DANTE SPIELFREUDE REICHT NICHT AUS
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DANTE SPIELFREUDE REICHT NICHT AUS
NR. 57, 21. NOVEMBER 2014 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 DANTE SPIELFREUDE REICHT NICHT AUS RELIGIONEN AUSGANGSPUNKT IST DIE TOLERANZ GIGI RIVA AUF DEM PLATZ WAR ICH FREI Türkei Fatih Terims neue Ziele W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L 6 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com Bitte mit Leidenschaft Die türkische Nationalmannschaft qualifiziert sich selten für grosse Turniere. Bei fünf Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften schnitt sie dafür überdurchschnittlich gut ab. Wo liegen die Gründe für die Tiefs und Hochs? Unser Redakteur Alan Schweingruber sprach in Istanbul mit Trainer Fatih Terim und besuchte eine kleine Fussballschule am Ufer des Bosporus. 14 Cook-Inseln Der Round Cup bietet Spannung: Vor dem letzten Spieltag führen Tupapa und Titelverteidiger Puaikura punktgleich die Tabelle an. 35 Jay-Jay Okocha Seine Tricks auf dem Feld sind legendär. Wie steht es um die Taten des Nigerianers am Mikrofon? 37 Gigi Riva Der italienische Internationale spielte in seiner Karriere ausschliesslich für Cagliari Calcio. “Ich habe mich in Sardinien verliebt”, sagt der heute 70-Jährige. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com 15 Bermudas Meister Dandy Town Hornets (mit Damon Ming, r.) benötigt dringend Punkte. Fatih Terims neue Ziele Das Bild auf dem Titelblatt ist am 11. November 2014 in Istanbul entstanden. Es zeigt den türkischen Nationalcoach Terim im Gespräch mit The FIFA Weekly. Tolga Sezgin (Bild) 18 Bei der kommenden Frauen-WM sind 24 Teams zugelassen, die sich wie folgt auf die Konföderationen aufteilen: AFC: 5 Teams, CAF: 3 Teams, CONCACAF: 3,5 Teams*, CONMEBOL: 2,5 Teams*, OFC: 1 Team, UEFA: 8 Teams, Gastgeber: Kanada *Das Team auf Rang vier der CONCACAF-Qualifikation spielt in zwei Entscheidungsspielen (Hin- und Rückspiel) gegen das Team auf Rang drei der CONMEBOL-Qualifikation um einen Startplatz bei der Endrunde. Qualifiziert Costa Rica Mexiko USA Qualifiziert Brasilien Kolumbien Playoff Rückspiel 2. Dezember 2014 Trinidad und Tobago – Ecuador Playoff Hinspiel 8. November 2014 Ecuador – Trinidad und Tobago 0:0 Kanada (Gastgeber) 2 T H E F I FA W E E K LY imago (2), Mark Tatem, Salvatore Vinci Dante Der Bayern-Star über seine Zukunft in der Seleção. D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 24 Religion Pfarrer Josef Hochstrasser über Fussball, Toleranz und Gerechtigkeit. 30 Ebola Stars wie Gareth Bale leisten Aufklärungsarbeit. The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar. http://de.fifa.com/mobile Qualifiziert Deutschland England Frankreich Norwegen Schweden Schweiz Spanien + Playoff Sieger Qualifiziert Elfenbeinküste Kamerun Nigeria Qualifiziert Australien Japan Republik Korea Thailand VR China Qualifiziert Neuseeland T H E F I FA W E E K LY 3 UNCOVERED “Auf dem richtigen Weg” Wahrsagung über den türkischen Fussball in Istanbuls Altstadt. Neue Ansätze D as türkische Nationalteam hatte an der WM-Endrunde 2002 den dritten Rang erreicht – gleichbedeutend mit der Konsolidierung des türkischen Fussballs auf hohem, auf Weltniveau. Doch die Teilnahme vor zwölf Jahren blieb bis jetzt die letzte an einer WM-Endrunde, und die türkische Auswahl belegt zurzeit nur mehr Platz 46 im FIFA-Ranking. Unser Redakteur Alan Schweingruber machte sich auf, um vor Ort die Tendenzen im türkischen Fussball zu erspüren. Seine grosse Reportage lesen Sie ab Seite 6. W enn der Fussball spricht, hören alle zu”, sagt der Chief Medical Officer der FIFA, Prof. Jiri Dvorak. “Wir Ärzte haben gesehen, was der Fussball alles bewirken kann, als das Programm ‘FIFA 11 für die Gesundheit’ in 15 afrikanischen Ländern mit Erfolg umgesetzt wurde. Mit dem gleichen System kämpfen wir nun gegen Ebola: Fussballstars zeigen mit einfachen Botschaften, wie man sich vor der Krankheit schützen kann.” Mehr dazu ab Seite 30. “ D ante, der brasilianische Verteidiger in Diensten des FC Bayern München, errang 2013 wichtige Trophäen – mit dem WM-Titel im eigenen Land wurde es dieses Jahr aber nichts. Der Star-Verteidiger ab Seite 18 im Gespräch. Å Tolga Sezgin Perikles Monioudis T H E F I FA W E E K LY 5 TÜRKEI 6 Bitte mit Leidenschaft T H E F I FA W E E K LY TÜRKEI KöfteRestaurant Söhretler in Besiktas Wer hier isst, taucht auch in die Welt des türkischen Fussballs ein. Die Türkei, das fussballversessene Land mit fast 80 Millionen Einwohnern, sehnt sich nach dem Erfolg alter Tage. Ein Besuch in Istanbul. Alan Schweingruber (Text) und Tolga Sezgin (Fotos), Istanbul T H E F I FA W E E K LY 7 TÜRKEI N un ist der Moment gekommen. Der Taxifahrer weiss nicht mehr weiter. Er bremst ab und lenkt seinen Wagen auf einen Sandplatz. Dort steht ein Mann in Arbeitskleidung und schaut verdutzt zum Auto. Auch wir auf den Rücksitzen sind erstaunt. Gibt es Taxifahrer in Istanbul, die selbst nach dem Weg fragen müssen? Das Bild vom rauchenden und rasenden Lenker im gelben Auto, der jede noch so kleine Gasse kennt, stimmt nämlich schon. Darauf sind sie zu Recht stolz hier. In Istanbul leben Schätzungen zu Folge 15 Millionen Menschen. Es ist die einzige Metropole der Welt, die sich über zwei Kontinente erstreckt, Europa und Asien. Wer vom westlichsten Zipfel Istanbuls in den östlichsten reisen will, muss rund 100 Kilometer Distanz in Kauf nehmen. Das sind Dimensionen, die man sich vor Augen halten muss, wenn man als Fremder erwartungsvoll und akzentfreudig ins Taxi steigt. Wir befinden uns im asiatischen Teil, im Hinterland nordöstlich von Istanbul, wo Schafe weiden. Hier ruht sich der Istanbuler aus. Ein Naherholungsgebiet für den Sommer. Nun im November sind es knapp 20 Grad, und die Gegend wirkt wie ausgestorben. Viele Restaurants sind geschlossen. Im hohen Gras stehen verschmutzte Tische und Stühle. Irgendwo weit hinten brennt das Feuer eines Bauern. Hier also sollen wir Fatih Terim treffen? Sind wir richtig? Der Mann in der Arbeitskleidung nähert sich dem Taxi. Er schiebt seinen Mundschutz hoch, als wüsste er Bescheid. Das neue Trainingszentrum des türkischen Fussballverbandes, sagt er, befinde sich ganz in der Nähe. “Da hinten!” Er fuchtelt mit den Händen. Der Taxifahrer nickt und kurbelt die Scheibe hoch. Training am Schwarzen Meer Da hinten. Das hört sich nach ein paar Minuten an, höchstens. Wir gucken auf die Uhr und sind nun doch etwas erleichtert. Unpünktliches Erscheinen ist nicht nur unanständig, es bringt den Verspäteten auch immer in Rücklage, bevor das Gespräch überhaupt angefangen hat. Ganz kurz stellt man sich Fatih Terim bei einem seiner Wutanfälle vor. Man möchte das Bild verdrängen, selbst wenn einem doch recht glaubhafte Ausreden zur Seite stünden bei dem Istanbuler Verkehrsaufkommen. “Wissen Sie”, sagt er im Interview später, “ohne Emotionen geht es bei mir nicht.” Fatih Terim war einst ein guter Libero und über Jahre hinweg türkischer Rekord-Nationalspieler. Das ist schon lange her. 1973 stieg er mit seinem Heimatklub Adana Demirspor in die höchste Liga auf, später spielte er elf Jahre für Galatasaray Istanbul. Schon damals fiel Terim durch seine impulsive Art auf. Dann wurde er 8 T H E F I FA W E E K LY Istanbuls Hinterland Im Naherholungsgebiet bei Riva befindet sich das Trainingszentrum des türkischen Fussballverbandes. – mit erst 34 Jahren – Trainer in Ankara und in den Neunzigern von der türkischen Nationalmannschaft und von Galatasaray Istanbul. Es war eine erfolgreiche Ära. Terim führte die Türkei 1996 zum ersten Mal überhaupt an eine Europameisterschaft. Mit Galatasaray gewann er den UEFA-Cup und sechs Meistertitel. Bei allem Erfolg des 61-Jährigen: An Terim Türkei WELTMEISTERSCHAFTEN Schweiz 1954: Vorrunde Japan / Korea 2002: 3. Platz EUROPAMEISTERSCHAFTEN England 1996: Gruppenphase Belgien / Niederlande 2000: Viertelfinale Österreich / Schweiz 2008: Halbfinale FIFA-KONFÖDERATIONEN-POKAL Frankreich 2003: 3. Platz QUALIFIKATION EM 2016 Gruppe A (alle 4 Spiele) 1. Tschechische Republik 12 Punkte, 2. Island 9 Punkte, 3. Niederlande 6 Punkte, 4. Türkei 4 Punkte, 5. Lettland 2 Punkte, 6. Kasachstan 1 Punkt 28. März 2015: Niederlande - Türkei. Tschechische Republik - Lettland. Kasachstan - Island. Die FIFA hilft Nebst 1,8 Millionen US-Dollar (2010–2014 für Infrastruktur und Frauenfussball) leistete die FIFA 2011 einen Beitrag von 673 522 US-Dollar für den Bau eines technischen Zentrums mit Trainings- und Flutlichtanlage in Malatya. haftet stets auch das Image des Unberechen baren, des kompromisslosen Chefs. Sein Temperament zeichnet ihn aus. Er gewinnt damit Spiele und Pokale. Es treibt ihn aber auch in Niederlagen, in kleinere und grössere. Letztes Jahr wurde er bei Galatasaray entlassen. Vorbei an einem kaputten Traktor fährt uns das Taxi direkt vor den Haupteingang des Riva Hasan Dogan. So heisst die grosse, pragmatische Anlage des Verbandes, erbaut im Jahr 2013. Sie beinhaltet Hotel, Restaurant, Konferenzsäle, Fitness- und