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Panorama D < > SLO Deutsch-slowenischer Erfahrungsaustausch über Architekturpolitik und Baukultur German-Slovenian expert meeting on architectural policy and Baukultur Panorama D < > SLO Deutsch-slowenischer Erfahrungsaustausch über Architekturpolitik und Baukultur German-Slovenian expert meeting on architectural policy and Baukultur Zur Einführung 4 Introduction Kurzer Überblick über Sloweniens Baukultur 10 A brief survey of Slovene Baukultur Claus Käpplinger Baukultur als europäisches Projekt 20 Baukultur as a European project Wolfgang Kaschuba Veranstaltungsbilder 28 Event pictures Diskurs „Architektur und Identität“ 30 Discourse on “Architecture and Identity” Diskurs „Architekturpolitik Baukultur Kommunikation“ 34 Discourse on “Architectural Policy, Baukultur and Communication” Abschlussdebatte „Baukultur in Slowenien und Deutschland“ 38 Concluding debate “ Baukultur in Slovenia and Germany” Zeitgenössische Architektur in Slovenien und Deutschland: eine Doppelausstellung 44 Contemporary architecture in Slovenia and Germany: a double exhibition Was ist der AKJAA? 48 What is the AKJAA? Panorama Europa 50 Panorama Europe Indira van ’t Klooster, Cilly Jansen Baukulturinstitutionen in Slowenien und Deutschland Organisations of Baukultur in Slovenia and Germany 54 Zur Einführung Baukultur ist zum Thema geworden, sowohl in Deutschland als auch in Slowenien und vielen anderen europäischen Staaten. Eine hohe Qualität der gebauten Umwelt im Bereich des privaten Bauens und der öffentlichen Räume, neue spektakuläre Architektur und ein sozial und ökologisch ambitionierter Städtebau erweisen sich immer mehr als erfolgreiche Strategien für die Gestaltung von Zukunftsoptionen in der eigenen Stadt, der Region und dem Land. Viele Länder und Städte Europas stehen vor den ähnlichen Herausforderungen. Heute trifft eine Flut äußerer Einflussfaktoren auf die baulich-räumlichen und kulturellen Eigenarten der jeweiligen Länder, Regionen und Städte. Gleiches gilt für die Anforderungen an Städtebau und Architektur: Ökologie, Demografie, Integration, Stadtumbau, Umgang mit dem historischen Bestand, soziale Aspekte, Stadtbildreparaturen oder Baukultur als ökonomischer Standortfaktor heißen die Stichworte. Hier ist die nationalstaatliche Verantwortung für die Gestaltung der Rahmenbedingungen ebenso gefragt wie die regionale Initiative. Trotz der Ähnlichkeit in den Rahmenbedingungen und vergleichbarer Herausforderungen trifft man in den einzelnen Ländern auf überraschend und erfreulich unterschiedliche Antworten. Baukultur ist ein Thema mit nationalen und regionalen Eigenarten. Glücklicherweise ist das so, denn Baukultur lebt gerade von den Unterschieden und wird erst so wahrnehmbar und erlebbar. Darin liegt die Spannung des Themas und letztlich auch der Anlass für einen internationalen Baukulturaustausch, der mit dem Panorama als einem Format für den bilateralen Austausch verschiedener „Baukulturen“ bereichert werden soll . Das Panorama ist als ein Labor gedacht. Hier kann man die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des baukulturellen Anliegens in Europa aufspüren. Baukultur ist auch im europäischen Maßstab ein Lernprozess. Baukultur ist identitätsbildend: Sie vermittelt Wahrnehmbarkeit, Prägnanz und Unterscheidbarkeit nach außen sowie Herkunft, Identität und Heimat nach innen. Ohne prägnante Eigenschaften, ohne behütete Traditionen der Städte und Kulturlandschaften gehen in Zeiten der Globalisierung Haltepunkte für eine nationale baukulturelle Identität verloren. Daher liegt Baukultur im öffentlichen Interesse und muss als öffentlicher Auftrag verstanden werden. Darüber, ob es eine gemeinsame europäische Identität gibt, auf die man in solchen Zeiten setzen kann, wird seit langem gestritten. Die Debatten über den Begriff der Europäischen Stadt zeigen das. Für die Baukultur bleibt festzuhalten: Es gibt nicht nur eine Baukultur, sondern viele. Obwohl es einen leicht herstellbaren Konsens über die Ziele guten Gestaltens gibt, sind doch die Aktivitäten in den Ländern und Regionen so unterschiedlich wie ihre Protagonisten. Dabei können nicht nur die kleinen von den großen Ländern lernen, sondern Deutschland durchaus auch von Slowenien. Die „Initiative Architektur und Baukultur“ in Deutschland steht über ihre zahlreichen Mitwirkenden aus Vereinen, Stiftungen und Verbänden in einem kontinuierlichen internationalen Austausch. Mit dem ersten, als gemeinsames Format der Initiativepartner realisierten Panorama wurde im Jahr 2002 ein Schaufenster in die Niederlande und umgekehrt aus den Niederlanden nach Deutschland aufgemacht, um sich über Baukultur und Architekturpolitik in beiden Ländern auszutauschen. 2007 hat Deutschland mit dem „European Forum for Architectural Policies“ (EFAP) 4 Introduction Baukultur has become an issue of growing interest, both in Germany and in Slovenia and many other European countries. A high quality of the built environment in the field of private construction and public spaces, new spectacular architecture and urban design with ambitious social and ecological objectives are increasingly proving to be successful strategies for shaping options for the future in people’s own city, region and country. Many countries and cities in Europe face similar challenges. Today, a multiplicity of external factors impact on the distinctive physical/spatial and cultural features of the individual countries, regions and cities. The same applies to the requirements that have to be met by urban design and architecture. Ecology, demography, integration, urban restructuring, stewardship of the historic environment, social aspects, repairs to the townscape or Baukultur as an economic locational factor are the catchwords. Here, the responsibility of central government for shaping the parameters is just as important as regional initiatives. Despite the similarity of the parameters and comparable challenges, the responses in the various coun tries are surprisingly and encouragingly different. Baukultur is an issue with distinctive national and re gional features. And this is a good thing, because Baukultur thrives on these very differences, which make it perceptible and tangible. This is why the issue is so fascinating, and it is ultimately also the reason for launching an international exchange of ideas and experience on Baukultur , which is to be enriched by the Panorama as a format for a bilateral exchange between different Baukulturen . The Panorama is designed as a laboratory. It is a place where the differences and commonalities between Baukultur issues in Europe can be identified. Baukultur is also a learning process on a European scale. 5 in Hamburg den Austausch in Hinblick auf die Leipzig-Charta zur nachhaltigen Europäischen Stadt gesucht. Mit dem Panorama D < > SLO von Deutschland und Slowenien hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung den internationalen Dialog fortgesetzt. Zunehmend streben europaweit die Fachleute der planenden Berufe sowie die Akteure aus Staat und Zivilgesellschaft danach, Architekturpolitik und Baukultur durch explizite politische Handlungsfelder, Kommunikationsstrategien und Projekte zu stärken. Das gilt auch für Slowenien. Im Rahmen der europäischen Ratspräsidentschaft wurde durch das Ministerium für Umwelt und Raumplanung der Entwurf zu einer umfassenden nationalen Architekturpolitik vorgelegt und Architekten und Architekturpolitiker aus ganz Europa nach Ljubljana eingeladen. Überdies hat sich Slowenien mit herausragenden Architekturleistungen international ins Gespräch gebracht. Einer im internationalen Vergleich jungen, international ausgebildeten und gut vernetzten Architektenschaft gelangen in den letzten Jahren Aufsehen erregende Entwürfe, die über die Grenzen des Landes hinaus strahlten und zum Teil mit Preisen gewürdigt wurden. Sie tragen zu einer wahrnehmbaren – baukulturellen! – Identität des Landes bei. Für den „Arbeitskreis junger Architekten und Architektinnen“ ( AKJA A ) im Bund Deutscher Architekten war dies Anlass genug, ihre Jahresexkursion 2008 nach Slowenien zu verlegen. Sie haben im Vorfeld des Panorama D < > SLO recherchiert und Kontakte geknüpft. In direkter Folge dieser Aktivitäten kam die Ausstellung „Contemporary Slovene Architecture“ im Rahmen des Panorama nach Berlin. Die parallel stattfindende Werkschau der jungen deutschen Architekten trat mit dieser Schau in einen anregenden Dialog. Hier sprachen die Architektinnen und Architekten in ihrer eigenen, professionellen Ausdruckweise, in Form von Architekturmodellen, -fotografien und Entwurfszeichnungen miteinander. Ein Jahr darauf gelangte die deutsche Ausstellung in das Goethe-Institut von Ljubljana – ein ganz konkreter Nutzen der Veranstaltung, und wenn man so will, eine spezielle Form von Architekturexport. Das Panorama D < > SLO war also ein Prozess des gegen seitigen Austauschs, der insgesamt fast zwei Jahre intensiv geführt wurde und zwischen den Beteiligten hoffentlich weiter anhalten wird. Das Panorama gliederte sich nach den Einführungsbeiträgen in drei Diskussionsrunden, die jeweils mit unterschiedlichen Themen, Fragen und Akteuren vorbereitet und besetzt wurden. 6 Baukultur helps to define identity. It conveys perceptibility, distinctiveness and distinguishability to the exterior and origin, identity and Heimat to the interior. Without distinctive features, without pro tected traditions of cities and cultural landscapes, benchmarks of national Baukultur identity will be lost in this era of globalization. That is why Baukultur is in the public interest and has to be seen as a public task. The arguments about whether there is a common European identity on which we can focus in such times have been going on for a long time. This is illustrated by the debates sur rounding the concept of the European City. As far as Baukultur is concerned, it can be said that there is not one Baukultur but many. Although it is easy to establish a consensus on the objectives of good design, the activities in the countries and regions are as different as their protagonists. And it is not just about small countries learning from large countries, but also vice versa – Germany can certainly learn from Slovenia. The “Architecture and Baukultur Initiative” in Germany is engaged in a continuous international ex change of experience through its numerous participants from societies, foundations and associa tions. The first Panorama, which was staged in 2002 as a joint format of the partners in the initiative, opened a window to the Netherlands, and vice versa from the Netherlands to Germany, enabling people in both countries to exchange ideas and experience on Baukultur and architectural policy. In 2007, Germany hosted the “European Forum for Architectural Policies” (EFAP) in Hamburg, where it sought to promote an exchange on the Leipzig Charter on Sustainable European Cities. With the Panorama D < > SLO , involving Germany and Slovenia, the Federal Ministry of Transport, Building and Urban Development continued the international dialogue. Throughout Europe, the experts from the planning professions and the players from government and civil society are increasingly seeking to strengthen architectural policy and Baukultur by means of explicit fields of policy action, communications strategies and projects. This is also true of Slovenia. Within the framework of the EU Council Presidency, the Ministry of the Environment and Spatial Planning presented the draft of a comprehensive national architecture policy and invited architects and architectural policymakers from all over Europe to Ljubljana. In addition, Slovenia has attracted much international interest with its outstanding architectural achievements. In recent years, its architects – who are young in comparison with other countries, internationally trained and well networked – have produced sensational designs which have received much attention in other countries, and some of which have been awarded prizes. They contribute to a perceptible identity – a Baukultur identity – of the country. For the “Working Party of Young Architects” in the Association of German Architects, this was a good enough reason to move their 2008 annual excursion to Slovenia. They researched ahead of the Panorama D < > SLO and established contacts. As a direct consequence of these activities, the “Contemporary Slovene Architecture“ exhibition came to Berlin as part of the Panorama. The exhibi tion of the work of young German architects, which was taking place at the same time, entered into a stimulating dialogue with the Slovenian exhibition. Here, the architects conversed with one ano ther using their own professional terminology, in the form of architectural models, photographs and blueprints. One year later, the exhibition went on display at the Goethe Institute in Ljubljana – a very concrete benefit of the event and, it could be said, a special form of architectural export. The Pano rama D < > SLO was thus a process of mutual exchange that was carried on intensively for almost two years and that will hopefully also continue between the participants. After the introductory contributions, the Panorama was divided into three panels, each of which had been prepared to look at different topics and issues and comprised different players. The first panel, facilitated by the Association of German Architects, addressed the dialogue between German and Slovene architects. It provoked highly interesting questions. Are there local, regional and national identities that go beyond the respective building traditions of the country and can be carried for 7 Im ersten, vom BDA moderierten Panel, ging es um den Dialog der deutschen und slowenischen Architektinnen und Architekten. Er provozierte höchst interessante Fragen: Gibt es lokale, regionale und nationale Identitäten, die über die jeweiligen Bautraditionen des Landes hinausgehen und mit zeitgenössischen architektonischen und städtebaulichen Lösungen in der Gegenwart und Zukunft fortgeschrieben werden können? Wie verortet man sich als praktizierender Architekt erfolgreich im internationalen Diskurs und Wettbewerb? In einer zweiten Diskussionsrunde standen Fragen zur Stadtentwicklung im Mittelpunkt. Der Zu stand eines Gemeinwesens lässt sich nicht zuletzt an der Sorgfalt, an der Kreativität und der Qualität der gebauten Umwelt insgesamt und im Speziellen an ihren öffentlichen Räumen ablesen. Baulich attraktive und vitale Städte schaffen Angebote zu Identifikation. Die Beispiele aus Deutschland und Slowenien fanden einen gemeinsamen Nenner in einer gemeinsamen Leitidee von der europäischen Stadt. Zahlreiche Aspekte von der städtebaulichen Denkmalpflege über die soziale Integration, die Bewältigung strukturbedingter Leerstände und die Qualität des öffentlichen Raumes wurden angesprochen. Es wurde deutlich, dass Deutschland mit seiner Praxis der integrierten Stadtentwicklung international interessante Erfahrungen vermitteln kann. Dass der Baukulturdiskurs nicht allein auf den Kreis der Fachleute beschränkt bleibt, sondern einen öffentlichen Kommunikationsprozess erforderlich macht, wurde im dritten Panel thematisiert. Baukultur umfasst eben nicht nur das gute Planen und Bauen, eine möglichst qualitätvolle baulich-räumliche Umwelt, einen achtsamen Umgang mit dem historischen Erbe und herausragende Leistungen von Architekten und Ingenieuren. All diese Ansprüche und Qualitäten müssen auch verständlich gemacht, in die Öffentlichkeit gebracht und schließlich zu einem „common sense“ der Gesellschaft verdichtet werden. Der Baukulturdiskurs muss daher auch Protagonisten außerhalb der Fachwelt, aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft erreichen, eben gerade jene, für die der Begriff unklar ist und vielleicht sogar überflüssig erscheint. Mit der Bundesstiftung Baukultur wurde in Deutschland eine Instanz geschaffen, deren Aufgabe es ist, einen solchen Kommunikationsprozess bundesweit und im internationalen Raum zu organisieren. Die Gespräche in dieser Arbeitsgruppe fanden in einem größeren Kreis von Baukulturaktivisten aus unterschiedlichen europäischen Ländern statt, um über diese, durchaus nicht einfache Vermittlungsaufgabe der Baukultur in die Öffentlichkeit zu diskutieren. Das Panorama D < > SLO im Jahr 2008 bildete den Auftakt zu einer Reihe, die als regelmäßige bi laterale Treffen deutscher Baukulturakteure mit Vertretern aus einem anderen Land in den Folgejahren stattfinden sollen. Es soll zu einem Prototyp für den internationalen Baukulturaustausch werden, initiiert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und getragen von der Initiative Architektur und Baukultur. Diese Ebene erlaubt eine Erweiterung des thematischen Horizonts und ermöglicht Zuspitzungen. Hier wird die Vielfalt der Planungsund Baukulturen in Europa pointiert und konkret herausgearbeitet und für die Diskussionen in Deutschland und Europa fruchtbar gemacht. Der Baukulturdiskurs wird dann interessant und ertragreich, wenn er nicht auf der allgemeinen Ebene verbleibt, sondern inhaltlich fassbar und konkret wird. Sein Erfolg muss sich am fachlichen und politischen Ertrag messen lassen. Deutschland will von Anderen lernen und eigene Erfahrungen, das Know-how der deutschen Planer und Architekten weitergeben. Das Panorama bietet so eine Möglichkeit, sich im internationalen Diskurs zu verorten und diesen anzureichern. Wie 2002 begonnen und 2008 fortgesetzt, wird es dann von Nutzen sein, wenn der Austausch intellektuell anregend, konkret-praktisch sowie verständlich gestaltet wird, wenn sich die Teilnehmer als kritisch, auskunftsfähig und lernbereit einbringen. Baukultur ist keine abgeschlossene Idee, sondern ein Prozess des ständigen Lernens, aus dem eigenen Handeln und aus dem der Anderen. 