Kunstgeschichte – Klasse 11 - ypid
Transcription
Kunstgeschichte – Klasse 11 - ypid
Kunstgeschichte Kunstgeschichte vorgelegt am: 8. April 2011 Klasse 11 Robin Schneider Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis IV 1 Einführung 1 2 Bildanalyse 1 3 Die Gotik 3.1 Bildbeschreibung: „La Pietà d’Avignon“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 4 Renaissance 4.1 Bildbeschreibung: „Die Vermählung Mariä“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 5 Barock 8 5.1 Bildbeschreibung: „Grablegung Christ“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 5.2 Bildbeschreibung: „Wildschweinjagd“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 6 Klassizismus und Romantik 6.1 Bildbeschreibung: „Der Tod des Marat“ . . . . . . . . . . 6.2 Bildbeschreibung: „Schiffbruch im Eismeer“ . . . . . . . 6.3 Bildbeschreibung: „Die Erschießung der Aufständischen“ 6.4 Klassizismus (1750–1840) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4.1 Merkmale, Inhalte, Anliegen . . . . . . . . . . . . 6.4.2 Malerische, Formale Merkmale . . . . . . . . . . . 6.5 Romantik (1800–1860) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5.1 Merkmale, Inhalte, Anliegen . . . . . . . . . . . . 6.5.2 Malerische, Formale Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 13 14 15 15 15 15 15 15 7 Komposition 16 7.1 Flächenaufteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 7.2 Ordnungsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 8 Realismus 17 8.1 Bildbeschreibung: „Begräbnis von Ornans“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 9 Avantgarde 19 10 Impressionismus 20 10.1 Merkmale, Inhalte, Anliegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 II 10.2 Malerische, Formale Merkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3 Paul Cézanne und Vincent van Gogh zwei wichtige Impulsgeber der Modernen 10.3.1 Paul Cézanne (1839–1906) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.3.2 Merkmale bei Paul Cézanne´s Malerei . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4 Vincent Willem van Gogh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10.4.1 Merkmale bei Vincent van Gogh´s Malerei . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Die Kunst des 20. Jahrhundert 11.1 Die Fauvisten (französische Expressionisten) 11.2 Brücke (norddeutsche Expressionisten) . . . 11.3 Blaue Reiter (süddeutsche Expressionisten) . 11.4 Kubismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.5 Analytischer Kubismus . . . . . . . . . . . . 11.6 Orphismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.7 Futurismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 20 20 21 21 22 . . . . . . . 23 23 24 24 25 26 27 28 12 Die abstrakte- ungegenständliche Bildwelt 29 A Kunstzitate 30 B Verzeichnis für Fachbegriffe 31 C Bildbeschreibung: „Metaphysische Landschaft“ 32 III Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 La Pietà d’Avignon (1454) von Enguerrand Quarton (1410–1466) . . . . . . . Die Vermählung Mariä (1504) von Raffael (1483–1520) . . . . . . . . . . . . . Grablegung Christ (1602) von Michelangelo Merisi (1571–1610) . . . . . . . . Wildschweinjagd (1620) von Peter Paul Rubens (1571–1610) . . . . . . . . . . Der Tod des Marat (1793) von Jacques-Louis David (1748–1825) . . . . . . . . Schiffbruch im Eismeer (1823) von Caspar David Friedrich (1774–1840) . . . . Die Erschießung der Aufständischen (1814) von Francisco de Goya (1746–1828) Begräbnis von Ornans (1849) von Gustave Courbet (1819–1877) . . . . . . . . Corbeille d’oranges (1912/13) von Henri Matisse (1869–1954) . . . . . . . . . . Murnau mit Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Häuser in L’Estaque (1908) von Georges Braque (1882–1963) . . . . . . . . . . Violine und Krug (1910) von Georges Braque (1882–1963) . . . . . . . . . . . Les Fenetres simultanée sur la ville (1912) von Robert Delaunay (1885–1941) . IV . . . . . . . . . . . . . 2 5 9 10 11 13 14 17 23 24 25 26 27 1 Einführung ie Kunstgeschichte beschäftigt sich mit der Relation zwischen Kunst und Zeit. Die Entwicklung der Kunst wird in verschiedenen Epochen wird betrachtet. Außerdem beschäftigt sich die Kunstgeschichte mit den Künstlern, die hinter der Kunst stehen. Bilder können viel ausdrücken, zum Beispiel: Gefühle und Themen, die die Menschen dieser Zeit beschäftigen respektive ihnen wichtig waren. D 2 Bildanalyse ei der Betrachtung eines Bildes müssen sieben Fragen beantwortet werden. Wie wurde das Bild bemalt? Also mit welchen Materialien, Farben und mit welchem Stil und Techniken wurde das Bild umgesetzt. Was ist auf dem Bild zu sehen? Also welche Themen, Motive und