Wellnesscenter und natürlich Fussballplätze. Hier treffen sich die besten Fussballer des Landes vor Heimspielen wie letzte Woche gegen Brasilien und Kasachs tan. Geplant ist, dass man den Komplex noch “Vielleicht bereue ich meine Fehler, ja, sicher.” Fatih Terim erweitert und den alten Hauptsitz in der Innenstadt ablöst. Das liesse sich zeigen. Durch den nahe gelegenen Wald spaziert man in 30 Minuten in ein altes Fischerstädtchen. Dort, an der Küste des Schwarzen Meeres, soll es wunderbare Restaurants geben. Das nur nebenbei. Terim entspannt Fatih Terim erscheint ein paar Minuten zu früh zum Termin. Er trägt nicht, wie gewohnt, einen Anzug, sondern eine rote Trainingsjacke mit der türkischen Flagge auf der Brust. Er lacht und wirkt entspannt. Der Trainer-Vulkan schlechthin empfängt einen im Istanbuler Hinterland zur gemütlichen Teestunde? Man ist im ersten Moment, bei allem Respekt, etwas vor TÜRKEI Am Bosporus Nahe der DolmabahceMoschee entsteht das neue Stadion von Besiktas Istanbul. T H E F I FA W E E K LY 9 TÜRKEI “Deutschland ist wichtig für uns” Zum dritten Mal schon übernahm Fatih Terim letztes Jahr die türkische Nationalmannschaft. Die impulsive Art des 61-jährigen Trainers gibt immer wieder zu reden. Herr Terim, was bedeuten Ihnen Emotionen? Fatih Terim: Ohne Emotionen hätte ich keinen Erfolg gehabt. Sie sind ein wichtiger Bestandteil meiner Karriere. Ohne Emotionen fehlt es an Kraft. Als noch wichtiger empfinde ich die Kontrolle der Emotionen. Es kann sein, dass die Fans dich bejubeln und dich 30 Sekunden später beschimpfen. Damit müssen wir Trainer – und auch die Spieler – umgehen können. Sie können an der Seitenlinie auch mal explodieren. Waren Sie als junger Libero schon laut? (lacht) Sagen wir es so: Ich war mit 23 Jahren schon ein Führungsspieler in der Nationalmannschaft. Ich bin gerne Leader. Was fühlen Sie, wenn Sie auf Ihre 27-jährige Trainerkarriere zurückblicken? Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Die Siege und Erfolge überwiegen. Klar, ich habe Fehler gemacht, wie jeder andere auch Fehler macht. Es ist wichtig, aus den Fehlern zu lernen. Ich bin mir immer treu geblieben. Wie man mich als Trainer wahrnimmt, so bin ich auch als Privatperson. Was bereuen Sie denn? Es gibt immer Vorkommnisse, die man später bereut. Aber sie passieren nun mal. Sehen Sie, im Moment des Geschehens reagiert doch jeder in der Überzeugung, dass es richtig ist, was er tut. Wie viel Leidenschaft steckt in Ihnen? Bestimmt genug. Leidenschaft ist wichtig, solange sie sich nicht negativ auswirkt. Zu viel Leidenschaft kann dazu führen, dass gewisse Dinge zu intensiv gelebt werden. Viele Fans sind derzeit unzufrieden. Geht es dem türkischen Fussball schlecht? Unser Fussball ist instabil, wie vieles in diesem Land. Daran müssen wir arbeiten. Die Türkei hat ein riesiges Potenzial mit ihren fast 80 Millionen Einwohnern. Aber es fehlt an vielem. Die finanziellen Probleme in den Klubs müssen behoben werden. Wir brauchen mehr Fans in den Stadien, und wir müssen junge Talente finden, die wir fördern können. Genau deshalb bin ich hier. Ich fühle mich als Nationaltrainer dafür verantwortlich, dass der Verband und das Land in diesen Bereichen vorankommen. Der Posten als Headcoach ist nur ein Teil meines Jobs. Das war im Übrigen Fatih Terim “Wir wollen den Türken im Ausland das Gefühl von Heimat geben.” Fatih Terim Geburtsdatum, Geburtsort 4. September 1953, Adana Stationen als Spieler Adana Demirspor, Galatasaray Istanbul Stationen als Trainer Ankaragücü, Göztepe Izmir, Türkische Nationalmannschaft, Galatasaray Istanbul, AC Florenz, AC Mailand Grösste Erfolge 6-maliger türkischer Meister 2-maliger türkischer Pokalsieger UEFA-Cup-Sieger, Halbfinal-Qualifikation Euro 2008 T H E F I FA W E E K LY Was, wenn sich die Türkei erneut nicht für die Europameisterschaft qualifiziert? Vielleicht gewinnen wir die restlichen Spiele ja alle, wer weiss. Und wenn wir uns nicht qualifizieren, wäre das nicht das Ende der Welt. Damit würden wir umgehen können. Ich bin hier, um ein Nationalteam zu formen, das in jedem Turnier das Finale erreichen kann. Der Prozess braucht Zeit. Wie ist Ihre Beziehung zu Deutschland? Gut. Ich besuche Deutschland sehr gerne und treffe da auch Freunde wie Sepp Piontek, mit dem ich lange zusammengearbeitet habe. Deutschland ist generell ein wichtiges Land für die Türkei. Wie gehen Sie damit um, wenn sich ein Doppelbürger mit türkischen Eltern für die deutsche Nationalmannschaft entscheidet? Ich respektiere das. Und ich verstehe es, wenn ihm der Entscheid nicht leicht fällt. Wenn ein Türke für sein Mutterland spielen will, ist er jederzeit sehr willkommen. Es ist wichtig, dass wir den vier Millionen Türken, die im Ausland leben, das Gefühl von Heimat geben. Sie selbst haben die Türkei einmal länger verlassen, als Sie Trainer in Florenz und dann in Mailand wurden. Wie ist Ihr Verhältnis zu Italien? Name 10 auch ein Grund, weshalb ich erneut u nterzeichnet habe. Der Verband wollte, dass ich etwas bewege. Ich liebe Italien. Das Land ist meine zweite Heimat. Wahrscheinlich deshalb, weil ich gemeinsam mit meiner Frau und meinen Kindern dort gelebt habe. Das verbindet. Vielleicht kehre ich eines Tages dorthin zurück. Wer weiss. Besuchen Sie Adana noch, die Stadt, in der Sie aufgewachsen sind? Immer wieder. Meine Eltern und meine Verwandten leben alle noch dort. Gerade neulich habe ich in Adana vor über 1000 Geschäftsleuten eine Rede gehalten. Über Fussball? Nein. Über Leader. Alan Schweingruber TÜRKEI den Kopf gestossen ob so viel Unaufgeregtheit. Zum dritten Mal schon ist Terim als Nationalcoach im Amt. Sein grösster Erfolg war der Halbfinal-Einzug an der Europameisterschaft 2008. Nun aber, nach einem ziemlich missglückten Start in die EM-Qualifikation 2016, drängen sich ein paar Fragen auf. Geht es dem türkischen Fussball schlecht? Wann nimmt das Nationalteam wieder an einem grossen Turnier teil? Weshalb hat Terim sich nicht schon vorher zur Ruhe gesetzt? “Wenn die Türkei mich als Nationalcoach möchte, dann ist das eine Frage der Ehre, da lehnt man nicht einfach ab”, sagt Terim. “Viele sehen mich als Coach, der nur Punkten und Trophäen hinterherjagt. Ich will Nachhaltiges aufbauen. Ich kümmere mich um den Nachwuchs. Einem Spieler zuzusehen, wie er sich positiv entwickelt, ist auch ein Erfolg. Die Qualifikation für die EM in Frankreich dauert noch lange. Und es wäre nicht das Ende der Welt, wenn wir uns nicht qualifizieren würden. Damit könnten wir umgehen. Die Leute müssen geduldig sein. Geduld ist wichtig im Leben. Der Erfolg wird kommen.” Die Talente Yavuzselim Spor sucht die jungen Fussballer auf der Strasse. Was macht eine Mannschaft zur Turniermannschaft? Geduld ist eine Tugend. Sie passt nicht unbedingt zu temperamentvollen Leuten. Warum immer mit so viel Emotionen, Herr Terim? Steht Ihnen Ihre Leidenschaft manchmal im Weg? Bereuen Sie Dinge, die Sie getan haben? Terim sagt: “Emotionen und Leidenschaft sind wichtig, bei allem, was man tut im Leben. Schauen Sie sich dieses Haus an”, zeigt er in den weiten Raum. “Glauben Sie ernsthaft, der A rchitekt hätte so etwas erschaffen können ohne Leidenschaft und Emotionen? Ich liebe meinen Job mit all den guten und schlechten Seiten. Ohne Emotionen geht es bei mir nicht. Vielleicht bereue ich meine Fehler, ja, sicher. Aber es gibt Situationen, da sind Entscheidungen gefordert. Und Entscheidungen treffe ich im jeweiligen Moment aus Überzeugung und Leidenschaft. Das ist gut so.” Lass dich vom Strom des Lebens treiben: Das ist eine Lebensweisheit in der Türkei. “Hayatin akisina birak kendini.” Der Coach Cihan Yavuz und sein Team auf dem Trainingsplatz am Ufer des Bosporus. Stark an Turnieren Die Geschichte der türkischen Nationalmannschaft bringt Interessantes hervor: Fünfmal erst konnte sich die Auswahl für ein grosses, internationales Turnier qualifizieren. Zweimal für die WM, dreimal für die EM. Dabei stiess man zweimal in das Halbfinale vor, einmal erreichten die Türken das Viertelfinale und nur T H E F I FA W E E K LY 11 TÜRKEI Kadiköy im asiatischen Teil Ein Treffpunkt der Fenerbahce-Fans. Testspiel gegen Brasilien Vor der 0:4-Niederlage sind nur einige Fans euphorisch. 