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193 ]OHANN RATKE UND SEINE FAMILIE Johann Ratke wurde um 1802 geboren, laut Heiratsurkunde in Babskie Budy, und scheint kurz vor 1891 verstorben zu sein. ImJahre 1883 hatte er sein Testament anfertigen lassen. Zusammen mit seiner Ehefrau Helene geb. Ewald hatte er mindestens 12 Kinder. Man kann die Eheleute Ratke als eine Art Stammeltern der Kolonie bezeichnen. Ihre Kinder heirateten in viele Kolonistenfamilien ein. Der Sohn J ohann z.B. hatte 9 Kinder, die sich wiederum in der Kolonie einheirateten. So sind Johann und Helene Ratke auch in meiner Stammtafel zu finden: sie sind meine Ururururgroßeltern. Die Ehefrau Helene Ewald wurde im Jahre 1803 in Babskie Budy geboren. ImJahre 1822 heiratete sie den Johann Ratke, 1848 starb sie 45-jährig. In ihrer Sterbeurkunde sind 12 lebende Kinder aufgeführt. Die Kinder (Nummerierung I. in römischen Ziffern) Elisabeth, geboren 13. Januar 1825 in Babskie Budy, wohl das älteste Kind der Eheleute. Zeugen waren der Großvater ben sowie David Witzke. Martin Ratke, sen; sein Alter wird hier mit 60 Jahren angege- Elisabeth heiratete später einen Heinrich Boß. 1873 war sie noch am Leben, 1891 erscheint ihr Ehemann Heinrich Boß als ihr Erbe in der Erbauseinandersetzung Johann Ratke, auf die ich noch ausführlicher eingehen werde. Die Eheleute Boß sind nach Wolhynien tomir. gezogen. Sie lebten im Dorfe Ociete, Kreis Schi- Bekannt sind mir die Kinder dieser Eheleute: Ferdinand, als Kleinkind Heinrich Boss 1848 in Platkowniza gestorben Ludwig Boss Dorothea Frank geb. Boss, verheiratet mit Karl Frank Albertine Garben geb. Boss, verh. mit Jakob Garben II. Marianne Ratke, geboren am 17. Juni 1826 in Babskie Budy, verheiratet wirt Christian Karau. mit dem Land- Durch die Tochter Eva, die Jakob Ratke heiratete, wurden dieses Ehepaar meine Urururgroßeltern. (Auf beide und ihre Nachkommen gehe ich ausführlicher in meiner Beschreibung der Familie Karau ein). III. Dorothea Ratke, geboren 1829/30 in Babskie Budy, heiratete am 4. Juni 1848 Martin Jabs, 19 Jahre alt, den Bruder des Johann Jabs, meines Urururgroßvaters großmütterlicherseits. Sie tritt 1891 als eine der Hauptklägerinnen in der besagten Erbauseinandersetzung gegen ihren Bruder Heinrich auf. N. Martin Ratke, geboren am 9. Oktober 1831 in Platkowniza. Als Zeugen werden Johann Hinz, 30 Jahre, und Christian Weiß, 40 Jahre, Kolonisten aus Platkowniza genannt. Taufpaten waren Peter Ratke und Dorothea Witzke. Am 22. Oktober 1854 heiratete Martin die Katharina Karau, 18 Jahre alt, Tochter des Friedrich Karau und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Ziehlke. Katharina ist die Schwester des Ehemannes Christian Karau der Marianne Ratke. Möglicherweise ist Martin Ratke vor 1883 verstorben, nicht in seinem Testament. V. Eva Ratke, geboren am 21. Dezember denn Johann Ratke erwähnt ihn 1833 in Platkowniza. Die Zeugen sind Jakob Jabs, 50 Jahre, Kolonist (mein Ururururgroßvater) sowie Bartholomäus Neumann, 40 Jahre, Kolonist. Paten sind Jakob Jabs und Eva Ewald. Eva Ratke war die erste Ehefrau des Landwirts Heinrich Rüdiger und ist jung verstorben. Tochter: Juliane verh. Beyer VI. Helene Ratke, geboren am 8. August 1835 in Platkowniza. Die Zeugen sind Peter Ratke, 35 Jahre, der Onkel, Mathäus Buchholz, in Platkowniza. Paten sind Peter Klettke und Eva Hahn. 60 Jahre, Kolonist 194 Helene war mit einem Heinrich Krüger verheiratet. Die Familie lebte ebenfalls in Wolhynien, in einem Dorfe Staraja, Kreis Schitomir. 1891 ist Helene bereits schon verstorben. Kinder sind: VII. ]. Ristau geb. Krüger, verh. mit Christian Ristau Michael Krüger Heinrich Krüger Johann Krüger, früh verstorben, seine Witwe Eva heiratete daraufhin einen Heinrich Jabs. Aus der ersten Ehe hatten sie eine Tochter Juliane. Katharina Ratke, geboren am 16. Januar 1837 in Platkowniza. Die Zeugen sind Peter Ratke, der Onkel, sowie Johann Witzke, 24 Jahre, Kolonist aus Platkowniza. Taufpaten waren Peter Ratke und Eva Werner. Am 22. Mai 1857 heiratete Katarina Heinrich Rüdiger, 25 Jahre alt, in erster Ehe war er mit ihrer Schwester Eva verheiratet gewesen. Heinrich Rüdiger war der Sohn des Landwirtes Christian Rüdiger und seiner Ehefrau Katharina Wulfram. Diese Katharina Rüdiger war die Schwester von Klara Ewald (t 1847). Katharina hatte somit den Vetter ihrer Mutter geheiratet. Am 27. August 1870 wurde dem Ehepaar eine Tochter Maria geboren. Katharina Rüdiger geb. Ratke starb am 3. Juli 1906 im Alter von 69 Jahren in Platkowniza. Maria heiratete am 6. November 1887 den Bauern Friedrich Heise (1865 - 1930) aus Platkowniza, Sohn des Peter Heise, der am 19. Mai 1928 in Platkowniza im Alter von 90 Jahren verstarb. Ihn habe ich schon mehrfach erwähnt, u. a. auch in den Erinnerungen des Jakob Semke über die Zeit an der Wolga. Dieser Peter Heise war der Sohn des Johann Heise und seiner Ehefrau Anna geb. Witzke. Verheiratet war er mit der Witwe Katharina Weiss geb. Adam. Er hatte einen großen Hof in Platkowniza, in der sog. "schönen Linie". VIII. Luise Ratke, verheiratet mit einem Jakob Jabs, geboren ca. 1838 IX. Christine Ratke, geboren ca. 1840, war verheiratet mit dem Bauern David Matt, genannt "Der Reiche". David Matt war Präses des Baukommitees beim Bau der Kirche zu Platkowniza 1908. Christine hatte zahlreiche Kinder und starb bei der Geburt des letzten, so um 1880. David Matt heiratete daraufhin die 16-jährige Christine Knuth (1865-1945). Insgesamt hatte David Matt 32 Kinder. In viele Familien der Kolonie heirateten seine Kinder ein. Weil es sich um eine Nebenlinie handelt, erwähne ich nur einige Beispiele: Gertrud Brandt, geh. Matt, Bäuerin in Sadoles, Ehefrau des Gustav Brandt, Bruder der Pflegemutter meiner Großmutter. Bei ihr und ihrem Ehemann waren zwei Geschwister meiner Großmutter in Pflege. Sie starb an Krebs in einem Internierungslager nach dem II. Weltkrieg Pauline Radtke geh. Matt, geboren 1905, verh. mit Friedrich Radtke, Sohn des Julius Ratke. Die Tochter Irene Schlenker geb. Radtke lebt in Huntingdon Valley, einem Vorort von Philadelphia, wo wir schon mehrfach zu Gast sein durften. Ein Foto von ihr und ihrem Ehemann Manfred Schlenker, gebürtig aus Schwenningen in Schwaben ist auf Seite 393 abgedruckt. Der Sohn Otto lebt in Salt Lake City. Dort lebt auch Pauline Radtke in einem Altersheim. Diese Radtke' s sind vermutlich Nachkommen meines Vorfahren Peter Ratke, wie ich bereits schon erwähnte. Christine und David Matt waren die Urgroßeltern des Reinhold Wolf aus Platkowniza, von dem ich Texte mit in diese Chronik übernommen habe. X. Johann Ratke, geboren ca. 1841/42 in Platkowniza, verh. mit Karotine Jabs. Er erhielt 1873 von seinem Vater, nachdem sich dieser ins Altenteil begab, einen Anteil am Grund und Boden in der Größe von 9 polnischen Morgen sowie einen Anteil an der Wiese "Kowel". Dieser Johann hatte mit seiner Ehefrau 9 Kinder, die namentlich nicht alle bekannt sind, darunter waren: Katharina, die bereits schon erwähnte Frau des Gustav Arndt aus Sojkowek und Mutter meiner Großtante Johanna Ratke 195 Wilhelmine, verh. mit dem Müller Rudolf Peters in Platkowniza. lonie Groß-Paprutsch. Wilhelmine Jahre vorher gestorben. Peters war aus der Ko- starb 1977 über 90-jährig. Ihr Ehemann Elisabeth Beyer geb. Ratke, Mutter des Dorfschultzen war wenige Friedrich Beyer Juliane Kiesel geb. Ratke, Ehefrau des Schmied Kiesel in Zajeziercze Marianne, wohnhaft in Wengrow Nachkommen Kanada des Johann d. J. mit dem Familiennamen Ratke leben in Rußland und in Johann Ratke ist kurz vor der Deportation nach Rußland verstorben. Er war der Nachbar der Witzke's. Man beschreibt ihn als einen sehr korpulenten Mann. Seine Ehefrau starb etwa um die gleiche Zeit wie der Ehemann. Meine Großtante Johanna Ratke kann sich noch daran erinnern, daß ihre Mutter viel außer Haus war, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Nach dem Tod der Eheleute wurde das Land aufgeteilt, das Hofgebäude nach der Rückkehr aus der Deportation abgebaut. XI. Heinrich Ratke, geboren ca. 1843/44, verh. mit Euphrosine Dittmann.: Seinen Namen kenne ich nur aus einer Urkunde aus dem Jahre 1891. Da verklagen ihn die Nachkommen von fünf Schwestern bzw. seine Schwester Dorothea auf Herausgabe ihres Erbteils. In seinem Testament aus dem Jahre 1883 hatte J ohann Ratke bestimmt, wie sein stattlicher Hof aufzuteilen sei. Testament Johann Ratke v. Notar Posbielski: Notarielle Abmachung Beginn der Urkunde ich russischer Sprache, Datum unleserlich 1883, Nr. 109 Johann Radke erklärt, daß er Besitzer des landwirtschaftlichen Eigentums mit Wirksamkeit lt. Eintragung von 1864 niedergeschrieben in Neupolnisch unter der Tabellennummer 3/79 für den in Platkowniza, Krs. Wengrow, Gouvernement Siedlce gelegenen Grund ist, wegen hohen Alters kann er dort nicht entsprechend wirtschaften und teilt diesen Besitz zwischen den Kindern. Sohn Johann erhält als Anteil des Nachlasses 8 Morgen, 300 Ruten, einen Teil der Wiese "Kowel" genannt; den Rest aber des Siedlungsgebietes von 32 (?) Ruten mit Geräten, Bau, Wohnung und dem lebenden Inventar erhält der Sohn Heinrich Radke. Er erhält aber die Auflage, den übrigen Kindern, und zwar den Töchtern und Schwestern den Anteil des Nachlasses der Dorotea, Frau des Martin J abs, Helene, Frau des Heinrich Krüger und Juliane, der Frau des Adam Matt sowie den Schwestern Elisabeth Boß, Marianne Karau und Eva Krüger 800 Rubel in gleichen Teilen für jeden Kopf zu geben. Das hat zu erfolgen nach bestimmten Jahren des Lebens und auch nach dem Tode. Der Sohn Heinrich verpflichtet sich für alle Tage des Lebens zu geben Wohnung in einem gesonderten Raum, Wäsche und Haare schneiden. Aus einem besonderen Fond ist jährlich für den Vater zu geben 1 Korez Roggen, 1 Schwein füttern und 4 gefütterte Gänse. Doch irgendwie hatte der Heinrich vergessen, seinen Schwestern und deren Nachkommen ihr Erbteil auszuzahlen. So klagten sie vor dem Bezirksgericht in Siedlce, vertreten durch den Rechtsanwalt Dambrowski aus Wengrow. Persönlich für die zahlreichen Klagenden waren die Dorothea Jabs geb. Ratke (Kind Nr. 3) sowie Juliane Beyer geb. Rüdiger, die Tochter der Eva Rüdiger geb. Ratke mit ihren Ehepartnern erschienen. Viele der Mitkläger waren nicht mehr in der Kolonie ansässig. Das Gericht verurteilte Dorothea Heinrich zur Zahlung von je 1/6 von 800 Rubel an: Jabs geb. Ratke die Erben der Eva Krüger geb. Ratke Juliane Matt geb. Ratke, die jünste Tochter die Erben der Elisabeth Boss geb. Ratke die Erben der Marianne Karau geb. Ratke Juliane Beyer, als Tochter der Eva Rüdiger geb. Ratke 196 und zur Zahlung der Kosten des Gerichtsverfahrens. Gleichzeitig verfügte das Bezirksgericht die Pfandung des Betrages in Höhe von 800 Rubel. Geschehen in Siedlce am 15. Februar 1891. Dieser Heinrich Ratke war der sogenannte "Butter"-Ratke oder dessen Vater, der seinen Unterhalt als Butterhändler aufbesserte. Von ihm ist in der Chronik schon die Rede gewesen. XII. Juliane Ratke, das jüngste Kind, geboren vielleicht 1844 in Platkowniza. Verheiratet war sie mit einem Adam Matt in Platkowniza. Im Testament des Vaters wird sie noch erwähnt, nicht aber in den Prozeßakten. Vermutlich ist sie vor 1891 kinderlos verstorben. Weiteres ist mir über diese Tochter nicht bekannt. Johann Ratke d. Ä. war ein wohlhabender Mann, wie wir an der Größe seines Hofes sehen. Es waren gut 20 Hektar, die er besaß. Er scheint nach dem Tod seiner Ehefrau Helene nicht wieder geheiratet zu haben und hat ein hohes