Wirkung von Farben in Wohnräumen.
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Wirkung von Farben in Wohnräumen.
Akademisches Gymnasium Salzburg Reifeprüfung 2004/2005 Fachbereichsarbeit aus Psychologie und Philosophie Wirkung von Farben in Wohnräumen. eingereicht von: Kathrin ADOLPH, 8A Betreut von Dr. Karl LAHMER Salzburg, Februar 2005 1 1. Inhaltsverzeichnis 1. Inhaltsverzeichnis 1 2. Vorwort 3 3. Faktoren zum Wahrnehmen eines Raumes 4 4. 5. 6. 7. 3.1 Der gestimmte Raum 4 3.2 Der orientierte Raum 5 Farbraumgestaltung 6 4.1 Was ist bei der Farbraumgestaltung zu beachten? 6 4.2 Die drei Flächen eines Raumes 7 4.3 Farbfamilien 9 Farben 11 5.1 Gelb 11 5.2 Rot 13 5.3 Blau 16 5.4 Grün 18 5.5 Braun 21 5.6 Weiß 22 5.7 Grau 24 5.8 Schwarz 25 Farbraumgestaltung – Farbkombinationen, Kontraste und ihre Wirkung 27 6.1 Gesichtspunkte bei der Farbraumgestaltung mit zwei Farben 27 6.2 Farbkombinationen 27 Spezielle Raumgestaltung in Wohnhäusern 31 7.1 Küche 31 7.2 Wohnzimmer 32 7.3 Esszimmer 32 7.4 Schlafzimmer 33 7.5 Bad 35 2 7.6 Kinderzimmer 36 7.7 Arbeitszimmer/ Studierzimmer 37 7.8 Garderobe, Flur und Treppenhaus 37 8. Zusammenfassung 39 9. Quellenverzeichnis 40 3 2. Vorwort In der vorliegenden Fachbereichsarbeit möchte ich dem Leser einen Einblick in die Farbraumgestaltung zu gewähren. Seit meiner Kindheit begeistern mich Häuser, ihr struktureller Aufbau und die räumliche Farbgestaltung. Ich beschäftigte mich ziemlich intensiv mit Außen- bzw. Innenarchitektur. Wir haben einige Bücher daheim, die mich auf das Thema meiner Fachbereichsarbeit Wirkung von Farben in Wohnräumen hinführten. In den meisten Wohnhäusern fand ich meist viele weiße Wände und ein paar farbige Einrichtungsgegenstände. Da dachte ich mir, das muss auch anders gehen. Eine orangefarbige Wand würde doch gut in ein Kinderzimmer passen, oder ein blaues Badezimmer hätte eine interessante Wirkung. Natürlich möchte ich auch an dieser Stelle betonen, dass Farben, wie man auch in der Fachliteratur lesen kann, immer ein subjektives Empfinden auslösen. Das heißt, jede Person, die ihr Zimmer umgestaltet, sollte sich genau überlegen, welche Farben zu ihrem Typ passen, und welche vielleicht weniger angenehme Empfindungen auslösen. Meine Fachbereichsarbeit soll interessierten Laien Anregungen zur Farbraumgestaltung geben. Für die erstklassige Unterstützung danke ich meinem Vater und Herrn Prof. Lahmer. Ich bestätige, dass ich die Arbeit selbst verfasst habe. Alle Gedanken von anderen sind nach bestem Wissen und Gewissen in den Fußnoten und im Literaturverzeichnis vermerkt. Salzburg, im Februar 2005 Kathrin ADOLPH 4 3. Faktoren zum Wahrnehmen eines Raumes Stellen wir uns folgende Situation vor: Ich schließe meine Augen, öffne die Türe und betrete einen Raum. Ich kenne weder sein Aussehen noch seine Funktion. Meine Füße spüren den kalten, glatten Boden, doch trotzdem ist es angenehm warm. Hier riecht es gut nach frisch angebratenem Fleisch. Ich höre ein Brutzeln. Nun ist es soweit, ich öffne die Augen. Ich sehe den Fliesenboden, eine Pfanne mit brutzelndem Hackfleisch und den restlichen Raum; Wände, Decke, Türen und Fenster. In diesem Monolog wird beschreiben, wie ein Mensch einen Raum wahrnimmt. Dabei wird er von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zuallererst hält er die Augen geschlossen und nimmt den Raum durch Fühlen, Riechen und Hören wahr. Dann öffnet er die Augen und sieht die dazugehörigen Gegenstände. Solche und andere physiologischen Aspekte helfen uns zu beurteilen, ob wir uns in einem Raum wohl fühlen oder nicht. Darüber hinaus gibt es auch psychologische Aspekte, die zur Wahrnehmung eines Raumes beitragen. KRUSE bezeichnet die Gesamtheit des Raumes als den ‚gelebten Raum’ und unterteilt diesen in den ‚gestimmten Raum’ und in den ‚orientierten Raum’. Der ‚gestimmte Raum’ kann als psychologischer Aspekt, der ‚orientierte Raum’ als physiologisch-visueller Aspekt bei der Wahrnehmung bezeichnet werden.1 3.1 Der gestimmte Raum Wir gewinnen Impressionen von Räumen, z.B. empfinden wir ein Wohnzimmer als gemütlich, eine Schule als nüchtern, ein Schlafzimmer als beruhigend. Diese Eindrücke werden aber nicht primär durch den Raum hervorgerufen, sondern durch das sich im Raum befindende Subjekt, durch den Menschen. Eine Schule ist zum Lernen geschaffen, sie strahlt weder Gemütlichkeit noch Kälte aus, sie ist durch den Erwartungshorizont Arbeitsklima bestimmt. Mit diesem Wissen bewertet unsere Psyche eine Schule als nüchtern. Das heißt, beim gestimmten Raum ist es weder wichtig, ob sich Gegenstände wie Schulbücher, Tafel oder Schulbank im Raum befinden, noch ob sich das Subjekt bewegt. Der gestimmte Raum vermittelt uns eine Anmutung, ein Eindruckserlebnis, das unsere Psyche bildet. Dabei kommt es aber noch nicht darauf an, was unser Auge oder 1 Vgl. KRUSE, Räumliche Umwelt, Berlin: 1974, zitiert nach Farbraumgestaltung von Prof. Meyer-Speer, Salzburg: 1987, S. 38. Manfred SCHMÖLLER, Die 5 andere Sinnesorgane wahrnehmen. Diese physiologischen Aspekte werden im orientierten Raum berücksichtigt.2 3.2 Der orientierte Raum Das Beispiel Schule wird unter dem Gesichtspunkt eines orientierten Raums wiederum anders wahrgenommen. Dabei gewinnen die Farbe des Gebäudes, der Wände, der Decken und das Baumaterial an Bedeutung. Doch nicht nur das, auch die Funktion, die Gegenstände und die Distanzen sind wichtig. Eine Tafel, Schulbänke, ein Overheadprojektor und vielleicht ein Videorekorder stellen ein gut ausgestattetes Klassenzimmer dar, doch auch die Atmosphäre spielt eine wichtige Rolle. Der orientierte Raum wird in Handlungsraum und Wahrnehmungsraum unterteilt. 1. Handlungsraum: Ein Arbeitszimmer ohne Computer, Schreibtisch oder Telefon ist kein Arbeitszimmer. Genauso wenig ist ein Raum ohne Musikinstrumente und gutem akustischem Hall kein Musikzimmer. Beim Handlungsraum kommt es auf die Funktion und die damit verbundenen möglichen Aktionen an. Der Mensch ist Mittelpunkt, und der Raum soll dem Menschen weder in seinen Bewegungen noch in seinen Handlungen im Wege stehen. 2. Der Wahrnehmungsraum: Der Mensch betritt einen Raum und ist voll und ganz eingenommen von den verschiedenen Stimmungen, von akustischen oder visuellen Signalen. Der ideale Wahrnehmungsraum erzeugt das Gefühl, das ein Mensch beim Betreten erfährt. Das Subjekt Mensch soll sich mit dem Objekt Raum identifizieren können. Dabei ist es unwichtig, ob die Funktion des Objekts mit der gewünschten Handlung des Subjekts übereinstimmt. Der Wahrnehmungsraum kommt durch den Einsatz von Farbe richtig zur Geltung.3 2 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 38ff. 3 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 40ff. 6 4. Farbraumgestaltung Was ist Farbraumgestaltung? Nach dem Maler JOCHIMS ist es „die Kunst der Verwandlung von Fläche in Raum“4. Was meint JOCHIMS mit den Begriffen Fläche und Raum? Physikalisch gesehen ist eine Fläche zweidimensional und ein Raum dreidimensional. Räume entstehen aus dem Zusammenfügen von Wänden, Fußboden und Decke; diese werden hier mit dem Wort Fläche beschrieben. Die Wände haben die Aufgabe, den Raum zu begrenzen und die Decke zu stützen. In der Farbraumgestaltung ist dieser Zweck jedoch unwichtig, und die Tatsache, dass ein Raum einen Menschen fröhlich, zufrieden oder schläfrig stimmt, gewinnt an Bedeutung. Die Wände sollen einen Raum weder kahl und leblos aussehen lassen, noch so bunt sein, dass sich das Auge nicht mehr wohl fühlt. Die Kunst, es zu beherrschen, einem Raum über seine Flächen Leben und Ausstrahlung zu geben, nennt man Farbraumgestaltung. Eben diesen schwierigen Sachverhalt erläutert JOCHIMS mit den Worten die Kunst der Verwandlung von Fläche in Raum. 4.1 Was ist bei der Farbraumgestaltung zu beachten? Eine erfolgreiche Farbraumgestaltung erfordert das Beachten verschiedener Punkte. Am wichtigsten ist es, dass sich alle Menschen, die in diesem Raum wohnen und vielleicht auch arbeiten wollen, die Farbtöne annehmen können. Man kann verschiedenen Farben unterschiedliche Wirkungen zuordnen, doch bleibt Farbraumgestaltung zu einem großen Teil subjektiv. Jeder Mensch hat eine oder auch mehrere Farben, mit denen er sich nicht identifizieren kann oder will. So wäre es zwecklos, eine Farbe, die zwar in der Fachliteratur empfohlen wird, andererseits aber einem Bewohner nicht zusagt, im Raum einzusetzen. Dazu kommen die baulichen Gegebenheiten. Es gibt dunkle, helle, kleine und große Räume. Gelangt in einen Raum wenig Tageslicht, so sollte man mit dunklen Farben vorsichtig sein. Genauso wenig macht es Sinn, einen großen Raum ganz in Weiß zu gestalten, der dadurch unstrukturiert und so langweilig wirken wird. Nun kann man aber z.B. durch den großflächigen Einsatz von Weiß andere Dinge betonen, die durch eine hervorstechende Farbgebung nicht zur Geltung kämen. Ein einfaches Bespiel: Eine 4 JOCHIMS, Über Methoden der Farbraummalerei und die Möglichkeiten ihrer Anwendung in der Architektur, Luzern: 1965, zitiert nach Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 54. 