Die Mischung macht`s

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Die Mischung macht`s
musikmarkt 09|13
recorded music
remix
Die Mischung macht’s
Man nehme einen guten Pop-Song, füge ein paar Beats und eine Bassline hinzu – fertig ist der clubtaugliche Sommer-Hit. Remixe sind nicht nur eine kreative Spielwiese für Künstler, sondern auch
ein lukratives Marketing-Tool für die Labels.
| In the Mix(er): ein bisschen mehr Bass, ein fetter Beat – fertig ist der Remix | Foto: Fotolia
ykke wer? Bis zum Sommer 2012 war
Lykke Li mit ihren melancholischen, eigenwilligen Indie-Pop-Songs eher einem Insiderpublikum bekannt. Dank einer
Remix-Version ihres Tracks „I Follow Rivers“,
die die Bilder der Fußball-EM von „ran“ untermalte, wurde die schwedische Singer/
Songwriterin zum europaweiten Popstar.
Immer mehr Künstler – oder deren Plattenfirmen – vertrauen angesagten, namhaften Produzenten oder jungen, in Insider-Kreisen bekannten DJs ihre Songs an und vergeben regelmäßig Remix-Aufträge. Dadurch erreichen sie Hörer, die sich ansonsten möglicherweise nicht für ihre Musik interessieren würden. „Lykke Li und ihr A&R-Team haben
schon immer Wert auf gute Remixer gelegt“,
erläutert Julia Labonte, Senior Brand Mana-
L
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ger Urban/Progressive bei Warner Music in
Hamburg. So hat die Schwedin zuvor bereits
so unterschiedliche Künstler wie Metronomy,
Tyler The Creator oder David Sitek von TV
On The Radio an ihre Songs gelassen. Den
Magician-Remix von „I Follow Rivers“ hat
Lykke Li persönlich abgenommen, wie Labonte verrät. „Sie sieht diese Bearbeitung als
eine eigenständige künstlerische Arbeit an.“
Die House-Version des Belgiers von Lykke
Lis im Original düsteren Song erreichte in
zahlreichen Ländern die Top 10 der Charts.
Allein in Deutschland hielt sich der Song fünf
Wochen auf Platz eins. Nach Wochen an der
Spitze wurde Lykke Li von einer anderen, zuvor eher unbekannten Indie-Band abgelöst –
und zwar wieder mit einem Remix. Asaf Avidan & The Mojos eroberten mit einer Club-
Version ihres Songs „One Day/Reckoning
Song“ die Pole Position, wo sich der Titel sieben Wochen lang festsetzte. Der Berliner DJ
und Produzent Wankelmut verpasste dem
Folk-Tune einen tanzbaren Beat. Columbia
Four Music veröffentlichte den Remix im Juni
2012, der darauf in acht europäischen Ländern auf Platz eins landete (u.a. in GSA). Mittlerweile verkaufte sich die Single weltweit
über eine Million Mal.
Win-Win-Situation
Asaf Avidan & The Mojos wurden 2009 von
Sony Music gesignt. Dank des WankelmutRemixes gelang dem israelischen Quintett
um Frontmann und Sänger Asaf Avidan vergangenen Sommer der Durchbruch. Der Remix war keine Auftragsarbeit. DJ Wankelmut,
| Asaf Avidan & The Mojos vertrauten ihren „Reckoning Song“ dem
Berliner DJ Wankelmut an | Foto: Sony Music
der mit bürgerlichem Namen Jacob Dilßner
heißt, wollte den Song, den er auf einer Reise
gehört hatte, in seine Sets einbauen. „Die
Stimme und der Ausdruck, wie Asaf Avidan
den Song singt, ist etwas sehr Besonderes und
hat eine große Faszination auf mich ausgestrahlt“, erzählt Wankelmut. Und so bastelte
er sich Ende 2011 einen eigenen Edit. Schnell
machte der Track in einschlägigen OnlineBlogs die Runde. „Anfang 2012 bekam ich
den Tipp, dass Wankelmuts Remix im Web
kursiert“, so Volker Mietke, Director A&R bei
Four Music, gegenüber „Musikmarkt“. „Ich
kenne das Management (Heiko Beck/Uli
Nefzer) von Wankelmut schon seit einigen
Jahren und wir haben uns dann schnell geeinigt. Dank unserer Sony-Music-Kollegen im
Ausland wurde der Track zum Millionensel-
ler.“ Asaf Avidan war von dem Remix wohl
nicht sofort überzeugt. „Es hat einiges an
Überzeugungsarbeit
benötigt“,
verrät
Mietke, „aber am Ende ist es ja für alle Beteiligten ein großartiger Erfolg geworden.“
Vom Chartserfolg von „One Day/Reckoning
Song“ profitierte auch Wankelmut. Im November veröffentlichte der 25-Jährige aus
Berlin eine eigene Mix-Compilation. Zudem
erhielt er nach seinem Erfolg zahlreiche Remix-Anfragen. So gaben unter anderem Gossip, die seine vorherige Arbeit kannten, einen
Remix für ihren Song „Get A Job“ in Auftrag.
