Weltenraum, da draußen,
In Seelentiefen, drinnen.
Zu Dir, o Gottesgeist,
Will bittend ich mich wenden,
Dass Kraft und Segen mir
Zum Lernen und zur Arbeit
In meinem Innern wachse.
Rudolf Steiner
4
Liebe Eltern,
liebe Freunde,
liebe Mitarbeiter,
mit diesem Morgenspruch beginnen die
Kinder und Jugendlichen der 5. bis 12.
Klasse jeden Morgen ihren Schultag.
Wenn wir den Inhalt des Textes näher
betrachten, können wir erleben, wie der
Blick der Schüler in drei Richtungen
gelenkt wird: in die Welt, in die eigene
Seele und auf den eigenen Lebensweg mit
seinem Sinn und Ziel. Jeden Tag begeben
wir uns in diesem Sinne gemeinsam mit
den uns anvertrauten Menschen auf den
Weg,
um
an
dem
individuellen
„Seelenhaus“ zu bauen. Viele Bausteine
gehören dazu, die zum einen aus dem
Erleben und Verstehen der Welt und zum
anderen aus dem Erkennen und Erüben
der
eigenen
Möglichkeiten
und
Fähigkeiten bestehen.
Daraus kann dann die Kraft im
Jugendlichen erwachsen, die es ihm
ermöglicht, sein „Haus“ lebendig zu
gestalten und mutig, zuversichtlich und
verantwortungsvoll aus ihm heraus in die
Beziehung zur Welt zu treten. Die
Bausteine hierfür sind nicht immer
sichtbar und wiegbar, der Mörtel der
pädagogischen Bemühungen muss täglich
neu gemischt werden. Es wird neu-, um-,
und angebaut – wie es so ist im „richtigen
Leben“. Bei all der Arbeit sind es dann die
wunderbaren Augenblicke, wo das Haus
im Licht der Individualität sichtbar wird,
die uns Kraft und Zuversicht für das
tägliche Tun entfalten.
Kein Haus – ob klein oder groß – entsteht
ohne die Hilfe Vieler. Deshalb möchte ich
an
dieser
Stelle
ein
herzliches
Dankeschön an all diejenigen richten, die
uns in unserer täglichen Arbeit und in der
Umsetzung unserer zukunftsorientierten
Pläne helfend unterstützen. Gespannt und
erwartungsvoll blicken wir auf das
nächste Frühjahr, wenn wir mit Ihnen
gemeinsam die Einweihung des neuen
Schulgebäudes feiern möchten!
Für den Augenblick möchte ich Sie nun
aber einladen, bei der Lektüre unserer
„Lauterbader Augenblicke“ an unserem
vergangenen Jahr und auch wieder neuen
Ideen teilzuhaben.
Eine
besinnliche
und
lichtvolle
Weihnachtszeit und in vielerlei Hinsicht
ein gutes und gesundes Neues Jahr 2008
wünscht
Ihnen
im
Namen
der
Lauterbader Gemeinschaft
Gundula Poeplau
Institutsleitung
Doch Zuversicht knüpft sich für uns
Lauterbader auch an das nun farbig
sichtbar werdende Schulhaus. Viele
sichtbare
Bausteine
wurden
zusammengefügt
und
Widerstände
überwunden. Mit Freude und Neugier
schauen die Kinder und Jugendlichen
hinüber zu „ihrem Schulhaus“.
5
Was macht der Schulneubau?
Form, Farbe und Fenster erwecken den
Eindruck, unser neues Schulgebäude sei
bereits
bezugsfertig.
Schauen
wir
genauer hin, so ist es fast unmöglich,
trockenen Fußes in das Gebäude zu
gelangen. Auf dem Gelände wird gerade
die Wegeverbindung zu den Häusern des
Institutes geschaffen. Auch um den
Neubau herum muss noch drainiert und
gepflastert werden.
Die Ursachen für den Auftritt dieser
niederen Pflanzengattung in unserem
Neubau sind jedenfalls sehr vielschichtig.
Ich will jetzt nicht alle einzelnen
Bauabschnitte beschreiben, die übers
Jahr erfolgten. Bemerkenswert ist jedoch,
wie
alles
voneinander
abhängt,
abgestimmt und koordiniert werden
muss.
Durch die oben beschriebene, nicht
unerhebliche,
Verzögerung
werden
Planungen und ein reibungslose Abläufe
auf die Probe gestellt und immer wieder
neu gedacht.
DAHER:
Aber gleich, wenn wir unter dem
Glasvordach des Eingangsbereiches in
das Foyer treten, fällt sofort die
Unfertigkeit auf. Noch fehlen der Estrich,
die Türen usw. Überall stehen die
Bautrockner, machen Lärm und es tropft
in große Wannen. Viel weiter kann man
auch gar nicht gehen, die Flure sind mit
Folien und Planen dicht gemacht.
Grund hierfür ist eine wochenlange
Schimmelsanierung. Diese unplanmäßige
Maßnahme führt zu Verzögerungen, die
für alle Beteiligten sehr unerfreulich sind.
Die in den Sommerferien entdeckten und
untersuchten
Schimmelpilze,
deren
Myzele und Sporen, sind mittlerweile auf
ein Normalmaß reduziert und werden
Mensch und Bau nicht mehr belasten.
6
Allen mit unserem Schulneubau
beschäftigten Menschen: Arbeitern,
Handwerkern, Ingenieuren und
Bauleitern, danke ich ganz herzlich
für ihre Geduld, Sorgfalt und den
guten Willen für bestmögliche
Zusammenarbeit.
Fridtjof Graf
Gärtnermeister und Baubegleitung
Sie erinnern sich?
Das war der Beginn der Wandlung
eines Pferdestalls in ein Schulhaus.
So sah es dann im Frühjahr aus.
Das ehemalige Stalltor ist bereits
als künftiger Eingangsbereich erkennbar.
Das ist der Stand von Mitte
November im Innenbereich.
Über dem Eingangsbereich mit
Blick rüber zum Institut.
7
“Wo sind denn Tatatuck und Hopplaho?”
fragten Max und Nopawong immer wieder
nach unserem „Klassen-Zwerg“ und
seinem Freund, dem Eichhörnchen.
Die Abenteuer des
Wu r z e l z w e r g e s
Tatatuck
und
seines Begleiters
haben
die
Erstklässler
(inzwischen sind
es
wache
und
aufmerksame
Zweitklässler
g e w o r d e n )
gespannt verfolgt
und, wie nebenbei,
die ersten Laute
und Buchstaben bewusst kennengelernt:
Die Vokale A – E – I – O – U z.B. im
Staunen, Sich wehren, Mut fassen und
weiteren Seelenregungen; das M am
Mund als unserem Sprechwerkzeug; das
F und das B durch Tatatucks Freunde, die
Fische und Buba, den Bären.
MAMA, BAUM, AFFE und sogar
FAMILIE (von Max aus der Anfangssilbe
FAM assoziiert) machten Lust auf mehr
und längere Wörter, die jetzt im 2.
Schuljahr im zügigen Durchgang durch
das Alphabet folgen werden.
Als Bewegungsausgleich und aus einem
innigen Kontaktbedürfnis der Kinder
heraus zog es uns regelmäßig zu
Tatatucks Freunden, den „echten“ Tieren
in unserer naturnahen Umgebung.
Wir schauten nach den Schafen unten im
Park und freuten uns über die
neugeborenen Lämmer, oder nach der
Ziege mit ihrem Zicklein, das uns einmal
sogar
in
unserem
Klassenzimmer
überraschte.
Am liebsten aber standen wir am
Weidezaun, hinter dem nun nicht mehr
Polizeipferde ihren Auslauf hatten,
sondern unsere zwei Esel. „Merle! Mara!“
riefen die Kinder und waren hocherfreut,
wenn die beiden vom anderen Ende der
Weide angetrabt kamen, um sich
So
bildhaft
entwickelt,
wurden die Laute dann
jeweils
zunächst
im
Mundraum bewusst erlebt
und
ausgekostet,
mit
entsprechenden
Reimen
spielerisch erübt, bevor sie
dann als Buchstaben auf
Papier, ins Heft und in
Knetwachs gebannt wurden.
Die kleinen Schüler haben
all
dies
zwar
mit
unterschiedlichem
Auffassungsvermögen
aufgenommen
und
mitgemacht, aber doch in
bildhaft lebendiger Weise
verinnerlicht. Und so war es
für sie ein Aha-Erlebnis und eine Freude,
nach und nach die bekannten Buchstaben
zu ersten Silben und kurzen Worten
verbinden und diese lesen zu können.
8
Leckereien abzuholen. Und als die beiden
dann mal „Urlaub“ machten, sind wir
ihnen sogar auf den Kirchhof nach
Oberellenbach nachgefahren, wo wir sie
aus ihrer Esels-Familie herausrufen
mussten. Auch eine Herde mit 100 Ziegen
gab es dort zu bestaunen. Gut, dass wir
unsere Gummistiefel dabei hatten.
Die brauchten wir jetzt übrigens auch
nachmittags des öfteren. Nicht nur, um
nach Herzenslust in die Pfützen treten zu
können, sondern auch um die Drusel in
ihrem Bachbett ein Stück zu begleiten
oder auch, um einmal staunend mitten im
Wald vor einem Stück Erde zu stehen, das
ganz
frisch
von
Wildschweinen
umgepflügt worden war. Ob die wohl nach
Eicheln, Bucheckern oder gar nach
Trüffeln gesucht haben?!
Bei so vielen Eindrücken und Erlebnissen
hatten wir natürlich selber auch bald
einen gesegneten Appetit und dann ist es
gut, dass im Herbst im Park die Äpfel und
Birnen nur noch vom Boden aufgehoben
werden mussten. Oder wir waren so
müde, dass einige nach dem Mittagsschlaf
an den langen Schultagen fast unseren
„Kaffeeklatsch“ verschlafen hätten.
So erleben und lernen wir draußen und
drinnen, heute und morgen, schnell und
langsam, laut und leise und kommen dann
auch bereitwillig zur Ruhe, wenn wir
Hand in Hand und Schritt für Schritt die
Erde grüßen:
Erde, ich spüre Dich
Leise berühr ich Dich!
Dulde den Menschengruß,
Fühl meinen Liebsgruß.
Trägst mich bei jedem Schritt,
Nimmst meine Last noch mit.
Schenkst mir die Heimat hier,
Erde, ich danke Dir.
Eberhard Remlinger
Klassenlehrer
9
Frau Poeplau und ihre Klasse auf großer Fahrt!
D
E
R
ELBO
T
G
T
E
A
N
S
T
Es ist wie verhext
Mit diesem Text.
An einem bestimmten Ort
Fehlt ein _ _ _ _ .
Morgen bleibt die Küche kalt,
wir fahren in den _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
__
.
Zurück – was, schon zurück nach Lauterbad?
Die Zeit geht zu Ende, ach wie _ _ _ _ _ .
Leider müssen wir schon gehen,
doch wir haben viel _ _ _ _ _ _ _ :
Furth im Wald, Arnsbruck, Bodenmais,
es gab viel zu seh’n zum kleinen _ _ _ _ _ .
Selbst die dunkle Unterwelt
Kostete nur wenig _ _ _ _ .
Im Labyrinth hatten wir Glück,
der Führer bracht’ uns gut _ _ _ _ _
Unten in dem tiefen Schacht,
da war es dunkel wie die _ _ _ _
_.
_.
