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»Edelfedern« »Bulliparade« »Motivation« Ingrid Kolb ausgepresst. Seite 7 Ein Bullauge auf Reisen. Seite 11 Leidenschaft ist besser! Seite 12 O rangerot sollte die Sonne über Norwegen aufgehen, zumindest hatte es Björn Richter, Vorsitzender der Jugendpresse Deutschland, den 150 Teilnehmern der Youth Media Convention 2005 so versprochen. Aber als diese am nächsten Morgen aus den Bullaugen spähen, präsentiert sich die Oslobucht in trübem Grau. der Passagiere. Und während draußen die Wellen vorbeiziehen, bringen im Schiff namhafte Referenten den Jungjournalisten den Traumberuf näher. Stürmischer Horizont Das Problem für Journalisten: Einen Standard-Ausbildungsweg gibt es nicht. Von André Feldhof WO GEHT DIE REISE HIN? Umso bunter sind die jungen Journalisten, die aus ganz Deutschland zusammengekommen sind. Gefärbte Haare hat eine Teilnehmerin, eine zerrissene Hose ein anderer. Ein dritter zupft sein Jackett zurecht und betrachtet seine auf Hochglanz polierten Schuhe. Die jungen Menschen mögen unterschiedlich sein, aber ein gemeinsames Ziel verbindet sie alle: „Fuß fassen“ wollen sie im professionellen Journalismus. Doch dafür müssen sie zunächst einmal den festen Boden unter den Füßen aufgeben: Der Jugendmedienkongress findet auf der „MS Kronprins Harald“ statt. Der Luxusliner bringt die Teilnehmer von Kiel quer durch den Skaggerak bis nach Oslo. Ein Aufbruch im doppelten Sinne: Oslo heißt der Zielort der Fähre, eine gesicherte Anstellung im Journalismus ist das Ziel Während man sich auf einen Lehr- oder Handwerkerberuf gezielt vorbereiten kann, ist der Weg in den Journalismus – ähnlich den Schlangenlinien, die das Schiff auf der Reise ins Wasser zeichnet – nicht so schön geradlinig. Ein medienbezogener Studiengang ist in Deutschland zwar möglich, aber weder „hilfreich noch hinderlich“, erklären Otfried Krüer-Bürgermann und Petra Brüggmann, die beim NDR für die Volontärsausbildung zuständig sind. Beim NDR führt der Weg in den Journalismus unweigerlich über das Volontariat, eine 18monatige Lernphase, nach dessen Abschluss sich der Jungjournalist „Redakteur“ nennen darf. Auch bei der Bild-Zeitung sei das so, bestätigt Hans-Jörg Vehlewald, der dort Chefreporter ist und die Politikredaktion anführt. Seine Bedingungen: Der Berwer- 3. bis 5. Mai 2005, Kiel / Oslo Zeitung zur Youth Media Convention politik orange ber muss journalistische Vorerfahrung, Interesse an den Medien, ein umfangreiches Allgemeinwissen und ein abgeschlossenes Studium mitbringen. „Sie können studieren, was Ihnen gefällt, solange es nicht Publizistik ist“, rät Vehlewald. Stattdessen empfiehlt er den jungen Journalisten, sich in einem Fachgebiet zu spezialisieren. Als Beispiele nennt er Medizin, Biologie und Informatik. Denn diese werden in Zukunft von den Lesern immer stärker gefragt. Als Serviceleistung ein Muss für die Bild: „Wir müssen den Leser da abholen, wo er steht.“ Das Aufbrausen im Saal mischt sich in das natürliche Auf und Ab der Wellen - ein anregendes Gesprächsthema, das auch am nächsten Tag fortgeführt wird. Dem schließt sich auch Ingrid Kolb, Leiterin der Henri-Nannen-Schule, an, indem sie den Medizinjournalisten eine große Zukunft prophezeit. Spezialisierung ist der Trend. Das erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, das „Fuß fassen“ fällt leichter und das Volontariat rückt näher. Oder man umgeht das Volontariat gleich ganz und bewirbt sich bei einer Journalistenschule. Die Henri-Nannen-Schule in Hamburg ist eine davon. Zwar setzt die die Messlatte für Bewerber sehr hoch an, aber das ist noch kein Grund zum Verzweifeln: „Noch niemand hat den Einstellungstest mit 100% bestanden“, beschreibt Leiterin Kolb das Auswahlverfahren der Schule. Auf in die Fluten Egal, ob Auslandskorrespondent, PRBerater oder Lokalredakteur, alle Referenten machten den angehenden Journalisten Mut, selbst das Steuer in die Hand zu nehmen. Denn gute Steuermänner, Matrosen und Maaten brauchen die deutschen Medientanker gerade in so stürmischen Zeiten wie diesen. Die Entscheidung, für welchen Weg sie sich entscheiden, liegt bei ihnen selbst. Jetzt gilt es, den eigenen Aufbruch zu wagen. Kurs: Journalismus. Bleibt zu hoffen, dass ihre Zukunft nicht so grau aussieht, wie Oslo an diesem Mittwochmorgen. politik orange 02 haj AUFGEWACHT Träumst du noch oder schreibst du schon? Anne Glodschei und Nada Schroer über journalistische Träume und vom Erwachen in der Realität. V iele haben denselben Traum wie der 17-jährige Michael Schultz aus Rostock. Aber nur wenige verfolgen ihn so konsequent. Seit er zum ersten Mal die Vorteile des Journalismus kennen lernte, kann er nicht mehr genug davon kriegen. Die Möglichkeiten, spannende Menschen kennen zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln, begeistern Michael am Journalismus: „Vor einem Jahr besuchte ich ein Konzert einer Queen-Coverband, um eine Rezension für unsere Tageszeitung zu schreiben. Den Eintritt bezahlte die Redaktion. Das hat mich überzeugt.“ Ein Schlüsselerlebnis, das ihn dazu bewog regelmäßig für Schüler- und Tageszeitung zu schreiben. Was er derzeit nur als Hobby betreibt, will er nach dem Abitur zu seiner Profession machen. „Eine genaue Vorstellung über von meiner späteren Arbeit als Journalist habe ich zwar nicht, aber der Traum irgendwann die Henri-Nannen-Schule zu besuchen, geht mir nicht mehr aus dem Kopf“. Doch sich allein auf den „Mythos HNS“ zu verlassen, reicht Michael nicht aus und so lockte ihn das vielfältige Angebot an Informationsseminaren der YMC 2005 auf die Fähre nach Oslo. Denn die Zukunft will geplant sein, um nach dem Abitur in die richtige Richtung aufzubrechen. Bis es so weit ist, arbeitet Michael weiterhin bei der Ostseezeitung. Etwas gelangweilt ist er, doch immer noch mit der Hoffnung schon bald neue Facetten des Berufes zu entdecken. Gut zehn Jahre ist es her, da saß auch Jochen Markett, mittlerweile 26 Jahre alt, in der Redaktion der örtlichen Lokalzeitung und war sich seines Berufsziels sicher. An dieser Überzeugung hat sich bis heute nichts geändert, nur ist er seinem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Denn bald ist sein Studium an der Universität Dortmund abgeschlossen und die Visitenkarte mit dem Zusatz Diplom-Journalist bedruckt. Sein Jugendtraum ist aber einem anderen gewichen; „Als ich der Abiturfeier mein Zeugnis abholte, wurde das Jingle des ZDF Sportstudios eingespielt. Alle kannten mein Ziel und auch ich dachte, das und nichts anderes will ich machen.