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VERBREITUNG LEGALEN UND ILLEGALEN DROGENKONSUMS
UND DIE BEDEUTUNG DER GLEICHALTRIGEN FÜR DIE
DROGENEINNAHME BEI BERLINER GYMNASIASTEN
ELKE APPEL & ANDRÉ HAHN1
Freie Universität Berlin & Humboldt Universität zu Berlin
Zusammenfassung - Die vorliegende Querschnittsstudie untersucht die Verbreitung des Alkohol- und
Tabakkonsums, sowie des Konsums illegaler Drogen bei Berliner Gymnasiasten und stellt diese den Ergebnissen
der Drogenaffinitätsstudie 1997 und der Münchner Repräsentativstudie „Early Developmental Stages of
Psychopathology“ gegenüber. Auf dem Hintergrund sozial-kognitiver Lerntheorien soll darüber hinaus die
Bedeutung von Gleichaltrigeneinflüssen für den substanzspezifischen Drogenkonsum Jugendlicher ermittelt
werden. Es wurden insgesamt 1174 Schüler aus zwei Berliner Gymnasien mit einem Durchschnittsalter von
15.3 Jahren (51.2 Prozent Mädchen, 48.8 Prozent Jungen) im Oktober und November 1996 befragt.
Die Ergebnisse verweisen auf einen vergleichsweise erhöhten und verfrühten Cannabiskonsum bei Berliner
Gymnasiasten. Es zeigt sich für alle untersuchten Drogen ein deutlicher Zusammenhang zu Indikatoren sozialer
Einflußnahme durch Gleichaltrige. Dabei spielen passive Beeinflussungsprozesse - erhoben über
Prävalenzschätzungen des substanzspezifischen Drogenkonsums Gleichaltriger - konsistent eine größere Rolle
als aktive Beeinflussungsversuche durch Freunde und Bekannte. Es wird geschlußfolgert, daß
Suchtpräventionsprogramme auf regionale Besonderheiten wie die Drogenprävalenz und das mittlere
Einstiegsalter der Jugendlichen zugeschnitten sein sollten. Darüber hinaus wird empfohlen, daß
Suchtpräventionsprogramme auch Komponenten zum Umgang der Jugendlichen mit passiver sozialer
Einflußnahme durch Gleichaltrige beinhalten sollten. n.
Schlagworte: Drogenprävalenz – Cannabiskonsum - Jugendalter – Gleichaltrigeneinfluss – aktiver und passiver
sozialer Einfluß
Abstract - This study describes the prevalence of alcohol, tobacco and illegal drug use among secondary
school students in Berlin. The results are compared to the representative drug study of the Federal Centre for
Health Education ("Drug affinity study") and the Munich study on "Early Developmental Stages of
Psychopathology". The role of peer influence on substance-specific drug use is identified against the
background of sociocognitive learning theories. A total of 1,174 students from two Berlin secondary schools
(mean age 15.4 years, 51.2 % female, 48.8 % male) were interviewed between October and November 1996.
The results indicate a comparatively increased as well as premature cannabis consumption among secondary
school students in Berlin. There were significant associations between drug use and indicators of active and
passive peer influence. Passive peer influence – measured by prevalence assessments of substance-specific drug
use among peers – turned out to be a consistently stronger predictor of drug use than active peer influence. It
is concluded that drug prevention programs should be adapted to regional differences with regard to drug
prevalence as well as the age at which drug use begins. Moreover it is recommended that drug prevention
programs should include components for coping with passive peer influence.
Key Words: drug prevalence – cannabis use – adolescents – peer influence – active and passive social influence
1
Autorenhinweis: Dipl.-Psych. Elke Appel, MPH, Freie Universität Berlin, Fachbereich Humanmedizin, Institut für
Medizinische Psychologie, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, email: [email protected]; Dipl.-Psych. André Hahn,
Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Gesundheitspsychologie, Unter den Linden 6,
Sitz: Geschwister-Scholl-Str. 7, 10099 Berlin, email: [email protected]. Eingereicht zur Publikation in der Zeitschrift für
Gesundheitspsychologie (März, 2000).
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ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
EINFÜHRUNG
Jugendliche gelten als eine besondere Risikopopulation für den Konsum legaler und illegaler Drogen.
Daher wurden in den letzten Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und der
Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Repräsentativerhebungen zum Konsum
legaler und illegaler Drogen durchgeführt (Herbst, Kraus & Scherer, 1996; Institut für
Jugendforschung, 1990; BZgA, 1994, 1998; Simon, Bühringer & Wiblishauser, 1992).
Entsprechende Statistiken benötigt die Gesundheitspolitik zum einen für die bedarfsgerechte Planung
von psychosozialen oder medizinischen Beratungseinrichtungen, also zum Zwecke der
Gesundheitsversorgung, zum andern aber auch für die adressatenorientierte Konzeption und
Implementation von Präventionsmaßnahmen (vgl. auch Statistisches Bundesamt, 1998).
Die seit 1973 wiederholt durchgeführten Drogenaffinitätsstudien der BZgA (zuletzt im Jahr 1997)
verweisen bei Jugendlichen auf einen Rückgang des Alkohol- und Tabakkonsums im Vergleich zu
den siebziger Jahren. Silbereisen (1997) konstatiert international und national eine Stabilisierung mit
einem leichten Rückgang des Alkoholkonsums. Auch die Rauchquote ist nach Daten des
Mikrozensus in den neunziger Jahren stabil (Statistisches Bundesamt 1994, 1996).
Weitaus schwieriger noch als die Bestimmung des Konsums legaler Drogen ist eine präzise
Schätzung des Konsums illegaler Drogen, vornehmlich solcher Drogen mit einer Life-Time Prävalenz
unter einem Prozent. Die langfristige Entwicklung des Konsums illegaler Drogen, gemessen an der
Life-Time Prävalenz aller illegalen Drogen zusammengenommen, ist nach Statistiken der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durch Konstanz bis zum Ende der 80er Jahre und
durch einen Konsumanstieg in den 90er Jahren gekennzeichnet (BZgA, 1998). Aufgrund der
Vermischung verschiedener Drogenarten in nur einem Indikator kann nicht genau bestimmt werden,
wodurch dieser Anstieg zustande kommt. Jedoch ist parallel die Akzeptanz von Cannabis und
Ecstasy sowie Amphetaminen bei Jugendlichen gestiegen, so daß die Zunahme des Konsums
wahrscheinlich insbesondere auf diese Drogenarten zurückgeführt werden kann.
Für die kommunale Bedarfsplanung ist von besonderer Bedeutung, inwieweit sich diese
bundesweiten Trends auf die regionalen Besonderheiten übertragen lassen. Beispielsweise ergaben
sich innerhalb einer Berliner Schülerstichprobe Hinweise für einen weiteren Anstieg des
Tabakkonsums in den letzten Jahren, ein Ergebnis, das den bundesweiten Trendanalysen der BZgA
entgegenläuft. Dies betrifft sowohl die Rauchquote als auch die Rauchintensität (Hüttner, Dortschy,
Heß, Kahl & Tietze, 1996). Möglicherweise wäre hier – solange für Kinder- und Jugendliche noch
keine Gesundheitsberichterstattung existiert, die eine Prävalenzschätzung auch auf regionaler Ebene
erlaubt – zumindest die zusätzliche Berücksichtigung regional erhobener Daten als Basis
gesundheitspolitischer Maßnahmen von Nutzen. Auch Präventionsprogramme könnten hierbei
adressatengerechter geplant werden, da das lebensumfeldspezifische Bedingungsgefüge des
Drogenkonsums gezielter einbezogen werden kann.
Suchtpräventionsprogramme für Jugendliche müssen unter anderem die in dieser Lebensphase
typischen Entwicklungsanforderungen und Herausforderungen aus einer subjektiven Perspektive der
„Betroffenen“ thematisieren, sonst werden sie subjektiv nicht als bedeutsam wahrgenommen und
kaum über das Potential verfügen, Einstellungs- und Verhaltensänderungen zu bewirken. Das
Jugendalter stellt nach entwicklungspsychologischem Verständnis eine Entwicklungsphase des
Legaler und illegaler Drogenkonsum
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Ausprobierens und Testens der eigenen Grenzen dar und dient der Vorbereitung der Aneignung von
Erwachsenenrollen. Vielfältige Veränderungen, die den Körper und die Identität generell betreffen,
wie zum Beispiel die Übernahme der männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle, die Ablösung
vom Elternhaus oder die Vorbereitung auf Ausbildung und Beruf, müssen in das eigene Selbstbild
integriert werden. Wenn solche Entwicklungsaufgaben (vgl. Havighurst, 1948) zeitlich zu eng
aufeinanderfolgen und die Fähigkeiten des Jugendlichen zur Adaptation überfordern, besteht die
Gefahr, daß Jugendliche zur Unterstützung der emotionalen Problembewältigung zu Drogen greifen.