Persönlichkeiten zeigt es? Wann, in welcher Zeit und Epoche wurde das Bild gemalt? Wer malte das Bild? Hierzu ist eine Biografie des Malers nützlich. Wo wurde das Bild gemalt? Dazu sollte man den kulturellen und sozialen Kontext berücksichtigen. Warum wurde das Bild gemalt? War es ein Auftrag oder freie Kunst? Welche Funktion sollte es haben? Zum Schluss lässt sich die Bildwirkung untersuchen, mit Blick auf Ausdruck und welche Gefühle das Bild bei dem Betrachter auslöst. B 1 3 Die Gotik ~1200 Italien 1400 Norden 1500 3.1 Bildbeschreibung: „La Pietà d’Avignon“ Abb. 1: La Pietà d’Avignon (1454) von Enguerrand Quarton (1410–1466) Das Bild „La Pietà d’Avignon“ aus der Kartause von Villeneuve-lès-Avignon, wurde 1454 von dem französischem Künstler Enguerrand Quarton, als Auftragsarbeit gemalt. Das Thema des Bildes ist der Tod und damit verbundene Trauer um Jesus Christus. Der nur mit einem Lendenschutz bedeckte Körper befindet sich auf dem Schoß der heiligen Maria, in der Mitte des Bildes. Die in einen warmes Blau gekleidete Maria hat die Hände gefaltet und blickt voller Trauer und Liebe auf ihren Sohn hinab. Zur Rechten und Linken Jesus befinden sich zwei trauernde Menschen, die mit geneigtem Kopf und gekrümmten Körpern um ihren Heiland weinen. Im Hintergrund dieser familiären Trauerszene befindet sich ein kleiner Tempel der Geborgenheit ausstrahlt. 2 Abseits der Bildmitte am linken Rand kniet ein betender Mönch, der sich durch sein weißes Gewand und seine starre, gefühllose und aufrechte Haltung, von dem Trauerspiel von Christus, deutlich abgrenzt. Hinter ihm wirkt die Stadt Jerusalem wie eine kalte Festung, die ihm Macht verleiht. Der Mönch symbolisiert gleichzeitig auch den Mann, der das Bild in Auftrag gab. Der Hintergrund des Bildes erstrahlt in einem Goldton. Das Bild ist mit einer Mischtechnik auf Holz gemalt. Es wurden hauptsächlich warme, gedeckte Farben verwendet wie beispielsweise das Blau von Marias Kleidung. Die Warme der Farben verstärkt den Eindruck von einem liebevollen und familiären Miteinander der Personen, die sehr nahe und gefühlsecht wirken, da sie realistisch, fast fotografiert dargestellt sind. • politische Situation – Feudalismus (Kirche, Adel, Bauerntum) – Wandel in der Spätgotik ∗ zunehmende Bedeutung der Städte ∗ Machtkampf Kirche/Adel ∗ Pestepedemien • Entdeckungen/Erfindungen 1400/50 – Papierherstellung – Buchdruckkunst • Merkmale gotischer Kunst/Bildthemen – Christliche Bildinhalte – Symbolsprache – Bedeutungsperspektive – flächige Malweise: Goldgrund, Raumlosigkeit • Technik – Fresko, Buchmalerei – Spätgotik ∗ mehr Realitätsnahe, geahnte Perspektive • Geisteshaltung/Philosophisches Denken – Scholastik (mittelalterliche Beweisführung) 3 – Wissen ist in den Klöstern beheimatet – Ideen des Humanismus entwickeln sich – Interesse am Irdischen entsteht • Funktion der Kunst/Stellung des Künstlers Auftraggebers – Sakrale Kunst – Kirche als Auftragsgeber – Künstler = Handwerker – Spätgotik ∗ Kirche und reiche Bürger als Auftraggeber ∗ Künstler verlieren ihre Anonymität 4 4 Renaissance Italien Norden 1400–1500 1500–1580 4.1 Bildbeschreibung: „Die Vermählung Mariä“ Abb. 2: Die Vermählung Mariä (1504) von Raffael (1483–1520) • Was – Eine Verlobung, vier Frauen wenden sich der Maria zu, vier dem Mann. – Der Priester steht im Mittelpunkt ∗ Göttliches, er verbindet beide Seiten. – Elegantes Gewänder, sehr Farbenfroh gekleidete Personen. Dadurch entsteht Tiefe – Fluchtpunkt ist der Durchblick durch die Kirche – Eine Kirche im Hintergrund auf die alles zuläuft 5 – Symmetrischer Bildaufbau in Zentralperspektive • Wirkung – Es wirkt ruhig und harmonisch durch die gedeckten Farben – Der Kuppelbau bringt Stabilität und Sicherheit ∗ die Kirche sorgt für Ordnung – Der Rhythmus der Tempelstufen stellt eine Verbindung zwischen den Menschen und der Kirche her • Merkmale – Verlobung findet auf der Erde statt, das Biblische spiegelt sich durch die Landschaft im Hintergrund wieder • politische Situation – Bürgertum, Mediei – Stadtrepublik, Mitbestimmungsrecht – Reichtum durch Entdeckung neuer Länder/Welten – Stadthandel ∗ Wirtschaftlicher Aufschwung – Fall Konstantinopels bringt Flüchtlinge und Kulturelles, Gelehrte – Kirche verliert an Einfluss • Entdeckungen/Erfindungen – Buchdruck – Bibelübersetzung – Verbesserung der Verkehrswege – Seekarten, Kompass ∗ Entdeckung der Neuen Welten – Kopernikus (Heliozentrisches Weltbild) • Geisteshaltung/Philosophisches Denken – Reformation (Befreiung von Bevormundung) – Wandel vom Christrosentischen Weltbild in ein anthropozentrisches Weltbild ̂︀ Mittelpunkt ∗ Menschen = 6 – Humanismus (Entdeckung des Menschen) ̂︀ Ziel – Allgemein Bildung der Bevölkerung = – Anknüpfung an die Antike – Erforschen der Natur/Mensch • Funktion der Kunst/Stellung des Künstlers Auftraggebers – Wandel vom Handwerker zum freischaffendem Künstlers – Künstler ist Forscher – Auftraggeber: Päpste und reiche Bürger • Entdeckungen/Neuerungen – Zentralperspektive – Farb- und Luftperspektive – Ölmalerei • Merkmale Kunst/Bildthemen – Selbstbildniss, Akt – Landschaft als Umrandung – Naturnahe Darstellung – Neben christlichen Bildthemen mythologische Bildthemen – Maße und Proportionen – Darstellung von Raum 7 5 Barock Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein; Wo jetzt Städte stehn, wird eine Wiese sein, Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden; Was jetzt und prächtig blüht, soll bald zertreten werden; Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein; Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. Andreas Gryphius (1616–1664) ie Epoche des Barock ist vor allem durch den Konflikt der katholischen Kirche und der teilweise reformierten Bevölkerung geprägt. Diese geht nun aktiv gegen die Reformation vor. Allgemein kann diese Epoche als eine der schlimmsten Zeiten des Mittelalters gewertet werden, da Chaos, Krieg, Hungersnöte, Krankheiten und der alltägliche Kampf ums überleben den Alltag des Volkes bestimmte. Die größten Herausforderungen wahren der Bauernkrieg und der 30-jährige Krieg (1618–1648). Während die Hexenverbrennung ihren Höhepunkt erreichte und die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander ging feierte der reiche Adel in Frankreich (es herrschte der Absolutismus) ausgelassene Feste auf teuren Schlössern. D Kein Wunder also, dass Kunst ausschließlich von Adel und Kirche in Auftrag gegeben wurde und nicht selten den Zweck der Selbstdarstellung hatte. Vor allem die Epoche des Rokoko (siehe unten) zeigt die völlig abgehobene und realitätsferne Lebensweise des Adels. Die Künstler selbst kamen zu großem Ansehen und es wurden erste Biografien von ihnen verfasst. Das Ende des Barock wurde schließlich durch die französische Revolution eingeläutet. Getrieben von den Aufklärungsgedanken ging das Volk nun gewaltsam gegen seine Situation und den dafür verantwortlichen Adel vor. Ihre Forderung: Menschenrechte und das Motto: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Die von Adel und Kirche in Auftrag gegebene Kunst, beispielsweise die Heilgenskulpturen in Kirchen wurden missachtet und geschändet. Die Kunst sollten nun die neuen Werte von Ehre und Moral darstellen. 8 4 8 5.1 Bildbeschreibung: „Grablegung Christ“ Abb. 3: Grablegung Christ (1602) von Michelangelo Merisi (1571–1610) Das Bild „Grablegung Christ“ wurde 1602 im Auftrag von Francesco Vittrice von Michelangelo gemalt. Es zeigt drei Frauen unterschiedlichen Alters die den fast nackten Jesus zur letzten Ruhe betten. Dieser wird von zwei Männern niedergelegt, einer ist dabei im Vorder-, der andere im fast unkenntlichen Hintergrund, der wie ein Schwarzes unbekanntes Loch wirkt. Die drei Frauen scheinen mit dem Verlust ihres Heilands unterschiedlich umzugehen. Das ganze ist in Bühnenhafter Beleuchtung dargestellt, die farbig aber eher schlicht gekleideten Figuren sind also vor dem dunklen Hintergrund gut zu erkennen. Als ganzes wirkt das Bild sehr bedrückend und düster. Vor allem der Hintergrund zeigt die Ungewissheit über das Leben nach dem Tod auf. Technik: Öl auf Leinwand (3 m × 2 m), glatte Flächen, realistisch, charakteristische Gesichtszüge, fein gearbeitet, Proportionen stimmen, Jesus (auch wegen dem weißen Tuch) am hellsten dargestellt, bühnenhafte Beleuchtung 9 5.2 Bildbeschreibung: „Wildschweinjagd“ Abb. 4: Wildschweinjagd (1620) von Peter Paul Rubens (1571–1610) Das Bild „Wildschweinjagd“ um 1620 von Peter Paul Rubens gemalt zeigt die Jagd zweier Gesellschaftsschichten auf ein Wildschwein. Ein Teil der Jäger sitzt dabei auf Pferden und ist gut angezogen und mit Schwertern bewaffnet, die Anderen – vermutlich Bauern – stellen dem Wild zu fuß und lediglich mit Mistgabeln bewaffnet nach. Auch viele Jagdhunde werden eingesetzt, manche wurden jedoch bereits durch das Wildschwein getötet. Den Hintergrund bildet ein dichter Wald, seiner Farbe nach zu Urteilen ist es Herbst. Durch eine Lichtung scheint die Herbstsonne und taucht die Szene in goldenes Licht. Außerdem ist ein Stück blauer Himmel zu sehen. Die Flächen sind gut durchgearbeitet und belebt was das Bild naturgetreu, detailliert und realistisch wiedergibt. Die Bewegung der Jäger und ihrer Pferde machen die Handlung dramatisch und angespannt, es handelt sich also um eine Momentaufnahme. Das Bild löst bei mir