12 T H E F I FA W E E K LY zweimal scheiterten sie in den Gruppenspielen. Das ist ein überdurchschnittlich guter Wert, der die Vermutung nahelegt, dass das türkische Team eine Mentalität besitzt, die eine Turniermannschaft benötigt. Kein Nationaltrainer der Welt wünscht sich den viermaligen Weltmeister Deutschland in seiner Gruppe. Die Gründe sind nachvollziehbar. Aber auch kein Nationaltrainer der Welt wünscht sich die nicht annähernd so erfolgreiche türkische Mannschaft in seiner Gruppe. Was macht eine Mannschaft zur Turniermannschaft? Und wie sind die auffälligen Tiefs und Hochs der türkischen Nationalmannschaft zu erklären? Etwa drei Stunden nach dem Gespräch mit Fatih Terim (das ganze Interview finden Sie auf Seite 10) fährt uns der Taxifahrer an einen Kunstrasenplatz am Ufer des Bosporus. Er tut dies, muss man dazu sagen, sehr zielsicher. Das Wasser glitzert im Mondlicht, im Hintergrund steht eine Moschee. Eine traumhafte Lage. Hier trainieren die Jugendlichen von Yavuzselim Spor. Der Klub funktioniert nicht im herkömmlichen Sinne. Er hat es sich in erster Linie zur Aufgabe gemacht, Teenager im Alter zwischen 11 und 17 Jahren an die Vorstufe des Profifussballs heranzuführen. Den Mannschaften sind Kinder angeschlossen, die talentiert sind, aber nicht aus eigener Initiative einem Verein beitreten. Sie werden von den Verantwortlichen auf der Strasse beim Fussballspielen angesprochen. Emotionen ein Hindernis? Das Fussballfeld ist eingezäunt. Wir stehen am Gitter und suchen den Kontakt zum Jugendcoach. “Wenn Sie links um die Anlage herumgehen, kommen Sie hier rein”, sagt er. “Dann kann ich Ihnen etwas erzählen.” Das interessiert uns. Die Buben legen gleich einen Zacken zu. Wenn Besuch kommt, so hat es sich der Mensch auf der ganzen Welt lustigerweise angewöhnt, strengt man sich ein bisschen mehr an. “Wir teilen uns dieses Feld mit einem anderen Verein”, sagt Cihan Yavuz, der Coach. “Die Bedingungen sind nicht optimal. Ich wünschte mir, der jugendliche Fussball würde intensiver gefördert in der Türkei. Viele denken an sich selbst. Aber es macht enorm Spass, mit den Jungen zu arbeiten.” Yavuz benutzt sein Smartphone als Stoppuhr. Er entfernt sich ein paar Schritte, pustet in seine Trillerpfeife, bevor er wieder zurückkehrt. Angesprochen auf die Entwicklung und die Unbeständigkeit des türkischen Fussballs, sagt der ausgebildete Trainer Erstaunliches: “Es ist ein wenig typisch für unser Land, dass wir die WM auf dem dritten Platz abschliessen und uns danach über zwölf Jahre nicht mehr qualifizieren können. Das hat zwei offensichtliche Gründe: Erstens ruhen wir uns nach Erfolgen gerne aus. Und z weitens fällt es uns schwer, mit den Emotionen richtig umzuge- TÜRKEI Im Stadtteil Besiktas Fussballfans würdigen den verstorbenen Präsidenten Süleyman Seba mit Transparenten. hen. Die schwappen beim Türken manchmal einfach über. Dann ist es schwierig, Spiele zu gewinnen. Auch wenn sie uns immer wieder antreiben, die Emotionen.” Dem Land mit den acht Nachbarstaaten geht es wirtschaftlich gut. Istanbul, die stets pulsierende und schöne Stadt, ist ein angesagtes Reiseziel. Der Fussball aber steckt im Tief. Galatasaray Istanbul hatte diese Saison grosse Pläne in der Champions League, unter anderem mit Altstars. Die Mannschaft ging mit wehenden Fahnen unter. Ein Augenschein auf dem “Gratis-Berg” im Stadtviertel Besiktas liefert Anzeichen dafür, dass der Fussball vom Aufschwung der Wirtschaft profitieren könnte. Der Hang heisst so, weil die Zuschauer von Besiktas Istanbul hier früher einen Blick ins Stadioninnere werfen konnten, ohne Eintritt bezahlen zu müssen. Das berüchtigte I nönü-Stadion, man erinnert sich: Als Liverpool mal zu Gast war, trieben die Besiktas-Fans den Lärmpegel auf weltmeisterliche 132 Dezibel. Ehrensache! Heute ist der Ort eine grosse Baustelle. Schätzungsweise 200 Arbeiter sind im Einsatz. Im Frühling soll es fertig sein, das neue Besiktas-Stadion. Ein Mann um die 60 lehnt sich an das Geländer und sagt: “Ich komme oft hierher und schaue zu, wie es voran geht. Ich bin nicht euphorisch, aber sehr zuversichtlich, was den türkischen Klubfussball Als Liverpool mal zu Gast war, trieben die Fans den Lärmpegel auf weltmeisterliche 132 Dezibel. angeht. Schauen Sie nur, wie schön das Stadion wird. Das gibt nicht nur Besiktas, sondern ganz Istanbul und der Türkei viel Kraft.” Die frenetischen Anhänger der drei grossen Stadtklubs, man kennt die Rivalitäten, können aber auch anders. Bei Protesten, die das Land angehen, stehen die Fans von Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas geschlossen zusammen. Wie 2013, als es am Taksim-Platz zu Unruhen kam. Stirbt eine Persönlichkeit aus der Fussballszene, wie letzten Sommer Besiktas’ ehemaliger Präsident Süleyman Seba, erweist man dem Verstorbenen die letzte Ehre, selbst wenn er aus fremden Lagern stammt. Im Zentrum des Besiktas-Viertels, da wo das stadtbekannte Köfte-Restaurant Söhretler seine Gäste empfängt – “auch Fatih Terim”, so der Chef in dritter Generation –, haben die Besiktas-Fans ihren Präsidenten mit Transparenten gewürdigt. Ehre, Emotionen, Leidenschaft – das alles spielt bei den Türken immer mit, wenn sie agieren. Im Spiel und im Leben. Wir lassen uns in der Altstadt vom Strom des Lebens treiben. Eine urige Bahn kriecht auf Schienen vorbei, in einer Seitengasse sitzen Männer mit Mützen und Schnurrbärten. Sie reden und trinken Tee. Hinter ihnen blinkt ein rot-grünes Licht, ein “Fal”-Café. “Fal”-Cafés sind kleine Bistros, in denen türkische Wahrsager ihre Dienste anbieten. Wir lassen uns spontan auf die Liste setzen und bekommen einen starken türkischen Kaffee serviert. Was wir nicht wissen: Wahrsager Tasula Türkan ist einer der bekanntesten im Viertel. Frauen gehen ein und aus. Wir trinken unseren Kaffee und warten 90 Minuten. Beim Wahrsager “Ich werde alle Fragen beantworten”, sagt Türkan, als wir endlich an der Reihe sind, und betrachtet unseren Kaffeesatz. Spielt die türkische Nationalmannschaft im Jahr 2016 an der Europameisterschaft mit? Türkan: “Ja. Nach einem schwierigen Start wird sich das Team fangen und im nächsten Jahr viele Siege einfahren.” Ist Fatih Terim der richtige Trainer für die türkische Nationalelf? Türkan: “Ja, er ist der richtige.” Qualifiziert sich die Mannschaft für die WM 2018? Nun ist der Moment gekommen. Der Wahrsager zögert. Dann dreht er eine Karte um und sagt: “Das ist noch lange hin. Aber der türkische Fussball ist auf dem richtigen Weg.” Å T H E F I FA W E E K LY 13 BLICK IN DIE LIGEN N Round Cup auf den Cook- Inseln S p a n nu n g d a n k Tu p a p a Tim Pfeifer ist Redakteur bei FIFA.com und The FIFA Weekly. Jede Menge Tore, überra schende Wendungen und ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel: Der Kampf um die Meisterschaft auf den Cook-Inseln ist dieses Jahr an Unterhaltung und Spannung kaum zu über bieten. Vor dem letzten Spieltag führen Tupapa Maraerenga FC und Titelverteidiger Puaikura FC punktgleich die Tabelle an, aufgrund des um elf Treffer besseren Torverhältnisses hält allerdings Tupapa alle S I Trümpfe in der Hand. Mit einem Sieg beim Takuvaine FC dürfte sich der erfolgsver wöhnte Klub aus Avarua mit grosser Wahrscheinlichkeit die achte Meisterschaft seit 2001 sichern. Dabei hatte es Mitte Oktober noch so ausge sehen, als wenn der Puaikura FC seinen im Vorjahr ohne eine einzige Niederlage errunge nen Titel im Round Cup verteidigen könnte. Das Team von Trainer Tuka Tisam leistete sich in dieser entscheidenden Phase der Saison allerdings einen Ausrutscher und verlor 1:2 bei Takuvaine. Es wirkte fast so, als wenn die mit internationalen Spielern verstärkte Mannschaft – darunter Angreifer Stuart Kelly, ehemals bei den Glasgow Ran gers in Schottland unter Vertrag – zu viel Kraft in der Vorrunde der OFC-Cham pions-League g elassen hätte. Grosse Titelchancen Paavo Mustonen (r.) und der Tupapa Maraerenga FC im Spiel gegen Titikaveka FC. 14 T H E F I FA W E E K LY D E Bei dem Ausscheidungsturnier in Apia, Samoa, das eine Woche zuvor zu Ende gegan gen war, hatten Tisams Schützlinge die historische Chance verpasst, sich als erstes Team der Cook-Inseln für die Gruppenphase der ozeanischen Königsklasse zu qualifizie ren. Nach einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage musste man Gastgeber Lupe ole Soaga den Vortritt lassen. Auf nationaler Ebene folgte die nächste Enttäuschung. Da nutzte auch der anschlies sende 2:1-Heimsieg über Tupapa nichts. Der grosse Kontrahent gewann seine nächsten drei Partien deutlich, erzielte dabei sage und schreibe 26 Tore und kann nun aus eigener Kraft den Titel einfahren. Es wäre die ins gesamt elfte Meisterschaft für den Tupapa Maraerenga FC, der vor allem auf einheimi sche Nationalspieler setzt. Å Cook Islands Football Association I Bermudas Premier Division B e f r e iu n g s s c h l a g f ü r d i e Ho r n e t s? Andrés de Kartzow ist Redakteur bei The FIFA Weekly. Nach bereits fünf Spieltagen in der bermudischen Meisterschaft zeigt sich, wie unberechenbar der Fussball auf der 34 Kilometer langen Inselkette im Nordatlantik sein kann. Der amtierende Meister Dandy Town Hornets kommt in der Liga überraschend nicht aus den Startlöchern. In der vergangenen Spielzeit gewann der Klub aus dem Bezirk Pembroke Parish mit nur drei Niederlagen aus 18 Ligaspielen den Titel. Nun jedoch startete das Team von Trainer Jomar Wilkinson mit drei Niederlagen in Folge in die Saison und liegt mit einem Punkt am Tabellenende der Bermuda Premier Division. Eine andere Form legten die Hornets-Spieler hingegen vergangene Woche im Finale des Dudley Eve Cups an den Tag. Von Beginn an erspielten sie sich gegen Somerset Trojans zahlreiche hochkarätige Chancen und gingen dann durch Kevin Hurdle in der 59. Minute in Führung. 