Drogenkonsum im Jugendalter kann also Ausdruck des Bemühens sein, Kontrolle über die eigene
Entwicklung zu wahren (Kastner & Silbereisen, 1988; Silbereisen & Kastner, 1985). Dieses
beinhaltet jedoch nicht nur die Gefahr des Erwerbs und der Gewöhnung an kurzfristig oder langfristig
gesundheitsschädliche Verhaltensweisen, sondern steigert das Risiko des psychologisch begründeten
Mißbrauchs oder Suchtverhaltens. Besonders Jugendliche, die an einem Mangel an Selbstvertrauen
in die eigenen Handlungskompetenzen leiden und zusätzlich keine ausreichende soziale Unterstützung
erfahren, sind in besonderem Maße gefährdet (Engel & Hurrelmann, 1989; Hurrelmann, 1994). Als
relativ gesicherte Erkenntnis gilt, daß der soziale Kontext, in den Jugendliche eingebunden sind, einen
starken Einfluß auf das Drogenkonsumverhalten ausübt (Kandel, 1985). Mit der
entwicklungsbedingten Ablösung Jugendlicher vom Elternhaus werden Wertvorstellungen und
Verhaltensweisen der Gleichaltrigen zunehmend bedeutsamer. Insbesondere im Bereich des
Freizeitverhaltens – dazu gehört auch der Drogenkonsum – überwiegt ab einem bestimmten Alter
der Einfluß des Freundeskreises über den Einfluß der Eltern. Dabei wird der Einfluß der
Gleichaltrigen häufig als Versuch einer direkten und aktiven Beeinflussung gesehen, als Verhaltensund Konformitätszwang, Drogenangebote der Gruppenmitglieder anzunehmen. Eine bedeutsamer
Ansatz zur Suchtprävention, der hauptsächlich im Bereich des Rauchens eingesetzt wurde, zielt daher
auf den Umgang der Jugendlichen mit Gruppendruck und die Fähigkeit der Jugendlichen "Nein" zu
sagen (Evans, 1988). Vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit ist demgegenüber dem indirekten
oder auch passiven sozialen Einfluß Gleichaltriger geschenkt worden. Indirekter Einfluß wird über die
Wahrnehmung dessen, was in der Gleichaltrigengruppe als normales Verhalten angesehen und
erwartet wird (normative Erwartungen) vermittelt. Botvin und Mitarbeiter (Botvin, Botvin, Baker,
Dusenbury & Goldberg, 1992) fanden beispielsweise heraus, daß der Beginn des Tabakkonsums
bei Jugendlichen durch eine Überschätzung der tatsächlichen Häufigkeit des Rauchens in ihrer
Gleichaltrigengruppe vorhergesagt werden konnte. Wenn solche falschen Einschätzungen des
tatsächlichen Ausmaßes des Drogenkonsums der Gleichaltrigen einen Einfluß auf das eigene
Gesundheitsverhalten ausüben sollten, so sollten entsprechende Informationsbausteine zukünftig im
Rahmen von Suchtpräventionsprogrammen stärker berücksicht werden.
Die vorzustellende Studie verfolgt daher zwei Ziele. Zunächst geht es darum zu prüfen, ob sich die
kommunale Gesundheitsversorgungsplanung besser auf regionale Gesundheitsberichterstattung denn
auf bundesweite Statistiken stützen sollte. Aufgrund einer Erhebung des Landes Berlin
(Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, 1997) wurde vermutet, daß in Berlin insbesondere
an Oberschulen der Ecstasykonsum entgegen dem Bundestrend stark angestiegen war. Aufgabe war
es daher, diesen Eindruck zu validieren und damit eine empirische Basis für die regionale
Gesundheitsversorgung zu liefern. Von besonderer Bedeutung ist neben der Prävalenzschätzung über
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ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
die Verbreitung des Konsums legaler und illegaler Drogen auch die Altersverteilung der
Drogeneinnahme unter Berücksichtigung des drogenspezifischen Erstkonsumalters.
Neben der regionalen Bestandsaufnahme sollten in einem zweiten Schritt einige der diskutierten
psychosozialen Bedingungen des Drogenkonsums näher betrachtet werden, damit diese zukünftig
stärker in die Konzeption individuumsbezogener Präventionsprogramme einbezogen werden.
Insbesondere wird die Bedeutung des Freundes- und Bekanntenkreises, des aktiven und passiven
Einflusses Gleichaltriger für den bereichsspezifischen Drogenkonsum Jugendlicher analysiert. Zu
erwarten sind drogenspezifische „Falsche-Konsens“-Effekte. Jugendliche, die selbst eine spezifische
Droge konsumieren, sollten eine höhere Verbreitung des Konsums dieser Droge bei anderen
Jugendlichen vermuten, als Jugendliche, die diese Droge nicht konsumieren.
METHODE
Stichprobe und Datenerhebung
Die in Berlin seit 1994 auf bezirklicher Ebene eingerichteten Plan- und Leitstellen der
Gesundheitsämter haben unter anderem die Aufgabe der Gesundheitsberichterstattung. Der Leiter
der Plan- und Leitstelle Zehlendorf beauftragte die Autoren mit der Erstellung eines Drogenberichts,
da Hinweise auf eine starke Zunahme des Konsums von Designerdrogen bei Oberschülern vorlagen
(Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, 1997), die möglicherweise im Zusammenhang mit
der aufkommenden Technowelle stand. Der Berliner Bezirk Zehlendorf, in dem die Erhebung
durchgeführt wurde, gilt als Bezirk mit der günstigsten Sozialstruktur innerhalb Berlins (vgl. Hermann
& Meinlschmidt, 1995). Dieser ist unter anderem gekennzeichnet durch eine niedrige
Arbeitslosenquote und einen entsprechend niedrigen Anteil an Sozial- und Wohnhilfeempfängern, ein
hohes mittleres Einkommen und einen guten Gesundheitszustand (Kriterium: vorzeitige Sterblichkeit)
der Bevölkerung. Aufgrund dieser vergleichsweise positiven Charakteristika ist gerade in diesem
Bezirk Berlins ein eher niedriger Drogenkonsum zu erwarten. Allerdings eröffnen die potentiell
besseren finanziellen Mittel den Jugendlichen einen leichteren Zugang zur Technoszene und natürlich
zu den Drogen selbst.
Es wurden zwei von insgesamt drei Zehlendorfer Gymnasien in die Befragung einbezogen. Die
Befragungen der Jugendlichen an den beiden Gymnasien wurden im Oktober und November 1996
durchgeführt. Um die wechselseitige soziale Beeinflussung der Jugendlichen bei der Bearbeitung des
Fragebogens zu minimieren, fand die Befragung der gesamten Schülerschaft eines Gymnasiums
zeitgleich statt. Die Befragungen wurden in den Schulklassen von den Lehrern durchgeführt, die
insbesondere auf die Gewährleistung der Anonymität zu achten hatten. Ausgefüllte Fragebogen
wurden von den Schülern in eine verschlossene Box geworfen.
An beiden Schulen wurden alle Schüler von der siebten bis zur dreizehnten Klasse befragt.
Insgesamt nahmen 459 Schüler aus dem ersten Gymnasium und 714 Schüler aus dem zweiten
Gymnasium teil, so daß die Gesamtgruppe aus 1 174 befragten Schülern besteht. Aufgrund fehlender
Einverständniserklärungen der Eltern, Teilnahmeverweigerungen, Fehlen am Erhebungstag wegen
Krankheit oder sonstiger Umstände, konnten jedoch nicht alle Schüler erreicht werden. Die
Teilnahmequoten an beiden Schulen betragen 76.5 Prozent an der ersten Schule und 85.5 Prozent an
Legaler und illegaler Drogenkonsum
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der zweiten Schule. Das mittlere Alter der Gesamtstichprobe beträgt 15.34 Jahre mit einem
Mindestalter von 11 Jahren und einem Höchstalter von 21 Jahren. Das Verhältnis von 50.8 Prozent
Mädchen und 49.2 Prozent Jungen ist in etwa ausgewogen. Tabelle 1 ist die Zusammensetzung der
Stichprobe getrennt nach Altersgruppen und Geschlecht zu entnehmen. Diese Aufteilung wurde den
späteren Gruppierungsanalysen zugrunde gelegt.
