TDF-Geschäftsbericht 2006/2007
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TDF-Geschäftsbericht 2006/2007
TERRE DES FEMMES - Geschäftsbericht 2006/2007 von Christa Stolle, Geschäftsführerin (mit Anke Brüchert, Assistentin) 1. Einführung Im letzten Geschäftsbericht konnte ich über den anhaltenden Erfolgskurs von TERRE DES FEMMES berichten und habe im Ausblick die Notwendigkeit von erweiterten FundraisingMaßnahmen wie auch einer Arbeit an den Vereinsstrukturen betont. In beiden Bereichen sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Wir konnten unsere Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für die Menschenrechte von Frauen und Mädchen weiterhin erfolgreich fortsetzen und unseren Einfluss noch ausbauen, auch über Deutschland hinaus. Dass TERRE DES FEMMES 2006 auf ein Vierteljahrhundert engagierten Einsatz zurückblicken konnte, wurde aufgrund der angespannten Finanzsituation und vereinsinterner Differenzen nicht gefeiert. Als Ehrung von außen erhielt TDF 2007 den mit 5000€ dotierten Integrationspreis der Stiftung Apfelbaum. Die Mitgliederzahl blieb relativ konstant bei knapp 2800. In 24 Städtegruppen und drei Arbeitsgruppen (Genitalverstümmelung, Frauenrechte in islamischen Gesellschaften und Frauenhandel/ Migration) sind die aktiven Mitglieder bei TERRE DES FEMMES organisiert, außerdem gibt es zahlreiche einzelne Ehrenamtliche und Expertinnen. Die Vielzahl der Aktivitäten ist beeindruckend und an dieser Stelle nicht komplett anführbar – ich möchte um Kenntnisnahme der detaillierten Einzelberichte bitten. Mit der Umsetzung der Vereinsrichtlinien wie auch dem umfangreichen Tagesgeschäft sind in der Bundesgeschäftsstelle die Geschäftsführung, die inhaltlichen Referentinnen, die Verwaltungsfrauen, die Archivarin sowie die Redakteurinnen von Zeitschrift und Kalender befasst. Für bestimmte 1 Aufgaben werden FreiberuflerInnen engagiert, v.a. in den Bereichen Grafik, EDV und Texte. Auch die Frauenfilmwoche wird in freier Mitarbeit organisiert. In der Geschäftsstelle in Tübingen arbeiten acht Frauen in Vollzeit (35 bis 40 Stunden), vier in Teilzeit mit 20 Stunden und mehr und vier weitere in Teilzeit unter 16 Wochenstunden. Dazu unterstützen uns momentan acht Praktikantinnen. Insgesamt haben 2006 gesamt 31 Frauen bei TDF ein Praktikum absolviert. 2. Inhaltliche Schwerpunkte Unsere inhaltlichen Arbeitsschwerpunkte liegen bei den Bereichen Genitalverstümmelung, Ehrverbrechen, Frauenhandel und Migration, Häusliche Gewalt, Einzelfallbetreuung sowie Ausbeutung von Textilarbeiterinnen. Im November 2006 startete unsere zweijährige Kampagne „FRAUEN SCHLÄGT MANN NICHT – NEIN ZU HÄUSLICHER GEWALT“. Für folgende Themen gibt es in der Geschäftsstelle hauptamtliche Ansprechpartnerinnen: - Serap Altinisik ist zuständig für die Kampagne gegen „Häusliche Gewalt“. - Myria Böhmecke betreut das Referat Einzelfälle und Eilaktionen. - Rahel Volz und Sibylle Schreiber teilten sich die Vollzeit-Stelle im Referat Ehrverbrechen bis Herbst 2006. Seit Rahel Volz in Elternzeit ist, ist Sibylle Schreiber ganztags da. - Myria Böhmecke, Sibylle Schreiber und Rahel Volz leiteten gemeinsam die Kampagne gegen Ehrverbrechen. - Franziska Gruber leitet das Referat Genitalverstümmelung. 3. Ö f fentlichkeits- und Lobbyarbeit 3 .1 . Themenüb e rgr e i f end e Öffent l ichk e i t s- und Lobbyarbe it Nach intensiver Vorbereitungszeit konnten wir am 8. März 2007 die von der Agentur Heymann Schnell konzipierte Dachkampagne „Gewalt gegen Frauen ist Alltag“ mit prominenten BotschafterInnen (Nina Hoss, Sibel Kekilli, Jochen Senf, Roger Willemsen) der Öffentlichkeit vorstellen. Es waren über 30 Pressevertreterinnen da, der TV-Sender Phoenix übertrug 20 Minuten der Pressekonferenz. Über 50 Berichte erschienen, z.T. auch in der internationalen Presse. Zur Erarbeitung eines „Nationalen Integrationsplanes“ der Bundesregierung wurden im Nachgang zum Integrationsgipfel im Sommer 2006 sechs Arbeitsgruppen gebildet. TERRE DES FEMMES wirkte bei der Arbeitsgruppe „Lebenssituation von Frauen und Mädchen verbessern, 2 Gleichberechtigung verwirklichen“ mit. Bei dem ersten und beim letzten Treffen war Christa Stolle in Berlin anwesend, kontinuierlich wurde TDF durch die Juristin Regina Kalthegener vertreten. Ein sehr großes Presseecho erhielten wir im März 2007 aufgrund unserer Pressemitteilung zu einer deutschen Richterin, die sich in einem Scheidungsurteil auf den Koran bezog. TDF machte den Fall publik. Eine positive Bilanz war, dass durch diesen Vorgang ein kritisches Augenmerk auf den zunehmenden Einfluss des politischen Islam gerichtet wurde – so titelte der „Spiegel“: „Mekka Deutschland – Die stille Islamisierung“. Im Artikel „Haben wir schon die Scharia?“ wird Christa Stolle ausführlich zitiert. Dieses war sicher die spektakulärste der Pressemitteilungen der letzten Zeit. Doch auch insgesamt wuchs die Resonanz auf die 27 Pressemitteilungen, die wir 2006 über unseren umfangreichen E-Mail-Verteiler versendet haben (Vorjahr: 28). Fast immer gelingt es uns, prompt allen Interviewwünschen v. a. zu den Themen Ehrverbrechen und Häusliche Gewalt nachzukommen. Es wurden im TERRE DES FEMMES-Archiv seit April vergangenen Jahres 534 Artikel (Vorjahr: 453) aus der überregionalen und lokalen Presse erfasst, in denen TDF bzw. die Vereinsaktivitäten erwähnt werden. Gefragter Gast ist TDF auch bei Fachgesprächen, Konferenzen und Seminaren. Es ist kaum noch möglich, alle Vorträge, Workshops und Infotische, die ehren- und hauptamtliche AktivistInnen durchführen zu dokumentieren. Neu ist, dass auch bei der Europäischen Union unser Fachwissen gefragt ist: So gab es zwei Gesprächstermine mit TDF-Referentinnen in Straßburg und Redebeiträge von