José Rizal - Allemannia Heidelberg

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José Rizal - Allemannia Heidelberg
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„Josè Rizal - Arzt,
Freiheitskämpfer – seine Zeit in
Heidelberg“
Eine Einführung
Dr. José Rizal, geboren 1861 also vor 150
Jahren (so alt wie unser Süddeutsches
Kartell) war Arzt, Philosoph, Schriftsteller,
Poet und Freiheitskämpfer. 1886 war er nach
Heidelberg
gekommen,
um
seine
fachärztliche Ausbildung als Augenarzt an
der Universitäts-Augenklinik zu bekommen.
Zunächst wohnte er in einem Haus in der
Grabengasse und in der Karlstrasse 16,
danach bei Pastor Ullmer, dem Urgroßvater
von Philister Dr. Fritz Hack, in
Wilhelmsfeld. Dort vollendete er sein Buch
„noli me tangere“, das letztendlich zum
Freiheitskampf und der Unabhängigkeit der
Philippinen vom spanischen Joch führte.
Am 22. April 1866 , also vor 125 Jahren,
verfasste er das Gedicht „A las flores de
Heidelberg“ (den Blumen von Heidelberg).
Seine
Lieblingsblumen
waren
Vergissmeinnicht.
Er hatte Kontakt mit den Heidelberger
Korporationen, insbesondere dem Corps
Suevia, und war mehrere Male auf der
Hirschgasse, um den Mensuren zuzusehen,
wie er seinen Eltern schrieb. Er nahm auch
teil am Kommers anlässlich der 500-JahrFeier der Universität Heidelberg in
Begleitung des Franken Dr. Karl Ullmer und
seines Sohnes Fritz Ullmer.
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Im Alter von 36 Jahren wurde er wegen seines Buches als Aufrührer von
den spanischen Kolonisatoren exekutiert.
Unser Philister Fritz Hack hielt seinen Vortrag über das Leben von José
Rizal vor einer interessierten Zuhörerschaft auf dem Allemannenhaus.
Darunter waren einige Philippinos, der ehemalige Direktor der Asean
Development Bank in Manila und die agierende Botschafterin Hon.
Leah M. Basinang-Ruiz, chargé d'affaires.
Die Botschafterin wurde von Fritz Hack zum Besuch der
Erinnerungsstätten begleitet: Rizal-Ufer, Gedenkplakette an der alten
Augenklinik in der Bergheimerstrasse, Gedenkplakette in der
Grabengasse, Pfarrhaus und José Rizal Park in Wilhelmsfeld und Eintrag
in das "Blaue Buch" von Wilhelmsfeld.
Am 21. wurde die Botschafterin von Oberbürgermeister Dr. Würzner im
Rathaus Heidelberg in Begleitung der Urenkel von Pastor Ullmer, Dr.
Fritz Hack und Dr. Hans Hack, sowie Philister Thomas Seitz und den
Vertretern der Aktivitas empfangen und trug sich ins" Goldene Buch"
der Stadt Heidelberg ein.
Manfred Dietrich (SS 1956)
Vortrag von Fritz Hack am 20. April 2011
Der Protagonist des heutigen Vortrags ist der Nationalheld der
Philippinen, Dr. Jose Rizal.
Wenn ich über seine in Heidelberg und Wilhelmsfeld verbrachte Zeit
sprechen soll, muss ich einiges zu der Situation sagen, in die Rizal
hineingeboren wurde. Dazu sind Stichworte zur weltpolitischen Lage zu
seinen Lebzeiten 1861-1896 von Nöten.
Ein Portugiese spanischer Herkunft, Magellan, hat bei seiner
Weltumseglung 1541 die Philippinen entdeckt, die seit der Einnahme
Manilas im Jahre 1571 bis ins späte 19. Jahrhundert, also mehr als 300
Jahre, unter spanischer Kolonialherrschaft standen.
Spanien hatte das Land mit Hilfe von Mönchsorden (Franziskaner,
Dominikaner, Rekollekten und Jesuiten) christianisiert, Die Mönche
waren überall im Land präsent und die unmittelbaren Ansprechpartner
für die Einheimischen bei allen Problemen.
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Im Übrigen beließ es das Mutterland bei nur wenigen Vertretern der
spanischen Macht, nämlich, einem Generalgouverneur und einigen
Provinzgouverneuren. Das stationierte Militär zählte nur 2500 Soldaten.
Erst später kam eine Polizeitruppe, die überall gefürchtete und verhasste
Guardia civil hinzu. Nur aus taktischen Gründen wurden auch einige
Philippinos in der Verwaltung beschäftigt.
Durch seine geographische Lage war das Land nach außen sorgsam
abgeschirmt, was den Spaniern das Regieren leicht machte. Von den
7107 Inseln waren etwa 4000 bewohnt. Die Landmasse entspricht der
Italiens, die Längsausdehnung der Entfernung von Stockholm bis
Gibraltar.
