Das Thema „LUFT“ im Chemieunterricht
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Das Thema „LUFT“ im Chemieunterricht
Wissenschaftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien im Fach Chemie, eingereicht dem Amt für Lehrerbildung – Prüfungsstelle Marburg. Thema: Das Thema „LUFT“ im Chemieunterricht Verfasserin: Christina Maria Erbar, Manuelstraße 9, 56218 Mülheim-Kärlich Gutachter: Prof. Dr. B. Neumüller Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um eine Wissenschaftliche Hausarbeit, die im Bereich Lehramt am Fachbereich Chemie der Uni Marburg verfasst wurde. Weitere Hausarbeiten können auf der Seite www.chids.de unter http://www.chids.de/veranstaltungen/wiss_hausarbeit.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Experimentalvorträge bereit. Dr. Ph. Reiß, im Januar 2007 Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung und Zielsetzung 1 2. Das Thema „Luft“ und „Luftbestandteile“ im 4 hessischen Lehrplan Chemie 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch 3.1 Aus lebensfeindlich wird lebensfreundlich – Die Evolution 8 8 der Erdatmosphäre 3.2 Die Zusammensetzung der Luft 12 3.3 Der Aufbau der Atmosphäre 13 3.4 Technische Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe 15 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene Luft“ 19 4.1 Woher kommt der Name Distickstoff? 19 4.2 Physikalische Eigenschaften 19 4.3 Chemische Eigenschaften 22 4.4 Ein Gas „geht“ um die Welt – Der Distickstoffkreislauf 27 4.4.1 Fixierung des molekularen Luftstickstoffs 27 a) Atmosphärische Fixierung 27 b) Biologische Fixierung 29 c) Technische Fixierung 30 4.4.2 Freisetzung von molekularem Stickstoff 31 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff 33 5.1 „Feuerluft“ – „Lebensluft“ – „Oxygen“ 33 5.2 Physikalische Eigenschaften 36 5.3 Chemische Eigenschaften 37 5.4 Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf 41 EXKURS: Was passiert in unserer Lunge 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase 43 47 6.1 Das Argon – Mehr drin als man denkt! 48 6.2 Das Helium – Ein leichtes Gas zum Fliegen! 49 EXKURS: Die „Luftschiffe“ von heute: Heißluftballons 50 6.3 Leuchtstoffröhren 52 7. Das Kohlenstoffdioxid 53 7.1 Natürliche Entstehung und Technische Gewinnung von 53 gasförmigem CO 2 7.2 Chemische und physikalische Eigenschaften 54 7.3 Der natürliche Treibhauseffekt 56 7.4 Ferien am Lake Nyos – Besser nicht! 61 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen 64 8.1 Eigenschaften 64 8.2 Darstellungsarten 66 8.2.1 Chemische Darstellung 67 8.2.2 Photochemische Darstellung 68 8.2.3 Elektrische Darstellung 68 a) Siemensscher Ozonisator 68 b) Elektrolyse 69 8.3 Ozon – Ein starkes Oxidationsmittel 70 8.4 Was passiert in der Stratosphäre? 70 8.5 Technische Verwendung von Ozon 72 9. „Spuren von Gasen“ 74 10. Wasser in der Luft 77 10.1 Ein kurzer Steckbrief von Wasser 78 10.2 Der Wasserkreislauf 78 10.3 Warum trocknet unsere Wäsche – Das Verdampfen 80 EXKURS: Drei-Minuten-Ei oder Fünf-Minuten-Ei? 83 10.4 Die Luftfeuchtigkeit 85 10.5 Die Kondensation von Wasser: Niederschläge 87 11. Der Luftdruck und verschiedene Gasgesetze 90 11.1 Der Luftdruck – Ein Exkurs in die Physik der Mittelstufe 90 11.2 Das Guericke Experiment und wie messe ich den Luftdruck 92 11.3 Der Druck in geschlossenen Gefäßen 95 11.4 Reaktionen von Gasen 98 12. Schadstoffbelastung der Luft 100 12.1 Was ist Smog? 100 12.1 Oben hui unten pfui – „Bodennahes“ Ozon und das Ozonloch 102 12.2 Regnet es wirklich Säure? 106 12.3 Der anthropogene Treibhauseffekt 107 13. Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter 109 Arbeitsblatt 1: Die Entstehung der heutigen Atmosphäre 110 Versuch 1: Die Hauptbestandteile der Luft 112 1.1 Eine Kerze er Stick(stoff)t! 1.2 Wie viel „Luft“ bleibt übrig? Arbeitsblatt 2: Hausaufgabenversuche zur Zusammensetzung der Luft 114 Versuch 2: Dichte und molare Masse von Gasen – schnell 115 und unkompliziert Arbeitsblatt 3: Ein Modell für ein Modell 116 Versuch 3: Aus der Luft in den Boden – Blitze fixieren N 2 117 Versuch 4: Disauerstoff aus Kupfer(II)-oxid 118 4.1 Darstellung von molekularem Sauerstoff 4.2 Die Glimmspanprobe Versuch 5: Eine sehr kalte, hellblaue Flüssigkeit 120 3 5.1 Darstellung von flüssigem, molekularem O 2 5.2 Sinkende blaue Blasen 5.3 Achtung: Explosiv! 5.4 Zum Paramagnetismus des 3O 2 Versuch 6: Vergleich von Helium und molekularem Wasserstoff 124 6.1 Aufstieg in schwindelerregende Höhen 6.2 Backdraft! Demonstration 1: Der fliegende Teebeutel 126 Versuch 7: Gute Luft – schlechte Luft 127 7.1 Qualitativer CO 2 – Nachweis 7.2 Quantitativer CO 2 – Nachweis Versuch 8: Modellversuch zum Unglück am Lake Nyos 130 Arbeitsblatt 4: Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Planeten 133 und der Zusammensetzung seiner Atmosphäre Demonstration 2: Der natürliche Treibhauseffekt 134 Versuch 9: Entzündung von Ethanol durch Ozon 136 Versuch 10: Ozon – Lebenswichtiger Schutzschild 138 10.1 Elektrolyse – Gase aus einer Flüssigkeit 10.2 Reaktionen mit Ozon 10.2.1 Geschwärzte Kartoffeln 10.2.2 Eine Farbtonleiter 10.2.3 Raus mit dem Eisen! 10.2.4 Abbau von Ozon durch CFKWs Arbeitsblatt 5: Woher kommt der spezielle Geruch auf 143 der Sonnenbank und am Kopierer? Versuch 11: Qualitativer Wassernachweis: Es ist feucht in unserer Luft 144 Versuch 12: Luftfeuchtigkeit 145 12.1 Wie viel Wasserdampf ist in der Luft? 12.2 Wie viel Wasserdampf kann die Luft aufnehmen? Arbeitsblatt 6: Der Wasserkreislauf – Mit Hazweioh auf Reisen 148 Versuch 13: Der Druck der Luft 150 13.1 Ein starkes Blatt Papier 13.2 Mini (Dick-)mann ganz groß! 13.3 Eine Hand zum Greifen Demonstration 3: Die Smog-Wetterlage 152 Versuch 14: Warm oder kalt – Schadstoffe im Temperaturverlauf 153 Domino-Spiel zum Thema Luft 154 Tabelle der Richtlinien und Sicherheitssätze der verwendeten Chemikalien 156 14. Literaturangaben 160 14.1 Literaturverzeichnis 160 14.2 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 167 Versicherung zur selbständigen Anfertigung der Arbeit 1. Einleitung und Zielsetzung 1. Einleitung und Zielsetzung Das Thema „Luft“ wird laut Lehrplan direkt oder indirekt in fast allen Jahrgangsstufen behandelt (vgl. Kap. 2). Deshalb ist aber die Frage nach dem „Bildungsgehalt im Bildungsinhalt“ (Klafki) [1] noch nicht geklärt, heißt „Warum wird der Lerninhalt überhaupt vermittelt, ist er für die Schüler wichtig?“ Genau diese Frage, hat mich bei der Auswahl des Themas der vorliegenden Arbeit beschäftigt. Dass das Thema „Luft“ für die Schüler bedeutsam ist, sieht man an einigen Punkten in der vorliegenden Arbeit sehr deutlich: die Luftfeuchtigkeit bestimmt das aktuelle Wettergeschehen, wie die Bildung von Regen, Schnee und Hagel, mit dem die Schüler täglich konfrontiert sind, („Regenjacke oder kurze Hose?!?“). Weiterhin wird in Kapitel 12 „Die Schadstoffbelastung unserer Luft“ sichtbar, dass auch die Luftverschmutzung eine starke Gegenwartsbedeutung für die Schüler hat, wie die Diskussion um die Ozonbelastung im Sommer 2006 zeigt. Die Bedeutung für die Zukunft der Schüler ist dadurch gegeben, da die Spätfolgen heute noch nicht abzusehen sind. Sie lernen daran das Prinzip, nicht immer alles Neue auszuprobieren, ohne zu wissen, was es für Folgen haben kann. Ein weiteres Beispiel, das verdeutlicht, wie nah die Inhalte der vorliegenden Arbeit an der Lebenswelt der Schüler sind, ist ein Exkurs, der den chemischen Ablauf in der menschlichen Lunge bei der Atmung thematisiert. Die im obigen Abschnitt kurz skizzierten, ausgewählten Beispiele zeigen, dass die Auswahl des Themas Luft durch seinen Allgemeinbildungsgehalt gerechtfertigt ist. Das erste Ziel der Arbeit ist somit die didaktische Begründung der ausgearbeiteten Themen. Diese ist schon durch die Auswahl der Themen gegeben. Um dies in der Schule umzusetzen, werden im Laufe der Arbeit verschiedene Methoden vorgeschlagen, von denen im Folgenden einige beispielhaft aufgeführt sind. Ein historisch orientierter Unterricht ist an manchen Stellen der Arbeit erstrebenswert. Dadurch, dass die Schüler dieselben Gedankengänge vollziehen wie z.B. Carl Scheele, der den molekularen Stickstoff und den molekularen Sauerstoff entdeckt hat, haben sie den Lerninhalt „selbst gefunden“ und müssen ihn nicht – im klassischen Sinne – lernen. 1 1. Einleitung und Zielsetzung Einige Themen, z.B. der Kreislauf, den der molekulare Stickstoff in der Atmosphäre durchläuft, sind sehr komplex und würden im Unterricht zu viel Zeit beanspruchen, um sie vollständig zu erarbeiten. Deshalb kann hier, und an einigen anderen Stellen, der Unterrichtsstoff in Form von Schülerreferaten vorgetragen werden. Die der Literatur entnommenen Versuche wurden möglichst so ausgewählt oder verändert, dass sie von Schülern durchgeführt werden können. Sie sind dem Wissensstand der verschiedenen Jahrgangsstufen angepasst. Dadurch wird die Aktivität der Schüler gefordert und gefördert, weshalb meistens die Lerninhalte besser behalten werden (Pestalozzi: Lernen mit Kopf, Herz und Hand). Weiterhin können einige Versuche in Form von Hausaufgabenversuchen durchgeführt werden. Dadurch können die Schüler in einer ihnen vertrauten Umgebung arbeiten und so eventuell einen eigenen Zugang zur Chemie finden. Da es, durch die Auswahl des Themas bedingt, schwierig ist, den Gegenstand „Luft“ direkt zu „greifen“, wurden einige realitätsnahe Modelle erdacht: Die Zusammensetzung der Luft wird beispielsweise durch Legosteine veranschaulicht, da die Form eines dreidimensionalen Modells die Realität wesentlich stärker verdeutlicht, als eine zweidimensionale Graphik. Zwei weitere Modelle werden aus einfachen Alltagsgegenständen, wie z. B. Büroklammern, Holzkugeln und Gummibändern, hergestellt. Diese sind weder teuer, noch aufwändig herzustellen und deshalb sehr gut für den Schulalltag geeignet. Das erste Modell aus Büroklammern soll den Schülern die Dreifachbindung im molekularen Stickstoff näher bringen. Da sie es sich selbst ausdenken müssen, immer wieder probieren und überlegen, verwerfen, neu ersinnen usw. bleibt die Genese und das Modell als solches wesentlich besser in den Köpfen der Schüler haften. Das zweite Modell besteht aus drei Holzkugeln, die über Gummi-Bänder miteinander verbunden sind. Es stellt das Kohlenstoffdioxidmolekül dar. Hieran werden, durch einfaches Ausprobieren, die drei verschiedenen Schwingungstypen anschaulich verdeutlicht. Insgesamt stärken die Modelle die Vorstellungswelt der Schüler und sollen, ebenso wie erstellte Arbeitsblätter, den Unterricht abwechslungsreicher gestalten und die von den Schülern als kompliziert empfundenen Inhalte anschaulicher machen. 2 1. Einleitung und Zielsetzung Es wurden sowohl ältere als auch aktuelle Schulbücher verwendet, da sie verschieden Anregungen, z.B. einen Steckbrief über ein Element zu erstellen, und unveränderliche Prinzipien der Chemie beinhalten, die der Schüler darin nachlesen kann. Das entwickelte Domino-Spiel, welches am Ende einer Unterrichtseinheit dazu dienen kann, die gelernten Inhalte zu wiederholen, ist eine andere Art der Zusammenfassung eines Themas. Auch Artikel aus populärwissenschaftliche Zeitschriften wie dem National Geographic, werden verwendet, da deren Inhalte in Alltagssprache beschrieben sind. Sie bieten den Schülern eine andere Möglichkeit des Zugangs zur Chemie und können Interesse wecken. Die methodische Umsetzung der ausgearbeiteten Themen ist somit das zweite Ziel, welches in der vorliegenden Arbeit umgesetzt werden soll. Ein drittes Ziel der Arbeit ist es, das Thema „Luft“ umfassend zu behandeln. Deshalb werden auch nicht-chemische Themen, z.B. der physikalische Aspekt des Luftdrucks und die Strahlungsbilanz des Systems Erde/Atmosphäre, die normalerweise im Fach Geographie bearbeitet wird, thematisiert. Um diese möglichst schulnah darzustellen, wurden Schulbücher der Fächer Physik und Geographie konsultiert. Auch das Thema Ozon, seine Darstellung, Verwendung und Eigenschaften steht nicht im Lehrplan Chemie (G9). Da es aber alltagsrelevant für die Schüler ist, wie die Diskussion im Sommer 2006 zeigt, wird es im Rahmen dieser Arbeit erläutert. Alle drei so formulierten Ziele entsprechen denen, die in der Schule vor jeder Unterrichtseinheit überdacht werden müssen. Deshalb wurden sie möglichst in jedem Kapitel der vorliegenden Arbeit umgesetzt. 3 2. Das Thema „Luft“ und „Luftbestandteile“ im hessischen Lehrplan Chemie 2. Das Thema „Luft“ und „Luftbestandteile“ im hessischen Lehrplan Chemie [2] In diesem Kapitel wird eine Gesamtübersicht darüber gegeben, wo das Thema Luft im Lehrplan Chemie (Gymnasialer Bildungsgang, Jahrgangsstufe 8 bis 13 (G9)), „Teil B: Unterrichtspraktischer Teil“ als eigenständiges Thema formuliert und wo die verschiedenen Luftbestandteile in unterschiedlichen Unterrichtseinheiten direkt und indirekt auftauchen und verwendet werden können. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird in den verschiedenen Kapiteln an passender Stelle darauf verwiesen, wo der gerade besprochene Lerninhalt im Lehrplan steht. Hierbei zeigt die Laufende Nummer (Lfd. Nr.) in der ersten Ziffer immer die Jahrgangsstufe, in der zweiten die Großkapitel an. So ist z. B. die Lfd. Nr. 8.2 das zweite große Kapitel der Jahrgangsstufe 8. Diese Großkapitel unterteilen sich in „verbindliche Unterrichtsinhalte/Aufgaben“, die wiederum in Unterkapitel unterteilt sind. Hier orientiert sich die erste Ziffer am Großkapitel, die zweite an der Reihenfolge der Unterkapitel. Somit ist z.B. 8.1.2 die Lfd. Nr. 8.1 und das Unterkapitel 1.2. In diesen Unterkapiteln werden die konkreten Lerninhalte aufgelistet. Sie werden durch Stichworte in einer nebenstehenden Spalte aufgeschlüsselt und konkretisiert. Zuletzt beinhaltet der Lehrplan „fakultative Unterrichtsinhalte/Aufgaben“. Diese stehen im Verlauf des Lehrplans nach den verbindlichen Unterrichtsinhalten erhalten, da sie als Ergänzung dienen, dieselbe Nummer. Am Ende jeder Lfd. Nr. werden „Querverweise auf die Lehrpläne anderer Fächer“ sowie der Hinweis zur „Berücksichtigung von Aufgabengebieten“ gegeben. Betrachtet man den Lehrplan, sieht man, dass das Thema Luft im Rahmen der Lfd. Nr. 8.2 „Die chemische Reaktion - Stoffumsatz und Energieumsatz“ erstmals benannt wird. Hier soll unter 2.1 „Einführung in die Chemische Reaktion“ die „quantitative Zusammensetzung der Luft“ besprochen werden. Dazu gehören das „experimentelle Erarbeiten des Sauerstoffanteils der Luft“, die „natürlichen Luftbestandteile“, „Eigenschaften von (molekularem) Sauerstoff und Stickstoff“, „Spurengase“ und die „Gefährdung der Umwelt durch Nichtmetalloxide in der Atmosphäre“. Fakultativ können hier „historische Aspekte (Lavoisier, Scheele)“, „Sauerstoff und Oxidation“ sowie der „Kreislauf des Sauerstoffes“ und die „Luftverflüssigung“ besprochen werden. 4 2. Das Thema „Luft“ und „Luftbestandteile“ im hessischen Lehrplan Chemie Ebenfalls sind „experimentelle Hausaufgaben“ und ein „Projektunterricht“ zum Thema Luft an dieser Stelle im Unterricht laut Lehrplan denkbar und erwünscht. Weiterhin sollen die Aufgabengebiete „Ökologische Bildung und Umwelterziehung: Luftschadstoffe durch Nutzung fossiler Brennstoffe und Möglichkeiten ihrer Verminderung/Wirkung auf Mensch und Umwelt; kritische Betrachtung des Treibhauseffektes“ berücksichtigt werden. Die in der Luft vorhandenen Gase können vorher im Unterricht verwendet werden, z.B. in Lfd. Nr. 8.1 „Stoffe – Strukturen – Eigenschaften“, indem man unter 1.2 „Stoffe und ihre Eigenschaften“ und 1.3 „Teilchenmodell der Materie“ die Dichte der Stoffe und im fakultativen Lerninhalt 1.2 auch die „Dichte von Gasen“ bespricht. Hier kann man z.B. Wasserstoff und Helium miteinander vergleichen und mit Hilfe der Gasmolwaage schon die Dichte von Distickstoff und Disauerstoff bestimmen, bevor ihr genauer Anteil in der Atmosphäre geklärt wird. Die „Luftfeuchtigkeit“, also das Vorhandensein von Wasser in allen Aggregatzuständen in der Luft, kann unter 2.2 „Wasser und Wasserstoff“ der Lfd. Nr. 8.2 „Die chemische Reaktion – Stoffumsatz und Energieumsatz“ behandelt werden. In der Lfd. Nr. 9.1 „Einführung in die chemische Symbolsprache und ihre Anwendung“ wird in 1.1 „Bausteine der Materie“ das „Gesetz der konstanten Massenverhältnisse“ erklärt, das anhand der „Zerlegung von Oxiden“, also z.B. die Darstellung von Disauerstoff aus Kupferoxid, erarbeitet werden kann. Bei der Einführung der „Chemischen Symbole und ihre Bedeutung“, ebenfalls unter 1.1, werden die „Elementsymbole“ und „molaren Massen“ besprochen. Es folgt unter 1.2 „Chemische Formeln und Reaktionsgleichungen“ das „Verhalten von Gasen“ und somit u. a. die „These von Avogadro“, das „molare Volumen“, die „molare Masse von Gasen“ und schließlich die „Zweiatomigkeit gasförmiger Elementmoleküle“. Im fakultativen Lerninhalt 1.2 können die „Volumenverhältnisse bei Gasreaktionen (Gesetz von Gay-Lussac)“ besprochen werden. Auf die bisher gewonnenen Kenntnisse, z.B. die Zweiatomigkeit, kann man dann in der Jahrgangsstufe 10 Lfd. Nr 10.2 „Elektronenpaarbindungen/Atombindung“ zum Thema 2.2 „Lewis-Formeln“ zurückgreifen und u. a. die Dreifachbindung des Distickstoffs und weitere Strukturen der bisher bekannten Luftbestandteile erklären. 5 2. Das Thema „Luft“ und „Luftbestandteile“ im hessischen Lehrplan Chemie Ebenfalls kann im Zusammenhang der „Struktur-Eigenschafts-Beziehung“ die Anomalie des Wassers besprochen werden. In Lfd. Nr. 10.3 „Säuren, Laugen, Salze“ und „Protolysereaktionen“ werden unter 3.2 „Herstellung und Eigenschaften von Säuren“, also u. a. das Thema „Emissionen von Stickstoffoxiden“ (saure Niederschläge) und unter 3.4 „Anwendung der Säure-BaseTheorie nach Broensted“, also „Nitrate“ und „Düngemittel“ behandelt. Unter „Berücksichtigung von Aufgabengebieten“ sind in dieser Jahrgangsstufe „Stoffkreisläufe“ aufgeführt. In der Jahrgangsstufe 11, Lfd. Nr. 11.1 „Redoxreaktionen“, unter 1.2 „Ausgewählte Redoxreaktionen“ kann z.B. die Darstellung von Ozon durch „Elektrolyse“ von Schwefelsäure besprochen werden. Die Umweltprobleme, die durch Chlor-Fluor-Kohlenwasserstoffe entstehen, werden unter Lfd. Nr. 11.2 „Einführung in die Kohlenstoffchemie“, 2.3 „Halogenkohlenwasserstoffe“ besprochen. In der Jahrgangsstufe 13, sowohl im Leistungskurs (LK) als auch im Grundkurs (GK), werden die Luftbestandteile indirekt z.B. bei der Fixierung von Stickstoff bei der Ammoniaksynthese in Lfd. Nr. 13.1 „Das chemische Gleichgewicht“, Kapitel 3 (GK) bzw. Kapitel 5 (LK) „Prinzip vom Zwang“, welches in den Lehrbüchern als Prinzip vom kleinsten Zwang bzw. Flucht vor dem Zwang beschrieben wird, erwähnt. Bei der „Berücksichtigung von Aufgabengebieten“ werden explizit die „Ökologische Bildung und Umwelterziehung: Saurer Regen, Waldsterben“ (LK) und im GK zusätzlich die „Untersuchung von Boden, Luft und Wasser“ beschrieben. Im Rahmen der „Umweltchemie/Umweltanalytik“ als eines der Themen in Lfd. Nr. 13.2 „Wahlthema Angewandte Chemie“ wird sowohl im LK als auch im GK das Thema Luft konkret aufgegriffen. Hierbei werden die „Chemische Untersuchung von Luft“, „Maßnahmen zur Reinhaltung von Luft“, „Nachweisgrenzen/Grenzwerte: Festlegung, Einhaltung, Überwachung“, z.B. von Ozon, neben Boden- und Wasseruntersuchungen durchgeführt. 6 2. Das Thema „Luft“ und „Luftbestandteile“ im hessischen Lehrplan Chemie Das im Rahmen dieser Arbeit behandelte Kapitel zum Thema „Luftdruck“ findet man nicht im Lehrplan Chemie, sondern im Lehrplan (G9) für das Fach Physik. [3] In der Klassenstufe 8 stehen im Lehrplan drei fakultative Themen, 8.3 a) „Von Druck und Auftrieb“, 8.3 b) „Akustik“ und 8.3 c) „Farben“, zur Auswahl.. Verbindliche Unterrichtsinhalte in 8.3 a) „Von Druck und Auftrieb“ sind „Erfahrungen mit Druck“ und darunter „Schweredruck“, „Druck von Flüssigkeiten und Gasen“ sowie „Luftdruck“. Weiterhin sollen „Druckänderung und Wärme“ besprochen werden. Das dritte Unterkapitel zum Thema „Von Druck und Auftrieb“ ist der „Auftrieb in Wasser und Luft“. Hierbei werden das „Archimedische Gesetz“ und die Funktionsweise von „Ballons“ diskutiert [3]. 7 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Luft ist überall. Wir sind von ihr umgeben und „baden“ in ihr [4]. Für uns ist es selbstverständlich, dass sie da ist, denn ohne Luft können wir Menschen nicht atmen, nicht überleben. Aber war sie denn schon immer da? Oder hat sie sich im Laufe der Entstehung der Erde verändert? Ein Zitat aus Hoimar von Ditfurths bekanntem Buch Am Anfang war der Wasserstoff gibt über diese Frage Aufschluss: „ […] wurde vor einigen Jahren die gänzlich unerwartete Tatsache entdeckt, dass die heutige Atmosphäre unserer Erde gar nicht die ursprüngliche ist.“ [5] Abb. 2: Hoimar von Ditfurth Wie diese Entwicklung abgelaufen ist, klärt das folgende Kapitel. 3.1 Aus lebensfeindlich wird lebensfreundlich – Die Evolution der Erdatmosphäre Die Evolution der Erdatmosphäre ist eng an die Entstehung des Lebens geknüpft. Hierzu gibt es drei wissenschaftlich fundierte Theorien. Eine davon ist die von William Martin und Michael Russel vertretene Theorie, dass das Leben an den sogenannten Schwarzen Rauchern entstanden ist. Diese TiefseeVulkane, die erst 1977 vor den Küsten der Galapagos Inseln entdeckt wurden, speien heißes Magma aus, weshalb es um sie herum bis zu 300 °C heiß ist [6]. Sie liefert genügend Energie, um die Polymerisation von Biomolekülen einzuleiten [7]. An den Schwarzen Rauchern leben noch heute riesige Röhrenwürmer, die weder Magen noch Darm besitzen und sich eigentlich – im klassischen Sinne – nicht ernähren könnten. Ihr Inneres ist von Bakterien besiedelt, die das schwefelhaltige Wasser in Nährstoffe umwandeln und diese an die Würmer weitergeben. 8 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Im Gegenzug dazu helfen die Würmer den Bakterien, durch Stoffwechselreaktionen die Schwefelverbindungen umzusetzen [6]. Dies spricht dafür, dass sich hier das Leben entwickelt haben könnte. Eine zweite Theorie besagt, dass das Leben aus dem Weltall stammen könnte. Da in einigen Meteoriten organische Moleküle, u. a. Aminosäuren, nachgewiesen werden konnten, ist es denkbar, dass diese zunächst dort entstanden und in der Zeit, als noch viele Meteoriteneinschläge auf der Erde erfolgten, hier „gelandet“ sind [7]. Aus diesen Aminosäuren kann sich dann auf der Erde Leben entwickelt haben. Die dritte Theorie besagt, dass das Leben aus der Ursuppe entstanden ist. Hierzu wurde in den 1950er Jahren von Miller und Urey ein Experiment durchgeführt, das zeigte, dass durch Zufuhr von Energie aus Blitzen aus anorganischen Molekülen wie Ammoniak, Methan, Wasser und Diwasserstoff organische Moleküle wie z.B. Aminosäuren und niedere Carbon- und Fettsäuren gebildet werden können. Um die dritte Theorie genauer zu erklären, wird zunächst die Evolution der Atmosphäre besprochen. Vereinfacht kann man sich diesen Prozess so vorstellen: Man beginnt bei der UrAtmosphäre, die auch Methanatmosphäre genannt wird und hauptsächlich aus Methan, Diwasserstoff, Ammoniak und Wasserdampf [8] besteht. Da die Temperaturen der Erdoberfläche nach deren Entstehung mehr als 100 °C betragen, gleicht das System Erde/Atmosphäre dem inneren eines Teekessels [7]. Der hohe Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre sorgt dafür, dass kein Sonnenlicht auf die Planetenoberfläche dringen kann. Ein wenig Helligkeit liefern Blitze der ununterbrochenen Gewitter, der entstehende Regen kommt aber nie auf dem Boden an, da er auf Grund der hohen Temperaturen direkt wieder verdampft. „Ein Astronaut, der jemals auf einen solchen Planeten stieße, auf dem solche Bedingungen herrschen, würde wohlweislich einen großen Bogen machen.“ [5] Die Erde beginnt auszukühlen, die Kruste wird fest und es bilden sich riesige Vulkane, die immer wieder die in der Kruste gebundenen leichtflüchtigen Bestandteile bei ihren Ausbrüchen zu Tage fördern [7]. 9 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Die Erde kühlt weiter ab, so dass der Regen den Boden erreichen kann ohne sofort wieder zu verdampfen und dort riesige Ur-Ozeane bildet [7]. Durch Blitze und Strahlentätigkeit werden Methan, Ammoniak und Wasser zu Kohlenstoffdioxid, Distickstoff und Diwasserstoff umgesetzt. Der spezifisch leichtere, molekulare Wasserstoff geht durch Diffusion in den Weltraum verloren [8]. CO2(g) ↑ + N2(g) ↑ + 7 H2(g) ↑ CH4 (g) + 2 NH3(g) + 2 H2O(g) + hν Kohlenstoffdioxid wird im Wasser gelöst und bildet mit Magnesium- bzw. Calciumkationen die entsprechenden Carbonate [7]. CO2(g) + 3 H2O + Ca2+/Mg2+(aq) Ca/MgCO3(s) ↓ + 2 H3O+(aq) So entsteht die zweite Atmosphäre unseres Planeten. Sie besteht hauptsächlich aus Stickstoffmolekülen und wird deshalb Stickstoffatmosphäre genannt. In ihr enthalten sind immer noch Spuren von Diwasserstoff, Wasserdampf, gasförmigem Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonoxid [8]. Da bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Disauerstoff vorhanden ist und das Leben – in der Form, wie wir es kennen – ohne ihn nicht existieren kann, muss als nächstes geklärt werden, woher dieser stammt. Sehr stark vereinfacht stellt man sich dies wie folgt vor: Der erste freie Disauerstoff stammt aus dem Wasser. Er entsteht durch Photodissoziation, der Zerlegung des Wassers durch UV-Licht. UV-Licht 2 H2O(g) 2 H2(g) + O2(g) Gleichzeitig dringt diese Strahlung, die Energiequelle zum Aufbau erster organischer Lebensbausteine, in die obersten Schichten der Ur-Ozeane ein und bildet dort größere Moleküle. Sind sie gebildet, würden sie von der aggressiven UV-Strahlung sofort wieder zerstört, wäre nicht der Disauerstoff vorhanden, der die Strahlung abfängt [5]. 10 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Mehr 3O2, immer weniger UV-Strahlen dringen durch UV-Strahlung - Großmoleküle entstehen - 2 H2O + hν 2 H2(g) + 3O2(g) 3 O2 fängt UV-Strahlung ab, weder neue Großmoleküle noch Disauerstoff entstehen 3 O2 wird abgebaut Abb. 3: Kreislauf des entstehenden Lebens [5] Dieser Kreislauf wiederholt sich so lange, bis sich aus den Großmolekülen in den Tiefen des Meeres, in die keine UV-Strahlung eindringt, primitive Einzeller gebildet haben. Nach und nach entwickelt sich die Photosynthese und es entsteht mehr Disauerstoff. Dieser wird zunächst bei der Bildung von Eisen(III)-oxid aus Eisen(II)kationen gebunden. 4 Fe2+(aq) + O2(g) + 12 H2O 2 Fe2O3(s) ↓ + 8 H3O+(aq) Danach steigt der Gehalt an Sauerstoffmolekülen stetig an und dadurch, dass sie die UV-Strahlung absorbieren, kann sich schließlich das Leben an Land entwickeln [8]. Diese dritte, noch heute bestehende Atmosphäre wird als Sauerstoffatmosphäre bezeichnet. Der heutige Disauerstoff, der sich in der Atmosphäre befindet, entsteht durch die Photosynthese der Pflanzen. Dies wird in Kapitel 5.4 „Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf“ genauer erklärt. 11 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Diese Theorie kann man den Schülern in vereinfachter Form zum Beispiel im Leistungskurs als Einführung in das Wahlthema „Umweltchemie/Umweltanalytik“ in der Jahrgangsstufe 13 verdeutlichen. Hierzu gibt es z.B. einen Exkurs [9], den man als Arbeitsblatt verwenden kann. Die Schüler können die nötigen Eigenschaften und Reaktionen selbst erarbeiten (vgl. Arbeitsblatt 1 „Die Entstehung der heutigen Atmosphäre“). Im nachfolgenden Kapitel wird die genaue Zusammensetzung der heutigen Atmosphäre besprochen. 3.2 Die Zusammensetzung der Luft Unsere Luft ist ein Gasgemisch. In Tabelle 1 sind die wichtigsten, natürlichen Bestandteile der Luft, die im Rahmen dieser Arbeit besprochen werden, verändert nach [8] aufgelistet. Art Volumenprozent molekularer Stickstoff, N2 78,085 molekularer Sauerstoff, O2 20,948 Argon, Ar 0,934 Kohlenstoffdioxid, CO2 ~ 0,03 Ozon, O3 variabel Wasser variabel Helium, He 5,24·10-4 molekularer Wasserstoff, H2 ~ 5·10-5 Distickstoffmonoxid, N2O ~ 3·10-5 Stickoxide: NO, NO2 ~ 1·10-7 Tabelle 1: Zusammensetzung der Luft an der Erdoberfläche [8] Die ersten fünf Bestandteile werden im Rahmen dieser Arbeit jeweils in einzelnen Kapiteln genauer besprochen. Weitere in der Luft enthaltene Edelgase sowie Spurengase werden in Kapitel 6 „Edler Duft liegt in der Luft – Die Edelgase“ bzw. Kapitel 9 „Spuren von Gasen“ besprochen. 12 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Bei der Einführung in das Thema Luft kann man den Schülern an einem Modell 1 zeigen, dass sich fast 100 % der Luft aus den vier erstgenannten Gasen zusammensetzt, indem man ihnen Legosteine in unterschiedlichen Farben gibt, die sie so zusammensetzen sollen, dass man die Zusammensetzung der Luft erkennen kann. Blau soll hier den Distickstoff, gelb den molekularen Sauerstoff und rot das Argon darstellen, das weiße Plättchen schließlich steht für Kohlenstoffdioxid. Durch die ausgewählte Schichtung erhält man ein Abb. 4: Legosteine verdeutlichen dreidimensionales Balkendiagramm. die Zusammensetzung der Luft Wichtig ist zu beachten, dass Tabelle 1 die Zusammensetzung der Luft an der Erdoberfläche wiedergibt; sie ist allerdings variabel. Dies hängt von vielen Bedingungen ab, z.B. von der Temperatur der Luft. Zur Erläuterung wird im Folgenden der Aufbau der Atmosphäre betrachtet. 3.3 Der Aufbau der Atmosphäre [10, 11] Man kann die Atmosphäre auf drei Arten unterteilen: nach der Temperaturschichtung, nach der chemischen Zusammensetzung und nach ihrem Ionisierungsgrad. Teilt man die Atmosphäre nach der Temperaturschichtung, von Meereshöhe aus gesehen, ein, erhält man folgende Bereiche: Troposphäre 0 – 8 / 18 km, Tropopause Stratosphäre 8 / 18 - 50 km, Stratopause, Mesosphäre 50 - 80 km, Mesopause, Thermosphäre 85 - 500 km und Exosphäre > 500 km. 8 - 18 km 1 Das entwickelte Modell ist dreidimensional, da die Luft, die uns umgibt, Raum einnimmt und deshalb durch die üblichen zweidimensionalen Graphiken nicht der Realität entsprechend beschrieben ist. 13 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Abb. 5: Aufbau der Atmosphäre Es ist zu erkennen, dass die Temperatur – zu verfolgen an der eingezeichneten roten Kurve – in der Troposphäre durchschnittlich um etwa 6,5 °C pro 1000 m abnimmt, weshalb es z.B. auf dem Mount Everest sehr viel kälter ist als z.B. in Kairo, obwohl sie auf demselben Breitengrad liegen. Dies hat natürlich auch noch etwas mit dem Klima, auf das im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen wird, zu tun. Die Troposphäre enthält rund 80 % der Masse der Atmosphäre und nahezu den gesamten Wasserdampf. Deshalb spielen sich in ihr nahezu alle Wetterprozesse ab. Die Tropopause befindet sich im Mittel über den Polen in etwa 8 km, über den gemäßigten Breiten etwa in 12 km und über dem Äquator etwa in 18 km Höhe. Die jeweiligen „Pausen“ sind die sogenannten Wendepunkte (in der Geographie) des vertikalen Temperaturverlaufes. So sinkt z.B. die Temperatur in der Troposphäre ab, erreicht in der Tropopause ein Minimum und steigt dann in der Stratosphäre wieder an. Solche Wendepunkte findet man auch in der Stratopause und in der Mesopause. 14 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Die Stratosphäre ist im unteren Bereich isotherm, d.h. ihre Temperatur liegt nahezu konstant bei -56 °C. Erst ab 20 km steigt sie wieder an. Dies geschieht auf Grund von Strahlungsabsorption, z.B. durch Ozon. Weiterhin kann man die Atmosphäre nach der Zusammensetzung der Luft einteilen in: Homosphäre 0 - 80 km Heterosphäre > 80 km Hierbei ist es so, dass die Homosphäre auf Grund der horizontalen und vertikalen Luftbewegungen nahezu gleichförmig durchmischt wird und somit homogen vorliegt. In der Heterosphäre teilen sich dann die Gase, z.B. auf Grund der unterschiedlichen Dichten, so dass sich die spezifisch leichteren Gase wie Wasserstoff und Helium mit steigender Höhe anreichern. Der Vollständigkeit halber wird hier noch eine dritte Art der Einteilung erwähnt: Man kann die Atmosphäre auch nach dem Ionisierungsgrad der Gasteilchen in Neutrosphäre und Ionosphäre einteilen. Darauf wird in dieser Arbeit allerdings nicht näher eingegangen. 3.4 Technische Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe Unter der Annahme, dass die Troposphäre 80 % der Masse der Atmosphäre enthält, durchschnittlich 12 km hoch ist und die Erde eine ideale Kugel mit mittlerem Erdradius von 6370 km darstellt, erhält man einen Mantel um die Erde, der 6,13·1021 L Luft enthält. Auf Grund dieses riesigen Vorkommens ist es sinnvoll, die Hauptbestandteile 3O2, N2 sowie Argon aus der Luft nutzbar zu machen. Jedes der drei Gase wird hauptsächlich durch fraktionierte Destillation flüssiger Luft gewonnen [12]. Die Luftverflüssigung kann über drei Methoden [13] erfolgen: Nach dem Linde-Verfahren, nach dem ClaudeVerfahren und nach dem Claude-Heyland-Verfahren. Technisch von Bedeutung ist aber hauptsächlich das LindeVerfahren [12]. Diese Methode wurde 1895 von Carl von Linde erfunden. Abb. 6: Carl von Linde 15 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Das Verfahren wird in der Schule nicht besprochen, soll aber, um die Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe aufzuzeigen, im Rahmen dieser Arbeit erläutert werden. Abb. 7: Schematischer Aufbau der Apparatur zum Linde-Verfahren Die Luft wird hierbei zunächst auf etwa 200 bar verdichtet. Die komprimierte Luft wird anschließend vorgekühlt. Am Drosselventil wird sie wieder entspannt und kühlt sich dabei ab. Dies nennt man Joule-Thompson Effekt, bei dem Folgendes passiert: Beim Wiederausdehnen eines komprimierten Gases muss Arbeit geleistet werden, damit die Anziehung, die zwischen den Gasteilchen herrscht, überwunden werden kann. Die Energie dazu wird aus der inneren Energie des Gases selbst genommen. Deshalb nehmen die Molekülbewegungen und damit verbunden die Temperatur des Gases ab [14]. Dies geschieht erst unterhalb einer bestimmten Temperatur, der sogenannten Joule-Thompson-Inversionstemperatur. Den Joule-Thompson Effekt und somit die Abkühlung der Luft kann man anhand folgender Rechnung aufzeigen: Für komprimierte reale Gase gilt folgende Gleichung [12], auf deren Herleitung hier verzichtet wird: TAnfang − TEnde = μ ⋅ ( p Anfang ⎛ 273 − p Ende ) ⋅ ⎜ ⎜ 273 + T Anfang ⎝ ⎞ ⎟ ⎟ ⎠ 2 Hierbei ist μ der Joule-Thompson Faktor. Es handelt sich hierbei um eine dimensionslose Größe, deren Wert bei ~ 1/4 liegt. 