A = w - DICE
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A = w - DICE
II. Prinzipal-Agenten-Modell Literatur: Richter/Furubotn, Kap. V. • Die sogenannte Prinzipal-Agent-Theorie beschäftigt sich mit Problemen, die auftauchen, wenn ein sogenannter Agent im Auftrag eines sogenannten Prinzipals (oder Auftraggebers) handelt. • Erste Grundannahme der Prinzipal-Agent-Theorie ist, dass es einen Interessenkonflikt zwischen Prinzipal und Agent gibt, d.h. ihre Interessen stimmen nicht 100% überein. • Zweite Grundannahme der Prinzipal-Agent-Theorie ist das Vorliegen von asymmetrischer Information. Ihr zufolge hat der Agent einen Informationsvorsprung vor dem Prinzipal. Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 1 II. Prinzipal-Agenten-Modell Beispiele: Prinzipal Agent Aufgabe Aktionär Manager Maximierung des Shareholder Value Arbeitgeber Arbeitnehmer Arbeitsaufgaben bestmöglich erledigen Arbeitnehmer Gewerkschaften Lohnverhandlungen Wähler Politiker Interessensvertretungen Bauherr Baufirma Bau eines Hauses Bank Schuldner Rückzahlung eines Kredites Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 2 II. Prinzipal-Agenten-Modell Zwei Hauptprobleme: 1. Negativauslese (adverse selection): Es besteht asymmetrische Information vor Vertragsschluss (ex ante). Die Agenten unterscheiden sich in ihrer Qualität bzw. ihren Fähigkeiten bzw. der Qualität ihrer Produkte, und der Prinzipal kann diese Qualitätsunterschiede vor dem Vertragsschluss weniger einfach erkennen. – Standardbeispiel: Gebrauchtwagenkauf 2. Moralisches Risiko (moral hazard): Es besteht asymmetrische Information nach Vertragsschluss (ex post). Der Prinzipal kann nach Vertragsschluss nur schwer erkennen, ob der Agent sich wirklich so verhält, wie er es (im Geiste des Vertrages) tun sollte. – Standardbeispiele: Versicherungsverträge, Arbeitsverträge Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 3 II. Prinzipal-Agenten-Modell • Oft wird auch unterschieden zwischen Problemen: – Verborgener Informationen (hidden information): Der Agent gelangt an Informationen, die der Prinzipal nicht erhält; und – Verborgenen Handlungen (hidden action): Der Prinzipal kann die Handlungen des Agenten nur zum Teil beobachten. Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 4 II. Prinzipal-Agenten-Modell Das Problem besteht im Anreiz der Agenten, sich opportunistisch zu verhalten. „Opportunismus ist das Verfolgen des Eigeninteresses unter Zuhilfenahme von List. Das schließt krassere Formen ein, wie Lügen, Stehlen und Betrügen, beschränkt sich aber keineswegs auf diese. Häufiger bedient sich der Opportunismus raffinierterer Formen der Täuschung....Allgemeiner gesagt, bezieht sich Opportunismus auf die unvollständige oder verzerrte Weitergabe von Information, insbesondere auf vorsätzliche Versuche irrezuführen, zu verzerren, zu verbergen verschleiern oder sonst wie zu verwirren. Er ist für Zustände echter oder künstlich herbeigeführter Informationsasymmetrie verantwortlich....(Williamson, 1985). • Unvollkommen Voraussicht bzw. eingeschränkte Rationalität machen es de facto unmöglich, Verträge abzuschließen, die alle denkbaren Eventualitäten abdecken. • Oft sind bestimmte Ereignisse zwar von den Vertragsparteien beobachtbar, aber nicht verifizierbar, d.h. nicht vor Gericht überprüfbar. Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 5 II.I.1 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei sicheren Ergebnissen • Ein Agent (Management) führt ein Unternehmen, das im Eigentum eines Prinzipals steht • Der Gewinn Q hängt u.a. von der Leistung bzw. der „Anstrengung“ des Managements (e) ab mit Q(e) = e • Der Prinzipal kann e nicht direkt beobachten, jedoch kann er von Q direkt auf e schließen • Anstrengungskosten des Agenten c(e) = (k/2) ⋅ e2 mit k > 0 • Der Prinzipal bietet dem Management ein Anreizschema w an mit w = r + α⋅Q; Dabei ist r ein fixes Gehalt und α eine Erfolgsbeteiligung am Gewinn mit 0 ≤ α ≤ 1; • Der Nutzen (A) des Agenten ist dann gegeben durch A = w – c(e); ergo: A = w - (k/2) ⋅ e2 ; Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 6 II.I.1 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei sicheren Ergebnissen Max e A = r + α⋅Q- (k/2)⋅e2 u.d.N. Q = e ⇒ e = α/k • Dies ist die Reaktionsfunktion des Agenten bzgl. des Anreizschemas des Prinzipals. Sie wird auch Anreizbedingung („Incentive Compatibiliy Constraint“ - IC) des Agenten genannt. • Darüber hinaus gibt es eine Partizipationsbedingung („participation _ _ 2 constraint“ - PC): w – c(e) _ ≥ A bzw. r + α⋅e - (k/2)⋅e ≥ A • Nehmen nun an , dass A=0 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 7 II.I.1 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei sicheren Ergebnissen Entscheidungsproblem des Prinzipals: Max Qn = Q–w bzw. Qn = (1-α)⋅e–r r, α u.d.N. e=α/k r + α ⋅e - (k/2)⋅e2 ≥ 0 (IC) (PC) • Der Prinzipal wird dem Agenten natürlich nur soviel zahlen wie gerade notwendig; • D.h., die (PC) wird „bindend“: r + α ⋅e - (k/2) ⋅ e2 = 0 Max Qn = (1- α)⋅e – r u.d.N. e = α/k r = (k/2)⋅e2 - α ⋅e α Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 8 II.I.1 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei sicheren Ergebnissen • e*=1/k • α*=1 • r*=-1/2k =>Optimales Anstrengungsniveau wird erreicht, wenn das Unternehmen für eine Summe r* verpachtet wird und dem Agenten gestattet wird, alle Gewinne zu behalten („FranchiseVertrag“) Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 9 II.I.2 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei unsicheren Ergebnissen • Wiederum: Ein Agent (Management) führt ein Unternehmen, das im Eigentum eines Prinzipals steht Der Gewinn Q hängt von der Leistung bzw. der „Anstrengung“ des Managements (e) ab, aber auch vom Zufall Also ist jetzt Q(e) = e + θ, θ sei normalverteilt mit E(θ) = 0 und Var (θ) = σ2; Die Anteilseigner (Prinzipal) können die wahre Leistung des Managements (e) nicht beobachten, wohl aber den Gewinn Q; Das Anreizschema sieht wieder (linear) aus: w = r + α ⋅Q mit 0 ≤ α ≤ 1; Nutzen von Prinzipal und Agent sind jetzt wegen des Zufallseinflusses unsicher; d.h. Risikoneigung spielt eine Rolle! Betrachten das sog. LEN-Modell (vgl. Spremann, 1987), in dem: • u(A)=-exp(A) mit A=r+ αe+ αθ-(k/2)⋅e2 • • • • • • • – Lineare Funktionen unterstellt werden, Q(e) = e+θ und w =r+ α ⋅Q, – Exponentielle Nutzenfunktionen angenommen werden, – Normalverteilung des Risikos vorliegt. Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 10 II.I.2 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei unsicheren Ergebnissen Theoretisches Optimum („first-best“) n) = E (Q) – w = (1- α)⋅e – r Max E(Q e, α, r u.d.N. r + α e - (k/2)⋅e2 - (1/2) α 2 σ2 = 0 ⇒α * = 0; e* = 1/k; r* = w*= 1/(2k); E(Qn) = 1/(2k) Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 11 II.I.2 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei unsicheren Ergebnissen Optimum unter asymmetrischer Information („second-best“) Entscheidungsproblem des Prinzipals: n) = (1-α)⋅e – r Max E(Q α, r u.d.N. e = α /k (IC) r + α e - (k/2)⋅e2 - (1/2) α 2 σ2 = 0 (PC) Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 12 II.I.2 P-A-Modell: Moralisches Risiko bei unsicheren Ergebnissen e**=1/(k(1+kσ²)) <e*=1/k α**=1/(1+kσ²) <α*=1 r**=(kσ²-1)/(2k(1+σ²)²) >r*=-1/2k • Risikoteilung zwischen Prinzipal und Agenten • Agent wird sich weniger anstrengen als im Fall sicherer Gewinne • Ist r**>0 muss der Prinzipal dem Agenten ein Fixum zahlen, um ihn zur Annahme des Vertrages zu bewegen • Wohlfahrtsverlust ergibt sich aus – Nicht-Beobachtbarkeit der Anstrengung – Risikoscheu des Agenten Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 13 II.II P-A-Modell: Adverse Selektion Negativauslese („adverse selection“): Es besteht asymmetrische Information vor Vertragsschluss (ex ante). Die Agenten unterscheiden sich in ihrer Qualität bzw. ihren Fähigkeiten bzw. der Qualität ihrer Produkte, und der Prinzipal kann diese Qualitätsunterschiede vor dem Vertragsschluss weniger einfach erkennen • Die Agenten haben verschiedene Kostenfunktionen, d.h. es gibt Agenten mit hohen subjektiven Kosten und solche mit niedrigen subjektiven Kosten, cj(ej), mit cj = (kj/2) ej2 mit k1<k2 • Bei zwei Agenten ist der Gewinn jetzt Qn = e1 + e2 - w1 - w2 • Der Nutzen der Agenten ist Aj = wj - cj(ej) • Bis zum Vertragsschluss kennt der Prinzipal die Kostenfunktionen der Agenten nicht; Das Anstrengungsniveau ist