15 Minuten später erhöhte Tomiko Goater den Spielstand, bevor der eingewechselte 17-jährige Jahnazae Swan in der Nachspielzeit aus spitzem Winkel zum 3:0 traf. Mark Tatem Der Pokalsieg der Hornets wurde jedoch von Vorfällen abseits des Rasens überschattet: Kurz nach Abpfiff der Partie kam es in der Nähe des National Sports Centre und im 20 Kilometer entfernten Somerset Cricket Club zu Schusswechseln, bei denen vier Personen verletzt wurden. Der bermudische Fussballverband sagte darauf alle Meisterschaftsspiele ab und nutzte die Zeit, die immer wiederkehrenden G ewalttaten im Dialog mit Verantwortlichen aus Sport und Politik zu diskutieren. Mittlerweile hat sich die Situation auf Bermuda ein wenig stabilisiert. An diesem Wochenende rollt der Ball dann auch wieder in der Premier Divison. Der Meister spielt gegen die Devonshire Cougars, die momentan mit Rekordmeister PHC Zebras und Aufsteiger St. George’s Colts die Tabellen spitze anführen. Keine leichte Aufgabe für den Titelverteidiger, der seit Wochen nicht mehr richtig jubeln konnte. Å Dudley Eve Cup Die Hornets (mit Damon Ming, r.) gewannen gegen die Somerset Trojans 3:0. T H E F I FA W E E K LY 15 sharecocacola.com #shareacocacola Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company. Share a with SPLIT TER M anchmal spielen die Zufälle ja wunderbar zusammen. So ergeben sich nette Geschichten, ohne dass sich der Berichterstatter ernsthaft anstrengen muss. Dem abgehalfterten Musiker in Geldnot ist der Spott in den Medien gewiss, wenn er vor Weihnachten sein drittes Best-ofAlbum auf den Markt bringt und gleichzeitig von seiner Exfrau verklagt wird. Auch den älteren Fussballtrainern aus Italien weht ein paar Wochen vor Jahresende ein unangenehmer Wind entgegen. C laudio Ranieri, Fabio Capello und Giovanni Trapattoni haftet ein kollektives Image an: alte Coaches mit Fussball von gestern. Gut, es gibt Ruhmhafteres als Heimniederlagen gegen die Färöer-Inseln (Ranieri mit Griechenland) und null Punkte gegen Österreich (Capello mit Russland). Und wenn dann noch der 75-jährige Trapattoni mit einer Bewerbung um die Ecke kommt, ist das Story-Paket schnell geschnürt. So wie jenes vom Jahr 2013, als der 68-jährige Jupp Heynckes das Triple mit Bayern München gewann: Alter Coach mit Fussball von heute. Das war auch eine nette, schnelle Geschichte. Å Alan Schweingruber Angelos Tzortzins / AFP E s war eine denkwürdige Woche für Wayne Rooney. Beim 3:1-Sieg über Slowenien in der EM-Qualifikation absolvierte der 29-jährige Angreifer sein 100. Länderspiel für die Three Lions und erzielte per verwandeltem Foulelfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich. “Ich werde diesen speziellen Abend nie vergessen”, freute sich Rooney über sein gelungenes Jubiläum. Doch es sollte noch besser kommen für den Manchester-United-Star. Drei Tage später steuerte Rooney sein 45. und 46. Länderspieltor zum 3:1-Erfolg beim Erzrivalen Schottland bei. Damit fehlen ihm nur noch drei Treffer, um mit Englands Rekordhalter Sir Bobby Charlton (49) gleichzuziehen. Während ganz Fussball-England jubelte und die “Daily Mail” ihren “Captain fantastic” in den Himmel lobte, griff Ex-Nationalstürmer Gary Lineker, mit 48 Toren derzeit noch auf Rang 2 der ewigen Bestenliste, zum Smartphone und twitterte: “BREAKING NEWS: Wayne Rooney beendet seine internationale Karriere”. Das Ganze war natürlich im Scherz gemeint, von einer Beendigung seiner Laufbahn ist die englische Tormaschine weit entfernt. “Ich habe einen Lauf, und ich hoffe, das geht so weiter”, so Rooney, für den auch die 125 Einsätze von Rekord-Nationalspieler Peter Shilton in Reichweite sind. Å Tim Pfeifer J ohn Hemmingham und seine Kapelle liefern den Soundtrack, wenn das englische Nationalteam aufläuft. Im Stadion fühlen sich der Trompeter und seine Band seit Jahren zu Hause; 1993 hörte man erstmals von ihnen, sie hatten sich unter die Fans von Sheffield Wednesday gemischt. An der Heim-EM 1996 wurden sie von der Football Association zu den Spielen der englischen Auswahl eingeladen; seither wird die Combo gemeinhin als England Supporters’ Band apostrophiert. Hemmingham nimmt für sich in Anspruch, seit jener EM kein Spiel der FA-Auswahl verpasst zu haben. So begleitete er vor ein paar Tagen das Hodgson-Team nach Schottland zum Freundschaftsspiel (England gewann 3:1). Hemmingham und seine Band spielten auf, wie so oft – zumal auswärts – “Follow England Away”. Ein Teil des Publikums begann daraufhin, zur Melodie einen anderen Text zu singen, eine Verhöhnung der Irish Republican Army. Ein Bandmitglied bekam Wind davon, obwohl die Zuschauer um die Band herum den richtigen Text sangen. Der Musiker hatte sich über Twitter informiert. Hemmingham beendete den Song auf der Stelle und intonierte einen anderen. Er entschuldigte sich öffentlich für das Vorkommnis, für das er nichts konnte. Å Perikles Monioudis T H E F I FA W E E K LY 17 Name Dante Bonfim Costa Santos Geburtsdatum, Geburtsort 18. Oktober 1983, Salvador (Brasilien) Position Innenverteidiger 2002–2003 EC Juventude 2004–2005 OSC Lille 2006 Sporting Charleroi 2007–2008 Standard Lüttich 2009–2012 Bor. Mönchengladbach seit 2012 Bayern München Nationalteam Brasilien 13 Einsätze, 3 Tore 18 T H E F I FA W E E K LY Julian Baumann Vereine DAS INTERVIEW “Ich werde diese Niederlage nie vergessen” Mit dem FC Bayern München hat Dante zahlreiche Titel gewonnen, nur im Trikot der brasilianischen Nationalmannschaft blieb dem Innenverteidiger der ganz grosse Wurf verwehrt. Im Interview spricht der 31-Jährige über eine historische Pleite und seine Zukunft in der Seleção. Können Sie nach einer ganzen Saison unter Pep Guardiola beim FC Bayern München schon sagen, welche Unterschiede zwischen diesem Team und dem von Jupp Heynckes bestehen? Dante: Der deutlichste Unterschied ist der, den man allgemein erwartet hat: die Tatsache, dass wir unter Heynckes eine direktere Spielweise hatten, während wir heute darauf hinarbeiten, geduldiger zu sein und länger im Ballbesitz zu bleiben. Viele Leute waren überrascht, wie schnell es Guardiola gelungen ist, sich in Deutschland anzupassen. Sie selbst wissen nur zu gut, was das bedeutet, denn Sie sind vor zehn Jahren aus dem brasilianischen Salvador nach Europa und 2009 in die Bundesliga gewechselt … Ja, darauf werde ich oft angesprochen: wie ich mit der Kälte und der Sprachbarriere zurechtkomme. Aber um ehrlich zu sein, habe ich diese Hürden nie als besonders hoch empfunden. Wenn so viele Leute Deutsch lernen, warum sollte es mir dann nicht auch gelingen? Ich wusste, dass ich solche Hindernisse überwinden muss, wenn ich mein Ziel erreichen will. Ich war also darauf vorbereitet. Es gibt ein Thema, dem man noch immer nicht ausweichen kann: das WM-Halbfinale gegen Deutschland. Haben Sie sich die Partie noch einmal angeschaut? Ich habe einige Auszüge gesehen, ja. Ich werde diese Niederlage nie vergessen, und sie ist immer noch bitter. Es tut immer noch weh, an diesen Tag zurückzudenken. Diesen Schmerz kann man nur durch den Gewinn neuer Titel abmildern, aber ich bin dennoch gelassen. Meiner Meinung nach haben wir uns mental nicht ausreichend auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Wir mussten uns auf eine Favoritenrolle einstellen und die Notwendigkeit zum Siegen verinnerlichen, hätten dabei allerdings den Sport und seine unvorhersehbaren Aspekte nicht ausser Acht lassen dürfen. Das Ergebnis spiegelt nicht etwa den Qualitätsunterschied zwischen beiden Teams wider, sondern unsere mentale Vorbereitung auf diese WM. Aufgrund des hohen Drucks waren wir nicht auf widrige Umstände vorbereitet. Wir waren darauf eingestellt, Weltmeister zu werden, aber nicht darauf, dass wir es mit Rückschlägen zu tun bekommen würden. habe. Ich habe im Fussball alles erreicht, nur den WM-Titel eben nicht. 