Christa Stolle und Sibylle Schreiber im EU Parlament in Brüssel. Wie in den Vorjahren produzierten wir zahlreiche kostenlose Info-Broschüren – von der Jahresmitteilung über Projektflyer bis hin zum Faltblatt „Ware Frau“. In 2006 erreichten wir eine Gesamtauflage von ca. 138.000. Weiterhin treten wir mit Mailings per Brief an rund 30.000 Haushalte im Frühjahr, Herbst und zu Weihnachten an die Öffentlichkeit wie auch mit der Zeitschrift „Menschenrechte für die Frau“, die dreimal jährlich mit einer Auflage von 4300 erscheint. Erstmalig kam zu der Ausgabe 1/2007 der farbige Einleger „glasklar“ hinzu, der Fragen rund um die Arbeit des Vereins beantwortet, besondere Aktionen sowie je eine ehren- und eine hauptamtliche Mitarbeiterin vorstellt. Es wurde in letzter Zeit immer deutlicher, dass TERRE DES FEMMES einen Newsletter herausgeben sollte. Der Bedarf ist groß und es können viele Menschen über dieses Medium erreicht werden. Eine Schwierigkeit bei der Realisierung sind die personellen und finanziellen Kapazitäten. Wir haben darum in einer Umfrage alle LeserInnen befragt, ob sie bereit wären, für einen bebil3 derten, aktuellen Newsletter auf die Zeitschrift zu verzichten. Die Mehrzahl der über 461 sich Rückmeldenden wollte die Zeitschrift beibehalten. Wir suchen nun intensiv nach einer Lösung, beide Angebote zu ermöglichen. Der zunehmende Stellenwert digitaler Medien zeigt sich an unserer Homepage: Sie wurde 2006 von 428.635 Menschen besucht (2005: 360.000), am stärksten im Februar, März, November und Dezember. Einen neuen Rekord erlangten wir im März 2007 mit über 50.000 BesucherInnen. Die Anzahl der Seitenaufrufe betrug 2006 knapp 1,5 Millionen. Mehrmals wöchentlich bestückt Webmasterin Ines Holthaus die Website mit unseren aktuellen Informationen. TERRE DES FEMMES ist von zahlreichen Organisationen und Einzelpersonen verlinkt und in vielen Datenbanken und Internet-Portalen gelistet. Wir sehen die Homepage als Zentrum in unserem Kommunikationskonzept: Alles, was wir tun, sollte sich dort widerspiegeln und zu finden sein. Noch Zukunftsmusik ist der Einsatz von animierten Bildern und Videos. Der Recherche und Information dient auch das TERRE DES FEMMES-Archiv mit 6.530 verschlagworteten Titeln (Vorjahr: 5.800), ca. 85.500 Zeitungsartikeln und unzähligen digitalen Dateien. Im nach Themen sortierten, digitalen Fotoarchiv sind derzeit 710 Fotos verfügbar. Unser Archiv hat das Siegel der Zeitschriftendatenbank der Staatsbibliothek aus Berlin, seit 2004 ist TDF Mitglied bei ida, dem Dachverband deutschsprachiger Frauen-/Lesbenarchive. Täglich gehen Anfragen von SchülerInnen, StudentInnen, JournalistInnen und NROs zu diversen frauenrechtsrelevanten Themen ein. FRAUENFILMFEST Zum sechsten Mal fand Ende November 2006 in Tübingen das TERRE DES FEMMES-Filmfest „einBlicke in FrauenWelten“ statt. Es gab 2006 eine Steigerung der Publikumszahlen des Filmfestes Tübingen auf 2.600 Zuschauer, und weiterhin über 2.500 ZuschauerInnen in den anderen Städten. Das Programm und die Durchführung von FrauenWelten 2006 wurde von Publikum, Presse, Fachpublikum und Gästen wieder in den höchsten Tönen gelobt – die dieses Jahr erneut durchgeführte Publikumsbefragung ergab eine Durchschnittsnote von 1,3 auf einer Skala von 1 – 5 für die Qualität der Filme (im Vergleich zu 2005: 1,8). Besondere Aufmerksamkeit bekam 2006 der Besuch von Nong Toom, berühmte Transsexuelle und Ex-Thaiboxchampion aus Tahiland, die den preisgekrönten Spielfilm über ihr Leben „Beautiful Boxer“ einführte. Die europaweit bekannte tschechische Roma Sängerin, Bandleaderin und Menschenrechtsaktivistin Ida Kelarová gab einen intensiven gesangstherapeutischen Workshop und ein brillantes, mitreißendes Konzert, zusammen mit dem Chor der WorkshopteilnehmerInnen, die binnen weniger Stunden auf eine gekonnte und emotionsgeladene Darbietung vorbe- 4 reitet worden waren. Im gegenseitigen Austausch war es den Gästen möglich, über die Beweggründe von Diskriminierung zu reflektieren, sei es nun gegen Transsexuelle oder gegen Roma. Die Reproduktion des Filmfestes in anderen Städten durch die Städtegruppen von TERRE DES FEMMES fand auch im Jahr 2006 in Bielefeld, Konstanz, Stuttgart, und Leipzig statt, sowie bei den Frauenfilmtagen „FrauenWelten“ von ProFrau in Wien. Wie im Vorjahr gab es dabei 2.500 BesucherInnen. FAHNENAKTION Wieder zeigte sich am mehrseitigen Veranstaltungskalender zur Fahnenaktion, dass der 25. November, NEIN zu Gewalt an Frauen, ein wichtiger Aktionstag für Frauenrechte und die TERRE DES FEMMES-Fahne fester Bestandteil desselben geworden ist. Auf Anregung des Frauenbüros Mainz gab es in 2006 erstmals die „frei leben“-Fahne in weiteren Sprachen. So konnten Partnerstädte mit englisch- und französischsprachigen Versionen beschenkt werden und auch einige türkische Modelle wurden produziert. Nicht nur in Berlin wurden Brötchentüten unter dem Motto „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“ in Umlauf gebracht. Zum ersten Mal beteiligten sich am 25. November in diesem Jahr auch Frauenorganisationen in der Demokratischen Republik Kongo. In Kiliba organisierte die AFPDE (l`Association des Femmes pour la Promotion et le Developpement Endogène) einen eindrucksvollen Protestmarsch mit TDF-Materialien, an dem sich mehr als 700 Frauen beteiligten. NETWORKING Eine wichtige Möglichkeit Kräfte zu bündeln und Einfluss zu nehmen, ist das Networking. So sind wir v.a. durch engagierte Ehrenamtliche in verschiedenen Zusammenschlüssen vertreten, z.B. - im KOK (Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess), - im Forum Menschenrechte (auch AG Frauen) - in der CCC (Clean Clothes Campaign/Kampagne für ‚saubere‘ Kleidung), - in den globalen Foren UN GAID (Global Alliance for Information and Communication Technologies an Development“ der Vereinten Nationen) und ICANN („Internet Corporation for Assigned Names and Numbers“), - im Regionalbündnis Baden-Württemberg gegen Zwangsprostitution und Frauenhandel - Auch in den Referaten Genitalverstümmelung, Häusliche Gewalt und Ehrverbrechen findet viel Vernetzungsarbeit statt. - Ulrike Mann und Christa Stolle sind Initiatorinnen eines Netzwerks „Führungsfrauen in NGOs“, welches seit der Gründung im Mai 2005 einmal pro Jahr zusammentrifft. 