Zukunft bei Kaffee und Kuchen. Eine Utopie
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Zukunft bei Kaffee und Kuchen. Eine Utopie
»Lust und Frust« »Hautnah am Redaktionsalltag« Alles über Jugendpresse-Betten. Seite 19 Die „JMT - on the roads“. Seite 10 22. bis 24. Oktober 2004 München Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 »Knackig und attraktiv« Ein Querschnitt durch die Workshops. Seite 14 Zukunft bei Kaffee und Kuchen. Eine Utopie Schon lange sind sie vorbei, die Jugendmedientage 2004. Wir schreiben das Jahr 2019. Die Chronik der JMT reicht über zwei Jahrzehnte zurück. So richtig glücklich ist aber niemand. Zeit für einen Neuanfang. Von Mareike Engels und Michael Metzger W ir sitzen im Berliner Büro der Jugendpresse Deutschland. Dreißig Leute sind gekommen, drängen sich bis an die Türe. Die, die keinen Sitzplatz mehr ergattern konnten, hocken auf dem Boden. Es herrscht Aufbruchsstimmung: Krisentreffen. Diskussionsgegenstand sind die Jugendmedientage. Seit 17 Jahren finden sie regelmäßig statt, so richtig zufrieden mit dem Konzept ist allerdings niemand mehr. Julia vom Landesvorstand der Jungen Presse Niedersachsen führt durch die Diskussion. Als Aufhänger wählt sie die Jugendmedientage 2004: „Damals fiel die Entscheidung: Jugendlich spritzig oder erwachsen trocken? Weiß oder Schwarz? Jung oder Alt? Es waren Grundsatzfragen.“ Groß. Wichtig. Bekannt. So sollte es sein. Das Programmheft: Voll >> JMT 2020: Frisch gebrüht statt aufgewährmt. mit namhaften Referenten und reichen Sponsoren. Besonderer Bonus: In Kooperation mit den Profi- Medientagen fand die Auftaktveranstaltung in der Münchner Messe statt. Die jungen Medienmacher genossen es, sich im Glamour der Branche zu suhlen. Auch die Zahlen sprachen für sich: Die JMT schafften es mit knapp 700 Teilnehmer, der größte Nachwuchs-Medienkongress Europas zu werden. Damit erhielten sie ungekannte Aufmerksamkeit innerhalb der deutschen Medienlandschaft. Die Entscheidung war gefallen, die Richtung eingeschlagen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. In den folgenden Jahren überboten sich die Organisatoren an Professionalität. Schnell sprengte die Teilnehmeranzahl die Tausender-Marke. Noble Hotelbetten traten an die Stelle von schäbigen Iso- matten auf Turnhallenböden. Der öffentliche Personennahverkehr war nicht mehr spektakulär genug. Statt dessen: Ein eigener Fahrservice. Gulaschkanonen und Bierbänke lagen unterm angepeilten Niveau. Gegen Aufpreis gab es edles Essen vom Cateringservice. Wer das Geld nicht investieren wollte, musste sich selbst verpflegen. Die Visionen der allerersten Jugendmedientage waren längst vergessen. „Selbstbestimmt statt fremdbespaßt“ hatte ausgedient. Immer höher, immer schneller, immer besser – und dabei erlag man längst dem Rausch der Geschwindigkeit. Eine Veranstaltung von Jugendlichen für Jugendliche waren die JMT zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Ausbildung, Dialog, Medienkritik, Vernetzung. Jedes Jahr wurde dieses Prinzip unter einem neuen Motto versteckt. „Wissen ist Macht“ – der Titel der Münchner JMT. Ist Wissen Macht? Wer macht Wissen? Wer hat Macht? Besitzen Machthaber Wissen? Antworten darauf gab es nicht. „Wissen ist Macht“- das schöne Motto, das hunderte junge Medienmacher nach München lockte, wurde nicht analysiert, nicht kritisch bewertet, nicht einmal aufgegriffen. Man ließ es einfach im Raum stehen. Die gesamte Konzeption ging schlichtweg an der Zielgruppe vorbei. Was zählte, war die professionelle Verpackung. Zwar wurden die JMT größer, wichtiger und bekannter, darüber hinaus waren sie aus der deutschen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken. Doch im Jahr 2019 stellt sich uns die Frage: Ist die Verpackung wichtiger als der Inhalt? Nein. Die Jugendpresse-Delegierten sind sich einig. Die JMT hatten zwar immer mehr Teilnehmer. Doch diese wurden immer unzufriedener. Gleichzeitig die grenzenlose Selbstüberschätzung der Organisatoren. Besser, teurer, edler. Die Anekdoten, die die Teilnehmer sich von JMT zu JMT weitererzählten, handelten von organisatorischen Missgeschicken. Wo es kaum Inhalte gibt, kann man über keine Inhalte philosophieren. Da bleiben nur Themen wie die fehlende Freizeit, die Verspätung der Reisebusse, sowie die Verzögerungen bei Terminen. Der endgültige Schnitt: Die JMT 2019. Schlafentzug. Überteuertes Essen. Unzufriedene Teilnehmer die vorzeitig abreisen. Gereizte Teamer. Deswegen wollen wir die Jugendmedientage 2020 ganz neu machen. Wir wollen Substanz: Inhalte. Freiräume. Gut gelaunte Teilnehmer. Und gut gelaunte Teamer. Wir legen im Bundesbüro der Jugendpresse Deutschland den Grundstein für eine neue Epoche der Jugendmedientage. Und darum finden die Jugendmedientage 2020 in keiner Medienmetropole statt. Nein: Wir fahren aufs Land! Die Location erfüllt die Erwartungen, die wir auch an das Programm stellen: Es gibt Freiräume. Außerdem müssen keine weiten Wegstrecken zwischen den einzelnen Veranstaltungsorten mehr zurückgelegt werden. Man geht nicht unter in der Anonymität. Statt dessen können wir uns auf die Bedürfnisse und Wünsche der Teilnehmer konzentrieren. Wir wollen sie fesseln. Und zwar mit Inhalten. Inhalte, die sowohl den Schülerzeitungsmacher aus der Mittelstufe als auch den fast professionellen, als freien Journalisten arbeitenden Studenten begeistern. Bei Kaffee und Kuchen sitzen wir beieinander und errichten auf den Scherben der alten JMT das Konzept für einen neuen Jugendmedienkongress. Auferstanden aus Ruinen. Im nächsten Jahr, da sind wir uns sicher, werden wir alles anders machen. Anders, und besser. Jeder, der mitorganisiert, wird eingebunden. Es ist unsere Veranstaltung, und sie gehört jedem zu gleichen Teilen. Aber es ist gleichzeitig die Veranstaltung der Teilnehmer. Bei den nächsten Jugendmedientagen werden wir sie nicht durch ein von oben aufgesetztes Programm treiben. Die jungen Medienmacher sollen durch ihre aktive Beteiligung die Jugendmedientage mitgestalten. Nur die Teilnehmer können das Konzept mit Leben füllen. Junge Medienmacher sind kreative Individualisten. Zu schade, wenn sie ihre Energie damit verschwenden, von einem Ort der Stadt zum anderen und wieder zurück zu gelangen. Deshalb planen wir die JMT 2020 an einem zentralen Ort, der gleichzeitig zur Tagungs-, Schlaf- und Partylocation taugt. Die Referenten wollen wir nicht aus der Promi-Riege, sondern aus dem Jugendpresse-Netzwerk gewinnen. Es sollen junge und jung gebliebene Referenten sein, die in der selben Welt leben wie unsere Teilnehmer. Motiviert und guter Dinge beenden wir unser erstes Vortreffen und räumen unsere Kaffeetassen weg. Ist Wissen Macht? Manchmal schon. Gut, wenn man weiß, dass man etwas ändern sollte. Besser, wenn man auch die Macht hat, es zu tun. 02 grüss gott saftig Soft Skills. Von Themen wie Karriere, Job oder Bewerbung sind sie nicht mehr weg zu denken. Zusätzlich zum tollem Studienfach oder spannender Ausbildung in Rekordzeit sollen wir neben Auslandsaufenthalten auch noch Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Flexibilität und viele Erfahrungen mit in den Job bringen. An diesem Wochenende haben wir im Team gearbeitet – ohne Frühstück und auch noch nachts um drei – und dabei sogar akzeptiert, dass die Besetzung des Teams immer wieder wechselte. Von anderen Leuten wurde auf den Jugendmedientagen noch sehr viel mehr geleistet. Spätestens nach diesem Wochenende hat jeder von uns auch einige Erfahrungen gesammelt. Und vorher hatten wir ja eh schon welche. Wir sind der Traum eines jeden Personalchefs. Dummerweise nehmen wir nicht jeden Job – wir haben unsere Ideale und Wunschvorstellungen: Irgendwann mal Journalist bei einer guten Zeitung sein. Womöglich wäre auch was Politisches akzeptabel. Und wer kann schon wissen, ob der eine oder die andere nicht doch Taxifahrer werden wird. Unsere Lebensläufe sind nicht deshalb interessant, weil es jemand von uns erwartet. Wir können gar nicht ohne Engagement und politisches Interesse. Also sind wir hier. Es geht uns gar nicht darum, dass manche uns die Zukunft dieses Landes nennen. Das ist uns im Moment herzlich egal. Wir sind jung und haben Spaß daran Medien und Politik zu erleben und vor allem auch zu machen. Wir sind überzeugt von dem was wir tun. Wir sind glücklich damit. Und wir werden uns weiterhin die Wochenenden um die Ohren schlagen. In diesem Sinne: Bis bald! beim wort genommen! Markus Tirok, Moderator der Auftaktdiskussion: Eig entlich merkt man doch ziemlich schnell, ob man das Zeug zum Moderator hat: Wenn man evangelisch ist, wird man Klassenoder Schülersprecher, und wenn man katholisch ist, geht man ministrieren. Michael Ebert, Redaktionsleiter NEON-Magazin: Nach meinem Volontariat wurde mir g esagt, dass ich noch zu unstrukturiert schreibe, und deshalb etwas studieren solle, bei dem ich systematisches Denken lerne. Das Fachwissen, das ich in meinem Jurastudium gelernt habe, kann ich allerdings kaum anwenden. Michael Hallermayer, Samstag morgen am Telefon: Schickt mal schnell einen Fotografen hier in der Turnhalle vorbei. Frauen sind größere Schweine als Männer! Die haben hier eine Epilierparty veranstaltet! Marlena: …zwischen Busankunft und Frühstück hatte ich dann nicht mal 2 Stunden Schlaf. Gesche: Ja , i ch h a b nu r 7 Stunden geschlafen. Jona: So kann ich nicht a r b e i t e n ! D i e A r t i ke l kommen spät, die Bilder sind schlecht und vor allem: Meine Schokolade ist alle. Dortje: Für die Redaktion Gesche und Mareike Ich hab als Helfer nicht so viel zu tun, ich kann locker noch ’nen Artikel schreiben. Anne: Essen? Ich glaub ich bin wieder wach! Musik – es läuft der Schlagersänger Michael Holm: Stefan: Oh toll, jetzt kommen meine Kopfschmerzen wieder. Ich hab heute schon zwei Mal gekotzt. Jona: Woher soll ich wissen, was mit „Wissen ist Macht“ gemeint ist? Ich hab dieses Büro bisher nur zum Schlafen verlassen. Jochen: Hallo? Du layoutest die Veranstaltungszeitung! Mit Edding hat irgendjemand auf die durchsichtigen Plastikhüllen der Sandwiches die geschmeckten Inhaltsstoffe geschrieben: E211, E 212, E213; E215, E 240, E 253, E261, Taurin, Koffein, Alkohol (43%), Gen Mais- und –Soja, Glukose, Milchpulver. Gesche hat im Büro gepennt. Mareike weckt sie: Frühstücke erst Mal. Gesche: Was? Mareike: Na, koch dir erst mal ’nen Kaffee. Gesche: Und dann kam ich so um 10 in mein Zimmer weil ich duschen wollte. Christine lag in ihrem Bett – is ja ok. Aber in meinem Bett lag auch wer. Kannte ich aber nicht. Ich hab dann geduscht und bin gegangen. Anne: Ich könnte schon wieder…. schlafen! Michael: Ich werd hier noch voll zum NichtAlkoholiker. Eine Redaktion ohne Alkohol – gibt’s doch gar nicht! Benjamin fragt die Bauarbeiter vor dem Redaktionsgebäude: Können wir hier ein Gruppenfoto machen? Bauararbeiter: Was? Gruppensex? besserwisser 03 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München Vorhang auf für Wissen pur Generationswechsel: Die Münchener „Medientage 2004“ münden in die „Jugendmedientage 2004“. Von Julian Flohr und Michael Metzger E Eine Suche nach dem richtigen Rezept für die journalistische Karriere. Von Ariane Rogge „W ine von der Medienkrise gebeutelte Erwachsenengeneration übergibt das Ruder an eine motivierte, wenn auch über nächtigte Jug end. 600 junge Teilnehmer und ein Event im „Inter nationalen Kong resscenter München“ unter dem Motto „Wissen ist Macht“. Was sollte man wissen? Was macht man aus dem Wissen? Und wie macht man aus dem Wissen Macht? Das Opening wird moderiert von der 21-jährigen frisch gebackenen Moderatorin Nadine Kotré. Sie als Ude noch ein kleiner Knabe war, habe es die Zensur bei Schülerzeitungen gegeben. „Ich wollte euch nicht mit meinen Kindheitserinnerungen nerven, doch dann habe ich festgestellt: Die Zensur gibt es in Bayern sogar noch heute!“ Im weiteren Verlauf seiner Rede versucht Ude den Nachwuchsjournalisten einzuprägen: „Der Jugendjournalismus in Print- und Online-Medien darf nicht lediglich ein Spielfeld darstellen, sondern soll die öffentlichen Kontroversen förder n. Jug endmedien sind ein Sprachrohr für unabhängige Kritik.“ issen ist Macht!“. Das behaupten zumindest die Veranstalter der JugendmedienTage 2004 in ihrem Slogan. Ich werde neugierig, denn das will ich ja auch: Macht! Doch wie kriege ich das Wissen, um sie zu erlangen? Um diese Frage zu beantworten, entscheide ich mich, selbst zu den JMT nach München zu fahren. Bei der Eröffnungs-Veranstaltung der JMT müsste ich fündig werden können. Immerhin sitzen dort einige Männer, die sich in diesem Bereich auskennen sollten. Zum Beispiel Markus Tirok, kann ich mein Wissen an andere weiter vermitteln. Denn das ist schließlich die Rolle des Journalisten - er ist Vermittler seines eigenen Wissens. Doch auch das kann doch nicht alles sein. Es reicht doch niemals, das ich mich täglich über sämtliche Zeitungen und Bücher hermache, die mir in die Finger gelangen - oder doch? Natürlich nicht. Man muss auch noch andere Fähigkeiten mitbringen. Diese werden von Ulrich Brenner, dem Leiter der Deutschen Journalistenschule in München, erläutert. „Schnittstellenkompetenz“ ist das weiß, worauf sie sich einlässt, und moderiert locker und motivierend. Die übernächtigten Teilnehmer sind ihr dankbar – genauso wie dem Auftaktredner Karl Freller, Staatssekretär und Vertreter des Ministers Erwin Huber. Er erntet seinen ersten Applaus für den Verzicht auf eine ursprünglich 20-seitige Rede. Statt dessen unterstützt Freller die jungen Medienmacher mit einem Appell an Verlage und Redaktionen: „Gebt den jungen Menschen eine Chance! Ermöglicht ihnen Praktika und Ausbildungen!“ Münchens Oberbürg er meister Christian Ude schwelgt zu Beginn seiner Grußworte in Erinnerungen. Stolz und mit einem Lächeln auf den Lippen rühmt er sich als Erfinder der Miet-Zeitung für fünf Pfennig. „Als ich im Familienkreis eine Zeitung vertreiben wollte, scheiterte das am fehlenden Kopiergerät. Der BILD-Zeitung hat meine Erfindung jedoch nie ernsthaft Konkurrenz gemacht.“ Schon damals, Freudig lüftet anschließend Frau Dr. Susanne Kastner, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages in Berlin, ein Geheimnis: Die Jugendmedientage 2006 sollen im Bundestag stattfinden. Optimistisch stimmt ihre gesamte Rede: Sie distanziert sich deutlich von der These der Null-Bock-Generation, der eine entsprechend miserable Zukunft vorhergesagt wird. Von wegen „no future“! Und sie findet schnell Fürsprache beim nächsten Redner. Nach Ansicht des Präsidenten der „Bundeszentrale für politische Bildung“(bpb), Thomas Krüger, stellt der Slogan der „Jugendmedientage 2004“ ein regelrechtes Gegenprogramm dar zu „Nichts wissen, macht nichts“. Recht hat er: Ohne zumindest ein bisschen mehr Wissen mitgenommen zu haben, wird niemand die JMTs am Sonntag Mittag verlassen. Auch wenn es jetzt noch nicht danach aussieht: Vorne rechts im Publikum schlummern momentan zwei von der Anreise erschöpfte Mädchen. der trotz Schulabbruch Karriere als Moderator in der ARD gemacht hat. Ganz schön beeindruckend. Aber er selbst sagt auch, dass dies heute absolut nicht mehr ratsam ist. Wie aber schaffe ich es dann an die Macht? Maximilian Kall, einer der Vorstandssprecher der Jugendpresse Deutschland, sagt, wir jungen Medienmacher hätten die Macht. „Denn euch gehört die Zukunft.