2013 war ich der Spieler, der weltweit die meisten grossen Trophäen geholt hat, und trotzdem hat man keine Statue oder Ähnliches für mich aufgestellt. Warum sollte ich also daran glauben, dass es im negativen Sinne so sein wird? Ich habe im Laufe meiner Karriere zu viele Schlachten gewonnen, um jetzt alles auf 90 Minuten reduzieren zu lassen. Viele sind der Ansicht, dass noch nie eine Mannschaft so viel Druck hätte aushalten müssen wie Brasilien an der vergangenen WM. Stimmen Sie dem zu? Haben Sie bereits im Vorfeld vermutet, dass die DFB-Auswahl bei der WM auf so hohem Niveau spielen würde? Das ist gut möglich. Die brasilianische Seleção ist ein besonderer Fall, und die WM ist ein unvergleichliches Turnier. Ein solches Turnier zu Hause in Brasilien zu bestreiten, damit kann nicht jeder umgehen. Ich habe jede Minute sehr intensiv erlebt, ganz unabhängig vom Endergebnis. Es war eine grosse Erfahrung für mich, im positiven wie im negativen Sinne. Ich habe viel gelernt. Was haben Sie gelernt? Ich habe gelernt, dass der Fussball dir auch Enttäuschungen bescheren kann, auf dem Spielfeld und abseits davon. Ich habe gelernt, dass man ohne die richtige mentale Einstellung irgendwann an einen Punkt kommt, an dem ‘Spielfreude’, ‘Kampfgeist’ und ‘Begeisterung’ nicht mehr ausreichen. Man muss sich die Fähigkeit des rationalen Denkens erhalten. Haben Sie Angst davor, dass Sie jetzt für alle Zeit gezeichnet sind, weil sie zu dieser Mannschaft gehört haben? Nein, davor habe ich keine Angst. Wenn ich jetzt gezeichnet bin, dann sicher nur in den Augen einiger Leute, denn ich weiss, welchen Weg ich bis hierher zurückgelegt Ja, natürlich. Ich habe bereits vor der WM gesagt, dass sie für mich favorisiert sind, gemeinsam mit Brasilien, Argentinien und Spanien – von dem ich damals noch viel erwartet habe. Schliesslich gehörten diesem Team sieben Bayern-Spieler an. Jedes Mal, wenn sie von einer Verpflichtung mit der Nationalmannschaft zurückkehrten, habe ich gesehen, wie sie darüber diskutierten, was funktionierte und was nicht. Hinter diesem Erfolg steckt viel Arbeit und viel Selbstkritik. Sie sind alle sehr flexibel und immer bereit, sich zu verbessern. Ist die brasilianische Seleção für Sie jetzt Vergangenheit, oder haben Sie diesbezüglich noch Ambitionen? Also, ich arbeite in erster Linie für Bayern München. Das muss so sein. Ich verstehe sehr gut, dass nach einer WM und der Ankunft eines neuen Trainers jüngere Spieler eine Chance bekommen werden. Das ist ganz natürlich. Wenn ich jedoch eines Tages wieder eine Einladung erhalten sollte, würde ich sie gern annehmen. Denn die Seleção hat mir viel gegeben und mich und meine Familie mit Stolz erfüllt. Å Mit Dante sprach Bruno Sassi T H E F I FA W E E K LY 19 20 T H E F I FA W E E K LY First Love Or t: Costa da Caparica, Por tugal Datum: 26. Juni 2014 Zeit: 15. 28 Uhr Diogo Pinto / FPF T H E F I FA W E E K LY 21 Den Fussball überall und für alle entwickeln Mitreissende Turniere organisieren Der Gesellschaft und der Umwelt Sorge tragen Für das Spiel. Für die Welt. Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet: Das Spiel entwickeln Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitgliedsverbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000 in die weltweite Fussballförderung investieren. Die Welt berühren Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammenführen und begeistern. FIFA.com Eine bessere Zukunft gestalten Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft, die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft weit über den Fussball hinaus verpflichtet. DEBAT T E PRESIDENTIAL NOTE Die Meinungen der FIFA.com-User zum schönsten Tor des Jahres (FIFA-Puskas-Award 2014): Ich bin immer noch beeindruckt von Robin van Persies Kopfballtor an der WM. Der Anlass, die grossen Teams und vor allem der Zeitpunkt des Tores waren fantastisch! An dieses Tor wird man sich noch lange erinnern. portuviejo, Kanada Das Tor von Stephanie Roche ist einfach fantastisch. Sie kann eine einzigartige Kombination von Geschicklichkeit, Technik und Voraussicht vorweisen. Tausendmal könnte ich mir dieses Tor ansehen – ein unglaubliches Kraftstück! ruudgullit, Niederlande Pajtim Kasami ist einsame Spitzenklasse! Sein Lauf, wie er den Ball abnahm und in einen astreinen Volleyschuss verwandelte: Er war einfach brillant! Das war eindeutig das beste Tor! Butty940, England James Rodríguez sollte gewinnen! Wie er sich blitzschnell drehte und derart rasch ein wunderschönes Tor schoss – an einer Weltmeisterschaft wohlgemerkt –, war einfach genial! Ibrahimovic oder Ronaldo können ihm, was dieses Tor angeht, nicht das Wasser reichen. mossabmadrid, Kanada Stephanie Roche hat den Sieg verdient. Ihre Technik ist derjenigen von James sehr ähnlich, was leider in den Aufzeichnungen nicht gut zur Geltung kommt. Ihr Volleyschuss war ausserordentlich gut! An das Kopfballtor von Van Persie wird man sich noch lange erinnern. jons20022, Republik Irland Ich bin eindeutig für Zlatan Ibrahimovic: Ein Hackentor kriegt man nicht alle Tage zu sehen! Bapolaris, USA Ich würde den Preis an Kasami verleihen: Die kontrollierte Annahme des Balles mit seiner Brust und der Volleyschuss aus einem spitzen Winkel ist das anspruchsvollste Tor von allen. Fantastisch! TrifficSkill, USA Viele verstehen nicht, wie schwierig das Tor von James eigentlich war: Er wurde von fünf Gegenspielern bedrängt und hatte nur eine Ballberührung mit der Brust, bevor er diesen schwierigen Volleyschuss in ein spitzenmässiges Tor verwandelte. Es braucht unglaublich viel Talent, während eines derart kleinen Zeitfensters so präzise und schnell reagieren zu können, vor allem, da er wohl auch eine schlechte Sicht aufs Tor hatte! Froboy96, USA Die Demokratisierung des IFAB D er Ball rollt unablässig – und in der Entwicklung des Fussballs beginnt kommende Woche eine neue Ära. In Belfast treffen sich zum ersten Mal in der Geschichte zwei neue Gremien, die dem International Football Association Board (IFAB) eine technische Unterstützung und Expertenmeinungen für Regelmodifikationen liefern sollen – das Technical Advisory Panel (bestehend aus ehemaligen Schiedsrichtern) sowie das Football Advisory Panel (bestehend aus Trainern und ehemaligen Spielern). Die Einführung dieser neuen Instanzen ist eine kleine Revolution – bedeutet sie doch faktisch die Demokratisierung des IFAB. Künftig werden diese Gremien zweimal pro Jahr über die Spielregeln beraten und ihre Erkenntnisse und Empfehlungen dem IFAB unterbreiten. Themen der ersten Sitzungen am 24. und 25. November sind unter anderem die sogenannte Dreifachbestrafung, der fliegende Wechsel im Amateur- und Freizeitfussball, Elektroniksysteme zur Leistungsüber wachung – aber auch technische Hilfsmittel für die Schiedsrichter. Das IFAB hat sich mit d iesen Fragen bereits früher beschäftigt und nun die beiden Gremien mit weiteren Analysen beauftragt. Dank der neugeschaffenen Beratungs- Gremien können die IFAB-Mitglieder an ihrer nächsten Jahresversammlung – am 28. Februar 2015 in Belfast – noch effizienter und lösungsorientierter diskutieren. Für die Zukunft des Fussballs ist das von grösster Bedeutung. Ein Hackentor kriegt man nicht alle Tage zu sehen! Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY 23 “Toleranz allein reicht nicht” Der reformierte Pfarrer Josef Hochstrasser tauft, traut und beerdigt Menschen – und er spielt leidenschaftlich Fussball. Der Biograph Ottmar Hitzfelds über Gerechtigkeit und die Pflicht, sich einzusetzen. 24 T H E F I FA W E E K LY FUSSBALL UND RELIGION Herr Hochstrasser, Gerechtigkeit und Soli darität, schreiben Sie in Ihrem Buch “Einwurf”, seien der Kern der Weltreligionen. Wo sehen Sie Gerechtigkeit und Solidarität im doch sehr kompetitiven Weltfussball? Josef Hochstrasser: Solidarität ist die Grundlage eines jeden Mannschaftssports. Wenn ich nicht für den Teamkollegen laufe, der einen Fehler gemacht hat, trifft das die ganze Mannschaft. Solidarität heisst: Ich mache mir das zu eigen, was mein Mitspieler allenfalls an Fehlern macht und bügle sie aus. Worin geht die Solidarität über das eigene Team hinaus? Nun, Solidarität hat eine weltweite imension. Der Fussball kann in einer GesellD schaft Themen an die Oberfläche fördern, die ohne ihn vielleicht viel länger dazu gebraucht hätten. Nehmen wir Brasilien. Dort fehlen Spitäler, Strassen, Mittel der Kommunikation. Der Fussball kommt in guter Absicht und sagt: Jetzt spricht die ganze Welt von euch. Der solidarische Beitrag des Fussballs besteht unter anderem darin, dass dem Land – etwa mit der Weltmeisterschaft – eine globale Plattform verschafft wird. Die Probleme des Landes aber kann der Fussball nicht lösen. Der Fussball verbindet vor allem, er führt Menschen aller Schichten zusammen. So wie eine Religion auch? Der Fussball kann die Funktion einer Religion annehmen, ja. Er führt die Menschen zusammen, das ist seine grosse Kraft. Aber nochmals: Der Fussball kann Probleme benennen, sie zu lösen, das ist sehr viel schwieriger. Hier käme der zweite Begriff ins Spiel: die Gerechtigkeit. Unter Gerechtigkeit verstehe ich einen fürsorglichen, einen liebenden Umgang miteinander. Der Begriff ist im Sozialen zu Hause. Wenn ich mit Ihnen fair und gut umgehe, dann ist Gerechtigkeit im Spiel. Was ist für Sie ungerecht? Salvatore Vinci / 13 Photo Einem Arbeiter gegenüber – wo immer auf der Welt er lebt – ist es wirklich ungerecht, wenn im Fussball exorbitante Löhne gezahlt werden. Hier wird der faire Umgang verletzt, auch wenn das kein direkter Umgang ist. Denn ein hochbezahlter Fussballer hat etwa mit einem Bauarbeiter im Alltag eher wenig Umgang. Gareth Bales Transfer hat Real Madrid 100 Millionen Euro gekostet. Ja, im Weltfussball steckt viel Geld. Aber die FIFA investiert täglich 606 000 US-Dollar in den Fussball, also in Entwicklung und Bildung weltweit, in Afrika, in Südamerika, in Asien, überall auf der Welt. Für mich ist der Fussball damit an vorderster Front, wenn es um die Förderung des fairen Umgangs geht. Ich bin froh darüber, dass Sie die beiden Begriffe Solidarität und Gerechtigkeit auf den Tisch legen. Am Grab werden die Erfolge relativiert. Erlauben Sie diese plumpe Frage: Erlöst uns Gareth Bale mit seinen Treffern? Ohne Korrektiv macht sich der Mensch zu Gott. Demut ist nötig, auch bei den Spielern. Es gibt den Tod, es