Der Kontakt wurde über Sony Music hergestellt.
Während Remixe vielen Musikfans vor allem
als Füllmaterial von physischen Maxi-Singles
bekannt sein dürften, genießt diese Form der
im überblick
| Lykke Li ließ den DJ und Produzenten The Magician an ihren
Song „I Follow Rivers“ | Foto: Warner Music
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remix
| Wankelmut hat u.a. Songs von Gossip und Asaf
Avidan neu interpretiert | Foto: Ben Wolf
Neuinterpretation längst ein höheres Ansehen. Bereits ab 1998 wurde jährlich ein „Remixer Of The Year“ mit einem Grammy Award
geehrt – der erste ging an House-Legende
Frankie Knuckles. 2002 wurde die Kategorie
dann in „Best Remixed Recording“ umbenannt. Mit dem Preis soll laut Grammy-Statuten eine Person honoriert werden, die zuvor
aufgenommenes Material verändert und daraus etwas Neues und Einzigartiges geschaffen hat. Zu den bisherigen Gewinnern zählen
u.a. der Brite Stuart Price und der Franzose
David Guetta, die den Preis je zweimal gewannen. In den letzten zwei Jahren ging der
Grammy für den besten Remix jeweils an
Shootingstar Skrillex. Der US-amerikanische
DJ und Produzent, bürgerlich Sonny Moore,
tritt weltweit in den großen Hallen auf und
Erfolgreiche Remix-Alben und Remix-Tracks (Auswahl)
Back” annahm. Der Hamburger
machte aus dem ziemlich
schrägen Downbeat-Track einen
House-Stampfer, der weltweit
die Clubs eroberte.
Viele Künstler veröffentlichen
heute komplette Remix-Alben.
Lady Gaga zum Beispiel hat
bereits zwei Longplayer mit Remixen am Start. Dafür ließ die
geschäftstüchtige Sängerin so
unterschiedliche Acts wie die
Pet Shop Boys, Hurts und The
Horrors an ihre Songs ran.
Zu „verspäteten” Club-Hits
kamen auch zwei Ikonen der
Pop-Geschichte. Über 20 Jahre
nachdem Bob Marley den
Song „Sun Is Shining” eingespielt hatte, avancierte der
Titel 1999 in einer Remix-Version des dänischen DJ Funkstar
De Luxe zu einem europaweiten
Sommer-Hit.
Bereits 1987 legte Madonna
mit „You Can Dance“ ein komplettes Remix-Album mit neuen
Versionen von Songs ihrer ersten drei LPs vor.
„J To Tha L-O! The Remixes“ von
Jennifer Lopez war 2002
das erste Remix-Album, das auf Platz
eins der US-Charts einstieg. Eines der
erfolgreichsten Remix-Alben stammt von
Michael Jackson. Sein 1997 veröffentlichtes Werk „Blood On The Dance
Floor“, das neben acht Remixen seines
Albums „HIStory“ auch fünf neue Songs
enthält, gilt als bis dato meistverkauftes
Remix-Album.
Das britische Pop-Duo Everything
But The Girl feierte 1995 mit „Mis-
sing” internationale Chartserfolge –
dank Todd Terry. Während das eher gemächliche Original in England gerade mal
Platz 69 der Charts erreichte, entwickelte sich die Dance-Version des New
Yorker House-Produzenten zu einem
weltweiten Nummer-eins-Hit.