Alter von über 80 Jahren erreicht. Gestorben ist er wohl in Platkowniza zwischen 1883 und 1891. DIE FAMILIE ARNDT Einige Informationen zur Geschichte der Familie Arndt, früher Arendt geschrieben. Sie kam in einer zweiten Einwanderungswelle, die etwa um 1840 einsetzte, in die Kolonie. Zu der Zeit wurde die Gegend nördlich der Straße Sadowne - Rasne urbar gemacht. Diese Region gehörte zu den Ortschaften Ociete und Sojkowek. Verwandtschaftliche Beziehungen unterhielt die Familie Arndt zur Familie Erichson. Sie scheinen aus der gleichen Gegend zugewandert zu sein. Der Stammvater der Arendts in der Kolonie scheint ein Friedrich Arndt gewesen zu sein, der um 1813 geboren wurde und mit einer Karoline Wolf verheiratet war. Vorhanden ist eine Sterbeurkunde Anna Ahrendt geb. Guldenstern, vielleicht eine Schwägerin oder Tante des Friedrich. Sie war am 20. März 1845 im Hause ihres Schwiegersohnes Wilhelm Erichson in Ociete im Alter von 44 Jahren verstorben. Gebürtig war sie aus dem Kreis Pultusk. Gustav Arndt 1876 - 1945 Landwirt und Kirchenvors teher 197 Gustav Arndt, der als Kirchenvorsteher in Sadoles zu den Honoratioren des Ortes gehörte, wurde am 3. Juni 1876 in Sojkowek geboren. Er verheiratete sich mit Katharina Ratke aus Platkowniza. Tochter dess Bauern Johann Ratke und seiner Ehefrau Karoline geb. Jabs, geboren am 12. April 1884 auf dem Hof ihres Vaters. Sie war die Enkelin von Johann dem Älteren, einem der Stammvater der Ratke's. Sie starb im März 1973. Dem Ehepaar wurden fünf Kinder geschenkt: Der Sohn Heinrich, (1905 - 1971) verstorben in Wilster, verheiratet mit Emilie Krebs (1911 1995) aus Morczyczyn, 2 Kinder, die Tochter Alina starb 1989. Der Sohn heißt Artur Arndt. Der Tod von Heinrich Arndt war besonders tragisch und wurde durch Zeitungen, Rundfunk und das Fernsehen in ganz Norddeutschland bekannt: Heinrich Arndt hatte den Hang, etwas über den Durst zu trinken, kam alkoholisiert nach Hause und fiel die Treppe hinunter, erlitt dabei schwerste innere Verletzungen und konnte durch eine Notoperation gerettet werden. Doch als er auf der Intensivstation aus der Narkose erwachte, so begriff er nicht, was mit ihm geschehen war und wo er sich befindet. Er riß sich die Schläuche aus dem Leib, schleppte sich aus dem Krankenhaus und machte sich auf den Weg nach Haus. Nach etwa einem Kilometer fiel er tot um. Die Krankenschwester, die an seinem Bett wachen sollte, hatte sich unerlaubt entfernt und die Passanten, die ihn trafen - nicht wenige - kannten ihn und waren der Meinung, er wäre nur betrunken. Als sich später bekannt wurde, wie es sich tatsächlich verhalten hatte, wurden doch sehr viele Menschen sehr nachdenklich. Die Witwe Emilie habe ich persönlich kennengelernt, eine sehr religiöse alte Dame, die ständig kränkelte, aber ihren Haushalt noch selbst führte. In den ersten Novembertagen 1995 kam sie fast so tragisch wie ihr Ehemann kurz nach ihrem 84. Geburtstag durch einen Sturz auf der Terrasse ums Leben. Ob ein Herzschlag, der Sturz oder die große Kälte (man fand sie erst am Morgen) zu ihrem Tode geführt hatte, ist nicht bekannt. • Die Tochter Johanna verheiratet mit Robert Ratke, 1906 - 1993. Auf sie bin ich schon ausführlicher eingegangen ab Seite 187. Wilhelm Arndt in polnischer Uniform 199 Nach der Kirchenbucheintragung Sadowne 1831/24 verstarb Anna Wulfram geb. Swengel am 18. Februar 1831 in Platkowniza im Alter von 88 Jahren. Sie ist die Tochter des Matthäus Swengel und seiner Ehefrau Katarina. Als Zeugen treten auf der Schwiegersohn Jakob Ewald, 73 Jahre alt, sowie der Nachbar Michael Werner. Laut Urkunde hinterläßt die Verstorbene zwei Töchter in Platkowniza. Von der Familie Ewald gab es bis 1939 einige Nachkommen, die alle von diesem Jakob Ewald abstammen, so auch der Nachbar der Ratke's in Sadoles, Hermann Ewald. Ein wenig ausführlicher Sadoles. bin ich auf ihn eingegangen in der Einwohnerbeschreibung DIE FAMILIE KARAU Mit zu meinen Vorfahren zählt die Familie Karau. In alten Urkunden des Dorfes wird der Name auch Karoh geschrieben und weist dadurch noch deutlicher auf die Ortschaft Karow hin. Allerdings, auf welche Ortschaft Karow, das ist eine zweite Sache. Ein Dorf Karow liegt im Landkreis Genthin, Bezirk Magdeburg, ein Gutsdorf Karow gibt es im Landkreis Lübz im Bezirk Schwerin. Beide Ortschaften liegen somit im Mecklenburg. Man kann davon ausgehen, daß hier irgendwo auch einmal der älteste Vorfahre Karau gesessen hat. Es wird aber schon sehr lange zurückliegen. Der Name Karau ist nicht selten, und ist mir hier auch in Westdeutschland schon mehrfach begegnet. Die beiden ältesten Karau sind der Christian Karau und seine Ehefrau Christine geb. Kopp. Christian ist im Jahre 1813 bereits schon tot, seine Ehefrau starb am 20. Juni 1813 in Babskie Budy. Ob der Christian hier ebenfalls gelebt hat, das ist mir nicht bekannt. Die Sterbeurkunde 1813/86 des Kirchenbuches von Wiskitki lautet; Bary, den 21. Juni 1813 um 11 Uhr mittags. Vor dem Pfarrer und Standesbeamten der Gemeinde Wiskitki, Kreis Sochaczew, Dep. Warschau erscheint Fried- rich Koro (Korau), der Sohn der Verstorbenen, 21 J ahTe und Andreas Nering, Landwirt, 25 Jahre. Sie erklären, daß am gestrigen Tag um 4 Uhr nachmittags in ihrem Haus verstarb Christina Kop (Kopp) Witwe Karowa (Karau) 56 Jahre alt, geboren in Thorn. Die Eheleute Karau hatten den Sohn Friedrich, der 1792 im Kreis Gostynin geboren wurde. Christine Karau wurde in Thorn an der Weichsel geboren, ihr Sohn schon weiter östlich im Weichselgebiet. Die Karau's sind somit zweifelsfrei Weichselkolonisten. Friedrich Karau wurde Kolonist in Platkowniza, heiratete noch in Babskie Budy eine Elisabeth Zielke (geboren um 1800) und hatte zahlreiche Kinder. Seine Sterbeurkunde aus dem Jahre 1850 liegt mir vor: Kirchenbucheintragung 1850/54 Geschehen im Dorf Sadoles, Gemeinde Kolodiaz am 6. November Es erscheinen Martin Nachbar Zielke, der Schwager des unten genannten des Verstorbenen, 30 Jahre, beide Landwirte neuen Stils 1850 um 9 Uhr m01;gens. Verstorbenen, 3 2 Jahre und Martin in Platkowniza, Bryer, der hiesige Gemeinde wohnhaft. Sie teilten mit, daß am 4. November neuen Stils des laufenden Jahres um 11 Uhr abends in Platkowniza Priedrich Karau, Landwirt in Platkowniza, verstarb 58Jahre alt Sohn des Christian und der Christine geb. Kopp, verstorbene Eheleute Korau, geboren in S aq,y, Gemeinde S ZlViniary, Kreis Gosrynin, Gouvernement Warschau. Er hinterläßt neben der verwitweten Ehefrau Elisabeth geb. Zielke (hier ylke) Eva verh. Schultz in Sadoles, Christian, Marie (Marianne), Elisabeth die 10 Kinder, davon 4 verheiratet: verh. Werner in Platkowniza, Kor/, An- na, Kotarina, Koroline, Gott/ieb, Eufrosine Nach Feststellung des Todes von Friedrich Korau wurde der Akt den Anwesenden vor;gelesenund geschlossen. gei: Tetzner, Pastor in Wengrow Elisabeth Zielke entstammte nach Platkowniza gingen. einer Kolonistenfamilie aus Babskie Budy, von denen Mitglieder mit 200 Ein Bruder der Elisabeth Zielke war Marttn Zielke, der als Zeuge in der Sterbeurkunde des Friedrich Karau auftritt. Er lebte von 1817 bis 1874 und war Landwirt in Platkowniza. Verheiratet war er mit Elisabeth Redun (1817 - 1878). Das Ehepaar hatte einen Sohn Samuel Zielke (1847 - 1917), der seit 1870 mit einer Christtne Ritz (1848 - 1928) verheiratet war. Christtne Ritz war die Tochter von Peter Ritz (1823 - 1910) und Eva Lottes (1826 - 1887). Das Ehepaar Samuel und Christtne Zielke hatte einen Sohn Robert Christtan Zielke, geboren am 11. Dezember 1883 in Platkowruza. Die Eltem ließen ihren Sohn das Gymnasium in Mariampol besuchen, ab 1904 studierte er in Dorpot Theologie und wurde Pastor in Bessarabien. Gestorben ist Zielke am 12. Dezember 1930 in Rostow am Don als der dortige Propst. Weiter ist anzumerken, daß diese Christtne Ritz die Schwester der zweiten Ehefrau meines Ururgroßvater Jakob Jabs mit Namen Eleonore war und Schwester des Heinrich Ritz, der mit der Schwester Wilhelmine meiner Urgroßmutter Christtne Ratke geb. Erichson verheiratet war. Nach der Sterbeurkunde hinterließ Friedrich Karau 10 Kinder (Nummerierung mit römischen Ziffern) r. Eva, verheiratete Schultz in Sadoles, über sie ist mir weiter nichts bekannt. Ir. Christian, geboren 1822 in Babskie Budy, verheiratet mit Marianne Ratke, Tochter des Johann Ratke und seiner Ehefrau Helene geb. Ewald. Marianne ist am 17. Juni 1826 ebenfalls in Babskie Budy geboren. Am 19. Dezember 1844 gebar Marianne Karau eine Tochter Eva in Platkowniza. Durch deren Heirat am 10. November 1861 mit Jakob Ratke wurde Eva meine Ururgroßmutter. Diese Eva Karau ist wohl vor 1880 verstorben. Die Eheleute Karau hatten noch einige Töchter, die später in keiner Urkunde mehr erscheinen, auch nicht in dem Testament Johann Ratke. Hier werdea nur die Erben der Eva Ratke geb. Karau genannt. Es ist deshalb davon auszugehen, daß diese Kinder früh und ohne Erben verstorben sind. Marianne Karau starb jung, wann ist mir nicht bekannt. Jedenfalls heiratete Christtan Karau in zweiter Ehe am 2. Februar 1856 eine Karotine Wise (t 1915), die Tochter des Christtan Wise und seiner Ehefrau Eva geb. Manke. Vermutlich ist Marianne Karau kurz vorher verstorben. Ehemänner mit kleinen Kindem pflegten meist nach nur kurzer Trauerzeit wieder zu heiraten. Christtan Karau starb mit 35 Jahren am 4. September 1857 in Platkowniza. Nach seinem Tod gebar ihm seine Witwe Karotine einen Sohn am 12. April 1858. Der Sohn wurde nach seinem Vater Christtan genannt. Er war somjt der Halbbruder meiner Ururgroßmutter. Dieser Christtan Karau jun. war Bauer in Platkowniza. Wenn mein Großvater in Platkowniza zur Kirche war, so lud ihn sein Onkel Christtan häufig ein, bei ihm zu Mittag zu essen. In erster Ehe war Christtan Karau mit Juliane Ewald verheiratet, geboren am 19. Januar 1861 in Platkowniza als Tochter des Heinrich Ewald und seiner Ehefrau Anna geb. Müller. Im Artikel über die Familie Ewald habe ich sie bereits erwähnt. Aus dieser Ehe gingen zahlreiche Kinder hervor: (a) Jakob Karau, geboren 16. Oktober 1883 in Platkowniza, gestorben 3. August 1938 in Kumo, Lehrer und Sejmabgeordneter. Aus dem evangelischen Volks-Kalender für das Jahr 1939 EIN SOHN PLATKOWNICAS, JAKOB KARAu Zum Ableben Am 3. August t des ehemaligen Sejmabgeordneten 1938 verstarb in Kutno der ehemalige deutsche Sejmabgeordnete Jak ganze Kutnower evangelische Gemeinde und auch viele Andersgläubige 0b Kar a u. Die standen am Sarge des Verewigten, um dem Organisten an der evangelischen Kirche und Lehrer an einer Kutnower Doifschule die letile Ehre Zu erweisen. Die Trauelgemeinde In Platkowniifl, umfaßte aber einen viel größeren Kreis als den, der am Sarge versammelt war. 16. Oktober 1883 geboren, wirkte der Verewigte nach Absolvierung des im Jahre 1902 als Lehrer in Groß-Neudoif und Wloc/awek. Hier in Wloc/a- Kreis Wengrow, am Warschauer Lehrerseminares 201 wek bekleidete er gleichzeitig das Amt des Gemeindekantors, Kirchenvorstehers und eines Stadtverordneten. Seine treue Pflichterfüllung und sein liebenswürdiges Wesen erwarben ihm bald das Vertrauen seiner Volks- und Glaubensgenossen auch in der weiteren Umgebung. Die Deutschen des Wahlbezirkes Wloc/awek - Lipno - Nieszawa Volksvertretung. wählten ihn deshalb einstimmig ;;,:}VeimalZu ihrem Sprecher in der polnischen Zu seiner Beerdigung, der eine Trauerfeier in der schöngeschmückten Kirche hervorging, wo der Sarg aufgebahrt war, hatten sich mit den Angehörigen seine Schüler aller Nationalitäten, Vertreter des Deutschtums in Polen und eine riesengroße Trauergemeinde eingifunden, die in der Kirche allein nicht Platzftnden konnte. Seine sterbliche Hülle wurde von den Pastoren Ludwig Stegmann, Rückert, Wittenberg und Tungto zur letZfen Ruhestätte geleitet. Ein Vertreter seiner Lehramtskameraden rief dem Verblichenen Abschiedsworte ins Grab nach und schilderte ihn als gewissenhaften Pädagogen, den nicht nur seine Schüler, sondern auch seine Kollegen liebten und verehrten. Zum Schluß hielt der ehemalige Kantor Utta eine längere Ansprache, in der er das Wirken des Verblichenm zum Wohl des ganzen Volkes in seiner Eigenschaft als Lehrer, Kantor, Kirchenvor- steher, Mitglied der Synode der Evang.