Dort im Keller haben wir erfahren,
dass vor ca. 60 _ _ _ _ _ _ .
Karl-Heinz, ein Kind, Bier holen sollte;
Doch wie sein Schicksal es so _ _ _ _ _ _
Hatte er kein Kinderglück
Er fand nicht mehr den Weg _ _ _
10
_ _ _.
E
X
T
Mit etwas Glück man ihn treffen kann,
Karl-Heinz, den kleinen Erden_ _ _ _ .
Schöpfpapier, Glühbirnen mundgeblasen
Schätze aus Glas: Tiere und auch _ _ _ _ _ .
Am dritten Tag im Silberberg,
Gänge wie für einen _ _ _ _ _ .
Presslufthammer unter Tage
10 Stunden jeden Tag – welch eine _ _
_ _ _.
Dann der Hit, der helle Wahn,
das war die Sommerrodel_ _ _ _ !
Ohne Unfall kamen alle unten an
Weil: 10 Meter Abstand zu dem Vorder_ _
Nach den langen Tagesreisen
Gab es abends warme _ _ _ _ _ _
_ _.
_.
Müd und glücklich fielen wir ins Bett
Und mancher murmelte: der Tag war wieder _
_ _ _.
So kann man sagen – ungelogen:
ES
AR
W
ATT
IN S
E
L
L
L
O
B
T
O
G
E
N
!!
11
Wir packen die Autos, gleich geht’s los!
Jan trägt eine geschmiedete
Kettenhemd-Haube
Erlebnismuseum Flederwisch
Julia schaut gebannt dem Glas-Graveur
bei seiner diffizilen Arbeit zu.
Glasdorf in Arnbruck
Oh je, gar nicht so einfach, die römischen Zahlen
im Bodenmosaik in der Walhalla zu entziffern
12
Die Ankunft des Kolumbus in Amerika
Klassenstück der Klasse 8/9
„Da war doch gestern noch ein ganz anderes
Schiff auf der Tafel gemalt, Frau Poeplau.“
„Das ist aber kein römisches Schiff, oder?“ Ja,
das ist gut beobachtet von den Schülern. War
am Vortag noch eine römische Galeere zu
sehen, so ist es nun eine spanische Caravelle.
Wie die Römer durch das Mittelmeer
gefahren sind, haben die Schüler erlebt.
Immer eng an der Küste entlang oder durch
die
schmalen
Stellen.
Das
war
Seefahrertradition. Und die Welt war eine
Scheibe, so dachte man zur Zeitenwende!
Doch gut 15oo Jahre später wird im einstmals
Römischen Reich, das inzwischen zu Italien
geworden war, in der Hafenstadt Genua ein
Knabe geboren, der eine große Sehnsucht in
seinem Herzen trug. Es brauchte zwar viele
Jahre, bis er sein Ziel erreicht hatte, doch er
verfolgte es beharrlich. Als Zeichner von
Seekarten kam dieser Mann nach Lissabon
und lernte dort vielerlei Dinge kennen, u. a.
auch eine Landkarte, in der Berechnungen
über den Weg von Europa nach Asien über
den Atlantik dargestellt wurden. Es brauchte
großes Geschick, um ein Königshaus zu
gewinnen, das eine so waghalsige und
ungewisse
Unternehmung
unterstützen
wollte. Die Portugiesen waren nicht zu
gewinnen, doch nach zähen Verhandlungen
stimmten Königin Isabella und König
Ferdinand von Spanien zu. Am 3. August 1492
hieß es für drei Schiffe, die Santa Maria, die
Pinta und die Ninja, „Leinen los“ für eine
Fahrt ins Ungewisse. Bald waren die Schiffe
nur noch von Wasser umgeben und das sollte
für über zwei Monate so bleiben. Erst am 12.
Oktober entdeckten die Seefahrer Land.
Fast eine Woche hörten die Schülerinnen und
Schüler immer wieder den Namen dessen,
der so wichtig für die Entwicklung der
Menschheitsgeschichte wurde. Kolumbus,
Kolumbus und schon wieder Kolumbus. Doch
wie nahe kommt Kindern und Jugendlichen
ein Mensch, wenn sie Geschichten über ihn
hören, egal wie bildhaft sie auch erzählt sein
mögen?
Bei den Indianern gibt es ein
Sprichwort: „Wenn Du einen Menschen
verstehen willst, dann musst Du in seinen
Mokassins gelaufen sein!“ Was lag näher, als
gerade bei diesem Thema diese Weisheit zu
berücksichtigen. So war die Idee zur
Verwirklichung eines Klassenspiels geboren.
Das Stück beginnt genau da, wo oben die
geschichtliche Beschreibung endete.
Die Ankunft des Kolumbus in Amerika
Mit verteilten Rollen, gelesen durch Frau
Poeplau und die Klassenhelfer Frau
Merichenko und Herrn Haugwitz, lernten die
Kinder den Inhalt des Stücks kennen.
Spätestens nachdem die Schüler zum zweiten
Mal gehört hatten, worum es ging, war für die
meisten klar, welche Rolle sie übernehmen
wollten. Die zaghaften Schüler wurden
ermutigt, entsprechend ihren Fähigkeiten
sich zu beteiligen. Danach teilten sich die
Aktivitäten
auf.
Zwei
Schüler begleiteten die
Einkaufsfahrt
zum
Holzhandel Feldner. Dort
wurde der VW-Bus bis an
den Rand mit riesigen
Hartfaserplatten
und
Dachlatten beladen. Doch
selbst als die einzelnen Teile
ausgeladen und verteilt
waren, konnte sich noch
keiner vorstellen, wie sie
sich
in
Kulissenwände
wandeln sollten. Stück für
Stück wurden die Platten
mit den Latten verschraubt,
nachdem diese in der
Hausmeisterei gehobelt
13
und auf Maß geschnitten worden waren.
Während unserer Klassenfahrt haben dann
einige Schüler der Werkstufe zusammen mit
dem Werklehrer Herrn Laurentius weiter
gearbeitet, um die Verbindungsstücke
anzubringen. Nachdem die Platten soweit
waren, mussten sie noch mit weißer Farbe
grundiert werden. Manchen der Jungen ist es
dann ergangen wie Anstreicherlehrlingen: Da
war mehr Farbe an der Kleidung als am Holz.
Doch nur Übung macht den Meister.
Ja, und die anderen Schüler waren in der
Zwischenzeit selbstverständlich auch fleißig
gewesen. Täglich wurde gelernt, damit der
Text
gekonnt
wurde,
wobei
die
Gruppenerzieher nach Schulschluss großen
Anteil hatten, dass das Stück gelingen konnte.
So kommt Kolumbus dann an und wird
herzlich willkommen geheißen:
So seid gegrüßt als Brüder. Friedlich nahen
wir Euch
Und dankend nehmen wir des Landes
Früchte.
Ja, ihr müsst Götter sein mit diesen Flügeln
Und Eurem Antlitz hell wie Sonnenschein
Und Euren Kleidern glänzend wie das Licht!
sich alle Schauspieler besser in ihre Rolle.
Zeitgleich zu den Proben wurden die Kulissen
geschraubt und mit kräftiger Unterstützung
von Herrn Laurentius entstanden die
Bühnenbilder.
Ganz
im
Verborgenen
entstanden die Kostüme für alle Akteure,
feine Rüschenhemden, vornehme Umhänge,
farbenprächtige Indianergewänder, stolzer
Federschmuck und die Friedenspfeife durfte
auch nicht fehlen. All das hat die
Klassenlehrerin Frau Poeplau abends zu
Hause in liebvoller Detailarbeit angefertigt.
Doch es geht nicht immer nur friedlich zu (im
Stück!):
Dem Genuesen geht’s um Land und Leute
Wir aber suchen für die Krone Spaniens
Beute!
Was sollen diese Faxereien, fragt nach Gold,
Er muss uns führen. Schnell nimm ihn
gefangen
Auch während der Klassenfahrt wurde kräftig
am Text geübt und bald waren fast alle
Schüler in ihrer Rolle sicher und es konnte
begonnen werden, den einzelnen Charakteren
ein Profil zu verleihen, indem die Betonung
einzelner Worte geübt wurde. Und so hielt der
Häuptling am Ende des ersten Aktes diese
feierliche Rede:
Ein Pfeil vom großen Geist
gesandt, bin ich,
So nimm dies Zeichen. Lass uns
Frieden halten,
Die Friedenspfeife rauchen wie
es Brauch!
Des Adlers weise Kühnheit, gib
mir großer Geist.
Den Weg zum Herzen meiner
Brüder lass mich finden!
Mit der ersten Textkenntnis ging es dann auf
die Bretter, die die Welt bedeuten. Wer steht
wo, wer schaut wohin, ganz schön schwierig
war der Anfang, doch von Tag zu Tag fanden
14
Doch
die
Geschichtsbücher
lehren uns, dass dieser Frieden
sehr brüchig war. So wie
während der Proben, aber das
gehört eben auch dazu, dass sich
Schüler in dieser besonderen
Situation
gegenseitig
ganz
anders, ganz ungewohnt kennen
lernen und sich neu auf einander
einstellen müssen. Nach einem
„Ruck“ öffnet sich der Vorhang zum zweiten
Akt. Die Schauspieler haben wieder
zusammengefunden, doch die Bühne hat nicht
mehr das fröhlich helle Aussehen einer
Inselbucht. Zu sehen ist eine düstere Wand, in
der sich der Eingang zu einer Goldmine
öffnet. Davor stehen wieder Kolumbus und
der Häuptling, jedoch die Stimmung ist so
beladen wie die Kulisse:
Zehn Jahre seid ihr jetzt in unserm Land!
Ja, und ihr seid keine Götter, das weiß ich
jetzt!
Ich kam zurück aus Spanien mit neuer
Vollmacht.
Ich will Dein Volk in diesem Land noch
glücklich sehn.
spüren und die Freude darüber, dass man sich
der Aufgabe gestellt hat und dass es geglückt
ist. Doch noch war das Stück nicht zuende!
Der Häuptling geht in Fesseln gebunden
zurück zu seinen Schicksalsgenossen, und
nachdenklich antwortet Kolumbus einem
überheblichen Spanier:
Er sollte endlich sich dran gewöhnen,
dass andres Los der Sieger,
andres Los der Besiegte hat.
Nur ist es manchmal schwer zu wissen,
wer der Besiegte, wer der Sieger ist!
Zweimal haben die Schüler das Stück
aufgeführt. Zweimal zu Beginn Aufregung
und Unruhe in sich gespürt. Zweimal haben
sie, als der Vorhang sich gesenkt hat, den
Applaus genossen, den das Publikum
reichlich gespendet hat. Welcher Lohn ist
schöner für einen Schauspieler und was
spornt mehr an, sich erneut einer vielleicht noch größeren - Aufgabe zu
stellen. Wer weiß, was das Frühjahr
bringen wird?!
Was vermochte ein Kolumbus gegen eine
Überzahl von gold- und machtgierigen
Spaniern. Das Stück steuerte auf seinen
Höhepunkt zu. Der Schauspieler war sich der
Bedeutung seiner Rolle ganz bewusst und litt
entsetzlich unter Lampenfieber. Die wichtigen
Worte, die zu sprechen sind, sie wirbelten
durcheinander, wollten nicht den Weg nach
draußen finden. Gut dass es im Hintergrund
einen Souffleur gab....
Ich danke edler Fremdling, dir, doch gerne
Teil ich das Schicksal meines Volkes, welches
stirbt!
