anna live 1/2016 - St. Anna

Transcription

anna live 1/2016 - St. Anna
annalive
Liebenauer Altenhilfe-Magazin Deutschland
1|2016
Das Image der Altenhilfe LEITARTIKEL
Moderne Altenhilfe-Projekte DAS THEMA
40 Jahre Engagement im Pflegeheim
Musik kennt keine Grenzen DIE PRAXIS
EHRENAMT
2 Inhalt
1
TITEL
Eigenständig leben und gut versorgt
sein im Haus St. Sebastian.
Foto: Felix Kästle
3
EDITORIAL
4
LEITARTIKEL
Das Image der Altenhilfe
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DAS THEMA
Wegweisende Projekte in der Altenhilfe
24
6
8
10
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14
16
Familiäre Wohn- und Pflegegemeinschaften
Gemeinwesenarbeit wird zur Quartiersarbeit
Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Bewohner
Senioren-WG mit Betreuung
Entlastung durch Betreuung zu Hause
Repair-Café bringt Menschen zusammen
EHRENAMT
18
40 Jahre Engagement im Pflegeheim
PRAXIS
Ein besinnliches,
frohes Weihnachtfest
und alles Gute für das Jahr 2016
wünschen Ihnen die Geschäftsführer und
die Mitarbeiter der Altenhilfe Deutschland
der Stiftung Liebenau sowie die
Redaktion der anna live
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20
22
23
24
Langjährige Mitarbeiter geehrt
Geschäftsführerwechsel
Engagement: Musik kennt kein Alter
Tete aus Togo wird Altenpfleger
Humorvolle Begegnungen
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Kurz und bündig
27
Adressen
32
Wir fragen – Sie antworten
Ingrid Koch
e-books
Die anna live Deutschland finden Sie als e-book unter www.st.anna-hilfe.de/anna-live
Auch die Stiftung Liebenau und ihre Tochtergesellschaften informieren regelmäßig über neue
Entwicklungen, Konzepte und Planungen und präsentieren Menschen hautnah.
Näheres finden Sie in den e-books unter:
„Anstifter“: www.stiftung-liebenau.de/anstifter
„anna live“ Österreich: www.st.anna-hilfe.at/anna-live
„wir“: www.st.gallus-hilfe.de/wir
„wir-mittendrin“: www.st.gallus-hilfe.de/wir-mittendrin
„Auf Kurs“: www.bbw-rv.de/auf-kurs
3 EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
es wird Ihnen sicher gleich aufgefallen sein: das neue Gesicht auf dieser Seite. Dr. Alexander Lahl
hat zum 1. November die Geschäftsführung der Altenhilfegesellschaften der Stiftung Liebenau
von Gerhard Schiele übernommen. Gerhard Schiele hat sich aus der Geschäftsführung auf eigenen
Wunsch zurückgezogen. Er bleibt der Altenhilfe der Stiftung Liebenau aber weiterhin verbunden:
Zukünftig wird er sich unter anderem der Beratung und Entwicklung in den Altenhilfegesellschaften der Stiftung Liebenau widmen. Lesen Sie mehr zu seiner Verabschiedung und zur Einführung
von Dr. Lahl auf Seite 20.
Während sich die vorige Ausgabe der anna live dem Jubiläum 25 Jahre Altenhilfe der Stiftung
Liebenau widmete, beleuchtet die aktuelle Ausgabe das Image der Altenhilfe in Deutschland. Trotz
enormen Engagements der hauptamtlichen Mitarbeiter sowie vieler Ehrenamtlichen ist das Image
der Altenhilfe in der Öffentlichkeit nicht so, wie wir es uns vorstellen und wünschen. Wir wollen
aktiv daran mitwirken, es zu verbessern.
Außerdem stellen wir in diesem Heft verschiedene innovative Projekte der Altenhilfe vor. Mit
diesen Projekten bieten wir den Bewohnern noch mehr Lebensqualität und gestalten die Arbeit
noch abwechslungsreicher. Erfahren Sie zum Beispiel mehr über das Projekt Lebensräume-Campus
in Oberteuringen. Ein weiteres Projekt erprobt ein neues Dokumentationswerkzeug, das zur Entbürokratisierung in der Pflege beitragen soll. Ohne die Mithilfe unserer engagierten Mitarbeiter
könnten diese Projekte nicht erfolgreich durchgeführt und umgesetzt werden. Für dieses große
Engagement wollen wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.
Bei der Lektüre wünschen wir Ihnen viel Spaß.
Ihre
Stefanie Locher
Dr. Alexander Lahl
GeschäftsführerinGeschäftsführer
Impressum
Das Magazin der
Liebenauer Altenhilfe Deutschland
St. Anna-Hilfe für ältere Menschen
Liebenau – Leben im Alter
Heilig Geist – Leben im Alter
Siggenweilerstraße 11
88074 Meckenbeuren
Tel.: 07542 10-4006
E-Mail: [email protected]
Spendenkonto: Stiftung Liebenau
Sparkasse Bodensee
Kto. 209 944 71, BLZ: 690 500 01
IBAN: DE 35 6905 0001 0020 9944 71
BIC: SOLADES1KNZ
Redaktion:
Helga Raible (verantwortlich), Anne Oschwald,
Susanne Droste-Gräff
Mitarbeit: Britta Baier, Elke Benicke, Felix Kästle,
Christof Klaus, Claudia Wörner
Erscheinungsweise: 2 Ausgaben/Jahr, Auflage: 3000
4 LEITARTIKEL
Schwarz auf Weiß: Image der Pflege
Erinnern Sie sich an den letzten Zeitungsartikel, den Sie zum Thema Alter gelesen
haben? Erinnern Sie sich auch an seinen Inhalt? Stellte er hippe Eigenschaften der
Protagonisten dar? Oder war er eher negativ behaftet? Einen Grund für das nicht so
gute Ansehen des Alters und der Altenhilfe sehen viele in der Berichterstattung.
Doch stimmt diese These?
Eine Medienanalyse im Auftrag der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst
und Wohlfahrtspflege brachte nun Licht ins Dunkel. Die Ergebnisse, dargestellt in der
Veröffentlichung „Ein Heim, kein Zuhause? Das Medienbild von Altenpflege im Kontext
von Altersbildern und Berufsprestige”, sind erstaunlich.
Untersucht wurden tonangebende deutsche Tages- und Wochenzeitungen, TV-Nachrichten, Radiobeiträge aus den Jahren 2013 und 2014. Geprüft wurden Berichte über
Senioren, Alten- und Pflegeheime, Pflegedienste, Pflegepersonal, gesellschaftliche
Akteure, Experten und politische Akteure.
Obwohl das Thema Altenpflege durchaus „lebensnah“ ist, widmen Journalisten dem
Pflegesektor im Durchschnitt weniger Aufmerksamkeit als anderen Branchen. Dabei
ist aus der Studie zu erfahren, dass eine Mindest-Präsenz in den Medien vonnöten ist,
damit Themen überhaupt wahrgenommen werden.
Anders sieht es bei den sogenannten Newsmakern über 65 Jahre aus, die in den deutschen Medien tatsächlich anteilig ihrer Altersklasse mit 20 Prozent vertreten sind. Zu
ihnen zählen etwa Bundespräsident Joachim Gauck und Papst Franziskus. Diese Prominenten sind aber selten eben wegen ihres Alters als vielmehr kraft ihres Amtes oder
Ansehens gefragt. Senioren als Gruppe sind in den Medien nur wenig vertreten. Lediglich eine Nachricht von 1000 findet in aktuellen Meldungen Eingang. Dabei müssten
Senioren mit einer 15-fach höheren Präsenz vertreten sein.
Beim Vergleich mit anderen Ländern werden auch Unterschiede erkennbar: Während in
Südafrika die über 65-Jährigen mit nur fünf Prozent in der Bevölkerung vertreten sind,
lag der Nachrichtenwert zum Thema Alter dennoch fast so hoch wie in Deutschland.
Zurückzuführen ist dies auf die schillernde Persönlichkeit Nelson Mandelas. Das Leben
des ehemaligen Präsidenten zog die Medien bis ins hohe Alter in den Bann.
Die Berichterstattung in deutschen Medien beschränkt sich vor allem auf Themen wie
Rente und Rentensystem. Alltagsthemen des Alters und des Alterns finden bei den ausgewerteten Medien eine nur untergeordnete Rolle. Polarisierung herrscht vor. Die qualitativen Verbesserungen in der Pflege in den vergangenen Jahren finden sich nicht in
entsprechendem Maße wieder. Was von Mitautor Dr. h. c. Jürgen Gohde, der im Auftrag
der Bundesregierung an der Gestaltung der Pflegereform beteiligt ist, nachteilig bewertet wird, ist die so genannte „Uneindeutigkeit“ von Wahrnehmungen und Wertungen.
Veränderungsprozesse könnten mit dieser Form der Berichterstattung nicht gefördert
werden. Ein Klima des Aufbruchs könne so nicht stattfinden.
5 LEITARTIKEL
Verantwortliche und Mitarbeiter der Altenhilfe sehen sich oft zu Unrecht einem negativen Image gegenüber. Die Ergebnisse der Erhebung sind Indiz, dass sie mit ihrer Einschätzung nicht ganz falsch liegen. Eine schwerwiegende Folge dieses Negativ-Images
ist möglicherweise, dass die Branche nur schwer Nachwuchskräfte findet, die unsere
Gesellschaft dringend braucht. In der demografischen Entwicklung stecken wir längst.
Respekt und Achtung sollte älteren Menschen genauso entgegengebracht werden wie
den Menschen, die sie hauptamtlich oder ehrenamtlich und im familiären Umfeld unterstützen. Damit das Ansehen des Alters und der Altenpflege ins richtige Licht gerückt
wird, sollten die Medien ihren Teil dazu beitragen: Indem sie ihre Verantwortung stärker
wahrnehmen, neutral, facettenreich, ausführlich und häufiger zu informieren und aufzuklären.
Anne Oschwald
Redakteurin
Ein Heim, kein Zuhause? Das Medienbild von Altenpflege im Kontext von
Altersbildern und Berufsprestige (Herausgeber: Vollbracht, 2015)
6 DAS THEMA
Unterwegs mit dem Rollator: Helmut Pohl freut sich, dass er Unterstützung von Angela Gerstmaier erhält. Eigentlich ist die Hauswirtschaft ihr Fachgebiet.
Betreuungskräften und Pflegekräften liegt das Wohl der Bewohner der
Wohn- und Pflegegemeinschaft St. Sebastian in Wittenhofen gleichermaßen am Herzen.
Wohn- und Pflegegemeinschaft
Wie in einer großen Familie
WITTENHOFEN - Sich im Pflegeheim wohlzufühlen, ist kein Widerspruch. Individuelle
Begleitung trägt im Besonderen dazu bei. Realisiert wird dies in besonderem Maße
in den Pflege- und Wohngemeinschaften wo Fach- und Hilfskräfte aus Pflege und
Hauswirtschaft Hand in Hand arbeiten. Unterstützt werden die Teams der Altenhilfe
der Stiftung Liebenau von Betreuungskräften. Ein Blick ins Haus St. Sebastian in
Wittenhofen zeigt, wie es geht.
Die Atmosphäre im Haus St. Sebastian ist gemütlich. Auf beiden Etagen ist der gemeinsame
Wohnbereich mit einer offenen Küche beliebter
Treffpunkt. Hier kommen Bewohnerinnen und
Bewohner schon am Vormittag zusammen. Aus
dem Radio erklingt flotte Schlagermusik. Heute ist
Betreuungskraft Thea Rosenbaum im Dienst. Sie
sitzt zusammen mit den Senioren am Tisch und
spielt mit ihnen. „Welches Gartengerät fällt Ihnen
ein“, fragt sie. Ein Rechen, ein Rasenmäher, eine
Schaufel. Erinnerungen werden lebendig. Im Dienst
ist auch Pflegehilfskraft Laura Forcini. Inzwischen
sind alle Bewohner aufgestanden. Sie kommt zur
Gruppe an den Tisch. Sie sieht das leere Glas einer
Bewohnerin und fragt, ob sie nochmal nachschenken darf. Ebenso wie ihre Kolleginnen geht Laura
Forcini mit offenen Augen durchs Haus und sieht,
wo ihre Unterstützung nötig ist.
Im Erdgeschoss ist Hauswirtschaftskraft Angela
Gerstmeier im Dienst. Eben wurde das Mittagessen vom Franziskuszentrum in Friedrichshafen
geliefert und sie verteilt den Nachtisch – heute
gibt es Mokkapudding – in Glasschälchen. Von
der offenen Küche aus sieht sie, dass Bewohner
Helmut Pohl mit seinem Rollator unterwegs ist.
Schnell legt sie den Löffel zur Seite und begleitet
ihn auf dem Weg zu seinem Zimmer. „Bei meiner
letzten Arbeitsstelle habe ich nur geputzt“, erinnert sich Angela Gerstmeier. „Mir ist es viel lieber,
Mädchen für alles zu sein.“ Abwechslungsreich und
vor allem familiär empfindet sie die Arbeit im Haus
St. Sebastian, das im Januar 2014 bezogen wurde.
Bald ist Zeit für das Mittagessen. Bewohnerin
Anita Beckert faltet noch ein paar Servietten,
Betreuungskraft Gabi Manz deckt die Tische im
Wohnbereich. Die meisten Bewohner legen viel
Wert darauf, zum Essen an ihrem angestammten
Lieblingsplatz zu sitzen. „Könnten Sie mir kurz helfen?“, fragt Gabi Manz in Richtung Küche. Erneut
unterbricht Angela Gerstmeier ihre Arbeit und
hilft Gabi Manz, die eine Frau im Rollstuhl und einen Infusionsständer an einen anderen Platz bringen möchte. Für die Bewohnerin ist wichtig, dass
sie die notwendige Unterstützung jetzt bekommt.
