Interview
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WOLFGANG EGGER FIVE-YEAR OVERVIEW 1,356.5 Revenues 2015/16 IN EUR MILLION Adjusted EBIT as a % of revenues Net profit/loss for the year as a % of revenues Total assets Equity Equity ratio in % Net debt 58.7 4.3 11.9 0.9 1,068.6 333.2 31.2 134.8 58.4 Investments 84.8 Cash flow from operating results as a % of revenues R&D total as a % of revenues Headcount incl. contract workers (full-time equivalent) 4.3 87.9 6.5 6,761 2014/15 1,312.6 66.5 5.1 11.9 0.9 1,086.3 322.6 2013/14 1,246.8 47.6 3.8 -4.8 -0.4 1,006.6 327.6 126.2 148.2 32.5 29.7 103.1 76.6 5.8 79.0 6.0 7,234 79.5 65.6 5.3 71.8 5.8 7,291 2012/13 1,243.6 35.7 2.9 6.1 0.5 994.8 357.4 35.9 113.2 79.8 59.5 4.8 69.1 5.6 7,162 2011/12 1,280.3 35.0 2.7 15.2 1.2 1,036.3 370.6 35.8 141.4 88.1 57.1 4.5 58.7 4.6 7,456 MODERIERT VON ELIZABETH DILLER PAUL MARANTZ KLAUS VAMBERSZKY IM GESPRÄCH 27 25 Was ist das Geheimnis der „Blauen Stunde“, was ist natürliches und was ist künstliches Licht, wo sind die Unterschiede zwischen den konventionellen Leuchtmitteln und LEDs? Diese Fragen beleuchteten Elizabeth Diller (ED / Kreativ-Direktorin des vorliegenden Geschäftsberichts und Gründungspartnerin von Diller Scofidio + Renfro, NY), Paul Marantz (PM / Gründer und „Consulting Design Principal“ von Fisher Marantz & Stone, NY) und Klaus Vamberszky (KV / Chief Technology Officer, Zumtobel Group, Dornbirn) aus Sicht der Architektin, des Lichtplaners und des Lichttechnikers. Die Fragen stellte Wolfgang Egger (WE), studierter Physiker, seit 38 Jahren bei Zumtobel und aktuell verantwortlich für das internationale Projektgeschäft in Nordamerika. WE: Liz, als Motto für die diesjährige Ausgabe des Geschäftsberichts der Zumtobel Group haben Sie die berühmte „Blaue Stunde“ gewählt. Was ist daran so faszinierend? ED: Es ist diese ganz besondere Übergangszeit am Ende des Tages, wenn es gleichzeitig Tag und Nacht ist – die Dämmerung mit ihrem rätsel haften Licht. Im Spektrum der „Blauen Stunde“ leuchten die Farben intensiver, Schatten und Licht werden diffuser und Gebäude sehen irgendwie sexy aus. René Magritte hat diese surreale Stunde in der Gemäldeserie „Das Reich der Lichter“ festgehalten. Es ist der Moment, wo das Natürliche den Rückzug antritt und die Zivilisation das Ruder übernimmt. Die Straßenbeleuchtung geht an und auch in den Gebäuden wird das Licht eingeschaltet. Es ist die Tageszeit, wo natürliches Licht nicht mehr ausreicht und wir dem „unnatürlichen“ Licht ausgesetzt sind. WE: Paul, Stichwort „Beleuchtung“: Warum ist diese dynamische Dimension so wichtig? PM: Eines vorab: Ich möchte hier nicht über Beleuchtung reden, sondern über Licht. Beleuchtung ist zwar unser Geschäft, aber Licht ist das, was uns das Sehen ermöglicht und Licht ist unser eigentliches Material. Es ist unsichtbar und gerade deshalb ein extrem schwieriges Arbeitsmaterial, weil es sich eben nur dann manifestiert, wenn es ins Auge reflektiert wird. Für mich war Licht eigentlich immer dreidimensional: Intensität, Farbe und Richtung. Alle drei sind statische Konzepte. Die Einführung des Konzeptes der Dynamik als vierte Dimension ist Zeit. Der Reiz der „Blauen Stunde“ liegt darin, dass das Licht zu dieser Tageszeit am dynamischsten ist. Die Lichtverhältnisse ändern sich nicht schnell genug, als dass wir es merken würden, aber wiederum nicht so langsam, dass wir die Veränderungen als aufmerksame Beobachter nicht verfolgen könnten. 17 WE: So light and lighting will continue to be exciting! Thank you very much for this interesting conversation. ED: I would say that there are some things that are not moving fast enough, like the promise of a great museum light fixture using LEDs – a small head with the perfect strength and temperature; I’m still waiting. We’re also waiting for affordability. We used LEDs in the first section of the High Line, but we couldn’t afford to use it throughout. I think technology is progressing a bit too slowly to meet our ravenous desires. We are still in that moment when our buildings can’t have all the parts we can only imagine. PM: A lot of people fear that the lighting industry is in a race to the bottom because the semiconductor can be produced cheaply and not well, and the quality level can be reduced and nobody pays attention … We have no way of assuring from a specification whether the quality is maintained through the whole process of the project. Also for companies like Zumtobel, for which high quality is crucial and whose customers must be sure that what they buy is well thought through, it’s very difficult to keep that quality right through the whole of the project. KV: I’m a little bit scared. A lot of other industries which are close to semiconductors have shown that the very fast market mechanisms do not really respect scientific research findings. And there’s so much speed of change that I still believe that the most important topic is to create awareness of good light … Also, Paul has said there is no bad light, but I guess you understand what I mean. In the end, light is like food: it’s the quality that counts and we don’t want to end up with fast food. WE: A last question to all of you: Going forward, what opportunities do you see – what impact will the technological change in lighting have on the human being? KV: We could try to retain some part of the miracle by not revealing everything, so that you can’t understand every single aspect. Light, to a certain extent, is part of the miracle, and even if we need that exchange and we gain more and more knowledge, it should still remain part of the miracle. question is: to what aim can science make a difference? The multispectral synthesiser can optimise light, but are we designing for light connoisseurs? 