“ Bingo! Ich bin doch jung und will Medien machen. Wie jedoch komme ich nun an das Wissen? Karl Freller, Staatsekretär im bayrischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, scheint eine Lösung parat zu haben: „Seid herausfordernd!“, sagt er mit Nachdruck. „Bin ich doch!“, denke ich. Aber reicht das auch? Oder muss ich noch mehr tun und fordern? Bernd Gäbler vom Grimme-Institut scheint meine Fragen wie durch Telepathie zu verstehen. „Wer schreiben will, muss auch lesen“, wirft er ein. Mir wird klar: Nur wenn ich selbst genau weiß, worum es geht, Zauberwort. Es reicht nicht, gut zu schreiben. Der Autor muss auch mit der Technik umgehen können – nicht nur im Rundfunk. Außerdem ist soziale Kompetenz wichtig: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und ein gepflegtes Aussehen. Außerdem sollte ich wissen, wie ich ein gutes Gespräch führe, immerhin will ich ja auch mal Interviews machen. Angenommen, ich habe all diese Hürden überwunden: Bin ich dann endlich am Ziel angekommen? „Nein“, ist die eindeutige Antwort, denn die wichtigste Voraussetzung, um als Medienmacher aktiv zu sein, finde ich nur bei mir selbst: meine eigene Überzeugung. Spaß und Leidenschaft lerne ich nicht an der Uni. Die muss ich mitbringen. Endlich habe ich Antworten auf meine Fragen gefunden. Und für die eigene Motivation schließen wir doch mit einem weisen Rat aus dem Munde eines bekannten, kleinen, grünen Mannes: „Möge die Macht mit dir sein!“ fruchtfleisch | was hat dir in den medien zuletzt überhaupt nicht gefallen? „Vermischung von PR und Journalismus“ Andreas Menn (23), z.Zt. Prag Das war die Titel-Schlagzeile in einer Münchener Boulevardzeitung. Dort wurde in großen Lettern für das 5-Euro Angebot des Münchener Hofbräuhauses geworben. Eine unglückliche Vermischung von Journalismus und PR. „Castingshows sind Prostitution“ Gesche Schifferdecker (21), Köln Die Castingshows! Weil ich finde, dass es Prostitution ist. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, dass sich Menschen für einen Funken Berühmtheit so erniedrigen können. „Europa ist zu wenig offensiv in den Medien“ Thomas Krüger (45), Präsident der BpB Was mich besonders stört, ist, dass in Zeitungen und im Radio das Thema Europa zu wenig offensiv angegangen wird. Thematisiert wird nur die Brüsseler Bürokratie, aber nicht die offensichtlichen Chancen einer europäischen Einigung für die Menschen, die hier leben. 04 ersatzfamilie Lecker, reichhaltig und sättigend! Junge Medienmacher möchten Essen und Trinken – morgens, mittags und abends! Weitere Anforderung: viel und lecker. Aber ob die Teilnehmer zufriedenstellend beköstigt wurden steht anfangs in den Sternen. Von Christoph Mers in der morgendlichen Kälte und waren hungrig. Doch dem Catering kann kein Vorwurf gemacht werden, denn es war ein Fehler des Organisationsteams. Erst mit dreißig - minütiger Verspätung trafen zwei Lieferwagen mit den Lunchpaketen ein. Und heißer Kaffee und Tee – zwar nicht ganz so stark wie erwartet- wurde auch ausgeschenkt. Doch den Hunger konnte dieses Frühstück nicht stillen. Eine Stulle und entweder eine zu harte Birne oder ein zu großer Apfel waren den Teilnehmern zu wenig. Hilfe vom Forum am Deutschen Museum >> Gnocchi: Anstehen lohnt sich doch! F sie sich trotz stundenlanger Fahrt - mit oder ohne Panne - gar nicht richtig ausschlafen. Die Hoffnung auf ein ausgewogenes Frühstück inklusive starkem Kaffee tröstete die übermüdeten Teilnehmer. Aber anstatt frische Brötchen zu verzehren, stand eine Menschentraube rühstück ist die wichtigste Mahlzeit, dies behaupten zumindest Ernährungswissenschaftler. Das sehen die Zuständigen auf dem Jugendmedientagen allerdings anders. Nach der nächtlichen Ankunft der letzten Teilnehmer mit dem Bus konnten D Anzeige: ������������������� � ���������������������������������������������� ��������������������������������������� ��������� ���������������������������������� ��������������������������������������� �� ����������������������������������������� ���� �������������������������������������� ������������������������������������� � ������������������������������������ ������������ � ���������������������������������������������� �� ����������������������������������� ����������������������� �� ������������������� �������������������������� ����������� ������� � ������������������������������������������� �� ���������������������� ��� �� ����� ���������������������������������������� ���������� ���������������������� ������������� �� ������������������������������������������� �������������� ��������������������������� ��������������������������������������������� ���������� �������������������������������� ��������������� Da s Fo r um a m Deutschen Museum sponserte das Essen und die Getränke. Auf die Wahl der „Menüs“ und Getränke, Menge und Qualität hatte das Organisationsteam um Christian Beilborn keinen Einfluss. „Ich hätte ein umfangreicheres und reichhaltigeres Angebot erwartet. Aber wenn man die Ausgaben beachtet, war dieses Frühstück dem Preis angemessen.“ meint Christian Beilborn. ��������� ��������������������� ������������������ er Dreißig-Stunden-Tag ist leider immer noch nicht eingeführt worden. Und so bleiben mehr als zwei Stunden Schlaf eine Rarität. Auch die Teilnehmer müssen dies zu ihrem Leidtragen feststellen. Spätestens nachdem sie die erste Zwei-StundenNacht überstanden haben, ist auch ihnen klar: Dauerwachsein gehört hier zu den wichtigsten Disziplinen. Die Organisatoren – liebevoll Orgas genannt - haben darin bereits einen großen Trainingsvorsprung, manche praktizieren die Kein- Schlaf- Methode bereits seit Dienstag, die Hauptverantwortlichen schon viele Wochen. Vor so einer Veranstaltung müssen schließlich Unterkünfte, Catering, Referenten und Ähnliches organisiert werden. Nacht und Nebelaktionen in denen 600 Teilnehmertaschen mit Zeitschriften, Infomaterial und Werbegeschenken, sowie noch schnell zusammengestellten Tagungsmappen gefüllt werden, gehören ebenso dazu. Ganz schön anstrengend, besonders wenn einem dafür nur ein Raum im sechsten Stock ohne Fahrstuhl zur Verfügung steht. Das heißt, abends Kartons hoch schleppen und morgens mit einer Personenkette die vollen Der große Knüller sollte dann beim Mittag folgen. Aber es kam ganz anderes. Koordinationsschwierigkeiten bei Mittagessen Statt einer warmen Mahlzeit gab es kalte Sandwiches. Außerdem konnten viele JMT Teilnehmer diese Mittagspause aufgrund eines engen Terminplanes nicht wahrnehmen. „Es waren zu wenig Sandwiches und keine Getränke da. Die Ausgabe der Toastbrote war auch chaotisch organisiert.“ Positiv erwähnenswert ist, dass die Sandwichs besser geschmeckt haben, als die morgendlichen Lunchpakete. Doch am Abend sollte alles besser werden. Schon eine halbe Stunde vor Beginn des Abendbrots herrschte ein riesengroßer Andrang, denn alle Tische und Stühle waren besetzt. Und schließlich bildete sich eine endlos lange Schlange. Doch das Warten hatte sich gelohnt. Für die ausgehungerten Teilnehmer standen Gnocchi, Tomatensoße und Blattsalat auf dem Speiseplan. Damit wurde alles gut. Eine Auswahl an reichhaltiger Nahrung und Getränke – gegen Bezahlung - gab es auch. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten waren alle Teilnehmer im Endeffekt gesättigt. Nun konnten sie zufrieden und guten Mutes ins Abendprogramm starten, denn die Laune stieg parallel zur Qualität der Beköstigung. schon die Invasion der Teilnehmer. Die ganze Nacht sorgen sie dafür, dass die Verantwortlichen an den mobilen CheckInns ordentlich zu tun haben. Schließlich soll auch jeder Teilnehmer eine mühselig gepackte Teilnehmertasche in den Händen halten. Und einen Überblick, wer angekommen ist und wer nicht, braucht man ja auch. Nächtliche Überstunden Noch kurz vor der offiziellen Aufstehzeit herrscht Höchstbetrieb. Und nebenbei müssen noch jede Menge Transportjobs erledigt und natürlich tausende von Fragen beantwortet werden. Keine leichte Aufgabe. Mehr als zwei Stunden Schlaf ist eigentlich für niemanden drin. Bereits kurz vor sechs macht sich das Weckkommando an seine Aufgabe und schmeißt die Teilnehmer gnadenlos aus dem Bett oder besser aus ihren Schlafsäcken. Völlig übermüdet starten so an die 600 Leute in den Tag. Wie eine Maschine Geistig in einer Art Trance, körperlich ständig in Aktion funktionieren die Orgas wie Maschinen. Zu einem klaren Gedanken sind sie kaum noch fähig, aber als Wegweiser am Umsteig e platz ist das auch nicht wirklich nötig. Von Der erste Morgen der Jugendmedientage in München: der Veranstaltung s e l b s t b e ko m m e n Erschöpfte Teilnehmer aller Orten. Das JMT-Opening gleicht dabei leider nicht mehr einer Schlaforgie als einer Eröffnungsveranstaltung zum sie mehr viel mit. Dafür ist das Glücksgefühl größten Jugendmedienkongress Europas. Von Anne Spies bei Rückkehr ins eigene Taschen wieder runter. Das Resultat: Ein Zuhause und Anblick des eigenen Bettes Dutzend Helfer mit Rückenschäden und einfach gigantisch. Allein schon für Muskelkater. dieses Erlebnis haben sich die Strapazen Kaum ist alles fertig, folgt auch wieder einmal gelohnt. Die neuen Leiden des jungen Helfers ��������������������� ������������� ���������������������� ��������������������� � schläfer 05 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München Ruhelos auf dem Westfriedhof Während der Jugendmedientage wurden die Teilnehmer in den Turnhallen einer Schule im Münchener Stadtteil Moosach untergebracht. Um das gut durchzustehen brauchte man Kreativität, Nervenstärke, Atemmasken und Ohropax. Von Julian Wilckens N ur mal umdrehen. Sofor t mur render Protest vom Nachbarn. Sowohl links als auch rechts neben einem. Nachbarschaftsprobleme sind ja seit Regina Zindlers Maschendrahtzaun durchaus bekannt, aber doch bitte nicht um 2 Uhr nachts! Existentielle Fragen und dringende Bedürfnisse jagen mir durch den Kopf. Ruhe. Licht aus. In den Schlafsack kuscheln. Frische Luft. Nichts davon passiert. Hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis nach frischer Luft und Wärme finde ich keine Ruhe. Im geschlossenen Schlafsack ersticke ich, aber aufmachen will ich meine Penntüte auch nicht. Das ist doch etwas zu kühl und ich fühl mich beobachtet. Endlich geht immerhin das Licht aus. Für fünf Sekunden. Dann gehen die am weitesten von mir entfernten Deckenstrahler wieder an. Und wieder aus. Plötzlich wird es über mir blendend hell. Es ist zum Verzweifeln. Auch scheint innerhalb der gepeinigten M e u t e n o ch we n i g e r E i n i g ke i t zu herrschen als am gemeinsamen Frühstückstisch von Angela Merkel und Edmund Stoiber. Zum einen Jubelbekundungen bei Dunkelheit aus der einen Ecke, zum anderen genervter Protest aus der anderen. Ich fühle mich an den Film „Das Experiment“ erinnert, suche aber vergeblich nach Kameras, die nur darauf warten, dass irgendjemand durchdreht. Das ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Die meisten der hier Anwesenden haben stundenlang in Reisebussen und Zügen zugebracht. Vor Erschöpfung sind sie nicht in der Lage menschliche Reaktionen zu zeigen. Endlich entschließt sich der selbsternannte Petrus im blauen HelferT-Shirt nach einer endlos erscheinenden Deadline von zwei Minuten, für Dunkelheit zu sorgen. Ruhe - Zumindest in der Nachbarschaft eines Friedhofes wäre die zu erwarten. Von wegen. Eine Minderheit unausgelasteter mutmaßlicher Kurzstreckengereister penetriert die Nerven der Schlafsuchenden in meiner Turnhalle. Zumindest kann man die unverständlich in den Schlafsack gemurmelten Voodoo-Flüche dahingehend interpretieren. Ich ziehe meinen Überlebenswillen aus der Hoffnung, dass auch bei diesen Menschen irgendwann eine For m der Ermüdung eintreten könnte. Die Hoffnung stirbt nach einer kurzen Ruhephase mit einem Plop-Geräusch. Die Damen und Herren haben die erweiterten Funktionen ihres Mundwerkes entdeckt und beginnen nun mit Schnalzen und Ploppen zu kommunizieren. Witzig. Ich denke an den Westfriedhof in direkter Nachbarschaft der Turnhallen. Turnhallen dienen zumindest meiner Erfahrung nach dazu, schlaffe Menschen zu quälen. Oft in meiner Schulzeit erlebte ich in diesen Höhlen des Grauens die Abgründe menschlicher Existenz in Form meiner Sportlehrer. Sie sahen den Sinn ihres Lebens anscheinend darin, Schüler von unüberwindlichen Barren mit einem Unterschwung auf den harten Boden der Tatsachen fallen zu lassen. Turnhallen sind eben so. Dieser harte Boden wurde mir bzw. meinem Schlaf wieder zum Verhängnis. Aber das macht einen stärker, weil es einen zumindest nicht umbringt. Was der harmlose Satz „Unterbringung erfolgt in Turnhallen“ in einer der Emails wirklich bedeutet, wurde den Teilnehmern erst am nächsten Morgen klar. Wäre dies ein Comic würde man die dampfenden Kaffeebecher über den Köpfen der gepeinigten Teilnehmer schweben sehen. Am nächsten Morgen warten sie verzweifelt auf den rettenden Koffeintr unk. Etwa sechshundert Menschen, die eigentlich nur etwas über ihre journalistische Zukunft erfahren wollten, werden an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt. Menschen wie du und ich. Zumindest in meiner Halle war die zweite Nacht im Vergleich deutlich angenehmer. Mal abgesehen von Schnarchern und einigen wenigen Quasselstrippen. Die letzte durchgemachte Nacht forderte ihren Tribut von den Ruhelosen. >> Turnhalle: Bei dem Geräuschpegel hilft Augen zuhalten auch nichts. Tornado fegt durch Turnhalle Die Organisation der Jugendmedientage gleicht einer Wettervorhersage: in der Nacht schwere Gewitter, im Tagesverlauf klart der Himmel auf. Von Christina Werneke und Christoph Köckerling E s war einmal ein Idyll. Der Himmel war blau. Keine Wolke verdeckte die strahlende Sonne der Motivation. Die Jugendmedientage 2004 in München waren wie ein Sommernachtstraum. Das war vor knapp einem Jahr. Doch plötzlich wehte ein frischer Herbstwind. Als die Blätter fielen, flatterten die ersten EMails in die Postfächer. Leider nicht bei allen. Manche Teilnehmer erhielten keine Mails, andere fehlerhafte. Der Link zu den Wunsch-Workshops funktionierte nicht i m m e r. O d e r a u s Dominik wurde auf einmal Sabine. Er und alle anderen nahmen es gelassen, informierten die Organisatoren. Der Fehler wurde nach zwei Tagen behoben, und jeder bekam erneut eine Mail, dieses Mal mit richtigem Namen und vollständigem Link. Die Anreise war für die meisten wie ein Herbststurm. Er >> Organisation: Die Halle wird vom Chaos regiert. fegte über die Autobahnen von Essen, Nürnberg und Hannover Richtung München. Die Kölner hatten noch Glück, sie kamen „schon“ um 23:30 Uhr an und verpassten „nur“ eine halbe Stunde der angekündigten Kino-Preview. Ihr Busfahrer hatte jedoch Pech, da er bis drei Uhr nachts nach einem Hotelzimmer suchen musste. Seine Reservierung war offenbar vom Winde verweht. Die Teilnehmer waren derweil an den Schlafquartieren angekommen und freuten sich alle auf eine Portion Schlaf. Doch das Wetter spielte nicht mit. In den Hallen sah es aus, als hätte dort ein Tornado gewütet. Koffer und Rucksäcke lagen verstreut in allen Ecken. Bevor sich die Teilnehmer Ruhe gönnen konnten, hieß es erstmal Taschen suchen und Schlafplatz erkämpfen. Um circa 3 Uhr war die Rangelei zu Ende, und das Licht wurde ausgeknipst. Kaum waren die Augen zu, stolperten die ersten Neuankömmlinge herein, und die Ruhe war vorbei. Das setzte sich im Halbstundentakt fort. Um 6 Uhr zog ein kräftiges Gewitter auf, das alle aus den Schlafsäcken riss. Kein Meteorologe konnte erklären, warum es so kam. Im Halbschlaf musste das Gepäck in einen dunklen Raum gebracht werden, da die Halle für den Sportunterricht frei sein sollte. Die Teilnehmer flüchteten vor Blitz und Donner in die sichere Kälte. Zwei Stunden mussten sie dort ausharren, um endlich eine Mahlzeit zu bekommen. Anschließend marschierte die gesamte Truppe zum Opening in der Messehalle. Von dort aus sollte um 15 Uhr die „On the roads“-Tour starten. Das stellte sich aber als ein Problem heraus. Die Gruppen suchten ihre Leiter, die Leiter ihre Gruppen. Erst, als eine große Schar gegangen war, konnten sich die anderen finden. Doch die nächste Unwetterwarnung ließ nicht lange auf sich warten. Denn: Endlich auf dem Weg, merkten viele Betreuer, dass sie selber kaum über Location und Ansprechpartner informiert waren. Oder die Medienpartner wussten nichts von ihrem Besucher-Glück und schickten die Gäste kurzerhand wieder zurück. Der Himmel war zu diesem Zeitpunkt für viele Teilnehmer grau und bedrohlich. Zitternd erwarteten sie die nächste Wettervorhersage. Was würde noch kommen? Da geschah plötzlich das Unerwartete: Die Wolkendecke riss auf, die Sonne brach hervor und vom Himmel fielen Gnocchi in Käse-Sahne-Sauce. Die Katastrophe blieb aus, der Hurrikan drehte ab. Die Teilnehmer atmeten erleichtert auf und fielen nach dem Abendprogramm übermüdet auf den Turnhallenboden. 