Tabelle 1
Zusammensetzung der Stichprobe nach Geschlecht und Altersgruppen (N = 1174)
Geschlecht
Altersgruppe
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
18-21 Jahre
Summe
weiblich
%
50.2
53.1
47.8
52.5
50.8
N
146
173
151
117
587
männlich
%
49.8
46.9
52.2
47.5
49.2
N
145
153
165
106
569
insgesamt
%
25.1
28.3
27.3
19.3
100
N
291
326
316
223
1156
Anmerkungen. 18 paarweise fehlende Werte.
Erhebungsinstrumente
Als zeitlicher Bezugsrahmen zur Erfassung des Drogenkonsums bei Jugendlichen wurden die letzten
zwölf Monate vorgegeben. Die Jugendlichen konnten zur Angabe der durchschnittlichen Häufigkeit
des Drogenkonsums die passende zeitliche Bezugsgröße selbst auswählen (z.B. „In den letzten 12
Monaten habe ich ___ mal pro Woche/Monat/Jahr geraucht?“). Die Konsumhäufigkeit war
einzutragen. Dieses Vorgehen gewährleistet die vergleichbare Erfassung drogenspezifisch
unterschiedlicher Konsumfrequenzen. Zusätzlich wurde als Intensitätsmaß die Häufigkeit des
täglichen Konsums erfragt. Beim ersten Probierkonsum und bei Beginn des regelmäßigen Konsums
(operationalisiert als ca. zweiwöchentlicher Konsum) war das Alter anzugeben. Insgesamt wurden
10 verschiedene Drogenarten berücksichtigt: legale Drogen (Alkohol und Zigaretten),
Psychopharmaka (Beruhigungsmittel) und illegale Drogen (Cannabis/Haschisch, Ecstasy,
Aufputschmittel, LSD , Kokain und Heroin/Opiate) und Schnüffelstoffe. Die Erfassung des
Drogenkonsums orientiert sich an Kleiber, Soellner und Tossmann (1993).
Zur Erfassung des Drogenkonsums im Freundes- und Bekanntenkreis wurde gefragt: „Was
schätzt Du, wieviele Deiner Freunde und näheren Bekannten nehmen zur Zeit die nachfolgenden
Mittel ?“ Die Verbreitung des Drogenkonsums wurde für jede Drogenart mit Ausnahme der
Schnüffelstoffe durch vierstufige Items (Antwortalternativen: „niemand bis einige wenige“, „die Hälfte
oder weniger“ , „die Mehrzahl bis fast alle“ , „alle“) erfaßt. Die normativen Erwartungen der
Jugendlichen zum Drogenkonsum wurden in Anlehnung an Botvin et al. (1992) als
Prävalenzschätzungen des Drogenkonsums gleichaltriger Jugendlicher desselben Geschlechts
operationalisiert. Gefragt wurde: „Was meinst Du wieviele Mädchen/junge Frauen (Jungen/junge
Männer) in Deinem Alter nehmen ... ? (Antwortalternativen: „(fast) keiner“ , „ca. ein Viertel“, „ca.
die Hälfte“ , „ca. drei Viertel“ , „fast alle“). Normative Erwartungen wurden in bezug auf Alkohol-,
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ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
Zigaretten-, Haschisch- und Ecstasykonsum erfragt. Als Indikator für die Fähigkeit zum „Nein“
sagen ,bzw. zum Umgang mit Gruppendruck wurde die Selbstwirksamkeitserwartung Jugendlicher,
in einer sozial schwierigen Situation ein Drogenangebot abzulehnen, betrachtet. Dabei wurde
berücksichtigt, daß unter Umständen Jugendliche – zum Beispiel die Drogenkonsumenten - ein
solches Angebot gar nicht ablehnen wollen. Diesem Aspekt wurde dadurch Rechnung getragen, daß
eine Filtervariable vorgeschaltet wurde, die die Bereitschaft Jugendlicher, ein Drogenangebot
anzunehmen, erfassen sollte. Nur falls Jugendliche ein Drogenangebot auch tatsächlich ablehnen
wollten, sollten sie auf jeweils vierstufigen Items (Antwortalternativen: „ist überhaupt kein Problem
abzulehnen“ , „könnte ich schon, wäre unter Umständen aber nicht ganz angenehm“ , „nicht
unmöglich, wäre unter Umständen aber ziemlich schwer“ , „das wäre für mich nicht drin, nicht
mitzumachen“) ihr Zutrauen in die Fähigkeit dem Angebot zu widerstehen beurteilen. Die
Formulierung der Antwortalternativen wurde jugendgerecht gestaltet.
ERGEBNISSE
Ein Vergleich der Zehlendorfer Drogenprävalenzen mit der Drogenaffinitätsstudie (BZgA, 1998) ist
wegen der unterschiedlichen Erfassung und unterschiedlichen Stichproben, sowohl im Hinblick auf
die Repräsentativität, aber auch die Altersstruktur, nur eingeschränkt möglich. Daher soll auf
statistische Prüfverfahren zur Feststellung des Unterschieds der Berlin-Zehlendorfer Drogenprävalenz
verzichtet werden. Als weitere Referenzstichprobe wird die repräsentative Münchner EDSP-Studie
(„Early Developmental Stages of Psychopathology“) herangezogen, die auch einen Vergleich
hinsichtlich der Altersgruppe und der Erfassungsmethode erlaubt.
Alkohol und Tabakkonsum
Die Trendanalysen der BZgA lassen schon seit 1973 einen ständigen Rückgang des
Alkoholkonsums bei Jugendlichen erkennen. Diese Entwicklung setzt sich auch in den neunziger
Jahren bis heute fort. Tabelle 2 zeigt die Jahresprävalenz, die Häufigkeit des monatlichen Konsums
und das Ausmaß regelmäßigen Konsums von Alkohol und Tabak.
Wie anhand der repräsentativen Münchner EDSP-Studie („Early Developmental Stages of
Psychopathology“) gezeigt werden kann, ist das Mißbrauchs- und Abhängigkeitspotential des
Alkoholkonsums schon bei Jugendlichen beträchtlich (Holly, Türk, Nelson, Pfister & Wittchen,
1997). Nach DSM-IV Kriterien erhielten 1.2 Prozent der 14 bis 15jährigen und 8.9 Prozent der 1617jährigen eine Mißbrauchsdiagnose. Hinzu kommt die Gruppe der abhängigen Jugendlichen von
denen 1.2 Prozent auf die 14-15jährigen und 3.9 Prozent auf die 16-17jährigen entfallen. Die
Autoren verweisen darauf, daß von den 14-15 jährigen Münchnern immerhin schon 13.2 Prozent
regelmäßig Alkohol trinken (mindestens 12 mal im Jahr). Bemerkenswert ist, daß nach derselben
Definition regelmäßigen Konsums bereits 22.3 Prozent der 14-15jährigen Berliner Gymnasiasten als
regelmäßige Alkoholkonsumenten zu betrachten sind. Anders als Czepay und Kolip (1996), die bei
Gymnasiasten keine Geschlechtsunterschiede in der Häufigkeit des Alkoholkonsums (mittlerer
monatlicher Konsum) feststellen konnten, konsumieren in der Berliner Stichprobe männliche
Legaler und illegaler Drogenkonsum
7
Gymnasiasten häufiger Alkohol als weibliche Gymnasiasten (F (1,742) = 21.97, p < .001). Dies
stimmt mit der Beobachtung der Münchner Studie eines höheren Mißbrauchs und höherer
Abhängigkeitsdiagnosen bei männlichen Jugendlichen gut überein. Weiterhin zeigt sich ein starker
Anstieg der Häufigkeitsraten zwischen den Altersklassen der 11 bis 13jährigen, den 14 bis
15jährigen und den 16 bis 17jährigen. Gleiches ist für den regelmäßigen Alkoholkonsum zu
beobachten.
Tabelle 2
12-Monatsprävalenz, Häufigkeit des monatlichen Konsums und prozentualer Anteil
regelmäßiger Konsumenten von Alkohol und Zigaretten bei Berliner Gymnasiasten (N =1174)
Drogen-erfahrung
in den letzten 12
Monaten
Mittlerer
Drogenkonsum
pro Monat
(Häufigkeit)
Mittlerer
Drogenkonsum
pro Tag
(Häufigkeit)
Anteil
regelmäßiger
Konsumenten1
Insgesamt
63.8 %
3.9
29.7 %
männlich
weiblich
61.5 %
66.0 %
4.5
3.3
31.1 %
27.4 %
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
18-21 Jahre
22.8 %
60.7 %
86.1 %
89.6 %
2.1
3.1
4.2
4.8
5.1 %
22.3 %
46.8 %
48.9 %
Insgesamt
44.0 %
15.3
6.3
(0.5-30)
27.8 %
männlich
weiblich
40.1 %
47.7 %
16.8
14.0
6.7
5.8
(0.5 – 30)
(1-20)
27.9 %
28.0 %
Alkoholkonsum
Rauchen
11-13 Jahre
23.0 %
7.9
3.2
(1- 15)
8.2 %
14-15 Jahre
47.9 %
14.1
4.3
(0.5 –20)
30.5 %
16-17 Jahre
51.7 %
18.3
6.8
(0.5 –25)
36.1 %
18-21 Jahre
54.3 %
17.1
8.4
(1-30)
37.7 %
1
Anmerkungen. „regelmäßiger Konsum“ wurde in Anlehnung an die BZgA (1994) defininiert als ein- oder
mehrmaliger wöchentlicher Konsum.
