Trieste - Romanistik

Transcription

Trieste - Romanistik
1
Erasmus-Bericht aus Triest 2013/2014
E-Mail: Adresse auf Anfrage
Studienfächer: Romanistik/Antike Kultur
Gasthochschule: Università degli Studi di Trieste
Auslandsaufenthalt von/bis: September 2013 - Februar 2014
Triest – Die Stadt der Winde und unterschiedlicher Kulturen
Triest ist eine norditalienische Hafen- und Großstadt an der oberen Adria und grenzt an
Slowenien. Es ist die Hauptstadt der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien.
Bevor man sich generell für ein Auslandssemester entscheidet, sollte man sich
wirklich bewusst werden, ob dies auch die richtige Entscheidung für einen selbst ist. Längere
Zeit im Ausland zu verbringen, hält auch neben den positiven Erfahrungen viele Probleme
bereit, die gelöst werden müssen, um am Ende seine Ziele zu erreichen und Vorteile wie
Fortschritte herauszuschöpfen, die es wert waren, den Aufwand auf sich zu nehmen.
Das Bewerbungsverfahren umfasst ein anzufertigendes Motivationsschreiben, einen
Lebenslauf und ein Empfehlungsschreiben eines Dozenten der Heimatuniversität.
Wenn man sich nun dafür entschieden hat und an der Gasthochschule angenommen
wurde, sollte man sich als nächstes um die ersten organisatorischen Angelegenheiten
kümmern. Zunächst ist es wichtig seinen Stundenplan (Learning Agreement)
zusammenzustellen und gleichzeitig mit der Heimatuniversität abzusprechen, ob diese Kurse
auch angerechnet werden. Die Einschreibung an der Universität erfolgt durch einen Termin,
den die Gastuniversität zuteilt. Das Learning Agreement sollte noch im Heimatland ausgefüllt
werden. Dazu sollte man sich auf der Homepage der Gastuniversität über die Kursangebote
informieren und diese im LA eintragen. Dies richtet sich natürlich nach den individuell noch
ausstehenden Modulen.
Als nächsten Schritt sollte man bedenken, welche Dokumente und Unterlagen für das
Auslandssemester erforderlich sind. Außer den grundlegenden Dingen wie z. B. dem
Personalausweis, sollte man sich um eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung
kümmern, die im Notfall die Kosten für eine ärztliche Behandlung übernehmen kann. Die
gesetzliche Krankenversicherung gilt nur für die ersten 6 Wochen im Ausland.
Außerdem ist die Frage vakant, welche Bezahlungsmethode im Ausland angewendet
wird, d. h. ob man per Kreditkarte oder in Bar bezahlen möchte. Möchte man in Bar bezahlen,
muss das Geld an Geldautomaten abgeholt werden, wobei zusätzliche Kosten in Höhe von je
5 Euro entstehen. In Triest findet man fast überall Automaten, die Maestro unterstützen. Es ist
möglich pro Tag bis zu 500 € von seinem Konto abzubuchen. Mit Kreditkarte kann man fast
in jedem Geschäft bezahlen, jedoch kann man keine Kontoauszüge bei der Bank ausdrucken
lassen, ohne dass diese ebenfalls in Rechnung gestellt werden.
Das nächste wichtige Thema ist eine Unterkunft für den Auslandsaufenthalt zu finden.
Mit der Suche sollte man schon früh beginnen, da Triest eine Universitätsstadt ist und somit
das Wohnungsangebot für Studenten sehr gering ist. An der Universität Triest besteht die
2
Möglichkeit eine Unterkunft im Studentenwohnheim zu bekommen. Dies ist die wohl
günstigste Variante. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich im Internet wie auf Facebook
zu informieren, ob andere Studenten einen WG-Partner suchen oder eine neue WG gründen
wollen. Eine andere Alternative ist eine eigene Wohnung anzumieten, wovon ich jedoch aus
eigener Erfahrung abrate, da dies sehr teuer ist und meistens über eine Immobilienagentur
vermittelt wird. Diese Agentur erhebt hohe Vermittlungsgebühren.