Im Traume sprach der Große Geist zu mir:
Er will uns jetzt zu unsern Vätern rufen!
Wir machen Platz in diesem Land für alle,
Die die Verfolgten fremder Länder sind
Und sollt es hier auch wieder Sklaven geben,
so wird der Große Geist in Herzen wirken
Und unsre Hilfe wird er künftig senden
An alle, die Bedrängten Hilfe spenden!
Man sah förmlich die Erleichterung, als der
Häuptling mit dieser Stelle fertig ist.
Erleichterung, die am Ende natürlich alle
Ganz zum Schluss muss noch Dank gesagt
werden an den, der seine freie Zeit
gegeben hat und der tatkräftig und dabei
doch einfühlsam bei den Proben geholfen hat,
der eigens ein Musikstück komponiert hat,
um es vor dem Stück und während der
Umbaupause selbst auf dem Klavier zu
spielen und der als besonderer Souffleur dem
Häuptling bei seiner großen Rede geholfen
hat. Es ist Friedemann Klages, der Ehemann
der Klassenlehrerin.
Thomas Haugwitz
Erzieher
15
Am blauen Band der Drusel
Quellwasser der Drusel
Lauterbad und die Weltkunst
Vorbei ist sie, die Weltkunstausstellung, die 12.
Documenta, und Kassel versinkt langsam in den
fünfjährigen Dornröschenschlaf. Über Mohn- und
Reisfeld wächst wieder Gras, auch die 3 + 998
Chinesen mit den Stühlen sind nicht mehr auf
den Straßen und erzählen uns was. Die Spuren,
die der quirlig lebendige Sommer in Kassel
hinterlassen hat, verblassen.
Alle Spuren? Nein! Da gibt es doch ein kleines
Dorf am Rande von Kassel mit Namen
Lauterbad.
Und dort ist über die Sommermonate ein
Wandgemälde entstanden, das ohne die
Documenta nicht zustande gekommen wäre.
Ganz fertig ist es noch nicht, denn es gab in
diesem Jahr viel Regen; trotzdem ist schon viel
zu sehen. Aber nun erstmal der Reihe nach.
Die Leitthemen der documenta 12
In der Vorbereitungszeit für die Documenta
wurden auch Schulen und Kultureinrichtungen
in Kassel gefragt, ob sie nicht die Leitthemen
der Ausstellung
erarbeiten und gestalten möchten:
Was ist das bloße Leben?
Was tun?
Wie wird Unsichtbares sichtbar?
All diese Fragen führten dazu, dass sich Schüler
von acht Schulen, der Waldjugend und dem
Wassererlebnishaus über längere Zeit mit der
Drusel befassten.
Die Drusel ist der Bach, der im Habichtswald
entspringt, der munter von unserer Schule aus
an Waldorf- und Reformschule vorbei nach
Kassel hinunterfließt – in früherer Zeit versorgte
sie die Stadt mit Trink- und Brauchwasser – jetzt
aber kanalisiert unter den anderen Schulen
hindurchfließt zur kleinen Fulda wird, die in die
große Fulda mündet. Die wiederum verbindet
Das kann doch schöner aussehen!
16
sich mit der Werra zur Weser, fließt in die
Nordsee und kehrt, wenn die Winde
günstig
stehen,
als
Wolke
zum
Habichtswald zurück.
Der Ursprung dieses Kreislaufes ist nicht
einfach zu finden. Denn die Drusel
entsteht durch ein Quellgebiet; mehrere
Zuläufe sind nötig, damit ein Bach
erkennbar wird. Eines der Gebiete liegt
direkt bei und auf dem Gelände unserer
Einrichtung.
Aber auch hier ist keine Quelle, munter
aus Boden oder Fels hervorsprudelnd,
erlebbar. Das Quellwasser sammelt sich in
kleinen Teichen, ehe es als Bach
weiterfließen darf.
Keine Quelle da? Dann malen wir uns eine!
Die Stützwand am Eingang von Lauterbad
hat sich dafür direkt angeboten. „Oh ja,
die sprayen wir an!“ meinten die
Jugendlichen. Als sie sich aber an den
Kosten für die Farbdosen beteiligen
sollten, schwand die Begeisterung. Also
doch lieber mit Farbe und Pinsel arbeiten.
Zuvor musste die Wand von Schmutz und
Moos befreit werden. Das geschah mit
einem Hochdruckreiniger und machte
dann fast genau soviel Spaß wie sprayen.
Nach dem Grundieren, damit die Farbe
gut haften bleibt, haben wir erst einmal
blau gemacht, denn Wasser und Himmel
haben genau diese Farbe. Also Pinsel und
Rolle eintauchen in die Farbe und die
Wand verbläuen, aber bitte nicht die
Kleider und die Schuhe. Später suchten
sich die Jugendlichen aus, was sie
außerdem noch an der Wand haben
wollten und haben das mit Unterstützung
von Schulhelfern
gemalt. Fertig wird
das
Bild
aus
besagtem Grund
im
nächsten
Frühjahr, wenn die
Sonne die Farben
wieder richtig zum
Leuchten bringt.
Vernissage bei den
Stadtwerken
Das
Projekt
wurde natürlich
dokumentiert.
Die entstandene
Schautafel war
dann mit all den
wunderbaren
Beiträgen
der
a n d e r e n
Te i l n e h m e r
während
der
Documentazeit
in den Räumen
Und was malen
der Stadtwerke
wir jetzt?
Kassel zu sehen.
Es gab auch eine Vernissage mit langen
Reden, zum Glück aber auch noch
Getränken und Kuchen.
Ein paar Wochen später fand eine
Abschlussaktion statt. Ein über hundert
Meter langes, blaues Band wurde von
sehr vielen Schülern - auch wir waren
dabei – vom Quellgebiet, die Drusel
entlang, bis zur Fulda getragen.
Helmut Laurentius
Werklehrer
Na bitte, sieht doch gleich viel besser aus!
17
Ein Dankeschön an die „Pension für Weitreisende“
Im Sommer 2006 und 2007 durften wir – das Ferienhaus Ostsee aus der Schulgemeinschaft
Brachenreuthe am Bodensee – unsere lange Reise mit Übernachtungen in Lauterbad
unterbrechen.
Und Edmund Eisenhauer hat das so erlebt: „Wir wurden herzlich empfangen in einer
Wohngruppe, in welcher wir alle viel Platz hatten. Die Betten waren gerichtet, Handtücher
waren bereitgestellt und der Kühlschrank wunderbar bestückt, so dass wir selbständig unser
Abendbrot und Frühstück machen konnten. Köstliche Aufstriche und das Brot haben uns
gemundet!
Am Abend gab es noch einen Spaziergang und am nächsten Morgen eine kleine Führung. Wir
haben vieles gesehen (auch den neu gestalteten medizinischen Bereich) und einen Blick „über
den eigenen Tellerrand“ machen können.“
Wir danken ganz herzlich für eure freundliche Aufnahme und können euch vielleicht eines Tages
hier am Bodensee begrüßen.
In Verbundenheit und im Namen aller Mitfahrenden grüßen
Edmund Eisenhauer und Susan Boes
An die Bewohner und Mitarbeiter
vom Heil- und Erziehungsinstitut Lauterbad
Sostasio, 15. Oktober 2007
Als ich wieder zu Hause aus dem Auto stieg, schaute ich zum Himmel
und sah den Mond, der sich aus den Wolken zwängte. Ja, den
gleichen Mond, den ich am Abend zuvor in Lauterbad gesehen hatte,
und doch war ich so viele Kilometer von eurem Institut entfernt. Der
Mond war immer in seiner gleichen majestätischen Größe zu sehen.
Das brachte mich wieder näher zu Lauterbad. „Aber, wo waren die
Kinder?“ dachte ich und als ich besser hinschaute, tauchte ein Stern
nach dem anderen auf.
„Wie ein Spiegelbild.“
Ich danke ganz herzlich für die immense Gastfreundschaft und die
wunderbaren Tage, die ich mit euch habe verbringen können.
In diesen Tagen habe ich viel gelernt und gleichzeitig bemerkt, wie
viel noch zu lernen ist.
Eine ganz große Bewunderung bringe ich den Praktikanten entgegen, die mit ihrer natürlichen
Art und Weise, und noch wenig Lebenserfahrung, die Situationen gut meistern. Auch sie haben
mich sehr viel gelehrt.
Die Momente in den Schulstunden und Gruppen waren etwas sehr Eindrucksvolles. Die Geduld
und innere Ruhe, mit der die Erzieher ihre Arbeit machen, ist bewundernswert.
Wie wichtig der Tagesrhythmus ist, habe ich erst richtig zu spüren bekommen, als es leider
wieder Zeit war, nach Hause zu fahren.
Ich bin erst im ersten Kursjahr einer Ausbildung für die Heilpädagogik in Italien und gerne
möchte ich eine solche Erfahrung wiederholen.
Danke für alles,
Sonja M. Dommaschk
18
- Zel ten am Edersee Diese drei Tage vom 17. bis 20. Mai am
Edersee haben wir nun schon lange hinter
uns
gelassen.
Es
waren
schöne,
aufregende und ereignisreiche Tage, an
denen wir sehr viel unternehmen und
erleben durften...
Statt Großraumzelten bezogen wir unsere
dreieckigen Holzhäuschen, die man uns
wegen des schlechten Wetters in den
Tagen vor unserer Abreise zur Verfügung
gestellt
hatte.
Besonders
die
Erwachsenen wussten dies zu schätzen.
Wir richteten uns gemütlich ein,
sammelten Holz fürs Lagerfeuer mit
Stockbrot, Würstchen und Liedern am
Abend. Wir frühstückten jeden Morgen
draußen, besuchten und fütterten Tiere
im Wildpark, kämpften gegen die
Seekrankheit beim Umrunden des
Edersees mit Bus und Auto an, genossen
das teilweise sehr schöne Wetter und
lernten uns einfach in anderem Rahmen
noch besser kennen.
Ich habe nun die Aufgabe, für meine
Gruppe zu schreiben, und somit die
Möglichkeit, noch einmal diese Zeit
wiederaufleben zu lassen.
Erzählen möchte ich nun von einem ganz
besonderen schönen Tag für uns alle: dem
18. Mai 2007.
So viele Menschen...
Nach einem leckeren Frühstück mit
Obstsalat und Müsli fuhren wir bei
Sonnenschein und blauem Himmel in
Richtung Sommerrodelbahn (übrigens
auch sehr für einen Tagesausflug zu
empfehlen, da einfach schön gelegen und
doch recht schnell zu erreichen). Alle
Kinder und Betreuer bekamen ihre
Fahrkarten
ausgehändigt.
Zunächst
stellten wir uns in einer Schlange an, die
aufgrund des schönen Wetters und des
beginnenden Wochenendes immer länger
wurde...
Um die Sommerrodelbahn kennen zu
lernen, fuhr zunächst ein Kind gemeinsam
mit jeweils einem Erwachsenen, wobei
wir die Strecke erkundeten, die Kurven
austesteten und die Steuerung mit Gas
und Bremse überprüften. Die Mutigsten
fuhren bald alleine, ganz ohne Hilfe, und
alle hatten ihren Spaß. Zum Mittagessen
gab es dann auch etwas Besonderes:
Pommes für alle! Bei dem schönen Wetter
machte es Freude, draußen zu sitzen. Nun
wurde es langsam Zeit aufzubrechen,
denn für einige von uns stand noch ein
weiterer Programmpunkt, gesponsort
durch
private
Mittel,
auf
der
Tageordnung:
Eine Kutschfahrt durch einen Teil des
Nationalparks am Edersee. So trafen wir Kai, Loredana, Christian, Axel, Jan, Frau
... und nur 2 Pferde??