Etwa 90% der sieben Millionen Indios – so nannte man abschätzig die
Eingeborenen- waren Analphabeten. Nur spärlich kamen Informationen
über den amerikanischen Unabhängigkeitskampf, die Französische
Revolution und die Aufbruchsstimmung in Europa nach Manila. Erst
der Verlust mehrerer Kolonien in Südamerika machte die spanische
Regierung hellhörig. Eine Zensurbehörde sollte verhindern, dass
aufrührerische Schriften in die Philippinen gelangten. Es kam zum Eklat,
als sich der philippinische Klerus gegen die Besetzung philippinischer
Pfarrstellen durch spanische Ordensgeistliche zur Wehr setzte und zur
gleichen Zeit unzufriedene phil. Soldaten wegen ihrer miserablen
Besoldung protestierten. Der historischen Meuterei von Cavite folgte ein
schreckliches Blutbad, bei der der beliebte und hochangesehene phil.
Pater Burgos und seine zwei engsten confratres Gomez und Zamorra im
Februar 1872 mit der Würgeschraube öffentlich hingerichtet wurden.
Zahllose andere wurden zum Tode verurteilt. Die Prozessunterlagen sind
bis heute nicht auffindbar.
Rizal erlebte diesen Aufstand als 11.jähriges Kind. 1861 in Kalamba
geboren, war er nach der Terminologie jener Zeit ein Indio aus der
Provinz. Seine Eltern waren begütert, was nur wenigen Philippinos
gelungen war. Sie pflegten gesellschaftlichen Umgang mit der spanischen
Prominenz und den geistlichen Würdenträgern. Rizal war das 7. von
insgesamt 10 Kindern und wuchs sehr behütet auf. Ein besonders enges
Verhältnis hatte er zu seinem 10 Jahre älteren Bruder Paciano und seiner
Mutter, einer ungewöhnlich gebildeten Frau und strenggläubigen
Katholikin. Sie sprach Spanisch und Französisch und war mit der
klassischen span. Literatur vertraut. Als 10 jähriger musste Rizal
miterleben, dass ein früher häufiger Gast seines Elternhauses, der
Polizeipräsident, die Mutter wegen Mordverdachts menschenunwürdig
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behandelte und verhaftete. Sie wurde erst nach zweieinhalb Jahren
freigelassen, nachdem sich alle Anschuldigungen gegen sie als falsch
erwiesen hatten.
Ein Jahr später wurde Rizal Zeuge von zahlreichen Repressalien gegen
seinen Bruder Paciano, dem man vorwarf, ein Freund des hingerichteten
Pater Burgos gewesen zu sein. Durch seinen Bruder erfuhr er erstmals
von dem unter der spanischen Herrschaft bestens funktionierenden
Spitzelsystem.
Ab 1872 besuchte Rizal das von Jesuiten gegründete Ateneo Gymnasium
in Manila. Seine Fächer: Christliche Doktrin, Spanisch, Latein,
Griechisch, Französisch, Geographie, Geschichte, Mathematik, Chemie,
Physik, Poetik, Rhetorik, Philosophie. Das Ergebnis bis zum
Baccalaureat: Hervorragende Zeugnisse, Medaillen und Auszeichnungen.
Schon während seiner Schulzeit hatte Rizal Gedichte in Spanisch und
Tagalog, der Sprache der Indios, geschrieben, gemalt und modelliert und
bei literarischen Wettbewerben Jahr für Jahr erste Preise gewonnen.
Nach dem Schulabschluss studierte er Medizin an der von
Dominikanern gegründeten Santa Tomas Universität in Manila.
Unzufrieden mit den Ausbildungsangeboten, wollte Rizal sich
weiterbilden und der Scholastik entkommen, die er als engstirnige,
dogmatische Schulweisheit, gegründet auf die Theologie des Mittelalters,
ablehnte. Er sehnte sich nach Lernfreiheit und persönlicher
Emanzipation, die nur europäische Universitäten zu bieten hatten. Sein
Bruder versprach, finanziell für einen Europaaufenthalt aufzukommen,
da die Familie durch die exorbitante Erhöhung der Pachtpreise durch die
Dominikaner in Schwierigkeiten geraten war.
Rizal verließ seine Heimat Anfang Mai 1882 im Alter von 21 Jahren.
In Madrid studierte er Medizin und Philosophie. Der Jesuitenzögling
erlebte eine ihm vorher verschlossene Welt. Die Liberalen in Madrid
diskutierten über jedes nur denkbare Thema: Religiosität, Atheismus,
politische Neuordnung und Menschenrechte. Während seines Studiums
engagierte er sich bei mehreren Hispano-Philippino- Zirkeln, die sich für
Reformen auf den Philippinen einsetzten. Sie forderten Presse- und
Redefreiheit, eine moderne, unabhängige Justiz und dieselben
Menschenrechte, die für Spanier galten. Als Rizal erkannte, dass nicht
einmal die Forderung nach Repräsentation seiner Heimat im spanischen
Parlament- die man den anderen Kolonien Mexiko und Kuba
zugestanden hatte-, ernsthaft erwogen wurde, setzte er sich mit großem
Nachdruck in seinem berühmt gewordenen Roman „ Noli me tangere“
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für die überfälligen Reformen auf den Philippinen ein. Die Indolenz
einiger seiner studierenden Landsleute in Madrid stellte er auf
beeindruckende Weise sarkastisch bis satirisch dar.
Als im Rahmen einer internationalen Kunstausstellung zwei
philippinische Maler, Juan Luna und Felix Hidalgo, den ersten und
zweiten Preis für Malerei erhielten, durfte Rizal beim Bankett die
Festrede halten, die ihn daheim und in Europa schlagartig bekannt
machte. Rizal war zu dieser Zeit bitterarm und, wie er in seinem
Tagebuch schreibt, immer hungrig.
