Neue Wege im Lateinunterricht - Möglichkeiten und Formen der
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Neue Wege im Lateinunterricht - Möglichkeiten und Formen der
Studienseminar Münster II Schriftliche Hausarbeit angefertigt im Rahmen der Zweiten Staatsprüfung gem. § 58 OVP Thema: Neue Wege im Lateinunterricht Möglichkeiten und Formen der Integration von Sequenzen zum Italienischen in den Lateinunterricht der 9. Klasse Fach: Latein Fachleiter: Herr Th. von Kleinsorgen Ausbildungsschule: Ratsgymnasium Münster vorgelegt von Claudia Glanemann Kettelerstraße 36 48147 Münster Inhaltsverzeichnis I. Einleitung: Problemstellung aus der eigenen pädagogischen Praxis Seite 1 II. Die gesellschaftlichen Herausforderungen des Lateinunterrichts heute: Latein in Europa 3 III. Die Antwort der Fachdidaktik des Lateinischen auf die neuen Herausforderungen 4 IV. Möglichkeiten der konkreten Umsetzung: Unterrichtsmaterialien in Lehrbüchern und Wortkunden 6 V. Italienisch im Lateinunterricht: Begründung 8 VI. Italienisch im Lateinunterricht: Unterrichtskonzepte und Materialien 9 1). Ausserhofer (1999), Italienisch im Lateinunterricht 10 2). Nagel (2003), Latein und romanische Sprachen 12 3). Die Vorschläge aus dem Arbeitskreis "Latein und Italienisch" (Landesverband NRW des Altphilologenverbandes) 15 a). Allgemeine Zielsetzungen 15 b). Vorschlag (A) nach Peter LÜTKE WESTHUES, "Latine Legere – Capire L’italiano" 17 c). Vorschlag (B) nach Thomas BRÜCKNER, "Vom Lateinischen zum Italienischen" 19 d). Vergleich und kritische Bewertung der Konzepte von LÜTKE WESTHUES und BRÜCKNER unter lehrmethodischen Gesichtspunkten 21 VII. Zur Integration von Sequenzen zum Italienischen in den Lateinunterricht: Ein Projekt in Klasse 9 24 1). Beschreibung der Lerngruppe 24 2). Beschreibung des Projekts: Planung 25 3). Durchführung und Verlauf des Projekts 26 4). Beobachtungen zum Projektverlauf 27 5). Ergebnis der Projektarbeit 30 VIII. Schlussbemerkung 31 Literaturverzeichnis 33 Anhang 37 1 I. EINLEITUNG: PROBLEMSTELLUNG AUS DER EIGENEN PÄDAGOGISCHEN PRAXIS "Latein – das interessiert doch heute keinen mehr!", "Latein – das ist doch eine tote Sprache, oder spricht der Papst vielleicht noch Latein?!", "Lateinunterricht ist nun wirklich trocken und langweilig, immer muss man nur pauken!", "Wieso müssen wir das alles lernen?", "Wann können wir denn Latein abwählen?" (Frage einer Siebtklässlerin, die seit 7 Monaten Latein lernt und bislang stets gute Leistungen erbracht hat). Derartige Schüleräußerungen, die dem einen oder anderen sicher auch schon mal zu Ohren gekommen sein dürften, haben mich nachdenklich werden lassen. Übrigens stammen sie nicht nur von Schülerinnen oder Schülern, sondern auch im Lehrerzimmer kann man von Kolleginnen und Kollegen einiges über sein eigenes Fach erfahren ("Latein in der Oberstufe? Das ist doch nun wirklich überflüssiger Unsinn!"; "Latein, das will jeder so schnell wie möglich abwählen!"; "Igitt, Latein!!! Ich habe Latein gehasst in der Schule!"). Die Lateinlehrerin/der Lateinlehrer steht also – wieder einmal – an allen Fronten unter Rechtfertigungszwang. Doch frage ich mich: Wieso eigentlich? Gibt es nicht viele Möglichkeiten und Wege, Lateinunterricht abwechslungsreich, spannend und sinnstiftend für die Schülerinnen und Schüler zu gestalten? Man müsste neue Wege einschlagen im Lateinunterricht, den Staub abschütteln, der angeblich auf ihm liegt, lebendige Bezüge herstellen zur heutigen Welt. Man muss vor allem aufräumen mit dem Mythos von der "toten Sprache", denn: Latein ist keine tote Sprache! Latein lebt, es lebt ja in den romanischen Sprachen weiter! Die romanische Sprachwissenschaft hat dies in ihren Forschungsarbeiten zum Vulgärlatein vielfach belegt (vgl. COSERIU 1978, HERMAN 1967, VÄÄNÄNEN 3 1981, VOSSLER 1954). Diese Erkenntnis und die notwendigen Schlussfolgerungen daraus müss- ten nun verstärkt Einzug halten in den Lateinunterricht von heute. Da ich im Rahmen der Lehramtsanwärterausbildung auch das Fach Italienisch unterrichte, daneben Französisch und Spanisch studiert habe sowie weitere romanische Sprachen vor allem dank des Lateinischen als Grundlage in der Vergangenheit relativ mühelos erlernen konnte, bestehen für mich sehr lebendige und kräftige Verbindungen von "Mutter" Latein zu ihren "Kindern". Es scheint mir sehr wichtig, diese Verknüpfungen ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu bringen. Man kann keineswegs erwarten, dass sich solche Vernetzungen spontan bilden. Das, was einem geübten und trainierten Beobachter ins Auge fällt, weil er über die notwendigen Untersuchungskriterien verfügt, da er sie zuvor in langjährigen Lernprozessen erworben hat, präsentiert sich für einen unvorbereiteten Betrachter eher wie eine zufällige, zusammenhanglose und ungeordnete Anhäufung von Wörtern in verschiedenen Sprachen. Diese Verbindungen werden nicht automatisch, ohne Anleitung hergestellt. Übrigens noch nicht einmal intralingual, auch wenn in den Lehrbüchern Zusammenhänge von Wortfamilien stets im Voka- 2 belverzeichnis mit vermerkt werden, z.B. nach dem Muster: dictum å dicere; peregrinus å ager.1 Lernerfahrungen und Lernstrategien beeinflussen das mentale Netz in seiner Ausprägung und Nutzung. Die Bahnung der Verknüpfung zwischen den neuronalen Zellen ist letztlich frequenzbedingt und durch Lernprozesse in gewissem Maße steuerbar. Die Integration von Sequenzen zum Italienischen in den Lateinunterricht gerade in der Sekundarstufe I kann demnach sicherlich einen Beitrag dazu leisten, frühzeitig geeignete Lernverfahren zu vermitteln, das beträchtliche katalysatorische Potential des Lateinunterrichts im Hinblick auf den Erwerb moderner romanischer Fremdsprachen zu nutzen sowie bei den Schülerinnen und Schülern auch neue Quellen der Motivation für das Lateinische zu erschließen und möglichst dauerhaft bei ihnen zu erhalten. Die Problemstellung der Anbindung des Lateinischen an die heutigen romanischen Sprachen im Rahmen von Unterricht wurde bereits in den vergangenen Jahren von mehreren Seiten verstärkt behandelt. Einige dieser Konzepte möchte ich im Rahmen dieser Arbeit vorstellen sowie aus meiner Sicht Stärken und eventuelle Schwachpunkte benennen. Anschließend werde ich zwei methodisch deutlich voneinander abweichende Vorschläge kontrastiv betrachten und bewerten, sowie den Einsatz beider Konzepte, die ich konkret auf ihre Unterrichtstauglichkeit hin überprüft habe, im Rahmen des Lateinunterrichts in der Klasse 9 schildern. Meine Aufgabe als Lehrperson besteht nun darin, für die Unterrichtspraxis zu einem geeigneten Konzept für die Integration des Italienischen in den Lateinunterricht zu gelangen sowie neue sachgerechte, motivierende und ansprechende Materialien zu schaffen, also zu "innovieren". Zudem betrifft die von mir vorzunehmende Planung und praktische Umsetzung der Konzepte die Lehrerfunktion "Unterrichten". Zunächst möchte ich aber noch einen kurzen Blick werfen auf die aktuellen gesellschaftspolitischen Wandlungsprozesse und die mögliche Rolle des Lateinischen in der Schule. 1 Doch sind gerade derartige Hinweise ausgesprochen nützlich für den Lerner, der so eine Anleitung für die Konstruktion von Wortnetzen erhält, die es ihm erlauben einen sicheren und strukturierten Zugriff auf das Erlernte vorzunehmen. 3 II. DIE GESELLSCHAFTLICHEN HERAUSFORDERUNGEN DES LATEINUNTERRICHTS HEUTE: LATEIN IN EUROPA Quelle: Sächsische Zeitung am Sonntag, 2. Mai 2004 Thema: Mund auf! Sprachen. Nur m it Englisch sollt e das neue Europa sich nicht verst ändigen. Nöt ig ist vielfält ige Sprachkom pet enz. Am 1. Mai 2004 ist die Europäische Union durch den Beitritt von zehn neuen Mitgliedsstaaten aus Mittel- und Osteuropa auf 25 Mitglieder angewachsen. Sie hat nunmehr 455 Millionen Einwohner und bildet den größten Binnenmarkt der Welt. Die Union reicht heute von der irischen Atlantikküste im Westen bis an die finnisch-russische Grenze im Osten, von der Küste Zyperns und Maltas im Süden bis in die finnische Tundra im Norden. Zwischen 40 000 Kilometern Küste gibt es heute insgesamt 21 Sprachen und leben 500 Minderheiten. Während Deutschland vor diesem zweifellos historischen Datum noch am östlichen Rand der Union lag, befindet es sich heute in der Mitte Europas und bildet das Herzstück der neuen, weltweit einzigartigen Gemeinschaft. Diese gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen können nicht folgenlos bleiben für die Schule, deren Bildungsauftrag es sein muss, die Schülerinnen und Schüler auf ein aktives, selbst gestaltetes und verantwortliches Leben und Arbeiten in der heutigen und zukünftigen Gesellschaft vorzubereiten. Insbesondere stellt sich angesichts des multilingualen europäischen Staatenbundes die Frage, welche Sprache(n) die junge Generation beherrschen soll, um im gesamteuropäischen ökonomischen Beziehungsgeflecht bestehen und beispielsweise auch die freie Wohnungs- und Arbeitsplatzwahl richtig nutzen zu können. Das Angebot an modernen Sprachen an unseren Schulen kann heutzutage gewiss als vielfältig bezeichnet werden. Wie steht es nun aber mit dem Lateinischen? Welche Rolle kann das Lateinische, vor 2000 Jahren eine lebendige und dynamische Weltsprache, die heute als "tot" gilt, in diesen stets komplexer werdenden makroorganisch funktionierenden ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen unserer Zeit einnehmen? Die im Rahmen der schulischen Ausbildung nur begrenzt zur Verfügung stehenden zeitlichen Ressourcen, die effizient genutzt sein wollen, gebieten eine klare und deutliche Schwerpunktsetzung im Hinblick auf die Unterrichtsinhalte. Das "tote" Latein scheint vielen überflüssig, ökonomisch und gesellschaftlich irrelevant, Lateinunterricht dementsprechend als eine Zeitverschwendung. Dies ist kurzsichtig gedacht. Latein als die Mutter der romanischen Sprachen 4 nimmt auch heute noch über ihre verschiedenen "Töchter" eine fundamentale Rolle für die Verständigung in Europa und letztlich auch weltweit ein. Aufgabe des modernen Lateinunterrichts dürfte es daher sein, den Schülerinnen und Schülern das Erlernen eben dieser modernen europäischen Fremdsprachen zu erleichtern, ihnen bequeme Wege in diese Sprachen hinein aufzuzeigen und somit mentale Barrieren und mögliche Vorbehalte abzubauen. Dies ist auch im Sinne zeitökonomischer Überlegungen ein vorrangig dem Lateinischen zukommender Beitrag zur europäischen Verständigung (vgl. hierzu auch das Motto des diesjährigen Altphilologenkongresses in Köln "Antike verbindet. Der europäische Bildungsauftrag der alten Sprachen"; dazu: SCHMOLL 2004, FAZ, 16.4.2004). III. DIE ANTWORT DER FACHDIDAKTIK DES LATEINISCHEN AUF DIE NEUEN HERAUSFORDERUNGEN Die heutigen Lehrpläne (LP) für das Fach Latein für die Sekundarstufe I (1993) und II (1999) sehen dementsprechend auch ganz ausdrücklich die Vermittlung von Kenntnissen zum Bereich "Fortwirken der lateinischen Sprache und Literatur sowie der römischen Kultur in der europäischen Tradition" (LP Sek. I, S. 74-79) bzw. "Tradition und Rezeption" (LP Sek. II, S. 19; 29) (Bereich IV) vor. Dieser Bereich ist wiederum in drei Teilbereiche jeweils zur Sprache, Literatur und Kultur untergliedert. Teilbereich 1, überschrieben mit "Fortwirken der lateinischen Sprache" (LP Sek. I, S. 74), stellt die Beschäftigung mit dem Verhältnis des Lateinischen zu den modernen Sprachen, insbesondere dem Deutschen als Muttersprache, den romanischen Sprachen und auch dem Englischen, in den Mittelpunkt. Der Lateinunterricht ermöglicht im Unterschied zum Unterricht in den modernen Fremdsprachen eine diachronische Sprachbetrachtung (vgl. LP Sek. I, S. 74). Sprache lässt sich synchron wie diachron im Hinblick auf vier Teilgebiete beschreiben, und zwar Lexik, Phonetik, Semantik und Grammatik. Im Bereich der Lexik "soll der Lateinunterricht die Schülerinnen und Schüler zu einer Kenntnis von Wörtern der Muttersprache und moderner Fremdsprachen führen, die aus lateinischen Wurzeln hergeleitet sind. Die Schülerinnen und Schüler werden in die Lage versetzt, solche Wörter auf ihre lateinischen Wurzeln zurückzuführen und deren Bedeutung zu erschließen." (LP Sek. I, S. 74) Den Schülerinnen