19
Strohscheer, Frau Fuhlendorf und ich
(Frau Pfeffer) - auf unseren Kutscher mit
seinen zwei Rössern. Kai und Christian
durften vorne auf dem Kutschbock sitzen,
wir anderen machten es uns hinten
gemütlich. So wurden wir eine Stunde
lang durch den Wald geschaukelt und
bekamen ganz viel Interessantes erklärt.
Wir besichtigten eine kleine Kirche im
Grünen und genossen dort ein wenig die
Stille. Daran hätte man sich gewöhnen
können, doch schon ging´s wieder zurück
in Richtung Zeltplatz. Dort wartete der
Rest der Gruppe auf uns, der schon
begonnen hatte, das Lagerfeuer für das
Abendessen vorzubereiten. Dies fiel zur
Freude aller sehr üppig aus: Es gab Salate
und leckeres Grillfleisch und Bratwurst im
Brötchen.
Nach dem Abendkreis im Freien ließen
wir mit Gesang und Gitarrenmusik den
Abend
ausklingen
und
einen
wunderschönen erlebnisreichen Tag
unserer ersten - und hoffentlich nicht
letzen - Gruppenfahrt enden.
Esther Pfeffer
Erzieherin
Ein Geißbock.... zwei.....oder drei...?
Glücklich und müde
20
Wei mar - Goethe - Buchenwald
Für die erste Woche in den Sommerferien
planten die Bewohner im Christopherus-Haus
kurz entschlossen eine Dreitagesfahrt nach
Weimar.
Alle Steine waren schnell aus dem Weg
geräumt und die Finanzen waren gesichert.
An dieser Stelle dem Elternverein ein
herzliches Dankeschön! Am 9. Juli
starteten wir mit Bus und Bahn nach Weimar.
Dort wohnten wir in der Europäischen
Jugendbildungsund
Begegnungsstätte
Weimar (ejbw), eine Einrichtung, deren
thematischer Schwerpunkt die politische
Jugendbildung ist.
Kunst und (Un)Kultur in Weimar
Weimar selber ist eine Art Spiegel deutscher
und
europäischer
Kulturund
Unkulturentwicklung. So stehen hier neben
den bekannten Größen Goethe und Schiller
unter anderem Wieland, Herder, Musäus und
ebenso Bach und Liszt auf der Liste der
kulturfördernden Geistesgrößen. Friedrich
Nietzsche lebte hier und Rudolf Steiner
wurde in Weimar der Herausgeber von
Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften.
In Weimar entstand das Bauhaus und Henry
van de Velde und Walter Gropius seien hier
ebenfalls als Kulturschaffende erwähnt. So
entwickelte sich Weimar innerhalb von 3
Jahrhunderten zu einem Zentrum geistiger
Größen. Um so absurder und schrecklicher ist
die Tatsache, dass während der Nazizeit an
diesem
Ort
das
Konzentrationslager
Buchenwald entstand, in dem auf bestialische
Weise Zehntausende zu Tode kamen.
Wir planten für diese Reise sowohl den
Besuch
des
Goethegartenhauses,
des
Goethehauses und der Fürstengruft als auch
einen Besuch der Gedenkstätte Buchenwald.
Im Vorfeld befragten wir uns Mitarbeiter
gegenseitig, ob dieser Besuch sinnvoll ist und
traten mit der Gedenkstätte in Kontakt. Von
dort wurden Bedenken hinsichtlich des Zieles
eines solchen Vorhabens geäußert. Dennoch
entschieden wir uns dafür.
Am zweiten Tag der Fahrt brachen wir nach
Buchenwald auf und bekamen von dem
dortigen Pädagogen Herrn Gäde eine sehr
einfühlsame und für unsere Jugendlichen
angemessene Führung. Er führte über die
dortigen Kunstobjekte in die unvorstellbaren
Grausamkeiten des dritten Reiches ein. Durch
die behutsame Art dieser Begleitung konnten
die
Jugendlichen
ihrem
persönlichen
Entwicklungsstand entsprechend diesen Ort
als Ort der Trauer und Ernsthaftigkeit
erleben.
Das
„Sensationelle“
und
„Drastische“ trat in den Hintergrund und so
gelang es, eine emotionale Überforderung der
Jugendlichen zu vermeiden.
Nach dem Besuch der Gedenkstätte gingen
wir die Kulturschneise zum
Schloss
Ettersburg, wo angeblich die Iphigenie zu
Goethes Lebezeiten uraufgeführt wurde. Dort
warteten zwei Taxen, die uns nach Leuthental
brachten. Das ist ein kleines Dorf 12 km
nördlich von Weimar. Hier leben die Eltern
einer unserer Mitarbeiterinnen. Wir wurden
mit Suppe und anschließend mit Kaffee und
Kuchen versorgt. In diesem Dorf besichtigten
Ferrari trifft Goethes Kutsche...
21
wir zwei Privatmuseen. Das eine ist eine Art
Kuriositätensammlung, in dem vom Hausrat
über
Mineralien
und
geschichtlichem
„Beweismaterial“ alles zu finden ist, während
das andere die Möglichkeit bietet, an
mechanischen fuß- oder handbetriebenen
Maschinen z.B. zu drechseln oder töpfern. Es
gibt hier eine Vielzahl an Nachbauten von
Leonardo da Vincis genialen Erfindungen.
Am späten Nachmittag fuhren wir zurück
nach Weimar und ließen am Abend die
Tageseindrücke im Gespräch noch einmal
Revue passieren. Für die abendlichen
Zusammenkünfte stellte uns die Einrichtung
einen Extraraum zur Verfügung, in dem wir
die Abende mit Rückblick und geselligen
Beisammensein verbrachten.
In den drei Tagen erlebten wir viel und für die
Jugendlichen war es ein sicherlich bleibendes
Erlebnis. Wir bedanken uns bei allen, die
diese Reise kurzfristig ermöglichten und
unterstützten. Ein besonderes Dankeschön an
den Leiter und die Mitarbeiter der EJBW, die
flexibel auf die besonderen Bedürfnisse
unserer Gruppe eingingen. Ein Danke an
Herrn Gäde, Pädagoge der Gedenkstätte
Buchenwald und nicht zuletzt ein Danke an
Herrn und Frau Malarski aus Leuthental, die
uns sehr nett bewirteten und willkommen
hießen.
Kristin Hempel
Heilpädagogin
Hinter Goethes
Gartenhaus an der Ilm
22
Endlich der
richtige Durchblick!
BUS - SCHLUSS...
Mit den Autos geht es munter
Oft recht schnell den Bach hinunter.
Auch der Bus – der grüne – rutschte in den Graben
Und erlitt totalen Schaden.
Lag auf der Seite hinter’m Hohen Gras
Für Kinder und den Fahrer war’s kein Spaß.
Aber alle konnten ohne Retter
Durch die Hintertüre klettern
Und mit einem riesengroßen Schreck
Kamen sie noch recht gut weg.
Nur zur Reittherapie
Gelangten sie an diesem Tage nie!....
Schuld daran war nur etwas Schnee,
dafür kriegen wir ‘nen neuen VW.
Das mit dem Schnee ist nicht ganz wahr,
doch es reimt sich wunderbar....
Es war nämlich Eis,
das verursacht diesen.......Mist.
Heute ist das längst vorbei,
Fotos gibt’s noch bei der Poliz-Ei.
Allzeit Gute Fahrt im roten VW-Bus
wünscht euch euer
Anonymus.
23
Das Institut Lauterbad und alle tanzbegeisterten Jugendlichen
möchten sich bei Uwe Kaufmann und seinem Team bedanken:
für die geduldigen und lustigen Stunden,
die er mit unseren Jugendlichen beim Tanzen verbracht hat
und für die schönen Momente die er uns gegeben hat.
Für die Zukunft wünschen wir der „Tanzschule für Sie“ weiterhin viel Erfolg
und hoffen, dass die noch heranwachsenden Kinder aus Lauterbad
die gleichen schönen Momente haben werden.
24
20 Jahre Tanzschule „Für Sie“
Am 03. Oktober wurden die Mitglieder
des diesjährigen Tanzkurses und deren
Freunde zu einer Discoparty in die
„Tanzschule für Sie“ eingeladen.
Ebenso wichtig ist es, sobald man in der
Tanzschule eingetroffen ist, sich ein
Getränk, natürlich alkoholfrei, von der
Bar zu besorgen.
Dort gab es einen Tag der offenen Tür mit
einem vielfältigen Programmangebot
bestehend aus Tanzvorführungen und
Mitmachaktionen für Kinder und große
Leute. Und warum?
Eingeübt und gelernt werden die
Grundschritte u. a. von Disco Fox und
Langsamen Walzer. Diese einfachen
Schritte können die meisten der
Jugendlichen tanzen, auch wenn es bei
Uwe Kaufmann feierte mit seiner Tanzschule das 20-jährige Bestehen!
Etwa seit der Hälfte der Zeit, nämlich
jetzt das zehnte Jahr, besucht eine Gruppe
von Lauterbader Jugendlichen aus fast
allen Gruppen zweimal jährlich den
Tanzkurs. Organisation und Anmeldungen
laufen über die Lebenshilfe.
Für mich, der bisher jeden einzelnen
Tanzkurs von Anfang an begleitet hat, ist
es schön zu beobachten, wie wichtig für
jeden der Jugendlichen die Teilnahme an
den Tanzstunden ist oder war.
Über die Jahre gerechnet müssten jetzt
30-40 Jugendlichen von Lauterbad
teilgenommen haben!
Bereits am Nachmittag beginnen die
Vorbereitungen, man macht sich für das
Tanzen zurecht. Die einen duschen,
andere nehmen ein Bad. Dann folgt die
Kleiderwahl, die meist aus der besten
Sonntagsgarderobe besteht. Dies alles ist
ein selbstverständliches Ritual für die
Jugendlichen.
manchen erst nach dem zweiten Tanzkurs
sicher gelingt. Daher liegt in den
Tanzkursen eine große therapeutische
Qualität. Denn man braucht schon etwas
Bewusstsein in seinen Füßen, um diese
Schritte zu lernen. Außerdem ist für die
Jugendlichen in diesem Alter die
Begegnung mit Gleichaltrigen des
anderen Geschlechts wichtig.
Am Ende eines jeden Kurses, der zehn
Tanzstunden
beinhaltet,
steht
der
Abschlussball. Dazu sind die Eltern und
Freunde der Jugendlichen eingeladen und
das Gelernte wird vorgeführt.
Über die Winter- und Sommermonate gibt
es eine Pause. Aber zum nächsten
Tanzkurs wird man sich bestimmt wieder
sehen.
Friedemann Fuhlendorf
Heilpädagoge
Anm. d. Red.: Und wenn wir mal feiern, und man wird von einem der Kursteilnehmer
zum Tanz aufgefordert, und es ist dann richtig Walzer oder ein Dico Fox, der getanzt
wird, dann ist das eine feine Sache und macht einfach nur Spaß!