24 ED: Ein wichtiger Punkt, denn bei unserem Fotoprojekt für den Geschäftsbericht geht es darum, den Zeitraum im Verlauf eines Tages auszuwählen, bei dem die Veränderungen so auffallend sind, dass das Licht die Geschichte erzählen kann. Dieses Phänomen liefert Stoff genug für einen Spielfilm. Und zwar in Echtzeit. PM: Daraus einen Film zu machen, wäre zu ambitioniert. Auch wenn man sich noch so anstrengt: Das Ergebnis reicht nicht an das heran, was das Auge leistet, denn das Auge ist bei der Erfassung von Eindrücken allen anderen Medien überlegen. Mir scheint allerdings, dass wir die Zeitkomponente bei dem, was Sie „künstliches“ und ich „elektrisches“ Licht nenne, noch nie so richtig konsequent durchleuchtet haben, denn im Grunde ist jede Form von Beleuchtung Licht. Deshalb wehre ich mich auch gegen die Kategorisierung „Künstliches Licht versus Sonnenlicht“. ED: Künstlich kann auch schön sein. PM: Nennen Sie es, wie Sie wollen: elektrisches Licht oder Gaslicht oder Öllampe. Licht ist zunächst einmal einfach nur Licht. Es geht also um die Frage, wie bringen wir das Konzept der Dynamik als vierte Dimension hinein und über welchen Zeitraum? Das absolute Negativbeispiel für Dynamik im Bereich des elektrischen Lichts ist ein Phänomen, das Sie alle kennen: Sie sitzen im Restaurant, draußen wird es allmählich dunkel und der Kellner dimmt die Beleuchtung. Er wird abgelenkt und hat keine Zeit mehr, sich um die Beleuchtung zu kümmern und dann liegt plötzlich alles im Halbdunkel. Irgendwann fällt ihm dann vielleicht ein, dass er das Licht noch stärker dimmen sollte. Der Gast empfindet das als störend. Und ich bin mir leider gar nicht sicher, ob wir tatsächlich verstehen, welche Rolle die Dynamik in der polychromen, farbveränderlichen Lichtwelt spielen könnte, die gerade im Kommen ist. LD: Sie sprechen von LEDs? PM: Ja, der meines Erachtens bislang tiefgreifendsten Revolution in Sachen Licht. WE: … und eine rasant schnelle obendrein. PM: Tiefgreifend und schnell. Sehen Sie, die Glühlampe gibt es in unveränderter Form bereits seit 100, wenn nicht 125 Jahren, und irgendwie ist sie immer noch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Alles, was danach kam, wie etwa Leuchtstofflampen und Entladungslampen, haben keine großartigen Veränderungen mit sich gebracht. Wir versuchen also mit dieser Metamorphose Schritt zu halten, denn diesmal laufen die Dinge ganz anders. Die Dynamik könnte eine wichtige Rolle 18 For the Blur Building, we devised the “Braincoat”, which ultimately lost its sponsorship, but was conceived as a smart skin that sensed human chemistry and exuded a warm glow if it detected an affinity with a perfect stranger. And in Alice Tully Hall at Lincoln Center, the hall’s acoustical wood surface transmits light from within at certain points; it can be programmed to “blush” on cue. These were early experiments with ideas that might have a future. So I do agree that the field expands, perhaps, through a rethinking of ‘smart’ and ‘dumb’ systems – that is, computing and physical materials. But the ED: We have been fascinated for a number of years about whether involuntary human behaviour patterns can be brought to architecture. Like blushing – that sensation when you’re embarrassed and you feel the warmth, the sweat, and you can’t control what radiates from your face. In parallel, we’re also interested in the luminescence of bio-marine organisms that light up in the sea. I wonder whether architecture could have physiological traits, and whether through material science and working with biologists, we could find a way to bring organic, responsive systems into buildings. PM: I think it’s important to understand them when we’re having a cosmic change of light sources like this. It is important to understand what the effects are. Now everybody’s into the question of flicker because LEDs are causing us visual problems. That is a whole new dimension. And what happens when pulsing light, which is what LEDs are, enters our visual system? This is brain science, the eye is the brain, so it’s all about brain science. WE: How important do you think is the exchange between different experts? From other disciplines such as brain scientists or sociologists – do you see that as important going forward? PM: We are sitting here in a room where the sunlight is lighting the windows, but the shades are almost fully closed, and the only light in this room is light which is reflected from very small sources. We are not sitting in darkness – but it feels perfectly wonderful. And the minute we turn on one of those electric things over there it would be less wonderful – and how we find that out, how we use that is really important. part of this is the fixture. The source of light should be subservient to the effect. 23 spielen und ich glaube nicht, dass wir wissen, wie wir ihr mit ihrer ganzen Bedeutung gerecht werden und sie sinnvoll nutzen können. WE: Liz, hatten Sie schon einmal ein ganz besonderes Erlebnis mit Licht? ED: Viele sogar. Wir haben in der Schweiz unter dem Namen „Blur Building“ ein Projekt gemacht – einen Ausstellungspavillon ganz aus Nebel. 