Federal Mogul: Betriebsrat und IG Metall optimistisch

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Federal Mogul: Betriebsrat und IG Metall optimistisch
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Lokales
SEITE 20
NR. 37 . DONNERSTAG, 13. FEBRUAR 2014
Federal Mogul: Betriebsrat
und IG Metall optimistisch
Tarifvertrag Scheitern der Verhandlungen konnte vermieden werden
Von unserer Mitarbeiterin
Claudia Geimer
(Stammbelegschaft) von Federal
Mogul statt 35 Stunden, 37,5 Stunden in der Woche. Damals, erläuM Herdorf/Betzdorf. Geschlossen- tert Köhler, habe der Betrieb
heit demonstrierte die Belegschaft „schlechte Zahlen geschrieben“
der Firma Federal Mogul in Her- und die Belegschaft wollte mit diedorf bei einer Betriebsversamm- ser Mehrarbeit einen Beitrag zur
lung am vergangenen Freitag im Sanierung leisten.
Der Haken an der Geschichte:
Knappensaal. Die Beschäftigten
stärkten demonstrativ dem Be- Die Vereinbarung wurde ohne eitriebsrat, der Tarifkommission und nen zeitlichen Rahmen - in der Reder Gewerkschaft IG
gel sind dies fünf Jahre abgeschlossen - „sie ist
Metall in den Ver- „Wir wollen,
handlungen mit der
nicht rechtssicher und
Geschäftsleitung und dass wieder
wäre bei einer Klage
dem Arbeitgeberver- Ruhe im Betrieb Null und nichtig“, erband den Rücken.
läutert Claif Schminke.
einkehrt.“
In einem Pressege- Claif Schminke zu den
„Im nachhinein gesehen
spräch
informierten Verhandlungen bei Federal war diese Vereinbarung
Claif Schminke, erster Mogul in Herdorf
ein Fehler“, räumt BeBevollmächtigter der IG
triebsrat Köhler ein. AlMetall in Betzdorf sowie Bruno lerdings habe die IG Metall damals
Köhler, Betriebsratvorsitzender von das Vorgehen abgenickt. Streit
Federal Mogul und Schminkes zwischen den Parteien gibt es daStellvertreter gestern Morgen die rüber, wie diese Vereinbarung nun
Öffentlichkeit über den aktuellen vom Tisch kommen soll. Ziel von
Stand der Verhandlungen. Es geht Gewerkschaft und Betriebsrat ist
um eine Betriebsvereinbarung, die eine Ergänzung zum bestehenden
beide - sowohl die Arbeitnehmer-, Tarifvertrag. „Die Mitarbeiter wolals auch die Arbeitgeberseite, vom len keine wesentlichen finanziellen
Tisch haben möchten. Aufgrund Einbußen und sie wollen Sicherheit
dieser Vereinbarung aus dem Jahr der Arbeitsplätze für die nächsten
2006 arbeiten die 380 Mitarbeiter Jahre“, so Köhler. Die Arbeitge-
berseite dagegen will das Aus für
die Betriebsvereinbarung an Bedingungen knüpfen: Dabei geht es
nach Auskunft des IG Metall Bevollmächtigten um Einsparungen
beim Weihnachts- und Urlaubsgeld
sowie um die Kürzung von Zulagen
für Sonn- und Feiertagsarbeit. „Damit hätten die Mitarbeiter je nach
Einkommen durchschnittlich 600
Euro monatlich weniger in der Tasche“, rechnet Schminke vor und
spricht von einer „Giftliste“.
Seit März vergangenen Jahres
wird nun schon verhandelt. Am
Freitag vergangener Woche drohte
ein Scheitern. Denn Ende Januar
legte die Arbeitgeberseite Gewerkschaft und Betriebsrat ein Papier vor, in dem plötzlich von 40 Arbeitsstunden die Rede war.
Schminke ist bekanntlich ein Mann
klarer Worte und deswegen formuliert er deutlich, was IG Metall
und Betriebsrat von dieser Forderung halten: „Das hat uns richtig
erbost.“ Der bekennende Fußballund BVB-Fan zeigte der Gegenseite am vergangenen Freitag die
gelbe Karte: „Wir haben gedroht,
die Verhandlungen scheitern zu
lassen.“ Rückendeckung holten
sich Gewerkschaft und Arbeitneh-
Die Belegschaft von Federal Mogul in Herdorf steht im wahrsten Sinn des Wortes hinter dem Betriebsrat und der
IG Metall. Auf einer Betriebsversammlung erhielten beide grünes Licht für die Verhandlungsführung.
mervertreter bei der schon erwähnten Betriebsversammlung im
Knappensaal.