und Schülern soll sich der grundlegende Unterschied zwischen historisch durch lateinisches Kulturadstrat beeinflussten Sprachen, wie Deutsch und Englisch, und den romanischen Sprachen, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Lateinischen darstellen und demnach auch als Töchter des Lateinischen bezeichnet werden (können), erschließen (vgl. zum Schicksal des lateinischen Wortschatzes in den romanischen Sprachen STEFENELLI 1992). Im Hinblick auf das Deutsche als Muttersprache lässt sich laut Lehrplan ebenfalls eine schärfere 5 Trennung von Lehnwort (lautlich integriertes sprachliches Element, z.B. Markt, Keller, Fenster) und Fremdwort (Übernahme des lateinischen Wortkörpers, z.B. Advokat, Senator) vollziehen. Die Schülerinnen und Schüler gelangen somit zu einer gesteigerten Sensibilisierung für ihre eigene Muttersprache und gewinnen Einblick in die verschiedenen Mechanismen von Sprache, den Wortschatz zu erweitern. Die Lexik beschreibt die Gesamtheit der sprachlichen Zeichen, die nach SAUSSURE (51955, 99) über Ausdrucksseite, d.h. phonologische Lautkette ("signifiant"), und abstrakte Inhaltsseite, d.h. Bedeutung ("signifié"), verfügen: 'signifiant' /arbr∂/ 'signifié' Wandel auf beiden Seiten des sprachlichen Zeichens sollen laut Lehrplan Berücksichtigung im Lateinunterricht finden. Einzelne wesentliche Gesetzmäßigkeiten der lautlichen und semantischen Fortentwicklung von Wörtern vom Lateinischen hin zu den romanischen Sprachen sollen den Schülerinnen und Schülern demnach bekannt sein (LP Sek I., S. 75): "Die Schülerinnen und Schüler müssen einzelne Kategorien phonetischer und semantischer Unterschiede zwischen dem lateinischen Wort und dem Wort der Muttersprache bzw. der neueren Fremdsprache kennen." Im Bereich der Phonetik sollen prägnante und charakteristische Beispiele herausgegriffen werden, wie z.B. das Auftreten eines prothetischen [e] vor [s] vor Konsonant im Französischen, bei späterem Ausfall des [s] allerdings in altfranzösischer Zeit, vgl. frz. étoile < stella, école < schola (übrigens auch im Spanischen: estrella < stella, escuela < schola). Ein weiteres grundlegendes Merkmal von Sprachentwicklung ist semantischer Wandel, d.h. die Bedeutung eines Wortes erfährt im Laufe der Zeit Veränderungen: "Der Terminus 'Bedeutungswandel’ ist in gewisser Weise unpräzise: Es verändert sich nämlich nicht eine Bedeutung eines Wortes, sondern beim Bedeutungswandel kommt zu der oder den vorhandenen Bedeutungen eine weitere hinzu und wird lexikalisiert oder eine der lexikalisierten Bedeutungen wird ungebräuchlich und fällt weg. Im ersten Fall sprechen wir von innovativem Bedeutungswandel oder semantischer Innovation, im zweiten von reduktivem Bedeutungswandel." (BLANK 2001, 70) Die Schülerinnen und Schüler sollen "Einblick in die Qualität von Bedeutungsveränderungen und Bedeutungsunterschieden bekommen." (LP Sek. I, S. 75). Sie sollen wissen, dass Wörter sowohl Bedeutungserweiterungen/Generalisierungen (z.B. lat. passer 'Spatz' > span. pájaro 'kleiner Vogel'; lat. avunculus 'Onkel (mütterlicherseits)’ > frz. oncle 'Onkel (allgemein)’) als auch Bedeutungsverengungen/Spezialisierungen (z.B. lat. frumentum 'Getreide' > frz. froment 'Weizen'; lat. colligere 'sammeln' > ital. cogliere, frz. cuieillir '(Blumen, Früchte) sammeln'; lat. homo 'Mensch, Mann'> frz. homme, ital. uomo, span. hombre 'Mann') erfahren können. In diesem Zusammenhang dürfte es für die Schülerinnen und Schüler auch sinnvoll sein, Einblick in die 6 unterschiedlichen sprachlichen Verfahren zu erhalten, die auf dem Gebiet des Bedeutungswandels wirksam werden können. Dies sind insbesondere die auf dem Assoziationsprinzip der Ähnlichkeit (Similarität) beruhende Metapher: z.B. lat. pensare '(etwas) [mit einer Waage] wiegen' > frz. penser, ital. pensare, span. pensar 'über etwas nachdenken' (= im Geiste abwägen, hin und her wiegen) sowie die auf dem Prinzip der konzeptuellen Nähe (Kontiguität) fußende Metonymie2: z.B. lat. testimonium 'Zeugnis' > frz. témoin 'Zeuge' [Handlung – Handelnder], lat. collocare 'platzieren' > span. port. colgar '(auf)hängen' [Genus – Spezies, d.h. Allgemeines – Besonderes], lat. musculus 'Muskel' > span. muslo 'Oberschenkel' [Teil-Ganzes].3 Die Schülerinnen und Schüler sollen darüber hinaus "auch den Einfluß grammatischer Phänomene und Strukturen des Lateinischen auf die Muttersprache und andere moderne Sprachen in einzelnen Beispielen kennen." Das Gebiet der Grammatik wird üblicherweise untergliedert in Morphologie (Formenlehre) und Syntax (Satzbaulehre). Im Bereich der Morphologie bietet sich laut Lehrplan (Sek. I) der Vergleich der Personalendungen im Lateinischen und in den romanischen Sprachen an: "Sehr deutlich wird den Schülerinnen und Schülern die Anlehnung an die lateinische Grammatik, wenn sie beim Erlernen von romanischen Sprachen das Konjugationssystem mit dem des Lateinischen vergleichen" (LP Sek. I, S. 75). Eine weiter gehende Kontrastierung des lateinischen und romanischen Verbalsystems mit dem des Englischen könnte m.E. zudem den Schülern auch Einblicke in die verschiedenartigen Strategien der einzelnen Sprachen bei der Bewältigung außersprachlicher Gegebenheiten auf dem Gebiet der Handlungsträgermarkierung ermöglichen. Diese bewegt sich in den indoeuropäischen Sprachen zwischen den Optionen der Postdetermination durch Flexionsmorpheme (im Lateinischen und den meisten romanischen Sprachen; Sanskrit, Altgriechisch) und der Prädetermination durch Voranstellung eines Personalpronomens (Englisch), weist aber zwischen diesen Polen zahlreiche Mischformen auf (vgl. Französisch; Deutsch). IV. MÖGLICHKEITEN DER KONKRETEN UMSETZUNG: UNTERRICHTSMATERIALIEN IN LEHRBÜCHERN UND WORTKUNDEN Wie kann nun die Lehrerin/der Lehrer diesen Herausforderungen, wie sie der Lehrplan für den Lernbereich IV.1 umschreibt, im modernen Lateinunterricht gerecht werden? Welche konkreten Materialien zur Unterrichtsgestaltung stehen ihr/ihm heute zur Verfügung? 2 Die Metonymie basiert assoziationspsychologisch betrachtet auf der zeitlichen, räumlichen oder anderweitigen Nähe oder Aufeinanderbezogenheit zweier Konzepte in unserem Weltwissen (vgl. BLANK 2001, S. 79). 3 Intralingual ist das Wissen um derartige Mechanismen für die Entwicklung von polysemen Bedeutungsstrukturen ebenfalls ausgesprochen wertvoll, denn auf diese Weise lassen sich gerade im Lateinischen häufig zu beobachtende Mehrdeutigkeiten erklären und leichter erlernen, z.B. contendere: 'sich anstrengen, eilen; kämpfen; behaupten': die Bedeutung 'kämpfen' ergibt sich aus der (räumlichen) Kontiguitätsrelation, d.h. 'sich in der Schlacht anstrengen' wird zu 'kämpfen'. Dies wiederum wird durch die Relation der Similarität auf den Bereich des intellektuellen Kampfes, der geistigen Anstrengung und dann auch auf die mündliche Äußerung übertragen: 'behaupten'. 7 In modernen Lehrwerken und Wortkunden (vgl. MADER 22000) ist es mittlerweile Usus geworden, neben dem lateinischen Wort auch stets die von diesem abgeleiteten modernen italienischen, spanischen, französischen, zuweilen auch die portugiesischen und rumänischen, sowie die englischen Formen mit anzugeben. Ebenso ist es sicher auch sehr sinnvoll, auf selbst erstellten Arbeitsblättern bei Vokabelangaben zu lateinischen Texten einen Verweis auf die verwandten Formen in den übrigen romanischen Sprachen anzubringen, denn "besonders eng sind die interlingualen Verknüpfungen über die sog. cognates, also lautlich und semantisch verwandte Wörter verschiedener Sprachen" (MÜLLER-LANCÉ 2003, 442). Die Kognaten sind, wie MÜLLER-LANCÉ (2003, 442/443) vermutet, stärker miteinander vernetzt als die fremdsprachlichen Wortformen und ihre muttersprachlichen Entsprechungen oder aber die Elemente der jeweiligen Fremdsprache, "interlinguale Verbindungen sind also u.U. schneller als intralinguale Verbindungen" (S. 443). So lässt sich auf recht einfachem Wege eine frühzeitige neuronale Bahnung für romanische Parallelen aufbauen. In Lehrbüchern finden sich zudem auch oftmals einzelne Sätze oder Kurztexte in romanischen Sprachen, die die Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer bislang erworbenen Vokabelkenntnisse im Lateinischen erschließen können. Im Folgenden soll die Vorgehensweise im Lehrbuch "Cursus Continuus", das in der von mir unterrichteten Lerngruppe der Klasse 9 verwendet wird, exemplarisch anhand folgender tabellarischer Übersicht skizziert werden: Lektion 3 3 6 7 8 9 12 13 15 18 Moderne Fremdsprachen Italienisch Spanisch X(w) X(w) X(s) X(s) X(s) X(w) X(w) X(s) X(s) X(s) X(s) X(s) Französisch X(w) Rumänisch X(w) Englisch X(w) X(w) X(w) X(w) X(w) = einzelne Wörter X(s) = kurze Sätze Innerhalb der romanischen Vergleichssprachen liegt in diesem Lehrbuch der Schwerpunkt eindeutig auf dem Italienischen und dem Spanischen, insbesondere dann, wenn der Fokus auf der betreffenden Sprache allein liegt und wenn es darum geht, die Bedeutung vollständiger Sätze zu erschließen. Das Lehrbuch ermöglicht die Entfaltung induktiver Lernstrategien im Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler werden durch das zur Verfügung gestellte italienische Sprachmaterial dazu angehalten, selbstständig ihnen bekannte lateinische Wurzeln und Parallelen zu entdecken. Fol- 8 gendes Beispiel aus "Cursus Continuus" (Lektion 15; S. 81) zeigt die Stützung des italienischen Wortschatzes durch das bereits zuvor erlernte lateinische Lektionsvokabular: Il padre dice: "Figlio mio! Non entrare nelle selve, è il regno degli animali!" Lektion 8 8 1 1 15 2 13 14 Italienisches Wort figlio mio non entrare selve (selva) è (essere) regno animali (animale) Lateinisches Wort filius meus (mea, meum) non intrare silvae (silva) est (esse) regnum animalia (animal) Diese Methode eröffnet den Schülern zum einen ganz allgemein Strategien für die sinnvolle Erschließung von fremdsprachlichen Texten aufgrund von Vorwissen, zum anderen festigt sie auch die zuvor erworbenen lateinischen Grundkenntnisse, die nun in einem neuen Kontext auftauchen und sinnvoll als Schlüssel zum Verständnis des zunächst einmal Fremden eingesetzt werden müssen. V. ITALIENISCH IM LATEINUNTERRICHT: BEGRÜNDUNG Möchte man über die im Lehrplan genannten globaleren Verbindungen des Lateinischen mit seinen Töchtern hinausgehen und vertieft eine dieser Sprachen herausgreifen, stellt sich wohl für den Unterrichtenden ganz abgesehen von persönlichen Sprachkompetenzen und Vorlieben zwangsläufig die Frage: Welche der romanischen Sprachen eignet sich für diese Zwecke besonders? Welche Kriterien sollten die Auswahl einer dieser Sprachen bestimmen? Folgende Gesichtspunkte dürften meines Erachtens eine gewisse Relevanz für den Entscheidungsprozess besitzen: 1). Lautliche und morphologische Ähnlichkeiten zwischen der neuen Sprache und dem Lateinischen, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, relativ leicht die sprachlichen Wandel von der einen zur anderen Sprache nachzuvollziehen. Die Grundlage der romanischen Sprachen ist das Vulgärlatein, die spontan gesprochene Alltagssprache im Römischen Reich. Eine möglichst geringe Abweichung von dieser Sprachform ist für die Schülerinnen und Schüler hilfreich bei der Erarbeitung der einzelnen sprachlichen Aspekte. 2). Ein besonders enger Zusammenhang mit der Kultur des alten Roms (kulturelles Kontinuum). 3). Geographische Nähe zu den historischen Stätten des antiken Römischen Reiches (mit Hinblick auf die Durchführung von Exkursionen). 4). Eine Sprache, die innerhalb Europas und auch besonders für Deutschland eine gewisse Rolle spielt und die sich auf vielen Gebieten als nützlich für die Schülerinnen und Schüler erweisen kann. Kriterium Nr. 1 dürfte das Französische ausschließen, denn es hat im Laufe seiner Geschichte vom Vulgärlateinischen über das Altfranzösische und das Mittelfranzösische bis heute äußerst komplexe Lautwandel mitgemacht, die für die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der begrenzten zeitlichen Ressourcen des Unterrichts kaum oder nur sehr mühevoll nachzuvollziehen sein dürften. Zudem wird das Französische in fast allen Schulen als eigenes Fach angeboten. 