10 gitarren im les-paul-stil unter € 750 - MM-Musik-Media
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10 gitarren im les-paul-stil unter € 750 - MM-Musik-Media
vgt_lespaul 06.06.2002 13:35 Uhr Seite 92 A r i a , C a r e e r, C o x x , D e a n , D e l R e y, E p i p h o n e , F a m e , H o y e r, M a r t i n e z , S a m i c k IM VERGLEICH: 10 G I TA R R E N I M LE S - PAU L - S T I L UNTER € 750 D i e g ro ß e , a l t e D a m e G i b s o n Le s Pa u l w i rd i n d i e s e m J a h r 5 0 ! G r u n d g e n u g z u f e i e r n , u n d G i b s o n l ä s s t e s s i c h n i c h t n e h m e n , m i t d i ve r s e n S o n d e ra u f l a g e n i h re s e r f o l g re i c h s t e n M o d e l l s d e n G o l d e n e n G e b u r t s t a g e n t s p re c h e n d z u w ü rd i g e n . D i e s e r G e b u r t s t a g f ä l l t z u d e m v ö l l i g p a s s e n d i n e i n e Ze i t , i n d e r Le s - Pa u l - u n d ä h n l i c h e - G i t a r re n s o p o p u l ä r w i e n o c h n i e s i n d . P ra k t i s c h k e i n G i t a r re n h e r s t e l l e r ve r z i c h t e t m e h r a u f e i n M o d e l l , d a s d e u t l i c h vo n G i b s o n s Zwischen Inspiration und schnödem Kopieren liegt bekanntermaßen oft nur eine Haaresbreite, und viele werden sich noch an die 70er Jahre erinnern, als plötzlich aus Japan 1:1-Kopien der amerikanischen Erfolgsmodelle im Markt aufkreuzten – oft in erstaunlich guter Qualität und mit einem Preisschild, das wie geschaffen für schmale Geldbeutel schien. Um sich vor Kopien dieser Art zu schützen, hat Gibson die wichtigsten Konstruktionsmerkmale ihrer Gitarren, und insbesondere die ihrer erfolgreichsten Modells, durch Patente und Gebrauchs- 9239 Heinz Rebellius e r s t e S o l i d b o d y - E - G i t a r re i n s p i r i e r t i s t . muster schützen lassen. So haben es die heutigen Hersteller nicht leicht, wenn auch sie ein „Les Paul“-Modell bauen wollen, und es bleibt ihnen praktisch nichts anderes übrig, als sich mehr oder weniger geschickt mit den Eigenschaften einer Gitarre, die man nicht schützen lassen kann, um die geschützten herum zu manövrieren, um dem beliebten Original so nah wie möglich zu kommen. Nachdem einige Patente bereits abgelaufen sind, liegen noch folgende Designmerkmale fest in Gibson-Hand, und zwar als Geschütztes Gebrauchsmuster (eng.: trademark): • Firmen- und jeweiliger Modell-Name • Form der Kopfplatte • Form der „Glocke“ (StahlstabAbdeckung) • Scheibe hinter dem Pickup-Wahlschalter (Rhythm/Treble) • Form des Schlagbretts Unsere Recherche hat leider nicht ermitteln können, ob die Les-Paul-Korpusform auch noch einem Gebrauchsmuster-Schutz unterliegt. Zumindest scheinen die meisten 07.02 gitarre & bass © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN vgt_lespaul 06.06.2002 13:35 Uhr Seite 93 infotest Hersteller davon auszugehen, denn sonst hätten sie wohl kaum versucht, so knapp wie möglich eine naturgetreue Kopie des Les-Paul-Bodys zu vermeiden. Die grundsätzliche Bauweise einer Gitarre lässt sich nicht schützen. So haben denn alle Gitarren in unserem Testfeld viele Eigenschaften gemeinsam, die der Einfachheit halber auch nicht mehr in der Tabelle (Übersicht) auftauchen: Eingeleimter Hals, gewinkelte Kopfplatte mit Mechaniken in 3:3-Konfiguration, 630-mm-Mensur, Korpuskonstruktion mit einer Basis- plus zusätzlichem Decken-Material, zwei Humbucker und Stoptail/Tune-o-matic-Brückenkonstruktion. Alle Gitarren wurden vor dem Test mit identischen Saiten bestückt (GHS Guitar Boomers in den Stärken .010 bis .046). Bei allen sind die Tonabnehmer auf den gleichen Abstand zu den Saiten gebracht worden, alle wurden über die gleichen Amps gespielt und Spur neben Spur auf einem Digitalrekorder aufgezeichnet, um direkte Vergleichsmöglichkeiten schnell zur Hand zu haben. Neben den üblichen Angaben zur Technik und Ausstattung der einzelnen Modelle haben wir in diesem Fall auch die Faktoren „Deckenstärke“ und „Korpusstärke“ ermittelt. Denn manche Hersteller bezeichnen bereits ein 2 mm starkes Ahornfurnier bereits als Decke. Die Deckenstärke (ggf. inkl. des Furniers) haben wir in der Ausfräsung des Hals-Humbuckers mittig an der Leimnaht der zweigeteilten Decke gemessen, die Korpusstärke wurde an der oberen Korpusrundung, gleich oberhalb des Tonabnehmer-Schalters, abgenommen. In den Maßangaben zum Halsprofil (siehe Übersicht) bleiben wir diesmal ganz in der Les-Paul-Sprache und vergeben ein „50s“ für ein kräftig-dickes, rundliches, und ein „60s“ für ein eher flaches, rundliches Profil. Gibson unterscheidet die Hälse ihrer LesPaul-Reissues bekanntermaßen ebenfalls nach diesen Kriterien. Als Referenz stand uns eine Gibson Les Paul aus den 90er Jahren zur Seite, die im Laufe des Tests immer wieder als Bezugspunkt herhalten musste. Sie hat eine Korpusstärke von 50 mm, die Ahorn-Decke ist 15 mm stark. Die beiden Tonabnehmer haben eine identische Ausgangsleistung von 10 kOhm, und sie wiegt immerhin 4 kg. UAE20-5E Ukulele APPLAUSE BY OVAT I O N p r e i s e Wir haben zehn verschiedene