Heft 2

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Heft 2
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Gefordert durch
Der Ministerprasident
des Landes Nordrhein-Westfalen
KREIS
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
L2767F
ISSN 0177-8110
Nr. 2 / Juni 1993
Zeitschrift des
Sauerlander
Heimatbundes
SAUERLAND
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
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57399 Kirchhundem-Oberhundem (Kreis Olpe)
Telefon 02723/774-100 • Fax 02723/774-234
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SAUERLAND
Nr. 2 / Juni 1993
Zeitschrift des
Sauerlander Heimatbundes
Die Wurde des Menschen
ist unantastbar
Zwar unterscheiden sich unsere Kulturen und Religionen, aber sie haben
starke gemeinsame Wurzeln. Sie sind
verbunden durch ihr gemeinsames
prophetisches Grundethos der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.
Wir wollen auch in Zukunft zusammenstehen und uns in unserer Freundschaft
bereichem. Fur die Zivilisation, zu der
wir uns bekennen, gait schon immer die
Gastfreundschaft als Symbol. Sie ist das
Zeichen der Toleranz, der Achtung vor
der Wiirde und vor der Eigenheit des
anderen. Es gibt keine Toleranz
zwischen Gleichgultigen, die nichts
Wert ware. Vielmehr ist es ein offenes
Willkommen zwischen Menschen mit
ihren eigenen Uberzeugungen. Wir
mochten, da£ Sie, die Sie aus Ihrer
Heimat zu uns gekommen sind, sich bei
uns, wenn Sie es wollen, zu Hause
fuhlen konnen als unsere wahren
Mitbiirger.
Aus der Rede des Bundesprasidenten am 3. Juni 1993
bei der Trauerfeier fiir die turkischen Toten des Brandanschlags von Solingen.
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Seite
Aus dem Inhalt
Unser Dorf soil schoner werden
Burgerinitiative im Hochsauerland
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mit Herz und Erfolg
45
Der Wettbewerb im Kreis Olpe
Wieder steigende Tendenz
47
im Kreis Soest
48
. . . und im Markischen Kreis
Franz Hoffmeister und die Aktualitat
50
der Heimatbewegung in unserer Zeit
Gedenken und Erinnerung
51
am 50. Todestag Franz Hoffmeisters
Jugendliche und junggebliebene
Mitglieder von Heimatvereinen
54
machen Geschichte lebendig
Heimat- und Geschichtsverein
55
Schmallenberg Sauerland e.V.
Siegel der Stadt Attendorn
56
von 1280 entdeckt
Budapest 93 - Koszonom!
57
Budapest 93 - Danke!
58
Un dat Klockenspiel te Balwe . . .
60
Das museale Sauerlanddorf
Das Technologieinformationszentrum
63
(TIZ) in Meschede
Die Mohnetalsperre heute
65
und vor 80 und vor 50 Jahren
Die St. Wendelin-Kapelle
67
in Balve-Kesberg
Der Sauerlander Schulmann und Dichter
Heinrich Bone 1813 bis 1893
70
BiJcher • Schrifttum
72
Leserbriefe
73
Personaiien
Zu unserem Titelbild:
Das Sauerland ist bevorzugte Region fur unzahlige Wanderfreunde aus nah und fern. Ist das Wandern die groBe Chance und die Alternative fur die
immer mehr in Bedrangnis geratene traditionelle Landwirtschaft?
Die Wandergruppe auf unserem Titelbild fotografierte Friedhelm Ackermann, Arnsberg, am
Dorfeingang von Westernbodefeld beim Uberqueren des Gellinghauser Baches.
Mitarbeitcr dieses Heftes:
OberkreisdirektorEgon MUhr, Meschede; Oberkreisdirektor Dr. Franz Demmer, Olpe; Manfred
Terbruggen, Soest; Inge Gartner, Ludenscheid;
Wolfgang Graeber, Ludenscheid; Friedrich
Schroeder, Ramsbeck; Adalbert Thiell, Balve;
Friedhelm Ackermann, Arnsberg; Fritz Droste,
Olsberg; Otto Hoffer, Attendorn; Leonhard
Knape, Balve; Dr. Stefan Baumeier, Detmold;
Prof. Dr.Tng. H.W. Klein, Meschede; Dr. JiJrgen Funke, Arnsberg; Wilhelm Vogel, Dortmund; Dietmar Rost, Sundern; Dr. Erika Richter, Meschede; Hermann Hinteler, Soest.
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Unser Dorf soil schoner werden
Biirgerinitiative
im Hochsauerland
mit Herz und Erfolg
von Oberkreisdirektor Egon Muhr
Der langjahrige
Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle brachte es
auf den Punkt, als er den seit mehr als 30
Jahren durchgefuhrten Wettbewerb „ Unser Dorf soil schoner werden" die „gr6Bte
und erfolgreichste Burgerinitiative in der
Geschichte der Bundesrepublik" nannte.
Fur den Hochsauerlandkreis trifft diese
Wertung in besonderem MaBe zu. Das beweisen nicht nur die schmucken Dorfer
selbst, sondern auch ihre vielen Erfolge:
Kein Kreis der Bundesrepublik kann sich
uber eine so groBe Zahl von Auszeichnungen auf Landes- und Bundesebene
freuen. Und wenn im Sommer 1993 „die
hohen Kommissionen" die Sieger des
Kreiswettbewerbs 1992 unter ihre kritische Lupe nehmen, hoffen wieder sechs
schone Dorfer auf eine gute Plazierung.
Es sind Altenhellefeld (Sundern), Berge
(Meschede), Bruchhausen an den Steinen
(Olsberg), Cobbenrode (Eslohe), Gronebach (Winterberg) und Niedersorpe
(Schmallenberg).
Im Hochsauerlandkreis hat der Wettbewerb eine lange Tradition: Die erste
Goldmedaille erhielt beim Landes- und
Bundeswettbewerb 1965 das heute zur
Stadt Schmallenberg gehorende Dorf
Grafschaft. Bereits zwei Jahre spater war
Oberkirchen ebenso erfolgreich. 1989
feierten Assinghausen und 1991 Kirchrarbach diese Auszeichnungen. Aber
auch in den dazwischen liegenden Jahren
errangen Dorfer aus dem Hochsauerland
immer wieder Landes- und Bundesgold.
Fast 100 Medaillen
Insgesamt wurden die Dorfer in unserem schonen Kreis mit 92 Medaillen ausgezeichnet, von denen 13 bei Bundesund 79 bei Landeswettbewerben zuerkannt wurden. 19 Dorfer waren bisher
„Mehrfachsieger", wobei die Orte Altenhellefeld, Berge und Kustelberg mit vier
Landeserfolgen hintereinander jeden
Hattrick uberboten und damit vorbildliche
Beispiele kontinuierlicher und erfolgreicher Dorfentwicklung sind. Trotz groKer Unterschiede bei Struktur, Einwohnerzahlen und FlachengroRen beteiligten
sich an den Stadt- und Kreiswettbewerben stets Ortsteile aus alien zwolf Stadten
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Foto: F. Ackermann
Oberkirchen.
und Gemeinden des Kreises. Das spricht
einmal fur eine starke Motivation vor Ort.
aber auch fiir die ungebrochene Anziehungskraft des Wettbewerbs - eines
Wettbewerbs, der steht und fallt mit der
Bereitschaft der Burger und Vereine des
Dorfes, sich aktiv einzusetzen. Dazu reichen die Anstrengungen einiger weniger
Aktivisten ebensowenig aus wie einige
GroBeinsatze. Erforderlich sind regelmaBige gestaltende Pflege und kreative Gemeinschaftsaktionen. Nur so wird das Ziel
erreicht, das beispielhafte Bild unserer
Dorfer und unsere sauerlandische Landschaft zu erhalten und fortzuentwickeln.
Der Hochsauerlandkreis honoriert seit
Beginn des Wettbewerbs die vorbildlichen
Bemuhungen. Die Geldpreise sollen auch wenn die Summen nicht allzu hoch
sind - Belohnung fur tatkraftiges Engagement, aber auch Anreiz sein, weiterhin
mitzumachen. So bewilligte der Kreistag
z. B. fur den Kreiswettbewerb 1992 insgesamt 14600 DM, die an Sieger, Plazierte und Teilnehmer ausgezahlt wurden. Der erste Platz ist dabei mit 1500
DM, der zweite mit 1000 DM und der dritte mit 800 DM dotiert. Hinzu kommen
Sonderpreise fiJr bestimmte Leistungen
in Hohe von je 500 DM. Weitere Preise
belohnen die Teilnehmer beim Bundesoder Landeswettbewerb. So erhalten
z. B. Sieger dieser Ebenen zusatzlich
3000 DM.
Insgesamt positive Bilanz
Eine Bilanz des Wettbewerbs fallt trotz
des Wandels, dem er unterliegt und trotz
einiger Schwachen, die ihm anhaften,
insgesamt sehr positiv aus; Der Wettbewerb hat von Jahr zu Jahr im groBen und
ganzen seine Doppelfunktion erfullt,
namlich anzuspornen und Verbesserungen durchzufiihren, wo sie moglich sind,
und andererseits dort zu bremsen, wo
Fehlentwicklungen stattfinden oder sich
andeuten. Dabei wollen wir keineswegs
das Einheitsdorf als Museumsstuck. Gewollt sind Vielfalt und Eigenart der Dorfer
und Gemeindeteile. Dazu haben auch die
vom Kreis angebotenen Fachberatungen
zwischen den Wettbewerben beigetragen, die von den Dorf em gem angenommen wurden und vielfaltige Impulse und
Anregungen vermitteln konnten.
Es stimmt auch nicht, daB dieser Wettbewerb - wie hin und wieder behauptet
wird - viele sinnlose und falsche Aktivitaten produziert hatte. Solche Fehlentwick-
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denversiegelungen bei Verkehrsflachen,
Sport- und Spielflachen. Hauser wurden
durch funktionsloses, vorgehangtes Fachwerk verschandelt, Kinderspielplatze entsprachen nicht dem Bedarf und Charakter des Dorfes und wurden mit technischen Phantasielosigkeiten bestuckt, die
Kinder eher abschrecken als anziehen.
Auch innenliegende Sprossen in Fenstern
oder Balkonumrandungen nach „echt
bayrischer Art" kamen hier und dort in
Mode. Nicht landschaftsgerechte Baume
und Straucher - in groBer Zahl auch am
falschen Ort angepflanzt - storten das
Erfreut stellten wir bei den Bereisunsauerlandische Landschaftsbild.
gen auch intensive Bemiihungen test,
Gerade diese unverfalschte Landschaft
Siinden der Vergangenheit zu beheben.
So wurden uberdimensionierte Stra£en ist aber nicht nur fiir den Sauerlander
und Platze zuriickgebaut und grol^e ver- selbst, sondern auch fur die vielen Urlausiegelte Teerf lachen auf gelockert und teil- ber, die alljahrlich in unseren Dorf em Ruweise durch Natursteinpflaster ersetzt. he und Erholung finden, einer der HauptAlte Dorfweiher finden ebenso wieder anziehungspunkte. Daher sehe ich auch
Beachtung und werden naturgemaR aus- keinen Gegensatz zwischen den richtig
gestattet, wie der Lauf vieler Dorfbache verstandenen Wettbewerbsideen und
verandert wird. Sie flieEen nicht mehr so dem Ziel, den Fremdenverkehr als wichtischnell in einer Betonschale als FlieRrin- gen Wirtschaftszweig zu festigen und zu
ne, sondern platschern wieder munter vor entwickeln. Denn unsere Dorfer werden,
sich bin uber Pels und Stein, gebremst von einigen ganz wenigen Irrwegen abgedurch eingebaute Kaskaden. Die stand- sehen, auch fiir den Fremdenverkehr
ortgerechte Begrunung der Bachlaufe durch den Wettbewerb noch attraktiver
spielt eine ebenso wichtige Rolle wie der und liebenswerter. Zudem wird die LeArtenschutz von Fauna und Flora. In gu- bensqualitat der Dorfbewohner welter getem Zustand sind im allgemeinen auch die steigert: Eine fruchtbare Wechselbezieunsere sauerlandischen Orte uberwie- hung also auch zwischen Tourismus und
gend pragenden schwarz-weiBen Fach- Heimatpflege. In diesem Zusammenhang
werkhauser, oft zu Recht der ganze Stolz ist naturlich auch eine richtig verstandene
ihrer heimatverbundenen Bewohner, die okologische Zielsetzung zu begruBen; sie
viel Zeit und Geld fur sie opfern. Wichtig entspricht den Vorstellungen heutiger Urist aber: Dorfer mit weniger Fachwerk ha- lauber, die eine gesunde, unzerstorte naben bei guter gepflegter heimatlicher turnahe Umwelt suchen. Nicht umsonst
Bausubstanz gleiche Chancen im Wettbe- ist das Schlagwort vom „sanften Touriswerb. Schieferverkleidete Hauser oder mus" in aller Munde.
Mauern und Hauser aus Bruchsteinen
Ausblick
sind sicher genauso eindrucksvolle, oft
Wenn wir uns in diesem Sinne weiterjahrhundertealte Zeugen unserer heimathin ernsthaft bemuhen, wird der Wettbelichen Wohnkultur.
werb ,,Unser Dorf soil schoner werden"
auch kunftig erfolgreich bleiben. Ja, er
Fehlentwicklungen korrigieren!
Leider gab und gibt es in unseren Dor- wird im wiedervereinten Deutschland an
fern und naturlich im Wettbewerb im Lau- Bedeutung gewinnen. Gerade die neuen
fe von ijber 30 Jahren auch kritische Ent- Lander sind darauf angewiesen, daB der
wicklungen. So drohte der Wettbewerb Wettbewerb seine groBe Kraft und Dynahier und dort in Extreme abzugleiten. Er mik zum Wohle der Dorfer und ihrer
wurde miBverstanden als reiner Blumen- Burger veil entfaltet und hilft, die Folgen
schmuckwettbewerb, veranlaRte manch- einer 40jahrigen tristen Vergangenheit
mal nicht mehr dorfgerechte Park- und zu uberwinden. Ich bin sicher, daB sich
Freizeitanlagen oder wurde als okologi- der Wettbewerbsgedanke auch in den
scher Wettbewerb verfalscht. In den Dor- neuen Landern so hervorragend bewahrt,
fern kam es zu rennbahnahnlichen brei- wie er das in mehr als 30 Jahren im schoten StraBen, jedes MaB sprengende Bo- nen Hochsauerland getan hat.
lungen bleiben die Ausnahme. Dagegen
gibt es viele positive Akzente. So wurden
gerade in den letzten beiden Wettbewerbsperioden z. B. eine ganze Reihe von
technischen Kulturdenkmalern restauriert - wassergetriebene Sage- und Kornmuhlen, alte Backhauser und Nagelschmieden, Pumpwerke und Dampfmaschinen wieder in Gang gesetzt. Liebevoll
und mit groRem personlichen und f inanziellen Einsatz wurden historische Gebaude, alte Wohnhauser und sakrale Bauwerke wieder hergestellt.
Der Wettbewerb
im Kreis Olpe
von Oberkreisdirektor Dr. Franz Demmer
Der Kreiswettbewerb fur das Jahr
1992 zur Vorbereitung auf den Landeswettbewerb 1993 und gegebenenfalls den
Bundeswettbewerb ist abgeschlossen:
Die Resonanz war sehr gut.
Der Kreis Olpe schreibt regelmaBig die
Wettbewerbe uber die Stadte und Gemeinden aus und ladt alle Dorfer des Kreises ein, sich an diesem fiir die Entwicklung des Dorfes so wichtigen Vergleich zu
beteiligen. Vorab heiBt es, sich im gemeindlichen Wettbewerb zu qualifizieren.
Jedes Dorf erhalt vom Kreis ein Startgeld
in Hohe von 150 DM. Der Scheck wird
durch den Leiter der gemeindlichen Kommission bei der Begehung Qberreicht. Die
auf der Gemeindeebene ermittelten Sieger nehmen am Kreiswettbewerb teil.
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Der Kreis Olpe modifiziert seine Richtlinien unter Beachtung der Vorgaben der
Landesrichtlinien. Er teilt die Dorfer in
zwei Teilnehmergruppen, die Gruppe I:
Dorfer ab 501 Einwohner und die Gruppe
II: Dorfer bis 500 Einwohner. Es werden
Geldpreise und Urkunden vergeben. Die
Geldpreise sind fur jede Gruppe gesondert so gestaffelt: 1. Preis 2000 DM,
2. Preis 1500 DM und 3. Preis 1000
DM. Im Wettbewerb 1992 wurden Sieger
in
Gruppe I;
1. Held (Wenden),
2. Kirchveischede (Lennestadt),
3. Rhode (Olpe),
Gruppe II:
1. Wirme (Kirchhundem)
2. Schlipriithen (Finnentrop) und
3. Essinghausen (Drolshagen).
Sonderpreise fiir herausragcnde
Engagements
Dariiber hinaus konnen Sonderpreise
vergeben werden. Es bleibt der Bewertungskommission vorbehalten, hierfur
die einzelnen Kriterien festzulegen. Im
Wettbewerb 1992 wurden, ahnlich wie in
anderen Kreisen auch, folgende Sonderpreise mit 500 DM zuerkannt: an GriesemertAVaukemicke (Olpe) fur die Einbindung des Bolz- und Spielplatzes unter Berucksichtigung des Gelandes und der vorhandenen Baume, an Helden (Attendorn)
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Obstwiesen und Hofbaume in Essinghausen (Stadt Drolshagen).
Zeichnung: Martin Wegner, Olpe.
fur die Renovierung und Erweiterung des
Feuerwehrhauses, an Bilstein (Lennestadt) fur die Anlegung eines Kindergartenspielplatzes in Eigenleistung, an Hillmicke (Wenden) fiir die Einrichtung der
Spiel- und Sportfialle der Dorfgemeinschaft, an Ottfingen (Wenden) fur die Eigeninitiative bei der Kirchenrenovierung,
an Rahrbacfi (Kirchfiundem) fiir die beispielhafte Eingrunung eines Holzlagerplatzes durch die Dorfgemeinschaft, an
Oberveischede (Olpe) fiir die Leistungen
der Dorfgemeinschaft bei der Errichtung
des Pfarrhieimes, an Ennest (Attendorn)
fur die Eigeninitiative bei der Wiederbeschaffung und Renovierung des Hauptaltars in der Pfarrkirche, an Scfionfiolthiausen (Finnentrop) fur die ungewohinliche
Breitenarbeit des jungen Heimatvereins.
Sonderpreise mit 400 DM erfiielten
Sporke (Lennestadt) fur die Betonung der
alien Wegeverbindung zwiscfien Sporke
und Hespecke durch eine Baumreihe,
Heinsberg (Kirchhundem) fur die Errichtung und Eingrunung der Prozessionsstation „Kappelleken", Benoipe (Drolshagen) fur die Ostbaumpflanzung zur Gestaltung des Ortsrandes, Germinghausen/Junkernhoh (Drolshagen) fur die
Pflege der ortsbildpragenden Boschungen, Holzweg (Attendorn) fur die gemeinschaftsbildende Arbeit des Osterfeuervereins in einer Streusiedlung und Eichen
(Drolshagen) fiir die AuBenanlage des
Baudenkmals Eichener Muhle. Mit 200
DM wurde Siebringhausen (Drolshagen)
fur die Harmonisierung des dorflichen Erscheinungsbildes bedacht.
Zur Begleitung des Wettbewerbs gibt
der Kreis Olpe eine kleine Broschure heraus, die sich jeweils mit einer speziellen
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Empfehlung beschaftigt. Um nur einige
zu nennen: Der Gartenteich als Mittelpunkt des Gartens/Pflege von Gemeinschaftsanlagen/Haus- und Hofbaum/
Kompostierung.
GroBe Bereitschaft in den Dorfern
Die Wertung und Prijfung der Dorfer
durch die Kreisbewertungskommission
erf olgte nach den bekannten Kriterien der
Richtlinien des Landes, wobei die allgemeine Entwicklung und Gestaltung des
Dorfes, die burgerschaftlichen Aktivitaten und Selbsthilfeleistungen, die Baugestaltung des Ortes sowohl im offentlichen
als auch im privaten Bereich, die Griingestaltung des Ortes ebenfalls getrennt nach
offentlichem und privatem Bereich, sowie die Lage des Ortes in der Landschaft
berijcksichtigt wurden. Die Leistungsfreude und Bereitschaft der Menschen,
fur ihr Dorf etwas zu tun, ist groB. Dies
war auch im abgelaufenen Wettbewerb
erneut festzustellen. Durch die langjahrige Beteiligung am Wettbewerb hat sich
augenscheinlich beim Biirger das Gefuhl
dafur entwickelt und gestarkt, zu wissen,
was dem Dorf wirklich angemessen ist
und welche typischen Eigenarten des Umfeldes, die ein Dorf pragen, zu bewahren
sind. Kritik an denen zu uben, die fruher
ihr Dorf anders gestaltet haben, ist wenig
hilfreich. Jede Generation lebt aus ihren
eigenen Erfahrungen und jede Generation hat ihre eigenen Vorstellungen iiber
die Entwicklung eines Dorfes. Die sensible Begleitung dieser Entwicklung ist eine
groRe Aufgabe der Bewertungskommissionen und der Gemeinden schlechthin.
Wesentlich ist, daR der Bewohner des
Dorfes im Mittelpunkt steht und bleibt und
daB er als derjenige betrachtet wird, der
der Ansprechpartner und Multiplikator
der Aktivitaten des Handelns in diesem
Wettbewerb ist.
Die Flexibilitat des Wettbewerbs und
die neuen Erkenntnisse im Fortschritt der
Zeit zeigen auch immer wieder Mangelerscheinungen auf. Unterschiedliche Mentalitaten und Ansichten geben in Kreation. Art und Vielfalt von Material und Stil
Probleme auf. Die Entwicklung kann immer nur im Gleichklang mit dem Burger
geschehen. Vorausplanen, einbinden,
sensibel machen usw. sind sicherlich die
Parameter, die der langwierigen Entwicklung eines Golddorfes vorausgehen.
