Sanja Schlicht - Universität Vechta

Transcription

Sanja Schlicht - Universität Vechta
Auslandssemester
Porto Alegre/ Rio Grande do Sul/ Brasilien
päpstliche
päpstliche katholische Universität von Rio Grande do Sul
Erfahrungsbericht von Sanja Schlicht
Juni 2012
D er M ensch kann nicht zu neuen U fern vordringen,
w enn er nicht den M ut aufbringt, die alten zu verlassen.
-A ndré G ide-
Mein Name ist Sanja Schlicht. Ich bin 24 Jahre alt, studiere im 5. Semester
Master Social Work an der Uni Vechta und beschloss im Frühjahr 2010, ein
Auslandssemster in Brasilien zu absolvieren. In der zeit von August 2011
bis März 2012 verwirklichte ich diesen Traum und studierte in Porto
Alregre, im Süden Brasiliens, an der Päpstlichen katholischen Universität
von Rio Grande do Sul.
Die ersten Schritte – Voraussetzungen und Vorbereitungen
Um an der Päpstlichen katholischen Universität von Rio Grande do Sul
(PUCRS) ein Auslandssemster absolvieren zu können, muss man sich dort
bewerben. Die Bewerbung muss innerhalb bestimmter Fristen ablaufen und
erfolgt durch ein Bewerbungsformular. Diesem wird ein Motivationsschreiben in portugiesischer Sprache, Passblder und eine Kopie des
Reisepasses beigelegt. Die PUCRS ist an ausländnischen Studierenden sehr
interessiert und versucht, das Bewerbungsverfahren so unkompliziert wie
möglich zu gestalten und bereits bei der Bewerbung zu unterstützen.
Sprachkenntnisse müssen vorhanden sein, um den Alltag und das
Studienleben in Brasilien bewältigen zu können. Die Partneruniversität an
sich führt keine Sprachtests durch. Die Sprachkenntnisse sind also nicht
an eine Immatrikulation geknüpft. Trotzdessen macht es Sinn, vorher
bereits über Basissprachkenntnisse zu verfügen, da die meisten Brasilianer
kein gutes bzw. gar kein Englisch sprechen. Die Basissprachkenntnisse
kann man gut an der Universität Vechta erlangen; im Sprachenzentrum kann
man
anhand
erlernen
der
und
Selbstlerncomputer
zusätzlich
Portugiesischkurs
bei
Ana
im
brasilianisches
portugiesisch
Sprachenoptionalbereich
Vidal-Schneider
belegen.
Sie
lehrt
einen
das
europäische Portugiesisch. da aber das Vokabular und die Schriftsprache
sehr identisch mit dem brasilianischen Portugiesisch sind, ist auch dieser
Kurs eine sehr gute Vorbereitung. Die Aussprache und den wirklichen
Wortschatz eignet man sich sowieso erst dort an, wenn man im Land lebt.
Um in Brasilien für ein Semester studieren zu können benötigt man ein
Studentenvisum
Studentenvisum.
isum
Dieses
ist
eine
tatsächliche
Herausforderung
und
schnell lernt man, dass die brasilianische Bürokratie der deutschen in
nichts nachsteht. bei der brasiliansichen Botschaft sind diverse Papiere
vorzulegen; die Ausstellung des Visums ist an bestimmte Bedingungen
geknüpft. Daher ist es ratsam, das Visum früher als geplant zu beantragen,
wenn man nicht unbedingt 2 Tage vor dem Abflug noch zur Botschaft
fahren möchte, um sein druckfrisches Visum abzuholen.
Auch Vor Ort nimmt der bürokratische Hü
Hürdenlauf kein Ende. In Brasilien
muss man sich innerhalb der ersten 30Tage nach Ankunft bei der Polícia
Federal, der Bundespolizei, anmelden. Dafür muss man vorerst ein
Formular dort abholen, eine Gebühr (ca. 100 €) bezahlen und einen
erneuten Termin verenbaren. Mit Passfotos und sämtlichen Unterlagen
kann dann einige Tage später die Anmeldung erfolgen. In den ersten 2
Wochen
ist
man
ständig
auszufüllen,
von
einer
dabei,
etwas
Instituition
zur
zu
beantragen,
nächsten
zu
Formulare
rennen
und
irgendjemanden zu finden, der einem hilft, die Formulare auszufüllen und
Bestätigungen zu schreiben, die man dann wiederum für einen anderen
Antrag benötigt. Diese bürokratischen Wege lassen sich leichter mit einem
Brasilianer oder einem anderen Einheimischen bewältigen. Denn - wie so oft
in Brasilien - nehmen die Dinge nicht den direkten Weg zum Ziel. Als
ahnungsloser Neuling ohne gute Sprachkenntnisse ist man hier schnell am
Ende seiner Nerven, Kräfte und Möglichkeiten! Die Deutschen haben
scheinbar
die
Bürokratie
erfunden
und
die
Brasilianer
haben
sie
perfektioniert.
