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AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IN DER HERSTELLUNG UND IM UMGANG MIT NATURKAUTSCHUKLATEX Einleitung Das Allergieproblem in Verbindung mit Naturlatex (NL) hat die größte Revolution in der Geschichte der Herstellung von Operations- und Untersuchungshandschuhen ausgelöst. Seit der Veröffentlichung einer medizinischen Warnung seitens der amerikanischen Behörde für Nahrungs- und Arzneimittel (FDA) bezüglich Latexallergien im Jahr 19911 haben Hersteller von medizinischen Handschuhen aus Naturlatex neue Fertigungsprozesse zur Senkung des Gehalts an NRL-Proteinallergenen in ihren Produkten erforscht und implementiert. Eine der ersten Schwierigkeiten, mit denen sich Handschuhproduzenten konfrontiert sahen, war der Mangel an geeigneten Testverfahren zur Messung der wasserextrahierbaren NRL-Proteine und -Allergene, die sich problemlos in ihren eigenen Labors durchführen ließen. Die anschließende Entwicklung und Verfügbarkeit solcher Verfahren versetzte die Hersteller in die Lage zu untersuchen, welche Verfahrensschritte die wirksamsten zur Reduzierung der extrahierbaren Proteine (EP) waren. Die Hersteller entschieden sich für drei grundlegende Ansätze zur Reduzierung des Gehalts an NRL-Proteinallergenen in ihren Handschuhprodukten. der Modified Lowry3 und das LEAP Assay4. Diese waren: 1. Die Entwicklung von Auslaug-/ Waschverfahren entweder innerhalb des Fertigungs- oder des Nachbehandlungsprozesses der Handschuhe. 2. Der Einsatz von Chlorierungsverfahren. 3. Die Entwicklung und der Einsatz von „entproteinisiertem“ Naturlatex (DPNR). Die andere Strategie zur Senkung des Allergierisikos war die Entwicklung von Handschuhen aus Synthetikmaterialien. Viele Synthetikhandschuhe unterliegen jedoch in ihren Eigenschaften den Latexhandschuhen. Eine kürzliche von Korniewicz et al2 durchgeführte Studie, die ein Praxismodell zugrunde legte, hat nachgewiesen, dass die Leistungsfähigkeit von Handschuhen aus Naturlatex der Leistung der meisten Synthetikhandschuhe überlegen ist und einige Synthetikmaterialien inakzeptable Fehlerraten aufwiesen. Messungen von Latexallergenen Die gängigsten Testverfahren für die Messung von NRL-Proteinen sind Beide Verfahren sind mittlerweile anerkannte Standards, obwohl ihre Ergebnisse häufig nicht in Korrelation zur Allergenität stehen. Verschiedene Substanzen, wie Rückstände von Akzeratoren, können die Messungen häufig beeinträchtigen. Die bevorzugte Methode zur Messung des Latexallergengehalts ist die Verwendung des FITkit™5. Das FITkit™, eine gemeinsame Entwicklung von FIT Biotech, führenden Wissenschaftlern aus der Forschung im Bereich von Latexallergien und einem führenden Handschuhproduzenten, zeichnet sich durch eine gute Korrelation bezüglich des Allergiepotenzials von Handschuhen aus, das auf Basis von aktuellen IgE-Messmethoden an Patienten gemessen wird. FITkit™-Tests sind zuverlässige immunologische Tests für die direkte Bestimmung klinisch relevanter Latexallergene in Produkten aus Naturlatex, die die Grenzen früherer Verfahren aufheben. Diese hochempfindlichen Tests verwenden spezifische monoklonale Antikörper, die auf vier klinisch relevante in Latexprodukten, wie z.B. Gummihandschuhen, vorhandene Latexallergene (Hev b1, Hev b3, Hev b5 und Hev b6.02) reagieren. Nachbehandlung Als Latexallergien erstmals thematisiert wurden, hatten die nach den Standardverfahren hergestellten gepuderten Handschuhe noch den höchsten Gehalt an Latexallergenen. Handschuhe, die nach der Fertigung einem Waschverfahren unterzogen