KREIS ^^OLPE - Sauerländer Heimatbund
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KREIS ^^OLPE - Sauerländer Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND © Copyright Sauerlander Heimatbund Gefordert durch Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen KREIS ^^OLPE SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND ISSN0177~8110 Nr. 2 / Juni 1994 L2767F Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes SAUERLAND SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Badmobel vom Besten burg HERZLICH WILLKOMMEN IN UNSERER AUSSTELLUNG ! Informieren Sie sich unverbindlich uber die Moglichkeiten der modernen, funktionsorientierten Badgestaltung mit Mobein aus dem House Burg. Die Lieferung erfolgt ousschlieBlich uber den sanitdren Fochhandel ! Unsere Ausstellung ist geoffnet von Mo - Fr 9-12 und 14-16 Uhr. Fur eine personliche Beratung bitten wir urn telefonische Terminabsprache. Burg-Badmobel GmbH Postfach 21 82 57382 Schmallenberg 2 Telefon: (02974) 772-0 Telefax: (02974) 772-272 SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 43 SAUERLAND Nr. 2 / Juni 1994 Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes Aus dem Inhalt Seite Schmallenberg im Jubilaumsjahr 44 Heimatvereine in Schmallenberg 47 Das Westfalische Schieferbergbaumuseum Holthausen 49 Das Hoiz- und Touristik-Zentrum Schmallenberg 51 ^eit Jahren mit dem Fang des Augenblicks beschaftigt, Stadtepartnerschaft Schmallenberg - Burgess-Hill 53 ist mir nur einer entgangen: jener Nachtzustand, Wimereux, Schmallenbergs franzosische Partnerstadt 55 als der Wind in unserem Brunnen rauschte Schmallenberg - Leinefelde 56 und jene Melodie begann, die mich seither Leinefelde - Schmallenberg 58 Fur erwachsene Kinder . . . 60 Irritationen einer Altstadt 62 Meiner lehmdenkigen Art gelang es nie, Die Pflege des historischen Stadtkerns Schmallenberg 65 auch nur in geahnten Andeutungen dahinterzukommen. Maria Kahles Wirken in der volkischen Bewegung. Teil 11 68 Das Sauerland als Literatur-Region 70 Was kann ich tun, um zu erfahren, was ich will? Eine Angel - kein Fisch! 72 Beispiele stehen vor einem Kulturregion Sauerland Forschungssymposium 73 groE wie Gewolke im Raum. Wohl lassen sie Das Honnetal - Bahnwanderziel im Grunen 74 mich wissen: die dummsten Verstecke sind oft die Plattdutsk ~ blous en Plegefall? 74 besten. Und so stelle ich mich dumm, Die besten deutschen FeuerwehrMusiker kommen aus Olpe 75 um meiner habhaft zu werden. Aber es will Carl Siebert im Schieferbergbaumuseum Holthausen 76 nicht gelingen. Und so in den Mantel des Bucher • Schrifttum 77 Leserbriefe 79 Personalien 80 als etwas Unbegriffenes verfolgte. Das liegt mir fern wie meine unschuldigen Jugendjahre. fragenden Zweifels gehiillt, gehe ich am Rand der Tage entlang, leicht frostelnd, der Welt gedenkend wie einer versandeten Muschel. Kriegerisch die Maul-Lasche des Helms niederlassend bis auf die Unterlippe, um meine letzte Weisheit gebuhrend verteidigen zu konnen: Zu unserem Titelbild: Das Titelbild wurde von Friedhelm Ackermann auf dem Wanderweg von Grafschaft nach Schmallenberg fotografiert und zeigt die Stadt von Osten. Das kleine Wenige sei noch das Meiste, so wie jemand, der schon gar nicht mehr anders kann Mitarbeiter dieses Heftes: als Tugend (iben, und dies allein als sternhelles Ereignis meiner Geschichte. Werner Helwig SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Stadtdirektor Bernhard Halbe, Joachim Klauke, Paul-Dieter Kloidt, Bijrgermeister Rotger BelkeGrobe, Oberforstrat Hans von der Goltz, Hartmut Paulus, Gerhard Schmidt, Oberstudiendirektor Norbert Otto, al!e Schmallenberg; Direktor Alfons Kruse, Leinefelde; Dr. Hartwig Lauter, Josef Wiegel, Heinrich Thumann, alle Schmallenberg; Hans-Gunther Bracht, Brilon; Dietmar Rost, Sundern-Westenfeld; Stefan Thiel, Meschede; Dr. Erika Richter, Meschede; Dr. Christoph Kock, Detmold; Burkhard Wendel, Balve; Karl Falk, Attendorn; Berthold Stamm, Olpe; Werner Becker, Hallenberg; Friedhelm Sommer, Brilon. Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 44 Schmallenberg im Jubilaumsjahr Im Schmallenberger Sauerland ist gut sein. Das bestatigen uns jahrlich bald 300000 Obernachtungsgaste und viele Tagestouristen. Schmallenberg hat viele dorfliche Traditionen, auf die wir stolz sind. 84 Ortschaften und Wohnplatze erstrecken sich uber die Gesamtflache von rd. 303 qkm, die Schmallenberg zur groRten kreisangehorigen Gemeinde Nordrhein-Westfalens macht. Von den uber 26 000 Einwohnern leben etwa 6 000 in Schmallenberg und gut 4000 in Fredeburg. Die ubrigen verteilen sich auf die zehn anderen Gemeinden, die im Zuge der kommunalen Neugliederung am 1. 1. 1975 die Stadt Schmallenberg bildeten. Auf diese Zeit gehen auch die Grundsatze der Stadtstruktur zuruck, die noch heute Gultigkeit haben. Der Ortsteil Schmallenberg ist das gewerbliche und handelsmaEige Zentrum. Fredeburg als zweiter Siedlungsschwerpunkt ist Zentrum des Gesundheitswesens und des Fremdenverkehrs. Dariiber werden die ubrigen Orte keinesfalls vernachlassigt, sondern entwickeln sich aus den bestehenden Gegebenheiten heraus organisch weiter. Politisches Prinzip war dabei immer die Unterstutzung des Engagements der Dorfgemeinschaft mit zahlreichen Investitionszuschussen, sei es zur Dorferneuerung, zu Bau und Unterhaltung der Schutzen- oder Vereinshalle oder von Freizeitanlagen. Burger und Stadt nehmen sich gegenseitig in die Pflicht und tragen gemeinsam Verantwortung fur das Ganze. Die Ergebnisse sind Uberall vorzeigbar! GroBes Festprogramm Die Erhebung Schmallenbergs zur Stadt durch den Kolner Erzbischof Konrad von Hochstaden ist urkundlich fur das Jahr 1244 belegt. 1994 feiert Schmallenberg die 750jahrige Wiederkehr der Stadtgrundung unter dem Motto „Tradition hat Zukunft". Das Jubilaum wird als Fest der Gesamtstadt gefeiert. Auch das ist ein Indiz fiir das Zusammenwachsen der ehemals selbstandigen Gemeinden. sen, der Kur und Freizeit GmbH und bei der Stadtverwaltung erhaltlich. Fiinf offizielle Veranstaltungen ragen aus dem Programm nicht nur optisch hervor. Mit einem Festakt am 3. Marz wurde das Jubilaumsjahr feierlich eingelautet. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl hielt an diesem Tag in der Stadthalle Schmallenberg die Festrede vor uber 1500 Biirgerinnen und Burgern. - Am 6. August schreiten die Schnadeganger wie in friiheren Zeiten die Grenzen des Stadtgebietes ab. Der Schnadezug fuhrt im Jubilaumsjahr zum Hardier. - Ein historisches Programm erwartet Bewohner und Gaste im September. Am 3. und 4. des Monats prasentiert sich auf dem Schiitzenplatz, in der WeststraBe, den NebenstraRen und auf dem Kirchplatz ein Historischer Markt. - In der Woche darauf, am 11. September, lebt die Schmallenberger Geschichte wieder auf. FuBgruppen in zeitgemaRen Kostumen und Wagen mit Nachbildungen stadtischer und anderer Gebaude spannen einen Bogen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. In Schmallenberg erinnert man sich noch gerne an den Festzug vor 25 Jahren. - Mit einem Burgerball am 15. Oktober endet das offizielle Festprogramm. Ein groBes Feuerwerk setzt dann den leuchtenden Abschlul? des Jubilaumsjahres 1994. Lebensqualitat „auf dem Lande" Die Stadt Schmallenberg ist Ferienregion und Wintersportgebiet mit Sitz exklusiver Fremdenverkehrsbetriebe. Ober eine Million jahrliche Obernachtungen sprechen eine deutliche Sprache. Schmallenberg hat damit neben den Badern in Nordrhein-Westfalen eine Spitzenposition erreicht. Gesunde Luft, end- Fur das Jubilaumsjahr wurde von den Verantwortlichen der Stadt und den vielen Helfern und Vereinen im Stadtgebiet ein reichhaltiges Programm zusammengestellt. In einem 40seitigen, kleinen Veranstaltungskalender sind die wichtigsten Termine und Veranstaltungen im Jubilaumsjahr 1994 wohlgeordnet aufgefuhrt. Dieser ist bei alien Banken und Sparkas- SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund von Stadtdirektor Bernhard Halbe lose Walder, hochqualifizierte Gastronomic und die gute Ausstattung des Schmallenberger Sauerlandes als Wintersportgebiet haben in den letzten Jahren dazu gefiihrt, daK der Fremdenverkehr mehr und mehr zu einem wirtschaftlichen Standbein der Region wurde. Zur vielbeschworenen Lebensqualitat auf dem Land gehort auch ein wohnortnaher Arbeitsplatz. War das „Landder 1000 Berge" hier von altersher vor allem Sitz von Textilindustrie, Landwirtschaftsbetrieben, Schieferbergbau und Forstwirtschaft, so entwickelte sich die neue Stadt Schmallenberg mit den Jahren mehr und mehr zu einer Region, die auch fiir neue Industriezweige Platz hatte. Der FleiB der Menschen schlagt sich in der geringen Arbeitslosenquote von derzeit 6,2 % nieder. Die medizinische Versorgung im Gebiet der Stadt Schmallenberg ist sehr gut, denn neben zahlreichen Allgemein- und Facharzten gibt es das Krankenhaus St. Georg im Stadtteil Fredeburg und das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft. Daruber hinaus werden im Stadtteil Fredeburg zwei Fachkliniken fiir Alkoholund Medikamentenabhangige und eine Rehabilitationsklinik mit insgesamt 480 Betten betrieben. Beide Kliniken tragen so zur Wirtschaftlichkeit des Kurbetriebes im Stadtgebiet Fredeburg bei. Im Ortsteil Grafschaft befindet sich zudem das bekannte Fraunhofer-Institut fur Umweltchemie und Okotoxikologie. Fiir Lebensqualitat im Schmallenberger Sauerland steht auch ein groBes MaB biirgerschaftlichen Gemeinsinns: unter anderem 40 Sport- und 20 Schiitzenvereine sowie 18 Freiwillige Feuerwehren. Es war und ist das Ziel der Stadt Schmallenberg, diesen Gemeinsinn zu starken und zu fordern. Damit wird Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Ebenfalls zur gesunden Infrastruktur Schmallenbergs gehoren die zahlreichen schulischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen der Stadt: 16 Kindergarten, zehn Grundschulen, zwei Hauptschulen, eine Realschule, ein Gymnasium, eine Sonderschule fiir Lernbehinderte, die neu gestaltete Stadthalle sowie ein Kur- und ein Kurmittelhaus. Siebcn „Goldd6rfer" Im Ortsteil Holthausen befindet sich zudem ein regional bedeutsames Museum, das die Abteilungen Schiefer, Bergbau, Volkskunde, Naturkunde, Kunst und © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 45 Vcrkehrsprobleme im Zentrum In Schmallenberg liegt der Akzent auf der weiteren Gestaltung des Stadtzentrums fiir Handel und Dienstleistung. Dazu ist die Verlagerung des Durchgangsverkehrs unbedingt notwendig. Ebenso soil die Ausstrahlung des historischen Stadtkerns kontinuierlich verbessert werden. Die Umgehungsstrafe ist in Schmallenberg vielleicht das wichtigste Thenna. Die BundesstraRe 236 fuhrt im Ortskern als Oststrafe in Langsrichtung durch den Stadtkern. Die Verkehrsbelastung liegt bei mehr als 20000 Fahrzeugen taglich. Es liegt auf der Hand, daB der Aufenthalt der FuBganger dadurch beeintrachtigt wird. Wir sind dem LandesstraBenbauamt Meschede dankbar, daB es die hohe Prioritat dieser StraBenbaumaBnahme anerkennt und den PlanfeststellungsbeschluB in einem scfinellen Verfahren zum AbschluB gebracht hat. Der historische Stadtkern Nach dem verheerenden Stadtbrand 1822 entstand der historische Stadtkern. Blick auf Grafschaft Textil hat. In ihm ist seit Jahren auch ein Pilotprojekt der Bundesrepublik Deutschland beheimatet: Das Informationszentrum fur den Wettbewerb „Unser Dorf soil schoner werden". In diesem Wettbewerb stellt das Schmallenberger Sauerland bisher sieben Bundesgolddorfer und ist mit weitem Abstand die „goldigste Landschaft" in der gesamten Bundesrepublik. Im Schmallenberger Sauerland ist Holz ein Lebenselement mit den rd. 172 qkm Laub- und Nadelwaldern. Die Attraktivitat der Stadt Schmallenberg wird durch die Errichtung des „Informationszentrums fiir Holz- und Touristik" mit multifunktionaler Nutzung uber die Grenzen des Sauerlandes hinaus gesteigert. 18 Jahre nach der kommunalen Neugliederung hat die Stadt Schmallenberg die an sie gestellten Anforderungen erfullen und die gesetzten Ziele erreichen konnen. Disziplinierte Ausgabenpolitik, realistische Ziele sowie eine praxis- und bedarfsbezogene Haushaltspolitik zahlen zu diesen Grundlagen. Die Pro-Kopf-Verschuldung belief sich am 31. 12. 1993 auf 724,00 DM und ist eine der niedrigsten in Nordrhein-Westfalen. Die langjahrige solide Finanzpolitik ist der Garant fur die zukunf tige f inanzielle Leistungsf ahigkeit der Stadt. Eines der schonsten Fachwerkhduser am Lenneufer in Oberkirche SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Fotos: Ackermann 46 Sauerländer Heimatbund Von 151 Gebauden blieben nur etwa ein Zehntel der Hauser und die Kirche erhalten. Der Wlederaufbau fand zwischen 1823 und 1825 auf vollig neuem GrundriB statt. Der klassizistische Plan pragt noch heute das Stadtbild. Basis ist das „Leitersystem" mit zwei parallel gefuhrten, uber 500 Meter langen HauptstraBen und insgesamt fijnf QuerstraKen. Die Zahl der Hauser in der PlanstraRe A (WeststraBe) verhalt sich zur Zahl der Hauser in der PlanstraBe B (OststraBe) wie 7 : 8. Das bedeutet: Die Hauser und Grundstiicke an der WeststraBe sind im Durchschnitt groBer als an der OststraBe. und die StraBenfronten sind langer. Das Zahlenverhaltnis beruht auf unterschiedlichen Besitzverhaltnissen in der abgebrannten Stadt. Eine klare Trennung ist allerdings nicht moglich, denn es gibt in der PlanstraBe B durchaus eine Reihe von StraBenfronten, die es mit denen in der PlanstraBe A aufnehmen konnen. Charakteristisch fiir das damals entstandene StraBenbild ist die Traufstellung der Hauser und die einseitige Grenzbebauung. Dadurch entstanden breitere Seitenraume zwischen den Hausern, die eine vielseitige Nutzung ermoglichten. Die heute durchgehende Zweigeschossigkeit der Hauser diirfte sich erst nach und nach durchgesetzt haben. Wegen ihrer topographischen Lage konnte sich die Stadt nur in nordlicher Richtung ausdehnen. Nach 1894 bildete sich hier eine Art Oberstadt heraus, die sich in ihrer Struktur und Bauweise deutlich vom historischen Stadtkern unterscheidet. Die Ansicht Schmallenbergs zeigt noch heute die klare Reihung freistehender zweigeschossiger Gebaude, deren einheitlicher MaBstab durch Material, Farbgebung und Details unterstutzt wird. Die Parzellierung der Grundstucke in zwei GroBenklassen ist der Struktur nach ebenso erhalten geblieben wie die Verteilung der Haustypen auf die beiden HauptstraBen. Der historische Stadtkern ist ein eindrucksvolles Beispiel des Stadtebaus im friihen 19. Jahrhundert. Der historische Stadtkern des Zentralortes von Schmallenberg wurde im September 1990 in die Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne in NordrheinWestfalen" aufgenommen, deren Ziel es ist, das stadtebauliche und kulturelle Erbe fur kunftige Generationen zu bewahren. Auch der Stadtkern von Schmallenberg bildet ein tragfahiges Modell fur einen zukunftsorientierten Stadtebau. SAUERLAND Mitglicderversammlung 1994 in Schmallenberg Wie schon im letzten Heft angekiindigt, findet die diesjdhhge Mitgliederversammlung des Sauerldnder Heimatbundes am Samstag, 3. September, in Schmallenberg statt. Das Programm sieht unter anderem einen Diavortrag von Museumsdirektor Dr. Stefan Baumeier vor, der uber das im Aufbau befindliche Sauerlanddorf im Westfdlischen Freilichtmuseum Detmold berichten wird. Am Nachmittag sind, wie ublich, verschiedene Exkursionen vorgesehen sowie der Besuch des Historischen Marktes aus Anlalides 750jdhrigen Stadtjubildums. Wie immer wird ein plattdeutscher Gottesdienst den Tag beschliefien. InjederWanderkartedesSGVistderPlatzauf der Hunau in der Nahe des Fernsehumsetzers als Hundegrab bezeichnet. Viele Wanderer ziehen an dieser ungewohnlichen Stelle Tag fiir Tag uorbei. Foto: Ackermann In Schmallenberg ist der Einzelhandel nach wie vor im Stadtkern konzentriert. Im Gewerbegebiet sind nur wenige Spezialmarkte, die aufgrund ihres Sortiments groBe Flachen benotigen. Der Stadtkern ist auch Dienstleistungszentrum. Die Kombination von Handel und Dienstleistung garantiert den von alien Stadten gewunschten attraktiven und lebhaften Kernbereich. Das Mittelzentrum Schmallenberg steht im Wettbewerb mit den umliegenden Mittelzentren. Der historische Stadtkern setzt zeitgerechte Akzente und SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund wird die Wettbewerbsposition der Stadt Schmallenberg verbessern. Plane fiir Fredeburg Fredeburg ist der Anerkennung als Kneipp-Heilbad einen groBen Schritt nahergekommen. Im Kurkolnischen Sauerland gibt es bisher kein Bad. Das regional Entwicklungskonzept fiir die Kreise Soest und Hochsauerland setzt hohe Prioritat in den weiteren Ausbau von Bad Fredeburg. Wunschenswert ist sicherlich der weitere Ausbau des Kurzentrums am Hallenberg. Die Entwicklung des Gesundheitswesens ist aber insgesamt ungewiB, so daB klare Perspektiven nur schwer aufzeigbar sind. Kur, Gesundheitswesen und Fremdenverkehr sollen Fredeburg aber zukiinftig noch starker pragen als bisher. Fur den Ortskern ist die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft Historische Ortskerne NRW beantragt. Der Ortskern soil noch attraktiver werden. Dazu gehoren auch Oberlegungen zur Verlagerung der LandesstraBe mit ihrem Durchgangsverkehr auf eine UmgehungsstraBe. Der LandesstraBenbedarfsplan erkennt die Notwendigkeit an. Schmallenberger Sauerland Das Schmallenberger Sauerland ist reich an Attraktionen und Einrichtungen. Das Umfeld der altbekannten wurde in jiingerer Zeit erheblich aufpoliert. Mit offentlichen Mitteln wurden z. B. die Platze oder die Umgebungen der alten Kirchen in Berghausen, Lenne und Wormbach neu gestaltet, ahnlich an der Kirche in Arpe oder an der Kapelle in Brabecke, um nur einige zu nennen. Die Burgruine Rappelstein in Nordenau wurde saniert und besser erschlossen. Die Kurparke in Schmallenberg, Fredeburg, Nordenau und Grafschaft bieten dem Gast immer gut unterhaltene Spazierwege. In Westfeld entstand das Skilanglaufzentrum mit einem groBen Loipennetz als neue Attraktion fur den Skisport. Angeschlossen ist eine Freizeitanlage mit Kinderspielplatz. Der Aussichtsturm auf dem Wilzenberg wurde vom Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland saniert und nach alten Planen bis zu einer zweiten Aussichtsplattform aufgestockt. Der geschichtstrachtige Wilzenberg ist eigentlich der rechte Einstieg oder Ausstieg fiir den Besucher Schmallenbergs, weil er ein vorzugliches Bild vermittelt, in dem die Landschaft als unser schonstes Gut hervorragend zur Geltung kommt. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund 47 SAUERLAND Heimatvereine in Schmallenberg Im ausgedehnten Stadtgebiet von Schmallenberg (rd. 303 qkm) ist eine lebendige Arbeit der verschiedenen Heimatvereine festzustellen, die unterschiedliche Ziele verfolgen. Der nachfolgende Bericht mag dies verdeutlichen. Der Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberg Sauerland e.V., Nachfolger des damaligen Fordervereins Wilzenberg-Turm e.V., widmet sich der Heimatgeschichte und Heimatpflege in der Stadt Schmallenberg und verf olgt u. a. das Ziel, die Kultstatte „Wilzenberg" sowie den unter Denkmalschutz stehenden 17 m hohen Wilzenberg-Turm zu erhalten. Rund 200 Mitglieder gehoren dem Verein an, dessen Hauptaufgabe auch die jahrliche Herausgabe des seit 1988 erscheinenden „Schmallenberger Almanachs" ist. Im Almanach sind wissenswerte und interessante heimatgeschichtliche Beitrage zu finden. Neben der Durchfiihrung von heimatkundlichen Beitragen, wie z. B. „Schmallenberg und die Westfalischen Stadte im Spiegel der Urkataster" sowie „ Archaologie und Vorgeschichte im Rothaargebirge" hat der Verein im Herbst 1992 die Videokassette „Der Wilzenberg - Kultstatte und Bodendenkmal" zusammen mit dem Westfalischen Schieferbergbaumuseum in Schmallenberg-Holthausen herausgegeben. Die Kassette zeigt die Einzigartigkeit des Wilzenberges sowie die durchgefuhrte Sanierung und Aufstockung des Aussichtsturmes. Daruber hinaus wurde Anf ang Dezember 1992 eine neu aufgenommene CD und MC mit plattdeutschen Liedern von Christine Koch vorgestellt. Es handelt sich hierbei in Anlehnung an den Gedichtband „Wille Raousen" um Lyrik der „saucrlandischen Nachtigall", die von namhaften Komponisten vertont wurde. Zusammen mit dem Lions-Club Schmallenberg beabsichtigt der Heimatund Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e.V. Grabungsarbeiten auf dem unter Denkmalschutz stehenden Wilzenberg durchzufuhren. Diese Arbeiten konnten bisher aufgrund fehlender Haushaltsmittel der zustandigen Landesbehorden leider nicht realisiert werden. 750 Jahre Schmallenberg - „Tradition hat Zukunft" - ist der Leitgedanke des Jubilaumsjahres 1994. Der Heimat- und von Joachim Klauke Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e.V. beteiligt sich an den Feierlichkeiten durch die Herausgabe einer Jubilaumsmedaille in 585er Gold, 26 mm 0, da Schmallenberg zu den wenigen mittelalterlichen Stadt en in Westfalen gehorte, die eine eigene Munzstatte besaKen. Die sogenannten „ Schmallenberger Pfennige" wurden von 1238 bis 1261gepragt. Von der Jubilaumsmedaille wurden 150 Stiick herausgegeben. Ferner hat der Verein die Kunstmappe „Neun Illustrationen zur mittelalterlichen Geschichte Schmallenbergs" herausgegeben. Sie ist eine Mischung aus Recherchen, Visionen und innerer Wahrheit, realistisch vom Schmallenberger Kunstler lenfest in Huxel 1990 zu erinnern. Beide Festveranstaltungen haben weit uber die Dorfgrenzen hinaus Beachtung und Anerkennung gefunden. Weitere Aktivitaten des Vereins sind das traditionelle Neujahrssingen, das Osterfeuer sowie das K6nigsschieBen. AuBerdem bemuht sich der Verein durch die Herausgabe von Publikationen uber Menschen und iiber Brauche der Nachwelt ein Zeugnis zu erhalten. Der Verein zahlt uber 90 Mitglieder. Die Verwirklichung der Ziele setzt neben einer intakten Dorfgemeinschaft in hohem Maiie auch immer auf s neue personlichen Einsatz und Engagement voraus. Der Heimatverein Fleckenberg e.V. wurde im Juni 1993 gegrundet und afnen- unti ?