Das britische Duo Moloko war mit seinen schrägen Trip-Hop-Nummern eher
einem Insider-Publikum bekannt, bis sich
Boris Dlugosch ihres Songs „Sing It
Ein Niederländer brachte Elvis
Presley 25 Jahre nach seinem Tod wieder ins Gespräch. Für eine Werbe-Kampagne eines Sportartikelherstellers zur
Fußball-WM 2002 fertigte Junkie XL alias
Tom Holkenborg einen Remix des ElvisTitels „A Little Less Conversation” – ursprünglich aus dem Jahr 1968 – an. Der
Track wurde in über 20 Ländern ein
Nummer-eins-Hit.
Die Hip-Hop-Formation Run DMC erlebte 1997 ein Revival. US-Produzent
Jason Nevins unterlegte ihren Rap-Klassiker „It’s Like That” aus dem Jahr 1983
mit einem Dance-Beat und verhalf der
Kult-Band zu späten Chartserfolgen.
Im August 1997 erreichte die Band Cornershop mit ihrem Song „Brimful Of
Asha” Platz 60 der britischen Charts.
Sechs Monate später thronte das Stück
auf Platz eins des Rankings – dank eines
Remixes von Fatboy Slim.
| rw
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hintergrund
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remix
Remixe: Welche Rolle spielt die GEMA?
Ein Remix ist die Neuabmischung eines bestimmten Songs. Laut Definition handelt
es sich um ein Neueinspielen eines bestehenden Musikwerkes unter Verwendung
des alten Bandmaterials. Im Unterschied zur Cover-Version werden beim Remix die
Bestandteile des Originals neu arrangiert und zusammengesetzt. Es werden also
zum Beispiel Gesangsparts weggelassen oder verfremdet, das Tempo wird verändert, zusätzliche Instrumente hinzugefügt oder Klangeffekte entfernt. Diese
Neuinterpretation kann dann dem Original nach wie vor sehr ähnlich sein oder nur
noch Fragmente davon enthalten und nach einem komplett neuen Song klingen. Als
Beispiel: Während die Magician-Version von Lykke Lis „I Follow Rivers“ ein Remix
ist, handelt es sich bei der Version von Triggerfinger desselben Songs um ein
Cover. Die belgische Band landete mit ihrer Version auf Platz neun der deutschen
Charts.
Wem diese Definition nicht genügt, für den gibt‘s hier die volle rechtliche Packung.
„Musikmarkt“ hat bei der GEMA nachgefragt. Hier die Antwort:
Die GEMA nimmt gemäß Wahrnehmungs- und Berechtigungsvertrag lediglich bestimmte urheberrechtliche Nutzungsrechte wahr, insbesondere die Aufführungs-,
Sende-, Vervielfältigungs- und Verbreitungsrechte, sowie – unter einer auflösenden
Bedingung – das Filmherstellungsrecht. Das Bearbeitungsrecht sowie Urheberpersönlichkeitsrechte werden von der GEMA jedoch nicht wahrgenommen.
Beim Remix werden einzelne Stimmen einer bestehenden Aufnahme neu abgemischt. Solange bestehende Musikwerke oder Werkteile lediglich neu kombiniert
werden, bleibt es grundsätzlich bei den bereits vorhandenen erstmaligen Aufnahmen, so dass kein neues Musikwerk entsteht. Geht jedoch der Remix über eine
bloße Veränderung oder Verbesserung des Sounds hinaus, so liegt eine Bearbeitung von vorbestehenden Musikwerken vor, mit der Folge, dass eine eigene schutzfähige Bearbeitung i.S.v. § 3 Urheberrechtsgesetz (UrhG) entsteht. Die Hersteller
von Remixen sind verpflichtet die Abklärung der Bearbeitungsrechte (§§ 23 Abs. 1,
39 UrhG) und ggf. auch der Urheberpersönlichkeitsrechte (§§ 12-14 UrhG) bei den
Rechteinhabern durchzuführen. Die GEMA kann diese Rechte nicht vergeben, da ihr
diese Rechte nicht durch den Wahrnehmungs- und Berechtigungsvertrag übertragen wurden. Bei Detailfragen dürfen wir an unsere Rechtsabteilung verweisen.
Nutzungsrechte für Remixe, die eine eigenständige Werkschöpfung i.S.v. § 3 UrhG
darstellen, können – entsprechende Anmeldung bei der GEMA vorausgesetzt – von
der GEMA gemäß Wahrnehmungs- und Berechtigungsvertrag wahrgenommen werden.