-Augsburgischen Kirche, besonders aber als deutscher Sejmabgeordneter schilderte. Im Jahre 1922, als Jakob Karau von der deutschen Bevölkerung der Kreise Wloc/owek, Lipno und Nieszawa Zu ihrem Abgeordneten gewählt wurde, hatte er in LldZ eine Rede gehalten und etwa folgendes aus- giführt: "Ich habe mich bisjetZf stets bemüht, dem Glauben, dem Volkstum treu Zu sein und meine Volksgmossen mein Lebenszjel bleiben. " Zu dieser Treue anzuhalten. und den Sittm unserer Väter Dies soll auch ferner mein Bestreben und Dieses hat Jakob Karau auch in den schwersten Lebensstunden und unter allen Verhältnissen restlos eingehalten. Selbst dann, als ihn wegen seiner Treue so mancher harte Schlag und schweres Herzeleid getroffin hat, ließ er sich nicht entmutigen. Er blieb seinem Volke treu sowohl in guten als auch in schweren Tagen und setZfe sich für seine Belange immer hilfsbereit ein. Wir kijnnen sein Andenken nicht besser ehren, als daß wir an seiner Gruft geloben, daß auch wir seinem Beispiel folgen und dem Glauben und den Sitten unserer Väter, was auch immer kommen mag, stets die Treue bewahren. Jakob Karau, der Stolz der Familie und der Kolonie hatte ein schweres Leben hinter sich, als er starb. Für sein Eintreten für die deutsche Minderheit, er war neben dem oben erwähnten Senator Utta einer der wenigen deutschen Vertreter im polnischen Parlament, wurde er mehrfach strafversetzt, konnte aber auf gerichtlichem Wege stets sein Recht erstreiten. Seine Nachkommen leben im Westen. Vor kurzem las ich, daß der noch letzte lebende Nachkomme, ein Sohn Adalbert, im Sommer 1995 in Berlin im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Von Beruf war er Rechtsanwalt. Ein Enkel von Jakob Karau war Senatsdirektor in Berlin. Sein Leben endete Ende der 80er Jahre durch einen Sprung von einer der Autobahnbrücken im Sauerland. Er war depressiv. Seine Ehefrau, eine Pastorin, wollte nicht zu ihm nach Berlin ziehen. (b) Wilhelm Karau, geboren am 16. August 1886 in Platkowniza, gestorben 1944 in Klein Küdde bei Neustettin/ Pommern, wohin er 1919 gezogen war, nachdem die Unruhen zwischen Polen und den Bolschewiken ausbrachen. Wilhelm Karau war ebenfalls gelernter Lehrer, betätigte sich in Pommern allerdings als Bauer. Verheiratet war er seit 1913 mit Pauline Heise (1893 - 1971) aus Platkowniza, der Tochter von Friedrich Heise und seiner Ehefrau Marie geb. Rüdiger (Enkelin von Johann Ratke d. Ä.). Die Tochter Erna, geb. 1920 in Neustettin/Pommern, verh. mit Hermann Lachmund aus Niedersachsen, lebt in Winsen an der Aller. (c) Karotine Karau, geboren am 19. September 1888 in Platkowniza, gestorben am 30. Juli 1945 in Polen, verheiratet mit dem schon mehrfach erwähnten Adolf Kurtz aus Sadoles, geboren am 9. September 1883 in Sadoles, gestorben am 18. August 1967 in Unterlüß/Niedersachsen. Der Sohn Adalbert starb als Säugling zusammen mit seinem Großvater Kurtz an den Strapazen der Verschleppung nach Rußland. Erna Papke geb. Kurtz berichtet: Meine Mutter wurde in dem Dorf Nischna-Dobrynka untergebracht. Am Ufer der Wolga spülte sie ihre Wäsche. Auf Grund guter russischer Sprachkenntnisse durfte sie auf der Post arbeiten. Im Kirchenchor sang sie im Sopran mit. Im Sommer 1918 kehrte sie mit ihrer Schwiegermutter Julianna Kurtz, geb. Timm, nach Sadoles zurück, wo sie ihr Haus ohne Fenster und Türen vorfand.Eine gewagte, geglückte Flucht aus der Kriegsgefangenschaft in Ostpreußen ermöglichte es 1918 meinem Vater, am Begräbnis seiner Mutter (der alten Frau Kurtz) teilzunehmen, dann führte ihn die Gendarmerie ab. Meine Mutter mußte auf seine Rückkehr bis 1919 warten und die sehr schwierigen Verhältnisse alleine bewältigen. 202 Wilhelm Karau mit Ehefrau Pautine u. Tochter Erna In der Zeit von 1919 bis 1928 kamen wir zur Welt: Erna, Erhard, Emilie, Alice und Lilli. Unsere Eltern lehrten uns Pflicht und Verantwortung zu übernehmen. Die Zeit brachte wieder dunkle Wolken. Im August 1939 verhafteten die Polen nachts unseren Vater. Tapfer trug nun alleine meine Mutter die Verantwortung für uns. Da kam der Polenfeldzug. Als unser Vater nach einem Fußmarsch von ca. 700 km aus der Verbannung zurückkehrte, fand er ein leeres Haus und unseren Hund an, der es bewachte. Die Umsiedlung hatte stattgefunden. Auf der Flucht 1945 gerieten meine Angehörigen in ein Panzerfeuer, später wurden sie ins Gefängnis gebracht. Eine Frau ohne Schuhe, in Lumpen gehüllt, mit dem Hakenkreuz gekennzeichnet, mußte Schnee schippen, - es war meine Mutter! Ihr Leben endete mit 56 Jahren am 30.07.1945. Ohne Sarg, ohne Begräbnis, mit einem "Gestörten Vaterunser" - das Vater nicht zu Ende beten durfte, wurde sie beerdigt! Meine Angehörigen konnten 1949 Polen verlassen, - ohne meinen Bruder Erhard. Im Lager Potulice, Baracke 22, wurde sein Leben mit 27 Jahren am 19. Februar 1949 ausgelöscht. Die Ruhestätte: ein Massengrab. Warum?! Erwähnen möchte ich besonders die Tochter Erna der Eheleute Kurtz, verheiratet mit dem Lehrer i. R. Jakob Papke, von der einige Texte in dieser Chronik verarbeitet sind und von der 203 auch die vorstehenden Zeilen stammen. Sie wurde am 5. April 1919 in Sadoles geboren und ist sehr an ihrer Heimat interessiert. (d) Johanna Karau, geboren am 21. Juni 1891 ermordet 1945 in der Gegend von Plonsk, verheiratet mit dem Bauern Samuel Krebs (dem Wetterkundigen) in Sadoles. Samuel Krebs (geboren 1871 und verstorben vor 1939 in Sadoles), war in erster Ehe mit Hulda Hartmann verheiratet, einer Halbschwester meiner Ururgroßmutter Wilhelmine Jabs geb. Hartmann. Die Familie Christian Karau von lks: Johanna Krebs geb. Karau (1891-1945) Karoline Kurtz geb. Karau (1888-1945) Adolf Kurtz (1883-1967) Adolf Karau (1903-1997), lebte in Kanada Robert Karau (t 1949) Christian Karau (1858-1933) Karoline Karau geb. Karau, seine 2. Ehefrau nach dem Tode des Ehemannes nach Kanada ausgewandert der kleine Junge rechts ist in Rußland gestorben im Sarg: Gustav Karau (?) Juliane Karau geb. Ewald starb jung am 8. Juli 1892 in Platkowniza. Der Witwer heiratete daraufhin eine Verwandte, Karoline Karau, geb. Karau, mit der hatte er auch noch vier Kinder, von denen aber nur zwei erwachsen wurden, diese wanderten nach Kanada aus. Christian Karau starb am 17. Oktober 1933 in Platkowniza im Alter von 75 Jahren. Seine Witwe Karoline wanderte 1937 nach Kanada zu ihren Kindern aus. Den Hof in Platkowniza übernahm die Enkelin Amalie Krebs, verheiratet mit Jakob Restau. Amalie ist die Tochter des oben erwähnten Samuel Krebs. Amalie starb bald darauf, der Ehemann wanderte mit den Kindern nach Kanada aus und ist dort vor einigen Jahren verstorben. Die Mutter Karoline Karau starb am 29. März 1915 in Kamyszin an der Wolga im Alter von 82 Jahren, kurz nach der strapaziösen Verschleppung aus der Heimat am Bug nach Rußland 204 Fortsetzung der Kinder der Eheleute Friedrich und Elisabeth Karau: IH. Marianne Karau, außer dem Namen ist mir nichts bekannt IV. Elisabeth, verh. mit Johann Werner aus Platkowniza V. Kar! Karau, geb. ca. 1833 in Platkowniza, seit dem 28. Oktober 1851 mit der Lehrertochter Anna Dorothea Daus verheiratet, 20 Jahre alt. Der Vater Christoph Daus war zu damaliger Zeit Lehrer in Platkowniza. Verheiratet war er mit der damals schon verstorbenen Anna Katharina Betcher. Die Anna Dorothea war in Rumankie Zbrachlinski, Gemeinde Lubonie, Kreis Kujawien geboren worden. Trauzeugen: Christian Karau, 28 Jahre, und Johann Werner, 22 Jahre. VI. Anna Karau, geb. kurz vor dem 27. Juli 1834 in Platkowniza. Zeugen waren ein Johann Jabs, 45 Jahre, und Stanislaw Rolk, 56 Jahre, beide aus Platkowniza. Paten waren Johann Jabs und Elisabeth Werner. Anna war verheiratet mit dem Bauern Samuel Semke (siehe unter Semke) und starb am 22. Sept. 1866. VII. Katharina Karau, geboren ca. 1836, verh. mit Martin Ratke, Sohn des Johann Ratke d. Ä. und der Helene Ewald VIII. Karoline IX. Gottlieb X. Eufrosine über die drei letzten Kinder ist mir nichts bekannt. FAMILIE DANIEL RATKE Diesen jüngeren Bruder des Peter und des Johann Ratke haben wir nicht in unserer Ahnenfolge. Einzig die mit uns verwandte Familie Gertz zählt ihn zu ihren Vorfahren Daniel Ratke wurde laut Geburtsurkunde am 18. Januar 1811 in Babskie Budy als Sohn des Martin Ratke, hier wird sein Alter mit 40 Jahren angegeben, und dessen Ehefrau Otty (Dorothea) geb. Jabs geboren. Verheiratet war Daniel mit ElisabethJabs, etwa 1813 wohl auch in Babskie Budy geboren. Ihr Vater war der Landwirt Paul Jabs. Im Jahre 1846 wird Danie! Ratke als Schulz (Soltys) in P1atkowniza erwähnt. Möglicherweise lag sein Hof in der gleichen Gegend wie der seiner Brüder, also nördlich von Sadoles. Doch wieviel Land er besessen hat, ist mir nicht bekannt. Wann Daniel und seine Ehefrau verstorben sind, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Allerdings sind einige seiner Kinder in der Kolonie wohnhaft gewesen. Katharina Ratke. Das älteste mir bekannte Kind ist auch das für unsere Familie interessanteste. Es ist die Tochter Katharina, die am 17. August 1835 geboren wurde, 1852 einen Jakob Gertz heiratete und damit die Stammutter der mit uns durch die Familie Erichson sehr eng verwandten Familie Gertz. Sie starb hochbetagt wohl Anfang 1933 in Skorodniza im Cholmer Land. Auf sie gehe ich ausführlicher in meiner Beschreibung der Familie Gertz ein. Eva Ratke, geb. in Platkowniza am 22. Februar 1837, Zeugen waren die Kolonisten Jakob Jabs (mein Vorfahr), 43 Jahre, und Michael Pril, 28 Jahre. Taufpaten: David und Eva Jabs Dorothea Ratke, geboren am 12. September 1839 in Platkowniza. Zeugen: die Kolonisten Johann Witzke, 28 Jahre, und Johann Breyde, 24 Jahre. Taufpaten: Helene Ratke, die Tante des Kindes und Johann Witzke Johann Ratke, geboren am 16. Juni 1841 in Platkowniza, seit dem 20. September 1868 verheiratet mit Emilie Rötel aus Morczyczyn. Ihr ältester Sohn war Martin, geh. 13. November 1869 in Platkowniza, der sog. "schmucke Ratke", Nachbar der Familie Ratke in Ociete. Zugleich war er Dorfschulze in Ociete für einige Jahre. Verheiratet war er seit dem 27. Januar 1888 mit der Witwe Karoline Müller, geb. am 14. Oktober 1863 in Sojkowek, Tochter des Heinrich Müller und seiner Ehefrau Rosine Tews. Martin kam in der Verbannung in Rußland zur Zeit des 1. Weltkrieges ums Leben, seine Witwe statb urp.l'930 in Ociete. Meine Großmutter saß an ihrem Sterbebett. Das 205 Ehepaar hatte vier Kinder. - Der Leser beachte auch bitte die Angaben im Artikel über Ociete. zur Familie Martin Ratke Die Kinder der Eheleute Martin und Karoline Ratke: Emilie, verh. mit einem Patzer Michael, in die USA ausgewandert Friedrich, geb. 1893, zuerst Nachbar in Ociete, später baute er sich einen Hof in Obrockie. Verheiratet mit Hulda Nehring, die 1939 im Alter von 42 Jahren gestorben ist. Die Tochter Natalie verh. mit Rudolf Hinz aus Platkowniza hat mir freundlicherweise diese Information zur Verfügung gestellt. Sie lebte jetzt in der Nähe von Bremen. Friedrich heiratete übrigens später seine Schwägerin Amanda, die Witwe des nachfolgenden Julius Ratke. Allerdings wurde die Ehe geschieden. Beide sind erst vor einigen Jahren hochbetagt verstorben. Julius, der, wie ich schon schrieb, mit 33 Jahren starb, weil er zuviel Kartoffelpiroggen hatte Er war mit Amanda Ziesmann gegessen verheiratet. Ein weiterer Sohn des Ehepaares Johann und Emilie Ratke war der am 6. November 1876 in Platkowniza geborene Wilhelm Ratke. In erster Ehe war er seit dem 8. November 1896 mit einer Pauline Jabs verheiratet. Ein Sohn aus dieser Ehe war Siegmund (*14.10.1904), verheiratet mit Rosamunde Ortlieb aus Sadoles. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete Wilhelm am 2. Februar 1919 die Witwe Hulda Kiesel geb. Heise. Das Ehepaar wurde gemeinsam mit meinen Großeltern in der I<irche zu Platkowniza getraut. Die Tochter aus dieser Ehe ist Amalie Neumann geb. Ratke, die Ehefrau des Adolf Neumann, von dem ich zahlreiche Texte übernommen habe. Wie schon erwähnt, ist Neumann im Sommer 1995 verstorben, seine \V'it\ve lebt in Neumünster. DIE FAMILIE lABS Neben dem Familiennamen Ratke ist der Name Jabs im gesamten Bereich der Weichselkolonisten sehr häufig. Dieser Name ist niederdeutschen, wenn nicht sogar friesischen Ursprungs und leitet sich von der plattdeutschen Form des Namens Diedrich (Tjaderik) ab. Die häufigere Form des Namens ist Jebens, der noch weiter gekürzt wurde, so daß schließlich nur noch Jabs übrigblieb. Der Name kommt bei Kolonisten auch in der Form Jobs, Jops vor. So wurde der Name in Weichselplatt ausgesprochen. Ihren Sitz hatte unsere Familie Jabs in Babskie Budy und den umliegenden Dörfern. Dort gab es verschiedene Jabs-Familien, die woW untereinander verwandt waren. Ich erinnere daran, daß unsere Stammutter Ratke eine Jabs war. Vielleicht ist sie sogar eine Schwester meines ältesten mir bekannten Vorfahren aus der Jabs-Familie, dem Adam Jabs. Es ist in der Jabs-Familie schwierig, hier eine genaue Linie innerhalb der Familie festzustellen, wie es z. B. bei 'den Ratke's möglich war, wo drei Brüder nach Platkowniza zogen. Dieser Adam Jabs, auf den sich alle Jabs in der Kolonie zurückverfolgen lassen, ist am 17. Februar 1817 um Mitternacht in Babskie Budy verstorben, 66 Jahre alt. Als Witwe "rird in dieser Urkunde eine Susanne Rinas angegeben. Ob sie nun seine erste und einzige Ehefrau war, kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist sie die Mutter des Adam Jabs, 27 Jahre alt, der in dieser Urkunde als Zeuge auftritt. Adam Jabs wurde in Preußen geboren, wahrscheinlich im Kreis ScWochau bei Schneidemühl. Ein Sohn dieses Adam Jabs ist Jakob, geboren um 1785, wo, das ist mir nicht bekannt. Er war verheiratet mit Eva Neumann, geboren um 1791. Die Eheleute lebten in Babskie Budy, als ihnen 1815 ein Sohn Johann geboren wurde. Die Geburtsurkunde liegt mir vor. Danach wurde Johann Jabs am 12. Mai 1815 in Babskie Budy geboren. Als Zeugen treten seine Onkel Adam Jabs, 25 Jahre (oben bereits in der Sterbeurkunde des Großvaters erwähnt) und Gottfried Jabs, 52 Jahre auf. Gottfried war vermutlich der Bruder des Adam d. Ä .. Dieser Johann Jabs ist mein Urururgroßvater großmütterlicherseits. Im Jahre 1828 war die Familie Jakob Jabs nicht mehr in Babskie Budy sondern in einem Dorf Studianski Budy, Kreis Rawa, wo ihnen ein Sohn Martin geboren wurde, der spätere Ehemann der Dorothea Ratke, Tochter des Johann und der Helene Ratke. Jakob Jabs wurde Kolonist in Platkowniza. Er erscheint in zahlreichen Urkunden seiner Verwandten Daniel und Elisabeth Ratke, letztmalig 1837. In der Heiratsurkunde seines Sohnes Martin aus 206 demjahre 1848 wird er als schon verstorben bezeichnet. Eva Jabs geb. Neumann lebte damals aber noch. Verheiratet war JohannJabs mit Christina(e) Restau aus Babskie Budy, Tochter des Johann Restau und der Rosalie Klamer. Die Geburtsurkunde lautet: Wiskitki Balry, 1816/179 17. 10. 1816 um 12 Uhr mittags. Vor dem Pfarrer, der auch das Amt eines Zivil beamten wahrnimmt in der Gemeinde Wiskitki, Krs. Sochaszew, Dep. Warschau, erscheint Johann Restau, der Vater, 30 Jahre, Kolonist in Balry und zeigt ein Kind weiblichen Geschlechts, geboren am gestrigen Tage (dem 16.10.1816) frau Rosalie geb. Klamer, Oben angiführte Erklärung 24 Jahre um 11 Uhr morgens, gezeugt von ihm und seiner Ehe- alt. Es war sein Wunsch, dem Kind den Namen Christina und das Vorzeigen des Kindes eifolgte in Gegenwart des Christian 40 Jahre und Johann Zielke, Meister der Kunst der Tuchmacher, 24 Jahre Zu geben. Ortlieb, Zinsbauer, alt, beide in Balry wohnhaft. Der Zeuge Christian Ortlieb lebte später in der Kolonie Sadoles. Er war mit einer Christine Wemer verheiratet. In einer Urkunde aus dem Jahre 1850 wird er als verstorben bezeichnet. Geboren wurde er ca. 1784. Die Altersangaben in den Urkunden aus Babskie Budy sind meist sehr wiedersprechend. Johann Restau's Alter wird 1834 mit 60 Jahren angegeben, 1823 mit 40 Jahren, 1825 wiederum mit 40 Jahren. Wann das Ehepaar Johann Jabs und Christine Restau geheiratet haben, das ist mir nicht bekannt. Das Ehepaar soll sieben Söhne und eine Tochter gehabt haben, bekannt sind mir: 1. Marianne, geb. 1. Februar 1840 in Platkowniza, Zeugen: Christian Wemer, 23 Jahre, Andreas Detzlau, 38 Jahre, beide Kolonisten in Platkowniza H. Jakob, geb. 22. Mai 1842 in Platkowniza, mein Ururgroßvater, verstorben 1915/16 in Rußland IH. Michael, geb. 20. Februar 1847 in Platkowniza, Zeugen: Michael Jabs, 27 Jahre, Landwirt in Ociete, Jakob Restau, 32 Jahre, Gastwirt in Platkowniza N. Heinrich, geb. 15. November 1848 in Platkowniza, Zeugen: Heinrich Dobslaff, 28 Jahre alt, Peter Ratke, 47 Jahre alt (mein Vorfahr), beide Landwirte in Platkowniza. Taufpaten waren der Heinrich Dobslaff und Eva Ristau aus Sadoles. Dieser Heinrich Jabs war der Stammvater der Familie Jabs in Sojkowek, die dort eine Schmiede und eine Landwirtschaft betrieben. Er hatte am 4. November 1871 Susanne Theise, Tochter des Friedrich Theise und seiner Ehefrau Christine geb. Rienas geheiratet. Von seinem Schwiegervater erhielt er Land in Zajeziercze, wo er sich einen Hof errichtete. Mit seiner Ehefrau hatte er insgesamt 8 Kinder. Der Schmied Friedrich Jabs in Sadoles gehörte dazu, der Schmied Jakob Jabs in Sojkowek, Susanne verh. Benschkowski (sie erbte den Hof), eine Euphrosine verh. mit einem Hintz in Lonschka. Weitere IZinder waren Samuel, Adolf, Karl und Edmund. Das Sterbebild des Heinrich Jabs ist bis in unsere Zeit überkommen und zeigt seine gesamte Familie wie auch seinen Bruder Friedrich mit Ehefrau. Heinrich Jabs ist in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts verstorben. Jakob Jabs und seine Ehefrau Berta geb. FeWau hatten zahlreiche Kinder. Mir persönlich bekannt ist Robert J abs, geboren in Sojkowek am 23. März 1923, der heute in den USA lebt. Ein Mann, der noch viel von seiner Heimat erzäWt, durch eine inzwischen schwache Gesundheit am Reisen gehindert ist. Bekannt ist mir ferner einer der älteren Söhne: Jakob Jabs, der mit Lydia Dittmann verheiratet war, der Verkäuferin in Sadoles sowie die Schwester Johanna verheiratete Lüders, der wir auf den Familientreffen begegnen. V. Adam Jabs, geb. 24. November 1852 in Platkowniza, Zeugen: David Wemer, 23 Jahre, Heinrich Dobslaff, 42 Jahre, beide Landwirte in Platkowniza. Dieser Adam war ursprünglich in Sadoles ansässig, doch verzog er Ende des letzten Jahrhunderts nach Lonschka. In erster Ehe war er mit einer Karoline Adam, geb. 17. Oktober 1852 in Sadoles, verheiratet; Tochter des Heinrich Adam und seiner Ehefrau Karoline geb. Schulz. Nach deren Tod heiratete er ein weiteres Mal. Gestorben ist er im April 1927 in Lonschka. 207 Zu seinen Nachkommen zählt u. a. Frau Hulda Freier geb. Kronenberger, die Nachbarin der Ratke's in Bischfeld. Hulda Freier, 1914 in Lonschka geboren, lebt jetzt in Bergen/Niedersachsen. Verheiratet war sie mit Eduard Freier, der im 2. Weltkrieg fiel. Eine weitere Enkelin von Adam J abs ist Ella J abs geb. Ristau, die Ehefrau von Robert Jabs, Enkel des Heinrich Jabs aus Sojkowek aus der Ehe mit Bertha Fehlau, die aus dem Memelland gebürtig war. VI. Friedrich Jabs, wann geboren ist mir nicht bekannt. Er starb um 1935 und hatte ein kleines Haus im Wald in Sojkowek. Er soll Waldaufseher gewesen sein. Friedrich Jabs war verheiratet, der Namen seiner Frau ist mir nicht bekannt. Ebenso ist mir auch nicht bekannt, ob er Kinder hatte. Ob sich auf ihn die folgende Anekdote bezieht, das will ich nicht behaupten. Meine Großmutter erzählte sie mir und meinte, daß dieser Mann ein enger Verwandter ihrer Familie Jabs gewesen sei, sie kannte sich nur nicht in den Familienverhältnissen aus. Jedenfalls erzählte mir meine Großmutter, daß in dem Wald in Sojkowek ein armer Mann gelebt haben soll, der davon lebte, daß er sich alles aus dem Wald holte. Der Wald gehörte dem Grafen Zamoyski, so daß man schon von Diebstahl sprechen konnte. Irgendwann hatte mal jemand aufgebracht, wenn dieser Mensch stirbt, dann müßte auf der Beerdigung gesungen werden: "Nun ruhen alle Wälder." Er starb, die Leute verließen den Friedhof und irgendeiner stellte fest, daß nun doch nicht dieses Lied gesungen wurde. Alle lachten sehr herzlich nach dieser Beerdigung. (FriedrichJabs war der Großonkel meiner Großmutter.) DIE FAMILIE JAKOB JABS Mein Ururgroßvater Jakob Jabs, geb. in Platkowniza am 22. Mai 1842 ist zweimal verheiratet gewesen. Aus beiden Ehen sind zahlreiche Kinder vorhanden, die ich namentlich zum größten Teil nicht kenne. Wann er seine erste Ehefrau Wilhelmine Hartmann heiratete, ist mir nicht bekannt, ebensowenig, wann genau sie geboren wurde. Sie war eine Tochter des Bauern Ludwig Hartmann (1817 - 1901) aus Platkowniza und seiner ersten Ehefrau Euphrosine Wiese (1819 - 1852). Sie wird wohl etwa im gleichen Alter wie ihr Ehemann gewesen sein, denn im Februar 1873 wird ihr Alter mit 30 Jahren angegeben. J ohann J abs: Am 9. Februar 1873 wurde dem Ehepaar J abs ein Sohn J ohann geboren, mein Urgroßvater. Nach der Geburtsurkunde Nr. 14/1873 war der Vater Jakob Jabs Landwirt in Sojkowek. Der Pate Michael Hartmann ist vermutlich ein Verwandter der Mutter Wilhelmine Jabs geb. Hartmann. Nach der mir vorliegenden Geburtsurkunde wurde er am 29. August 1833 in Platkowniza als Sohn des Landwirtes Friedrich Hartmann und seiner Ehefrau Katharina geb. Radon geboren. Er ist somit der Vetter der Mutter. Den Paten Peter Heise habe ich bereits schon erwähnt. Er starb 1928 neunzigjährig. Sein Hof lag in Platkowniza an der Grenze zu Sojkowek. Die Patin Elisabeth Tauber gehört zur Familie Tauber, die später nach Lonschka weiterzog. Die Familie lebte angeblich in der Nähe der Familie Kiesel in Zaiezierze. Frau Ruth Mainka, die Familienforscherin, von der ich die meisten Urkunden habe, ist eine Nachkommin dieser Familie. Zur Zeit der Geburt lebte die Familie Jabs in Sojkowek. Wo, das ist mir natürlich wieder nicht bekannt. Ich bin hier auf Mutmaßungen angewiesen. Mir ist bekannt, daß Ludwig Hartmann einen großen Hof in Platkowniza besessen hat und daß ein Hartmann-Hof an der Grenze Sojkowek-Platkowniza lag. Dieser Hof wurde nach der Jahrhundertwende aufgelöst und verkauft. Reinhold Heise erwähnt dies in seinen Lebenserinnerungen. Die Höfe Jabs und Bembenek standen auf diesem Grund. Also mutmaße ich, daß Jakob Jabs Land von seinem Schwiegervater Ludwig Hartmann erhalten hatte, als Mitgift seiner Tochter. Das Anwesen soll klein gewesen sein, so daß sich die Familie Jabs kaum ernähren konnte. Es ist überliefert, daß Jakob Jabs auch als Schulmeister und Tischler tätig gewesen sein soll, um sich etwas hinzuzuverdienen. 