Clever und smart auf der letzten Meile - Lasten auf die Räder!

Radkutsche
Test + Technik Lastenräder
Ersetzt ein (kleines) Auto: Die Radkutsche Musketier mit
300 Kilo Zuladung und 1,5 Kubik Ladevolumen
Clever und smart auf der
letzten Meile
Sie könnten eine günstige,
emissionsfreie und platz­
sparende Ergänzung in der
innerstädtischen Logistik
darstellen: Lastenräder.
Die Agentur Extra­Energy hat
erstmals Fahrzeuge für den
professionellen Einsatz
getestet, die VR veröffentlicht
die Ergebnisse exklusiv.
Laut einer Studie ließen sich 50
Prozent der innerstädtischen
Transporte per Lastenrad erledigen
76
K
ommt die Elektrifizierung bei Automobilen nur schwer voran, sorgt
der Zusatzantrieb bei Fahrrädern
für Rückenwind: Die Verkäufe von Pedelecs legen rasant zu, 410.000 E-Bikes verließen 2013 die Verkaufsräume, schätzt
der Zweirad-Industrie-Verband.
Großes Potenzial, bisher kaum genutzt
Die Watt-Unterstützung macht aber bei
Lastenbeförderung noch viel mehr Sinn
als bei der reinen Personenbeförderung
und eröffnet ein breites Spektrum auch in
der Logistik, das bisher aber nur die Post
mit dem elektrifizierten Dreirad-Klassiker
Mifa in größerer Stückzahl erschließt. Ansonsten steckt die Nutzung von Lastenrädern in der Transportbranche abgesehen
von ein paar wenigen Kurierpionieren
(siehe VR 36/2013 und VR 11/2014) noch
in den Kinderschuhen. Dabei wäre das
Potenzial für die „Letzte-Meile“-Belieferung per Drahtesel riesig: Eine Studie im
Rahmen des EU-Projekts Cyclelogistic
kommt zu dem Ergebnis, dass nahezu 50
Prozent aller städtischen Transporte unter
anderem mit E-Lastenrädern erledigt werden könnten (Infos unter: www.nationaler-radverkehrsplan.de; www.lastenrad.
vcd.org). Immerhin, das Angebot an Lastenrädern steigt und der Kunde hat eine
zunehmend professionelle Wahl aus recht
ausgereiften und robusten Produkten, wie
der Test der E-Bike-Spezialisten von
Extra-Energy (mehr Daten und Messwerte unter www.extraenergy.org) ergab.
Das Lasten-Pedelec ist wie das Lastenfahrrad eine spezielle Erscheinung und klar
auf Transport größerer Gegenstände ausgerichtet. Bisher gibt es allerdings noch
wenige Praxisbeispiele. Erstaunlich eigentlich, denn wofür würde sich ein Elektro-
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Lastenräder Test + Technik
Das Load von Riese & Müller bietet reichlich Transportvolumen. Der sich nach vorne hin verengen­
de Rahmen der Transport­Plattform hat zwar die praktische Eigenschaft, dass sich die Ladung beim
Bremsen zentriert, allerdings den Nachteil, dass keine rechteckigen Systemkisten in der vollen
Platzausnutzung darauf passen. Speziell dafür zugeschnittene Aufbauten sind von Riese & Müller
schon in Aussicht gestellt. Für Vortrieb sorgt noch der kräftige Bosch­Motor der ersten Generation.
RIESE & MÜLLER
Der vollgefederte Testsieger überzeugt durch
geringes Gewicht bei sehr sicherem Fahrgefühl
– auch mit voller Ladung. Mit dem Powergespann aus 8-Gang-Kettenschaltung und
Boschantrieb ist man am Berg schwer zu schlagen. Diese Power kostet allerdings auch etwas
Reichweite und bedeutet Verschleiß an Kette
und Ritzeln. Die Ladefläche des Load kommt
ohne Aufbau und ist etwas kleiner als die der
Konkurrenz.
Besonderheiten
Reichweitenanzeige
Schiebe-/Anfahrhilfe
+ niedriges Gesamtgewicht
+ gute Fahreigenschaften
+ An- und Aufbauten möglich
+
+
Riese & Müller
Messwerte, Preis, Kontakt
M I FA E - T R I K E
Das Mifa-Trike folgt dem Dreiklang „funktional,
solide und günstig“. Damit ist es für den Einsatz
als Postzustellfahrzeug bestens qualifiziert. Der
laute Heinzmann-Motor hat sich im Stop & GoEinsatz über Jahre bewiesen, auf längeren Steigungen überhitzte er im Test allerdings ab und
an und schaltete sich dann aus. Praktisch für den
Stadtbetrieb ist der Dreh-Gasgriff; die Feststellbremse und die gute Höhe der Briefbehälter
runden das Bild ab. Da kann man über das biedere Fahrgefühl hinwegsehen.