Sofern ein Musikwerk als Remix beispielsweise durch Herstellung eines Tonträgers
genutzt wird, erfolgt dessen Anmeldung und weitere Bearbeitung zu den veröffentlichten Vergütungssätzen und nach den üblichen Abläufen. Die Ausschüttung der
Vergütung erfolgt an die Berechtigten, ggf. auch an die Bearbeiter der Musikwerke,
sofern es sich um eine von den Rechteinhabern genehmigte Bearbeitung handelt.
Die leistungsschutzrechtliche Seite ist davon getrennt zu betrachten. Sofern Musikwerke von vorbestehenden Tonträgern verwandt wurden und eine erneute Vervielfältigung beispielsweise auf Audio-CD erfolgt, ist das Leistungsschutzrecht des
Tonträgerherstellers gem. § 85 Abs. 1 UrhG betroffen. Auch hier gilt das oben dargestellte: Solange bestehende Aufnahmen oder Aufnahmenteile lediglich neu kombiniert werden, bleibt es grundsätzlich bei den bereits vorhandenen erstmaligen
Aufnahmen, so dass kein neuer Tonträger und dementsprechend auch kein weiteres Tonträgerherstellerrecht entsteht. Die Leistungsschutzrechte der Tonträgerhersteller werden von der GVL wahrgenommen; so dass wir bei weiteren Fragen
dorthin verweisen dürfen.
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hat für verschiedene Stars wie Lady Gaga und Bruno
Mars Remixe angefertigt – und ihnen dadurch geholfen,
neue Fans hinzuzugewinnen. Denn ein radikaler Remix
kann zum Beispiel einen Rock-Song auch tanzwütigen
Club-Kids schmackhaft machen. Zudem kann ein Remix
einen Song bzw. einen Künstler im Club, im Radio oder
im Netz bekannt machen, erklärt Julia Labonte. Außerdem dienen Remixe als Zusatzmaterial für Single-Bundles, sowohl online als auch physisch. Mit den verschiedenen Remix-Versionen wird ein zusätzlicher Kaufreiz geboten.
Eine genaue Verkaufsauswertung für Remixe gibt es
nicht, da eine saubere Kennung nicht möglich sei, wie es
von Seiten des Bundesverbands Musikindustrie auf Anfrage von „Musikmarkt“ heißt. Man beobachte jedoch
eine steigende Tendenz. Vor allem durch den internationalen kommerziellen Erfolg von Dance-Musik wurden
Remixe in den vergangenen Jahren immer beliebter. „Die
Clubkultur ist noch immer sehr lebendig und natürlich
werden Remixe dafür gemacht“, so Volker Mietke von
Four Music. „Und auch für den Musikfan bieten sie einen
Mehrwert. Im besten Fall zieht der Remix dann wie bei
Lykke Li und Asaf Avidan solche Kreise, dass viele Menschen auf den Künstler aufmerksam werden – und der
Künstler über diesen erfolgreich wird.“
Neue Käuferschichten ansprechen
Ob Pop-Diva Madonna oder Indie-Bands wie Bloc Party –
Sänger und Sängerinnen sowie Bands aus den unterschiedlichsten musikalischen Ecken setzen auf Remixe.
Wann lohnt es sich, einen Remix in Auftrag zu geben?
„Um einen guten Song auch in der Clublandschaft bekannt zu machen und dadurch neue Fans für den Act zu
gewinnen“, erläutert Julia Labonte von Warner Music.
„Oder gegebenenfalls um den Song bzw. die vorhandenen Remixe um einen für den deutschen Markt kompatibleren Remix zu erweitern.“
Die wirtschaftlichen Aspekte von Remixen finden sich bereits in den Wurzeln der Remix-Kultur. In den Siebzigern
wurde in der New Yorker Disco-Szene mit langen RemixVersionen bekannter Radio-Hits experimentiert. Denn die
Musikindustrie entdeckte das Publikum in den Diskotheken neben den Radiohörern als neue Zielgruppe. Um die
Songs für die Clubs interessanter zu machen, wurden sie
„tanzbar“ gemacht. Denn mit dreiminütigen Popsongs
konnte man auf der Tanzfläche nicht für die nötige Stimmung sorgen. Als einer der Remix-Pioniere gilt US-Produzent Tom Moulton, der beispielsweise Gloria Gaynors
1975er Album „Never Can Say Goodbye“ als durchgehenden Mix produzierte.