7 verputzte Wand ist von ihrer Struktur her sehr auffällig, sodass es von Vorteil ist, wenn sich die Farbe dem Raum unterordnet. Auch bei einer teuren Holzvertäfelung wäre es unangebracht, wenn eine Lackierung die schöne Holzmaserung verdeckt. Sind diese Punkte berücksichtigt, kann man sich mit der Wirkung der gewünschten Farben befassen und diese in Bezug auf die Aspekte Handlungsraum und Wahrnehmungsraum abstimmen. Wichtig ist auch, dass ein Raum immer Akzente und Kontraste beinhaltet ansonsten wirkt er ausdruckslos und eintönig.5 Die 5 Punkte noch einmal im Überblick: 4.2 • persönlicher Farbgeschmack • bauliche Vorgaben • Einrichtung • Handlungen im Raum • Farbwirkung Die drei Flächen eines Raumes Wir unterscheiden Seitenwände, Boden und Decke eines Raumes. Jedes Teil übernimmt eine andere räumliche Aufgabe. Diese kann durch die Farbgebung verstärkt oder auch abgeschwächt werden, ganz wie es die jeweilige Konstellation verlangt. Die Decke begrenzt den Raum nach oben und engt dadurch leicht ein. So verleihen helle Farben einen luftig leichten Charakter und tragen nicht zu sehr auf. Ein hohes Zimmer wird durch ein dunkleren Farbton optisch erniedrigt. Nun bleibt noch die Frage offen, ob die Decke im gleichen Farbton wie die Seitenwände gehalten werden soll, oder ob man eine zarte Komplementärfarbe verwenden kann. Dazu meint Heinrich FRIELING: Die obere Begrenzung eines Raumes sollte „im Prinzip leicht gegenfarbig zur Wand gehalten sein, will man diese farbig wirken lassen. Die Decke kann auch eine Nuance heller als die Wandfarbe erscheinen, wenn man eine einheitliche Farbwirkung im Raum erreichen will, die lediglich in der Einrichtung oder etwa in Holz- bzw. Steinfarben ihren Gegenpol 5 Vgl. Suzy CHIAZZARI, Das große Farbenbuch, Heilung mit Farbe, Kleidung und Make-up, Farbe in Raum- und Gartengestaltung, Farben für Persönlichkeit und Seele, Farbdiät, München: Wilhelm Goldmann Verlag 1998, S. 138, weiters SCHMÖLLER, a. O., S. 84ff. 8 und Vergleichspunkt erhält ...6 CHIAZZARI äußert sich über den gleichen Aspekt: Die meisten Innenarchitekten empfehlen, die Decke in einer blasseren Version der Wandfarbe zu streichen, da dies raumvergrößernd wirkt.7 Eine weiße Decke wäre die sichere Version, die in der heutigen Zeit so oft gewählt wird, da man sich einfach unsicher ist, ob man des bunten Anstrichs nicht überdrüssig wird. Ist der seitliche Teil eines Raumes in intensiven Farben gehalten, so projiziert das Auge in eine graue oder weiße Decke die Komplementärfarbe. Ein einfacher Versuch veranschaulicht diesen Effekt: Man sucht sich beispielsweise eine knallroten Gegenstand auf neutralem Hintergrund und fixiert ihn. Dann schließt man die Augen und erkennt den gleichen Gegenstand in seiner Komplementärfarbe. In diesem Fall wäre es Grün. Solch optische Täuschungen können in der Deckengestaltung positiv eingesetzt werden. Der Fußboden hat die Aufgabe uns zu tragen und massiv zu wirken. Hier ist ein etwas kräftiger Farbton an der richtigen Stelle. Aber auch eine blasse Farbgebung hat ihren Reiz – sie gibt uns ein schwebendes, aufmunterndes Gefühl. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Deckenfarbe und die des Fußbodens nicht zu unterschiedlich sind. Sonst kann es zu Reflexwirkungen kommen. Dies lässt sich einfach erklären: Wir wählen verschiedene Lichtstrahlen, einen blauen und einen roten. Diese vermischen sich zu Violett. An den Wänden ist jede Wahl, die Farbpaletten bieten, denkbar. Bei sehr langen oder sehr engen Räumen ist der gleiche Effekt, wie bei der Decke bereits besprochen, von Vorteil: Eine dunkle Front am Ende eines Flurs und hellere oder kältere Töne der Seitenwände lassen den Raum kürzer und weiter wirken. Im Gegensatz dazu fühlt man sich bei wärmeren Seiten und einer helleren oder kälteren Front eingeengt. Allgemein formuliert: Teile, die hervortreten sollen, können in warmen oder warm und dunklen Farben erscheinen, solche, die zurücktreten sollen, in kalten oder kalt und hellen.8 6 Vgl. Heinrich FRIELING, Psychologische Raumgestaltung und Farbdynamik, Göttingen: Musterschmidt Verlag. 1955, S. 14 7 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 130. 8 Vgl. Heinrich FRIELING, a. O., S. 13ff., und Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 130f., 9 4.3 Farbfamilien Auf unterster Ebene werden Farben in subtraktive und additive Farbmischungen eingeteilt. Mischt man die Lichtstrahlen Rot, Blau und Grün, so ergibt dies die additive Mischung Weiß. Werden aber Malfarben gemischt, nämlich die drei Primärfarben Blau, Gelb und Rot, so ergibt sich subtraktives Schwarz. Dieser Teil ist für die Farbraumgestaltung am Wichtigsten. Aus den Primärfarben entstehen Sekundärfarben: Blau und Gelb ergeben Grün, Gelb und Rot vermischen sich zu Orange und aus Blau und Rot entsteht Violett. Fährt man mit diesem Schema fort, so bekommt man die Tertiärfarben Gelborange, Rotorange, Purpur, Blauviolett, Türkis und Gelbgrün. Farben die sich auf dem Farbkreis gegenüber liegen nennt man Komplementärfarben oder Gegenfarben. Des Weiteren sind Farben in verschiedenen Kategorien einzuordnen: Farbton, Helligkeit, Sättigung, Temperatur, Bewegung. • Der Farbton bezeichnet die Buntheit einer Farbe. Unbunte Farben sind auf dem Farbkreis nicht enthalten: Schwarz, Weiß, Grautöne und Braun. Bunte Farben werden auch als reine Farben bezeichnet. • Die Helligkeit einer Farbe ist laut CHIAZZARI die Nähe einer Farbe zu Weiß. 9 Das hat aber in erster Linie nichts mit der Tatsache zu tun, dass jede Farbe durch Mischen von Weiß heller erscheint. Die Einteilung findet unter den reinbunten Farben statt. Gelb ist die hellste, darauf folgen Rot und Grün mit gleicher Farbhelligkeit, die Farbe die am nächsten bei Schwarz liegt ist Violett. Dies lässt sich an einem Schwarzweißfoto verdeutlichen. Rot und Grün bekommen die selben Grauwerte, Gelb einen helleren und Violett einen dunkleren. • Die Sättigung bezeichnet nun den Mischungsgrad eines Farbtons. Durch Beifügen von Weiß entstehen zarte Pastelltöne, eine Vermischung mit Schwarz oder Grau ergibt dunklere Töne. • Die Temperatur ist das Wärme- beziehungsweise Kälteempfinden, das wir bei einer Farbe unbewusst fühlen. Blau ist eine kalte Farbe, Orange eine warme. Doch auch dabei muss noch differenziert werden. Es gibt auch Blautöne, die einen Rotanteil besitzen und so wärmer empfunden werden. FRIELING bezeichnet die Temperatur einer Farbe mit dem Impuls. Die höchste Impulskraft hat Orange; 9 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 116 10 Gelb und Rot sind gleich kräftig, dann folgen Grün und Purpur (die einzig gleich starken Gegenfarben10), hernach kommen die als kalt oder passiv bekannten Grünblau- und Violetttöne.11 • Die Bewegung einer Farbe leitet sich vom Impuls ab. Warme Farben gehen auf uns zu, dadurch verkleinern sie optisch einen Raum. Violett und Blau dagegen weichen zurück und geben uns ein größeres Raumgefühl.12 10 Purpur und Grün sind die einzigen Gegenfarben mit gleicher Impulskraft 11 Vgl. Heinrich FRIELING, a. O., S. 11 12 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 12f, 116ff, weiters Heinrich FRIELING, a. O., S. 11ff 11 5. Farben 5.1 Gelb Gelb ist die Farbe der Sonne, doch warum sind wir glücklich, wenn die Sonne scheint? Wenn wir in die Natur gehen, produziert unser Körper durch die Sonnenstrahlen Glückshormone. Wir sind fröhlich. Gelb ist eine heitere Farbe. Mit ihr verbinden wir Sommer, Freude und gute Laune. Verwenden wir Gelb als Deckenfarbe so werden wir unbewusst an die warme Sonne erinnert. Das Gelb erscheint leicht, es drängt sich nicht auf und lässt dem Menschen seinen Freiraum. An der Seite fällt Gelb sehr stark auf, es regt an, doch kann ein warmer Ockerton durchaus eine gemütliche Atmosphäre schaffen. Auf dem Fußboden empfiehlt SCHMÖLLER grelles Gelb nur in Räumen, wo Bewegung stattfindet: Das sind z.B. Turnhallen und Gymnastikräume. SCHMÖLLER schränkt Der weiße Fußboden und die helle Decke verstärken die freundlich helle Ausstrahlung. dies aber ein: Diese Eigenschaften ändern sich jedoch, wenn das Gelb Richtung Gold geht. Dieses wirkt nämlich ungleich schwerer und erdenhafter.13 Gelb gibt uns Selbstvertrauen, wir sehen die Dinge optimistischer und werden zum Denken angeregt. So wird Gelb für Wände von Arbeitszimmern empfohlen. Jedoch kann ein trübes Gelb auch Angst hervorrufen. Dagegen Gold, das mit der Sonne verglichen wird, spricht das Überirdische an, die Weisheit. Energie wird versprüht, sowie Kraft; Gold inspiriert. Nach CHIAZZARI helfe blasses Gold bei Depressionen. 14 Ein trister Raum kann durch Gelb eine ganz neue Stimmung ausstrahlen; plötzlich erwacht der Raum, es kommt Leben hinein. In einem Raum, der viel Sonne enthält, ist Gelb genauso angebracht. Die frische Wirkung der Sonne wird verstärkt. Gelb in der Küche gilt als Tradition, doch auch im Schlafzimmer ist diese muntere Farbe angebracht. Denn die meisten Gelbtöne sind warm, da sie einen geringen Rotanteil haben. Primelgelb, Goldgelb, Ocker oder Cremegelb können ohne Probleme flächendeckend eingesetzt 13 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 48 12 werden. Vorsichtiger sollte man mit Limettengrün, einem hellen Gelbgrün, sein. Durch seinen Grünanteil verliert es an Wärme. In Verbindung mit anderen Farben sind uns nur wenige Grenzen gesetzt. Zum Beispiel könnte uns gelbes Licht in Verbindung mit Gelb als dominante Raumfarbe überfordern. GUILD stellt die verschiedenen Farbtöne in wenigen Sätzen in anderen effektvollen Kompositionen vor: Helles Das Gelb der Wände ist warm, es enthält einen Rotstich. Die hellere Decke öffnet den Raum nach oben. Schlüsselblumengelb macht sich gut mit Grau und Weiß. Die tieferen Gelbtöne wirken besser in kräftigen Kombinationen. Reines Zitronengelb ist eine natürliche Ergänzung für Blau; zartes Gelb wärmerer Tönung lässt sich gut mit Karmin- und Rosarot abrunden.15 Versetzen wir uns in eine moderne Wohnung: Chrom, glänzende Oberflächen, Schwarz und ein dazu passendes intensiv leuchtendes Chromgelb, auch kühles Gelb genannt, bilden sehr strenge, kontrastreiche aber durchaus angenehme Interieurs. Kombinierbar ist kühles Gelb auch mit