Bei der Laudatio gelang ihm scheinbar mühelos, die Zuhörer vom ersten
Augenblick an in seinen Bann zu ziehen. Ruhig und überlegt sprach er
von der Gleichheit der Rassen, nämlich der Spanier und der Philippinos,
die sich gegenseitig brauchten und schätzten, so dass die besten
Voraussetzungen für eine Zukunft einer einzigen Nation im Geiste bei
gleichen Pflichten, Hoffnungen und Privilegien gegeben seien. Er
betonte, daß die patriarchalische Zeit vorüber sei. Die Philippinos seien
lethargisch geworden, verdienten aber jetzt die Sonne der Aufklärung
und das Lebenslicht der Zivilisation. Ohne die Mönche direkt
anzusprechen, beschreibt er sie als kurzsichtige Pygmäen, korrupt,
eigensüchtig und nur auf den Erhalt des eigenen Vorteils bedacht.
1884 erhält Rizal sein Medizindiplom und gewinnt bei einem
Universitätswettbewerb in griechischer Sprache den ersten Preis.
Von Madrid geht er nach Paris, um die Feinheiten der operativen
Augenheilkunde bei Prof. de Wecker zu erlernen. Da seine Mutter, die er
sehr verehrte, auf Grund einer Linsentrübung zu erblinden drohte, war
er hochmotiviert. Er setzte anschließend seine Studien in Heidelberg
fort, das sich auf dem Gebiet der Augenkrankheiten einen
ausgezeichneten Ruf in Europa erworben hatte.
Am 3. Februar 1886 stieg der damals 24jährige Augenarzt in Heidelberg
aus dem Zug. Er war nicht sehr groß, athletisch, wie alle Philippinos von
brauner Hautfarbe und auf Grund seiner ansprechenden Gesichtszüge
insgesamt eine auffallend vornehme Erscheinung.
Rizal bezog eine Studentenbude in unmittelbarer Nähe des
Allemannenhauses in der Karlsstrasse 16. Am Abend besuchte er ein
Gasthaus am Marktplatz und machte dort die Bekanntschaft von
Studenten. Wenig später schreibt er an seinen Bruder Paciano: “Ich ging
in die Goldene Bierbrauerei. Dort traf ich auf acht oder neun Studenten
mit gelben Mützen, die zum Corps Suevia gehörten. Ich stellte mich mit
meinem noch schlechten Deutsch vor. Auf meine Fragen reagierten sie
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sofort aufgeschlossen. Sie gaben mir alle notwendigen Informationen
über die Universität. Ich wurde eingeladen, mich zu ihnen zu setzen und
ein Glas Bier zu trinken. Meine deutschen Sprachkenntnisse waren noch
schlecht, auch machte mir das Hören dieser Sprache Schwierigkeiten. Da
sie nur wenig Französisch sprachen, benutzten wir in den ersten
Abendstunden Latein.“ Ein paar Sätze später heißt es. „ der deutsche
Student ist freundlich, bescheiden und nicht prahlerisch. Beim Grüßen
lüftet er seine Mütze und streckt diese nach vorn. Als neuangekommener
Fremder durfte ich nicht für Speisen und Getränke bezahlen. Erst das
nächste Mal müsste ich gemäß den geltenden Sitten, wie jeder andere
auch für mich selbst zahlen. Wenn sie trinken, stoßen sie auf die
Gesundheit des Freundes an und rufen dabei „Prosit“ oder „Prost“. Sie
heben das Glas in Richtung der Person, der sie Gesundheit wünschen.
Spontan luden sie mich ein, ihrer Gemeinschaft beizutreten. Als sie
herausfanden, dass ich nicht lange genug am Ort bliebe, sagten sie, das
habe dann keinen Sinn und brächte mir wenig Nutzen, da die minimale
Aktivenzeit sechs Monate betrage.“
So beschreibt er die Stadt: „ Heidelberg liegt im Tal zwischen 2 Bergen.
In der Mitte fließt der Neckar, über den 2 Steinbrücken führen. Seit
gestern ist der Fluß zugefroren, und die Menschen fahren Schlittschuh.
Die Berge sind schneebedeckt. Durch mein Fenster kann ich sehen, dass
viele Besucher zur Burgruine hinaufsteigen. Es gibt nur ein Theater.
Insgesamt fünf Kirchen. Eine Kirche ist in der Mitte geteilt. Der vordere
Teil für Katholiken und der hintere für Protestanten. Deutsches Essen
schmeckt nicht gerade unangenehm, nur “full of potatoes“. Bei jeder
Gelegenheit Kartoffeln, morgens und mittags. Zum Nachtessen serviert
man Tee mit kaltem Braten…. und dazu „Kartoffeln“.