06 wortsalat Ausbildung zum Menschenbändiger in nur 18 Monaten Die HAML bildet als einzige Akademie in Deutschland senderunabhängig Moderatoren aus. Die Ausbildung ist breit gefächert, doch aufgenommen wird nicht jeder. Von Michael Metzger N adine Kotré hatte an diesem Freitagmorgen keine leichte Au f g a b e. A l s M o d e r a t o r i n d e r Auftaktveranstaltung musste sie ein Publikum von 600 jugendlichen JMT-Teilnehmer fesseln. Eine große Herausforderung: Am Vortag zehn Stunden im Bus verbracht. Nachts in der Turnhalle mehr gefeiert als Unter freiem Himmel: Moderieren ist nicht nur Arbeit geschlafen, morgens um halb sieben aus dem Schlaf gerissen. „Als ich das erfahren habe, verabschiedete ich mich schnell von der Überlegung, eine seriössteife Moderation hinzulegen“, meint die 21jährige Nachwuchsmoderatorin. „Mir war klar: Um dieses Publikum zu begeistern, muss es eine frische, spritzige und interaktive Moderation sein.“ Im Vorfeld zu wissen, welchem Publikum man gegenüber stehen wird, sei wichtig für einen Moderator, sagt Nadine Kotré. Das hat sie an der „Hanseatischen Akademie der Medien Lübeck“ (HAML) gelernt – der einzigen Akademie die sender unabhängig zum Moderator ausbildet. Einer ihrer Dozenten ist Markus Tirok. Neben seiner Dozententätigkeit an der HAML arbeitet er unter anderem für die ARD und gibt Moderations-Crash-Kurse. Von ihm wurden nahezu alle JMTDiskussionsleiter geschult. In den Moderatorenberuf ist er hineingeschlittert – klassisch für die Branche: „Schon während der Schulzeit habe ich Artikel für unsere Lokalzeitung verfasst“, erzählt er. „Dann entstanden Kontakte zu einem regionalen Radiosender, wo ich irgendwann eine eigene Sendung bekam. Als ich einige Zeit später vor der Kamera landete, merkte ich: Hey, das ist mein Ding.“ Persönliches Coaching: Kritikfähigkeit ist ein Muss Hinzu kommen Praxiseinsätze wie die Moderation der Jugendmedientage. An der HAML unterrichten keine Professoren, sondern Menschen aus dem Berufsleben, wie Markus Tirok. Für die Studenten sind die Verbindungen zu den Dozenten oft die ersten Maschen eines eigenen Karrierenetzwerkes, bei dessen weiterer Knüpfung sie durch Kontakte der akademieeigenen Moderatorenagentur und die Ehemaligenbetreuung unterstützt werden. Ungefähr die Hälfte der HAML-Studenten haben bereits während ihrer Ausbildung feste Jobs bei Radio- oder Fernsehsendern. Viele der Nachwuchsmoderatoren könnten sich ohne Nebenjob ihr Studium gar nicht leisten: Als private Akademie verlangt die HAML 595 Euro Gebühren pro Monat. „Eine eigene finanzielle Förderung können wir bislang noch nicht anbieten“, erläutert Neff und rät deshalb: „Es gibt immer noch die Möglichkeit, sich bei privaten, gesellschaftlichen oder politischen Stiftungen zu bewerben.“ „Das ist eine in Deutschland nicht ungewöhnliche Laufbahn“, meint Carsten Neff, Geschäftsführer der HAML. „In Deutschland gibt es kaum Ausbildungsmöglichkeiten zum Moderator.“ In Deutschland, so Neff, würden die Sender ihre Talente selbst entdecken und in Eigenregie auf ein spezielles For mat „zuschneiden“. „Das führt dazu, dass Moderatoren schnell verbrannt werden und dann nicht in der Lage sind, sich auf andere Formate anzupassen. Dabei ist Moderator ein sehr vielfältiges Berufsbild“, meint Neff. „Man kann in verschiedensten Formaten in Hörfunk oder Fernsehen unterkommen, aber auch Tr a i n e e - P r o g r a m m e anbieten oder durch Events wie die JMTs führen.“ An der HAML erhalten die Nachwuchsmoderatoren deshalb eine breite Ausbildung. Neben dem schon obligatorischen Sprech- und Schauspielunterricht gibt es zum Beispiel das Kamera- und das Sendestudiocoaching. Dabei handelt es sich um eine individuelle Beratung, um die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Hohe Kritikfähigkeit ist deshalb ein Muss – wer zu eitel ist, fällt schon beim Bewerbungsverfahren. Weitere Teile der Ausbildung: Eine Einführ ung in die journalistische Arbeit, eine technische Ausbildung, die Vermittlung von ganz pragmatischen Dingen wie Vertrags-, Steuer- oder Versicherungsrecht. Ehe sich die Bewerber Gedanken um die Finanzierung der Ausbildung machen, müssen sie das Casting überstehen. Bewerben kann sich prinzipiell jeder, unabhängig von Schulabschluss oder Alter. Die Aufnahmekriterien? „Man muss die deutsche Sprache fehlerfrei beherrschen, ein gewisses Sendungsbewusstsein haben und darf nicht unbelehrbar eingebildet sein.“ Neff spricht aus Erfahrung: „Medienmenschen sind immer Individualisten. Uns ist aber wichtig, dass die Gruppe trotzdem zusammenpasst.“ Sobald in den Castings 20 geeignete Bewerber gefunden wurden, eröffnet die Akademie einen neuen Kurs – ganz spontan und unkonventionell. Ebenso unbürokratisch verläuft die Ausbildung. Neff: „Wir reagieren individuell auf die Bedürfnisse unserer Studenten. Ursprünglich hat eine Ausbildung 14 Monate gedauert. Doch das Konzept entwickelt sich kontinuierlich weiter.“ Erste Maschen im Karrierenetzwerk Breite Ausbildung als Alleinstellungsmerkmal Das Motto während der gesamten Ausbildung lautet: So wenig Theorie wie nötig, so viel Praxis wie möglich. Die Lübecker Akademie bietet den Nachwuchsmoderatoren genügend Gelegenheiten, sich selbst auszuprobieren – in eigenen Fernseh- und Tonstudios, an digitalen Audio- und Videoschnittplätzen und bei einem eigenen Campusradio. Für Nadine Kotré hat sich die Ausbildung schon gelohnt: „Ich bin viel selbstsicherer geworden. Durch das persönliche Training habe ich erfahren, wo meine Stärken liegen und wie ich diese ausbauen kann.“ JMT-Teilnehmer sollten sich ihre Stimme merken – sicher wird man sie noch oft in Radio und Fernsehen hören. Per Casting in die HAML infokasten Wer sich zum Moderator berufen fühlt, kann sich im Internet und unter: http://www.moderator-werden.de für ein Casting der HAML bewerben. Das nächste Casting findet am Montag, den 15. November statt. Der nächste Moderations-Studiengang beginnt zum 3. Januar 2005, der übernächste zum 1. April 2005. Die Ausbildung dauert 18 Monate. Pro Monat fallen 595 Euro Studiengebühren an. Hanseatische Akademie der Medien Lübeck in den Media Docks Lübeck Willy-Brandt-Allee 31a D - 23554 Lübeck Telefon: (0451) 2803-4567 Fax: (0451) 2803-4555 EMail: [email protected] Vier in einem! Ein Interview mit Carsten Neff dem Geschäftsführer der HAML, über die Ausbildung zum Videojournalisten Ihre Akademie bietet eine Ausbildung zum Videojournalisten an – in dieser Form einmalig in Deutschland. Wie kam es dazu? Videojournalist ist ein neuartiges Ber ufsbild. Künftig muss im Fernsehbereich eine Person das leisten können, was früher vier Personen getan haben: Als Redakteur arbeiten, den Beitrag filmen, der eigene Licht- und Tonassistent sein und den Beitrag am Ende nachbearbeiten. Der Beruf des Videojournalisten vereinigt diese vier Tätigkeiten miteinander. Darauf haben wir mit unserem Ausbildungsangebot reagiert. Wie kommt es, dass ein Mensch auf einmal so viel gleichzeitig tun muss? Diese Entwicklung hat zwei Gründe. Zum einen ist durch die Digitalisierung d i e Tech n i k vi el ei n fach er un d erschwinglicher geworden - um einen guten Film zu produzieren, braucht es heute kein großes Team mehr. Zum anderen zollt die Branche mit dieser Entwicklung der Medienkrise ihren Tribut: Früher war die teure Technik der wesentliche Kostenpunkt für Fernsehproduktionen, heute liegt das größte Einsparpotential beim Personal. Eine gefährliche Entwicklung, oder? Damit geht einiges an Qualität verloren. Ich sehe sowohl die Vor- als auch die Nachteile. Sicher: Dadurch, dass heute oft nur eine Person einen Fernsehbeitrag produziert, fehlt das Feedback im Team. Auf der anderen Seite bietet diese neue Situation auch große Chancen: Eine Person mit einer kleinen Kamera ist näher dran am Geschehen als ein ganzes Fernsehteam. Und: Dadurch, dass Technik erschwinglich wird, steht mehr und mehr die Story, also das journalistische Können des Autors, im Vordergrund. Das ist eine positive Entwicklung: Bei einem Buch fragt auch niemand, mit welcher Schreibmaschine es geschrieben wurde. Wenn die Technik so einfach zu bedienen ist: Was gibt es an der HAML überhaupt zu lernen? Die Mehrarbeit, die ein Videojournalist leisten muss, bringt eine große Belastung mit sich. An der HAML lernen die Studenten, damit umzugehen. Außerdem bereiten wir auf den erhöhten Marktdruck vor. Unsere Absolventen erhalten eine qualitativ hochwertige Ausbildung, so dass sie am Ende selbstbewusst sagen können: Ich mache das, was sonst vier Personen tun. Ich nutze die Chance, ein Ein-Mann-Team zu sein, und kann in vielen Situationen sogar flexibler und besser produzieren, als im Team. Allerdings – und das ist vielleicht das Wichtigste der Ausbildung – lernen die Videojournalisten auch ihre eigenen und die technischen Grenzen kennen. Denn genauso, wie es Themen und Formate gibt, bei denen das One-Man-Team im Vorteil ist, gibt es auch Situationen, in denen nach wie vor ein Team benötigt wird. Das Gespräch führte Michael linsensuppe 07 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München Schau mir in die Augen, Kleines! Bei der Kinopremiere auf den Jugendmedientagen am Donnerstagabend überraschte der französische Film „Schau mich an!“ die Zuschauer. Von Dominik Fronert A nders als womöglich viele erwartet hatten, gab es keinen Actionstreifen à la Hollywood sondern französisches Programmkino. Die Geschichte über Lolita Cassard, eine junge Frau aus Paris und zugleich Tochter eines einflussreichen Verlegers und Schriftstellers, begeisterte bereits die Jury bei den Filmfestspielen in Cannes `04. Dort erhielt der Film den Preis für das beste Drehbuch. Lolita ist mit sich und der Welt unzufrieden, weil sie nicht den Idealvorstellungen ihres erfolgreichen, eleganten und exzentrischen Vaters Etienne Cassard entspricht. ihnen gegenüber mit Besorgnis und es kommt zu zahlreichen Streitereien mit offenem Ende... Lolita hingegen verzweifelt an der jungen Frau ihres Vaters, da diese oftmals für ihre Schwester gehalten wird. Außerdem schockiert sie es, dass Menschen sie ausnutzen um den einflussreichen Vater kennen zu lernen. höchstes Ziel ist es ein eigenes Konzert zu geben. Nach langem Zögern des Vaters seine Tochter auftreten zu lassen, tritt Lolita mit der Operetten-Gruppe in einer Kirche auf. Trotz glänzender Stimmen schläft das Publikum während der Vorstellung fast ein. Zum Entsetzen der Familie verlässt Etienne bereits am Anfang der Vorstellung den Saal. Sébastian zu einer Liebesbeziehung. Doch wegen ihrer Verbittertheit behandelt sie ihren Freund häufig ungerecht und abweisend. Der Film glänzt durch viel Humor, Sarkasmus und kreative Dialoge zwischen den verschiedenen Monolog: Charakteren. Für französische Filme Etienne ist nur mit geradezu klischeehaft spielen viele sich beschäftigt Sie steigert sich in Selbsthass und bricht regelmäßig in Weinkrämpfen zusammen, bedingt durch den Druck ihrer Familie. Sie gründet eine Gesangsgruppe und ihr Französisches Programmkino Szenen an typischen Orten wie dem familieneigenen Landhaus oder einem Pariser Café. Der spielerische Umgang mit dem „typisch Französischem“, Unterhaltsame Familientragik Lolita versucht hoffnungslos Schauspielerin oder Sängerin zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, nimmt sie bei der Gesangslehrerin Sylvia Miller Unterricht. Diese ist ebenso wie Etienne von der Unfähigkeit ihrer Schülerin überzeugt. Allerdings bringt die Bekanntschaft zu Lolitas Vater -Sylvias Manneinem chancenlosen Schriftsteller – schnellen E r f o l g. I m Ve r l a u f d e s F i l m s z e i ch n e t sich immer mehr die Gleichgesinntheit der zwei erfolgsberauschten Männer ab. Sowohl Pierre als auch Etienne haben abseits ihrer typisch französischen Tugenden einen Hang zur Exzentrik und Selbstdarstellung. Beide Ehefrauen betrachten das entfremdende Verhalten ihrer Männer Nach dem Konzert ändert sich Lolitas Freundschaft mit dem jungen Journalisten Irgendwo zwischen Big Brother und den Autobahnrasern Auf den Jugendmedientagen sind junge Journalisten nicht nur in eigener Bildungssache unterwegs, sondern werden teilweise selbst zum Thema der Berichterstattung. Von Anna Schraven M it Michael begeben sich eine Redakteurin, eine Kamerafrau und ein Tonassistent auf journalistische Spurensuche. Das Filmteam der afk heftet sich an diesem Wochenende an die Fersen des JMT-Teilnehmers. Doch wer verbirgt sich hinter dem Kürzel afk? Die „Aus- und Fortbildungskanäle“ sind Auf Schritt und Tritt: Michael und „sein“ Team eine gemeinnützige GmbH gefördert von PRO7, Sat1, dem Mediencampus, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und vielen anderen Medienunternehmen. Wer nach Abi oder Studium mal für einige Monate in die Fernseh- und Hörfunkproduktion reinschnuppern möchte, kann dies bei afk tv und den zwei Radiosendern afk m94.5 und afk max tun. Den zurzeit 13 Praktikanten stehen technisches Equipment und professionelle Unterstützung zur Verfügung, um ihre Projekte von der Idee bis zum Beitrag selbständig umzusetzen. „Rausgehen und üben, üben, üben“ lautet die Devise. Eva Schuderer ist die Redakteurin des Beitrags „Auf den Spuren eines J M T-Te i l n eh m e r s “ . O bwo h l s i e schon seit über drei Monaten bei afk dabei ist, eröffnen sich in den letzten Tagen ganz neue Dimensionen der Berichterstattung für sie. „Ich komme mir hier manchmal vor wie bei einer Spiegel-tv-live-Reportage!