KREIS ^^OLPE - Sauerländer Heimatbund

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KREIS ^^OLPE - Sauerländer Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Gefordert durch
Der Ministerprasident
des Landes Nordrhein-Westfalen
KREIS
^^OLPE
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
ISSN0177~8110
Nr. 2 / Juni 1994
L2767F
Zeitschrift des
Sauerlander
Heimatbundes
SAUERLAND
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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Sauerländer Heimatbund
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Badmobel vom Besten
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SAUERLAND
Nr. 2 / Juni 1994
Zeitschrift des
Sauerlander Heimatbundes
Aus dem Inhalt
Seite
Schmallenberg im Jubilaumsjahr
44
Heimatvereine in Schmallenberg
47
Das Westfalische Schieferbergbaumuseum Holthausen
49
Das Hoiz- und Touristik-Zentrum
Schmallenberg
51
^eit Jahren mit dem Fang des Augenblicks beschaftigt,
Stadtepartnerschaft
Schmallenberg - Burgess-Hill
53
ist mir nur einer entgangen: jener Nachtzustand,
Wimereux, Schmallenbergs
franzosische Partnerstadt
55
als der Wind in unserem Brunnen rauschte
Schmallenberg - Leinefelde
56
und jene Melodie begann, die mich seither
Leinefelde - Schmallenberg
58
Fur erwachsene Kinder . . .
60
Irritationen einer Altstadt
62
Meiner lehmdenkigen Art gelang es nie,
Die Pflege des historischen
Stadtkerns Schmallenberg
65
auch nur in geahnten Andeutungen dahinterzukommen.
Maria Kahles Wirken in der
volkischen Bewegung. Teil 11
68
Das Sauerland als Literatur-Region
70
Was kann ich tun, um zu erfahren, was ich will?
Eine Angel - kein Fisch!
72
Beispiele stehen vor einem
Kulturregion Sauerland Forschungssymposium
73
groE wie Gewolke im Raum. Wohl lassen sie
Das Honnetal - Bahnwanderziel
im Grunen
74
mich wissen: die dummsten Verstecke sind oft die
Plattdutsk ~ blous en Plegefall?
74
besten. Und so stelle ich mich dumm,
Die besten deutschen FeuerwehrMusiker kommen aus Olpe
75
um meiner habhaft zu werden. Aber es will
Carl Siebert im Schieferbergbaumuseum Holthausen
76
nicht gelingen. Und so in den Mantel des
Bucher • Schrifttum
77
Leserbriefe
79
Personalien
80
als etwas Unbegriffenes verfolgte.
Das liegt mir fern wie meine unschuldigen Jugendjahre.
fragenden Zweifels gehiillt, gehe ich am Rand der
Tage entlang, leicht frostelnd, der Welt gedenkend
wie einer versandeten Muschel. Kriegerisch
die Maul-Lasche des Helms niederlassend
bis auf die Unterlippe, um meine letzte
Weisheit gebuhrend verteidigen zu konnen:
Zu unserem Titelbild:
Das Titelbild wurde von Friedhelm Ackermann
auf dem Wanderweg von Grafschaft nach
Schmallenberg fotografiert und zeigt die Stadt
von Osten.
Das kleine Wenige sei noch das Meiste, so wie jemand, der schon gar nicht mehr anders kann
Mitarbeiter dieses Heftes:
als Tugend (iben, und dies allein
als sternhelles Ereignis meiner Geschichte.
Werner Helwig
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund ©
Stadtdirektor Bernhard Halbe, Joachim Klauke,
Paul-Dieter Kloidt, Bijrgermeister Rotger BelkeGrobe, Oberforstrat Hans von der Goltz, Hartmut Paulus, Gerhard Schmidt, Oberstudiendirektor Norbert Otto, al!e Schmallenberg;
Direktor Alfons Kruse, Leinefelde; Dr. Hartwig
Lauter, Josef Wiegel, Heinrich Thumann, alle
Schmallenberg; Hans-Gunther Bracht, Brilon;
Dietmar Rost, Sundern-Westenfeld; Stefan
Thiel, Meschede; Dr. Erika Richter, Meschede;
Dr. Christoph Kock, Detmold; Burkhard
Wendel, Balve; Karl Falk, Attendorn; Berthold
Stamm, Olpe; Werner Becker, Hallenberg;
Friedhelm Sommer, Brilon.
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Schmallenberg im Jubilaumsjahr
Im Schmallenberger Sauerland ist gut
sein. Das bestatigen uns jahrlich bald
300000 Obernachtungsgaste und viele
Tagestouristen. Schmallenberg hat viele
dorfliche Traditionen, auf die wir stolz
sind. 84 Ortschaften und Wohnplatze erstrecken sich uber die Gesamtflache von
rd. 303 qkm, die Schmallenberg zur groRten kreisangehorigen Gemeinde Nordrhein-Westfalens macht. Von den uber
26 000 Einwohnern leben etwa 6 000 in
Schmallenberg und gut 4000 in Fredeburg. Die ubrigen verteilen sich auf die
zehn anderen Gemeinden, die im Zuge
der kommunalen Neugliederung am 1. 1.
1975 die Stadt Schmallenberg bildeten.
Auf diese Zeit gehen auch die Grundsatze
der Stadtstruktur zuruck, die noch heute
Gultigkeit haben. Der Ortsteil Schmallenberg ist das gewerbliche und handelsmaEige Zentrum. Fredeburg als zweiter Siedlungsschwerpunkt ist Zentrum des Gesundheitswesens und des Fremdenverkehrs. Dariiber werden die ubrigen Orte
keinesfalls vernachlassigt, sondern entwickeln sich aus den bestehenden Gegebenheiten heraus organisch weiter. Politisches Prinzip war dabei immer die Unterstutzung des Engagements der Dorfgemeinschaft mit zahlreichen Investitionszuschussen, sei es zur Dorferneuerung, zu
Bau und Unterhaltung der Schutzen- oder
Vereinshalle oder von Freizeitanlagen.
Burger und Stadt nehmen sich gegenseitig in die Pflicht und tragen gemeinsam
Verantwortung fur das Ganze. Die Ergebnisse sind Uberall vorzeigbar!
GroBes Festprogramm
Die Erhebung Schmallenbergs zur
Stadt durch den Kolner Erzbischof Konrad von Hochstaden ist urkundlich fur das
Jahr 1244 belegt. 1994 feiert Schmallenberg die 750jahrige Wiederkehr der
Stadtgrundung unter dem Motto „Tradition hat Zukunft". Das Jubilaum wird als
Fest der Gesamtstadt gefeiert. Auch das
ist ein Indiz fiir das Zusammenwachsen
der ehemals selbstandigen Gemeinden.
sen, der Kur und Freizeit GmbH und bei
der Stadtverwaltung erhaltlich.
Fiinf offizielle Veranstaltungen ragen
aus dem Programm nicht nur optisch hervor. Mit einem Festakt am 3. Marz wurde
das Jubilaumsjahr feierlich eingelautet.
Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hielt an
diesem Tag in der Stadthalle Schmallenberg die Festrede vor uber 1500 Biirgerinnen und Burgern. - Am 6. August
schreiten die Schnadeganger wie in friiheren Zeiten die Grenzen des Stadtgebietes ab. Der Schnadezug fuhrt im Jubilaumsjahr zum Hardier. - Ein historisches
Programm erwartet Bewohner und Gaste
im September. Am 3. und 4. des Monats
prasentiert sich auf dem Schiitzenplatz, in
der WeststraBe, den NebenstraRen und
auf dem Kirchplatz ein Historischer
Markt. - In der Woche darauf, am 11.
September, lebt die Schmallenberger Geschichte wieder auf. FuBgruppen in zeitgemaRen Kostumen und Wagen mit
Nachbildungen stadtischer und anderer
Gebaude spannen einen Bogen von der
Vergangenheit bis zur Gegenwart. In
Schmallenberg erinnert man sich noch
gerne an den Festzug vor 25 Jahren. - Mit
einem Burgerball am 15. Oktober endet
das offizielle Festprogramm. Ein groBes
Feuerwerk setzt dann den leuchtenden
Abschlul? des Jubilaumsjahres 1994.
Lebensqualitat „auf dem Lande"
Die Stadt Schmallenberg ist Ferienregion und Wintersportgebiet mit Sitz exklusiver Fremdenverkehrsbetriebe. Ober
eine Million jahrliche Obernachtungen
sprechen eine deutliche Sprache.
Schmallenberg hat damit neben den Badern in Nordrhein-Westfalen eine Spitzenposition erreicht. Gesunde Luft, end-
Fur das Jubilaumsjahr wurde von den
Verantwortlichen der Stadt und den vielen Helfern und Vereinen im Stadtgebiet
ein reichhaltiges Programm zusammengestellt. In einem 40seitigen, kleinen Veranstaltungskalender sind die wichtigsten
Termine und Veranstaltungen im Jubilaumsjahr 1994 wohlgeordnet aufgefuhrt.
Dieser ist bei alien Banken und Sparkas-
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von Stadtdirektor Bernhard Halbe
lose Walder, hochqualifizierte Gastronomic und die gute Ausstattung des Schmallenberger Sauerlandes als Wintersportgebiet haben in den letzten Jahren dazu gefiihrt, daK der Fremdenverkehr mehr und
mehr zu einem wirtschaftlichen Standbein der Region wurde.
Zur vielbeschworenen Lebensqualitat
auf dem Land gehort auch ein wohnortnaher Arbeitsplatz. War das „Landder 1000
Berge" hier von altersher vor allem Sitz
von Textilindustrie, Landwirtschaftsbetrieben, Schieferbergbau und Forstwirtschaft, so entwickelte sich die neue Stadt
Schmallenberg mit den Jahren mehr und
mehr zu einer Region, die auch fiir neue
Industriezweige Platz hatte. Der FleiB der
Menschen schlagt sich in der geringen Arbeitslosenquote von derzeit 6,2 % nieder.
Die medizinische Versorgung im Gebiet der Stadt Schmallenberg ist sehr gut,
denn neben zahlreichen Allgemein- und
Facharzten gibt es das Krankenhaus St.
Georg im Stadtteil Fredeburg und das
Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft.
Daruber hinaus werden im Stadtteil Fredeburg zwei Fachkliniken fiir Alkoholund Medikamentenabhangige und eine
Rehabilitationsklinik mit insgesamt 480
Betten betrieben. Beide Kliniken tragen
so zur Wirtschaftlichkeit des Kurbetriebes
im Stadtgebiet Fredeburg bei. Im Ortsteil
Grafschaft befindet sich zudem das bekannte Fraunhofer-Institut fur Umweltchemie und Okotoxikologie.
Fiir Lebensqualitat im Schmallenberger Sauerland steht auch ein groBes MaB
biirgerschaftlichen Gemeinsinns: unter
anderem 40 Sport- und 20 Schiitzenvereine sowie 18 Freiwillige Feuerwehren.
Es war und ist das Ziel der Stadt Schmallenberg, diesen Gemeinsinn zu starken
und zu fordern. Damit wird Hilfe zur
Selbsthilfe geleistet. Ebenfalls zur gesunden Infrastruktur Schmallenbergs gehoren die zahlreichen schulischen, sozialen
und kulturellen Einrichtungen der Stadt:
16 Kindergarten, zehn Grundschulen,
zwei Hauptschulen, eine Realschule, ein
Gymnasium, eine Sonderschule fiir Lernbehinderte, die neu gestaltete Stadthalle
sowie ein Kur- und ein Kurmittelhaus.
Siebcn „Goldd6rfer"
Im Ortsteil Holthausen befindet sich
zudem ein regional bedeutsames Museum, das die Abteilungen Schiefer, Bergbau, Volkskunde, Naturkunde, Kunst und
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Vcrkehrsprobleme im Zentrum
In Schmallenberg liegt der Akzent auf
der weiteren Gestaltung des Stadtzentrums fiir Handel und Dienstleistung. Dazu ist die Verlagerung des Durchgangsverkehrs unbedingt notwendig. Ebenso
soil die Ausstrahlung des historischen
Stadtkerns kontinuierlich verbessert werden. Die Umgehungsstrafe ist in Schmallenberg vielleicht das wichtigste Thenna.
Die BundesstraRe 236 fuhrt im Ortskern
als Oststrafe in Langsrichtung durch den
Stadtkern. Die Verkehrsbelastung liegt
bei mehr als 20000 Fahrzeugen taglich.
Es liegt auf der Hand, daB der Aufenthalt
der FuBganger dadurch beeintrachtigt
wird. Wir sind dem LandesstraBenbauamt
Meschede dankbar, daB es die hohe Prioritat dieser StraBenbaumaBnahme anerkennt und den PlanfeststellungsbeschluB
in einem scfinellen Verfahren zum AbschluB gebracht hat.
Der historische Stadtkern
Nach dem verheerenden Stadtbrand
1822 entstand der historische Stadtkern.
Blick auf Grafschaft
Textil hat. In ihm ist seit Jahren auch ein
Pilotprojekt der Bundesrepublik Deutschland beheimatet: Das Informationszentrum fur den Wettbewerb „Unser Dorf soil
schoner werden". In diesem Wettbewerb
stellt das Schmallenberger Sauerland bisher sieben Bundesgolddorfer und ist mit
weitem Abstand die „goldigste Landschaft" in der gesamten Bundesrepublik.
Im Schmallenberger Sauerland ist Holz
ein Lebenselement mit den rd. 172 qkm
Laub- und Nadelwaldern. Die Attraktivitat der Stadt Schmallenberg wird durch
die Errichtung des „Informationszentrums fiir Holz- und Touristik" mit multifunktionaler Nutzung uber die Grenzen
des Sauerlandes hinaus gesteigert.
18 Jahre nach der kommunalen Neugliederung hat die Stadt Schmallenberg
die an sie gestellten Anforderungen erfullen und die gesetzten Ziele erreichen konnen. Disziplinierte Ausgabenpolitik, realistische Ziele sowie eine praxis- und bedarfsbezogene Haushaltspolitik zahlen zu
diesen Grundlagen. Die Pro-Kopf-Verschuldung belief sich am 31. 12. 1993 auf
724,00 DM und ist eine der niedrigsten in
Nordrhein-Westfalen. Die langjahrige solide Finanzpolitik ist der Garant fur die zukunf tige f inanzielle Leistungsf ahigkeit der
Stadt.
Eines der schonsten Fachwerkhduser am Lenneufer in Oberkirche
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Fotos: Ackermann
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Von 151 Gebauden blieben nur etwa ein
Zehntel der Hauser und die Kirche erhalten. Der Wlederaufbau fand zwischen
1823 und 1825 auf vollig neuem GrundriB statt. Der klassizistische Plan pragt
noch heute das Stadtbild. Basis ist das
„Leitersystem" mit zwei parallel gefuhrten, uber 500 Meter langen HauptstraBen
und insgesamt fijnf QuerstraKen. Die Zahl
der Hauser in der PlanstraRe A (WeststraBe) verhalt sich zur Zahl der Hauser in der
PlanstraBe B (OststraBe) wie 7 : 8. Das bedeutet: Die Hauser und Grundstiicke an
der WeststraBe sind im Durchschnitt groBer als an der OststraBe. und die StraBenfronten sind langer. Das Zahlenverhaltnis
beruht auf unterschiedlichen Besitzverhaltnissen in der abgebrannten Stadt.
Eine klare Trennung ist allerdings nicht
moglich, denn es gibt in der PlanstraBe B
durchaus eine Reihe von StraBenfronten,
die es mit denen in der PlanstraBe A aufnehmen konnen. Charakteristisch fiir das
damals entstandene StraBenbild ist die
Traufstellung der Hauser und die einseitige Grenzbebauung. Dadurch entstanden
breitere Seitenraume zwischen den Hausern, die eine vielseitige Nutzung ermoglichten. Die heute durchgehende Zweigeschossigkeit der Hauser diirfte sich erst
nach und nach durchgesetzt haben.
Wegen ihrer topographischen Lage
konnte sich die Stadt nur in nordlicher
Richtung ausdehnen. Nach 1894 bildete
sich hier eine Art Oberstadt heraus, die
sich in ihrer Struktur und Bauweise deutlich vom historischen Stadtkern unterscheidet. Die Ansicht Schmallenbergs
zeigt noch heute die klare Reihung freistehender zweigeschossiger Gebaude, deren
einheitlicher MaBstab durch Material,
Farbgebung und Details unterstutzt wird.
Die Parzellierung der Grundstucke in zwei
GroBenklassen ist der Struktur nach
ebenso erhalten geblieben wie die Verteilung der Haustypen auf die beiden HauptstraBen. Der historische Stadtkern ist ein
eindrucksvolles Beispiel des Stadtebaus
im friihen 19. Jahrhundert.
Der historische Stadtkern des Zentralortes von Schmallenberg wurde im September 1990 in die Arbeitsgemeinschaft
„Historische Stadtkerne in NordrheinWestfalen" aufgenommen, deren Ziel es
ist, das stadtebauliche und kulturelle Erbe
fur kunftige Generationen zu bewahren.
Auch der Stadtkern von Schmallenberg
bildet ein tragfahiges Modell fur einen zukunftsorientierten Stadtebau.
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Mitglicderversammlung
1994 in Schmallenberg
Wie schon im letzten Heft angekiindigt, findet die diesjdhhge Mitgliederversammlung des
Sauerldnder Heimatbundes am
Samstag, 3. September,
in Schmallenberg statt. Das
Programm sieht unter anderem
einen Diavortrag von Museumsdirektor Dr. Stefan Baumeier vor, der uber das im Aufbau befindliche Sauerlanddorf
im Westfdlischen Freilichtmuseum Detmold berichten wird.
Am Nachmittag sind, wie ublich, verschiedene Exkursionen
vorgesehen sowie der Besuch
des Historischen Marktes aus
Anlalides 750jdhrigen Stadtjubildums. Wie immer wird ein
plattdeutscher
Gottesdienst
den Tag beschliefien.
InjederWanderkartedesSGVistderPlatzauf
der Hunau in der Nahe des Fernsehumsetzers
als Hundegrab bezeichnet. Viele Wanderer
ziehen an dieser ungewohnlichen Stelle Tag
fiir Tag uorbei.
Foto: Ackermann
In Schmallenberg ist der Einzelhandel
nach wie vor im Stadtkern konzentriert.
Im Gewerbegebiet sind nur wenige Spezialmarkte, die aufgrund ihres Sortiments
groBe Flachen benotigen. Der Stadtkern
ist auch Dienstleistungszentrum. Die
Kombination von Handel und Dienstleistung garantiert den von alien Stadten gewunschten attraktiven und lebhaften
Kernbereich. Das Mittelzentrum Schmallenberg steht im Wettbewerb mit den umliegenden Mittelzentren. Der historische
Stadtkern setzt zeitgerechte Akzente und
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wird die Wettbewerbsposition der Stadt
Schmallenberg verbessern.
Plane fiir Fredeburg
Fredeburg ist der Anerkennung als
Kneipp-Heilbad einen groBen Schritt nahergekommen. Im Kurkolnischen Sauerland gibt es bisher kein Bad. Das regional Entwicklungskonzept fiir die Kreise
Soest und Hochsauerland setzt hohe
Prioritat in den weiteren Ausbau von Bad
Fredeburg. Wunschenswert ist sicherlich
der weitere Ausbau des Kurzentrums am
Hallenberg. Die Entwicklung des Gesundheitswesens ist aber insgesamt ungewiB,
so daB klare Perspektiven nur schwer aufzeigbar sind. Kur, Gesundheitswesen und
Fremdenverkehr sollen Fredeburg aber
zukiinftig noch starker pragen als bisher.
Fur den Ortskern ist die Aufnahme in die
Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne NRW beantragt. Der Ortskern soil
noch attraktiver werden. Dazu gehoren
auch Oberlegungen zur Verlagerung der
LandesstraBe mit ihrem Durchgangsverkehr auf eine UmgehungsstraBe. Der
LandesstraBenbedarfsplan erkennt die
Notwendigkeit an.
Schmallenberger Sauerland
Das Schmallenberger Sauerland ist
reich an Attraktionen und Einrichtungen.
Das Umfeld der altbekannten wurde in
jiingerer Zeit erheblich aufpoliert. Mit offentlichen Mitteln wurden z. B. die Platze
oder die Umgebungen der alten Kirchen
in Berghausen, Lenne und Wormbach
neu gestaltet, ahnlich an der Kirche in
Arpe oder an der Kapelle in Brabecke, um
nur einige zu nennen. Die Burgruine Rappelstein in Nordenau wurde saniert und
besser erschlossen. Die Kurparke in
Schmallenberg, Fredeburg, Nordenau
und Grafschaft bieten dem Gast immer
gut unterhaltene Spazierwege. In Westfeld entstand das Skilanglaufzentrum mit
einem groBen Loipennetz als neue Attraktion fur den Skisport. Angeschlossen
ist eine Freizeitanlage mit Kinderspielplatz. Der Aussichtsturm auf dem Wilzenberg wurde vom Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland saniert und nach alten Planen bis zu einer
zweiten Aussichtsplattform aufgestockt.
Der geschichtstrachtige Wilzenberg ist eigentlich der rechte Einstieg oder Ausstieg
fiir den Besucher Schmallenbergs, weil er
ein vorzugliches Bild vermittelt, in dem
die Landschaft als unser schonstes Gut
hervorragend zur Geltung kommt.
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Heimatvereine in Schmallenberg
Im ausgedehnten Stadtgebiet von
Schmallenberg (rd. 303 qkm) ist eine lebendige Arbeit der verschiedenen Heimatvereine festzustellen, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Der nachfolgende
Bericht mag dies verdeutlichen.
Der Heimat- und Geschichtsverein
Schmallenberg Sauerland e.V.,
Nachfolger des damaligen Fordervereins
Wilzenberg-Turm e.V., widmet sich der
Heimatgeschichte und Heimatpflege in
der Stadt Schmallenberg und verf olgt u. a.
das Ziel, die Kultstatte „Wilzenberg" sowie den unter Denkmalschutz stehenden
17 m hohen Wilzenberg-Turm zu erhalten. Rund 200 Mitglieder gehoren dem
Verein an, dessen Hauptaufgabe auch die
jahrliche Herausgabe des seit 1988 erscheinenden „Schmallenberger Almanachs" ist. Im Almanach sind wissenswerte und interessante heimatgeschichtliche Beitrage zu finden.
Neben der Durchfiihrung von heimatkundlichen Beitragen, wie z. B. „Schmallenberg und die Westfalischen Stadte im
Spiegel der Urkataster" sowie „ Archaologie und Vorgeschichte im Rothaargebirge" hat der Verein im Herbst 1992 die Videokassette „Der Wilzenberg - Kultstatte
und Bodendenkmal" zusammen mit dem
Westfalischen Schieferbergbaumuseum
in Schmallenberg-Holthausen herausgegeben. Die Kassette zeigt die Einzigartigkeit des Wilzenberges sowie die durchgefuhrte Sanierung und Aufstockung des
Aussichtsturmes.
Daruber hinaus wurde Anf ang Dezember 1992 eine neu aufgenommene CD
und MC mit plattdeutschen Liedern von
Christine Koch vorgestellt. Es handelt
sich hierbei in Anlehnung an den Gedichtband „Wille Raousen" um Lyrik der „saucrlandischen Nachtigall", die von namhaften Komponisten vertont wurde.
Zusammen mit dem Lions-Club
Schmallenberg beabsichtigt der Heimatund Geschichtsverein Schmallenberger
Sauerland e.V. Grabungsarbeiten auf
dem unter Denkmalschutz stehenden Wilzenberg durchzufuhren. Diese Arbeiten
konnten bisher aufgrund fehlender Haushaltsmittel der zustandigen Landesbehorden leider nicht realisiert werden.
750 Jahre Schmallenberg - „Tradition
hat Zukunft" - ist der Leitgedanke des Jubilaumsjahres 1994. Der Heimat- und
von Joachim Klauke
Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e.V. beteiligt sich an den Feierlichkeiten durch die Herausgabe einer Jubilaumsmedaille in 585er Gold, 26 mm 0, da
Schmallenberg zu den wenigen mittelalterlichen Stadt en in Westfalen gehorte,
die eine eigene Munzstatte besaKen. Die
sogenannten „ Schmallenberger Pfennige" wurden von 1238 bis 1261gepragt.
Von der Jubilaumsmedaille wurden 150
Stiick herausgegeben.
Ferner hat der Verein die Kunstmappe
„Neun Illustrationen zur mittelalterlichen
Geschichte Schmallenbergs" herausgegeben. Sie ist eine Mischung aus Recherchen, Visionen und innerer Wahrheit,
realistisch vom Schmallenberger Kunstler
lenfest in Huxel 1990 zu erinnern. Beide
Festveranstaltungen haben weit uber die
Dorfgrenzen hinaus Beachtung und Anerkennung gefunden. Weitere Aktivitaten
des Vereins sind das traditionelle Neujahrssingen, das Osterfeuer sowie das K6nigsschieBen. AuBerdem bemuht sich der
Verein durch die Herausgabe von Publikationen uber Menschen und iiber Brauche der Nachwelt ein Zeugnis zu erhalten.
Der Verein zahlt uber 90 Mitglieder. Die
Verwirklichung der Ziele setzt neben einer intakten Dorfgemeinschaft in hohem
Maiie auch immer auf s neue personlichen Einsatz und Engagement voraus.
Der Heimatverein Fleckenberg
e.V. wurde im Juni 1993 gegrundet und
afnen- unti ?|eimatt)ereiti^
tier l)orfgemem£(c5aft J|uxel
und Maler Carl Siebert dargestellt, der seit
32 Jahren in Paris lebt. Ober diesen
Kunstler gab der Verein mit Unterstutzung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung
einen Katalog heraus, mit einer chronologischen Darstellung des Lebens und der
Werke des Kunstlers und dem Titel „Carl
Siebert - Auswahl aus seinen Werken
1963-1993".
Der Fahnen- und Heimatverein
der Dorfgemeinschaft Huxel ist entstanden aus der bereits 1886 gegrundeten „Fahnengesellschaft Huxel" und dem
fast 100 Jahre spater - 1984 - ins Leben
gerufenen „Heimatverein Huxel". Der
f ormelle ZusammenschluB beider Vereine
erfolgte 1991. Altes und Neues - somit
Brauchtum und Heimatgedanke - sind
auf diese Weise unter besonderer Betonung der Gemeinschaft auch namentlich
miteinander verbunden. Der neue Name
des Vereins ist gleichzeitig Losung und
Programm. Nach einer Zielsetzung soil
der Verein die Tradition wahren, das
Brauchtum pflegen, den Heimatgedanken vertiefen und die Gemeinschaft verwirklichen.
Aus dem BewuBtwerden der Gemeinschaft ist eine Neubelebung hervorgegangen, die sich in vielen Impulsen und Aktionen des Vereins geauBert hat. Hier ist nur
beispielsweise an die 650-Jahrfeier von
Huxel im Jahre 1985 und an das Kapel-
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widmet sich der Heimatgeschichte und
der Heimatpflege. Ziel des Heimatvereins
ist es insbesondere, die ehemalige „Besteckfabrik Hesse" zu erhalten und der
Offentlichkeit zuganglich zu machen.
Diese Besteckf abrik soil in ein anschauliches und produktives Museum umgewandelt werden. Die vorhandene Wasserkraftanlage soil ebenfalls reaktiviert und
der nicht fur den Eigenverbrauch benotigte Strom in das Netz der VEW eingespeist
werden.
In der Besteckfabrik wird nicht mehr
produziert, da der Betrieb im Jahre 1982
eingestellt werden muBte. Es handelt sich
bei dieser unter Denkmalschutz stehenden Besteckfabrik Hesse um die einzige
ihrer Art in Westfalen-Lippe, die noch
vollstandig ausgestattet und produktionsfahig ist. Der Heimatverein Fleckenberg
hat mit der Restaurierung der Besteckfabrik Hesse eine groRe Verantwortung
ubernommen und bemuht sich, dem Ort
Fleckenberg und iiber seine Grenzen hinaus der Nachwelt eine Arbeits- und Produktionsstatte zu erhalten, die zeigt, wie
friiher EEbestecke hergestellt wurden.
Innerhalb der SGV-Abteilung Fredeburg ist Ende 1989 ein Arbeitskreis
„Heimat" eingerichtet worden. Von einer Neugriindung sah man ab und schloB
sich als Abteilung dem SGV Fredeburg
an. Die Schwerpunkte seiner Arbeit lie-
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gen in den Fachbereichen Geschichte sowie der Bau- und Denkmalpflege. Hier
sind insbesondere die Sammlung und
Aufarbeitung von Materialien zur Fredeburger Siedlungs-, Kultur-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte und des Fredeburger Brauchtums zu nennen; ebenso die
Sannmlung und Aufarbeitung der jungeren Geschichte Fredeburgs. Daruber hinaus dokumentiert der Arbeitskreis Heimat Veranderungen im Orts- und Flurbild
in Text und Bild.
Aus dem Fachbereich Bau- und Denkmalpflege sind insbesondere die Aktivitaten zu nennen, wenn es darum geht, das
Ortsbild zu pflegen, ebenso wie die Abstimmung zwischen historischer Bausubstanz und den vorgesehenen Um- und
Neubauten. Zu den Aufgaben gehort ferner die Erfassung und Pflege von Bauten
und Denkmalern aus historischer Zeit.
Fine weitere Aktivitat des Arbeitskreises
ist die Herausgabe des „Schwammkl6ppers". Der Name des Heftes ist auf eine
fruher speziell auf Fredeburg bezogene
Tatigkeit zuruckzufuhren. Bisher liegen
funf Ausgaben des „Schwammkloppers"
vor.
Bei der Mitgestaltung des lOOjahrigen
Jubilaums des SGV Fredeburg im Jahre
1991 wurde eine historische Fotoausstellung gezeigt; ebenso fand auf Initiative
des Arbeitskreises Heimat eine „plattdeutsche Messe" statt. Weitere Tatigkeitsfelder waren Anbringen und Einweihung einer Tafel fur Heinz Schwingeler,
dem Komponisten der „Fredeburger Kinderlieder" sowie die Unterstutzung von
heimatpflegerischen Aktivitaten anderer
Vereine (Renovierung alter Kreuze). Daruber hinaus warden Schiefertafeln an den
Stellen in Fredeburg errichtet, an denen
die fruheren Stadttore gestanden haben.
Weitere Tafeln, die an historische Gebaude und Platze erinnern sollen, sind vorgesehen.
den Burgern kostenlos Baume verschiedener Arten zur Verfugung, die vor den
Hausern oder am StraRen- und Gehwegrand gepflanzt werden. Der Verein beteiligt sich daruber hinaus am „Historischen Markt" anlalJlich des diesjahrigen
Schmallenberger Stadtjubilaums.