Die Einschreibung an der Universität erfolgt durch einen Termin, den die Gastuniversität
zuteilt. Das Learning Agreement sollte noch im Heimatland ausgefüllt werden. Dazu sollte
man sich auf der Homepage der Gastuniversität über die Kursangebote informieren und diese
im LA eintragen. Außerdem sollten schon die Unterschriften des Institutional und
Departmental coordinator an der Heimatuniversität gesammelt werden, um eine unnötige
Briefkorrespondenz zu vermeiden.
In der Auslandsstadt sollte man zur Agenzia Entrate, um dort den codice fiscale zu
bekommen, welcher eine Codenummer ist, die man des Öfteren z. B. für Handykarten oder
Wohnungsmieten benötigt.
Die Ansprechpartner für das Studium werden einem im Voraus zugeteilt, so dass man
auf der Homepage der Universität den Bürositz einsehen kann. Die Universität Triest sendet
dem Studenten eine To-do-Liste zu, wobei nicht alle Punkte erledigt werden müssen (auch
wenn die Universität dies vorschreibt). An der Gastuniversität ist es erforderlich mindestens
21 Credit Points zu sammeln, damit das Semester als ein Auslandssemester angerechnet
werden kann.
Ich habe mich dafür entschieden zwei Hausarbeiten in der Germanistik (Tedesca III/
Tedesca I) zu schreiben. Der Kurs Tedesca III beinhaltete die österreichische Literatur und
bot zusätzlich einen Einblick in die Formalitäten des Verfassens von Hausarbeiten. Der Kurs
Tedesca II beinhaltete die verschiedenen Literaturepochen und erläuterte den christlichreligiösen Prozess in Verbindung mit der deutschsprachigen Literatur. Zusätzlich habe ich
einen Italienisch-Kurs am Sprachinstitut belegt, um die erforderlichen Punkte zu erhalten und
das Sprachniveau zu verbessern.
Viele Kurse haben mehr Semesterwochenstunden als in Deutschland, so dass diese
auch nur ein Zeitfenster von 1 bis 2 Monaten erfordern. Mein Schwerpunkt im Studium lag
dabei insgesamt auf der italienischen Sprache an sich. Die Unterrichtsweise der Dozenten war
sehr ansprechend und lehrreich. Jedoch ist zu kritisieren, dass manche Dozenten nur sehr
schwer innerhalb ihrer Sprechstundenzeiten zu erreichen waren und die Wartezeiten in den
Sprechstunden trotz vereinbartem Termin sich auf mehr als eine Stunde beliefen. Die Fakultät
Umanistici verfügt über eine umfangreiche Bibliothek, in der man kursnahe Fachliteratur mit
Hilfe eines Suchprogramms an den dortigen Computern finden kann.
Auch wenn viel Englisch gesprochen wurde, hat sich meine Sprachkompetenz im
Bereich der italienischen Sprache erheblich verbessert.
Die Universität verfügt über ein WLAN-Netz, dessen Anmeldedaten man im Mobility
Office erhalten kann.
Die Sprachkurse finden im CLA (Centro Linguistico d’Ateneo) statt. Die Anmeldung
erfolgt entweder per Mail oder im dortigen Büro. Die Benachrichtigung für den jeweiligen
Einstufungstest erfolgt per Mail. Es dauert ungefähr eine Woche bis man über das Resultat
des Einstufungstestes informiert wird und der empfohlene Sprachlevel-Kurs angeboten wird.
3
Die Kurse kann man jedoch nach Belieben wechseln. Die Anzahl der Credit Points richtet
sich nach Anwesenheit und optionalen Zusatzleistungen (z. B. in Form eines Referates).
Zu der Qualität der Mensen und der Cafeterien kann ich keine Angaben machen, da
ich diese nicht in Anspruch genommen habe.
Hilfe findet man bei der Studentenorganisation ESN (International Exchange Erasmus
Student Network), welche sich vor allem auf Auslandsstudenten konzentriert. Diese
Vereinigung organisiert Fahrten, Ausflüge und Partys, wodurch viele Kontakte zu Menschen
unterschiedlicher Nationalitäten hergestellt werden können. Die sozialen Kontakte sind sehr
wichtig, da Erfahrungen ausgetauscht werden können. Ich habe dadurch viele Freundschaften
knüpfen können. Um an den angebotenen Fahrten teilnehmen zu können und Rabatte in
bestimmten Clubs zu bekommen, ist es notwendig sich für 10 € im ESN-Büro die ESN-Karte
ausstellen zu lassen.