Nach Berichten der BZgA (1998) zeigt sich seit 1993 nach einem langfristig rückläufigen Konsum
eine leichte Tendenz zur Zunahme des Rauchens. Von den in der Drogenaffinitätsstudie 1997
befragten Jugendlichen bezeichnen sich 41 Prozent als ständige oder gelegentliche Raucher. Diese
Zahlen stimmen mit der hier dargestellten Jahresprävalenz von 44 Prozent gut überein (vgl. Tabelle
2), in der sich sowohl regelmäßige Raucher als auch Gelegenheitsraucher widerspiegeln dürften.
Allerdings ist die Intensität des Rauchens bei den Berliner Gymnasiasten geringer als in der BZgAStudie. Nur 30.6 Prozent der Gesamtgruppe gibt an, mindestens sieben Zigaretten wöchentlich zu
rauchen. Im Durchschnitt konsumiert diese Gruppe sechs Zigaretten am Tag. In der
Drogenaffinitätsstudie konsumieren ständige Raucher dagegen immerhin 17.6 Zigaretten am Tag. Es
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ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
fällt auf, daß Mädchen häufiger Erfahrung mit dem Rauchen haben als Jungen (χ²(1) = 6.79, p <
.001). Sie unterscheiden sich allerdings nicht hinsichtlich der Häufigkeit des Konsums. In
bevölkerungsweit repräsentativen Umfragen zum Rauchen wie zum Beispiel der Bundesstudie 1995
(Herbst, Kraus & Scherer, 1996), der Mikrozensuserhebung (Statistisches Bundesamt, 1994, 1996)
oder der Drogenaffinitätsstudie (BZgA, 1998) findet sich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen
im allgemeinen ein höherer Raucheranteil beim männlichen Geschlecht.
Konsum illegaler Drogen und psychotroper Substanzen
Im Bereich der illegalen Drogen geht man seit Beginn der neunziger Jahre - anders als bei Alkohol –
von einer Ausweitung des Drogenkonsums bei Jugendlichen aus (z.B. Kraus, 1997; Kraus,
Bauernfeind & Herbst, 1998; Perkonnig et al., 1997; Schuster & Wittchen, 1996).
Lebenszeiterfahrungen mit allen illegalen Drogenarten zusammengenommen weisen 1997 21 Prozent
der 12-25 jährigen auf (BZgA, 1998), die 12-Monatsprävalenz beträgt 15 Prozent. Der
überwiegende Teil beruht dabei auf Haschischkonsum.
Betrachtet man demgegenüber die berichtete 12-Monatsprävalenz des Cannabiskonsums von
28 Prozent (vgl. Tabelle 3), so ist diese als überdurchschnittlich hoch zu bewerten. Eine ähnliche
Bewertung legen auch die 1995 erhobenen Daten der Bundesstudie nahe. Kraus (1997) berichtet
eine 12-Monatsprävalenz der 1995 befragten 18-19 jährigen Deutschen von 17 Prozent. Einen
direkten altersbezogenen Vergleich des Cannabiskonsums ermöglicht eine Gegenüberstellung mit der
Münchner Drogenstudie (Perkonnig et al., 1997). In München und Umgebung beträgt die Lifetime
Prävalenz für den Cannabiskonsum der 14 bis 15jährigen 12.2 Prozent. In der Berliner Stichprobe
beträgt die 12-Monatsprävalenz dieser Altersgruppe hingegen 27.7 Prozent. Bei 16 bis 17jährigen
beträgt das Verhältnis 25.6 Prozent (München) zu 40.4 Prozent (Berlin-Zehlendorf), bei den 18 bis
21jährigen 35.4 Prozent (München) zu 45.5 Prozent (Berlin-Zehlendorf).
Es ist zu vermuten, daß die erhöhte Prävalenz des Cannabiskonsums der Berliner Jugendlichen
zum Teil den Mädchen zuzuschreiben ist, die hier anders als in den Repräsentativstudien (z.B. Kraus,
1997) gleichviel Drogenerfahrung wie die Jungen aufweisen. Lediglich die Konsumfrequenzen sind
bei den Mädchen niedriger als bei den Jungen. Andererseits kommt hier zum Tragen, daß nur
Gymnasiasten in die Befragung einbezogen wurden, die sich gerade im Hinblick auf den
Cannabiskonsum deutlich von Schülern anderen Schularten unterscheiden dürften.
Beruhigungsmittelkonsum bei Schülern wird unter anderem auch als ein Mittel zur Bewältigung
von schulischen Belastungs- Beanspruchungssituationen (Nordlohne, Hurrelmann & Holler, 1989)
gesehen. In der in den Jahren 1992 und 1993 durchgeführten repräsentativen Bielefelder
Jugendstudie (Kolip, Nordlohne & Hurrelmann, 1995) fiel das hohe Ausmaß psychosomatischer
Störungen Jugendlicher wie Nervosität/Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen und
Rückenschmerzen auf. Immerhin 20 Prozent 12-16jähriger Jugendlicher aus den alten
Bundesländern leidet an Schlafstörungen. Nordlohne et al. (1989) berichten auf der Grundlage einer
1986/1987 durchgeführten Jugendstudie bei 13-17jährigen eine 12-Monatsprävalenz des
Beruhigungs- und Schlafmittelkonsums von 9 Prozent. Die Jahresprävalenz des
Beruhigungsmittelkonsums der Zehlendorfer Stichprobe beträgt demgegenüber nur 2.9 Prozent.
Legaler und illegaler Drogenkonsum
9
Tabelle 3
12-Monatsprävalenz, Häufigkeit des monatlichen Konsums und prozentualer Anteil
regelmäßigen Konsums von illegalen Drogen bei Berliner Gymnasiasten (N =1174)
Drogenerfahrung in
den letzten 12
Monaten
Cannabis
Beruhigungsmittel
Aufputschmittel
(Ecstasy, Speed ,
LSD)
Harte Drogen
(Kokain, Heroin)
Schnüffelstoffe
Insgesamt
28.0 %
Mittlerer
Drogenkonsum
pro Monat
(Häufigkeit)
4.8
Mittlerer
Drogenkonsum
pro Tag
(Häufigkeit)
1.8
Anteil regelmäßige
Konsumenten
männlich
weiblich
29.1 %
27.1 %
6.1
3.4
2.0
1.6
16.8 %
9.7 %
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
18-21 Jahre
Insgesamt
4.8 %
27.7 %
40.4 %
45.5 %
2.9 %
3.5
3.7
5.3
5.2
5.3
2.2
1.5
1.7
1.8
1.7 %
11.6 %
20.6 %
20.2 %
1.4 %
männlich
weiblich
1.2 %
4.3 %
11.1
3.4
0.7 %
1.8 %
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
18-21 Jahre
Insgesamt
1.7 %
2.1 %
2.2 %
4.9 %
3.3 %
12.2
2.8
1.5
6.3
2.9
1.4 %
1.2 %
0.3 %
1.8 %
0.9 %
männlich
weiblich
3.5 %
3.0 %
3.6
2.2
1.1 %
0.8 %
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
18-21 Jahre
Insgesamt
1.7 %
0.9 %
5.5 %
5.4 %
1.4 %
9.2
7.6
0.6
2.6
1.0
0.7 %
0.6 %
0.6 %
2.2 %
0.1 %
männlich
weiblich
1.4 %
1.2 %
0.2
1.8
0.3 %
--
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
18-21 Jahre
Insgesamt
0.7 %
0.3 %
1.9 %
2.2 %
1.5 %
0.6
1.4
0.8
3.0
---0.4 %
0.5 %
männlich
weiblich
2.1 %
0.8 %
3.7
1.8
0.9 %
--
11-13 Jahre
14-15 Jahre
16-17 Jahre
2.1 %
2.4 %
--
3.5
3.8
--
1.4 %
---
13.2 %
Anmerkungen. Zellbesetzungen von weniger als 3 Personen sind nicht tabuliert. Als „regelmäßiger Konsum“
gilt in Anlehnung an die BZg A (1994) eine Konsumfrequenz von mindestens 20 mal im Jahr.