Les-Paul-artige Gitarren bis zu einem Preis um € 750 für unseren Vergleich ermittelt. Diese Preisgrenze ist keineswegs willkürlich gewählt, denn die Epiphone Les Paul Standard als rechtmäßige Nachfolgerin der Gibson Les Paul in den unteren Preisklassen muss natür- Noch nie zuvor wurden wir mit der Tatsache konfrontiert, übliche Vertriebsware mit so genannten „Hausmarken“ in einem Test zu vergleichen. Dies mag zwar in der Beurteilung der Gitarren-Qualität egal sein, ist aber für eine Bewertung der Preis/Leistungsrelation schwierig. Denn die Preise sind nicht so Heinz Rebellius t e s t f e l d lich in solch einem umfassenden Test mit erscheinen. Und die kostet halt laut Vertrieb € 685. Dem Testfeld ist deutlich anzumerken, dass sein Gros aus Korea stammt. Auf den meisten Gitarren befindet sich die gleiche Hardware, die gleichen Schalter, Potis und Pickups – und das sind hier oft nicht die besten Produkte, die koreanische Hersteller zu produzieren in der Lage sind. Vielmehr haben wir es mit hakelnden Dreiweg-Schaltern und Potis der günstigen Preisklasse zu tun – und auch die Kluson-Kopien, die zwar historisch korrekt aussehen und bei den meisten der Testgitarren Verwendung finden, sind eher mit Vorsicht zu genießen. Wenn auch alle diese Teile während der Testdauer einwandfrei funktionierten, ist ihre Verschleißgrenze niedrig. Einige Gitarren sind jedoch erfreulicherweise mit besseren Komponenten ausgestattet, dies ist in der Übersicht und im Text natürlich erwähnt. Natürlich bewirkt der originale Les-PaulMaterial-Mix, bestehend aus MahagoniHals mit Palisander-Griffbrett und Mahagoni-Korpus mit dicker Ahorndecke den einzigartigen Les-Paul-Sound. Die wenigsten Hersteller konnten sich jedoch an die Material-Vorgaben des Originals gehalten, da gutes, d. h. leichtes Mahagoni nur noch teuer zu bekommen ist. Deshalb greifen die meisten Hersteller günstiger Gitarren zu Alternativen. Unterschiedliche Sound-Ergebnisse werden dabei entweder kommentarlos in Kauf genommen oder durch entsprechend ausgelegte Pickups versucht auszugleichen. Meist findet Ahorn als Halsmaterial Verwendung, während die Korpus/ Decken-Kombinationen sehr unterschiedlich ausfallen. Korina-Korpus mit MahagoniDecke, Mahagoni-Korpus mit MahagoniDecke, Erle-Korpus mit Ahorn-Decke und einige andere Mixes lassen ein spannendes Testhören erwarten. Dass ein geflammtes oder gewölktes Ahorn-Top auch in den unteren Preisklassen nicht unbedingt wegen besagtem Rotstift ausfallen muss, beweisen einige Hersteller, die ein schön aussehendes Furnier auf die Decke aufleimen. Akustisch hat das Furnier keinerlei Auswirkung – weder positiv noch negativ. Allerdings weiß nur der Hersteller, aus wie vielen Stücken die Decke unter dem Furnier besteht. gitarre & bass 07.02 © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN Die mit Abstand kleinste Ovation misst vom Scheitel bis zur Sohle 540 mm. Dennoch ist eine Ukulele, eigentlich das hawaiianische Nationalinstrument, ein vollwertiges Musikinstrument. Das hat nicht nur Seine Unsäglichkeit Stefan Raab des öfteren im TV bewiesen (Kompliment für seine unvergessliche ,Highway to Hell‘-Uke-Version), sondern auch viele andere, die sich vom Ukulele-Boom haben anstecken lassen. Denn Uke spielen macht einfach Laune! Als echtes Mitglied der großen Ovation-Familie hat auch die Ukulele den rundlichen Kunststoff-Korpus, dazu einen Mahagoni-Hals und eine Fichtendecke mit den so genannten Epauletten-Schalllöchern, insgesamt 20 an der Zahl. Bespannt ist die Kleine natürlich stilecht mit Nylonsaiten, und um den vielen Leseranfragen zuvor zu kommen: Die Ukulele-Standardstimmung ist (von oben nach unten) A-D-F#-H. Also ein reiner D6-Akkord mit einer ASaite, die eine Oktave höher als erwartet klingt. Schon leer gespielt tönt diese Uke gleich nach Hawaii, Palmen und Rum mit Kokosnuss-Milch! Der Klang der Ovation Ukulele ist dabei laut und ausgewogen und setzt sich prima auch gegen andere Instrumente durch. Es macht eine Menge Spaß, sich die Akkorde in dieser speziellen Stimmung zurecht zu legen und einige Songs zu intonieren. Spielbar ist die Ukulele immerhin bis zum 12. Bund, und auf den F#und H-Saiten sogar bis hinauf zum 18. und letzten Bund, wenn auch dort bereits die Bundabstände recht eng werden. Da dieses Ovation-Instrument sogar mit einem Tonabnehmer ausgestattet ist, lässt es sich unkompliziert verstärken – es muss ja nicht gleich ein Marshall-Stack sein, könnte aber! Die Bedieneinheit besteht aus einer passiven Volumen- und Tonkontrolle, die im oberen Zargen untergebracht ist. Wer partout die Ukulele nur unplugged spielen will, sollte aber besser zu der Version ohne Pickup greifen, denn die ist ein paar Euro günstiger. Aloha! Vertrieb: Musik Meyer, D-35041 Marburg Preis: € 270 (ohne Pickup € 205) 4993 Seite 94 ohne weiteres miteinander vergleichbar. Vertriebe arbeiten in der Regel mit so genannten „Unverbindlichen Preisempfehlungen“ (UVP), die für den Einzelhandel Richtwert-Charakter darstellen. Der eigentlich relevante Preis ist jedoch der „street price“, zu dem die Gitarre tatsächlich in den Läden angeboten wird. Und dieser Preis variiert zum einen von Laden zu Laden, zum anderen meist deutlich vom UVP der Vertriebe. Die Hausmarken – in unserem Fall Del Rey, Fame und Martinez – werden jeweils im Auftrag eines Musikladens gebaut und dort ohne einen Zwischenvertrieb direkt angeboten – zu Preisen, die von vornherein als „street prices“ kalkuliert sind. Ein einfaches Vergleichen der Preise ergibt also ein schiefes Bild. Ein Beispiel: Die Epiphone Les Paul Standard hat einen UVP von € 685 und ist damit die zweitteuerste Gitarre des Testfeldes. Im Laden wird sie aber oft für unter € 500 angeboten. Damit liegt sie eigentlich im preislichen Mittelfeld. Lange Rede, kurzer Sinn: Die UVP-Preise in unserer Tabelle (Übersicht) sind Makulatur, die so ausgezeichneten Gitarren sind im Handel immer günstiger. Die Preise der Hausmarken Del Rey, Fame und Martinez dürfen dagegen jedoch als realistisch angesehen werden. • Eigenständigkeit • Clean-Sound Minus • S chalter und Potis • Z err-Sounds C a r e e r C G - 4 Mit dem Topmodell ihrer Evolution-Serie hat Career eine Gitarre ins Rennen geschickt, die sich mächtig in Schale gewor- P E - S P L Im Gegensatz zu anderen Marken hat Aria es relativ einfach, denn hier braucht nur der eigenen Tradition gefolgt zu werden, um eine „Les Paul“ vorstellen zu können. Bereits Ende der 70er Jahre gab es die PEModelle, die damals aufgrund ihrer hervorragenden Qualität viel Aufsehen erregten und als eine der wenigen ernstzunehmenden Konkurrenten der Gibson Les Paul galten. Die PE-Konstruktion umschiffte schon damals elegant alle Urheberrechts-Klippen und stellte ein eigenständiges Design mit eindeutiger Les-Paul-Philosophie dar, das so gelungen war, dass andere Marken es damals wie heute kopierten. Unter unseren Test-Gitarren stammen z. B. die Career-, Hoyer- und Del-Rey-Modelle in direkter Linie von der Aria PE ab. Aria verfeinerte das 9459 Plus PE-Design im Laufe der Jahre – zum Bedauern so mancher Gitarrenliebhaber. Ihr Korpus ist nun dünner als beim Original und zudem auf seiner Rückseite deutlich konturiert. So ist die PE die leichteste Gitarre im Testfeld und deutlich komfortabler als alle anderen zu handhaben. Ihre Ausstattung mit vergoldeter Hardware, Duncan-Designed-Pickups und einer fein gemaserten Ahorndecke ist verantwortlich dafür, dass sie auch die Teuerste im Bunde ist. Ein schlanker Körper macht auch einen schlanken Ton – das sagte schon Pavarotti. So auch die Aria PE, die sowohl clean als auch angezerrt einen brillanten, transparenten Sound erzeugt, dem der Bauch, das Fundament, einer „richtigen“ Les Paul allerdings abgeht. Dennoch, dieser Sound hat seine Qualitäten, denn er ist universell einsetzbar und fühlt sich auch in Gefilden wohl, in denen eine Les Konturen sorgen für Komfort © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN Career CG-4 A r i a Paul nichts zu suchen hat und man eher Fender-artiges erwartet. Weniger ansprechend ist allerdings der verzerrte Klang, denn er klingt im Vergleich zum Original eher schlapp und drucklos, wobei der HalsPickup zum Mulmen neigt. Daran konnten auch die Duncan-Designed-Pickups nichts ändern. Aria PE-SPL 13:36 Uhr Minus 06.06.2002 Plus vgt_lespaul 07.02 gitarre & bass 06.06.2002 13:36 Uhr Seite 95 Edle Einlagen der Career-Gitarre C o x x L e t ’ s S t a n d a r d R o l l Die einzige Chinesin dieses Zehnerfeldes deutet an, das noch viel Gutes kurz- bis mittelfristig aus dem Reich der Mitte auf uns zukommen wird. Die Verarbeitung der Let´s Roll hält, obwohl diese mit Abstand die Coxx Let’s Roll fen hat und mehr an eine Les-Paul-Custom denn an die schlichte Standard erinnert. Ein prachtvolles Wolkenahorn-Furnier (auf Ahorn-Decke und Mahagoni-Korpus), aufwändige Abalone-Einfassungen um Korpus und Kopfplatte, „tree of life“-Einlagen im Griffbrett, Binding um Decke und Boden sowie die vergoldete Hardware ergeben eine fürstliche Ausstattung. Das Design entspricht dem (offensichtlich nicht geschützten) von Aria, wobei die KopfplattenLösung von Career mir persönlich deutlich besser gefällt als das recht große Aria-„Paddel“. Die Verarbeitung ist einwandfrei, lediglich der abschirmende Graphitlack in den Pickup-Fräsungen wurde vermisst – aber zumindest im E-Fach gefunden. Eine Gibson Les Paul hat ja nicht nur Bässe, sondern auch reichlich Höhen! Und die Career CG-4 hat davon sogar noch eine Portion mehr als das Original (da macht sich der Ahornhals bemerkbar), allerdings im Gegensatz zur schlanken Aria mit deutlich mehr Bass-Fundament. Der etwas zahme, irgendwie vornehme Eindruck wird im angezerrten und verzerrten Bereich noch unterstützt, wobei besonders der StegPickup seine Betonung im unteren Höhenbereich nie verleugnet. Die CG-4 klingt also eher weich, seidig und weniger druckvoll als das Original und sehr schön transparent. Sie ist eine prima Gitarre für Akkord- und Clean-Spiel, aber sicherlich keine Gitarre für den riffenden Heavy-Rocker – und so sieht sie nun auch wirklich nicht