Der Wilzenberg-Turm
Ortsmittelpunkt von Grafschaft, die Neuerrichtung eines Wartehauschens, die
Ortsbepflanzung und die Anlage einer
Wasserflache. Der Verein unterstutzt ferner die Denkmalpflege sowie die geplanten Grabungsarbeiten fur das Bodendenkmal „Wilzenberg".
Weitere Aufgaben des Vereins sind die
Erstellung von neuen Anschlagtafeln, die
Anlage eines Biotops sowie die weitere
Ortsbegrunung und die Errichtung eines
FuRweges nach Schmallenberg-Oberkirchen. Im Rahmen der Ortsbegrunung von
Grafschaft und Schanze stellt der Verein
Rund 150 Mitglieder gehoren dem
Heimat- und Forderverein Bodefeld
e.V. an, der 1975 gegrundet wurde. Aufgaben dieses Vereins sind unter anderem
die Pflege heimatlichen Brauchtums, die
Unterhaltung des kleinen Heimatmuseums sowie das Sammeln von altem
Schriftgut und Fotos. Des weiteren werden vom Verein Chroniken und sonstige
heimatliche Schriften herausgegeben
(z.B. Schulchronik, Pfarrchronik und
zweimal jahrlich die Heimatblatter). Die
Pflege der „plattdeutschen Sprache" stellt
eine weitere Aufgabe des Vereins dar. Zu
diesem Zweck finden plattdeutsche Kaminabende statt. Eine weitere Aufgabe
des Vereins ist die Renovierung und Neuerrichtung von Wegekreuzen und Bildstocken. Zu den Aufgaben gehoren ferner
die Durchfuhrung von Pflegearbeiten im
Dorf und in der Umgebung sowie ein jahrliches Heimatfest.
Aus diesen Ausfuhrungen ist zu ersehen, daR die verschiedenen Heimatvereine im Stadtgebiet, die zum Teil noch
recht jung sind, bereits beachtliche Ergebnisse erzielt haben und sicherlich welter
erzielen werden. Sie alle haben den Begriff „Heimat" mit in ihrem Vereinsnamen. „Heimat" erlebt in der heutigen Zeit
ein neues BewuBtsein.
Der Heimat- und Forderverein
Grafschaft-Schanze e.V. wurde am
1. Februar 1988 gegrundet. Ziel und
Zweck des Vereins ist die Erhaltung, Erweiterung und Pflege der Landschaft, der
Erholungs-, kulturellen und sportlichen
Einrichtungen, die dem Wohle der Burger
der Orte Grafschaft und Schanze dienen.
Seit seiner GriJndung hat der Verein
verschiedene MaRnahmen realisiert, so
z.B. die Gestaltung der Dorfmitte im
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Foto: Ackermann
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Das Westfalische Schieferbergbaumuseum Holthausen
von Paul-Dieter Kloidt und
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Alljahrlich zu Beginn der Sommerferien ist ein kleines Dorf im Schmallenberger Sauerland das Ziel vieler Besucher. Dann namlich werden die Museumswochen im Westfalischen Schieferbergbaumuseum in Holthausen eroffnet.
Mit einem weiten Themenbereich von der
geschichtlichen Entwicklung des Postdienstes und der Eisenbahn, uber die Einfuhrung des Notgeldes, den Beginn des
Fremdenverkehrs, uber sauerlandischen
Wald, uber Hexenprozesse und das Naziregime sind bereits wesentliche Teile der
Landesgeschichte des kurkolnischen Sauerlandes erfaRt worden. Die dazu entstandenen Dokumentationen erlebten bis zu
drei Auflagen und sind Bestseller geworden.
All das entstand vor nunmehr 20 Jahren angesichts einer leerstehenden Volksschule in dem 500 Seelen-Dorf Holthausen. Ein wohl kleiner, aber sehr aktiver
Museumsverein nutzte zudem die Chance, das erste Museum in der kunftigen
Stadt Schmallenberg zu errichten. Bis
heute sind seine Mitglieder aktiv in Aufbau, Gestaltung und Betreuung tatig, ein
weit und breit geruhmtes Vorbild, das
schon 1984 mit dem Konrad-AdenauerPreis fur kulturelle Leistungen ausgezeichnet und dem Museumsverein in Kiel
uberreicht wurde.
Ein rasch wachsender Fundus von Ausstellungsstucken trug dazu bei, daB die
Vereinigung Westfalischer Museen und
das Westfalische Museum fur Naturkunde
ihre Unterstiitzung zusagten. Als Ausgangspunkt wurde der zwischen Holthausen und Fredeburg seit 1875 betriebene
Schieferbergbau gewahlt, um den inzwischen ein vielfaltiges Heimatmuseum gewachsen ist. Glucksfalle waren die Ubernahme der Nachlasse des Malers und Bildhauers Eugen Senge-Platten und des
Schriftstellers und Volkskundlers FranzJosef Koch, liber deren Wirken bereits
Arbeiten erschienen sind.
Aus anfanglich nur drei Zimmern ist
jetzt ein stattliches Museum mit 26 Raumen auf insgesamt 1250 qm Ausstellungsflache geworden. Ein Rundgang
durch das Museum beginnt im ErdgeschoR mit Arbeiten des Kunstlers Eugen
Senge-Platten. Im UntergeschoB wird das
Thema „Schiefer" von der Geologie iiber
den Abbau bis hin zum sozialen Umfeld
der Bergarbeiter beschrieben. Hinzuwei-
Eingangssituation im Museum.
sen ist etwa auf die „Barbarafahne", die
heute noch bei Begrabnissen der Bergarbeiter mitgefuhrt wird, im Museum aber
bereits einen Ehrenplatz gefunden hat.
Im ersten Stockwerk des Museums ist
eine Natur- und Volkskundeabteilung eingerichtet. Die in groKen Schaukasten ausgestellten Exponate befassen sich mit der
Tier- und Pflanzenwelt, der Waldwirtschaft sowie dem Jagdbrauchtum des
Sauerlandes. Des weiteren wurden eine
fruhere „gute Stube", eine Stellmacher-,
Schuster- und eine Sattlerwerkstatt aufgebaut. Auf einem Dachboden fand sich
ein Fal^chen Zichorie, die fruher als Ersatz
fur den oft zu teuren Bohnenkaffee gebrannt und aufgebruht wurde. So kann
der Besucher viele liebenswerte Dinge besichtigen, die ihn an die „guten alten Zeiten" erinnern.
Im ObergeschoB befindet sich die Textilabteilung, die derzeit in Zusammenarbeit mit einer bekannten Schmallenberger Firma neu aufgebaut wird. Hier kann
sich der Besucher in die Anfange der
Hausstrickerei zuruckversetzen. Im Verlauf dieser Abteilung wird die danach folgende Industrialisierung dargestellt, da
bereits 1857 die erste Strickmaschine ihre Produktion in Schmallenberg aufnahm.
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Auch der Raum um das Museum ist inzwischen verschont worden, wozu Plastiken der heimischen Kiinstler Klute und
Schneider wesentlich beigetragen haben.
Auf den hier stehenden Schiefertafeln
sind des weiteren die Themen der jahriichen Ausstellungen und eine Obersicht
der Besucherzahlen dargestellt. - Ein weiteres wichtiges zeitgeschichtliches Dokument schuf der Museumsverein im Jahre
1984 durch die Anbringung von Hinweistafeln, die den ehemals zwolf selbstandigen Gemeinden gewidmet sind, die bei
der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975 zur neuen Stadt Schmallenberg zusammengeschlossen wurden.
Grafisch und textlich werden anschaulich
die wesentlichsten Merkmale der ehemaligen Gemeinden dargestellt und damit
der Nachwelt die kommunalen Verhaltnisse vor der Neugliederung aufgezeigt.
Erinnerung an Franz Hoffmeister
Im Jahre 1980 wurde im Museum dem
1943 in Holthausen verstorbenen Priester Franz Hoffmeister eine Gedenkstatte
gewidmet. Der 1898 in Ramsbeck geborene Priester widmete sich bereits nach
dem ersten Weltkrieg dem Heimatgedanken und grundete den „Verein studierender Sauerlander" und 1921 den noch heute sehr erfolgreich arbeitenden „Sauer-
50
Sauerländer Heimatbund
lander Heimatbund". Franz Hoffmeister
war der f uhrende Kopf der ersten Heimatbewegung.
Der Museumsverein ist auch Herausgeber der Dorfzeitschrift „Der Fickeltiinnes" mit dem Untertitel „Dorfnachrichten
aus Holthausen". Mit vielen Informationen und einer bunten Themenvielfalt, bei
dem auch der Humor nicht zu kurz
kommt, versucht „Der Fickeltunnes", jedemgerecht zu werden. Er ist kritisch und
herausfordernd, macht nachdenklich, findet Zustimmung und Ablehnung, eben
wie es sich fur eine Zeitung gehort, die etwas zu bieten hat.
Bis zum heutigen Tage wurde fast eine
halbe Million Besucher gezahlt. Das Museum ist regelmaBig mittwochs und samstags 15.00 bis 17.00 Uhr und sonntags
10.00 bis 12.00 Uhrgeoffnet. Besuchergruppen konnen sich auch zu anderen
Zeiten anmelden. Die Anmeldungen werden unter den Telefonnummern (0 29 74)
6019 oder 6825 entgegengenommen.
Vom Stein zur Skulptur
Bildhauer-Sommcrkurse
in Oberkirchen
Zum dritten Mai finden dieses Jahr in
Oberkirchen Sommerkurse statt, die einen Einstieg in die komplexe Welt der
Bildhauerei bieten. In taglicher Unterweisung und unter Berucksichtigung individueller Formvorstellungen werden Arbeitstechniken,
Materialeigenschaften
und unterschiedliche kunstlerische wie
handwerkliche Ansatze vermittelt und
kennengelernt; Vorkenntnisse sind nicht
erforderlich. Die Zahl der Teilnehmer ist
beschrankt.
Kurs 118. Juli
Kurs II 25. Juli
30. Juli 1994
5. August 1994
Auskiinfte und ausfuhrliches Programm beim Verkehrsverein Oberkirchen, Tel. 029 75/377 oder bei Akad.
Bildhauer Ulrich Miiller-Farina, Oberkirchen, Tel. 02975/356.
(Red.)
„Licbenswertes Sauerland"
16. Holthauser
Museumswochen
Vom 15. bis 31. Juli dauern die diesjahrigen Holthauser Museumswochen, fur
die unter dem Motto „Liebenswertes Sau-
SAUERLAND
T
Textilmaschinen aus der Fruhzeit der Schmallertberger Industrialisierung.
erland" verschiedene kunstlerische Arbeiten der letzten Jahrzehnte zusammengetragen worden sind. Dabei ist bewuBt
nicht Wert gelegt worden auf den hochkunstlerischen Ausdruck, sondern auf
das, was Einheimische und Gaste des
Sauerlandes besonders liebenswert finden: Landschaft, Dorfer, Menschen und
Gesichter, aufgenommen und zu Papier
gebracht in den vergangenen funf Jahrzehnten durch sauerlander Zeichner und
Maler.
Am Eroffnungstage soil auch Richtfest
gefeiert werden: Der vom Westfalischen
Freilichtmuseum Detmold - Landesmuseum fur Volkskunde - erworbene alte
Fachwerkspeicher aus Rieflinghausen
(Kreis Olpe) wird dann von einer internationalen Jugendgruppe aufgebaut worden sein.
Festspiele
Balver Hohle 1994
Nach dem gelungenen Auftakt mit dem
Oberton-Chor Diisseldorf und den zahlreichen Auffiihrungen des modernen
Marchens „Die Briider Lowenherz" von
Astrid Lindgren mit 50 jungen Schauspielern und Mitwirkenden der Balver-Hohlenspielgemeinschaft im Mai und Juni dieses Jahres steht am 1. September ein wei-
terer Hohepunkt bevor: Justus Frantz
gastiert mit der Philharmonie des Schleswig-Holstein Musik-Festivals (Beginn:
19.00 Uhr). Am Sonntag, 4. September,
fiihren Solisten, das Philharmonische Orchester Hagen und der Oratorienchor
Letmathe „Carmina Burana" von Carl
Orff auf (Beginn: 18.00 Uhr). - Am
Samstag, 17. September, wird die Saison
beschlossen mit dem „Totentanz" von
Franz Liszt und dem „Deutschem Requiem" von Johannes Brahms (Beginn:
17.00 Uhr). Auskunfte: Telefon 0 23 75/
5380.
Red.
Jahresheft des Heimatund Verkehrsvereins
Grevenbruck 1994
Das 65 Seiten starke Jahresheft Nr.
13, Ausgabe 1994, enthalt mehrere Beitrage, die sich mit der Planung und den
Sammlungen des in Grevenbruck entstandenen Museums der Stadt Lennestadt befassen, zu alten handwerklichen
Berufen und unter anderem ein Lebensbild des Agrarwissenschaftlers Professor
Albert Boerger. Wie ublich gibt es einen
Riickblick auf die Veranstaltungen und
Aktivitaten des Vereins und eine Heimatchronik des vergangenen Jahres fur Grevenbruck.
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51
Das Holz- und Touristik-Zentrum Schmallenberg
von Oberforstrat Hans von der Goltz, Leiter des Forstamtes Schmallenberg
Wo so uiel Wald ist,
wie im Schmallenberger Sauerland,
spielt Forstwirtschaft eine bedeutende
Rolle fur die Waldbesitzer.
Wo so uiel gutes Holz wdchst,
wie im Schmallenberger Sauerland,
gibt es Holzbearbeitung
und Holzuerarbeitung
in Industrie und Handwerk.
Wo sich der gepflegte Wald
so harmonisch mit der Griinlandund Ackernutzung landschaftlich
verbindet, bestehen gute
Voraussetzungen fur Fremdenuerkehr.
In der zu etwa 62 % bewaldeten Region
ist Holz das verbindende Element zwischen Forstwirtschaft, holzbe- und verarbeitenden Betrieben und dem Fremdenverkehr.
Alle Branchen wurden sich 1989 einig,
im Stadtgebiet ein ..Objekt" zu errichten,
das durch sich selbst wie durch zielgerichtete Sachinformationen dem Rohstoff
Holz zu mehr Attraktivitat verhelfen sollte.
Die Idee
Holz ist der einzige, in nennenswertem
Umfang vorhandene heimische Rohstoff.
Er ist nicht nur vorhanden, sondern er
wachst auf unseren recht guten Waldstandorten auch standig nach. Allein im
Stadtgebiet von Schmallenberg produzieren etwa 20 000 ha Fichten- und Buchenwalder jahrlich ca. 120000 m^ Holz.
Ungefahr diese Holzmenge kann und solh
te auch jedes Jahr nachhaltig zur Aufrechterhaltung ordnungsgemaBer Waldpflege genutzt werden. Hieraus ergibt
sich ein Umsatz fiir Schmallenberger
Waldbesitzer von etwa 12 Mio. DM. Holz
ist das Ergebnis gepflegter Walder. Einkommen aus Holz tragt entscheidend zur
Verbesserung des Betriebseinkommens
von etwa 1000 Waldbesitzern bei. Daher
war es ein grol^es Anliegen insbesondere
der privaten Waldbesitzer, fiir den Rohstoff Holz mehr und effektiver zu werben,
als dies bisher der Fall war.
Bringt dem Waldbesitzer der Verkauf
von Rundholz einen Teil seines Einkommens ein, so mijssen die holzbe- und -verarbeitenden Betriebe ihren Gewinn aus
der Veredelung dieses Holzes erwirtschaften. Zwolf Nadelholzsagewerke in
Schmallenberg stellen jahrlich etwa
150000 m3 Rundholz, Bauholz, Bretter,
':>.'
Verpackungsholzer usw. her. Ober 25
Handwerksbetriebe wie Schreiner, Tischler, Zimmerleute und Drechsler verbauen
bzw. veredeln dieses Holz noch weiter
z. B. zu Fenstern, Turen, Mobeln. Diese
Betriebe haben insbesondere vor dem
Hintergrund der sich international offnenden Markte ein vitales Interesse daran, einer breiten Offentlichkeit ihre qualitativ hochwertigen Holzprodukte zu zeigen.
Naturnahe Waldbewirtschaftung zur
Holzproduktion ist im Zusammenwirken
mit vergleichsweise extensiver Landwirtschaft tragende Saule der Landschaftsgestaltung. Unsere Landschaft ist intakt,
denn nicht ohne Grund werden jahrlich
iiber 1 Mio. Obernachtungen gezahlt.
Dem Fremdenverkehrsbereich ist daher
sehr daran gelegen, mit gesundem Wald
und umweltfreundlich produziertem Rohstoff Holz fiir das attraktive Schmallenberger Sauerland zu werben.
Die Umsetzung
Aufbauend auf der Initiative privater
Seite hat die Stadt Schmallenberg die Idee
der Errichtung eines Gebaudekomplexes
in Holzbauweise in zentraler Lage von
Schmallenberg aufgegriffen. Im Verlaufe
der Planung wurde klar, daB die alleinige
Prasentation von Holz und Holzprodukten nicht den optimalen Werbeerfolg
bringen konnte. Holz muBte mit Menschen in Verbindung gebracht werden.
Diesen sollte dann auch die Moglichkeit
zur kompetenten Sachinformation geboten werden. Die Kur- und Freizeit GmbH
Schmallenberger Sauerland und das
Forstamt Schmallenberg der Landesf orstverwaltung NRW wurden in die Gesamtplanung als zukiinftige „Bewohner" des
Holz- und Touristik-Zentrums mit einbezogen.
Der 1990 ausgeschriebene Architektenwettbewerb wurde von dem Buro von
Lom, Koln, gewonnen. In dem architektonisch eindrucksvollen Gebaude finden
sich rd. 25% der in Schmallenberg Beschaftigten reprasentiert. In ihm sind die
wichtigen Wirtschaftszweige, die Holz
und Wald miteinander verbinden, richtungsweisend unter einem Dach vereinigt: Forstwirtschaft, Holzwirtschaft und
Fremdenverkehr. Das kooperative finanzielle und ideelle Engagement dieser Wirtschaftszweige um eine hohere Wertschatzung des umweltfreundlichen Rohstoffes
Holz hat dazu gefuhrt, da£ die Stadt
Schmallenberg mit Unterstiitzung des
Landes NRW 5,2 Mio. DM fur die Errichtung des zukunftsweisenden Holz- und
Touristik-Zentrums investiert hat. Am
4. November 1993 wurde das „HoIzhaus" im Beisein von Minister Matthiesen
eingeweiht und seiner Bestimmung ubergeben.
Das Holz- und Touristik-Zentrum
Mit dem Bau des Informationszentrums wurde in optisch wirkungsvoller Lage ein im AuReren und Inneren durch die
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Baustoffe Holz und Glas charakterisiertes
Gebaude als Werbung fur die Hauptwirtschaftszweige des Umlandes, Forstwirtschaft, Holzwirtschaft und Touristik erstellt. Der Gebaudekomplex besteht aus
mehreren Funktionselementen und versucht damit erne Antwort auf die vielschichtigen landschaftlichen, stadtebauliciien, architektonischen und funktionalen
Vorgaben zu geben. Die Qualitat des
Standortes wird durch ihren Blickbezug in
die Landschaft und auf den historischen,
zentralen Ortsteil Schmallenbergs bestimmt. Die Offnung zu diesen Blickbeziehungen, der gestalterische, qualitative
Merkpunkt fur den ankommenden Besucher und die offene, einladende Geste des
Gebaudes bestimmen seine Lage und seine Ausformung. Der gemeinsame Empfangsteil der Tourismuszentrale und die
Ausstellungsflache offnen sicfi als freies,
exponiertes Raumelement in die Landschaft. Der angeschlossene Btirotrakt orientiert sich an den geordneten Linien der
umgebenden Bebauung.
Im Rahmen der finanziellen Moglichkeiten wurde im Konstruktionsbereich
wie im Innenausbau vielseitige Holzverwendung demonstriert. Es wurden verbaut: ca. 265 m^ Brettschichtholz, insbesondere in den tragenden Konstruktionen; 240 m^ Fichten-Vollholz in Zwischenlagen und Schalung; 350 m^ Eichenhirnholzparkett, gerauchert, in der
Ausstellungshalle und im Empfangsbereich; 1000 m^ Eichen-lndustrielamellenparkett in Biiroraumen und auf Verkehrsflachen; 250 m^ Fichten-Bioplatten, weiB
lasiert, anstelle von Rigipswanden; 200
Ifm Eichen-Handlaufe und entsprechend
zahlreiche Eichen-Treppenstufen. Als
Besonderheit muB die Verwendung von
farblich lebendiger rotkerniger Buche bei
Empfangscounter, Tijrblattern, Schranken und Schreibtischen erwahnt werden.
Modernes Mobilar aus Buche und demnachst auch unterschiedlich furnierte
Schranke runden das vielseitige, aber insgesamt harmonische Gesamtbild ab.
Jubildums-Medaille zur 750-Jahrfeier
Rechtzeitig zur 750-Jahrfeier der Stadt Schmallenberg im Jahre 1994
wurde vom Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e.V.
- mit Unterstutzung der Stadtsparkasse Schmallenberg - eine JubilaumsGoldmedaille (585-Gold, 26 mm Durchmesser) herausgegeben.
Die im Jahre 1244 durch den Kolner Erzbischof Konrad von Hochstaden
gegriindete Stadt Schmallenberg gehorte zu den wenigen mittelalterlichen
Stadten in Westfalen, die eine Miinzstatte besalBen. In Schmallenberg
wurden von 1238 bis 1261 die sog. Kolner Pfennige gepragt. Diese
Nachbildung des >Schmallenberger Pfennigs< zeigt auf der Vorderseite
die >Smalenburg< als Torgebaude mit zwei wehenden Fahnen und
einem Stern im Torbogen. Die Riickseite stellt den Erzbischof Konrad von
Hochstaden im erzbischoflichen Ornat mit Krummstab und Bibel dar.
Der Kauf dieser Jubilaumsmedaille ist bei alien Geschaftsstellen der
Stadtsparkasse Schmallenberg moglich.
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Zu dem Holz- und Touristik-Zentrum
gehoren noch uber 3000 m^ Garten. In
diese Flache wurde zur Demonstration
von „Holz im Garten" ein sehr attraktiver
Spielplatz und ein Carport integriert. Verbliebene Freiraume sind teilweise mit heimischen Baum- und Straucharten bepflanzt, um dem Besucher die Verbindung vom Wald zum verbauten Holz zu erleichtern. Der Gesamtkomplex des Holzund Touristik-Zentrums wird dem Anspruch, moglichst vielseitig, modern und
attraktiv fur Wald und Holz zu werben, in
vorbildlicher Weise gerecht.
Die Zukunft
Nicht ein Museum wurde erbaut, sondern ein Holzhaus, in dem z. Z. die Kurund Freizeit GmbH Schmallenberger
Sauerland und das Forstamt ihre Aufgaben erfiillen und fur Leben sorgen. Das
Gebaude soil sich durch Ausstellungen,
Fachtagungen und Seminare zu einem
uberregional bedeutenden „Forst- und
Holz-Zentrum" entwickeln. Kompetente
Auseinandersetzung mit fachbezogenen
Themen soil mit dazu beitragen, Fachleute und Burger uber Wald und Holz sachlich zu informieren. Unbegrundete Hemmungen bei der Holzverwendung sollen
abgebaut bzw. neue Verwendungsmoglichkeiten aufgezeigt werden.
Die gute Idee des gemeinsamen Werbens von Holzanbietern und Holznachfragern, das architektonisch sehr gelungenc
„Holzhaus" und das Engagement aller an
dem Entstehen und Gelingen des Projektes Beteiligten werden dazu beitragen,
daB das hochgesteckte Ziel erreicht wird.
Musik an westfalischen
Adelshofen 1994
Zum vierten Mai wird an historischen
Orten Musik aus der Blutezeit der westfalischen Hofkapellen prasentiert. Auch in
diesem Jahr f inden zwei Konzerte im Sauerland statt: Auf Haus Laer bei Meschede
erklingt am 25. Juni, 20.00 Uhr Kammermusik von Joseph Haydn und am
6. August, ebenfalls 20.00 Uhr, Musik
der Familie Bach in Westfalen. Veranstalter der von VEW, Edelhoff AG und Harpener AG geforderten Konzerte sind der
Westdeutsche Rundfunk und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Auskiinfte: Verkehrsamt Meschede, Telefon:
0291/205524.
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Stadtepartnerschaft Schmallenberg - Burgess Hill
von Hartmut Paulus
Am 5. November 1988 war es soweit:
Eine Delegation aus Schmallenberg mit
Biirgermeister Otto Schulte an der Spitze
besiegelte in England die offizielle Partnerschaft mit Burgess Hill, um, wie es in
der Urkunde heiEt, „freundschaftliche
Beziehungen und gegenseitiges Verstandnis zu fordern und weiterzuentwickeln". AnschlieBend uberreichte Herr
Schulte einen Stadtplan Schmallenbergs
aus dem Jahre 1815. Sein englischer Kollege, Mr. Kim Newland, schenkte ihm
eine historische Karte von Sussex, der
Grafschaft in der Burgess Hill liegt. Damit
brachten beide Seiten ihre Verwurzelung
in der geschichtlichen Tradition zum Ausdruck, ohne die politischen und damit zukunftsweisenden Entscheidungen die
sinnvolle Richtschnur fehlt.
Nach der Unterzeichnung in Burgess
Hill am 5. November erfolgte der entsprechende Akt am 22. Juli 1989 in Schmallenberg. Die Partnerschaftsurkunden
wurden dabei von einem deutschen Schuler und einer englischen Schulerin verlesen, womit nicht nur das Entstehen der
Partnerschaft aus dem Schiileraustausch,
sondern auch der Auftrag an die Jugend,
die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten,
zum Ausdruck kam.
Burgess Hill und Umgebung
Innerhalb des Dreiecks Dover-London-Brighton, an dessen Westrand Burgess Hill liegt, konzentriert sich nicht nur
im steigenden MaBe die Wirtschaftsmacht des Vereinigten Konigreiches,
sondern der Siidosten der Insel, die Kusten von Kent und Sussex, sind das traditionelle Einfallstor der kontinentalen Eroberer gewesen. So finden sich auch hier
die deutlichsten Spuren der Einwandererwellen, die von den jungsteinzeitlichen
Megalithbauern uber die Kelten und R6mer bis zu den Angelsachsen und Normannen reichen.
Schon die Romer erkannten die gunstige Lage des Gebietes. Die Verbindung
von London zur Siidkiiste ging mitten
durch das heutige Burgess Hill. Der Name
Burgess Hill ist zum ersten Mai faf^bar, als
1296 ein gewisser John Burgeys als Steuerzahler genannt wird. 1523 taucht die
Bezeichnung Burghille auf. Der Eisenbahnbau des 19. Jahrhunderts und die
Schaffung der Verbindung LondonBrighton im Jahre 1841 markierten den
Obergang vom Dorf zur Stadt, die 1880
Foto: Hartmut Paulus
In Burgess Hill
bereits 4500 Einwohner hatte. Ein rapides Wachstum setzte nach dem zweiten
Weltkrieg ein. Zwischen 1951 und 1985
stieg die Einwohnerzahl von 8500 auf
25000. Die in den 50er Jahren urspriinglich als Wohnstadt geplante Kommune hat sich relativ schnell zu einem
Wirtschafts- und Industriezentrum entwickelt. Im Stadtzentrum mit mehreren
FuBgangerzonen gibt es ungefahr 100
Geschafte und Laden, wahrend im Sudwesten und Norden ein Industrie- und Gewerbegebiet erschlossen wurde. Parallel
dazu entwickelten sich viele Dienstleistungsbetriebe sowie sportliche und kulturelle Einrichtungen. Neben den ublichen
Clubs und Vereinen existiert eine fest etablierte Theatergruppe, eine Operngesellschaft und verschiedene Gesangs- und
Tanzgruppen. Politisch regiert wird die
Stadt von einem 16k6pfigen Town Council, das jedoch vergleichsweise weniger
Aufgaben hat als der Schmallenberger
Rat, well das District Council und das
West Sussex Country Council viele Kompetenzen an sich gezogen haben. Der
Grund fur die nach wie vor anhaltende Expansion der Stadt ist, neben der allgemeinen Konzentration des wirtschaftlichen
Schwerpunktes des Landes auf den englischen Sudosten, die wieder zunehmende Bedeutung der Achse London-Brighton und vor allem die laufende Erweiterung des zweiten Londoner Flughafens,
Gatwick. Gatwick gilt als der modernste
Flughafen Europas und ist etwa 20 Minuten Fahrzeit von Burgess Hill entfernt.
Der Versuch, die Zukunft in einem gesamteuropaischen Rahmen auf kommunaler Ebene gemeinsam zu gestalten, soil
Sinn der Stadtepartnerschaft sein.
Das Jahr 1990
Die Schmallenberger Woche 1990
stand denn auch ganz im Zeichen der neuen, aber auch der alten Partnerschaft.
Man hatte den Burgermeister von Wimereux eingeladen, so daB das Triumvirat
Dominique Dupilet, Tony Balsdon und
Rotger Belke-Grobe stolz die neu aufgestellten Partnerschaftsschilder der Offentlichkeit prasentieren konnte. Dies
war gleichsam die Initialziindung, die ungeahnte Energien auf verschiedenen Ebenen freisetzte. Wie in Burgess Hill wurde
auch in Schmallenberg ein deutsch-englischer Freundeskreis gegriindet, dem
Vertreter aus dem Bereich der Schulen,
der Wirtschaft, der Politik und weiteren
Gruppen angehoren.
Im Rahmen der Schmallenberger Woche 1990 kristallisierte sich bereits ein
eindeutiger Schwerpunkt heraus, der im
kijnstlerisch-musischem Bereich lag. In
der Stadtsparkasse fand eine Ausstellung
von Aquarellen englischer Kiinstler statt,
die einen gelungenen Einblick in die
Landschaft der Grafschaft Sussex vermit-
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telte. Musikalisch beeindruckte in jenem
Jahr der Chor Cantemus, der auf Einladung des Westfelder Mannerchores ein
vielbeachtetes Konzert in der ValentinSchule gab. Hervorzuheben war nicht nur
das breitgefacherte Repertoire, das von
Mozart bis zum modernen Musical reichte, sondern auch die glanzende Leistung
einzelner Solisten.
Ganz andere Aktivitaten entfaltete
1990 die Firma Falke. Im November fand
ein einwochiges Sprachseminar in Burgess Hill statt, Die Teilnehmer wohnten in
englischen Gastfamilien und muBten neben der englischen Alltagssprache auch
Grammatikubungen und Vokabeln uber
sich ergehen lassen. Ein Musical in Lon~
dons West End und ein Theaterstuck im
Theatre Royal in Brighton scharfte Augen und Ohren fur die Feinheiten englischer Kultur und Literatur. Durch Betriebsbesichtigungen in Burgess Hill und
...LIEBER
„GANZ ALTER
SCHNEIDER'
H.&F. SCHNEIDER KORNBRENNEREI
NUTTLAR-HOCHSAUERLAND
SAUERLAND
Erkundungen historisch interessanter
Punkte warden die Kenntnisse uber England nicht nur im Hinblick auf die Stadtepartnerschaft, sondern auch auf das fur
die europaische Wirtschaft wichtige Jahr
1992 weiter vertieft.