35.000 Nebeldüsen zerstäubten Seewasser zu einer riesigen Wolke. Die Installation war begehbar und innen beleuchtet. Man konnte sich darin verirren, weil man sich nicht mehr wie üblich auf die Augen verlassen konnte. Stattdessen waren die anderen Sinne gefragt. In einer Welt, wo hohe Auflösung gefragt ist und Erfolg in Pixel pro Zoll gemessen wird, schufen wir eine Umgebung mit niedriger Auflösung. Während der „Blauen Stunde“ erzeugten die Lichter in der Nebelmasse einen ganz besonderen Moment der Erhabenheit, als würde man vollständig in Licht eintauchen. Statt Wasser und die Dunstwolke zu spüren, war um mich herum nur noch der Eindruck von reinem Licht. Ein anderes, geradezu rührendes Erlebnis hatte ich im Broad Museum in Los Angeles, das wir letztes Jahr eröffnet haben. Dort strömt diffuses, sehr helles Licht, das ganz typisch für L A ist, von oben in das Gebäude ein. Bei diesem Projekt hatten wir mit Andy Sedgwick in London an der Tageslichttechnik gearbeitet, da wir im Gebäude kein direktes Sonnenlicht wollten. Eines Tages fing eine füllige Museumsbesucherin beim Betreten der Ausstellung völlig unvermittelt an zu weinen. Als sie gefragt wurde, was denn los sei, sagte sie, dass sie sonst im Sonnenlicht immer ihren Schatten sehe und jedes Mal unglücklich wegen ihrer Leibesfülle sei. Für sie sei es das erste Mal, dass sie in der Sonne gestanden habe und nicht an ihr Übergewicht gedacht habe. PM: Es ist eine andere Art von Zauber als das diffuse Licht an einem olkenverhangenen Tag, wo die Wolkenschichten so dicht sind, dass es w kein gerichtetes Licht gibt. Es ist anders, aber ist es nur deshalb anders, weil es drinnen stattfindet? ED: Es ist wärmer. Es ist das Licht der Sonne. Wenn man kein Sonnenlicht sieht, aber dessen Wärme spürt, so ist das etwas Ungewöhnliches. Wahrscheinlich lässt sich dieser Effekt mit sehr hellen diffusen LEDs in einer zusammenhängenden Lichtdecke simulieren. PM: Genau solche Lichtdecken machen wir ja, aber die Leute sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden und sagen das Licht sei zu nichtssagend. 19 ED: When we go to a building we just say how great the light is, right? We talk about the light as if it was a “thing”. But of course it’s an effect produced by the building. Buildings and light are inseparable. It’s a conundrum: the building shapes the light, which shapes the building, which shapes the light … The least interesting PM: No. A poet sits alone in a room creating something out of his imagination. But the poetry is the building, the space. It is the combination of materials and volume and texture and compression and expansion, all those things that architecture is made of. There are great buildings that we all love because they got it right. Louis Kahn’s Kimbell Museum is a very poetic experience. Everybody loves it because of the way the light works in it. WE: In this context, I would like to introduce the term “poetry of lighting”. Do you see yourself as a poet of lighting? I once had a wonderful interaction with a now deceased client who was very good. He threw his problem onto the table. I said, “I can’t light this. There’s no opportunity here for doing anything.” And he looked at me and said, “Come back in a week.” I came back in a week – he invited us in: it’s a dialogue and the architecture really has to direct the lighting, even if it’s minimal. And I don’t want to see any sources, and I don’t want to do this and I don’t want to do that … That’s the first part. And then what do you want, where do you want the eye to go? How do you deal with the space? How do you deal with the sequence? The sequence is people moving in space. PM: In fact, in the history of architecture, there weren’t lighting designers up until relatively recently. There were people that were mostly manipulating daylight – and that is part of architecture. Our goal is always to inhabit the mind of the architect so we are operating along the same path. If someone sent us a set of drawings and said, “Light this up”, we wouldn’t know where to begin – we wouldn’t even want to begin because it makes no sense. ED: Good answer! PM: You sit across the table from the architect and find out what the architect wants to do. WE: You are the lighting expert, so when you do an interior lighting challenge, what is your starting point? 22 ED: Meist ist die Kritik auch gerechtfertigt. Es ist anders, wenn man das Blau des Himmels sieht, weil man weiß, dass es natürlich ist. PM: Wir reagieren auf zwei verschiedene Weisen auf Licht. Je nachdem, ob wir draußen oder drinnen sind, haben wir ganz unterschiedliche Erwartungen an das Licht. Einen Innenraum zu gestalten ist also etwas ganz anderes als Arbeiten im Freien. Früher bestimmten Tag und Nacht unseren Lebensrhythmus. Wir gingen bei Sonnenuntergang schlafen und standen mit der Sonne auf. In der dynamischen Dimension bestimmte allein der Kreislauf der Sonne unser Leben. Erst später kamen dann die Kerzen und das Feuer und noch später die Öllampe usw. hinzu. WE: Technologisch interessant finde ich, dass LEDs ja Punktlichtquellen sind und damit die besondere Herausforderung darin besteht, ein angenehmes Umfeld zu schaffen, in dem wieder diffuses Licht herrscht. PM: Das ist nicht so schwer. Die Herausforderung besteht eher darin, zu verstehen, was diese Lichtquelle von anderen unterscheidet und Möglichkeiten zu finden, damit den gewünschten Zweck zu erreichen. Wir haben gerade einen Raum aus dem 19. Jahrhundert restauriert und ersetzten die Gaslampen komplett durch LEDs. Wenn Sie meinen, dass es schwierig ist, moderne Räume zu beleuchten, dann versuchen Sie mal, einen Raum zu gestalten, der zuvor mit Gaslampen bestückt war. ED: Es stellt sich die Frage, wie viel Licht für