wurden, wiesen einen erheblich geringeren Gehalt von Latexproteinen auf. Die Nachbehandlung durch Waschen (Diagramm 1) von gepuderten Handschuhen bestand normalerweise aus einem Waschgang mit heißem Wasser und einem Reinigungsmittel sowie einem anschließenden Spülgang mit heißem Wasser. Die Dauer der Waschgänge variierte zwischen 1 bis 1,5 Stunden. Nach dem Waschen wurden die Handschuhe Herstellung und Nachbehandlung von gepuderten Handschuhen Abziehen Tauchen in Koagulantflüssigkeit Trocknen der Koagulantflüssigkeit Tauchen in Latex Gelieren des Latex Trocknen Puderung Auslaugung Vulkanisierung Auslaugung Für diese Art der aggressiven Nachbehandlung mussten spezielle Latexformulierungen entwickelt werden. Das galt auch für puderfreie Handschuhe (Diagramm 2), die jedoch zusätzlich mit Chlor behandelt wurden. Das Chlorierverfahren setzt die Gummioberfläche dem Chlor aus. Chlor reagiert mit den Doppelbindungen des Polyisoprens und verändert drastisch die Oberflächeneigenschaften6. Der zusätzliche Vorteil der Chlorbehandlung ist, dass die Handschuhe nach dieser Behandlung neutralisiert und ein zweites Mal gewaschen werden müssen. Das Ergebnis ist eine weitere Reduzierung des Allergengehalts. Herstellung Reinigung der Formen getrocknet und gepudert. Nachbehandlung Auslaugen bei hohen Temperaturen Trocknen Puderung Trockner Diagramm 1 Herstellung und Nachbehandlung von puderfreien Handschuhen Herstellung Abziehen Reinigung der Formen Tauchen in Koagulantflüssigkeit Trocknen der Koagulantflüssigkeit Tauchen in Latex Gelieren des Latex Behandlung mit SilikonTrocknen Auslaugen Vulkanisierung Polymerbeschichtung Auslaugen Nachbehandlung Auslaugen bei hohen Temperaturen Diagramm 2 Trocknen Chlorierung Behandlung mit Silikon Trockner Auswirkung der Nachbehandlung auf den Allergengehalt Summe von 4 Allergenen (µg/g) Tabelle 1 zeigt, wie der Allergengehalt während der Nachbehandlung reduziert wird. Der Allergengehalt wird mit dem FITkit™ gemessen. Die Waschphase hat den gesamten Allergengehalt um das Siebenfache gesenkt. Nach der vollständigen Nachbehandlung und Alterung der Testmuster nähert sich der Allergengehalt dem Nullwert. Nach der Fertigung Nach den Waschzyklen Nach dem Trockner (ungealtert) Nach dem Trockner (gealtert) Behandlungen des Handschuhs Tabelle 1 Entproteinisiertes Latex (DPNR) Naturlatex wird aus dem Baum Hevea Brasiliensis gewonnen. Das frisch gewonnene Latex besteht zu 35% aus Gummipartikeln (natürliches Polyisopren) und zu 6% aus Nichtgummipartikeln, suspendiert in einer umgebenden Flüssigkeit. Der Proteingehalt des frischen Latex beträgt ca. 1% bis 1,5%. Entproteinisierter und gereinigter Naturkautschuklatex (DPNR - Deproteinised Natural Rubber) wird durch die Behandlung des Rohlatex mit spezifischen proteolytischen Enzymen in der Produktionsverfahren von DPNR-Latex Detergentien Proteolytische Enzyme Rohlatex Diagramm 3 Behandeltes Latex Wasser Zentrifuge Verdünntes Latex DPNR-latex Serum Gegenwart von Oberflächensta bilisatoren und anschließender Zentrifugation hergestellt. Die Sumitomo Corporation hat als eine der ersten ein solches Verfahren kommerzialisiert7. Das von Sumitomo produzierte DPNR-Latex, dessen Allergengehalt unterhalb der Nachweisgrenze liegen soll, trägt die Bezeichnung SELATEX. Ein typisches Verfahren zur Entproteinisierung von Naturlatex zeigt das Diagramm 3. Die Behandlung von Naturlatex mit Detergentien, z.B. Triton X-1008, hat sich auch als wirksam zur Reduktion des Allergengehalts von Naturlatex erwiesen. Die vier Phasen des Waschverfahrens reduzieren die Allergene um 