nicht gerade einen Jagdrausch aus, vielmehr bemitleidet man das Wildschwein, das aufgrund seiner großen Caninus (Eckzähne) als Verkörperung des durch und durch Bösen den Sündenbock spielen und somit die Welt in seiner (für es) schönsten Jahreszeit verlassen muss. 10 6 Klassizismus und Romantik lassizismus und Romantik sind zwei Kunstrichtungen, die sich fast zeitgleich im Anschluss an das barocke Zeitalter entwickeln. Der Klassizismus etwas früher, ab 1750 nach Christus die Romantiker ab 1800 nach Christus. K 6.1 Bildbeschreibung: „Der Tod des Marat“ Abb. 5: Der Tod des Marat (1793) von Jacques-Louis David (1748–1825) Das Bild „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David entstand während der französischen Revolution und hat einen wichtigen historischen Hintergrund. Jean-Paul Marat war Mittglied des Nationalkonvents, Journalist der radikalen Zeitung „L’Ami du Peuble“, Mitglied des radikalen Jakobinerklubs und Befürworter der Hinrichtung des Königs – im Großen und Ganzen also ein sehr radikaler Revolutionär. 11 Doch die Revolution hatte auch ernst zu nehmende Feinde und so wird er 1793 von Anarchistin Charlotte Corday während des Verfassens seiner Texte in der Badewanne erstochen. Sie hinterlässt einen Brief, auf dem sie ihre Tat rechtfertigt: Sie habe einen Mann getötet, um hunderttausend zu retten. Damit spielt sie auch auf das sogenannte Septembermasaker an, bei dem 1200 Gefangene abgeschlachtet wurden, darunter waren aber eher wenige Revolutionsfeinde. Da Marat ein Großteil dazu beigetragen hatte, die Menschen auf die Gefangenen zu hetzten hatte er den Tod an vielen Zivilisten, die nur kleine Verbrechen begangen hatten zu verantworten. Nach seinem Tod wird er von seinem Freund Jacques-Louis David aufgefunden, der ihn am Vortag noch besucht hatte. Er erhielt den Auftrag das Bild des toten Märtyrers für Propagandazwecke festzuhalten und so stellte er es innerhalb vier Monate fertig. Dabei idealisierte er ein paar Sachverhalte, so ist die Hautkrankheit, die Marat zu längeren Bädern zwang nicht dargestellt. Stattdessen wird seine Körperhaltung an die anderer Märtyrer angeglichen. Trotz dieser relativ kurzen Bearbeitungszeit zählt dieses Werk zu den Wichtigsten Davids. Auffällig ist die Wahl des Hochformats, da das eigentliche Motiv nur die untere Hälfte der Fläche in Anspruch nimmt. Die restliche obere Hälfte ist größtenteils mit schwarzem Hintergrund gefüllt. Dies bewirkt vor allem die bühnenhafte Beleuchtung, welche den Toten in ein Milchig weißes Licht taucht. Der Holzkasten mit der Aufschrift „À MARAT“ erinnert an einen Grabstein, also ein Andenken. 12 6.2 Bildbeschreibung: „Schiffbruch im Eismeer“ Abb. 6: Schiffbruch im Eismeer (1823) von Caspar David Friedrich (1774–1840) • das Bild zeigt ein Trümmerfeld aus bräunlichen Eisplatten ein im Eismeer gesunkenes Schiff, in der Mitte ein Goldfelsen • links einen winzigen Mast, überall Holzsplitter • die Sonne scheint von oben rechts • exakt mit Öl auf eine Leinwand gemalt, kaum Rundungen • vermehrt blasse Blautöne, feine Farbflächen • Riesen Eisplatten wirken majestätisch, das Schiff dagegen winzig und klein – spiegelt den Kontrastverlust der Menschheit über die Industrialisierung wieder – die Natur ist nicht kontrollierbar • Casper David Friedrich: großer dt. Romantiker 13 6.3 Bildbeschreibung: „Die Erschießung der Aufständischen“ Abb. 7: Die Erschießung der Aufständischen (1814) von Francisco de Goya (1746–1828) • rechts Soldaten die Waffen auf knienden Aufständischen richtet, die links im Bild zu sehen sind • Mittelpunkt ist ein zum Himmel gerichteter Mann in weißer Kleidung. Er hat die Hände gehoben, hinter ihm verstecken sich die Ängstlichen. • sonst nur bräunliche, gedeckte Farben • Bild zeigt die Eroberung einer Stadt durch Napoleon. • Man fühlt mit den Aufständischen mit da man alles aus der Perspektive der Soldaten betrachtet, dass heißt man sieht von den bewaffneten Soldaten die Rücken, aber von den Gefangenen die flehenden und ängstlichen Gesichter. • nicht eindeutig der Klassik oder Romantik zuzuordnen. 