8 ward with contemporary architectural and urban design solutions in the present and future? How does a practising architect successfully position him or herself in interna tional discourse and competition? A second panel focused on urban development issues. The state of a polity is apparent not least from the care, creativity and quality of the built environment in general and its public spaces in particular. Physically attractive and vibrant towns and cities are places that people can identify with. The examples from Germany and Slovenia found a common denominator in a common vision of the European City. Numerous aspects were addressed, ranging from preservation of the historic built environment, through social inclusion and how to tackle structurally caused high levels of vacant buildings, to the quality of the public realm. It became apparent that Germany, with its practice of integrated urban development, can pass on interesting experience to other countries. The third panel addressed the fact that Baukultur should not remain confined to professional circles but requires a process of public communication. Because Baukultur comprises not just good plan ning and building, a physical and spatial environment of a quality that is as high as possible, prudent stewardship of the historical heritage and outstanding achievements by architects and engineers. All these aspirations and qualities also have to be made understandable, brought into the public domain and finally consolidated into “common sense” of society. The discourse on Baukultur must therefore also reach protagonists outside the professional world, from industry and civil society, in other words precisely those people for whom the term is unclear and to whom it may even appear superfluous. With the Federal Foundation for Baukultur , a body has been created in Germany whose task is to organize such a process of communication throughout Germany and internationally. The discussions in this working party involved a sizeable group of Baukultur activists from various countries of Europe, who discussed the task – which is certainly not easy – of conveying the concept of Baukultur to the public. The Panorama D < > SLO in 2008 was the kickoff event in a series that is to take place as regular bilateral meetings between German Baukultur players and representatives from another country in the years ahead. It is to become a prototype for the international exchange of ideas and experience on Baukultur , initiated by the Federal Ministry of Transport, Building and Urban Development and sponsored by the Architecture and Baukultur initiative. This level makes it possible to widen the thematic horizon and focus on specific issues. Here, the diversity of planning and Baukultur in Europe is elaborated in an incisive and concrete manner and made fertile for the discussions in Germany and Europe. The discourse on Baukultur will become interesting and fruitful if it does not remain at the general level, but becomes comprehensible and concrete in its subject matter. Its success must be measured against the professional and political return. Germany wants to learn from other countries and pass on its own experiences, the knowhow of German planners and architects. In this way, the Panorama provides an opportunity for us to position ourselves in the international discourse and to enrich it. Like at its launch in 2002 and its continuation in 2008, it will be of benefit if the exchange of ideas and experience is intellectually stimulating, concrete and practical as well as understandable, if the participants are critical, able to give information and willing to learn. Baukultur is not a fully formu lated idea, but rather a process of continuous learning – from one’s own actions and those of others. 9 Kurzer Überblick über Sloweniens Baukultur A brief survey of Slovene Baukultur Claus Käpplinger, Stadt- und Architekturkritik, Berlin Die meisten Städte Sloweniens sind in ihrer Anlage und Architektur von der langen Zugehörigkeit des Landes zum Hause Habsburg geprägt, welches über Slowenien vom Spätmittelalter bis zum Ende des 1.Weltkriegs herrschte. Die Ausformungen von Renaissance, Barock, Klassizismus und „Ringstraßen-Historismus“ ähneln sich beiderseits der heutigen Grenzen Sloweniens zu Österreich und Kroatien sehr. Maribor und sein Umland waren noch bis 1921 Teil der Untersteiermark. Dieser nordöstliche Teil Sloweniens orientiert sich auch heute wirtschaftlich wie kulturell zur nahen Steiermark. An der Küste hingegen, im slowenischen Teil Istriens, ist bis heute ein starker venezianischer Einfluss in Stadtanlage und Architektur erkennbar. The layout and architecture of most towns and cities in Slovenia are characterized by the fact that for a long time the country belonged to the Habsburg dynasty, which ruled over Slovenia from the late Middle Ages to the end of the First World War. The forms of the Renaissance, Ba roque, Classicism and “Ringstrasse Historicism” are very similar on either side of Slovenia‘s presentday borders with Austria and Croatia. Thus, Maribor and its hinterland were part of Lower Styria until as late as 1921. Even today, this northeastern part of Slovenia is oriented economical ly and culturally towards nearby Styria. By contrast, on the coast, in the Slovene part of Istria, a strong Venetian influence is perceptible in the layout of towns and cities and their architecture. Max Fabiani (1865 – 1962) und Josef Plečnik (1872 – 1957), beides Schüler des Wieners Otto Wagner, sind die ersten slowenischen Architekten, die Ende des 19.Jahrhunderts eine überregionale Bedeutung erlangten. Vor allem Plečnik, der auch in Wien und Prag arbeitete, prägte in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts als Stadtbaumeister und Lehrer das Stadtbild von Ljubljana. Er bemühte sich erstmals um eine eigene slowenische Architektur in Absetzung von Österreich. Mit istrischem Steinmaterial, antiken und mediterranen Elementen schuf er einen unverwechselbaren eklektischen Architekturstil, der sich deutlich von der mitteleuro päisch geprägten Vergangenheit unterscheidet. Kein anderer Architekt wird bis heute in Slowenien so verehrt wie Josef Plečnik, der international erst in den 1970er Jahren von der Postmoderne wieder entdeckt wurde. Max Fabiani (1865 – 1962) and Jože Plečnik (1872 – 1957), both pupils of the Viennese architect Otto Wagner, are the first Slovene architects that became prominent out side the region at the end of the 19th century. In the first half of the 20th century, Plečnik in particular, who also worked in Vienna and Prague, shaped the townscape of Ljubljana as chief architect and teacher. He was the first to endeavour to create a separate Slovene architecture, breaking away from Austria. Using Istrian stone, and with classical and Mediterranean elements, he created a distinctive eclectic architectural style which was signi ficantly different from the style of the past, with its Central European influence. Since then, no other archi tect has been revered in Slovenia as much as Jože Plečnik, who was not rediscovered internationally until the 1970s by the postmodernist movement. Seine Schüler, von denen nicht wenige wie Edvard Ravnikar (1907 – 1993) mehrere Jahre im Büro Le Corbusiers arbeiteten, setzten nach dem 2.Weltkrieg die Entwicklung fort. Mit sehr expressiven, skulpturalen Bauten und haptischen Materialien schufen sie eine unverkennbar slowenische Architektur innerhalb der blockfreien Volksrepublik Jugoslawien, die starke Bezüge zu Le Corbusier, Alvar Aalto oder dem Brutalismus aufweist. In Konzeption und Ausführung sind viele Bauten der Nachkriegszeit auch international betrachtet von hoher Qualität. Städtebaulich wurden ab den 1950ern His pupils, several of whom, such as Edvard Ravnikar (1907 – 1993), worked in Le Corbusier’s office, continued this development after the Second World War. With very expressive, sculptural edifices and haptic materials, they created a distinctive Slovene architecture within the non aligned People’s Republic of Yugoslavia, which exhibits strong links with Le Corbusier, Alvar Aalto or brutalism. Many buildings of the postwar era are of highquality design and construction, even when viewed from an international angle. In the field of urban design, Swedish settlement layouts were adopted from the 1950s onwards, Josef Plečnik, „Drei Brücken“ im Zentrum Ljubljanas, 1930–32 | Jože Plečnik, “The Three Bridges” Ljubljana, 1930–32 10 11 Josef Plečnik, Markthallen an der Ljubljanska, 1942 | Jože Plečnik, market hall Ljubljanska, 1942 schwedische Siedlungsanlagen rezipiert, deren Nachwhose neighbourhood model was transferred to Slovenia. barschaftsmodell man nach Slowenien übertrug. There are thus no large housing estates and their social Großsiedlungen und ihre sozialen Probleme fehlen so problems in Slovenia. Scattered groups of houses pre in Slowenien. Es überwiegen eingestreute Hausgruppen, dominate, some of which were designed as groups of die teilweise als Wohnhochhausgruppen realisiert wurhighrise residential buildings. Starting in the mid1980s, den. Ab Mitte der 1980er Jahre erlahmte die Bau tätigkeit construction activity slackened significantly, which is why stark, weshalb viele Schüler Ravnikars wie Aleš Vodopimany pupils of Ravnikar – pupils such as Aleš Vodopivec vec (geb. 1949) oder Janez Koželj (geb. 1945) nur wenige (b. 1949) or Janez Koželj (b. 1945) – were unable to realize Bauten realisieren konnten. many buildings. Sloweniens Architekturszene seit der Unabhängigkeit The Slovene architecture scene since independence Die wirtschaftliche Depression und politische Destabili- The economic depression and political destabilization of sierung Jugoslawiens in den 1980er Jahren sowie die Yugoslavia in the 1980s, plus the subsequent wars of inde folgenden Unabhängigkeitskriege ab 1991 führten zu pendence starting in 1991, resulted in a clear break in Slo einem markanten Bruch in der Architekturkultur Slowe- vene Baukultur. It was not until the mid1990s that large niens. Erst Mitte der 1990er wurden wieder größere scale investment was made again, by which time many of Investitionen getätigt, als viele der früheren Planungsthe former planning offices no longer existed. Moreover, büros nicht mehr existierten. Zudem veränderte die the very extensive privatization and deregulation policies sehr weit reichende Privatisierungs- und Deregulieof the first Slovene governments, which were liberal rungspolitik der ersten slowenischen liberal geprägten leaning, changed all the parameters of its planning and Regierungen alle Rahmenbedingungen seiner Planungs- Baukultur . After independence, the central government, local authorities and publicsector developers awarded und Baukultur. Staat, Kommunen und öffentliche Bauträger fielen nach der Unabhängigkeit als Auftraggeber hardly any contracts. Most of the stock of socialist weitgehend aus. Der sozialistische Wohnungsbestand Edvard Ravnikar: Viertel um den Platz der Republik, 1960–80 | E dvard Ravnikar: Republic Square complex, 1960–80 12 13 14 Kurzer Überblick über Sloweniens Baukultur A brief survey of Slovene Baukultur Slowenische Industrie und Handelskammer von Sadar + Vuga in Ljubljana, 1999 | Slovenian Chamber of Commerce by Sadar + Vuga in Ljubljana, 1999 wurde zum größten Teil mit Krediten vergünstigt an die Mieter verkauft. Ebenso wurden die sozialistischen Unternehmen privatisiert bzw. aufgelöst. Das staatliche „Institut für Stadtplanung der Republik Slowenien“ wurde teilweise privatisiert und erhält heute nur eine staatliche Sockelfinanzierung und muss Aufträge akquirieren. Private Bauherren, zumeist slowenische, teilweise aber auch österreichische Bauunternehmen dominieren das Baugeschehen. Das erste größere Gebäude, das nach der Unabhängigkeit gebaut wurde, war die „Industrie- und Handelskammer Sloweniens“ in Ljubljana (Wettbewerb 1994, Bau 1996 – 99), das einer neuen Generation von Architekten zum Durchbruch verhalf. Im Büro der Architekten Sadar + Vuga, den in den 1960er Jahren geborenen Wettbewerbsgewinnern, arbeiteten damals die meisten der heute führenden Architekten Sloweniens. Wie Boštjan Vuga hatte die Mehrheit dieser Architekten die housing was sold to the tenants, who received lowinter est loans. Likewise, the socialist companies were privat ized or disbanded. The state “Institute for Urban Planning of the Republic of Slovenia“ was partially privatized and today receives only basic funding from the state and has to acquire contracts. Private sector clients, mostly Slovene but in some cases also Austrian construction com panies, dominate building activities. The first sizeable building to be constructed after inde pendence was the „Slovene Chamber of Industry and Commerce” in Ljubljana (competition in 1994, construc tion from 1996 to 1999), which helped a new generation of architects to achieve a breakthrough. At that time, most of today’s leading Slovenian architects worked at Sadar + Vuga Architects, the winners of the competition, who were born in the 1960s. Like Boštjan Vuga, most of these architects had used the 1990s to go abroad to study for a postgraduate master‘s degree at the Architectural Association in London, the Berlage Institute in Amsterdam 650 Apartments, Sozialwohnungen in Ljubljana-Poljane von Ofis Architekten, 2006 | 650 Apartments, social housing in Ljubljana- Poljane by Ofis architects, 2006 15 Wohneigentumsanlage von Enota in Ljubljana, Jurčkova pot, 2007 | Housing Complex by Enota in Ljubljana, Jurčkova pot, 2007 16 Kurzer Überblick über Sloweniens Baukultur A brief survey of Slovene Baukultur Studentenwohnheim in Ljubljana von BevkPerovič Architekten, 2006 | Student Housing in Ljubljana by BevkPerovič architects, 2006 Neunziger dazu genutzt ins Ausland zu gehen, um an der Architectural Association/London, dem Berlage Institut/Amsterdam oder der UCLA/Los Angeles einen Postgraduate-Master zu erwerben. Geschult in der westlichen Wettbewerbskultur lösten sie rasch die ältere Generation von Architekten ab. Heute dominieren die Büros Bevk-Perovič, Ofis, Sadar + Vuga, DeklevaGregorič, Elastik und Maechtig-Vrhunc, die 2005 mit der Wanderausstellung „6IX: Pack“ auch international große Beachtung erlangten. Viele der älteren slowenischen Architekten leiten heute nur kleinere Büros, arbeiten in der Verwaltung – wie Janez Koželj, der „Deputy mayor for Urbanism“ in Ljubljana ist – oder sind Professoren an der Architekturfakultät Ljubljana. Eine Minderheit hat jüngere Partner ins Büro aufgenommen und ist erfolgreich, wie A.BIRO mit Miloš Florjančič (geb. 1955) und Matej Blenkus (geb. 1971). Viele ältere Architekten stehen der Generation der „6IX: Pack“-Architekten kritisch gegenüber, die vermeintlich oder real den slowenischen Weg der Architektur zugunsten internationaler Trends aufge geben hätten. Boris Podrecca (geb. 1941 in Triest, Büro in Wien) genießt bei den Älteren als der international erfolgreichste Architekt „slowenischen Ursprungs“ großes Ansehen. In Teilen der jüngsten Generation von Architekten wie „AA kultura“ in Koper (Marko Apollonio) deutet sich heute eine stärkere Hinwendung zu den regionalen Traditionen an. Eher verhalten zeichnet sich dabei eine Diskussion über die Identität und Orientierungen der slowenischen Architektur ab, die jedoch bislang häufiger im Ausland (Haus der Architektur Graz 2006, Architekturzentrum Wien 2007) als im Inland offen geführt wird. or the UCLA in Los Angeles. Trained in the competitive culture of the West, they soon replaced the older gene ration of architects. Today, the scene is dominated by BevkPerovič, Ofis, Sadar + Vuga, DeklevaGregorič, Elastik and MaechtigVrhunc, who attracted great inter national attention in 2005 with their touring exhibition entitled “6IX: Pack”. Today, many of the older Slovene architects manage smaller firms, work in the administration – such as Janez Koželj, who is “Deputy Mayor for Urbanism” in Ljubljana – or are professors at the Faculty of Architecture in Ljubljana. A minority have taken on younger partners and are successful, such as A.BIRO with Miloš Florjančič (b. 1955) and Matej Blenkus (b. 1971). Many older archi tects take a critical view of the generation of the “6IX: pack” architects, who, they claim, have supposedly or actually abandoned the Slovene approach to archi tecture in favour of international trends. Boris Podrecca (b. 1941 in Trieste, office in Vienna) is held in high esteem by the older generation as the internationally most successful architect “of Slovene origin”. Today, it is becoming apparent that some of the youngest genera tion of architects, such as “AA kultura” in Koper (Marko Apollonio) are turning more towards the regional tradi tions. A discussion on the identity and directions of Slovene Baukultur is emerging cautiously, although so far it has been openly conducted more frequently in other countries (House of Architecture in Graz, 2006, Archi tekturzentrum in Vienna, 2007) than in Slovenia. 17 Stadtplanung und Bauwirtschaft heute Urban planning and construction industry today Fast alle slowenischen Gesprächspartner beklagen die Abwesenheit von Stadt- und Raumplanung im postsozialistischen Slowenien. Entlang der Autobahnen, Stadtränder und Ausfallstraßen sind im letzten Jahrzehnt größere Logistikcenter, Büro- und Einkaufskomplexe entstanden. Erheblich größere Büro- und Einkaufsprojekte sind für Ljubljana geplant, die wie im Falle des „BTC-Centers“ nahe Ljubljana mit 142 Hektar sehr große Dimensionen erreichen. Erst in den letzten Jahren begannen die Kommunen die Bebauungs- und Flächennutzungspläne der 1980er zu aktualisieren. Obwohl der slowenische Staat mit dem Bau von Wasserund Biokraftwerken bedeutende Initiativen im Bereich regenerativer Energien unternimmt, gibt es jedoch in der Bauwirtschaft noch keine erkennbaren Entwicklungen zu Niedrigenergiestandards. Today, almost all Slovene stakeholders bemoan the absence of urban and spatial planning in postsocialist Slovenia. In the last decade, sizeable logistics centres, office complexes and shopping centres have sprung up along motorways, urban fringes and radial routes. Significantly larger office and retail projects are planned for Ljubljana, some of which will be of huge dimensions, such as the “BTC Center“ near Ljubljana, which will cover 142 hectares. Only in recent years have local authorities started to update the local plans and land use plans dating from the 1980s. However, although the Slovenian state is undertaking significant initiatives in the field of renewable energy with the construction of hydroelectric and biomass power plants, there are as yet no discernible trends towards lowenergy standards in the construction industry. Soziale Brennpunkte in Wohnvierteln existieren kaum. Seit den 1960ern entstanden zahlreiche Ein- und Zweifamilienhäuser ohne Baugenehmigung, die erst später legalisiert wurden. Für kinderreiche Familien, Behinderte und Ältere hat man in den letzten Jahren einen sozialen Wohnungsbau in Form der Subjektförderung eingeführt. Für Wenigverdiener hat der Staat einen Sozialfond ins Leben gerufen, in den Wenigverdiener monatlich Geld einzahlen können, um später subventionierte Wohnungen für etwa 900 – 1000 =C pro qm erwerben zu können . Äußerst kostengünstig baute so Ofis zwei Sozial-Wohnbaublöcke für nur 600 =C in Izola/ Istrien. There are hardly any pockets of deprivation in residential neighbourhoods in Slovenia. Starting in the 1960s, nu merous singlefamily and twofamily houses were con structed without planning permission and not legalized until later. For families with a large number of children, the disabled and elderly, social housing in the form of de mandside subsidies has been introduced in recent years. For people on low incomes, the state has launched a social fund into which they can pay money each month, which will enable them to purchase subsidized dwellings for around =C 900 to =C 1,000 per square metre at a later date. In this way, Ofis constructed two extremely lowcost social housing blocks for only =C 600 in Izola (Istria). Der Wohnungsbau ist der Schwerpunkt der slowenischen Bauwirtschaft. Die zumeist privaten Bauherren adressieren ihre Wohnungen an ein gehobenes Wohneigentumsklientel. Oft handelt es sich um Projekte mit 12 bis 60 Wohneinheiten. Ein Ausnahmeprojekt ist das neue Wohnviertel in Ljubljana-Poljane von Ofis-Architekten und Elastik mit mehr als 650 Wohneinheiten. Aufgrund der ruralen Vergangenheit vieler Slowenen ist jedoch bislang das Haus auf dem Lande der Wunsch der Mehrheit. Erst allmählich beginnt eine Gesellschaftsschicht nach westeuropäischem Vorbild auch Interesse an einem urbanen Wohnen zu finden. Urbanes Wohnen, die Verdichtung von Quartieren mit Wohnhochhäusern als auch die Umnutzung alter Bausubstanz gewinnen erkennbar an Bedeutung. Angesichts einer noch schneller fortschreitenden Überalterung der Gesellschaft als in Deutschland gibt es erstaunlicherweise noch kein Bewusstsein für das Problem. Sadar + Vuga haben bei ihrem Gebäude „Salamander“ eher erstaunt zur Kenntnis genommen, dass das ursprünglich für junge Dienstleister geplante Projekt nun von Über-Fünfzig-Jährigen bezogen wurde. Housing construction is the focus of Slovene Baukultur . The mostly private sector clients address their dwellings to an upmarket home ownership clientele. These develop ments are often projects with 12 to 60 housing units. One exceptional project is the new residential neighbour hood in LjubljanaPoljane by Ofis Architects and Elastik with more than 650 housing units. However, given the ru ral past of many Slovenes, most of them have hitherto dreamt of a house in the country. Only gradually are certain elements of society also beginning to show an interest in urban living along Western European lines. Urban living, the emergence of highdensity neighbour hoods with highrise residential buildings, as well as the conversion of old building fabric for new uses are becom ing noticeably more important. Although society is ageing at an even faster rate than in Germany, there is remarkably still no awareness of the problem. Thus, for instance, after Sadar + Vuga had constructed their “Sala mander” building, they were rather amazed to see that the project, which had originally been planned for young service providers, was now being occupied by people over the age of 50. 