93%. Waschen des Handschuhs bei hohen Temperaturen im Vergleich zu DPNR-Latex Das Waschen des Latex bei hohen Temperaturen ist ein hochwirksames Verfahren zur Reduzierung des gesamten Proteinallergengehalts des Latexfilms. Diagramm 4 zeigt eine schematische Darstellung, wie HA-Latex (Latex mit einem hohen Ammoniakgehalt) und DPNR-Latex zu einem Film koaguliert und anschließend ausgelaugt werden. Das HA-Latex enthält zu Beginn des Verfahrens einen wesentlich höheren Anteil an extrahierbaren Proteinen (EP) als das mit Enzymen behandelte DPNR-Latex. Das Auslaugverfahren hat eine ähnliche Auswirkung auf beide Filme, aber wie das Diagramm zeigt, erfolgt die Auslaugung nur auf einer Seite des Films. Das Auswaschen bei hohen Temperaturen ist hingegen wirksamer, da beide Oberflächen des Films der Behandlung ausgesetzt sind und daher mehr extrahierbare Proteine (EP) entfernt werden können. Das heiße Wasser hydriert außerdem die Kautschukschicht, HA-Latex was zur Ausdehnung der Zwischenräume und damit Erleichterung der Extraktion der allergenen Proteine führt. Daher hat der durch HA-Standardlatex gebildete Film einen geringeren Gehalt an Proteinallergenen als der Film aus DPNR-Latex. DPNR-latex LATEXPARTIKEL PROTEIN Koagulantflüssigkeit & Eintauchen in Latex Koagulantflüssigkeit & Eintauchen in Latex FEUCHTER LATEXFILM KOAGULANTFLÜSSIGKEIT FORMEN Auslaugen, Polymerbeschichtung & Vulkanisierung während der Fertigung POLYMERBESCHICHTUNG Auslaugung, Polymerbeschichtung und Vulkanisierung im Fertigungsprozess AUSRICHTUNG DER PROTEINE UND WASSEREXTRAHIERBAREN STOFFE WÄHREND DER AUSLAUGUNG UND VULKANISIERUNG IM FERTIGUNGSPROZESS AUSRICHTUNG VON PROTEINEN UND SONSTIGEN WASSERLÖSLICHEN KOMPONENTEN WÄHREND DES WASCHENS BEI HOHEN TEMPERATUREN Nach der Fertigung: Waschen bei hohen Temperaturen gefolgt von Chlorierung CHLORIERUNG OHNE WASCHEN BEI HOHEN TEMPERATUREN WASCHEN BEI HOHEN TEMPERATUREN NACH PRODUKTION REDUZIERT SIGNIFIKANT DEN GEHALT VON ALLERGENEN PROTEINEN Mit HA-Latex und anschließendem Waschen bei hohen Temperaturen produzierter Handschuh Mit DPRN-Latex und ohne Waschen bei hohen Temperaturen produzierter Handschuh CHLORIERTE OBERFLÄCHE Diagramm 4 Tabelle 1 zeigt einen Vergleich des gesamten Allergengehalts der fertigen Handschuhe aus HAStandardlatex und zwei kommerziell erhältlichen DPNR-Latexarten. der nachbehandelten Handschuhe den der DPNR-Latexfilme trotz ihres anfänglich geringeren Allergengehalts um mehr als das 20fache unterschreitet. Der Allergengehalt wurde mit dem FITkit™ gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Allergengehalt Das bevorzugte Protokoll für das Waschen bei hohen Temperaturen nach Produktion war eine Erstwäsche der Handschuhe mit Wasser einer Temperatur über 80° C, welches ein nicht ionisches Detergenz enthält für mindestens 20 Minuten. Darauf folgten zwei Waschgänge mit klarem Heißwasser über 80°C und Spülzyklen. Waschen des Handschuhs bei hohen Temperaturen im Vergleich zu DPNR-Latex Hev b1 ng/ml Hev b3 ng/ml Hev b5 ng/ml Hev b6.02 ng/ml Summe von 4 µg/g Gesamtallergengehalt AU/ml Ja <10 <10 <5 <5 <0.15 0.2 Puder Ja <10 <10 <5 <5 <0.15 0.7 LOPROTEX (Getahindus) Puderfrei Nein <10 <10 <5 <5 <0.15 19 DPNR 3821 (Sumitomo) Puderfrei Nein <10 <10 <5 13.6 0.07 21 Latextyp Handschuhtyp Waschen bei hohen Temperaturen nach Produktion HA-Latex Puderfrei HA-Latex Tabelle 1 Auswirkungen für Latex sensibilisierte Personen Handschuhe aus Naturlatex gelten weiterhin als der beste Schutz für den Träger mit den zusätzlichen Vorteilen in bezug auf Passform, Tastempfindlichkeit und