Der Berufsabschluss ist für sie nebensächlich.
Die Grießklößchensuppe, die es zur Vorspeise gibt,
dampft. An der Küchentheke arbeiten Angela
Gerstmeier und eine Pflegekraft Hand in Hand.
Während die Hauswirtschaftskraft die Suppe
schöpft, serviert die Pflegekraft am Tisch. Für
7 DAS THEMA
jeden Bewohner hat sie ein nettes Wort und ein
Lächeln. Selbstverständlich räumt sie die Suppenteller auch wieder ab. Ihre Kollegin verteilt am
Nebentisch Medikamente – eine der Aufgaben, die
auch im Haus St. Sebastian ausschließlich von Pfle-
gefachkräften geleistet werden. Nach dem Essen
steht für viele Bewohner ein Mittagschläfchen
auf dem Programm. Aber am Nachmittag wird
der gemütliche Wohnbereich mit seiner familiären
Atmosphäre für viele wieder zum Treffpunkt. ❑
Hauswirtschaftsleiterin und Pflegedienstleiter im Interview
Wohl der Bewohner steht im Mittelpunkt
WITTENHOFEN – Pflegedienstleiter Süleyman Kalin
und Hauswirtschaftsleiterin Patricia Graf vom
Haus St. Sebastian in Wittenhofen erläutern, was
die Wohn- und Pflegegemeinschaft für Bewohner
und Mitarbeiter ausmacht. Neben dem Haus
St. Sebastian arbeiten auch die Häuser der Liebenau – Leben im Alter in Eriskirch, Kressbronn und
Ailingen nach diesem Prinzip.
Die Fragen stellte Claudia Wörner
Was ist das Besondere an einer Wohn- und
Pflegegemeinschaft?
Patricia Graf: Die Bereiche Hauswirtschaft und
Pflege sind sehr eng miteinander verknüpft. Im
Gegensatz zu anderen Einrichtungen, in denen die
Aufgaben der Mitarbeiter ganz klar definiert sind,
sind die Grenzen fließend. Das heißt, die Mitarbeiter der jeweiligen Bereiche sind auch offen
für den anderen. Wichtig ist das gemeinsame Ziel,
nämlich dass sich die Bewohner wohl fühlen.
Süleyman Kalin: Jeder sollte in unserem Haus
verinnerlicht haben, dass die eigenen Aufgaben
über den eigenen Fachbereich hinausgehen. Dabei
spielt die Kommunikation eine ganz wesentliche
Rolle. So müssen die Kollegen genau ausloten, wer
was machen will und kann. Die eine Mitarbeiterin
aus der Hauswirtschaft traut sich zum Beispiel
zu, eine Bewohnerin auf die Toilette zu begleiten.
Die andere möchte es nicht. Darüber muss man
miteinander reden. Wichtig ist auch ein Blick für
die Arbeit. Wenn ich zum Beispiel im Vorbeigehen
einen schmutzigen Teller sehe, nehme ich ihn mit
und räume ihn in die Spülmaschine ein.
War diese flexible Art des Arbeitens für die
Mitarbeiter eine große Umstellung?
Süleyman Kalin: Anfangs war es für manche
etwas schwierig. Inzwischen sehen es aber auch
viele als Bereicherung für ihre tägliche Arbeit
und ein Wir-Gefühl hat sich entwickelt. Die Arbeit
bietet viel Abwechslung. In einem kleinen Haus wie
unserem mit seiner familiären Atmosphäre passt
diese Art des Arbeitens viel besser. Und das schätzen auch die Mitarbeiter.
Patricia Graf: Das Konzept musste wachsen. Hilfreich waren interne Schulungen, die die Bereiche
gegenseitig füreinander gehalten haben. Hauswirtschaftskräfte haben gelernt, wie sie richtig
Essen eingeben und wie man Ess- und Trinkpro-
Hauswirtschaftsleiterin Patricia Graf und Pflegedienstleiter
Süleyman Kalin vom Haus St. Sebastian in Wittenhofen:
Ihre fachlichen Bereiche arbeiten übergreifend.
tokolle führt. Umgekehrt haben die Pflegekräfte
erfahren, welches Reinigungsmittel für welche
Oberfläche geeignet ist oder wie Küchengeräte
funktionieren.
Wie erleben die Bewohner das Prinzip der
Wohn-und Pflegegemeinschaft?
Patricia Graf: Für die Bewohner ist wichtig, dass
sie die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Welchen Berufsabschluss derjenige hat, ist
zweitrangig.
Süleyman Kalin: Auch rein optisch gibt es keinen
Unterschied zwischen Hauswirtschaft und Pflege. Wir tragen die gleiche Dienstkleidung. Für die
Bewohner steht der Mensch, der ihnen hilft, im
Vordergrund.
Sicher gibt es auch in der Wohn- und Pflegegemeinschaft Tätigkeiten, die nach wie vor den
Bereichen zugeordnet sind. Können Sie Beispiele nennen?
Patricia Graf: In der Hauswirtschaft gehört dazu
auf jeden Fall die Unterhaltsreinigung der Zimmer,
das Erstellen der Speisepläne und das Bestellen
der Lebensmittel. Außerdem ist es unsere Aufgabe das HACCP-Konzept einzuhalten und zum Beispiel Rückstellproben des Essens zu nehmen und
die Temperatur der Mahlzeiten sowie der Kühleinrichtungen zu kontrollieren.
Süleyman Kalin: Alles rund ums Thema Medikamente gehört in den Pflegebereich. Nur die Pflegekräfte wechseln Verbände, pflegen bettlägerige
Bewohner und halten Rücksprache mit Ärtzen,
Ergotherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten. ❑
8 DAS THEMA
Das Modell zeigt das künftige Haus der Pflege, angrenzend die „Lebensräume für Jung und Alt” mit Mediathek und dem Café in Oberteuringen.
Lebensraum-Campus
Gemeinwesenarbeit wird zur Quartiersarbeit
OBERTEURINGEN - Das direkte Lebensumfeld wird
immer wichtiger. Aktives Zusammenleben wirkt
positiv auf das Wohlbefinden der Menschen und
kann eine präventive Wirkung haben. Die Altenhilfe der Stiftung Liebenau hat umfassende Erfahrungen bei der Moderation des Zusammenlebens.
Ein neues Projekt entsteht in der Gemeinde Oberteuringen: Es könnte künftig eine Vorreiterrolle
spielen.
Text: Anne Oschwald, Foto: Eckard Ernst
Die Gemeinde Oberteuringen und die Stiftung
Liebenau arbeiten seit Jahren partnerschaftlich
zusammen. Das gelungene Miteinander in der
Wohnanlage „Lebensräume für Jung und Alt“ gilt
als Ursprung für die Idee weiterer Einrichtungen.
„Die Gemeinde kam auf die Altenhilfe der Stiftung
Liebenau zu. Zunächst mit dem Wunsch nach einer
zweiten Wohnanlage“, schildert Gerhard Schiele,
ehemaliger Geschäftsführer der Altenhilfe der
Stiftung Liebenau. „Bei den Überlegungen brachten wir das Thema Hilfen für Menschen mit Behinderung ins Spiel.“ Ab da war der Grundstein für ein
ganzheitliches, inklusives Oberteuringen gelegt.
Rund 350 Neubürger sollen in Bälde hier Wohnraum finden. Entree zum neuen Wohngebiet bil-
det das Gebäude mit den 20 barrierefreien Wohnungen nach dem Konzept der Lebensräume für
Jung und Alt. Das generationenübergreifende
Zusammenleben ist hier geprägt von Selbst- und
Nachbarschaftshilfe, damit Senioren möglichst
lange aktiv bleiben, was vorbeugend wirkt gegen
Pflegebedürftigkeit. Außerdem beheimatet dieses Gebäude gemeinschaftliche Räume für Begegnung sowie eine Mediathek und Platz für ein
Café. Kindergarten und Kinderhaus, ein Wohnhaus
und ein Zentrum für Bildung, Betreuung und
Förderung von Menschen mit Behinderung sollen
selbstverständlicher Teil des Ganzen sein.
Hier wird auch das Haus der Pflege für 45 ältere
Menschen entstehen. Es wird nach dem Konzept
der Wohn- und Pflegegemeinschaften (s. S. 6/7)
betrieben. „In den drei Gemeinschaften mit jeweils 15 Bewohnern ist eine 24-Stunden-Betreuung möglich. Zusätzlich werden wir ambulante
Pflegeleistungen für Oberteuringen anbieten“,
erläutert Stefanie Locher, Geschäftsführerin der
Altenhilfe der Stiftung Liebenau. Obwohl Oberteuringen eine junge Gemeinde ist, hat die Vorsorge für ältere Mitbürger große Bedeutung,
wie Bürgermeister Karl-Heinz Beck schon immer
betont.Für 18 Menschen mit Einschränkungen
entstehen ebenfalls ein separates Wohnhaus so-
9 DAS THEMA
Der Lebensraum-Campus
Kinderhaus
Kinderkrippe für 10 Kinder (bis 3 Jahre)
Kindergarten mit 2 Gruppen à 28 Kinder
(3 bis 6 Jahre)
Bildungs-, Begegnungs- und
Förderzentrum (BBF)
12 Plätze für Menschen mit hohem
Förderbedarf, Tagesstruktur mit
verschiedenen Angeboten
Entree ins Quartier
18 Wohnungen Lebensräume für Jung
und Alt
2 Wohnungen für Menschen mit
Behinderung (ambulante Unterstützung)
Mediathek, Familientreff, Marktplatz
mit Café
Haus der Pflege (Altenhilfe)
45 Plätze in drei Wohngruppen
Rundum-Versorgung mit zusätzlichen
ambulanten Diensten
Wohnhaus
18 Plätze für Menschen mit
Behinderung
4-Zimmerwohnung (frei vermietbar)
wie zwei weitere Einzimmerappartements in den
Lebensräumen. Als weiteres Element bietet ein
Bildungs-, Begegnungs- und Förderzentrum (BBF)
der Liebenauer Arbeitswelten eine Tagesstruktur
für zwölf Menschen mit Behinderung aus der
Gemeinde und dem Umland.
Enge Zusammenarbeit
Damit das Projekt nicht nur baulich gelingen kann,
sondern später auch das soziale Zusammenleben
der Bürger, basiert die Arbeit auf dem Konzept
der Lebensräume: Eine Fachkraft der Gemeinwesenarbeit moderiert das Miteinander und ist bei
der Altenhilfe der Stiftung Liebenau angestellt.
Private Wohnhäuser
„Die Gemeinwesenarbeit bekommt eine ganz
andere Funktion und eine völlig neue Dimension“,
schildert Schiele. „Sie wird Quartiersarbeit für den
gesamten Sozialraum unter der Regie der Altenhilfe.“
Die Gemeinde Oberteuringen stand von Anfang an
hinter dem Vorhaben. Auch die örtliche Bürgerstiftung war früh mit im Boot, ebenso wie Prof.
Dr. Sigrid Kallfaß von den Steinbeis-Transferzentren Sozialplanung, Qualifizierung und Innovation, die schon im Vorfeld für das Projekt soziale
Erhebungen und Erfahrungen lieferte. Außerdem
ist auch der Bodenseekreis von dem Projekt überzeugt. ❑
10 DAS THEMA
Gespräche zwischen Fachkräften und Bewohnern sind selbstverständlich.
Für die neue Dokumentationsmethode
„SIS” bilden sie eine noch wichtigere
Informationsgrundlage. Sabrina Dausch
(Pflegedienstleiterin im Haus St. Konrad)
übt mit Marie Schmidt für die Testphase.
Entbürokratisierung in der Pflege
Mehr Zeit für Bewohner
KRESSBRONN – Dokumentation ist in der Pflege unverzichtbar. Dabei sollte ihr Aufwand aber in einem
ausgewogenen Verhältnis zu Pflege und Betreuung
stehen. Die „Strukturierte Informationssammlung
(SIS)” könnte zur Entbürokratisierung in der Pflege
beitragen. Eine Projektgruppe der Liebenauer
Altenhilfe erprobt das System. Pflegedienstleiterin
Sabrina Dausch vom Haus St. Konrad in Kressbronn
gehört dazu und wappnet sich für die Testphase.
Text/Foto: Anne Oschwald
Marie Schmidt begrüßt Sabrina Dausch herzlich
an ihrer Zimmertür und bittet sie einzutreten. Die
Pflegedienstleiterin hat angekündigt, ein Gespräch
mit ihr zu führen, damit sie Erfahrung sammeln
kann, wenn im Haus Anfang 2016 die Projekterprobung an den Start geht. Sie fragt die 83-jährige Seniorin nach ihrem Befinden. Marie Schmidt
ist aufgeschlossen und zugewandt. „Ich fühle mich
wohl, und kann auch rausgehen“, erklärt sie. Es
stellt sich heraus, dass sie eine unermüdliche „Läuferin“ ist. Und dies schon immer war. Sie schildert,
dass sie als Kind den halbstündigen Weg zur Schule
zu Fuß zurücklegen musste. Abgeschieden hat die
Familie zwischen zwei Wäldern gewohnt, was sie
mehrfach wiederholt. Der Vater sei zwar streng
gewesen, habe den sechs Kindern aber auch viel
beigebracht. Oder waren es fünf Kinder? Manchmal bringt sie die Zahlen etwas durcheinander.