“ Doch nicht nur dieser Traum, auch seine Vorstellung vom Journalismus editorial Aufbrechen ist ja wohl das Schwierigste überhaupt. Erst freut man sich wahnsinnig über die vielen Auswahlmöglichkeiten – und dann muss man sie unangetastet liegen lassen, weil diese Aufbruch-Geschichte einfach zu kompliziert ist. Den Kopf abdrehen und den Schwanz abreißen, den Panzer aufknacken, mit der Gabel aufspießen und dann: genießen. Klar, damit macht man sich beim ersten Mal so ziemlich zum Lollo des ganzen Tisches. Aber beim zweiten rosa Flusskrebs werden die Fortschritte bereits mit mildem Lächeln der Tischgesellschaft quittiert. Beim dritten mit Applaus. Danach fühlt man sich schon fast einem Hummer gewachsen. So ist das mit dem Aufbrechen. Aufbrechen in den Journalismus ist da durchaus mit einem solchen Krebskampf zu vergleichen. Es fehlen die richtigen Methoden und die richtige Gesellschaft. Am Anfang. Aber wenn man einfach mal lospult und dabei über den eigenen Tellerrand hinaus nach Hilfe sucht, dann klappt das schon. Die Youth Media Convention 2005 war dabei so was wie ein großer Krabbenpulerverein. 150 Nachwuchsjournalisten wollten mal schauen, wie man richtig aufbricht. allgemein änderte sich während des Studiums. „Anfänglich hatte ich eine sehr edle Vorstellung von diesem Beruf. Ich dachte unabhängig und nur meinem Gewissen verpflichtet arbeiten zu können. Aber die Realität zeigte mir, wie oft der Journalismus für widrige Zwecke instrumentalisiert wird.“ Als bei seinem Volontariat in der Redaktion bei der Rheinischen Post eine Redakteurin ausfiel und Jochen die Verantwortung für das Medienressort bekam, rückte der Sportjournalismus in den Hinter- und ein neues Ziel in den Vordergrund. „Die Erfahrung zeigte mir, dass ich nicht nur als Freier arbeiten, sondern auch Leitung und Verantwortung übernehmen will“. Wie gerufen kam da das Angebot, die erste Ausgabe der politikorange mitzuplanen und zu gestalten. Bei der Jugendpresse ist er bis heute geblieben und so wie er begeistern sich viele Jugendliche für den Journalismus, obwohl sie spätestens nach der YMC wissen, dass die Realität nicht alle Wünsche wahr werden lässt. Grund genug eine ganze politikorange dem Thema Aufbruch zu widmen. Da erzählt Ingrid Kolb wie man den schwierigen Aufnahmetest zur Henri-Nannen-Schule knackt. Oder der Auslandskorrespondent Neill Barnett beschreibt sein ständiges Aufbrechen in neue Räume und Kulturen. Wie wird bei einer Recherche ein Thema aufgebrochen? Sind die Erwartungen von erfahrenden Journalisten am Medienalltag zerbrochen? Und natürlich der große Aufbruch zu neuen Ufern mit der „MS Kronprins Harald“ wird von einem Bullauge kommentiert. Ich muss dann mal zum Krabbenbüffet. Greta Taubert D Zeitung zur Youth Media Convention 2005 außenansicht 03 3. bis 5. Mai 2005, Kiel / Oslo DER AUFBRECHER Kriegskorrespondenten gehören zu einer besonderen Sorte Mensch: sie mögen das, was andere scheuen. Umbrüche. Von Lea Besier und Anne Glodschei N eill Barnett hat diese Aura. Nichts aufdringliches oder aufgesetztes, eher zurückhaltend. Was er sagt, wirkt überzeugend. Mit englischem Wollpullover sitzt er entspannt an der Fensterfront der Fähre und hat sich ein bescheidenes Glas Wasser bestellt. Wenn er antwortet, lässt er sich Zeit. Nimmt sich eher zurück. Vielleicht muss man das, wenn man als Auslandskorrespondent in Krisengebieten arbeitet. Barnett ist Freier Journalist für das britische Magazin „The Economist“ und die Zeitung „Daily Telegraph“. Das einzige, was den 31-Jährigen aber noch mit England verbindet, ist die Sprache, in der er seine Artikel schreibt. Denn die Recherche macht er in Weißrussland, Ägypten, Mazedonien, Irak. „Wenn ich ein paar Wochen an einem Ort bin, nehme ich ihn als mein neues Zuhause an“, sagt er. Seine braunen Augen werden dunkler, die Pupillen weiten sich. Seine Antworten werden länger. Er redet davon, wie spannend das einfache Leben sein kann. Vor Ort zu sein und mit Taxifahrern und Spaziergängern zu sprechen, wenn es keine anderen Quellen gibt. Er will das aufschreiben, was andere nicht hören, sehen, erleben können. „An einer großen Karriere als Redakteur einer Zeitung bin ich nicht interessiert, das ist nicht mein Ziel.“ Er möchte Geschichte mit Geschichten schreiben. Seine Gesten verraten wenig. Neill Barnett tritt allen und allem freundlich gegenüber. „Es ist wichtig wie man sich als Journalist verhält.“ Denn als Korrespondent in Krisenregionen weiß er, wie wichtig eine gute Beziehung zu Informanten ist. Doch Freundlichkeit allein reicht nicht aus, um sich im harten Korrespondentenleben durchsetzen zu können. „Du musst zeigen, dass du kein Verlierer bist“. Da hat er für sich eine ganz eigene Strategie entwickelt: er hat inLondon seinen eigenen Pub aufgemacht. „Wenn ich mich dort mit neuen Leuten treffe, sehen sie gleich, dass ich kein Verlierer bin“. „I Aber zum Gewinnen gehört immer auch Glück. Speziell in Sachen Sicherheit ist jeder Tag ein neues Risiko für Neill Barnett. Letztes Jahr als Korrespondent im Irak hat seine Glückssträhne den Höhepunkt erreicht. Er hat es sicher wieder herausgeschafft – und noch weiter. Mittlerweile werden ihm nun andere auch hochwertigere Angebote offeriert. Jetzt interessiert und engagiert er sich für Osteuropa, eine Region im Umbruch. Da zieht es Barnett hin, ein Mann der ständigen Um- und Aufbrüche. nicht dichter. Auch sieht man keine typische Großstadthektik, die Leute im Schnellschritt, wild telefonierend, fehlen. Alles geht gediegen seinen Gang. In blauer Uniform steht die adrette Endvierzigerin vorn im Gang, stolz und fröhlich. Bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, dass sie so was wie einen Orden trägt. „Authorized City Guide Oslo“ ist darauf zu lesen. Wir fahren an einem Alkoholgeschäft vorbei, sie berichtet in einer Mischung aus schwäbischem deutsch und leichtem norwegischenOb unruhige Jungjournalisten oder Müll im Skulpturen-Park Akzent: – eine Frau hat alles im Griff. Von Robert Lenk „Eine Flasche an den Stühlen – verlässt den Hafen und Wein gibt es ab 10 Euro, Schnaps ab 30. fährt in Richtung Zentrum. Backstein- Aber die Norweger saufen trotzdem viel.