“ Wie die Autobahnraser jagt das Kamerateam von einem Ende Münchens zum anderen, um jeden Termin ihres „Spurenlegers“ live mitzuschneiden. Sonja Heinrichs und Sebastian Loschert sind dabei für Kamera und Ton verantwortlich. Eine Minikamera haben sie dabei, die mit Hilfe eines futuristisch anmutenden Konstrukts auch bei Kamerabewegung in ruhiger Position gehalten wird. „Allerdings fällt mir nach einiger Zeit fast der Arm ab, so schwer ist diese neumodische Kamera“, stöhnt Sonja über ihren Filmeralltag. Auch für Sebastian sind die schnellen Location-Wechsel und die Hintergrundbedröhnung in den Hallen eine ständige Herausforderung. Selten wird Praktikanten so viel Eigeninitiative überlassen, doch es heißt auch eigenständig logistische Arbeit mit dem Zeitplan zu koordinieren, was besonders auf den JMT eine schwierige Aufgabe ist. Nach einer Woche schneiden und sichten werden die vier Tage Recherche zu einem 5bis10-minütigen Beitrag verarbeitet. Zu sehen ist der gesamte Bericht über die Jugendmedientage am 5. November von 21 bis 23 Uhr beim Münchner Sender cityinfo-tv. Reinschauen lohnt sich bestimmt! Lippe_244x368NEU_TZn 22.10.2004 11:54 Uhr Seite 1 GREY74807Lippe_244x368NEU_TZ personalabteilung 09 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München Good bye, Niveau Medienkrise? Welche Krise? Die Angst vor einem Qualitätsverlust in den Medien steigt weiter. Von Christoph Mers T rash TV boomt. Schon wieder gehen Stars in den Dschungel, um so schnell wie möglich wieder rauszukommen. Und RTL 2 will demnächst Bewohner lebenslang in den Container schicken. Die BoulevardPresse zieht eifrig mit und liefert die gewünschten Schlagzeilen. Gleichzeitig steigt die Angst vor einem Qualitätsverlust in den Medien. Während das Fernsehen trashige Trends setzt, kämpft die seriöse Presse um Auflage. Eingespart wird dann auch beim Personal. Die Folge: Journalisten stehen unter zeitlichem und ökonomischem Druck. Dieser führt sie in ein Dilemma. Sie haben weniger Zeit, sollen aber genauso viel recherchieren wie vorher. Und am besten auch noch neue Leser gewinnen. So verschieben sich Ziele und Werte. „Quo vadis, Niveau?“ Dieses Problem diskutierten Vertreter aus den Medien am Samstagnachmittag. Sie erörterten unter dem Thema „Qualität vs. Geldbeutel – Quo vadis, Niveau?“ Gründe für diese erschreckende Entwicklung und Möglichkeiten zu deren Überwindung. Wie zeichnet sich überhaupt guter Jour-nalismus aus? Für Christian Füller von der „taz“ ist es eine durchweg provokative Haltung g eg enüber den Regiereg enden sowie auch gegenüber den Lesern: „Ein gutes Medium muss W i d e r s p r u ch b e i m Leser hervorrufen und muss für Regierende sog ar ner vig sein.“ D e r Te x t e r u n d Kolumnist Reinhard Siemes definiert das Ideal des Journalismus in Form und Inhalten: „Ich sehe die Sprache als Transportmittel, d i e m i t H i l f e vo n messerscharfen Recherchen dem Leser eine gute Geschichte vermitteln soll.“ Ideal hin oder her: Es geht wirtschaftlich bergab, besonders im Zeitungsgeschäft. Finanzielle Einbußen entstehen nicht nur durch zu wenig Werbung, sondern auch durch die schwindende Leserschaft. Zudem gibt es immer noch sehr viele Zeitungen auf dem Markt, die um Anteile kämpfen. Der durch knallharte Einsparungen entstehende Verlust an Qualität äußert sich in vielfältiger Hinsicht. Angemessene Recherchen bleiben auf der Strecke, Tiefgründigkeit weicht Oberflächlichkeit. Zeit wird zum knappen Gut, in der möglichst viel zu Papier gebracht werden muss. Um finanzielle Einbußen so gering wie möglich zu halten, steigt die Gefahr von medienübergreifenden Aktionen. Printmedien preisen häufiger aktuelle Fernsehproduktionen an. Weitere Kooperationen werden eingegangen, um Geld in die Kassen zu spülen und um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dass diese oder ähnliche Formen von Schleichwerbung nichts mehr mit journalistischen Idealen zu tun haben, liegt wohl auf der Hand. Lange bestimmen nicht mehr intensiv recherchierte, gute Geschichten die Medienlandschaft, sondern vielmehr profitorientierte, preisgünstige Formate. Dabei kommt es nicht selten vor, dass Menschen zum bloßen Objekt herabgewürdigt werden. „Die Menschenwürde ist in den Medien nicht geschützt“, beklagt Stephan Weichert, Gründer und Herausgeber des Medienmagazins „Cover“. Passiert so etwas tatsächlich, muss man sich ernsthaft Gedanken über die Funktion Informationen liefern.“ Das Problem, das Problem zu lösen Wie lässt sich diese Entwicklung a u f h a l t e n ? S t e p h a n We i c h e r t sieht Möglichkeiten, qualitative Berichterstattung zu fördern. Er setzt auf übergeordnete Organisationen. „Es muss einen Medienrat geben, der Richtlinien festl egt un d Q ua li tä tssta nda r d s setzt.“ Dieser müsse Vertreter aus allen Altersstufen umfassen, um jeder Zielgruppe gerecht werden zu können. Uwe Barfknecht hält diesem Vorschlag jedoch die Gefahr der Zensur entgegen. „Es darf in einem demokratischen Staat nicht zu einer Zensur kommen.“ Seiner Meinung nach müsse Druck nicht von oben, sondern von unten kommen. „In einer Demokratie bestimmen wir den Qualitätslevel, indem wir entscheiden, was wir kaufen und lesen.“ Viele Fragen werden die nächsten Jahre prägen: Wird Qualität der Profitgier weichen? Wird sich das Verhältnis zwischen objektivem, kritischem Journalismus und oberflächlichen, unreflektierten Darstellungen ausbalancieren? Werden das Fernsehen und der immer erfolgreichere Online- Stephan Alexander Weichert ist mit 31 Jahren bereits Chefredakteur und Herausgeber des von ihm gegründeten Medienmagazin Cover. Auf den Jugendmedientagen diskutierte er zum Thema „Qualität vs. Niveau“. Herr Weichert, sind Sie wahnsinnig? Hm, eine gewisse Portion Wahnsinn ist sicherlich gesund. Das gehört bei kreativer Arbeit immer dazu. Ich sehe das eher idealistisch. Sie haben inmitten der großen Medienkrise den Nerv bewiesen, ein Medienmagazin auf den Markt zu werfen. Ist das kritische Reflektion oder Mitjammern auf hohem Niveau? Das letztere machen wir sicherlich nicht. Ich sehe die anhaltende Krise eher als eine sehr gute Chance für ein Fachmagazin. In einer Taldurchfahrt wie dieser verlangt der Leser nach Qualität. Diese liefern wir mit Cover. Cicero, Brand Eins und jetzt Cover. Gibt es also auch in Krisenzeiten einen Markt für AvantgardeMagazine? Die Aufzählung in dieser Reihe fasse ich als großes Lob auf. Cover gibt es schon seit dem Jahr 2001 an der Hamburger Uni. Der Markt für Fachmagazine ist zur Zeit sehr gut. Wir bedienen eher spezielle Interessen als eine breite Masse. In der Bandbreite dieser neuen Magazine werden auch formal neue Wege gegangen. Sind die klassischen Stilformen, wie Reportage, Glosse oder Kommentar nicht mehr zeitgemäß? D o c h , n a t ü r l i c h . Vo r a l l e m i n d e n Qualitätszeitungen. Uns geht es bei Cover eher um die Meinung der Autoren. Daher auch unser Ansatz: Wir sind kein typisches Fachblatt mit großer Leserschaft, sondern eher ein Autorenmagazin für interessierte Menschen. Sie schreiben gerade Ihre Doktorarbeit über den 11. September 2001 als Medienereignis. Hat sich der Umgang der Menschen mit Medien seitdem grundlegend verändert? der „vierten Macht im Staate“ machen. Uwe Barfknecht vom „Focus“ sieht die Qualität der Medien in der Zukunft stark gefährdet: „Bestimmen bald Unternehmensberater die Inhalte der Medien?“ fragt er. Reinhard Siemes will diese Tendenz nicht zu sehr dramatisieren. Er führt die große Medienvielfalt auf: „Wir haben eine Vielzahl von Sendern, Zeitungen und Zeitschriften, die qualitative Sorgenvoll: Journalis-mus den Journalisten Tages-zeitungen bangen um ihre den Nähr-boden Zukunft entziehen? Letztendlich nimmt der Konsument Einfluss auf die Entwicklung und bestimmt durch seine Entscheidungen die Zukunft der Medien in entscheidendem Maße mit. Ich glaube schon. In meiner Promotion geht es jedoch eher um die Medieninhalte. Hier hat sich viel geändert. Durch die Nachrichten erfahren wir von Terrorismus täglich. Die Terroristen verstehen es aber auch neue Kanäle, wie das Internet, zu instrumentalisieren. Durch den uneingeschränkten Zugriff auf Erpresservideos und ähnliches gelangt die Nachricht direkt zum ungeschützten Zuschauer. Das kann auch eine Gefahr sein. Das Motto der Jugendmedientage ist „Wissen ist Macht“. Was bedeutet das für Sie und Ihre Arbeit? Diesem Motto kann ich nur zustimmen. Wissen ist eine wichtige Voraussetzung zur Mitbestimmung. Unser Magazin Cover soll in diesem Zusammenhang, wie dieser Kongress, als Wissenspool dienen. Ziel ist es, nicht nur ein schönes Magazin zu erstellen, sondern kompetent Informationen und Wissen zu vermitteln auf das man jederzeit zugreifen kann. fruchtfleisch | wer waren die interessanten menschen auf den jugendmedientagen? „Ratschläge für das Studium bekommen“ Andreas Quaster (18), Aachen Es gab schon einige. Der Direktor der Münchener Journalistenschule, Dr. Brenner, zum Beispiel. Er konnte mir sehr gute Ratschläge für mein geplantes Studium der Politikwissenschaft in Kombination mit Journalistik geben. „Wie aus kleinem großes wird“ Paul W. Emde (16), Luwigshafen Der Andy von Häfft. Weil man beim Häfft-Redaktionsbesuch sehen konnte, wie aus einer kleinen Schülerzeitung ein eigener Verlag geworden ist. „Mehr privat als berufstechnisch“ Leonie Hesse (17), Nürnberg Es gab einige Interessante Menschen, aber nicht unbedingt berufstechnisch. Bei „on the roads“ und in den Workshops hat man dennoch sehr viel interessantes über das Leben und Arbeiten von Medienmachern erfahren. „Volontärinnen als Vorbild“ Viktoria Schneider (17), Nürnberg Die beiden Volontärinnen von der Bundeszentrale für politische Bildung waren sehr nett. Jetzt will ich später unbedingt bei der bpb arbeiten. 10 road show Ich wollte mir nie einen Parmesanschneider kaufen Ortstermin: JMT on the roads in der NEON-Redaktion. Von Michael Metzger G roß ist der Raum mit den weißen Wänden und dem blau-melierten Teppichboden nicht - aber leer. Bis auf die 35 JMT-On-the-Roads-Teilnehmer gibt es hier nichts. Keine Stühle, keinen Tisch, keine Möbel. Nach einigen Minuten betritt Michael Ebert den Raum. „Sorry, wir sind so große Besuchergruppen nicht gewohnt – aber macht es euch doch bequem“, meint der Redaktionsleiter von NEON, dem neuen Jugendmagazin des STERN, während er sich im Schneidersitz auf den Boden setzt. „Wir haben uns für diese Redaktionsräume entschieden, weil man hier durchs Fenster klettern und im Garten Fußball spielen kann.“ Auf Grund des Schlafentzuges und dürftiger Verpflegung ist die Stimmung unter den jung en Medienmacher n angeschlagen. Ebert ist dies nicht entgangen: „Wahrscheinlich habt ihr erstmal andere dringende Bedürfnisse. Soll ich euch Apfelschorle bringen?“ Damit trifft er den Nerv der Gruppe. Als er mit zwei Getränkekästen zurückkehrt, wird er mit tosendem Applaus empfangen. Ganz so, als hätte er grade 35 Jugendliche vor dem Verdursten gerettet. Vielleicht hat er das ja wirklich. Kurz umreißt Ebert die Geschichte von NEON, oder: Die Geschichte vor NEON. Die Einstellung des jetzt-Magazins, der Jugendbeilage der Süddeutschen Zeitung, die eine Welle von Fan-Protesten nach sich zog. Und vergessen ist das jetztMagazin noch immer nicht. Die lauten Proteste, so Ebert, haben die Chefetage des STERN aufmerksam gemacht, die bald darauf an die mittlerweile arbeitslose Redaktion herantrat. Ebert und sein Kollege Timm Klotzek wurden gebeten, ein neues Magazin zu konzipieren. „Eine genauere Vorgabe hatten wir nicht. So verbrachten wir ein halbes Jahr damit, deutsche und ausländische Magazine zu analysieren und Marktforschungen zu studieren.“ Irgendwann haben Ebert und Klotzek herausgefunden, dass es auf dem deutschen Markt noch kein Magazin gibt, das junge Männer und Frauen gleichermaßen anspricht. Auf der einen Seite gebe es natürlich die einschlägigen Frauenzeitschriften mit dem Grundtenor: Wie besorg ich’s ihm richtig? „Für mich wäre es viel zu frustrierend, ständig so etwas zu lesen“, meint Ebert. „Und dann gibt es auf der anderen Seite Männermagazine à NEON: Professionell, doch ohne Stühle la so bringst du sie dazu, es ihr richtig zu besorgen. Von der Tendenz liegt mir das allerdings schon mehr.“ Aber etwas zu produzieren, das junge erwachsene Männer und Frauen gleichermaßen anspricht, ist sehr schwierig, da die Zielgruppe nicht eindeutig umrissen werden kann: Student oder Berufstätiger, Städter oder Dörfler? „Am Ende resignierten wir und dachten, wir schaffen das nie. Dies war eine Phase, in der wir sinnlose Besäufnisse als Geschäftsessen getarnt haben.“ Bei einem dieser „Geschäftstermine“, im AtomicCafé, schüttete ein Kollege Ebert sein Herz aus. „Der kam seit Jahren hierher, um Frauen für eine Nacht aufzureißen. Auf einmal hatte er keine Lust mehr, wegen dem Stress hinterher“, erinnert sich Ebert. „Er merkte, dass er was dauerhaftes wollte, eine Frau fürs Leben. Und sein Fazit war: Eigentlich sollte ich mal erwachsen werden.“ Ein Satz, der wegweisend für NEON werden sollte. Bei der Zielgruppe, die das STERN-Jugendmagazin anpeilt, zieht sich dieses Motto durch den gesamten Alltag. „Natürlich wollte ich mir niemals einen Parmesanschneider kaufen. Das kam mir einfach zu spießig vor.“, führt Ebert als Beispiel an. „Aber irgendwann stellte ich fest, dass ein Parmesanschneider doch ganz praktisch ist, wenn man sich nicht ständig die Finger abschneiden will.“ Das Konzept war geboren, die Chefetage zufrieden – Start frei für das neue Jugendmagazin des STERN. Ob die Fotoserie der OrgasmusGesichtsausdrücke in einer der letzten Ausgaben echt war? Die On-the-RoadsTeilnehmer stellen viele Fragen. „Naja, wir haben einen New Yorker Fotografen beauftragt, und in New York sind die Menschen geil darauf, in Magazinen abgedruckt zu werden. Allerdings haben die Männer masturbiert, und die Frauen Dildos benutzt“, gibt Ebert zu. Einige weitere Fragen und viele Apfelschorlen später endet der Termin mit einer Führung durch die Redaktionsräume. Noch sind die Räume zwar nicht sehr liebevoll eingerichtet, aber das wird sich ändern, sobald mal ein bisschen Luft im Terminkalender ist“, meint Ebert. Gearbeitet wird auf schicken Apples, die Mitarbeiter sind aufgeschlossen und nett. Und es stimmt: Man kann mühelos aus den Fenstern auf den Rasen springen, um dort Fußball zu spielen. n o J MT Wer nicht fragt bleibt dumm Wie eine Fahrt ins Unbekannte ein spannendes Ende findet. Von Christina Werneke, Christoph Köckerling und Mareike Engels S AE, was ist das? Wir wissen es nicht. Trotzdem oder gerade deshalb machen wir uns auf den Weg zu dieser Station von JMT- On the Roads. Auf der Fahrt spekulieren wir über die Bedeutung der Abkürzung. Einer meint zu wissen, es sei eine Schule für Audiotechnik, ein anderer denkt, dahinter verbirgt sich eine Zeitschriftenredaktion. Je näher wir dem Ziel unseres Ausflugs kommen, umso größer wird die Spannung. Dann sind wir endlich da und wollen am Liebsten sofort unsere Neugierde gestillt wissen. Der Leiter und Lehrer Oliver Gesche begrüßt uns erst mal freundlich. School of Audio Engineering ist die Antwort auf unsere wilden Spekulationen. Damit sind wir nicht wirklich weiter gekommen, weil eigentlich immer noch keiner von uns weiß, was das denn nun ist. Aber wir erfahren es umgehend. Schließlich sind wir hier, um was zu lernen. Der Australier Tom Misner gründete 1976 die Schule als Ausbildungsstätte für Audiotechnik. Mittlerweile bildet sie allerdings auch Fachleute für Computer Animationen, Interaktive Webauftritte und mehr aus. Nach gut 30 Jahren sind ungefähr 40 Schulen weltweit entstanden. Davon befinden sich allein sieben in Deutschland. In diesen Schulen fertigen die Studenten eigene Homepages an, komponieren Filmmusik oder basteln Computer Animationen. Wer engagiert und mit viel Herzblut mitarbeitet, kann nach seiner Ausbildung ziemlich groß rauskommen. So