Der Blick zuruck zeigt eine lange Strekke; 30 Jahre lebt der Wettbewerb im
Kreis Olpe. Das Ergebnis der Leistungen
und Erkenntnisse, der Einsatz der Initiatoren kann sicher nicht an den gewonnenen
Medaillen abgelesen werden. Trotzdem
ein Blick in die Statistik: Unsere Dorfer
errangen zwei Goldmedaillen auf Bundesebene, sechs Goldmedaillen auf Landesebene und 37 Silbermedaillen und 18
Bronzemedaillen.
Der Blick in die Zukunft laBt hoffen. In
diesem Jahr ist mit 117 Dorfern eine Rekordteilnehmerzahl erreicht, die wiederum die Meldung von sechs Dorfern fur
den Landeswettbewerb ermoglichte.
Wie geht es welter?
Das groRe Interesse an der Siegerehrung zum AbschluK des Wettbewerbs und
auch die aktive Begleitung des Programms bestatigen den erfreulichen
Trend. Die Resonanz der Presse ist uberaus positiv. Wir haben eine sehr erfreuliche Steigerung in der Qualitat der MaRnahmen in den einzelnen Dorfern erlebt.
Ein wenig besteht die Sorge, dal? wir einen Standard erreicht haben, der eine
Steigerung kaum noch zulaBt. Deshalb bei
einem Blick in die Zukunft ein Appell an
alle, besonders aber an diejenigen, die bis
heute noch nicht den 1. Preis bekommen
haben! Sie sollten motiviert sein, weiter
zu machen. Sie alle sind auf dem richtigen
Weg. Es lohnt sich nicht in erster Linie
wegen der Preise, wegen der Auszeichnungen und wegen der Geldbetrage. Es
lohnt sich wegen des Effektes, der fur unsere Dorfer entsteht, es lohnt sich wegen
der Verbesserung der Lebensqualitat fiir
die Menschen. die in den Dorfern wohnen.
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Die Entwicklung im Kreis Soest zeigte
eine steigende Tendenz, bis die kommunale Neugliederung (1969 und 1975) eine
Stagnation brache, die erst 1989 wieder
durch eine grof^ere Beteiligung aufgefangen wurde. Die Tabelle zeigt diese Entwicklung deutlich, wobei zu hoffen ist,
daB der Wert fur 1993 in den nachsten
Wettbewerben noch steigerungsfahig ist.
Der Kreiswettbewerb 1992
Der Kreis Soest fuhrt den Kreiswettbewerb immer in den Jahren zwischen den
Landeswettbewerben durch. Das hat sich
bewahrt, da dadurch die Haufung von
Wettbewerben in einem Jahr vermieden
wird und die Siegerdorfer noch geniigend
Zeit haben, sich auf den Landeswettbewerb vorzubereiten. Die Kreisbewertungskommission hat die Bewertung der
30 beteiligten Dorfer im Juli 1992 vorgenommen, wobei pro Tag hochstens vier
Dorfer besucht wurden. Als Sieger dieses
Wettbewerbes sind die Dorfer Benninghausen (Lippstadt) und Echthausen
(Wickede) ermittelt worden und vertreten
den Kreis Soest im Landeswettbewerb
1993. Die Kreisbewertungskommission
erstellt einen Erlauterungsbericht, der
den beteiligten Dorfern Anregungen gibt,
aber auch Schwachstellen aufzeigt, die
kurz- oder langfristig behoben werden
soUten. Besonderer Wert wurde darauf
gelegt, daB in den Dorfern dorftypische
Elemente wie Obstwiesen, Trockenmauem, Schledden, natiirliche Grunbereiche,
okologische Nischen und Feuchtgebiete
erhalten oder aufgewertet wurden, da wo
es erforderlich war. Das spiegelte sich
einer Goldplakette im Landeswettbewerb auch in der Vergabe von vier Sonderpreisowie einer Bronzeplakette im Bundes- sen fur natiirliche Hecken, Geholzgrupwettbewerb. Aber der Kreis Soest stellt in pen, kleine Waldchen, Naturteiche, Trokden letzten Jahren regelmaBig Geldpreise kenmauern und Obstwiesen wider.
zur Verfiigung als Anerkennung fur die
Es ist zu wiinschen, daB die leichte SteiTeilnahme und vergibt dabei auch Sonderpreise fiir besondere Leistungen auf gerung der Teilnahme 1992 sich in den
den Gebieten Dorfpflege, Umwelt- und kommenden Wettbewerbsjahren fortsetzt.
Landschaftsschutz.
In den einzelnen Stadten und Gemeinden sind die Aktivitaten sehr unterschiedlich einzustufen und hangen wesentlich
vom Einsatz und Interesse der jeweiligen
Verwaltungen ab. Auch die Ortsvorsteher, die seit der Neugliederung die Hauptverantwortung tragen mussen, entscheiden mit tiber eine Beteiligung am Wettbewerb. Nun unterstiitzen in den letzten
Jahren die DorferneuerungsmaBnahmen
die Dorfer, besonders, da bei der Mittelzuweisung die Teilnahme am Wettbewerb
„Unser Dorf soil schoner werden" keine
unwesentliche Rolle spielt. Beim Kreiswettbewerb 1992 weist Lippstadt mit
neun Dorfern die hochste Beteiligung auf.
Mit weitem Abstand (je vier Dorfer) f olgen
Anrochte, Geseke und Welver, Ruthen
mit drei Dorfern, Mohnesee mit zwei Dorfern und Bad Sassendorf, Erwitte, Soest
und Wickede mit je einem Dorf.
Wickede-Echthausen - FuRweg am Heideplatz.
Dauernde Teilnahme lohnt sich
Bei der Beurteilung der Dorfer ist immer wieder festzustellen, daB eine kontinuierliche Teilnahme iiber einen langeren
von Manfred Terbruggen
Zeitraum auch eine stetige, positive und
dauerhaft wirksame Entwicklung zeigte,
die auch von den Dorfbewohnern anerZum ersten Mai haben im Jahr 1963
kannt und mitgetragen wird. Dagegen hadrei Dorfer im Kreis Soest am Wettbeben Dorfer, die nur sporadisch oder nach
werb „Unser Dorf soil schoner werden"
langer Zeit wieder mitmachen, oft erhebteilgenommen. Von 166 Dorfern unter
liche Defizite im Sinne einer kontinuierli3 000 Einwohnern im Kreisgebiet haben
chen Weiterentwicklung und Verbessesich seitdem 93 Dorfer wenigstens einrung des Wohnumfeldes. Offensichtlich
mal am Wettbewerb beteiligt. Mit 14 Teilist es leichter, die Dorfbewohner regelmanahmen seit 1967 schieBt Stormede aus
Big zu den Gemeinschaftsleistungen und
der Stadt Geseke den Vogel ab.
Eigeninitiativen, die ja im Wettbewerb
Der Wettbewerb schreibt als Ober- eine groBe Rolle spielen, anzuregen, als
grenze fur die Dorfer 3000 Einwohner sie immer wieder neu zu motivieren,
vor; damit ist eine weite Spanne vorgege- wenn die Zeitraume zwischen den einzelben, die die Beurteilung der kleinen Dor- nen Wettbewerben zu groB werden. Es
fer im Vergleich zu den groBen nicht leich- bestatigt sich, daB die besten Erfolge zu
ter macht. Die Verteilung der am Wettbe- erzielen sind, wenn der Wettbewerb von
werb beteiligten Dorfer im Kreis Soest der Dorfgemeinschaft getragen wird und
siefit insgesamt wie folgt aus: bis 100 Ein- die Gemeinde untersttitzend hilft, aber
wohner sechs Dorfer, 100 bis 500 Ein- nicht dirigistisch eingreift.
wohner 36 Dorfer, 500 bis 1000 EinDie Erfolge, die auf Landes- und Bunwohner 20 Dorfer und 1000 bis 3000 desebene erzielt wurden, sind eher beEinwohner 31 Dorfer.
scheiden mit 17 Bronze-, 12 Silber- und
Wieder steigende Tendenz
im Kreis Soest
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... und inti Markischen Kreis
von Inge Gartner
und Wolfgang Graeber
Der Wettbewerb „Unser Dorf soil
schoner werden", der im Jahr 1961 zum
ersten Mai auf Landesebene stattfand,
wird im Markischen Kreis seit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 regelmaBig durchgefUhrt. Die ersten Wettbewerbe fanden 1975 und 1976 statt, danach wurde der Wettbewerb alle zwei Jahre ausgeschrieben. Die Teilnehmerzahlen, die sich bei den ersten Wettbewerben
auf acht (1975) bzw. neun (1976) beliefen, stiegen bis zum Jahr 1984 auf 31 an.
Diese Teilnehmerzahl wurde in den Jahren 1986 und 1988 etwa gehalten und
sank 1990 auf 17 ab. Bei dem Kreiswettbewerb 1992 ist es gelungen, wiederum
21 Ortsteile zu einer Teilnahme zu bewegen.
Vorrangiges Ziel beim Wettbewerb ist
nicht mehr allein, wie in fruheren Jahren,
ein sogenannter Blumenkastenwettbewerb, sondern die Erhaltung, Gestaltung,
Pflege und sinnvolle sowie zeitgemaBe
Weiterentwicklung des Dorfcharakters.
Dabei sollte der Charakter des meist historisch gewachsenen Ortskernes weitestgehend erhalten werden unter Vermeidung eines musealen Endzustandes.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen
dafiir ist die Beteiligung und Einbeziehung moglichst vieler Dorfbewohner. Nur
so kann erreicht werden, daB eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen
Umgebung erfolgt und das BewuBtsein
dafur geweckt wird, sich mit Engagement, Freude und z. T. auch finanziellem
Einsatz fiir „sein" Dorf einzusetzen, um
sich mit „seinem" Dorf identifizieren zu
konnen.
Orientierungshilfen
Doch so unerlaBlich und wichtig diese
Bereitschaft sein mag, so wichtig ist es
auch, seitens der Verwaltung und einiger
Kommissionsmitglieder Orientierungshilfen fijr eine dem Dorf gemaBe Architektur und Ortsgestaltung, verstarkt auch
unter Berucksichtigung des landschaftsokologischen Aspektes, zu geben. Es muB
ein Gespur fur standortgerechte Grungestaltung und -erhaltung sowie fur Farben,
Formen, richtige Materialwahl und das
Erkennen einer angemessenen MaBstab-
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Bauernhaus Mellen (Stadt Bahe).
lichkeit geweckt werden. Einen idealen
AnlaB dafur bietet der Wettbewerb, der in
hervorragender Weise geeignet ist, Beratung, Aufklarung und BewuBtseinsbildung in diesem Sinne zu vermitteln.
Aus dem groBen Markischen Kreis seien hier besonders hervorgehoben die
Kreissieger der letzten Jahre, Mellen (Balve) und Halingen (Menden) aus den ehemals kurkolnischen Gebieten, dann Ronsahl (Kierspe). In den Kreiswettbewerben
1986, 1988 und 1990 haben sich Halingen und Mellen jeweils mit dem 1. bzw. 2.
Platz abgewechselt. Es kann angemerkt
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Halingen (Stadt Menden).
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Foto: Medienzentrum Kreisbildstelle Mdrkischer Kreis.
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Durch die Narrenbrillc
werden, daB sich diese Konkurrenzsituation positiv auf die Aktivitaten in beiden
Dorfern ausgewirkt hat. Doch ist auch auf
einige Kritikpunkte hinzuweisen, die sich
durchgangig in den Beurteilungen der bereisten Ortsteile finden, wie z.B. zuviel
Flachenversiegelung, zu wenige standortgerechte Geholze, dorfuntypische Jagerzaune und eine generell zu groBe Materialvielfalt. Es ist auffallig, daii einige der
Ortsteile viele von den Kommissionsanregungen in die Tat umsetzen, andere aber
bei mehreren Bereisungen immer wieder
auf die gleichen „Schwachstellen" hingewiesen werden miissen.
Anders in Mellen. Hier stellte die Kommission 1990 eine „enorme positive Weiterentwicklung der dorflichen Struktur"
fest. Mellen erhielt 1991 im Landeswettbewerb als erstes Dorf aus dem Markischen Kreis eine „glanzende" Goldmedaille, die zur Teilnahme am Bundeswettbewerb im selben Jahr berechtigte. In Halingen wurde die 1990 negativ beurteilte
Platzgestaltung bei der Kirche zwischenzeitlich geandert und ist 1992 von der
Kommission als gelungen beurteilt worden.
Zu dem diesjahrigen erstmaligen Kreissieger Ronsahl sollten noch einige Anmerkungen gemacht werden. Dieser
Ortsteil, der sich 1988 zum ersten Mai beteiligte, ist uber die Platze 5 und 3 beim
dritten Mai auf den 1. Platz „geschossen".
Die Burger in Ronsahl haben nicht nur die
Anmerkungen der Kommission weitestgehend umgesetzt, sondern haben auch
hauf iger von der alien Ortsteilen of f enstehenden Moglichkeit, sich „vor Ort" von
Kommissionsmitgliedern beraten zu lassen, Gebrauch gemacht. Ein solcher
„Sprung nach vorne" stellt bei dem Wettbewerb allerdings leider die Ausnahme
dar. In der Regel arbeiten sich die Dorfer
uber einen langen Zeitraum nach vorne
vor. Die Plazierung und der Geldpreis sind
zwar nicht unwichtig, aber bedeutsamer
fiir die Burger sind doch die positiven
Auswirkungen auf ihren Heimatort. Damit die Dorfer nicht noch weiter zu reinen
Schlafstatten werden, muB versucht werden, die „Verstadterung" wieder zuruckzunehmen. In vielen Bereichen, z. B. Renaturierung von Bachen, Ruckbau von
StraEen und Entsiegelung von Parkplatzen passiert schon eine solche Rucknahme. Auch bei der Pflanzenauswahl sollten
iiberwiegend heimische, standortgerech-
te Geholze ausgewahlt werden. Seit 1986
sind auch verstarkt okologische Aspekte
in die Bewertungsrichtlinien eingegangen.
Perspektiven
Generell laBt sich iiber den Wettbewerb und besonders dessen Zukunft folgendes feststellen;
Der Wettbewerb „Unser Dorf soil
schoner werden" ist sehr sinnvoll. Gerade
in Zeiten fehlender Ziele und Ideale bietet
die Ruckbesinnung auf Werte wie Gemeinschaft, dorfliche Wohnkultur usw.
im positiven Sinn einen Anreiz. Vielleicht
gelingt es sogar, in Zukunft die Jugendlichen, die im Augenblick sehr haufig im
Konsum einen Lebenssinn sehen, zu diesen Zielen zu fuhren, Hierbei ware die Unterstutzung z. B. durch den Heimatbund
oder ahnliche Institutionen wunschenswert. In einem Dorf im Markischen Kreis,
das sich 1992 erstmalig beteiligt hat, ist
die Jugend bereits schon jetzt sehr stark
engagiert.
Das Hauptproblem beim Wettbewerb
liegt darin, immer einen „Ansprechpartner" zu finden, der es schafft, die Burger
zu motivieren, uber Jahre gemaf? den Zielen des Wettbewerbs zu arbeiten. Wenn
ein solcher „ Motor" in einem Ortsteil ge-
Franz Stock-Ausstellung
neu gestaltet
Am 25. Oktober 1992 konnte das
Franz-Stock-Komitee im historischen
Fresekenhof in Arnsberg-Neheim die
neugestaltete Franz-Stock-Ausstellung
der Offentlichkeit vorstellen. Anwesend
waren Vertreter von Regierung und
Stadt, der franzosischen Franz-Stock-Komi tees aus Paris und Chartres, der katholischen und evangelischen Kirche. Nach
jahrelanger Vorbereitung durch thematische Erganzungen und Sammlung zusatzlicher Dokumente und Oberprufung geeigneter, neuer Darstellungstechniken
war es gelungen, eine anschauliche, einpragsame Schau zu erreichen. Die
Hauptakteure waren Dieter Lanz und
Theo Luig mit Unterstutzung der fachkundigen Architektin Muller-Fromme.
Dank der Sponsoren von Kirche, Industrie und Staat standen fur dieses Projekt
60000DMzurVerfugung.
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Der Pappel Sonnengesang
hab ich gehort
mein weiBes Lied
in der Stille
Ich hab es gesehen
das Gezanke der Kief em
beim Nachtfall stieBen
die Steine sich weich
Die kleinen Grdser
stoben daher
im Duett
mit den Windweibern
Das hab ich erlebt
sagte der Narr
und hab doch nur
Augen und Ohren
Du aber du triffst auf die Rosen
wenn du dahingehst
Leo Leonhard
funden ist, dann wirkt sich das in der Regel sehr positiv aus. Es muBte nach Moglichkeiten gesucht werden, den Burgern
auch finanziell zu helfen, wenn sie Ideen
haben, die sinnvoll sind und deren Umsetzung ausschlieBlich an der Finanzierung
scheitern wurde. Fur die Zukunft sind
mehr Teilnehmer in diesem Sinne wiinschenswert, damit noch mehr Dorfer ihren lebenswerten Charakter wiedergewinnen konnen.
Gerade in der Zeit, da man endgultig
auf das neue Europa zusteuerte, war es
gegeben, an die Verdienste eines Mannes
zu erinnern, der schon vor uber 50 Jahren
in seiner wissenschaftlichen Darlegung
„Die ersten deutschen Buchdrucker in Paris um 1500" auf die kulturellen Verknupfungen innerhalb Europas hinwies. Es
war Franz Stock, ein vielseitig begabter
und
sensationell
vorausschauender
Mann, der als der Gefangenenseelsorger
der Opfer der NS-Besatzung in Paris in
Frankreich und Deutschland gleichermaRen bekannt wurde und verehrt wird.
Der Bonifatius-Verlag stellte bei der Eroffnungsfeier der Ausstellung die aktuelle
Neuauflage dieses Buches uber die Buchdrucker vor und kijndigte ebenso weitere
Neuauflagen, wie unter anderem Stocks
Buch ilber die Bretagne, an.
Die Ausstellung ist geoffnet an jedem
ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12
Uhr und fur Gruppen nach Vereinbarung
mit dem Franz-Stock-Komitee, Tel. Frau
Dapper: (02932) 21195, Tel. Pfr.
Schnutgen: (02932)22050.
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
50
Franz Hoffmeister und die Aktualitat
der Heimatbewegung in unserer Zeit
Heimat, so sagt Christian Graf
Krockow, „ist das Verlorene", erst der
Verlust lasse das BewuRtsein von Heimat
entstehen. „Erst der RiK im Vorhang des
Selbstverstandlichen, die Entfernung offnet den Blick". Graf Krockow zitiert
Verse von Eichendorff: „Bald werd ich
dich verlassen,/fremd in die Fremde
gehen..." Der Abschied vom Walde, von
heimatlichen Gefilden macht plotzlich
schmerzhaft bewuEt, was Heimat und
was Fremde ist. Als Hoffmeister, noch
Gymnasiast, schwer verwundet aus dem
Ersten Weltkrieg heimkam, spurte er, daB
das alte Europa endgultig untergegangen
war. Die verheerenden Schlachten, in denen der Mensch nur noch als Material betrachtet wurde; die Technisierung des
Krieges, die Menschen als manovrierbare
Masse: Hoffmeister hatte mit wachem
BewuKtsein wahrgenommen, daB sich
hier ganz entscheidende Veranderungen
offenbarten, die das kunftige Leben nicht
unberuhrt lassen wiJrden.
Er sah den Verlust nicht nur der Religion, sondern damit vor allem einer
ethisch-moralischen Gesinnung, einer
Sinnmitte, aus der heraus der einzelne ein
menschenwOrdiges Leben fuhren konnte.
„Heiinat" gegen Massenkultur
Hier liegen die religiosen Wurzeln des
Heimatgedankens, die Franz Hoffmeister
als angehenden Priester und Theologen
vor allem interessierten. Hier liegt freilich
auch die konservative Position, von der
die Heimatbewegung bestimmt war. Es
ging darum, die ethischen Grundlagen
der christlichen Oberlieferung neu ins BewuBtsein der Offentlichkeit zu bringen,
als Alternative, ja als bewuf^te Gegenbewegung zur Massenkultur einer weitgehend profanisierten Gesellschaft. Kern
dieser Gegenbewegung war die Riickbesinnung auf die Heimat. Heimat war der
vertraute Lebensraum, waren die familiaren und verwandtschaftlichen Beziehungen, Heimat war lebendige Gemeinschaft
gegeniiber dem Leben in einer anonymen
Massengesellschaft. Heimat bedeutete
aber auch die Neuentdeckung der Natur.
Die Natur sollte als Bestandteil heimatlichen Lebens gepflegt, gehegt und geschutzt werden; man war der Oberzeugung, daii man nicht nur von der Natur,
sondern auch mit ihr leben musse. Heimatliteratur und die Neubelebung heimatlichen Brauchtums im weitesten Sinne
sollten eine neue Heimatkultur schaffen.
Ansprache zum Festakt
am 27. Marz 1993 in Ramsbeck
anlaBlich des
50. Todestagcs
von
Franz Hoffmeister
Die Vorstellung, daR der Mensch in einen
organischen Lebenszusammenhang eingebunden sei, war zugleich eine Absage
an jeden revolutionaren Umsturz des gesellschaftlichen und politischen Lebens.
Hoffmeisters Freund und Weggefahrte
Josef Ruther hat solche Vorstellungen in
der ,.TrutznachtigaH" eingehend entwickelt.
Obwohl der Heimatgedanke zu Beginn
des Sauerlander Heimatbundes durchaus
seine provinziellen, ja kleinkarierten Seiten gehabt hat, z. B. was die Beurteilung
zeitgenossischer Kunst und Literatur anbetrifft, so hat er sich andererseits immer
wieder mit den groKen politischen und gesellschaftlichen Zeitstromungen in Beziehung gesetzt. Ruther hat unermudlich
darauf hingewiesen, daK in der „von der
Religion belebten Heimatgemeinschaft"
letztlich die „Menschengemeinschaft"
wurzele, die „wahre Internationale". Eine
so verstandene Heimatgemeinschaft und
Volksgemeinschaft war weit entfernt
„von falschem Patriotismus und VolkerhaB".