|eimatt)ereiti^ tier l)orfgemem£(c5aft J|uxel und Maler Carl Siebert dargestellt, der seit 32 Jahren in Paris lebt. Ober diesen Kunstler gab der Verein mit Unterstutzung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung einen Katalog heraus, mit einer chronologischen Darstellung des Lebens und der Werke des Kunstlers und dem Titel „Carl Siebert - Auswahl aus seinen Werken 1963-1993". Der Fahnen- und Heimatverein der Dorfgemeinschaft Huxel ist entstanden aus der bereits 1886 gegrundeten „Fahnengesellschaft Huxel" und dem fast 100 Jahre spater - 1984 - ins Leben gerufenen „Heimatverein Huxel". Der f ormelle ZusammenschluB beider Vereine erfolgte 1991. Altes und Neues - somit Brauchtum und Heimatgedanke - sind auf diese Weise unter besonderer Betonung der Gemeinschaft auch namentlich miteinander verbunden. Der neue Name des Vereins ist gleichzeitig Losung und Programm. Nach einer Zielsetzung soil der Verein die Tradition wahren, das Brauchtum pflegen, den Heimatgedanken vertiefen und die Gemeinschaft verwirklichen. Aus dem BewuBtwerden der Gemeinschaft ist eine Neubelebung hervorgegangen, die sich in vielen Impulsen und Aktionen des Vereins geauBert hat. Hier ist nur beispielsweise an die 650-Jahrfeier von Huxel im Jahre 1985 und an das Kapel- © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund widmet sich der Heimatgeschichte und der Heimatpflege. Ziel des Heimatvereins ist es insbesondere, die ehemalige „Besteckfabrik Hesse" zu erhalten und der Offentlichkeit zuganglich zu machen. Diese Besteckf abrik soil in ein anschauliches und produktives Museum umgewandelt werden. Die vorhandene Wasserkraftanlage soil ebenfalls reaktiviert und der nicht fur den Eigenverbrauch benotigte Strom in das Netz der VEW eingespeist werden. In der Besteckfabrik wird nicht mehr produziert, da der Betrieb im Jahre 1982 eingestellt werden muBte. Es handelt sich bei dieser unter Denkmalschutz stehenden Besteckfabrik Hesse um die einzige ihrer Art in Westfalen-Lippe, die noch vollstandig ausgestattet und produktionsfahig ist. Der Heimatverein Fleckenberg hat mit der Restaurierung der Besteckfabrik Hesse eine groRe Verantwortung ubernommen und bemuht sich, dem Ort Fleckenberg und iiber seine Grenzen hinaus der Nachwelt eine Arbeits- und Produktionsstatte zu erhalten, die zeigt, wie friiher EEbestecke hergestellt wurden. Innerhalb der SGV-Abteilung Fredeburg ist Ende 1989 ein Arbeitskreis „Heimat" eingerichtet worden. Von einer Neugriindung sah man ab und schloB sich als Abteilung dem SGV Fredeburg an. Die Schwerpunkte seiner Arbeit lie- Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 48 gen in den Fachbereichen Geschichte sowie der Bau- und Denkmalpflege. Hier sind insbesondere die Sammlung und Aufarbeitung von Materialien zur Fredeburger Siedlungs-, Kultur-, Wirtschaftsund Sozialgeschichte und des Fredeburger Brauchtums zu nennen; ebenso die Sannmlung und Aufarbeitung der jungeren Geschichte Fredeburgs. Daruber hinaus dokumentiert der Arbeitskreis Heimat Veranderungen im Orts- und Flurbild in Text und Bild. Aus dem Fachbereich Bau- und Denkmalpflege sind insbesondere die Aktivitaten zu nennen, wenn es darum geht, das Ortsbild zu pflegen, ebenso wie die Abstimmung zwischen historischer Bausubstanz und den vorgesehenen Um- und Neubauten. Zu den Aufgaben gehort ferner die Erfassung und Pflege von Bauten und Denkmalern aus historischer Zeit. Fine weitere Aktivitat des Arbeitskreises ist die Herausgabe des „Schwammkl6ppers". Der Name des Heftes ist auf eine fruher speziell auf Fredeburg bezogene Tatigkeit zuruckzufuhren. Bisher liegen funf Ausgaben des „Schwammkloppers" vor. Bei der Mitgestaltung des lOOjahrigen Jubilaums des SGV Fredeburg im Jahre 1991 wurde eine historische Fotoausstellung gezeigt; ebenso fand auf Initiative des Arbeitskreises Heimat eine „plattdeutsche Messe" statt. Weitere Tatigkeitsfelder waren Anbringen und Einweihung einer Tafel fur Heinz Schwingeler, dem Komponisten der „Fredeburger Kinderlieder" sowie die Unterstutzung von heimatpflegerischen Aktivitaten anderer Vereine (Renovierung alter Kreuze). Daruber hinaus warden Schiefertafeln an den Stellen in Fredeburg errichtet, an denen die fruheren Stadttore gestanden haben. Weitere Tafeln, die an historische Gebaude und Platze erinnern sollen, sind vorgesehen. den Burgern kostenlos Baume verschiedener Arten zur Verfugung, die vor den Hausern oder am StraRen- und Gehwegrand gepflanzt werden. Der Verein beteiligt sich daruber hinaus am „Historischen Markt" anlalJlich des diesjahrigen Schmallenberger Stadtjubilaums. Der Wilzenberg-Turm Ortsmittelpunkt von Grafschaft, die Neuerrichtung eines Wartehauschens, die Ortsbepflanzung und die Anlage einer Wasserflache. Der Verein unterstutzt ferner die Denkmalpflege sowie die geplanten Grabungsarbeiten fur das Bodendenkmal „Wilzenberg". Weitere Aufgaben des Vereins sind die Erstellung von neuen Anschlagtafeln, die Anlage eines Biotops sowie die weitere Ortsbegrunung und die Errichtung eines FuRweges nach Schmallenberg-Oberkirchen. Im Rahmen der Ortsbegrunung von Grafschaft und Schanze stellt der Verein Rund 150 Mitglieder gehoren dem Heimat- und Forderverein Bodefeld e.V. an, der 1975 gegrundet wurde. Aufgaben dieses Vereins sind unter anderem die Pflege heimatlichen Brauchtums, die Unterhaltung des kleinen Heimatmuseums sowie das Sammeln von altem Schriftgut und Fotos. Des weiteren werden vom Verein Chroniken und sonstige heimatliche Schriften herausgegeben (z.B. Schulchronik, Pfarrchronik und zweimal jahrlich die Heimatblatter). Die Pflege der „plattdeutschen Sprache" stellt eine weitere Aufgabe des Vereins dar. Zu diesem Zweck finden plattdeutsche Kaminabende statt. Eine weitere Aufgabe des Vereins ist die Renovierung und Neuerrichtung von Wegekreuzen und Bildstocken. Zu den Aufgaben gehoren ferner die Durchfuhrung von Pflegearbeiten im Dorf und in der Umgebung sowie ein jahrliches Heimatfest. Aus diesen Ausfuhrungen ist zu ersehen, daR die verschiedenen Heimatvereine im Stadtgebiet, die zum Teil noch recht jung sind, bereits beachtliche Ergebnisse erzielt haben und sicherlich welter erzielen werden. Sie alle haben den Begriff „Heimat" mit in ihrem Vereinsnamen. „Heimat" erlebt in der heutigen Zeit ein neues BewuBtsein. Der Heimat- und Forderverein Grafschaft-Schanze e.V. wurde am 1. Februar 1988 gegrundet. Ziel und Zweck des Vereins ist die Erhaltung, Erweiterung und Pflege der Landschaft, der Erholungs-, kulturellen und sportlichen Einrichtungen, die dem Wohle der Burger der Orte Grafschaft und Schanze dienen. Seit seiner GriJndung hat der Verein verschiedene MaRnahmen realisiert, so z.B. die Gestaltung der Dorfmitte im SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Foto: Ackermann © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 49 Das Westfalische Schieferbergbaumuseum Holthausen von Paul-Dieter Kloidt und Biirgermeister Rotger Belke-Grobe Alljahrlich zu Beginn der Sommerferien ist ein kleines Dorf im Schmallenberger Sauerland das Ziel vieler Besucher. Dann namlich werden die Museumswochen im Westfalischen Schieferbergbaumuseum in Holthausen eroffnet. Mit einem weiten Themenbereich von der geschichtlichen Entwicklung des Postdienstes und der Eisenbahn, uber die Einfuhrung des Notgeldes, den Beginn des Fremdenverkehrs, uber sauerlandischen Wald, uber Hexenprozesse und das Naziregime sind bereits wesentliche Teile der Landesgeschichte des kurkolnischen Sauerlandes erfaRt worden. Die dazu entstandenen Dokumentationen erlebten bis zu drei Auflagen und sind Bestseller geworden. All das entstand vor nunmehr 20 Jahren angesichts einer leerstehenden Volksschule in dem 500 Seelen-Dorf Holthausen. Ein wohl kleiner, aber sehr aktiver Museumsverein nutzte zudem die Chance, das erste Museum in der kunftigen Stadt Schmallenberg zu errichten. Bis heute sind seine Mitglieder aktiv in Aufbau, Gestaltung und Betreuung tatig, ein weit und breit geruhmtes Vorbild, das schon 1984 mit dem Konrad-AdenauerPreis fur kulturelle Leistungen ausgezeichnet und dem Museumsverein in Kiel uberreicht wurde. Ein rasch wachsender Fundus von Ausstellungsstucken trug dazu bei, daB die Vereinigung Westfalischer Museen und das Westfalische Museum fur Naturkunde ihre Unterstiitzung zusagten. Als Ausgangspunkt wurde der zwischen Holthausen und Fredeburg seit 1875 betriebene Schieferbergbau gewahlt, um den inzwischen ein vielfaltiges Heimatmuseum gewachsen ist. Glucksfalle waren die Ubernahme der Nachlasse des Malers und Bildhauers Eugen Senge-Platten und des Schriftstellers und Volkskundlers FranzJosef Koch, liber deren Wirken bereits Arbeiten erschienen sind. Aus anfanglich nur drei Zimmern ist jetzt ein stattliches Museum mit 26 Raumen auf insgesamt 1250 qm Ausstellungsflache geworden. Ein Rundgang durch das Museum beginnt im ErdgeschoR mit Arbeiten des Kunstlers Eugen Senge-Platten. Im UntergeschoB wird das Thema „Schiefer" von der Geologie iiber den Abbau bis hin zum sozialen Umfeld der Bergarbeiter beschrieben. Hinzuwei- Eingangssituation im Museum. sen ist etwa auf die „Barbarafahne", die heute noch bei Begrabnissen der Bergarbeiter mitgefuhrt wird, im Museum aber bereits einen Ehrenplatz gefunden hat. Im ersten Stockwerk des Museums ist eine Natur- und Volkskundeabteilung eingerichtet. Die in groKen Schaukasten ausgestellten Exponate befassen sich mit der Tier- und Pflanzenwelt, der Waldwirtschaft sowie dem Jagdbrauchtum des Sauerlandes. Des weiteren wurden eine fruhere „gute Stube", eine Stellmacher-, Schuster- und eine Sattlerwerkstatt aufgebaut. Auf einem Dachboden fand sich ein Fal^chen Zichorie, die fruher als Ersatz fur den oft zu teuren Bohnenkaffee gebrannt und aufgebruht wurde. So kann der Besucher viele liebenswerte Dinge besichtigen, die ihn an die „guten alten Zeiten" erinnern. Im ObergeschoB befindet sich die Textilabteilung, die derzeit in Zusammenarbeit mit einer bekannten Schmallenberger Firma neu aufgebaut wird. Hier kann sich der Besucher in die Anfange der Hausstrickerei zuruckversetzen. Im Verlauf dieser Abteilung wird die danach folgende Industrialisierung dargestellt, da bereits 1857 die erste Strickmaschine ihre Produktion in Schmallenberg aufnahm. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Auch der Raum um das Museum ist inzwischen verschont worden, wozu Plastiken der heimischen Kiinstler Klute und Schneider wesentlich beigetragen haben. Auf den hier stehenden Schiefertafeln sind des weiteren die Themen der jahriichen Ausstellungen und eine Obersicht der Besucherzahlen dargestellt. - Ein weiteres wichtiges zeitgeschichtliches Dokument schuf der Museumsverein im Jahre 1984 durch die Anbringung von Hinweistafeln, die den ehemals zwolf selbstandigen Gemeinden gewidmet sind, die bei der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975 zur neuen Stadt Schmallenberg zusammengeschlossen wurden. Grafisch und textlich werden anschaulich die wesentlichsten Merkmale der ehemaligen Gemeinden dargestellt und damit der Nachwelt die kommunalen Verhaltnisse vor der Neugliederung aufgezeigt. Erinnerung an Franz Hoffmeister Im Jahre 1980 wurde im Museum dem 1943 in Holthausen verstorbenen Priester Franz Hoffmeister eine Gedenkstatte gewidmet. Der 1898 in Ramsbeck geborene Priester widmete sich bereits nach dem ersten Weltkrieg dem Heimatgedanken und grundete den „Verein studierender Sauerlander" und 1921 den noch heute sehr erfolgreich arbeitenden „Sauer- 50 Sauerländer Heimatbund lander Heimatbund". Franz Hoffmeister war der f uhrende Kopf der ersten Heimatbewegung. Der Museumsverein ist auch Herausgeber der Dorfzeitschrift „Der Fickeltiinnes" mit dem Untertitel „Dorfnachrichten aus Holthausen". Mit vielen Informationen und einer bunten Themenvielfalt, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt, versucht „Der Fickeltunnes", jedemgerecht zu werden. Er ist kritisch und herausfordernd, macht nachdenklich, findet Zustimmung und Ablehnung, eben wie es sich fur eine Zeitung gehort, die etwas zu bieten hat. Bis zum heutigen Tage wurde fast eine halbe Million Besucher gezahlt. Das Museum ist regelmaBig mittwochs und samstags 15.00 bis 17.00 Uhr und sonntags 10.00 bis 12.00 Uhrgeoffnet. Besuchergruppen konnen sich auch zu anderen Zeiten anmelden. Die Anmeldungen werden unter den Telefonnummern (0 29 74) 6019 oder 6825 entgegengenommen. Vom Stein zur Skulptur Bildhauer-Sommcrkurse in Oberkirchen Zum dritten Mai finden dieses Jahr in Oberkirchen Sommerkurse statt, die einen Einstieg in die komplexe Welt der Bildhauerei bieten. In taglicher Unterweisung und unter Berucksichtigung individueller Formvorstellungen werden Arbeitstechniken, Materialeigenschaften und unterschiedliche kunstlerische wie handwerkliche Ansatze vermittelt und kennengelernt; Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Zahl der Teilnehmer ist beschrankt. Kurs 118. Juli Kurs II 25. Juli 30. Juli 1994 5. August 1994 Auskiinfte und ausfuhrliches Programm beim Verkehrsverein Oberkirchen, Tel. 029 75/377 oder bei Akad. Bildhauer Ulrich Miiller-Farina, Oberkirchen, Tel. 02975/356. (Red.) „Licbenswertes Sauerland" 16. Holthauser Museumswochen Vom 15. bis 31. Juli dauern die diesjahrigen Holthauser Museumswochen, fur die unter dem Motto „Liebenswertes Sau- SAUERLAND T Textilmaschinen aus der Fruhzeit der Schmallertberger Industrialisierung. erland" verschiedene kunstlerische Arbeiten der letzten Jahrzehnte zusammengetragen worden sind. Dabei ist bewuBt nicht Wert gelegt worden auf den hochkunstlerischen Ausdruck, sondern auf das, was Einheimische und Gaste des Sauerlandes besonders liebenswert finden: Landschaft, Dorfer, Menschen und Gesichter, aufgenommen und zu Papier gebracht in den vergangenen funf Jahrzehnten durch sauerlander Zeichner und Maler. Am Eroffnungstage soil auch Richtfest gefeiert werden: Der vom Westfalischen Freilichtmuseum Detmold - Landesmuseum fur Volkskunde - erworbene alte Fachwerkspeicher aus Rieflinghausen (Kreis Olpe) wird dann von einer internationalen Jugendgruppe aufgebaut worden sein. Festspiele Balver Hohle 1994 Nach dem gelungenen Auftakt mit dem Oberton-Chor Diisseldorf und den zahlreichen Auffiihrungen des modernen Marchens „Die Briider Lowenherz" von Astrid Lindgren mit 50 jungen Schauspielern und Mitwirkenden der Balver-Hohlenspielgemeinschaft im Mai und Juni dieses Jahres steht am 1. September ein wei- terer Hohepunkt bevor: Justus Frantz gastiert mit der Philharmonie des Schleswig-Holstein Musik-Festivals (Beginn: 19.00 Uhr). Am Sonntag, 4. September, fiihren Solisten, das Philharmonische Orchester Hagen und der Oratorienchor Letmathe „Carmina Burana" von Carl Orff auf (Beginn: 18.00 Uhr). - Am Samstag, 17. September, wird die Saison beschlossen mit dem „Totentanz" von Franz Liszt und dem „Deutschem Requiem" von Johannes Brahms (Beginn: 17.00 Uhr). Auskunfte: Telefon 0 23 75/ 5380. Red. Jahresheft des Heimatund Verkehrsvereins Grevenbruck 1994 Das 65 Seiten starke Jahresheft Nr. 13, Ausgabe 1994, enthalt mehrere Beitrage, die sich mit der Planung und den Sammlungen des in Grevenbruck entstandenen Museums der Stadt Lennestadt befassen, zu alten handwerklichen Berufen und unter anderem ein Lebensbild des Agrarwissenschaftlers Professor Albert Boerger. Wie ublich gibt es einen Riickblick auf die Veranstaltungen und Aktivitaten des Vereins und eine Heimatchronik des vergangenen Jahres fur Grevenbruck. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 51 Das Holz- und Touristik-Zentrum Schmallenberg von Oberforstrat Hans von der Goltz, Leiter des Forstamtes Schmallenberg Wo so uiel Wald ist, wie im Schmallenberger Sauerland, spielt Forstwirtschaft eine bedeutende Rolle fur die Waldbesitzer. Wo so uiel gutes Holz wdchst, wie im Schmallenberger Sauerland, gibt es Holzbearbeitung und Holzuerarbeitung in Industrie und Handwerk. Wo sich der gepflegte Wald so harmonisch mit der Griinlandund Ackernutzung landschaftlich verbindet, bestehen gute Voraussetzungen fur Fremdenuerkehr. In der zu etwa 62 % bewaldeten Region ist Holz das verbindende Element zwischen Forstwirtschaft, holzbe- und verarbeitenden Betrieben und dem Fremdenverkehr. Alle Branchen wurden sich 1989 einig, im Stadtgebiet ein ..Objekt" zu errichten, das durch sich selbst wie durch zielgerichtete Sachinformationen dem Rohstoff Holz zu mehr Attraktivitat verhelfen sollte. Die Idee Holz ist der einzige, in nennenswertem Umfang vorhandene heimische Rohstoff. Er ist nicht nur vorhanden, sondern er wachst auf unseren recht guten Waldstandorten auch standig nach. Allein im Stadtgebiet von Schmallenberg produzieren etwa 20 000 ha Fichten- und Buchenwalder jahrlich ca. 120000 m^ Holz. Ungefahr diese Holzmenge kann und solh te auch jedes Jahr nachhaltig zur Aufrechterhaltung ordnungsgemaBer Waldpflege genutzt werden. Hieraus ergibt sich ein Umsatz fiir Schmallenberger Waldbesitzer von etwa 12 Mio. DM. Holz ist das Ergebnis gepflegter Walder. Einkommen aus Holz tragt entscheidend zur Verbesserung des Betriebseinkommens von etwa 1000 Waldbesitzern bei. Daher war es ein grol^es Anliegen insbesondere der privaten Waldbesitzer, fiir den Rohstoff Holz mehr und effektiver zu werben, als dies bisher der Fall war. Bringt dem Waldbesitzer der Verkauf von Rundholz einen Teil seines Einkommens ein, so mijssen die holzbe- und -verarbeitenden Betriebe ihren Gewinn aus der Veredelung dieses Holzes erwirtschaften. Zwolf Nadelholzsagewerke in Schmallenberg stellen jahrlich etwa 150000 m3 Rundholz, Bauholz, Bretter, ':>.' Verpackungsholzer usw. her. Ober 25 Handwerksbetriebe wie Schreiner, Tischler, Zimmerleute und Drechsler verbauen bzw. veredeln dieses Holz noch weiter z. B. zu Fenstern, Turen, Mobeln. Diese Betriebe haben insbesondere vor dem Hintergrund der sich international offnenden Markte ein vitales Interesse daran, einer breiten Offentlichkeit ihre qualitativ hochwertigen Holzprodukte zu zeigen. Naturnahe Waldbewirtschaftung zur Holzproduktion ist im Zusammenwirken mit vergleichsweise extensiver Landwirtschaft tragende Saule der Landschaftsgestaltung. Unsere Landschaft ist intakt, denn nicht ohne Grund werden jahrlich iiber 1 Mio. Obernachtungen gezahlt. Dem Fremdenverkehrsbereich ist daher sehr daran gelegen, mit gesundem Wald und umweltfreundlich produziertem Rohstoff Holz fiir das attraktive Schmallenberger Sauerland zu werben. Die Umsetzung Aufbauend auf der Initiative privater Seite hat die Stadt Schmallenberg die Idee der Errichtung eines Gebaudekomplexes in Holzbauweise in zentraler Lage von Schmallenberg aufgegriffen. Im Verlaufe der Planung wurde klar, daB die alleinige Prasentation von Holz und Holzprodukten nicht den optimalen Werbeerfolg bringen konnte. Holz muBte mit Menschen in Verbindung gebracht werden. Diesen sollte dann auch die Moglichkeit zur kompetenten Sachinformation geboten werden. Die Kur- und Freizeit GmbH Schmallenberger Sauerland und das Forstamt Schmallenberg der Landesf orstverwaltung NRW wurden in die Gesamtplanung als zukiinftige „Bewohner" des Holz- und Touristik-Zentrums mit einbezogen. Der 1990 ausgeschriebene Architektenwettbewerb wurde von dem Buro von Lom, Koln, gewonnen. In dem architektonisch eindrucksvollen Gebaude finden sich rd. 25% der in Schmallenberg Beschaftigten reprasentiert. In ihm sind die wichtigen Wirtschaftszweige, die Holz und Wald miteinander verbinden, richtungsweisend unter einem Dach vereinigt: Forstwirtschaft, Holzwirtschaft und Fremdenverkehr. Das kooperative finanzielle und ideelle Engagement dieser Wirtschaftszweige um eine hohere Wertschatzung des umweltfreundlichen Rohstoffes Holz hat dazu gefuhrt, da£ die Stadt Schmallenberg mit Unterstiitzung des Landes NRW 5,2 Mio. DM fur die Errichtung des zukunftsweisenden Holz- und Touristik-Zentrums investiert hat. Am 4. November 1993 wurde das „HoIzhaus" im Beisein von Minister Matthiesen eingeweiht und seiner Bestimmung ubergeben. Das Holz- und Touristik-Zentrum Mit dem Bau des Informationszentrums wurde in optisch wirkungsvoller Lage ein im AuReren und Inneren durch die © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 52 Baustoffe Holz und Glas charakterisiertes Gebaude als Werbung fur die Hauptwirtschaftszweige des Umlandes, Forstwirtschaft, Holzwirtschaft und Touristik erstellt. Der Gebaudekomplex besteht aus mehreren Funktionselementen und versucht damit erne Antwort auf die vielschichtigen landschaftlichen, stadtebauliciien, architektonischen und funktionalen Vorgaben zu geben. Die Qualitat des Standortes wird durch ihren Blickbezug in die Landschaft und auf den historischen, zentralen Ortsteil Schmallenbergs bestimmt. Die Offnung zu diesen Blickbeziehungen, der gestalterische, qualitative Merkpunkt fur den ankommenden Besucher und die offene, einladende Geste des Gebaudes bestimmen seine Lage und seine Ausformung. Der gemeinsame Empfangsteil der Tourismuszentrale und die Ausstellungsflache offnen sicfi als freies, exponiertes Raumelement in die Landschaft. Der angeschlossene Btirotrakt orientiert sich an den geordneten Linien der umgebenden Bebauung. Im Rahmen der finanziellen Moglichkeiten wurde im Konstruktionsbereich wie im Innenausbau vielseitige Holzverwendung demonstriert. Es wurden verbaut: ca. 265 m^ Brettschichtholz, insbesondere in den tragenden Konstruktionen; 240 m^ Fichten-Vollholz in Zwischenlagen und Schalung; 350 m^ Eichenhirnholzparkett, gerauchert, in der Ausstellungshalle und im Empfangsbereich; 1000 m^ Eichen-lndustrielamellenparkett in Biiroraumen und auf Verkehrsflachen; 250 m^ Fichten-Bioplatten, weiB lasiert, anstelle von Rigipswanden; 200 Ifm Eichen-Handlaufe und entsprechend zahlreiche Eichen-Treppenstufen. Als Besonderheit muB die Verwendung von farblich lebendiger rotkerniger Buche bei Empfangscounter, Tijrblattern, Schranken und Schreibtischen erwahnt werden. Modernes Mobilar aus Buche und demnachst auch unterschiedlich furnierte Schranke runden das vielseitige, aber insgesamt harmonische Gesamtbild ab. Jubildums-Medaille zur 750-Jahrfeier Rechtzeitig zur 750-Jahrfeier der Stadt Schmallenberg im Jahre 1994 wurde vom Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e.V. - mit Unterstutzung der Stadtsparkasse Schmallenberg - eine JubilaumsGoldmedaille (585-Gold, 26 mm Durchmesser) herausgegeben. Die im Jahre 1244 durch den Kolner Erzbischof Konrad von Hochstaden gegriindete Stadt Schmallenberg gehorte zu den wenigen mittelalterlichen Stadten in Westfalen, die eine Miinzstatte besalBen. In Schmallenberg wurden von 1238 bis 1261 die sog. Kolner Pfennige gepragt. Diese Nachbildung des >Schmallenberger Pfennigs< zeigt auf der Vorderseite die >Smalenburg< als Torgebaude mit zwei wehenden Fahnen und einem Stern im Torbogen. Die Riickseite stellt den Erzbischof Konrad von Hochstaden im erzbischoflichen Ornat mit Krummstab und Bibel dar. Der Kauf dieser Jubilaumsmedaille ist bei alien Geschaftsstellen der Stadtsparkasse Schmallenberg moglich. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Zu dem Holz- und Touristik-Zentrum gehoren noch uber 3000 m^ Garten. In diese Flache wurde zur Demonstration von „Holz im Garten" ein sehr attraktiver Spielplatz und ein Carport integriert. Verbliebene Freiraume sind teilweise mit heimischen Baum- und Straucharten bepflanzt, um dem Besucher die Verbindung vom Wald zum verbauten Holz zu erleichtern. Der Gesamtkomplex des Holzund Touristik-Zentrums wird dem Anspruch, moglichst vielseitig, modern und attraktiv fur Wald und Holz zu werben, in vorbildlicher Weise gerecht. Die Zukunft Nicht ein Museum wurde erbaut, sondern ein Holzhaus, in dem z. Z. die Kurund Freizeit GmbH Schmallenberger Sauerland und das Forstamt ihre Aufgaben erfiillen und fur Leben sorgen. Das Gebaude soil sich durch Ausstellungen, Fachtagungen und Seminare zu einem uberregional bedeutenden „Forst- und Holz-Zentrum" entwickeln. Kompetente Auseinandersetzung mit fachbezogenen Themen soil mit dazu beitragen, Fachleute und Burger uber Wald und Holz sachlich zu informieren. Unbegrundete Hemmungen bei der Holzverwendung sollen abgebaut bzw. neue Verwendungsmoglichkeiten aufgezeigt werden. Die gute Idee des gemeinsamen Werbens von Holzanbietern und Holznachfragern, das architektonisch sehr gelungenc „Holzhaus" und das Engagement aller an dem Entstehen und Gelingen des Projektes Beteiligten werden dazu beitragen, daB das hochgesteckte Ziel erreicht wird. Musik an westfalischen Adelshofen 1994 Zum vierten Mai wird an historischen Orten Musik aus der Blutezeit der westfalischen Hofkapellen prasentiert. Auch in diesem Jahr f inden zwei Konzerte im Sauerland statt: Auf Haus Laer bei Meschede erklingt am 25. Juni, 20.00 Uhr Kammermusik von Joseph Haydn und am 6. August, ebenfalls 20.00 Uhr, Musik der Familie Bach in Westfalen. Veranstalter der von VEW, Edelhoff AG und Harpener AG geforderten Konzerte sind der Westdeutsche Rundfunk und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Auskiinfte: Verkehrsamt Meschede, Telefon: 0291/205524. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 53 Stadtepartnerschaft Schmallenberg - Burgess Hill von Hartmut Paulus Am 5. November 1988 war es soweit: Eine Delegation aus Schmallenberg mit Biirgermeister Otto Schulte an der Spitze besiegelte in England die offizielle Partnerschaft mit Burgess Hill, um, wie es in der Urkunde heiEt, „freundschaftliche Beziehungen und gegenseitiges Verstandnis zu fordern und weiterzuentwickeln". AnschlieBend uberreichte Herr Schulte einen Stadtplan Schmallenbergs aus dem Jahre 1815. Sein englischer Kollege, Mr. Kim Newland, schenkte ihm eine historische Karte von Sussex, der Grafschaft in der Burgess Hill liegt. Damit brachten beide Seiten ihre Verwurzelung in der geschichtlichen Tradition zum Ausdruck, ohne die politischen und damit zukunftsweisenden Entscheidungen die sinnvolle Richtschnur fehlt. Nach der Unterzeichnung in Burgess Hill am 5. November erfolgte der entsprechende Akt am 22. Juli 1989 in Schmallenberg. Die Partnerschaftsurkunden wurden dabei von einem deutschen Schuler und einer englischen Schulerin verlesen, womit nicht nur das Entstehen der Partnerschaft aus dem Schiileraustausch, sondern auch der Auftrag an die Jugend, die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten, zum Ausdruck kam. Burgess Hill und Umgebung Innerhalb des Dreiecks Dover-London-Brighton, an dessen Westrand Burgess Hill liegt, konzentriert sich nicht nur im steigenden MaBe die Wirtschaftsmacht des Vereinigten Konigreiches, sondern der Siidosten der Insel, die Kusten von Kent und Sussex, sind das traditionelle Einfallstor der kontinentalen Eroberer gewesen. So finden sich auch hier die deutlichsten Spuren der Einwandererwellen, die von den jungsteinzeitlichen Megalithbauern uber die Kelten und R6mer bis zu den Angelsachsen und Normannen reichen. Schon die Romer erkannten die gunstige Lage des Gebietes. Die Verbindung von London zur Siidkiiste ging mitten durch das heutige Burgess Hill. Der Name Burgess Hill ist zum ersten Mai faf^bar, als 1296 ein gewisser John Burgeys als Steuerzahler genannt wird. 1523 taucht die Bezeichnung Burghille auf. Der Eisenbahnbau des 19. Jahrhunderts und die Schaffung der Verbindung LondonBrighton im Jahre 1841 markierten den Obergang vom Dorf zur Stadt, die 1880 Foto: Hartmut Paulus In Burgess Hill bereits 4500 Einwohner hatte. Ein rapides Wachstum setzte nach dem zweiten Weltkrieg ein. Zwischen 1951 und 1985 stieg die Einwohnerzahl von 8500 auf 25000. Die in den 50er Jahren urspriinglich als Wohnstadt geplante Kommune hat sich relativ schnell zu einem Wirtschafts- und Industriezentrum entwickelt. Im Stadtzentrum mit mehreren FuBgangerzonen gibt es ungefahr 100 Geschafte und Laden, wahrend im Sudwesten und Norden ein Industrie- und Gewerbegebiet erschlossen wurde. Parallel dazu entwickelten sich viele Dienstleistungsbetriebe sowie sportliche und kulturelle Einrichtungen. Neben den ublichen Clubs und Vereinen existiert eine fest etablierte Theatergruppe, eine Operngesellschaft und verschiedene Gesangs- und Tanzgruppen. Politisch regiert wird die Stadt von einem 16k6pfigen Town Council, das jedoch vergleichsweise weniger Aufgaben hat als der Schmallenberger Rat, well das District Council und das West Sussex Country Council viele Kompetenzen an sich gezogen haben. Der Grund fur die nach wie vor anhaltende Expansion der Stadt ist, neben der allgemeinen Konzentration des wirtschaftlichen Schwerpunktes des Landes auf den englischen Sudosten, die wieder zunehmende Bedeutung der Achse London-Brighton und vor allem die laufende Erweiterung des zweiten Londoner Flughafens, Gatwick. Gatwick gilt als der modernste Flughafen Europas und ist etwa 20 Minuten Fahrzeit von Burgess Hill entfernt. Der Versuch, die Zukunft in einem gesamteuropaischen Rahmen auf kommunaler Ebene gemeinsam zu gestalten, soil Sinn der Stadtepartnerschaft sein. Das Jahr 1990 Die Schmallenberger Woche 1990 stand denn auch ganz im Zeichen der neuen, aber auch der alten Partnerschaft. Man hatte den Burgermeister von Wimereux eingeladen, so daB das Triumvirat Dominique Dupilet, Tony Balsdon und Rotger Belke-Grobe stolz die neu aufgestellten Partnerschaftsschilder der Offentlichkeit prasentieren konnte. Dies war gleichsam die Initialziindung, die ungeahnte Energien auf verschiedenen Ebenen freisetzte. Wie in Burgess Hill wurde auch in Schmallenberg ein deutsch-englischer Freundeskreis gegriindet, dem Vertreter aus dem Bereich der Schulen, der Wirtschaft, der Politik und weiteren Gruppen angehoren. Im Rahmen der Schmallenberger Woche 1990 kristallisierte sich bereits ein eindeutiger Schwerpunkt heraus, der im kijnstlerisch-musischem Bereich lag. In der Stadtsparkasse fand eine Ausstellung von Aquarellen englischer Kiinstler statt, die einen gelungenen Einblick in die Landschaft der Grafschaft Sussex vermit- © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund 54 Sauerländer Heimatbund telte. Musikalisch beeindruckte in jenem Jahr der Chor Cantemus, der auf Einladung des Westfelder Mannerchores ein vielbeachtetes Konzert in der ValentinSchule gab. Hervorzuheben war nicht nur das breitgefacherte Repertoire, das von Mozart bis zum modernen Musical reichte, sondern auch die glanzende Leistung einzelner Solisten. Ganz andere Aktivitaten entfaltete 1990 die Firma Falke. Im November fand ein einwochiges Sprachseminar in Burgess Hill statt, Die Teilnehmer wohnten in englischen Gastfamilien und muBten neben der englischen Alltagssprache auch Grammatikubungen und Vokabeln uber sich ergehen lassen. Ein Musical in Lon~ dons West End und ein Theaterstuck im Theatre Royal in Brighton scharfte Augen und Ohren fur die Feinheiten englischer Kultur und Literatur. Durch Betriebsbesichtigungen in Burgess Hill und ...LIEBER „GANZ ALTER SCHNEIDER' H.