aus. günstigste Gitarre in diesem Test ist, mit der der koreanischen Schwestern mit. Ihre Lackierung in Cherry Sunburst entspricht der Qualität und Farbgebung der Epiphone Les Paul, die Holzauswahl und Konstruktion ist genauso gut wie die der anderen Gitarren. Lediglich die Abrichtung der Bünde könnte noch verbessert werden – die Bundenden auf der Treble-Seite sind leicht scharfkantig. Die Gibson typische Hals/Korpusverbindung mittels einer langen Zunge bis unter den Pickup ist nicht zu entdecken, und die Ausfräsungen für die Tonabnehmer und die Elektronik, in der wie bei den meisten anderen Gitarren Potis der GünstigSorte ihren Dienst verrichten, sind nicht mit Graphitlack ausgesprüht. Auf dem Basswood-Korpus sitzt eine 15 mm starke Ahorndecke, die von einem geflammtem Furnier beleimt ist. Basswood, eine LindenArt, ist sicherlich eine interessante und weitaus weniger zufällige Wahl, als man erst annehmen könnte. Denn dieses alleine für sich eher dumpf klingende, recht weiche Holz verleiht dem Ton ein gutes, d. h. rund und voll klingendes Fundament, dem durch die Ahorn-Komponenten (Hals und Decke) die nötige Durchsetzungsfähigkeit verleiht werden kann. Dazu sollen auch die Tonabnehmer beitragen, die vom gleichen koreanischen Hersteller wie die „Duncan Designed“-Pickups der Aria- und Samick-Gitarren stammen und sogar in ihrer Ausgangsleistung entsprechend ihrer Einbauposition variieren. Im direkten Vergleich zum Gibson-Original macht die Coxx eine gute Figur. Sie ist insgesamt leicht mulmiger und zahmer, besonders im angezerrten Soundbereich, wobei der Steg-Pickup im Vergleich zu anderen im Solo-Betrieb leicht zum Plärren neigt. Schön, dass die Coxx ange- und verzerrt sehr druckvoll agiert. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Basis – also die Konstruktion – gelungen ist, wenn ihr auch die typische Wärme des Originals fehlt. Plus Plus vgt_lespaul • Druckvoller Klang • Preis/Leistung Minus Minus Plus Plus • Pickups • Schalter und Potis • Mechaniken • Clean-Sound • Aufwändige Ausstattung D e a n Minus E v o S p e c i a l Die Evo präsentiert sich neben der Aria PE als die eigenständigste Gitarre des Testfeldes. Zwar stammt ihr Design auch aus Minus • Schalter und Potis gitarre & bass 07.02 © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN 6995 vgt_lespaul 06.06.2002 13:36 Uhr Seite 96 Nur zwei Potis auf der Dean-Evo Dean Evo D e l R e y ’ 5 9 S t a n d a r d Dieser Abkömmling des Aria-PE-Designs überrascht mit einem seltenen Holz-Cocktail. Ahorn für den Hals erscheint für heutige LP-Kopien zwar normal, aber der Korpus ist aus Korina gefertigt und mit einer 17 mm dicken Decke aus Mahagoni beleimt, auf der wiederum ein Furnier aus schön gemasertem Ahorn sitzt. Die Verbindung des Halses mit dem Korpus erfolgt, wie bei der gepaart mit dem gewohnt hakelnden Dreiweg-Schalter, stellen die Regeleinheiten dar, in der nur eine kleine, unwichtige Ungereimtheit auffällt: Der Knopf des Schalters ist schwarz, während alle anderen Plastikteile in creme ausgeführt sind. Kein Plastik enthalten dagegen die Mechaniken, verchromte Grover-Typen, die allemal besser funktionieren als die zwar historisch korrekten, aber weniger zuverlässigen koreanischen Kluson-Kopien auf den meisten anderen Gitarren dieses Tests. Die PickupAusfräsungen offenbaren nicht nur die Deckenstärke, sondern auch die nicht-Gibson-typische Halsverleimung und zudem das Fehlen von Graphitlack, den wir aber in der E-Fach-Ausfräsung, die für die beiden Potis ganz schön groß geraten ist, finden. Schön, dass der E-Fach-Deckel mit leitender Alufolie beklebt ist. Die Evo hat ein aggressives Design, eine Eigenschaft, die sich in weiten Zügen auch im Sound widerspiegelt. Zwar ist der HalsHumbucker weniger brillant und recht drucklos – eine Eigenschaft, die bei fast allen Testkandidaten festzustellen ist. Aber die Kombinations- und Stegpickup-Einstellungen offenbaren einen druckvollen und im Clean-Betrieb brillanten, transparenten Rhythmus-Sound. Verzerrt fehlt der Evo die Süße einer Les Paul, dafür hat sie eine gute Durchsetzungsfähigkeit, einen insgesamt mittigeren Sound mit weniger Bässen und Höhen. Riff-geprägter Hardrock dürfte das Metier sein, in dem sich die Evo am wohlsten fühlt. Del Rey ’59 der „Aria-Schule“, wurde aber so stark verändert, dass daraus ein vollwertiges eigenes wurde. Insbesondere die Kopfplatte, aber auch die Art der Korpuswölbung und die Verwendung von nur zwei Potis ist sehr individuell für eine LPstyle-Gitarre. Wiederum deckt ein schön geflammtes Furnier die wahrscheinlich weniger ansehnliche Ahorndecke zu, die auf einem Korpus aus Mahagoni sitzt. Die Lackierung, sowie die gesamte Verarbeitung ist top – allerdings hätte die Sattelkerbe für die G-Saite ein wenig breiter gefeilt sein dürfen. Potis der besseren (koreanischen) Art, Plus Plus • Eigenständigkeit • Mechaniken • Aggressiver Grundsound Minus Minus • Mulmiger Hals-Pickup • Schalter 9679 Aria-Gitarre auch, nicht nach dem GibsonPrinzip, eine Verlängerung des Halsfußes bis unter den