5 3 .2 . Öff ent l ichk e i t sa rbe i t zu Schw e rpun kt themen Nachfolgend sind einige Aktionen und Besonderheiten aus unserer inhaltlichen Arbeit dargestellt. Wir gelten als kompetente Ansprechpartnerinnen in unseren Arbeitsgebieten, was als Erfolg unseres nachhaltigen und kontinuierlichen Arbeitens zu werten ist. 3 .2 . 1. Kampagne 2006-2008 „FRAUEN SCHLÄGT MANN NICHT – NEIN ZU HÄUSLICHER GEWALT“ Am 25. November 2006 startete unsere neue Kampagne mit dem Titel „FRAUEN SCHLÄGT MANN NICHT! “. Die Kampagne soll innerhalb der nächsten zwei Jahre durch verschiedene Veranstaltungen und Aktionen das Thema Häusliche Gewalt stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Als Kampagnenbotschafter konnten wir den Schauspieler Jochen Senf gewinnen. Auch THE BODY SHOP unterstützt unserer Kampagne tatkräftig durch das Sammeln von Spenden und konnte uns dadurch bereits über 100.000€ überreichen. AUFTAKTVERANSTALTUNG Der Auftakt der Kampagne fand am 25.11.2006, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, in Frankfurt statt. Dort hatte das eigens für die Kampagne vom Spielwerk Theater umgesetzte Musiktheaterstück „Du bist unschlagbar!“ Premiere, das seitdem sehr erfolgreich durch ganz Deutschland tourt und stark nachgefragt wird. Ein weiterer Teil der Veranstaltung war eine Podiumsdiskussion zum Thema, für die wir unter anderem die EU-Politikerin Lissy Gröner gewinnen konnten. „DU BIST UNSCHLAGBAR!“ Das Musiktheaterstück mit dem Titel „Du bist unschlagbar!“ wurde extra für unsere Kampagne und in unserem Auftrag vom Spielwerk Theater Augsburg entwickelt und am 25.11. im Rahmen des Kampagnenstarts uraufgeführt. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche ab 13 Jahren sowie Erwachsene und tourt sehr erfolgreich durch ganz Deutschland. Besonders für Schulen ist diese Art von Präventionsarbeit sehr interessant. Durch das Auslegen von Flyern bei den Veranstaltungen hat TDF zusätzlich die Möglichkeit ihren Bekanntheitsgrad zu steigern und neue/potentielle InteressentInnen und SpenderInnen anzusprechen. Darüber hinaus wird in den Lokalzeitungen über die Aufführung des Theaterstücks berichtet mit Hinweis auf TERRE DES FEMMES als Auftraggeber. PUBLIKATION Dem Titel der Kampagne entsprechend wurde ein Sammelband mit unterschiedlichen Beiträgen zum Thema Häusliche Gewalt vorgestellt. Dieser Band behandelt zunächst die internationalen Grundlagen und Vereinbarungen, die WHO-Studie zum Thema sowie die nationale Gesetzge6 bung, das Gewaltschutzgesetz und die Folgen von Hartz IV für gewaltbetroffene Frauen. Auch werden verschiedene Initiativen und Beratungsstellen sowie die Lebenssituation betroffener Frauen dargestellt. Leider fand die Publikation nicht den erhofften Anklang. So konnten im Zeitraum vom Erscheinen im Oktober bis Ende März circa 300 Exemplare abgesetzt werden. FACHGESPRÄCH Eine weitere Veranstaltung im Rahmen der Kampagne war ein am 8. März 2007 durchgeführtes Fachgespräch im Bundespresseamt mit dem Titel „Wege aus der Gewalt - Wie lassen sich von Gewalt betroffene Migrantinnen erreichen und welche Hilfsstruktur braucht diese Zielgruppe?“. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration Frau Prof. Dr. Maria Böhmer durchgeführt und war sehr gut besucht. Hier konnten vor allem neue Kontakte zu ExpertInnen und Organisationen geknüpft werden, die ebenfalls an dem Thema arbeiten. Wichtig war hier ebenfalls die Zusammenarbeit mit Staatsministerin Böhmer, da sie persönlich von unserer Expertise überzeugt werden konnte. Wegen dem großen Interesse an der Veranstaltung entschlossen wir uns, die Veranstaltung auf unserer Homepage mit den Vorträgen der TeilnehmerInnen zu dokumentieren. WORKPLACE POLICY Der nächste Schwerpunkt der Kampagne soll auf der Entwicklung und Verbreitung einer so genannten Workplace Policy liegen. Dabei geht es darum, verschiedene Unternehmen für die Umsetzung einer Workplace Policy gegen Häusliche Gewalt zu gewinnen. Diese sollen ihre MitarbeiterInnen unter anderem in Schulungen und durch die Bereitstellung von Informationen zum Thema für Häusliche Gewalt sensibilisieren. Aufgrund des innovativen Charakters der Workplace Policy in Deutschland hoffen wir zum einen die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und ein neues Mittel zur Prävention gegen Häusliche Gewalt zu etablieren. Ein Leitfaden, der unter Mitarbeit von THE BODY SHOP in Großbritannien entwickelt wurde, kann auch für unsere Aktion benutzt werden. Für eine Zusammenarbeit bezüglich der Workplace Policy konnte die Friedrich-Ebert-Stiftung für eine Veranstaltung am 23. November in Berlin gewonnen werden. Als Vertreter der Bundesregierung wollen wir Vizekanzler und Arbeitsminister Müntefering einladen. Weiterhin war die Kampagnenleiterin Serap Altinisik für die AG Frauenrechte vom Forum für Menschenrechte an Lobbyaktionen gegen Häusliche Gewalt beteiligt, wozu mehr auf der Homepage nachgelesen werden kann. 3 .2 . 2. Kampagne und di e Arbe i t „NEIN zu Verb r echen im Namen der Ehr e“ Die im November 2004 begonnene Kampagne wurde im Jahr 2006 erfolgreich weitergeführt und beendet. 