In Triest setzt man vor allem auf die städtischen Busverbindungen, mit denen man
wunderbar von einem Ort zum anderen gelangen kann. Es ist möglich sich ein Monatsticket
von knapp 30 € zu kaufen, oder Einzeltickets für je 1,30 €. Welches Ticket man nutzt, richtet
sich nach dem Gebrauch. Mit dem Einzelticket kann man eine Stunde lang ununterbrochen in
Triest Bus fahren (am Wochenende sogar zwei Stunden).
Triest bietet ein großes Spektrum an kulturellen Einrichtungen. Besonders sehenswert
sind das Castello di San Giusto, von wo man einen wunderschönen und imposanten Ausblick
auf die Stadt und das Meer hat, das Castello di Miramare, welches durch den österreichischen
Einfluss entstanden ist und die Grotta Gigante, welche sich nahe der Stadt Triest befindet und
gleichzeitig die größte Tropfsteinhöhle Europas darstellt.
Das bekannteste Kaffeehaus von Triest ist das Caffè degli Specchi, welches sich auf
dem berühmten Platz Piazza Unità befindet. Das Kaffeehaus bietet köstliche und kunstvoll
angefertigte Backwaren an. Die Piazza Unità befindet sich im Zentrum der Stadt, gegenüber
vom Hafen und vermittelt durch seine historischen Gebäude, unter anderem das Rathaus,
einen imposanten Eindruck. Abends werden der Platz und die Gebäude beleuchtet. Diesen
Eindruck sollte man nicht versäumen. Das Teatro Miela ist ein Kino, welches gleichzeitig
auch Filme in englischer Sprache mit italienischen Untertiteln präsentiert.
Die Universität Triest bietet ein vielseitiges sportliches Programm von Fußball bis zu
Tanzkursen wie Salsa und Bachata und kulturelle Angebote wie den Studentenchor an.
Viele Erasmusstudierende besuchen die Diskotheken Colonial und das Five Points,
wo man Rabatte durch die ESN-Karte nutzen kann.
Normalerweise gibt es in Triest keine wirklichen Orte, wo man sich nachts eher nicht
alleine aufhalten sollte, da die Straßen auch nachts noch relativ belebt sind. Dennoch sollte
man kleine Straßen, Unterführungen oder Gassen meiden und sich, falls es nicht anders
möglich ist, entlang der Hauptstraßen bewegen.
Das Klima von Triest ist submediterran und hat somit einen warmen Sommer und
einen milden Winter. Charakteristisch für das Klima in Triest sind die drei Winde Mistral,
Bora und Scirocco. Vor allem im Winter und in der Nähe des Hafens kann es durch die Bora
(ein starker Nordost-Wind) sehr ungemütlich werden. In dieser Zeit sollte man vor allem den
nahen Gang am Ufer des Hafens meiden.
Normalerweise kommt man mit den italienischen Studenten in Kontakt, wenn man an
den ESN-Programmen und an den universitären Veranstaltungen teilnimmt.
4
Das Auslandssemester war für mich weniger ein Gewinn im Bereich Studium, da mein
Ziel war, meinen fachübergreifenden Wahlpflichtbereich abzuschließen. Ich selbst habe große
Schritte im Bereich der Sprachverbesserung der italienischen Sprache erlangen können,
obwohl auch viel die englische Sprache genutzt wurde. Dies empfand ich aber auch als
Bereicherung, da meine Kenntnisse in der englischen Sprache ebenfalls dadurch vertieft
wurden.
Doch den größten Lernfortschritt habe ich in meinem Leben erzielt. Ich habe durch
meinen Auslandsaufenthalt viel Selbstvertrauen und Selbstsicherheit gewonnen und einen
wichtigen Schritt in Richtung der Selbstständigkeit getätigt. Die dort aufgetretenen Probleme
haben mich letztendlich bereichert und gestärkt. Deshalb ist auch mein Rat niemals
aufzugeben, so schwerwiegend die Situation und das Problem auch sein mögen. Aus eigener
Erfahrung empfehle ich bei Fragen z. B. nach einer Adresse, die Menschen anzusprechen.
Dies hilft einerseits bei der Sprachverbesserung, andererseits wird das eigene Zutrauen
gestärkt.