&F. SCHNEIDER KORNBRENNEREI NUTTLAR-HOCHSAUERLAND SAUERLAND Erkundungen historisch interessanter Punkte warden die Kenntnisse uber England nicht nur im Hinblick auf die Stadtepartnerschaft, sondern auch auf das fur die europaische Wirtschaft wichtige Jahr 1992 weiter vertieft. Das Jahr 1991 Bereits im Juni 1991 hatte Schmallenberg erneut musikalischen Besuch. 40 junge Damen von der Burgess Hill School for Girls begeisterten mit Chor und Kammerorchester. Neben einem Auftritt im Gymnasium wurde auch ein improvisiertes Konzert vor dem Gasthof Schutte in Oberkirchen zur Freude der versammelten Sonntagsausflugler gegeben. Fine Sauerlandf ahrt bei schonstem Wetter und ein anschlieBendes Waffelessen in Selkentrop rundeten die gelungene kleine Konzertreise ab. So etwas sprach sich naturlich auch in England herum. Es waren kaum vier Monate vergangen, als das zweite musikalische Ereignis den Weg nach Schmallenberg fand. Seit mehreren Jahren hatte David Farmer, der schon lange fur Schuleraustausch und Stadtepartncrschaft sehr aktiv ist, an der Partnerschule des Stadt. Gymnasiums einen deutschen Chor aufgebaut. Zusammen mit seinem Kollegen, dem ebenfalls schmallenberg-erfahrenen Musiklehrer von Oakmeeds, Mike Wood, reisten Ende Oktober 30 Schuler fur ein verlangertes Wochenende ins Sauerland. Im kleinen Saal der Stadthalle zeigten sie ihr Repertoire an deutschen und englischen Liedern in so uberzeugender Form, daB man sich um die Zukunft des deutschen Liedgutes zumindest in England keine Sorgen zu machen braucht. Zusatzliche Wurze bekam der Abend durch ein kleines Kammerorchester unter der Leitung von Mike Wood, dessen besondere Attraktion mittelalterliche Krummhorner waren, die sich wie eine Biene im Honigglas anhoren, so jedenfalls Mike Wood. DaB die Partnerschaft auch eine Bereicherung fur den ortlichen Tourismus darstellen kann, wurde in den folgenden Veranstaltungen des Chores deutlich, als die englischen Gaste vom Gasthof Schutte in Oberkirchen, vom Hotel Waldhaus in Ohlenbach und vom Hotel Maritim zu kleinen Konzerten am Abend eingeladen wurden. Auch sportliche Hohepunkte gab es 1991 zu verzeichnen. Der Ausdauersportclub Schmallenberg wollte es sich nicht nehmen lassen, die Strecke von 700 km zur Partnerstadt lauferisch zu durchmessen. SchlieBlich nahmen einige Burgess Hillians im Rahmen von privaten Besuchen an der Schmallenberger Stadtwanderwochc 1991 teil: eine fur Englander nicht gerade typische Fortbewegungsart. Im Hinblick auf den zukunftigen europaischen ZusammenschluB war man jedoch gem bereit, sich kontinentalen Sitten anzupassen, um so mehr, wenn sie den Charakter des Leicht-Spleenigen tragen. Das wichtigste Ereignis des Jahres 1991 war zweifellos der Besuch einer offiziellen Delegation der Stadt Schmallenberg und des deutsch-englischen Freundeskreises vom 14. bis 17. Juni in Burgess Hill. Man mag es Zufall oder Fugung nennen: Zur genau gleichen Stunde, als am 15. Juni in Burgess Hill die Partnerschaftsschilder enthullt wurden. schlossen in der St. Alexander-Kirche in Schmallenberg Adrian Bell aus Burgess Hill und Uta Raffenberg aus Schmallenberg den Bund furs Leben. Das Jahr 1993 Vor allem zwei Ereignisse des Jahres 1993 verdienen es, herausgestellt zu werden. Die Burgess Hill Operatic Society fuhrte in der Stadthalle mit viel Engagement und schauspielerischem und musikalischem Konnen das Musical ..Mikado" auf und sorgte damit fur einen weiteren kunstlerischen Hohepunkt. Eine groBere Zuschauerzahl hatte dem SOkopfigen Ensemble jedoch gut getan. Filr einen ganz anderen Akzent sorgte das Ehepaar Bell-Raffenberg: eine gesunde Tochter lieferte den augenfalligen Beweis fur die Fruchtbarkeit der Stadtepartnerschaft. Burgess Hill - Schmallenberg Wimereux Zum Festakt anlaBlich der 750-JahrFeier Schmallenbergs am 3. Marz 1994, an dem auch Bundeskanzler Helmut Kohl teilnahm, waren Delegationen aus England. Frankreich und den neuen Bundeslandern angereist. Das Motto ..Tradition hat Zukunft" umschrieb Mr. House aus Burgess Hill mit den Worten: ,.Ich bin ein Englander und ein Schmallenberger". Nationale Tradition und europaische Zukunft als politische Aufgabe konnten nicht treffender verdeutlicht werden. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund 55 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Wimereux, Schmallenbergs franzosische Partnerstadt Unsere Partnerstadt Wimereux liegt an der franzosischen Kuste des Armelkanals, zwischen Boulogne sur Mer und Calais, an der sogenannten Opalkuste. Nach Boulogne sind es nur funf Kilometer LandstraEe, fur viele Einwohner der tagliche Weg zur Arbeitsstatte. Man kommt aber auch hoch uber dem Meer an Ruinen deutscher Bunker der Kustenbefestigungsanlagen aus dem zweiten Weltkrieg vorbei, mit herrlicher Sicht uber die See bis hin nach England. Die Landschaft ist hiigelig, offen. Die Erhcbungen schwingen sich im Norden auf zu den Steilkusten der Kaps Griz Nez und Blanc Nez. Viele Touristen genieBen die StraBe am Meer fur Ausfluge zu den Aussichtspunkten, den Dorfern mit den begehrten Fischrestaurants, den Kriegsmuseen, zu den naturgeschutzten Dunenbereichen und zum Eurotunnel. von Gerhard Schmidt J^tW i-K'mvy lereux i i>'92j. Wimereux lebt vorwiegend vom Tourismus. Gut 7 000 Einwohner empfangen iiber 15000 Feriengaste in der Sommer- schutzen jetzt den sandigen Untergrund saison. Schon 1848, als die ersten vor Unterspulungen. Die alt en Hauser am Dampfzuge die Eisenbahnstrecke Paris- Deich mit ihren Ferienwohnungen und Calais befuhren, gab es die beiden Bahn- Bistros, das feudale Hotel Atlantic und stationen Boulogne und Wimereux; Bou- das neue Segelzentrum bilden zur Landlogne als Industriezentrum und Wimereux seite eine Schallwand, die die Gerausche als Seebad. Viele Hauser der Stadt atmen der Wasserwellen und Mowen reflektiert noch heute den luxuriosen Geist der Jahr- und dem Besucher ein meist unbewuBtes hundertwende, als besonders zahlreich Gefiihl der raumlichen Einbindung in die englische Touristen und GroBstadter aus Naturgewalt des Meeres vermittelt. WirkLille und Paris die Seebader an der Kuste lich ein besonderes Erlebnis! besuchten und auch architektonisch die Wimereux liegt an der Westkiiste, folgStadtentwicklung beeinfluBten. Aus die- lich geht die Sonne bei ihrem taglichen ser Zeit stammt auch der 60 Hektar groBe Lauf auf der Landseite auf und auf der Golfplatz mit 18 Lochern, der immer Seeseite unter. Der Besucher des Deiches noch die herausragende Attraktion dar- kann also immer wieder bei passendem stellt. Bis in den spaten Herbst hinein wird Wetter zur Abendzeit das Schauspiel beman regelmaBig an Wochenenden eng- wundern, wie die rotgliihende Sonne lische Golfspieler in den gemutlichen Ho- scheinbar im Meer versinkt. tels von Wimereux vorfinden, die sich bei Wimereux hat auch als Gemeinwesen ihren sportlichen Ausflugen von der exzellenten franzosischen Kuste verwohnen einen hohen Standard erreicht. Die neulassen. Der Gast findet auch weitere en Verkehrsverbindungen zum EurotunSportmoglichkeiten wie Tennis, Segeln, nel mit Autobahnen und Schnellzugen Surfen, Reiten, Minigolf, HeiBluftballons verknupfen die Stadt noch besser mit den etc. am Ort, und fiir Kinder gibt es beson- europaischen Nachbarn. Der Tunneleingang ist von Wimereux aus jetzt ampelfrei dere Animationen in der Ferienzeit. uber eine Autobahn in 15 Minuten zu erUnd dann gibt es fur Spazierganger reichen. noch die Uferpromenade. Die BefestiDie Partnerschaft mit der Stadt gung des Deiches, auf dem die Promenade verlauft, ist in den letzten zwei Jahren Schmallenberg besteht seit 22 Jahren. vollig erneuert worden. Das Niveau wurde Die Vermittlung kam zustande, well u. a. dabei um 50 Zentimeter erhoht, entspre- zwei vergleichbar groBe Stadte mit gegenchend dem gegenuber fruher angestiege- satzlichen landschaftlichen Gegebenheinen Wasserpegel. Eiserne Spundwande ten in nicht zu weiter Entf ernung fur beide Foto: Gerhard Schmidt Seiten Anreiz boten. Seitdem hat es viele Begegnungen auf verschiedenen Ebenen gegeben; z. B. ist eine Schulpartnerschaft mit jahrlichen Austauschreisen entstanden. Bildliche Darstellungen des hi. Hubertus gesucht Mit der historischen Entwicklung der Hubertus-Verehrung im kurkolnischen Sauerland befaBt, suche ich nun entsprechende Belege fur diesen Raum. Ich wuBte gern: Gibt es im kurkolnischen Sauerland in alten Drucken, vor allem in Gebetoder Stundenbuchern, bzw. in mittelalterlichen Handschriften bildliche Darstellungen des hi. Hubertus, insbesondere der Bekehrungsszene? Die Historische Kommission fur Westfalen, das Erzbischofliche Archiv und auch die Erzbischofliche Akademische Bibliothek in Paderborn konnten bei der Beantwortung dieser Frage nicht helfen. Fur die Erf orschung der historischen Entwicklung der Verehrung dieses Heiligen im Sauerland konnte sie jedoch von Bedeutung sein. Daher die Bitte an die Leser dieser Zeitschrift: Wer kann aufgrund eigener Forschungen, z. B. in Adelsarchiven oder -bibliotheken, konkrete Hinweisegeben?Horst-E. Hauke, Heresbachstr. 7, 40223 Dusseldorf. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 56 Schmallenberg - Leinefelde ProtokoU der Annaherung eincr Schule an ein neues Thema Januar 1991: Frau Christiane Hahne, Bibliothekarin in der Stadt- und Zentralbibliothek Leinefelde, schiickt einen Brief an die Stadtverwaltung Schmallenberg mit der zogernden Bittc urn Hilfe: Die Stadtbibliothek Leinefelde, vor der Wende mit einem Buchbestand von 40000 Banden und auf Grund der beschrankten Auswahl im Buchhandel von vielen Lesern genutzt, kampft ums Oberleben. Nach dem Aussondern des alten politischen Pflichtanteils klaffen grof^e Lucken in den Regalen, ein GroRteil der DDR-Belletristik ist nicht mehr gefragt. Die Benutzerzahlen gehen rapide zuruck. Geld fur Neuanschaffungen ist vorerst kaum zu erwarten. Frau Hahne fragt nach, ob aus Schmallenberger Bibliotheks'bestanden planmaRig ausgesonderte, benutzte Bucher zur Verfugung gestellt werden konnen. Sie konnten in Leinefelde noch gute Dienste tun. „Dabei sind wir", schreibt sie, „nicht wahlerisch; unser Nachholbedarf ist groB. Von besonderem Interesse ware Reiseliteratur westlicher Lander, Geschichte, Recht, Religion, Computerliteratur, deutsche Literaturgeschichte und naturlich Belletristik und Kinderliteratur." thek gibt es viel spontane Herzlichkeit, die bei den Schmallenberger Besuchern den Hilfswillen noch erheblich verstarkt. Sie entdecken bei der Besichtigung der Bibliothek auch Bilderbucher und Tonkassetten fur Kinder, ein weiteres Sammlungsgebiet ist damit eroffnet. In der Erweiterten Oberschule - ehemals EOS „Karl Marx", kunftig Staatliches Gymnasium Leinefelde - erfahren die Besucher: Es gibt weder eine Lehrernoch eine Schulerbibliothek (hier seien zunachst allgemeine Handbucher und auch neuere Erscheinungen zur Geschichte von Interesse). Die Schulerzahl wird von 280 auf uber 1000 Schuler hochschnellen, ohne daR entsprechende finanzielle Mittel zur Verfugung stehen. Februar 1991: Die Lehrerkonferenz des Gymnasiums Schmallenberg entschlieRt sich spontan zur Hilfeleistung. Die Aktion „Bucher fur Leinefelde" ist geboren. Gleichzeitig wird der Wunsch laut, auch Kontakte zu einer Leinefelder Schule zu knupfen. Marz 1991: Die ersten Bucherspenden von Eltern und Schulern tref f en in Plastiktuten und Kartons im Sekretariat der Schule ein. Die Neuanschaffung von Schulbuchern aus Schmallenberger Geldspenden halt Direktor Alfons Kruse, der neue Leiter der EOS, nicht fur sinnvoll. Er mochte lieber mit gebrauchten Klassensatzen auch ijlteren Datums experimentieren, um nach ein, zwei Jahren der Erprobung dann - kunftig hoffentlich zur Verfugung stehende - Gelder gezielt fur Neuanschaffungen einsetzen zu konnen. April 1991: 5500 gespendete Bucher turmen sich im Gymnasium Schmallenberg, darunter zwei aufgeloste Privatbibliotheken und der Ferienbucherkof f er eines Touristenpaares aus dem Ruhrgebiet. Die Lions-Clubs haben einen erheblichen Anteil an der Bucheraktion; zusatzlich stcllen sie 3 500 DM fur die Lehrerbibliothek der EOS zur Verfugung und sorgen fur die Durchfuhrung des Buchertransportes ins Obereichsfeld Zeitgleich engagieren sich auch die funf Lions-Clubs des Hochsauerlandkreises. Unter Federfuhrung des Schmallenberger Clubs und in Absprache mit dem Schmallenberger Gymnasium sammeln sie unter ihren Mitgliedern Buch- und Geldspenden. Zu Beginn der Osterferien brechen sechs Lehrer zu einer Orientierungsfahrt nach Leinefelde auf. In Gesprachen mit dem dortigen Burgermeister, den Bibliothekarinnen der Stadtbibliothek und mit der Schulleitung der Erweiterten Oberschule (EOS) erfahren sie: Die Zentralbibliothek des Kreises Worbis in Leinefelde soil am 1. Januar 1992 in die Tragerschaft der Stadt Leinefelde ubergeben werden. Beim Besuch in der Biblio- SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund von Oberstudiendirektor Norbert Otto Die Zeitungen in Leinefelde berichten uber die Aufstockung des Bucherbestandes der Stadt- und Zentralbibliothek, die Leserzahlen steigen - gerade bei der wachsenden Arbeitslosigkeit - in ungeahnte Hohen. Als Dank empfangt die Bibliothek des Gymnasiums Schmallenberg - besonders auf Wunsch der Geschichtslehrer - eine reichhaltige Auswahl alter SED-amtlicher Politik- und Geschichtsdarstellungen, und der Leiter der EOS uberreicht eine Mappe mit gelungenen Schulerarbeiten aus dem Leinefelder Kunstunterricht. Juni/Juli 1991: Private Ferienkontakte von Schmallenberger Lehrern und Schulern im Obereichsfeld lassen den Wunsch nach Vertiefung wachsen. August/September 1991: Wahrend einer Projektwoche des Schmallenberger Gymnasiums reist eine Gruppe von Lehrern und Schulern zur Erkundung in die Kreise Worbis und Heiligenstadt und erfahrt dort viel uber die Zeit vor und wahrend der Wende. Pfarrer Vogt aus Leinefelde, die Schwestern des Bergklosters in Heiligenstadt und ein fruherer Direktor der „Spinne", der Baumwollspinnerei Leinefelde, sind dabei besonders hilfsbereit. Tonbandmitschnitte der Montagsdemonstrationen vor dem Heiligenstadter Schlof^ und viele weitere Inf ormationen in Wort und Bild bringt die Projektgruppe im Rahmen einer Ausstellung im Schmallenberger Gymnasium und spater im Eingangsbereich der Stadthalle den Schmallenberger Burgern nahe. Oktober 1991: Zum Tag der Deutschen Einheit ladt die Stadt Schmallenberg Offizielle, Vereine, Burger aus BiVier Lehrer und zwei Schulersprecheschofferode und Leinefelde ein, und Mitrinnen begleiten den Transport nach Lei- glieder der Leinefelder Delegation sind nefelde und erleben die Herzlichkeit und Lehrer/innen und Schuler/innen des die unverhohlene Freude der Empf anger. neugegrundeten Staatlichen GymnasiSie versprechen: Wir machen weiter. ums und Bibliothekarinnen der StadtbiUnd so lauft die Aktion „Bucher fur Leine- bliothek. Sie sind Gaste bei den offiziellen felde" auch noch 1994. In unregelmaRi- Veranstaltungen der Stadt und dann uber ger Folge f inden weiterhin Bucherkartons Nacht und am nachsten Tag bei Gastgeaus Spenden Schmallenberger Burger bern aus dem Schulbereich. den Weg in die Partnerstadt. UnermudliDas symboltrijchtige Gastgeschenk cher Transporteur ist Josef Wiegel, der bisherige Stadtheimatpfleger von der Leinefelder Schulabordnung, das Schmallenberg, Studiendirektor im Ru- „Kreuz der deutschen Einheit", ist ein in hestand. Er pflegt jetzt auf zahlreichen Kreuzesform ausgeschnittenes Stuck Fahrten die neuen Verbindungen nach Grenzzaun vom Obereichsfeld. Es hat seitdem einen Ehrenplatz in der EinThuringen. gangshalle des Schmallenberger Gymnasiums. © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund November/Dezember 1991: Den traditionellen Schulkalender fur das kommende Jahr bereichern nicht nur Arbeiten von Schmallenberger Schulern, sondern auch besonders schone Linolschnitte aus dem Dankgeschenk der Leinef elder vom April 1991. Der Kalender findet zahlreiche Kaufer in beiden Stadten. SAUERLAND 57 chen! Zusammenwachsen, auch was zusammengehort, braucht Zeit! verkauft. Der Leinefelder Reinerlos fordert den dortigen Fachbereich Kunst. Marz 1993: In den Osterferien renovieren Leinefelder Lehrer zum groBen Teil in Eigenarbeit ihr Lehrerzimmer, den Sekretariatsbereich, die Schulleitungsrijume. Die Schmallenberger Firmen Falke und Feldhaus und die Stadt Schmallenberg unterstutzen auf Initiative des Schmallenberger Gymnasiums die Selbsthilfeaktion. Oktober 1993: Als der Schmallenberger Schulleiter einen runden Geburtstag feiert, taucht sein Leinefelder Kollege am fruhen Morgen nach vier Stunden Autofahrt in der Schule auf, ein herzlich begruKter Oberraschungsgast. Marz 1994: Zum offiziellen Festakt der Stadt Schmallenberg aus AnlaK des Stadtjubilaums kommt auch eine kleine LeineSommer 1993: Kontaktaufnahme im felder Abordnung, darunter der Leiter Fachbereich Kunst: Im Sommer und und die Schulersprecherin des Staatlichen Gymnasiums. Schmallenberger Herbst f ertigen Schulerinnen und Schuler Schulleitung und Schulervertretung nutDie beiden Stundenplanmacher des beider Schulen Linolschnitte fur einen ge- zen die Gelegenheit zu ausgiebigem GeSchmallenberger Gymnasiums reisen mit meinsamen Kalender an. Stadtsparkasse dankenaustausch und verabreden; SpateComputerausrustung nach Leinefelde und Volksbank Schmallenberg helf en bei stens im September, zur Schmallenberund fuhren die dortigen Fachleute in ein der Finanzierung, im Winter ist der Kalen- ger Woche, sehen wir uns wieder. erprobtes Stundenplanprogramm ein. der 1994 in beiden Stadten recht schnell (Computer aus den Bestanden der Schmallenberger Schule, zwei bis funf Jahre alt und damit eigentlich schon veraltet, aber fur Schulerubungen noch brauchbar, sind auf Initiative des Schmal2500 gestiegen war, machte sie 1993 lenberger Schulverwaltungsamtes bereits Wechsel im nochmals einen Sprung von 4171. 1990 ein Jahr zuvor an Eichsf elder Schulen ab- Hcimatbund Meschede hatte die Gesamtmitgliederzahl noch Die Generalversammlung des Heimat- 107 888 betragen. Ein Grund freilich: gegeben worden.) bundes der Stadt Meschede wahlte Amts- Neuaufnahme von drei Bruderschaften in 1992: Die erste Vereinigungseuphorie gerichtsdirektor Michael Schaefer zum den Kreisschutzenbund Olpe. Die meiist verf logen, die Schwierigkeiten und das neuen Vorsitzenden. Er lost Clemens Austen Mitglieder (30167) zahlt der Kreisnormale Geschaft des Alltags bestimmen gust Graf von Westphalen ab, der den schutzenbund Arnsberg. Folgend die Mitvordergrundig das Bild, auch in den Be- Verein seit dessen Grundung 1987 gegliederzahlen der einzelnen Kreisschutziehungen zwischen den Partnerstadten fuhrt hatte. Anstelle des verstorbenen BeSchmallenberg und Leinefelde. Jeder hat ruf sschuldirektors Karl-Egon Gordes wur- zenbiinde: Arnsberg: 58 Vereine; Mitglieder ausreichend mit den eigenen Problemen de Paul Schulte, Leiter des Plattdeutschen 1992: 29339; 1993: 30167 (+ 828). zu tun. Arbeitskreises Meschede, zum 2. VorsitBrilon: 66 Vereine; Mitglieder 1992: zenden bestellt. Der Schriftfuhrer Rolf Oktober 1992: Zum Nationalfeiertag Hennecke und die Kassenwartin Cornelia 20658; 1993: 20940 (+ 282). Iserlohn: fahrt eine Schmallenberger Delegation Trautmann wurden in ihren Amtern be- 14 Vereine; Mitglieder 1992: 4986; zum Gegenbesuch nach Leinefelde (etwas 1993- 5168 {+ 182). Lippstadt: 65 Verzogerlich, da lange Zeit unklar ist, ob die statigt. Der Vorsitzende des Sauerlander Hei- eine; Mitglieder 1992: 17312; 1993: verijnderten wirtschaftlichen Verhaltnismatbundes gratulierte dem neuen Vorsit- 17648 (+ 336). Meschede: 43 Vereine; se nicht auch zu einer Ernuchterung im Mitglieder 1992: 16147; 1993: 16416 Verhaltnis zwischen den beiden Partner- zenden zur Wahl und warb darum, die (+ 268) Olpe: 69 Vereine; Mitglieder noch ausstehende Dokumentation uber stadten gefuhrt und etwas mehr Distanz die Mescheder Baudenkmaler nunmehr in 1992: 19554; 1993: 21659 {+ 2105). geschaffen haben). enger Zusammenarbeit mit dem Sauer- Soest: 17 Vereine; Mitglieder 1992: Vor Ort in Leinefelde ist die Stimmung lander Heimatbund abzuschlief^en. Dem 4454; 1993: 4624 (+ 170). dann sehr gastfreundlich, aber bei einzel- scheidenden Vorsitzenden dankte er fur Der Bundesvorstand unter Vorsitz von nen auf^ert sich auch Enttauschung, daB die guten Kontakte in den vergangenen Bundesoberst Paul Habbel (Eslohe) nahm alte Bekannte nicht gekommen sind. Jahren. f^^^- diesen Trend mit Zufriedenheit zur (Diese haben sich ohne ausdruckliche EinKenntnis. Allerdings: Es wurde auch deutladung nicht getraut. Deutsch-deutsche Rckord beim Sauerlander lich, daR die Kreisschutzenbunde offenMiKverstandnisse!) Die Leiter der beiden sichtlich unterschiedliche Verfahren bei Schutzenbund Gymnasien in den Partnerstadten versteDie Zahl ist beeindruckend: 116621 der Berechnung der an sie und den Sauerhen sich gut, sie reden often miteinander, lander Schutzenbund zu entrichtenden Schwierigkeiten werden benannt, man Manner und Frauen sind Mitglieder in ei- Beitrage anwenden. Das Verfahren soil kann sich gegenseitig darauf einstellen. nem Verein des Sauerlander Schutzen- nun gerechter gestaltet werden. Red. Nichts ubersturzen, nichts ubers Knie bre- bundes. Wahrend die Zahl 1992 um Die Partnerschule des Gymnasiums Schmallenberg im heimischen Bereich, das Gymnasium der Stadt Lennestadt, schaltet sich in die spezielle Lehrbuchaktion fur Leinef elde ein und off net groRzugig den Bucherkeller in Altenhundem. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund 58 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Leinefelde - Schmallenberg von Schulleiter Alfons Kruse Die Annaherung von Ost nach West gesehen Die Stadtepartnerschaft zwischen den Stadten Schmallenberg im Hochsauerland und Leinefelde im Eichsfeld ist eine Frucht der Einheit Deutschlands. Sie entstand durch viele personliche Bekanntschaften und Initiativen und besteht heute in einer groBen Anzahl von Kontakten und Beziehungen verschiedenster Gremien, getragen vom Engagement der Menschen in diesen Stadten. Anders als das Entflammen spontaner Gemeinsamkeiten vieler Gruppen aus West und Ost vor allem im kirchlichen Bereich ist der Kontakt zwischen den Gymnasien der beiden Stadte entziindet worden, wurde genahrt, gepflegt und wuchs heran. Zwar hat bereits im Fruhjahr 1990 Josef Wiegel, seinerzeit Studiendirektor am Stadtischen Gymnasium Schmallenberg, auf der Ebene von kulturellen und Bildungseinrichtungen Kontakte im Eichsfeld gesucht, in den Schulen jedoch zunachst ohne den gewiinschten Wider- Herzhi^er Grufi am dem HochsauerUmd \\ ^ ' \ V - • ^V ^^ X. '1 Linolschnitt: Christin Schmid Arpe hall. Allzu verstandlich, denn in den Schulen herrschten ja noch die Personalstrukturen aus der „sozialistischen" Zeit. Die damalige Leinefelder Schule, die einem Gymnasium vergleichbar war wegen des Abiturs als SchulabschluB, war die Erweiterte Oberschule „Karl Marx" mit ca. 200 Schulern und fast 30 Lehrern, von den Offiziellen aus Partei und Regierung gem als „Kaderschmiede des Sozialismus" gewunscht, well ja auch der Nachwuchs der Funktionare, Offiziere, der technischen, betrieblichen und padagogischen Intelligenz diese Schulart durchlaufen muRte. Zwangslaufig ergab sich aus den Staatszielen der DDR, daf$ die jungen Menschen in diesen Schulen zu besonders treuen und ergebenen Staatsburgern gebildet werden sollten. Die revolutionaren Ereignisse von 1989 zeigen aber handgreiflich, daR dies in der Mehrheit der jungen Menschen uber mehr als eine Generation nicht gelingen konnte. Im Sommer 1990 wurden in alien Schulen die Direktoren durch eine eigens zu diesem Zwecke gebildete Schulkonferenz nach einer Ausschreibung der Stelle gewahlt. Die Organisationsstrukturen blieben aber im wesentlichen erhalten. In rasanter File und ungeheurer Kraftanstrengung wurden Lehrinhalte aller Facher auf dem Verordnungswege den neuen demokratischen Verhaltnissen angepaRt. Erst zum nachsten Schuljahres- wechsel im Sommer 1991 wurden die Schulstrukturen in Thuringen vollig neu gestaltet, letztlich dem bestehenden Schulsystem in den alten Bundeslandern angeglichen. In Leinefelde wurde mit einem Schlag ein Gymnasium mit den Klassenstufen 5 bis 12 eingerichtet, nahezu 1000 Schuler und reichlich 60 Lehrkrafte bildeten fast von heute auf morgen eine neue Schule. Kein existierendes Schulgebaude in der Stadt Leinefelde war groB genug, dieses Gymnasium aufzunehmen. Also unterrichten wir seitdem in zwei Gebauden mit einer FuRweg-Entfernung von ca. 10 Minuten. Es fehlte in diesem Gymnasium vor allem an Buchern in entsprechender Anzahl und besonders in den fremdsprachlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Fachern. Die Schulbuchverlage konnten selbst bei groBzugiger finanzieller Ausstattung der Schulen den Bedarf an Schulbuchern bis weit in das Schuljahr hinein nicht decken. Da kamen uns westdeutsche Schulen zu Hilfe mit der Oberlassung nicht mehr benotigter Bticherbestande. Zu diesem Zeitpunkt lernte ich den Direktor des Gymnasiums von Schmallenberg naher kennen auf jenem denkwurdigen Volksfest in Schmallenberg zum 1. Jahrestag der deutschen Einheit. Burger von Leinefelde waren der Einladung © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund der Stadt Schmallenberg gefolgt und in drei Omnibussen zum Fest ins Sauerland gekommen, unter ihnen Schuler und Lehrer des Staatlichen Gymnasiums. Wir nutzten in personlichen Begegnungen die Moglichkeit des Gedankenaustausches und lernten Inhalte und Gestaltung von Schule besser kennen. Bei einem kurzfristig anberaumten weiteren Besuch in Schmallenberg konnte uns Herr Otto beachtliche Schulbuchbestande besorgen und ubergeben, auch durch seine fruheren Verbindungen zum Gymnasium in Lennestadt. Zum Jahreswechsel 1991/92 erhielten wir einen groBen Posten von den traditionellen Kunstkalendern des Schmallenberger Gymnasiums. Durch Gastgeschenke einer Sammlung von kiinstle- 59 SAUERLAND rischen Schulerarbeiten aus Leinefelde und die erwahnten Kalender aus Schmallenberg angeregt entstand ein fruchtbarer Gedankenaustausch zwischen den Kunsterziehern beider Gymnasien mit einem bemerkenswerten Ergebnis: nur NutznieBer der Freundschaft sein konnten, NutznieBer auch mehrfach in praktischer und materieller Hinsicht. Es gab bemerkenswerte Beispiele groBzugiger West-Ost-Hilfe, die wir mit Freude angenommen haben. Der folgende Kalender enthielt als Kunstdrucke einige Linolschnitte von Leinefelder Schulern, der Kalender fiir 1994 wurde als das Ergebnis der Zusammenarbeit mit jeweils sechs Schulerarbeiten aus beiden Schulen gestaltet. Der Entwurf des gemeinsamen Kalenders fur 1995 ist in Arbeit und macht erfolgversprechende Fortschritte. Die Bekanntschaft und Gemeinsamkeit zwischen unseren Schulen weitet sich langsam aus, bei weiteren Begegnungen auch auf Schulervertreter und weitere Lehrer, behutsam aber stetig, und sollte jahrlich neu belebt und gepflegt - zu einer bluhenden Partnerschaft mit vielen personlichen Kontakten und Freundschaften werden. Das ist fiir uns ein begluckendes Erlebnis, daB auch wir in einem kleinen Winkel, in bescheidenem MaBe einmal Gebende sein konnen, wo wir doch sonst meistens Konzerte auf historischen Orgeln im Kreis Olpe Auch die Programme dieses Jahres enthalten wieder Stucke fur Orgel solo, Orgel mit Instrumental- oder Gesangsolisten und Stucke fur Orgel und kleines Orchester. Die Reihe beginnt am 17. Juli in Schlipruthen und wird fortgesetzt am 24. Juli in Kirchveischede, am 31. Juli an den beiden historischen Orgeln in Kirchhundem, am 7. August in Neuenkleusheim, am 21. August in der Wallfahrtskirche Kohlhagen und wird schlieBlich beendet am 28. August in Rahrbach; Beginn jeweils 20.00 Uhr. Die Reihe wird veranstaltet vom Kulturamt des Kreises Olpe, die kunstlerische Leitung hat der Organist und Musiklehrer Dietmar Schneider aus Wenden. Neue CD mit Helga Schauerte Linolschnitt: Andreas Miiller 3urg Hanstein im Eichsfeld © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund AnlaBlich des lOOjahrigen Bestehens der Deutschen Evangelischen Christuskriche zu Paris gab Helga Schauerte-Maubouet, Kulturpreistragerin des Kreises Olpe und Organistin an der genannten Kirche, eine neue CD heraus. Eingespielt wurden Werke fur Trompete und Orgel von Marcello, Loeillet, Delabarre, Vejvanovsky und Orgelwerke von Buxtehude, Bach und Kuchar. Der Trompeter ist der Belgier Herve Noel, 1988 Preistrager des Pariser Wettbewerbs Maurice Andre. Diese CD sowie die ubrigen nicht in Deutschland erhaltlichen Einspielungen von Helga Schauerte werden bei den Orgelkonzerten 1994 des Kreises Olpe erhaltlich sein. Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 60 Fur erwachsene Kinder von Dr. Hartwig Lauter Das neue Schtnallenberger Spielzeugmuseutn Kinder haben immer nach Spielzeug verlangt und daher kann es kaum eine anschaulichere Entstehungsgeschichte menschlicher Kultur geben als die Geschichte des Spielzeugs im Spiegel des Alltags, die von langst vergangenen Zeiten berichtet und davon, was Kinder einmal geschatzt, geliebt und begehrt haben. Spielzeug erzahlt auch davon, was einem Kind in frliheren Jahrzehnten oder Jahrhunderten einmal Gluck bedeutet hat. Erwachsene erinnern sich gelegentlich an feme Sternstunden der Kindheit, insbesondere dann, wenn ihnen ein seltener Zufall ihr altes Spielzeug in die Hand gibt dann hebt sich fur einen kurzen Moment ein Schleier von der Vergangenheit. Leider laKt sich ein solches Ereignis nicht beliebig reproduzieren oder gar verlangern; wenn es dann aber doch einmal gelingt, offnet sich im Vorhang vor der Vergangenheit ein kleiner Spalt, durch den der Blick in das Zauberland der Kindheit fallt. Aus Kindern werden Leute und aus Sammlern Museumsgriinder Spielzeugsammler haben sich, aus welchen GriJnden auch immer, die unterschiedlichsten Ziele gesteckt und scheuen weniger die Kosten als die Miihen, ihre Traume zu verwirklichen. Wenn sich im Laufe der Jahre des Sammlers Speicherkapazitaten auf Dachboden, im Keller, in Schubladen und Schranken, Kartons oder gar in angemieteten Raumen erschopfen, beschleicht die eine oder andere Sammlerseele eine Art Einsicht oder fast ein schlechtes Gewissen, insofern, als man seinen herrlichen Besitz als allzu eigennutzig eingestuft hatte und nun auch anderen Mitmenschen zuganglich machen mochte. Manchmal entwickelt sich dann ganz unmerklich die Idee, ein Spielzeugmuseum zu grunden - und irgendwann steht der EntschluR test, alle diese schonen Dinge, die man in MuBestunden in den eigenen vier Wanden zu betrachten gewohnt war, der Offentlichkeit zuganglich zu machen. Zur Verwirklichung eines solchen Zieles benotigt man allerdings zielstrebige Mitstreiter, und die sind auf Anhieb schwer zu finden. Aber irgendwann zundet die Idee dann doch! In Schmallenberg fanden sich Anfang 1993 tatkraftige und zielstrebige, an professionelle Arbeitsweisen gewohnte Interessenten zusammen, um den Forder- SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund verein „Europaische Spielzeugsammlung e.V. Schmallenberg" zu grijnden. Der Forderverein startete mit 38 Grundungsmitgliedern, der Stadtsparkasse, der Schmallenberger Werbegemeinschaft und dem Schmallenberger Fremdenver- kehrsverein. Ziel des Fordervereins war es, alsbald in Schmallenberg ein Spielzeugmuseum zu eroffnen und mit festen Offnungszeiten zu betreiben. Bereits am 1. Advent 1993 war es soweit. Der Biirgermeister der Stadt Schmallenberg konnte dem 1. Vorsitzenden des Fordervereins, Herrn Wolfgang Gerdel, vor zahlreich erschienenen geladenen Gasten den Schlussel zum Museum im historischen Kellergewolbe des ehemaligen „Haus des Gastes" in der WeststraBe ijberreichen. Spielzeug aus Deutschland und Europa Am Offnungstag kamen ca. 600 zahlende Besucher, an den folgenden Wochenenden waren es bis zu 230 und bis zum 31. 3. 1994 hatten insgesamt 4000 Besucher die neue Attraktion in Schmallenberg genutzt. Davon waren viele aus dem Schmallenberger Sauerland, aber auch dem Kolner Raum und dem Ruhrgebiet gekommen, wobei sich in personlichen Gesprachen herausstellte, daR zahlreiche Besucher ausschlieRlich gekommen waren, um „ihr" altes Spielzeug wiederzufinden. Es kommt im Museum in der Weststraf^e immer wieder zu uberraschenden Begegnungen zwischen Mensch und Spielzeug und dabei oft genug zu aufwiihlenden, stummen und intensiven Begegnungen mit einem fruheren Lebensabschnitt, den die Betroffenen langst verschiittet glaubten - dabei gibt es dann gelegentlich auch Tranen. Spielzeug erzahlt davon, was von Kindern einmal heifJ begehrt, geliebt, als Vorbild geachtet oder verspottet wurde. GroBe Lucken bestehen allerdings noch bei der Aufarbeitung des sperrigen Themas „Kriegsspielzeug", das nicht nur von der Generation unserer Vater sorgfaltigst entsorgt wurde. Die Darstellung dieses Themas ist in der Geschichte des Spielzeugs schon mehrere tausend Jahre alt. Man mag trefflich daruber streiten, ob es sich bei Militarspielzeug um „ Spielzeug ohne Sinn" handelt. Doch durch Verdrangung werden derartige Probleme nicht gelost, denn erst das intensive Wegsehen ermoglicht viele Dinge; der ehrliche Umgang auch mit unliebsamen Themen, die uns zudem auch einen Spiegel der Vergangenheit vorhalten, bietet die Moglichkeit, sich von zwanghaften Mechanismen der Vergangenheit zu befreien. Daf? man sich von den Folgen des intensiven Wegsehens in zunehmendem MaBe regelmaRig „mit Abscheu und Entsetzen" distanziert, macht diese Formulierung nicht glaubwiirdiger. In der Weststraf^e erzahlt Spielzeug auch davon, was Eltern ihrem Nachwuchs - in der Regel erfolglos - als Geheimbefehl in die Kinderzimmer schmuggelten, um ihre eigenen Vorstellungen hinsichtlich der beruflichen und gesellschaftlichen Ziele ihrer SproBlinge verkodiert dort unterzubringen; ganz offensichtlich entfaltet sich dabei die elterliche Phantasie zugunsten der Knaben weitaus prachtiger und zuungunsten der Madchen, die damals fruhzeitig festgelegt und eingeengt einer gewissen Bescheidenheit zugefiihrt wurden. Nicht zu belehren ist das Ziel des Museums in Schmallenberg, sondern zu begeistern, zu erfreuen, zu erinnern und Fragen aufzuwerf en sowie zur Diskussion anzuregen. Ziel ist es weiterhin - nicht zuletzt aufgrund des begrenzten Raumangebotes -, eine variable und interessante Mischung aus altem Spielzeug und entsprechenden Zeitdokumenten zu arrangieren und in wechselnden Ausstellungen immer neue, auch kontrovers diskutierte Aspekte zum Thema Spielzeug anzubieten. Zum Konzept gehort es weiterhin, die Einheit von Spielen und Lesen zu betonen. Man wird daher stets bemiiht sein, die umfangreiche Arbeitsbibliothek von Kinder- und Jugendbuchern heranzuziehen; gedacht ist an eine enge Zusammenarbeit mit Kinderbuchverlagen, wobei die ersten Kontakte derzeit vertieft werden. Ein weiteres und dabei wesentliches Anliegen ist es, dem Besucher einen Blick in die fruheren Kinderzimmer unserer eu- © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 61 Kollektion von Zinnfiguren der Firma Heinrichsen aus Nurnberg, zum groKen Teil mit ihren Original-Spanschachteln, und eigentlich alles, was das Kinderherz schon vor mehr als 100 Jahren hoher schlagen lieB; es ist auch ein ca. 2000 Jahre alter aus Ton gebrannter Streitwagen aus Syrien dabei. Mehrere Stucke diirften in europaischen Spielzeugmuseen ihresgleichen nicht finden, so z. B. ein Berliner U-BahnZug der ehemaligen Nurnberger Firma Carette; auf den Fahrtrichtungsschildern lesen wir: „Leipziger Platz - Stralauer Tor". Eine Metallbaukastenbrucke der Firma Marklin hat von 1936 bis 1992 regelmal?ig zu Weihnachten einem Geschaft in Stettin als Dekoration gedient; vor dem 2. Weltkrieg fuhr noch eine elektrische Eisenbahn uber diese Brucke, zu der noch zwei aufwendig gearbeitete Auffahrten ropaischen Nachbarn zu ermoglichen, denn auch spanische, englische und franzosische Spielzeughersteller haben mit ihren Produkten und Erfindungen den europaischen Markt wesentlich bereichert. So z. B. die Firma CIJ aus Frankreich, die von 1926 bis 1936 den nahezu legendaren „P2" von Alpha Romeo herstellte, der von der europaischen Jugend begeistert aufgenommen wurde und heutzutage von maEgebenden Autoren, Sammlern und Spielzeugliebhabern als eines der schonsten Spielzeugautos bezeichnet wird, das jemals hergestellt wurde. Das Schmallenberger Museum schatzt sich gliicklich, gleich vier dieser Modelle in unterschiedlichen Farben prasentieren zu konnen. Zum Fundus des Museums gehoren Baukasten aller Art, Blechschiffe von Bing, Carette und Marklin bis zu 1 m Lange, Blechautos, Flugzeuge, eine groBe SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund gehoren. Es ist beabsichtigt, das Ensemble wieder herzurichten, um dem Museumsbesucher das Vergnugen von Brucke und Eisenbahn - wie vor 50 Jahren - zu bieten. Typisches Madchenspielzeug konnen wir in der vorwiegend an technischem Spielzeug orientierten Ausstellung nicht bieten. Da man aber in Schmallenberg immer daran interessiert ist, nicht dadurch aufzufallen, daB man irgendetwas nicht hatte, sei auch auf das Puppenmuseum Monig in der OststraBe verwiesen, das seine Kostbarkeiten schon 1993 der Offentlichkeit zuganglich gemacht hatte. Moge unsere alte und starke Brucke, die schon Weihnachten 1944 und 1945 uberstanden hat, als Symbol fiir alles Neue stehen, was unsere Kinder in der weiten Welt und in unserem kleinen Europa verbinden wird. 62 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Irritationen einer Altstadt Schmallenbergs Weg in das Programm Historische Stadtkerne Die Stadt Schmallenberg ist 750 Jahre alt, und niemand sieht es ihr an - nicht am Stadtbild und nicht am GrundriB. Die Stadtmauer von 1244 mit sechs Turmen und drei Toren kam ihr 1812 abhanden. Zehn Jahre spater verier sie am 31. Oktober 1822 durch einen Fiachenbrand fast ihren ganzen Hauserbestand (132 von 151), und in den foigenden Monaten nahmen ihr die Stadteplaner auch noch ihren mittelalterlichen GrundriB. Was in den Jahren nach 1822 neu entstand, heif^t heute „Altstadt". In Arnsberg z. B. heiBt so etwas „Neustadt". Die Schmallenberger Altstadt ist in Wirklichkeit eine Neustadt, die die wahre Altstadt unter sich begrub. Der Stadtneubau von Schmallenberg (1823 -1825) fiel in die Zeit der Neuanlage der Regierungsneustadt Arnsbergs (seit 1817). Der hochste dortige Baubeamte, Regierungsbaurat Clemen, hatte den Ausbau der Arnsberger Neustadt zu uberwachen und stand dieserhalb in standigem Kontakt mit der Oberbaudeputation unter dem preuBischen Oberbaudirektor Karl Friedrich Schinkel in Berlin. Clemen hatte auch den im Mescheder Landratsamt entstandenen Planentwurf fur Schmallenberg zu begutachten. In diesem Zusammenhang war Clemen in Begleitung des Mescheder Landrats Pilgrim Ende Dezember 1822 in Schmallenberg, um dem Stadtvorstand den provisorischen GrundriBplan von Regierungsgeometer Schmitz vorzulegen. Totalbrande von Stadten waren damals an der Tagesordnung. So brannten nacheinander ab: Winterberg 1791, Olpe 1795, Belecke 1805, Neheim 1807, Schmallenberg 1822. Prof. Heinz Stoob, MiJnster, einer der wichtigsten Mitarbeiter am Festbuch „Beitrage zur Geschichte der Stadt Schmallenberg 1244 - 1969" zum Stadtjubilaum im Jahre 1969 schreibt in seinem Aufsatz „GrundriRbild und Stadtentwicklung von Schmallenberg" dazu: „Der Wiederaufbau geschah in jedem dieser Orte auf den Grundlagen klassizistischen Formgefiihls." Alle fiinf gehorten zum ehemals kurkolnischen Herzogtum Westfalen. Nur Schmallenberg brannte in der (seit 1816) neuen, preuBischen Zeit des Sauerlandes ab und machte dann die besten Erfahrungen. Das Interesse am Schmallenberger Wiederaufbau reichte uber die Regierung in Arnsberg hinauf bis in die Provinzialver- von Josef Wiegel waltung Westfalens in Munster. Ende Marz 1823 unterrichtete Landrat Pilgrim den Oberprasidenten Ludwig von Vincke uber den Stand der Planungsarbeiten. Sie waren weit gediehen; nur „der tiefe Schnee . . . gestattete es nicht, die StraBenlinien und Baustellen abzustecken, zumal auch die Brandstatten noch nicht ganz geraumt waren". Jeder der Abgebrannten wuBte bereits, wo er - laut Plan - sein Haus wilrde bauen mussen. Im Dezember 1822 hatte Geometer Schmitz die abgebrannte Stadt vermessen, um festzuhalten, was jeder an GrundstijcksgroEe besessen und entsprechend in der neuen Stadt zu erwarten hatte. Im Herbst 1825 begab sich der Oberprasident personlich nach Schmallenberg und stellte erfreut fest, „daB der Wiederaufbau der Stadt nach dem vereinbarten zweckmaBiinachwei3(Rekonitruh1ion): r Schmili, Ve'messungshandriO 1Q22 '• , »"*»"> gen Plane so gut als vollendet zu betrachten ist". Ein Festbuch gab den AnstoB Das erwahnte Festbuch von 1969 war erst Ende September 1968 von der Schmallenberger Stadtvertretung beschlossen worden - als Aufsatzband. In extrem kurzer Zeit konnten 16 Autoren als Mitarbeiter gewonnen werden. Die uberortliche Beachtung des Buches war bemerkenswert. Einer der Rezensenten (Dr. Riepenhausen) hielt das Buch fiir einen wichtigen Impulsgeber. Der fur die Stadt Schmallenberg wichtigste und folgenreichste Impuls ging von dem Aufsatz Prof. Stoobs aus. Dieser war seit 1964 Nachfolger Prof. Albert K. Hombergs auf dem Lehrstuhl fur Westfalische Landesgeschichte der Universitat , Schlingen Wachstumsphasen wit Rekonstruktion der 1822 abgebrannten Stadt. Aus: Westfdiischer Stddteaths, 1. Lieferung, Btdtter 2 und 13. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 63 Munster. 1965 wurde er von der Historischen Kommission fiir Westfalen mit der Herausgabe des Westfalischen Stadteatlasses betraut. 1969 grundete er in Munster das Institut fiir vergleichende Stadtegeschichte, in dem seither am Westfalischen und am Deutschen Stadteatlas gearbeitet wird. Es ist so gut wie sicher, daii Prof. Stoobs Mitarbeit am Festbuch von 1969 sechs Jahre spater (1975) zur Aufnahme Schmallenbergs in die 15 Stadte umfassende 1. Lieferung des Westfalischen Stadteatlasses fuhrte. (Heute umfaBt der Atlas 45 von insgesamt ca. 180 Stadten, Minderstadten und Freiheiten). Seinen Aufsatz im Festbuch betrachtete Prof. Stoob als Vorarbeit fur den Textkommentar in der Stadtmappe Schmallenberg des Atlasses. Dort nennt er Schmallenberg einen „besonders lehrreichen Sonderfall". - DaB er diesen Sonderfall in die 1. Lieferung des Westfalischen Stadteatlasses aufnahm, will der inzwischen international anerkannte Stadtef orscher - auch heute noch - durchaus als Auszeichnung verstanden wissen. Eine klassizistische Planung unter Schinkels EinfluB Im Textkommentar zum Blatt Schmallenberg kommt Prof. Stoob gegen Schlu£ auf jene im Festbuchaufsatz schon erwahnte sauerlandische Gruppe abgebrannter Stadte zu sprechen. Oberall sei Umlandkarte: Urmelitischblatt 1 .- 25 000, Nr. 2788 Schmallenberg. Wiedergabe mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes Nordrhein-Westfalen uom 19 6 1972 Kontr.-Nr. 4268. Umlandkarte: UrmeBtischbldtter Nr. 2656 Arnsberg: 1839 - Wiedergabe mit Genehmigung des Landesvermessungsamtes Nordrhein-Westfalen vom 19. 6. 1972, Kontr.-Nr 4268. man dort von der alteren Topographic abgegangen oder habe sie doch weitgehend reguliert. Das Vorgehen der Planer in Schmallenberg nennt Stoob „beispielhaft", und das Geschaffene „blieb weitgehend erhalten. Das verleiht dem heutigen Stadtbild besonderen Wert". 1974 bei der Obersendung der Denkmalliste: „Die Gestalt Schmallenbergs ist also aus Idealvorstellungen einer klassizistischen Siedlung hergeleitet worden . . . Dadurch ist in Schmallenberg bis heute jenes eigenartig-einzigartige Stadtbild bewahrt geblieben, das im Wechselspiel mit der weitraumigen umgebenden Landschaft von sehr hohem Reiz ist." - Prof. Mummenhoff war wohl der erste, der die Neuschopfung der Stadt 1822 -1825 mit dem Namen Karl Friedrich Schinkel in Verbindung brachte. In einem Kurzaufsatz „Das Stadtbild von Schmallenberg" (Schmallenberger Heimatblatter, Okt. 1973) konstatiert er zunachst die Gleichzeitigkeit des Baugeschehens in Arnsberg und Schmallenberg. Er stellt ferner eine groEe Ahnlichkeit der Anlage der Arnsberger Neustadt mit dem Schmallenberger Stadtplan fest. SchlieBlich glaubt er auch im Aussehen der Hauser in Schmallenberg eine gewisse Abhangigkeit von der Bezirkshauptstadt feststellen zu konnen, „nur sind dort die Hauser meist Steinbauten, und die Einzelformen sind reicher, ,klassizistischer' und groBer. . . . Dort sind die neuen Hauser wiederum von der Oberbaudeputation und Schinkel begutachtet worden. Man kann also durchaus sagen, daB . . . auch der Aufbau der in vielen Dingen eigenstandigen Wohnhauser in Schmallenberg ohne den Hintergrund der iiberragenden Gestalt des preuBischen Oberbaudirektors Karl Friedrich Schinkel in ihrer Ausfuhrung nicht denkbar ist." Die Charakteristika der neuen Stadt „klassizistische Planungs- und Bauvorstellungen" - sind nach Stoob: „konsequent begradigte, moglichst breit vermessene StraRen mit rechtwinkligen Kreuzungen"; freistehender Einzelhausbau in Traufenstellung zur StraEe; linear gerichtete Hauserfluchten; Quergassen, die sackartig an einem Gartenring im Zuge des alten Festungsgurtels enden. Dem gleichzeitigen Baugeschehen in Arnsberg weist Stoob dabei die Patenrolle zu. Der erste, der den Wiederaufbau von Schmallenberg mit Arnsberg in Verbindung brachte, scheint Dr. Franz Muhlen, Stellvertreter des Landeskonservators, gewesen zu sein. In seinem Aufsatz im 1969er Festbuch - „Baudenkmale als Zeugen der Geschichte" - heiBt es: „Der Wiederaufbau in Schmallenberg steht als stadtebauliche Leistung neben der Stadterweiterung der Neustadt zu Arnsberg." Dr. Muhlen ferner: „Ein zu schutzendes Objekt ersten Ranges"; „eine kunstlerische Einheit"; „eine klassizistische Stadtlandschaft", der in Westfalen-Lippe nach Minden und Arnsberg der dritte Rang zukomme; „ein fur Westfalen einmaliges Aufbauwerk des fruhen 19. Jahrhunderts", das als „bemerkenswertes Gesamtbauwerk" fiir die Zukunft zu erhalten sei. Die lobenden Stimmen aus dem Landesdenkmalamt rissen seit 1969 nicht mehr ab. Prof. Kari E. Mummenhoff, Leiter der Inventarisationsabteilung, schrieb © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Das Landesprogramm „Historische Stadtkerne" Im Jahr 1985 rief das Land NordrheinWestfalen das Forderprogramm „Historische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen" ins Leben. Die Zielsetzung war folgende: Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 64 „GrundriR und AufriK historischer Stadtkerne sollen umfassend geschiitzt und behutsam erneuert werden. Auf diese Weise soil das baukulturelle und stadtebauliche Erbe der Vergangenheit bewahrt und fur kunftige Generationen erhalten werden. Die MaRnahmen in den historischen Stadtkernen sollen auch Vorbild sein fur die Erneuerung aller Stadte und Orte im Lande." Fur eine Aufnahme in das Programm muBten f olgende Bedingungen erfullt sein: 1. Der historische StadtgrundriB muf^ noch erhalten und ablesbar sein. 2. Das Stadtbild muK noch von historischer Bebauung gepragt und moglichst geschlossen sein. 3. Der historische Stadtkern muB fur eine uberregionale Reprasentation geeignet sein. 4. Es muB noch ein erheblicher Erneuerungsbedarf bestehen. 5. Biirgerschaft, Rat und Verwaltung mussen bereit sein, alle MaBnahmen unter Berucksichtigung der Ziele der erhaltenden Stadterneuerung durchzufuhren. Das Ministerium fur Stadtentwicklung und Verkehr, in dem das Programm initiiert worden war, wahlte gemeinsam mit dem Rheinischen und dem Westfalischen Amt fur Denkmalpflege geeignete Stadtkerne aus. Eine mit Experten besetzte Auswahlkommission empfahl dem Minister bis 1987 24 Stadtkerne zur Aufnahme in das Programm. Diese bilden seither dessen Grundstock; Schmallenberg war nicht dabei. Die 24 Stadte grundeten noch im gleichen Jahr die Arbeitsgemeinschaft f-listorische Stadtkerne in Nordrhein-Westfalen. Sie dient dem fachlichen Austausch der Beteiligten in alien Fragen der Stadtkernerneuerung und soil dazu beitragen, in Nordrhein-Westfalen und uber die Landesgrenzen hinaus die herausragenden Zeugnisse mittelalterlichen Stadtebaus bekannt zu machen. Schmallenberg - ein kritischer Fall 1988 beschlof^ das Ministerium eine Aufstockung des Programms. Interessierte Stadte konnten sich bewerben, muBten aber eine Prufung ihrer Wurdigkeit uber sich ergehen lassen. 30 Stadte batten sich beworben oder waren vorgeschlagen worden, und nur zehn schafften es schlieBlich. Es gait als selbstverstandlich, daB ein aufzunehmender Stadtkern aus dem Mittelalter stammen muBte. In SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Weststralie 54, HaustOr, Tur und Turrahmen stammen noch aus der ersten Wiederaufbauzeit nach 1822. Schmallenberg dachte daher niemand an einen Aufnahmeantrag in das Programm Historische Stadtkerne. Das Landesdenkmalamt in Miinster war dagegen entschieden der Meinung, Schmallenberg gehore in das Programm hinein. Am 17. 11. 1988 beschloB daraufhin der Stadtrat einstimmig, sich um Aufnahme zu bewerben. Das Munstersche Amt (Volker Caesar, zustandig fur stadtebauliche Denkmalpflege) lieB die Auswahlkommission des Ministers im Februar 1989 u. a. wissen: Schmallenberg ist „als eine wichtige Vertreterin der groBen Gruppe (nach GroBbrand) planmaBig angelegter/wiederaufgebauter Stadte bedeutend fur die westfalische Stadtbaugeschichte" und „im Gegensatz zu den meisten Vergleichsbeispielen der Entstehungszeit zwischen 1780 und 1850 in Struktur und Substanz gut erhalten, Einzelbauten jedoch mehr oder weniger uberformt". Der Stellungnahme fugte er den Schmallenberg betreffenden Stoobschen Text des Westfalischen Stadteatlasses bei. Die „Bereisung" Schmallenbergs durch die Kommission unter Dr. Krupinski war fiir den 1. 3.1989 festgesetzt. In einem Zwischenbericht vom 12. 7. 1990 schrieb Dr. Krupinski, von 30 Bewerbern der Jahre 1988/89 sei nur noch ein Fall unentschieden. Dieser Fall war Schmallenberg. Neun Stadte waren inzwischen aufgenommen worden. Der Kommission waren neben einer Reihe von Glanzpunkten auch erhebliche Mangel im Stadtbild aufgefallen. AuBerdem hatte sie einiges auszusetzen am in Aufstellung befindlichen Bebauungsplan „Altstadt". Sie empfahl, diesen zu stoppen und zunachst einen stadtebaulichen Rahmenplan von einem erfahrenen Planungsburo erstellen zu lassen. Die Stadt leitete entsprechende MaBnahmen ein und berichtete dem Mini- sterium Liber den jeweiligen Stand. Die Kommission wollte noch das Ergebnis der angeregten Veranderungen des stadtebaulichen Planungskonzeptes abwarten und danach ein erganzendes Gesprach mit den Vertretern des Rates und der Verwaltung zur Umsetzung der zukiinftigen StadterneuerungsmaBnahmen f uhren. Nach den Vorstellungen der Kommission sollte dies im Friihsommer 1990 geschehen. Es wurde Spatsommer daraus und fuhrteam 7. 9. 