7 Durch zahlreiche Interviewanfragen erschienen Fernseh-, Rundfunk und Presseberichte zum Thema, insbesondere zu der Urteilsverkündung im Mordfall Hatun Sürücü. Die Expertise unserer Referentinnen wird nach wie vor stark nachgefragt. Sie wurden zu zahlreichen Vorträgen, Fortbildungen, internationale Konferenzen und ExpertInnenanhörungen eingeladen. Die Publikation „Zwangsheirat - lebenslänglich für die Ehre“ wurde überarbeitet und neu herausgegeben. Die Wanderausstellung „Tatmotiv Ehre“ war im Jahr 2006 in ca. 15 Städten in Deutschland und in der Schweiz zu sehen, mit einer hervorragenden Presseresonanz. Auch im Jahr 2007/8 wird sie weiter durch Deutschland reisen. Es fanden unterschiedliche Veranstaltungen statt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. So hat TDF in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Sibel Kekilli in München die Premiere zum Kurzfilm „Tradition“ organisiert. Es handelt sich um einen Spot zum Thema Ehrenmord. Außerdem fand im Landestheater Tübingen eine Szenische Lesung mit Hanife Gashi mit einer anschließenden Podiumsdiskussion statt. Auch nach Beendigung der Kampagne „NEIN zu Verbrechen im Namen der Ehre“ geht die Öffentlichkeitsarbeit kontinuierlich weiter. Zusätzlich wurden weitere Materialien für die Prävention entwickelt z.B. ein Nothilfeflyer zu Zwangsheirat. Es wurden Jugendpostkarten in Albanisch, Arabisch, Türkisch und Persisch gedruckt und verteilt. Zukünftige Projekte/Planungen: Auch in Zukunft müssen Präventions- und Opferschutzmaßnahmen zum Thema Gewalt im Namen der Ehre ausgebaut und verbessert werden. Verschiedene Berufsgruppen müssen besser sensibilisiert und geschult werden. Im April 2007 wurden bereits alle Opferschutzbeauftragten der Polizei Baden-Württemberg von TDF-Referentin Myria Böhmecke zu dem Thema geschult. Diese Arbeit soll fortgesetzt werden. Außerdem werden wir uns für dringend notwendige Gesetzesänderungen einsetzen. 3 .2 . 3. E inz e l fal l hi l f e/E i la kt i o n en/Prot e stakt i o nen EINZELFÄLLE Die Anzahl der Einzelfälle hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Während TDF im Jahr 2002 181 Fälle im Jahr bearbeitet hat (durchschnittlich 15 Einzelfälle im Monat), meldeten sich im Jahr 2006 412 Mädchen und Frauen Hilfe suchend an uns (durchschnittlich 34 Einzelfälle im Monat). Die Fälle von Zwangsheirat und Gewalt im Namen der Ehre sind in den letzten zwei Jahren massiv angestiegen. Im Jahr 2006 machten sie fast die Hälfte der gesamten Fälle aus (180 Fälle). In anderen Fällen haben wir z. B. Frauen geholfen, die von Häuslicher Gewalt oder von Abschiebung bedroht waren, obwohl ihnen in ihrem Herkunftsland z. B. weibliche Genitalverstümmelung oder „Ehrenmord“ drohte. 8 Den Mädchen und Frauen helfen wir, indem wir sie ausführlich beraten und ihnen ihre Möglichkeiten aufzeigen, der Gewaltsituation zu entkommen. Außerdem vermitteln wir ihnen Zufluchtstätten im In- und Ausland, arbeiten teils eng mit Polizei, RechtsanwältInnen und anderen Behörden zusammen und unterstützen sie z. B. im Asylverfahren. EILAKTIONEN Immer mehr Personen beteiligen sich an den Eilaktionen: So sind derzeit 2.380 Personen in dem Eilaktionsverteiler aufgenommen, im Gegensatz zum Vorjahr sind 347 Personen dazugekommen. UNTERSCHRIFTENAKTION GEGEN EHRVERBRECHEN IN JORDANIEN Am 13. März wurden dem jordanischen Botschafter in Berlin über 7.000 Unterschriften gegen Ehrverbrechen in Jordanien überreicht. Im Rahmen eines Fachgespräches wurden die Möglichkeiten erörtert, gegen Ehrverbrechen in Jordanien vorzugehen. UNTERSCHRIFTENAKTION GEGEN EHRVERBRECHEN IN PAKISTAN Im August startete die Unterschriftenaktion gegen Verbrechen im Namen der Ehre in Pakistan. Die Unterschriften wurden im Dezember dem pakistanischen Botschafter in Berlin im Rahmen eines Fachgespräches überreicht. VERSCHIEDENE PROTESTAKTIONEN GEGEN TODESSTRAFEN VON FRAUEN IM IRAN TDF hat 2006 verschiedene Protestaktionen initiiert, um Frauen im Iran vor der Todesstrafe zu bewahren. So hat TDF im Februar 2006 z. B. eine Protestaktion gegen die Todesstrafe von Nazanin Fatehi im Iran gestartet. Am16. Juni fand für Nazanin außerdem eine Protestaktion in Zusammenarbeit mit der Städtegruppe Frankfurt anlässlich des WM-Spiels der iranischen Fussballnationalmannschaft in Frankfurt statt. Weiterhin wurden Gelder gesammelt, um die Rechtsanwälte von Nazanin zu bezahlen. Nazanin wurde im Januar 2007 freigelassen. IN PLANUNG: BERATUNGSSTELLE FÜR ZWANGSHEIRAT/ GEWALT IM NAMEN DER EHRE Immer mehr Mädchen und Frauen, die von Gewalt im Namen der Ehre und/oder Zwangsheirat betroffen sind, melden sich bei TDF. Daher ist angestrebt, in der Zukunft eine offizielle bundesweite Beratungsstelle für Zwangsheirat/Gewalt im Namen der Ehre einzurichten, die von außen finanziert werden soll. Die Arbeit, die im Bereich Einzelfallhilfe bereits seit Jahren geleistet wird, könnte somit dauerhaft finanziert werden. 9 3 .2 . 4. Arb e it gegen Gen i talv e r st ümme lung (FGM) Neben den zahlreichen täglichen Anfragen zum Thema Genitalverstümmelung, darunter viele von SchülerInnen, wurden im Referat FGM folgende Hauptaktivitäten durchgeführt: EMPFEHLUNGEN FÜR FRAUENÄRZTINNEN Im Februar 2006 veröffentlichte die Bundesärztekammer Empfehlungen zum Umgang mit beschnittenen Patientinnen. Die Kammer reagierte damit auf unsere gemeinsam mit Unicef und dem Berufsverband der Frauenärzte durchgeführte GynäkologInnen-Umfrage. Sie ergab, dass medizinisches Personal kaum informiert ist. Die Aufklärung über FGM muss zu einem festen Bestandteil der medizinischen Ausbildung werden. Betroffene in Deutschland benötigen mehr Beratungsmöglichkeiten. TERRE DES FEMMES trägt mit der Aufklärungsbroschüre „Wir schützen unsere Töchter“ und Fortbildungen auf Anfrage zur Prävention bei. PROTESTAKTION SUDAN – WIR