Nur die Post setzt bisher in größerer Stückzahl E-Bikes ein: In
diesem Fall das solide Mifa-Trike
Gewicht/zul. Gesamtgewicht: 33/200 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
50,9/40,0 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 25,3/25,0 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 4999,-/Kontakt: www.r-m.de
Fazit:
Vollfederung, tolles Fahrgefühl, Top-Komponenten und viel Power machen das Load zu einem
würdigen Testsieger, geringe Reichweite und
hoher Preis lassen sich verschmerzen. jr
Besonderheiten
+
+
–
–
Schiebe-/Anfahrhilfe
kleiner Wendekreis
lauter Antrieb
keine An- und Aufbauten möglich
Gewicht/zul. Gesamtgewicht: 66/250 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
56,5/46,4 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 16,8/17,3 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 2599,-/450,- Euro
Kontakt: www.mifa.de
Fazit:
Wenn die Post per Dreirad geliefert wird, dann
tut sie es in Zukunft gut und gerne auf einem
dieser Fahrzeuge. jr
KAUFEN
MIETEN
KAUFEN
Mifa
Messwerte, Preis, Kontakt
Ungewöhnlich, aber gut: Zwei Bremseinheiten, links hydraulisch für die Bremsung in Fahrt, rechts
mechanisch gegen Wegrollen im Stand. Zwei Batterien in robusten Gehäusen, vom Schwerpunkt
optimal unterm Transportkorb platziert. Neben dem Testrad gibt es weitere Transportversionen.
LEASEN
MIETEN
GTI Miet-Fahrzeug
Center
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Test + Technik Lastenräder
motor besser eignen, als um richtig was
per Fahrrad wegzuschaffen? Gefragt sind
Pedelecs mit starkem Motor, insbesondere
bei Spitzenlast, also etwa beim Anfahren
am Berg. 110 Kilogramm Zuladung sind
den geringen Wartungsaufwand und das
gute Preis-Leistungs-Verhältnis, das diese
❙❚■
Vehikel bieten.
das Minimum und es braucht besondere
Halte-und Abstellvorrichtungen. Sonst
kippt das Rad samt Ladung und begräbt
womöglich noch den Fahrer unter sich. Erfahrene Lasten-Pedelec-Fahrer schätzen
Johannes Reichel
RADKUTSCHE MUSKETIER
Für sperrige und schwere Ladung oder als RadTaxi – die Radkutsche ist die dreirädrige Lösung
für bis zu 300 Kilogramm im Europaletten-Format.
Der Frontmotor des Testsiegers ist sehr kräftig, am
Berg ist man im Team mit der Nu-Vinci-Schaltung
immer komfortabel unterwegs. Der große Akku
erreicht hohe Reichweiten, die man mit dem eher
gemütlichen Gefährt selten ausreizen wird.
Besonderheiten
Schiebe- /Anfahrhilfe
kleiner Wendekreis
+ gute Fahreigenschaften
+ An- und Aufbauten möglich
+
Radkutsche
+
Messwerte, Preis, Kontakt
Gewicht/Gesamtgewicht: 85,8/385,8 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
120,2/106,6 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 20,7/20,8 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 6032,-/1499,- Euro
Kontakt: www.radkutsche.de
Da wird manches Auto neidisch auf solch einen großzügigen Kofferraum. Eine Europalette lässt
sich problemlos auf die Pritsche stellen, und dann ist immer noch Platz für mehr. Das Verdeck lässt
sich leicht abnehmen, wenn sperrigere Transportgüter befördert werden müssen.
Ein Blick auf die Gabel zeigt, dass hier keine normale Fahrradtechnik zum Einsatz kommt. Stattdessen
werden viele für enorme Lasten ausgelegte Spezialteile verwendet, die mit der Radkutsche befördert
werden können. Von Radkutsche gibt es jetzt auch ein zweirädriges Modell mit 200 Kilo Zuladung.
Das Musketier ist ein rundum solide konstruiertes LKR (Lastkraftrad) mit sehr variablen Aufbauten und enormen Transportfähigkeiten! jr
Flottes Bullit: Der starke Frontmotor zieht gut
an und zeigt speziell am Berg, was er kann. Die
Kraftentfaltung kann für ungeübte Lastenrad­
lenker aber etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Schiebe-/Anfahrhilfe
+ abschließbare Transportbehälter
+ gute Fahreigenschaften
+ An- und Aufbauten möglich
+
Das I-Bullit gehört in vielen Städten mit gutem
Grund fest in die Kurierszene und schickt sich
an, viele andere Bereiche zu erobern. jr
Reichweitenanzeige
abschließbare Transportbehälter
+ gute Fahreigenschaften
+ An- und Aufbauten möglich
+
+
Gewicht/zul. Gesamtgewicht: 59,2/245 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
44,2/36,1 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 21,8/22,6 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 4250,-/679,Kontakt: www.urbanarrow.com
Fazit:
Urban
Fazit:
Besonderheiten
Messwerte, Preis, Kontakt
Messwerte, Preis, Kontakt
Gewicht/zul. Gesamtgewicht: 52,9/250 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
136/123,8 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 24,7/23,8 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 4890,-/1490,- Euro
Kontakt: www.urban-e.com
Urban
URBAN ARROW CARGO
Wuchtig und sehr robust wirkt der Rahmen des
knapp 60 Kilogramm schweren Urban Arrow.