1990 inHattingen endlich zum Erfolg. Die Kommission gewann dort die Oberzeugung, daB die Stadt Schmallenberg in das Programm und in die Arbeitsgemeinschaft der historischen Stadtkerne berufen werden solle. Beides geschah bald darauf. Ein schwieriger EntscheidungsprozeB war nach achtzehn Monaten fur Schmallenberg positiv zu Ende gegangen. Die Kommission hatte wegen Fehlens einer wirklichen Altstadt in Schmallenberg iiber einen in den Aufnahmebedingungen nicht vorgesehenen Fall zu urteilen. Sie wollte sichergehen, daB die Ziele erhaltender Stadterneuerung ernsthaft angesteuert wiirden. Die vorbildlichen baulichen Leistungen der Schmallenberger Biirger in der Vergangenheit boten dafiir keine Garantie. Dennoch waren diese Leistungen, zusammen mit der Arbeit der preuBischen Planer beim Stadtneubau (1822-1825), von unschatzbarem Wert. Ein Stadtgebilde war geschaffen und pfleglich erhalten worden, das heute als „Stadtbilddenkmal und StadtgrundriBdenkmal erheblicher Klasse" gilt (Prof. Steinebach, Siegen), ein Gebilde, das als „Vorbild" die Arnsberger Neustadt (Prof. Stoob in der Atlasmappe „Arnsberg", 1975) bis heute nicht verleugnen kann. © Copyright Saueriander Heimatbund Rhododendrenpracht * Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 65 Die Pflege des historischen Stadtkerns Schmallenbergs von Heinrich Thumann Die Altstadt Schmallenberg ist im September 1990 in die Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne" in NordrheinWestfalen aufgenommen worden. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, daR der GrundriR und die Bausubstanz in historischen Stadtkernen umfassend geschutzt, gepflegt und behutsam erneuert werden. Somit soil das stadtebauliche und kulturelle Erbe bewahrt und fur kunftige Generationenerhaltenbleiben. Insbesondere sollen die charakteristischen Elemente des Stadtgrundrisses und des Stadtbildes gesichert und die stadtebauliche Individualitat durch behutsame Eingriffe und ErganzungsmaBnahmen erhalten werden. Ortsgestaltung, Gestaltung der Freiraume und die Erhaltung und Modernisierung von Wohnraum. Diese MaBnahmen sollen dazu beitragen, die Qualitat der Innenstadt als Standort fur Wohnen, Handel und Dienstleistungen zu verbessern. So sollen u. a. offentliche StraBen und Platze nach den Grundsatzen der Verkehrsberuhigung umgestaltet werden mit dem Ziel, das Wohnumfeld in okologischer, gestalterischer und sozialpolitischer Hinsicht zu verbessern. AuBerdem sollen MaBnah- Rahmenplan Um die hieraus kurz-, mittel- oder langfristig notwendigen Stadterneuerungsaktivitaten durchzufijhren, hat die Stadt die Ausarbeitung eines stadtebaulichen Rahmenplanes durchfuhren lassen. In ihm werden einerseits die stadtebaulichen MiBstande und andererseits konkrete Wege und Mal^nahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes und der Funktionsfahigkeit des Stadtkerns im Zusammenhang aufgezeigt. Die stadtebaulichen Mi&tande betreffen besonders die Versorgungsfunktion als Mittelzentrum, die Verkehrsverhaltnisse, die StraBenraumgestaltung, den Zustand der Gebaude und die Gestaltung von Fassaden und privaten Hofflachen. Die Aufwertung und Verbesserung des Stadtkerns soil erreicht werden durch die Verbesserung von StraRenraumfunktionen und StraKenraumgestaltungen, Weiterentwicklung des Stadtkerns durch bauliche Erganzungen zur funktionellen und gestalterischen Abrundung vorhandener Ansatze, Pflege der titim Panorama-Park Fine wahre Blutenpracht erwartet die Besucher des Panorama-Parks in Kirchhundem, Kreis Olpe. Fin Meer von Rhododendren steht im Juni in voller Blute und bringt satte Farben in den fiir seine gepflegten Grunanlagen bekannten Erlebnispark. Die in englischen Schlo£garten in regelrechten Rhododendrenparks vorkommende Pflanzenart bevorzugt schattige Lagen unter hohen Baumbestanden. Im Panorama-Park beweist die jahrlich wiederkehrende Blutenpracht, daB sich die Pflanzen im Sauerland sehr wohl fuhlen. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund men zur Herrichtung und Gestaltung von privaten Hof- und Hausflachen gefordert werden durch Begrunung und Instandsetzung von AuBenwanden und Dachern. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier der baulichen Umgestaltung stark veranderter Fassaden von Gebauden mit ortsbildpragender Bedeutung. Sanierungsgebiet und Denkmalbereich Damit die stadtebaulichen MiBstande beseitigt oder wesentliche Verbesse- 66 Sauerländer Heimatbund rungen und Umgestaltungen durchgefuhrt werden konnen, ist die formliche Festlegung eines Sanierungsgebietes erforderlich. In dem Zuwendungsbescheid des Landes fiir den verkehrsberuhigten Ausbau der SynagogenstraBe und der SchutzenstraRe sowie der Umgestaltung des Schutzenplatzes wurde bereits eine Nebenbestimmung aufgenommen, daB spatestens ein Jahr nach Zugang des Bewilligungsbescheides der Beschlul? uber die formliche Festsetzung des Sanierungsgebietes zu fassen ist. Der Rat der SAUERLAND Stadt Schmallenberg hat zwischenzeitlich eine Sanierungssatzung fur das Gebiet der in Aufstellung befindlichen Bebauungsplane Nr. 76 „Am Bahnhof" und Nr. 16 „Altstadt" beschlossen. Der Rat der Stadt Schmallenberg hat ferner fur den Altstadtbereich die Erarbeitung einer Denkmalbereichssatzung nach dem Denkmalschutzgesetz und die Erstellung einer gestalterischen Stadtbildanalyse zur Vorbereitung und Begrundung der zu ijberarbeitenden Gestaltungssatzung beschlossen. Fur diese Satzungen St. Laurentius und die Friedhofe Zur Ausmalung der spatromanischen Hallenkirche in Wormbach In einer Ende vergangenen Jahres begonnenen Aufsatzreihe untersucht Dr. Elmar Hartmann, Hagen, die Ikonologie der spatromanischen Ausmalungen in sauerlander Kirchen des 12. und 13. Jahrhunderts. Um ein abgerundetes Bild zu bekommen, darf eine solche Untersuchung nicht an Kreisgrenzen Halt machen. Da unter den Sauerlander Hallenkirchen die St. Peter und Paul-Kirche zu Schmallenberg-Wormbach eine herausragende Stellung einnimmt, stellt der Verfasser die hier gewonnenen besonderen ikonographischen Entdeckungen an den Beginn seiner Reihe: DER MARKER, Landeskundliche Zeitschrift fur den Bereich der ehem. Grafschaft Mark und den Markischen Kreis, 42. Jahrgang, Heft 6, Nov./Dez. 1993, Seiten 255 bis 263. Die weiteren Beitrage werden sich mit der Johannes-Kirche in Iserlohn-Hennen und der St. Lambertus-Pfarrkirche zu Neuenrade-Affeln befassen. Mit erganzenden Foto: Ackermann Aspekten sollen die Ausmalungen der Martins-Kirche in Plettenberg-Ohle und die der St. Cyriakus-Kirche in Schmallenberg-Berghausen herangezogen werden. In einer grundlichen Beweisfuhrung gelingt es Dr. Hartmann, die Figur des bisher nicht gedeuteten Diakons in der Mitte der Wolbungsmalerei in der Wormbacher Kirche als eine Darstellung des Heiligen Laurentius zu identifizieren, umgeben von Tierkreiszeichen, die den besonderen kosmischen Bezug dieses Bildes herstellen. Da nach altem Volksglauben St. Laurentius in besonderer Weise die Armen Seelen zum Himmel geleitet, vermutet Dr. Hartmann, daB der Wormbacher Friedhof ein Begrabnisplatz gerade fur diejenigen Toten war, die plotzlich und damit ohne Sterbesakramente aus dem Leben geschieden waren. Mit weiteren kunsthistorischen und ikonographischen Beweisfuhrungen kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daB die gesamte Gewolbeausmalung eindeutig einen himmelssymbolischen, religios-christlichen Sinn hat (Kreuzfiguration im ostlichen, Justitia-Jungfrau im westlichen Joch, Paradiesbaumchen in den Seitenschiffgewolben usw.). Mit dieser ikonologischen Erforschung widerlegt Dr. Hartmann die - weit verbreitete - pseudowissenschaftliche Phantasie, die weitgehend auf Heinz Kaminski zuruckgefuhrt wird (H. Kaminski: Wormbach - Eine vorgeschichtliche Sonnenwarte in Westfalen. Bochum 1982; derselbe: Die Gotter des Landes Vestfalen. Der Wormbacher Tierkreis - Schlussel zur Keltisch-Germanischen Kultstatte. Fredeburg 1988). Pi. gibt es bereits Vorentwijrfe. Die Stadt Schmallenberg hat ferner einen Gestaltungsbeirat einberufen, der ihr bei der Durchfuhrung der ihr nach diesen Satzungen obliegenden Aufgaben berat. Mitglieder des Gestaltungsbeirates sind: der Biirgermeister der Stadt Schmallenberg, der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schmallenberg, zwei weitere Mitglieder des Stadtrates. der Ortsheimatpfleger, ein Vertreter des Westf. Amtes fiir Denkmalpflege in Munster, der sachverstandige Architekt, der die Denkmalbereichssatzung, die Stadtbildanalyse und die Gestaltungssatzung erarbeitet hat, der Stadtdirektor, der Leiter des Bauordnungsamtes und der Leiter des Hochbau- und Planungsamtes. Biirgerberatung Ferner hat der Rat der Stadt Schmallenberg die Einrichtung einer kontinuierlichen Biirgerberatung in Gestaltungsfragen beschlossen. Hierdurch soil den Burgern und Burgerinnen sowie den Architekten eine kostenlose Beratung gegeben werden, damit die Umsetzung des stadtebaulichen Rahmenplanes erreicht wird. Die Beratung erstreckt sich nicht nur auf die stadtebaulichen MiBstande an den Gebauden (Fassaden, Dacheindeckungen, FenstervergroRerungen und Kragplatten usw.), sondern auch auf MaBnahmen zur Begrunung, Herrichtung und Gestaltung von Hof- und Gartenflachen sowie von AuBenwanden und Dachern auf privaten oder der Offentlichkeit zuganglichen Grundstucken. Wohnutnfeldverbesserung Und schlieBlich hat der Rat der Stadt Schmallenberg Richtlinien zur Forderung von WohnumfeldverbesserungsmaBnahmen beschlossen fur - MaBnahmen, die der Erhaltung des StraBenbildes dienen und das Erscheinungsbild von Gebauden und deren Umgebung nachhaltig verbessern, - MaBnahmen, die der Begrunung, Herrichtung und Gestaltung von Hof- und Gartenflachen sowie von Wanden und Dachern dienen, wenn sie von der Offentlichkeit zuganglich sind. Der ZuschuB betragt z.Z. bis zu 50 DM/qm. Vorab ist eine Eigenbeteiligung von 40 % in Abzug zu bringen. Ebenso wurden Richtlinien uber die Vergabe von Zuschussen fur die Gestaltung von Gebauden im Rahmen des Pro- © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund grammes „ErhaItung historischer Stadtkerne" beschlossen fur den - Ruckbau von verunstalteten Fassaden und Dachlandschaften auf ihren ursprunglichen Zustand (Freilegung von Fachwerkfassaden, Einbau von gegliederten Fensterelementen, Neueindeckung von Dachf lachen und Fassaden mit ortstypischen Materialien, u.a.) - Ruckbau von Gebauden auf die ursprungliche Form (Entfernung von Dacfiaufbauten, Ruckbau von iiberproportionierten Einzelgebauden auf den Mafetab der umgebenden Bebauung u.a.) - Wiederherstellung von Treppen mit Gelander und Hausturen in der Mittelachse - Ruckbau von groEflachigen Schiaufensterfronten - Ruckbau von Kragplatten A/ordachern - Verminderung oder Anpassung von Werbeanlagen und Warenautomaten entsprechend der Gestaltungssatzung. Der SAUERLAND 67 Zuschuf^ betragt z.Z. 40% der forderungsfahigen Kosten. Die MaBnahmen werden vom Land aus Stadtebauforderungsmitteln bezuschuBt. Ein nicht unerheblicher Anteil ist jedocfi aus dem stadtiscfien Haushalt zu finanzieren. Wer durch die StrafSen der Scfimallenberger Altstadt geht, wird feststellen, wie durch die Verwendung von Naturschiefer zur Dacfieindeckung und Fassadengestaltung, Einbau von Sprossenfenstern, Restaurierung von Fachwerkfassaden, Entsiegelung von Flachen und Verwendung von Natursteinpflaster, Ruckbau groBflachiger Schaufensterfronten und dergleichen jetzt die Burger mit groEem Engagement die Zielsetzung der Stadt zum Erhalt des historischen Stadtbildes beitragen und umsetzen. Es bleibt zu hoffen, daii noch mehr Hauseigentiimer diesem Beispiel folgen werden. Reinald Rickert OSB Sauerland Begegnungen zwischen Himmel und Erde 48 Seiten, fester Einband DM 19,80 Diese klelne Schrift soil eine .~J Liebeserkldrung an einen LonuSiiiLii ssm, der dem Autor Reinold Rickert, Pater im Kloster Konigsmunster, vor 1 2 Jahren zur neuen Heimat wurde. Vor einigen Jahren iJberlieO man ihm den Arbeitsbereich Land- und Forstwirtschaft, wodurch Kontokte zu den Menschen im Lande vorprogrammiert waren. In einigen kleinen Episoden, illustriert mit farbigen Zeichnungen des Malers Hinrich Grauenhorst, schildert er seine Begegnung mit den Menschen des Sauerlandes. Ferdinand Tonne Ziegenkathrins Freunde Werner Helwig: Reise ohne Heimkehr Die Wandervogel-Bewegung der Vorkriegszeit pragte das Denken und Empf inden Werner Helwigs, der sich bald nach der Machtergreifung in Opposition zu den Nationalsozialisten sah. Der 1905 in Berlin Geborene wanderte aus, lebte in Griechenland, in Italien und zuletzt in der Schweiz, wo er nach dem Tode seiner ersten Frau die Schmallenbergerin Gerda Heimes heiratete. Auf seinen Wunsch hin wurde er 1985 auf dem Wormbacher Friedhof begraben. Die „Reise ohne Heimkehr", der ietzte Teil der Griechenland-Romantrilogie, ist nun als Reclam-Taschenbuch erneut erschienen, mit einem ausfiihrlichen Nachwort von Dr. Richard W. Bersch, der diesen Dichter den Lesern von SAUERLAND in Heft 3/September 1991 vorgesteiit hat. „Reise ohne Heimkehr" erschien erstmals 1953, nachdem bereits „Raubfischer in Hellas" 1939 und „Im Dickicht des Pelion" 1941 vorgelegt worden waren (jetzt in Reclams UniversalbibliothekTeill: Nr. 8684,Teilll: Nr. 8705 und Teil III: Nr. 8706). In der kleinen Welt der Fischer in der Agais sah Helwig ein Abbild der groEen, in der die Bedrohung der Gegenwart durch Zivilisation und politische Gewalt zur schmerzvollen Erfahrung geworden war. „Der Reiz..., der von der Hellas-Trilogie ausgeht, liegt gerade in der Zwiespaltigkeit, mit der Mythos und Gegenwart noch beurteilt werden . . . Der pessimistische SchluEakkord der Trilogie, der mit dem Bild des ins Nichts segelnden Clemens erneut die existentielle Unbehaustheit des Menschen beschwort, erfahrt auch darin keine Aufhellung, daE der IchErzahler sich der Herausforderung der Geschichte in der verantwortungsvollen Annahme einer biirgerlichen Existenz in den Hochburgen der Zivilisation stellt. Seine Entscheidung zur selbstgewahlten Beschrankung vollzieht sich im bitteren Gefuhl eines Verlustes, das weniger aus der Erkenntnis hervorgeht, daE das Paradies nicht wiederzuerlangen ist, sondern vielmehr aus der GewiEheit, daE es ein Paradies nie gegeben hat." (Richard Bersch). Das Gedicht Werner Helwigs auf Seite 43 wurde der Redaktion von SAUERLAND freundlicherweise von Frau Gerda Helwig-Heimes zur Verfiigung gestellt. PI. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund 72 Seiten, fester Einband DM 24,80 Lustlge FerJengeschichten fur Jungen und Madchen. Hurra, Ferienl Morgens nicht in die Schule, nachmittags keine Hausarbeiten, immer nur spielen und etwas erieben, unter diesem Motto gehen 6 Kinder im Alter von 7 bis 9 Jahren die Osterferien an. Ferdinand Tonne erzahit in faszinlerender und fesselnder Weise die Eriebnisse und Beqebenheiten der Kinder. Die Urkunden des Klosters Oelinghausen - Regesten Beorbeitet von Manfred Wolf 592 Seiten, fester Einband DM 44,80 ^^^^^^^^^^^^^^^1 Das Pramonstratenserinnenkloster Oelinghausen bestand von 1 173 bis 1 804. Zahlreiche Forderer, dorunter in der Fruhzeit des Bestehens des Klosters besonders die Kolner Erzbischofe, eine geschickte Wlrtschoftsfuhrung und sicherllch auch die Anziehungskraft aufgrund eIner gewissen Spirltualitdt haben dazu beigetragen, da(3 Oelinghausen einen nicht unbetrdchtlichen Guterbesitz eriangte. Diese Tatsache blieb nicht ohne Einfluft auf den Umfang des IJrkundenarchivs. Die vorliegende Publikation macht nun diesen Bestand an Urkunden zugdnglich, indem sle diese in der Form der sogenannten Regesten wiedergibt. WehrscheidSS S7392 Schmallenberg-FredebuTg leL (0 89 74) 96 ZS • 0, Fax CO 89 74) 12 88 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 68 Maria Kahles Wirken in der volkischen Bewegung Ein Beitrag zum Gesellschaftsverstandnis der sauerlandischen Dichterin Teil II (Fortsetzung von Heft 1/1994) Akzeptanz in der volkischen Bewegung i) Maria Kahles auKere Erscheinung, ihre glanzende Rhetorik, „das feurige, jedoch von maBvollem Gebardenspiel gedampf te Temperament" und ihre selbstbewuRt vorgetragenen Uberzeugungen verliehen ihrer Person eine Ausstrahlung, die die Zuh6rer(innen) faszinierte und in den Bann schlug, was sich aus der Berichterstattung uber zahllose Veranstaltungen ergibt: „Wie eine Seherin, wie eine germanische Veleda" wird ihr Auftreten anlaRlich des Deutschen Tages in Kassel beschrieben, zu dem sie ihre „hoheitsvolle Gestalt" in ein „wallende[s] weiRe[s] Kleid" gehiillt hatte. Ein Schreiber charakterisierte ihre Erscheinung als „voll koniglicher Wurde", und mit einem „Sturm des Beifalls" dankte die Gemeinde der „ Weihestunde unter dieser groRen Fuhrerin und Wegweiserin". Aufgrund der Inhalte ihrer Vortrage wurde Maria Kahle als „Bahnbrecherin des Deutschtums" und „Kunderin jungdeutschen Wollens" bezeichnet und als „Stimme unseres Gewissens" angesehen, die „den Schrein alles Geschehens aufschloB", ihr Auftreten sei eine „Symphonie von Heimat, Treue und Opfer". Und der Berichterstatter vom Jungdeutschen Ordenstag in Hildesheim faBte ihren Vortrag vor 4000 Personen, der sturmisch bejubelt wurde, zusammen: „Die Dichterin weiR das Seziermesser richtig anzusetzen an die kranken Stellen unseres Volkskorpers, den die Krallen eines schleichenden Todes zu zerreiBen drohen." Die irrationale Verklarung der Zuhorerschaft dokumentiert der Bericht einer Redakteurin: „Als sie vor uns trat, unter uns und doch so weit uber uns, daR sie aus den Opferschalen ihrer Hande uns zu geben tief sich neigen muKte, als ihre Stimme klang, so rein, so glokkentief, da saKen wir in stummen Schauern und tranken gierig in unsere vom Pesthauch des Materialismus so wund und krank gewordenen Seelen die Starkung, die die deutscheste der Frauen uns liebend reichte. [...] Maria Kahle, Du tragst die Fackel, uns den Weg hinauszuweisen aus dem Dunkel unserer tief en Not. Wir, die wir Dir zu FuRen saBen, wir schworen Dir in heiligem Geloben, Deinem Stern zu folgen und zu beten und zu schaff en, daE ein einiges deutsches Volk aufs neue erstehe." SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund von Hans-Gunther Bracht Diese religiose Komponente muR als AnlaRlich der Aufgabe ihrer Redaktionstatigkeit 1925, da - so die Schriftlei- integraler Bestandteil von Werk und Wirtung des Jungdeutschen - Maria Kahle kung Kahles angesehen werden. Ihr trisich auf Vortragsreisen ins europaische viales Religionsverstandnis, das erklarterund uberseeische Ausland begeben wolle, maRen als „glaubige, starke Kinderfromwurden ihre Verdienste als Dichterin migkeit" in einer Geburtstagslaudatio ernoch einmal umfassend in einer eigenen kannt, aber auch akzeptiert wurde, verBeilage gewiirdigt, in der teilweise Artikel band Kahle in ihren Schriften und Reden aus alldeutschen und deutschnationalen immer wieder mit volkischen AnschauZeitungen abgedruckt wurden: Eine Zu- ungen zum Vaterland, das nach jungdeutschrift aus Brasilien lobte ihre „epische scher Auffassung vom derzeitigen Staat Gestaltungskraft", aus deren Lyrik „nir- abgegrenzt wurde. Diese Verquickung gendwo ... die heimatlose Sehnsucht fuhrte dann zu hohlen Formulierungen einer modernen Zeitseele" entgegen- wie „echte Kunst und wahre Arbeit am hauche und die „keine[n] hoffnungs- Volkstum [sind] Gottesdienst", ihr „Adlose[n] Jammer" kenne. Vikar Dr. Lorenz ventsglaube" gait dann der FrijhjahrssonPieper sah in Kahle die „gr6Rte Dichterin ne „uber dem Standbild der Freiheit", und wesensechte Tochter" des Sauerlan- dem Hermannsdenkmal, anlaRlich einer des, die das „wurzeltiefe Heimatgefuhl Sonnenwendfeier. So verwies Kahle auf aus ergriffenstem Herzensborn . . . zur eine ominose „heilige Sendung", appelForm gestaltet" habe. Julius Hart feierte lierte an den „Siegesruf germanischen Kahle als „Dichterin und Kampferin, uralt Freiheitswillens" und rief dazu auf, germanisches westfalisches Vollblut" als „Nachfolge Christi in lebendiger Tat [zu] „nationalpatriotische Sangerin", die „all iiben", ohne die „Tat" christlich inhaltlich die Lemuren der Feigheit, des Sklaven- zubestimmen. Religiose floskelhafte Forsinns dumpfer GenuRgier, des Haders, mulierungen in Verbindung mit Volkidie unter uns noch umherschleichen" schem von Weltkriegsverklarung, Chaumit„Bitterkeit und Verachtung" erkenne, vinismus bis Germanentum bestimmten aber den „Siegfriedsieg ijber diese Dra- bei jungdeutschen Veranstaltungen ihren chenbrut" voraussehe. Joh. Schlaf fuhlte nachhaltigen Eindruck: „So stehen wir sich durch Kahles Ausdrucksform, die un- heut stammelnd vor einer in tiefster ter „keine asthetische Schablone" passe, christlicher Demut gebildeten deutschen an Annette von Droste erinnert und Frauenseele", wurde im Jungdeutschen schatzte das Werk der „Vaterlandssange- resumiert. rin" als „k6stlich herbdeutsche, rassige Katholische Kritik an Maria Kahle Jungfraulichkeit". und Jungdo Gegenuber den „geharnischte[n] vaterMaria Kahle wurde vom Jungdo nicht landische[nl Dichtungen" betonte Franz vereinnahmt, sondern bestatigte ausAlfons Gayda die religiose Komponente driicklich ihre Ubereinstimmung mit dem des nur auBerlich zweigeteilten Werkes Orden und seinen Zielen: „Ich erklare davon Kahle, das „aus dem katholischen her hiermit unumwunden, daR ich mit Glaubensleben" entsprungen sei. „Die se- zahllosen anderen Katholiken und katholige Hingabe und Verkorperung der Mut- lischen Priestern begeisterte Anhangerin terliebe Marias" sah er „vollendet" gestal- der jungdeutschen Bewegung bin und in tet, erkannte „legendare Sinngebung, ihr die entschlossenste und verinnerlichglaubiges Wunderschauen"; aus „still- ste Kampfschar zur volkischen und sittliste[m] In-Gott-Sein" gebare sich „die chen Erneuerung Deutschlands sehe." Kraft des Ausdrucks und die Glut der GeIm landlichen Milieu, einer Hochburg sichte". Kahle sei „wahrhaftiger Religiositat" verbunden. Gekoppelt mit „Kamp- des Jungdo und auch Kahlescher Verehfeslust, Mannesmut und Mannestrutz" rung, wurde sie aber nicht nur enthusiafiihre dies zu einem „Gedicht wie ein Ge- stisch gefeiert, es regte sich auch Widerbet": „Gel6bnis", dessen letzte Strophe stand gegen den Orden und gegen Kahle nicht zuletzt auch im Sauerland. Hier war lautet; es der katholische Briloner Gymnasialleh„Ganz will ich zerbrechen, rer Josef Ruther, der den ersten groReren Diese Liebe nur kennen, publizistischen Angriff gegen die volkiIch will gliihen in Taten, sche Propagandistin Maria Kahle in der Mein Leben soil brennen: zentrumsnahen Zeitschrift „Germania" Deutschland!" © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 69 schon 1923 fuhrte. 2) Als „neue Wahnidee im Volkerleben" betrachtete Ruther die Erhebung des Nationalismus zur Religion, in der dem christlichen Gott - besonders durch Kahles Gedichte - ein „stolzer Nationalgott des Masses" entgegengestellt werde. Diesen volkischen GroRenwahn machte er ursachlich verantwortlich fiir Mordhetze gegen demokratische Politiker und bedauerte, daE sich der Klerus so wenig distanzierte. Auch in anderen katholischen Veroffentlichungen wurde spater auf den atheistischen Charakter des volkischen Religionsverstandnisses und auf den altgermanischen Anstrich von Heldenpathos hingewiesen und herausgehoben, daE „niederste Volksinstinkte" aufgepeitscht wurden und der erzeugte Rassediinkel einer universalistischen Tradition widerspreche.-^) Der Jungdo charakterisierte in einer Gegenpublikation Ruthers Angriffe als „minderwertiges und hinterlistiges Geschreibsel", dessen Ziel gewesen sei, „in geradezu mephistophelischer und judischer Weise . . . Laien und Episkopat kunstlich in Aufregung und Entriistung" zu versetzen und beklagte einen ,,Lugenund Verleumdungsfeldzug".'') Wesentlich geschickter blockte der Jungdo Interkonfessionalismus-Vorwiirfe ab, indem er auf SGV und SHB im Sauerland verwies, in denen auch evangelische Christen aktiv seien. Doch das Engagement der Kritiker fuhrte zu einer Distanzierung der Bischofe vom Jungdo und der Disziplinierung einiger Geistlicher und erschwerte bzw. verhinderte zahlreiche offentliche Auftritte von Maria Kahle auBerhalb des eingeschworenen volkischen Milieus. Resiimee Die Sichtung der von Kahle veroffentlichten Literatur, ihre journalistische Tatigkeit und ihre zahllosen Vortrage in den Anfangsjahren der Weimarer Republik in ganz Deutschland lassen sie als eine herausragende und uberzeugende Propagandistin volkischen Gedankengutes erscheinen. Dieser Eindruck wird auch durch ihre klischeehaften naturverbundenen „Heimkehrgedichte" wie z.B. in „Ruhriand" (1923) nicht korrigiert, sondern eher verstarkt, wie schon Schroeder belegt hat. Ihr Engagement war ein wesentlicher Beitrag zur Zerstorung der Weimarer Demokratie, nahm bedeutende Elemente des Ideengeflechtes des Nationalsozialismus vorweg und forderte dessen Aufstieg. Teile der volkischen Bewegung und auch des Jungdo uberwanden spater ihre Distanz zur erfolgreichen nationalsozialistischen Partei, zu deren proletarischen Anstrich und zu deren Reichstagsarbeit und lieBen sich integrieren. Nach der Machtubergabe an Hitler ignorierte dieser ein Angebot des Jungdo zur Mitarbeit und verbot den Orden und dessen Zeitschrift Der Jungdeutsche. Wahrend sein Hochmeister Mahraun verfolgt wurde, wurde Maria Kahle 1935 vom Stellvertreter des Fuhrers empfangen, erhielt den politisch begrundeten^) westfalischen Literaturpreis, publizierte in zahlreichen Zeitschriften, Zeitungen und Buchern ihr religios verbramtes volkisches Gedankengut und schrieb 1943 fur die Westfalische Tageszeitung noch systemstabilisierende Durchhalteparolen. Bald nach der militarischen Niederlage des Nationalsozialismus publizierte Kahle wieder, u.a. im Westfalenspiegel, Merian, Saueriandruf sowie im Westfalischen Heimatkalender, war dem SHB verbunden^) und gait als „kampferische, edle, idealistische und uberzeugungstreue Frau.^) Das Leben und Wirken Maria Kahles bedarf weiterer kritischer Untersuchungen - auch wenn aus dem Olsberger Heimatbund Vorbehalte angemeldet werden. 