welchen Zweck ausreichend ist. Ich finde es spannend, nur so viel Licht einzusetzen, wie man unbedingt für eine Tätigkeit braucht, also die durch Konventionen bestimmte Komfortzone in Sachen Beleuchtung zu verlassen. WE: In dem Fotoprojekt für den Geschäftsbericht sehen wir hauptsächlich Lichtstimmungen, die durch konventionelle Lichtquellen erzeugt wurden. Klaus, du gehörst zu den Pionieren der LED-Technologie. Gibt es bei allem Fortschritt etwas, das du heute vermisst? KV: Durchaus. Ich würde gerne noch einmal die Aussage von Paul aufgreifen, dass Licht ein unsichtbares Material ist. Für das Auge kann die LED zwar eine fast perfekte Lichtquelle sein, wenn man von der Spitzenleuchtdichte absieht, aber manchmal vermisse ich doch die Wärme, die von einer Glühbirne oder Halogenlampe ausgeht. Das Auge erkennt diese Wärme aufgrund des hohen Infrarotanteils nicht, die Haut aber sehr wohl. Es ist also eine Frage des Spektrums und ich vermisse auch die perfekte Mischung der unterschiedlichen Wellenlängen. 20 PM: But if the outcome of this is a better-spectrum lamp, great … My theatre partner will love this thing because they can do theatre lights that look like those things on the ceiling, and it will do everything. ED: That’s true – when you have too many sophisticated toys, you sometimes lose the ability to make a mask out of a paper bag. PM: It might be the perfect tool or the perfect nightmare – I can’t say which one it is. But I bet there will be some presets on it that will allow me to press the button and get the mixture I want. I’m always amused – you talk about the dynamic dimension of light, and of course then we think of dimming and rebalancing light. Our friends at Lutron once said that when they make all their controls, they set all the levels to 25 %, 50 %, 75 % and 100 %. And 90 % of the users never change it. Look at what we’re doing in drawing today, look at what your studio does, how many people can’t pick up a pencil and draw anything. WE: That would create the perfect tool for you, Paul. You could create a street lighting scene … KV: I would like to see a totally digital light source – what I mean by this is something like having a light synthesiser which can generate any light spectrum. I guess at least you, Paul, might know the “Telelumen Light Replicator”, which is this kind of light synthesiser with a 16-channel system. That means for every 50 nanometres you have your own light source; you can replicate each and every spectrum you have, whether it’s the light in the morning on Mount Fuji or whether it’s the right light to grow your tomatoes. Just as a synthesiser can imitate any musical instrument, a light synthesiser can replicate any spectrum. And imagine you could combine this with variable optics – you would really have a light source which is variable in terms of intensity, spectrum and light distribution. I can see this in the near future at affordable cost. This will give us completely new possibilities. WE: It’s interesting when you say big brother is watching you – this brings me to my next question to Klaus: IoT, that sounds very much like big brother is watching you … In terms of technical innovation for lighting, what opportunities do you see? 21 PM: Mit anderen Worten: Die Glühbirne gibt das Spektrum der Sonne perfekt wieder. LEDs können das nicht, weil sie unterschiedliche Phosphore mischen. KV: Richtig. Wenn man eine bessere LED-Lichtquelle mit zwei oder drei Phosphoren nimmt, dann kommt man dem gewünschten Effekt ziemlich nahe. Allerdings fehlt immer noch das unsichtbare Element – die Infrarot- und vielleicht auch die Ultraviolettstrahlen. PM: Auf jeden Fall. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Evolution seit Millionen von Jahren unter natürlichem Sonnenlicht stattfindet, d.h. unsere Augen sind an das volle Spektrum der Sonne gewöhnt. Für die anderen Lichtquellen gilt das nicht. Deshalb wird das Ergebnis immer irgendwie unbefriedigend ausfallen. Aber ich glaube wir werden lernen, uns damit zu arrangieren. ED: Die technologischen Fragen überlasse ich Ihnen als Spezialisten. Tatsache ist aber, dass wir mit diesen alten Lichtquellen aufgewachsen sind und es sie immer noch gibt. Bei diesem Projekt kommen viele Lichtquellen zum Einsatz, die aus heutiger Sicht nicht mehr Stand der Technik sind. Aber genau diese weniger komplexen Lichtquellen schärfen das Bewusstsein für die Lichtfarbe. Vielleicht ist unser Projekt ja so etwas wie eine Fünf-vor-zwölf-Aktion, um mit Licht noch einmal Geschichten zu erzählen, bevor „schlechtes Licht“ endgültig der Vergangenheit angehört. PM: Meiner Meinung nach gibt es kein „schlechtes Licht“. Früher setzte man Natriumdampflampen für die Straßenbeleuchtung ein, weil es die effizienteste Lösung war und jeder sagte: „Igitt, was für eine grässliche Farbe.