25
Her bst im Gebrüder-Grimm-Haus oben
Die Kinder sind aus den Sommerferien
zurückgekommen. Wir mussten uns erst
einmal alle wieder einfinden. Es gab neue
Gesichter in der Gruppe, Praktikanten wie
Kinder, und es gab alte Gesichter, die nun
woanders zu sehen waren. Vieles war neu und
so brauchte es seine Zeit, bis jeder wieder
seinen Platz kannte, bis jeder sich an seine
kleinen alltäglichen Aufgaben erinnerte oder
sogar neue Ämter übernommen hatte und bis
der gesamte Rhythmus bei uns wieder Einzug
gehalten hatte.
Dann wurde es Herbst. Wir bereiteten uns
langsam auf das Erntedankfest vor. Draußen
gab es überall etwas zu ernten. Ganz
besonders haben es uns in diesem Jahr die
Holunderbeeren angetan. Am Nachmittag
zogen wir uns gut an – es ist manchmal auch
im September schon recht stürmisch hier
oben im Habichtswald - dann ging es los. Wir
suchten Holundersträucher, von denen wir
noch die letzten tief violetten Beeren ernten
konnten. Die Kinder strengten sich an, sie
reckten sich, um an die Beeren, die so hoch
hingen, heran zu kommen. Die Mitarbeiter
mussten helfen.
Einigen schmeckte es gleich, aber nein, die
darf man doch so gar nicht essen! Außerdem
wollten wir doch Gelee daraus machen.
Endlich war der Korb voll und wir traten den
Rückweg an. Unsere kleine unterschiedliche
Schar zog durch den hohen Wiesenweg, an
dessen Rand noch die letzten Blumen blühten.
Unser Kleinster hüpfte fröhlich voran. Doch
dann wurde er müde. schwupps, da flogen
auch schon seine Schuhe ins Gebüsch;
mochte so viel heißen wie: „nun mag ich nicht
mehr laufen“. Oh je, was sollten die
Erwachsenen da nur machen? Sie konnten ihn
doch nicht tragen. Ernst und streng wurden
die Schuhe wieder angezogen. Doch schon
bald war der Ernst wieder vergessen und wir
kamen müde und zufrieden „zuhause“ an.
Am nächsten Tag setzten sich alle auf den
Balkon und zuppelten mit einer Gabel die
Beeren von den Stängeln. Wieder war unser
Kleinster dabei, er sprang auf der Erde umher
und suchte nach den herunter gefallenen
Beeren. Es war so lustig, wie die über den
Boden sprangen. Er konnte sich so
26
darüber freuen. Am Abend kochte unser
Anerkennungspraktikant mit den Großen die
Marmelade. Und – oh, sie schmeckte so
vorzüglich, dass wir fast gar nichts anderes
mehr mochten. Nächstes Jahr werden wir
wieder sammeln gehen!
Inzwischen hatten sich die Blätter an den
Bäumen bunt gefärbt, wir sahen sie tänzelnd
zur Erde fallen. Es kam Michaeli. Gesang von
draußen tönte durch die Flure in die
Kinderzimmer und weckte die schlafenden
Kinder. Zum Frühstück gab es Hefezopf oder
selbstgebackene Schwerter. Später ging es
auf die große Wiese im Wald, umbei gutem
Wind viele selbstgebaute Drachen fliegen zu
lassen. Sie sollten zwischen Himmel und Erde
feurig den Kampf mit dem Wind aufnehmen.
Wenn in Lauterbad Michaelizeit ist, ist auch
das Schmieden ein stets gepflegter Brauch.
Die Kinder konnten am sprühenden Feuer ein
glühendes Eisen auf dem Amboss mit des
Hammers
Schlag
hart
und
biegsam
schmieden. Es entstanden Haken, Spitzen
und Nägel. Diese selbst geschmiedeten
Drachen waren der ganze Stolz unserer
Kinder. Schließlich brauchte es auch einiges
an Mut, um sich erst einmal an das Feuer
heran zu wagen, danach brauchte es viel
Kraft, um den Hammer zu schwingen.
Neben dem Schmieden fanden natürlich
auch Mutspiele statt. Hätten Sie den Mut,
über das Feuer zu springen, durch die
Drachenhöhle zu klettern oder gar mit dem
Drachen selber zu kämpfen? Der Erzengel
Michael, von dem wir viele Geschichten
gehört haben und von dem wir viele Lieder
gelernt und gesungen haben, war Vorbild
für unseren eigenen Mut. Er hatte den
Drachen im Himmel besiegt.
Und nun übten wir hier auf der Erde in vielen
Spielen mutig zu sein und uns zu überwinden.
Denn Mut brauchen wir nicht nur an
Michaeli, Mut brauchen wir auch, wenn wir
das Fahrradfahren üben, oder allein in der
Küche nach Lebensmitteln fragen sollen,
obwohl wir gar nicht so gern sprechen. Mut
brauchen wir, wenn wir allein einen Text im
Heft schreiben wollen, und glauben, es gar
nicht zu können. Aber an Michaeli können wir
all diesen Mut im Spielerischen üben.
Doch auch die Fantasiekräfte wurden
geschult. Auf dem Schulhof entstand aus
buntem Herbstlaub und ein paar Hagebutten
ein großes St. Michaelibild, wie er mit dem
Drachen kämpft.
Dann
war
das
Schmiedefeuer
verlöscht,
die
Drachen haben den
Wind besiegt, viele
Kinder haben ihren
eigenen
inneren
„Drachenkampf“
gewonnen und es
ging langsam auf die
Herbstferien zu. Wie
schön war es, wieder
einmal zuhause zu
sein. Einige Kinder
aus der Feriengruppe
fieberten dem Tag
entgegen, an dem
auch
sie
endlich
nachhause abgeholt
wurden.
Doch
die
H e r b s t f e r i e n
dauerten nicht so
lang, schon nach zwei
Wochen trafen wir
uns wieder. Draußen
war es inzwischen
richtig
herbstlich
geworden. Die Blätter hatten nun ihre
glühenden Farben verloren, morgens dauerte
es lange, bis die Sonne sich durch den nassen
Nebel gekämpft hatte und abends wurde es
viel früher dunkel.
In Lauterbad bereiten wir uns nun langsam
auf St. Martin vor. Wir besinnen uns auf die
Geschichte vom Ritter St.Martin, wie er
seinen Mantel mit dem armen Mann teilt. An
St. Martin werden wir alle in der Gruppe
Hefekringel backen, die dann jedes Kind mit
einem anderen teilen kann. So versuchen wir,
den Kindern mit Symbolen und erlebbaren
Bildern
die
Inhalte
der
christlichen
Jahresfeste nahe zubringen.
Die ungemütlichen, meist verregneten
Nachmittage nutzen wir, um drinnen an
unseren Laternen zu basteln. Wenn es
draußen dunkel wird, ist es wichtig, dass wir
uns innen – auch innerlich – ein Licht
entzünden. Aber die Herbstesstürme pfeifen
noch
durch
die
Ritzen und rütteln
an den Fensterläden.
Auch in unserer
Gruppe tobt noch so
m a n c h e r
Herbstessturm
in
den Gemütern. Für
manche
ist
der
Herbst keine leichte
Zeit.
Um so wichtiger ist
es, mit unserem
Licht langsam zur
Ruhe zu kommen.
Beim besinnlichen
Basteln singen wir
die
St.
Martins
Lieder
und
manchmal wird es
schon recht still.
Dann kann man das
innere
Licht
erahnen, das wir
noch
mit
einem
Mantel
schützen
wollen, um es sicher
durch die dunkle
Winterzeit zu tragen.
Wenn wir es geschafft
haben, dieses Licht zu behüten, tief in
unserem Herzen, dann wird es uns in der
Adventszeit sicher auch leuchten und bis zum
Weihnachtsfest mit jedem Tag ein bisschen
heller werden. Denn dann wächst ja auch die
Vorfreude auf Weihnachten mit jedem Tag.
Die Sinne werden wieder wach, beim Duft aus
der Plätzchenbäckerei oder bei der Freude,
die die Kinder haben, wenn sie für ihre Eltern
Geschenke basteln.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine
ruhige und besinnliche Adventszeit.
Anja Ring
Erzieherin
27
28
Jun gsgruppe, wer und was ist das eigentlich?
Seit Beginn des Jahres gibt es in
Lauterbad die Jungsgruppen, anfänglich
nur eine, inzwischen drei. Die Gruppen
setzen sich aus drei bis fünf Jungs und
einem Betreuer zusammen. Sie sind
bewusst klein gehalten, um auf die
individuellen Bedürfnisse des Einzelnen
eingehen
zu
können.
Auch
die
Zusammenstellung ist so, das die Jungs in
einer Gruppe ähnliche Möglichkeiten
haben, damit man allen gerecht werden
kann. In meiner Jungsgruppe geht es um
Jungssachen,
Abenteuer,
sportliche
Grenzerfahrungen, Autos, ein bisschen
Kultur, Frauen und alles was junge
Männer halt so interessiert.
Ursprungsidee für die Jungsgruppe
war
der
verstärkte
Wunsch
der
Einrichtung, sich mit der Sexualität der
Jugendlichen bewusster und offensiver
auseinander zu setzen. Seit einigen
Jahren stellen wir fest, dass die Sexualität
bei den Kindern und Jugendlichen früher
und intensiver thematisiert wird. Mit der
zunehmenden Sexualisierung in den
Medien, insbesondere in der Werbung,
werden bei den Kinder schon sehr früh
Interessen geweckt, mit denen sie
eigentlich noch gar nichts zu tun haben
sollten und mit denen sie nicht umgehen
können.
Auch im Sprachgebrauch haben
sich viele sexuelle Begriffe
etabliert, vor allem negativ
beladene, die die Kinder längst
kennen
und
unreflektiert
benutzen. Mit einer gezielten
pädagogischen
Bearbeitung
dieser Thematik und mit der
notwendigen Offenheit soll der
Heimlichkeit und der damit
entstehenden
Gefahr
der
Übergriffe
unter
den
Jugendlichen begegnet werden.
Damit uns das gelingen kann,
arbeiten wir mit professioneller
Unterstützung durch Pro Familia
und auch anthroposophische
Fortbildungen zum Thema.
Die Jungsgruppe ist für die Jungs im Alter
zwischen 12 und 16 bzw. bis zum Eintritt
in die Werkstufe und soll ihnen unter
anderem eine Möglichkeit bieten, sich
untereinander auszutauschen, Themen
und Fragen zu besprechen. Wie ist es,
wenn man verliebt ist? Was ist eine
Beziehung? Wie findet man eine
Freundin? Wie entsteht ein Kind? Was
darf man und was nicht?
Dadurch, dass sich in der Jungsgruppe
Jugendliche aus verschiedenen Gruppen
treffen, können Freundschaften über die
eigene Gruppe hinaus entstehen und
gepflegt werden. Freundschaften sind ein
wichtiges soziales Übfeld, auch für
Beziehungsfähigkeit.
Friedrich Neitzel
Erzieher
29
„Wann ist wieder Mädchengruppe?“
„Was machen wir am Donnerstag?”, stürmt es auf mich ein, wenn ich Tage vorher über’s
Gelände gehe. Jede Woche auf’s neue freuen sich die Mädchen auf ihren Nachnittag „ganz unter
Frauen“. Am Wichtigsten ist ihnen das das gemütliche Zusammensein, und das möglichst
außerhalb von Lauterbad.
So wurde meine Wohnung im Moselweg bald beliebter Treffpunkt. Beim gemeinsamen
Kaffeetrinken ergeben sich immer wieder Gespräche über so manches, was junge Mädchen
bewegt.