208 Seine Ehefrau Wilhelmine ist bald nach der Geburt von Johann gestorben. Jedenfalls heiratete Jakob Jabs zweieinhalb Monate nach der Geburt ein zweites Mal, am 27.04.1873, Eleonore Ritz aus Platkowniza. Die Tochter des Peter Ritz (1823 - 1910) und seiner Ehefrau Eva geb. Loties (1826 - 1887). Wilhelmine wird also möglicherweise im Kindbett gestorben sein, und eine Mutter für die kleinen Kinder wurde gebraucht. Eleonore Ritz brachte wieder Land in die Ehe, so daß Jakob Jabs wohlhabender wurde. Seinen Hof hat Jakob Jabs bis zur Verschleppung bewirtschaftet und wird ihn vielleicht auch weitervererbt haben. In der Verbannung soll er mit seinem Sohn Johann im gleichen Ort gewesen sein. Beide sind dort verstorben. Also zwischen 1915 und 1918 der Jakob, Johann starb im März 1916. Meine Großmutter meinte sich erinnern zu können, daß beide fast um die gleiche Zeit verstorben sind. An weiteren Kindern des Jakob Jabs sind mir bekannt geworden: Amalie Schmidtke, Ehefrau des Tischlers Christian Schmidtke in Platkowniza, wohnhaft in der Nähe der Kirche. Frau Schmidtke ist jung verstorben Rosalie Ratz in Platkowniza, verstorben in den 20er Jahren. Ihren stark verwitterten Grabstein haben wir bei einem unserer Besuche gefunden. Euphrosine Jeske, verstorben im Januar 1902 in Platkowniza nach der Geburt eines Kindes. Das Kind war tot oder starb unmittelbar nach der Geburt, jedenfalls wurden Mutter und Kind gemeinsam in einem Sarg bestattet. Sie war verheiratet mit Jakob Jeske (1865-1935). Aus dieser Ehe gingen zahlreiche Kinder hervor, die zumeist sehr jung verstarben. Einzig die Tochter Ottilie überlebte, geboren am 12. Nov. 1898 in Kutusoiha, Gemeinde Heimtal in Wolhynien. Der Der Vater war Maurer und reiste durch die gesamte Gegend. 1903 heiratete er Elisabeth Pede aus Ociete und wanderte mit ihr nach Amerika aus. Die Tochter blieb bei den Großeltern Jabs Qakob und Eleonore). Nach Angaben der Ottilie arbeitete Jakob Jabs als Tischler und Sargmaeher. Ottilie wurde von ihren Großeltern als Kuhhirte vermietet, wie es damals üblich war. Am 3. April 1914 wanderte sie nach Amerika aus. Weil sie noch so jung war, mochte sie allein nicht reisen und bat ihre Kusine, Juliane Jabs (Schwester meiner Großmutter), sie zu begleiten. Ihnen angeschlossen hatten sich noch Gustav Sollert und Edmund TimID. Sie fuhren mit dem Dampfer "Main" von Bremen nach Philadelphia. In Amerika arbeitete sie in einem Muschelrestaurant und als Dienstmädchen bei einer jüdischen Familie. 1919 heiratete sie den in Platkowniza geborenen Julius Ortlieb (1895-1977). Sie lebten erst im Staate New Jersey, in Williamstown. Später zogen sie zum Sohn Richard Ortlieb nach Kaliforruen, wo die beiden verstorben sind. Ottilie im Jahre 1989. Julius Ortlieb, der Ehemann war in Platkowniza am 3. November 1895 als Sohn des Gottlieb Ortlieb (1870-1965) und seiner Ehefrau Elisabeth Ritz (1875-1935) geboren worden. Die Eheleute stammen aus der Kolonie Platkowniza-Sadoles, sind aber auch für eine geraume Zeit in Wolhynien ansässig gewesen. Beide sind mit den Familien Ritz und Ortlieb unserer Kolonie verwandt, denn vor der Auswanderung lebten sie in Ociete. Ortlieb war 1907 ausgewandert und holte im Jahr darauf seine Frau mit den Kindern nach. Die Familie lebte in Philadelphia. Ottilie Ortlieb geb.Jeske mit ihrer Kusine Juliane David geb. Jabs (sitzend) und deren Tochter Edith David 209 KarlJabs, der Lehrer gewesen sein soll wie sein Vater. Ein Sohn ist nach Lodz gezogen, zwei nach Amerika ausgewandert. Johanna, verheiratet mit Leopold Erismann, einem Landwirt in Sadoles. In dieser Familie war meine Großmutter Natalie als Mädchen als Aufpasserin für die Tochter Emma angestellt. Emma wurde 1908 geboren. Es war für meine Großmutter, die noch nicht einmal sechs Jahre alt war, eine harte Zeit. Sie war selbst noch ein schwaches Kind, als sie den Säugling beaufsichtigen mußte. Meine Großmutter meinte immer, damals hätte sie sich einen Wirbelsäulenschaden zugezogen. Die Erismann's waren zu Natalie nicht sehr freundlich, besonders Ludwig Erismann nicht. Er wurde für meine Großmutter der Inbegriff des Bösen. Ludwig Erismann kam in der Deportation in Rußland ums Leben. Seine Ehefrau überlebte ihn um viele Jahre und starb in den 70er Jahren dieses Jahrhunderts nahezu neunzigjährig in Velten bei Berlin bei ihrem Schwiegersohn Reinhold Heise. Kinder der Johanna: Emma Erismann (1908 - 1947), verheiratet mir Reinhold Heise (18981990), Landwirt in Platkowniza. Seine Lebensgeschichte ist in dieser Chronik aufgezeichnet. Otto Erismann, der in den dreißiger Jahren nach Kanada ausgewandert Jahren verstorben ist. Er war mit Hulda Heise verheiratet. DIE EHELEUTE] OHANN UND und dort vor einigen PAULINE ]ABS Johann Jabs ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater war nicht wohlhabend und so wurde Johann Jabs Tischler und Sargmacher, wohl wie sein Vater. Er wird als kleiner Mann geschildert, mit einem sehr freundlichen Wesen. Bis zu seiner Vermählung lebte er beim Vater. Am 23. Mai 1895 heiratete er die uneheliche Tochter der Marianne Hude geb. Semke mit Namen Pauline. Die Trauung fand am 23. Mai 1895 in der Kirche zu Sadoles statt. Die Braut war damals 16 Jahre und eine Woche alt. Die Eintragung lautet wie folgt: Geschehen in Sadoles am 23. Mai 1895 und acht Uhr abends. Wir geben kund, daß in Gegenwart der Zeugen Michael Wolf 46 Jahre alt, und Michael Patzer, 38 Jahre alt, beide Landwirte, Tage die Ehe geschlossen wurde ZfVischen dem ledigen Johann Jabs, wohnhaft in Sadoles, am heutigen 22 Jahre alt, evangelisch, wohnhaft bei dem Vater in Sojkowek, dortselbst geboren, Sohn des lebenden Jakob Jabs und dessen verstorbener Ehefrau Wilhelmine geb. Hartmann und Pauline Semke, ledig, 16 Jahre alt, evangelisch, wohnhaft bei der Mutter in Sadoles, geboren in Platkowniza, Tochter der Marianne geb. Semke. Der Eheschließung ging ein dreimaliges Aufgebot Pfarrkirche am Sonntag, dem 5. Mai gung der Mutter der Neuvermählten in der hiesigen dieses Jahres und an den folgenden Sonntagen sowie die mündliche Genehmi- die bei dieser Eheschließung ren, daß sie keinen Ehevertraggeschlossen haben. Dieser Akt sowie von uns und von dem Neuvermählten unterschrieben. zugegen war - voraus. Die Neuvermählten wurde den Neuvermählten erklä- und den Zeugen vorgelesen gei: Johann Jabs gei: Pfarrer Mikulski Einige Informationen zu den Trauzeugen: Michael Wolf wurde am 07. Dezember 1848 in Sojkowek geboren und war dort Landwirt. Verheiratet war er mit Karoline Witzke, geb. 17. Dezember 1868 in Platkowniza. Deren Sohn wiederum hieß Samuel Wolf (1893 - 1932), verheiratet mit Gertrud Schulz. Hiervon der Sohn ist Reinhold Wolf (1924-1994), von dem zahlreiche Texte dieser Chronik stammen. Michael Patzer, Landwirt in Sadoles, geboren am 02. Oktober 1857 in Sadoles als Sohn des Landwirtes Johann Patzer und seiner Ehefrau Anna Kopp. Die Patzer wohnten in Sadoles in der Nachbarschaft der Ratke's. Als dem Ehepaar Michael Patzer und Rosine geb. Witzke (*27.06.1862) eine Tochter Alwine geboren wurde, so war Taufpatin die Mutter der Pauline Semke. Diese Alwine (1901 - 1987) heiratete später Heinrich Rienas (1891 - 1951). Das Ehepaar hatte einen Bauernhof in Sadoles. Heinrich Rienas ist ein Semke-Nachkomme. Michael Patzer starb am 15. März 1928 im Alter von 70 Jahren, seine Ehefrau Rosine kam auf der Deportation am 13. März 1915 ums Leben, im Alter von 52 Jahren. - Die Tochter Wanda von Alwine und Heinrich Rienas lebt in Plön/Holstein, ist eine verheiratete Zabel, und mit ihnen gemeinsam sind wir in der Kolonie gewesen. Das Ehepaar Jabs hatte kein eigenes Haus. Sie wohnten zu Miete. Mir ist bekannt, daß sie bei der Familie Wiesinger in derem alten Haus zur Miete wohnten. Die eine Hälfte des Hauses wurde von den alten Wiesingers bewohnt, die andere Hälfte von den Jabs. Hier wurden wohl auch die Kinder 210 der Eheleute geboren. Einige Kinder sollen früh verstorben sein, überlebt haben die nachfolgenden I-Gnder: Juliane * 11.10.1897 Sadoles, t 03.12.1987 Williamstown, USA Emilie * 23.02.1901 Sadoles, t 05.07.1955 Pritznow/DDR Natalie * 10.11.1902 Sadoles, t 08.08.1990 Heide Friedrich Wilhe1m * 06.01.1906 Sadoles t 16.11.1994 Schwärzen/Schwarzwald 2 Kinder, ein Junge und ein Mädchen sollen in Rußland verstorben sein. Nach der Erzählung meiner Großmutter hatte das EhepaarJabs insgesamt sieben Kinder. Finanziell war die Familie Jabs sehr schlecht gestellt. Land hatten sie nicht, konnten sich höchstens etwas Gartenland pachten, ansonsten lebte man von dem Geld, das sich der Vater als Tischler und Sargmacher verdiente. So wurden die !(inder schon sehr früh in Stellung gegeben. Sie mußten bei anderen Familien arbeiten, wurden dafür beköstigt, und die Eltern bekamen möglicherweise dafür einige Rubel. Oft war die Arbeit für die Kinder so hart, so daß die Eltern J abs dann die Kinder wieder zurückholten. Die älteste Tochter Juliane wurde sogar zur Schule geschickt, obgleich teures Schulgeld dafür gezahlt werden mußte und sich viele Kolonisten dieses Geld sparen wollten. Allerdings blieb Juliane nur einen Tag in der Schule. Weil kein Geld für Lederschuhwerk vorhanden war, hatte der Vater ihr Holzschuhe geschnitzt. Darüber machten sich die Schulkameraden lustig, und so weigerte sich das Mädchen, die Schule wieder zu betreten .• Die Mutter Pauline wurde eines Tages sehr schwer krank. Sie hatte sich im Frühjahr, während der Arbeit auf dem Lande, eine schwere Erkältung zugezogen. Bald stellte sich heraus, daß sie an Diabetis, der Zuckerkrankheit, erkrankt war. Bei dieser Krankheit gab es damals keine Rettung. Meine Großmutter erinnerte sich daran, wie ihre Mutter immer viel trinken mußte. Sie war gierig nach EsSlg. Als die Mutter merkte, daß ihr Leben dem Ende zuging, gab sie die !(inder Emilie und Natalie in Pflege zu Familien in Sadoles. Emilie kam zu den Eheleuten Gustav und Gertrud Brandt geb. Matt, die ich bereits schon erwähnt habe. Das Ehepaar hatte keine eigenen !(inder. Natalie kam zu Peter und Wilhelmine Hartmann geb. Brandt, die ebenfalls keine !(inder hatten. Wilhelmine Hartmann war die Schwester von Gustav Brandt. Bald nachdem die Kinder weggegeben waren, starb Pauline Jabs geb. Sernke. Es weiß niemand, wann es genau war. Es wird vermutet, daß es 1909/10 war. Nach dem Tode der Ehefrau stand Johann Jabs mit den Kindern Juliane und dem kleinen Fritz allein da. So suchte er sich eine neue Ehefrau und fand sie in der Witwe Krempin. Ihre Tochter war im gleichen Alter wie Johanna Ratke geb. Arndt, also ca. 1906 geboren. Wann die Eheschließung erfolgte, das weiß ich nicht. Pauline Jabs verw. Krempin geb. Kopp stammte aus Sojkowek. Der kleine Hof lag auf der rechten Seite der Chaussee Sadowne - Rasne, in Höhe von Ociete. Ihre Eltern waren August-Heinrich Kopp und Euphrosine geb. Sernke. Diese Euphrosine war die Schwester von Marianne Sernke, der Mutter der verstorbenen Frau Jabs. Somit war die zweite Ehefrau die Kusine der ersten. Die Witwe Krempin, wie sie bis an ihr Lebensende genannt wurde, obgleich sie nach dem Tode des Johann Jabs sogar noch ein weiteres mal heiratete, besaß ein kleines Anwesen, das sich wohl in Zajezierze befunden hat. Es soll sich in der Nähe des Hofes der Familie Benschkowski befunden haben. Dort in der Gegend, auf der Kreuzung Richtung Friedhof Sojkowek, befand sich ein weiterer Hof Krempin. Es war das ursprüngliche Forsthaus mit Gasthaus der Zamoyski-Verwaltung. Dieses Anwesen kaufte sich eine Familie Krempin aus Warschau, die wohl weitläufig verwandt war mit der Witwe. Die Witwe Krempin hatte zwei !