18 Kurzer Überblick über Sloweniens Baukultur A brief survey of Slovene Baukultur Wohnhaus „Salamander“ von Sadar + Vuga in Ljubljana, 2004 | Condominium “Salamander” by Sadar + Vuga in Ljubljana, 2004 Daneben verdienen viele neue Hotelgebäude in den Alpen oder an der Küste Beachtung. Der Tourismussektor floriert in Slowenien. Nova Gorica an der Grenze zu Ita lien entwickelt sich zu einem kleinen Las Vegas. Das Hotel von Studio Krušec in Celjska Koča und das Hotel Sotelia in Podčetrtek von Enota sind architektonisch von Interesse wie auch der Bereich neuer Hochschulbauten, der mittels PPP-Projekte verfolgt wird. So sind in Ljubljana ein neues Klinikzentrum, eine Technische Hochschule sowie eine neue National- und Universitätsbibliothek und in Koper ein neuer Universitätscampus geplant. Im Umbruch befinden sich Ljubljana, Maribor und Koper, wo Nachhaltigkeit, Umnutzungen, neue Grünzüge und gemischt genutzte Quartieren an Bedeutung gewinnen. Auf hohem Niveau konsolidiert erscheint heute die Baukultur Sloweniens, dessen lebendige Architektenszene auch international mit vielen Architekturpreisen und Publikationen vielfältige Anerkennung erfahren hat. Großes Selbstbewusstsein zeigen die Slowenen heute, die den historischen Umbruch und Eintritt in die EU problemloser als viele ihrer Nachbarn gestalten konnten. In addition, many new hotel buildings in the Alps or on the coast are worthy of mention. The tourism sector is booming in Slovenia. Nova Gorica, on the border with Italy, is developing into a smaller version of Las Vegas. The hotel designed by the Krušec Studio in Celjska Koča and the Sotelia Hotel in Podčetrtek are of architectural interest, as is the field of new buildings for higher educa tion institutions, which involves PPP projects. With many new construction projects, the state is again exerting an active influence on the country’s Baukultur . Thus, for in stance, a new medical centre, an institute of technology and a new national and university library are planned in Ljubljana, and a new university campus is planned in Koper. Ljubljana, Maribor and Koper are going through a process of transformation, with sustainability, the conver sion of existing buildings for new uses, new green spaces and mixeduse neighbourhoods becoming more impor tant. Today, the Baukultur of Slovenia would appear to have been consolidated at a high level. The country’s vibrant architecture scene has received much interna tional recognition, and its architects have been awarded many architecture prizes and have authored many publi cations. Today, great selfconfidence is demonstrated by the Slovenes, who have been able to manage the historical upheavals and accession to the EU with fewer problems than many of their neighbours. 19 Baukultur als europäisches Projekt Baukultur as a European project Wolfgang Kaschuba Architekten beobachten und planen Gebäude und Räume. Und wenn sie gut sind, beobachten sie auch Menschen. Denn dies ist ihr eigentlicher Job: „menschlich“ dimensionierte Raumkörper und Raumlandschaften zu schaffen. Ethnologen beobachten Menschen und Kulturen. Und wenn sie gut sind, beobachten sie auch Räume und Gebäude. Denn sie wollen die Menschen in ihren „Lebenswelten“ und „Alltagen“ verstehen – also deren Erfahrungen, deren Beziehungen, deren Bewegungen in sozial wie architektonisch geprägten Lebensräumen. Die Stadtethnologie untersucht diese Lebenswelten insbesondere in den großen Städten, in den spezifischen Ausgestaltungen „urbaner Kultur“. Architektur und Ethnologie: Beide passen also durchaus zusammen. Gleichsam einem gemeinsamen „anthropologischen Projekt“ verpflichtet, auch wenn dies bisher eher selten zu wirklicher Zusammenarbeit geführt hat. Immerhin: Heute spreche ich als Ethnologe auf Ihrer Tagung, und ich will dabei über Räume und Städte sprechen und über die Menschen in eben dieser anthropologischen Perspektive. Dabei möchte ich mit einem kurzen Rückblick in die Geschichte beginnen, bevor ich dann die Gegenwart der Stadt betrachte. I. Die europäische Stadt: ein Mythos? In den Diskussionen der Architektur wie der Stadtethnologie geht es immer wieder um die Vergangenheit und die Zukunft der „europäischen Stadt“. Sie berge – fast paradigmatisch – eine besondere historische Qualität in sich, die nun in Gefahr sei und deshalb bewahrt werden müsse, heißt es immer wieder. Nicht immer wird diese Qualität auch tatsächlich beschrieben. Gemeint ist mit dieser Formel von der „europäischen Stadt“ aber offenbar eine historisch gewachsene räumliche wie soziale Stadtgestalt, die sich durch Funktionalität, durch Ästhetik, durch Zentralität und eben auch durch bürgerliche Selbstverwaltung auszeichnet. Eine „bürgerliche“ Stadt also mit ausgeprägter Alt- oder Innenstadt samt dem Marktplatzensemble von Rathaus, Kirche, Schule, Gasthaus, Café. Gemeint ist auch eine nachhaltige Gliederung der gesamten Stadtlandschaft durch Verkehrs- und Gewerbe- 20 Architects observe and design buildings and spaces. And if they are good architects, they also observe people. Because this is their real job – to create spatial bodies and spatial landscapes with “human” dimensions. Ethnologists observe people and cultures. And if they are good ethnologists, they also observe spaces and buildings. Because they want to understand people in their “lifeworlds” and “everyday lives” – in other words their experiences, their relationships, their movements in living spaces that are shaped socially and architecturally. Urban ethnology studies these lifeworlds, especially in large cities, in the specific forms taken by “urban culture”. Architecture and ethnology thus definitely go well to gether. They are, as it were, committed to a joint “anthro pological project”, even if this has so far rarely resulted in genuine cooperation. Still, I am speaking as an ethno logist at your conference. And I want to talk about spaces and cities and people from this anthropological per spective. I would like to start with a brief historical review before I look at the present situation of cities. I. The European city: a myth? Architects and urban ethnologists are forever discussing the past and the future of the “European city”. Time and again, they claim that it has – almost paradigmatically – a special historical quality that is now at risk and thus has to be preserved. This quality is not always actually described. However, what is obviously meant by this phrase “the European city” is a spatial and social entity that has evolved over the course of history and is characterized by functionality, aesthetics, centrality and also by civic governance. In other words, a “civic” city with a distinctive old town or city centre together with the group of buildings around the market square – town hall, church, school, inn, café. What is also meant is a permanent organization of the entire urban landscape by transport and commer cial structures, by middleclass and workingclass neigh bourhoods, by appropriately designed roads and squares. Baukultur als europäisches Projekt Baukultur as a European project 21 strukturen, durch Bürger- und Arbeiterviertel, durch entsprechend angelegte Straßen und Plätze. Und gemeint ist damit schließlich auch ein bestimmter architektonischer Stil, der gewiss nicht spezifisch und einheitlich zu sein braucht, der in der europäischen Geschichte aber jedenfalls doch beidem gerecht werden musste: dem bürgerlichen Wunsch nach Geschichtlichkeit und Repräsentation wie dem bürgerlichen Bedürfnis nach dem architektonischen Ausdruck von Gemeinschaft, Ordnung und Solidität. Diese „europäische Stadt“ entsteht zwar längst vor dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie bildet aber besonders in dieser Zeit festere bauliche wie soziale Formen aus. Und sie differenziert sich vor allem deutlich. So bleibt einerseits zwar der Prototyp dieser „Kleinstadt“ erhalten, wie er sich von England bis ins westliche Russland und von Italien bis Schweden findet. Von dieser Kleinstadt jedoch beginnt sich die „große Stadt“ zu emanzipieren auf den Spuren der europäischen Vorbilder Paris und London. Vergegenwärtigen wir uns, dass in Deutschland 1810 gerade zwei Städte über 100.000 Einwohner aufweisen: Berlin mit 190.000 und Hamburg mit 120.000 Menschen. Die berühmte preußische Städteordnung von 1810 ordnet deshalb eben noch „Klein- und Mittelstädte“: Städte, die eng gebaut und meist ummauert sind, um Schutz und Sicherheit zu geben, um Nahrung und Wärme zu speichern, um überschaubar und kontrollierbar zu sein. So gliedern diesen städtischen Raum Stadttore und Mauern, schmale Häuserzeilen und enge Gassen, kaum Gärten und wenige Plätze. Das Ziel ist Verdichtung der Räume und Vernetzung der Funktionen, um die lokalen Ressourcen, also vor allem Handwerk und Handel, möglichst gut zu nutzen und zu schützen. Um 1900, nur drei Generationen später, bietet sich längst ein anderes Bild. Ein rasantes Wachstum der Städte hat in Deutschland und Europa stattgefunden auf das fünf- bis zehnfache der Bevölkerung. Verursacht bekanntlich durch eine städtische Bevölkerungsexplosion im Zuge der Industrialisierung dank hoher Geburtenzahlen und sinkender Kindersterblichkeit, vor allem aber aufgrund massenhafter Zuwanderung. Alle Städte, insbesondere aber die Metropolen wachsen in dieser Zeit nur durch und aus „Mobilität“. Sie entstehen aus der gezielten Bewegung von Menschen, von Ideen, von Dingen. Stadt war also und wird nun noch mehr ein „migrantisches Produkt“ – gerade auch im Blick auf ihre soziale und kulturelle Prägung. Daran sollte man heute aus gegebenem Anlass und mit Georg Simmel nachdrücklich erinnern: Große Städte waren und sind Orte der Fremden, die bleiben! 1 Und meist sind es diese Fremden, die dem städtischen Leben neue Form und Gestalt geben, auch neue architektonische Gestalt. Denn die Fremden sind am ehesten in der Lage, lokale Regeln und Traditionen zu überschreiten und tatsächlich Neues zu gestalten: Neue Regeln der Produktion und der Ökonomie einzuführen, aber auch neue Lebensstile und neue ästhetische Konzepte. 22 And ultimately, what is also meant is a certain architec tural style, which certainly does not have to be specific and uniform, but which, in the history of Europe, had to reflect both the civic desire for historicity and represen tation and the civic need for the architectural expression of community, order and solidity. It is true that this „European city“ emerged long before the start of the 19th century. But it was during this period, in particular, that it developed more solid physical and social forms. And the differences became more pro nounced. Thus, on the one hand, the prototype of this „small town“ was preserved, and could be found from England to Western Russia and from Italy to Sweden. How ever, the “large city” started to emancipate itself from this small town, following in the tracks of Paris and London as European models. Let us not forget that in 1810, only two cities in Germany had a population of over 100,000 – Berlin with 190,000 and Hamburg with 120,000 inhabitants. The famous Prussian Municipal Ordinance of 1810 thus still governed “small and mediumsized towns” – towns that were densely populated and usually surrounded by walls, to provide protection and safety, to store food and heat, to be manageable and controllable. Thus, this urban space was divided by town gates and walls, narrow rows of houses and alleyways, hardly any gardens and few squares. The aim was to consolidate the spaces and interlink the functions, in order to make optimum use of and protect local resources, especially crafts and trade. By 1900, only three generations later, the picture had long since changed. There had been rapid growth in towns and cities in Germany and Europe, with a five to tenfold rise in population levels. This was caused, as is generally known, by an explosion in the urban population in the course of industrialization thanks to high birth rates and a decline in infant mortality, but it was mainly due to massive inmigration. During this period, all towns and cities, but especially the metropolitan areas, grew solely through and out of “mobility”. They emerged from the systematic movement of people, ideas and things. The city had thus become, and was increasingly be coming, a “product of migration”– especially with regard to its social and cultural shape. Today, in the light of recent events, we should remember the words of Georg Simmel: Large cities have been and continue to be places to which outsiders come and stay! 1 And in most cases, it is these outsiders who give urban life new form and shape, including new architectural shape. Because the outsiders are most likely to be in a position to transgress local rules and traditions and to actually shape something new – to introduce new rules of production and economy, but also new lifestyles and new aesthetic concepts. Baukultur als europäisches Projekt Baukultur as a European project „Mischung“ ist hier das Stichwort. Denn in diesem 19. Jahrhundert ist die „europäische Stadt“ eben auch zu einem spezifischen Modell „urbaner Mischungen“ geworden. Sie verkörpert nun einen Ort „kultureller Vielfalt“: im Blick auf die vielfach migrantische Herkunft ihrer Bewohner ebenso wie auf die nun von außen eindringenden Moden und Lebensstile oder auf die nun vielfach umgestaltete Stadtlandschaft. [...] Industrie und Verkehr formieren damals die Menschen zu neuen industriegesellschaftlichen „Massen“. Und sie formen die Städte um zu industriellen Landschaften. Dies alles bedeutet eine nachhaltige räumliche, bauliche, infrastrukturelle, ästhetische Veränderung der Stadtwelt. Damit beginnt die große Zeit der Stadtplaner und der Sozialreformer, die nach der „Lebenswelt Stadt“ fragen. Ihnen erscheinen gerade die neuen Stadträume und Verkehrswege dabei als die zentralen Voraussetzungen „urbaner Kultur“: als eines vielfältigen und vor allem eben lokal verfügbaren und erreichbaren Angebotes von Arbeit, Wohnen, Nahrung, Bildung, Wissen und Unterhaltung. Denn dies ist das urbane Grundprinzip: dass die materiellen wie ideellen Angebote möglichst überall verfügbar und jederzeit erreichbar sein sollen. Und diese „Freizügigkeit“ als allseitige Bewegung im Raum erfährt nun Gestaltform. Die Mauern und die Tore fallen, die Straßen und die Plätze weiten sich, die Bahnhöfe und die Gasthäuser werden zu Einlasstoren „des Fremden“. Die Stadt „öffnet“ sich in den Raum – theoretisch bereits unbegrenzt. Damit wird der Raum seinerseits unaufhaltsam „verstädtert“: durch neue Arbeits-, Siedlungsund Verkehrsstrukturen, aber eben auch durch neue urbane Lebens- und Konsumstile. Es entsteht eine neue Vielfalt der Formen und Stile, die nun miteinander konkurrieren, sich ergänzen, sich vermischen. Und erst mit dieser Pluralisierung und Urbanisierung der Lebensformen, werden Raum und Gesellschaft insgesamt zu Spielräumen und Anlagefeldern des modernen Kapitalismus. […] Nach 1945 dann wird in vielen europäischen Städten der Krieg „überbaut“ und „überblendet“: in seinen physischen Schäden und Ruinen wie in seinen psychischen Bildern und Traumata. Insofern ist die vielfach kritisierte europäische Nachkriegsmoderne in ihrer architektonischen Kühle und Funktionalität auch eine Absage an schmerzliche Rück-Blicke und Rückbesinnungen. Damit verweigern sich nun aber auch viele Städte jener Tradition der „europäischen Stadt“, indem sie sich „entkernen“, „erschließen“, „modernisieren“. Vielfach eben ohne soziales Konzept und ohne historisches Augenmaß. The keyword here is “mixture”. Because in that 19th cen tury, the “European city” also became a specific model of “urban mixtures”. It now embodied a place of “cultural di versity” – with regard to the migratory origin of many of its inhabitants, the fashions and lifestyles now being im ported from outside, or the urban landscape which un derwent numerous modifications. […] At that time, industry and transport formed people into new “masses” of the industrial society. And they shaped the cities into industrial landscapes. All this meant a sus tained spatial, physical, infrastructural and aesthetical transformation of the urban world. This