BLEIBEN DRAN! TERRE DES FEMMES hat im ersten Halbjahr 2006 über 11.000 Unterschriften an die österreichische EU-Ratspräsidentschaft übergeben. Wir forderten die EU auf, Druck auf den Sudan und andere Staaten auszuüben, in denen Genitalverstümmelung bislang noch nicht strafbar ist. Im Sudan sind etwa 90 Prozent der weiblichen Bevölkerung genitalverstümmelt. RUNDREISE DES FILMS MOOLAADE Mit Unterstützung vom Irene Jung (Filmfest) zeigten TDF-Städtegruppen den Film „Moolaadé“ als Preview in verschiedenen deutschen Städten. Der Film des senegalesischen Regisseurs Ousmane Sembène zeigt den mutigen Kampf afrikanischer Frauen gegen FGM. In drei Städten, darunter auch Tübingen, wurde „Moolaadé“ in Zusammenarbeit mit dem EZEF (Evangelisches Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit) im Beisein des Regisseurs und betroffenen Frauen gezeigt und diskutiert. Seit Mai 2006 lief er regulär in den Kinos. Dies nahmen viele Städtegruppen zum Anlass, um vor Ort über unser Engagement gegen FGM zu informieren. INTERNATIONALE KONFERENZ: WEIBLICHE GENITALVERSTÜMMELUNG BEENDEN Anlässlich der internationalen Konferenz „Weibliche Genitalverstümmelung beenden“ am 12. und 13. Dezember 2006 in Berlin forderte Christa Stolle einen Aktionsplan zum Schutz von Mädchen vor weiblicher Genitalverstümmelung in Deutschland. Organisiert wurde die Konferenz mit dem Fokus: „Erfahrungen aus Afrika und Europa - Perspektiven für Deutschland“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) und von Integra Netzwerk gegen weibliche Genitalverstümmelung, dem auch TERRE DES FEMMES angehört. 10 UNTERRICHTSMAPPE WEIBLICHE GENITALVERSTÜMMELUNG Zum 6. Februar 2007 stellten wir zusammen mit der Autorin Fadumo Korn unsere Unterrichtsmappe Weibliche Genitalverstümmelung an einem Münchner Gymnasium vor. Mit der Unterrichtsmappe möchten wir LehrerInnen unterstützen, das tabuisierte Thema in den Unterricht einzubringen. Die Mappe informiert über die soziokulturellen Hintergründe von Genitalverstümmelung und bietet zahlreiche Anregungen, wie sich Jugendliche für betroffene Frauen und gefährdete Mädchen einsetzen können. FRÜHJAHRSMAILING ZU FGM Mit Unterstützung der Schauspielerin Nina Hoss, Schirmfrau unseres Engagements gegen Genitalverstümmelung, ging Anfang April 2007 ein Mailing an knapp 14.000 Adressen. Darin informieren wir über unsere Arbeit gegen FGM in afrikanischen Ländern und Deutschland und bitten um weitere Unterstützung im Kampf gegen diese schwere Menschenrechtsverletzung an weltweit 150 Millionen Mädchen und Frauen. 3 .2 . 5. F rau enhande l Die Fußballweltmeisterschaft der Männer war im Sommer 2006 das Thema. Auch wir nutzten den Wirbel um dem befürchteten Anstieg der Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen mit einer Kampagne gegen Zwangsprostitution zu begegnen. Bei mehreren Treffen von Organisationen, die zum Thema Frauenhandel arbeiten, wurden die Aktivitäten koordiniert, und es wurden gemeinsame Materialien herausgegeben. Neben den bundesweiten Vernetzungstreffen gab es regionale, bei denen sich mehrere Städtegruppen einbrachten. Die Bundesgeschäftsstelle ist in dem Regionalbündnis Württemberg vertreten, welches sich nun auch über die WM hinaus für Opfer von Menschenhandel einsetzt. Im Rahmen der Bündnisarbeit und im Rahmen einer erfolgreichen Diskussionsveranstaltung formulierte TERRE DES FEMMES eine Resolution gegen Zwangsprostitution, die 33 (Ober-) BürgermeisterInnen aus Württemberg unterzeichneten. Der Stand des Bündnisses in der Zeltkirche Stuttgart wurde von der Städtegruppe betreut. Die Berliner Städtegruppe ließ 10.000 Bierdeckel mit der Aufschrift „Rote Karte für Menschenrechtsverletzungen während der WM“ produzieren, die sie in Kneipen verteilten. Auch viele andere Städtegruppen führten öffentlichkeitswirksame Aktionen durch. Die von Juliane von Krause konzipierte Fotoausstellung „Ohne Glanz und Glamour – Prostitution und Frauenhandel im Zeitalter der Globalisierung“ ist seit 2005 als Wanderausstellung in zweifacher Ausführung unterwegs. Die dazugehörige Broschüre verkauft sich gut. 11 Zum 8. März hat die Städtegruppe Jena eine Petition ausgearbeitet, in der eine bessere Finanzierung der Opferarbeit im Bereich Zwangsprostitution sowie eine opferzentrierte Arbeit der Polizei in Thüringen gefordert werden. Hierfür wurden überregional hunderte Unterschriften gesammelt. Die große Resonanz auf unsere Aktivitäten und unsere langjährige Erfahrung in diesem Bereich lassen immer wieder die Notwendigkeit einer hauptamtlichen Betreuung deutlich werden. Momentan werden die Themen ohne Referentin in der Geschäftsstelle durch die Geschäftsführung in enger Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Expertinnen bearbeitet. 3 .2 . 6. Soz ia l e Rechte von Arbe it e r i n nen i n der Text i l i ndu st r i e Nachdem im Vorjahr neben zahlreichen Aktivitäten im Rahmen der Kampagne „Tchibo- Jede Woche eine neue Welt?“ auch eine Rundreise von zwei Frauen aus Bangladesch stattfand, hatten wir 2006 mit der Nachbereitung nicht nur in Form der Abrechnungen zu tun, sondern konnten im November auch eine Dokumentationsbroschüre herausgeben. Hierin sind detaillierte Informationen zu Tchibo und der Situation der Textilarbeiterinnen in Bangladesch sowie über die Kampagne und ihre Erfolge enthalten. Außerdem wurde der Flyer „Kleider machen Leute“ neu aufgelegt und wir unterstützen die Frauenbeauftragte von Rellingen, die seit mehreren Jahren einen Kleidermarkt zugunsten von TDF veranstaltet, mit einer Lobbyaktion. 3 .2 . 