Über das weibliche Geschlecht äußert er sich wie folgt:
„ Die meisten Frauen haben Französisch gelernt und sprechen diese
Sprache ordentlich. Üblicherweise sind sie groß, muskulös, nicht sehr
blond, aber von heller Hautfarbe.“ Von den deutschen Männern
berichtet er, sie seien weniger wissbegierig als die Franzosen. „einige
Männer schauten mich neugierig an, gingen aber weiter, ohne
anzuhalten. Die Deutschen sind ordnungsliebend und achten ihre
Obrigkeit sehr.“
An anderer Stelle sagt Rizal:
„ Die Bedienung in meinem Gasthaus heißt Mina. Sie kann Deutsch
orthographisch richtig schreiben. Wir tauschen uns meistens schriftlich
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aus, da ich ihren Dialekt noch nicht verstehe. Sie benutzt deutsche und
lateinische Buchstaben und ist sehr freundlich zu mir.“
Am Tag nach seiner Ankunft ging Rizal zur Augenklinik in der
Bergheimer Straße und wurde von Professor Otto Becker als Assistent
angenommen. Die Augenklinik gehörte nach der Berliner Charite zu den
führenden Forschungsstätten in Österreich und Deutschland. Rizals
größtes Interesse galt dem Augenspiegel. Der berühmte Professor
Helmholtz hatte ihn in Königsberg erfunden und war jetzt Ordinarius in
Heidelberg. Mit dem Augenspiegel konnte man erstmals die Strukturen
hinter der Linse untersuchen. Professor Becker vermittelte ihm aktuelle
Erkenntnisse in der Augenheilkunde in einer erst vor 8 Jahren
eröffneten, sehr modernen Klinik. Bis zum ersten Weltkrieg galt diese
Klinik
sogar
weltweit
als
Musterbeispiel
für
moderne
Krankenhausarchitektur
und
Krankenbehandlung.
Das
Vorlesungsangebot deckte alle Aspekte der seinerzeit bekannten
Augenkrankheiten ab. Rizal nahm an den klinischen Untersuchungen teil
und beschäftigte sich mit der Physiologie des Auges, der Sehfähigkeit
und der Farbwahrnehmung bei gesunden und kranken Menschen.
Außerdem besuchte er juristische Vorlesungen. Erstmals erfuhr er auch
von Bunsens und Kirchhoffs Spektralanalyse. Der berühmte
Literaturphilosoph Kuno Fischer las in diesem Semester über die Lyrik
der Romantik. Möglicherweise war dies eine Anregung für Rizal, in
Heidelberg ein berühmt gewordenes Gedicht zu schreiben.
Erklärung und Rezitation durch Elke Hack-Ullmer. Rizal schrieb das
Gedicht am 22.April 1886, also vor 125 Jahren. Es entstand an einem
besonders schönen Frühlingstag und erschien unter dem Namen „ An
die Blumen von Heidelberg“, was vielfach missverstanden wurde als eine
Hymne auf Heidelberg. Das erweist sich schnell als Irrtum, wenn man
Rizals Gedicht aufmerksam liest. Auf einem langen Spaziergang in der
Morgenfrühe erlebt er mit allen Sinnen die Schönheit der Heidelberger
Umgebung ( Neckarufer, Schloss, Königstuhl ). Dadurch inspiriert,
denkt er intensiv an seine Heimat. Sein Heimweh wird übermächtig. Er
verspürt das Verlangen sich mitzuteilen. Für „den stillen Wanderer“, als
den er sich bezeichnet, werden die „fremden Blumen“, die er auf seinem
Spaziergang sieht, zu Ansprechpartnern. Alle acht Strophen legen davon
in der ersten Zeile Zeugnis ab. Rizal bittet „die fremden Blumen“,
Botschaften in seine Heimat zu tragen und seine Landsleute wissen zu
lassen, daß er sich ihnen in der Fremde in jedem Augenblick in Liebe
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verbunden fühlt. Das hat er in sehr poetischen Versen zum Ausdruck
gebracht.
A las Flores de Heidelberg – An die Blumen von Heidelberg
Von Dr. Jose Rizal, auf Spanisch, am 22. April.1886
Übertragen ins Deutsche von Elke und Fritz Hack-Ullmer
Reist in die Heimat, fremde Blumen,
die ihr des Wandrers Weg gesäumt.
Reist dorthin, wo er seine Lieben
beschützt vom blauen Himmel weiß.
Erzählt vom Pilger in der Ferne,
der sich nach seiner heimatlichen Erde sehnt.
Geht Blumen, und erzählt
vom ersten Sonnenstrahl,
der am kühlen Neckarufer
eure Blüten öffnete und
schimmernd durch die Nebelschleier
Wald und Flur erwachen ließ.
Hier noch in der Morgenröte,
läßt sie daheim schon den Zenit erglühn.
Erzählet, wie dieser Wanderer,
noch ehe jener Tag sich neigte,
am Wegesrain, am Neckarufer,
in Waldes Schatten und
des Schlosses alten Mauern
euch Blumen brach.
Erinnert auch, was er euch sagte,
als er behutsam eure welken Blätter
geliebten Bücherseiten anvertraut.
Tragt meine Liebe in die Heimat,
bringt ihrer Erde, die so reich an Früchten, Frieden,
Vernunft den Männern,
Klugheit ihren Frauen,
Gesundheit allen guten Menschen,
die der Geborgenheit des Vaterhauses sicher sind.
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Erreicht ihr Blumen dann den Strand,
so laßt die Flügel einer Brise
den Kuß, den ich euch gebe, weitertragen,
daß er als Zeugnis meiner Liebe
berühre, was mir lieb und heilig ist.
Doch ach, ihr Blumen wisset:
Fern der heimatlichen Erde,
der das Leben ihr verdankt,
verlieret ihr den Duft,
auch wenn eure Farben leuchten.
Denn der Duft ist eure Seele,
die den Himmel,
unter dem sie sich entfaltet,
nie vergessen noch verlassen kann.