10
ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
Die Mädchen nehmen dabei deutlich häufiger Beruhigungsmittel ein als Jungen (χ²(1) = 10,34, p <
.001). Dieser Befund wird auch in neueren Repräsentativerhebungen bestätigt (Herbst, Kraus &
Scherer, 1996). Auffällig sind hier speziell die hohen Jahresprävalenzen der 18-21 jährigen
Gymnasiasten (4.9 Prozent), die mit prüfungsbedingtem Leistungsdruck in Zusammenhang stehen
könnten.
Prinzipiell sind die Prävalenzschätzungen des Beruhigungsmittelkonsums und der im folgenden
dargestellten Konsumhäufigkeiten illegaler Drogen aufgrund der geringen Fallzahlen mit einem hohen
Meßfehler behaftet. Um sichere Aussagen treffen zu können, wäre eine wesentlich größere
Stichprobe erforderlich. Die Prävalenzen dieser Substanzen waren teilweise so gering, daß sie zur
besseren Übersicht nach ihrer Wirkung zusammengefaßt wurden. Ecstasy, das sowohl
amphetaminerge als auch halluzinogene Eigenschaften hat (Sahihi, 1991), wurde gemeinsam mit LSD
der Gruppe „Aufputschmittel“ zugeordnet. Kokain und Heroin wurden zu einer Gruppe „harte
Drogen“ zusammengefaßt. Im Bereich der illegalen härteren Drogen ist von einer Unterschätzung der
tatsächlichen Zahlen auszugehen, so daß die Zuverlässigkeit der dargestellten Statistiken eher gering
und die vorgenommenen Vergleiche mit den repräsentativen Daten anderer Studien nur
eingeschränkt möglich ist.
Wie eingangs dargestellt, war ein Grund für die Beauftragung der vorliegenden Studie der
beobachtete hohe Ecstasykonsum. Nach einem Bericht des Berliner Drogenreferats
(Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, 1997) liegt die Lifetime-Prävalenz des
Ecstasykonsum bei 15-17jährigen bei 13.8 Prozent (12-Monatsprävalenz von 12.9 Prozent), was im
Vergleich zur Drogenaffinitätsstudie der BZgA (1998) mit ca. 5 Prozent (12-Monatsprävalenz von 3
Prozent) als sehr hoch zu bewerten ist. Im Gegensatz dazu liegt der Ecstasykonsum der
Zehlendorfer Gymnasiasten deutlich niedriger; sogar noch unterhalb den Statistiken der BZgA. So
ergibt sich in der Gruppe der Aufputschmittelkonsumenten zusammengenommen „nur“ eine
Jahresprävalenz von 3.3 Prozent, davon entfallen 1.8 Prozent auf die Einnahme von Ecstasy (in
Tabelle 3 nicht gesondert ausgewiesen). Hier mag das höhere Durchschnittsalter der BZgA -Studie
eine Rolle spielen, was gerade bei einem höheren Einstiegsalter in eine Droge deutliche Unterschiede
in der Prävalenz bewirken kann. Ein Vergleich der Altersklassen mit den Münchner Daten (berichtet
wird die Lebenszeitprävalenz; Perkonnig et al., 1997) weist auf keine Besonderheiten der
Zehlendorfer Gymnasiasten hinsichtlich ihrer Aufputschmittelerfahrung hin. Der Konsum von
Halluzinogenen und Stimulantien ist in der Münchner Stichprobe getrennt ausgewiesen. Die Autoren
berichten bei 14-15jährigen eine Lifetime-Prävalenz von Halluzinogenen von 0.4 Prozent
(Stimulantien: 0 Prozent), bei den 16-17jährigen eine Halluzinogen-Lifetimeprävalenz von 4.3
Prozent (Stimulantien: 1.6 Prozent) und bei 18-21jährigen einen Halluzinogenkonsum von 5.5
Prozent (Stimulantien 2.8 Prozent). Wird berücksichtigt, daß innerhalb dieser Substanzen mit
vergleichbarem Wirkungsspektrum auch Mehrfachkonsumenten vorkommen, so sind diese Zahlen
mit den Berliner Statistiken vergleichbar (vgl. Aufputschmittelkonsum Tabelle 3). Auch wenn also die
Berliner Statistiken entgegen den Erwartungen nicht als alarmierend anzusehen sind, ist eine 12Monatsprävalenz von 5 Prozent angesichts des hohen Suchtpotentials dieser Drogen bedenklich.
Nach Schuster und Wittchen (1996) ist von einem Verhältnis von Gebrauch zu
Mißbrauch/Abhängigkeit von 6 zu 1 auszugehen.
Legaler und illegaler Drogenkonsum
11
Die Statistiken der Bundesstudie 1995 weisen für alle Altersgruppen (18 bis 59 Jährige) eine 12Monatsprävalenz für Kokain von einem Prozent und für Heroin von etwa 0.3 Prozent aus. In der
Zehlendorfer Stichprobe errechnet sich eine 12-Monatsprävalenz für beide Drogenarten von 1.4
Prozent. Ab einem Alter von 16 Jahren finden sich 0.3 bis 0.4 Prozent regelmäßige Konsumenten.
Aufgrund der großen Unsicherheit, die mit Selbstangaben bei diesen Drogenarten und dem
ungünstigen Verhältnis der Stichprobenzahl zur Basisrate verbunden sind, soll auf weitere Vergleiche
verzichtet werden.
Der Konsum von Schnüffelstoffen ist aufgrund der potentiellen neurologischen Schäden ein
ernstzunehmendes Problem (Altenkirch, 1982). Gesundheitliche Schäden können sowohl kurzfristig
als auch langfristig im Erwachsenenalter auftreten, selbst dann, wenn noch im Jugendalter mit dem
Konsum aufgehört wird. Insgesamt 1.5 Prozent der Zehlendorfer Gymnasiasten haben innerhalb der
letzten 12 Monate Schnüffelstoffe konsumiert, insbesondere männliche Jugendliche der
Altersgruppen 11 bis 13 Jahre und 14 bis 15 Jahre. In der Münchner EDSP- Studie wird bei den 14
bis 15jährigen eine Lifetime-Prävalenz von 1.1 Prozent berichtet, bei 16 bis 17jährigen eine LifetimePrävalenz von 0.4 Prozent. In der Berliner Stichprobe beträgt die Prävalenz in der Gruppe der 14
bis 15jährigen 2.1 Prozent. Für die älteren Altersgruppen ließ sich aufgrund der geringen Fallzahlen
keine Statistik berechnen. Die Tabelle zeigt, daß Jugendliche früh mit dem Konsum von
Schnüffelstoffen beginnen (vgl. auch Silbereisen, 1997), steigen jedoch auch bald wieder aus. Es ist
nicht auszuschließen, daß nachfolgend auf Drogen gewechselt wird, die erst in höherem Alter leichter
verfügbar werden. Der Gebrauch von Schnüffelstoffen ist bei Jungen übereinstimmend mit anderen
Studien (z.B. Perkonnig et al., 1997) häufiger als bei Mädchen (χ² (1) = 3.27, p < .05).
Alter des Erstkonsums
Suchtpräventionsprogramme sind meist darauf ausgerichtet, den Kontakt mit Substanzen ganz zu
unterbinden oder aber den Beginn des Konsums auf ein höheres Alter zu verschieben (Lohaus,
1993). Die Kenntnis des Einstiegsalters ist daher eine wichtige Komponente für die Entwicklung von
Präventionsprogrammen. Mit zunehmendem Alter, so wird angenommen, wächst die Einsicht der
Jugendlichen in die Gefährlichkeit von Drogen, womit sich auch das Mißbrauchs- oder
Abhängigkeitspotential verringert. Die Frage des Einstiegsalters ist ebenfalls unter der Annahme einer
invarianten Drogensequenz bedeutsam, wo der Konsum der harten Drogen als Endpunkt einer
Drogenkarriere umso früher erreicht wird, je früher die zeitlich davor liegenden Drogen konsumiert
wurden (Kandel, 1980).
Die Schülerinnen und Schüler wurden zu ihrem Alter beim Erstkonsum befragt. In Tabelle 4 ist
das mittlere Alter der Jugendlichen bei Erstkonsum illegaler Drogen im Vergleich zur
Drogenaffinitätsstudie von 1997 dargestellt. Um einen möglichen Erinnerungsbias zu minimieren,
wurden nur gleiche Altersgruppen (14 bis 15jährige und 16 bis 17jährige) der beiden Studien
miteinander in Beziehung gesetzt. Darüberhinaus wurden aus der BZgA – Drogenaffinitätsstudie nur
Gymnasiasten berücksichtigt. Diese sind anders als bei der Berliner Stichprobe über das gesamte
Bundesgebiet verteilt und schließen daher auch Jugendliche aus der Landbevölkerung ein. Da die
12
ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
Fallzahlen in beiden Gruppen sehr gering sind, wurde auf die Berechnung statistischer Tests
verzichtet.