7. We i t e r e Themen Neben den Schwerpunkten gibt es viele weitere Frauenrechtsverletzungen, die wir beobachten oder auf die wir aufmerksam gemacht werden. Wenn es irgend geht, schalten wir uns ein. Beispielsweise sind wir auch Ansprechpartnerinnen für sexistische Werbung, verteilen die Broschüre „Sexism sells“ und protestieren bei den Verantwortlichen. Die Städtegruppe Tübingen hat am 25. November 2005 auf die Frauenmorde in Guatemala aufmerksam gemacht und Unterschriften gesammelt, die im März 2006 an den guatemaltekischen Botschafter in Berlin übergeben wurden. Im Februar 2007 wurden auf Initiative der Städtegruppe Lobbybriefe an zuständige Bundestagsabgeordnete versendet. Im Zusammenhang mit dem Film „Señorita Extraviada“ und der Kooperation mit Menschenrechtsaktivistin Judith Galarza von FEDEFAM, haben wir im vergangenen Jahr eine Einladung des Europäischen Parlaments bekommen, den Film dort vorzuführen und uns an den Diskussionen zu den Frauenmorden in Mexiko und Guatemala zu beteiligen. Am 19. April 2006 versammelten sich das Subkomitee für Menschenrechte und das Komitee für Frauenrechte und Gleichberechtigung des Europäischen Parlaments in einer öffentlichen Anhörung. Es folgte eine Tagung, 12 die von den Europaparlamentariern Raul Romeva und Elena Valenciano organisiert wurde. Ersterer ist inzwischen zum Beauftragten für die Berichterstattung über die Frauenmorde im Europaparlament und stellvertretenden Vorsitzenden des Komitees für Frauenrechte und Gleichberechtigung ernannt worden, was uns hoffen lässt, dass das Thema im Europäischen Parlament intensiv weiterverfolgt wird. Ein sehr erfreuliches Resultat unserer Lobby-Arbeit ist auch, dass Judith Galarza im Juli 2007 mit dem Theodor-Häcker-Preis der Stadt Esslingen für besonders mutigen Einsatz für Menschenrechte mit einer Dotierung von 5000 € ausgezeichnet werden wird. Für Herbst 2007 planen wir eine Rundreise zweier Frauen unseres Afghanistan-Förderprojektes in Shahrak. Sie werden in Abendveranstaltungen, in Fachgesprächen und an Schulen von ihrer Arbeit in dem Frauenbildungszentrum berichten. Die Mittel für die Reise sind größtenteils bewilligt, so dass wir jetzt konkret planen können. Für einen Aufruf zu Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung, gegen Islamismus und Fremdenfeindlichkeit sammeln wir derzeit Unterschriften von Prominenten, ExpertInnen und engagierten Menschen. Gemeinsam möchten wir patriarchale Gewalt, Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen, die im Namen einer Religion durchgeführt werden, anprangern und die Öffentlichkeit auf diese Missstände aufmerksam machen. Im Herbst wurde nach einem Treffen die Kopftuchposition von TERRE DES FEMMES verabschiedet: Wir sprechen uns klar gegen das Tragen des Kopftuches aus, sowohl für Studentinnen, als auch für Schülerinnen und Dozentinnen. 4.Finanzen und Fundraising 4 .1 . F i nanz en Nach wie vor wirtschaften wir „von der Hand in den Mund“. Die Notwendigkeit vieler Projekte und der Mittelbedarf hierfür lässt es nicht zu, dass wir große Rücklagen bilden. Die Gesamteinnahmen sind in 2006 etwas auf 983.777 € gestiegen (2005: 981.680 €) und die Ausgaben konnten von 1.002.453 € auf 985.548 € gesenkt werden. Hier zeigen Sparmaßnahmen v. a. im Bereich Organisationsstrukturen (41.700 € weniger) Früchte. Den leicht gesunkenen Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge (263.125 € im Vergleich zu 267.940 € in 2005) steht ein Spendenzuwachs von 3.400 € gegenüber. Das Weihnachtsmailing war in 2006 sehr erfolgreich und hat dazu beigetragen, unsere im Herbst äußerst schwierige Situation aufzufangen. 13 Deutlich gestiegen sind die Zuschüsse, die wir bei Ministerien und verschiedenen öffentlichen und privaten Institutionen beantragen: Bekamen wir 2005 71.797 € bewilligt, waren es 2006 78.672 €.. Auch die Erträge aus unserer Stiftung sind erfreulich gestiegen - auf 8.010 € (im Vorjahr 4.689 €). Damit sind wir auf einem guten Wege, die Stiftung weiter zu einer soliden Grundlage für unsere Arbeit zu entwickeln. 4 .2 . F undra i si ng Fundraising ist in der Geschäftsstelle Querschnittsaufgabe. Die Referentinnen sind gehalten, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit in Fundraising zu investieren. Dazu gehört auch das Schreiben von Anträgen und die Durchführung von Mailings. Ein großer Teil wird weiterhin durch die Geschäftsführung abgedeckt, die im Jahre 2006 das Frühjahrs- und Weihnachtsmailing durchgeführt hat. Eine eigene EU-Finanzierung wurde bisher noch nicht bewilligt, obwohl wir schon viel Zeit und Geld investiert haben. In diesem Jahr wollen wir uns Hilfe von einer professionellen Agentur holen. FIRMENSPONSORING Wenn uns Firmen mit größeren Summen oder einer dauerhaften Zusammenarbeit unterstützen, freut uns dies sehr. Von diesem „Social Sponsoring“ können beide Seiten profitieren. Als Menschenrechtsorganisation unterliegen wir einer besonderen Verpflichtung bei Kooperationen auf die unzweifelhafte Herkunft der Produkte des Partners zu achten. Mehr und mehr kommen auch Firmen auf uns zu und möchten uns unterstützen (z.B. Aldo Vandini). HEYMANN SCHNELL Die Berliner Werbeagentur hat für uns die Kampagne „Gewalt gegen Frauen in Alltag“ mit verschiedenen Bausteinen (Imagebroschüre, Anzeigen- und Plakatmotive, Free-Cards, AmbientMedia-Ideen wie Bodenkleber und Aschenbecher) entwickelt und zusammen mit der PRAgentur Stilblüte die große Pressekonferenz im Berliner Abgeordnetenhaus zum Auftakt am 6. März 2007 organisiert (s. o.). Der Kampagnenwert liegt bei ca. 100.000 €. Wir hoffen, weitere Sponsoren für den kostenintensiven Druck der Anzeigen, Plakate und Postkarten zu finden. THE BODY SHOP Die im März 2004 gestartete Kampagne von THE BODY SHOP und TDF gegen Häusliche Gewalt läuft weiter. In allen Filialien werden Charity-Produkte vertrieben und es wird für die Kampagne geworben. Mit den Einnahmen wird die Referentinnenstelle gegen „Häusliche Gewalt“ finanziert. 