“ häuser mit modernen Glaselementen auf Gelächter. Der Bus stoppt am „Skulpturendem ehemaligen Werftgelände. Jetzt ist es Park“, einer mehrere Fußballfelder großen ein Nobelstadtteil. Eine Million Euro für Kunstausstellung. Fünfzig Jungjournalisten eine Eigentumswohnung müsse man dafür mit Fünfzig Kameras stehen verstreut auf zahlen, sagt Marit so leicht dahin. Geld dem Vorplatz. Marit ruft und alle kommen. scheint hier kein großes Thema – bei nur Sie erzählt über den Künstler: Schwere Kindheit gehabt, aber sehr talentiert und vier Prozent Arbeitslosigkeit. Wir nähern uns der Innenstadt, was fleißig, das sehe man auch in seinen Werken. man ohne Marits Hinweis aber gar nicht Wasserläufe, Springbrunnen und Unmenmerken würde. Der Verkehr wird einfach gen menschlicher Skulpturen in Posen der ch heiße Sie herzlich willkommen in meinem Heimatland Norwegen, Ich bin Marit, Ihre Reiseführerin.“ Applaus schon bevor die Stadtrundfahrt überhaupt losgeht. Denn dass die hellblonde Marit das ernst meint, spürt man sofort. Der sachliche Charme des Containerhafens verschwindet hinter Marit mit ihrem Halstuch in den blauweiß-roten Landesfarben. Der Reisebus – so einer mit Klapptischen MARITS MISSIONEN Wut, Angst, Freude, Erotik. Jemand aus der Gruppe sagt: „Endlich mal Kunst, die man auf Anhieb versteht.“ Auf das Offensichtliche konzentriert sich auch Marit. Mit wachem Blick visiert Sie kleine Verunreinigungen an, Kronkorken, Verpackungsreste. Sie zögert nicht, sondern liest geduldig an verschiedenen Stellen die Sachen auf und entsorgt sie. Sie liebt ihr Land und ihren Job. Der Motor springt an, eine Rußwolke breitet sich aus. Schnell rein und weiter. Hoch zum Holmenkollen, auf die Toilette und die Skischanze. Zweites leider erfolglos: überall dickster trüber Nebel. Keine Schanze, kein Oslo, noch nicht mal mehr Marit ist klar zu sehen. Erst bei der Rückfahrt kommt wieder Farbe ins Spiel. Idyllische Vororte, mit Holzhäusern wie aus dem Ikea-Prospekt. Blaue Fenster auf weißer Fassade, knallrotes Dach auf gelbem Häuschen und viele andere Kombinationen. Aber die bunten Häuser werden bald wieder von den bunten Containern abgelöst. Ankunft am Hafen. Auf dem Busparkplatz lächelt Marit herzlich, und sagt: „Ich hoffe es hat Ihnen gefallen, besuchen Sie uns wieder. Wir freuen Uns auf Sie!“ Applaus für Marit und Oslo. politik orange 04 saftig PRAKTIKANTENSTRICH - NEIN DANKE Praktikanten kommen - Praktikanten gehen. Aus dem Redaktionsalltag sind sie kaum noch wegzudenken. Ohne sie geht fast nichts mehr. Für ein paar Erfahrungen verkaufen sie ihre Seele und arbeiten ohne Bezahlung. Doch was kostet der Traum vom Volontariat? Von Konstantin Erb W as für ein Tag. Morgens zuerst auf die Pressekonferenz der Stadtwerke, mittags am Lesertelefon mit aufgebrachten Rentnern gestritten und danach musste Thomas Wagner auch noch auf den Empfang der CDU. Thomas ist 19 Jahre alt und arbeitet als Praktikant beim Lüneburger Tageblatt. Für seinen sechswöchigen Einsatz in der Niedersächsischen Pampa bekommt er keinen Lohn. So sieht der Alltag vieler Praktikanten im Medienbereich aus - harte Arbeit, Stress und das alles auch noch für lau. Ob Zeitung, Magazin oder Boulevardfernsehen: Praktikanten übernehmen immer öfter Aufgaben von ausgebildeten Redakteuren, bezahlt werden sie jedoch wie Anfänger. Bezahlte Praktika sind rar und meist nur sehr schwer zu bekommen. Bleibt für Thomas nur die Wahl, ob er kostenlos arbeitet oder auf wichtige Erfahrungen verzichtet, die für seine Journalistenlaufbahn all zu wichtig sind. Ohne Praktika geht nichts. Bei der Vergabe eines Volontariats entscheiden Personalchefs oft nach Anzahl und Vielseitigkeit der bisherigen Tätigkeiten. Eine schwierige Entscheidung, die für Jungjournalisten vom Geld abhängt. Der Traum vom Journalismus ist heute für viele im Vorfeld schon nicht zu finanzieren. Gibt es eine Praktikanten-Abzocke durch die Medien oder liegen die wahren Gründe woanders? Das Angebot an Praktikanten ist groß. Journalist gilt auch in Zeiten der Medienkrise bei vielen jungen Menschen als Traumberuf. Auch als Schülerzeitungsredakteur findet man nicht immer so leicht einen Praktikumsplatz, selbst bei einer Lokalzeitung. Der Markt an Praktikanten ist seit Jahren überfüllt und macht es für die Redaktionen einfach. Eine Entwicklung, die langfristig zu sinkenden Praktikantengehältern geführt hat und schon seit längerem bei Null-Gehältern angekommen ist. „Praktikanten machen sich untereinander die Preise kaputt“, sagt Marc Behrenbeck. Der 23-jährige arbeitet als bezahlter studentischer Mitarbeiter bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Ich arbeite nicht mehr für lau, ich habe schon zu viel Erfahrung gesammelt und fühle mich dafür zu schade.“ Trotzdem war der Weg bis zur bezahlten Stelle nicht immer einfach. „Oft habe ich unbezahlte Praktika ablehnen müssen und anderen den Vortritt gelassen, die sich kostenlos angeboten haben - auch wenn ich die Stelle gerne gehabt hätte.“ Eine Einstellung, die für viele Nachwuchsjournalisten nur sehr schwer nachzuvollziehen ist. Vielen sind die Erfahrungen wichtiger als die zahlt und zum großen Teil für den gemeinsamen Lebensunterhalt aufkommt. Ein Vorzug, den nicht jeder angehende Journalist genießt. Durch kostenlose Praktikantenarbeit gestaltet sich die Situation auf dem angespannten Arbeitsmarkt für Praktika nicht gerade einfacher. Finanzielle Voraussetzungen, die im Zweifelsfall über den Start oder Nicht-Start in den Journalismus entscheiden und für viele engagierte Köpfe zum Problem werden. Bleibt zu fragen, in wie weit sich der Arbeitsmarkt für Praktikanten wieder regulieren lässt und ab wann das „Hau ab, ich will das Praktikum und arbeite sogar für umme!