Heft 1 - 2006 - Industriemuseums Cromford eV

Transcription

Heft 1 - 2006 - Industriemuseums Cromford eV
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 1
Cromford
C
H
R
O
N
I
C
L
E
INDUSTRIEMUSEUM
CROMFORD
Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V. in Ratingen
In dieser Ausgabe:
100 Jahre Poensgenpark
Herrenhaus Cromford
Lohnarbeit von Kindern
Heft 1 - 2006
J a h rg a n g 6 - N r. 1 1
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 2
Inhalt
aus meiner Sicht
Hans L. Hüppe
Vorsitzender der Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V.
Industriemuseum Cromford - fit für die Zukunft?
Die wachsende Zahl der Neugründungen von technisch orientierten Museen wird in
Zukunft zwangsläufig dazu führen, dass auf Grund knapper finanzieller Mittel der öffentlichen Hand die Anzahl der Sammlungen und Ausstellungsorte deutlich reduziert werden
muss.
Es stellt sich daher die Frage, anhand welcher Kriterien die Auswahl erhaltenswerter
Museen und Sammlungen, soweit durch staatliche Fördermittel gestützt, getroffen werden kann und muss.
Die folgenden Gesichtspunkte und Auswahlkriterien dürften für die Existenzsicherung
eines Museums und kulturellen Zentrums von entscheidender Bedeutung sein:
1. Das Museum sollte eine entwicklungs- und wirtschaftsentscheidende Technologie
von historischem und lokalem Wert vergegenwärtigen, die nicht aus ausrangierten, verstaubten und stillstehenden Maschinenkomponenten besteht, sondern, für den
Betrachter nachvollziehbar, Prozesse in voller Funktion, d.h. real und lückenlos, erleben
lässt.
2. Das Museum sollte vom Standort und Gebäude historisch und traditionell in die
Region eingebunden und als Wahrzeichen einer industriellen Entwicklungsepoche anerkannt sein.
3. Das Unternehmen Museum sollte sich aus wirtschaftlicher Sicht im Vergleich mit
anderen Museen optimal selbst finanzieren.
4. Die Museumsanlage sollte, zur Verbesserung der finanziellen Situation und Steigerung
der Attraktivität, wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten gegen Entgelt bieten. Neben der
regulären Ausstellung sollte Platz für wechselnde Ausstellungen ( Wanderausstellungen,
Informationen zu aktuellen Themen etc. ) sowie Räumlichkeit für Lesungen, Konzerte,
Konferenzen, Tagungen, Besprechungen, etc. zu nutzen sein.
5. Das Museum muss über einen aktiven und engagierten Förderverein verfügen, der
bereit ist, gesetzte Ziele in Zusammenarbeit mit der Museumsleitung zu realisieren.
Sämtliche genannten Auswahlkriterien sind im Fall des Industriemuseums Cromford
gegeben bzw. positiv zu bewerten.
Ratinger Bürger schätzen das repräsentative Herrenhaus mit Museum u.a. als werbewirksamen Standortfaktor für die Stadt. Das Herrenhaus Cromford mit der historischen
Baumwollspinnerei, die alte Burg Haus zum Haus mit neuem Konzertsaal, der Poensgenpark mit seiner botanischen Vielfalt bilden ein attraktives Motiv unsere Stadt zu
besuchen. Die zur Zeit im Ausbau befindliche rechte Herrenhaushälfte wird, als Ergänzung der Dauerausstellung, weiteren Platz für künftige Sonderveranstaltungen bieten
können.
Zur Verbesserung des Bekanntheitsgrades und für die Werbung sollten Veranstaltungen
individuellen Interesses, auch aus privatem oder unternehmerischem Anlass, möglich
sein.
Die sich hieraus ergebenden notwendigen Zielsetzungen und Aufgaben kann das
Museum insgesamt aus eigener Kraft nicht bewerkstelligen. Es bedarf daher der Unterstützung eines umsichtigen und aktiven Fördervereins, der in intensiver Zusammenarbeit mit der Museumsleitung die Gewissheit einer dauerhaften Attraktivität gewährleistet.
Das Bewusstsein für diese Rarität der Stadt Ratingen zu schärfen und ständig wach zu
halten, die Verbindung zwischen Museum und Öffentlichkeit zu pflegen ist Aufgabe
eines aktiven und vielseitig interessierten Fördervereins, der gewillt ist, die gesetzten
Ziele zu vertreten, zu verfolgen und mit gesellschaftlichem Leben zu erfüllen.
Bei einer derartigen Aufgabenvielfalt sind alle Mitglieder angesprochen, sich nach eigener Neigung und Möglichkeit für die Arbeit des Fördervereins einzusetzen und zu engagieren.
Mitarbeiter und Gestalter sind in unseren Arbeitskreisen ( Redaktion Chronicle, Reisen,
Vorträge, Firmenbesuche, festliche Veranstaltungen, etc. ) jederzeit willkommen. Für
Anregungen und Vorschläge wird Ihnen der Vorstand dankbar sein.
...zum Titelbild
Parkfest 2005
2
... Förderverein
2
aus meiner Sicht
Parkfest
3-4
Lohnarbeit von Kindern Teil 3 5-6
Picknick im Park
7
Besichtigung Landsberg
8
Dienstleistungen
9
ohne Industrie
100 Jahre Poensgenpark
10-11
„ALTE WÖRTHER“
Besuch im RIM
12
... Museum
Das Herrenhaus in RatingenCromford
13-4
Sonderausstellung Dessous
15
... und mehr Wissenswertes
Napoleans Marschall Soult und
Luise Berg
16
... Veranstaltungen
Förderverein und Museum
17
... Ausstellungen
National/international
18
... Zweck und Ziel des
Vereins
Beitrittserklärung
19
Impressum
Herausgeber:
Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V. in Ratingen
Postfach 101208 · 40832 Ratingen
Tel. 02102 - 125952
Fax 02102 - 9423020
Redaktion:
Helga Hülsmann
Karlheinz Jäger
Ursula Leonhart-Hofmann
Petra Scheidtmann
Lilo Scholz
Für namentlich gekennzeichnete
Beiträge tragen die Verfasser die
Verantwortung
Layout:
Helga Hülsmann
Karlheinz Jäger
Druck:
Druckerei Füsgen GmbH & Co. KG
Bechemer Str. 55 · 40878 Ratingen
Tel. 02102-10510 · Fax 711071
Auflage: 3.000, 01.03.2006
Der Cromford Chronicle erscheint 2x
im Jahr kostenlos.
Spenden für die Unterstützung der
Arbeit des Fördervereins sind möglich
auf das Konto 42 113 100 bei der Sparkasse Hilden·Ratingen ·Velbert
BLZ 334 500 00. Spendenquittungen
werden ausgestellt.
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 3
... Förderverein - Berichte und Kommentare
Das Cromford Parkfest in seiner Vorbereitung
Gerade eben war die „Cromford
Fashion Night“ mit den wunderbaren historischen Kostümen und
den extravaganten Designer –
Moden beendet, alle Zelte und der
Laufsteg abgebaut und sonstige
Utensilien wieder verstaut, dachten die „Freunde und Förderer des
Industriemuseums
Cromford
bereits über ein neues Event nach.
Anspruch soll hoch bleiben. Wir
möchten ein besonderes Publikum
ansprechen, dabei auch Kinder
und Jugendliche mit einbeziehen.
Dabei ist es auch notwendig, dass
das Konzept der Gastronomie
ständlich nicht fehlen.
Herr Martin Schmidt, TexTura Düsseldorf, Kunsthistoriker und langjähriger Mitarbeiter der Industriemuseen konnte uns bereits mit seiner Idee weiterhelfen. Er hatte ja
Das „Cromford-Parkfest“, das der
Förderverein für jedes 2. Jahr am
ersten September-Wochenende
eingeplant hat, benötigt eine lange
Vorlaufzeit.
Also wurden bereits in den ersten
Herbstwochen 2004 Ideen gesammelt und Pläne geschmiedet. Das
Parkfest sollte sich mal ganz
anders darstellen. Wir wollten auf
die Modenschau verzichten und
statt dessen ein neues attraktives
Programm anbieten.
Wichtig bei allen Überlegungen im
bereits neu gebildeten Arbeitskreis
war immer wieder die Idee, ein
außergewöhnliches
Fest
mit
Niveau und einer gewissen Exclusivität vorzubereiten, das sich
wesentlich von allen anderen Straßenfesten u.ä. abhebt. Der
Mode und Kleidung um 1800
Kutschenfahrt mit Gästen
stimmt.
Auch der Bezug zum Industriemuseum Cromford darf selbstver-
schließlich auch die Fashion –
Night so hervorragend organisiert.