Wenn Goethes Faust im Eingangsmonolog über sein „mit heißem
Bemühen“ betriebenes Lernen spricht, war dieses Studium Generale in
jenen Tagen keinesfalls eine Besonderheit. Auch Rizal konnte - wie wir
gehört haben - auf eine exzellente, vielseitige, mit Leidenschaft
betriebene Ausbildung zurückblicken. Während seines kurzen Lebens
hatte er gelernt Latein, Griechisch, Spanisch, Französisch, Deutsch,
Englisch und Tagalog fließend zu sprechen und zu schreiben.
Bei seinen Wanderungen im Odenwald traf er im April 1886 den
protestantischen Pfarrer Karl Ullmer. Dieser war Liberaler und gehörte
zur Gründergeneration der Heidelberger Burschenschaft Frankonia.
Zeitlebens fühlte er sich der Revolution in Baden, dem Frankfurter
Parlament und der Demokratie verpflichtet. Das zeigte sich auch in
seinem äußeren Habitus. Wie seine Gesinnungsfreunde hatte er
geschworen, einen Vollbart so lange zu tragen, bis die Demokratie in
Deutschland Wirklichkeit geworden sei. Als aufmüpfiger Vikar kam er
mit seinem Schäferhund in die Kirche und hielt die Wochenendpredigten
nach eigenem zeitlichem Ermessen. Seine Dienstherren waren
verständlicherweise „ not amused“, obwohl die Zahl der
Gottesdienstbesucher nachweislich erheblich zugenommen hatte.
Nachdem sich Ullmer auf 37 Pfarrstellen beworben hatte, erhielt er
endlich nach siebeneinhalb Jahren als Vikar eine Pfarrstelle im ärmlichen
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Wilhelmsfeld, einem badischen Odenwalddorf, das finanziell nur die
niedrigste Besoldungsstufe anbieten konnte.
Als Rizal Ullmer traf, erzählte er ihm von seinen Schwierigkeiten, gutes
Deutsch zu lernen, und auch von finanziellen Engpässen, da der
Wechsel aus Manila ausgeblieben war. Die Verständigung erfolgte auf
Latein, das beide fließend beherrschten.
Ullmer lud ihn ein, im Wilhelmsfelder Pfarrhaus Quartier zu nehmen. Es
war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft mit ihm, seiner Frau
Marie und den Kindern Fritz, unserem Großvater, und der 17jährigen
Eta. Rizal wurde herzlich aufgenommen, hatte vom ersten Tag an Teil
am Familienleben und auch an der täglichen Arbeit in Haus und Garten.
Zur Feier seines 25sten Geburtstages wünschte er sich Reis, damals in
Wilhelmsfeld ein exotisches Nahrungsmittel, Hühnchen und
Burgunderwein. Sichtlich genoss er die entspannte und zugleich
anregende Atmosphäre im Pfarrhaus. Es existieren zahlreiche
Bildergeschichten - heute würden wir Cartoons sagen -, die Rizal in
Anlehnung an Wilhelm Busch von der ganzen Familie gezeichnet hat.
Täglich brachte Ullmer dem hochbegabten Rizal Deutsch bei. Als Fibel
benutzte der Schillerverehrer dessen Werk „Wilhelm Tell“. Mittels Latein
und Griechisch gelang es Ullmer, Rizal für das große Freiheitsthema in
Schillers Drama zu begeistern. Wenige Wochen danach übersetzte Rizal
in Leipzig dieses Werk in seine Muttersprache Tagalog.
Den sozialkritischen und satirischen Roman „ Noli me tangere“, den
Rizal in Madrid fast vollendet hatte, überarbeitete er in Wilhelmsfeld
grundlegend und nahm viele Schärfen heraus. Ursache war die
Freundschaft seines Gastgebers mit dem katholischen Priester Heinrich
Bardorf aus Schriesheim, die ihn tief beeindruckt hatte. Regelmäßig
trafen sich die beiden Pfarrer in einem Gasthaus zum Stammtisch, wo
fröhlich gezecht und gespeist wurde. Rizal war selbstverständlich
eingeladen. Ihm imponierte der gegenseitige Respekt und die
Unvoreingenommenheit, mit der selbst drängende religiöse Fragen ohne
Verletzungen diskutiert wurden.
Den Titel des Romans „ Noli me tangere“ hatte Rizal aus dem
Johannesevangelium übernommen, in den Augen der Mönche und
Kirche eine reine Gotteslästerung, denn Rizal bezieht sich nicht auf den
rettenden Erlöser nach seiner Auferstehung bei der Begegnung mit
Maria und Magdalena, sondern auf die unheilige und
fortschrittsfeindliche Herrschaft der Mönche. Er vergleicht sie mit einem
Krebsgeschwür, an das zu rühren lebensgefährlich sei.
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Aus Rizals Roman möchte ich zwei Stellen zur Lage der Einheimischen
vorlesen.
Worte des Paters Damaso: „Wenn ein Indio auf der Gasse einem Pfarrer
begegnet, beugt er sein Haupt und bietet seinen Nacken dar, damit der
sich darauf stützen kann. Wenn der Pfarrer und der Indio beide zu
Pferde sind, hält der Indio an und nimmt ehrerbietig die Kopfbedeckung
ab. Schließlich, wenn der Indio zu Pferd und der Pfarrer zu Fuß ist,
steigt der Indio ab und sitzt nicht wieder auf, bis er ein gutes Stück
entfernt ist. Das sagen die heiligen Verordnungen, und wer nicht
gehorcht, wird exkommuniziert.“ „ Und wenn er auf dem Wasserbüffel
sitzt?“ fragt ein Bauer, der es genau wissen wollte, seinen Nachbarn.