Blaugrau, Hellgrau oder warmen Blautönen. Weiß bringt die nötige Balance zum kühlen Gelb. Erinnern Sie sich an den Frühling, die ersten Blumen sprießen; darunter auch die Schlüsselblume. Ihre zarte Farbgebung trägt den gleichen Namen. Durch den nur in leichten Spuren erkennbaren Grünstich ist Rotviolett eine schöne Bereicherung. Das Gegenstück, das für Behaglichkeit sorgt, ist entweder ein kühler Blauton, Grau oder ganz klassisch; Weiß. Das Gelb der Sonnenblumen ist für viele Menschen echtes Gelb. Es enthält ein wenig Rot, deswegen zählt es zu den warmen Farbtönen. Weiße Vorhänge und eine weiße Decke passen exzellent zu warmen gelben Wänden. Die Decke verliert durch das intensive Gelb an Leuchtkraft und kann sogar Cremefarben erscheinen. Kräftiges braunes Holz passt gut in die Idylle hinein, es hebt sich von der strahlenden Helligkeit der Farben ab. 14 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 21 15 Vgl. Tricia GUILD, a. O., S. 100 13 Einen noch dunklerer Ton ist Ocker. Es leuchtet zwar noch, doch nicht so sehr wie das Primärgelb, das teilweise als zu aufdringlich empfunden wird. Adjektive wie unauffällig, rund und weich beschreiben das warme Ockergelb. Seite an Seite mit kühlem Blau oder Grau wird seine Sonnengelb und Orange machen den Raum gemütlich, Weiß verleiht die Frische. Wärme und Ausdruckskraft noch verstärkt. Dagegen dominieren warme erdige Farben und nehmen dem Ocker seinen Effekt. Als Anregung noch eine etwas komisch anmutende Kombination: knalliges Pink mit ebenso starkem Gelb. Dazu ist allerdings ein Ausgleich nötig. Die zwei Farben haben so viel Energie und Vitalität, dass Hellgrün die nötige Ruhe zurückbringt. 5.2 Rot Flammendes Rot - heiß, leidenschaftlich, prächtig und festlich, eine Farbe, die lockt, erregt und zum Genießen einlädt.16 Die warme Farbe Rot regt den Körper an, sie versprüht Aktivität, doch kann zu viel Rot einen gegenteiligen Effekt auslösen. Rot verstärkt das gegenwärtige Gefühl eines Menschen. So kann sich ein freudig gestimmter Mensch in einem roten Raum sehr wohlfühlen, da Rot sein Glücksgefühl unterstreicht, jedoch würde Rot auch schlechte Laune steigern. Deswegen sollte ein knalliges Rot nur äußerst vorsichtig eingesetzt werden. Als Deckenfarbe wirkt es sehr schwer und geistig, an den Seitenwänden dringt das Rot so durch, dass es oft zu nah empfunden wird. Auf dem Fußboden wirkt Rot sehr intensiv, doch kombiniert mit einem klaren Boden, der sich nicht in den Vordergrund drängt, kann das durchaus gut aussehen. Idealer Weise setzt man Rot als Die Dosierung macht`s: Alle Wände in Scharlachrot würden zu sehr auftragen. Ein wirkungsvoller Blickfang genügt, um einen Rauminteressant zu gestalten. 16 Vgl. Tricia Guild, a. O., S. 154 Blickfang ein. Dabei kann sich das knallige Rot an einer Wandseite entfalten doch wirkt nicht erdrückend wie ein komplett roter 14 Raum. Die Komplementärfarbe von Rot ist Grün. Das heißt, eine rote Wand kombiniert man am besten mit etwas Grün; das kann ein großer Blumenstock sein, eine andere Wand mit grünem Streifen, etc. Darüber hinaus ist Rot nicht gleich Rot. Es gibt viele verschiedene Rottöne, warme, kalte, blasse und gesättigte - jede Farbe wirkt ein bisschen anders. Terracotta (Braunrot) ist eine sehr natürliche und beruhigende Farbe. Terracotta wird in Form von Ziegeln, Tontöpfen, Fliesen etc eingesetzt, selten aber auf Wänden. Gelb, Ocker, Umbra, weiche und Die Terracottafliesen des Kamins bilden zusammen mit der blauen Wand eine schöne Einheit. harte Blautöne sind ideal in der Kombination mit Terracotta, und natürlich die Komplementärfarbe Grün oder andere warme Rottöne. Orangerot oder Korallenrot wird mit Ruhe und Erdverbundenheit assoziiert. Da Orangerot weder so aggressiv wie Rot erscheint noch so lebendig wie Orange, ist es ideal für die Raumgestaltung. Orangerot leuchtet stark, erdrückt das Auge aber nicht und verbreitet Wärme. Je nach dem, ob das Orangerot eher einem Scharlachrot oder einem Orange ähnelt, passt Orangerot entweder zu einem Grünton oder zu einem bläulichen Türkis. Im Gegensatz zum lebhaften, kräftigen Orange, das sofort ins Auge sticht, hilft das zarte Orangerot, auch Apricot oder Pfirsich genannt, nach einem stressigen Arbeitstag in angenehmer Stimmung zu entspannen. Das zarte Rosa ist die abgeschwächte Form von Rot oder Orange. Es enthält weder die Aggressivität noch die Aktivität des Rot. Rosa baut auf, doch zwängt es sich nicht wie ein Rot in den Vordergrund. Deswegen sollte es auch auf größeren Flächen eingesetzt werden, da es sonst durch stärker dominierende Farben in den Hintergrund gedrängt wird. In der Farbkombination kann Rosa sehr vielseitig verwendet werden. In Verbindung mit seiner Gegenfarbe Grünblau oder mit verschiedenen Sofa, Fußboden, Wände und Decke bilden ein einheitliches Schema, die dunklen Vorhänge sind das Gegenstück. warmen Rottönen erzeugt man wirkungsvolle Interieurs. Ein zartes Blassrosa, das manchmal durch Braun oder Orange aufgemischt wird, findet in der Toskana seine 15 Anwendung. Stilvolle Steinhäuser mit einem feinen Putzanstrich, getüncht in strahlendem Rosa. Dieser Landhausstil findet in unseren Breiten mehr und mehr seine Verwendung. Nun springen wir vom Sommer in Italien wieder nach Hause und finden einen grauen Wintertag vor. Im Kamin knistern die Flammen, es duftet köstlich aus der Küche. Dazu passt ein feuriges, warmes, dunkles Karminrot. Andere Farben wie Tannengrün oder warme Gelbnuancen ergänzen das Bild des gemütlichen Rots zum Entspannen und Abschalten. Neben Gold lässt das Karminrot an den Landhausstil – orangerosa verputze Wände und die passenden Gegenstände Orient erinnern. Doch wie heißt das wirkliche Rot, das leuchtende, reine Rot? Es belebt schlichte Hintergründe in Creme oder Braun und schon in kleinen Mengen trägt es sehr stark auf - Scharlachrot. Eine scharlachfarbene Linie am Wandpaneel oder auf den Zierleisten, ein wenig Scharlach in Scharlachrot, intensiv, vorherrschend, knallig. Der hellgrüne Farbstreifen gleicht dieses Interieur aus. den Kissenbezügen oder auf den Vorhangraffhaltern - all das zeigt schon Wirkung17. Wir kennen alle Tischdecken auf Almen, sie sind Rot-Weiß kariert. Dort entsteht eine gastfreundliche Atmosphäre, die in der Farbraumgestaltung benutzt werden kann. Aber auch Marineblau oder kühles Blaugrau sind eine kontrastreiche Ergänzung zum warmen Scharlachrot. Nun kennen wir aber auch kühle Rottöne. Stellen wir uns reife Kirschen im Sommer vor, oder die Farbe von süßen Himbeeren. Das sogenannte kühle Rot (Purpur) ist in der Farbraumgestaltung schwierig einzusetzen. Es kann schnell zu hart wirken. Je nach den anderen Farben im Raum verändert es seine Wirkung. Neben Blau kommt die wärmere orangefarbene Tönung zum Vorschein, an der Seite von Orange erkennt man den kühlen Blaustich. In künstlichem Licht strahlt Purpur seine Wärme aus. Seine Gegenfarbe ist Olivgrün. 17 Vgl. Annie SLOAN und Kate GWYNN, A. O., S. 56 16 5.3 Blau Himmel, Wasser, Luft – viele Naturerscheinungen assoziieren wir mit Blau. Auch Weite wird oftmals mit Blau in Verbindung gebracht. Stellen wir uns einen Berg in weiter Ferne vor. Das Grün des Waldes wirkt nicht mehr kräftig, es geht sogar in einen bläulichgräulichen Ton über. Der Effekt ist einfach erklärt: Die grünen Bäume werden von zahlreichen Luftschichten überlagert, bis sie unser Auge erreichen. Daraus resultiert die Assoziation von Blau mit Weite. Blaues Wasser assoziieren wir mit Kälte. Blau ist also eine kühle Farbe, doch es gibt auch Ausnahmen: Auf der Farbpalette erscheinen auch warme Farbnuancen: Das sind Blautöne, die einen Rotanteil enthalten, zum Beispiel Umbra oder Violett. Blau ist ideal für ein Schlafzimmer. Warum? Blau beruhigt den Menschen. Es hilft, Schlaflosigkeit zu überwinden und lässt uns nach einem stressigen Tag in ruhiger Atmosphäre entspannen. Ein Hellblau an der Decke erinnert an den Himmel. Es öffnet den Raum nach oben, vermittelt dem Eintretenden ein Gefühl von Offenheit. An Wänden kommt die kühle Wirkung des Blau zum Tragen. Die Farbe weicht optisch vom Betrachter zurück und vergrößert so den Raum. Dadurch entsteht jedoch auch das Gefühl von Kühle und Unpersönlichkeit, Das dunkle Blau wird durch weiße Türrahmen, viel Tageslicht und verschiedene Dekorationsgegenstände aufgehellt und findet dadurch den nötigen Ausgleich. das man ideal mit Naturmaterialien wie Holz oder Terrakotta ausgleichen kann. Am Boden zieht nach SCHMÖLLER ein kräftiges Blau den Menschen an: Auf Blau läuft man.18 Um dies zu verdeutlichen, beschreibt SCHMÖLLER andere Farben: Auf Rot schreitet man, auf Gelb hüpft man.19 Violett – das warme Blau Würde und Macht assoziieren wir mit dieser Farbe als Allererstes. Violett wirkt schnell sehr auftragend, deswegen ist diese Farbe ideal für Akzente. Auf großen Flächen kann 18 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 50 19 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 50 17 Violett mit seiner farblichen Kraft erdrücken. Deswegen ist es auch keine Farbe für depressiv reagierende Menschen. Doch können auch ungewohnte Kombinationen reizen. Annie SLOAN stellt in ihrem Buch eine violette Küche vor: Hier wirkt es frisch, sauber und funktional – ein Effekt, der durch das strahlend weiße Porzellan und andere Details noch unterstrichen wird. (siehe Abbildung)20 Man sagt auch, Violett sei die Farbe für Künstler, Maler, Komponisten. Warum lieben diese Berufszweige die Farbe Violett? Offenbar, weil Violett die Kreativität fördert. Stellen wir uns nun ein anderes Bild vor: Wir begeben uns nach Frankreich auf einen Feldweg - weit und breit sehen wir