Wir sehen, daf? der von Franz Hoffmeister und seinem Freundeskreis entwickelte Heimatbegriff einerseits ein Bild ist fijr
einen geistigen Erfahrungs- und Lebensraum in einer fUr den einzelnen immer anonymer werdenden Welt, andererseits ist
Heimat die bodenstandige und vertraute,
konkrete Lebenswelt, in der sich der
Mensch in seine historischen und naturlichen Zusammenhange einbezogen weiii.
„Heimat" Nahe zum Nationalsozialismus
Es versteht sich, daB solche Gedanken
von einem immer starker werdenden Nationalismus vereinnahmt werden konnten
und der Sauerlander Heimatbund dadurch unter zunehmenden Druck geriet.
..Heimat" wurde Bestandteil einer Blutund Bodenideologie, die mit dem Selbstverstandnis des Heimatbundes nichts
mehr zu tun hatte.
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
von Friedrich Schroeder
Franz Hoffmeister scheint mir geradezu eine Symbolfigur fur den Zwiespalt zu
sein. in den der Heimatbund zunehmend
geriet. Einerseits verstand er sich als eine
Bewegung, die die christliche Glaubenshaltung und die christlich fundierte Ethik
neu beleben wollte - Hoffmeister gehorte
dem weiteren Kreis um die katholische
Zeitschrift „Hochland" an - andererseits
geriet der Heimatgedanke immer starker
unter nationalsozialistischen Einfluf?, er
wurde zum Bestandteil dieser Ideologie.
Hoffmeister stand im Zentrum dieser
ganz und gar kontraren Auseinandersetzungen; seine Absichten und Ziele wurden pervertiert und damit das vorlaufige
Ende des Heimatbundes eingeleitet.
1933 stelltedie „Heimwacht" ihr Erscheinen ein; 1937 folgte die Auflosung des
Heimatbundes.
Konflikte mit den
braunen Machthabern
Eine kurze, aber kennzeichnende Episode, beleuchtet die Situation Hoffmeisters schlagartig: Wahrend seiner Zeit in
Bochum-Wiemelhausen war Hoffmeister
Bezirksprases des Katholischen Jungmannerverbandes. Sein Bezirksleiter
Paul Wilmsen berichtet, wie er dem SAStandartenfuhrer vorgefijhrt werden sollte, nachdem er auf einer Kundgebung des
Verbandes den Nazis nicht genehme AufJerungen getan hatte. Ludwig Wolker
hatte bei dieser Veranstaltung sogar davon gesprochen, daB der Weg der katholischen Jugend ein Kreuzweg sein werde.
Wilmsen informierte Hoffmeister. Dieser
antwortete: „Ich komme sofort". Und
nun berichtet Wilmsen wortlich: ..Eine gute Zigarre rauchend saB der mit Parteiorden uber und uber geschmuckte SA-Fuhrer in seinem Sessel. . . Dann legte er die
Zigarre beiseite und brullte mich an: Gut,
daB wir Sie Schwein ausfindig gemacht
haben. Wir werden Ihnen das Handwerk
grQndlich legen".
Wahrend dieses beschamende Schauspiel einem bedrohlichen Hohepunkt zustrebte, ging plotzlich die Tur auf, „und im
schwarzen Priesterrock, mit den Kriegsauszeichnungen des Ersten Weltkriegs
geschmuckt, stand im Raum unserer Verhandlungen: Vikar Franz Hoffmeister.
Ohne die Entgegnung eines GruBes abzuwarten . . . sprach er mit fester Stimme:
Ich trage die Verantwortung fiir die Kundgebung des Sonntags. Ich ganz allein.
Was unser Reichsobmann und unser Be-
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SAUERLAND
51
zirksleiter sagten, billige ich und stehe dafiir gerade".
Daraufhin attackierte der Standartenfiihrer Franz Hoffmeister und warf ihm
vor, er sei durch seine Art der Jugendfuhrung der Hitlerjugend in den Rucken gefalien. Hoffmeister sei, so bericfitet Wilmsen, „in heiligem Zorn" von seinem Platz
aufgefahren und habe entgegnet: „Ihre
Beschimpfungen konnen mir nichts anhaben. Icfi tat meine Pflicht im Weltkriege
und bin als Schwerkriegsbeschadigter
heimgekehrt. Der Verlust meines Auges
mag Ihnen Beweis dafiir sein, daR ich
mein Vaterland liebte. Ich war Frontsoldat, und mit einem Soldaten sollte man
anders reden, wenn man schon mit einem
Priester nicht anders zu sprechen versteht".
In dieser personlichen Begegnung
Hoffmeisters zeigen sich exemplarisch
auch die Anfechtungen, denen sich der
Heimatbund bis zu seiner Zerstorung ausgesetzt sah. Josef Ruther hatte recht,
wenn er die personliche Tragik Franz
Hoffmeisters eng mit dem Schicksal der
Heimatbewegung verband.
Und heute?
Die Bedeutung Hoffmeisters und seines Freundeskreises fiir unsere Zeit ist unubersehbar: In unserer Gegenwart ist der
Sinn fur einen bewuKten Umgang mit der
Natur gescharft; der Heimatbund hat hier
bereits vor 70 Jahren uniibersehbare Akzente gesetzt. Die Erforschung der Heimatgeschichte, die Pflege der Familienund Volkskunde, der Denkmaler und historischen Gebaude, die Berucksichtigung der Heimat als Wirtschaftsraum: das
sind praxisbezogene Perspektiven, die
heute in der Regional- bzw. Kommunalpolitik einen festen Stellenwert haben.
Die Bedeutung des Heimatbundes liegt
aber ebenso sehr in dem Versuch, die
Grundlagen einer Ethik des Handelns zu
reflektieren, die sich auf die christlichabendlandische Tradition stutzte. Die kritische Einstellung zu Kino und modernem
Theater, moderner Kunst und den groBstadtischen Massenmedien muB uns heute fragwiirdig erscheinen, weil sich dahinter manchmal mehr jugendlicher Eifer als
Sachkenntnis verbarg, aber es war auch
der Versuch, eine individuelle Lebenseinstellung zu erhalten gegeniiber einer Entwicklung, die Hans Magnus Enzensberger
in unserer Zeit als BewuBtseinsindustrie
Beim Vortrag im Junkern Ho] in Ramsbeck.
gekennzeichnet hat, eine Industrie, die
nicht Guter, sondern BewuBtsein erzeugt,
das auf den einzelnen einen Anpassungszwang ausubt.
Wir konnen es zusammenfassend auch
so formulieren: Die groBen Leistungen
Franz Hoffmeisters und des Sauerlander
Heimatbundes liegen vor allem in dem
Versuch, im Ansturm vernichtender Ideologien unseres Jahrhunderts sich die Heimat als humanen, d. h. menschenwiirdigen Lebensbereich zu bewahren und iiber
die Zeiten zu retten. Darin vor allem besteht seine fortdauernde Aktualitat.
Gedenken und Erinnerung am
50. Todestag Franz Hoffmeisters
Sonnenschein lag uber Ramsbeck und
dem Bastenberg, als man sich an dem
kalten Friihlingsmorgen des 27. Marz
1993 auf dem Friedhof um das Grab
Franz Hoffmeisters versammelte. Man
gedachte seines 50. Todestages. Zahlreiche Mitglieder des Sauerlander Heimatbundes, an der Spitze dessen erster Vorsitzender Dr. Adalbert Mullmann, Abordnungen der ortlichen Vereine und weitere
Vertreter aus Antfeld, Olsberg, Schmallenberg, Holthausen und Ramsbeck waren gekommen, um den Griinder des Sauerlander Heimatbundes zu ehren und seiner an diesem Tag zu gedenken.
Kranzniederlegung
Dr. Mullmann legte einen Kranz auf
dem Grab nieder und erinnerte an jenen
1. April 1943, als man Hoffmeister zu
Grabe trug, wobei er aus Theodor Proppers anschaulicher Schilderung dieses zitierte: „Ein Sturm erhob sich und jagte die
Wolken wie wilde Kriegsheere uber die
Berge. Regen prasselte nieder in Stro-
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men ... In all dem rasenden Unwetter
standen die Berge finster und ernst, als
waren sie in Schrecken erstarrt vor dem,
was auf dem Friedhof in Ramsbeck geschah: wie man da, im Wirken und Drohen entfesselter Elemente, einen Schrein
in die Erde senkte, der einen der besten
und treuesten Sohne des Landes, den
Wachter und Herold sauerlandischen
Volkstums, den Bannertrager heimischen
Wollens barg". Dr. Mullmann schlug den
Bogen zu unserer eigenen Gegenwart, als
er feststellte, daii wir heute mit vergleichbarer Klarheit erkennen, was er fiir uns
gewesen und geblieben ist: „ein Vorbild
fur jeden, dem die Heimat etwas bedeutet". Die Ramsbecker Chorgemeinschaft
sang: „In stiller Nacht" von Johannes
Brahms auf Worte aus der Sammlung
„TrutznachtigaH" von Friedrich von Spee.
Festakt im Junkern Hof
Danach batten der Sauerlander Heimatbund und die Gemeinde Bestwig zu einem Festakt im Junkern Hof geladen, wo
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SAUERLAND
52
sich Liber hundert Gaste einfanden. Der
1. stellvertretende Burgermeister der Gemeinde, Rudolf Heinemann, erinnerte
bei seinen BegruBungsworten an das geistigc Vermachtnis Hoffmeisters. Im Mittelpunkt aller Bemuhungen urn die Heimat stehe der lebendige Mensch, der sich
in der irdischen Heimat auf die ewige Heimat besinnen musse. Die Erhaltung des
Heimatgedankens musse auch Ziel der
Erziehung und Bildung sein, da er gleichbleibend aktuell sei. Auch der moderne
Tourismus diene gewissermaBen der Erkundung von Heimat. Wenngleich heute
viele Jugendliche in die Feme ausschweiften, so strebten sie doch andererseits
nach Geborgenheit in der vertrauten heimatlichen
Umgebung.
Heinemann
knupfte daran den Wunsch. daI5 Franz
Hoffmeister und sein Werk in uns lebendig bleiben mogen.
In den nachfolgenden drei Vortragen
wurde Hoffmeister als Personlichkeit gewurdigt, wurden seine Leistungen fur die
Sauerlander Heimatbewegung und deren
heutige Aktualitat herausgearbeitet.
Dr. Mullmannbetonte vor allemdie unkomplizierte Lebensnahe Hoffmeisters,
seine Volkstumlichkeit, seinen Humor.
Dafiir fehlt es bis heute nicht an Zeitzeugen, die wahrend des Festaktes selbst anwesend waren; so Ferdinand Tonne, der
noch die Griindungsphase des Heimatbundes selbst miterlebt hat und seit 1925
dessen Geschaftsfiihrer war, so Pauline
Susewind, Gastwirtstochter und Nachbarin der Antfelder Vikarie. Sie beide haben in anschaulichen und farbigen Schilderungen die „menschliche" Seite Hoffmeisters dargestellt (vgl. SAUERLAND
Nr. 1/Marz 1993). Auf sie berief sich Dr.
Mullmann und stellte die Frage: „Was fasziniert uns heute an Franz Hoffmeister?"
Es war wohl seine Jugend - Hoffmeister
war bei der Grundung des Heimatbundes
gerade 23 Jahre alt -; es war seine mitreiBende Art, Menschen fur den Heimatgedanken zu begeistern; es war aber auch
der ernsthafte Anspruch, den Hoffmeister mit der Heimatbewegung verband. Er
pragte die Ursprungssatzung und die darin formulierten Ziele, die z.T. bis heute
wegweisend geblieben sind, insbesondere
was die Gestaltung des heimatlichen Raumes oder den verantwortlichen Umgang
mit der Natur anbetrifft. „GeschaftsmaBige Nuchternheit", so meinte Dr. Mullmann, ware nicht gerade dazu angetan
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Das Grab Franz Hoffmeisters.
gewesen, „die Herzen mitzureiRen", um
solche Ziele zu erreichen. Seine Verdienste und Leistungen lagen letztlich in
seiner Personlichkeit begrundet. ..Franz
Hoffmeister war ja kein Minister und kein
Wissenschaftler, war kein groBer Unternehmer, kein herausragendes offentliches Amt gab ihm Gewicht und Profil; er
war, wenn man es recht betrachtet, nichts
anderes als ein bescheidener, in seinen
letzten Lebensjahren krankelnder Landpastor", meinte Dr. Miillmann. Aber „er
war das Sauerland", er war „die Seele der
sauerlandischen Heimatbewegung . . . Er
hat sie ins Leben gerufen und in einer fur
die anderen Landschaftsgebiete vorbildlichen Art ausgestattet", so der Volkskundler Heinrich Schauerte, den der Redner
zitierte. Seine Verdienste um die Heimatbewegung und die Bescheidenheit seiner
Person, sein Engagement fur groBe Ziele
und seine Volksnahe, seine moralische
Ernsthaftigkeit und sein unerschiitterlicher Humor, das etwa waren die charakteristischen Merkmale, die Dr. Mullmann
an der Personlichkeit und dem Menschen
Franz Hoffmeister herausstellte.
Dia-Vortrag
zum Leben Franz Hoffmeisters
In seinem Dia-Vortrag ruckte Ortsheimatpfleger Engelbert Prein noch einmal
die wichtigen Lebensstationen Hoffmeisters ins Bild: Sein Geburtshaus und das
spatere Wohnhaus, die Arbeitsstatte des
Vaters; das Milieu des Ramsbecker Bergbaus mit seinen Handwerksbetrieben und
Abraumhalden, die bescheidenen per-
sonlichen Verhaltnisse. Die Lebenswelt
der Familie. in die Franz Hoffmeister am
22. Marz 1898 hineingeboren wurde und
die seine Kindheit mitgepragt hat, wurde
noch einmal anschaulich faBbar. Nicht zuletzt die Patina, die uber diesen Bildern
lag, machte zugleich den Abstand zu unserer eigenen Gegenwart deutlich, ruckte
die Biographie in die Distanz, lud ein zur
Betrachtung eines Lebensweges, der
selbst in seinen Randerscheinungen noch
charakteristische Merkmale erkennen
lieE. So der festliche Geleitzug am Tage
der Primiz im August 1924; Vor der etwas
armlichen Dorfkulisse sieht man die
Ramsbecker in Festtagskleidung. aufwendige Ehrenbogen sind uber die StraBe gespannt, Fahnen wehen, die Priester der
Nachbargemeinden reihen sich in weiRen
Gewandern hinter den Primizianten. Es
ist ein Festtag, ein zentrales Ereignis. uber
das man noch nach Jahren sprechen
wird. Der Weltkrieg lag erst wenige Jahre
zuruck. Die erschiitternden Bilder von
den Schlachtfeldern in Flandern und
Frankreich boten den Kontrast. Hoffmeister war - noch Gymnasiast - schwer verwundet heimgekehrt und hatte dann mit
dem Theologiestudium in Paderborn begonnen. Seine Erfahrungen waren die Erf ahrungen vieler Zeitgenossen. Es ist deswegen kein Wunder, daB dem jungen
Priester am Tage der Primiz die ganze
Anteilnahme und Sympathie der Ramsbecker Bevolkerung gehorte. Die Bilder,
die Engelbert Prein zeigte. machten nicht
nur deutlich, welche personlichen Voraussetzungen fur Hoffmeister pragend
waren, sondern sie verwiesen auch auf
seine Leistungen fiir den Sauerlander
Heimatbund und stellten die wesentlichen
auBeren Lebensstationen heraus, anschaulich gemacht in den Kirchen von
Ramsbeck, Paderborn, Antfeld, BochumWiemelhausen und Holthausen, die zugleich die religiosen Lebensgrundlagen
deutlich machten, von denen sich Hoffmeister bei all seinen Bemuhungen und
auch in seiner schweren Krankheit getragen wuBte.
Das SchluBwort von Friedrich Schroeder (in diesem Heft abgedruckt) stellte das
Wirken Hoffmeisters in einen weiteren
geschichtlichen Zusammenhang und
stellte aktuelle Bezuge des Heimatgedankens zu unserer Zeit her. SchlieBlich horte
die Versammlung das plattdeutsche Gedicht ,.Meyn Haimatglucke" von August
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SAUERLAND
53
Beule, das von Maria Siepe mit groKem
Beifall vorgetragen wurde.
Eine musikalische Uberraschung
zum Ausklang
Die Ramsbecker Chorgemeinschaft
unter Friedrich Schroeder hatte den Festakt mit „Abschied vom Walde" von Felix
Mendelssohn-Bartholdy eingeleitet und
hot am SchluB mit dem Vortrag eines
Wanderliedes von Christine Koch einen
heiteren Ausklang und eine Uberraschung zugleich. Georg Zinngrabe aus
Meschede hatte die Verse vor einigen
Jahren in einem vierstimmigen Chorsatz
vertont und die bislang noch ungedruckte
Partitur dem Ramsbecker Chor uberlassen, eine kleine Urauffuhrung also. In der
zweiten Strophe dieses Sauerlandliedes
heiBt es;
„Da gibt es Taler, unberuhrt,
Wo man die groBe Welt nicht spiirt,
Und Wanderwege, menschenleer,
Die Freude nur geht nebenher. "
Die Verse hatten Franz Hoffmeister
und seinem Freundeskreis aus der Seele
gesprochen.
Red.
Gedenkfeier am Grab.
mal wurde am 22. Juni 1951 gelegt und
stand zeitlich im Zusammenhang mit dem
ersten Heimattag in Balve des nach dem
Kriege wiedergegrundeten SHB.
Balver Erinnerungen an
Franz Hoffmeister
Die Erinnerung an Franz Hoffmeister
lebt in heimattreuen Balver Burgern noch
heute fort. Das ist das Verdienst von Kirchenmusikdirektor Theodor Propper, unter dessen Fuhrung am 7. August 1921
die „Heimwacht Balve" gegrundet wurde.
Propper war damals 25 Jahre alt und hat
zusammen mit dem jungeren Theologen
und Werkstudenten Franz Hoffmeister
die Sauerlander Heimatbewegung ins Leben gerufen. Er zahlte zu den Mitbegrundern des SHB, der ebenfalls 1921 entstand. Propper war dem Griinder des
SHB eng verbunden und voller Anerkennung fiir dessen Leistung und Personlichkiet. Er nannte ihn den „Wackeren Heimatkampf er und Wachter des Sauerlandischen Volkstums".
Propper sprach und schrieb im Stil seiner Zeit, Kurz nach dem Tode von Franz
Hoffmeister am 27. Marz 1943 entwarf
er das Manuskript eines Buches iiber ihn,
das 1949 im Verlag der Bonifatius-Druk-
FRANZ :
HOFFMEISTER
kerei in Paderborn erschienen ist. Wer die
Bedeutung des Heimatbundgrunders ermessen will, kommt an der Lekture dieser
wertvollen Veroffentlichung nicht vorbei.
Theodor Propper ist es auch gelungen,
eine Erinnerungsstatte fur Franz Hoffmeister zu schaffen. Direkt an der Balver
HauptstraBe in unmittelbarer Nachbarschaft zur St. Blasius-Kirche steht heute
der „Hoffmeister-Brunnen". Der Grundstein zu diesem Hoffmeister-Gedachtnis-
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Propper lenkte durch mehrere Veroffentlichungen, z. B. im „Sauerlandruf"
Nr. 3/4 aus 1957 und in der „H6nneZeitung" vom 14. Dezember 1957 die
Aufmerksamkeit auf diesen „Hoffmeister-Brunnen", wie er heute in Balve genannt wird.
Angesichts des Gedachtnisses zum 50.
Todestag von Franz Hoffmeister am 27.
Marz 1993 ist es den heimattreuen Sauerlandern ein Anliegen, das Engagement
von Theodor Propper fiir Hoffmeister
und seine enge Verbundenheit mit ihm
nicht zu vergessen. Leider sind die Vereinsregister-Akten des „Sauerlander Heimatbundes", der beim Amtsgericht Bigge
eingetragen war und am 26. Juni 1937
beim Amtsgericht Bigge geloscht wurde,
laut Auskunft des Amtsgerichts Brilon
vom 10. Mai 1993 vernichtet worden.
Adalbert Thiell
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SAUERLAND
54
Jugendliche und junggebliebene Mitglieder von Heimatvereinen
machen Geschichte lebendig
Was eigentlich machen 30 Leute im
Alter zwischen zehn und 45 Jahren ein
ganzes Wochenende im Jugendhof Vlotho? Der ahnungslose Besucher, dem in
der Stadt schon der eine oder andere mit
Notizblock, Fotoapparat oder Videokamera aufgefallen war, trifft als erstes auf
eine Gruppe, die im Innenhof in der
Sonne sitzt. Aus einer „H6hle" dringen
Larm und schwache Lichtstrahlen.
Wir haben es mit 30 Mitgliedern verschiedener Heimatvereine zu tun, die das
Woctienende nutzen, um sicti uber Tips
und Tricks der Jugendarbeit in der Heimatpflege zu informieren. Und einiges
probieren sie auch gleich aus. Die „H6hle", aus der der Larm kommt, entpuppt
sich als kunstliche Hohle aus Packpapier.
Bei naherem Hinsehen entdeckt der Besucher Hohlenzeichnungen aus der Steinzeit. . . Mittlerweile sind auch die „Spurensucher", die schon vormittags in der
Stadt gesichtet wurden, wieder im Jugendhof eingetrudelt. Nach Schnuppern
in alten, verstaubten Buchern sind sie losgezogen, um vor Ort der Geschichte Vlothos nachzuspiiren. Da ist zum Beispiel
der alte Bahnhof, zugenagelt, verwahrlost, der aber trotzdem noch ein wenig
Flair der alten Zeit ausstrahlt. Die Disco
mitTechno-Klangen, ..Liberty", stelltsich
als ehemalige Zuckerfabrik des Ortes heraus.