14 6.4 Klassizismus (1750–1840) 6.4.1 Merkmale, Inhalte, Anliegen • geistiger Hintergrund ist die Philosophie der Aufklärung • Kunst soll im Dienst anerkannter Werte stehen (z. B. Ehre, Moral, Gerechtigkeit, Pflichtgefühl, Patriotismus,. . . ) • erneute Rückbesinnung auf die Antike und Renaissance (die gute Form, Perfektion, Schönheit) 6.4.2 Malerische, Formale Merkmale • exakte Linienführung, schöne, perfekte Formen • klare Komposition und Form 6.5 Romantik (1800–1860) 6.5.1 Merkmale, Inhalte, Anliegen • Gegenposition zur verstandsbetonten Kunsthaltung des Klassizismus • Emotionale innere Werte sind maßgeblich (seelisches kommt zum Ausdruck) • Hang zu Idylle und Weltflucht, Traum von einer besseren Weltflucht • Oft religiöse, übergeordnete Botschaften (Grundlage bildet eine religiöse Erneuerung nach den Ereignisen der französischen Revolution) • freie Bilderfindungen, Fantasie 6.5.2 Malerische, Formale Merkmale • Stimmungen werden durch ausgewählte Farbgebunden erzeugt • die Natur, Landschaft, Tierdarstellungen werden in überhöhter Weise dargestellt • Bilder transportieren einen übergeordneten Inhalt (symbolisch) 15 7 Komposition K omposition zur Anordnung von Bildteilung in Flächen. 7.1 Flächenaufteilung • liegend • Ruhe • Bewegung • stehend • Strebt nach außen • Wachheit • ein Gegenüber • Ausgleich • Asymmetrie • Spannung • Goldener Schnitt • Zentrierung • Harmonisch • 𝑀 𝑚 = 𝐴𝐵 𝐴𝑆 7.2 Ordnungsprinzipien • Reihung • Ballung • Ordnung • Blickfang • Gruppierung • Steuerung • Spannung • Chaos 16 8 Realismus D er Realismus schlägt ein neues Kapitel der Kunstgeschichte auf. Er bezieht sich nicht auf Vergangenes, sondern möchte die lebendige Wirklichkeit objektiv wiedergeben. 8.1 Bildbeschreibung: „Begräbnis von Ornans“ Abb. 8: Begräbnis von Ornans (1849) von Gustave Courbet (1819–1877) Das Bild zeigt eine Reihung von Personen, die Frauen rechts, die Männer links, die gelangweilt aber ordentlich herumstehen. In der Mitte ist ein dunkles Loch, vor den Menschen in der Erde. Rechts neben dem Loch befindet sich ein weißer Hund, der sich von den dunkel gekleideten Personen abhebt. Zur linken stehen zwei Bürdenträger der Kirche mit einem langen Stab, an dessen Ende ein Kreuz hängt. Insgesamt wirkt das Begräbnis sehr zeremoniell und unspektakulär denn die Farben und Flächen sind düster und ruhig gehalten. Es steht die Wahrheit und nicht das Schöne im Vordergrund. Auch der Glaube, der hier durch die Vertreter der Kirche symbolisiert wird, wird an den Rand gedrängt. Somit zeigt dieses Bild eine traurige und triste Alltagssituation auf eine wahrheitsgemäße, realistische aber nicht perfektionierte Weise, weswegen es zur damaligen Zeit als Skandal angesehen wurde. Der Realismus entwickelt sich in Frankreich. Hauptvereter ist Gustave Courbet. Merkmale, Inhalte Anliegen: schaften. . . ) • Darstellung der Wirklichkeit (reale Dinge, Menschen, Land- 17 • Nüchterne Darstellungsweise ohne Idealisierung • Gezeigt werden soll das „Gewöhnliche“, „Alltägliche“ • Neues Thema „Arbeit“, oft mit sozialkritischer Tendenz • Beginn der Freiluftmalerei „plain air“ Formale Merkmale: • Die Malerei ist abbildhaft • Farbpalette eher gedampft, getrübte Farbigkeit (keine grellen farben) weitere Künstler: Frankreich: • Honoré Daumier • Jean François Millet • Jean-Baptiste Camille Corot Deutschland: • Adolph Menzel • Wilhelm Leibl • Fritz von Uhde 18 9 Avantgarde eben den Künstlern, die sich dem Geschmack der Zeit und dem Konventionellen fügen, gibt es zunehmend Künstler die eigene Wege gehen. Das neu gewonnene Selbstvertrauen in die eigene Persönlichkeit, ausgelöst durch den wachsenden Wunsch nach Freiheit und Individualität nach der französischen Revolution, führt dazu, dass die Künstler sich zunehmend alleine ihren persönlichen künstlerischen Gewissen verantwortlich fühlen. N Sie malen was sie für wichtig halten. Hierbei entsteht zunehmend eine Kluft zwischen Künstler und Publikum. Der Künstler wird häufig verkannt, nicht verstanden. Er rückt an den Rand der Gesellschaft. 19 10 Impressionismus 10.1 Merkmale, Inhalte, Anliegen • Wirklichkeit malen wie wir sie wahrnehmen • Bildthemen – Landschaft, Licht das moderne Leben/Alltag, Menschen, Porträts, Stillleben, es sind positive heitere Bilder ohne Tragik • Bewegung, Veränderung der Dinge durch Lichtfall und Atmosphäre • Eindrücke, Augenblicke • Freiluftmalerei: „Plain air“ ist Programm 10.2 Malerische, Formale Merkmale • Farbfläche setzen sich aus vielen nebeneinander gesetzten Pinselstrichen zusammen, Flirrende Farbflächen • Auflösung der Gegenstandesformen • Verwendung der reinen Farben dicht nebeneinander, mit Ziel Mischfarben erst im Auge des Betrachters entstehen zu lassen • Augenfarbe der Lokalfarbe zu Gunsten der Erscheinungsfarbe dass heißt Dinge werden so gemalt wie sie im jeweiligen Licht erscheinen • Farbe erhält einen Eigenwert dass heißt Farbe wird nicht mehr alleine dazu benutzt werden etwas abzubilden • Der Impressionismus entsteht in Frankreich 10.3 Paul Cézanne und Vincent van Gogh zwei wichtige Impulsgeber der Modernen 10.3.1 Paul Cézanne (1839–1906) Paul Cézanne wurde als Sohn eines Bankiers geboren und dabei sehr streng erzogen. Sehr bald erkannte er das er Kunst machen wollte. Auf drängen