Tabelle 4
Mittleres Alter (in Jahren) bei Erstkonsum illegaler Drogen der Berliner Schüler im Vergleich
zu den Gymnasiasten der Drogenaffinitätstudie (BZgA, 1998)
Schnüffelstoffe
Cannabis
Aufputschmittel
Ecstasy
LSD
Kokain
14 bis 15jährige
BZgA 1997
Berlin-Zehlendorf 1996
M
N
M
N
14.7
10
13.67
9
14.8
28
13.69
91
15
1
13.50
4
14.4
8
14.00
2
14.9
13
13
1
14
1
16 bis 17jährige
BZgA 1997
Berlin-Zehlendorf 1996
M
N
M
N
16
14
14
2
16.4
28
14.78
140
16.4
5
15.09
11
16.4
11
15.73
11
16.4
8
16.11
9
16.5
2
15.80
5
Der Kontakt mit Schnüffelstoffen erfolgt in der Berliner Stichprobe zeitlich vor dem Experimentieren
mit illegalen Drogen. In der Gruppe der 14 bis 15jährigen ist der Konsum Berliner Gymnasiasten im
Vergleich zur Drogenaffinitätsstudie um etwa ein Jahr verfrüht. Auch bei der Gruppe der 1617jährigen fällt auf, daß das mittlere Alter der Zehlendorfer bei Erstkonsum illegaler Drogen
zwischen 0.3 Jahren (LSD) und 1.6 Jahren (Cannabis) unter der Referenzstichprobe liegt. Die schon
berichtete erhöhte 12-Monatsprävalenz des Cannabiskonsums korrespondiert hier mit einem um 1.6
Jahre verfrühten Erstkonsum. Ebenso ist das Einstiegsalter in die härteren Drogen vorverlagert. Im
Gegensatz zur Drogenaffinitätsstudie ist in der Berliner Stichprobe in der Gruppe der 16 bis
17jährigen eine Sequenz von leichten zu harten Drogen (Cannabiskonsum – Aufputschmittelkonsum
– Ecstasykonsum – LSD/Kokain-Konsum) zu beobachten. Die Entwicklungssequenz des
Experimentierens mit illegalen Drogen beginnt dabei in dem großstädtischen Milieu früher und
erscheint zeitlich ausgedehnter.
Die Bedeutung der Gleichaltrigengruppe für den Drogenkonsum
Im Jugendalter werden Freundschaftsbeziehungen relativ zu den Familienbeziehungen wichtiger. Der
Drogenkonsum im Bekannten- und Freundeskreis hat sich empirisch wiederholt als die wichtigste
Einflußgröße für den Drogengebrauch Jugendlicher herausgestellt (Donaldson, 1995; Kandel, 1985).
In Tabelle 5 sind Zusammenhänge zwischen bereichsspezifischer Drogenerfahrung und
verschiedenen Indikatoren des Einflusses Gleichaltriger bei statistischer Kontrolle des Alters
abgetragen. Es finden sich hohe Zusammenhänge zwischen bereichsspezifischer Drogenerfahrung
(12-Monatsprävalenz) einerseits und der Drogenerfahrung im Freundes- und Bekanntenkreis
andererseits. Dieser Zusammenhang gilt unabhängig von der betrachteten Drogenart sowohl für die
legalen Drogen Alkohol und Zigaretten, als auch für die illegalen Drogen Cannabis und Ecstasy.
Legaler und illegaler Drogenkonsum
13
Drogenerfahrene Jugendliche berichten, daß – mit Ausnahme des vergleichsweise seltenen
Ecstasykonsums – durchschnittlich mindestens die Hälfte ihres Freundes- und Bekanntenkreises
dieselbe Drogenart konsumiert.
Tabelle 5
Alterskorrigierte Partialkorrelationen zum Zusammenhang eigener Drogenerfahrung mit dem
wahrgenommenen Drogenkonsum im Bekanntenkreis, der erlebten Schwierigkeit ein
Drogenangebot abzulehnen und der wahrgenommenen Prävalenz des Drogenkonsums in der
Gruppe der Gleichaltrigen (N =1174).
Drogenkonsum im
Schwierigkeit
Geschätzter Konsum bei
Bekanntenkreis
„Nein“ zu sagen
Gleichaltrigen
M
r
M
r
M
r
Drogenerfahrung mit ohne
1.79
1.47
1.83
a
.35
ns.
.29a
Alkohol
mit
2.51
1.40
2.48
Drogenerfahrung mit ohne
1.98
1.37
2.23
.32a
.11b
.14a
Zigaretten
mit
2.50
1.59
2.49
Drogenerfahrung mit ohne
1.34
1.34
1.02
.54a
ns.
.33a
Haschisch
mit
2.33
1.34
1.70
Drogenerfahrung mit ohne
1.07
1.34
0.69
.26a
ns.
.07 c
Ecstasy
mit
1.68
1.72
1.04
Anmerkungen. Die abgetragenen Mittelwerte sind altersadjustiert. a p < .001; b p < .01; c p < .05; ns = nicht
signifikant.
Für diesen Zusammenhang sind verschiedene Erklärungen denkbar. Zum einen könnte der Zugang
zur Droge durch die Freunde eröffnet worden sein. Dies spielt vermutlich bei illegalen Drogen eine
besonders wichtige Rolle. Zum anderen werden die Drogen durch Freunde nicht nur verfügbar
gemacht, sondern auch aktiv angeboten (vgl. Graham, Marks & Hansen, 1991). Innerhalb von
Jugendcliquen gelten Normen, die Jugendliche erfüllen müssen, wenn sie nicht ausgeschlossen
werden wollen. Ein Drogenangebot abzulehnen, kann daher unter Umständen schon einem Verstoß
gegenüber Gruppennormen gleichkommen. Es wird angenommen, daß Jugendliche, die einem
Drogenangebot widerstehen können, für Drogenkonsum weniger gefährdet sind, als Jugendliche, die
nicht „Nein-Sagen“ können. Diese Annahme läßt sich statistisch nur für den Zigarettenkonsum (p <
.01) bestätigen. Jugendliche, die in den letzten zwölf Monaten keine Zigaretten konsumiert haben,
berichten eine geringere Schwierigkeit als Drogenerfahrene zu einem solchen Angebot „Nein“ zu
sagen. Insgesamt wird die erlebte Schwierigkeit, ein Drogenangebot ablehnen zu können sowohl bei
Drogenerfahrenen als auch bei Drogenunerfahrenen als sehr gering bewertet, so daß hier kein
gravierender personaler Risikofaktor erkennbar ist.
Neben der aktiven Einflußnahme zum Drogenkonsum durch Jugendliche sind auch passive
Beeinflussungsprozesse denkbar. Nach sozial-kognitiven Modellvorstellungen sollten gleichaltrige
Jugendliche besonders wirksame Verhaltensmodelle darstellen (Bandura, 1977, 1986), deren Einfluß
von Jugendlichen nicht bewußt wahrgenommen werden muß. Verhaltensnormen, die sich
Jugendlichen eher indirekt und passiv mitteilen, werden auch durch Überzeugungen wie sich
Gleichaltrige „normalerweise“ verhalten geprägt. Sind Jugendliche der Überzeugung, daß die meisten
Jugendlichen Haschisch konsumieren, werden sie sich womöglich selbst dieser wahrgenommenen
Verhaltensnorm entsprechend verhalten wollen. Erwartet wird, daß Jugendliche mit spezifischer
14
ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
Drogenerfahrung die Prävalenz des Konsums in ihrer Gleichaltrigengruppe höher einschätzen als
Drogenunerfahrene.
In Abbildung 1 sind die Prävalenzschätzungen drogenerfahrener und drogenunerfahrener
Jugendlicher für vier Drogenarten abgebildet (die abgetragenen Mittelwerte sind im Gegensatz zu den
Werten in Tabelle 5 nicht altersadjustiert). In allen Fällen schätzen Jugendliche mit eigener
Drogenerfahrung die Verbreitung des Drogenkonsums bei Jugendlichen desselben Alters und
Geschlechts bedeutend höher ein als Jugendliche ohne Drogenerfahrung. Allerdings kann aus diesem
Befund nicht geschlossen werden, daß die höheren Prävalenzschätzungen der Drogenerfahrenen
unrealistisch sind. Die Prävalenzschätzungen könnten zumindest zum Teil realistische Reflektionen
eigener Erfahrungen innerhalb des Freundes- und Bekanntenkreises sein. Unabhängig von den
Faktoren, die für die mehr oder weniger realistischen Prävalenzschätzung verantwortlich zu machen
sind, bleibt festzuhalten, daß diese als Ausdruck wahrgenommener Normalität des Verhaltens der
Bezugsgruppe deutlich mit dem Drogenkonsum assoziiert sind.