14 DOMMER Seit 2001 stellt die Stuttgarter Firma Dommer unsere Fahnen zum 25. November wie auch weitere Produkte zum Sponsoring-Preis für uns her. Um die Förderung zu erweitern und auch einen größeren Kreis auf die Arbeit von TDF aufmerksam zu machen, wurde im KundenNewsletter der Firma über die TERRE DES FEMMES-Fahnenaktion berichtet. HANDYTÜTEN Die bürointerne AG Fundraising ließ 150.000 Handytüten produzieren, die Bestellungen beigelegt werden und auch auf verschiedenen anderen Wegen beworben und verteilt werden. Von zahlreichen angeschriebenen Versandfirmen erklärten sich bisher leider lediglich der „Waschbär“Versand und Body & More (Aldo Vandini) bereit, die Tüten den Paketen beizufügen. Aber die Aktion läuft noch und wir sind gerade dabei, über eine gezielte Telefonakquise die Zahl der Unternehmen zu erhöhen, die unsere Handytüten Verteilung mittragen. Ganz aktuell hat sich der Betriebsrat vom Otto-Versand bereit erklärt, unter den 5000 MitarbeiterInnen über ihr Intranet Werbung für die Handytüten zu machen. Viele Frauenbeauftragten nutzen die Handytüte, um über die Arbeit von TDF pressewirksam zu berichten. PROMIS Mehr und mehr setzen sich Prominente für TERRE DES FEMMES ein und helfen, unsere Themen in die breite Öffentlichkeit zu transportieren. Zu unseren UnterstützerInnen zählen die SchauspielerInnen Sibel Kekilli, Nina Hoss, Ursela Monn und Jochen Senf. Auch Publizisten wie Roger Willemsen und Hellmuth Karasek helfen TDF, letzterer z. B. bei einer Benefizlesung zum 10-jährigen Bestehen der Städtegruppe Schwetzingen. Eine weitere Lesung wird es am 27. September in Tübingen geben, wo der BestsellerAutor Peter Prange für uns eine Benefizlesung mit Inge Jens, Jürgen Wertheimer, Hermann Bausinger, Thomas Vogel, Eva-Maria Zeller, Lilian Noetzel und Vera Zingsem organisiert. Alle Prominenten sollen in nächster Zeit mit Foto und Statement auf unserer Homepage platziert werden. HANDBALLERINNEN Ein Sportmanager aus Holstein hat sich bei uns gemeldet mit der Idee, dass das Frauenhandballteam des HSC Magdeburg „Barleber Bandits“ unser Logo trägt. Die Handballerinnen werden als TDF-Botschafterinnen auftreten. Auch ein Teil der Eintrittseinnahmen könnte an uns gehen. Gerade wird der Kooperationsvertrag ausgearbeitet. 15 FRAUENÄRZT/INNEN Über das Wartezimmer-Info-System haben wir 2006 für drei Monate 56.000 TDF-Infoflyer in 3000 gynäkologischen Praxen auslegen lassen. Die Resonanz bei dieser Aktion blieb hinter unseren Erwartungen zurück. VERLAGSKOOPERATIONEN Wieder kam es zu einer Kooperation mit dem Blanvalet Verlag. Wir schrieben das Nachwort zum Erlebnisbericht von Jane Elliott „Ausgeliefert. Wie ich die Hölle meiner Kindheit überlebte“. VERMÄCHTNISSE Auch wenn wir unser lange geplantes Mailing zu unserer ausführlichen Testamentsbroschüre noch nicht durchführen konnten, gibt es doch zunehmend mehr Menschen, die sich entscheiden, ihr Vermögen bzw. Teile davon TERRE DES FEMMES zu hinterlassen. Diese Erbschaften erfordern oft noch viel Korrespondenz mit JuristInnen und anderen Erben. TDF erhielt von April 2006 bis heute drei Vermächtnisse. Eines davon besteht u. a. aus Immobilien und wird mit zwei anderen Organisationen geteilt. 5. Organisationsentwicklung Wie eingangs erwähnt, zeigte sich zuletzt überdeutlich die Notwendigkeit der Anpassung von Organisationsstrukturen und -satzung an den gewachsenen Verein TDF, der immer noch mit einer Satzung aus der Gründungszeit operierte. Eine grundlegende Überarbeitung war angezeigt. Diese Aufgabe war auf der Mitgliederversammlung 2006 an den Vorstand delegiert worden, der mit verschiedenen Gremien hieran arbeiten sollte. Vorbereitend besuchte der Vorstand mit Heidemarie Grobe, Franziska Gruber und Christa Stolle terre des hommes in Osnabrück und Greenpeace in Hamburg. Dort holten wir uns Informationen, welche strukturellen Lösungen für gewachsene Vereine ratsam sind. Nach intensiver Zusammenarbeit in der Satzungskommission inkl. dreier Treffen liegen nun die Ergebnisse in Form einer komplett überarbeiteten Satzung auf der diesjährigen MV vor. Durch den Anstoß einer sehr aktiven Praktikantin konnten wir 2006 eine Mailgroup für ehemalige Praktikantinnen ins Leben rufen, die der Vernetzung und Weiterleitung von Informationen dient. Am 16./17. Juni 2007 wird auch erstmals ein Praktikantinnentreffen stattfinden, zu dem wir rund 200 Ehemalige nach Tübingen eingeladen haben. 16 5 .1 . Ehr enamtl ich e In den 24 Städtegruppen (davon eine Hochschulgruppe) und drei Arbeitsgemeinschaften sind bundesweit zahlreiche Frauen ehrenamtlich tätig. Dazu kommen viele einzelne Aktive, die TERRE DES FEMMES in Netzwerken, bei Vorträgen, bei Repräsentationsterminen u.v.m. vertreten. Die Arbeitsgemeinschaften Frauenrechte in islamischen Gesellschaften, Frauenhandel/ Migration und Genitalverstümmelung werden ehrenamtlich koordiniert und kommen zweimal jährlich zusammen. Ihre inhaltliche Arbeit ist für viele Positionen und Aktionen grundlegend. Im Sommer wurde vom Vorstand die Geschäftsordnung für AGs verabschiedet. Im Februar 2006 gab es erstmals wieder ein Städtegruppentreffen. Auf Initiative der Städtegruppe Berlin kamen 20 Frauen aus acht Städtegruppen in Berlin zusammen und informierten sich v. a. über PR-Arbeit, Bußgeldakquise und das Frauenfilmfest. Im Herbst 2007 soll es das nächste Städtegruppentreffen geben. Ein weiteres Angebot für ehrenamtlich Aktive und solche, die es werden wollen, war der Infound Austauschtag, der im September 2006 erstmals stattfand. Fast 50 Frauen kamen in die Bundesgeschäftsstelle, um in kleinen Runden ins Gespräch zu kommen. Zusätzlich gab es einen Workshop zur aktuellen Kampagne gegen „Häusliche Gewalt“. Aufgrund des Erfolges soll es künftig alle zwei Jahre einen Info- und Austauschtag geben. 