Auch Wanderungen mit dem Bruder kommen ihr
in den Sinn. Der Frage, wo sie hinführten, weicht
sie eher aus. Sabrina Dausch geht auf die Bewohnerin ein, hört konzentriert zu, hakt an der ein
oder anderen Stelle nach und erfährt dadurch
Neues, Persönliches. Etwa, dass Marie Schmidt sich
als Kind den Fuß gebrochen hat, genau über dem
Knöchel. Seither braucht sie zwei verschie-
den große Schuhe. Schmerzen habe sie nicht.
Solche oder ähnliche Gespräche werden zu den
Aufgaben gehören, wenn SIS getestet und nach
der Erprobung möglicherweise eingeführt wird.
Relevantes was die zuständige Pflegefachkraft im
Gespräch erfährt, hält sie im neuen Bogen fest.
Zunächst versucht sie herauszufinden, wie sich
der Bewohner zum entsprechenden Zeitpunkt
fühlt, was die Mitarbeiter für ihn tun können?
Besonders beim Erstgespräch sind Antworten
auf diese Fragen wichtig. Dann folgen die sechs
Themenfelder: „kognitive und kommunikative
Fähigkeiten“, „Mobilität und Beweglichkeit“, „krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen“,
„Selbstversorgung“, „Leben in sozialen Beziehungen und Wohnen/Häuslichkeit“.
Der PDL ist anzumerken, dass sie sehr stark auf die
neue Form der Dokumentation setzt. Sie ist sich
zwar bewusst, dass durch die Umstellung zunächst
ein Mehraufwand auf die Teams zukommt. Sie ist
aber auch überzeugt vom Nutzen. Bezogen auf
die Anzahl der Formulare wird die Dokumentation
schlanker. Dass im Berichteblatt nur noch dokumentiert werden muss, was vom Maßnahmenplan
abweicht, sieht Sabrina Dausch als besondere
Erleichterung. Die gewonnene Zeit steht für die
Bewohner zur Verfügung. „Die Autonomie unserer
Bewohner steht noch mehr im Fokus durch die
neue Informationssammlung SIS.“
In der Testphase werden Gespräche bei Neuaufnahmen geführt, aber ebenso mit Bewohnern, die
bereits im Haus leben, um Vergleiche mit der bestehenden Dokumentation zu erhalten. Wichtig ist
der Pflegedienstleitung, alle Kolleginnen und Kollegen mit ins Boot zu holen. Das neue System muss
sich nicht nur in das bestehende System einfügen,
sondern von allen verstanden, angenommen und
schlussendlich angewandt werden. ❑
11 DAS THEMA
Interview: Ein-Step Multiplikator Achim Hollenbach
Gesprächsführung will gelernt sein
Achim Hollenbach ist
Qualitätsbeauftragter
der Altenhilfe der
Stiftung Liebenau
und Mulitplikator für
Ein-Step.
LIEBENAU – Die Altenhilfe der Stiftung Liebenau
entwickelt sich laufend weiter. Ein-Step kam daher
gerade richtig: Dr. Achim Hollenbach, Qualitätsbeauftragter der Altenhilfe der Stiftung Liebenau,
ist Multiplikator für das Projekt. Es ist eine Initiative
des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung
und soll der Entbürokratisierung der Pflege dienen.
Zur Umsetzung gehören verschiedene Ebenen: das
Ein-Step-Projektbüro in Berlin, die Verbände der
Träger und fachliche Mitarbeiter von Einrichtungen
als Multiplikatoren.
Die Fragen stellte Anne Oschwald, Foto: Anne Oschwald
Herr Hollenbach, welchen Hintergrund hat
Ein-Step?
Zunächst steckt die Idee der Entbürokratisierung
der Pflegedokumentation dahinter. Pflegefachkräfte sollen Zeit sparen. Das Instrument dafür
heißt SIS, Strukturierte Informationssammlung.
Wichtiges Element hierbei ist die Eigeneinschätzung des Bewohners nach sechs Themenfeldern.
Der Bewohner rückt also noch stärker in den
Fokus als bisher, was ein wichtiger Aspekt des Projektes ist und sehr dafür spricht. Die Befragung
beziehungsweise Beurteilung des Bewohners orientiert sich außerdem am neu geplanten Pflegebedürftigkeitsbegriff, was ebenfalls ein Vorteil ist.
Bei dem Instrument handelt es sich allerdings um
ein einzelnes Instrument in der gesamten Dokumentation und muss entsprechend in die Abläufe
passen beziehungsweise eingepasst werden.
Was heißt das genau im Pflegealltag?
Das SIS setzt sehr personenzentrierte Gespräche
mit dem Bewohner voraus. In den Einrichtungen
muss daher geklärt werden, welche Pflegefachkräfte dies tun können. Die Gesprächsführung
erfordert viel Kenntnis. Im Vorfeld braucht es ein
gewisses Maß an Schulungen. Übrigens werden
auch Bildungsträger und Schulen sowie externe Fachkräfte, etwa vom Medizinischen Dienst
der Krankenkassen und von der Heimaufsicht zu
dem neuen Instrument geschult. Vor allem auch
hinsichtlich der Förderung der Autonomie der
Bewohner ist das System prädestiniert.
Wer macht mit?
Bis Oktober haben sich etwa 5500 Einrichtungen
der insgesamt 22500 stationären Einrichtungen
und ambulanten Dienste aus dem gesamten Bundesgebiet registriert.
Welche Aufgabe haben Sie bei der Projektorganisation?
Verantwortlich für die Einführung des Instruments ist das Ein-Step-Projektbüro in Berlin. Es
ist zuständig für die Koordination und Steuerung
der bundesweit angelegten Aktivitäten. Hierfür
arbeitet es mit den Verbänden der Trägerorganisationen zusammen. Diese wiederum stellen
Multiplikatoren, die für die Verbreitung vor Ort
zuständig sind. Ich gehöre zu diesen bundesweit
650 Multiplikatoren und bin zuständig für den
Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Wir wurden vom Projektbüro geschult. Meine
Aufgabe ist es nun, die eigenen Mitarbeiter der
Altenhilfe Deutschland der Stiftung Liebenau zu
beraten und zu unterstützen, aber auch die aus
anderen Einrichtungen.
Hört sich nach viel Aufwand an?
Der hält sich in Grenzen. Die Schulungen der
anderen Einrichtungen durch mich, kann ich für
viele Interessierte bündeln. Für den hausinternen
Wissenstransfer haben wir eine Projektgruppe
zusammengestellt, die derzeit die Vorbereitungen
für die Einführung plant.
Bis wann sollen Ergebnisse stehen und was soll
damit passieren?
Neben einer bundesweiten wissenschaftlichen
Evaluierung, die Ende 2016 vorgestellt werden
soll, wird die Altenhilfe der Stiftung Liebenau bis
Mitte 2016 ihre Ergebnisse aus den vier teilnehmenden Einrichtungen im Rahmen eines Fachtages
vorstellen. Im Anschluss entscheiden wir, ob weitere Einrichtungen in das neue System einsteigen
werden. ❑
www.ein-step.de
12 DAS THEMA
Den Dienstagnachmittag mit
Betreuungsassistentin Susanne Reichle
(2.v.r.) schließen die Bewohner Anneliese
Krause, Sylvia Bader und Karl Bulling
(v.l.n.r.) gerne mit einer Runde
Gymnastik ab.
Senioren-WG
Betreuungsassistentin ist das Bindeglied
RAVENSBURG – Die demografische Entwicklung
erordert neue Wohn- und Betreuungsformen. Die
Altenhilfe der Stiftung Liebenau hat ein Modell entwickelt: die Senioren-WG plus Betreuungsassistentin. Wie funktioniert das Zusammenleben in der WG
im Quartier Galgenhalde? Wie lassen sich Bewohner
darauf ein? Eine Beschreibung.
Text: Elke Benicke/Fotos: Bau- und Sparverein, Elke Benicke
Vorbei ist’s mit der Ruhe. Horst Seitter, der fast
ein Jahr nach einem Schlaganfall in die SeniorenWG gezogen ist, hatte sich ein einsames Plätzchen
in der Sonne vor dem Haus gesucht. „Kommen
Sie, Herr Seitter, die Frau Reichle ist da!“, fordert
ihn seine Mitbewohnerin Sylvia Bader freundlich
aber bestimmt auf, am gemeinsamen Nachmittag
mit der Betreuungsassistentin teilzunehmen. Der
75-Jährige zeigt sich wenig begeistert, kommt
aber dennoch mit. Am Tisch sitzen neben Susanne
Reichle schon Karl Bulling, 91 Jahre, und Anneliese
Krause, 69 Jahre. Letztere wohnt seit vier, Karl
Bulling seit fünf Jahren in der Senioren-WG und
so waren beide mit von der Partie, als die anna
live schon einmal aus ihrem WG-Leben berichtete
(siehe anna live 1/2012). Im fünften Zimmer wohnt
Hildegard Weber, 76 Jahre, die an diesem Nachmittag aber unterwegs ist.
Abwechslung kommt von draußen
Susanne Reichle beginnt den Dienstagnachmittag
wie gewohnt mit einer Besprechung der aktuellen
Anliegen; heute anlässlich der Reportage für die
anna live mit einer Vorstellungsrunde: „Mir geht’s
gut hier, mir gefällt vor allem die Unterhaltung“,
fasst Karl Bulling die letzte Woche und die letzten
drei Jahre zusammen. Nach wie vor kümmert sich
der agile ältere Herr um seine Mitbewohner, bringt
Anneliese Krause öfter mal was vom Metzger
mit, motiviert die Neuen mit seinem Humor und
freut sich über die vielen Besuche in der WG. Es
kommen ja nicht nur seine Angehörigen, sondern
auch die der anderen. Außerdem schaut zwei Mal
täglich eine Pflegekraft der Sozialstation vorbei,
unterstützt Horst Seitter bei der Körperpflege
und beim Essen, die Damen beim An- und Ausziehen der Stützstrümpfe. Auch eine über die
Nachbarschaftshilfe organisierte Reinigungskraft
sowie eine externe Logopädin und Physiotherapeutin gehen ein und aus. Anneliese Krause lacht,
als sie sich vorstellen soll, denn das Sprechen
bereitet ihr nach ihrem Schlaganfall noch immer
Probleme. „Sie ist der Sonnenschein in unserer
WG, hat einfach immer gute Laune“, springt Karl
Bulling für sie ein und da lacht die ältere Frau noch
herzlicher. „Am Anfang war alles neu“, sagt Sylvia
Bader, „doch jetzt komme ich gut klar und engagiere mich nach wie vor beim Mittwochskaffee im
Rahlentreff*, helfe, was ich kann.“
WG-Thema „Gemeinsam Kochen“
„War der Waschmaschinenmonteur da?“, fragt
Susanne Reichle in die Runde. „Ja, der Bau- und
Sparverein ist sehr verlässlich“, sagt Sylvia Bader.
Der BSV ist Wohnungseigentümer. „Die haben
gleich jemanden geschickt.“ Das nächste Thema
ist ein Dauerbrenner. Es geht um die Mahlzeiten
und dass ein gemeinsames Kochen und Essen nicht
13 DAS THEMA
Interview mit Marc Ullrich vom BSV
Weitere WG geplant
Marc Ullrich, Vorstandsvorsitzender
des Bau- und Sparvereins Ravensburg eG (BSV).
In diesem neuen Gebäude des Bau- und Sparvereins Ravensburg ist Platz für
eine moderne Senioren-WG eingeplant.
zustande kommen wollen: Horst Seitter geht zwei
Mal pro Woche zur Tagesbetreuung ins AdolfGröber-Haus in Weingarten und bekommt Essen
auf Rädern. Sylvia Bader geht täglich zum Offenen
Mittagstisch ins Haus St. Meinrad und Karl Bulling
holt etwas beim Metzger für sich und Anneliese
Krause. „Frau Weber kocht öfter“, erklärt Susanne
Reichle. „Ein anderer Vorschlag war, das Essen für
einen gemeinsamen Mittagstisch vom Haus
St. Meinrad liefern zu lassen, doch bisher konnten
sich die Bewohner nicht einigen.“ Da auch heute
keiner von seinen Gewohnheiten abrücken will,
„akzeptieren wir das einfach mal so“, sagt Reichle.
Nachdem es nichts mehr zu besprechen gibt,
packt Susanne Reichle aus, was sie den Senioren
mitgebracht hat: Zunächst eine Geschichte, die die
Zuhörer schmunzeln lässt. Dann ein PantomimeSpiel, das Körper und Geist fördert. Beim nächsten
Spiel, Märchensprüche ergänzen, verabschiedet
sich Horst Seitter nach draußen und verpasst die
abschließende Gymnastikrunde. Als dann alle für
ein Gruppenfoto vor das Haus kommen und sich zu
ihm an den Tisch setzen, huscht ihm aber doch ein
Lächeln übers Gesicht. ❑
* Der Rahlentreff ist ein zentraler Treffpunkt im
Quartier.
RAVENSBURG – Zugunsten einer organisierten
Selbst- und Nachbarschaftshilfe arbeitet der BSV
seit acht Jahren eng mit der Altenhilfe Deutschland der Stiftung Liebenau zusammen. Ihr erstes
gemeinsames Projekt war die Senioren-WG im
Ravensburger Quartier Galgenhalde. Nun soll eine
neue Senioren-WG in Weingarten entstehen.