16 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Wählt man beispielsweise TAnfang = 0 K und pAnfang - pEnde = 1 bar, nimmt die Temperatur der Luft um ¼ K pro bar Druckdifferenz ab. Geht man von pAnfang = 200 bar und TAnfang 1 = 298 K aus, erhält man, bei der Annahme, dass pEnde = 1 bar beträgt (also unter Standardbedingungen), für TEnde 1 = 256,25 K. Dies ist die Temperatur, die am Drosselventil herrscht, wenn das eingebrachte Luftvolumen einmal durch die Anlage geströmt ist. Die durch Ausdehnen abgekühlte Luft wird in einen Gegenstrom-Wärmeaustauscher geleitet, der die nachfolgend ankommende komprimierte Luft weiter abkühlt. Geht man von gleich bleibender Komprimierung, d.h. pAnfang = 200 bar aus, sieht man, dass bei neuer Anfangstemperatur TAnfang 2 = 256,25 K die Temperaturen immer weiter sinken. Für die nächste Stufe erhält man TEnde 2 = 201,79 K. In diesem Kreislauf kühlt sich die Luft nun immer weiter ,von selbst´ ab, bis am Drosselventil bei der Entspannung flüssige Luft mit einer Temperatur von -194,5 °C (am Siedepunkt) entsteht [12]. Bei den anderen beiden Verfahren, dem Claude-Verfahren, dass G. Claude 1905 erfand, erfolgt der Entspannungsprozess adiabatisch über eine Expansionsmaschine. Durch Kombination von Drosselventil und der Expansionsmaschine wurde dieses Verfahren zum Claude-Heylandt-Verfahren weiter entwickelt [13]. Die flüssige Luft kann anschließend fraktioniert destilliert werden. Dabei entsteht molekularer, gasförmiger Stickstoff (Sdp. -196 °C) im flüchtigen Destillat. Der flüssige, molekulare Sauerstoff (Sdp. -183 °C) bleibt in der Kolonne zurück. Beginnt man in Abb. 8 bei der Zusammensetzung der undestillierten, flüssigen Luft, also bei 78 % N2 und 21 % O2, siedet das Gemisch bei -194 °C. Der Dampf enthält dann nur noch etwa 9 % molekularen Sauerstoff und 91 % des leichter flüchtigen, molekularen Stickstoffs. Abb. 8: Siedediagramm des Gemisches aus flüssigem Disauerstoff und Distickstoff 17 3. Unsere Luft – Ein lebensnotwendiges Gasgemisch Somit ist die verbleibende Flüssigkeit – im Gegensatz zum Beginn – reicher an molekularem Sauerstoff und siedet erst später, also bei einem höheren Siedepunkt. Auf der Siedekurve läuft man somit weiter nach rechts. Unterbricht man die Destillation, erhält man einen Dampf der Zusammensetzung von etwa 12 % molekularem Sauerstoff und 88 % molekularem Stickstoff. Dies ist die Dampfzusammensetzung, aus der sich der neue Siedepunkt ergibt. Durch häufiges Wiederholen dieses Prozesses bekommt man am Ende einen Dampf aus reinem, molekularem Stickstoff und im Destillationsrückstand bleibt der molekulare Sauerstoff zurück. Da der Siedepunkt von Argon mit -186 °C zwischen molekularem Stickstoff und Sauerstoff liegt, entsteht bei der fraktionierten Destillation der flüssigen Luft entweder argonhaltiger Distickstoff oder argonhaltiger Disauerstoff. Sie sind das Ausgangsmaterial, aus dem durch nachfolgende chemische und physikalische Trennmethoden reines Argon gewonnen wird [15]. 18 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene Luft“ Etwa 78 % der Luft bestehen aus Distickstoff. Dies ist das Hauptvorkommen des Elementes Stickstoff. In Mineralien liegt es in gebundener Form meist als Nitrat vor, z.B. im Chilesalpeter als Natriumnitrat [16]. Stickstoff ist für den Menschen essentiell, da er z.B. sowohl in Aminosäuren, in den Proteinen als auch in den Pyrimidin- und Purinbasen der DNA/RNA enthalten ist [17]. Gewonnen wird molekularer Stickstoff hauptsächlich durch Destillation flüssiger Luft (vgl. Kap. 3.4 „Technische Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe“). 4.1 Woher kommt der Name Distickstoff? Molekularer Stickstoff wurde 1772 u.a. von Scheele entdeckt, der ihn als „verdorbene Luft“ bezeichnet [16]. Abb. 9: Carl Scheele Um zu demonstrieren, wie Scheele den Distickstoff entdeckte, kann man die Schüler im zweiten Halbjahr der Klassenstufe 8 zum Thema „Quantitative Zusammensetzung der Luft“ folgenden Versuch, verändert nach [18] in Kleingruppen bzw. als experimentelle Hausaufgabe (vgl. Arbeitsblatt 2 „Hausaufgabenversuche zur Zusammensetzung der Luft“) durchführen lassen: Eine brennende Kerze, die auf Wasser schwimmt und sich unter einem Erlenmeyerkolben befindet, erstickt nach einiger Zeit (vgl. Versuch 1.1 „Eine Kerze erStick(stoff)t!“). Das Gas hat also wegen seiner erstickenden Wirkung auf eine Flamme bzw. Lebewesen seinen Namen bekommen. Weiterhin wird ein wenig Wasser in den Erlenmeyerkolben gesogen und der größte Teil der vorhandenen Luft nicht verbraucht. Dies gibt den Schülern einen ersten Hinweis auf die genauere Zusammensetzung der Luft. 4.2 Physikalische Eigenschaften Molekularer Stickstoff ist bei Standardbedingungen ein farb-, geschmack- und geruchloses Gas, dessen Dichte 1,25 g/L (bei 0 °C, 1,013 bar und 45° geographischer Breite) beträgt. 19 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Der Siedepunkt liegt bei -195,82 °C, der Schmelzpunkt bei -209,99 °C [16]. Um diese Zahlen nicht zusammenhangslos in den Raum zu stellen, kann man die Schüler der 8. Klassenstufe z.B. einen Steckbrief zum molekularen Stickstoff verfassen lassen. Dieser könnte, verändert nach [19], wie folgt aussehen: Vorkommen zu 78 % Bestandteil der Luft Entdeckung 1772 u. a. durch Scheele Physikalische Eigenschaften Farb-, geruch- und geschmackloses Gas, Dichte = 1,25 g/L, Schmelzpunkt = -209,99 °C Siedepunkt = -195,82 °C Chemische Eigenschaften Erstickt die Flamme, reagiert nur unwillig mit anderen Stoffen Verwendung Herstellung von Mineraldünger Tabelle 2: Steckbrief des (molekularen) Stickstoffs [19] Später, d.h. z.B. in Klassenstufe 9.1, wenn den Schülern die molare Masse und weitere Eigenschaften bekannt sind, kann man den Steckbrief erneut aufgreifen und erweitern. Dies wird in Kapitel 5.2 „Physikalische Eigenschaften“ am Beispiel des Disauerstoffs gezeigt. Bei der Aufstellung der Tabelle sollte man darauf achten, dass die Schüler im Anfangsunterricht Chemie nicht wissen, dass der Stickstoff der Luft als Dimer vorliegt und dass sich alle angegebenen Werte auf denselben Stoff, hier molekularen Stickstoff, beziehen. Deshalb wird beim Vorkommen z.B. nicht der Chilesalpeter oder Harnstoff erwähnt, da dort Stickstoff elementar enthalten ist. Die molare Masse des Elementes beträgt gerundet 14 g/mol, also beträgt die Molekülmasse M(N2) = 28 g/mol. Dichte und Molekülmasse kann man im Schulunterricht sehr anschaulich mit Hilfe der Gasmolwaage erarbeiten (vgl. Versuch 2 „Dichte und molare Masse von Gasen – schnell und unkompliziert“). Die Dichte, die im fakultativen Lerninhalt in Klassenstufe 8 besprochen wird, kann man direkt an der Skala der Waage ablesen. 20 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft In der neunten Klasse kann beim Thema „Verhalten von Gasen – Zweiatomigkeit gasförmiger Elementmoleküle“ gezeigt werden, dass (Di-)Stickstoff nicht einatomig, sondern als zweiatomig vorkommt. Die Molekülmasse, die man an der Gasmolwaage ablesen kann, beträgt 28 g/mol. Da die Schüler sich im Periodensystem ein wenig auskennen, wissen sie, dass die molare Masse 14 g/mol beträgt. Also müssen es zwei Stickstoffatome sein, die hier verbunden sind. In beiden oben genannten Schulstufen sollte die Gasmolwaage als Messgerät verwendet werden, ohne ihr genaues Prinzip zu erklären. Es beruht auf der „Messung des Auftriebes (ARCHIMEDES), den eine geschlossene Glaskugel in einem Gase erfährt, mittels einer Federwaage, die mit einer empfindlichen kleinen Balkenwaagegekoppelt ist.“[20] Abb. 10: Gasmolwaage GW 61 Plexi Der Satz von Archimedes besagt: „Der Auftrieb ist so groß wie die Gewichtskraft des verdrängten Gases.“ [21] Der Auftrieb A kann mittels folgender Gleichung [21] berechnet werden: A = G = m ⋅ g = ρ ⋅V ⋅ g Hierbei ist G die Gewichtskraft und g der Ortsfaktor in Mitteleuropa. Da die Glaskugel ein konstantes Volumen besitzt, verdrängt sie bei gleicher Temperatur und gleichem Druck „jeweils das gleiche Gasvolumen und damit die gleiche Anzahl von Gasmolekülen (AVOGADRO)“[20] des Gases, das in die Gasmolwaage eingefüllt wird (vgl. Kapitel 11.3 „Der Druck in geschlossenen Gefäßen“). Somit ist die Differenz im Auftrieb „gleich der Differenz der Massen der beiden verdrängten Gasvolumina“ [20]. D.h., misst man zunächst den Auftrieb der Luft, die sich in der Glaskugel befindet, im Referenzgas Luft, steht die Balkenwaage auf Null, da die Gasmolwaage auf Luft kalibriert wird. 21 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Füllt man anschließend z.B. Distickstoff in den Gasraum um die Glaskugel, in welcher sich immer noch Luft befindet, erfährt sie einen Auftrieb. Stellt man die Balkenwaage wieder auf Null, kann man direkt an der Skala der Gasmolwaage die Dichte und die molare Masse ablesen. 4.3 Chemische Eigenschaften Das Element Stickstoff steht in der 5. Hauptgruppe des Periodensystems. Es ist ein Nichtmetall mit der Elektronenkonfiguration 1s22s2p3 [22], dem drei Elektronen zur Edelgaskonfiguration des Neons fehlen. Deshalb bildet es Dimere. Nach der Einführung der molaren Masse in Klassenstufe 9 wird zunächst die Abkürzung „N2“ verwendet. Betrachtet man in der zweiten Unterrichtseinheit der Klassenstufe 10 „Elektronenpaarbindung/Atombindung“, ergibt sich für ein Stickstoffmolekül folgende Lewis-Schreibweise: N N Abb. 11: Lewis-Schreibweise des molekularen Stickstoffs Die Dreifachbindung ist sehr stabil und zeigt auf, warum der Stickstoff z.B. als Inertgas verwendet wird. Die Dissoziationsenergie, die man benötigt um sie zu spalten, liegt bei 946,04 kJ [16] pro Mol Stickstoffmoleküle. N2(g) + 946,04 kJ 2N Im Vergleich dazu beträgt die Dissoziationsenergie von einem Mol Chlormolekülen nur 243,52 kJ [23]. Dies wird den Schülern sehr schnell einleuchten, wenn sie die Lewis-Schreibweise von Chlor daneben zeichnen und feststellen, dass hier nur eine Einfachbindung vorliegt. Die Reaktionen von Distickstoff z.B. mit Alkali- und Erdalkalielementen sind hier außer Acht gelassen. Der Einfachheit halber werden in der Schule keine Verbindungen des Elementes Stickstoff besprochen, da die Schüler in diesem Zusammenhang lernen und verstehen sollen, dass ein hoher Bindungsgrad eine hohe Dissoziationsenergie hervorruft und somit eine starke Bindung im Stickstoffmolekül herrscht. 22 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Betrachtet man zusätzlich in einem guten Leistungskurs das Molekülorbitalmodell [24] des Dinitrogens, stellt man eine σ-Bindung und zwei π-Bindungen fest. Abb. 12: Energieniveauschema des molekularen Stickstoffs Die Bindungsordnung BO = ½ (b-b*) beträgt BO (N2) = 3, wobei b die Anzahl der Elektronen in bindenden Molekülorbitalen, b* die Anzahl der Elektronen in nicht bindenden Molekülorbitalen ist [24]. In molekularem Stickstoff treten die 2s- und 2p-Orbitalen auf Grund der geringen Energiedifferenz miteinander in Wechselwirkung. Es geschieht folgendes: Die bindenden und antibindenden σ-Molekülorbitale besitzen einen s-p-Hybridorbitalcharakter, keinen reinen s- oder p-Charakter mehr. Damit werden die σs-Molekülorbitale stabilisiert, die σx- Orbitale aber destabilisiert. Somit sind die bindenden π-Orbitale, im vorliegenden Beispiel πy und πz, stabiler und deshalb energetisch günstiger [24]. Diese Erklärung, warum die Energieniveaus vertauscht werden, wird in der Schule nicht gegeben. 23 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Man kann in der Schule den Schülern an einem einfachen Modell 2 erklären, wie aus den Atomorbitalen die Molekülorbitale, also beispielhaft die drei Bindungen des Distickstoffs, entstehen. Um dies zu veranschaulichen, betrachtet man zunächst die Bildung der Molekülorbitale aus den vorhandenen Atomorbitalen. Hierzu geht man von folgendem Achsenkreuz aus: z x y Abb. 13: Achsenkreuz nach [24] Die σ-Bindung wird durch die Überlappung zweier px-Orbitale gebildet, die beiden π-Bindungen durch Addition der Elektronenwolke zweier py- bzw. pz-Molekülorbitale. Die jeweiligen antibindenden Orbitale ergeben sich entsprechend. Nachdem die Schüler wissen, dass die Atomorbitale den Raum mit der größten Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons darstellen und diese unterschiedliche Formen haben, z.B. das s-Orbital kugelförmig, das p-Orbital hantelförmig ist, können sie diese miteinander kombinieren. Hierbei entstehen die Molekülorbitale [24]. 2 Nach dem bisherigen Literaturstudium hat noch niemand ein solches Modell vorgeschlagen. 24 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Abb. 14: Bildung von bindenden und antibindenden Molekülorbitalen aus den Atomorbitalen px und pz Beschränkt man sich auf die drei p-Orbitale und will anhand eines Modells die Dreifachbindung des Distickstoffs erklären, kann man den Schülern Arbeitsblatt 3 „Ein Modell für ein Modell“ geben. Hierbei sollen sie selbständig aus verschiedenfarbigen Büroklammern ein Modell anfertigen, aus dem ersichtlich wird, wie die verschiedenen Orbitale, also die Büroklammern, miteinander kombiniert werden können. Jede Büroklammer soll für einen positiven oder negativen Orbitallappen stehen. Nimmt man z.B. eine blaue und eine gelbe Büroklammer, kann man sie zunächst einmal miteinander verbinden. Dies ergibt ein Modell eines px-Orbitals Abb. 15: Büroklammermodell eines . px-Orbitals Wiederholt man dies, hat man zwei Modelle der Stickstoff-Atomorbitale hergestellt. Abb. 16: Büroklammermodell zweier px-Orbitale Diese kann man, um ein Modell für eine σ-Bindung zu erhalten, noch einmal miteinander verbinden. Hierbei entsteht ein bindendes Molekülorbital, wenn gleiche Vorzeichen der p-Orbitale (der Ψ-Funktion), im vorliegenden Modell gleiche Farben, miteinander verbunden werden. Ein antibindendes Molekülorbital wird symbolisiert durch Zusammenstecken von blau und gelb. Abb. 17: Büroklammermodell des bindenden Molekülorbitals σx 25 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Will man nun eine π–Bindung darstellen, werden die beiden Atomorbitale, z.B. in weiß und schwarz, in y-Richtung oder in grün und rot in z-Richtung ausgerichtet. Abb. 18 (1) und (2): Büroklammermodell zweier py- bzw. zweier pz-Orbitale des Distickstoffs Hier kann eine doppelte Überlappung stattfinden: es können rot-rot und grün-grün miteinander verbunden werden. Die antibindenden Orbitale ergeben sich jeweils aus der umgekehrten Kombination. Abb. 19 (1) und (2): Büroklammermodell der πy-Bindung und πz-Bindung im Distickstoff Da die Schüler anhand dieses Modells die Ausbildung der Molekülorbitale selbst hergeleitet haben, ist es für sie einfacher, dies zu verstehen und zu behalten. Daraus kann ein einfacheres Molekülorbitalmodell als in Abb. 9 erstellt werden, in dem nur die p-Orbitale miteinander kombiniert werden, damit die Dreifachbindung erkennbar wird. __σx* __ __ πy*, πz* __ __ __ 2 px,y,z Atomorbitale __ __ __ __ σxb __ __ πyb, πzb N 2 px,y,z Atomorbitale N Molekülorbital N2 Abb. 20: Vereinfachtes Molekülorbitalmodell des N2 zur Demonstration der Dreifachbindung 26 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft 4.4 Ein Gas „geht“ um die Welt – Der Distickstoffkreislauf Technisch wird molekularer Stickstoff hauptsächlich mit Hilfe des Linde-Verfahrens, das ausführlich in Kapitel 3.4 „Technische Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe“ (der Luft) besprochen wurde, hergestellt. Danach, so wie nach der Atmung, liegt er aber immer noch molekular vor. Im Nachfolgenden wird besprochen, wie die Stickstoffmoleküle der Luft in unterschiedlicher Form und auf verschiedenen Wegen gebunden werden können. Dazu wird der Kreislauf betrachtet, den der Distickstoff in Atmo-, Hydro- und Lithosphäre (bis zu 16 km Tiefe) durchläuft [25]. Dieser Kreislauf kann größtenteils in der Klassenstufe 10 besprochen werden. Hier lernen die Schüler laut Lehrplan z.B. die Theorie zur atmosphärischen Fixierung im Thema „Säure-Base Theorie nach Broensted“. Im fakultativen Lerninhalt wird die „Herstellung von Ammoniak“, also die technische Fixierung im Haber-BoschVerfahren, besprochen. „Das Prinzip von Zwang“, also der Einfluss auf die Lage des Gleichgewichtes wird erst in Jahrgangsstufe 13 beim Thema „Das chemische Gleichgewicht“ besprochen. Einige der zugehörigen Reaktionsgleichungen, z.B. die Umwandlung von Nitrit in Nitrat, sind in der 10 Klasse allerdings noch zu kompliziert und können z.B. erst in Jahrgangsstufe 11 im Anschluss an das Thema „Redoxreaktionen“ erklärt werden. Der in Kap. 4.4.1 „Fixierung des molekularen Stickstoffs“ und 4.4.2 „Freisetzung von molekularem Stickstoff“ beschriebene Kreislauf ist aus verschiedenen Quellen, hauptsächlich aus [26], ergänzt durch [16, 25, 27, 28], neu zusammengestellt. 4.4.1 Fixierung des molekularen Luftstickstoffs a) Atmosphärische Fixierung Durch elektrische Entladung, z.B. durch Blitze entstehen Stickstoffoxide. 0 0 N 2( g ) + O 2 ( g ) + 180,62 kJ +2 −2 0 2 N O (g) + O 2 ( g ) +2 −2 2 N O(g) +4 −2 2 N O 2( g ) + 114,2 kJ Abb. 21: Gewitterblitz 27 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Da Stickstoffmonoxid eine stark endotherme Verbindung ist, lässt es sich nur durch Zufuhr einer hohen Aktivierungsenergie und bei hohen Temperaturen, beides entsteht bei einer Blitzentladung, aus den Elementen erzeugen. Das Temperaturoptimum liegt bei etwa 2000 °C. Da diese hohen Temperaturen nur kurze Zeit vorhanden sind, setzt sich das Stickstoffmonoxid rasch mit dem vorhandenen Luftsauerstoff zu Stickstoffdioxid um. Dies ist eine exotherme Verbindung und würde bei Temperaturen über 650 °C nicht entstehen. Den in dieser Weise natürlich ablaufenden Prozess kann man in der Schule sehr einfach mit Hilfe von Versuch 3 „Aus der Luft in den Boden – Blitze fixieren N2“ [29] nachvollziehen. Hierbei wird Luft im Lichtbogen bei 8000 V verbrannt und es entstehen die beiden oben genannten Stickstoffoxide NO und NO2. Sie sind beide sehr giftig und auch auf Grund der Hochspannung sollte dieser Versuch ausschließlich als Lehrerversuch durchgeführt werden. Dass dieser Prozess der Stickstoffoxidbildung in der Natur nicht selten ist, sieht man daran, dass es pro Sekunde auf der Welt etwa 200-mal blitzt und in manchen Gebieten der Tropen bis zu 200-mal im Jahr gewittert [30]. In der Natur werden die Oxide des Stickstoffs durch Regen aus der Atmosphäre in Form von Salpetersäure ausgewaschen und liegen als Nitrationen im Boden vor. +4 −2 3 N O 2( g ) + H 2O +5 2 H N O3( aq ) +2 −2 + N O(g) Zusammengefasst läuft also in Versuch 3 „Aus der Luft in den Boden – Blitze fixieren N2“ folgende Reaktion ab: 0 0 2 N 2( g ) + 5 O 2( g ) + 2 H 2 O +5 4 H N O3( aq ) + 60,6 kJ Das Vorhandensein von Säure im Wasser, in das die Stickstoffoxide beim Versuch eingeleitet wurden, kann mit Hilfe des pH-Wertes nachgewiesen werden. Hierbei sollte man die Schüler erneut auf die starke Bindung im Stickstoffmolekül und somit auf die Reaktionsträgheit des molekularen Stickstoffes hinweisen, da sonst, unter Annahme der obigen exothermen Reaktionen, der gesamte Disauerstoff unserer Atmosphäre zur Bildung von Salpetersäure in den Ozeanen verbraucht würde. Die entstandenen Nitrationen werden von Pflanzen, den Produzenten, aus dem Boden aufgenommen und über verschiedene Schritte zu Proteinen umgewandelt. 28 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Diese werden von den Konsumenten, z.B. Menschen und Tieren, direkt oder indirekt als Nahrung aufgenommen. Sie bilden daraus als Stoffwechselendprodukt unter anderem Harnstoff. Wird dieser durch die Destruenten, z.B. Pilze und Bakterien, zersetzt, entsteht Ammoniak, der erneut zu Ammoniumionen umgewandelt werden kann oder in die Atmosphäre entweicht. (NH2)2CO(aq) + H2O 2 NH3(g/aq) ↑ + CO2(g) ↑ Bei der Verwesung abgestorbenen, organischen Materials, tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, kann außerdem über einen langwierigen Prozess je nach äußeren Gegebenheiten Erdöl, Erdgas oder Kohle entstehen. b) Biologische Fixierung Es gibt drei Gruppen stickstofffixierender Mikroorganismen. Diese sind alle prokaryotisch, also noch ohne Zellkern, und man kann sie nach ihrem Sauerstoffbedürfnis in drei Gruppen einteilen: die obligat anaerob lebenden, die fakultativ anaerob und die obligat aerob lebenden Organismen. Die beiden ersten Gruppen sind zwar weit verbreitet, ihre Bedeutung ist aber gering. In diesem Zusammenhang am wichtigsten sind die obligat aerob lebenden Mikroorganismen wie z.B. Azotobacter. Es tritt in gut durchlüftetem Boden, aber auch in Meer- und Süßwasser mit genügend Sauerstoffgehalt auf und ist in der Lage, aus molekularem Luftstickstoff unter Reduktion Ammoniak und schließlich Ammoniumionen zu bilden. 0 N2 (g) NH 3( g ) + 6 e- + 6 H 3O + ( aq ) + H 2O −3 2 N H 3 (g) ↑ NH 4 + ( aq ) + 6 H 2O + OH − ( aq ) Da die Dissoziationsenergie des molekularen Stickstoffs 946,04 kJ/mol beträgt, ist die Umwandlung endergonisch, bringt den Bakterien also keinen energetischen Nutzen. Die Prokaryoten können den Vorgang allerdings durch die Bildung eines speziellen Nitrogenase-Enzymkomplexes katalysieren. Sie sind die einzigen Lebewesen, die den Distickstoff fixieren können. Alle übrigen Lebewesen müssen ihn, da er essentiell ist, über die Nahrung zu sich nehmen. 29 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Die bekanntesten distickstofffixierenden Bakterien sind die Knöllchenbakterien (Gruppe Bakterium radicicola), die ihre Stickstoffbindung nur in Verbindung mit höheren Pflanzen durchführen. Sie sind am aktivsten in Verbindung mit Leguminosen (Schmetterlingsblütler/Hülsenfrüchte), also z.B. Erbsen. Es ist eine Symbiose, da die höheren Pflanzen Kohlenhydrate bereitstellen und das Bakterium Abb. 22: Knöllchenbakterien im Gegenzug nahezu den gesamten Bedarf der Pflanze an reduziertem Stickstoff deckt. Da Pflanzen zwar Ammoniumionen aufnehmen können, aber Nitrate bevorzugen, werden die Ammoniumionen von den Bakterien in Nitrate umgewandelt. Diese Nitrifikation, eine oxidative Veratmung mit Sauerstoff, also aerob, verläuft über zwei Stufen. Zunächst wandeln Nitritbakterien wie z.B. Nitrosomonas die Ammoniumionen in Nitrit um. Abb. 23: Nitrosomonas 2 NH 4 + +3 −2 0 ( aq ) + 3 O 2( g ) + 2 H 2 O 2 N O2 − ( aq ) + 4 H 3 O + ( aq ) Das entstandene Nitrit wird von Nitratbakterien, z.B. Nitrobacter, aerob zu Nitrat oxidiert. Abb. 24: Nitrobacter +3 −2 2 N O2 − +5 −2 0 ( aq ) + O 2 ( aq ) 2 N O3 − ( aq ) Die biologische Fixierung kann z.B. fächerübergreifend zusammen mit einem Biologie Leistungskurs behandelt werden. Hier könnten Versuche zum Thema Boden und Bakterien durchgeführt werden. c) Technische Fixierung Industriell wird Distickstoff mit Hilfe des Haber-Bosch Verfahrens in Form von Ammoniak fixiert. 0 0 N 2( g ) + 3 H 2( g ) Abb. 25: Fritz Haber Abb. 26: Carl Bosch −3 +1 2 N H 3( g ) + 92,28 kJ 30 4. Der molekulare Stickstoff – „Verdorbene“ Luft Unabhängig vom Distickstoffkreislauf ist das Haber-Bosch Verfahren eines der großtechnischen Verfahren, das in der Schule besprochen werden sollte. An ihm kann man in der Jahrgangsstufe 13 sowohl im Leistungs- als auch im Grundkurs „Das chemische Gleichgewicht“, „Prinzip von Zwang“ und die Wirkungsweise eines Katalysators besprechen. 4.4.2 Freisetzung von molekularem Stickstoff Wie aerobe Bedingungen bei der Nitrifikation die Oxidation begünstigen, begünstigen anaerobe Bedingungen die Denitrifikation. Hierbei entsteht über mehrere Schritte durch enzymatische Stoffwechselvorgänge, z.B. des Flavobakteriums, elementarer Stickstoff und bis zu 10 % Distickstoffmonoxid, das zum natürlichen Abbau von Ozon beiträgt (vgl. Kapitel 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“). 2 NO3-(aq) + 2C N2O(g) ↑ + CO32-(aq) + CO2(g) ↑ N2O(g) + 2 N2(g) ↑ + CO2(g) ↑ C Zur Vereinfachung kann folgende Reduktion formuliert werden: 2 NO3-(aq) + 12 H3O+(aq) +10 e- N2(g) ↑ + 18 H2O Insgesamt kann der auf der nächsten Seite folgende Kreislauf als Arbeitsblatt oder Hefteintrag entwickelt werden. Wenn in der Schule keine Zeit ist, den gesamten Kreislauf zu erarbeiten oder er nur punktuell erarbeitet werden kann, sind auf dem Arbeitsblatt alle wichtigen Reaktionsgleichungen und Abläufe detailliert enthalten, damit es ohne weitere Erklärungen an die Schüler ausgegeben werden kann. Der „Stickstoffkreislauf“ kann, ebenso wie der „Treibhauseffekt“ (vgl. Kap. 7.3. „Der natürliche Treibhauseffekt“) in der Schule in Form eines Schülerreferats besprochen werden. Als Arbeitsgrundlage kann hier das nachfolgende Arbeitsblatt dienen. Abbildung auf der nachfolgenden Seite: Abb. 27: Der Stickstoffkreislauf – Selbstangefertigtes Arbeitsblatt 31 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff 5. „Luft zum Atmen“ - Der molekulare Sauerstoff Etwa 21 % der Luft bestehen aus molekularem Sauerstoff. Sauerstoff ist das in der Erdrinde, dem Meer, der Biosphäre und der Luft mit einer Gewichtsmenge von 48,9 % am meisten vorkommende Element. Er kommt in gebundener Form u. a. als Oxide, in Form von Carbonaten, Silikaten sowie molekular in der Luft oder gelöst im Wasser vor [31]. Weshalb Sauerstoff für den Menschen wichtig ist, sieht man gut an der sogenannten Dreierregel, eine Faustregel, die besagt, dass der Mensch nicht drei Minuten ohne „Luft“, drei Tage ohne Wasser und drei Wochen ohne Nahrung überleben kann [32]. Mit „Luft“ ist dabei der in der Luft vorhandene und zur Atmung benötigte Disauerstoff gemeint. Gewonnen wird er fast ausschließlich durch fraktionierte Destillation flüssiger Luft (vgl. Kap. 3.4 „Technische Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe“). 5.1 „Feuerluft“ – „Lebensluft“ – „Oxygen“ Erneut war es u. a. Carl Scheele, der den Disauerstoff 1772 als „Feuerluft“ erstmals beschrieb. Er gewann ihn zum Beispiel durch Erhitzen von Quecksilber(II)-oxid [31]. Unabhängig von Scheele entdeckte ihn 1774 der britische Naturforscher Joseph Priestley, der ihn nach der herrschenden Theorie als „dephlogistierte Luft“ bezeichnete. Erst 1777 erkannte Antoine de Lavoisier, nachdem er Priestleys Bezeichnung „Feuerluft“ kannte, dass er ein gasförmiges Element vor sich hatte und nannte es „Lebensluft“ (vgl. Kap. 5.4 „Dissimilation und Assimilation – Ein Disauer- Abb. 28: Antoine de Lavoisier stoffkreislauf“). Später bezeichnete er das gefundene Gas als Oxygen (griech). = Säurebildner, woher das Elementsymbol O kommt. Er ging davon aus, dass der neu entdeckte Stoff elementarer Bestandteil aller Säuren sei [31]. In der Schule kann man den Versuch 1.1 „Eine Kerze erStick(stoff)t“ weiterführen (vgl. Kap. 4.1 „Woher kommt der Name Distickstoff?“). 33 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Bisher haben die Schüler erkannt, dass, wenn man über eine auf Wasser schwimmende, brennende Kerze einen Erlenmeyerkolben stülpt, die Kerze ausgeht und Wasser in den Erlenmeyerkolben gesogen wird. Lässt man sie den Versuch mit einem vollständig graduierten Erlenmeyerkolben erneut durchführen, erkennen sie, dass etwa 1/5 der Luft durch Wasser ersetzt, also von der Kerze verbraucht wird (vgl. Versuch 1.2 „Wie viel ,Luft´ bleibt übrig?“, Arbeitsblatt 2 „Hausaufgabenversuche zur Zusammensetzung der Luft“). Hierbei wird – im Sinne einer didaktischen Reduktion – vernachlässigt, dass beim Verbrennen von Paraffin, welches aus ungesättigten Kohlenwasserstoffen [33] der Formel CnH2n+1 besteht, CO2 entsteht. CnH2n+1(l) + (3/2n+1/4) O2(g) n CO2(aq) + ( 2n + 1 ) H2O 2 Dieses löst sich im Wasser und vergrößert somit das Volumen nicht (vgl. Kap. 7.4 „Ferien am Lake Nyos – Besser nicht!“). Ein weiterer Effekt, der die Durchführung des Versuches möglich macht, ist, dass sich Gase beim Abkühlen zusammenziehen und deshalb das Wasser in den Erlenmeyerkolben gesogen wird. Was das für ein Gas ist, das die Verbrennung unterhält, kann man ihnen dann durch die Darstellung von Disauerstoff zeigen. Hier kann man z.B. den Weg gehen, den auch Carl Scheele bei der Entdeckung des Disauerstoffs genommen hat. Da aber aus Quecksilber(II)-oxid beim Erhitzen neben dem Disauerstoff elementares Quecksilber entsteht, darf der Versuch in der Schule nicht mehr durchgeführt werden. Möchte man dennoch einen historisch orientierten Weg wählen, kann stattdessen Kupfer(II)-oxid verwendet und in einem Reagenzglas mit dem Bunsenbrenner erhitzt werden (vgl. Versuch 4.1 „Darstellung von molekularem Sauerstoff“). Hierbei entsteht bei 900 °C Kupfer(I)-oxid und molekularer Sauerstoff [34]. +2 −2 4 Cu O (s) +1 −2 0 2 Cu 2 O (s) + O 2 (g) Da in diesem Zusammenhang in der Schule aber Begriffe wie “Oxid“, „Oxidation als Verbrennung von Metallen mit Sauerstoff“ erklärt werden sollen, wird meistens – im Sinne einer didaktischen Reduktion – die Reaktion von Kupferoxid zu reinem Kupfer und Disauerstoff formuliert [18]. 34 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Der entstehende Disauerstoff wird in einer pneumatischen Wanne aufgefangen und mit der Glimmspanprobe nachgewiesen (vgl. Versuch 4.2 „Die Glimmspanprobe“) [18]. Der Vorteil dieser Sauerstoffbildung ist, dass das Gas, um das es geht, direkt hergestellt wird und die Schüler es beim Aufsteigen in den Standzylinder beobachten können. Außerdem kann man die Glimmspanprobe als einen Nachweis für den Disauerstoff anschließen und hier den Schülern zeigen, dass er die Verbrennung unterhält und – in reiner Form vorliegend – einen glimmenden Span wieder entzündet. Will man Disauerstoff darstellen, ist diese Methode in der Jahrgangsstufe 8 sinnvoller, als z.B. die Darstellung von Disauerstoff durch katalytische Zersetzung von Wasserstoffperoxid mit Braunstein, da die Schüler in diesem Fall keine für sie verständliche Reaktionsgleichung (Wortgleichung) aufstellen können. Man kann aber auch indirekt die Existenz des Disauerstoffes nachweisen, indem man zeigt, dass das Luftvolumen geringer wird, wenn man in einem vorher genau abgemessenen Volumen etwas verbrennt, das den Disauerstoff an sich bindet. Dies wurde in Versuch 1.2 „Wie viel Luft bleibt übrig?“ schon angedeutet. Um genauer zu zeigen, dass etwa 21 % Disauerstoff in der Luft enthalten sind, kann man einen Versuch zur Bestimmung des Gehaltes an molekularem Sauerstoff [29] in der Luft durchführen. Dazu verwendet man ein geschlossenes System, wie z.B. ein Quarzglührohr zwischen zwei Kolbenprobern. Elementares Kupfer, z.B. in Form von Kupferpulver, wird auf Glaswolle im Quarzglührohr gegeben. Unter Erhitzen mit dem Bunsenbrenner wird das Kupferpulver mit 100 mL Luft, die sich in einem der beiden Kolbenprober befindet, zu Kupfer(II)-oxid umgesetzt. 0 0 Cu (s) + O 2 (g) +2 −2 Cu O (s) Da von den 100 mL Luft nach der Verbrennung nur etwa 78 mL übrig bleiben, können die Schüler daraus schließen, dass 21 % der Luft aus Disauerstoff besteht, der an das Kupfer gebunden wird. Der Rest ist hauptsächlich der nicht reaktive Distickstoff. Der Vorteil ist, dass die Schüler aus ihnen bekannten Stoffen, nämlich dem Kupferpulver und dem Disauerstoff der Luft, im Versuch ein neues Produkt, das schwarze Kupfer(II)-oxid, bilden. 35 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Der Begriff „Oxidation“, als die Verbrennung eines Stoffes mit Luft-Sauerstoff und der Begriff des „Oxides“ als Produkt einer solchen Verbrennung, kann auch an diesem Beispiel eingeführt werden [18]. 5.2 Physikalische Eigenschaften Molekularer Sauerstoff ist bei Standardbedingungen gasförmig, geschmack- und farblos und in sehr dicken Schichten bläulich. Sein Siedepunkt liegt bei -182,9 °C, der Schmelzpunkt bei -218,4 °C [31]. Die Dichte (bei 0 °C, 1,013 bar und 45° geographischer Breite) liegt bei 1,429 g/L und die molare Masse beträgt 32 g/mol. Die Dichte von flüssigem Disauerstoff liegt am Siedepunkt bei 1,140 g/cm3. Er ist hellblau und hochreaktiv [31]. In Kapitel 4.2 „Physikalische Eigenschaften“ befindet sich der Steckbrief des Distickstoffs, wie er in Klassenstufe 8 aussehen kann. Überträgt man diesen auf den molekularen Sauerstoff und den erweiterten Kenntnisstand der Schüler in Klassenstufe 9, könnte der Steckbrief, verändert nach [19] und ergänzt durch [31], für den molekularen Sauerstoff wie folgt aussehen. Vorkommen Bestandteil der Luft (21 %) Entdeckung 1772 u. a. durch Scheele Physikalische Eigenschaften Farb-, geruch- und geschmackloses Gas, Dichte (g) = 1,429 g/L, Dichte (fl.) = 1,140 g/cm3 Schmelzpunkt = -218,4 °C Siedepunkt = -182,9 °C Chemische Eigenschaften Unterhält die Verbrennung, reagiert mit fast allen Elementen zu Oxiden Verwendung Schweißen, Atemgeräte, als Treibstoff Molekülsymbol O2 Molare Masse 32 g/mol Tabelle 3: Steckbrief des (molekularen) Sauerstoffs [19, 31] Wie in Kapitel 4.2 „Physikalische Eigenschaften“ des Distickstoffs beschrieben, kann man auch beim Disauerstoff die Dichte und die molare Masse mit Hilfe der Gasmolwaage in der Schule einführen (vgl. Versuch 2 „Dichte und molare Masse von Gasen – schnell und unkompliziert“). 