Wir wollten eine historische Show
aus der Zeit der Familien Brügelmann zeigen, in der Kostüme aus
damaliger Zeit, Musik und historische Kinderspiele den Schwerpunkt bilden sollten. Preußische
Soldaten würden auftreten und
Prinzessin Louise mit ihrem Hofstaat in der Kutsche ankommen.
Der Plan wurde als gut befunden
und weiter ausgebaut. Natürlich
wollten wir auch auf das abschließende Feuerwerk, das allen Besuchern der vorigen Jahre in hervorragender Erinnerung geblieben
war, nicht verzichten.
Soweit so gut, aber dem Arbeitskreis war klar, dass dieses Parkfest
einige notwendige Kosten verursachen wird. Bekanntlich ist das Vereinsvermögen für derartige Unternehmungen tabu. Außerdem bietet
sich der Cromford Park vor dem
3
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
Herrenhaus nicht für eine
geschlossene Gesellschaft an,
um Eintritt zu verlangen. Absperrungen hier anzubringen ist einfach unmöglich.
Im Februar blies uns dann der
kalte Wind der allgemein
üblichen Sparwelle ins Gesicht,
nachdem wir die ersten Briefe an
Sponsoren versandt hatten. Vieles, was 2003 (letztes Parkfest)
noch selbstverständlich war,
wurde von vielen Firmen abgelehnt.
Unsere Schwierigkeit bestand
darin, dass wir den Sponsoren
lediglich die Werbung mit Logo
oder einschlägigen Exponaten
auf dem Festplatz anbieten
konnten. Nur derjenige, der
unsere Idee unterstützte und
derjenige, der den Bekanntheitsgrad des Museums in unserer
Stadt fördern wollte, war als
Sponsor mit dabei.
Das Fest-Programm wurde
abgespeckt, aber es musste
immer noch „das Besondere“
bleiben.
Also entschlossen wir uns, auch
unsere Mitglieder um Hilfe zu bitten und nochmals eine Reihe von
Firmen anzusprechen.
18:09 Uhr
Seite 4
Wir gaben nicht auf, auch deshalb, weil uns die Big Band des
Polizeiorchesters
Mettmann
kostenlos zugesagt wurde. Auch
das Kulturamt bot uns für einen
kleinen Preis die afrikanische
Band Tshalabala an. Nachdem
auch von den Mitgliedern über
990,— Euro eingegangen waren,
haben wir dann im Juni beschlossen, das Cromford Parkfest stattfinden zu lassen. Die Stimmung
war positiv und alle ArbeitskreisTeilnehmer ließen nochmals die
Telefone heißlaufen und ihre so
wichtigen Kontakte spielen. Es
war nun auch schon ein Wettlauf
mit der Zeit, denn einige Verträge
mussten entsprechend zeitig
abgeschlossen werden.
Alle wollten, dass das Fest unbedingt stattfindet!
Jetzt setzten wir noch auf den
Losverkauf, da wir besonders
wertvolle Sachpreise von einigen
Sponsoren erhalten hatten.
Am 10. August 2005 – 3 Wochen
vor dem Parkfest – konnten wir
insoweit aufatmen, als wir der notwendigen Deckung nahekamen
und dann, am 28. August, bei
unserer letzten Arbeitskreis-Sitzung teilte uns unser Schatzmei-
RBS (RD Europe) GmbH
Renault Autohaus von Gersum
Schley´s Blumenparadies
Schreinerei Piet Hülsmann
Sparkasse HRV
Stadt Ratingen
Stadtwerke Ratingen
Symantec (Deutschland) GmbH
Talla Michael GmbH, InsTALLAtion
tiptel
TOI TOI & DIXI Sanitärsysteme
Tünkers Maschinenbau GmbH
Verein Lintorfer Heimatfreunde e.V.
Weinhaus Tolksdorf
Zapp AG
AXA Versicherung AG
Balcke-Dürr GmbH
Bau-und Möbelschreinerei Haug
Bühler Mess-und Regeltechnik
Citibank Ratingen
Deutsche Bank AG
Form und Raum
Frankenheim
Frankenholz GmbH
Heimatverein RATINGER JONGES
Kulturstiftung Sparkasse
LTU
Mitsubishi Electric Europe B.V.
Möske
Oster Dienstleistungen GmbH
Parfümerei Platen
Sponsoren des Parkfestes
4
ster mit: Das Cromford-Parkfest
ist finanziert!
Es hatte geklappt und wir freuten
uns auf unser Fest!
Natürlich gab es noch in den drei
verbleibenden Tagen viel Arbeit
und Organisation, besonders die
Dinge, die in den letzten Stunden
erst geregelt werden konnten.
Die Gastronomie sollte vor Ort
sein, das Wasser musste angeschlossen werden, der Toilettenwagen sollte pünktlich benutzbar
sein. Die Blumen für die Tische
und die Tischdecken wurden
besorgt und verteilt,
Das Kasperletheater fehlte noch.
Die Verpflegung für die Akteure
wurde bereitgestellt.
Aber einer der wichtigsten Punkte:
Die Sonne schien, und wir hatten
wieder ca.
3000 begeisterte
Besucher, wie uns in der Presse
bestätigt wurde.
In der Abschlusssitzung des
Arbeitskreises Parkfest wurde einstimmig beschlossen:
2007 gibt es wieder ein CromfordParkfest.
Helga Hülsmann
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 5
Aspekte der Lohnarbeit von Kindern in Baumwollspinnereien im 18. und 19. Jahrhundert in England
Teil 3: Der lange Weg zur Überwindung der Kinderarbeit
Für die Gesellschaft an der Wende
vom 18. zum 19. Jahrhundert war
es nicht der Staat, der als erster
die Notwendigkeit zum Handeln
Leo, acht Jahre alt, in einer Baumwollspinnerei.
Kinderarbeit völlig normal. Oberund Mittelschicht betrachteten es
angesichts der jahrhundertelangen
Tradition als selbstverständlich,
dass die Kinder der Unterschicht
jetzt auch in den neuen Fabriken
arbeiteten, um vor Müßiggang,
Bettelei und Kriminalität bewahrt
zu werden. Dies entsprach auch
dem christlichen Arbeitsethos. Für
die Unterschicht selbst stellte die
kindliche Arbeitskraft dagegen
„das Kapital des armen Mannes“
dar. Seine Nutzung war Lebensnotwendigkeit.
Kinderreichtum
diente zur aktuellen Existenzabsicherung.
Die überaus profitable Arbeitsweise der ersten Fabriken von Arkwright, Brügelmann und Slater
löste eine boomartige Zunahme
der Maschinenspinnereien aus.
Parallel wuchsen jedoch auch das
Heer und Elend der Fabrikkinder.
Staat und Gesellschaft blieb nicht
verborgen, dass die Kinder als die
jüngsten und schwächsten Glieder,
den Belastungen der täglichen
Fabrikarbeit auf Dauer nicht
gewachsen waren. Trotzdem war
erkannte. Wegbereiter für den
Übergang vom traditionellen
Gesellschaftsverständnis zu einem
neuen Umgang mit Armut und Kindern wurden Erzieher (z.B. Friedrich Adolf Wilhelm Diesterweg
1790-1866 in der Rheinprovinz),
Sozialreformer (wie Robert Owen
1771-1858 in England) und erste
Sozialisten (Friedrich Engels 18201895). Sie leiteten einen allmählichen Wandlungsprozess ein und
gaben den Anstoß, dass der Staat
endlich in die bis dahin unregulierte Kinderarbeit eingriff.
Durch den Erlass von Kinderschutzgesetzen - sie schränkten
das Alter der Fabrikkinder ein und mit der Durchsetzung von
Schulunterricht, versuchte der
Staat den Auswüchsen der Kinderarbeit in Fabriken zu begegnen. - In England gehörten zu den
humanitären Reformern einflussreiche Parlamentsmitglieder und
prominente
Evangelikalisten
(Evangelikalismus war Grundzug
des Protestantismus im 19. Jahrhundert, besonders in Großbritannien). Viele engagierten sich
gleichzeitig in einer leidenschaftlichen öffentlichen Kampagne für
die Abschaffung der Sklaverei und
verglichen die Sklaventransporte
der englischen Handelsflotte mit
den sklavenartigen Transporten
von armen Gemeindekindern in
die englischen Baumwollspinnereien. 1833 schaffte das englische
Parlament per Gesetz die Sklaverei im Britischen Empire ab und
erließ das erste Gesetz zum
Schutz der Kinder in den Baum-
Kinder wechseln die Spulen
5
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
wollspinnereien. - In Preußen
erreichte der Barmer Webereibesitzer Johannes Schuchard, dass
der Rheinische Provinziallandtag
1837 eine Adresse an den König
mit beigefügtem Entwurf eines
Kinderschutzgesetzes verabschiedete. Er wurde Grundlage des
Regulativs von 1839. Nach dem
englischen Gesetz von 1833 war
dieses preußische Kinderschutzgesetz eines der frühesten in Europa und der erste Eingriff des Staates in die soziale Betriebsverfas-
18:09 Uhr
Seite 6
Arbeiter in den Städten des Nordens. 1842 begrenzten Massachusetts und Connecticut die Arbeitszeit von Kindern unter 12 Jahren,
allerdings ohne große Auswirkung.