Das Jahr 1991
Bereits im Juni 1991 hatte Schmallenberg erneut musikalischen Besuch. 40
junge Damen von der Burgess Hill School
for Girls begeisterten mit Chor und Kammerorchester. Neben einem Auftritt im
Gymnasium wurde auch ein improvisiertes Konzert vor dem Gasthof Schutte in
Oberkirchen zur Freude der versammelten Sonntagsausflugler gegeben. Fine
Sauerlandf ahrt bei schonstem Wetter und
ein anschlieBendes Waffelessen in Selkentrop rundeten die gelungene kleine
Konzertreise ab. So etwas sprach sich naturlich auch in England herum. Es waren
kaum vier Monate vergangen, als das
zweite musikalische Ereignis den Weg
nach Schmallenberg fand. Seit mehreren
Jahren hatte David Farmer, der schon
lange fur Schuleraustausch und Stadtepartncrschaft sehr aktiv ist, an der Partnerschule des Stadt. Gymnasiums einen
deutschen Chor aufgebaut. Zusammen
mit seinem Kollegen, dem ebenfalls
schmallenberg-erfahrenen Musiklehrer
von Oakmeeds, Mike Wood, reisten Ende
Oktober 30 Schuler fur ein verlangertes
Wochenende ins Sauerland. Im kleinen
Saal der Stadthalle zeigten sie ihr Repertoire an deutschen und englischen Liedern in so uberzeugender Form, daB man
sich um die Zukunft des deutschen Liedgutes zumindest in England keine Sorgen
zu machen braucht. Zusatzliche Wurze
bekam der Abend durch ein kleines Kammerorchester unter der Leitung von Mike
Wood, dessen besondere Attraktion mittelalterliche Krummhorner waren, die
sich wie eine Biene im Honigglas anhoren, so jedenfalls Mike Wood. DaB die
Partnerschaft auch eine Bereicherung fur
den ortlichen Tourismus darstellen kann,
wurde in den folgenden Veranstaltungen
des Chores deutlich, als die englischen
Gaste vom Gasthof Schutte in Oberkirchen, vom Hotel Waldhaus in Ohlenbach
und vom Hotel Maritim zu kleinen Konzerten am Abend eingeladen wurden.
Auch sportliche Hohepunkte gab es
1991 zu verzeichnen. Der Ausdauersportclub Schmallenberg wollte es sich nicht
nehmen lassen, die Strecke von 700 km
zur Partnerstadt lauferisch zu durchmessen.
SchlieBlich nahmen einige Burgess
Hillians im Rahmen von privaten Besuchen an der Schmallenberger Stadtwanderwochc 1991 teil: eine fur Englander
nicht gerade typische Fortbewegungsart.
Im Hinblick auf den zukunftigen europaischen ZusammenschluB war man jedoch
gem bereit, sich kontinentalen Sitten anzupassen, um so mehr, wenn sie den Charakter des Leicht-Spleenigen tragen.
Das wichtigste Ereignis des Jahres
1991 war zweifellos der Besuch einer offiziellen Delegation der Stadt Schmallenberg und des deutsch-englischen Freundeskreises vom 14. bis 17. Juni in Burgess
Hill. Man mag es Zufall oder Fugung nennen: Zur genau gleichen Stunde, als am
15. Juni in Burgess Hill die Partnerschaftsschilder enthullt wurden. schlossen in der St. Alexander-Kirche in
Schmallenberg Adrian Bell aus Burgess
Hill und Uta Raffenberg aus Schmallenberg den Bund furs Leben.
Das Jahr 1993
Vor allem zwei Ereignisse des Jahres
1993 verdienen es, herausgestellt zu werden. Die Burgess Hill Operatic Society
fuhrte in der Stadthalle mit viel Engagement und schauspielerischem und musikalischem Konnen das Musical ..Mikado"
auf und sorgte damit fur einen weiteren
kunstlerischen Hohepunkt. Eine groBere
Zuschauerzahl hatte dem SOkopfigen Ensemble jedoch gut getan.
Filr einen ganz anderen Akzent sorgte
das Ehepaar Bell-Raffenberg: eine gesunde Tochter lieferte den augenfalligen Beweis fur die Fruchtbarkeit der Stadtepartnerschaft.
Burgess Hill - Schmallenberg Wimereux
Zum Festakt anlaBlich der 750-JahrFeier Schmallenbergs am 3. Marz 1994,
an dem auch Bundeskanzler Helmut Kohl
teilnahm, waren Delegationen aus England. Frankreich und den neuen Bundeslandern angereist. Das Motto ..Tradition
hat Zukunft" umschrieb Mr. House aus
Burgess Hill mit den Worten: ,.Ich bin ein
Englander und ein Schmallenberger". Nationale Tradition und europaische Zukunft als politische Aufgabe konnten
nicht treffender verdeutlicht werden.
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Wimereux, Schmallenbergs franzosische Partnerstadt
Unsere Partnerstadt Wimereux liegt
an der franzosischen Kuste des Armelkanals, zwischen Boulogne sur Mer und Calais, an der sogenannten Opalkuste. Nach
Boulogne sind es nur funf Kilometer
LandstraEe, fur viele Einwohner der tagliche Weg zur Arbeitsstatte. Man kommt
aber auch hoch uber dem Meer an Ruinen
deutscher Bunker der Kustenbefestigungsanlagen aus dem zweiten Weltkrieg
vorbei, mit herrlicher Sicht uber die See
bis hin nach England. Die Landschaft ist
hiigelig, offen. Die Erhcbungen schwingen sich im Norden auf zu den Steilkusten
der Kaps Griz Nez und Blanc Nez. Viele
Touristen genieBen die StraBe am Meer
fur Ausfluge zu den Aussichtspunkten,
den Dorfern mit den begehrten Fischrestaurants, den Kriegsmuseen, zu den naturgeschutzten Dunenbereichen und zum
Eurotunnel.
von Gerhard Schmidt
J^tW
i-K'mvy
lereux i i>'92j.
Wimereux lebt vorwiegend vom Tourismus. Gut 7 000 Einwohner empfangen
iiber 15000 Feriengaste in der Sommer- schutzen jetzt den sandigen Untergrund
saison. Schon 1848, als die ersten vor Unterspulungen. Die alt en Hauser am
Dampfzuge die Eisenbahnstrecke Paris- Deich mit ihren Ferienwohnungen und
Calais befuhren, gab es die beiden Bahn- Bistros, das feudale Hotel Atlantic und
stationen Boulogne und Wimereux; Bou- das neue Segelzentrum bilden zur Landlogne als Industriezentrum und Wimereux seite eine Schallwand, die die Gerausche
als Seebad. Viele Hauser der Stadt atmen der Wasserwellen und Mowen reflektiert
noch heute den luxuriosen Geist der Jahr- und dem Besucher ein meist unbewuBtes
hundertwende, als besonders zahlreich Gefiihl der raumlichen Einbindung in die
englische Touristen und GroBstadter aus Naturgewalt des Meeres vermittelt. WirkLille und Paris die Seebader an der Kuste lich ein besonderes Erlebnis!
besuchten und auch architektonisch die
Wimereux liegt an der Westkiiste, folgStadtentwicklung beeinfluBten. Aus die- lich geht die Sonne bei ihrem taglichen
ser Zeit stammt auch der 60 Hektar groBe Lauf auf der Landseite auf und auf der
Golfplatz mit 18 Lochern, der immer Seeseite unter. Der Besucher des Deiches
noch die herausragende Attraktion dar- kann also immer wieder bei passendem
stellt. Bis in den spaten Herbst hinein wird Wetter zur Abendzeit das Schauspiel beman regelmaBig an Wochenenden eng- wundern, wie die rotgliihende Sonne
lische Golfspieler in den gemutlichen Ho- scheinbar im Meer versinkt.
tels von Wimereux vorfinden, die sich bei
Wimereux hat auch als Gemeinwesen
ihren sportlichen Ausflugen von der exzellenten franzosischen Kuste verwohnen einen hohen Standard erreicht. Die neulassen. Der Gast findet auch weitere en Verkehrsverbindungen zum EurotunSportmoglichkeiten wie Tennis, Segeln, nel mit Autobahnen und Schnellzugen
Surfen, Reiten, Minigolf, HeiBluftballons verknupfen die Stadt noch besser mit den
etc. am Ort, und fiir Kinder gibt es beson- europaischen Nachbarn. Der Tunneleingang ist von Wimereux aus jetzt ampelfrei
dere Animationen in der Ferienzeit.
uber eine Autobahn in 15 Minuten zu erUnd dann gibt es fur Spazierganger
reichen.
noch die Uferpromenade. Die BefestiDie Partnerschaft mit der Stadt
gung des Deiches, auf dem die Promenade verlauft, ist in den letzten zwei Jahren Schmallenberg besteht seit 22 Jahren.
vollig erneuert worden. Das Niveau wurde Die Vermittlung kam zustande, well u. a.
dabei um 50 Zentimeter erhoht, entspre- zwei vergleichbar groBe Stadte mit gegenchend dem gegenuber fruher angestiege- satzlichen landschaftlichen Gegebenheinen Wasserpegel. Eiserne Spundwande ten in nicht zu weiter Entf ernung fur beide
Foto: Gerhard Schmidt
Seiten Anreiz boten. Seitdem hat es viele
Begegnungen auf verschiedenen Ebenen
gegeben; z. B. ist eine Schulpartnerschaft
mit jahrlichen Austauschreisen entstanden.
Bildliche Darstellungen
des hi. Hubertus gesucht
Mit der historischen Entwicklung der
Hubertus-Verehrung im kurkolnischen
Sauerland befaBt, suche ich nun entsprechende Belege fur diesen Raum. Ich wuBte gern: Gibt es im kurkolnischen Sauerland in alten Drucken, vor allem in Gebetoder Stundenbuchern, bzw. in mittelalterlichen Handschriften bildliche Darstellungen des hi. Hubertus, insbesondere der
Bekehrungsszene?
Die Historische Kommission fur Westfalen, das Erzbischofliche Archiv und
auch die Erzbischofliche Akademische Bibliothek in Paderborn konnten bei der Beantwortung dieser Frage nicht helfen. Fur
die Erf orschung der historischen Entwicklung der Verehrung dieses Heiligen im
Sauerland konnte sie jedoch von Bedeutung sein. Daher die Bitte an die Leser
dieser Zeitschrift: Wer kann aufgrund eigener Forschungen, z. B. in Adelsarchiven oder -bibliotheken, konkrete Hinweisegeben?Horst-E. Hauke, Heresbachstr.
7, 40223 Dusseldorf.
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SAUERLAND
56
Schmallenberg - Leinefelde
ProtokoU der Annaherung eincr Schule an ein neues Thema
Januar 1991: Frau Christiane Hahne,
Bibliothekarin in der Stadt- und Zentralbibliothek Leinefelde, schiickt einen Brief
an die Stadtverwaltung Schmallenberg
mit der zogernden Bittc urn Hilfe:
Die Stadtbibliothek Leinefelde, vor der
Wende mit einem Buchbestand von
40000 Banden und auf Grund der beschrankten Auswahl im Buchhandel von
vielen Lesern genutzt, kampft ums Oberleben. Nach dem Aussondern des alten
politischen Pflichtanteils klaffen grof^e
Lucken in den Regalen, ein GroRteil der
DDR-Belletristik ist nicht mehr gefragt.
Die Benutzerzahlen gehen rapide zuruck.
Geld fur Neuanschaffungen ist vorerst
kaum zu erwarten. Frau Hahne fragt
nach, ob aus Schmallenberger Bibliotheks'bestanden planmaRig ausgesonderte, benutzte Bucher zur Verfugung gestellt werden konnen. Sie konnten in Leinefelde noch gute Dienste tun. „Dabei
sind wir", schreibt sie, „nicht wahlerisch;
unser Nachholbedarf ist groB. Von besonderem Interesse ware Reiseliteratur westlicher Lander, Geschichte, Recht, Religion, Computerliteratur, deutsche Literaturgeschichte und naturlich Belletristik
und Kinderliteratur."
thek gibt es viel spontane Herzlichkeit,
die bei den Schmallenberger Besuchern
den Hilfswillen noch erheblich verstarkt.
Sie entdecken bei der Besichtigung der
Bibliothek auch Bilderbucher und Tonkassetten fur Kinder, ein weiteres Sammlungsgebiet ist damit eroffnet.
In der Erweiterten Oberschule - ehemals EOS „Karl Marx", kunftig Staatliches Gymnasium Leinefelde - erfahren
die Besucher: Es gibt weder eine Lehrernoch eine Schulerbibliothek (hier seien
zunachst allgemeine Handbucher und
auch neuere Erscheinungen zur Geschichte von Interesse). Die Schulerzahl
wird von 280 auf uber 1000 Schuler
hochschnellen, ohne daR entsprechende
finanzielle Mittel zur Verfugung stehen.
Februar 1991: Die Lehrerkonferenz
des Gymnasiums Schmallenberg entschlieRt sich spontan zur Hilfeleistung.
Die Aktion „Bucher fur Leinefelde" ist geboren. Gleichzeitig wird der Wunsch laut,
auch Kontakte zu einer Leinefelder
Schule zu knupfen.
Marz 1991: Die ersten Bucherspenden
von Eltern und Schulern tref f en in Plastiktuten und Kartons im Sekretariat der
Schule ein.
Die Neuanschaffung von Schulbuchern aus Schmallenberger Geldspenden
halt Direktor Alfons Kruse, der neue Leiter der EOS, nicht fur sinnvoll. Er mochte
lieber mit gebrauchten Klassensatzen
auch ijlteren Datums experimentieren,
um nach ein, zwei Jahren der Erprobung
dann - kunftig hoffentlich zur Verfugung
stehende - Gelder gezielt fur Neuanschaffungen einsetzen zu konnen.
April 1991: 5500 gespendete Bucher
turmen sich im Gymnasium Schmallenberg, darunter zwei aufgeloste Privatbibliotheken und der Ferienbucherkof f er eines Touristenpaares aus dem Ruhrgebiet.
Die Lions-Clubs haben einen erheblichen
Anteil an der Bucheraktion; zusatzlich
stcllen sie 3 500 DM fur die Lehrerbibliothek der EOS zur Verfugung und sorgen
fur die Durchfuhrung des Buchertransportes ins Obereichsfeld
Zeitgleich engagieren sich auch die
funf Lions-Clubs des Hochsauerlandkreises. Unter Federfuhrung des Schmallenberger Clubs und in Absprache mit dem
Schmallenberger Gymnasium sammeln
sie unter ihren Mitgliedern Buch- und
Geldspenden. Zu Beginn der Osterferien
brechen sechs Lehrer zu einer Orientierungsfahrt nach Leinefelde auf. In Gesprachen mit dem dortigen Burgermeister, den Bibliothekarinnen der Stadtbibliothek und mit der Schulleitung der Erweiterten Oberschule (EOS) erfahren sie:
Die Zentralbibliothek des Kreises Worbis
in Leinefelde soil am 1. Januar 1992 in die
Tragerschaft der Stadt Leinefelde ubergeben werden. Beim Besuch in der Biblio-
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
von Oberstudiendirektor Norbert Otto
Die Zeitungen in Leinefelde berichten
uber die Aufstockung des Bucherbestandes der Stadt- und Zentralbibliothek, die
Leserzahlen steigen - gerade bei der
wachsenden Arbeitslosigkeit - in ungeahnte Hohen. Als Dank empfangt die Bibliothek des Gymnasiums Schmallenberg
- besonders auf Wunsch der Geschichtslehrer - eine reichhaltige Auswahl alter
SED-amtlicher Politik- und Geschichtsdarstellungen, und der Leiter der EOS
uberreicht eine Mappe mit gelungenen
Schulerarbeiten aus dem Leinefelder
Kunstunterricht.
Juni/Juli 1991: Private Ferienkontakte von Schmallenberger Lehrern und
Schulern im Obereichsfeld lassen den
Wunsch nach Vertiefung wachsen.
August/September 1991: Wahrend
einer Projektwoche des Schmallenberger
Gymnasiums reist eine Gruppe von Lehrern und Schulern zur Erkundung in die
Kreise Worbis und Heiligenstadt und erfahrt dort viel uber die Zeit vor und wahrend der Wende. Pfarrer Vogt aus Leinefelde, die Schwestern des Bergklosters in
Heiligenstadt und ein fruherer Direktor
der „Spinne", der Baumwollspinnerei
Leinefelde, sind dabei besonders hilfsbereit. Tonbandmitschnitte der Montagsdemonstrationen vor dem Heiligenstadter
Schlof^ und viele weitere Inf ormationen in
Wort und Bild bringt die Projektgruppe im
Rahmen einer Ausstellung im Schmallenberger Gymnasium und spater im Eingangsbereich der Stadthalle den Schmallenberger Burgern nahe.
Oktober 1991: Zum Tag der Deutschen Einheit ladt die Stadt Schmallenberg Offizielle, Vereine, Burger aus BiVier Lehrer und zwei Schulersprecheschofferode und Leinefelde ein, und Mitrinnen begleiten den Transport nach Lei- glieder der Leinefelder Delegation sind
nefelde und erleben die Herzlichkeit und Lehrer/innen und Schuler/innen des
die unverhohlene Freude der Empf anger. neugegrundeten Staatlichen GymnasiSie versprechen: Wir machen weiter. ums und Bibliothekarinnen der StadtbiUnd so lauft die Aktion „Bucher fur Leine- bliothek. Sie sind Gaste bei den offiziellen
felde" auch noch 1994. In unregelmaRi- Veranstaltungen der Stadt und dann uber
ger Folge f inden weiterhin Bucherkartons Nacht und am nachsten Tag bei Gastgeaus Spenden Schmallenberger Burger
bern aus dem Schulbereich.
den Weg in die Partnerstadt. UnermudliDas symboltrijchtige Gastgeschenk
cher Transporteur ist Josef Wiegel, der
bisherige
Stadtheimatpfleger
von der Leinefelder Schulabordnung, das
Schmallenberg, Studiendirektor im Ru- „Kreuz der deutschen Einheit", ist ein in
hestand. Er pflegt jetzt auf zahlreichen Kreuzesform ausgeschnittenes Stuck
Fahrten die neuen Verbindungen nach Grenzzaun vom Obereichsfeld. Es hat
seitdem einen Ehrenplatz in der EinThuringen.
gangshalle des Schmallenberger Gymnasiums.
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November/Dezember 1991: Den traditionellen Schulkalender fur das kommende Jahr bereichern nicht nur Arbeiten von Schmallenberger Schulern, sondern auch besonders schone Linolschnitte aus dem Dankgeschenk der Leinef elder
vom April 1991. Der Kalender findet zahlreiche Kaufer in beiden Stadten.
SAUERLAND
57
chen! Zusammenwachsen, auch was zusammengehort, braucht Zeit!
verkauft. Der Leinefelder Reinerlos fordert den dortigen Fachbereich Kunst.
Marz 1993: In den Osterferien renovieren Leinefelder Lehrer zum groBen
Teil in Eigenarbeit ihr Lehrerzimmer, den
Sekretariatsbereich, die Schulleitungsrijume. Die Schmallenberger Firmen
Falke und Feldhaus und die Stadt Schmallenberg unterstutzen auf Initiative des
Schmallenberger Gymnasiums die Selbsthilfeaktion.
Oktober 1993: Als der Schmallenberger Schulleiter einen runden Geburtstag
feiert, taucht sein Leinefelder Kollege am
fruhen Morgen nach vier Stunden Autofahrt in der Schule auf, ein herzlich begruKter Oberraschungsgast.
Marz 1994: Zum offiziellen Festakt der
Stadt Schmallenberg aus AnlaK des Stadtjubilaums kommt auch eine kleine LeineSommer 1993: Kontaktaufnahme im felder Abordnung, darunter der Leiter
Fachbereich Kunst: Im Sommer und und die Schulersprecherin des Staatlichen Gymnasiums. Schmallenberger
Herbst f ertigen Schulerinnen und Schuler
Schulleitung und Schulervertretung nutDie beiden Stundenplanmacher des beider Schulen Linolschnitte fur einen ge- zen die Gelegenheit zu ausgiebigem GeSchmallenberger Gymnasiums reisen mit meinsamen Kalender an. Stadtsparkasse dankenaustausch und verabreden; SpateComputerausrustung nach Leinefelde und Volksbank Schmallenberg helf en bei stens im September, zur Schmallenberund fuhren die dortigen Fachleute in ein der Finanzierung, im Winter ist der Kalen- ger Woche, sehen wir uns wieder.
erprobtes Stundenplanprogramm ein. der 1994 in beiden Stadten recht schnell
(Computer aus den Bestanden der
Schmallenberger Schule, zwei bis funf
Jahre alt und damit eigentlich schon veraltet, aber fur Schulerubungen noch
brauchbar, sind auf Initiative des Schmal2500 gestiegen war, machte sie 1993
lenberger Schulverwaltungsamtes bereits Wechsel im
nochmals einen Sprung von 4171. 1990
ein Jahr zuvor an Eichsf elder Schulen ab- Hcimatbund Meschede
hatte die Gesamtmitgliederzahl noch
Die Generalversammlung des Heimat- 107 888 betragen. Ein Grund freilich:
gegeben worden.)
bundes der Stadt Meschede wahlte Amts- Neuaufnahme von drei Bruderschaften in
1992: Die erste Vereinigungseuphorie gerichtsdirektor Michael Schaefer zum
den Kreisschutzenbund Olpe. Die meiist verf logen, die Schwierigkeiten und das neuen Vorsitzenden. Er lost Clemens Austen Mitglieder (30167) zahlt der Kreisnormale Geschaft des Alltags bestimmen gust Graf von Westphalen ab, der den
schutzenbund Arnsberg. Folgend die Mitvordergrundig das Bild, auch in den Be- Verein seit dessen Grundung 1987 gegliederzahlen der einzelnen Kreisschutziehungen zwischen den Partnerstadten fuhrt hatte. Anstelle des verstorbenen BeSchmallenberg und Leinefelde. Jeder hat ruf sschuldirektors Karl-Egon Gordes wur- zenbiinde:
Arnsberg: 58 Vereine; Mitglieder
ausreichend mit den eigenen Problemen de Paul Schulte, Leiter des Plattdeutschen
1992:
29339; 1993: 30167 (+ 828).
zu tun.
Arbeitskreises Meschede, zum 2. VorsitBrilon:
66 Vereine; Mitglieder 1992:
zenden bestellt. Der Schriftfuhrer Rolf
Oktober 1992: Zum Nationalfeiertag
Hennecke und die Kassenwartin Cornelia 20658; 1993: 20940 (+ 282). Iserlohn:
fahrt eine Schmallenberger Delegation
Trautmann wurden in ihren Amtern be- 14 Vereine; Mitglieder 1992: 4986;
zum Gegenbesuch nach Leinefelde (etwas
1993- 5168 {+ 182). Lippstadt: 65 Verzogerlich, da lange Zeit unklar ist, ob die statigt.
Der Vorsitzende des Sauerlander Hei- eine; Mitglieder 1992: 17312; 1993:
verijnderten wirtschaftlichen Verhaltnismatbundes gratulierte dem neuen Vorsit- 17648 (+ 336). Meschede: 43 Vereine;
se nicht auch zu einer Ernuchterung im
Mitglieder 1992: 16147; 1993: 16416
Verhaltnis zwischen den beiden Partner- zenden zur Wahl und warb darum, die (+ 268) Olpe: 69 Vereine; Mitglieder
noch ausstehende Dokumentation uber
stadten gefuhrt und etwas mehr Distanz
die Mescheder Baudenkmaler nunmehr in 1992: 19554; 1993: 21659 {+ 2105).
geschaffen haben).
enger Zusammenarbeit mit dem Sauer- Soest: 17 Vereine; Mitglieder 1992:
Vor Ort in Leinefelde ist die Stimmung lander Heimatbund abzuschlief^en. Dem 4454; 1993: 4624 (+ 170).
dann sehr gastfreundlich, aber bei einzel- scheidenden Vorsitzenden dankte er fur
Der Bundesvorstand unter Vorsitz von
nen auf^ert sich auch Enttauschung, daB die guten Kontakte in den vergangenen Bundesoberst Paul Habbel (Eslohe) nahm
alte Bekannte nicht gekommen sind. Jahren.
f^^^- diesen Trend mit Zufriedenheit zur
(Diese haben sich ohne ausdruckliche EinKenntnis. Allerdings: Es wurde auch deutladung nicht getraut. Deutsch-deutsche Rckord beim Sauerlander
lich, daR die Kreisschutzenbunde offenMiKverstandnisse!) Die Leiter der beiden
sichtlich unterschiedliche Verfahren bei
Schutzenbund
Gymnasien in den Partnerstadten versteDie Zahl ist beeindruckend: 116621 der Berechnung der an sie und den Sauerhen sich gut, sie reden often miteinander,
lander Schutzenbund zu entrichtenden
Schwierigkeiten werden benannt, man Manner und Frauen sind Mitglieder in ei- Beitrage anwenden. Das Verfahren soil
kann sich gegenseitig darauf einstellen. nem Verein des Sauerlander Schutzen- nun gerechter gestaltet werden.
Red.
Nichts ubersturzen, nichts ubers Knie bre- bundes. Wahrend die Zahl 1992 um
Die Partnerschule des Gymnasiums
Schmallenberg im heimischen Bereich,
das Gymnasium der Stadt Lennestadt,
schaltet sich in die spezielle Lehrbuchaktion fur Leinef elde ein und off net groRzugig den Bucherkeller in Altenhundem.
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SAUERLAND
Leinefelde - Schmallenberg
von Schulleiter Alfons Kruse
Die Annaherung von Ost nach West gesehen
Die Stadtepartnerschaft zwischen den
Stadten Schmallenberg im Hochsauerland und Leinefelde im Eichsfeld ist eine
Frucht der Einheit Deutschlands. Sie entstand durch viele personliche Bekanntschaften und Initiativen und besteht heute
in einer groBen Anzahl von Kontakten
und Beziehungen verschiedenster Gremien, getragen vom Engagement der
Menschen in diesen Stadten.
Anders als das Entflammen spontaner
Gemeinsamkeiten vieler Gruppen aus
West und Ost vor allem im kirchlichen Bereich ist der Kontakt zwischen den Gymnasien der beiden Stadte entziindet worden, wurde genahrt, gepflegt und wuchs
heran. Zwar hat bereits im Fruhjahr 1990
Josef Wiegel, seinerzeit Studiendirektor
am Stadtischen Gymnasium Schmallenberg, auf der Ebene von kulturellen und
Bildungseinrichtungen Kontakte im
Eichsfeld gesucht, in den Schulen jedoch
zunachst ohne den gewiinschten Wider-
Herzhi^er Grufi am
dem HochsauerUmd
\\
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X.
'1
Linolschnitt: Christin Schmid
Arpe
hall. Allzu verstandlich, denn in den Schulen herrschten ja noch die Personalstrukturen aus der „sozialistischen" Zeit. Die
damalige Leinefelder Schule, die einem
Gymnasium vergleichbar war wegen des
Abiturs als SchulabschluB, war die Erweiterte Oberschule „Karl Marx" mit ca. 200
Schulern und fast 30 Lehrern, von den
Offiziellen aus Partei und Regierung gem
als „Kaderschmiede des Sozialismus" gewunscht, well ja auch der Nachwuchs der
Funktionare, Offiziere, der technischen,
betrieblichen und padagogischen Intelligenz diese Schulart durchlaufen muRte.
Zwangslaufig ergab sich aus den Staatszielen der DDR, daf$ die jungen Menschen
in diesen Schulen zu besonders treuen
und ergebenen Staatsburgern gebildet
werden sollten. Die revolutionaren Ereignisse von 1989 zeigen aber handgreiflich,
daR dies in der Mehrheit der jungen Menschen uber mehr als eine Generation
nicht gelingen konnte.
Im Sommer 1990 wurden in alien
Schulen die Direktoren durch eine eigens
zu diesem Zwecke gebildete Schulkonferenz nach einer Ausschreibung der Stelle
gewahlt. Die Organisationsstrukturen
blieben aber im wesentlichen erhalten. In
rasanter File und ungeheurer Kraftanstrengung wurden Lehrinhalte aller Facher auf dem Verordnungswege den neuen demokratischen Verhaltnissen angepaRt. Erst zum nachsten Schuljahres-
wechsel im Sommer 1991 wurden die
Schulstrukturen in Thuringen vollig neu
gestaltet, letztlich dem bestehenden
Schulsystem in den alten Bundeslandern
angeglichen.
In Leinefelde wurde mit einem Schlag
ein Gymnasium mit den Klassenstufen 5
bis 12 eingerichtet, nahezu 1000 Schuler
und reichlich 60 Lehrkrafte bildeten fast
von heute auf morgen eine neue Schule.
Kein existierendes Schulgebaude in der
Stadt Leinefelde war groB genug, dieses
Gymnasium aufzunehmen. Also unterrichten wir seitdem in zwei Gebauden mit
einer FuRweg-Entfernung von ca. 10 Minuten.
Es fehlte in diesem Gymnasium vor allem an Buchern in entsprechender Anzahl und besonders in den fremdsprachlichen und gesellschaftswissenschaftlichen
Fachern. Die Schulbuchverlage konnten
selbst bei groBzugiger finanzieller Ausstattung der Schulen den Bedarf an Schulbuchern bis weit in das Schuljahr hinein
nicht decken. Da kamen uns westdeutsche Schulen zu Hilfe mit der Oberlassung
nicht mehr benotigter Bticherbestande.
Zu diesem Zeitpunkt lernte ich den Direktor des Gymnasiums von Schmallenberg naher kennen auf jenem denkwurdigen Volksfest in Schmallenberg zum
1. Jahrestag der deutschen Einheit. Burger von Leinefelde waren der Einladung
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der Stadt Schmallenberg gefolgt und in
drei Omnibussen zum Fest ins Sauerland
gekommen, unter ihnen Schuler und Lehrer des Staatlichen Gymnasiums. Wir
nutzten in personlichen Begegnungen die
Moglichkeit des Gedankenaustausches
und lernten Inhalte und Gestaltung von
Schule besser kennen. Bei einem kurzfristig anberaumten weiteren Besuch in
Schmallenberg konnte uns Herr Otto beachtliche Schulbuchbestande besorgen
und ubergeben, auch durch seine fruheren Verbindungen zum Gymnasium in
Lennestadt.