„Dann macht er, dass er weiterkommt“.
Die andere Stelle, auch wieder die Aussage eines Mönches:
„Leidenschaftlich liebe ich die Indios, ihr Verteidiger und Vater bin ich
geworden, aber Ordnung muss sein. Die einen sind zum Herrschen
geboren, die anderen zum Dienen. Das darf man natürlich nicht laut
sagen, es aber dennoch in die Tat umsetzen“… „Wenn sie ein Volk
unterwerfen wollen, müssen sie es überzeugen, dass es nur dazu taugt,
beherrscht zu werden. Am ersten Tag wird es darüber lachen, am
zweiten protestieren, am dritten werden ihm Zweifel kommen, und am
vierten wird es überzeugt sein. Man muss dem Philippino einbläuen, dass
er zu nichts taugt. Was hätte er denn davon, wenn er sich anders besänne
und dabei nur Schaden nähme? Glauben sie mir, es ist ein Akt der
Nächstenliebe.“
Die Beurteilung des Buches, die die Dominikaner dem
Generalgouverneur vorlegten, lautet: „ Das Werk ist ketzerisch und
skandalös in religiöser Hinsicht, antipatriotisch und subversiv
hinsichtlich der öffentlichen Ordnung, politisch beleidigend für die
spanische Regierung und ihre Verwaltung auf diesen Inseln.“
Rizal schreibt später im Rahmen langer schriftlicher Diskussionen
während seiner 4 jährigen Verbannung nach Dapitan auf der Insel
Mindanao an den Jesuitenpater Pastells:
„ Vernunft allein weiß, wie man eigene Fehler korrigieren kann.
Niemand kann den Glauben eines Mitmenschen beurteilen, wenn er
dabei seinen eigenen Glauben zur Norm erklärt. Nur Gott allein kann
über die komplexe Fragen des rechten Glaubens richten.“
Dabei bezieht sich Rizal auf die von ihm erlebte Freundschaft der beiden
Pfarrer aus dem Odenwald: „Sie zeigten mir erstmals in meinem Leben,
wie man christliche Nächstenliebe üben kann. Sie sahen sich als zwei
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Diener des gleichen Herrn. Statt ihre Zeit mit Streiten zu vertun,
überließen sie es Gott zu beurteilen, wer seinen Willen genauer befolgt
hatte.“ Rizal schloss daraus: „Es ist eine der Hauptaufgaben der Religion,
die Menschen nicht zu unversöhnlichen Feinden, sondern zu friedlichen
Brüdern zu machen“
Pastells antwortet: „ Die protestantische Erlaubnis zur persönlichen
Entscheidung bei der Interpretation der Bibel im Gegensatz zur
unbestreitbaren Führung in diesen Fragen durch die katholische Kirche
hat bei Rizal zu einer Überbewertung der Vernunft und zu einer
Vergötterung der Ideale der französischen Revolution geführt. Der
katholische Pastor aus Schriesheim hat seinen gesunden
Menschenverstand als Katholik verloren. Moralische, politische und
soziale Irrtümer können von der Kirche nicht geduldet werden.“
Pastells wirft Rizal vor, er sei zum Protestantismus konvertiert.
Dieser antwortet: „ Rizal ein Protestant, ich muss lachen, verehrter
Vater, ich kann mich nur deshalb zurückhalten, weil ich Sie verehre und
Ihre Ansichten respektiere. Ich wünschte mir, Sie hätten bei den
Diskussionen und Gesprächen in der Einsamkeit des Odenwaldes dabei
sein können. Wir sprachen langsam und überlegt. Wir wählten die
Freiheit der Rede. Wir tauschten unsere Gedanken aus, sprachen über
die Mitmenschen und ihre sittlichen Werte und den Einfluss des
Glaubens auf ihr Leben. Dort herrschte ein tiefer Respekt für den guten
Glauben des Andersdenkenden. Wir sprachen über die Eigenarten der
Völker, deren unterschiedlichen Erkenntnisstand und natürlich auch
über unseren Altersunterschied. Hier lebte ich endlich in einer
Atmosphäre, wo ich mich an meiner Freiheit zur Selbstverantwortung
freuen konnte.“
In diesen Zusammenhang gehört eine vergnügliche Anekdote.
Die Freundschaft zwischen Bardorf und Ullmer und ihr Stammtisch in
einem öffentlichen Gasthaus verärgerte einen Kirchgänger aus
Wilhelmsfeld schon längere Zeit. Als nun Rizal noch hinzukam,
beschwerte dieser sich beim Oberkirchenrat in Karlsruhe. „Wenn ein
evangelischer Pfarrer mit einem katholischen Priester und einem Moslem
in der Öffentlichkeit ein Glas Wein trinkt, so ist das ein Skandal. Pfarrer
Ullmer kann so niemals in den Himmel kommen.