Pickup ist nicht zu sehen. Auch sind die Ausfräsungen für die Pickups nicht mit Graphitlack ausgepinselt, wohl aber das Elektronikfach. Günstige Hardware wie Mechaniken, Schalter und Potis, StandardPickups und eine nicht immer einwandfreie Verarbeitung (ausgetrocknetes Griffbrett, 07.02 gitarre & bass © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN vgt_lespaul 06.06.2002 13:36 Uhr Seite 97 Plus Plus • Grund-Sound • Hals-Pickup • Original-Design Epiphone Les Paul Minus Minus relativ unsaubere Fräsung für die Einlagen) lassen noch Steigerungen zu. Das Korina, welches hier die Rolle des Mahagoni übernommen hat, macht seine Arbeit allerdings mehr als ordentlich, denn die ’59 Standard klingt sehr voll und rund, allerdings mit weniger Höhen als das Original. Was durchaus zu erwarten war, denn eine Mahagoni-Decke kann nicht das bringen, was eine Ahorn-Decke ihr vormacht. Ein seidiger Höhencharakter ist also weiß-Gottnicht vorhanden, dafür sorgt die eher mittige Färbung des Gesamt-Sounds für einen druckvollen, kompakten Klang auch in stark verzerrten Gefilden. Dreckiger Riff-Rock, gerne auch mit tiefer gestimmten Saiten, ist die Domäne der ’59 Standard, nicht aber gepflegter Blues oder anderes Halbgares. • Schalter und Potis F a m e L P I V Diese Black Beauty ist die einzige der Zehnergruppe, die garantiert aus Europa kommt! Man braucht kein Insider zu sein, um zu wissen, dass nur osteuropäische Firmen so kostengünstig wie die Asiaten produzieren können. So kommt denn die Fame LP IV aus Polen, von einer dort führenden Instrumenten-Manufaktur. Diese Gitarre hat einige interessante Details wie z. B. den so genannten „Kragen“, die rückwärtige Verstärkung der Übergangsstelle zwischen Hals und Kopfplatte, den Gibson in den 70er Jahren verwendete und dann aus mir unverständlichen Gründen wieder Plus Plus • Verzerrter Sound Minus Minus • Schalter und Potis • Unsaubere GriffbrettFräsungen Verschwenderisch darf die Epiphone Les Paul das zeigen, was anderen verboten ist – die Gibson-Urheberrechte! Sieht man von der Kopfplatte ab, besitzt die Epiphone alle Design-Details, die eine richtige Les Paul auszeichnen. Die Proportionen stimmen, der Name stimmt, die „Glocke“ stimmt – da steht sogar Gibson drauf! Nur bei den Materialien ging man aus Kostengründen andere Wege, denn für den Hals wurde Ahorn, und für den Korpus Erle (!) verwendet, auf das eine dicke Ahorndecke inkl. eines gemaserten Furniers geleimt ist. Die Tonabnehmer haben die geringste Ausgangsleistung von allen, entsprechen damit aber in etwa dem Wert, den Gibson PAFPickups haben. In der Ausfräsung des HalsPickups ist schön die Zunge des Halses zu erkennen, die bis hierhin in den Korpus verleimt ist. So macht es Gibson auch. Laut Angaben des Vertriebes sind auf dem europäischen Markt Epiphone Les Pauls sowohl aus Korea als auch aus Tschechien erhältlich. Zudem gibt es aus beiden Ländern Versionen, deren Korpus nicht wie der unserer Testgitarre aus Erle, sondern klassisch aus Mahagoni besteht. So weiß weder der Händler noch sein Kunde, wenn sie eine Epiphone Les Paul bestellen, aus welchem Land die Gitarre kommt, noch welches Kor- pusholz sie besitzt. Dies ist eine durchaus interessante Situation, denn eine Gitarre mit mahagoni-Korpus wird anders klingen als eine mit Erle-Kopus. Hier ist also ein genaues Vergleichen der Epiphone Les Pauls in den Läden gefordert. Unsere Les Paul kann jedenfalls – Erle hin, Mahagoni her – mit einem erstklassigen cleanen Sound überzeugen, der all das hat, was man dazu benötigt: Viele, schön-klingende Höhen, einen satten Bass-Bereich und einen seidigen Oberton-Charakter. Noch stärker tritt dieser Charakter im angezerrten Betrieb zum Vorschein, hier hat sie deutlich mehr Höhen als das Original zu bieten, allerdings auch weniger Druck im Mittenbereich. So klingt die Epiphone, was sich dann auch verzerrt äußert, insgesamt etwas verhalten und ein bisschen schüchtern, hat dafür aber einen sehr schönen Toncharakter zu bieten, der die für eine Les Paul so wichtige Süße reichlich beinhaltet. Diese Les Paul singt! Und: Ein dreifaches Halleluja diesem Hals-Pickup, denn er klingt (in dieser Gitarre) um Längen besser als die Kollegen in den meisten anderen TestGitarren. gitarre & bass 07.02 © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN Fame LP IV E p i p h o n e L e s P a u l S t a n d a r d 8997 Seite 98 Plus • Sound • Mechaniken • Pickups • „Kragen“ Minus • Hemdsärmelige Verarbeitung H o y e r und vielleicht ist auch diese Fame LP bald ein Fall fürs Gericht? Doch zurück zur Konstruktion: Auf einen dünnen Boden aus Erle ist eine wirklich massive Decke aus Mahagoni geleimt. Der Begriff Decke passt hier eigentlich gar nicht mehr, denn sie ist fast viermal so dick wie der Boden! Die Ausstattung ist überraschend hochwertig: SchallerMechaniken (keine Kopien!), US-Potis und -Dreiweg-Schalter sowie Pickups mit angepassten Ausgangsleistungen sprechen eine gute Sprache. Und können über leichte Ungenauigkeiten in der Verarbeitung wie den leicht schiefen