“ Jetzt werden die alten Straßenlaternen nach und nach durch LEDs ersetzt, was sich vielleicht als noch schlechter erweist. Denn die gelbe Straßenbeleuchtung hatte dazu geführt, dass wir lieber die Gebäude und die Schaufenster ansahen. Heutzutage steht die Straßenbeleuchtung in Konkurrenz zu den anderen weißen Lichtquellen. Vielleicht haben wir die richtige Mischung aus „sozialen“ und „sicherheitstechnischen“ Komponenten der Beleuchtung noch nicht gefunden – denn diesen beiden Zwecken dient die Straßenbeleuchtung ja. ED: Denken Sie an die Natriumdampflampen, die so grässlich blenden – an das Gefühl von Überwachung durch Big Brother und an die Lichtverschmutzung. Aber diese ungeliebte gelbe Beleuchtung hatte dennoch die interessante Nebenwirkung, dass sie das nächtliche Stadtbild und die Sichtweise der Passanten prägte. Der Siegeszug der LEDs hat das 21 ED: Think about sodium vapour – the awful glare, the sense that big brother is watching you, light pollution. But, for every bad thing about that yellow light, it produced a really interesting effect and a new compelling way of looking at the city. New York looked different before LEDs brought even lighting to the streets and homogenised the urban landscape – I’m not sure which is better or worse. PM: But I don’t think there is any such thing as “bad light”, just different lights. We lit all the streets with sodium vapour because it was the most efficient method, and everybody said: “Ugh! The colour’s awful.” Now we’ve begun to replace it with LEDs and I see it as worse because the one thing that lighting the streets with yellow light did for us was that it focused our attention on the buildings and the shop windows. Now we’re competing with other white light sources in the middle of the street. Maybe we haven’t found the right answer for important public lighting versus safety public lighting, which is what street lighting is. ED: I’ll let you guys talk about the technology, but the fact is that we still have those old sources around; they are part of our upbringing. We’re using many sources in this project, and some, by today’s standards, are not what we’d call good light. It’s precisely these less sophisticated sources that make you aware of light temperature. Maybe our project is a bit of a last-moment effort – before we totally lose bad light – to recapture it as a vehicle of storytelling. PM: Yes, you would. … But partly that’s because we have millions of years of evolution in daylight, so your eye is tuned to the full spectrum of the sun, and we have no receptors for these other light sources – so I think we are going to find them deficient, no matter what you do, in some respect. But I think we’ll learn to live with that. KV: That’s right. If you took a better LED light source with two or three phosphors, it would come very close, but you’d still miss what is not there, which is the infrared light. And you might also miss ultraviolet. PM: So what Klaus is saying is that the incandescent lamp perfectly mirrors the spectrum of the sun, and that’s not true of LEDs, which mix different peaks of the different phosphors, right? detect, but the skin detects it due to the high infrared content. It’s the spectrum and I also miss the perfect mixture of the wavelengths. 20 Stadtbild von New York stark homogenisiert und ich könnte jetzt nicht sofort sagen, ob zum Besseren oder zum Schlechteren. WE: Interessanter Punkt, dass Licht das Gefühl vermitteln kann, überwacht zu werden. Das bringt mich zu meiner nächsten Frage an Klaus: Auch das Internet of Things klingt sehr nach Überwachung durch Big Brother. Welche neuen Möglichkeiten bringt das IoT im Hinblick auf technische Innovationen bei der Beleuchtung? KV: Ich stelle mir eine vollständig digitale Lichtquelle vor. So eine Art Lichtsynthesizer, der jedes gewünschte Lichtspektrum generieren kann. Es gibt ja den „Telelumen Lichtreplikator“. Das ist ein Lichtsynthesizer mit einem 16-Kanal-System, d. h. dass man alle 50 Nanometer eine eigene Lichtquelle hat. Man kann jedes einzelne Spektrum nachbilden – vom Morgenlicht auf dem Fudschijama bis zum richtigen Licht für die Tomatenpflanzen im eigenen Garten. So wie ein Synthesizer jedes Instrument nachahmen kann, so kann ein Lichtsynthesizer jedes Lichtspektrum replizieren. Und nun stellen Sie sich vor, das Ganze ließe sich mit variablen Optiken kombinieren, so dass Sie eine Lichtquelle hätten, die hinsichtlich Intensität, Spektrum und Lichtverteilung veränderbar ist. Ich glaube, dass das in naher Zukunft zu vertretbaren Kosten gehen wird. Dadurch eröffnen sich für uns ungeahnte Möglichkeiten. WE: Das wäre doch das perfekte Tool, Paul, um eine Straßenbeleuchtungsszene zu kreieren, oder? PM: Perfektes Tool oder absoluter Albtraum – beides ist drin. Ich wette aber, dass das Teil dann Voreinstellungen hat, mit denen ich genau die gewünschte Mischung erhalte. Wir sprechen über die dynamische Dimension des Lichts und über Möglichkeiten des Dimmens und Lenkens von Licht. Unsere Freunde bei Lutron haben mir mal gesagt, dass sie bei den Steuerungen immer 25 %, 50 %, 75 % und 100 % als Einstellung vorgeben. Angeblich verändern 90 % aller Benutzer die Einstellung nie. ED: Stimmt. Zu viele Hightech-Spielzeuge sind auch nicht gut, dann vergisst man am Ende sogar, wie man Schiffchen aus Papier faltet. PM: Wenn das Ergebnis allerdings eine Lampe mit optimiertem Spektrum ist, dann lohnt es sich am Ende doch. Mein Kollege, der für Theaterbeleuchtung zuständig ist, wird auf jeden Fall begeistert sein, denn mit LEDs lässt sich auf der Bühne so ziemlich alles machen. 