Zum Jahreswechsel 1991/92 erhielten wir einen groBen Posten von den traditionellen Kunstkalendern des Schmallenberger Gymnasiums. Durch Gastgeschenke einer Sammlung von kiinstle-
59
SAUERLAND
rischen Schulerarbeiten aus Leinefelde
und die erwahnten Kalender aus Schmallenberg angeregt entstand ein fruchtbarer
Gedankenaustausch zwischen den Kunsterziehern beider Gymnasien mit einem
bemerkenswerten Ergebnis:
nur NutznieBer der Freundschaft sein
konnten, NutznieBer auch mehrfach in
praktischer und materieller Hinsicht. Es
gab bemerkenswerte Beispiele groBzugiger West-Ost-Hilfe, die wir mit Freude angenommen haben.
Der folgende Kalender enthielt als
Kunstdrucke einige Linolschnitte von Leinefelder Schulern, der Kalender fiir 1994
wurde als das Ergebnis der Zusammenarbeit mit jeweils sechs Schulerarbeiten aus
beiden Schulen gestaltet. Der Entwurf des
gemeinsamen Kalenders fur 1995 ist in
Arbeit und macht erfolgversprechende
Fortschritte.
Die Bekanntschaft und Gemeinsamkeit zwischen unseren Schulen weitet sich
langsam aus, bei weiteren Begegnungen
auch auf Schulervertreter und weitere
Lehrer, behutsam aber stetig, und sollte jahrlich neu belebt und gepflegt - zu einer
bluhenden Partnerschaft mit vielen personlichen Kontakten und Freundschaften
werden.
Das ist fiir uns ein begluckendes Erlebnis, daB auch wir in einem kleinen Winkel,
in bescheidenem MaBe einmal Gebende
sein konnen, wo wir doch sonst meistens
Konzerte auf historischen
Orgeln im Kreis Olpe
Auch die Programme dieses Jahres
enthalten wieder Stucke fur Orgel solo,
Orgel mit Instrumental- oder Gesangsolisten und Stucke fur Orgel und kleines Orchester. Die Reihe beginnt am 17. Juli in
Schlipruthen und wird fortgesetzt am
24. Juli in Kirchveischede, am 31. Juli an
den beiden historischen Orgeln in Kirchhundem, am 7. August in Neuenkleusheim, am 21. August in der Wallfahrtskirche Kohlhagen und wird schlieBlich beendet am 28. August in Rahrbach; Beginn
jeweils 20.00 Uhr. Die Reihe wird veranstaltet vom Kulturamt des Kreises Olpe,
die kunstlerische Leitung hat der Organist
und Musiklehrer Dietmar Schneider aus
Wenden.
Neue CD mit
Helga Schauerte
Linolschnitt: Andreas Miiller
3urg Hanstein im Eichsfeld
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AnlaBlich des lOOjahrigen Bestehens
der Deutschen Evangelischen Christuskriche zu Paris gab Helga Schauerte-Maubouet, Kulturpreistragerin des Kreises Olpe und Organistin an der genannten Kirche, eine neue CD heraus. Eingespielt
wurden Werke fur Trompete und Orgel
von Marcello, Loeillet, Delabarre, Vejvanovsky und Orgelwerke von Buxtehude,
Bach und Kuchar. Der Trompeter ist der
Belgier Herve Noel, 1988 Preistrager des
Pariser Wettbewerbs Maurice Andre.
Diese CD sowie die ubrigen nicht in
Deutschland erhaltlichen Einspielungen
von Helga Schauerte werden bei den Orgelkonzerten 1994 des Kreises Olpe erhaltlich sein.
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Fur erwachsene Kinder
von Dr. Hartwig Lauter
Das neue Schtnallenberger Spielzeugmuseutn
Kinder haben immer nach Spielzeug
verlangt und daher kann es kaum eine anschaulichere
Entstehungsgeschichte
menschlicher Kultur geben als die Geschichte des Spielzeugs im Spiegel des
Alltags, die von langst vergangenen Zeiten berichtet und davon, was Kinder einmal geschatzt, geliebt und begehrt haben.
Spielzeug erzahlt auch davon, was einem
Kind in frliheren Jahrzehnten oder Jahrhunderten einmal Gluck bedeutet hat.
Erwachsene erinnern sich gelegentlich
an feme Sternstunden der Kindheit, insbesondere dann, wenn ihnen ein seltener
Zufall ihr altes Spielzeug in die Hand gibt dann hebt sich fur einen kurzen Moment
ein Schleier von der Vergangenheit. Leider laKt sich ein solches Ereignis nicht beliebig reproduzieren oder gar verlangern;
wenn es dann aber doch einmal gelingt,
offnet sich im Vorhang vor der Vergangenheit ein kleiner Spalt, durch den der
Blick in das Zauberland der Kindheit fallt.
Aus Kindern werden Leute und
aus Sammlern Museumsgriinder
Spielzeugsammler haben sich, aus welchen GriJnden auch immer, die unterschiedlichsten Ziele gesteckt und scheuen
weniger die Kosten als die Miihen, ihre
Traume zu verwirklichen. Wenn sich im
Laufe der Jahre des Sammlers Speicherkapazitaten auf Dachboden, im Keller, in
Schubladen und Schranken, Kartons oder
gar in angemieteten Raumen erschopfen,
beschleicht die eine oder andere Sammlerseele eine Art Einsicht oder fast ein
schlechtes Gewissen, insofern, als man
seinen herrlichen Besitz als allzu eigennutzig eingestuft hatte und nun auch anderen Mitmenschen zuganglich machen
mochte.
Manchmal entwickelt sich dann ganz
unmerklich die Idee, ein Spielzeugmuseum zu grunden - und irgendwann steht
der EntschluR test, alle diese schonen Dinge, die man in MuBestunden in den eigenen vier Wanden zu betrachten gewohnt
war, der Offentlichkeit zuganglich zu machen. Zur Verwirklichung eines solchen
Zieles benotigt man allerdings zielstrebige
Mitstreiter, und die sind auf Anhieb
schwer zu finden.
Aber irgendwann zundet die Idee dann
doch! In Schmallenberg fanden sich Anfang 1993 tatkraftige und zielstrebige, an
professionelle Arbeitsweisen gewohnte
Interessenten zusammen, um den Forder-
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verein „Europaische Spielzeugsammlung
e.V. Schmallenberg" zu grijnden. Der
Forderverein startete mit 38 Grundungsmitgliedern, der Stadtsparkasse, der
Schmallenberger
Werbegemeinschaft
und dem Schmallenberger Fremdenver-
kehrsverein. Ziel des Fordervereins war
es, alsbald in Schmallenberg ein Spielzeugmuseum zu eroffnen und mit festen
Offnungszeiten zu betreiben.
Bereits am 1. Advent 1993 war es soweit. Der Biirgermeister der Stadt
Schmallenberg konnte dem 1. Vorsitzenden des Fordervereins, Herrn Wolfgang
Gerdel, vor zahlreich erschienenen geladenen Gasten den Schlussel zum Museum
im historischen Kellergewolbe des ehemaligen „Haus des Gastes" in der WeststraBe ijberreichen.
Spielzeug aus Deutschland und
Europa
Am Offnungstag kamen ca. 600 zahlende Besucher, an den folgenden Wochenenden waren es bis zu 230 und bis
zum 31. 3. 1994 hatten insgesamt 4000
Besucher die neue Attraktion in Schmallenberg genutzt. Davon waren viele aus
dem Schmallenberger Sauerland, aber
auch dem Kolner Raum und dem Ruhrgebiet gekommen, wobei sich in personlichen Gesprachen herausstellte, daR zahlreiche Besucher ausschlieRlich gekommen waren, um „ihr" altes Spielzeug wiederzufinden.
Es kommt im Museum in der Weststraf^e immer wieder zu uberraschenden Begegnungen zwischen Mensch und Spielzeug und dabei oft genug zu aufwiihlenden, stummen und intensiven Begegnungen mit einem fruheren Lebensabschnitt,
den die Betroffenen langst verschiittet
glaubten - dabei gibt es dann gelegentlich
auch Tranen.
Spielzeug erzahlt davon, was von Kindern einmal heifJ begehrt, geliebt, als Vorbild geachtet oder verspottet wurde.
GroBe Lucken bestehen allerdings noch
bei der Aufarbeitung des sperrigen Themas „Kriegsspielzeug", das nicht nur von
der Generation unserer Vater sorgfaltigst
entsorgt wurde.
Die Darstellung dieses Themas ist in
der Geschichte des Spielzeugs schon
mehrere tausend Jahre alt. Man mag
trefflich daruber streiten, ob es sich bei
Militarspielzeug um „ Spielzeug ohne
Sinn" handelt. Doch durch Verdrangung
werden derartige Probleme nicht gelost,
denn erst das intensive Wegsehen ermoglicht viele Dinge; der ehrliche Umgang
auch mit unliebsamen Themen, die uns
zudem auch einen Spiegel der Vergangenheit vorhalten, bietet die Moglichkeit,
sich von zwanghaften Mechanismen der
Vergangenheit zu befreien. Daf? man sich
von den Folgen des intensiven Wegsehens in zunehmendem MaBe regelmaRig
„mit Abscheu und Entsetzen" distanziert,
macht diese Formulierung nicht glaubwiirdiger.
In der Weststraf^e erzahlt Spielzeug
auch davon, was Eltern ihrem Nachwuchs
- in der Regel erfolglos - als Geheimbefehl in die Kinderzimmer schmuggelten,
um ihre eigenen Vorstellungen hinsichtlich der beruflichen und gesellschaftlichen
Ziele ihrer SproBlinge verkodiert dort unterzubringen; ganz offensichtlich entfaltet
sich dabei die elterliche Phantasie zugunsten der Knaben weitaus prachtiger
und zuungunsten der Madchen, die damals fruhzeitig festgelegt und eingeengt
einer gewissen Bescheidenheit zugefiihrt
wurden.
Nicht zu belehren ist das Ziel des Museums in Schmallenberg, sondern zu begeistern, zu erfreuen, zu erinnern und Fragen aufzuwerf en sowie zur Diskussion anzuregen. Ziel ist es weiterhin - nicht zuletzt aufgrund des begrenzten Raumangebotes -, eine variable und interessante
Mischung aus altem Spielzeug und entsprechenden Zeitdokumenten zu arrangieren und in wechselnden Ausstellungen
immer neue, auch kontrovers diskutierte
Aspekte zum Thema Spielzeug anzubieten.
Zum Konzept gehort es weiterhin, die
Einheit von Spielen und Lesen zu betonen. Man wird daher stets bemiiht sein,
die umfangreiche Arbeitsbibliothek von
Kinder- und Jugendbuchern heranzuziehen; gedacht ist an eine enge Zusammenarbeit mit Kinderbuchverlagen, wobei die
ersten Kontakte derzeit vertieft werden.
Ein weiteres und dabei wesentliches
Anliegen ist es, dem Besucher einen Blick
in die fruheren Kinderzimmer unserer eu-
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SAUERLAND
61
Kollektion von Zinnfiguren der Firma
Heinrichsen aus Nurnberg, zum groKen
Teil mit ihren Original-Spanschachteln,
und eigentlich alles, was das Kinderherz
schon vor mehr als 100 Jahren hoher
schlagen lieB; es ist auch ein ca. 2000
Jahre alter aus Ton gebrannter Streitwagen aus Syrien dabei.
Mehrere Stucke diirften in europaischen Spielzeugmuseen ihresgleichen
nicht finden, so z. B. ein Berliner U-BahnZug der ehemaligen Nurnberger Firma
Carette; auf den Fahrtrichtungsschildern
lesen wir: „Leipziger Platz - Stralauer
Tor".
Eine Metallbaukastenbrucke der Firma
Marklin hat von 1936 bis 1992 regelmal?ig zu Weihnachten einem Geschaft in
Stettin als Dekoration gedient; vor dem
2. Weltkrieg fuhr noch eine elektrische
Eisenbahn uber diese Brucke, zu der noch
zwei aufwendig gearbeitete Auffahrten
ropaischen Nachbarn zu ermoglichen,
denn auch spanische, englische und franzosische Spielzeughersteller haben mit ihren Produkten und Erfindungen den europaischen Markt wesentlich bereichert. So
z. B. die Firma CIJ aus Frankreich, die von
1926 bis 1936 den nahezu legendaren
„P2" von Alpha Romeo herstellte, der
von der europaischen Jugend begeistert
aufgenommen wurde und heutzutage von
maEgebenden Autoren, Sammlern und
Spielzeugliebhabern als eines der schonsten Spielzeugautos bezeichnet wird, das
jemals hergestellt wurde. Das Schmallenberger Museum schatzt sich gliicklich,
gleich vier dieser Modelle in unterschiedlichen Farben prasentieren zu konnen.
Zum Fundus des Museums gehoren
Baukasten aller Art, Blechschiffe von
Bing, Carette und Marklin bis zu 1 m Lange, Blechautos, Flugzeuge, eine groBe
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gehoren. Es ist beabsichtigt, das Ensemble wieder herzurichten, um dem Museumsbesucher das Vergnugen von Brucke
und Eisenbahn - wie vor 50 Jahren - zu
bieten.
Typisches Madchenspielzeug konnen
wir in der vorwiegend an technischem
Spielzeug orientierten Ausstellung nicht
bieten. Da man aber in Schmallenberg
immer daran interessiert ist, nicht dadurch aufzufallen, daB man irgendetwas
nicht hatte, sei auch auf das Puppenmuseum Monig in der OststraBe verwiesen,
das seine Kostbarkeiten schon 1993 der
Offentlichkeit zuganglich gemacht hatte.
Moge unsere alte und starke Brucke,
die schon Weihnachten 1944 und 1945
uberstanden hat, als Symbol fiir alles
Neue stehen, was unsere Kinder in der
weiten Welt und in unserem kleinen Europa verbinden wird.
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SAUERLAND
Irritationen einer Altstadt
Schmallenbergs Weg in das Programm Historische Stadtkerne
Die Stadt Schmallenberg ist 750 Jahre
alt, und niemand sieht es ihr an - nicht am
Stadtbild und nicht am GrundriB. Die
Stadtmauer von 1244 mit sechs Turmen
und drei Toren kam ihr 1812 abhanden.
Zehn Jahre spater verier sie am 31. Oktober 1822 durch einen Fiachenbrand fast
ihren ganzen Hauserbestand (132 von
151), und in den foigenden Monaten nahmen ihr die Stadteplaner auch noch ihren
mittelalterlichen GrundriB. Was in den
Jahren nach 1822 neu entstand, heif^t
heute „Altstadt". In Arnsberg z. B. heiBt
so etwas „Neustadt". Die Schmallenberger Altstadt ist in Wirklichkeit eine Neustadt, die die wahre Altstadt unter sich begrub.
Der Stadtneubau von Schmallenberg
(1823 -1825) fiel in die Zeit der Neuanlage der Regierungsneustadt Arnsbergs
(seit 1817). Der hochste dortige Baubeamte, Regierungsbaurat Clemen, hatte
den Ausbau der Arnsberger Neustadt zu
uberwachen und stand dieserhalb in standigem Kontakt mit der Oberbaudeputation unter dem preuBischen Oberbaudirektor Karl Friedrich Schinkel in Berlin.
Clemen hatte auch den im Mescheder
Landratsamt entstandenen Planentwurf
fur Schmallenberg zu begutachten. In diesem Zusammenhang war Clemen in Begleitung des Mescheder Landrats Pilgrim
Ende Dezember 1822 in Schmallenberg,
um dem Stadtvorstand den provisorischen GrundriBplan von Regierungsgeometer Schmitz vorzulegen.
Totalbrande von Stadten waren damals an der Tagesordnung. So brannten
nacheinander ab: Winterberg 1791, Olpe
1795, Belecke 1805, Neheim 1807,
Schmallenberg 1822. Prof. Heinz Stoob,
MiJnster, einer der wichtigsten Mitarbeiter am Festbuch „Beitrage zur Geschichte
der Stadt Schmallenberg 1244 - 1969"
zum Stadtjubilaum im Jahre 1969
schreibt in seinem Aufsatz „GrundriRbild
und Stadtentwicklung von Schmallenberg" dazu: „Der Wiederaufbau geschah
in jedem dieser Orte auf den Grundlagen
klassizistischen Formgefiihls." Alle fiinf
gehorten zum ehemals kurkolnischen
Herzogtum Westfalen. Nur Schmallenberg brannte in der (seit 1816) neuen,
preuBischen Zeit des Sauerlandes ab und machte dann die besten Erfahrungen.
Das Interesse am Schmallenberger Wiederaufbau reichte uber die Regierung in
Arnsberg hinauf bis in die Provinzialver-
von Josef Wiegel
waltung Westfalens in Munster. Ende
Marz 1823 unterrichtete Landrat Pilgrim
den Oberprasidenten Ludwig von Vincke
uber den Stand der Planungsarbeiten. Sie
waren weit gediehen; nur „der tiefe
Schnee . . . gestattete es nicht, die StraBenlinien und Baustellen abzustecken, zumal auch die Brandstatten noch nicht
ganz geraumt waren". Jeder der Abgebrannten wuBte bereits, wo er - laut Plan
- sein Haus wilrde bauen mussen. Im Dezember 1822 hatte Geometer Schmitz
die abgebrannte Stadt vermessen, um
festzuhalten, was jeder an GrundstijcksgroEe besessen und entsprechend in der
neuen Stadt zu erwarten hatte. Im Herbst
1825 begab sich der Oberprasident personlich nach Schmallenberg und stellte
erfreut fest, „daB der Wiederaufbau der
Stadt nach dem vereinbarten zweckmaBiinachwei3(Rekonitruh1ion):
r Schmili, Ve'messungshandriO 1Q22
'• ,
»"*»">
gen Plane so gut als vollendet zu betrachten ist".
Ein Festbuch gab den AnstoB
Das erwahnte Festbuch von 1969 war
erst Ende September 1968 von der
Schmallenberger Stadtvertretung beschlossen worden - als Aufsatzband. In
extrem kurzer Zeit konnten 16 Autoren
als Mitarbeiter gewonnen werden. Die
uberortliche Beachtung des Buches war
bemerkenswert. Einer der Rezensenten
(Dr. Riepenhausen) hielt das Buch fiir einen wichtigen Impulsgeber.
Der fur die Stadt Schmallenberg wichtigste und folgenreichste Impuls ging von
dem Aufsatz Prof. Stoobs aus. Dieser war
seit 1964 Nachfolger Prof. Albert K.
Hombergs auf dem Lehrstuhl fur Westfalische Landesgeschichte der Universitat
, Schlingen
Wachstumsphasen wit Rekonstruktion der 1822 abgebrannten Stadt. Aus: Westfdiischer
Stddteaths, 1. Lieferung, Btdtter 2 und 13.
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63
Munster. 1965 wurde er von der Historischen Kommission fiir Westfalen mit der
Herausgabe des Westfalischen Stadteatlasses betraut. 1969 grundete er in Munster das Institut fiir vergleichende Stadtegeschichte, in dem seither am Westfalischen und am Deutschen Stadteatlas gearbeitet wird. Es ist so gut wie sicher, daii
Prof. Stoobs Mitarbeit am Festbuch von
1969 sechs Jahre spater (1975) zur Aufnahme Schmallenbergs in die 15 Stadte
umfassende 1. Lieferung des Westfalischen Stadteatlasses fuhrte. (Heute umfaBt der Atlas 45 von insgesamt ca. 180
Stadten, Minderstadten und Freiheiten).
Seinen Aufsatz im Festbuch betrachtete
Prof. Stoob als Vorarbeit fur den Textkommentar in der Stadtmappe Schmallenberg des Atlasses. Dort nennt er
Schmallenberg einen „besonders lehrreichen Sonderfall". - DaB er diesen Sonderfall in die 1. Lieferung des Westfalischen
Stadteatlasses aufnahm, will der inzwischen international anerkannte Stadtef orscher - auch heute noch - durchaus als
Auszeichnung verstanden wissen.
Eine klassizistische Planung unter
Schinkels EinfluB
Im Textkommentar zum Blatt Schmallenberg kommt Prof. Stoob gegen Schlu£
auf jene im Festbuchaufsatz schon erwahnte sauerlandische Gruppe abgebrannter Stadte zu sprechen. Oberall sei
Umlandkarte: Urmelitischblatt 1 .- 25 000,
Nr. 2788 Schmallenberg. Wiedergabe mit
Genehmigung des Landesvermessungsamtes
Nordrhein-Westfalen uom 19 6
1972
Kontr.-Nr. 4268.
Umlandkarte: UrmeBtischbldtter Nr. 2656
Arnsberg: 1839 - Wiedergabe mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes Nordrhein-Westfalen vom 19. 6. 1972, Kontr.-Nr
4268.
man dort von der alteren Topographic abgegangen oder habe sie doch weitgehend
reguliert. Das Vorgehen der Planer in
Schmallenberg nennt Stoob „beispielhaft", und das Geschaffene „blieb weitgehend erhalten. Das verleiht dem heutigen
Stadtbild besonderen Wert".
1974 bei der Obersendung der Denkmalliste: „Die Gestalt Schmallenbergs ist also
aus Idealvorstellungen einer klassizistischen Siedlung hergeleitet worden . . .
Dadurch ist in Schmallenberg bis heute jenes eigenartig-einzigartige Stadtbild bewahrt geblieben, das im Wechselspiel mit
der weitraumigen umgebenden Landschaft von sehr hohem Reiz ist." - Prof.
Mummenhoff war wohl der erste, der die
Neuschopfung der Stadt 1822 -1825 mit
dem Namen Karl Friedrich Schinkel in
Verbindung brachte. In einem Kurzaufsatz „Das Stadtbild von Schmallenberg"
(Schmallenberger Heimatblatter, Okt.
1973) konstatiert er zunachst die Gleichzeitigkeit des Baugeschehens in Arnsberg
und Schmallenberg. Er stellt ferner eine
groEe Ahnlichkeit der Anlage der Arnsberger Neustadt mit dem Schmallenberger Stadtplan fest. SchlieBlich glaubt er
auch im Aussehen der Hauser in Schmallenberg eine gewisse Abhangigkeit von
der Bezirkshauptstadt feststellen zu konnen, „nur sind dort die Hauser meist
Steinbauten, und die Einzelformen sind
reicher, ,klassizistischer' und groBer.
. . . Dort sind die neuen Hauser wiederum
von der Oberbaudeputation und Schinkel
begutachtet worden. Man kann also
durchaus sagen, daB . . . auch der Aufbau
der in vielen Dingen eigenstandigen
Wohnhauser in Schmallenberg ohne den
Hintergrund der iiberragenden Gestalt
des preuBischen Oberbaudirektors Karl
Friedrich Schinkel in ihrer Ausfuhrung
nicht denkbar ist."
Die Charakteristika der neuen Stadt „klassizistische Planungs- und Bauvorstellungen" - sind nach Stoob: „konsequent begradigte, moglichst breit vermessene StraRen mit rechtwinkligen Kreuzungen"; freistehender Einzelhausbau in
Traufenstellung zur StraEe; linear gerichtete Hauserfluchten; Quergassen, die
sackartig an einem Gartenring im Zuge
des alten Festungsgurtels enden. Dem
gleichzeitigen Baugeschehen in Arnsberg
weist Stoob dabei die Patenrolle zu.
Der erste, der den Wiederaufbau von
Schmallenberg mit Arnsberg in Verbindung brachte, scheint Dr. Franz Muhlen,
Stellvertreter des Landeskonservators,
gewesen zu sein. In seinem Aufsatz im
1969er Festbuch - „Baudenkmale als
Zeugen der Geschichte" - heiBt es: „Der
Wiederaufbau in Schmallenberg steht als
stadtebauliche Leistung neben der Stadterweiterung der Neustadt zu Arnsberg."
Dr. Muhlen ferner: „Ein zu schutzendes
Objekt ersten Ranges"; „eine kunstlerische Einheit"; „eine klassizistische
Stadtlandschaft", der in Westfalen-Lippe
nach Minden und Arnsberg der dritte
Rang zukomme; „ein fur Westfalen einmaliges Aufbauwerk des fruhen 19. Jahrhunderts", das als „bemerkenswertes Gesamtbauwerk" fiir die Zukunft zu erhalten
sei.
Die lobenden Stimmen aus dem Landesdenkmalamt rissen seit 1969 nicht
mehr ab. Prof. Kari E. Mummenhoff, Leiter der Inventarisationsabteilung, schrieb
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Das Landesprogramm „Historische
Stadtkerne"
Im Jahr 1985 rief das Land NordrheinWestfalen das Forderprogramm „Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen"
ins Leben. Die Zielsetzung war folgende:
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64
„GrundriR und AufriK historischer Stadtkerne sollen umfassend geschiitzt und behutsam erneuert werden. Auf diese Weise
soil das baukulturelle und stadtebauliche
Erbe der Vergangenheit bewahrt und fur
kunftige Generationen erhalten werden.
Die MaRnahmen in den historischen
Stadtkernen sollen auch Vorbild sein fur
die Erneuerung aller Stadte und Orte im
Lande." Fur eine Aufnahme in das Programm muBten f olgende Bedingungen erfullt sein:
1. Der historische StadtgrundriB muf^
noch erhalten und ablesbar sein.
2. Das Stadtbild muK noch von historischer Bebauung gepragt und moglichst geschlossen sein.
3. Der historische Stadtkern muB fur
eine uberregionale Reprasentation geeignet sein.
4. Es muB noch ein erheblicher Erneuerungsbedarf bestehen.
5. Biirgerschaft, Rat und Verwaltung
mussen bereit sein, alle MaBnahmen
unter Berucksichtigung der Ziele der
erhaltenden Stadterneuerung durchzufuhren.
Das Ministerium fur Stadtentwicklung
und Verkehr, in dem das Programm initiiert worden war, wahlte gemeinsam mit
dem Rheinischen und dem Westfalischen
Amt fur Denkmalpflege geeignete Stadtkerne aus. Eine mit Experten besetzte
Auswahlkommission empfahl dem Minister bis 1987 24 Stadtkerne zur Aufnahme in das Programm. Diese bilden seither
dessen Grundstock; Schmallenberg war
nicht dabei. Die 24 Stadte grundeten
noch im gleichen Jahr die Arbeitsgemeinschaft f-listorische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen. Sie dient dem fachlichen Austausch der Beteiligten in alien
Fragen der Stadtkernerneuerung und soil
dazu beitragen, in Nordrhein-Westfalen
und uber die Landesgrenzen hinaus die
herausragenden Zeugnisse mittelalterlichen Stadtebaus bekannt zu machen.
Schmallenberg - ein kritischer Fall
1988 beschlof^ das Ministerium eine
Aufstockung des Programms. Interessierte Stadte konnten sich bewerben, muBten
aber eine Prufung ihrer Wurdigkeit uber
sich ergehen lassen. 30 Stadte batten sich
beworben oder waren vorgeschlagen
worden, und nur zehn schafften es
schlieBlich. Es gait als selbstverstandlich,
daB ein aufzunehmender Stadtkern aus
dem Mittelalter stammen muBte. In
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Weststralie 54, HaustOr, Tur und Turrahmen
stammen noch aus der ersten Wiederaufbauzeit nach 1822.
Schmallenberg dachte daher niemand an
einen Aufnahmeantrag in das Programm
Historische Stadtkerne. Das Landesdenkmalamt in Miinster war dagegen entschieden der Meinung, Schmallenberg
gehore in das Programm hinein. Am 17.
11. 1988 beschloB daraufhin der Stadtrat
einstimmig, sich um Aufnahme zu bewerben. Das Munstersche Amt (Volker Caesar, zustandig fur stadtebauliche Denkmalpflege) lieB die Auswahlkommission
des Ministers im Februar 1989 u. a. wissen: Schmallenberg ist „als eine wichtige
Vertreterin der groBen Gruppe (nach
GroBbrand) planmaBig angelegter/wiederaufgebauter Stadte bedeutend fur die
westfalische Stadtbaugeschichte" und
„im Gegensatz zu den meisten Vergleichsbeispielen der Entstehungszeit
zwischen 1780 und 1850 in Struktur und
Substanz gut erhalten, Einzelbauten jedoch mehr oder weniger uberformt". Der
Stellungnahme fugte er den Schmallenberg betreffenden Stoobschen Text des
Westfalischen Stadteatlasses bei.
Die „Bereisung" Schmallenbergs
durch die Kommission unter Dr. Krupinski war fiir den 1. 3.1989 festgesetzt. In einem Zwischenbericht vom 12. 7. 1990
schrieb Dr. Krupinski, von 30 Bewerbern
der Jahre 1988/89 sei nur noch ein Fall
unentschieden. Dieser Fall war Schmallenberg. Neun Stadte waren inzwischen
aufgenommen worden. Der Kommission
waren neben einer Reihe von Glanzpunkten auch erhebliche Mangel im Stadtbild
aufgefallen. AuBerdem hatte sie einiges
auszusetzen am in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan „Altstadt". Sie empfahl, diesen zu stoppen und zunachst einen stadtebaulichen Rahmenplan von einem erfahrenen Planungsburo erstellen
zu lassen. Die Stadt leitete entsprechende
MaBnahmen ein und berichtete dem Mini-
sterium Liber den jeweiligen Stand. Die
Kommission wollte noch das Ergebnis der
angeregten Veranderungen des stadtebaulichen Planungskonzeptes abwarten
und danach ein erganzendes Gesprach
mit den Vertretern des Rates und der Verwaltung zur Umsetzung der zukiinftigen
StadterneuerungsmaBnahmen f uhren.
Nach den Vorstellungen der Kommission
sollte dies im Friihsommer 1990 geschehen. Es wurde Spatsommer daraus und
fuhrteam 7. 9. 1990 inHattingen endlich
zum Erfolg. Die Kommission gewann dort
die Oberzeugung, daB die Stadt Schmallenberg in das Programm und in die Arbeitsgemeinschaft der historischen Stadtkerne berufen werden solle. Beides geschah bald darauf.
Ein schwieriger EntscheidungsprozeB
war nach achtzehn Monaten fur Schmallenberg positiv zu Ende gegangen. Die
Kommission hatte wegen Fehlens einer
wirklichen Altstadt in Schmallenberg iiber
einen in den Aufnahmebedingungen
nicht vorgesehenen Fall zu urteilen. Sie
wollte sichergehen, daB die Ziele erhaltender Stadterneuerung ernsthaft angesteuert wiirden. Die vorbildlichen baulichen Leistungen der Schmallenberger
Biirger in der Vergangenheit boten dafiir
keine Garantie. Dennoch waren diese
Leistungen, zusammen mit der Arbeit der
preuBischen Planer beim Stadtneubau
(1822-1825), von unschatzbarem Wert.