Land der Gaúchos – Rio Grande do Sul
Rio Grande do Sul ist der südlichste Bundesstaat Brasiliens. Er grenzt im
Süden an Uruguay, im Westen an Argentinien, im Osten an den Atlantik und
im Norden an den brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. In Rio
Grande do Sul leben über 10 Millionen Gaúchos. Der Ausdruck Gaúcho in
Brasilien bezeichnet die Einwohner von Rio Grande do Sul, der Terra dos
Machos,
dem
„Land
der
Männer“.
Der
Gaúcho
treibt
eigentlich
Rinderherden über die Pampa (Weideland). Er ist ein rauer und zäher Mann.
Die Gaúchos leben hier im Süden
Brasiliens ihre eigene Kultur, die
stark beeinflusst ist durch die
hispanische
Lebensart
der
Nachbarländer Argentinien und
Uruguay,
und
Markenzeichen
Äußerlich
sind
der
Typisch
das
Region.
sind
ein
flacher Hut, die weiten Hosen,
die in Fußknöchelhöhe festgebunden werden, das große Messer im
Breiten Ledergürtel und die Lederstiefel. Die kulturellen Traditionen der
Gaúchos lassen sich heute leider kaum mehr in der Stadt beobachten, nur
sehr selten bekommt man einen traditionell gekleideten Gaúcho zu Gesicht
(siehe Foto). Jedoch werden die Traditionen in Vereinigungen und
Gesellschaften gepflegt. Diese bieten auch regelmäßige Shows und
Veranstaltungen – mit Musik und Tänzen – an. Es gibt auch typische
Restaurants
und
Kneipen,
in
den
traditionell
gekleidete
Gaúchos
anzutreffen sind, typisches Essen und Getränke serviert werden. Es wird
Livemusik gespielt und traditionell dazu getanzt – Sehr lohnenswert!!!! Die
Gaúchos sind ein Volk mit besonders viel Stolz und Tradition, was sich
auch deutlich in ihrem Wunsch nach einem eigenen Staat äußert. dies
beobachten zu können, ist besonders spannend.
(Traditionelle Gaúchos im Zentrum)
Porto
Alegre
(port.
Fröhlicher
(Gaúcho mit Bundesstaatflagge)
Hafen)
ist
die
Hauptstadt
des
Bundesstaates Rio Grande do Sul, ein grosser Flusshafen und liegt 100 km
entfernt vom Antlantik. Mit ca. 1,4 Millionen Einwohnern ist sie die größte
Stadt Südbrasiliens. Sie hat eine Fläche von 497 km² (Hamburg = 755km²)
und eine Bevölkerungsdichte von 2.900 Einwohner pro km² (Hamburg =
2.382 Ew./km²) und
ist in 81 Stadtviertel gegliedert. Die gesamte
Metropolregion jedoch umfasst mehr als 30 Städte und zählt knapp vier
Millionen Einwohner. Durch ihre Lage im äußersten Süden des Landes ist
Porto Alegre weiter von den brasilianischen Großstädten wie Rio de
Janeiro (Distanz 1558 km), São Paulo (1109 km) und der Hauptstadt Brasília
(2027 km) entfernt, als beispielsweise von Montevideo (890 km), der
Hauptstadt Uruguays oder Buenos Aires (1063 km), der Hauptstadt
Argentiniens.
Porto Alegre ist eine sehr große und vor allem reich bevölkerte Stadt. Es
ist immer laut und es sind immer wahnsinnig viele Menschen unterwegs. Die
Busse sind fast immer überfüllt und auf den ersten Eindruck wirkt alles,
als gäbe es so gar keine Struktur. Das ist nicht der Fall; Porto Alegre
verfügt beispielsweise über ein sehr gut ausgebautes Busstreckennetz.