9 Das Spanische, das insbesondere dem Kriterium 4 gerecht wird, erfüllt in geringerem Maße die Kriterien 2 und 3. Kriterium 1 wird es einerseits zwar deutlich stärker gerecht als das Französische, andererseits jedoch nicht so sehr wie das Italienische, das sprachgeschichtlich bedingt aufgrund seiner toskanischen Grundlagen fast unmittelbar an das Vulgärlateinische anschließt.4 Die übrigen drei der oben genannten Gesichtspunkte weisen ebenfalls klar auf das Italienische hin, das sich auf dem Boden des Kerngebietes des Römischen Reiches entwickelte und die kontinuierliche Fortsetzung des Lateinischen darstellt, wie Carl VOSSEN (21969, 85) bemerkt: "Das Italienische hat die längste zusammenhängende Geschichte aller romanischen Sprachen. Es ist nämlich die ununterbrochene Weiterentwicklung jenes Lateins, das sozusagen "ab urbe condita", d.h. "seit der Gründung der Stadt", in den Straßen Roms gesprochen wurde. Mit anderen Worten: Die italienische Sprache ist ebenso wie die lateinische auf dem Boden Italiens aufgewachsen. So ist denn von allen romanischen Sprachen keine dem Lateinischen so nahe geblieben wie das Italienische."5 Grundkenntnisse im Italienischen dürften sich im Übrigen für die Schülerinnen und Schüler insbesondere bei altertumskundlichen Exkursionen nach Rom oder Pompeji als nützlich erweisen. Darüber hinaus sind die kulturellen, wirtschaftlichen und politisch-gesellschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu Italien traditionell ausgesprochen eng, was selbstverständlich auch den Italienischunterricht an deutschen Schulen gut begründet: "Deutschland ist mit Italien durch enge kulturelle Beziehungen verbunden, die bis in die Anfänge der europäischen Geschichte zurückreichen. Italien hat die Entwicklung Europas im Laufe der Jahrhunderte entscheidend geprägt. […]. Die herausgehobene Bedeutung Italiens für Deutschland zeigt sich auch in dem jahrhundertealten geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern." (LP Sek. II für das Fach Italienisch, S. 5) VI. ITALIENISCH IM LATEINUNTERRICHT: UNTERRICHTSKONZEPTE UND MATERIALIEN Neben den oben genannten, eher unsystematisch und verstreut in den Lehrbüchern dargebotenen Hinweisen zum Italienischen und weiteren romanischen Sprachen gibt es seit kurzem eine ganze Reihe neuerer systematisch strukturierter Vorschläge zur Integration von Sequenzen zum Italienischen (sowie weiteren romanischen Sprachen) in den Lateinunterricht. Diese sollen im Fol4 Aufgrund von verschiedenen sprachlichen Substrat- (Keltiberisch) und Adstrateinflüssen (Baskisch; Arabisch), die mehr oder weniger stark auf das zum Gemein-Spanischen aufgestiegene Kastilische einwirkten (vgl. DIETRICH/GECKELER 1992, 142-145, zum keltiberischen Substrat und zum baskischen Adstrat; S. 149-153 zum arabischen Kulturadstrat), hat sich das Spanische in vielerlei Hinsicht deutlicher vom Lateinischen entfernt als das Italienische, das auf dem wohl substratfreien, konservativen, dem Vulgärlatein sehr nahe stehenden Toskanischen beruht. Vgl. hierzu GECKELER/KATTENBUSCH 21992, S. 126, die hervorheben, dass "zwar für die Entwicklung der italienischen Dialekte der Einfluß einer stattlichen Zahl von Substratsprachen eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle gespielt hat, daß jedoch eine solche direkte Einwirkung auf die italienische Hochsprache – im Unterschied z.B. zum Französischen und Spanischen – nicht festzustellen ist. Dies erklärt sich aus der Tatsache, daß die italienische Schrift- bzw. Hochsprache weitgehend auf dem Toskanischen, genauer: auf dem Florentinischen, basiert, aber gerade dieser konservative Dialekt ist weitgehend frei von Substrateinwirkungen (vielleicht war es die zu starke Verschiedenheit der Sprachstruktur des Etruskischen und des Lateins, welche letzteres in der Toskana möglichen Substrateinflüssen entzog)." 5 VOSSEN (1969, 85) bemerkt noch dazu: "Tatsächlich ist das Französische der Straßburger Eide aus dem Jahr 842 weiter vom Lateinischen entfernt als das Italienische heute." In Frankreich war man sich schon sehr früh bewusst, dass sich die Muttersprache vom lateinischen Ursprung abgenabelt hatte, man demnach eine eigenständige Sprache sprach. 10 genden im Hinblick auf ihre teilweise unterschiedlichen Konzepte und Unterrichtsmaterialien vorgestellt und kritisch betrachtet werden. 1). Ausserhofer (1999), Italienisch im Lateinunterricht Das von Maria AUSSERHOFER (1999) im Rahmen der vom bayrischen ISB (Staatsinstitut für Schule und Bildungsforschung) herausgegebenen Reihe "Materialien für den Lateinunterricht" vorgestellte Konzept "Italienisch im Lateinunterricht" gründet auf zwei Säulen. Zum einen bietet AUSSERHOFER eine Vielzahl von Texten bzw. Textbeispielen aus dem Italienischen, zum anderen präsentiert sie eine detaillierte sprachgeschichtliche Beschreibung von lautlichen, morphologischen und syntaktischen Einzelphänomenen. Als Einstieg in die Reihe wählt sie zum Zwecke der Motivation der Schülerinnen und Schüler ein Lied von Eros Ramazzotti, Più bella cosa (non c’è), zusammen mit einer von ihr selbst angefertigten lateinischen Rückübersetzung nach dem Muster 'Wort für Wort', die den italienischen Text den Latein lernenden Schülern verständlich machen soll. Sie befasst sich sodann näher mit der italienischen Sprachgeschichte. Sie nennt die wichtigsten Quellen für das spontan gesprochene Latein des Alltags, das so genannte Vulgärlatein (Petronius, Satyricon; christliche Schriften), sowie einige Charakteristika dieser spontansprachlichen Varietät des Lateinischen, die die Grundlage für die Entwicklung aller romanischen Sprachen bildet. Den Sprachwandel vom (gesprochenen) Lateinischen hin zum Italienischen verdeutlicht sie an ausgewählten Dokumenten der (proto)italienischen Sprachgeschichte (vgl. hierzu auch GECKELER/KATTENBUSCH 21992, 142-152), die für die Schülerinnen und Schüler Anlass für selbstentdeckendes Lernen bilden sollen: “In der sprachlichen Auseinandersetzung mit den aufgezeigten Textausschnitten können die Schüler Entwicklungslinien im Wandel von Latein zu Italienisch verfolgen und Gesetzmäßigkeiten selbst ableiten. Sie stellen dabei auch wesentliche Änderungen im Sprachklang fest.“ (S. 9) AUSSERHOFER nennt als historische italienische Sprachdokumente, die geeignet sind, die Sprach- entwicklung zu verdeutlichen, den "Indovinello Veronese" (um 800 n. Chr.), ein Rätsel zur Tätigkeit des Schreibens, den Placito di Capua (um 960 n. Chr.), vier Eidesformeln, in denen es um den Landbesitz einer Benediktiner-Abtei geht, sowie den Sonnengesang, den "Cantico delle Creature" des Heiligen Franz von Assisi (1224), der aus 33 in rhythmischer Prosa verfassten Versen besteht, die die "umbrische Initiative zur Schriftsprachenbildung" bilden (GECKELER/KATTENBUSCH 21992, 148). AUSSERHOFER stellt eine Übersetzung dieses Textes auf Lateinisch und Italienisch vor, so dass eine Einordnung der vom Heiligen Franz verwendeten Sprache für die Schüler sowohl retrospektiv, d.h. auf das Lateinische hin ausgerichtet, als auch prospektiv, zum modernen Italienisch hin, 11 möglich ist. Auf diese Weise wird eine Betrachtung der italienischen Sprache durch die Zeit hindurch, also in der Diachronie, möglich.6 Abschließend befasst sich AUSSERHOFER mit Auszügen aus dem bedeutendsten Werk der italie- nischen Literatur, aus der "Divina Commedia" Dantes (Purgatorio XXVII, 124-129; Paradiso, I 64-69), die eine große sprachgeschichtliche Bedeutung für das Italienische aufweist.7 AUSSERHOFER bietet auch hier eine Gegenüberstellung von italienischer Fassung und lateinischer Rückübersetzung, die den Schülern das Textverständnis nahe bringen bzw. ermöglichen soll. Zudem ist die "Divina Commedia" stark geprägt von der Rezeption der Antike (vgl. Vergil als Begleiter Dantes in "Inferno" und "Purgatorio"), so dass sich auf ihrer Grundlage rezeptionsgeschichtliche Verbindungslinien verdeutlichen lassen. In einem zweiten, rein sprachlich ausgerichteten Abschnitt stellt AUSSERHOFR den Sprachwandel vom Lateinischen zum Italienischen vor, und zwar zunächst im Hinblick auf den Lautwandel in den Bereichen von Vokalismus und Konsonantismus, sodann in Bezug auf morphologische und syntaktische Erscheinungen (Nomina: Genus; Kasus, Pronomina; Verben: Entwicklung der Konjugationsklassen; Syntax: Vergangenheitstempora, Aspekt). Darüber hinaus möchte AUSSERHOFER auch die italienische Kultur im Lateinunterricht berücksichtigt wissen. Sie möchte demnach nicht nur das Fortleben sprachlicher Strukturen betrachten, sondern auch das Fortwirken lateinisch-antiken Geistesgutes in Italien, in Kunst, Musik und Literatur (insbesondere in Humanismus, Renaissance) in den Blick nehmen. In diesem Zusammenhang greift sie wiederum auf die Methode der lateinischen 'Wort für Wort' – Rückübersetzung von italienischen Texten aus dem Bereich der Literatur/Dichtung (Giacomo Leopardi, "L’infinito"), Musik (Verdi, Rigoletto: "La donna è mobile") und Kunst (Gemälde von Sandro Botticelli, "Primavera", angeregt durch Angelo Poliziano, "La Giostra", stanza 68, in deutscher Fassung) zurück. Bewertung: Die von AUSSERHOFER (1999) präsentierte Materialsammlung enthält insbesondere die für die Unterrichtsgestaltung wichtige Anregung, authentische, zusammenhängende, kulturell bedeutende Texte des Italienischen in ihrer Gesamtheit bzw. in einem längeren Ausschnitt zu behandeln. AUSSERHOFER ermöglicht dies bereits für eine sehr frühe Phase der Beschäftigung mit 6 Die vom Heiligen Franz zu seinem "Cantico" komponierte Musik ist leider nicht erhalten. Der bekannte italienische Liedermacher Angelo BRANDUARDI hat diese Verse und weitere 10 Schriften aus dem Leben des Heiligen Franz vor kurzem anlässlich des Heiligen Jahres 2000 neu vertont (Titel des Albums: "L’infinitamente piccolo"). Abgesehen von der von AUSSERHOFER vorgeschlagenen Bearbeitung des altitalienischen Textes vor dem Hintergrund der lateinischen sowie modernen italienischen Version bietet es sich daher im Unterricht ergänzend auch an, die musikalische Bearbeitung des Textes von Angelo BRANDUARDI vorzustellen. 7 Dante erhebt mit seiner "Divina Commedia" die florentinisch-toskanische Volkssprache zur gemeinitalienischen Schriftsprache, die aufgrund der Nähe zur lateinischen Wurzel den Vorteil der allgemeinen Verständlichkeit innerhalb der gebildeten Schichten ganz Italiens besaß (vgl. GECKELER/KATTENBUSCH 21992, 150). 12 dem Italienischen im Unterricht, indem sie für die von ihr ausgewählten italienischen Texte lateinische 'Wort für Wort'-Rückübersetzungen erstellt, die vielfältige Gelegenheiten bieten, lautliche, morphosyntaktische und semantische Phänomene des Sprachwandels induktiv von den Schülern erarbeiten zu lassen. Motivierend und belebend wirkt der Einsatz von italienischen Liedern als Grundlage für sprachliche Beobachtungen von Seiten der Schüler. Der sprachlich ausgerichtete Teil "Latein im italienischen Wortschatz" liefert für den Lehrer eine recht übersichtliche und informative Zusammenfassung über lautliche und morphosyntaktische Phänomene des Sprachwandels vom Lateinischen zum Italienischen, hält aber wenig konkrete Anregungen für die Vermittlung im Unterricht bereit. Im Grunde genommen sind jedoch solche sprachwissenschaftlich fundierten Erläuterungen zum Vulgärlatein, wie sie auch NAGEL (1997) zur Information der Lehrer bereithält (vgl. AUSSERHOFER in NAGEL 1997), weitgehend überflüssig, finden sie sich doch ganz ähnlich für ein breiteres Publikum aufbereitet schon seit geraumer Zeit in den verschiedenen Einführungen in die romanischen Sprachwissenschaften (vgl. z.B. die Einführungen von GECKELER/KATTENBUSCH 2 1992, 109-119; DIETRICH/GECKELER 2 1993, 127-138; GECKELER/DIETRICH 1995, 146-161; BLASCO-FERRER 1994, 121-131, u.v.a.m.). Es ist also nicht nötig, das Rad neu zu erfinden. 