Favorit ist bei uns Kochen und Backen: Ein leckerer Nachtisch, selbstgemachtes Eis, selbst
zubereitete Marmelade, oder Apfelmus kochen. Und auf dem Weg nach Hause wird im Auto
kräftig gesungen.
Oh ja, dieses Hexenhaus
wollen wir backen!
Das schmückt dann während
der
Adventszeit
unseren
Speisesaal.
Frisch an’s Werk! Bald
wird es in der Küche
wunderbar duften.
Wirklich schade, dass
das kein Riechheft ist...
Agnes Storz
Heilpädagogin
30
Das liebe Federvieh - oder der Ausflug nach Kaunitz
Wie fing das überhaupt an mit den Gänsen
und Hühnern? Die Gänse bekam ich einmal
geschenkt, die letzte zur Zeit der Geflügelpest
und der Stallpflicht. Damals stand gerade der
Schafstall leer und ich musste mal zum
Zahnarzt. Dieser stand jäh vor dem Problem,
seine Hühner und Gänse einsperren zu
müssen – so gab er mir die Gänse mit. Es
waren nur zwei, ein Gänsepaar. Gänse sind
übrigens sehr monogam und es passiert nicht
selten, dass Gans oder Ganter sich zu Tode
trauert, wenn der andere Teil des Paares
durch eine unglückliche Begegnung mit
Fuchs oder Marder zu Schaden kommt. Nun,
diese beiden legten noch keine Eier.
Ein Freund wollte Hühner haben, bestellte 12
Eintagsküken – die werden übrigens im
Karton verschickt – und nach einer Weile
kristallisierten sich nur fünf Hühner heraus.
Der Rest waren Hähne. „Fridtjof, habt ihr
nicht Hühner da oben?“ „Noch nicht“ sagte
ich, „bzw. nicht mehr, aber wir arbeiten dran,
sind im Prozess.“ Er wollte natürlich einen
Hahn los werden.
In Kaunitz – ein kleiner Ort in Ostwestfalen –
ist jeden ersten Samstag im Monat ein großer
Vieh- und Trödelmarkt. Dieser hat eine
besondere Atmosphäre, geprägt durch den
Charakter des Federviehs und den der
Viehhändler.
Man
findet
nicht
nur
Nutzrassen,
sondern
auch
Kolibris,
Kanarienvögel, Papageien. Das Gekrächze,
der besondere Geruch und das Marktgeschrei
– das alles muss man wahrhaft verkraften
können. Oft gibt es morgens um 9.00 Uhr
schon keine Jungtiere mehr. Also fuhren
Sebastian B., Daniel G., Jan S., Frau
Merichenko und ich sehr früh los, denn wir
wollten in Kaunitz junge Hühner kaufen. Uns
gefielen die weißen Deutsche Leghorn, die
grauen Grünleger (die Schale ist zart grün)
und zwei braune. Der oben erwähnte Hahn ist
von einer robusten und frostempfindlichen
Rasse, genannt Westfälischer Totleger (legen
Eier, bis sie sterben). Nicht der Hahn!
(Anmerkung der Redaktion). Wir fuhren über
Paderborn zurück nach Lauterbad und holten
auf dem Weg noch den Hahn ab.
Alle Jungtiere sind jetzt fast ausgewachsen.
Bis die Hühner Eier legten, hat es eine Weile
gedauert! Jan S. schließt – meistens – die
Ställe und mistet gut aus. „Kleinvieh“
macht auch Mist“ – als Kind wusste ich mit
dieser Aussage nicht wirklich etwas
anzufangen. Das mag mit der Erkenntnis des
Zusammenhanges zwischen Mühe, Arbeit und
Erfolg zu tun haben, der in diesem Satz gut
ausgedrückt ist. Der Mist bezieht sich ja nicht
nur auf die Arbeit des Ausmistens, sondern ist
die Voraussetzung für die Bodenfruchtbarkeit
und eine ausgewogene Ernte. Mist ist
allerdings auch, dass die Viecher rumlaufen
und sich unerlaubt auf die Baustelle begeben,
und ganz großer Mist ist, dass der Gockel so
früh schon kräht...
Fridtjof Graf
Gärtnermeister
31
Aug enblick mal...
... in Lauterbad gibt es ja nicht nur neue
Mitarbeiter, die sich hier im Heft noch
vorstellen wollen! Hier gibt es auch ganz
andere Wesen, die schon seit Jahren im
Hintergrund arbeiten! Und z.B. Gras
fressen, morgens mit einem fröhlichen IA
oder Kikeriki (nicht nur) für Freude sorgen,
auch für Aufregung, wenn sich mal wieder
jemand selbständig gemacht hat und die mit
vielen Streicheleinheiten umsorgt werden.
dürfen, außer von den ganz kleinen
Kindern. Natürlich gibt es auch noch
diverse Meerschweinchen, Kaninchen,
Fische und
Kanarienvögel. Nicht zu
vergessen sind die beiden Hunde. Ronja
mehr auf der Gruppe im Gebrüder-GrimmHaus unten und Lucy mehr auf dem
Gelände, aber auch mal in der Schule, beide
fordern
Streicheleinheiten
und
Spaziergänge ein.
Es
gibt
eine
kleine
Anzahl
von
verschiedenen Tieren in Lauterbad, die, z.T.
in Privatbesitz, die Kinder mit ihrer
Anwesenheit beglücken: Unsere lebenden
Rasenmäher, im Moment sind es 8 Schafe,
leben schon länger in Lauterbad. Im
Herdenverband sind Schafe oft etwas scheu
und werden erst zutraulich, wenn sie
jemanden besser kennen.
Im Frühjahr erfreuen sie uns
regelmäßig mit niedlichen
Lämmern und später kann
man auch bei der Schur
helfen oder zuschauen.
Des weiteren gibt es 10
aufmerksame
Wesen,
die mit viel Geschrei
sämtliche Bewegungen
auf
dem
Gelände
kommentieren. Unsere
Gänse sollte man lieber
respektvoll von Weitem
beobachten. Die sechs
Hühner und ihr Hahn
dagegen
sind
recht
zutraulich und beschenken
uns täglich mit Eiern. Ganz
neu nach den Sommerferien
zugezogen ist Elfriede, unsere
Ziege,
sehr
zutraulich
und
freundlich, möchte sie gar nicht so gerne
auf ihrer Weide bleiben, sondern viel lieber
in der Nähe von den Menschen sein. Sie
teilt sich die Wiese mit zwei ruhigen und
ausgeglichenen Eseln: Mara und Merle, die
aber auch mal mit Galoppsprüngen für
Aufregung sorgen, da sie noch sehr jung
sind und noch nicht geritten werden
Die Erfahrungen mit den Tieren haben
gezeigt, dass allein ihre Anwesenheit die
Stimmung bei den meisten Kindern positiv
beeinflusst,
Rücksichtnahme
und
Durchsetzungsvermögen bei den Kindern
fördert oder dass Ängste abgebaut werden.
Das Zusammensein mit Tieren fördert die
Sprachentwicklung, weil man mit den
Tieren sprechen muss, wenn man
etwas von ihnen will und sie
liefern immer wieder neue
Gesprächsinhalte.
Aus der Reit- oder
Delfintherapie
ist
seit
längerem
bekannt,
dass
Tiere eine ganz
e i g e n e
therapeutische
A n s p r a c h e
ermöglichen und
es wird immer
wieder
von
überraschenden
Erfolgen durch den
Einsatz von Tieren in
der Therapie berichtet.
Denn:
Tiere sprechen nicht
zuerst den Verstand, sondern
direkt die tieferen Schichten einer
Persönlichkeit an;
ohne selbst zu fordern, bringen sie immer
wieder neu positive Gefühle ein;
sie schenken sinnliche Reize und
Erlebnisse, die von einem menschlichen
Gegenüber nicht immer geboten oder
angenommen werden können.
32
·
·
·
Tiere ersetzen dabei keine Menschen - nicht
in Beziehungen, nicht in der Erziehung,
nicht in der Therapie. Aber Tiere können
Menschen helfen - in der Anbahnung von
Beziehungen, in der Ausgestaltung einer
Therapie oder auch in der Erziehung.
Denn Tiere haben keine VorUrteile, sie sind nicht am
Intelligenzquotienten oder
einem
besonders
attraktiven Äußeren des
Menschen interessiert.
Sie reagieren direkt
auf die Persönlichkeit
ihres
Gegenübers,
nicht
auf
dessen
sozialen Stand oder
e v e n t u e l l e
Beeinträchtigungen.
Dadurch können Tiere
gerade
unseren
Kindern in Lauterbad
so viel geben. Vor allem
Kinder mit einem aktiven
Betreuungsbedarf
genießen es, wenn sie ein
Tier führen dürfen.
Die Arbeit mit den Tieren unterstützt
verschiedene Ziele:
·
die Mobilisierung und Förderung sozialer,
emotionaler und kognitiver Fähigkeiten und
Fertigkeiten.
die spielerische Auseinandersetzung mit
eigenen Stärken und Schwächen
die Entwicklung von Empathie und
eigenen Verhaltensstrategien gegenüber
einem anderen Wesen
um das angestrebte Ziel (z.B. eine kleine
Zirkusvorstellung) zu erreichen, müssen
Fantasie, Kreativität, Konzentration und
Durchhaltevermögen mobilisiert werden.
Zuneigung erleben und Streicheleinheiten
zurückgeben
·
·
·
·
Vor den Herbstferien lief in der sechsten
Klasse eine “Probeepoche” zum Thema
“Tiere in Lauterbad”, die sich für alle
Beteiligten als sehr positiv für die
verschiedenen Kinder herausstellte. Es war
für jedes Kind etwas dabei: vom
Führen eines Epochenheftes,
über das Erlernen eines
Anbindeknotens,
das
Spazieren gehen mit
den Tieren und dass
man
viele
Leute
kennen lernt, wenn
man mit Esel und
Ziege
zum
Herkules wandert,
bis
hin
zum
Aufräumen
der
Wiesen
oder
einfach nur mal
kuscheln.
Der
Höhepunkt
waren die Ausflüge
zu
den
näher
gelegenen
BioBauernhöfen, wo wir
einmal als Geschenk für
unsere tatkräftige Hilfe
und
wegen
unserer
Begeisterung
ein
Huhn
geschenkt bekamen.
In unserer Einrichtung gibt es die Idee,
ein Projekt „tiergestützte Pädagogik“
zu starten, um professioneller die
Arbeit mit den Tieren in den Alltag
einzubeziehen.
Unser Traum wäre die Anschaffung von
Alpakas, Minischweinen und eines
Pferdes. Haben Sie Interesse an dieser
speziellen pädagogischen Arbeit? Dann
rufen Sie uns an, wir informieren Sie
gerne!
Judith Neitzel
Erzieherin
33
Wer arbeitet wo?