des Vaters Studierte er in Paris Jura doch bald brach er ab und wollte sich in der Kunstakademie einschreiben lassen, wurde aber abgelehnt. Nach der Absage kehrte er zurück zu seinem Vater und half diesem in der Bank. Doch schon 20 bald erkannte er wiederum, dass das ebenfalls nichts für ihn ist, und ging wieder nach Paris um sich in der Kunstakademie einschreiben zulassen. Er wurde wieder abgelehnt. Da entschied er sich die Kunst selbst beizubringen (Autodidakt). Um 1865 lernt er junge Impressionisten kennen und stellt mit diesen zusammen aus. Später lernte er Emilie Hortense kennen, die er später heiratete. Aus dieser Beziehung ging der Sohn Paul heraus. Da er bei den Bürgern kaum akzeptiert wurde, lebte er größtenteils in Armut, bis sein Vater starb und ihm alles vermachte. Mit 56 Jahren kamen seine Bilder auch bei der breiten Bevölkerung an. 1906 starb er in Ex. 10.3.2 Merkmale bei Paul Cézanne´s Malerei • Erhöhter Abstraktionsgrad • Perspektive wird fast aufgegeben • Weniger Farben, diese aber fein variiert • Bilder wirken wie aus einem Farbgewebe • Farben wirken materiell schwer • Formen erscheinen vereinfacht und geometrisiert • Cézanne versuchte zu einer Art objektiven Wahrnehmung zu gelangen • Cézanne untersuchte die Wirkung von Farbe und Farbnachbarschaften 10.4 Vincent Willem van Gogh Vincent Willem van Gogh ist geboren 1853 in Holland. Es ist Sohn eines Pfarrers und hat mehrere Onkel die Kunsthändler waren. Et begann eine Ausbildung als Kunsthändler, wurde aber entlassen, da er mit den Leuten fachsimpelte, anstatt zu verkaufen. Nach der fehlgeschlagenen Ausbildung ging er als Laienprediger in das Kohlewerk Borinage bei Mons. Wurde aber entlassen, weil er sein Geld verschenkte und wie die Arbeiter lebte. Er kehrte zurück zu seinen Eltern und begann dort mit dem Male. Sein Bruder Theo (Kunsthändler) unterstützte ihn finanziell, damit er sich seine Ausrüstung leisten konnte. Bei seinem Besuch in Paris lernte er impressionistische Maler kennen. Er war von diesem Stil sehr begeistert und änderte seinen eigenen Stil. Als er sich mit einem Freund zusammentuen wollte, kam es zu anhaltenden Streits mit diesem. Dies nahm in so mit das er sich selbst verletzte und sich ein Ohr abschnitt. Daraufhin merkte er das er eine schwere Psychose hatte und ging in eine Heilanstalt. 1890 beging er Selbstmord. 21 10.4.1 Merkmale bei Vincent van Gogh´s Malerei • Malerei zeigt leuchtende Farben • Geistige Malerei wirkt sehr bewegt • Stark abstrahierte Formen • In dem Bildern wir Freundfarbe eingesetzt • Die Farbe und Kontraste erzeugen Emotionen 22 11 Die Kunst des 20. Jahrhundert 11.1 Die Fauvisten (französische Expressionisten) • 1905 im Pariser Herbstsalon – Fauvisten stellen ihre Bilder aus • Es kommt zum Skandal, durch einfache Malerei und „schreiende“ Farben • gemeinsame Grundhaltung – starke Farben – Vereinfachung des Gegenständlichen – Verzicht auf Körpermodellierung Abb. 9: Corbeille d’oranges (1912/13) von Henri Matisse (1869–1954) 23 11.2 Brücke (norddeutsche Expressionisten) • Heine Gruppe von Architektenstudenten der Dresdner Hochschule – Künstlergemeinschaft „Brücke“ (1905–1913) • malen, seelisch, psychische Motive • das Hässliche, ursprüngliche Schönheit der Natur • wenig Wert auf optische Erscheinung von dem Sinn der Dinge zu erfassen und wiederzugeben. • bewusste Vergröberung → holzschnittartige Gestik 11.3 Blaue Reiter (süddeutsche Expressionisten) • Kandinskys Austritt aus der „Künstlervereinigung Mürchen“ aufgrund seiner abstrakten Malweise – gründet Künstlergruppe: Der blaue Reiter eigene Ausstellung → löst sich am beginn des 1. Weltkrieges auf • Versuch die innere und geistige Welt in ihren Bilder auszudrücken – Befreiung der Kunst von Stofflichen Erlebnissen, Abstraktion • meditative Expressionisten Abb. 10: Murnau mit Kirche 24 11.4 Kubismus • Frühkubismus (1906–1910) wichtige Vertreter: Pablo Picasso und Georges Braque • Merkmale – Studien an afrikanischen Masken – hochgezogener Horizont, blockhafte Formen (geometrisierung) – Aufgaben des fixierten Blickpunktes, von dem aus das Bild angeschaut wird • „Papier collé“ (ins Bild geklebte Realitätsfragmente) • Bruch der ästhetischen Vorstellungen und Regeln was die Behandlung des Raumes und den Ausdruck menschlichen Empfindens angeht • Figurenbilder, Landschaften, Stillleben Abb. 11: Häuser in L’Estaque (1908) von Georges Braque (1882–1963) 25 11.5 Analytischer Kubismus • gekennzeichnet durch Analyse des Gegenstandes • man betrachtet Objekte aus verschiedenen Perspektiven und fügt das Gesehene in Neukompositionen zusammen • Neu: Darstellung mehrerer Aspekte in einem Bild • Beziehungen der