Busstreckennetz
Man kommt, auch wenn es mit umsteigen verbunden ist, an jeden wichtigen
Ort dieser großen Stadt – allerdings ohne Fahrpläne. Besonders die
Strecken zu den beiden Universitäten der Stadt und deren Campus, die in
der ganzen Stadt verteilt liegen, sind sehr gut ausgebaut. Die Busse tragen
den Namen des Stadtviertels, in dem sie enden. Sie pendeln den ganzen Tag
zwischen
dem
Stadtzentrum
und
dem
jeweiligen
Stadtviertel.
Eine
Haltestelle wird von sehr vielen verschiedene Busse angefahren, d.h. Man
legt
sich
auf
die
Lauer
und
versucht,
die
in
Leuchtbuchstaben
geschriebenen Namen der heranrasenden Busse zu entziffern. Schnell
streckt man die Hand raus, um deutlich zu machen, dass man mitfahren
möchte. Die Busse sind meist total überfüllt (siehe Foto). Am besten
drängelt
man
sich
sofort in Türnähe, um an
der gewünschten Haltestelle auch aussteigen
zu
können
und
nicht
noch erst dabei ist sich
durch die Menschen zu
drängeln,
Tür
während
schon
schließt.
Die
die
wieder
Halte-
stellen haben nur selten
Namen; aber sie werden
sowieso nicht durchgesagt.
also Achtung und rechtzeitig den Knopf
drücken, um zu signalisieren, dass man aussteigen will. Ziemlich schnell
weiß man, welche Busse wohin fahren, welche wichtigen Orte und
Stadtviertel sie passieren. Ist man unsicher, kann man getrost den
motorista (Fahrer) fragen, er – wie auch jeder andere Brasilianer - hilft
sehr gern. Im Bus spricht man dann lieber nochmal genauer mit dem
cobrador (Kassierer im Bus, an einem Drehkreuz sitzend), er kann ganz
genau sagen, wo und wann auszusteigen ist. Hat man aber erstmal im Bus
gefragt, kümmert sich nicht mehr nur der cobrador um einen, sondern der
gesamte Bus – alle wollen helfen, erklären oder gar begleiten.
(Zentrumsnähe in Porto Alegre)
Porto
Alegre
bietet
ein
besonders
vielfältiges
KulturKultur-
und
Freizeitangebot.
Freizeitangebot Tanz, Theater, Ausstellungen, Museen, Konzerte, Shows
und vieles mehr sind meist sehr kostengünstig oder gar gratis und
konzentrieren sich in Zentrumsnähe, z.B. an der Usina do Gasômetro (siehe
Foto). Die Usina do Gasômetro diente früher der Stromgewinnung und ist
heute ein Kulturzentrum. Hier finden fast täglich Veranstaltungen,
Konzerte, Ausstellungen oder Theater statt.
Die
Usina do Gasômetro liegt direkt am
Guaíba. Er ist etwa 50 km lang und hat eine
Gesamtgröße von 496 km². Die Brasilianer
streiten sich unaufhörlich darüber, ob es ein
rio (Fluss) oder ein lago (See) ist. Doch
niemand streitet sich darum, dass dieser Ort
– die Usina do Gasômetro am Ufer des
Guaíbas – einer der traditionellsten und
schönsten Orte der gesamten Stadt ist. An
der kleinen Uferpromenade vor der Usina do
Gasômetro sind kleine Stände, an denen man
warmes
Popcorn,
heiße
Maiskolben
mit
Butter, ein kaltes Bier oder gar eine eisgekühlte Kokosnuss kaufen kann.
Am
Ufer
sitzen
täglich
viele
Menschen,
die
den
wunderschönen
Sonnenuntergang an diesem traditionellen Ort mit Freunden genießen.
Auch am Wochenende trifft man hier hunderte Menschen, die hier Sonne
und Freizeit genießen. Die Usina do Gasômetro ist also ein absolutes
Muss!
