Heft 2
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND © Copyright Sauerlander Heimatbund Gefordert durch Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen KREIS SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND L2767F ISSN 0177-8110 Nr. 2 / Juni 1993 Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes SAUERLAND SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND DasmuA man erlebt haben •%»i*" 57399 Kirchhundem-Oberhundem (Kreis Olpe) Telefon 02723/774-100 • Fax 02723/774-234 SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 43 SAUERLAND Nr. 2 / Juni 1993 Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes Die Wurde des Menschen ist unantastbar Zwar unterscheiden sich unsere Kulturen und Religionen, aber sie haben starke gemeinsame Wurzeln. Sie sind verbunden durch ihr gemeinsames prophetisches Grundethos der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. Wir wollen auch in Zukunft zusammenstehen und uns in unserer Freundschaft bereichem. Fur die Zivilisation, zu der wir uns bekennen, gait schon immer die Gastfreundschaft als Symbol. Sie ist das Zeichen der Toleranz, der Achtung vor der Wiirde und vor der Eigenheit des anderen. Es gibt keine Toleranz zwischen Gleichgultigen, die nichts Wert ware. Vielmehr ist es ein offenes Willkommen zwischen Menschen mit ihren eigenen Uberzeugungen. Wir mochten, da£ Sie, die Sie aus Ihrer Heimat zu uns gekommen sind, sich bei uns, wenn Sie es wollen, zu Hause fuhlen konnen als unsere wahren Mitbiirger. Aus der Rede des Bundesprasidenten am 3. Juni 1993 bei der Trauerfeier fiir die turkischen Toten des Brandanschlags von Solingen. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Seite Aus dem Inhalt Unser Dorf soil schoner werden Burgerinitiative im Hochsauerland 44 mit Herz und Erfolg 45 Der Wettbewerb im Kreis Olpe Wieder steigende Tendenz 47 im Kreis Soest 48 . . . und im Markischen Kreis Franz Hoffmeister und die Aktualitat 50 der Heimatbewegung in unserer Zeit Gedenken und Erinnerung 51 am 50. Todestag Franz Hoffmeisters Jugendliche und junggebliebene Mitglieder von Heimatvereinen 54 machen Geschichte lebendig Heimat- und Geschichtsverein 55 Schmallenberg Sauerland e.V. Siegel der Stadt Attendorn 56 von 1280 entdeckt Budapest 93 - Koszonom! 57 Budapest 93 - Danke! 58 Un dat Klockenspiel te Balwe . . . 60 Das museale Sauerlanddorf Das Technologieinformationszentrum 63 (TIZ) in Meschede Die Mohnetalsperre heute 65 und vor 80 und vor 50 Jahren Die St. Wendelin-Kapelle 67 in Balve-Kesberg Der Sauerlander Schulmann und Dichter Heinrich Bone 1813 bis 1893 70 BiJcher • Schrifttum 72 Leserbriefe 73 Personaiien Zu unserem Titelbild: Das Sauerland ist bevorzugte Region fur unzahlige Wanderfreunde aus nah und fern. Ist das Wandern die groBe Chance und die Alternative fur die immer mehr in Bedrangnis geratene traditionelle Landwirtschaft? Die Wandergruppe auf unserem Titelbild fotografierte Friedhelm Ackermann, Arnsberg, am Dorfeingang von Westernbodefeld beim Uberqueren des Gellinghauser Baches. Mitarbeitcr dieses Heftes: OberkreisdirektorEgon MUhr, Meschede; Oberkreisdirektor Dr. Franz Demmer, Olpe; Manfred Terbruggen, Soest; Inge Gartner, Ludenscheid; Wolfgang Graeber, Ludenscheid; Friedrich Schroeder, Ramsbeck; Adalbert Thiell, Balve; Friedhelm Ackermann, Arnsberg; Fritz Droste, Olsberg; Otto Hoffer, Attendorn; Leonhard Knape, Balve; Dr. Stefan Baumeier, Detmold; Prof. Dr.Tng. H.W. Klein, Meschede; Dr. JiJrgen Funke, Arnsberg; Wilhelm Vogel, Dortmund; Dietmar Rost, Sundern; Dr. Erika Richter, Meschede; Hermann Hinteler, Soest. © Copyright Sauerlander Heimatbund 44 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Unser Dorf soil schoner werden Biirgerinitiative im Hochsauerland mit Herz und Erfolg von Oberkreisdirektor Egon Muhr Der langjahrige Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle brachte es auf den Punkt, als er den seit mehr als 30 Jahren durchgefuhrten Wettbewerb „ Unser Dorf soil schoner werden" die „gr6Bte und erfolgreichste Burgerinitiative in der Geschichte der Bundesrepublik" nannte. Fur den Hochsauerlandkreis trifft diese Wertung in besonderem MaBe zu. Das beweisen nicht nur die schmucken Dorfer selbst, sondern auch ihre vielen Erfolge: Kein Kreis der Bundesrepublik kann sich uber eine so groBe Zahl von Auszeichnungen auf Landes- und Bundesebene freuen. Und wenn im Sommer 1993 „die hohen Kommissionen" die Sieger des Kreiswettbewerbs 1992 unter ihre kritische Lupe nehmen, hoffen wieder sechs schone Dorfer auf eine gute Plazierung. Es sind Altenhellefeld (Sundern), Berge (Meschede), Bruchhausen an den Steinen (Olsberg), Cobbenrode (Eslohe), Gronebach (Winterberg) und Niedersorpe (Schmallenberg). Im Hochsauerlandkreis hat der Wettbewerb eine lange Tradition: Die erste Goldmedaille erhielt beim Landes- und Bundeswettbewerb 1965 das heute zur Stadt Schmallenberg gehorende Dorf Grafschaft. Bereits zwei Jahre spater war Oberkirchen ebenso erfolgreich. 1989 feierten Assinghausen und 1991 Kirchrarbach diese Auszeichnungen. Aber auch in den dazwischen liegenden Jahren errangen Dorfer aus dem Hochsauerland immer wieder Landes- und Bundesgold. Fast 100 Medaillen Insgesamt wurden die Dorfer in unserem schonen Kreis mit 92 Medaillen ausgezeichnet, von denen 13 bei Bundesund 79 bei Landeswettbewerben zuerkannt wurden. 19 Dorfer waren bisher „Mehrfachsieger", wobei die Orte Altenhellefeld, Berge und Kustelberg mit vier Landeserfolgen hintereinander jeden Hattrick uberboten und damit vorbildliche Beispiele kontinuierlicher und erfolgreicher Dorfentwicklung sind. Trotz groKer Unterschiede bei Struktur, Einwohnerzahlen und FlachengroRen beteiligten sich an den Stadt- und Kreiswettbewerben stets Ortsteile aus alien zwolf Stadten SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Foto: F. Ackermann Oberkirchen. und Gemeinden des Kreises. Das spricht einmal fur eine starke Motivation vor Ort. aber auch fiir die ungebrochene Anziehungskraft des Wettbewerbs - eines Wettbewerbs, der steht und fallt mit der Bereitschaft der Burger und Vereine des Dorfes, sich aktiv einzusetzen. Dazu reichen die Anstrengungen einiger weniger Aktivisten ebensowenig aus wie einige GroBeinsatze. Erforderlich sind regelmaBige gestaltende Pflege und kreative Gemeinschaftsaktionen. Nur so wird das Ziel erreicht, das beispielhafte Bild unserer Dorfer und unsere sauerlandische Landschaft zu erhalten und fortzuentwickeln. Der Hochsauerlandkreis honoriert seit Beginn des Wettbewerbs die vorbildlichen Bemuhungen. Die Geldpreise sollen auch wenn die Summen nicht allzu hoch sind - Belohnung fur tatkraftiges Engagement, aber auch Anreiz sein, weiterhin mitzumachen. So bewilligte der Kreistag z. B. fur den Kreiswettbewerb 1992 insgesamt 14600 DM, die an Sieger, Plazierte und Teilnehmer ausgezahlt wurden. Der erste Platz ist dabei mit 1500 DM, der zweite mit 1000 DM und der dritte mit 800 DM dotiert. Hinzu kommen Sonderpreise fiJr bestimmte Leistungen in Hohe von je 500 DM. Weitere Preise belohnen die Teilnehmer beim Bundesoder Landeswettbewerb. So erhalten z. B. Sieger dieser Ebenen zusatzlich 3000 DM. Insgesamt positive Bilanz Eine Bilanz des Wettbewerbs fallt trotz des Wandels, dem er unterliegt und trotz einiger Schwachen, die ihm anhaften, insgesamt sehr positiv aus; Der Wettbewerb hat von Jahr zu Jahr im groBen und ganzen seine Doppelfunktion erfullt, namlich anzuspornen und Verbesserungen durchzufiihren, wo sie moglich sind, und andererseits dort zu bremsen, wo Fehlentwicklungen stattfinden oder sich andeuten. Dabei wollen wir keineswegs das Einheitsdorf als Museumsstuck. Gewollt sind Vielfalt und Eigenart der Dorfer und Gemeindeteile. Dazu haben auch die vom Kreis angebotenen Fachberatungen zwischen den Wettbewerben beigetragen, die von den Dorf em gem angenommen wurden und vielfaltige Impulse und Anregungen vermitteln konnten. Es stimmt auch nicht, daB dieser Wettbewerb - wie hin und wieder behauptet wird - viele sinnlose und falsche Aktivitaten produziert hatte. Solche Fehlentwick- © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund 45 SAUERLAND denversiegelungen bei Verkehrsflachen, Sport- und Spielflachen. Hauser wurden durch funktionsloses, vorgehangtes Fachwerk verschandelt, Kinderspielplatze entsprachen nicht dem Bedarf und Charakter des Dorfes und wurden mit technischen Phantasielosigkeiten bestuckt, die Kinder eher abschrecken als anziehen. Auch innenliegende Sprossen in Fenstern oder Balkonumrandungen nach „echt bayrischer Art" kamen hier und dort in Mode. Nicht landschaftsgerechte Baume und Straucher - in groBer Zahl auch am falschen Ort angepflanzt - storten das Erfreut stellten wir bei den Bereisunsauerlandische Landschaftsbild. gen auch intensive Bemiihungen test, Gerade diese unverfalschte Landschaft Siinden der Vergangenheit zu beheben. So wurden uberdimensionierte Stra£en ist aber nicht nur fiir den Sauerlander und Platze zuriickgebaut und grol^e ver- selbst, sondern auch fur die vielen Urlausiegelte Teerf lachen auf gelockert und teil- ber, die alljahrlich in unseren Dorf em Ruweise durch Natursteinpflaster ersetzt. he und Erholung finden, einer der HauptAlte Dorfweiher finden ebenso wieder anziehungspunkte. Daher sehe ich auch Beachtung und werden naturgemaR aus- keinen Gegensatz zwischen den richtig gestattet, wie der Lauf vieler Dorfbache verstandenen Wettbewerbsideen und verandert wird. Sie flieEen nicht mehr so dem Ziel, den Fremdenverkehr als wichtischnell in einer Betonschale als FlieRrin- gen Wirtschaftszweig zu festigen und zu ne, sondern platschern wieder munter vor entwickeln. Denn unsere Dorfer werden, sich bin uber Pels und Stein, gebremst von einigen ganz wenigen Irrwegen abgedurch eingebaute Kaskaden. Die stand- sehen, auch fiir den Fremdenverkehr ortgerechte Begrunung der Bachlaufe durch den Wettbewerb noch attraktiver spielt eine ebenso wichtige Rolle wie der und liebenswerter. Zudem wird die LeArtenschutz von Fauna und Flora. In gu- bensqualitat der Dorfbewohner welter getem Zustand sind im allgemeinen auch die steigert: Eine fruchtbare Wechselbezieunsere sauerlandischen Orte uberwie- hung also auch zwischen Tourismus und gend pragenden schwarz-weiBen Fach- Heimatpflege. In diesem Zusammenhang werkhauser, oft zu Recht der ganze Stolz ist naturlich auch eine richtig verstandene ihrer heimatverbundenen Bewohner, die okologische Zielsetzung zu begruBen; sie viel Zeit und Geld fur sie opfern. Wichtig entspricht den Vorstellungen heutiger Urist aber: Dorfer mit weniger Fachwerk ha- lauber, die eine gesunde, unzerstorte naben bei guter gepflegter heimatlicher turnahe Umwelt suchen. Nicht umsonst Bausubstanz gleiche Chancen im Wettbe- ist das Schlagwort vom „sanften Touriswerb. Schieferverkleidete Hauser oder mus" in aller Munde. Mauern und Hauser aus Bruchsteinen Ausblick sind sicher genauso eindrucksvolle, oft Wenn wir uns in diesem Sinne weiterjahrhundertealte Zeugen unserer heimathin ernsthaft bemuhen, wird der Wettbelichen Wohnkultur. werb ,,Unser Dorf soil schoner werden" auch kunftig erfolgreich bleiben. Ja, er Fehlentwicklungen korrigieren! Leider gab und gibt es in unseren Dor- wird im wiedervereinten Deutschland an fern und naturlich im Wettbewerb im Lau- Bedeutung gewinnen. Gerade die neuen fe von ijber 30 Jahren auch kritische Ent- Lander sind darauf angewiesen, daB der wicklungen. So drohte der Wettbewerb Wettbewerb seine groBe Kraft und Dynahier und dort in Extreme abzugleiten. Er mik zum Wohle der Dorfer und ihrer wurde miBverstanden als reiner Blumen- Burger veil entfaltet und hilft, die Folgen schmuckwettbewerb, veranlaRte manch- einer 40jahrigen tristen Vergangenheit mal nicht mehr dorfgerechte Park- und zu uberwinden. Ich bin sicher, daB sich Freizeitanlagen oder wurde als okologi- der Wettbewerbsgedanke auch in den scher Wettbewerb verfalscht. In den Dor- neuen Landern so hervorragend bewahrt, fern kam es zu rennbahnahnlichen brei- wie er das in mehr als 30 Jahren im schoten StraBen, jedes MaB sprengende Bo- nen Hochsauerland getan hat. lungen bleiben die Ausnahme. Dagegen gibt es viele positive Akzente. So wurden gerade in den letzten beiden Wettbewerbsperioden z. B. eine ganze Reihe von technischen Kulturdenkmalern restauriert - wassergetriebene Sage- und Kornmuhlen, alte Backhauser und Nagelschmieden, Pumpwerke und Dampfmaschinen wieder in Gang gesetzt. Liebevoll und mit groRem personlichen und f inanziellen Einsatz wurden historische Gebaude, alte Wohnhauser und sakrale Bauwerke wieder hergestellt. Der Wettbewerb im Kreis Olpe von Oberkreisdirektor Dr. Franz Demmer Der Kreiswettbewerb fur das Jahr 1992 zur Vorbereitung auf den Landeswettbewerb 1993 und gegebenenfalls den Bundeswettbewerb ist abgeschlossen: Die Resonanz war sehr gut. Der Kreis Olpe schreibt regelmaBig die Wettbewerbe uber die Stadte und Gemeinden aus und ladt alle Dorfer des Kreises ein, sich an diesem fiir die Entwicklung des Dorfes so wichtigen Vergleich zu beteiligen. Vorab heiBt es, sich im gemeindlichen Wettbewerb zu qualifizieren. Jedes Dorf erhalt vom Kreis ein Startgeld in Hohe von 150 DM. Der Scheck wird durch den Leiter der gemeindlichen Kommission bei der Begehung Qberreicht. Die auf der Gemeindeebene ermittelten Sieger nehmen am Kreiswettbewerb teil. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Der Kreis Olpe modifiziert seine Richtlinien unter Beachtung der Vorgaben der Landesrichtlinien. Er teilt die Dorfer in zwei Teilnehmergruppen, die Gruppe I: Dorfer ab 501 Einwohner und die Gruppe II: Dorfer bis 500 Einwohner. Es werden Geldpreise und Urkunden vergeben. Die Geldpreise sind fur jede Gruppe gesondert so gestaffelt: 1. Preis 2000 DM, 2. Preis 1500 DM und 3. Preis 1000 DM. Im Wettbewerb 1992 wurden Sieger in Gruppe I; 1. Held (Wenden), 2. Kirchveischede (Lennestadt), 3. Rhode (Olpe), Gruppe II: 1. Wirme (Kirchhundem) 2. Schlipriithen (Finnentrop) und 3. Essinghausen (Drolshagen). Sonderpreise fiir herausragcnde Engagements Dariiber hinaus konnen Sonderpreise vergeben werden. Es bleibt der Bewertungskommission vorbehalten, hierfur die einzelnen Kriterien festzulegen. Im Wettbewerb 1992 wurden, ahnlich wie in anderen Kreisen auch, folgende Sonderpreise mit 500 DM zuerkannt: an GriesemertAVaukemicke (Olpe) fur die Einbindung des Bolz- und Spielplatzes unter Berucksichtigung des Gelandes und der vorhandenen Baume, an Helden (Attendorn) Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 46 Obstwiesen und Hofbaume in Essinghausen (Stadt Drolshagen). Zeichnung: Martin Wegner, Olpe. fur die Renovierung und Erweiterung des Feuerwehrhauses, an Bilstein (Lennestadt) fur die Anlegung eines Kindergartenspielplatzes in Eigenleistung, an Hillmicke (Wenden) fiir die Einrichtung der Spiel- und Sportfialle der Dorfgemeinschaft, an Ottfingen (Wenden) fur die Eigeninitiative bei der Kirchenrenovierung, an Rahrbacfi (Kirchfiundem) fiir die beispielhafte Eingrunung eines Holzlagerplatzes durch die Dorfgemeinschaft, an Oberveischede (Olpe) fiir die Leistungen der Dorfgemeinschaft bei der Errichtung des Pfarrhieimes, an Ennest (Attendorn) fur die Eigeninitiative bei der Wiederbeschaffung und Renovierung des Hauptaltars in der Pfarrkirche, an Scfionfiolthiausen (Finnentrop) fur die ungewohinliche Breitenarbeit des jungen Heimatvereins. Sonderpreise mit 400 DM erfiielten Sporke (Lennestadt) fur die Betonung der alien Wegeverbindung zwiscfien Sporke und Hespecke durch eine Baumreihe, Heinsberg (Kirchhundem) fur die Errichtung und Eingrunung der Prozessionsstation „Kappelleken", Benoipe (Drolshagen) fur die Ostbaumpflanzung zur Gestaltung des Ortsrandes, Germinghausen/Junkernhoh (Drolshagen) fur die Pflege der ortsbildpragenden Boschungen, Holzweg (Attendorn) fur die gemeinschaftsbildende Arbeit des Osterfeuervereins in einer Streusiedlung und Eichen (Drolshagen) fiir die AuBenanlage des Baudenkmals Eichener Muhle. Mit 200 DM wurde Siebringhausen (Drolshagen) fur die Harmonisierung des dorflichen Erscheinungsbildes bedacht. Zur Begleitung des Wettbewerbs gibt der Kreis Olpe eine kleine Broschure heraus, die sich jeweils mit einer speziellen SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Empfehlung beschaftigt. Um nur einige zu nennen: Der Gartenteich als Mittelpunkt des Gartens/Pflege von Gemeinschaftsanlagen/Haus- und Hofbaum/ Kompostierung. GroBe Bereitschaft in den Dorfern Die Wertung und Prijfung der Dorfer durch die Kreisbewertungskommission erf olgte nach den bekannten Kriterien der Richtlinien des Landes, wobei die allgemeine Entwicklung und Gestaltung des Dorfes, die burgerschaftlichen Aktivitaten und Selbsthilfeleistungen, die Baugestaltung des Ortes sowohl im offentlichen als auch im privaten Bereich, die Griingestaltung des Ortes ebenfalls getrennt nach offentlichem und privatem Bereich, sowie die Lage des Ortes in der Landschaft berijcksichtigt wurden. Die Leistungsfreude und Bereitschaft der Menschen, fur ihr Dorf etwas zu tun, ist groB. Dies war auch im abgelaufenen Wettbewerb erneut festzustellen. Durch die langjahrige Beteiligung am Wettbewerb hat sich augenscheinlich beim Biirger das Gefuhl dafur entwickelt und gestarkt, zu wissen, was dem Dorf wirklich angemessen ist und welche typischen Eigenarten des Umfeldes, die ein Dorf pragen, zu bewahren sind. Kritik an denen zu uben, die fruher ihr Dorf anders gestaltet haben, ist wenig hilfreich. Jede Generation lebt aus ihren eigenen Erfahrungen und jede Generation hat ihre eigenen Vorstellungen iiber die Entwicklung eines Dorfes. Die sensible Begleitung dieser Entwicklung ist eine groRe Aufgabe der Bewertungskommissionen und der Gemeinden schlechthin. Wesentlich ist, daR der Bewohner des Dorfes im Mittelpunkt steht und bleibt und daB er als derjenige betrachtet wird, der der Ansprechpartner und Multiplikator der Aktivitaten des Handelns in diesem Wettbewerb ist. Die Flexibilitat des Wettbewerbs und die neuen Erkenntnisse im Fortschritt der Zeit zeigen auch immer wieder Mangelerscheinungen auf. Unterschiedliche Mentalitaten und Ansichten geben in Kreation. Art und Vielfalt von Material und Stil Probleme auf. Die Entwicklung kann immer nur im Gleichklang mit dem Burger geschehen. Vorausplanen, einbinden, sensibel machen usw. sind sicherlich die Parameter, die der langwierigen Entwicklung eines Golddorfes vorausgehen. Der Blick zuruck zeigt eine lange Strekke; 30 Jahre lebt der Wettbewerb im Kreis Olpe. Das Ergebnis der Leistungen und Erkenntnisse, der Einsatz der Initiatoren kann sicher nicht an den gewonnenen Medaillen abgelesen werden. Trotzdem ein Blick in die Statistik: Unsere Dorfer errangen zwei Goldmedaillen auf Bundesebene, sechs Goldmedaillen auf Landesebene und 37 Silbermedaillen und 18 Bronzemedaillen. Der Blick in die Zukunft laBt hoffen. In diesem Jahr ist mit 117 Dorfern eine Rekordteilnehmerzahl erreicht, die wiederum die Meldung von sechs Dorfern fur den Landeswettbewerb ermoglichte. Wie geht es welter? Das groRe Interesse an der Siegerehrung zum AbschluK des Wettbewerbs und auch die aktive Begleitung des Programms bestatigen den erfreulichen Trend. Die Resonanz der Presse ist uberaus positiv. Wir haben eine sehr erfreuliche Steigerung in der Qualitat der MaRnahmen in den einzelnen Dorfern erlebt. Ein wenig besteht die Sorge, dal? wir einen Standard erreicht haben, der eine Steigerung kaum noch zulaBt. Deshalb bei einem Blick in die Zukunft ein Appell an alle, besonders aber an diejenigen, die bis heute noch nicht den 1. Preis bekommen haben! Sie sollten motiviert sein, weiter zu machen. Sie alle sind auf dem richtigen Weg. Es lohnt sich nicht in erster Linie wegen der Preise, wegen der Auszeichnungen und wegen der Geldbetrage. Es lohnt sich wegen des Effektes, der fur unsere Dorfer entsteht, es lohnt sich wegen der Verbesserung der Lebensqualitat fiir die Menschen. die in den Dorfern wohnen. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 47 Die Entwicklung im Kreis Soest zeigte eine steigende Tendenz, bis die kommunale Neugliederung (1969 und 1975) eine Stagnation brache, die erst 1989 wieder durch eine grof^ere Beteiligung aufgefangen wurde. Die Tabelle zeigt diese Entwicklung deutlich, wobei zu hoffen ist, daB der Wert fur 1993 in den nachsten Wettbewerben noch steigerungsfahig ist. Der Kreiswettbewerb 1992 Der Kreis Soest fuhrt den Kreiswettbewerb immer in den Jahren zwischen den Landeswettbewerben durch. Das hat sich bewahrt, da dadurch die Haufung von Wettbewerben in einem Jahr vermieden wird und die Siegerdorfer noch geniigend Zeit haben, sich auf den Landeswettbewerb vorzubereiten. Die Kreisbewertungskommission hat die Bewertung der 30 beteiligten Dorfer im Juli 1992 vorgenommen, wobei pro Tag hochstens vier Dorfer besucht wurden. Als Sieger dieses Wettbewerbes sind die Dorfer Benninghausen (Lippstadt) und Echthausen (Wickede) ermittelt worden und vertreten den Kreis Soest im Landeswettbewerb 1993. Die Kreisbewertungskommission erstellt einen Erlauterungsbericht, der den beteiligten Dorfern Anregungen gibt, aber auch Schwachstellen aufzeigt, die kurz- oder langfristig behoben werden soUten. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, daB in den Dorfern dorftypische Elemente wie Obstwiesen, Trockenmauem, Schledden, natiirliche Grunbereiche, okologische Nischen und Feuchtgebiete erhalten oder aufgewertet wurden, da wo es erforderlich war. Das spiegelte sich einer Goldplakette im Landeswettbewerb auch in der Vergabe von vier Sonderpreisowie einer Bronzeplakette im Bundes- sen fur natiirliche Hecken, Geholzgrupwettbewerb. Aber der Kreis Soest stellt in pen, kleine Waldchen, Naturteiche, Trokden letzten Jahren regelmaBig Geldpreise kenmauern und Obstwiesen wider. zur Verfiigung als Anerkennung fur die Es ist zu wiinschen, daB die leichte SteiTeilnahme und vergibt dabei auch Sonderpreise fiir besondere Leistungen auf gerung der Teilnahme 1992 sich in den den Gebieten Dorfpflege, Umwelt- und kommenden Wettbewerbsjahren fortsetzt. Landschaftsschutz. In den einzelnen Stadten und Gemeinden sind die Aktivitaten sehr unterschiedlich einzustufen und hangen wesentlich vom Einsatz und Interesse der jeweiligen Verwaltungen ab. Auch die Ortsvorsteher, die seit der Neugliederung die Hauptverantwortung tragen mussen, entscheiden mit tiber eine Beteiligung am Wettbewerb. Nun unterstiitzen in den letzten Jahren die DorferneuerungsmaBnahmen die Dorfer, besonders, da bei der Mittelzuweisung die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soil schoner werden" keine unwesentliche Rolle spielt. Beim Kreiswettbewerb 1992 weist Lippstadt mit neun Dorfern die hochste Beteiligung auf. Mit weitem Abstand (je vier Dorfer) f olgen Anrochte, Geseke und Welver, Ruthen mit drei Dorfern, Mohnesee mit zwei Dorfern und Bad Sassendorf, Erwitte, Soest und Wickede mit je einem Dorf. Wickede-Echthausen - FuRweg am Heideplatz. Dauernde Teilnahme lohnt sich Bei der Beurteilung der Dorfer ist immer wieder festzustellen, daB eine kontinuierliche Teilnahme iiber einen langeren von Manfred Terbruggen Zeitraum auch eine stetige, positive und dauerhaft wirksame Entwicklung zeigte, die auch von den Dorfbewohnern anerZum ersten Mai haben im Jahr 1963 kannt und mitgetragen wird. Dagegen hadrei Dorfer im Kreis Soest am Wettbeben Dorfer, die nur sporadisch oder nach werb „Unser Dorf soil schoner werden" langer Zeit wieder mitmachen, oft erhebteilgenommen. Von 166 Dorfern unter liche Defizite im Sinne einer kontinuierli3 000 Einwohnern im Kreisgebiet haben chen Weiterentwicklung und Verbessesich seitdem 93 Dorfer wenigstens einrung des Wohnumfeldes. Offensichtlich mal am Wettbewerb beteiligt. Mit 14 Teilist es leichter, die Dorfbewohner regelmanahmen seit 1967 schieBt Stormede aus Big zu den Gemeinschaftsleistungen und der Stadt Geseke den Vogel ab. Eigeninitiativen, die ja im Wettbewerb Der Wettbewerb schreibt als Ober- eine groBe Rolle spielen, anzuregen, als grenze fur die Dorfer 3000 Einwohner sie immer wieder neu zu motivieren, vor; damit ist eine weite Spanne vorgege- wenn die Zeitraume zwischen den einzelben, die die Beurteilung der kleinen Dor- nen Wettbewerben zu groB werden. Es fer im Vergleich zu den groBen nicht leich- bestatigt sich, daB die besten Erfolge zu ter macht. Die Verteilung der am Wettbe- erzielen sind, wenn der Wettbewerb von werb beteiligten Dorfer im Kreis Soest der Dorfgemeinschaft getragen wird und siefit insgesamt wie folgt aus: bis 100 Ein- die Gemeinde untersttitzend hilft, aber wohner sechs Dorfer, 100 bis 500 Ein- nicht dirigistisch eingreift. wohner 36 Dorfer, 500 bis 1000 EinDie Erfolge, die auf Landes- und Bunwohner 20 Dorfer und 1000 bis 3000 desebene erzielt wurden, sind eher beEinwohner 31 Dorfer. scheiden mit 17 Bronze-, 12 Silber- und Wieder steigende Tendenz im Kreis Soest SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Foto: M. Terbruggen 48 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND ... und inti Markischen Kreis von Inge Gartner und Wolfgang Graeber Der Wettbewerb „Unser Dorf soil schoner werden", der im Jahr 1961 zum ersten Mai auf Landesebene stattfand, wird im Markischen Kreis seit der kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 regelmaBig durchgefUhrt. Die ersten Wettbewerbe fanden 1975 und 1976 statt, danach wurde der Wettbewerb alle zwei Jahre ausgeschrieben. Die Teilnehmerzahlen, die sich bei den ersten Wettbewerben auf acht (1975) bzw. neun (1976) beliefen, stiegen bis zum Jahr 1984 auf 31 an. Diese Teilnehmerzahl wurde in den Jahren 1986 und 1988 etwa gehalten und sank 1990 auf 17 ab. Bei dem Kreiswettbewerb 1992 ist es gelungen, wiederum 21 Ortsteile zu einer Teilnahme zu bewegen. Vorrangiges Ziel beim Wettbewerb ist nicht mehr allein, wie in fruheren Jahren, ein sogenannter Blumenkastenwettbewerb, sondern die Erhaltung, Gestaltung, Pflege und sinnvolle sowie zeitgemaBe Weiterentwicklung des Dorfcharakters. Dabei sollte der Charakter des meist historisch gewachsenen Ortskernes weitestgehend erhalten werden unter Vermeidung eines musealen Endzustandes. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafiir ist die Beteiligung und Einbeziehung moglichst vieler Dorfbewohner. Nur so kann erreicht werden, daB eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Umgebung erfolgt und das BewuBtsein dafur geweckt wird, sich mit Engagement, Freude und z. T. auch finanziellem Einsatz fiir „sein" Dorf einzusetzen, um sich mit „seinem" Dorf identifizieren zu konnen. Orientierungshilfen Doch so unerlaBlich und wichtig diese Bereitschaft sein mag, so wichtig ist es auch, seitens der Verwaltung und einiger Kommissionsmitglieder Orientierungshilfen fijr eine dem Dorf gemaBe Architektur und Ortsgestaltung, verstarkt auch unter Berucksichtigung des landschaftsokologischen Aspektes, zu geben. Es muB ein Gespur fur standortgerechte Grungestaltung und -erhaltung sowie fur Farben, Formen, richtige Materialwahl und das Erkennen einer angemessenen MaBstab- SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Bauernhaus Mellen (Stadt Bahe). lichkeit geweckt werden. Einen idealen AnlaB dafur bietet der Wettbewerb, der in hervorragender Weise geeignet ist, Beratung, Aufklarung und BewuBtseinsbildung in diesem Sinne zu vermitteln. Aus dem groBen Markischen Kreis seien hier besonders hervorgehoben die Kreissieger der letzten Jahre, Mellen (Balve) und Halingen (Menden) aus den ehemals kurkolnischen Gebieten, dann Ronsahl (Kierspe). In den Kreiswettbewerben 1986, 1988 und 1990 haben sich Halingen und Mellen jeweils mit dem 1. bzw. 2. Platz abgewechselt. Es kann angemerkt m1 ft Halingen (Stadt Menden). h' n 1 Foto: Medienzentrum Kreisbildstelle Mdrkischer Kreis. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 49 Durch die Narrenbrillc werden, daB sich diese Konkurrenzsituation positiv auf die Aktivitaten in beiden Dorfern ausgewirkt hat. Doch ist auch auf einige Kritikpunkte hinzuweisen, die sich durchgangig in den Beurteilungen der bereisten Ortsteile finden, wie z.B. zuviel Flachenversiegelung, zu wenige standortgerechte Geholze, dorfuntypische Jagerzaune und eine generell zu groBe Materialvielfalt. Es ist auffallig, daii einige der Ortsteile viele von den Kommissionsanregungen in die Tat umsetzen, andere aber bei mehreren Bereisungen immer wieder auf die gleichen „Schwachstellen" hingewiesen werden miissen. Anders in Mellen. Hier stellte die Kommission 1990 eine „enorme positive Weiterentwicklung der dorflichen Struktur" fest. Mellen erhielt 1991 im Landeswettbewerb als erstes Dorf aus dem Markischen Kreis eine „glanzende" Goldmedaille, die zur Teilnahme am Bundeswettbewerb im selben Jahr berechtigte. In Halingen wurde die 1990 negativ beurteilte Platzgestaltung bei der Kirche zwischenzeitlich geandert und ist 1992 von der Kommission als gelungen beurteilt worden. Zu dem diesjahrigen erstmaligen Kreissieger Ronsahl sollten noch einige Anmerkungen gemacht werden. Dieser Ortsteil, der sich 1988 zum ersten Mai beteiligte, ist uber die Platze 5 und 3 beim dritten Mai auf den 1. Platz „geschossen". Die Burger in Ronsahl haben nicht nur die Anmerkungen der Kommission weitestgehend umgesetzt, sondern haben auch hauf iger von der alien Ortsteilen of f enstehenden Moglichkeit, sich „vor Ort" von Kommissionsmitgliedern beraten zu lassen, Gebrauch gemacht. Ein solcher „Sprung nach vorne" stellt bei dem Wettbewerb allerdings leider die Ausnahme dar. In der Regel arbeiten sich die Dorfer uber einen langen Zeitraum nach vorne vor. Die Plazierung und der Geldpreis sind zwar nicht unwichtig, aber bedeutsamer fiir die Burger sind doch die positiven Auswirkungen auf ihren Heimatort. Damit die Dorfer nicht noch weiter zu reinen Schlafstatten werden, muB versucht werden, die „Verstadterung" wieder zuruckzunehmen. In vielen Bereichen, z. B. Renaturierung von Bachen, Ruckbau von StraEen und Entsiegelung von Parkplatzen passiert schon eine solche Rucknahme. Auch bei der Pflanzenauswahl sollten iiberwiegend heimische, standortgerech- te Geholze ausgewahlt werden. Seit 1986 sind auch verstarkt okologische Aspekte in die Bewertungsrichtlinien eingegangen. Perspektiven Generell laBt sich iiber den Wettbewerb und besonders dessen Zukunft folgendes feststellen; Der Wettbewerb „Unser Dorf soil schoner werden" ist sehr sinnvoll. Gerade in Zeiten fehlender Ziele und Ideale bietet die Ruckbesinnung auf Werte wie Gemeinschaft, dorfliche Wohnkultur usw. im positiven Sinn einen Anreiz. Vielleicht gelingt es sogar, in Zukunft die Jugendlichen, die im Augenblick sehr haufig im Konsum einen Lebenssinn sehen, zu diesen Zielen zu fuhren, Hierbei ware die Unterstutzung z. B. durch den Heimatbund oder ahnliche Institutionen wunschenswert. In einem Dorf im Markischen Kreis, das sich 1992 erstmalig beteiligt hat, ist die Jugend bereits schon jetzt sehr stark engagiert. Das Hauptproblem beim Wettbewerb liegt darin, immer einen „Ansprechpartner" zu finden, der es schafft, die Burger zu motivieren, uber Jahre gemaf? den Zielen des Wettbewerbs zu arbeiten. Wenn ein solcher „ Motor" in einem Ortsteil ge- Franz Stock-Ausstellung neu gestaltet Am 25. Oktober 1992 konnte das Franz-Stock-Komitee im historischen Fresekenhof in Arnsberg-Neheim die neugestaltete Franz-Stock-Ausstellung der Offentlichkeit vorstellen. Anwesend waren Vertreter von Regierung und Stadt, der franzosischen Franz-Stock-Komi tees aus Paris und Chartres, der katholischen und evangelischen Kirche. Nach jahrelanger Vorbereitung durch thematische Erganzungen und Sammlung zusatzlicher Dokumente und Oberprufung geeigneter, neuer Darstellungstechniken war es gelungen, eine anschauliche, einpragsame Schau zu erreichen. Die Hauptakteure waren Dieter Lanz und Theo Luig mit Unterstutzung der fachkundigen Architektin Muller-Fromme. Dank der Sponsoren von Kirche, Industrie und Staat standen fur dieses Projekt 60000DMzurVerfugung. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Der Pappel Sonnengesang hab ich gehort mein weiBes Lied in der Stille Ich hab es gesehen das Gezanke der Kief em beim Nachtfall stieBen die Steine sich weich Die kleinen Grdser stoben daher im Duett mit den Windweibern Das hab ich erlebt sagte der Narr und hab doch nur Augen und Ohren Du aber du triffst auf die Rosen wenn du dahingehst Leo Leonhard funden ist, dann wirkt sich das in der Regel sehr positiv aus. Es muBte nach Moglichkeiten gesucht werden, den Burgern auch finanziell zu helfen, wenn sie Ideen haben, die sinnvoll sind und deren Umsetzung ausschlieBlich an der Finanzierung scheitern wurde. Fur die Zukunft sind mehr Teilnehmer in diesem Sinne wiinschenswert, damit noch mehr Dorfer ihren lebenswerten Charakter wiedergewinnen konnen. Gerade in der Zeit, da man endgultig auf das neue Europa zusteuerte, war es gegeben, an die Verdienste eines Mannes zu erinnern, der schon vor uber 50 Jahren in seiner wissenschaftlichen Darlegung „Die ersten deutschen Buchdrucker in Paris um 1500" auf die kulturellen Verknupfungen innerhalb Europas hinwies. Es war Franz Stock, ein vielseitig begabter und sensationell vorausschauender Mann, der als der Gefangenenseelsorger der Opfer der NS-Besatzung in Paris in Frankreich und Deutschland gleichermaRen bekannt wurde und verehrt wird. Der Bonifatius-Verlag stellte bei der Eroffnungsfeier der Ausstellung die aktuelle Neuauflage dieses Buches uber die Buchdrucker vor und kijndigte ebenso weitere Neuauflagen, wie unter anderem Stocks Buch ilber die Bretagne, an. Die Ausstellung ist geoffnet an jedem ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr und fur Gruppen nach Vereinbarung mit dem Franz-Stock-Komitee, Tel. Frau Dapper: (02932) 21195, Tel. Pfr. Schnutgen: (02932)22050. Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 50 Franz Hoffmeister und die Aktualitat der Heimatbewegung in unserer Zeit Heimat, so sagt Christian Graf Krockow, „ist das Verlorene", erst der Verlust lasse das BewuRtsein von Heimat entstehen. „Erst der RiK im Vorhang des Selbstverstandlichen, die Entfernung offnet den Blick". Graf Krockow zitiert Verse von Eichendorff: „Bald werd ich dich verlassen,/fremd in die Fremde gehen..." Der Abschied vom Walde, von heimatlichen Gefilden macht plotzlich schmerzhaft bewuEt, was Heimat und was Fremde ist. Als Hoffmeister, noch Gymnasiast, schwer verwundet aus dem Ersten Weltkrieg heimkam, spurte er, daB das alte Europa endgultig untergegangen war. Die verheerenden Schlachten, in denen der Mensch nur noch als Material betrachtet wurde; die Technisierung des Krieges, die Menschen als manovrierbare Masse: Hoffmeister hatte mit wachem BewuKtsein wahrgenommen, daB sich hier ganz entscheidende Veranderungen offenbarten, die das kunftige Leben nicht unberuhrt lassen wiJrden. Er sah den Verlust nicht nur der Religion, sondern damit vor allem einer ethisch-moralischen Gesinnung, einer Sinnmitte, aus der heraus der einzelne ein menschenwOrdiges Leben fuhren konnte. „Heiinat" gegen Massenkultur Hier liegen die religiosen Wurzeln des Heimatgedankens, die Franz Hoffmeister als angehenden Priester und Theologen vor allem interessierten. Hier liegt freilich auch die konservative Position, von der die Heimatbewegung bestimmt war. Es ging darum, die ethischen Grundlagen der christlichen Oberlieferung neu ins BewuBtsein der Offentlichkeit zu bringen, als Alternative, ja als bewuf^te Gegenbewegung zur Massenkultur einer weitgehend profanisierten Gesellschaft. Kern dieser Gegenbewegung war die Riickbesinnung auf die Heimat. Heimat war der vertraute Lebensraum, waren die familiaren und verwandtschaftlichen Beziehungen, Heimat war lebendige Gemeinschaft gegeniiber dem Leben in einer anonymen Massengesellschaft. Heimat bedeutete aber auch die Neuentdeckung der Natur. Die Natur sollte als Bestandteil heimatlichen Lebens gepflegt, gehegt und geschutzt werden; man war der Oberzeugung, daii man nicht nur von der Natur, sondern auch mit ihr leben musse. Heimatliteratur und die Neubelebung heimatlichen Brauchtums im weitesten Sinne sollten eine neue Heimatkultur schaffen. Ansprache zum Festakt am 27. Marz 1993 in Ramsbeck anlaBlich des 50. Todestagcs von Franz Hoffmeister Die Vorstellung, daR der Mensch in einen organischen Lebenszusammenhang eingebunden sei, war zugleich eine Absage an jeden revolutionaren Umsturz des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Hoffmeisters Freund und Weggefahrte Josef Ruther hat solche Vorstellungen in der ,.TrutznachtigaH" eingehend entwickelt. Obwohl der Heimatgedanke zu Beginn des Sauerlander Heimatbundes durchaus seine provinziellen, ja kleinkarierten Seiten gehabt hat, z. B. was die Beurteilung zeitgenossischer Kunst und Literatur anbetrifft, so hat er sich andererseits immer wieder mit den groKen politischen und gesellschaftlichen Zeitstromungen in Beziehung gesetzt. Ruther hat unermudlich darauf hingewiesen, daK in der „von der Religion belebten Heimatgemeinschaft" letztlich die „Menschengemeinschaft" wurzele, die „wahre Internationale". Eine so verstandene Heimatgemeinschaft und Volksgemeinschaft war weit entfernt „von falschem Patriotismus und VolkerhaB". Wir sehen, daf? der von Franz Hoffmeister und seinem Freundeskreis entwickelte Heimatbegriff einerseits ein Bild ist fijr einen geistigen Erfahrungs- und Lebensraum in einer fUr den einzelnen immer anonymer werdenden Welt, andererseits ist Heimat die bodenstandige und vertraute, konkrete Lebenswelt, in der sich der Mensch in seine historischen und naturlichen Zusammenhange einbezogen weiii. „Heimat" Nahe zum Nationalsozialismus Es versteht sich, daB solche Gedanken von einem immer starker werdenden Nationalismus vereinnahmt werden konnten und der Sauerlander Heimatbund dadurch unter zunehmenden Druck geriet. ..Heimat" wurde Bestandteil einer Blutund Bodenideologie, die mit dem Selbstverstandnis des Heimatbundes nichts mehr zu tun hatte. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund von Friedrich Schroeder Franz Hoffmeister scheint mir geradezu eine Symbolfigur fur den Zwiespalt zu sein. in den der Heimatbund zunehmend geriet. Einerseits verstand er sich als eine Bewegung, die die christliche Glaubenshaltung und die christlich fundierte Ethik neu beleben wollte - Hoffmeister gehorte dem weiteren Kreis um die katholische Zeitschrift „Hochland" an - andererseits geriet der Heimatgedanke immer starker unter nationalsozialistischen Einfluf?, er wurde zum Bestandteil dieser Ideologie. Hoffmeister stand im Zentrum dieser ganz und gar kontraren Auseinandersetzungen; seine Absichten und Ziele wurden pervertiert und damit das vorlaufige Ende des Heimatbundes eingeleitet. 1933 stelltedie „Heimwacht" ihr Erscheinen ein; 1937 folgte die Auflosung des Heimatbundes. Konflikte mit den braunen Machthabern Eine kurze, aber kennzeichnende Episode, beleuchtet die Situation Hoffmeisters schlagartig: Wahrend seiner Zeit in Bochum-Wiemelhausen war Hoffmeister Bezirksprases des Katholischen Jungmannerverbandes. Sein Bezirksleiter Paul Wilmsen berichtet, wie er dem SAStandartenfuhrer vorgefijhrt werden sollte, nachdem er auf einer Kundgebung des Verbandes den Nazis nicht genehme AufJerungen getan hatte. Ludwig Wolker hatte bei dieser Veranstaltung sogar davon gesprochen, daB der Weg der katholischen Jugend ein Kreuzweg sein werde. Wilmsen informierte Hoffmeister. Dieser antwortete: „Ich komme sofort". Und nun berichtet Wilmsen wortlich: ..Eine gute Zigarre rauchend saB der mit Parteiorden uber und uber geschmuckte SA-Fuhrer in seinem Sessel. . . Dann legte er die Zigarre beiseite und brullte mich an: Gut, daB wir Sie Schwein ausfindig gemacht haben. Wir werden Ihnen das Handwerk grQndlich legen". Wahrend dieses beschamende Schauspiel einem bedrohlichen Hohepunkt zustrebte, ging plotzlich die Tur auf, „und im schwarzen Priesterrock, mit den Kriegsauszeichnungen des Ersten Weltkriegs geschmuckt, stand im Raum unserer Verhandlungen: Vikar Franz Hoffmeister. Ohne die Entgegnung eines GruBes abzuwarten . . . sprach er mit fester Stimme: Ich trage die Verantwortung fiir die Kundgebung des Sonntags. Ich ganz allein. Was unser Reichsobmann und unser Be- © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 51 zirksleiter sagten, billige ich und stehe dafiir gerade". Daraufhin attackierte der Standartenfiihrer Franz Hoffmeister und warf ihm vor, er sei durch seine Art der Jugendfuhrung der Hitlerjugend in den Rucken gefalien. Hoffmeister sei, so bericfitet Wilmsen, „in heiligem Zorn" von seinem Platz aufgefahren und habe entgegnet: „Ihre Beschimpfungen konnen mir nichts anhaben. Icfi tat meine Pflicht im Weltkriege und bin als Schwerkriegsbeschadigter heimgekehrt. Der Verlust meines Auges mag Ihnen Beweis dafiir sein, daR ich mein Vaterland liebte. Ich war Frontsoldat, und mit einem Soldaten sollte man anders reden, wenn man schon mit einem Priester nicht anders zu sprechen versteht". In dieser personlichen Begegnung Hoffmeisters zeigen sich exemplarisch auch die Anfechtungen, denen sich der Heimatbund bis zu seiner Zerstorung ausgesetzt sah. Josef Ruther hatte recht, wenn er die personliche Tragik Franz Hoffmeisters eng mit dem Schicksal der Heimatbewegung verband. Und heute? Die Bedeutung Hoffmeisters und seines Freundeskreises fiir unsere Zeit ist unubersehbar: In unserer Gegenwart ist der Sinn fur einen bewuKten Umgang mit der Natur gescharft; der Heimatbund hat hier bereits vor 70 Jahren uniibersehbare Akzente gesetzt. Die Erforschung der Heimatgeschichte, die Pflege der Familienund Volkskunde, der Denkmaler und historischen Gebaude, die Berucksichtigung der Heimat als Wirtschaftsraum: das sind praxisbezogene Perspektiven, die heute in der Regional- bzw. Kommunalpolitik einen festen Stellenwert haben. Die Bedeutung des Heimatbundes liegt aber ebenso sehr in dem Versuch, die Grundlagen einer Ethik des Handelns zu reflektieren, die sich auf die christlichabendlandische Tradition stutzte. Die kritische Einstellung zu Kino und modernem Theater, moderner Kunst und den groBstadtischen Massenmedien muB uns heute fragwiirdig erscheinen, weil sich dahinter manchmal mehr jugendlicher Eifer als Sachkenntnis verbarg, aber es war auch der Versuch, eine individuelle Lebenseinstellung zu erhalten gegeniiber einer Entwicklung, die Hans Magnus Enzensberger in unserer Zeit als BewuBtseinsindustrie Beim Vortrag im Junkern Ho] in Ramsbeck. gekennzeichnet hat, eine Industrie, die nicht Guter, sondern BewuBtsein erzeugt, das auf den einzelnen einen Anpassungszwang ausubt. Wir konnen es zusammenfassend auch so formulieren: Die groBen Leistungen Franz Hoffmeisters und des Sauerlander Heimatbundes liegen vor allem in dem Versuch, im Ansturm vernichtender Ideologien unseres Jahrhunderts sich die Heimat als humanen, d. h. menschenwiirdigen Lebensbereich zu bewahren und iiber die Zeiten zu retten. Darin vor allem besteht seine fortdauernde Aktualitat. Gedenken und Erinnerung am 50. Todestag Franz Hoffmeisters Sonnenschein lag uber Ramsbeck und dem Bastenberg, als man sich an dem kalten Friihlingsmorgen des 27. Marz 1993 auf dem Friedhof um das Grab Franz Hoffmeisters versammelte. Man gedachte seines 50. Todestages. Zahlreiche Mitglieder des Sauerlander Heimatbundes, an der Spitze dessen erster Vorsitzender Dr. Adalbert Mullmann, Abordnungen der ortlichen Vereine und weitere Vertreter aus Antfeld, Olsberg, Schmallenberg, Holthausen und Ramsbeck waren gekommen, um den Griinder des Sauerlander Heimatbundes zu ehren und seiner an diesem Tag zu gedenken. Kranzniederlegung Dr. Mullmann legte einen Kranz auf dem Grab nieder und erinnerte an jenen 1. April 1943, als man Hoffmeister zu Grabe trug, wobei er aus Theodor Proppers anschaulicher Schilderung dieses zitierte: „Ein Sturm erhob sich und jagte die Wolken wie wilde Kriegsheere uber die Berge. Regen prasselte nieder in Stro- SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund men ... In all dem rasenden Unwetter standen die Berge finster und ernst, als waren sie in Schrecken erstarrt vor dem, was auf dem Friedhof in Ramsbeck geschah: wie man da, im Wirken und Drohen entfesselter Elemente, einen Schrein in die Erde senkte, der einen der besten und treuesten Sohne des Landes, den Wachter und Herold sauerlandischen Volkstums, den Bannertrager heimischen Wollens barg". Dr. Mullmann schlug den Bogen zu unserer eigenen Gegenwart, als er feststellte, daii wir heute mit vergleichbarer Klarheit erkennen, was er fiir uns gewesen und geblieben ist: „ein Vorbild fur jeden, dem die Heimat etwas bedeutet". Die Ramsbecker Chorgemeinschaft sang: „In stiller Nacht" von Johannes Brahms auf Worte aus der Sammlung „TrutznachtigaH" von Friedrich von Spee. Festakt im Junkern Hof Danach batten der Sauerlander Heimatbund und die Gemeinde Bestwig zu einem Festakt im Junkern Hof geladen, wo Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 52 sich Liber hundert Gaste einfanden. Der 1. stellvertretende Burgermeister der Gemeinde, Rudolf Heinemann, erinnerte bei seinen BegruBungsworten an das geistigc Vermachtnis Hoffmeisters. Im Mittelpunkt aller Bemuhungen urn die Heimat stehe der lebendige Mensch, der sich in der irdischen Heimat auf die ewige Heimat besinnen musse. Die Erhaltung des Heimatgedankens musse auch Ziel der Erziehung und Bildung sein, da er gleichbleibend aktuell sei. Auch der moderne Tourismus diene gewissermaBen der Erkundung von Heimat. Wenngleich heute viele Jugendliche in die Feme ausschweiften, so strebten sie doch andererseits nach Geborgenheit in der vertrauten heimatlichen Umgebung. Heinemann knupfte daran den Wunsch. daI5 Franz Hoffmeister und sein Werk in uns lebendig bleiben mogen. In den nachfolgenden drei Vortragen wurde Hoffmeister als Personlichkeit gewurdigt, wurden seine Leistungen fur die Sauerlander Heimatbewegung und deren heutige Aktualitat herausgearbeitet. Dr. Mullmannbetonte vor allemdie unkomplizierte Lebensnahe Hoffmeisters, seine Volkstumlichkeit, seinen Humor. Dafiir fehlt es bis heute nicht an Zeitzeugen, die wahrend des Festaktes selbst anwesend waren; so Ferdinand Tonne, der noch die Griindungsphase des Heimatbundes selbst miterlebt hat und seit 1925 dessen Geschaftsfiihrer war, so Pauline Susewind, Gastwirtstochter und Nachbarin der Antfelder Vikarie. Sie beide haben in anschaulichen und farbigen Schilderungen die „menschliche" Seite Hoffmeisters dargestellt (vgl. SAUERLAND Nr. 1/Marz 1993). Auf sie berief sich Dr. Mullmann und stellte die Frage: „Was fasziniert uns heute an Franz Hoffmeister?" Es war wohl seine Jugend - Hoffmeister war bei der Grundung des Heimatbundes gerade 23 Jahre alt -; es war seine mitreiBende Art, Menschen fur den Heimatgedanken zu begeistern; es war aber auch der ernsthafte Anspruch, den Hoffmeister mit der Heimatbewegung verband. Er pragte die Ursprungssatzung und die darin formulierten Ziele, die z.T. bis heute wegweisend geblieben sind, insbesondere was die Gestaltung des heimatlichen Raumes oder den verantwortlichen Umgang mit der Natur anbetrifft. „GeschaftsmaBige Nuchternheit", so meinte Dr. Mullmann, ware nicht gerade dazu angetan SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Das Grab Franz Hoffmeisters. gewesen, „die Herzen mitzureiRen", um solche Ziele zu erreichen. Seine Verdienste und Leistungen lagen letztlich in seiner Personlichkeit begrundet. ..Franz Hoffmeister war ja kein Minister und kein Wissenschaftler, war kein groBer Unternehmer, kein herausragendes offentliches Amt gab ihm Gewicht und Profil; er war, wenn man es recht betrachtet, nichts anderes als ein bescheidener, in seinen letzten Lebensjahren krankelnder Landpastor", meinte Dr. Miillmann. Aber „er war das Sauerland", er war „die Seele der sauerlandischen Heimatbewegung . . . Er hat sie ins Leben gerufen und in einer fur die anderen Landschaftsgebiete vorbildlichen Art ausgestattet", so der Volkskundler Heinrich Schauerte, den der Redner zitierte. Seine Verdienste um die Heimatbewegung und die Bescheidenheit seiner Person, sein Engagement fur groBe Ziele und seine Volksnahe, seine moralische Ernsthaftigkeit und sein unerschiitterlicher Humor, das etwa waren die charakteristischen Merkmale, die Dr. Mullmann an der Personlichkeit und dem Menschen Franz Hoffmeister herausstellte. Dia-Vortrag zum Leben Franz Hoffmeisters In seinem Dia-Vortrag ruckte Ortsheimatpfleger Engelbert Prein noch einmal die wichtigen Lebensstationen Hoffmeisters ins Bild: Sein Geburtshaus und das spatere Wohnhaus, die Arbeitsstatte des Vaters; das Milieu des Ramsbecker Bergbaus mit seinen Handwerksbetrieben und Abraumhalden, die bescheidenen per- sonlichen Verhaltnisse. Die Lebenswelt der Familie. in die Franz Hoffmeister am 22. Marz 1898 hineingeboren wurde und die seine Kindheit mitgepragt hat, wurde noch einmal anschaulich faBbar. Nicht zuletzt die Patina, die uber diesen Bildern lag, machte zugleich den Abstand zu unserer eigenen Gegenwart deutlich, ruckte die Biographie in die Distanz, lud ein zur Betrachtung eines Lebensweges, der selbst in seinen Randerscheinungen noch charakteristische Merkmale erkennen lieE. So der festliche Geleitzug am Tage der Primiz im August 1924; Vor der etwas armlichen Dorfkulisse sieht man die Ramsbecker in Festtagskleidung. aufwendige Ehrenbogen sind uber die StraBe gespannt, Fahnen wehen, die Priester der Nachbargemeinden reihen sich in weiRen Gewandern hinter den Primizianten. Es ist ein Festtag, ein zentrales Ereignis. uber das man noch nach Jahren sprechen wird. Der Weltkrieg lag erst wenige Jahre zuruck. Die erschiitternden Bilder von den Schlachtfeldern in Flandern und Frankreich boten den Kontrast. Hoffmeister war - noch Gymnasiast - schwer verwundet heimgekehrt und hatte dann mit dem Theologiestudium in Paderborn begonnen. Seine Erfahrungen waren die Erf ahrungen vieler Zeitgenossen. Es ist deswegen kein Wunder, daB dem jungen Priester am Tage der Primiz die ganze Anteilnahme und Sympathie der Ramsbecker Bevolkerung gehorte. Die Bilder, die Engelbert Prein zeigte. machten nicht nur deutlich, welche personlichen Voraussetzungen fur Hoffmeister pragend waren, sondern sie verwiesen auch auf seine Leistungen fiir den Sauerlander Heimatbund und stellten die wesentlichen auBeren Lebensstationen heraus, anschaulich gemacht in den Kirchen von Ramsbeck, Paderborn, Antfeld, BochumWiemelhausen und Holthausen, die zugleich die religiosen Lebensgrundlagen deutlich machten, von denen sich Hoffmeister bei all seinen Bemuhungen und auch in seiner schweren Krankheit getragen wuBte. Das SchluBwort von Friedrich Schroeder (in diesem Heft abgedruckt) stellte das Wirken Hoffmeisters in einen weiteren geschichtlichen Zusammenhang und stellte aktuelle Bezuge des Heimatgedankens zu unserer Zeit her. SchlieBlich horte die Versammlung das plattdeutsche Gedicht ,.Meyn Haimatglucke" von August © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 53 Beule, das von Maria Siepe mit groKem Beifall vorgetragen wurde. Eine musikalische Uberraschung zum Ausklang Die Ramsbecker Chorgemeinschaft unter Friedrich Schroeder hatte den Festakt mit „Abschied vom Walde" von Felix Mendelssohn-Bartholdy eingeleitet und hot am SchluB mit dem Vortrag eines Wanderliedes von Christine Koch einen heiteren Ausklang und eine Uberraschung zugleich. Georg Zinngrabe aus Meschede hatte die Verse vor einigen Jahren in einem vierstimmigen Chorsatz vertont und die bislang noch ungedruckte Partitur dem Ramsbecker Chor uberlassen, eine kleine Urauffuhrung also. In der zweiten Strophe dieses Sauerlandliedes heiBt es; „Da gibt es Taler, unberuhrt, Wo man die groBe Welt nicht spiirt, Und Wanderwege, menschenleer, Die Freude nur geht nebenher. " Die Verse hatten Franz Hoffmeister und seinem Freundeskreis aus der Seele gesprochen. Red. Gedenkfeier am Grab. mal wurde am 22. Juni 1951 gelegt und stand zeitlich im Zusammenhang mit dem ersten Heimattag in Balve des nach dem Kriege wiedergegrundeten SHB. Balver Erinnerungen an Franz Hoffmeister Die Erinnerung an Franz Hoffmeister lebt in heimattreuen Balver Burgern noch heute fort. Das ist das Verdienst von Kirchenmusikdirektor Theodor Propper, unter dessen Fuhrung am 7. August 1921 die „Heimwacht Balve" gegrundet wurde. Propper war damals 25 Jahre alt und hat zusammen mit dem jungeren Theologen und Werkstudenten Franz Hoffmeister die Sauerlander Heimatbewegung ins Leben gerufen. Er zahlte zu den Mitbegrundern des SHB, der ebenfalls 1921 entstand. Propper war dem Griinder des SHB eng verbunden und voller Anerkennung fiir dessen Leistung und Personlichkiet. Er nannte ihn den „Wackeren Heimatkampf er und Wachter des Sauerlandischen Volkstums". Propper sprach und schrieb im Stil seiner Zeit, Kurz nach dem Tode von Franz Hoffmeister am 27. Marz 1943 entwarf er das Manuskript eines Buches iiber ihn, das 1949 im Verlag der Bonifatius-Druk- FRANZ : HOFFMEISTER kerei in Paderborn erschienen ist. Wer die Bedeutung des Heimatbundgrunders ermessen will, kommt an der Lekture dieser wertvollen Veroffentlichung nicht vorbei. Theodor Propper ist es auch gelungen, eine Erinnerungsstatte fur Franz Hoffmeister zu schaffen. Direkt an der Balver HauptstraBe in unmittelbarer Nachbarschaft zur St. Blasius-Kirche steht heute der „Hoffmeister-Brunnen". Der Grundstein zu diesem Hoffmeister-Gedachtnis- © Copyright SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerlander Heimatbund Propper lenkte durch mehrere Veroffentlichungen, z. B. im „Sauerlandruf" Nr. 3/4 aus 1957 und in der „H6nneZeitung" vom 14. Dezember 1957 die Aufmerksamkeit auf diesen „Hoffmeister-Brunnen", wie er heute in Balve genannt wird. Angesichts des Gedachtnisses zum 50. Todestag von Franz Hoffmeister am 27. Marz 1993 ist es den heimattreuen Sauerlandern ein Anliegen, das Engagement von Theodor Propper fiir Hoffmeister und seine enge Verbundenheit mit ihm nicht zu vergessen. Leider sind die Vereinsregister-Akten des „Sauerlander Heimatbundes", der beim Amtsgericht Bigge eingetragen war und am 26. Juni 1937 beim Amtsgericht Bigge geloscht wurde, laut Auskunft des Amtsgerichts Brilon vom 10. Mai 1993 vernichtet worden. Adalbert Thiell Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 54 Jugendliche und junggebliebene Mitglieder von Heimatvereinen machen Geschichte lebendig Was eigentlich machen 30 Leute im Alter zwischen zehn und 45 Jahren ein ganzes Wochenende im Jugendhof Vlotho? Der ahnungslose Besucher, dem in der Stadt schon der eine oder andere mit Notizblock, Fotoapparat oder Videokamera aufgefallen war, trifft als erstes auf eine Gruppe, die im Innenhof in der Sonne sitzt. Aus einer „H6hle" dringen Larm und schwache Lichtstrahlen. Wir haben es mit 30 Mitgliedern verschiedener Heimatvereine zu tun, die das Woctienende nutzen, um sicti uber Tips und Tricks der Jugendarbeit in der Heimatpflege zu informieren. Und einiges probieren sie auch gleich aus. Die „H6hle", aus der der Larm kommt, entpuppt sich als kunstliche Hohle aus Packpapier. Bei naherem Hinsehen entdeckt der Besucher Hohlenzeichnungen aus der Steinzeit. . . Mittlerweile sind auch die „Spurensucher", die schon vormittags in der Stadt gesichtet wurden, wieder im Jugendhof eingetrudelt. Nach Schnuppern in alten, verstaubten Buchern sind sie losgezogen, um vor Ort der Geschichte Vlothos nachzuspiiren. Da ist zum Beispiel der alte Bahnhof, zugenagelt, verwahrlost, der aber trotzdem noch ein wenig Flair der alten Zeit ausstrahlt. Die Disco mitTechno-Klangen, ..Liberty", stelltsich als ehemalige Zuckerfabrik des Ortes heraus. Und was macht die Gruppe in der Sonne? Sie verfaRt diesen Bericht. Aber damit natiirlich nicht genug: diese Menschen arbeiten nicht nur, sondern sie genieRen auch das Wochenende und die urige Atmosphare des Jugendhofs. Sie spielen Billard, sitzen bis tief in die Nacht auf dem Hohnerwiem'n (fur die, die's nicht wissen: der Platz iiber dem ehemaligen Pferde-/Kuhstall), tauschen Erfahrungen 1. Anderes Wort fur SpaR/Freude • 2. Beliebtes Spiel im Jugendhof • 3. GruEwort • 4. Empfindet jeder nach einem Wochenende im Jugendhoi 5. Liegt uber dem Pferde/Kuhstall p. 6. Jetzt geht's ... • Den Steinzeitmenschen auf der Spur und Informationen aus, lassen sich gut verpflegen und kehren voller Tatendrang und neuer Ideen nach Hause zuriick. Und da sie nicht egoistisch sind, bieten sie dem Gewinner/der Gewinnerin des folgenden Ratsels einen tollen Preis an: Zwei Personen erhalten die einmalige Chance, am nachsten Wochenendseminar in Vlotho (5. bis 7. November 1993) teilzunehmen. Einsendungen sind bis zum 30. Juni 1993 an den Westfalischen Heimatbund, Kaiser-Wilhelm-Ring 3, 4400 Munster, zu richten. Die Ziehung der Gewinner findet auf dem Westfalentag am 2./3. Oktober 1993 in Munster statt. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen, zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie „Heimatpflege in Westfalen" oder fragen Sie ihren Heimatgeschichte kor>kret erfahrbar machen. Heimatbund. Mittlerweile kompetente Ansprechpartner aus dem Heimatbund sind Werner Gessner-Krone und Susanne Baumann. WHB • Losungswort SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 55 Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e. V. ne Koch, die von namhaften Musikwissenschaftlernvertont wurde. Die Gesamtauflage der beiden Tontrager betrug 1000 Stuck, wobei die MC's inzwischen vergriffcn sind. Der „Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e. V." ist seit dem 9. Dezember 1990 Nachfolger des damaligen „F6rdervereins WilzenbergTurm e. V.", der am 6. Oktober 1988 gegriindet wurde. Er widmet sich der Heimatgeschichte und Heimatpflege in der Stadt Schmallenberg und verfolgt u. a. das Ziel, die Kultstatte „Wilzenberg" sowie den unter Denkmalschutz stehenden 17 m hohen Wilzenberg-Turm zu erhalten. Zusammen mit dem Lions-Club Schmallenberg beabsichtigt der Heimatund Geschichtsverein Grabungsarbeiten auf dem unter Denkmalschutz stehenden Wilzenberg durchzufuhren. Entsprechende Antrage wurden zwischenzeitlich an den Landschaftsverband WestfalenLippe gestellt. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, dem rd. 200 Mitglieder angehoren, ist Herr Friedhelm Pape, Oberkirchen. Herr Pape, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Schmallenberg, wurde bei der Mitgliederversammlung im November 1992 zum neuen 1. Vorsitzenden gewahlt und loste den langjahrigen Vorsitzenden und stellvertretenden Burgermeister der Stadt Schmallenberg, Herrn Otto Schulte, Kirchilpe, ab. An der im Jahre 1994 stattfindenden 750-Jahr-Feier der Stadt Schmallenberg wird sich auch der Heimat- und Geschichtsverein beteiligen. In Abstimmung mit Herrn Landesarchivdirektor Dr. Bruns, Miinster, wird der Verein eine „I1lustrierte Geschichte" uber die Stadt Schmallenberg herausgeben. Die Kunstmappe (Grofte DIN A 2), die von dem in Paris lebenden Schmallenberger Kunstler Carl Siebert gestaltet wurde, enthalt neun Motive der Stadtgeschichte; von ihr sollen 400 Exemplare gedruckt werden. Beim Jahresruckblick 1992 wies Herr Schulte auf die vom Heimat- und Geschichtsverein in der Stadt Leinefelde im Eichsfeld geleistete Hilfe zur Griindung eines dortigen neuen Heimatvereins hin. Eine der Hauptaufgaben ist die jahrliche Herausgabe des seit 1988 erscheinenden „Schmallenberger Almanachs". In ihm sind neben dem Kalendarium wissenswerte und interessante heimatgeschichtliche Beitrage zu finden. Das Jahr 1244 wird als das Griindungsjahr der ehemaligen Stadt Schmallenberg angesehen. Erzbischof Konrad von Hochstaden verlieh die Stadtrechte, spater auch das Munzrecht. Dieses Munzrecht dauerte jedoch nur bis Anfang des 14. Jahrhunderts und die meisten „Schmallenberger Pfennige" befinden sich heute in Museen von Koln bis Petersburg, einige wenige in Privathand, die nur selten auf Auktionen den Eigentumer wechseln. Im 13. Jahrhundert war das Pfennigstiick die wichtigste Munzsorte. In der Vergangenheit wurden vom Heimat- und Geschichtsverein zusammen mit der Volkshochschule die heimatkundlichen Beitrage „ Schmallenberg und die westf alischen Stadte im Spiegel der Urkataster" sowie „Archaologie und Vorgeschichte im Rothaargebirge" angeboten. Im Herbst 1992 wurde die Videokassette „Der Wilzenberg - Kultstatte und Bodendenkmal" zusammen mit dem Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen herausgegeben. Er zeigt die Einzigartigkeit des Wilzenberges sowie die durchgefuhrte Sanierung und Aufstockung des Aussichtsturmes. Ebenfalls in Kooperation mit dem Schieferbergbauund Heimatmuseum Holthausen wurde Anfang Dezember 1992 eine neu aufgenommene CD und MC mit plattdeutschen Liedern von Christine Koch vorgestellt. Es handelt sich dabei in Anlehnung an den Gedichtband „Wille Raousen" um Lyrik der „Sauerlandischen Nachtigall" Christi- Der Stadtsparkasse Schmallenberg ist es zu verdanken, daB der Heimat- und Geschichtsverein im vergangenen Jahr in den Besitz des „Schmallenberger Pfennigs aus der Zeit um 1260" kam. Er wurde dem Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen dann zur offentlichen Presentation iibergeben. Zum Stadtjubilaum 1994 wird der Heimat- und Geschichtsverein zudem eine Jubilaumsmedaille in 585 Gold, 26 mm 0 herausbringen. Von Erzbischof Konrad von Hochstaden sind vier verschiedene Pfennigtypen des Schmallenberger Pfennigs bekannt, so daB diese Jubilaumsmedaille auf der Riickseite den urspriinglichen Schmallenberger Pfennig (Nr. 4 a) SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund zeigen wird. Noch vor dem diesjahrigen Weihnachtsfest wird diese Jubilaumsmedaille interessierten Heimatfreunden angeboten werden konnen. Der Mitgliedsbeitrag des Heimat- und Geschichtsvereins, in dem der jahrliche Bezug des Schmallenberger Almanachs enthalten ist, belauft sich z.Z. auf 25,DM. Heimatfreunde konnen sich mit der Geschaftsstelle des Heimat- und Geschichtsvereins Schmallenberger Sauerland e. V., Postfach 1140, 5948 Schmallenberg - ab 1. Juli 1993 PLZ 57376 - in Verbindung setzen. Red. Herzhafter Grufi aus dem Hochsauerland gtBtKm 56 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Siegel der Stadt Attendom von 1280 entdeckt figer vor, z.B. in Soest und Rees. Rechts vom Kopf des Heiligen erkennt man den Halbmond, der schon auf den fruhesten Miinzpragungen Attendomer Provenienz aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts nachgewiesen werden kann. Bei der Suche nach „Attendoriensia" in Rheinischen Findbuchem stieB Christoph Hoberg aus Attendom im August 1992 zufallig auf ein bisher unbekanntes Stadtsiegel aus dem Jahre 1280. Bislang waren vier groEe Stadtsiegel aus den Jahren 1255, 1310, 1350 und 1450 bekannt; hinzu kamen zwei Sekretsiegel aus dem 14. und 16. Jahrhundert. Das nun nachgewiescne fijnfte mittelalterliche Siegel stammt aus dem Hauptstaatsarchiv DiJsseldorf, Urkundenbestand Altenberg, Urk.-Nr. 178 und ist datiert vom 5. September 1280. Der Inhalt der Urkunde besagt, daB Wilhelm und Mechthild, Kinder Sibodos de Ginkde, Burger von Attendom und Klosterbruder zu Altenberg, vor dem Gericht in Attendom auf alle Giiter verzichten, die dem genannten Kloster durch ihren Vater zugefalien sind. Dafur geloben dessen Abt und Konvent, Mechthild zu ihren Lebzeiten jahrlich 6 Malter Roggen zu entrichten. Der international anerkannte Siegelexperte Prof. Dr. Toni Diederich aus Koln fuhrt in einem Schreiben vom 23. Oktober 1992 hierzu folgendes aus: Das Siegel hat einen Durchmesser von 9,4 cm und Bat sau 'ne alien Oihme is, , . . didn gaffte et frogger wudhi op jedem Huawe. Hai was fuor alles taustandig. Te siegen harre hai eigentUk nix oder - uey wellt te gurre hal^ len - wennig. Dooch: Hai woahrte seyne Rechte und schuggere sik nit, duse te behaupten, wann't de Oihme fuor noidig halt. Schmies in Idlerkusen harren gleyk twai der van-. Oihme August un Oihme Anton, boide „Originale" op idhre Oort. Jeder harre seyne Taustdndigkoiten imme House, imme Stalle un drdmmerumme. Ddt klappere famos, weyl jeder no seynem Koppe arbere. Selvtwerre was ddt anders, do gafft' et dann Probleme. Wann ne Sake out didr Reyge fdll, bofuor sik kdnner taustdndig fohlte, wort et ungerloten un was dann auk erlediget. zeigt in der Mitte den Hi. Petrus. Dieser halt in seiner Rechten einen Schlussel (moglicherweise auch zwei ein wenig verschobene Schlussel wie in dem altesten Attendomer Stadtsiegel). Da die Pfarrkirche in Attendom Johannes dem Taufer geweiht ist, konnte man die Gestalt des HI. Petrus als Patron des Bistums Koln betrachten. Er kommt in den Stadtesiegeln des „kurk6lnischen" EinfluBbereichs hau- Sau kam idhr Neffe Ludwig, doy Timmermann was, eynes owendes et was imme Hidrwest un schon en bittken kalt-etwas Idter heyme. Do sdten dann doch August un Anton imme dicken Mantel met Schal Umme un Haut oppe im Stiiobeken ummen Uawen riimme, doy kalt blieven was. „Konn Ey dann nit idwen met en paar Sponekes selwes en Uafen aanmaken. bo siiH kdnner imme House is?" schante Ludwig un guckere Anton an met didn Wooren: „Sauwdtt, - is doch wohr!" Anton, gar nit fUnte, sagte-. „Bdu sau moynste mik, August sat doch noger dranel" Un ways op didn Uawen. Oihme Anton wasfruam, genk after an de Kumjdunbank un sunndag nummedages ok meist in de Andacht. - August was wenniger fruam, bichtere un kummezeierte droimol im Johre: Op Austern. Al- Die Umschrift, zerstorte Buchstaben in eckigen Klammern, kann folgendermaBen gelesen werden: + S1GIL[LV]M CIVITATI - S IN [ATTE]NDERNE. Auffallig ist hierbei nach Prof. Dr. Diederich die Sperrung zwischen dem letzten I und dem S im Wort CIVITATIS. Ursache konnte die Tatsache sein, daB die FiiRe des Heiligen in die Siegelumschrift hineinragten. Vergleicht man das „neue" Siegel mit dem altesten Siegel von 1255, so kann eine wichtige Veranderung festgestellt werden: Wahrend die Umschrift des Siegels von 1255 noch „Sigillum burgensium" heiBt, taucht 1280 erstmals die Bezeichnung ..Sigillum civitatis" auf. Das bedeutet, daii 1280 das Gemeinwesen der Stadt bereits vollstandig ausgepragt war. AbschlieRend dankt der Verfasser dem Hauptstaatsarchiv Diisseldorf fur die f reundliche Genehmigung zur Publikation des Siegels und Herm Prof. Dr. Toni Diederich fur seine fundierten Auskiinfte. lerhoiligen un op Kristag. In de Andacht genk hai auk wenniger, dofuor loiwer all 't nummedages in de Kneype. Anton lauste me eines Sunndages de Leveyten: ..August, Dou konnest auk mol wir in de Andacht gohn!" „Bdt schdrt Dik ddt an", knurte August, „bohidr wellst Dou wieten, op ik in deAndacht well oder nitt!" Schwupp, spranke op, kraigseyn Sangebauk un verkrilmelere sik in de Kidrke taur Andacht. Sau woren idrk doi boiden nit ummer groiin un hdnselten idrk bo se konnen. Blaut in punkto Weybesloyen woren idrk dou boyden einik: Wann me se frogere, brummeddtse dann nit friggen wollen. kraig me van jedem deselbe Antwort: „Ik wuBte nit, bdt me amme Weybesmenske Gurres fingen konn"! © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund von Otto Hoffer FD Sauerländer Heimatbund 57 SAUERLAND Budapest 93 - Koszonom! Budapest 93 - Danke! Der Jugendchor des Hochsauerlandkreises Dieser Ruf, voller Freude und Begeisterung von 65 ubergliicklichen Choristen mit rhythmischem Klatschen begleitet, halite lautstark uber den groEen Platz vor der Redoute in Budapest, dem einmalig schonen Konzertgebaude in der City von Ungarns Hauptstadt, direkt an der Donau gelegen. Und mitten in dieser vor Freude uberschaumenden Gesellschaft Gerd Schuttler, Musikdirektor und Landeschorleiter der Sangerjugend NRW. Der Jugendchor der Musikschule des Hochsauerlandkreises in Arnsberg hatte das schier Unmogliche geschafft, sich bei einem der renommiertesten Chorwettbewerbe Europas mit dem Silbernen Diplom in der Kategorie „0berstimmen-Ch6re" und mit einem Goldenen Diplom in der Kategorie „Gemischte Chore" zu qualifizieren und somit einer der erf olgreichsten Teilnehmer bei diesem IV. Internationalen Chorwettbewerb zu werden. Aus aller Welt waren die 60 Chore angereist, aus Japan, Finnland, Schweden, Danemark, Estland, RuEland, Italien, Holland und naturlich Deutschland und Ungarn. Der kiinstlerische Leiter, Prof. Gabor Holerung, brachte es bei der vom Ungarischen Fernsehen aus dem Festsaal der Redoute ubertragenen AbschluBveranstaltung im Beisein der zehnkopfigen hochkaratigen Jury von Hochschulprofessoren aus ganz Europa und dem Ehrenprasidenten Bela Bartok jr. auf den Punkt, als er u. a. sagte: Mit diesem Wettbewerb sollen keine Nebenwirkungen wie MiBgunst und Eitelkeit, kein gruppenegoistisches Dominanzstreben gezuchtet werden, sondern hier sollen vorrangig gesellschaftliche Gleichheit, gegenseitige Anerkennung, Freude an der Musik und naturlich auch an der gemeinsamen musikalischen Leistung und volkerverbindende Aspekte eine Rolle spielen. Als dann Gerd Schuttler die Urkunden von Prof. Holerung uberreicht bekam, war es fast so, als waren nur Sauerlander in dem mit an 2 000 Menschen hoffnungslos uberfullten Festsaal der Redoute; denn minutenlang feierten die Jugendlichen ihren groRartigen Erfolg. Vorausgegangen waren zwei Wettbewerbstage voller Konzentration und Spannung, denn sechs a cappella-Titel hohen bis hochsten Schwierigkeitsgrades, vom alten Meister bis zur zeitgenossischen Musik, muRten der Jury prasentiert werden. Der gluckliche Jugendchor auf der Fischerbastei in Budapest. Absolut beste Benotung erlangten die Musikschulchoristen bei der Interpretation der Komposition „Weltfriedensbitte" des Arnsberger Komponisten Kirchenmusikdirektor Gustav Biener, die viersatzig durchkomponiert in Latein, Italienisch, Englisch und Deutsch erklang. Der Vorsitzende der Jury, Professor Emil Petrovics, Generaldirektor des Ungarischen Opernhauses und Leiter der Kompositionsfakultat der Franz-LisztMusikakademie, bescheinigte in einer Dirigentenbesprechung Schuttler eine eminent gute Auswahl der Literatur, hervorragende Stimmbildung seiner Choristen, einen excellenten Chorklang auch in dynamisch extremen Situationen, Perfektion bei rhythmischen Strukturen, Stiltreue und eine gelungene Darstellung der Werke durch organische Phrasierung und einwandfreie Intonation. Aber nicht nur der erfolgreiche Wettbewerb, die Gestaltung der feierlichen Abendmesse am Palmsonntag in Budapest mit Martin Kraft an der Orgel, der Besuch in der Puszta, die ausgelassene „K6sz6nom-Siegesfeier" im Hotel Budapest, wo das hauseigene Folklore-Orche- © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund ster den Arnsbergern seine Referenz erwies, auch die vorausgegangenen drei Tage in Wien, mit einem Konzert im Stephansdom, dem gemeinsamen Besuch des Musicals „ Phantom der Oper", den Besichtigungen und Aktivitaten, das alles hat diese zehntagige Reise des Chores der Musikschule zu einem Erlebnis ganz besonderer Art gemacht. Grandios war der Empfang in Arnsberg nach 16stundiger Busfahrt. Trotz mitternachtlicher Stunde hatten sich Eltern, Freunde und Verwandte mit Spruchbandern, Blumen und Sekt eingefunden, um„ihren" Chor und Gerd Schuttler uberschwenglich zu begruKen und zu feiern. Etwas aber, trotz aller Euphorie, ist den jungen Choristen in Ungarn und besonders in Budapest nicht entgangen. Die Hilfe, die vor allem alte, kranke und mittellose Menschen benotigen. Deshalb wird schon in absehbarer Zeit ein Wohltatigkeitskonzert in der Heilig-Kreuz-Kirche zu Arnsberg stattfinden. Der Gesamterlos wird der Ungarnhilfe von Freifrau von Boeselager zugute kommen, die in Budapest mehrere Malteser Hilfsdienste ins Leben gerufen hat und unterhalt. Red. 58 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Un dat Klockenspiel te Balwe von Leonhard Knape 40 Jahre Balver Glockenspiel „Es ware schon! Es ware herrlich!" Mit diesen Worten unterstrich Theodor Propper, Mitbegrunder des Sauerlander Heimatbundes, in einem Beitrag der HonneZeitung vom 21. Juni 1952 den Wunsch nach einem Glockenspiel fur seine Vaterstadt Balve. Er auRerte diesen Wunsch damals aus einem konkreten AnlaK: Man begann gerade mit dem Abbruch des historischen Rathauses, um an dessen Stelle nach heftiger offentlicher Diskussion ein Sparkassengebaude zu errichten. Und dieses Gebaude solle, so Propper, das Glockenspiel aufnehmen, das uber den Verlust des alten Rathauses hinwegtrosten konne. Ein Jahr spater sah Propper seinen Wunsch erfullt. Zu Beginn der feierlichen Obergabe des Gebaudes der Stadtsparkasse Balve am 2. Juli 1953 spielte er auf dem Glockenspiel die Melodie des Chorals „GroRer Gott, wir loben dich". SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Zum Balver Glockenspiel, das von der Firma Korfhage & Sohne in Buer geliefert wurde, gehoren vierzehn Glocken aus Bronze (vier Teile Kupfer, ein Teil Zinn), gegossen in der seit 1590 bestehenden GlockengieKerei Gebr. Rincker in Sinn, sowie eine nicht klingende funfzehnte Glocke, die alte Rathausglocke. Wenn diese Glocke auch nicht mehr erklingt, so hat sie dennoch eine Funktion: sie dient der optischen Harmonie des in der Gebaudegiebelwand angebrachten GlockenEnsembles. Die Disposition des Glockenspiels ist: f", fis", gis", b", h", c'", cis'", d'", dis'", e'", f", fis'", g'" und gis'". Nicht fur jede Melodic ist das Glockenspiel geeignet, Einschrankungen ergeben sich naturgemaR aus seiner Disposition. Fast immer sind Transpositionen aus der Ausgangstonart in eine andere erforderlich. Bei Melodiebearbeitung und Improvisation werden Akkorde nur sehr spar- sam eingesetzt, da Glocken ohnehin Tongemische abstrahlen. Das Glockenspiel kann auf zweierlei Weise zum Klingen gebracht werden: als Tasteninstrument und als Musikautomat. Dem Musizieren auf dem Glockenspiel als Tasteninstrument dient eine Klaviatur mit 24 Tasten, zehn davon sind freilich „blinde" Tasten, der geringeren Glockenanzahl entsprechend. In den funfziger Jahren gab Theodor Propper gelegentlich Konzerte auf dem Glockenspiel, etwa an Heiligabend zur Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Dieses Live-Musizieren wird heute leider nicht mehr gepflegt. Das Rathaus vor dem Abrifi 1952. die Sparkasseca. 1953/54 und dasselbe Gebaude als Sparund Darlehnskasse 1969. Wandel im Stadtbild Balues. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 59 AIs Musikautomat wird das Glockenspiel weiterhin genutzt. Die gespeicherten Melodien erklingen schaltuhrgesteuert mehrmals taglich - derzeit um neun, elf, 15 und 18 Uhr. AIs Informationsspeicher dienen gelochte Bander aus Kunststoff. Wahrend des Vorlaufs werden die Bander abgetastet. Wenn ein Tastfinger auf eine Perforation trifft, wird ein Stromkreis geschlossen und eine der vierzehn Glocken von innen mit einem Hammer angeschlagen. Bandhalt am Ende einer Melodie und Rucktransport des Bandes nach dem Gesamtdurchlauf werden ebenfalls uber Lochungen ausgelost. - Im Laufe der Jahre wurden dreizehn Bander mit insgesamt mehr als achtzig Melodien erworben. Die ursprungliche Eigentumerin, die Stadtsparkasse Balve, beschaffte sieben Bander; das erste davon enthielt nurdrei Melodien, darunter sinnigerweise die Melodie des Liedes „Was frag' ich viel nach Geld und Gut". Im Jahre 1968 wechselte das Gebaude in das Eigentum der Spar- und Darlehnskasse Balve eGmbH uber, die ihr Bankhaus bei der Eroffnung im Herbst 1969 zum Kummer mancher - in neuem Klinkeroutfit prasentierte, die aber - zur Freude vieler - wie spater auch die Volksbank Balve, Zweigniederlassung der Volksbank Neuenrade eG, das Glockenspiel weiterbetrieb und neue Bander erwarb. Bei dem zuletzt erworbenen Band bewies die Volksbank ahnlichen Humor wie die Sparkasse 1953 beim Erwerb des ersten Bandes. Sie folgte dem Melodienvorschlag des Vorstandes der Balver Heimwacht und nahm (vielleicht als dezenten Hinweis auf die Kreditabteilung des Hauses) die Melodie des Liedes „Wenn die Bettelleute tanzen" ins Repertoire der Melodien des Balver Glockenspiels auf. Ob nun diese Melodie tatsachlich vom Glockenspiel erklingt, das hangt ab von Gerald Dreher. Er betreut als nebenamtli- cher Glockner das Glockenspiel, wechselt in unregelma£igen Abstanden die Bander und entscheidet damit, welche Melodien bis zum nachsten Bandwechsel zu horen sind. Und dann wird sicher wieder die Melodie jenes Liedes zu horen sein, das Theodor Propper in seinem „Klingemund" dem Glockenspiel gewidmet hat: „Un dat Klockenspiel te Balwe". Tasteninstrument und Bandgerat des Glokkenspiels. lAn ckd J(lo<keixs^pLel ie 'f^/khoe 34. \ Un da, Kick, ken-sp^cl ie """^' klangi ^'"^ • Kling- ^""9' ^" ^"^ Bal • we kilt scu hdl Klok • her. . ge - un /eyr: Kling • b,e • me/ e, biu klang! v^' "Z ''^•^',°*-*«n ^'°'n ""d klen-ner un sau klim-pei-klain, Klmg-klangl Klmg^klang! - biu se blen-ket, biu se schen-ket eah-ren XJang Mu raml Sing-sang! Sing-sangI Dd-wer al-lem Ge-driin-gel Mngel^KIok-ken-ge-san-gel. Klin-ge-lin-ge-Jin-ge-langl Kling-klangl Kling3. Wann de Klok-ken sin-gel. kUn-get van dear Gie-wel-wand — KImg-klangI Kling-klang! - hau-ge, dai-pe, klai-ne, klenri-ste, lui-et Hand m Hand. - Sing-sang! Sing-sang! - Hori! - Vey daut ues vei- tZTKUnVManT '' "" '^'"^•-' '^""-^-'--^-'''-^^e-ian^K.n,KL:^I1^ i"'-e byey-we( slil-le an dear S(ro-(e stohn. Kling-klangl Khng-klang! Num-mes wey-kei, al-Ie key-kel, hort dat Klok-kenslohn, — Smg-sang! Sing-sangI — Ian-get met an te sin-gen- al-le KUng-Zn^'" """"'"'' ^''"-^^-""-ff-""-?-'-!?' Kling-klangl Jn„n?'^v^ K/oA-;cen-spie; te Bal-we lutt sau laiv un schoin: Kling- k,an^iZ^l!^°"f """ ^f^'^"-''''^-"'^' ^^Y-ne Run-de halt _ Klingklang! Klmg-klang! - un dat Klok-ken-lui-en sil-bem op de Dea-ker lain- S,ng-sang! Sing-sang! - draum iek: - En-gel Lt uZkes ^MtmMamm>»/ SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund 60 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Das museale Sauerlanddorf von Dr. Stefan Baumeier Viele kleine Dorfer im Sauerland haben mit ihrer gut erhaltenen Siedlungsund Baustruktur wesentliche Elemente ihrer Geschichte bewahrt. Das eine oder andere von ihnen kann geradezu als idealtypisch fur das gesamte kurkolnische Sauerland gelten und bote gute Voraussetzungen fiir ein freilicfitmuseales Dorf. Docfi keine Sorge, niemand will ein Dorf des Sauerlandes musealisieren, einfrieren und damit von jeder weiteren Entwickklung abschneiden. Um ein moglichst breites Spektrum kultureller Pfianomene des landlichen Sauerlandes zur Darstellung zu bringen, hat sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als uberortlicher Kulturtrager in Westfalen schon 1960 entschlossen, im Konzept eines gesamtwestfalischen Freilichtmuseums dem Sauerland ein eigenes Kleindorf zu widmen. Erste Planung 1960 Dieses geplante Dorf charakterisiert Josef Schepers 1960 in der Zeitschrift ,,Heimatland Lippe" folgendermaEen: „Erst die letzten 50 Meter des Weges geben den Blick auf das sauerlandische Kleindorf frei, das in einer Mulde am K6nigsberg Schutzlage fand. Im Gegensatz zu der siegerlandischen Gruppe mit ihren schmaleren, im Innern kleingegliederten Ernhausern mehr mitteldeutscher Art zeigen die sauerlandischen Hofe niederdeutsches Gesicht und Wesen, trotz sudlicher und westlicher Kulturuberformung. Haupthaus, Speicher und andere Nebenbauten dieser Waldbauernhofe haben bescheidene Abmessungen, doch im Zusammenhang der heimischen Baustoffe: Bruchstein, Holz, Lehm, Stroh und Schiefer, ebenso in den kraftigen barocken Kontrastfarben ihres Schnitzwerks ubertreffen sie an Mannigfaltigkeit der Farben und Formen alle anderen westfalischen Landschaften". Josef Schepers machte fur ein museales Sauerlander Dorf zwei Vorgaben. Die erste Vorgabe ist der Standort im Sudosten des Detmolder Freilichtmuseumsgelandes unterhalb des sogenannten Konigsberges; dort wurde schon zu Anfang der 70er Jahre eine Talmulde fiir das Dorf ausgebaggert. Die zweite Vorgabe ist der Bestand von mehr als 20 eingelagerten Architekturzeugen. Unter ihnen befinden sich sechs groRe Haupthauser und sechs aufwendige Speicher. Fast alle Gebaude SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Das Haus Henke-Kaijser aus Ostentrop (1770) und die Scheune Schmies aus Milchenbach (18. Jahrh.) warten auf ihre Eroffnung. entstammen dem 18. Jahrhundert. Schon anhand dieser Fakten muf^ man nicht Skeptiker sein, um zu ahnen, daii es ein seiches Sauerlander Kleindorf dem Baubestand nach zu keiner Zeit gegeben haben kann. Die Vorstellungen von Josef Schepers sind stark idealisiert und nicht frei von Bruchen. Unbestritten empfinden wir alle die groBen Hallenhauser des 18. Jahrhunderts mit Agatha-Figur und Rokokoschnitzereien als Inbegriff des Sauerlander Bauernhauses schlechthin. Aber bei weitem nicht alle Hauser dieses Zeitraumes waren so reich dekoriert, und zudem reprasentieren sie nur einen recht kurzen Zeitraum. Schon kurz nach 1800 wandte man sich in den meisten Landschaften vom Hallenhaus ab und errichtete Fachwerk-Querdeelenhauser mit groEzQgigen Wohnbereichen. Auch ist es falsch, fiir das Sauerland des 18. Jahrhunderts den Schiefer uberzubetonen. Zu dieser Zeit waren noch mehr als 90% der landlichen Gebaude mit Stroh gedeckt, das man dann im 19., oft sogar erst im 20. Jahrhundert zumeist gegen dunkle Pfannen oder Blech tauschte und seltener durch Schiefer ersetzte. Zudem hat es zu keiner Zeit im Sauerland ein Kleindorf mit bis zu zehn Wohnstatten gegeben, in dem sechs groBe Bauernhauser und sechs zweige- schossige Speicher gestanden batten (wie in Detmold eingelagert). Schon im 18. Jahrhundert waren die Dorfer stark sozial geschichtet. Zwei bis vier groBen Bauernhofen standen einige kleine landwirtschaftliche Betriebe gegenuber. Handwerker und Tagelohner wohnten im Dorf. Forschungsprojekt „Sauerlanddorf" Da das Sauerland in kulturhistorischer Hinsicht zu den schlecht erforschten Regionen Westfalens gehort, das museale Sauerlander Dorf im Freilichtmuseum aber auf f esten wissenschaftlichen Grundlagen stehen sollte, wurde am Museum das groB angelegte Forschungsprojekt ..Zur Kultur und Lebensweise der Landbevolkerung im Sauerland" initiiert. Das Spektrum der Forschungen reicht von Untersuchungen zur Dorf- und Siedlungsstruktur, zur Nutzung der Freiraume im Dorf und auf den Hofen, zur Analyse und zum Wandel der Bevolkerungs- und Berufsstruktur, zum Gebaude- und Viehbestand, zum Wandel der Parzellennutzung bis zu den Themen Religiositat, Freizeit, Wohnen, Handel und Gewerbe, Feste und Feiern und zu vielem anderen mehr. Die Schwerpunkte dieser Untersuchungen liegen in den Altkreisen Meschede und Olpe, wobei aufgrund der guten Quel- © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 61 Die Talmulde des musealen Sauerlanddorfes im Westfdiischen Freilichtmuseum Detmold lenlage dem Amt Fredeburg sine gewisse Praferenz zukommt. Die Untersuchungen bestatigen in eindrucksvoller Weise, daB das Kleindorf mit funf bis dreiBig Wohnstatten bis in das 20. Jahrhundert hinein die dominante Siedlungseinheit fur das Sauerland bildete. Sie machen deutlich, daB die sauerlandischen Hofe fruher relativ wenig Nebengebaude besaBen. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es in den meisten landlich orientierten Dorfern mehr Wohnstatten als Nebengebaude, und nur die groBeren Hofe besaBen in der Regel mehr als ein Nebengebaude. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts und besonders zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzt eine Art Bauboom in Sachen Nebengebaude ein. Auch die wunderschonen Speicher, die dem Heimatfreund und Bauforscher sofort ins Auge springen, suggerieren ein vollig falsches Bild in bezug auf ihre Haufigkeit. So gab es in 22 untersuchten Kleindorfern des Kreises Meschede mit funf bis 30 Wohnstatten im Jahre 1880 gerade einmal 15 Speicher. Von diesen 15 Speichern standen allein drei im Dorf Dornheim, die Halfte aller 22 Dorfer aber hatte keinen einzigen Speicher vorzuweisen. Haufiger als Speicher hingegen waren Schafstalle, von denen es 1880 dreiBig gab, 1910 allerdings nur noch zehn. Auch ein kurzer Blick in die Berufsstatistik dieser 22 Dorfer laBt deutlichen Wandel erkennen. Die Landwirte machen 1880 mit 134 etwa zwei Funftel der Haushaltsvorstande aus, 1927 sind sie auf die Halfte der Erwerbstatigen angewachsen. Wahrend die Zahl der Schreiner, Bergarbeiter, Wagner, Maurer, Muller und Schuster zwischenl880 und 1927 fast konstant bleibt, verschwinden manche Berufssparten weitgehend oder vollig, wie etwa die Tagelohner, Schafer, Leineweber, Strumpfwerker, Drechsler, Strohdecker und Kohler. Zu den Berufen, die sich vermehren, gehoren die Gastwirte, Schreiner, Waldarbeiter, Fabrikarbeiter und Lehrer; vollig neue Berufszweige stellen Wegearbeiter, Vertreter, Anstreicher, StraBenwarter, Pferdehandler und Monteure dar. Ohne auf die Ursachen dieser Phanomene hier eingehen zu konnen, deuten die knappen Fakten aus einem begrenzten Raum schon die Komplexitat der Forschungsergebnisse an, weisen den rasanten Wandel auf den Dorfern nach. Diesen Wandel und seine Ursachen als ein Geflecht von geistigen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Faktoren, die auf die Menschen dieses Raumes gewirkt haben, sichtbar zu machen, hat sich das Westfalische Freilichtmuseum Detmold vorgenommen. © Copyright SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerlander Heimatbund Hat sich das Kleindorf fur das Sauerland als besonders dominant herausgestellt und damit auch fur die museale Presentation angeboten, so ist nach der Darstellungszeit eines solchen Museumsdorfes zu fragen. Im Westfalischen Freilichtmuseum Detmold charakterisieren die wiederaufgebauten Einzelhofe aus dem Munsterland und aus dem nordlichen Westfalen die „standische Zeit" vor der sogenannten Bauernbefreiung. Das Paderborner Dorf als groBte museale Siedlungseinheit wird im Zeitschnitt um die letzte Jahrhundertwende dargestellt. Von daher bietet es sich geradezu an, und dieses nicht nur aus didaktischen Grunden, dem Sauerland-Dorf den Zeitschnitt um 1925/30 zu geben. Denn um diese Zeit schlagen wesentliche Aspekte eines sozialen und okonomischen Wandels im Sauerland voll durch: Zaghaft beginnt der Fremdenverkehr Einzug in die Dorfer zu halt en, Elektrifizierung und Telefon gelangen aufs Dorf, das Vereinsleben hat sich in kirchlichen Gruppierungen, bei den Schutzen und in Sportvereinen voll organisiert und der Heimatschutzgedanke, getragen vom Sauerlander Gebirgsverein, zeigt Wirkungen. Die geanderte Planung Die Forschungen, deren Ergebnisse 1994 und 1996 in zwei umfangreichen Sammelbanden publiziert werden sollen, haben eine vollstandige Neuplanung des musealen Sauerlander Dorfes notwendig gemacht. Die Neukonzeption sieht fur das Dorf nun sieben Wohn- und neun Wirtschaftsgebaude vor, hinzu kommen drei offentliche bzw. gemeinschaftlich genutzte Bauten: Kapelle, Schutzenhalle und Trafohauschen. Von der Berufsstruktur her setzt es sich aus vier Landwirten (einerdavon als Gastwirt im Nebenberuf), einem Handwerker (Schreiner), einem Industriearbeiter und einem Bergmann (Erzbergbau) zusammen. (Schreiner stellten auch um 1925 die groBte Gruppe aller Handwerker im landlich orientierten Sauerland dar, und Bergleute und Fabrikarbeiter lebten in mehr als 60 % der Dorfer.) Niemand im Sauerland muB Sorge haben, daB die heiBgeliebten, attraktiven alten Haupthauser mit ihrer feinsinnigen Farbigkeit nun nicht mehr zur Darstellung kamen. Gerade sie haben aufgrund ihrer GroBe und Anpassungsfahigkeit an die jeweiligen Nutzungswunsche ihrer Bewohner in groBer Zahl uberlebt und geho- Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 62 Strohdachdeckung des Handwerkerhauses Kleinpaul aus Medebach im Freilichtmuseum Detmold Fotos: Freilichtmuseum Detmold ren damit auch zwangslauf ig in unser museales Sauerland-Dorf. Sie werden nun allerdings nicht mehr in ihren Urzustand zuruckrekonstruiert, sondern in ihren Zustand im ersten Drittel dieses Jahrhunderts. Von diesen GroBbauernhausern sind schion zwei in Detmold wiederaufgebaut: das prachtige Haus Henke-Kayser aus Ostentrop (1770) und das Haus Sommer aus Fiape (1622/18. Jh.). Der Hof Melcher aus Bremscheid (1759) wird zur Zeit fur den Aufbau vorbereitet. Insgesamt sind bisher in Detmold sieben historische Gebaude aus dem Sauerland weitgehend fertiggestellt worden. Was noch fehlt Aber iiber die aufgebauten und fiir einen Wiederaufbau eingelagerten Objekte hinaus fehlen uns noch wichtige Exponate: so eine kleine Kapelle, die ein elementarer Bestandteil der meisten sauerlandischen Kleindorfer ist und den hohen Stellenwert des religiosen Lebens der Bevolkerung verdeutlicht. Auch fehlt eine Schutzenhalle, die hervorragend die ausgepragte sauerlandspezifische Vereinsund Festkultur reprasentiert. Des weiteren fehlt ein Trafohauschen, einer dieser zumeist zweigeschossigen Tiirme aus den 20er Jahren, die heute vielfach abgangig sind. Und es fehlt uns eine Hofanlage aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, die die Kraft der Agrarrevolution und die Macht des Historismus sichtbar werden laBt. Hier batten wir am liebsten eine komplette Anlage mit Haupthaus, Scheune und Remise und den seinerzeit modernen „Okonomiegebauden". Bei der Suche nach all diesen Objekten erhof f en wir uns von den Heimatf reunden im Sauerland tatkraftige Unterstutzung. Die Translozierung einer Kapelle, einer Schutzenhalle oder eines Historismusbauernhofes nach Detmold bedeutet keineswegs eine Ausplunderung des Sauerlandes, denn was vor Ort sachgerecht bewahrt werden kann, kommt fur eine Oberfiihrung nicht in Betracht. Aber ehe der Bagger ein solches Objekt fur alle Zeiten zerstort oder die Bauwut es bis zur Unkenntlichkeit verstiimmelt, sollte es doch besser im Westf alischen Freilichtmuseum Detmold als Kulturzeuge im Konzert der Objekte aus anderen westfalischen Landschaften wirken, um breitesten Bevolkerungsschichten von der Geschichte und Kultur des Sauerlandes und seiner Bewohner Kenntnisse zu vermitteln. Eroffnung erst im Jahr 2000? Wann das Sauerlander Dorf allerdings der Offentlichkeit zuganglich gemacht wird, kann heute weniger denn je gesagt werden. War eine Teileroffnung zunachst fur das Jahr 1996 angestrebt, so erlaubt es die momentane Finanzschwache der offentlichen Hand und damit auch die des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe als Trager des Museums zur Zeit nicht, die fur eine Eroffnung notwendige Infrastruktur zu erstellen. Hoffentlich mussen die Sauerlander auf ihr Dorf im Westfalischen Freilichtmuseum Detmold nicht weiterhin iJber Gebuhr warten. Pcrsonenschiffahrt Am Hafen 1 57462 Olpc-Sondern Telefon 02761/61011 Telefax 027 61/61013 Schiffs-Tel. 0161/2204164 Saison von Ostern bis Oktober • Rundfahrten, Linienverkehr, Sonderfahrten nach Vereinbarung • Gruppen- und Gesellschaftsreisen (Pauschalprogramme fur Gesellschaften von 10-19 Personen und 20 -1000 Personen) • Planung eines kompletten Ausflugsprogramms kostenlos. Fordern Sie unsere Information an! SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 63 Das Technologieinformationszentrum (TIZ) in Meschede von Prof. Dr.-Ing. H.W. Klein Eine „Perle der Universitat" nannte der Rektor der Universitat - Gesamthochschule - Paderborn, Prof. Dr.-Ing. HansAlbert Richard, die Hocfischulabteilung Meschede. AnlaR war die Einweihung eines neuen Horsaalgebaudes, das mit Mitteln der Stadt Meschede, des Landes NRW und des Bundes in der ersten Maiwoche fertiggestellt wurde. Nach einem Entwurf des Balver Architekten Potter wurde das Projekt unter der Bauleitung des Mescheder Architekten Iseken mit Hilfe zahlreicher Firmen, Amter und Behorden in die Realitat umgesetzt. Dank groKzugiger Spenden der Honselwerke und der Veltins Brauerei konnte auch die technische Inneneinrichtung der groRen Horsale zugig realisiert werden. Das neue Gebaude, das die Stadt Meschede auf dem Hochschulgelande errichtete, dient der Kooperation der regionalen Wirtschaft mit der Wissenschaft und der praxisorientierten Forschung der Hochschule. Erste Wurzel 1964 Die Hochschulabteilung in Meschede wurde 1964 zunachst als eine AuBenstelle der damaligen Ingenieurschule Soest gegriindet, um eine bessere Versorgung des Sauerlandes mit Einrichtungen des tertiaren Bildungsbereiches zu schaffen. Nach kurzer Selbstandigkeit als Ingenieurschule wurde sie 1972 in die neu gegriindete Universitat - Gesamthochschule - Paderborn als Abteilung eingegliedert. Zu dieser Universitat gehoren neben Meschede auch die Hochschulstandorte Soest und Hoxter. Heute, fast 30 Jahre nach ihrer Grundung, bietet die Hochschulabteilung Meschede ihren Studierenden ein breit gefachertes Angebot von Veranstaltungen an. In den drei Studiengangen Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen konnen die Studierenden unter verschiedenen Studienrichtungen wahlen. Angebot en werden die Fachhochschulstudiengange Maschinenbau Datentechnik mit den Studienrichtungen Konstruktionstechnik und Fertigungstechnik, Elektrotechnik mit den Studienrichtungen Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung, sowie Wirtschaftsingenieurwesen mit den Richtungen Elektrotechnik und Maschinenbau. Eine intensive Zusammenarbeit der Fachbereiche auf den Gebieten der Datenverarbeitung und Datentechniken in Lehre, T ] 1 ^H Fi Ij g Der am 6. Mai eingeweihte Neubau der Abteilung Meschede der Universitat Gesamthochschule Paderborn; die Pavilions in Leichtbauweise sind hier nicht zu sehen. Forschung und Entwicklung geben den Studiengangen ihre besondere, moderne und interdisziplinare Pragung. Maschinenbau - Elektrotechnik Wirtschaftsingenieure Schwerpunkte der Ausbildung im Maschinenbau liegen in der Konstruktion, die die Anwendung der CAD-Techniken einschlieKt, in der Datentechnik, der Warme- und Stromungstechnik, den Werkzeug- und Kolbenmaschinen und im Apparatebau. Ebenso werden den Fertigungsverfahren, der Organisation, der Logistik, der Schweif^technik und der Aluminiumverarbeitung in der Ausbildung eine grof^e Bedeutung zugemessen. In der Elektrotechnik bilden die Schwerpunkte die Facher Nachrichtenubertragungsund Nachrichtenverarbeitungstechnik, Hochfrequenz-, Impuls- und Regelungstechnik sowie das breite Spektrum der Datenverarbeitung. Im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen werden zusatzlich zu einer qualifizierten Ingenieurausbildung mit maschinenbaulicher oder elektrotechnischer Ausrichtung wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse vermittelt. Die Realitatsnahe des Studiums wird auch dadurch gewahrleistet, daR die Absolvierung eines Praxissemesters wahrend des Hauptstudiums fur alle Studierende Pflicht ist. Das Anbieten von Praktikumsplatzen durch Sauer- SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund ...LIEBER „GANZ ALTER SCHNEIDER" H.