2). Nagel (2003), Latein und romanische Sprachen Eine Fülle an praxisrelevantem Material für die konkrete Vernetzung des Lateinischen und der romanischen Sprachen im Lateinunterricht liefert NAGEL (2003). Die Sammlung ist als Fortführung von NAGEL (1997) konzipiert, das, wie bereits erwähnt, vornehmlich linguistisch, d.h. sprachgeschichtlich ausgerichtet ist und in nur sehr begrenztem Maße praxisnahe Anregungen für den Unterricht bereithalten konnte. NAGEL (2003) ist nun insbesondere an den Wünschen der Lehrenden orientiert und bietet nicht nur zahlreiches zusätzliches Unterrichtsmaterial, sondern stellt auch eine Sammlung von konkret verwendbaren Unterrichtseinheiten dar. Nach NAGEL (2003, 3) muss es ein wichtiges Anliegen des heutigen Lateinunterrichts sein, "unser wertvolles Grundlagenmaterial zu sichten, in Richtung romanische Sprachen auszuweiten und noch gezielter einzusetzen, um ein rasches, erleichtertes und erfolgreiches Sprachenlernen zu ermöglichen", darüber hinaus "in konkreten Unterrichtseinheiten den Einblick in die Vernetzung Latein – romanische Sprachen zu erweitern, den Schülerinnen und Schülern auf diesem Wege die engmaschigen Verknüpfungen dieser Sprachen untereinander erlebbar zu machen und ihnen so ein Netz an die Hand zu geben, mit dem sie in einem Zug gleichzeitig mehrere Sprachen für sich einbringen können". Die Zusammenstellung von Unterrichtseinheiten und Materialien soll die Lehrenden zur Kreation eigener Unterrichtseinheiten anregen. Als Leitlinie gilt ebenso wie bei AUSSERHOFER das induktive Prinzip des "entdeckenden Lernens, des eigenständigen Beobachtens, des selbständigen 13 Experimentierens mit den Elementen der Sprache, des Suchens und Findens sowie des Sammelns der Ergebnisse bzw. der daraus abzuleitenden Gesetzmäßigkeiten." (NAGEL 2003, 4). Als für dieses methodische Vorgehen geeignete Sozialform schlägt NAGEL (2003, 4) die Kleingruppenarbeit vor, da das Zusammenwirken mehrerer Personen oftmals sehr ergiebig sei bei den Prozessen des Entdeckens, Sammelns und Strukturierens. Das von NAGEL (2003) präsentierte Unterrichtsmaterial wird erst Sprachen übergreifend entfaltet und betrifft zunächst die Entwicklung der romanischen Sprachen, von denen vier näher fokussiert werden, und zwar Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch. Gelegentlich wird daneben auch das Englische mit einbezogen. Anknüpfend an die Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für die Verwendung von lateinischen Präfixen und Suffixen in deutschen Fremdwörtern wird der Blick auf die Verhältnisse in den romanischen Sprachen gelenkt. Im Anschluss an die Derivationsmorpheme werden die Flexionsmorpheme, d.h. die Nominal- sowie die Verbalendungen des Lateinischen und der romanischen Sprachen, eingeführt (S. 13-18 und 19-23) und auf Aufgaben- und Arbeitsblättern visuell veranschaulicht (S. 16/17; S. 20). Es folgt die Einführung von Vokabular zu bestimmten Sachfeldern, und zwar zu den Themenbereichen "Körper", ausgehend von Ovid, Daphne und Europa8 (S. 23-26), "Personaldaten" (S. 2731) sowie "Verkehrszeichen" (S. 32-35). Schließlich zeigt NAGEL (2003) auch umfassende sprachliche Erscheinungen auf, und zwar im Hinblick auf das Weiterleben der Sprache Vergils in den romanischen Sprachen, in deutschen Fremdwörtern und im Englischen (S. 36-37). In einem zweiten Hauptteil (S. 38-102) geht es um die Vernetzung des Lateinischen mit jeweils einer romanischen Sprache. Zunächst werden zu jeder Sprache die wichtigsten lautlichen Wandel erläutert und an prägnanten Beispielen belegt. Anschließend werden thematisch korrelierende bzw. kontrastierende Paralleltexte aus dem Lateinischen und den romanischen Sprachen vorgestellt, das Weiterleben lateinischer Sprichwörter in den modernen Sprachen aufgezeigt sowie im Hinblick auf die Rezeptionsgeschichte die Rolle des Lateinischen als Wissenschaftssprache in den romanischen Sprachen näher beleuchtet. Die jeweiligen Unterrichtseinheiten zu diesem Themenkomplex knüpfen jeweils an die im Unterricht gelesenen Autoren und Texte an (z.B. Catull, Cicero, Ovid, Vergil, Horaz) und wirken daher nicht wie ein Fremdkörper innerhalb der jeweiligen Unterrichtssequenz. So wird beispielsweise die antike gesundheitsbewusste Ernährung, wie sie Horaz in Epode 2, V. 47-60 (evtl. paraphrasierende Lektüre) darlegt, verglichen mit der heutigen, auf Erkenntnissen der modernen Wissenschaft fußenden "Dieta della Salute" (S. 71-76) sowie das Widmungsgedicht an Nepos in Catulls Carmina den "Epigramas" Ernesto 8 Vgl. auch KREFELD (1999, 266) zur Konzeptualisierung des menschlichen Körpers im Lateinischen. 14 Cardenals an Claudia gegenüber gestellt und das rezeptionsgeschichtliche Fortleben des CatullGedichts verdeutlicht (S. 45-49). In einem dritten Abschnitt geht es um die Vernetzung im gesamten Sprachspektrum, die nun gleichzeitig an mehreren romanischen Sprachen und am Englischen dargelegt werden soll. Der Schwerpunkt liegt einerseits auf Wendungen aus der Alltagssprache, d.h. insbesondere Formeln zum Grüßen und zur ersten Kontaktaufnahme (sich vorstellen, nach Informationen fragen). Darüber hinaus werden Zeitungsberichte in gleichzeitig vier romanischen Sprachen (Italienisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch) sowie teilweise Englisch mit parallelen, themenverwandten klassisch lateinischen Texten verglichen. Derartige Erarbeitungen verlaufen, wie übrigens auch in der Regel alle anderen von NAGEL (2003) vorgestellten Unterrichtsvorschläge, in drei Schritten, wie folgendes Beispiel zum Thema "Sintflut" bei Ovid, Metamorphosen, I, 291 (253)-312 und in modernen Zeitungstexten zeigt (vgl. NAGEL 2003, 122-139)9: H Schritt 1: Einstieg in den Ovid-Text über ein Bild der Überschwemmungskatastrophe in Mozambique; Schüler suchen geeigneten lateinischen Titel; Textarbeit unter inhaltlicher Perspektive anhand eines Fragebogens (Identifizieren von Schlüsselwörtern; Markieren in verschiedenen Farben). H Schritt 2: italienische, spanische, französische und portugiesische Zeitungsberichte zur Flutkatastrophe in Mozambique; Schüler erhalten Liste mit lateinischen Vokabeln, die den romanischen Wörtern der Texte zugrunde liegen, sowie ergänzende sprachliche Erläuterungen und Fragen zum Inhalt; zunächst Aktivierung des lateinischen Wortschatzes und den jeweiligen deutschen Bedeutungen anhand von Zuordnungsübungen; dann Identifizieren der entsprechenden romanischen Wörter in den Zeitungsartikeln, Verknüpfung mit deutscher Bedeutung. H Schritt 3: Vergleich zwischen Darstellung von Katastrophen in den modernen Medien und in der antiken Dichtung anhand gezielter Fragen (Parallelen, Unterschiede in der Darstellung). NAGEL (2003, 150-155) zeigt auch Möglichkeiten der Evaluation bzw. der Sicherung des Unterrichtsertrags am Abschluss von Sequenzen zur Vernetzung des Lateinischen und der romanischen Sprachen auf, und zwar in Form 1. einer Wissensbox, die die Schülerinnen und Schüler zur Sammlung und systematischen Ordnung von erworbenen Kenntnissen (Boxen: *Lautlehre*, *Wortbildung*, *Formenlehre’) anhält. 2. eines Spieles ("Activity"), vermittels dessen die Schülerinnen und Schüler das Gelernte wiederholen und vertiefen sollen. Zudem soll das assoziative Denken vom Lateinischen zu den romanischen Sprachen und umgekehrt gefördert werden, indem von den Spielteilnehmern zu romanischen Wörtern die lateinischen Entsprechungen und umgekehrt gefunden werden müssen sowie zu Begriffen, die mit Gestik oder Zeichnungen dargestellt bzw. auf Deutsch umschrieben werden, die romanischen und lateinischen Wörter genannt werden sollen. Darüber hinaus liefert NAGEL (2003, 154-155) auch zwei Beispiele für eine mündliche Reifeprüfung zum Themenschwerpunkt "Latein - romanische Sprachen". Im ersten Aufgabenvorschlag ist 9 NAGEL (2003, 140-149) liefert noch ein weiteres Beispiel für den thematisch verknüpften Vergleich zwischen antiken und modernen Texten, und zwar zum Thema "Eklipse" bei Cicero (de re publica, I, 25) und in verschiedensprachigen (ital., span., franz., port., engl.) Tageszeitungen. 15 eine Tabelle mit den lateinischen bzw. den romanischen Wortformen gegeben, so dass das jeweils andere zu finden sowie die deutsche Übersetzung hinzuzufügen ist. Im zweiten Aufgabenvorschlag soll ein Auszug aus einem Asterixband auf Latein und Spanisch10 bearbeitet werden. Zunächst ist eine Übersetzung des lateinischen Textes anzufertigen. Diese soll anschließend mit dem spanischen Text verglichen werden. Gesetzmäßigkeiten und Regeln vor sprachhistorischem Hintergrund sollen erläutert werden. Da beide Texte am Ende voneinander abweichen, sollen Parallelen und Unterschiede aufgezeigt werden. Zum Abschluss erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe "knapp die Entwicklung des Spanischen aus dem Lateinischen" zu skizzieren. Bewertung: Das von NAGEL (2003) zusammengestellte Unterrichtsmaterial ist vielfältig, motivierend und anregend konzipiert. Die Vorschläge zur Durchführung der einzelnen Unterrichtssequenzen sind präzise erarbeitet und eignen sich demnach gut zur Umsetzung im Unterricht. Besonders kreativ und einfallsreich sind die von NAGEL (2003) vorgestellten Materialien zur Erarbeitung, Vertiefung und Festigung der Nominal- und Verbalendungen der romanischen Sprachen sowie des Wortfeldes zum Thema "Körper", die die Schülerinnen und Schüler zu handlungsorientiertem Arbeiten anregen. Eine sinnvolle Idee ist auch die thematische Verknüpfung von lateinischen Lektüretexten und modernen romanischen Parallelen. So stellt sich der romanische Unterrichtsteil nicht als Fremdkörper dar, sondern zeigt sich in sinnvoller Vernetzung mit der lateinischen Parallele. Darüber hinaus lassen sich auf diese Weise auch wichtige rezeptionsgeschichtliche Verknüpfungen aufzeigen. Die Schülerinnen und Schüler werden demnach für die europäische kulturelle Kontinuität sensibilisiert. 3). Die Vorschläge aus dem Arbeitskreis "Latein und Italienisch" (Landesverband NRW des Altphilologenverbandes) a). Allgemeine Zielsetzungen In einem Arbeitskreis des Landesverbandes NRW im Deutschen Altphilologenverband wurden ebenfalls Unterrichtsmaterialien und Unterrichtsvorschläge zum Thema "Latein und Italienisch" erarbeitet (vgl. Mitteilungsblatt 1/2001 und 4/2002). Mit den beiden im Rahmen dieses Arbeitskreises entwickelten Konzepten von Peter LÜTKE WESTHUES und Thomas BRÜCKNER liegen zwei unterschiedliche, wie man auch dem Vorwort von Notburga BÄCKER ("Zur Begründung", S. 7) zum entsprechenden Heft entnehmen kann, in der Praxis jeweils erprobte Vorschläge für eine Unterrichtsreihe zum Italienischen im Lateinunterricht vor. BÄCKER ("Zur Begründung", S. 7) führt aus, dass als Orientierungsmaßstab für die 10 Der von NAGEL (2003, 155) vorgelegte Auszug aus Asterix ist nicht in spanischer, sondern in portugiesischer Sprache verfasst. 16 Einstufung der im Lateinunterricht vermittelten neusprachlichen Kenntnisse der europäische Referenzrahmen für das Lernen von Sprache dienen kann. Für die aktive Sprachbeherrschung nimmt sie die erste Stufe A1 ("Breakthrough": Verständigung in einfachster Form) an, für das Hörverstehen die nächst höhere Stufe A2 ("Waystage": Verstehen von langsam gesprochenen Informationen zum Alltagsleben), für das Leseverstehen die Stufe B1 ("Threshold"), die folgendermaßen definiert ist (vgl. Überblick über die Kompetenzstufen S. 101 des Heftes): "Sie [Die Schülerinnen und Schüler] können Texte verstehen, die hauptsächlich aus sehr gebräuchlicher Sprache bestehen, wie man ihnen im Alltag oder am Arbeitsplatz/in der Schule begegnet. Sie können in persönlichen Mitteilungen/Briefen Aussagen über Ereignisse und Gefühle sowie Wünsche verstehen.“ Der Zielschwerpunkt entsprechender Reihen zum Italienischen liegt demnach auf der Herausbildung einer möglichst weitreichenden Sprachbeherrschung, insbesondere auf dem Gebiet der passiven Lesekompetenz im Italienischen. In seinem Vorschlag "Latine legere – Capire L’italiano" geht LÜTKE WESTHUES ebenso wie auch AUSSERHOFER und NAGEL von einem induktiven Ansatz aus, der einen Verstehensprozess "von unten nach oben" impliziert, d.h. ausgehend von Einzelphänomenen des Italienischen sollen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von der lateinischen Muttersprache hin zur italienischen Tochtersprache entdeckt werden. Diese Regeln sollen durch Beobachtung, Vergleich und Generalisierung gewonnen werden. Der Ausgangspunkt ist in diesem Verfahren stets die Erfahrung des Einzelnen, der Endpunkt schließlich die induktive Definition, der allgemein gültige Satz, der selbstständig formuliert werden muss und sich dann seinerseits nutzbringend auf weitere Beispiele anwenden lässt. Einen deduktiven Ansatz wählt hingegen Thomas BRÜCKNER in seinem Unterrichtskonzept "Vom Lateinischen zum Italienischen". Deduktive Verfahren betreffen im Gegensatz zu induktiven Methoden absteigende Verstehensprozesse, d.h. der Lernprozess erfolgt "von oben nach unten", vom Allgemeinen zum Besonderen. Ausgehend von regelhaften Vorinformationen und Erläuterungen zur Entwicklung vom Lateinischen zum Italienischen sollen von den Schülerinnen und Schülern einzelne Strukturen am konkreten Beispiel verifiziert, angewendet und im Lernprozess verarbeitet werden.11 Beide genannten Konzepte sollen im Folgenden kurz vorgestellt und im Hinblick auf ihre methodischen Schwerpunktsetzungen und inhaltlichen Ziele kritisch überprüft werden. 