American University, Washington Semester Program, 2013-14

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American University, Washington Semester Program, 2013-14
Erfahrungsbericht
Name: Hannah K l ä n
Austauschjahr: WS 13/14
Gastuniversität: American University (Washington Semester Program)
Stadt: Washington
Land: USA
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Mein Auslandssemester in Washington, D.C. war alles in allem eine bereichernde Erfahrung
mit einigen Herausforderungen, die mich persönlich weiter gebracht haben.
Die Vorbereitung für das Auslandssemester verlief recht problemlos. Hilfreich fand ich dabei
vor allem den Austausch mit anderen Austauschstudenten, die sich oftmals die gleichen
Fragen stellten wie ich. Allerdings fand ich den Informationsaustausch mit der American University anfangs sehr problematisch. Die Informationen waren teils widersprüchlich und mir
war nie so recht klar, an wen ich mich wenden sollte. Zum Beispiel wurden an verschiedenen
Orten verschiedene Einzugsdaten angegeben und die Informationen zum Thema Krankenversicherung waren auch sehr verwirrend. Am Ende musste ich jedoch feststellen, dass wohl
„nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird“, sprich: es ließ sich dann doch alles
recht unproblematisch regeln. Vor allem durch den späteren persönlichen Kontakt mit Stephanie Rucker Andrews, die mitunter für die Organisation des Programms zuständig ist, hatte ich einen verlässlichen und sehr netten Ansprechpartner.
Meine Anreise in DC verlief unkompliziert. Ich reiste schon Anfang August an, um meine
Großeltern in Rhode Island zu besuchen und meine Großeltern fuhren mich dann auch nach
DC. Vor meinem Auslandssemester hatte ich mich für die Option WISH housing entschieden, was hieß, dass ich mit vielen anderen nationalen und internationalen Studenten in einem Apartmenthaus in Washington wohnte. Beim Einzug erhielt jeder Student Informationen
über die Stadt, die öffentlichen Verkehrsmittel, Sightseeing, Museen etc, was sehr hilfreich
war. Ich habe mir mein Apartment mit fünf anderen internationalen Studenten geteilt. Meine
Zimmernachbarin kam aus Dänemark, zwei weitere Studentinnen aus Norwegen und zwei
aus Deutschland. Die Mischung war angenehm und sehr bereichernd. Die verschiedenen
Nationalitäten hielten uns meistens davon ab unsere Muttersprache zu sprechen und man
lernte zusätzlich zur amerikanischen Kultur auch noch das eine oder andere über die Heimat
der anderen.
Das Apartment war sehr gut gelegen, direkt neben dem National Zoo und in der Nähe einer
Metro Station. Insgesamt konnte man viele Dinge zu Fuß erreichen und es waren viele Restaurants und andere notwendige Geschäfte in der Nähe. Etwas nervig fand ich nur, dass kein
größeres Lebensmittelgeschäft in der Nähe war, sodass man immer Bus oder Metro nehmen
musst um mehr einzukaufen, wollte man nicht die hohen Preise der kleinen Geschäfte in der
Nähe zahlen. Alle anderen Orte in der Stadt, wie auch die Universität waren einfach mit der
Metro zu erreichen.
Das Metrosystem in DC habe ich als sehr einfach und angenehm empfunden. Es deckt die
meisten Orte in DC ab und bietet auch gute Möglichkeiten Orte in Maryland oder Virginia zu
erreichen. Es ist allerdings recht teuer und da die Preise nach Uhrzeiten gestaffelt sind, ist es
manchmal recht schwierig zu verstehen, was wann wieviel kostet. Auch gibt es kein lohnen-
des Monatsticket und für mich persönlich lohnte sich das Wochenticket für $35 meist auch
nicht. Das Bussystem habe ich nicht wirklich verstanden, was aber auch nicht schlimm war,
da ich keinerlei Probleme hatte mit Metro und zu Fuß alles zu erreichen, was ich wollte.