22 KV: Yes, there is, and I would like to come back to a statement from Paul that light is an invisible material. For the eye, the LED might be an almost perfect light source if you keep the high-peak luminance away, but sometimes I miss the warmth that radiates from an incandescent or halogen lamp, which is nothing the eye would WE: In the photo project for the Annual Report, we see mainly lighting atmospheres generated by conventional sources. Klaus, you have been at the forefront of the technology change to LEDs, but is there anything from the past that you miss? ED: There’s a question about how much light is enough, and for what? I’m very interested in those moments when you use just enough light to do what you need to do, pushing your body a little bit harder and not relying on conventions of comfort that are imposed by society. PM: That’s not really a challenge. The challenge really is under standing why this light source is different and finding the ways to make it work. We just restored a 19th-century gaslit room entirely with LEDs – if you think it’s hard doing modern interiors, try to do something that was originally lit with gas … WE: The interesting aspect is, when I think of technology, that with LEDs being point sources, that gives rise to a specific challenge to create an environment that you like because you want to diffuse it again … PM: I think we have two sets of responses to light: one happens when we’re outside, and one happens when we’re inside. And we have different expectations … so working in an interior is a different problem than working outside. We have evolved from the world outside, we used to go to sleep when the sun went down and woke when the sun went up, so we were entirely driven in the dynamic dimension by the movement of the sun … and, you know, the story of light is the candle and a fire and then the oil lamp etc. ED: Right, typically that’s true. It’s different when you can see the blue of the sky because you know it’s natural. PM: Well, we do that and we do luminous ceilings and people always object that the feeling of light is too bland … they often object … 19 WE: Wie gehen Sie als Lichtexperte an knifflige Innen beleuchtungsaufträge heran? PM: Man setzt sich mit dem Architekten an einen Tisch und fragt, was er oder sie vorhat. ED: Gute Antwort! PM: Den Beruf des Lichtplaners gibt es noch gar nicht so lange. Unser Ziel ist es, uns in den Architekten hineinzuversetzen, damit wir auf der gleichen Wellenlänge agieren. Wenn uns jemand ein paar Zeichnungen hinlegen und sagen würde: „Hier, beleuchte das mal“, wüssten wir nicht, wo anfangen. Sollten wir auch nicht, denn das hätte gar keinen Sinn. Ich erinnere mich gut an einen bereits verstorbenen Kunden, der mir ein schwieriges Projekt übergeben wollte. Ich sagte: „Das kann ich nicht beleuchten. Das hat keinerlei Potenzial.“ Doch er ließ nicht locker und sagte zu mir: „Kommen Sie in einer Woche wieder.“ Als ich dann wieder kam, fanden wir eine Lösung. Es ist immer ein Dialog und die Architektur muss die Lichtlösung bestimmen, auch wenn nur minimal beleuchtet wird, die Lichtquellen unsichtbar bleiben sollen und es viele Vorgaben gibt. Dann wird entschieden, wohin der Blick gehen soll. Wie gehen Sie mit dem Raum um? Wie begleitet man lichttechnisch die Menschen, die sich im Raum bewegen? WE: In diesem Zusammenhang würde ich gerne den Begriff der „Poesie der Beleuchtung“ einführen. Sehen Sie sich selbst als Poet des Lichts? PM: Ein Poet ist jemand, der allein in einem Zimmer sitzt und etwas erschafft, das seiner Phantasie entspringt. Hier hingegen bestimmen das Gebäude und der Raum die Poesie. Es ist das Zusammenspiel von Materialien, Volumen, Oberflächenstruktur, Kompression und Expansion – eben alles, was Architektur ausmacht. Es gibt sie durchaus, die Gebäude, von denen alle schwärmen, weil alles daran stimmt. Das von Louis Kahn entworfene Kimbell Art Museum ist eine sehr poetische Erfahrung. Die Besucher lieben es, weil das Licht dort einfach stimmig ist. ED: Wenn wir uns zur Qualität des Lichts in einem Gebäude äußern, sagen wir immer nur, das Licht dort ist gut. Wir reden also von Licht als „Sache“. Dabei entsteht der Eindruck doch durch das Gebäude selbst, in Kombination mit dem dort verwendeten Licht. Licht und Raum sind beide gleich wichtig. Das Gebäude bestimmt das Licht, das Licht beeinflusst das Gebäude und so weiter. Es ist ein ewiger Kreislauf. Die Leuchte selbst ist sekundär, was zählt ist die Wirkung. 23 ED: It’s warmer, it’s the light of the sun. You’re not actually experiencing sunlight, but the warmth of that light. It’s a very atypical condition. I suspect that we can simulate that condition with super-bright diffuse LEDs in a continuous ceiling. PM: It’s a different kind of magic than the diffuse light that we have on a highly overcast day when we walk outside and the cloud layer is so thick there is really no directive … It’s different in some way, only because it’s inside? A second experience, poignantly human, was in The Broad in Los Angeles, a museum that we opened last year. The museum’s diffuse light comes naturally from the sky, from that beautiful, very bright LA light. We worked with Andy Sedgwick in London on the daylight engineering as we could not admit a single ray of direct sunlight. A visitor, a heavy-set woman, stepped into the gallery and started crying as she walked around the space. When asked what was wrong, she replied that when she’s in sunlight, she always sees her shadow and it makes her conscious of her overweight body. She said this was the first time she’d experienced being in natural daylight on a sunny day without seeing her own shadow, and that it made her forget her body. ED: Serendipitous encounters with light have come out of our work. One was in Switzerland where we produced “The Blur Building” – an occupiable pavilion made entirely of water vapour – a cloud created of lake water atomized through 35,000 fog nozzles. You could enter and get lost in it. It tested our societal reliance on vision, on ocularcentricity, and pushed our other senses to work harder. In a culture that values high resolution and measures success in pixels per inch, we created a low-resolution environment – there was nothing to sense or see but our reliance on vision itself. And, at the “blue hour”, lights in the fog mass produced a feeling of sublimity, like you were immersed in a total atmosphere of light. You no longer felt the water and the vapour cloud, but only sensed this impression of pure light. WE: Liz, has there been any situation in your life that had a special quality in terms of your personal lighting experience? important and I’m not sure we know how to make it important or useful. 