Und was macht die Gruppe in der
Sonne? Sie verfaRt diesen Bericht. Aber
damit natiirlich nicht genug: diese Menschen arbeiten nicht nur, sondern sie genieRen auch das Wochenende und die urige Atmosphare des Jugendhofs. Sie spielen Billard, sitzen bis tief in die Nacht auf
dem Hohnerwiem'n (fur die, die's nicht
wissen: der Platz iiber dem ehemaligen
Pferde-/Kuhstall), tauschen Erfahrungen
1. Anderes Wort fur SpaR/Freude
•
2. Beliebtes Spiel im Jugendhof
•
3. GruEwort
•
4. Empfindet jeder nach einem
Wochenende im Jugendhoi
5. Liegt uber dem Pferde/Kuhstall
p.
6. Jetzt geht's ...
•
Den Steinzeitmenschen auf der Spur
und Informationen aus, lassen sich gut
verpflegen und kehren voller Tatendrang
und neuer Ideen nach Hause zuriick. Und
da sie nicht egoistisch sind, bieten sie dem
Gewinner/der Gewinnerin des folgenden
Ratsels einen tollen Preis an: Zwei Personen erhalten die einmalige Chance, am
nachsten Wochenendseminar in Vlotho
(5. bis 7. November 1993) teilzunehmen.
Einsendungen sind bis zum 30. Juni
1993 an den Westfalischen Heimatbund,
Kaiser-Wilhelm-Ring 3, 4400 Munster,
zu richten. Die Ziehung der Gewinner findet auf dem Westfalentag am 2./3. Oktober 1993 in Munster statt. Der Rechtsweg
ist wie immer ausgeschlossen, zu Risiken
und Nebenwirkungen lesen Sie „Heimatpflege in Westfalen" oder fragen Sie ihren
Heimatgeschichte kor>kret erfahrbar machen.
Heimatbund. Mittlerweile kompetente
Ansprechpartner aus dem Heimatbund
sind Werner Gessner-Krone und Susanne
Baumann.
WHB
•
Losungswort
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Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e. V.
ne Koch, die von namhaften Musikwissenschaftlernvertont wurde. Die Gesamtauflage der beiden Tontrager betrug
1000 Stuck, wobei die MC's inzwischen
vergriffcn sind.
Der „Heimat- und Geschichtsverein
Schmallenberger Sauerland e. V." ist seit
dem 9. Dezember 1990 Nachfolger des
damaligen „F6rdervereins WilzenbergTurm e. V.", der am 6. Oktober 1988 gegriindet wurde. Er widmet sich der Heimatgeschichte und Heimatpflege in der
Stadt Schmallenberg und verfolgt u. a. das
Ziel, die Kultstatte „Wilzenberg" sowie
den unter Denkmalschutz stehenden
17 m hohen Wilzenberg-Turm zu erhalten.
Zusammen mit dem Lions-Club
Schmallenberg beabsichtigt der Heimatund Geschichtsverein Grabungsarbeiten
auf dem unter Denkmalschutz stehenden
Wilzenberg durchzufuhren. Entsprechende Antrage wurden zwischenzeitlich
an den Landschaftsverband WestfalenLippe gestellt.
Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, dem rd. 200 Mitglieder
angehoren, ist Herr Friedhelm Pape,
Oberkirchen. Herr Pape, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Schmallenberg,
wurde bei der Mitgliederversammlung im
November 1992 zum neuen 1. Vorsitzenden gewahlt und loste den langjahrigen
Vorsitzenden und stellvertretenden Burgermeister der Stadt Schmallenberg,
Herrn Otto Schulte, Kirchilpe, ab.
An der im Jahre 1994 stattfindenden
750-Jahr-Feier der Stadt Schmallenberg
wird sich auch der Heimat- und Geschichtsverein beteiligen. In Abstimmung
mit Herrn Landesarchivdirektor Dr.
Bruns, Miinster, wird der Verein eine „I1lustrierte Geschichte" uber die Stadt
Schmallenberg herausgeben. Die Kunstmappe (Grofte DIN A 2), die von dem in
Paris lebenden Schmallenberger Kunstler
Carl Siebert gestaltet wurde, enthalt neun
Motive der Stadtgeschichte; von ihr sollen
400 Exemplare gedruckt werden.
Beim Jahresruckblick 1992 wies Herr
Schulte auf die vom Heimat- und Geschichtsverein in der Stadt Leinefelde im
Eichsfeld geleistete Hilfe zur Griindung eines dortigen neuen Heimatvereins hin.
Eine der Hauptaufgaben ist die jahrliche
Herausgabe des seit 1988 erscheinenden
„Schmallenberger Almanachs". In ihm
sind neben dem Kalendarium wissenswerte und interessante heimatgeschichtliche Beitrage zu finden.
Das Jahr 1244 wird als das Griindungsjahr der ehemaligen Stadt Schmallenberg
angesehen. Erzbischof Konrad von Hochstaden verlieh die Stadtrechte, spater
auch das Munzrecht. Dieses Munzrecht
dauerte jedoch nur bis Anfang des 14.
Jahrhunderts und die meisten „Schmallenberger Pfennige" befinden sich heute
in Museen von Koln bis Petersburg, einige
wenige in Privathand, die nur selten auf
Auktionen den Eigentumer wechseln. Im
13. Jahrhundert war das Pfennigstiick die
wichtigste Munzsorte.
In der Vergangenheit wurden vom Heimat- und Geschichtsverein zusammen
mit der Volkshochschule die heimatkundlichen Beitrage „ Schmallenberg und die
westf alischen Stadte im Spiegel der Urkataster" sowie „Archaologie und Vorgeschichte im Rothaargebirge" angeboten.
Im Herbst 1992 wurde die Videokassette „Der Wilzenberg - Kultstatte und
Bodendenkmal" zusammen mit dem
Schieferbergbau- und Heimatmuseum
Holthausen herausgegeben. Er zeigt die
Einzigartigkeit des Wilzenberges sowie
die durchgefuhrte Sanierung und Aufstockung des Aussichtsturmes. Ebenfalls
in Kooperation mit dem Schieferbergbauund Heimatmuseum Holthausen wurde
Anfang Dezember 1992 eine neu aufgenommene CD und MC mit plattdeutschen
Liedern von Christine Koch vorgestellt.
Es handelt sich dabei in Anlehnung an den
Gedichtband „Wille Raousen" um Lyrik
der „Sauerlandischen Nachtigall" Christi-
Der Stadtsparkasse Schmallenberg ist
es zu verdanken, daB der Heimat- und
Geschichtsverein im vergangenen Jahr in
den Besitz des „Schmallenberger Pfennigs aus der Zeit um 1260" kam. Er wurde
dem Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen dann zur offentlichen Presentation iibergeben.
Zum Stadtjubilaum 1994 wird der Heimat- und Geschichtsverein zudem eine
Jubilaumsmedaille in 585 Gold, 26 mm 0
herausbringen. Von Erzbischof Konrad
von Hochstaden sind vier verschiedene
Pfennigtypen des Schmallenberger Pfennigs bekannt, so daB diese Jubilaumsmedaille auf der Riickseite den urspriinglichen Schmallenberger Pfennig (Nr. 4 a)
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zeigen wird. Noch vor dem diesjahrigen
Weihnachtsfest wird diese Jubilaumsmedaille interessierten Heimatfreunden angeboten werden konnen.
Der Mitgliedsbeitrag des Heimat- und
Geschichtsvereins, in dem der jahrliche
Bezug des Schmallenberger Almanachs
enthalten ist, belauft sich z.Z. auf 25,DM.
Heimatfreunde konnen sich mit der
Geschaftsstelle des Heimat- und Geschichtsvereins Schmallenberger Sauerland e. V., Postfach 1140, 5948 Schmallenberg - ab 1. Juli 1993 PLZ 57376 - in
Verbindung setzen.
Red.
Herzhafter Grufi aus
dem Hochsauerland
gtBtKm
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Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
Siegel der Stadt Attendom von 1280 entdeckt
figer vor, z.B. in Soest und Rees. Rechts
vom Kopf des Heiligen erkennt man den
Halbmond, der schon auf den fruhesten
Miinzpragungen Attendomer Provenienz
aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts nachgewiesen werden kann.
Bei der Suche nach „Attendoriensia"
in Rheinischen Findbuchem stieB Christoph Hoberg aus Attendom im August
1992 zufallig auf ein bisher unbekanntes
Stadtsiegel aus dem Jahre 1280.
Bislang waren vier groEe Stadtsiegel
aus den Jahren 1255, 1310, 1350 und
1450 bekannt; hinzu kamen zwei Sekretsiegel aus dem 14. und 16. Jahrhundert.
Das nun nachgewiescne fijnfte mittelalterliche Siegel stammt aus dem Hauptstaatsarchiv DiJsseldorf, Urkundenbestand Altenberg, Urk.-Nr. 178 und ist datiert vom 5. September 1280. Der Inhalt
der Urkunde besagt, daB Wilhelm und
Mechthild, Kinder Sibodos de Ginkde,
Burger von Attendom und Klosterbruder
zu Altenberg, vor dem Gericht in Attendom auf alle Giiter verzichten, die dem
genannten Kloster durch ihren Vater zugefalien sind. Dafur geloben dessen Abt
und Konvent, Mechthild zu ihren Lebzeiten jahrlich 6 Malter Roggen zu entrichten.
Der international anerkannte Siegelexperte Prof. Dr. Toni Diederich aus Koln
fuhrt in einem Schreiben vom 23. Oktober 1992 hierzu folgendes aus: Das Siegel
hat einen Durchmesser von 9,4 cm und
Bat sau
'ne alien Oihme is, , . .
didn gaffte et frogger wudhi op jedem Huawe. Hai was fuor alles taustandig. Te siegen harre hai eigentUk nix oder - uey wellt te gurre hal^
len - wennig. Dooch: Hai woahrte
seyne Rechte und schuggere sik nit,
duse te behaupten, wann't de Oihme fuor noidig halt.
Schmies in Idlerkusen harren gleyk
twai der van-. Oihme August un Oihme Anton, boide „Originale" op idhre Oort. Jeder harre seyne Taustdndigkoiten imme House, imme Stalle
un drdmmerumme. Ddt klappere famos, weyl jeder no seynem Koppe
arbere. Selvtwerre was ddt anders,
do gafft' et dann Probleme. Wann
ne Sake out didr Reyge fdll, bofuor
sik kdnner taustdndig fohlte, wort et
ungerloten un was dann auk erlediget.
zeigt in der Mitte den Hi. Petrus. Dieser
halt in seiner Rechten einen Schlussel
(moglicherweise auch zwei ein wenig verschobene Schlussel wie in dem altesten
Attendomer Stadtsiegel). Da die Pfarrkirche in Attendom Johannes dem Taufer
geweiht ist, konnte man die Gestalt des
HI. Petrus als Patron des Bistums Koln betrachten. Er kommt in den Stadtesiegeln
des „kurk6lnischen" EinfluBbereichs hau-
Sau kam idhr Neffe Ludwig, doy
Timmermann was, eynes owendes et was imme Hidrwest un schon en
bittken kalt-etwas Idter heyme. Do
sdten dann doch August un Anton
imme dicken Mantel met Schal Umme un Haut oppe im Stiiobeken ummen Uawen riimme, doy kalt blieven was. „Konn Ey dann nit idwen
met en paar Sponekes selwes en Uafen aanmaken. bo siiH kdnner imme
House is?" schante Ludwig un
guckere Anton an met didn Wooren:
„Sauwdtt, - is doch wohr!" Anton,
gar nit fUnte, sagte-. „Bdu sau moynste mik, August sat doch noger dranel" Un ways op didn Uawen. Oihme Anton wasfruam, genk after
an de Kumjdunbank un sunndag
nummedages ok meist in de Andacht. - August was wenniger
fruam, bichtere un kummezeierte
droimol im Johre: Op Austern. Al-
Die Umschrift, zerstorte Buchstaben
in eckigen Klammern, kann folgendermaBen gelesen werden: + S1GIL[LV]M CIVITATI - S IN [ATTE]NDERNE. Auffallig
ist hierbei nach Prof. Dr. Diederich die
Sperrung zwischen dem letzten I und dem
S im Wort CIVITATIS. Ursache konnte
die Tatsache sein, daB die FiiRe des Heiligen in die Siegelumschrift hineinragten.
Vergleicht man das „neue" Siegel mit
dem altesten Siegel von 1255, so kann
eine wichtige Veranderung festgestellt
werden: Wahrend die Umschrift des Siegels von 1255 noch „Sigillum burgensium" heiBt, taucht 1280 erstmals die Bezeichnung ..Sigillum civitatis" auf. Das bedeutet, daii 1280 das Gemeinwesen der
Stadt bereits vollstandig ausgepragt war.
AbschlieRend dankt der Verfasser dem
Hauptstaatsarchiv Diisseldorf fur die
f reundliche Genehmigung zur Publikation
des Siegels und Herm Prof. Dr. Toni Diederich fur seine fundierten Auskiinfte.
lerhoiligen un op Kristag. In de Andacht genk hai auk wenniger, dofuor loiwer all 't nummedages in de
Kneype. Anton lauste me eines
Sunndages de Leveyten: ..August,
Dou konnest auk mol wir in de Andacht gohn!" „Bdt schdrt Dik ddt
an", knurte August, „bohidr wellst
Dou wieten, op ik in deAndacht well
oder nitt!" Schwupp, spranke op,
kraigseyn Sangebauk un verkrilmelere sik in de Kidrke taur Andacht.
Sau woren idrk doi boiden nit ummer groiin un hdnselten idrk bo se
konnen. Blaut in punkto Weybesloyen woren idrk dou boyden einik:
Wann me se frogere, brummeddtse
dann nit friggen wollen. kraig me
van jedem deselbe Antwort: „Ik
wuBte nit, bdt me amme Weybesmenske Gurres fingen konn"!
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von Otto Hoffer
FD
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57
SAUERLAND
Budapest 93 - Koszonom! Budapest 93 - Danke!
Der Jugendchor des Hochsauerlandkreises
Dieser Ruf, voller Freude und Begeisterung von 65 ubergliicklichen Choristen mit rhythmischem Klatschen begleitet, halite lautstark uber den groEen Platz
vor der Redoute in Budapest, dem einmalig schonen Konzertgebaude in der City von Ungarns Hauptstadt, direkt an der
Donau gelegen. Und mitten in dieser vor
Freude uberschaumenden Gesellschaft
Gerd Schuttler, Musikdirektor und Landeschorleiter der Sangerjugend NRW.
Der Jugendchor der Musikschule des
Hochsauerlandkreises in Arnsberg hatte
das schier Unmogliche geschafft, sich bei
einem der renommiertesten Chorwettbewerbe Europas mit dem Silbernen Diplom
in der Kategorie „0berstimmen-Ch6re"
und mit einem Goldenen Diplom in der
Kategorie „Gemischte Chore" zu qualifizieren und somit einer der erf olgreichsten
Teilnehmer bei diesem IV. Internationalen Chorwettbewerb zu werden.
Aus aller Welt waren die 60 Chore angereist, aus Japan, Finnland, Schweden,
Danemark, Estland, RuEland, Italien,
Holland und naturlich Deutschland und
Ungarn. Der kiinstlerische Leiter, Prof.
Gabor Holerung, brachte es bei der vom
Ungarischen Fernsehen aus dem Festsaal
der Redoute ubertragenen AbschluBveranstaltung im Beisein der zehnkopfigen
hochkaratigen Jury von Hochschulprofessoren aus ganz Europa und dem Ehrenprasidenten Bela Bartok jr. auf den Punkt,
als er u. a. sagte:
Mit diesem Wettbewerb sollen keine
Nebenwirkungen wie MiBgunst und Eitelkeit, kein gruppenegoistisches Dominanzstreben gezuchtet werden, sondern
hier sollen vorrangig gesellschaftliche
Gleichheit, gegenseitige Anerkennung,
Freude an der Musik und naturlich auch
an der gemeinsamen musikalischen Leistung und volkerverbindende Aspekte
eine Rolle spielen.
Als dann Gerd Schuttler die Urkunden
von Prof. Holerung uberreicht bekam,
war es fast so, als waren nur Sauerlander
in dem mit an 2 000 Menschen hoffnungslos uberfullten Festsaal der Redoute; denn minutenlang feierten die Jugendlichen ihren groRartigen Erfolg. Vorausgegangen waren zwei Wettbewerbstage
voller Konzentration und Spannung,
denn sechs a cappella-Titel hohen bis
hochsten Schwierigkeitsgrades, vom alten Meister bis zur zeitgenossischen Musik, muRten der Jury prasentiert werden.
Der gluckliche Jugendchor auf der Fischerbastei in Budapest.
Absolut beste Benotung erlangten die
Musikschulchoristen bei der Interpretation der Komposition „Weltfriedensbitte"
des Arnsberger Komponisten Kirchenmusikdirektor Gustav Biener, die viersatzig durchkomponiert in Latein, Italienisch, Englisch und Deutsch erklang.
Der Vorsitzende der Jury, Professor
Emil Petrovics, Generaldirektor des Ungarischen Opernhauses und Leiter der
Kompositionsfakultat der Franz-LisztMusikakademie, bescheinigte in einer Dirigentenbesprechung Schuttler eine eminent gute Auswahl der Literatur, hervorragende Stimmbildung seiner Choristen,
einen excellenten Chorklang auch in dynamisch extremen Situationen, Perfektion bei rhythmischen Strukturen, Stiltreue und eine gelungene Darstellung der
Werke durch organische Phrasierung und
einwandfreie Intonation.
Aber nicht nur der erfolgreiche Wettbewerb, die Gestaltung der feierlichen
Abendmesse am Palmsonntag in Budapest mit Martin Kraft an der Orgel, der
Besuch in der Puszta, die ausgelassene
„K6sz6nom-Siegesfeier" im Hotel Budapest, wo das hauseigene Folklore-Orche-
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ster den Arnsbergern seine Referenz erwies, auch die vorausgegangenen drei Tage in Wien, mit einem Konzert im Stephansdom, dem gemeinsamen Besuch
des Musicals „ Phantom der Oper", den
Besichtigungen und Aktivitaten, das alles
hat diese zehntagige Reise des Chores der
Musikschule zu einem Erlebnis ganz besonderer Art gemacht.
Grandios war der Empfang in Arnsberg nach 16stundiger Busfahrt. Trotz
mitternachtlicher Stunde hatten sich Eltern, Freunde und Verwandte mit Spruchbandern, Blumen und Sekt eingefunden,
um„ihren" Chor und Gerd Schuttler uberschwenglich zu begruKen und zu feiern.
Etwas aber, trotz aller Euphorie, ist
den jungen Choristen in Ungarn und besonders in Budapest nicht entgangen. Die
Hilfe, die vor allem alte, kranke und mittellose Menschen benotigen. Deshalb
wird schon in absehbarer Zeit ein Wohltatigkeitskonzert in der Heilig-Kreuz-Kirche zu Arnsberg stattfinden. Der Gesamterlos wird der Ungarnhilfe von Freifrau
von Boeselager zugute kommen, die in
Budapest mehrere Malteser Hilfsdienste
ins Leben gerufen hat und unterhalt. Red.
58
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
Un dat Klockenspiel te Balwe
von Leonhard Knape
40 Jahre Balver Glockenspiel
„Es ware schon! Es ware herrlich!" Mit
diesen Worten unterstrich Theodor Propper, Mitbegrunder des Sauerlander Heimatbundes, in einem Beitrag der HonneZeitung vom 21. Juni 1952 den Wunsch
nach einem Glockenspiel fur seine Vaterstadt Balve. Er auRerte diesen Wunsch damals aus einem konkreten AnlaK: Man begann gerade mit dem Abbruch des historischen Rathauses, um an dessen Stelle nach heftiger offentlicher Diskussion ein Sparkassengebaude zu errichten. Und
dieses Gebaude solle, so Propper, das
Glockenspiel aufnehmen, das uber den
Verlust des alten Rathauses hinwegtrosten konne. Ein Jahr spater sah Propper
seinen Wunsch erfullt. Zu Beginn der
feierlichen Obergabe des Gebaudes der
Stadtsparkasse Balve am 2. Juli 1953
spielte er auf dem Glockenspiel die Melodie des Chorals „GroRer Gott, wir loben
dich".
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Zum Balver Glockenspiel, das von der
Firma Korfhage & Sohne in Buer geliefert
wurde, gehoren vierzehn Glocken aus
Bronze (vier Teile Kupfer, ein Teil Zinn),
gegossen in der seit 1590 bestehenden
GlockengieKerei Gebr. Rincker in Sinn,
sowie eine nicht klingende funfzehnte
Glocke, die alte Rathausglocke. Wenn
diese Glocke auch nicht mehr erklingt, so
hat sie dennoch eine Funktion: sie dient
der optischen Harmonie des in der Gebaudegiebelwand angebrachten GlockenEnsembles. Die Disposition des Glockenspiels ist: f", fis", gis", b", h", c'", cis'",
d'", dis'", e'", f", fis'", g'" und gis'".
Nicht fur jede Melodic ist das Glockenspiel geeignet, Einschrankungen ergeben
sich naturgemaR aus seiner Disposition.
Fast immer sind Transpositionen aus der
Ausgangstonart in eine andere erforderlich. Bei Melodiebearbeitung und Improvisation werden Akkorde nur sehr spar-
sam eingesetzt, da Glocken ohnehin Tongemische abstrahlen.
Das Glockenspiel kann auf zweierlei
Weise zum Klingen gebracht werden: als
Tasteninstrument und als Musikautomat.
Dem Musizieren auf dem Glockenspiel als
Tasteninstrument dient eine Klaviatur mit
24 Tasten, zehn davon sind freilich „blinde" Tasten, der geringeren Glockenanzahl entsprechend. In den funfziger Jahren gab Theodor Propper gelegentlich
Konzerte auf dem Glockenspiel, etwa an
Heiligabend zur Einstimmung auf das
Weihnachtsfest. Dieses Live-Musizieren
wird heute leider nicht mehr gepflegt.