Daraufhin erließen Präsident und
Kongress 1916 ein Bundesgesetz.
In England, Preußen und Neuengland wurden die Kinderschutzgesetze gegen den Widerstand der
meisten
Baumwollfabrikanten
erlassen und erst mit der Kontrolle
durch Fabrikinspektoren effektiv
durchgesetzt. Der kombinierte
Baumwollpflückerinnen im Alter zwischen fünf und neun Jahren.
sung der frühindustriellen Fabriken. - In den USA entstand die
Bewegung für eine Kinderschutzgesetzgebung wie die Baumwollmechanisierung in Neuengland.
Die in den 1830er Jahren aufflammende Kontroverse um die
Abschaffung der Sklaverei erhöhte
auch bei der Kinderarbeit den
Regelungsdruck auf die Staaten.
Um der Kritik des Nordens zu
begegnen verwies der Sklaven
haltende Süden auf das Elend der
Effekt des vorgeschriebenen Mindestalters, der zulässigen Arbeitsstunden und des auferlegten
Schulzwangs wirkte wie eine indirekte Besteuerung der Kinderarbeit, sodass die absolute Zahl von
Kindern in den Fabriken abnahm.
Mit Hilfe der Kinderschutzgesetze
sahen die Staaten eine Chance,
jetzt auch den bisher mangelhaften Schulbesuch auf breiter Front
durchzusetzen und erließen eine
zweite Runde von Gesetzen mit
Sanitär
Heizung
Klima
der Einführung des verpflichtenden Schulbesuchs und Überwachung auch der Schulbildung
durch die Fabrikinspektoren. Arkwright, Brügelmann und Slater
gehörten zu den wenigen Fabrikanten, die schon vor diesen
gesetzlichen Auflagen Sonntagsbzw. Fabrikschulen zur Lösung
des zweifachen Problems von
Laster und Unwissenheit eingerichtet hatten.
Maßgeblich für den Rückgang der
Kinderarbeit wurden drei Gründe
genannt. (1) Technische Verbesserungen und Rationalisierungen
führten zu Personaleinsparungen
gerade bei den einfachsten und
billigsten Arbeitsplätzen. Sie leiteten den Abschmelzprozess des
Kinderanteils ein. (2) Kinderschutzgesetze und Einführung von
Fabrikinspektoren beschleunigten
diese Entwicklung. (3) Durch die
Einführung komplexerer Maschinen (z.B. Selfaktoren) wuchs der
Bedarf an qualifizierten Arbeitern.
Die Erwachseneneinkommen stiegen, das Angebot an Kinderarbeitern ging folglich zurück. - Durch
die zunehmende Mechanisierung
leistete die Industrie letztlich
selbst den größten Beitrag zur
Überwindung des Phänomens der
Fabrikkinder, welches sie in ihrer
Frühzeit geschaffen hatte.
Die vollständige Untersuchung ist
im Ratinger Forum Heft 9/2005
erschienen.
Gerhard Bechthold
Die Bilder wurden dem Buch:
„Kids at Work“ entnommen.
Verlag: Clarion Books, New York
Fotos: Lewis Hine
Ins Talla tion
GmbH
... mehr als nur Gas und Wasser
Ins Talla tion · Michael Talla GmbH · 40878 Ratingen
Notruf 01 72 / 2 03 01 26 · Tel. 0 21 02 / 2 88 12
[email protected] · Fax 0 21 02 / 70 59 89
6
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 7
Picknick im Park - wie zu Brügelmanns Zeiten
Bereits zum dritten Mal wollen
wir das Picknick besuchen und
uns im Schatten der Bäume des
wunderschön angelegten Parks
mit Freunden treffen. Die Wettervorhersage lässt auf einen
sonnigen Tag hoffen - und unsere Hoffnung wird nicht enttäuscht.
Es ist Sonntag, 03. Juli 2005.
Vor der Haustür wird es ein
wenig unruhig. - „Wo bleibt der
Bollerwagen ?"
Einmal im Jahr wird er
gebraucht, und zwar als Transportvehikel. Mit ihm befördern
wir halt alles, was zum Park
bzw. auf die Wiese im Poensgenpark transportiert werden
muss: Eine komplette Bierzeltgamitur - will heißen ein Tisch
und zwei Bänke. Des weiteren
Essen und Trinken, also Kartoffelsalat und Würstchen, hart
gekochte Eier, Salate, Käse usw.
Thomas Battenstein mit seinem Bassisten Konstantin Wienstroer
sowie Wasser und Wein. Zu meinem größten Entsetzen befand
sich der Wein in einem 5-l-Karton,
Der „Grüne Dume“ und Mitglieder des Fördervereins
einem
sogenannten
„Weinschlauch", nicht wie gewohnt in
der Flasche! Das soll schmecken?
Ich kann Ihnen verraten - er hat
uns allen ganz wunderbar gemundet, sogar Herrn Battenstein, der
mit seiner Musik im Park für eine
gute Stimmung sorgte.
Es war für uns alle wieder einmal
ein ganz wunderbarer Tag. In großer Runde fand man sich zusammen, an einem schattigen Plätzchen ganz in der Nähe des kunstvoll gestalteten grünen „Ratinger
Dume". Bis zum Einbruch der
Dunkelheit wurde viel geredet und
gelacht.
Picknick im Park wie zu Brügelmanns Zeiten? Eher nicht - wie
auch. Wir sind angekommen im
21. Jahrhundert.
Lilo Scholz
7
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 8
Schloss Landsberg und die Industriegeschichte
Unweit von Cromford, an der
Grenze zwischen Ratingen und
Kettwig, auf einem über das
Ruhrtal hochragenden Felssporn
steht Schloss Landsberg. Das
heutige Gebäude ruht auf den
Fundamenten der von Adolf V.,
Grafen von Berg, im 13. Jahrhundert zur Überwachung der festen
Brücke über die Ruhr gebauten
Burg. Über die Jahrhunderte
wechselte die Burg mehrfach den
Besitzer und verlor langsam an
Bedeutung als Schutzbau. Um
1870 sollte das hauptsächlich als
Sommerresidenz der Familie
Landsberg-Hatzfeld
dienende
Schloss erneut umgebaut werden
aber die Pläne wurden nicht weiter verfolgt. Langsamer Verfall
setzte ein, bis 1903 der Burg eine
neue mit der Industriegeschichte
verbundene Rolle zuteil wurde.
Der Stahlindustrielle August Thyssen erwarb die Burg, um sie zu
seinem persönlichen Wohnsitz
auszubauen.
Um diese Verbindung zu erkunden, traf eine Gruppe des Fördervereins im Juli Herrn Dr. Manfred
Rasch, Chefarchivar des Thyssen-Konzernarchivs, der eine
ausführliche und sehr interessante Führung durch den ehemaligen
Wohnsitz von August Thyssen
durchführte. Beinahe in Sichtweite hatte Alfred Krupp bereits seine
Villa Hügel mit Blick über die Ruhr
gebaut. Daher bot das etwas heruntergekommene Gebäude Thyssen die Möglichkeit, dem Konkurrenten zu zeigen, dass er sich
auch etwas leisten konnte. 1903
kaufte er das Schloss und
benutzte es als Wohnsitz bis zu
seinem Tode im Jahr 1926.
Manche
der
in
diesem
geschichtsreichen
Gebäude
getroffenen
Entscheidungen
haben die Industriegeschichte
dieser Gegend sicher geprägt. Mit
vielen kleinen Anekdoten machte
Herr Dr. Rasch diese Geschichte
lebendig.
Die Ausstattung der Räumlichkeiten gibt einen Einblick in den
Charakter dieses bedeutenden
Unternehmers. Größere Kontraste
zwischen den für Gäste und den
von ihm selbst benutzten Räumen
sind kaum vorstellbar. Zuerst
8
betritt man einen Empfangssalon
im Stil des beginnenden französischen Klassizismus mit Blick auf
einen in den Wald übergehenden
Garten.