18 PM: Wir befinden uns hier in einem Raum, in dem die Sonne auf die Fenster scheint. Die Jalousien sind fast ganz geschlossen und das einzige Licht hier im Raum ist Licht, das von sehr kleinen Quellen reflektiert wird. Trotzdem sitzen wir nicht im Dunkeln und das Licht hier drinnen ist genau richtig. Diese wunderbare Lichtstimmung würde verloren gehen, wenn wir auch nur einziges elektrisches Licht einschalten würden. Diese Erkenntnis und der Umgang damit ist sehr wichtig. WE: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der interdisziplinäre Austausch unter Experten verschiedener Fachgebiete wie z. B. Gehirnforscher und Soziologen? PM: Broad and it’s fast. I mean, the incandescent light bulb lasted for 100, 125 years and really isn’t quite dead yet, and it never changed. And all the things that followed didn’t change very much, the fluorescent lights and discharge lamps. So we’re trying to keep up with this metamorphosis, and it’s different. Dynamics could be WE: And it is fast. PM: They’re called LEDs and I don’t think there has ever been a revolution in lighting as broad as this one. ED: … called LEDs? Is that where you’re going? And I don’t know that we understand really how the dynamics might play in our polychrome, changeable-colour world of light that is being evolved as we speak … to our peril. Our architect friends are the recipients of these things … PM: Ich glaube, solch ein Austausch ist in Zeiten tiefgreifenden Wandels wie etwa beim Licht sehr wichtig. Wir sollten uns über die Auswirkungen dieser Veränderungen im Klaren sein. Derzeit ist das Thema „Flimmern“ in aller Munde, weil LEDs visuelle Probleme verursachen können. Das ist eine ganz neue Dimension. Fragen wie: Was geschieht, wenn pulsieren- PM: Call it electric light or gas light or oil light. I’m just being a pain in the neck about this, but light really is light. So the question is how do we incorporate dynamics and over what kind of time period do we want to do it? I think the worst kind of dynamic thing that ever happens in electric lighting is when you’re sitting in a restaurant and the maître thinks, “It’s getting dark; I should turn down the lights” and all of a sudden everything drops, very quickly because he’s busy doing other things. And a little later, he says, “I’d better take it down some more” and he does, and so that’s a dynamic that’s unfortunate. des Licht, wie bei LEDs, in unser Sehorgan eindringt? Das ist ein Thema für die Gehirnforschung, denn schließlich ist das Auge Teil des Gehirns. ED: Wir interessieren uns dafür, ob sich unkontrollierbare menschliche Verhaltensformen, wie z. B. das Erröten in bestimmten Situationen, auf die Architektur übertragen lassen. Ein anderes Beispiel ist die von gewissen Meeresorganismen ausgehende Lumineszenz, die ein Leuchten im Meer verursacht. Ich frage mich, ob es auch in der Architektur physiologische Reaktionen geben könnte und ob wir mithilfe der Materialwissenschaften und in Zusammenarbeit mit Biologen solche organischen reaktiven Eigenschaften auf Gebäude übertragen könnten. Der „Braincoat“ im Blur Building blieb zwar aufgrund von mangelndem Sponsoring unvollendet, war aber als eine Art intelligente Haut konzipiert, die menschliche Chemie wahrnahm und ein warmes Leuchten verströmte, wenn sich ein sympathischer Unbekannter ihm näherte. In der Alice Tully Hall im Lincoln Center gibt die akustisch sensible Holzvertäfelung des Konzertsaals an bestimmten Punkten Licht von innen nach außen weiter. Sie lässt sich so programmieren, dass sie auf ein Signal hin „errötet“. Das waren frühe Experimente, die aber durchaus Potenzial hatten. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass sich das Feld erweitern lässt, indem man „smart“ und „dumb“, also das Zusammenwirken von EDV-basierten und physischen Systemen neu überdenkt. Die Frage ist nur: Bei welchem Ziel kann uns die Wissenschaft voranbringen? Mit dem multispektralen Lichtsynthesizer lässt sich Licht optimieren, aber wollen wir mit unserem Design nur Lichtkenner erreichen? 24 ED: … artificial can be beautiful … PM: You will have a hard time making a film – as you have had difficulties making a series of still photographs. However hard you try it isn’t ever anywhere near as good as what the eye will do because it is so much more sensitive than any medium that we have for capturing scenes. But the time component seems to me something that we have really not ever assiduously developed in what you guys call “artificial” light, which I call “electric” light because really all light is light. So I hate the idea that what we deal with is artificial and what the sun does … ED: That’s a great point because the theme of our photo project for the annual report is to select that period of the day when there’s an extreme enough change to allow the light to tell the story. You can make a feature film in that period. In real time. 17 KV: Vielleicht könnten wir das Geheimnis ja ein Stück weit bewahren, indem wir eben nicht alles erläutern, woran wir arbeiten. Licht