Ein Stadtgebilde war geschaffen und
pfleglich erhalten worden, das heute als
„Stadtbilddenkmal und StadtgrundriBdenkmal erheblicher Klasse" gilt (Prof.
Steinebach, Siegen), ein Gebilde, das als
„Vorbild" die Arnsberger Neustadt (Prof.
Stoob in der Atlasmappe „Arnsberg",
1975) bis heute nicht verleugnen kann.
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Rhododendrenpracht *
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SAUERLAND
65
Die Pflege des historischen Stadtkerns Schmallenbergs
von Heinrich Thumann
Die Altstadt Schmallenberg ist im September 1990 in die Arbeitsgemeinschaft
„Historische Stadtkerne" in NordrheinWestfalen aufgenommen worden. Ziel
der Arbeitsgemeinschaft ist es, daR der
GrundriR und die Bausubstanz in historischen Stadtkernen umfassend geschutzt,
gepflegt und behutsam erneuert werden.
Somit soil das stadtebauliche und kulturelle Erbe bewahrt und fur kunftige Generationenerhaltenbleiben. Insbesondere sollen die charakteristischen Elemente des
Stadtgrundrisses und des Stadtbildes gesichert und die stadtebauliche Individualitat
durch behutsame Eingriffe und ErganzungsmaBnahmen erhalten werden.
Ortsgestaltung, Gestaltung der Freiraume
und die Erhaltung und Modernisierung
von Wohnraum. Diese MaBnahmen sollen dazu beitragen, die Qualitat der Innenstadt als Standort fur Wohnen, Handel
und Dienstleistungen zu verbessern. So
sollen u. a. offentliche StraBen und Platze
nach den Grundsatzen der Verkehrsberuhigung umgestaltet werden mit dem Ziel,
das Wohnumfeld in okologischer, gestalterischer und sozialpolitischer Hinsicht zu
verbessern. AuBerdem sollen MaBnah-
Rahmenplan
Um die hieraus kurz-, mittel- oder langfristig notwendigen Stadterneuerungsaktivitaten durchzufijhren, hat die Stadt die
Ausarbeitung eines stadtebaulichen Rahmenplanes durchfuhren lassen. In ihm
werden einerseits die stadtebaulichen
MiBstande und andererseits konkrete
Wege und Mal^nahmen zur Verbesserung
des Wohnumfeldes und der Funktionsfahigkeit des Stadtkerns im Zusammenhang aufgezeigt. Die stadtebaulichen
Mi&tande betreffen besonders die Versorgungsfunktion als Mittelzentrum, die
Verkehrsverhaltnisse, die StraBenraumgestaltung, den Zustand der Gebaude und
die Gestaltung von Fassaden und privaten
Hofflachen. Die Aufwertung und Verbesserung des Stadtkerns soil erreicht werden durch die Verbesserung von StraRenraumfunktionen und StraKenraumgestaltungen, Weiterentwicklung des Stadtkerns durch bauliche Erganzungen zur
funktionellen und gestalterischen Abrundung vorhandener Ansatze, Pflege der
titim Panorama-Park
Fine wahre Blutenpracht erwartet die
Besucher des Panorama-Parks in Kirchhundem, Kreis Olpe. Fin Meer von Rhododendren steht im Juni in voller Blute
und bringt satte Farben in den fiir seine
gepflegten Grunanlagen bekannten Erlebnispark.
Die in englischen Schlo£garten in regelrechten Rhododendrenparks vorkommende Pflanzenart bevorzugt schattige
Lagen unter hohen Baumbestanden. Im
Panorama-Park beweist die jahrlich wiederkehrende Blutenpracht, daB sich die
Pflanzen im Sauerland sehr wohl fuhlen.
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men zur Herrichtung und Gestaltung von
privaten Hof- und Hausflachen gefordert
werden durch Begrunung und Instandsetzung von AuBenwanden und Dachern.
Besondere Aufmerksamkeit gilt hier der
baulichen Umgestaltung stark veranderter Fassaden von Gebauden mit ortsbildpragender Bedeutung.
Sanierungsgebiet und
Denkmalbereich
Damit die stadtebaulichen MiBstande
beseitigt oder wesentliche Verbesse-
66
Sauerländer Heimatbund
rungen und Umgestaltungen durchgefuhrt werden konnen, ist die formliche
Festlegung eines Sanierungsgebietes erforderlich. In dem Zuwendungsbescheid
des Landes fiir den verkehrsberuhigten
Ausbau der SynagogenstraBe und der
SchutzenstraRe sowie der Umgestaltung
des Schutzenplatzes wurde bereits eine
Nebenbestimmung aufgenommen, daB
spatestens ein Jahr nach Zugang des Bewilligungsbescheides der Beschlul? uber
die formliche Festsetzung des Sanierungsgebietes zu fassen ist. Der Rat der
SAUERLAND
Stadt Schmallenberg hat zwischenzeitlich
eine Sanierungssatzung fur das Gebiet
der in Aufstellung befindlichen Bebauungsplane Nr. 76 „Am Bahnhof" und
Nr. 16 „Altstadt" beschlossen.
Der Rat der Stadt Schmallenberg hat
ferner fur den Altstadtbereich die Erarbeitung einer Denkmalbereichssatzung
nach dem Denkmalschutzgesetz und die
Erstellung einer gestalterischen Stadtbildanalyse zur Vorbereitung und Begrundung der zu ijberarbeitenden Gestaltungssatzung beschlossen. Fur diese Satzungen
St. Laurentius und die Friedhofe
Zur Ausmalung der spatromanischen Hallenkirche in Wormbach
In einer Ende vergangenen Jahres begonnenen Aufsatzreihe untersucht Dr. Elmar Hartmann, Hagen, die Ikonologie
der spatromanischen Ausmalungen in
sauerlander Kirchen des 12. und 13. Jahrhunderts. Um ein abgerundetes Bild zu
bekommen, darf eine solche Untersuchung nicht an Kreisgrenzen Halt machen. Da unter den Sauerlander Hallenkirchen die St. Peter und Paul-Kirche zu
Schmallenberg-Wormbach eine herausragende Stellung einnimmt, stellt der Verfasser die hier gewonnenen besonderen
ikonographischen Entdeckungen an den
Beginn seiner Reihe: DER MARKER,
Landeskundliche Zeitschrift fur den Bereich der ehem. Grafschaft Mark und den
Markischen Kreis, 42. Jahrgang, Heft 6,
Nov./Dez. 1993, Seiten 255 bis 263.
Die weiteren Beitrage werden sich mit der
Johannes-Kirche in Iserlohn-Hennen und
der St. Lambertus-Pfarrkirche zu Neuenrade-Affeln befassen. Mit erganzenden
Foto: Ackermann
Aspekten sollen die Ausmalungen der
Martins-Kirche in Plettenberg-Ohle und
die der St. Cyriakus-Kirche in Schmallenberg-Berghausen herangezogen werden.
In einer grundlichen Beweisfuhrung
gelingt es Dr. Hartmann, die Figur des
bisher nicht gedeuteten Diakons in der
Mitte der Wolbungsmalerei in der Wormbacher Kirche als eine Darstellung des
Heiligen Laurentius zu identifizieren, umgeben von Tierkreiszeichen, die den besonderen kosmischen Bezug dieses Bildes
herstellen. Da nach altem Volksglauben
St. Laurentius in besonderer Weise die
Armen Seelen zum Himmel geleitet, vermutet Dr. Hartmann, daB der Wormbacher Friedhof ein Begrabnisplatz gerade
fur diejenigen Toten war, die plotzlich und
damit ohne Sterbesakramente aus dem
Leben geschieden waren. Mit weiteren
kunsthistorischen und ikonographischen
Beweisfuhrungen kommt der Verfasser
zu dem Ergebnis, daB die gesamte Gewolbeausmalung eindeutig einen himmelssymbolischen, religios-christlichen Sinn
hat (Kreuzfiguration im ostlichen, Justitia-Jungfrau im westlichen Joch, Paradiesbaumchen in den Seitenschiffgewolben usw.).
Mit dieser ikonologischen Erforschung
widerlegt Dr. Hartmann die - weit verbreitete - pseudowissenschaftliche Phantasie, die weitgehend auf Heinz Kaminski
zuruckgefuhrt wird (H. Kaminski: Wormbach - Eine vorgeschichtliche Sonnenwarte in Westfalen. Bochum 1982; derselbe: Die Gotter des Landes Vestfalen.
Der Wormbacher Tierkreis - Schlussel
zur Keltisch-Germanischen Kultstatte.
Fredeburg 1988).
Pi.
gibt es bereits Vorentwijrfe. Die Stadt
Schmallenberg hat ferner einen Gestaltungsbeirat einberufen, der ihr bei der
Durchfuhrung der ihr nach diesen Satzungen obliegenden Aufgaben berat. Mitglieder des Gestaltungsbeirates sind:
der Biirgermeister der Stadt Schmallenberg, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schmallenberg, zwei weitere
Mitglieder des Stadtrates. der Ortsheimatpfleger, ein Vertreter des Westf. Amtes fiir Denkmalpflege in Munster, der
sachverstandige Architekt, der die Denkmalbereichssatzung, die Stadtbildanalyse
und die Gestaltungssatzung erarbeitet
hat, der Stadtdirektor, der Leiter des Bauordnungsamtes und der Leiter des Hochbau- und Planungsamtes.
Biirgerberatung
Ferner hat der Rat der Stadt Schmallenberg die Einrichtung einer kontinuierlichen Biirgerberatung in Gestaltungsfragen beschlossen. Hierdurch soil den Burgern und Burgerinnen sowie den Architekten eine kostenlose Beratung gegeben
werden, damit die Umsetzung des stadtebaulichen Rahmenplanes erreicht wird.
Die Beratung erstreckt sich nicht nur auf
die stadtebaulichen MiBstande an den Gebauden (Fassaden, Dacheindeckungen,
FenstervergroRerungen und Kragplatten
usw.), sondern auch auf MaBnahmen zur
Begrunung, Herrichtung und Gestaltung
von Hof- und Gartenflachen sowie von
AuBenwanden und Dachern auf privaten
oder der Offentlichkeit zuganglichen
Grundstucken.
Wohnutnfeldverbesserung
Und schlieBlich hat der Rat der Stadt
Schmallenberg Richtlinien zur Forderung
von WohnumfeldverbesserungsmaBnahmen beschlossen fur
- MaBnahmen, die der Erhaltung des
StraBenbildes dienen und das Erscheinungsbild von Gebauden und deren Umgebung nachhaltig verbessern,
- MaBnahmen, die der Begrunung, Herrichtung und Gestaltung von Hof- und
Gartenflachen sowie von Wanden und
Dachern dienen, wenn sie von der Offentlichkeit zuganglich sind. Der ZuschuB betragt z.Z. bis zu 50 DM/qm. Vorab ist
eine Eigenbeteiligung von 40 % in Abzug
zu bringen.
Ebenso wurden Richtlinien uber die
Vergabe von Zuschussen fur die Gestaltung von Gebauden im Rahmen des Pro-
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grammes „ErhaItung historischer Stadtkerne" beschlossen fur den
- Ruckbau von verunstalteten Fassaden
und Dachlandschaften auf ihren ursprunglichen Zustand (Freilegung von
Fachwerkfassaden, Einbau von gegliederten Fensterelementen, Neueindeckung
von Dachf lachen und Fassaden mit ortstypischen Materialien, u.a.)
- Ruckbau von Gebauden auf die ursprungliche Form (Entfernung von Dacfiaufbauten, Ruckbau von iiberproportionierten Einzelgebauden auf den Mafetab
der umgebenden Bebauung u.a.)
- Wiederherstellung von Treppen mit
Gelander und Hausturen in der Mittelachse
- Ruckbau von groEflachigen Schiaufensterfronten
- Ruckbau von Kragplatten A/ordachern
- Verminderung oder Anpassung von
Werbeanlagen und Warenautomaten entsprechend der Gestaltungssatzung. Der
SAUERLAND
67
Zuschuf^ betragt z.Z. 40% der forderungsfahigen Kosten.
Die MaBnahmen werden vom Land aus
Stadtebauforderungsmitteln bezuschuBt.
Ein nicht unerheblicher Anteil ist jedocfi
aus dem stadtiscfien Haushalt zu finanzieren. Wer durch die StrafSen der
Scfimallenberger Altstadt geht, wird feststellen, wie durch die Verwendung von
Naturschiefer zur Dacfieindeckung und
Fassadengestaltung, Einbau von Sprossenfenstern, Restaurierung von Fachwerkfassaden, Entsiegelung von Flachen
und Verwendung von Natursteinpflaster,
Ruckbau groBflachiger Schaufensterfronten und dergleichen jetzt die Burger mit
groEem Engagement die Zielsetzung der
Stadt zum Erhalt des historischen Stadtbildes beitragen und umsetzen.
Es bleibt zu hoffen, daii noch mehr
Hauseigentiimer diesem Beispiel folgen
werden.
Reinald Rickert OSB
Sauerland
Begegnungen
zwischen
Himmel und Erde
48 Seiten,
fester Einband
DM
19,80
Diese klelne Schrift soil eine
.~J Liebeserkldrung an einen
LonuSiiiLii ssm, der dem Autor Reinold Rickert, Pater
im Kloster Konigsmunster, vor 1 2 Jahren zur neuen
Heimat wurde. Vor einigen Jahren iJberlieO man ihm
den Arbeitsbereich Land- und Forstwirtschaft, wodurch Kontokte zu den Menschen im Lande vorprogrammiert waren. In einigen kleinen Episoden, illustriert mit farbigen Zeichnungen des Malers Hinrich
Grauenhorst, schildert er seine Begegnung mit den
Menschen des Sauerlandes.
Ferdinand Tonne
Ziegenkathrins
Freunde
Werner Helwig:
Reise ohne Heimkehr
Die Wandervogel-Bewegung der Vorkriegszeit pragte das Denken und Empf inden Werner Helwigs, der sich bald nach
der Machtergreifung in Opposition zu den
Nationalsozialisten sah. Der 1905 in Berlin Geborene wanderte aus, lebte in Griechenland, in Italien und zuletzt in der
Schweiz, wo er nach dem Tode seiner ersten Frau die Schmallenbergerin Gerda
Heimes heiratete. Auf seinen Wunsch hin
wurde er 1985 auf dem Wormbacher
Friedhof begraben.
Die „Reise ohne Heimkehr", der ietzte
Teil der Griechenland-Romantrilogie, ist
nun als Reclam-Taschenbuch erneut erschienen, mit einem ausfiihrlichen Nachwort von Dr. Richard W. Bersch, der diesen Dichter den Lesern von SAUERLAND in Heft 3/September 1991 vorgesteiit hat. „Reise ohne Heimkehr" erschien erstmals 1953, nachdem bereits
„Raubfischer in Hellas" 1939 und „Im
Dickicht des Pelion" 1941 vorgelegt worden waren (jetzt in Reclams UniversalbibliothekTeill: Nr. 8684,Teilll: Nr. 8705
und Teil III: Nr. 8706).
In der kleinen Welt der Fischer in der
Agais sah Helwig ein Abbild der groEen,
in der die Bedrohung der Gegenwart
durch Zivilisation und politische Gewalt
zur schmerzvollen Erfahrung geworden
war. „Der Reiz..., der von der Hellas-Trilogie ausgeht, liegt gerade in der Zwiespaltigkeit, mit der Mythos und Gegenwart noch beurteilt werden . . . Der pessimistische SchluEakkord der Trilogie, der
mit dem Bild des ins Nichts segelnden Clemens erneut die existentielle Unbehaustheit des Menschen beschwort, erfahrt
auch darin keine Aufhellung, daE der IchErzahler sich der Herausforderung der
Geschichte in der verantwortungsvollen
Annahme einer biirgerlichen Existenz in
den Hochburgen der Zivilisation stellt.
Seine Entscheidung zur selbstgewahlten
Beschrankung vollzieht sich im bitteren
Gefuhl eines Verlustes, das weniger aus
der Erkenntnis hervorgeht, daE das Paradies nicht wiederzuerlangen ist, sondern
vielmehr aus der GewiEheit, daE es ein
Paradies nie gegeben hat." (Richard
Bersch).
Das Gedicht Werner Helwigs auf Seite
43 wurde der Redaktion von SAUERLAND freundlicherweise von Frau Gerda
Helwig-Heimes zur Verfiigung gestellt.
PI.
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
72 Seiten,
fester Einband
DM
24,80
Lustlge FerJengeschichten fur Jungen und Madchen.
Hurra, Ferienl Morgens nicht in die Schule, nachmittags keine Hausarbeiten, immer nur spielen und etwas erieben, unter diesem Motto gehen 6 Kinder im
Alter von 7 bis 9 Jahren die Osterferien an. Ferdinand Tonne erzahit in faszinlerender und fesselnder
Weise die Eriebnisse und Beqebenheiten der Kinder.
Die Urkunden
des Klosters
Oelinghausen
- Regesten Beorbeitet von
Manfred Wolf
592 Seiten,
fester Einband
DM 44,80
^^^^^^^^^^^^^^^1
Das Pramonstratenserinnenkloster Oelinghausen
bestand von 1 173 bis 1 804. Zahlreiche Forderer, dorunter in der Fruhzeit des Bestehens des Klosters besonders die Kolner Erzbischofe, eine geschickte Wlrtschoftsfuhrung und sicherllch auch die Anziehungskraft
aufgrund eIner gewissen Spirltualitdt haben dazu beigetragen, da(3 Oelinghausen einen nicht unbetrdchtlichen Guterbesitz eriangte. Diese Tatsache blieb nicht
ohne Einfluft auf den Umfang des IJrkundenarchivs.
Die vorliegende Publikation macht nun diesen Bestand
an Urkunden zugdnglich, indem sle diese in der Form
der sogenannten Regesten wiedergibt.
WehrscheidSS
S7392 Schmallenberg-FredebuTg
leL (0 89 74) 96 ZS • 0, Fax CO 89 74) 12 88
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
68
Maria Kahles Wirken in der volkischen Bewegung
Ein Beitrag zum Gesellschaftsverstandnis der sauerlandischen Dichterin
Teil II
(Fortsetzung von Heft 1/1994)
Akzeptanz in der volkischen
Bewegung i)
Maria Kahles auKere Erscheinung, ihre
glanzende Rhetorik, „das feurige, jedoch
von maBvollem Gebardenspiel gedampf te
Temperament" und ihre selbstbewuRt
vorgetragenen Uberzeugungen verliehen
ihrer Person eine Ausstrahlung, die die
Zuh6rer(innen) faszinierte und in den
Bann schlug, was sich aus der Berichterstattung uber zahllose Veranstaltungen
ergibt: „Wie eine Seherin, wie eine germanische Veleda" wird ihr Auftreten anlaRlich des Deutschen Tages in Kassel beschrieben, zu dem sie ihre „hoheitsvolle
Gestalt" in ein „wallende[s] weiRe[s]
Kleid" gehiillt hatte. Ein Schreiber charakterisierte ihre Erscheinung als „voll koniglicher Wurde", und mit einem „Sturm
des Beifalls" dankte die Gemeinde der
„ Weihestunde unter dieser groRen Fuhrerin und Wegweiserin". Aufgrund der Inhalte ihrer Vortrage wurde Maria Kahle
als „Bahnbrecherin des Deutschtums"
und „Kunderin jungdeutschen Wollens"
bezeichnet und als „Stimme unseres Gewissens" angesehen, die „den Schrein alles Geschehens aufschloB", ihr Auftreten
sei eine „Symphonie von Heimat, Treue
und Opfer". Und der Berichterstatter
vom Jungdeutschen Ordenstag in Hildesheim faBte ihren Vortrag vor 4000 Personen, der sturmisch bejubelt wurde, zusammen: „Die Dichterin weiR das Seziermesser richtig anzusetzen an die kranken
Stellen unseres Volkskorpers, den die
Krallen eines schleichenden Todes zu zerreiBen drohen." Die irrationale Verklarung der Zuhorerschaft dokumentiert der
Bericht einer Redakteurin: „Als sie vor
uns trat, unter uns und doch so weit uber
uns, daR sie aus den Opferschalen ihrer
Hande uns zu geben tief sich neigen muKte, als ihre Stimme klang, so rein, so glokkentief, da saKen wir in stummen
Schauern und tranken gierig in unsere
vom Pesthauch des Materialismus so
wund und krank gewordenen Seelen die
Starkung, die die deutscheste der
Frauen uns liebend reichte. [...] Maria
Kahle, Du tragst die Fackel, uns den
Weg hinauszuweisen aus dem Dunkel unserer tief en Not. Wir, die wir Dir zu FuRen
saBen, wir schworen Dir in heiligem Geloben, Deinem Stern zu folgen und zu beten
und zu schaff en, daE ein einiges deutsches
Volk aufs neue erstehe."
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
von Hans-Gunther Bracht
Diese religiose Komponente muR als
AnlaRlich der Aufgabe ihrer Redaktionstatigkeit 1925, da - so die Schriftlei- integraler Bestandteil von Werk und Wirtung des Jungdeutschen - Maria Kahle kung Kahles angesehen werden. Ihr trisich auf Vortragsreisen ins europaische viales Religionsverstandnis, das erklarterund uberseeische Ausland begeben wolle, maRen als „glaubige, starke Kinderfromwurden ihre Verdienste als Dichterin migkeit" in einer Geburtstagslaudatio ernoch einmal umfassend in einer eigenen kannt, aber auch akzeptiert wurde, verBeilage gewiirdigt, in der teilweise Artikel band Kahle in ihren Schriften und Reden
aus alldeutschen und deutschnationalen immer wieder mit volkischen AnschauZeitungen abgedruckt wurden: Eine Zu- ungen zum Vaterland, das nach jungdeutschrift aus Brasilien lobte ihre „epische scher Auffassung vom derzeitigen Staat
Gestaltungskraft", aus deren Lyrik „nir- abgegrenzt wurde. Diese Verquickung
gendwo ... die heimatlose Sehnsucht fuhrte dann zu hohlen Formulierungen
einer modernen Zeitseele" entgegen- wie „echte Kunst und wahre Arbeit am
hauche und die „keine[n] hoffnungs- Volkstum [sind] Gottesdienst", ihr „Adlose[n] Jammer" kenne. Vikar Dr. Lorenz ventsglaube" gait dann der FrijhjahrssonPieper sah in Kahle die „gr6Rte Dichterin ne „uber dem Standbild der Freiheit",
und wesensechte Tochter" des Sauerlan- dem Hermannsdenkmal, anlaRlich einer
des, die das „wurzeltiefe Heimatgefuhl Sonnenwendfeier. So verwies Kahle auf
aus ergriffenstem Herzensborn . . . zur eine ominose „heilige Sendung", appelForm gestaltet" habe. Julius Hart feierte lierte an den „Siegesruf germanischen
Kahle als „Dichterin und Kampferin, uralt Freiheitswillens" und rief dazu auf,
germanisches westfalisches Vollblut" als „Nachfolge Christi in lebendiger Tat [zu]
„nationalpatriotische Sangerin", die „all iiben", ohne die „Tat" christlich inhaltlich
die Lemuren der Feigheit, des Sklaven- zubestimmen. Religiose floskelhafte Forsinns dumpfer GenuRgier, des Haders, mulierungen in Verbindung mit Volkidie unter uns noch umherschleichen" schem von Weltkriegsverklarung, Chaumit„Bitterkeit und Verachtung" erkenne, vinismus bis Germanentum bestimmten
aber den „Siegfriedsieg ijber diese Dra- bei jungdeutschen Veranstaltungen ihren
chenbrut" voraussehe. Joh. Schlaf fuhlte nachhaltigen Eindruck: „So stehen wir
sich durch Kahles Ausdrucksform, die un- heut stammelnd vor einer in tiefster
ter „keine asthetische Schablone" passe, christlicher Demut gebildeten deutschen
an Annette von Droste erinnert und Frauenseele", wurde im Jungdeutschen
schatzte das Werk der „Vaterlandssange- resumiert.
rin" als „k6stlich herbdeutsche, rassige Katholische Kritik an Maria Kahle
Jungfraulichkeit".
und Jungdo
Gegenuber den „geharnischte[n] vaterMaria Kahle wurde vom Jungdo nicht
landische[nl Dichtungen" betonte Franz vereinnahmt, sondern bestatigte ausAlfons Gayda die religiose Komponente driicklich ihre Ubereinstimmung mit dem
des nur auBerlich zweigeteilten Werkes Orden und seinen Zielen: „Ich erklare davon Kahle, das „aus dem katholischen her hiermit unumwunden, daR ich mit
Glaubensleben" entsprungen sei. „Die se- zahllosen anderen Katholiken und katholige Hingabe und Verkorperung der Mut- lischen Priestern begeisterte Anhangerin
terliebe Marias" sah er „vollendet" gestal- der jungdeutschen Bewegung bin und in
tet, erkannte „legendare Sinngebung, ihr die entschlossenste und verinnerlichglaubiges Wunderschauen"; aus „still- ste Kampfschar zur volkischen und sittliste[m] In-Gott-Sein" gebare sich „die chen Erneuerung Deutschlands sehe."
Kraft des Ausdrucks und die Glut der GeIm landlichen Milieu, einer Hochburg
sichte". Kahle sei „wahrhaftiger Religiositat" verbunden. Gekoppelt mit „Kamp- des Jungdo und auch Kahlescher Verehfeslust, Mannesmut und Mannestrutz" rung, wurde sie aber nicht nur enthusiafiihre dies zu einem „Gedicht wie ein Ge- stisch gefeiert, es regte sich auch Widerbet": „Gel6bnis", dessen letzte Strophe stand gegen den Orden und gegen Kahle nicht zuletzt auch im Sauerland. Hier war
lautet;
es der katholische Briloner Gymnasialleh„Ganz will ich zerbrechen,
rer Josef Ruther, der den ersten groReren
Diese Liebe nur kennen,
publizistischen Angriff gegen die volkiIch will gliihen in Taten,
sche Propagandistin Maria Kahle in der
Mein Leben soil brennen:
zentrumsnahen Zeitschrift „Germania"
Deutschland!"
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SAUERLAND
69
schon 1923 fuhrte. 2) Als „neue Wahnidee im Volkerleben" betrachtete Ruther
die Erhebung des Nationalismus zur Religion, in der dem christlichen Gott - besonders durch Kahles Gedichte - ein
„stolzer Nationalgott des Masses" entgegengestellt werde. Diesen volkischen
GroRenwahn machte er ursachlich verantwortlich fiir Mordhetze gegen demokratische Politiker und bedauerte, daE
sich der Klerus so wenig distanzierte.
Auch in anderen katholischen Veroffentlichungen wurde spater auf den atheistischen Charakter des volkischen Religionsverstandnisses und auf den altgermanischen Anstrich von Heldenpathos
hingewiesen und herausgehoben, daE
„niederste Volksinstinkte" aufgepeitscht
wurden und der erzeugte Rassediinkel einer universalistischen Tradition widerspreche.-^)
Der Jungdo charakterisierte in einer
Gegenpublikation Ruthers Angriffe als
„minderwertiges und hinterlistiges Geschreibsel", dessen Ziel gewesen sei, „in
geradezu mephistophelischer und judischer Weise . . . Laien und Episkopat
kunstlich in Aufregung und Entriistung"
zu versetzen und beklagte einen ,,Lugenund Verleumdungsfeldzug".'') Wesentlich
geschickter blockte der Jungdo Interkonfessionalismus-Vorwiirfe ab, indem er auf
SGV und SHB im Sauerland verwies, in
denen auch evangelische Christen aktiv
seien. Doch das Engagement der Kritiker
fuhrte zu einer Distanzierung der Bischofe vom Jungdo und der Disziplinierung einiger Geistlicher und erschwerte bzw.
verhinderte zahlreiche offentliche Auftritte von Maria Kahle auBerhalb des eingeschworenen volkischen Milieus.
Resiimee
Die Sichtung der von Kahle veroffentlichten Literatur, ihre journalistische Tatigkeit und ihre zahllosen Vortrage in den
Anfangsjahren der Weimarer Republik in
ganz Deutschland lassen sie als eine herausragende und uberzeugende Propagandistin volkischen Gedankengutes erscheinen. Dieser Eindruck wird auch durch ihre
klischeehaften naturverbundenen „Heimkehrgedichte" wie z.B. in „Ruhriand"
(1923) nicht korrigiert, sondern eher verstarkt, wie schon Schroeder belegt hat.
Ihr Engagement war ein wesentlicher Beitrag zur Zerstorung der Weimarer Demokratie, nahm bedeutende Elemente des
Ideengeflechtes des Nationalsozialismus
vorweg und forderte dessen Aufstieg. Teile der volkischen Bewegung und auch des
Jungdo uberwanden spater ihre Distanz
zur erfolgreichen nationalsozialistischen
Partei, zu deren proletarischen Anstrich
und zu deren Reichstagsarbeit und lieBen
sich integrieren. Nach der Machtubergabe an Hitler ignorierte dieser ein Angebot
des Jungdo zur Mitarbeit und verbot den
Orden und dessen Zeitschrift Der Jungdeutsche. Wahrend sein Hochmeister
Mahraun verfolgt wurde, wurde Maria
Kahle 1935 vom Stellvertreter des Fuhrers empfangen, erhielt den politisch begrundeten^) westfalischen Literaturpreis,
publizierte in zahlreichen Zeitschriften,
Zeitungen und Buchern ihr religios verbramtes volkisches Gedankengut und
schrieb 1943 fur die Westfalische Tageszeitung
noch
systemstabilisierende
Durchhalteparolen.
Bald nach der militarischen Niederlage
des Nationalsozialismus publizierte Kahle
wieder, u.a. im Westfalenspiegel, Merian, Saueriandruf sowie im Westfalischen Heimatkalender, war dem SHB
verbunden^) und gait als „kampferische,
edle, idealistische und uberzeugungstreue
Frau.^)
Das Leben und Wirken Maria Kahles
bedarf weiterer kritischer Untersuchungen - auch wenn aus dem Olsberger Heimatbund Vorbehalte angemeldet werden. 8) Hier verharmlosend von „Verstrickungen" zu sprechen oder - wie der
Olsberger Heimatbund in seiner Ausstellung zu Maria Kahle - entlastend zu formulieren, daE sie „in einigen Arbeiten ihren Tribut an die Zeitstromung der Literatur im ,Dritten Reich' zahlte"''), verkennt
ihre Mitverantwortung fur die Auflosung
der ersten deutschen Republik, fur Diktatur, Krieg und Judenverfolgung. Maria
Kahle scheint fur personelle und inhaltliche Kontinuitat zu stehen, der die Zeitbruche 1918, 1933 und 1945 kaum etwas
anhaben konnten. Andererseits wird aber
so der Blick geweitet auf Elemente einer
konservativen Tradition, die in einer demokratischen Gesellschaft keine Perspektive haben durften. Insofern ist es vollig deplaziert - oder erhellend -, wenn
man es als Aufgabe sieht, Maria Kahles
„kulturelles, ethisches und religioses Erbe
erneut wahrzunehmen" und sich fur die
junge Generation wiinscht, „die spezifisch westfalische Art, Mensch und Christ
zu sein, zu schatzen und zu leben.'' 1°)
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Anmerkungen
1) s. Anm. 16 in SAUERLAND Nr. 1/94.