Ullmers Antwort an seine Vorgesetzten:
„Es stimmt, ich treffe mich regelmäßig mit meinem katholischen
Amtsbruder. Es stimmt, ein malaiischer Augenarzt und praktizierender
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Katholik, kein Moslem, hat unserem Kreis angehört und uns leider
inzwischen verlassen.
Es stimmt nicht, dass wir ein Glas Burgunderwein trinken, es sind immer
zwei, und ganz gelegentlich haben wir uns ein drittes Glas genehmigt.
Ob das später einmal ein Hindernis für den Eintritt ins Paradies sein
wird, überlasse ich vertrauensvoll der Entscheidung unseres
gemeinsamen himmlischen Vaters.“
Im August verließ Rizal Heidelberg, vorher nimmt er noch an den
Feierlichkeiten zum 500 jährigen Jubiläum der Universität teil. Beim
Kommers der Korporationen saß Rizal mit seinem Gastgeber Karl
Ullmer und dessen Sohn Fritz am Tisch der Heidelberger Franken. Auch
dort wurde er wie bei den Schwaben freundlich willkommen geheißen:
Von Vorurteilen konnte bei den Heidelberger Studenten 1886 nicht die
Rede sein.
Rizal blieb weitere sechs Monate in Deutschland. Er traf
Sprachwissenschaftler in Leipzig und Berlin, außerdem den großen
Philippinenforscher Professor Ferdinand Blumentritt aus Leitmeritz, der
ihm in den schwierigsten Lebenssituationen zum engsten Freunde
wurde, und den seinerzeit bereits weltberühmten Pathologen Professor
Rudolf Virchow, der ihn zum Ehrenmitglied der Berliner
anthropologischen Gesellschaft machte, eine damals unerhörte
wissenschaftliche Ehre. Rizal bedankte sich mit einem Vortrag in
deutscher Sprache über die Metrik in Tagalog-Versen.
Der Roman „ Noli me tangere“ wurde 1887 in Berlin gedruckt. Ein
philippinischer Freund kam für die Kosten auf. Rizal war wegen der
immer geringer werdenden Unterstützung durch die bedrohte und
verfolgte Familie fast zum Hungerkünstler geworden.
Am 2.August 1887 kehrte er nach fünfjähriger Abwesenheit auf die
Philippinen zurück. Sein Buch war in aller Munde, der Einfluß auf die
freiheitsdurstigen Philippinos unerhört. Die Mönche waren außer sich.
Der seinerzeit amtierende Generalgouverneur, der das Buch gelesen und
verstanden hatte, stellte Rizal und seine Familie unter seinen
persönlichen Schutz. Der Roman, der bereits auf dem Index stand,
durfte wieder gelesen werden. Rizal konnte in Kalamba als Arzt tätig
sein, seine Mutter erfolgreich operieren und einer großen Anzahl von
Philippinos helfen, die durch eine Linsentrübung erblindet waren. Seit
diesen Tagen galt er bei vielen seiner Landsleute als Heiliger, da er wie
Jesus die Blinden wieder sehend machen konnte. Schon nach acht
Monaten musste Rizal seine Heimat wieder verlassen, da sein Leben und
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das seiner Familie unter der Herrschaft des neuen Gouverneurs akut
bedroht war.
Zurück in Europa schrieb er seinen zweiten großen Roman „ El
Filibisterismo“. Genau genommen ist es die Fortsetzung von „ Noli me
tangere“. Das beherrschende Thema bleibt der Freiheitskampf der
Philippinos, die sich von kolonialer Bevormundung lossagen wollen.
Rizal geht trotz der ihm drohenden Verfolgung freiwillig nach Manila
zurück und wird sofort wegen Wirkung und Symbolwert des neuen
Werkes von der Verwaltung auf heimliches Betreiben der Mönche ohne
gerichtliche Grundlage für vier Jahre in die südlichste Provinz verbannt.
Dort forscht er, von aller Welt abgeschieden, als Zoologe: Er sendet an
das naturwissenschaftliche Museum in Dresden drei bis dahin
unbekannte Kleinreptilien, die heute seinen Namen tragen. Trotz der
Deportation fordert er unerschrocken: „Gleichheit vor dem Gesetz,
Vertretung
im
span.
Parlament,
Rede-,
Presseund
Versammlungsfreiheit,
sowie
Anwendung
der
spanischen
Verfassungsrechte in seiner Heimat bei gleichzeitiger Entmachtung der
Mönchsorden.
Noch wichtiger: Rizal bemühte sich während seiner Verbannung in
vorbildlicher Weise, den Philippinos praktisches Wissen zu vermitteln:
z.B. Schulen und Krankenstationen einzurichten, Wasserleitungen zu
bauen, und er lehrte sie auch, hygienische Regeln zu beachten, wie er es
von Virchow gelernt hatte. Dabei legte er stets selbst Hand an.
Die tiefe Liebe zu seinem Vaterland war bei Rizal allgegenwärtig. Er
hatte schon 1890 ethnologische Forschungen im Britischen Museum in
London betrieben, um mehr Erkenntnisse über die Ursprünge der
verschiedenen Stämme auf dem Inselarchipel zu gewinnen.