war ein ehemaliger Student der SAE beispielsweise maßgeblich an der Entwicklung des Space-Taxis aus Bully Herbigs „Traumschiff Surprise“ beteiligt. Die Gr undkenntnisse für derlei Erfolgsstorys erlernen die Studenten in kleinen Klassen von max. 20 Personen. Selbständiges Arbeiten mit dem von der Schule zur Verfügung gestellten Equipment wird erwartet. Dadurch solle das im Unterricht erworbene Wissen vertieft und ausgebaut werden. Supervisoren helfen den Lernenden bei Fragen und Problemen weiter. „So lernen die Studenten die eigenständige Arbeitsweise.Im Berufsleben ist das besonders wichtig“, erklärt uns Oliver Gesche. Uns interessiert brennend was für Vorrausetzungen ein Bewerber bei der SAE mitbringen muss. Wird Abi oder Fach-Abi verlangt? Muss man voher Erfahrungen in Praktikas gesammelt haben? Oder ist sogar ein abgeschlossenes Studium notwendig? Zur unserer Überraschung erfahren wir, dass ein Realschulabschluss vollkommen ausreicht. Der Bewerber sollte allerdings durchschnittliche Computerkenntnisse besitzen und mindestens 18 Jahre alt sein. „Erst dann hat man genügend eigenen Willen und Disziplin um einen der drei Ausbildungsstufen abzuschließen“, meint Oliver Gesche. Und was sind jetzt die drei Ausbildungsstufen? Basic Media Certificate, Diplom-Level und DegreeLevel heißen sie, wie wir kurz darauf erfahren. Um das Basic Media Certificate zu bekommen braucht m Wer das Diplom-Level dessen Zeit bei der S Engineering verlängert 9 bis 18 Monate. Wer nicht von der SAE trenn weitere 12 Monate ver Degree-Level absolviere Dafür, dass wir vor z noch gefragt haben, wa Buchstaben verbergen nun diese Schule alle Der Haken wird uns alle schnell bewusst: Die SA Schule deren Abschlüs anerkannt sind. Deswe keine staatlichen Zus Kosten von bis zu 8000 finanziell absichern Tatsachen dämpfen uns mächtig. Wer jetzt allerdings eine Menge Geld für Abschluss ausgeben m daneben. Dass der A staatlich anerkannt ist, dass er in der Industrie k besitzt. Außerdem arbe der englischen Middl in London zusamme kann man auch den „B bekommen. Was bedeutet SAE? heute erfahren und dazu Zu unserer eigenen Übe wir diesen Termin doch und informativ. a o d r s ! e th road show 11 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München Raus aus den Tagungssälen, ab in den Medienalltag, heißt es für die JMTler am Freitag Nachmittag. Für ein paar Stunden tauchen sie ein in die Atmosphäre von Redaktionen, Studios, Journalistenschulen oder Druckereien. man ca. 3 Monate. noch dran hängt, School of Audio t sich um weitere sich immer noch nen will, kann um rlängern und das en. zwei Stunden uns as sich hinter drei mag, finden wir total spannend. erdings auch sehr AE ist eine private sse nicht staatlich egen gibt es auch schüsse, die bei 0 € die Studenten könnten. Diese sere Begeisterung denkt, dass man einen nutzlosen muss, liegt total Abschluss nicht , bedeutet nicht, keinen Stellenwert eitet die SAE mit lesex University en und darüber Bachelor of Arts“ ? Das haben wir u noch viel mehr. erraschung fanden h sehr interessant Und es gibt es doch: Das Licht am Ende des Tunnels Bin ich jetzt im Fernsehen? Von der viel beschworenen Krise der Medien ist bei der Deutschen Journalistenschule nicht viel zu spüren. Der Besuch in den ehrwürdigen Hallen stimmt optimistisch. Von Anna Schraven Zu Besuch beim Bayrischen Fernsehen. Von Julian Wilckens „N ur nicht den Mut verlieren!“, a uch wen n es a uf d em journalistischen Ausbildungsmarkt im Moment nicht rosig aussieht. Das ist doch mal eine Botschaft, die gerade aus dem Munde von Ulrich Brenner – Leiter und Geschäftsführer der Deutschen Journalistenschule e.V. – recht ermutigend klingt. Er, der schon selbst über 30 Jahre in der Szene aktiv ist, sollte es wohl wissen. Viel Zeit nahm sich der Journalist, um mit uns JMT-Teilis das Gebäude der Deutschen Journalistenschule in Münchens Innenstadt vom Dachstuhl bis zum Kellergeschoss zu erkunden. Computer- und Sitzungsräume, Cutterplätze und Hörfunkstudio. Den 45 Studenten, die hier in neun Monaten die Kunst der Zunft erlernen, wird einiges geboten. Print, Fernsehen, Hörfunk und Online-Journalismus werden teilweise in Kooperation mit dem Studiengang Kommunikationswissenschaften der Uni München gelehrt. Die Schule wird heute von 53 Trägern unterstützt, so dass die Studenten ein kostenloses Studium absolvieren können. Nach zwei Semestern Theorie schließt sich eine halbjährige Praktikumszeit an. Hierbei profitieren die angehenden Journalisten von den zahlreichen Kontakten der traditionsreichen Schule zu Medienhäusern in ganz Deutschland. Der Journalismusschule eilt ihr Ruf voraus. Ehrfürchtiges Schweigen hängt über der Gruppe, als die Sprache auf ehemalige Absolventen der renommierten Lehranstalt kommt. Es fallen Namen wie Günther Jauch und Barbara Maischberger. Auch Ulrich Brenner selbst begann seine journalistische Karriere in dem verwinkelten Gebäude. Seine beeindruckende Laufbahn zieren Stationen wie die Stuttgarter Zeitung, das Magazin der Süddeutschen Zeitung sowie das Kundenmagazin von BMW. Seit zwei Jahren ist er nun Ausbilder in München. Seit Gründung der Schule im Jahr 1949 haben ca. 1800 Journalisten ihren Abschluss erworben und den „Elitecharakter“ der Bildungsstätte mitgeprägt. Dieser Ruf haben nicht zuletzt die ber ühmt-ber üchtigten Aufnahmeprüfungen mitgeprägt. Einen tagelangen Bewerbungsmarathon mit Fragebögen und Auswahlgesprächen müssen die Anwärter über sich ergehen lassen. Die Tortur lohnt sich. Die DJS scheint das Sprungbrett in eine glitzernde Welt zu sein. Das schwarze Brett quillt über vor verlockenden Jobangeboten und Spiegel & Co klopfen manchmal sogar persönlich an, um nach neuen Redakteuren zu suchen. Ein hilfreiches Netzwerk spannt sich von diesem unscheinbaren Gebäude in die Welt und lässt die Schule zur Jobbörse werden. Doch steckt sehr viel Arbeit hinter dem Titel „Diplom-Journalist“, mit dem man sich am Ende schmücken darf. In Theorie und Praxis erhalten die SAE: Gut ausgestattete Räume. Kein Wunder bei einer Privatschule Schüler eine multimediale Ausbildung, die vollen Einsatz von ihnen fordert. Abgabetermine und Abschlussarbeiten prägen oft den Alltag, Nachtschichten und Wochenendarbeit sind mehr die Regel als die Ausnahme. Nach all diesen Informationen gibt es das eine oder andere betretene Gesicht in den Reihen der Nachwuchsjournalisten. So mancher fragt sich: Habe ich überhaupt eine Chance bei 600 Bewerbern jährlich? Die sind doch alle bestimmt viel besser als ich... Doch auch da kann Ulrich Brenner die Runde beruhigen. Die Journalistenschule ist „kein Königsweg“, versichert er. Auch das klassische Volontariat ist immer noch ein guter Weg gen Zukunft, doch muss man hier sehr genau auf die Ausbildungsangebote achten. Man sollte sich keinesfalls als billige Schreibkraft ausnutzen lassen! Grundsätzlich gibt Brenner den jungen Medienmachern den Rat, ein Studium abzuschließen und zwar ruhig etwas „fachfremdes“ zu lernen. Ein Germanistik- oder Journalistikstudium macht keinen guten Redakteur aus. Spaß am Fach und journalistische Praktika nebenbei sind da viel wichtiger.Der Nachmittag in der Journalisten Schule stimmt zuversichtlich. So düster schaut’s doch gar nicht aus. Jeder, der sich engagiert und kritisch bleibt, wird uns versichert, hat auch eine Chance seinen Traumberuf zu verwirklichen. W em eine steile K ar riere in Deutschlands Flimmerkisten vo r s ch we b t , ko m m t a n d e r d e r vier tg rößten Fer nsehanstalt, dem Bayrischen Rundfunk kaum vorbei. Auch wenn die Zielgruppe auf den ersten Blick mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren nicht gerade als die Erfüllung aller jungjournalistischen Träume erscheint. Nichtsdestotrotz bietet der Sender vielfältige Möglichkeiten für motivierte Journalisten. Von den gefürchteten Heimatfilmen bis hin zur Auslandskorrespondenz in Rom oder Tel-Aviv findet sich hier alles. Bis zum eigenen Fernsehbeitrag ist es ein langer, steiniger Weg. Wer in Bayern Fernsehen machen will, kommt an einer etwa sechs bis acht Monate dauernder Hospitation nicht vorbei. Welche mit Engagement und etwas Glück auch zu einem bis zu 15 Monate langen Volontariat und damit zu einem möglichen beruflichen Einstieg bei diesem Sender führen kann. Wie eigentlich überall wird ein abgeschlossenes (Fach)Studium und natürlich die Beherrschung des journalistischen Handwerks verlangt. Für eine spannende Aufgabe im Ausland sollte man selbstverständlich auch mehr als eine Fremdsprache beherrschen. Bayrische Sprachkenntnisse sind zwar zu empfehlen aber allen Gerüchten zuwider nicht obligatorisch. Für JMT-on-the-roads präsentierte der südlichste öffentlich-rechtliche Sender neben dem kompetenten Fernsehjournalist Georg Antretter den „Weltspiegel“Moderator Peter Mezger. Insbesondere für an der internationalen Arbeit interessierte Nachwuchs-Journalisten hatte er viele interessante Ratschläge und Anekdoten aus seiner abwechselungsreichen Laufbahn parat. Diese persönliche Note machte den Besuch für viele von uns hilfreich bei der Karriereplanung. A4 13.02.2004 15:08 Uhr Seite 1 Wir drucken Eure Schüler & Abizeitung “BEST-QU ALITY” Garantie “BEST-PRI CE” Garantie* Hotline: 07251 / 97 85-31 www.abistar.de * Wir garantieren für unsere Zeitungen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Solltet Ihr ein vergleichbares Angebot zu einem günstigeren Preis vorliegen haben, werden wir unser Angebot für Euch neu kalkulieren! DRUCK? HORN! Druck & Verlag massen 13 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München fruchtfleisch | Wie Bereits zum 18. Mal findet das bedeutendste Treffen der Medien- und Kommunikationsbranche in Europa statt. Dieses Mal lautet das gewöhnungsbedürftige Motto „Merging Media - Potenziale und Konsequenzen der Digitalisierung“. Von Ory Laserstein Z wischen riesigen Fahnenmästen und blau angezogenen Promotern, die einem gleich drei Handzettel andrehen wollen, bahne ich mir meinen Weg durch die den Eingang versperrende Menschenmasse. Vorbei an Männern in schwarzen Anzügen und abgewetzten Cordsakkos drängle ich mich in die Hallen der Medientage. Zirka 90 Aussteller und 6000 Besucher treffen sich vom 20. bis 22. Oktober in der Münchener Messe. Im kleinen öffentlichen Teil der Messe stellen Fernsehsender, Zeitungen und Radiosender aus. Für so manchen der Besucher sind die Stände Nebensache. Denn auf den Podien werden neuste Trends in der Medienbranche sowie der Einfluss der Medien auf die Gesellschaft debattiert. Denkbar kontrovers und spannend fallen die Diskussionen aus. Und es diskutiert nicht irgendwer. Die Eröffnungsrede hielt Dr. Edmund Stoiber und nach ihm betraten sämtliche Größen der Medienbranche die Podien. Deshalb herrscht an den Ständen der Aussteller Leere. Leere, die durch einen rot gekleideten Mann mit schwarzem Zylinderhut dekoriert wird. In seiner linken Roboter auf. Die so genannten TV-Lounges erfreuen sich reger Beliebtheit. Bequem auf Sesseln und auch auf Liegestühlen lümmelnd, haben Besucher wenig Interesse für weitere Angebote. Auch der Mann In seiner eigenen Welt Hand trägt er einen roten Plastikkoffer. Der Koffer in seiner Hand bewegt sich nicht wie man das bei den vereinzelnd schlendernden Besuchern beobachten kann. Wie ein großer Roboter schreitet der rote Mann ruckartig an den verlassenen Ständen vorbei. Auf seinem Gepäck prangt große Werbung eines Softwareunternehmens. Er starrt nach vorne als trüge er Scheuklappen. Sein Blick fixiert einen Punkt am Ende des Ganges. Selbst an den gut besuchten Ständen fällt der humane stellst Du Dir Deinen Weg in die Medienbranche vor? „Vom Praktikum direkt in den Job“ mit dem Zylinder zeigt kein Interesse am Geschehen. Schließlich kehrt er zu seinem Stand zurück und erstarrt zu einer Schaufensterpuppe. Nach wenigen Minuten geht ein Ruck durch der Glieder angespannte Stille und er setzt sich wieder in Gang. Der rotgekleidete Mann geht mechanisch in die nächste Halle. Auch hier beherrschen verlassene Stände das Szenario. Christine Helten (22), Aachen Ich habe jetzt ein 2 1/2 monatiges Praktikum bei einem Aachener Radiosender gemacht und hoffe jetzt, dort freie Mitarbeiterin zu werden. Wenn nicht, werde ich noch ein weiteres Praktikum machen. Höhepunkt am Ende Doch der Raum ist gefüllt mit Gemurmel, das mehr verspricht. Dem Raunen des Menschenschwarms folgend, erreiche ich das Opening der Jugendmedientage. Über 600 Teilnehmer befinden sich in dem hinteren Teil dieser zweiten Halle. In dem Gewühl verliere ich den roten Zylinderträger aus den Augen. Auf der Bühne wird gerade der bayrische Schülerzeitungspreis von Karl Freller verliehen. Anschließend ballen sich die Menschenmassen an einem langen Tisch um Essbares zu ergattern. Nach der Einteilung für die nächsten Workshops verlassen die Teilnehmer die Messe. Zwischen den nach draußen strömenden Massen strömt die Leere herein und ich kann wieder einen Blick auf die menschliche Maschine werfen. Der rotgekleidete Werbeträger bewegt sich nicht. An dem Stand, für den er wirbt ist er erstarrt. Das ist das Letzte was ich von diesen Medientagen sehe. „Ausbildung und Studium als Qualifikation“ Ina Hiller (18), Emsdetten Ich plane, zuerst eine Journalistenschule zu besuchen, weil diese eine praxisnahe Ausbildung anbieten. Anschließend möchte ich noch ein Studium absolvieren, um eine bessere Qualifikation zu erreichen. „Ich bin keine Krankenschwester“ Bascha Mika (50), ist die einzige Chefredakteurin einer überregionalen Tageszeitung in Deutschland. Auf den Jugendmedientagen diskutierte die taz-Chefin engagiert auf dem Panel „Frauen und Männer im Journalismus“. Politikorange traf sie anschließend zum Interview. Das Gespräch führte Stefan Steinacker Kampfgeist? Wir sind die beste über regionale Tageszeitung in Deutschland. Es zahlt sich vielleicht nicht aus, aber es rechnet sich. Ist Ihre Motivation also eher persönlicher Natur? Haben Sie diese in jungen Jahren auch im Straßenkampf verteidigt? Frau Mika, sind Sie eigentlich Masochistin? (lacht) Nein, weder Sado- noch Masochistin. Sie leiten seit sechs Jahren eine überregionale Tageszeitung, die verzweifelt auf der Jagd nach Abonnenten ist. Ihre Mitarbeiter arbeiten für die Hälfte des Tariflohns. Woher kommt Ihr Also, ich habe mich nie aktiv am Straßenkampf beteiligt. Ich war aber als Studentin oft auf Demonstrationen. Zum Journalismus bin ich auch nicht durch eine Bürgerinitiative gekommen. Ich habe zuerst eine Banklehre gemacht und anschließend Germanistik, Philosophie und Ethnologie studiert. Zur taz bin ich schließlich gegangen, weil sie eine unabhängige und vor allem kreative Zeitung ist. Hier kann man als Journalistin oder als Journalist viel machen und viel erreichen. Sie haben heute an einem Symposium zum Thema „Männer und Frauen im Journalismus“ teilgenommen. Sehen Sie in Programmen wie Gender Mainstreaming eine Chance zur Verbesserung der Chancengleichheit der Geschlechter im Journalismus? Nun, Gender Mainstreaming wie die Quotenregelung der taz kann nur eine Krücke sein. In einer, auf das Geschlechterverhältnis bezogenen, behinderten Gesellschaft wie unserer, braucht man aber gerade diese Krücken, damit die Menschen in Deutschland wieder laufen lernen. Das Ziel der Krücke ist ja die Unterstützung der schnellen Heilung. Und Sie sind als Chefredakteurin die Krankenschwester? Nein. Ich kann und will