marked the start of the heyday of urban planners and social reformers, who called for an “urban lifeworld”. To them, the new urban spaces and transport infrastructure appeared to be the key prerequisites of “urban culture” – a diverse and, above all, locally available and accessible range of work, housing, food, education, knowledge and entertainment. Because this is the basic urban principle – that the tangi ble and intangible services should, wherever possible, be available everywhere and accessible at all time. And this “freedom of movement” in all directions in space now took on concrete shape. The walls and gates came down, the roads and squares became wider, the railway stations and inns became the gates through which “the outside world” entered. The city “opened” itself to space – al ready without any limits, at least theoretically. As a result, space itself became inexorably “urbanized” by new work, settlement and transport structures, but also by new styles of urban life and consumption. A new diversity of forms and style emerged, which now competed with, complemented and intermingled with one another. And it was not until this pluralization and urbanization of ways of life that space and society as a whole became play grounds and investment fields of modern capitalism. […] After 1945, many European cities “built over” or “faded out” the War – in its physical damage and ruins and in its psychological images and traumas. In this respect, the much criticized European postwar modernism is, in its coolness and functionality, also a rejection of painful retrospections and recollections. In doing so, however, many cities were refusing to accept the tradition of the “European city” by reducing their density, developing or modernizing. In many cases with out a social plan and with no sense of historical propor tion. 23 II. Die europäische Stadt: ein Ethos! II. The European City: an ethos! Mit der Metapher von der „Unwirtlichkeit der Städte“ kritisierte der Mahner Alexander Mitscherlich 1965 bekanntlich den doppelten Sündenfall von Architektur und Verkehrsplanung. Denn der drohte die historisch gewachsene Lebenswelt „Stadt“ in ihrem Inneren zu zerstören. It is well known that in 1965, the admonisher Alexander Mitscherlich, using the metaphor of the “inhospitality of cities”, criticized the twin fall from grace of architecture and transport planning. Because it threatened to destroy the very heart of the urban lifeworld, which had evolved over the course of history. Heute könnte man umgekehrt von einer „Wirtlichkeit Today, we could turn this round and speak of a “hospital der Städte“ sprechen, die bedrohlich zu werden scheint. ity of cities” which appears to be becoming threatening. Von einem Sündenfall, der sich in neuen Formen der Of a fall from grace that involves cities being equipped architektonischen „Möblierung“ und der kulturellen with new forms of architectural “furnishings” and being „Vergemütlichung“ der Stadt vollzieht, der städtische made culturally “cosy”, that is refurbishing the urban land Landschaft und urbane Kultur gleichsam als „Ottomane“ scape and urban culture as “ottomans”, as it were, as herrichtet, als couchhafte Spiel- und Liegewiese eines couchlike playing fields and lawns of a new „urbanism“. neuen „Urbanismus“. Because, starting in the 1990s, the cities of Europe once Denn seit den 1990er Jahren formten sich Europas again dramatically reshaped themselves. On the one Städte nochmals dramatisch um. Einerseits wurde nach hand, the political and economic map of Europe was re dem Zusammenbruch des Sozialismus und dem Fall des drawn after the collapse of socialism and the fall of the Eisernen Vorhangs die politische und wirtschaftliche Iron Curtain. On the other hand, politics and economics, Landkarte Europas neu geschrieben. Andererseits ordmigration and travel arranged the European transport neten Politik und Ökonomie, Migration und Reisen das and urban networks in a topography that was, in many europäische Verkehrs- und Städtenetz in einer vielfach cases, new. Thus, a fundamental restructuring of cities neuen Topographie an. Damit vollzieht sich erneut ein is once again taking place. fundamentaler Stadt-Umbau. US urban sociology has since coined the cute term Für diesen inneren Stadtumbau hat die US-Stadtsozio“rezoning” for this internal urban restructuring. This is logie inzwischen den hübschen Begriff des „Re-Zoning“ a rather euphemistic term, because it is used to describe erfunden, also der räumlichen „Um-Ordnung“. Das ist nothing less than a radical functional and social restruc eine eher euphemistische Formulierung, weil damit turing of urban space, a restructuring that is taking place nicht weniger umschrieben wird als eine radikale funkprimarily to meet the requirements of the private sector tionale und soziale Umstrukturierung des städtischen and tourism. Central neighbourhoods are being gentri Raumes, eine Umstrukturierung vor allem unter privatfied, social groups are being forced out of these centres wirtschaftlichen und touristischen Gesichtspunkten. by high rents and prices, small businesses and trades are Zentrale Stadtquartiere werden gentrifiziert, soziale being driven away by boutiques. At the same time, the Gruppen über hohe Mieten und Preise aus diesen Zenurban space is extending further into the hinterland as a tren abgedrängt, Kleingewerbe und Handwerke durch suburban area of living and consumption. Boutiquen vertrieben. Gleichzeitig erweitert sich der Large European cities are also being reshaped and redis urbane Raum als suburbaner Wohn- und Konsumraum covered as a result of the rapid growth of budget airlines weiter in das Umland hinaus. and mass tourism. They now appear to be a diverse and Auch durch den rasant wachsenden Flug- und Massenalien “sociotope”, as a historical and museum landscape tourismus werden europäische Großstädte umgeformt and, even more so, as a shopping mall and party stage. und neu entdeckt. Sie erscheinen nun zugleich als vielA totally new tourist mobility is emerging – with a new fältiges und fremdes „Soziotop“ wie als Geschichts- und clientele. Because the lowcost airlines and the new Museumslandschaft und erst recht als Shoppingmall 200 km/h trains are rapidly producing a dense European und Partybühne. Es ist eine völlig neue touristische mobility network. And this network is clearly dominated Beweglichkeit, die da entsteht – auch mit einem neuen by those cities and metropolitan regions that are cultur Publikum. Denn rasch entwickelt sich um die Billigflugally attractive. linien und die neuen 200 km/h schnellen Zugsysteme In this context, it is primarily the “modern nomads” who ein dichtes europäisches Mobilitätsnetz. Und in diesem appear to be genuinely “urban” – bankers and managers, Netz dominieren deutlich die kulturell attraktiven artists and intellectuals, who travel around this “metro Städte und Metropolenverbindungen. poly”. Usually with business connections and homes in Als wirklich „urban“ erscheinen dabei vor allem die several cities, they are a living example of “city hopping” „modernen Nomaden“: Banker und Manager, Künstler by creative and important people, who declare individual und Intellektuelle, die in diesem „Metropoly“ unterwegs mobility to be an emblem of postmodernism. sind. Meist mit Geschäftsbeziehungen wie Wohnsitzen in mehreren Städten leben sie uns ein „City-Hopping“ der Kreativen und Wichtigen vor, die individuelle Mobilität zum Signet der Postmoderne erklären. 24 Baukultur als europäisches Projekt Baukultur as a European project Den „hippen“ Städten bringt dies Geld und Ansehen. Es bringt ihnen aber auch Apartment-Komplexe, die wie städtische Urlaubs-Ressorts wirken. Es bringt ihnen neue Mitbürger, die sich „lokal“ oft wenig interessieren, engagieren und identifizieren. Es bringt ihnen auch internationale Architekturstile, die manches Aufsehen erregen, aber auch viele Baukomplexe zum Verwechseln ähnlich gestalten. Es bringt ihnen soziale Verdrängungsprozesse in den Innenstadtquartieren, die nun „homogen“ und langweilig anstatt „sozial gemischt“ werden. Und es bringt damit das dritte städtische Zentrum hervor, jene postmoderne und exklusive „City in der City“. Gleichsam eine innerstädtische „CityLounge“, die für den Normalbürger in London, Moskau oder Prag längst nicht mehr zugänglich ist, weil er sich von der Wohnung bis zum Bier die Preise im Zentrum nicht mehr leisten kann. [...] Nun geht es um das Dabeisein. Durch die Festivalisierung der Stadtkultur wird die Metropole immer mehr zur „Location-Landschaft“ und zur „Party-City“. Zu einem Raum von Treffpunkten und Gemeinschaftserlebnissen, die nur grell und kurz aufscheinen: das Stadtzentrum als permanenter Eventraum. Im kleinen Rahmen sind das die Party im Kraftwerk, die Kunstausstellung im Luftschutzbunker, das Simon Rattle-Konzert im stillgelegten U-Bahnschacht – teils für ein exklusives Jetset-Publikum, teils für nicht weniger exklusive Subkulturen und Szenen. Und im großen Rahmen präsentieren sich New York-Stadtmarathon, Madonna im Berliner Olympiastadion, Sinfoniekonzert im Hyde Park, Street Parade in Zürich, Mona Lisa im Pariser Louvre oder selbst die Bayreuther Wagner-Festspiele. Dazwischen formen sich die gentrifizierten Szeneviertel wie Notting Hill oder Prenzlauer Berg. Oft samt neuer Bewohnerschaft für die neuen „Quartiere“ und „Locations“ – und inzwischen von Paris bis Bochum mit „Stränden“ in der Stadt: Sand aufs Pflaster, Liegestühle unter die Kübel-Palmen, Caipirinha ins Glas und Karibik-Pop aus der Box! Architektonisch bedeutet dies je nachdem „Multikulti“ oder „Leipziger Allerlei“: viel Event-Architektur jedenfalls, die mit „Ort“ und „Welt“ spielt, mit „Geschichte“ und „Zukunft“, die das „Ruinöse“ rekonstruiert und das „Pompöse“ inszeniert, die das „Provisorium“ schätzen lernt und die „Zwischennutzung“. Architektur erscheint hier oft als ein Stil-Sampling fast wie in der Musik. Jedenfalls drückt sich darin offenbar eine neue „performative“ Qualität der Architektur aus. Nicht nur in ihren Bauten, sondern auch in ihren Stars, ihren Gesten, ihrem Habitus. Wenn etwa die Debatten um rekonstruierte Schlösser und Kirchen als architektonische Iden titätsstiftung inszeniert werden, wenn sich die „Schaustelle“ als ein Einblick in die Werkstatt des großen Machers erweist oder wenn die neuen Wortschöpfungen vom „urbanen Rückbauen“ als sozialtherapeutischer Jargon daherkommen. Auch insofern wird die Stadt zum „Gesamtkunstwerk“: Sie bildet nun Bühne und Rahmen für eine dichte Folge von Politik-, Kunst-, Musik- und Sportevents. Und sie liefert dem Strom der auswärtigen Besucher damit ein besonders emotionales „urbanes Erlebnis“. Mehr noch: Mit dieser Wendung hin zur „Weltstadt“, zum Ort einer For “hip” cities, this means money and prestige. But it also means apartment complexes that look like urban holiday resorts. It also means new inhabitants who often show little interest in the locality and are reluctant to get in volved in and to identify with it. It also means internation al architectural styles which sometimes cause a sensation, but which also design many building complexes such that they all look the same. It also means processes of social displacement in the city centre neighbourhoods, which now become “homogeneous” and boring rather than “socially mixed”. And it thus produces the third urban cen tre, that postmodern and exclusive “city within the city”. A inner urban “city lounge”, as it were, which is no longer accessible to the average citizen in London, Moscow or Prague, because, from an apartment to a beer, he can no longer afford the prices in the centre. […] Now, it’s all about taking part. The festivalization of urban culture is increasingly turning large cities into “location landscapes” and “party cities”. To a space of meeting points and shared experiences, which only appear garish ly and for a short time – the city centre as a permanent event space. On a small scale, this means the party in the power plant, the art exhibition in the air raid shelter, the Simon Rattle concert in the disused underground tunnel – in some cases for an exclusive jet set audience, in other cases for no less exclusive subcultures and scenes. And on a large scale, it means the New York City Marathon, Madonna in the Berlin Olympic Stadium, the symphony concert in Hyde Park, the Street Parade in Zurich, Mona Lisa in the Paris Louvre or even the Wagner Festival in Bayreuth. Between these are emerging the gentrified trendy neighbourhoods such as Notting Hill or Prenzlauer Berg. Often together with new residents for the new “neigh bourhoods” and “locations”. And in the meantime we have “beaches” in the city, from Paris to Bochum: with sand on the pavement, deckchairs under the potted palms, caipi rinha in your glass and Caribbean pop music from the loudspeakers! Architecturally, this means “multicultural” or a “mixed bag”, as the case may be. At any rate, a lot of event architecture, that plays with “location” and “world”, with “history” and “future”, that reconstructs the “ruinous” and stages the “pompous”, that comes to appreciate the “makeshift” and the “temporary use”. Here, architecture often appears to be style sampling, almost like in music. At any rate, this is obviously the expression of a new “performative” quality of architecture. Not only in its buildings, but also in its stars, its gestures, its habitus. Like, for instance, when the debates on reconstructed palaces and churches are staged as if they were supposed to foster a sense of architectural identity, when the “Schaustelle” turns out to be an insight into the world of the great man of action or when the neologisms of „urban demolition“ come across as social therapeutic jargon. Another way in which cities are becoming a “Gesamt kunstwerk” is that they now form the stage and frame work for a rapid succession of political, artistic, musical and sporting events. And in doing so, they provide the stream of external visitors with a special emotional 25 fast globalen Pop-Kultur, öffnet die Stadt sich auch als Entdeckungsraum für einen „inneren Tourismus“: Auch „die Einheimischen“ erleben sich nun selbst als Touristen in der eigenen, jedoch vielfach „fremd“ gewordenen Stadt – vor allem dann, wenn sie sich die Eventmeile in der eigenen Stadtmitte finanziell nur noch zwei Mal im Jahr leisten können! “urban experience”. And there is more. With this trend to wards a “world city”, a place of almost global pop culture, cities are also opening up as a place of discovery for “in ternal tourism”. The “locals” also find out what it is like to be tourists in their own city, a city that in many respects they find alien – especially if they can only afford to visit the event mile in their own city centre twice a year! Die neue Attraktivität von Städten wie Barcelona, Edinburgh, Berlin oder St. Petersburg ist ohne diesen Wirkungszusammenhang von „Placemaking“ und „Branding“ nicht zu erklären. Ethnische Milieus wie urbane Szenen spielen dabei eine wesentliche Rolle, künstlerische und akademische Mobilität, Medienverbünde und Internet-Portale – und immer wieder natürlich Baupolitik und Architektur wie im Extremfall Bilbao. Diese Attraktivität ist aber nicht denkbar ohne die neuen Verkehrsnetze und die neuen Mobilitätsformen, die das touristische und migrantische Element der Stadtkultur weiter verstärken. The new attractiveness of cities such as Barcelona, Edin burgh, Berlin or St Petersburg cannot be explained with out this correlation between placemaking and branding. Ethnic milieus and urban scenes play a major role here, artistic and academic mobility, media networks and inter net portals – and of course time and again building policy and architecture, as in the extreme case of Bilbao. How ever, this attractiveness would be inconceivable without the new transport networks and the new forms of mobil ity that further intensify the tourist and migrant elements of urban culture. Natürlich droht hier Gefahr, denn dieser Stadtumbau tendiert zur Ökonomisierung und Uniformierung der Stadtkultur. Zum Verlust lokaler Merkmale aus Geschichte, Architektur und Atmosphäre, die ja eigentlich gerade das Einzigartige der Metropole ausmachen: ihre Unverwechselbarkeit. All dies gilt längst auch für die kleineren Städte: Stadtumbau, Boutiquisierung und Tourismus „gentrifizieren“ und „konsumieren“ auch hier längst die kulturelle Substanz. Nach den immergleichen Flughäfen, Bahnhöfen und Hotellobbies muss man sich heute auch in manchen Opernhäusern, Kunstausstellungen oder ganzen Innenstädten irritiert fragen, ob sie nicht zu jeder beliebigen Stadt gehören könnten. Der französische Kulturanthropologe Marc Augé spricht von „Nicht-Orten“, die so gerade im Zusammenspiel von globaler Ökonomie, großstädtischem Verkehr und urbaner Architektur entstehen. 2 Und mit solchen Nicht-Orten verlieren die Städte ihre Lebensgeschichte, ihr Gesicht, ihre Identität. Umso wichtiger wird daher die Frage, „wer“ in der Stadt leben und „für wen“ sie künftig „gedacht“ und „gemacht“ werden soll. Und dies ist dann eine zutiefst politische Frage! Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Richard Florida hatte darauf kürzlich eine Antwort versucht. Er fragte nämlich in einer Untersuchung der US-amerikanischen Groß- und Mittelstädte nach deren „Zukunftsfähigkeit“. Diese Zukunftsfähigkeit wiederum hängt für ihn davon ab, ob diese Städte attraktiv sind für die „kreativen Klassen“. Darunter versteht er jenes knappe Drittel der Bevölkerung, das insbesondere in den Technologie- und Kulturindustrien arbeitet, also etwa Ingenieure und Software-Entwickler, Medienmenschen und Banker, Künstler und Wissenschaftler. Diese „Kreativen“ wiederum – so Florida – wünschen sich ein Lebensumfeld, das durch Geschichte und Architektur geprägt ist, durch soziale und ethnische Vielfalt, durch vielseitige kulturelle wie kommerzielle Angebote, durch Liberalität und Toleranz im gesellschaftlichen Klima. Wo es dies nicht gibt, ziehen sie weg. Als Florida seine Ergebnisse dann in einem Aufsatz zusammenfasste mit dem provokanten Untertitel: „Warum Städte 26 Of course there is a risk here, because this urban restruc turing tends to make urban culture economical and uniform. It tends to result in the loss of local features from history, architecture and atmosphere, which constitute the very thing that is unique about large cities – their distinctiveness. All this has also long since applied to smaller towns and cities. Here, too, urban restructuring, boutiquization and tourism have long since been “gentrifying” and “con suming” the cultural fabric. After the airports, railway stations and hotel lobbies that all look the same, people are today forced to ask themselves in some opera houses, art exhibitions or entire city centres whether they could not belong to any city. The French cultural anthropologist Marc Augé talks of “nonplaces”, which emerge through the interplay of the global economy, bigcity transport and urban architecture 2. And with such nonplaces, cities lose their history, their face and their identity. Thus, the question as to “who” is to live in cities and “for whom” they are to be “conceived” and “made” in the future becomes all the more important“ And this is a profoundly political question. The American economist Richard Florida recently attempted to answer it. In a study of large and mediumsized US cities, he inquired into their “sustainability”. For him, this sustainability depends on whether these cities are attractive to the “creative classes”. By this he means the just under one third of the population who work in the technology and culture industries, such as engineers and software developers, media folk and bankers, artists and academics. Florida argues that, in turn, these “creative classes” desire to live in an environment that is characterized by history and architecture, by social and ethnic diversity, by a wide range of cultural activities and commercial services, by liberalism and tolerance in the social climate. If this does Baukultur als europäisches Projekt Baukultur as a European project ohne Schwulenszene und Rockbands im Rennen um ökonomische Entwicklung verlieren“, brach vor allem in Stadtverwaltungen des amerikanischen Mittleren Westens offene Panik aus. 3 not exist, they will move away. When Florida then summa rized his findings in an essay with the provocative subtitle “Why cities without gays and rock bands are losing the eco nomic development race”, undisguised panic broke out in many city administrations in the US, especially those in the Mid West.3 Nun kann man Floridas Antwort sicherlich nur als Hinweis nehmen. Die „Kreativen“ – wenn es sie als Gruppe Now, Florida’s answer can undoubtedly only be taken überhaupt gibt – sind gewiss ein buntes Völkchen, aber eben auch kein besonders zuverlässiges „Stadtpersonal“. as a pointer. The “creative class” – if they exist at all as a group – are certainly a motley bunch, but they are not Denn eine reine „Lifestyle-“ oder „Nomaden-Stadt“ wird especially reliable “urban personnel”. Most people would man sich als städtische Zukunft wohl auch nicht wünprobably not want to see purely “lifestyle cities” or schen wollen. Was aber stattdessen erwünscht ist, das “nomad cities” as the urban future. However, every city muss sich jede Stadt heute in der Tat genau überlegen. must today carefully consider what it would rather have. Manche dieser Überlegungen operieren gegenwärtig Some of these considerations are currently operating einfach mit dem Begriff „Spacing“. Dieses Schlagwort simply with the term “spacing”. In the ongoing spatial will in den aktuellen Raum- und Stadtdebatten darauf and urban debates, this buzzword is intended to draw aufmerksam machen, dass es buchstäblich um: „Raum attention to the fact that it is literally a matter of “making machen“ geht. Dass „Bauen“ in der Tat eine komplexe space”. That “building” does indeed mean a complex und systematische Veränderung des Raumes durch and systematic transformation of space by new material neue materielle wie virtuelle Plastizität meint, also durch neues räumliches Wissen wie durch neue mediale and virtual plasticity, in other words by new spatial knowledge and new mediabased images of spatiality Bilder von Räumlichkeit wie durch neue räumliche and by new spatial practices. Praxen. „Spacing“ will also erst einmal nachfragen. Es will die Planung und Koordination von Stadt und Raum in Prozessdimensionen neu denken. Will Stadt nicht als Bühne für „Architektur-Events“, sondern als „BaukulturLandschaft“ verstanden wissen. Will mehr auf die Unterschiede in den Raum- und Zeitmanagements der Nutzer Rücksicht nehmen. Will den Zusammenhang von Stadt und Bewohnern als „öffentlichen Raum“ im Sinne der alten Idee von der „europäischen Stadt“ ernst nehmen. Will vor allem die Funktion der Innenstädte als „soziale Bewegungsräume und kulturelle Begegnungszonen“ erhalten – als eine „soziale Stadt“: begehbar, erkennbar, genießbar, bezahlbar von allen und für alle! Denn nur aus dieser Attraktivität „für alle“ entsteht Identifikation! Und nur aus solcher Identifikation wiederum erwächst die Bereitschaft zum Handeln in individueller wie in „stadtbürgerlicher“ Verantwortung! Das jedenfalls lehrt uns die bisherige Geschichte der großen Städte. Und das wäre dann eben auch: die europäische Stadt „als Ethos“, als eine in „soziale“ Gestalt und „kulturelles“ Bauprogramm übersetzte Idee! – Diese europäische Stadt ist und bleibt attraktiv. Daran sollten Architekten und Stadtplaner denken und weiter bauen! Thus, “spacing” wants to start by inquiring. It wants to rethink the planning and coordination of cities and spaces in process dimensions. It wants cities to be seen not as a stage for “architectural events” but as a “ Bau kultur landscape”. It wants to devote more consideration to the differences between the spatial and time manage ment systems of the users. It wants to take seriously the connection between cities and their inhabitants as the “public realm” in the sense of the old idea of the “Euro pean city”. Above all, it wants to preserve the function of city centres as “spaces of social movement and zones of cultural encounter”, as a “social city” – accessible, perceptible, enjoyable and affordable for everyone! Because it is only from this attractiveness “for everyone” that identification can develop. And it is only from such identification, in turn, that people will become willing to act with individual and “civic” responsibility. This, at any rate, is what the history of large cities teaches us. And this also means: the European city “as an ethos”, as an idea translated into a “social” shape and a “cultural” building programme! This European city is attractive and will remain so. Architects and urban planners should think about this and continue building! [1] See Kaschuba, Wolfgang, Die Überwindung der Distanz: Zeit und Raum [1] siehe Kaschuba, Wolfgang: Die Überwindung der Distanz: Zeit und Raum in der europäischen Moderne, Frankfurt am Main 2004. [2] Augé, Marc: Orte und Nicht-Orte: Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Frankfurt am Main 1994. in der europäischen Moderne, Frankfurt am Main 2004. [2] Augé, Marc, Orte und NichtOrte: Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit, Frankfurt am Main 1994. [3] Florida, Richard, ‘The Rise of the Creative Class. Why cities without gays [3] Florida, Richard: The Rise of the Creative Class. Why cities without gays and rock bands are losing the economic development race’, in idem, The rise and rock bands are losing the economic development race, in: ders.: of the creative class and how it‘s transforming work, life, community and The rise of the creative class and how it‘s transforming work, life, commu- everyday life, New York 2004. nity and everyday life, New York 2004. 27 Veranstaltungsbilder Event pictures 28 29 Diskurs „Architektur und Identität“ Discourse on “Architecture and Identity” Christian Brückner von Brückner & Brückner Architekten/Tirschenreuth, Würzburg Aljoša Dekleva und Tina Gregorič, Dekleva-Greogorič Architekten/Ljubljana Dean Lah, Enota Architekten/Ljubljana Eva Maria Lang , Knerer & Lang Architekten/Dresden Claus Käpplinger, Architekturkritiker/Berlin (Moderation) Welche Bedeutung der Begriff Identität für Architektur und Gesellschaft besitzt oder gewinnen kann, war Thema dieses Panels, das von vier Kurzvorträgen slowenischer und deutscher Architekten eingeleitet wurde. Eva Maria Lang von Knerer & Lang Architekten machte den Anfang mit kritischen Beobachtungen zu ihrer Heimatstadt Dresden. Am Beispiel des Altmarktes und der Prager Straße stellte sie Dresdens Sehnsucht nach Identität zur Diskussion, die sich auf eine „Wiedererfindung“ jener Stadt richte, die im Bombenkrieg unterging. Architektur und Städtebau seien hierzu starke Instrumente. Was zuvor jedoch mit der Moderne verbunden war, nämlich der Glaube, dass man mit Architektur und Stadtplanung eine Gesellschaft gestalten könne, werde nun auf die alte Stadt und Neuinterpretationen vergangener Stadtstrukturen übertragen. What significance does the concept of identity have for architecture and society or what significance can it gain? This was the question addressed by this panel, which was introduced by four brief presentations by Slovene and German architects. Eva Maria Lang from Knerer & Lang Architects kicked off with critical observations on her home city of Dresden. Taking the Altmarkt and Prager Straße as examples, she launched a discussion on Dres den’s yearning for identity, which is focused on a “re invention” of the city that was destroyed by the air raids. She said that architecture and urban design were power ful instruments for this purpose. However, what was formerly associated with modernism, namely the belief that a society could be shaped with architecture and urban planning, was now being applied to the old city and reinterpretations of previous urban structures. Aljoša Dekleva und Tina Gregorič wählten einen anderen, einen biographischen Zugang zum Thema. Viele slowenische Architekten ihrer Generation hätten durch ihre Studien- oder Arbeitsaufenthalte in Westeuropa in den Neunzigern eine neue Sicht der eigenen Geschichte und Identität gewonnen. Zuvor sei man sich über das Eigene nicht derart bewusst gewesen, da man wie alle anderen die damals einzige Architekturhochschule Sloweniens in Ljubljana besucht hatte. Doch die Begegnung mit amerikanischen oder asiatischen Kollegen im Westen hätte ihren Blick auf eine europäische Identität mit zahlreichen nationalen wie regionalen Facetten geöffnet, die stets für den Ort das Spezifische suche und sich in der Architektur auf Kontext, Geschichte wie auch die Dialektik zwischen industriellem Standard und einzigartiger Handwerklichkeit stütze. Aljoša Dekleva und Tina Gregorič chose a different, bio graphical approach to the topic. They said that many Slovene architects of their generation had acquired a new perspective on their own history and identity as a result of studying or working in Western Europe in the 1990s. Previously, they had not been so conscious of their own history and identity because, like all other architects, they had attended the only Slovene architectural aca demy that existed at that time, which was in Ljubljana. However, meeting American or Asian colleagues in the West had opened their eyes to a European identity with numerous national and regional facets, that always sought the specific for the place and in architecture drew on context, history and the dialectic between industrial standard and unique craftsmanship. Dean Lah präsentierte hingegen fünf konzeptionelle Strategien, mit denen seine Architektenpartnerschaft Enota auf die baulichen Anforderungen der Gegenwart zu reagieren versucht, die zumeist in Bauvolumen, Programm und Gestalt nicht unmittelbar mit dem Kontext und Ort vereinbar seien. Identität sei immer ein Konstrukt, weniger eine fassbare Struktur als eine Art des Denkens, die sehr stark von persönlichen Erfahrungen geprägt sei. Nicht der Ort und sein Kontext, sondern der Prozess vieler verschiedener Entscheidungen drücke Identität aus, die später in ihrem Ergebnis, allein dem konkreten Haus vor Ort ihren Ausdruck fände. 30 By contrast, Dean Lah presented five conceptual strate gies with which his architectural partnership, Enota, is attempting to respond to the physical challenges of the present which, he said, are not always directly compatible with context and place, mostly in terms of construction output, programmes and shapes. Identity was always a construct, less a tangible structure and more a kind of thinking strongly shaped by personal experience. It was not the place and its context, but the process of many different decisions that expressed identity, which was later manifested in its outcome, the concrete building on the ground. Diskurs „Architektur und Identität“ Discourse on “Architecture and Identity” Tina Gregorič, Aljoša Dekleva, Christian Brückner 31 Der Oberpfälzer Christian Brückner knüpfte mit seinem Vortrag an Lahs Äußerungen an, indem auch er Identität vor allem als etwas Sensuelles darstellte, die vom Ort und einer Aufgabe ausgehend von allen Beteiligten einen Prozess des Findens erfordere. Gerade seine persönliche Erfahrung von der Provinz zum Studium in die Großstadt und danach wieder zurück gewechselt zu sein, habe ihm bewusst gemacht, wie wichtig heute die Weiterentwicklung eines regionalen Charakters in der Architektur sei. Dazu sei der Blick zurück in die Geschichte notwendig, aber könne nicht der alleinige Maßstab sein, was rasch in einer Ideologie enden könne. Im besten Falle schaffe Identität besondere Momente. Dies brachte den Moderator Claus Käpplinger zu fragen, ob Architektur nicht eher Identifikation als Identität fördern könne. Identität sei stets auf ein Subjekt bezogen und reflexiv, weshalb ein Objekt nie Identität besitzen könne. Das Beste, was Architektur erreichen könne, sei die höchst mögliche Identifikation der Nutzer mit einem Gebäude. Eine Feststellung, die kein Architekt teilen wollte. Tina Gregorič fand zwar den Begriff Identität zu inflationär verwendet, doch Plečnik habe zweifellos der Stadt Ljubljana weniger als Stil denn als Methode der Stadtplanung eine unverwechselbare Identität geschaffen. Vielleicht sei auch Identität mehr eine Möglichkeit der Stadtplaner als der Architekten, die zumindest heute immer nur für einen Ort, ein Programm und einen Nutzer eine spezifische bauliche Lösung entwickeln könnten. 32 In his presentation, Christian Brückner from the Upper Palatinate followed on where Lah left off. He also por trayed identity as primarily something sensual which, staring from the place and a task, called for a process of finding from all stakeholders. He said that his personal experience, which had involved moving from the pro vinces to study in a large city and then going back again, had made him aware of just how important the evolution of a regional character in architecture was. To this end, it was necessary to look back into history, but this could not be the sole benchmark, because this could easily end up as an ideology. This prompted the facilitator, Claus Käpplinger, to ask whether architecture could not promote identification rather than identity. He said that identity was always re lated to a subject and reflexive, which was why an object could never possess identity. The best thing that archi tecture could achieve was the maximum identification of users with a building. This was a view that none of the architects agreed with. Tina Gregorič said she thought the term “identity” was overused, but Plečnik had un doubtedly created a distinctive identity for the city of Ljubljana, less as a style and more as a method of urban planning. Perhaps identity was more of an option for urban planners than for architects who, at least today, could only develop a specific physical solution for one place, one programme and one user. Aljoša Dekleva emphasized just how much urban design and architecture can influence people’s lives and make possible or prevent feelings from which they cannot with Diskurs „Architektur und Identität“ Discourse on “Architecture and Identity” Aljoša Dekleva betonte wie sehr Städtebau und Architektur das Leben beeinflussen und Gefühle ermöglichen oder verhindern können, denen man sich im Gegensatz zu Kunstwerken kaum entziehen kann. Dies veranlasste Christian Brückner zu fragen, in wieweit heute in Slowenien Bürgerinitiativen Einfluss auf Projekte nehmen. Erst in den letzten Jahren seien Bürgerinitiativen in Ljubljana entstanden, so Tina Gregorič, was durch die größeren Dimensionen vieler aktueller Projekte erklärbar sei. Eva-Maria Lang drückte ihre Bewunderung für die slowenischen Projekte aus, die mit ihrem starken Selbstbewusstsein der Gegenwart so kaum in Dresden vorstellbar wären. Mit der Moderne würden heute viele Ostdeutsche zumeist nur den Plattenbau verbinden, während das wenige Alte, was Krieg und Wiederaufbau überstanden hätte, hoch geschätzt würde, worin sich nicht zuletzt eine Sehnsucht nach Vergangenheit und Sicherheiten ausdrücke. Die Slowenen stellten fest, dass in ihrem Land der Wandel nicht so abrupt und dramatisch verlief wie in Ostdeutschland. Kaum zerstört und stets auch kulturell verbunden mit westlichen Ländern suchte man in Slowenien nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach neuen Erfahrungen, was ausdrücklich Experimente erlaubte. Vorbilder und Väter hätten für die jungen slowenischen Architekten in den Neunziger Jahren auch kaum existiert, so Dean Lah. Da schon lange vor dem Ende Jugoslawiens kaum mehr etwas gebaut wurde, sei damals die alte Generation von der neuen Marktorientierung völlig überfordert gewesen. Dies sei der wesentliche Umbruch in Sloweniens Baukultur gewesen. draw, as they can from works of art. This prompted Christian Brückner to inquire about the extent to which citizens‘ action groups exert influence on projects in presentday Slovenia. Tina Gregorič replied that it was not until the last few years that citizens’ action groups had emerged in Ljubljana. The reason for their emergence was the larger dimensions of many current projects. Eva Maria Lang expressed her admiration for the Slovene projects which, she said, with their strong selfconfidence in the present, would be scarcely conceivable in this form in Dresden. Today, she said, the only thing that many people in Eastern Germany associated with modernism was prefabricated concrete panel buildings, whereas the few old buildings that had survived the War and re construction were cherished, which was not least an expression of a longing for the past and its assurances. The Slovenes stated that in their country, the transfor mation had not been so abrupt and dramatic as in Eastern Germany. Slovenia had hardly been destroyed and had always had cultural ties with Western countries. After the fall of the Iron Curtain, people in Slovenia had looked for new experiences, which explicitly allowed experiments. Dean Lah said that in the 1990s, there had hardly been any role models or fathers for the young Slovene architects. Even long before the end of Yugoslavia, hardly any new buildings had been constructed. As a result, the old generation had been totally unable to cope with the challenges posed by the new marketfocused system. This, he said, was the major revolution in Slovenia’s Baukultur . 