Dank Remix zum Superstar
Gegen Ende der siebziger Jahre waren Remixe schon derart weiterentwickelt, dass sie DJs Türen in die Musikindustrie öffnen konnten. Viele legten sich einen eigenen,
unverkennbaren Stil zu und hinterließen auf unterschiedlichen Tracks ihre Handschrift. Heute genießen DJs wie
David Guetta oder Skrillex längst selbst Superstar-Status.
Auch der 23-jährige Anton Zaslavski aus Kaiserslautern,
der unter dem Künstlernamen Zedd unter anderem
Songs von den Black Eyed Peas, Skrillex, Justin Bieber
Songs tatsächlich in etwas einzigartig
Neuem? Ist ein Remix ein eigenständiger
Song? „Im besten Fall ist es die eigenständige
Interpretation des Originals“, findet Volker
Mietke von Four Music. Ein Vergleich: Man
nimmt ein Gemälde, zerschneidet es in Stücke und setzt diese dann neu zusammen. Einige Original-Teile werden verworfen und
anders als die Original-Versionen und
können teilweise neuen Genres zugeordnet
werden.
Auch Paul van Dyk veröffentlichte zu seinem
sechsten Album, „Evolution”, das letztes Jahr
erschien, vor kurzem ein Remix-Album. Wer
sich für „(R)Evolution” an seinen Tracks zu
schaffen machen durfte, bestimmte Paul van
| Björk ließ die Songs ihres Albums „Biophilia“ von diversen
Künstlern remixen | Foto: Inez van Lamsweerde/Vinoodh Matadin
| Jamie XX remixte u.a. das letzte Album des legendären USMusikers Gil Scott-Heron | Foto: Mischa Richter
| The Weeknd lässt u.a. Songs von Lady Gaga in einem neuen
Licht glänzen | Foto: Universal Music
zeitliche Verfügbarkeit der Remixer eine
Rolle. „Viele arbeiten an eigenen Veröffentlichungen und haben nur bedingt Zeit.“ Auch
der Preis, der Verghandlungssache ist, sei natürlich von Bedeutung.
Schon immer waren Remixe also ein wirtschaftliches Marketing-Tool der Musikbranche. Gleichzeitig dienen sie aber auch als
kreative Spielwiese für DJs und haben einen
künstlerischen Anspruch. So kann ein Remix
neue Komponenten eines Songs zum Vorschein bringen. Ein gutes Beispiel dafür ist
die Neuinterpretation von Jamie xx, HausProduzent der britischen Band The xx, von
Adeles Nummer-eins-Hit „Rolling In The
Deep“. In der Version des umtriebigen
Soundtüftlers wird die pulsierende SoulNummer zu einem coolen Dubstep-Track.
Der junge Brite hat ein Händchen für innovative Remixe. „We’re New Here“, seine RemixAusgabe von Gil Scott-Herons letztem Studioalbum „I’m New Here“, wurde von Kritikern hoch gelobt.
Auch der Kanadier The Weeknd ist bekannt
für seine stilprägenden Remixe, mit denen er
neue Facetten bekannter Songs zeigt. Lady
Gagas Eurodance-Brummer „Marry The
Night“ wird bei ihm zu einer reduzierten,
modernen R’n’B-Nummer. Und hin und wieder deckt die überarbeitete Version nicht nur
neue Seiten eines Songs auf, sondern ist sogar
erfolgreicher als das Original – wie im Fall
von Lykke Li und Asaf Avidan.
Doch resultiert die Fremdbearbeitung eines
durch eigene Pinselstriche ersetzt. Ist das Resultat dieses kreativen Prozesses ein neues
Kunstwerk? Ja, findet Björk. Die Isländerin
ließ von den Songs ihres letzten Studioalbums, „Biophilia“, von verschiedenen Künstlern Remixe anfertigen und veröffentlichte
diese unter dem Titel „Bastards“ auf einer
CD. Dabei ging es Björk nicht um
die besten Einzeltracks, sondern
um die „perfekte Remix-Auswahl, die als Ganzes funktioniert“. „Mich hat das
unglaublich
beeindruckt, wie ,Biophilia’
in diesen Remix-Versionen auf vollkommenes
Neuland
transportiert wird
und dabei trotzdem die Essenz
der
jeweiligen
Original-Tracks
erhalten bleibt“,
so die Sängerin.