(Sonnenuntergang an der Usina do Gasômetro)
Das Ufer des Guaíba ist einer der wohl schönsten Orte in Porto Alegre,
aber auch hier lässt sich die Armut des Landes beobachten. So kehren am
Ende des Tages die Obdachlosen in Gruppen an den Fluss, um sich und ihre
Kleidung dort zu waschen. Das Baden im Guaíba ist strengstens verboten,
da Industrieabwässer, Pestizide und Haushaltsabwässer das Wasser stark
verunreinigen. Für die Obdachlosen ist es hier jedoch häufig die einzige
Möglichkeit, ein Bad zu nehmen. Während man also eine eisgekühlte
Kokosnuss in der Abendsonne genießt, nehmen die Obdachlosen unter
lebensgefährlichen Bedingungen ein Bad. Für die Brasilianer sind diese und
tausend andere ähnliche Situationen ein normales, so alltägliches Bild,
über das sie kaum noch nachdenken. Für mich, die Armut in solchen Ausmaß
nicht kennt, war es nur sehr schwer zu verarbeiten. Drogenabhängige,
Obdachlose und Straßenkinder, die betteln, auf der Straße ihr Lager
aufschlagen und im Müll nach Essbarem suchen, gehören leider zum
alltäglichen Bild der Stadt.
(Blick vom Morro da Cruz -Armutsviertel- auf die Stadt)
Die Partneruniversität –
päpstliche katholische Universität von Rio Grande do Sul
Ich habe mein Auslandssemester an der Pontifícia Universidade Católica do
Rio Grande do Sul (PUCRS),
(PUCRS) der päpstlichen katholischen Universität von
Rio Grande do Sul, an der Fakultät für Soziale absolviert. Die PUCRS ist
eine brasilianische Universität päpstlichen
Rechts. Sie ist die größte Privatuniversität
Brasiliens. An ihr studieren über 30.000
Studenten an insgesamt 22 Fakultäten. Das
Studienangebot lässt keine Wünsche offen
– von A wie Agrarwissenschaft bis Z wie
Zahnmedizin kann hier alles studiert werden.
Der Campus ist sehr weitläufig, verkehrstechnisch
perfekt
angebunden
und
verfügt
über
viele
gepflegte
Grünanlagen, einen 24-stündigen Sicherheitsdienst, ein Krankenhaus, eine
Post, mehrere Bankfilialen, einen riesen Sportpark, Apotheken, Buchläden,
eine Mensa, ein Technikmuseum, unzählige Buffet- oder Kilorestaurants und
Imbisse. Jede Fakultät hat ein eigenes Gebäude; so studiert man Soziale
Arbeit im Gebäude 15 (im Zentrum des Campus). In jedem Gebäude gibt es
einen
eigenen
Copyshop,
einen
PC-Raum,
eine
eigene
Lanchonete
(Cafetaria/Imbiss) und natürlich die Büros, Seminarräume und Sekretariate.
Die PUCRS ist eine äußerst gut organisierte Universität, die sich sehr um
ihre (zahlenden) Studenten bemüht. Ich als Austauschstudentin war von
der monatlichen Studiengebühr befreit, anders als meine Kommilitonen. Die
monatliche Gebühr ist abhängig vom gewählten Studiengang, ist aber
ungefähr vergleichbar mit unseren Studiengebühren, nur werden die
brasilianischen Studenten nicht halbjährlich, sondern monatlich zur
Kasse gebeten. Das Campusleben funktioniert sehr gut; niemals hatte ich
das Gefühl, dass ich mit ca. 30.000 Studenten am Campus studiere. Alles ist
gut organisiert und verläuft sich - dank der Größe.
Die Fakultät Soziale Arbeit ist überaus interessiert an Austauschstudenten und bemüht sich sehr, sie auch in allem zu unterstützen. Ich
konnte immer die Erfahrung machen, dass einem alle Möglichkeiten geboten
werden sollen, auch persönliche Interessen wurden immer berücksichtigt.
leider funktioniert nicht immer alles auf Anhieb. Ich musste lernen, in
Brasilien zu sein, d.h. alles dauert erstmal länger und nimmt häufig
seltsame Umwege. Doch letztendlich ist immer alles gut. So besagt es auch
das brasilianische Sprichwort: „am Ende ist alles gut und wenn es noch
nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende“
Ende“.
Ich wurde an der PUCRS überaus gut und vor allem sehr persönlich und
intensiv
betreut.