reine Natur. Vor uns liegt ein riesiges Lavendelfeld. Die einzelnen Pflanzen sind in langen Reihen angeordnet, die schließlich in einem alten Haus aus Steinwänden enden: ein Kloster, einsam in idyllischer Landschaft. In der Luft liegt der provenzialische Duft nach Lavendel, es ist ein herrlicher Sommertag. Das warme Lavendelblau reflektiert das Licht stark und wirkt daher sehr intensiv. In Verbindung mit Weiß kommt es am schönsten zur Geltung, doch sind auch Kombinationen mit Gelb oder Grün denkbar – auch eine interessante Farbe zur Farbraumgestaltung. Versetzen wir uns nun nach Skandinavien. Dort fällt vor allem eine blaugraue Farbgebung auf. Trotz des Graus erscheinen die hellen Farbnuancen luftig. Dieses Feeling will man dort erreichen. Die hohe Reflexionskraft von Blaugrau wird ausgenutzt, um die Räume groß und licht erscheinen zu lassen. Ein kräftiges Dunkelblau oder Ultramarinblau lässt andere Farben wie Weiß oder seine Gegenfarbe Orange stark leuchten. Da es aber in größeren Mengen oder an Decken schnell einmal zu erdrückend wirken kann, sollte man mit dem Einsatz sehr vorsichtig sein. Einzelne kleine Flächen können in dunklen Blautönen als Hintergrund für Akzente in anderen Farben dienen: Als Betonung sind besonders warme Farben von Vorteil. Sie bringen als Gegensatz zum kalten Blau Bewegung in den Raum. Gold lässt sich sehr gut mit Dunkelblau kombinieren. Orange und Gelb bilden schöne Kontraste. Weiß als neutrale Farbe wird sehr oft mit vielen verschieden Blautönen zusammengesetzt. Wir 20 Vgl. Annie SLOAN und Kate GWYNN, Farbe im Raum, Hildesheim: Gerstenberg Verlag 1997, S. 70 18 kennen alle weißes Porzellangeschirr, bemalt mit blauen Verzierungen. Und im Kleiderschrank befindet sich oft blau-weiß gemusterte Bettwäsche. Im Raum bildet Weiß einen neutralen Kontrast, der das Blau hervorhebt. Landhausstil, Süden, Griechenland, ... – solche Bilder verbinden wir mit der Kombination Blau-Weiß. Bevorzugen wir aber eine weniger herkömmliche Farbgestaltung, Dunkelblau wird durch eine helle Nuance der Gegenfarbe Orange in Szene gesetzt. so empfiehlt GUILD die lebhafte Kombination von Blau und Gelb: Ultramarin und Gold, Himmelblau und Sonnengelb, Hellblau und Schlüsselblumengelb, goldener Weizen und Entenei - die schönsten Paarungen der beiden Farben sind jene, die auf der gleichen Tonebene liegen.21 5.4 Grün Die Farbe der Natur, Die Farbe des Wachstums, Die Farbe der Vegetation, Die Farbe der Karibik, Die Farbe des Meeres, Die Farbe des Frühlings. Grün assoziieren wir mit vielen organischen Stoffen aus der Natur. Grün bedeutet Wachstum, Entwicklung und Kreativität. In der Natur dient das Grün der Pflanzenwelt als Hintergrund für Blüten. Die Blätter, egal ob hell, dunkel, leuchtend oder blass, treten in den Hintergrund und heben rote, gelbe oder weiße Blüten hervor. Diesen Effekt kann man auch in der Wohnung einsetzen. Verwenden Sie einen Stoff im Blümchenmuster und kombinieren Sie ihn mit einem grünen Hintergrund. Sie werden sich wie in freier Natur fühlen. Grün wird als kühle Farbe eingestuft, doch gibt es auch gedämpfte Töne, die neutral erscheinen und so entspannende Ruhe im Raum ausstrahlen. Als Decken- oder 21 Vgl. Tricia GUILD, Farbberatung Wohnen, Dekorieren und Einrichten mit edlen Textilien, deutsche Ausgabe, Augsburg: Augustus Verlag 1994, S. 66 19 Fußbodenfarbe rät SCHMÖLLER von den Farbtöne der grünen Palette ab, denn sie begrenzen den Raum und lassen dem Menschen keinen Freiraum, weder nach oben, noch nach unten. Je nach Grünton kann an den Wänden seine natürliche Wirkung jedoch gut zur Geltung kommen. Doch auch hier ist die Farbdosierung wichtig – weniger ist mehr. Nach SCHMÖLLER ist die Dosierung einer Farbe essentiell für seine Wirkung: Als natürliche Umgebungsfarbe kann das Grün im Raum unnatürlich werden, wenn es die Dosierung der pflanzlichen Welt Grün zeigt die enge Verbindung zur Natur. übersteigt.22 Doch unter den Grüntönen gibt es auch solche, die auf bestimmter Fläche oder unter ungünstigen Lichtverhältnissen negative Wirkungen hervorrufen. Am meisten läuft man Gefahr, schmutzige Grüntöne wie Oliv oder Gelbgrün falsch einzusetzen. Denn dadurch können Gedankenverknüpfungen mit Neid, Besitzgier, Verfall oder Gift ausgelöst werden. Dennoch werden hellere, gedämpfte Grünnuancen, ähnlich wie bei Blau, als ideale Farbgebung für Schlafzimmer beschrieben. Sie fördern die Entspannung, den Stressabbau und haben möglicherweise sogar heilende Kräfte. Wir sehen also, je nach Farbton entstehen viele verschiedene Empfindungen. Franz IMMOOS hat dies in seiner Arbeit Farben. Wahrnehmung, Assoziation, Psychoenergetik zusammengefasst: Ein dunkles Tannengrün gibt innere Ruhe und Gelassenheit. Ein helles bläuliches Grün z. B. das Grün des Eukalyptus stimmt uns leicht und sanftmütig, nimmt Streß und emotionelle und körperliche Erregung und Verspannung weg. Es erfrischt und regeneriert Körper, Seele und Geist. Während ein neutrales Grün die Farbe der Mitte und des Ausgleichs ist, haftet einem Gelb- Grün etwas zwang- und dranghaftes an. Das Gelb- Grün weckt den Wunsch nach Wachstum und Expansion.23 Nun stellen wir uns die Frage: Wie können die verschiedenen Grüntöne eingesetzt und kombiniert werden? 22 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 51 23 Vgl. Franz IMMOOS Farben. Wahrnehmung, Assoziation, Psychoenergetik S.42 und http://home.planet.nl/~immoo000/farbe.doc 20 Fangen wir mit Türkis an. Uns fällt sofort der Anblick des Meeres ein. Deshalb wird der Ton auch als Ozeangrün bezeichnet. In Verbindung mit einem kräftigen Blau strahlen die beiden Töne im Sonnenlicht. Heiterkeit, Lebhaftigkeit und Freude werden versprüht. Wir werden an ein Strandhaus in der Karibik erinnert. Deshalb ist Blaugrün eine schöne Terrassenfarbe. Die Verbundenheit mit der Natur und die frische Luft machen aus einem stressigen Geschäftsmann einen neuen Menschen. Im Inneren eines Bauwerks wird Türkis besonders durch Weiß belebt. Auch rotbraunes altes Holz oder tiefe Rot- bzw. Blautöne heitern die Das Türkisgrün der Wände findet sich in Verbindung mit der Komplementärfarbe Rot im Teppich wieder. ländliche Harmonie des Zimmers auf. Fahren wir mit Tannengrün fort: Diese dunkle Nuance wird am besten als Akzent eingesetzt. Vollflächige Anwendung ist kritisch und kann bei schlechtem Licht wie Schwarz erscheinen. Besonders schön harmoniert Tannengrün mit Beige oder Weiß. Scharlachrot, Purpur, Orangerot oder ein schmutziges Rosa bilden Höhepunkte. Mischt man Blau und Gelb, so erhält man in Verbindung mit viel Weiß ein Hellgrün, das als Pistaziengrün beschrieben werden kann. Verwendet man weniger Weiß, so ist die Leuchtkraft des Hellgrüns verstärkt, wie auch seine frische, vitale Ausstrahlung. Pistaziengrün, ruhig und kühl, passt gut in ein elegantes Schlafzimmer. Die Kombination mit Elfenbeinweiß, Beige oder Crème wirkt auf manche Betrachter besonders schön. Aber an welchen Grünton denkt man, wenn man ein fruchtiges Parfum riecht? Am ehesten an frisches, leuchtendes, helles Gelbgrün. Tiefrot oder Rosa sind wiederum eine gute Kombinationsmöglichkeit. Ein Parkettfußboden erscheint neutral dazu und verhindert einen aufregenden KomDieses Vorzimmer lebt durch den Komplementärkontrast von Grün und Rot. Solch starke Farbgebungen laden jedoch nicht zum Verweilen ein. plementärkontrast. Das fröhliche Gelbgrün erinnert uns an den Frühling. 21 Olivgrün ist, wie schon oben erwähnt, sehr vorsichtig zu verwenden. Kombiniert mit Gold, Scharlachrot oder anderen leuchtenden Rottönen kann Olivgrün aber auch bei der Farbraumgestaltung einen Platz finden. Doch nicht immer muss es ein Komplementärkontrast sein. GUILD hat einen weiteren Vorschlag: Die meisten Grüntöne harmonieren ohne Weiteres miteinander, genau wie in der Natur, von Tannengrün bis Meeresgrün, von Graugrün bis Smaragdgrün. Grün und Weiß bilden ein natürliches Paar, fein und ländlich.24 5.5 Braun Teak-, Mahagoni-, Wurzelholz- alle diese Naturmaterialien haben eines gemeinsam – ihre natürliche bräunliche Färbung. Doch nicht nur in Hölzern wird das Braun in die Wohnung eingeführt, auch Terrakotta oder Keramik beinhalten diesen Farbton. Zudem richten wir unsere Häuser mit braunen Steinfließen oder Möbeln ein. Braun ist also schon von vornherein in unserer Einrichtung vorhanden. Trotzdem kann man es auch in der Raumgestaltung miteinbeziehen. Eine braune Decke mag zwar sehr schwer wirken, wenn es ein niedriger Raum ist, Im Stil eines Bauernhauses wirkt dieses Schlafzimmer rustikal aber einladend. jedoch eine hohe Decke erhält durch Braun einen erdigen behütenden Charakter. An der Seite kann es genauso positiv auf unsere Stimmung wirken. Gemütlichkeit wir ausgestrahlt, Stabilität wird vermittelt. Jedoch gibt es auch negative Aspekte in der Verwendung von Braun als Raumfarbe: Zu viel Braun unterdrückt den Menschen, es lässt uns vor der Außenwelt oder vor Neuem zurückschrecken, Braun könnte die Isolation fördern. Das Sprichwort sich in seine eigenen 4 Wände verkriechen veranschaulicht diesen Effekt. Als Antithese eignet sich ein Beispiel: Braune Holztäfelungen wirken besonders in Speise- oder Kaminzimmern behaglich und wohlig. Auf dem Boden kann Braun von vornherein schon eingeplant sein, ohne dass es uns bewusst ist. Denken wir nur an braune Fliesenböden oder 24 Vgl. Tricia GUILD, a. O., S. 78 22 Parkettfußboden. Dort gibt die Farbe Halt, der erdige Charakter tritt mit der glänzenden Oberfläche in Kontrast. Dagegen empfiehlt SCHMÖLLER Braun an der Wand oder der Decke nur in Verbindung mit einer strukturierten Oberfläche.25 Nun kommt die Frage auf, ob Braun eine