Tatsächlich funktioniert Björks
Remix-Album
als eigenständiges Werk. Die
Songs klingen
Dyk selbst. Unter den Auserwählten sind u.a.
Woody van Eyden, Alex M.O.R.P.H. und Pedro del Mar. „Natürlich entsprangen die Originale der Tracks auf ,Evolution’ meiner Vision”, so Paul van Dyk. „Bis heute haben die
Singles daraus wundervolle, kreative Remixes entstehen lassen, darunter viele, die mich
echt weggehauen haben, als ich sie
hörte, und die ich im vergangenen
Jahr immer wieder bei meinen
Clubauftritten und im Radio
spielte. Sie sind die Basis für
dieses Album.“
Nicht alle Künstler sehen
Remixe jedoch als lukratives
Geschäft.
„Wenn du einen Remix ablieferst und er
wird ein Hit, hast du
natürlich Glück gehabt. Wenn du an
dem Remix allerdings nicht beteiligt
wirst, hat es dir auch
nichts
gebracht“,
meint etwa DJ Antoine, der vor kurzem
sein neues Album „Sky
Is The Limit“ vorlegte.
In der Vergangenheit
hat er u.a. Remixe für
Example und Guru Josh
gemacht. Seit seinem Erfolg mit Smash-Hits wie
| DJ Antoine hat u.a. Remixe für
Stars wie Example und Guru Josh
produziert | Foto: Kontor
recorded music
und Lady Gaga remixte, wurde zum international gefragten Produzenten.
Nach welchen Kriterien werden die „Remixer” denn überhaupt ausgewählt? „Je nach
Bedarf. Braucht man den ,Namen’, um damit
Aufmerksamkeit zu erzielen oder setzt man
auf Innovativität bzw. neue Sounds“, erklärt
Labonte. Zusätzlich spielt natürlich auch die
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„Welcome To St. Tropez“ und „Ma chérie“ erhält er sehr viele Anfragen für Remix-Aufträge. „Mein Team und ich verspüren aber
gar keine so große Lust mehr, Remixe zu machen, das haben wir früher einfach schon ausgereizt. Wir haben uns vorgenommen, erstmal die Hände von Remixen zu lassen.“ Ein
Remix bringe zwar schnelles Geld, aber:
„Man gibt natürlich auch seine Ideen weg
und investiert seine Energie“, so DJ Antoine
gegenüber „Musikmarkt“. „Lieber mache ich
einen geilen Song mit Aussicht auf internationalen Erfolg. Das bringt meiner Karriere tausendmal Mal mehr.“
Warum das ganze?
Was animiert einen überhaupt dazu, einen
Remix eines Songs zu basteln? DJ Big Joe, ein
Teil des DJ-Duos Drunken Masters, dazu:
„Wir haben einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack. Allerdings passen nicht alle
Songs in unser DJ-Set. Deshalb haben wir angefangen, Songs, die wir feiern, zu remixen,
damit wir sie auch im Club auflegen können.“ Songs von „Kumpels“ wie K.I.Z („Urlaub fürs Gehirn“) oder Marteria („Lila Wolken“) seien natürlich bereits Hits, passten
aber dennoch nicht in das Elektro-Club-Set
der Drunken Masters. „Mit einem Remix verpassen wir den Songs einen neuen Anstrich
und bauen sie so in unser Set ein.“
Big Joe remixt nicht nur als Teil der Drunken
Masters. Gemeinsam mit dem ebenfalls aus
dem Allgäu stammenden Produzenten
Niklas Köllner hat er The Ionics gegründet.
Das Duo zeichnet unter anderem für den
Silbermond-Remix zu „Für dich schlägt mein
Herz“ verantwortlich.
Auftragsarbeiten wie diese seien aber eher
die Ausnahme, erklärt Big Joe: „In den meisten Fällen sind die Künstler auf uns zugekommen, weil sie unseren Sound feiern.“ So
war es bei K.I.Z aber auch bei Casper, dessen
Single „So Perfekt“ von den Drunken Masters
geremixt
wurde.