8) Hier verharmlosend von „Verstrickungen" zu sprechen oder - wie der Olsberger Heimatbund in seiner Ausstellung zu Maria Kahle - entlastend zu formulieren, daE sie „in einigen Arbeiten ihren Tribut an die Zeitstromung der Literatur im ,Dritten Reich' zahlte"''), verkennt ihre Mitverantwortung fur die Auflosung der ersten deutschen Republik, fur Diktatur, Krieg und Judenverfolgung. Maria Kahle scheint fur personelle und inhaltliche Kontinuitat zu stehen, der die Zeitbruche 1918, 1933 und 1945 kaum etwas anhaben konnten. Andererseits wird aber so der Blick geweitet auf Elemente einer konservativen Tradition, die in einer demokratischen Gesellschaft keine Perspektive haben durften. Insofern ist es vollig deplaziert - oder erhellend -, wenn man es als Aufgabe sieht, Maria Kahles „kulturelles, ethisches und religioses Erbe erneut wahrzunehmen" und sich fur die junge Generation wiinscht, „die spezifisch westfalische Art, Mensch und Christ zu sein, zu schatzen und zu leben.'' 1°) SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Anmerkungen 1) s. Anm. 16 in SAUERLAND Nr. 1/94. 2) Die volkische Bewegung als Abfall vom Christentum I, II und III, in: Germania vom 28. 11., 3. 12. und 8. 12. 1923. Urn Ruther vor „katholiscli volkischen Anpobelungen zu schiitzen", war der Verfasser nicht benannt worden. Die Deanonymisierung erf olgte erst klirzlich in der Verof f entlichung Blomeke, Sigrid, Nur Feiglinge weichen zuriick. Josef Riither 1881-1972. Eine biographische Studie zur Geschichte des Linkskatholizismus, Brilon 1992. Siehe auch SAUERLAND 4/1993, S. 144. 3) Besonders: Schlund, Erhard, Neugermanisches Heidentum im heutigen Deutschland. Munchen 1924 (zuerst 1923); Schlund, Erhard. Der Jungdeutsche Orden (Jungdo), Munchen 1924; Thone, Heinrich, Jungdeutscher Orden und katholische Jugend, Heiligenstadt 1924 (Sonderdruck aus der „Eichsfeldia"). 4) Kulturkampfgetone. Judische Kampfesweise katholischer Blatter. Von den katholischen Mitgliedern der Leitung des Jungdeutschen Ordens, Kassel 1924. 5) Vgl. Ditt, Karl, Der Westfalische Literaturpreis im Dritten Reich, in: Westfalische Forschungen 42 (1992), S. 324-345. 6) Siehe Tochtrop, Theodor, Chronik des Sauerlander Heimatbundes e.V. 1921-1935, 19501975, Brilon 1975, S. 48, 92, 120. 7) Kleibauer, Heinrich, Maria Kahle - des SauerlandesDichterin, 65 Jahre, in: Der Marker 5 (1956), Heft 3, S. 106. 8) Siehe „Zur MariaKahle-Diskussion", in: SAUERLAND Nr. 2/Juni 1993. 9) So ein Text aus der Kahle-Ausstellung im Juli 1993 im Olsberger Rathaus. 10) Zitiert nach „Ahnenliste ist auch ein Stuck Heimatgeschichte", in: Westfalenpost vom 3. August 199 L Freilichtbiihne Hallenberg spielt „Pippi Langstrumpf" und „Piroschka" Die Vorbereitungen fur die Freilichtbuhnensaison '94 laufen in Hallenberg auf Hochtouren. Das weltbekannte Kinderstuck „Pippi Langstrumpf" von Astrid Lindgren steht nach dem Erfolg des letzten Jahres wieder auf dem Spielplan. Premiere am Sonntag, 5. Juni, weitere Auffuhrungenam 12., 15., 21, 26. und 29. Juni sowie am 3., 5., 9., 14. und 17. Juli. Fiir Erwachsene bietet die Freilichtbuhne das Lustspiel „Piroschka". Regisseur Jorg Doppelreiter hat die in den zwanziger Jahren spielende Handlung aktualisiert. Die neue „Piroschka" zeigt Ungarn Ende der „Achtziger": die Zeit nach der Grenzoffnung, eine heitere und farbenfrohe Inszenierung. Premiere am Sonntag, 19. Juni, weitere Auffuhrungen am22. und 25. Juni und am 2., 6., 8. und 16. Juli. Information und Kartenvorbestellungen: Telefon (0 29 84) 513. Red. © Copyright Sauerlander Heimatbund 70 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Das Sauerland als Literatur-Region von Dietmar Rost Die Christine-Koch-Gesellschaft In den letzten Jahren hat sich manches in Sachen Literatur in Westfalen getan. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Jahrzehnte auf diesem Gebiet geschwiegen hat, entdeckt seit einigen Jahren die westfalische Literatur wieder neu. Mit Dr. Walter Godden wurde eigens ein Referent fiir westfalische Literatur eingestellt, der sich der neuen Aufgabe intensiv annimmt. Es gibt einen westfalischen Literaturfiihrer „Dichter, Statten, Literatouren" i). Auch die Verlage haben die Gunst der Stunde erkannt und dem wachsenden Interesse neue Impulse gegeben. Die Literatur-Biiros, vor allem auch die Literarischen Gesellschaften Westfalens, tragen wesentlich zur Belebung des literarischen Lebens in unserem Lande bei.^) Wahrend Ostwestfalen, das Miinsterland und auch das Ruhrgebiet auf der regionalen literarischen Landkarte wirkungsvoll vertreten sind, gilt das Sauerland weitgehend als weiKer Fleck. Sowohl die Literatur-Buros als auch die Literarischen Gesellschaften kreisen urn das Sauerland herum. Der Verband Deutscher Schriftsteller hat in alien Landesteilen Bezirksgruppen, nur im Sauerland nicht. Vielfaltige ortliche Aktivitaten Damit nun kein falscher Eindruck entsteht: Es gab und gibt im Sauerland vielfaltige ortliche Aktivitaten im Bereich der Literatur. So weiB sich der Sauerlander Heimatbund seit je dem literarischen Erbe des Sauerlandes verbunden. Die Zeitschrift SAUERLAND hat besonders in den letzten Jahren immer wieder literarische Portrats anlaBlich der Gedenktage sauerlandischer Autoren veroffentlicht, druckt zeitgenossische Lyrik, stellt deren Autoren vor und setzt sich kritisch mit Autoren der Region und ihren Werken auseinander. Um die Regionalliteratur haben sich neben dem SHB, den Kreisen, Kommunen und Vereinen vor allem das Holthauser Schiefermuseum und das Esloher Maschinenmuseum Verdienste erworben. Buchhandlungen, Stadtbuchereien, Volkshochschulen und andere Bildungswerke, der Schmallenberger Kunstverein, der Sunderner Kulturring oder der Kunstverein Siidsauerland (Olpe) u. a. haben in ihren Lesungen bekannte Schriftsteller ins Land geholt. Verlage wie Grobbel, Podszun, Strobel u. a. haben mit Liebe Wohnhaus von Christine Koch, in dem die Dichterin 46 Jahre (1905 bis 1951) lebte und arbeitete. und Engagement, oft mit nicht geringem Risiko, Regionalliteratur verlegt. Die ortlichen Heimatvereine mit ihren Aktionen, Zeitschriften und Jahrbuchern greifen immer wieder auch literarische Themen auf oder widmen sich ihrem lokalen Autor. Nicht zu vergessen der Arnsberger Kurzgeschichten-Wettbewerb und das Kurzgeschichten-Kolloquium, die den Namen dieser sauerlandischen Stadt in der Literaturwelt zu einem Begriff werden lieBen. Literarisierung des Sauerlandes Bei all diesen ortlichen Bemuhungen, die ja nicht selten auch lokalpatriotische Zuge entwickeln und in Konkurrenzstreitigkeiten miinden, bedarf es einer (iberregionalen Vereinigung, die die vielfaltigen ortlichen Aktivitaten bundeln, aber zugleich ihnen auch neue Impulse geben kann. Ein Verein, der ausschlieBlich die „Pflege, Forderung und wissenschaftliche Erforschung der Literatur" 3) in der Region auf seine Fahnen geschrieben hat, kann wesentlich zur Literarisierung der Offentlichkeit beitragen. Wahrend die bildende Kunst auch bei uns im Sauerland inzwischen viele Forderer gefunden hat und in vielfaltigen Ausstellungen breite Kreise erreicht, von Kommunen und zahlreichen Stellen, wie Banken oder der Industrie, unterstiitzt und privat gesponsert wird, fuhrt die Literatur im Vergleich dazu noch ein Schattendasein. ihrer Untersuchung „ Literatur in der Provinz Westfalen" berichtet Renate von Heydebrand ausfuhrlich daruber.'') „Im Sauerland, das in dieser Generation ungewohnlich uiele Schriftsteller und Schriftstellerinnen hervorbringt, bildet sich nach einem erfolglosen Versuch 1922 (man schlol? sich damals 1923 der Gelsenkirchener .Vereinigung westfalischer Kiinstler und Kunstfreunde' als Saueriand-Gruppe an) im Jahr 1929. auf dem .Sauerlander Heimattag' des sehr regen .Sauerlander Heimatbundes', ein .Sauerlander Kunstlerkreis'; ihm gehoren sechs bildende Kunstler. drei Musiker und als Schriftsteller Magdalene Benfer. Josefa Berens. Maria Kahle. Anna Kayser. Christine Koch, Heinrich Luhmann, Karl Maertin und Wilhelm Matthiesen an. Ihr aulSerordentlich riihriger .Obmann', derZahnarzt Dr. Hans Menne aus Balve. wird in ihrem Interesse nach verschiedenenSeientatig; Eine .Sauerlander Buchgemeinde' wird gegriindet. eine Pressekorrespondenz in Gang gebracht. und Verbindungen zum Rundfunk werden hergestellt, ein Archiv eingerichtet. das 1933 von Balve an die Landesbibliothek Dortmund verlegt wird, und halbjahrliche Veranstaltungen organisiert. die dem Austausch der Kunstler untereinander. vor allem aber ihrem Auftreten in der Offentlichkeit und der Vermittlung von Auftragen an sie dienen . . . 1933 bildete einen Einschnitt fur die Wirksamkeit dieses Kreises. und nach der Bildung der .Reichsfachschaft' war keine eigene Tatigkeit mehr moglich." Der nachste Anlauf zur Grijndung einer eigenstandigen und uberregionalen literarischen Vereinigung im Sauerland erfolgte fast 60 Jahre spater im Jahre 1991 im literarischen Fruhschoppen von Radio Sauerland. Fortgesetzt wurden die Radio-Gesprache in vier weiteren literischen Stammtischrunden, die im Jahre 1992 vierteljahrlich, an vier Sonntagen jeweils von 11 bis 12 Uhr, unter der Moderation von Hans ClaRen, Arnsberg, stattfanden. Das Sauerland ..literarisieren" ist daher die Hauptaufgabe der im November 1993 in Schmallenberg neugegriindeten „ Christine Koch-Gesellschaft zur Forderung der Literatur im Sauerland". Alle Beteiligten klagten uber die fehlende literarische Szene im Sauerland und forderten eine Interessenvertretung, die sich der Literatur in unserer Region annehme. Vorgeschichte Bereits in den 20er Jahren gab es im Sauerland Versuche, eine uberregionale literarische Vereinigung zu grunden. In Griindung der Christine-KochGesellschaft Am 16. November 1993 trafen sich im Hotel Stormann in Schmallenberg rund © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund 40 literarisch interessierte Personlichkeiten aus alien Bereichen des Sauerlandes unter ihnen zahlreiche Autorinnen und Autoren der Region - zur Grundung der „ Christine Koch-Gesellschaft zur Forderung der Literatur im Sauerland". Durch Publikationen, Lesungen, Ausstellungen und Literaturfahrten sol! die literische Landschaft Sauerland neu entdeckt und starker in das BewuKtsein der Offentlichkeit geruckt werden. Es geht vor allem darum, die Bedeutung dieser charakteristischen und unverwechselbaren Landschaft in der Literatur zu vermitteln und die Schreibenden anzuregen, nicht nur im Sauerland, sondern auch uber das Sauerland zu schreiben. Der Name ..Christine Koch-Gesellschaft" konnte den Eindruck entstehen lassen, als wenn es dem Verein ausschlie£lich darum ginge, Leben und Werk dieser Autorin zu bewahren, zu pflegen und zu verbreiten. Doch geht es nicht allein oder vorrangig nur um Christine Koch. Der Zusatz „zur Forderung der Literatur im Sauerland" weist deutlich darauf bin, dalJ es um die Gesamtliteratur im Sauerland geht. Der Name „Christine Koch" hat stellvertretende Funktion. Er steht fiir eine Autorin, die im Sauerland meisterhafte plattdeutsche Lyrik authentisch geschrieben hat. Sie hat, was sie schrieb, erlebt und empfunden. Ehrlich und liebevoll verstehend hat sie gelebt, was sie geschrieben hat. Hinzu kommt, daR sie im Sauerland bis heute bekannt geblieben ist. Die Christine Koch-Gesellschaft sieht die Pflege des literarischen Erbes als eine ihrer Aufgaben an. Autoren wie Friedrich Wilhelm Grimme, Joseph Pape, Theodor Propper, Hannes Tuch und andere gilt es zu vermitteln und in bezug zu den Belangen unserer Zeit zu bringen. Um die Moglichkeit zu schaffen, sich mit Autoren und ihrem Werk auseinanderzusetzen, strebt die Gesellschaft den Erwerb des langjahrigen Wohnhauses von Christine Koch an, um hier ein literarisches Archiv und eine literarische Bibliothek zu errichten. Das Haus soil zu einer literarischen Gedenkund Begegnungsstatte umgebaut werden. Doch es geht auch um die Forderung der Gegenwartsliteratur im Sauerland. Die hier Schreibenden sind auf die Unterstiitzung der Offentlichkeit angewiesen. Deshalb will die Christine Koch-Gesell- SAUERLAND schaft Heimatvereinen, Buchhandlungen, Stadtbiichereien und anderen kulturtragenden Vereinen und Institutionen Lesungen der Autoren der Region anbieten sowie Vortrage iiber Leben und Werk. Jahresprogramm 1994 Hier ist gut sein - Literarischer Friihschoppen auf der „Hohen Bracht"; Sonntag, 8. Mai 1994, 11.00 Uhr. In der offentlichen Lesung trug Hanne Schleich (Neheim) ein Kapitel aus ihrem neuen Roman ..Unter dem Himmel von Brabant" vor. Anschliel?end las und sprach Prof. G5ssmann (Dusseldorf) zum Thema: ..Schreiben aus den Erfahrungen der Region". AnschlieBend war Mittagessen und Mitgliederversammlung. Elmar, Herr vom Habichtshofe - Literarischer SamstagimBauernhaus; Samstag, 10. September 1994, 15.00 Uhr, LangenstralJe bei Ruthen (Wohnhaus Gossmann). Prof. Gossmann, Dr. Walwei-Wiegelmann und Dr. Salmen sprechen und disliutieren mit den Teilnehmern uber literarisierte Bauerngestalten bei Immermann, Droste-Hulshoff und Fr. W. Weber. Offentliche Veranstaltung bei Kaffee und Kuchen, abends lileiner ImbiK und Getranl<e. Ich trage Porzellan hinaus - Lyrik im Sauerland mit dem WDR; Donnerstag, 17. November 1994. 19.00 Uhr, Stadtgalerie Sundern (mit Umtrunk). GroI5er Lyril<abend der Christine Koch-Gesellschaft und des Kulturrings Sundern mit dem Westdeutschen Rundfunk. Es lesen Jiirgen Diehl (Neheim), Wilhelm Gossmann (Dusseldorf), Carola Matthiesen (Meschede), Andreas Parschat (Brilon), Jutta Richter (Ascheberg), Friedel Thiekotter (Munster), Kurt Wasserfall (Jagdhaus). Christian Bleiming (Munster) spielt dazu Piano-Blues & Boogie-Woogie. Die offentliche Veranstaltung wird vom WDR aufgezeichnet und Anfang 1995 im Horfunk WDR 5 landesweit gesendet. Dreikonige im Sauerland - Literarisch-musikalischer Abend; Freitag, 9. Dezember 1994, 19.00 Uhr (mit Weihnachtsgeback), Altes Rathaus, Arnsberg. Autorinnen und Autoren aus dem Sauerland lesen Dreik5nigstexte. dazwischen singen und spielen eine Gesangs- und eine Instrumentalgruppe sowie die Sternsinger. Der Arnsberger Kiinstler Udo Wollmeiner stellt Dreikonigstafeln aus. Die Veranstaltung findet anlaBlich der Arnsberger Feiern zum 200. Jahr der Rettung der Gebeine der HI. Drei Konige in Zusammenarbeit mit der Propsteigemeinde Arnsberg statt. Forderung durch Offentlichkeit und Kommunen Auf der Grundungsversammlung wurde der Verfasser zum Ersten Vorsitzenden gewahlt. Stellvertreter wurde der Kulturdezernent des Hochsauerlandkreises Dieter Wiethoff aus Meschede, Geschaftsfiihrer der Schmallenberger Stadtdirektor Bernhard Halbe und Schatzmeister der Leiter der Kreditabteilung der Sparkasse Schmallenberg, Dietmar Bellinger. Trotz des enger werdenden Finanzrahmens muii die Kultur in der Region tatkraftig gefordert werden, da sie zu den Grundbedurfnissen der hier lebenden Menschen zahlt. Gerade in Krisenzeiten hat sich immer wieder gezeigt, daB der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Auch 71 und gerade die Literatur braucht immer Menschen, die sie fordern, und Autoritaten, die ihr zum Durchbruch verhelfen. Sachverstandige Beratung Noch steht der Verein am Anfang seiner Aktivitat, in der Phase der Programmkonzeption. Deshalb ist es erfreulich, daB kompetente Personlichkeiten ihre Bereitschaft erklart haben, im erweiterten Vorstand tatkraftig mitzuwirken, so der langjahrige Vorsitzende der Heinrich-HeineGesellschaft und Professor fur deutsche Literatur an der Universitat Dusseldorf Dr. Wilhelm Gossmann aus LangenstraRe bei Ruthen, der bekannte Religionspadagoge Prof. Dr. Hubertus Halbfas aus Drolshagen, der stellvertretende Landrat des Hochsauerlandkreises, Studiendirektor Dieter Wurm aus Meschede, die Neheimer Schriftstellerin Hanne Schleich, der Altenhundemer Autor, Studiendirektor a.D. Paul Tigges, der Leiter des Schiefermuseums Holthausen Rotger Belke-Grobe, Studienrat Josef Schulte aus Warstein sowie der aus dem Raum Ruthen stammende Autor, Pfarrer Joseph Machalke. Um tatkraftig auf eigenen FURen stehen zu konnen, ist vor allem eine groRe Anzahl an Mitgliedern notwendig. Die Christine Koch-Gesellschaft ist weder ein Pen-Club des Sauerlandes fur Autoren oder solche, die es werden wollen, noch ist sie ein elitarer Verein fur Germanisten. Vielmehr ist Literatur fur jedermann angesagt. Deshalb sind alle literaturinteressierten Heimatfreunde eingeladen, der Christine Koch-Gesellschaft beizutreten. Auskunft und Anmeldung erfolgt uber die Geschaftsstelle, Postfach 1140, 57376 Schmallenberg, Tel. 02972/300-13, Fax 02972/300-89. Anmerkungen 1) Vgl. Walter Godden und Iris Nolle-Hornkamp: Dichter-Statten-Literatouren. (Kulturlandschaft Westfalen Band 1), Ardey-Verlag, Munster 1992, 167S., 27,-DM.-Vgl. ebensoWestfalischesAutorenverzeichnis, herausgegeben von Gisela Schwarze, Fachstelle Literatur und Publizistik im Westfalischen Heimatbund, Munster 1993. - Vgl. auch die Buchbesprechungen von Dr. Erika Richter in diesem Heft. 2) Vgl. Walter Godden, Neue Impulse fiir die westfalische Literatur. Heimatpflege in Westfalen, Rundschreiben des WHB, 1/1992. - Die Christine Koch-Gesellschaft hat inzwischen die Mitgliedschaft in der AG westfalischer Literaturgesellschaften beantragt. 3) Satzung der Christine Koch-Gesellschaft, § 2,2. 4) Renate von Heydebrand: Literatur in der Provinz Westfalen 1815 bis 1945. Verlag Regensberg, Munster 1983, S. 207 f. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 72 Eine Angel - kein Fisch! Sauerlander Bauern helfen ihren estnischen Kollegen beitn Neuanfang Zwischen Westfalen und dem nordlichen Ostseeraum gibt es seit dem Mittelalter viele Kontakte - wer denkt nicht an die Hanse oder den Deutschordensmeister Wolter von Plettenberg? Die Linie lieEe sich fortfuhren, wenn sie auch im 20. Jahrhundert zur Zeit sowjetischer Expansionspolitik recht dunn wurde. Dann zerbrach das Sowjetimperium, und die Nachrichten von der Not und den ernsten Versorgungsengpassen in der ehemaligen UdSSR enthiillten das wahre Bild vom vielgepriesenen Sowjetparadies. Unter diesen Eindrucken wurde im Januar 1991 ein Deutschrussischer Freundeskreis in Schmallenberg-Westfeld gegrundet. Er wendete humanitare Hilfe zunachst der Stadt Wolchow, 120 km ostlich von St. Petersburg, aber auch den Opfern der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in der Ukraine zu. Ober die zahlreichen Aktionen zugunsten der Kinder von Tschernobyl haben die hiesigen Medien mittlerweile haufig berichtet. Die Mitglieder des Freundeskreises unter dem Vorsitz von Peter Michels in Rehsiepen/Oberkirchen, die einen praktischen Biick und ein spezielles Verstandnis fur Probleme der Landwirtschaft besitzen, sahen aber dann eine Aufgabe, wo sie ihre ureigensten Fahigkeiten und Moglichkeiten besonders sinnvoll einsetzen konnten. Vorrangig bedeutsam erschien ihnen die Hilfeleistung fur die estnische Landwirtschaft, die sich gerade in einem sehr schwierigen UmstrukturierungsprozeB befindet: die Kolchoswirtschaft im sozialistischen Stil wird aufgelost, und die Hofe werden reprivatisiert. Eine Sauerlander Gruppe unter Stefan Thiel aus Holthausen hatte sich in einer griindlichen Erkundungsfahrt davon uberzeugt, wie und wo man diesen ProzeR am tatkraftigsten unterstutzen konnte. Ein dringender Mangel herrscht an Maschinen fOr Betriebe mit Grunlandnutzung und Milchproduktion - ahnlich den Sauerlander Verhaltnissen. Bei den in astronomische Zahlen kletternden Rubelpreisen konnen sie nicht vom russischen Nachbarn bezogen werden. Aber - so die Oberlegung der Manner - gab es nicht im Sauerland viele inzwischen aufgegebene Hofe, wo solche Maschinen nicht mehr gebraucht werden, oder andere Betriebe, wo sie inzwischen durch neuere Modelle ersetzt worden sind? Die Idee, hier durch eine „MaschinenSammlung" einzuspringen, sachkundig SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund von Stefan Thiel und Dr. Erika Richter Stefan Thiel. tlollltautien (re.) und Peter Michels. Oberkirchen. (li.) steller) einen Transport zusammen. und konstruktiv aufgegriffen von den Landwirtschaftlichen Kreisverbanden HSK, Olpe, Markischer Kreis - namentlich muB hier Kreislandwirt Peitz in Ebbinghof hervorgehoben werden - fand ihren Niederschlag in den landwirtschaftlichen Fachblattern mit einem ausfiihrlichen Aufruf: Wer spendet Landmaschinen fur Estland? Der Erfolg war uberwaltigend: Allein im Jahr 1992 konnten weit iiber 300 Landmaschinen nebst Ersatzteilen und einer kompletten Werkstatteinrichtung nach Turi, einer Gemeinde siidlich von Tallinn, vermittelt werden. Ein solch niichterner Satz sagt nichts aus uber die dahinterstehenden Leistungen: das Zusammenbringen und teilweise Reparieren der einzelnen Maschinen, die Strapazen der Fahrten und all die anderen Abenteuer wie etwa eine niedrige StraBenuberfuhrung und ein Tieflader mit einem sperrigen Mahdrescher . . . Auch die bijrokratische Seite, Kontakte mit Botschaften und Ministerien, muRte berucksichtigt werden. Das zu schildern, wurde viele Seiten fiillen und ware eine eigene Chronik durchaus wert. Mit groRer Befriedigung konnen die Mitglieder des Freundeskreises inzwischen konstatieren, daB ihre Grundidee, keine Abhangigkeiten der Beschenkten zu erzeugen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, erreicht worden ist. Mittlerweile haben die Esten fijr den Einsatz der gelieferten Landmaschinen einen funktionierenden, genossenschaftlich organisierten Maschinenring eingerichtet, der vielen Hofen zugute kommt. Auch ein Austausch von landwirtschaftlichen Praktikanten ist eingeleitet. Die Esten haben von alien Balten das Konzept der selbstandigen Weiterentwicklung von auBen kommender materieller Hilfe und theoretisch-praktischer Unterweisung besonders rege und konstruktiv aufgenommen. So sah auch Bundesprasident von Weizsacker bei einem Besuch der estnischen Hauptstadt Tallinn hier das Sprichwort uberzeugend verwirklicht: Gib mir keinen Fisch, gib mir eine Angel! Bleibt noch zu erwahnen, daft Vorsitzender Peter Michels auch beim letzten Neujahrsempfang des Bundesprasidenten eingeladen war, der jeweils Biirgern mit besonders wertvollen Initiativen fur das gemeinschaftliche Miteinander gilt. Man kann den Mitgliedern des „Freundeskreises fUr Osteuropahilfe", so nennt er sich jetzt, nur Anerkennung fiir seinen bewundernswerten, ausschlieBlich ehrenamtlichen Einsatz, aber auch all den zahllosen nichtgenannten uneigennutzigen Helfern Dank aussprechen. Der Freundeskreis hat ubrigens inzwischen seine Energie einem neuen Aufgabenfeld in NordostpreuBen zugewendet. Dafur mochte man ihm gleichen Erfolg beim Bruckenschlag zwischen Ost und West wunschen! © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 73 Kulturregion Sauerland - Forschungssymposium Das Westfalische Freilichtmuseum Detmold - Landesmuseum fiir Volkskunde - veranstaltet vom 26. 10. bis zum 28. 10. 1994 eln Symposium unter dem Titel Kulturregion Sauerland - Perspektiven landschaftsbezogener Forschung. Vorgestellt und diskutiert wird ein Spektrum von 15 aktuellen Forsctiungsarbeiten, die sich zum einen mit der sudwestfalischen Region konkret, zum anderen mit der Frage auseinandersetzen, wie tragfahig der analytische Zugang „Regionalforschung" fiir die volkskundliche und museumswissenschaftliche Kulturgeschichte heute ist. Das Symposium ist interdisziplinar angelegt: volkskundliche, historische, landschaftsokologische und sozialgeografische Ansatze bilden die Schwerpunkte. Vorgesehen sind auRerdem zwei Exkurse: In das im Aufbau befindliche „Sauerlanddorf" des Freilichtmuseums Detmold und in die Arbeit des Projekt „Sauerland" der Gesellschaft fijr den kulturwissenschaftlichen Film, Gottingen. Informationen: Westfalisches Freilichtmuseum Detmold - Landesmuseum fiir Volkskunde -, Krummes Haus, 32760 Detmold, Tel.: (05231) 7060 (Dr. Christoph Kock). Vorlaufigcs Tagungsprogramm Mittwoch, 26. 10. 1994 Bis 11.30 Ubir-Anreise 11.30 Uhr: BegruRung durch Museumsdirektor Dr. Stefan Baumeier. 12.00 Uiir: Imbil? in der Museumsgaststatte „Tiergartenl<rug". 1. Kultur und Region Moderation: Dr. Kurt Droge, Oldenburg 13.00 Ulir: Prof. Dr. Sill<e Gottsch, Freiburg: Perspektiven kulturhistorisclier Regionalforschung. 14.00 Uhr: Dr. Christoph Kock, Detmold: Die Entdeckung des Sauerlandes. Zur kulturellen Identitat einer Region. 15.00 Uhr: Kaffeepause 2. Hausbau im Sauerland Moderation: Dr. Klaus Freckmann, Sobernheim 15.30 Uhr: Dr. Joachim Kleinmanns, Karlsruhe: Hausbau im Kurkolnischen Sauerland. 16.00 Uhr: Dr. Thomas Spohn, Munster: Hausbau im Markischen Sauerland. 16.30 Uhr: Diskussion 17.30 Uhr: Dr. Heinrich Stiewe, Detmold: EDV-Auswertungen sauerlandischer Bau- und Feuerversicherungsakten fiJr den Zeitraum 1860 bis 1930. ab 20.00 Uhr: Treffen der Tagungsteilnehmer im Restaurant „Etna". Donnerstag, 27. 10. 1994 16.00 Uhr: Kaffeepause 3. Kulturlandschaften - Landliche Freiraume und Dorfentwicklungen im Sauerland Moderation: Gunter Becker, OIpe 9.00 Uhr: Dipl.-lng. Roswitha Kirsch-Stracke, Hannover: Die kulturelle Gestaltung dorflicher Natur. 9.30 Uhr: Prof. Dr. Peter Weber, Munster: ,,Unser Dorf soil schoner werden". Zum Wandel der Kulturlandschaft unter zentralen Lenkungsprinzipien. 10.00 Uhr: Diskussion 11.00 Uhr: Kaffeepause 16.30 Uhr: Geselischaft fur den Kulturwissenschaftlichen Film, Gottingen (Ballhaus/ Tschinkowitz/Ulfikowski): Arbeitsbericht Filmprojekt Sauerland. 11.30 Uhr: Exkurs: Das „Sauerlanddorf" im Westfalischen Freilichtmuseum Detmold. Diskussion der Konzeptionierung und der Umsetzung vor Ort. {Baumeier/Sternschulte/Kock). 13.00 Uhr: Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen im Chinarestaurant „Goldener Drache". 14.30 Uhr: Christian MUhldorfer-Vogt M. A., Detmold: Landliche Ortsstrukturen und sozialer Wandel 1830 - 1930. 