zum inbrief als PDF - Berufsverband Deutscher Markt
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inbrief Organ des Berufsverbandes Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V. Im Überblick: lick: der Jubiläumskongress äumskongress 8 Der 50. BVM-Kongress mit dem Titel „Märkte öffnen – Zukunft gestalten“ bietet seinen Besuchern mit 30 hochkarätigen Vorträgen die Möglichkeit, einen Blick in die Zukunft des Marketing und der Marktforschung zu werfen. Im Fokus: der Datenschutz 24 Vier Beiträge in diesem Heft sind dem Schwerpunktthema Datenschutz gewidmet. Dabei geht es u.a. um den aktuellen Stand bei der EU-Datenschutzgrundverordnung und um das derzeitige Verhältnis von Datenschutz und Marktforschung. April 2015 Im Gespräch: die Verbandsspitze 32 In einem Doppelinterview blicken Dr. Frank Knapp und Ellen Didszus zurück auf 60 Jahre Verbandsgeschichte. Gleichzeitig erläutern sie aktuelle Pläne, langfristige Strategien und inhaltliche Positionen des BVM. Die Basis hoher Qualität: Unser aktiv gepflegtes Panel. t ä t li a u Q Bei uns steht die Qualität der Teilnehmer im Mittelpunkt. Oben sehen Sie echte Teilnehmer aus unserem Panel, die uns vertrauen und uns ihre Bilder geschickt haben. Die sehr hohe Qualität der Antworten unserer Mitglieder verdanken wir aktiver Panelpflege. Diese steht bei uns auf 2 Säulen: 1. Kontrolle: Wir ermitteln Mehrfach-Registrierte, falsche Email Adressen oder Bankverbindungen, Inaktivität, Durchklicker und vieles mehr und schließen entsprechende Teilnehmer von unseren Umfragen aus. Zur Auszahlung nutzen wir übrigens weder anonyme Gutscheine noch Paypal, sondern ausschließlich Banküberweisungen. 2. Motivation: Bei uns gibt es keine unangemessen winzigen Gutschriften oder Gewinnlose, sondern faire und gerechte Vergütungen. Wir behandeln unsere Teilnehmer freundlich und respektvoll und motivieren zum sorgfältigen Ausfüllen von Umfragen. So erhalten Sie bei uns Daten sehr hoher Qualität. Consumerfieldwork GmbH High quality sample from reliable online research panel [email protected] | 040/740 41 98-0 | www.consumerfieldwork.com Inhalt Editorial Services Editorial 3 4 Relaunch BVM NET: Willkommen auf dem neuen Portal www.marktforschungsanbieter.de 4 Seminare: Das Herbstprogramm mit allen Terminen 6 Fachtagungen 2015: Trends, Austausch und Kontroverse 7 Kongress 8 Thema – Sponsoren – Keynotes – Ablauf – Fachprogramm – Jubiläumsgala – Vote for Speech – Allgemeine Infos zu Veranstaltungsort, Buchung und Preisen 8 Preis der Deutschen Marktforschung 2015: Die Nominierten im Wettbewerb um den BVM/VMÖ Nachwuchsforscher 16 Fotostrecke 50 Jahre BVM-Kongress 18 Mitgliederplakat: Ihr Foto ist gefragt 23 Datenschutz 24 Kanzlei Prof. Schweizer zum aktuellen Verhältnis von Datenschutz und Marktforschung 24 Der Stand der Dinge bei der EU-Datenschutzgrundverordnung 26 Rechtliche Fallstricke für Data Mining in Zeiten von Big Data 28 Umfrage: Datenschutz auch für junge Leute wichtig 30 Verbandsarbeit 32 Interview: Dr. Frank Knapp und Ellen Didszus über Pläne, Positionen und Perspektiven des BVM 32 History: Ein Blick auf sechs Jahrzehnte BVM-Verbandsgeschichte 36 Digitale Vernetzung: BVM baut Social Media-Aktivitäten aus 42 Weinheimer Gespräch 2015: Austausch über aktuelle Branchenthemen 44 Herzlich Willkommen: Unsere neuen BVM-Mitglieder 44 Fachbeirat: Präsentation des Aktivitätenplans 45 Ankündigung der BVM-Mitgliederversammlung im Juni 46 Profession FAMS: Der Ausbildungsberuf sichert qualifizierten Branchennachwuchs Regionalgruppen Liebe Kolleginnen und Kollegen, 48 48 50 inhaltlicher Schwerpunkt des aktuellen inbrief ist – neben der Vorfreude auf den Kongress – die Problematik des Datenschutzes und des Schutzes der Privatsphäre. Das ist ein speziell für unsere Branche, aber auch die gesamte Gesellschaft wichtiges und polarisierendes Thema. Facebook & Co sind in aller Munde. Dabei gilt es mehrere Aspekte zu durchleuchten: Der Konsument: Hier haben wir ein breites Spektrum von ausuferndem Datenexhibitionismus bis hin zur Paranoia. Das Problem ist dabei aus meiner Sicht weniger die Störung der Privatsphäre oder ein widerrechtlicher Gebrauch persönlicher Daten – schließlich „bezahlt“ man meist mit den eigenen (Verhaltens-)Daten. Sondern gerade im Internet eine Einschränkung der Möglichkeiten. Bei möglichst umfassender Ausleuchtung bekommen Sie nur noch Leistungen angeboten, bei denen der Anbieter vermutet, dass Sie sich ausschließlich für diese interessieren. Falls Sie sich also schon gefragt haben, warum Sie bestimmte Produkte und Dienstleistungen sehen oder eben gerade nicht sehen, dann liegt das daran, dass Sie entsprechend segmentiert wurden. Und wenn Sie mal im falschen Topf landen, dann haben Sie schlichtweg Pech gehabt. Das hat echte realitätsverändernde Effekte. Insoweit sind Features wie „Warum Sie diese Werbung sehen“ ein Fortschritt. Gesetzliche Bestimmungen: Der Gesetzgeber versucht, dem „Ausgeliefertsein“ der Verbraucher mit Zustimmungsregelungen zu begegnen. Das ist grundsätzlich eine sinnvolle Sache, allerdings ist im Einzelfall oft unklar, wie konkret diese Aufklärung/Einwilligung zu sein hat. Eine zu ausführliche Belehrung schreckt ab und wir als Branche haben da einen zentralen Nachteil: Wenn der Verbraucher etwas unbedingt will (z.B. Facebook nutzen), dann stimmt er/sie allem – auch Unverständlichem – zu. Nur leider will der Verbraucher nicht unbedingt befragt werden, so dass wir durch langatmige Belehrungstexte eher verschrecken als beruhigen. Die Kunst besteht also darin, als vertrauenswürdige Instanz zu agieren, ohne den Prozess zu überbürokratisieren. Regionalrat: Neuwahlen im Spätsommer 50 Regionalgruppe Rhein-Main: Big Data und die Rolle der Marktforschung 51 Regionalgruppe Berlin-Brandenburg: Das Einmaleins der Infografik 52 Regionalgruppe Berlin-Brandenburg: Workshop mit LEGO® Serious Play® 53 Das Institut: Gesetzliche Vorgaben und Standesregeln geben nicht nur vor, was man tun darf und was nicht. Sie setzen auch einen internen Prozess mit Datenschutzbeauftragten, Dokumentation sowie Sicherheits- und Datenschutzrichtlinien für die tägliche Arbeit und für die Kommunikation mit Auftraggebern, Partnern und Befragten in Gang. Das ist die zwingende Voraussetzung, um ein vom Gesetzgeber/Regulierer und Befragten akzeptierter Partner zu sein. Regionalgruppe Bayern: Marktforschung als zentrale Wissensmanagementfunktion 54 Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Impressum 55 Frank Knapp BVM-Vorstandsvorsitzender BVM inbrief April 2015 3 Services RELAUNCH DES BVM NET Herzlich willkommen auf www.marktforschungsanbieter.de! Völlig überarbeitet und mit einer differenzierten Suchmaschinensystematik präsentiert sich seit November 2014 das Online-Dienstleisterverzeichnis des BVM unter dem neuen Namen www.marktforschungsanbieter.de. Damit wurde das zweite große Digitalisierungsprojekt des BVM erfolgreich abgeschlossen, das sowohl für die Nutzer als auch für die Anbieter von Marktforschungsdienstleistungen und nicht zuletzt für die BVM-Geschäftsstelle einen bedeutenden Mehrwert schafft. Print und Online in Kombination Das BVM Handbuch und www.marktforschungsanbieter.de bietet Forschungsinstituten, Feld-Dienstleistern, Beratern und sonstigen Anbietern von Marktforschungsdienstleistungen eine neutrale Plattform, um ihr Unternehmen und ihre Leistungen umfassend zu präsentieren. Mit dem Relaunch erhielt die vorherige digitale Variante des BVM Handbuchs, das BVM NET, nicht nur ein neues Design: Das Portal www.marktforschungsanbieter.de bietet sowohl in Hinblick auf die Nutzung als auch auf das Angebot für Anbieter und Nachfrager von Marktforschungsdienstleistungen zahlreiche Verbesserungen. Neben der klaren Übersicht stehen die umfangreichen Informationen im Vordergrund. Denn was das neue Portal auszeichnet, ist die Tatsache, dass die hier gebündelten Leistungsangebote sehr trennscharf gesucht und vor allem gefunden werden. Die standardisierte Darstellung der Firmeneinträge macht den Vergleich der Leistungen für Nachfrager einfach. Über Filter, z.B. nach Forschungsschwerpunkten oder Postleitzahlen, kann im Vorfeld der Bereich der Suche eingegrenzt werden. Eine optionale Schlagwortsuche verfeinert die Suchanfrage bis ins Detail, so dass alle relevanten Informationen auf sehr schnelle und komfortable Weise gefunden werden können. kann sich von anderen Einträgen abheben. Nicht zuletzt ist die Aktualisierung eines Eintrags durch den neuen „What you see is what you get“-Editor einfach und schnell zu erledigen. Auch für die BVM-Geschäftsstelle konnte ein erheblicher Mehrwert geschaffen werden, indem Arbeitsprozesse ebenso vereinfacht wurden wie der Zugriff auf Informationen und deren zentralisierte Speicherung. Überzeugen Sie sich selbst, besuchen Sie das neue Dienstleisterportal www.marktforschungsanbieter.de! Über Ihr Feedback zum neuen Webauftritt freuen wir uns. BVM-Geschäftsstelle, Redaktion, [email protected], Tel.: +49 (0)30-49 90 74 27 Die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick Optimierte Suchfunktion: Eine gezielte und differenzierte Freitextsuche, bei der mehrere Kriterien miteinander kombinierbar sind, ist ebenso möglich wie eine bequeme Filtersuche nach einer Vorauswahl von Fachbegriffen. Verbesserte Nutzerführung: Eine verbesserte Nutzerführung und ein modernes und klares Design erleichtern die Navigation auf der Website und bieten den Besuchern neue Möglichkeiten. Aber auch für Anbieter von Marktforschungsleistungen bieten sich mit dem Relaunch neue Möglichkeiten und Erleichterungen. Über die Eingabe von Leistungsschwerpunkten können Anbieter ihre Expertise genau fokussieren. Außerdem können Bilder, Videos, Pressemitteilungen und Downloads zur Verfügung gestellt werden, was die Präsentationsmöglichkeiten des eigenen Unternehmens um ein Vielfaches erweitert. Und der Eintrag wird, trotz der sich aus dem Prinzip eines Branchenbuchs ergebenden Standardisierung, einzigartig und 4 BVM inbrief April 2015 Intuitive Nutzerführung im Kundenbereich: Durch eine intuitive Nutzerführung im Kundenbereich wird der Eintragskunde einfach und schnell durch die einzelnen Buchungs- und Bearbeitungsschritte gelenkt. Komfortable Bearbeitung im Backend der Redaktion: Ein übersichtliches und arbeitsoptimiertes Administrationsprogramm erleichtert der Geschäftsstelle die Bearbeitung der Einträge – vom ersten Anlegen bis hin zur halbautomatisierten Rechnungstellung. Services Und das sagen unsere Kunden: „Der BVM hat mit dem Relaunch des BVM NET und dem neuen Portal „marktforschungsanbieter.de“ ein Angebot geschaffen, das sich sicherlich als DAS Anbieterverzeichnis für die Marktforschungsbranche etablieren wird. Nicht nur die umfangreichen und sinnvollen Suchkriterien, auch die umfassenden und detaillierten Einträge, die neben allen Standardinformationen auch Texte zu Personen innerhalb der Unternehmen und sogar Pressemitteilungen enthalten, sind in dieser Form einzigartig.“ Susanne Maisch, EARSandEYES „Feldforum Ruhr gibt es seit ca. 15 Jahren. Durch Know-how, Zuverlässigkeit und langjährige Erfahrung kennt man uns im Revier. Häufig gibt es Probleme bei der Ansprache von in Fragen der Marktforschung unerfahrenen Kunden. Um besser unsere Seriosität zu verifizieren, sind wir seit rund zwei Jahren Mitglied im BVM. Zum einen als Rekrutierungserleichterung gedacht, brachte das zum anderen einen so nicht erwarteten weiteren Vorteil. Bekanntheitsgrad und Akzeptanz, mit Feldforum Ruhr die richtigen Probanden zu finden, steigerten sich mit der Nutzung der BVMMedien erheblich. Aus Kostengründen ist in Zeiten von z.B. Onlineblogs und Inhomes Qualität abseits der Teststudios gefragt und gesucht. Handbuch und Dienstleisterportal des BVM sind hier das Rezept zur erfolgreichen Win-win-Strategie.“ Bernhard Barkowski, Feldforum Ruhr „Gratuliere, der Relaunch der Website ist perfekt – strukturiert, aufgeräumt und mit intuitiver Nutzerführung komme ich genau an die Informationen, die ich benötige. Der komplette Verzicht auf Bild- und Werbematerial unterstützt den Informationszweck der Seite. Weitere Verlinkungen zu anderen BVM-Seiten sind selbstverständlich vorhanden und alle Darstellungen übersichtlich, ansprechend und funktional. Was will man mehr?!“ Dirk Helmold, rc-research & consulting „Frischer Look, aufgeräumt und klar strukturiert. Der Relaunch des Portals marktforschungsanbieter.de macht es uns Anbietern jetzt noch einfacher, Profil zu zeigen. Mit der eindeutigen Gliederung, den Filtermöglichkeiten und der Merkliste schafft es der BVM, dass auch der User bei der hohen Informationsdichte des Portals den Überblick behält.“ Kerstin Harth, IFAK Institut BVM inbrief April 2015 5 Services BVM-SEMINARE IM HERBST 2015 Aus- und Weiterbildung für die Marktforschung Praxisnahe Qualifizierung und Kompetenzerweiterung Big Data, Brand Story Telling, Customer-Centricity – wer mitreden will, muss Bescheid wissen. Dies gilt besonders für das Gespräch mit Kunden, gleich ob es der eigene Marketingleiter oder der externe Marktforschungskunde ist. Nicht jedes Buzzword stellt sofort eine Herausforderung für uns Marktforscher dar – aber zweifellos dreht sich die Marktforschungswelt auch 2015 schnell. Um neue Trends richtig einschätzen zu können, ist es aber auch notwendig, das eigene Handwerk zu beherrschen. Das aktuelle BVM-Seminarprogramm stellt die Balance her zwischen Grundlagenkursen und fortgeschrittener Methodik, Statistik, angewandter Marktforschung, Managementwissen und Recht. Zudem vermittelt es den Teilnehmern praxisnah und neutral die notwendigen Kenntnisse. Frühbucherrabatt für Herbstseminare bis 31.8.2015 100 € auf eintägige Seminare 200 € auf zweitägige Seminare GRUNDLAGEN DER MARKTFORSCHUNG ANGEWANDTE MARKTFORSCHUNG MANAGEMENT, SKILLS UND RECHT 14. – 15.09.2015 18.09.2015 NEU Big-Data vs. Marktfor- 16. – 17.09.2015 Vertiefung der quantitativen Marktforschungspraxis 22. – 23.09.2015 Grundlagen der qualitativen Marktforschung 28. – 30.10.2015 Grundlagen der Marktforschung schung: Wie viel Konkurrenz gibt es wirklich? 06. – 07.10.2015 Vom Neuromarketing zum ROI – aktuelle Trends in der Werbewirkungsforschung Digital-Marketing für Marktforscher 15. – 16.10.2015 Integratives Projektmanagement für Marktforschung 16. – 17.11.2015 Betriebliche Marktforschung 08. – 09.10.2015 12. – 13.11.2015 Blickpunkt Kunde: Servicequalität, Kundenzufriedenheit, Kundentreue 18. – 19.11.2015 03. – 04.12.2015 20.11.2015 (in München) Markenführung und -bewertung Aktuelle Datenschutzprobleme in der Markt- und Sozialforschung METHODEN DER MARKTFORSCHUNG STATISTIK UND DATENANALYSE 01. – 02.12.2015 NEU Wirkungsvolle Präsentati- 24. – 25.09.2015 29. – 30.09.2015 Auswertung qualitativ-psychologischer Untersuchungen Aufbaukurs Excel für Marktforscher onen entwickeln und professionell gestalten 28.09.2015 13. – 14.10.2015 Innovationsforschung heute: Open Innovation, Co-Creation und New Market Research verstehen und einsetzen Grundlagen der Statistik Aktualisierung der Marktforschungspraxis 01. – 02.10.2015 Moderation von Gruppendiskussionen 20.10.2015 NEU Die Erfolgsfaktoren- analyse: klassische und neue Ansätze der Strukturgleichungsmodellierung 24. – 25.11.2015 02. – 03.11.2015 SPSS für Marktforscher Social Media Monitoring – praktische Umsetzung 26. – 27.11.2015 09. – 10.11.2015 Vom Interview zum (modernen) Tiefeninterview 6 BVM inbrief April 2015 Multiple Erklärungsmodelle – Regressions- und Varianzanalysen Beratertraining für betriebliche Marktforscher Kontakt: Detaillierte Informationen zu den Seminaren finden Sie unter www.bvm.org/seminare. Für weitere Fragen wenden Sie sich direkt an die BVMGeschäftsstelle: Nadine Müller Telefon +49 (0)30-49 90 74 26 Fax +49 (0)30-49 90 74 21 [email protected] Neue Trends, Austausch und Kontroverse Services BVM-FACHTAGUNGEN 2015 Gleich vier Fachtagungen veranstaltet der BVM 2015 – alle zu topaktuellen Trend- und Branchenthemen. Dabei stehen Austausch und Diskussion mit den Experten sowie praktischer Nutzen für den Arbeitsalltag im Vordergrund. Mit der Patientenmarktforschung geht es zunächst um ein branchenspezifisches Thema. Die Erfahrungen des immer aktiver werdenden Patienten stehen bei dieser Fachtagung im Fokus und das vor dem Hintergrund einer wachsenden Bedeutung dieser Erkenntnisse für die Gestaltung des gesamten Gesundheitssystems. Big Data, das Thema der zweiten Fachtagung, ist in aller Munde und es scheint, als ob wir Marktforscher noch unsere Position dazu finden müssen. Besonders wichtig ist es dabei, die Position der Primärmarktforschung und unserer Expertise in der Datenerhebung zu reflektieren, denn Big Data bedeutet zunächst die Analyse bereits vorhandener oder in Transaktionen anfallender Daten. Die dritte Fachtagung behandelt Customer Experience – die radikale Fokussierung auf den Kundennutzen in der Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen und den wichtigen Beitrag, den die Marktforschung dazu leisten kann. Viertens schließlich nochmals Big Data – bei der letzten Fachtagung 2015 allerdings mit dem Blick darauf, wie man die immer weiter wachsende Datenfülle mit visuellen Methoden nicht nur in Berichten darstellen, sondern auch analysieren kann. Im Überblick: Der immer aktivere Patient? – Quo vadis Patientenmarktforschung (23. April), Mövenpick Hotel Berlin Big Data und Marktforschung – Partner oder Konkurrenten? (19. Mai), NH Berlin Mitte Customer Experience – neue Chancen für die Marktforschung (22. September), Quadriga Forum Berlin Big Data und Visualisierung (27. November), NH Berlin Mitte BVM-Fachtagung Alle BVM-Fachtagungen bieten ein geschütztes Forum des Austauschs zwischen erfahrenen Marktforschern aus Betrieb und Institut und namhaften externen Experten. Die Teilnehmer werden mit Fallbeispielen konfrontiert und sie werden in den Diskussionsrunden und im Auditorium die Möglichkeit haben, ihre eigenen Fragestellungen aus der alltäglichen Arbeitspraxis einzubringen, um diese fachübergreifend und kompetent zu diskutieren. Der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und Experten steht im Vordergrund und soll die Teilnehmer dazu anregen, zu ganz praktischen Schlussfolgerungen zu kommen. Dr. Thomas Rodenhausen, BVM-Vorstandsmitglied 1. BVM-Fachtagung 2015 Der immer aktivere Patient? – Quo vadis Patientenmarktforschung Donnerstag, 23. April 2015 Mövenpick Hotel Berlin Information und Anmeldung: www.bvm.org/fachtagung-patientenmafo BVM inbrief April 2015 7 Fokus Kongress 2015 Kongress BVM Jubiläumskongress 50. Kongress der Deutschen Marktforschung Märkte öffnen – Zukunft gestalten 11. und 12. Juni 2015 im nhow Berlin SPONSOREN UND FÖRDERER DES KONGRESSES Medienpartner Märkte öffnen – Zukunft gestalten Verbraucher V er und Märkte ändern sich so schnell wie nie. Digital, mobil und intternational: er Mit diesen Schlagworten lassen sich Umwälzungen beschreiben, d ie neue Geschäftsmodelle schaffen und bisherige obsolet zu machen drohen. die A uc die Marktforschung ist betroffen und kämpft mit kleineren WachstumsAuch rraten, at als sie es in der Vergangenheit gewohnt war. „Märkte öffnen – Zukunft g es gestalten“: Das Motto des 50. Kongresses der Deutschen Marktforschung a m 11. und 12. Juni 2015 in Berlin gilt daher gleichermaßen für die Märkte der am Ma Marktforschungskunden wie für die Märkte der Marktforschung selbst. In die diesem Jahr trifft sich die Fachwelt zum 50. Mal zum Kon- thematisieren. Bernd Kolb, Ex-Vorstand Innovation bei der gress der Deutschen Marktforschung. Doch trotz des runden Deutschen Telekom und kritischer Vordenker, spricht über Jubiläums: Die zwei von Vorträgen, Diskussionen und GeJubi die Zukunftsperspektiven der digitalen Gesellschaft. Spiegel