Der Song ist im
Original auf
Caspers
| Lady Gaga lässt ihre Song regelmäßig von angesagten
Künstlern remixen | Foto:Hedi Slimane
| Zedd alias Anton Zaslavski wurde mit Remixen für Stars wie
Justin Bieber selbst zum Superstar | Foto: Alexander Eggebeen
Nummer-eins-Album „XOXO“ zu hören.
Live spielt der Bielefelder Rapper gerne die
Drunken-Masters-Version. Auf YouTube
kann man sehen, warum.
Ein Remix ist per Definition die Bearbeitung
eines bereits bestehenden Werks (s. Kasten S.
24). Big Joe erklärt: „Man hat keinen Anspruch auf GEMA, da Original-Komposition
und -Text von jemand anderem stammen.“
Für einen Remix wird man also in der Regel
einmal bezahlt, an GEMA-Einnahmen partizipiert man dagegen nicht. Big Joe verdeutlicht dies an einem interessanten Beispiel:
Sido gelang mit „Mein Block“ der Durchbruch. Das Original ist auf Sidos Debütalbum
„Maske“ zu hören. Die Single, die auch ständig im Fernsehen lief, war jedoch ein Remix
der Beathoavenz. Die Beathoavenz-Version
verkaufte sich prächtig, warf auch entsprechend viel Tantiemen ab – die Beathoavenz
sahen davon laut Big Joe allerdings nie etwas,
weil es sich um einen Remix handelte. Bei der
Crookers-Version von Kid Cudi sei es dasselbe gewesen, so Big Joe. Der Remix wurde
viel erfolgreicher, die Crookers profitierten
davon in monetärer Hinsicht allerdings weniger. Es könne zwar sein, dass die Produzenten eines Remixes am Verkauf des Songs beteiligt würden, erklärt Big Joe. Wenn der Song
allerdings im Radio und Fernsehen gespielt
werde, sehe es für den Remix-Produzenten
nicht so rosig aus.
Bei aller Kalkulation, mit der man gerne Versucht, einen Hit zu landen: Am Ende ist es
schwer, ein Geheimrezept zu finden. Vom Erfolg des Wankelmut-Remixes von „One
Day/Reckoning Song“ war ein Großteil der
Underground-Techno-Szene – in der Wankelmut bis dahin wandelte – überrascht. Asaf
Avidan selbst gab einmal in einem Radio-Interview zu, den Remix anfangs überhaupt
nicht gemocht zu haben. Beschweren wird er
sich jedenfalls nicht mehr. Am Ende bleibt die
Erkenntnis: Ein Remix hat das Potenzial, die
Szene gehörig aufzumischen – gewollt oder
ungewollt. | Renzo Wellinger/Gideon Gottfried
Wie alles beginnt
Am Anfang steht die Anfrage eine Labels:
„Habt ihr Bock, diesen Song zu remixen?“
Wenn das Interesse beim Produzenten besteht, erhält er von den Labels entweder das
Acappella oder den gesamten Song in seinen
Einzelspuren. Oft bezahlen Labels verschiedene Produzenten für einen Remix und die
Künstler wählen anschließend den aus, der
ihnen am besten gefällt. Big Joe: „Wir haben
zum Beispiel einen Remix für Seeed gemacht,
die Band hat sich jedoch für einen anderen
entschieden. Der Remix landete dafür auf unserem aktuellen Mixtape, ,Hour Of Power‘.“
Im Elektro-Genre sei es wieder anders, erklärt
Big Joe. „Da läuft das eher wie im HipHop:
Die featuren uns, wir featuren die. Wir haben
beispielsweise einen Remix zu Beef Theaters
,President Evil‘ gemacht, daraufhin haben
Beef Theater ,Toy Girl‘ von uns geremixt.“
Keine Garantie auf Erfolg
„Bei ,Lila Wolken‘ wollte das Label einen Remix haben, der ursprünglich auch veröffentlicht werden sollte“, erinnert sich
Big Joe. Da der Song allerdings so
erfolgreich war – mittlerweile
mit Platin ausgezeichnet –
entschied man sich, das
Projekt für sich stehen zu
lassen. So kam es, dass
der Drunken-Masters-Remix zu „Lila
Wolken“ nie offiziell veröffentlich
wurde.
| Die Drunken Masters werkelten bereits an Songs
von Marteria, K.I.Z und Seeed | Foto: Andi Mayr
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