Das Rathaus vor dem Abrifi 1952. die Sparkasseca. 1953/54 und dasselbe Gebaude als Sparund Darlehnskasse 1969.
Wandel im Stadtbild Balues.
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SAUERLAND
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AIs Musikautomat wird das Glockenspiel weiterhin genutzt. Die gespeicherten Melodien erklingen schaltuhrgesteuert mehrmals taglich - derzeit um
neun, elf, 15 und 18 Uhr. AIs Informationsspeicher dienen gelochte Bander aus
Kunststoff. Wahrend des Vorlaufs werden
die Bander abgetastet. Wenn ein Tastfinger auf eine Perforation trifft, wird ein
Stromkreis geschlossen und eine der vierzehn Glocken von innen mit einem Hammer angeschlagen. Bandhalt am Ende einer Melodie und Rucktransport des Bandes nach dem Gesamtdurchlauf werden
ebenfalls uber Lochungen ausgelost. - Im
Laufe der Jahre wurden dreizehn Bander
mit insgesamt mehr als achtzig Melodien
erworben. Die ursprungliche Eigentumerin, die Stadtsparkasse Balve, beschaffte
sieben Bander; das erste davon enthielt
nurdrei Melodien, darunter sinnigerweise
die Melodie des Liedes „Was frag' ich viel
nach Geld und Gut".
Im Jahre 1968 wechselte das Gebaude
in das Eigentum der Spar- und Darlehnskasse Balve eGmbH uber, die ihr Bankhaus bei der Eroffnung im Herbst 1969 zum Kummer mancher - in neuem Klinkeroutfit prasentierte, die aber - zur Freude vieler - wie spater auch die Volksbank
Balve, Zweigniederlassung der Volksbank
Neuenrade eG, das Glockenspiel weiterbetrieb und neue Bander erwarb. Bei dem
zuletzt erworbenen Band bewies die
Volksbank ahnlichen Humor wie die
Sparkasse 1953 beim Erwerb des ersten
Bandes. Sie folgte dem Melodienvorschlag des Vorstandes der Balver Heimwacht und nahm (vielleicht als dezenten
Hinweis auf die Kreditabteilung des Hauses) die Melodie des Liedes „Wenn die
Bettelleute tanzen" ins Repertoire der
Melodien des Balver Glockenspiels auf.
Ob nun diese Melodie tatsachlich vom
Glockenspiel erklingt, das hangt ab von
Gerald Dreher. Er betreut als nebenamtli-
cher Glockner das Glockenspiel, wechselt
in unregelma£igen Abstanden die Bander
und entscheidet damit, welche Melodien
bis zum nachsten Bandwechsel zu horen
sind. Und dann wird sicher wieder die Melodie jenes Liedes zu horen sein, das
Theodor Propper in seinem „Klingemund" dem Glockenspiel gewidmet hat:
„Un dat Klockenspiel te Balwe".
Tasteninstrument und Bandgerat des Glokkenspiels.
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34.
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XJang Mu raml Sing-sang! Sing-sangI Dd-wer al-lem Ge-driin-gel Mngel^KIok-ken-ge-san-gel. Klin-ge-lin-ge-Jin-ge-langl Kling-klangl Kling3. Wann de Klok-ken sin-gel. kUn-get van dear Gie-wel-wand —
KImg-klangI Kling-klang! - hau-ge, dai-pe, klai-ne, klenri-ste, lui-et
Hand m Hand. - Sing-sang! Sing-sang! - Hori! - Vey daut ues vei-
tZTKUnVManT '' "" '^'"^•-' '^""-^-'--^-'''-^^e-ian^K.n,KL:^I1^ i"'-e byey-we( slil-le an dear S(ro-(e stohn. Kling-klangl
Khng-klang! Num-mes wey-kei, al-Ie key-kel, hort dat Klok-kenslohn, — Smg-sang! Sing-sangI — Ian-get met an te sin-gen- al-le
KUng-Zn^'"
""""'"''
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Kling-klangl
Jn„n?'^v^ K/oA-;cen-spie; te Bal-we lutt sau laiv un schoin: Kling-
k,an^iZ^l!^°"f """ ^f^'^"-''''^-"'^' ^^Y-ne Run-de halt _ Klingklang! Klmg-klang! - un dat Klok-ken-lui-en sil-bem op de Dea-ker
lain- S,ng-sang! Sing-sang! - draum iek: - En-gel Lt uZkes
^MtmMamm>»/
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SAUERLAND
Das museale Sauerlanddorf
von Dr. Stefan Baumeier
Viele kleine Dorfer im Sauerland haben mit ihrer gut erhaltenen Siedlungsund Baustruktur wesentliche Elemente ihrer Geschichte bewahrt. Das eine oder
andere von ihnen kann geradezu als idealtypisch fur das gesamte kurkolnische Sauerland gelten und bote gute Voraussetzungen fiir ein freilicfitmuseales Dorf.
Docfi keine Sorge, niemand will ein Dorf
des Sauerlandes musealisieren, einfrieren
und damit von jeder weiteren Entwickklung abschneiden.
Um ein moglichst breites Spektrum
kultureller Pfianomene des landlichen
Sauerlandes zur Darstellung zu bringen,
hat sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als uberortlicher Kulturtrager in
Westfalen schon 1960 entschlossen, im
Konzept eines gesamtwestfalischen Freilichtmuseums dem Sauerland ein eigenes
Kleindorf zu widmen.
Erste Planung 1960
Dieses geplante Dorf charakterisiert
Josef Schepers 1960 in der Zeitschrift
,,Heimatland Lippe" folgendermaEen:
„Erst die letzten 50 Meter des Weges geben den Blick auf das sauerlandische
Kleindorf frei, das in einer Mulde am K6nigsberg Schutzlage fand. Im Gegensatz
zu der siegerlandischen Gruppe mit ihren
schmaleren, im Innern kleingegliederten
Ernhausern mehr mitteldeutscher Art zeigen die sauerlandischen Hofe niederdeutsches Gesicht und Wesen, trotz sudlicher
und westlicher
Kulturuberformung.
Haupthaus, Speicher und andere Nebenbauten dieser Waldbauernhofe haben bescheidene Abmessungen, doch im Zusammenhang der heimischen Baustoffe:
Bruchstein, Holz, Lehm, Stroh und
Schiefer, ebenso in den kraftigen barocken Kontrastfarben ihres Schnitzwerks ubertreffen sie an Mannigfaltigkeit
der Farben und Formen alle anderen
westfalischen Landschaften".
Josef Schepers machte fur ein museales Sauerlander Dorf zwei Vorgaben. Die
erste Vorgabe ist der Standort im Sudosten des Detmolder Freilichtmuseumsgelandes unterhalb des sogenannten Konigsberges; dort wurde schon zu Anfang
der 70er Jahre eine Talmulde fiir das Dorf
ausgebaggert. Die zweite Vorgabe ist der
Bestand von mehr als 20 eingelagerten
Architekturzeugen. Unter ihnen befinden
sich sechs groRe Haupthauser und sechs
aufwendige Speicher. Fast alle Gebaude
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Das Haus Henke-Kaijser aus Ostentrop (1770) und die Scheune Schmies aus Milchenbach
(18. Jahrh.) warten auf ihre Eroffnung.
entstammen dem 18. Jahrhundert.
Schon anhand dieser Fakten muf^ man
nicht Skeptiker sein, um zu ahnen, daii es
ein seiches Sauerlander Kleindorf dem
Baubestand nach zu keiner Zeit gegeben
haben kann.
Die Vorstellungen von Josef Schepers
sind stark idealisiert und nicht frei von
Bruchen. Unbestritten empfinden wir alle
die groBen Hallenhauser des 18. Jahrhunderts mit Agatha-Figur und Rokokoschnitzereien als Inbegriff des Sauerlander Bauernhauses schlechthin. Aber bei
weitem nicht alle Hauser dieses Zeitraumes waren so reich dekoriert, und zudem
reprasentieren sie nur einen recht kurzen
Zeitraum. Schon kurz nach 1800 wandte
man sich in den meisten Landschaften
vom Hallenhaus ab und errichtete Fachwerk-Querdeelenhauser mit groEzQgigen
Wohnbereichen. Auch ist es falsch, fiir
das Sauerland des 18. Jahrhunderts den
Schiefer uberzubetonen. Zu dieser Zeit
waren noch mehr als 90% der landlichen
Gebaude mit Stroh gedeckt, das man
dann im 19., oft sogar erst im 20. Jahrhundert zumeist gegen dunkle Pfannen
oder Blech tauschte und seltener durch
Schiefer ersetzte. Zudem hat es zu keiner
Zeit im Sauerland ein Kleindorf mit bis zu
zehn Wohnstatten gegeben, in dem sechs
groBe Bauernhauser und sechs zweige-
schossige Speicher gestanden batten (wie
in Detmold eingelagert). Schon im 18.
Jahrhundert waren die Dorfer stark sozial
geschichtet. Zwei bis vier groBen Bauernhofen standen einige kleine landwirtschaftliche Betriebe gegenuber. Handwerker und Tagelohner wohnten im
Dorf.
Forschungsprojekt
„Sauerlanddorf"
Da das Sauerland in kulturhistorischer
Hinsicht zu den schlecht erforschten Regionen Westfalens gehort, das museale
Sauerlander Dorf im Freilichtmuseum
aber auf f esten wissenschaftlichen Grundlagen stehen sollte, wurde am Museum
das groB angelegte Forschungsprojekt
..Zur Kultur und Lebensweise der Landbevolkerung im Sauerland" initiiert. Das
Spektrum der Forschungen reicht von
Untersuchungen zur Dorf- und Siedlungsstruktur, zur Nutzung der Freiraume im
Dorf und auf den Hofen, zur Analyse und
zum Wandel der Bevolkerungs- und Berufsstruktur, zum Gebaude- und Viehbestand, zum Wandel der Parzellennutzung
bis zu den Themen Religiositat, Freizeit,
Wohnen, Handel und Gewerbe, Feste
und Feiern und zu vielem anderen mehr.
Die Schwerpunkte dieser Untersuchungen liegen in den Altkreisen Meschede
und Olpe, wobei aufgrund der guten Quel-
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SAUERLAND
61
Die Talmulde des musealen Sauerlanddorfes im Westfdiischen Freilichtmuseum Detmold
lenlage dem Amt Fredeburg sine gewisse
Praferenz zukommt.
Die Untersuchungen bestatigen in eindrucksvoller Weise, daB das Kleindorf mit
funf bis dreiBig Wohnstatten bis in das 20.
Jahrhundert hinein die dominante Siedlungseinheit fur das Sauerland bildete. Sie
machen deutlich, daB die sauerlandischen
Hofe fruher relativ wenig Nebengebaude
besaBen. Im 18. und 19. Jahrhundert gab
es in den meisten landlich orientierten
Dorfern mehr Wohnstatten als Nebengebaude, und nur die groBeren Hofe besaBen in der Regel mehr als ein Nebengebaude. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts und besonders zu Beginn des 20.
Jahrhunderts setzt eine Art Bauboom in
Sachen Nebengebaude ein. Auch die
wunderschonen Speicher, die dem Heimatfreund und Bauforscher sofort ins Auge springen, suggerieren ein vollig falsches Bild in bezug auf ihre Haufigkeit. So
gab es in 22 untersuchten Kleindorfern
des Kreises Meschede mit funf bis 30
Wohnstatten im Jahre 1880 gerade einmal 15 Speicher. Von diesen 15 Speichern standen allein drei im Dorf Dornheim, die Halfte aller 22 Dorfer aber hatte
keinen einzigen Speicher vorzuweisen.
Haufiger als Speicher hingegen waren
Schafstalle, von denen es 1880 dreiBig
gab, 1910 allerdings nur noch zehn.
Auch ein kurzer Blick in die Berufsstatistik dieser 22 Dorfer laBt deutlichen
Wandel erkennen. Die Landwirte machen
1880 mit 134 etwa zwei Funftel der Haushaltsvorstande aus, 1927 sind sie auf die
Halfte der Erwerbstatigen angewachsen.
Wahrend die Zahl der Schreiner, Bergarbeiter, Wagner, Maurer, Muller und Schuster zwischenl880 und 1927 fast konstant bleibt, verschwinden manche Berufssparten weitgehend oder vollig, wie
etwa die Tagelohner, Schafer, Leineweber, Strumpfwerker, Drechsler, Strohdecker und Kohler. Zu den Berufen, die
sich vermehren, gehoren die Gastwirte,
Schreiner, Waldarbeiter, Fabrikarbeiter
und Lehrer; vollig neue Berufszweige stellen Wegearbeiter, Vertreter, Anstreicher,
StraBenwarter, Pferdehandler und Monteure dar.
Ohne auf die Ursachen dieser Phanomene hier eingehen zu konnen, deuten
die knappen Fakten aus einem begrenzten Raum schon die Komplexitat der Forschungsergebnisse an, weisen den rasanten Wandel auf den Dorfern nach. Diesen
Wandel und seine Ursachen als ein Geflecht von geistigen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Faktoren, die auf
die Menschen dieses Raumes gewirkt haben, sichtbar zu machen, hat sich das
Westfalische Freilichtmuseum Detmold
vorgenommen.
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Hat sich das Kleindorf fur das Sauerland als besonders dominant herausgestellt und damit auch fur die museale Presentation angeboten, so ist nach der Darstellungszeit eines solchen Museumsdorfes zu fragen. Im Westfalischen Freilichtmuseum Detmold charakterisieren die
wiederaufgebauten Einzelhofe aus dem
Munsterland und aus dem nordlichen
Westfalen die „standische Zeit" vor der
sogenannten Bauernbefreiung. Das Paderborner Dorf als groBte museale Siedlungseinheit wird im Zeitschnitt um die
letzte Jahrhundertwende dargestellt. Von
daher bietet es sich geradezu an, und dieses nicht nur aus didaktischen Grunden,
dem Sauerland-Dorf den Zeitschnitt um
1925/30 zu geben. Denn um diese Zeit
schlagen wesentliche Aspekte eines sozialen und okonomischen Wandels im Sauerland voll durch: Zaghaft beginnt der
Fremdenverkehr Einzug in die Dorfer zu
halt en, Elektrifizierung und Telefon gelangen aufs Dorf, das Vereinsleben hat
sich in kirchlichen Gruppierungen, bei
den Schutzen und in Sportvereinen voll
organisiert und der Heimatschutzgedanke, getragen vom Sauerlander Gebirgsverein, zeigt Wirkungen.
Die geanderte Planung
Die Forschungen, deren Ergebnisse
1994 und 1996 in zwei umfangreichen
Sammelbanden publiziert werden sollen,
haben eine vollstandige Neuplanung des
musealen Sauerlander Dorfes notwendig
gemacht. Die Neukonzeption sieht fur
das Dorf nun sieben Wohn- und neun
Wirtschaftsgebaude vor, hinzu kommen
drei offentliche bzw. gemeinschaftlich genutzte Bauten: Kapelle, Schutzenhalle
und Trafohauschen. Von der Berufsstruktur her setzt es sich aus vier Landwirten
(einerdavon als Gastwirt im Nebenberuf),
einem Handwerker (Schreiner), einem Industriearbeiter und einem Bergmann
(Erzbergbau) zusammen. (Schreiner stellten auch um 1925 die groBte Gruppe aller
Handwerker im landlich orientierten Sauerland dar, und Bergleute und Fabrikarbeiter lebten in mehr als 60 % der Dorfer.)
Niemand im Sauerland muB Sorge haben, daB die heiBgeliebten, attraktiven alten Haupthauser mit ihrer feinsinnigen
Farbigkeit nun nicht mehr zur Darstellung
kamen. Gerade sie haben aufgrund ihrer
GroBe und Anpassungsfahigkeit an die jeweiligen Nutzungswunsche ihrer Bewohner in groBer Zahl uberlebt und geho-
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SAUERLAND
62
Strohdachdeckung des Handwerkerhauses Kleinpaul aus Medebach im Freilichtmuseum
Detmold
Fotos: Freilichtmuseum Detmold
ren damit auch zwangslauf ig in unser museales Sauerland-Dorf. Sie werden nun allerdings nicht mehr in ihren Urzustand zuruckrekonstruiert, sondern in ihren Zustand im ersten Drittel dieses Jahrhunderts. Von diesen GroBbauernhausern
sind schion zwei in Detmold wiederaufgebaut: das prachtige Haus Henke-Kayser
aus Ostentrop (1770) und das Haus Sommer aus Fiape (1622/18. Jh.). Der Hof
Melcher aus Bremscheid (1759) wird zur
Zeit fur den Aufbau vorbereitet. Insgesamt sind bisher in Detmold sieben historische Gebaude aus dem Sauerland weitgehend fertiggestellt worden.
Was noch fehlt
Aber iiber die aufgebauten und fiir einen Wiederaufbau eingelagerten Objekte
hinaus fehlen uns noch wichtige Exponate: so eine kleine Kapelle, die ein elementarer Bestandteil der meisten sauerlandischen Kleindorfer ist und den hohen Stellenwert des religiosen Lebens der Bevolkerung verdeutlicht. Auch fehlt eine
Schutzenhalle, die hervorragend die ausgepragte sauerlandspezifische Vereinsund Festkultur reprasentiert. Des weiteren fehlt ein Trafohauschen, einer dieser
zumeist zweigeschossigen Tiirme aus den
20er Jahren, die heute vielfach abgangig
sind. Und es fehlt uns eine Hofanlage aus
dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts,
die die Kraft der Agrarrevolution und die
Macht des Historismus sichtbar werden
laBt. Hier batten wir am liebsten eine
komplette Anlage mit Haupthaus, Scheune und Remise und den seinerzeit modernen „Okonomiegebauden".
Bei der Suche nach all diesen Objekten
erhof f en wir uns von den Heimatf reunden
im Sauerland tatkraftige Unterstutzung.
Die Translozierung einer Kapelle, einer
Schutzenhalle oder eines Historismusbauernhofes nach Detmold bedeutet keineswegs eine Ausplunderung des Sauerlandes, denn was vor Ort sachgerecht bewahrt werden kann, kommt fur eine
Oberfiihrung nicht in Betracht. Aber ehe
der Bagger ein solches Objekt fur alle Zeiten zerstort oder die Bauwut es bis zur Unkenntlichkeit verstiimmelt, sollte es doch
besser im Westf alischen Freilichtmuseum
Detmold als Kulturzeuge im Konzert der
Objekte aus anderen westfalischen Landschaften wirken, um breitesten Bevolkerungsschichten von der Geschichte und
Kultur des Sauerlandes und seiner Bewohner Kenntnisse zu vermitteln.
Eroffnung erst im Jahr 2000?
Wann das Sauerlander Dorf allerdings
der Offentlichkeit zuganglich gemacht
wird, kann heute weniger denn je gesagt
werden. War eine Teileroffnung zunachst
fur das Jahr 1996 angestrebt, so erlaubt
es die momentane Finanzschwache der
offentlichen Hand und damit auch die des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
als Trager des Museums zur Zeit nicht, die
fur eine Eroffnung notwendige Infrastruktur zu erstellen. Hoffentlich mussen die
Sauerlander auf ihr Dorf im Westfalischen Freilichtmuseum Detmold nicht
weiterhin iJber Gebuhr warten.
Pcrsonenschiffahrt
Am Hafen 1
57462 Olpc-Sondern
Telefon 02761/61011
Telefax 027 61/61013
Schiffs-Tel. 0161/2204164
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SAUERLAND
63
Das Technologieinformationszentrum (TIZ) in Meschede
von Prof. Dr.-Ing. H.W. Klein
Eine „Perle der Universitat" nannte
der Rektor der Universitat - Gesamthochschule - Paderborn, Prof. Dr.-Ing. HansAlbert Richard, die Hocfischulabteilung
Meschede. AnlaR war die Einweihung eines neuen Horsaalgebaudes, das mit Mitteln der Stadt Meschede, des Landes
NRW und des Bundes in der ersten Maiwoche fertiggestellt wurde. Nach einem
Entwurf des Balver Architekten Potter
wurde das Projekt unter der Bauleitung
des Mescheder Architekten Iseken mit
Hilfe zahlreicher Firmen, Amter und Behorden in die Realitat umgesetzt. Dank
groKzugiger Spenden der Honselwerke
und der Veltins Brauerei konnte auch die
technische Inneneinrichtung der groRen
Horsale zugig realisiert werden. Das neue
Gebaude, das die Stadt Meschede auf
dem Hochschulgelande errichtete, dient
der Kooperation der regionalen Wirtschaft mit der Wissenschaft und der praxisorientierten Forschung der Hochschule.
Erste Wurzel 1964
Die Hochschulabteilung in Meschede
wurde 1964 zunachst als eine AuBenstelle
der damaligen Ingenieurschule Soest gegriindet, um eine bessere Versorgung des
Sauerlandes mit Einrichtungen des tertiaren Bildungsbereiches zu schaffen. Nach
kurzer Selbstandigkeit als Ingenieurschule wurde sie 1972 in die neu gegriindete
Universitat - Gesamthochschule - Paderborn als Abteilung eingegliedert. Zu dieser Universitat gehoren neben Meschede
auch die Hochschulstandorte Soest und
Hoxter.
Heute, fast 30 Jahre nach ihrer Grundung, bietet die Hochschulabteilung Meschede ihren Studierenden ein breit gefachertes Angebot von Veranstaltungen an.
In den drei Studiengangen Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen konnen die Studierenden unter verschiedenen Studienrichtungen
wahlen. Angebot en werden die Fachhochschulstudiengange Maschinenbau Datentechnik mit den Studienrichtungen
Konstruktionstechnik und Fertigungstechnik, Elektrotechnik mit den Studienrichtungen Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung, sowie Wirtschaftsingenieurwesen mit den Richtungen Elektrotechnik und Maschinenbau.
Eine intensive Zusammenarbeit der Fachbereiche auf den Gebieten der Datenverarbeitung und Datentechniken in Lehre,
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Der am 6. Mai eingeweihte Neubau der Abteilung Meschede der Universitat Gesamthochschule Paderborn; die Pavilions in Leichtbauweise sind hier nicht zu sehen.