36 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff 5.3 Chemische Eigenschaften Das Element Sauerstoff gehört zu den Chalkogenen. Es ist ein Nichtmetall mit der Elektronenkonfiguration 1s22s2p4, dem zwei Elektronen zur Edelgaskonfiguration des Neons fehlen. Deshalb bildet es Dimere [14]. Abb. 29 - 31: Bildung von molekularem Sauerstoff: Annäherung der Atome, Überlappung der Orbitale, gebildetes Dimer In der Mittelstufe, genauer in Klassenstufe 10 beim Thema „Elektronenpaarbindung/Atombindung“, 2.2 „Lewis-Formeln“, werden Doppelbindungen, z.B. des Disauerstoffmoleküls eingeführt. Man schreibt die Formel der Einfachheit halber wie folgt: O O Abb. 32: „Lewis-Formel“ des Sauerstoffmoleküls Der Vergleich der Bindungslängen und –stärken zwischen z.B. der Dreifachbindung des Distickstoffs (110 pm), der „Doppelbindung“ des Disauerstoffs (120 pm) und den Einfachbindungen von molekularem Fluor (144 pm) und molekularem Chlor (198 pm) zeigt den Schülern, dass die Bindungsstärke größer wird, je kürzer die Bindung ist. Somit ist die obige Form des Disauerstoffmoleküls in diesem Zusammenhang sinnvoll und erfüllt ihren Zweck [35], da sie den Doppelbindungscharakter aufzeigt und die Oktettregel erfüllt ist, die die Schüler in Jahrgangsstufe 10 gerade neu gelernt haben. Außerdem wird gewährleistet, dass die Elektronen der einzelnen Atome zu Paaren zusammengefasst werden und jeder Strich ein Elektronenpaar darstellt. Das Disauerstoffmolekül ist paramagnetisch, also ein Diradikal. Dies kann man durch folgende Strukturformel aufzeigen. Abb. 33: Lewis-Schreibweise des Sauerstoffmoleküls als Diradikal 37 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Nachteilig ist hierbei, dass die Doppelbindung nicht erkennbar ist und die Oktettregel nicht erfüllt ist. Weiterhin haben die Schüler gerade gelernt, dass zwei Elektronen zusammen ein Elektronenpaar in Form eines Striches darstellen. Dies ist in der Diradikal-Schreibweise nicht gewährleistet. Insgesamt wird also in der Mittelstufe die Schreibweise, die in der Abb. 32 gewählt wurde, in Form einer didaktischen Reduktion, verwendet. Will man in der Schule die genauen Bindungsverhältnisse des Sauerstoffmoleküls erklären, so kann dies in der Oberstufe in einem guten Leistungskurs mit Hilfe eines vereinfachten Molekülorbitalmodells erfolgen. __σx* __ __ πy*, πz* __ __ __ __ __ __ __ __ πyb, πzb 2 px,y,z Atomorbitale 2 px,y,z Atomorbitale __ σxb O O 3 Molekülorbital O2 Abb. 34: Lokales Molekülorbitalmodell des Sauerstoffmoleküls Hier erkennen die Schüler, dass die beiden übrigen Elektronen nach der Besetzung der bindenden Orbitale auf Grund der ihnen bekannten Hundschen Regel [36] nicht in ein Orbital gesetzt werden können. Hieraus erklären sich der Paramagnetismus des Disauerstoffs und die verschiedenen elektronischen Zustände, auf die hier nicht näher eingegangen wird. Einige der bis jetzt genannten Eigenschaften kann man in der Schule zusammenfassend in einem Lehrerversuch, verändert nach [37], demonstrieren (vgl. Versuch 5 „Eine sehr kalte, hellblaue Flüssigkeit“). Hierbei wird mit Hilfe einer Kühlfalle flüssiger Disauerstoff (vgl. Versuch 5.1 „Darstellung von flüssigem, molekularem Sauerstoff“) hergestellt. Die blaue Flüssigkeit kann man in einen mit Wasser gefüllten Standzylinder geben (vgl. Versuch 5.2 „Sinkende blaue Blasen“). 38 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Hierbei beobachten die Schüler, dass die blauen Blasen nach unten sinken, aber direkt wieder aufsteigen, da sich um sie eine „Dampfhaut“ gasförmigen Disauerstoffs bildet. Weiterhin entstehen weiße Nebel an der Wasseroberfläche. Führt man im Vergleich dazu denselben Versuch mit flüssigem, molekularem Stickstoff durch, erkennt man, dass dieser, im Gegensatz zum flüssigen Disauerstoff, auf der Wasseroberfläche schwimmt. Es bildet sich ebenfalls Nebel aus. Zusätzlich entsteht noch Eis an der Wasseroberfläche. Das Absinken zeigt, dass der flüssige Disauerstoff eine höhere Dichte, nämlich 1,140 g/cm3 (Siedepunkt), besitzt als Wasser, dessen Dichte bei 1 g/cm3 liegt. Die Ausbildung der „Dampfhaut“ sorgt allerdings für Auftrieb, weshalb die blauen Blasen direkt wieder nach oben sprudeln. Der flüssige Distickstoff hingegen besitzt eine geringere Dichte von 0,8076 g/cm3, [16] weshalb er auf dem Wasser schwimmt. Weiterhin zeigt der Versuch den Schülern, dass Stoffe beim Verdampfen Energie benötigen und diese ihrer Umgebung entziehen (vgl. Exkurs in Kap. 10. „DreiMinuten-Ei oder Fünf-Minuten-Ei?“). Beim Verdampfen des molekularen Stickstoffs wird deshalb an der Wasseroberfläche Eis gebildet. Beim Verdampfen des Disauerstoffs entsteht allerdings im Gegensatz zur Beschreibung in [37] kein Eis. Erklären kann man dies dadurch, dass der Disauerstoff im Standzylinder immer wieder seine Position wechselt. Da er abwechselnd absinkt und aufsteigt, entzieht er nicht an einer festen Stelle dem Wasser so viel Energie, dass es dort zu Eis erstarren könnte. Der gebildete Nebel ist fein verteiltes Eis in der Luft, wie es z.B. auch beim Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel zu beobachten ist. Mit dem im Versuch 5 hergestellten flüssigen Disauerstoff kann man weiterhin zeigen, dass die Oxidationskraft von molekularem, flüssigem Sauerstoff (vgl. Versuch 5.3 „Achtung: Explosiv!“) die des gasförmigen Disauerstoffes, welche in Versuch 4.2 „Die Glimmspanprobe“ demonstriert wird, noch deutlich übersteigt. Hierzu wird ein wenig flüssiger Disauerstoff auf ein Stück Watte gegeben und entzündet. In Abwandlung der Versuchsvorschrift [12] wird kein Kohlepulver dazu gegeben, da die Reaktion auch ohne dieses sehr heftig abläuft. 39 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Weiterhin kann man den Paramagnetismus von Disauerstoff, in Abwandlung von [38], mit Hilfe des flüssigen molekularen Sauerstoffs demonstrieren. Dies kann in der Schule z.B. im Rahmen der „Modellvorstellung zur chemischen Bindung“ bei der Stabilität von Komplexen im Leistungskurs der Jahrgangsstufe 13 im Wahlthema „Komplexchemie“ geschehen. Der Versuch soll dann aufzeigen, dass es auch einfache anorganische Moleküle gibt, die paramagnetisch sind. Bei der Durchführung des Versuches wird ein NMR-Röhrchen mit flüssigem Disauerstoff befüllt. Das NMR-Röhrchen hängt man frei schwebend in eine Vorrichtung direkt neben einen sehr starken Magneten. Auf Grund des Paramagnetismus wird der Disauerstoff in das Magnetfeld hinein gezogen (vgl. Versuch 5.4 „Ein Schuss in den Magneten!“). In der Schule wird der Magnetismus – im Sinne einer didaktischen Reduktion – dadurch erklärt, dass ungepaarte Elektronen vorhanden sind, die einen positiven Spin haben und keinen Gegenpartner, der diesen kompensiert. Die unterschiedlichen Arten von Magnetismus [39] werden hier der Vollständigkeit halber erwähnt, in der Schule aber nicht erläutert. Man unterscheidet diamagnetische und paramagnetische Stoffe. Diamagnetismus ist eine Eigenschaft der gesamten Materie, d.h. alle Verbindungen mit besonderen magnetischen Eigenschaften sind auch diamagnetisch. Bringt man einen diamagnetischen Stoff in ein inhomogenes Magnetfeld, wird dieses durch das induzierte Gegenfeld geschwächt und dieser Stoff wird hinausgedrückt. In paramagnetischen Stoffen sind die ungepaarten Elektronen – so die Modellvorstellung – kleine Elementarmagneten, die sich nach dem Magnetfeld ausrichten. Bringt man einen paramagnetischen Stoff in ein inhomogenes Magnetfeld, wird das Feld gestärkt und der Stoff wird, bis zu 103-mal stärker als beim Diamagnetismus, hineingezogen. Abb. 35: diamagnetischer Stoff im inhomogenen Magnetfeld Abb. 36: paramagnetischer Stoff im inhomogenen Magnetfeld 40 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Anti-ferromagnetismus, Ferrimagnetismus und Ferromagnetismus sind Ordnungsphänomene des Paramagnetismus. Anti ferromagnetische Stoffe sind im Normalzustand diamagnetisch, da sich die Spins ihrer Elektronen kompensieren. Werden sie erwärmt, geraten diese in Unordnung und erzeugen somit ein Magnetfeld. Beim Ferromagnetismus ergibt sich das resultierende magnetische Moment daraus, dass die vorher in Domänen geordneten Elementarmagneten durch Anlegen eines äußeren Magnetfeldes ausgerichtet werden. Betrachtet man ferrimagnetische Materie, ergibt sich der Gesamtspin daraus, dass die Spins der Elektronen zwar gegeneinander ausgerichtet sind, aber keine vollständige Kompensation stattfindet. Die beiden zuletzt genannten Ordnungsphänomene können durch Erhitzen wieder zerstört werden. Nach der Erläuterung der verschiedenen Eigenschaften des molekularen Sauerstoffes wird im folgenden Kapitel der Kreislauf des Disauerstoffs beschrieben. 5.4 Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf Sauerstoff ist das häufigste Element der Erdrinde, des Meeres, der Biosphäre und der Luft. Er spielt neben dem im Folgenden erläuterten Kreislauf in vielen Kreisläufen eine bedeutende Rolle, wie z.B. im Auf- und Abbau von Ozon nach dem ChapmanMechanismus, der in Kap. 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“ besprochen wird. Weiterhin durchläuft er in gebundener Form den Carbonat- und den Wasserkreislauf (vgl. Kap. 10.2 „Der Wasserkreislauf“). Um zu beschreiben, welchen Kreislauf der molekulare Sauerstoff durchläuft, wird zunächst die linke Abbildung betrachtet. Die Maus alleine würde wie die Kerze in Versuch 1.1 „Eine Kerze unter einer Glasglocke“ ersticken, da irgendwann kein molekularer Sauerstoff mehr vorhanden ist. Er wird nämlich bei der Atmung verbraucht. Abb. 37: Maus und Pflanze unter einer Glasglocke 41 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Dies fand Joseph Priestley gegen Ende des 18. Jahrhunderts heraus, indem er genau solche Tierversuche durchführte. Die Tiere erstickten „alleine durch die Tatsache, dass sie atmeten“. Durch Hinzugeben von grünen Pflanzen – Priestley nahm angeblich Minze – wurde die Luft für die Tiere wieder atembar [40]. Die Maus in der Glasglocke überlebt also nur, weil die Pflanze aus dem von der Maus ausgeatmeten Kohlendioxid neuen Disauerstoff produziert. Diesen Vorgang gehört zur Photosynthese [31]. Den Zusammenhang zwischen der Atmung der Maus und der Photosynthese der Pflanze kann man für die Schüler der Jahrgangsstufe 8 beim Thema „Die chemische Reaktion – Stoffumsatz und Energieumsatz“ im fakultativen Unterrichtsinhalt „Einführung in die chemische Reaktion“ sehr vereinfacht in einem Kreislauf darstellen [31]. Atmung C6H12O6 + 6 O2(g) Kohlenhydrate + Disauerstoff (z.B. Glucose) 6 CO2(g) + 6 H2O + E Kohlendioxid + Wasser + Energie Photosynthese Abb. 38: Darstellung und Verbrauch von Disauerstoff: Atmung und Photosynthese In der Jahrgangsstufe 8 müsste man im obigen Kreislauf zunächst auf die Summenformel verzichten, da sie erst in Jahrgangsstufe 9 eingeführt wird. Dort verwendet man bei der Formulierung der Reaktionsgleichung, damit sie nicht zu kompliziert wird, die Glucose als einfaches Kohlenhydrat. 42 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Da der Anteil an molekularem Sauerstoff in der Atmosphäre, wie zu Anfang des Kapitels besprochen, konstant bei 21 % liegt, müssen gleich viele Assimilations- wie Dissimilationsvorgänge ablaufen. Neben der Atmung wird der Disauerstoff weiterhin beim Verwesen [31] und ebenso bei großen Waldbränden, wie sie im Sommer 2006 z.B. in Spanien gewütet haben, verbraucht, da die Verbrennung, wie in Kapitel 5.1 „ ,Feuerluft´ – ,Lebensluft´ – ,Oxygen´ “ diskutiert, eine Oxidation unter Sauerstoffverbrauch darstellt. Gebildet wird molekularer Sauerstoff in der Natur hauptsächlich durch die schon erwähnte Photosynthese in Pflanzen, z.B. in immensem Maße in den Regenwäldern, die deshalb informell als „Grüne Lunge der Erde“ bezeichnet werden. Was passiert, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, d.h. zu wenig Sauerstoff produziert bzw. zu viel verbraucht wird, wird in Kapitel 12.4 „Der anthropogene Treibhauseffekt“ erläutert. In der Oberstufe, am besten in Zusammenarbeit mit einem Biologie-Leistungskurs, kann man tiefergehenden fächerübergreifend chemischen und die bio- logischen Zusammenhänge der Photosynthese besprechen. Darauf wird aber hier nicht näher eingegangen. Abb. 39: Chlorophyll a und b Möchte man das Thema Atmung im Schulunterricht genauer besprechen, kann dies z.B. durch die folgende aktuelle Meldung spannend gestaltet werden. 30. Juli. 2006: „Der Deutsche Astronaut [Thomas] Reiter kommt zu seinem Außeneinsatz im All. […] Bevor die beiden [er und sein Kollege Williams] kurz vor 16.00 Uhr MESZ aus der Druckkammer schweben, gibt es eine geballte Ladung Hochprozentiges. 40 Minuten atmen Reiter und sein Kollege Williams puren Sauerstoff ein, um Stickstoff aus dem Blutkreislauf zu spülen. `Das verhindert die so genannte Taucherkrankheit.´ “ [41] EXKURS: Was passiert in unserer Lunge? In der Luft sind 21 % Disauerstoff enthalten. Misst man seinen Gehalt in der ausgeatmeten Luft, kann man feststellen, dass noch rund 16 % molekularer Sauerstoff enthalten sind [32]. 43 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Also wird in unserem Körper nur ein Teil des eingeatmeten Disauerstoffes verbraucht, z.B. bei einem Atemzugvolumen im Ruhezustand von 0,5 L Luft [32] nur 25 mL Disauerstoff. Dies ist z.B. der Grund, weshalb eine Mund-zu-Mund Beatmung in der Medizin möglich ist: Es ist noch genügend Disauerstoff in der ausgeatmeten Luft vorhanden, den der Patient aufnehmen kann. Bei der Atmung geschieht Folgendes: Die Luft wird durch die Nase oder den Mund aufgenommen. Sie strömt über den Rachen, durch den geöffneten Kehldeckel und die Luftröhre in die Lunge. Über die Bronchien gelangt sie in die Bronchiolen, die in den Lungenalveolen, den Lungenbläschen, enden [32]. Nach der Diffusion durch das Alveolarepithel in die Lungenkapillare (Blutgefäße) wird der Disauerstoffe an das Hämoglobin des Blutes gebunden. Abb. 40: Die menschliche Lunge Es transportiert den molekularen Sauerstoff von der Lunge zum Myoglobin, das in den Muskeln sitzt, und an andere Orte des Sauerstoffverbrauchs. Das sauerstofffreie Hämoglobin nennt man Desoxyhämoglobin, das mit Disauerstoff beladene Oxyhämoglobin [42]. Abb. 41 (1) - (3): Häm, Teil des Desoxyhämoglobins und des Oxyhämoglobins Chemisch gesehen passiert in den Lungenbläschen Folgendes: In einem sauerstofffreien Molekül Hämoglobin, das 4 Untereinheiten, also auch 4 Häm-Gruppen besitzt, ist jedes Zentralteilchen ein Fe2+ im high-spin Zustand, das quadratisch-pyramidal koordiniert ist. Wird der Disauerstoff an das Fe2+ gebunden, findet eine „end-onAddition“ statt. 44 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Bei dieser Reaktion geht das Fe2+ in einen low-spin Zustand über und koordiniert oktaedrisch (vgl. Abb. 41 (1) - (3): „Häm, Teil des Desoxyhämoglobins und des Oxyhämoglobins“). Die Oxidation von Fe2+ zu Fe3+ durch molekularen Sauerstoff erfolgt deshalb nicht, da das Globin die Häm-Gruppierungen umhüllt [42]. Die Aufnahme des molekularen Sauerstoffes in der Lunge kann somit den Schülern der Jahrgangsstufe 13 im Leistungskurs z.B. beim Wahlthema „Komplexchemie“ erklärt werden. In diesem Zusammenhang können mit den Schülern auch weitere aktuelle Themen, wie Doping z.B. bei der Tour de France und dem Lebensmittelskandal um verdorbenes Fleisch, diskutiert werden [43]. Bei der Tour de France findet häufig Blutdoping statt. Hierbei spritzen sich die Sportler das körpereigene Hormon Erytropoietin (EPO), welches die Produktion der roten Blutkörperchen (Erytrocyten), die das Hämoglobin beinhalten, steigert. Deshalb kann mehr Disauerstoff z.B. zu den Muskeln transportiert und dadurch die Leistung gesteigert werden [43]. Damit altes Fleisch länger frisch aussieht und als solches verkauft werden kann, machen Fleischhändler Folgendes: das Fleisch wird verbotenerweise mit Kohlenstoffmonoxid bedampft. Dieses wird an das Hämoglobineisen, mit dem es eine stärkere Bindung [42] eingeht als der Disauerstoff, gebunden und sorgt für eine frische rosa Farbe des Fleisches [43]. Um zu verstehen, wieso Thomas Reiter reinen, molekularen Sauerstoff einatmen musste, muss man zusätzlich wissen, dass sich unter erhöhtem Druck auch die übrigen in der Luft vorhandenen Gase, wie z.B. molekularer Stickstoff in Blut und Gewebe lösen. Dieser wird dann bei raschem Druckabfall nicht langsam freigesetzt, sondern schlagartig und kann durch Bildung von Gasbläschen im Blut Embolien verursachen. Dies ist die Ursache für die Druckluftkrankheit [44], die auch Taucherkrankheit genannt wird. Die Symptome bei zu schnellem Druckabfall sind schmerzhafter Ohrendruck, Empfindungsstörungen, Schmerzen in Muskeln, Gelenken und im Kopf, Schwindelgefühl, Blutungen aus Nase und Ohren bis hin zu Lähmungen und Kollaps. Bei explosionsartigem Druckabsturz tritt meist unter Atemnot und Bewusstlosigkeit der Tod infolge zentraler Atemlähmungen ein [44]. 45 5. „Luft zum Atmen“ – Der molekulare Sauerstoff Ein normaler Tauchgang unterteilt sich in 3 Phasen: der Kompressionsphase (Abstieg), der Isopressionsphase (Aufenthalt in gleichbleibender Tiefe) und der Dekompressionsphase (Aufstieg). Für die Dauer der letzten Phase ist es für den Taucher wichtig zu wissen, wie die sogenannte Nullzeit für seine Tauchtiefe ist. Sie gibt an, wie lange er sich in einer bestimmten Tiefe aufhalten kann. Ist die Nullzeit überschritten, darf der Taucher nur unterbrochen durch Dekompressionspausen auftauchen. In diesen Pausen wird der Distickstoff, der im Blut gelöst ist, langsam freigesetzt und kann über die Lunge abgeatmet werden. Taucht er z.B. nur 21 m tief, ist die Nullzeit mit 35 Minuten wesentlich größer, als wenn er z.B. 45 m tief taucht [45]. Dasselbe wie beim Auftauchen kann auch im Weltall bei einem Druckabsturz zwischen dem normalen Druck im Raumschiff oder dem Raumanzug und dem Vakuum des Weltalls geschehen. Dadurch, dass Thomas Reiter durch Einatmen von molekularem Sauerstoff den molekularen Stickstoff, der im Blut gelöst ist, verdrängt hat, kann dieser bei raschem Druckabfall Abb. 41: Kosmonaut über der Erde nicht schlagartig freigesetzt werden und somit wird die Druckluftkrankheit vermieden. Hinzu kommen bei starkem Druckabfall im Weltall noch mögliche Gewebsschädigungen durch Siedeeffekte [44], da z.B. das Wasser, aus dem der Körper zu sehr großen Teilen besteht, bei geringerem Druck schon früher siedet (vgl. Kap. 10.3 „Warum trocknet unsere Wäsche – Das Verdampfen“, Abb. 72: Dampfdruckkurve von Wasser). Zur Vermeidung der Taucherkrankheit atmen Taucher, im Gegensatz zu Astronauten, keinen Disauerstoff ein, sondern ersetzen in ihren Druckluftflaschen den Distickstoff durch Helium, welches wesentlich schlechter in Blut und Gewebe löslich ist [15]. 46 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase Neben den Hauptinhaltsstoffen, dem molekularen Sauerstoff und Stickstoff, die insgesamt schon 99,03 Volumenprozent ausmachen, liegt ein drittes Gas in verhältnismäßig größerer Menge in der Luft vor: Argon nimmt etwa 0,934 Volumenprozent der Luft ein [8]. Nimmt man noch das in Kapitel 7 diskutierte Kohlenstoffdioxid hinzu, ergeben diese vier Gase nahezu 100 %. Weitere in der Luft enthaltene Gase sind nur in Spuren vorhanden (vgl. Kapitel 9 „Spuren von Gasen“). Herausgegriffen aus den Spurengasen werden in diesem Kapitel die Edelgase. Wie viel des jeweiligen Edelgases in der Luft enthalten ist, zeigt folgende Tabelle: Edelgas Argon Helium Neon Kr, Xe, Rn Volumenprozent 0,934 0,0005240 0,001818 < 1,14·10-4 1401 L 0,786 L 2,727 L < 0,171 L der Luft Anteil an 150 m3 7 Hauptquellen β-Zerfall von 40 19 K α-Zerfall von 232 90 Th , 235, 238 92 U (1) (2) (3) 7 bezogen auf einen 3 m hohen, 10 m langen und 5 m breiten Klassenraum, also 150.000 L Abb. 43 (1) - (3): Leuchtstoffröhren, die mit dem jeweiligen Edelgas gefüllt sind Tabelle 4: Volumenanteil der Edelgase in der Luft/im Klassenraum, Hauptquellen [15] In den folgenden Kapiteln 6.1 bis 6.3 werden ausschließlich die für die Schule wichtigen Eigenschaften und bekannten Anwendungen der Edelgase beschrieben. Die Edelgasverbindungen und tiefer gehende Edelgaschemie, ebenso wie die Chemie des Radons, werden nicht erläutert. 47 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase 6.1 Das Argon – Mehr drin als man denkt! Um Schülern zu zeigen, wie viel Argon in der Luft enthalten ist, kann man sich Folgendes überlegen: Ein Klassenraum, der 3 m hoch, 10 m lang und 5 m breit, also ein Volumen von 150 m3 besitzt, und somit 150.000 L Luft enthält, beinhaltet rund 1401 L Argon. Dies entspricht etwa 1401 Tetrapackungen. Argon wurde 1894 von Lord Rayleigh entdeckt. Dieser entzog der Luft den molekularen Sauerstoff durch Überleiten über glühendes Kupfer und wog dann das verbliebene Gas. Da das Gewicht der Restluft größer war als das des gleichen Volumens molekularen Stickstoffes, den er aus einer stickstoffhaltigen Verbindung gewonnen hatte, zog er daraus den Schluss, dass Luft nicht nur aus Disauerstoff und Distickstoff besteht [18]. Um zu zeigen, dass etwa 1 Volumenprozent der Luft aus Argon besteht, kann der schon erwähnte Versuch zur Bestimmung des Sauerstoffanteils der Luft weitergeführt werden. Nachdem der Disauerstoff mit Kupfer zu Kupferoxid umgesetzt wurde, kann auch der molekulare Stickstoff mit Hilfe von Magnesiumpulver als Nitrid gebunden werden [15]. N2(g) + Ar(g) + 3 Mg(s) Mg3N2(s) + Ar(g) Bei Verwendung von 100 mL Luft, müsste weniger als ein Milliliter übrig bleiben. Besser ist es somit, mindestens 1000 mL Luft zu verwenden, wobei hier etwa 10 mL übrig bleiben müssten. Genauso hat dies auch Lord Rayleigh getan und somit eine kleine Menge eines bis dahin unbekannten Gases isoliert, das er auf Grund seiner Reaktionsträgheit Argon, von argos (griech.) = träge, nannte [15]. Argon, das hauptsächlich als Inertgas bei metallurgischen Hochtemperaturprozessen, wie z.B. beim „Elektroschweißen insbesondere leicht oxidierbarer Leichtmetalle (Al, Mg) und sehr hoch schmelzender Metalle (Ti, Zr, Mo, W, Argonarc-Verfahren)“ [46] verwendet wird, wird heute ausschließlich durch fraktionierte Destillation flüssiger Luft (vgl. Kap. 3.4 „Technische Gewinnung der Hauptinhaltsstoffe“) gewonnen. 48 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase 6.2 Das Helium – Ein leichtes Gas zum Fliegen! Betrachtet man erneut den obigen Klassenraum mit 150 m3, sind darin immerhin noch 0,786 L Helium enthalten, also mehr als eine 0,7 L Wasserflasche. Betrachtet man allerdings die gesamte Atmosphäre im All, ist Helium nach dem Wasserstoff, der 90 Atomprozent ausmacht, mit 9 Atomprozent das zweithäufigste Element [15]. Dass Helium und molekularer Wasserstoff Gase mit sehr geringer Dichte sind, kann man in der Schule in Klassenstufe 8 zum Thema „Dichte von Gasen“ besonders gut demonstrieren, indem man Luftballons mit Helium bzw. Diwasserstoff füllt und diese im Klassenraum aufsteigen lässt. Beide steigen schnell an die Decke und haben somit eine geringere Dichte als Luft (vgl. Versuch 6.1 „Aufstieg in Schwindel erregende Höhen!“). Vergleicht man die Gase weiter, so stellt man aber einen gravierenden Unterschied fest. Entzündet man nämlich die beiden Ballons an der Decke nun, passiert folgendes: Der mit Helium gefüllte Ballon platzt, so wie ein mit Luft gefüllter Ballon, wenn man ihn mit einer Nadel zersticht. Im Gegensatz dazu verbrennt der mit Wasserstoff gefüllte Ballon unter lautem Knall und oranger, fahlblauer Flamme vergleichbar mit einem Backdraft (vgl. Versuch 6.2 „Backdraft!“). Um die beiden oben genannten Versuche in den Unterricht einzubinden, kann man einen historischen Einstieg wählen und die Geschichte des Luftschiffes „Hindenburg“ erzählen, das am 6.5.1937 in Lakehurst, New Jersey, in Flammen aufging. Abb. 44: Luftbrief, der die Katastrophe der Hindenburg fast unbeschadet überlebte Zum Beispiel kann man den Schülern eine Abbildung des Luftbriefes geben und sie sollen recherchieren, wo er herkommt und warum er Brandränder hat etc. . Das Luftschiff Hindenburg war mit Diwasserstoff gefüllt, weshalb man nach dieser Katastrophe ausschließlich Helium für die Luftschifffahrt und heute noch für meteorologische Wetterballons verwendet [15]. 49 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase Ebenso gut kann man die Schüler fragen, ob sie schon einmal bei einem Ballonwettbewerb mitgemacht haben und ob sie wissen, warum der Luftballon nach oben steigt. In diese Luftballons wird ebenso Helium eingefüllt. In den „Ausflugballons“ von heute, die sehr häufig im Sommer am Himmel zu sehen sind, ist heute statt Helium heiße Luft enthalten. EXKURS: Die „Luftschiffe“ von heute: Heißluftballons Die heutigen Luftschiffe werden, wie der Name „Heißluftballon“ schon sagt, mit heißer Luft betrieben. Um den Schülern zu zeigen, dass heiße Luft einen Ballon nach oben trägt, kann man folgenden Demonstrationsversuch durchführen. Abb. 45: Heißluftballon Man entzündet einen leeren Teebeutel an seinem oberen Ende (vgl. Demonstration 1 „Der fliegende Teebeutel“). Dieser fliegt genau dann in die Höhe, wenn der Auftrieb größer ist als die Gewichtskraft des Teebeutels [47]. Somit kann man den Schülern zeigen, dass die Dichte eines Gases auch von seiner Temperatur abhängt. Beim Fahren mit dem Heißluftballon wird die Höhe dadurch reguliert, dass die Luft im Ballon erwärmt oder abkühlt. Hierzu ist in der Mitte über der Gondel ein Brenner angebracht, der meistens mit Propangas betrieben wird [48]. Soll der Ballon aufsteigen, wird die Luft mit Hilfe des Brenners erwärmt, soll er sinken, wird der Brenner abgestellt und die Luft im Ballon von der Umgebungsluft gekühlt oder ein am oberen Ende der Ballons befindliches Ventil geöffnet, um die heiße Luft schneller abzulassen [48]. Helium ist auf Grund seiner geringen Dichte so leicht, dass es vom Gravitationsfeld der Erde nicht zurückgehalten werden kann. Warum dennoch Helium auf der Erde vorhanden ist und wie es auf natürliche Weise immer wieder neu entsteht, kann den Schülern in der Oberstufe z. B. beim Thema „Nutzenergiegewinnung“ im Rahmen des Wahlthemas Angewandte Chemie im Grund- bzw. Leistungskurs in 13.2 erklärt werden. 50 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase 232 90 Es entsteht durch α - Zerfall von Th bzw. U in Form von 24 He 2 + in Erdgasen 235, 238 92 [15]. U 2- + 235, 238 92 231, 234 90 U 4 2 He2 + + Energie Besonders ergiebig sind hier z.B. amerikanische Erdgasquellen, die etwa 1 - 8 % Helium enthalten. Daraus wird es dann nutzbar gemacht [15]. Im Weltall entsteht es auf unserer Sonne bzw. allgemein auf Sternen durch Kernfusionen aus dem dort vorhandenen Wasserstoff. 2 11 H + + 2 01 n 4 2 He 2 + + 2 634 000 000 kJ [49] Abb. 46: Explosion einer Wasserstoffbombe Diese Reaktion findet auch bei der Explosion von Wasserstoffbomben statt. Sie ist allerdings unkontrollierbar und kann deshalb (noch) nicht zur Stromerzeugung genutzt werden. Ein sich in der Entwicklung befindlicher Kernfusionsreaktor namens ITER wird gerade bei Cadarache, im Süden von Allgemein Frankreich, sind eine gebaut. Reihe von Fusionsreaktionen zwischen leichten Kernen denkbar. Die höchste „Fusionsleistungsdichte“ erhält man Abb. 47: Verschmelzen eines Tritium- und Deuteriumkerns bei der Fusion von Deuterium und Tritium [50] Bei der Verschmelzung entsteht 24 He2 + , also ein α-Teilchen, unter Aussendung eines Neutrons und großer Mengen Energie. Dabei wird pro kg Helium ca. zehnmal so viel Energie frei wie bei der Spaltung von einem kg Urankernen [49]. Diese Energie wird dann nutzbar gemacht [50]. 51 6. „Edler Duft liegt in der Luft“ – Die Edelgase In diesem Zusammenhang kann man den Schülern den Unterschied zwischen einem Kernkraftwerk, das sich die Zerfallsreihe zu Nutzen macht, und einem Fusionsreaktor erklären. Befindet sich in der näheren Umgebung der Schule ein solcher Reaktor, wie z.B. in Mülheim-Kärlich, kann dieser als außerschulischer Lernort dienen. Aus dem oben entstandenen α-Teilchen entsteht durch Aufnahme von zwei Elektronen elementares Helium. Verwendet wird es z.B. als Trägergas in Gaschromatographen und als Ersatz für Distickstoff in Taucherflaschen zur Vermeidung der Taucherkrankheit (vgl. Kap. 5.4 „Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf“) 6.3 Leuchtstoffröhren Die wichtigste schulrelevante Anwendung der Edelgase ist vermutlich die in der Beleuchtungstechnik. Die Lichtausbeute von normalen Glühlampen beträgt etwa 4 % [51]. 96 % gehen somit als Wärmeenergie verloren. Diese Ausbeute kann man dadurch steigern, indem man die Temperatur des Glühfadens erhöht. Dadurch, dass das Wolfram im Vakuum der Glühlampe bei 2100 °C verdampft, verkürzt sich aber die Lebensdauer der Lampe. Um dem Verdampfen entgegenzuwirken und eine möglichst hohe Lichtausbeute zu erzielen, werden molekularer Stickstoff und die Edelgase Argon und Xenon verwendet. Hierbei wird die Fadentemperatur von den oben erwähnten 2100 °C auf 2400 °C unter Verwendung von molekularem Stickstoff, auf 2430 °C bei Verwendung von Argon und auf 2510 °C unter Verwendung von Xenon, gesteigert [15]. Die unterschiedliche Steigerungstemperatur hängt von den molaren Massen der zugesetzten Gase ab. Vereinfacht kann man es sich so vorstellen, dass die verdampften Wolframmoleküle an den Gasmolekülen „abprallen“ und wieder an den Draht gebunden werden [51]. Durch die geringere Wärmeleitfähigkeit dieser Füllgase können kleinere Lampenkolben gebaut werden [15]. Ebenfalls verwendet werden die Edelgase in Entladungsröhren [15]. Hierbei gibt es Neonröhren, Blaulichtröhren und Leuchtstoffröhren. Durch Strahlungs-Emission angeregter Edel- Abb 48: Leuchtstoffröhre gasatome wird das scharlachrote Licht [52] des Neons in Neonröhren erzeugt. In den Blaulichtröhren befinden sich angeregte Edelgas- und Quecksilberatome. Bei den Leuchtstoffröhren hingegen werden durch die angeregten Edelgasatome, die sich an der Innenseite der Lampe befindende, Leuchtstoffe wie z.B. Magnesium angeregt [15]. 52 7. Das Kohlenstoffdioxid 7. Das Kohlenstoffdioxid Der Tabelle 1 in Kapitel 3.2 „Die Zusammensetzung der Luft“ kann man entnehmen, dass 0,03 % der Luft aus Kohlenstoffdioxid besteht. Dies kann man in der Schule in Klassenstufe 10 zum Thema „Säure-Base-Reaktionen nach Broensted“ quantitativ bestimmen, indem man als anwendungsbezogene Titration zunächst über Nacht Calciumhydroxidlösung mit einem bestimmten Volumen Luft reagieren lässt und dann sowohl die anfänglich eingestellte Konzentration der Lösung als auch die Konzentration nach der Reaktion mit Oxalsäure titriert (vgl. Versuch 7.2 „Quantitativer CO2-Nachweis“). Hierbei wird Phenolphthalein, das von violett nach farblos umschlägt, als Indikator verwendet [53]. Ca2+(aq) + 2 OH-(aq) + CO2(g) CaCO3(s) ↓ + H2O Ca2+(aq) + 2 OH-(aq) + C2O42-(aq) + 2 H3O+(aq) CaC2O4(s) ↓ + H2O Weiterhin kommt Kohlenstoffdioxid im Meerwasser und in Mineralquellen vor [54]. In Gegenden von Vulkanen, z. B. in der Eifel, kommt es aus Rissen und Spalten aus dem Erdboden geströmt. Besonders gut sichtbar ist es an Rädern von Seen, z.B. am Laacher See, aus denen es in Form von kleinen Blasen aufsteigt. Abb. 49: CO2-Gasblasen aus dem Laacher See 7.1 Natürliche Entstehung und Technische Gewinnung von gasförmigem CO2 Wie schon beim Kreislauf des Disauerstoffes beschrieben, entsteht Kohlenstoffdioxid biologisch bei der Atmung von Menschen und Tieren (vgl. Kapitel 5.4 „Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf“). Hierbei kann man in der Schule in Jahrgangsstufe 8 qualitativ demonstrieren, dass sich der ursprüngliche Gehalt von 0,03 % in der Einatemluft auf etwa 5 % Kohlenstoffdioxid beim Ausatmen erhöht. 53 7. Das Kohlenstoffdioxid Man kann zeigen, dass Blaukrautsaft, ein natürlicher Indikator, beim Durchströmen von Einatemluft eine weniger violette Farbe bekommt als beim Hindurchströmen von ausgeatmeter Luft (vgl. Versuch 7.1 „Qualitativer CO2-Nachweis) [55] [56]. Technisch kann man Kohlenstoffdioxid z.B. durch Verbrennung von Kohlenstoff mit Luft herstellen [54]. C(s) + O2(g) CO2(g) ↑ + 393,77kJ Diese einfache Gewinnung kann man in der Schule durch Verbrennen von Kohlenstoff, z.B. in Form von Aktivkohle, mit dem Bunsenbrenner demonstrieren. Außerdem fällt Kohlenstoffdioxid beim Kalkbrennen als Nebenprodukt an [54]. CaCO3(s) + 178,44 kJ CaO(s) + CO2(g) ↑ Diese Darstellungsart kann man z.B. beim Thema „Kalkkreislauf“ in Klassenstufe 10 demonstrieren. Im Labor bzw. in der Schule stellt man es am einfachsten durch Einwirken von Säuren auf Carbonate, z.B. Calciumcarbonat, her [54]. CaCO3(s) + 2 HCl(aq) CaCl2(aq) + H2O + CO2(g) ↑ Man kann aber auch Hydrogencarbonate, z.B. Natriumhydrogencarbonat, das im Backpulver enthalten ist, verwenden und Essigsäure hinzugeben. NaHCO3(s) + CH3COOH(aq) NaCH3COO(aq) + H2O + CO2(g) ↑ Dies wird in Demonstration 2 „Der Treibhauseffekt“, in der ein CO2 – Entwickler entwickelt wurde, verwendet. Die Mengenverhältnisse wurden so optimiert, dass ein Päckchen Backpulver und 30 - 40 mL Essig etwa 30 Sekunden Kohlenstoffdioxid, also genau die in der Demonstration benötigte Menge, freisetzen. 7.2 Chemische und physikalische Eigenschaften Kohlenstoffdioxid ist bei Standardbedingungen ein farbloses Gas, das säuerlich riecht und schmeckt [54]. 54 7. Das Kohlenstoffdioxid Die physikalischen Daten sowie das im Folgenden diskutierte Zustandsdiagramm von Kohlenstoffdioxid werden in der Schule nicht erwähnt, werden aber der Vollständigkeit halber in diesem Zusammenhang beschrieben. Der Siedepunkt (Sublimationspunkt) von Kohlenstoffdioxid liegt bei -78,48 °C, der Schmelzpunkt bei -56,7 °C [57]. Es ist auffällig, dass der Siedepunkt unterhalb des Schmelzpunktes liegt. Dies liegt daran, dass der Dampfdruck von 1,013 bar, also laut Definition der Siedepunkt bei Standarddruck, schon im festen CO2 erreicht wird und es sublimiert. Abb. 50: Zustandsdiagramm von CO2 Abb. 50 stellt ein Ein-Komponentensystem dar, also liegt reines Kohlenstoffdioxid vor. Die drei Kurven, die Schmelzkurve, die Dampfdruckkurve und die Sublimationskurve schneiden sich in einem Punkt, dem sogenannten Tripelpunkt. Hier liegen alle drei Phasen beständig nebeneinander vor. Er liegt für Kohlenstoffdioxid bei 5,2 bar und -57 °C [57]. Ein weiterer wichtiger Punkt im Phasendiagramm ist der kritische Punkt mit der zugehörigen kritischen Temperatur und dem kritischen Druck. An dieser Stelle liegen nicht mehr zwei Phasen, also flüssig und gasförmig nebeneinander vor, sondern eine einheitliche Phase, die eine einheitliche Dichte besitzt. Der kritische Punkt von Kohlenstoffdioxid liegt bei pk = 73,7 bar und tk = +31 °C. Oberhalb dieser Temperatur kann das Gas auch unter beliebig hohen Drücken nicht mehr verflüssigt werden [57]. 