Die Fragen stellte Elke Benicke/Foto: BSV
Herr Ullrich, welche Ansprüche stellen
Senioren an das WG-Leben?
Marc Ullrich: Die jetzigen Senioren entstammen
noch nicht der Generation, die das WG-Leben von
früher kennt. Wichtig ist, dass wir sie beim Einzug
aufklären. Wichtig ist auch, dass eine Betreuerin
die Gemeinschaft moderiert. Beides ist gegeben.
Nun planen Sie eine neue Senioren-WG in Weingarten. Worum geht es da genau?
Marc Ullrich: An der Ecke Baienfurterstraße/Haasstraße entsteht ein Nullenergiehaus in Holzbauweise. Es bietet 25 Wohnungen für Berufsstarter und
junge Familien sowie eine integrierte Senioren-WG
im Erdgeschoss mit fünf Appartements. Die Eröffnung ist für den 1. November 2016 geplant.
Unterscheidet sich diese Senioren-WG von der
in Ravensburg?
Marc Ullrich: Ja. In der Galgenhalde waren wir baulich eingeschränkt und haben doch eine gute Kompromisslösung gefunden. Jetzt optimieren wir:
Jeder Mieter bekommt zwei Zimmer statt einem,
auch eine Kochgelegenheit im eigenen Bereich und
mehr Platz in der Gemeinschaftsküche.
Wer soll dort einziehen?
Marc Ullrich: Während in der Galgenhalden-WG
zum Teil pflegebedürftige Menschen leben, sollen
in Weingarten vor allem rüstige Rentner im Alter
60+ einziehen, die die Entscheidung ganz bewusst
treffen. Sie profitieren von den Angeboten der
Gemeinwesenarbeit und können später auf Pflegeund Betreuungsangebote zugreifen. ❑
14 DAS THEMA
Gemeinsam machen Trudel Seifferer und
Kornelia Deuschle Einkäufe für die Seniorin:
Gerade so viel, dass sie gut versorgt ist, aber
keine Lebensmittel schlecht werden.
Betreuungsdienst ZUHAUSE
Gut betreut und entlastet zu Hause
im Vordergrund: Trudel Seifferer erzählt gerne
von früher und Kornelia Deuschle hat Zeit zum
Zuhören und Nachfragen. Sie sind oft draußen,
denn die ältere Frau läuft gerne und viel. Sie
gehen gemeinsam in den Park, zum Einkaufen
oder zum Friseur. Besonders der Friseurtermin
jeden Freitagvormittag liegt Trudel Seifferer am
Herzen: Seit Jahren trifft sie sich dort mit ihren
Freundinnen. Während Kornelia Deuschle kleine
Besorgungen für sie erledigt oder bei ihr zuhause
nach dem Rechten sieht, genießt die ältere Dame
die Gespräche in vertrauter Runde – und ist froh,
dass sie wieder abgeholt und nach Hause begleitet
wird.
Frisch frisiert und glücklich: Für Trudel Seifferer ist der
wöchentliche Friseurtermin ein Muss. Durch die Begleitung
von Kornelia Deuschle kann sie ihn wahrnehmen.
RAVENSBURG – Körperlich ist Trudel Seifferer
topfit, aufgrund ihrer Demenz außerhalb ihrer
Wohnung jedoch nicht mehr sicher unterwegs.
Erst seit Kornelia Deuschle vom Betreuungsdienst
ZUHAUSE mit der älteren Frau zum Einkaufen
oder Friseur geht, geht auch ihre Tochter wieder
beruhigt in die Arbeit. Denn sie weiß, dass die
Betreuungsassistentin kompetent ist und ihre
Mutter ganz nebenbei auch im Alltag und Haushalt
unterstützt.
Text: Elke Benicke/Fotos: Elke Benicke (1), privat
„Bin ich Ihnen zu schnell?“, fragt Trudel Seifferer,
Bewohnerin der Lebensräume für Jung und Alt,
ihre Betreuungsassistentin mit einem Zwinkern
in den Augen. Kornelia Deuschle lacht. Sie ist das
flotte Tempo der 86-Jährigen bereits gewohnt.
Seit April kommt sie regelmäßig freitags, seit
September nun auch montags zu ihr in die Lebensräume. Dann steht vor allem das Zusammensein
Abwechslung und Anregung
Trudel Seifferer lebt seit einem Jahr in den Lebensräumen für Jung und Alt in Ravensburg. Es
hat etwas gedauert, bis sie sich eingelebt hatte,
ihre Demenz und den daraus resultierenden Unterstützungsbedarf akzeptieren konnte. „Für meine
Mutter war das anfangs nicht leicht. Aber auch
ich musste mir erstmal klar darüber werden, dass
wir es nicht mehr gut alleine schaffen“, berichtet
die berufstätige Tochter, Monika Stürmer. „Zuerst
kam die Betreuungsassistentin nur freitags. Als
wir im Urlaub waren, kam sie drei Mal pro Woche.
Für meine Mutter ist das Abwechslung, sie lebt
auf, kommt gut mit Frau Deuschle klar und hat
hinterher was zu erzählen. Und so haben wir vereinbart, dass sie jetzt zwei Mal pro Woche kommt.“
Monika Stürmer ist entlastet und beruhigt, wenn
die Betreuungsassistentin bei ihrer Mutter ist. So
kann sie ihre eigenen Besuche bei der Mutter besser genießen und ist insgesamt entspannter.
Austausch und Sicherheit
Außerdem tauscht sie sich mit der Betreuungsassistentin, aber auch mit der Leitung des Betreu-
15 DAS THEMA
Interview mit Kornelia Deuschle
ungsdienstes, regelmäßig aus und kann so bei Bedarf schnell handeln. So vermutet sie zum Beispiel,
dass ihre Mutter nicht regelmäßig isst, das heißt
nicht jeden Tag unter der Woche zum Mittagstisch der Lebensräume für Jung und Alt erscheint,
aber auch die Nahrungsmittel im Kühlschrank
öfter vergisst. Kornelia Deuschle bestätigt diese
Beobachtung und so überlegen sie gemeinsam
mit Trudel Seifferer, ob Essen auf Rädern nicht
eine gute Lösung wäre. Zunächst wehrt sich die
ältere Frau dagegen, willigt aber ein, das erstmal
auszuprobieren an Sonntagen, an denen sie nicht
bei ihren Kindern eingeladen ist. Zusätzlich wurde
vereinbart, dass die Betreuungsassistentin die
ältere Frau beim Einkaufen unterstützt. „Zuerst
sagt Frau Seifferer, dass sie nichts brauche. Doch
dann fällt ihr doch immer was ein“, berichtet
Kornelia Deuschle. „Wir kaufen, was ihr schmeckt,
aber wenig, damit es schnell wegkommt und sie es
nicht vergisst.“
Der Bedarf ist da
Der Betreuungsdienst ZUHAUSE ist ein Modellprojekt nach § 125 SGB XI mit wissenschaftlicher
Begleitung. Der Dienst ist mit insgesamt 18 Angeboten und betreuenden Diensten der Stiftung
Liebenau vernetzt, zum Beispiel den Lebensräumen für Jung und Alt, der Sozialstation oder auch
Essen auf Rädern. Seit April sind acht Betreuungsassistentinnen als Teilzeitkräfte im Einsatz
beim Betreuungsdienst ZUHAUSE. Alle haben sich
mit 160 Schulstunden und einem vierwöchigen
Praktikum für diesen Beruf qualifiziert. „Was
unsere Mitarbeiterinnen leisten, kann eine aktive
Nachbarschaftshilfe vielleicht punktuell, aber
nicht regelmäßig auf Dauer abdecken“, sagt der
Leiter des Dienstes Michael Abler. „Der Bedarf ist
jedenfalls da.“ ❑
Informationen
Als anerkannter Dienst kann der Betreuungsdienst ZUHAUSE direkt mit den Kassen abrechnen. Seit Januar 2015 bietet die Pflegeversicherung die Zusatzleistung:
Leistungen für Betreuung und Entlastung
(pro Monat und Person), von Pflegestufe 0 bis 3:
104,00 Euro oder 208,00 Euro bei erheblicher
Einschränkung Alltagskompetenz (zum Beispiel
Demenz).
Außerdem stehen Mittel aus der Verhinderungspflege (1.612 Euro pro Jahr und Person)
zum Teil auch aus der Kurzzeitpflege (806 Euro
pro Jahr und Person) zur Verfügung.
„Keiner ist wie der
andere“
Kornelia Deuschle
gehört zum Team der
Betreuungsassistentinnen
beim „Betreuungsdienst
ZUHAUSE".
Trudel Seifferer ist eine von sechs Klienten, die
Betreuungsassistentin Kornelia Deuschle zu Hause
besucht.
Die Fragen stellte Elke Benicke, Foto: privat
Frau Deuschle, warum arbeiten Sie für den
Betreuungsdienst ZUHAUSE?
Kornelia Deuschle: Ich betreue die Menschen
lieber zuhause. Mir gefällt die persönliche
Atmosphäre.
Welche Menschen brauchen Ihre
Unterstützung?
Kornelia Deuschle: Neben Menschen mit Demenz
wie Frau Seifferer betreue ich zum Beispiel auch
einen Herrn, der an Multipler Sklerose erkrankt ist,
oder eine Frau, die sehr viele Allergien hat. Nicht
alle sind so zufrieden oder humorvoll wie Frau
Seifferer.
Wie kümmern Sie sich um Ihre Klienten?
Kornelia Deuschle: Meine Aufgaben liegen vor
allem in der Betreuung und Aktivierung. Ich gehe
auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse ein.
Mit den einen singe ich, anderen lese ich vor. Ich
helfe beim Ordnen oder Sortieren von Unterlagen
oder Gegenständen, wenn das gewünscht wird,
höre zu, unterstütze sie bei der Erinnerungsarbeit und gehe mit ihnen nach draußen. Während
meiner Fortbildung konnte ich viele Ideen für
eine sinnvolle Beschäftigung sammeln. Außerdem
unterstütze ich meine Klienten im Haushalt und
beim Kochen.
Was motiviert Sie?
Kornelia Deuschle: Die Menschen selbst. Keiner ist
wie der andere. ❑
16 DAS THEMA
Tüftler sind gefragt: Werner Nerz (links) untersucht im Repair-Café die kaputte Kettensäge von Herbert Bodenmüller (rechts).
Repair-Café
Kaputtes sorgt für Kommunikation
RAVENSBURG – Gleich mehrere Fliegen mit einer
Klappe schlägt das Repair-Café im Mehrgenerationenhaus in der Ravensburger Weinbergstraße.
Während die Besucher ihre defekten Haushaltsgegenstände repariert bekommen, freuen sich handwerklich geschickte ehrenamtliche Helfer, dass ihr
technisches Know-how gebraucht wird. Außerdem
bringt es Menschen in Kontakt, was ganz im Sinne
des Konzeptes der Lebensräume ist. Jeweils am
dritten Samstag im Monat öffnet das Repair-Café
seine Türen.
Text/Fotos: Claudia Wörner
Ein defekter Wasserkocher, eine kaputte Kettensäge, reparaturbedürftige Fahrräder oder ein
Toaster, der nicht mehr richtig funktioniert –
Gegenstände wie diese finden seit September den
Weg ins Repair-Café in der Weinbergstraße. Einmal
im Monat verwandelt sich der Gemeinschaftsraum der „Lebensräume für Jung und Alt“ in eine
Werkstatt, in der fleißig gelötet, gesägt, genäht,
gehämmert und geschraubt wird. Zum Wegwerfen
sind die Dinge eigentlich noch viel zu schade, aber
die Garantie ist abgelaufen und die reguläre Reparatur lohnt sich nicht. Im Repair-Café nehmen sich
die ehrenamtlichen Helfer – viele sind Handwerker
im Ruhestand – den oft lieb gewonnen Gegenständen an. Das Besondere: Die Besitzer geben die
defekten Dinge nicht nur ab, sondern sind beim
Reparieren dabei. So lässt sich der nächste kleine
Schaden künftig vielleicht sogar selbst beheben.
Fast zeitgleich hatten Gemeinwesenarbeiterin
Karin Bruker von den Lebensräumen und Marlies
Neukum vom Schussentaler Tauschring die Idee,
ein Repair-Café ins Leben zu rufen. Gemeinsam
machten sie sich über einen Zeitungsaufruf auf
die Suche nach ehrenamtlichen Tüftlern und
Bastlern. Auch die Lebensräume für Jung und Alt
in Oberteuringen und Eriskirch bringen Menschen
nach dem gleichen Prinzip in Repair-Cafés zusammen. „Das Repair-Café bringt Menschen miteinan-
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17 DAS THEMA
Gemeinwesenarbeiterin Karin Bruker (rechts) und Daniel Wössner
vom Schussentaler Tauschring liegt das Repair-Café in der Weinbergstraße gleichermaßen am Herzen.
Erna Fluhr, Bewohnerin der Lebensräume für Jung und Alt, engagiert
sich im Repair-Café mit ihrer Nähmaschine.
der in Kontakt. Darüber hinaus ist der Hintergrund
dieser weltweit umgesetzten Idee, Ressourcen zu
schonen und Müll zu sparen", erläutert Karin Bruker. „Von daher passt diese Aktion hervorragend
in das Konzept unserer Mehrgenerationenhäuser.“
Sehr erfreulich sei, dass sich von diesem Projekt
insbesondere Männer angesprochen fühlen.
