In fremden Betten
Transcription
In fremden Betten
In fremden Betten Leseprobe: Der Concierge Klocke Verlag GmbH Höfeweg 40 D-33619 Bielefeld http://klocke-verlag.de Kostenlose Bestell-Hotline: 0800 / 9 11 11 10 Online-Shop: http://alacarte.de/shop/ In_fremden_Betten 07.05.2004 10:24 Uhr Seite 116 Der Concierge – die Seele vom Hotel WAHRE GESCHICHTEN AUS DEM ALLTAG GUTER GEISTER H aben Sie zufällig im Fernsehen den Film „Ein Concierge zum Verlieben“ gesehen? Dem Hollywood-Streifen, der hauptsächlich im Hotel spielt, waren hohe Einschaltquoten beschieden, mit dem Alltag in der Hotellobby hatte die Kuschelstory allerdings wenig zu tun. Die Kernaussage aber, dass der Concierge die Seele eines jeden guten Hotels sei, die gilt auch in der täglichen Praxis. Einer der besten seiner Zunft ist in Deutschland gewiss der Chef-Concierge im Berliner „Adlon“, Raffaele Sorrentino, der mit vier weiteren Mitarbeitern rund um die Uhr Unmögliches möglich machen soll. Erst kürzlich war die Tochter eines Stammgastes in Amsterdam gelandet, ohne Papiere, ohne Geld. Ihre Tasche war vor dem Abflug im New Yorker Airport verloren gegangen. Nun saß sie fest, durfte nicht nach Ber–116– In_fremden_Betten 07.05.2004 10:24 Uhr Seite 117 lin weiterreisen, nicht einmal den Flughafen verlassen. Sorrentino ließ seine Beziehungen spielen, ein befreundeter Concierge in Amsterdam brachte der unglücklichen Frau Geld. Gleichzeitig glühten die Drähte zur Botschaft in Den Haag. Schließlich stellte das Hotel 20 000 Dollar Kaution und der Gast konnte mit einem Ersatzpass nach Berlin weiterreisen. Für Sorrentino eine Alltäglichkeit, nur eine von unzähligen Hilfsaktionen. Manchmal sind die Wünsche der Gäste allerdings so ausgefallen, wie es sich nicht einmal Drehbuchakrobaten von Filmstorys vorstellen können. Was beispielsweise Josef Paulke, lange Zeit Chef-Concierge im –117– In_fremden_Betten 07.05.2004 10:24 Uhr Seite 118 „Mansion on Turtle Creek“ in Dallas, einem der besten Hotels der Welt, an einem ganz normalen Arbeitstag regeln sollte. Da verlangte der Gast aus der Suite 708 mal eben ein Düsenflugzeug. Der Ölunternehmer wollte keine Plätze buchen oder einen Jet mieten, kaufen wollte er, gleich, sofort. Paulke recherchierte, organisierte, stellte Verbindungen her, wird von einem anderen Gast, einem Stammkunden auf 349, unterbrochen. Der wünscht am Nachmittag, mit einem schwarzen Araberhengst hinaus in die Prärie zu reiten. Geschwindigkeit ist keine Hexerei, Pferd bestellt, Sattel besorgt. Schließlich wird Paulke gebeten, für einen auf Antiquitäten fixierten Geschäftspartner zum Geburtstag einen Engel aus dem 16. Jahrhundert zu besorgen. Ein Glück, dass ein guter Concierge die besten Adressen kennt. Nur die Wünsche nach lebenden, leicht gestrauchelten Engeln auf dem Weg zu einsamen Herren werden im „Herrenhaus am Schildkrötenbach“ (so die Übersetzung des Hotelnamens), das zur „Rosewood“-Gruppe gehört, nicht erfüllt. Scheich Mohammed Al Maktoum aus Dubai machte den Portier des Hamburger „Vier Jahreszeiten“ sprachlos, als er ihn bat, zehn Milchkühe mit Stammbaum und Gesundheitszertifikat aus der Nordheide zu besorgen. Auch hier wurde das Geschäft reibungslos abgewickelt. Der Scheich zahlte bar und ließ die Kühe mit einem Lufthansa-Spezialtransport nach Dubai bringen. –118– In_fremden_Betten 07.05.2004 10:24 Uhr Seite 119 Amerikas bester Concierge, Jack Nargil, einst Assistent eines Senators, später Präsident seiner Berufsvereinigung, wurde „Petrus der Hauptstadt“ genannt, weil er jedem guten Gast Tür und Tor öffnen konnte. Ich lernte ihn im „Four Seasons Washington“ kennen. Dem Chef der Nebraska Bank, der sich neu orientiert und seinem jungen Glück das Finale in Wimbledon versprochen hatte, besorgte Nargil in zwei Stunden Concorde-Flüge, Limousinenservice in London, Tribünenkarten am Center Court und das Abendessen bei Sternekoch Mosimann. Nur einmal musste er passen, als eine Schauspielerin aus San Diego ihn bat, doch persönlich einen Stadtplan in ihre Suite zu bringen, und sie ihn dann in aller Offenheit textilfrei empfing. Ein Concierge im wahren Leben wird auch da nicht schwach. –119–