kalte Farbe ist. Ja und Nein. Braun kann sowohl einen violetten kühlen als auch einen gelblich oder rötlich warmen Unterton haben. Als Hintergrund dient Braun zur Hervorhebung kräftiger, lebhafter Farben. Türkis oder Rosa passen sehr gut dazu. In Verbindung mit Cremetönen wirkt Braun anheimelnd und behaglich. Weiß und Braun bilden einen starken Kontrast, der durch Apricottöne aufgeheitert werden kann. Stark leuchtende Farben wie reines Rot, Blau oder kräftiges Grün werden durch Braun in ihrer Wirkung geschwächt.26 5.6 Weiß Und alle erwachten früher wegen der ungewohnten Helligkeit des anbrechenden Wintermorgens, wegen des seltsamen himmlischen Scheins: Das Auge staunte – staunte über das blendende Weiß ... London Snow, Robert Bridges 27 „Weiß wie Schnee“ - dieser Farbton wirkt sehr gut in Verbindung mit braun gestrichenem Holz. Durch die Klarheit der Farbe Weiß kommt die Oberflächenstruktur des Materials gut zur Geltung. Das kann zum Beispiel eine weiß verputzte Wand sein, ein Sofa aus grobem Leinen oder ein glänzender Marmorboden. Warum ist Weiß die Farbe der Krankenhäuser? Weiß vermittelt dem Betrachter ein Gefühl von Reinheit und Sauberkeit, genau diesen Effekt nutzen Hospitäler. Es stellt sich die Frage, wie man Weiß in der Wohnraumgestaltung Die hellgrüne Tür ergänzt die verschiedenen Weißnuancen zu einem angenehmen Flur. einsetzen kann, ohne ein Krankenhausbild zu erzeugen. Die unbunte Farbe Weiß ist ideal 25 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 49 26 Kapitel 5 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 18ff, 110ff, weiters Annie SLOAN und Kate GWYNN, a. O., S. 20ff weiters Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 47ff, weiters Tricia GUILD, a. O., S.32ff 27 Zitiert aus Tricia GUILD, a. O., S. 32 23 zum Kombinieren. In einem Raum mit farbigen Wänden kann Weiß einen interessanten Blickfang erzielen und das perfekte Gegenstück zu einer bunten Farbumgebung bilden. Reines Weiß (...) eignet sich als Lackierung für Holz und Türen, wenn die Wände farbig sind.28 Ein Raum ganz in Weiß hat den Vorteil, dass zahlreiche Einrichtungsgegenstände Farbtupfer bilden, den Raum beleben und je nach Stimmung, Jahreszeit oder Witterung entsprechend umdekoriert werden können. Welche Assoziationen außer Sauberkeit verbinden wir noch mit Weiß? Weiß ist die Farbe des Friedens. Es spendet uns inneren Frieden und Trost bei Verzweiflung. Anstatt Energie oder Aktivität spendet Weiß dem Mensch den Freiraum, den er braucht, um sich zu entfalten. Weiß lässt Räume größer erscheinen, da Weiß den höchsten Reflektionsgrad aller Farben hat und so einen hellen Raum entstehen lässt. So sind weiße Wände und Decken für dunkle oder kleine Räume geeignet, jedoch ein weißer Fußboden würde das typische Krankenhausbild verstärken. Weiß an Wänden kann auch als ‚Background’ für kräftige Farben dienen: beispielsweise eine weiße Wand als neutraler Hintergrund für einen schwarzen Kamin. Weiße Wände heben auch die Fußbodenstruktur heraus. Zum Beispiel passt ein brauner Parkettboden wunderbar zu neutralen Wänden. Da Weiß das Licht vollständig reflektiert, verleiht es dem glatten Parkettboden einen auffallend strahlenden Glanz. Teilweise kann es sogar zu Spiegelungen kommen. Elegant und stilvoll eingerichtet in Schwarz und Weiß. Nun gibt es aber neben Reinweiß zahlreiche andere Schattierungen. Das bekannteste und gebräuchlichste ist Creme. SLOAN und GWYNN äußern sich in ihrem Buch über diesen Farbton: Besonders vielseitig einsetzbar sind die Cremetöne, weil sie mit den verschiedensten Einrichtungsstilen harmonieren. Mit ihnen lassen sich betont schlichte Interieurs ebenso gestalten wie solche von klassischer Eleganz.29 In der Kombination mit anderen Farben ist Creme auch sehr vielseitig einsetzbar. Man kann es grundsätzlich mit allen Farben kombinieren, nur sollten es keine Primärfarben sein. Diese würden gegenüber dem zarten Creme mit ihrer Buntheit dominieren und dem 28 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 115 29 Vgl. Annie SLOAN und Kate GWYNN, a. O., S. 128 24 Creme seinen Reiz stehlen. Besonders kontrastreiche Kompositionen entstehen durch Schwarz, Dunkelblau oder Dunkelgrün. Weiß lässt sich auch durch einen Schuss einer bunten Farbe aufwerten. Der entstehende Farbton, ob es ins Pfirsich, ins Rosa oder ins Gelb geht, sieht wärmer aus als Reinweiß und behält trotzdem noch die am Weiß geliebte Frische. Vorsichtig sollte man mit bläulichen Weißschattierungen sein: Sie verstärken die Kälte des Weiß. Einen wichtigen Aspekt spricht GUILD in ihrem Buch an: Wenn nur zwei Weißtöne auftreten (...), sollten sie ungefähr gleich sein, sonst wirkt das wärmere Weiß gegenüber dem anderen etwas verfärbt.30 5.7 Grau Grau ist eine unbunte Farbe. Was bedeutet Grau für uns? Langweilig, trist, öde, gehaltlos, eintönig, ausdruckslos – solche Attribute verbinden wir mit Grau. Doch dabei vergessen wir, dass Grau die Farbe mit den vielen verschiedenen Tonwerten ist: Schneematsch ist grau, Beton ist grau, Asphalt ist grau, wir kennen auch das berühmte Taubengrau und bekommen im Alter graues Haar. Nun sprechen wir jedes Mal von Grau, doch sind es unendlich viele Graunuancen, die uns die Farbpalette liefert. Dies kann man in der Wohnraumgestaltung ausnutzen. An der Decke ist Grau aus denselben Gründen wie Schwarz nicht zu empfehlen. Die Decke würde uns erdrücken, wir könnten uns nicht mehr entfalten. Doch an der Seite sieht es schon wieder ganz anders aus. Eine graue Wand kann einen wunderschönen Hintergrund für bunte Möbelstücke bilden. Trotzdem sollte der Grauton nicht zu dunkel sein, denn je näher er dem Schwarz kommt, umso mehr verkleinert er den Raum. Ansonsten ist es immer gut, die Wände nur teilweise in Grau zu streichen, denn das mindert seine negative Wirkung. Zu viel Grau kann bei uns düstere Emotionen auslösen, es nimmt uns unsere Lebensenergie und fördert die Isolation. Auf dem Fußboden empfiehlt SCHMÖLLER Grau durchaus: Unten kann Grau im Gegensatz zu oben ohne Einschränkung verwendet werden, denn Grau ist (...) das Sammelbecken aller Buntheit: einerseits ist es das ‚Grab’ aller Farben, andererseits ihr Beginn, weil sich aus Grau jede Farbigkeit erheben kann.31 Die Einheit von Beginn und Ende im Grau lässt sich auch 30 Vgl. Tricia GUILD, a. O., S. 40 31 Vgl. Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 52 25 durch seine Mischformen erklären: Weiß steht für das Leben, Schwarz für den Tod. Grau reicht von einem fast weißen Grauton bis ins Anthrazit. Einen lebhaften Kontrast bildet auch die Kombination von Grau mit Weiß. Wiederum haben wir durch seine vielen Nuancen unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Man sagt auch, Grau sei zeitlos, das heißt, man kann durch unterschiedliche Dekoration das Zimmer den Jahreszeiten anpassen. Im Winter verwenden wir blaue Kissen, im Frühling gelbe und hellgrüne, im Herbst lieben wir Bordeaux und Orange. Durch solche Farbtupfer kann auch die kühle Wirkung des Grau ausgeglichen werden. Eine andere Möglichkeit wäre das minimale Beimischen von Spuren in Rot oder Blau, dann entstehen warme bzw. kalte Graustufen. Uns bleibt aber noch eine andere Möglichkeit, Grau einzusetzen. Sie kennen Schmiedeeisen – Türen, Geländer, Laternen, Leuchter, Kamingitter, Kaminbesteck, all das können Sie in Schmiedeeisen anfertigen lassen. Auch wenn es nicht ganz billig ist, so ist es umso wirkungsvoller. Zu weißen Wänden sieht es besonders hübsch aus, da der Kontrast sehr stark ist und sich das Schmiedereisen in den Vordergrund hebt. Im Allgemeinen lässt sich Grau mit fast allen Farben kombinieren. Rottöne sind besonders geeignet; Zinnoberrot oder Rose, aber auch Hellblau oder Grün sind möglich. 5.8 Schwarz Tod, Verneinung, Leere, Nichts, Trauer … Wir kennen fast ausschließlich negative Assoziationen mit Schwarz. Warum? Was besitzt Schwarz, dass es uns so stimmt? Oder was fehlt dem Schwarz? Physikalisch gesehen zeichnet sich Schwarz durch eine Besonderheit aus. Die Farbe absorbiert das gesamte Licht und reflektiert daher je nach Oberfläche sehr wenig. Insofern ist es sinnvoll bei der Verwendung von Schwarz eine glatte Oberfläche zu wählen, damit wenigstens ein Die glatte Oberfläche bewirkt, dass trotz der schwarzen Farbgebung etwas Licht abgestrahlt wird. bisschen Licht reflektiert wird. An der Decke sollte Schwarz keinesfalls verwendet werden. Es würde einen Raum erdrücken, man hätte immer das Gefühl, als falle einem die Decke auf den Kopf. An der Seite können durchaus kleine Flächen Schwarz gestrichen werden. Doch sollte man sich im Klaren sein, dass 26 sich diese Flächen isolieren und alles andere sehr stark hervortreten lassen. Sehr kontrastreich ist die Verbindung von Schwarz und Weiß. Dies kann beispielsweise als Fußboden eingesetzt werden: Fliesen im Karo-Stil. Dabei treten die schwarzen Fliesen in den Hintergrund und heben die weißen dafür umso stärker hervor. Eine andere Schwarz an der Decke - zum Abgewöhnen? Möglichkeit, Schwarz in den Boden einzubringen, ist die Verbindung mit bunten Farben. Auch andere Kulturen verwenden Schwarz in der Einrichtung: Den Chinesen gilt Schwarz als glücksbringende Wohnfarbe; sie stellen es oft neben leuchtendes Rot. Die Japaner kombinieren Schwarz als Blickfang mit weichen, warmen, natürlichen Materialien in Braun- und Goldbrauntönen. Dies dämpft seine Wirkung.32 Es gibt auch zahlreiche Verdunkelungen von reinen Farben, die einem Schwarz sehr nahe kommen. Diese Nuancen wirken je nach ihrer reinen Farbe kühl oder warm: Blauschwarz liegt auf der kühlen Seite, Braunschwarz auf der warmen. Manche Schwarzvariationen haben eigene Namen: Ebenholz, Anthrazit und Pechschwarz. Ins Badezimmer oder in die Küche passen SchwarzWeiß-Kombinationen besonders gut. Wenngleich solche Kombinationen streng und steif wirken, strahlen sie doch eine ganz besondere Eleganz aus. Zudem vermitteln sie Sauberkeit und unterstreichen die Funktionalität, was besonders im Bad oder in der Küche erwünscht sein kann. Durch Dekorationsmaterial in leuchtend bunten Farben können farbenfrohe Akzente gesetzt werden. Trotzdem sollte Schwarz in einen Raum sehr sparsam eingeplant werden, denn Schwarz verkleinert das Zimmer und behindert die Entwicklung. 