auch keine Krankenschwester sein in dieser Hinsicht. Sie haben aber 1998 eine „kritische Biographie“ über Alice Schwarzer veröffentlicht. Wo sehen Sie eine verbesserte Entwicklung im Geschlechterkampf der letzten zehn Jahre? Es hat sich sehr viel getan. Durch Maßnahmen wie Quotenregelungen, Gender Mainstreaming und diversity trainings ist ein größeres Bewusstsein für diese Problematik in einer erweiterten Bandbreite der Gesellschaftsschichten entstanden. Die Gleichberechtigung und die Chancengleichheit, sowie das ausgewogene Verhältnis zwischen Mann und Frau sind heute ein wichtiges Erfolgskriterium für unsere Gesellschaft geworden. Das Motto der diesjährigen Jugendmedientage ist „Wissen ist Macht“ – was bedeutet dieses Motto für Sie persönlich und gerade für die taz, die jeden Tag als einzige Zeitung „die Wahrheit“ schreibt? Wissen ist ein Schlüssel, der viele Tore öffnet. Es ist ein Schlüssel für unsere Gesellschaft. Besonders ethnische Gruppen und Migranten in Deutschland legen viel zu wenig Wert auf Bildung und Ausbildung, um sich in unserem Land zu profilieren. Aber auch in der 3. Welt ist Bildung ein Machtfaktor. Hier kann Wissen der Schlüssel zur Welt sein und die Qualifikation zum Anschluss an den Weltmarkt liefern. Für die taz ist Wissen ein wichtiges Merkmal ihrer täglichen Arbeit. Nicht nur Informationen liefern, sondern Wissen vermitteln, vor allem über unsere Schwerpunktseiten. Dies entspricht unserer Auffassung von gutem Journalismus: Analysen liefern, Debatten anregen und begleiten, Hintergrundberichte verfassen. Anzeige: Überlebenstraining für Jungjournalisten Studieren bei Macromedia Tipps und Tricks erhielten interessierte Teilnehmer für das Schaffen im Medienlabyrinth Deutschland. Von Dominik Fronert und Sarah Schmitt intensiv - persönlich - praxisnah Das Leben als Freier Angewandte Medienwirtschaft Bachelor of Arts*, 6 Semester Fachrichtungen � PR/Kommunikationsmanagement � TV�Production � Multimedia/Net�Production ab 07. März 05 Digital Media Designer/in Mediendesign und �entwicklung, Bachelor of Science**, 6 Semester ab 11. Okt. 04 und April 05 Film & Fernsehen Bachelor of Arts* Fachrichtungen Kamera, Regie, Schnitt und Ton, 6 Semester, ab 07. März 05 NEU: PR/Kommunikations� manager Bachelor of Arts* Studium, berufsbegleitend 6 Sem. ab 07. März 05 *in Kooperation mit der AMAK AG an der Hochschule Mittweida (FH) ** in Kooperation mit der University of Bradford/GB Ulrich Meyer Trotz der üblichen organisatorischen Schwierigkeiten begann der langjährige Journalist Bernd Mann den Workshop „Das Leben als Freier – von der Steuer bis zum Kontakte knüpfen“ pünktlich. Sein Vortrag behandelte die aktuelle Markt- und Jobsituation für freie Journalisten. Der Slogan „München, die Medienhauptstadt“ stimme nur noch bedingt, denn auch hier schreitet der permanente Abbau von festen Stellen in den Verlagen voran, sagte Mann. Er erklärte den schockierten Zuhörern: „Die Kirch Pleite im Jahr 2003 weitete sich zur generellen Medienkrise in der bayrischen Landeshauptstadt aus – mit dem Verlust von ca. 1.000 Stellen.“ Um trotz der Krise einen Job als Journalist zu bekommen, empfiehlt Mann viele Kontakte zu knüpfen und eine möglichst gute Ausbildung zu absolvieren. Journalistenbilder Hochmütig, hemmungslos und hartnäckig sollen sie angeblich sein, die Journalisten von heute. Oft werden sie von der Gesellschaft auf diese negativen Eigenschaften reduziert, aber entspricht das auch der Wahrheit? Sind sie wirklich bereit, moralische Werte für eine gute Story über Bord zu werfen? Oder sehen sie sich als seriöse Informanten ihren Lesern verpflichtet? Über diese Fragen machten sich die Teilnehmer des Workshops „Journalistenbilder in Literatur und Film“ mit Referenten Markus Behmer und Senta Pfaff Gedanken. „Oft werden Journalisten negativ dargestellt - als gesinnungslose Opportunisten bei Gustav Freytag, Schreibtischtäter bei Heinrich Böll oder für Kommunika-tionswissenschaft und Medienforschung. Gleichzeitig muss jedoch der Leser über eine gute Allgemeinbildung verfügen, um die Zeichnung decodieren zu können. Denn schließlich soll ein Karikaturist einen Beitrag zur Meinungsbildung leisten und den Leser zeitgleich unterhalten. Aktuelle Zeichnungen von amerikanischen Karikaturisten wie Jeff Danziger, David Horsey und Mike Peters wurden von den Jugendlichen interpretiert. Knieper zeigte sich begeistert vom Wissen und der Urteilungskompetenz der Jungjournalisten, die sofort jede Karikatur entschlüsselten, obwohl es meist um Themen der amerikanischen Politik ging. In den USA werden häufig Sprechblasen und Bewegungslinien verwandt, was in Deutschland noch als „Trivialisierung der Karikatur“ gilt. Äußerst kreativ zeigten sich die Teilnehmer bei der Erstellung einer eigenen Karikatur. Bezüglich des Klonens entwarfen sie eine imaginäre Zeichnung, die die Generalversammlung der Vereinten Nationen zeigen sollte. „Am Pult steht ein Redner, der einen Vortrag mit Argumenten gegen das Klonen hält“, erläuterte Michael B aus Celle. „Die Zuhörer sehen alle gleich – also geklont - aus. Gleichzeitig stimmen sie aber dem Redner zu“, so der 17Jährige. „Leider hatten wir jedoch viel zu wenig Zeit für diesen Workshop“, sagte er. Genauso begeistert zeigten sich auch die anderen Zuhörer, die gerne noch länger geblieben wären. Recherche Für alle journalistischen Stilformen ist eine gute Recherche das A und O. Denn eine umfangreiche Recherchearbeit ist eine wichtige Grundvoraussetzung reizvoll machen sollte. Anschließend lauschte das interessierte Publikum den sieben Tipps für eine perfekte Headline. Regel eins nannte er „Der andre Dreh“ und präsentierte die Headline der taz zur Homosexuellen-Ehe: „Homos droht der Eheknast“ als gutes Beispiel. Als zweite Regel gilt das kreative Erfinden von Wortspielen. Der dritte wichtige Tipp fordert auf, metaphorische Bilder in neue Zusammenhänge zu stellen, sprich bildliche Assoziationen und Zusammenhänge zu erschaffen. So titelte zum Beispiel eine italienische Tageszeitung „Monster Schumi verschlingt Formel 1 “ . Au ch Wo r t n e u s ch ö p f u n g e n (Neologismen) seien mögliche Mittel für den einfallsreichen Redakteur. Die sechste Regel behandelt das „Klauen“ aus bekannten Werken. So titelte beispielsweise die FAZ zeitweise in ihrem Feuilleton mit Donald DuckZitaten. Als letzte Faustregel gilt es, die menschlichen Bedürfnisse des Lesers anzusprechen. Sicherheit, körperliche und soziale Bedürfnisse würden die Menschen immer interessieren, so Jochen. Grundsätzlich gilt: immer kreativ sein, „Eye-Catcher“ produzieren und „knackig und attraktiv“ zu titeln. Ebenso wie die anderen Teilnehmer war die 22-jährige Sibylle Schikora: „Ich fand es sehr informativ und es wurden viele gute Beispiele genannt. Für mich war der Workshop auf jeden Fall inspirierend und gibt mir neue Ideen“. Online-Journalismus Der Workshop „Online-Journalismus“ der zwei jungen Redakteure Michael Hartung und Janos Burghardt bot dem Publikum viele konkrete Tipps. Das Berufsbild eines Online-Journalisten Sat 1 - Moderator Ulrich Meyer eröffnet das Wintersemester 2004 der Studiengänge Angewandte Medienwirtschaft Säufer wie in Tom Wolfes „Fegefeuer der Eitelkeiten“, erklärte Behmer. Das Fazit der Teilnehmer besagte, dass es neben den negativen Beispielen der Literatur auch in der Realität positive gibt. Zu welcher Seite sie in Zukunft zählen werden, müssen sie noch selbst herausfinden. Richtig karikieren Studieren bei Macromedia heißt Umgang mit professioneller Technik für Aufnahme und .Nachbearbeitung. Tel: 0800/macromedia (gebührenfrei) macromedia akademie für neue medien münchen: telefon 089/54 41 51 - 0 stuttgart: telefon 0711/28 07 38 - 0 köln: telefon 0221/3 10 82 - 0 [email protected] www.macromedia.de Als brutale Hyänen und gierige Geier werden Journalisten in zahlreichen Karikaturen dargestellt, fanden die jugendlichen Teilnehmer des Workshops „Richtig karikieren“ heraus. Überzeichnet, pointiert, böse und zynisch werden die Stereotypen den Lesern präsentiert. Doch was macht eigentlich eine gute Karikatur aus? Aktualität, politischer Bezug und persönlicher Kommentar spielen bei der stellungnehmenden, politischen Karikatur eine große Rolle. „Zum einen ist es wichtig, dass der Karikaturist ein Thema, an dem er Kritik übt, ausführlich recherchiert. Dann kann er seine Technik festlegen und Symbole oder Allegorien einbauen“, so Referent Dr. Thomas Knieper vom Institut für das Gelingen und die Qualität eines jeden Textes. Anhand von Beispielen aus zahlreichen Tages- und Boulevardzeitungen verglichen die Teilnehmer des Workshops „Recherche“ die Arbeitsweise der Autoren und deckten Fehler sowie argumentative Lücken auf. „Für den eigenen Artikel ist es essentiell, dass ihr Informationen gegencheckt und euch auf keine Quelle hundertprozentig verlasst“, unterstrich Ingmar Cario, Vorstandsmitglied des „netzwerk recherche e.V.“. Am Verlässlichsten seien Mitteilungen aus erster Hand. Weiterhin gab er den jungen Schreiberlingen praktische Tipps, wie sie effektiv und zeitsparend recherchieren können. Überschriften Sehr praxisorientiert ging es in dem Workshop „Überschriften“ des Studenten Jochen Markett zu. Das oberste Ziel der Überschrift sei natürlich, Aufmerksamkeit zu erregen. Zu den Grundregeln der Überschrift erklärte Jochen, dass sie den Text nicht verfälschen, verständlich und zugleich sowie die Struktur und Erstellung einer eigenen Homepage wurden ausführlich besprochen. Zum Online-Journalismus zählt für die zwei Referenten auf jeden Fall das Redaktionssystem CMS und ein geregelter Arbeitsablauf. Ebenso wurde ein Einblick in die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten eines eigenen Online-Angebots gewährt. Zu den wichtigen Tipps zählt die Interaktivität der Homepage – O-Töne, Fotos, Foren, Leserbriefe und Chats mit Experten binden den User. Die zwei Gründer des Stuttgarter YAEZ-Verlags boten den Teilnehmern die Umschreibung eines aktuellen Tagezeitungsartikels in einen Online-Artikel an. Die praktische Übung wurde gerne erledigt, so berichtet die 21jährige Jasmin Bauer: „Der Workshop ist sehr informativ, praxisorientiert und ich bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin“. Zu den Regeln des Online-Journalismus zählen die Impressumspflicht und das legale Erwerben der Fotos. Die Referenten waren nach dem Workshop ebenso zufrieden: „Die Teilnehmer waren sehr aktiv und haben schon konkrete Ideen und Planungen“. djungle kämpfe 15 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München Verlängerung nicht nötig. Medienstadt München. Aber die Konkurenz schläft nicht. Über Fortschritt, Fakten und Innovationen. Von Julian Flohr 3 :2. So lautete das Ergebnis der Bundesliga-Partie zwischen Hertha BSC und dem FC Bayern München. Erstaunlicherweise lassen sich Parallelen zur Welt der Medien erkennen. Auch hier liefern sich München und Berlin ein prestigeträchtiges Duell – ohne Fouls. Ende April diesen Jahres ging die Bundeshauptstadt in Führung. Denn der Musiksender MTV verlagerte seine Europa-Zentrale von München nach Berlin. Dor t entstand ein maßgeschneiderter, 4,7 Millionen Euro teurer Studiokomplex im Rahmen des Projektes „media spree“. 1:0! Sony in Berlin? Der zweite „Global Player“ folgte sogleich und erhöhte auf 2:0. „Ick bin een Berliner“ darf fortan auch „Universal Music“, der größte Medienkonzern weltweit, von sich sagen. Petra Müller, Geschäftsführerin der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, meinte gegenüber der Berliner Morgenpost: „Universal, Sony, Popkomm, MTV und die spannendste Clubszene Deutschlands - Berlin ist auf dem besten Weg, Musikhauptstadt zu werden“. Recht hat sie: In Berlin trifft sich die Szene auf der djv_122_184 lay def. Musikmesse, sowie auf der alljährlichen „Echo“-Preisverleihung. In Berlin werden zwar die Trends geboren, doch im Verhältnis zu anderen deutschen Städten herrschen preiswerte Lebensbedingungen und niedrige Mieten, was wie im Fall Sony ausschlaggebend für die Standortwahl sein kann. Im September 2004 wanderte Sony Music, frisch fusioniert mit BMG, nach München ab. Somit verkürzte München durch Sonys Ansiedlung auf 1:2. Berlin setzt noch einen drauf. Nirgendwo anders studieren so viele junge Menschen medienorientierte Studiengänge. Auch bei Serien und anderen TV-Produktionen ist der Drehort Berlin Nummer Eins vor Hamburg und München. Die Begegnung scheint bei einem Stand von 3:1 entschieden! In Sachen Ausbildung konter t Karl Freller vor der versammelten Teilnehmerschaft der JMTs mutig: „Immerhin 60 Ausbildungseinrichtungen kommen den Jugendlichen hier in München entgegen.“ Gemeint sind zum Beispiel die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF), die zwei universitären Institute sowie zahlreiche Fachhochschulen und spezifische Ausbildungsstätten. 21.10.2004 15:04 Uhr Ko n r a d B ay e r von der MarketingAgentur „g o to bavaria“ schließt sich an: „In München machen wir Journalisten dank der guten Ausbildung wirklich fit für den Markt. Die Unternehmen k ö n n e n somit auf qualifizierte Arbeitskräfte zurückgreifen“. Das formulierte Ziel der Agentur, „Bayern in die Welt hinauszutragen und Unternehmen und Fachpersonal hineinzunavigieren“ mutet realistisch an. Schließlich sprechen weitere Fakten für München, wo über 14 000 Medienunternehmen ihre Heimat haben. Bayer weiß um den Stellenwert vor allem der Mini-Unternehmen: „Für Fernsehproduktionen sind sie unersetzlich, denn kleine MedienAgenturen liefern beispielweise Specials, die Sender wie ZDF oder Premiere nicht allein herstellen.“ Seite 1 Anzeige: Deutscher JournalistenVerband (DJV) � wer wir sind? � Ihr kompetenter Partner in allen Fragen � wo wir stehen? � an der Seite von 41.000 Mitgliedern, die � was wir wollen? � � � � � Sprechen Sie mit uns: � Deutscher Journalisten-Verband Gewerkschaft der Journalistinnen und Journalisten Pressehaus 2107 Schiffbauerdamm 40 10117 Berlin Telefon: (030) 72 62 79 20 Fax: (030) 726 27 92 13 Mail: [email protected] � DJV-Geschäftsstelle Bennauerstraße 60 53115 Bonn Telefon: (0228) 201 72-0 Fax: (0228) 201 72 35 Mail: [email protected] www.djv.de rund um den Journalismus uns vertrauen Qualität im Journalismus faire Tarifverträge sichere Arbeitsplätze gerechte Honorare für Freie Perspektive für den Journalistenberuf Arbeiten um zu Leben Nicht zu vernachlässigen sind die g eog rafischen Faktoren, wobei sich München etwas fortgeschrittener präsentiert als die „Großbaustelle“ Berlin. Nach wie vor ist Berlin zwar die beliebteste Location für Film- und Fe r n s e h p r o d u k t i o n e n . A l l e r d i n g s wo l l e n d a s Leben und Arbeiten der Medienmacher in einer Stadt vereint werden: „München,“ so summier t Bayer, „gewinnt an Attraktivität durch sein üppiges Freizeitund Kulturangebot. Ein Ausgleich von Stress im Beruf und Entspannung in der Freizeit ist absolut gewährleistet.