“ Entlohnung, um ihren Traum vom Journalismus irgendwann verwirklichen zu können. So auch die 25-jährige Tina Groll, Studentin für Fachjournalismus an der Fachhochschule Bremen. „Ich habe noch nie ein Praktikum abgelehnt, auch wenn es nicht bezahlt war.“ Mittlerweile hat sie mehrere Praktika sowohl im Print- als auch im Rundfunkbereich hinter sich und will auch nicht auf weitere Chancen verzichten, ihren Lebenslauf aufzubessern. Dass Praktikanten sich mit dieser Einstellung gegenseitig die Preise kaputt machen, ist für sie selbst nur sehr schwer zu verstehen: „Für ein unbezahltes Praktikum darf man sich nicht zu schade sein, man will ja was erreichen.“ Tina wird finanziell von ihrem Freund unterstützt, der die gemeinsame Wohnung bezahlte Praktikum wieder als Normalfall gelten darf ? Antwort können hierbei allein die Praktikanten geben. Eine Veränderung, die im Kopf der Bewerber stattfinden muss, um langfristig wieder den Anteil der bezahlten Stellen zu vergrößern. Aufbruch und mehr Selbstbewußtsein sind darum wichtig bei jedem Bewerbungsgespräch. Nicht die Angst sollte daher im Büro des Personalchefs im Mittelpunkt stehen, sondern die eigene Leistungsfähigkeit. Das hat sich auch Thomas Wagner vorgenommen und für das nächste Praktikum das erste Mal gehandelt. Mit Erfolg: der NDR zahlt ihm ab Juni ein kleines Gehalt für sein erstes Fernsehpraktikum. Zeitung zur Youth Media Convention 2005 postille 05 3. bis 5. Mai 2005, Kiel / Oslo NORDLICHT FÜR SCHWARZSEHER Ausgebeutet und abgewimmelt: Wer den deutschen Praktikumsalltag satt hat, muss nicht den Kopf hängen lassen – sondern ihn einfach in Richtung Norden drehen. Von Mona Szyperski „L eider müssen wir Ihnen mitteilen, dass unser Ausbildungskontingent in diesem Jahr ausgeschöpft ist. Es steht Ihnen frei, sich im kommenden Jahr erneut bei uns zu bewerben.“ Nicht selten enden die Karriereträume von angehenden Journalisten mit diesen oder ähnlich niederschmetternden Zeilen. Endstation Absageschreiben. Muss nicht sein. Trotz harter Konkurrenz in der Branche müssen sich Bewerber nicht kampflos ihrem Schicksal ergeben. Doch wenn Praktika und Volontariate schwer zu ergattern und Festanstellungen fast unerreichbar sind, hoffen viele auf ihre Chance in einer ausländi- schen Nachrichtenredaktion. Ein Hoffnungsträger ist Norwegen. Hier blüht die Wirtschaft, Arbeit wird gesucht. Doch auch hier gehört die Medienbranche zu den Trendberufen. Und das hat Folgen: in Redaktionen gibt es fast nur noch freie Mitarbeiter, viele Stellen fallen sogar komplett weg. Ein Beispiel ist die renommierte norwegische Tageszeitung Aftenposten in Oslo, die ihren Mitarbeitern 1998 die letzte Festanstellung garantierte und seit dem nur noch befristete Verträge an Journalisten vergibt. Doch es gibt auch Positivbeispiele bei Aftenposten. Die jungen Redakteure Per-Ivan Nikolaisen und Kjetil Sater, die in der Nachrichtenredaktion Zeitverträge von drei und zwölf Monaten unterschrieben, haben es erstmal geschafft. Der Einstieg der beiden war jedoch anders als im deutschen Journalismus allgemein üblich. Bereits während der Schulzeit arbeiteten die beiden Norweger bei Schülerzeitungen und in mehreren Lokalredaktionen, bevor sie sich bei Aftenposten direkt um eine Stelle als Freelancer bewarben. Und diese auch bekamen. Bei uns, so Gunnar Kagge, Journalist in der Wirtschaftredaktion der Aftenposten, gibt es weder bezahlte noch unbezahlte Praktika. Nur engagierte Mitarbeiter. Von Anfang an. Was die ambitionierten Nachwuchsjournalisten mitbringen müssen? „Initiative, eine gute Schreibe, Auslandserfahrung und Neugier“, sagt Kagge. Richtig gelesen: kein Hochschulstudium und kein Volontariat. Jedenfalls nicht zwingend. Denn das norwegische Ausbildungssystem für Journalisten beschränkt sich zurzeit auf wenige private Akademien und so genannte University Colleges. Praktika, Journalistenschulen und Volontariate gibt es nicht. Um mehr Gewicht auf die Verbindung von akademischem Wissen und praktischer Erfahrung zu legen, gibt es im Bereich Journalistik seit dem vergangenen Jahr mehrere Kooperationen zwischen den University Colleges und der Universität von Oslo. Der akademische Titel ist als Einstiegskriterium in Norwegen zwar nicht notwendig, erhöht aber – egal in welchem Fachbereich – die Chancen. Im Rückschluss müsste der ambitionierte Jungjournalist aus Deutschland also im norwegischen Printjournalismus beste Chancen haben. Selbst wenn die allgemeine Arbeitsmarktsituation eher mäßig aussieht. Und tatsächlich scheint es eine einfache Checkliste zum Erfolg zu geben. Elisabeth Kjaer, Chefredakteurin der Aftenposten, sieht folgende Eigenschaften eines Bewerbers als unerlässlich an: Mut, Offenheit, analytisches Denken, schnelle Auffassungsgabe, Texttalent, Höflichkeit, Fremdsprachenkenntnisse, Auslandserfahrungen, Abitur. Dazu Kenntnisse der Landessprache. Es scheint also, als gäbe es für verzweifelte Nachwuchsschreiber doch noch einen Grund zum Aufbruch – und eine Chance im nordischen Ausland. fruchtfleisch | was war deine seltsamste aufgabe im praktikum ? „Angebliches Preisausschreiben“ Anna Herbst, 17, Schülerin, Fürstenberg Ich sollte den Gewinner von zwei Konzertkarten anrufen, hatte aber nur seinen Vater am Telefon. Der erklärte mir, dass er genervt sei von den ständigen Anrufen angeblicher Preisausschreiben und legte auf. „Fahrrad auf der Autobahn“ Kathrin Walchshöfer, 22, Studentin, Roth Während der größten Triathlon-Veranstaltung weltweit habe ich Sportler betreut. Einer davon kam aus Brasilien und wollte noch ein bisschen trainieren. Ein paar Stunden später rief mich die Polizei an und wollte wissen, ob ich ihm denn nicht gesagt hätte, dass man auf der Autobahn nicht Fahrrad fahren darf. „Auslandsreise nach einer Woche“ Christina Zäpfel, 25, Studentin, Karlsruhe Schon nach einer Woche freier Mitarbeit bei einer Tageszeitung wurde ich auf eine Auslandsreise nach England geschickt. „Ritt auf einer Giraffe“ Axel Ranisch, 21, Student, Berlin Das ganze Praktikum war merkwürdig. Ich habe bei einem Fernsehsender die Bildregie gemacht und musste für ein making of über das Team auf eine Giraffe