33 Diskurs „Architekturpolitik Baukultur Kommunikation“ Discourse on “Architectural Policy, Baukultur and Communication” Michael Braum, Bundesstiftung Baukultur/Potsdam Metca Černelč, Slowenisches Ministerium für Umwelt und Raumplanung/Ljubljana Barbara Feller, Plattform Architekturpolitik und Baukultur/Wien Vladimir Krajcar, Architekten- und Ingenieurkammer Slowenien/Ljubljana Maroje Mrduljaš, Architekturzeitschrift Oris/Zagreb Jörn Tore Schaper, Bremer Zentrum für Baukultur/Bremen Veronika Brugger, Bundesstiftung Baukultur/Potsdam (Moderation) Baukultur ist ein kontinuierliches Ringen um die Qualität des gebauten Gemeinwesens. Wie dieser Prozess gelingt, hängt davon ab, welche Bedeutung die Politik dem Thema beimisst und wie die Zivilgesellschaft eingebunden werden kann. Das slowenische Ministerium für Umwelt und Raumplanung legte im Herbst 2008 einen Entwurf zu einer nationalen Architekturpolitik vor. Der Deutsche Bundestag hat seinem Willen mit der Errichtung der bundesweit agierenden Bundesstiftung Baukultur Ausdruck verliehen, die im Frühjahr 2008 ihre Arbeit aufgenommen hat. Das „Panorama bot die Möglichkeit, beide Initiativen in einen erweit“erten übernationalen Kontext zu stellen und bereits in der Einführungsphase den Austausch mit den europäischen Nachbarn zu suchen. In welchem Umfeld die Debatte um die gebaute Umwelt in der Dialektik der beiden öffentlichen Akteure Politik und Zivilgesellschaft geführt werden kann, wurde hier mit erprobten architekturpolitischen Vertretern aus beiden Ländern und jungen Akteuren europäischer Architekturkommunikation diskutiert. Eine Inventarisierung des nationalen Bauschaffens gab 2004 den Anstoß, dass die slowenische Architektenkammer eine Initiative startete für Architektur und die Architekten eine stärkere politische Unterstützung zu organisieren. Vladimir Krajcar, Präsident der slowenischen Kammer, referierte zur aktuellen Lage: „Seit 1990 beobachten wir eine hohe Produktion von privatfinanzierter Architektur mit miserabler Qualität. Von Städtebau kann keine Rede sein, die Planung beschränkt sich auf die Parzelle. Nur der öffentliche Bauherr sorgt für ein Minimum an Stadtplanung. Architekturpolitik kann und muss dagegen etwas tun.“ Der aktuelle Entwurf der slowenischen Architekturpolitik schreibt so nun die gebaute Umwelt als öffentliches Gut fest und fordert einen nachhaltigen Umgang mit allen Fragen des Planens und Bauens. Die Vertreterin des Ministeriums, 34 Baukultur is a constant struggle for the quality of the built polity. How well this process succeeds depends on how much importance policymakers attach to the issue and how civil society can be involved. In the autumn of 2008, the Slovene Ministry of the Environment and Spatial Planning presented the draft of a national architectural policy. The German Bundestag expressed its will by esta blishing the Federal Foundation for Baukultur , which started work in the spring of 2008 and operates through out Germany. The “Panorama” provided an opportunity to place both initiatives in a wider supranational context and to seek an exchange of ideas and experience with European neighbours while they were still in their intro ductory phase. In what environment can the debate on the built environment be conducted in the dialectic between the two public players – policymakers and civil society? This was the question that was discussed by experienced representatives of architectural policy from the two countries and young players involved in European architectural communication. An inventory of national building activity in 2004 pro vided the impetus for the Slovene Chamber of Architects to launch an initiative for architecture and for the architects to organize stronger political support. Vladimir Krajcar, President of the Slovene Chamber, spoke on the current situation: “Since 1990, we have observed a high level of output of privately funded architecture of abysmal quality. There are no elements of urban design whatsoever; planning is confined to individual lots. Only the public sector client can ensure a minimum level of urban planning. Architectural policy can and must do something about this.” Thus, the current draft of the Slovene architectural policy now stipulates that the built environment is a public asset and calls for all issues relating to planning and building to be addressed in a Diskurs „Architekturpolitik Baukultur Kommunikation“ Discourse on “Architectural Policy, Baukultur and Communication” 35 Metca Černelč, zeigte sich zufrieden mit dem Papier. Sie sah dessen Umsetzung jedoch als große Aufgabe, denn „am schwierigsten ist es, das Bewusstsein von Architektur ins alltägliche Leben zu integrieren.“ Der Vorsitzende der neuen Bundesstiftung, Michael Braum, schätzte in dieser Hinsicht seine Institution in einer besseren Ausgangslage, denn „in Deutschland gibt es viele lokale Institutionen, die sich der Architekturvermittlung widmen, zudem haben wir eine solide Wettbewerbskultur“. Unzufrieden zeigte er sich, dass das Thema nach wie vor in erster Linie Architekten und Stadtplaner erreicht: „Mit der Stiftung stehen wir vor der Frage, wie wir ein großes Publikum in das Gespräch über die gebaute Umwelt verwickeln können“. Für das zivilgesellschaftliche Engagement in Deutschland stand im Panel beispielhaft das Bremer Zentrum für Baukultur. Das Zentrum arbeitet wissenschaftlich und bietet zugleich allen Bremer Bürgern ein Diskussionsforum. Jörn Tore Schaper zeigte sich stolz, dass der von Planern gegründete Verein inzwischen zur Hälfte von „ganz normalen Bürgern“ getragen wird. Die eigene Betroffenheit als Anlass sich mit baukulturellen Prozessen zu beschäftigen, ist der Ausgangspunkt der niederländischen Initiative Architectuur Lokaal, die Indira van t’Klooster vorstellte. Ihre staatliche Agentur schult die Kompetenz kommunaler Bauherren und trägt so auch zur Qualitätssicherung der Projekte kleinerer Gemeinden bei. Sie wünschte sich, „dass der Gang zum Architekten so normal wird wie der Besuch beim Zahnarzt“. Barbara Feller von der österreichischen Plattform Architekturpolitik und Baukultur empfahl dazu eine Ausweitung der Qualitätsdebatte stärker in private Bereiche hinein, denn „die Leute geben das meiste Geld für Wohnen aus. Dieses Interesse muss man ins Öffentliche setzen und auf größere Zusammenhänge lenken!“. 36 sustainable manner. The Ministry’s representative, Metca Černelč, said she was satisfied with the paper. However, she considered its implementation to be a major challenge, because “the most difficult thing is to integrate the awareness of architecture into everyday life”. In this respect, the chairman of the new Federal Founda tion, Michael Braum, said that he thought his institution was in a better starting position, because “in Germany, there are many local institutions that devote themselves to communicating architecture, plus we have a sound competitive culture”. He was dissatisfied with the fact that the issue was still being addressed primarily by architects and urban planners. “Our Foundation faces the question as to how we can involve a large audience in the discussions on the built environment.“ The Bremen Centre for Baukultur was represented on the panel as an example of civil society engagement in Germany. The Centre performs academic work and at the same time provides a discussion forum for all citizens of Bremen. Jörn Tore Schaper expressed his pride that one half of the association, which was founded by planners, is now sustained by “quite average citizens”. Taking one’s own concerns as a reason for addressing Baukultur pro cesses – this is the starting point of the Dutch Architec tuur Lokaal initiative, which Indira van t’Klooster present ed. Her government agency trains local authority clients to provide them with the skills they require, and in doing so also contributes to quality assurance in projects carried out by smaller municipalities. She said she wished “that going to the architect‘s would become as normal as going to the dentist‘s”. Barbara Feller from the Austrian Platform for Architectural Policy and Baukultur recom mended a widening of the quality debate, going more into private spheres, because „people spend most money Diskurs „Architekturpolitik Baukultur Kommunikation“ Discourse on “Architectural Policy, Baukultur and Communication” Für die Akteure aus den südosteuropäischen Ländern stand die politische Brisanz baukultureller Prozesse außer Frage. Maroje Mrduljaš aus Kroatien, Organisator eines Architekturfestivals und Herausgeber der Fachzeitschrift Oris, sah im Bauboom der Post-Jugoslawischen Staaten einen recht rüden Verteilungskampf zwischen privaten und öffentlichen Interessen. Mrduljaš äußerte die Hoffnung, dass der Boom so viele Planer mit der Realität konfrontiert, dass „die Planer eine kritische Masse erreichen und damit auch in Kroatien die öffentliche Debatte über Baukultur unausweichlich wird“. Yvette Vašourková stellte das interdisziplinäre Center of Central European Architecture in Prag vor, dessen Anspruch es ist, ein alternatives Bildungs- und Forschungsinstitut zu sein, das mit neuen Blickweisen über aktuelle Fragen informiert. Vorbildlich für ihre gesellschaftliche Breitenwirkung gilt schon seit Jahren die finnische Architekturpolitik, die mit ihren Initiativen alle Altersstufen und Schichten erreicht. Anna Brunow und Tiina Valpola vom finnischen National Council of Architecture beklagten dennoch, dass der Standard der finnischen Architekturproduktion noch nicht dem politischen Engagement entspricht. Die Diskussion zeigte, dass Baukultur ein stetes Austarieren der gesellschaftlichen und politischen Kräfte erfordert, die formulierten Ansprüche mit der gebauten Realität in Verbindung zu bringen. In Deutschland entstand dazu mit der Bundesstiftung Baukultur eine unabhängige Institution, die aus den vielfältigen Erfahrungen der europäischen Nachbarn lernt, um die in der Leipzig Charta formulierten Idee einer europäischen Baukultur Realität werden zu lassen. Nur ein interdisziplinärer, kommunikativer Ansatz über alle Professionen hinweg, so der allgemeine Tenor des Panels, kann die Baukultur der europäischen Länder und damit das Lebensumfeld ihrer Bürger verbessern. Nach dem lebhaften Austausch nationaler Gegebenheiten und Erfahrungen waren sich alle Teilnehmer einig, dass der Prozess der Baukultur auch nicht zuletzt regelmäßig solcher internationaler Treffen bedarf. on housing. This interest has to be brought into the public domain and guided towards the larger context!” For the players from the countries of Southeastern Europe, the politically explosive nature of Baukultur processes was beyond all question. Maroje Mrduljaš from Croatia, organizer of an architecture festival and publisher of the Oris journal, regarded the building boom in the states of the former Yugoslavia as a coarse struggle for a piece of the cake between private and public interests. Mrduljaš said he hoped that the boom would confront so many planners with the reality that “the planners reach a critical mass and, as a result, the public debate on Baukultur becomes inescapable in Croatia, too”. Yvette Vašourková presented the interdisciplinary Center of Central Euro pean Architecture in Prague, which aspires to be an alternative educational and research institute, providing information on topical issues from new per spectives. Finnish architectural policy has for many years been considered an example of best practice. Its initia tives reach all age groups and classes. Nevertheless, Anna Brunow and Tiina Valpola from the Finnish State Council of Architecture bemoaned the fact that the standard of Finnish architectural output still does not match the political commitment. The discussion showed that Baukultur requires constant balancing of the social and political forces to link the formulated aspirations to the built reality. In Germany, the Federal Foundation for Baukultur was created for this purpose. It is an independent institution which learns from the numerous and diverse experiences of its Euro pean neighbours in order to translate into reality the idea, formulated in the Leipzig Charter, of a European Bau kultur . The general tenor of the panel was that only an interdisciplinary, communicative approach across all professions can improve the Baukultur of the countries of Europe and thus the living environment of its citizens. After the lively exchange of national information and experience, all participants agreed that the process of Baukultur also needs, not least, such international meetings on a regular basis. 37 Abschlussdebatte „Baukultur in Slowenien und Deutschland“ Concluding debate “ Baukultur in Slovenia and Germany” Michael Braum, Bundesstiftung Baukultur/Potsdam Andrej Hrausky, DESSA Architekturgalerie/Ljubljana Dean Lah, ENOTA Architekten/Ljubljana Benedikt Schulz, Schulz & Schulz Architekten/Leipzig Abed Naumann Thabet, Goethe-Institut/Ljubljana Kerstin Gust, Gust & Grünhagen/Berlin (Moderation) Die intensiven Diskussionen verschiedener Arbeitsgruppen am Nachmittag mündeten in eine Abschlussdebatte über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Baukultur in Slowenien und Deutschland. Dabei brachte Kerstin Gust als Moderatorin, die viele Jahre im Architekturzentrum Wien arbeitete, ihre Erfahrungen mit den Ländern des östlichen Mitteleuropa in die Diskussion ein. The intensive discussions in various panels in the afternoon led to a concluding debate on the commonalities and dif ferences between Baukultur in Slovenia and Germany. It was facilitated by Kerstin Gust, who worked for many years in the Architekturzentrum in Vienna. She was able to con tribute her experience with the countries of Eastern Central Europe to the discussion. Gust: Es gab in den letzten Jahren viele Kongresse und Ausstellungen in Europa, die slowenische Architektur thematisierten. Wenn man den Publikationen Glauben schenken darf, hat die slowenische Architektur im letzten Jahrzehnt eine Erfolggeschichte erlebt. Sehr viele junge Architekten mit ambitionierten Projekten und spektakulärer Architektur scheinen das neue Bild Sloweniens zu bestimmen. Ist dies wirklich die Realität oder muss das Bild differenziert werden? Gust: In recent years, there have been many congresses and exhibitions in Europe that have addressed Slovene architecture. If the publications are to be believed, Slovene architecture in the past decade has been a success story. A large number of young architects with ambitious projects and spectacular architecture appear to be determining the new image of Slovenia. Is this the reality or does the picture need to be differentiated? Hrausky: Worüber wir sprechen und was wir in der Ausstellung sehen, das ist das Beste, die Spitze der Produktion. Wir brauchen das Beste, die Avantgarde, die nach neuen Wegen sucht und Qualität in der Architektur vertritt. Warum zeigen wir heute aber unsere Architektur außerhalb Sloweniens? Globalisierung existierte auch schon früher, nehmen sie nur den Barock oder den Historismus, die sie in der ganzen Welt finden. Nationale Zuschreibungen machen in der Architektur keinen Sinn, aber man muss immer seine eigene Position im internationalen Diskurs finden und stärken. Was gut oder schlecht ist, dazu braucht man heute noch mehr als früher den Vergleich und Austausch mit dem Ausland. Naumann Thabet: Die Situation Sloweniens ist anders als in den anderen Post-Jugoslawischen Ländern. Slowenien war in der glücklichen Lage, die Industrierepublik Jugoslawiens zu sein. Slowenien war reich, hatte offene Grenzen und die Slowenen fühlten sich eher zu den westlichen als östlichen Ländern hingezogen. Trotzdem gab es nach der Unabhängigkeit ein starkes Bestreben 38 Hrausky: What we are talking about and what we see in the exhibition, this is the best, the pinnacle of our output. We need the best, the avantgarde, that looks for new ap proaches and represents quality in architecture. But why are we showing our architecture outside Slovenia today? Globalization existed in the past, just think of the Baroque or Historicism, which you can find all over the world. Na tional attributes make no sense in architecture, but you always have to find and strengthen your own position in in ternational discourse. To determine what is good or bad, we need a comparison and exchange of ideas and experience with other countries, even more so today than in the past. Naumann Thabet: The situation in Slovenia is different to that in the other countries of the former Yugoslavia. Slove nia was in the fortunate position of being the industrialized republic of Yugoslavia. Slovenia was rich, had open borders and the Slovenes felt a stronger affinity with the countries of the West than those of the East. Nevertheless, after in dependence they were very anxious to confirm their own identity in all spheres of life. The language is enshrined in the constitution, it is cultivated and promoted. Given that it has only been independent for a short time, it is under standable that this small country is anxious to preserve and present its identity. Abschlussdebatte „Baukultur in Slowenien und Deutschland“ Concluding debate “ Baukultur in Slovenia and Germany” Michael Braum, Dean Lah, Kerstin Gust, Andrej Hrausky, Abed Naumann Thabet, Benedikt Schulz zur Bestätigung der eigenen Identität in allen Bereichen des Lebens. Die Sprache ist in der Verfassung verankert, man pflegt und fördert sie. Angesichts einer kurzen Zeit der Eigenstaatlichkeit kann man verstehen, dass dieses kleine Land sich bemüht seine Identität zu erhalten und zu präsentieren. Dazu gehört die Förderung der Öffnung nach Westen, das zeigt sich auch in dem Willen vieler junger Menschen in diese Länder zu gehen, sich zu zeigen und dort Anregungen zu holen. Die Besonderheit der Slowenen ist, dass diese jungen Menschen oft nicht im Ausland bleiben wollen, sondern dann wieder in ihr Heimatland zurückkehren, um sich dort weiter zu entwickeln. Selbst als Laie wie ich es bin, kann man beobachten, dass der Mut der Architekten zu einer avantgardistischen Form in den Städten so auch den eigenen Weg Sloweniens aufzeigen soll. Lah: In den Siebziger Jahren brach die Entwicklung der Architektur in Slowenien aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen Jugoslawiens ab. Es entstand ein Vakuum, das uns jungen Architekten nach der Unabhängigkeit die Möglichkeit gab, neu anzufangen, stärker Einfluss zu nehmen und Identität stärker lokal als national zu definieren. Das slowenische Wort „Enota“ bezeichnet Einheit oder Gemeinde. Wir wählten es als Namen unseres Büros, damit sich mehr Leute mit den Architekten und Architektur identifizieren können, um neue Strukturen zu entwickeln, die stärker lokal verankert sind. Wir This includes promoting the openingup to the West, which is also demonstrated by the desire of many young