sprä sprächen angefüllten Kongresstage in der inspirierenden Um- Online-Chefin Katharina Borchert trägt die Perspektive eines gebu gebung des nhow Berlin stellen nicht den Rückblick, sondern reinen Internetmediums bei. Der Züricher Neuropsychologe die Z Zukunft von Marketing und Marktforschung ins Zentrum. Professor Dr. Lutz Jäncke diskutiert die Möglichkeiten und Kongress 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Grenzen der Hirnforschung. Schließlich werden der MathemaDas Thema „Märkte öffnen – Zukunft gestalten“ wird aus zwei tiker Professor Dr. Dr. Franz Josef Radermacher vom Institut grundsätzlichen Perspektiven behandelt: Zum einen aus der für Datenbanken und Künstliche Intelligenz der Universität Ulm Innensicht, in der Branchenexperten zu Wort kommen: Sie sowie der Philosoph Professor Dr. Dr. Julian Nida-Rümelin von präsentieren Verfahren, wie Daten auch dann valide erhoben der Ludwig-Maximilians-Universität München den Blick auf werden können, wenn die Antwortbereitschaft der Befragten die Möglichkeiten der Informatik und die gesamtgesellschaft- gering ist. Sie zeigen, wie im Netz vorhandene Daten auf re- lichen Aspekte richten. levante Insights ausgewertet werden können. Und sie untersuchen schon heute, wie Kauf- und Reiseerlebnisse in der Der BVM-Kongress ist der Ort, an dem sich Marktforschungs- Zukunft aussehen werden. Weiter beschäftigen sie sich mit anbieter, Marktforschungsnachfrager, externe Entscheider und Lösungen, wie Innovationen marktforscherisch national und Experten vernetzen und austauschen. Dazu bieten das Get- global begleitet werden können. Und sie fragen, wie Marktfor- together und die festliche Gala der Deutschen Marktforschung schung in Südamerika oder in Asien gestaltet sein muss, so hervorragende Möglichkeiten. Die Ausstellung lädt in den Pau- dass sie zu nutzbaren Ergebnissen führt. Darüber hinaus ge- sen zu einem vertieften Austausch in kleinem Kreis ein. ben sie Denkanstöße, wie sich die Marktforschung verändern muss, damit sie auch unter den neuen Bedingungen Märkte Diskutieren Sie die 30 sorgfältig ausgewählten Vorträge mit öffnet und Zukunft gestaltet. Schließlich bieten die Präsentati- Fachkolleginnen und -kollegen. Lassen Sie sich inspirieren onen der Nominierten für den Innovationspreis der Deutschen und werfen Sie mit uns einen Blick in die Zukunft des Marke- Marktforschung die Chance, die besten Neuentwicklungen tings und der Marktforschung! der Branche kennenzulernen. Die andere Perspektive ist die Sicht von außen, in der prominente Vordenker aus anderen Bereichen das Umfeld unserer Profession und Auswirkungen auf Marketing und Forschung BVM inbrief April 2015 9 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Keynote-Sprecher Katharina Borchert seit 2010 Geschäftsführerin von SPIEGEL ONLINE Kongress Katharina Borchert studierte Jura und Journalistik in Hamburg und Lausanne und schrieb bereits seit Mitte der 1990er Jahre über Internetthemen, u.a. für die FAS, WamS und „c’t“. 2006 wurde sie Chefredakteurin Online der Essener WAZ Mediengruppe. Seit 2008 war sie zudem Geschäftsführerin von WAZ New Media und verantwortete als Mitglied der Geschäftsleitung das Online-Geschäft der WAZ Mediengruppe. 2011 wurde sie vom Weltwirtschaftsforum zum „Young Global Leader“ ernannt. Professor Dr. rer. nat. Lutz Jäncke seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Neuropsychologie am Psychologischen Institut der Universität Zürich Sein Forschungsschwerpunkt ist die „funktionelle Plastizität“ des Gehirns. Seine langjährige Arbeit in diesem Bereich gab Anstoß zu einem Paradigmenwechsel in der Gehirnforschung. Die Habilitation von Jäncke, der an der Universität Düsseldorf Psychologie studierte und dort auch promovierte, wurde von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität ausgezeichnet und bescherte ihm ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School arbeitete er am Forschungszentrum Jülich, 1997 nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg an. Jänckes Arbeiten sind im Essential Science Indicator gelistet. Damit gehört er derzeit zu dem einen Prozent der weltweit am häufigsten zitierten Wissenschaftler. Bernd Kolb seit 2008 Inhaber des Beratungsunternehmens BerndKolb.com – Change Agency Bernd Kolb gründete nach seinem Jurastudium bereits 1988 die I-D Media AG, die erste deutsche Internet-Agentur, die er 1999 erfolgreich an die Börse führte. 2005 wurde er Vorstand für Innovation bei der Deutschen Telekom, die er im Jahr 2007 verließ, um wieder als unabhängiger Unternehmer tätig zu sein. 2008 eröffnete er in Marrakesch das Stadtpalais AnaYela, das sich als „Place of Inspiration“ zu einem Treffpunkt internationaler anerkannter Denker und Macher etablierte. Daraus entstand der „Club of Marrakesh“, ein interdisziplinäres Netzwerk aus Wissenschaftlern, Unternehmern und Kreativen aus aller Welt. Kolb gilt als Visionär und wurde für seine innovativen Arbeiten vielfach international ausgezeichnet. Professor für Philosophie und politische Theorie Dr. Dr. h.c. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a.D. an der Ludwig-Maximilians-Universität München Er gehört neben Jürgen Habermas und Peter Sloterdijk zu den renommiertesten Philosophen in Deutschland. Nida-Rümelin studierte Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaft. Nach einer Gastprofessur in den USA übernahm er zunächst Professuren an den Universitäten Tübingen und Göttingen. Es folgte ein Ruf an das Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2009 wechselte er in die philosophische Fakultät. Julian Nida-Rümelin ist Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und der Akademie für Ethik in der Medizin. Er war Kulturstaatsminister im ersten Kabinett von Gerhard Schröder. Foto: Thomas Klink Prof. Dr. Dr. Franz-Joseph Radermacher (Dr. h.c.) Vorstand und C4-Professor für „Datenbanken und Künstliche Intelligenz“ an der Universität Ulm 10 BVM inbrief April 2015 Autor von über 300 wissenschaftlichen Arbeiten aus den Bereichen Angewandte Mathematik, Operations Research, Angewandte Informatik, Systemtheorie sowie zu tangierten Fragen der Technikfolgenforschung und der Ethik/Philosophie; letzteres auch mit Bezug auf globale Problemstellungen. Gesellschaftspolitische Interessenschwerpunkte betreffen den Übergang in die Informationsgesellschaft, lernende Organisationen, den Umgang mit Risiken, Fragen der Verantwortung von Personen und Systemen, umweltverträgliche Mobilität, nachhaltige Entwicklung, Überbevölkerungsproblematik. Radermacher ist Mitglied des Club of Rome, Präsident des Senats der Wirtschaft e. V., Bonn, und Vizepräsident des Ökosozialen Forums Europa, Wien. 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Kongressablauf auf einen Blick AM TAG VOR DEM KONGRESS, MITTWOCH, 10. JUNI 2015 Ab 9:00 Uhr Aufbau der Ausstellung Ab 10:00 Uhr Anmeldung und Registrierung zum Kongress 10:00 Uhr BVM-Vorstandssitzung Lounge, 7. OG 11:30 Uhr BVM-Gremiensitzung (Fachbeirat und Regionalrat) Raum Soul 16:00 Uhr BVM-Mitgliederversammlung Music Hall 1 – 3 Ab 19:30 Uhr Get-together im nhow Berlin Kongress Verbandsarbeit und Get-together am Abend ERSTER KONGRESSTAG, DONNERSTAG, 11. JUNI 2015 Ab 8:00 Uhr Anmeldung der Kongressteilnehmer Eröffnung der Ausstellung mit Frühstücksimbiss und Networking 9:30 Uhr Begrüßung und Kongresseröffnung Dr. Frank Knapp, Vorsitzender, BVM Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher Hartmut Scheffler, Vorsitzender, ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute Adam Phillips, Committee Chair, Legal Affairs Committee, ESOMAR Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung Berlin 10:00 Uhr – 16:35 Uhr Ab 19:30 Uhr Fachprogramm Sektempfang und anschließend Gala der Deutschen Marktforschung mit Verleihung des Preises der Deutschen Marktforschung im Musik- und Designhotel nhow Berlin ZWEITER KONGRESSTAG, FREITAG, 12. JUNI 2015 9:30 Uhr – ca. 15:45 Uhr Ab 15:45 Uhr Fachprogramm Ende des Kongresses mit Kaffee und Farewell-Drinks in der Ausstellung Stand: 24.3.2015, Änderungen vorbehalten Neueste Informationen und Nachrichten rund um den Kongress twittert der BVM auch uch in diesem Jahr wieder. Folgen Sie uns auf Twitter: https://twitter.com/BVMKongress oder #bvm2015 und erfahren Sie mehr. BVM inbrief April 2015 11 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Kongress Kongressprogramm Donnerstag, 11. Juni 2015 Moderation: Jan Hofer, ARD Daten für die konvergente Medienwelt: Die ma Intermedia PLus BEGRÜSSUNG UND KONGRESSERÖFFNUNG Olaf Lassalle und Gabriele Ritter, Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse und Media-Micro-Census Dr. Frank Knapp, BVM-Vorstandsvorsitzender Hartmut Scheffler, ADM-Vorstandsvorsitzender Adam Phillips, Committee Chair, Legal Affairs Committee, ESOMAR Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung Berlin KEYNOTE Perspektive 2030 – die Zukunft verstehen, Herausforderungen meistern KEYNOTE Kein Stein bleibt auf dem anderen – die Folgen der Globalisierung und der sich potenzierenden Kraft der Digitalisierung Professor Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher, Institut für Datenbanken und Künstliche Intelligenz, Universität Ulm Bernd Kolb, BerndKolb.com. Change Agency THEMENSCHWERPUNKT 2: THEMENSCHWERPUNKT 1: Immer und überall online: Mediennutzung und Medienwirkung im Fokus KEYNOTE Digitale Geschäftsmodelle erfolgreich gestalten Katharina Borchert, SPIEGEL ONLINE Konsumenten „fesseln“: Analysen zur Zukunft des professionellen Befragens NOT BORED YET? – Wie man Befragungsmüdigkeit effektiv senkt Sören Scholz, Interrogare Respondents today, tomorrow and in the future Pete Cape, SSI Passive Mitläufer oder aktive Selbstinszenierer – eine auf Basis von Social Media gewonnene Typologie strategischer Zielgruppen Dr. Hans-Georg Niemeyer, Deutsche Bahn Mobility Logistics, und Herbert Lechner, GfK Inhalt, Zugangsweg und Endgerät im Fokus – ein dreidimensionales Schichtenmodell der Mediennutzungsforschung in der Multiscreen-Ära Gerald Neumüller, SevenOne Media Onlineforschung ‚Mobile First‘ – neue Paradigmen für Forschungsdesigns Gabriele Herrmann, TNS Infratest KEYNOTE Selbstbestimmung und die digitale Gesellschaft Professor Dr. Dr. h.c. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a.D., Philosophie und politische Theorie, Ludwig-MaximiliansUniversität München Freitag, 12. Juni 2015 PARALLELSITZUNGEN THEMENSCHWERPUNKT 3: THEMENSCHWERPUNKT 4: Marktforschung: Eine junge Profession im Spannungsfeld von Herkunft und Zukunft Excellence: Von den Besten der Profession lernen Evidenzbasierte Verbraucherforschung oder Empirizismus? Dr. Dieter Korczak, GP Forschungsgruppe Preis der Deutschen Marktforschung 2015: Sieger und Nominierte im Wettbewerb um den Innovationspreis und Sieger im Wettbewerb um den BVM/VMÖ Nachwuchsforscher stellen ihre Arbeiten vor. Marktforschung 2015: Sind wir ausreichend für unsere Zukunft qualifiziert? Marco Ottawa, Telekom Deutschland, und Rochus Winkler, concept m research + consulting Realtime-Forschung in der Datengesellschaft Wolfgang Dittrich, d.core, und Dr. Benedikt Köhler, DataLion 12 BVM inbrief April 2015 Programmänderungen vorbehalten 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Freitag, 12. Juni 2015 THEMENSCHWERPUNKT 5: THEMENSCHWERPUNKT 6: Trends und neue Ideen entdecken: Innovative Ansätze der Markt- und Sozialforschung Grenzenlos: Marktforschung jenseits von Deutschland, Westeuropa und den USA Innovation Mining. Wir haben die Lösung, doch wo sind eigentlich die aussichtsreichsten Probleme? Osteuropäische Konsumenten: die verschiedenen Wege mit der Konsumfreiheit umzugehen Dr. Michael Bartl, HYVE und HYVE Science Labs, und Dr. Rainer Rieger, Evonik Industries Agnieszka Gornicka, Inquiry Market Research Offen und immer innovativ – Innovationen hautnah erleben und mitgestalten – JOSEPHS-ServiceManufaktur in Nürnberg Dr. Dr. Albrecht Fritzsche, Universität Erlangen-Nürnberg, sowie Service-Manufaktur JOSEPHS, und Rebekka Schmidt, Fraunhofer Institut und Service-Manufaktur JOSEPHS Kongress PARALLELSITZUNGEN East meets West – wechselseitige Reflektion für den Forschungserfolg in Asien Dr. Sigrid Schmid und Patricia Blau, GIM Gesellschaft für Innovative Marktforschung Das Verstehen des Fremden – Ethnographie in Afrika und Mexiko Jeanne Carré und Simone Vogelmann, insight europe KEYNOTE Mythos, Fiktion oder Tatsache – die freie Entscheidung aus neurowissenschaftlicher Sicht Professor Dr. Lutz Jäncke, Lehrstuhl für Neuropsychologie am Psychologischen Institut, Universität Zürich Das Reiseerlebnis von Übermorgen. Wird das wichtigste Gepäckstück digital? Christian Lang, Thomas Cook Touristik, und Jan Berlin, SKOPOS Institut für Markt- und Kommunikationsforschung Aktuellen Zuständen von Märkten auf der Spur: Analyseinstrumente zur Erfassung dynamischer Panelmarktdaten Professor Dr.-Ing. Wolfgang Lehner, Technische Universität Dresden Kulturspezifisches Nutzerverhalten in Asien und Europa. Techniknutzung und -akzeptanz von mobilen Geräten Carina Lehne, eye square Marktforscher als Treiber globaler Innovationsprozesse – mit Blick von außen zum Erfolg Bettina Tönnesmann, Henkel, und Nina Müller, Point-Blank International Marketing Research & Consultancy KEYNOTE (angefragt) Programmänderungen vorbehalten Sozial – Lokal – Mobil: Onlineinduziertes Kaufverhalten und Potenziale des stationären Handels Professor Dr. rer. pol. Gerrit Heinemann, eWeb Research Center, Hochschule Niederrhein Das Produkt, dein engster Berater – Einkaufen in der Welt von morgen Dr. Gerrit Kahl, Innovative Retail Laboratory und Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz Weitere Informtionen zu Uhrzeiten, Vorträgen und Referenten www.bvm.org/kongress Programmänderungen vorbehalten BVM inbrief April 2015 13 Kongress AM 11. JUNI AB 19:30 UHR Let’s have a great party Jubiläumsgala und Verleihung des Preises der Deutschen Marktforschung am Abend des ersten Kongresstags im Musikund Designhotel nhow Berlin Dinner, Networking und mehr 14 BVM inbrief April 2015 EaE 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Erstmals über mobile Devices live aus dem Tagungssaal Welcher Vortrag hat das Publikum gefesselt? Welcher Redner überzeugte mit schlagenden Argumenten und bestechender Rhetorik? Wer vermittelte Hintergründe, Innovationen oder Zukunftsvisionen besonders anschaulich und mitreißend? Beim 50. Kongress der Deutschen Marktforschung wird über die Güte der Vorträge erstmals live vor Ort im Tagungssaal abgestimmt. Ganz unmittelbar und selbstverständlich anonym. Das Tool EaE-Vote kann von jedem mobilen Endgerät angesteuert und bedient werden. Eine entsprechende WLAN- Verbindung steht allen Teilnehmern im Kongresshotel zur Verfügung. Die von EARSandEYES entwickelte Anwendung wird dazu für ein definiertes Zeitfenster während und nach einem Vortrag über einen Link oder einen QR-Code aufgerufen, über den jeder spontan und komfortabel seine Stimme abgeben kann. Kongress VOTE for SPEECH: Der beste Vortrag beim 50. Kongress der Deutschen Marktforschung And the Winner is....ganz einfach: Der Vortrag, der insgesamt die meisten Teilnehmerstimmen auf sich vereinen kann. Das Ergebnis wird bereits auf dem 50. Kongress der Deutschen Marktforschung veröffentlicht. Allgemeine Informationen TEILNAHMEGEBÜHREN Gesamtkongress Gesamtkongress 1.249 € 10% Frühbucherrabatt bis zum 27. April 2015¹ 10% Mitgliederrabatt für Mitglieder von BVM, VMÖ und vsms¹ Einzelmodul Gala der Deutschen Marktforschung 350 € Sonderkonditionen: Gesamtkongress Fachprogramm (inkl. Gala und Get-together) (ohne Gala/ohne Get-together) 600 € 600 €2 600 €2 600 €2 350 € 350 €2 350 €2 350 €2 BVM-Mitglied im Ruhestand Erwerbslos Student FAMS in Ausbildung Frühbucher- und Mitgliederrabatte gelten nur bei Buchung des Gesamtkongresses. Bei Vorlage/Kopie einer Bescheinigung von Schule, Hochschule oder dem Nachweis der Erwerbslosigkeit. Die Teilnahmegebühren verstehen sich inklusive gesetzlicher Mehrwertsteuer. 1 2 FRÜHBUCHERRABATT bis zum 27. APRIL 2015! VERANSTALTUNGSHOTEL nhow Berlin Stralauer Allee 3 – 10245 Berlin www.nhow-hotels.com/berlin ZIMMERRESERVIERUNGEN IM NHOW BERLIN Den Teilnehmern des Jubiläumskongresses steht im nhow Berlin bis zum 19.4.2015 ein begrenztes Zimmerkontingent zur Verfügung. Der Zimmerpreis beträgt 121 Euro pro Nacht inklusive Frühstück. Bitte nehmen Sie Ihre Reservierung telefonisch unter +49 (0)30 223 80 233 oder per E-Mail an [email protected] vor. Das Stichwort erhalten Sie mit der Anmeldebestätigung von der BVM-Geschäftsstelle. WEITERE INFORMATIONEN UND ONLINEANMELDUNG www.bvm.org/kongress BVM inbrief April 2015 15 PREIS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Kongress Die Nominierten für den BVM/VMÖ Nachwuchsforscher des Jahres 2015 Im Wettbewerb um den Preis der Deutschen Marktforschung, der dieses Jahr zum elften Mal stattfindet, stehen die Nominierungen für den BVM/VMÖ Nachwuchsforscher des Jahres fest. Kategorie Dissertation Dr. Sarah Frost ist Koordinatorin am DavidGilly-Institut an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Distanzmaße in der Bildähnlichkeitsanalyse – neue Verfahren und deren Anwendung im Marketing Bilder haben für das Marketing eine wachsende Bedeutung. In sozialen Netzwerken werden täglich Millionen Bilder hochgeladen. Allerdings wird diese Datenflut in der Marktforschung noch kaum verwendet, da Methoden zur systematischen, featurebasierten Analyse fehlen. Voraussetzung für die Klassifikation von großen Bildbeständen ist eine Ähnlichkeitsanalyse, die wesentlich von den verwendeten Distanzmaßen abhängt. Die vorliegende Arbeit prüft, welche Distanzmaße hinsichtlich Robustheit, Aufwand und Klassifikationsergebnis geeignet sind, große Bildbestände für die Marktforschung nutzbar zu machen. Ein selbstentwickelter Algorithmus, der Increasing Radius Algorithmus, tat sich hierbei hervor, da er besonders robust bezüglich gängiger Qualitätsmängel in der digitalen Fotografie ist. Weiterhin wird eine Vielzahl von Forschungsbereichen im Marketing aufgezeigt, für die die Bildähnlichkeitsanalyse in Zukunft relevant sein wird, wie die Verwechslung von Marken aufgrund visuell ähnlicher Anzeigen. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Daniel Baier, Universität Bayreuth, vorgeschlagen. 16 BVM inbrief April 2015 Prof. Dr. Julia Heigl ist Professorin mit Lehraufgaben für Marketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. Qualität vertriebsseitiger Marktforschungsinformationen – Messung und Einflussfaktoren Angesichts der typischen Erhebungsschwierigkeiten der B2B-Marktforschung sowie finanzieller, personeller oder methodischer Restriktionen hat sich der Vertrieb insbesondere im Industriegütersektor und in kleineren Unternehmen als alternative interne Informationsquelle etabliert. Allerdings beobachtet die Praxis dabei große Unterschiede in der Güte der vom Vertrieb bereitgestellten Informationen. Um die resultierende Unsicherheit zu reduzieren, entwickelte und überprüfte Julia Heigl ein Modell, das den vagen Begriff „Informationsqualität“ in den zehn Dimensionen Richtigkeit, Nützlichkeit, Glaubwürdigkeit, Verständlichkeit, Vollständigkeit, Umfang, Umgang, Zugänglichkeit, Sicherheit und Zeitnähe messbar macht und anhand der Auskunftswilligkeit und der Auskunftsfähigkeit des Vertriebs beurteilt. Es dient Entscheidern zur Bewertung und Verbesserung ihrer Informationsbasis und ermöglicht einen effektiveren und effizienteren Einsatz von Vertriebsmitarbeitern zu Marktforschungszwecken. Die Arbeit wurde von Univ.-Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, vorgeschlagen. Dr. Jochen Kühn ist Leiter Online-Marketing & Werbung bei PASCOE Naturmedizin in Gießen. Eine wertebasierte Typologie der Markenliebe Markenliebe ist die intensivste Form aller Konsumenten-Markenbeziehungen. Sie hat sich aufgrund ihrer zahlreichen positiven Wirkungen auf das Konsumentenverhalten innerhalb weniger Jahre in Forschung und Praxis zu einem zentralen Thema entwickelt. Überraschenderweise blieb bisher die grundlegende Frage, ob nur ein oder mehrere Markenliebestypen existieren, unbeantwortet. Um diese Forschungslücke zu schließen, wurden eine qualitative und zwei quantitative Studien durchgeführt. Aufbauend auf der universellen Wertetheorie von Schwartz (1992; 2009) wurde eine Typologie von unterschiedlichen Markenliebesbeziehungen mittels der QFaktorenanalyse abgeleitet. Es konnten sechs verschiedene Markenliebestypen identifiziert werden: selbstwertsteigernde, hedonistische, harmonische, selbstbestimmende, leistungssteigernde und bewahrende Markenliebe. Die Studienergebnisse liefern wichtige Praxisimplikationen zur Gestaltung des MarketingMix, um Markenliebe gezielt aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Tobias Langner, Universität Wuppertal, vorgeschlagen. der vollständigen Fassung gelesen, um danach die beste Dissertation und die beste Masterarbeit zu ermitteln. Der Preis ist mit 1.000 Euro Preisgeld in jeder Kategorie dotiert. Die Nominierungen für den BVM/VMÖ Nachwuchsforscher des Jahres 2015 in alphabetischer Reihenfolge: Kongress Im Wettbewerb um den BVM/VMÖ Nachwuchsforscher des Jahres 2015 hat eine sechsköpfige Jury unter Leitung von Prof. Dr. Raimund Wildner aus den 18 Einreichungen drei Dissertationen sowie drei Masterarbeiten für die diesjährige Shortlist nominiert. In einer zweiten, finalen Bewertungsrunde werden von den Jurymitgliedern nun die Arbeiten der Nominierten in Kategorie Masterarbeit Simon Henning Nehls ist Consultant Data Science bei b.telligent in München. Modellierung der Heterogenität von Markov-Ketten angewandt auf das Konsumentenverhalten im Internet Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Informationssucheverhalten im Internet und nutzt einen bisher in diesem Kontext noch nicht verwendeten Datensatz der GfK, der Webseitenkontakte innerhalb des Reisemarktes protokolliert und mit einer großen Menge an Zusatzinformationen (Buchungs- und Individualcharakteristika) anreichert. So stehen Informationen über den Sucheprozess von Usern zur Verfügung, auch wenn diese schlussendlich gar nicht online gekauft haben. Die Analyse eines durch Klassifikation vorbereiteten und auf Zustandsebene geclusterten Datenausschnitts findet eine Markov-Kette erster Ordnung und eine Heterogenität innerhalb des Prozesses. Die Buchungsund Individualcharakteristika werden genutzt, um diese Heterogenität zu erklären. Hierbei kommen Stepwise- und Lasso-Regressionen in einem kreuzvalidierten Variablenselektionsalgorithmus zum Einsatz. So wird eine hohe Güte bei der Vorhersage des nächsten besuchten Zustandes erreicht. Es zeigt sich jedoch auch, dass Nutzungsdaten bei Weitem den höchsten Erklärungsbeitrag im Modell liefern. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Ingo Klein, Universität Erlangen-Nürnberg, vorgeschlagen. Sabine Moser ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Marketing und Innovation an der Universität Passau. Wolfgang Ilzer ist in leitender Position bei der Obst Gößl Handelsgesellschaft in Puch bei Weiz (Österreich) tätig. Empirische Studie zur wahrgenommenen Preisfairness von Servicetarifen Holistische Magnitude Skalierung – ein neuer Ansatz zur Nutzenmessung Immer häufiger ermöglichen Serviceanbieter ihren Kunden, aus einem vorgefertigten Menü an Optionen ihren Tarif selbst zusammenzustellen. Bisher gibt es keine empirische Studie, die sich mit der Wahrnehmung von Dienstleistungen mit aktiver Partizipation des Kunden am Tariferstellungsprozess auseinandersetzt. In einer empirischen Studie zeigt die Autorin, dass Toolkit-Tarife bei gleichem Preis fairer wahrgenommen werden als Preismodelle ohne Wahlmöglichkeiten. Weiter konnte nachgewiesen werden, dass jene Preismodelle einen indirekt positiven Einfluss auf die Kaufabsicht, die Weiterempfehlungsintention und das Vertrauen in den Anbieter haben. Überdies konnte dargelegt werden, dass der wahrgenommene Fit der Dienstleistung mit den individuellen Kundenbedürfnissen die Beziehung zwischen Preismodell und wahrgenommener Fairness positiv mediiert. Diese Ergebnisse sind insbesondere für Serviceanbieter von großer Relevanz, da diese durch das Angebot von ToolkitTarifen zusätzlichen Wert für die Kunden schaffen und den Unternehmensumsatz steigern können. Um die nutzenstiftende Wirkung einer Merkmalsausprägung mithilfe einer Zahl ausdrücken zu können, werden unterschiedliche Skalierungsverfahren eingesetzt. Bei der Auswahl eines geeigneten Skalierungsansatzes spielen die Durchführungsdauer und die Güte der Ergebnisse eine entscheidende Rolle. In diesen Punkten weisen die Magnitude Skalierung und der Paarvergleich nach Saaty wechselweise Vor- und Nachteile auf. Unter Ausnutzung der methodischen Affinität zwischen diesen beiden Skalierungsmethoden wird ein neues Verfahren – die Holistische Magnitude Skalierung – entwickelt und auf seine Tauglichkeit empirisch überprüft. Die Untersuchung hat ergeben, dass mit dem neuen Verfahren die Durchführungsdauer im Vergleich zur Magnituden Skalierung und dem Paarvergleich nach Saaty stark reduziert wird und die Validität gesteigert werden kann. Zudem wird das neue Verfahren von den Probanden als einfacher wahrgenommen. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Jan H. Schumann, Universität Passau, vorgeschlagen. Die Arbeit wurde von Dipl.-Ing. Ernst Mairhofer, Fachhochschule der Wirtschaft, Graz, vorgeschlagen. Weitere Informationen zum Preis der Deutschen Marktforschung finden Sie unter www.preisderdeutschenmarktforschung.de. BVM inbrief April 2015 17 Kongress 1970 1970 FOTOSTRECKE: 50 JAHRE BVM-KONGRESS IM WANDEL DER ZEIT Lebendig, trendig,…fünfzig Seit 50 Jahren trifft sich die Branche auf Kongress der Deutschen Marktforschung, um Neues zu erfahren, innovative Forschungskonzepte kennenzulernen, aktuelle Trends aufzunehmen und gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen miteinander zu diskutieren. Und – last but not least – um spätestens auf der festlichen Galaveranstaltung miteinander in Gespräch zu kommen, alte Bekannte wiederzutreffen und neue Kontakte zu knüpfen, kurz: zum Networking und Erfahrungsaustausch, Fachprogramm inklusive! 1983 Die folgende Fotostrecke ist ein lebendiger Rückblick auf unsere fünfzigjährige Kongressgeschichte, auf 50 Veranstaltungen im Wandel der Zeit, stets darauf bedacht Qualität zu bieten, Know-how zu vermitteln und Kommunikation zu fördern. Tauchen Sie ein, in ein halbes Jahrhundert Verbandshistorie voller spannender Themen, hochqualifizierter Referenten und ebenso interessierter wie gutgelaunter Gäste! 2000 1986 2004 1984 1985 18 BVM inbrief April 2015 2008 Kongress 1988 1987 1988 1983 1989 2004 2004 2005 2008 2005 2009 BVM inbrief April 2015 19 Kongress 2009 2009 2011 2011 2011 2012 2012 2011 2013 2013 2013 2014 2014 20 BVM inbrief April 2015 2014 FOTOSTRECKE: 50 JAHRE BVM-KONGRESS IM WANDEL DER ZEIT Ehrenpreis der Deutschen Marktforschung Kongress Die Ehrenpreisträger 2005 – 2007 – 2010 2005: † Prof. Dr. Dr. h.c Elisabeth Noelle, IfD Institut für Demoskopie Allensbach 2007: Professor Dr. Robert Schweizer, Kanzlei Prof. Schweizer 2010: Klaus Haupt, PSYMA Group BVM inbrief April 2015 21 FOTOSTRECKE: 50 JAHRE BVM-KONGRESS IM WANDEL DER ZEIT Preis der Deutschen Marktforschung Kongress Die Persönlichkeiten der Jahre 2005 – 2014 2005: Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff, Henkel 2006: Bruno Hötzel, TNS Infratest 2007: Prof. Dr. Raimund Wildner, GfK-Nürnberg e.V. 2008: Fachangestellte/r für Markt- und Sozialforschung (FAMS), Abschlussjahrgang 2008 2009: Hartmut Scheffler, TNS Infratest 2010: Professor Dr. Christa Wehner, Hochschule Pforzheim 2011: Die drei geschäftsführenden Gesellschafter von Research & Results: Hans Reitmeier, Heinrich Fischer und Martin Sippel 2012: Professor Dr. Renate Köcher, IfD Institut für Demoskopie Allensbach 2013: Richard Hilmer, Infratest dimap 2014: Wolfgang Dittrich, d.core Quelle für alle Bilder im Rückblick: Bildarchiv BVM 22 BVM inbrief April 2015 50. KONGRESS DER DEUTSCHEN MARKTFORSCHUNG Großes Mitgliederplakat zum Jubiläumskongress Kongress Ihr Foto ist gefragt! Seit seiner Gründung vor 60 Jahren hat sich der BVM zu einem leistungsstarken Berufsverband entwickelt, dessen wesentlicher Grundpfeiler seine 1.600 Mitglieder sind. Das Foto sollte mindestens über eine Größe von 1,5 MB oder mehr verfügen und als jpg-Format vorliegen. Bitte schicken Sie Ihr Foto an die BVM-Geschäftsstelle ([email protected]). Weiterhin benötigen wir von Ihnen eine Einverständniserklärung für die Veröffentlichung. Das entsprechende Formular finden Sie im Mitgliederbereich auf www.bvm.org/mein-bvm oder Sie erhalten es auf Anforderung bei der Geschäftsstelle. Um die Lebendigkeit und Vielfalt des BVM zu visualisieren, möchten wir ein Großplakat produzieren, das während des BVM-Kongresses am 11. und 12. Juni 2015 in der Lobby des nhow Berlin die Teilnehmer begrüßen wird. Um das Gemeinschaftsprojekt umzusetzen, benötigen wir spätestens bis 20. April 2015: ein Portraifoto von unseren persönlichen Mitgliedern ein Teamfoto von unseren korporativen Mitgliedern Weitere Informationen: BVM-Geschäftsstelle Telefon +49 (0)30-49 90 74 20, [email protected] BVM inbrief April 2015 23 DATENSCHUTZ Zum aktuellen Verhältnis von Datenschutz und Marktforschung Datenschutz Die Kanzlei Prof. Schweizer zum engen Verhältnis von Marktforschung und Datenschutz vor dem Hintergrund einer aktuellen Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Köln, die Kundenbefragungen als Werbung einstuft und damit dem derzeit geltenden nationalen und europäischen Recht widerspricht. Das Verhältnis zwischen Datenschutz und Marktforschung war schon immer, seit dem es in Deutschland den Datenschutz gibt, ein besonderes und enges Verhältnis. Die Markt- und Sozialforscher und deren Verbände haben von Anfang an die Entwicklung des Datenschutzes mitbegleitet und mitgestaltet. Auf Datenschutz wurde in der Markt- und Sozialforschung geachtet, noch ehe ein Gesetz gefordert wurde und dann in den 70er Jahren unter Mitwirkung vor allem von ADM, BVM und ASI ein Gesetz im Bundesinnenministerium erarbeitet wurde. Schon Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde mit den Datenschutzaufsichtsbehörden vereinbart, dass anstelle einer schriftlichen Einwilligung die Erklärung gemäß dem gemeinsam erstellten Datenschutzmerkblatt ausreicht. Der Inhalt dieser Erklärung ist noch heute aktuell und zu verwenden. Der Wegfall des Schriftformerfordernisses für die datenschutzrechtliche Einwilligung und der Verzicht auf eine informierte Einwilligung aus methodischen Gründen waren erstrittene Privilegien gegenüber anderen Verwendern personenbezogener Daten. Im Internet lassen sich zahlreiche Beiträge zur Entwicklung des Gesetzes und zu seinem Inkrafttreten nachlesen (Verfasser jeweils Robert Schweizer). Im Jahre 2009 konnte dank der unermüdlichen Aktivitäten des BVM und ADM zusammen mit der Kanzlei Prof. Schweizer sogar erreicht werden, dass ein eigener Erlaubnistatbestand für die Verwendung von personenbezogenen Daten zu Zwecken der Markt- und Meinungsforschung in das Bundesdatenschutzgesetz aufgenommen wurde, nämlich § 30a BDSG. Im Rahmen der damaligen Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes konnte so verhindert werden, dass Marktforschung Andrea Julia Schweizer Rechtsanwältin in der Kanzlei Prof. Schweizer in München, studierte Jura an der LMU, München, und am University College, London. Bereits in der Studienzeit hat sie sich intensiv mit der angewandten Rechtssoziologie und der Marktforschung beschäftigt. Sie arbeitet auf den Gebieten des Rechts der Markt- und Sozialforschung sowie Markt- und Sozialforschung für das Recht, Arbeits- und Sozialrecht, Europarecht, Datenschutzrecht, Vertragsrecht und Verbraucherrecht. 24 BVM inbrief April 2015 mit Werbung datenschutzrechtlich in einen Topf geworfen und den gleichen erheblichen Einschränkungen unterworfen wurde wie andere Tätigkeiten. Es wäre ansonsten nicht einmal mehr eine normale Stichprobenbildung datenschutzrechtlich zulässig gewesen. Ein solcher eigener Erlaubnistatbestand für die Markt- und Sozialforschung in einem nationalen Datenschutzgesetz ist, soweit bekannt, einmalig in Europa. Auch im Entwurf der EUDatenschutzgrundverordnung ist ein solches Privileg für die Marktforscher bisher nicht vorgesehen. Diesem nachher noch näher skizzierten Privileg der Markt- und Sozialforscher steht freilich auch eine erhöhte Meldepflicht bei der Datenschutzaufsichtsbehörde gegenüber. Das wird gerne vergessen. Denn wer Daten zum Zwecke der Markt- und Meinungsforschung (so die Formulierung im Gesetz) automatisiert verarbeitet, hat unabhängig von der Anzahl der Personen, die mit der Datenverarbeitung beschäftigt sind, nicht nur einen betrieblichen Datenschutzbeauftragten zu bestellen (§ 4f Abs. 1 Satz 6 BDSG), sondern selbst dann, wenn ein solcher betrieblicher Datenschutzbeauftragter bestellt ist, seine Tätigkeit bei der Datenschutzaufsichtsbehörde anzumelden (§ 4 d Abs. 4 Nr. 2 und 3 BDSG). Das gilt für jede „verantwortliche Stelle“, also auch für Einzelpersonen, die etwa selbständig Stichproben erstellen oder Datenbanken mit personenbezogenen Daten vorhalten, die zum Zwecke der Markt- und Meinungsforschung gespeichert und im Einzelfall Marktforschungsinstituten übermittelt werden. Aktuell gibt es – wie auch schon in der Vergangenheit – keine besonderen Probleme der Markt- Ulrich Schäfer-Newiger Rechtsanwalt in der Kanzlei Prof. Schweizer in München, studierte Jura, Germanistik und Soziologie (Vordiplom). Er arbeitet dort seit mehr als 20 Jahren auf den Gebieten Recht der Markt- und Sozialforschung sowie Markt- und Sozialforschung für das Recht, Wettbewerbsrecht, Datenschutzrecht, Arbeits- und Sozialrecht, Werbe- und Vertriebsrecht. Aktuell aber gilt: § 30a BDSG wird, wenn auch zu Unrecht, durch die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Köln in Frage gestellt. Nach dieser Rechtsprechung sollen Kundenbefragungen (auch wenn sie alle Regeln der Marktforschung und das Anonymisierungsgebot einhalten) Werbung sein, auch wenn sie allenfalls mittelbar für die Werbung genutzt werden. Wenn Telefonanrufe im Rahmen einer Kundenzufriedenheitsforschung Werbeanrufe sind, für die zuvor eine Einwilligung einzuholen ist, die man gemäß § 30a BDSG aber gerade nicht benötigt, dann – so der Kern der Argumentation des OLG Köln – nutzt dieser Paragraph der Marktforschung nichts. Bei dieser Argumentation wird gerne außer Acht gelassen, dass § 30a BDSG für alle Formen der Erhebung, Speicherung und Übermittlung oder Nutzung personenbezogener Daten zu Marktforschungszwecken einen gesetzlichen Erlaubnistatbestand darstellt. Hätten die Marktforscher seinerzeit nicht für die Einführung dieser Vorschrift in das Bundesdatenschutzgesetz gesorgt, würde die Markt- und Sozialforschung noch eher auch datenschutzrechtlich wie Werbung behandelt und dürfte nur Listendaten gemäß § 28 Abs. 3 BDSG zur Marktforschung verwenden. Damit wäre – hier einmal geschätzt – 95 Prozent der heutigen Marktforschung, die zunächst mit personenbezogenen Daten arbeitet, nicht möglich. Der Gesetzgeber hat durch die Einführung des § 30a BDSG zum Ausdruck gebracht, dass Markt- und Sozialforschung etwas anderes als Werbung ist (beide Begriffe werden weder im Bundesdatenschutzgesetz noch im Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb definiert). Die Gerichte und juristischen Kommentatoren, die eine übliche Kundenbefragung (Adressen nur vom Auftraggeber, es wird ausschließlich nach Waren und Dienstleistungen des Auftraggebers gefragt) als Werbung für den Auftraggeber ansehen, argumentieren, eine solche telefonische Befragung sei eine geschäftliche Handlung, die objektiv mit der Förderung des Absatzes des Auftraggebers zusammenhänge. Demzufolge gelte § 7 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), der geschäftliche Handlungen, die unzumutbar belästigen, verbieten. Und Telefonanrufe, für die keine Einwilligung vorliege, seien schon nach dem Gesetzeswortlaut immer eine unzumutbar belästigende Werbung und also unzulässig. Alle bisherigen Kommentatoren des § 30a BDSG sagen nun, wenn Marktforschung zugleich Werbung ist, gelte § 30a BDSG nicht mehr. Es wird aber nicht bestritten, dass eine Kundenbefragung Marktforschung ist. Datenschutz forscher mit der Datenschutzaufsicht. „Datenschutzskandale“ haben, wenn überhaupt, vornehmlich Unternehmen verursacht, die sich vormals in staatlicher Hand befanden. Diese Argumentation unterschlägt, dass nach der Vorstellung des Gesetzgebers Werbung und Markt- und Sozialforschung unterschiedliche Dinge sind und daher nach dessen Willen unterschiedlich behandelt werden sollen. Sie umgeht mit ergebnisorientierter, aber nicht logischer Argumentation die Rechtstatsache, dass die Europäische Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken, welche durch das gegenwärtigen UWG in nationales Recht umgesetzt worden sein soll, keinen objektiven, sondern einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der beanstandeten Handlung (hier: Telefonanruf zum Zwecke der Datenerhebung bei den Kunden des Auftraggebers) und der Förderung des Absatzes des Auftraggebers verlangt. Auch in der englischen („directly connected“) und französischen („relation direct“) Fassung der Richtlinie kommt es auf den unmittelbaren/direkten Zusammenhang an und nicht auf den objektiven Zusammenhang. Es wird weiterhin missachtet, dass Forschungshandeln (und nichts anderes ist die telefonische Erhebung von Daten zu Markt- und Sozialforschungszwecken) im Übrigen nach gefestigter Rechtsauffassung nicht Die Auslegung beider Gesetze kann daher nicht dazu führen, dass nach dem einen Gesetz eine Handlung erlaubt ist, nach dem anderen aber verboten, argumentum ad absurdum. in einem unmittelbaren oder objektiven Zusammenhang mit einer Absatzförderung steht. Es ist genauso gefestigte Rechtsauffassung, dass sowohl das BDSG als auch das UWG u.a. den Schutz des Persönlichkeitsrechtes des Betroffenen bzw. Verbrauchers zum Ziel haben. Zum Teil steht das sogar ausdrücklich im Gesetz. Die Auslegung beider Gesetze kann daher nicht dazu führen, dass nach dem einen Gesetz eine Handlung erlaubt ist, nach dem anderen aber verboten, argumentum ad absurdum. Missachtet wird insbesondere, dass eine konsequent europarechtliche, im Sinne einer vorgeschriebenen Voll- BVM inbrief April 2015 25 harmonisierung erfolgende Gesetzesauslegung und ein Blick in die anderen Mitgliedsländer der EU zu einem anderen Ergebnis führen. Datenschutz Vollharmonisierung bedeutet, dass zumindest im B2C-Bereich keine strengeren Regelungen, als in der Richtlinie vorgesehen, aufgestellt oder beibehalten werden dürfen. Der Europäische Gerichtshof hat bereits entschieden, dass strengere Gesetze, auch nicht zum Verbraucherschutz, gelten dürfen. Deshalb dürfen in Europa keine unterschiedlichen Regelungen gelten. Ein Blick in andere Mitgliedstaaten führt aber, wie oben bereits erwähnt, zu einem anderen und somit dem OLG Köln widersprechenden Ergebnis: Für individuelle Telefonanrufe, die ohne automatische Anrufsysteme erfolgen und nicht wiederholt und hartnäckig sind, gilt beispielsweise in folgenden Ländern, anders als in Deutschland, das opt-out Prinzip: Belgien, Bulgarien, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Kro- atien, Malta, Niederlande, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. Dabei sind aber natürlich Werbeverbote bezüglich einzelner Produkte und Dienstleistungen zu beachten. Das heißt im Klartext: Die aufgeführten Länder befolgen das EU-Recht. Vollharmonisierung besagt nun, dass es falsch ist, wenn das OLG Köln die EU-Richtlinie enger anwendet als all die anderen Länder. Mit der vorgeschriebenen Vollharmonisierung muss in der gesamten EU die Richtlinie gleich ausgelegt werden. Eine Gegenmeinung zur Auslegung der EU-Richtlinie kann und muss dem Europäischen Gerichtshof zur Entscheidung vorgelegt werden. Es gibt noch einen weiteren, neuen Aspekt: Das Datenschutzrecht könnte bis Ende 2015, mit einer Übergangsfrist bis Ende 2017, eine Neuerung erfahren. Die geplante Datenschutzgrundverordnung soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden und gilt, wenn sie verabschiedet wird, Fortsetzung auf S. 27 oben DATENSCHUTZ Europäische Datenschutzgrundverordnung vor Verabschiedung Professor Dr. Raimund Wildner, stellvertretender BVM-Vorstandsvorsitzender, fasst den Stand der Dinge bei der EU-Datenschutzgrundverordnung zusammen und erläutert Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum bisherigen BDSG. Mitte März 2014 hat das Europäische Parlament in erster Lesung der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung fast einstimmig zugestimmt. Dieses starke Signal bestärkt die Erwartung, dass die Verordnung noch 2015 verabschiedet werden kann. Für die Marktforschung vorteilhaft ist zunächst, dass diese den bisherigen Datenschutz-Flickenteppich vereinheitlichen wird, was besonders für kleinere Marktforschungsunternehmen ohne große Rechtsabteilung die Durchführung internationaler Studien vereinfacht. Wie schon im bisherigen Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) ist die Verarbeitung personenbezogener Daten grundsätzlich verboten und nur dann erlaubt, wenn eine Erlaubnisnorm gilt. Ebenfalls wie beim BDSG ist dafür die explizite, informierte und freiwillige Einwilligung des Betroffenen die wichtigste Erlaubnismöglichkeit. Liegt diese nicht vor, sind Spezialregelungen notwendig. Eine für die Marktforschung wichtige Spezialregelung ist der Artikel 83, der die Verarbeitung personenbezogener Daten für historische, statistische und wissenschaftliche Zwecke regelt. Für diese Zwecke können solche Daten verarbeitet werden, wenn der Zweck nicht durch anonymisierte Daten erreicht werden kann. Soweit möglich, müssen Daten zum Personenbezug getrennt von den inhaltlichen Daten aufbewahrt werden. Eine Veröffentlichung personenbezogener Daten ist nur erlaubt, wenn die betreffende Person zustimmt oder wenn dies für den jeweiligen Zweck erforderlich ist und die Rechte der Person nicht verletzt werden oder aber, wenn die Person selbst die Daten schon vorher veröffentlicht hat. Fortsetzung auf S. 27 unten Professor Dr. Raimund Wildner, Geschäftsführender Vizepräsident, GfK Verein, Nürnberg, stellvertretender Vorsitzender des BVM-Vorstands, und Mitglied im Professional Standards Comittee bei ESOMAR, kam nach dem Studium und der Assistentenzeit an einem Statistik-Lehrstuhl 1984 zur GfK. Dort war er zunächst am Aufbau des Mikrotestmarkts BehaviorScan beteiligt, bevor er mit dem Aufbau der zentralen Methoden- und Produktentwicklung der GfK betraut wurde. Wildner ist auch Mitglied des Vorstands der Initiative Markt- und Sozialforschung. 26 BVM inbrief April 2015 Fortsetzung von S. 26 unten Anders als im BDSG gibt es also keine Spezialnorm für die Marktforschung. Daher ist es wichtig, was unter historischer, statistischer und wissenschaftlicher Forschung zu verstehen ist. Zur eigentlichen Verordnung gibt es zur Erläuterung die so genannten „Recitals“. Recital 126 legt ausdrücklich fest, dass Forschung im Sinne des Artikels 83 Grundlagenforschung und angewandte Forschung, einschließlich privat finanzierter Forschung, ist. Damit wird Forschung nicht eng definiert. Sie ist eben nicht nur die auf die Veröffentlichung der Ergebnisse hin orientierte, also letztlich universitäre Forschung. Markt- und Sozialforschung ist damit statistische, teilweise auch wissenschaftliche Forschung. Recital 126 legt auch fest, dass für die Forschung nach Artikel 83 erhobene personenbezogene Daten nicht für andere Zwecke verwendet werden dürfen, außer es liegt eine entsprechende Zustimmung oder eine gesetzliche Grundlage vor. Allerdings ist derzeit geplant, dass Artikel 83 nicht automatisch zusammen mit der Datenschutzgrundverordnung in Kraft tritt. Vielmehr ist vorgesehen, dass dieser Artikel von jedem Land separat und freiwillig aktiviert wird. Hintergrund ist wohl, dass eine Einigung zwischen den Mitgliedsstaaten anders nicht möglich war. Ausgerechnet bei dem für die Marktforschung besonders relevanten Artikel 83 besteht damit doch wieder die Gefahr eines Datenschutz-Flickenteppichs. Für Deutschland ist zu erwarten, dass diese Aktivierung vorgenommen wird. Insgesamt ist es so, dass die vorhandenen Standesregeln der Markt- und Sozialforschung in Deutschland über diese Bestimmungen noch hinausgehen. Auch bei Zustimmung dürfen nach diesen Standesregeln keine personenbezogenen Daten weitergegeben werden, nach dem Verordnungsentwurf ist das möglich. Die derzeitigen Richtlinien legen auch fest, dass Äußerungen in öffentlichen Blogs oder in dem für jeden zugänglichen Bereich von Sozialen Netzwerken, wie z.B. Fa- Ziel der Verordnung ist es, dass der Flickenteppich der unterschiedlichen Datenschutzgesetze geschlossen wird und ein einheitliches Datenschutzniveau in ganz Europa erreicht werden soll. Die Entwicklung der Rechtsprechung und der Datenschutzgrundverordnung muss nicht nur weiter beobachtet werden. Die Markt- und Sozialforscher müssen vielmehr vor allem auf europäischer Ebene mit größter Anstrengung versuchen, für eine grundsätzliche Zulässigkeit der Markt- und Sozialforschung zu sorgen – so wie es die deutschen Markt- und Sozialforscher, wie zu Beginn beschrieben, in den siebziger Jahren und im Jahre 2009 für das deutsche Recht getan haben. Andrea Schweizer und Ulrich Schäfer-Newiger, Kanzlei Prof. Schweizer Datenschutz Fortsetzung von S. 26 oben unmittelbar in allen Mitgliedstaaten. Seit Mitte 2014 nähern sich die Mitgliedstaaten einer Lösung an, bis jetzt haben sie sich auf die Kapitel I, IV, V und XI geeinigt. Ziel der Verordnung ist es, dass der Flickenteppich der unterschiedlichen Datenschutzgesetze geschlossen wird und ein einheitliches Datenschutzniveau in ganz Europa erreicht werden soll. Bis jetzt ist keine Bereichsausnahme für die Markt- und Sozialforschung (vergleichbar mit § 30a BDSG) vorgesehen. Die Verordnung soll auch für Unternehmen gelten, die sich mit ihren Angeboten an EU-Bürger wenden, aber ihren Sitz außerhalb der EU haben. Das bedeutet, dass das Safe-Harbor-Prinzip zugunsten der USA nicht mehr gelten würde. Die Definitionen im Datenschutzrecht sollen zukunftstauglich werden, insbesondere unter dem Stichpunkt „Big Data“. Auch die Durchsetzung des Datenschutzrechts soll vereinfacht werden: Es soll einen europäischen Datenschutzausschuss geben, der die einheitliche Anwendung der Verordnung sicherstellen soll und bindende Entscheidungen treffen können soll. cebook, nur anonymisiert weitergegeben werden dürfen. Der vorliegende Entwurf erlaubt hier auch die personenbezogene Weitergabe. Deutlich erhöht wurden die Strafen bei Verstößen gegen das Gesetz. Die bisher vom BDSG vorgesehenen Strafen haben wegen ihrer geringen Höhe kaum abschreckende Wirkung. Die Verordnung sieht dagegen Strafen von maximal 100 Millionen Euro oder fünf Prozent des Jahresumsatzes vor. Dadurch wird für unlautere Konkurrenz, welche sich nicht um den Datenschutz kümmert, das Risiko zumindest deutlich größer. Deutlich erhöht wurden die Strafen bei Verstößen gegen das Gesetz. Die bisher vom BDSG vorgesehenen Strafen haben wegen ihrer geringen Höhe kaum abschreckende Wirkung. Wie geht es weiter? Der Berichterstatter des Parlaments, der deutsche Europaabgeordnete Jan Philipp Albrecht, spricht davon, dass die Verhandlungen zwischen den Mitgliedsstaaten lange festgefahren waren, dass sich aber nun im Rat etwas bewegt. Erste Passagen sind dort schon fertig diskutiert. Sobald das abgeschlossen ist, kommt die Verordnung in den „Trilog“, bei dem sich Kommission, Rat und Parlament einigen müssen. Dieser Trilog soll noch vor der Sommerpause beginnen, damit er noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann. Danach gibt es eine weitere Übergangszeit von zwei Jahren, in der die Verordnung in nationales Recht umgesetzt werden muss. Spätestens dann ist Europa zumindest bezüglich des Datenschutzes (fast) vereint. Prof. Dr. Raimund Wildner, stellv. BVM-Vorstandsvorsitzender BVM inbrief April 2015 27 DATENSCHUTZ Rechtliche Fallstricke für Data Mining in Zeiten von Big Data Datenschutz Wie aus anonymen Informationen datenschutzrelevante Pseudonyme werden, welche Aspekte des Datenschutzes bei automatisierten Erhebungs- und Auswertungsprozessen relevant sind und wie gültiges Recht in der täglichen Praxis umzusetzen ist, erläutert Oliver Gönner, als Datenschutzexperte u.a. für die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e.V. (AGOF) tätig. Big Data steht für die Analyse großer Datenmengen und heterogener, sich rasch ändernder Datenquellen. Der Begriff beschreibt nach heutiger Auffassung nicht nur die Menge und Art der Daten selbst, sondern auch die Art ihrer Auswertung. Die Informationsquellen sind dabei mannigfacher denn je. Zudem lassen sich durch technische Messungen erzielte Erkenntnisse mit den Ergebnissen anonymer Befragungen, Panel-Auswertungen oder komplexer Langzeitstudien anhand von statistischen Verfahren zusammenführen, und das mit der entsprechenden Rechnerkapazität mittelfristig auch in Echtzeit. Eng verwandt ist damit auch der Begriff Data Science. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist der Spezialfall des Data Mining, das die Suche nach bisher unbekannten Zusammenhängen in komplexen Datenbeständen bezeichnet. mung als Teil des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. Eingriffe in dieses Grundrecht bedürfen einer gesetzlichen Erlaubnis. Sprich, wann und wozu Unternehmen Daten ohne direkte Zustimmung des Betroffenen sammeln und auswerten dürfen, ist in Deutschland klar geregelt. Big Data und Data Mining in der Marktforschung richten sich nach allgemeinen Datenschutzvorschriften. Kernpunkt bleibt das Grundrecht auf informelle Selbstbestimmung. Zweck der Big Data-Analyse ist es, Daten gleich welcher Menge, Komplexität, Art oder Herkunft miteinander zu verknüpfen, um unterschiedliche, vorher definierte Fragestellungen beantworten zu können. Wie schnell, umfangreich und aussagekräftig solche Analysen sind, hängt einerseits von der Qualität der Datenquellen ab, andererseits von der Leistungsfähigkeit der genutzten Systeme. Datenschutzeinschränkungen sind nur dann beachtlich, wenn es sich tatsächlich um personenbezogene Daten handelt. Die Definition der personenbezogenen Daten findet sich in § 3 Abs. 1 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG). Der Gesetzgeber sieht alle „Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person“ als personenbezogene Daten eines Betroffenen an. Diese Definition der personenbezogenen Daten aus dem BDSG ist auf alle Gesetze zum Datenschutz anwendbar. Die Einsatzbereiche von Big Data sind vielfältig. Der Marktforschung dient Big Data heute vor allem bei der Analyse besonders umfangreicher und diversifizierter Datenquellen. Social Media Research beispielsweise wäre ohne Big Data kaum durchführbar. Ein anderes Beispiel ist die Arbeitsgemeinschaft Online Forschung, die automatisierte Data Mining-Prozesse zur Modellierung von Merkmalen der digitalen Mediennutzer einsetzt. Generell ist festzustellen, dass sich Big Data-Analysen auf immer mehr Spielfeldern durchsetzen, bis hin zu internen Auswertungen von Kundendaten, z.B. bei Handelsketten oder E-Commerce-Anbietern. Und: Auswertung in Realtime sind dank neuer Algorithmen und immer preiswerterer Rechnerkapazitäten nicht länger Vision, sondern vielmehr mittelfristige Perspektive. Dies gilt auch im Hinblick darauf, Konsumverhalten nicht mehr nur rückblickend zu betrachten, sondern Interessen und Aktivitäten auch zu prognostizieren. Grundsätzlich muss zwischen anonymen und pseudonymen Daten unterschieden werden. Anonyme Daten sind Informationen, die gar keinen Rückschluss oder einen Rückschluss nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand an Zeit, Kosten und Arbeitskraft auf eine bestimmte oder bestimmbare natürliche Person zulassen. Hierbei ist keine mathematisch nachweisbare Anonymität, sondern vielmehr eine an dem Re-Personalisierungsaufwand gemessene faktische Anonymität gefordert. In Anbetracht der enormen rechentechnischen Möglichkeiten, die Big DataAnalysen bieten, und der gleichzeitig rasch fallenden Preise für Rechnerkapazitäten stellt sich die Frage, wie diese Definition rechtlich zu bewerten ist. Daher müssen zumindest die Nutzerprofile, die auf der Grundlage von personenbezogenen Daten mithilfe von Big Data-Auswertungen erstellt werden, als datenschutzrelevante Pseudonyme angesehen werden. So vielfältig die Auswertungsmöglichkeiten von Big Data auch sind – auch diese Methoden müssen sich an den gültigen Gesetzen messen lassen. Dreh- und Angelpunkt der rechtlichen Grenzen ist das Grundrecht auf informationelle Selbstbestim- Bei pseudonymen Daten ist im Normalfall die Auflösung des Pseudonyms zu einem bestimmbaren Betroffenen möglich. Die Identifizierung wird zwar bei einem Pseudonym wesentlich erschwert, sie ist aber nicht ausgeschlossen bzw. nicht sel- 28 BVM inbrief April 2015 Big Data bietet ganz neue Möglichkeiten der Re-Personalisierung. Daher gilt: Nutzungsdaten aus solchen Analysen müssen als datenschutzrelevante Pseudonyme angesehen werden. Im Bereich der Nutzeranalyse ist die Auflösung von Pseudonymen natürlich nicht beabsichtigt und im Rahmen der Datenschutzgesetze sogar ausdrücklich verboten. Wie sich hier deutlich zeigt, ist die Abgrenzung des anonymen zum pseudonymen Datum ein wichtiges Wertungsmerkmal. Marktforschung, die das Internet als Datenquelle nutzt, muss das Telemediengesetz beachten. Das für Online-Medien einschlägige Telemediengesetz (TMG) kennt außer der ausdrücklichen Zustimmung des Betroffenen für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten nur drei Erlaubnistatbestände: Abrechnung eines Dienstes (Mehrwertdienst) Missbrauchserkennung Erstellung von Nutzerprofilen zur Markt- und Meinungsforschung und zur bedarfsgerechten Gestaltung des Dienstes Die klassische Messung des Nutzungsverhaltens erfolgt über verschiedene Methoden. In der Regel ist den messenden Ansätzen gemeinsam, dass ein Nutzer über einen Identifier wiedererkannt werden soll. Identifier in diesem Zusammenhang sind Geräte-Identifier oder auf Webseiten Cookie-Identifier, die allesamt zufällig gebildet werden. Unter Zuhilfenahme dieser eindeutigen Identifier darf nach deutschem Gesetz ein Nutzungsprofil erstellt werden. Zu dieser klassischen, pseudonymbezogenen Messung werden im Rahmen von Big Data weitere Daten hinzugefügt, die in der Regel nicht direkt mit dem Nutzerdatensatz verbunden sind, sondern aufgrund von Algorithmen zugeordnet werden. Auf der Basis von wissenschaftlichen Annahmen erfolgt eine Näherungsanalyse, die dem direkt gemessenen pseudonymen Datum weitere anonyme Daten aus dem Big Data-Datenpool zuordnet. In einer solchen Zuordnung ist technisch sicherzustellen, dass klar ist, dass es sich bei den so generierten Daten ausschließlich um Annahmen und nicht um nachweisbare Zusammenhänge handelt. Die Nichtrückführbarkeit der durch Big Data erweiterten Daten auf eine natürliche Person muss organisatorisch gewährleistet sein. Unter dem Schlagwort Privacy by Design verlangen die Aufsichtsbehörden die frühzeitige Beachtung von Datenschutzaspekten bereits in der Entwicklungsphase der Softwareprodukte. Gerade vor der Menge der im Rahmen von Big Data gesammelten Daten droht die Möglichkeit der Re- Personalisierung der so gebildeten Profile. Profildaten müssen grundsätzlich begrenzt sein auf einen Informationspool, dessen Informationen maximal sechs Monate alt sind. Zudem muss im Einzelfall im Rahmen des Data Minings sichergestellt sein, dass die Nutzerprofile nicht personalisiert werden können. Eine Personalisierung kann, je nach Komplexität und Aussagekraft der Daten, auch schon bei kürzeren Datenzeiträumen möglich sein. Daher kann es sein, dass zusätzliche Verfahren angewendet werden müssen: Leichte Veränderung oder Klassifikation der Ausgangsdaten oder auch die Zusammenfassung in Gruppen mit einer Mindestgröße von z.B. fünf Personen. Diese Nutzungsprivilegierung besteht nach § 15 TMG ausschließlich für die Marktforschung. Eine davon abweichende Nutzung ist unzulässig. Dieser Grundsatz der Zweckbindung ist auch im Zusammenhang des Data Minings zu beachten. Das bedeutet in der Praxis, dass nur Daten, die zur Marktforschung erhoben worden sind, in das Data Mining einbezogen werden dürfen. Eine darüber hinausgehende Verwendung oder Speicherung von Daten auf Vorrat ist grundsätzlich unzulässig. Hier besteht ein besonderes Spannungsfeld mit der Idee von Big Data. Andererseits sind die Datenschutzregeln nur für personenbezogene Daten anwendbar. Ist das Ergebnis des Data Minings lediglich ein anonymes, statistisches Datum, kann diese Information ohne Einschränkung verwendet und z.B. veröffentlicht werden. Datenschutz ten sogar beabsichtigt. So stellt die Personalnummer z.B. im Rahmen eines Zeiterfassungssystems ein pseudonymes Datum dar. Für den Techniker, der das Pseudonym nicht kennt, wird der Personenbezug zu einzelnen Mitarbeitern annähernd unmöglich, in der Personalabteilung ist eine Auflösung des Pseudonyms hingegen zwingend geboten und einfach. Nutzungsdaten von Internetnutzern dürfen nur in Ausnahmefällen verarbeitet werden. Marktforschung hat einen Sonderstatus, Direktmarketing nicht. Begleitet werden muss die Datenverarbeitung von einer für den Nutzer transparenten Darstellung der Datenverarbeitung und der Möglichkeit, der weiteren Datenauswertung zu widersprechen. Die Transparenz der Datenverarbeitung wird durch eine detaillierte Datenschutzerklärung in allen Medien, die zur Messung hinzugezogen werden, erreicht. Oliver Gönner, Datenschutzexperte u. a. für AGOF Oliver Gönner Rechtsanwalt Oliver Gönner hat sich nach dem Jura-Studium auf die datenschutzrechtliche Beratung von Unternehmen spezialisiert. So wird der Anwalt mit Kanzlei in Bonn u.a. beim Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig Holstein als anerkannter Sachverständiger für IT-Produkte (rechtlich) geführt. Zudem ist er als Dozent sowie Gutachter im Bereich Datenschutz und IT-Recht tätig. Die AGOF e.V. begleitet er seit 2007, seit 2010 als bestellter Datenschutzbeauftragter. BVM inbrief April 2015 29 DATENSCHUTZ Datenschutz auch für die junge Generation wichtig Datenschutz Eine Umfrage im Sommer und Herbst 2014 bei 118 Studenten in Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern, die Marktforschungsvorlesungen besuchen, zeigt, dass der Schutz persönlicher Daten jungen Leuten auch heute noch wichtig ist – vor allem deshalb, weil sie sich der Missbrauchsmöglichkeiten bewusst sind. Die Diskussion um die Standortbestimmung der Marktforschung vor dem Hintergrund technischer Möglichkeiten in der digitalen Welt, zunehmender personenbezogener Forschungsaktivitäten einerseits und dem Anonymisierungsgebot für Marktforscher andererseits, ist in vollem Gange. Da ist es doch interessant zu wissen, wie die junge Generation der Digital Natives über die Verwendung personenbezogener Daten und über den Schutz der Privatsphäre denkt. Das Ergebnis: Persönliche Daten – ganz gleich, ob sie selbst ins Internet gestellt werden oder ob sie sonst irgendwie erfasst werden – sollten geschützt werden. Das ist die ganz überwiegende Meinung junger Studierender im Alter zwischen 20 und 23 Jahren. Eine kleine Minderheit hat zwar schon resigniert nach dem Motto „wäre schon wichtig, aber man kann dies ja heutzutage nicht mehr verhindern“. Die meisten wollen aber ihre Privatsphäre geschützt wissen und möchten zumindest die Möglichkeit haben, zu kontrollieren, wo ihre personenbezogenen Daten landen bzw. wozu sie verwendet werden. Datenschutz ist der jungen Generation vor allem dann wichtig, wenn sie konkrete (finanzielle) Nachteile befürchten muss. Generell ist diese Generation es heute gewohnt, dass ihr Einkaufsverhalten (online wie offline) aufgezeichnet und für zielgenaue und individuelle Werbemaßnahmen benutzt wird. Knapp die Hälfte findet dies auch gut, weil die Werbung dann die eigenen Interessen besser berücksichtigt und ihnen dadurch eine gezieltere Produktübersicht ermöglicht. Die jungen Leute Rolf Kirchmair Diplom-Psychologe Rolf Kirchmair ist Inhaber des Marktforschungsinstitutes T.E.A.M. Team für effiziente angewandte Marktpsychologie in Frankfurt am Main und Lehrbeauftragter an den Hochschulen Fresenius (Idstein), Ludwigshafen und Aschaffenburg. Er hat über 30 Jahre Berufserfahrung in der Marktforschung. Seit 2003 ist er Mitglied im BVM-Aufnahmekollegium. 