steigen. Das Tier wollte leider nicht. Orangen Dauer Voraussetzungen Promi Lästerei Lobhudelei 2 Jahre ***** **** - Abitur - Aufnahmeprüfung mit Reportagetest Peter Klöppel Nachrichtenchef RTL Aktuell - harte Aufnahmeprüfungen - elitär - sehr praxisnah - renommierte Praktika - Netzwerk der Edelfedern Journalistenschule 5 Jahre - gutes Abitur - mind. 6 Wochen Praktikum - mündliche und schriftliche Aufnahmeprüfung Alexander Osang USA-Korrespondent Der Spiegel - nur in Dortmund, Leipzig, Eichstätt - teilweise zu pseudowissenschaftlich - Wissenschaft und Praxis kombiniert (Volo inklusive) - sicheres Handwerk - neben Journalistik auch anderes Fach als Spezialthema Journalistikstudium Hans Leyendecker Investigativreporter Süddeutsche Zeitung - Theorie eher nebenbei - unterbezahlter Redakteur - Praxis, Praxis, Praxis - Übergang in Berufsleben einfacher - Entlohnung Volontariat **** max. 4,5 Jahre ***** 2 Jahre - mindestens 2.0 - meist abgeschlossenes Durchschnitt in Abitur Studium und Studium - journalistische Praktika - Ehrenamt nebenher - journalistische Praktika - Assessment-Center Florian Illies Buchautor Generation Golf - nur von CDU-naher Konrad-Adenauer-Stiftung angeboten - Seminare meist in Semesterferien -Journalisten-ausbildung neben Studium - Kohle und Kontakte - hochkarätige Praxisausbildung Stipendium * lebenslänglich - Ellenbogen wie Rasierklingen - Talent und Glück Ulrich Wickert Moderator ARD Tagesthemen - keine Theorie- und Methodenausbildung - riskant und unsicher - Leben ist Ausbildung - keine Zwänge und Strukturen - für Durchboxer Quereinsteiger So lange es die St. Pauli Nachrichten gab - Erfahrungen bei der Zeitschrift konkret - Interesse an Pornokommunismus und Borderline-Journalismus Stefan Aust Chefredakteur Der Spiegel - Geschichten unter der Gürtellinie - Konsum bewusstseinserweiternder Drogen im Dienst - angenehmes Arbeitsambiente - praxisnahe Anatomieausbildung - Mordspaß Rotlichtmilieu 06 masterplan politik orange Zeitung zur Youth Media Convention 2005 ausgepresst 07 3. bis 5. Mai 2005, Kiel / Oslo AUSBILDUNG MIT VERWÖHNFAKTOR Wenn Ingrid Kolb von ihren Journalistenschülern spricht, dann wirkt sie wie eine umsorgende Mutter. Dabei hat sie es ihren „Kindern“ nicht gerade leicht gemacht: Die Aufnahmeprüfung zur Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg ist die härteste der Republik. Leiterin Ingrid Kolb ist dafür verantwortlich. Greta Taubert und Christian Fuchs fragten nach, warum das so ist. Wissen Sie was am 9.Mai 2005 ist? Ja alles Mögliche. Zum Beispiel der Tag der Befreiung Deutschlands. Und dann ist doch noch irgendwas mit Einstein am 9.Mai ne? Nicht ganz. Am 9.Mai 2005 ist Europatag nommen zu werden. Aber natürlich ist es unmöglich, alle Talente aus den tausenden Bewerbern herauszufischen. Das Verfahren garantiert nur, dass wir uns keine Nieten einfangen. Und in den Lehrgängen gibt es immer ein paar Spitzenschreiber, die man später bei Reportagen-Journalistenpreisen dass man nicht weggeht bevor man nicht weiß, ob der Rauch weiß oder dunkel ist. Ich finde, es ist auch ein gutes Indiz, wenn man gern schreibt – lange Briefe oder Tagebuch führt. Es gibt aber auch die Späteinsteiger, die im Medizinstudium merken, dass sie Journa- wieder findet. Aber genauso gibt es bei uns nachrichtliche Talente und gute Rechercheure. list werden wollen. Wissenschaftsjournalisten werden ja auch gerade stark gesucht. – das war eine Frage aus dem Allgemeinwissenstest Ihrer Aufnahmeprüfung dieses Jahr. Aha, na gut. Ich habe den Test ja selbst gemacht. Die eigentliche Frage ist ja warum der Test so schwer ist? Der Test ist ja gar nicht so schwer. Ich erwarte aber von jungen Leuten, die Journalist werden wollen, dass sie sich eben vorbereiten. Sie müssen von sich aus zeigen, dass sie etwas wollen. Man sollte ein halbes Jahr vorher alle Teile der Zeitung lesen, dann kann man auch fast alle Fragen beantworten, der Test bildet eben viele Wissensgebiete ab. Gab es denn schon mal jemanden, der alle Fragen beantworten konnte? Nein. Aber mit dem Aufnahmegespräch und der Reportage kann man ja auch Wissenslücken im Allgemeinwissenstest ausgleichen. Reportage ist ein gutes Stichwort. Wenn man schon in der Lage ist, innerhalb weniger Stunden eine brillante Reportage zu schreiben, was Und wie darf man auf keinen Fall sein, um Haben Sie denn noch Kontakt mit den soll man da noch bei Ihnen lernen? Absolventen? Nein, es schreibt ja nicht jeder Bewerber gleich gelungene Reportagen. Die drei Beispiele im Netz sind auch die absoluten Spitzen. Sie sollen nur zeigen, wie man es anpacken könnte. Und außerdem: Alle die auf die Schule kommen, müssen und können noch was lernen. Wer zu uns kommt, weiß was er will und was er noch lernen will – egal was er schon kann. Man hat es aber natürlich leichter, wenn man talentiert ist. Naja, nicht mit jedem jeden Tag, aber ich weiß immer, wo alle gerade sind. Manchmal rufe ich sie an, denn nebenberuflich bin ich Jobvermittlerin. Die Chancen für später ergeben sich aber vor allem im Praktikum. Der unendliche Vorteil der Nannenschule ist mit der Nähe zum Gruner+Jahr-Verlag der einfachere Kontakt zum Spiegel, zur Zeit oder dem stern. Hmm, sie haben uns den Mund richtig Ein erhöhtes Maß an Talent ist also wichtig. wässrig gemacht. Was muss man denn nun Heißt das, dass Sie nur eine Eliteschmiede für mitbringen, um aufgenommen zu werden? Edelfedern sind? Man muss auf jeden Fall Nachrichtenjunkie sein. Wenn so ne Papstwahlwahl ist, Nein, jeder hat eine faire Chance, aufge- bei Ihnen anzukommen? Man darf sich nicht selbst zu wichtig nehmen. Ich glaube, dass es ein Beruf ist wo man nicht vorrangig selber die Bühne füllen sollte. Aber besteht nicht gerade bei einer Eliteschule diese Gefahr? (grübelt lange) Manchmal denke ich, dass es unseren Schülern zu leicht gemacht wird. Es wird ihnen alles auf einem silbernen Tablett serviert und es macht mich wahnsinnig, wenn ich merke, wie selbstverständlich das genommen wird, so nach dem Motto: „Das beste ist für uns gerade gut genug“. Der Verwöhnungsfaktor an der Schule ist zu groß. Jobvermittlerin: Ingrid Kolb im Gespräch mit der po-Redaktion politik orange 08 erfolgspillen VITAMIN B - DIE „GESUNDE“ KARRIERE? Wer braucht schon Talent und journalistischen Spürsinn? Es reicht doch, wenn man einen kennt, der einen kennt, der einen kennt. Von Kristina Görrissen „O hne Vitamin B läuft in der Medienbranche gar nichts mehr!