Als 1896 in Manila der Aufstand ausbrach, musste er erkennen, dass die
Rebellen ihn nicht verstanden hatten und in ihm ihren geistigen
Anführer sahen und verehrten. Es nützte nichts, dass er dem vehement
widersprach. Überzeugt davon, dass eine Revolution zu diesem
Zeitpunkt keinen Erfolg haben konnte, setzte er auf die Erziehung der
weitgehend ungebildeten Indios, auf Ausbildungsangebote, auf ihre
Tugend und ihre Einsatzbereitschaft im Arbeitsleben. Eine Revolution
„von unten“ lehnte er strikt ab. Kurz vor seinem Tode schrieb er:
„ Die Sklaven von heute sind die Diktatoren von morgen“
Rizal ist in seinem großartigen Roman „ El Filibusterismo“ der Frage
nachgegangen, unter welchen Umständen Gewalt zur Lösung politischer
Probleme angebracht sein kann. Er hat das in hinreißenden Dialogen
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Forum Allemannia
diskutiert. Rizal war katholisch, liebte das spanische Mutterland trotz
aller Kritik, die er offen aussprach.
Als er zum Tode verurteilt und öffentlich hingerichtet wurde, lautete die
Botschaft des Regimes an alle Dissidenten, Rebellen und
Demonstranten:
„ Wir scheuen uns nicht, euren berühmtesten und klügsten zu töten, wir
werden es mit jedem von euch tun.“
Zwei Jahre später hat Spanien die Philippinen endgültig verloren.
Was Rizal den Philosophen Tasio im „Noli me tangere“ sagen läßt: „ Ich
schreibe nicht für diese Generation, ich schreibe für eine andere Zeit“,
trifft auch auf ihn zu.
Alle Biographen Rizals sind sich einig, dass er intellektuell ein Europäer
war.
Nach der Hinrichtung am 30.12.1896 erschien am 15. Januar 1897 in der
Frankfurter Zeitung der erste Nachruf von vielen in der europäischen
Presse. Verfasst war er von seinem Freund Friedrich Ullmer aus
Wilhelmsfeld.
Wir dürfen mit Freude, Stolz und Dank feststellen: Der Weltbürger Jose
Rizal war auch ein Heidelberger und ein Wilhelmsfelder.
Fritz G. Hack (SS 1956)
Forum Allemannia
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Pressemeldung der Philippinischen Botschaft
CDA Leah M. Basinang-Ruiz attends the Dr Jose Rizal lecture at Forum
Allemannia Heidelberg
Geschrieben von Philippine Embassy Webmaster
Friday, 22. April 2011
CDA Ruiz posing in front of the University Eye Hospital with Professor
Dr. Manfred Dietrich and Dr. Fritz Hack
The Philippine Embassy’s CDA Leah M. Basinang-Ruiz was invited to
deliver the introductory remarks during the lecture entitled “Dr. Jose
Rizal - Doctor and Freedom Fighter – his time in Heidelberg” held at
the Forum Allemannia Heidelberg on 20 April 2011.
The lecture, organized by Prof. Dr. Manfred Dietrich (Honorary Consul
of Uganda), was presented by Dr. Fritz G. Hack, the great grandson of
Pastor Dr. Karl Ullmer who hosted Dr. Rizal’s sojourn in Wilhemsfeld in
1886, where he completed his novel Noli Me Tangere.
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Forum Allemannia
It was attended by members of the Burschenschaft Allemannia, a student
fraternity founded since 1856, a number of Filipino community
members, and German friends and admirers of Dr. Rizal.
In her remarks prior to the lecture, CDA Ruiz informed the audience of
the yearlong activities in the Philippines to commemorate the 150th birth
anniversary of Dr. Rizal, which included the exhibition on 8-10 June
2011 at the Philippine National Library of original Rizal items donated to
the Philippine Government by Dr. Fritz Hack and his older brother Dr.
Hans Hack.
She also highlighted the restoration work to be undertaken by two
professional German conservators on 27 April – 13 May 2011 of the two
novels of Dr. Rizal Noli Me Tangere and El Filibusterismo, his poem Mi
Ultimo Adios, and his Tagalog translation of the play “William Tell” by
Friedrich Schiller. The project is funded by the German Government
through the Goethe Institut Philippines and participated in by Deutsche
Literaturarchiv Marbach and Universitat Munster. The restored
manuscripts will be presented during the commemorative ceremony on
19 June 2011 at Dr. Rizal’s hometown Calamba in Laguna.
CDA Ruiz noted that the Forum Allemannia Heidelberg lecture is the
first of the commemorative activities that are expected to take place in
Germany. She also outlined similar activities that will take place in Berlin,
notably the Symposium on Rizal on 14 June 2011 that is co-organized by
the Philippine Embassy and the Humboldt University.
As a special feature of her visit, Professor Dr. Dietrich, Dr. Fritz Hack
and Dr. Hans Hack, gave her and her husband Ricardo a brief tour of
the places where Dr. Rizal lived in or frequented during his sojourn in
Heidelberg and Wilhemsfeld.
Forum Allemannia Heidelberg, a liberal forum, organizes at irregular
intervals public lectures, discussion forums, and symposiums for
students and citizens of Heidelberg, on various current topics/issues. It
is supported by the Burschenschaft Allemannia, a student’s fraternity
founded in 1856, whose members are renowned natural scientists,
physicians, theologians, lawyers, economists, sociologists, professors,
poets and liberal writers.
Forum Allemannia
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CDA Ruiz posing with the brothers Hack and her husband Ricardo, with
the hills of Heidelberg in the background
http://www.philippine-embassy.de/bln/index.php?
option=com_content&task=view&id=843&Itemid=74