Frankreich, Lyon- Vanessa D

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Frankreich, Lyon- Vanessa D
Erfahrungsbericht
Name: Vanessa D.
Austauschjahr: 2010
Praktikumseinrichtung: Goethe Institut
Stadt: Lyon
Land: Frankreich
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Vorbereitung (Planung, Organisation, Bewerbung beim Unternehmen)
Bekanntermaßen ist es als Magisterstudent (in meinem Fall Germanistik und Politikwissenschaften) besonders wichtig, Berufserfahrung (im Ausland), beispielsweise in Form von
Praktika zu sammeln. Da ich vor meinem Praktikum am Goethe-Institut in Lyon ein Semester
lang in derselben Stadt studiert habe, habe ich auch aus praktischen Gründen beschlossen,
Auslandssemester und -praktikum nahtlos ineinander übergehen zu lassen. Meine Motivation ein Praktikum am Goethe-Institut zu machen, hing auch mit der sprachlichen Komponente
sowie meinem Interesse für Kultur und Bildungspolitik zusammen.
Obwohl ich mich bereits ein halbes Jahr vor Praktikumsbeginn beim Goethe-Institut beworben habe, bekam ich erst im Dezember eine Zusage, nachdem ich telefonisch nachgefragt
und mich anschließend persönlich im Institut vorgestellt hatte.
Die Bewerbung läuft über ein vorgegebenes Online-Formular auf der Internetseite des Goethe-Instituts. Darüber hinaus werden als Anlage ein Lebenslauf, ein Motivationsschreiben
sowie ein Referenzschreiben eines Dozenten verlangt. In der Regel werden Praktika am
Goethe-Institut nicht entlohnt, weshalb es sinnvoll ist, sich frühzeitig für ein Stipendium zu
bewerben. Problematisch ist es nur, wenn man, wie ich, erst kurzfristig eine Zusage bekommt, weshalb ich dringend empfehlen würde, beim Unternehmen telefonisch oder per Mail
nachzufragen oder, wenn man wie ich vor Ort ist, persönlich dort vorbeizuschauen. Wichtig
ist auch, sich mit seiner Bewerbung möglichst von den anderen abzuheben, da GoetheInstitute äußerst beliebte Anlaufstellen für ein Praktikum im Ausland sind.
Unterkunft
Dadurch, dass ich vor meinem Praktikum am Goethe-Institut bereits ein Auslandssemester in
Lyon gemacht habe, musste ich mir nicht extra eine neue Wohnung dort suchen. Meines
Wissens gibt das Goethe-Institut auf Anfragen Kontaktadressen heraus, die bei der Wohnungssuche helfen können. Gelegentlich besteht auch die Möglichkeit, in das Zimmer von
früheren Praktikanten einzuziehen, wenn man frühzeitig mit diesen Kontakt aufnimmt. Generell gestaltet es sich in Lyon aber relativ schwierig, für drei Monate (ein Praktikum am GI
Lyon darf normalerweise nicht länger dauern) eine Unterkunft zu finden. Wem es dennoch
gelingt, einen Mietvertrag für diesen kurzen Zeitraum zu ergattern und nicht in Untermiete
wohnt, sollte es sich nicht entgehen lassen, das so genannte CAF (Wohngeld) zu beantragen. Dies kann bis zu knapp 200 Euro monatlich betragen und muss nicht zurückgezahlt
werden. Angefordert kann selbiges beim CAF-Amt vor Ort oder auf der Internetseite
www.caf.fr.
Ich selbst hatte eine 20 Quadratmeter große Wohnung (Neubau) mit eigenem Bad und
Kochnische in bester Lyoner Wohnlage (mit der Métro war ich in zehn Minuten im Zentrum
beziehungsweise auch im Goethe-Institut). Warm, Internetanschluss inklusive, hat mich das
Zimmer allerdings 550 Euro gekostet, was für Lyon aber nicht ungewöhnlich ist. Wer genügend Zeit mitbringt, kann aber durchaus auch eine billigere Unterkunft finden, wobei die Lebenshaltungskosten in Lyon weitaus höher sind als beispielsweise in Augsburg. Aufpassen
sollte man gerade bei privaten Vermietern, die horrende Kautionen fordern. Wer sein Zimmer
zum Beispiel über www.appartager.com sucht, sollte im Vorfeld außerdem auf keinen Fall
Geld überweisen, um sich ein Zimmer zu reservieren. Lieber ein paar Tage in der Jugendherberge oder im Hotel wohnen, als einen Reinfall riskieren.