Darauf folgt ein kleines einfach
eingerichtetes Esszimmer mit
dunklen Wänden und Kopien flämischer oder niederländischer
Meister an der Wand. Dort speiste
Thyssen an einem schweren
seiner persönlichen Umgebung
nicht mochte, zeigte er eine andere Seite seines Charakters beim
Kauf von damals modernen
Skulpturen, nämlich von Rodin.
Zu Thyssens Lebzeiten beherbergte der helle im Jugendstil
gebaute Wintergarten insgesamt
7 Werke des Künstlers. Es wären
wohl mehr geworden, wenn der
Geschäftsmann und der Künstler
Jugendstil-Badezimmer
Tisch, an dem sich bedeutende
Personen zu Verhandlungen trafen. Zum Beispiel Konrad Adenauer, zuerst in den 30er-Jahren
als Oberbürgermeister von Köln
und 20 Jahre später als Bundeskanzler. In grellem Kontrast dazu
ist der große Speisesaal für Besucher mit allen erdenklichen Elementen des Historismus verziert.
Ein schlichtes „modernes" Badezimmer für den Schlossherrn und
ein bei der Weltausstellung in
Paris ausgestelltes Badezimmer
im Jugendstil mit leuchtenden
Kacheln für die Gäste ist zu
bewundern. Obwohl man dadurch
den Eindruck bekommt, dass
Thyssen selbst das Moderne in
sich bei der Auftragsvergabe und
-bedingungen hätten besser verständigen können.
Im Bergfried befindet sich die
Familiengruft und dort fanden
August Thyssen und seine beiden
Söhne ihre letzte Ruhestätte. Von
außen behielt das Schloss weitgehend sein mittelalterliches Aussehen. Innen gibt es außer den
historisch wichtigen Räumen, die
zu Empfangszwecken benutzt
werden, auch moderne Tagungsund Seminarräume, ausgestattet
mit der letzten Technik. Für die
Verwaltung ist die August Thyssen
Stiftung zuständig. Somit trägt
das Schloss weiterhin zur Industriegeschichte bei.
Cynthia Beißwenger
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 9
Dienstleistungen ohne Industrie?
Sind Dienstleistungsbetriebe ohne Industriebetriebe denkbar? Entwickeln sie sich unabhängig voneinander? Oder gibt es doch wichtige Beziehungen zwischen ihnen? Diesen zentralen Fragen ging Herr
Dr.Siepmann in seinem Vortrag nach und zeigte ein vielfältiges Beziehungsgeflecht auf, in dem Industrie
und Dienstleistung stehen.
Noch vor 35 Jahren war die Industrie für unsere Wirtschaftsstruktur
bestimmend. Seit den 70er Jahren
überholte der Dienstleistungssektor die Industrie. In Ratingen z.B.
waren 1980 noch 49% der
Beschäftigten in der Industrie und
der Bauwirtschaft tätig. Dieser
Anteil ist bis 2004 auf 19% gesunken. Umgekehrt erging es der
Dienstleistungsbranche: von 51%
in 1980 stieg die Anzahl der
Beschäftigten auf 81% in 2004.
dauernde Vorherrschaft der Landwirtschaft (primärer Sektor) folgte
die Industrialisierung (sekundärer
Sektor), die wiederum abgelöst
wird durch die Dienstleistungen
(tertiärer Sektor), die mit zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung vermehrt nachgefragt werden.
Wird der Trend der „Deindustrialisierung“ damit unvermindert
anhalten? Die Antwort ist ein klares „Nein“, denn Industrie und
Dienstleistungen entwickeln sich
Dr. Udo Siepmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, und
Hans L. Hüppe, Vorsitzender des Fördervereins
Welches sind die Gründe für diese
„Deindustrialisierung“?
Wissenschaftlich
beschrieben
wurde dieser Strukturwandel von
den Ökonomen Jean Fourastié
und Colin Clark in den 40er Jahren
des 20. Jahrhunderts. Sie analysierten die zunehmende Bedeutung des Dienstleistungssektors
als typisches Phänomen „reifer“
Volkswirtschaften, also solcher,
die bereits ein hohes Pro-KopfEinkommen erreichen.
Fourastié und Clark unterschieden
3 Phasen des wirtschaftlichen
Strukturwandels: auf die langan-
nicht unabhängig voneinander.
Dies gilt für die haushaltsnahen
persönlichen
Dienstleistungen
(Wohnungsreinigung, Restaurantbesuche, Urlaubsreisen, etc.)
ebenso wie für die unternehmensbezogenen
Dienstleistungen
(Transport, Steuerberatung, Abfallentsorgung,
Softwarebereich,
etc.). Denn die Nachfrage nach
haushaltsnahen Dienstleistungen
ist von der Kaufkraft der Verbraucher abhängig, die in hohem Maße
durch industrielle Produktion entsteht.
Die Nachfrage nach unterneh-
mensbezogenen Dienstleistungen
kommt zu einem beträchtlichen
Anteil aus der Industrie selbst.
Das Wachstum dieses Dienstleistungssektors ist u.a. auch das
Ergebnis sogenannter „Auslagerungsprozesse“ (Outsourcing).
Bisher unselbstständige Abteilungen werden zu rechtlich eigenständigen Betrieben, oder man
bezieht Dienstleistungen , die vorher im Betrieb selbst geleistet
worden sind, von außen. So entstehen Dienstleistungsarbeitsplätze, die vorher Industriearbeitsplätze waren. Die Industrie selbst
speist also das Wachstum des
Dienstleistungssektors. Von einer
unabhängigen Entwicklung von
Industrie und Dienstleistung kann
keine Rede sein.
Es stellt sich zuletzt noch die Frage, ob es in einer Region Dienstleistungen ohne die Anwesenheit
von Industrie geben kann. Die
Antwort auf diese Frage ist wichtig für die Ansiedlungspolitik von
Unternehmen. Manche Kommune
würde gerne bei ihrer Stadtplanung nur noch auf Dienstleistungsbetriebe setzen, die wenig
Fläche beanspruchen und keine
Emissionen verursachen. Es hat
sich in der Realität aber gezeigt,
dass eine räumliche Verflechtung
von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen für beide
erhebliche Vorteile hat. Trotz aller
fortschreitenden Arbeitsteilung
und Internationalisierung sind
immer noch bei fast der Hälfte der
Industrieunternehmen mehr als
50% der beauftragten Dienstleistungsunternehmen
innerhalb
eines 50 km Radius um den Industriestandort angesiedelt. Dies
bedeutet u.a. die Möglichkeit des
persönlichen Kontaktes, oft eine
schnellere Problemlösung, eine
schnellere Abfolge von Produktinnovationen und vor allem die
Schaffung
eines
attraktiven
Arbeitsmarktes in der Region.
U.Leonhart-Hofmann
9
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 10
100 Jahre Poensgenpark
Ein Park feiert Geburtstag
Als Beispiel für einen „späten
Landschaftspark“ gehört der städtische Poensgenpark zu den
besonderen Kulturschätzen im
Rheinland. Für Ratingen spiegelt
die 4,5 ha große Anlage eine wichtige Epoche der Stadtgeschichte
wider.
Der Industrielle Carl Poensgen
(1838 – 1921) hat den Park 1907 im
Stil eines englischen Landschaftsparks anlegen lassen. Kennzeichnend für diesen Stil ist die Ausrichtung der Gestaltung an der freien
Landschaft mit ihrem Wechselspiel
von offenen und geschlossenen
Räumen. Nach diesem Muster enthält der Poensgenpark weite Wiesenflächen, Einzelbäume, Gehölzgruppen und waldartige Bereiche.
In separaten Bereichen sind ein
Stauden- und Rosengarten sowie
ein Japangarten angelegt.
Allein der Baumbestand ist von
hohem gehölzkundlichem und
parkhistorischem Wert. Insgesamt
sind heute im Park noch ca. 120
verschiedene Gehölzarten in 309
Einzelexemplaren vorhanden, darunter 256 Laub- und 53 Nadelge-
hölze mit Herkünften aus nahezu
allen Erdteilen.
Zusammen mit der nahe gelegenen Wasserburg Haus zum Haus
(13. Jh.) und der ehemaligen Brügelmannschen Textilfabrik Cromford (18. Jh.), einem Baudenkmal
von europäischem Rang, bildet
der Poensgenpark ein bedeutendes Kulturerbe.
Auf der Grundlage des 1995 von
den renommierten Gartenarchitekten Gustav und Rose Wörner
erarbeiteten Parkpflegewerkes
wurde der Park 1997 unter Denkmalschutz gestellt und mit Blick
auf die 2. Regionale NRW
„EUROGA 2002plus“ restauriert.
Seit 2005 ist die Stadt Ratingen
mit dieser Anlage Mitglied im Verein „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas“.