30 BVM inbrief April 2015 sind sich aber auch der Gefahr eines Missbrauchs der heute so häufigen Weitergabe personenbezogener Daten bewusst. Beim Stichwort „Datenschutz“ denkt man aber nicht an Marktforschung, sondern entweder an medienwirksame Ereignisse wie den NSA-Skandal und sonstige Überwachungspraktiken oder an das Internet – und dabei weniger an E-Commerce, eher an Social Media wie Facebook, Google oder WhatsApp. Privatsphäre heißt für die Studenten auch nicht, dass sie persönliche Meinungen und Ansichten geheim halten oder nur anonym weitergeben wollen. Einen wirksamen Schutz der Privatsphäre fordern sie nur dann, wenn sie den Missbrauch persönlicher Daten fürchten, der ihnen direkt schaden kann. Das Knacken von Internet-Passwörtern und anderer Zugangsdaten oder die kriminelle Aneignung von Kreditkartendaten sind hierfür Beispiele. Das heißt: Datenschutz ist der jungen Generation vor allem dann wichtig, wenn sie konkrete (finanzielle) Nachteile befürchten muss. Die eigene Meinung, persönliche Erlebnisse oder Bilder der eigenen Person sieht man zwar auch als schützenswert an, allerdings erst nachrangig. Viele junge Leute differenzieren hier ihre Privatsphäre in zwei Bereiche: Zum einen in den Bereich, in dem persönliche Daten nur kontrolliert weitergegeben werden. Dieser Bereich ist in der Regel das engere soziale Umfeld wie Familie, Freunde, gute Bekannte, mit dem man Informationen bewusst teilt. Zum anderen in den Bereich, in dem persönliche Daten unkontrolliert weitergegeben werden dürfen. Hierbei handelt es sich um subjektiv „unverfängliche“ Informationen, zum Beispiel Kaufverhalten, Meinungen, Beurteilungen, bei denen man nichts dagegen hat, wenn sie die Privatsphäre verlassen. Was nun die Marktforschung anbelangt, ist die junge Generation durchaus der Meinung, dass die strikte Einhaltung der Forderung nach Anonymität auch heute noch zeitgemäß ist: Sieben von zehn Studierenden bejahen dies. Hintergrund für diese Meinung ist die digitale Welt und deren Möglichkeiten, Daten zu sammeln. Die Befragten, die alle zur Generation der Digital Natives gehören, sind sich im Klaren darüber, dass heutzutage eine Vielzahl an Daten über sie – bewusst oder unbewusst – eingesammelt und gespeichert werden. Aus diesem Wissen heraus werden aber unterschiedliche Konsequenzen gezogen: Eine Minderheit hat schon resigniert und meint, dass heute sowieso niemand mehr anonym ist, Datenschutz dass dies der Preis des Fortschritts sei, den man akzeptieren müsse oder solle. Die überwiegende Mehrheit ist allerdings der Ansicht, dass gerade im Zeitalter des Internets Anonymität besonders wichtig ist, jeder ein Recht auf Privatsphäre hat und selbst bestimmen können soll, was mit seinen persönlichen Daten geschieht. Nur wenige beziehen die Frage der Anonymisierung explizit auf Marktforschungsstudien und konstatieren, dass Marktforschung keine personenbezogenen Daten braucht oder dass eine anonyme Befragung die Ehrlichkeit der Antworten fördert. Die Ergebnisse dieser nicht repräsentativen Umfrage an drei Universitäten verdeutlicht zweierlei: Zum einen ist sich die heutige junge Generation der Schattenseiten der digitalen Welt durchaus bewusst und durch Fälle von Datenmanipulation oder -missbrauch sensibilisiert für die Themen Anonymität und Privatsphäre. Zum anderen muss man aber auch erkennen, dass den meisten jungen Leuten der Zusammenhang zwischen Marktforschung und Anonymisierungsgebot nicht bewusst ist. Hier bedarf es noch gehöriger PR-Maßnahmen, um das Anonymisierungsgebot als Alleinstellungsmerkmal der Marktforschung zu kommunizieren. Rolf Kirchmair, T.E.A.M. Team für effiziente angewandte Marktpsychologie BVM inbrief April 2015 31 DOPPELINTERVIEW Rückblick und Perspektive: „Der weitere professionelle Ausbau unserer Services für die Mitglieder hat oberste Priorität“ Verbandsarbeit Was wurde erreicht und wohin geht die weitere Reise? Der BVM-Vorstandsvorsitzende Dr. Frank Knapp und BVM-Geschäftsführerin Ellen Didszus erläutern im Gespräch aktuelle Pläne, langfristige Strategien und inhaltliche Positionen des Verbandes. Ein Doppelinterview der offenen Worte, das den Bogen spannt von der Gründung des BVM im Jahr 1955 bis in eine (noch) ferne Zukunft. Der BVM veranstaltet 2015 bereits zum 50. Mal seinen Branchenkongress. Was erwartet die Teilnehmer zum Jubiläum? Dr. Frank Knapp: „Ein Event, bei dem wir die Teilnehmer auf eine Zeitreise mitnehmen, die in den 50er Jahren beginnt und auf geradem Weg in die Zukunft führt. Denn obwohl wir bei einem solchen Anlass selbstverständlich gerne auf Geleistetes zurückblicken, wird sich der Kongress auch beim Jubiläum auf aktuelle Fragen konzentrieren, Perspektiven aufzeigen und Visionen entwickeln. Die Zukunftsfestigkeit unserer Branche steht also klar im Fokus.“ Ellen Didszus: „Was nicht heißt, dass wir das Feiern vergessen. Insbesondere bei der großen Gala, die mit einigen Glanzpunkten aufwartet. Mehr wird diesmal aber nicht verraten, um den Überraschungseffekt nicht zu verderben.“ Nicht nur der Kongress hat Geburtstag. Der Berufsverband besteht sogar ein Jahrzehnt länger. Was waren die Meilensteine in 60 Jahren BVM-Geschichte? Ellen Didszus: „Die größte Leistung des BVM besteht darin, dass er in 60 Jahren Verbandsgeschichte immer Gegenwart und Zukunft im Blick hatte und so im Sinne seiner Mitglieder agieren konnte. Wie wichtig Netzwerke sind, hat der BVM beispielsweise schon in den 60er Jahren erkannt und den Aufbau von Regionalgruppen forciert, in denen sich Marktforscher bis heute regelmäßig austauschen. In den 70er Jahren, als in der Bundesrepublik um das erste große Datenschutzgesetz gerungen wurde, konnten wir maßgeblich dazu beitragen, dass das BDSG praktische Anforderungen unserer Branche berücksichtigte. Das gilt übrigens auch für das novellierte BDSG, das seit 2009 die Ausnahmestellung von Markt- und Sozialforschung explizit festschreibt. Weichen gestellt wurden gleichermaßen bei der Erarbeitung eines gemeinsamen, international gültigen Verhaltenskodex für die Marktforschung, der 1976 als IHK/ESOMAR Kodex verabschiedet wurde. Ein weiterer Meilenstein war 1990 die Integration der Gesellschaft für Marktforschung, in der sich nach der Wende die in Ostdeutschland tätigen Markt- und Sozialforscher organisiert hatten. 2001 wurde auf Initiative aller Marktforschungsverbände der Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung gegründet, der seitdem als Schiedsstelle fungiert. Seit 2005 vergibt der BVM jährlich den renommierten Preis der Deut- 32 BVM inbrief April 2015 schen Marktforschung in verschiedenen Kategorien und seit 2010 bündelt die Branche ihre PR-Aktivitäten in der Initiative Markt- und Sozialforschung.“ „Das Engagement unserer Basis prägt seit Jahrzehnten die Leistungsfähigkeit des BVM.“ In sechs Jahrzehnten gab es also viel zu tun und es wurde viel bewegt. Stolz sind wir aber in erster Linie auf unsere Basis, also die Mitglieder. Aktuell vertreten wir 1.575, die sich vor Ort in zwölf Regionalgruppen austauschen und informieren oder in übergeordneten Gremien und Fachgruppen aktiv mitarbeiten. Mit ihrem Engagement prägen sie seit Jahrzehnten das positive Bild des Berufsstandes und der ganzen Branche und werden dies auch weiter tun.“ Welchen Stellenwert haben Markt-, Medien- und Meinungsforschung heute – auch im Vergleich mit vergangenen Dekaden? Dr. Frank Knapp: „Allen Unkenrufen zum Trotz hat Marktforschung heute einen ebenso hohen Stellenwert wie früher. Denn auch wenn unsere Branche im Laufe der Jahrzehnte mehr als einmal totgesagt wurde – sie konnte sich immer wieder neu erfinden. Wir haben alle Umwälzungen, ob nun politischer oder technischer Natur, reflektiert und in Innovationsschübe umgewandelt. In puncto Kompetenzfelder sind wir heute sogar sehr viel breiter aufgestellt. Und der Bedarf nach qualitativ hochwertigen Analysen schrumpft nicht, er wächst. Von daher sieht der BVM den nächsten 60 Jahren sehr gelassen entgegen. Denn Marktforscher sind flexibel und, ebenso entscheidend, sturmerprobt.“ Hat sich das Berufsbild des Marktforschers im Laufe der Jahre eigentlich wesentlich verändert? Dr. Frank Knapp: „Analytisches Denkvermögen und die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, zählten schon immer zu den vorrangigen Talenten eines Marktforschers – und daran hat sich nichts geändert. Es ist mit der Zeit allerdings einiges an Rüstzeug hinzugekommen, das eine Fachkraft mitbringen Ellen Didszus BVM-Geschäftsführerin sollte: IT-Skills zum Beispiel und organisatorisches Geschick. Immer bedeutsamer wird auch die Fähigkeit, hochkomplexe Zusammenhänge anschaulich darstellen zu können. Zudem sind vermehrt fundierte Kenntnisse im Bereich der Wirtschaftswissenschaften gefragt. Grundsätzlich kann man sagen, dass Marktforschung heute weniger soziologisch-theoretisch, sondern sehr viel praxisorientierter ausgerichtet ist.“ Welche Qualifikationen und Skills werden in Zukunft noch relevanter? Dr. Frank Knapp: „Im Zuge der digitalen Revolution – insbesondere mit Blick auf die Analysemöglichkeit durch Big Data – rücken IT-Kenntnisse sicher weiter in den Fokus. Doch Datenverarbeitung allein macht auch in Zukunft keinen qualifizierten Marktforscher aus. Unsere Branche spezialisiert sich immer weiter. Vor diesem Hintergrund ist es notweniger denn je, ein konkretes Berufsbild zu erarbeiten, das die Wirklichkeit der täglichen Arbeit in all ihren Facetten abbildet. Gewissermaßen als Leitfaden für sämtliche Bereiche der Aus- und Weiterbildung – angefangen bei der Gestaltung von Studiengängen über die Qualifikationskriterien der Ausbildungsverordnung bis hin zu inhaltlichen Anforderungen an berufliche Fortbildung. Beim letzten Weinheimer Gespräch, an dem im Februar alle Marktforschungsverbände teilgenommen haben, wurde deshalb verabredet, in Kooperation mit einem anerkannten Träger, wie etwa dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF), einen Qualifikationskatalog zu erstellen, der als Grundlage für eine moderne Berufsbeschreibung dient. Dieser Katalog kann dann auch auf politischer Ebene weiter diskutiert werden, insbesondere mit den für Bildungsfragen Verantwortlichen bei Bund und Ländern. Denn Studienpläne können wir natürlich nicht im Alleingang ändern, aber wir können entsprechenden Praxisempfehlungen aussprechen.“ Welche Hilfestellungen kann der BVM darüber hinaus leisten, damit seine Mitglieder die immer komplexeren Anforderungen an Marktforschung leichter meistern können? Ellen Didszus: „Der BVM wird künftig noch stärker als Netzwerk agieren, um die Spezialisten der unterschiedli- „Marktforschung wird immer vielfältiger. Als Richtschnur für unsere Verbandsarbeit benötigen wir die Definition eines Berufsbildes, um Arbeitsrealitäten in allen Facetten abzubilden. Der Beschluss von Weinheim ist hierbei ein wichtiger Schritt.“ Verbandsarbeit Dr. Frank Knapp BVM-Vorstandsvorsitzender chen Marktforschungsdisziplinen zusammenzubringen. So ist neben dem AKQua Arbeitskreis Qualitative Markt- und Sozialforschung, forUM Unternehmens-Marktforscher und NEON Kommunikationsplattform für digitale Innovation die Gründung einer weiteren Fachgruppe in Planung, in der sich Datenanalysten austauschen können. Ein Kreis, der übrigens auch Mitarbeitern von Wirtschaftsunternehmen offen steht, die sich zwar nicht Marktforscher nennen, aber tagtäglich mit der Auswertung von Daten beschäftigt sind. Nicht weniger wichtig ist natürlich der kontinuierliche Ausbau unseres Seminarangebots. Quantität spielt dabei allerdings nur eine Nebenrolle. Entscheidender ist für uns, dass das Programm inhaltlich genau die Aspekte vertieft, die in der täglichen Praxis unserer Mitglieder relevant sind.“ „Der BVM wird neben den bestehenden weitere Zielgruppen integrieren. Konkret in Planung sind Angebote für Datenanalysten einerseits und IT-Kräfte in der Marktforschung andererseits.“ Viele Branchen klagen über fehlenden, qualifizierten Nachwuchs. Ist Fachkräftemangel auch im Marktforschungssektor ein Problem? Dr. Frank Knapp: „Natürlich sind auch wir vom demografischen Wandel betroffen – von einem echten Problem zu sprechen, wäre für unsere vergleichsweise kleine Branche aber mehr als übertrieben. Denn auch wenn der Nachwuchs nicht Schlange steht, sind die Bewerber, die es gibt, in der BVM inbrief April 2015 33 Regel hochmotiviert und sehr gut ausgebildet. Zudem haben sich die meisten bereits im Vorfeld intensiv mit der Marktforschungsmaterie beschäftigt, sprich Praktika absolviert oder im Rahmen ihres Studiums an Forschungsprojekten mitgewirkt. Kurzum, alle, die eine berufliche Zukunft als Marktforscher anstreben, wissen genau, was sie erwartet. Und sie sind überzeugt, dass die kommenden Aufgaben ihren Neigungen entsprechen und deshalb auch viel Spaß machen werden.“ Verbandsarbeit Worin bestehen, aktuell und perspektivisch, die größten Herausforderungen für den BVM? Ellen Didszus: „Der BVM will und muss sich weiter professionalisieren. Denn als Verband ist man heute nicht nur Sprachrohr einer Branche, man ist auch Dienstleister und ServiceCenter für seine Mitglieder. Deshalb haben wir in den letzten Jahren die Geschäftsstelle personell verstärkt und organisatorische Prozesse optimiert. Parallel sind wir dabei, weitere digitale Informationsangebote zu entwickeln. Ferner wollen wir den Ausbau kommunikativer Maßnahmen vorantreiben und die Netzwerkaktivitäten des BVM weiter ausbauen.“ Dr. Frank Knapp: „Parallel zu diesem Professionalisierungsprozess gilt es für den BVM, Branchenentwicklungen bereits in der Frühphase wahrzunehmen und richtig einzuschätzen. Denn wie wir alle wissen, gewinnen Trends heutzutage wesentlich rasanter an Fahrt als noch vor zwanzig Jahren. Von daher muss der BVM in Zukunft noch aufmerksamer und reaktionsschneller sein, um unsere Mitglieder bestmöglich vertreten zu können.“ „Der BVM will und muss sich weiter professionalisieren. Dazu zählt auch, den Ausbau kommunikativer Maßnahmen voranzutreiben.“ Stichwort Dienstleistung: Gibt es bereits konkrete Pläne für neue Services? Ellen Didszus: „In Planung ist unter anderem, den Mitgliedern Verbandsnews und weitere relevante Informationen auch über mobile Kanäle zur Verfügung zu stellen. Bereits umgesetzt wurde aktuell der Relaunch des Portals marktforschungsanbieter.de mit einer Vielzahl neuer Auswahl-, Sortier- und Recherchefunktionen. Darüber hinaus ist der BVM seit Anfang des Jahres auch bei Facebook aktiv, um Mitgliedern sowie generell an Marktforschungsthemen Interessierten eine weitere Kommunikationsplattform zu bieten.“ Der Umgang mit persönlichen Daten wird spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden so leidenschaftlich und kontrovers diskutiert, wie zuletzt Anfang der 80er Jahre. Hat mit der Debatte die Skepsis von Bürgern, an Umfragen teilzunehmen, zugenommen? Dr. Frank Knapp: „Zweifellos gibt es eine signifikante Zahl gut informierter Menschen, die sich mit dem Komplex Datensicherheit intensiv auseinandersetzt und jeder Form von Datenerhebung und -auswertung kritisch gegenübersteht. Für die Mehrheit der Bürger hat das Thema aber weniger Priorität, als 34 BVM inbrief April 2015 die Vielzahl von Talkshows, Zeitungsberichten, etc. vermuten ließe. Von daher sind gravierende negative Auswirkungen auf die Teilnahmebereitschaft bei Umfragen bislang nicht zu beobachten. Hinzukommt, dass Marktforschung bei der Bevölkerung großes Vertrauen genießt und Befragte generell davon ausgehen, dass Institute sich an gültige Datenschutzgesetze halten und gerade mit persönlichen Angaben verantwortungsvoll umgehen. Eins ist aber auch klar: Skandale und unseriöse Praktiken kann sich unsere Branche nicht leisten, denn Vertrauen ist schnell verspielt.“ „Die Debatte um Datensicherheit hat die Teilnahmebereitschaft bislang nicht negativ beeinflusst, weil das Vertrauen in unsere Branche groß ist. Skandale und unseriöse Praktiken könnten das aber sehr schnell ändern.“ Stichwort Big Data. Was wäre, wenn Konzerne wie Facebook oder Google ein weiteres Geschäftsfeld entdecken und nebenbei als Marktforschungsunternehmen operieren? Zu Discounttarifen, versteht sich. Schließlich besitzen sie die Rohdaten bereits, um automatisiert Meinungsanalysen, Konsumprognosen etc. zu generieren. Dr. Frank Knapp: „Ein nicht völlig abwegiges, aber aus meiner Sicht unrealistisches Szenario. Als Branche sind wir zu klein, damit es sich für diese Riesen lohnt, sich entsprechendes Know-how – insbesondere zur Beratung – anzueignen. Im Gegenteil: Google ist einer der weltweit größten Auftraggeber von Marktforschungsanalysen. Social-Media-Plattformen, Suchmaschinenanbieter etc. werden auch in Zukunft allen anderen ihre Daten für Marktforschungszwecke zur Verfügung stellen – natürlich gegen Bezahlung wie jetzt auch. Ein größeres Risiko wäre der Zusammenschluss solcher Giganten, die anschließend als Datenmonopolisten agieren und den Zugang beschränken oder die Preise in die Höhe treiben könnten. Doch bereits heute werden diese Internetgrößen von den Behörden kritisch betrachtet. Daher ist auch dieses Gedankenspiel sehr hypothetisch.“ Besteht denn grundsätzlich die Gefahr, dass Marktforscher in Zukunft von Maschinen ersetzt werden? Die technischen Möglichkeiten der Datenanalyse und -verknüpfung sind ja schon heute exorbitant. Dr. Frank Knapp: „Ein Abgesang auf unseren Berufsstand, den wir uns seit einigen Jahren wieder und wieder anhören müssen. Melodischer wird er nicht – und sein Wahrheitsgehalt hat auch nicht zugenommen. Maschinen, in unserem Fall Hochleistungsrechner, können Zahlenkolonnen oder Keywords zwar in rauen Mengen und großer Geschwindigkeit verarbeiten. Was genau die Maschine mit all den Informationen anstellen soll, wird ihr aber auch übermorgen noch der Mensch sagen müssen. Und sollte dieser Fakt irgendwann nicht mehr zutreffen, weil Computer und Roboter eigenständi- ges Denken gelernt haben, wird sich die Menschheit mit weit existenzielleren Fragen beschäftigen müssen, als mit dem Fortbestand der Marktforschungsbranche.