11 Vgl. zur Gegenüberstellung von induktiven und deduktiven Lernprozessen auch: www.fachdidaktik-einecke.de/2_lernen_in_deutsch/induktiv_deduktiv_meth.htm. 17 b). Vorschlag (A) nach Peter LÜTKE WESTHUES, "Latine Legere – Capire L’italiano" Das als Vorschlag A vorgestellte Konzept von Peter LÜTKE WESTHUES umfasst vier Teilprojekte in den Klassen 7-10, die in jeweils ein- bis zweiwöchigen Blöcken stattfinden sollten, vorzugsweise im 2. Halbjahr (vgl. Erläuterungen S. 9). Die gesamte Unterrichtsreihe verfügt über eine durchgängige Progression, umfasst aber auch ganz gezielt Anteile von Wiederholung. Im Zentrum steht "der Vergleich zwischen dem Lateinischen und dem Italienischen unter bestimmten, stark reduzierten Gesichtspunkten der Laut- und Formenlehre und Syntax" (S. 9). Die Schülerinnen und Schüler sollen das Italienische mit Hilfe ihrer jeweils vorhandenen Lateinkenntnisse erschließen. LÜTKE WESTHUES betont, dass der von ihm für den Lateinunterricht konzipierte Unterrichtsvorschlag zum Italienischen keineswegs als Ersatz für den Italienisch-Unterricht gedacht ist (S. 9). Als Unterrichtsmaterialien stellt LÜTKE WESTHUES eine Reihe von Arbeitsblättern zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre selbstständig durch Beobachten gewonnenen Ergebnisse systematisieren und entsprechende Regeln eigenständig formulieren. Ein Lösungsteil am Ende ermöglicht die Überprüfung der Ergebnisse. Die Schülerinnen und Schüler erhalten auch bei der Wahl ihrer Arbeits- und Sozialformen freie Hand. An thematischen Einschnitten, Zwischenstationen, sollen die Ergebnisse jeweils gesichert werden. Als Hilfsmittel steht den Schülerinnen und Schülern ihr Lateinlehrwerk (mit alphabetischer Vokabelliste im Anhang) zur Verfügung, daneben sollte auch ein Latein-Italienisch-Wörterbuch im Klassenraum vorhanden sein (vgl. LÜTKE WESTHUES, S. 9). Die vier von LÜTKE WESTHUES beschriebenen Teilprojekte gestalten sich folgendermaßen: 1. In Klasse 7 ("Latine Legere – Capire L’italiano I") soll ein Sprachenbaum, der das Lateinische als Wurzel bzw. Stamm der romanischen Sprachen zeigt, als Einstieg in die gesamte Reihe dienen. Sodann (unter 2., S. 13) wird eine Liste mit italienischen Wörtern, Substantive, Adjektive und Verben, gegeben, bei denen die zugrunde liegenden lateinischen Wörter gut erkennbar sind (z.B. amica, buono, lavorare). Der Vergleich zwischen Latein und Italienisch ermöglicht bei diesen Wörtern das Erkennen von Unterschieden im Bereich der Lautverschiebungen und bei Wortendungen. In einem weiteren Schritt geht LÜTKE WESTHUES dann vom isolierten Einzelwort zu Syntagmen und Einzelsätzen über. Die Schüler erkennen in den Einzelsätzen lateinische Wörter wieder. Sie übertragen unter Beachtung einfacher lateinischer Satzstrukturen, wie KNG-Kongruenz, Satzglieder etc. die italienischen Sätze ins Lateinische (Übungen 5. und 6., S. 15-16). Der Vergleich der italienischen Sätze mit den lateinischen ermöglicht erste Beobachtungen zu grammatischen Unterschieden zwischen beiden Sprachen (Kasusformen, Verbalformen etc.). 18 Zum Abschluss dieser ersten Unterrichtssequenz zum Italienschen sollen die Schülerinnen und Schüler den Inhalt kurzer als Bildbeschreibung konzipierter italienischer Texte mit Bezug zum lateinischen Lehrbuch ("Die Villa des Rufus") anhand bekannter Schlüsselwörter erschließen. 2. In Klasse 8 erfolgt der Einstieg in die Unterrichtssequenz wiederum über italienische Wortlisten, die nun bei den Substantiven um den bestimmten Artikel und um Wörter der dritten Deklination (z.B. la voce, l’errore, la verità) erweitert sind. Zudem werden auch einige weitere, der lateinischen Ursprungsform nahe stehende Adjektive (wie z.B. nuovo, vicino, difficile) eingeführt. Die Schülerinnen sollen die verschiedenen Artikel und Wortendungen der Nomina im Singular tabellarisch systematisieren, die Pluralformen sind jeweils vorgegeben. Anschließend sollen sie zur Übung selbst italienische Nominalsyntagmen aus Artikel und Substantiv vom Singular in den Plural setzen sowie einige deutsche Ausdrücke ins Italienische übertragen. Für die Substantive der dritten Deklination, die durch eine Stammabstufung zwischen obliquen Kasus und Casus rectus (Nominativ) gekennzeichnet sind, nimmt LÜTKE WESTHUES den Ablativ als Ausgangsform der Substantive an (z.B. ital. ragione < lat. ratione, ital. nazione < lat. natione).12 Des Weiteren werden im Rahmen dieser Sequenz auch die italienischen Zahlwörter von 1 bis 10 eingeführt. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Wörter, die sich in beliebiger Reihenfolge befinden, arithmetisch korrekt von 1-10 anordnen. Weiteres Thema sind die Possessivadjektive, eine weitere Klasse Determinanten neben den Artikeln. Die Possessiva sollen von den Schülerinnen und Schülern mit Hilfe einiger bereits vorgegebener Formen tabellarisch systematisiert werden. Zum Abschluss dieser Sequenz sollen die Schülerinnen und Schüler italienische Begriffe für Straßenschilder und Raumbezeichnungen einer Wohnung entschlüsseln sowie einen (Brief-)Text zum Alltagsleben ins Deutsche übersetzen. 3. Im dritten Abschnitt in Klasse 9 werden vier Themenschwerpunkte gesetzt, und zwar sollen zunächst wiederum anhand italienischer Wortlisten Lautverschiebungen systematisiert werden. Sodann geht es um die Erarbeitung der Personalendungen des Verbs im Präsens anhand kurzer Sätze und ihre Systematisierung in Tabellenform. Im Nominalbereich werden die Unterschiede zwischen den Kasusformen im Lateinischen (Flexion: Postdetermination) und präpositionalen Ausdrücken (Prädetermination) im Italienischen herausgearbeitet. Zum Abschluss sind wiederum thematisch entsprechende deutsche Übungssätze gegeben, die ins Italienische zu übertragen sind 4. In Klasse 10 wird zunächst eine Wiederholung zur Pluralbildung der Nomina sowie zur Konjugation der Verben im Präsens anhand eines aus Sequenz II. bekannten Textes vorangestellt. Neues Thema dieses vierten und letzten Teilprojekts ist die Imperfekt- und Perfektbildung im 12 Mit ziemlicher Sicherheit ist der Ablativ jedoch nicht der Ursprungskasus, denn sonst hätte lat. turris – turri im Italienischen zu torri führen müssen. Die Form lautet aber torre und ist hergeleitet aus lat. turre(m), d.h. aus der Akkusativ-Form, in der auslautendes –m bereits seit dem 1. Jh. v. Chr. schwindet. 19 Italienischen. Als textliche Grundlage dient ein Brief, in dem über Ereignisse des Vortages berichtet wird. Bildung und Verwendung der beiden Tempora sollen erarbeitet werden sowie ein Vergleich mit der Tempusverwendung im Lateinischen erfolgen. Zum Zweck der Selbstkontrolle sollen die Schülerinnen und Schüler abschließend einen Brief verfassen, in dem wesentliche Ergebnisse der vorangegangenen Teilprojekte reaktiviert werden, sowie eigene Sätze gebildet werden können. Dieses von ihm entworfene Projekt führt LÜTKE WESTHUES unter dem Motto "Latein – Muttersprache Europas!" seit drei Jahren kontinuierlich für die Klassen 7 bis 10 am Gymnasium HornBad Meinberg durch (vgl.: http://www.gym-hbm.de/faecher/latein/europa.htm). In Klasse 7 lautet das Sequenzthema einführend "Verba Latina ubique sunt": "Die Schüler ermitteln anhand einfacher italienischer Sätze die lateinischen Urformen und übersetzen sie so ins Deutsche" (vgl. Stufe I des oben beschriebenen Lehrgangs), dann folgen für die weiteren Klassen entsprechend die Stufen II und III (als "Legere Latine – Capire L’italiano" I und II bezeichnet). Für Klasse 10 ist das Konzept nach den der Homepage zu entnehmenden Angaben noch in Vorbereitung. Das Projekt "Latine Legere – Capire L’italiano" wird im Übrigen auch am Gymnasium Schloss Holte-Stukenbrock im Lateinunterricht nach dem ersten Lernjahr durchgeführt (vgl. http://www.gymnasium-shs.de/fächer/Latein/text.htm). c). Vorschlag (B) nach Thomas BRÜCKNER, "Vom Lateinischen zum Italienischen" BRÜCKNER möchte ebenso wie LÜTKE WESTHUES anhand der von ihm erarbeiteten Unterrichts- materialen "sprachgeschichtliche Verbindungslinien des Lateinischen zum Italienischen" aufzeigen (vgl. S. 41). Nach BRÜCKNER sollen die Schülerinnen und Schüler "anhand einfacher methodischer Schritte Strategien erlernen, mittels derer sie über das Lateinische italienische Texte bis zu einem gewissen Grad selbstständig 'entschlüsseln' können". Ziel sei "eine gewisse Lesefähigkeit im Italienischen", die auch eine korrekte Aussprache mit einschließe (vgl. S. 41). Die von BRÜCKNER präsentierten Arbeitsblätter sollen ab Klasse 8 zum Einsatz kommen. Grundlage für das verwendete Vokabular ist das Lehrbuch "Salvete". BRÜCKNER möchte die Entscheidung über den unterrichtlichen Einsatz des Materials, d.h. im Blockunterricht oder über einen längeren Zeitraum angeordnet, in langsamer oder rascher Abfolge, dem jeweiligen Lehrer überlassen. Sinnvoll ist nach BRÜCKNER eine sukzessive Einbeziehung des Französischen, das (in vielen Schulen) ab Klasse 9 gelehrt wird. Das Konzept BRÜCKNERS umfasst insgesamt 14 Arbeitsblätter (AB) zu verschiedenen Aspekten der Laut- und Formenlehre des Italienischen. Im Folgenden sind mit dem Zeichen & die durch den Lehrenden zu bietenden Vorinformationen für die Schülerinnen und Schüler zu sprachlichen Phänomenen gekennzeichnet, mit dem Symbol # die sich daran anschließenden Übungsaufga- 20 ben für die Schülerinnen und Schüler, die sie mit Hilfe der Vorinformationen bewältigen können sollen: H AB 1: Lautlehre/Artikel & Akkusativ als Grundlage der Form der italienischen Substantive; Ausfall des –m; u > o (Beispiel amicus > amicu(m) > amico); bestimmter Artikel im Singular # Wortliste: italienische Wörter sind gegeben; lateinische Wortform im Nominativ und Akkusativ sind zu ergänzen, sowie die deutsche Bedeutung H AB 2: Lautlehre/Artikel II & Konsonantenverbindung –kt- (-ct-) > -tt- (Assimilation), ebenfalls –pt- > -tt-, -mn- > -nn-; fl- > fj-, pl- > pj-; unbestimmter Artikel un, una; anlautendes h- fällt aus # Wortliste: italienische Wörter (Substantive, Adjektive) sind gegeben; lateinische Wortform im Nominativ und Akkusativ sind zu ergänzen, sowie die deutsche Bedeutung H AB 3: Substantive des Neutrums & Neutra werden in der Regel zu Maskulina; Ausfall von –n- vor –s- (monstrare > mostrare) # Wortliste: italienische Wörter sind gegeben, lateinische Wörter (im Akkusativ) und deutsche Bedeutungen sind zu ergänzen H AB 4: Übersetzungsübung zur Kongruenz von Substantiv und Adjektiv: # 1. italienisch-deutsche Übersetzung (z.B. "un amico contento"; "il muro pericoloso"); 2. deutsch-italienische Übersetzung ("ein prächtiges Festessen"; "ein elender Tod") H AB 5: Pluralbildung & Regeln für Endungen von maskulinen und femininen Substantiven; Pluralbildung beim Artikel # Wortliste: italienisches Wort ist im Singular gegeben, italienische Form im Plural, deutsche Bedeutung (im Plural) und lateinische Entsprechung (Plural) sind zu ergänzen H AB 6:Possessivpronomina # vorgegebene Formen sollen in ein Schema ergänzt werden H AB 7: Verbformen I & Konjugation der Verben essere und avere im Präsens; vier Konjugationen, d.h. a-, e-, i- und konsonantische Konjugation (mit Beispielen), Einführung wichtiger Zeitwörter, wie z.B. adesso 'jetzt', oggi 'heute' # Übersetzung von italienischen Sätzen ins Deutsche und umgekehrt H AB 8: Perfektbildung & Bildung des Partizips, in Verbindung mit Hilfsverb (essere oder avere) Bildung des Perfekt; Einführung wichtiger Zeitwörter der Vergangenheit, wie z.B. ieri 'gestern', dopo 'danach' # Übersetzung von italienischen Sätzen ins Deutsche und umgekehrt H AB 9: Kasuslehre & Genitiv, Dativ werden im Italienischen mit Präpositionen di und a ausgedrückt, Verbindung der Präpositionen mit dem bestimmten Artikel # Übersetzung deutscher Sätze ins Italienische H AB 10: Verbformen II & Formen von potere, volere im Präsens # Übersetzung von Beispielsätzen ins Deutsche & Bedeutungswandel bei bestimmten Verben, z.B. mettere, prendere, sentire & Unterschied zwischen stammbetonten und endungsbetonten Verbformen im Präsens (Beispiel capire) # Übersetzung kurzer deutscher Sätze ins Italienische H AB 11: Italienisch/Spanisch, Syntax, Übungen & wesentlicher lautlicher Unterschied zwischen Italienisch und Spanisch: kein –s im Italienischen! å Pluralbildung, Verbalendungen & 1. Person Plural Indikativ Präsens = 1. Person Plural Konjunktiv Präsens: -iamo # Übersetzung italienischer Sätze ins Deutsche Es folgen nun auf drei Arbeitsblättern noch italienische Textbeispiele, die die Schülerinnen und Schüler aufgrund ihrer bislang erworbenen Kenntnisse inhaltlich erschließen sollen: 21 H AB 12: Verschiedene Übungstexte 5 Ein Dia-Vortrag auf Italienisch (nach Salvete, Lectio X): "Qui vedete Rufo, il nostro amico. Rufo era un padrone e abitava con la famiglia in una villa. […]". 