Johannes-Haus oben
Barbara Strohscheer, Esther Pfeffer, Andrea Palitza,
Daniela Fuhlendorf, Patrick Hildebrandt, Sonja Hernmarck, Jomart Omurov
Es fehlen Nadine Körber und Sarah Wermers (Schulhelferinnen)
Johannes - Haus unten
Margareta Wolff-Angebauer, Yvonne Hoppert, Tina Machulik
Friedrich Neitzel, Franz Storz
Es fehlen Alina Stroe, Lüder Kriete sowie die Schulhelfer Sophia Riehm und Eduardo Alvites
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Haupthaus
Richard Klöker
Ines Schöler
Charlotte Barthel
Birgit Zapf
Meryem Sahin
Christine Neumann
Alexandra Kaps
Es fehlt Marie Krüger
(Schulhelferin)
Gebrüder-Grimm-Haus
oben
Jürgen Ehlert
Robert Meerhoff
Frithjof Graw
Annette Siebenbrock
Anja Ring
Es fehlen
Ann-Kathrin Rabe und
Jasmin Reul
(Schulhelferin)
Christopherus - Haus
Lukas Hadasch (SH)
Kristin Hempel
Friedemann Fuhlendorf
Wolfgang Pramann
Patricia Seidel
Es fehlen Lars Groterjahn
und Katharina Schaub
(Schulhelferin)
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Gebrüder-Grimm-Haus unten
Thomas Haugwitz (SH), Thomas Rink, Helga Rink
Danielle Herrmann, Katharina Stell (SH), Olena Leus, Sabina Craciun
Es fehlt Kerstin Drews
Das Kollegium aus der Schule
Kirsten Heberer, Gundi Pollmann, Gerri Clemens, Michael Weiß,
Ursula Linnemann, Thomas Mögel, Eva-Maria Rohde-Tesar, Hilde Fiedler,
Eberhard Remlinger, Verena Weber, Helmut Laurentius, Ilu Thiäner, Gundula Poeplau.
Es fehlt Andreas Bünsow
36
Lau terbad sagt Danke, für langjährige, treue Mitarbeiterschaft
Dieses
Jahr
rundeten
sich
bei
verschiedenen Mitarbeitern die Dienstjahre
in Lauterbad. Da es doch einige waren, die
es zu beglückwünschen galt, haben wir die
Jubiläen mit Kaffetrinken gefeiert, bei dem
wir die Jubilare benannten, ehrten und
wertschätzten. Vielleicht haben Sie die
Bilder und Kommentare im Internet
verfolgt.
Es ist ja in Lauterbad Brauch, ein richtiges
Jubiläumsfest
nach
fünfundzwanzig
Dienstjahren zu begehen. So hielten wir es
auch in diesem Jahr. Für 20-jährige, treue
Mitarbeiterschaft wurden Herr Bünsow,
Frau Angebauer und Frau Dobiaschowski
beglückwünscht. Noch ein paar Jahre und
Ihr bekommt auch ein großes Fest...
Für
25-jährigen,
engagierten,
liebevollen und intensiven Einsatz
beglückwünschten wir Helga und
Tomas Rink sowie Helmut Laurentius.
Helmut Laurentius war leider aus
persönlichen Gründen verhindert, an der
Feier teilzunehmen.
Helga und Tomas Rink sind ja nun doch in
einer besonderen Weise mit Lauterbad
verbunden. Sie wohnen und leben dort, sie
haben
dort
ihre
Kinder
mit
den
Heimkindern großgezogen und sie sind
stets ansprechbar, ob nachts, in den Ferien
oder am Wochenende, wenn es irgendwo
brennt oder „Not-Alarm“ droht, sie sind zur
Stelle.
Sie sind auch in ihren leitenden Positionen
bekannt. Frau Rink als Institutsleitung für
den Heimbereich und Herr Rink in gewisser
Weise auch durch seine Tätigkeit im
Vorstand und schlicht durch seine ganz
persönliche Präsenz in vielen tragenden
Kommissionen: im Baukreis, im Sozialfond
oder sonstige tragende Elemente unserer
Einrichtung.
37
So pflegen Rinks die Verbindung zu vielen
Betreuten noch lange Jahre nach deren
Verlassen des Instituts. Sie besuchen sie auf
ihren Reisen in verschiedensten Teilen
Deutschlands,
um
beispielweise
Klassenspiele
oder
andere
Anlässe
mitzuerleben. Wie gut, dass sie so ein
großes Wohnmobil haben!
Nun zurück zu unserer Jubiläumsfeier.
Weil diese beiden eine so langjährige
gemeinsame Erfahrung haben, die so viele
Höhen und Tiefen durchlebt hat, da wollten
wir jüngeren Kollegen einfach mal wissen,
wie gut ist ihre Teamfähigkeit denn
wirklich? Und nun komme ich zum
humorvollen Teil der Feier, wir nutzten die
fröhliche Atmosphäre für einen Sketch.
„ToGa“ wurde ins Leben gerufen. Sie
bestand aus dem sehenden Kopf von Helga
und den blinden Händen von Thomas. Wie
jedes Kind in Lauterbad musste auch „Es“
das alltägliche Procedere über sich ergehen
lassen, vom Waschen, musizieren, über das
Haare kämmen, Einkremen, bis hin zum
Frühstücken, das seinen krönenden
Abschluss im Zähneputzen fand. Natürlich
hatten wir Kollegen unseren Spaß, zu
sehen, wie Herr Rink blind seiner Frau die
Zähne putzen musste, aber alle Achtung, es
bleibt zu sagen, Helga, Thomas, Ihr seid ein
super Team! Wir danken Euch für Euer
Dasein!
Ich selbst bin noch nicht so lang in
Lauterbad tätig, wenn ich auch schon seit
vielen Jahren immer wieder in engem
Kontakt stand. Dennoch, oder gerade
deshalb, möchte ich persönlich all
Denjenigen, die bereits so viel Zeit,
Lebenskraft und liebevolles Engagement
geleistet haben, meine ganz persönliche,
herzlichste Anerkennung aussprechen!
Das Wichtigste sind und bleiben ihnen
jedoch
wohl
unsere
besonderen
Schützlinge. Immer sind sie bemüht, jedem
Kind, das in Lauterbad anklopft, einen
Raum zu öffnen, einen Platz zu schaffen, an
dem es sich entwickeln und wachsen kann,
physisch wie seelisch.
38
Und in diesem Zusammenhang möchte
ich noch Helmut Laurentius für all die
vielen Jahre, die er schon für die Kinder
und Jugendlichen da ist und für die er
auch ein ganz besonderes Händchen hat,
ganz besonders danken:
wann welches Kind oder welcher
Jugendliche diese oder jene Materialien
bearbeiten
könnte
und
welchen
motorischen
oder
feinmotorischen
Anspruch das Werkstück haben darf.
Muss erst einmal die überschüssige Kraft
heraus? Oder soll heute mehr die
Ausdauer im Feinen geschult werden? So
gibt es unzählige Aspekte, die er mit
einem tiefen, geschulten und liebevollen
Blick auf die ihm anvertrauten Kinder und
Jugendlichen in sein Tun einfließen lässt.
Ich glaube, es gibt kein Kind, das sich
nicht auf den vielfältigen Werkunterricht
bei ihm freut. Dort wird gemalt,
gezeichnet, gewerkelt, getont, ja sogar
Möbel wurden schon hergestellt: Fabian
F. baute für seine Mutter ein Bücherregal,
Jan S. baute einen Wandspiegel, auch ein
„echter“ Ferrari aus Holz, ganz in rot,
sauste bereits aus der Werkstatt. Durch
solche besonderen Tätigkeiten gelingt es
ihm immer wieder, die Kinder zu
begeistern und sie mit Freude ins Tun
kommen zu lassen. Dass man an solchen
Dingen auch Geduld und Ausdauer, oder
die Notwendigkeit des Aufräumens
erlernt und erübt, fällt vor lauter Eifer
und Stolz gar nicht auf.
Helmut Laurentius lässt den Lauterbader
Kindern auch außerhalb der Schulzeit
seine Fähigkeiten zu gute kommen. Jeden
Mittwoch ist es für die großen
Jugendlichen eine Freude, in sein Atelier
zu fahren, um dort einmal „wie richtige
Künstler“, an der Staffelei zu malen, oder
auch einfach mal bei Cappuccino und
Musik „abzuhängen“ und sich über
Themen der „Großen“ auszutauschen.
Auch auf dem Gelände von Lauterbad
kann man seine Spuren verfolgen.
So sind seine
Werke im Park,
am JohannesHaus oder am
Schulhof
zu
finden, die uns
um Einiges an
Kunst
und
K u l t u r
bereichern.
Die
Auseinandersetzung
mit
den
verschiedenen
Materialien
und
Werkzeugen weckt die Sinne. Da muss
man fühlen, wie rau das Holz noch ist, wie
glatt man es noch schleifen muss oder ob
die Raspel noch mal gefragt ist. Kann ein
Kartenständer
schließlich
eingeölt
werden, spricht das stark der Geruchsinn
an, wenn der Duft des Leinöls durch den
Raum zieht.
In diesen Bereichen ist Helmut Laurentius
stets wach dafür, individuell zu sehen,
Helmut, es ist
schön, dass wir
Dich
als
Kollegen
bei
uns
wissen
dürfen.
Vielen Dank!
Anja Ring
Erzieherin
39
Dennis und Markus haben viele Jahre in Lauterbad gelebt. Noch heute gehen
regelmäßig die Telefonate oder Besuche in beide Richtungen hin und her. Wir freuen
uns mit den Beiden, dass sie ihren Lebenort gefunden haben und wie sie sich den
Anforderungen des Lebens stellen.
“Zu den Pionieren des ambulant betreuten selbstständigen Wohnen
gehören seit fünf Jahren Dennis Szemeitat und Markus Martin.”
(Aus “Leben, wie es uns gefällt”)
Freunde
fürs Leben
Dennis Szemeitat und Markus Martin gehören zu den
ersten Menschen mit einer geistigen Behinderung, die
den Schritt gewagt haben: Die beiden Freunde leben seit
Helle Schweden-Möbel, Blumen auf
dem Tisch, Bettwäsche von Borussia
Dortmund, Pokale im Schrank, an der
Wand ein Wimpel der Kassel Huskies.
In einer Ecke steht ein Computer und
auf der Fensterbank sitzt Fritz, ein Teddy aus Kindertagen, der noch immer
seine Dienste tut. Die Wohnung von
Dennis Szemeitat und Markus Martin
sieht aus wie eine ganz normale Wohngemeinschaft von jungen Leuten. Die
beiden 28-jährigen haben jedoch länger auf ihre Unabhängigkeit warten
und mehr dafür trainieren müssen als
ihre Altersgenossen. Denn Dennis und
Markus sind geistig behindert.
Nach sieben Jahren endlich eine
eigene Wohnung
Kennengelernt haben sich die beiden
vor 18 Jahren, als sie gemeinsam eine
Sonderschule in Kassel besucht haben.
Aus dieser Zeit ist die Begeisterung für
die Kassel Huskies geblieben. „Die werden dieses Jahr wieder in die erste Eishockeyliga aufsteigen“, ist Markus
überzeugt. Als sich nach der Schulzeit
10
40
die Frage stellte wo und wie sie zukünftig leben wollen, sah sich die Mutter
von Dennis in Solingen nach einer geeigneten Einrichtung um. Sie entschied
sich für eine Wohneinrichtung des Vereins Behindertenheimstätte. Dennis zog
1995 dort ein, Markus folgte seinem
Freund ein Jahr später.
„Nach sieben Jahren im Heim hatten
wir dann endlich eine eigene Wohnung“, erzählt Dennis. Zuvor hatten die
beiden ein Trainingsprogramm für
mehr Selbstständigkeit absolviert: die
Bedienung der Waschmaschine, alleine einkaufen oder die Verwaltung des
eigenen Geldes. Je mehr Dinge sie gelernt hatten, desto sicherer fühlten sie
sich. Die „Rundum-Betreuung“ im Heim
haben sie eigentlich nie gebraucht, ganz
ohne Betreuung geht es aber auch
nicht.