Dinge und die Relation zum Umraum wird wichtig – Folgen: Reduktion auf grau, blau, Ockertöne und auf einfache Motive (Krüge, Gläser) • neue Möglichkeit für den Betrachter zu interpretieren Abb. 12: Violine und Krug (1910) von Georges Braque (1882–1963) 26 11.6 Orphismus • auch „Orphischer Kubismus“ genannt (steht ihm nahe) • stammt von dem Schriftsteller Guillaume Apollinaire ab • Anspielung auf den mythischen Sänger Orpheus – steht für neue politische Wirklichkeit • kristallene Formen • Farben spielen zentrale Rolle • Spiel mit Lichtbrechungen und Winkeln • gegen später fast nur reine Farben, Fenstermalerei – Ziel der Bewegung: innerliche, gemeinverständlich, politische Sicht zu erlangen Abb. 13: Les Fenetres simultanée sur la ville (1912) von Robert Delaunay (1885–1941) 27 11.7 Futurismus • eine Revolte junger italienischer Literaten und Künstler gegen alles Traditionelle und Konservative • Schönheit der Geschwindigkeit – „Meisterwerke müssen aggressiv wirken“ • Zerstreuung und Verschmelzung der Details • zeitliche Abläufe werden parallel dargestellt • Verschiebung und Zerlegung der Gegenstücke • Giacomo Balla: „Ein Kind läuft über den Balkon“ (1912) 28 12 Die abstrakte- ungegenständliche Bildwelt • Zentral ist eine große auf die Spitze gestellte Rautenform in türkis-blau • links unten ist ein Kreis (lila–blau) mit zeigerförmigen Gebilden, die über die Kreisform hinausragen und eine Verbindung zur Raute darstellen. • Oben rechts ist eine Ballung von verschieden großen Kreisen in unterschiedlichen • Man sieht viele geometrische Formen in bunten Farben auf dem Bild verteilt. Sie sind auf einen rötlich- braunen Grund gesetzt, der keine einheitliche Fläche ist, sondern in der Mitte heller ist als außen. • Das Bild wirkt technisch, weil die geometrischen Formen gezielt gesetzt wurden und eine klare Abgrenzung der Formen zum Umraum aufweisen. • Es wirkt statisch, weil die Raute in der Mitte zentriert steht • Das auf dem Bild dargestellte wirkt wie eine Einheit, da keine der Formen zum Rand hin abgeschnitten ist. • Interpretation – der Künstler hat eventuell die Schönheit in abstrakten Formen gesucht (kein Abbild) • Synästhesie: verschiedene Sinne ineinander übertragen; z. B. Musik und Malerei 29 A Kunstzitate „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sie macht sichtbar.“ Paul Klee (1879–1940) „Kunst ist die Befreiung aus den Fesseln des Faktischen.“ Andreas Tenzer (1954) „Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.“ Jean Paul (1763–1825) „Die Kunst darf nie populär sein wollen. Das Publikum muß künstlerisch werden.“ Oscar Wilde (1854–1900) „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge ist erloschen.“ Albert Einstein (1879–1955) „Was wäre das leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskiren“ Vincent Willem van Gogh (1890–1978) „Jeder möchte die Kunst verstehen. Warum versucht man nicht, die Lieder eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, die Blumen, alles um uns herum, ohne es durchaus verstehen zu wollen? Aber wenn es um ein Bild geht, denken die Leute, sie müssen es ‚verstehen‘“ Pablo Picasso (1881–1973) „Wir wissen alle, daß Kunst nicht Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können. Der Künstler muß wissen, auf welche Art er die anderen von der Wahrhaftigkeit seiner Lügen überzeugen kann.“ Pablo Picasso (1881–1973) „Selbstverständlich ist die Kunst ihrem Wesen nach verwerflich! Und überflüssig! Und asozial, subversiv, gefährlich! Und wenn sie das nicht ist, dann ist sie weiter nichts als Falschgeld, leere Hülle, Kartoffelsack . . . “ Jean Dubuffet (1901–1985) 30 B Verzeichnis für Fachbegriffe Bedeutungsperspektive: Die Größenverhältnisse im Bild richten sich nach der Bedeutung einzelner Bildelemente (Mittelalter) Zentralperspektive: Gibt eine räumliche Situation wieder in größte möglicher Annäherung an das natürliche Vorbild (Merkmal: Fluchtpunkte) Farb- und Luftperspektive: Erzeugung von Tiefenräumlichkeit durch die Verschiebung von warmen Farbtönen in den Bildvordergrund und kalten Farbtönen in den Bildhintergrund. Hinzu kommt eine Atmosphärische Trübung, durch verblassen der Farben. Lokalfarbe: Ist eine Gegenstandfarbe, die dem Gegenstand eigene Farben. Erscheinungsfarbe: Ist die Farbe wie sie durch die atmosphärische Gegebenheit des Ortes und der Tageszeit erscheint (Impressionisten) Ausdrucksfarbe: Ist Farbe die eine seelische Empfindung zum Ausdruck bringt (Expressionismus) Fremdfarbe: Ist Farbe in einer malerischen Fläche, die am Objekt in der Wirklichkeit gar nicht vor kommt. autonome Farbe: Ist Farbe die weder die Funktion hat einen Gegenstand darzustellen noch