(inder, Johann Jabs brachte zwei mit. Es war sehr beengt in dem kleinen Häuschen. Als sich dann noch herausstellte, daß die Witwe Krempin schwanger war von ihrem verstorbenen Ehemann, da entschloß man sich, auch den kleinen Fritz wegzugeben. Er kam zu den Eheleuten Brandt, wo seine Schwester Emilie schon lebte . • 211 Noch vor dem Krieg lebte die Familie Jabs in Ociete. Man hatte sich dort ein Haus angemietet, weil möglicherweise das Haus in Zaiezierze zu klein geworden war. J ohann J abs lebte dort davon, daß er im Wald arbeitete und im Auftrage Bäume fällte, die er dann mit seinem Pferd abtransportierte. Jakob Semke erinnert sich, daß dem Johann Jabs sein Vater Edmund Semke hin und wieder sein Pferd borgte, wenn ein Pferd allein es nicht schaffen konnte. Edmund Semke war der Vetter von Pauline J abs geb. Semke, der ersten Frau des J ohann J abs wie auch der Vetter der zweiten Ehefrau Pauline J abs geb. Kopp. JohannJabs wurde, wie auch die anderen Männer in der Kolonie, Anfang Januar 1915 nach Rußland deportiert. Dort erkrankte er schwer und starb am 26. März 1916 in Jagodney Goljance im Bezirk Saratow. Es heißt, er soll dort lungenkrank geworden sein, vermutlich ist er einer der dort grassierenden Seuchen zum Opfer gefallen. Nach der Rückkehr aus der Verbannung sind im Jahre 1918 Peter Hartrnann und Gustav Brandt, die Pflegeväter einiger der Kinder des Johann Jabs, zum Kirchenbuchführer, dem Lehrer Wade gegangen und haben die Sterbeurkunde ordnungsgemäß eintragen lassen. Die Eintragung erfolgte unter Ociete, wozu Obrockie gehörte. Die Witwe Krempin heiratete ein weiteres Mal. Ihr Ehemann war nun ein Michael Hinz (t 1933) aus Ociete, Bruder des dortigen Bauern Heinrich Hinz, der hinter den Ratke-Anwesen seinen Hof hatte. Sie soll wieder in dem Haus in Zajezierze gelebt haben. Ihr dortiger Nachbar, Zenon Krempin, kann sich noch an sie erinnern. Gestorben sein soll sie im 2. Weltkrieg im Kreis Plöhnen (plonsk). Mein Großmutter erzählte mir, daß sie ihre Stiefmutter nur einmal getroffen hätte, als bei der Familie Hinz in Ociete gedroschen wurde und sich Pauline Hinz dort ebenfalls mithalf. Sie erzählte meiner Großmutter damals vom Ende des Ehemannes in einer zugigen Bretterhütte in einem Wald. Von Johann Jabs und seiner Ehefrau sind keine Fotos oder Originalöokumente überkommen, nur eine Kiste (besser: Truhe), die der Vater seiner Tochter Juliane 1914 gefertigt hatte und mit der sie nach Amerika auswanderte. Diese Truhe hat uns von Edith David, der Tochter, bei unserem Besuch im Jahre 1992 gegeben und steht jetzt in meinem Büro. Sie ist handwerklich einwandfrei gearbeitet, mit Schloß und Scharnieren versehen sowie dunkelbraun gestrichen. Sie ist ohne Zierde, hat aber einen leicht gerundeten Deckel. Ein besonderes Erinnerungsstück an diesen Mann, der in seinen 43 Lebensjahren nur Müh, Not und Arbeit kannte. JULIANEJABS Geboren vielleicht als ältestes Kind der Eheleute am 11. Oktober 1897 in Sadoles. Sie hatte nach Auskunft ihrer Tochter Edith ein sehr hartes und trauriges Leben. Zur Schule ging sie nur einen Tag, weil sich die Schulkameraden über ihre hölzernen Schuhe lustig machten, die ihr der Vater gefertigt hatte. Sie weigerte sich, jemals wieder die Schule zu betreten. Dies war damals möglich. Die allgemeine Schulpflicht wurde erst nach dem 1. Weltkrieg in Polen eingeführt. Mädchen wurden meist gar nicht zur Schule geschickt, um das Schulgeld zu sparen. Die Mutter brachte dem Kind das Lesen selbst bei. Das war wichtig, damit Bibel und Gesangbuch studiert werden konnten. Das Schreiben war von untergeordneter Bedeutung, höchstens die Männer mußten es beherrschen, um vor den Behörden bestehen zu können. Mit acht Jahren schickte man die kleine Juliane zur Arbeit auf fremde Bauernhöfe. Juliane selbst nannte es "dienen". Sie arbeitete auf den Feldern, melkte und beaufsichtigte die Kühe, fütterte die Schweine und das Geflügel. Viele der Bauern, für die sie arbeiten mußte, waren zu ihr sehr gemein. Zu Essen bekam sie nicht genügend, so daß sie mit den Schweinen und den Kühen aus dem gleichen Trog aß. Das war ihrer Meinung nach auch der Grund, warum sie so kräftig und so alt geworden sei. Eines Tages, als sie auf die Kühe aufpassen mußte, kletterte sie auf einen Baum, um alles besser überblicken zu können. Dabei fiel sie herunter und brach sich den Arm. Den Tod der Mutter erlebte Juliane bewußt mit. Meine Großmutter erinnerte sich noch an die Beerdigung. Sie lebte schon geraume Zeit bei den Hartmanns, als man sie schön anzog und ihr sagte, man wolle zur Beerdigung. Die kleine Natalie hatte schon jede Beziehung zu ihrer Mutter verloren. Ihr war überhaupt nicht bewußt, an wessen Sarg sie stand. Sie erinnert sich aber daran, daß ein Mädchen, die Juliane, am Sarg stand und bitterlich weinte. Juliane scheint schon als Kind sehr fürsorglich und fleißig gewesen zu sein. Sie war vielleicht 10 Jahre alt, so erzählte mir meine Großmutter, da half sie viel der alten Frau Wiesinger, die mit im Haus lebte und gelähmt war. Für diese Frau Wiesinger hatte das Mädchen Gurkenkerne auf ein 212 Brett gelegt, um sie zu trocknen und als Saat zu nutzen. Dieses Brett fand die kleine Natalie, und es machte ihr Spaß, die Kerne Stück für Stück auf den Boden fallen zu lassen. Dies sah Juliane und schrie die kleine Natalie an, die mit dem Rücken zu ihr stand: "Talsche!" Natalie zuckte zusammen, warf das Brett fort und rannte davon. Erinnern konnte sich meine Großmutter an das Lachen der alten Frau Wiesinger, die sich mit im Raum befunden amüsant gewirkt haben. hatte. Die Szene wird für Unbeteiligte sicher J uliane J abs als junges Mädchen in Amerika Im Jahre 1914 ist Juliane in die USA ausgewandert. Ihre Kusine Ottilie Jeske, von der ich schon erzählt habe, lebte allein in der Kolonie bei den Großeltern. Sie wollte gern zu ihrem Vater, der in den USA lebte. Jeske schickte seiner Tochter Geld, damit sie zu ihm kommen könnte. Doch die noch nicht einmal 16-jährige wagte sich nicht allein auf die lange und wagnisreiche Reise. Sie fragte ihre ein Jahr ältere Kusine Juliane Jabs, ob sie sie nicht begleiten wolle. Geld hatte Juliane nicht für die Überfahrt. Ihre Stiefmutter, die Witwe Krempin, borgte ihr das Geld und so begaben sich die beiden Mädchen auf die weite Reise. Für Juliane endete die Reise für einige Zeit in Deutschland. Der Wagen, in dem sie reisten, verunglückte, Juliane verletzte sich so schwer, daß sie für einige Zeit im Krankenhaus bleiben mußte. Für sie der erste Krankenhausaufenthalt und ein besonderes Erlebnis. Es war für Juliane etwas Ungewöhnliches, handelten, das Essen brachten. daß sich Menschen um sie kümmerten, sie be- Am 3. April 1914 schifften sich die beiden Mädchen in Bremen auf dem Dampfer "Main" ein. Mit bei ihnen waren zwei weitere Einwohner aus Ociete: Gustav Soller, Ehemann der Rosemunde geb. Hude, der Halbschwester von Juliane's Mutter, sowie Edmund Timm. Nach einer Überfahrt von etwa einem Monat kamen sie in Philadelphia an. Nach der Ankunft in Philadelphia zog Ottilie Jeske zu ihrem Vater Jakob und seiner zweiten Frau, einer Pede aus Ociete. Damit stand die 16-jährige Juliane allein in einem fremden Land mit einer fremden Sprache da. Eine Schule hatte sie bekanntlich nur an einem Tag besucht. Also brachte sie sich Englisch selbst bei, ebenso auch das Schreiben. Dieses brachte mit sich, daß sie in Deutsch nicht schreiben und nicht lesen konnte. Selbst das Sprechen fiel ihr schwer. Tragisch war, daß sie die Post aus Deutschland nie richtig lesen und verstehen konnte. In ihrem letzten Lebensjahr las sie nach Mitteilung ihrer Tochter Edith immer wieder die Post, die sie aus Deutschland erhalten hatte, und versuchte herauszubekommen, war ihr mitgeteilt wurde. Juliane arbeitete als Dienstmädchen in Haushalten. Sie kümmerte sich um die Kinder, reinigte und kochte. Durch die Arbeit in amerikanischen Haushalten lernte sie schnell Englisch zu verstehen, zu sprechen und zu lesen. 213 Sehr früh heiratete sie den Wolhyniendeutschen Otto David. Er war am 17. Juni 1892 in Novograd-Volinsk, Parafie Heimtal geboren worden. Seine Vorfahren haben möglicherweise vorher auch in der Kolonie Platkowniza-Sadoles gelebt. Die Eltern hießen Heinrich David und Müller. Vor dem 1. Weltkrieg kam er allein in die USA. Er hatte dort keinerlei Angehörige. Sein erster Job war der eines Barkeepers, was ihn für den Rest seines Lebens zum Alkoholiker machte. Bald darauf brach der Weltkrieg aus, und er wurde zur Marine eingezogen. Seine Kameraden machten ihm das Leben im Dienst schwer, weil er Deutscher war. Nach dem Krieg wurde Otto David Maschinist. Doch waren seine Beschäftigungsverhältnisse immer nur von kurzer Dauer, aufgrund seines schrecklichen Temperaments. Während der Wirtschaftskrise war er ohne Beschäftigung. Seine Frau arbeitete in einer Spinnerei. Der Ehemann bekam er im 2. Weltkrieg wieder eine Beschäftigung bei der Marine als Maschinist. Die Ehefrau züchtete in dieser Zeit Hähnchen, betrieb eine kleine Landwirtschaft. Sie verkaufte Geflügel, Eier, Gemüse und Früchte. So hatte die Familie Nahrungsmittel und Geld zum Leben. Am 16. Oktober 1919 wurde dem Ehepaar eine Tochter Edith geboren. Sie besuchte die High School (Gymnasium), danach arbeitete sie im Büro. Allerdings erkrankte sie schwer an Rheuma und konnte ihren Beruf nicht mehr ausüben. Um die Zeit begann Julie David, wie sich Juliane in den USA nannte, gebrauchte Dinge anzukaufen und zu verkaufen. Bald spezialisierte sie sich auf Antiquitäten. Edith fand Interesse an dieser Beschäftigung und beteiligte sich voll am Geschäft ihrer Mutter. Allerdings kaufte Edith derart viel Ware auf, daß das Haus bald so voll war, daß man sich kaum noch bewegen konnte. Ihre Mutter war sehr böse über sie. Doch so hatten die beiden Frauen genügend Handelsware. Von dem Vater braucht man nicht zu erzählen. Er lebte wohl, doch seine Alkoholabhängigkeit war für die Familie eine schwere Belastung. Er starb am 7. Juni 1967 im Alter von fast 75 Jahren. Die Familie hatte ein eigenes Anwesen in der Ortschaft Williamsto\Vn im Staate New Jersey. Die Tochter lebt hier noch heute. Die beiden Frauen zogen mit ihren Antiquitäten auf Flohmärkte, zu Auktionen und zu Antikmessen. Sie hatten einen kleinen Leferwagen, mit dem sie durch die Gegend fuhren. Gleichzeitig bauten sie sich ein neues Haus. Die Gegend, wo das Haus steht, ist sehr abgelegen. Häufig wurden die beiden überfallen und ausgeraubt. Ein Neffe, der sie einmal besuchte, erzählt, daß die alte Tante Julie mit einem Revolver umgebunden im Haus herumlief. Die Frau hatte ein hartes Leben, von der Geburt an bis zu ihrem Tod mit 90 Jahren. Bis ins hohe Alter arbeitete sie im Antiquitätengeschäft mit. Sie polierte die Möbel, sie half beim Verladen, sie half beim Verkauf. Noch am Tag vor ihrem Tod arbeitete sie. Abends wurde sie krank, mußte ins Krankenhaus und verstarb am nächsten Morgen, dem 3. Dezember 1987 in Williamstown an einer Herzattacke. Ihre Tochter Edith, die nie heiratete, lebt jetzt allein. Das Antiquitätengeschäft macht ihr allein große Schwierigkeiten. Sie erhält keine Rente und braucht das Geld, um sich