Forschung und Entwicklung geben den
Studiengangen ihre besondere, moderne
und interdisziplinare Pragung.
Maschinenbau - Elektrotechnik Wirtschaftsingenieure
Schwerpunkte der Ausbildung im Maschinenbau liegen in der Konstruktion,
die die Anwendung der CAD-Techniken
einschlieKt, in der Datentechnik, der Warme- und Stromungstechnik, den Werkzeug- und Kolbenmaschinen und im Apparatebau. Ebenso werden den Fertigungsverfahren, der Organisation, der
Logistik, der Schweif^technik und der Aluminiumverarbeitung in der Ausbildung
eine grof^e Bedeutung zugemessen. In der
Elektrotechnik bilden die Schwerpunkte
die Facher Nachrichtenubertragungsund Nachrichtenverarbeitungstechnik,
Hochfrequenz-, Impuls- und Regelungstechnik sowie das breite Spektrum der
Datenverarbeitung.
Im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen werden zusatzlich zu einer qualifizierten Ingenieurausbildung mit maschinenbaulicher oder elektrotechnischer
Ausrichtung wirtschaftswissenschaftliche
Kenntnisse vermittelt. Die Realitatsnahe
des Studiums wird auch dadurch gewahrleistet, daR die Absolvierung eines Praxissemesters wahrend des Hauptstudiums
fur alle Studierende Pflicht ist. Das Anbieten von Praktikumsplatzen durch Sauer-
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...LIEBER
„GANZ ALTER
SCHNEIDER"
H.&F. SCHNEIDER KDRNBRENNEREI
NUTTLAR-HGCHSAUERLAND
64
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SAUERLAND
Sauerlander Kleinbahn
fahrt in Herscheid
Mit Volldampf in die Vergangenheit
fahrt die Sauerlander Kleinbahn in Herscheid-HiJinghausen noch einmal am 20.
Juni. Fruher, als das Auto noch nicht das
alles beherrschende Verkehrsmittel war,
batten Schmalspurbahnen als Zubringer
und Verteiler von Verkehrsleistungen zu
den Hauptbahnen eine wichtige Funktion. Vor zehn Jahren entschlossen sich
einige Eisenbahnfreunde, den Kleinbahnen (Spurweite; 1000 mm) ein lebendiges
Denkmal zu setzen. Auf der Trasse der
1969 stillgelegten Bahnstrecke Pletten-
^ Aus einer Diplomarbeit uber die Festigkeitsberechnung uon Druckbehaltern.
lander Unternehmen fiihrt zu einer weiteren Verflechtung zwischen der Hochschule und dessen Umfeld. Sie wird dadurch noch verstarkt, daR Absolventen
dieses Studiengangs durch die Vereinigung wirtschaftlicher und technischer
Kompetenz in einer Person fiir die kleinen und mittleren Betriebe der Region als
Mitarbeiter sehr interessant sind.
Allen drei Studiengangen gemeinsam
ist eine intensive mathematisch-naturwissenschaftliche Grundausbildung in den ersten Studiensemestern.
Meschede erfreut sich als Studienort
groBer und immer noch zunehmender Beliebtheit. Im Jahre 1964 fur 450 Studierende konzipiert, werden heute fast 1300
junge Menschen in der Mescheder Hochschulabteilung ausgebildet. Dieser Aufga-
be widmen sich 40 Professoren und welters 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in den Laboren, Werkstatten und der Verwaltung.
Die in den Fachhochschulstudiengangen ausgebildeten Ingenieure sind auf
Grund der Praxisnahe des Stadiums fur
Tatigkeiten insbesondere in der mittelstandischen Industrie geeignet. Die Wirtschaftsstruktur des Einzugsbereiches der
Hochschulabteilung in Meschede ist vorwiegend mittelstandig. So konnten seit
Bestehen der Hochschuleinrichtung weit
mehr als 2 000 Ingenieure und Ingenieurinnen ausgebildet werden. Davon hat die
Sauerlander Wirtschaft in hervorragender Weise profitieren konnen. Dieser
Transfer qualifizierten Personals hat zur
Wirtschaftsforderung sicher einen hohen
Beitrag geleistet und stellt die primare
Aufgabe der Hochschuleinrichtung dar.
Die wahrend der Ausbildung durchgefuhrten Studien- und Diplomarbeiten,
aber auch die Forschungsarbeiten der
Hochschullehrer sowie die Entwicklungen der Laboringenieure bilden eine zusatzliche Moglichkeit fur die heimische Industrie, am Technologiestandard der
Hochschule teilzunehmen. Gleichzeitig
kann die Hochschule durch diese Basisorientierung eine Kontrolle gewinnen, inwieweit sie am aktuellen Stand der Technik arbeitet.
Sauerlander
Kleinbahn
MARKISCHE MUSEUMS-EISENBAHN e.V. (M.M.E.)
Posttach 1346 - 5970 Plettenberg
Betriebsgelande:
Bahnhof - ElsetalstraSe 46
5974 Herscheid-Huinghausen
berg-Herscheid bauten sie am Bahnhof
Hiiinghausen eine Museumseisenbahn
auf. Die Stadt Plettenberg stellte ein
Streckenstuck von rund zweieinhalb Kilometern Lange zur Verfugung. Das Empfangsgebaude wurde restauriert, Gleisanlagen wurden wieder aufgebaut und die
Sammlung von Kleinbahn-Originalfahrzeugen wurde immer groEer.
Die Sauerlander Kleinbahn fahrt am
20. Juni ab 11.30 Uhr im Stundentakt ab
Bahnhof Huinghausen. Nahere Informationen unter der Ruf-Nummer: 0291/
10233 und 13035.
Red.
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SAUERLAND
Die Mohnetalsperre heute und vor 80 und vor 50 Jahren
von Dr. Jiirgen Funke
Die Mohnetalsperre am Nordrand des
Sauerlandes hat in diesem Jahr drei „runde" Jahrestage: Vor 80 Jahren wurde sie
feierlich in Betrieb genommen, vor 50
Jahren wurde sic bei einem Bombenangriff zerstort, um - ebenfalls vor 50 Jahren - nach rascher Reparatur erneut ihre
Aufgaben wahrnehmen zu konnen. Somit
spiegelt dieses technische Meisterwerk
auch ein Stijck deutscher Geschichte
wider.
gen ergossen sich durch die 77 m breite
und 22 mtiefeBresche. Etwa 1200 Menschen kamen in jener schrecklichen
Nacht in den Fluten ums Leben. Betroffen
von der Welle der Zerstorung waren nicht
nur nahegelegene Orte, wie z.B. Neheim, sondern auch Wickede, Frondenberg und Schwerte. 110 Millionen Kubikmeter Wasser schossen innerhalb von
funf Stunden durch das Ruhrtal. Die Flutwelle war bis zu sieben Meter hoch.
Wer heute vom Mohnesee spricht,
denkt vor allem an Freizeit und Hobby.
Der malerisch gelegene See mit vielen
Buchten und waldreichen Uferzonen ist
ein Eldorado fur Segler und Surfer, die in
den Sommermonaten vor allem aus dem
Ruhrgebiet anreisen. Bademoglichkeiten, Campingplatze, Rad- und Wanderwege vervollstandigen das touristische
Angebot.
Deutsche Militars hatten die Sprengung der zwischen 34 m am FuB und 6 m
an der Krone breiten Bruchsteinmauer
fiir unmoglich gehalten; sie wurden eines
besseren belehrt. Das militarische Ziel des
Angriffs, die Industrieproduktion im
Ruhrgebiet durch Wassermangel zu beeintrachtigen, wurde jedoch nicht erreicht. Die in gleicher Nacht angegriffene
Sorpetalsperre hielt - trotz zweier Bombentreffer im Kronenbereich des Erddamms - dicht. Und die Staumauer der
Mohne wurde in nur vier Monaten wieder
aufgebaut. Die damit beauftragte Organisation Todt (OT) erreichte diesen Kraftakt
durch extreme Ausbeutung menschlicher
Arbeitskraft. Bis zu 1600 Menschen arbeiteten rund um die Uhr tagtaglich auf
der GroBbaustelle. Am 24. September
Doch welche Funktion hat der Stausee
tatsachlich? Er dient der Wasserversorgung des Ruhrgebiets, d. h. vor allem des
Industriereviers zwischen Dortmund und
Duisburg. Selbst in den trockensten Sommermonaten mu£ der - verglichen mit
dem Rhein - kleine FluR der Bevolkerung
und der Industrie ausreichend Trink- und
Brauchwasser zur Verfugung stellen, Der
Ruhrverband sorgt mit den Talsperren an
Mohne, Bigge, Sorpe, Henne und Verse
fur den standig notigen ZufluB. AuBerdem
ist er fur die gute Wasserqualitat verantwortlich und betreibt daher zahlreiche
Klaranlagen, in denen Abwasser vor ihrer
Einleitung in den Strom gereinigt werden.
Schon um die Jahrhundertwende erkannte man die groRe Bedeutung einer
kontinuierlichen Wasserversorgung fiir
die industrielle Entwicklung. 1908 begannen die Arbeiten fur den Mohnestaudamm, damals eincs der groRten Projekte
in Europa und Pilgerziel vieler Bauingenieure. 1913 konnte der Ruhrtalsperrenverein die Anlage in Betrieb nehmen. An der
damaligen Zielsetzung hat sich bis auf den
heutigen Tag nichts geandert.
Stromerzeugung aus Wasserkraft war
und ist nur eine Nebennutzung. Das aus
dem See durch eine unter dem Damm liegende Rohrleitung abgelassene Wasser
durchlauft Turbinen zur Stromerzeugung
und gelangt dann in den Ausgleichsweiher. Das Nutzgefalle betragt immerhin
32 m. Ehe das Wasser am FuB des Ausgleichsweihers wieder in das FluEbett der
Schautafeln rund um den See zeigen den
Besuchern die schonsten Wanderwege.
Mohne gelangt, wird es nochmals durch
die Turbine eines kleinen Kraftwerkes geschickt. Hier betragt das Gefalle jedoch
nur 6,40 m.
Die Katastrophe
In der Nacht zum 17. Mai 1943 gelang
britischen Bombern die Sprengung der
Staumauer. Eine eigens entwickelte Rollmine, die zunachst wie ein flacher Kieselstein ilber das Wasser hiipfte, explodierte
direkt an der Mauer. Riesige Wassermen-
Der Eichsfeldkreis
Heiligenstadt traditionsreich und zukunftsorientiert
Im Rahmen einer Ausstellung in der
Sparkasse Attendorn prasentierte sich
der Landkreis Heiligenstadt, der schon
seit Anfang 1990 Partnerkreis des Kreises Olpe ist. Das Amt fiir Wirtschaftsforderung des Kreises Heiligenstadt informierte ausfiihrlich uber die Wirtschafsstrukturdieser Region Thiiringens. Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung suchen Unternehmen aus dem Landkreis
Heiligenstadt Kooperationspartner, aber
auch Abnehmer fiir ihre Produkte. Die
Produktpalette der Unternehmen, die
gerne in das Sauerland liefern wollen,
reicht von Erzeugnissen aus ZinkdruckguB iiber Kunststoff- und Metallbeschlage
bis zu Stahl- und Metallbau-Erzeugnissen.
Hiesige Unternehmen, die Interesse an
Lieferbeziehungen zu Unternehmen aus
dem Kreis Heiligenstadt haben, konnen
bei der Industrie- und Handelskammer
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Siegen eine umfassende Produkt- und Firmenliste anfordern.
„Das Eichsfeld versteht sich als konservativ gepragter Raum und ist eine katholische Insel in einem anders gearteten Umfeld" umschrieb bei der Ausstellungseroffnung der Landrat des Kreises Heiligenstadt, Dr. Werner Henning, seine Heimat. Er wies darauf hin, daB die Arbeitslosenquote von 16% (im Februar) noch „relativ ertraglich" geblieben sei. Seit der
Wende seien rund 130 ha Gewerbeflache
erschlossen und knapp 30 Unternehmen
neu in die Region geholt worden. Allerdings sei die Landwirtschaft vollig zusammengebrochen. Probleme haben die Heiligenstadter - wie andernorts in den neuen Landern iiberall - mit der Biirokratie
auf Landesebene und den Defizlten in den
offentlichen Haushalten. Trotzdem war
Dr. Henning zuversichtlich, daB der Kreis
Heiligenstadt und das Eichsfeld, weil von
besonderer Beschaffenheit, eine gute Zukunft hatten.
PL
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SAUERLAND
66
1943 war die Bruchsteinmauer wieder
geschlossen und das Wasser der Mohne
konnte erneut gestaut werden.
Fiinf Jahre nach Kriegsende begann
der RTV mit dem Wiederaufbau der
Kraftwerksanlagen und des Ausgleichsweihers. Das alte Kraftwerk, das in der
Mitte am FuK der Staumauer gestanden
hatte, war durch den Dammbruch total
zerstort worden. Das neue Kraftwerk errichtete man seitlich am Weiher. Bin
stahlgepanzerter, 200 m langer Stollen
mit einem Durchmesser von 3,40 m leitet
das Wasser herbei und fiihrt es auf zwei
stehende Kaplanturbinen. uber 12 Mio.
kWh Strom werden hier pro Jahr im
Durchschnitt erzeugt und ins offentliche
Netz eingespeist. Somit niitzt uns der See
in vielerlei Hinsicht. Der touristische
Aspekt ist der augenfalligste, die Wasserversorgung des Reviers der wichtigste.
*«••
Fijnf Stunden lang ergossen sich riesige Wasserwassen aus der 77 m breiten Bresche
Die Flutwelle nach dem Dammbruch hinterheli ein Bild der Zerstorung, hier am Mohneufer in Neheim.
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Bilder: Ruhrverband
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67
Die St. Wendelin-Kapelle in Balve-Kesberg
Im Rahmen der kommunalen Neuordnung 1975 wurde die kleine Ortschaft
Kesberg der erweiterten Stadt Balve zugeordnet und aus dem ehemaligen Kreis
Arnsberg dem neuen Markischen Kreis
eingegliedert.
am Ende des Zweiten Weltkrieges zum
Teil zerstorten Wohnhauses anfertigte.
An den Seiten sind Figuren der Gottesmutter Maria und des HI. Wendelin angebracht, beide vom gleichen Kunstler, geschaffen 1977/78.
Hier steht die St. Wendelin-Kapelle.
Nach dem Plan des Architekten Wilhelm
Teckentrup (Rheda) wurde 1977 der Bau
der Kapelle begonnen und 1978 vollendet. Am 19. Juli 1978 benedizierte Generalvikar Bruno Kresing, Paderborn, unter
Anteilnahme der Bewohner der kleinen
Ortschaft Kesberg die Kapelle auf den Namen des heiligen Wendelin.
Die Verehrung des HI. Wendelin hat
eine lange Tradition. Er gilt seit Jahrhunderten als Patron der Bauern und fur Flur
und Vieh. Er lebte um 570 in den Vogesen als Einsiedler oder Monch, als Hirt
und schlie£lich als Abt von Thorley. Seine
letzte Ruhestatte, schon um das Jahr
1000 bezeugt, fand er in dem spater nach
ihm benannten St. Wendel im Saarland.
Der Bau einer Kapelle war schon im
Jahre 1914 geplant, doch der Erste Weltkrieg, schwere wirtschaftliche Jahre und
die Zeit nach 1933 verhinderten die Ausfuhrung. Der Gedanke aber, eine Statte
des Gebetes zu errichten, blieb in Kesberg
uber Jahrzehnte hinweg bis in die folgende Generation lebendig.
Die Botschaft des Abendlautens und
der Steine greift die Liturgie am Festtag
von Wilhelm Vogel
des HI. Wendelin (20. Oktober) in Gebeten und Gesangen auf: „Gott, unser Ursprung und Ziel, . . . hilf uns, daB wir in alien Sorgen dieses Lebens stets das eine
Notwendige suchen" (Tagesgebet). Und
in einem Lied heiEt es: „. . .hilf guter Hirt
St. Wendelin, daB wir jeden neuen Tag
unseren Schopf er loben . . ., daB wir gut
zu Tieren sind und zu alien Wesen..., daB
wir schiitzen, was da lebt und die gute Erde . . ., daB wir gute Wege gehen, einer
mit dem anderen" (L. Zenetti).
Durch viele Jahrhunderte hat der
christliche Glaube die Bewohner des Sauerlandes gepragt. Die vielen Klrchen, Kapellen, Wegkreuze und Bildstocke geben
davon ein beredtes Zeugnis. Wird das
auch in der Zukunft so sein?
Im Kapellenturm bef indet sich eine alte
Glocke; „Meister Jacob Hilden goB mich
in Colin 1763" steht darauf eingegossen.
Seit dieser Zeit lautet sie den Angelus.
„Immer waren die Menschen selbstsuchtig und oft wenig gut. Aber das Abendlauten erklang, schwebte iiber dem Dorf,
iiber den Feldern, iiber dem Wald. Es
mahnte, die unbedeutenden, irdischen
Dinge abzulegen, Zeit und Gedanken der
Ewigkeit zu widmen. Dieses Lauten . . .
bewahrte die Menschen davor, zu vierbeinigen Kreaturen zu werden. In diese
Steine, in diese Glockenturme legten unsere Ahnen ihr Bestes, die ganze Erkenntnis eines Lebens." Was Alexander Solschenizyn in der Erzahlung „ Am Oka-FIuR
entlang" schreibt, driickte der Balver Heimatdichter Theodor Propper (t 1979) in
dem Gedicht „Wenn eine Glocke ertont"
so aus: „. . . undatmeeindasSchweigen,
weitab von alien Dingen, die doch so bald
vergehen." Das Abendlauten dieser kleinen Glocke will die gleiche Botschaft verkunden und das eine weltgeschichtliche
Ereignis jeden Tag neu in Erinnerung rufen: „Und das Wort ist Fleisch geworden"
(Joh. 1,14 - Angelus). Es mahnt uns zugleich, aufrichtig diese Friedensbotschaft
anzunehmen und weiterzutragen.
In der Kapelle hangt ein Kreuz, das der
Kunstler Wilhelm Winkelmann (t 1989),
Giinne, in den Nachkriegsjahren aus Eichenbalken eines durch Artilleriebeschul^
Foto: Friedhelm Ackermann
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68 Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
Der Sauerlander Schulmann und Dichter
Heinrich Bone 1813 bis 1893
„Keine Schulgeschichte des 19. Jahrhunderts und keine Arbeit von Rang uber
das Kirchenlied wird geschrieben werden
konnen, ohne daB Bone's Name ruhmende Erwahnung findet", schreibt Josef
Hesse im „Suerlanner" 1958 uber den
Schulmann und Dichter Heinrich Bone
aus Drolshagen im Sauerland. Sein hundertster Todestag am 10. Juni 1993 ist
der AnlaB - uber lokale Gedenkveranstaltungen im Olper Raum hinaus - an diesen
groRen Mann unserer Heimat zu erinnern, dessen Kirchenlieder im ganzen
deutschen Sprachraum heute noch gem
gesungen werden.
Die Fatnilie
Heinrich Bone erblickte am 25. September 1813 als Sohn des Sauerlander
Gastwirts und Knopffabrikanten Matthias
Bone und seiner Ehefrau Maria Elisabeth
Kramer in Drolshagen das Licht der Welt.
Sein Geburtshaus, das alte Gasthaus Bone in der AnnostraBe, steht nicht mehr^).
Mit funf Geschwistern wuchs er auf. Sein
UrgroBvater Johann Peter Bone aus
Much (Siegkreis, Rheinland) war im Jahre
1745 durch Einheirat nach Drolshagen
gekommen. Die anderen Vorfahren waren seit Generationen im Sauerland ansassig: Neben Drolshagen kamen sie aus
Olpe, Gerlingen (Kr. Olpe), Bremscheid,
Husen (Pfarrei Eslohe), Bremge (Pfarrei
Helden), Siebringhausen und Thieringhausen.^)
Begegnung mit Franz Wiillner
Nach Gymnasialjahren in Attendorn
und Arnsberg kommt Heinrich Bone
1830 auf das Recklinghauser Gymnasium, wo der Bauernsohn Franz Wullner
aus Sallinghausen bei Eslohe als Direktor
wirkt, dem der „Beruf etwas mehr ist als
ein bloBes Routinegeschaft". Der Sauerlander Landsmann Wiillner holt den Primaner Bone in seine Familie. Schnell entwickelt sich Freundschaft mit dem gleichnamigen Sohn Franz. Diese Jugendfreundschaft Bones mit dem spater hochberuhmten Musiker Franz Wullner jun.
sollte ein Leben lang halten.
Nach dem Abitur studiert Heinrich Bone ab 1832 in Bonn „altklassische" Philologie und legt im Sommer 1835 mit 21
Jahren das Staatsexamen fiir das hohere
Lehramt „mit Auszeichnung" ab.
Die Beziehung zur Familie Wullner
reiBt fur den jungen Lehrer nicht ab. Wullner ist inzwischen Gymnasialdirektor in
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Jugendbildnis Heinrich Bones.
Dusseldorf. An seiner Schule verbringt
Bone sein Probejahr und bleibt dort vier
Jahre als „Hulfslehrer" bis 1839. Diese
Dijsseidorfer Jahre weiten den Horizont
des jungen Sauerlanders: Wullner fiihrt
ihn in einen Kreis von Kunstlern und Gelehrten ein. In dieser Zeit schreibt Bone
seinen ersten Gedichtband, der 1838 erscheint.
Ein Jahr spater erhalt der geistig wendige und aufgeschlossene Bone am katholischen Marzellengymnasium zu Koln seine erste feste Anstellung. Zusatzlich unterrichtet er Deutsch an einer Kolner
Tochterschule, die von Christine
Schmitz, der musikalisch hochbegabten
Tochter eines Kolner Konsistorialassessors, zusammen mit ihren Schwestern geleitet wird.