gibt ein Ende des irdischen Daseins, das Ende wird auch jeden Spieler ereilen. Zuvor kommt das Karriereende. Der Spieler weiss: Mir gelingt mit 25 Jahren viel, ich leiste viel, ich kann meinem Team helfen, ich generiere sehr viel Geld, ich komme in den Medien vor. Der Körper wird gefeiert. Aber: Was macht der Spieler mit 40, mit 50 Jahren? Sie fordern von den Spielern gesellschaftliches Bewusstsein. Genau. Auch in Interviews dürften sich Spieler ruhig etwas mehr dahingehend äus sern, dass Erfolg relativ ist und jedes Leben seinen Wert hat. Ich habe vor knapp einem Jahr einen Funktionär des FC Basel beerdigt. Basel feiert in der Champions League Erfolge. Am Grab wurden, im Beisein auch der Klubfunktionäre, die Erfolge relativiert. Sie sehen da eine finanzielle Grenze über schritten? Jesus habe gewusst, wohin seine Kritik am Römischen Staat ihn noch bringen würde, nämlich ans Kreuz. Sie sagen in ihrem Buch “Einwurf”, Jesus lehre uns, Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu äussern. Niemand sollte in Industrienationen mehr als 500 000 und weniger als 45 000 US-Dollar im Jahr beziehen. Alles darüber und darunter scheint mir ungerecht. Die beiden Religionsstifter Jesus und Mohammed haben es vorgelebt: Es braucht das klare Wort. Man muss den Finger auf die wunden Stellen legen. Das tut auch die FIFA. T H E F I FA W E E K LY 25 Fußball verbindet. Fußball ist Frieden. © 2014 Visa. All rights reserved. Oscar Arias Friedensnobelpreisträger FUSSBALL UND RELIGION Der Fussball bereitet Millionen von Menschen Freude, und der Fussball-Weltverband stellt sich hin und nimmt klar Stellung. Auch wenn das heikel ist, weil es sofort politische Konsequenzen zeitigt. Nehmen wir zum Beispiel das klare Wort des Präsidenten Sepp Blatter bei seinem Besuch in Iran, wo er forderte, dass die Frauen Fussballspiele im Stadion besuchen können müssen. Oder die kritischen Fragen zu den Bauarbeitern in Katar, über deren Situation Blatter wiederholt eine öffentliche Erklärung verlangte. Wenn das nicht geschehen würde, existierte der Fussball nach dem römischen Prinzip Brot und Spiele – während die Welt mit ihren Problemen kämpft. Das wäre zu wenig. Die FIFA tut in Wort und Tat etwas. Die FIFA hat neben der Fair-Play-Kampagne auch etwa den “Handshake for Peace” oder “Sag Nein zum Rassismus” eingeführt. Was bedeutet Toleranz für Sie? Toleranz ist sehr, sehr wichtig. Aber Toleranz ist nicht alles, sie reicht nicht aus. Toleranz suggeriert oft, dass man den Anderen einfach nur gewähren lässt. Ich finde, Freude ist wichtiger. Die Freude darüber, dass es den Anderen gibt, dass er existiert. Ohne den Anderen kann ich kein Fussballspiel austragen. Toleranz ist gut – mich über Leute zu freuen, die anders sind als ich, ist besser. Å Mit Josef Hochstrasser sprach Perikles Monioudis Salvatore Vinci / 13 Photo Josef Hochstrasser wurde 1947 in Luzern (Schweiz) geboren. Der reformierte Pfarrer und frühere Religionslehrer hat mehrere Bücher verfasst, darunter die autorisierte Biographie des legendären Trainers Ottmar Hitzfeld. Vor Kurzem erschien sein Dialogband “Einwurf”, in dem Mohammed und Jesus im Paradies den Stand der weltlichen Dinge – und mithin den Fussball – bereden. “Einwurf”, 112 Seiten, Verlag Rüegger, Chur und Zürich, Schweiz T H E F I FA W E E K LY 27 © 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. instinct takes over #predatorinstinct adidas.com/predator F I F A ’ S 11 FREE KICK FIFA-KlubWeltmeisterschaft: Die Topscorer in mehreren Turnieren Muskelspiel Sarah Steiner N ach der Karriere ist vor der Karriere. Viele Fussballer nutzen nach der Profikarriere ihr Fachwissen rund ums runde Leder als Trainer, Sportchef oder etwa als Spieler vermittler, andere ihre Berühmtheit, um ein Restaurant, eine Disco oder auch ein Hotel zu eröffnen, wieder andere kehren als Versiche rungsvertreter, Hochbauzeichner oder Bank kaufmann in ihre ursprünglichen Berufe zurück. Und dann sind da auch noch jene Fuss baller, die sich vom Aktivsport nicht lösen können und eine zweite Karriere in einer ande ren Disziplin anstreben. Jüngstes Beispiel dafür ist Tim Wiese. Der 33-jährige Deutsche steht zwar noch beim Bun desligisten Hoffenheim unter Vertrag, der Torhüter ist aber seit Anfang Jahr vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt. Aufge hört zu trainieren, hat er aber nicht. Ganz im Gegenteil. Tim Wiese hat sein Kampfgewicht auf 120 Kilogramm erhöht. “Ich m usste mich ein bisschen abreagieren”, sagt er. Die Muskel masse des 1,93-Meter-Hünen ist tatsächlich beeindruckend – und brachte nun auch WWE auf den Plan. World Wrestling Entertainment, Schaukampfliga aus den USA, hat Gerüchten zufolge Tim Wiese ein Angebot unterbreitet. Dass Wiese das Angebot angenommen hat, ist zwar nicht bestätigt, bei einem Showevent in Frankfurt hatte er aber als Ehrengast einen ersten Auftritt. Wiese liess die Muskeln spielen, das Publikum tobte. “Ich kann mir das durch aus vorstellen. Klar, da geht es richtig zur Sache. Aber ich habe mich ja auch früher ohne Furcht in jeden Ball geschmissen”, so der Torhüter. Wiese ist nicht der erste Fussballer, der umsattelt. Der Argentinier Gabriel Batistuta entdeckte seine Liebe zum Polosport und gewann einige der grössten Turniere des Landes. Der Franzose Bixente Lizarazu ist in seiner Gewichtsklasse Europameister in der Kampfsportart Jiu-Jitsu. Und der Türke Ilhan Mansiz wechselte vom Rasen aufs Eis und ver suchte, sich im Paarlauf für die Olympischen Winterspiele zu qualifizieren – ohne Erfolg. Ob Tim Wieses zweite Karriere von Erfolg gekrönt sein wird, steht in den Sternen. Sicher scheint aber: Wiese ist wie gemacht fürs Wrest ling. Sein Styling, seine Gesten, sein Auftreten, seine Sprüche. Fehlt nur noch der Kampfname. Von “Gym Wiese” bis hin zu “The Holy Goalie” – an Vorschlägen mangelt es nicht. Å Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion 1 5 Tore César Delgado (CF Monterrey, MEX) 3 Tore in Japan 2012 2 Tore in Marokko 2013 2 4 Tore Mohamed Abo Treka (Al-Ahly, EGY) 3 Tore in Japan 2006 1 Tor in Japan 2012 4 Tore Lionel Messi (FC Barcelona, ESP) 2 Tore in den VAE 2009 2 Tore in Japan 2011 4 3 Tore Flávio (Al-Ahly, EGY) 2 Tore in Japan 2006 1 Tor in Japan 2008 3 Tore Ronaldinho 1 Tor in Japan 2006 (FC Barcelona, ESP) 2 Tore in Marokko 2013 (Atlético Mineiro, BRA) 6 2 Tore Mbenza Bedi (TP Mazembe, COD) 1 Tor in den VAE 2009 1 Tor in den VAE 2010 2 Tore Aldo de Nigris (CF Monterrey, MEX) 1 Tor in Japan 2011 1 Tor in Japan 2012 2 Tore Dwight Yorke 1 Tor in Brasilien 2000 (Manchester United, ENG) 1 Tor in Japan 2005 (Sydney FC, AUS) 2 Tore Neri Cardozo 1 Tor in Japan 2007 (Boca Juniors, ARG) 1 Tor in Marokko 2013 (CF Monterrey, MEX) 2 Tore Emad Moteab (Al-Ahly, EGY) 1 Tor in Japan 2005 1 Tor in Marokko 2013 2 Tore Humberto Suazo (CF Monterrey, CHI) 1 Tor in Japan 2011 1 Tor in Marokko 2013 Quelle: FIFA (FIFA Club World Cup, Statistical Kit, 17.11.2014) T H E F I FA W E E K LY 29 K AMPF GEGEN EBOL A Gemeinsam gegen Ebola Internationale Fussballstars unterstützen die FIFA, die afrikanische Fussballkonföderation CAF und Gesundheitsexperten bei einer globalen Aufklärungs kampagne und vermitteln einfache Präventionsmassnahmen zum Schutz vor Ebola. Didier Drogba (Chelsea FC, Elfenbeinküste). D 30 T H E F I FA W E E K LY George Davies (Greuther Fürth, Sierra Leone) und FIFA-Chefarzt Prof. Jiri Dvorak. Mehr Infos finden Sie auf: http://tinyurl.com/o9huo99 FIFA ie Kampagne “11 gegen Ebola”, bei der unter anderem Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Neymar (FC Barcelona), Didier Drogba (Chelsea FC) und Philipp Lahm (FC Bayern München) mitmachen, umfasst elf einfache Gesundheitsbotschaften. Diese wurden auf Anraten von Ärzten und Gesundheitsexperten aus Afrika, der Weltbankgruppe und der Weltgesundheitsorganisation ausgewählt, die in Westafrika gegen die Epidemie kämpfen. Unter dem Motto “Gemeinsam können wir Ebola besiegen” (#wecanbeatebola) präsentieren die Spieler in e iner multimedialen Kampagne jede der elf Botschaften mithilfe von Trickfilmen, Kommentaren, Bannern, Postern und Bildern. Dabei wird anschaulich aufgezeigt, wie sich das Virus verbreitet, und wie man sich in den betroffenen Gebieten schützen kann. FIFA-Chefarzt Prof. Jiri Dvorak betont: “Wir Ärzte haben gesehen, was der Fussball bei der Prävention und der Gesundheitsversorgung alles bewirken kann, als das ‘FIFA 11 für die Gesundheit’-Programm in 15 afrikanischen Ländern als Teil des medizinischen Vermächtnisses der Fussball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika mit Erfolg umgesetzt wurde. Mit dem gleichen System kämpfen wir nun gegen Ebola: Fussballstars zeigen mit einfachen Botschaften, wie man sich vor der Krankheit schützen kann. Denn wenn der Fussball spricht, hören alle zu.” Mit seiner Popularität und seinen Spitzenspielern erreicht der Fussball ein grosses Publikum und ist ein ideales Vehikel zur Verbreitung von Gesundheitsbotschaften. Die FIFA lanciert damit erstmals K AMPF GEGEN EBOL A “11 gegen Ebola” 1 UNGEWÖHNLICHE KRANKHEITSFÄLLE MELDEN Melden Sie unbedingt alle ungewöhnlichen Krankheits- oder Todesfälle in Ihrer Gemeinde. 