“ Wenn Sie sich zum Geburtstag des BVM etwas wünschen dürften, beispielsweise von der Bundesregierung oder den politischen Gremien in Brüssel – was stünde auf der Liste? Dr. Frank Knapp: „Eine gute Fee zum Jubiläum – was für ein wunderbares Programm-Highlight. Aber im Ernst: Was wir uns von der Politik tatsächlich wünschen, wäre ein etwas ausgeprägteres Verständnis der Methodik von Marktforschung. Grundsätzlich stehen Politiker Markt- und Meinungsforschung zwar durchaus positiv gegenüber. Leider ist aber den wenigsten bewusst, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit wir valide Ergebnisse liefern können. Und das hat fatale Folgen, wenn uns Gesetzesvorhaben unmittelbar betreffen. Ein Umstand, der politischen Gremien allerdings häufig erst Marktforssch mit Empatthi Intelligenzz klar wird, wenn unsere Partnerverbände und wir sie darauf hinweisen. In der Regel sind die Verantwortlichen gesprächsbereit. Wäre Marktforschung stärker im politischen Bewusstsein verankert, müsste so manche Debatte aber erst gar nicht geführt werden.“ „Unser Wunsch an die Politik: mehr frühzeitiges Verständnis im Gesetzgebungsprozess für die Methodik von Marktforschung. Dann müsste so manche Debatte gar nicht erst geführt werden.“ Ellen Didszus: „Mein Wunsch ist nicht weniger bescheiden, denn er betrifft den knappen und deshalb so kostbaren Faktor Zeit all unserer Mitstreiter. Ich wünsche mir, dass auch in Zukunft viele Kolleginnen und Kollegen die Zeit finden, um sich ehrenamtlich für den BVM einzusetzen. Denn ohne ihre Fachkompetenz und ihr großes, persönliches Engagement wäre der BVM weder 60 Jahre alt geworden, noch könnte er als schlagkräftige Berufsorganisation mit wachsender Mitgliederzahl weiter fortbestehen.“ Das Interview führte Simone Danne, PR & PASSION Verbandsarbeit „Maschinen könnten Marktforscher nur ersetzen, wenn Computer eigenständiges Denken lernen. In diesem Fall hätte die Menschheit aber ganz andere Sorgen als den Fortbestand unserer Branche.“ Media & Communication Traffic & Tourism Consumer & Customer Health & Pharma www.ifak.com BVM inbrief April 2015 35 BVM-HISTORY Aufbruch in eine neue Zeit – der BVM im Wandel von sechs Jahrzehnten Verbandsgeschichte Verbandsarbeit Wie sich der Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher in 60 Jahren organisiert und immer wieder erneuert hat. In diesem Jahr feiert der BVM einen Doppelgeburtstag: neben seiner 50-jährigen Kongressgeschichte engagiert sich der Verband seit nunmehr 60 Jahren für den Berufsstand der Marktund Sozialforscher. Die Entwicklung des BVM ist ein Stück Zeitgeschichte, eng verknüpft mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen in Deutschland. Wirtschaftswunder, die „wilden“ 60er und 70er Jahre, Wiedervereinigung, digitale Revolution – der BVM wurde im Laufe der Jahrzehnte mit vielen Veränderungen konfrontiert, er musste im Sinne und zum Wohle seiner Mitglieder die Weichen immer wieder neu stellen und wird dies auch weiter tun. Ein Mitglied, das diesen permanenten Prozess aktiv von Anfang an begleitet und mitgeprägt hat, ist Klaus-Peter Schulze-Holz. Er hat das Archiv des BVM jahrelang durchforstet, tausende Dokumente gesichtet und zu einer lebendigen Verbandsgeschichte zusammengetragen. Einen Auszug seiner fast 1000-seitigen Dokumentation hat er nun für den inbrief aufbereitet... Was macht gute Verbandsarbeit aus? Eine Frage, die ich mir bei meinen umfangreichen Recherchen mehr als einmal gestellt habe. Viele der Dokumente, die ich in den Händen hielt, sind aus heutiger Sicht inhaltlich derart überholt, dass man nur den Kopf schütteln kann. Bei genauerer Betrachtung sprechen sie aber eine ganz andere Sprache. Sie erzählen von Gute Verbandsarbeit ist lebendig. Sie verharrt nicht bei Bewährtem, sie schreitet mutig voran und schneidet, wenn nötig, alte Zöpfe konsequent ab. Veränderung, von dem unermüdlichen Ringen der Mitglieder, die Herausforderungen ihrer Zeit anzunehmen und Entscheidungen zu treffen. Und genau darin liegt wohl der Schlüssel: Gute Verbandsarbeit ist lebendig. Sie verharrt nicht bei Bewährtem, sie schreitet mutig voran und schneidet, wenn nötig, alte Zöpfe konsequent ab. Die Wurzeln des BVM: Marktforschung nach dem zweiten Weltkrieg Wer verstehen will, wie alles begann, muss in die Jahre 1948/1949 zurückreisen. Noch vor der offiziellen Gründung der Bundesrepublik bauten eine Reihe von Großfirmen in ihren Unternehmen sukzessive Marktforschungsbereiche auf – sei es als eigene Abteilung, kleine Gruppe oder in Form eines für 36 BVM inbrief April 2015 Marktforschung abgestellten Mitarbeiters. Das Problem: Viele renommierte Sozialwissenschaftler waren während des NaziRegimes emigriert. Im Nachkriegsdeutschland gab es daher kaum ausgebildete Kräfte. Manche der beauftragten Personen betraten somit echtes Neuland, das sie autodidaktisch erkunden mussten. Andere Unternehmen setzen gleich auf Know-how aus dem Ausland und engagierten Mitarbeiter, die vorzugsweise in amerikanischen Marktforschungsorganisationen die notwendigen Kenntnisse erworben hatten. Ein Zentrum für die sich entwickelnde Marktforschergilde war Hamburg. In der Hansestadt hatten sich nach dem zweiten Weltkrieg viele internationale Firmen angesiedelt, die das Verhalten von Konsumenten ernsthafter erforschten. Die angestellten Marktforscher trafen sich bei Stammtischen, um firmenübergreifend über Probleme der betrieblichen Marktforschung zu diskutieren. Bei diesen – bis dato eher losen – Zusammenkünften entstand die Idee, den Veranstaltungen einen offiziellen Rahmen zu geben. In der Gründung eines Vereins oder Verbandes sah man die Chance, Marktforschung in den Betrieben zu fördern und zu vertiefen. Zudem wollten die Mitglieder des noch jungen Wissenschaftszweiges ihre Positionen gegenüber den Chefetagen der Unternehmen verbessern, indem sie ihre Interessen künftig gemeinschaftlich vertraten. Im Dezember 1954 wurde zu diesem Zweck ein Gründungsausschuss gebildet, der alle organisatorischen und rechtlichen Voraussetzungen für die neue Berufsvereinigung schaffen sollte. BUNDESVERBAND DEUTSCHER MARKTFORSCHER BVM e.V. Vereinigung Betrieblicher Marktforscher VBM e.V. gegründet 26. November 1959 in Wiesbaden Vereinigung Betrieblicher Marktforscher Deutschlands VBM e.V. gegründet 3. März 1955 in Hamburg 1965 in Frankfurt am Main Berufsrollenverband Berufs-Verband deutscher Marktforscher BVM e.V. gegründet 1962 in Frankfurt/Main Verband Deutscher Marktforscher VDM e.V. gegründet 1956 in Stuttgart Verbandsarbeit gegründet am 6. Oktober Arbeitskreis deutscher Marktforschungs-Institute e.V. Arbeitskreis für betriebswirtschaftliche Markt- und Absatzforschung e.V. gegründet 20. Juni 1955 in Würzburg Stammbaum des BVM 50er und 60er Jahre: Die Markt- und Meinungsforschung organisiert sich Am 3. März 1955 war es soweit: In Hamburg wird die „Vereinigung Betrieblicher Marktforscher Deutschlands“ (VBM) offiziell ins Leben gerufen. Mitglieder konnten damals zwar nur betriebliche Marktforscher in Führungsposition werden – der Grundstein für einen Berufsverband, aus dem später der BVM hervorging, war aber gelegt. Parallel organisierten sich in Würzburg die ersten Firmen, die sich auf Marktforschung spezialisiert hatten. Am 20. Juni 1955 wird der „Arbeitskreis für betriebswirtschaftliche Marktund Absatzforschung e.V.“ gegründet. Dessen wichtigstes Satzungsmerkmal: Einzelpersonen können kein ordentliches Mitglied werden, sondern ausschließlich Institute mit mindestens zehn Mitarbeitern. Folgerichtig gab sich der Verein später den Namen „Arbeitskreis Deutscher Marktforschungs-Institute e.V.“, der am 27. April 1989 in die bis heute gültige Form „Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V.“ (ADM) umbenannt wurde. Anfang 1956 nahm in Stuttgart eine weitere Berufsorganisation ihre Arbeit auf. Mitglied des „Verbands Deutscher Marktforscher e.V.“, kurz VDM, konnten alle Einzelpersonen werden, die in der Marktforschung tätig sind. Seine vorrangigste Aufgabe sah der VDM in der Ausbildungsförderung, um den dringend benötigten Nachwuchs an Marktforschung heranzuführen und zu qualifizieren. Das Berufsbild des Marktforschers muss klar definiert werden. Zu diesem Zweck sollte fortan eine Berufsrolle geführt werden. Ende der 50er Jahre erkennen alle in der Marktforschung engagierten Vereine und Verbände, dass ein Nebeneinander zu vieler Organisationen wenig hilfreich ist. Am 26. November 1959 schließen sich der VBM und der VDM zusammen, um gemeinsam als „Vereinigung Betrieblicher Marktforscher e.V.“ (VBM) zu agieren. BVM inbrief April 2015 37 Verbandsarbeit Anfang 1962 wird dieser Ordnungsprozess auf Initiative des VBM und in enger Abstimmung mit dem ADM fortgeführt. Beide Organisationen sind sich einig, dass das Berufsbild des Marktforschers klar definiert werden muss. Zu diesem Zweck sollte fortan eine Berufsrolle geführt werden, um, so die Statuten, „Wirtschaft und Gesellschaft Gewissheit über die beruflichen Qualifikationen von Marktforschern zu geben“. Darüber hinaus galt es, eine Vertretung für alle Marktforscher inklusive freiberuflich tätiger Fachkräfte zu schaffen. Beide Aufgaben sollte der neue „Berufs-Verband deutscher Marktforscher“ (BVM) übernehmen, um die berufsständischen Interessen aller Marktforscher zu fördern und zu wahren. Am 6. Oktober 1965 treffen sich in Frankfurt am Main Vertreter der drei Marktforschungsverbände VBM, BVM und ADM, um die Verbandstrukturen für Marktforschung in Deutschland endgültig in eine überschaubare Form zu gießen. Mit der Gründung des „Bundesverbands deutscher Marktforscher e.V.“ (BVM) schließen sich die „Vereinigung Betrieblicher Marktforscher e.V.“ und der „Berufs-Verband Deutscher Marktforscher e.V.“ zusammen und lösen sich als Einzelorganisationen auf. Der BVM als Bundesverband: Die Mitgliederversammlung ist das „Parlament“ Einleitend muss erwähnt werden, dass spätestens seit Mitte der 60er Jahre auch im BVM heiß über das Thema Demokratie debattiert wurde. Die Mitglieder pochten z.T. vehement und lautstark auf ihr gesetzlich verbrieftes Recht, über alle wichtigen Entscheidungen des Verbands in der Mitgliederversammlung zu diskutieren und abzustimmen. Absprachen „in Hinterzimmern“ wollte die Mehrheit nicht länger hinnehmen. Die Mitgliederversammlung als „Parlament des Vereins“ sollte fortan die Richtung vorgeben, Vorstand und Vereinsorgane sollten Beschlüsse ausführen und den Mitgliedern regelmäßig in Rechenschaftsberichten Rede und Antwort stehen. 2010 beschließt die Mitgliederversammlung, dass Mitgliedschaften bei Zuwiderhandlungen gegen die BVM-Satzung im Ausschlussverfahren beendet werden können. Auf der sachlichen Ebene ging es weit weniger turbulent zu. Im November 1966 stellt die Mitgliederversammlung des neuen BVM die Weichen für die zukünftige Arbeit des Verbands. Im Mittelpunkt der Sitzung stand die Definition und Verabschiedung der Statuten des Bundesverbands. Leitlinien, die bis heute (in zeitgemäßer Formulierung und auf Gesamtdeutschland erweitert) Bestandteil der BVM-Satzung sind: Er fördert allgemein die Marktforschung in der Bundesrepublik und West-Berlin, und zwar sowohl die betriebliche Marktforschung in der Wirtschaft als auch die Marktforschung in den Markt- und Meinungsforschungsinstituten. Er fördert das Ansehen der Marktforschung und der Marktforscher, die Auslese und Ausbildung des Nachwuchses und die Fortbildung der Marktforscher zum Nutzen von Wissenschaft und Wirtschaft. 38 BVM inbrief April 2015 Er wacht über eine ehrenhafte Berufsausübung seiner Mitglieder. Er führt neben der Mitgliederliste eine Berufsrolle, deren Statut Bestandteil der Satzung ist. Darüber hinaus werden Eckpunkte für die Ausbildungsförderung beschlossen und festgelegt, dass die Arbeit von Regionalgruppen aktiv und konsequent unterstützt werden soll. Im Jahr 1971 entscheidet die Mitgliederversammlung, dass der Proporz bei den Vorstandswahlen abgeschafft wird. Bis zu diesem Zeitpunkt musste der Vorstand aus zwei betrieblichen und zwei Institutsmarktforschern bestehen, plus einem Marktforscher mit beliebiger Zugehörigkeit. Mehr Demokratie und Transparenz gibt es nun auch auf regionaler Ebene: Regionalleiter werden seit dieser Sitzung von der Mitgliederversammlung gewählt. Im Oktober 1978 wird der erste BVM-Fachbeirat gewählt. 1980 erweitert der BVM seinen Namen auf „Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V.“ und führt eine korporative sowie eine Junior-Mitgliedschaft ein. 1987 wird per Satzungsänderung der innerhalb des jeweiligen Vorstands gewählte „Sprecher des Vorstands“ abgeschafft. Von nun an werden der Vorsitzende des Vorstands und sein Stellvertreter von der Mitgliederversammlung direkt gewählt. Das neue Modell der korporativen Mitgliedschaft tritt am 1. Januar 2002 in Kraft. Durch eine grundlegende Satzungsänderung wird 2005 der Regionalrat ins Leben gerufen. Der Sprecher des Regionalrats ist seitdem kooptiertes Mitglied des Bundesvorstands. Der Sektion „Studenten im BVM“ hat die Mitgliederversammlung 2008 zugestimmt. Zwei Jahre später hat sie eine Entscheidung von größerer Tragweite zu treffen: Mitgliedschaften können bei Zuwiderhandlungen gegen die BVM-Satzung im Ausschlussverfahren beendet werden. Wie in Zukunft mit Missbrauch von Marktforschung umgegangen werden soll, ist auch bei der Mitgliederversammlung 2011 das bestimmende Thema. Beschlossen wird eine richtungsweisende und weitreichende Satzungsänderung: Der BVM legt in § 2 explizit fest, über die ehrenhafte Berufsausübung seiner Mitglieder zu wachen und unlauteren Wettbewerb (insbesondere die Vorspiegelung von Markt- und Sozialforschungstätigkeiten zu Verkaufszwecken) zu bekämpfen. Der BVM mischt sich ein: Gestaltung von Berufsgrundsätzen und Gesetzen Der BVM installierte schon 1967 einen Ausschuss für Berufsgrundsätze, der sich mit ethischen, aber auch praktischen Fragestellungen beschäftigte. Vor allem ging es jedoch um: Entwicklung von beruflichen Standards, Grundsätze für die Arbeit der Marktforschung, Überarbeitung des ESOMAR-Entwurfs für Normen und ethische Grundsätze, Verfahren für die Erstellung von Expertengutachten, Schieds- oder Ehrengericht. Der „IHK Internationaler Codex für die Praxis der Marketingforschung“ wurde 1971 durch eine Annahmeerklärung von ADM und BVM auch für die Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin gültig. Dies sind die ersten verbindlichen Berufsgrundsätze. An der überarbeiteten, erweiterten und europaweit gültigen Fassung des Grundsatzpapiers, bekannt als „IHK/ESOMAR - Internationaler Kodex für die Praxis der Markt- und Sozialforschung“, haben BVM und ADM in den Jahren 1978 und 1995 ebenfalls aktiv mitgewirkt. Richtlinien, Checklisten und Standards, zu deren Einhaltung sich später auch ASI und DGOF verpflichtet haben. 1974 meldete der BVM beim Bundesminister des Inneren Bedenken gegen das geplante Bundesdatenschutzgesetz an. Es ging im speziellen um einen Passus, der von Marktforschern verlangt hätte, von Befragten eine so genannte „Unterschriftserklärung“ zu verlangen. Die Einwände des Verbands fanden Gehör: Das Ausfüllen eines Fragebogens bzw. die Beantwortung von Fragen am Telefon reichte als Einverständniserklärung aus. Das am 1. Januar 1979 inkrafttretende BDSG verzichtet auf die Unterschriftsklausel. Im Jahr 2001 errichten ADM, BVM und ASI mit dem „Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung e.V.“ eine gemeinsame Marktforschungsschiedsstelle, die Verstöße gegen Berufsregeln ahndet. Ein Meilenstein war der 3. Juli 2009, als der Bundestag auf seiner letzten Sitzung vor der Bundestagswahl das neue Bundesdatenschutzgesetz verabschiedete. Denn: Mit dem neuen § 30a BDSG wird der Sonderstatus von Markt- und Sozialforschung explizit festgeschrieben. Am 1. Januar 2009 ist das neue UWG (Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) in Kraft getreten, das erstmals in der Geschichte des UWG ein Votum zugunsten der Markt- und der Meinungsforschung abgibt. Aktuell bemühen sich die deutschen Marktforschungsverbände gemeinsam mit Partnerorganisationen anderer europäischer Staaten, dass die in Deutschland gültigen Sonderregelungen EU-weit gesetzlich festgeschrieben werden. Verbandsarbeit rbeit Die Gründungsurkunden des BVM Der BVM bewegt: Impulse und Initiativen Für manch einen mag Verbandsarbeit eine trockene Angelegenheit sein. Andere glauben, Verbände seien in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. Dass der BVM in 60 Jahren intern und extern eine Menge bewegten konnte, belegen unzählige Beispiele. Einige besonders anschauliche (und nachhaltige) möchte ich hervorheben... Stillstand ist Rückschritt – ein Motto, an dem sich der BVM seit sechs Jahrzehnten orientiert. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Am 28. Juni 1963 beschäftigte sich der BVM im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Thema „Möglichkeiten und Grenzen des Warentests“. Eine Veranstaltung, die nicht unbeachtet blieb und wichtige Denkanstöße gab. Auch auf politischer Ebene. Ein Jahr später, also 1964, gründete die Bundesregierung die Stiftung Warentest. Beispiel 2: Die Illustrierte STERN veröffentlicht eine Story unter dem Titel „Umfrage in die Intimsphäre“. Wie die publizierten Ergebnisse zustande kamen und wer die Untersuchung durchgeführt hat, wurde den Lesern leider verschwiegen. Vorstand und Prüfungskollegium des BVM reagierten prompt und beriefen am 9. Januar 1964 eine außerordentliche Mitgliederversammlung ein. Auf der Tagesordnung: Forderungen BVM inbrief April 2015 39 an Veröffentlichungen von Umfrageergebnissen. Es wurde beschlossen, dass bei Presseveröffentlichungen von Untersuchungsergebnissen bestimmte Mindestangaben über Urheber und Methode angegeben werden sollten. Eine Empfehlung, die in den Redaktionen der Zeitungen und Zeitschriften durchweg positiv aufgenommen wurde und an die sich die Presse bis heute hält. Die Gestaltung der Aus- und Fortbildung von Marktforschern steht seit den Gründungsjahren auf der Agenda der Marktforschungsverbände – ganz gleich unter welchem Namen sie agierten. So bietet der BVM bereits seit 1967 „Seminare für Mitglied „der ersten Stunde“ kann ich versichern, dass sich die Gründungsväter, die einst in eichegetäfelten und verräucherten Hinterzimmern über die Zukunft unseres Berufsstands debattiert haben, die heutige Zeit nicht mal ansatzweise hätten vorstellen können. Social Media, Big Data, ökonometrisches Modelling, Neuromarketing – die Liste der Schlagworte, die für Markt- und Sozialforscher heute ganz alltäglich sind, ließe sich seitenlang fortführen. Ebenso erstaunt wären die Initiatoren der „Vereinigung Betrieblicher Marktforscher Deutschlands“ über all die Leistungen und Services, die der BVM seinen Mitgliedern heute bietet: Kon- Entwicklung der BVM-Mitgliederzahlen 1965 – 2014 1.600 Verbandsarbeit 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 1965 1968 1971 1973 1991 1994 1997 Nachwuchskräfte“ an. 1977 wurde das Angebot runderneuert und signifikant erweitert. Heute umfasst der BVM-Weiterbildungskatalog jährlich rund 50 Seminare, Workshops und Praxistrainings für alle Disziplinen der Marktforschung. Im Rahmen der „Weimarer Gespräche“ wurde im Februar 2015 das Thema „Aus- und Weiterbildung“ von den Marktforschungsverbänden einmal mehr ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. Da immer neue Aufgaben sowie technische Entwicklungen den Arbeitsalltag von Markt- und Sozialforschern in den letzten Jahren stark verändert haben, muss auch das Berufsbild angepasst werden. Es wurde verabredet, dass BVM, ADM, ASI und DGOF einen „Qualifikationskatalog“ entwickeln, der künftig als Grundlage für alle Bereiche der Aus- und Weiterbildung dienen soll. Aufbruch in eine neue Zeit: Der BVM wandelt sich bis heute Stillstand ist Rückschritt – ein Motto, an dem sich der BVM seit sechs Jahrzehnten orientiert. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Als 40 BVM inbrief April 2015 2000 2003 2006 2009 2012 2014 gress, Seminare, Fachtagungen, Rechtsberatung, Publikationen wie der inbrief, digitale Jobbörse, elektronisches Handbuch oder Verbandsnachrichten über Twitter. Nun ja, wir sind alle anspruchsvoller geworden mit den Jahren und erwarten, oftmals leider viel zu selbstverständlich, das Rundum-Paket. Was sich allerdings nicht verändert hat, ist der Geist des BVM und seiner Mitglieder. Wir sind – vielleicht eine Berufskrankheit – immer noch extrem von Neugier getrieben und saugen Neuerungen, ob technisch oder methodisch, begierig auf. Wir fürchten die Zukunft nicht. Wir wollen sie für unseren Berufsstand mitgestalten. Kreativ, durchaus streitbar, mit dem Blick für Details und das große Ganze. Und wir schwören nach wie vor auf die Idee einer starken Gemeinschaft, die Marktforschung auch in Zukunft immer weiter voranbringen will und wird. Klaus-Peter Schulze-Holz, langjähriges BVM-Gremienmitglied und Ehrenmitglied Also, weitermachen.... Ihr Klaus Peter Schulze Holz 20% Schmerz 80% Schauspiel Wissen wie Ihre Zielgruppe wirklich tickt. Wir brennen für kreative Analysen und faszinierende Ergebnisse Als internationales Marktforschungsinstitut forschen wir in über 40 Ländern mit Leidenschaft und spürbarer Begeisterung. Für Ihre individuellen Aufgaben- und Fragestellungen liefern wir maßgeschneiderte Lösungen. Dabei befassen wir uns nicht nur mit den objektiv messbaren Kriterien, sondern vor allem mit dem Erforschen der dahinter liegenden Motive. Persönliche Betreuung, Engagement, Flexibilität, Konstanz und Expertise sind uns wichtiger als Standardlösungen. Nehmen Sie uns beim Wort. Branchen Automobil | E-Business | Energie & Infrastruktur | Finanzdienstleistungen | Healthcare | Investitionsgüter Konsumgüter | Medien & TV | Telekommunikation & IT PSYMA GROUP AG [email protected] | www.psyma.com SOCIAL MEDIA Digitale Vernetzung zwischen Ehrenamtlichen, Mitgliedern, Branchennachwuchs und Interessierten Verbandsarbeit Der BVM baut seine Social Media-Aktivitäten aus und fördert die digitale Vernetzung zwischen Ehrenamtlichen, Mitgliedern, Branchennachwuchs und Interessierten. Folgen Sie dem BVM auf Facebook, Twitter und Google+. Bereits seit 2012 twittert der BVM regelmäßig zum jährlichen Kongress, um allen Interessierten, die nicht dabei sein können, einen Einblick in diesen Branchenevent zu geben. Im Jubiläumsjahr 2015 – wir blicken auf 50 Jahre BVM-Kongress und 60 Jahre BVM zurück – soll der Grundgedanke der Vernetzung in einem Verband noch weiter in die digitale Welt hinausgetragen werden. Ganz konkret heißt das, dass unsere Follower bei Twitter nun neben den gewohnten Neuigkeiten zum Kongress auch mit aktuellen Branchenmitteilungen sowie wichtigen Infos aus dem Verbandsleben und der Geschäftsstelle versorgt werden. Die Social Media-Kanäle Facebook und Google+ bieten darüber hinaus die zusätzliche Möglichkeit, Gleichzeitig sollen die Social Media-Auftritte dazu beitragen, die Arbeit des Berufsverbandes noch transparenter zu machen. Denn insbesondere der Branchennachwuchs oder neue Marktforschungsmitarbeiter aus angrenzenden Arbeitsbereichen haben heutzutage aufgrund der hohen Anforderungen eines Arbeitsalltags kaum Möglichkeiten, sich mit dem Leistungsspektrum und den Nutzen eines Berufsverbandes vertraut zu machen. Über die Social Media-Kanäle Facebook, Google+ und Twitter will der BVM seinen Mitgliedern, dem Branchennachwuchs und allen Interessierten jetzt dort begegnen, wo eine aktive und passive Teilnahme am Verbandsleben unkompliziert, mühelos und quasi „nebenbei“ möglich ist. Scannen & Folgen Google+ Facebook Twitter #bvm2015 sich besser miteinander zu vernetzen und in Kontakt zu treten. Und diese Chance des sozialen Netzwerkens in digitalen Medien will der BVM künftig stärker für sich nutzen: Neben der Gelegenheit des Kontaktknüpfens und des zwischenmenschlichen Austauschs, die der Verband seinen Mitgliedern und allen Interessierten auf zahlreichen Seminaren, Fachtagungen und regionalen Veranstaltungen seit Jahrzehnten bietet, erhalten diese nun die zusätzliche Möglichkeit, den interessanten Gesprächspartner des letzten Regionalabends oder des Gettogethers online im Sozialen Netzwerk wiederzutreffen. 42 BVM inbrief April 2015 Wir freuen uns über Ihre Unterstützung und aktive Teilnahme – folgen Sie uns auf Facebook, Twitter und Google+. Nicht nur über den QR-Code, auch über die Icons auf der Startseite der BVM-Website www.bvm.org gelangen Sie direkt zu den Social Media-Kanälen. D INFORMATIONEN UND ANMELDUNG: www.agof.de/agof-talk BRAN AS C TREF HEN FEN ZU WOR D MOU OF TH PROGRAMMAUSZUG DIE VERANSTALTUNG „Word of Mouth aus Sicht der Mediaagentur“ Kampagnenplanung & Messung von WoM-Wirkung Arvin Boström, MECglobal / GroupM Lernen Sie von den Besten! Am 04. Mai 2015 erläutern Ihnen Branchenexperten ihre Sicht und Herangehen an das Buzz-Thema Word of Mouth (WoM). Dazu gibt‘s Netzwerk, Get-Together und Entertainment zum Weitererzählen! „Innovative Vermarktungsmöglichkeit durch Empfehlungsmarketing” Leistungsportfolio WoM aus Vermarktersicht Stefan Sautmann, Ströer Digital / my test „WoM – Basis eines authentischen Kundendialoges” Tchibo Ideas als strategische Partizipations-Plattform Dr. Wolfgang Merkle, Tchibo unterstützt von Medienpartner veranstaltet durch aktiv begleitet und gefördert durch AGOF – Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e.V. | Europa-Allee 22 | 60327 Frankfurt am Main | Telefon: 069 / 264 888 – 310 | [email protected] WEINHEIMER GESPRÄCH 2015 Austausch über Aktuelles aus der Branche Verbandsarbeit Am 5. und 6. Februar trafen sich die Verbände der deutschen Markt- und Sozialforschung zu ihrem jährlichen „Weinheimer Gespräch“ – diesmal in der Mitte Deutschlands auf der Wartburg, um aktuelle Branchenthemen zu diskutieren. Intensiv beschäftigten sich die Vertreter der Verbände ADM, ASI, BVM und DGOF bei ihrem diesjährigen Treffen mit der Aus- und Fortbildung der Branche. Die Ausbildung zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung wird inzwischen von einem breiten Spektrum von Institutionen angeboten: von Instituten über betriebliche Abteilungen bis hin zum statistischen Bundesamt. Die Verbände unterstützen die Ausbildung, in dem sie Materialien für den Berufsschulunterricht zur Verfügung stellen, Gastbeiträge halten sowie Berufsschullehrern und Auszubildenden eine vergünstigte oder kostenfreie Teilnahme an Veranstaltungen ermöglichen. In Weinheim wurde nun zusätzlich beschlossen, dass sich die Verbände im Rahmen eines Workshops zusammensetzen, um die Anforderungen an den Markt- und Sozialforscher der Zukunft zu erarbeiten – zunächst einmal unabhängig davon, ob es sich um eine betriebliche oder hochschulische Ausbildung handelt. Grundprinzipien Anonymisierungsgebot und Trennungsgebot weiter prägend für unsere Arbeit sein werden. Gegenstand intensiver Beratungen war jedoch, wie bzw. ob in Zeiten von Gesichtserkennungssoftware und Big Data echte, absolute Anonymität überhaupt noch garantiert werden kann. Realistischer ist es hier, die Kommunikation mit Regulierern und Befragten zu verlagern in Richtung Forschungszweck: Wer an Markt- und Sozialforschung teilnimmt, muss sich darauf verlassen können, dass diesbezügliche Daten/Angaben nicht für forschungsfremde Zwecke verwendet werden. Dies müsste in Absprachen und Verpflichtungserklärungen mit Dienstleistern und Auftraggebern präzisiert werden. Die Aufrechterhaltung unserer berufsethischen Prinzipien im Lichte rasanter technischer Veränderungen soll dabei weiter in einer überverbandlichen Arbeitsgruppe beraten werden. Die Initiative Markt- und Sozialforschung e.V. hat sich aus Sicht der Verbandsvertreter mittlerweile als zentrale Kommunikationsplattform etabliert. Der „Tag der Marktforschung“, der inzwischen an vielen Standorten stattfindet und von einer regen Pressearbeit und Nachberichterstattung begleitet wird, erzielt eine beträchtliche Reichweite. Online-, Radio- und Printwerbung runden diese Information der Öffentlichkeit ab. Ganz konkret stand außerdem die Weiterentwicklung der Telefonrichtlinie auf der Agenda: Hier ist es unser Anliegen, die Störung der Angerufenen zu minimieren. Dies beinhaltet einen weitgehenden Verzicht auf Anrufe an Sonn- und Feiertagen (außer z.B. bei Reichweitenuntersuchungen, die eine vollständige Abdeckung benötigen) und auf stille Anrufe sowie eine Beschränkung auf eine realistische Anzahl von Anrufversuchen. Die ergänzte Richtlinie wird in den nächsten Monaten verabschiedet und kommuniziert. Hinsichtlich der Selbstregulierung und Selbstkontrolle waren sich die Verbände einig, dass die zeitlosen berufsethischen Dr. Frank Knapp BVM-Vorstandsvorsitzender NEUE MITGLIEDER 2014 / 2015 Seit September letzten Jahres konnten wir 44 neue Mitglieder begrüßen, die wir auch an dieser Stelle nochmals herzlich willkommen heißen. Persönliche Mitglieder Jochen Adam Apostolos Apergis Juliane Berek Silvia Böhm Pia van Boxen Claudine Bubolz Katrin Draese Walter Freese Elisabeth Füßl-Grünig Britta Gabel Rufina Gafeeva Sandra Geiger Daniela Goll Dr. Josef Hartmann Stefanie Hertling Monika Käspaizer Dr. Thomas Kirsche Daniela Klos Simon Kluge Oliver Krieg Dr. Peter Ludwig Thomas Marquardt Petra Mucha Sylvia Pichert Aufgeführt werden nur die Namen von Mitgliedern, die der Veröffentlichung zugestimmt haben. 44 BVM inbrief April 2015 Stand 5.3.2015 BVM-FACHBEIRAT Aktuelle Projekte und Aktivitäten Derzeit organisiert das Fachgremium „Aus- und Weiterbildung“ die in diesem Jahr anstehenden Fachtagungen, die erstmals an vier Terminen stattfinden. Inhaltlich wird es dabei um die Themen „Patientenmarktforschung“, „Customer Experience“, „Big Data und Marktforschung“ sowie „Big Data: Datenvisualisierung & Reporting“ gehen. ständnis der genannten Personen muss dabei gegeben sein). Weiterhin ist für dieses Jahr eine quantitative Befragung von Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern geplant, die neben Fragen zur Marktforschung in Deutschland auch Themen zur Wahrnehmung des BVM und seiner Angebote, wie z.B. Kongress, Seminare und Handbuch, behandelt. Das Fachgremium „Qualität“ hat Checklisten zur Beurteilung von Marktforschungsqualität in den Bereichen Briefing sowie Angebots- und Institutsbewertung entwickelt, die demnächst veröffentlicht werden sollen. Zielgruppe sind Auftraggeber von Marktforschung mit keiner oder geringer Marktforschungserfahrung. Außerdem hat die Gruppe die Telefonrichtlinie aktualisiert und ergänzt, um diese auf den aktuellen Stand technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen zu bringen. Das Fachgremium „Kommunikation“ hat sich damit beschäftigt, die Kommunikation des BVM weiter auszubauen und will dies künftig noch intensivieren. Insbesondere soziale Medien sollen als Kanäle noch stärker etabliert werden. Hier gibt es bereits umfangreiche Aktivitäten, wie zum Beispiel den neuen Facebook-Auftritt des BVM (siehe hierzu auch Artikel „Social Media“, S. 42) Über Probleme und Hürden bei der Aufnahme in den BVM hat das Fachgremium „Mitglieder“ intensiv diskutiert und erste Lösungsvorschläge erarbeitet. Um in Zukunft den an einer Mitgliedschaft Interessierten die Suche nach Bürgen zu erleichtern, sollen die Marktforscher BVM genau wie die korporativen Mitglieder auf der Website genannt werden (Einver- Neben den Berichten aus den Fachgremien waren ein Vorschlag für eine Satzungsänderung, die Geschichte des BVM sowie aktuelle Informationen aus dem Vorstand, von der Initiative Markt- und Sozialforschung und dem Weinheimer Gespräch Themen der Sitzung. Verbandsarbeit Die erste Fachbeiratssitzung des Jahres 2015 fand am 20. und 21. Februar in Berlin in der BVM-Geschäftsstelle statt. Auf dem Tagesprogramm standen vor allem die Berichte der Fachgremien, in denen die aktuellen Schwerpunktthemen für 2015 vorgestellt wurden. Frank Lüttschwager, Vorsitzender des BVM-Fachbeirats Korporative Mitglieder Katja Rick Christine Schaper Kay Schnapke Anja-Maria Seel Dr. Nico Siegel Dirk Steffen Ulrich Stieler Dr. Stefan Stumpp Carsten Theisen Arne Thurich Melanie Wirtz Dr. Tanja Zweigle böttcher marktforschung GmbH & Co. KG GMS Dr. Jung GmbH Hornbach Baumarkt AG Infotab Research GmbH komma Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbH Moritz Nüchtern // Marktforschung PRM Partner Research Marketing-Forschung GmbH & Co. KG RIM Marktforschung GmbH SR Strategy Routes Aufgeführt werden nur die Namen von Mitgliedern, die der Veröffentlichung zugestimmt haben. Stand 5.3.2015 BVM inbrief April 2015 45 Verbandsarbeit BVM-MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2015 Ordentliche Mitgliederversammlung am Vortag des 50. BVM-Kongresses Am 10. Juni auf der Tagesordnung: Aussprache zum Jahresbericht, Aktuelles sowie die Neuwahlen des Aufnahmekollegiums und der Rechnungsprüfer Wie in den Vorjahren bildet die Mitgliederversammlung des BVM auch 2015 den Auftakt für den Kongress der Deutschen Marktforschung. Im Mittelpunkt der turnusmäßigen Versammlung, die am 10. Juni im Berliner Hotel nhow stattfindet, stehen die Berichte von Vorstand, Fachbeirat und Aufnahmekollegium über ihre Aktivitäten im vergangenen sowie im laufenden Geschäftsjahr. Darüber hinaus diskutiert der Vorstand mit den Mitgliedern über geplante Projekte und Aktivitäten sowie künftige Aufgabenstellungen. Ebenfalls auf dem Programm: Die Neuwahl des aus vier Mitgliedern bestehenden Aufnahmekollegiums für die kommenden vier Jahre. Gleichfalls steht die Wahl von zwei Rechnungsprüfern für einen Zeitraum von drei Jahren an. Wahlberechtigt sind alle persönlichen Mitglieder im BVM. Die Einladung zur Mitgliederversammlung einschließlich der Tagesordnung wird unseren Mitgliedern spätestens vier Wochen vor dem Termin zugesendet. Persönliche Mitglieder, die verhindert sind, können ihr Stimmrecht auf ein anderes Mitglied übertragen. Mitarbeiter korporativer Mitgliedsunternehmen haben kein Stimmrecht, sind als Gäste der Versammlung aber selbstverständlich herzlich willkommen. 46 BVM inbrief April 2015 Save the Date Mitgliederversammlung Wann: Wo: 10. Juni 2015 nhow Berlin, Stralauer Allee 3 10245 Berlin, Raum: Music Hall 1 – 3 Beginn: 16:00 Uhr Ende: ca. 18:30 Uhr Ein Programmpunkt außerhalb des Protokolls: Wir stoßen mit allen Besuchern der Mitgliederversammlung auf den 60. Geburtstag des BVM an und stimmen uns gemeinsam auf den Jubiläumskongress ein. Weitere Informationen: Ellen Didszus, BVM-Geschäftsführerin, Tel.: +49 (0)30-49 90 74 22, [email protected] Führende internationale Messe für Marktforschung 28.-29. Oktober 2015 MOC Veranstaltungscenter München BIL INGUAL Buchen Sie jetzt Ihren Stand! io n at Si m ENGLISH GERMAN l ul tan ns eous Tra Info unter www.research-results.de oder Telefon 07151/270889 Hauptsponsor www.research-results.de FAMS In die Zukunft investieren heißt Nachwuchs selbst ausbilden Profession Wer selbst ausbildet, erhält maßgeschneidert qualifizierten Nachwuchs. Bettina Klumpe über die breite Einsatzfähigkeit des Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung. So oder ähnlich ging es seit 2006 vielen FAMS. Als im Jahr Als Jasmin im Sommer 2012 ihre Ausbildung zur Fachan2006 der Ausbildungsberuf des Fachangestellten für Marktgestellten für Markt- und Sozialforschung – kurz FAMS – in und Sozialforschung eingeführt wurde, sollte dieser eine Lücke Frankfurt begann, wusste sie, was sie erwarten würde. Über schließen, denn nicht bei allen branchenspezifischen Tätigkeieine Freundin war die Schülerin ein Jahr zuvor an einen Neten ist eine akademische Ausbildung notwendig. Als optimabenjob gekommen, bei dem man Menschen zu unterschiedle Ergänzung zu den akademisch ausgebildeten Forschern, lichen Themen befragen sollte. Natürlich hatte sie schon früderen Schwerpunkt eher in der wissenschaftlichen Beratung her davon gehört, dass z.B. Produkte vor ihrer Marktreife in liegt, erwirbt der FAMS in seiner der Regel verschiedensten OptiAusbildung vor allem operationalmierungstests unterzogen werDaten und Fakten zum FAMS organisatorische Kompetenzen. den und auch, dass die deutsche Bevölkerung zu Themen aus PoNeben den Markt- und SozialforschungsinMit der Einführung des neuen litik, Wirtschaft und Gesellschaft stituten zählen Unternehmen mit einer beAusbildungsberufs wurde den befragt wird. Aber wie man getrieblichen Marktforschungsabteilung sowie Unternehmen erstmalig eine nau zu den Ergebnissen kommt, akademische Forschungseinrichtungen zu Möglichkeit gegeben, ihren quawurde ihr erst durch ihre Tätigkeit den FAMS-Ausbildungsbetrieben. Seit 2006 lifizierten Nachwuchs entspreals Interviewerin klar. Kurz darauf wurden insgesamt 718 Ausbildungsverträge chend des eigenen Bedarfs maßbewarb sie sich für den Ausbilmit FAMS abgeschlossen. Der bisherige Högeschneidert auszubilden. dungsberuf zur Fachangestellten hepunkt lag mit 95 abgeschlossenen Verträfür Markt- und Sozialforschung, gen in 2010. Der rückläufige Trend der FolgeDazu kommt: Wer ausbildet, sie wurde genommen und starjahre konnte in 2014 mit 78 abgeschlossenen stützt auch die deutsche Wirttete im Sommer 2012 mit ihrer Ausbildungsverträgen gestoppt werden. An schaft. Im Jahr 2013 lag die JuReise durch die Welt der Marktallen Berufsschulstandorten – Berlin, Düsselgendarbeitslosigkeit in Europa im forschung. Schnell lernte sie die dorf, Frankfurt, Hamburg, Köln und Nürnberg Durchschnitt bei mehr als 23 ProVielfältigkeit der Themen kennen, – wurde in 2014 eine Starterklasse realisiert. zent. Deutschland war dabei mit als sie die verschiedenen Abteieiner Jugendarbeitslosigkeit 7,4 lungen durchlief und erkannte, Prozent der Primus der Statistik wie wichtig Zusammenarbeit und – sicherlich auch ein Erfolg des dualen Ausbildungssystems. Kommunikation in dieser Branche sind. Jetzt ist Jasmin im Niederlassungen deutscher Firmen im Ausland versuchen zuzweiten Ausbildungsjahr und betreut schon selbständig Pronehmend, das deutsche duale Ausbildungssystem einzufühjekte. Das Selbstbewusstsein der 19-Jährigen wächst von ren, dessen Nähe zur direkten Praxis den besonderen Vorteil Monat zu Monat, denn sie hat bereits früh bewiesen, dass bildet. sie zuverlässig und sorgfältig arbeitet. Man vertraut ihr immer Die Ausbildung unseres eigenen Nachwuchses trägt dazu bei, die hohen Qualitätsansprüche unserer Branche aufrechtzuerhalten und die Wahrnehmung der Markt- und Sozialforschung in der Öffentlichkeit auf positive Weise zu unterstützen. mehr Aufgaben an. Die junge Frau freut sich schon auf das nächste Jahr, indem sie ihre Ausbildung abschließen wird. Das Unternehmen hat inzwischen durchblicken lassen, dass man sie nach ihrem Abschluss übernehmen möchte und ihr weitere Aufstiegschancen aufgezeigt. Jasmin ist begeistert und will diese Chance nutzen. 