5
ohne Drogenerfahrung
mit Drogenerfahrung
fast alle
4
ca. drei Viertel
3
ca. die Hälfte
2
ca. ein Viertel
1
fast keiner
Alkohol
Zigaretten
Cannabis
Ecstasy
Abbildung 1. Geschätzter Drogenkonsum bei Gleichaltrigen in Abhängigkeit von
bereichsspezifischer Drogenerfahrung (N = 1174).
DISKUSSION
In der Befragung zum Drogenkonsum Berliner Gymnasiasten konnte entgegen den Erwartungen kein
im Vergleich zu repräsentativen Studien erhöhter Ecstasykonsum nachgewiesen werden. Im
Gegenteil: Nach neueren Schätzungen liegt die 12-Monatsprävalenz des Ecstasykonsums bei
Jugendlichen bei etwa 3 Prozent (BZgA, 1998). Bei den Berliner Schülern wurde jedoch nur eine
Rate von 1.8 Prozent ermittelt. Auch in Bezug auf die Drogenerfahrung mit Halluzinogenen,
Legaler und illegaler Drogenkonsum
15
Aufputschmitteln und Schnüffelstoffen zeigen sich keine erkennbaren Auffälligkeiten gegenüber den
bundesweiten Statistiken (vgl. Perkonnig et al. , 1997).
Dieser positive Eindruck wird hingegen durch den überraschend hohen und im Bundesvergleich
deutlich überdurchschnittlichen Cannabiskonsum getrübt. Es ist nicht auszuschließen, daß hierin ein
genereller Einstellungswandel gegenüber Cannabis zum Ausdruck kommt. So wird heute die
Einnahme von Cannabis auch von wissenschaftlicher Seite zunehmend als weniger gefährlich beurteilt
(Haves & Schneider, 1994; Kleiber & Soellner, 1997). Nicht zuletzt die Debatten um die
Legalisierung von Haschisch, die vor einigen Jahren noch intensiver geführt wurden, mögen zur
Steigerung der Akzeptanz des Cannabis beigetragen haben.
Wie die Analysen zeigen, geht der größte Teil des vergleichsweise erhöhten Cannabiskonsums
der Berlin-Zehlendorfer Stichprobe auf den überdurchschnittlichen Konsum der Mädchen zurück.
Mädchen haben entgegen der Bundesstatistik bei allen Drogenarten gleichhäufige Drogenerfahrung
wie die Jungen. Im Hinblick auf das Rauchen haben die Mädchen die Jungen sogar überflügelt (vgl.
auch Mittag & Jerusalem, 1999). Geschlechtsunterschiede scheinen sich also nivelliert oder gar
umgekehrt zu haben. Allerdings ist dieser vermutete Trend einer Angleichung der Konsumquoten nur
im Bereich gemäßigter Verhaltensmuster erkennbar. Bei härteren Konsummustern dominieren nach
wie vor die Jungen (vgl. Helfferich, 1995). So sind die Konsumfrequenzen der Jungen insbesondere
beim Alkohol- und Haschischkonsum erhöht. Auch der erhöhte Beruhigungsmittelkonsum bei
Mädchen spricht für die Beibehaltung der geschlechtsspezifischen Betrachtungsweise des
Suchtmittelkonsums (vgl. Kolip, 1994, 1997). Aus der Bewältigungsforschung ist bekannt, daß
Mädchen unter (z.B. prüfungsbedingter) Belastung stärker zur Einnahme von Medikamenten neigen
(vgl. Walper, 1990), während Jungen eher Alkohol als Mittel der Stressbewältigung wählen. Hier
zeichnen sich bereits im Jugendalter geschlechtsspezifische Muster der Problembewältigung ab, die
im Erwachsenenalter noch deutlicher zum Tragen kommen.
Nach Lohaus (1993) ist der frühzeitige Beginn des Suchtmittelkonsums der beste Prädiktor für
die Habitualisierung des Drogenkonsums, d. h. Jugendliche, die besonders früh mit dem
Drogenkonsum beginnen, sind besonders gefährdet Suchtgewohnheiten auszubilden. Daher ist vor
allem das beobachtete geringe Durchschnittsalter bei Erstkonsum von Cannabis besorgniserregend.
So beginnen Zehlendorfer Gymnasiasten im Durchschnitt schon im vierzehnten (14 bis 15jährige)
beziehungsweise fünfzehnten (16 bis 17jährige) Lebensjahr mit dem Konsum von Cannabis. Im
Vergleich zu der gymnasialen Referenzstichprobe der Drogenaffinitätsstudie, die die BZgA eigens für
den Vergleich mit den Untersuchungsdaten berechnet hat, ist in Berlin das Einstiegsalter um ein bis
eineinhalb Jahre vorverlagert. Auch härtere Drogen, deren mittleres Einstiegsalter generell höher als
bei Cannabis liegt, werden in der Berliner Stichprobe früher konsumiert. Allerdings nähern sich die
Berliner Zahlen zunehmend denen der Referenzstichprobe an. Damit ist nicht nur zu erwarten, daß
das Risiko der Berliner Gymnasiasten zu Gewohnheitskonsumenten zu werden, erhöht ist, sondern es
stellt sich auch die Frage, ob das beobachtete niedrige Einstiegsalter als genereller Trend eines
vorgezogenen Einstiegs in den illegalen Drogenkonsum zu werten ist. In der Literatur wird diese
Frage kontrovers diskutiert. Schuster und Wittchen (1996) fanden Hinweise für einen früheren
Erstkonsum von Halluzinogenen und Ecstasy für jüngere Alterskohorten. Andererseits kommen
Kraus, Bauernfeind und Herbst (1998) aufgrund einer Survivalanalyse retrospektiver
Querschnittsdaten zwischen 1980 und 1995 zu dem Schluß, daß sich das Einstiegsalter illegaler
16
ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
Drogen nicht verschoben hat. Die Autoren konstatieren aber, daß die Prävalenzen seit Beginn der
90er Jahre stark angestiegen sind. Aufgrund des querschnittlichen Designs der vorliegenden Studie
sind haltbare Aussagen zur möglichen Vorverlagerung des Einstiegsalters nicht möglich. Dennoch
fordert das beobachtete frühe Einstiegsalter der Berliner Gymnasiasten zur längsschnittlichen
Beobachtung heraus. Entwicklungen in der Berliner Jugendkultur werden zunehmend Barometer für
Bundestrends sein.
In der Literatur wird der Einfluß Gleichaltriger als bedeutsamste, empirisch gesicherte
Determinante für den Gebrauch legaler oder illegaler Drogen gewertet (Hawkins, Catalano & Miller,
1992; Kandel, 1985). So bestätigt sich denn auch bei den Berliner Gymnasiasten für jede der
untersuchten Drogenarten ein substantieller Zusammenhang zwischen dem berichteten eigenen
Drogenkonsum und dem Drogenkonsum der Freunde. Das querschnittliche Untersuchungsdesign
erlaubt aber leider keine eindeutige Interpretation über das Zustandekommen dieses
Zusammenhangs. So ist der Zusammenhang natürlich stimmig mit der allgemeinen Annahme, die
Freundschaften hätten den Drogenkonsum verursacht. Dennoch ist auch die strikt umgekehrte
Interpretation möglich, nach der die eigenen Drogenerfahrungen zur Selektion drogenaffiner Freunde
geführt hat (Baumann & Ennett, 1994, 1996; Engels, Knibbe, Drop & deHaan, 1997). Jugendliche
wählen Freunde aus, die sich bezüglich ihres Drogenkonsums ähnlich verhalten oder zumindest eine
ähnliche Einstellung zum Drogenkonsum haben. Im Fall querschnittlicher Studien ist es
wahrscheinlich, daß beide Mechanismen, die zudem dynamisch aufeinander bezogen sind, in der
empirischen Momentaufnahme eingefangen werden. Sowohl die aktive Beeinflussung durch Freunde
wie auch die Selbstselektion des Freundeskreises wären demnach für den Zusammenhang
verantwortlich zu machen.