Praktikum
Das Goethe-Institut beschäftigt sich mit der Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur
auf der ganzen Welt. Speziell in Lyon gibt es dafür die Abteilungen Kulturprogramm, Sprachkurse, Information & Bibliothek sowie Bildungskooperation Deutsch. In letzterem Bereich habe ich mein dreimonatiges Praktikum absolviert. Aus meiner Sicht ist das Praktikum
in erster Linie für Lehramts- oder DaF-Studenten geeignet, aber hält auch für Studenten anderer Studienfächer interessante Aufgaben bereit. Dazu gehört zum Beispiel die Mithilfe bei
der Organisation von Ausstellungsführungen für Schulklassen im Goethe-Institut und Fortbildungsseminaren für Lehrer beziehungsweise Sprachassistenten. Des Weiteren durfte ich bei
der Planung und Durchführung einer Werbeaktion auf einer Messe assistieren, eine Lesung
mit der deutschen Jugendbuchautorin Inge Meyer-Dietrich mit auf die Beine stellen sowie bei
Theater-Workshops in französischen Schulen mithelfen, beispielsweise als Übersetzerin.
Gute Französischkenntnisse sind für das Praktikum mit Sicherheit von Vorteil, allerdings wird
im Goethe-Institut primär Deutsch gesprochen, zumal die meisten Kollegen Deutsche sind.
Trotzdem hat man als Praktikant durchaus die Chance, seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Auf Anfrage vermittelt das Goethe-Institut auch kostenlos Tandem-Partner für seine
Praktikanten. Darüber hinaus hatte ich die Möglichkeit, einen Tag lang im deutschen Generalkonsulat in Lyon zu hospitieren sowie bei zahlreichen kulturellen und bildungspolitisch
wichtigen Veranstaltungen dabei zu sein. Weiterhin sollte man aber durchaus die Bereitschaft mitbringen, anfallende Routinearbeiten zu erledigen.
Als positiv empfand ich auch die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen, selbstständig zu
arbeiten, die Gemeinschaft mit den Praktikanten der anderen Abteilungen und das angenehme Arbeitsklima. Gearbeitet habe ich übrigens jeweils von Montag bis Freitag und gelegentlich bei Abendveranstaltungen des Goethe-Instituts oder Seminaren am Wochenende.
Alltag und Freizeit
Neben meinem Praktikumsalltag habe ich meine Zeit in Lyon vor allem genutzt, um die kulturelle Vielfalt der Stadt und ihrer Umgebung kennen zu lernen. Allein das Goethe-Institut ist
oft Veranstalter oder Mitveranstalter von diversen Aktionen wie Kino-Abenden, Theateraufführungen oder Lesungen.
Für Musikfans ist ebenfalls eine breite Palette an Angeboten vorhanden: Mir haben besonders die, oft sehr experimentellen Konzerte, der Association „Grrrnd Zero“ zugesagt
(http://www.grrrndzero.org/). Ansonsten kann ich für Klassik-Liebhaber das Auditorium
empfehlen, wo es auch Studententarife gibt oder die Konzerthallen „Tony Garnier“ und
„Transbordeur“, wo ständig relativ bekannte Bands aus dem In- und Ausland auftreten.
Nachtschwärmer kommen in Lyon gleichermaßen auf ihre Kosten: Neben zahlreichen Clubs
gibt es insbesondere etliche Cafés/Bars/Kneipen und Restaurants, die zum Verweilen und
vor allen Dingen zum Schlemmen einladen. An fast jeder Ecke in Vieux Lyon, also der Altstadt, werdet ihr beispielsweise die „Bouchons“ finden, die für Lyon typischen Restaurants.
Gerade bei schönem Wetter empfehle ich einen Spaziergang im größten Stadtpark Lyons,
dem Parc de la Tête d’Or. Neben riesigen Grünflächen, die zum Picknicken einladen, kann
man dort auch - kostenlos - Pflanzen und sogar (teils exotische) Tiere bestaunen. Gleich an
den Park grenzt das Museum für moderne Kunst, das mit wechselnden skurrilen oder witzigen Ausstellungen aufwartet. Gediegener, aber ebenfalls sehenswert, ist das Musée des
Beaux-Arts, das sich gleich neben dem Rathaus von Lyon befindet.
Sehr lohnenswert ist meiner Meinung nach auch, sich das nähere und weitere Umland von
Lyon anzusehen. Die französische Bahn bietet eine Art „Bahncard“ für etwa 50 Euro pro Jahr
an, mit der man bis zu 50% pro Fahrt sparen kann. Damit habe ich beispielsweise die hübschen Städtchen Vienne und Pérouges (beide ca. 30 km von Lyon entfernt) und auch
Annecy und Grenoble bereist.