Im Jahre 2007 blickt der Poensgenpark auf eine 100-jährige
Geschichte zurück. Mit diesem
Ereignis eröffnet sich für die
Stadt Ratingen eine einmalige
Gelegenheit, das historische
Erbe des Poensgenparks zusam-
men mit den angrenzenden Baudenkmalen Haus zum Haus und
Cromford kulturtouristisch in Szene zu setzen und damit einen
wichtigen Beitrag zum Stadtmarketing zu leisten.
Das Programm
In seiner Sitzung am 30.11.05 hat
sich der Kulturausschuss der
Stadt Ratingen mit dem Jubiläumsjahr befasst und das im folgenden in seinen Grundzügen
dargestellte Programm beschlossen. Zwischen Mai und September 2007 sind folgende Veranstaltungen geplant:
Kulturhaus zum Haus
- Festvortrag „100 Jahre
Poensgenpark“
- Ratinger Gartentage mit den
Vortragsreihen: „Lust auf Gärten“ und „Gartenträume“
- Konzerte
Poensgenpark
- Mai-Singen
- Pflanzenraritätenbörse
- Picknick im Park
- Tafeln und Tanzen im Park
- Führungen
- „Auf den Busch geklopft“,
Gruppenlesung
- „Blätterwald“, Gedichte und
Aphorismen werden in die
Bäume gehängt
Rheinisches Industriemuseum
- Cromford – Parkfest mit
Mondscheinpartie
- Museumspädagogische Aktionen in den Angerwiesen, die
dem Thema Garten und frühindustrielle Produktionsweisen
zuzuordnen sind
- Buchvorstellung:
„100 Jahre Poensgenpark“
- Vorträge und Lesungen.
Folgende Vereine und Initiativen
konnten zur Mitarbeit bzw. als
Mitveranstalter gewonnen werden:
- Rheinisches Industriemuseum
10
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
- Förderverein Cromford
- Stiftung Kulturhaus zum Haus
- Arbeitskreis „Veranstaltung /
Sport / Freizeit“
- Ratinger Kulturbund
- Verkehrsverein Ratingen e.V.
- Deutscher Hotel- und Gaststättenverband
- Literaturkreis ERA e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur
NW (DGGL)
- Verein „Straße der Gartenkunst
zwischen Rhein und Maas“
(SdG)
- Volkshochschule Ratingen
Insbesondere im Rahmen der
überregionalen Öffentlichkeitsarbeit und für die Ratinger Gartentage hat die SdG die Nutzung des
vereinseigenen Internetportals
www.strasse-der-gartenkunst.de
in Aussicht gestellt. Als Plattform
für eine breite Öffentlichkeitswirkung werden auch die Homepage
der Stadt Ratingen sowie die des
Museums genutzt.
Seite 11
Angedacht ist die Präsentation
des Veranstaltungsprogramms
auf der Reisemesse in Essen
(Frühjahr 2007) und auf der Internationalen Tourismusbörse (März
2007) im Rahmen des Projektes
„Gartenland NRW“. Hierfür soll
auf geeignetes Werbematerial
(Flyer, Postkarten) sowie auf einen
Internetauftritt mit Dateien zum
Download zurück gegriffen werden.
Die Durchführung folgender landschaftsgärtnerischer Arbeiten ist
geplant:
- Gartendenkmalpflegerische
Aufarbeitung des Poensgenparks und des Umfeldes Haus
zum Haus (Freistellung von
Sichtachsen, Nachpflanzungen)
- Entwicklung eines Rundweges
Haus zum Haus – Poensgenpark – Cromford und Ausschilderung
- Erstellung eines Übersichtsplanes und Aufstellung von drei
Hinweistafeln in den Bereichen:
Haus zum Haus – Poensgenpark
– Cromford
- Beschilderung der Bäume und
Sträucher im Poensgenpark
Organisation
Die Projektsteuerung obliegt der
eigens eingerichteten Projektgruppe „100 Jahre Poensgenpark“, der
verschiedene Ämter der Verwaltung als ständige Mitglieder und
beteiligte Vereine und Einzelpersonen als Mitglieder bei Bedarf
angehören.
Kosten
Für das oben skizzierte Programm
wurden Kosten in Höhe von EUR
165.000 veranschlagt. Durch Veranstaltungen, Buch- und sonstige
Verkäufe sollen Einnahmen in
Höhe von rd. 30 % erwirtschaftet
werden.
Manfred Fiene
Putte am Eingang zum Poensgenpark
11
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 12
Gäste aus der Pfalz
zu Besuch im Rheinischen Industriemuseum
Am 16. und 17. 06. 2005 waren die Schauplätze Oberhausen , Ratingen und Euskirchen Ziel einer
Gruppe ehemaliger Führungskräfte des Daimler Chrysler Nutzfahrzeugwerkes Wörth / Pfalz. Die
Besuchergruppe hat ihre Eindrücke in einem Reisebericht aufgezeichnet, der nachfolgend in
gekürzter Fassung wiedergegeben wird.
Schauplatz Oberhausen Zinkfabrik Altenberg
Die Zinkfabrik ist eine der wenigen
vollständig erhaltenen Fabrikanlagen aus der Gründerzeit im Ruhrgebiet. Auf einer Fläche von 2500
qm ist die 150jährige Geschichte
der Eisen – und Stahlindustrie an
Rhein und Ruhr dargestellt. Nach
130jähriger Produktion wurde die
Arbeit 1981 eingestellt. Eine Prüfmaschine zerreißt geräuschvoll
Stahlstäbe zur Feststellung der
Festigkeit des Materials. Beeindruckend durch seine Größe der
gewaltige Dampfschmiedehammer
– 10m hoch und 53t schwer. Daneben sind u.a. Drehmaschinen verschiedener Größen zu sehen, welche vorführen, wie bereits vor 100
Jahren Großteile mit Präzision hergestellt wurden.
Elektronische Medien lassen die
Geschichte der Schwerindustrie
zusätzlich lebendig werden.
Fabrik waren die „Waterframes“,
ein Nachbau von Maschinen, welche Richard Arkwright 1771 in
Cromford/England
eingesetzt
hatte. Die Spinnmaschinen wurden durch Wasserkraft angetrieben und die Hauptwelle geht auch
heute noch durch mehrere Stockwerke und treibt über Transmissionen die Spinnmaschinen an.
Beim Rundgang konnte die Besuchergruppe die Prozeßschritte von
der Baumwolle zum Baumwollfaden in früheren Jahren verfolgen.
In der Produktion waren damals
auch Kinder im Alter von 6 bis 16
Jahren beschäftigt.
Neben der Fabrik entstand in den
Jahren 1787 – 1790 das Herrenhaus und 1790 auch die ersten
Arbeiterwohnungen, um eine
engere Bindung der Arbeiter an
die Fabrik zu erreichen.
Schauplatz Ratingen Textilfabrik
Cromford
Der Weg vom Busparkplatz zur
ehemaligen Baumwollspinnerei
führte durch den Poensgenpark ,
welcher um 1907 angelegt wurde.
1783 gründete der Elberfelder
Kaufmann Johann Gottfried Brügelmann die erste mechanische
Baumwollspinnerei auf dem europäischen Kontinent. Herzstück der
Zinkfabrik Altenberg
12
Schauplatz Euskirchen – Tuchfabrik Müller
Am 15.09.2000 wurde die ehemalige Tuchfabrik Müller nach über 30
Jahren Stillstand in den Verbund
des Rheinischen Industriemuseums übernommen.
Die Besucher können den Prozeß
von der Schafwolle bis zum fertigen Tuch verfolgen. Die Dampfmaschine aus dem Jahre 1903 versorgte den Betrieb mit Energie für
alle Maschinen. In der Wolferei
wird die Rohwollmischung aufgelockert. Die Wollflocken werden in
der Krempelei zu Vorgarn verarbeitet und dann auf Spinnmaschinen
das fertige Garn hergestellt. Auf
acht mechanischen Webstühlen
wurde das Garn zu Tuch verarbeitet. In allen Fertigungsbereichen
war der Geräuschpegel enorm
hoch. In der Nopperei folgte die
Endbearbeitung der Tuche: Fehler
beseitigen, appretieren, pressen,
scheren und dämpfen. Danach
wurden die Stoffballen über mehrere Treppen herunter in das Lager
gebracht.
Die Besucher hatten eine andere
Industriewelt kennengelernt. Mit
einem Dank an die Mitarbeiter der
Museen und die begleitenden ehemaligen Kollegen Herm und Jäger
aus Ratingen trat die Besuchergruppe die Heimreise an.