“ Den Satz hat wohl jeder von uns schon mal gehört. Nur dem, der über viel Vitamin B - also gute Beziehungen - verfügt, winkt die große Karriere oder der heiß ersehnte Praktikumsplatz. Ein guter Schulabschluss, Talent zum Schreiben und journalistischer Spürsinn hingegen werden immer unwichtig er. Das ist zumindest das, was wir glauben. Doch wie sieht die Realität aus? Fa k t i s t : S o ungern mancher von uns der Tatsache ins Auge sehen will - gute persönliche Beziehungen zu den richtigen Leuten fördern auf jeden Fall die eigene Karriere. Das bestätigt auch Ingrid Kolb, Leiterin der Hamburger Henri-Nannen-Schule. „Wir empfehlen und vermitteln durchaus Absolventen unserer Schule weiter“, berichtet die ehemalige Ressortleiterin des Stern. Das geschehe allerdings nur auf gezielte Anfragen von Seiten der Verlagsredaktionen. Sollen wir, die Neulinge ohne nennenswerte Beziehungen, uns nun entmutigen lassen? Die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: „Nein!“ Denn Kontakte können werk aufzubauen. Deshalb gilt nach wie vor: Wer sowohl bei der Bewerbung als auch im Praktikum oder Volontariat sein Bestes gibt und über keinerlei Netzwerke verfügt, muss vielleicht nützlich sein, bringen uns alleine aber auch nicht weit. Diese Ansicht vertritt jedenfalls Hans-Jörg Vehlewald, Chefreporter der Bild-Politikredaktion: „Wir bieten jedem die Chance, sich durch eine gute Bewerbung für einen Praktikumsplatz zu qualifizieren und sich dann von unten nach oben zu arbeiten.“ Auf diesem Wege sei es möglich, sich langfristig ein eigenes Netz- sich keine Vorwürfe machen, falls es mit dem Traumjob doch nicht klappen sollte. Schließlich ist der erste Versuch in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt. Denn bei der Entscheidung für oder gegen unsere Person spielen oftmals viele Faktoren eine Rolle, auf die wir keinen Einfluss haben. Der Gedanke gibt Hoffnung, oder? fruchtfleisch | was war deine seltsamste aufgabe im praktikum ? „Interview mit einem Callboy“ Robert Lenk, 21, Student, Mittweida Ein Interview führen mit einem Callboy. Der währenddessen ständig angerufen wurde. Ich war schockiert über seine Freizügigkeit. „Vorlesende Hobbydichter“ Ulrich Weiser, 23, Student, Heidelberg Ständig kamen irgendwelche Hobby-Dichter zu mir in die Feuilleton-Redaktion und wollten ihre Gedichte vorlesen. Es war schwierig, die wieder los zu werden. „Schlauchboot fahren auf der Förde“ Katja Gläss, 25, Studentin, Dresden Ich habe über Opti-Segler auf der Flensburger Förde berichtet und wurde mit einem Schlauchboot nebenher gefahren. Leider fuhr der Fahrer so rasant, dass ich beinahe über Bord gegangen wäre. „Benzinpreis ablesen“ Michael Ludwig, 22, Student, Mittweida Ich sollte zur Tankstelle fahren und schauen wie hoch der Staatsanteil am Benzinpreis ist. Zeitung zur Youth Media Convention 2005 grundlagenforschung 09 3. bis 5. Mai 2005, Kiel / Oslo GEH DER SACHE AUF DEN GRUND Wenn es jemand wissen muss, dann diese beiden: Hans-Jörg Vehlewald, Chefreporter der Bild und Peter Grabowski vom Netzwerk Recherche geben Tipps für eine professionelle Recherche. Von Nada Schroer J ournalisten sind Jäger und Sammler. Sie sammeln Informationen auf der Jagd nach der richtigen Geschichte. Messer und Keule können sie dabei getrost zu Hause lassen. Ihre Werkzeuge sind weniger archaisch, dafür umso effektiver. Alles was sie brauchen sind offene Augen und einen scharfen Verstand. Einen Skandal aufspüren, Missstände an die Öffentlichkeit bringen – für viele ist dies der Grund Journalist zu werden. Wie das Gerüst eines Hauses ist die Recherche die Grundlage für einen guten Artikel. Doch Recherchieren bedeutet mehr als ein Wort in die Suchmaschine einzugeben. „Meine erste Recherche ist ein typisches Beispiel für die falsche Vorgehensweise“, gibt Hans-Jörg Vehlewald, Chefreporter der Bild Politikredaktion zu. „Ich beschäftigte mich nur mit einer Seite des Konflikts und vergaß, die andere zu beleuchten“. Wer dagegen professionell an die Recherchearbeit heran geht, muss das Problem von mehreren Seiten abklopfen und immer bereit sein, den eigenen Standpunkt fallen zu lassen. Selbstkritik ist wichtig, denn wer zu lange einer schönen bunten Seifenblase hinterjagt, läuft G e f a h r, dass sie in seinen Händen zerplatzt. Wer sicher gehen will, dass er Blut, nicht Ketchup leckt, sollte möglichst viele Quellen überprüfen. Gibt es überhaupt einen Konflikt und lohnt es sich ihm nachzugehen? Peter Grabowski, Mitglied des Netzwerk Recherche, formuliert den Grundsatz so: Bei der Suche nach dem nötigen Hintergrundwissen, nähert man sich dem Thema von außen nach innen. Wie ein Tiger umschleicht man sein Objekt, bevor man zuschlägt. Das kann dauern. Denn auf der Jagd nach neutralen Informationen geht es dabei oftmals bürokratisch zu. Stück für Stück nähert man sich dem Problem: Akten wälzen, Literatur durchblättern, Expertengespräche führen. Verbände, Vereine und Behörden gehören dabei zu den wichtigsten Ansprechpartnern, denn erst wer über ein sicheres Fachwis- sen verfügt, kann zum Kern des Problems vorstoßen. Denn Faktenwissen braucht man, um sein Gegenüber mit den richtigen Fragen zu überführen. Druck und Dreistigkeit gehören laut Herrn Vehlewald zu den Hauptwerkzeugen, um den letzten Beweis anzutreten. „Ich habe schon deutlich gemacht, dass 12 Millionen auf eine Antwort warten.