Die Unterkunft war also gut gelegen und ansonsten mit dem Nötigsten ausgestattet. Ansonsten kann ich es allerdings nicht empfehlen. Unser Heizsystem funktionierte in unserem Raum
nicht richtig und die Fenster schlossen schlecht, sodass es zum Teil eiskalt war und es war
nicht möglich das Management dazu zu bewegen jemanden zu rufen, der sich wirklich damit
auskennt. Auch lief unsere Toilette mehrmals über, da das Wasser nicht zu laufen aufhörte
und die einzige Maßnahme des Hauses war, den mit WC-Wasser durchtränkten Teppich mit
einem großen Trockner zu trocknen. Irritationen löste vor allem aber der Umgang mit dem
Internet bei vielen aus. Zwischen sechs und elf Uhr abends war offiziell „study time“, was
hieß, dass sämtliche Video-Seiten geblockt wurden und alles, was nur im entferntesten mit
Videos, Downloads oder Telekommunikation zu tun hatte, unmöglich wurde. zu den anderen
Uhrzeiten war die Internetverbindung meist schlecht, sodass beispielsweise skypen meist
schwierig war und die meisten Bewohner dazu entweder zu Uni oder zu nächsten Starbucks
gingen.
Die Lebenshaltungskosten habe ich als sehr viel höher erlebt als bei uns. Zwar sind Kleidung, Benzin und einige andere Dinge sehr viel günstiger als bei uns. Grade aber Lebensmittel und Miete sind sehr teuer, sodass ich sehr viel Geld allein für Essen ausgegeben habe. Ich hatte keinen Mealplan an der Uni, da ich ja selber nicht auf dem Campus gewohnt
habe und nur zwei bis dreimal in der Woche an der Uni war.
Das Washington Semester Program (Justice and Law) an sich hat mir alles in allem gut gefallen. Ich war montags und dienstags im Praktikum und mittwochs bis freitags entweder an
der Uni oder aber mit meinem Kurs in der Stadt unterwegs.
Anfangs habe ich den universitären Teil als schwierig erlebt. Das akademische Niveau fand
ich sehr niedrig und daher teilweise sehr frustrierend. Sobald ich aber akzeptiert hatte, dass
mir das Semester mehr Erfahrungen für mich selber bringen würde und mich auf einer persönlichen Ebene herausfordern würde, wurde es besser und besser. Die großen Themengebiete waren Law Enforcement, Courts, Juvenile Justice, Death Penalty und Corrections.
Grade die letzten drei waren für mich sehr interessant. Wir besuchten verschiedene Organisationen und Institutionen und hatten die Möglichkeit mit Leuten mit verschiedenen Ansichten zu sprechen. Zum Beispiel hörten wir zum Thema Todesstrafe jemanden von der ABA,
vom Innocence Project und von der Heritage Foundation.
Interessant war auch der Besuch verschiedener Gefängnisse, darunter auch eines der ältesten in den USA in Baltimore. Wir konnten dort Fragen an Insassen stellen und wurden auch
in den Teil des Gefängnisses geführt, in dem zum Tode verurteilte hingerichtet wurden. Es
ist eine sehr befremdliche und herausfordernde Sache, eine Gaskammer zu begutachten
und in dem Raum zu stehen, in dem Menschen die Giftspritze verabreicht wird.
Erschreckend war für mich vor allem anfangs, wie unsensibel der Umgang mit Gewalt und
Waffen ist, zumindest in meinen Augen. Bei unserem Besuch des FBI Hauptquartiers in DC
saßen wir in einem Raum, dessen Blickrichtung auf eine Glasfront gerichtet war, hinter der
der Schießstand war. Während des Vortrages konnte man also Agenten bei Schießübungen
beobachten und wegen des Krachs kaum etwas verstehen. Auch wurden häufiger Tatortfotos gezeigt, die ich als erschreckend und herabwürdigend empfunden habe. Warum man ein
Mordopfer halb unbekleidet und mit gespreizten Beinen einem Raum voller Studenten zeigen
muss, erschließt sich mir nicht. Ebenso war mir der Umgang mit häuslicher Gewalt oder
Problemen mit psychischen Erkrankungen oftmals zu sensationsheischend und meiner Ansicht fehlt da manchmal der nötige Ernst. Das traf vor allem aber am Anfang des Semesters,
beim Thema Law Enforcement zu und wurde meiner Ansicht nach immer besser, sodass ich
sagen muss, dass grade die Blöcke zu Death Penalty und Juvenile Justice für mich sehr
lehrreich und interessant waren.