5 La famiglia di Guglielmo: Verwandtschaftsbezeichnungen, Zahlwörter 5 Informazioni geografiche sull’Italia 5 Vacanze in montagna (Passato Prossimo) H AB 13: Italienisch-lateinische Textbeispiele; italienische Übersetzungen lateinischer Texte (z.B. aus Felix Bd. 1, L 35 zu Orpheus; "Der überführte Angeber", aus: "Ohrfeigen gegen Bezahlung", Texte für die Übergangslektüre) H AB 14: Cantiamo- italienische Kinderlieder; Tonbeispiele auf Kassette ("Filastrocche canzoncine e ninne nanne") BRÜCKNER (2003) erweitert das obige Konzept, das, wie gesehen, einen Lehrgang in 11 Schritten beinhaltet, in seinem Unterrichtsvorschlag unter dem Titel "Vom Lateinischen zum Italienischen – die 'mitgelernte' Sprache" durch an bestimmten Punkten der Unterrichtssequenz eingefügte so genannte "Intermezzi", die die Unterrichtssequenz auflockern sollen. Sie betreffen verschiedene Aspekte des Alltags sowie auch allgemeines Wissen zum Thema "Italien" und enthalten, soweit es sich um Texte handelt, Aufgaben zum Global- und Detailverstehen. Die Intermezzi betreffen folgende Themen: Geographie Italiens (Intermezzo 1), Uhrzeiten (Bilder; Intermezzo 2), Familie ("La famiglia" [Schema und Text]; Intermezzo 3), Stundenplan mit Fächern und Uhrzeiten ("Orario delle lezioni" [Schema]; Intermezzo 4), Verb sapere (klat. scire) (Intermezzo 5), "Ferien" ("Vacanze in montagna" [Text] s.o.; Intermezzo 6), Monatsnamen ("I mesi dell’anno" [Text]; Intermezzo 7), Aussprache der Doppelkonsonanten (Intermezzo 8), authentischer Zeitungsartikel (aus dem Bereich "Cronaca nera") (Intermezzo 9), Horoskop (Intermezzo 10), Sachtext zum Thema "Gli Apostoli" (Intermezzo 11). An den Beginn der gesamten Unterrichtsreihe stellt BRÜCKNER (2003) Vorinformationen zur Aussprache und Schreibung des Italienischen, an den Schluss eine Zusammenfassung der Regeln und Beispiele aus den elf Arbeitsblättern des Lehrgangs. Neu ist in diesem erweiterten Unterrichtsvorschlag auch die vergleichende Gegenüberstellung von Cornelius Nepos/Cornelio Nepote, "Morte di Annibale" ("Mors Hannibalis"), an die sich die Analyse der Verbformen und der Syntax [italienischer Konjunktiv Imperfekt < Konjunktiv Plusquamperfekt im Lateinischen; Passato Remoto – Imperfetto; lateinisches Perfekt und Imperfekt] dieser Texte anschließt. Darüber hinaus bietet Brückner noch weiteres nicht didaktisiertes Textmaterial (z.B. italienische Fassungen lateinischer Lektions- bzw. Lektüretexte, Auszüge aus Asterix). d). Vergleich und kritische Bewertung der Konzepte von LÜTKE WESTHUES und BRÜCKNER unter lehrmethodischen Gesichtspunkten Die beiden Herangehensweisen von LÜTKE WESTHUES und BRÜCKNER bereits gesagt, ganz grundlegend in ihrem lehrmethodischen Ansatz. unterscheiden sich, wie 22 Gewiss sind gerade induktive Verfahren, wie sie LÜTKE WESTHUES in seinem Konzept vorstellt, bei der Wissensvermittlung für die Schülerinnen und Schüler besonders motivierend, da sie sich selbstständig mit dem vorgegebenen Material auseinander setzen, Einzelaspekte unter einer bestimmten Leitfrage identifizieren ("gelenktes Entdecken"), systematisieren und in Form einer Regel abstrahieren. Der erzieherische Wert induktiver Verfahren des Spracherwerbs wird auch in der Didaktik der modernen Fremdsprachen hervorgehoben (vgl. Lehrplan Italienisch Sek. II, S. 35): "Entdeckende und induktive Verfahren fördern die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler. Sie beziehen sich sowohl auf das Erkennen von Regelhaftigkeiten im Rahmen der Wortschatz- und Grammatikarbeit als auch auf den Erwerb von Einsichten in Sach- und Problemzusammenhänge." Einheiten zur Sicherung der eigenständig gewonnenen Erkenntnisse scheinen jedoch an gegebenen Punkten des Lehrgangs, wie auch LÜTKE WESTHUES ganz richtig betont (vgl. S. 9), unbedingt erforderlich. Sehr sinnvoll sind daher auch die kontinuierlichen Wiederholungsphasen, die LÜTKE WESTHUES im Rahmen seines Projektes, auch wegen des größeren zeitlichen Abstandes, eingeplant hat. Im Ganzen dürfte die von ihm angenommene zeitliche Organisation des gesamten Lehrganges über einen längeren Zeitraum von vier Jahren mit jeweils ca. ein- bis zweiwöchigen Blöcken von nachhaltigem Wert und daher durchaus angemessen sein. Der von BRÜCKNER vertretene deduktive Ansatz erlaubt zunächst einmal vor allem dem Lehren- den einen sicheren und systematisch organisierten Zugriff auf die Materie, die insgesamt betrachtet als durchaus komplex gelten darf. Die Einarbeitungsphase dürfte dadurch beträchtlich verkürzt werden. Gewisse Vorteile ergeben sich auch durch die Möglichkeit, zeitsparend vorzugehen und demnach eine recht große Menge an Stoff "durchzunehmen". Der Vorschlag BRÜCKNERS ist allerdings durch eine gewisse methodische Gleichförmigkeit ge- kennzeichnet, die fast durchgängig stets die reine Anwendung von Regeln auf vorgegebene Einzelfälle vorsieht und daher kaum motivierend wirken dürfte. Das um "Intermezzi" zum alltäglichen Sprachgebrauch erweiterte Konzept BRÜCKNERS (2003) trägt dem Bedürfnis nach methodischer, inhaltlicher sowie optischer Variation und Anbindung an die konkrete Lebenswelt ganz offensichtlich Rechnung. Sinnvoll ist gewiss die verstärkte Einbindung von Übungstexten zu verschiedenen Themen in die Sequenz. Beiden Konzepten gemeinsam ist die durchaus als ehrgeizig einzustufende stoffliche Planung und Disposition der beiden Lehrgänge, die mehr oder weniger die grammatischen Inhalte des ersten Lernjahrs eines Italienischkurses der gymnasialen Oberstufe abdecken. Mit Hinblick auf den im Unterrichtsalltag wichtigen Zeitfaktor müsste man in diesem Zusammenhang bedenken, wie viel "Stoff" im Rahmen von Sequenzen zum Italienischen den Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden soll. Deduktive Vorgehensweisen erlauben gegenüber induktiven Verfahren, 23 die deutlich zeitaufwendiger sind, eine straffere Stofforganisation und eine zügigere Wissensübermittlung. Dies spricht nach Auffassung von AUSUBEL (31981, 31, 33) entschieden gegen Unterrichtsprinzipien des induktiven, entdeckenden Lernens, wie sie insbesondere von dem amerikanischen Lernpsychologen Jerome BRUNER vorgeschlagen worden sind. Das Zeitproblem stellt sich nach WAGENSCHEIN (51999) allerdings nur, wenn man sich verpflichtet fühlt, eine Fülle feststehender Inhalte zu vermitteln. WAGENSCHEIN (51999, 30-32) selbst plädiert hingegen für einen exemplarischen Ansatz, der ein Herausgreifen und Durchdringen einzelner Phänomene impliziert, wodurch eine solide Grundlage gebildet wird für weitere Transferleistungen der Schülerinnen und Schüler.13 In induktiven Lernprozessen angeeignetes Wissen ist nach Ansicht BRUNERS (31981) sicherer und schneller verfügbar. BRUNER zu Folge entwickelt der Lernende darüber hinaus durch entdeckendes Lernen Interesse und Kompetenzen für weitere Lern- und Problemlösungsprozesse. Die von Erfolg gekrönten Ergebnisse eigener Arbeit motivieren nach BRUNER letztendlich stärker als der verstehende Nachvollzug vorgesetzten Wissens. Die Möglichkeit selbstständigen Entdeckens fördert demnach die für den Lernerfolg so wichtige intrinsische Motivation. Eine Fachkonferenz Latein dürfte nun, wie BÄCKER ("Zur Begründung", S. 7) bemerkt, u.a. die Aufgabe haben, sich für eines der beiden genannten Verfahren, nach induktivem oder deduktivem Ansatz, zu entscheiden. Sinnvoll erscheint daher eine vergleichende Erprobung beider Methoden in der unterrichtlichen Praxis. Im Folgenden soll demnach aufgezeigt werden, inwiefern sich die beiden induktiv bzw. deduktiv ausgerichteten Unterrichtskonzepte im praktischen Alltag des Lateinunterrichts einer von mir unterrichteten 9. Klasse (L2) umsetzen lassen, welche Schwierigkeiten auftreten können und welche Verbesserungsvorschläge und Modifizierungen sich als möglicherweise sinnvoll erweisen dürften. Die Planung und Umsetzung der Sequenz durch mich als Lehrperson betrifft die Lehrerfunktion "Unterrichten". Da ich im Rahmen der Reihe ebenfalls neue eigene Unterrichtsmaterialien, u.a. in Form von Arbeitsblättern, erstellt habe (vgl. beiliegende CD-Rom), bin ich im Zusammenhang mit der Durchführung des Projekts als Lehrperson ebenfalls in der Funktion "Innovieren" gefordert. Ziel der Sequenz ist es, den Schülerinnen und Schülern bewusst zu machen, dass es möglich ist, aufgrund bestimmter Regeln und Gesetzmäßigkeiten italienische Wörter und Texte aufgrund der Kenntnisse im Lateinischen (wieder-)zuerkennen bzw. die jeweiligen Bedeutungen zu erschließen. Es soll demnach nicht darum gehen, den Schülerinnen und Schülern die italienische Sprache in allen ihren Facetten zu vermitteln, sondern vielmehr steht methodisch das Lernen von Lernen 13 WAGENSCHEIN (1999, 30) empfiehlt daher den berühmten "Mut zur Lücke", die Beschränkung auf das Wesentliche anhand von Auswahlprinzipien: "Anstelle also des gleichmäßig oberflächlichen Durchlaufens des Kenntniskatalogs, Schritt für Schritt: die Erlaubnis, ja die Pflicht, sich hier und dort festzusetzen, einzugraben, Wurzel zu schlagen, einzunisten. "Inseln" zu bilden, […]." 24 im Mittelpunkt, inhaltlich am Ende der Reihe die Entwicklung einer gewissen Lesekompetenz, wie bereits von BÄCKER als Ziel formuliert worden ist. VII. ZUR INTEGRATION VON SEQUENZEN EIN PROJEKT IN KLASSE 9 ZUM ITALIENISCHEN IN DEN LATEINUNTERRICHT: 1). Beschreibung der Lerngruppe Die von mir betreute Lerngruppe besteht aus 21 Schülerinnen und Schülern, 11 Mädchen und 12 Jungen, der Klasse 9 eines Gymnasiums in der Innenstadt von Münster. Insgesamt gesehen handelt es sich um eine sehr interessierte, leistungsstarke und leistungswillige Gruppe, die sich deutlich weniger heterogen präsentiert als viele andere Lateingruppen. Zum Zeitpunkt der Durchführung des Projekts wurde noch mit dem Lehrbuch "Cursus Continuus" gearbeitet (Lektion 36). Alle Schülerinnen und Schüler haben als erste Fremdsprache Englisch gewählt, als zweite Fremdsprache ab Klasse 7 Latein und 12 von ihnen als dritte Fremdsprache ab Klasse 9 Spanisch. Aufgrund der Kurssituation war demnach für mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler stets auch der Vergleich mit dem Spanischen und eine kontrastive Betrachtung des Italienischen und des Spanischen vor dem Hintergrund der Ursprungssprache, des Lateinischen, möglich. Die Muttersprache von zwei Schülerinnen ist Russisch, die eines Schülers Koreanisch und zwei weitere Schülerinnen stammen aus Familien, in denen die Eltern aus Polen ausgesiedelt sind. Insgesamt sind also eine ganze Reihe Schülerinnen und Schüler mehrsprachig aufgewachsen. Es dürfte bei ihnen daher schon von vornherein eine größere Offenheit und Flexibilität gegenüber fremden Sprachen bestehen. Ich unterrichte seit mehr als einem Jahr in dieser Gruppe, und zwar zunächst im Rahmen des Ausbildungsunterrichts, seit Beginn des letzten Schuljahres im bedarfsdeckenden Unterricht (bdU). Zwischen den Schülerinnen und Schülern und mir als Lehrperson besteht ein gutes, offenes und – wie ich meine – vertrauensvolles Verhältnis, das im Regelunterricht ein konzentriertes und angenehmes Arbeiten erlaubt. Die Schülerinnen und Schüler begegneten im Rahmen des Lateinunterrichts zum ersten Mal der italienischen Sprache. Obwohl, wie erwähnt, das Lehrbuch "Cursus Continuus" verschiedentlich Möglichkeiten anbietet, die Schülerinnen und Schüler mit dem Italienischen (und auch dem Spanischen) in näheren Kontakt treten zu lassen, wurde davon während der 7. und 8. Klasse kein Gebrauch gemacht. Der von der vorherigen Lehrerin durchgeführte Lateinunterricht war autoritär, streng frontal und ergebnisorientiert, d.h. möglichst viel Stoff sollte in möglichst kurzer Zeit bewältigt werden. Dies ließ wenig Freiraum für Innovationen im Lateinunterricht. Die Schülerinnen und Schüler zeigen sich meiner Erfahrung nach sehr angetan von thematischen Exkursen, 25 vertiefender Behandlung einzelner Aspekte und neuen Perspektiven. So reagierten sie auch sehr positiv auf die für sie ebenfalls erstmalige Durchführung einer Wochenplanarbeit nur kurze Zeit vorher. Die Lehrerfunktion "Innovieren" trägt demnach gerade in dieser Lerngruppe sehr dazu bei, die Funktion "Unterrichten" lebendig und motivierend auszufüllen. 