people to go to these countries, to show themselves there and to pick up ideas. The peculiarity of the Slovenes is that these young people often do not want to remain abroad, but return to their home country in order to develop their skills. Even a nonprofessional like me can observe that the courage of the architects to adopt a new, avantgarde form in the cities is also designed to highlight Slovenia’s own approach. Lah: In the 1970s, the evolution of architecture in Slovenia stopped because of the economic and political develop ments in Yugoslavia. A vacuum was created which, after independence, gave us young architects an opportunity to make a fresh start, to exert more influence and to define identity in local rather than national terms. The Slovenian word “Enota” means unit or community. We chose it as the name of our office so that more people can identify with architects and architecture, to develop new structures that have stronger local roots. We no longer wanted to work in the classic masterpupil relationship, but to express our notion of teamwork. After all, we live in the age of globalization, where it is important to absorb knowledge and ideas from outside one’s own country and to transform them for use at home under local conditions. We believe in local identities, which are our basis, but which also have to be complemented from other contexts. Slovenes like to return to their country, because it is a very 39 Abed Naumann Thabet wollten nicht mehr im klassischen Meister-SchülerVerhältnis arbeiten, sondern damit auch unseren Teamgedanken zum Ausdruck bringen. Schließlich leben wir im Zeitalter der Globalisierung, wo es wichtig ist, das Wissen und Ideen auch außerhalb des eigenen Landes zu rezipieren und sie für den Ort und die lokalen Verhältnisse zu transformieren. Wir glauben an lokale Identitäten, welche unsere Basis sind, aber eine Ergänzung aus weiteren Kontexten benötigen. Slowenen kehren gern in ihr Land zurück, da es ein sehr schönes und vielfältiges, aber auch ein kleines Land mit offenen Grenzen ist. Viele Länder sind in Slowenien innerhalb von nur 200 Kilometern erreichbar. Gust: Wie ist die Situation der Architektur und junger Architekten in Slowenien, Herr Schulz? Ist sie vergleichbar zu der, die sie selbst bei der Gründung ihres Büros in Leipzig erlebt haben? Sind die Bedingungen der Produktion von Architektur in Slowenien und Deutschland ähnlich? Schulz: Wir, der Arbeitskreis Junger Architekten und Architektinnen im BDA, suchen uns immer für unsere Treffen einmal im Jahr einen Ort im Ausland aus. Wir suchten uns Slowenien aus, weil wir beeindruckt waren von der Flut an Publikationen der letzten Jahre über Spitzenarchitektur. Wir wollten erfahren, wie sehen diese Gebäude in ihrem Umfeld aus, das man nicht aus den Veröffentlichungen entnehmen kann. Wir wussten 40 beautiful and diverse country, but also a small country with open borders. Many countries can be easily reached from Slovenia, and you are never more than 200 km away from another country. Gust: What is the situation of architecture and young archi tects in Slovenia, Mr Schulz? Is it comparable to the situa tion that you experienced yourself when you established your office in Leipzig? Are the conditions of architectural output in Slovenia and Germany similar? Schulz: Once a year, we, the Working Party of Young Archi tects in the Association of German Architects, select a place outside Germany for our meeting. We chose Slovenia be cause we were impressed by the plethora of publications in recent years about cuttingedge architecture. We wanted to see what these buildings looked like in their natural en vironment, which is not apparent from the publications. We also knew from the publications that almost all the projects had been built by young architects like us, and we simply wanted to make their acquaintance. When we were there, we were indeed impressed by the projects and by the fact that so many outstanding buildings could be constructed in a relatively small country. Abschlussdebatte „Baukultur in Slowenien und Deutschland“ Concluding debate “ Baukultur in Slovenia and Germany” Andrej Hrausky aus den Publikationen auch, dass fast alle Projekte von jungen Architekten wie wir gebaut wurden, die wir einfach kennenlernen wollten. Als wir dort waren, waren wir tatsächlich von den Projekten beeindruckt wie in einem vergleichbar kleinen Land so viele hervorragende Bauten entstehen können. In den Gesprächen haben wir entdeckt, dass die Protagonisten viel globaler denken als große Teile von uns, dass sie im Ausland ihre Ausbildung durchlaufen haben und ihre Projekte auch anders angehen. Im Vergleich zur Zeit nach der Wende gab es in Slowenien nicht einen so großen Druck auf die Bauaufgaben wie bei uns. Es wurde in Slowenien weniger gebaut, aber mit einer Aufbruchstimmung. So große Probleme wie der Wiederaufbau und die Rettung der Altbausubstanz in den ostdeutschen Städten gab es in Slowenien nicht. Und wir haben den Unterschied ausgemacht, dass man sich heute in Slowenien stärker mit der Architektur der 60er Jahre auseinandersetzt, während wir in Deutschland in vielen Diskussionen einige Jahrzehnte weiter zurückgehen. Braum: Ich war in Ljubliana erstaunt über die Qualität der Stadt und der Architektur Plečniks. Ich war fasziniert und irritiert zugleich wegen des starken habsburgischen Einflusses, der Stadtstrukturen und des Lebensgefühls, die viele Bezüge zu dem besitzen, was man bereits kennt. Was mich aber auch überrascht hat, war die Qualität der zeitgenössischen Architektur. Wenn jedoch die normale Architektur auch diese Qualität hätte, dann wäre Slowenien wirklich beispielhaft. Ich habe aber auch in Slowenien die gleiche schlechte Architektur wie in Deutschland gesehen, wenn auch nicht in In our talks, we discovered that the protagonists think in much more global terms than most of us, that they received their training abroad and also approach their projects in a different way. Following the collapse of Communism, the pressure on construction tasks was not as great in Slovenia as it was in Germany. There was less building activity in Slo venia, but it took place in a mood of optimism. Slovenia did not experience such great problems as the reconstruction of the towns and cities of Eastern Germany and the mainte nance of the fabric of their old buildings. And we also iden tified the difference that today, people in Slovenia engage more with the architecture of the 1960s, whereas we in Ger many go back a few decades further in many discussions. Braum: When I was in Ljubljana, I was amazed by the quality of the city and Plečnik’s architecture. I was fascinated and, at the same time, bemused by the strong Habsburg in fluence, the urban structures and the attitude towards life, which moreover have many links to that with which we are already familiar. But what also surprised me was the quality of the contemporary architecture. If the normal architec ture also had this quality, Slovenia would truly be exem plary. But in Slovenia I saw the same poor architecture as in Germany, although not on the same scale. If I do not want to lose faith in architects, we have to find an answer to the 41 Benedikt Schulz dem Umfang. Wenn ich nicht den Glauben an die Architekten verlieren möchte, stellt sich hier wie dort die Frage, wie kann ich Investoren, Politiker und die Öffentlichkeit für höhere Standards gewinnen. Da stehen hier wie dort die Architekten oft allein den Investoren gegenüber. Hrausky: Die Sozialisten wollten eine neue Welt und einen neuen Mensch schaffen. Architektur hatte damals eine viel größere Bedeutung. Es gab viel mehr Wettbewerbe, d.h. Qualität war viel wichtiger und der Architekt konnte bauen, wenn sein Projekt gut war. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Heute sind private Netzwerke viel wichtiger. Mit der neuen Eigentumsfrage entscheidet oft nur noch der Profit. Der Urbanismus ist heute in Slowenien in einer tiefen Krise. Nur allmählich reift bei uns die Einsicht, dass wir Urbanismus brauchen, dass das Kapital nicht allein über Urbanismus entscheiden kann. In Ljubljana können sie heute viele leerstehende Geschäfte als Folge der Deregulierung finden, welche die Kommune ohne Mittel und gesetzliche Regelungen zurückließ. Braum: Netzwerkstrukturen rühren von Unsicherheiten und Offenheiten her. Netzwerke sind Absicherungen besonders für junge Architekten. Ich sehe das nicht un- 42 question, in both Germany and Slovenia: How can I gain the support of investors, politicians and the public for higher standards? Both here and there, the architects often face the investors alone. Hrausky: The Socialists wanted to create a new world and a new type of man. At that time, architecture was of much greater significance. There were far more competitions, in other words quality was much more important and an ar chitect could build if his project was good. Today, this is no longer the case. Today, private networks are much more important. With the new question of ownership, profit is often the only decisive factor. Today, urbanism is in a pro found crisis in Slovenia. We are only gradually realizing that we need urbanism, that capital cannot be the only decisive factor in urbanism. Today, in Lubljana, you can see many empty shops as a consequence of the deregulation that left the local authority without funds and statutory regulations. Braum: Network structures arise from uncertainties and unresolved issues. Networks are safety nets for young architects. I don’t say this is necessarily a good thing, but Abschlussdebatte „Baukultur in Slowenien und Deutschland“ Concluding debate “ Baukultur in Slovenia and Germany” Michael Braum bedingt positiv, aber es ist für viele eine Notwendigkeit. Ich glaube aber fest an regionale Identitäten und Bautraditionen, dass Ökonomie nicht allein unsere Städte definieren kann. Ich hoffe auf eine Erdung der Globalisierung ohne die nationalistischen Abgrenzungen der Vergangenheit. Da stellt sich die Frage nach Baukultur viel stärker als in der Vergangenheit. Um zum Beginn unserer Debatte zurückzukehren: Ja, der Barock war global, aber auch der Barock besaß seine regionalen Ausformungen. Auf die Feinheiten und Differenzen kommt es an, auf die Personen und Hintergründe der gebauten Kultur. Ich wäre froh, wenn wir global denken, aber regional handeln und sich dies in unserer gebauten Umwelt auch widerspiegelt. Hrausky: Wir denken immer mit Worten. Sprache ist unsere Grenze des Denkens. Die slowenische Sprache ist das Gedächtnis unserer Nation, aller Erfahrungen und Erlebnisse. Identität ist so nichts Konstruiertes, sondern kommt von selbst ganz natürlich in den Raum und die Sprache, in denen wir arbeiten. Deshalb unterscheidet sich unsere Architektur von selbst von anderen Ländern und Regionen. for many it is a necessity. I do, however, believe firmly in re gional identity and building traditions, and that economics alone cannot define our cities. I hope globalization will be brought down to earth, but without the nationalistic de limitations of the past. This raises the question of Baukultur much more strongly than in the past. To come back to the start of our debate. Yes, the Baroque was global, but the Baroque, like other styles, had its regional manifestations. It is the subtleties and differences that matter, the people involved in and the backgrounds behind built culture. I would be glad if we thought globally but acted regionally, and if this were also reflected in our built environment. Hrausky: We always think with words. Language is the limit of our thinking. The Slovenian language is the memory of our nation, of all our experiences. Identity is thus not some thing that is constructed, but arises quite naturally in the space and language in which we work. Our architecture is thus intrinsically different from that of other countries and regions. 43 Zeitgenössische Architektur in Slovenien und Deutschland: eine Doppelausstellung Im Rahmen von Panorama D < > SLO wurde eine Doppelausstellung eröffnet: Neben ‚Contemporary Slovene Architecture‘, einer Ausstellung, die von der Architekturgalerie Dessa in Ljubljana produziert wurde und durch ganz Europa tourte, war in Berlin eine Selbstpräsentation des Arbeitskreises Junger Architektinnen und Architekten im BDA ( AKJA A ) zu sehen. Beide Ausstellungen zeigten Beispiele gebauter Architektur mit hohem gestalterischem Anspruch. Contemporary architecture in Slovenia and Germany: a double exhibition As part of the dialogue launched with panorama D < > SLO a double ex hibition was opened: Along with ‘Contemporary Slovene Architecture’ – a show that was produced by Dessa architectural gallery in Ljubljana and has been displayed all over Europe – members of the Working Party of Young Architects in the Association of German Architects ( AKJA A ) presented some examples of their work. The focal point of both exhibitions was highquality architecture by young professionals. 44 45 Contemporary Slovene Architecture Architecture is a global phenomenon, as it always was. But its “style” is not uniform, it is composed of a number of different buildings that are all a creation of an individual architect who reacted to a particular situation. For this reason every architectural creation is unique. This diversity gives architecture its richness, its colour and its atmosphere. This diversity is exactly what is interesting in exchanging our views via architectural exhibition. Slovenia is presenting its own experiences. Our architecture is shaped by the conditions we have to cope with, by particularities of our investors, by our own historic heritage and so on. On the exhibition we present 30 projects built since 1999. What you see is the present situa tion that resulted in centuries of development of the craft. In all projects one finds a strong concern for the context in which the building is situated, an effort to become an integral part of the already existing environment, the skill of treating materials and details and a devotion to ambience. We believe that these are the most characteristic virtues of our ar chitecture. They are a result of our Central European culture and the tradition of our school of architecture that started with the work of Jože Plečnik, without doubt the most important Slovenian architect. In the last decades Slovenia went through radical changes. It became an independent state, entered the EU and introduced the Euro. We would like to catch up with the rest of Europe also in the field of architecture. So far our efforts have not been without success. Ofis archi tects received the Young Architect of the Year Award in London in 2001 and the European Grand Prix for Innovation Award in Monaco in 2006. Sadar + Vuga arhitekti received the Bauwelt Prize in Berlin in 2001. BevkPerovic arhitekti received the Kunstpreis Berlin 2006 for young architects and an Emerging Architect Special Mention within the European Union Prize for Contemporary Architecture Mies van der Rohe Award 2007 in Barcelona. Such inter national recognitions are a good sign indicating the vitality and creativity of contemporary architecture in Slovenia that we would like to present to you. Andrej Hrausky DESSAArchitectural Gallery 46 47 Was ist der AKJAA? Der AKJA A – Arbeitskreis Junge Architektinnen und Architekten im Bund Deutscher Architekten BDA – spiegelt mit seinen vierzig Mitgliedern repräsentativ und auf hohem Niveau die neue Vielfalt der jungen deutschen Architektengeneration wider. 1993 gegründet, kommt mit dem AKJA A die Netzwerkvorstellung junger Architekten unmittelbar zum Ausdruck. Einzigartig für Deutschland ist der kontinuierliche Dialog dieses „Think-Tank“, der Architekten unter 45 Jahren zu einer architekturtheoretischen Auseinandersetzung führt. Dabei bieten die Treffen des AKJA A , die abwechselnd im In- und Ausland stattfinden, einerseits Raum für einen internen Meinungsaustausch, andererseits eröffnen sie ein Forum zwischen deutschen und europäischen Architekten und damit eine architektonische Standortbestimmung. Aus diesem Grunde reiste der AKJA A im Sommer 2008 nach Ljubljana. Dabei interessierte die Gruppe zum einen besonders die junge Architekturszene Sloweniens, die jenseits einer spezifischen Tradition neue Ausdrucksformen praktiziert. Zum anderen wollte man sich über die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dieser Baukultur näher informieren, die über Sloweniens Grenzen hinaus große internationale öffentliche Beachtung gefunden hat. Und in der Tat waren die Architekten des AKJA A in Slowenien erstaunt über die hohe Qualität und Breite der neuen slowenischen Architektur. Mit dieser Exkursion nach Ljubljana setzte der AKJA A seinen fachlichen Austausch mit jungen Architekten in Europa fort. Frei von architektonischen Stildiskussionen vertritt dabei der AKJA A das pluralistische Verständnis der deutschen Architektur beispielhaft. Minimalistische, rationalistische, sachlich-konstruktive, tektonische, typologische oder topologische Entwurfshaltungen finden sich so hier im Kreis der Architekten des AKJA A gleichermaßen vertreten. Die unterschiedlichen regionalen Prägungen junger deutscher Architekten oder auch grenzüberschreitende Architekturvorstellungen werden nun von den in der Ausstellung vorgestellten architektonischen Projekte der Mitglieder des AKJA A reflektiert , die im Sommer 2008 bereits auf dem BDA-Tag in München einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die in Berlin präsentierte Ausstellung stellt so die unterschiedlichen architektonischen Positionen des AKJA A und junger deutscher Architekten zur Diskussion. Ihr verbindendes Element liegt dabei in ihrer besonderen Gestaltungsqualität. Zugleich wollen wir mit der Ausstellung den Dialog mit der jungen Architektengeneration in verschiedenen europäischen Ländern weiter intensivieren. Benedikt Schulz Vorsitzender des AKJA A 48 Was ist der AKJAA? What is the AKJAA? What is the AKJAA? With its forty members, the AKJA A – the Working Party of Young Architects in the Association of German Architects (BDA ) – reflects the diversity of the young generation of German architects in a representative manner and at a high level. Founded in 1993, the AKJA A gives direct expression to the network concept of young architects. The continuous dialogue of this thinktank, in which architects under the age of 45 engage in a debate on architectural theory, is unique to Germany. The AKJA A ’s meetings, which take place alternately in Germany and abroad, provide a space for an internal exchange of views on the one hand, while on the other hand they open up a forum between German and European architects and enable them to assess the state of play in the architecture sector. For this reason, the