2) Die volkische Bewegung als Abfall vom Christentum I, II und III, in: Germania vom 28. 11., 3. 12.
und 8. 12. 1923. Urn Ruther vor „katholiscli volkischen Anpobelungen zu schiitzen", war der
Verfasser nicht benannt worden. Die Deanonymisierung erf olgte erst klirzlich in der Verof f entlichung Blomeke, Sigrid, Nur Feiglinge weichen
zuriick. Josef Riither 1881-1972. Eine biographische Studie zur Geschichte des Linkskatholizismus, Brilon 1992. Siehe auch SAUERLAND
4/1993, S. 144.
3) Besonders: Schlund, Erhard, Neugermanisches
Heidentum im heutigen Deutschland. Munchen
1924 (zuerst 1923); Schlund, Erhard. Der Jungdeutsche Orden (Jungdo), Munchen 1924;
Thone, Heinrich, Jungdeutscher Orden und
katholische Jugend, Heiligenstadt 1924 (Sonderdruck aus der „Eichsfeldia").
4) Kulturkampfgetone. Judische Kampfesweise
katholischer Blatter. Von den katholischen Mitgliedern der Leitung des Jungdeutschen Ordens,
Kassel 1924.
5) Vgl. Ditt, Karl, Der Westfalische Literaturpreis
im Dritten Reich, in: Westfalische Forschungen
42 (1992), S. 324-345.
6) Siehe Tochtrop, Theodor, Chronik des Sauerlander Heimatbundes e.V. 1921-1935, 19501975, Brilon 1975, S. 48, 92, 120.
7) Kleibauer, Heinrich, Maria Kahle - des SauerlandesDichterin, 65 Jahre, in: Der Marker 5 (1956),
Heft 3, S. 106.
8) Siehe „Zur MariaKahle-Diskussion", in: SAUERLAND Nr. 2/Juni 1993.
9) So ein Text aus der Kahle-Ausstellung im Juli
1993 im Olsberger Rathaus.
10) Zitiert nach „Ahnenliste ist auch ein Stuck Heimatgeschichte", in: Westfalenpost vom 3. August 199 L
Freilichtbiihne Hallenberg
spielt „Pippi Langstrumpf"
und „Piroschka"
Die Vorbereitungen fur die Freilichtbuhnensaison '94 laufen in Hallenberg
auf Hochtouren. Das weltbekannte Kinderstuck „Pippi Langstrumpf" von Astrid
Lindgren steht nach dem Erfolg des letzten Jahres wieder auf dem Spielplan. Premiere am Sonntag, 5. Juni, weitere Auffuhrungenam 12., 15., 21, 26. und 29.
Juni sowie am 3., 5., 9., 14. und 17. Juli.
Fiir Erwachsene bietet die Freilichtbuhne das Lustspiel „Piroschka". Regisseur Jorg Doppelreiter hat die in den
zwanziger Jahren spielende Handlung aktualisiert. Die neue „Piroschka" zeigt Ungarn Ende der „Achtziger": die Zeit nach
der Grenzoffnung, eine heitere und farbenfrohe Inszenierung. Premiere am
Sonntag, 19. Juni, weitere Auffuhrungen
am22. und 25. Juni und am 2., 6., 8. und
16. Juli.
Information und Kartenvorbestellungen: Telefon (0 29 84) 513.
Red.
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Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
Das Sauerland als Literatur-Region
von Dietmar Rost
Die Christine-Koch-Gesellschaft
In den letzten Jahren hat sich manches
in Sachen Literatur in Westfalen getan.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Jahrzehnte auf diesem Gebiet geschwiegen hat, entdeckt seit einigen Jahren die westfalische Literatur wieder neu.
Mit Dr. Walter Godden wurde eigens
ein Referent fiir westfalische Literatur
eingestellt, der sich der neuen Aufgabe intensiv annimmt. Es gibt einen westfalischen Literaturfiihrer „Dichter, Statten,
Literatouren" i). Auch die Verlage haben
die Gunst der Stunde erkannt und dem
wachsenden Interesse neue Impulse gegeben. Die Literatur-Biiros, vor allem
auch die Literarischen Gesellschaften
Westfalens, tragen wesentlich zur Belebung des literarischen Lebens in unserem
Lande bei.^)
Wahrend Ostwestfalen, das Miinsterland und auch das Ruhrgebiet auf der regionalen literarischen Landkarte wirkungsvoll vertreten sind, gilt das Sauerland weitgehend als weiKer Fleck. Sowohl
die Literatur-Buros als auch die Literarischen Gesellschaften kreisen urn das Sauerland herum. Der Verband Deutscher
Schriftsteller hat in alien Landesteilen Bezirksgruppen, nur im Sauerland nicht.
Vielfaltige ortliche Aktivitaten
Damit nun kein falscher Eindruck entsteht: Es gab und gibt im Sauerland vielfaltige ortliche Aktivitaten im Bereich der Literatur. So weiB sich der Sauerlander Heimatbund seit je dem literarischen Erbe des
Sauerlandes verbunden. Die Zeitschrift
SAUERLAND hat besonders in den letzten Jahren immer wieder literarische Portrats anlaBlich der Gedenktage sauerlandischer Autoren veroffentlicht, druckt
zeitgenossische Lyrik, stellt deren Autoren vor und setzt sich kritisch mit Autoren
der Region und ihren Werken auseinander.
Um die Regionalliteratur haben sich
neben dem SHB, den Kreisen, Kommunen und Vereinen vor allem das Holthauser Schiefermuseum und das Esloher Maschinenmuseum Verdienste erworben.
Buchhandlungen,
Stadtbuchereien,
Volkshochschulen und andere Bildungswerke, der Schmallenberger Kunstverein,
der Sunderner Kulturring oder der Kunstverein Siidsauerland (Olpe) u. a. haben in
ihren Lesungen bekannte Schriftsteller
ins Land geholt. Verlage wie Grobbel,
Podszun, Strobel u. a. haben mit Liebe
Wohnhaus von
Christine Koch, in
dem die Dichterin
46 Jahre
(1905 bis 1951)
lebte und arbeitete.
und Engagement, oft mit nicht geringem
Risiko, Regionalliteratur verlegt. Die ortlichen Heimatvereine mit ihren Aktionen,
Zeitschriften und Jahrbuchern greifen immer wieder auch literarische Themen auf
oder widmen sich ihrem lokalen Autor.
Nicht zu vergessen der Arnsberger
Kurzgeschichten-Wettbewerb und das
Kurzgeschichten-Kolloquium, die den
Namen dieser sauerlandischen Stadt in
der Literaturwelt zu einem Begriff werden
lieBen.
Literarisierung des Sauerlandes
Bei all diesen ortlichen Bemuhungen,
die ja nicht selten auch lokalpatriotische
Zuge entwickeln und in Konkurrenzstreitigkeiten miinden, bedarf es einer (iberregionalen Vereinigung, die die vielfaltigen
ortlichen Aktivitaten bundeln, aber zugleich ihnen auch neue Impulse geben
kann. Ein Verein, der ausschlieBlich die
„Pflege, Forderung und wissenschaftliche
Erforschung der Literatur" 3) in der Region auf seine Fahnen geschrieben hat,
kann wesentlich zur Literarisierung der
Offentlichkeit beitragen.
Wahrend die bildende Kunst auch bei
uns im Sauerland inzwischen viele Forderer gefunden hat und in vielfaltigen Ausstellungen breite Kreise erreicht, von
Kommunen und zahlreichen Stellen, wie
Banken oder der Industrie, unterstiitzt
und privat gesponsert wird, fuhrt die Literatur im Vergleich dazu noch ein Schattendasein.
ihrer Untersuchung „ Literatur in der Provinz Westfalen" berichtet Renate von
Heydebrand ausfuhrlich daruber.'')
„Im Sauerland, das in dieser Generation ungewohnlich uiele Schriftsteller und Schriftstellerinnen hervorbringt, bildet sich nach einem erfolglosen Versuch
1922 (man schlol? sich damals 1923 der Gelsenkirchener .Vereinigung westfalischer Kiinstler und Kunstfreunde' als Saueriand-Gruppe an) im Jahr 1929. auf
dem .Sauerlander Heimattag' des sehr regen .Sauerlander Heimatbundes', ein .Sauerlander Kunstlerkreis'; ihm gehoren sechs bildende Kunstler. drei Musiker und als Schriftsteller Magdalene Benfer. Josefa
Berens. Maria Kahle. Anna Kayser. Christine Koch,
Heinrich Luhmann, Karl Maertin und Wilhelm Matthiesen an. Ihr aulSerordentlich riihriger .Obmann',
derZahnarzt Dr. Hans Menne aus Balve. wird in ihrem
Interesse nach verschiedenenSeientatig; Eine .Sauerlander Buchgemeinde' wird gegriindet. eine Pressekorrespondenz in Gang gebracht. und Verbindungen
zum Rundfunk werden hergestellt, ein Archiv eingerichtet. das 1933 von Balve an die Landesbibliothek
Dortmund verlegt wird, und halbjahrliche Veranstaltungen organisiert. die dem Austausch der Kunstler
untereinander. vor allem aber ihrem Auftreten in der
Offentlichkeit und der Vermittlung von Auftragen an
sie dienen . . . 1933 bildete einen Einschnitt fur die
Wirksamkeit dieses Kreises. und nach der Bildung der
.Reichsfachschaft' war keine eigene Tatigkeit mehr
moglich."
Der nachste Anlauf zur Grijndung einer eigenstandigen und uberregionalen literarischen Vereinigung im Sauerland erfolgte fast 60 Jahre spater im Jahre 1991
im literarischen Fruhschoppen von Radio
Sauerland.
Fortgesetzt wurden die Radio-Gesprache in vier weiteren literischen
Stammtischrunden, die im Jahre 1992
vierteljahrlich, an vier Sonntagen jeweils
von 11 bis 12 Uhr, unter der Moderation
von Hans ClaRen, Arnsberg, stattfanden.
Das Sauerland ..literarisieren" ist daher die Hauptaufgabe der im November
1993 in Schmallenberg neugegriindeten
„ Christine Koch-Gesellschaft zur Forderung der Literatur im Sauerland".
Alle Beteiligten klagten uber die fehlende literarische Szene im Sauerland und
forderten eine Interessenvertretung, die
sich der Literatur in unserer Region annehme.
Vorgeschichte
Bereits in den 20er Jahren gab es im
Sauerland Versuche, eine uberregionale
literarische Vereinigung zu grunden. In
Griindung der Christine-KochGesellschaft
Am 16. November 1993 trafen sich im
Hotel Stormann in Schmallenberg rund
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
40 literarisch interessierte Personlichkeiten aus alien Bereichen des Sauerlandes unter ihnen zahlreiche Autorinnen und
Autoren der Region - zur Grundung der
„ Christine Koch-Gesellschaft zur Forderung der Literatur im Sauerland".
Durch Publikationen, Lesungen, Ausstellungen und Literaturfahrten sol! die literische Landschaft Sauerland neu entdeckt und starker in das BewuKtsein der
Offentlichkeit geruckt werden. Es geht
vor allem darum, die Bedeutung dieser
charakteristischen und unverwechselbaren Landschaft in der Literatur zu vermitteln und die Schreibenden anzuregen,
nicht nur im Sauerland, sondern auch
uber das Sauerland zu schreiben.
Der Name ..Christine Koch-Gesellschaft" konnte den Eindruck entstehen
lassen, als wenn es dem Verein ausschlie£lich darum ginge, Leben und Werk
dieser Autorin zu bewahren, zu pflegen
und zu verbreiten. Doch geht es nicht allein oder vorrangig nur um Christine
Koch. Der Zusatz „zur Forderung der Literatur im Sauerland" weist deutlich darauf bin, dalJ es um die Gesamtliteratur im
Sauerland geht. Der Name „Christine
Koch" hat stellvertretende Funktion. Er
steht fiir eine Autorin, die im Sauerland
meisterhafte plattdeutsche Lyrik authentisch geschrieben hat. Sie hat, was sie
schrieb, erlebt und empfunden. Ehrlich
und liebevoll verstehend hat sie gelebt,
was sie geschrieben hat. Hinzu kommt,
daR sie im Sauerland bis heute bekannt
geblieben ist.
Die Christine Koch-Gesellschaft sieht
die Pflege des literarischen Erbes als eine
ihrer Aufgaben an. Autoren wie Friedrich
Wilhelm Grimme, Joseph Pape, Theodor
Propper, Hannes Tuch und andere gilt es
zu vermitteln und in bezug zu den Belangen unserer Zeit zu bringen. Um die Moglichkeit zu schaffen, sich mit Autoren und
ihrem Werk auseinanderzusetzen, strebt
die Gesellschaft den Erwerb des langjahrigen Wohnhauses von Christine Koch an,
um hier ein literarisches Archiv und eine
literarische Bibliothek zu errichten. Das
Haus soil zu einer literarischen Gedenkund Begegnungsstatte umgebaut werden.
Doch es geht auch um die Forderung
der Gegenwartsliteratur im Sauerland.
Die hier Schreibenden sind auf die Unterstiitzung der Offentlichkeit angewiesen.
Deshalb will die Christine Koch-Gesell-
SAUERLAND
schaft Heimatvereinen, Buchhandlungen, Stadtbiichereien und anderen kulturtragenden Vereinen und Institutionen Lesungen der Autoren der Region anbieten
sowie Vortrage iiber Leben und Werk.
Jahresprogramm 1994
Hier ist gut sein - Literarischer Friihschoppen
auf der „Hohen Bracht"; Sonntag, 8. Mai 1994,
11.00 Uhr.
In der offentlichen Lesung trug Hanne Schleich (Neheim) ein Kapitel aus ihrem neuen Roman ..Unter dem
Himmel von Brabant" vor. Anschliel?end las und
sprach Prof. G5ssmann (Dusseldorf) zum Thema:
..Schreiben aus den Erfahrungen der Region". AnschlieBend war Mittagessen und Mitgliederversammlung.
Elmar, Herr vom Habichtshofe - Literarischer
SamstagimBauernhaus; Samstag, 10. September
1994, 15.00 Uhr, LangenstralJe bei Ruthen (Wohnhaus Gossmann). Prof. Gossmann, Dr. Walwei-Wiegelmann und Dr. Salmen sprechen und disliutieren mit
den Teilnehmern uber literarisierte Bauerngestalten
bei Immermann, Droste-Hulshoff und Fr. W. Weber.
Offentliche Veranstaltung bei Kaffee und Kuchen,
abends lileiner ImbiK und Getranl<e.
Ich trage Porzellan hinaus - Lyrik im Sauerland
mit dem WDR; Donnerstag, 17. November 1994.
19.00 Uhr, Stadtgalerie Sundern (mit Umtrunk). GroI5er Lyril<abend der Christine Koch-Gesellschaft und
des Kulturrings Sundern mit dem Westdeutschen
Rundfunk. Es lesen Jiirgen Diehl (Neheim), Wilhelm
Gossmann (Dusseldorf), Carola Matthiesen (Meschede), Andreas Parschat (Brilon), Jutta Richter (Ascheberg), Friedel Thiekotter (Munster), Kurt Wasserfall
(Jagdhaus). Christian Bleiming (Munster) spielt dazu
Piano-Blues & Boogie-Woogie. Die offentliche Veranstaltung wird vom WDR aufgezeichnet und Anfang
1995 im Horfunk WDR 5 landesweit gesendet.
Dreikonige im Sauerland - Literarisch-musikalischer Abend; Freitag, 9. Dezember 1994, 19.00
Uhr (mit Weihnachtsgeback), Altes Rathaus, Arnsberg.
Autorinnen und Autoren aus dem Sauerland lesen
Dreik5nigstexte. dazwischen singen und spielen eine
Gesangs- und eine Instrumentalgruppe sowie die
Sternsinger. Der Arnsberger Kiinstler Udo Wollmeiner stellt Dreikonigstafeln aus. Die Veranstaltung findet anlaBlich der Arnsberger Feiern zum 200. Jahr der
Rettung der Gebeine der HI. Drei Konige in Zusammenarbeit mit der Propsteigemeinde Arnsberg statt.
Forderung durch Offentlichkeit und
Kommunen
Auf der Grundungsversammlung wurde der Verfasser zum Ersten Vorsitzenden
gewahlt. Stellvertreter wurde der Kulturdezernent des Hochsauerlandkreises Dieter Wiethoff aus Meschede, Geschaftsfiihrer der Schmallenberger Stadtdirektor
Bernhard Halbe und Schatzmeister der
Leiter der Kreditabteilung der Sparkasse
Schmallenberg, Dietmar Bellinger.
Trotz des enger werdenden Finanzrahmens muii die Kultur in der Region tatkraftig gefordert werden, da sie zu den
Grundbedurfnissen der hier lebenden
Menschen zahlt. Gerade in Krisenzeiten
hat sich immer wieder gezeigt, daB der
Mensch nicht vom Brot allein lebt. Auch
71
und gerade die Literatur braucht immer
Menschen, die sie fordern, und Autoritaten, die ihr zum Durchbruch verhelfen.
Sachverstandige Beratung
Noch steht der Verein am Anfang seiner Aktivitat, in der Phase der Programmkonzeption. Deshalb ist es erfreulich, daB
kompetente Personlichkeiten ihre Bereitschaft erklart haben, im erweiterten Vorstand tatkraftig mitzuwirken, so der langjahrige Vorsitzende der Heinrich-HeineGesellschaft und Professor fur deutsche
Literatur an der Universitat Dusseldorf
Dr. Wilhelm Gossmann aus LangenstraRe
bei Ruthen, der bekannte Religionspadagoge Prof. Dr. Hubertus Halbfas aus
Drolshagen, der stellvertretende Landrat
des Hochsauerlandkreises, Studiendirektor Dieter Wurm aus Meschede, die
Neheimer
Schriftstellerin
Hanne
Schleich, der Altenhundemer Autor, Studiendirektor a.D. Paul Tigges, der Leiter
des Schiefermuseums Holthausen Rotger
Belke-Grobe, Studienrat Josef Schulte
aus Warstein sowie der aus dem Raum
Ruthen stammende Autor, Pfarrer Joseph Machalke.
Um tatkraftig auf eigenen FURen stehen zu konnen, ist vor allem eine groRe
Anzahl an Mitgliedern notwendig. Die
Christine Koch-Gesellschaft ist weder ein
Pen-Club des Sauerlandes fur Autoren
oder solche, die es werden wollen, noch
ist sie ein elitarer Verein fur Germanisten.
Vielmehr ist Literatur fur jedermann angesagt. Deshalb sind alle literaturinteressierten Heimatfreunde eingeladen, der
Christine Koch-Gesellschaft beizutreten.
Auskunft und Anmeldung erfolgt uber die
Geschaftsstelle, Postfach 1140, 57376
Schmallenberg, Tel. 02972/300-13,
Fax 02972/300-89.
Anmerkungen
1) Vgl. Walter Godden und Iris Nolle-Hornkamp:
Dichter-Statten-Literatouren.
(Kulturlandschaft
Westfalen Band 1), Ardey-Verlag, Munster 1992,
167S., 27,-DM.-Vgl. ebensoWestfalischesAutorenverzeichnis, herausgegeben von Gisela
Schwarze, Fachstelle Literatur und Publizistik im
Westfalischen Heimatbund, Munster 1993. - Vgl.
auch die Buchbesprechungen von Dr. Erika Richter in diesem Heft.
2) Vgl. Walter Godden, Neue Impulse fiir die westfalische Literatur. Heimatpflege in Westfalen, Rundschreiben des WHB, 1/1992. - Die Christine
Koch-Gesellschaft hat inzwischen die Mitgliedschaft in der AG westfalischer Literaturgesellschaften beantragt.
3) Satzung der Christine Koch-Gesellschaft, § 2,2.
4) Renate von Heydebrand: Literatur in der Provinz
Westfalen 1815 bis 1945. Verlag Regensberg,
Munster 1983, S. 207 f.
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Eine Angel - kein Fisch!
Sauerlander Bauern helfen ihren estnischen Kollegen beitn Neuanfang
Zwischen Westfalen und dem nordlichen Ostseeraum gibt es seit dem Mittelalter viele Kontakte - wer denkt nicht an
die Hanse oder den Deutschordensmeister Wolter von Plettenberg? Die Linie lieEe sich fortfuhren, wenn sie auch im 20.
Jahrhundert zur Zeit sowjetischer Expansionspolitik recht dunn wurde. Dann zerbrach das Sowjetimperium, und die Nachrichten von der Not und den ernsten Versorgungsengpassen in der ehemaligen
UdSSR enthiillten das wahre Bild vom
vielgepriesenen Sowjetparadies. Unter
diesen Eindrucken wurde im Januar 1991
ein Deutschrussischer Freundeskreis in
Schmallenberg-Westfeld gegrundet. Er
wendete humanitare Hilfe zunachst der
Stadt Wolchow, 120 km ostlich von St.
Petersburg, aber auch den Opfern der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in der
Ukraine zu. Ober die zahlreichen Aktionen zugunsten der Kinder von Tschernobyl haben die hiesigen Medien mittlerweile haufig berichtet.
Die Mitglieder des Freundeskreises unter dem Vorsitz von Peter Michels in
Rehsiepen/Oberkirchen, die einen praktischen Biick und ein spezielles Verstandnis fur Probleme der Landwirtschaft besitzen, sahen aber dann eine Aufgabe, wo
sie ihre ureigensten Fahigkeiten und
Moglichkeiten besonders sinnvoll einsetzen konnten. Vorrangig bedeutsam erschien ihnen die Hilfeleistung fur die estnische Landwirtschaft, die sich gerade in
einem sehr schwierigen UmstrukturierungsprozeB befindet: die Kolchoswirtschaft im sozialistischen Stil wird aufgelost, und die Hofe werden reprivatisiert.
Eine Sauerlander Gruppe unter Stefan
Thiel aus Holthausen hatte sich in einer
griindlichen Erkundungsfahrt davon uberzeugt, wie und wo man diesen ProzeR am
tatkraftigsten unterstutzen konnte. Ein
dringender Mangel herrscht an Maschinen fOr Betriebe mit Grunlandnutzung
und Milchproduktion - ahnlich den Sauerlander Verhaltnissen. Bei den in astronomische Zahlen kletternden Rubelpreisen
konnen sie nicht vom russischen Nachbarn bezogen werden. Aber - so die Oberlegung der Manner - gab es nicht im Sauerland viele inzwischen aufgegebene Hofe, wo solche Maschinen nicht mehr gebraucht werden, oder andere Betriebe,
wo sie inzwischen durch neuere Modelle
ersetzt worden sind?
Die Idee, hier durch eine „MaschinenSammlung" einzuspringen, sachkundig
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von Stefan Thiel und Dr. Erika Richter
Stefan Thiel. tlollltautien (re.) und Peter Michels. Oberkirchen. (li.) steller) einen Transport
zusammen.
und konstruktiv aufgegriffen von den
Landwirtschaftlichen
Kreisverbanden
HSK, Olpe, Markischer Kreis - namentlich muB hier Kreislandwirt Peitz in Ebbinghof hervorgehoben werden - fand ihren Niederschlag in den landwirtschaftlichen Fachblattern mit einem ausfiihrlichen Aufruf: Wer spendet Landmaschinen fur Estland? Der Erfolg war uberwaltigend: Allein im Jahr 1992 konnten weit
iiber 300 Landmaschinen nebst Ersatzteilen und einer kompletten Werkstatteinrichtung nach Turi, einer Gemeinde siidlich von Tallinn, vermittelt werden. Ein
solch niichterner Satz sagt nichts aus uber
die dahinterstehenden Leistungen: das
Zusammenbringen und teilweise Reparieren der einzelnen Maschinen, die Strapazen der Fahrten und all die anderen
Abenteuer wie etwa eine niedrige StraBenuberfuhrung und ein Tieflader mit einem sperrigen Mahdrescher . . . Auch die
bijrokratische Seite, Kontakte mit Botschaften und Ministerien, muRte berucksichtigt werden. Das zu schildern, wurde
viele Seiten fiillen und ware eine eigene
Chronik durchaus wert. Mit groRer Befriedigung konnen die Mitglieder des
Freundeskreises inzwischen konstatieren, daB ihre Grundidee, keine Abhangigkeiten der Beschenkten zu erzeugen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, erreicht worden ist. Mittlerweile haben die
Esten fijr den Einsatz der gelieferten
Landmaschinen einen funktionierenden,
genossenschaftlich organisierten Maschinenring eingerichtet, der vielen Hofen zugute kommt. Auch ein Austausch von
landwirtschaftlichen Praktikanten ist eingeleitet.
Die Esten haben von alien Balten das
Konzept der selbstandigen Weiterentwicklung von auBen kommender materieller Hilfe und theoretisch-praktischer
Unterweisung besonders rege und konstruktiv aufgenommen. So sah auch Bundesprasident von Weizsacker bei einem
Besuch der estnischen Hauptstadt Tallinn
hier das Sprichwort uberzeugend verwirklicht: Gib mir keinen Fisch, gib mir eine
Angel! Bleibt noch zu erwahnen, daft Vorsitzender Peter Michels auch beim letzten
Neujahrsempfang des Bundesprasidenten eingeladen war, der jeweils Biirgern
mit besonders wertvollen Initiativen fur
das gemeinschaftliche Miteinander gilt.
Man kann den Mitgliedern des „Freundeskreises fUr Osteuropahilfe", so nennt er
sich jetzt, nur Anerkennung fiir seinen bewundernswerten, ausschlieBlich ehrenamtlichen Einsatz, aber auch all den zahllosen nichtgenannten uneigennutzigen
Helfern Dank aussprechen.
Der Freundeskreis hat ubrigens inzwischen seine Energie einem neuen Aufgabenfeld in NordostpreuBen zugewendet.
Dafur mochte man ihm gleichen Erfolg
beim Bruckenschlag zwischen Ost und
West wunschen!
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Kulturregion Sauerland - Forschungssymposium
Das Westfalische Freilichtmuseum
Detmold - Landesmuseum fiir Volkskunde - veranstaltet vom 26. 10. bis zum 28.
10. 1994 eln Symposium unter dem Titel
Kulturregion Sauerland - Perspektiven landschaftsbezogener Forschung. Vorgestellt und diskutiert wird
ein Spektrum von 15 aktuellen Forsctiungsarbeiten, die sich zum einen mit
der sudwestfalischen Region konkret,
zum anderen mit der Frage auseinandersetzen, wie tragfahig der analytische Zugang „Regionalforschung" fiir die volkskundliche und museumswissenschaftliche
Kulturgeschichte heute ist. Das Symposium ist interdisziplinar angelegt: volkskundliche, historische, landschaftsokologische und sozialgeografische Ansatze
bilden die Schwerpunkte. Vorgesehen
sind auRerdem zwei Exkurse: In das im
Aufbau befindliche „Sauerlanddorf" des
Freilichtmuseums Detmold und in die Arbeit des Projekt „Sauerland" der Gesellschaft fijr den kulturwissenschaftlichen
Film, Gottingen.
Informationen: Westfalisches Freilichtmuseum Detmold - Landesmuseum
fiir Volkskunde -, Krummes Haus,
32760 Detmold, Tel.: (05231) 7060
(Dr. Christoph Kock).
Vorlaufigcs Tagungsprogramm
Mittwoch, 26. 10. 1994
Bis 11.30 Ubir-Anreise
11.30 Uhr: BegruRung durch Museumsdirektor
Dr. Stefan Baumeier.
12.00 Uiir: Imbil? in der Museumsgaststatte
„Tiergartenl<rug".
1. Kultur und Region
Moderation: Dr. Kurt Droge, Oldenburg
13.00 Ulir: Prof. Dr. Sill<e Gottsch, Freiburg:
Perspektiven kulturhistorisclier Regionalforschung.
14.00 Uhr: Dr. Christoph Kock, Detmold:
Die Entdeckung des Sauerlandes. Zur kulturellen Identitat einer Region.
15.00 Uhr: Kaffeepause
2. Hausbau im Sauerland
Moderation: Dr. Klaus Freckmann, Sobernheim
15.30 Uhr: Dr. Joachim Kleinmanns, Karlsruhe:
Hausbau im Kurkolnischen Sauerland.
16.00 Uhr: Dr. Thomas Spohn, Munster:
Hausbau im Markischen Sauerland.
16.30 Uhr: Diskussion
17.30 Uhr: Dr. Heinrich Stiewe, Detmold:
EDV-Auswertungen sauerlandischer Bau- und
Feuerversicherungsakten fiJr den Zeitraum
1860 bis 1930.
ab 20.00 Uhr: Treffen der Tagungsteilnehmer
im Restaurant „Etna".
Donnerstag, 27. 10. 1994
16.00 Uhr: Kaffeepause
3. Kulturlandschaften - Landliche Freiraume und Dorfentwicklungen im Sauerland
Moderation: Gunter Becker, OIpe
9.00 Uhr: Dipl.-lng. Roswitha Kirsch-Stracke,
Hannover:
Die kulturelle Gestaltung dorflicher Natur.
9.30 Uhr: Prof. Dr. Peter Weber, Munster:
,,Unser Dorf soil schoner werden". Zum Wandel der Kulturlandschaft unter zentralen Lenkungsprinzipien.
10.00 Uhr: Diskussion
11.00 Uhr: Kaffeepause
16.30 Uhr: Geselischaft fur den Kulturwissenschaftlichen Film, Gottingen (Ballhaus/
Tschinkowitz/Ulfikowski): Arbeitsbericht
Filmprojekt Sauerland.
11.30 Uhr: Exkurs: Das „Sauerlanddorf" im
Westfalischen Freilichtmuseum Detmold. Diskussion der Konzeptionierung und der Umsetzung vor Ort. {Baumeier/Sternschulte/Kock).
13.00 Uhr: Gelegenheit zum gemeinsamen
Mittagessen im Chinarestaurant „Goldener
Drache".
14.30 Uhr: Christian MUhldorfer-Vogt M. A.,
Detmold:
Landliche Ortsstrukturen und sozialer Wandel
1830 - 1930.
15.15 Uhr: Dr. Bernward Selter, Mijnster:
Vom Plenter- und Niederwald zum Holzacker.
Forstnebennutzungen im zentralen Saueriand.
Ferdinand Freiherr
von Liininck
3. August 1888 - 14. Nov. 1944
- zum 20. Juli In den „Westfalischen Forschungen"
43/1993 (S. 530 bis 571) zeichnet Dr.