Einer von ihnen ist Werner Nerz. „Wir wollen
Leuten helfen, die die Dinge sonst wahrscheinlich
wegwerfen würden“, sagt der Elektriker im Ruhestand. „Solche Reparaturen macht heute niemand
mehr. Sie sind teurer als das Gerät selbst.“ Im
Repair-Café bezahlen die „Kunden“ nur die Ersatzteile. Wer möchte, kann sich darüber hinaus durch
eine kleine Spende erkenntlich zeigen. Wichtig ist
den Veranstaltern jedoch, sich rechtlich abzusichern. So wird hier keine Gewährleistung übernommen. Die Reparatur eines hochpreisigen Kaffeevollautomaten lehnt Werner Nerz zum Beispiel
ab. „Dafür gibt es den Kundendienst der Firma.“
Daniel Wössner vom Schussentaler Tauschring
bezeichnet sich selbst als Hobbyhandwerker.
Für ihn war es kein Problem, einen fabrikneuen
Garderobenständer zusammenzubauen. Annelise
Martin ist glücklich über ihre Garderobe: „Ich kam
mit der Anleitung nicht zurecht und freue mich
sehr über die Unterstützung im Repair-Café.“
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Wössner wünscht sich, dass das Repair-Café noch
mehr Menschen in die Weinbergstraße bringt.
„Gerade für Familien ist es eine feine Sache. Da
geht ja ständig etwas kaputt.“ Nach getaner Arbeit schmecken am langen Tisch im Werkraum ein
Stück selbst gebackener Kuchen und eine Tasse
Kaffee. Auch die Wartezeit auf einen Platz an den
zu Werkbänken umfunktionierten Tischen vergeht
so viel schneller.
Über das Quartier hinaus
Die Werkstatt für die Reparatur liebgewonnener
Gegenstände bringt nicht nur Menschen aus dem
Quartier ins Mehrgenerationenhaus in der Weinbergstraße. Sie kommen aus der ganzen Stadt und
sogar darüber hinaus. ❑
18 EHRENAMT
Freiwillige Feuerwehr Baienfurt engagiert sich seit über 40 Jahren im Spital Neutann
Über Jahre gewachsene Beziehungen
Seit 40 Jahren kommt die Freiwillige Feuerwehr verlässlich am Sonntag nach
Nikolaus ins Spital Neutann zum Feiern.
BAIENFURT/NEUTANN – Die Freiwillige Feuerwehr
(FFW) Baienfurt engagiert sich seit 1974 im Spital
Neutann. Josef Wurm, der damalige Kommandant
war federführend für die Initiative verantwortlich. In Kooperation mit der Werksfeuerwehr der
ehemaligen Papierfabrik Baienfurt startete das
Engagement für das frühere Fürstliche Pflegeheim Spital Neutann.
Text: Anne Oschwald, Foto: privat
Das Engagement der Freiwilligen Feuerwehr Baienfurt kann sich nicht nur mit der hohen Jahreszahl
und einer langen Beständigkeit sehen lassen.
Sehen lassen kann es sich auch in Form des Geschenks zum Jubiläum: einer Liegeschaukel, in der
sich die Bewohner künftig entspannen können.
„Sie hat im Garten ein ruhiges lauschiges Plätzchen
erhalten, von dem aus viel zu sehen ist“, erklärt
Heidi Maier, die Einrichtungsleiterin vom Pflegeheim und Domizil Spital Neutann. Die Schaukel
reiht sich somit ein in eine Serie von Geschenken
der Freiwilligen Feuerwehr Baienfurt: eine Stereoanlage, ein Fernsehgerät mit fahrbarem Vorführwagen, Holzbänke, ein speziell angefertigter Holzschaukelstuhl mit Hocker, eine Krippe vom Kloster
Kellenried mit Extraanfertigung eines Feuerwehrmannes als Krippenfigur oder einen Holzbrunnen.
Doch genauso wichtig wie die Geschenke, sind
die persönlichen Begegnungen. So können sich
Bewohner und Mitarbeiter vom Spital Neutann seit
40 Jahren darauf verlassen, dass die FFW Baienfurt – und bis zur Schließung von Stora Enso auch
die Werksfeuerwehr – an jedem ersten Sonntag
nach Nikolausabend ins Haus kommt und die Nikolausfeier ausrichtet. Der Termin ist im wahrsten
Wortsinn in Stein gemeißelt. Wie selbstverständlich fahren die Feuerwehrmänner mit den Feuerwehrautos an. Kurz vor dem Spital erschallt das
Martinshorn. Dann wissen alle: Nikolaus und Knecht
Ruprecht sind da.
Viele fesche Männer in Uniform stellen sich später
zum Chor auf und geben feierliche Advents- und
Weihnachtslieder zum Besten. Aus seinem goldenen Buch trägt der Nikolaus persönliche Begebenheiten für die einzelnen Bewohner aus dem Jahresverlauf vor. Für ihn ist es selbstverständlich,
dass er für jeden Bewohner sowie für die Belegschaft ein Präsent in seinem Sack hat.
Die Feuerwehrleute mischen sich bei der Feier unter die Bewohner. Diese genießen die persönliche
Zuwendung und Aufmerksamkeit. Bei Kaffee
und Kuchen findet ein geselliger Austausch statt.
„Über all die Jahre sind innige Beziehungen gewachsen“, schildert Heidi Maier. Zum Abschluss
singt der Chor Lieder, bei denen Bewohner und
Mitarbeiter aufgefordert sind, mitzusingen. Das
gilt durchaus auch für das „Feuerwehrlied“.
Inselfest war beliebtes Ziel
Das Inselfest, ausgerichtet von Stora Enso und der
FFW Baienfurt, gehörte ebenfalls lange zum Jahresablauf. Jedes Jahr waren bis zur Schließung des
Unternehmens die Bewohner vom Spital Neutann
dazu eingeladen. „Gerne haben wir uns mit den
Bewohnern auf den Weg gemacht, um an diesen
Inselfesten teilzunehmen“, so Heidi Maier. Schon
Wochen vorher sei die Vorfreude auf den Ausflug
mit Busfahrt und auf das Fest bei den Bewohnern
groß gewesen. Beim Eintreffen wurden alle über
das Mikrofon begrüßt. Stets lockte leckeres Essen.
Viele Bewohner freuten sich auf Pommes rot-weiß
und Cola aus der Flasche mit Trinkhalm.
Viele Senioren nahmen gerne auch das Angebot
einer Fahrt mit der Dampflok an. Dies war immer
das Highlight des Ausflugs. Am Abend kehrten alle
glücklich und zufrieden, aber auch müde ins Spital
Neutann zurück. Noch Tage lang wurde über das
Erlebte gesprochen.
So war die gemeinsame Geschichte auch ein
gewichtiger Grund zu feiern: Kommandant Stefan
Forderer ließ sich die Rede zur 40-Jahr-Feier nicht
nehmen. Auch Baienfurts Bürgermeister Günter
Binder als Chef der FFW sprach Grußworte an die
Bewohner und Mitarbeiter des Hauses. ❑
19 PRAXIS
Jahrzehntelange Arbeit zum Wohl
älterer Menschen: Die Jubilare der
Altenhilfe der Stiftung Liebenau
wurden für ihre langjährige Betriebszugehörigkeit geehrt.
Altenhilfe der Stiftung Liebenau ehrt Jubilare
Lebensqualität aus verlässlicher Hand
LIEBENAU – Die Altenhilfegesellschaften der Stiftung Liebenau ehrten im Oktober ihre langjährigen
Mitarbeiter. 63 Jubilare – so viele wie noch nie –
feierten in Liebenau. „Sie sind der wichtigste Teil in
unserem Unternehmen“, dankte Geschäftsführerin
Stefanie Locher. „Ihr Wohlbefinden, Ihr fachliches
Wissen und Ihr verantwortliches Handeln tragen
zu unserem gemeinsamen Erfolg bei.“
Text/Bild: Claudia Wörner
Stefanie Locher erinnerte an das 25-jährige Bestehen der Altenhilfe der Stiftung Liebenau in diesem
Jahr. „Wir können zu Recht behaupten, dass wir
unseren Auftrag angenommen haben.“ Die vielen
Erfolge seien ebenso wie die wenigen Misserfolge
ein Teil des gemeinsamen Lebensweges. Verändert
hätten sich die Tätigkeiten in der Altenhilfe. So
benötigen die älteren Menschen heute mehr
Unterstützung als vor 25 Jahren. „Sie tragen dazu
Die Jubilare:
10 Jahre: Ulla Schindler, Tomo Danilovic, Marlene Leinenbach, Monika Funk, Margit Lyshy, Inge Schmid, Margarete
Kneisle, Tatjana Nowakowski, Doreen Dreyßig, Cordula
Harms, Karin Lämmle, Monika Schmid, Lilli Merkel, Maria
Holderied, Lydia Gauk, Ute Schrandt, Silvia Schröder,
Patricia Herzberger, Dorothea Horn, Ludmilla Zernickel,
Melanie Amato, Sandra Felder, Franz Elbs, Dr. Kerstin Kellermann, Melanie Mohrhauser, Vanessa Rieber, Manuela
Wolf, Süleyman Kalin, Christine Capelli, Verena Sticher,
Cordula Schmidt-Körner, Dennis Eydt, Tatjana Grabowski,
Wolfram Keppler, Carina Schedel, Diana Anderlitschka,
Tanja Speidel, Nicole Buffler, Tanja Rieger, Nadja Schander, Anneliese Seidler, Silvana Wittrodt, Thomas Stadler,
Andreas Baumann, Susanne Buchner, Ingrid Dreher, Olga
Hellwig, Ute Herrmann, Christine Kästle, Silke Lehmann,
Margarete Reiff, Daniela Stoll, Vadim Gieswein, Etelka
bei, dass ältere Menschen ihre eigenen Ressourcen
erkennen, unterstützen vorhandene Fähigkeiten,
wahren die Autonomie und achten die Würde
jedes Einzelnen“, dankte Locher den Jubilaren. „Sie
sorgen für ein gutes ‚Zuhause‘, für eine liebevolle
und professionelle 24-Stunden-Betreuung und für
ambulante Leistungen, die ein Leben im bisherigen
Umfeld ermöglichen.“
Als positive künftige Entwicklung sieht Stefanie
Locher nach 20 Jahren die Reform der Pflegeversicherung. „Wir sind uns sicher, dass der Wert der
Arbeitsleistung – damit meinen wir nicht nur den
monetären Wert – ansteigen wird.“ Sie dankte den
Jubilaren dafür, dass sie gegen Einsamkeit und
Hilflosigkeit von älteren Menschen in der Gesellschaft antreten. „Sie erhöhen die Lebensqualität
der uns anvertrauten Menschen und prägen die
Kultur in unseren Einrichtungen.“ Als erfahrene
Mitarbeiter würden sie dafür sorgen, dass Bewährtes nicht verloren gehe. ❑
Hart, Arthur Schneider, Lidia Seng, Anneliese Zakel.
20 Jahre: Gabriele Langer, Gaby Schirrmann, Beatrice Halder,
Carmen Dengler, Erika Fechter, Claudia Schnell, Sandra Brielmaier, Klara Fehr, Maria Hauler, Claus Schwab, Evelin Schwede,
Marica Markovic, Marianne Kozima, Gabriele Schlegel, Brunhilde Geiger, Harald Enderle, Martin Beha, Karin Gindele, Rosa
Malsam, Sonja Rittler, Lilli Weingärtner, Eva Cascini, Monika
Kasperek, Gerda Knöpfler, Elisabeth Schöllhorn, Anita Späth,
Beate Stoll, Michael Marschall, Hans-Dieter Müller.
25 Jahre: Gertrud Madlener, Heidi Maier, Gertrud Topalovic,
Petra Büchele, Ingelore Höse, Stefanie Müller-Jöhnk, Rocchina
Oricchio, Petra Bauhofer, Monika Herzer, Thomas Stocker,
Monika Grunert, Heike Mauch, Rita Hotz, Bernhard Hölzle,
Mathilde Müller, Margit Zabransky, Manuela Spahlinger,
Annette Sauter, Monika Zwerger, Silvia Jochim, Erna Ortlieb.
30 Jahre: Evelin Schmid, Danuta Pietrek, Gerlinde Poppel.
45 Jahre: Rosanda Gjaic.
20 PRAXIS
Zahlreiche Gäste feierten in Liebenau
die Verabschiedung von Gerhard Schiele
und die Einführung von Dr. Alexander
Lahl: (vorne v.l.) Joachim Senn und
Prof. Volker Faust (Aufsichtsräte
Stiftung Liebenau); Gerhard Schiele mit
Stefanie Locher und Dr. Alexander Lahl
(Geschäftsführung Altenhilfe); (hinten
v.l.) Prälat Michael H. F. Brock,
Dr. Markus Nachbaur, Dr. Berthold Broll
(Vorstände Stiftung Liebenau).
Geschäftsführerwechsel in der Liebenauer Altenhilfe
Auf Schiele folgt Dr. Lahl
Dr. Alexander Lahl (Bildmitte) ist der Nachfolger von Gerhard Schiele (rechts)
in der Geschäftsführung der Altenhilfe der Stiftung Liebenau. Gemeinsam mit
Stefanie Locher ist er künftig für die Geschicke des Unternehmens verantwortlich.
LIEBENAU – Geschäftsführerwechsel in der deutschen Altenhilfe der Stiftung Liebenau: Zahlreiche
Gäste feierten die Verabschiedung von Gerhard
Schiele als Geschäftsführer und die Einführung
seines Nachfolgers Dr. Alexander Lahl. Mitarbeiter,
Verantwortliche der Stiftung Liebenau sowie Bürgermeister und Weggefährten waren dabei.