Beide Parteien, Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerseite, trafen sich nun
vorgestern, Dienstag, zu einem
Sondierungsgespräch in Frankfurt.
Bei diesem Treffen zeigte sich, dass
die gelbe Karte ihre Wirkung nicht
verfehlt hat: Die 40-Stunden-Woche ist vom Tisch.
Nun warten IG Metall und Betriebsrat auf ein neues Angebot der
Arbeitgeber. Köhler ist zuversichtlich: „Das Treffen am Dienstag war
der Türöffner.“ Der Betriebsrat
spricht
von
einem
„neuen
Schwung“ und sieht bei beiden
Seiten einen „positiven Willen“ um
die schwierige Sache zu regeln „wir sind auf einem guten Weg.“
Ende März/Anfang April soll der
ergänzende Tarifvertrag stehen.
Schminke: „Die Stimmung in der
Belegschaft ist angespannt. Wir
wollen, dass wieder Ruhe in den
Betrieb einkehrt.“
Neues Leitungsteam führt
Jugendwehr in Kirchen
Verein Matthias Schwan hört nach acht Jahren auf –
Christoph Bähner tritt die Nachfolge an
Mit der Gesetzgebung in der EU beschäftigten sich Schüler des Betzdorfer Gymnasiums in einem Planspiel. Der Sozialkunde-Leistungskurs der Stufe 12
beschäftigte sich hier konkret mit dem Thema Energiepolitik.
Foto: Andreas Neuser
Schüler haben bei Planspiel Europa im Blick
M Kirchen. Wachablösung bei der
Jugendfeuerwehr in Kirchen: Matthias Schwan (33) legt nach acht
Jahren sein Amt als Jugendfeuerwehrwart nieder. Zum Nachfolger
wurde Christoph Bähner (26) ernannt. Als Dankeschön für sein Engagement überreichte Christian
Böllstorff, stellvertretender Wehrführer des Löschzugs Kirchen, dem
Oberlöschmeister als Erinnerung
eine Figur des Heiligen Florian,
Schutzpatron der Feuerwehr.
Auch Kreisjugendfeuerwehrwart
Volker Hain fand bei der Verabschiedung im Feuerwehrgerätehaus in Kirchen lobende Worte:
„Acht Jahre sind für einen Jugendwart eine lange Zeit.“ Und
nach acht Jahren, so Schwan, wird
es Zeit für einen Wechsel. Sein
Rückzug hat aber auch berufliche
Gründe. Die Aufgaben des Jugendwarts wird nun von einem
dreiköpfigen Leitungsteam erledigt, mit Bähner an der Spitze.
Dem Brandmeister stehen künftig
zwei Stellvertreter zur Seite: Jana
Hähner (23) und Steffen Bachmann
(21). Bähner arbeitet beruflich in
der Qualitätssicherung - „damit ist
die Qualität unserer Jugendfeuerwehr ja auch sicher“, begrüßte ihn
Böllstorff im neuen Amt.
16 Kinder und Jugendliche im
Alter zwischen 10 und 16 Jahren
sind aktuell in der Jugendfeuerwehr der Stadt Kirchen aktiv. Die
Wehr bildet den Nachwuchs für die
Löschzüge Kirchen, Freusburg,
Herkersdorf/Offhausen und Wehbach/Wingendorf aus. Böllstorff hob
die Bedeutung der Jugendarbeit
am Beispiel des Löschzugs Kirchen
hervor: „50 Prozent der Aktiven
stammen aus der Jugendfeuerwehr.“ Der scheidende Jugendfeuerwehrwart Schwan blickte in
seiner Abschiedsrede noch einmal
zurück: „Es war eine schöne Zeit,
ich habe viel Erfahrung gesammelt
und auch unheimlich viel gelernt.“
Es sei wichtig, die Kinder und Jugendlichen mit „Spiel und Spaß an
die Sache heranzuführen.“
Wer sich aktuell mit Verantwortlichen von Jugendfeuerwehren unterhält, kommt an dem Thema Wohnhausbrand mit drei Toten
in Hamburg nicht vorbei. Als
Brandstifter wurde ein 13-Jähriger,
Mitglied einer Jugendfeuerwehr,
ermittelt. Kreisjugendfeuerwehrwart Hain mahnt auf Nachfrage die
Medien, sachlich darüber zu berichten: „Es ist ein Einzelfall gewesen, und es ist traurig, was passiert ist. Aber wir sehen keinen Bedarf, unser Ausbildungskonzept
Claudia Geimer
anzupassen.“
Politik Sozialkunde-Leistungskurs des Gymnasiums Betzdorf beschäftigt sich intensiv mit Gesetzgebung der EU
Von unserem Redakteur
Andreas Neuser
M Betzdorf. Europa, vor allem wenn
es um das politische Europa geht,
kann recht kompliziert sein. Theoretisch hatten Schüler des Sozialkunde-Leistungskurses der Stufe 12
des Betzdorfer Gymnasiums das
Thema Europa mit seinen Institutionen bei Lehrerin Simone Löcherbach und Lehrer Thomas Wasner
schon durch. Gestern wurde es
dann aber bei einem Planspiel sehr
konkret. Mit der Energiepolitik beschäftigten sie sich, um dazu ein
Gesetz auf den Weg zu bringen.