32 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 114 Wem hier ein bisschen Farbe fehlt, kann die Atmosphäre durch rote Handtücher, grüne Pflanzen etc. auflockern. 27 6. Farbkombinationen, Kontraste und ihre Wirkung Was soll man bei Farbkombinationen beachten? Wie erzielt man eine einheitliche Wirkung? 6.1 Gesichtspunkte bei der Farbraumgestaltung mit zwei Farben SCHMÖLLER teilte die wichtigsten Gesichtspunkte der Farbraumgestaltung in vier Kategorien ein; Distanzwert, Expansionskraft, Proportionalität und Kontrast. Der Kontrast beschreibt die Veränderung einer Farbe unter Einwirkung einer zweiten. Ein einfaches Beispiel: Stellen wir uns ein rotes Quadrat vor einem grünen Hintergrund vor: Das Rot leuchtet stark. Wechseln wir aber den Hintergrund zu Gelb, so erscheint das Rot gedämpfter. Folglich müssen wir diesen Effekt auch in Räumen beabsichtigen, wenn wir keine unliebsamen Überraschungen erleben wollen. Stellen wir uns nun eine zweifarbige Wand vor. Grundfarbe ist Rot mit dünnen schwarzen Streifen. Im Gegensatz dazu erscheint die Wand ganz anders, wenn wir die Größe der Farbflächen vertauschen. In diesem Beispiel wäre das eine schwarze Wand mit dünnen roten Streifen. Obwohl die gleichen Farben verwendet wurden, erhalten wir eine komplett andere Wirkung. Diesen wichtigen Gesichtspunkt bezeichnet SCHMÖLLER mit der Proportionalität. Man muss also die Größe der verschiedenen Farbflächen abwägen. Der dritte Aspekt heißt Expansionskraft. Ein Rot spricht uns stärker an als Blau, es sticht sofort ins Auge. Die Expansionskraft richtet sich nach dem Impuls einer Farbe.33 An vierter Stelle sollte der Distanzwert beider Farben berücksichtigt werden. Ist die Sättigung beider Farben gleich, so beginnt ein Kampf zwischen ihnen, welche das Auge zuerst erblicken soll. Dies löst Hektik und Unruhe beim Betrachter aus. JOCHIMS nennt diesen Sonderfall Labilität, andere bezeichnen es als Vibrieren der beiden Farben. 6.2 Farbkombinationen Welche Farben passen zueinander? Womit erziele ich eine einheitliche Wirkung ohne Überraschungen? Wie werde ich meiner Farbraumgestaltung nicht überdrüssig? 33 Impuls siehe Kapitel 4.3 28 Annie SLOAN und Kate GWYNN entwickelten in ihrem Buch verschiedene Farbschemen. Zum Einen kann ein monochromatisches Schema eingesetzt werden: Wir wählen eine Farbe aus und setzen diese in ihrer Vielfalt von unterschiedlichen Tonwerten ein. Dadurch hat man unzählige Möglichkeiten der Kombination, so lange man in diesem Schema bleibt. Dies kann sogar soweit gehen, dass man die Beziehungen der Farben auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt: Gelb verdunkelt man zu Graugrün und später zu Olivgrün; die ursprüngliche Abstammung des Olivgrün vom Gelb wird einem aber erst jetzt klar. Es müssen jedoch nicht immer verschiedene Farben sein: Sucht man sich eine ganz schlichte Farbe, wie zum Beispiel Weiß oder Beige aus, so kann man durch Texturen Kontraste schaffen. Haben die Texturen eine ähnliche Farbe, so kommt die Maserung oder die Struktur besonders gut zur Geltung. Besonders geeignet sind Holz, Stoffe, Steine, kurz gesagt, alles was die Natur bietet. Jetzt denkt man vielleicht, monochromatisches Farbschema, das ist zu eintönig. Doch auch dabei gibt es wieder ein paar Tipps und Tricks, die das Ganze auflockern. Setzen Sie Kontraste in der Textur. Metall wird heutzutage häufig eingesetzt und mit seiner glänzenden Oberfläche ist es ein schönes Gegenstück zu Holz oder Stoff. Selbst innerhalb der Stoffarten kann man variieren. Leder hat eine andere Reflexionskraft als die raue Oberfläche von Leinen. Bleibt man aber doch wieder an der Farbenkombination hängen, so eignen sich auch Farben, die auf dem Farbkreis nebeneinander liegen. In Bezug auf Helligkeit und Sättigung der verschiedenen Farben sind keine Grenzen gesetzt. Zweckmäßig ist es, eine davon zu verdunkeln und den anderen Nachbar aufzuhellen. Den gegenteiligen Effekt haben die Viktorianer sehr häufig eingesetzt. Sie kombinierten verschiedene Farbtöne derselben Helligkeit und Sättigung. Andere Kontraste setzen sich aus unterschiedlicher Helligkeit der verwendeten Farben zusammen. Wie schon erwähnt, hat reines Violett eine geringe Helligkeit, Weiß eine sehr hohe. Auch andersrum ist eine Kombination denkbar: das düstere Schwarz mit dem hellen Gelb. Auf der Titelseite ist ein Raum in den drei Primärfarben zu sehen. Wenn alle rein sind, so ist es für das Auge nahezu unerträglich, sich in diesem Raum aufzuhalten. Wenn jedoch eine Farbe etwas abgestumpft wird (in diesem Fall das Blau), kann auch ein Primärfarbenkontrast erfolgreich eingesetzt werden. 29 Einfacher ist es jedoch mit Komplementärkontrasten zu arbeiten: Eine Farbe wird durch ihre Gegenfarbe erst richtig in Szene gesetzt. Meist wird die Farbe der schwächeren Impulskraft in größeren Mengen eingesetzt als die impulsstarke Gegenfarbe. Man kann auch eine oder beide in der Sättigung verändern, da es sonst zu dem oben beschriebenen Starke Kontraste treten hier auf: Gelbe Wände und Violette Fensterrahmen. Vibrieren kommen kann. Wollen Sie diesen Komplementärkontrast nicht direkt sichtbar einsetzen, so gibt es die Möglichkeit, ihn zu „verstecken“. Beim verteilten Komplementärkontrast nimmt man anstatt der Gegenfarbe zwei benachbarte Farben von dieser. SLOAN und GWYNN geben ein Beispiel: Grün kann z. B. statt mit Rot mit Orange und Violett kontrastiert werden.34 Auch hier ist es ratsam die Sättigung zu verändern, In diesem Fall könnte man das Orange aufhellen und das Violett dämpfen. Andersrum ist es natürlich auch möglich, nur muss der Ausgleich gegeben sein, dass eine Farbe gedämpft und die andere aufgehellt wird. Dies gibt eine stimmige und doch interessante, lebhafte Raumgestaltung. Stellen wir uns nun Musiknoten vor. Wir spielen einen dissonanten Akkord. Es klingt schief, ziemlich unpassend – und doch gibt es Musikstücke, in denen man solche Akkorde nicht missen möchte. Projiziert auf unsere Farbenwelt entsprechen die Akkordnoten den Farben, die ein Drittel auf dem Farbkreis entfernt sind. Solch disharmonische Farbgebungen sind aber sehr vorsichtig einzusetzen, da sie genau wie in der Musik ihre hektische, aufwühlende Wirkung nicht verfehlen. Schauen wir uns nun noch mal Grün näher an: Diese Farbe kommt in jedem Haushalt vor, denn wer hat keine Pflanzen auf dem Fensterbrett? Warum? Grün hat die Kraft, eine Wohnung ins Das hervorherrschende Rot wird durch die Grünpflanze „im Zaum gehalten“. 34 farbliche Gleichgewicht zu bringen. Natürlich Vgl. Annie SLOAN und Kate GWYNN, a. O., S. 16 30 sollten die Proportionen nicht überdimensioniert sein. Ein Raum, in dem die Farbe Rot als Wandfarbe eingesetzt wird, erscheint in Verbindung mit einer Grünpflanze belebter und natürlicher. Das starke Rot wird durch das zurückhaltende Grün unserer Natur eingedämmt, sodass nicht der Übermut dieser Farbe vorherrscht, sondern seine natürliche Kraft besser hervortritt (siehe Abbildung S. 29). Doch nicht nur mit Grün kann man Räume farblich ausgleichen. Oft haben Leute Angst, dass sie einer Farbe überdrüssig werden und dann das neu eingerichtete Schlafzimmer nach ein paar Monaten nicht mehr gefällt. Man kann durch Dekorationsgegenstände in leichten Gegenfarben zu den Hauptfarben ein Zimmer interessanter erscheinen lassen und zudem noch den starken Einfluss dieser Farben abschwächen. Ist die Hauptfarbe dunkel, so bietet es sich an, die Gegenfarbe in einem helleren Ton zu wählen, damit die beiden Farben nicht miteinander konkurrieren. Natürlich gilt dieses Schema auch für helle Hauptfarben, zu denen dunklere Nuancen der Kontrastfarbe passen. So bleibt die Atmosphäre, die diese Farbe schafft, erhalten, wird dem Menschen aber nicht zu viel. SLOAN und GWYNN legen einige Regeln fest, an denen man sich orientieren kann: Grundsätzlich vertragen Räume, die nicht so häufig genutzt werden, kräftigere Farben. Räume, in denen man sich hauptsächlich nachts aufhält, brauchen dunklere und intensivere Farben als Gegengewicht zum gelblichen Licht der Glühbirnen. (...) Ein Raum mit kleinen Fenstern z.B. kann durch lichte reflektierende Farben aufgehellt werden.35 35 Vgl. Annie SLOAN und Kate GWYNN, a. O., S. 18; weiters Manfred SCHMÖLLER, a. O., S. 53ff, Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 120f, Annie SLOAN und Kate GWYNN, a. O., S. 14ff, weiters Tricia GUILD, a. O., S.12ff 31 7. Spezielle Raumgestaltung in Wohnhäusern Im folgenden Kapitel werden konkrete Vorschläge bezüglich verschiedener Räume von FRIELING und CHIAZZARI vorgestellt. Natürlich ist Farbraumgestaltung zu einem großen Teil Geschmacksache. Die für bestimmte Räume empfohlenen Farben sollen als Hilfe dienen, schließen jedoch andere Wahlmöglichkeiten keinesfalls aus. 7.1 Küche Für die Decke schlägt FRIELING ein zartes Hellblau vor, die Wände gestaltet er sehr vorsichtig. Ein helles, pastelliges Sonnengelb passt gut dazu. In der Küche ist ein Steinboden ideal, da er leicht zu säubern ist und nicht kaputt geht, wenn etwas herunterfällt