Text: Anne Oschwald, Fotos: Felix Kästle
Ein hohes Maß an Pioniergeist bescheinigte
Dr. Berthold Broll (Vorstand Stiftung Liebenau)
dem scheidenden Geschäftsführer Gerhard
Schiele. Seine Erfahrungen aus der gemeindepsychiatrischen Arbeit bildeten die Grundlage für
die Entwicklung der Gemeinwesenarbeit und der
Lebensräume für Jung und Alt: ein generationenübergreifendes Wohnen, das auf Selbst- und Nachbarschaftshilfe aufbaut. Diese Prinzipien übertrug
er dann später im Rahmen der Quartiersarbeit auf
ganze Wohnbezirke.
Bundesweit hat das Konzept Anklang gefunden
und die Person Schiele hohe Achtung gewonnen.
Broll zählte einige herausragende Ereignisse auf:
2002 der Besuch des damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau in den Lebensräumen in Meckenbeuren oder 2009 der Besuch von Familienministerin Ursula von der Leyen im Mehrgenerationenhaus Veringenstadt. Das Kuratorium Deutsche
Altershilfe (KDA) – unter der Schirmherrschaft
des jeweiligen Bundespräsidenten – interessierte
sich schon 1997 für das Konzept der Lebensräume. Gerhard Schiele selbst wurde 2014 in dieses
Gremium berufen. International ist das Interesse
an dem Modell ebenfalls groß. „Aber bisher hat
noch kein anderer Träger in keinem anderen Land
dieses Erfolgsmodell kopieren können“, so Broll.
Die Stiftung Liebenau selbst hat es in Österreich
realisiert.
Gefragter Experte
Auch innerhalb der Altenhilfe-Unternehmen hat
Schiele Spuren hinterlassen. Er setzte eine Regionalisierung um, die es ermöglicht, dem Einzelnen
in seiner individuellen Lebenslage maßgeschneiderte Hilfen anbieten zu können, unter anderem aus
den stationären Einrichtungen, den Sozialstationen und den Lebensräumen. Heute gehören zur
Altenhilfe der Stiftung Liebenau in Deutschland
33 Pflegeheime, vier Sozialstationen und 27 Lebensräume.
21 PRAXIS
Der Chor der Altenhilfe gestaltete das Programm mit und
bewies, dass die Mitarbeiter der Altenhilfe vielseitig veranlagt sind.
Nach 22 Arbeitsjahren bleibt Schiele der Stiftung
Liebenau als beratender Mitarbeiter erhalten. Broll
dazu: „Wir freuen uns, dass Sie uns weiterhin mit
Ihrer enormen Fachkenntnis, Ihren analytischen
und konzeptionellen Fähigkeiten und Ihrer visionären Kraft begleiten werden.“
Eine Reihe nach hinten getreten
Gerhard Schiele gab sich bei seiner Verabschiedung bescheiden. Grundsatz seiner Arbeit sei immer gewesen, Einrichtungen so aufzubauen und
zu gestalten, dass er sie auch selbst in Anspruch
nehmen würde. Auch er habe nur als Teil eines
Ganzen effektiv arbeiten können, sagte er. Sein
Dank galt daher allen Mitarbeitern, allen voran
seiner Geschäftsführungskollegin Stefanie Locher,
den Regional- und Einrichtungsleitern, den Pflegedienstleitern und den Gemeinwesenarbeiterinnen.
Ein Wermutstropfen bleibe für ihn: „Obwohl sich
die Qualität der Pflege in den vergangenen 20 Jahren enorm verbessert hat, ist das Image der Altenhilfe nicht mitgewachsen.“ Für Schiele ist dies ein
Grund für den Mangel an guten Fachkräften in der
Altenpflege. Seinem Nachfolger Dr. Alexander Lahl
versprach er eine komplexe und spannende Arbeit
und wünschte ihm zusammen mit seiner Kollegin
Stefanie Locher viele gute Entscheidungen.
Lahl bedankte sich für das gute Ankommen in der
Stiftung Liebenau. Er freue sich auf das interessante und dynamische Aufgabenfeld. „Dass es
Spaß macht, durfte ich in den letzten zwölf Tagen
bereits erleben.“ Lahl ist Theologe und Pädagoge
und bringt ein breites Spektrum an Leitungserfahrung im Sozialbereich mit. Seit 2009 war der gebürtige Oberschwabe Geschäftsführer des Katholischen Stadtdekanats Stuttgart. Er engagiert sich
für verschiedene Stiftungen und Aufsichtsräte in
der Diözese.
Innovationskraft, Kreativität und positive Grundeinstellung bewiesen die Mitarbeiter im 20-köpfigen Mitarbeiter-Chor der Altenhilfe, der mit einigen Liedern zum Programm beitrug. „Die 3 vo’d‘r
Alb ‘ra“ hielten Schiele und Lahl auf charmante,
humorvolle Weise einen Spiegel vor, und ließen
dabei doch ihre Wertschätzung und großen Respekt erkennen. ❑
Keine Langeweile nach der Zeit als Geschäftsführer: für den
leidenschaftlichen Sportler Gerhard Schiele ein Fahrrad
von den Mitarbeitern. Bevor die Tour losgehen kann, steht
jedoch Reifenflicken an.
„Die 3 vo’d‘r Alb ‘ra“ sorgten mit Anekdoten aus dem
Berufsalltag für viele Lacher: (v.l.) die drei Gemeinwesenarbeiterinnen Karin Bruker, Doris Wittner und Angelika
Dietmann.
Zum Abschied ein Geschenk für Gerhard Schiele: Auch
Andreas Köster (li.), Sozialbürgermeister von Friedrichshafen kam zum Fest. Im Hintergrund Stefanie Locher und
Dr. Alexander Wahl (Geschäftsführung der Altenhilfe der
Stiftung Liebenau) und zahlreiche Gäste.
22 PRAXIS
„Freitags gibt es nichts Schöneres, als mit den Kindern im Kinderhaus zu musizieren“, sagt August Grundhöfer, Bewohner der Lebensräume für
Jung und Alt. Bis zu 25 Kinder kommen ins Kinderhaus.
August Grundhöfer engagiert sich in den Lebensräumen
Musik kennt kein Alter
IMMENSTAAD – Alle zwei Wochen, immer freitags
um 10 Uhr, geht August Grundhöfer, Bewohner
der Lebensräume für Jung und Alt (St. Anna-Hilfe),
ins Kinderhaus gegenüber, sein Akkordeon im Rollkoffer hinter sich herziehend. Der ältere Herr wird
dort von den rund zwanzig Kindergartenkindern
der Singgruppe schon freudig erwartet.
Text/Foto: Elke Benicke
Das ist kein Lächeln, das der aufrechte Mann zeigt,
als er das kleine runde Zimmer im Kinderhaus
betritt. Nein, das ist schon ein richtiges Strahlen.
Eins, das von innen kommt. Geschäftig packt er
Akkordeon und Noten aus. Ein Tisch und ein Stuhl
stehen bereit, hier ist sein Platz. Die drei- bis
sechsjährigen Mädchen und Jungen setzen sich,
begleitet von zwei Erzieherinnen, im Halbrund um
den 89-Jährigen. Und schon geht es los: „Januar,
Februar, März, April – die Jahresuhr steht niemals
still“, alle Kinder kennen den Text des Jahreszeiten-Liedes von Rolf Zuckowski auswendig und
singen, angeregt durch August Grundhöfers heitere Interpretation, begeistert mit. Weitere Lieder
folgen, mal kommt der Vorschlag von ihm, mal von
einem Kind oder einer Erzieherin.
Der ältere Herr lebt zusammen mit seiner schwerbehinderten Frau seit 2007 in den Lebensräumen
für Jung und Alt. Durch die Angebote der Sozialstation und das nachbarschaftliche Miteinander
kommt das Ehepaar hier gut zurecht. „Wer in die
Lebensräume einzieht, soll sich auch in die Gemeinschaft einbringen, egal womit“, erklärt Gemeinwesenarbeiter Michael Abler. „Und so habe ich auch
Herrn Grundhöfer gefragt, was er denn anbieten
könnte. ‚Musik‘, hat er gesagt.“ Zunächst spielte
der ältere Herr auf den monatlichen Kaffeenachmittagen, zu den Andachten in der Advents- und
Fastenzeit und auf Festen. Ins Kinderhaus kommt
er, seit es im Mai 2011 eröffnet hat. Einfach, weil
er sich dafür interessierte und sich anbot.
„Mittlerweile haben wir eine Sammlung von rund
60 Liedern“, berichtet August Grundhöfer stolz.
„Von der Oma, die im Hühnerstall Motorrad fährt,
über die Fischerin vom Bodensee bis hin zu den
Weihnachtsliedern und anderen jahreszeitlich
motivierten Stücken.“ Regelmäßig aktualisiert er
das Repertoire gemeinsam mit den Erzieherinnen.
„Auch ein kleines Musical haben wir schon eingeübt, das von Frederick und den Farben (nach
dem Buch von Leo Lionni, Anm.d.Red.). Die Kinder
haben einen großen Spaß, so etwas aufzuführen. Dann kommen die Eltern und sehen, was wir
gemeinsam machen.“ Er freut sich, wenn ihn „die
Mamas auf der Straße grüßen“ oder wenn ihn die
Kinder an seinem Geburtstag in den Lebensräumen besuchen und dann nur für ihn singen. „Das
ist ein wunderschöner Kontakt, den ich da habe“,
schwärmt er. „Ich hoffe, dass ich das noch lange
machen kann.“ ❑
23 PRAXIS
Perspektive: Ausbildung
Tete Yacinthus aus Togo wird Altenpfleger
KRESSBRONN – „Ich mag Kressbronn, ich mag
Schwaben“, sagt Tete Yacinthus in fließendem
Deutsch. Seit über 20 Monaten ist der Asylbewerber in Kressbronn. Im vergangenen September
begann er auch seine Ausbildung zum Altenpfleger im Pflegeheim St. Konrad.
Text: Britta Baier, Foto: Kai Lohwasser; Schwäbische
Zeitung Tettnang
Und doch kann eine einzige Nachricht seine Pläne
zerstören: ein Ablehnungsbescheid des Bundesamtes für Migration. Nach seinem Praktikum im
Haus St. Konrad, konnte er seine Ausbildung beginnen. „Am Anfang habe ich gedacht, ich warte, bis
ich meinen Bescheid aus Karlsruhe bekomme“,
blickt der Asylbewerber auf die ersten Monate in
Deutschland zurück. „Aber dann wurde mir die Zeit
zu lang. Ich musste etwas tun, ansonsten hätte ich
so viel Zeit verloren.“ Tete wartet inzwischen seit
mehr als anderthalb Jahren auf seine Anhörung
beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge –
normal ist etwa ein halbes Jahr. Derzeit wird sein
Aufenthalt „gestattet“, alle drei Monate muss er
die „Aufenthaltsgestattung“ verlängern lassen. Im
November 2013 hat der gelernte Journalist seine
Familie in Togo das letzte Mal gesehen.
Rückblick: „Ich habe mit der Deutschen Welle in
einer Partnerschaft gearbeitet und Anfang 2013
ein Praktikum in der Redaktion in Bonn gemacht.
Zur Bundestagswahl hat mich der Bundestag eingeladen und ich habe in Berlin eine Reportage gemacht“, berichtet Tete, der damals ein Visum für
Deutschland hat. Als es abläuft, geht er zurück
nach Togo. Doch die Verhältnisse für ihn haben
sich verschlechtert, seine Radiostation, für die er
in seiner Heimat tätig war, ist von Regierungsanhängern erst gestürmt, dann geschlossen worden.
„Am 19. November 2013 habe ich mein Zuhause,
meine zwei Kinder und meine Frau verlassen“, sagt
Tete. „Den Tag werde ich nie vergessen.“ Seit dem
11. März vergangenen Jahres ist er in Kressbronn
– und wartet seitdem. Kontakt zu seiner Familie
in Togo hält Tete über Skype. Wenn er über sie
spricht, schaut er traurig und die Stimme gerät
ins Stocken. Denn auch dort gibt es Probleme –
seine Frau fühlt sich inzwischen von ihm im Stich
gelassen. Sie lebt mit den beiden Kindern wieder
bei ihren Eltern, weil sie mit der ungewissen Situation nur schwer umgehen kann. Doch wie lange es
noch dauert, bis ihr Ehemann beim Bundesamt für
Seine offene Art kommt bei allen toll an: Tete Yacinthus bei
der morgendlichen Vorleserunde im Altenpflegeheim
St. Konrad.
Migration seine Beweggründe schildern darf – niemand weiß es. „Wahrscheinlich habe ich eher weiße
Haare“, sagt Tete bedrückt. Um seine Zeit sinnvoll
zu nutzen, startet der Asylbewerber Anfang des
Jahres im Altenpflegeheim St. Konrad. Schon in
Togo hat sich Tete für das Gesundheitswesen interessiert und viele Bücher gelesen.