jedoch nach Vertragsschluss beobachtbar • Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Agent niedrige Kosten hat ist π1 und dass er hohe Kosten hat π2 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 14 II.II P-A-Modell: Adverse Selektion Fall mit symmetrischer Information Max Qn = e1 + e2 - w1 - w2 u.d.N. w1 - (k1/2) e12 = 0 w2 - (k2/2) e22 = 0 Max Qn = e1 + e2 - (k1/2) e12 - (k2/2) e22 w1, w2, e1, e2 e1, e2 (PC1) (PC2) e1* =1/k1 e2* =1/k2 w1* =1/(2k1) w2* =1/(2k2) Ergo: Weil k1 < k2 ist e1* > e2* und w1* > w2*, Qn* = 1/(2k1) + 1/(2k2) Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 15 II.II P-A-Modell: Adverse Selektion Der Fall mit asymmetrischer Information: Negativauslese Zu den Partizipationsbedingungen kommen jetzt auch Anreizbedingungen hinzu. (Der Agent mit den niedrigen Kosten hat einen Anreiz hohe Kosten vorzutäuschen und nur e2 für einen Lohn von w1 zu produzieren) Max w w e e 1, 2, 1, 2 Qn = π1 (e1 - w1) + π2⋅ (e2 - w2) u.d.N. w1 - (k1/2) e12 ≥ w2 - (k1/2) e22 w1 - (k1/2) e12 ≥ 0 w2 - (k2/2) e22 ≥ w1 - (k2/2) e12 w2 - (k2/2) e22 ≥ 0 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 (IC1) (PC1) (IC2) (PC2) 16 II.II P-A-Modell: Adverse Selektion e1** = 1/k1 e2** = 1/(k2 + [π1 / π2] (k2 – k1)) w1**=1/(2k1)+ (k2 – k1)/[2(k2 + [π1 / π2] (k2 – k1))2] w2**=(k2/2)⋅1/(k2 + [π1 / π2] (k2 – k1))2] Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 (= e1*) (< e2* = 1/k2) (>w1* = 1/(2k1)) (<w2* <1/(2k2)) 17 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt Viele Prinzipale in einem Konkurrenzgleichgewicht Q1n = v1e1 - w1 = 0 Q2n = v2e2 - w2 = 0 mit vi Produktivität von Agent i=1,2 und v1>v2 Agent i maximiert Max Ai = wi-(ki/2)ei2 wi, ei u.d.N. wi = viei e1* =v1/k1 e2* =v2/k2 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 18 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt w w1=v1e1 w2=v2e2 Nullgewinngeraden e Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 19 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt 0 w A2 0 A Indifferenzkurven 1 _ A1 _ A2 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 e 20 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt Separation Equilibrium w w1=v1e1 w2=v2e2 w** 1 w1 D C w2 B * e* e2 1 e** 1 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 e 21 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt Separation Equilibrium w w1=v1e w** 1 D _ 1 1 ]e w= [ 2 v1+ 2 v2 w2=v2e w** 2 B e** 2 e** 1 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 e 22 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt Pooling Verträge W A2 w1 = v1e1 A1 w = 0,5v1e + 0,5v2e w2 = v2e2 Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 23 II.II.1 P-A-Modell: Viele Prinzipale: Filterung durch den Markt Institutionelle Lösungen: • Filterungs- bzw. Screeningmechanismen liegen vor, wenn die Marktseite mit dem Informationsnachteil eine Mehrzahl von Verträgen vorlegt, aus der die informierte Seite auswählt. • Von Signalen spricht man, wenn die Seite mit dem Informationsvorteil die aktive Rolle übernimmt, um die Gegenseite von der Richtigkeit einer Information zu überzeugen! Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 24 II.II.2 P-A-Modell: Lemon Markets • • Hälfte potentieller Verkäufer verkauft Gebrauchtwagen guter Qualität; andere Hälfte verkauft Gebrauchtwagen schlechter Qualität Potentielle Käufer können Qualität vor dem Kauf nicht erkennen Wertschätzung für Gebrauchtwagen guter Qualität für Verkäufer=1, für Käufer=4; Wertschätzung für schlechte Qualität für beide Gruppen=0 α Anteil angebotener Gebrauchtwagen mit guter Qualität Erwarteter Nutzen der Käufer 4 α-p • • • ⇒ ⇒ ⇒ Für p>0 wird jede Einheit schlechter Qualität angeboten Für p<1 wird keine Einheit guter Qualität angeboten Für p>1 wird jede Einheit guter Qualität angeboten α=0 für p<1 α Є [0,1/2] für p=1 α =1/2 für p>1 • • • Potentielle Käufer fragen nach oder nicht, z.B. für α =1/2 und p=3 entsteht keine Nachfrage Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 25 II.II.2 P-A-Modell: Lemon Markets Mögliche Institutionelle Lösungen: • Vertrauen • Garantien • Markennamen, Werbung • Zeugnisse, Diplome, Zertifikate u.ä. Dr. Torben Stühmeier - DICE - NIÖ SS2012 26