55 7. Das Kohlenstoffdioxid Weiterhin ist Kohlenstoffdioxid gut wasserlöslich [54]. Bei 20 °C lösen sich in einem Liter Wasser 0,9 L CO2. Warum diese Eigenschaft interessant ist, wird in Kapitel 7.4 „Ferien am Lake Nyos – Besser Nicht!“ genauer erläutert. Betrachtet man in der Schule z.B. im Zusammenhang mit dem Thema „Elektronenpaarbindungen/Atombindung“, 2.2 „Lewis-Formeln“ das Kohlenstoffdioxidmolekül genauer, stellen die Schüler fest, dass es linear und symmetrisch gebaut ist. Auf Grund der unterschiedlichen Elektronegativitäten, Sauerstoff besitzt nach der Paulingschen Skala 3,5 und Kohlenstoff 2,5, sind die Sauerstoffatome partiell negativ geladen, das Kohlenstoffatom partiell positiv [58]. Die symmetrische Ladungsverteilung zeigt den Schülern, dass, obwohl die Bindungen polar sind, kein Dipol vorliegt, da der Schwerpunkt der negativen Ladung mit dem der positiven zusammenfällt [59]. δO δ+ δ- C O Abb. 51: Lewis-Schreibweise des Kohlenstoffdioxidmoleküls Man kann folgende drei Grenzstrukturen formulieren: + O C O O C O + O C O Abb. 52: Grenzstrukturen des Kohlenstoffdioxidmoleküls Hierbei ist die erste Grenzstruktur diejenige, die die Realität am besten beschreibt, da der gemessene CO-Bindungsabstand 116 pm beträgt. Der berechnete Wert für die C-O-Einfachbindung beträgt 143 pm, für die C=O-Doppelbindung 123 pm und für die C≡O-Dreifachbindung 110 pm [35]. Warum der lineare Bau des Kohlenstoffdioxidmoleküls für alle Lebewesen auf der Erde lebenswichtig ist, wird im folgenden Kapitel deutlich. 7.3 Der natürliche Treibhauseffekt Die bisher diskutierten Gase in der Atmosphäre sind alle UV-transparent. Wäre dies bei allen Gasen so, wäre die Temperatur auf der Erde sehr viel geringer. 56 7. Das Kohlenstoffdioxid Diesen Zusammenhang kann man den Schülern schon in Klassenstufe 8 beim Thema „Quantitative Zusammensetzung der Luft“ ansprechen. Dazu wurde Arbeitsblatt 4 „Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Planeten und der Zusammensetzung seiner Atmosphäre“ angefertigt. Es beinhaltet eine Tabelle (vgl. Tabelle 5, „Temperatur und Zusammensetzung der Atmosphären der Planeten unseres Sonnensystems“), in der die Zusammensetzung der Atmosphären der Planeten (ohne Erde) und deren Oberflächentemperaturen aufgelistet sind. Planet Zusammensetzung der Atmosphäre Durchschnittstemperaturen Merkur --- Nacht: -217 °C Tag: +426 °C Venus 96,5 % Kohlenstoffdioxid, 3,5 % Di- +428 °C bis +470 °C stickstoff, Wasserdampf, Schwefeldioxid Mars Jupiter 95 % Kohlenstoffdioxid, 2,7 % Distickstoff, Nacht: -120 °C 1,6 % Argon, 0,13 % Disauerstoff Tag: +24 °C 89,8 % Wasserstoffgas, 10,2 % Helium, -128 °C 0,3 % Methan Saturn 96,3 % Wasserstoffgas, 3,25 % Helium -170 °C Uranus 89,8 % Wasserstoffgas, 10,2 % Helium, -156 °C bis -212 °C 0,3 % Methan Neptun 80 % Wasserstoffgas, 19 % Helium, -220 °C 1,5 % Methan Tabelle 5: Temperatur und Zusammensetzung der Atmosphären der Planeten unseres Sonnensystems [10, 60] Daraus können die Schüler zunächst vermuten, dass die Konzentration von Kohlenstoffdioxid z.B. auf der Venus sehr hoch ist und mit der Höhe der Temperatur zusammenhängen könnte. Im Anschluss daran kann man mit den Schülern eine Demonstration, verändert nach [61], durchführen, die ihre Vermutung bestätigt, dass Kohlenstoffdioxid dafür verantwortlich ist, dass sich die Erde auf natürliche Art und Weise erwärmt (vgl. Demonstration 2 „Der Treibhauseffekt“). Hierzu leitet man das im CO2-Entwickler entstandene Kohlenstoffdioxid in ein gleichmäßig bestrahltes Becherglas und misst die Temperaturzunahme im Becherglas. Eine Vergleichsprobe, die Luft enthält, wird ebenso bestrahlt. Den Anstieg der Temperatur von 26,1 °C auf 30,8 °C wird in der Klassenstufe 8 nicht erklärt. 57 7. Das Kohlenstoffdioxid Führt man den Versuch erneut z.B. in der Jahrgangsstufe 10 zum Thema „Lewisformeln“ durch, kann man den Schülern anhand eines anschaulichen Modells 3 für das CO2 – Molekül zeigen, dass Kohlenstoffdioxid IR-aktiv [62] ist, also durch Anregung mit IR-Strahlung zum Schwingen angeregt wird. Dies verursacht dann die Erhöhung der Temperatur, da die Gasteilchen z.B. häufiger aneinander stoßen. Zur Anfertigung des Modells werden drei Holzkugeln, zwei blaue außen, die die Sauerstoffatome darstellen sollen, und eine schwarze, die für das Kohlenstoffatom steht, in der Mitte, über zwei Gummibändern miteinander verbunden. Abb. 53: Holzperlenmodell eines Kohlenstoffdioxidmoleküls Geht man mit den Schülern oder in Form einer Gruppenarbeit alle Möglichkeiten, die das Molekül besitzt, sich zu bewegen, durch, erhält man die drei bekannten Schwingungstypen: symmetrische Valenzschwingung (Modell 1), asymmetrische Valenzschwingung (Modell 2) und Deformationsschwingung (Modell 3) [62]. Folgende Möglichkeiten sind gegeben: I) Festhalten der mittleren Kugel: a) beide äußeren Kugeln von der Mitte weg ziehen ⇒ Modell 1 (1) α) eine äußere Kugel nach oben bzw. unten und umgekehrt bewegen b) ⇒ Ur-Zustand (2) (3) β) beide äußeren Kugeln nach oben bzw. unten bewegen ⇒ Modell 2 (4) (5) 3 Hier wurden aus einfachen, alltäglichen Materialien bekannte Schwingungsmodelle, z.B. aus einem Modellbaukasten, nachgebaut. 58 7. Das Kohlenstoffdioxid Analog erhält man die Ergebnisse aus b), wenn man die äußeren Kugeln statt nach oben bzw. unten im Raum bewegt. c) eine äußere Kugel bewegt sich auf die Mitte zu, eine von der Mitte weg (6) ⇒ Modell 3 (7) II) Festhalten der äußeren Kugeln a) mittlere Kugel aus der Linearität bewegen liefert Modell 2 b) mittlere Kugel schwingt nach rechts bzw. links liefert Modell 3 Abb. 54 (1) - (7): Zeichnungen der Modelle zur symmetrischen Valenzschwingung, asymmetrischen Valenzschwingung und Deformationsschwingung Betrachtet man in diesem Zusammenhang das Dipolmoment der drei Strukturen, können die Schüler, da das Thema „Ladungsschwerpunkte und permanenter Dipol“ schon bekannt ist, sagen, dass sich der Schwerpunkt bei der symmetrischen Valenzschwingung nicht, bei den anderen beiden Schwingungstypen allerdings verlagert. Erklärt man den Schülern, dass ein Molekül dann IR-aktiv ist, wenn sich das Dipolmoment ändert [62], können sie verstehen, warum sich die Temperatur im Becherglas nach dem Befüllen mit Kohlenstoffdioxidgas schneller erhöht als in dem Becherglas, das Luft enthält. Soll der Treibhauseffekt genauer verdeutlicht werden, kann dies z.B. fächerübergreifend zusammen mit dem Fach Geographie in einem Leistungskurs der Jahrgangsstufe 13 geschehen. Hierzu kann die Strahlungsbilanz des Systems Erde/Atmosphäre betrachtet werden [11, 63]. 59 7. Das Kohlenstoffdioxid Abb. 55: Strahlungshaushalt des Systems Erde/Atmosphäre Durch Reflexion z.B. an Wolken, atmosphärischen Partikeln und der Erdoberfläche werden 30 % direkt ins Weltall zurückgestrahlt. Dies nennt man planetarisches Albedo [63]. Von der eingestrahlten Sonnenenergie werden 19 % z.B. in den Wolken und am Ozon (kurzwellige UV-Strahlung, vgl. Kap. 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“) und etwa 51 % auf der Erdoberfläche absorbiert [11]. Durch Absorption an der Erdoberfläche entsteht Wärmestrahlung, die teilweise im Boden gespeichert, aber größtenteils wieder an die Atmosphäre abgegeben wird [63]. Etwa 95 % davon werden in Form von Gegenstrahlung der Troposphäre erneut zurückgeworfen. Dies geschieht deshalb, da Spurengase, z.B. Wasserdampf (62 %) und Kohlenstoffdioxid (22 %), sie absorbieren und in Wärme umwandeln (vgl. Demonstration 2 „Der Treibhauseffekt“). Berechnungen haben ergeben, dass ohne diese Rückstrahlung die durchschnittliche Temperatur auf der Erde bei -18 °C liegen würde, also 33 °C unter der heute herrschenden durchschnittlichen Temperatur von +15 °C [63]. 60 7. Das Kohlenstoffdioxid Das Thema „Treibhauseffekt“ kann, ebenso wie der „Stickstoffkreislauf“ (vgl. Kap. 4.4. „Ein Gas ,geht´ um die Welt – Der Distickstoffkreislauf“), in der Schule in Form eines Schülerreferats besprochen werden. In Kapitel 12.4 wird die Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes, „Der anthropogene Treibhauseffekt“ besprochen. Kohlenstoffdioxid besitzt für den Menschen nicht nur positive Eigenschaften, sondern kann im Übermaße auch tödlich sein, wie das folgende Beispiel zeigt. 7.4 Ferien am Lake Nyos – Besser Nicht! Der Lake Nyos ist ein See, der in Kamerun (Zentralafrika) liegt. Wie schon in Kapitel 7.2 „Chemische und physikalische Eigenschaften“ erwähnt, lösen sich, bei einem Druck von 1013 mbar und einer Temperatur von 20 °C, 0,9 L CO2 in 1 L H2O, bei einer Temperatur von 0 °C werden 1,7 L gelöst Abb. 56: Lake Nyos [54]. Abb. 57: Löslichkeit von CO2 in Wasser in Abhängigkeit von der Temperatur Bei niedrigeren Temperaturen und höherem Druck löst sich mehr Kohlenstoffdioxid im Wasser. Das ist auch der Grund, warum eine warme Flasche Wasser oder Sekt beim Öffnen mehr sprudelt als eine kalte. Der See ist einer von drei bekannten Seen weltweit [64], der mit Kohlenstoffdioxid gesättigt ist. Dies liegt daran, dass er über vulkanischem Gebiet liegt, aus dessen Erdinnerem, wie Abb. 49 „CO2-Gasblasen aus dem Laacher See“ zeigt, immer wieder Gas nachströmt. 61 7. Das Kohlenstoffdioxid Dadurch, das CO2 am Boden des Sees frei wird, sind die unteren, kalten Wasserschichten gesättigt, evtl. sogar übersättigt, wohingegen die oberen Wasserschichten weniger Kohlenstoffdioxid enthalten. Führt ein Umweltereignis, z.B. ein Erdrutsch, ein Vulkanausbruch oder ähnliches dazu, dass die unteren, kalten Wasserschichten mit den oberen, wärmeren Wasserschichten durchmischt werden, entgast der See, d.h. es wird sehr viel Gas auf einmal freigesetzt, da sich im warmen Wasser nicht so viel Kohlenstoffdioxid lösen kann (vgl. Abb. 57: „Löslichkeit von CO2 in Wasser in Abhängigkeit von der Temperatur“) [64]. Genau dies geschah am 21.8.1986 gegen 21.30 Uhr am Lake Nyos. Das Entgasen von Kohlenstoffdioxid selbst ist nicht problematisch, wäre das Gas mit einem Litergewicht von 1,9768 g nicht schwerer als Luft [54]. Dies führte dazu, dass es sich am Boden verteilte und in die umliegenden Täler „floss“. Beträgt die Konzentration von Kohlenstoffdioxid mehr als 10 Volumenprozent der Atemluft, führt dies zunächst zur Bewusstlosigkeit oder kann Krämpfe und Kreislaufschwäche hervorrufen. Steigt sie auf über 15 Volumenprozent können Lähmungserscheinungen ähnlich wie bei einem Schlaganfall entstehen. Noch größere Mengen führen rasch zum Tod, da das Hämoglobin dann zu wenig Disauerstoff aufnehmen kann (vgl. Kap. 5.4 „Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf“). Daran starben am Lake Nyos an diesem Abend etwa 1800 Menschen. Diese Katastrophe kann man Schülern mit Hilfe eines Modellversuches, Versuch 8 [65] „Unglück am Lake Nyos“ verdeutlichen. Hierbei verwendet man zur Darstellung des Sees entweder Essig, Cola-Light oder warmes Wasser (ca. 50 °C). Die Flüssigkeit befindet sich etwa 1,5 cm hoch in einem kleinen Plastikbehälter. In die Flüssigkeit hinein stellt man jetzt unterschiedlich hohe, entzündete Kerzen (z.B. Teelicht und kleiner Friedhofsbrenner). Gibt man Brausetabletten bzw. ein Päckchen Backpulver hinzu, erlöschen die Kerzen nacheinander. Abb. 58: Modell für das Tal des Sees Lake Nyos 62 7. Das Kohlenstoffdioxid Dies geschieht, da sowohl im Backpulver als auch in den Brausetabletten Natriumhydrogencarbonat enthalten ist. Dieses setzt, kommt es mit Säure, z.B. mit Essigsäure (Essig) oder Phosphorsäure (Cola-Light), in Berührung, Kohlenstoffdioxid frei. NaHCO3(s) + CH3COOH(l) CO2(g) ↑ + CH3COONa(aq) + H2O Dasselbe geschieht bei Zugabe von heißem Wasser. NaHCO3(s) + H2O CO2(g) ↑ + NaOH(aq) + H2O Um den Schülern zu zeigen, welche Wucht hinter einer spontanen Entgasung steht, kann alternativ zum obigen Versuch eine 2 L Cola-Light Flasche und eine ganze Rolle Mentos verwendet werden. Die Durchführung dieses Versuches sollte im Freien stattfinden. Hierzu gibt man die Mentos lose in ein Reagenzglas, verschließt dies mit einem Bierdeckel und hält es über die geöffnete Öffnung der Cola-Light Flasche. Gibt man gleichzeitig alle Mentos in die Flasche, die als Druckgasbehälter dient, entsteht eine Cola-Fontaine [65]. Genau geklärt ist noch nicht, was bei diesem Versuch passiert. Es gilt aber als relativ sicher, dass das in der Cola-Light gelöste Kohlenstoffdioxid an der Oberfläche des Mentos-Bonbons schlagartig desolvatisiert wird und sich CO2-Gasblasen bilden. Oberfläche Mentos-Bonbon CO2(aq) CO2(g) Woher allerdings die Wucht kommt, die dahinter steckt, die z.B. bei der Verwendung von Brausetabletten in einer Literflasche Wasser nicht vorhanden ist, ist noch nicht in Gänze geklärt. Weiterhin sind grenzflächenaktive Substanzen im Mentos enthalten, die die Oberflächenspannung des Wassers in der Cola-Light herabsetzen. Hierdurch ist die Bildung der Kohlenstoffdioxid-Gasblasen begünstigt. Bekannt für dasselbe Phänomen ist die „Hundsgrotte“ in Neapel, in der sich Menschen ganz normal aufhalten und atmen können. Kleinere Tiere, z.B. Hunde, sterben, da sie auf Grund der Ansammlung von Kohlenstoffdioxid (ca. 70 %) in einer vom Boden aus gesehen etwa 50 cm hohen Gasschicht, nicht mehr atmen können [54]. 63 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Ozon kommt auf natürliche Weise hauptsächlich in der Stratosphäre vor. Es bildet die sogenannte Ozonschicht, die die UV-Strahlung der Sonne filtert und somit das Leben auf der Erde erst möglich macht. Das Thema „Ozon“ kommt im Lehrplan Chemie des Landes Hessen (Gymnasialer Bildungsgang) nicht vor. Da es aber ein wichtiges Thema ist, das z.B. gerade wieder im Sommer 2006 auf Grund der erhöhten Ozonwerte aktuell diskutiert wurde, sollte es an den verschiedenen Stellen im Lehrplan, die im Laufe des Kapitels erwähnt werden, aufgegriffen werden. 8.1 Eigenschaften Ozon ist eine allotrope [31] Modifikation des Sauerstoffs. Es besteht aus drei Sauerstoffatomen und lässt sich mit Hilfe der Lewis-Schreibweise, die in der Jahrgangsstufe 10 zum Thema „Elektronenpaarbindung/Atombindung“ 2.2 „LewisFormeln“ eingeführt wird, wie folgt darstellen: O O + O O+ O O O - - O O Abb. 59 (1) - (3): Mesomeriestrukturen des Ozonmoleküls, (4) Modell des Ozonmoleküls Hierbei kann man auch diskutieren, warum das Ozonmolekül im Gegensatz zum CO2-Molekül gewinkelt ist (vgl. Kap. 7.3 „ Der natürliche Treibhauseffekt“) [59]. Ozon ist bei Standardbedingungen ein blaues, charakteristisch riechendes Gas, das Christian Friedrich Schönbein 1840 sowohl nach heftigen Gewittern als auch bei der Elektrolyse von Wasser bzw. verdünnter Schwefelsäure entdeckte und ihm seinen Namen gab (ozein (griech.) = riechen) [66]. 64 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen „ Was mich betrifft, so bin ich gerne geneigt anzunehmen, daß die riechende Substanz, welche den Blitz entbindet, ganz dieselbe ist, welche durch Elektricität unserer Maschinen und die bei Elektrolysation des Wassers entbunden wird […]“ [67] Abb. 60: Christian Friedrich Schönbein Das achsensymmetrische Ozonmolekül weist ein delokalisiertes π-Elektronensystem auf und die Bindungsordnung zwischen den Sauerstoffatomen, zunächst an der Lewis-Schreibweise abgelesen, beträgt 1,5. Es ist gewinkelt mit einem Einschlusswinkel von 116,8° und der Abstand zwischen den Sauerstoffatomen beträgt 128 pm [66]. Dieser Wert bestätigt die Bindungsordnung, da die berechnete Einfachbindung O-O bei 132 pm, die berechnete Zweifachbindung O=O bei 112 pm liegt [35]. Hieran kann man in der Schule wiederum den schon in Kapitel 4.3 „Chemische Eigenschaften“ des molekularen Stickstoffs erwähnten Merksatz bestätigen. Hoher Bindungsgrad, hohe Dissoziationsenergie, starke Bindung. Die genaueren Bindungsverhältnisse im Ozonmolekül könnten in Jahrgangsstufe 12, nach der Erklärung der Hybridisierung, modellhaft beschrieben werden. Ozon ist ein dreiatomiges Molekül und da häufig schon die Molekülorbitale von Dimeren für die Vorstellungswelt der Schüler kompliziert sind, wird das Bindungssystem des Ozons im Folgenden nicht didaktisch reduziert, sondern wissenschaftlich erklärt. Formal geht man davon aus, dass alle drei Sauerstoffatome sp2-hybridisiert sind [68]. So entsteht eine σ-Bindung, die wie folgt aussieht: Abb. 61: σ-Bindungssystem des Ozonmoleküls 65 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Bei 3·6 e- = 18 Außenelektronen fehlen vier, die sich z.B. in den pz-Orbitalen, also senkrecht zu den sp2-Hybridorbitalen, befinden müssen. Die π–Bindung sieht, wenn man das Molekül von der Seite betrachtet, wie folgt aus: (1) bindend (2) nicht bindend (3) anitbindend Abb. 62 (1) - (3): π–Bindungssystem des Ozonmoleküls Betrachtet man ein vereinfachtes Molekülorbitalmodell, kann man daran ablesen, dass molekulares Ozon paramagnetisch ist. __πz* __ __ __πzn.b. pz pz ___ b __πz Atomorbitale O pz Atomorbital O Molekülorbital O3 Abb. 63: Lokales Molekülorbitalmodell des Ozonmoleküls Ebenfalls bestätigt es die Bindungsordnung, da die beiden bindenden Elektronen auf zwei Bindungen aufgeteilt werden und somit die π-Bindung den Wert ½ hat. 8.2 Darstellungsarten Ozon kann man u. a. chemisch, photochemisch und elektrisch herstellen. Auf diesen Wegen wird häufig zunächst atomarer Sauerstoff erzeugt, der dann mit molekularem Sauerstoff zu Ozon reagieren kann. 66 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Bevor dieses Thema behandelt werden kann, müssen die Schüler die Radikalchemie, die erst in der Jahrgangsstufe 11 „Einführung in die Kohlenstoffchemie“, 2.3 „Gesättigte Kohlenwasserstoffe“ zum Thema „Radikalische Substitution“ auftaucht, verstanden haben, da hier Disauerstoff homolytisch in zwei Sauerstoffradikale gespalten wird [66]. O2(g) 2 O· ·(g) ΔH° = +249 kJ/mol O· ·(g) + O2(g) O3(g) ΔH° = -106,5 kJ/mol (☼) Auf die Unterscheidung der verschiedenen angeregten Zustände des atomaren Sauerstoffs nach den Russel-Saunders-Thermen [69] wird der Einfachheit halber verzichtet. 8.2.1 Chemische Darstellung Ein sehr spektakulärer Versuch zum Thema „Redoxreaktionen“ in Klassenstufe 11 ist die Entzündung von Ethanol durch Ozon (vgl. Versuch 9 „Entzündung von Ethanol durch Ozon“) [70]. Hierbei reagiert feinkristallines Kaliumpermanganat mit konzentrierter Schwefelsäure zu Ozon, das den mit Ethanol getränkten Wattebausch nach etwa einer Minute entzündet. Die Schüler kennen die Reaktion vom Permanganatanion zum Mangan(II)-kation. Das “Mn2+(aq)” liegt in wässriger Lösung als rosafarbenes Hexaaquamangan(II)-ion [Mn(H2O)6]2+ vor. −2 +7 Mn O4− ( aq ) +2 2 + + 8 H 3O + ( aq ) + 5 e- “ Mn (aq)“ −2 + 12 H 2 O Liegen nun aber gleiche Mengen der Reaktionspartner vor und eine hochkonzentrierte Säure, passiert Folgendes: +7 −2 2 Mn O4− ( aq ) +7 + 2 H 3O + ( aq ) −2 Mn 2 O7 ( aq ) −2 + 3 H2 O Dieses Anhydrid der Permangansäure ist metastabil und zersetzt sich ab -10 °C langsam, ab +95 °C explosionsartig zu Disauerstoff oder Ozon [70]. +7 −2 2 Mn 2 O7 ( aq ) +7 −2 Mn 2 O7 ( aq ) +4 −2 +4 −2 4 Mn O2 ( aq ) 2 Mn O2 ( aq ) 0 + 3 O2 ( g ) ↑ 0 + 2 O3 ( g ) ↑ 67 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Die Entzündung des Ethanols beruht nun darauf, dass es zu Acetaldehyd oxidiert wird, der bei weiterer Energiezufuhr aus der Reaktion heraus schließlich entflammt. Weiterhin kann atomarer Sauerstoff und somit Ozon chemisch durch leicht zerfallende Sauerstoffverbindungen, z.B. bei der Zersetzung von Peroxoverbindungen wie Bariumperoxid mit konzentrierter Schwefelsäure, entstehen. BaO2(s) BaSO4(s) + H2O + O· · (g) + H2SO4(konz.) 8.2.2 Photochemische Darstellung [71] Durch Zufuhr von kurzwelligem UV - Licht (λ < 242 nm) werden Sauerstoffmoleküle photochemisch in atomaren Sauerstoff gespalten. Abb. 64: UV-Lampe h ⋅ν O· · (g) ½ O2(g) ΔH° = +249 kJ/mol λ < 242 nm Der atomare Sauerstoff reagiert nach (☼) weiter zu Ozon. Diese Reaktion ist auch für den charakteristischen Geruch nach Ozon auf Sonnenbänken und am Kopierer verantwortlich (vgl. Versuch 10.2.1 „Geschwärzte Kartoffeln“ und Arbeitsblatt 5 „Woher kommt der spezielle Geruch auf der Sonnenbank und am Kopierer?“). Ebenso entsteht Ozon in der Atmosphäre, wenn kurzwelliges Licht auf vorhandenen Sauerstoff trifft (vgl. Kap. 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“). 8.2.3 Elektrische Darstellung a) Siemensscher Ozonisator Bei Einwirkung stiller elektrischer Entladung auf molekularen Sauerstoff entsteht atomarer Sauerstoff. ½ O2(g) 2 O· · (g) ΔH° = +249 kJ/mol Dieser reagiert nach (☼) weiter zu Ozon. Den Siemensschen Ozonisator kann man in der Schule transparent nachbauen, ist aber auf Grund des Umganges mit Hochspannung für Schüler schwierig zu handhaben und daher ausschließlich als Lehrerversuch geeignet [72]. 68 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen b) Elektrolyse Im Schulunterricht, am besten auch als Schülerversuch durchzuführen, ist die Darstellung von Ozon durch Elektrolyse aus Schwefelsäure (c = 5 mol/L) im Hofmannschen Zersetzungsapparat (vgl. Versuch 10.1 „Elektrolyse – Gase aus einer Flüssigkeit“) [73]. Dies kann z.B. im Rahmen des Themas „Redoxreaktionen“, 1.2 „Ausgewählte Redoxreaktionen“ zum Unterthema „Elektrolysen“ geschehen. Da Ozon auf diesem Weg von Schönbein 1840 entdeckt wurde, ist ein historisch orientierter Unterrichtseinstieg möglich. Hier werden im Gegensatz zum Siemensschen Ozonisator keine Hochspannung, sondern niedere Voltzahlen in Form von Gleichspannung (10 V) verwendet. Nachteilig ist, dass nur geringe Mengen ozonhaltiges Anodengas pro Zeiteinheit, etwa 50 mL in 15 Minuten, entstehen. An der Kathode entsteht bei der Reduktion molekularer Wasserstoff, den man anschließend mit Hilfe der Knallgasreaktion nachweisen kann. +1 2 H 3 O + ( aq ) + 2 e- −2 0 H 2( g ) ↑ + 2 H2 O An der Anode entsteht oxidativ aus dem Sulfation ein Peroxodisulfatanion [74]: +6 2 S O4 2− +7 ( aq ) S 2 O8 2− + 2 e- ( aq ) Aus der entstandenen Peroxodischwefelsäure wurde früher und wird heute noch im Labormaßstab Wasserstoffperoxid hergestellt. Das ozonhaltige Anodengas, ein Gemisch aus Sauerstoff und Ozon, entsteht folgendermaßen aus dem entstandenen Wasser [67]: −2 3 H2 O −2 6 H2 O 0 +1 O · · (ads.) + 2 H 3 O + ( aq ) + 2 e0 +1 O 2(ads.) + 4 H 3 O + ( aq ) + 4 e- Der entstandene molekulare Sauerstoff reagiert mit dem atomaren Sauerstoff gemäß (☼) zu Ozon. Das entstandene Ozon sollte möglichst zeitnah für nachfolgende Versuche verwendet werden, da es sich schnell zersetzt. 69 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen 8.3 Ozon – Ein starkes Oxidationsmittel Will man das Ozon in der Schule nachweisen, kann man darauf zurückgreifen, dass Ozon ein starkes Oxidationsmittel ist. −2 0 −2 0 O3 ( aq ) ) + H 2 O + 2 e- O2 ( g ) + 2 O H − ( aq ) E° = + 1,246 V [66] Es oxidiert zum Beispiel Kaliumiodid zu Iod, welches man durch Bildung der IodStärke-Einschlussverbindung nachweisen kann (vgl. Versuch 10.2.1 „Geschwärzte Kartoffeln“). 0 −1 − O3 ( aq ) + 2 Ι −2 ( aq ) + H2 O 0 0 −2 O2 ( g ) + Ι 2( aq ) + 2 O H − ( aq ) Abb. 65: Iod-Stärke-Einschlussverbindung Mit dieser Methode, unter Verwendung von Iod-Stärke-Papier, kann man den Schülern zeigen, dass z.B. am Kopierer und auf der Sonnenbank Ozon entsteht (vgl. Arbeitsblatt 5 „Woher kommt der spezielle Geruch auf der Sonnenbank und am Kopierer?“) [75]. Alle erwähnten Darstellungsmethoden sind bislang auf der Laborebene erklärt. Wo und wie auf natürliche Weise Ozon entsteht, wird in Kapitel 8.4 erläutert. 8.4 Was passiert in der Stratosphäre ? Im Bereich zwischen 20 und 40 km über der Erdoberfläche, also in der Stratosphäre, findet sich die Ozonschicht (vgl. Kap. 3.3 „Der Aufbau der Atmosphäre“, Abb. 5). 70 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Hier entsteht Ozon auf natürliche Art sowohl photochemisch (vgl. Kap. 8.2.2 „Photochemische Darstellung“) als auch elektrisch (vgl. Kap. 8.2.3 „Elektrische Darstellung“, a) „Siemensscher Ozonisator“). Betrachtet man den photochemischen Weg genauer, stellt man fest, dass bei der Bildung von Ozon in der Stratosphäre ein Stoßpartner M (z.B. Stickstoffmoleküle) benötigt wird, der überschüssige Energie abführt, da ansonsten das Ozonmolekül auf Grund seiner exothermen Bildungsenthalpie von -106,5 kJ/mol sofort wieder zerfallen würde [67]. Nach dem Chapman-Mechanismus, verändert und vereinfacht nach [66, 67], passiert folgendes: Ozonbildung: O2(g) + h·ν O· · (g) + O· · (g) O· ·(g) + O2(g) + M O3(g) + M λ < 242 nm Ozonabbau: O3(g) + h·ν O2(g) + O· · (g) O3(g) + O· · (g) 2 O2(g) 310 nm< λ < 1180 nm Der oben angeführte Prozess ist dafür verantwortlich, dass die aggressive, kurzwellige UV-Strahlung der Sonne absorbiert wird und das Leben auf der Erde überhaupt möglich ist (vgl. Kap. 3.1 „Aus lebensfeindlich wird lebensfreundlich – Die Evolution der Atmosphäre“). Dieser Mechanismus geht allerdings von reiner Sauerstoffchemie aus. Weiterhin wird Ozon aber auf natürlichem Weg durch andere Gase, die sich in der Atmosphäre befinden, abgebaut. Im Folgenden wird nun beispielhaft erläutert, wie Ozon durch Wasserdampf und Distickstoffmonoxid abgebaut wird. Hierbei entsteht aus biogenem Distickstoffmonoxid (vgl. Kap. 4.4.2 „Freisetzung von molekularem Stickstoff“) zusammen mit atomaren Sauerstoff radikalisches Stickstoffmonoxid [66]. N2O(g) + O· · (g) NO· (g) + NO· (g) 71 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Durch die Reaktion von Wasserdampf mit atomarem Sauerstoff entstehen zwei Hydroxidradikale [66]. H2O(g) + O· · (g) HO· (g) + HO· (g) Allgemein kann man für die beiden oben angeführten Radikale X = NO· / HO· folgende Abbaureaktion formulieren: X· (g) · XO (g) O3(g) + O3(g) XO· + O3(g) · X + O3(g) 3 O2(g) (g) (g) + O2(g) + 2 O2(g) Hierbei handelt es sich um einen katalytischen Abbaumechanismus. Der Katalysator liegt nach der Reaktion unverändert vor und kann ein neues Ozonmolekül abbauen. Ohne diesen katalytischen Abbau wäre ca. 30 % [66] mehr Ozon in der Stratosphäre vorhanden. Nach ähnlicher Radikalbildung und ähnlichen katalytischen Abbaumechanismen erfolgt ein natürlicher Abbau von Ozon ebenfalls durch weitere natürlich vorkommende Gase (vgl. Kap. 9 „Spuren von Gasen“) wie z.B. molekularen Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid [66]. Elektrisch entsteht Ozon in der Atmosphäre analog den Vorgängen im Siemensschen Ozonisator. Die Hochspannung wird hierbei durch Blitzentladungen bei Gewittern erzeugt. In Deutschland gibt es durchschnittlich 20-35 Gewittertage im Jahr [76], allerdings gibt es Orte auf der Welt, z.B. in den Tropen, wo es bis zu 200-mal pro Jahr [77] gewittert. Abb. 66: Blitze über einer Stadt 8.5 Technische Verwendung von Ozon [78] In der Organischen Chemie verwendet man Ozon z.B. zur Strukturaufklärung, da bei der sogenannten „Ozonolyse“ Doppelbindungen gespalten werden können. 72 8. Natürliches Ozon – Schutzschicht der Erde und Lebewesen Technisch wird Ozon z.B. zur Entkeimung von Trinkwasser verwendet. Weiterhin dient es der Oxidation von Eisen- und Manganionen, die als Oxide oder Hydroxide ausfallen. +2 2 + Mn 0 ( aq ) +2 2 + 2 Fe + O3 ( aq ) 0 ( aq ) + O3 ( aq ) −2 + 3 H2 O −2 + 9 H2 O +4 Mn O2 (s) ↓ 0 + 2 H 3O + ( aq ) + O2 ( aq ) +3 0 2 Fe(OH ) 3( s ) ↓+ 4 H 3O + ( aq ) + O2 ( aq ) Weiterhin können durch Einleiten von Ozon vorhandene leicht lösliche Eisen(III)Verbindungen in schwerlösliche Hydroxide überführt werden (vgl. Versuch 10.2.3 „Raus mit dem Eisen!“) 4 FeCl3(aq) + 2 O3(g) + 12 H2O 4 Fe(OH)3(s) ↓ + 12 HCl + 3 O2(aq) Neben der Fällung der Metall-Ionen ist ein weiterer Vorteil, dass die im Trinkwasser vorhandenen Bakterien sehr viel schneller zerstört werden als z.B. durch unterchlorige Säure. Ebenfalls können durch Reaktion von Chlor mit Phenolen oder durch Ligninabbau geschmacklich sehr intensive Chlorphenole entstehen, die im Trinkwasser bereits ab 0,001 mg/L wahrnehmbar wären. Dies ist bei der Verwendung von Ozon nicht der Fall. Nachteilig ist, dass das Entkeimungsverfahren mit Ozon sehr teuer ist und somit hauptsächlich in der Schwimmbadentkeimung oder bei der Entkeimung einiger Mineralwässer verwendet wird. Ein noch schwerwiegenderer Nachteil ist aber, dass eine Fortwirkung fehlt, d.h. dass kein Schutz vor Wiederverkeimung z.B. im Rohrnetz vorliegt. Die Entkeimung mit Ozon ist somit nicht weitreichend genug. Die Problematik des „Ozonlochs“ und der ungewollten Bildung von Ozon in den unteren Schichten der Atmosphäre wird in Kapitel 12.2. „Oben hui, unten pfui – bodennahes Ozon und das Ozonloch“ besprochen. 73 9. „Spuren von Gasen“ 9. „Spuren von Gasen“ Neben den vier Hauptbestandteilen Distickstoff, Disauerstoff, Argon und Kohlenstoffdioxid, sowie dem in Kapitel 8 behandelten Ozon, sind weitere Gase in Spuren, also < 0,002 Volumenprozent, in der Luft enthalten. Diese sind, ohne die in Kapitel 6 diskutierten Edelgase, in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt: Art Volumenprozente Wasser, H2O variabel, bis max. 4 Methan, CH4 ~ 2· 10-4 Molekularer Wasserstoff, H2 ~ 5· 10-5 Distickstoffmonoxid, N2O ~ 3· 10-5 Kohlenstoffmonoxid, CO ~ 2· 10-5 Ammoniak, NH3 ~ 2· 10-6 Stickoxide: NO, NO2 ~ 1· 10-7 Schwefeldioxid, SO2 ~ 2· 10-8 Schwefelwasserstoff, H2S ~ 2· 10-8 Chlormethan, CH3Cl ~ 3· 10-9 Kohlenstoffoxidsulfid, COS ~ 3· 10-9 Kohlenstoffdisulfid, CS2 ~ < 10-9 Brommethan, CH3Br ~ Spuren Iodmethan, CH3I ~ Spuren Tabelle 6: Natürliche Spurengase [8] Alle hier erwähnten Bestandteile sind natürlichen Ursprungs, allerdings wurde ihr Anteil in der Luft z.B. durch unvollständige Verbrennung fossiler Brennstoffe erhöht [8, 79]. Im Folgenden wird der Vollständigkeit halber nach [8, 79] zusammengefasst erläutert, wie die in Tabelle 6 genannten Spurengase auf natürliche Weise entstehen und welche Funktion sie in der Atmosphäre erfüllen. 74 9. „Spuren von Gasen“ Auf die Einbindung in den Schulunterricht wird in diesem Kapitel vollständig verzichtet, da die meisten Spurengase im Zusammenhang mit anderen Kapiteln diskutiert werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird in einem gesonderten Kapitel auf die wichtige Aufgabe des Wassers in der Atmosphäre und die Variabilität des Volumenanteils näher eingegangen (vgl. Kap. 10 „Wasser in der Luft“). Weiterhin werden die Umweltprobleme, die durch die Erhöhung des Anteils der Spurengase in der Luft entstehen, in Kapitel 12 „Die Schadstoffbelastung unserer Luft“ diskutiert. Die Stickstoffoxide, Distickstoffmonoxid und Ammoniak wurden bereits in Kapitel 4 „Der molekulare Stickstoff – Verdorbene Luft“ näher betrachtet. Hierbei wurde ihre Entstehung und Verwendung verdeutlicht (vgl. Kap. 4.4.1 „Fixierung des molekularen Luftstickstoffs“, a) „Atmosphärische Fixierung“ und Kap. 4.4.2 „Freisetzung von molekularem Stickstoff“). Die beiden Spurengase Methan und Diwasserstoff sowie Schwefelwasserstoff entstehen auf natürlichem Weg hauptsächlich durch Sumpfmikroben und bei der Rinderzucht. Durch unvollständige Verbrennung fossiler Brennstoffe wird ihr Anteil in der Atmosphäre aber jährlich erhöht. Methan bildet eine Quelle für Kohlenstoffmonoxid und aus Schwefelwasserstoff entsteht durch Oxidation Schwefeldioxid. Der entstandene Diwasserstoff wird auf natürlichem Wege teilweise durch Mikroben verbraucht, die ihn zu Reduktionszwecken verwenden. Weiterer, molekularer Wasserstoff diffundiert auf Grund seiner geringen Dichte ins Weltall (vgl. Kap. 6.2 „Das Helium – Ein leichtes Gas zum Fliegen!“). 1 /3 des giftigen Kohlenstoffmonoxids, das sich in der Atmosphäre befindet, entsteht durch Oxidation von Methan und anderen Kohlenwasserstoffen. Die restlichen 2 /3 des in der Atmosphäre befindlichen Kohlenstoffmonoxides entstehen bei der unvollständigen Verbrennung fossiler Brennstoffe, z.B. bei der Verbrennung von Benzin im Automotor. Kohlenstoffmonoxid ist eine Quelle für Kohlenstoffdioxid, welches u. a. für die natürliche Aufwärmung der Erde verantwortlich ist (vgl. Kap. 7.3 „Der natürliche Treibhauseffekt“). 75 9. „Spuren von Gasen“ Wird zu viel davon produziert, so trägt es zur weiteren globalen Erwärmung bei (vgl. Kap. 12.4 „Der anthropogene Treibhauseffekt“). Schwefeldioxid entsteht auf natürliche Weise durch Oxidation von bio- und geologisch entstandenem Schwefelwasserstoff und Kohlenstoffdisulfid. Auch der Anteil dieses Spurengases wird durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen in Großfeuerungsanlagen sowie in Automotoren erhöht. Dies führt zu weiteren Umweltproblemen, da es wie die Stickoxide aus der Atmosphäre ausgewaschen werden kann und somit zum Sauren Regen beiträgt (vgl. Kap. 12.3 „Regnet es wirklich Säure?“). Halogenmethane entstehen durch Meeresalgen. Sie verstärken den natürlichen Treibhauseffekt, da sie IR-Strahlung in einem Bereich von 10000 nm absorbieren. Weiterhin tragen sie, wenn sie in großen Mengen vorkommen, zum Ozonabbau in der Troposphäre bei, da sie zu Chlorradikalen umgesetzt werden können, die dann zum katalytischen Abbau von Ozon, also zur Bildung des „Ozonlochs“ beitragen (vgl. Kap. 12.2 „Oben hui, unten pfui – ,Bodennahes´ Ozon und das Ozonloch“). Insgesamt entspricht also der in Tabelle 6 angeführte Anteil der jeweiligen Spurengase an der Luft nicht nur dem natürlichen, sondern dem natürlichen und dem anthropogen erzeugten Anteil. In der Tabelle nicht aufgeführt, aber dennoch in geringem Maße in der Luft enthalten, sind organische Moleküle wie z.B. Benzol, Phenole, einfache Aldehyde und Ketone. Weiterhin sind Ruß, Zement- und Asbeststäube, Zigarettenrauch und Flugasche darin vorhanden. 