2). Beschreibung des Projekts: Planung Das Projekt wurde über zwei Wochen in je zweimal drei Unterrichtsstunden pro Woche unmittelbar vor den Osterferien durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler wurden zu Beginn der Sequenz zwei verschiedenen Gruppen zu je 11 und 10 Personen zugeordnet, die die Arbeits- und Sozialformen je nach Aufgabe und Situation variieren konnten, mit der Maßgabe, dass die Kleingruppen in ihrer Größe niemals mehr als 4 Personen überschreiten sollten. Die eine Gruppe (A) sollte sich nach induktivem Lernverfahren, wie von LÜTKE WESTHUES beschrieben, die Un- terrichtsinhalte erarbeiten, die andere Gruppe (B) nach dem deduktiven, von BRÜCKNER vertretenen Ansatz. In Gruppe (A) befanden sich insgesamt sechs Schülerinnen und Schüler, die auch Spanisch lernen, in Gruppe (B) fünf. Am Beginn der Reihe stand ein gemeinsamer Einstieg in die neue Thematik. Anhand eines Sprachenbaums (vgl. Anhang; vgl. auch LÜTKE WESTHUES, I.1., S. 12) sollte die Problemstellung für alle Schülerinnen und Schüler greifbar werden. Ein erstes Schwerpunktziel dieser Kurzreihe konzentrierte sich dann auf lautliche Aspekte des Wandels vom Lateinischen zum Italienischen (geplanter Umfang: 2 Stunden). Die Schülerinnen und Schüler, die nach dem induktiven Verfahren vorgingen (Gruppe (A)), sollten selbstständig anhand vorgegebener Wörter des Italienischen die Gesetzmäßigkeiten des phonetischen Wandels vom Lateinischen zum Italienischen identifizieren und systematisieren. Umgekehrt sollte die Gruppe (B) nach dem Muster von BRÜCKNERS Unterrichtskonzept zunächst über wichtige Aspekte des lautlichen Wandels vom Lateinischen zum Italienischen informiert werden. Die Schülerinnen und Schüler sollten dann im Folgenden das ihnen präsentierte Wissen anwenden, indem sie selbst lateinische Wortformen ins Italienische umwandelten. Da die Entschlüsselung der lautlichen Gesetzmäßigkeiten des Wandels über die Bedeutungsebene des lateinischen Lexems Zugang erlaubt zur Semantik des italienischen Kognaten, eröffneten sich bereits auf dieser ersten Annäherungsebene für die Schülerinnen und Schüler deutliche Wege hinein in weite Gebiete des italienischen Wortschatzes.14 Die mittlere Phase (II) der Unterrichtssequenz, die ebenfalls zwei Unterrichtsstunden umfasste, war vorrangig morphologisch-syntaktischen Aspekten der italienischen Sprache gewidmet. Beide 14 Als besonders praktisch für die Integration einer solchen Phase in den Unterricht der Klassenstufen 7 und 8 dürfte sich im Übrigen gerade die im Anhang IV des Heftes "Mater et filia" präsentierte Liste italienischer Wörter auf Grundlage der lateinischen Vokabeln der Lektionen 1 bis 15 von "Cursus Continuus" erweisen. 26 genannten Lerngruppen sollten auch in diesem Fall jeweils nach induktiven bzw. deduktiven Verfahren vorgehen. Nicht immer sind Morphosyntax und Phonologie so genau voneinander zu trennen, wie die theoretische Konzeption des Lehrgangs suggeriert, d.h. lautliche Wandel nehmen stets auch Einfluss auf morphologische und syntaktische Veränderungen (vgl. z.B. -bi- > vi- im Futur, Verwechslung mit Perfektformen å Neubildung des Futur; Zusammenfall von 堰 und , Ausfall von auslautendem –m å Zusammenbruch des Kasussystems). In der abschließenden Einheit aus zwei Unterrichtsstunden (Phase III) sollten die Schülerinnen und Schüler dann eigenständig ihre Kenntnisse auf konkretes authentisches Sprachmaterial anwenden, indem sie von ihnen aus einem zur Verfügung gestellten Materialbündel selbst gewählte italienische Texte, ähnlich wie bei NAGEL (2003) vorgeschlagen, im Hinblick auf konkrete Fragestellungen bearbeiteten (vgl. Materialsammlung im Anhang sowie auf CD-Rom). Die Texte und Aufgaben wurden von mir im Hinblick auf die altersspezifischen Interessen der Schülerinnen und Schüler zusammengestellt. Allen Schülerinnen und Schülern stand neben dem im Unterricht verwendeten Lehrwerk "Cursus Continuus" jeweils auch ein lateinisch-deutsches Wörterbuch ("Stowasser") sowie zusätzlich ein zweisprachiges Wörterbuch zum Lateinischen und Italienischen im Kursraum zum Zwecke der gelegentlichen Konsultation zur Verfügung. Die Arbeit mit den Wörterbüchern war vergleichsweise neu für die Schülerinnen und Schüler. Sie bedurfte vereinzelter Hilfestellung durch die Lehrperson. 3). Durchführung und Verlauf des Projekts Übersicht über die Inhalte und die methodische Durchführung: Inhalt induktive Methode deduktive Methode Phase I: Lautentwicklungen å Substantive; Adjektive (Verben) H Ausfall des -m H Vokalismus: "Quantitätenkollaps" > o; > e/ > i; > u H Assimilation: #-pt- > -tt-; -kt- > -tt-; -mn- > -nnH Anlautphänomene: z.B. "Laura non est SuS (=Schülerinnen und Schüler) erhalten Liste mit italienischen Wörtern und suchen mit Hilfe des Lehrbuchs "Cursus Continuus" zu jedem Wort das lateinische Ursprungswort und geben dann jeweils die deutsche Bedeutung an (vgl. LÜTKE WESTHUES, I.2.) SuS erhalten AB 1, 2, 3 nach BRÜCKNER mit Informationen zu Lautentwicklungen und bearbeiten die entsprechenden Aufgaben SuS wandeln ausgehend von Einzelwörtern ital. Sätze ins Lateinische um, SuS erhalten Informationen zu den Formen des Plural und ergänzen plus causa mea" # pl- > pj-; kl- > kj-; fl- > fj H Ausfall von hH Schwund des Neutrum: Zusammenfall mit einerseits Maskulinum, andererseits Femininum (< Ausfall von –m bewirkt lautlichen Zusammenfall mit Maskulinum) Phase II: Morphosyntaktische Entwicklungen Substantive; Verben 27 H Substantive/Adjektive # Pluralbildung; # Basis für Grundform der Substantive: Akkusativ H syntaktische Umstrukturierungen: Präpositionale Ausdrücke für Genitiv (Verbindungen mit di) und Dativ (Verbindungen mit a). H Verben: Konjugationstypen markieren Unterschiede im Satzbau (vgl. LÜTKE WESTHUES, I.4.); SuS identifizieren anhand von Beispielen die Endungen der Substantive im Singular und tragen sie in eine Tabelle ein, in der die Pluralformen schon gegeben sind (vgl. LÜTKE WESTHUES, II. 2c), 3b); S. 19/20); SuS markieren Personalendungen der Verben in Beispielsätzen und systematisieren sie selbstständig je nach dem Konjugationstyp (vgl. LÜTKE WESTHUES III; S. 29). vorgegebene Wortlisten (vgl. BRÜCKNER AB 5); SuS erhalten Informationen über die Bildung des Genitivs und Dativs im Italienischen und übersetzen Syntagmen und Einzelsätze aus dem Italienischen ins Deutsche (vgl. BRÜCKNER AB 9; Sätze im Präsens); SuS erhalten AB 7 nach BRÜCKNER und übersetzen mit Hilfe der ihnen zur Verfügung gestellten Informationen die von BRÜCKNER gegebenen italienischen Sätze ins Deutsche und umgekehrt Phase III: Textverständnis von mir zur Verfügung gestelltes und didaktisch aufbereitetes authentisches Textmaterial (vgl. Anhang sowie CD-Rom): Liedtexte (NEK, "Laura non c’è"; Tiziano Ferro, "Perdono"); Texte zum Thema Fußball (Francesco Totti) und Motorsport (Formel 1); antike Kochrezepte (lateinisch und italienisch); Werbung; Informationen zur Stadt Köln auf Italienisch. Das gesamte zu erledigende Programm konzentrierte sich bewusst auf einzelne Aspekte des lautlichen und morphosyntaktischen Bereichs, war letztlich jedoch für einige Schülerinnen und Schüler nicht in der vorgegebenen Zeit von jeweils zwei Unterrichtsstunden zu erledigen. Die restlichen Aufgaben mussten dann von ihnen zu Hause bearbeitet werden. Insgesamt verlief das Projekt demnach nach dem Muster der im Hinblick auf die Stoffverteilung und die Zeiteinteilung selbst bestimmten Wochenplanarbeit, die den Schülerinnen und Schülern als Organisationsform im Lateinunterricht bereits bestens vertraut war. Nach jeder Phase erhielten die Schülerinnen und Schüler dementsprechend den Auftrag, ihre Ergebnisse mit den zur Verfügung gestellten Lösungsblättern selbstständig zu vergleichen, so dass auf diese Weise für alle gleichermaßen eine Sicherung des Lernfortschritts erfolgen konnte. 4). Beobachtungen zum Projektverlauf Das von BRÜCKNER vorgeschlagene deduktive Konzept wurde von den meisten Schülerinnen und Schülern nach relativ kurzer Zeit als "zu langweilig" und "irgendwie stumpf" abgelehnt. Das Ausfüllen der Listen auf den Arbeitsblättern hielten die meisten nur kurze Zeit (meist aber immerhin eine Doppelstunde) konzentriert durch. Die Kleingruppenarbeit bot für viele offenbar interessantere Ablenkungsmöglichkeiten. Zwei Schülerinnen äußerten nach der ersten Sequenz 28 den Wunsch, in die andere Gruppe (A) überwechseln zu dürfen. Dies wurde ihnen allerdings verweigert mit dem Hinweis, dass es in Phase III ja schon nicht mehr nur um formale Aspekte ginge, sondern alle Texte lesen sollten bzw. dürften. Drei Schüler der Gruppe (B), die auch im sonstigen Unterricht gerne einen konkreten Leitfaden an der Hand haben, arbeiteten zunächst sehr konzentriert und zügig, verloren aber, angesichts der sich stetig wiederholenden Vorgehensweise bald die Motivation und fragten nach, ob es nicht außer den beiden Möglichkeiten noch eine dritte gäbe. Die Kleingruppen, die nach dem induktiven Konzept verfuhren, brauchten deutlich länger als die der Gruppe (B), um die vorgegebenen Inhalte zu erarbeiten. Diese hatte daher insgesamt gesehen stets, wenn die beteiligten Schülerinnen und Schüler denn einigermaßen konzentriert arbeiteten, einen gewissen Vorsprung vor der anderen Gruppe. Die Gruppe (A) beschäftigte sich in entspannter und konzentrierter Weise mit den ihnen gestellten Problemen. Die Schülerinnen und Schüler waren sich schnell darüber im Klaren, dass sie sozusagen "Detektivarbeit" zu leisten hatten. Ein Schüler meinte, es sei "wie beim Rätsellösen", insbesondere dann, wenn es darauf ankäme, den roten Faden hinter den anscheinend unsystematisch angehäuften Entwicklungen zu finden. Die Schülerinnen und Schüler der Gruppe (A), die zumeist in ihren Kleingruppen zu dritt oder zu viert arbeiteten, tauschten sich recht bald lebhaft über ihre Ergebnisse aus und stellen ihre eigenen Hypothesen zur Debatte, um sie von anderen überprüfen zu lassen. Die Methode des entdeckenden Lernens führte hier zu einem angenehmen, sozial offenen, freundlichen und konstruktiven Arbeitsklima. Die Motivation der Gruppe (A) war eindeutig intrinsisch an der Bewältigung der Probleme orientiert. Es kam für jeden Einzelnen auf die Formulierung sinnvoller Hypothesen an, die geeignet waren, zum Ziel zu führen. Die Schülerinnen und Schüler konnten, wie bereits BRUNER (31981, 23) es ausdrückt, "Erfolg oder Misserfolg als Information und nicht als Belohnung oder Bestrafung erleben". Erfolg wurde demnach als Zeichen für den richtigen Weg gedeutet, Misserfolg hingegen als Hinweis darauf, dass man sich auf dem falschen Weg befand und daher umkehren musste, um nochmals mit geduldiger Hartnäckigkeit den richtigen Weg zu suchen. Darüber hinaus zeigte das kommunikative Handeln der Schülerinnen und Schüler untereinander, dass das Lernen verknüpft wurde mit Lehren, da sie das, was sie selbst entdeckt hatten, weitergeben wollten. Diese prinzipiell aktive Einstellung dem neuen Stoff gegenüber führt lernpsychologisch betrachtet zu einer geordneteren und differenzierteren Verarbeitung der Informationen als bei passiver Rezeption von dargebotenem Wissen (vgl. BRUNER 31981, 20). In Gruppe (B) fand auch, allerdings in deutlich geringerem Maße, Austausch über die Gruppen hinweg statt. Da es nichts oder kaum etwas zu entdecken gab, war es auch nicht nötig, in längere und intensivere Diskussionen mit den anderen einzutreten. 