“ Trotz allem Misstrauen wurde so schon der muffeligste Pressesprecher gesprächiger. politik orange 10 on board politikorange – frisch, fruchtig, selbstgepresst [email protected] politikorange ist ein Netzwerk zur Demokratieoffensive. Der Vorsatz: informieren, motivieren und aktivieren. Etwa 20 junge Medienmacher verwirklichten im März 2002 die Idee einer unabhängigen Zeitung, die seitdem mit wechselnden Schwerpunktthemen und wechselnden Partnern erscheint und von jungen Redakteuren aus ganz Deutschland gestaltet wird. Von Jugendlichen für Jugendliche. Der Aufruf dazu erfolgt in der Regel im Internet unter www. jugendpresse.de und www. politikorange.de. > Wer ist politikorange? Du bist politikorange! Du und viele andere engagierte junge Menschen, die am Medienmachen interessiert sind und mitbestimmen wollen. Bisher sind die Jugendpresse Deutschland, die Servicestelle Jugendbeteiligung, das Hausaufgabenheft „Häfft“ und die BundesschülerInnenvertretung dabei. Aber schon viele andere Initiativen und Verbände haben Interesse bekundet, sich in den Dienst der Idee von politikorange zu stellen. Und wenn du mitmachen willst, egal ob als Einzelperson oder als Initiative, bist du herzlich willkommen. > Was ist politikorange? > politikorange.de - ist eine unabhängige Plattform für politikinteressierte, junge Menschen, mit Datenbanken über interessante Projekte und Organisationen, sie gibt Hilfen bei der Projektorganisation, und veranstaltet Diskussionsforen zu verschiedenen Themen. > politikorange gibt es auch als Magazinbeilage in der Berliner Tageszeitung taz - mit Artikeln aus Politik, Lifestyle, Szene, Medien und vielen wichtigen Infos zu Beteiligungsmöglichkeiten. Ihr seid dabei: Als Redakteure, Layouter oder Fotografen. > politikorange - die Zeitung. Bei Veranstaltungen entsteht innerhalbweniger Tage eine Zeitung, die die Veranstaltung kommentiert und begleitet. So zum Beispiel diese Zeitung zur Youth Media Convention auf der Fähre zwischen Kiel und Oslo. > Wo ist politikorange? Unter www.politikorange.de und www.jugendpresse.de erfahrt ihr, wo die nächste politikorange gemacht wird. Dort könnt ihr euch auch als Redakteure bewerben. > politikorange - events. Veranstaltungen, die von Jugendlichen selbst organisiert und konzipiert sind, sollen nicht länger nebeneinander stattfinden, sondern in einen Zusammenhang gestellt werden. politikorange hat einen politischen Anspruch, will Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich eine Meinung zu bilden und diese natürlich frei zu äußern. Wenn du diese Ideen spannend findest und Lust hast, dich einzuklinken, melde dich einfach bei [email protected]. Alle Ideen sind willkommen. Bis bald! impressum Diese Ausgabe von politikorange zur Youth Media Convention auf der Fähre zwischen Kiel und Oslo ist ein Projekt des bundesweiten Netzwerks „politikorange“. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht zwingend die Meinung der Redaktion oder der Veranstalter wieder. Herausgeber und Redaktion: politikorange - Netzwerk Demokratieoffensive c/o Jugendpresse Deutschland e.V. Grolmanstraße 52, 10623 Berlin Tel. (030) 450 865 50, Fax (030) 450 865 59 www.jugendpresse.de, [email protected] Veranstalter: dju – Deutsche Journalistinnen und Journalistenunion in verdi, Jugendpresse Deutschland Chefredaktion: Greta Taubert Vi.s.d.P. ([email protected]) Christian Fuchs ([email protected]) Redaktion: Lea Besier, Konstantin Erb, André Feldhof, Anne Glodschei, Kristina Görrissen, Robert Lenk, Nada Schroer, Mona Szyperski Foto: Marc Tirl, Alexander Blum, Daniel Kummetz, Alexander Paul Fruchtfleisch: Johanna Schauer Organisation: Kaddi Hühnemörder Nummerngirl: Björn Richter Gestaltung: Jona Hölderle ([email protected]) Druck: Colorlines s/w-Kopierer Auflage: 150 Exemplare Zeitung zur Youth Media Convention 2005 glossiert 11 3. bis 5. Mai 2005, Kiel / Oslo Dienstag, 13.03 Uhr. Es ist bewölkt, die MS Kronprins Harald liegt im Kieler Hafen und wartet auf seine neuen Gäste. Von Lea Besier und Mona Szyperski I ch lebe als Bullauge auf der Kronprins Harald, einer langweiligen Pendlerfähre zwischen Kiel und Oslo. Mein Blick schweift über den Hafen. Draußen bewegt sich etwas: Rudel von jungen Menschen irren mit ihren Gepäckstücken zum Check-in der Youth Media Convention. Es sind Rucksackträger dabei, aber auch Rollizieher. Während die einen zum Imbissstand eilen, rauchen die anderen vor der Tür Kette. Irgendeiner drückt bestimmt wieder seine Zigarette auf meinem Fensterrahmen aus. Na, ich will mal das Beste hoffen. Und auch meine treuen Gefährten, die Drogenhunde haben Dienst und schnüffeln überall herum. Einige der Passagiere mit längeren Haaren schauen auf einmal ganz aufgeregt zu ihren Taschen und Rucksäcken. Na, bin mal gespannt wie die Fahrt wird. Huch, da kommen sie ja auch schon an Bord. Hecktisch, noch etwas orientierungslos laufen Jeansjacken, Daunenjacken und Jacketts an mir vorüber und suchen ihre Kabinen. Ein Mann trägt eine Tasche mit G+J Logo drauf. Der gehört scheinbar auch zu dieser Gruppe und der älteren Generation an. Die jungen Leute mit ihren Kameras und großen Notizblöcken sind vorbeigerauscht. Einer von ihnen dreht sich um und kommt erneut den Gang entlang, dabei muss er an mir vorbei. Ja, der flucht und guckt verzweifelt aus der Wäsche. Er kramt in den Taschen und murmelt etwas von “Zimmernummer“, “Kabine zu“ und “Schlüssel“. Aber irgendwann ist auch er wieder verschwunden, hoffentlich in seiner Kabine. Hoppala, was kommt denn da? Das sind doch nicht schon wieder die herausgeputzten Damen im Pelzmantel und mit toupiertem Haar, die sich immer in regelmäßigen Abständen treffen und bei der richtigen Zahlenkombination verzückt aufschreien. Die Bingotruppe. Immer nur Kartenspieler, Anglervereine und Bowlingclubs! Laaaaaaangweilig! Heute verspreche ich mir Spannenderes an Bord. Die jungen Wilden werden doch sicher Rabatz machen. Ich bin einsatzbereit, sozusagen als BullaugenKlatschreporter. Ich möchte auch einmal wichtig sein. Aufgepasst, da kommen auch schon meine ersten zwei „Opfer“: Eine Blondine und ein Dunkelhaariger, der sie Greta nennt. Die suchen doch jemanden und haben nicht nur Kameras sondern auch Laptops im Gepäck. Das Logo der Politikorange erblicke ich. Die Sonne geht, der Hunger kommt. Fünf Kellner mit Fischgerichten laufen an mir vorbei. Lachs in verschiedenen Zubereitungsformen schwebt vorbei. Krabben, roter und schwarzer Kaviar, ja sogar Muscheln werden aufgetischt. Moment, verweile doch. Ich kann mich an diesem verlockenden saftigen Fisch nicht satt sehen. Und natürlich strömen in Massen die Jungjournalisten an mir