48 BVM inbrief April 2015 Daneben trägt die Ausbildung unseres eigenen Nachwuchses dazu bei, die hohen Qualitätsansprüche unserer Branche aufrechtzuerhalten und die Wahrnehmung der Markt- und Sozialforschung in der Öffentlichkeit auf positive Weise zu unterstützen. Die ausbildenden Unternehmen haben für sich die Chance erkannt, junge Menschen mit frischen Ideen in ihre Unternehmen einzubinden, nehmen auch Sie diese Chance wahr! Jedes Unternehmen, das einen FAMS ausbildet, investiert nicht nur in die Zukunft unserer Jugend sondern auch in die eigene Zukunft. Bettina Klumpe, Geschäftsführerin GfK Media and Communication Research und Mitglied im ADM-Vorstand In die Zukunft denken Nachwuchs selbst ausbilden Eine gemeinsame Kampagne von ADM, ASI, BVM und DGOF Fachangestellte/r für Marktund Sozialforschung (FAMS) Wer selbst ausbildet, erhält maßgeschneidert qualifizierten Nachwuchs. Nutzen Sie die breite Einsatzfähigkeit des FAMS für Ihren spezifischen Personalbedarf. Als optimaler Partner unterstützt der FAMS akademisch ausgebildete Forscher, deren Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Beratung liegt, bei der Organisation und Durchführung der Projekte. Zu den Ausbildungsbetrieben zählen Markt- und Sozialforschungsinstitute, Unternehmen mit einer eigenen betrieblichen Marktforschung, akademische Forschungseinrichtungen, die amtliche Statistik sowie Unternehmensberatungen, Werbe- und Mediaagenturen. Weitere Informationen unter www.adm-ev.de/ausbildungsberuf BVM BVM-REGIONALRAT Neuwahlen im Spätsommer Alle drei Jahre sind die BVM-Mitglieder aufgerufen, die Leitung ihrer Regionalgruppe neu zu wählen. Im Spätsommer dieses Jahres ist es wieder so weit: Per Briefwahl wählen sie die Regionalleiterinnen und Regionalleiter, die innerhalb des BVM eine zentrale Mittlerfunktion zwischen der Verbandsspitze und ihren Organen und der Basis einnehmen. Regionalgruppen Aufgaben der Regionalleiter Die Regionalleiter repräsentieren als direkt von den Mitgliedern gewählte Vertreter mehr als jedes andere Organ die Basis des Verbandes, das heißt seine Mitglieder sowie die potenziell an der Arbeit und Mitgliedschaft interessierten Markt- und Sozialforscher. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, Veranstaltungen zu organisieren, die dem vom BVM vorgegebenen finanziellen und qualitativen Rahmen entsprechen. Ziel ist es dabei, den Meinungs- und Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern zu fördern und interessierten Markt- und Sozialforschern die Angebote und Leistungen des BVM näherzubringen. Im Jahr 2014 hat jede der zwölf Regionalgruppen zwischen zwei und fünf Veranstaltungen unterschiedlichster Art und Thematik in ihrem Einzugsgebiet durchgeführt. Über 40 Veranstaltungen wurden von insgesamt etwa 1.200 Marktforschern besucht. In diesem Jahr sind 50 Veranstaltungen geplant. Regionalrat Die gewählten Regionalleiter und ihre Stellvertreter bilden den BVM-Regionalrat. Dieser wählt aus seiner Mitte eine/n Sprecher/in, die/der als kooptiertes Mitglied des BVM-Vorstands an dessen Sitzungen teilnimmt und dort die Interessen der Regionalleiter einbringt. Nach der im Spätsommer stattfindenden Wahl der Regionalleiter findet im Herbst die konstituierende Sitzung des frisch gewählten Regionalrats statt. BVM-Mitglieder, die sich zur Wahl stellen möchten, sollten sich darauf einstellen, dass diese Sitzung voraussichtlich an einem Wochenende (Freitag/ Samstag) im November stattfinden wird. Mit der Wahl zum Regionalleiter ist die verpflichtende Teilnahme an mindestens zwei Sitzungen des Regionalrats im Jahr verbunden, die in der Regel in Berlin stattfinden. 50 BVM inbrief April 2015 Wahlaufruf, Kandidatur und Wahlprozedere Ende Mai geht Ihnen ein Schreiben des Wahlausschusses zu, in dem Sie aufgefordert werden, für das Amt des Regionalleiters in der Gruppe, der Sie angehören, selbst zu kandidieren oder eine Kandidatin/einen Kandidaten vorzuschlagen. Das aktive Wahlrecht, sich als Kandidat/in bewerben zu können, hat jedes persönliche Mitglied. Bis zum 10. Juli sollten Sie, wenn Sie einen Kandidaten vorschlagen möchten, Ihren Vorschlag bei der BVMGeschäftsstelle einreichen. Wenn Sie selbst aktiv werden möchten, haben Sie bis zum 17. Juli Zeit, Ihre Kandidatur einzureichen. Ende August werden Ihnen die Wahlunterlagen mit der Vorstellung der Kandidaten und dem Stimmzettel zugeschickt. Der BVM wird darüber hinaus auf der Website und im Newsletter darüber informieren. Die Wahl läuft bis Ende September. Regionalratswahlen 2015 – Zeitlicher Ablauf Wahlaufruf: 29. Mai Einreichung Nominierung: 10. Juli Anmeldung zur Kandidatur: 17. Juli Einreichung der (Nominierungs-)Unterlagen: 31. Juli Wahlbeginn: 28. August Wahlende: 25. September BVM-REGIONALGRUPPE RHEIN-MAIN Wer hat Angst vor Big Data? Über die Möglichkeiten von Big Data-Analysen und die Rolle der Marktforschung dabei diskutierten Anfang des Jahres die zahlreichen Besucher einer spannenden und informativen Regionalveranstaltung in Königstein im Taunus. Das Publikum Fotos: Sabine Antonius Hier diskutierten Andreas Leihener, Deutschland Card, Timo Ahland, Boehringer Ingelheim, und Dr. Markus Eberl, TNS Infratest, darüber, welche Möglichkeiten Big Data jetzt und in der Zukunft haben könnte, welche rechtlichen und ethischen Beschränkungen es bei der Nutzung solcher Daten gibt, und welche Rolle die Marktforschung in diesem Forschungsfeld spielen kann. Nach den kurzen Impulsvorträgen der Referenten entspann sich sofort eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum. Einig war man sich sehr schnell, dass sich die Rolle der Konsumenten – angesichts der Geschwindigkeit und Omnipräsenz von Datenerhebungen – vom gelegentlich Befragten zum permanenten Informationsgeber wandelt. Das hat forschungspraktische und rechtliche Konsequenzen. So zeigt sich einerseits, dass Unternehmen, die durch ihre kommerziellen Aktivitäten eigene Kundendaten sammeln, die gleichen analytischen Kompetenzen aufbauen wie Marktforschungsinstitute. Sehr schnell wurde aber auch klargestellt, dass dies nicht automatisch zu einer Bedrohung für die klassischen Methoden werden muss. Die erhobenen Verhaltensdaten aus Kundenlebenszyklus und Präferenzprofil müssen um Informationen aus der Lebenswelt der Kunden angereichert werden, damit diese bedürfnisgerecht und effizient angesprochen werden können. Zudem können Big Data-Analysen zwar Korrelationen identifizieren, die wichtige Frage nach dem „Warum“ aber nicht beantworten. Beide Herausforderungen lassen sich nur durch klassische Methoden der Marktforschung meistern. Für die rechtlichen Konsequenzen bedeutet dies, dass die Diskussion um das deutsche Rechtskonstrukt des „Rechts v.l.n.r. Dr. Christian Holst, Dr. Ottmar Franzen, Dr. Markus Eberl, Timo Ahland, Andreas Leihener, Dr. Christiane Quaas auf informationelle Selbstbestimmung“ gegenüber dem amerikanischen „Verbot der Diskriminierung“ angesichts der sich wandelnden Datenumwelt gerade erst begonnen hat. Moderiert und organisiert wurde dieser Regionalabend, der bereits die zweite, sehr erfolgreiche gemeinsame Veranstaltung mit dem Marketing Club Frankfurt (MCF) war, von Dr. Ottmar Franzen, MCF, Dr. Christiane Quaas und Dr. Christian Holst, beide BVM, Sponsoringpartner waren Konzept & Markt und das Siegfried Vögele Institut. Regionalgruppen Bis auf den letzten Platz besetzt war die Auftaktveranstaltung der Regionalgruppe Rhein-Main am 9. Februar 2015 zum Thema „Big Data – Was ist technisch machbar, was ist ethisch vertretbar?“. Marktforscher und Marketeers fanden sich zusammen in einer prominent besetzten Podiumsdiskussion, zu der die Regionalgruppe Rhein-Main gemeinsam mit dem Marketing Club Frankfurt in die Villa des Siegfried Vögele Instituts in Königstein im Taunus eingeladen hatte. 2015 wird es aber noch weitere spannende Abende der Regionalgruppe Rhein-Main mit vielen Vorträgen aus den Kern-, aber auch Randbereichen der Marktforschung geben: Am 14. April wird Dr. Florian Bauer, Vocatus, Gast einer Regionalveranstaltung sein und unter dem Titel „Captain Kirk, Mr. Spock und die Mondtäuschung“ zum Thema Behavioral Economics sprechen. Darüber hinaus sind Vorträge zur Finanzmarktforschung oder neuen qualitativen Methoden in der Planung. Dr. Christian Holst, Dr. Christiane Quaas, Regionalleitung Rhein-Main BVM inbrief April 2015 51 BVM-REGIONALGRUPPE BERLIN BRANDENBURG Das Einmaleins der Infografik Wie Infografiken zielgenau für Analysen genutzt werden können, wie sie sowohl den Zugang zu Informationen als auch deren Verarbeitung und Merkfähigkeit im Gehirn erleichtern, erfuhren die rund 50 Besucher einer kurzweiligen Regionalveranstaltung in Berlin. Für alle Markt- und Sozialforscher spielt die Visualisierung von Daten eine wichtige Rolle. Beim Berliner Regionalabend im letzten Oktober demonstrierte Daniel Braun, leitender Art Director des Wort & Bild Verlags, wie mit Infografiken komplexe Sachverhalte schnell und einprägsam dargestellt werden können. Braun zeigte auf, welche Chancen Infografiken für die Marktund Meinungsforschung bieten. Zu Beginn verdeutlichte er zunächst den Nutzen von Infografiken anhand aktueller und historischer Beispiele: Darunter die „vermutlich beste Infografik aller Zeiten“ aus dem Jahr 1869 von Charles Joseph Minard, ein Sankey-Diagramm über den Verlauf des Napoleonischen Russlandfeldzuges von 1812 bis 1813. Darin lassen sich Informationen wie Truppenstärke beim Hin- und Rückweg, Verluste und Gründe für die Niederlage intuitiv erkennen. Anhand eines Zeitungstextes wurde außerdem deutlich, wie sehr Infografiken dem Betrachter dabei helfen, Informationen besser, leichter und vor allem intuitiver zu verstehen. Durch eine gelungene Visualisierung der Informationen sind diese im Gedächtnis leichter abrufbar. Regionalgruppen Bei der Konzeption einer Infografik empfahl Braun besonderes Augenmerk darauf zu legen, die Informationen hierarchisch zu Get-together optimal. Dass Infografiken außerdem anfällig für Manipulation und verzerrte Darstellung sind, erläuterte Braun anschaulich an den zwei Prinzipien des Wissenschaftlers und Grafikdesigners Edward Tufte: Beim ersten Prinzip, dem sogenannten Lie-Factor, geht es darum, dass die Größe des Effekts in der Grafik der Größe des Effekts in den Daten entspricht. Ist dies nicht der Fall, d.h. der Effekt in der Grafik ist größer als der tatsächliche Effekt in den Daten, dann wurde die Grafik durch Fläche oder Volumen so manipuliert, dass ein verfälschter Eindruck entsteht. Das zweiten Prinzip, die Data-Ink-Ratio, besagt, dass die verbrauchte Tinte in den Daten auch der verbrauchten Tinte in der Grafik entspricht. Gemeint ist hierbei, dass man auf überflüssige Linien, Farben oder Beschriftungen in einer Grafik verzichtet, um die Aufnahme der Informationen zu erleichtern. Am Ende des kurzweiligen Vortrags gab der Grafikdesigner noch Tipps für das Erstellen von Diagrammen und Infografiken: Am besten ist es, die Werte nach Rangfolge oder alphabetisch zu ordnen. Weiterhin ist es sinnvoll bei Veränderungswerten die Zuwächse darzustellen, da dies die Informationsaufnahme erleichtert. Farben können Diagramme verständlicher machen, sie sollten jeFotos: Heiko Gothe / Sven Goller Volles Haus – Daniel Braun referiert im Quadriga Forum doch immer funktional eingesetzt werden, das Auge leiten und dabei dezent bleiben. Bei Typographien sollten so wenig Effekte wie möggliedern und in der visuellen Gestaltung nach Hauptaussage, lich verwendet werden. sinnvollen Ergänzungen und Zusatzinformationen zu unterteilen. Für die Darstellung von Vergleichen einzelner Teilmengen empfehlen sich Kreis- und Tortendiagramme, für die DarstelHeiko Gothe, Regionalleitung Berlin-Brandenburg, lung von Zeitreihen eignen sich Linien- oder Säulendiagramund Sven Goller, beide Infratest dimap me und für die Rangfolgendarstellung sind Balkendiagramme 52 BVM inbrief April 2015 BVM-REGIONALGRUPPE BERLIN-BRANDENBURG Kleine Teilchen – große Chancen: Qualitative Marktforschung inspiriert von LEGO® Serious Play® Für den Berliner Regionalabend im letzten September haben Dr. Barbara Lang und Cori Moore etwas Außergewöhnliches vorbereitet: Einen Workshop mit LEGO® Serious Play® (LSP). Nach einer kurzen Einführung in LSP durch die Referentinnen von Point-Blank International geht es ganz praktisch los: Die beiden ersten Übungen dienen dem sogenannten „Skill Building“, d.h. dem vertraut werden mit der Methode und dem Bauen mit den Lego-Steinen. Jeder Teilnehmer bekommt einen Beutel mit Legosteinen und soll in vier Minuten eine möglichst große Brücke bauen. Nach Ablauf der Zeit stehen 20 in Form und Größe völlig unterschiedliche Brücken auf den Tischen. Es wird deutlich: Obwohl alle die gleichen Steine zur Verfügung hatten, hat dies zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Im nächsten Schritt werden nun die einzelnen Modelle in den Kleingruppen zu einem gemeinsamen Modell zusammengeführt. Die Idee hinter Lego „Brickstorming“ ist eine dreifache: Erstens: Jeder Teilnehmer ist am Prozess beteiligt. Lego Brickstorming erlaubt keine Passivität und bezieht das Potenzial jedes einzelnen Teilnehmers mit ein. Zweitens: Von allen Teilnehmern wird eine gemeinsame Idee und Perspektive entwickelt, indem die einzelnen Modelle zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Vorstellung der mit Legosteinen entwickelten Produktwelten. Mittendrin: die Referentinnen Dr. Barbara Lang und Cori Moore Foto: Heiko Gothe / Mirco Krohn Drittens: LSP gelingt es schnell, an das unbewusste, sogenannte „tacit knowledge“ vorzudringen. Anstatt zu reflektieren und zu rationalisieren, wird mit den Händen gebaut. Damit werden Dinge greifbar, die mit Worten allein oft nur schwer zugänglich sind. Denn LSP bedient sich der Tatsache, dass laut Lang 70 bis 80 Prozent unserer Hirnzellen mit den Händen verbunden sind. Regionalgruppen In der zweiten „Skill-Building“-Aufgabe wird LSP mit Storytelling verbunden. 15 Steine, davon drei vorgegeben, sollen innerhalb von 60 Sekunden nach Belieben verbaut werden. Dann werden Zettel mit Begriffen ausgeteilt und die Teilnehmer sollen eine Geschichte zu ihrem Modell erzählen, die zum jeweiligen Begriff passt. Diese Übung zeigt, dass es nicht unbedingt darum geht, was gebaut wird, sondern welche Bedeutung den Steinen gegeben wird. „The builder knows best!“ Es folgt die Anwendung der Methode im Rahmen der Marktforschung: Ein Bonbon, das eher die männliche Konsumentengruppe anspricht, soll auf die Zielgruppe von Frauen erweitert werden, d.h. aus Legosteinen soll die Bonbonwelt der Frau gebaut werden. Erste Reaktion: „Ich brauche noch ein paar rosa Steine!“ – Gelächter. Nach zehn Minuten Bauzeit geht es wieder darum, der Gruppe das Objekt detailliert vorzustellen. Wichtig dabei: Die Erklärungen sollen möglichst dicht am Legomodell bleiben. Nach dem Motto „jeder Stein drückt etwas aus“ gilt es Farbe, Form und Anordnung zu deuten: „Stick to the brick!“ Das Feedback zur LSP-Methode ist fast durchweg positiv: „Tolle Verknüpfung zwischen Emotionen und dem Gebauten“, „super Ice-Breaker“, „kreatives Modell“. Lang und Moore setzen die Methode immer häufiger auch im Rahmen klassischer Marktforschungsstudien ein, weil sie sich aus Sicht der Referentinnen gut eignet, um schnell und spontan unbewusstes Wissen zu aktivieren und Rationalisierungen zu umgehen. Heiko Gothe, Regionalleitung Berlin-Brandenburg, und Mirco Krohn, beide Infratest dimap BVM inbrief April 2015 53 BVM-REGIONALGRUPPE BAYERN „Wenn wir nur wüssten, was wir wissen“ – Marktforschung als Wissensmanagementfunktion Das obige Siemens-Zitat beschreibt die Situation in vielen Unternehmen: Das Wissen steckt in den Köpfen der Mitarbeiter oder liegt abgelegt auf Festplatten. Doch wie lässt sich dieses Wissen sinnvoll erfassen und verfügbar machen? Wie wird Wissen erzeugt und angewendet? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Gäste des Regionalabends am 4. März in München unter Anleitung von Beate Waibel-Flanz, M:Power Market Research Consulting. Regionalgruppen Wissen teilen Je nach Größe des Unternehmens braucht es dafür die passende Lösung: das Spektrum reicht dabei vom professionellen Dokumentenmanagement in Kleinbetrieben bis zu international eingesetzten IT-Systemen mit interaktiven Features. Die Dokumentenerfassung kann ergänzt werden um Projektsteuerungselemente: Stakeholder sind eingebunden und können z.B. Projektfreigaben auf Basis aller erforderlichen Dokumente auf dem letztgültigen Stand vornehmen. Weiterer Vorteil: Alle haben zeitgleich den identischen Wissensstand. Referentin Beate Waibel-Flanz Der Nutzen des Wissensmanagements ist heutzutage unumstritten: Da Firmen bereits viele Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ergriffen haben – wie Prozessoptimierung, Rationalisierungsprojekte oder Produktionsverlagerung in Niedriglohnländer – wird der Umgang mit Wissen zum Erfolgsfaktor. Natürlich sollte Wissensmanagement nicht auf Marktforschung begrenzt sein, sondern als gesamtunternehmerische Aufgabe verstanden werden. Aber in der Marktforschung laufen viele Fäden zusammen, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass wir Marktforscher oft gefragt werden: „Was wissen wir eigentlich schon über das Thema?“ Wissen erfassen Alles beginnt mit der Wissenserfassung, denn ohne systematisches Erfassen ist Wissensaufbau zu personenabhängig, nicht nachhaltig und ineffizient. Dabei sollten alle Projektdokumente möglichst standardisiert erfasst werden: neben Studienergebnissen also auch Briefings, Angebote, Fragebögen und Projektfeedback. 54 BVM inbrief April 2015 Wissen erzeugen Wissensmanagement der nächsthöheren Ebene ist das Erzeugen von Wissen. Unter dem Begriff „Knowledge Harvesting“ fasst Beate Waibel-Flanz das Wissen zusammen, das aus der Verknüpfung, Re-Analyse und Auswertung von Primärreporten entsteht. Sie unterscheidet zwei Typen: Wissen innerhalb der eigenen Funktion, z.B. Meta-/ReAnalysen aus heterogenen oder gleichartigen Quellen und die Erstellung von Dashboards, interdisziplinär erzeugtes Wissen, bei denen auch aufwändige Tools zum Einsatz kommen. Beispiele hierfür sind „Knowledge Labs“ im Rahmen von Innovationsprozessen oder „Key Belief Panels“ zur Verifizierung oder Falsifizierung von bestehenden Glaubenssätzen im Unternehmen. Schon mit kleinen Veränderungen lässt sich etwas bewegen. Das volle Potenzial wird aber erst entfaltet, wenn Wissensmanagement als strategische Aufgabe im Unternehmen verankert ist. Dazu gehört nicht nur, dass dem Thema Bedeutung und Zeit eingeräumt wird – vor allem muss die (hierarchieübergreifende) Bereitschaft zum Teilen von Wissen vorhanden sein. Wissensmanagement ist also immer auch ein Organisationsentwicklungsprojekt, in das man erst einmal investieren muss. Wenn dann nach der erfolgreichen Implementierung Suchabfragen passgenaue Ergebnisse liefern oder Zusammenfassungen das zeitaufwändige Eintauchen in Einzelprojekte ersparen, dann werden wir Marktforscher zum aktiven Teil der Wertschöpfungskette. Andrea Ebner, Regionalleitung Bayern, TNS Infratest BVM Jubiläumskongress 50. Kongress der Deutschen Marktforschung Märkte öffnen – Zukunft gestalten 11. und 12. Juni 2015 im nhow Berlin Impressum Herausgeber: BVM Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V. Friedrichstraße 187 10117 Berlin Tel.: +49 (0)30-49 90 74 20 Fax: +49 (0)30-49 90 74 21 [email protected] www.bvm.org V.i.S.d.P.: BVM-Bundesvorstand Chefredaktion: Claudia Dubrau Ellen Didszus Assistenz und Koordination: Ulrike Großmann Lektorat: Susanne Walner Gestaltung: Stephan Hasselbauer Design Büro, Fürth Bildmaterial: Sabine Antonius Sven Goller Heiko Gothe Thomas Klink Mirco Krohn Diverse Bildarchive Anzeigen in dieser Ausgabe: AGOF – Arbeitsgemeinschaft Online Forschung e.V. Consumerfieldwork Foerster & Thelen GfK-Nürnberg e.V. IFAK GmbH & Co. KG Psyma Group Reitmeier Input Management Services GmbH Druck: Buch- und Offsetdruckerei H. HEENEMANN, Berlin BVM inbrief April 2015 55 Z WISCHEN SOZIALEN NET ZWERKEN, BLOGS UND SHITSTORMS: WIE WIRD KOMMUNIK ATION HEUTE ERFOLGREICH? G f K- TAG U N G 2015 Wie Kommunikation sich verändert und wie Unternehmen und Marken mit diesen Herausforderungen umgehen müssen, das erfahren Sie u.a. von dem Tübinger Medienwissenschaftler Prof. Dr. Bernhard Pörksen sowie von Florian Haller, Serviceplan Gruppe, München. NürnbergConvention Center / NCC Mitte Am Freitag, 3. Juli 2015 10.00 Uhr bis 13.30 Uhr Information und Anmeldung unter: www.gfk-verein.org oder Tel. 0911/395-2231 // Fax 0911/395-2715 [email protected]