Ekkehard Klausa den Weg des konservativen Widerstandskampfers Ferdinand von
Liininck, Herr auf Ostwig, nach: „Vom
Bundnispartner zum ,Hochverrater"'. In
dem abschilieEenden Versuch einer Bilanz
kommt der Verfasser zu dem Ergebnis,
daii der konservative Katholik sich lange
Zeit im Lichte eines riickwarts gerichteten
Gesellschaftsideals vom Nationalsozialismus verblenden lieB, die Vernichtung von
Demokratie und Liberalitat in Dcutschland begruKte, sich auch mit der Abschaffung der Menschenrechte allzu leicht abf and und sich schlieElich von der Teilkritik
zur entschiedenen Opposition erst durchrang, als Hitler die staatliche Existenz
Deutschlands aufs Spiel setzte. Wie die allermeisten spateren Widerstandskampfer
aus dem burgerlichen und nationalkonservativen Lager durchschaute er Hitler
nicht. Immerhin begann er schon vor Stalingrad seinen Widerstandswillen in die
Tat umzusetzen, also nicht erst, als die militarische Katastrophe abzusehen war.
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19.00 Uhr: AbendimbiB auf Einladung des
Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in der
Museumsgaststatte „Wilder Mann".
Freitag, 28. 10. 1994
4. Aspekte regionaler Volkskultur
Moderation: Prof. Dr. Ruth E. Mohrmann,
MiJnster
9.00 Uhr: Susanne Falk M.A., Lennestadt:
Der Heimatschutzgedanke im Saueriandischen
Gebirgsverein.
9.45 Uhr: Dr. Christine Aka, MQnster:
Religion als ,Heimat' - Frommigkeit im
,Zuhaus'.
10.30 Uhr: Kaffeepause mit kleinem ImbiI5
11.00 Uhr: Dr. Hans-Dirk Joosten, Detmold:
Die Stollentruhe im Schweinestall. Moblierung
im Saueriand der 1920er Jahre.
11.45 Uhr: Dr. Rainer S. Elkar, Siegen:
Historisches Handwerk im Siegerland und
Saueriand.
12.30 Uhr: AbschluMskussion
Carl Goerdeler gewann ihn im Dezember
1943 dazu, fur die Zeit nach dem Sturz
Hitlers fur eine politische Tatigkeit zur
Verfugung zu stehen. Nach dem 20. Juli
1944 wurde er von der Gestapo auf dem
Bahnhof in Bestwig verhaftet, nach Dortmund und dann nach Berlin gebracht und
am 13. November vor den Volksgerichtshof gestellt. Er beschonigte nichts und
stritt nichts ab, sondern bekannte sich
mutig dazu, die „Not des Vaterlandes"
konne Hochverrat rechtfertigen (womit
er, wie der Verfasser ausfuhrt, die militarische Not, nicht die moralische meinte).
Am 14. November wurde er in BerlinPlotzensee durch den Strang hingerichtet.
Ekkehard Klausa resumiert, daE Liininck zu jenen Widerstandskampfern gehorte, deren lange - allzu lange - gelahmtes Gewissen aufstand, „als es die nationalkonservativen Sozialinteressen und
das Ideal des deutschen Machtstaates
nicht mehr gegen sich, sondern hinter
sich hatte". Diese bittere geschichtliche
Wahrheit verdecke das Vorbild der Widerstandskampfer nicht, weil - heute fiir
uns - Demokratie und gesellschaftliche
Humanitat kein unverlierbarer Besitz
seien, sondern taglich neu bewahrt werden muRten.
PI.
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Das Honnetal - Bahnwanderziel im Grunen
Die landschaftlich reizvolle Honnetalbahn (Unna) - Menden - Neuenrade
(Kursbuchstrecke 437) ist stark gefahrdet, die Stillegung droht seit Jahren. Die
Eisenbahnfreunde Honnetal e.V., Forderverein der Bahnstrecke, setzen sich
dafiir ein, daR die umweltfreundliche
Honnetalbahn eine Zukunft besitzt und
fiir die Reisenden attraktiver wird. Sie soil
nicht das gleiche Schicksal wie die im Mai
1989 stillgelegte Nachbarbahn Menden Hemer - Iserlohn erhalten. Bei den DB
und den verschiedenen Gebietskorper-
schaften, aber auch bei den Parteien sind
die engagierten Bahnfreunde mittlerweile
als fachlich kompetente Gesprachspartner anerkannt.
Die Nebenbahnstrecke durch das Honnetal krankt an den zu niedrigen Benutzerzahlen. Die Eisenbahnfreunde wollen
ihren Anteil daran leisten, die ZiJge zu fullen, in dem sie fiir das Honnetal als
..Bahnwanderziel im Grunen" werben.
Schon seit Jahrhunderten fasziniert
das wildromantische Landschaftsbild des
Honnetals Besucher aus Nah und Fern.
Plattdutsk - blous en Plegefall?
,Meyne laiwen Siuerlanner!
Jungens, Midkens, Frau'n un Manner,
bo ey gatt un bo ey statt,
ku'iert wier 'n wdnneg Platt!'
Sou harre de .Landrot' ut Esseln schriewen.
Sou konn me ouk de Inladunge iiewwerschriewen, dai de Suerlanner Heimatbund an 120 plattdutske Kreise, plattdutske Theotergruppen un Platt-Schriwer
schicket harre. Me konn getroust sien, dat
de Viarstand vam SHB platt is, dat sou
viell Liie siek umme et Platt suarret, saggte de Dr. Mullmann am Aanfang dueser
Tagunge, as hai dai uewer 80 .Plattdiitsken' begrussere, dai am 28. Mai 1994 no
Esseln kummen woren.
Met 'm Dr. Kessemeier ut Munster harre me dian rechten Keerel raket, iimme
uewwer dai Situatioun vame PlattdiJtsken
wat te horen. Hai makere klor, dat dai
Mundart ase ,Kulturgut' en hougen geistigen Besitz is, dian me wahren mochte. Ne
Tagunge ase diiese, sou saggte hai, wor
alt lange Tit fallig wiast. In anderen Giegenden wo Niederdutsk kiiert werd, un
dat gang vam Rothaargebirge bit an de
Nord- und Ostsee, wor me do widder. Nit
van enzelnen Liien droffte dai Mundart
dracht weren, et mochte Saake van d'r
Gesamthait sin. Bie dian Veroffentlichungen is dat kurkolsche Siuerland sou guet
ase nit uttemaken. Met duser Tagunge,
sou meinere de Dr. Kessemeier, wor me
von Karl Falk
owwer op em guerren Wiage, dat te anderen. Dat Plattdutsk mochte allgemein, ase
Ummegangssproke, owwer ouk literarisch-kulturell brucht weren, iimme dian
sproklieken Wert notewisen. .Heimattumelei' un ,museale Relikte' woren nit de
rechte Saake, unse Plattdutsk bi en Liien
aantebrangen. Dat me ouk fiar unse Tit
schriwen konn, wiseren dai Plattschriwers Ludwigsen, Kuhweide, Luhmann,
Propper un ouk andere op.
Fiar uns, ase Siuerlanner Heimatbund
wor et wichtig, nit blous .folkloristische
Brauchtumspflege' te bedriewn. Vi mochten plattdutske Baikers koupen un liasen,
in Kiarke un Vereinen metarwen, iimme
sou dat ,Kulturgut' van unse Mundart te
wahren.
Liasewettbewiarw un
Theoterspiellers
Dai Heimatpfleger vam HSK, Heer
Pardun, was ouk t'r Stie, iimme uewer'n
plattdutsken Liasewettbewiarw te berichten. Et Metmaken dah noloten, was sine
Meinunge. Et laggte viell an en Schaulen,
of de Schaulkienger aanhallen werd odder
nit. Vielle Lehrs woren Biiterlinge, odder
barren kain Platt lahrt un doriimme kaine
Instellunge taum Plattdtitsken. Ne gurre
Hulepe fiar de Schaulen wor et, wann dai
plattdutsken Kreise do helpen daen. Et
fehlere owwer ouk an plattdutsken Texten, denn bi dian Bewiarwen konn me luter dai selwen Stucke horen.
von Burkhard Wendel
EISENBAHNFREUNDE HONNETAL e.V.
Fur Annette von Droste-Hiilshoff. unsere
groBe westfalische Dichterin, war das Tal
im Bereich des Klusensteins das romantischste Tal ganz Westfalens. Die schroffen
Kalkfelsen mit ihren zahllosen Hohlen
(z. B. Balver Hohle, Reckenhohle) waren
immer wieder Schauplatz fur Volkssagen
Bi d'r Utsprooke douewer wor saggt.
me soil in en Schaulen en Werrestrit maken, dat dobi alle metmaken konnt. Op
Schaulfesten odder anderen Fiern sollen
dai Kienger plattdutske Stiicker opsien
odder spiellen, dat makere dian Tauhohrern un dian Blagen Plesseier un dah diam
Plattdutsken widder helpen.
Dann stallten iark dai Theoterspiellers
un ouk dai plattdutsken Kreise viar. Bi
dian Theotern wor et en grout Stucke Arwet, dat op en Biiehn te krien un me
mochte et Eiste harre an en Luen friggen,
dat se ouk kamen. Owwer dann barren de
Spiellers un de Lue wahne Spass bi sou
ennem Erliawnis. Me soil dat luter wier
daun, was de Meinunge.
Ungerscheidliek geng et bi dian plattdutsken Kreisen tau. Dai ennen drapen
siek tau fasten Tien, umme Platt metenein te kiiern. Andere maket grottere
Owende, tau dian vielle Lue bienain kummet. Plattdutske Missen un Aandachten
werd maket un me triett op bi Vereins- un
anderen Festen. Ne guerre Saake woren
owwer ouk dai Laier vam BamelskenQuartett un dai Viardrage van dian
Schaulkiengern ut Esseln, dai in d'r Wiake
drai Stunnen Plattdutsk lehrt.
Dai Versammlunge wor d'r Meinunge,
dat der SHB met dueser Inladunge en
guerren Doin harre un dat me souwat 6fter maken mochte. Dai Arwetskreise wellt
iark nu ouk mool besaiken, umme siek
blatter kennen te lehren. Nou in diiesem
Johr, sou tusker Hiarwest un Winter,
mochte me wier tehoupe kummen, umme
dai ,Plege-Versiekerunge' fiar unse siuerlanner Mundart in Schwung te brangen.
Guatt helpe!
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Die besten deutschen Feuerwehr-Musiker
kommen aUS Olpe
von Berthold Stamm,
Presseburo Siidsauerland
und fur geschichtliche Ereignisse, deren
einer stummer Zeuge noch heute die Burg
Klusenstein ist. Spater entdeckte man das
Tal der Honne als Heimat fur zahllose seltene Tier- und Planzenarten und stellte es
unter Naturschutz.
Seit 1912 fiihrt die Eisenbahnlinie
durch das landscfiaftlich einmalige Gebiet. Die Bahnstrecke mit ihren zwei Tunnels und den Viadukten hat sich nafitlos in
das Honnetal eingefiigt, ist ein Teil davon
geworden. Die Honne, die bei Neuenrade
entspringt und in Frondenberg in die Ruhr
mundet, hat dem Tal ihren Namen verliehen. Inmitten des schonsten Teils des Tales, dem Bereich Klusenstein, beginnt der
„H6nnetalpfad", der Wanderer zu den
reizvollsten Stellen des Tals fiihrt. In Klusenstein halten die Zuge fur Gruppen ab
sechs Personen nach Voranmeldung.
Um die Planung eines Ausflugs ins
Honnetal entsprechend zu erleichtern,
haben die Bahnfreunde eine Info-Mappe
mit dem Titel ,,Das Honnetal - Bahnwanderziel im Grunen" herausgegeben. Die
Mappe enthalt drei detaillierte Tourenvorschlage mit genauen Wegbeschreibungen zu den Themengebieten des Honnetals unter friihgeschichtlichem Aspekt,
unter naturkundlichem Aspekt und unter
heimatkundlichem Aspekt. Zusatzlich
kann ein Dia-Vortrag entliehen oder erworben werden, der die Vorbereitung einer Honnetalwanderung in der Gruppe
ermoglicht.
Die ausfuhrliche Info-Mappe kostet
3,50 DM + 1,50 DM Versandkostenanteil (in Briefmarken oder Verrechnungsscheck). Der Dia-Vortrag mit 20 FarbDias iiber das Honnetal ist leihweise (10
Tage) fur 5,00 DM + 1,50 DM Versandkostenanteil oder kauflich fur 24,50 DM
+ 1,50 DM (gegen Verrechnungsscheck)
erhaklich. Bestellanschrift: Eisenbahnfreunde Honnetal e.V., Postfach 12 60,
58695 Menden (Sauerland), Tel.
02375-5788. Nach Voranmeldung besteht samstags auch die Moglichkeit einer
Fuhrung durch das Honnetal. Dazu sollte
man sich bis spatestens vier Wochen vorher bei den Eisenbahnfreunden anmelden. Aber auch ohne Fuhrung ist es fur
den Bahnwanderer leicht, eine groRe Zahl
von seltenen Pflanzenarten (z. B. die bekannte Hirschzunge) zu Gesicht zu bekommen, da die Info-Mappe die einzelnen Standorte sehr genau beschreibt.
Erfolg auf der ganzen Linie fijr den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Olpe:
Bei den 7. Bundeswertungsspielen des
Deutschen Feuerwehrverbandes am
Samstag, 7. Mai, in Rietberg bei Gutersloh gefielen die vorgetragenen Musikstukke der kritischen Jury so gut, daK es fur die
Kreisstadter beim Buhnenspiel keinen
Punktabzug gab. Lediglich bei der StraKenwertung wurden Zehntelpunkte gestrichen, weil einigen Richtern der
Marschschwenk zu „eckig" ausfiel ~ den
Gesamtsieg konnte das aber nicht mehr
gefahrden. Am Ende gab es mit 36 moglichen Punkten die hochste Wertung von
alien 44 teilnehmenden Musikzugen und
zur Belohnung neben einer Urkunde und
Medaille auch noch einen Pokal, gestiftet
von der Parlamentarischen Staatssekretarin im Bundesministerium fiir Frauen
und Jugend, Cornelia Yzer (Iserlohn).
Mit diesem Erfolg batten die 55 Musiker unter der Stabfuhrung von Hauptmusikzugfiihrer Gerhard Reuber vor der
Fahrt nach Rietberg nicht gerechnet.
Nach dem Buhnenspiel hatte sich jedoch
sehr schnell abgezeichnet, da£ der Olper
Feuerwehr-Musikzug zur Spitzenklasse
der musiktreibenden Ziige in Deutschland
gehort. Die Jury zollte den Olpern hochstes Lob: „Wir haben nicht einen Fehler
gehort!" Noch nicht einmal eine angesprungene Alarmanlage konnte die Olper
aus dem Takt bringen, um so bemerkenswerter, als die vorgetragenen Musikstiikke „Slawische Rhapsodie Nr. 1" von Friedemann und „Variations on a Korean
Folk Song" von Chance zu den hochsten
Schwierigkeitsstufen gehoren.
Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Olpe.
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Staatssekretdrin Cornelia Yzer uberreicht
den Siegerpokal an Musikzugfuhrer Gerhard
Reuber.
Als nach dem Festumzug durch Rietberg alle teilnehmenden Musikgruppen
im Stadion aufmarschierten, wuBte niemand der Teilnehmer das Endergebnis.
Um so groBer war der Jubel, als bekannt
wurde, daR der Olper Musikzug der beste
in der Bundesrepublik ist. Zu den ersten
Gratulanten im Stadion zahlte neben
Stadtdirektor Karl-Josef Leyendecker
auch Biirgermeisterin Wilma Ohly, die
neben vielen anderen Schlachtenbummlern aus dem Sauerland ihrem Musikzug
kraftig die Daumen gedruckt hatten. Am
spaten Abend wurde dem erfolgreichen
Musikzug im Feuerwehrhaus ein begeisterter Empfang bereitet. Karl-Josef
Leyendecker druckte dann noch einmal
aus, was die Olper schon lange sagen:
„Wir sind stolz auf unsere Musiker!"
Fotos: Berthold Stamm
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Carl Siebert im Schieferbergbaumuseum Holthausen
AmSonntag, 15. Mai, wurde die retrospektive Ausstellung des geburtigen
Schmallenberger Kunstlers Carl Siebert,
der seit 1963 in Paris lebt, im Westfali-
schen Schieferbergbaumuseum Schmallenberg-Holthausen eroffnet. Sie dauerte
Zielfigur, L'homme cible. Acry/ique auf Holz, 46 x 37 cm, 1983
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BUCHER . SCHRIFTTUM
bis zum 9. Juni und zeigte eine Auswahl
der Werke aus den Jahren 1963 bis 1993.
Aus fruheren Jahren stammen zahlreiche
Arbeiten Sieberts fiir die Stadt Schmallenberg.
Vom Sauerland
ins Hessenland
Der Autor gibt seinem Buch den Untertitel: Chronik der Eisenbahnstrecke
zwischen Bestwig und Frankenberg - und
in der Tat ist es eine Chronik von beachtlichem Aussagewert. Der Text fundiert auf
archivarischen Quellen und zuverlassigen
Oberlieferungen. Mit viel Sorgfalt und
Liebe zum Detail hat er neues und altes
Bildmaterial zusammengetragen, das den
Wert des Buches vervollstandigt. Eine logische Gliederung fiihrt den Leser iiber
den Beginn der Eisenbahnprojekte zur
Strecke Bestwig - Frankenberg, wobei
auch die Nebenbahnen wie Kleinbahn
Steinhelle - Medebach, Grubenbahn
Bestwig - Ramsbeck usw. erfaKt werden.
Das Hauptthema, namlich die Strecke
Bestwig - Frankenberg, kann als geschichtliches wie als technisches Kompendium angesprochen werden, das mit
einigen Kuriositaten wie „Eisenbahn und
Schnee" angereichert ist. Die lebendige
Schreib- und Erzahlweise lal^t es dem Leser schwerfalien, das Buch aus der Hand
zu legen. Neliba bewahrt mit seiner Chronik- so wie er es sich selbst in seinem Vorwort wunscht - ein Kapitel Eisenbahngeschichte vor dem Vergessen. In der Gesamtwertung ist es ein Buch, das in die
Hand eines jeden Heimatfreundes gehort.
Werner Becker
Die Vernissage gait dem am 15. Januar
1922 geborenen „Heimatsohn", der ausgezogen war aus der Enge und Oberschaubarkeit seiner sauerlandischen Heimat in die damals f uhrende Metropole bildender Kunst in Paris, um einen neuen
Weg zu suchen. Cad Siebert fand ihn an
der Seine und schon bald wurde ihm der
Name „Sauerlandischer Malerpoet" gegeben.
Der Malerpoet von der Seine kehrte
nun mit einer groEen Ausstellung in seine
Heimat zuruck. Die einfiihrenden Worte
zur Ausstellung sprach Dr. Peter Sinkwitz, Direktor der Landjugendakademie
Fredeburg uber einen Kiinstler, der sich in
einem standigen Aufbruch zu neuen
Ufern und Horizonten befinde. Carl Siebert habe auf bewundernswerte Weise in
seiner Energie nie nachgelassen. In seiner
rastlosen Suche liege eine groRe Bestandigkeit und man mijsse den Geist bewundern, aus dem die Bilder Sieberts geschaffen sind. Sie wirkten zutiefst anregend.
Dr. Sinkwitz ging besonders auf die Bilder
„Output", „Zielfigur", „Scheitern gebiert
Hoffnung" und „Gilgamesch" ein.
Das Tor des Verstandnisses offnete
sich von selbst, als Carl Siebert in seinem
anschlie/^enden Vortrag die Wesenszuge
seiner Kunst darstellte. Fur ihn als kreativer Mensch ist es in erster Linie ein gefuhlsmaBiger und kein rationaler Vorgang, die Welt darzustellen. Sein Versuch
geht dahin, den sogenannten Fortschritt
als etwas Inneres, als wachsenden Reichturn an Kreativitat auszupragen und in
kiinstlerische Form zu gieRen. Die Gegensatze in den Werken des Kunstlers Siebert
streben zur Einheit; gleichwohl ruft er mit
seinen Bildern zur Kritik auf.
Dieter H. Neliba: Vom Sauerland ins Hessenland.
Selbstverlag Neliba, Postfach 12 10, 59969 Hallenberg. 454 Seiten, 48,- DM.
10. Briloner Chronik
Wie ein Film soil das Jahr 1993 beim
Blick in die Jubilaumsausgabe der Briloner Chronik noch einmal am Leser vorbeiziehen. Traditionell hat Winfried Dikkel mit seinen Mitarbeitern wieder alle Informationen des vergangenen Jahres zu
Brilon und seinen Ortsteilen und Dorfern
gesammelt und punktlich zum Ende des
Jahres 1993 auf 192 Seiten vorgelegt.
Wort und Bild erinnern dabei an Interessantes aus der Stadt- und Dorfgeschichte,
an Veranstaltungen von regionaler und
uberregionaler Bedeutung, Vereins- und
Firmenjubilaen, Nachrichten aus Politik,
Wirtschaft und Sport und vielem anderen
mehr. Die 10 Bande der Chronik-Reihe
fiillen inzwischen 1900 Seiten mit guten
und auch weniger guten Erinnerungen.
Bei der Prasentation des Bandes vor der
Parallel zur Ausstellung hat der Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e. V. mit Unterstutzung
der Nordrhein-Westf alen Stif tung und des
Kunstlers einen 82 Seiten starken Bildband herausgegeben, in dem die Arbeiten
von Carl Siebert mit zahlreichen farbigen
und schwarz-weiKen Bildern dokumentiert und beschrieben werden (GrobbelVerlag Fredeburg, 39,- DM).
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Offentlichkeit im Dezember 1993 bezeichnete SHB-Vorsitzender Dr. Mullmann die Chronik als einzigartig im weiten Umkreis. Winfried Dickel und den vielen Helfern, die Material gesammelt haben, wurde Dank und Anerkennung ausgesprochen. Die neue Chronik ist in der
Briloner Volksbank und deren Nebenstellen erhaltlich.
WHB
Winterberger „Fitterkiste"
Das „Winterbergisch halsgericht", der
erste HexenprozeB in Westfalen, von
dem ein Protokoll vorhanden ist, verurteilte im Jahr 1523 Winterberger Frauen
zum Feuertod. Das Protokoll, das AufschluR gibt uber die Gerichtspraxis und
das Verfahren gegen Hexen im 16. Jahrhundert, steht im Mittelpunkt der 5. Ausgabe der „Fitterkiste", die der Heimatund Geschichtsverein Winterberg herausgibt. In Vor- und Nachbetrachtung ordnet
Paul Aust, der Redaktion und Gestaltung
des Bandes ubernommen hatte, den Winterberger ProzeB in den allgemeinen geschichtlichen Zusammenhang ein und beschreibt, wie Religion, Volksglaube,
Aberglaube, Sagen und Mythen zu den
grausamen Hexen- und Ketzerverfolgungen fuhrten. Das Protokoll des „Winterbergisch halsgericht" ist im Wortlaut abgedruckt und wurde von Jochen Schmidt
in verstandliches Deutsch iibertragen und
mit einem Kommentar versehen. Zusammen mit Abbildungen von Zeichnern und
Illustratoren, die in Holzschnitten und mit
Hilfe des aufkommenden Buchdrucks das
Hexenwesen bildnerisch festhielten,
schildert der Text des Protokolls von den
Inhalten der Anklage, den Gestandnissen
der Angeklagten, die sich angeblich ohne
Gewaltanwendung zu ihren „Zaubereien"
bekannten und dem Urteil, das die Angeklagten dem Feuertod auslieferte. Ober
die Bedeutung fiir Winterberg hinaus
steht dieses Protokoll stellvertretend fur
viele solcher Prozesse vom 16. bis 18.
Jahrhundert, bei denen viele unschuldige
Menschen verhort, gefoltert und verurteilt wurden.
Andere Beitrage des 154seitigen Heftes widmen sich den verschiedenen
Mundarten der Winterberger Dorfer und
Erzahlungen aus anderen geschichtlichen
Epochen. Wie jede „Fitterkiste" enthalt
auch die funfte wieder „Winterberger
Portrats", einen Pressespiegel, der Ruck-
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
78
kompakt uberlieferten Stadtarchiv Kallenhardt) in anschaulicher und gut lesbarer Form von der Vorgeschichte bis zur
jijngeren Gegenwart die Ursprunge, Entstehung und Entwicklung einer kleinen,
aus dem 13. Jahrhundert stammenden
sauerlandischen Bergstadt im kolnischen
Herzogtum Westfalen, in der 1808 mit
den letzten freien Magistratswahlen die
alte Stadtherrlichkeit ihr ungewolltes Ende fand und die dann als Landgemeinde
Kallenhardt
mit dem BewuBtsein stadtischer VerganDie Stadt Ruthen besitzt noch einen genheit weiterbestand. Alle wesentlichen
Restbestand eines Baches zur Geschichte Elemente einer Stadt- und Gemeindegevon Kallenhardt. Dieses Werk soil zu er- schichte, dazudie wichtigen Elemente der
maBigtem Preis abgegeben werden.
Volkskunde und der Traditionspflege
Das 1976 in zweiter und erweiterter wurden vom Verfasser berucksichtigt.
Auflage erschienene Buch des Oberstu- Biographische und statistische Aspekte
diendirektors i.R. Theodor Ernst „Ge- sowie die Bezuge zu vielen Stadten und
schichte der vormaligen Stadt und spate- Gemeinden der Umgebung machen das
ren Landgemeinde Kallenhardt (Kreis Buch auch zu einem wichtigen Fundus fur
Soest)" fuBt in ausgedehnterer und er- den sauerlandisch-regionalgeschichtlich
ganzter Form auf einer Veroffentlichung Interessierten. Ein heimatgeschichtliches
des Verfassers von 1937. Der in Kallen- Lesebuch auf wissenschaftlicher Basis,
hardt geborene Verfasser schildert auf versehen mit Quellen- und Literaturhin184 Seiten aufgrund wissenschaftlicher weisen, vermittelt so dem Heimatfreund
Forschungen (insbesondere in dem relativ wie dem Orts- und Landeshistoriker wis-
schau auf das vergangene Jahr halt und
eine Wetterubersicht, die statistische Daten zu Sonnen- und Regentagen von Oktober 1992 bis September 1993 enthalt.
„De Fitterkiste", Band 5, bekommt man
fiir 15,- DM im ortlichen Buchhandel,
ebenso Band 3 und 4. Die Bande 1 und 2
sind inzwischen vergriffen.
Moderne Zeiten
im Sauerland
Das noch recht junge Stadtmuseum in
Lennestadt hat jetzt eine 2., uberarbeitete
Fassung seines Kurzfuhrers herausgebracht. Erst seit 10 Jahren sammelt der
Heimat- und Verkehrsverein Grevenbruck Objekte, die jetzt den Grundbestand des Museums darstellen und dem
Besucher die Geschichte der Region naherbringen. Der Kurzfuhrer greift in kleinen Kapiteln die zwolf Themenbereiche
auf, die in den einzelnen Raumen des Museums im „Alten Amtshaus" prasentiert
werden. Oberthema ist das „moderne Leben" im Sauerland von 1850 bis 1955. In
den Raumen wird der Besucher uber den
Bau der Ruhr-Sieg-Eisenbahn, den Bergbau, die technische Entwicklung, Vereine, Kriegsereignisse und politische Veranderungen in dieser Zeit informiert. Wer
seinen Besuch vor- oder nachbereiten
will, kann dies anhand des Kurzfuhrers
tun, in dem zu jedem Thema die notwendigsten Informationen zusammengefaKt
senswerte Ergebnisse langjahriger fundierter Quellenforschung im reizvollen
Gewande eines dauerhaft motivierenden
Lesestoffes und Erzahlstiles. Dazu tragt
nicht zuletzt auch die ausgewahlte anschauliche Bebilderung der Textabschnitte bei. Das Buch ist zum herabgesetzten Preis von 10,- DM (plus evtl. Versandkosten) zu beziehen beim Stadtarchiv
Ruthen, (Hochstr. 14, 59602 Ruthen,
Tel. 02952/818164)
Friedhelm Sommer
Mendener Kopfc
Die „Museumsmacher" in Lennestadt,
Susanne Falk, Carmen Rameil und Jiirgen Kalitzki, sind weiterhin auf der Suche
nach geeigneten Objekten, die zur Illustrierung der Geschichte der Region dienen konnten. Wer glaubt, er konne zur
Ausstellung noch etwas beisteuern, kann
sich an Herrn Kalitzki, Telefon: (027 21)
1404, wenden.
DaB man eine Stadtgeschichte auch in
Form von Kurzbiographien bedeutender
Burger der Stadt schreiben kann, beweist
der erste Band der Reihe ..Menden in Geschichte und Gegenwart", in dem Anton
Schulte 75 „Mendener Kopfe" in alphabetischer Reihenfolge vorstellt. Die Initialzundung zur Idee des Buches hatte der
Autor bei der Lektiire des Werkes „Westfalische Kopfe" von Prof. Dr. Wilhelm
Schulte. Die Tatsache, daB hier nur drei
Mendener verzeichnet wurden, die in die
Geschichte Westfalens eingegangen sind,
brachte Anton Schulte darauf, nach weiteren eindrucksvollen Personlichkeiten zu
forschen, die in der Stadtgeschichte Mendens ihren Platz haben. Auch dabei muBte
selbstverstandlich eine gewisse Auswahl
getroffen werden. So stellt der Band 65
Manner und 10 Frauen des 20. Jahrhunderts in Bild und Text vor, die in Verbindung zu Menden standen und in irgendeiner Beziehung lokalgeschichtlich bedeutsam waren. In einem kurzen Text werden
jeweils biographische Daten und Werdegang skizziert. Das Spektrum der Personen ist bunt. Es handelt sich um Geistliche, Industrielle. Soldaten. Politiker. Lehrer oder auch Kiinstler, wobei der Autor
das jeweils „historisch Besondere" jeder
einzelnen Personlichkeit hervorzuheben
versucht. Die Kurzbiographien reprasentieren einen Teil der Stadtgeschichte
Mendens fur das 20. Jahrhundert. Der
Band tragt daruber hinaus dazu bei, daB
bedeutende Personlichkeiten der Stadt
Menden, die den Zeitgenossen bisher
noch in Erinnerung sind, auch weiterhin
nicht in Vergessenheit geraten.
Der Kurzfuhrer ist fur 3,- DM plus Versandkosten beim Stadtmuseum Lennestadt, KolnerStr. 57, 57368 LennestadtGrevenbriick, zu beziehen.
WHB
Der Band, der von Stadtarchiv und
Stadtischem Kulturamt gefordert wurde,
ist uber den Buchhandel zu beziehen
(ISBN: 3-930237-00-8).