&F. SCHNEIDER KDRNBRENNEREI NUTTLAR-HGCHSAUERLAND 64 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Sauerlander Kleinbahn fahrt in Herscheid Mit Volldampf in die Vergangenheit fahrt die Sauerlander Kleinbahn in Herscheid-HiJinghausen noch einmal am 20. Juni. Fruher, als das Auto noch nicht das alles beherrschende Verkehrsmittel war, batten Schmalspurbahnen als Zubringer und Verteiler von Verkehrsleistungen zu den Hauptbahnen eine wichtige Funktion. Vor zehn Jahren entschlossen sich einige Eisenbahnfreunde, den Kleinbahnen (Spurweite; 1000 mm) ein lebendiges Denkmal zu setzen. Auf der Trasse der 1969 stillgelegten Bahnstrecke Pletten- ^ Aus einer Diplomarbeit uber die Festigkeitsberechnung uon Druckbehaltern. lander Unternehmen fiihrt zu einer weiteren Verflechtung zwischen der Hochschule und dessen Umfeld. Sie wird dadurch noch verstarkt, daR Absolventen dieses Studiengangs durch die Vereinigung wirtschaftlicher und technischer Kompetenz in einer Person fiir die kleinen und mittleren Betriebe der Region als Mitarbeiter sehr interessant sind. Allen drei Studiengangen gemeinsam ist eine intensive mathematisch-naturwissenschaftliche Grundausbildung in den ersten Studiensemestern. Meschede erfreut sich als Studienort groBer und immer noch zunehmender Beliebtheit. Im Jahre 1964 fur 450 Studierende konzipiert, werden heute fast 1300 junge Menschen in der Mescheder Hochschulabteilung ausgebildet. Dieser Aufga- be widmen sich 40 Professoren und welters 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Laboren, Werkstatten und der Verwaltung. Die in den Fachhochschulstudiengangen ausgebildeten Ingenieure sind auf Grund der Praxisnahe des Stadiums fur Tatigkeiten insbesondere in der mittelstandischen Industrie geeignet. Die Wirtschaftsstruktur des Einzugsbereiches der Hochschulabteilung in Meschede ist vorwiegend mittelstandig. So konnten seit Bestehen der Hochschuleinrichtung weit mehr als 2 000 Ingenieure und Ingenieurinnen ausgebildet werden. Davon hat die Sauerlander Wirtschaft in hervorragender Weise profitieren konnen. Dieser Transfer qualifizierten Personals hat zur Wirtschaftsforderung sicher einen hohen Beitrag geleistet und stellt die primare Aufgabe der Hochschuleinrichtung dar. Die wahrend der Ausbildung durchgefuhrten Studien- und Diplomarbeiten, aber auch die Forschungsarbeiten der Hochschullehrer sowie die Entwicklungen der Laboringenieure bilden eine zusatzliche Moglichkeit fur die heimische Industrie, am Technologiestandard der Hochschule teilzunehmen. Gleichzeitig kann die Hochschule durch diese Basisorientierung eine Kontrolle gewinnen, inwieweit sie am aktuellen Stand der Technik arbeitet. Sauerlander Kleinbahn MARKISCHE MUSEUMS-EISENBAHN e.V. (M.M.E.) Posttach 1346 - 5970 Plettenberg Betriebsgelande: Bahnhof - ElsetalstraSe 46 5974 Herscheid-Huinghausen berg-Herscheid bauten sie am Bahnhof Hiiinghausen eine Museumseisenbahn auf. Die Stadt Plettenberg stellte ein Streckenstuck von rund zweieinhalb Kilometern Lange zur Verfugung. Das Empfangsgebaude wurde restauriert, Gleisanlagen wurden wieder aufgebaut und die Sammlung von Kleinbahn-Originalfahrzeugen wurde immer groEer. Die Sauerlander Kleinbahn fahrt am 20. Juni ab 11.30 Uhr im Stundentakt ab Bahnhof Huinghausen. Nahere Informationen unter der Ruf-Nummer: 0291/ 10233 und 13035. Red. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund 65 SAUERLAND Die Mohnetalsperre heute und vor 80 und vor 50 Jahren von Dr. Jiirgen Funke Die Mohnetalsperre am Nordrand des Sauerlandes hat in diesem Jahr drei „runde" Jahrestage: Vor 80 Jahren wurde sie feierlich in Betrieb genommen, vor 50 Jahren wurde sic bei einem Bombenangriff zerstort, um - ebenfalls vor 50 Jahren - nach rascher Reparatur erneut ihre Aufgaben wahrnehmen zu konnen. Somit spiegelt dieses technische Meisterwerk auch ein Stijck deutscher Geschichte wider. gen ergossen sich durch die 77 m breite und 22 mtiefeBresche. Etwa 1200 Menschen kamen in jener schrecklichen Nacht in den Fluten ums Leben. Betroffen von der Welle der Zerstorung waren nicht nur nahegelegene Orte, wie z.B. Neheim, sondern auch Wickede, Frondenberg und Schwerte. 110 Millionen Kubikmeter Wasser schossen innerhalb von funf Stunden durch das Ruhrtal. Die Flutwelle war bis zu sieben Meter hoch. Wer heute vom Mohnesee spricht, denkt vor allem an Freizeit und Hobby. Der malerisch gelegene See mit vielen Buchten und waldreichen Uferzonen ist ein Eldorado fur Segler und Surfer, die in den Sommermonaten vor allem aus dem Ruhrgebiet anreisen. Bademoglichkeiten, Campingplatze, Rad- und Wanderwege vervollstandigen das touristische Angebot. Deutsche Militars hatten die Sprengung der zwischen 34 m am FuB und 6 m an der Krone breiten Bruchsteinmauer fiir unmoglich gehalten; sie wurden eines besseren belehrt. Das militarische Ziel des Angriffs, die Industrieproduktion im Ruhrgebiet durch Wassermangel zu beeintrachtigen, wurde jedoch nicht erreicht. Die in gleicher Nacht angegriffene Sorpetalsperre hielt - trotz zweier Bombentreffer im Kronenbereich des Erddamms - dicht. Und die Staumauer der Mohne wurde in nur vier Monaten wieder aufgebaut. Die damit beauftragte Organisation Todt (OT) erreichte diesen Kraftakt durch extreme Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Bis zu 1600 Menschen arbeiteten rund um die Uhr tagtaglich auf der GroBbaustelle. Am 24. September Doch welche Funktion hat der Stausee tatsachlich? Er dient der Wasserversorgung des Ruhrgebiets, d. h. vor allem des Industriereviers zwischen Dortmund und Duisburg. Selbst in den trockensten Sommermonaten mu£ der - verglichen mit dem Rhein - kleine FluR der Bevolkerung und der Industrie ausreichend Trink- und Brauchwasser zur Verfugung stellen, Der Ruhrverband sorgt mit den Talsperren an Mohne, Bigge, Sorpe, Henne und Verse fur den standig notigen ZufluB. AuBerdem ist er fur die gute Wasserqualitat verantwortlich und betreibt daher zahlreiche Klaranlagen, in denen Abwasser vor ihrer Einleitung in den Strom gereinigt werden. Schon um die Jahrhundertwende erkannte man die groRe Bedeutung einer kontinuierlichen Wasserversorgung fiir die industrielle Entwicklung. 1908 begannen die Arbeiten fur den Mohnestaudamm, damals eincs der groRten Projekte in Europa und Pilgerziel vieler Bauingenieure. 1913 konnte der Ruhrtalsperrenverein die Anlage in Betrieb nehmen. An der damaligen Zielsetzung hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geandert. Stromerzeugung aus Wasserkraft war und ist nur eine Nebennutzung. Das aus dem See durch eine unter dem Damm liegende Rohrleitung abgelassene Wasser durchlauft Turbinen zur Stromerzeugung und gelangt dann in den Ausgleichsweiher. Das Nutzgefalle betragt immerhin 32 m. Ehe das Wasser am FuB des Ausgleichsweihers wieder in das FluEbett der Schautafeln rund um den See zeigen den Besuchern die schonsten Wanderwege. Mohne gelangt, wird es nochmals durch die Turbine eines kleinen Kraftwerkes geschickt. Hier betragt das Gefalle jedoch nur 6,40 m. Die Katastrophe In der Nacht zum 17. Mai 1943 gelang britischen Bombern die Sprengung der Staumauer. Eine eigens entwickelte Rollmine, die zunachst wie ein flacher Kieselstein ilber das Wasser hiipfte, explodierte direkt an der Mauer. Riesige Wassermen- Der Eichsfeldkreis Heiligenstadt traditionsreich und zukunftsorientiert Im Rahmen einer Ausstellung in der Sparkasse Attendorn prasentierte sich der Landkreis Heiligenstadt, der schon seit Anfang 1990 Partnerkreis des Kreises Olpe ist. Das Amt fiir Wirtschaftsforderung des Kreises Heiligenstadt informierte ausfiihrlich uber die Wirtschafsstrukturdieser Region Thiiringens. Im Zusammenhang mit dieser Ausstellung suchen Unternehmen aus dem Landkreis Heiligenstadt Kooperationspartner, aber auch Abnehmer fiir ihre Produkte. Die Produktpalette der Unternehmen, die gerne in das Sauerland liefern wollen, reicht von Erzeugnissen aus ZinkdruckguB iiber Kunststoff- und Metallbeschlage bis zu Stahl- und Metallbau-Erzeugnissen. Hiesige Unternehmen, die Interesse an Lieferbeziehungen zu Unternehmen aus dem Kreis Heiligenstadt haben, konnen bei der Industrie- und Handelskammer © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Siegen eine umfassende Produkt- und Firmenliste anfordern. „Das Eichsfeld versteht sich als konservativ gepragter Raum und ist eine katholische Insel in einem anders gearteten Umfeld" umschrieb bei der Ausstellungseroffnung der Landrat des Kreises Heiligenstadt, Dr. Werner Henning, seine Heimat. Er wies darauf hin, daB die Arbeitslosenquote von 16% (im Februar) noch „relativ ertraglich" geblieben sei. Seit der Wende seien rund 130 ha Gewerbeflache erschlossen und knapp 30 Unternehmen neu in die Region geholt worden. Allerdings sei die Landwirtschaft vollig zusammengebrochen. Probleme haben die Heiligenstadter - wie andernorts in den neuen Landern iiberall - mit der Biirokratie auf Landesebene und den Defizlten in den offentlichen Haushalten. Trotzdem war Dr. Henning zuversichtlich, daB der Kreis Heiligenstadt und das Eichsfeld, weil von besonderer Beschaffenheit, eine gute Zukunft hatten. PL Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 66 1943 war die Bruchsteinmauer wieder geschlossen und das Wasser der Mohne konnte erneut gestaut werden. Fiinf Jahre nach Kriegsende begann der RTV mit dem Wiederaufbau der Kraftwerksanlagen und des Ausgleichsweihers. Das alte Kraftwerk, das in der Mitte am FuK der Staumauer gestanden hatte, war durch den Dammbruch total zerstort worden. Das neue Kraftwerk errichtete man seitlich am Weiher. Bin stahlgepanzerter, 200 m langer Stollen mit einem Durchmesser von 3,40 m leitet das Wasser herbei und fiihrt es auf zwei stehende Kaplanturbinen. uber 12 Mio. kWh Strom werden hier pro Jahr im Durchschnitt erzeugt und ins offentliche Netz eingespeist. Somit niitzt uns der See in vielerlei Hinsicht. Der touristische Aspekt ist der augenfalligste, die Wasserversorgung des Reviers der wichtigste. *«•• Fijnf Stunden lang ergossen sich riesige Wasserwassen aus der 77 m breiten Bresche Die Flutwelle nach dem Dammbruch hinterheli ein Bild der Zerstorung, hier am Mohneufer in Neheim. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Bilder: Ruhrverband Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 67 Die St. Wendelin-Kapelle in Balve-Kesberg Im Rahmen der kommunalen Neuordnung 1975 wurde die kleine Ortschaft Kesberg der erweiterten Stadt Balve zugeordnet und aus dem ehemaligen Kreis Arnsberg dem neuen Markischen Kreis eingegliedert. am Ende des Zweiten Weltkrieges zum Teil zerstorten Wohnhauses anfertigte. An den Seiten sind Figuren der Gottesmutter Maria und des HI. Wendelin angebracht, beide vom gleichen Kunstler, geschaffen 1977/78. Hier steht die St. Wendelin-Kapelle. Nach dem Plan des Architekten Wilhelm Teckentrup (Rheda) wurde 1977 der Bau der Kapelle begonnen und 1978 vollendet. Am 19. Juli 1978 benedizierte Generalvikar Bruno Kresing, Paderborn, unter Anteilnahme der Bewohner der kleinen Ortschaft Kesberg die Kapelle auf den Namen des heiligen Wendelin. Die Verehrung des HI. Wendelin hat eine lange Tradition. Er gilt seit Jahrhunderten als Patron der Bauern und fur Flur und Vieh. Er lebte um 570 in den Vogesen als Einsiedler oder Monch, als Hirt und schlie£lich als Abt von Thorley. Seine letzte Ruhestatte, schon um das Jahr 1000 bezeugt, fand er in dem spater nach ihm benannten St. Wendel im Saarland. Der Bau einer Kapelle war schon im Jahre 1914 geplant, doch der Erste Weltkrieg, schwere wirtschaftliche Jahre und die Zeit nach 1933 verhinderten die Ausfuhrung. Der Gedanke aber, eine Statte des Gebetes zu errichten, blieb in Kesberg uber Jahrzehnte hinweg bis in die folgende Generation lebendig. Die Botschaft des Abendlautens und der Steine greift die Liturgie am Festtag von Wilhelm Vogel des HI. Wendelin (20. Oktober) in Gebeten und Gesangen auf: „Gott, unser Ursprung und Ziel, . . . hilf uns, daB wir in alien Sorgen dieses Lebens stets das eine Notwendige suchen" (Tagesgebet). Und in einem Lied heiEt es: „. . .hilf guter Hirt St. Wendelin, daB wir jeden neuen Tag unseren Schopf er loben . . ., daB wir gut zu Tieren sind und zu alien Wesen..., daB wir schiitzen, was da lebt und die gute Erde . . ., daB wir gute Wege gehen, einer mit dem anderen" (L. Zenetti). Durch viele Jahrhunderte hat der christliche Glaube die Bewohner des Sauerlandes gepragt. Die vielen Klrchen, Kapellen, Wegkreuze und Bildstocke geben davon ein beredtes Zeugnis. Wird das auch in der Zukunft so sein? Im Kapellenturm bef indet sich eine alte Glocke; „Meister Jacob Hilden goB mich in Colin 1763" steht darauf eingegossen. Seit dieser Zeit lautet sie den Angelus. „Immer waren die Menschen selbstsuchtig und oft wenig gut. Aber das Abendlauten erklang, schwebte iiber dem Dorf, iiber den Feldern, iiber dem Wald. Es mahnte, die unbedeutenden, irdischen Dinge abzulegen, Zeit und Gedanken der Ewigkeit zu widmen. Dieses Lauten . . . bewahrte die Menschen davor, zu vierbeinigen Kreaturen zu werden. In diese Steine, in diese Glockenturme legten unsere Ahnen ihr Bestes, die ganze Erkenntnis eines Lebens." Was Alexander Solschenizyn in der Erzahlung „ Am Oka-FIuR entlang" schreibt, driickte der Balver Heimatdichter Theodor Propper (t 1979) in dem Gedicht „Wenn eine Glocke ertont" so aus: „. . . undatmeeindasSchweigen, weitab von alien Dingen, die doch so bald vergehen." Das Abendlauten dieser kleinen Glocke will die gleiche Botschaft verkunden und das eine weltgeschichtliche Ereignis jeden Tag neu in Erinnerung rufen: „Und das Wort ist Fleisch geworden" (Joh. 1,14 - Angelus). Es mahnt uns zugleich, aufrichtig diese Friedensbotschaft anzunehmen und weiterzutragen. In der Kapelle hangt ein Kreuz, das der Kunstler Wilhelm Winkelmann (t 1989), Giinne, in den Nachkriegsjahren aus Eichenbalken eines durch Artilleriebeschul^ Foto: Friedhelm Ackermann SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund 68 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Der Sauerlander Schulmann und Dichter Heinrich Bone 1813 bis 1893 „Keine Schulgeschichte des 19. Jahrhunderts und keine Arbeit von Rang uber das Kirchenlied wird geschrieben werden konnen, ohne daB Bone's Name ruhmende Erwahnung findet", schreibt Josef Hesse im „Suerlanner" 1958 uber den Schulmann und Dichter Heinrich Bone aus Drolshagen im Sauerland. Sein hundertster Todestag am 10. Juni 1993 ist der AnlaB - uber lokale Gedenkveranstaltungen im Olper Raum hinaus - an diesen groRen Mann unserer Heimat zu erinnern, dessen Kirchenlieder im ganzen deutschen Sprachraum heute noch gem gesungen werden. Die Fatnilie Heinrich Bone erblickte am 25. September 1813 als Sohn des Sauerlander Gastwirts und Knopffabrikanten Matthias Bone und seiner Ehefrau Maria Elisabeth Kramer in Drolshagen das Licht der Welt. Sein Geburtshaus, das alte Gasthaus Bone in der AnnostraBe, steht nicht mehr^). Mit funf Geschwistern wuchs er auf. Sein UrgroBvater Johann Peter Bone aus Much (Siegkreis, Rheinland) war im Jahre 1745 durch Einheirat nach Drolshagen gekommen. Die anderen Vorfahren waren seit Generationen im Sauerland ansassig: Neben Drolshagen kamen sie aus Olpe, Gerlingen (Kr. Olpe), Bremscheid, Husen (Pfarrei Eslohe), Bremge (Pfarrei Helden), Siebringhausen und Thieringhausen.^) Begegnung mit Franz Wiillner Nach Gymnasialjahren in Attendorn und Arnsberg kommt Heinrich Bone 1830 auf das Recklinghauser Gymnasium, wo der Bauernsohn Franz Wullner aus Sallinghausen bei Eslohe als Direktor wirkt, dem der „Beruf etwas mehr ist als ein bloBes Routinegeschaft". Der Sauerlander Landsmann Wiillner holt den Primaner Bone in seine Familie. Schnell entwickelt sich Freundschaft mit dem gleichnamigen Sohn Franz. Diese Jugendfreundschaft Bones mit dem spater hochberuhmten Musiker Franz Wullner jun. sollte ein Leben lang halten. Nach dem Abitur studiert Heinrich Bone ab 1832 in Bonn „altklassische" Philologie und legt im Sommer 1835 mit 21 Jahren das Staatsexamen fiir das hohere Lehramt „mit Auszeichnung" ab. Die Beziehung zur Familie Wullner reiBt fur den jungen Lehrer nicht ab. Wullner ist inzwischen Gymnasialdirektor in SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Jugendbildnis Heinrich Bones. Dusseldorf. An seiner Schule verbringt Bone sein Probejahr und bleibt dort vier Jahre als „Hulfslehrer" bis 1839. Diese Dijsseidorfer Jahre weiten den Horizont des jungen Sauerlanders: Wullner fiihrt ihn in einen Kreis von Kunstlern und Gelehrten ein. In dieser Zeit schreibt Bone seinen ersten Gedichtband, der 1838 erscheint. Ein Jahr spater erhalt der geistig wendige und aufgeschlossene Bone am katholischen Marzellengymnasium zu Koln seine erste feste Anstellung. Zusatzlich unterrichtet er Deutsch an einer Kolner Tochterschule, die von Christine Schmitz, der musikalisch hochbegabten Tochter eines Kolner Konsistorialassessors, zusammen mit ihren Schwestern geleitet wird. Bones Lesebuch Das Jahr 1840 bringt fur Bone zwei bedeutsame Ereignisse: Er heiratet eben diese Christine Schmitz und bringt sein „Deutsches Lesebuch fiir hohere Lehranstalten, I. Theil zunachst fijr die unteren Klassen der Gymnasien" heraus, das als das beste seiner Zeit gilt. Es setzt neue MaRstabe und macht seinen Herausgeber nicht nur in ganz Deutschland bekannt. Auch in den Schulen Osterreichs, Belgiens und Luxemburgs wird es offiziell eingefiihrt. Bones Lesebuch erlebt bis 1894 insgesamt 60 Auflagen von je 3000 Stuck, so daR die Gesamtauflage bis 1894 auf 180 000 kommt; in den Folgejahren werden weitere sechs Auflagen gedruckt. Der 11. Teil fiJr die oberen Klassen erscheint 13 Jahre spater im Jahre 1853. Er bleibt in der Auflagenhohe deutlich hinter dem Teil I zuruck, bringt es aber immerhin mit 13 Auflagen von je 2000 auf eine Gesamtauflage von 26000 Exemplaren. von Dietmar Rost Conrad Martin und Carl Schurz Wahrend seiner Kolner Zeit. die nur drei Jahre wahrt, knupft Bone eine enge Freundschaft mit seinem Kollegen, dem geistlichen Religionslehrer und spateren Bischof von Paderborn Dr. Conrad Martin. Von den erhaltenen 700 Briefen Bischof Martins sind allein 250 an Bone gerichtet.