vorbei. Geht ihr nur zu meinem Fisch. Pah! Die Nebelleuchten blinken auf und draußen ist das Boot in gespenstische Schwaden eingehüllt. Es ist ruhiger geworden auf meinem Gang, ich werde schläfrig. Doch, ach was? Ich könnte die Geheiminfos ja nicht mal weiter erzählen, ich habe ja gar keinen Mund – hach, ein Bullaugenleben ist nicht so einfach. Zwölf Füße trappeln ganz emsig an mir vorbei. Sie wirken aufgeregt. Was ist denn da um diese Zeit schon wieder los? Ah, sie kommen mit dicken Jacken unterm Arm und wollen auf das Sonnendeck. Die haben wohl noch nicht bemerkt, dass sich der Seenebel um die Kronprins Harald gelegt hat? Dann gehen die Lichter aus. Es ist Nacht und ich kann schlafen. Dunkelheit legt sich über das Schiff. Die MS Kronprins Harald erreicht fast unbemerkt Norwegens Fjordlandschaft. Einige noch schlaftrunkene Gäste reißen die Gardinen auf. Nach nicht mal drei Stunden BULLI PARADE Die Bar schließt jetzt. Und genauso wie an der Bar die Jalousien heruntergelassen werden, könnte auch langsam bei mir mal jemand die Vorhänge zuziehen. Nein, da kommt noch etwas zielstrebig auf mich zugelaufen, ein umschlungenes Knäuel. Sie setzen sich doch tatsächlich direkt vor mich und versperren meine Sicht. Nee, jetzt knutschen die auch noch. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt mit dem Sichtschutz. Ist ja ekelhaft. Und auch dieses ewige an die Scheibe drücken. Uaaahh. Düster ist es für mich geworden. Husch, husch ins Körbchen. Geht woanders hin. Obwohl, eigentlich fungiere ich jetzt ja als Paparazzi. Und habe sozusagen die Chance auf exklusive Szenen. sind die schon wieder munter. Komisch, wollen sie etwa so früh aufs Deck? Mit enttäuschten Gesichtern kehren sie kurz darauf zurück und passieren mein Blickfeld. Sie wollten wohl etwas sehen was nicht da war. Amateure! Darum trotteln die „Damer und Herrer“ gleich weiter zum Frühstück. Mein Gang ist plötzlich verstopft mit Leuten, die ihre Gepäckstücke Richtung Ausgang schieben. Wir legen in Oslo an. Gewimmel am Ausgang, doch noch lange kein Grund für Einige, mit den letzten Münzen die einarmigen Banditen zu füttern. Ich freue mich, denn gleich gehört mein Lieblingsblick über Oslo wieder mir allein. Zumindest bis 13.03 Uhr, wenn mit dem Check-In das gleiche Spiel von vorn beginnt. politik orange 12 leidenschaft WAS IST STÄRKER ALS DIE ANGST? Der Weg in den Journalismus ist kein einfacher. Ob Anfänger oder Profis – Die Angst vorm Scheitern ist keinem fremd. Aber die Motivation weiterzumachen, ist eine ganz persönliche Geschichte. Von Friederike Ludewig und Florian Schipperges E ine Menge unbezahlte Praktika, die ständige Ungewissheit über die Zukunft und Wissenstests, die lückenloses Allgemeinwissen verlangen – für einen angehenden Journalisten erscheinen die Hürden oft unüberwindbar. Um nicht auf halbem Weg das Handtuch zu schmeißen, braucht es eine gehörige Portion an Motivation. Jungjournalisten haben unterschiedlichste Beweggründe, ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Aber eine Garantie, dass sich die beruflichen Vorstellungen erfüllen, gibt es nicht. Was der eine noch träumt, hat der andere schon realisiert. Neil Barnett ist einer von denen, die es geschafft haben: Er arbeitet als Auslandskorrespondent für die britischen Zeitungen „The Economist“ und „Daily Telegraph“. Ursprünglich sucht er im Journalismus das pure Abenteuer. Nachdem ihn in London keine Zeitung anstellen wollte, packte er seine Sachen und ging ins Ausland. Zunächst berichtete er über Weißrussland, später aus Kriegsgebieten im Kosovo und im Irak. Heute ist Barnett ein gut bezahlter Abenteurer. „Ich empfinde meinen Beruf als Privileg“, sagt er zufrieden. So stellt sich auch Journalistikstudent Norman Stahl, 24, seinen Traumberuf vor: „Wenn ich Orte und Dinge sehe, die anderen verborgen bleiben“, grinst er stolz, „fühle ich mich in einer Sonderstellung.“ Studienbegleitend absolviert er gerade ein Volontariat bei Radio 91,2 Dortmund. An der Arbeit im Studio reizt ihn besonders das täglich Neue, immer wieder Überraschende. Martin Damerow hat sein Volontariat längst hinter sich. Inzwischen ist er im Politikressort bei den Nürnberger Nachrichten. Seinen Beruf beschreibt er als einen Adventskalender. „Jeden Tag öffnet man ein neues Türchen“, freut er sich mit strahlenden Augen. „Dahinter befindet sich jedes Mal eine andere Herausforderung.“ Doch als der mittlerweile erfahrene Journalist vor Jahren nach vielem hin und her die Journalistenlaufbahn im Bereich Printmedien einschlug, stand keineswegs fest, dass er einmal das ganze Jahr über Adventszeit haben würde. Geschrieben hat er allerdings schon immer sehr gerne. Deshalb entschied er sich bewusst für das Schreiben – aus Leidenschaft. Schülerin Jenny Wolf verdient zwar noch kein Geld mit ihren Texten, dennoch gibt sie sich enthusiastisch: „Für mich ist Schreiben eine Befreiung.“ Schon als Kind hat die heute 19-jährige gerne kleine Berichte verfasst. In der Zukunft möchte sie mit ihren Texten vor allem ganz viele Menschen erreichen. Einen ersten Schritt hat Jenny schon gemacht. Zwischen Hausaufgaben und Klausuren arbeitet sie als freie Mitarbeiterin für die Hamburger Jugendzeitung „Freihafen“. Und die hat immerhin eine Auflage von 20.000 Exemplaren pro Monat. Da kann Hans-Jörg Vehlewald nur schmunzeln. Als Chefreporter in der Politikredaktion bei der Bild Zeitung schreibt er täglich für bis zu 12 Millionen Leser. Sensationen, Skandale, Informationen. Vehlewald bewegt und provoziert. Allerdings nicht erst, seitdem er Profijournalist ist. Als der Jüngste von drei Brüdern musste er sich schon seit seiner frühen Kindheit immer wieder behaupten, wie er erzählt: „Ich habe ständig etwas gesucht, womit ich beeindrucken kann.“ Heute ist genau das sein Beruf. Die Hürden für den Einstieg in den Journalismus sind hoch. Eine erfolgreiche Journalistenlaufbahn ist nicht planbar und erscheint oft als unerreichbares Ziel. Aber irgendwie ist Journalismus doch auch noch mehr als Job und Karriere. Vielleicht sind es gerade Dinge wie Abenteuer, Leidenschaft und Aufmerksamkeit, die manchmal stärker sind als Selbstzweifel und Angst.