76 10. Wasser in der Luft 10. Wasser in der Luft Wie in Kapitel 9 erwähnt, ist Wasser ein Spurengas, das je nach Jahreszeit, Klima und Temperatur in unterschiedlicher Menge in der Luft vorkommt. Es liegt in allen drei Aggregatzuständen vor: als Eis z.B. bei Schnee und Hagel, in flüssiger Form z.B. bei Regen und als Wasserdampf z.B. enthalten in den Wolken. Abb. 67: Wassertropfen Dass Wasser in der Luft enthalten ist, kann man den Schülern schon in Jahrgangsstufe 8 zum Thema „Wasser und Wasserstoff“ zeigen, indem man eine Spatelspitze wasserfreies, weißes Kupfer(II)-sulfat luftdicht z.B. in einem Wägeglas verschließt und ein anderes Wägeglas bis zur nächsten Stunde an der Luft stehen lässt (vgl. Versuch 11 „Qualitativer Wassernachweis: Es ist feucht in unserer Luft“). Vergleicht man in der nächsten Schulstunde die beiden Proben, kann man eine dritte, wasserfreie Probe hinzunehmen und diese mit einem Tropfen Wasser versetzen. Die Schüler erkennen, dass das Kupfer(II)-sulfat seine Farbe von weiß nach blau ändert, je mehr Wasser es aufnimmt. Da die Erklärung dazu erst in der Oberstufe im Wahlthema 13.2 „Komplexchemie“ gegeben werden kann, soll der Nachweis hier rein phänomenologisch erfolgen. In der Oberstufe kann man den Schülern die Struktur von Kupfer(II)-sulfat erklären, welches mit Wasser einen blauen Komplex [Cu(H2O)4]SO4*H2O bildet. Im Komplex sind vier Wasserliganden quadratisch planar um das Zentralteilchen, das Kupfer(II)kation angeordnet. Der fünfte Wasserligand ist über Wasserstoff-brückenbindungen am Sulfatanion gebunden [34]. Will man Schülern zeigen, wie viel Wasser genau in der Luft enthalten ist, kann man auch im Anfangsunterricht, also in Jahrgangsstufe 8 Versuch 12.1 „Wie viel Wasserdampf ist in Luft?“ durchführen [80, 81, 82]. Hierbei werden Wasser und Wasserdampf in einem geschlossenen Gefäß mit bestimmtem Luftvolumen, hier Vges = 720 mL, durch Einspritzen von konzentrierter Schwefelsäure, hier V(H2SO4) = 2 mL, gebunden. 77 10. Wasser in der Luft Die Volumendifferenz kann man an einem Kolbenprober ablesen, der vorher 60 mL Luft und nach der Reaktion nur noch 46 mL beinhaltet. Mit Hilfe eines Manometers prüft man, ob der Innendruck dem Außendruck entspricht. Ist dies der Fall, beträgt nun ΔV= 60 mL – (46 mL + 2 mL) = 12 mL. Berechnet man den Volumenanteil φ des Wassers am Gesamtvolumen, erhält man: ϕ= 12mL = 0,0166 , also 1,66 %. 720mL Wasser hat viele charakteristische Eigenschaften, von denen einige, die im Laufe des Kapitels verwendet werden und im Zusammenhang mit dem Thema Luft wichtig sind, in Tabelle 6 aufgeführt sind. 10.1 Ein kurzer Steckbrief von Wasser Molekülformel H 2O Schmelz-/Gefrierpunkt 0 °C Siede-/Taupunkt 100 °C (Maximale) Dichte 1 g/cm3 Dampfdruck bei 20 °C 23,36 mbar 25 °C [83] 31,7 mbar 30 °C 42,42 mbar Tabelle 7: Ausgewählte Eigenschaften von Wasser [57, 84] Schmelz-, Siedepunkt und Dichte sowie die Anomalie des Wassers (maximale Dichte) können in Jahrgangsstufe 8 beim Thema „Wasser und Wasserstoff“ behandelt werden. Die Molekülformel wird in Jahrgangsstufe 9 zum fakultativen Thema „Experimentelles Erarbeiten von Molekülformeln – das Beispiel Wasser“ erarbeitet. Wichtig im Zusammenhang mit dem Thema Luft ist der Kreislauf, den das Wasser in der Atmosphäre durchläuft. 10.2 Der Wasserkreislauf In der neuesten Ausgabe der National Geographic (September 2006) fasst JeanMichel Cousteau, der Sohn des berühmten Jaques-Yves Cousteau, den Wasserkreislauf wie folgt (vereinfacht) zusammen: 78 10. Wasser in der Luft „Das Wasser, das aus den Meeren verdunstet, gelangt als Luftfeuchtigkeit in die Wolken und verteilt sich als Regen und Schnee über die Erde. Der Schnee, der auf die Berge fällt, schmilzt und fließt in die Bäche. Die Bäche vereinigen sich zu Flüssen, die das Wasser wieder in den Ozean transportieren.“ [85] Abb. 68: Jean-Michel Cousteau Dieser Kreislauf kann Schülern in einem einfachen Modell in der Jahrgansstufe 8 in Lfd. Nr. 8.2 „Die chemische Reaktion – Stoffumsatz und Energieumsatz“ beim Thema „Wasser und Wasserstoff“ aufgezeigt werden. Eine dabei in der Chemie selten verwendete Methode, die häufiger in Fächern wie Religion oder Deutsch angewandt wird, ist die Phantasiereise 4 . Sie kann an dieser Stelle eine sinnvolle Anwendung finden. Man kann die Schüler gegen Ende einer Schulstunde für 5-10 Minuten in ihrer Phantasie auf eine Reise schicken. Sie sollen sich dabei vorstellen, sie wären ein Wassertropfen, der den Wasserkreislauf des Wassers durchläuft. Diese Geschichte kann man den Schülern danach als Arbeitsblatt (vgl. Arbeitsblatt 6 „Der Wasserkreislauf – Mit Hazweioh auf Reisen!“) mit nach Hause geben und sie daraus, mit Hilfe des Buches und des Internets, selbständig den Wasserkreislauf erarbeiten lassen. Insgesamt könnte folgendes Bild dabei herauskommen: Abb. 69: Wasserkreislauf 4 Die Phantasie-Reise ist selbst erdacht. Bei nachfolgender Literatur-Recherche wurde festgestellt, dass sie, häufig für Grundschulen, in vereinfachter Form vorhanden ist. 79 10. Wasser in der Luft Im Folgenden wird der im Zusammenhang mit dem Thema Luft interessante Bereich des Wasserkreislaufes, die Luftfeuchtigkeit und somit das Verdampfen und die Niederschlagsbildung, näher betrachtet. Auf den Transport von Wasser auf und unter der Erdoberfläche in Form von Schmelz-, Sicker- und Grundwasser wird nicht näher eingegangen. 10.3 Warum trocknet unsere Wäsche – Das Verdampfen Um den Schülern zu erklären, was Verdampfen bedeutet, kann man sich ein alltägliches Phänomen zu Nutze machen: das Trocknen der Wäsche. Abb.70: Hose auf Wäscheleine Die Schüler wissen, dass die Wäsche im Winter im Haus aufgehängt wird und langsam trocknet. Im Sommer hingegen hängt sie draußen und trocknet sehr schnell. Warum die Wäsche sowohl im Haus als auch draußen überhaupt trocknet, liegt daran, dass das Wasser einen bestimmten Dampfdruck besitzt. In der Mittelstufe kann man z.B. eine Abbildung eines geschlossenen Wasserglases erstellen und den Schülern erklären, dass manche Teilchen schnell genug sind, – die Schüler erklären sich die Aggregatzustände über die Schnelligkeit der Teilchen – um aus dem Wasser hinaus zu kommen. Einige verbleiben in der Luft, fliegen unkoordiniert herum, sie stoßen zusammen und Abb. 71: Gleichgewicht der Gas- manche kehren wieder in das Wasser zurück. teilchen in einem Wasserglas Will man ihnen erklären, warum die Wäsche im Warmen schneller trocknet, kann man sagen, dass es auf Grund der größeren Energie mehr schnellere Teilchen gibt, die die Wasseroberfläche, also die nasse Wäsche, verlassen und in den Gasraum übergehen können. Dasselbe geschieht im Wasserkreislauf z.B. über dem Meer, in Seen und Flüssen sowie an der Oberfläche der Blätter von Bäumen. 80 10. Wasser in der Luft Eine genauere Erklärung des Dampfdruckes kann in Klassenstufe 13 beim Thema „Das Chemische Gleichgewicht“, „Prinzip von Zwang“ sowohl im Grund- als auch Leistungskurs gegeben werden. Definiert ist Dampfdruck laut [86] als der „Druck des Dampfes, der mit einer Flüssigkeit [oder einem Feststoff] im Gleichgewicht steht.“ Betrachtet man das Wasser im Wasserglas, haben die Teilchen unterschiedliche kinetische Energie. Dies wissen die Schüler aus dem vorangegangenen Thema in Jahrgangsstufe 13, die „Geschwindigkeit chemischer Reaktionen.“ Deshalb sind einige Teilchen, diejenigen mit der höchsten kinetischen Energie, schnell genug, um die Kräfte, [87] die an der Wasseroberfläche herrschen – z.B. die Oberflächenspannung des Wassers – zu überwinden und zu verdampfen. Sie fliegen unkoordiniert im Gasraum herum und manche stoßen wieder auf die Wasseroberfläche und kondensieren. Bei diesem Verdampfungs- und Kondensationsvorgang stellt sich nach einiger Zeit ein Gleichgewicht ein [86]. Hierbei bleibt die Konzentration der Teilchen in der Gasphase gleich, da immer so viele hinzukommen, wie wieder kondensieren, wenn ein nahezu geschlossenes System vorliegt. Den Druck, den die Gasteilchen ausüben, nennt man Sättigungsdampfdruck, da die Luft oberhalb des Wassers nicht mehr Teilchen aufnehmen kann. Dieser Druck ist für jede Flüssigkeit eine Konstante, da die Verdopplung der Wasseroberfläche zwar mehr Teilchen verdampfen lässt, aber auch wieder mehr kondensieren [87]. Erhöht man die Temperatur, wie z.B. beim Trocknen der Wäsche im Sommer, haben mehr Teilchen eine höhere kinetische Energie und können somit verdampfen. Folglich trocknet die Wäsche schneller als bei kühleren Temperaturen im Winter. Die der jeweiligen Temperatur zugehörigen Werte des Dampfdrucks von Wasser, die man der Literatur [87] entnehmen kann, können von den Schülern auf Millimeterpapier aufgetragen werden. Die erhaltene Kurve stellt die Dampfdruckkurve des Wassers dar. 81 10. Wasser in der Luft Abb. 72 (links): Dampfdruckkurve von Wasser, Werte in mbar umgerechnet aus [87] Um insgesamt das Phasendiagramm von Wasser zu erhalten, kann man den Schülern Sublimations- und Schmelzkurve vorgeben. Die folgende Abbildung stellt ein Ein-Komponentensystem dar, es liegt reines Wasser vor. Die drei Kurven schneiden sich in einem Punkt, dem sogenannten Tripelpunkt. Er liegt für Wasser bei 6,10 mbar und 0,01 °C [57]. Am Phasendiagramm können die in Klassenstufe 8 beim Thema „Wasser und Wasserstoff“ gelernten Eigenschaften des Wassers, z.B. die genaue Definition des Siedepunktes, auf dem Niveau der Klassenstufe 13 erklärt werden. Abb. 73: Phasendiagramm von Wasser Dieser ist bei einem Standarddruck von 1013 mbar wie folgt definiert: „Der Siedepunkt ist die Temperatur, bei der der Dampfdruck der Flüssigkeit 1,013 bar beträgt.“ [57] Er ist für Wasser auf 100 °C festgelegt (vgl. Kap. 10.3 „Der Druck in geschlossenen Gefäßen“). 82 10. Wasser in der Luft Der Schmelzpunkt von Wasser liegt bei 0 °C und ist wie folgt definiert: „Die Temperatur, bei der die feste Phase unter einem Druck von 1,013 bar schmilzt, wird als Schmelzpunkt bezeichnet.“ [57] Zuletzt kann man im Phasendiagramm des Wassers noch den kritischen Punkt und die zugehörige kritische Temperatur und den kritischen Druck betrachten. Hierbei liegen die zwei Phasen flüssig und gasförmig nicht mehr nebeneinander vor, sondern eine einheitliche Phase, die eine einheitliche Dichte besitzt. Wasser hat einen kritischen Druck von 220,5 bar und eine kritische Temperatur von +374 °C. Oberhalb dieser Temperatur kann Wasserdampf auch unter beliebig hohen Drücken nicht mehr verflüssigt werden [57]. EXKURS: Drei-Minuten-Ei oder Fünf-Minuten-Ei? Aus dem oben genannten Zusammenhang zwischen Temperatur und Dampfdruck des Wassers heraus kann man den Schülern anschaulich erklären, warum z.B. ein Ei, das auf dem Mount Everest gekocht wird, mehr Zeit benötigt, um hart zu werden, als auf Meereshöhe. Die Eiweiße, welche in dem Ei enthalten sind, denaturieren bei 68 °C [88]. Es muss also eine gewisse Energiemenge zugefügt werden, damit diese Temperatur erreicht und das Ei hart wird. Diese Energie kommt aus dem Wasser. Wieviel aufgewendet werden muss, um 1 g eines Stoffes um 1 K zu erwärmen, geht aus der spezifischen Wärmekapazität des Stoffes hervor. Diese ist wie folgt definiert: „Die spezifische Wärmekapazität c ist eine Materialkonstante. Sie hat die Einheit 1 J kJ =1 . Ihr Zahlenwert gibt an, welche Wärme (in J bzw. kJ) man braucht, um g⋅K kg ⋅ K 1 g bzw. 1 kg des betreffenden Stoffes um 1 K zu erwärmen.“ [89] Sie liegt für Wasser bei 4,19 J . g⋅K Will man nun ein Ei bei 1013 mbar auf Meereshöhe kochen, muss die Temperatur des Kochwassers von angenommenen 20 °C Raumtemperatur auf 100 °C erhöht werden, auf dem Mount Everest nur auf 72,5 °C, da hier ein Luftdruck von nur 334,17 mbar herrscht (abgelesen an Abb. 72: „Dampfdruckkurve von Wasser“). Es ergeben sich folgende Temperaturdifferenzen: ΔT1 = 80 K und ΔT2 = 52,5 K. 83 10. Wasser in der Luft Damit das Wasser siedet, muss die sogenannte spezifische Verdampfungswärme r aufgewendet werden. Sie ist wie folgt definiert: „Die spezifische Verdampfungswärme r ist der Quotient aus der zum Verdampfen erforderlichen Wärmemenge Q und der Masse m des verdampften Stoffes: r = Ihre Einheit ist 1 Q . m J kJ = 1 .“ [89] g kg Mit Hilfe der Formel für die Wärmemenge Q, Q = c ⋅ m ⋅ ΔT [89] ergibt sich: r= c ⋅ m ⋅ ΔT = c ⋅ ΔT m Demnach kann man folgende Werte für die spezifische Verdampfungswärme berechnen: r1 = 4,19 J J ⋅ 80 K = 335,2 g⋅K g r2 = 4,19 J J 52,5 K = 219,975 g⋅K g Geht man davon aus, dass sich in dem Kochtopf um das Ei herum etwa ein Liter Wasser befindet, werden auf Meereshöhe 335,2 kJ, auf dem Mount Everest 219 kJ Energie frei. Deshalb wird das Ei auf Meereshöhe schneller gar. Gourmets garen ihr Ei, z.B. ein Wachtel-Ei, besonders schonend direkt über der Gerinnungstemperatur des Eiweißes und Eigelbs, also etwas höher als 68 °C [88]. Soll das Wasser dabei sieden, muss ein Druck von 285 mbar eingeregelt werden (abgelesen in Abb. 72: „Dampfdruckkurve von Wasser“). Abb. 74: Gourmet-Wachtel-Ei Dieser herrscht z.B. in einem Flugzeug – ohne Druckkabine – das sich in 10062,8 m Höhe befindet (Werte berechnet nach Kap 11.1 „Der Luftdruck – Ein Exkurs in die Physik der Mittelstufe“). 10.4 Die Luftfeuchtigkeit Um zu wissen, wie man angibt, wie viel Wasser nach dem Verdampfen in der Luft enthalten ist, müssen die Schüler in Jahrgangsstufe 8 zunächst die Definition der Luftfeuchtigkeit kennen. 84 10. Wasser in der Luft Man unterscheidet zwischen der Luftfeuchtigkeit, also dem Wasserdampfgehalt der Luft, die als Dampfdruck in Millibar angegeben wird, der relativen Luftfeuchtigkeit, die in Prozent angegeben wird und der absoluten Luftfeuchtigkeit, die in Gramm Wasserdampf pro Kubikmeter Luft angegeben wird. Weiterhin gibt es noch das Mischungsverhältnis, die spezifische Luftfeuchtigkeit und die Taupunktsdifferenz. Auf die letzten drei wird im weiteren Verlauf nicht näher eingegangen [90]. Den Unterschied zwischen relativer und absoluter Luftfeuchtigkeit kann man den Schülern an folgendem Beispiel erklären: „Die Meteorologen sagen 60 % Luftfeuchtigkeit voraus!“ 60 % ist der Wert für die relative Luftfeuchtigkeit und bedeutet nicht, dass 60 % der Luft aus Wasser bestehen, sondern dass die Luft 60 % dessen, was sie maximal an Wasser aufnehmen kann (4 % [84]) enthält. Also sind in dem Beispiel 2,4 % Wasser in der Luft enthalten. Berechnet man, wie viel g Wasser in einem Kubikmeter Luft maximal enthalten sein kann, erhält man: 0,04·1,293 g/L = 0,05271 g/L = 52,71 g/m3. Also beträgt die absolute Luftfeuchtigkeit 0,6·52,71 g/m3 = 31,626 g/m3. Um zu klären, wie viel Wasserdampf die Luft aufnehmen kann, kann man in der Schule Versuch 12.2 „Wie viel Wasserdampf kann Luft aufnehmen?“ durchführen[80, 81, 82]. Hierzu wird zunächst ein bestimmtes Volumen, Vges= 720 mL, trockener Luft hergestellt. Diese gewinnt man, in dem man mit Hilfe eines Handgebläses Luft durch zwei Waschflaschen mit konz. Schwefelsäure pumpt. Die trockene Luft wird in einen Rundkolben geleitet, der verschlossen wird und über Glasrohre mit einem Kolbenprober verbunden ist. In den geschlossenen Raum spritzt man 0,1 mL Wasser ein und verdampft dieses mit Hilfe der Körperwärme einer Hand. Der Kolbenprober enthält am Ende der Verdampfung ein Volumen von 22 mL. Die maximale Luftfeuchtigkeit unter den gemessenen Bedingungen, 26 °C und 1001,9 mbar (751,5 mmHg), beträgt: ϕ max = 22mL − 0,1mL 21,9mL = = 0,03212 , also 3,212 %. 660mL + 21,9mL 681,9mL 85 10. Wasser in der Luft Die relative Luftfeuchtigkeit kann daraus berechnet werden, indem man die gemessene Luftfeuchtigkeit von 1,66 % (vgl. Einleitung Kap. 10) auf die maximale Luftfeuchtigkeit bezieht: ϕ rel 12mL 0,01 6 = 720mL = = 0,5188 . 21,9mL 0,03212 681,9mL Also betrug die relative Luftfeuchtigkeit 51,88 %. Der im Internet beschriebene Wert für die Luftfeuchtigkeit für Marburg betrug an diesem Tag 55% [91]. Weiterhin kann an diesem Versuch der Dampfdruck von Flüssigkeiten am Beispiel von Wasser erklärt werden (vgl. Kap. 10.3 „Warum trocknet unsere Wäsche – Das Verdampfen“). Zur Berechnung des Dampfdrucks von Wasser verwendet man folgende Formel [80] [81] [82]: p ( H 2 O) = p ( Luft ) ⋅ V ( H 2 O) 21,9mL = 1001,9mbar ⋅ = 32,17 mbar 681,9mL V ( Luft ) + V ( H 2 O) Der Wert für die zu diesem Zeitpunkt herrschende Temperatur von 26 °C wird in Abb. 72 „Dampfdruckkurve von Wasser“ abgelesen. Er liegt bei etwa 33 mbar. Somit erhält man eine Abweichung von 2,6 %. Die Herleitung der verwendeten Formel kann in der Schule anhand des durchgeführten Versuches erfolgen. Hierbei wird allerdings vorausgesetzt, dass die Schüler wissen, dass sich die Partialdrücke pn, n aus den natürlichen Zahlen N, zum Gesamtdruck p addieren, also p = p1 + p2 + p3 +…. Weiterhin entspricht der Anteil des Partialdruckes am Gesamtdruck dem Anteil der Stoffmenge an der Gesamtstoffmenge bzw. dem Anteil der Volumina am Gesamtvolumen entspricht: p1 p 2 n n V V + +K = 1 + 2 +K = 1 + 2 +K p p n n V V Sind die Vorraussetzungen nicht gegeben, kann man den Schülern die Formel vorgeben, damit die bislang der Literatur entnommenen Werte zumindest an einer Stelle eine experimentelle Bestätigung erhalten. 86 10. Wasser in der Luft Da der Gesamtdruck auf das System bei entspanntem Kolben nur aus dem Luftdruck besteht und das Gesamtvolumen aus der vorhandenen Luft und dem verdampften Wasser, ergibt sich folgende Formel, die zur Berechnung des Dampfdruckes verwendet wird: V p p ( Luft ) V ( H 2 O ) + V ( Luft ) = ⇔ = p( H 2 O) V ( H 2 O) p( H 2 O) V ( H 2 O) ⇔ p ( H 2 O) = p ( Luft ) ⋅ V ( H 2 O) V ( H 2 O) + V ( Luft ) Um insgesamt einen geschlossenen Kreislauf zu erhalten, muss das verdampfte Wasser aus der Luft wieder „auf die Erde“ zurück. Dies geschieht in Form von Niederschlägen. 10.5 Kondensation von Wasser: Niederschläge Aus dem verdampften Wasser in der Luft bilden sich Wolken, die das Wasser in Form von festen oder flüssigen Niederschlägen wieder abgeben. Bekannt sind den Schülern z.B. Regen, Schnee und Hagel, die im Folgenden erklärt werden. Weiterhin zum gefallenen Niederschlag gehören meteorologisch u. a. Sprühregen, Schneegriesel, Reifgraupel, Frostgraupel und Eiskörner. Auf diese Formen des Niederschlags wird allerdings im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen [92]. Regen: [93, 94] Auf Grund der unterschiedlichen Entstehungsweise unterscheiden die Meteorologen warmen und kalten Regen. Allgemein steigt zunächst das verdunstete Wasser z.B. über dem Meer auf Grund der geringeren Dichte der warmen Luft mit ihr auf. Abb. 75: Regenwolke In den oberen Luftschichten (vgl. Kap. 3.3 „Der Aufbau der Atmosphäre“) ist die Luft kühler und kann weniger Wasserdampf aufnehmen. Wenn die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist, entstehen Wolken. Durch die Freisetzung von Kondensationswärme wird die Luft um die Wolke wieder wärmer und sie kann noch weiter aufsteigen. 87 10. Wasser in der Luft In der oberen Troposphäre sind die Wolkentröpfchen immer noch flüssig, aber stark unterkühlt und wachsen weiter, indem sie der Luft den Wasserdampf entziehen. Sie werden schwerer, sinken nach unten und nehmen dabei weitere Wassertröpfchen auf. Sie verklumpen zu Graupel oder Hagelkörnern und kommen auf Grund der wärmeren Luftschichten, die sie bei ihrem Fall zum Boden passieren, in Form von Wassertropfen wieder unten an. Dies nennen die Meteorologen kalten Regen, da die Regentropfen, die auf der Erde ankommen, vorher Eiskristalle waren. Warmer Regen entsteht genauso wie kalter Regen, die Wassertropfen gefrieren aber nicht zusammen, sondern fallen zurück auf die Erde, wenn sie schwer genug sind. Schnee: [95] Schnee entsteht, wenn sich die unterkühlten Wassertropfen in einer Wolke an Gefrierkerne, z.B. Staubteilchen anlagern. Ihre Fallgeschwindigkeit ist mit 0,9 km/h 40 - mal kleiner als die von Regen, der mit durchschnittlich 36 km/h fällt. Deshalb wachsen Schneeflocken beim Hinabfallen durch Anlagerung von Wassertropfen aus dem Wasserdampf der Luft lang- Abb. 76: Schneekristall samer an und erhalten somit ihre charakteristische Form. Welche Formen genau entstehen hängt von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und der herrschenden Thermik ab. Hagel: [96, 97] Bei der Entstehung von Hagel muss eine bestimmte Wolkenform, die Cumonolimbus, vorliegen. Ihr oberer Teil besteht in einem Temperaturintervall zwischen -15 °C und -40 °C aus Eisteilchen, während der untere Teil aus Wassertröpfchen besteht. Werden diese durch herrschende Aufwinde nach oben und somit in Bereiche, deren Temperatur unter dem Gefrierpunkt liegen, getragen, verschmelzen sie mit den Eisteilchen. Die Eisteilchen fallen nach unten und nehmen neues Wasser auf, werden von den Aufwinden wieder nach oben getragen. Bei diesem Kreislauf werden je nach Stärke des Aufwindes und nach Wassergehalt der Luft daraus größere oder kleinere Hagelkörner gebildet. 88 10. Wasser in der Luft Sie fallen, wenn der Aufwind sie auf Grund ihres Gewichtes nicht mehr tragen kann, nach unten auf die Erde. Auch wenn das Hagelkorn wärmere Luftschichten passiert, kommt es auf Grund seiner Größe, der Fallgeschwindigkeit von etwa 90 km/h und des schalenähnlichen Aufbaus nicht zum Aufschmelzen. Anhand der Entstehungsweise dieser drei Wetterphänomene können in der Schule Begriffe wie z.B. Aggregatzustand, Verdampfung und Kondensation, Auftrieb und der Dampfdruck von Wasser anschaulich und alltagsrelevant angewendet und wiederholt werden. 89 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Wenn wir laut [4] in Luft „baden“, warum haben wir dann nicht ständig Druck auf den Ohren, wie man ihn doch schon im Wasser hat, wenn man 2-3 Meter tief taucht? Um diese spannende Frage zu klären, muss zunächst einmal erklärt werden, wie Druck definiert ist und wie man ihn misst. 11.1 Der Luftdruck – Ein Exkurs in die Physik der Mittelstufe In der Mittelstufe wird der Druck wie folgt definiert: „Erfährt eine Begrenzungsfläche A einer Flüssigkeit oder eines Gases die Kraft F, so nennen wir den Quotienten F F den Druck p: p = .“ [21] A A Betrachtet man zunächst den Druck im Wasser (hydrostatischer Druck), kann man folgende Formel herleiten: pH 2 O = F G A ⋅ hWassersäule ⋅ g ⋅ ρ H 2 O = = = hSäule ⋅ g ⋅ ρ H 2 O A A A Hierbei steht G für die Gewichtskraft, h für die Höhe der Wassersäule, g für den Ortsfaktor und ρ für die Dichte von Wasser [21]. Es wird allen folgenden Rechnungen der Ortsfaktor g für Mitteleuropa, der bei 9,81 N/kg liegt, zu Grunde gelegt, da die Unterschiede auf der Erde sehr gering sind. Im Vergleich: am Äquator liegt g bei 9,78 N/kg und an den Polen bei 9,83 N/kg [98]. Also herrscht z.B. auf dem Boden eines 10 cm hohen Wasserglases ein Druck von p H 2O = 10cm ⋅ 9,81 N g N ⋅ 1 3 = 0,0981 2 = 9,81mbar kg cm cm Allgemein entspricht 1 bar 10 N . m2 Abb. 77: Wasserglas 90 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze In Versuch 2 „Die Dichte von Gasen – schnell und unkompliziert“ wird mit Hilfe der Gasmolwaage die Dichte von Luft ρLuft = 1,293 g/L = 1,293 kg/m3 bestimmt. Daraus kann man, unter der Annahme, dass die Luft einen Druck von 1013 mbar besitzt, mit der obigen Formel die Höhe unserer Atmosphäre berechnen. hLuftsäule = p ( Luft ) 1,013bar 1,013bar 1,013bar = = = ⋅ m = 7988,96m g ⋅ ρ ( Luft ) 9,81 N ⋅ 1,293 kg 12,68 N 0,0001268bar kg m3 m3 Da die Schüler wissen, dass unsere Atmosphäre sehr viel höher ist – der Mount Everest ist schon 8872 m [99] hoch – scheint die bekannte Gleichung für Luft nicht anwendbar zu sein. Dies liegt daran, dass die Dichte der Luft nach oben hin abnimmt, wie in Kapitel 3.3 „Der Aufbau der Atmosphäre“ erklärt wurde. Um den Druck der Luft bei unterschiedlicher Höhe zu berechnen, muss folgende Formel verwendet werden: pLuft = pNN ⋅ e − h H [100] Hierbei steht pNN für den Luftdruck auf Meereshöhe, h für die Höhe (in Metern), von der man den Luftdruck berechnen will, und H ist eine Konstante, deren Wert bei etwa 8000 m liegt (genauer: 7934,82 m). Die Formel wurde abgeleitet aus der natürlichen Gegebenheit, dass der Luftdruck in 5,5 km Höhe nur noch halb so groß ist wie auf Meereshöhe, in 11 km nur noch ein Viertel usw. Der Luftdruck auf dem höchsten Punkt der Lahnberge in Marburg, die auf 412 m [101] Höhe liegen, beträgt pLuft = 1013mbar ⋅ e pLuft = 1013mbar ⋅ e − 412 m 8000 m − 8872 m 8000 m = 962,15mbar und auf dem Mount Everest = 334,17 mbar . Hierbei sowie in allen folgenden Rechnungen entfällt die Betrachtung von Hoch- und Tiefdruck bei unterschiedlichen Wetterlagen. 91 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Nun führt man Versuch 12.1 „Ein starkes Blatt Papier!“ mit dem im obigen Beispiel angeführten 10 cm hohen Wasserglas durch. Hierbei wird auf das bis zum Rand gefüllte Glas Wasser ein einfaches Blatt Papier gelegt. Man stellt fest, dass das Papier, wenn es sich auf der Wasseroberfläche fest gesaugt hat und man das Wasserglas herumdreht, auf dem Glas haften bleibt [102]. Dies ist der Fall, da der Druck der Luft, der von außen auf das Papier wirkt, größer ist als der Druck, den das Wasser von innen ausübt. Will man wissen, bis wann das Papier dem Wasserdruck standhält, kann folgende Überlegung angestellt werden: Auf den Lahnbergen herrscht ein äußerer Luftdruck von etwa 962,15 mbar. Will man diesen überwinden, muss der Druck des Wassers größer sein, z.B. 965 mbar. Um diesen Druck im Wasser zu erreichen, müsste bei gleichbleibender Dichte und gleichbleibendem Ortsfaktor die Höhe des Glases verändert werden. hWasserglas= pH 2 O g ⋅ ρH 2o = 965mbar = 9,84m N kg 9,81 ⋅ 1 3 kg m Also muss die Wassersäule 9,84 m hoch sein, um den Druck der Luft von außen überwinden zu können. 11.2 Das Guericke Experiment und wie messe ich den Luftdruck Einer der Pioniere der Erforschung des Luftdruckes neben Blaise Pascal und Evangelista Torricelli war Otto von Guericke. Er pumpte z.B. luftdicht verschlossene und mit Wasser gefüllte Bierfässer mit einer umgebauten Feuerspritze leer. So widerlegte er den „horror vacui“ (Schrecken vor der Leere), denn es gab - im Widerspruch zu der antiken Lehre – doch ein „Nichts“, d.h. einen luftleeren Raum, nämlich das Vakuum [103]. Er versuchte seine Erkenntnisse der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und führte deshalb große Demonstrationsversuche in vielen großen Städten durch. 92 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Einer davon fand 1654 in Magdeburg statt. Dieses ist als Versuch mit den „Magdeburger Halbkugeln“ bekannt. Guericke verwendete zwei hohle, kupferne Halbkugeln mit etwa 55 cm Durchmesser. Die Ränder waren glatt geschliffen und mit Schmiermittel bestrichen, damit keinerlei Luft Abb. 78: Otto von Guericke hindurchdringen konnte [103]. Dann saugte er mit einer von ihm neu erfundenen Luftpumpe, so gut es ging, die Luft zwischen den Kugeln heraus. Erst 16 Pferde, acht an jeder Seite, waren in der Lage, die Kugeln auseinander zu reißen [103]. Abb. 79: Kupferstich zum Experiment der Magdeburger Halbkugeln 1654, Magdeburg Statt den beiden kupfernen Halbkugeln kann man heute, um den Schülern zu zeigen, dass bei Unterdruck ein geschlossener Raum weniger Luft und somit niedrigeren Luftdruck enthält, einen durchsichtigen Exsikkator verwenden. Will man das Experiment mit den Magdeburger Halbkugeln in der Schule exakt nachstellen, sollte aber nicht der Exsikkator verwendet, sondern in der Physiksammlung nachgeschaut werden, ob metallene Halbkugeln vorhanden sind. In den Exsikkator kann man aber z.B. einen Schoko-Schaumkuss hinein geben (vgl. Versuch 13.2 „Mini (Dick-)mann ganz groß!“) und ein Vakuum z.B. mit einer Wasserstrahl- oder Membranpumpe anlegen [100]. Dieser geht dann auf Grund der in ihm enthaltenen Luft auf, da der Luftdruck im umgebenden Raum niedriger ist. Genauso spektakulär ist es, einen mit Luft gefüllten Joghurtbecher mit einem Gummihandschuh zu überziehen und diesen in den Exsikkator zu stellen (vgl. Versuch 13.3 „Eine Hand zum Greifen“, verändert nach [100]). Legt man ein Vakuum an, „füllt“ sich der Handschuh. 93 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Auch hier liegt es daran, dass im geschlossenen System Joghurtbecher-Handschuh weiterhin der äußere Luftdruck vorliegt, wohingegen im umgebenden Raum Unterdruck herrscht. Deshalb verteilen sich die Luftmoleküle und der Handschuh wird aufgeblasen. Weiterhin kann man durch Öffnen des Hahns anhand der laut einströmenden Luft den Ausgleich des Unterdrucks hörbar machen. Schließt man einen Schlauch an den Hahn eines evakuierten Exsikkators an und legt das Ende in einen Eimer mit Wasser, wird dies beim Öffnen des Hahns sehr schnell hinein gesogen. Dieses Prinzip macht sich auch das sogenannte „Dosenbarometer“ zu Nutze. Es beinhaltet eine luftleere Metalldose, die einen leicht biegsamen Deckel besitzt [102]. Damit er nicht zusammengedrückt wird, ist innen eine starke Feder befestigt. Steigt der Luftdruck, biegt sich die Feder stärker. Dies wird auf den Zeiger übertragen [102]. Abb. 80: Dosenbarometer Das Dosenbarometer ist ein Aneoridbarometer, da es ohne Flüssigkeit funktioniert. Man kann zur Messung des Luftdruckes auch ein Flüssigkeitsbarometer wie z.B. das Wasserbarometer oder das Quecksilberbarometer verwenden [102]. Das Prinzip beruht darauf, dass eine mit der jeweiligen Flüssigkeit gefüllte Säule in ein Vorratsgefäß eingetaucht ist und die äußere Luft auf die Oberfläche des Vorratsgefäßes Druck ausübt. Steigt der Luftdruck, steigt auch der Oberflächenspiegel in der Säule an. Um den Luftdruck von 1013 mbar zu erreichen, muss, wie in Versuch 13.1 „Ein starkes Blatt Papier“ gezeigt und in Kapitel 11.1 berechnet, ein Wasserbarometer höher als zehn Meter sein [102]. Abb. 81: Historisches Wasserbarometer Handlicher hingegen ist das schon früher als das Wasserbarometer verwendete Quecksilberbarometer. Es ist auf Grund der höheren Dichte von Quecksilber ρQuecksilber = 13,6 g [21] nicht cm3 so hoch wie das Wasserbarometer. 94 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze hQuecksilbersäule = pLuft g ⋅ ρQuecksilber = 1013mbar = 75,93cm cN g 0,981 ⋅ 13,6 3 g cm Also ist die Quecksilbersäule in Marburg bei einem Druck von 962,15 mbar 72,11 cm und auf dem Mount Everest bei 334,17 mbar nur 25,05 cm hoch. Wissen die Schüler dies alles, kann auch die Frage nach dem ständigen „Druck auf den Ohren“, die zu Beginn des Kapitels 11 gestellt wurde, beantwortet werden. In unserem Körper herrscht innen derselbe Druck wie außen, d.h. wir sind sozusagen ein „geschlossener Exsikkator mit geöffnetem Hahn“. Bei Wasser ist es so, dass der Druck immer größer wird, je tiefer man taucht, da die Wassersäule über uns immer größer wird. Dies ist an der Luft auch der Fall. Aber – und das ist der entscheidende Punkt – die Dichte von Luft wird mit steigender Höhe immer geringer. Man muss sich also von der Vorstellung der massiven Luftsäule über uns befreien. 11.3 Der Druck in geschlossenen Gefäßen In der Jahrgangsstufe 9 wird im Chemieunterricht unter dem Thema „Einführung in die chemische Symbolsprache und ihre Anwendung“, 1.2 „Die Chemische Formel und Reaktionsgleichungen“ das „Verhalten von Gasen“ besprochen. Dies beinhaltet außer den schon besprochenen Themen wie die molare Masse und die Zweiatomigkeit gasförmiger Elemente (vgl. z. B. Kap. 4.2 „Physikalische Eigenschaften“ des molekularen Stickstoffs) auch die Themen „Kinetisches Modell eines Gases (auch gaskinetische Deutung von Druck und Temperatur)“, „These von Avogadro“ und im fakultativen Teil das Thema „Volumenverhältnisse bei Gas reaktionen (Gesetz von Gay-Lussac)“. Zunächst zum kinetischen Modell eines Gases. Da die Schüler Aggregatzustände aus der Klassenstufe 8 kennen, wird das Modell am besten durch einen Vergleich zwischen einem Feststoff und einer Flüssigkeit eingeführt. 95 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Übt man z.B. auf ein Stück Holz oder einen Tisch Druck mit dem Finger aus, geschieht nichts. Auf einer offenen Wasseroberfläche wird das Wasser durch den Finger verdrängt, schließt man das Wasser aber z.B. in eine Spritze ein, kann es bei geschlossener Öffnung nicht komprimiert werden. Verwendet man hingegen Luft in der Spritze, lässt sie sich zusammendrücken [21]. Dies liegt daran, dass die Teilchen im Gasraum das Bestreben haben, sich möglichst weit voneinander zu verteilen und frei zu bewegen. Sie können aber komprimiert werden, da zwischen ihnen viel freier Raum ist, der weder im Feststoff noch in der Flüssigkeit vorhanden ist. Dies kann man in der 8. oder 9. Klasse dadurch anschaulich demonstrieren, indem man die Schüler selbst die Teilchen „spielen“ lässt, sie sich im Festkörper also nahe zusammenstellen, in der Flüssigkeit langsam und im gasförmigen Zustand schnell im Klassenraum bewegen. Abb. 82: Fest – flüssig – gasförmig Irgendwann wird im Versuch mit der mit Gas befüllten Spritze der Druck der auf den Kolben und somit das Gas ausgeübt wird so groß, dass der Finger an der Öffnung „weggedrückt“ wird. Um dieses Phänomen zu erklären, kann man das Gesetz von Boyle und Mariotte verwenden. Es besagt: „ Bei konstanter Temperatur ist das Produkt aus Volumen und Druck eine Konstante“ also p · V = const. oder p1 V1 = p2 V2 [104] Abb. 83: Graphische Darstellung des Gesetzes von Boyle-Mariotte 96 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Hieran sieht man, dass der Druck bei sehr geringem Volumen immens groß wird und somit die Öffnung der Spritze nicht mehr zugehalten werden kann. Halbiert man nämlich das Volumen, verdoppelt sich der Druck. Das Verhältnis ist antiproportional. Hält man statt der Temperatur den Druck konstant, sagt das Gesetz von Gay-Lussac folgendes: „Bei konstantem Druck ist das Volumen eines Gases proportional zu seiner Temperatur.“ V = k · T [104] Abb.84: Graphische Darstellung des Gesetzes von Gay-Lussac Das dritte Gesetz, das Gesetz von Amonton, hält die dritte Zustandsgröße, nämlich das Volumen konstant. „Bei konstantem Volumen ist der Druck eines Gases proportional zu seiner Temperatur.“ V = k`· p [105] k und k` sind in den letzten beiden Gesetzen Proportionalitätsfaktoren. Alle diese drei genannten Gesetze gehen davon aus, dass ein geschlossenes System vorliegt und die Stoffmenge n konstant bleibt. Aus allen drei Gesetzen wird schließlich das allgemeine Gasgesetz [57] hergeleitet. p·V=n·R·T Hierbei ist R die allgemeine Gaskonstante mit einem Wert von 8,314 J/mol·K. Die drei Gesetze können, auch wenn sie im Lehrplan nicht ausdrücklich erwähnt sind, in der Jahrgangsstufe 9 durchgenommen werden, da die Schüler aus dem Mathematikunterricht sowohl Proportionalität als auch Antiproportionalität kennen. Wichtig im Zusammenhang mit den Eigenschaften von Gasen ist laut Lehrplan in der Klassenstufe 9 noch der Satz von Avogadro, den er 1811 wie folgt formulierte: 97 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze „Gleiche Volumina aller Gase enthalten bei gleicher Temperatur und gleichem Druck gleich viele Teilchen.