2 SYMPTOME (ER)KENNEN Leiden Sie an Fieber, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, anderen Schmerzen, Erschöpfung, Erbrechen, Blutungen, Durchfall? Machen Sie sich mit den Symptomen von Ebola vertraut. 3 SOFORT ÄRZTLICHE HILFE AUFSUCHEN Suchen Sie unverzüglich ärztliche Hilfe auf, falls Sie an Fieber und / oder weiteren Symptomen leiden. 4 KÖRPERKONTAKT VERMEIDEN Vermeiden Sie direkten Haut- und Körperkontakt mit Personen, die an Ebola leiden. 5 HÄNDE WASCHEN UND DESINFIZIEREN Waschen und desinfizieren Sie Ihre Hände regelmässig und desinfizieren Sie auch alle Gegenstände, die von Personen mit vermuteter oder bestätigter Ebola-Erkrankung berührt wurden. 6 GEEIGNETE SCHUTZKLEIDUNG TRAGEN Tragen Sie Schutzhandschuhe und geeignete Schutzkleidung, wenn Sie Ebola-Patienten betreuen. 7 FLEISCH STETS DURCHGAREN Garen Sie alle Fleischprodukte und andere tierische Produkte vor dem Verzehr gut durch. 8 STETS SICHERE SEXUALPRAKTIKEN ANWENDEN Schützen Sie sich angemessen, wenn Sie Sex mit Personen haben, die sich von einer Ebola-Erkrankung erholen. 9 KONTAKT MIT WILDTIEREN UND FLUGHUNDEN VERMEIDEN Wildtiere und Flughunde können das Ebola-Virus in sich tragen. Vermeiden Sie den Kontakt oder tragen Sie angemessene Schutzkleidung. 10 VERSTORBENE NICHT BERÜHREN Vermeiden Sie den direkten Kontakt mit verstorbenen Ebola-Patienten und allen Toten, die nach ungeklärten Krankheiten gestorben sind. 11 SICHERE BEERDIGUNGEN DURCHFÜHREN Wenden Sie sich wegen der Beerdigung von Ebola-Opfern und anderen Toten an die örtlichen Behörden. Gareth Bale (Real Madrid, Wales). Hinter den Kulissen Jérôme Boateng bei den Filmaufnahmen für die Kampagne. “Wir alle hoffen, dass die Menschen dank dieser Kampagne besser über das Ebola-Virus Bescheid wissen und sich so vor einer Ansteckung b estmöglich schützen können.” Neymar eine Kampagne zur medizinischen Soforthilfe. Der Weltfussball verband hat mit früheren Aufklärungskampagnen bereits positive Ergebnisse erzielt, zum Beispiel mit “FIFA 11 für die Gesundheit”, bei der Spitzenspieler einfache Gesundheitsbotschaften für Kinder rund um die Welt präsentieren. FIFA-Präsident Blatter betont: “Dank der Popularität des Fuss balls haben wir die einzigartige Chance, alle Menschen zu erreichen. Wir hoffen, dass der Fussball seinen Teil beitragen und diese Kam pagne gegen Ebola vor Ort wirklich etwas bewirken kann, wenn die Welt gemeinsam das Virus bekämpft und die Menschen in den betroffenen Gebieten unterstützt.” Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bis zum 9. November in sechs Ländern 14 098 bestätigte, wahrscheinli che und vermutete Fälle einer Ebola-Ansteckung gemeldet. Bislang sind 5160 Opfer zu beklagen. Guinea, Liberia und Sierra Leone sind am stärksten betroffen. Å Neymar (FC Barcelona, Brasilien). T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N Letzigrund-Stadion, Zürich, Schweiz 1927 Sepp Schmid / Keystone Ein Radioreporter berichtet vom Länderspiel Schweiz - Schweden. 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Maracanã-Stadion, Rio de Janeiro, Brasilien 2014 Friedemann Vogel / Getty Images Kameraleute filmen die WM-Partie Ecuador - Frankreich. T H E F I FA W E E K LY 33 DAS FIFA-R ANKING Rang Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 46 48 49 50 51 52 52 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 34 http://de.fifa.com/worldranking/index.html Rangveränderung Punkte Deutschland Argentinien Kolumbien Belgien Niederlande Brasilien Frankreich Uruguay Portugal Spanien 0 0 0 1 -1 0 2 -1 2 -2 1669 1565 1420 1388 1375 1307 1191 1184 1175 1119 Italien Schweiz Chile Kroatien Algerien Costa Rica Mexiko Griechenland Ukraine England Rumänien Tschechische Republik USA Slowakei Elfenbeinküste Bosnien und Herzegowina Ecuador Island Österreich Russland Tunesien Dänemark Kap Verde Wales Ghana Slowenien Schottland Ägypten Schweden Kamerun Senegal Nigeria Nordirland Polen Israel Türkei Serbien Albanien Trinidad und Tobago Ungarn Iran Japan Togo Peru Guinea Panama Südafrika Mali Bulgarien DR Kongo Republik Irland Kongo Finnland Montenegro Usbekistan Republik Korea Gabun Norwegen Honduras Antigua und Barbuda Burkina Faso Guatemala Libyen Jordanien Armenien Paraguay Sierra Leone 2 -2 -1 5 5 -1 -1 -4 5 -2 5 6 -6 16 -3 -1 -6 6 10 -7 0 -5 8 -5 -2 17 -8 23 -7 2 -5 -5 28 26 19 -8 -12 -3 37 4 -7 -4 73 -7 -7 -1 10 1 -13 13 1 -14 2 -21 -7 -3 16 8 -13 10 -23 -15 -5 -5 -23 -16 -2 1064 1063 1060 1002 989 974 954 946 920 919 876 870 862 861 842 837 826 816 810 792 780 763 716 715 685 683 674 658 646 637 635 632 625 621 615 614 614 604 598 561 560 559 559 558 552 546 542 533 532 521 519 512 510 504 498 496 487 481 480 478 469 466 440 434 432 423 421 T H E F I FA W E E K LY Rang 05 / 2014 06 / 2014 07 / 2014 08 / 2014 09 / 2014 10 / 2014 1 -40 -80 -120 -160 -200 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 88 88 88 92 93 94 95 96 97 97 99 99 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 113 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 126 128 129 130 131 132 132 134 134 136 137 138 138 140 141 142 143 144 Platz 1 Aufsteiger des Monats Sambia Vereinigte Arabische Emirate Dominikanische Republik Irak El Salvador Oman Uganda Venezuela Benin Angola Estland VR China Marokko Katar Litauen Haiti Australien Ruanda Zypern Mosambik Saudiarabien EJR Mazedonien Lettland Simbabwe Botsuana Bolivien Bahrain St. Vincent und die Grenadinen Belarus Sudan Palästina Malawi Tansania Äthiopien Kuba Namibia Jamaika St. Kitts und Nevis Kenia Georgien Lesotho Moldawien Kuwait Niger Kanada Liberia Libanon Äquatorial-Guinea Aserbaidschan Luxemburg Burundi Philippinen Guinea-Bissau Neuseeland Kasachstan Aruba Tadschikistan Afghanistan Vietnam Myanmar Turkmenistan St. Lucia Mauretanien Tschad Malediven Madagaskar Zentralafrikanische Republik 10 -6 27 9 -10 -7 -5 -19 -8 14 -7 9 -1 8 11 26 -10 -2 -11 12 -15 13 0 -9 -11 -9 0 1 -17 26 -6 -11 5 21 10 0 -13 2 -5 -7 -3 -14 4 -14 -2 3 -3 -11 -31 1 2 5 0 -13 -5 -3 2 1 6 6 3 -15 0 3 3 3 -7 Absteiger des Monats 418 413 405 393 392 391 389 388 375 373 369 369 369 369 364 360 359 356 348 341 341 340 340 330 323 310 308 302 301 298 297 292 291 289 286 284 284 279 273 271 266 262 261 258 251 249 246 238 233 233 232 229 226 225 218 218 214 214 208 207 197 197 195 194 183 180 178 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 157 159 159 161 162 163 164 165 166 167 168 168 170 171 172 172 174 175 176 177 178 179 180 180 182 182 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 194 194 197 198 199 200 201 202 203 203 205 205 207 208 208 Grenada Barbados Curaçao DVR Korea Suriname Kirgisistan Syrien Guyana Neukaledonien Laos Liechtenstein Malaysia Indonesien Malta Puerto Rico Indien Singapur Guam Hongkong Swasiland Thailand Tahiti Belize Gambia Nicaragua Montserrat Seychellen Bermuda Komoren Sri Lanka São Tomé und Príncipe Bangladesch Turks- und Caicos-Inseln Jemen Nepal Salomon-Inseln Dominica Pakistan Osttimor Macau Kambodscha Südsudan Färöer Chinese Taipei Samoa Vanuatu Mauritius Fidschi Mongolei Bahamas Amerikanisch-Samoa Tonga Amerikanische Jungferninseln Brunei Darussalam Papua-Neuguinea Eritrea Cayman-Inseln Andorra Somalia Britische Jungferninseln Dschibuti Cook-Inseln Anguilla Bhutan San Marino -8 15 1 2 -2 1 1 1 -16 15 17 -2 -1 -2 -2 -1 -12 2 1 -4 -7 -4 -4 -2 2 -2 1 -2 2 2 2 5 3 6 4 2 -13 -7 11 2 14 -1 -8 -10 -2 -2 -2 -2 -2 -1 -1 -1 -5 -5 0 2 -3 1 1 -4 0 0 0 0 0 176 172 171 168 167 158 154 148 142 141 136 134 129 129 119 119 115 111 109 103 102 100 99 90 90 86 81 80 80 76 72 68 66 62 61 53 53 51 51 49 46 43 42 39 37 33 32 30 29 26 26 26 20 15 13 11 10 9 8 8 6 6 2 0 0 THE SOUND OF FOOTBALL “Ich ich bin bin Jay-Jay” Die Finten und Tricks des Jay-Jay Okocha sind legendär. Wie steht es um die Taten am Mikrofon? Hanspeter Kuenzler Sion Ap Tomos W enn Jay-Jay Okocha den grünen Rasen betrat, hörte er auf, Fussballer zu sein und wurde zum Balletttänzer. Keiner konnte die Verteidiger so schön austricksen wie er. Wenn der Ball urplötzlich einen Sprung über den Kopf des Gegners und zurück aufs Goldfüsschen des Nigerianers machte, musste man sich die Szene oft in Zeitlupe ansehen, um entschlüsseln zu können, was geschehen war. In Deutschland, wo er, 17-jährig, nur einen Freund hatte besuchen wollen, trainierte er bei Borussia Neunkirchen und wurde sogleich engagiert. Zwei Saisons später stieg er in die B undesliga zu Eintracht Frankfurt auf. Sein Tor gegen den K arlsruher SC, wo er mit drei Verteidigern und Torhüter Oliver Kahn Katz und Maus spielte – “da reisst er sein Trikot vom Leib und tanzt noch einen Samba!”, rief der Kommentator – wurde von den Zuschauern der ARD Sportschau zum Tor des Jahres 1993 gekürt. Im Jahr darauf begann und endete seine Pop-Karriere. Studiobesitzer und Sänger M artin Meinschäfer hatte mit der Rockband Hob Goblin L okalruhm erreicht und inzwischen einigen Erfolg mit Dolls United, einem Studioprojekt, bei dem Lieder aus K inder-TV-Sendungen mit einem echno-Beat untermalt wurden. Ein Kumpel von MeinschäT fer hatte Beziehungen zur Eintracht und holte den Fussballer ins Studio. Geld war k eines im Spiel. “Wir wollten einfach mal schauen, was sich entwickelt”, sagt M einschäfer heute lachend. “Wir hofften, dass er wenigstens ein bisschen singen kann, aber da lagen wir leider falsch.” Viel Arbeit habe es gebraucht, bis das Stück samt Blödeltext dann doch im K asten war. “Soccer is locker, the commander of Knicker bocker”, rappte Jay-Jay zum z ünftigen Euro-Disco-Beat. “Ein total lieber Kerl”, so M einschäfer über Okocha. Von Frankfurt zog dieser dann weiter zu Fenerbahce, Paris Saint-Germain und den Bolton Wanderers. Dort kam er wieder in Kontakt mit Musik, schliesslich komponierten die Fans hier ein Lied für ihn: “Jay-Jay Okocha: So good that they named him twice.” 