AKJA A travelled to Ljubljana in the summer of 2008. The group was especially interested in the young architecture scene in Slovenia, which is practising new forms of expres sion beyond any specific tradition. In addition, they wanted to gather more information about the political and economic framework of this Baukultur , which has attracted great international public attention beyond the borders of Slovenia. And when they were in Slovenia, the AKJA A architects were indeed amazed by the high quality and breadth of the new Slovene architecture. With this excursion to Ljubljana, the AKJA A was continuing its exchange of professional ideas and experience with young architects in Europe. Free from discussions of architectural style, the AKJA A represents the pluralistic approach of German architecture in an exemplary manner. Minimalist, rationalist, objectiveconstructive, tectonic, typological or topological design concepts can be found in equal measure among the AKJA A architects. The different regional styles of young German architects, or crossborder architectural concepts, reflect the archi tectural projects of the AKJA A architects presented in the exhibition, which had already been displayed to a wider public at the Association of German Architects’ congress in Munich in the summer of 2008. The exhibition presented in Berlin thus puts up for discussion the different architectural posi tions of the AKJA A and young German architects. The element that links them is their special design quality. At the same time, by mounting this exhibition we also want to further intensify our dialogue with the young generation of architects in different European countries. Benedikt Schulz Chairman of the AKJA A 49 Panorama Europa Panorama Europe Europäisches Netzwerk für Architektur und Städtebau in Politik und Praxis European network for architechture and urban design in policy and practice Indira van ’t Klooster und Cilly Jansen/Architectuur Lokaal PANORAMA EUROPA ist eine Initiative von Architectuur Lokaal zur Schaffung eines europäischen Programms hinsichtlich des Austausches von Ideen und Erfahrungen. Auf der Ebene nationaler Architekturpolitik und Baukultur wirkt Architectuur Lokaal als Brückenbauer zwischen den in den Niederlanden am Bauprozess Beteiligten bereits seit 1993. In den letzten Jahren wurden nun auch zu gleichartigen Organisationen in anderen europäischen Ländern intensive Kontakte mit Behörden, Organisationen und Personen geknüpft, die auf der Ebene der nationalen Politik tätig sind. Im Ergebnis dieser Kontakte konnte festgestellt werden, dass in der Zukunft nicht nur in den Niederlanden sondern auch in weiteren europäischen Ländern ein Bedarf an einem strukturierten Austausch auf nationaler Ebene besteht. PANORAMA EUROPE is an initiative launched by Architectuur Lokaal to create a European programme for the exchange of ideas and experience. At the level of national architec tural policy and Baukultur, Architectuur Lokaal has been acting as a bridgebuilder between the parties involved in the construction process in the Netherlands since 1993. In recent years, it has also established intensive contacts with similar organizations in other European countries and with authorities and persons that operate at the level of national policymaking. The outcome of these contacts was that it was apparent that, in the future, there is a need for a structured exchange of ideas and experience not only in the Netherlands but also in other European countries. On the one hand, policymakers abroad are highly interest ed in Dutch architectural policy and construction processes. Einerseits besteht unter den Entscheidungsträgern im On the other hand, developments abroad are just as impor Ausland großes Interesse an der niederländischen Architant for Dutch architectural policymakers. Thus, discussions tekturpolitik und Bauprozessen. Umgekehrt sind die with partners from Germany, Belgium, England, Scotland, Entwicklungen im Ausland für die niederländische ArFrance and the Scandinavian countries in recent years chitekturpolitik mindestens genauso wichtig. So wurde have revealed that there is, above all, a need for a European in den Gesprächen mit Partnern aus Deutschland, Belgien, network that is accessible to everyone. This principle be England, Schottland, Frankreich und den skandinavicame the basis of the international exchange programme schen Ländern in den letzten Jahren ersichtlich, dass entitled PANORAMA EUROPE , which was launched in 2001 on the initiative of Architectuur Lokaal. Its programme vor allem Bedarf an einem europäischen Netzwerk, zuis of a pragmatic nature. Concrete results have been the gänglich für jedermann, besteht. Dieses Prinzip wurde PANORAMA NL < > D , PANORAMA NL < > VL and PANORAMA zur Grundlage des internationalen Austauschprogramms NL < > SC meetings, which have since prompted various PANORAMA EUROPE , das im Jahre 2001 auf Initiative von Architectuur Lokaal entstand. Sein Programm ist auf countries to launch their own PANORAMA organizations. Thus, for instance, following the creation of PANORAMA pragmatische Weise angelegt. Als konkrete Ergebnisse NL < > SC , Scotland continued its exchange programme können die Treffen PANORAMA NL < > D , PANORAMA NL < > VL und PANORAMA NL < > SC genannt werden, with Ireland, and in December 2008 players from Germany die inzwischen verschiedene Länder ihre eigenen PANO and Slovenia met in Berlin. RAMA -Organisationen ins Leben riefen ließen. Nach der Gründung von PANORAMA NL < > SC setzte so Schottland sein Austauschprogramm mit Irland fort und im Dezember 2008 trafen sich in Berlin Akteure Deutschlands und Sloweniens. 50 Panorama Europa Panorame Europe 2002 fand das erste Treffen mit dem PANORAMA NL < > D in Köln statt. Im Mittelpunkt standen Themen wie Architekturpolitik und Auftraggeberschaft im Wohnungsbau. Wesentliche Aufmerksamkeit galt hier den Instrumenten zur Qualitätssicherung auf den Gebieten Architektur und Städtebau. Ein großer Unterschied zwischen beiden Ländern bestand darin, dass die Niederlande zum damaligen Zeitpunkt bereits zehn Jahre lang Architekturpolitik betrieb, was weltweite Aufmerksamkeit für die niederländische Architektur zur Folge hatte. Andererseits erwiesen sich die deutschen Erfahrungen mit der IBA Emscherpark als wertvoll für die Provinz Overijssel, die zu diesem Zeitpunkt gerade mit einem Programm zur Konversion brachliegender Industrieflächen begonnen hatte. Eine zweite interessante Frage betraf die in Deutschland gewonnenen Erfahrungen mit der privaten Auftraggeberschaft. In den Niederlanden bestanden zu diesem Zeitpunkt dazu kaum systematische Erfahrungen. Lange vor Roombeek wurden so in Kronsberg in Hannover ‚Architektenmessen‘ abgehalten und ein spezieller Informationspunkt für private Auftraggeber eingerichtet. Auf dem Gebiet des Städtebaus wurde dort auch ein ausgeklügeltes System verschiedenartiger Wohnungstypen zur Wahrung der architektonischen Vielfalt entwickelt.1 The first meeting was held in 2001 – the PANORAMA NL < > D in Cologne. It centred on issues such as architectural policy and commissioning in the construction housing. Here, much attention was focused on the instruments for quality assurance in the fields of architecture and urban design. One of the major differences between the two countries was that at that time the Netherlands had already been pursuing an architectural policy for ten years, which had attracted worldwide attention to Dutch architecture. On the other hand, the lessons learned by Germany from the Emscherpark International Building Exhibition proved to be valuable for the Province of Overijssel, which had just launched a programme for the redevelopment of derelict industrial sites. A second interesting topic concerned the experience gained in Germany of private commissioning. At that time, there was hardly any systematic experience of this in the Netherlands. Thus, long before Roombeek, “architects’ fairs” were held at Kronsberg in Hanover and a special information point was set up for private clients. In the field of urban design, a sophisticated system of various types of dwelling was developed there to preserve the architectural diversity. 1 51 In Deutschland wurde hingegen der Erfolg der niederländischen Architekturpolitik einer hervorragend funktionierenden Wettbewerbskultur zugeschrieben, während gerade eine solche in den Niederlanden eine völlig untergeordnete Rolle spielte. Die Tatsache, dass dieser Erfolg vor allem einem feinmaschigen Netz lokaler Architekturzentren und spezieller Stiftungen (Europan, Archiprix, NAi usw.) zu verdanken ist, stellte wiederum für Deutschland eine Quelle der Inspiration hinsichtlich seiner nationalen Architekturpolitik dar, welche die Einrichtung einer nationalen Stiftung Baukultur mitbeförderte. Die Veranstaltung NL < > VL fand am 18. November 2004 in Brüssel statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung PANORAMA NL < > VL stand die Schaffung von Anreizen verschiedener Formen der Auftraggeberschaft. Dabei wurden sechs gemeinsame Problemstellungen in Bezug auf sechs verschiedene Gebiete formuliert: Raum, ländlicher Raum, Erhaltung und Pflege, städtischer Raum, Erbe und „Entwicklungsplanologie“. Im Verlauf der Veranstaltung wurde festgestellt, dass in beiden Ländern auf mehr oder weniger gleichartige Aufgaben und Probleme überwiegend andere Lösungen gesucht wurden, wobei Flandern die Prozesse in den meisten Fällen besser in den Griff bekam. „Es bestand schon immer der Mythos der Gleichheit zwischen den Niederlanden und Flandern. 52 In Germany, the success of the Dutch architectural policy was attributed to an excellently functioning competitive culture, whereas such a culture played a totally minor role in the Netherlands. In turn, the fact that this success was due above all to a closemeshed network of local architec ture centres and special foundations (Europan, Archiprix, NAi, etc.) was a source of inspiration for Germany with regard to its national architectural policy, which promoted, among other things, the establishment of National Founda tion for Baukultur. The NL < > VL event was held in Brussels on 18 November 2004. The PANORAMA NL < > VL centred on the creation of incentives for various forms of commissioning. This in volved formulating six common problems in relation to six different fields: space, urban areas, preservation and conservation, urban areas, heritage and “development planology”. In the course of the event, it was discovered that in the two countries, predominantly different solutions were sought to more or less similar tasks and problems, with Flanders being able to master the processes better in most cases. “There was always the myth that the Nether Panorama Europa Panorame Europe Nunmehr treten die Unterschiede ans Tageslicht. Und gerade die Unterschiede bieten sich als Anknüpfungspunkte an“, stellte Marc Santens, stellvertretender „Bouwmeester“ Flanderns fest. 2 lands and Flanders were the same. Now, the differences are being revealed. And it is these very differences that provide us with new points of departure”, stated Marc Santens, Deputy “Bouwmeester” of Flanders. 2 Das Treffen PANORAMA NL < > SC im März 2007 brachte eine „Zukunftsagenda“3 hervor. In den Niederlanden hat das schottische „Landscape Character Assessment“ als Hilfsmittel im Rahmen von Entwurfsstudien Eindruck hinterlassen. Durch das breit angelegte Vorgehen entsteht eine neue Quelle von Informationen, die ein zielgerichteteres Herangehen in Teilbereichen ermöglichen. Das Maß an Reflektion und das historische Verständnis, mit denen Landschaft dabei in Schottland im Entwurfsprozess behandelt werden, stellten für die Niederlande eine neue Erfahrung dar. In den Niederlanden ist die Landschaft ständig Veränderungen unterworfen, wodurch sich im Lande kaum Gefühle wie Ewigkeitswert oder Ruhe und Beschaulichkeit entwickeln können. Die schottischen Partner fanden wiederum die Art und Weise sehr interessant, wie in den Niederlanden auf Veränderungen in der Landschaft eingegangen wird. Wenn auch Berge aus Granit sich nicht verändern lassen, wurden die Veränderungen im Verhältnis zur Natur und Landschaft durch den Prozess der fortschreitenden Urbanisierung noch nicht ohne weiteres reflektiert. Die Gespräche über gemeinsame Themen mit Kollegen aus anderen Ländern führten letztlich zur Verfassung einer „Zukunftsagenda“. Darin wird beschrieben, wie mit der jeweiligen Realität der Landschaft umgegangen werden kann und welche Aspekte, Kooperationen und Vorgehensweisen für die Pflege und Gestaltung von Landschaft verfolgt werden sollten. The PANORAMA NL < > SC in March 2007 produced an “agenda for the future” 3. In the Netherlands, the Scottish Landscape Character Assessment has left an impression as a tool for design studies. The broadbased approach results in a new source of information, which facilitates targeted action in some areas. The degree of reflection and the historical understanding with which landscape is treated in the design process in Scotland were a new ex perience for the Netherlands. In the Netherlands, the land scape is subject to continuous change, and as a result feel ings such a sense of eternity or calm and tranquillity cannot develop in the country. The Scottish partners, in turn, found the way in which people in the Netherlands address changes in the landscape interesting. Even though moun tains of granite cannot be changed, the changes in the relationship with nature and landscape through the process of ongoing urbanization have not yet been adequately contemplated. The discussions on common themes with colleagues from other countries ultimately resulted in the drafting of an “agenda for the future”, describing how it is possible to deal with the reality of the landscape in both countries, and what aspects, collaborative schemes and approaches for the cultivation and design of landscape should be adopted. [1] A detailed report on PANORAMA NL < > D can be found at http://www.archlokaal.nl/internationaal [2] See http://www.vlaamsbouwmeester.be/vlaamsbouwmeester/opdracht/ opdracht_vlaams_bowmeester.asp [1] Ein ausführlicher Bericht von PANORAMA NL < > D ist zu finden unter: [3] See the report PANORAMA NL < > SC http://www.arch-lokaal.nl/internationaal http://www.archlokaal.nl/default.asp?path=ozgwbnj0&projectid=120 [2] Siehe http://www.vlaams-bouwmeester.be/vlaamsbouwmeester/ opdracht/opdracht_vlaams_bouwmeester.aspx [3] Siehe Bericht PANORAMA NL < > SC http://www.arch-lokaal.nl/default.asp?path=ozgwbnj0&projectid=120 53 Baukulturinstitutionen in Slowenien und Deutschland Organisations of Baukultur in Slowenia and Germany Slowenien Architects’ Society of Ljubljana/ Društvo arhitektov Ljubljana DAL Karlovška 3 SI-1001 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 252 79 30 www.drustvo-arhitektov-lj.si Architect’s Bulletin/Arhitektov Bilten Židovska steza 4 SI-1000 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 251 60 10 www www.ab-magazine.com Architekten- und Ingenieurkammer Slowenien Vegova 8 SI-1000 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 242 06 70 www.zaps.si Architekturbiennale Ljubljana Monochrome Architects Poljanska Cesta 6 SI-1000 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 438 26 50 Architekturfakultät der Universität Ljubljana Zoisova 12 SI-1000 Ljubljana, Tel.: +386 (0) 1 / 426 43 19 www.fa.uni-lj.si Architektur- und Ingenieur-Fakultät der Universität Maribor Smetanova 17 SI-2000 Maribor Tel.: +386 (0) 2 / 229 43 02 www.kamen.uni-mb.si Architekturgalerie DESSA Židovska steza 4 SI-1000 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 251 40 74 www2.arnes.si 54 Architekturmuseum Ljubljana Schloss Fužine, Studenec 2a SI-1000 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 140 97 98 www.aml.si Piran Tage der Architektur Obalne galerije Tartinijev Trg 3 SI-6330 Piran Tel.: +386 (0) 5 / 671 20 80 www.pida.si Plečnik Architektur Museum Karunova Ulica 4 SI-1000 Ljubljana Tel.: +386 (0) 1 / 280 16 00 www.aml.si TrajekT Institute for Spatial Culture Murglah 133 SI-1000 Ljubljana Email: [email protected] www.trajekt.org Deutschland Architekturgalerie am Weißenhof Am Weißenhof 30 70191 Stuttgart Tel.: +49 (0) 711 / 257 14 34 www.weißenhofgalerie.de Architekturmuseum der Technischen Universität München Arcisstraße 21 80333 München Tel.: +49 (0) 89 / 289 22 49 3 www.architekturmuseum.de Bundesarchitektenkammer e.V. Askanischer Platz 4 10963 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 26 39 44-0 www.bak.de Bundesingenieurkammer Charlottenstraße 4 10969 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 25 34 29 00 www.bundesingenieurkammer.de Deutsches Architektur Zentrum DAZ Köpenicker Straße 48/49 10179 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 27 87 99-28 www.daz.de Bund Deutscher Architekten BDA Bundesgeschäftsstelle Köpenicker Straße 48/49 10179 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 278 79 90 www.bda-bund.de Deutsche Stiftung Denkmalschutz Schlegelstraße 1 53113 Bonn Tel.: +49 (0) 228 / 90 91-0 www.denkmalschutz.de Bund Deutscher Baumeister BDB Wildenowstraße 6 12203 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 84 18 97 22 www.baumeister-online.de Bund Deutscher Landschaftsarchitekten Köpenicker Straße 48/49 10179 Berlin Tel.: +49 (0) 30 / 27 87 15-0 www.bdla.de Bundesstiftung Baukultur Schiffbauergasse 3 14467 Potsdam Tel.: +49 (0) 331/ 2012 59-0 www.bundesstiftung-baukultur.de Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW –- M:AI Leithestraße 33 45886 Gelsenkirchen Tel.: +49 (0) 209 / 925 78-0 www.mai-nrw.de StadtBauKultur NRW Europäisches Haus der Stadtkultur e.V. Leithestraße 33 45886 Gelsenkirchen Tel.: +49 (0) 209 / 319 81-0 www.stadtbaukultur-nrw.de Stiftung Bauhaus Dessau Gropiusallee 38 06846 Dessau Tel.: +49 (0) 340 / 65 08-250 www.bauhaus-dessau.de Deutsches Architekturmuseum DAM Schaumainkai 43 60596 Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69 / 212 38 84 4 www.dam-online.de 55 Herausgeber Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Invalidenstraße 44 10115 Berlin Projektkonzeption und -begleitung Dr. Marta Doehler-Behzadi, Michael Marten, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Lars-Christian Uhlig Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Veranstaltungsplanung und Realisation Lars-Christian Uhlig, Thomas Gohr Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Redaktion Claus Käpplinger Gestaltung und Satz xplicit Gesellschaft für visuelle Kommunikation, T. Meyer-Bautor Bezug Geschäftsstelle der „Initiative Architektur und Baukultur“ Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung www.architektur-baukultur.de Vervielfältigung Alle Rechte vorbehalten Stand Oktober 2010