“ In Sachen Infrastr uktur kann sich München sehen lassen. „Der gut angebundene Bahnhof und der nahe Flughafen sowie kurze Distanzen im Allgemeinen erleichtern die Zusammenarbeit der Medienunternehmen enor m. Die Belohnung für gut geplante Rahmenbedingungen: Unter europaweit 3000 Wirtschaftsregionen hat das „Empirica Institut“ der Stadt München das Prädikat „Attraktivster Standort“ verliehen. Laut Umfrage sind 87 Prozent der Medienunternehmen mit ihrem Standort München sehr zufrieden oder zufrieden. Immerhin 23 der 100 größten deutschen Unternehmen haben ihren Sitz im Freistaat. Ähnliche Zufriedenheit herrscht in der Informations- und Blätterwald: Telekommunikationstechnologie (IT), Auch in München der in Bayern eine große Bedeutung wird es Herbst. zukommt. Dr. Otto Wiesheu, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, sagt im „Media Guide Bayern 2005“: „IT-Firmen können von diesen Rahmenbedingungen profitieren und tun dies erfolgreich“. Der Nachwuchs erkennt dies und InformatikStudiengänge im IT-Bereich erfreuen sich heute großer Beliebtheit. Wiesheu erklärt: „Bayern gehört zu den Top-ITStandorten weltweit. Über 20 000 ITUnternehmen beschäftigen circa 350 000 Mitarbeiter. Microsoft, Motorola, Apple, General Electric: Auch im IT-Sektor lockt München die Global-Players“. Starke Konzentration Nachdem Berlin in Bezug auf Film und Fernsehen gegenüber dem Konkurrenten aus dem Süden erstmalig in knappen Rückstand geraten ist, übertrifft München sämtliche Städte Deutschlands auf anderem Terrain umso deutlicher. München ist beispielsweise die Nummer Eins der Verlagsstandorte. Die circa 90 Redaktionen bieten eine unglaublich vielfältige Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften. Namentlich seien hier die Süddeutsche Zeitung, Bild und der Münchner Merkur genannt. Nirgendwo sonst in Deutschland existieren so viele Buchverlage. Übrigens: Allein New York kann den Bayern das Wasser reichen. Mit rund 3,6 Milliarden Euro trugen die bayerischen Rundfunkunternehmen in 2002 ganze 25 Prozent zum Gesamtertrag der deutschen Rundfunkwirtschaft bei. Dies belegt, dass Bayern als Rundfunkstandort die Tabellenführung inne hat. Schlägt man die Fernsehzeitung auf, so darf man sich sicher sein, dass ein Großteil der Programme in München entsteht. Die Liste ist schier unendlich: Mit dem Bayerischen Fernsehen, einem großen ZDF-Landesstudio, Pro 7, Kabel 1, Premiere, RTL 2, Neun live, DSF, Tele 5, Home Shopping Europe, MGM etc. konzentrieren sich neben einer Vielzahl an lokalen und regionalen Rundfunkund Fernsehanstalten auch Prominenzen der Branche in der Medienstadt. Karl Freller konstatiert kühl auf dem JMT-Opening: „In München sind wir besser als die in Berlin.“ Konrad Bayer wirkt entspannt: „München hat einfach den kulturellen Mehrwert.“ So sprechen wohl nur Fans, dessen Medienmetropole ihren Sieg letztendlich souverän herausgearbeitet hat. 4:3 - die Revanche für das Hinspiel ist geglückt. tutti frutti 17 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München ,,Ich hätt da ma ein Problem“ Workshop der besonderen Art: 20 Teilnehmer durften im Funkhaus von Antenne Bayern in die Rolle von Radiokomikern schlüpfen – und dabei selbst hinter dem Mikro stehen. Von Christoph Steinbach „K FZ-Notdienst Poguntke, schönen guten Tag“ „Ja, Müller mein Name, ich hätt da ma ein Problem. Ich hoffe, Sie können mir helfen. Wie bekomme ich einen ausgelösten Airbag wieder ins Lenkrad? Ich wollte ihn ausprobieren, habe eine Matratze in meiner Garage an die Wand gestellt und bin mit dem Auto dagegen gefahren.“ Das Muster ist bekannt: Ein kurioses Problem, ein Opfer und ein „verzweifelter“ Anrufer. Wer kennt die lustigen Telefonate, bei denen irgend ein ahnungsloser Bürger einem durchgeknallten Radiocomedian auf den Leim geht, nicht? Telefonverarschung i s t b e i d e n H ö r e r n d e u t s ch e r Radiostationen sehr beliebt. In die Rolle dieser telefonierenden ,,Spinner“, wie die kreativen Radiomacher im Fachjargon genannt werden, durften in dem Workshop ,,Comedy-Seminar bei Antenne Bayern“ 20 JMT-Teilnehmer schlüpfen. Unter der Leitung der Antenne-Moderatoren Johannes Ott und Philipp Melzer standen die Jugendlichen dabei selber im Studio und führten zum Beispiel Telefongesprächs im oben angedeuteten Stil. Oder produzierten, inspiriert durch Artikel der aktuellsten Bild-Ausgabe, Gags im Stile der Bullyparade. Allerdings nicht für die Augen sondern für die Ohren. ,,Kino für die Fantasie“ eben, wie Johannes Ott Radiocomedy bezeichnet. ,,Man muss versuchen, ein Bild in den Köpfen der Hörer zu erzeugen. So können verschiedene Geräusche des täglichen Lebens eine bestimmte Umgebung darstellen“, erklärt der 25-jährige Ravensburger, der seit März diesen Jahres bei Deutschlands größtem Privatsender mit durchschnittlich 700.000 Hörern pro Stunde hinter dem Mikro steht, in einem theoretischen Vorgespräch den jungen Medienmachern. Eine Anleitung, wie man Comedy macht, gäbe es allerdings nicht. ,,Man muss einfach ein Gespür dafür entwickeln“. Die ,,Radiokomiker für acht Stunden“ versuchten dies umzusetzen. So bekamen sie, neben dem tollen Gefühl, einmal selbst in einem echten Radiostudio stehen zu dürfen, mit aufgesetzten Kopfhörern und einem Mikrofon unter der Nase, am Ende des ganztägigen Workshops noch ihr Produkt auf CD gebrannt um auch ihre Mitmenschen damit zu erfreuen. So wird dieser interessante Workshop nicht nur im Gedächtnis, sondern auch in den Ohren bleiben. Und vielleicht sieht man ja einen der jungen Nachwuchsjournalisten in zehn Jahren als den neuen Michael Mittermeier in der Olympiahalle München. Die Frau am anderen Ende der Leitung klingt sauer. „Herr Richter“, sagt die Dame vom Bundespresseamt zu Mit-Organisator Björn Richter, „die Frau Ministerin steht ja noch gar nicht auf ihrer Homepage.“ Es ist der Vorabend der Jugendmedientage, und sollte die Dame Recht haben, so wäre das in der Tat unangenehm. Doch Björn Richter stutzt. Die Frau Ministerin? Es muss Bundesfamilienministerin Renate Schmidt gemeint sein. Aber ihr Staatssekretär hat doch schon vor Wochen abgesagt! Und Björn kann sich kaum vorstellen, dass nun die Ministerin als Vertretung des Staatssekretärs anreist. Doch die Dame am Hörer lässt sich nicht abwimmeln: „Das Bundesjugendministerium hat „MEDIEN UND DEMOKRATIE – (UN)GELIEBTE BEZIEHUNGEN?“ medienpolitischer Workshop beim Deutschen Bundestag, 29.11. – 03.12.2004 in Berlin 40 junge Journalisten blicken eine Woche lang hinter die Kulissen der Berliner Mediendemokratie. Sie hospitieren in Redaktionen, begleiten Hauptstadtkorrespondenten, diskutieren mit Spitzenpolitikern und besuchen Ausschuss- und Plenarsitzungen im Bundestag. Mehr Infos: http://bundestag.jugendpresse.de. 100 junge Medienmacher aus Sachsen-Anhalt kommen drei Tage zusammen. Sieben Workshops laden mit hochkarätigen Referenten von Mitteldeutscher Zeitung, Volksstimme oder Journalistenverband ein, Neues zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Dazu gibt es Diskussionsrunden und den Jugendpresseball, auf dem auch die „Goldene Feder“, der Jugendpressepreis für Sachsen-Anhalt, verliehen wird. Mehr Infos: www.jugendmedientreffen.de. sich bei mir beschwert.“ Björn ist ratlos. Hat die Organisation da was versäumt? Plötzlich hat er eine Idee: „Sagen Sie, kann es sein, dass Frau Schmidt nicht zu den Jugendmedientagen, sondern zu den Medientagen fährt!“ Missverständnisse lösen sich manchmal sehr leicht auf. Kaiser Franz Joseph JMT on the roads – das bedeutet: junge Medienmacher auf dem Weg zu den verschiedenen Medienanstalten Münchens. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man weiß, wo sich die Redaktionen befinden. Das gelingt leider nicht bei allen Gruppen. Ein Team sucht vergeblich das Gebäude von Radio Gong. Letzte Hoffnung: ein Anruf beim Orga-Team. „Ja, wir finden das hier nicht. Das muss doch hier irgendwo sein!“ „Wo seid ihr denn jetzt?“ „Wir sind in der Kaiserstraße.“ (Lachen im Hörer) „Das ist falsch. Ihr müsst in die Franz-JosephStraße.“ Kaiserstraße oder FranzJoseph-Straße! Ist das i n B ay e r n n i ch t e h dasselbe? Verwechselt: Medientage oder Jugendmedientage? kommt nach den jugendmedientagen? JUGENDMEDIENTREFFEN IN SACHSEN ANHALT 26.11. – 28.11.2004 in Halle Verrückt, was so alles passiert … Frau Ministerin fehlt termine | was Nettes Empfangskomitee Ein ICE aus dem Norden ist auf Gleis sieben angekommen. Ein groß gewachsener Junge im blauen T-Shirt steht mit einem Plakat „Jugendmedientage“ als Empfangskomitee am Info Point. Ein Mädchen kommt vom Gleis getrottet und blickt suchend um sich. Sie ist schwer bepackt mit Rucksack, Tasche und Tüte. Als sie den Jungen sieht, zeigen ihre Augen Erkennen. So gut es so schwer bepackt eben geht, beschleunigt sie ihre Schritte. Ihre Augen strahlen. Er sieht sie und lacht. Sie fallen sich um den Hals. Er dreht sie in der Luft. Sie lacht. „Jetzt kann’s ja nur noch nett werden“ sagt er. JUGENDPRESSELOUNGE AUF DEM BUNDESKONGRESS DER CDU 05.12. – 07.12.2004 in Düsseldorf Selten war es so spannend vor einem CDUBundesparteitag. In der Union gärt es, nicht nur im Streit mit der Schwesterpartei CSU. In Bundestag und Bundesrat ringen die großen Volksparteien um den richtigen Reformkurs. 30 junge Journalisten berichten live vom CDUParteitag und produzieren eine „politikorange“Veranstaltungszeitung. Mehr Infos: http://jpl.jugendpresse.de. Wundersame SMS Es ist Freitag Nachmittag. Nach einigen Turbulenzen sind in der vorigen Nacht alle Teilnehmer der JMT in München angekommen. Die Veranstaltung läuft inzwischen seit einigen Stunden, die Eröffnungsdiskussion ist längst beendet, die Lunchpakete sind verteilt. Da bekommt Teamleiter Andreas Weiland eine SMS auf sein Handy. „Hallo. Wollte mal fragen, ob ich auch erst in Mannheim in den Bus zu den JMT einsteigen kann. Sitze zuhause in Koblenz und warte auf deine Antwort. Danke!“ Der Bus und die Brücke Im Bus von Hannover nach München. Die Leute im Bus sind ziemlich laut, hören Musik, rufen durch die Reihen. Plötzlich verlangsamt der Bus die Fahrt, der Busfahrer greift zum Mikro und macht eine Durchsage: „So, jetzt sind mal alle ruhig! Wir fahren jetzt unter einer niedrigen Brücke durch. Ich muss hören, wann er anschrabbt!“ BUNDESWEITE JUGENDZEITUNG „SCHÜLER HELFEN LEBEN“ 19.11.2004 bis 21.11.2004 in Hannover Die Jugendzeitung wird Informationen über die Balkanregion, Projekte von SHL sowie den Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements für Hilfsprojekte enthalten und an alle Schulen Deutschlands geschickt. Und DU kannst dabei sein! DU kannst mit einem Artikel an allen Schulen Deutschlands erscheinen, ein intensives Redaktionswochenende mit SHLAktiven und einem jungen Profijournalisten verbringen und dabei eine Menge lernen und Spass haben. Du solltest schon ein bisschen journalistische Erfahrung mitbringen und Lust und Zeit haben, vom 19. - 21.11.04 ein Redaktionswochenende in Hannover zu verbringen! Bewerb dich möglichst schnell mit Infos zu deiner Person und einem Ausschnitt deiner Tätigkeit mit einer Mail an [email protected]. Veranstalter: Jugendpresse Deutschland Weitere Infos: www.jugendpresse.de 18 kontaktanzeige impressum politikorange – frisch, fruchtig, selbstgepresst [email protected] Die Politiktage der Bundesregierung im März 2002 werden niemals in Vergessenheit geraten. Weil sie so super organisiert waren? Das nicht, aber weil 20 junge Medienmacher aus ganz Deutschland aus der Idee, einer begleitenden Zeitung zur Veranstaltung, eine eigene, jugendliche Beteiligungsbewegung ins Leben riefen. politikorange - von Jugendlichen für Jugendliche, politikorange - ein Netzwerk zur Demokratieoffensive mit den Schlagworten informieren, motivieren und aktivieren. > Wer ist politikorange? Du bist politikorange! Du und viele andere engagierte junge Menschen, die an Medien machen und mitbestimmen interessiert sind. Bisher sind die Jugendpresse Deutschland, die Servicestelle Jugendbeteiligung, das Hausaufgabenheft „Häfft“, die KinderRÄchTsZänker und die BundesschülerInnenvertretung dabei. Aber schon viele andere Initiativen und Verbände haben Interesse bekundet, bei politikorange mitzuwirken. Nach der Gründung der europäischen Jugendpresse EYP ist politikorange auch im Ausland bekannt geworden. Der Gedanke dahinter hat junge Medienmacher in ganz Europa zu eigenen Initiativen inspiriert. Und wenn du mitmachen willst, egal ob als Einzelperson oder als Initiative, bist du herzlich willkommen. Politikorange lebt von deinen jungen Gedanken. Viele Jugendliche aus ganz Deutschland haben politikorange bereits mitgestaltet und teilen gern ihre Erfahrungen mit dir. Frische Ideen sind bei uns immer willkommen – trau dich! > Was ist politikorange? > politikorange.de - ist die Plattform für politikinteressierte, junge Menschen mit Datenbanken mit interessanten Projekten und Organisationen, Hilfen bei der Projektorganisation, Diskussionsforen zu verschiedenen Themen. > politikorange gibt es auch als Magazinbeilage in der Berliner Tageszeitung „taz“ - mit Artikeln aus Politik, Lifestyle, Szene, Medien und vielen wichtigen Infos zu Beteiligungsmöglichkeiten. Ihr seid dabei: Als Redakteure, Layouter oder Fotografen. > politikorange - die Zeitung. Bei Veranstaltungen entsteht innerhalb weniger Tage eine Zeitung, die die Veranstaltung kommentiert und begleitet. Noch vor Ort erhalten die Teilnehmer die fertige Zeitung. So zum Beispiel haltet ihr gerade die Zeitung zu den Jugendmedientagen 2004 in Händen. Veranstaltungszeitungen hat es zu Parteitagen, Messen und anderen interessanten Events gegeben. Unter politikorange.de und der Veranstaltungsrubrik auf Seite 17 erfahrt ihr, wo die nächste politikorange gemacht wird. Dort könnt ihr euch auch als Redakteure oder Teilnehmer anmelden. > politikorange - die Veranstaltungen. Veranstaltungen, die von Jugendlichen selbst organisiert und konzipiert sind, sollen nicht länger nebeneinander stattfinden, sondern in einen Zusammenhang gestellt werden. politikorange hat einen politischen Anspruch, will Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich eine Meinung zu bilden und diese natürlich frei zu äußern. Wenn du diese Ideen spannend findest und Lust hast, dich mit einzuklinken, melde dich einfach bei [email protected]. Ums mitmachen geht‘s. Bis bald. Das PolitikOrange-Team Die Zeitung zu den Jugendmedientagen 2004 ist ein Projekt des bundesweiten Netzwerks „politikorange“. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder. Die Verantwortung für die Anzeigen obliegt unseren Anzeigenpartnern und spiegelt nicht die politische Meinung der Redaktion wieder. Herausgeber und Redaktion: politikorange – Netzwerk Demokratieoffensive c/o Jugendpresse Deutschland e.V. (JPD) Grolmanstr. 