„Wir haben gleich gemerkt, dass sich Tete integrieren und er hier Fuß fassen will“, hat Roland Hund,
Leiter des Altenpflegeheims, beobachtet. „Er hat
eine ganz tolle Art, mit Menschen umzugehen und
wird von allen – sowohl den Bewohnern als auch
von den Kollegen – sehr gemocht.“ Der Kontakt zu
Tete sei über Sita Körber vom Deutschen Roten
Kreuz entstanden. Tete beginnt zunächst Anfang
des Jahres als klassischer Ein-Euro-Jobber. „Da
haben wir ihn natürlich nicht in der Pflege eingesetzt, sondern in den öffentlichen Räumen wie der
Wohnküche oder dem Aufenthaltsraum“, berichtet
Hund. Und Tete ergänzt: „Ich gebe den Menschen
ihr Essen und lese ihnen manchmal vor – vor allem
aus der Zeitung.“
Seine angenehme und offene Art, mit Menschen
umzugehen, seine Deutschkenntnisse und Zuverlässigkeit fallen bei allen positiv auf. Er arbeitet
sich so gut ein, dass die Pflegedienstleiterin Sabrina Dausch die Idee zu einer Ausbildung hat. Ein
sechswöchiges Praktikum hat endgültig gezeigt,
dass es passt. ❑
24 PRAXIS
Clown August im Gespräch mit einer
Bewohnerin des
Demenzbereichs im
Ulrichspark.
Clowns zu Besuch im Ulrichspark
Begegnungen statt Show
KISSLEGG – Rote Nase, gestreiftes Hemd, schiefe
Krawatte: Doch den beiden Clowns, die seit Januar
alle zwei Wochen einen Nachmittag im Ulrichspark
verbringen, geht es nicht um die Show. Vielmehr suchen sie die persönliche, meist leise Begegnung mit
den älteren, pflegebedürftigen Menschen. Durch
sprachliche, gestische, mimische oder musikalische
Interaktionen wecken sie Gefühle und ernten ein
Lächeln oder Staunen.
Text/Foto: Elke Benicke
Aufgrund ihrer schweren Demenz spricht Frau S.
nicht mehr. Doch als August, der Clown, sich neben
sie setzt und ein Lied auf seiner kleinen Gitarre
anstimmt, da klopft sie den Rhythmus mit der
Hand auf dem Tisch mit. Und als ihm der Hosenträger von der Schulter rutscht, zupft sie diesen
unwillkürlich wieder hoch. Bei August darf sie das.
Er freut sich sogar darüber und bedankt sich bei
ihr. „Die älteren Menschen sollen spüren, dass auch
andere nicht perfekt sind, dass es in Ordnung ist,
ein wenig ungeschickt oder vergesslich zu sein, so
wie der August eben“, sagt August, der eigentlich
Andreas Weisser heißt und die Clownsschule in Ravensburg leitet. „Wir haben keine Vorlage, machen
keine Show. Unser Ziel ist es, den Menschen zu
begegnen.“
Die Schmerzen einfach weglachen
Vor jedem Besuch in einem Wohnbereich des
Ulrichsparks besprechen sich August und seine
Partnerin Babette, eine Clown-Schülerin, mit Pflegedienstleiterin Hannelore Riedel und der Sozialbetreuerin Petra Riedesser. Von ihnen erfahren
sie das eine oder andere Detail über die einzelnen
Bewohner, ihr Alter, woher sie kommen, wer neu
eingezogen ist, wer wo Schmerzen hat oder etwas
zu feiern. So können sie individuell auf jeden
Bewohner zugehen, sich auf ihn und seine Welt
einlassen. „Hast‘ Schmerzen, Erich?“, fragt August
einfühlsam. „Jo“, stöhnt dieser beim Setzen. Der
Clown überlegt mit gerunzelter Stirn. Plötzlich
hellt sich sein Gesicht auf: „Soll ich sie dir wegzaubern?“, fragt er begeistert und kommt geschäftig
näher. Überrascht von so viel Naivität winkt der
ältere Herr lachend ab.
Die beiden Clowns haben nicht nur biografische
und aktuelle Informationen über die einzelnen
Bewohner, sondern auch Zeit, deren jeweilige
Stimmung aufzunehmen. So kommt es, dass sie
mit Frau M. im Kreis tanzen, die Hand von Frau J.
streicheln oder mit Herrn F. auf Schweizerdeutsch
über die Schweiz fachsimpeln. „August und Babette spiegeln den jeweiligen Bewohner, lassen ihn
aber gleichzeitig eine große Wertschätzung spüren“, erklärt die Pflegedienstleiterin. Diese Art der
Begegnung funktioniert natürlich auch mit den
bettlägerigen Bewohnern: Die Clowns besuchen sie
einfach in ihren Zimmern, begrüßen sie im Bett.
Frau K., zum Beispiel, spricht sehr leise und so
spricht auch August leise mit ihr, und als sie gedehnt atmet, atmet er mit ihr. Schließlich stimmt
er ein Lied an. Frau K. wird ruhig, macht die Augen
zu und aus Augusts Lied wird ein Schlaflied.
Über Spenden finanziert
Seit eine Angehörige, damals selbst Clown-Schülerin, den ersten Besuch der Clowns im Januar initiierte, kommen August und Babette, über Spenden
finanziert, regelmäßig alle 14 Tage. „Anfangs war
bei dem einen oder anderen eine vorsichtige Neugier zu spüren. Inzwischen sind die Clowns aber
ein Riesenerfolg. Die älteren Menschen fühlen sich
einfach angenommen und genießen die Unterhaltung“, resümiert Hannelore Riedel. ❑
25
KURZ UND BÜNDIG
Neue Auszubildende begrüßt
LIEBENAU – Rund 130 Männer und Frauen starteten im September ihre Berufsausbildung bei der
Stiftung Liebenau und deren Tochtergesellschaften. 40 von ihnen absolvieren in den kommenden
Jahren in stationären Einrichtungen und bei ambulanten Diensten der Altenhilfe der Stiftung
Liebenau an Standorten zwischen Friedrichshafen,
München und Maikammer ihre Ausbildung. Die Stiftung Liebenau zählt zu den größten Ausbildern im
Raum Bodensee-Oberschwaben. Die Ausbildungsmöglichkeiten sind vielfältig: Schwerpunkt bilden
die sozialen Berufe. ❑
Text/Foto: Felix Kästle
Glücksspirale fördert Barrierefreiheit
IMMENSTAAD – Mit exakt 22.666 Euro unterstützte die Rentenlotterie Glücksspirale die Stiftung
Liebenau: Die Glücksspirale-Mittel werden für Automatiktüren eingesetzt, um den barrierefreien
Zugang in die generationenübergreifende Wohnanlage „Lebensräume für Jung und Alt“ der St. An-
na-Hilfe in Immenstaad zu ermöglichen. Anlässlich
der Fördermaßnahme überreichte Frank Eisele,
Geschäftsführer der Toto-Lotto-Bezirksdirektion
Bodensee GmbH einen Scheck an Monika Paulus,
Regionalleiterin der Liebenauer Altenhilfe im Bodenseekreis und Michael Abler, den Gemeinwesenarbeiter der Lebensräume in Immenstaad. Dieser
freute sich über eine „große Erleichterung“ für die
dort wohnenden 60 Menschen im Alter von zwei
bis 92 Jahren.
Die neun automatischen Außentüren in den Lebensräumen ermöglichen nun zum Beispiel älteren
Menschen mit Rollator oder jungen Müttern mit
Kinderwagen einen reibungslosen unkomplizierten
Zugang in die Wohnanlage. „Das ist ein wichtiger
Schritt zum Erhalt der Selbstständigkeit und Autonomie älterer Bewohner“, begründete Monika
Paulus. Für die Bewohner der Wohnanlage bedeutet es ein Mehr an Lebensqualität. ❑
Text/Foto: Christof Klaus
Save the date!
Die Altenhilfe der Stiftung Liebenau Deutschland lädt alle Ehrenamtlichen ein,
die sich in den Pflegeheimen, Lebensräumen und im ambulanten Bereich engagieren.
Ehrenamtsfest am 7. Juli 2016 von 10-16 Uhr in Liebenau
Neben inhaltlichen Impulsen erwartet die Gäste ein buntes Programm mit Musik
und Kabarett. Der Tag bietet die Möglichkeit zum Austausch und für Begegnungen.
Für Speis und Trank ist ebenfalls gesorgt.
26 KURZ UND BÜNDIG
Einrichtungen prägen den Sozialraum
DUSSLINGEN – Doppelten Grund zu feiern gab
es im Juli in Dußlingen: Das Gemeindepflegehaus
Dußlingen und die Lebensräume für Jung und
Alt der Liebenau – Leben im Alter bestehen seit
zehn Jahren. Das Pflegeheim bietet 40 Dauerpflegeplätze und zwei Kurzzeitpflegeplätze. In den
Lebensräumen leben Menschen aller Generationen
in 21 Wohnungen zusammen. Gefeiert wurde mit
Bewohnern, Mitarbeitern, Ehrenamtlichen sowie
Vertretern der Altenhilfe aus Liebenau und Verantwortlichen der Gemeinde. Bürgermeister
Thomas Hölsch zeigte sich erfreut, wie gut sich
die beiden Einrichtungen in die Gemeinde und
somit in den Sozialraum einpassen. ❑
Text: Anne Oschwald, Foto: Gemeindepflegehaus
10 Jahre Haus St. Meinrad in Ravensburg
RAVENSBURG - 10-jähriges Bestehen des Hauses
St. Meinrad in Ravensburg konnten die Verantwortlichen im Juli dieses Jahres feiern. Die Einrichtung der Liebenau – Leben im Alter bildet einen
wichtigen Bestandteil der Versorgung älterer
Mitbürger in Ravensburg. Das Haus St. Meinrad
bietet 74 Dauer- und 6 Kurzzeitpflegeplätze in
drei Wohngruppen. Im oberen Stockwerk befinden
sich 16 Heimgebundene Wohnungen mit 1,5 bis
3 Zimmer für Senioren, die selbstständig leben
möchten, aber die Sicherheit durch die Nähe zum
Altenpflegeheim schätzen. Rund 60 Ehrenamtliche
engagieren sich im Haus St. Meinrad. ❑
Text/Foto: Anne Oschwald
St. Dominikus ist Seele der Gemeinde
BAD GRÖNENBACH – Das Haus St. Dominikus bietet
seit zehn Jahren inmitten der Marktgemeinde
Bad Grönenbach älteren und pflegebedürftigen
Menschen eine Heimat. Das Jubiläum feierten Verantwortliche des Altenhilfeträgers der Stiftung
Liebenau mit den Mitarbeitern und Bewohnern des
Hauses sowie mit Vertretern der Marktgemeinde
Ende Oktober. Laut Bürgermeister Bernhard Kerler
habe sich das Haus schnell und nachhaltig in die
Gemeinde eingefügt. Es sei nicht nur Teil der Infrastruktur und des Zentrums. Vielmehr sei es zur
Seele der Gemeinde geworden. Dafür sei auch die
öffentliche Bücherei im gleichen Haus mit vielerlei
Aktivitäten verantwortlich.