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 13
... Museum - Berichte und Kommentare
Das Herrenhaus in Ratingen Cromford
Umbaupläne geben Möglichkeiten den Geheimnissen des Herrenhauses auf die Spur zu
Als am 30. August 1787 die
Gesellschafterin der Prinzessin
von Mecklenburg-Strelitz, Salomé
von Gélieu, in Ratingen Cromford
von Johann Gottfried Brügelmann
empfangen wird, serviert der
Hausherr „an sorgsam gepflegter
Tafel […] Chokolade“, wie sie
selbst in ihrem Tagebuch festhält.
Doch im berühmten Gartensaal
wurden die Damen, von denen
eine später den Preußischen
König heiraten sollte, noch nicht
empfangen, denn dieser war erst
im Bau. Noch drei Jahre sollte es
dauern, bis das repräsentative
Wohn- und Geschäftshaus unter
Einbeziehung eines älteren Vorgängerbaus zumindest im Rohbau
fertig gestellt werden sollte.
Und auch in unseren Tagen kündigen sich erneut Baumaßnahmen
an Brügelmanns Herrenhaus an.
Nach der Übernahme des zweiten
Flügels in diesem Jahr durch den
Landschaftsverband Rheinland
kann nun das ganze Gebäude in
die Konzeption des Museums ein-
bezogen werden. Dies ist Grund
genug, sich noch einmal intensiv
mit seiner Architektur, seinen
Funktionen und Besonderheiten
zu beschäftigen.
Brügelmann ging mit Gründung
seines Unternehmens 1783/84 in
Ratingen – einer der ersten Fabriken der Welt überhaupt – ein Wagnis ein. Würde er genügend
maschinengesponnenes
Garn
produzieren und absetzen können? Würde seine Kapitaldecke
ausreichen, den Handel zu tragen?
Er baut sicherlich auch aus diesen
unternehmerischen Fragestellungen – das machen alle bisherigen
Untersuchungen
deutlich
–
zunächst ein kleines bürgerliches
Wohn- und Geschäftshaus. Als
rechter Flügel des heutigen repräsentativen Herrenhauses ist es im
Kern immer noch erhalten.Die
Kombination von Wohnen und
Arbeiten ist für das 18. Jahrhundert nichts Ungewöhnliches und
lässt sich sowohl im Bergischen
Verbindung zwischen „Alter Fabrik“ und Herrenhaus
aber auch im Aachener Raum mit
vielen Beispielen belegen. So bauten
die
Wolltuchfabrikanten
Johann Heinrich Scheibler das
„Rotes Haus“ in Monschau und
Arnold von Clermont den „Bau“ in
Vaals (beide um 1760) nach dem
gleichen Muster. Wenn auch im
Stil, der Architektur und in der
Detailform völlig unterschiedlich,
sind doch beide Beispiele bestens
geeignet, sich die Struktur und
damit die Funktion des Brügelmannschen Herrenhauses zu
erschließen.
Doch zunächst zurück zur Baugeschichte in Ratingen. Die Geschäfte laufen 1787 gut und Brügelmann investiert in sein Wohnhaus.
Der Mittelrisalit und der linke Flügel
werden errichtet, das ältere nur
zweigeschossige Wohn- und
Geschäftshaus wurde in das Gefüge integriert. Wann der so entstandene Bau erneut ergänzt wurde –
nämlich mit der heute in Aprikot
gefassten zweiachsigen Kontorerweiterung, die noch heute die „Alte
Fabrik“ an der Cromforder Allee
mit dem Herrenhaus verbindet
(siehe Cromford Cronicle 1, 2005,
S. 13), ist umstritten. Harald Herzog vermutet aufgrund seiner aufwendigen Bauuntersuchungen,
dass zumindest das Erdgeschoss
dieses Anbaus bereits in der ersten
Bauphase des heutigen Herrenhauses angefügt und Ende des 18.
Jahrhunderts aufgestockt wurde.
Andere Autoren verlegen seine
Errichtung ganz in das Jahr 1799.
Beide Lager haben für ihre Datierung Gründe. Herzog leitet seine
Erkenntnisse aus der Analyse des
Gebäudeputzes ab. Andere, wie
Michael Schumacher, berufen sich
auf den 1789 gezeichneten Plan
der Anlage, auf der die Verbindung
zwischen Fabrik und Herrenhaus
noch nicht zu sehen ist. Nimmt
man jedoch an, dass der Bau zwischen dem Zeichnen des Plans
und dem Verputzen des Gebäudes
nachgezogen wurde, löst sich der
13
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Konflikt, zumal sich funktionalinhaltliche Erklärungen für seine
Errichtung finden lassen. In diesem Zusammenhang lohnt noch
einmal der Blick in die Region
Aachen; denn auch dort standen
Unternehmer vor der Aufgabe,
zentralisierte Produktion zu organisieren und zu verwalten. Und
selbstverständlich fanden sie
dafür Lösungen, die sich in der
Architektur ihrer Manufakturkomplexe und Kontore widerspiegelt.
Betrachten wir diesmal Burtscheid. Isaac v. Loevenich betreibt
dort in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts vor den Toren der alten
Reichsstadt Aachen seine Wolltuchmanufaktur. Anders als Brügelmann bezieht er dazu zunächst
ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, das er als Wohn- und
Geschäftshaus nutzt. Hinter diesem Haus errichtet er – Brügelmann unter diesem Aspekt wiederum ähnlich – abhängig vom
Geschäftserfolg in schneller Folge
zwischen 1760 und 1794 immer
neue und größere Werkbauten.
1770, mit fortschreitender Zentralisierung der Arbeitskräfte, sieht er
sich beispielsweise gezwungen,
einen speziellen Zugang zur „fabrique“ am Kontor vorbei einzurichten. Jeder Arbeiter hatte sich nun
an- und abzumelden. Ganz ähnlich die Situation in Monschau. Im
Roten Haus wird zu den Werkräumen im Keller (Wollspüle und Färberei) und im Speicher (Wollbereitung) ein eigener Zugang am Kon-
14
Seite 14
tor vorbei errichtet.
Nicht anders handelt Brügelmann. Auch er verknüpft mit dem
nord-östlichen
Kontoranbau
Fabrik und Büro. Die noch erhaltene Holztreppe im nordwestlichen
Treppenhaus der »Alten Fabrik«
zeigt dies deutlich. Ihre Trittfolge
und die Abnutzungen der Trittstufen sprechen eine deutliche Sprache.
Ganz gleich welcher Datierung
des Kontoranbaus man nun folgen
möchte, in jedem Fall ist er nicht
allein eine Ausweitung der
Geschäftsräume eines Unternehmens, das auf einem Weltmarkt
agiert. Seine Erbauung ist in enger
Kombination mit der Ausweitung
der zentralisierten Fabrikarbeit zu
beurteilen, d.h. mit der inneren
Logik und dem Funktionieren der
Fabrik. Wird er erst auf das Jahr
1799
datiert
(Schumacher),
bekommt die geschilderte Argumentation noch mehr Bedeutung,
denn dann steht bereits die »Hohe
Fabrik«, heute Teil des Rheinischen Industriemuseums, mit der
die Brügelmann’sche Baumwollgarnproduktion noch einmal deutlich gesteigert wurde.
Das Herrenhaus von Brügelmann
birgt noch immer Geheimnisse.
Und wir können gespannt sein,
welche es bei den kommenden
Umbauarbeiten noch preisgibt.
Salomé von Gélieu wird das eine
oder andere gewusst haben –
zumindest was seine ältesten Teile
angeht. Doch in ihrem kurzen
Bericht gibt sie wenig preis. Sie
zeigte sich bei ihrem Nachmittagsbesuch lediglich entzückt, dass die
Arbeiter „alle sonntäglich gekleidet
waren“ und beschrieb – von Brügelmann als harmloser Gast eingestuft, der keinerlei Industriespionage betreiben würde – lediglich die
schnelle Arbeit der vielen Fabrikkinder und die gute Qualität der
Produkte.
Martin Schmidt
Original-Holztreppe in der
„Alten Fabrik“
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 15
Geschichte der Dessous
von 1850 bis zur Gegenwart
Neue Sonderausstellung im Rheinischen Industriemuseum, Schauplatz Ratingen, ab Herbst 2006
Die Freunde des Rheinischen
Industriemuseums
Cromford
können auf eine neue große
Wäsche von der Mitte des 19.
Jahrhunderts bis in die Gegenwart
auf. Welchen Weg hat z.B. die
Unterhose genommen, die für
Frauen im 19. Jahrhundert aus
zwei in der Taille zusammengebundenen Beinlingen bestand, bis
aus ihr in unserer Zeit ein Hauch
von „Nichts“ wurde? Natürlich hat
auch immer die Mode ihren Einfluss geltend gemacht und die
Wäsche als Kleidungsschicht zwischen Körper und Oberbekleidung
den aktuellen Trends angepasst.