einen Seelenzustand beschreibt. Es ist Farbe an sich. (abstrakte Kunst) Ton in Ton Kontrast: ruhiger Bildwirkung Hell-Dunkel-Kontrast: Theaterhaft, Theatralisch, Spannung Kontrast der reinen Farben: lebendig, ohne grell zu sein Kontrast der getrübten Farben: Vielfältigkeit Primärfarbenkontrast (rot, gelb, blau): bunt und laut (knallt) Komplementärfarben: schrill 31 C Bildbeschreibung: „Metaphysische Landschaft“ Staatsgalerie Stuttgart: Raum 18 as Bild von Yves Tanguy (1900–1955) steht unter dem Titel „Metaphysische Landschaft“ und wurde 1935 mit Öl auf Leinwand gemalt. Das Bild ist in Eintönigem braungrau gehalten und wird etwas unterhalb der horizontallen Mitte durch eine schwarze Horizontlinie geteilt. Auf der Erde sind viele einfache geometrische Körper, wahrscheinlich Steine und Knochen, in den Farben Grau, Weiß und Rot dargestellt. Durch diese Horizontlinie bekommt das Bild einen Tiefeneffekt. Hätte der Künstler diese weggelassen, wäre nicht zwischen Himmel und Erde zu unterscheiden gewesen. Oberhalb des Horizontes steigen schwarzbraune Rauchschwaden auf, die sich allerdings kaum vom braunen Himmel absetzen. D Der Künstler gehört seit 1925 zur Pariser Surrealistengruppe und will mit seinem Bild offenbar seine apokalyptische Visionen abbilden, die er zehn Jahre vor den Atombombenabwürfenen auf Hiroshima auf Leinwand bringt. Das Bild wirkt insgesamt sehr düster und leblos. Es strahlt aber durch die Schlichtheit viel ruhe aus und Vermittelt zugleich eine apokalyptische Stimmung. Das Bild scheint mir ein früher Hilferuf vom Künstler an die Vernunft der Menschheit zu sein, dass sich diese nicht selbst in den Untergang treibt. Da die Menschheit zu dieser Zeit anfing, eine sehr schwer kontrollierbare Energieform für sich zu nutzen, die Kernenergie. Diese Unkontrolierbarkeit sollte nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima (1945) und der Katastrophe in Tschernobyl (1986), aber spätestens durch die aktuellen Ereignisse in Fukushima Daiichi (2011) erkannt und bis auf weiteres nicht mehr als Waffe oder in Reaktoren benutzt werden. Auch wenn der Künstler nicht unbedingt die Kernenergie gemeint haben muss, so spricht er doch ein aktuelles Thema an. 32 Dieses Dokument liegt in Version 2 (85752dd) vor. Die aktuelle Version ist als PDF Datei unter http://ypid.files. wordpress.com/2013/04/kunstgeschichte.pdf abrufbar. In dieser PDF Datei finden sich auch noch Versionshinweise und Statistiken über dieses Dokument. Der Quellcode für dieses Dokument ist auf GitHub: https://github.com/ypid/documentKunstgeschichte Dieses Dokument unterliegt, mit Ausnahme der Bilder, der Creative Commons „Namensnennung- Nicht-kommerziellWeitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“ Lizenz. Robin SĚneider, 2011{2013 Erstellt mit dem Textsatzsystem LATEX 2𝜀 auf Ubuntu GNU/Linux 33 Statistiken Metainformationen Titel : Kunstgeschichte Betreff : Autor : Robin Schneider Lizenz : Creative Commons BY-NC-SA 3.0 Dokumentenklasse : scrartcl Seitenzahl vor dem Inhalt (Römisch) : 3 Seitenzahl vom Inhalt (Arabisch) : 33 Logische Seitenzahl (Arabisch) : 35 Physische Seitenzahl : 39 Anzahl der nummerierten Kapitel : 12 Anzahl der “ Kapitel im Anhang : 3 Anzahl der verwendeten Fußnoten : 0 Anzahl der “ Koordinatensysteme : Anzahl der “ und benannten Tabellen : 0 Dokument angepasst an die Sprache : Deutsch (neue Rechtschreibung) Dokument übersetzt als : Finale Version Version : 2 (85752dd) Zähler der Übersetzungsvorgänge : 208 Erstellungsdatum : Montag, 14. März 2011 12:52:00 Übersetzungsdatum : Samstag, 20. April 2013 19:08:04 Geplantes Abgabedatum : Freitag, 8. April 2011 Verstrichene Zeit : 1000 ‰ Arbeitstage : 768 Geplante Arbeitstage : 25 Tage bis zum geplanten Abgabedatum : -743 Um das Ganze bildlich darzustellen . . . Status: Status: (verstrichene Zeit) (eigenes Ermessen) 34 Informationen zu den Quelldateien Nr. Dateibeschreibung Bytes Änderungsdatum 1 Hauptdatei 1141 2013-04-20 2 Präambel 1464 2013-04-11 3 Präambel Heft 2 2065 2013-04-11 4 Metainformationen 333 2013-04-20 5 Titelseite 701 2013-04-11 6 Einführung 429 2013-04-11 7 Bildanalyse 842 2013-04-11 8 Gotik 1985 2013-04-11 9 Gotik Mindmap 1410 2013-04-11 10 Renaissance 1483 2013-04-11 11 Renaissance 1826 2013-04-11 12 Barock 5042 2013-04-11 13 Romantik 5906 2013-04-11 14 Komposition 5116 2013-04-11 15 Realismus 2484 2013-04-11 16 Avantgarde 1225 2013-04-11 17 Impressionismus 4384 2013-04-11 18 20. Jahrhundert 5309 2013-04-11 19 Abstrakter Kram 1190 2013-04-11 20 Metaphysische Landschaft 1887 2013-04-11 21 Fachbegriffe 1636 2013-04-11 22 Kunst Zitate 2038 2013-04-11 23 Endteil 1669 2013-04-20 35 Eingebunden