Das Haus St. Dominikus bietet 50 Pflegeplätze und
neun Heimgebundenen Wohnungen. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Wohnanlage
„Lebensräume für Jung und Alt“, die in diesem
Frühjahr eingeweiht wurde. ❑
Text/Foto: Anne Oschwald
27 ÜBERBLICK
Ansprechpartner und Standorte der St. Anna-Hilfe
und der Liebenau – Leben im Alter
LANDKREIS RAVENSBURG
Amtzell
Sozialstation St. Anna Weingarten
Lebensräume „Wilhelm-Koch-Weg“
Leiterin: Claudia Schnell
Telefon: 0751 56001-0
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Claudia von Busse
40 Wohnungen
Telefon: 07520 5599
E-Mail: [email protected]
Isny
Haus St. Gebhard
Haus St. Leonhard
Leiterin: Ursula Rauch
Pflegeheim 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
14 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07520 959-0
E-Mail: [email protected]
Leiterin: Antje Kasparek
Pflegeheim: 43 Plätze
Telefon: 07562 9743-0
E-Mail: [email protected]
Ravensburg
Bad Wurzach
Lebensräume „Weinbergstraße“
Lebensräume „Am Schloss“
Gemeinwesenarbeiterin: Susanne Baur
47 Wohnungen
Telefon: 07564 3179
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiter: Harald Enderle
84 Wohnungen
Telefon: 0751 2077
E-Mail: [email protected]
Lebensräume „Gänsbühl“
Baienfurt
Lebensräume Baienfurt
Gemeinwesenarbeiterin: Karin Bruker
20 Wohnungen
Telefon: 0751 5699400
E-Mail: [email protected]
Haus St. Barbara
Leiterin: Sieglinde Heisel
Pflegeheim: 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
Tel.: 0751 568195-0
[email protected]
Sozialstation St. Anna
Leiterin: Ulrike Bächle-Pfau
Telefon: 0751 46796
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Susanne Weiss
50 Wohnungen
Telefon: 0751 3909
E-Mail: [email protected]
Haus St. Meinrad
Leiter: Martin Beha
Pflegeheim: 80 Plätze, inkl. Kurzzeit- und
9 Tagespflegeplätze
16 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 0751 7901-108
E-Mail: [email protected]
Sozialstation St. Anna
Leiterin: Claudia Schnell
Telefon: 0751 7915656
E-Mail: [email protected]
Betreuungsdienst ZUHAUSE
Baindt
Leiter: Michael Abler
Telefon: 0751 7641058
E-Mail: [email protected]
Lebensräume „Am Dorfplatz“
Quartiersprojekt Galgenhalde
Gemeinwesenarbeiterin: Karin Bruker
28 Wohnungen
Telefon: 07502 921650
E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner: Harald Enderle
Telefon: 0751 7915368
[email protected]
28 ÜBERBLICK
Vogt
Deggenhausertal
Lebensräume Vogt
Lebensräume Wittenhofen
Gemeinwesenarbeiterin: Ramona Radulla
46 Wohnungen
Telefon: 07529 63003
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Yvonne Denzler
14 Wohnungen
Telefon: 07555 9279937
[email protected]
Haus St. Antonius
Haus St. Sebastian
Leiterin: Gabriele Hagen
Pflegeheim: 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
13 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07529 97495-0
E-Mail: [email protected]
Leiterin: Petra Graßmann
Pflegeheim: 30 Plätze
Telefon: 07555 92721102
E-Mail: [email protected]
Eriskirch
Waldburg
Lebensräume Eriskirch
Lebensräume Waldburg
Gemeinwesenarbeiterin: Kerstin Schulz
35 Wohnungen
Telefon: 07529 3842
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Irene Eichhorn
20 Wohnungen
Telefon: 07541 4017563
[email protected]
Haus St. Iris
Weingarten
Adolf-Gröber-Haus
Leiter: Thomas Stocker
Pflegeheim 115 Plätze, inkl. Kurzzeit- und
Tagespflege, 15 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 0751 56091-0
E-Mail: [email protected]
Haus Judith
Leiterin: Stefanie Wagner
Pflegeheim: 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
18 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 0751 56069-0
E-Mail: [email protected]
Leiter: Roland Hund
Pflegeheim: 30 Plätze
Telefon: 07541 950593-0
E-Mail: [email protected]
Friedrichshafen
Franziskuszentrum
Leiterin: Monika Paulus
Pflegeheim: 110 Plätze, inkl. Kurzzeit- und
Tagespflege
Schwerstpflege für Jüngere: 26 Plätze
Hospizwohnungen: 9 Plätze
30 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07541 9234-139
E-Mail: [email protected]
Sozialstation St. Anna
Leiterin: Claudia Schnell
Telefon: 0751 56001-0
E-Mail: [email protected]
Bürgerbüro „Kontakt 3“
Telefon: 07541 34141
E-Mail: [email protected]
Nachbarschaftshilfe
Sozialstation St. Anna
Meckenbeuren-Friedrichshafen
Leiterin: Elisabeth Bernhardt
Telefon: 0751 56001-19
E-Mail: [email protected]
Leiterin: Elisabeth Anders
Telefon: 07542 22928
E-Mail: [email protected]
BODENSEEKREIS
Haus St. Martin
Friedrichshafen-Ailingen
Brochenzell
Haus St. Josef
Leiterin: Claudia Senf
Pflegeheim: 61 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
5 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07542 9445-0
E-Mail: [email protected]
Leiterin: Petra Graßmann
Pflegeheim: 36 Kurzzeitpflege
7 Wohnungen für ältere Menschen mit Hilfebedarf
Telefon: 07541 60348-0
E-Mail: [email protected]
29 ÜBERBLICK
Immenstaad
Oberteuringen
Lebensräume „Am Rathaus“
Lebensräume Oberteuringen
Gemeinwesenarbeiterin: Sabine Jung-Baß
43 Wohnungen
Telefon: 07545 911808
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Luitgard Caspari
16 Wohnungen
Telefon: 07546 918081
[email protected]
Sozialstation St. Anna
Tettnang
Leiterin: Elisabeth Anders
Telefon: 07545 9499189
E-Mail: [email protected]
Lebensräume „St. Johann“
Haus St. Vinzenz Pallotti
Leiter: Rainer Schmalzried
Pflegeheim: 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
30 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07545 93249-0
E-Mail: [email protected]
Kluftern
Gemeinwesenarbeiterin: Irene Eichhorn
39 Wohnungen
Telefon: 07542 6070
E-Mail: [email protected]
Haus St. Johann
Leiter: Norbert Schuster
Pflegeheim: 83 Plätze,
inkl. Kurzzeit- undTagespflege
5 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07542 9329-0
E-Mail: [email protected]
Lebensräume Kluftern
Gemeinwesenarbeiterin: Yvonne Denzler
14 Wohnungen
Telefon: 07544 962110
E-Mail: [email protected]
LANDKREIS SIGMARINGEN
Hohentengen
Kressbronn
Lebensräume „Göge“
Lebensräume „Kapellenhof“
Gemeinwesenarbeiterin: Angelika Dietmann
24 Wohnungen
Telefon: 07572 7120-20
Gemeinwesenarbeiterin: Paula Voigt
27 Wohnungen
Telefon: 07543 5600
E-Mail: [email protected]
Haus St. Konrad
Leiter: Roland Hund
Pflegeheim: 60 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
10 Seniorenwohnungen mit Dienstleistung
Telefon: 07543 9603-0
E-Mail: [email protected]
Haus St. Maria
Leiterin: Petra Trunk
Pflegeheim: 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
3 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07572 7671-0
E-Mail: [email protected]
Mengen
Lebensräume „Reiserstraße“
Meckenbeuren
Lebensräume „Am Bahnhof“
Gemeinwesenarbeiterin: Ingrid Daub
79 Wohnungen
Telefon: 07542 1800
E-Mail: [email protected]
Sozialstation St. Anna
Meckenbeuren-Friedrichshafen
Leiterin: Elisabeth Anders
Telefon: 07542 22928
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Angelika Dietmann
37 Wohnungen
Telefon: 07572 711626
E-Mail: [email protected]
Haus St. Ulrika
Leiterin: Petra Trunk
Pflegeheim: 42 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
Telefon: 07572 7672-0
E-Mail: [email protected]
Sozialstation St. Anna
Hohentengen–Mengen–Scheer
Leiterin: Angelika Grimm
Telefon: 07572 7629-3
E-Mail: [email protected]
30 ÜBERBLICK
Scheer
Haus St. Wunibald
Lebensräume Böblingen
Leiterin: Petra Trunk
Pflegeheim: 30 Plätze
Telefon: 07572 7673-0
E-Mail: [email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Karin Dietzschold
35 Wohnungen
Telefon: 07031 7344770
[email protected]
Veringenstadt
Ehningen
Lebensräume „Im Städtle“
Haus Magdalena
Gemeinwesenarbeiterin: Johanna Benz
21 Wohnungen
Telefon: 07577 925141
E-Mail: [email protected]
Leiterin: Rosemarie Zipf-Todt
Pflegeheim: 49 Plätze, 5 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07034 27040-0
E-Mail: [email protected]
LANDKREIS ZOLLERNALB
Burladingen
Haus St. Georg
Leiterin: Margot Buck
Pflegeheim: 40 Plätze
Telefon: 07475 95004-0
E-Mail: [email protected]
Weil im Schönbuch
Haus Martinus
Leiterin: Özlem Ulu
Pflegeheim: 60 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
9 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07157 66929-0
E-Mail: [email protected]
LANDKREIS TUTTLINGEN
Lebensräume Burladingen
Gemeinwesenarbeiterin: Doris Wittner
12 Wohnungen
Telefon: 07475 914714
E-Mail: [email protected]
Straßberg
Haus St. Verena
Leiterin: Dagmar Niedermeier
Pflegeheim: 30 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
6 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07434 91903-0
[email protected]
Gosheim
Altenpflegeheim Gosheim
Leiterin: Alexandra Hahnemann
Pflegeheim: 40 Plätze
Telefon: 07426 947700-100
[email protected]
Stadt Ulm
Lebensräume Ulm
LANDKREIS TÜBINGEN
Gemeinwesenarbeiterin: Birgit-Martina Reiß
30 Wohnungen
Telefon: 0731 95080378
E-Mail: [email protected]
Dußlingen
Bayern
Gemeindepflegehaus Dußlingen
Leiter: Martin Ditz
Pflegeheim: 42 Plätze, inkl. Kurzzeit- und Tagespflege
Telefon: 07072 5046-100
[email protected]
LANDKREIS NEUBURG-SCHROBENHAUSEN
Lebensräume Dußlingen
Gemeinwesenarbeiterin: Mini Forster-Hüttlinger
12 Wohnungen
Telefon: 08431 6406-719
[email protected]
Gemeinwesenarbeiterin: Cordula Schmidt-Körner
21 Wohnungen
Telefon: 07072 505557
[email protected]
LANDKREIS BÖBLINGEN
Oberhausen
Lebensräume Oberhausen
LANDKREIS LINDAU
Böblingen
Opfenbach
Haus St. Hildegard
Haus St. Severin
Leiterin: Linda Kraft
Pflegeheim: 44 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
13 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 07031 20431-0
[email protected]
Leiter: Bernd Reik
Pflegeheim: 55 Plätze
Telefon: 08385 9202-0
E-Mail: [email protected]
31 ÜBERBLICK
Hergensweiler
Lebensräume „Am Riegersbach“
Gemeinwesenarbeiterin: Alwine Appenmaier
15 Wohnungen
Telefon: 08388 982510
[email protected]
Standorte und Adressen der
Heilig Geist – Leben im Alter
Landkreis Ravensburg
Kißlegg
München
Ulrichspark Kißlegg
Haus St. Elisabeth
Leiter: Manfred Kotarba
Pflegeheim: 127 Plätze
18 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 089 745090-0
E-Mail: [email protected]
Leiter: Dietmar Brauchle
Pflegewohnen: 92 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
Betreutes Wohnen: 23 Wohnungen
Service-Wohnen: 30 Wohnungen
Telefon: 07563 9108-0
E-Mail: [email protected]
LANDKREIS UNterallgäu
Sozialstation Heilig Geist Kißlegg
Ottobeuren
Haus St. Josef
Leiter: Gerhard Straub
Pflegeheim: 138 Plätze
Telefon: 08332 795-0
E-Mail: [email protected]
Bad Grönenbach
Haus St. Dominikus
Leiterin: Sylvana Schlösser
Pflegeheim: 50 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
9 Heimgebundene Wohnungen
Telefon: 08334 2596-101
E-Mail: [email protected]
Lebensräume Bad Grönenbach
Gemeinwesenarbeiterin: Andrea Barth
19 Wohnungen
Tel. 08334 5344897
E-Mail: lebensraum.badgroenenbach@
liebenau-lebenimalter.de
Leiterin: Helena Fening
Telefon: 07563 8440
E-Mail: [email protected]
Bad Wurzach
Stift zum Hl. Geist
Leiter: Klaus Sonntag
Pflegeheim: 62 Plätze, inkl. Kurzzeitpflege
Telefon: 07564 9328-400
E-Mail: [email protected]
Sozialstation Heilig Geist Bad Wurzach
Leiterin: Helena Fening
Telefon: 07564 9346-113
E-Mail: [email protected]
Wolfegg
Spital Neutann
Maikammer
Leiterin: Heidi Maier
Pflegewohnen im Schloss: 30 Plätze
Domizil für Menschen mit Demenz: 30 Plätze
Telefon: 07527 927-0
E-Mail: [email protected]
Haus St. Pirmin
Sozialstation Heilig Geist Wolfegg
RHEINLAND-PFALZ
Leiter: Klaus Wittmann
Pflegeheim 44 Plätze
Telefon: 06321 95821-0
E-Mail: [email protected]
Lebensräume Maikammer
Gemeinwesenarbeiterin: Jutta Herrmann
24 Wohnungen
Telefon: 06321 4993770
[email protected]
Leiterin: Helena Fening
Telefon: 07527 927-70
E-Mail: [email protected]
Wir fragen ...
... Sie antworten!
Das Älterwerden ist schön, weil...
…der Blick auf Alltägliches milder und
versöhnlicher wird.
Name:
Ingrid Koch, 67 Jahre
Beruf und Funktion:
Gelernte Auslandskorrespondentin,
Ruheständlerin, „Worthandwerkerin“
Welche Kontakte haben Sie zur Altenhilfe der
Stiftung Liebenau und warum?
Als Tettnangerin naheliegenderweise über
das Haus St. Johann, wo ich meine Mutter
dreimal zur Kurzzeitpflege unterbringen
und meine Tante für einen längerfristigen
Aufenthalt in Obhut geben durfte.
Am Älterwerden stört mich, dass...
…es mehr und mehr zwickt und zwackt
und der Spiegel weint.
Ihr Lieblingsspruch?
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Ich beschäftige mich am liebsten...
...mit meiner kleinen Familie nebst Enkelin,
mit Lesen, Schreiben, Musik hören, sich mit
Freunden treffen, Gartenarbeit: Es gibt so
vieles, was mir gefällt.
Wie und wo möchten Sie leben, wenn Sie
in die Jahre kommen?
Da, wo ich jetzt bin.
Ihr erster Eindruck?
Gut organisiert, professionell, dank
engagierter Mitarbeiter liebevolle, familiäre
Atmosphäre.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Morgen ist auch noch ein Tag.
Ihr zweiter Eindruck, einige Zeit später?
Derselbe.
Ehrenamtliche Helfer sind gut, weil...
…sie die Garanten sind für gelebten Idealismus, ohne den zahlreiche Sozialprojekte
gar nicht leistbar wären.
Ihr Traum vom Glück?
Gesundheit, Harmonie innerhalb der Familie,
gute Freunde.
Welches Buch würden Sie mit auf die einsame
Insel nehmen?
Als Lesejunkie verschlinge ich alles gut und
spannend Geschriebene: Krimis, Biographien,
Gedichtbände, Erzählungen, Romane und,
und, und...
Welche Musik schätzen Sie?
Vornehmlich die klassische.
Ihr Eindruck von der Zeitschrift „anna live“?
Ansprechend, interessant, informativ.
Was halten Sie vom Konzept „Lebensräume
für Jung und Alt“?
Eine gute, sinnvolle und in unserer Zeit
überaus notwendige Einrichtung für ein
generationsübergreifendes, lebendiges
Miteinander, von dem jede Altersstufe –
in positivem Sinne – profitiert.