“ [21] Abb. 85 Amedo Carlo Avogadro Dies kann man aus dem allgemeinen Gasgesetz leicht herleiten. Für zwei Gase gilt folgendes: p1·V1 = n1·R·T1 p2·V2 = n2·R·T2 Da nach der Aussage des Gesetzes von Avogadro p1 = p2, V1 = V2 und T1 = T2 gilt, folgt: n1 = n2. Geht man in einem Beispiel von Standardbedingungen von 1,013 bar, 298 K und einem Gasvolumen von 1 L aus, ergibt das eine Stoffmenge von N 10,13 2 ⋅ 1000cm3 1,013bar ⋅ 1L pV cm n= = = = 0,04088mol = 40,88mmol J N ⋅ 100cm RT 8,314 ⋅ 298 K 8,314 ⋅ 298 K mol ⋅ K mol ⋅ K Mit N = NA·n, wobei NA = 6,023·1023 Konstante ist, folgt: N = 6,023·1023 Teilchen die sogenannte Avogadrosche mol Teilchen ·0,04088 mol = 2,46·1022 Teilchen. mol Also sind 2,46·1022 Teilchen in einem Liter Gas enthalten. Will man wissen, wie groß das Volumen von einem Mol Gas bei Standardbedingungen ist, kann es wie folgt berechnet werden. nRT V = = p J N ⋅ 100cm ⋅ 298 K ⋅ 298K 1mol ⋅ 8,314 mol ⋅ K mol ⋅ K = 24,46 L = N 1,013bar 10,13 2 cm 1mol ⋅ 8,314 Der bekanntere Wert von 22,4 L [106] pro Mol bezieht sich auf eine Standardtemperatur von 0 °C. 11.4 Reaktionen von Gasen Da die Schüler jetzt wissen, dass z.B. in einem Liter jedes Gases gleich viele Teilchen enthalten sind, können sie dies auf einfache, ihnen bekannte Reaktionsgleichungen übertragen. 98 11. Der Luftdruck und einige Gasgesetze Z.B. kann in Klassenstufe 9, laut fakultativem Unterrichtsinhalt, die Molekülformel von Wasser, Ammoniak oder Methan experimentell erarbeitet werden. Die Herleitung der Formel von Wasser könnte man z.B. elektrolytisch im Hoffmannschen Wasserzersetzungsapparat durchführen. Hierbei sehen die Schüler, dass doppelt so viel Diwasserstoff entsteht wie Disauerstoff. Da „Elektrolyse“ als Thema aber erst in Jahrgangsstufe 11 beim Thema „Redoxreaktionen“ behandelt wird und die Schüler bislang noch keine Ionen kennen, ist es einfacher, als Beispiel Ammoniak zu nehmen. Man kann folgenden Versuch durchführen: 40 mL Ammoniakgas werden am NickelSpaltrohr zu elementarem Stickstoff und Diwasserstoff gespalten [29]. Dies ist für die Schüler zwar zunächst auch eine „Black-Box“, aber da Nickel katalytisch am Versuch teilnimmt, kann es über den Reaktionspfeil geschrieben werden, ohne dass man genau erklären muss, wie ein Katalysator funktioniert. <Ni> 2 NH3(g) N2(g) + 3 H2(g) Hierbei sehen die Schüler direkt bei der Durchführung des Versuches, dass sich das Gasvolumen verdoppelt. Stellen sie die Reaktionsgleichung auf, sehen sie, dass aus zwei Mol Ammoniak ein Mol Distickstoff und drei Mol Diwasserstoff werden, also insgesamt vier Mol Gas entsteht. Somit kann man ein weiteres Gasgesetz von Gay-Lussac formulieren: „Gase reagieren stets in Volumenverhältnissen kleiner ganzer Zahlen miteinander“ [105] Also reagiert bei der umgekehrten Reaktion, der Synthese von Ammoniak, molekularer Wasserstoff mit molekularem Stickstoff im Verhältnis 3:1 zu Ammoniak, weshalb die Molekülformel N(1)H3 lautet. Der Einfachheit Abb. 86: Verhältnis 3:1 halber wird die Eins nicht ausgeschrieben [105]. Dass man von der Stoffmenge, die in der Reaktionsgleichung angegeben ist, auf das Volumen schließen kann, ergibt sich aus dem Satz von Avogadro. 99 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft „Alle Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift – allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist." Dies ist ein bekanntes Zitat von Paracelsus [107]: Es sagt allerdings nichts darüber aus, dass es außerdem genauso wichtig ist, wo sich das „Gift“ befindet: Eine Erbse im Garten ist nicht tödlich und dennoch kann man an ihr ersticken. Abb. 87: Paracelsus In diesem Kapitel wird hauptsächlich auf die vier bisher schon behandelten natürlichen Verbindungen NO und NO2 sowie CO2 und O3 eingegangen. Sie sind in ihrer natürlichen Funktion sehr nützlich und sogar lebenswichtig. Was sie allerdings so schädlich macht, wird in Kapitel 12.2 bis 12.4 beschrieben. Die folgenden vier Kapitel können in der Schule zum Thema „Umweltchemie/Umweltanalytik“ in der Jahrgangsstufe 13 im „Wahlthema Angewandte Chemie“ besprochen werden. 12.1 Was ist Smog? Smog ist ein Kunstwort, das aus Smoke (engl.) = Rauch und fog (engl.) = Nebel zusammengesetzt ist [108]. Es gibt zwei Arten von Smog: den „Londoner Smog“ und den „Los Angeles Smog“. Londoner Smog, der hauptsächlich aus SO2, Ruß und CO besteht, entsteht im Winter wegen intensiver Kohleverbrennung. Er wird deshalb auch als Wintersmog bezeichnet. Los Angeles Smog, der auch Sommersmog genannt wird, entsteht auf Grund des starken Autoverkehrs im Sommer. Er besteht aus CO, NOx, Kohlenwasserstoffen und Ozon [108]. In der aktuellen Diskussion taucht häufig der Begriff „Elektrosmog“ auf, auf den im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen wird, da es sich hierbei um eine Bezeichnung für Strahlen- nicht aber Chemikalienbelastung handelt. Sowohl der Los Angeles als auch der Londoner Smog entsteht bei einer bestimmten Wetterlage, der Inversionswetterlage. 100 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Normalerweise steigt die am Boden erwärmte Luft auf Grund ihrer geringeren Dichte auf und durchmischt die vertikalen Luftschichten [108]. Bei Inversionswetterlage hingegen, ist die Temperaturschichtung umgekehrt, also invers. Hier befindet sich kühlere Luft in Bodennähe. Sie kann nicht aufsteigen, da sie eine höhere Dichte besitzt als die Luft über ihr und es findet keine Durchmischung der Luftschichten statt. Dies führt dazu, dass die Bodennahe Luft, z.B. in Ballungsräumen, eine extrem hohe Schadstoffkonzentration enthält (vgl. Versuch 14 „Warm oder kalt – Schadstoffe im Temperaturverlauf“, verändert nach [108]). Als „The Great Smog“ ging die Katastrophe von 1952 in London in die Geschichte ein. Sie begann am 5. Dezember und endete erst vier Tage später. Augenzeugen berichteten, dass, wenn sie ihre Hände ausstreckten, diese nicht mehr zu sehen waren. Wer sich nur kurz im Freien aufhielt, war schnell mit Ruß bedeckt und bekam Hustenanfälle. Nach Schätzungen starben bei diesem Vorfall und den Spätfolgen zwischen 4000 und 12 000 Menschen [109]. Aktuell ist Smog auch heute noch. Z.B. wurde am 28.06.2006 in Kairo eine mehr als 3200 Jahre alte Statue von Pharao Ramses II aus der Stadt zu ihrem neuen Standort in der Eben von Gizeh zu den großen Pyramiden gebracht, da sie sonst wegen des Smogs in der Stadt völlig zerstört Abb. 88: Statue von Ramses II am 28.6.2006 in Kairo würde [110]. Um den Schülern zu demonstrieren, wie eine Smog-Wetterlage aussieht, kann Demonstration 3: „Die Smog-Wetterlage“, verändert nach [108], vorgeführt werden. Hierbei sieht man, dass bei den verwendeten Räuchermännchen, die auf Grund ihrer Form besonders geeignet sind, da sie Fabrikschloten gleichen, die rechte Seite einer geteilten Abb. 89: Demonstration der Chromatographiekammer vollständig verrauchen. Smog-Wetterlage Das Gesicht, das auf der Rückseite befestigt ist, ist fast nicht mehr zu erkennen. 101 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Dass das Wort Smog aus dem Gebrauch verschwindet, liegt daran, dass andere Schlagwörter wie Ozon-Alarm oder Feinstaubbelastung dafür verwendet werden. Die Diskussion im Sommer 2006 während der heißen Tage im Juli drehte sich um die Ozon-Belastung. 12.2 Oben hui, unten pfui – bodennahes Ozon und das Ozonloch Die Bildung und den Abbau des stratosphärischen Ozons wurde in Kapitel 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“ erläutert. Es bildet die Ozon-Schicht, welche die gefährlichen UV-Strahlen abhält und deshalb lebenswichtig ist, also: oben ,hui`. Entsteht der in Kapitel 12.1 erwähnte Sommersmog, wird Ozon in bodennahen Luftschichten gebildet (s.u.). Die Bildung von Ozon in Bodennähe ist für die Umwelt und den Menschen deshalb sehr schädlich, da es physiologisch auf die Schleimhäute des Menschen wirkt. Besonders gefährdet sind die Atemwege und die Augen. Es wirkt zunächst stark reizend und kann bei hohen Konzentrationen zu irreversiblen Schäden führen. Hierbei können Kopfschmerzen, Atemnot und eine Betäubung des Geruchssinns auftreten. Durch Verursachung von Lungenödemen kann sogar der Tod eintreten. Weiterhin steht Ozon im begründeten Verdacht, krebserzeugendes Potential zu haben [111]. Also: unten ,pfui´. Die aggressive Wirkung, die Ozon auf Organismen hat, kann man den Schülern in einem Versuch (vgl. Versuch 10.2.2 „Eine Farbtonleiter“) zeigen. In Chlorophyllextrakt, das mit Ethanol aus Kleeblättern gewonnen wurde, werden unterschiedliche Volumina Ozon eingeleitet. Man kann erkennen, dass, je mehr Ozon hinzuströmt, der Farbton von grün über hellgelb nach farblos wechselt. Der Farbstoff wird immer mehr oxidativ zerstört. Da UV-Licht der Wellenlänge unter 242 nm nicht mehr in die Troposphäre vordringt, wird dort Ozon dort nicht nach dem Chapman Mechanismus (vgl. Kap. 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“) gebildet [66]. Da in Bodennähe aber Ozon vorhanden ist, muss es auf anderem Weg entstehen. Dies geschieht z.B. folgendermaßen: Zunächst entsteht Stickstoffmonoxid, vor allem durch den früh morgendlichen Verkehr und die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Sein erstes Konzentrationsmaximum in der Tagesstatistik – an einem sonnigen Sommertag – in Abb. 90 liegt bei 22 mm3/m3, also 22 mm3 NO pro Kubikmeter Luft, und wird etwa um 8 Uhr morgens erreicht. 102 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Aus Stickstoffmonoxid wird, wie in Kapitel 4.4.1 „Fixierung des molekularen Stickstoffs“, a) „Atmosphärische Fixierung“ beschrieben, Stickstoffdioxid gebildet. Dessen Konzentrationsmaximum in den Morgenstunden liegt bei etwa 27 mm3/m3 und wird, da NO zur Bildung von NO2 vorhanden sein muss, später, also erst gegen 9 Uhr erreicht. Daraus entstehen durch Sonnenlicht Disauerstoff- und Stickstoffmonoxidradikale. Ersteres reagiert mit molekularem Sauerstoff zu Ozon, letzteres kann mit Disauerstoff erneut zu Stickstoffdioxid reagieren und der Prozess beginnt von vorne [66]. NO·(g) + O· ·(g) + O2(g) + M O3(g) + M + NO2(g) O3(g) + NO·(g) NO2(g) ·· O (g) O2(g) λ < 420 nm Hierbei ist M ein beliebiger Stoßpartner, der die überschüssige Energie abführt, da das Ozonmolekül auf Grund seiner exothermen Bildungsenthalpie sofort wieder zerfallen würde [67]. Dadurch, dass der obige Mechanismus katalytisch abläuft, da aus NO durch Sonnenlicht wieder NO2 gebildet wird, steigt die Ozon-Konzentration sprunghaft an und erreicht ihr Maximum etwa um 14 Uhr. Es liegt in Abb. 90 bei 65 mm3/m3. Abgebaut wird das entstandene Ozon nach der obigen Brutto-Reaktion, deren Gleichgewicht nachts auf der linken Seite liegt, da kein Sonnenlicht zur Bildung der Radikale vorhanden ist. Abb. 90: Die Luftschadstoffe NO, NO2 und O3 im Tagesverlauf 103 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Somit entsteht mehr Ozon in Bodennähe, je mehr Sonnenlicht vorhanden ist. Deshalb findet im Winter keine verstärkte Ozonbildung statt. Aktuelle Ozon-Werte können unter [112] abgerufen werden. Sie werden stündlich aktualisiert. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit liegt die Informationsschwelle bei 180 μg/m3 im 1-Std. Mittelwert, die Alarmschwelle bei 240 μg/m3 bei drei aufeinander folgenden 1-Std. Mittelwerten. Um die Belastung der Umwelt und Menschen zu verringern, sollen die in Tabelle 8 angegebenen Zielwerte bis 2010 erreicht werden. Mittelungszeitraum Zielwerte (bis 01.01.2010) 1 Stunden Mittelwert 180 μg/m3 120 μg/m3 , darf, gemittelt über drei Jahre, an 8-Stunden Mittelwert höchstens 25 Tagen pro Kalenderjahr überschritten werden Tabelle 8: Zielwerte (2010) für den Schadstoff Ozon zum Schutz der menschlichen Gesundheit [112] Dass dies schwierig zu erreichen ist, sieht man daran, dass der 8-Stunden Mittelwert bis zum 30.08.2006 in Marburg schon 29-mal überschritten wurde [112]. Ein langfristiges Ziel ist es, dass dieser Wert im Kalenderjahr nicht überschritten wird. Die Ambivalenz von Stickstoffmonoxid sorgt für ein weiteres, anthropogen verursachtes Ozon-Problem: Unterhalb von 20 km Höhe wirkt NO Ozon-bildend (s.o.), oberhalb davon Ozon-abbauend (vgl. Kap. 8.4 „Was passiert in der Stratosphäre?“). Die Katalyse erreicht ihr Maximum in ca. 25 km Höhe [66]. Dorthin gelangt das am Boden, z.B. bei der Verbrennung von Kohle und Erdöl, gebildete NO durch Luftzirkulation. Abb. 91: dreidimensionale Graphik des „Ozonlochs“ U. a. dadurch entsteht das „Ozonloch“, welches – genauer betrachtet – kein richtiges Loch ist, sondern eine Konzentrationsverringerung von Ozon in der Ozonschicht. An der Form von Abb. 91 erkennt man, warum es dennoch als solches bezeichnet werden kann. 104 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Zwar ist der katalytische Abbau durch NO gegeben, aber viel extremer ist der Abbau von Ozon durch Chlor-Fluor-Kohlenwasserstoffe („CFKWs“), die z.B. in Spraydosen oder Feuerlöschern als Treibmittel verwendet wurden. Die Bildung von Chlorradikalen aus den CFKs und CFKWs findet in der Tropo- und Stratosphäre statt [66]. CFK(g) + hν u. a. Cl· (g) (Stratosphäre) CFK(g) + O· · (g) u. a. Cl· (g) (Stratosphäre) CFKW(g) + HO· (g) u. a. Cl· (g) (Troposphäre, Stratosphäre) Beim katalytischen Abbau von Ozon geschieht folgendes: Cl·(g) + O3(g) ClO· (g) + O· · (g) O3(g) + O· ·(g) O2(g) + ClO· g) ClO· (g) + ClO· (g) 2 O2(g) Der Abbau entspricht Abbaumechanismus durch NO-Radikale. Durch ihre lange Verweildauer in der Atmosphäre von vermutlich mehr 100 Jahren stellen sie, trotz eines weltweiten Emissionsstops, das größere Umweltproblem dar. Dies kann man in der Schule anhand des Versuches 10.2.4 Abbau von Ozon durch CFKWs zeigen. Hierbei wird zu ozonhaltigem Anodengas aus der Elektrolyse von Schwefelsäure (vgl. Versuch 10.1 „Elektrolyse – Gase aus einer Flüssigkeit“) Chloroform gegeben. Der anschließende Versuch, das Chlorophyllextrakt aus Versuch 10.2.2 „Eine Farbtonleiter“ oxidativ zu zerstören, scheitert daran, dass das Ozon durch Chloroform abgebaut wurde [113]. Dadurch, dass ca. 70 % der katalytischen Abbaumechanismen Licht-induziert sind [66], „reißt“ das Ozonloch bevorzugt an den Polen am weitesten auf, wenn aus Polarnacht Polartag wird, also um den 21.03. in der Arktis und um den 21.09. in der Antarktis, jeden Jahres. Die Ozonkonzentration wird in Dopson Units (DU) gemessen. Abb. 92: Ozonloch über der Antarktis 105 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Würde man alle Ozonmoleküle, die sich über einem beliebigen Punkt auf der Erde in der Luft befinden, einzeln auf die Erdoberfläche projezieren und auf 1 bar verdichten, erhält man eine Schicht, die je nach Jahreszeit und Erdregion zwischen 1,5 mm, also 150 DU, und 5 mm, also 500 DU, dick sein kann [66]. Also entspricht 1 DU 0,01 mm. 12.3 Regnet es wirklich Säure? Die Stickstoffoxide sind nicht nur für die Bildung von Ozon in Bodennähe und den Abbau in der unteren und mittleren Stratosphäre verantwortlich, sondern sie sind Mitverursacher des sauren Regens. Im Kreislauf, den der molekulare Stickstoff durchläuft (vgl. Kap. 4.4 „Ein Gas `geht´ um die Welt – Der Distickstoffkreislauf“), entsteht auf natürliche Art und Weise Salpetersäure, die als Nitrate in den Boden gewaschen wird. Die Zunahme von Stickstoffoxiden in der Luft, vor allem durch Autoabgase und Verbrennung fossiler Brennstoffe, sorgt dafür, dass mehr Säure gebildet wird. Weiterer Verursacher von saurem Regen sind Schwefeldioxide und Kohlenstoffdioxid, die in Form von Säuren herabregnen [66]. Auf die letzten zwei wird in diesem Zusammenhang aber nicht näher eingegangen. Beim Herabregnen z.B. von Salpetersäure können Denkmäler wie der Kölner Dom, die aus Kalkstein bestehen, nach und nach aufgelöst werden. CaCO3(s) + 2 H3O+(aq) Ca2+(aq) + CO2(g) ↑ + 3 H2O Durch den niedrigen pH-Wert im Boden kann der Wasserhaushalt der Organismen gestört werden. Die Blattorgane der Blätter an Bäumen und Sträuchern werden angegriffen. Dies führt z.B. zu erhöhter Transpiration der Bäume und deshalb zu Wassermangel und weiteren Mangelerscheinungen [108]. Um den Ausstoß von Stickstoffoxiden zu verringern und damit drei Umweltproblemen, dem sauren Regen, der Bildung von bodennahem Ozon sowie dem Ozonabbau in der unteren und mittleren Stratosphäre entgegenzuwirken, sollen die in Tabelle 9 aufgeführten Zielwerte (bei Standardbedingungen) bis zum 01. Januar 2010 erreicht werden. 106 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Mittelungszeitraum 1 Stunden Mittelwert Kalenderjahr Zielwert (bis 01.01.2010) 200 μg/m3 dürfen nicht öfter als 18-mal im Kalenderjahr überschritten werden. 40 μg/m3 Tabelle 9: Zielwerte (2010) für Stickstoffoxide zum Schutz der menschlichen Gesundheit [112] Die Alarmschwelle für die Stickstoffoxide liegt bei 400 μg/m3 [112]. Sowohl die in Tabelle 8 in Kapitel 12.2 „Oben hui, unten pfui – bodennahes Ozon und das Ozonloch“ als auch in Tabelle 9 aufgeführten Zielwerte sollen durch verschiedene Schutzmaßnahmen erreicht werden. So kann z.B. durch einsetzen eines geregelten Dreiwegekatalysators die Entstehung von NO in Benzinmotoren um bis zu 90 % verringert werden [108]. Der Einbau eines Dreiwegekatalysators in den PKW ist seit 1987 in Deutschland Pflicht [114]. Weiterhin werden sogenannte Stickstoffoxidminderungsanlagen in Kraftwerken, die fossile Brennstoffe verbrennen, verwendet [108]. Beide Maßnahmen, sowie ein Verzicht auf den PKW an Sommertagen, bilden die Basis dafür, dass weniger bodennahes Ozon entsteht, da dies aus dem NO gebildet wird (s.o.). Auf die genaue Funktionsweise der im oberen Abschnitt beschriebenen, sowie weitere Umweltschutzmaßnahmen, wie z.B. die Rauchgasentschwefelung, wird im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen. Ein weiteres Umweltproblem neben den bisher genannten ist der anthropogene Treibhauseffekt. 12.4 Der anthropogene Treibhauseffekt Wie bereits in Kapitel 7.3 erwähnt, sind Wasser und Kohlenstoffdioxid die Hauptverursacher des natürlichen Treibhauseffekts. Seit Beginn der Industrialisierung (um 1750) steigt die vom Menschen verursachte CO2 Produktion, z.B. durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas und aus CO (vgl. Kap. 9 „Spuren von Gasen“), das durch unvollständige Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht, stetig an [79]. 107 12. Die Schadstoffbelastung unserer Luft Ein weiteres Problem ist, dass z.B. durch übermäßiges Abholzen der Wälder weniger Kohlenstoffdioxid aus der Luft gebunden wird (vgl. Kap. 5.4 „Atmung und Photosynthese – Ein Disauerstoffkreislauf“). Somit ist das Assimilations-/Dissimilationsgleichgewicht nicht mehr ausgeglichen. Durch die „Globale Erwärmung“ wird das Wasser in den Ozeanen erwärmt und kann somit weniger CO2 binden (vgl. Kap. 7.4 „Ferien am Lake Nyos – besser nicht!“). Die Erwärmung sorgt auch dafür, dass mehr Wasser in der Luft enthalten ist (vgl. Kap. 10.3 „Warum trocknet unsere Wäsche – das Verdampfen“). Diese aufgeführten Faktoren zeigen, dass die Konzentration der beiden HauptTreibhausgase in der Atmosphäre ansteigt und somit weniger der an der Erdoberfläche reflektierten Infrarotstrahlung ins Weltall entweichen kann. Dies führt zur weiteren Aufwärmung der Erdoberfläche und zur Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes. Weitere, rein anthropogen entstandene Treibhausgase sind die in Kapitel 12.2 „Oben hui, unten pfui – Bodennahes Ozon und das Ozonloch“ erwähnten CFKWs. Auch im Zusammenhang mit dem anthropogenen Treibhauseffekt stellen sie auf Grund ihrer Langlebigkeit (bis zu 100 Jahre) ein Umweltproblem dar. Sie verstärken den Treibhauseffekt deshalb stark, da sie IR-Licht in einem Wellenlängenbereich um 10 000 nm absorbieren, indem die übrige Atmosphäre transparent ist [79]. 108 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Auf den nachfolgenden Seiten befinden sich die Versuchsprotokolle, inkl. der Beobachtungen, sowie eine Kurz-Erklärung der durchgeführten Versuche. Weiterhin sind die zum Inhalt der Arbeit entwickelten Arbeitsblätter aufgelistet. Sie können als Kopiervorlage dienen, da ihre Lösungen in die Kapitel eingebunden sind, aber auf dem Arbeitsblatt selbst nicht erwähnt werden. Die Reihenfolge entspricht der, wie sie im laufenden Text der zugehörigen Kapitel vorkommen. Am Ende der Versuchsprotokolle befindet sich eine Bemerkung, die beinhaltet, was an dem Versuch, im Gegensatz zur Versuchsvorschrift, verändert und weshalb er ausgewählt wurde. Die in den Versuchsvorschriften verwendeten Bilder sind alle selbst photographiert, die Zeichnungen selbst angefertigt oder der Literatur zum Versuch entnommen. Das Ikon zeigen an, welcher Versuche zu welchem Thema gehören. Es ist dem jeweiligen Kapitel entnommen, so dass die Literaturangabe hierzu entfällt. Ebenfalls in diesem Kapitel enthalten sind die Richtlinien und Sicherheitssätze der verwendeten und entstandenen Chemikalien. Diese Liste befindet hinter den Versuchen und Arbeitsblättern. Zuletzt beinhaltet das Kapitel ein Domino-Spiel, dass im Rahmen der Arbeit entwickelt wurde. Es kann als Kopiervorlage dienen. Die enthaltenen Bilder sind, bis auf Start und Ziel [95], der Arbeit entnommen. 109 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Arbeitsblatt 1: Die Entstehung der heutigen Atmosphäre (übernommen von [9]) Aufgabe: Lese den nachfolgenden Text sorgfältig durch und beantworte die Fragen dazu schriftlich. „ … wurde vor einigen Jahren die gänzlich unerwartete Tatsache entdeckt, dass die heutige Atmosphäre unserer Erde gar nicht die ursprüngliche ist.“ [5] „Die Uratmosphäre war nach heutiger Kenntnis im Wesentlichen aus Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid und Stickstoff zusammengesetzt. Daneben spielten auch Schwefelverbindungen, Methan und Ammoniak eine Rolle. Sauerstoff fehlte dagegen fast ganz. Selbst wenn sich Sauerstoff durch die starke UV-Strahlung aus Wasserdampf bildete, wurde er sofort wieder chemisch gebunden. Eine erste Veränderung der Uratmosphäre wurde durch Ent- gasungsprozesse hervorgerufen: Diwasserstoff diffundierte ins Weltall, Vulkane gaben Gase in die Atmosphäre ab. Auch Lösungs- und Fällungsvorgänge, sowie Reaktionen der Gase mit dem Wasser oder in den Gesteinen enthaltenen Verbindungen ver- änderten die Zusammensetzung der Luft nachhaltig. Der eigentlich revolutionäre Prozess war aber das Auftreten der ersten Lebewesen. Die ursprünglichen Verhältnisse wurden durch sie schließlich auf den Kopf gestellt. Zunächst handelte es sich hierbei um niedere anaerobe Lebensformen, die in der Lage waren, den vorhandenen sauerstofffreien Lebensraum zu nutzen. Die noch heute existierenden anaerob lebenden Bakterien und Blaualgen geben einen guten Eindruck von dieser Entwicklungsstufe des Lebens. 110 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Photosynthetisch aktive Organismen sorgten nach und nach dafür, dass schließlich der Sauerstoff in die Atmosphäre kam. Sie waren in der Lage, mit Hilfe des Sonnenlichtes Wasser zu spalten und Sauerstoff freizusetzen. Man vermutet, dass dieser erste Sauerstoff anfangs die noch reichlich vorhandenen Eisen(II)-Verbindungen zu Eisen(III)-Verbindungen oxidierte und dadurch chemisch gebunden wurde. Erst als keine Fe2+-Ionen mehr zur Verfügung standen, gelangte freier Sauerstoff in die Atmosphäre. Nun erst konnten sich aerobe Lebewesen entwickeln, die Sauerstoff atmen. In der Stratosphäre bildete sich dann jene Ozonschicht, von der heute oft die Rede ist. Diese Schicht entsteht unter dem Einfluss von UV-Strahlung, die dabei absorbiert wird.“ Aufgabe 2: • Woraus bestand die Uratmosphäre? • Erklärt die in Abschnitt 2 fett gedruckten Begriffe chemisch! Verwendet dazu auch Abb. 1. Um den Kreislauf welchen Elementes handelt es sich? • Warum gelangte der Sauerstoff, der durch die Cyanobakterien entstand, nicht direkt in die Atmosphäre? Stellt die zugehörige Redoxgleichung auf! • Was bedeutet aerob bzw. anaerob? Nennt jeweils mehrere aerobe und mindestens eine anaerobe Lebensform. • Beschreibt den Prozess der Photosynthese bzw. Atmung. 111 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 1: Die Hauptbestandteile der Luft 1.1 Eine Kerze erStick(stoff)t! Geräte: Pneumatische Wanne, Erlenmeyerkolben, Feuerzeug Chemikalien: Teelicht, Leitungswasser Durchführung: Die pneumatische Wanne wird zu ¾ mit Leitungswasser gefüllt. Dann stellt man das Teelicht vorsichtig auf die Wasseroberfläche und zündet es an. Anschließend wird ein Erlenmeyerkolben darüber gestülpt, am besten einer, in dessen Öffnung die Kerze gerade so hinein passt. Es ist darauf zu achten, dass der Erlenmeyerkolben mit dem Rand etwa 2-3 cm unter Wasser ist. Beobachtung: Die Kerze erlischt nach einiger Zeit. Ein wenig Wasser wird in den Erlenmeyerkolben gesaugt. Kurz-Erklärung: Der Distickstoff unterhält die Verbrennung nicht. Ist der Sauerstoffanteil der Luft (etwa 1/5) verbraucht, erlischt die Flamme. 1.2 Wie viel „Luft“ bleibt übrig? Geräte: Pneumatische Wanne, 350 mL Erlenmeyerkolben, der vollständig graduiert ein Volumen von 410 mL besitzt, Feuerzeug Chemikalien: Teelicht, Leitungswasser Durchführung: Der Versuch 1.1 wird erneut durchgeführt, allerdings mit dem vollständig graduierten Erlenmeyerkolben. Wenn die Kerze erloschen ist und sich der Stand des Wasserspiegels im Erlenmeyerkolben nicht mehr ändert, wird dieser markiert. Dabei ist darauf zu achten, dass der Erlenmeyerkolben nur gerade so unter Wasser getaucht ist, damit die maximale Wasserhöhe abgelesen werden kann. Beobachtung: Der Wasserspiegel im Erlenmeyerkolben steigt an. Es werden etwa 80 mL Wasser in den Kolben gesogen. 112 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kurz-Erklärung: Der Erlenmeyerkolben besitzt ein Volumen von rund 410 mL. 80 mL entsprechen somit etwa 1/5 des Gesamtvolumens. Dies ist der Anteil, den der molekulare Sauerstoff in der Luft besitzt und der beim Verbrennen von der Kerze verbraucht wird. Eigentlich entsteht bei der Verbrennung von Paraffin mit Disauerstoff gleich viel Kohlenstoffdioxid. Hierbei wird – im Sinne einer didaktischen Reduktion – vernachlässigt, dass beim Verbrennen von Paraffin, welches aus ungesättigten Kohlenwasserstoffen [33] der Formel CnH2n+1 besteht, CO2 entsteht. CnH2n+1(l) + (3/2n+1/4) O2(g) n CO2(aq) + ( 2n + 1 ) H2O 2 Dieses wird allerdings im Wasser gelöst und erhöht somit das Volumen nicht. Ein weiterer Effekt, der die Durchführung des Versuches möglich macht, ist, dass sich Gase beim Abkühlen zusammenziehen und deshalb das Wasser in den Erlenmeyerkolben gesogen wird. Bemerkung: Beide Versuche sind in Anlehnung an den Versuch, der in der Ein- leitung beschrieben wurde, und bei der Entwicklung des CO2-Entwicklers entstanden. Ein ähnlicher Versuch, die Verbrennung von Phosphor in einem abgeschlossenen Luftraum, wird in [18] beschrieben. Die Intention des Versuches war, den Verbrauch von 1/5 Luft bei der Verbrennung mit einfacheren Mittel anschaulich schon in der Jahrgansstufe 8 zu zeigen. Die bekannten Apparaturen zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes der Luft, welche aus zwei Kolbenprobern, die über ein Glührohr verbunden sind, bestehen, sind sehr aufwändig im Aufbau und folglich nicht als Schülerversuch im Anfangsunterricht durchzuführen. 113 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Arbeitsblatt 2: Hausaufgabenversuche zur Zusammensetzung der Luft Aufgabe 1: Lest die Vorschrift genau durch und führt dann den Versuch durch. Geräte: 250 mL Messbecher, durchsichtige Salatschüssel, Feuerzeug Chemikalien: Teelicht, Leitungswasser Durchführung: Die Salatschüssel wird zu ¾ mit Leitungswasser gefüllt. Man stellt das Teelicht vorsichtig auf das Wasser und zündet es an. Anschließend wird der Messbecher darüber gestülpt und zwar so, dass er mit dem Rand etwa 2-3 cm unter Wasser ist. Jetzt wartet man, bis die Kerze erloschen ist und beobachtet den Wasserspiegel. Notiert die Beobachtung: Aufgabe 2: Führt den Versuch erneut durch. Markiert nach dem Erlöschen der Kerze den Stand des Wasserspiegels auf dem Messbecher mit einem ABWASCHBAREN Stift. Achtet dabei darauf, dass der Messbecher nur gerade so unter Wasser getaucht ist. Wie viel mL Wasser werden in den Messbecher gesogen? Aufgabe 3: Findet heraus, wer Carl Scheele war! Wann hat er gelebt und was hat er zum Stickstoff gesagt? Welche Eigenschaften hat Stickstoff? Fertigt einen Steckbrief mit den wichtigsten an! 114 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 2: Dichte und molare Masse von Gasen – schnell und unkompliziert Geräte: Gasmolwaage GW 61 Plexi , Gummischlauch, Quetschhahn nach Mohr Chemikalien: N2, 3O2 - Druckgasflaschen Durchführung: Damit die Gasmolwaage vollständig und ausschließlich mit Luft gefüllt ist, pumpt man mit Hilfe des Peleusballs 2-3-mal Luft hindurch. An den oberen Ausgang befestigt man ein kurzes Stück Schlauch mit noch geöffnetem Quetschhahn. Dann kann man die Gasmolwaage über eine möglichst kurze Schlauchzuleitung mit dem jeweilig zu bestimmenden Gas aus der Druckgasflasche befüllen. Dazu lässt man dieses etwa 1 Minute durchströmen, schließt dann zunächst die Druckgasflasche und direkt danach den Quetschhahn, damit das Gas nach dem Befüllen nicht entweichen kann. Beobachtung: Man kann folgende Werte ablesen: Gasart molare Masse M [mol/g] Dichte δ [L/g] Luft 28,8 1,293 N2 28 1,25 O2 32 1,429 Kurz-Erläuterung des Prinzips der Gasmolwaage: Die Messung der molaren Masse und der Dichte beruht auf „Messung des Auftriebes (ARCHIMEDES), den eine geschlossene Kugel in einem Gas erfährt, mittels einer Federwaage, die mit einer empfindlichen kleinen Balkenwaage gekoppelt ist.“ [20] Bemerkung: Die Genauigkeit der Werte liegt daran, dass sie direkt auf die Skala der Gasmolwaage aufgedruckt sind. Der Versuch wurde ausgewählt, da er sehr unkompliziert und gut mit Schülern durchführbar ist. Nachteilig ist, dass das Befüllen der Gasmolwaage nur mit Hilfe des Lehrers möglich ist. 115 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Arbeitsblatt 3: Ein Modell für ein Modell Chemikalien: Streichholzschachtel mit bunten Büroklammern (6 verschiedene Farben) Aufgabe: Erfindet, anhand der Abbildung der folgenden gegebenen Atom- bzw. Molekülorbitale, ein passendes Modell aus bunten Büroklammern, das die Bindungen im N2 darstellt. Wie kann man die Büroklammern sinnvoll miteinander verbinden? Beantwortet dabei folgende Fragen: •Wofür steht eine Büroklammer? •Wie kann man im Modell die Vorzeichen der Orbitallappen erkennen? •Welche Büroklammern ergeben, wenn man sie miteinander verbindet, eine Bindung? •Was entsteht, wenn verschiedene Farben miteinander verbunden werden? •Wie sieht das gesamte Modell für das py-Orbital aus? Zeichnet dazu zunächst ein beschriftetes Achsenkreuz! 116 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 3: Aus der Luft in den Boden – Blitze fixieren N2 Geräte: Scheidtsche Kugel mit Kupferelektroden, Hochspannungstransformator (Leistung VA 325/ Hz 50-60, Prim.Volt 220, Prim.Amp. 1,6, Sec. Volt 8800, Sec. Amp. 0,04) mit Voltron Leistungssteller, Acilit® pH-Teststäbchen (Firma Merck) Chemikalien: Leitungswasser, Luft Versuchsaufbau: Die beiden Kupferelektroden werden gegenüber in der Scheidtschen Kugel befestigt, so dass ihre Spitzen maximal 1 cm weit auseinander sind. Am oberen Ausgang befestigt man das Handgebläse, unten einen Dreiwegehahn, der eine Weiterleitung zu einer mit Wasser befüllten Gaswaschflasche besitzt. Die Kupferelektroden werden mit dem Hochspannungstransformator über zwei Kabel verbunden. Durchführung: Es wird so lange bei Stufe 8 bis 10 des Leistungsstellers Spannung angelegt, bis die Kugel vollständig mit einem braunen Gas befüllt ist. Beobachtung: Nach 2-3 Minuten wird das Innere der Kugel braun. Nachdem das entstandene Gas mit Hilfe der Handpumpe in das Wasser gepumpt wurde, misst man eine pH-Wert von 4,5. Kurz-Erklärung: Durch die Hochspannung entsteht zunächst Stickstoffmonoxid [R 8-26-34, S 1-9-17-26-36/37/39-41, T+, C, O], das mit dem vorhandenen Sauerstoff zu Stickstoffdioxid [R 26-34, S 9-26-28-36/37/39-45, T+,C] reagiert. N2(g) + O2(g) 2 NO(g) 2 NO(g) + O2(g) 2 NO2(g) Wegen der Hochspannung und der Giftigkeit der entstandenen Gase ist dieser Versuch ausschließlich als Lehrerversuch durchzuführen. Stickstoffdioxid ist ein braunes Gas. Leitet man es in Wasser, entsteht Salpetersäure[R 34, S 23-26-36/37/3945, C]. Dies erklärt den gemessenen pH-Wert von 4,5. 3 NO2(g) + H2O HNO3(aq) + NO(g) 117 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 4: Disauerstoff aus Kupfer(II)-oxid 4.1 Darstellung von molekularem Sauerstoff Geräte: Bunsenbrenner, Reagenzglas, Stopfen mit Einleitungsrohr, pneumatische Wanne, Standzylinder, Stativmaterial Chemikalien: Kupfer(II)-oxid [R 22, S 22, X], Leitungswasser Versuchsaufbau: In ein schräg eingespanntes Reagenzglas wird etwa 1-2 cm hoch Kupfer(II)-oxid eingefüllt. Nun füllt man einen Standzylinder mit Wasser, befestigt ihn über der pneumatischen Wanne. Der Stopfen mit Einleitungsrohr wird auf das Reagenzglas gesetzt, so dass das Einleitungsrohr bis in den Standzylinder reicht. Durchführung: Das Kupfer(II)-oxid wird mit dem Bunsenbrenner so lange erhitzt, bis dass der Standzylinder vollständig mit Gas gefüllt ist. Beobachtung: Es steigen Gasblasen auf, die das Wasser verdrängen. Kurz-Erklärung: Das Kupfer(II)-oxid zersetzt sich bei 900 °C zu Kupfer(I)-oxid [R 2050/53, S 20-60-61, Xn, N] und Disauerstoff [R 8, S 17, O]. 