Einbau von einigen Griffbrett-Einlagen, die etwas ungenaue Fräsung für eben diese Einlagen und die mangelnde Anpassung der Pickup-Rahmen an die Deckenwölbung hinwegtrösten. Apropos Griffbrett: Dieses Griffbrett ist aus Eiche! Allerdings nur bei unserem Testmodell, einer Art Prototyp. Die Serien-Instrumente werden mit gewohnten PalisanderGriffbrettern ausgeliefert. Zum ersten Mal halte ich eine Fame-Gitarre in der Hand – und bin überrascht. Ihr Klang ist in allen Bereichen denen des Originals sehr ähnlich. Ein satter Clean-Sound mit reichlich Bässen und Höhen, ein überzeugender Crunch-Sound, der sich durchsetzt, ohne zu ätzen, und ein voller, kompakt klingender Lead-Sound, der nur eine kleine Spur dumpfer als das Original daherkommt, aber den gleichen Druck entwickelt – so wie eine Gitarre dieser Art es gefälligst tun sollte. Nicht schlecht! 9899 L P Plus • Clean-Sound • Mechaniken Minus • Schalter und Potis M a r t i n e z Hoyer Classic Eine Verdichtung am Halsende der Fame LP sorgt für Stabilität C l a s s i c Die Hoyer Classic LP könnte glatt eine Schwester der Career CG-4 sein – lediglich in der Kopfplattenform unterscheidet sich beider Design. Ganz in schwarz, mit siebenschichtiger Einfassung um Korpus und Boden und vierschichtiger um die Kopfplatte ist die Classic LP eine stattliche Erscheinung, die an eine Gibson Les Paul Custom erinnert. Dazu passt, dass sowohl Korpus als auch Decke aus Mahagoni gefertigt sind – die allerersten Les Paul Custom-Modelle wurden 1954 ebenfalls komplett aus Mahagoni gebaut. Die Verarbei- tung ist sehr gut, und die Mechaniken – wie bei Career – eine gelungene Mischung aus Perfektion (verkapselte Schaller-Kopien) und Tradition (Metallflügel im „Tulip“-Design). Schalter und Potis entsprechen leider ebenfalls denen in der Career-Gitarre – da gibt es bessere auf dem Markt, die aber natürlich den Preis in die Höhe treiben würden. Mit ihrem 60s-Halsprofil und dem geschmeidigen Hals/Korpus-Übergang (den die Career- und Del-Rey-Schwestern auch zu bieten haben) lässt sich die Classic LP sehr angenehm spielen. Die Stärken der Hoyer liegen nicht darin, sich in einem rauen Umfeld durchzusetzen. Ihr Ton ist eher ein angenehm warmer mit relativ wenig Druck, aber dafür mit der gewissen Süße ausgestattet, die die Gitarre leicht singen lässt. Zwar trübt auch hier ein schlapper Hals-Pickup die mögliche Soundqualität, aber der Steg-Pickup bügelt dieses Manko überzeugend aus. Minus einstellte. Natürlich macht eine Verstärkung dieser Sollbruch gefährdeten Stelle Sinn! Schade, dass nur Fame dieses Feature weiterhin verwendet – aber dies zeigt, dass man im Nahen Osten immer noch darauf bedacht ist, vor allen Dingen robust und solide zu bauen. Ansonsten liegt das Design der Fame LP IV verdammt eng am Original. Lässt man die Kopfplatte außen vor, ist wie bei der Epiphone nahezu kein Unterschied zu einer Gibson Les Paul zu erkennen. Ob das gut geht? Die Gitarrengeschichte ist voll von so genannten „Lawsuit“-Modellen, Plus 13:36 Uhr Minus 06.06.2002 Plus vgt_lespaul D S - 5 9 Die fast spiegelbildlich erscheinende Maserung des Decken-Furniers lässt die DS-59 sehr hochwertig erscheinen. Im Gegensatz zu den meisten Gitarren dieses Tests hat die DS-59 sich bei den Materialien fast exakt am Original orientiert: Mahagoni für Hals und Korpus, wenn auch Ahorn nur für das Furnier heran gezogen wurde. Wie oben schon gesagt, ist Mahagoni in TonholzQualität sehr teuer geworden, so dass es umso erfreulicher ist, es in solcher Menge an dieser günstigen Gitarre zu entdecken. Wahrscheinlich hätte eine Ahorn-Decke den Kostenrahmen endgültig gesprengt, aber mit dieser Ganzkörper-Mahagoni-Konstruktion ist die Martinez ja nicht alleine in der Les-Paul-Geschichte. Die optisch gelungene Kopfplatte trägt recht große Mechaniken, Grover-Kopien, die sehr gut arbeiten. Beim Korpus hat man sich um ein Design bemüht, dass die typischen LP-Eigenschaften beinhaltet, aber die eventuell vorhandenen Rechte nicht verletzt. So ist die Taille etwas schmaler, und der Cutaway eine Idee spitzer – dezente Änderungen, die die DS59 rechtlich in den grünen Bereich retten, aber die Abstammung nicht verleugnen. Die Verleimung des Halses mit dem Korpus 07.02 gitarre & bass © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN 06.06.2002 13:37 Uhr Seite 100 ist auf die gleiche Art wie beim Original erfolgt: Eine Zunge ragt bis unter den Hals-Humbucker in den Korpus hinein. Die Verarbeitung der Martinez hinterlässt einen sehr guten Eindruck, und auch an Kleinigkeiten wurde gedacht. Alle Ausfräsungen sind mit Grafitlack zur Abschirmung auslackiert, und das Abdeckfach der Elektronik, in dem gute, japanische (!) Potis ihren Dienst tun, ist mit Alufolie beklebt. Der Dreiweg-Schalter be- betont werden könnte. Aber dann wäre es ja keine „richtige“ Les Paul mehr. Plus Plus vgt_lespaul • Gewicht • Mechaniken • Materialien • Sound-Charakter S a m i c k / G r e g B e n n e t t A v i o n A V - 6 Martinez DS-59 Obwohl Samick für viele andere Hersteller Marken-Gitarren