Bones Lesebuch
Das Jahr 1840 bringt fur Bone zwei bedeutsame Ereignisse: Er heiratet eben
diese Christine Schmitz und bringt sein
„Deutsches Lesebuch fiir hohere Lehranstalten, I. Theil zunachst fijr die unteren
Klassen der Gymnasien" heraus, das als
das beste seiner Zeit gilt. Es setzt neue
MaRstabe und macht seinen Herausgeber
nicht nur in ganz Deutschland bekannt.
Auch in den Schulen Osterreichs, Belgiens und Luxemburgs wird es offiziell
eingefiihrt. Bones Lesebuch erlebt bis
1894 insgesamt 60 Auflagen von je
3000 Stuck, so daR die Gesamtauflage
bis 1894 auf 180 000 kommt; in den Folgejahren werden weitere sechs Auflagen
gedruckt. Der 11. Teil fiJr die oberen Klassen erscheint 13 Jahre spater im Jahre
1853. Er bleibt in der Auflagenhohe deutlich hinter dem Teil I zuruck, bringt es
aber immerhin mit 13 Auflagen von je
2000 auf eine Gesamtauflage von
26000 Exemplaren.
von Dietmar Rost
Conrad Martin und Carl Schurz
Wahrend seiner Kolner Zeit. die nur
drei Jahre wahrt, knupft Bone eine enge
Freundschaft mit seinem Kollegen, dem
geistlichen Religionslehrer und spateren
Bischof von Paderborn Dr. Conrad Martin. Von den erhaltenen 700 Briefen Bischof Martins sind allein 250 an Bone gerichtet.-^) Einer seiner Kolner Schuler,
Carl Schurz, der spater als amerikanischer Staatsmann groBe Bedeutung erreicht, setzt in seinen Lebenserinnerungen seinem Lehrer Heinrich Bone ein literarisches Denkmal. Schurz rechnet es geradezu „unter die Begunstigung durch das
Schicksal" in seinem Leben, daB Heinrich
Bone drei Jahre sein Ordinarius war und
ihn lehrte „deutsch zu schreiben". Schurz
sagt: „Wenn ich in meinem spateren Leben den Grundsatz festgehalten habe, daB
Klarheit, Anschaulichkeit und Direktheit
des Ausdrucks das Haupterfordernis eines guten Stils sind, so habe ich das in groBem MaBe den Lehren zu verdanken, die
ich von Bone empfing.'"*)
Im Jahre 1842 kommt Bone als „Erster
Oberlehrer" an die Ritterakademie des
rheinisch-westfalischen Adels in Bedburg, wo er 14 Jahre wirkt. In diese Zeit
fallt die Herausgabe seines Kirchengesangbuches „Cantate" sowie der Schriften „Veilchensamen" und „Orate".
Das Licderbuch Cantate
Mag zu Bones Lebzeiten sein
„Deutsches Lesebuch" als sein groBtes
Werk gegolten haben. so liegt seine eigentliche Bedeutung und sein Nachwirken bis in unsere Zeit in seinem ..Katholischen Gesangbuch nebst einem vollstandigen Gebet- und Andachtsbuch", dem er
den Namen ,.Cantate" - Singet! - gab.
Fachleute sind der Ansicht: Durch dieses
Gesangbuch ist Bone zum groBen Reformator des Kirchengesangs im vorigen
Jahrhundert geworden; es leitet den „Beginn einer neuen Zeit" ein.'^)
Nach grijndlichen Studien gibt Bone
sein „Cantate" 1847 heraus, well die damaligen rationalistischen Gesangbucher
seiner Vorstellung vom volksnahen Kirchenlied nicht genugen. Sein Buch enthalt iiber 400 Lieder: neben Ausgrabungen und Bearbeitungen alien Liedgutes
zahlreiche neue Obersetzungen lateinischer Hymnen, dazu eine Reihe eigener
Dichtungen.
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69
de bewahrt sein Andenken durch eine
StraBe, die seinen Namen tragt, eine Gedenktafel in der Grundschule und eine Bone-Sammlung im Stadtarchiv.
Abbildung aus:
Das malerische und
romantische Westfalen, von Levin
Schiicking und Ferdinand Freiligrath.
3. Auflage 1890.
Selbst wer mit dem Namen Heinrich
Bone nichts anzufangen wei£, kennt doch
seine Lieder aus seinem „Cantate", die im
fruheren Paderborner Gesangbuch „Sursum Corda" mit uber dreiRig zahlreich
vertreten waren. Auch im heutigen Einheitsgesangbuch „Gotteslob" erhalten
sechs Lieder im allgemeinen Teil sein Gedachtnis lebendig, darunter:
Herr, send herab uns deinen Sohn (GL
112), Lobpreiset all zu dieser Zeit (GL
158), Das ist der Tag, den Gott gemacht
(GL 220), Zu dir, o Gott, erheben wir (GL
462).
Im Paderborner Anhang gehen neun Lieder auf Heinrich Bone zuruck, darunter:
Dir Vater tont der Lobgesang (808), Heilig, heilig in den Hohen (814), Den Taufbund wir erneuern (818), Zu dir schick ich
mein Gebet (881), Herr, gib Frieden dieser Seele (892).'')
Zu bedauern ist, daB die Mehrzahl der
Texte von Friedrich Kienecker fur das
„Gotteslob" „neu gefaKt" und damit
sprachlich oft blasser geworden sind. Interessant durfte in diesem Zusammenhang sein, da£ etwa der Kolner Diozesanteil mit 15 Liedern aus dem „Cantate"
nicht nur weit mehr bringt als die Diozese,
aus der Bone stammt, sondern, was noch
bemerkenswerter ist, die Texte in der Regel unverandert.
Wirken in Mainz
Ostern 1856 wird Bone Direktor desselben Recklinghauser Gymnasiums, dem
er fruher unter Wullner als Schuler ange-
hort hat. Doch schon nach drei Jahren
holt ihn der Mainzer Bischof Wilhelm
Emanuel von Ketteler an das dortige „Rabanus-Maurus-Gymnasium". In Mainz erwarten ihn neben der Leitung dieses groEen angesehenen Gymnasiums vielfaltige
weitere Aufgaben. So grundet er mit dem
befreundeten Maler Philipp Veit, einem
Stiefsohn Friedrich und Dorothea Schlegels, den „Christlichen Kunstverein" und
schreibt weitere Bucher.^) Aber auch
schwere Heimsuchungen fallen in die
Mainzer Jahre. Seine Tochter Therese
verungluckt mit 18 Jahren todlich (1863),
seine Frau Christine stirbt 1864. Im Jahre
1872 stirbt seine zweite Tochter Auguste,
zwei Jahre spater, mit 26 Jahren, sein
Sohn Felix, schlieBlich noch sein Sohn
Adolf in Philadelphia. Trost in seinem
Leid findet er in seiner intensiven Arbeit
und in seinem Freundeskreis.
Bone verkehrte mit bedeutenden
Kunstlern und Gelehrten seiner Zeit. Neben den schon erwahnten zahlten Felix
Mendelssohn-Bartholdy und Max Bruch
dazu. Besonders enge Freundschaft verband ihn mit den geistlichen Herren Kardinal Krementz und Weihbischof Baudri
von Koln, Abt Ephrem von der Meulen
und Bischof Martin von Paderborn.
Er machte ausgedehnte Reisen, die
den Kreis seiner beruhmten Freunde
noch erweiterten. Dabei vergaR er nicht
das Land seiner Kindheit, sein geliebtes
Sauerland. Er besuchte haufig seinen
Bruder Kasimir in Drolshagen und sprach
mit Vorliebe Platt. Seine Heimatgemein-
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Demiitigung im Kulturkampf
Bone genoB einen hervorragenden Ruf
als Padagoge. In welchem Geist er wirkte,
dokumentieren seine „Gedenkblatter fur
Schule und Leben", in denen er elf seiner
Reden bei den JahresabschluBfeiern publizierte. Im Jahre 1864 wurde sein Wirken durch die Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des hessischen Philippsordens anerkannt. Bereits in seiner Bedburger Zeit war er fur seine padagogische
Aufbauarbeit zum Professor ernannt worden. Das alles konnte nicht verhindern,
daB er in den Tagen des Kulturkampfes
offentlichen Demiitigungen ausgesetzt
war. Seine katholischen Erziehungsgrundsatze wurden in Mainzer Zeitungen
heftig angegriffen, sogar Kollegen und
ehemalige Schuler wurden seine Gegner.
Vollig uberraschend wurde er dann am 3.
April 1873 ohne Angabe von Grunden in
den vorzeitigen Ruhestand versetzt, obwohl noch kurz vor seiner Entlassung ein
Revisionsbericht sich sehr belobigend
uber seine Tatigkeit und die Zustande an
seinem Gymnasium ausgesprochen hatte. Besonders krankend fur ihn war, daB
auf seiner Pensionsurkunde die vorgedruckten Worte „ unter Anerkennung
langjahriger treugeleisteter Dienste"
durchgestrichen waren.
Wie stark man jedoch seinen EinfluB
auf die Offentlichkeit einschatzte, zeigt,
daB zu dieser Amtsenthebung drei Jahre
spater noch das Verbot seines Lesebuches hinzukam; im Jahre 1876 wurde es
in den Schulen Hessens und PreuBens
„auBer Cours gesetzt".^)
Letzte Lebensjahre
In Wiesbaden, wohin er sich zuruckgezogen hatte, lebte Bone noch zwanzig
Jahre ganz seiner literarischen Arbeit, vor
allem widmete er sich dem Studium der
Kirchenvater; seine letzte Arbeit war eine
Abhandlung uber „Das Tedeum".
Leid und rastloses Wirken hatten seine
Krafte aufgezehrt. Als Carl Schurz bei seiner Deutschlandreise im Jahre 1888 nach
Gesprachen mit Bismarck und Kaiser Wilhelm seinen „guten alten Lehrer" besuchte, den er „zuletzt als bluhenden DreiBiger" gesehen hatte, kam ihm „ein kleines
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SAUERLAND
70
BUCHER •
SCHRIFTTUM
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giJlH. 187^.
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11 «Hdi&a,.Muiiii.
Tite/ der 10. Auflage von Heinrich Bones
„Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil", 1872.
zusammengeschrumpftes, gebrechliches
Mannchen" entgegen, „in einem grauwollenen Schlafrock, mit riesigen Filzpantoffeln an den FuRen und einem
schwarzseiden Kappchen auf dem sparlichen weiBen Haar".
Bald darauf wurde Bone schwer krank,
zog in ein kleines Landhaus nach Hattenheim, wo er von einem Barmherzigen
Bruder gepflegt wurde und am 10. Juni
1893 starb. Auf dem Mainzer Aureusfriedhof wurde er begraben. „Dankbare
Schuler" errichteten ihm ein Denkmal mit
der Inschrift „grati discipuii". Vor einigen
Jahren wurde es wieder instandgesetzt.
Mogen Name und Person Heinrich Bones - auch in seiner Heimat - weitgehend
in Vergessenheit geraten sein, in seinen
heute noch gern gesungenen Kirchenliedern lebt er weiter."")
Anmerkungen:
1) In dem grogen Brand, der am 18. Mai 1838 fast
ganz Drolshagen einascherte, ging auch Bones
Geburtshaus verloren. wurde aber wieder neu errichtet.
2) Eine ausfuhrliche Ahnenliste von Heinrich Bone
hat NorbertScheelezusammengestellt in: Heimatstimmen aus dem Kreise OIpe (HSO) Nr 53/
1966. S. 77-79.
3) Vgl. dazu: Christian Stamen. Aus der Briefmappe
des hochseligen Bischofs Dr. Conrad Martin von
Paderborn, Jungfermann'sche Buchhandlung, Paderborn 1902. - Zu Conrad Martin vgl. auch: Wilhelm Liese, Konrad. Martin. Professor und Bischof. Bonifacius-Druckerei. Paderborn 1937.
4) Carl Schurz wurde am 2. Marz 1829 in Liblar bei
Koln geboren und starb am 14. Mai 1906 in New
York. Als Journalist, amerikanischer Senator und
Innenminister hat er viel fur die Deutschen in Amerika getan. Die 1930 gegrundete Cad Schurz Memorial Foundation in New York hat sich die Pflege
derdeutsch-amerikanischenBeziehungenzurAufgabe gemacht. Die Lebenserinnerungen von Carl
Schurz umfassen drei Bande (1906-1912). - Vgl.
Thee Hamacher, Heinrich Bone und Kad Schurz
HSO 63/1966, S. 72-77.
5) Baumker, Das kath. deutsche Kirchenlied. Bd. IV.
- Vgl. dazu auch Fellerer. Westfalen in der Musikgeschichte. Bd. IV. des Werkes Der Raum Westfalen. - Vgl. ebenso: Theo Hundt, Heinrich Bone
und unsere Zeit, in: De Suerianner 1962, S, 77 f.
5) Es wird hier nicht unterschieden nach Bones eigenen Liedern. ubersetzten oder alten im Cantate
aufgenommenen.
7) In Mainz entstanden Bones Bucher ..Dichterperlen- (1860), ,.Buch der Altvater" (1863), „Das
Schiff des Hells von Geiler von Kaiserberg" (1854)
u.a.
8) Bones ..Schaffen und Wirken am Mainzer Gymnasium" beschreibt Anna AntoniaDirkmann, Professor Heinrich Bone, in: HSO, Folge 120/1980.
9) Aus der bereits genannten Literatur wurden herangezogen: Otto Hellinghaus. Heinrich Bone aus
Drolshagen zu seinem 40. Todestage. in: Heimatblatter fur das sudliche Sauerland (HBO), 10. Jg
1933. Heft 5/5. S. 88-93. - Wilhelm Schulte.
Westfalische Kopfe, Aschendorff, Munster, 3.
Aufl. 1984. - Dietmar Rost. Saueriander Schriftsteller, Schieferbergbaumuseum SchmallenbergHolthausen 1990.
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Hartmut Vietor, Marsberg
Norbert Volpert, Arnsberg 1
Dr. Hubert Wullner, Marsberg
Asylsuche in Westfalen
vor 200 Jahren
In unserer jubilaumsfreudigen Zeit soilten auch Ereignisse Aufmerksamkeit finden, die zwar keine Veranlassung zum
..Feiern" bieten, wohl aber eine Ruckschau auf sich jetzt zum 200. Mai jahrende Vorgange von heute sehr aktuell anmutender Problematik: die Aufnahme der
franzosischen Revolutionsfluchtlinge in
Deutschland. Wie sich dieser ProzeB in
Westfalen vollzog, veranschaulicht eine
Dokumentation von 1989, die wegen ihrer Entsprechungen zur jetzigen Situation
eher noch interessanter geworden ist.
Das 550 Seiten starke Buch ..Franzosische Emigranten in Westfalen" vergegenwartigt das Thema durch eine vielfaltige
Quellenauswahl (S. Ill bis 468). Sie beginnt mit dem Jahr 1792, als der verstarkte Zustrom von franzosischen Fluchtlingen nach Westfalen einsetzte; ihr Endpunkt ist 1802, als mit der Generalamnestie fur die franzosischen Emigranten deren Mehrzahl in die Heimat zuruckkehrte.
Dem Quellenteil geht eine informative
„Einleitung" voraus, in der P. Veddeler
die Emigrantensituation in den unterschiedlichen Teilen Westfalens: den
Furstbistumern Munster und Paderborn,
dem Herzogtum Westfalen und Vest
Recklinghausen und den preuBischen Gebieten Westfalens darstellt. Es weist u. a.
durch den Abdruck langer Namenslisten
nach, daR kein anderer Landstrich
Deutschlands soviele Emigranten aufgenommen hat wie Westfalen - ein bisher
kaum bekanntes Faktum -, und daB „ein
FremdenhaB eigentlich nicht zu greifen
ist."
Gleichwohl ist der Ton, in dem von den
Fluchtlingen gesprochen wird, in sehr vielen Quellen keineswegs freundlich. Schon
der Landesherr, Kurfurst Maximilian
Franz, wenn auch ein Bruder der Konigin
Marie Antoinette, macht aus seiner tiefen
Abneigung gegen alles Franzosische keinen Hehl. Das gilt vor allem gegenOber
den franzosischen Adligen, dem „EmigregeschmeiR", unuberbietbar etwa in seiner
verachtlichen Charakterisierung „ein
Franzos, ein Wollustling, ein Weichling"
(S. 282 ff), von dem er hochst negative
Einflusse auf ..unsere biederen Westphalinger" befurchtet. Die gefluchteten franzosischen Geistlichen werden dagegen
viel wohlwollender beurteilt. Sie haben
vor allem im Furstbistum Paderborn
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SAUERLAND
71
freundliche und verstandnisvolle Aufnah
me gefunden.
exemplarisches Buch vorgestellt, nicht Buch gelesen hat, kennt man Gunne am
nur „gewichtig", sondern auch schon, gut Mohnesee. Sollte man es nicht einmal
Fur das Herzogtum Westfalen ist die gemacht und inhaltsreich! Kurz gesagt, es aufsuchen?
Quellenlage leider relativ durftig. Die ist eine Freude! Ganz erstaunlich, da/5 ein
Hermann Hinteler
Emigrantenzahl war auch insgesamt ge- kleiner Ort mit 1598 Einwohnern so etringer, da hier schon ein Zustrom deut- was auf die Beine bringt. Das gelang auch GUnne 1190 - 1990. Beitrage zur Geschichte einer
ehemals kurkolnischen Landgemeinde. Im Auftrage
seller Fluchtlinge aus dem linksrheini- nur, weil der Herausgeber geschickt eine der Schutzenbruderschaft St. Antonius Gunne hrsg
schen Teil des Kurfurstentums unterzu- Gruppe von uber 40 Mitarbeitern, die mit von Ulrich Loer. A. Stein'sche Buchhandlung Werl
bringen war, Seit 1796 hausten uberdies wenigen Ausnahmen in Gunne wohnen, 1990. 312Seiten, 59,-DM.
im sudlichen Landesteil die Revolutions- motivierte und einspannte. Im lesenswertruppen, die Emigrant en gewiB ab- ten Vorwort wird etwas „unterspielt".
Neue Freizeitkarten fiir
schreckten. Der Kurfurst scharfte zudem Das Buch nennt sich zwar „Beitrage zur
Olsberg
und Eslohe
in einem „ausdrucklichen Befehl" fur das Geschichte", durfte aber doch eine umDas Landesvermessungsamt NRW hat
Herzogtum Westfalen vom November fassende Geschichte dieses Dorfes am
1792 ein, daK alien Emigranten nur die Mohnesee sein. Nach dem - anscheinend im Rahmen der „Grunen Reihe" vier neue
Durchreise und ein Aufenthalt von 24 unvermeidlichen - Kapitel zur erdge- Freizeitkarten im Ma&tab 1:25000 zum
Stunden gestattet sei und daK Jeder unse- schichtlichen Vergangenheit und ersten Wandern, Radfahren und Besichtigen
rer Unterthanen, der sie langer als 24 Besiedlungsspuren geht es sofort zur Ent- herausgegeben. Die Karte fur Olsberg im
Stunden in seinem Haus duldet, ohne sie stehung des Siedlungsnamens Gunne", Hochsauerland, die in Zusammenarbeit
seiner unmittelbaren Obrigkeit angezeigt ein sehr wichtiger Beitrag, aber so wis- mit der Olsberger Kur- und Fremdenverzu haben, in eine Bruchte (Strafe) von 10 senschaftlich verfaKt, dal? er kaum von al- kehrs GmbH erstellt wurde und in 2. AufGoldgQlden verfallen" sei (S. 118). Ob in ien Lesern verstanden werden durfte. Alle lage erscheint, stellt die Stadt Olsberg
anderen Kapitel sind aber leicht lesbar, zwischen Brilon und Bestwig im nordlider Praxis so rigoros verfahren wurde?
allgemein verstandlich und umfassend. Zu chen Rothaargebirge vor. Fur 9,80 DM
Der Freiherr vom Stein, 1793 noch im begruKen ist, daK nach alien Abschnitten ist sie zu beziehen.
preuKischen Kleve residierend, erwagt die Quellen angegeben werden. VerblQfEbenfalls in 2., erweiterter Auflage ist
bereits das Mittel der „Quotierung" der fend und vielfaltig sind die Quellen. Da
Fluchtlinge im Verhaltnis „zur Menschen- waren Fachleute am Werk! Wie uber- die Karte von Eslohe im Sauerland herzahl und Oberflachie" der preuBischen haupt am ganzen Buch die ordnende ausgekommen. Zusammen mit der GeProvinzen. Im ubrigen erhofft er sich zwei Hand eines Fachmannes zu merken ist. meinde Eslohe wurde der Vorganger um
Vorteile von den adligen und den geist- Fast jede Periode der Geschichte dieser Angaben zum Wandern, zu touristischen
lichen Emigranten: ihr Elend soil bei den Landgemeinde wird behandelt, auch Einrichtungen, Sport- und ErholungsanDeutschen „die Abneigung gegen die Re- kleine Episoden. Bei der Vielzahl der Au- lagen und Sehenswurdigkeiten erweitert.
volution in Frankreich und die scheuRli- toren lieBen sich gelegentliche Ober- Die Karte ist fur 9,90 DM erhaltlich.
che Nation der Franzosen vermehren" (S. schneidungen nicht ganz vermeiden. BeBeide Karten haben eine bebilderte
123). Es gibt zwar auch tolerante und richtet wird von Flurnamen, Urkataster, RQckseite mit Fotos von Ortsteilen und
menschenfreundliche Tone in den Quek Brauchtum, uber Kirchen, von der alten Erlauterungen sowie Beschreibungen der
len. Aber Lesefruchte der hier zitierten Kapelle. Einige Geschichtsperioden wer- Wanderstrecken.