Mit
meiner
Betreuungsprofessorin
und
den
sehr
hilfsbereiten Mitarbeitern des Büros der Sozialen Arbeit an meiner Seite
konnte ich nahezu all meine Wünsche und Interessen umsetzen, so z.B. ein
Praktikum
in
einer
Gesundheits-
station in einer Favela (Armutsviertel)
absolvieren,
eigentlich
nur
für
studenten
vorgesehen
welches
Bachelorist.
Ich
konnte das Zentralgefängnis des
Bundesstaates
besuchen,
dieses
interessierte mich besonders wegen
meines Studienschwerpunkts; zudem
besuchte ich einen Portugiesischsprachkurs
für
Ausländer,
der
eigentlich
ebenfalls
nur
für
Bachelorstudenten gedacht ist. So wie alle Brasilianer sind auch die
Professoren sehr herzlich und möchten gern zum eigenen Wohlbefinden
beitragen. So wurde ich von Professoren zu Weihnachten eingeladen sowie
zu Wochenendunternehmungen mit deren Familien; sie besuchten mich, als
ich
krank
war.
Das
Hierarchiegefälle
zwischen
Professoren
und
Studenten ist keineswegs spürbar. Alles läuft eher auf einer kooperativen
Ebene ab, bei der es wichtig ist, dass alle Parteien zufrieden sind.
Die faszienerende Welt – Freizeit & Reisen
Mitte Dezember war meine brasilianische Vorlesungszeit beendet. Ich
begann das Reisen.
Reisen Aufgrund guter Planung, Rechereche und deutlichem
Komfortverzicht war eine lange und weite Resie durch das Land möglich –
7 Wochen, 9 Städte, 7 Bundesstaaten. Wir sind zu zweit und zeitweise zu
dritt gereist. Das war sehr gut, da der Sicherheitsstandard in Brasilien in
der Regel eher niedrig ist und gerade hellhäutige, europäisch wirkende
Touristen schnell als mögliche Opfer ins Visir geraten. Ausgangspunkt
unserer Reiseroute war Porto Alegre (grüner Pfeil), d.h. der Süden. Über
den Südwesten ging es quer rüber in den Südosten und anschließend
nordwärts die Atlantikküste entlang bis in Bundesstaat Rio Grande do
Norte (roter Pfeil), der sich im Nordosten des Landes befindet.
In Brasilien gibt es ein sehr gut ausgebautes Buslangstreckennetz.
Brasilien verfügt über kein flächendeckendes Zugnetz und Flüge sind,
wenn man nicht mal eine
promoção, ein Sonderangebot, erwischt, sehr
teuer. Daher reisen viele Brasilianer und auch Backpacker mit dem Bus
durchs Land. Es gibt verschiedenste Anbieter, die jedoch meist ähnliche
Preise haben. Die Langstreckenbusse sind überwiegend in einem sehr guten
Zustand (mit Toilette, Wasser und Klimaanlage). Das Reisen mit dem Bus in
Brasilien gleicht einer ewig andauernden Geduldsprobe. das Land ist 24
mal so groß wie Deutschland, es müssen lange Strecken zurückgelegt
werden --- und das dauert! Dafür ist das Reisen auf diese Art sehr günstig.
der Nachtbus von Curitiba nach Rio de Janeiro (gelber Pfeil) kostet nur
130 R$ (ca. 55 €) und braucht für diese Strecke von ca. 900 km rund 13
Stunden.
Hostels gibt es in Brasilien, jedoch noch nicht flächendeckend. Gerade in
den Großstädten und Touristenmagneten, wie z. B. Rio de Janeiro oder
Salvador, gibt es Hostels wie Sand am Meer und in allen Preisklassen. In
kleineren oder einfach weniger touristischen Gegenden kann es schon
schwerer sein, ein günstiges oder überhaupt gar ein Hostel zu finden, so
z. B.
in
kleinen
Strandorten im Süden
und Südosten sowie
auf kleineren Inseln
Brasiliens. In diesen
Gegenden findet man
Pousadas,
kleine
Hotels mit meist wenig
Komfort, die aber oft
teurer sind als ein
übliches Hostel. Die Gegend um die Atlantikküste im Süden Brasiliens ist
für die meisten kein Touristisches Highlight (außer Florianópolis im
Bundesstaat Santa Catharina). Hier sind also viele Enheimische oder
andere Südamerikaner (z. B. aus Argentinien oder Urugauy), die ihre
Sommerferien dort verbringen. Viele Brasilianer kennen meist jemanden,
der jemanden kennt, dessen Bruder ein kleines Häuschen in Strandnähe
besitzt – Hostels lassen sich daher in dieser Gegend nur selten antreffen.