WHB
sind. Ausstellung und Begleitheft vermitteln nach eingehendem Studium auf leicht
verstandliche Weise 100 Jahre sauerlandische Geschichte von der Industrialisierung bis zur Nachkriegszeit.
xatSMUSEUM
DER STADT LENNESTADT
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SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
79
LESERBRIEFE
Nicht immer uberzeugt im tibrigen die
Selektion, die von den Autoren an Dietmar Rosts Zusammenstellung vorgenommen wird. Schade, daK z. B. Pater Kilian
Kirchhoff aus Ronkhausen fehlt, ein weltweit bekannter und sehr fruchtbarer
Obersetzer ostkirchlicher Hymnologie
von dichterischer Qualitat.
Korrigiert werden muB der Hinweis zu
Meschede „Seit 1945 lebte im Sauerland
Joseph Wittig . . . Theologieprofessor
und in seinen literarischen Schriften ein
hauptsachlich religioser Volkserzahler"
(S. 88). Hier haben die Autoren eine ungenaue Aussage im Vorwort von Rosts
Buch weiter (falsch) prazisiert. Joseph
Wittig, wegen seiner Exkommunikation
als „Luther redivivus"1926 weit uber seine schlesische Heimat bekannt geworden, wurde 1946, inzwischen wieder in
die Kirche aufgenommen, aus der Grafschaft Glatz vertrieben und fand mit seiner Familie in der Luneburger Heide Zuflucht. Hier starb er wahrend des geplanten Umzugs nach Meschede im August
1949. Lebend hat er die Stadt an der Ruhr
nicht erreicht, er bekam hier nur ein
Grab. Erwahnenswert ware allenfalls, da£
seine inzwischen 95jahrige Witwe Bianca
von Meschede aus Unschatzbares zur Bewahrung von Wittigs Werk, das als Beispiel „narrativerTheologie" heute wieder
besonders interessiert, beigetragen hat.
Wollte man aber Autoren aufnehmen, die
nur ihre letzte Ruhestatte in Westfalen gefunden haben, hatte der namhafte Reiseschriftsteller und Romancier Werner Helwig (1905 - 1985) Anrecht auf Erwahnung (s.S. 43 u. 67): der uralte, lindentiberwolbte Wormbacher Friedhof mit
seinem Grab ist fijr jeden sensiblen Naturund Literaturfreund ein unvergleichlich
stimmungsvoller Ort.
Im ubrigen ware es aber kleinlich, Irrtumer bei Zahlen und Daten aufzulisten, die
sich aus dem Kontext ihres Kommentars
selbst berichtigen. Viel wichtiger ist das
Positive: Endlich einmal ein Buch, das
nicht die „Deftigkeit" Westfalens dokumentiert: das Kulinarische oder Leistungen im Brenn- und Braugewerbe, sondern daft neben der BrauerstraBe nun die
Kenntnis einer „DichterstraBe" es ermoglicht, auch zu anderen Formen des Geistigen zu gelangen.
Dr. Erika Richter
Westfalischer
Litera-Tourismus
Eine Litera-Tour auf westfalischen
DichterstraRen und -pfaden: Die mittlerweile ausgewiesenen Reiseleiter durch
westfalische Literatur^Gefilde haben ein
schmales Buch in handlichem Format erstellt, das alphabetisch geordnet von
Ahaus bis Witten reicht. Fur etwa 200 Orte weisen sie auf literarisch Interessantes
bin und veranschaulichen es in trotz der
Kleinheit gut gelungener und vielfaltiger
Bebilderung: Dichtergeburtshauser, -arbeitszimmer, -denkmaler und -grabstatten. Auch die erwahnten „Dichterinnen und Dichter" - ein insgesamt etwas
undifferenziert-inflatorisch
gebrauchter Begriff - blicken uns in zahlreichen kleinen Portrats entgegen (Lebende
Schriftsteller/Dichter sind allerdings bewuRt nicht aufgenommen). Sehr nutzlich
sind auch Kurzkommentare iiber die
Werke und Hinweise auf Sekundarliteratur, dazu die Verweise auf literarische Gesellschaften und Freundeskreise, Museen
und Archive, die sich dem Gedenken der
am Ort wirkenden Schriftsteller widmen.
Auch das steigert den „Nutzwert" des
Bandes fur den Interessierten. Ihm wird
hier schon eine kleine westfalische Literaturgeschichte an die Hand gegeben, Vorstufe des inzwischen erscheinenden westfalischen Autorenlexikons (Vgl. SAUERLAND 1/1994).
Selbstverstandlich stellt in diesem
„Dichter-Kursbuch" Munster den Knotenpunkt dar - mehr als 20 Seiten allein
fur die literarischen Reprasentanten der
Metropole. Aber auch das Sauerland ist
erfreulich zahlreich vertreten. Hier konnten die Autoren auf die Vorarbeit von
Dietmar Rost in seinem Buch „Sauerlander Schriftsteller" von 1990 zuruckgreifen, das sie stets zitieren, wenn sie auch
einige seiner Bewertungen vorsichtig in
Frage stellen (Kahle, Berens-Totenohl
z. B.). Recht ausfuhriich wird das „legendare" Schmallenberger Dichtertreffen
von 1956 geschildert mit seinem einmaligen „regelrechten Eklat" zwischen den
heimatverbundenen Schriftstellern der alteren Generation und den der literarischen Moderne verpflichteten jungen
Schriftstellern. Der Streit ging u.a. um
das spezif ische „ Westfalische" inderLiteratur - dessen zureichende Definition
wohl bis heute nicht gelungen ist. . .
(S. 133).
Walter Godden und Iris Nolle-Hornkamp: Dichter,
Statten, Literatouren. (Kulturlandschaft Westfalen,
Band 1). Munster: Ardey-Verlag 1992. 169 S., 22,DM.
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Zu ,,100 Jahre
Franziskus-Schule Olpe"
In Nr. 4/Dezember 1993 von SAUERLAND ist auf Seite 146 f. eine Besprechung unserer Festschrift ,,1893 1993, 100 Jahre St.-Franziskus-Gymnasium" von Dr. Matthias Pape erschienen,
die ein paar Anmerkungen notwendig
macht.
Zunachst erstaunen Parallelen zwischen dieser Besprechung und einem ArFortsetzung Seite 80
An Mohne, Rohr und Ruhr
Die Heimatblatter des Heimatbundes
Neheim-Husten, Heft 4, 1993, enthalten
mehrere Beitrage zu historischen Themen und Personlichkeiten Neheim-Hiistens, unter denen M. Gosmanns Bericht
uber einen doppelten Kindesmord im
Jahre 1860 auffallt, weil dazu eine Zeichnung des Tatortes, der Oberausseler
Ruhrbriicke, aus den Gerichtsakten abgedruckt ist. Kriminalistik im 19. Jahrhundert!
Bibliographic der Heimatblatter aus dem Kreis Olpe
Nachdem der Verfasser bereits 1991
eine Bibliographie der Heimatstimmen
aus dem Kreis Olpe vorgelegt hatte, veroff entlicht Heinz Quellmalz (unter Mitwirkung von Giinther Becker) nunmehr in
der Schriftenreihe des Kreises Olpe Nr.
23 eine Bibliographie der Heimatblatter
aus dem Kreis Olpe, Jahrgang 1 bis 18
(1922 bis 1941). Die 150 Seiten starke
Broschur ist 1993 erschienen. Mit bewundernswertem FleiB hat Heinz Quellmalz die Zeitschriften ausgewertet und
den Stoff systematisiert nach Ortsnamen
innerhalb und auRerhalb des Kreises und
nach Sachbegriffen (Landeskunde; Bevolkerung, Siedlung, Volkskunde; Geschichte; Wirtschaft und Verkehr; Recht
und Verwaltung; Soziale Verhaltnisse,
Gesundheitswesen, Sport; Geistiges und
kulturelles Leben; Kirchenwesen; Familien- und Personengeschichten; Anekdoten, Erzahlungen, Gedichte, Plattdeutsches; Buchbesprechungen; Verfasserregister; Abbildungen). Zweifellos erleichtert die moderne Computertechnik eine
solche Arbeit erheblich gegenuber f riiher,
aber es muB sich erst einmal ein so gewissenhaft arbeitender Heimatkundler finden, der sich einer solchen miihsamen Arbeit unterzieht.
PI.
Sauerländer Heimatbund
SAUERLAND
80
PERSONALIEN
tikel von Dr. Hans-Bodo Thieme, den die
Rundschau am 7. und am 11. Dezember
1993 veroffentlichte. In beiden wird die
Frage nach dem fruheren Pensionatsgeld
gestellt, in beiden vermiBt der Verfasser
die Erwahnung einer Schiilerzeitung
„Chamaleon", die in den siebziger Jahren
an der Schule erschienen zu sein scheint
und deren Herausgabe eingestellt wurde,
weil die Finanzierung nicht gesichert war.
Beide Rezensionen bedauern auch, daB
die Festschrift keine geschlossene Schulgeschichte und keinen wissenschaftlichen
Beitrag zur Olper Stadtgeschichte darstellt. Dabei heiBt es schon in meinem
Vorwort zur Festschrift „Zum Geleit"
nach einer Beschreibung dessen, was die
Schrift beabsichtigt und enthalt: „Allerdings entsteht durch diese Arbeiten keine
luckenlose und problemorientierte Schulgeschichte, die noch zu erarbeiten ware".
Die Zeit von der Planung eines groRen
Festes bis zu dessen Feiern reicht nicht
und ist auch ungeeignet fiir grundliche
wissenschaftliche Erforschungen, die einen Einsatz erfordern, der nicht zwangslaufig zu einem festen Zeitpunkt abgeschlossen sein muR. Vor allem aber ist die
erwahnte Veroffentlichung eine Festschrift. Als solche enthalt sie bedeutende
grundsatzliche Aufsatze und gibt der offiziellen wie der personlichen Erinnerung
in Wort und Bild breiten Raum. Viele
Menschen haben sich darauf besonnen,
was das St.-Franziskus-Gymnasium in der
Vergangenheit war und was dort aufzuwachsen bedeutete. Ein buntes Bild ist
entstanden. Wissenschaftliche Erforschung konnte und sollte dabei nicht betrieben werden.
Eine weitere Frage, die der Rezensent
fiir nicht beantwortet halt, scheint mir
hingegcn hinlanglich beachtet und in ihrei 1 Kui ibuquenzen dargelegt zu sein. Das
ist die nach der Fortentwicklung der
Schule aus der Tradition in die Gegenwart. Wenn Herr Dr. Pape aufmerksam
den Aufsatz der fruheren stellvertretenden Schulleiterin Studiendirektorin Angela Beller „Das St.-Franziskus-Gymnasium in den Reformen nach 1968" gelesen
hat und wenn er auch meiner nuchternen
Beschreibung „Das St.-Franziskus-Gymnasium 1993" etwas Aufmerksamkeit gewidmet hat, dann findet er dargestellt, wie
die alte St.-Franziskus-Schuie durch die
Reformen der letzten Jahrzehnte umgestaltet wurde zum heutigen koedukativen
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
Gymnasium, eine Neugestaltung, die
manches beendete, vieles veranderte und
das Gymnasium zu einer zeitgemal^en
Schule werden lieB, nicht frei von Bedenklichkeiten, aber die Fundamente bewahrend, auf denen die Bildungseinrichtungen der St.-Franziskus-Schule gegrundet wurden und gewirkt haben.
Eine Festschrift ist kein Geschichtsbuch. Sie soil Erinnerungen wecken,
Freude aufkommen lassen und DenkanstoBe geben. ,,1983 - 1993, 100 Jahre
St.-Franziskus-Gymnasium" ist bei ehemaligen Schulerinnen und Schiilern, bei
unserer heutigen Schijler- und Elternschaft und in einer groBeren Offentlichkeit gut aufgenommen worden. Es ist ein
Buch zur Erinnerung.
Franz J. Kramer
Direktor des St.-Franziskus-Gymnasiums
in Olpe
Sauerlander HeiligenVerzeichnis
Ich habe in der Ausgabe Nr. 4 vom Dezember 1993 das „Sauerlander HeiligenVerzeichnis" gelesen. Darunter fand ich
auch Koch, Franz, Pfarrer, geb. 1867 in
Bracht (Schmallenberg). Dieses stimmt
aber nicht, denn der Pfarrer Franz Koch
wurde 1867 in Fehrenbracht (Finnentrop)
geboren, noch besser gesagt in Fretterspring, einem Einhof oberhalb von Fehrenbracht, in dessen Nahe der FretterBach entspringt.
In der Zeit, als Pfarrer Koch geboren
wurde, nannte man den Ort und den
Bahnhof Bracht, welches alte Bilder von
dem Bahnhof bezeugen.
In dem Heimatbuch „Serkenrode und
das Kirchspiel Schlipriithen im Kurkolnischen Sauerland" finden Sie einen langen
Artikel uber diesen vorbildlichen Pfarrer,
uber seine Herkunft, sein Wirken als Priester in Giershagen, seine soziale Einstellung, welche ihm den Namen „der soziale
Franz" einbrachte.
Ich selbst wunschte mir, daR es auch in
heutiger Zeit noch mehr Priester und
Menschen von der Art eines Pfarrers
Koch gabe.
Mit freundlichen GruBen
Maria Kaiser
Finnentrop-Schlipriithen
Verdienstkreuz I. Klasse fiir
Dr. Giinter Cronau
Staatssekretar Dr. Hans-Hermann
Bentrup vom Umweltministerium des
Landes uberreichte dem ehemaligen
Arnsberger Stadtdirektor das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. In der Begrundung
wird das unverminderte Engagement des
Geehrten fiir das off entliche Wohl hervorgehoben. Uber zehn Jahre hat Dr. Cronau als Hauptvorsitzender den Sauerlandischen Gebirgsverein geleitet. Durch die
Umwandlung des Wandervereins in einen
modernen Freizeitverband mit vielen Aufgaben wie Wandern, Umwelt- und Landschaftsschutz, Brauchtumspflege, Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit hat er die Geschicke des SGV zukunftsorientiert gestaltet. Dank seiner
Bemuhungen konnten 1990 der 90.
Deutsche Wandertag in Arnsberg und die
100-Jahr-Feier des SGV 1991 in Hagen
durchgefuhrt werden. 1992 ubernahm
Dr. Cronau den Vorsitz des Vereins der
Freunde und Forderer des SGV Naturschutzzentrums Sauerland in Arnsberg.
Neben weitcren Ehrenamtern ist Dr. Cronau auch als Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Arnsberg tatig.
Herbert Neseker
Der ehemalige Landesdirektor und
langjahrige Vorsitzende des Westfalischen Heimatbundes, Herbert Neseker,
vollendete am 12. Marz 1994 sein 65. Lebensjahr. Der geburtige Munsteraner studierte in Munster, Hamburg und Koln
Rechtswissenschaften und begann nach
dem zweiten Staatsexamen 1958 beim
Landschaftsverband. 1966 wahlte ihn die
Landschaftsversammlung zum Landesrat
und Leiter der Sozialhilfe-Abteilung.
1971 folgte er dem Ruf nach Dusseldorf,
wo er bis 1974 Ministerialdirigent fiir Arbeit, Gesundheit und Soziales im NRWMinisterium war. Als Landesdirektor, zu
dem er 1978 gewahlt wurde, leitete er
eine Institution mit 17 000 Mitarbeitern,
bis er vor drei Jahren in den wohlverdienten Ruhestand ging. Seine Tatigkeit als
Chef des Landschaftsverbandes und im
Westfalischen Heimatbund, dem er von
1981 bis 1993 vorstand, war stets durch
eine enge Verwurzelung mit seiner Heimat gepragt. Im Blickfeld seines Schaffens lagen immer die Belange Westfalens.
Der Westfalische Heimatbund verdankt
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Sauerländer Heimatbund
seinem langjahrigen Vorsitzenden viele
wichtige und fortwirkende Impulse in der
Heimatpflege. Auf seine Initiative richtete der Heimatbund mehrere Europasymposien aus, die sich mit der Rolle der
Kultur- und Heimatpflege im ProzeR des
europaischen Zusammenwachsens auseinandersetzten. Unter seinem Vorsitz
wurden zahlreiche neue Seminare und
Fortbildungen zu aktuellen Themen angeregt und durchgefuhrt. Dazu gehort vor
allem die Jugendarbeit, der sich der Heimatbund seit einigen Jahren verstarkt
widmet. Initiativen zur Integration von
Aussiedlern, Kontakte zu den neuen Bundeslandern, Forderung der niederdeutschen Sprache durch den Plattdeutschen
Lesewettbewerb sind nur einige Aktivitaten des Heimatbundes, die von Neseker
initiiert bzw. gefordert wurden. Kurz vor
seinem Ausscheiden als Vorsitzender des
Heimatbundes hat er mit der Grundung
eines Kuratoriums eine wichtige Institution geschaffen, in der sich bedeutende
Personlichkeiten Westfalens fiir die Forderung der Heimatpflege und Bewahrung
von Natur und Kultur engagieren.
Im Januar dieses Jahres wiirdigten der
Landschaftsverband und das Institut fur
Politikwissenschaft der Universitat Munster das Schaff en Nesekers mit einer Festschrift mit dem Titel „Politik und Selbstverwaltung in Westfalen-Lippe". Auf 400
Seiten haben Ministerprasident Rau (Vorwort) und zwolf weitere Autoren die Region Westfalen aus unterschiedlichen
Blickwinkeln beleuchtet.
Als Prasident der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, sowie als Ehrenvorsitzender
des Westfalischen Heimatbundes und
Mitglied des Kuratoriums wird Herbert
Neseker auch in Zukunft die Belange
Westfalens engagiert vertreten.
WHB
Am 27. Mai verabschiedete die Handwerkskammer Arnsberg, zustandig fiir
den Hochsauerlandkreis, den Kreis Olpe
und den Kreis Siegen-Wittgenstein, ihren
HauptgeschaftsfLihrer Assessor Gerhard
Lohage nach 34jahriger Tatigkeit aus
dem aktiven Dienst, davon mehr als 10
Jahre als Hauptgeschaftsfijhrer. Der President der Handwerkskammer, Lothar
Bub, uberreichte ihm den goldenen Ehrenring der Handwerkskammer Arnsberg, eine seltene Auszeichnung; auch erhielt er das goldene Ehrenzeichen des
SAUERLAND
Deutschen Handwerks. Gleichzeitig wurde der von der Kammer neugewahlte
Hauptgeschaftsfuhrer Diplom-Volkswirt
Karl-Ullrich Scheele in sein Amt einge
fiihrt, das er am 1. Juni antrat.
Nachdem Elsbeth Rickers, Wenden,
im vergangenen Jahr mit dem Brotteller
die hochste Caritasauszeichnung erhalten
hatte, verlieh ihr Papst Johannes Paul II.
jetzt den Silvester-Orden fur ihre Verdienste um den Aufbau einer lebendigen
Caritasarbeit in den Gemeinden. Elsbeth
Rickers ist die erste Frau im Erzbistum Paderborn, die den 1841 von Papst Gregor
XVI. gestifteten Silvesterorden bekam.
Elsbeth Rickers war von 1973 bis 1993
stellvertretende Vorsitzende des Caritasverbandes fiir das Erzbistum Paderborn,
von 1973 bis 1984 Vorsitzende der Caritaskonferenzen in der Erzdiozese. Politisch wirkte sie zwanzig Jahre lang als
CDU-Abgeordnete im Olper Kreistag und
mehr als funfzehn Jahre im Landtag
Nordrhein-Westfalen. Sie ist Mitbegriinderin des Hospizes zur hi. Elisabeth in Altenhundem und Kuratoriumsvorsitzende
der „Mutter-Kind-Hilfe" im Kreis Olpe.
Am 25. Mai vollendete der friihere
Vorsitzende des Sauerlander Heimatbundes, Stadtdirektor a.D. Dr. Franz Rips
inMendenseinSO. Lebensjahr. In seinem
Gluckwunschschreiben erinnerte 1. Vorsitzender Dr. Mullmann daran, daR Dr.
Rips, damals Amtsdirektor in Balve, am
8. Dezember 1952 auf Burg Bilstein als
Nachfolger von Oberkreisdirektor Bonninghaus, Arnsberg, an die Spitze des
Heimatbundes gewahlt worden war. In
der „Chronik des Sauerlander Heimatbundes" schreibt Theodor Tochtrop dazu: „Stadtdirektor Dr. Rips, der den Bund
15 Jahre lang (bis zum 3. Juni 1966, Red.)
mit grol^tem Elan und viel personlichem
Einsatz geleitet hatte und jahrelang sichtbare Erfolge verzeichnen konnte, der die
Verantwortung fiir vier groEe und gelungene Sauerlander Heimattage getragen
hat, bei welchen jedes Mal, wie er zu sagen pflegte, „eine ganze Stadt zum Klingen gebracht" worden war, konnte beruhigt sein Amt einem Nachfolger iibergeben". - Dem fruheren Vorsitzenden gelten die Gluckwiinsche des ganzen Sauerlander Heimatbundes!
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund
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WP-Foto; Ted Jones
Zur Vollendung des 60. Lebensjahres
gratulierte Dr. Adalbert Mullmann unserem Heimatfreund Friedhelm Ackermann, dem er fur seine vielfaltigen Anregungen, konstruktiven Beitrage und meisterlichen fotografischen Aufnahmen
dankte. Zu Recht sei Friedhelm Ackermann kurzlich in einer ortlichen Zeitung
„Das Auge des Sauerlandes" genannt
worden. Damit sei ein Teilaspekt seiner
Arbeit richtig getroffen worden, der andere bestehe darin, daB es ihm immer wieder gelinge, neue Ideen in die Vorstandsarbeit einzubringen und so daran mitzuwirken, daK der Sauerlander Heimatbund
sich nicht mit einer reinen Traditions- und
Brauchtumspflege begnuge. So ube er einen wohltuenden „Zwang zur Modernitat" aus. - Der Redaktionsstab dieser Zeitschrift, dem Friedhelm Ackermann angehort, schlieBt sich diesem Dank und der
Gratulation herzlich an.
Sein 60. Lebensjahr vollendete Schulamtsdirektor a.D. Johannes Bodger in
Erlinghausen, Stadt Marsberg. Das Mitglied des erweiterten Vorstandes des
SHB, das sich vor vielen Jahren um das
„Bundesgolddorf" Altastenberg verdient
gemacht hatte, wirkt jetzt als „Stadtchronist" in Marsberg.
Sauerländer Heimatbund
82
Als das Heft 1 dieses Jahrgangs bereits
im Druck war, vollendete am 27. Februar
Sonderschulrektor a.D. Ferdinand
Tonne in Olsberg sein 90. Lebensjahr.
Dr. Adalbert Miillmann uberbrachte die
GriiEe des Sauerlander Heimatbundes
und freute sich uber eine ausfuhrliche
Laudatio von Vorstandsmitglied Heinz
Lettermann in der Westfalenpost. Dabei
erinnerte er den Jubiiar an das mit ihm
und Theodor Tochtrop gemeinsam im
Jahre 1969 herausgebrachte Buch ,,750
Jahre Kreis Briion" und an die gemeinsame Arbeit fur die Josefsgeseiischaft in
Bigge. - SchlieRlich spracfi man beim Geburtstagsbesuch von der langjahrigen Tatigkeit Ferdinand Tonnes fur den Sauerlander Heimatbund in den 20er Jahren,
in der schweren Zeit nach der Inflation,
als der junge Lehrer einer der engsten
Mitarbeiter von Franz Hoffmeister war,
woruber er kurzlich in SAUERLAND Nr.
1/Marz 1993 berichtete.
Nahezu funfzig Biicher nennen Ferdinand Tonne als Autor oder Mitherausgeber, unter anderem von sauerlandischen
Schulbuchern und Schriften, einer Grim-
Neue Mitglieder
bzw. Abonnenten
Joachim Aue, Olsberg
Heinz-Dieter Brocker, Koln
Raimund Schulte, Evingsen
Herbert Hickmann, Holtfiausen
Heimatverein e. v., Lennestadt
Grundschule Berge-Grevenstein, Berge
Peter Tack, Lippstadt
Markus Oest, Beckum
Klaus Blaskewitz, Koln-Biggendorf
Franz-Josef Peters, Gronebach
Stadt Riithen
Klaus Wenniges, Balve
Dieter Staffel, Balve
Katharina Petrasch, Meschede
Wilfried Weiler, Sundern
Wilhelm Meier, Echthausen
Hedi Kleinscfimidt, Neheim
Ulrich Stratmann, Olsberg
Margarete Ackerschott, Drolshagen
Anneliese Schulte, Meschede
Franz Happe, Meiste
Franz Henke, Ruthen
Eugen Willeke, Schmallenberg
SAUERLAND
me- und Christine-Koch-Auswahl, und er
verfaRte selbst zahlreiche Gedichte und
Erzahlungen.
Kurz nach Erscheinen des letzten Heftes dieser Zeitschrift, in dem er einen Beitrag uber eine „Sauerland-Reisekarte"
von 1580 veroffentlicht hatte, beging Dr.
Wilhelm Mauren in Herdringen seinen
90. Geburtstag, am 17. Marz. Der aus
Hachen stammende friihere Rechtsanwalt veroffentlichte in den letzten Jahren
mehrere historische Romane, die auf Begebenheiten im Sauerland und im Raum
Werl/Soest beruhen. Im Jahre 1923,
noch vor seinem Abitur, trat er dem Sauerlander Heimatbund bei, in dessen Zeitschrift seine ersten Beitrage erschienen.
Der langjahrige Chefredakteur der
Westfalenpost, Robert Schmelzer,
vollendete am 7. Marz sein 80. Lebensjahr. Der stellvertretende Vorsitzende,
Karl-Josef Luster-Haggeney, Burgermeister von Kirchhundem, wo der Jubiiar seinen Altersruhesitz hat, gratulierte namens des Sauerlander Heimatbundes.
Apotheker Rudolf Franzen aus Eslohe, Vorsitzender des Tragervereins des
Maschinen- und Heimatmuseums Eslohe,
wurde fiir den Sudwestfalischen Raum in
den Vorstand der vor kurzem gegrundeten Westfalisch-Lippischen-Muhlenvereinigung e.V. gewahlt. Es ist die Zielsetzung dieser Vereinigung, die Erhaltung
insbesondere der Wasser- und Windmuhlen zu fordern sowie uber Publikationen
vorhandenes Wissen allgemein zuganglich zu machen.
leiden erlegen. Sie wurde 56 Jahre alt.
„Wir wollen nicht die GroRten werden,
aber immer die Schonsten bleiben", war
stets ihre Philosophie. Zu ihrem Schonheitsrezept zahlten eine grundsolide Kapitalausstattung ebenso wie hochste Anspruche an Technik und Qualitat. Rosemarie Veltins war eine erfrischend unkomplizierte und bodenstandige, ihrer
Heimat eng verbundene Unternehmerin.
Sie trat fur flache Hierarchien, einen kollegialen Fuhrungsstil und einen herzlichen
Ton im Unternehmen ein. Als einzige Unternehmerin hat sie sich fruhzeitig dem
Initiativkreis Ruhrgebiet angeschlossen.
In ihrer knappen Freizeit widmete sie sich
ihrer groBen Familie, der Jagerei oder
dem Naturschutz. Frau Veltins. die ursprunglich Kinderarztin werden wollte,
war erst 24 Jahre alt, als sie nach dem
Tod des Vaters die 1824 gegrundete
Brauerei iibernahm. Aus einer kleinen
Landbrauerei formte sie die viertgroBte
deutsche Biermarke mit einem AusstoB
von mehr als 2 Millionen Hektolitern und
einem Umsatz von mehr als 330 Millionen DM. DaR ihr Unternehmen in Familienbesitz bleiben sollte, hat sie immer betont. Ihre Nachfolge hat die Mutter von
drei Kindern zu Jahresanfang geregelt:
Sie berief ihre 33 Jahre alte Tochter Barbara in das Fuhrungsteam.
B. K.
Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung
(Wirtschaftsteil), 3. Mai 1994.
Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes
(frutier Trutznachtigall, Heimwacht und Sauerlandruf)
SAUERLAND,
27. Jahrgang • Heft 2 • Juni 1994
ISSN0177-8nO
Herausgeber und Verlag: Sauerlander Heimatbund e.V..
Postfach 146,5. 59870 Meschede
Vorsitzender: Dr. Adalbert Miillmann, Jupiterweg 7. 59929
Briion, Tel. (02961) 1340. Stellv. Vorsitzender: Karl-Josef
Luster-Haggeney, Schwartmecke, 57399 Kirchhundem-Oberhundem, Tel, (02723) 72538.
Geschaftsstelle: Hochsauerlandkreis. Kulturamt, Detief
SchlUter. Postfach 1465, 59870 Meschede. Tel. (0291) 941462. Telefax: (0291) 94/1140.
Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern
(BLZ 46650005) 4000600,
Rosemarie Veltins t
In der iiberwiegend mannlichen Domane der Bierbrauer war sie eine herausragende Personlichkeit. Das von ihr gepragte Unternehmen gehorte zu den erfolgreichsten der Branche. Am 30. April
ist Rosemarie Veltins, Alleininhaberin
und Firmenchefin der traditionsreichen
Sauerlander Brauerei C. & A. Veltins in
Grevenstein bei Meschede, einem Krebs-
Jahresbeitrag zum Sauerlander Heimatbund einschlielllich des
Bezuges dieser Zeitschrift 12,- DM. Einzelpreis: 4,- DM.
Erscheinungsweise uierteljahrlich.
Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg
10. 57462 Olpe. Tel, (02761) 8 1258(d). 63301(p). Hans Wevering (techn. Redaktion, SchloBstrafJe 54, 59821 Arnsberg
Tel, (02931) 3262,
Friedhelm Ackermann, Arnsberg, Gunther Becker, Lennestadt,
Fritz Droste, Olsberg-Elpe, Heinz Lettermann, Olsberg-Bigge,
Heinz-Josef Padberg, Meschede, Dr, Erika Richter. Meschede.
Dielmar Rost, Sundern,
Anzeigenverwaltung: Strobel-Verlag A, Strobel KG, Zur
Feldmuhle 9, 59821 Arnsberg, Tel, (02931) 890021. Telex
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Layout: Werner Ahrens, Grafik-Designer grad, BDG. Balve.
Gesamtherstellung: Strobel-Druck. Zur Feldmuhle 11.
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und zu den Menschen, die hier wohnen. Auf diese Einschatzung sind wir
stolz.
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Menschen bei uns ist unser traditionelles Aniiegen - eine Verpflichtung,
die wir seit jeher ernst nehmen. Deslialb pflegen wir den engen personllciien Kontakt mit unseren privaten
und gewerbiiclien Kunden. Dieses
vertrauensvolle Miteinander fordert
das Verstandnis fur Ihre Wunsclie
und Probleme. Wir wissen, wo Sie der
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