15.15 Uhr: Dr. Bernward Selter, Mijnster: Vom Plenter- und Niederwald zum Holzacker. Forstnebennutzungen im zentralen Saueriand. Ferdinand Freiherr von Liininck 3. August 1888 - 14. Nov. 1944 - zum 20. Juli In den „Westfalischen Forschungen" 43/1993 (S. 530 bis 571) zeichnet Dr. Ekkehard Klausa den Weg des konservativen Widerstandskampfers Ferdinand von Liininck, Herr auf Ostwig, nach: „Vom Bundnispartner zum ,Hochverrater"'. In dem abschilieEenden Versuch einer Bilanz kommt der Verfasser zu dem Ergebnis, daii der konservative Katholik sich lange Zeit im Lichte eines riickwarts gerichteten Gesellschaftsideals vom Nationalsozialismus verblenden lieB, die Vernichtung von Demokratie und Liberalitat in Dcutschland begruKte, sich auch mit der Abschaffung der Menschenrechte allzu leicht abf and und sich schlieElich von der Teilkritik zur entschiedenen Opposition erst durchrang, als Hitler die staatliche Existenz Deutschlands aufs Spiel setzte. Wie die allermeisten spateren Widerstandskampfer aus dem burgerlichen und nationalkonservativen Lager durchschaute er Hitler nicht. Immerhin begann er schon vor Stalingrad seinen Widerstandswillen in die Tat umzusetzen, also nicht erst, als die militarische Katastrophe abzusehen war. SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund 19.00 Uhr: AbendimbiB auf Einladung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in der Museumsgaststatte „Wilder Mann". Freitag, 28. 10. 1994 4. Aspekte regionaler Volkskultur Moderation: Prof. Dr. Ruth E. Mohrmann, MiJnster 9.00 Uhr: Susanne Falk M.A., Lennestadt: Der Heimatschutzgedanke im Saueriandischen Gebirgsverein. 9.45 Uhr: Dr. Christine Aka, MQnster: Religion als ,Heimat' - Frommigkeit im ,Zuhaus'. 10.30 Uhr: Kaffeepause mit kleinem ImbiI5 11.00 Uhr: Dr. Hans-Dirk Joosten, Detmold: Die Stollentruhe im Schweinestall. Moblierung im Saueriand der 1920er Jahre. 11.45 Uhr: Dr. Rainer S. Elkar, Siegen: Historisches Handwerk im Siegerland und Saueriand. 12.30 Uhr: AbschluMskussion Carl Goerdeler gewann ihn im Dezember 1943 dazu, fur die Zeit nach dem Sturz Hitlers fur eine politische Tatigkeit zur Verfugung zu stehen. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er von der Gestapo auf dem Bahnhof in Bestwig verhaftet, nach Dortmund und dann nach Berlin gebracht und am 13. November vor den Volksgerichtshof gestellt. Er beschonigte nichts und stritt nichts ab, sondern bekannte sich mutig dazu, die „Not des Vaterlandes" konne Hochverrat rechtfertigen (womit er, wie der Verfasser ausfuhrt, die militarische Not, nicht die moralische meinte). Am 14. November wurde er in BerlinPlotzensee durch den Strang hingerichtet. Ekkehard Klausa resumiert, daE Liininck zu jenen Widerstandskampfern gehorte, deren lange - allzu lange - gelahmtes Gewissen aufstand, „als es die nationalkonservativen Sozialinteressen und das Ideal des deutschen Machtstaates nicht mehr gegen sich, sondern hinter sich hatte". Diese bittere geschichtliche Wahrheit verdecke das Vorbild der Widerstandskampfer nicht, weil - heute fiir uns - Demokratie und gesellschaftliche Humanitat kein unverlierbarer Besitz seien, sondern taglich neu bewahrt werden muRten. PI. 74 Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Das Honnetal - Bahnwanderziel im Grunen Die landschaftlich reizvolle Honnetalbahn (Unna) - Menden - Neuenrade (Kursbuchstrecke 437) ist stark gefahrdet, die Stillegung droht seit Jahren. Die Eisenbahnfreunde Honnetal e.V., Forderverein der Bahnstrecke, setzen sich dafiir ein, daR die umweltfreundliche Honnetalbahn eine Zukunft besitzt und fiir die Reisenden attraktiver wird. Sie soil nicht das gleiche Schicksal wie die im Mai 1989 stillgelegte Nachbarbahn Menden Hemer - Iserlohn erhalten. Bei den DB und den verschiedenen Gebietskorper- schaften, aber auch bei den Parteien sind die engagierten Bahnfreunde mittlerweile als fachlich kompetente Gesprachspartner anerkannt. Die Nebenbahnstrecke durch das Honnetal krankt an den zu niedrigen Benutzerzahlen. Die Eisenbahnfreunde wollen ihren Anteil daran leisten, die ZiJge zu fullen, in dem sie fiir das Honnetal als ..Bahnwanderziel im Grunen" werben. Schon seit Jahrhunderten fasziniert das wildromantische Landschaftsbild des Honnetals Besucher aus Nah und Fern. Plattdutsk - blous en Plegefall? ,Meyne laiwen Siuerlanner! Jungens, Midkens, Frau'n un Manner, bo ey gatt un bo ey statt, ku'iert wier 'n wdnneg Platt!' Sou harre de .Landrot' ut Esseln schriewen. Sou konn me ouk de Inladunge iiewwerschriewen, dai de Suerlanner Heimatbund an 120 plattdutske Kreise, plattdutske Theotergruppen un Platt-Schriwer schicket harre. Me konn getroust sien, dat de Viarstand vam SHB platt is, dat sou viell Liie siek umme et Platt suarret, saggte de Dr. Mullmann am Aanfang dueser Tagunge, as hai dai uewer 80 .Plattdiitsken' begrussere, dai am 28. Mai 1994 no Esseln kummen woren. Met 'm Dr. Kessemeier ut Munster harre me dian rechten Keerel raket, iimme uewwer dai Situatioun vame PlattdiJtsken wat te horen. Hai makere klor, dat dai Mundart ase ,Kulturgut' en hougen geistigen Besitz is, dian me wahren mochte. Ne Tagunge ase diiese, sou saggte hai, wor alt lange Tit fallig wiast. In anderen Giegenden wo Niederdutsk kiiert werd, un dat gang vam Rothaargebirge bit an de Nord- und Ostsee, wor me do widder. Nit van enzelnen Liien droffte dai Mundart dracht weren, et mochte Saake van d'r Gesamthait sin. Bie dian Veroffentlichungen is dat kurkolsche Siuerland sou guet ase nit uttemaken. Met duser Tagunge, sou meinere de Dr. Kessemeier, wor me von Karl Falk owwer op em guerren Wiage, dat te anderen. Dat Plattdutsk mochte allgemein, ase Ummegangssproke, owwer ouk literarisch-kulturell brucht weren, iimme dian sproklieken Wert notewisen. .Heimattumelei' un ,museale Relikte' woren nit de rechte Saake, unse Plattdutsk bi en Liien aantebrangen. Dat me ouk fiar unse Tit schriwen konn, wiseren dai Plattschriwers Ludwigsen, Kuhweide, Luhmann, Propper un ouk andere op. Fiar uns, ase Siuerlanner Heimatbund wor et wichtig, nit blous .folkloristische Brauchtumspflege' te bedriewn. Vi mochten plattdutske Baikers koupen un liasen, in Kiarke un Vereinen metarwen, iimme sou dat ,Kulturgut' van unse Mundart te wahren. Liasewettbewiarw un Theoterspiellers Dai Heimatpfleger vam HSK, Heer Pardun, was ouk t'r Stie, iimme uewer'n plattdutsken Liasewettbewiarw te berichten. Et Metmaken dah noloten, was sine Meinunge. Et laggte viell an en Schaulen, of de Schaulkienger aanhallen werd odder nit. Vielle Lehrs woren Biiterlinge, odder barren kain Platt lahrt un doriimme kaine Instellunge taum Plattdtitsken. Ne gurre Hulepe fiar de Schaulen wor et, wann dai plattdutsken Kreise do helpen daen. Et fehlere owwer ouk an plattdutsken Texten, denn bi dian Bewiarwen konn me luter dai selwen Stucke horen. von Burkhard Wendel EISENBAHNFREUNDE HONNETAL e.V. Fur Annette von Droste-Hiilshoff. unsere groBe westfalische Dichterin, war das Tal im Bereich des Klusensteins das romantischste Tal ganz Westfalens. Die schroffen Kalkfelsen mit ihren zahllosen Hohlen (z. B. Balver Hohle, Reckenhohle) waren immer wieder Schauplatz fur Volkssagen Bi d'r Utsprooke douewer wor saggt. me soil in en Schaulen en Werrestrit maken, dat dobi alle metmaken konnt. Op Schaulfesten odder anderen Fiern sollen dai Kienger plattdutske Stiicker opsien odder spiellen, dat makere dian Tauhohrern un dian Blagen Plesseier un dah diam Plattdutsken widder helpen. Dann stallten iark dai Theoterspiellers un ouk dai plattdutsken Kreise viar. Bi dian Theotern wor et en grout Stucke Arwet, dat op en Biiehn te krien un me mochte et Eiste harre an en Luen friggen, dat se ouk kamen. Owwer dann barren de Spiellers un de Lue wahne Spass bi sou ennem Erliawnis. Me soil dat luter wier daun, was de Meinunge. Ungerscheidliek geng et bi dian plattdutsken Kreisen tau. Dai ennen drapen siek tau fasten Tien, umme Platt metenein te kiiern. Andere maket grottere Owende, tau dian vielle Lue bienain kummet. Plattdutske Missen un Aandachten werd maket un me triett op bi Vereins- un anderen Festen. Ne guerre Saake woren owwer ouk dai Laier vam BamelskenQuartett un dai Viardrage van dian Schaulkiengern ut Esseln, dai in d'r Wiake drai Stunnen Plattdutsk lehrt. Dai Versammlunge wor d'r Meinunge, dat der SHB met dueser Inladunge en guerren Doin harre un dat me souwat 6fter maken mochte. Dai Arwetskreise wellt iark nu ouk mool besaiken, umme siek blatter kennen te lehren. Nou in diiesem Johr, sou tusker Hiarwest un Winter, mochte me wier tehoupe kummen, umme dai ,Plege-Versiekerunge' fiar unse siuerlanner Mundart in Schwung te brangen. Guatt helpe! © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 75 Die besten deutschen Feuerwehr-Musiker kommen aUS Olpe von Berthold Stamm, Presseburo Siidsauerland und fur geschichtliche Ereignisse, deren einer stummer Zeuge noch heute die Burg Klusenstein ist. Spater entdeckte man das Tal der Honne als Heimat fur zahllose seltene Tier- und Planzenarten und stellte es unter Naturschutz. Seit 1912 fiihrt die Eisenbahnlinie durch das landscfiaftlich einmalige Gebiet. Die Bahnstrecke mit ihren zwei Tunnels und den Viadukten hat sich nafitlos in das Honnetal eingefiigt, ist ein Teil davon geworden. Die Honne, die bei Neuenrade entspringt und in Frondenberg in die Ruhr mundet, hat dem Tal ihren Namen verliehen. Inmitten des schonsten Teils des Tales, dem Bereich Klusenstein, beginnt der „H6nnetalpfad", der Wanderer zu den reizvollsten Stellen des Tals fiihrt. In Klusenstein halten die Zuge fur Gruppen ab sechs Personen nach Voranmeldung. Um die Planung eines Ausflugs ins Honnetal entsprechend zu erleichtern, haben die Bahnfreunde eine Info-Mappe mit dem Titel ,,Das Honnetal - Bahnwanderziel im Grunen" herausgegeben. Die Mappe enthalt drei detaillierte Tourenvorschlage mit genauen Wegbeschreibungen zu den Themengebieten des Honnetals unter friihgeschichtlichem Aspekt, unter naturkundlichem Aspekt und unter heimatkundlichem Aspekt. Zusatzlich kann ein Dia-Vortrag entliehen oder erworben werden, der die Vorbereitung einer Honnetalwanderung in der Gruppe ermoglicht. Die ausfuhrliche Info-Mappe kostet 3,50 DM + 1,50 DM Versandkostenanteil (in Briefmarken oder Verrechnungsscheck). Der Dia-Vortrag mit 20 FarbDias iiber das Honnetal ist leihweise (10 Tage) fur 5,00 DM + 1,50 DM Versandkostenanteil oder kauflich fur 24,50 DM + 1,50 DM (gegen Verrechnungsscheck) erhaklich. Bestellanschrift: Eisenbahnfreunde Honnetal e.V., Postfach 12 60, 58695 Menden (Sauerland), Tel. 02375-5788. Nach Voranmeldung besteht samstags auch die Moglichkeit einer Fuhrung durch das Honnetal. Dazu sollte man sich bis spatestens vier Wochen vorher bei den Eisenbahnfreunden anmelden. Aber auch ohne Fuhrung ist es fur den Bahnwanderer leicht, eine groRe Zahl von seltenen Pflanzenarten (z. B. die bekannte Hirschzunge) zu Gesicht zu bekommen, da die Info-Mappe die einzelnen Standorte sehr genau beschreibt. Erfolg auf der ganzen Linie fijr den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Olpe: Bei den 7. Bundeswertungsspielen des Deutschen Feuerwehrverbandes am Samstag, 7. Mai, in Rietberg bei Gutersloh gefielen die vorgetragenen Musikstukke der kritischen Jury so gut, daK es fur die Kreisstadter beim Buhnenspiel keinen Punktabzug gab. Lediglich bei der StraKenwertung wurden Zehntelpunkte gestrichen, weil einigen Richtern der Marschschwenk zu „eckig" ausfiel ~ den Gesamtsieg konnte das aber nicht mehr gefahrden. Am Ende gab es mit 36 moglichen Punkten die hochste Wertung von alien 44 teilnehmenden Musikzugen und zur Belohnung neben einer Urkunde und Medaille auch noch einen Pokal, gestiftet von der Parlamentarischen Staatssekretarin im Bundesministerium fiir Frauen und Jugend, Cornelia Yzer (Iserlohn). Mit diesem Erfolg batten die 55 Musiker unter der Stabfuhrung von Hauptmusikzugfiihrer Gerhard Reuber vor der Fahrt nach Rietberg nicht gerechnet. Nach dem Buhnenspiel hatte sich jedoch sehr schnell abgezeichnet, da£ der Olper Feuerwehr-Musikzug zur Spitzenklasse der musiktreibenden Ziige in Deutschland gehort. Die Jury zollte den Olpern hochstes Lob: „Wir haben nicht einen Fehler gehort!" Noch nicht einmal eine angesprungene Alarmanlage konnte die Olper aus dem Takt bringen, um so bemerkenswerter, als die vorgetragenen Musikstiikke „Slawische Rhapsodie Nr. 1" von Friedemann und „Variations on a Korean Folk Song" von Chance zu den hochsten Schwierigkeitsstufen gehoren. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Olpe. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Staatssekretdrin Cornelia Yzer uberreicht den Siegerpokal an Musikzugfuhrer Gerhard Reuber. Als nach dem Festumzug durch Rietberg alle teilnehmenden Musikgruppen im Stadion aufmarschierten, wuBte niemand der Teilnehmer das Endergebnis. Um so groBer war der Jubel, als bekannt wurde, daR der Olper Musikzug der beste in der Bundesrepublik ist. Zu den ersten Gratulanten im Stadion zahlte neben Stadtdirektor Karl-Josef Leyendecker auch Biirgermeisterin Wilma Ohly, die neben vielen anderen Schlachtenbummlern aus dem Sauerland ihrem Musikzug kraftig die Daumen gedruckt hatten. Am spaten Abend wurde dem erfolgreichen Musikzug im Feuerwehrhaus ein begeisterter Empfang bereitet. Karl-Josef Leyendecker druckte dann noch einmal aus, was die Olper schon lange sagen: „Wir sind stolz auf unsere Musiker!" Fotos: Berthold Stamm Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 76 Carl Siebert im Schieferbergbaumuseum Holthausen AmSonntag, 15. Mai, wurde die retrospektive Ausstellung des geburtigen Schmallenberger Kunstlers Carl Siebert, der seit 1963 in Paris lebt, im Westfali- schen Schieferbergbaumuseum Schmallenberg-Holthausen eroffnet. Sie dauerte Zielfigur, L'homme cible. Acry/ique auf Holz, 46 x 37 cm, 1983 SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 77 BUCHER . SCHRIFTTUM bis zum 9. Juni und zeigte eine Auswahl der Werke aus den Jahren 1963 bis 1993. Aus fruheren Jahren stammen zahlreiche Arbeiten Sieberts fiir die Stadt Schmallenberg. Vom Sauerland ins Hessenland Der Autor gibt seinem Buch den Untertitel: Chronik der Eisenbahnstrecke zwischen Bestwig und Frankenberg - und in der Tat ist es eine Chronik von beachtlichem Aussagewert. Der Text fundiert auf archivarischen Quellen und zuverlassigen Oberlieferungen. Mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail hat er neues und altes Bildmaterial zusammengetragen, das den Wert des Buches vervollstandigt. Eine logische Gliederung fiihrt den Leser iiber den Beginn der Eisenbahnprojekte zur Strecke Bestwig - Frankenberg, wobei auch die Nebenbahnen wie Kleinbahn Steinhelle - Medebach, Grubenbahn Bestwig - Ramsbeck usw. erfaKt werden. Das Hauptthema, namlich die Strecke Bestwig - Frankenberg, kann als geschichtliches wie als technisches Kompendium angesprochen werden, das mit einigen Kuriositaten wie „Eisenbahn und Schnee" angereichert ist. Die lebendige Schreib- und Erzahlweise lal^t es dem Leser schwerfalien, das Buch aus der Hand zu legen. Neliba bewahrt mit seiner Chronik- so wie er es sich selbst in seinem Vorwort wunscht - ein Kapitel Eisenbahngeschichte vor dem Vergessen. In der Gesamtwertung ist es ein Buch, das in die Hand eines jeden Heimatfreundes gehort. Werner Becker Die Vernissage gait dem am 15. Januar 1922 geborenen „Heimatsohn", der ausgezogen war aus der Enge und Oberschaubarkeit seiner sauerlandischen Heimat in die damals f uhrende Metropole bildender Kunst in Paris, um einen neuen Weg zu suchen. Cad Siebert fand ihn an der Seine und schon bald wurde ihm der Name „Sauerlandischer Malerpoet" gegeben. Der Malerpoet von der Seine kehrte nun mit einer groEen Ausstellung in seine Heimat zuruck. Die einfiihrenden Worte zur Ausstellung sprach Dr. Peter Sinkwitz, Direktor der Landjugendakademie Fredeburg uber einen Kiinstler, der sich in einem standigen Aufbruch zu neuen Ufern und Horizonten befinde. Carl Siebert habe auf bewundernswerte Weise in seiner Energie nie nachgelassen. In seiner rastlosen Suche liege eine groRe Bestandigkeit und man mijsse den Geist bewundern, aus dem die Bilder Sieberts geschaffen sind. Sie wirkten zutiefst anregend. Dr. Sinkwitz ging besonders auf die Bilder „Output", „Zielfigur", „Scheitern gebiert Hoffnung" und „Gilgamesch" ein. Das Tor des Verstandnisses offnete sich von selbst, als Carl Siebert in seinem anschlie/^enden Vortrag die Wesenszuge seiner Kunst darstellte. Fur ihn als kreativer Mensch ist es in erster Linie ein gefuhlsmaBiger und kein rationaler Vorgang, die Welt darzustellen. Sein Versuch geht dahin, den sogenannten Fortschritt als etwas Inneres, als wachsenden Reichturn an Kreativitat auszupragen und in kiinstlerische Form zu gieRen. Die Gegensatze in den Werken des Kunstlers Siebert streben zur Einheit; gleichwohl ruft er mit seinen Bildern zur Kritik auf. Dieter H. Neliba: Vom Sauerland ins Hessenland. Selbstverlag Neliba, Postfach 12 10, 59969 Hallenberg. 454 Seiten, 48,- DM. 10. Briloner Chronik Wie ein Film soil das Jahr 1993 beim Blick in die Jubilaumsausgabe der Briloner Chronik noch einmal am Leser vorbeiziehen. Traditionell hat Winfried Dikkel mit seinen Mitarbeitern wieder alle Informationen des vergangenen Jahres zu Brilon und seinen Ortsteilen und Dorfern gesammelt und punktlich zum Ende des Jahres 1993 auf 192 Seiten vorgelegt. Wort und Bild erinnern dabei an Interessantes aus der Stadt- und Dorfgeschichte, an Veranstaltungen von regionaler und uberregionaler Bedeutung, Vereins- und Firmenjubilaen, Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Sport und vielem anderen mehr. Die 10 Bande der Chronik-Reihe fiillen inzwischen 1900 Seiten mit guten und auch weniger guten Erinnerungen. Bei der Prasentation des Bandes vor der Parallel zur Ausstellung hat der Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e. V. mit Unterstutzung der Nordrhein-Westf alen Stif tung und des Kunstlers einen 82 Seiten starken Bildband herausgegeben, in dem die Arbeiten von Carl Siebert mit zahlreichen farbigen und schwarz-weiKen Bildern dokumentiert und beschrieben werden (GrobbelVerlag Fredeburg, 39,- DM). SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund Offentlichkeit im Dezember 1993 bezeichnete SHB-Vorsitzender Dr. Mullmann die Chronik als einzigartig im weiten Umkreis. Winfried Dickel und den vielen Helfern, die Material gesammelt haben, wurde Dank und Anerkennung ausgesprochen. Die neue Chronik ist in der Briloner Volksbank und deren Nebenstellen erhaltlich. WHB Winterberger „Fitterkiste" Das „Winterbergisch halsgericht", der erste HexenprozeB in Westfalen, von dem ein Protokoll vorhanden ist, verurteilte im Jahr 1523 Winterberger Frauen zum Feuertod. Das Protokoll, das AufschluR gibt uber die Gerichtspraxis und das Verfahren gegen Hexen im 16. Jahrhundert, steht im Mittelpunkt der 5. Ausgabe der „Fitterkiste", die der Heimatund Geschichtsverein Winterberg herausgibt. In Vor- und Nachbetrachtung ordnet Paul Aust, der Redaktion und Gestaltung des Bandes ubernommen hatte, den Winterberger ProzeB in den allgemeinen geschichtlichen Zusammenhang ein und beschreibt, wie Religion, Volksglaube, Aberglaube, Sagen und Mythen zu den grausamen Hexen- und Ketzerverfolgungen fuhrten. Das Protokoll des „Winterbergisch halsgericht" ist im Wortlaut abgedruckt und wurde von Jochen Schmidt in verstandliches Deutsch iibertragen und mit einem Kommentar versehen. Zusammen mit Abbildungen von Zeichnern und Illustratoren, die in Holzschnitten und mit Hilfe des aufkommenden Buchdrucks das Hexenwesen bildnerisch festhielten, schildert der Text des Protokolls von den Inhalten der Anklage, den Gestandnissen der Angeklagten, die sich angeblich ohne Gewaltanwendung zu ihren „Zaubereien" bekannten und dem Urteil, das die Angeklagten dem Feuertod auslieferte. Ober die Bedeutung fiir Winterberg hinaus steht dieses Protokoll stellvertretend fur viele solcher Prozesse vom 16. bis 18. Jahrhundert, bei denen viele unschuldige Menschen verhort, gefoltert und verurteilt wurden. Andere Beitrage des 154seitigen Heftes widmen sich den verschiedenen Mundarten der Winterberger Dorfer und Erzahlungen aus anderen geschichtlichen Epochen. Wie jede „Fitterkiste" enthalt auch die funfte wieder „Winterberger Portrats", einen Pressespiegel, der Ruck- Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 78 kompakt uberlieferten Stadtarchiv Kallenhardt) in anschaulicher und gut lesbarer Form von der Vorgeschichte bis zur jijngeren Gegenwart die Ursprunge, Entstehung und Entwicklung einer kleinen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden sauerlandischen Bergstadt im kolnischen Herzogtum Westfalen, in der 1808 mit den letzten freien Magistratswahlen die alte Stadtherrlichkeit ihr ungewolltes Ende fand und die dann als Landgemeinde Kallenhardt mit dem BewuBtsein stadtischer VerganDie Stadt Ruthen besitzt noch einen genheit weiterbestand. Alle wesentlichen Restbestand eines Baches zur Geschichte Elemente einer Stadt- und Gemeindegevon Kallenhardt. Dieses Werk soil zu er- schichte, dazudie wichtigen Elemente der maBigtem Preis abgegeben werden. Volkskunde und der Traditionspflege Das 1976 in zweiter und erweiterter wurden vom Verfasser berucksichtigt. Auflage erschienene Buch des Oberstu- Biographische und statistische Aspekte diendirektors i.R. Theodor Ernst „Ge- sowie die Bezuge zu vielen Stadten und schichte der vormaligen Stadt und spate- Gemeinden der Umgebung machen das ren Landgemeinde Kallenhardt (Kreis Buch auch zu einem wichtigen Fundus fur Soest)" fuBt in ausgedehnterer und er- den sauerlandisch-regionalgeschichtlich ganzter Form auf einer Veroffentlichung Interessierten. Ein heimatgeschichtliches des Verfassers von 1937. Der in Kallen- Lesebuch auf wissenschaftlicher Basis, hardt geborene Verfasser schildert auf versehen mit Quellen- und Literaturhin184 Seiten aufgrund wissenschaftlicher weisen, vermittelt so dem Heimatfreund Forschungen (insbesondere in dem relativ wie dem Orts- und Landeshistoriker wis- schau auf das vergangene Jahr halt und eine Wetterubersicht, die statistische Daten zu Sonnen- und Regentagen von Oktober 1992 bis September 1993 enthalt. „De Fitterkiste", Band 5, bekommt man fiir 15,- DM im ortlichen Buchhandel, ebenso Band 3 und 4. Die Bande 1 und 2 sind inzwischen vergriffen. Moderne Zeiten im Sauerland Das noch recht junge Stadtmuseum in Lennestadt hat jetzt eine 2., uberarbeitete Fassung seines Kurzfuhrers herausgebracht. Erst seit 10 Jahren sammelt der Heimat- und Verkehrsverein Grevenbruck Objekte, die jetzt den Grundbestand des Museums darstellen und dem Besucher die Geschichte der Region naherbringen. Der Kurzfuhrer greift in kleinen Kapiteln die zwolf Themenbereiche auf, die in den einzelnen Raumen des Museums im „Alten Amtshaus" prasentiert werden. Oberthema ist das „moderne Leben" im Sauerland von 1850 bis 1955. In den Raumen wird der Besucher uber den Bau der Ruhr-Sieg-Eisenbahn, den Bergbau, die technische Entwicklung, Vereine, Kriegsereignisse und politische Veranderungen in dieser Zeit informiert. Wer seinen Besuch vor- oder nachbereiten will, kann dies anhand des Kurzfuhrers tun, in dem zu jedem Thema die notwendigsten Informationen zusammengefaKt senswerte Ergebnisse langjahriger fundierter Quellenforschung im reizvollen Gewande eines dauerhaft motivierenden Lesestoffes und Erzahlstiles. Dazu tragt nicht zuletzt auch die ausgewahlte anschauliche Bebilderung der Textabschnitte bei. Das Buch ist zum herabgesetzten Preis von 10,- DM (plus evtl. Versandkosten) zu beziehen beim Stadtarchiv Ruthen, (Hochstr. 14, 59602 Ruthen, Tel. 02952/818164) Friedhelm Sommer Mendener Kopfc Die „Museumsmacher" in Lennestadt, Susanne Falk, Carmen Rameil und Jiirgen Kalitzki, sind weiterhin auf der Suche nach geeigneten Objekten, die zur Illustrierung der Geschichte der Region dienen konnten. Wer glaubt, er konne zur Ausstellung noch etwas beisteuern, kann sich an Herrn Kalitzki, Telefon: (027 21) 1404, wenden. DaB man eine Stadtgeschichte auch in Form von Kurzbiographien bedeutender Burger der Stadt schreiben kann, beweist der erste Band der Reihe ..Menden in Geschichte und Gegenwart", in dem Anton Schulte 75 „Mendener Kopfe" in alphabetischer Reihenfolge vorstellt. Die Initialzundung zur Idee des Buches hatte der Autor bei der Lektiire des Werkes „Westfalische Kopfe" von Prof. Dr. Wilhelm Schulte. Die Tatsache, daB hier nur drei Mendener verzeichnet wurden, die in die Geschichte Westfalens eingegangen sind, brachte Anton Schulte darauf, nach weiteren eindrucksvollen Personlichkeiten zu forschen, die in der Stadtgeschichte Mendens ihren Platz haben. Auch dabei muBte selbstverstandlich eine gewisse Auswahl getroffen werden. So stellt der Band 65 Manner und 10 Frauen des 20. Jahrhunderts in Bild und Text vor, die in Verbindung zu Menden standen und in irgendeiner Beziehung lokalgeschichtlich bedeutsam waren. In einem kurzen Text werden jeweils biographische Daten und Werdegang skizziert. Das Spektrum der Personen ist bunt. Es handelt sich um Geistliche, Industrielle. Soldaten. Politiker. Lehrer oder auch Kiinstler, wobei der Autor das jeweils „historisch Besondere" jeder einzelnen Personlichkeit hervorzuheben versucht. Die Kurzbiographien reprasentieren einen Teil der Stadtgeschichte Mendens fur das 20. Jahrhundert. Der Band tragt daruber hinaus dazu bei, daB bedeutende Personlichkeiten der Stadt Menden, die den Zeitgenossen bisher noch in Erinnerung sind, auch weiterhin nicht in Vergessenheit geraten. Der Kurzfuhrer ist fur 3,- DM plus Versandkosten beim Stadtmuseum Lennestadt, KolnerStr. 