ist in gewisser Weise etwas Mystisches und auch wenn wir den Austausch mit anderen brauchen, um unser Wissen ständig zu erweitern, so sollte doch ein gewisser geheimnisvoller Aspekt erhalten bleiben. WE: Noch eine letzte Frage in die Runde: Welche Chancen und welche Veränderungen bringt der LED-Technologiewandel für den Menschen mit sich? KV: Mir ist ehrlich gesagt etwas bange. In vielen Branchen, die mit Halbleitern zu tun haben, hat sich gezeigt, dass die ausgeprägt Marktdynamik keine Rücksicht auf wissenschaftliche Erkenntnisse nimmt. Die Veränderungen sind so rasant, dass die wichtigste Frage lauten muss: Wie schaffe ich Bewusstsein für gutes Licht? Paul hat zwar gesagt, dass es kein schlechtes Licht gibt, aber ich glaube Sie wissen schon, was ich meine. Mit Licht ist es wie mit Essen: Es kommt auf die Qualität an und mit Fast Food sollten wir uns nicht zufrieden geben. PM: Viele fürchten, dass die Beleuchtungsindustrie in einem Verdrängungswettbewerb gefangen ist, weil sich Halbleiter in schlechter Qualität billig produzieren lassen. Dadurch sinkt das Qualitätsniveau ohne dass jemand etwas dagegen unternimmt. Wir haben keine Möglichkeit, um auf der Basis einer Spezifikation sicherzustellen, dass die geforderte Qualität über die gesamte Projektdauer gleich bleibt. Für Unternehmen wie Zumtobel, die Wert auf erstklassige Qualität legen und stets ein durchdachtes Produkt bieten wollen, ist es sehr schwer, das hohe Qualitätsniveau über ein komplettes Projekt hinweg aufrechtzuerhalten. ED: Meines Erachtens gibt es Bereiche, in denen die Entwicklung nicht schnell genug voranschreitet. Ich denke da vor allem an den längst überfälligen erstklassigen Museumsstrahler – mit kleinformatigen LEDs, in der richtigen Stärke und Farbtemperatur. Darauf warte ich immer noch. Außerdem muss sich bei den Preisen noch etwas tun. Den ersten Teil des High Line Parks in New York haben wir mit LEDs ausgestattet. Für die Beleuchtung des gesamten Parks hatten wir aber einfach nicht die finanziellen Mittel. Beim Einsatz der neuen Technologie klafft also noch immer eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Die Gebäude sind noch längst nicht mit allem ausgestattet, was wir uns vorstellen. WE: Das Thema „Licht und Beleuchtung“ bleibt also weiter spannend. Vielen Dank für das interessante Gespräch! 25 PM: First of all, I don’t want to talk about lighting, I want to talk about light. Lighting is the business we’re in; light is what helps us to see and light is really our material. It’s an invisible material, so it’s a devilishly difficult material to work with because it only manifests itself when it’s reflected back to your eye. I’ve always thought light had three dimensions: intensity is one, colour is one, and the direction of light is the third. And those are static ideas. And so the introduction of movement is a fourth dimension, which is time. The reason why the “blue hour” is so compelling is – it is the time of day when the light is most dynamic. It changes at a rate that is slightly too slow for us to realise, but not so slow that we can’t be patient and see it all happen. WE: Paul, talking about lighting – why is it so important to have this dynamic dimension? ED: It’s that perfect juncture at the day’s end when it’s both night and day at the same time – late dusk, an enigmatic light. In the “blue hour” spectrum, colours intensify while shadows grow more diffuse, the light becomes more diffuse … buildings look sexy during this time. René Magritte did a series of paintings – The Empire of Light – of this surreal hour. It’s when the natural recedes and civilization begins to take over; the city lights come on, building lights go on. It defies the possibility of existence without artificial light. We are condemned to the unnatural. WE: Liz, you chose the famous “blue hour” as the theme for the Zumtobel Group Annual Report. What’s so fascinating about it? What is the secret of the “blue hour”, what is natural light and what is artificial light, what are the differences between conventional light sources and LEDs? These questions were explored by Elizabeth Diller (ED / creative director of this annual report and founding partner of Diller Scofidio + Renfro, NY), Paul Marantz (PM / founder and consulting design principal of Fisher Marantz Stone, NY) and Klaus Vamberszky (KV / Chief Technology Officer, Zumtobel Group, Dornbirn) from the perspective of architect, lighting designer and lighting engineer. The questions were posed by Wolfgang Egger (WE), who holds a degree in physics, has been with Zumtobel for 38 years and is currently responsible for the international project business in North America. FÜNFJAHRESÜBERSICHT IN MIO EUR 2015/16 2014/15 2013/14 2012/13 2011/12 Umsatzerlöse 1.356,5 1.312,6 1.246,8 1.243,6 1.280,3 58,7 66,5 47,6 35,7 35,0 4,3 5,1 3,8 2,9 2,7 11,9 11,9 -4,8 6,1 15,2 0,9 0,9 -0,4 0,5 1,2 1.068,6 1.086,3 1.006,6 994,8 1.036,3 333,2 322,6 327,6 357,4 370,6 31,2 29,7 32,5 35,9 35,8 134,8 148,2 126,2 113,2 141,4 Cashflow aus dem operativen Ergebnis 84,8 103,1 79,5 79,8 88,1 Investitionen 58,4 76,6 65,6 59,5 57,1 in % vom Umsatz 4,3 5,8 5,3 4,8 4,5 F&E-Aufwand gesamt 87,9 79,0 71,8 69,1 58,7 in % vom Umsatz 6,5 6,0 5,8 5,6 4,6 6.761 7.234 7.291 7.162 7.456 Bereinigtes EBIT in % vom Umsatz Jahresergebnis in % vom Umsatz Bilanzsumme Eigenkapital Eigenkapitalquote in % Nettoverbindlichkeiten Mitarbeiter inkl. Leiharbeiter (Vollzeitkräfte) WOLFGANG EGGER MODERATED BY ELIZABETH DILLER PAUL MARANTZ KLAUS VAMBERSZKY IN CONVERSATION 27