Da Brasilien ein so großes und vor allem vielfältiges Land ist, machte das
Reisen besonders viel Spaß. Innerhalb eines Landes konnte ich so
unterschiedliche
Gegenen,
Kulturen,
Landschaften
und
Menschen
kennenlernen. Jedes neue Reiseziel war eine ganz andere Welt. Der Süden
Süden,
en
der sich vom Rest Brasiliens erheblich unterschiedet und als einzige
Region über vier ausgeprägte Jahreszeiten verfügt: Hier lassen sich statt
Regenwäldern und Steppen dicht bewaldete Bergregionen, fruchtbares
Ackerland
und
Weinanbaugebiete
finden.
Der
Südosten
kann
als
internationales Drehkreuz gesehen werden - mit seiner Stadt der
Superlative, Sao Paulo, und dem Mega-Magnet Brasiliens, Rio de Janeiro.
Der Nordosten,
Nordosten der auch das „Armenhaus Brasiliens“ genannt wird, mit
seinem tropischfeuchten Klima und seiner afrikanischen Prägung. Hier, an
der insgesamt 3000 km langen Küste des Nordostens, befinden sich die
palmengesäumten, endlosen Sandstrände mit warmem, klarem Wasser.
Diese
Strände
zählen
zu
den
schönsten
des
ganzen
Landes.
So
unterschiedlich geprägt die regionen doch sind, eines hat ganz Brasilien
gemeinsam: das brasilianische Volk und die unvergleichliche Lebensfreude!
Die Brasilianer sind so herzlich, hilfsbereit, gutmütig, großzügig,
aufgeschlossen, interessiert und lebensfroh. Immer und überall ist die
Lebensfreude und die Bescheidenheit der Brasilianer spürbar. Sie klagen
nicht,
sehen
immer
das
positive, sind optimistisch
und
versprühen
so
viel
frohsinn. Täglich bekommt
man
das
wohl
schönste
Lächeln geschenkt – sei es
im Bus, an der Kasse im
tante-Emma-Laden
um
die
Ecke oder einfach auf der
Straße. Die Brasilianer versuchen aus jedem Tag ein Fest zu machen. So
unbefriedigend die eigene Lebensituation sein kann, die Lebenslust, den
Optimismus und den Frohsinn lässt sich so schnell kein Brasilianer
nehmen. Dieses
tiefliegende
Glücksgefühl,
in Kombination mit
fast
täglichem Sonnenschein, ist so sehr ansteckend und lässt die Welt in einem
ganz andern Glanz erstrahlen. Alles andere kann so unwichtig und klein
erscheinen; so kann das lächeln eines Kindes oder das freundliche „Oi,
tudo bem?“ (Hallo, alles klar) vom Kassierer schnell vielmehr wert sein als
etwas anders. Brasilien ist ein wunderschönes Land, welches ich lieben
gelernt habe. hier habe ich meine zweite Heimat gefunden!!
Auch jetzt noch, nachdem ich schon wieder fast 3 Monate in Deutschland
bin, kann ich sagen, dass meine Heimat zwar in Deutschland ist, aber mein
Herz in Brasilien!
Ein guter Begleiter - Literaturtipp
Ein
sehr
guter
Begleiter
ist
der
„Fettnäpfchenführer
Brasilien.
Lebenskunst zwischen Karneval und Copacabana“ von Nina Büttner, Emel
Mangel und Henrike Moll (11,95 €). Verpackt in einer tollen Geschichte
über Linda, eine Deutsche, die für ein Praktikum nach
Rio de Janeiro geht und in sämtliche Fettnäpfchen
tappt, vermitteln die Autoren viele hilfreiche und
ausführliche Informationen über Brasilien. Ein tolles
Buch mit vielen hilfreichen Hintergrundinformationen
über Politik, Land und Leute, die man benötigt, um
Situationen besser verstehen und einschätzen zu
können. Nicht zuletzt ist es eine tolle Lektüre für die
Zeit nach dem Auslandsaufenthalt – in Erinnerungen schwelgend - selbst
dann noch Informationen zu lesen, die nachträglich Aufschluss bieten.