Die Praktikumssuche war herausfordernd für mich. Sie gestaltet sich einfach anders als man
es von Deutschland gewohnt ist und man muss sich daran gewöhnen. Vor allem, dass von
einem erwartet wird, auch sich herauszugehen und immer wieder anzurufen und nachzufra-
gen, um Interesse zu bekunden, war mir fremd. Für mich hatte vieles eher einen aufdringlichen Touch, sodass es mich etwas Überwindung kostete ganz einzusteigen. Auch finde ich,
dass es zu empfehlen ist sich vor Beginn des Semesters schon zu erkundigen und zu bewerben. Zwar gibt es noch sehr viele Stellen und vielseitige Möglichkeiten, aber so manches
hat frühere Bewerbungsfristen oder aber man wird so überschwemmt von den verschiedenen Organisationen, die in DC sitzen, dass man sich nicht so recht zurecht findet. Daher
würde ich auf jeden Fall empfehlen ruhig und entspannt zu bleiben und sich in die eine oder
andere Richtung schon vorher zu informieren.
Für mich war von Anfang an klar, dass ich etwas mit Religionen bzw. religiösen Werten machen wollte. Ziel war für mich grade andere Informationen als im Jurastudium zu sammeln.
Daher habe ich Anfang des Semesters ein Praktikum bei der Interfaith Conference for Metropolitan Washington begonnen. Diese Organisationen, die mit verschiedenen Religionen
arbeitet und versucht die Beziehungen zu verbessern, hat mich sehr angesprochen und nach
wie vor finde ich das, was sie tun, toll. Allerdings stellte sich heraus, dass ich mit meinem
Chef keinerlei Basis fand und er auch nicht so recht wusste, was ich tun sollte. Das war anfangs extrem schwer für mich. Es war nicht möglich mit ihm zu reden und ich wusste nicht so
recht, was ich tun sollte. Allerdings bekam ich sehr gute Beratung und Unterstützung von
meinem Internship Professor, der mir dann auch half ein neues Praktikum zu finden.
Das neue Praktikum machte ich dann bei Jews United for Justice, einer kleinen non-profit
Organisation, die im Raum DC, Virginia und Maryland für soziale und ökonomische Gerechtigkeit kämpft. Die Arbeit dort mit tollen Kollegen hat mich sehr begeistert und in vielerlei Hinsicht geprägt. Es ist eine Erfahrung gewesen, die mich persönlich sehr viel weiter gebracht
hat und die ich nicht missen wollen würde.
Alles in allem war das Auslandssemester für mich eine gute Sache. Wo es an akademischer
Herausforderung fehlte, machte es das mit persönlicher Herausforderung wieder wett. Es
war eine sehr bereichernde Zeit, in der ich viele interessante Leute treffen konnte, Beziehungen knüpfen und viel über mich selber lernen konnte. Auch war es interessant einmal längere Zeit in den USA zu verbringen und sich ein eigenes Bild zu diversen Einstellungen und
Vorurteilen zu machen. Auch ist Washington, DC eine geniale Stadt, in der man viele Museen besuchen kann, viele bekannte, berühmte Orte besichtigen kann und einfach hautnah an
einem Ort dabei ist, ab dem Politik gemacht wird. Es ist ein pulsierender Ort und ich kann
dieses Austauschprogramm für all diejenigen, die sich selber weiterentwickeln wollen, nur
empfehlen!