und zerbricht. Ein elfenbeinweißer Steinboden mit einem zarten Gelb- oder Orangestich verleiht dem Raum Helligkeit und Frische.36 CHIAZZARI stellt in ihrem Buch eine andere Richtung der Innenarchitektur vor. Landhausstil – zurzeit „In“: Alle satten, warmen, erdigen Farben bieten sich ganz natürlich für die Coloration von Küchen an- Nussbraun, Goldgelb, Terrakotta, Pfirsich und Rot.37 Diese Farben verleihen einem Raum Wärme, sie leuchten dem Betretenden freundlich entgegen, vermitteln Offenheit. Der Aspekt einer gemütlichen Küche ist vor allem für Berufstätige geeignet, die einen stressigen Alltag haben und sich beim Kochen entspannen wollen; oder auch für Familien, die viel Zeit in der Küche verbringen. Ein Aspekt, der unseren Körper betrifft, kommt bei der Küchengestaltung verstärkend hinzu: Orange regt den Appetit an und fördert die Verdauung.38 Weiß in der Küche vermittelt Sauberkeit. Dies kann einen positiven Effekt haben, doch sollte das leer wirkende Weiß durch farbige Möbel oder Gegenstände belebt werden, denn Weiß entspannt weder, noch ermuntert es uns, längere Zeit in diesem Raum zu 36 Vgl. Heinrich FRIELING, a. O., S. 52 37 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 144 38 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 145 Funktionalität wird hier groß geschrieben: Eine Küche in Grau, Schwarz und Weiß. Der Blumenstock lockert das Ensemble auf. 32 verweilen.39 7.2 Wohnzimmer Das Wohnzimmer gestaltet FRIELING in einer frischen Kombination aus Grün und Gelb. Als Fußboden eignet sich Parkett und das Holz von Möbeln passt genauso zu den Frühlingsfarben. Die Wände werden in hellem Buchengrün getüncht und passend dazu erhalten Nischen oder andere abgesetzte Teile der Seitenwand ein mattes Strohgelb. Die Decke führt leicht zu den Vorhängen hin, denn das Weiß tangiert ins Orange und somit passen dunklere Vorhangstoffe des gleichen Farbtons ideal zum Raumbild. In diesem Farbschema sollte auch das Mobiliar bleiben; braunes Holz, dazu aber keinesfalls Bezüge in einer neuen Farbe, die in diesem Raumkonzept noch nicht vorkommt. Ansonsten wirkt das Ganze zu bunt. CHIAZZARI stellt eine ganz andere Stilrichtung vor: Warme Farben werden verwendet. Insbesondere wenn der Raum freundlich, wohnlich und anheimelnd erscheinen soll, wird zu warmen Farben wie Apricot, Gold, Sandgelb oder Dunkelrost geraten. Als Ausgleich dienen kleine Dekorationsgegenstände in kühlen Farben. Wenn das Wohnzimmer aber hauptsächlich der Entspannung dienen soll, so sind zarte Farben besser. Eine andere Möglichkeit ist ein Komplementärkontrast aus zwei Farben. Doch dort sieht CHIAZZARI ein Problem: Durch den starken Kontrast entstehe eine starke Dynamik und dies könnte auf lange Sicht ermüden.40 Als Beispiel wird ein Zimmer in dunklem Gelb kombiniert mit purpurfarbenen Fensterrahmen angeführt. Einerseits dominiert der starke Kontrast, andererseits herrscht das warme Gelb vor und gibt dem Raum seine Gemütlichkeit wieder. 7.3 Esszimmer Für den Essbereich sollte man sich die Auswirkung der Farben auf unseren Körper noch einmal verdeutlichen: Alle Orangenuancen regen den Appetit an und fördern die Verdauung. Pfirsich, Apricot und Pfirsichgelb sind deshalb die besten Farben für den 39 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 145 40 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 142 33 Essbereich.41 Allerdings muss man mit Gelb vorsichtig sein. Im Esszimmer sollte es keinen Grünstich bekommen, egal ob Sonnenlicht oder künstliches Licht darauf strahlt. Akzente setzt man wiederum mit Dekorationsgegenständen in Gegen- Hier dominieren warme Farben. Gelb, Orange und Rot setzen Akzente, Grün und Weiß gleichen aus. farben. Dafür eignen sich im Essbereich natürlich Servietten, Tischdecken etc. Dieselben Farbkombinationen, die schon für das Wohnzimmer aufgeführt wurden, eignen sich auch hier: Rost, Goldgelb und Dunkelrot. Allerdings sind diese dunklen Farben eher für Räume mit künstlichem Licht und Kerzenlicht geeignet, bei viel Sonnenlicht bieten sich helle Farben an, die die Sonnenstrahlen reflektieren und die Geräumigkeit dieses Raumes betonen. Holz, Terrakotta und Pflanzen können die Verbundenheit mit der Natur signalisieren, sodass die Atmosphäre eines Wintergartens entsteht. 7.4 Schlafzimmer Die Decke in zartem Hellrot, die Wände in einem dem Weiß sehr ähnlichen Himmelblau und dazu wird ein pastellbrauner Fußboden. Blau macht den Menschen müde, das Hellrot bringt den Kontrast. Die Vorhänge dürfen einen kräftigeren Ton als die Decke haben, denn dort wird die Farbe auf weniger Fläche angewandt. Der etwas dunklere Boden gibt dem Raum eine gute Grundlage und verschafft Ruhe und Geborgenheit. Eine andere Möglichkeit ist ein Schlafzimmer getüncht in Gelb und Blau: Beispielsweise eine weiße Decke mit einer Spur Lachsrosa und dazu ein ans Türkis angelehnte Seegrün an den Wänden. Der Boden ist wiederum dunkel, diesmal Cremebraun. Wieder haben wir den Blau-Effekt der Müdigkeit und das Standfeste des Brauns als Untergrund. Ein Holzboden fügt sich gut in dieses Raumkonzept ein. Ein Kinderschlafzimmer verschönert FRIELING durch Grüntöne. Ein moosgrüner Boden, zartgrüne Wände und eine nur noch in Spuren erkennbar grüne Decke öffnen den Raum gegen den Himmel und erhöhen ihn optisch, da die Farben nach oben hin immer heller 41 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 146 34 werden. Dazu braucht man natürlich noch einen farblichen Ausgleich durch das Mobiliar, die Türe, etc.42 CHIAZZARI stimmt in ihrer Schlafzimmereinrichtung grundsätzlich mit den Farben von FRIELING überein. Von dunklen, warmen Gelbtönen wird abgeraten, dafür bevorzugt sie blasses Gelb und ein schläfrig stimmendes Hellblau. Mit Rot ist sie im Schlafzimmer eher vorsichtig da es uns zu sehr aufwühlt und die Ruhe die wir beim Schlafen brauchen wegnimmt. Allerdings kann Rot durchaus in Tagesdecken oder anderen Dekorationsgegenständen eingesetzt werden. Will man es unbedingt als Wandfarbe einsetzen, so wäre ein kühles Pflaumenrot kombiniert mit verdunkeltem Rosa eine schöne Variante. Grün empfiehlt CHIAZZARI eher in Form von Blaugrün oder Türkis, da dann das ruhige Blau mit dem frischen aber auch kühlen Grün wirken kann. Ein typisches Schlafzimmer für Frauen ist in weißen Tönen gehalten. Doch dabei muss man aufpassen, dass anstatt der isolierenden Wirkung von Reinweiß andere Töne wie Creme oder Beige etwas Abwechslung hineinbringen. Viel Holz im Raum, Teppiche in warmen Tönen, natürliche Texturen, zum Beispiel Weidenrute oder hübsch dekorierte Keramik, schaffen hier einen Ausgleich. Pflanzen in Terrakottatöpfen machen einen reinweißen Raum weicher und unterstreichen die schlichte, frische Atmosphäre.43 Andererseits bevorzugen Frauen oft Rosatöne. Doch auch da kann mit den Männern ein Kompromiss gefunden werden: Verwenden Sie abgedunkelte und aufgehellte Nuancen. Ihr Schlafzimmer wird warm erscheinen und doch nicht dieses typische Bild von weiblichem Rosa vermitteln. Männer dagegen haben wieder eine ganz andere Stilrichtung beim Einrichten ihres Schlafzimmers: Statt Weiß lieben sie Schwarz. Doch Schwarz isoliert und dem Raum fehlt die Energie der Farbenwelt. Noch dazu ist es nicht unbedingt wünschenswert in einem schwarzen Raum aufzuwachen, wenn draußen die Sonne scheint, ihre Strahlen aber im Zimmer nur in geringem Maße reflektiert werden. Ein Kompromiss sind dunkle Farben wie Dunkelblau oder Dunkelrot, doch auch diese Farben verstärken negative Gefühle. Deshalb ist es auch hier sehr wichtig, helle und stark leuchtende Komplementärfarben einzusetzen. Eine andere hübsche Variante ist die Dekoration eines Schlafzimmers in leicht aufgehellten Orange und Gelbtönen. Der Fußboden in Apricot, die Wände in hellem 42 Vgl. Heinrich FRIELING, a. O., S. 49 43 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 150 35 Primelgelb und die Decke ist entweder Reinweiß oder lehnt sich leicht ans Gelbe an. So ist der Raum nach oben offen und durch die warmen Farbtöne einladend. Trotzdem wirkt das sonst sehr starke Gelb und Orange nicht mit seiner ursprünglichen Kraft sondern durch die Aufhellung mit Weiß weniger vorherrschend. 7.5 Bad Für das Bad orientiert sich FRIELING an der klassischen Version in der Farbraumgestaltung: Blau ist die ideale Farbe für Räume in denen Wasser fließt. Der Fußboden wird in verdunkeltem Himmelblau und Weiß, das mit einem Schuss Beigebraun abgeschwächt wurde, gemustert. Ein Bad in Blau – Wasser, Meer und Reinheit werden assoziiert. Dies gleicht die Kühle des Blaus etwas aus und setzt leichte Kontraste. Dieses Schema wird in Wand und Decke wieder aufgenommen. Die Wand wird in einem dem Weiß sehr ähnelnden Lachsrosa getüncht, und als Kontrast bekommt die Decke das stark aufgehellte Himmelblau des Fußbodens. Passend dazu kann die Badewanne außen in reinem Himmelblau gehalten werden. Somit bleiben wir in demselben Farbschema und arbeiten mit Verdunkelungen und Aufhellungen. Dazu setzen wir Kontraste mit der Gegenfarbe. Eine andere Möglichkeit stellt ein Bad in zarten Weißtönen mit Gelbnuancen und Türkisanteilen dar. Fixpunkt bildet die seegrüne aufgehellte Badewannenverkleidung. Der Fußboden enthält etwas verdunkeltes Seegrün mit weißlichem Gelb. Die Decke wird auch Weiß, doch statt Reinweiß fügt man einen Spritzer Orange hinzu. Die Wand ist ähnlich gehalten; ein sehr helles, fröhliches Sonnengelb. CHIAZZARI legt im Bad mehr Wert auf warme Farben. Ein Vorschlag ist das Bad in Pfirsich oder Rosétönen auszugestalten. Holz, Pflanzen und Terrakotta sind auch hier ausgleichende Gegenstände, die Gemütlichkeit und Wärme einbringen. Als mediterranen Stil bezeichnet CHIAZZARI Bäder in der Hauptfarbe Türkis. Allerdings kombiniert sie das frische Türkis mit dem entspannenden, ruhigen Dunkelblau. Ein reinweißes Bad ist nicht ganz so ideal, da das typisch sterile „Krankenhausbild“ vermittelt wird. Will man jedoch 36 die saubere Wirkung von Weiß einsetzen, so können Farbtupfer in Form von Dekorationsgegenständen oder teilweise farbige Wände beziehungsweise Fliesen das Gesamtbild auflockern und fröhlich stimmen. 