Dabei gab es viele Dinge zu beachten. Und natürlich funkten auch
Lobbygruppen dazwischen, die
Einfluss aufs Gesetzgebungsverfahren nehmen wollten. Atomkraftwerksbetreiber, Verbraucherschutz,
Maschinenbau
(Wirtschaftsvertreter) und Greenpeace
mengten sich ins Verfahren ein. Eine spannende Sache, die spielerisch
aufzeigte, dass Gesetzgebung kein
einfacher Weg ist. Die Schüler hoffte, dann am Nachmittag ein Gesetz
auf den Weg gebracht zu haben.
Europa praktisch im Schnelldurchlauf. In der Realität geht es nicht so
fix. Allein die Beteiligung aller
Länder und deren Einzelinteressen,
Übersetzungen in verschiedene
Sprachen etc. sind zeitraubend.
Das Planspiel zum Gesetzgebungsverfahren in der EU wird von
der Europäischen Kommission in
Bonn angeboten. In 32 ausgewähl-
ten Schulen in Hessen und Rheinland-Pfalz bekommen Schüler aller
Schultypen ab der 9. Klasse im
Schuljahr 2013/2014 die Chance,
für einen Tag in die Rolle eines EUVertreters zu schlüpfen. Das Gymnasium in Betzdorf ist mit dabei.
Die Jugendlichen spielen den
europäischen
Legislativprozess
durch und diskutieren dabei vielfältige Aspekte Europas. In dem
Planspiel bleibt die Thematik nicht
abstrakt. Die Diskussion einer
Ein strenger Ablaufplan
Einen engen Zeitplan gab es beim
Planspiel. Aber eine typische EUNachtsitzung war nicht eingeplant.
Los ging es um 8 Uhr mit Begrüßung
durch Julia Thunecke, der Projektvorstellung und Einführung
ins Thema. Verschiedene Arbeitsgruppen wurden gebildet: Europäisches Parlament, Ministerrat, Europäische Kommission und die Lobbyisten. Es folgten die Ausarbeitung
der Richtlinie und Fachdebatten.
Das Parlament und die Lobbyisten
positionierten sich zum Thema. Die
Richtlinie wurde weiter ausgearbeitet, es folgten bilaterale Gespräche
zwischen Parlament, Ministerrat und
Lobby, Zusammenkunft im Plenum,
weitere Diskussionen, Nachverhandlungen und schließlich Abschlussdebatte und Verabschiedung
der Richtlinie am Nachmittag. an
Richtlinie wird von den Schülern
selbst gestaltet und berührt deren
Lebenswelt unmittelbar. Durch die
Verbindung mit den Interessen der
Jugendlichen wird so die komplexe
ordentliche Gesetzgebung der EU
am eigenen Leib erlebbar gemacht.
Mit der Planspielreihe sollen die
Teilnehmer dazu angeregt werden,
über den eigenen Tellerrand hinaus
zu schauen und sich mit dem meist
als trocken empfundenen Thema
der europäischen Entscheidungsprozesse zu befassen. Durch die
Teilnahme am Rollenspiel werden
außerdem die argumentative Kompetenz und das Demokratieverständnis gestärkt. Den Schülern
wird deutlich gemacht, welche
Auswirkungen europäische Politik
für Deutschland und darüber hinaus
direkt auf das eigene Leben hat.
Spannend und spielerisch zugleich vermittelt die Veranstaltung
die Funktionsweise der europäischen Institutionen und zielt darauf
ab, Begeisterung für europapolitische Themen zu wecken.
Bei der Feierstunde in Kirchen: Volker Hain, Christian Böllstorff, Matthias
Schwan, der scheidende Jugendwart, sein Nachfolger Christoph Bähner,
Steffen Bachmann und Jana Hähner (von links).
Foto: Claudia Geimer