Art lassen sich in dem sorgfaltig aufberei- den geschlossen dargestellt wie z. B. Mitteten und mit zusatzlichen Illustrationen telalter bis Neuzeit, Zeit des Kaiserreiches
angereicherten Band doch leider oft ge- und der Weimarer Republik, auch Nazi- Hofe in Ense
nug f inden - eine uns heute nur zu vertrau- und Kriegszeit, Geschichte der Post, der
Auf 32 Seiten stellt Hartmut Platte in
te Denk- und Sprechweise der Abneigung Eisenbahn, der Schulen und Kindergarseinem
Heft „H6fe in Ense einst und heuund Distanz gegenuber Zuflucht-Suchen- ten. Besondere Kapitel befassen sich mit
den. Alles in allem daher ein „Jubilaums- dem Wandel in der Landwirtschaft, im te" 21 Hofe in verschiedenen Ortsteilen
Enses vor. Alphabetisch sortiert nach Fadokument" besonderer Art!
Handwerk und in der Industrie. Die Kunst miliennamen widmet Platte jedem der
Dr. Erika Richter kommt nicht zu kurz, und nicht der Wan- Hofe ein kleines Kapitel mit einem Bild
del im Wohnungsbau. Der Leser erfahrt und einem AbriB der Geschichte des jePeter Veddeler (Bearb.), Franzosische Emigranten in
Westfalen 1792 - 1802, hg. vom NRW-Staatsarchiv vom Geschafts- und Gewerbeleben. Und weiligen Hauses. Ein groBer Teil der Hofe
Munster. Quellen und Forschungen Band 28. Selbstauch alles uber Gunner Vereine. Es sind ja kann auf eine lange Vergangenheit zuverlag Staatsarchiu MUnster, Munster 1989, 552 S
gerade die Vereine, die ein Dorf beleben ruckblicken. Das Schicksal der einzelnen
38,- DM.
und „heimatlich" machen. Die Illustratio- Hofe durch die Jahrhunderte, ihre GroBe
nen
- bis auf ein Frontispiz - sind schwarz- und die wechselnden Bewohner bzw. EiGunne 1190 - 1990
weiB, sehr zahlreich und eindrucksvoll. gentumer gehen aus den Beitragen PlatFast eine Flut von sogenannten „Hei- Leider fehlen einige Bildlegenden. Zumatbuchern" und Ortsgeschichten er- satzliche Grafiken und Karten setzen den tes hervor. Alle Familienbetriebe, die er
scheint auf dem Buchermarkt. Sicherlich Leser ins Bild. Fur einen Normalsichtigen vorstellt, werden auch heute noch bewirtsind alle gutgemeint, aber viele sind des sind aber einige Urkundenproduktionen schaftet. Das Biichlein ist im Borde-VerErwahnens nicht wert. Hier wird nun ein leider nur Dekoration. Wenn man dieses lag, Werl 1992, ISBN 3-9802779-3-3,
erschienen und kostet 18,- DM.
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72
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LESERBRIEFE
Kreistagswanderung
Zu der schon traditionellen Wanderung
des Kreistages des Kreises OIpe hatte
Landrat Hanspeter Klein auch den Landrat des Hochsauerlandkreises, die Kreistagskollegen und die Spitze der Verwaltung eingeladen. Die Wanderung am 8.
Mai begann am Wanderparkplatz Jagdhaus und fuhrte nach Oberhundem. Eine
ansehnliche Gruppe von Mannern - und
eine Kreistagsabgeordnete aus Attendorn
- starteten bei herrlichem Fruhlingswetter, auf den Weg geschickt von Landrat
Franz-Josef Leikop und begleitet von
Schmallenbergs Burgermeister Rotger
Belke-Grobe, der auch die notwendige
Initialzundung in Form eines Schieferbergbaugeistes gab.
Zur Christine Koch-Doppel- Zur Maria Kahle-Diskussion
scite in Sauerland 1/93
Zum Artikel ..Liebe und Heimat - MaDietmar Rost sei gedankt fur seine editorische Notiz zur Esloher Gesamtausgabe der Mundartlyrik Christine Kochs,
auch wenn diese etwas auffallig ausfuhrlich gerat. Die Obernahme eines Cedichtes von Norbert VoB in die den handschriftlichen NachlaB einbeziehende Edition ist in der Tat unentschuldbar peinlich, zumal uns „Dagg un Dau" im Archiv
vorlag.
ria Kahles Erstlingsbuch heute gelesen
und kritisch betrachtet" von Friedrich
Schroder (SAUERLAND) Nr. 1/Marz
1993) nimmt der Vorstand des Heimatbundes Olsberg wie folgt Stellung:
1. Sauerlander Autoren miissen sich objektiver Kritik stellen, auch das umfangreiche Werk von Maria Kahle bedarf der
kritischen Analyse.
2. Der Verfasser des Artikels hat sich in
Leider stellt die falschliche Koch-Zuseiner Methode, Maria Kahle in ihrem lischreibung unserer Gewahrsquelle keinen Einzelfall dar. Die „Plattdeutsche(n) terarischen Anspruch zu bewerten, einseitig verhalten. Wenn man wie Friedrich
Lieder" des Westfalischen Heimatbundes
Schroder
wenige Gedichte bzw. Verse
von 1985 bringen unter Nr. 88 „Cure
aus dem Gesamtwerk herauspickt und sie
Nacht" (meines Wissens Text und Musik
von Theodor Propper) irrtumlich als gleichzeitig als cin Vermachtnis von Maria Kahle hinstellt, so ist das ubertrieben
Christine Koch-Gedicht. Von da aus gespitzfindig
und bedingungslos. Mit einer
langt das Lied jungst in die Holthauser
solchen Methode kann man fast jeden AuMusikkassette „Wille Raousen" (vgl.
tor fertigmachen.
WERKE I S. 247). Errare humanum est.
Der Weg fuhrte uber den Hardier, an
3. Der Verfasser nimmt wenig Rucksicht
Zu den weiteren Beitragen der Christider Kreisgrenze zum Wittgensteinschen
auf die zeitlichen und personlichen Bedinentlang, zum Margaretenstein und von da ne Koch-Doppelseite, zumal zu den wenig gungen, denen sich Maria Kahle stellen
nach Oberhundem, wo Burgermeister erfreuiichen Auskunften in Verbindung mul^te. Sie war eine schwarmerisch verKarl-Josef Luster-Haggeney die Truppe mit meinem Namen, verweise ich auf die anlagte Frau, begeistert fur das DeutschbegruBte. Man starkte sich im Haus des Dichterin selbst: Irgendbo . . . (nachzule- tum, wurde - wie glaubwiirdige ZeitgeCastes. Die Besichtigung der vom Kreis sen in der „Esloher Ausgabe" auf Seite nossen dokumentierten - vom NationalOlpe kurzlich erworbenen Kapelle in der 145, in der ..Holthauser" Auswahl auf sozialismus miKbraucht und lieE sich tatAdolfsburg beendete den gelungenen Seite 153).
sachlich fijr die nationalsozialistische BeAusfiug.
PI.
Peter Burger, Eslohe/Dusseldorf wegung (Parole: Heim ins Reich!) einspannen, ein Faktum, unter dem sie spater schwer gelitten hat (Briefe geben darLieferbare Titel der
Alfred Bruns:
uber Zeugnis).
Landeskundliche Schriftenreihe Tagebuch der truchsessischen Wirren
4. Herr Schroder verlangt, ..mansolltedie
im Herzogtum Westfalen 1583/84.
des Sauerlander Heimatbundes
1987. 306 Seiten.
MeRlatte nicht zu niedrig anlegen". Das
HSK-Archiv. 39.00 DM
ist
prinzipiell richtig. Der Verfasser muf?
Elisabeth Schumacher:
sich
allerdings gefallen lassen, dal^ man
Das kolnische Wcstfalen im Zeitalter
Walter Fritzsch, Jutta Heutger-Berost:
der Aufklarung
auch ihn, seine Methode und sein ArbeitsStromversorgung im Sauerland
unter besonderer Berucksichtigung der Re1891-1935.
ergebnis messen mochte. Laf^t er auch
formen des letzten Kurfiirsten von Koln,
1991. 224 Seiten.
andere
Argumente und Recherchen als
Max Franz von Osterreich. 1967. 2765
Buchhandel, 36.~ DM
die seinigen gelten? Ist er fahig zu (literariHSK-Archiv, 21,00 DM
scher) Toleranz?
Alfred Bruns:
Manfred Wolf (Bearbeiter):
Quellen zur Gcschichte von Stift und
Freiheit Meschede.
1981. 728 Seiten.
Kulturamt der Stadt Meschede, 30,00 DM
Geschichtsforschung im Herzogtum
Westfalen.
Der Historische Verein zu Arnsberg.
1992. 551 Seiten.
HSK-Archiv, 48,00 DM
Alfred Bruns:
Die Juden im Altkrcis Meschede
1814 - 1874.
Die Schmallenberger Juden
1934 - 1943.
1987. 232 Seiten.
HSK-Archiv, 26.80 DM
Manfred Wolf (Bearbeiter):
Die Urkunden des Klosters
Oelinghausen - Regesten -.
1992. 592 Seiten.
Buchhandel, 44,80 DM
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Alle Titel konnen auch Uber den Buchhandel
bezogen werden.
Der Heimatbund der Stadt Olsberg
mochte in diesem Sinne Maria Kahle
selbst zu Wort kommen lassen. In einem
Brief vom 18. Marz 1949 schreibt sie
u. a.: „Ich lebe in der festen Oberzeugung,
da£ aus unserer chaotischen Zeit eine religiose Erneuerung - wenn wir es denn so
nennen sollen - wachsen wird. Alle wesenhaften Menschen, die an der Barbarei
und Gottesferne leiden, in die die weiEe
Welt immer weiter hineintreibt, miissen
bis in die Tiefen der Seele erschuttert wer-
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73
PERSONALIEN
den. Heute fasse ich es schon kaum mehr,
wie uns nach dem Ersten Weltkrieg national Ziele Oder sogar eine Fahne! soviel
bedeutet haben. Nun, es waren Stufen der
Entwicklung. Heute geht es um ganz anderes. Vielleicht muEte im Nationalsozialismus die Hybris des Nationalgedankens
und des Nationalstaats erlebt, erlitten und
ad absurdum gefuhrt werden. Aus den
Zuckungen und Krampfen, die wir heute
in der Politik, in der Kunst, auf alien geistigen Gebieten verfolgen,wird der religiose
Mensch geboren werden, oder es kommt
der Untergang. Vielleicht sehen wir nur
erst in Einigen Gestalt werden, was einst
viele ergreifen, durchrutteln und formen
wird. Ein solches Werden braucht Menschenalter. Wir selbst brauchen ja auch
Zeit, uns aus abgelebten Formen und
„Konventionen" zu losen. Bedenken Sie
nur, was in den letzten 40 Jahren alles geschah! Vor 40 Jahren lebte ich als sorgloses junges Madchen in jener Sicherheit,
die fiir das damalige Burgertum typisch
war. So gesichert, so oberflachlich war
dies Leben, daB eine ungluckliche Liebe
zu tiefstem Weltschmerz fiihrte. So langweilig gesichert war es, dafi ich das Abenteuer der Reise nach Brasilien unternahm
~ andere gingen in die Kolonien. Was war
schlieBlich die allerletzte Ursache? Unruhige Sehnsucht, ungestillte, die so groE
war, wie das Leben daheim klein und eng
war. . . " (Brief im Besitz des Arbeitskreises Maria Kahle im Heimatbund Olsberg).
Aus der Hand von Landrat Franz-Josef
Leikop erhielt der Apotheker KarlHeinz Forster, Olsberg, das Bundesverdienstkreuz uberreicht. Seit drei Jahrzehnten ist K.H. Forster insbesondere
kulturpolitisch tatig. So gehorte er 1959
mit zu den Initiatoren des Kulturringes
Olsberg, den er zwei Jahrzehnte fuhrte.
GroBe Verdienste erwarb er sich auch um
die Rekonstruktion der historischen Orgel in der Pfarrkirche St. Martinus zu Bigge (SAUERLAND Nr. 2/Juni 1992) und
die Erstellung der Ortschronik „Bigge im
Strom der Zeit". Als Neuestes arbeitet der
Geehrte an der Geschichte des Apothekenwesens im Sauerland.
*
In der Sunderner Schutzenhalle f anden
sich am 14. April rund 400 Gaste ein, um
ihrem Burgermeister Franz-Josef Tigges zum 60. Geburtstag zu gratulieren.
Der beliebte Burgermeister, der dieses
Amt seit 1969 innehat, hatte seine Gaste
gebeten, in das von Hauptschulern gebaute Modell des Jugendzentrums durch
einen Schlitz im Dach Geld-Geburtstags-
geschenke zu stecken. Den anderen Teil
der von ihm initiierten Geschenkaktion
leitet er nach Schirgiswalde, in den dortigen Kindergarten von Sunderns Partnerstadt. „Ich freue mich gerne und mochte,
daB sich alle mit mir freuen" sagte der
Burgermeister zu seiner Feier, und mischte sich unters Volk.
*
In der Stadt Drolshagen sah sich der
Rat nach einem neuen Stadtdirektor um,
als die 2. Wahlperiode von Stadtdirektor
Hermann Schmelzer ablief. Aus den eigenen Reihen wahlte er den Dipl.-Volkswirt Theo Hilchenbach, Prokurist bei
einer Maschinenfabrik in Olpe, zum neuen Verwaltungschef - eine wirkliche
Neuerung in der Besetzung fuhrender
Verwaltungsstellen. Theo Hilchenbach
(CDU), der auch im Kreistag des Kreises
Olpe saB und 2. stellv. Landrat war, muBte seine kommunalen Ehrenamter deshalb aufgeben.
*
Nachfolger von Dr. Giinter Cronau
als Stadtdirektor von Arnsberg wird der
AUCH FUR DIE URLAUBER
IM SAUERLAND!
Der Vorstand
des Heimatbundes Olsberg
Leserbrief zu
Hermann Wedekind
96,2
Brilon
Olsberg
Bestwig
In dem Beitrag hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Nicht mit Calderons
Welttheater, sondern mit dem „Balver
Zeitwendspiel" von Theodor Propper
wurden die Hohlenspiele 1949 eroffnet,
und das mit einem sensationellen Erfolg
und 13 000 Zuschauern. Auf „Das groEe
Welttheater" von Calderon im Jahre
1950 von 300 Laienschauspielern aus
Balve, gleichfalls unter Wedekinds Regie
in Szene gesetzt, folgte dann von Munster
aus „Mord im Dom" von T.S. Elliot und
„Luzifer" von Karl Wagenfeld in plattdeutscher Sprache, mit Theodor Propper
in der Hauptrolle.
Agathe Althoff-Cramer, Balve
104,9
Meschede
106,5
Winterberg
Medebach
HaUenberg
107,6
Sundern
89,1
Schmallenberg
Eslohe
106,5
Arnsberg
94,8
Marsberg
Tag fur Tag . . . 24 Stunden total lokal
Redaktion • Werbezeitenverkauf • Studio
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SAUERLAND
74
36jahrige, aus Werl stammende Jurist
Hans-Josef Vogel (CDU). Dr. Cronau,
seit der kommunalen Neugliederung
1975 Stadtdirektor, geht in den vorzeitigen Ruhestand. Stadtdirektor Vogel wird
seinen Dienst am 1. Juli antreten.
Der Gemeindedirektor von Kirchhundem, Rudolf Lange, wechselte als
Stadtdirektor nach Goch. Sein Nachfolger wurde Hans-Adolf Bender, bisher
Stellvertreter des Gemeindedirektors.
Sein Amtsantritt war der 29. April 1993.
*
Superintendent Heinz-Dieter Quadbeck, Iseriohn, gehort seit dem 24. April
1993 auf Vorschlag der Evangelischen
Kirche von Westfalen in Bielefeld dem
Sinfoniekonzert
zum OKD-Geburtstag
Oberkreisdirektor Dr. Franz Demmer,
Olpe, wollte zuseinem 50. Geburtstag am
23. Marz keine Rede horen, sondern Musik. So verfiel er auf eine besondere Idee.
Zum Vorabend, am 22. Marz, lud er die
Burger des Kreises Olpe zu einem offentlichen Sinfoniekonzert in die Stadthalle
Olpe ein, zu dem er die Sudwestfalische
Philharmonic verpflichtet hatte. Zahlreiche Burger, unter ihnen viele Angehorige
Vorstand des Sauerlander Schutzenbundes e.V. (SSB) an. Mit Pastor Quadbeck,
seit Juli letzten Jahres Superintendent fur
den Kirchenkreis Iseriohn (siehe „SAUERLAND'' 4/Dezember 1992), ist damit
erstmals ein Vertreter der Evangelischen
Kirche Mitglied des Bundesvorstandes
des SSB.
Diese Neuerung wurde moglich durch
eine von den Delegierten des SSB in Brilon beschlossene Satzungsanderung, wonach dem Bundesvorstand zukunftig auch
ein evangelischer Geistlicher angehort.
Der Bundesvorstand selbst hatte bereits
im Januar vorbehaltlich der Satzungsanderung beschlossen, dem Vorschlag der
Evangelischen Landeskirche zu folgen
und Pastor Quadbeck auf die Dauer von
fiir Violine und Orchester g-moll, op. 26
von Max Bruch, komponiert 1866. Solistin des Abends war Ines Kreutel, eine
junge Geigerin, die schon mit neun Jahren als Violin-Solistin in der Deutschen
Staatsoper „Unter den Linden" in Berlin
debutiert hatte. Solistin und Orchester
meisterten das bekannte Werk klangschon und vital. Nach der Pause erklang
Felix Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie
Nr. Ic-moll, op. 11 von 1824. Sokamdas
Programm der leicht romantischen Stimmung des Jubilars blendend entgegen,
zunachst drei Jahren zu seinem Mitglied
bestellt.
Dem stellvertretenden Chefredakteur
der Westfalenpost, Walter Hense aus
Olpe, schrieb Dr. Adalbert Miillmann zum
Eintritt in den Ruhestand. Er dankte Walter Hense f Qr die langjahrigen guten Kontakte zum Sauerlander Heimatbund und
seine Bemuhungen, dessen Anliegen in
der Offentlichkeit deutlich zu machen,
was nicht immer einfach sei. Er bat ihn,
als „Privatmann und Heimatfreund" in
der Arbeit des SHB mitzuwirken.
*
30 Jahre Strobel-Druck
in Arnsberg
Die Firma, die diese Zeitschrift druckt
und auch deren Anzeigenverwaltung betreibt, Strobel-Druck in Arnsberg, kann
auf 30 Jahre in Arnsberg zuruckblicken.
Zu den vier Mitarbeitern, die am 1. Oktober 1962 in den Betrieb eintraten und
auch heute noch hier tatig sind, gehort
auch Hans Wevering, der als Betriebsleiter und Prokurist tatig ist und die Herstellung dieser Zeitschrift betreut. Ihm ist
es wesentlich mit zu verdanken, daB die
30 Jahre, in denen die ..Schwarze Kunst"
im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einer
farbigen Kunst geworden ist, ihre Spuren
auch in SAUERLAND hinterlassen hat.
Der Sauerlander Heimatbund gratuliert
Strobel-Druck herzlich!
Red.
Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes
(frCiher Trutznachtigaii. Heimwactit und Sauerlandruf)
SAUERLAND.
26. Jahrgang ^ Heft 2 • Junl 1993
ISSN 0177-8110
Herausgeber und Vcrlag: Sauerlander Heimatbund e.V,,
Postfach 1465, 59870 Mesctiede
Vorsitzender: Dr, Adalbert MuHmann. Jupiterweg 7, 59929
Brilon. Tel, (02961) 1340, Stellv, Vorsitzender: Kari-Josef
Luster-Haggeney. Schwartmccke. 57399 Kirchhundem-Oberhundem, Tel, (027 2.3)72538,
Geschaftsstclle: Hocfisauerlandfireis, Kulturamt, Detlef
SctilUter, Postfach 1465, 59870 Meschede. Tel, (0291) 20014 (>2, Telefax: (02 91) 200/1140,
Konteii: Sparkasse Arnsberg-Sundern
(BLZ 46650005) 4000600.
Postgiroamt Dortmund (BLZ 440 10046) 48 76-461,
Die Sudwestfalische Philharmonie mit der Violinistin Ines Kreutel in der Stadthalle Olpe.
Foto: Walter Ackerschott. WR Olpe.
der Kreisverwaltung und Kreistagsmitglieder sowie Reprasentanten der heimischen Politik und Wirtschaft folgten der
Einladung. Unter der Leitung von Werner
Marihart, der das Orchester schon mehrfach dirigiert hat, spielten die Siidwestfalischen Philharmoniker die Ouverture zu
„Preziosa" von Carl Maria von Weber,
entstanden 1821 und dann das 1. Konzert
und die Zuhorer waren dankbar begeistert. Um Geschenken zu entgehen, die
aus solchem AnlaB ublicherweise (und
manchmal uberfliissigerweise) ubergeben
werden, hatte sich Dr. Demmer etwas anderes erbeten, namlich eine Spende zugunsten der privaten Schule der Heiligenstadter Schulschwestern im Partnerkreis
des Kreises Olpe.
Jahresbeitrag zum Sauerlander Heimatbund einschiieBlich des
Bezuges dieser Zeitschrift 12,- DM. Einzelpreis: 4,- DM,
Erscheinungsweise vierteljahrlich,
Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors,), Sebastiansweg
10, 57462 Olpe, Tel, (027 61) 8 1258(d), 6 3301(p), Hans Wevering (techn. Rcdaktion, SchloBstrafie 54, 59821 Arnsberg,
Tel, (02931)3262.
FriedhelmAckermann, Arnsberg, GUnther Becker. Lennestadt.
Fritz Droste. Olsberg-Elpe, Heinz Lettermann. Olsberg-Bigge.
Heinz-Josef Padberg, Meschede, Dr. Erika Richter, Meschede,
Dielmar Rest, Sundern,
Anzeigenverwaltung: Strobel-Verlag A, Strobe! KG. Zur
Feldmuhle 9, 59821 Arnsberg, Tel, (02931) 890021, Telex
17293136. Fax: 02931-890038,
Layout: Werner Ahrens, Grafik-Designer grad, BDG, Balye,
Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Zur Feldmijhle 11.
59821 Arnsberg, Tel, (0 29 31) 89 00 71,
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