7.6 Kinderzimmer Wenn der Raum hoch ist, jedoch nicht so lang und breit, so eignet sich eine starke Deckenfarbe, damit sie optisch näher rückt. FRIELING schlägt Orange vor und ein zartes Lindgrün für Wände ohne Fenster. Die Wand, die Fenster beinhaltet, ist in reinem Hellgelb gehalten. Der Boden ist dunkler, Rotbraun passt zur Decke in Orange. Ist der Raum größer und hat eine niedrige Decke, so drehen sich die Farbkombinationen um. Die Decke wird Hellgelb, die Fensterwand Lindgrün und alle übrigen Wände bekommen den gleichen Ton wie die Decke. Kontrast verschaffen Boden und Türen: Moosgrüner Untergrund zu lachsrosa Türen. CHIAZZARI unterteilt das Kapitel Kinderzimmer in Kleinkinder, ältere Kinder und Teenager. Bei Kleinkindern ist die richtige Farbgebung besonders wichtig, da es das Kind in jungen Jahren stark beeinflusst. Knallige Töne und starke Kontraste sind hier fehl am Platz, erwünscht sind pastellige Farbgebungen wie Apricot, Rosé, Pfirsich oder Cremegelb. Mit Blau sollte man eher vorsichtig umgehen, da es zu sehr beruhigt. Daher sollte Blau mit anderen Farben in Verbindung treten. Da ein Kind meist auf dem Rücken liegt, hängen Eltern Mobiles auf. Dazu passt eine helle Decke in einem zarten Farbton. Bei älteren Kindern sind pastellige Wand- bzw. Deckenfarben auch noch passend. Dazu können aber dann stark leuchtende verschiedenfarbige Dekorationsgegenstände kommen, auch in den Farben die das Kind gerne hat. Der Fußboden kann nun auch eine kräftigere Farbe erhalten. Zum Schlafen und Lernen brauchen Kinder jedoch kühlere Farben in Grün- bzw. Blautönen. Zartes Cremegelb enthält gelbe Energie, die die geistigen Prozesse sanft unterstützt und das logische, klare Denken fördert, ohne zu verwirren.44 Im Teenageralter bevorzugen vor allem Jungs viele schwarze Einrichtungsgegenstände. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn zu viel Schwarz isoliert. Daher ist es wichtig, Schwarz mit kräftigen bunten Farben zu kombinieren und den Anteil an Schwarz gering zu halten. Auch Rot wird oft von Teenagern geliebt. 44 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 157 37 Doch Vorsicht, vor allem Kinder ändern ihre Farbgewohnheiten sehr schnell. Daher bietet es sich an, die Wände neutral in Beige oder Weiß zu halten, sodass Vorhänge, Bettüberzug, Lampen und Dekoration variabel sind. 7.7 Arbeitszimmer und Studierzimmer FRIELING gibt verschiedene Beispiele von Arbeitszimmern, je nach Raumgröße. Im größeren Arbeitszimmer dominieren warme Farben. Die Decke wird Weiß mit einem Stich ins Sonnengelbe, die Wand geht leicht ins Orangegelbe. Die hell gehaltenen Wände und die Decke verlangen nach einem intensiveren Boden. FRIELING schlägt dafür Parkett vor oder ein Rotbraun, das auch ins Beigebraun gehen kann. Die Tür ist etwas dunkler als die Wände, ein helles Gelborange. Die zweite Möglichkeit ist eher für kleinere Räume gedacht. Die Farben haben aber wieder einen großen Gelbanteil. Der Rotstich und somit ein bisschen Wärme fehlt jedoch. Die Decke bekommt ein helles Reingelb, die Wände werden eine Spur heller als die Decke. Kontrast bietet wiederum der Untergrund: Rotbrauner Grundton oder Parkett. Nach CHIAZZARI sind Arbeitsbereiche in dumpfen Brauntönen, Grautönen oder Weiß eher weniger geeignet. Auch während der Arbeit braucht der Mensch Farben, die ihn inspirieren oder auch entspannen. Dabei ist es sehr wichtig, dass der Arbeitsraum genug natürliches Sonnenlicht bekommt und Pflanzen im Zimmer stehen. Bei Kindern, die ein buntes Kinderzimmer in leuchtenden Farben wollen, rät sie, einen Lernbereich in ruhigen und kühleren Tönen zu gestalten. 7.8 Garderobe, Flur und Treppenhaus Für eine vom Flur abgetrennte Garderobe verwendet FRIELING trotzdem die gleichen Farben wie im Korridor selbst. Oben ein Lachsrosa, das aber so stark aufgehellt wurde sodass es kaum von Reinweiß unterscheidbar ist. Seitlich wird es ein wenig kräftiger aber auch kühler: zartes Eisblau ziert die Wände. Natürlich ist auch dieses in seiner Wirkung durch Weiß abgeschwächt. Auf dem Fußboden kommt das tragende, gemütliche Erdbraun zum Zuge. Es gibt aber noch eine andere Variante. Ein Flur, kombiniert mit einer Garderobe in Gelb-/ Grüntönen. Oben und unten wird helles Buchengrün mit dunklem Moosgrün in Szene gesetzt. Dazu sind die Wände etwas braver in Hellgelb 38 gestrichen. Der Fußboden könnte aber auch Braun oder Grau werden, je nach Geschmack und Vorliebe der Bewohner. Das Treppenhaus ist in ähnlichem Stil zusammengestellt. Die Decke in hellem Buchengrün, seitlich in stark aufgehelltem Sonnengelb und das Treppengeländer in etwas hellerem Moosgrün. Passend dazu kann der Boden denselben Grünton erhalten oder einfach in Naturstein belassen werden. Bei Treppenhäusern in Mietshäusern kommen wieder ganz andere Farbkombinationen auf: Decke und Wand in sehr hellem Himmelblau lassen den Besucher zur Ruhe kommen, Geländer und Boden in weißlichem Sonnengelb stimmen ihn freundlich. Einzig und allein der Handlauf des Geländers bringt Kontrast: stumpfes Kobaltblau erzielt hier seine Wirkung, wenn auch nur auf geringer Fläche. CHIAZZARI betont: Warme, satte Töne wirken gemütlich und einladend (...) wer jedoch einen stressigen Alltag hat, betritt vielleicht lieber einen sanfteren, helleren und beruhigenderen Raum.45 Da Treppenhäuser meist ziemlich breit und hoch sein müssen, wirken Weiß oder Beige inhaltslos und blass. Kräftige Farben führen zu Bewegung - genau das macht man in Fluren und Treppenhäusern. Ein Beispiel mit leuchtendem Orange strahlt eine überraschend warme und einladende Atmosphäre aus. Ein Komplementärkontrast verstärkt das Gefühl von Eile. Für den Fußboden ist vor allem eine Fliese aus Italien bekannt: Rötliche Terrakottakacheln verbinden den Eingangsbereich mit der Natur. In manchen Kulturen soll die Eingangstüre auch Schutz bieten. Dies wird mit den Farben Purpur, Nachtblau Da tritt man doch gerne ein ... Leuchtendes Orange lädt ein, das Grün in Teppich und Pflanzen neutralisiert. oder Violettblau verdeutlicht.46 45 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S. 140 46 Vgl. Suzy CHIAZZARI, a. O., S.138ff und Heinrich FRIELING, a. O., S. 7ff und 47ff 39 8. Zusammenfassung Abschließend möchte ich einige Farbgebungen für Wohnräume, die mir am besten gefallen, vorstellen. Im Bad passt Blau am Besten. Decke und Fußböden würde ich neutral in Weiß halten, dagegen die Seitenwände vertragen ein kräftiges Blau, das aber auf keinen Fall zu dunkel sein sollte, damit das Interieur nicht deprimierend wirkt. Für die Sanitäreinrichtungen ist Weiß ideal, damit nicht alles ausgebaut werden muss, wenn man die Wände umstreicht. Das Schlafzimmer sollte immer ein Ort sein, der möglichst hell ist. Große Fenster sollen viel Licht durchlassen. Passend dazu benötigen Wände, Fußboden und Decke eine helle Farbgebung, die die Sonnenstrahlen gut reflektieren. Am schönsten ist dafür Blassgelb oder Schlüsselblumengelb. Im Wohnzimmer bzw. Esszimmer würde ich nur wenige Farben verwenden. Ein Parkettfußboden strahlt und hat von sich aus eine gelblich bräunliche Färbung. Die Seitenwände sind entweder Weiß oder Beige. Akzente würde ich im Wohnzimmer durch farbige Vorhänge, Kissen, Pflanzen etc. setzen. Dekoration ist je nach Jahreszeit und Geschmack ohne Probleme veränderbar. Im Frühling mag man eher leuchtende Töne wie Hellgrün oder Orange, im Herbst kann das Grün durch Dunkelrot ersetzt werden – und schon lebt man in einer neuen Welt. Pflanzen sind auch hier ein wichtiges Element, damit ein Raum wohnlich wird. In der Küche verbringt man mehr Zeit als man denkt, denn Kochen und Backen kann eine stundenlange Beschäftigung sein. Als Wandfarbe ist ein warmer Gelbton belebend und einladend - Sonnengelb oder Goldgelb. Die Farbgebung darf aber je nach Beleuchtung auf keinen Fall ins Grüne tendieren, denn sonst geht die Gemütlichkeit dieses Raumes verloren. Arbeitszimmer oder Jugendzimmer würde ich in meiner Lieblingsfarbe der Wohnraumgestaltung streichen: Orange. Damit die Wirkung des Rotanteils im Orange nicht zu stark aufträgt, würde ich einzelne Wände in Sonnengelb halten. Die Gegenfarbe wird nur in geringen Mengen eingesetzt, zum Beispiel ein Gemälde vom blauen Meer. 40 9. Quellenverzeichnis Internet • IMMOOS, Franz: Farben. Wahrnehmung, Assoziation, Psychoenergetik, im Internet auf http://home.planet.nl/~immoo000/farbe.doc (Jänner 2005) Bücher • SCHMÖLLER, Manfred: Die Farbraumgestaltung von Prof. Meyer-Speer, Salzburg: 1987 • CHIAZZARI, Suzy: Das große Farbenbuch, Heilung mit Farbe, Kleidung und Make-up, Farbe in Raum- und Gartengestaltung, Farben für Persönlichkeit und Seele, Farbdiät, München: Wilhelm Goldmann Verlag 1998 • GUILD, Tricia: Farbberatung Wohnen, Dekorieren und Einrichten mit edlen Textilien, deutsche Ausgabe, Augsburg: Augustus Verlag 1994 • SLOAN, Annie und GWYNN, Kate: Farbe im Raum, Hildesheim: Gerstenberg Verlag 1997 • FRIELING, Heinrich: Psychologische Raumgestaltung und Farbdynamik, Göttingen: Musterschmidt Verlag 1955 Zeitschriften • Wohnidee Ausgabe 8 / 04, Alles über Farbe, Gestalten, Renovieren, Techniken, Hamburg: Hirte Medien-Service