Es ist nicht auszuschließen, daß für den Zusammenhang auch die Erhebungsmethodik
mitverantwortlich zu machen ist (vgl. Michell & West, 1996). So beruhen die Daten zum
Drogenkonsum der Freunde auf den Selbstauskünften der befragten Jugendlichen und nicht auf der
Befragung des Freundeskreises. Aus der Sozialpsychologie ist bekannt, daß Personen dem sozialen
Umfeld ähnliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zuschreiben, wie sie sich selbst zuschreiben
(sog. falscher Konsenseffekt). Daher ist es möglich, daß der ermittelte Zusammenhang zwischen dem
eigenen Drogenkonsum und dem wahrgenommenen Konsum des Freundeskreises systematisch
überschätzt wird. Jugendliche schreiben ihren Freunden ähnliche Verhaltensweisen wie sich selbst zu
und berichten daher einen überhöhten Drogenkonsum in ihrem Freundeskreis.
Die empirischen Befunde zum Einfluß Gleichaltriger auf den Drogenkonsum bilden die Grundlage
des am weitesten verbreiteten Ansatzes zur Drogenprävention – der Trainings zum Umgang mit
sozialen Beeinflussungsversuchen (Donaldson, 1995; Evans, 1988; Hansen, 1992). Diese vermitteln
den Umgang mit aktiven und passiven Beeinflussungsversuchen. Gelernt wird sowohl der
kompetente Umgang mit aktiven Beeinflussungsversuchen wie auch das Erkennen passiver
Einflußquellen wie etwa Gruppennormen. Ziel sind hohe drogenspezifische Kompetenz- oder
Selbstwirksamkeitserwartungen, die als personale Ressourcen die Wahrscheinlichkeit des Einstiegs
in den Drogenkonsum reduzieren (Akers & Lee, 1996). In der Berliner Stichprobe ist die
wahrgenommene Kompetenz sehr hoch ausgeprägt. Je nach Drogenart glauben zwischen 72 und 88
Prozent der Jugendlichen ein Konsumangebot ohne Probleme ablehnen zu können. Überraschend ist
hingegen, daß sich Konsumenten wie Nicht-Konsumenten gleich kompetent einschätzen „Nein“
Legaler und illegaler Drogenkonsum
17
sagen zu können. Nur im Hinblick auf den Zigarettenkonsum schätzen sich Jugendliche, die in den
letzten 12 Monaten keine Zigarette konsumiert haben, geringfügig kompetenter ein, eine angebotene
Zigarette ablehnen zu können als dies aktive Raucher tun. Haben die Konsumenten unrealistische
Überzeugungen ihrer tatsächlichen Verhaltenskompetenz? Vielleicht. Möglicherweise ist die hohe
wahrgenommene Kompetenz aber einfach nur Ausdruck noch bestehender Kontrolle über den
Konsum, die zumindest in frühen Stadien des Experimentierens mit der Droge verständlich wäre. Sie
fühlen sich kompetent im Umgang mit Drogenangeboten und wollen die Angebote gar nicht
ablehnen. Je nach Drogenart würden zwischen 22 und 62 Prozent der Konsumenten ein
Drogenangebot annehmen, wohingegen fast alle Nicht-Konsumenten die Angebote zurückweisen.
Wahrgenommene Verhaltenskompetenz bleibt im Fall fehlender Zielintentionen verhaltensunwirksam
(vgl. Marlatt, Baer, & Quigley, 1995). Mutmaßlich erhält die Selbstwirksamkeit in späteren
Entwicklungsstadien des Suchtmittelkonsums ihre Bedeutung für die Verhaltensregulation zurück.
Längsschnittstudien sollten daher bei der Analyse der Bedeutung der Selbstwirksamkeit
Entwicklungsstadien als möglichen Moderator in Betracht ziehen.
Anders als bei der aktiven Einflussnahme, scheinen sich die Jugendlichen der passiven
Einflussnahme nicht entziehen zu können. Jugendliche mit Drogenerfahrung gehen von einer höheren
Verbreitung des Drogenkonsums bei Gleichaltrigen aus als Jugendliche ohne Drogenerfahrung.
Konsumenten sind damit in stärkerem Ausmaß normativen Erwartungen durch Gleichaltrige
ausgesetzt. Dies gilt in besonderem Maße für Haschischkonsumenten. Für das Zustandekommen
dieses Zusammenhangs sind sowohl Selektions- wie auch kognitiv-motivationale Mechanismen
wahrscheinlich (vgl. Botvin et al., 1992). Einerseits haben Drogenkonsumenten tatsächlich mehr
Freunde, die selbst Drogen einnehmen. Dies gilt insbesondere für den Konsum illegaler Drogen, da
Peergruppen, in denen einige Mitglieder illegale Drogen konsumieren, sich in stärkerem Ausmaß von
anderen Jugendlichen abgrenzen müssen. Diese selektive Erfahrung führt dann - möglicherweise in
Kombination mit einem weiter oben erläuterten falschen Konsenseffekt - zu höheren
Prävalenzschätzungen. Andererseits legitimiert der vermeintlich „normale“ Drogenkonsum anderer
Jugendlicher auch das eigene illegale Verhalten.
Konsequenzen für die Suchtprävention
Die spezifischen Drogenkonsummuster Berliner Gymnasiasten im Vergleich zu repräsentativ
erhobenen Daten sprechen für die Implementierung einer Gesundheitsberichterstattung im Kindesund Jugendalter, die auch die Identifikation regionaler Besonderheiten erlaubt. Für die kommunale
Bedarfsplanung sind darüber hinaus auch regional oder bezirklich verankerte Studien als sinnvoll
anzusehen, die die Informationsbasis für gezielte Interventionsmaßnahmen liefern. Für diese
Bedarfsanalyse sind querschnittlich angelegte Studien gut geeignet. Bei den Berlin-Zehlendorfer
Gymnasiasten zeichnet sich ein besonderer Präventionsbedarf im Bereich des Haschischkonsums ab.
Aus suchtpräventiven Gesichtspunkten sollte versucht werden, den Beginn des Suchtmittelkonsums –
falls er sich nicht ganz vermeiden läßt - auf einen späteren Zeitpunkt der Adoleszenz oder des
Erwachsenenalters zu verlagern. Dabei darf nicht vergessen werden, daß dem Drogenkonsum im
Jugendalter wichtige Funktionen zukommen können. Hierzu zählt sicherlich die Aneignung der
Erwachsenenrolle oder das Erlebnis und der Ausdruck jugendlichen Lebensgefühls (Franzkowiak,
18
ELKE APPEL UND ANDRÉ HAHN
1996). Die subjektive Funktionalität des Drogenkonsums sollte daher bei der Suchtprävention
Berücksichtigung finden. Beispielsweise bieten geschlechtsspezifische Motive und Problemlagen
persönlich bedeutsame Ansatzpunkte für die Auseinandersetzung mit dem Drogenkonsum und sind
als Komponenten von Suchtpräventionsprogramme gut geeignet.
Schließlich ist bei der Implementation von Suchtpräventionsprogrammen eine prozessuale
Betrachtungsweise einzufordern (Lohaus, 1993; Mittag & Jerusalem, 1999). Je nach
Entwicklungsstadium, ob beim Experimentier- oder Gewohnheitskonsum, sind stadiumsspezifische
Determinanten des Drogenkonsums einzubeziehen. Soziale Einflüsse wie sie in dieser Arbeit anhand
aktiver und passiver Einflußnahme durch Gleichaltrige untersucht wurden, sind wahrscheinlich am
stärksten in der Phase der Initiierung und des ersten Experimentierens mit Suchtmitteln wirksam und
daher als Komponenten für Programme geeignet, die zu Beginn der Adoleszenz und vor dem ersten
Kontakt mit Suchtmitteln eingesetzt werden. Für die Analyse psychosozialer Determinanten des
Drogenkonsums sind jedoch Längsschnittstudien, die eine solche prozessbezogene
Betrachtungsweise erlauben, von Nöten.
LITERATUR
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Danksagung
Die Initiierung und reibungslose Organisation der vorliegenden Studie ist Herrn Dr. Dietrich Delekat,
dem engagierten Leiter der Plan- und Leitstelle des Berliner Bezirks Zehlendorf zu verdanken. Wir
möchten Herrn Dr. Delekat, den beteiligten Schulleitungen, Lehrern und nicht zuletzt den Schülern
herzlich danken, ohne deren aktive Mitarbeit diese Studie nicht möglich gewesen wäre.
Ein Teil der Ergebnisse wurde anläßlich der 4. Tagung der Fachgruppe Gesundheitspsychologie der
DGPs vom 8.-10. Juli 1999 in Fribourg (CH) vorgestellt.