2008 – gerade hatte er seine Karriere bei Hull City beendet – kam er doch noch zu Chart-Ehren. “Paper Planes” heisst die Single von Mathangi Arulpragasam, alias M.I.A. “I’m a legend, s omething like Jay-Jay Okocha” rappt der nigerianische Gastrapper Afrikan Boy auf dem Remix der Hitsingle. Æ T H E F I FA W E E K LY 35 EVERY GASP EVERY SCREAM EVERY ROAR EVERY DIVE EVERY BALL E V E RY PAS S EVERY CHANCE EVERY STRIKE E V E R Y B E AU T I F U L D E TA I L SHALL BE SEEN SHALL BE HEARD S H A L L B E FE LT Feel the Beauty BE MOVED THE NEW 4K LED TV “SONY” and “make.believe” are trademarks of Sony Corporation. TURNING POINT “Auf dem Platz war ich frei” Gigi Riva spielte während seiner ganzen Profi-Karriere für ein und denselben Klub: Cagliari Calcio. Angebote aus dem Norden des Landes schlug der Wahlsarde aus. Er bereut es nicht. imago W ie die Zeit vergeht. 70 Jahre alt bin ich also vor Kurzem geworden, unglaublich … In jungen Jahren bekam ich die harte Realität der Nachkriegszeit zu spüren. Ich hatte keine einfache Kindheit, und diese schwierige Zeit sollte mich prägen. Es wurde über mich geschrieben, dass ich eine von Italiens FussballLegenden bin. Es wurde aber auch geschrieben, dass ich selbst beim Jubel über meine Tore verhalten blieb, mit einem Hauch von Melancholie. Gewiss: Meine Freiheit fand ich nur auf dem Fussballplatz, immer das Tor vor Augen. Auf dem Platz war ich frei. Mit 14 Jahren und meinem Volksschulabschluss in der Tasche, begann ich, bei einer Aufzugsfirma zu arbeiten. Zu dieser Zeit fuhr ich von Stadion zu Stadion, bestritt eine Partie für jenen, kurz danach für den nächsten Verein. Aus Spass, aber auch, weil ich etwas dafür bekam. Manchmal war es Geld, ein andermal ein Prosciutto, eine Salami oder ein Kilo Butter. Mit 18 Jahren veränderte sich mein Leben auf einen Schlag. Cagliari C alcio verpflichtete mich. Es war mein erster Profivertrag. Ich ging einen unkonventionellen Weg. Die meisten Talente wanderten zu den Vereinen in den Norden ab, ich aber wählte Sardinien. Das war eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue. Ich verliebte mich sofort in die Insel, in die Menschen hier. Noch heute wohne ich in Cagliari. Mit Cagliari gelang mir der Aufstieg in die Serie A – mit dem Gewinn des Scudetto in der Saison 1969/1970 wurde ich zu einer Art Galionsfigur der Sarden. Das macht mich enorm stolz. Die Liebe der Sarden war so gross, dass ich alle Angebote der Top-Klubs ablehnte und nur für die Rot-Blauen spielte. Ich Name, Vorname Luigi “Gigi” Riva Geburtsdatum, Geburtsort 7. November 1944, Leggiuno (Italien) Position als Spieler Stürmer Verein 1963 – 1976 Cagliari Calcio Nationalteam Italien 42 Einsätze, 35 Tore weiss nicht, was aus mir geworden wäre, wenn ich die Insel verlassen und irgendwo in Mailand oder Turin gespielt hätte. Trotz der sardischen Wahlheimat blieb ich immer auch ein stolzer Italiener. Mit 35 Toren in 42 Spielen bin ich noch heute bester Torschütze des italienischen Nationalteams. Das Trikot meines Landes zu tragen, machte mich stolz. Ich denke gerne an meine Einsätze mit der Squadra Azzurra zurück. 1968 gewannen wir die EM im eigenen Land, zwei Jahre später in Mexiko scheiterten wir erst im WM-Finale an Brasilien. Nie vergessen aber werde ich das “Spiel des Jahrhunderts”, den 4:3-Halbfinalsieg gegen Deutschland. Was für ein Spiel! 1976 beendete ich meine Karriere, blieb aber auf Sardinien und wurde Sportmanager und Präsident bei Cagliari Calcio. 2005 erhielt ich die symbolische sardische Staatsbürger- schaft, und das rot-blaue Trikot mit “meiner” Nummer 11 wurde aus dem Repertoire von Cagliari Calcio gestrichen. Nun bin ich 70 Jahre alt geworden. Gefeiert habe ich auf Sardinien. Am liebsten hätte ich das leise getan – aber es kam anders … Å Aufgezeichnet von Giovanni Marti Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 37 Wir bringen alle Fans zusammen Finden Sie neue Freunde und teilen Sie Ihre Begeisterung in der Bord-Lounge der Emirates A380. #AllTimeGreats youtube.com/emirates Hello Tomorrow The FIFA Weekly Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Internet: www.fifa.com/theweekly Herausgeberin: FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Tel. +41-(0)43-222 7777 Fax +41-(0)43-222 7878 FIFA - R ÄT SEL - CUP Klubs, die ihre Heimat nicht verraten, und ein WM-Stadion, das verschwunden ist – raten Sie mit! 1 Der Eine spielte bei den gleichen vier WMs mit wie der Andere. Der Eine schoss bei jeder WM mindestens ein Tor, der Andere auch. Welches Duo? Präsident: Joseph S. Blatter Generalsekretär: Jérôme Valcke Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Walter De Gregorio W Chefredakteur: Perikles Monioudis Redaktion: Alan Schweingruber, Sarah Steiner, Tim Pfeifer 2 S R D Genau hier fanden mehrere WM-Spiele statt. Der Anstosskreis soll in dem kleinen Rasenstück links gelegen haben. Welches denkwürdige WM-Spiel ereignete sich hier? Art Direction: Catharina Clajus A U O I Bildredaktion: Peggy Knotz Produktion: Hans-Peter Frei Layout: Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Alissa Rosskopf 3 Italien - Costa Rica 0:1 Italien - Republik Irland 0:1 Italien - Israel 0:0 Italien - DVR Korea 0:1 Wem überreichte FIFA-Präsident Blatter diese begehrte Anerkennung im November 2014? Korrektorat: Nena Morf, Kristina Rotach Ständige Mitarbeitende: Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn Mitarbeit an dieser Ausgabe: Andrés de Kartzow, Giovanni Marti, Bruno Sassi, Andreas Wilhelm G Redaktionssekretariat: Honey Thaljieh Projektmanagement: Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung: Sportstranslations Limited www.sportstranslations.com Druck: Zofinger Tagblatt AG www.ztonline.ch Kontakt: [email protected] Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. 4 L N R Zwei Klubs aus der gleichen Stadt standen im selben Jahr in einem europäischen Finale. Der Klub, der das Finale gewann, führt seine Heimatstadt nicht im Namen. Macht nichts, denn der Name des Klubs, der verlor, verrät seine Heimatstadt ebenfalls nicht. Woher stammen die beiden Klubs? DItalien GGrossbritannien EDeutschland NSpanien Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: JUMP Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 26. November 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected] Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf T H E F I FA W E E K LY 39 ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE Wer wird die brasilianische Serie A gewinnen? 27+23+1815764 UMFR AGE DER WOCHE Welches dieser Teams wird die UEFA-Women’sChampions-League 2014/15 gewinnen? 4% 6% 7% 27% 15% ≠ ≠ ≠ ≠ São Paulo Atlético Mineiro Cruzeiro Zur Auswahl stehen: · Brondby (DEN) · Bristol Academy (ENG) · Frankfurt (GER) · Glasgow City (SCO) · Linköping (SWE) · Paris (FRA) · Rosengard (SWE) · Wolfsburg (GER) 23% 18% ≠ ≠ ≠ Internacional Grêmio Fluminense Stimmen Sie ab unter: Fifa.com/newscentre Corinthians “Wie gut war Puskas wirklich? Er war wohl besser als alle, die man grossartig nennt – fast unvergleichlich. Ich habe in Glasgow und Madrid gegen ihn gespielt. Er war schnell und fit wie kaum jemand sonst auf dem Platz.” Willie Henderson, früherer Star der Glasgow Rangers, über die Legende Ferenc Puskas 34 126 3 Z AHLEN DER WOCHE ohne Heimniederlage – Jahre nach dem letzten die längste derartige gio Diaz für sein Team Cerro direkt verwandelten Serie im Weltfussball Porteno, das somit weiterhin Freistoss konnte man beim ging für Spanien zu Racing Club de Avellaneda Ende. Weltmeister endlich wieder über ein Deutschland war das Team, Diese zwar recht beeindru derartiges Tor jubeln. Der das den Spaniern nach so ckende Quote wird allerdings Treffer war die lange Warte langer Zeit die erste Niederlage erst dann zur Ausnahme zeit allerdings wert: Gustavo vor eigenem Publikum meldung, wenn man bedenkt, Bou jagte die Kugel aus beibrachte. Torschütze dass Diaz erst 15 Jahre knapp 30 Metern war Toni Kroos in der alt ist. Entfernung ins Netz. 89. Minute. Tore in zwei Spielen erzielte Ser Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft in Paraguay hat. imago (3), Getty Images Spiele und acht Jahre Spiele und fast drei