5 .2 . Ge schäft sst e l l e In Tübingen sind 16 Mitarbeiterinnen mit der inhaltlichen und verwaltungstechnischen Vereinsarbeit beschäftigt. Mit der Betreuung von 2800 Mitgliedern, SpenderInnen, StifterInnen und zahlreichen täglichen Anfragen aller Art und Bestellungen ist die Geschäftsstelle eine Kommunikationszentrale, die sich bemüht, allen schnellstmöglichen Service zu bieten. Hierfür sind zuverlässige Informationstechnologien unerlässlich. Die Nacharbeiten für die 2005 eingeführte Datenbank „Topix“ und auch die Einführung des neuen E-Mail-Servers „Kerio“ bargen manche Schwierigkeiten. Wichtig ist in der Zusammenarbeit ein gut organisierter Informationsfluss. Hierzu dienen die monatliche Bürositzung und die 14-tägige Referentinnensitzung, von denen Protokolle erstellt werden. Mindestens einmal monatlich hat der Betriebsrat eine Unterredung mit der Geschäftsführung. Das insgesamt herzliche und gute Miteinander im Büro wird auch von Praktikantinnen und Außenstehenden gelobt. Einzelne Mitarbeiterinnen sind in bürointernen Arbeitsgruppen aktiv. Hier gibt es die AG Fundraising und die AG Interne Kommunikation, die im letzten Frühjahr gegründet wurde mit dem Ziel, das vereinsinterne Miteinander zu fördern. Die erste Aktivität der AG war der gelungene Info- und Austauschtag. Sie ist auch verantwortlich für das Praktikantinnennetzwerk, das Kommunikationskonzept, die internen Mitfrauenseiten auf der Homepage. Von der AG wurde die Umfrage zu Zeitschrift/ Newsletter durchgeführt. 17 Zusätzlich zur Jahresplanung, die jede Mitarbeiterin anfertigt, gab es im Februar ein Strategietreffen zusammen mit dem Vorstand, bei dem auch eine allgemeine Analyse jedes einzelnen Arbeitsplatzes inklusive der Wünsche und Visionen jeder Mitarbeiterin stattfand. Immer wieder zeigt sich, dass die Nachfrage nach unserer Arbeit nicht mit steigenden Einnahmen korrespondiert. So befinden wir uns personell und finanziell immer am Rande der Möglichkeiten. Es wurde überlegt, wie die Überlastung aller Arbeitsbereiche verringert werden kann, welche Aufgaben wir in Zukunft einschränken müssen bzw. ganz aufgeben müssen, um mehr Freiraum für Fundraising und dringend anstehende Veränderungen zu bekommen, um in Zukunft effizienter arbeiten zu können. Einige Vorschläge der Mitarbeiterinnen finden sich in MV-Anträgen wieder, andere werden von der Geschäftsleitung und Vorstand umgesetzt. Hinzu kommt nun auch eine akute Raumnot, die es u. a. erfordert, das Besprechungszimmer noch als zusätzliches Büro zu nutzen. Alle Bereiche, die keinem Referat angehören, werden von der Geschäftsführung bearbeitet. Dies umfasst v. a. die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit, die Kontakte mit Städtegruppen und anderen Aktiven sowie Prominenten, die Betreuung der Stiftung, die Vorbereitung der MV, die Themen Zwangsprostitution, Frauenhandel und Soziale Rechte sowie zahlreiche Einzelprojekte, die zu wichtig sind, als dass sie mangels Personal nicht durchgeführt werden. Mit 1,5 Stellen in der Geschäftsführung plus zwei Praktikantinnen ist allerdings nichts mehr zusätzlich zu bewältigen. 5 .3 . Stiftung Mittlerweile gibt es 17 StifterInnen und ein Stiftungskapital von 229.000 €. Im Jahr 2006 sind 30.000 € neu dazugestiftet worden. Die Zinserträge des Stiftungsvermögens bilden neben Einnahmen aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen langfristig eine wichtige finanzielle Basis für unsere Arbeit. Im Herbst 2006 waren wir mit einem Stand beim Stiftungstag des Stiftungsverbundes Reutlingen-Tübingen vertreten. In diesem Jahr nehmen wir am großen „Deutschen StiftungsTag“ in Lübeck teil. Es ist gut, wenn unsere StifterInnen Interesse haben, bei diesen Terminen mitzuwirken und als TERRE DES FEMMES-BotschafterInnen zu fungieren. So vertrat uns eine Stifterin bei der Veranstaltung „Frauen und Philanthropie“ in Berlin. Schon Tradition hat unser StifterInnentreffen im Herbst in Tübingen, zu dem 2006 leider nur wenige StifterInnen kommen konnten. Die Zahl der Anfragen zur Stiftung lag im Jahr 2006 bei 18, dieses Jahr gibt es bisher zehn InteressentInnen. 18 6. Fazit Nach 25 Jahren engagierter Frauenrechtsarbeit dürfen wir uns auf die Schultern klopfen: Wir haben eine Menge erreicht! Unser Bekanntheitsgrad und unser Einfluss sind in den letzten Jahren immens gestiegen. Wir haben einen guten Ruf als kompetente Ansprechpartnerinnen in unseren Fachgebieten und werden oft von EntscheidungsträgerInnen um Rat gebeten. Ein besonderer Vorteil ist hierbei, dass wir unabhängig und überparteilich arbeiten. Immer öfter erhalten wir auch Anfragen aus dem europäischen Ausland. Mehr und mehr politische Themen, inklusive des Menschenrechtsbereiches, werden nicht mehr nur auf Bundes- sondern auch auf EU-Ebene behandelt. TERRE DES FEMMES steht vor der Herausforderung auch in der Europa-Politik präsent zu sein und den Frauenrechtsthemen dort weiteres Gewicht zu verleihen. Weitere Aufgaben entstehen durch die steigende Relevanz der digitalen Informationsverbreitung. Nicht nur erfordert unsere Homepage eine ständige Aktualisierung, sondern wir sollten auch die digitalen Möglichkeiten stärker für das Fundraising nutzen und dazu den Wünschen nach einem Newsletter nachkommen. Wir können sicher sein, dass wir in weiteren 25 Jahren nicht soweit sein werden, dass keine Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für Frauenrechte mehr notwenig ist. Doch ebenso sicher ist, dass TERRE DES FEMMES nicht nachlassen wird, die Stimme gegen Menschenrechtsverletzungen an Frauen und Mädchen zu erheben! Dass Sie dieses Vorhaben weiter unterstützen, dafür danke ich Ihnen. 19