baut, gab es immer schon einen umfangreichen Katalog mit eigenen Modellen, die zwar alle günstig und gut waren, aber vom Design her nicht den Geschmack der westlichen Welt trafen. Um dies zu ändern, hat man nun den Amerikaner Greg Bennett engagiert, der vorher lange Jahre für Washburn Gitarren entwickelt hat. Und Bennett hat tatsächlich – man konnte es auf der Frankfurter Messe feststellen – ganze Arbeit geleistet und ein komplett neues und sehr umfangreiches Programm entwickelt! Die Avion AV-6 wirkt in sich denn auch sehr stimmig, obwohl das obere Korpushorn dem Telecaster-Design entliehen wurde. Interessantes findet man an der Kopfplatte – hier hat einer doch glatt eine Ecke weg geknuspert! Verarbeitung und Ausstattung ist für diese Preisklasse überdurchschnittlich, wenn auch die Hardware den üblichen Korea-Standard nicht überschreitet. Ausnahme: Die guten GroverMechaniken. Der Hals ist in Gibson-Manier in den Korpus verleimt, und das wunderschöne Wolkenmuster ist einem Furnier zu verdanken, das auf die Ahorndecke aufgeleimt ist. Im Gegensatz zu den Kandidatinnen Coxx und Epiphone ist das Cherry Sunburst der Samick Avion geschmackvoll dezent und überaus gelungen – und im Zusammenspiel mit der WolkenahornDecke ein richtiger Augenschmeichler. Und dem Ohr wird auch geschmeichelt, denn die Gitarre liefert einen glockigen, höhen- wie bassreichen Clean-Sound, der dem des Originals ebenbürtig ist. Angeund verzerrt macht sich der leicht mittige Sound-Charakter der Duncan-Pickups bemerkbar, der der Gitarre zu einem satten Druck verhilft, ohne zu mulmen. Auch der Hals-Pickup, der in der Aria PE relativ undifferenziert tönt, mulmt hier nicht. Insgesamt liefert die Avion-6 keinen aggressiven, sondern einen eher gepflegten, runden und ausgewogenen Les-Paul-Sound von hoher Qualität, der vielleicht durch eine Bestückung mit offener klingenden Tonabnehmern noch gewinnen könnte. Plus Samick Avion Plus • Grund-Sound • Mechaniken • Lackierung • Gewicht Minus Minus • Schalter und Potis findet sich hier in direkter Nähe zu den Potis – das ist eher ungewöhnlich, tut seiner Funktion aber natürlich keinen Abbruch. Hatten wir bei den anderen Gitarren zuwenig Mahagoni in der Les Paul, ist hier zuviel drin! Ein Ganzkörper-Mahagoni-Modell muss anders als das Original klingen, und so ist es auch. Etwas leiser, etwas weniger satt und druckvoll – dafür aber mit geschmackvollen Höhen und einem schlanken Bassbereich, der die Gitarre besonders im verzerrten Betrieb aggressiv-rotzig klingen lässt. Dies ist ein Modell, das sehr „geradeaus“ rüberkommt – ein kompakter SoundCharakter, der vielleicht durch andere Pickups wie z. B. P-90-Typen, noch stärker 100 101 r e s ü m e e Zählt man alle Eindrücke und Ergebnisse dieses Tests zusammen und will man unbedingt auf mathematischem Wege einen Sieger küren, würde dies die Samick/Greg Bennett Avion AV-6 sein. Denn sie klingt sehr authentisch nach „Les Paul“, ist hervorragend verarbeitet und mit am besten ausgestattet. Doch Gitarren sollten meiner Meinung nach nicht nach Punkten und Tabellen bewertet werden; hier spielen die unterschiedlichen Einsatzbereiche und die daraus resultierenden Design- und SoundVorlieben eine zu große Rolle. 07.02 gitarre & bass © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN vgt_lespaul 06.06.2002 13:37 Uhr Seite 102 Wer also auf einen typisch druckvollen Les-Paul-Sound ohne Schnörkel steht, sollte sich die Fame LP IV anhören. Sie klingt in der Tat am authentischsten, am rockigsten, wenn man so will. Allerdings müsste man in der Lage sein, über die leichten Verarbeitungsmängel hinweg zu sehen. Ähnlich rockig geht es auch mit der Coxx Let´s Roll (vielleicht lässt sich der Namensgeber zu einer Änderung in Let´s Rock hinreißen?), wobei bei der Fame die Abstimmung der Pickups zum verwendeten Holz besser gelungen erscheint. Wenn es aggressiver und dreckiger zugehen soll, sind die Dean Evo und die eher dunkel-bissig klingende Del Rey ’59 Standard eine bessere Wahl. Die Dean Evo kann zudem mit einer gewissen Eigenständigkeit bei dem Gitarristen punkten, für den das originale Les-Paul-Design kein Heiligtum ist. Klanglich in eine völlig andere Richtung gehen die Epiphone Les Paul und die Samick Avion-6. Beide bieten einen überzeugenden Grund-Sound, der abseits von Brutalität und Aggressivität liegt und dank eines transparenten, höhenreichen Klangs tendenziell sogar an alte Vintage-Les-Pauls erinnert. Glockige Rhythmus- und singende Lead-Sounds sind die Stärken dieser beiden. Eleganter verhalten sich dagegen die Hoyer Classic LP, die Career CG-4, aber auch die Hersteller Aria Career Coxx Dean Modell PE-SPL-SD CG-4 HB Let´s Roll Standard Herkunftsland Korea Korea China Mechaniken Schaller-Kopien, vergoldet, mit KunststoffKnöpfen Kopfplatte geschäftet Halsmaterial Halsprofil Griffbrett Korpusmaterial Deckenmaterial Deckenstärke Korpusstärke gesamt Oberflächen Pickups (kOhm) Gewicht Besonderheiten Schaller-Kopien, vergoldet, mit Metall-Flügeln in TulipForm ja ja Ahorn Ahorn 60s 50s