-^) Einer seiner Kolner Schuler, Carl Schurz, der spater als amerikanischer Staatsmann groBe Bedeutung erreicht, setzt in seinen Lebenserinnerungen seinem Lehrer Heinrich Bone ein literarisches Denkmal. Schurz rechnet es geradezu „unter die Begunstigung durch das Schicksal" in seinem Leben, daB Heinrich Bone drei Jahre sein Ordinarius war und ihn lehrte „deutsch zu schreiben". Schurz sagt: „Wenn ich in meinem spateren Leben den Grundsatz festgehalten habe, daB Klarheit, Anschaulichkeit und Direktheit des Ausdrucks das Haupterfordernis eines guten Stils sind, so habe ich das in groBem MaBe den Lehren zu verdanken, die ich von Bone empfing.'"*) Im Jahre 1842 kommt Bone als „Erster Oberlehrer" an die Ritterakademie des rheinisch-westfalischen Adels in Bedburg, wo er 14 Jahre wirkt. In diese Zeit fallt die Herausgabe seines Kirchengesangbuches „Cantate" sowie der Schriften „Veilchensamen" und „Orate". Das Licderbuch Cantate Mag zu Bones Lebzeiten sein „Deutsches Lesebuch" als sein groBtes Werk gegolten haben. so liegt seine eigentliche Bedeutung und sein Nachwirken bis in unsere Zeit in seinem ..Katholischen Gesangbuch nebst einem vollstandigen Gebet- und Andachtsbuch", dem er den Namen ,.Cantate" - Singet! - gab. Fachleute sind der Ansicht: Durch dieses Gesangbuch ist Bone zum groBen Reformator des Kirchengesangs im vorigen Jahrhundert geworden; es leitet den „Beginn einer neuen Zeit" ein.'^) Nach grijndlichen Studien gibt Bone sein „Cantate" 1847 heraus, well die damaligen rationalistischen Gesangbucher seiner Vorstellung vom volksnahen Kirchenlied nicht genugen. Sein Buch enthalt iiber 400 Lieder: neben Ausgrabungen und Bearbeitungen alien Liedgutes zahlreiche neue Obersetzungen lateinischer Hymnen, dazu eine Reihe eigener Dichtungen. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 69 de bewahrt sein Andenken durch eine StraBe, die seinen Namen tragt, eine Gedenktafel in der Grundschule und eine Bone-Sammlung im Stadtarchiv. Abbildung aus: Das malerische und romantische Westfalen, von Levin Schiicking und Ferdinand Freiligrath. 3. Auflage 1890. Selbst wer mit dem Namen Heinrich Bone nichts anzufangen wei£, kennt doch seine Lieder aus seinem „Cantate", die im fruheren Paderborner Gesangbuch „Sursum Corda" mit uber dreiRig zahlreich vertreten waren. Auch im heutigen Einheitsgesangbuch „Gotteslob" erhalten sechs Lieder im allgemeinen Teil sein Gedachtnis lebendig, darunter: Herr, send herab uns deinen Sohn (GL 112), Lobpreiset all zu dieser Zeit (GL 158), Das ist der Tag, den Gott gemacht (GL 220), Zu dir, o Gott, erheben wir (GL 462). Im Paderborner Anhang gehen neun Lieder auf Heinrich Bone zuruck, darunter: Dir Vater tont der Lobgesang (808), Heilig, heilig in den Hohen (814), Den Taufbund wir erneuern (818), Zu dir schick ich mein Gebet (881), Herr, gib Frieden dieser Seele (892).'') Zu bedauern ist, daB die Mehrzahl der Texte von Friedrich Kienecker fur das „Gotteslob" „neu gefaKt" und damit sprachlich oft blasser geworden sind. Interessant durfte in diesem Zusammenhang sein, da£ etwa der Kolner Diozesanteil mit 15 Liedern aus dem „Cantate" nicht nur weit mehr bringt als die Diozese, aus der Bone stammt, sondern, was noch bemerkenswerter ist, die Texte in der Regel unverandert. Wirken in Mainz Ostern 1856 wird Bone Direktor desselben Recklinghauser Gymnasiums, dem er fruher unter Wullner als Schuler ange- hort hat. Doch schon nach drei Jahren holt ihn der Mainzer Bischof Wilhelm Emanuel von Ketteler an das dortige „Rabanus-Maurus-Gymnasium". In Mainz erwarten ihn neben der Leitung dieses groEen angesehenen Gymnasiums vielfaltige weitere Aufgaben. So grundet er mit dem befreundeten Maler Philipp Veit, einem Stiefsohn Friedrich und Dorothea Schlegels, den „Christlichen Kunstverein" und schreibt weitere Bucher.^) Aber auch schwere Heimsuchungen fallen in die Mainzer Jahre. Seine Tochter Therese verungluckt mit 18 Jahren todlich (1863), seine Frau Christine stirbt 1864. Im Jahre 1872 stirbt seine zweite Tochter Auguste, zwei Jahre spater, mit 26 Jahren, sein Sohn Felix, schlieBlich noch sein Sohn Adolf in Philadelphia. Trost in seinem Leid findet er in seiner intensiven Arbeit und in seinem Freundeskreis. Bone verkehrte mit bedeutenden Kunstlern und Gelehrten seiner Zeit. Neben den schon erwahnten zahlten Felix Mendelssohn-Bartholdy und Max Bruch dazu. Besonders enge Freundschaft verband ihn mit den geistlichen Herren Kardinal Krementz und Weihbischof Baudri von Koln, Abt Ephrem von der Meulen und Bischof Martin von Paderborn. Er machte ausgedehnte Reisen, die den Kreis seiner beruhmten Freunde noch erweiterten. Dabei vergaR er nicht das Land seiner Kindheit, sein geliebtes Sauerland. Er besuchte haufig seinen Bruder Kasimir in Drolshagen und sprach mit Vorliebe Platt. Seine Heimatgemein- © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Demiitigung im Kulturkampf Bone genoB einen hervorragenden Ruf als Padagoge. In welchem Geist er wirkte, dokumentieren seine „Gedenkblatter fur Schule und Leben", in denen er elf seiner Reden bei den JahresabschluBfeiern publizierte. Im Jahre 1864 wurde sein Wirken durch die Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des hessischen Philippsordens anerkannt. Bereits in seiner Bedburger Zeit war er fur seine padagogische Aufbauarbeit zum Professor ernannt worden. Das alles konnte nicht verhindern, daB er in den Tagen des Kulturkampfes offentlichen Demiitigungen ausgesetzt war. Seine katholischen Erziehungsgrundsatze wurden in Mainzer Zeitungen heftig angegriffen, sogar Kollegen und ehemalige Schuler wurden seine Gegner. Vollig uberraschend wurde er dann am 3. April 1873 ohne Angabe von Grunden in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, obwohl noch kurz vor seiner Entlassung ein Revisionsbericht sich sehr belobigend uber seine Tatigkeit und die Zustande an seinem Gymnasium ausgesprochen hatte. Besonders krankend fur ihn war, daB auf seiner Pensionsurkunde die vorgedruckten Worte „ unter Anerkennung langjahriger treugeleisteter Dienste" durchgestrichen waren. Wie stark man jedoch seinen EinfluB auf die Offentlichkeit einschatzte, zeigt, daB zu dieser Amtsenthebung drei Jahre spater noch das Verbot seines Lesebuches hinzukam; im Jahre 1876 wurde es in den Schulen Hessens und PreuBens „auBer Cours gesetzt".^) Letzte Lebensjahre In Wiesbaden, wohin er sich zuruckgezogen hatte, lebte Bone noch zwanzig Jahre ganz seiner literarischen Arbeit, vor allem widmete er sich dem Studium der Kirchenvater; seine letzte Arbeit war eine Abhandlung uber „Das Tedeum". Leid und rastloses Wirken hatten seine Krafte aufgezehrt. Als Carl Schurz bei seiner Deutschlandreise im Jahre 1888 nach Gesprachen mit Bismarck und Kaiser Wilhelm seinen „guten alten Lehrer" besuchte, den er „zuletzt als bluhenden DreiBiger" gesehen hatte, kam ihm „ein kleines Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 70 BUCHER • SCHRIFTTUM p e u f f d) e s J e f e 8 it ($. ,^ a n i> I> u <!^ iiir ten |lnitrd)fii lintinniri)! pen ol>rrcn jHftifftit Per WRiitimPcn. »01l .ftcintlift »(»nc. to«!l,M ....; r>,„l« „., l>i•n,l!,.„i » " •'""'"-^ giJlH. 187^. lifting bti »f, 2>"Wui[f SrfiaH[i,.t!i'f,i,f 11 «Hdi&a,.Muiiii. Tite/ der 10. Auflage von Heinrich Bones „Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil", 1872. zusammengeschrumpftes, gebrechliches Mannchen" entgegen, „in einem grauwollenen Schlafrock, mit riesigen Filzpantoffeln an den FuRen und einem schwarzseiden Kappchen auf dem sparlichen weiBen Haar". Bald darauf wurde Bone schwer krank, zog in ein kleines Landhaus nach Hattenheim, wo er von einem Barmherzigen Bruder gepflegt wurde und am 10. Juni 1893 starb. Auf dem Mainzer Aureusfriedhof wurde er begraben. „Dankbare Schuler" errichteten ihm ein Denkmal mit der Inschrift „grati discipuii". Vor einigen Jahren wurde es wieder instandgesetzt. Mogen Name und Person Heinrich Bones - auch in seiner Heimat - weitgehend in Vergessenheit geraten sein, in seinen heute noch gern gesungenen Kirchenliedern lebt er weiter."") Anmerkungen: 1) In dem grogen Brand, der am 18. Mai 1838 fast ganz Drolshagen einascherte, ging auch Bones Geburtshaus verloren. wurde aber wieder neu errichtet. 2) Eine ausfuhrliche Ahnenliste von Heinrich Bone hat NorbertScheelezusammengestellt in: Heimatstimmen aus dem Kreise OIpe (HSO) Nr 53/ 1966. S. 77-79. 3) Vgl. dazu: Christian Stamen. Aus der Briefmappe des hochseligen Bischofs Dr. Conrad Martin von Paderborn, Jungfermann'sche Buchhandlung, Paderborn 1902. - Zu Conrad Martin vgl. auch: Wilhelm Liese, Konrad. Martin. Professor und Bischof. Bonifacius-Druckerei. Paderborn 1937. 4) Carl Schurz wurde am 2. Marz 1829 in Liblar bei Koln geboren und starb am 14. Mai 1906 in New York. Als Journalist, amerikanischer Senator und Innenminister hat er viel fur die Deutschen in Amerika getan. Die 1930 gegrundete Cad Schurz Memorial Foundation in New York hat sich die Pflege derdeutsch-amerikanischenBeziehungenzurAufgabe gemacht. Die Lebenserinnerungen von Carl Schurz umfassen drei Bande (1906-1912). - Vgl. Thee Hamacher, Heinrich Bone und Kad Schurz HSO 63/1966, S. 72-77. 5) Baumker, Das kath. deutsche Kirchenlied. Bd. IV. - Vgl. dazu auch Fellerer. Westfalen in der Musikgeschichte. Bd. IV. des Werkes Der Raum Westfalen. - Vgl. ebenso: Theo Hundt, Heinrich Bone und unsere Zeit, in: De Suerianner 1962, S, 77 f. 5) Es wird hier nicht unterschieden nach Bones eigenen Liedern. ubersetzten oder alten im Cantate aufgenommenen. 7) In Mainz entstanden Bones Bucher ..Dichterperlen- (1860), ,.Buch der Altvater" (1863), „Das Schiff des Hells von Geiler von Kaiserberg" (1854) u.a. 8) Bones ..Schaffen und Wirken am Mainzer Gymnasium" beschreibt Anna AntoniaDirkmann, Professor Heinrich Bone, in: HSO, Folge 120/1980. 9) Aus der bereits genannten Literatur wurden herangezogen: Otto Hellinghaus. Heinrich Bone aus Drolshagen zu seinem 40. Todestage. in: Heimatblatter fur das sudliche Sauerland (HBO), 10. Jg 1933. Heft 5/5. S. 88-93. - Wilhelm Schulte. Westfalische Kopfe, Aschendorff, Munster, 3. Aufl. 1984. - Dietmar Rost. Saueriander Schriftsteller, Schieferbergbaumuseum SchmallenbergHolthausen 1990. Neue Mitglieder bzw. Abonnenten Else Balkenhol, Arnsberg 1 Christian Bathe. Balve Hans-Adolf Bender, Kirchhundem Bernhard Brandschwede, Kallenhardt Josef Bunse, Marsberg Josef Bunsen, Arnsberg 1 Elisabeth Detemple, Arnsberg 1 Georg Engemann, Winterberg Genofeva Fobbe, Balve Werner Glatz, Drolshagen Helmut Hees, Olsberg Heino Jordan, Brilon-Madfeld Heinz Jurgens, Olsberg Manfred Karl, Olsberg Felix Karthaus. Arnsberg 1 Lorenz Keuthen. Olsberg Alois Koch, Olsberg-Elleringhausen Stephan-Johannes Koch, Balve Dr, Christoph Kock, Detmold Barbara Koster-Ewald, Arnsberg 1 Alfred Kramer, Schmallenberg-Dorlar Dr, L. Muller-Lonnendung. Warburg-Hardehausen Walter Peis. Winterberg-Zuschen Willi Pohle, Marsberg Josef Rath. Meschede Manfred Rogoll, Brilon-Madfeld SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Paul Schlinkert. Olsberg August Schmidt. Olsberg 3 H. u. A. Schmoranzer, Meschede Angelika Schrage. Mohnesee-Wamel Bernd Schulte, Brilon-Madfeld Berthold Schulte, Marsberg Horst Schulz, Olsberg Alfons Schwartpaul-Hermes, Balve 3 Gerd Steinrucke, Olsberg Martin Terbrijggen, Balve Dr, Marie-Theres Thiell, Werne-Lippe Hartmut Vietor, Marsberg Norbert Volpert, Arnsberg 1 Dr. Hubert Wullner, Marsberg Asylsuche in Westfalen vor 200 Jahren In unserer jubilaumsfreudigen Zeit soilten auch Ereignisse Aufmerksamkeit finden, die zwar keine Veranlassung zum ..Feiern" bieten, wohl aber eine Ruckschau auf sich jetzt zum 200. Mai jahrende Vorgange von heute sehr aktuell anmutender Problematik: die Aufnahme der franzosischen Revolutionsfluchtlinge in Deutschland. Wie sich dieser ProzeB in Westfalen vollzog, veranschaulicht eine Dokumentation von 1989, die wegen ihrer Entsprechungen zur jetzigen Situation eher noch interessanter geworden ist. Das 550 Seiten starke Buch ..Franzosische Emigranten in Westfalen" vergegenwartigt das Thema durch eine vielfaltige Quellenauswahl (S. Ill bis 468). Sie beginnt mit dem Jahr 1792, als der verstarkte Zustrom von franzosischen Fluchtlingen nach Westfalen einsetzte; ihr Endpunkt ist 1802, als mit der Generalamnestie fur die franzosischen Emigranten deren Mehrzahl in die Heimat zuruckkehrte. Dem Quellenteil geht eine informative „Einleitung" voraus, in der P. Veddeler die Emigrantensituation in den unterschiedlichen Teilen Westfalens: den Furstbistumern Munster und Paderborn, dem Herzogtum Westfalen und Vest Recklinghausen und den preuBischen Gebieten Westfalens darstellt. Es weist u. a. durch den Abdruck langer Namenslisten nach, daR kein anderer Landstrich Deutschlands soviele Emigranten aufgenommen hat wie Westfalen - ein bisher kaum bekanntes Faktum -, und daB „ein FremdenhaB eigentlich nicht zu greifen ist." Gleichwohl ist der Ton, in dem von den Fluchtlingen gesprochen wird, in sehr vielen Quellen keineswegs freundlich. Schon der Landesherr, Kurfurst Maximilian Franz, wenn auch ein Bruder der Konigin Marie Antoinette, macht aus seiner tiefen Abneigung gegen alles Franzosische keinen Hehl. Das gilt vor allem gegenOber den franzosischen Adligen, dem „EmigregeschmeiR", unuberbietbar etwa in seiner verachtlichen Charakterisierung „ein Franzos, ein Wollustling, ein Weichling" (S. 282 ff), von dem er hochst negative Einflusse auf ..unsere biederen Westphalinger" befurchtet. Die gefluchteten franzosischen Geistlichen werden dagegen viel wohlwollender beurteilt. Sie haben vor allem im Furstbistum Paderborn © Copyright Saueriander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 71 freundliche und verstandnisvolle Aufnah me gefunden. exemplarisches Buch vorgestellt, nicht Buch gelesen hat, kennt man Gunne am nur „gewichtig", sondern auch schon, gut Mohnesee. Sollte man es nicht einmal Fur das Herzogtum Westfalen ist die gemacht und inhaltsreich! Kurz gesagt, es aufsuchen? Quellenlage leider relativ durftig. Die ist eine Freude! Ganz erstaunlich, da/5 ein Hermann Hinteler Emigrantenzahl war auch insgesamt ge- kleiner Ort mit 1598 Einwohnern so etringer, da hier schon ein Zustrom deut- was auf die Beine bringt. Das gelang auch GUnne 1190 - 1990. Beitrage zur Geschichte einer ehemals kurkolnischen Landgemeinde. Im Auftrage seller Fluchtlinge aus dem linksrheini- nur, weil der Herausgeber geschickt eine der Schutzenbruderschaft St. Antonius Gunne hrsg schen Teil des Kurfurstentums unterzu- Gruppe von uber 40 Mitarbeitern, die mit von Ulrich Loer. A. Stein'sche Buchhandlung Werl bringen war, Seit 1796 hausten uberdies wenigen Ausnahmen in Gunne wohnen, 1990. 312Seiten, 59,-DM. im sudlichen Landesteil die Revolutions- motivierte und einspannte. Im lesenswertruppen, die Emigrant en gewiB ab- ten Vorwort wird etwas „unterspielt". Neue Freizeitkarten fiir schreckten. Der Kurfurst scharfte zudem Das Buch nennt sich zwar „Beitrage zur Olsberg und Eslohe in einem „ausdrucklichen Befehl" fur das Geschichte", durfte aber doch eine umDas Landesvermessungsamt NRW hat Herzogtum Westfalen vom November fassende Geschichte dieses Dorfes am 1792 ein, daK alien Emigranten nur die Mohnesee sein. Nach dem - anscheinend im Rahmen der „Grunen Reihe" vier neue Durchreise und ein Aufenthalt von 24 unvermeidlichen - Kapitel zur erdge- Freizeitkarten im Ma&tab 1:25000 zum Stunden gestattet sei und daK Jeder unse- schichtlichen Vergangenheit und ersten Wandern, Radfahren und Besichtigen rer Unterthanen, der sie langer als 24 Besiedlungsspuren geht es sofort zur Ent- herausgegeben. Die Karte fur Olsberg im Stunden in seinem Haus duldet, ohne sie stehung des Siedlungsnamens Gunne", Hochsauerland, die in Zusammenarbeit seiner unmittelbaren Obrigkeit angezeigt ein sehr wichtiger Beitrag, aber so wis- mit der Olsberger Kur- und Fremdenverzu haben, in eine Bruchte (Strafe) von 10 senschaftlich verfaKt, dal? er kaum von al- kehrs GmbH erstellt wurde und in 2. AufGoldgQlden verfallen" sei (S. 118). Ob in ien Lesern verstanden werden durfte. Alle lage erscheint, stellt die Stadt Olsberg anderen Kapitel sind aber leicht lesbar, zwischen Brilon und Bestwig im nordlider Praxis so rigoros verfahren wurde? allgemein verstandlich und umfassend. Zu chen Rothaargebirge vor. Fur 9,80 DM Der Freiherr vom Stein, 1793 noch im begruKen ist, daK nach alien Abschnitten ist sie zu beziehen. preuKischen Kleve residierend, erwagt die Quellen angegeben werden. VerblQfEbenfalls in 2., erweiterter Auflage ist bereits das Mittel der „Quotierung" der fend und vielfaltig sind die Quellen. Da Fluchtlinge im Verhaltnis „zur Menschen- waren Fachleute am Werk! Wie uber- die Karte von Eslohe im Sauerland herzahl und Oberflachie" der preuBischen haupt am ganzen Buch die ordnende ausgekommen. Zusammen mit der GeProvinzen. Im ubrigen erhofft er sich zwei Hand eines Fachmannes zu merken ist. meinde Eslohe wurde der Vorganger um Vorteile von den adligen und den geist- Fast jede Periode der Geschichte dieser Angaben zum Wandern, zu touristischen lichen Emigranten: ihr Elend soil bei den Landgemeinde wird behandelt, auch Einrichtungen, Sport- und ErholungsanDeutschen „die Abneigung gegen die Re- kleine Episoden. Bei der Vielzahl der Au- lagen und Sehenswurdigkeiten erweitert. volution in Frankreich und die scheuRli- toren lieBen sich gelegentliche Ober- Die Karte ist fur 9,90 DM erhaltlich. che Nation der Franzosen vermehren" (S. schneidungen nicht ganz vermeiden. BeBeide Karten haben eine bebilderte 123). Es gibt zwar auch tolerante und richtet wird von Flurnamen, Urkataster, RQckseite mit Fotos von Ortsteilen und menschenfreundliche Tone in den Quek Brauchtum, uber Kirchen, von der alten Erlauterungen sowie Beschreibungen der len. Aber Lesefruchte der hier zitierten Kapelle. Einige Geschichtsperioden wer- Wanderstrecken. Art lassen sich in dem sorgfaltig aufberei- den geschlossen dargestellt wie z. B. Mitteten und mit zusatzlichen Illustrationen telalter bis Neuzeit, Zeit des Kaiserreiches angereicherten Band doch leider oft ge- und der Weimarer Republik, auch Nazi- Hofe in Ense nug f inden - eine uns heute nur zu vertrau- und Kriegszeit, Geschichte der Post, der Auf 32 Seiten stellt Hartmut Platte in te Denk- und Sprechweise der Abneigung Eisenbahn, der Schulen und Kindergarseinem Heft „H6fe in Ense einst und heuund Distanz gegenuber Zuflucht-Suchen- ten. Besondere Kapitel befassen sich mit den. Alles in allem daher ein „Jubilaums- dem Wandel in der Landwirtschaft, im te" 21 Hofe in verschiedenen Ortsteilen Enses vor. Alphabetisch sortiert nach Fadokument" besonderer Art! Handwerk und in der Industrie. Die Kunst miliennamen widmet Platte jedem der Dr. Erika Richter kommt nicht zu kurz, und nicht der Wan- Hofe ein kleines Kapitel mit einem Bild del im Wohnungsbau. Der Leser erfahrt und einem AbriB der Geschichte des jePeter Veddeler (Bearb.), Franzosische Emigranten in Westfalen 1792 - 1802, hg. vom NRW-Staatsarchiv vom Geschafts- und Gewerbeleben. Und weiligen Hauses. Ein groBer Teil der Hofe Munster. Quellen und Forschungen Band 28. Selbstauch alles uber Gunner Vereine. Es sind ja kann auf eine lange Vergangenheit zuverlag Staatsarchiu MUnster, Munster 1989, 552 S gerade die Vereine, die ein Dorf beleben ruckblicken. Das Schicksal der einzelnen 38,- DM. und „heimatlich" machen. Die Illustratio- Hofe durch die Jahrhunderte, ihre GroBe nen - bis auf ein Frontispiz - sind schwarz- und die wechselnden Bewohner bzw. EiGunne 1190 - 1990 weiB, sehr zahlreich und eindrucksvoll. gentumer gehen aus den Beitragen PlatFast eine Flut von sogenannten „Hei- Leider fehlen einige Bildlegenden. Zumatbuchern" und Ortsgeschichten er- satzliche Grafiken und Karten setzen den tes hervor. Alle Familienbetriebe, die er scheint auf dem Buchermarkt. Sicherlich Leser ins Bild. Fur einen Normalsichtigen vorstellt, werden auch heute noch bewirtsind alle gutgemeint, aber viele sind des sind aber einige Urkundenproduktionen schaftet. Das Biichlein ist im Borde-VerErwahnens nicht wert. Hier wird nun ein leider nur Dekoration. Wenn man dieses lag, Werl 1992, ISBN 3-9802779-3-3, erschienen und kostet 18,- DM. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund 72 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND LESERBRIEFE Kreistagswanderung Zu der schon traditionellen Wanderung des Kreistages des Kreises OIpe hatte Landrat Hanspeter Klein auch den Landrat des Hochsauerlandkreises, die Kreistagskollegen und die Spitze der Verwaltung eingeladen. Die Wanderung am 8. Mai begann am Wanderparkplatz Jagdhaus und fuhrte nach Oberhundem. Eine ansehnliche Gruppe von Mannern - und eine Kreistagsabgeordnete aus Attendorn - starteten bei herrlichem Fruhlingswetter, auf den Weg geschickt von Landrat Franz-Josef Leikop und begleitet von Schmallenbergs Burgermeister Rotger Belke-Grobe, der auch die notwendige Initialzundung in Form eines Schieferbergbaugeistes gab. Zur Christine Koch-Doppel- Zur Maria Kahle-Diskussion scite in Sauerland 1/93 Zum Artikel ..Liebe und Heimat - MaDietmar Rost sei gedankt fur seine editorische Notiz zur Esloher Gesamtausgabe der Mundartlyrik Christine Kochs, auch wenn diese etwas auffallig ausfuhrlich gerat. Die Obernahme eines Cedichtes von Norbert VoB in die den handschriftlichen NachlaB einbeziehende Edition ist in der Tat unentschuldbar peinlich, zumal uns „Dagg un Dau" im Archiv vorlag. ria Kahles Erstlingsbuch heute gelesen und kritisch betrachtet" von Friedrich Schroder (SAUERLAND) Nr. 1/Marz 1993) nimmt der Vorstand des Heimatbundes Olsberg wie folgt Stellung: 1. Sauerlander Autoren miissen sich objektiver Kritik stellen, auch das umfangreiche Werk von Maria Kahle bedarf der kritischen Analyse. 2. Der Verfasser des Artikels hat sich in Leider stellt die falschliche Koch-Zuseiner Methode, Maria Kahle in ihrem lischreibung unserer Gewahrsquelle keinen Einzelfall dar. Die „Plattdeutsche(n) terarischen Anspruch zu bewerten, einseitig verhalten. Wenn man wie Friedrich Lieder" des Westfalischen Heimatbundes Schroder wenige Gedichte bzw. Verse von 1985 bringen unter Nr. 88 „Cure aus dem Gesamtwerk herauspickt und sie Nacht" (meines Wissens Text und Musik von Theodor Propper) irrtumlich als gleichzeitig als cin Vermachtnis von Maria Kahle hinstellt, so ist das ubertrieben Christine Koch-Gedicht. Von da aus gespitzfindig und bedingungslos. Mit einer langt das Lied jungst in die Holthauser solchen Methode kann man fast jeden AuMusikkassette „Wille Raousen" (vgl. tor fertigmachen. WERKE I S. 247). Errare humanum est. Der Weg fuhrte uber den Hardier, an 3. Der Verfasser nimmt wenig Rucksicht Zu den weiteren Beitragen der Christider Kreisgrenze zum Wittgensteinschen auf die zeitlichen und personlichen Bedinentlang, zum Margaretenstein und von da ne Koch-Doppelseite, zumal zu den wenig gungen, denen sich Maria Kahle stellen nach Oberhundem, wo Burgermeister erfreuiichen Auskunften in Verbindung mul^te. Sie war eine schwarmerisch verKarl-Josef Luster-Haggeney die Truppe mit meinem Namen, verweise ich auf die anlagte Frau, begeistert fur das DeutschbegruBte. Man starkte sich im Haus des Dichterin selbst: Irgendbo . . . (nachzule- tum, wurde - wie glaubwiirdige ZeitgeCastes. Die Besichtigung der vom Kreis sen in der „Esloher Ausgabe" auf Seite nossen dokumentierten - vom NationalOlpe kurzlich erworbenen Kapelle in der 145, in der ..Holthauser" Auswahl auf sozialismus miKbraucht und lieE sich tatAdolfsburg beendete den gelungenen Seite 153). sachlich fijr die nationalsozialistische BeAusfiug. PI. Peter Burger, Eslohe/Dusseldorf wegung (Parole: Heim ins Reich!) einspannen, ein Faktum, unter dem sie spater schwer gelitten hat (Briefe geben darLieferbare Titel der Alfred Bruns: uber Zeugnis). Landeskundliche Schriftenreihe Tagebuch der truchsessischen Wirren 4. Herr Schroder verlangt, ..mansolltedie im Herzogtum Westfalen 1583/84. des Sauerlander Heimatbundes 1987. 306 Seiten. MeRlatte nicht zu niedrig anlegen". Das HSK-Archiv. 39.00 DM ist prinzipiell richtig. Der Verfasser muf? Elisabeth Schumacher: sich allerdings gefallen lassen, dal^ man Das kolnische Wcstfalen im Zeitalter Walter Fritzsch, Jutta Heutger-Berost: der Aufklarung auch ihn, seine Methode und sein ArbeitsStromversorgung im Sauerland unter besonderer Berucksichtigung der Re1891-1935. ergebnis messen mochte. Laf^t er auch formen des letzten Kurfiirsten von Koln, 1991. 224 Seiten. andere Argumente und Recherchen als Max Franz von Osterreich. 1967. 2765 Buchhandel, 36.~ DM die seinigen gelten? Ist er fahig zu (literariHSK-Archiv, 21,00 DM scher) Toleranz? Alfred Bruns: Manfred Wolf (Bearbeiter): Quellen zur Gcschichte von Stift und Freiheit Meschede. 1981. 728 Seiten. Kulturamt der Stadt Meschede, 30,00 DM Geschichtsforschung im Herzogtum Westfalen. Der Historische Verein zu Arnsberg. 1992. 551 Seiten. HSK-Archiv, 48,00 DM Alfred Bruns: Die Juden im Altkrcis Meschede 1814 - 1874. Die Schmallenberger Juden 1934 - 1943. 1987. 232 Seiten. HSK-Archiv, 26.80 DM Manfred Wolf (Bearbeiter): Die Urkunden des Klosters Oelinghausen - Regesten -. 1992. 592 Seiten. Buchhandel, 44,80 DM SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Alle Titel konnen auch Uber den Buchhandel bezogen werden. Der Heimatbund der Stadt Olsberg mochte in diesem Sinne Maria Kahle selbst zu Wort kommen lassen. In einem Brief vom 18. Marz 1949 schreibt sie u. a.: „Ich lebe in der festen Oberzeugung, da£ aus unserer chaotischen Zeit eine religiose Erneuerung - wenn wir es denn so nennen sollen - wachsen wird. Alle wesenhaften Menschen, die an der Barbarei und Gottesferne leiden, in die die weiEe Welt immer weiter hineintreibt, miissen bis in die Tiefen der Seele erschuttert wer- © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 73 PERSONALIEN den. Heute fasse ich es schon kaum mehr, wie uns nach dem Ersten Weltkrieg national Ziele Oder sogar eine Fahne! soviel bedeutet haben. Nun, es waren Stufen der Entwicklung. Heute geht es um ganz anderes. Vielleicht muEte im Nationalsozialismus die Hybris des Nationalgedankens und des Nationalstaats erlebt, erlitten und ad absurdum gefuhrt werden. Aus den Zuckungen und Krampfen, die wir heute in der Politik, in der Kunst, auf alien geistigen Gebieten verfolgen,wird der religiose Mensch geboren werden, oder es kommt der Untergang. Vielleicht sehen wir nur erst in Einigen Gestalt werden, was einst viele ergreifen, durchrutteln und formen wird. Ein solches Werden braucht Menschenalter. Wir selbst brauchen ja auch Zeit, uns aus abgelebten Formen und „Konventionen" zu losen. Bedenken Sie nur, was in den letzten 40 Jahren alles geschah! Vor 40 Jahren lebte ich als sorgloses junges Madchen in jener Sicherheit, die fiir das damalige Burgertum typisch war. So gesichert, so oberflachlich war dies Leben, daB eine ungluckliche Liebe zu tiefstem Weltschmerz fiihrte. So langweilig gesichert war es, dafi ich das Abenteuer der Reise nach Brasilien unternahm ~ andere gingen in die Kolonien. Was war schlieBlich die allerletzte Ursache? Unruhige Sehnsucht, ungestillte, die so groE war, wie das Leben daheim klein und eng war. . . " (Brief im Besitz des Arbeitskreises Maria Kahle im Heimatbund Olsberg). Aus der Hand von Landrat Franz-Josef Leikop erhielt der Apotheker KarlHeinz Forster, Olsberg, das Bundesverdienstkreuz uberreicht. Seit drei Jahrzehnten ist K.H. Forster insbesondere kulturpolitisch tatig. So gehorte er 1959 mit zu den Initiatoren des Kulturringes Olsberg, den er zwei Jahrzehnte fuhrte. GroBe Verdienste erwarb er sich auch um die Rekonstruktion der historischen Orgel in der Pfarrkirche St. Martinus zu Bigge (SAUERLAND Nr. 2/Juni 1992) und die Erstellung der Ortschronik „Bigge im Strom der Zeit". Als Neuestes arbeitet der Geehrte an der Geschichte des Apothekenwesens im Sauerland. * In der Sunderner Schutzenhalle f anden sich am 14. April rund 400 Gaste ein, um ihrem Burgermeister Franz-Josef Tigges zum 60. Geburtstag zu gratulieren. Der beliebte Burgermeister, der dieses Amt seit 1969 innehat, hatte seine Gaste gebeten, in das von Hauptschulern gebaute Modell des Jugendzentrums durch einen Schlitz im Dach Geld-Geburtstags- geschenke zu stecken. Den anderen Teil der von ihm initiierten Geschenkaktion leitet er nach Schirgiswalde, in den dortigen Kindergarten von Sunderns Partnerstadt. „Ich freue mich gerne und mochte, daB sich alle mit mir freuen" sagte der Burgermeister zu seiner Feier, und mischte sich unters Volk. * In der Stadt Drolshagen sah sich der Rat nach einem neuen Stadtdirektor um, als die 2. Wahlperiode von Stadtdirektor Hermann Schmelzer ablief. Aus den eigenen Reihen wahlte er den Dipl.-Volkswirt Theo Hilchenbach, Prokurist bei einer Maschinenfabrik in Olpe, zum neuen Verwaltungschef - eine wirkliche Neuerung in der Besetzung fuhrender Verwaltungsstellen. Theo Hilchenbach (CDU), der auch im Kreistag des Kreises Olpe saB und 2. stellv. Landrat war, muBte seine kommunalen Ehrenamter deshalb aufgeben. * Nachfolger von Dr. Giinter Cronau als Stadtdirektor von Arnsberg wird der AUCH FUR DIE URLAUBER IM SAUERLAND! Der Vorstand des Heimatbundes Olsberg Leserbrief zu Hermann Wedekind 96,2 Brilon Olsberg Bestwig In dem Beitrag hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Nicht mit Calderons Welttheater, sondern mit dem „Balver Zeitwendspiel" von Theodor Propper wurden die Hohlenspiele 1949 eroffnet, und das mit einem sensationellen Erfolg und 13 000 Zuschauern. Auf „Das groEe Welttheater" von Calderon im Jahre 1950 von 300 Laienschauspielern aus Balve, gleichfalls unter Wedekinds Regie in Szene gesetzt, folgte dann von Munster aus „Mord im Dom" von T.S. Elliot und „Luzifer" von Karl Wagenfeld in plattdeutscher Sprache, mit Theodor Propper in der Hauptrolle. Agathe Althoff-Cramer, Balve 104,9 Meschede 106,5 Winterberg Medebach HaUenberg 107,6 Sundern 89,1 Schmallenberg Eslohe 106,5 Arnsberg 94,8 Marsberg Tag fur Tag . . . 24 Stunden total lokal Redaktion • Werbezeitenverkauf • Studio MESCHEDE • STEINSTRASSE 32 Tel. (0291)290-10 • Fax 290-130 © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 74 36jahrige, aus Werl stammende Jurist Hans-Josef Vogel (CDU). Dr. Cronau, seit der kommunalen Neugliederung 1975 Stadtdirektor, geht in den vorzeitigen Ruhestand. Stadtdirektor Vogel wird seinen Dienst am 1. Juli antreten. Der Gemeindedirektor von Kirchhundem, Rudolf Lange, wechselte als Stadtdirektor nach Goch. Sein Nachfolger wurde Hans-Adolf Bender, bisher Stellvertreter des Gemeindedirektors. Sein Amtsantritt war der 29. April 1993. * Superintendent Heinz-Dieter Quadbeck, Iseriohn, gehort seit dem 24. April 1993 auf Vorschlag der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld dem Sinfoniekonzert zum OKD-Geburtstag Oberkreisdirektor Dr. Franz Demmer, Olpe, wollte zuseinem 50. Geburtstag am 23. Marz keine Rede horen, sondern Musik. So verfiel er auf eine besondere Idee. Zum Vorabend, am 22. Marz, lud er die Burger des Kreises Olpe zu einem offentlichen Sinfoniekonzert in die Stadthalle Olpe ein, zu dem er die Sudwestfalische Philharmonic verpflichtet hatte. Zahlreiche Burger, unter ihnen viele Angehorige Vorstand des Sauerlander Schutzenbundes e.V. (SSB) an. Mit Pastor Quadbeck, seit Juli letzten Jahres Superintendent fur den Kirchenkreis Iseriohn (siehe „SAUERLAND'' 4/Dezember 1992), ist damit erstmals ein Vertreter der Evangelischen Kirche Mitglied des Bundesvorstandes des SSB. Diese Neuerung wurde moglich durch eine von den Delegierten des SSB in Brilon beschlossene Satzungsanderung, wonach dem Bundesvorstand zukunftig auch ein evangelischer Geistlicher angehort. Der Bundesvorstand selbst hatte bereits im Januar vorbehaltlich der Satzungsanderung beschlossen, dem Vorschlag der Evangelischen Landeskirche zu folgen und Pastor Quadbeck auf die Dauer von fiir Violine und Orchester g-moll, op. 26 von Max Bruch, komponiert 1866. Solistin des Abends war Ines Kreutel, eine junge Geigerin, die schon mit neun Jahren als Violin-Solistin in der Deutschen Staatsoper „Unter den Linden" in Berlin debutiert hatte. Solistin und Orchester meisterten das bekannte Werk klangschon und vital. Nach der Pause erklang Felix Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. Ic-moll, op. 11 von 1824. Sokamdas Programm der leicht romantischen Stimmung des Jubilars blendend entgegen, zunachst drei Jahren zu seinem Mitglied bestellt. Dem stellvertretenden Chefredakteur der Westfalenpost, Walter Hense aus Olpe, schrieb Dr. Adalbert Miillmann zum Eintritt in den Ruhestand. Er dankte Walter Hense f Qr die langjahrigen guten Kontakte zum Sauerlander Heimatbund und seine Bemuhungen, dessen Anliegen in der Offentlichkeit deutlich zu machen, was nicht immer einfach sei. Er bat ihn, als „Privatmann und Heimatfreund" in der Arbeit des SHB mitzuwirken. * 30 Jahre Strobel-Druck in Arnsberg Die Firma, die diese Zeitschrift druckt und auch deren Anzeigenverwaltung betreibt, Strobel-Druck in Arnsberg, kann auf 30 Jahre in Arnsberg zuruckblicken. Zu den vier Mitarbeitern, die am 1. Oktober 1962 in den Betrieb eintraten und auch heute noch hier tatig sind, gehort auch Hans Wevering, der als Betriebsleiter und Prokurist tatig ist und die Herstellung dieser Zeitschrift betreut. Ihm ist es wesentlich mit zu verdanken, daB die 30 Jahre, in denen die ..Schwarze Kunst" im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einer farbigen Kunst geworden ist, ihre Spuren auch in SAUERLAND hinterlassen hat. Der Sauerlander Heimatbund gratuliert Strobel-Druck herzlich! Red. Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes (frCiher Trutznachtigaii. Heimwactit und Sauerlandruf) SAUERLAND. 26. Jahrgang ^ Heft 2 • Junl 1993 ISSN 0177-8110 Herausgeber und Vcrlag: Sauerlander Heimatbund e.V,, Postfach 1465, 59870 Mesctiede Vorsitzender: Dr, Adalbert MuHmann. Jupiterweg 7, 59929 Brilon. Tel, (02961) 1340, Stellv, Vorsitzender: Kari-Josef Luster-Haggeney. Schwartmccke. 57399 Kirchhundem-Oberhundem, Tel, (027 2.3)72538, Geschaftsstclle: Hocfisauerlandfireis, Kulturamt, Detlef SctilUter, Postfach 1465, 59870 Meschede. Tel, (0291) 20014 (>2, Telefax: (02 91) 200/1140, Konteii: Sparkasse Arnsberg-Sundern (BLZ 46650005) 4000600. Postgiroamt Dortmund (BLZ 440 10046) 48 76-461, Die Sudwestfalische Philharmonie mit der Violinistin Ines Kreutel in der Stadthalle Olpe. Foto: Walter Ackerschott. WR Olpe. der Kreisverwaltung und Kreistagsmitglieder sowie Reprasentanten der heimischen Politik und Wirtschaft folgten der Einladung. Unter der Leitung von Werner Marihart, der das Orchester schon mehrfach dirigiert hat, spielten die Siidwestfalischen Philharmoniker die Ouverture zu „Preziosa" von Carl Maria von Weber, entstanden 1821 und dann das 1. Konzert und die Zuhorer waren dankbar begeistert. Um Geschenken zu entgehen, die aus solchem AnlaB ublicherweise (und manchmal uberfliissigerweise) ubergeben werden, hatte sich Dr. Demmer etwas anderes erbeten, namlich eine Spende zugunsten der privaten Schule der Heiligenstadter Schulschwestern im Partnerkreis des Kreises Olpe. Jahresbeitrag zum Sauerlander Heimatbund einschiieBlich des Bezuges dieser Zeitschrift 12,- DM. Einzelpreis: 4,- DM, Erscheinungsweise vierteljahrlich, Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors,), Sebastiansweg 10, 57462 Olpe, Tel, (027 61) 8 1258(d), 6 3301(p), Hans Wevering (techn. Rcdaktion, SchloBstrafie 54, 59821 Arnsberg, Tel, (02931)3262. FriedhelmAckermann, Arnsberg, GUnther Becker. Lennestadt. Fritz Droste. Olsberg-Elpe, Heinz Lettermann. Olsberg-Bigge. Heinz-Josef Padberg, Meschede, Dr. Erika Richter, Meschede, Dielmar Rest, Sundern, Anzeigenverwaltung: Strobel-Verlag A, Strobe! KG. Zur Feldmuhle 9, 59821 Arnsberg, Tel, (02931) 890021, Telex 17293136. Fax: 02931-890038, Layout: Werner Ahrens, Grafik-Designer grad, BDG, Balye, Gesamtherstellung: Strobel-Druck, Zur Feldmijhle 11. 59821 Arnsberg, Tel, (0 29 31) 89 00 71, SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Vertrauen hat gute Griinde! Es heiBt, da3 wir eine besonders enge Beziehung zur Heimat haben und zu den Menschen, die hier wohnen. Auf diese Einschatzung sind wir stolz. Das wirtscliaftliciie Wolilergehen der iVIenschen bei uns ist unser traditionelles Aniiegen - eine Verpfliclntung, die wir seit jelier ernst nelnmen. Deshalb pflegen wir den engen personlichen Kontakt mit unseren privaten und gewerbliclien Kunden. 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