29 Die Schülerinnen und Schüler beider Gruppen gingen im Übrigen auch ganz unterschiedlich mit der Überprüfung ihrer Ergebnisse mit Hilfe der Lösungsbögen um. Insgesamt wenig Interesse zeigten die Mitglieder der Gruppe (B), die aufgrund der ihnen zur Verfügung gestellten Instruktionen für die Umwandlung keine oder nur wenig Zweifel an ihren Resultaten hatten und sich zumeist auch nicht näher auf die einzelnen Beispielwörter einlassen wollten. Ganz anders verhielt sich Gruppe (A), die sich mit dem einzelnen Beispielwort präzise auseinander setzte und am Ende ein sehr starkes Interesse und Bedürfnis hatte zu erfahren, ob die eigene Lösungsidee nun richtig sei oder nicht. Es wurden schließlich sogar regelrechte Wettbewerbe zwischen den Kleingruppen ausgetragen, wer die meisten richtigen Ergebnisse vorzuweisen hatte. Die Motivation in Gruppe (A) war insgesamt gesehen über beide Phasen hinweg deutlich höher als in Gruppe (B). In der abschließenden Phase ging es um die Erarbeitung von authentischen italienischen Texten, die ebenfalls nach den Gruppen (A) und (B) getrennt erfolgte. Jede Kleingruppe wählte den ihr am interessantesten erscheinenden Text und versuchte, ihn inhaltlich zumeist anhand bestimmter Leitfragen zu erschließen (vgl. Anhang). Die Herangehensweise beider Gruppen (A) und (B) war auch in diesem Fall recht unterschiedlich. Während sich die Schülerinnen und Schüler der Gruppe (B) noch immer sehr stark auf ihre Unterlagen stützten und an den ihnen präsentierten Regeln orientierten, zeigte sich Gruppe (A) alles in allem selbstständiger im Umgang mit dem neuen Wortmaterial und den fremden Texten. In Phase I und Phase II hergestellte Verknüpfungen wurden von den Schülerinnen und Schülern anhand von Beispielen wieder mühelos aktualisiert. Es konnten rasch Parallelen zu dem bereits Erlernten aufgezeigt werden, z.B. wurde più unter Hinweis auf die Entwicklung placere > piacere recht schnell auf plus zurückgeführt. Der Transfer von einem Einzelphänomen zum nächsten aufgrund der Erkenntnis der Ähnlichkeitsrelation fiel den Schülerinnen und Schülern recht leicht. Sie gingen mit sehr viel Geduld und Motivation an diese letzte Aufgabe. Gruppe (B), darauf eingestellt, eine allgemeine Regel auf einzelne Phänomene zu übertragen, tat sich bei der Bearbeitung der Texte deutlich schwerer, denn es kam nun darauf an, die Regeln als eine Art Schlüssel zum Textverständnis selbstständig zu nutzen. Es zeigte sich, dass diese Schülerinnen und Schüler die Gesetzmäßigkeiten des Wandels deutlich weniger verinnerlicht, d.h. gelernt bzw. im Gedächtnis verankert hatten, als die der Gruppe (A). Sie verfügten demnach nicht derart aktiv und selbstständig über den Schlüssel zum Verständnis der italienischen Texte wie die Mitglieder der Gruppe (A). Dies entspricht im Übrigen der Ansicht BRUNERS zur besseren Verfügbarkeit von induktiv angeeignetem Wissen. Nach BRUNERS (31981, 28) Vermutung ist "Material, das jemand nach eigenen Interessen und kognitiven Strukturen organisiert, im Gedächtnis allgemein am ehesten zugänglich". Es werde nämlich "eher an Strecken plaziert, die mit der eigenen Art des geistigen Reisens in Verbindung stehen". 30 Dies hebt den Vorteil der Zeitersparnis auf, den das deduktive Vorgehen nach Vorschlag (B) zunächst zeigte (s.o.) und der von AUSUBEL (31981, 31) für darbietende Unterrichtsmethoden allgemein als so besonders wertvoll hervorgehoben wird. Nicht die möglichst schnelle und von daher häufig oberflächliche Anhäufung von Wissen sollte das Ziel derartiger Sequenzen sein, sondern die dauerhafte Verankerung und Nutzbarmachung der Informationen im Gedächtnis der Schülerinnen und Schüler. 5). Ergebnis der Projektarbeit Für die Integration von Sequenzen in den Lateinunterricht der Sekundarstufe I sollte daher ganz eindeutig einem induktiven Modell, wie es von LÜTKE WESTHUES und auch von sowie von NAGEL AUSSERHOFER vertreten wird, der Vorrang vor deduktiven Prinzipien gegeben werden. Deduktives Vorgehen stellt sicherlich vor allem im Rahmen der Erwachsenenbildung, z.B. an der Universität, ein sinnvolles Verfahren dar.15 Eine wesentliche Aufgabe des Unterrichts an Gymnasien, insbesondere in der Sekundarstufe I, ist jedoch die Vermittlung von Methodenkompetenz, wie die Richtlinien (LP Latein Sek. I, S. 16) ausführen: "Der Unterricht des Gymnasiums in der Sekundarstufe I führt die Schülerinnen und Schüler [..] an Formen und Prinzipien selbständigen und kooperativen Arbeitens heran. Dabei sollen gleichzeitig die Fähigkeit und Bereitschaft gefördert werden, das Lernen selbst zu lernen und Lernen als einen kontinuierlichen, lebensbegleitenden Prozeß zu verstehen." Somit betrifft die sinnvolle Planung und Umsetzung eines Projektes zur Integration von Sequenzen zum Italienischen in den Lateinunterricht nicht nur die beiden bereits mehrfach genannten Lehrerfunktionen "Innovieren" und "Unterrichten", sondern auch und vor allem die Funktion des "Erziehens", die die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler bei Lernprozessen immer wieder fordern und fördern soll. Gerade im Hinblick auf die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf das Leben "draußen in der Welt" ist es von entscheidender Bedeutung, kognitives Lernen16 frühzeitig, d.h. vor allem in der Sekundarstufe I, gezielt zu fördern. Dementsprechend stellt die Förderung der nach den Ergebnissen von PISA (2000) im OECD-Vergleich unterdurchschnittlich entwickelten Problemlösekompetenz der Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen ein wichtiges Anliegen für die Unterrichtspraxis dar. Die PISA-Studie, die die Basiskompetenzen 15jähriger, in Deutschland also von Neuntklässlern, um die es ja auch bei diesem Projekt geht, untersuchte, zeigte insbesondere, wie wichtig es ist, dass Unterricht kognitive Leistungen fordert und fördert. Die Schülerinnen und Schüler sollten demnach durch ent15 Die entsprechenden sprachwissenschaftlichen Fachbücher folgen mehrheitlich deduktiven Prinzipien, deren Anwendung freilich auch erst durch induktiven Sprachvergleich der Linguisten ermöglicht worden ist. 16 Vgl. zu Begriff und Begründung des kognitiven Lernens BUTZKAMM (1977, 7), der es im Unterschied zu rein mechanischem oder imitativem Lernen als "einsichtiges, sinnvolles Lernen unter Beteiligung des bewusst gliedernden und beziehungsstiftenden Verstandes" definiert, sowie TÖNSHOFF (1997, 203), der zudem die wichtige Rolle des Lernen Lernens in der heutigen raschen Wandeln unterzogenen Gesellschaft besonders hervorhebt (vgl. 204-205). 31 sprechende Lehr- und Lernverfahren dazu angehalten und motiviert werden, systematisch Probleme zu analysieren und auf eigenen Wegen, ggf. auch auf Umwegen, selbstständig Lösungsstrategien zu entwickeln. Diesem Anliegen wird das induktiv gestaltete Erlernen des Italienischen im Rahmen des Lateinunterrichts besonders gerecht, wie das von mir durchgeführte und beschriebene Projekt in einer 9. Klasse deutlich gezeigt hat. Für meine Schülerinnen und Schüler stellte sich am Abschluss des Projekts das Italienische nicht mehr als etwas Fremdes dar, sozusagen nicht mehr als eine "Fremd"-Sprache, die zu erlernen mühsam und anstrengend ist, wie jedes Erlernen fremder Sprachen, sondern als eine vertraute Sprache, der man schon im Lateinunterricht begegnet ist. So bemerkten sie bei der Textlektüre in Phase III erstaunt, wie gut sie das Italienische ausgehend von ihren Lateinkenntnissen nach relativ kurzer Zeit ohne große Anstrengungen (zumindest passiv) beherrschten. Der sprachliche Ertrag derartiger Sequenzen zum Italienischen im Lateinunterricht verhält sich demnach zum unterrichtlichen Aufwand äußerst günstig. Dies zeigt auch, dass sich die italienische Sprache besonders für eine Verknüpfung mit dem Lateinischen im Rahmen von Unterricht eignet (vgl. Kapitel V., Kriterium 1). So trifft sicherlich der Titel "Italienisch – die mitgelernte Sprache", den BRÜCKNER (2003) für sein modifiziertes Konzept gewählt hat, vollkommen zu. Darüber hinaus werden auch die vom Lehrplan für den Lernbereich IV.1. formulierten Anforderungen an den Lateinunterricht (vgl. Kapitel III) durch die vertiefte Behandlung der Verbindungen des Italienischen mit der lateinischen Muttersprache in ganz besonderer, da nachhaltiger Weise erfüllt. Innerhalb der zeitlich relativ begrenzten Kapazitäten des Lateinunterrichts ist es, wie dieses Projekt insgesamt gesehen gezeigt hat, im Rahmen von einzelnen Sequenzen zum Italienischen möglich, die im Lehrplan genannten sprachlichen Bereiche Lexik, Phonetik, Grammatik und Semantik systematisch, exemplarisch vertieft und kohärent zu berücksichtigen. Die insbesondere aufgrund von induktiven Verfahren gewonnene Erkenntnis, Fremdes relativ bequem über Bekanntes erschließen zu können, führte bei den Schülerinnen und Schülern nicht nur zu einem deutlichen Lernzuwachs, sondern auch zu einem gewiss sehr wertvollen Lernoptimismus, der es ihnen in Zukunft erlauben dürfte, offen und flexibel mit Fremdem und Unbekanntem umzugehen. Demnach zeigt sich gerade in diesem Punkt der bereits oben genannte Wert eines neue Wege in die romanischen Sprachen hinein einschlagenden Lateinunterrichts für den Abbau mentaler Barrieren, der vor allem im durch eine ausgesprochene Vielfalt charakterisierten europäischen Rahmen von unverzichtbarem Wert ist. VIII. SCHLUSSBEMERKUNG "Nein, Latein ist eigentlich doch gar nicht wirklich tot!" Zu diesem Schluss kamen die von mir unterrichteten Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse. Für alle Teilnehmer (gleich welcher 32 Gruppe) hat sich durch die Beschäftigung mit dem Italienischen eine neue Sichtweise auf das Lateinische eröffnet. Latein stellt sich für sie nunmehr als eine Sprache dar, die heutzutage zwar so nicht mehr gesprochen wird, wie sie sie im Unterricht lernen, da sie sich durch die Zeiten hindurch gewandelt hat, die aber im Italienischen deutlich sichtbar fortlebt, wofür es Regeln gibt, über die man wie über einen Schlüssel verfügen kann. Der alltägliche Lateinunterricht profitiert auf diese Weise von einem neuartigen Motivationsschub. Während sich nämlich Latein zuvor für die allermeisten als ein eher trockenes und verstaubtes Fach präsentierte und im Unterschied zu den übrigen Schulfächern ohne Vernetzung mit der konkreten Lebenswelt schien, zeigt es sich nunmehr für die Projektteilnehmer als das, was es wirklich ist, nämlich als eine lebendige Sprache, die die Mutter zahlreicher Sprachen Europas, insbesondere des Italienischen, ist. Lateinkenntnisse eröffnen den Schülerinnen und Schülern demnach einen leicht zugänglichen und bequemen Weg in die Sprachenvielfalt des vereinten Europa. Hilfreich und nützlich wäre für die zukünftige Didaktik des Lateinischen eine Einigung eventuell vermittels genauerer Angaben des Lehrplans über die Formen und Modalitäten der Integration von Sequenzen zum Italienischen (oder zu anderen romanischen Sprachen) in den Lateinunterricht. Durch die Arbeiten von AUSSERHOFER, NAGEL, LÜTKE WESTHUES und BRÜCKNER wurde schon viel Vorarbeit für die Diskussion geleistet. Allerdings weist nur die praktische Erprobung der jeweiligen Konzepte der Lehrerin/dem Lehrer vor Ort den Weg. Dieser sollte, wie das von mir geschilderte Projekt gezeigt hat, induktiven Lernprinzipien folgen. 33 Literaturverzeichnis AUSSERHOFER, Maria (1997), "Latein, Brücke zum Italienischen", in: Werner NAGEL (Hrsg.) (1997), Latein – Brücke zu den romanischen Sprachen. 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