Die Aluminiumkiste des Frontladers hat eine
praktische hydraulische Klappe, bietet viel Platz
und wirkt sehr gut verarbeitet. Auch beladen
gleitet man in bequemer Sitzposition dahin,
allerdings ist der Boschantrieb durch die NuVinci-Schaltung etwas gedrosselt – am steilen
Berg kommt das Rad an seine Grenzen.
bad_bildquelle
URBAN E IBULLIT
Hohe Reichweite und sportliche Sitzposition
machen das I-Bullit zu einem begehrten KurierFlitzer. Aber auch für andere Branchen und
Familien ist das flotte Cargo-Bike mit dem soliden Frontmotor und variablen Aufbauten eine
super Alternative zum Auto. Der Antrieb bietet
eine praktische Schiebehilfe, reagiert aber
etwas verzögert aufs Pedalieren. Die Batterie
taugt nicht für schnelles Herausnehmen und
das Ladegerät ist nicht fürs Freie zugelassen.
Besonderheiten
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Fazit:
Tritt kräftig mit: Der Bosch Classic Mittelmotor,
der im Urban Arrow hochkant eingebaut ist.
Im Detail sehr gut verarbeitet: Die große Alumi­
nium­Transportbox des Urban Arrow.
Robuster Rahmen, schicke Transportbox, Motor
und Schaltung super – das Urban-Arrow ist ein
Top-Transporter. Gewicht und Leistung am Berg
könnten noch optimiert werden. jr
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Lastenräder Test + Technik
LONG HARRY FRONT
Mit Frontmotor, frischem orange-gelb und dem
dank Aluminiumkiste relativ geringem Gewicht
kommt das sehr variable Rad aus dem Hause
Pedal-Power deutlich besser über die Teststrecke. Die Sitzposition ist ein guter Kompromiss
aus sportlich und gemütlich, man hat alles im
Blick und fährt dank der Federgabel vorne auch
bei Unebenheiten ruhig. Die Unterstützung des
Frontmotors ist beim Anfahren etwas ungestüm, am Berg guter Durchschnitt – mit Zuladung dürfte es auch etwas mehr sein.
Weitgehend baugleich: Die große Klappe
bietet bequemen Zugriff auf den Stauraum des
Long Harry Mittelmotor von Pedalpower. Die
Nu­Vincy Harmony bietet eine stufenlose
Schaltung der Muskelkraft zusammen mit der
Motorkraft des 8Fun­Tretlagermotors.
Besonderheiten
kleiner Wendekreis
niedriges Gesamtgewicht
+ abschließbarer Transportbehälter
+ An- und Aufbauten möglich
+
+
Messwerte, Preis, Kontakt
Fazit:
Das Long Harry Mittel ist ein solides Rad – der
Mittelmotor ist für flaches Gelände geeignet, in
steileren Regionen sollte man auf einen anderen Antrieb setzen. jr
Besonderheiten
kleiner Wendekreis
niedriges Gesamtgewicht
+ abschließbarer Transportbehälter
+ An- und Aufbauten möglich
+
+
Messwerte, Preis, Kontakt
Long Harry
Gewicht/zul. Gesamtgewicht: 44,7/200 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
83,6/66,7 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 22,3/20,4 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 3998,-/679,- Euro
Kontakt: www.pedalpower.de
Long Harry
LONG HARRY MIT TEL
Der Bafang-Mittelmotor am Long Harry ist
erfreulich leise und liefert per Kraftsensor unverzögerte, sanfte und harmonische Unterstützung.
Das Rad ist ansonsten baugleich mit seinem
„stärkeren Bruder“ mit Frontantrieb, der im
Kasten rechts besprochen wird. Mit der teils
recht steilen Teststrecke in Tanna war der Mittelmotor aber überfordert – speziell auf der Tour
mit 50 Kilo Ballast. Trotz guter Fahreigenschaften
in der Ebene war das Ergebnis daher nicht gut.
Deutlich stärker als der Mittelmotor der Front­
nabenmotor von 8Fun. Bemerkenswert der
Rohrknotenpunkt am Steuersatz. Hier ist die
Liebe zum Detail im Rahmenbau zu sehen –
Markenzeichen von Pedalpower. Gut für Ge­
werbetreibende: Rahmenschild für Werbung.
Gewicht/zul. Gesamtgewicht: 44,1/180 kg
Reichweite Tour ohne/mit Zuladung:
52,0/47,6 km
Geschwindigkeit Durchschnitt ohne/mit
Zuladung: 26,7/25,4 km/h
Preis Gesamtrad/Batterie: 3698,-/679,- Euro
Kontakt: www.pedalpower.de
Fazit:
Das Pedal Power Front ist ein gut aussehender
Allrounder mit relativ geringem Gewicht
und Preis. jr
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