57, 57368 LennestadtGrevenbriick, zu beziehen. WHB Der Band, der von Stadtarchiv und Stadtischem Kulturamt gefordert wurde, ist uber den Buchhandel zu beziehen (ISBN: 3-930237-00-8). WHB sind. Ausstellung und Begleitheft vermitteln nach eingehendem Studium auf leicht verstandliche Weise 100 Jahre sauerlandische Geschichte von der Industrialisierung bis zur Nachkriegszeit. xatSMUSEUM DER STADT LENNESTADT © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 79 LESERBRIEFE Nicht immer uberzeugt im tibrigen die Selektion, die von den Autoren an Dietmar Rosts Zusammenstellung vorgenommen wird. Schade, daK z. B. Pater Kilian Kirchhoff aus Ronkhausen fehlt, ein weltweit bekannter und sehr fruchtbarer Obersetzer ostkirchlicher Hymnologie von dichterischer Qualitat. Korrigiert werden muB der Hinweis zu Meschede „Seit 1945 lebte im Sauerland Joseph Wittig . . . Theologieprofessor und in seinen literarischen Schriften ein hauptsachlich religioser Volkserzahler" (S. 88). Hier haben die Autoren eine ungenaue Aussage im Vorwort von Rosts Buch weiter (falsch) prazisiert. Joseph Wittig, wegen seiner Exkommunikation als „Luther redivivus"1926 weit uber seine schlesische Heimat bekannt geworden, wurde 1946, inzwischen wieder in die Kirche aufgenommen, aus der Grafschaft Glatz vertrieben und fand mit seiner Familie in der Luneburger Heide Zuflucht. Hier starb er wahrend des geplanten Umzugs nach Meschede im August 1949. Lebend hat er die Stadt an der Ruhr nicht erreicht, er bekam hier nur ein Grab. Erwahnenswert ware allenfalls, da£ seine inzwischen 95jahrige Witwe Bianca von Meschede aus Unschatzbares zur Bewahrung von Wittigs Werk, das als Beispiel „narrativerTheologie" heute wieder besonders interessiert, beigetragen hat. Wollte man aber Autoren aufnehmen, die nur ihre letzte Ruhestatte in Westfalen gefunden haben, hatte der namhafte Reiseschriftsteller und Romancier Werner Helwig (1905 - 1985) Anrecht auf Erwahnung (s.S. 43 u. 67): der uralte, lindentiberwolbte Wormbacher Friedhof mit seinem Grab ist fijr jeden sensiblen Naturund Literaturfreund ein unvergleichlich stimmungsvoller Ort. Im ubrigen ware es aber kleinlich, Irrtumer bei Zahlen und Daten aufzulisten, die sich aus dem Kontext ihres Kommentars selbst berichtigen. Viel wichtiger ist das Positive: Endlich einmal ein Buch, das nicht die „Deftigkeit" Westfalens dokumentiert: das Kulinarische oder Leistungen im Brenn- und Braugewerbe, sondern daft neben der BrauerstraBe nun die Kenntnis einer „DichterstraBe" es ermoglicht, auch zu anderen Formen des Geistigen zu gelangen. Dr. Erika Richter Westfalischer Litera-Tourismus Eine Litera-Tour auf westfalischen DichterstraRen und -pfaden: Die mittlerweile ausgewiesenen Reiseleiter durch westfalische Literatur^Gefilde haben ein schmales Buch in handlichem Format erstellt, das alphabetisch geordnet von Ahaus bis Witten reicht. Fur etwa 200 Orte weisen sie auf literarisch Interessantes bin und veranschaulichen es in trotz der Kleinheit gut gelungener und vielfaltiger Bebilderung: Dichtergeburtshauser, -arbeitszimmer, -denkmaler und -grabstatten. Auch die erwahnten „Dichterinnen und Dichter" - ein insgesamt etwas undifferenziert-inflatorisch gebrauchter Begriff - blicken uns in zahlreichen kleinen Portrats entgegen (Lebende Schriftsteller/Dichter sind allerdings bewuRt nicht aufgenommen). Sehr nutzlich sind auch Kurzkommentare iiber die Werke und Hinweise auf Sekundarliteratur, dazu die Verweise auf literarische Gesellschaften und Freundeskreise, Museen und Archive, die sich dem Gedenken der am Ort wirkenden Schriftsteller widmen. Auch das steigert den „Nutzwert" des Bandes fur den Interessierten. Ihm wird hier schon eine kleine westfalische Literaturgeschichte an die Hand gegeben, Vorstufe des inzwischen erscheinenden westfalischen Autorenlexikons (Vgl. SAUERLAND 1/1994). Selbstverstandlich stellt in diesem „Dichter-Kursbuch" Munster den Knotenpunkt dar - mehr als 20 Seiten allein fur die literarischen Reprasentanten der Metropole. Aber auch das Sauerland ist erfreulich zahlreich vertreten. Hier konnten die Autoren auf die Vorarbeit von Dietmar Rost in seinem Buch „Sauerlander Schriftsteller" von 1990 zuruckgreifen, das sie stets zitieren, wenn sie auch einige seiner Bewertungen vorsichtig in Frage stellen (Kahle, Berens-Totenohl z. B.). Recht ausfuhriich wird das „legendare" Schmallenberger Dichtertreffen von 1956 geschildert mit seinem einmaligen „regelrechten Eklat" zwischen den heimatverbundenen Schriftstellern der alteren Generation und den der literarischen Moderne verpflichteten jungen Schriftstellern. Der Streit ging u.a. um das spezif ische „ Westfalische" inderLiteratur - dessen zureichende Definition wohl bis heute nicht gelungen ist. . . (S. 133). Walter Godden und Iris Nolle-Hornkamp: Dichter, Statten, Literatouren. (Kulturlandschaft Westfalen, Band 1). Munster: Ardey-Verlag 1992. 169 S., 22,DM. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Zu ,,100 Jahre Franziskus-Schule Olpe" In Nr. 4/Dezember 1993 von SAUERLAND ist auf Seite 146 f. eine Besprechung unserer Festschrift ,,1893 1993, 100 Jahre St.-Franziskus-Gymnasium" von Dr. Matthias Pape erschienen, die ein paar Anmerkungen notwendig macht. Zunachst erstaunen Parallelen zwischen dieser Besprechung und einem ArFortsetzung Seite 80 An Mohne, Rohr und Ruhr Die Heimatblatter des Heimatbundes Neheim-Husten, Heft 4, 1993, enthalten mehrere Beitrage zu historischen Themen und Personlichkeiten Neheim-Hiistens, unter denen M. Gosmanns Bericht uber einen doppelten Kindesmord im Jahre 1860 auffallt, weil dazu eine Zeichnung des Tatortes, der Oberausseler Ruhrbriicke, aus den Gerichtsakten abgedruckt ist. Kriminalistik im 19. Jahrhundert! Bibliographic der Heimatblatter aus dem Kreis Olpe Nachdem der Verfasser bereits 1991 eine Bibliographie der Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe vorgelegt hatte, veroff entlicht Heinz Quellmalz (unter Mitwirkung von Giinther Becker) nunmehr in der Schriftenreihe des Kreises Olpe Nr. 23 eine Bibliographie der Heimatblatter aus dem Kreis Olpe, Jahrgang 1 bis 18 (1922 bis 1941). Die 150 Seiten starke Broschur ist 1993 erschienen. Mit bewundernswertem FleiB hat Heinz Quellmalz die Zeitschriften ausgewertet und den Stoff systematisiert nach Ortsnamen innerhalb und auRerhalb des Kreises und nach Sachbegriffen (Landeskunde; Bevolkerung, Siedlung, Volkskunde; Geschichte; Wirtschaft und Verkehr; Recht und Verwaltung; Soziale Verhaltnisse, Gesundheitswesen, Sport; Geistiges und kulturelles Leben; Kirchenwesen; Familien- und Personengeschichten; Anekdoten, Erzahlungen, Gedichte, Plattdeutsches; Buchbesprechungen; Verfasserregister; Abbildungen). Zweifellos erleichtert die moderne Computertechnik eine solche Arbeit erheblich gegenuber f riiher, aber es muB sich erst einmal ein so gewissenhaft arbeitender Heimatkundler finden, der sich einer solchen miihsamen Arbeit unterzieht. PI. Sauerländer Heimatbund SAUERLAND 80 PERSONALIEN tikel von Dr. Hans-Bodo Thieme, den die Rundschau am 7. und am 11. Dezember 1993 veroffentlichte. In beiden wird die Frage nach dem fruheren Pensionatsgeld gestellt, in beiden vermiBt der Verfasser die Erwahnung einer Schiilerzeitung „Chamaleon", die in den siebziger Jahren an der Schule erschienen zu sein scheint und deren Herausgabe eingestellt wurde, weil die Finanzierung nicht gesichert war. Beide Rezensionen bedauern auch, daB die Festschrift keine geschlossene Schulgeschichte und keinen wissenschaftlichen Beitrag zur Olper Stadtgeschichte darstellt. Dabei heiBt es schon in meinem Vorwort zur Festschrift „Zum Geleit" nach einer Beschreibung dessen, was die Schrift beabsichtigt und enthalt: „Allerdings entsteht durch diese Arbeiten keine luckenlose und problemorientierte Schulgeschichte, die noch zu erarbeiten ware". Die Zeit von der Planung eines groRen Festes bis zu dessen Feiern reicht nicht und ist auch ungeeignet fiir grundliche wissenschaftliche Erforschungen, die einen Einsatz erfordern, der nicht zwangslaufig zu einem festen Zeitpunkt abgeschlossen sein muR. Vor allem aber ist die erwahnte Veroffentlichung eine Festschrift. Als solche enthalt sie bedeutende grundsatzliche Aufsatze und gibt der offiziellen wie der personlichen Erinnerung in Wort und Bild breiten Raum. Viele Menschen haben sich darauf besonnen, was das St.-Franziskus-Gymnasium in der Vergangenheit war und was dort aufzuwachsen bedeutete. Ein buntes Bild ist entstanden. Wissenschaftliche Erforschung konnte und sollte dabei nicht betrieben werden. Eine weitere Frage, die der Rezensent fiir nicht beantwortet halt, scheint mir hingegcn hinlanglich beachtet und in ihrei 1 Kui ibuquenzen dargelegt zu sein. Das ist die nach der Fortentwicklung der Schule aus der Tradition in die Gegenwart. Wenn Herr Dr. Pape aufmerksam den Aufsatz der fruheren stellvertretenden Schulleiterin Studiendirektorin Angela Beller „Das St.-Franziskus-Gymnasium in den Reformen nach 1968" gelesen hat und wenn er auch meiner nuchternen Beschreibung „Das St.-Franziskus-Gymnasium 1993" etwas Aufmerksamkeit gewidmet hat, dann findet er dargestellt, wie die alte St.-Franziskus-Schuie durch die Reformen der letzten Jahrzehnte umgestaltet wurde zum heutigen koedukativen SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Gymnasium, eine Neugestaltung, die manches beendete, vieles veranderte und das Gymnasium zu einer zeitgemal^en Schule werden lieB, nicht frei von Bedenklichkeiten, aber die Fundamente bewahrend, auf denen die Bildungseinrichtungen der St.-Franziskus-Schule gegrundet wurden und gewirkt haben. Eine Festschrift ist kein Geschichtsbuch. Sie soil Erinnerungen wecken, Freude aufkommen lassen und DenkanstoBe geben. ,,1983 - 1993, 100 Jahre St.-Franziskus-Gymnasium" ist bei ehemaligen Schulerinnen und Schiilern, bei unserer heutigen Schijler- und Elternschaft und in einer groBeren Offentlichkeit gut aufgenommen worden. Es ist ein Buch zur Erinnerung. Franz J. Kramer Direktor des St.-Franziskus-Gymnasiums in Olpe Sauerlander HeiligenVerzeichnis Ich habe in der Ausgabe Nr. 4 vom Dezember 1993 das „Sauerlander HeiligenVerzeichnis" gelesen. Darunter fand ich auch Koch, Franz, Pfarrer, geb. 1867 in Bracht (Schmallenberg). Dieses stimmt aber nicht, denn der Pfarrer Franz Koch wurde 1867 in Fehrenbracht (Finnentrop) geboren, noch besser gesagt in Fretterspring, einem Einhof oberhalb von Fehrenbracht, in dessen Nahe der FretterBach entspringt. In der Zeit, als Pfarrer Koch geboren wurde, nannte man den Ort und den Bahnhof Bracht, welches alte Bilder von dem Bahnhof bezeugen. In dem Heimatbuch „Serkenrode und das Kirchspiel Schlipriithen im Kurkolnischen Sauerland" finden Sie einen langen Artikel uber diesen vorbildlichen Pfarrer, uber seine Herkunft, sein Wirken als Priester in Giershagen, seine soziale Einstellung, welche ihm den Namen „der soziale Franz" einbrachte. Ich selbst wunschte mir, daR es auch in heutiger Zeit noch mehr Priester und Menschen von der Art eines Pfarrers Koch gabe. Mit freundlichen GruBen Maria Kaiser Finnentrop-Schlipriithen Verdienstkreuz I. Klasse fiir Dr. Giinter Cronau Staatssekretar Dr. Hans-Hermann Bentrup vom Umweltministerium des Landes uberreichte dem ehemaligen Arnsberger Stadtdirektor das Bundesverdienstkreuz I. Klasse. In der Begrundung wird das unverminderte Engagement des Geehrten fiir das off entliche Wohl hervorgehoben. Uber zehn Jahre hat Dr. Cronau als Hauptvorsitzender den Sauerlandischen Gebirgsverein geleitet. Durch die Umwandlung des Wandervereins in einen modernen Freizeitverband mit vielen Aufgaben wie Wandern, Umwelt- und Landschaftsschutz, Brauchtumspflege, Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit hat er die Geschicke des SGV zukunftsorientiert gestaltet. Dank seiner Bemuhungen konnten 1990 der 90. Deutsche Wandertag in Arnsberg und die 100-Jahr-Feier des SGV 1991 in Hagen durchgefuhrt werden. 1992 ubernahm Dr. Cronau den Vorsitz des Vereins der Freunde und Forderer des SGV Naturschutzzentrums Sauerland in Arnsberg. Neben weitcren Ehrenamtern ist Dr. Cronau auch als Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Arnsberg tatig. Herbert Neseker Der ehemalige Landesdirektor und langjahrige Vorsitzende des Westfalischen Heimatbundes, Herbert Neseker, vollendete am 12. Marz 1994 sein 65. Lebensjahr. Der geburtige Munsteraner studierte in Munster, Hamburg und Koln Rechtswissenschaften und begann nach dem zweiten Staatsexamen 1958 beim Landschaftsverband. 1966 wahlte ihn die Landschaftsversammlung zum Landesrat und Leiter der Sozialhilfe-Abteilung. 1971 folgte er dem Ruf nach Dusseldorf, wo er bis 1974 Ministerialdirigent fiir Arbeit, Gesundheit und Soziales im NRWMinisterium war. Als Landesdirektor, zu dem er 1978 gewahlt wurde, leitete er eine Institution mit 17 000 Mitarbeitern, bis er vor drei Jahren in den wohlverdienten Ruhestand ging. Seine Tatigkeit als Chef des Landschaftsverbandes und im Westfalischen Heimatbund, dem er von 1981 bis 1993 vorstand, war stets durch eine enge Verwurzelung mit seiner Heimat gepragt. Im Blickfeld seines Schaffens lagen immer die Belange Westfalens. Der Westfalische Heimatbund verdankt © Copyright Sauerlander Heimatbund Sauerländer Heimatbund seinem langjahrigen Vorsitzenden viele wichtige und fortwirkende Impulse in der Heimatpflege. Auf seine Initiative richtete der Heimatbund mehrere Europasymposien aus, die sich mit der Rolle der Kultur- und Heimatpflege im ProzeR des europaischen Zusammenwachsens auseinandersetzten. Unter seinem Vorsitz wurden zahlreiche neue Seminare und Fortbildungen zu aktuellen Themen angeregt und durchgefuhrt. Dazu gehort vor allem die Jugendarbeit, der sich der Heimatbund seit einigen Jahren verstarkt widmet. Initiativen zur Integration von Aussiedlern, Kontakte zu den neuen Bundeslandern, Forderung der niederdeutschen Sprache durch den Plattdeutschen Lesewettbewerb sind nur einige Aktivitaten des Heimatbundes, die von Neseker initiiert bzw. gefordert wurden. Kurz vor seinem Ausscheiden als Vorsitzender des Heimatbundes hat er mit der Grundung eines Kuratoriums eine wichtige Institution geschaffen, in der sich bedeutende Personlichkeiten Westfalens fiir die Forderung der Heimatpflege und Bewahrung von Natur und Kultur engagieren. Im Januar dieses Jahres wiirdigten der Landschaftsverband und das Institut fur Politikwissenschaft der Universitat Munster das Schaff en Nesekers mit einer Festschrift mit dem Titel „Politik und Selbstverwaltung in Westfalen-Lippe". Auf 400 Seiten haben Ministerprasident Rau (Vorwort) und zwolf weitere Autoren die Region Westfalen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Als Prasident der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, sowie als Ehrenvorsitzender des Westfalischen Heimatbundes und Mitglied des Kuratoriums wird Herbert Neseker auch in Zukunft die Belange Westfalens engagiert vertreten. WHB Am 27. Mai verabschiedete die Handwerkskammer Arnsberg, zustandig fiir den Hochsauerlandkreis, den Kreis Olpe und den Kreis Siegen-Wittgenstein, ihren HauptgeschaftsfLihrer Assessor Gerhard Lohage nach 34jahriger Tatigkeit aus dem aktiven Dienst, davon mehr als 10 Jahre als Hauptgeschaftsfijhrer. Der President der Handwerkskammer, Lothar Bub, uberreichte ihm den goldenen Ehrenring der Handwerkskammer Arnsberg, eine seltene Auszeichnung; auch erhielt er das goldene Ehrenzeichen des SAUERLAND Deutschen Handwerks. Gleichzeitig wurde der von der Kammer neugewahlte Hauptgeschaftsfuhrer Diplom-Volkswirt Karl-Ullrich Scheele in sein Amt einge fiihrt, das er am 1. Juni antrat. Nachdem Elsbeth Rickers, Wenden, im vergangenen Jahr mit dem Brotteller die hochste Caritasauszeichnung erhalten hatte, verlieh ihr Papst Johannes Paul II. jetzt den Silvester-Orden fur ihre Verdienste um den Aufbau einer lebendigen Caritasarbeit in den Gemeinden. Elsbeth Rickers ist die erste Frau im Erzbistum Paderborn, die den 1841 von Papst Gregor XVI. gestifteten Silvesterorden bekam. Elsbeth Rickers war von 1973 bis 1993 stellvertretende Vorsitzende des Caritasverbandes fiir das Erzbistum Paderborn, von 1973 bis 1984 Vorsitzende der Caritaskonferenzen in der Erzdiozese. Politisch wirkte sie zwanzig Jahre lang als CDU-Abgeordnete im Olper Kreistag und mehr als funfzehn Jahre im Landtag Nordrhein-Westfalen. Sie ist Mitbegriinderin des Hospizes zur hi. Elisabeth in Altenhundem und Kuratoriumsvorsitzende der „Mutter-Kind-Hilfe" im Kreis Olpe. Am 25. Mai vollendete der friihere Vorsitzende des Sauerlander Heimatbundes, Stadtdirektor a.D. Dr. Franz Rips inMendenseinSO. Lebensjahr. In seinem Gluckwunschschreiben erinnerte 1. Vorsitzender Dr. Mullmann daran, daR Dr. Rips, damals Amtsdirektor in Balve, am 8. Dezember 1952 auf Burg Bilstein als Nachfolger von Oberkreisdirektor Bonninghaus, Arnsberg, an die Spitze des Heimatbundes gewahlt worden war. In der „Chronik des Sauerlander Heimatbundes" schreibt Theodor Tochtrop dazu: „Stadtdirektor Dr. Rips, der den Bund 15 Jahre lang (bis zum 3. Juni 1966, Red.) mit grol^tem Elan und viel personlichem Einsatz geleitet hatte und jahrelang sichtbare Erfolge verzeichnen konnte, der die Verantwortung fiir vier groEe und gelungene Sauerlander Heimattage getragen hat, bei welchen jedes Mal, wie er zu sagen pflegte, „eine ganze Stadt zum Klingen gebracht" worden war, konnte beruhigt sein Amt einem Nachfolger iibergeben". - Dem fruheren Vorsitzenden gelten die Gluckwiinsche des ganzen Sauerlander Heimatbundes! SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund © Copyright Sauerlander Heimatbund WP-Foto; Ted Jones Zur Vollendung des 60. Lebensjahres gratulierte Dr. Adalbert Mullmann unserem Heimatfreund Friedhelm Ackermann, dem er fur seine vielfaltigen Anregungen, konstruktiven Beitrage und meisterlichen fotografischen Aufnahmen dankte. Zu Recht sei Friedhelm Ackermann kurzlich in einer ortlichen Zeitung „Das Auge des Sauerlandes" genannt worden. Damit sei ein Teilaspekt seiner Arbeit richtig getroffen worden, der andere bestehe darin, daB es ihm immer wieder gelinge, neue Ideen in die Vorstandsarbeit einzubringen und so daran mitzuwirken, daK der Sauerlander Heimatbund sich nicht mit einer reinen Traditions- und Brauchtumspflege begnuge. So ube er einen wohltuenden „Zwang zur Modernitat" aus. - Der Redaktionsstab dieser Zeitschrift, dem Friedhelm Ackermann angehort, schlieBt sich diesem Dank und der Gratulation herzlich an. Sein 60. Lebensjahr vollendete Schulamtsdirektor a.D. Johannes Bodger in Erlinghausen, Stadt Marsberg. Das Mitglied des erweiterten Vorstandes des SHB, das sich vor vielen Jahren um das „Bundesgolddorf" Altastenberg verdient gemacht hatte, wirkt jetzt als „Stadtchronist" in Marsberg. Sauerländer Heimatbund 82 Als das Heft 1 dieses Jahrgangs bereits im Druck war, vollendete am 27. Februar Sonderschulrektor a.D. Ferdinand Tonne in Olsberg sein 90. Lebensjahr. Dr. Adalbert Miillmann uberbrachte die GriiEe des Sauerlander Heimatbundes und freute sich uber eine ausfuhrliche Laudatio von Vorstandsmitglied Heinz Lettermann in der Westfalenpost. Dabei erinnerte er den Jubiiar an das mit ihm und Theodor Tochtrop gemeinsam im Jahre 1969 herausgebrachte Buch ,,750 Jahre Kreis Briion" und an die gemeinsame Arbeit fur die Josefsgeseiischaft in Bigge. - SchlieRlich spracfi man beim Geburtstagsbesuch von der langjahrigen Tatigkeit Ferdinand Tonnes fur den Sauerlander Heimatbund in den 20er Jahren, in der schweren Zeit nach der Inflation, als der junge Lehrer einer der engsten Mitarbeiter von Franz Hoffmeister war, woruber er kurzlich in SAUERLAND Nr. 1/Marz 1993 berichtete. Nahezu funfzig Biicher nennen Ferdinand Tonne als Autor oder Mitherausgeber, unter anderem von sauerlandischen Schulbuchern und Schriften, einer Grim- Neue Mitglieder bzw. Abonnenten Joachim Aue, Olsberg Heinz-Dieter Brocker, Koln Raimund Schulte, Evingsen Herbert Hickmann, Holtfiausen Heimatverein e. v., Lennestadt Grundschule Berge-Grevenstein, Berge Peter Tack, Lippstadt Markus Oest, Beckum Klaus Blaskewitz, Koln-Biggendorf Franz-Josef Peters, Gronebach Stadt Riithen Klaus Wenniges, Balve Dieter Staffel, Balve Katharina Petrasch, Meschede Wilfried Weiler, Sundern Wilhelm Meier, Echthausen Hedi Kleinscfimidt, Neheim Ulrich Stratmann, Olsberg Margarete Ackerschott, Drolshagen Anneliese Schulte, Meschede Franz Happe, Meiste Franz Henke, Ruthen Eugen Willeke, Schmallenberg SAUERLAND me- und Christine-Koch-Auswahl, und er verfaRte selbst zahlreiche Gedichte und Erzahlungen. Kurz nach Erscheinen des letzten Heftes dieser Zeitschrift, in dem er einen Beitrag uber eine „Sauerland-Reisekarte" von 1580 veroffentlicht hatte, beging Dr. Wilhelm Mauren in Herdringen seinen 90. Geburtstag, am 17. Marz. Der aus Hachen stammende friihere Rechtsanwalt veroffentlichte in den letzten Jahren mehrere historische Romane, die auf Begebenheiten im Sauerland und im Raum Werl/Soest beruhen. Im Jahre 1923, noch vor seinem Abitur, trat er dem Sauerlander Heimatbund bei, in dessen Zeitschrift seine ersten Beitrage erschienen. Der langjahrige Chefredakteur der Westfalenpost, Robert Schmelzer, vollendete am 7. Marz sein 80. Lebensjahr. Der stellvertretende Vorsitzende, Karl-Josef Luster-Haggeney, Burgermeister von Kirchhundem, wo der Jubiiar seinen Altersruhesitz hat, gratulierte namens des Sauerlander Heimatbundes. Apotheker Rudolf Franzen aus Eslohe, Vorsitzender des Tragervereins des Maschinen- und Heimatmuseums Eslohe, wurde fiir den Sudwestfalischen Raum in den Vorstand der vor kurzem gegrundeten Westfalisch-Lippischen-Muhlenvereinigung e.V. gewahlt. Es ist die Zielsetzung dieser Vereinigung, die Erhaltung insbesondere der Wasser- und Windmuhlen zu fordern sowie uber Publikationen vorhandenes Wissen allgemein zuganglich zu machen. leiden erlegen. Sie wurde 56 Jahre alt. „Wir wollen nicht die GroRten werden, aber immer die Schonsten bleiben", war stets ihre Philosophie. Zu ihrem Schonheitsrezept zahlten eine grundsolide Kapitalausstattung ebenso wie hochste Anspruche an Technik und Qualitat. Rosemarie Veltins war eine erfrischend unkomplizierte und bodenstandige, ihrer Heimat eng verbundene Unternehmerin. Sie trat fur flache Hierarchien, einen kollegialen Fuhrungsstil und einen herzlichen Ton im Unternehmen ein. Als einzige Unternehmerin hat sie sich fruhzeitig dem Initiativkreis Ruhrgebiet angeschlossen. In ihrer knappen Freizeit widmete sie sich ihrer groBen Familie, der Jagerei oder dem Naturschutz. Frau Veltins. die ursprunglich Kinderarztin werden wollte, war erst 24 Jahre alt, als sie nach dem Tod des Vaters die 1824 gegrundete Brauerei iibernahm. Aus einer kleinen Landbrauerei formte sie die viertgroBte deutsche Biermarke mit einem AusstoB von mehr als 2 Millionen Hektolitern und einem Umsatz von mehr als 330 Millionen DM. DaR ihr Unternehmen in Familienbesitz bleiben sollte, hat sie immer betont. Ihre Nachfolge hat die Mutter von drei Kindern zu Jahresanfang geregelt: Sie berief ihre 33 Jahre alte Tochter Barbara in das Fuhrungsteam. B. K. Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Wirtschaftsteil), 3. Mai 1994. Zeitschrift des Sauerlander Heimatbundes (frutier Trutznachtigall, Heimwacht und Sauerlandruf) SAUERLAND, 27. Jahrgang • Heft 2 • Juni 1994 ISSN0177-8nO Herausgeber und Verlag: Sauerlander Heimatbund e.V.. Postfach 146,5. 59870 Meschede Vorsitzender: Dr. Adalbert Miillmann, Jupiterweg 7. 59929 Briion, Tel. (02961) 1340. Stellv. Vorsitzender: Karl-Josef Luster-Haggeney, Schwartmecke, 57399 Kirchhundem-Oberhundem, Tel, (02723) 72538. Geschaftsstelle: Hochsauerlandkreis. Kulturamt, Detief SchlUter. Postfach 1465, 59870 Meschede. Tel. (0291) 941462. Telefax: (0291) 94/1140. Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern (BLZ 46650005) 4000600, Rosemarie Veltins t In der iiberwiegend mannlichen Domane der Bierbrauer war sie eine herausragende Personlichkeit. Das von ihr gepragte Unternehmen gehorte zu den erfolgreichsten der Branche. Am 30. April ist Rosemarie Veltins, Alleininhaberin und Firmenchefin der traditionsreichen Sauerlander Brauerei C. & A. Veltins in Grevenstein bei Meschede, einem Krebs- Jahresbeitrag zum Sauerlander Heimatbund einschlielllich des Bezuges dieser Zeitschrift 12,- DM. Einzelpreis: 4,- DM. Erscheinungsweise uierteljahrlich. Redaktionsstab: Knut Friedrich Platz (Vors.), Sebastiansweg 10. 57462 Olpe. Tel, (02761) 8 1258(d). 63301(p). Hans Wevering (techn. Redaktion, SchloBstrafJe 54, 59821 Arnsberg Tel, (02931) 3262, Friedhelm Ackermann, Arnsberg, Gunther Becker, Lennestadt, Fritz Droste, Olsberg-Elpe, Heinz Lettermann, Olsberg-Bigge, Heinz-Josef Padberg, Meschede, Dr, Erika Richter. Meschede. Dielmar Rost, Sundern, Anzeigenverwaltung: Strobel-Verlag A, Strobel KG, Zur Feldmuhle 9, 59821 Arnsberg, Tel, (02931) 890021. Telex 17 293 136, Fax: 0 29 31-89 00 38. Layout: Werner Ahrens, Grafik-Designer grad, BDG. Balve. Gesamtherstellung: Strobel-Druck. Zur Feldmuhle 11. 59821 Arnsberg. Tel, (02931)890071. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SAUERLAND Vertrauen hat gute Griinde! Es heiBt, daB wir eine besonders enge Beziehung zur Heimat haben und zu den Menschen, die hier wohnen. Auf diese Einschatzung sind wir stolz. Das wirtsclnaftliche Wohlergehen der Menschen bei uns ist unser traditionelles Aniiegen - eine Verpflichtung, die wir seit jeher ernst nehmen. Deslialb pflegen wir den engen personllciien Kontakt mit unseren privaten und gewerbiiclien Kunden. Dieses vertrauensvolle Miteinander fordert das Verstandnis fur Ihre Wunsclie und Probleme. Wir wissen, wo Sie der Scliuh druckt. Deshalb konnen Sie gut mit uns reden. o ^ Ihre Geldberater Die Sparkassen des Sauerlandes Sparkasse Arnsberg-Sundern Vereinigte Sparkasse im Markischen Kreis Sparkasse Bestwig Sparkasse Hochsauerland Brilon - Hallenberg - Medebach - Olsberg - Winterberg Sparkasse Finnentrop Sparkasse Attendorn - Lennestadt Kirchhundem Sparkasse Meschede (Zweckverbandssparkasse der Stadt Meschede und der Gemeinde Eslohe) Stadtsparkasse Marsberg Sparkasse OIpe-Drolshagen-Wenden Stadtsparkasse Schmallenberg. © Copyright Sauerlander Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund Sauerländer Heimatbund SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund SAUERLAND © Copyright Sauerlander Heimatbund