Das harmonierte nicht immer mit
dem Blick, den Ärzte und Hygieni-
sondern auch vor dem eigenen
Blick auf den nackten Körper.
Über das 20. Jahrhundert hinweg
haben sich Moralvorstellungen
und der Umgang mit Erotik und
Scham stark gewandelt. Die Zeiten, in denen Frauenunterhosen
als die „Unaussprechlichen“
bezeichnet wurden, sind vorbei.
Aus dem Blickwinkel unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen,
aber auch aus der Sicht der
Geschlechter zeigt die Ausstellung Aspekte dieses Wandels bis
in die Gegenwart.
Welchen Blick haben Sie auf Dessous? Unsere Vorbereitungen für
die Ausstellung haben uns neugierig gemacht. Viele Fragen sind
offen, denn wie gesagt, Dessous
sind nicht nur ein reizvolles, sondern auch ein geheimnisvolles
Thema.
Erzählen oder schreiben Sie uns
Ihre Meinung, Ihre Erlebnisse und
Erfahrungen, Ihre Wünsche und
Träume zu Dessous.
Krinoline mit Beinkleidern
ca. 1860
Sonderausstellung
gespannt
sein, die zur Zeit von dem Ausstellungsteam um die stellvertretende Leiterin des Museums,
Frau Claudia Gottfried, vorbereitet und ab Herbst 2006 gezeigt
werden wird. Dieses Mal geht es
um ein im wahrsten Sinne des
Wortes „reizvolles“ Thema: nämlich um Dessous. Allein der
Begriff ruft eine Vielzahl von
Assoziationen hervor, die um
Erotik und Sinnlichkeit, andererseits um Moral, Scham und
Peinlichkeiten kreisen. Deshalb
werden wir uns unserem Thema
von verschiedenen Blickwinkeln
aus nähern, um diese Kleidungsgattung von allen Seiten aus zu
beleuchten und auszuleuchten.
Aus der Sicht des Historikers
rollt sich die Geschichte der
Korselett aus den
50er Jahren
ker auf die Wäsche hatten: Ihnen
kam es auf die Gesundheit an.
Unterbekleidung sollte in erster
Linie wärmen und den Körper
schützen. Diesen letzten Aspekt
hatten auch andere gesellschaftliche Kreise im Sinn, für die das Tragen von Unterwäsche als tugendhaft und keusch galt, denn Hemd
und Hose sollten nicht nur vor
dem Blick des anderen schützen,
Um Ihnen ein interessantes, aber
auch überraschendes Spektrum
an Dessous aus den letzten 150
Jahren in der Ausstellung präsentieren zu können, sind wir zur Zeit
immer auf der Suche nach Dessous für Sie und für Ihn. Unsere
umfangreiche Textilsammlung hat
natürlich einiges zu bieten und wir
haben sie in den letzten Monaten
immer wieder durch Ankäufe
erweitern können. Trotzdem bleiben noch Lücken, die wir gerne
füllen möchten. Vielleicht haben
Sie noch das ein oder andere
zuhause, vor allem aus der Zeit
von 1960 bis heute, mit dem sich
diese Lücken schließen lassen
und möchten es uns gerne für die
Ausstellung zur Verfügung stellen.
Wir würden uns freuen.
Christiane Syre
Fotos: Roland Wirtz
15
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 16
„Napoleons Marschall Soult und Louise Berg“
Von Axel Fuesers und Albrecht Graf Finck von Finckenstein
Am 18.04.1999 fand im Herrenhaus des Rheinischen Industriemuseums Cromford in Ratingen
eine sehr gut besuchte Veranstaltung im Rahmen der „Cromford
Gespräche“ statt.
Herr Axel Fuesers, langjähriges
Mitglied des Vereins der Freunde
und Förderer des Rheinischen
Industriemuseums Cromford in
Ratingen, hielt einen Lichtbildervortrag über „Marschall Soult –
Zusammenhänge beigetragen hat.
„Am 20.Januar 1796 rückte der
26-jährige französische General
Jean de Dieu Soult mit den Revolutionstruppen in Solingen ein. …..
In der Cölner Straße am Ortseingang von Solingen steht das Patrizierhaus des Johann Abraham
Knecht. Es wird wegen seiner sieben Stufen, die zum Eingangsportal führen, „Haus auf der Treppe“
genannt. Auf eben dieser Treppe
Höhen und Tiefen der napoleonischen und nachnapoleonischen
Zeit meistert.
Schon bei dem Vortrag von Herrn
Fuesers wurde deutlich, dass die
Thematik auch deshalb von Interesse ist, weil sie quasi noch in die
Zeit von Johann Gottfried Brügelmann und seiner Frau fällt.
Es gibt auch Berührungspunkte,
die die Spekulation zulassen,
dass sich die Familien möglicherweise gekannt haben. So hat ein
Bruder der Louise, Carl Reinhard
Berg, zusammen mit dem Elberfelder Fabrikanten Karl Frowein ab
1805 die Baumwollspinnerei Frowein, Berg und & Co betrieben.
Zwischen den Familie Frowein
und Brügelmann bestanden verwandtschaftliche Kontakte. Ferner hat die Familie Soult in der
Zeit, als sie in Düsseldorf im Exil
lebte, ab 1816 ein Haus der Familie Jacobi beim Ratinger Tor bezogen. Auch die Familie Brügelmann
lebte ab 1898 in Pempelfort und
hatte zu den Jacobis zumindest
geschäftliche Beziehungen.
Das Buch ist sehr spannend, lebhaft und authentisch geschrieben,
dies insbesondere auch deswegen, weil Herr Axel Fuesers der
Familie Berg entstammt.
Karl-Ernst Roßberg
Marschall Soult und Louise Berg
eine Begegnung auf der Treppe“.
Sicherlich können sich noch einige
an diesen Vortrag erinnern. Unter
den Zuhörern befanden sich auch
Erich Brügelmann sowie Mitglieder des Kölner Zweiges der Familie Brügelmann.
Axel Fuesers hat die damals vorgetragene, fast unglaubliche
Geschichte der Louise Berg aus
Solingen an der Seite des französischen Marschall Soult nun als
Buch heraus gebracht, wozu
Albrecht Graf Finck von Finckenstein die wichtigen historischen
16
steht die 24-jährige, am 26. Mai
1771 geborene Louise Berg, Tochter des verstorbenen Klingenkaufmanns
und
Bürgermeisters
Johann Abraham Berg und seiner
Frau Wilhelmine, geb. Mumm, und
beobachtet den Einzug der Franzosen.“
So beginnt die Geschichte der
Louise Berg, die sie schließlich bis
an den Hof des Kaisers Napoleon
in Paris führt. Louise ist eine kluge
und energische Frau, die mit ihrem
Mann zusammen, einem erfolgreichen Militär und Politiker, die
Titel:
„Marschall Soult –
eine Begegnung auf der Treppe“
Wallstein-Verlag, 2005
ISBN: 3-89244-897-3
Preis: EUR 19,00
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 17
... Veranstaltungen: Förderverein und Museum
*Die. 21. März 2006
Mitgliederversammlung
Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V. in Ratingen
Beginn: 18.30 in der Hohen Fabrik im 4. Obergeschoss
Anschließend: Vortragsveranstaltung Beginn: 19:30 Uhr
„100 Jahre Poensgenpark 2007“.
Referent: Herr Manfred Fiene, Leiter des Grünflächenamtes d.Stadt Ratingen
Anschließend rustikaler Imbiss
*So.26.März 2006
2. Cromford-Gespräch
„Der kleine Unterschied“, von Unterwäsche und Dessous
Referentin: Christiane Syré, Kunsthistorikerin
Treffpunkt: 11:00 Uhr im Museums - Café,
Beginn des Vortrages: 11:30 Uhr, anschließend kleiner Imbiss
Di. 11. April 2006
Osterferienaktionen
„Das Reporterspiel“
Osterferienaktionen
“Wie kam die Farbe in den Stoff“
Osterferienaktionen
„Als Industriespion in Cromford“
Mi. 12. April 2006
Do. 20. April 2006
*Mi. 12. April 2006
Besuch des Westfälischen Textilmuseums Bocholt
Termin und Ort werden noch bekannt gegeben.