zu ernähren und um ihr Haus erhalten zu können. Häufig ist sie krank. Ihr einziger Kontakt ist eine Freundin, die etwa eine Meile von ihr entfernt wohnt, und die sich um sie kümmert, wenn es notwendig ist. Mein Vater und ich haben sie schon zweimal besucht, als wir bei den Semke's in Bridgeton/New Jersey zu Besuch waren. Das Haus ist bis zur Decke vollgefüllt mit Müll, der wohl kaum noch zu verkaufen sein wird. Es ist ein erschreckender Anblick. Doch die Frau hat ihren eigenen Willen. EMILIEJABS Geboren am 23. Febuar 1901 ist Emilie die zweite Tochter des Johann und der Pauline .labs. Meine Großmutter meint, daß dazwischen noch ein Junge gewesen wäre, der jung verstarb. Von Emilie, die relativ früh verstarb, wird auch berichtet, daß sie ein sehr hartes und schweres Leben hatte. Die Eltern hatten sie zuerst zu einem Bauern Karl Krüger in Sadoles in Stellung gegeben. Krüger verzog bald nach Platkowniza. Seine erste Frau starb jung an einem Blinddarmdurchbruch, nach der zweiten Verheiratung starb er selbst. Emilie kam dann zum Ehepaar Gustav und Gertrud Brandt geb. Matt in Sadoles. Sie wurde dort als Pflegekind aufgenommen. Emilie blieb bei den Brandt's viele Jahre. Sie war immer kränklich. Es heißt, sie war Asthmatikerin. So heiratete Emilie nicht. In der Familie war auch ihr Bruder Friedrich Wilhelm. Im Alter wurde Frau Brandt "wunderlich". Es kam zu Selbstmordversuchen. Schließlich behauptete sie, ihr Ehemann hätte ein Verhältnis mit seiner Pflegetochter. Letztendlich blieb der Emilie nichts anderes übrig, als in die Scheune zu ziehen. So waren es allerdings nicht haltbare Zustände, und meine Großmutter nahm ihre Schwester zu sich. 214 Es war um die Zeit, als meine Großmutter sehr schwer an einer Lungenentzündung mit Lungenriß erkrankte; da war Emilie für die Familie sehr nützlich. Es muß im Winter 1934/35 gewesen sein. Um diese Zeit erschien die Frau Wiesinger mit einem Witwer Buse aus Paprotsch. Ihm war die Ehefrau gestorben, und nun suchte er nach einer neuen Partnerin. In Paprotsch hatte er keinen Erfolg gehabt, warum, das stellte sich erst später heraus. Frau Wiesinger kannte nur eine ledige Frau, und das war Emilie Jabs. Emilie war bereit, mit Eduard Buse nach Groß-Paprotsch zu ziehen, doch wollte sie ihre kranke Schwester nicht im Stich lassen. Meine Großmutter fühlte sich aber schon besser und wollte ihrer Schwester nicht im Wege stehen. Eduard Buse war kein armer Mann. So fuhr Emilie mit. Doch schon auf der Fahrt nach Paprotsch erfuhr Emilie, daß die Ehefrau Buse an der Lungenschwindsucht gestorben sei, und daß sie ein oder einige Kinder angesteckt hatte. So kam auf Emilie eine schwere Belastung zu. Wie sie später gestand, wäre sie am Liebsten gleich wieder umgekehrt. Sie heiratete aber Eduard Buse und wurde Mutter von zwei Söhnen, Berthold und Helmut. Nun einige Anmerkungen zur Familie Buse: Der Stammvater war ein Müllermeister Martin Buhse in Krumbeck-/Mecklenburg-Strelitz, geboren um 1735. Verheiratet war er mit der Witwe Dorothea Weßel geb. Blaurode (um 1730 - 1775). Der Sohn Ludwig, ursprünglich Tagelöhner, wanderte nach Groß-Paprotsch aus, war verheiratet mit einer Drügert. Er starb am 17. August 1846 in GroßPaprutsch. Sein Sohn war Johann David, der in erster Ehe mit einer Schulz, in zweiter Ehe mit einer Gundlach verheiratet war. Er starb dort am 2. Januar 1894 im Alter von 74 Jahren. Aus der ersten Ehe stammte I~rl Rudolf (*1847), verheiratet mit einer Marianne Schweitzer, die einer aus der Pfalz zugewanderten Familie entstammte. Ein Sohn aus dieser Ehe war Eduard Buse, mein angeheirateter Großonkel, der am 31. März 1893 in Groß-Paprutsch geboren wurde. In Paprotsch gab es mehrere Brüder und Verwandte des Eduard: Bernhard, der Müller, Otto, Adolf. Es gab wohl zwischen den Verwandten des öfteren Streitigkeiten. :Qie Folge war, daß die Mühle des Bernhard hin und wieder brannte. Der Polizei waren die Vorgänge nicht unbekannt geblieben. Sie schleusten einen Mittelsmann als Knecht bei einem Tatverdächtigen ein. Er gab an, nicht Deutsch zu können. Wenn man ihn auf deutsch ansprach, dann reagierte er nicht, so daß die Übeltäter zu der Überzeugung kamen, er würde kein deutsch verstehen. So hatten sie keine Hemmungen, einen neuen Brandanschlag zu planen. Der Knecht (polizist) hörte alles mit. Als nun der Abend gekommen war, daß die Mühle mal wieder brennen sollte, war dieser Knecht wieder bei einem Gespräch dabei. Er tat so, als wenn er in der Ecke auf der Ofenbank schlafen würde. Als er genug gehört hatte, tat er so, als wäre er aufgewacht, fragte, ob er noch etwas tun solle und bat darum, schlafengehen zu dürfen. Diese Bitte wurde ihm gewährt, doch statt schlafen zu gehen, rannte er schnell zur Polizeieinheit, die schon bereit stand, um sie zu informieren. So war die Polizei in der Lage, die Schuldigen auf frischer Tat zu ertappen und den erneuten Brand der Mühle zu verhindern. Anmerken will ich, daß der Familie Buse mehrere Geistliche entstammten. Die zweite Ehefrau des reichen Bauern Buse war die Tochter des Pastors in Lodz, so daß dann gleiche mehrere Söhne in die Fußstapfen des Großvaters traten und Pastoren wurden. Die Schwiegereltern des Eduard Buse hatten einen stattlichen Hof in Groß Paprotsch. Doch nach der Rückkehr aus der Verbannung war der Hof zerstört und so verkauften sie das Land, um sich etwas Besseres anzuschaffen. Doch sie fanden nichts passendes, und ehe sie zu einer Entscheidung kamen, war das Geld durch die Inflation wertlos geworden. Der Schwiegersohn Eduard Buse gab ihnen etwas Land ab, auf dem sie sich ein Haus errichten konnten. Aus der Ehe mit Pauline Buse, der ersten Frau, entstammten drei Söhne, die überlebt haben und die mein Vater kennengelernt hat: Der älteste Sohn Erwin ist im 2. Weltkrieg gefallen. Der Sohn Adolf (1924-1943) ist gefallen. Der Sohn Richard lebt noch. Aus der zweiten Ehe mit Emilie Jabs gingen vier Kinder hervor. Im September oder Oktober 1937 wurden Zwillinge geboren, doch starben die beiden Mädchen nach zwei Tagen. Am 23. März 1939 wurde Berthold in Groß Paprutsch geboren. Die Familie mußte 1939 Groß Paprutsch verlassen. Sie wurde in Soldan Krs. Neidenburg/Ostpreußen angesiedelt. Meine Großmutter hatte sie dort einmal besucht und fand, daß Emilie ihre Zwangsarbeiter nicht korrekt behandelte und ermahnte sie deshalb. Hier in Soldan wurde dann am 17. Nov. 1941 der Sohn Helmut Rudolf geboren. Eduard Buse wurde zur Zeit des Zusammenbruchs zu Arbeiten in der Kreisstadt herangezogen und kam nie 215 wieder. Emilie konnte mit den Kindern fliehen, doch sie wurde mehrfach vergewaltigt. Kränklich war sie ohnehin Zeit ihres Lebens gewesen, doch durch die schweren Demütigungen hatte sich ihr Gesundheitszustand weiter verschlechtert, sie mußte mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen. Schließlich starb sie am 5. Juli 1955 in Pritznow, in der damaligen DDR. Die Kinder kamen zu Pflegeeltern. Berthold lebt heute wie auch sein Onkel Richard Buse in Eibenstock im Erzgebirge. Helmut lebt mit seiner Frau Rita und den Kindern Annette und Thomas im Schwarzwald. Die Informationen hatte mir freundlicherweise die Tochter Annette samt den Bildern zur Verfügung gestellt. NATALlE RATKE GEB. lABS Meine Großmutter wurde am 10. November 1902 in Sadoles, auf dem Wiesinger-Hof geboren. Mit etwa 8 Jahren kam sie zum Ehepaar Peter und Wilhelmine Hartmann in Pflege, 1919 wurde sie mit dem Landwirt Adolf Ratke in Ociete verheiratet und gebar ihm insgesamt 14 Kinder. Die Hartmanns nahmen nach ihr noch die Anna Jeske als Pflegetochter an. Am 8. August 1990 verstarb sie im Krankenhaus in Heide an Herzversagen. - Ausführlicher gehe ich auf die Lebensgeschichte meiner Großmutter am Ende der Chronik ein. FRIEDRICH WILHELM lABS Der jüngste Sohn der Eheleute Johann und Pauline Jabs, geboren in Sadoles. Seine Geburtsurkunde liegt mir vor. Eintragung 2/1906 Nrchenbuch S adoles Verhandelt in Sadoles am vierundZ}Jlan:dgsten Dezember (sechsten Januar) eintausendneunhundertfünf (sechs) um vier Uhr nachmittags. Es erschien Johann Jabs, vierunddreißig Jahre alt, Tischler, wohnhaft in Sadoles, und zeigte uns in Gegenwart der Zeugen: des dortselbst wohnhaften Landwirtes Priedrich Krüger, Z}JleiundvierzjgJahre alt, und des Samuel Hintz; achtunddreißig Jahre alt, ein Nnd männlichen Geschletihts und teilte mit, daß dieses in Sadoles am gestrigen Tage um drei Uhr früh von seiner Ehefrau Pauline geborener Semke, siebenundZ}Jlan:dgJahre alt, geboren worden ist. Dem Nnde wurden bei der heute vollzogenen heiligen Taufe die Vornamen Priedrich Wilhelm beigelegt und seine Taufpaten waren der erste Zeuge und Euphrosine Hintz. Diese Urkunde wurde den ErschietJenen und den Zeugen vorgelesen und von ihnen und mir unterschrieben. gez. Johann Jabs, Priedrich Krüger, Samuel Hintz; Pastor T. Mikulski Anmerkung zu den zwei Geburtstagen: Damals gehörte Polen zum russischen Reich, die Eintragung erfolgte in Russisch, und Rußland hatte damals noch nicht den Gregorianischen Kalender eingeführt, wohl war er aber im alten Königreich Polen in Gebrauch. Also trug man beide Daten ein. Allerdings hatte Onkel Fritz sogar drei Geburtstage, denn bei der Anmeldung im Schwarzwald war in der Kartei ein Fehler unterlaufen, statt 5. hatte man den 15. Januar als Geburtstag eingetragen. Dieser Fehler war nicht auszumerzen. So feierte der Onkel im Alter zweimal Geburtstag, einmal am 5. mit der Familie und am 15. kamen Pastor und Bürgermeister zum offiziellen Gratulieren. Der Pate Friedrich Krüger hatte einen Hof in der Nähe des späteren Wohnsitzes meiner Familie in Sadoles. Seine Frau soll Hebamme und Kräuterfrau gewesen sein. Er selbst veranstaltete Bibelabende in seinem Haus und war der stellvertretende Kantor. Der Name Friedrich Wilhelm war für meine Großmutter, als sie noch ein Kind war, etwas ungewöhnliches. Sie kannte nur Einzelnamen. Wenn sie jemand fragte, wie ihr kleines Brüderchen heißt, so pflegte sie zu sagen: Friedrich Wilhelm J ohann J abs. Ein Vorname war ihr zu kurz, also faßte sie alle Männernamen zusammen, die sie kannte. Friedrich Wilhelm, genannt "Fritz", mußte nach der erneuten Verheiratung seines Vaters ebenfalls in die Pflege. Ihn nahmen die Eheleute Brandt mit auf, bei denen sich schon seine Schwester Emilie befand. Das Verhältnis zu den Pflegeeltern war nicht gut. Häufig kam es zum Streit, vor allem mit dem Pflegevater Gustav Brandt. Bekannt ist mir, daß Fritz häufig die Familie Brandt verließ. Erna Papke erzählte mir, daß Fritz eines Tages bei ihrem Onkel Julius Kurtz, einem Bauer, ankam, und abends keinerlei Anstalten machte, nach Hause zu gehen. Auf die vorsichtige Nachfrage des Julius, was los sei, gestand Fritz, daß er nicht wieder zu den Brandts zurück wolle. Julius hatte einige Töchter, und so fragte Fritz nach, ob er nicht der Schwiegersohn werden und dableiben könne. So eine kurzfristige Entscheidung wollte der freundliche Julius Kurtz nicht fallen. Fritz erschien ihm 216 ohnehin zu jung. Er erklärte sich aber bereit, mit ihm zu den Brandts zu gehen und notfalls auch dort zu übernachten. Schließlich lebte Fritz einige Zeit bei der Familie Adolf Ratke in Ociete, bevor er als Melker in die Danziger Gegend ging. Dort ging es ihm finanziell gut. Er heiratete. Nach dem Krieg war er Bauer in Schwärzen im Schwarzwald. Als er 80 Jahre alt war, lernte ich ihn persönlich kennen. Ein sehr agiler, weißhaariger Mann, der bald danach zu kränkeln begann, aber sich nicht unterkriegen mochte. Als meine Großmutter im Sterben lag, da ging es ihm auch sehr schlecht, mußte im Krankenhaus liegen, jeder rechnete mit seinem Ende. Irgendwann wurde ihm das Sterben zu langweilig und er baute für einen seiner Söhne/Enkel ein Haus. Am Buß- und Bettag des Jahres 1994 fiel er in seinem Haus tot um, 88 Jahre alt. Seine Ehefrau: Erna, geb. in Straßburg/Westpreußen am 22.12.1916 Kinder: Manfred *12.10.1939, verheiratet mit einer Brasilianerin indianischer Abkunft namens Abigayn, ein Sohn Manfred Ingrid *16.05.1942, verheiratet mit Peter Krüger, Tochter Birgit Erhard *30.12.1954, verheiratet mit Hildegard Juttekfer, Tochter Virena DIE FAMILIE RIMA TZKI Zum Anschluß an die Familie Jabs eine kurze Anmerkung zu Anna Rimatzki geb. Jeske. Sie war die Pflegeschwester meiner Großmutter Natalie Ratke geb. Jabs. Blutsverwandt sind sie nicht, aber trotzdem hänge ich einen kurzen Artikel der Form halber an. Der Ehemann, Sigismund Rimatzki, aus der Kolonie Marionowo bei Pultusk, entstammt einer deutschen Familie, die ursprünglich Riemer hieß. Er war Bauer. Der Kontakt zwischen den beiden Pflegeschwestern war nicht sehr groß. "Made Andsche", wie sie auf platt genannt wurde, war mit dem in der Anlage abgedruckten Testament des Peter Hartmann nicht einverstanden, so daß familiäre Bindungen im Prinzip nach dem 2. Weltkrieg nicht gepflegt wurden. Rimatzki fiel im 2. Weltkrieg. Die Witwe mit ihren Kindern kam nach Holstein. In Itzehoe ist Anna Rimatzki geb. Jeske im Jahre 1982 im Alter von 72 Jahren verstorben. Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Gustav, Emma, Walter, Eugenie, Mariechen. Gustav lebt in Hohenlokstedt, Emma ist mit einem Rinas aus Grande Polewne verheiratet. Walter ist an einem Gehimschlag gestorben, wohl etwa um die gleiche Zeit wie seine Mutter. Anna Rimatzki war eine sehr elegante Frau, von schlankem Wuchs, die sich in Kleidung und Gehabe von den meisten anderen Kolonistenfrauen abhob. Die Ehe mit Sigismund Rimatzki war nicht glücklich. Von Scheidung war sogar schon die Rede. Eine zeitlang lebte sie bei ihrer Pflegemutter in Sadoles. Daraufhin wollte der Mann sie mit Gewalt zurückholen. Mein Vater kann sich noch erinnern, daß sein Vater einige Nachbarn zu Hilfe gerufen hat, um den tobenden Mann zur Vernunft zu bringen. Rimatzki kann man als brutalen und ungehobelten Menschen bezeichnen. In Erinnerung ist geblieben, daß er allein einige Diebe in die Flucht geschlagen hat, als diese ihn mit seinem Pferdefuhrwerk im Wald überfielen. Er soll die Angreifer nicht unerheblich verletzt haben. Einem soll er mit den Fingern den Rachen zerstochen haben. Zuguterletzt wurde das Pferdefuhrwerk der Polen vom Zug erfaßt, das Pferd getötet und der Wagen zertrümmert. Die Verbrecher hatten ihren Wagen direkt auf dem Bahnübergang abgestellt, weil sie hier die beste Chance sahen, den mit reichlich Gütern beladenen Wagen des Deutschen am ehesten berauben zu können. Zur Familie Rimatzki pflegen auch wir keinen Kontakt. Anna Rimatzki habe ich nur einmal gesehen, der Sohn Gustav sowie die Tochter Emma verheiratete Rinas haben uns vor Jahren einmal aufgesucht. DIE FAMILIE HARTMANN Diese Familie mit dem alten germanischen Namen scheint in der Gostyniner Gegend gelebt zu haben. Doch schon gleich zu Anfang der Kolonisation waren die Hartmanns dabei. In einer Urkunde vom 5. April 1831 erscheint sogar der älteste mir bekannte Vorfahr Hartmann, Christian Hartmann, 85 Jahre alt. In der Kolonie scheint er zwei Söhne gehabt zu haben, einen Christian und ei- 217 nen Friedrich. Der Christian ist mein Vorfahr, mein vierfacher liegt mir vor: Kirchenbucheintragung Urgroßvater. Seine Sterbeurkunde 1848/7 Geschehen in der Evangelischen Parafie Kolodia:v im Doif Sadoles, Gemeinde Kolodia:v Kreis Wengrow, am 24. Februar 1848, neuen Stils, um 11 Uhr mogens. Es erscheint Georg Pehl, Landwirt, im Doif Srjkowek, Gemeinde wohnhaft, 3 7 Jahre, der Schwiegersohn des Verstorbenen und Ludwig Rartmann, Landwirt kowniza, 4 hiesige Gemeinde, Sohn des Verstorbenen. Platkowniza Sie erklären, daß am heutigen Tage um hiesige in Plat- Uhr morgens in verstarb Christian Hartmann, Landwirt, 57Jahre, Sohn des Christian und der namensunbekannten Er hinterläßt diejeti! Landwirte venvitwete Ehifrau und Marianne Mutter, Eheleute Rartmann, Geburtsort unbekannt. Dorotea geb. Boi und die envachsenen Kinder (3) Friedrich, Ludwig, verheiratete Pehl, alle in der hiesigen Gemeinde wohnhaft. gez. Tetzner Der Sohn Friedrich Hartmann erscheint in vielen Urkunden der Familie als Zeuge. Möglicherweise hatten sich diese beiden Brüder das Anwesen geteilt. Wie ich schon erwähnte, vermute ich, daß die Hartmann-Höfe im Bereich der schönen Linie gelegen haben. Der Hof des reichen Bauern Jakob Müller soll ursprünglich ein Hartmann-Hof gewesen sein, das Land auf der gegenüberliegenden nördlichen Seite war Hartmann-Land, was nach 1900 verkauft wurde; möglicherweise nach dem Tod des Ludwig Hartmann im Jahre 1901. Die Witwe Katarina Dorotea Hartmann geborene Boi heiratete im Jahre 1850 erneut. In dieser Urkunde finden wir viele interessante Informationen: Kirchenbucheintragung 1850/11 Geschehen im Foif Sadoles, Gemeinde Kolodia:v am Wir geben bekannt, Hartmann, neuen Stils um 8 Uhr morgens. daß in Gegenwart der Zeugen Reinrich Boß, Sohn des Bräutigams, Sohn der Neuheiratenden, daß am 1. August, 2. August 40 Jahre, beide Landwirte in Platkowniza, 28 Jahre, und Friedrich hiesige Gemeinde, wohnhcift, neuen Stils, !fd. Jahr, um 8 Uhr morgens die religiose Ehe in der Evangelisch Augsburgischen Kirche in Wengrow geschlossen wurde ZJVischen Danie1 Boß, Witwer, nach der am 17. März neuen Stils verstorbenen Elisabeth cher in Broku, Kreis OstrotZki, Gouvernement Plock wohnhcift, Stadt Leslau, Kreis Kujawien und Katarina Dorotea geb. Boi oder Brjen verwitwete Rartmann, 1848 verstorbenen Christian Rartmann, Boi oder Brjen und der Katharina 55 Jahre Tober, evangelisch, Tuchma- alt, geboren in Nazew Dui!J, bei der Witwe nach dem am 24. Februar neuen Stils Tagelonnerin in Platkowniza, evangelisch, 57 Jahre, Tochter des Johann Gansel, verstorbene Eheleute Boi oder Brjen, geboren in Anklam / Pommern in Preußen. Es fanden drei Abkündigungen statt in der hiesigen Kirche. Die Eheleute erklärten, keine vorehelichen Abmachun- gen getrqffen Zu haben. gez. Tetzner, Daniel Boß Interessant ist, daß meine Ururururgroßmutter in Anklam/Vorpommern geboren wurde. So haben wir eine Verbindung zum Kernland Deutschlands. - Der Zeuge Heinrich Boß war der Ehemann der Elisabeth Ratke, Johann und Helene Ratke's Tochter. Trotz der schlechten Wegverhältnisse, des fast nicht vorhandenen Postwesen, die Bahn war noch nicht erfunden, wurden die familiären Verbindungen gepflegt. Von Plock bis in die Kolonie war es eine mehrtägige Reise. Zudem beweist es, daß die Kolonisten überall Verwandte wohnen hatten. Ferner stammen viele unserer Vorfahren bzw. andere Kolonisten auf der Gegend von Plock. Vermutlich waren diese alten Wurzeln damals noch bekannt. Der Sohn des Christian und der Katarina Dorotea Hartmann, Ludwig ist mein mehrfacher Vorfahre. Er wurde 1817 in einem Ort Dembince oder Dembinki, Kreis Plock geboren. Irgendwann heiratete er Eufrosine Wiese, Tochter des Johann Wiese und seiner Ehefrau Eva geb. Goldnik. Dem Ehepaar wurden zahlreiche Kinder geboren, darunter um 1842 eine Wilhelmine, die als Ehefrau des Jakob Jabs meine Ururgroßmutter wurde. 218 Bis auf diese Tochter Wilhelmine überlebten keine Kinder ihre Mutter. Der Sohn Samuel, 2 Monate alt, starb am Morgen des 14. Januar 1850 in Platkowniza. Die Brüder Friedrich und Ludwig meldeten dies dem Kirchenbuchführer. Am 28. Dezember 1850 wurde ein Sohn Peter geboren. Als Zeugen traten auf die Landwirte Johann Timm, 44 Jahre, und MartinJabs, 23 Jahre. Am 27. Januar 1851 war das Kind bereits schon tot. Am 11. Januar 1852 starb dann die Mutter selbst: Kirchenbuch 1852/4 Sadoles Es erscheint Ludwig Rartmann, der Ehemann der unten auJgiführten Verstorbenen Ehifrau, 34 Jahre alt und Johann Timm, sein Nachbar, 48 Jahre, beide Landwirte in Platkowniza, hiesige Gemeinde wohnhaft. Sie teilen mit, daß am gestrigen Tage um bei ihrem Ehemann in 5 Uhr morgens in Platkowniza verstarb Eunosine geb. Wiese Hartmann, Ehenau, Platkowniza wohnhaft, 32 Jahre alt, Tochter des Johann und der Eva geb. Go/dnik, ver- storbene Eheleute Wiese, geboren in Popow, Kreis Pultusk, Gouvernement P/ock. Sie hinterläßt den venvitweten Ehemann Ludwig Rartmann und ein Kind Wi/helmine .... Am Ende des Jahres schloß Ludwig Hartmann seine zweite Ehe mit einem Fräulein Helene Müller, 30 Jahre alt, geboren in Kempa Stromski bei der Stadt Thorn in Westpreußen: Es heißt, daß Ludwig Hartmann viermal verheiratet war, so daß ich vermute, daß die Ehe mit dieser Frau nicht lange dauerte. Vielleicht muß eine weitere Ehefrau, deren Name ich nicht kenne, eingefügt werden, bevor er dann am 8. Oktober 1871 die 22-jährige Karoline Schulz heiratete. Er selbst war 54 Jahre alt. Soweit mir bekannt ist, war dies seine letzte Ehefrau. Gestorben ist Ludwig Hartmann im Januar 1901 in Platkowniza im Alter ViOn83 Jahren. Insgesamt soll er 24 Kinder gehabt haben. Seine Sterbeurkunde fand ich, als die Standes beamtin in Sadowne, Frau Irena Warda, uns freundlicherweise die Kirchbücher aus Sadoles zeigte, die noch vorhanden waren. Die Sterbeurkunde war die erste Eintragung des Jahres 1901 und ist in altrussisch abgefaßt. Einige Kinder des Ludwig Hartmann: die bereits schon erwähnte Wilhelmine, verh. mit Jakob Jabs, verstorben im Alter von 30 Jahren Peter Hartmann, verstorben 19. Dezember 1928 im Alter von 62 Jahren, der Pflegevater meiner Großmutter. Ein Sohn möglicherweise aus der Ehe mit Helene Müller. Christian Hartmann, genannt "Käsch". Der Nachbar der Ratke's in Sadoles. Wilhe1m, geboren am 24. 1. 1873. Bauer in Platkowniza. Jung verstorben nach der Rückkehr aus der russischen Verschleppung. Verheiratet mit Mathilde Restau aus Sadoles, Tochter des Samuel und der Marianne geb. Ratke. Sein Sohn Samuel war polnischer Soldat und ist erst vor einigen Jahren als alter Mann in den Westen gekommen und ist inzwischen verstorben. Die Informationen habe ich vom Sohn Bruno, geboren 1919, der vor einigen Jahren verstarb. Wilhelm Hartmann wird von meiner Großmutter als ein sehr freundlicher, ruhiger und ausgeglichener Mann geschildert. Sie sah ihn immer als ihren Lieblingsonkel an. Bei den Hartmanns herrschten zwei grundverschiedene Charaktere vor: Die Choleriker und die Sanguiniker, die aufbrausenden und die ausgeglichen ruhigen Menschen, so wie mir meine Großmutter immer erzählte. Peter Hartmann gehörte wieder mehr zu den Cholerikern. Marianne, die Ehefrau des Kirchendieners Friedrich Jabs, genannt "Läut" -Jabs in Sadoles. Die Tochter war eine verheiratete Ortlieb und war später in Bischfeld die Nachbarin der Ratke's. Allerdings hatte Ludwig Hartmann auch mindestens ein außereheliches Kind, für damalige Verhältnisse etwas außergewöhnliches. Erstaunlich ist auch, daß diese Geburt nicht verheimlicht wurde. Im Kirchenbuch selbst erscheint kein Vermerk über den Vater, aber meine Urgroßmutter Pautine Semke, Ehefrau des JohannJabs und Mutter meiner Großmutter Natalie Ratke wird als seine Tochter bezeichnet. Diese Vermutung läßt zu das Testament des Peter Hartmann, der sein Pflegekind Natalie Ratke geb. Jabs als die Tochter seiner Schwester Pauline Jabs bezeichnet. Ludwig Hartmann hatte seinen Kindern in Sadoles die Höfe gekauft. Er scheint ein wohlhabender Mann gewesen zu sein.