Tragekomfort. Da Hersteller mittlerweile Handschuhe mit einem geringen Allergengehalt anbieten, ist das Auftreten von Latexsensibilisierungen drastisch gesunken. In einer von Dr. Henning Allmers in deutschen Krankenhäusern9 durchgeführten Studie kommt dieser zu der Schlussfolgerung, dass die vorbeugenden Maßnahmen zur Vermeidung berufsbedingter Latexallergien, vor allem der vollständige Austausch von gepuderten Naturlatexhandschuhen durch puderfreie Handschuhe mit einem geringen Allergengehalt sowie die Verwendung von latexfreien Materialien durch sensibilisierte Personen, eine erfolgreiche sekundäre Vorbeugungsmaßnahme darstellen, um sensibilisierten Berufstätigen im Gesundheitswesen ihren Arbeitsplatz zu bewahren. Schlussfolgerungen Handschuhe aus Naturlatex bleiben bei Berufstätigen im Gesundheitswesen weiterhin der bevorzugte Schutz. Hersteller haben gute Technologien zur Produktion von Handschuhen mit geringem Allergengehalt und Synthetikhandschuhen entwickelt. Das Waschen bei hohen Temperaturen nach Produktion ist weiterhin die wirksamste Methode zur Reduzierung des Allergengehalts in Handschuhen aus Naturlatex. Das Angebot von puderfreien Handschuhen mit einem geringen Allergengehalt und Alternativen aus Synthetik an Berufstätige im Gesundheitswesen reduziert signifikant das Risiko einer Sensibilisierung. Diese vorbeugenden Maßnahmen bewirkten außerdem bei rund der Hälfte des in die Studie von Dr. Allmers einbezogenen deutschen Krankenhauspersonals eine signifikante Reduzierung der Verdachtsfälle von durch Naturlatex ausgelösten berufsbedingten Asthma- und/oder Hautsymptomen. Ansell Healthcare Europe N.V. Riverside Business Park, Spey House, Boulevard International 55, B-1070 Brussels, Belgium Tel. +32 (0) 2 528 74 00 Fax +32 (0) 2 528 74 01 http://www.anselleurope.com, E-mail [email protected] Paul Cacioli, Ph. D. Ansell Limited Level 3, 678 Victoria Street Richmond, VIC 3121 Australia Lai Hee Meng Ansell Healthcare Lot 16 Perisiaran Perusahaan Selangor Darul Ehsan Sha Alam, 40000 Malaysia Der Name Ansell und das Ansell-Logo sind eingetragene Warenzeichen von Ansell Limited oder einer ihrer Tochtergesellschaften. © 2005 Alle Rechte vorbehalten Literaturnachweis 1. FDA [1991]. FDA medical alert: allergic reactions to latex-containing medical devices. Rockville, MD: Food and Drug Administration, MDA 91-1. 2. Korniewicz D, Garzon L, Seltzer J & Feinleib M. Failure rates in non-latex surgical gloves. Am J Infect Control. (2004) 25 (8): 656-663. 3. ISO 12243:2003, Medical gloves made from natural rubber latex – Determination of extractable protein using modified Lowry method. 4. ASTM D6499-03, Standard test method for the immunological measurement of antigenic protein in natural rubber and its products. 5. The Rubber International Magazine, Volume 4, No.45, p. 37-42, September 2002. 6. T.C.Q. Noakes, T.C.Q., Surface Treatment of Natural Rubber for Reduced Friction, Proceedings International Rubber Technology Conference, Penang, Malaysia, p. 288-305, 1988. 7. Ichikawa, N., Miyamoto, Y., Hayashi, M., Low allergenic natural rubber and method of preparing low allergenic natural rubber latex, August 31, 2004, US Patent 6,784, 281. 8. Schloman, Jr., W.W. 2002. Surfactant treatment reduces both allergen content and cure efficiency of Hevea latex. P. 245-249. In: J.Janick and A. Whipkey (eds.), Trends in new crops and new uses. ASHA Press, Alexandria, VA. 9. Allmers, H., Schmengler, J., Skudlik, C., John, S. M., Current state of the art in Natural Rubber Latex Allergy Prevention, Infection Control, p 63 – 66, 2005.