4 CuO(s) 2 Cu2O(s) + O2(g) 4.2 Die Glimmspanprobe Geräte: wie in 5.1, Glasdeckel, Holzspan Chemikalien: mit Disauerstoff befüllter Standzylinder Durchführung: Der mit Disauerstoff befüllte Standzylinder wird von unten mit einem Glasdeckel verschlossen, aus der pneumatischen Wanne entnommen und herumgedreht. Man hält einen glimmenden Holzspan hinein. Beobachtung: Der Span entzündet sich und brennt wieder mit heller Flamme. 118 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kurz-Erklärung: Reiner Disauerstoff ist ein starkes Oxidationsmittel und unterhält die Verbrennung. Bemerkung: Der Versuch wurde ausgewählt, da mit ihm ein historisch orientierter Unterrichtseinstieg möglich ist. Carl Scheele erhitzte Quecksilber(II)-oxid und erhielt elementares Quecksilber und Disauerstoff, den er als „dephlogistierte Luft“ bezeichnete [31]. Die Durchführung des historischen Versuchs ist aber, auf Grund der Gefährlichkeit von elementarem Quecksilber, in der Schule nicht möglich, die Zersetzung von Kupfer(II)-oxid ein guter Ersatz. Dadurch, dass in Wirklichkeit kein elementares Kupfer, sondern Kupfer(I)-oxid [34] entsteht, ist allerdings eine didaktische Reduktion nötig. Beide Versuche sind sehr anschaulich und haben einen starken Wiedererkennungswert. 119 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 5: Eine sehr kalte, hellblaue Flüssigkeit 5.1 Darstellung von flüssigem, molekularem 3O2 Geräte: Dewar, Kühlfalle mit abnehmbarem Einsatz, Gaswaschflasche mit Fritte, Gummischläuche, Schlauchschellen, Stativmaterial Chemikalien: Molekularer Sauerstoff [R 8, S 17, O] aus der Druckgasflasche mit Druckminderer, flüssiger molekularer Stickstoff [S 9-23-36] Versuchsaufbau: O2-Zustrom Durchführung: Gasförmiger Disauerstoff wird aus der Druckgasflasche durch die Kühlfalle geleitet und somit die Apparatur 1-2 Minuten gespült. Nun taucht man die Kühlfalle vorsichtig in den etwa zur Hälfte mit flüssigem Distickstoff befüllten Dewar. Es wird weitere 5 Minuten 3O2 eingeleitet. Der Versuch ist beendet, wenn die Kühlfalle etwa 1,5 cm hoch mit Flüssigkeit gefüllt ist. Beobachtung: Es entsteht flüssiger, hellblauer Disauerstoff. [R 8, S 9-17-2136/37/39-51, O] Achtung: Es dürfen sich weder organisches Material noch Zündquellen in der Nähe des Abzuges befinden, da flüssiger Disauerstoff heftig damit reagiert! Bemerkung: Die Herstellung von flüssigem Disauerstoff zeigt, das flüssiger Distickstoff eine niedrigere Siedetemperatur besitzt, also in der Lage ist, Disauerstoff zu verflüssigen [16, 31]. Dieser ist wichtig für die nachfolgenden Versuche, die die Eigenschaften von Disauerstoff demonstrieren. Bemerkenswert bei diesem Versuch ist weiterhin die stechend hellblaue Farbe. 120 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter 5.2 Sinkende blaue Blasen Geräte: 500 mL Standzylinder, ersatzweise ein 500 mL Becherglas Chemikalien: 100 mL Wasser, ca. 10 mL flüssiger, molekularer Sauerstoff (entspricht 1,5 cm in der Kühlfalle) aus Versuch 5.1 Durchführung: Man entnimmt die Kühlfalle der Apparatur aus Versuch 5.1 und gießt den flüssigen, blauen Disauerstoff in einen 500 mL Standzylinder, den man vorher mit 100 mL Wasser befüllt hat. Beobachtung: Der flüssige molekulare Sauerstoff verdampft unter starker Nebelbildung. Die blauen Blasen sinken im Wasser immer wieder nach unten und um sie herum bildet sich eine weiße „Dampfhaut“. Nebel Phasenübergänge von Wasser/fl.3O2/Luft hellblaue, flüssige 3O2- Blase Kurz-Erklärung: Molekularer Sauerstoff hat im flüssigen Zustand eine Dichte von 1,14 g/cm3. Da sie somit größer ist als die Dichte von Wasser, die 1 g/cm3 beträgt, sinken die hellblauen Blasen immer wieder herab. Dass der flüssige Disauerstoff nicht auf den Boden sinken kann, liegt daran, dass sich eine „Dampfhaut“ ausbildet, die für Auftrieb sorgt und somit den eigentlich dichteren molekularen Sauerstoff wieder an die Oberfläche transportiert. Bemerkung: Durch die Verflüssigung von molekularem Sauerstoff kann man den Schülern zeigen, dass er mit 1,14 g/cm3 eine über 1300 - fach größere Dichte besitzt als gasförmiger Disauerstoff mit 1,492 g/L. 121 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter 5.3 Achtung: Explosiv! Geräte: Glimmspan, Feuerzeug Chemikalien: Wattebausch, ca. 10 mL flüssiger, molekularer Sauerstoff (entspricht 1,5 cm Höhe in der Kühlfalle) aus Versuch 5.1 Durchführung: Man gibt den flüssigen Disauerstoff auf die Watte und entzündet sie mit einem nur glimmenden Holzspan. Beobachtung: Die Watte entzündet sich explosionsartig. Kurz-Erklärung: Flüssiger Disauerstoff wirkt, auf Grund seiner konzentrierten Form, noch stärker oxidierend als reiner molekularer gasförmiger Sauerstoff. Bemerkung: In der Versuchsbeschreibung soll zusätzlich feines Kohlepulver auf der Watte verteilt werden. Da die Reaktion stark genug ist, kann das Kohlepulver weggelassen werden. 5.4 Zum Paramagnetismus des 3O2 Geräte: NMR-Röhrchen, Dewar, Pipette, Aufhängevorrichtung, Trafo (25 V), Magnet der Firma Leybold mit n = 500 Windungen pro Spule Chemikalien: 2 - 3 Pipetten flüssiger Disauerstoff aus Versuch 5.1 122 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuchsaufbau: Durchführung: Der Versuch kann nur zu zweit durchgeführt werden. Sowohl die Pipette Röhrchen als müssen auch im das NMR- Dewar mit flüssigem Distickstoff gekühlt werden. In denselben Dewar stellt man auch die Kühlfalle, die den flüssigen, molekularen Sauerstoff enthält. Diesen füllt man im Dewar in das NMRRöhrchen. Hierbei ist darauf zu achten, dass der flüssige Distickstoff, in dem die Pipette steht, nicht auch in das NMR-Röhrchen gelangt. Ist das Röhrchen etwa ¼ gefüllt, gibt man es in die Hängevorrichtung, so dass sich die Spitze direkt zwischen den Magnetspulen befindet. Die zweite Person stellt den Trafo auf 15V Gleichspannung an. Beobachtung: Das NMR-Röhrchen wird in den Magneten hineingezogen. Hierbei kann es passieren, da der flüssige Disauerstoff schnell und oft ruckartig verdampft, dass das NMR-Röhrchen schlagartig nach vorne gezogen wird. Kurz-Erklärung: Disauerstoff ist paramagnetisch und wird somit in den Magneten gezogen. Bemerkung:. Es ist besonders schwierig, den flüssigen Disauerstoff in das NMRRöhrchen einzufüllen, weshalb dise einige Zeit vorher geübt werden sollte, damit es bei der Durchführung funktioniert. Der Versuch insgesamt ist, auf Grund der hohen Reaktivität des flüssigen Disauerstoffs, nur als Lehrerversuch durchzuführen. Die Abänderung von der Versuchsvorschrift [37] stammt von Herrn Tuleweit und Herrn Donath. 123 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 6: Vergleich von Helium und molekularem Wasserstoff 6.1 Aufstieg in schwindelerregende Höhen Geräte: 2 verschiedenfarbige Luftballons, Edding Chemikalien: Helium [S 9-23] und Diwasserstoff [R12, S 9, F+] aus einer Druckgasflasche, jeweils mit eigenem Druckminderer Durchführung: Ein Luftballon wird mit Heliumgas, einer mit Diwasserstoff befüllt. Anschließend sollte man sie beschriften, damit man sie in Versuch 7.2 auseinander halten kann. Alternativ kann man verschiedenfarbige Luftballons verwenden. Sie sollten möglichst gleich groß sein und werden gleichzeitig losgelassen. Beobachtung: Die beiden Ballons steigen gleich schnell an die Raumdecke. Kurz-Erklärung: Beide Gase haben eine geringere Dichte als Luft und steigen somit nach oben. 6.2 Backdraft! Geräte: Teelicht, Tesafilm, lange Stativstange oder Tafelstock Chemikalien: die beiden an der Decke befindlichen Luftballons aus Versuch 7.1 Durchführung: Man bindet das Teelicht mit Hilfe des Tesafilms an der Spitze der Stativstange fest und zündet es an. Dann wird dies zunächst unter den mit Helium gefüllten Luftballon gehalten. Anschließend entzündet man das Teelicht erneut und hält es unter den mit Diwasserstoff gefüllten Luftballon. 124 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Beobachtung: Der mit Helium befüllte Luftballon knallt laut, wie wenn man ihn mit einer Nadel zerplatzt hätte. Der Inhalt des mit molekularem Wasserstoff befüllten Luftballons hingegen brennt in fahlblau bis dunkel oranger Flamme – ähnlich einem Backdraft – ab. Kurz-Erklärung: Wasserstoff ist leicht entzündlich (F+), Helium dagegen nicht. Bemerkung: Beide Versuche sind aus den Eigenschaften der beiden Gase heraus entstanden und wurden in meinem ersten Schulpraktikum vorgeführt. Wichtig war hierbei auszuprobieren, wie heftig die Reaktion ist, damit sie später in der Schule durchführbar ist. Weiterhin muss beim Versuch 6.2 darauf geachtet werden, dass der Stab zum Entzünden lang genug ist und die Kerze sicher daran befestigt wurde. Der Versuch wurde ausgewählt, da er sehr spektakulärer ist. Solche Versuche durchzuführen, ist gerade im Anfangsunterricht wichtig, damit die Schüler Spaß an der Chemie bekommen. 125 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Demonstration 1: Der fliegende Teebeutel Geräte: Feuerzeug, Schere Chemikalien: Teebeutel Durchführung: Ein Teebeutel wird zunächst aufgeschnitten, entleert und auseinander gefaltet. Man stellt ihn aufgefaltet auf den Boden und entzündet ihn am oberen Ende. Beobachtung: Der Teebeutel brennt von oben her ab und steigt nach einiger Zeit brennend nach oben. Kurz-Erklärung: Beim Verbrennen des Teebeutels entsteht heiße Luft. Diese hat eine geringere Dichte als kalte Luft und steigt somit nach oben. Irgendwann ist der Auftrieb groß genug, um die Gewichtskraft des Teebeutels zu überwinden und somit wird der übrige Rest mit nach oben getragen, bis er schließlich ganz verbrannt ist. Bemerkung: Diese einfache Demonstration kann von den Schülern auch zu Hause durchgeführt werden. Hieran kann spielerisch Auftrieb und Gewichtskraft wiederholt werden. Weiterhin zeigt der Versuch, dass Luft bei wärmeren Temperaturen eine geringere Dichte besitzt, weshalb z.B. Heißluftballons aufsteigen [48]. 126 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 7: Gute Luft - Schlechte Luft? 7.1 Qualitativer CO2-Nachweis Geräte: zwei unbenutzte 100 mL Bechergläser, schmale Form oder unbenutzte Demonstrationsreagenzgläser, langer Strohhalm Chemikalien: frischer Blaukrautsaft Durchführung: In das Becherglas werden etwa 50 mL Blaukrautsaft gefüllt. Anschließend pustet man mit dem Strohhalm so lange hinein, bis sich die Farbe von blau nach violett ändert. Beobachtung: Nach einiger Zeit wird der blaue Farbstoff violett. Man kann mit dem Indikatorpapier den pH-Wert nachprüfen, der etwa pH = 5 beträgt. Kurz-Erklärung: Der Farbstoff im Blaukrautsaft ist ein natürlicher Indikator. Er ist im Neutralen blau und wird im Sauren hell-violett, wie Rotkohlsaft, der im Glas meist mit Essig versetzt ist. Der saure pH-Wert kommt daher, dass das CO2 aus der Ausatemluft mit Wasser reagiert. CO2(g) + 2 H2O „H2CO3“ + H2O HCO3-(aq) + H3O+(aq) Bemerkung: Diesen Versuch können die Schüler ebenfalls zu Hause durchführen. Schwierig ist allerdings, dass in den meisten Haushalten in Mitteldeutschland nur Rotkohlsaft, also schon mit Essig versetzter Blaukrautsaft, vorhanden ist, so dass der Farbumschlag nicht mehr erkennbar wird. Aus diesem Versuch lässt sich auch leicht ein Chemie-Spiel konstruieren, in dem man jedem Schüler einen Strohhalm gibt und am Pult je nach Anzahl der eingeteilten Gruppen mehrere Reagenzgläser möglichst fest montiert. Danach müssen die Schüler nach und nach nach vorne kommen und in das Reagenzglas pusten. Das Spiel kann man auch auf Zeit spielen. Hierbei muss allerdings vorher festgelegt sein, welcher Farbton genau erreicht werden soll. 127 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter 7.2 Quantitativer CO2-Nachweis Geräte: vier 50 mL Bechergläser, vier Rührfische, Magnetrührer, Bürette, Bürettenhalterung, Stativmaterial, 4 L Rundkolben mit Stopfen, Filterpapier, Trichter, Erlenmeyerkolben, 10 mL Pipetten Chemikalien: Phenolphthalein in Ethanol [R 11, S 7-16], Oxalsäurelösung (c = 0,01 mol/L, also 0,9 g auf 1 L lösen) [R 21/22, S 24/25], Calciumhydroxidlösung (c = 0,02 mol/L, also 1,48 g auf 1 L lösen) [R 41,S 22-24-26-39, X] Durchführung: Die angesetzte Calciumhydroxidlösung wird zunächst filtriert, damit man eine klare Lösung erhält. Davon nimmt man 10 mL mit der Vollpipette ab, gibt diese in eines der 50 mL Bechergläser und titriert mit Oxalsäurelösung unter Verwendung von Phenolphthalein bis zum Umschlagspunkt von violett nach farblos. Diesen Vorgang wiederholt man noch einmal. Anschließend gibt man 100 mL der filtrierten Calciumhydroxidlösung in den 4 L Rundkolben (realer Inhalt: 4,4 L), schüttelt gut durch und lässt ihn über Nacht verschlossen stehen. Man titriert dann am nächsten Tag erneut 10 mL mit derselben Oxalsäurelösung. Hierbei ist darauf zu achten, dass möglichst nur die Flüssigkeit im Rundkolben in die Pipette aufgesaugt wird, nicht der Niederschlag. Beobachtung: Bei der Titration von 10 mL Calciumhydroxid mit Oxalsäure unter Verwendung von Phenolphthalein als Indikator wurden einmal 20,4 mL, dann 20,6 mL verbraucht. Nach der Reaktion mit dem Kohlendioxid der Luft sieht man am nächsten Tag eine deutliche Trübung der Flüssigkeit. Titriert man anschließend erneut, so liegt der Verbrauch bei 19,7 mL und 19,8 mL. Kurz-Erklärung: Vorher wurden durchschnittlich 20,5 mL, nach der Reaktion 19,75 mL verbraucht. Dies ergibt somit ein ΔV = 0,75 mL. Berechnet man nun die Stoffmenge und anschließend mit Hilfe des allgemeinen Gasgesetzes, unter Annahme, dass sich CO2 hier ideal verhält, so ergibt sich: n(CO2 ) = ΔV ⋅ c( H 2C2O4 ) ⋅ VF = 0,75ml ⋅ 0,01 mmol ⋅ 10 = 0,075mmol mL 128 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter V (CO2 ) = nRT 7,5 ⋅ 10−5 mol ⋅ 83,14ml ⋅ bar ⋅ K −1 ⋅ mol −1 ⋅ 299 K = = 1,86mL 1,0019bar p Berechnet man nun den Volumenanteil an der eingesetzten Luft, so erhält man: ϕ (CO2 ) = V (CO2 ) 1,86mL = = 0,00042 , also sind 0,042 % CO2 in der Luft V ( Luft ) 4400mL enthalten. Die Abweichung beträgt 29,6 %. Diese ist so hoch, da z.B. CO2 kein ideales Gas ist, wir aber mit dem allgemeinen Gasgesetz gerechnet haben. Außerdem wurde von Oxalsäure kein Titer bestimmt. Bemerkung: Der Versuch wurde ausgewählt, da diese recht einfache Titration ist und für die Schüler alltagsrelevant. Hierbei haben die Schüler nach der Durchführung selbst herausgefunden, wie viel CO2 in der Luft ist. 129 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 8: Modellversuch zum Unglück am Lake Nyos Geräte: 1 L Schüssel (Höhe: etwa 10 cm), Kuchenbackform (Kastenform, Höhe etwa 8 cm), Teelichter, 5 cm hohe Kerze Chemikalien: heißes Wasser (ca. 60 °C), Cola-Light, Essig, Brausetabletten, Backpulver, Mentos Durchführung: Als Flüssigkeit, die den Nyos See darstellen soll, kann entweder heißes Wasser, Cola-Light oder Essig verwendet werden. Diese gibt man, bis ein Flüssigkeitsspiegel von 1,5 cm erreicht ist, in die Schüssel hinein. In die Flüssigkeit stellt man ein entzündetes Teelicht und eine 5 cm hohe Kerze. Das Wasser darf nicht zu warm sein, da sonst der aufsteigende Wasserdampf die Kerzen löscht. Beobachtung: a) großes Gefäß: Kuchenbackform Flüssigkeit Beobachtung heißes Wasser 2-3 Brausetabletten Teelicht erlischt, 5 cm Kerze brennt weiter heißes Wasser 1 P. Backpulver Teelicht erlischt, 5 cm Kerze brennt weiter Essig 1 P. Backpulver beide Kerzen gehen aus Cola-Light 1 P. Backpulver Teelicht erlischt, 5 cm Kerze brennt weiter Cola-Light 6 Menthos beide Kerzen brennen weiter b) kleines Gefäß: 1 L Schüssel (hohe Form) Flüssigkeit Beobachtung heißes Wasser 2-3 Brausetabletten Teelicht erlischt, 5 cm Kerze brennt weiter heißes Wasser 1 P. Backpulver Beide Kerzen Essig 1 P. Backpulver beide Kerzen gehen aus Cola-Light 1 P. Backpulver beide Kerzen gehen aus Cola-Light 6 Menthos beide Kerzen brennen weiter 130 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kurz-Erklärung: Sowohl im Backpulver als auch in den Brausetabletten ist Natriumhydrogencarbonat enthalten. Dieses setzt, kommt es mit Säure, z.B. mit Essigsäure (Essig) oder Phosphorsäure (Cola-Light), in Berührung, Kohlenstoffdioxid frei. NaHCO3(s) + CH3COOH(l) CO2(g) ↑ + CH3COONa(aq) + H2O Dasselbe geschieht bei Zugabe von heißem Wasser. NaHCO3(s) + H2O CO2(g) ↑ + NaOH(aq) + H2O Dadurch, dass Kohlenstoffdioxid schwerer ist als Luft, bleibt es im Plastikbehälter. Es verdrängt den molekularen Sauerstoff, den die Kerze zum Brennen benötigt, weshalb sie erlischt Gibt man in die Cola-Light einige Mentos, geschieht fast nichts. Verwendet man allerdings eine 2 L Cola-Light Flasche, die als Druckgasbehälter dient, und eine ganze Rolle Mentos, sollte die Durchführung dieses Versuches im Freien stattfinden. Hierzu gibt man die Mentos lose in ein Reagenzglas, verschließt dies mit einem Bierdeckel und hält es über die geöffnete Öffnung der Cola-Light Flasche. Gibt man gleichzeitig alle Mentos in die Flasche, entsteht eine ColaFontaine. Noch ist nicht in Gänze geklärt, was bei diesem Versuch passiert. Es gilt aber als relativ sicher, dass das in der Cola-Light gelöste Kohlenstoffdioxid an der Oberfläche des Mentos-Bonbons schlagartig desolvatisiert wird und sich CO2-Gasblasen bilden. Oberfläche Mentos-Bonbon CO2(aq) CO2(g) Weiterhin sind grenzflächenaktive Substanzen im Mentos enthalten, die die Oberflächenspannung des Wassers in der Cola-Light herabsetzen. Hierdurch ist die Bildung der Kohlenstoffdioxid-Gasblasen begünstigt. Außerdem erkennt man, dass ein kleineres Gefäß das Erlischen der Kerze begünstigt, da zu wenig Kohlenstoffdioxid entsteht, um das große Gefäß zu füllen. Durch Luftzirkulationen kann aus dem großen Gefäß auf Grund der größeren Öffnung auch mehr CO2 vertrieben werden. 131 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Bemerkung: Eigentlich sollte der Versuch das Unglück am Lake Nyos genau nachstellen, d.h. die Entgasung von gebundenem Kohlenstoffdioxid, in der ColaLight, durch äußere Einflüsse, also die Zugabe von Mentos. Hierbei entsteht aber nicht genügend Kohlenstoffdioxid um die Kerzen zu ersticken. Deshalb wird das Prinzip, die Verdrängung von lebensnotwendigem Disauerstoff durch das schwerere Kohlenstoffdioxid, anhand seiner Genese aus Hydrogencarbonat und Säure demonstriert. 132 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Arbeitsblatt 4: Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Planeten und der Zusammensetzung seiner Atmosphäre Aufgabe 1: Schaut die Tabelle genau an. Welches Gas scheint für die hohen Temperaturen auf den Planeten verantwortlich zu sein? Planet Zusammensetzung der Atmosphäre Durchschnittstemperaturen Merkur --- Nacht: -217 °C Tag: +426 °C Venus 96,5 % Kohlenstoffdioxid, 3,5 % Distickstoff, +428 °C bis +470 °C Wasserdampf, Schwefeldioxid Mars Jupiter 95 % Kohlenstoffdioxid, 2,7 % Distickstoff, Nacht: -120 °C 1,6 % Argon, 0,13 % Disauerstoff Tag: +24 °C 89,8 % Wasserstoffgas, 10,2 % Helium, -128 °C 0,3 % Methan Saturn 96,3 % Wasserstoffgas, 3,25 % Helium -170 °C Uranus 89,8 % Wasserstoffgas, 10,2 % Helium, -156 °C bis -212 °C 0,3 % Methan Neptun 80 % Wasserstoffgas, 19 % Helium, -220 °C 1,5 % Methan Aufgabe 2: Welcher Planet wäre für uns Menschen, von den Temperaturen her gesehen, am geeignetsten, um dort zu leben? Warum ist es dennoch nicht möglich? 133 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Demonstration 2: Der Treibhauseffekt Geräte: Hebebühne, zwei 100mL Bechergläser, zwei Digitalthermometer, Lampe mit 100 W Glühbirne, Stativmaterial, Petrischale, Schmirgelpapier, passende Urgläser als Deckel für die Bechergläser, CO2-Entwickler: 200 mL Erlenmeyerkolben mit Schliff, Absaugstück NS 29, rote Keckklemme, 10 cm Schlauchmaterial Chemikalien: zwei rund gestanzte Kupferbleche, 2 g Kaliumperoxodisulfat [R 8-2236/37/38-42/43, S 22-24-26-37, X, F], Natronlauge (w = 0,1) [R 35, S 26-36/37/3945, C], 1 Päckchen Backpulver, max. 40 mL Essig Versuchsaufbau: CO2-Entwickler: Durchführung: Mindestens zwei Stunden vor Beginn des Versuches werden die Kupferbleche zunächst abgeschmirgelt und anschließend in eine Petrischale, die mit einer Lösung von 2 g Kaliumperoxodisulfat in 100 mL Natronlauge befüllt ist, gelegt. Dies sollte vom Lehrer vorbereitet werden! Da den geschwärzten Blechen nichts passiert, können sie, einmal angefertigt, wieder verwendet werden. Sind die Kupferbleche oxidativ gleichmäßig geschwärzt, tupft man sie trocken und legt sie auf den Boden der Bechergläser. Diese stellt man auf die Hebebühne und deckt sie mit passenden Urgläsern ab. Der Fühler des Thermoelementes wird zwischen den Ausguss des Becherglases und das Urglas fest eingespannt. 134 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Beide Bechergläser müssen so stehen, dass sie von der über ihnen befestigten Schreibtischlampe gleichmäßig bestrahlt werden können. Man bestrahlt sie etwa 2 Minuten. Die anschließende Temperaturdifferenz sollte nicht mehr als 2 K betragen. Die Lampe wird ausgeschaltet und man füllt mit Hilfe des CO2-Entwicklers, in dem sich 1 Päckchen Backpulver und maximal 40 mL, ausreichend sind 30 mL, Essig befinden, etwa 30 s Kohlendioxid in eines der Bechergläser ein. Bei einer Temperaturdifferenz verwendet man das kühlere. Wichtig ist, dass das andere Becherglas mit dem Urglas abgedeckt bleibt. Auch das Becherglas, in das CO2 eingefüllt wurde, wird erneut mit dem Urglas abgedeckt. Anschließend bestrahlt man erneut beide Bechergläser. Beobachtung: Nach der ersten zweiminütigen Bestrahlung zeigt der Thermofühler 26,1 °C bzw. 26,8 °C an. In das Becherglas mit 26,1 °C wird CO2 eingeleitet. Zeit [1/Min] Temperatur im Becherglas Temperatur im Becherglas ohne CO2 [1/ °C] mit CO2 [1/ °C] 3 Minuten 27,1 26,7 5 Minuten 27,5 28,2 8 Minuten 28,2 30,8 Kurz-Erklärung: Das CO2-Molekül besitzt drei bekannte Schwingungsarten: die Deformationsschwingung, die symmetrische und die asymmetrische Streckschwingung. Erstere und Letztere sind IR-aktiv. Gehen sie wieder in den Grundzustand über, so wird Wärmestrahlung frei, wodurch die Erhöhung der Temperatur erklärt wird. Bemerkung: Im Rahmen des Versuches wurde, damit keine CO2-Druckgasflasche verwendet werden muss und die Schüler den Versuch ohne Hilfe des Lehrers durchführen können, ein CO2-Entwickler entwickelt. Dieser kann mit einem Päckchen Backpulver und 30 bis 40 mL Essig die genau benötigte Menge CO2 produziert. Der ursprüngliche Versuch wurde mit Messingblechen durchgeführt. Da keine vorhanden waren, wurden normale Kupferbleche verwendet. Der Versuch, einfache schwarze Pappe oder schwarzen Kunststoff statt der Kupferbleche zu verwenden, ist an deren geringer Wärmeleitfähigkeit gescheitert. 135 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 9: Entzündung von Ethanol durch Ozon Geräte: Glasstab, Wattebausch, pneumatische Wanne, Porzellanschale, Becherglas Chemikalien: 0,5 g feinpulvriges Kaliumpermanganat [R 8-22, S 2 O, Xn], 5 mL Ethanol [R 11, S 7-16], 3 mL konz. Schwefelsäure [R 35, S 26-30-45, C] Durchführung: Zunächst tränkt man einen Wattebausch mit Ethanol, befestigt ihn an der Spitze eines Glasstabes und spannt diesen schräg in eine Stativklemme ein. Nun stellt man in die Mitte einer pneumatischen Wanne eine Porzellanschale und gibt dort nacheinander zunächst die konz. Schwefelsäure, dann erst fein verteilt das Kaliumpermanganat hinein. Genau in die Mitte über dieses Reaktionsgemisch bringt man nun den Wattebausch mit Ethanol und schließt den Abzug. Beobachtung: Nach einiger Zeit, meist etwa 40 s, entzündet sich der Wattebausch in einer heftigen Flamme. Da es z. T. bis zu einer Minute dauert, bis die Reaktion einsetzt, darf man auf gar keinen Fall ungeduldig werden. Kurz-Erklärung: Bei Vorlage von gleichen Mengen beider Reaktionspartner und einer hochkonzentrierten Säure, passiert folgendes: +7 −2 2 Mn O4− ( aq ) +7 + 2 H 3O + ( aq ) −2 Mn 2 O7 ( aq ) −2 + 3 H2 O Dieses Anhydrid der Permangansäure ist metastabil und zersetzt sich ab -10 °C langsam, ab +95 °C explosionsartig zu Disauerstoff oder Ozon. +7 −2 2 Mn 2 O7 ( aq ) +7 −2 Mn 2 O7 ( aq ) +4 −2 +4 −2 4 Mn O2 ( aq ) 2 Mn O2 ( aq ) 0 + 3 O2 ( g ) ↑ 0 + 2 O3 ( g ) ↑ Die Entzündung des Ethanols beruht nun darauf, dass es zu Acetaldehyd oxidiert wird, der bei weiterer Energiezufuhr aus der Reaktion heraus schließlich entflammt. Bemerkung: Der Versuch wurde ausgewählt, da er sehr spektakulär ist und solche Versuche wichtig sind, damit die Schüler Spaß am Chemieunterricht haben. 136 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Bei der ersten Durchführung nach [70] war die Reaktion sehr heftig, weshalb der Glasstab mit dem Wattebausch fest montiert wurde und der Abzug geschlossen werden kann. Weiterhin dauert es, auch im Ggs. zur Versuchsbeschreibung [70], länger als 10 - 15 s, bis die Reaktion einsetzt. 137 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 10: Ozon – Lebenswichtiges Schutzschild 10.1 Elektrolyse – Gase aus einer Flüssigkeit Geräte: Hofmannscher Zersetzungsapparat mit Platinelektroden, Siliconschläuche, Kolbenprober mit Dreiwegehahn, Pipette, Transformator mit Strippen, Stativmaterial Chemikalien: Schwefelsäure ( c = 5 mol/L) [R 35, S 26-30-45, C] Versuchsaufbau: Durchführung: Man füllt die Schwefelsäure in den Hofmannschen Zersetzungsapparat und elektrolysiert mit 10 V. Das an der Kathode entstehende Gas muss häufiger abgelassen werden. Der ozonhaltige Sauerstoff, der an der Anode entsteht, wird in den Kolbenprober eingesaugt. So kann die Elektrolyse weiterlaufen, während man die ersten 50 - 100 mL des Gases schon für die weitergehenden Versuche verwenden kann. Beobachtung: An der Kathode entsteht doppelt so viel Gas wie an der Anode. Dies kann man auf Grund der Knallgasprobe als Wasserstoff identifizieren. Mit dem Gas, das an der Anode entsteht, werden weitere Versuche durchgeführt. Kurz-Erklärung: Bei der Elektrolyse von Schwefelsäure entsteht Ozon. 138 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter An der Kathode entsteht bei der Reduktion molekularer Wasserstoff, den man mit Hilfe der Knallgasreaktion nachweisen kann. +1 2 H 3 O + ( aq ) + 2 e- −2 0 H 2( g ) ↑ + 2 H2 O An der Anode entsteht oxidativ aus dem Sulfat-Anion ein Peroxodisulfat-Anion: +6 2 S O4 2− +7 ( aq ) S 2 O8 2− + 2 e- ( aq ) Das ozonhaltige Anodengas, ein Gemisch aus Sauerstoff und Ozon, entsteht nun folgendermaßen aus dem entstandenen Wasser: −2 3 H2 O −2 6 H2 O +1 0 O · · (ads.) + 2 H 3 O + ( aq ) + 2 e0 +1 O 2(ads.) + 4 H 3 O + ( aq ) + 4 e- Der entstandene molekulare Sauerstoff reagiert dann mit dem atomaren Sauerstoff zu Ozon. Bemerkung: Dieser Versuch wurde ausgewählt, da er als Schülerversuch durchgeführt werden kann. Alle anderen durchgeführten Versuche zur Ozongenese sind, z.B. auf Grund von Hochspannung [72], reine Lehrerversuche. 10.2 Reaktionen mit Ozon 10.2.1 Geschwärzte Kartoffeln Geräte: Spatel Chemikalien: 10 mL ozonhaltiges Anodengas aus Versuch 10.1, Kalium-Iodidpulver, Kartoffel oder Kalium-Iodid-Stärke Papier Durchführung: Etwa 10 mL des ozonhaltigen Anodengases werden auf eine mit Hilfe eines Spatels mit wenigen Körnchen Kalium-Iodid-Pulver bestrichene Kartoffel geleitet. Alternativ kann man es auf das Kalium-Iodid-Stärke Papier leiten. 139 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Beobachtung: Schon nach etwa 5 - 6 mL färbt sich die Kartoffel bläulich/bräunlich bis schwarz. Dasselbe geschieht mit dem Kalium-Iodid-Stärke Papier. Kurz-Erklärung: Das Iodid wird vom starken Oxidationsmittel Ozon zu Iod oxidiert, welches mit Stärke eine blau/braune Einschlussverbindung bildet. 0 −1 −2 O3 ( aq ) + 2 Ι − ( aq ) + H 2 O 0 0 −2 O2 ( g ) + Ι 2( aq ) + 2 O H − ( aq ) Herstellung des Kalium-Iodid-Stärke Papiers: 0,5 g Stärke werden in 100 mL heißem Wasser gelöst und aufgekocht. Nach dem Erkalten werden 0,5 g Kalium-Iodid hinzugefügt und eingerührt. Die Flüssigkeit wird abfiltriert und ein in Streifen geschnittenes Filterpapier damit getränkt. Dies wird im Exsikkator trocknen gelassen und kann dann verwendet werden [75]. Bemerkung: Kalium-Iodid kann ohne Bedenken in Eppendorf-Cups abgefüllt und den Schülern mit nach Hause gegeben werden. Beim Verwenden von Kalium-IodidStärke Papier muss darauf geachtet werden, dass es luftdicht verpackt ist, z.B. kann man es in Aluminiumfolie aufbewahren. 10.2.2 Eine Farbtonleiter Geräte: Mörser mit Pistill, Reagenz- oder Zentrifugengläser Chemikalien: 150 mL ozonhaltiges Anodengas aus Versuch 10.1, Ethanol [R 11, S 7-16 ] Kleeblätter (oder sonstige grüne Pflanzen) Durchführung: Die Kleeblätter werden entstielt und unter Zugabe von Ethanol zermörsert. Man filtriert ab und verteilt die Lösung gleichmäßig auf 4 Reagenz- oder Zentrifugengläser. Nun werden in das erste 25 mL, das zweite 50 mL und anschließend in das dritte 75 mL ozonhaltiges Anodengas über eine Pipette eingeleitet. 140 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Beobachtung: Die durch das Chlorophyll grüne Ethanollösung wird schrittweise entfärbt und man erhält eine Farbreihe von grün über gelb und hellgelb nach farblos. Kurz-Erklärung: Je mehr ozonhaltiges Anodengas in das Reagenzglas mit Chlorophyllextrakt eingeleitet wird, desto mehr wird der Farbstoff oxidativ zerstört. Bemerkung: Der Versuch ist aus zwei bekannten Versuchen abgeleitet. Zunächst sollte Ozon die Epidermis eine Kleepflanze so beeinflussen [115], dass sie sich abschält. Dies konnte nicht beobachtet werden. Weiterhin zerstört Ozon oxidativ Indigo [73] und die Farbstoffe in einem Universalindikator. Diese beiden Versuche wurden zum oben erwähnten kombiniert. 10.2.3 Raus mit dem Eisen! Geräte: zwei 50 mL Rundkolben mit Stopfen, 1 mL Spritze Chemikalien: Mineralwasser (Gerolsteiner®), 0,1 % ige Eisen(III)-chlorid Lösung [R 22-38-41, S 26-39, Xn] Durchführung: Zu 100 mL Mineralwasser gibt man 1 mL der 0,1%igen Eisen(III)chloridlösung. Diese Lösung verteilt man gleichmäßig auf zwei Rundkolben. In einen der beiden leitet man nun 100 mL Ozon ein, verschließt ihn und schüttelt gut um. Beobachtung: Es flockt recht schnell ein gelb/brauner NS aus, der sich im Rundkolben unten absetzt. Bei der Referenzprobe geschieht nichts. 141 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kurz-Erklärung: Durch Einleiten von Ozon wird das leicht lösliche Eisen(III)chlorid in dunkelbraunes Eisen(III)-hydoxid umgewandelt, welches ausflockt. 4 FeCl3(aq) + 2 O3(g) + 12 H2O 4 Fe(OH)3(s) ↓ + 12 HCl + 3 O2(aq) Bemerkung: Der Versuch zeigt die frühere technische Verwendung von Ozon, die heute zu teuer und nicht weitreichend genug ist. 10.2.4 Abbau von Ozon durch CFKWs Geräte: 2 Reagenzgläser Chemikalien: 50 mL ozonhaltiges Anodengas aus Versuch 10.1, Chlorophyllextrakt aus Versuch 10.2.2, 1 - 2 mL Chloroform [R 22-38-40-48/20/22, S 36/37, Xn ] Durchführung: In den mit 50 mL ozonhaltigem Anodengas gefüllten Kolbenprober werden aus einem Reagenzglas 1 - 2 mL Chloroform eingesaugt. Dies geschieht am besten über eine Pipette, die mit einem Schlauch am Kolbenprober befestigt wird. Das Chloroform wird mit Hilfe der Körperwärme verdampft. Anschließend gibt man es, analog zu Versuch 10.2.2, in ein mit Chlorophyllextrakt gefülltes Reagenzglas. Beobachtung: Die Entfärbung, die bei Zugabe von 50 mL ozonhaltigem Anodengas in Versuch 10.2.2 aufgetreten ist, findet nicht statt. Kurz-Erklärung: Ozon wurde durch Chloroform (CHCl3) abgebaut, weshalb es nicht mehr in der Lage ist, das Chlorophyllextrakt oxidativ zu zerstören. Bemerkung: Der Versuch wurde ausgewählt, da dieser katalytische Abbau von Ozon ein globales Umweltproblem darstellt und Mitverursacher des Ozonlochs über den Polregionen ist. Da dies für die Schüler alltagsrelevant ist und auf Grund der langen Lebensdauer der Chlor-Fluor-Kohlenwasserstoffe in der Atmosphäre auch bleiben wird [66]. 142 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Arbeitsblatt 5: Woher kommt der spezielle Geruch auf der Sonnenbank und am Kopierer? Aufgabe 1: Lest die Vorschriften genau durch und führt dann die Versuche durch. Versuch 1: Sonnenbank Geräte: Messer Chemikalien: Kartoffel, Kalium-Iodid-Pulver oder Kalium-Iodid-Stärke Papier Durchführung: Die Kartoffel wird aufgeschnitten und mit einer Messerspitze Kalium-Iodid-Pulver bestrichen. Nun kann man die Sonnenbank einschalten, lässt sie etwa 10 Minuten laufen und legt dann die Kartoffel kurz darauf. Alternativ wird das befeuchtete Kalium-Iodid-Stärke Papier befeuchtet und auf die Sonnenbank gelegt. Notiert die Beobachtung (Photo?) Versuch 2: Kopierer Geräte: Messer Chemikalien: Kartoffel, Kaliumiodidpulver oder Kalium-Iodid-Stärke Papier Durchführung: Die Kartoffel wird aufgeschnitten und mit einer Messerspitze Kalium-Iodid-Pulver bestrichen. Es werden Kopien angefertigt und die Kartoffel bzw. das befeuchtete Kalium-Iodid-Stärke Papier nah neben den Kopierer gelegt. Notiert die Beobachtung (Photo?) Aufgabe 2: Schaut im Internet nach, was eine Iod-Stärke-Einschlussverbindung ist und was bei der Oxidation von Iodid passiert. 143 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 11: Qualitativer Wassernachweis: Es ist feucht in unserer Luft! Geräte: Spatel, Wägeglas, zwei 100 mL Bechergläser Chemikalien: wasserfreies Kupfer(II)-sulfat [R 22,36/38, 50/53, S22, 60, 61, Xn, N] Durchführung: Sowohl in das Wägeglas als auch in eines der beiden 100 mL Bechergläser gibt man je eine Spatelspitze wasserfreies Kupfer(II)-sulfat. Das Wägeglas wird luftdicht verschlossen, das Becherglas lässt man bis zur nächsten Stunde offen auf dem Fensterbrett stehen. Vergleicht man beide in der nächsten Stunde, kann man in ein drittes Becherglas zu wasserfreiem Kupfer(II)-sulfat einige Tropfen Wasser geben. Beobachtung: Das zunächst weiße Kupfer(II)-sulfat bleibt im Wägeglas weiterhin weiß und verfärbt sich im Becherglas nach und nach bläulich. Gibt man Wasser hinzu, so ist eine tiefblaue Farbe zu erkennen. Kurz-Auswertung: a) Klassenstufe 8: Das weiße Pulver wirkt wie ein Schwamm, der die Wassermoleküle aus der Luft aufsaugt und dann die Farbe verändert. b) Oberstufe (im Wahlthema 13.2 „Komplexchemie“): Kupfer(II)-sulfat bildet mit Wasser einen blauen Komplex, wobei die richtige Formel [Cu(H2O)6]SO4*H2O lautet. Also sind vier Wasserteilchen quadratisch planar um das Zentralteilchen Kupfer angeordnet und das fünfte bindet über Wasserstoffbrückenbindungen am Sulfatanion. Bemerkung: Die Verfärbung von wasserfreiem Kupfer(II)-sulfat ist ein sehr anschaulicher und empfindlicher Wassernachweis, den man, wenn die Schüler wissen, wie er funktioniert, auch verwenden kann, um den Schülern zu zeigen, worin, z.B. in Lebensmitteln etc., überall Wasser enthalten ist. 144 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 12: Luftfeuchtigkeit 12.1 Wie viel Wasserdampf ist in der Luft? Geräte: 500 mL Dreihalsrundkolben, Stopfen, Septum, 2 mL Spritze mit Kanüle, Absaugstück, 2 gelbe Keckklemmen, Kolbenprober mit Dreiwegehahn, Schlauchstücke, Manometerrohr, Stativmaterial Chemikalien: 2 mL Schwefelsäure (konz.) [R 35, S 26-30-45, C], Methylrot in Methanol [R 11, S 7,16] als Manometerflüssigkeit Versuchsaufbau: Durchführung: Die rechte Öffnung des Dreihalsrundkolbens ist über ein Absaugstück mit einem Kolbenprober mit Dreiwegehahn verbunden. In eine 2 mL Spritze füllt man nun konz. Schwefelsäure und steckt diese mit der Kanüle durch das Septum, das man auf die mittlere Öffnung des Dreihalsrundkolbens setzt. Als letztes schließt man mit dem Stopfen die linke Öffnung dicht ab. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Manometerflüssigkeit genau in der Waage steht. Um dies genauer einstellen zu können, könnte man alternativ noch einen weiteren Dreiwegehahn zwischen den des Kolbenprobers und das Absaugstück einbauen. Daraufhin werden die 2 mL konz. Schwefelsäure in den Dreihalsrundkolben eingespritzt. Mit Hilfe des Kolbenprobers kann man die nun eintretende Volumenveränderung immer wieder ausgleichen. Nach 30 Minuten liest man das Endvolumen ab. Beobachtung: Die Flüssigkeit im Manometerrohr wird nach innen gezogen. Dies kann man durch Zurückschieben des Kolbens ausgleichen. Das Endvolumen beträgt 46 mL. 145 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kurz-Erklärung: Die Volumendifferenz beträgt ΔV= 60 mL – (46 mL + 2 mL) = 12 mL. Berechnet man nun den Volumenanteil φ des Wassers am Gesamtvolumen, erhält man: ϕ= 12mL = 0,0166 , also 1,66 %. 720mL 12.2 Wie viel Wasserdampf kann Luft aufnehmen? Geräte: Aufbau von 9.1, Handpumpe, 2 Gaswaschflaschen, Stativmaterial, gewinkeltes Einleitungsrohr Chemikalien: 30 mL konz. Schwefelsäure [R 35, S 26-30-45, C], 0,1 mL dest. Wasser Versuchsaufbau: (zur Herstellung trockener Luft) Durchführung: Zunächst wird trockene Luft hergestellt. Dies geschieht dadurch, dass man mit Hilfe einer Handpumpe 1 - 2 Minuten lang Luft durch zwei mit Schwefelsäure gefüllte Gaswaschflaschen in den Dreihalsrundkolben leitet. Da ein geschlossenes System vorliegt, kann der Versuch trotz der Verwendung von konz. Schwefelsäure auch von Schülern durchgeführt werden. Beendet man die Einleitung, werden möglichst schnell das Septum und der Stopfen analog zu Versuch 12.1 auf dem Dreihalsrundkolben befestigt. Der Kolbenprober steht hierbei auf 0, es sind also 660 mL trockene Luft enthalten. Nun kann man die 0,1 mL Wasser, die sich nun statt der Schwefelsäure in einer Spritze befinden, in den Kolbenprober einspritzen und erwärmt sie ca. 120 s mit der Hand. Auch hier muss man mit Hilfe des Kolbenprobers die nun erfolgende Volumenzunahme ausgleichen. Man wartet erneut etwa 30 Minuten und liest das Endvolumen am Kolbenprober ab. 146 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Beobachtung: Nach dem Einspritzen des Wassers beginnt sofort eine Volumenzunahme, die durch das Erwärmen noch verstärkt wird. Nach 30 Minuten liest man ein Endvolumen von 22 mL ab. Kurz-Erklärung: Die unter den herrschenden Bedingungen von gemessenen 26 °C und 1001,9 mbar (751,5 mmHg) maximale Luftfeuchtigkeit beträgt somit: ϕ max = 21,9mL = 0,03212 , also 3,212 % Luftfeuchtigkeit. 681,9mL Die uns geläufigere relative Luftfeuchtigkeit, also diejenige, die die Meteorologen immer voraussagen, kann man daraus berechnen, in dem man die gemessene Luftfeuchtigkeit, also 1,66 % (aus Versuch 12.1), durch die maximale Luftfeuchtigkeit teilt: ϕ rel 12mL 0,01 6 = 720mL = = 0,5188 . 21,9mL 0,03212 681,9mL Also betrug die relative Luftfeuchtigkeit 51,88 % Weiterhin kann man noch den Dampfdruck von Wasser berechnen. p ( H 2 O) = p ( Luft ) ⋅ V ( H 2 O) 21,9mL = 1001,9mbar ⋅ = 32,17 mbar 681,9mL V ( Luft ) + V ( H 2 O) Der Literaturwert bei 25 °C beträgt 31,7 mbar. Trägt man die Werte für 20 °C, 25 °C und 30 °C auf Millimeterpapier auf, so kann man für 26 °C etwa 33 mbar ablesen. Dies ergibt dann eine Abweichung von 2,6 %. Bemerkung: Bei beiden Versuchen wurde die Apparatur im Gegensatz zur Versuchsbeschreibung [80] vereinfacht. Statt der Kolbenpipette wurde ein Septum verwendet. Weiterhin wurde auf den zweiten Dreiwegehahn zwischen dem Rundkolben und dem Kolbenprober verzichtet. Zum Trocknen der Luft wurden zwei Gaswaschflaschen konz. Schwefelsäure verwendet, ohne eine Gaswaschflasche wasserfreies Calciumchlorid nachzuschalten. Die errechneten Werte sind dennoch recht genau. 147 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Arbeitsblatt 6: Der Wasserkreislauf – Mit Hazweioh auf Reisen! Aufgabe 1: Lest den Text zunächst sorgfältig durch. Der kleine Wassertropfen Hazweioh und alle seine Freunde schwimmen zusammen auf dem großen weiten Meer. Die Sonne scheint und es ist sehr friedlich. Auf einmal kommt ein Sonnenstrahl vorbei. Er ruft: „Hey du, spring auf, ich nehme dich mit auf meine Reise!“ Das lässt sich der abenteuerlustige Hazweioh nicht zweimal sagen: Er springt auf und sie fliegen zusammen hoch hinaus in den Himmel. Immer weiter und weiter, bis sie Land erblicken. Das hat Hazweioh noch nicht gesehen: Flüsse, Berge und Täler, so weit das Auge reicht! Aber was ist das: ein Dorf, ganz viele Häuser und Kinder spielen im Garten. Die beiden schauen ihnen stundenlang zu und darüber wird es langsam Abend. Der Sonnenstrahl muss nun schnell weiter und er gibt Hazweioh bei seinem guten alten Freund Wolke ab. Hier ist was los: so viele Wassertropfen, die zusammensitzen und feiern, hat Hazweioh schon lange nicht mehr gesehen! Er feiert noch eine Weile mit, aber nach diesem langen und aufregenden Tag wird er schnell müde, und in seinem Wolkenbett schläft er glücklich und schnell ein. Am nächsten Morgen wird Hazweioh wach. Es ist über Nacht kühl geworden. Wolke schwebt gerade über einen Berg. Es wird ihm plötzlich so kalt, dass er sich heftig schütteln muss! Außerdem windet es sehr. Hazweioh und die anderen Wassertropfen bekommen Besuch aus den unteren Wolkenschichten: andere Wassertopfen kommen angeflogen und rufen: „Springt auf, wir wollen in der Luft tanzen!“ Sie reichen sich die Hand und schweben langsam durch die Lüfte. Das macht Spaß! „Auf Wiedersehn, gute Reise und besucht mich bald einmal wieder!“, ruft Wolke ihnen nach. „Es schneit“, jubeln die Kinder, die noch gestern in ihrem Garten gespielt haben und laufen zusammen. 148 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Hazweioh schwebt langsam herab und kommt weit oben auf einem Berg auf dem Boden an. Was eine Aussicht! Auf einmal ist Sonnenstrahl wieder da: „Na, wie hat es dir bei Wolke gefallen?“, fragt er Hazweioh. „Gut!“, antwortet dieser. „Aber so langsam würde ich gerne wieder zurück zu meinen Freunden ins Meer“, fügt er leise hinzu. „Nichts leichter als das!“, sagt Sonnenstrahl und gibt ihm einen dicken Kuss. Da schmilzt Hazweioh dahin und wird langsam mit den anderen Wassertropfen über einen Bach in einen Fluss getragen. Hier im Fluss fühlt er sich schon fast wieder wie zu Hause. Neben ihm taucht ein ganz bunter Fisch auf. „Was ist denn los, Kleiner?“ Hazweioh klagt ihm sein Leid: Es ist keiner da, denn alle seine Freunde sind doch im Meer und er weiß jetzt nicht, wie er dahinkommen soll. „Na, dann halt dich mal an mir fest, ich bringe dich zu ihnen!“, verspricht der Fisch. Eine aufregende Reise, die der gestrigen nichts nachsteht, beginnt: vorbei an Felsen, Riffen, ganz vielen anderen Fischen und Flussbewohnern. Nach einiger Zeit sagt der Fisch: „So, ich muss aber jetzt hier bleiben, da draußen ist es mir viel zu salzig! Aber bis nach Hause ist es nicht mehr weit.“ Nun muss Hazweioh selbst schwimmen. Oh, wie mühsam! Aber schließlich erreicht er sein Zuhause. Alle seine Freunde sind noch da! Sie freuen sich, dass er munter und wohlbehalten wieder angekommen ist. „Es war ein schönes Abenteuer, aber ich bin auch froh, wieder hier bei euch zu sein!“, sagt Hazweioh und schläft zufrieden ein. Aufgabe 2: Versucht aus dem, was Hazweioh erlebt hat, einen Kreislauf des Wassers zu zeichnen. Beschriftet die Vorgänge mit chemischen Fachbegriffen. Dazu kann auch das Buch zur Hilfe genommen werden. Was könnte Hazweioh noch alles erleben, wenn man sich den erstellten Kreislauf des Wassers betrachtet? 149 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 13: Der Druck der Luft 13.1 Ein starkes Blatt Papier Geräte: Glas mit glattem Rand, Blatt Papier Chemikalien: Leitungswasser Durchführung: Das Glas wird bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Dann legt man das Papier auf die Wasseroberfläche und dreht das Glas um. Beobachtung: Das Wasser bleibt im Glas. Kurz-Erklärung: Der Druck der Luft, der von außen auf das Blatt Papier wirkt, ist größer als der Druck, den das Wasser von innen ausübt. Bemerkung: Der Versuch ist für die Schüler spannend, wenn man in diesem Zusammenhang berechnet, wie hoch ein Glas Wasser bzw. die Wassersäule sein müsste, um den äußeren Luftdruck zu überwinden und somit das Blatt Papier wegzudrücken. Dadurch bekommen sie eine Vorstellung davon, wie stark der Luftdruck überhaupt ist. 13.2 Mini (Dick-)mann ganz groß! Geräte: Exsikkator mit Hahn, Wasserstrahl- oder Membranpumpe Chemikalien: zwei Mini-Dickmanns Durchführung: Zwei Mini-Dickmanns werden in einen Exsikkator gegeben. Dieser wird mit Hilfe einer Pumpe evakuiert. Beobachtung: Die Mini-Dickmanns wachsen auf doppelte Größe an, die Schokolade reißt auf. Lässt man wieder Luft in den evakuierten Exsikkator strömen, schrumpfen sie wieder zusammen. 150 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter 13.3 Eine Hand zum Greifen Geräte: Joghurt-Becher, Einweghandschuh, Exsikkator mit Hahn, Wasserstrahloder Membranpumpe Chemikalien: -- Durchführung: Der Einweghandschuh wird möglichst so über den Joghurtbecher gezogen, dass er keine Luft enthält. Dann stellt man ihn in einen Exsikkator und evakuiert diesen mit Hilfe der Pumpe. Beobachtung: Der Handschuh „füllt“ sich. Kurz-Erklärung : In beiden Versuchen herrscht, sowohl im Mini-Dickmann als auch im System Handschuh-Joghurtbecher, der äußere Luftdruck. Legt man um sie herum einen Unterdruck an, haben die Moleküle im Inneren der Systeme die Möglichkeit, sich auszubreiten. Bemerkung: Beide Versuche zeigen den Schülern anschaulich den Unterschied Unterdruck/Normaldruck. An ihnen kann man das System eines Dosenbarometers erläutern. Im Gegensatz zu [100] wurden Alltagsgegenstände verwendet, da z.B. ein Handschuh im Labor vorhanden ist. Nimmt man einen Exsikkator mit Hahn, kann man nach der Evakuierung daran einen Schlauch befestigen und in das offene Ende in einen mit Wasser gefüllten Eimer legen. Öffnet man jetzt den Hahn, wird Wasser in den Exsikkator gezogen. Dies demonstriert den Schülern den enorm erzeugten Unterdruck, da das Wasser in den Exsikkator spritzt. 151 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Demonstration 3: Die Smog-Wetterlage Geräte: Chromatographiekammer mit Deckel, Folie, Tesafilm Chemikalien: 3 - 4 Räucherkerzen Durchführung: Zuerst wird die Chromatographiekammer mit Hilfe der Folie und des Tesafilms in zwei Bereiche geteilt. Alternativ könnte man 2 Kammern verwenden. Von außen kann man auf der Rückseite der Kammer noch ein Bild befestigen. Die Räucherkerzen werden entzündet und in die rechte Kammer gestellt. Sie ähneln der Form nach Farbikschloten und sind somit besonders gut geeignet. Beobachtung: Nach wenigen Minuten ist die Kammer mit den Räucherkerzen verraucht und man kann das Bild nur noch links deutlich erkennen. Kurz-Erklärung: Bei der Verbrennung der Räucherkerzen entsteht Ruß in der rechten Hälfte der Chromatographiekammer, ähnlich wie beim „Londoner Smog“, der bei der intensiven Verbrennung von Kohle im Winter entsteht. Bemerkung: Nach der Versuchsvorschrift in [108] wird Salzsäure und verdünnter Ammoniak verwendet, um die Smog-Wetterlage zu demonstrieren. Hierbei wird Ammoniumchlorid gebildet. Durch die schöne Form der Räuchermännchen, die, wie schon erwähnt, an Fabrikschlote erinnert, und die größere Alltagsnähe, da sowohl der Sommer- als auch der Wintersmog bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen entsteht, ist die Wahl der Räuchermännchen sinnvoller. 152 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Versuch 14: Warm oder kalt – Schadstoffe im Temperaturverlauf Geräte: zwei 2 L Bechergläser (hohe Form), Magnetrührer, pneumatische Wanne mit Eis Chemikalien: 2 Zigaretten Durchführung: Ein Becherglas wird auf dem Magnetrührer erhitzt, eines im Eisbad gekühlt. In beide gibt man eine brennende Zigarette und beobachtet ihren Rauch. Beobachtung: Der Rauch der Zigarette im Becherglas auf dem Magnetrührer steigt schnell nach oben, der im Eisbad bleibt am Boden zurück. Kurz-Erklärung: Durch das Erhitzen des Magnetrührers wird die Luft im Becherglas unten erwärmt. Sie steigt nach oben und transportiert den Rauch mit sich. Ist die Luft im unteren Teil des Becherglases kälter, kann sie auf Grund ihrer höheren Dichte nicht nach oben steigen. Deshalb bleibt der Qualm am Boden des Becherglases. Bemerkung: Der Versuch demonstriert die normale Wetterlage (warmes Becherglas) bzw. die Inversionswetterlage (kaltes Becherglas). 153 Domino-Spiel Antwort Frage Antwort Frage Wie entsteht saurer N2(g)+O2(g)→ NO(g) Wieviel Distickstoff bzw. Regen? NO(g)+O2(g)→ NO2(g) Disauerstoff ist in der 3 NO2(g)+H2O→ Luft? 2 HNO3(l) + NO(g) Start Was passiert bei der Wie entsteht Ozon? h·ν O2(g) 78% bzw. 21% Veratmung von → 2 O(g) O2(g) + O(g) → O3(g) Glucose? Was heißt antropogen? C6H12O6(s) + O2(g) → „vom Menschen Wie viel Argon bzw. verursacht“ Kohlendioxid ist in der Luft? CO2(g) + H2O gr. antropos: Mensch genese: erzeugen Wie wird Ammoniak hergestellt? 0,9% bzw. 0,03% Wo liegt der Nach dem Ozongürtel? Haber-Bosch Verfahren: N2(g) + H2(g) → NH3(g) In der Stratosphäre Was sind CFKWs? (ca. 20 km über der Chlor-Flour-Kohlen- Nenne drei dir bekannte Wasserstoffe Stickstoffoxide! Erdobefläche) Stickstoffmonoxid NO(g), Stickstoffdioxid NO2(g) Wie lautet das Distickstoffmonoxid allgemeine Gasgesetz? N2O(g) Wie wird Stickstoff und pV = nRT Sauerstoff technisch aus der Luft gewonnen? 154 Domino-Spiel durch das LindeVerfahren, Welche zwei wichtigsten Wie sieht Ozon als Produkte aus Stickstoff Salpetersäure (HNO3) kennst du? und Ammoniak (NH3) danach Molekül aus? fraktioniert destillieren Woher kommt das Wort Was ist der Joule- Gase kühlen sich beim Thompson Effekt? Wo Ausdehnen ab; beim nutzt man ihn? Linde Verfahren Kunstwort Welche allotrophen O2 und O3 aus Smoke und Fog Sauertoffmodifikationen Smog? kennst du? 155 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Verwendete und entstandene Chemikalien mit Richtlinien- und Sicherheitssätzen: Substanz Formel R-Sätze S-Sätze Gefahrensymbol Distickstoff N2(l) --- 9-23-36 --- Disauerstoff O2(g) 8 17 O Disauestoff O2(l) 8 9-17-21- O 36/37/39-51 Stickstoffdioxid NO2(g) 26-34 9-26-28- T+, C 36/37/39-45 Stickstoffmonoxid NO 8-26-34 1-9-17-26- T+, C, O 36/37/39-41 Salpetersäure HNO3 34 23-26- C 36/37/39-45 Kupferpulver Cu --- --- --- Kupfer(II)-oxid CuO 22 22 Xn Kupfer(I)-oxid Cu2O 20-50/53 20-60-61 Xn,N Kohlenstoffdioxid CO2(g) --- 9-23 --- Natriumhydrogen- NaHCO3 --- --- --- CH3COOH 34 23-26- C carbonat Essigsäure (c = 2 mol/L) 36/37/39-45 Calciumhydroxid Ca(OH)2 41 22-24-26-39 Xi Calciumcarbonat CaCO3 22 24/25 Xn Oxalsäure H2C2O4 21/22 24/25 --- Phenolphthalein C20H14O4 40 36/37 Xn Kaliumperoxo- K2S2O8 8-22- 22-24-26-37 Xn, O 35 26-36/37/39-45 C disulfat 36/37/3842/43 Natronlauge NaOH (w = 0,1) Schwefelsäure H2SO4 konz. 35 26-30-45 C Ethanol C2H5OH 11 7-16 --- Kaliumiodid KI --- --- --156 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter Kaliumpermanganat KMnO4 8-22 2 O, Xn Natriumthiosulfat Na2S2O3 --- --- --- (c = 0,01 mol ) L Iod I2(aq) --- --- --- Stärke (C6H10O5)n --- --- --- Eisen(III)-chlorid FeCl3 22-38-41 26-39 Xn Chloroform CHCl3 22-38-40- 36/37 Xn 48/20/22 Ozon O3(g) 8-26-34 17-26-38-50 T, O Methylrot in Ethanol C15H15N3O2 --- --- --- C2H5OH 11 7-16 --- CuSO4 22-36/38- 22-60-61 Xn, N 9 F+ Kupfer(II)-sulfat 50/53 Diwasserstoff H2(g) Helium He 12 9-23 Richtlinien-Sätze: R8 Feuergefahr bei Berührung mit brennbaren Stoffen R11 Leichtentzündlich R12 Hochentzündlich R20 Gesundheitsschädlich beim Einatmen R21/22 Gesundheitsschädlich beim Berühren mit der Haut und beim Verschlucken R22 Gesundheitsschädlich beim Verschlucken R26 Sehr giftig beim Einatmen R34 Verursacht Verätzungen R35 Verursacht schwere Verätzungen R36/38 Reizt die Augen und die Haut R36/37/38 Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut R38 Reizt die Haut R40 Verdacht auf krebserzeugende Wirkung R41 Gefahr ernster Augenschäden R42/43 Sensibilisierung durch Einatmen und Hautkontakt möglich 157 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter R48/20/22 Gesundheitsschädlich: Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch Berührung mit der Haut R50/53 Sehr giftig für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben Sicherheits-Sätze: S1 Unter Verschluss aufbewahren S2 Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen S7 Behälter dicht geschlossen halten S9 Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren S16 Von Zündquellen fernhalten – nicht rauchen! S17 Von brennbaren Stoffen fernhalten S 20 Bei der Arbeit nicht essen und trinken S21 Bei der Arbeit nicht rauchen S22 Staub nicht einatmen S23 Rauch nicht einatmen S24 Berührung mit der Haut vermeiden S24/25 Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden S26 Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren S28 Bei der Berührung sofort abwaschen mit viel Wasser S30 Niemals Wasser hinzugeben S36 Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung tragen S36/37 Bei der Arbeit geeignete Schutzhandschuhe und Schutzkleidung tragen S36/37/39 Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen S37 Geeignete Schutzhandschuhe tragen S38 Bei unzureichender Belüftung Atemschutzgerät anlegen S39 Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen S41 Explosions- und Brandgase nicht einatmen S45 Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich Etikett vorzeigen) S50 Nicht mischen mit organischen Materialien S51 Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden 158 Kapitel 13: Versuchsprotokolle und Arbeitsblätter S60 Dieser Stoff und sein Behälter sind als gefährlicher Abfall zu entsorgen S61 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Besondere Anweisungen einholen/Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen Gefahrensymbole: O: Brandfördernd C: Ätzend T: Giftig T+: Sehr giftig N: Umweltgefährlich F+: Hochentzündlich Xn: Gesundheitsschädlich Xi: Reizend 159 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 14.1 Literaturangaben [1] Berg, H.C. Studienblatt Ein Lehrstoff zur Unterrichtseinheit gestalten. Kleine didaktisch-methodische Kompositionslehre I. nicht publiziert [2] http://lernarchiv.bildung.hessen.de/archiv/lehrplaene/gymnasium/chemie <01.08.2006> [3] http://lernarchiv.bildung.hessen.de/archiv/lehrplaene/gymnasium/physik/108 6643308 <15.09.2006> [4] Sambursky, Shamuel. Der Weg der Physik S. 337 [5] Dithfurth, Hoimar v. 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Am Anfang war der Wasserstoff S. 68-103 Tabelle 1: Zusammensetzung der Luft an der Erdoberfläche, verändert nach Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 518/519 Abb. 4: Legosteine demonstrieren die Zusammensetzung der Luft Abb. 5: Der Aufbau der Atmosphäre, http://www.kowoma.de/gps/zusatz erklaerungen/atmosphaere.htm <24.08.2006> Abb.6: Carl von Linde, http://www.linde-process-engineering.com/process_plants /air_seperation_plants/air_separation_history.php <07.09.2006> Abb.7: Schematischer Aufbau der Apparatur zum Linde-Verfahren, http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_von_Linde <07.09.2006> Abb. 8: Siedediagramm des Gemisches aus flüssigem molekularem Sauerstoff und Stickstoff, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 15 Abb. 9: Carl Scheele, http://pages.britishlibrary.net/nick.lane/Image%20Gallery.htm <07.09.2006> Tabelle 2: Steckbrief des (molekularen) Stickstoffs, verändert nach Chemie Heute – Sekundarbereich I. Hannover: Schroedel Schulbuchverlag GmbH, 1996 (4. Aufl.), 48-51 Abb. 10: Gasmolwaage GW 61 Plexi Abb. 11: Lewis-Schreibweise des molekularen Stickstoffs Abb. 12: Energieniveauschema des molekularen Stickstoffs, verändert nach Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 146 Abb. 13: Achsenkreuz, nach Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 146 Abb. 14: Bildung von bindenden und antibindenden Molekülorbitalen aus den Atomorbitalen px und pz, aus Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 143 167 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 15: Büroklammermodell eines px-Orbitals Abb. 16: Büroklammermodell zweier px-Orbitale Abb. 17: Büroklammermodell des bindenden Molekülorbitals σx Abb. 18 (1) und (2): Büroklammermodell zweier py- bzw. zweier pz-Orbitale des Distickstoffs Abb. 19 (1) und (2): Büroklammermodell der πy-Bindung und πz-Bindung im Distickstoff Abb. 20: Vereinfachtes Molekülorbitalmodell des N2 zur Demonstration der Dreifachbindung, nach Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 146 Abb. 21: Gewitterblitz, http://www.atmosphere.mpg.de/enid/3__Ozon/_Stickoxide_20w.html <15.09.2006> Abb. 22: Knöllchenbakterien, http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktik chemie/umat/stickstoffkreislauf/stickstoffkreislauf.htm <04.08.2006> Abb. 23: Nitrosomonas, http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktik chemie/umat/stickstoffkreislauf/stickstoffkreislauf.htm <04.08.2006> Abb. 24: Nitrobacter, http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktik chemie/umat/stickstoffkreislauf/stickstoffkreislauf.htm <04.08.2006> Abb. 25: Fritz Haber, http://.web.gc.cuny.edu/sciat/0405/zyclon.htm <07.09.2006> Abb. 26: Carl Bosch, http://www.nobelpreis.org/chemie/bosch.htm <07.09.2006> Abb. 27: Der Stickstoffkreislauf – Selbstangefertigtes Arbeitsblatt Abb. 28: Antoine de Lavoisier, http://www.homeoint.org/morrell/articles/pm_ origin.htm <07.09.2006> Tabelle 3: Steckbrief des (molekularen) Sauerstoffs, verändert nach Chemie Heute – Sekundarbereich I. Hannover: Schroedel Schulbuchverlag GmbH, 1996 (4. Aufl.), 48-51 und Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 502-506 Abb. 29-31: Bildung von molekularem Sauerstoff: Annäherung der Atome, Überlappung der Orbitale, gebildetes Dimer, http://www.uni-koeln.de/ewfak/Chemie/uvm_projekt/modul_2/bildung_o2.htm <15.09.2006> Abb. 32: „Lewis-Formel“ des Sauerstoffmoleküls Abb. 33: Lewis-Schreibweise des Sauerstoffmoleküls als Diradikal Abb. 34: Molekülorbitalmodell des Sauerstoffmoleküls, nach Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 145 168 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 35: diamagnetischer Stoff im inhomogenen Magnetfeld, aus Neumüller, Prof. Dr. B. Vorlesung zum Anorganisch Chemischen Praktikum für Lehramtskandidaten. Marburg: SS 2002 Abb. 36: paramagnetischer Soff im inhomogenen Magnetfeld, aus Neumüller, Prof. Dr. B. Vorlesung zum Anorganisch Chemischen Praktikum für Lehramtskandidaten. Marburg: SS 2002 Abb. 37: Maus und Pflanze unter einer Glasglocke, aus Appenzeller, T. „Die Suche nach dem verschwundenen Kohlenstoff.“ National Geographic 2/2004, 34-69 Abb. 38: Darstellung und Verbrauch von Disauerstoff: Atmung und Photosynthese Abb. 39: Chlorophyll a und b, http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/MathNat/ Biologie/Didaktik/Fotosynthese/dateien/chloroph.html <24.09.2006> Abb. 40: Die menschliche Lunge, http://www.knill.com/Sprache/Lunge.html <24.09.2006> Abb. 41 (1)-(3): Häm, Teil des Desoxyhämoglobins und des Oxyhämoglobins, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 1531 Abb. 42: Kosmonaut über der Erde, http://www.arikah.net/enzyklopadie/Kosmonaut <24.09.2006> Tabelle 4: Volumenanteil der Edelgase in der Luft/im Klassenzimmer, Hauptquellen, verändert nach Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 418 Abb. 43 (1)-(3): Leuchtstoffröhren mit dem jeweiligen Edelgas gefüllt, http://www.wikipedia.org/wiki/Edelgase <29.09.2006> Abb. 44: Luftbrief, der die Katastrophe der Hindenburg fast unbeschadet überlebte, http://www.metroairpost.com/covers/crash.html <15.08.2006> Abb. 45: Heißluftballon, http://www.fiehr.de/startseite.htm <11.08.2006> Abb. 46: Explosion einer Wasserstoffbombe, http://www.chemiemaster.de/pse/pse.php?modul=D <11.08.2006> Abb. 47: Verschmelzen eines Tritium- und Deuteriumkerns, http://www.iter.org/ <11.08.2006> Abb. 48: Leuchtstoffröhre, http://www.cosh.ag/shop.php?dir=320 <12.08.2006> Abb. 49: CO2-Gasblasen aus dem Laacher See, http://www.geomontanus.com /seiten_exkursionen/laacher_see.htm <17.08.2006> 169 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 50: Zustandsdiagramm von CO2, aus Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 251 Abb. 51: Lewis-Schreibweise des Kohlenstoffdioxidmoleküls, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 141 Abb. 52: Grenzstrukturen des Kohlenstoffdioxidmoleküls, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 141 Tabelle 5: Temperatur und Zusammensetzung der Atmosphären der Planeten unseres Sonnensystems, nach Weltraum, Erde, Leben und Geschichte, Auszug aus „Schlag nach! 100.000 Tatsachen aus allen Wissensgebieten“. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG. Mannheim, 1996, 5-7, 30-32 und http://www.scienceexplorer.de/astronomie/planeten.htm <26.09.2006> Abb. 53: Holzperlenmodell eines Kohlenstoffdioxidmoleküls Abb. 54 (1)-(7): Zeichnungen der Modelle zur symmetrischen Valenzschwingung, asymmetrischen Valenzschwingung und Deformationsschwingung Abb. 55: Strahlungshaushalt des Systems Erde/Atmosphäre, aus Folienserie und Textheft des Fonds der chemischen Industrie, Nr. 22: „Umweltbereich Luft“. Frankfurt am Main, 1995 Abb. 56: Lake Nyos, http://de.wikipedia.org/wiki/Nyos-See <26.09.2006> Abb. 57: Löslichkeit von CO2 in Wasser in Abhängigkeit von der Temperatur, http://de.wikipedia.org/wiki/Nyos-See <26.09.2006> Abb. 58: Modell für das Tal des Sees Lake Nyos Abb. 59 (1)-(4): Mesomeriestrukturen des Ozonmoleküls, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 364 und http://www.wedecobv.com/html/producten/index.htm <03.10.2006> Abb. 60: Christian Friedrich Schönbein, http://www.atmosphere. mpg.de/enid/208.html <04.08.2006> Abb. 61: σ-Bindungssystem des Ozonmoleküls, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 364 170 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 62: π – Bindungssystem des Ozonmoleküls, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 364 Abb. 63: Lokales Molekülorbitalmodell des Ozonmoleküls, verändert nach Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 418 Abb. 64: UV-Lampe http://www.radixgmbh.de/d_10050_UV_Lampe_zur_ Belichtung_ von_Leiterplatten___Osram_Ultravitalux_300W436.htm <11.08.2006> Abb. 65: Iod-Stärke-Einschlussverbindung, http://forum.chemie.de/Hyper News/get /forums/chemstarter-2005/7159/1.html <16.09.2006> Abb. 66: Blitze über einer Stadt, http://info.eltex.de/d/handbuch/11.htm <11.08.2006> Tabelle 6: Natürliche Spurengase, aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 518 Abb. 67: Wassertropfen, http://www.computerhilfen.de/hilfen-19-108035-0.html <26.08.2006> Tabelle 7: Ausgewählte Eigenschaften von Wasser, nach Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 243-252 und Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 527-531 Abb. 68: Jean-Michel Cousteau , aus Cousteau, J.-M. „Die Wunderwelt der Meere.“ National Geographic 9/2006, S. 57 Abb. 69: Wasserkreislauf, http://www.wasser.rlp.de/servlet/is/487/ <11.08.2006> Abb. 70: Hose auf einer Wäscheleine, http://www.br-online.de/umweltgesundheit/artikel/0605/10-nachhaltiges-waschen/index.xml <20.08.2006> Abb. 71: Gleichgewicht der Gasteilchen in einem Wasserglas Abb.72: Dampfdruckkurve von Wasser, selbst angefertigt, Werte aus Hollemann, A.F., E. Wiberg und N. Wiberg. Lehrbuch der Anorganischen Chemie. Berlin: de Gruyter, 1995 (101. Aufl.), 37 Abb. 73: Phasendiagramm von Wasser, Riedel, E. Anorganische Chemie. Berlin: de Gruyter, 1999 (4. Aufl.), 249 Abb. 74: Gourmet-Wachtel-Ei, http://www.wachtelei.ch/ <25.08.2006> Abb. 75: Regenwolke, http://www.moselwetter.de/supercell.htm <28.08.2006> 171 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 76: Schneekristall, aus Mortimer, C.E. Übersetzt und bearbeitet von Ulrich Müller. Chemie. Das Basiswissen der Chemie. Stuttgart, New York: Thieme Verlag, 2001 (7. korrigierte Auflage), 179 Abb. 77: Wasserglas, http://www.fab.at/goa/9_297_DEU_HTML.htm <28.08.2006> Abb. 78: Otto von Guerike, http://portrait.kaar.at/Naturgeschichte/image25.html <28.08.2006> Abb. 79: Kupferstich zum Experiment der Magdeburger Halbkugeln 1654, Magdeburg, http://www.magdeburg.ihk24.de/MDIHK24/MDIHK24/service marken/ueber_uns/Tradition/Tradition_Magdeburger_Wirtschaftsgeschichte.jsp <28.08.2006> Abb. 80: Dosenbarometer, http://www-med-physik.vu-wien.ac.at/physik /ws95/w95d0dir/w95d1000.htm <07.08.2006> Abb. 81: Historisches Wasserbarometer, http://www.physik.uni-muenchen.de /leifiphysik/web_ph08/zusatzaufgaben/14_luftdruck/luftdr1/wasserbaro.htm <07.08.2006> Abb. 82: Fest – flüssig – gasförmig, aus Dorn, Prof. F. und Bader, Prof. Dr. F. Physik – Mittelstufe. Hannover: Schroedel Schulbuchverlag GmbH, 1998 (5. Aufl.), 15 Abb. 83: Graphische Darstellung des Gesetzes von Boyle-Mariotte, aus Mortimer, C.E. Übersetzt und bearbeitet von Ulrich Müller. Chemie. Das Basiswissen der Chemie. Stuttgart, New York: Thieme Verlag, 2001 (7. korrigierte Auflage), 147 Abb. 84: Graphische Darstellung des Gesetzes von Gay-Lussac, aus Mortimer, C.E. Übersetzt und bearbeitet von Ulrich Müller. Chemie. Das Basiswissen der Chemie. Stuttgart, New York: Thieme Verlag, 2001 (7. korrigierte Auflage), 148 Abb. 85: Amedo Carlo Avogadro, http://perso.wanadoo.fr/ours.courageux /roman.htm <07.08.2006> Abb. 86: Verhältnis 3:1, aus Kuballa, M. Pocket Teacher Chemie. Berlin: Cornelsen, 1997, 52/53 Abb. 87: Paracelsus, http://de.wikipedia.org/wiki/Paracelsus <01.10.2006> Abb. 88: Statue von Ramses II am 26.8. 2006 in Kairo, http://www.dieneueepoche. com/articles/2006/08/25/47041.html <15.08.2006> Abb. 89: Demonstration der Smog-Wetterlage 172 Kapitel 14: Literaturangaben, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 90: Die Luftschadstoffe NO·, NO2 und O3 im Tagesverlauf, aus Elemente Chemie II – Unterrichtswerk für die Sekundarstufe II. Stuttgart, München, Düsseldorf, Leipzig: Klett, 2000 (3. Aufl.), 299 Abb. 91: dreidimensionale Graphik des Ozonlochs, http://www.deepwave.org /html/ozean/index_ozean_hoch.html <04.10.2006> Abb. 92: Ozonloch über der Antarktis, http://www.esa.int/esaKIDSde /SEME2C7X9DE_Earth_1.html <04.10.2006> Tabelle 8: Zielwerte (2010) für den Schadstoff Ozon zum Schutz der menschlichen Gesundheit, aus http://www.env-it.de/luftdaten/pollutants.fwd <30.08.2006> Tabelle 9: Zielwerte (2010) für Stickstoffoxide zum Schutz der menschlichen Gesundheit, aus http://www.env-it.de/luftdaten/pollutants.fwd <30.08.2006> Abb. 93: Nemo, http://www.disegnigratis.biz/Clipart_Disney/nemo.html < 05.09.2206> Abb. 94: Start des Domino-Spiels, http://www.apolloprojekt.de/geschichte/ gemini.html <03.10.2006> Abb. 95: Ziel des Domino-Spiels, http://www.deltadirekt.de/ <03.10.2006> 173 Ich versichere hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel verwandt und die Stellen die anderen Werken im Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, sowie bildliche Darstellungen, mit Quellenangaben kenntlich gemacht habe. ________________________________ (Datum, Unterschrift) Lösung zum Arbeitsblatt 5: CO2-Schwingungen I) Festhalten der mittleren Kugel: a) beide äußeren Kugeln von der Mitte weg ziehen ⇒ Modell 1 b) α) eine äußere Kugel nach oben bzw. unten und umgekehrt bewegen ⇒ Ur-Zustand β) beide äußeren Kugeln nach oben bzw. unten bewegen ⇒ Modell 2 Analog erhält man die Ergebnisse aus b), wenn man die äußeren Kugeln statt nach oben bzw. unten im Raum bewegt! c) eine äußere Kugel bewegt sich auf die Mitte zu, eine von der Mitte weg ⇒ Modell 3 II) Festhalten der äußeren Kugeln a) mittlere Kugel aus der Linearität bewegen liefert Modell 2 b) mittlere Kugel schwingt nach rechts bzw. links liefert Modell 3 Lösungen zum Arbeitsblatt 3 : Ein Modell für ein Modell σx – Bindung: πz – Bindung: πz – Bindung: Atmosphärische Fixierung Technische Fixierung molekularer Stickstoff ~ 78 % in der Luft Haber-Bosch Verfahren N2(g) + 3 H2(g) N2(g) + O2(g) 2 NO(g) + O2(g) 3 NO2(g)+ 2 H 2 O 2 NO(g) 2 NO2(g) HNO3(aq) + NO(g) 2 NH3(g) Düngemittel „Ozon-Abbau“ „Saurer Regen“ Biologische Fixierung Konsumenten NOx, Abgase, NH3 Produzenten Harnstoff [(NH2)2CO], Verwesung Denitrifikation 2 NO3-(aq) z.B. durch Blaualgen + Destruenten - + 12 H3O (aq) + 10 e N2(g) + 18 H2O anaerob Knöllchenbakterien an Leguminosen, z.B. Erbsen z.B. Pilze, Bakterien, usw. (NH2)2CO + H2O 2 NH3(g/aq) + CO2(g) Biologische Fixierung N2+ 6 e- + 6 H+ NH3(g/aq) NO3-(aq) N-haltige Sedimente z.B. Erdöl, Erdgas, Kohle Nitrifikation (tier.) Nitratbakterien Nitritbakterien z.B. Nitrobacter 2 NO2-(aq) + O2 aerob 2 NH4+(aq) z.B. Nitrosomonas NO3-(aq) 2 NH4+(aq) + 3 O2 + 2 H2O aerob 2 NO2-(aq) + H3O+(aq) (pflanzl.)