Do. 18.Mai 2006
„Was die Leute trugen als die „Water-Frame“ erfunden wurde“
Referentin: Christiane Syré, Kunsthistorikerin, Themenführung durch
die Dauerausstellung des Museums. zur Geschichte der Baumwollmoden
Treffpunkt: Museumskasse
Beginn: 18:30 Uhr
Eintritt: EUR 1,00
*Mi. 07.Juni Di. 13.Juni 2006
“Cromford England - Industriehistorie neu entdecken”
Studienreise zu den wichtigsten Standorten der englischen Textilindustrie
(Warteliste noch möglich)
08. Juni 2006
„Wenn Gebäude sprechen…“
Referent: Martin Schmidt, Kulturhistoriker,
Themenführung zur Industriearchäologie Cromfords
Treffpunkt: Museumskasse
Beginn: 18:30 Uhr
Eintritt: EUR 1,00
01. Juli 2006
Picknick im Park… wie zu Brügelmanns Zeiten
„Brügelmann-Kostümierung“ erwünscht, Parkführungen, Museumsführungen,
Musik auf den Wiesen vor dem Herrenhaus und im Poensgenpark, Zeit: 11:00 - 16:00 Uhr
Kuchenbuffet am Stand der
„Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V.“
Infos und Anmeldungen zu Veranstaltungen des Fördervereins (*) unter Telefon 02102-125952, 02102-60342,
Fax: 02102-86449220, [email protected]
Informationen zu allen Veranstaltungen des Museums unter Tel. 02102 - 86449200
Ein Heft mit den aktuellen Terminen aller Ausstellungen und Veranstaltungen der 6 Schauplätze
des Rheinischen Industriemuseums liegt an der Museumskasse aus.
Fakten und Kontakte:
Museum
Rheinisches Industriemuseum Ratingen Textilfabrik Cromford - Cromforder Allee 27 - 40878 Ratingen
Tel.: 02102 / 86 449 200 - Fax: 02102 / 86 449 220 - E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt:
Erwachsene € 3,00 - Kinder € 1,50 - Gruppen € 2,50/Pers. - Schulklassen € 1,00/Schüler
Führungen:
€ 30,00 Gruppen und Schulklassen - Anmeldung erforderlich
am 1. Sonntag im Monat 15.00 Uhr Führung durch die Dauerausstellung € 4,50 inkl. Eintritt
Sonderausstellungen, museumspädagogische Projekte, Themenführungen und weitere Veranstaltungen
sind dem aktuellen Museumsprogramm zu entnehmen oder Info unter Tel.: 02102 / 86 449 200.
Leitung:
stellvertr. Leitung:
Dr. Eckhard Bolenz
Claudia Gottfried
Tel: 02102 - 86 449 201
Tel: 02102 - 86 449 202
17
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 18
... Ausstellungen - national / international
Dauerausstellung
Vom Faden zum fertigen Stoff
Textilmuseum Bocholt
Uhlandstr.50, 46397 Bocholt
Tel.: 02871 - 21611-0
22.05. - 28.08.2006
Anziehungspunkt - 125 Jahre Sammlung (Mode aus über einem Jahrhundert)
Deutsches Textilmuseum
Andreasmarkt 8, 47809 Krefeld
Tel.: 02151 - 9469450
bis Ende April 2006
Vision Winter 2005/2006
Dauerausstellung St.Galler Stickerei/Spitze
Textilmuseum St.Gallen
Vadianstr.2, CH - 9000 St.Gallen
Tel.: +41-71-2221744
Ende Juni bis Ende Sept. 2006
Große Ausstellung zeitgenössischer Steppdecken und alter Patchwork-Decken
Musée de l´Impression sur Etoffes
14, rue Jean Jaques Henner, F-68072 Mulhouse
bis 13.08.2006
Die Frau in Weiß
Geschichte des bürgerlichen Brautkleides
Rheinisches Industriemuseum, Euskirchen
Tuchfabrik Müller, Carl-Koenen-Straße, 53881 Euskirchen-Kuchenheim
Tel.: 01805-743465
bis 20.09.2006
Wolle: Das intelligente Gewebe
Museu de la Ciencia i Tecnologia
E-08222 Terrassa
Weitere interessante Dauerausstellungen in folgenden Museen:
Textil- und Industriemuseum Augsburg, Alte Kuka-Halle, 86156 Augsburg,
Tel.: 0821-3244684/85
Textilmuseum Max Berk, Brahmstr.8 69118 Heidelberg-Ziegelhausen,
Tel.: 06221
800317 (Kostümgeschichtliche Ausstellungen/Textilkünstler/ Quilt-Biennale)
Niederländisches Textilmuseum Tilburg, Goirkestraat 9, NL - 5046 GN Tilburg,
Tel.: +31-13-5367475
Europäische Textilrouten (ETN) - www.ETN-net.org/routes
Jede Einrichtung
ist ein Unikat,
so einzigartig wie
seine Bewohner.
So einzigartig wie Sie.
Inneneinrichtung
Wir gestalten.
Lintorfer Str. 31
Ratingen - Mitte
Tel.: 02102/2 70 37
Parkhaus Grabenstr.
18
Cromford
1.06
03.01.2006
08.03.2006
18:09 Uhr
Seite 19
Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V. in Ratingen
Wir und unsere Ziele
Die "Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V in Ratingen” wurden am 29. Juni 1993 gegründet. Die Mitglieder des Fördervereins sind geschichtlich und kulturell interessierte und engagierte Personen sowie Körperschaften, auch
aus dem weiteren Umland Ratingens.
Ziel der Freunde und Förderer ist, das industriegeschichtliche Denkmal als Symbol für den technischen und soziologischen
Wandel im 18.Jahrhundert auch nächsten Generationen zu erhalten. Industriegeschichte lebt: zwischen Tradition und Fortschritt, zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Besucher erhalten im Museum eine Fülle von Informationen über die Technologie der Textilindustrie und die Arbeitsbedingungen der Fabrikarbeiter - einschließlich der Kinderarbeit - zu Beginn der Industrialisierung. Erwähnenswert ist auch die hervorragende Lage des Museums im landschaftlich reizvollen Angertal, das für
Johann Gottfried Brügelmann 1784 der ideale Standort zur Errichtung der ersten Fabrik auf dem europäischem Kontinent war.
Unsere Aufgabe ist es, das Wissen um die frühindustrielle Entwicklung lebendig zu halten. Dafür setzten wir unsere ganze Kraft
ein, leisten finanzielle Unterstützung und organisieren öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Das Angebot reicht dabei von
Vorträgen kompetenter Referenten aus Politik und Gesellschaft über Exkursionen bis zu Studienreisen. Feste Bestandteile sind
das bunte Cromford Parkfest wie auch die regelmäßig stattfindenden Cromford-Gespräche mit bekannten Gästen aus Wirtschaft und Kultur. Die internationalen Kontakte zu befreundeten Industriemuseen werden kontinuierlich Jahr für Jahr ausgeweitet. Das Industriemuseum ist aus dem Kulturgeschehen der Stadt Ratingen nicht mehr wegzudenken.
Fakten und Kontakte:
Förderverein
Postanschrift:
Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V. in Ratingen
Postfach 10 12 08 - 40832 Ratingen
e-mail-Adresse:
[email protected]
Internet: www.cromford.de
Vorstandsmitglieder seit 12.Aug.2003: Erika Cebulla
Ulrich H. Holtkamp
Helga Hülsmann
Hans L. Hüppe
Wolfgang Küppers
Aktueller Mitgliederstand: 224
Jahresbeitrag:
Tel: 02102-24450
Tel: 02102-846231
Tel: 02102-60342
Tel: 02102-125952
Tel: 02102-60622
Fax: 02102-24450
Fax: 02102-871844
Fax: 02102-709577
Fax: 02102-9423020
Fax: 02102-963644
Einzelpersonen € 30,00 - Ehe- u. Lebenspartner gemeinsam € 50,00
Jugendliche € 20,00 - juristische Pers., Firmen, Vereine, Verb nde € 100,00
Beitrittserklärung
Name/Vorname ……………………………...........…................................................................................................
Beruf (freiwillige Angabe) .....................................................................................................................................
Anschrift ………………………………………………….............................................................................................
Geb.Dat. (freiwillige Angabe) ....................................................
Tel. ..…………………....................... Fax .....………….……....... e-mail …………………........................................
Mitglieds-Beitrag ..………………….. Euro / Jahr
(Spenden und Mitgliedsbeiträge werden vom Finanzamt anerkannt)
Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich die Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V.
widerruflich den vereinbarten Mitgliedsbeitrag bei Fälligkeit zu Lasten meines Girokontos
Kt.Nr. ………………………………... BLZ ………..………..... Institut ………………………….................................
durch Lastschrift einzuziehen. Wenn das Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht seitens des
kontoführenden Instituts keine Verpflichtung zur Einlösung.
Datum, Unterschrift.................................................................................................................................................
Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford e.V.
Kt.Nr. 42 113 100, BLZ 334 500 00, Sparkasse Hilden - Ratingen - Velbert
Anmeldung bitte senden an: Freunde und Förderer des Industriemuseums Cromford. e.V. - Postfach 101208 - 40832 Ratingen
19