52, 10623 Berlin Tel. (030) 39 69 519, Fax (030) 39 69 736 www.politikorange.de, [email protected] www.jugendpresse.de, [email protected] Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Gesche Roy (Saarbrücken), Mareike Engels (Leer) und Jochen Markett (Dortmund) Redaktion: Julian Flohr (Wahrenholz), Dominik Fronert (Düsseldorf), Christoph Köckerling (Köln), Ory Daniel Laserstein (Berlin), Benjamin Liese (Kassel), Christoph Mers (Stülow), Michael Metzger (Würzburg), Julian Michel (Wohratal), Ariane Rogge (Soest), Sarah Schmitt (Zornheim), Anne Spies (Hamburg), Stefan Steinacker (Köln), Christoph Steinbach (Kassel), Christina Werneke (Verl), Julian Wilckens (Hamburg) Layout: Jona Hölderle (Berlin) Bildredaktion: Christoph Köckerling, Michael Metzger Druck: Süddeutscher Verlag Auflage: 20.000 Exemplare Unser Dank geht an den Südeutschen Verlag, insbesondere an Herrn Klaus Josef Lutz (Geschäftsführer), Herrn Boguschewsky, Herrn Lorenz und die Unternehmenskommunikation. Und weiterhin vielen Dank an Mama Christian, der uns kulinarisch versorgt hat. Wobei kulinarisch Phillip nicht zu vergessen ist, womit wir beim dank an das gesammte Clash Team sind. erfüllungen 19 Zeitung zu den JugendMedienTagen 2004 22. bis 24. Oktober 2004, München In gewissen Fernsehserien schleppen junge, gut aussehende dauerrollige Tusen ständig Männer ab. Ich will auch. Ein Selbstversuch. ersuch mal, auf den Jugend- wieder enttäuscht. Von Gesche Roy medientagen einen attraktiven Langsam empfinde V Mann abzuschleppen. Geht gar nicht. Ich befinde mich im Mediendickicht München auf der Jagd nach frischem Fleisch für eine schlaflose Nacht. Folgendes begegnet mir Donnerstagabend im Großstadtdschungel: Die Organisatoren – alt genug, attraktiv und niveauvoll – haben keine Zeit. Und wenn sie Zeit hätten, bräuchten sie erst mal eine heiße Dusche, viele Stunden Schlaf und Körperpflege. Ich bin wollüstig, aber nicht wahllos. Bei den Helfern sieht dies nicht anders aus. Erschwerend kommt hinzu, dass Helfer grundsätzlich nur in Rudeln auftreten. Wie soll man da erfolgreich flirten? Als sich bei mir der erste Frust einstellt, kommen die ersten Teilnehmer mit den Zügen an. Die sind aber deutlich zu jung für mich. Außerdem haben sie eher Lust auf Essen als auf Frauen. Nach meinem frustrierenden Streifzug durch den Bahnhof und einem erfolglosen Besuch am Check- Inn fahre ich zur Jugendherberge und in die Turnhalle. Die ersten Busse sind da. Neugierig recke ich den Hals – und werde ich mich weder als gut aussehend noch als dauer-rollig. Eigentlich hätte ich der viel gelobten Jungen Partnervermittlung Deutschland (Deckname: Jugendpresse Deutschland) mehr zugetraut. Sonst ergibt sich doch auch immer irgendwas. Auf jedem Seminar, jeder Reportagefahrt und allen Mitgliederversammlungen gibt es immer ein inoffizielles Abendprogramm. Das fängt irgendwo bei Flirten an, hat dann Zwischenetappen wie Kuscheln und Knutschen, und unter Umständen hört es erst am nächsten Morgen wieder auf. Das Minimum dazu: zwei Leute und ein Bett. Muss man alles mal erlebt haben. Nur ich anscheinend nicht. Nicht dieses Wochenende. So ganze ohne Erfolgserlebnis macht das alles keinen Spaß. Ich geh jetzt ins Bett – Gute Nacht. neidisch. Jedenfalls sitze ich hier im Redaktionsraum irgendwo am Arsch von München im höchsten Stock des Hauses und höre Mozart. Und im Rest der Stadt geht die Lutzie ab. Selten – aber immerhin - klingelt hier das Telefon. Dann ist jemand dran, der gerade frisch verliebt oder erfreulicherweise in einem fremden Bett aufgewacht ist. Säuselnde Stimmen erzählen mir, wie sie sich nicht nur der Jugendmedientage erfreuen. Ganz, ganz selten kommt dann mal jemand hier vorbei. Pärchen. Kuschelnd, flirtend, turtelnd. Hallo – hier wird gearbeitet! Nein, ich will das junge Glück nicht stören – aber haltet euer Vorspiel bitte woanders ab. Mir reicht’s jetzt. Ich suche nach dem letzten Satz und will diesen Text dem Layouter geben – eh alles egal. Moment mal. Der Layouter ist über zwanzig, talentiert und gut aussehend. Schlafen wir nicht eh im selben Zimmer? Na bitte – die Nacht ist gerettet. Michael, Martin, Manuel? Hab ich schon mal gesehen! Unbefriedigt! Schuld sind immer die anderen Es ist Freitagmorgen. Ich bin gut gelaunt und ausgeschlafen. Doch noch vor dem Mittagessen ändert sich mein Gemütszustand. Ich bin entsetzt. Oder Mittermeiers großer Bruder Sven Kemmler über den Spaß für andere Gags zu schreiben. Von Benjamin Liese A ls am Freitag Morg en die Artikelthemen für die Reporter verteilt wurden, ahnte ich noch nicht, mit welch bekannter Person mir ein Interview bevor stand. Beim Sammeln der Informationen bekam ich langsam einen Eindruck mit welchem Star ich reden würde. Sven Kemmler: 36 jähriger Stand-up Comedian, ehemaliger Biologiestudent und seit 1998 Gag-Autor für keinen Geringeren als Michael Mittermeier, Wetten Dass...? und den Quatsch Comedy Club – um nur Einige zu nennen. Im Juli diesen Jahres war die Premiere seines eigenen Programms „Moderne Zeiten – der Trug scheint“. Spätestens nach diesen Informationen sollte jedem klar sein, in welcher Liga hier gespielt wird. Ich brauche euch deshalb auch nicht mitzuteilen, wie ich mich vor diesem, meinem ersten, Interview fühlte. Nach einer lockeren Begrüßung an der Bar des Forums des Deutschen Museums, bei der er mir sofort sagte, dass ich ihn duzen solle, interviewte ich ihn zu seinem sehr abwechslungsreichen Leben. „Glück, Gesundheit, Geld!“ Wie bist du dazu gekommen Comedian zu werden? Studieren war für mich zwecklos, das habe ich schnell gemerkt. Ich wurde Werbetexter und bin dann über den Quereinstieg zum Schreiben gekommen. Das war alles purer Zufall. Stand-up Comedian reizte mich schon als Kind. Wenn du schon immer ein Faible für Comedians hattest, warum hast du Biologie studiert? In der Biologie gibt es viele lustige Dinge. Da haben die mal einer Maus ein menschliches Ohr auf den Rücken transplantiert. Ich verstehe nicht, warum die nicht was Nützliches tun. Ein Arm für Hunde wäre doch viel praktischer – da könnten sie im Haushalt helfen. Warum hast du dein Biologie-Studium aufgegeben? Du bist Apnoetaucher. Ist diese zum Teil gefährliche Sportart ein Ausgleich zu deinem Beruf? Es tötet das Denken ab (lacht). Ich tauche nur in ungefährlichen Regionen und es ist eine super Entspannung. Es war mir zu eingleisig. Noch heute gibt es in der Schule und im Studium keine Offenheit im Denken. Man sollte sagen, dass Erkenntnisse nicht unwiderruflich sind, sondern nur Momentaufnahmen. Jetzt bin ich in meinem Beruf ungebunden und habe viel Spaß. Glück, Gesundheit, Geld! Dass mein eigenes Programm gut läuft und es mir Spaß macht. Und weiterhin tollen Sex mit meiner Freundin. Wie alle eben. Warum verkaufst du anderen Künstlern deine Ideen? Cáfe Ringelnatz und später zum Feiern dann ins Atomiccáfe. Ich brauche das Geld. Ohne einen bekannten Namen geht das nicht. Außerdem macht es mir Spaß für andere zu schreiben, denn ich weiß, dass ich den Gag nicht so witzig rüberbringen könnte. Andere hingegen, das weiß ich, bringen das geil rüber. Dazu muss man volle Kraft aufwenden, sonst klappt das nicht. Bist du privat eher der ernste Typ? So ein Mittelding. Ich wache morgens nicht mit einem Witz auf der Zunge auf. Von der Mitte aus gesehen bin ich eher ernster. Wie beeinflussen dich die Medien in deiner Arbeit? Sowohl positiv als auch negativ sind sie meine Inspirationsquelle. Sie sind ein Fass ohne Boden. Denkst du, dass du von den Medien abhängig bist? Oh (denkt nach). Gute Frage (denkt noch immer). Ich versuche es nicht zu sein. Ich lasse mich nicht mehr als andere beeinflussen. Vielleicht siehst du das morgen aber auch schon anders. Wenn’s um Fußball geht, beeinflussen sie mich sicherlich. Einen Satz zu den Wahlen in den USA? D a s s e i n e W i e d e r wa h l B u s h s überhaupt möglich ist, übersteigt mein intellektuelles Fassungsvermögen. Ich finde das absurd. Das ist als ob man im Tal steht und auf eine Lawine wartet, der man nicht ausweichen kann. Was wünscht du dir für die Zukunft? Als gebürtiger Münchner ein Ausgehtipp zum Schluss... Während Svens Auftritt am Freitagabend bot das Forum leider keine schöne Atmosphäre, da der Blick vieler Teilnehmer auf die Bühne durch Säulen versperrt wurde. Nach einer kurzen Vorstellung begann er mit seinem Programm, wobei ihm die Zuhörer einen schweren Anfang bereiteten. Der erste Beifall ließ 10 Minuten auf sich warten und das Publikum, welches nur langsam warm wurde, gönnte ihm nicht den entscheidenden Zuspruch. Sehr schade, denn sein Talent für Standup Comedy war nicht zu übersehen. Sein Programm war gut gewählt. Es war gespickt mit gut platzierten Höhepunkten und die Themen gingen fließend ineinander über. Die lauten Zuschauer ließen die aufkommende Stimmung immer wieder abflachen, wobei zum Ende hin die „Lachlautstärke“ deutlich zunahm. Sein Themengebiet umfasste die obligatorischen Alltagssituationen, allerdings lag sein Schwerpunkt auf Politik und Zeitgeschichte. Von Toll Collect, über unseren Lieblingspräsidenten Bush, der ja eigentlich auch nur geliebt werden möchte, bis zu sächsisch sprechenden Göttern bekamen alle ihr Fett weg. Leider schaffte er es nicht, kontroverse Themen, wie Rassismus, das 3.Reich und Religion feinfühlig zu behandeln. Damit traf er jedoch ziemlich genau den Nerv der Zuhörer und erntete viel Applaus. Ich konnte mir nicht den Gedanken verkneifen, dass seine Sprache sehr an Mittermeier erinnert. Jedoch ist zu bedenken: Mittermeiers Gags stammen zum Teil aus der Feder Kemmlers. Im Gegensatz zu Mittermeier kam Kemmler auf der Bühne sehr natürlich rüber. In der schweren Anfangsphase seiner Vorführung bewahrte er Ruhe und gewann, wenn auch nur langsam, das Publikum für sich. Alles in allem war es ein guter Auftritt, der nur durch die Trägheit der Zuschauer ausgebremst wurde. Ich weiß nicht, ob ihr einen guten Eindruck von Sven Kemmler habt oder nicht. Jedoch habe ich euch noch etwas verschwiegen. Er hat es mir beim Interview verraten: Er ist Fan von Bayern München! Vielleicht habe ich damit jetzt seine Karriere versaut, vielleicht mögt ihr ihn aber nun umso mehr (ich hab gehört es soll noch Bayern Fans außerhalb von München geben :-) . Aber mal ehrlich: Mehr als ein Münchner kann ein Mensch ja nicht werden. On stage? Bush möchte doch auch nur geliebt werden. 20 bummeln Der Bus fährt und fährt und fährt... Da sein oder nicht da sein... eine Frage der Zeit und der Organisation. Von Anne Spies und Julian Michel Verspätung am Treffpunkt eintraf um D en ersten Rang in der Kategorie „gelungenste Organisation“ belegten in diesem Jahr eindeutig die Busanreisen. Völlig utopische Zeitplanungen, wie die Bewältigung der Strecke Hamburg-München in acht Stunden (mindestens 770 km), sorgten effektiv dafür, dass die Nacht für die meisten Teilnehmer kurz ausfiel. Daneben gab es noch eine Reihe anderer Pannen, die sich mehr oder weniger negativ auf die Laune der Businsassen auswirkten. Keiner bleibt verschont Die Sachsen beispielsweise mussten ihren Betreuer erst aus dem Bett klingeln, bevor dieser mit einstündiger sich dann noch eine halbe Stunde auf Parkplatzsuche zu begeben. Besser erging es den Hamburgern - sie starteten pünktlich. Trotzdem: Fünf Stunden Verspätung. Wer hätte auch mit Stau auf der A 7 rechnen können? Die Nürnberger kämpften nur mit vermeintlich harmlosen Startproblemen technischer Art. Kurz vor der Unterkunft zeigte sich jedoch, dass die Probleme gravierender waren als angenommen. Der Bus kam vollständig zum Erliegen und musste mit vereinten Kräften von der Straße geschafft werden. Nicht besser traf es die Essener, die gleich zwei Pannen zu bewältigen hatten. Doch noch bevor der Bus sie erreichte, ereilte diesen ein Lkw – Totalschaden. Mit einer Stunde Verspätung startete der in aller Eile herbeigerufene Ersatzbus. Leider war auch dieser nicht gerade mit Glück gesegnet. Eine überraschende Polizeikontrolle verzögerte erneut die Weiterfahrt und machte alle Hoffnungen auf einen Kinobesuch um 22:30 Uhr in München zunichte. München oder Mannheim? Besonders übel erwischte es die Truppe aus Mannheim. Dem der deutschen Sprache nicht mächtigen Busfahrer musste erst einmal klar gemacht werden, dass es sich nicht um eine Stadttour zum City Kino Mannheim handelte, sondern um eine 350 km Busreise nach München. Nicht verwunderlich, dass der Fahrer das Ausladen des Gepäcks bei der Ankunft vergaß und mit der Hälfte der Sachen wieder davon fuhr. Pünktlich zum Mittagessen am nächsten Tag waren Schlafsack und Zahnbürste nach langwierigen Wiederbeschaffungsmaßnahmen endlich zur Stelle. Pünktlich zum Frühstück Die Überraschung der Teilnehmer war groß, als sie am Check-Inn, morgens gegen fünf Uhr, plötzlich noch andere Busse erblickten, die den Weg zur Unterkunft suchten. Doch nicht die letzten? Nein! Im Zweifelsfalle waren die Hannoveraner immer später dran. Mit 5:50 Uhr Ankunftszeit brachen sie alle Rekorde. Aber auch ohne die oben genannten Pannen wäre es unmöglich gewesen das Ziel rechtzeitig zu erreichen. Ein Bus ist eben kein SLK. Das müssen nach diesen Ereignissen auch die Organisatoren einsehen. Sportwagen und Bus: Dichtung und Wahrheit Oh I`m still waiting for you! Einem Teilnehmer auf der Spur. Von Julian Michel E s ist Donnerstag. Acht Uhr. Morgens, versteht sich. Der Wecker scheppert - „will der denn nie Ruhe geben?“ fragt sich Benny. Benjamin L., 17 Jahre, aus Kassel ist einer von insgesamt sechshundert Teilnehmern der Jugendmedientage 2004 in München. Doch die Tatsache, dass er an diesem Nachmittag in die Landeshauptstadt von Bayern fahren wird, scheint noch unwirklich, zu grässlich rasselt der Wecker. Am Fr ühstückstisch erwachen Benjamins Lebensgeister. Langsam realisiert er die baldige Abreise. Um 12:30 soll es losgehen. Natürlich noch nicht richtig, nur halb. Halb heißt, dass der Weg vom Heimatort zum Treffpunkt nach Fulda bevorsteht, denn hier wird der Bus einen Teil der Teilnehmer aus Hessen einladen. Wie bestimmt jeder das vor einer Veranstaltung kennt, pr üft auch Benjamin ein letztes Mal sein Gepäck. „Schlafsack?... hab ich. Isomatte?... hab ich. Zahnbürste?... hab ich auch.“ Dem Zufall will er diesmal keine Chance geben. Da im letzten Anschreiben nicht explizit der Abfahrtstermin angegeben worden war, hatte Benny im Laufe der Woche noch ein Mal nach gefragt. „Abfahrt ist am 21.10. um 15 Uhr. Spätestens“, hieß es. Klappe. Die Erste Um 14:30 – nicht zu früh, nicht zu spät - steht er abfahrbereit mit Reisetasche und Rucksack am Infopoint der deutschen Bahn am Fuldarer Bahnhof, dem Sammelplatz. Die 30 Minuten gehen schnell vorüber, was wohl mit einer gewissen Neugier für andere Reisende zu erklären ist. Schnell ist es 15:15 Uhr, dann 15:30 Uhr, 15:45 Uhr. Benjamin lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er wartet weiter und ruft jemanden im aus Hamburg kommenden Bus an. Die Antwort, dass der Bus planmäßig erst um 19 Uhr in Fulda abfahren soll, ärgert ihn zwar, doch was kann man ändern? Achselzuckend, aber mit leicht genervtem Gesichtsausdruck geht er in den nächsten Kiosk. Er kauft sich ein Magazin „der unterhaltsamste Freund wenn man sich langweilt. Und das Wetter, das ist ja auch nicht gerade schlecht“. Und so genießt er die freie Zeit mit Sonne, „Neon“ und einem großen Latte Macchiato. Zu früh gefreut Gegen 19 Uhr erreichen dann auch die ersten Mitreisenden den Treffpunkt. Mit nettem Geplauder vergeht die Zeit und wieder wird es 19:15, dann 19:30, 19:45. Einer aus der Gruppe greift zu seinem Handy und kurz darauf wissen es alle: „Ciraa drei Stunden Verspätung, wir standen im Stau, sorry“. Für Benny bedeutet das insgesamt sieben Stunden Warten in Fulda. Doch auch diese Tatsache lässt ihn nicht seine Fassung verlieren. Die Kälte treibt den Trupp schließlich in ein Restaurant, wo sie bald zu einem Kartenspiel greifen. In netter Atmosphäre vergeht mal wieder viel Zeit... Kurz vor 22 Uhr ist es dann endlich soweit - die Türen des Busses öffnen sich. Schön ist das Gefühl, sich nach den sieben Stunden in Fulda nun in einen gepolsterten Sitz fallen zu lassen. Nach 6 Stunden Fahrt passiert der Bus endlich das Ortsschild von München, die Uhr zeigt 3:42. Endlich ist der Schlafplatz zum Greifen nahe, nur der Check-Inn steht noch zwischen Benny und der verdienten Ruhe. Als um kurz vor sechs alle Teilnehmer geweckt werden, wird auch Benjamin wach. „Puh, die Nacht war aber nicht lang...“.