Mit jeweils etwas mehr als drei Stunden in der Woche werden Dennis und
Markus von Svenia Schmitz und An-
na Joerß betreut. Sie besprechen mit
den beiden Fragen der Haushaltsführung, helfen ihnen bei Behördengängen und Geldangelegenheiten. Svenia
Schmitz begleitet Dennis, wenn er ein
neues Hörgerät benötigt.
„Die Nachbarn haben uns gefragt,
ob wir putzen können“
mern sich im Herbst um das Laub.
Auch in ihrer eigenen Wohnung nehmen die beiden das Saubermachen sehr
genau. Montag bis Mittwoch ist Wäsche
waschen dran und dienstags putzen sie
die Wohnung. Einmal in der Woche planen sie das Essen für die Woche. Auf
dem Speiseplan steht weit mehr als nur
Pizza und Pommes.
Beim Einzug waren die neuen Nachbarinnen und Nachbarn noch skeptisch.
„Die haben uns gefragt, ob wir putzen
können“, erzählt Markus mit einem
schmunzeln. Mittlerweile haben sie
durch ihre freundliche und unkomplizierte Art die Nachbarschaft für sich
gewonnen. Dennis und Markus putzen
das Treppenhaus zur Zufriedenheit der
anderen Mieter, schippen schon mal
Schnee für die Nachbarn oder küm-
Dennis und Markus sind Mieter der 70
Quadratmeter großen Wohnung mit Küche, Wohnzimmer, Bad und zwei Zimmern. Jeder bezahlt die Hälfte der Kosten. Dennis verdient sein Geld als Hausmeister im Kulturzentrum Cobra in Solingen und Markus arbeitet in einer
Werkstatt für behinderte Menschen in
der Garten- und Landschaftspflege. Beide sind stolz daraus, dass sie ihr Geld
selber verdienen. Markus würde gerne
in einer „richtigen Firma“ auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten: „Das ist das
einzige, was ich mir noch wünsche.“
„Ihre Freizeit ist total ausgefüllt“
Die beiden freuen sich ganz offensichtlich über ihre Unabhängigkeit und über
die Freiheit, ihr Leben so zu gestalten,
wie es ihnen passt. Ihre Betreuerinnen
müssen sie bei ihren vielen Aktivitäten
manchmal bremsen, „weil ihre Freizeit
total ausgefüllt ist“, wie Svenia Schmitz
meint. Sie spielen Theater und Fußball,
gehen mit Freunden zu fast jedem Spiel
von Union Solingen, Bayer Leverkusen
oder den Kölner Haien und vergnügen
sich mit Arbeitskollegen auch schon
mal bis drei Uhr nachts mit Computerspielen.
fünf Jahren in einer gemeinsamen Wohnung und haben nicht vor, daran etwas zu verändern.
Dennis ist begeisterter Bahnfahrer und
fotografiert gerne. Bisher lässt er seine
Fotos in einem Drogeriemarkt vergrößern. Er überlegt jedoch, sich eine Digitalkamera zu kaufen. Im letzten Jahr
haben die beiden gemeinsam eine Woche Urlaub in Berlin gemacht. Markus
wird heute noch ganz aufgeregt, wenn
er sich daran erinnert, wie sie alleine
die Zugverbindung und ein Hotel raus
gesucht haben. Berlin haben sich die
beiden hauptsächlich mit der S-Bahn
erobert. Sie sind in viele Museen gegangen und haben nach Resten der
Mauer gesucht. „Ganz ohne Betreuung“,
meint Markus selbstbewusst und Dennis zeigt stolz die Fotos, die er in Berlin gemacht hat.
Mit freundlicher Genehmigung dem
Heft “Leben, wie es uns gefällt” des
Landschaftsverbandes Rheinland (LVR),
Dezernat Soziales und Integration
11
entnommen.
41
In diesem Jahr (wieder) gekommen...
Ich heiße Sabina Craciun, bin 27 Jahre alt und komme aus Rumänien.
In Rumänien habe ich schon als Erzieherin und Lehrerin gearbeitet.
Anschließend habe ich im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres
im Heil-und Erziehungsinstitut für Seelenpflege- bedürftige Kinder
und Jugendliche Lauterbad in Kassel gearbeitet.
Das Freiwillige Soziale Jahr und die Zeit, wo ich in Rumänien als
Lehrerin arbeitete, haben mein Interesse und meine Neugier für
Heilpädagogik geweckt und so bin ich 2006 nach Kassel
zurückgekommen, um am Rudolf Steiner Institut Kassel eine
Zusatzausbildung als Heilpädagogin zu machen.
2007 habe ich meine Bewerbung als Mitarbeiterin eingereicht und so
kam ich wieder nach Lauterbad. Hier fühle ich mich herzlich
aufgenommen und hoffe auf eine lange fruchtbare Zusammenarbeit.
Sabina Craciun
Heilpädagogin
Hallo,
ich bin Sonja Hernmarck und arbeite seit Mitte August 2007 im
Johanneshaus oben.
Im Schwäbischen geboren und aufgewachsen, lebte ich einige
Jahre in Rostock und später acht Jahre in Bingenheim. Dort arbeitete
ich als Lehrling und später als Gärtnerin im Gemüsebau mit
Seelenpflege-bedürftigen Jugendlichen und Erwachsenen zusammen.
Meine dreijährige Ausbildung zu Heilerziehungspflegerin schloss ich
im Sommer 2007 ab.
Ich freue mich, hier in Lauterbad in einer anthroposophischen
Einrichtung tätig zu sein, da ich die Gestaltung des Lebens im Lauf
der Tageszeit und der Jahreszeiten als wesentlich für die
heilpädagogische Arbeit erlebe und mir die anthroposophischen
Erkenntnisgrundlagen hilfreich für das Verständnis der Bedürfnisse des einzelnen Kindes sind.
Sonja Hernmarck
Heilerziehungspflegerin
Frau Craciun und Frau Hernmarck stehen stellvertretend für weitere neue Kollegen und
Kolleginnen: Simone von Glahn (Assistentin d. Inst.-Leitung), Hilde Fiedler (Schule), Gundi
Pollmann (Eurythmie), Ilu Thiäner (Sport), Michael Weiß (Oberstufenlehrer).
Ausgeschieden sind Ulla Bartz (Sport), Sigrun Student (Klassenlehrerin), Anja SchnückerBerners und Mariola Jeschka-Lorke (Wohngruppen).
Geheiratet haben Frau Hohmann - jetzt Anja Ring und Frau Schröter -jetzt Birgit Zapf.
42
Not - wenden, €uros spenden...
.... das haben sich in den vergangenen Monaten wieder viele Menschen auf die Fahnen
geschrieben und vielfältigste Ereignisse zum Anlass genommen, uns eine Spende
zukommen zu lassen:
· Die Großmutter von Marian feierte ihren 80. Geburtstag. Anstelle von
Geschenken bat sie ihre Gäste um eine Spende.
· Die Urgroßmutter von Saskia starb im Frühjahr. Die Familie beschloss, statt
Blumen und Kränze mögen die Trauernden für Lauterbad spenden.
· Beim Lions Club Kassel wechselte der Präsident. Herr Prof. Penkhues
veranlasste, dass bei der Feier keine Geschenke überreicht werden, sondern dass die
Mitglieder uns mit einer Spende bedenken mögen.
Die Software-AG-Stiftung beteiligte sich in diesem Jahr an den Baukosten für
das neue Schulgebäude.
Das Kuratorium für Behinderte steuert schon einige Zeit Mittel für das
Therapeutische Reiten bei.
Die Hans-Magiera-Stiftung stellte uns eine
größere Summe zur Verfügung, davon wurden in
allen Größen die dringend benötigten neuen
Schultische und Stühle gekauft – machen Sie sich ein
Bild davon:
·
·
·
Diese Genannten stehen natürlich stellvertretend für viele weitere gemeinschaftliche
oder einzelne Aktivitäten, die alle das gleiche Ziel hatten: uns in unserer Arbeit mit den
Seelenpflege- bedürftigen Kindern und Jugendlichen zu unterstützen.
Ihnen allen, den Einzelspendern und auch denen, die
über die Jahre einen Dauerauftrag laufen haben, sei an
dieser Stelle für Ihr Engagement von Herzen gedankt!
43
Sie als Leser dieses Heftes haben ja nun sicher wahrgenommen, was in Lauterbad lebt,
was weiterhin erforderlich sein wird, was an neuen Zukunftsperspektiven und Impulsen
seine Verwirklichung sucht. Um das alles zu ermöglichen, braucht es viele Helfer, viele
Ideen und vor allem ein Interesse für die besonderen jungen Menschen und an unserer
heilpädagogischen Arbeit.
So möchten wir Sie an dieser Stelle bitten, dieses Interesse zu bekunden, Ideen
umzusetzen und Ihrerseits Menschen zu finden, die das alles begleiten und
unterstützen. So werden Sie alle dazu beitragen, dass wir weiterhin vertrauensvoll in
die Zukunft mit den vielfältigsten alltäglichen Herausforderungen in Schule und Heim
blicken dürfen.
Gudrun Dobiaschowski
Mitarbeiterin
Nein, so viel muss es nun doch nicht sein!
Denn wie schrieb Herr Graf in seinem Beitrag zum
Federvieh? Kleinvieh macht auch Mist! Haben Sie daher
keine Scheu, kleine Beträge zu überweisen. Denn das
bedeutet, dass Viele an uns denken. Solch einen Kreis von
Menschen dann um sich zu wissen, tut gut, spornt an und
beflügelt die Arbeit.
+++ Kasseler Sparkasse +++ Kasseler Sparkasse +++ Kasseler Sparkasse +++
Kto.-Nr. 6058069 +++ BLZ 52050353 +++ Kto.-Nr. 6058069 +++ BLZ 52050353 +++
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Oberuferer Christgeburtsspiel
am Sonntag, 16.12.2007
um 20.00 Uhr
Lauterbad im Schulsaal
Irisches 3-König-Singspiel
am Sonntag, 06.01.2008
um 09.30 Uhr
in der Kirche in Zierenberg
45
Zeichnung von Helmut Laurentius
Impressum
Titelfotos:
Fotos:
Seiten 40 + 41:
Auflage:
Herausgeber:
Redaktion und Gesamtgestaltung:
Druck:
46
Klaus Schaake (Kinder) und privat
Privat
„Leben, wie es uns gefällt“. LVR
800 Exemplare
Heil- und Erziehungsinstitut Lauterbad e.V.
Gudrun Dobiaschowski
Druckerei Riehm, Zentgrafenstraße 43A
34130 Kassel Tel.: 0561 - 88987
Schluss...bunt...
Heil- und Erziehungsinstitut
für Seelenpflege- bedürftige Kinder und Jugendliche
Lauterbad e.V.
Ehlener Straße 27
34131 Kassel
Telefon: 0561 / 93 8 96 - 0
Telefax: 0561 / 93 8 96 - 66
E-Mail: [email protected]
Homepage: www.institut-lauterbad.de
Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen,
freuen wir uns über Ihre Spende auf unser Bankkonto
Kasseler Sparkasse
Konto-Nr.: 6 058 069
BLZ: 520 503 53
Gerne übersenden wir Ihnen eine Spendenbescheinigung.
Die Mildtätigkeit unserer Einrichtung ist anerkannt.