Fazit
Zusammenfassend gesagt war mein Auslandspraktikum am Goethe-Institut Lyon eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Auch wenn ich nach meinem Studienabschluss wahrscheinlich eine andere Laufbahn einschlagen werde, habe ich vor allem durch die Projekte,
die ich eigenständig anvertraut bekam, eine Menge über Menschen, Kultur, Sprache und
andere Lebensbereiche gelernt. Nicht unerwähnt lassen sollte man vielleicht auch, dass sich
das Auslandspraktikum und die daraus resultierende Beurteilung bestimmt positiv auf meinen Lebenslauf auswirken. Schließlich hat das Goethe-Institut einen durchaus guten Ruf.
Sprachlich gesehen hat mir das Praktikum ungemein viel gebracht, auch wenn dafür eine
große Portion Eigeninitiative vonnöten war. Des Weiteren konnte ich sowohl im Kollegenkreis als auch in meiner Freizeit einige persönlich wertvolle Kontakte knüpfen.
Sehr zu empfehlen ist, ERASMUS-Studium und Praktikum miteinander zu verbinden, da
man so viel Zeit und Nerven sparen kann (besonders, was die Wohnungssuche angeht),
obwohl es natürlich auch reizvoll wäre, länger in zwei verschiedenen Städten im Ausland zu
leben. Nichtsdestotrotz ist Lyon eine echte Traumstadt, in der es unglaublich viel zu entdecken gibt - egal, für welche Themengebiete man sich interessiert.
Einziger Wermutstropfen: Das Leben in der Großstadt Lyon ist, besonders wenn man Wert
auf eine hygienische Wohnung in guter Lage legt, nicht gerade billig. Und hätte ich früher
eine Praktikumszusage bekommen, hätte ich womöglich durch andere Stiftungen finanziell
gefördert werden können. Dessen sind sich die Unternehmen oftmals nicht bewusst, weshalb es unheimlich wichtig ist, sich frühzeitig zu bewerben und gegebenenfalls nachzubohren, wenn eine Antwort ausbleibt.
Tipps:
Praktikumssuche:
Da ich mich konkret auf einen Praktikumsplatz im Goethe-Insitut beworben habe, kann ich
nur begrenzt Tipps zur Praktikumssuche geben. Wichtig ist auf jeden Fall, sich frühzeitig zu
bewerben und nach Möglichkeit telefonisch oder persönlich beim Unternehmen nachzufragen, wenn eine Antwort ausbleibt. Eine Bewerbung kann, gerade bei einem größeren oder
beliebten Unternehmen, leicht untergehen.
Wohnungssuche:
Am besten gelingt die Wohnungssuche erfahrungsgemäß vor Ort. Auf Internetseiten wie
www.appartager.com kann man zwar auch sein Glück versuchen, allerdings ist es sinnvoll,
sich die Wohnung und gegebenenfalls seine potenziellen Mitbewohner persönlich anzusehen.
Des Weiteren sollte man beim Unternehmen selbst nach Kontaktadressen zur Wohnungssuche fragen oder den Kontakt zu aktuellen oder früheren Praktikanten herstellen lassen.
Versicherung:
Ich persönlich habe bei meiner Krankenkasse eine private Auslandskrankenversicherung
abgeschlossen.
Telefon/Internetanschluss:
Ein Telefon hatte ich in meiner Wohnung nicht, weshalb ich über das Internet (Skype) Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden zu Hause gehalten habe, was problemlos funktioniert hat. Ein Internetanschluss war bereits in meiner auserwählten Wohnung vorhanden.
Die Gebühren waren im Mietpreis enthalten.
Bankkonto:
Mein französisches Bankkonto hatte ich bei der LCL. Die Kontoeröffnung und (-schließung)
war unkompliziert, zumal ich selbige bei einer Filiale neben der Universität (Jean Moulin III)
vorgenommen habe. Die Bankangestellten dort haben täglich mit (ausländischen) Studenten
zu tun und helfen gerne weiter. Wer für längere Zeit in Frankreich wohnt, sollte sich auf jeden
Fall ein französisches Bankkonto zulegen, denn nur so kann man von dem Wohngeld des
französischen Staats (CAF) profitieren.
Ausgehmöglichkeiten:
Als zweitgrößte Stadt Frankreichs hat Lyon ein umfangreiches kulturelles Angebot zu bieten,
welches im Erfahrungsbericht selbst schon präzisiert wurde. Neben einer Vielzahl von Cafés/Bars und Restaurants gibt es mehrere Kinos, Theater, Konzertsäle und Clubs. Aktuelle
Veranstaltungen kann man beispielsweise der überall (Zeitungsständer, Cafés usw.) kostenlos erhältlichen Zeitung "Le Petit Bulletin" entnehmen.