Palisander, Palisander, eingefasst, eingefasst, mit SplitTree of LifeBlock-Einla- Einlagen gen Mahagoni Mahagoni Fame Hoyer Martinez Evo Special ´59 Standard Les Paul Standard LP IV Classic LP Korea Korea od. Polen Tschechien KlusonSchaller M6, Kopien m. verchromt KunststoffFlügeln in Tulip-Form Daytona Series DS-59 Korea Korea KlusonKopien m. KunststoffFlügeln in Tulip-Form Korea SchallerKopien, verchromt, mit MetallFlügeln in Tulip-Form ja ja ja ja k. A. ja Ahorn Mahagoni Ahorn Ahorn Ahorn Ahorn 50s 50s 50s 50s 50s 60s Palisander, Palisander, Palisander, Palisander, Eiche, ein- Palisander, eingefasst, mit Punkt- eingefasst, eingefasst, gefasst, Cro- mit Crownmit Punkt- einlagen Crown-Ein- Crown-Ein- wn-Einlagen Einlagen einlagen lagen lagen Basswood (Linde) Ahorn, ge- Ahorn, mit Ahorn, mit flammt gewölktem geriegeltem Ahornfurnier Ahornfurnier 10 mm 14 mm 15 mm 41 mm 48 mm 50 mm Transparent Honey Burst Cherry SunCherry burst Duncan Designed, 10 bzw. 18 kOhm 3 kg konturierte KorpusRückseite Epiphone KlusonGrover, verKopien m. chromt KunststoffFlügeln in ,tulip‘-Form Del Rey Aria PE. Die Hoyer liefert einen runden, im wahrsten Sinne des Wortes schönen Klang, der dem der Career sehr ähnlich ist. Letztgenannte hat einen auffälligeren Höhenbereich, aber immer noch deutlich mehr LesPaul-typisches Fundament als die Aria PE, von der man ernstlich keine Les-Paul-typischen, dafür aber wohl vielseitige, dynamisch-brillant klingende Rhythmus-Sounds erwarten darf. Aria- und Career-Gitarren können zudem mit optischen Schmankerln glänzen, die in dieser Preisklasse bis vor kurzem noch unvorstellbar erschienen. Sicherlich ist dieser Zierschmuck nicht jedermanns Geschmack, aber es fügt sich, dass der „geschmeidige“ Career, bei- Coxx, 10 de 10 kOhm bzw. 16 kOhm Mahagoni Korina Ahorn, mit geriegeltem Ahornfurnier 14 mm 46 mm Transpent Red Mahagoni, mit Ahornfurnier 17 mm 52 mm Transp BlueBurst Erle Ahorn, mit geriegeltem Ahornfurnier 14 mm 50 mm Heritage Cherry Sunburst Dean, beide Del Rey, bei- Epiphone, 10 kOhm de 10 kOhm beide 8 kOhm 3,6 kg 3,55 kg aufwändige PerlmuttEinlagen 3,6 kg 3,5 kg 4 kg ja, 10% Auf- nein, nur als preis LR CustomModell für € 350 nein, nur das EVO Special Select für € 698 ja, nur in ja, € 745 Cherry Burst oder Black, für € 459 Grover, verchromt ja Mahagoni 60s Palisander, eingefasst, mit CrownEinlagen ja Ahorn 60s Palisander, eingefasst, Crown-Einlagen Erle Mahagoni Mahagoni Mahagoni Mahagoni Mahagoni Ahorn, gewölkt 42 mm 50 mm Black 14 mm 49 mm Black Ahorn, mit geriegeltem Ahornfurnier 17 mm 46 mm Tobacco Sunburst Fame, 10 bzw. 18 kOhm Hoyer, beide Martinez, 10 kOhm beide 10 kOhm 4 kg 3,5 kg in Serieninstrument PalisanderGriffbrett 3,3 kg nein nein nein Samick Deutschland, D-40212 Düsseldorf € 555 UVP Getestet mit Marshall AVT-20, Marshall JCM-800, Fender Pro Reverb, Boss BR-8 Vertrieb BSA, G. Knauer GEWA, Blue Guitar, Soundland, Musik & D-41812 Er- Großhandel, D- 82481 D-49479 Ib- D-70736 Technik, kelenz D-70736 Mittenwald benbüren Fellbach D-35041 Fellbach Marburg Music Store, Pellarin, D-50667 D-50226 Köln Frechen PPC, D- 30159 Hannover Preis € 735 UVP € 499 € 459 102 301 € 539 UVP € 399 € 685 UVP 12 mm 50 mm Cherry Sunburst Duncan Designed, 10 bzw. 18 kOhm 3,2 kg nein € 325 UVP Korea GroverKopien, verchromt Linkshandversionen? € 670 UVP Samick/ Greg Bennett Avion AV-6 nein € 498 UVP 07.02 gitarre & bass © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN vgt_lespaul 06.06.2002 13:37 Uhr Seite 103 Career Fame Samick Hoyer Aria Zehn auf einen Streich! Dean Martinez Sound, den dieses Trio produziert, mit seinem eleganten, schmucken Äußeren prächtig harmoniert. Da kommt der Rocker erst gar nicht in Versuchung. Eine interessante Performance liefert die Martinez DS-59 ab, denn sie hat zwar einen Gibson- aber nicht gerade einen Les-Paultypischen Sound zu bieten. Sie gehört eher in die freche, rotzige Ecke, in der sich Les Epiphone Coxx Paul Specials, Juniors und SGs aufhalten, und hat da auf ihre persönliche Art den Tester sehr überzeugt. Einen singenden, jubilierenden Les-Paul-Sound sollte man jedoch nicht von ihr verlangen. Wem das unverwechselbare Design einer Les Paul über alles geht, wird sich natürlich für die Epiphone Les Paul, vielleicht aber auch für die Fame LP IV entscheiden. Del Rey Beiden steht der originale Les-Paul-Korpus gut zu Gesicht. Das beste Preis/Leistungs-Verhältnis stellt die Coxx Let’s Roll Standard dar. Sie liefert einen Les-Paul-typischen Rock-Sound in einem Les-Paul-sehr-ähnlichen Design zu einem Preis, der für eine Gitarre dieser Art sehr günstig ist. Was für eine schöne bunte Welt! ■ HT… NUR WO LES PAUL DRAUFSTE Unverbindliche Preisempfehlung in Euro inkl. gesetzl. MwSt. …IST AUCH LES PAUL DRIN. Standard Heritage Sunburst * Epiphone Les Paul’s ab EXtreme Special II 288,-* Studio Gold Top www.epiphone.info Classic Custom © 2003 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN Signature made by Gibson EPIPHONE INFOMATERIAL ANFORDERN BEI: M&T, MUSIK&TECHNIK, BURG POSTFACH 19 30, 35008 MAR