Generation Golf - Alternative Bank Schweiz

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Generation Golf - Alternative Bank Schweiz
Nummer 4 | 13. November 2000
3
Claudia Honegger (53)
1969 hielt sie in Zürich die 1.-MaiRede. Heute arbeitet sie als Soziologie-Professorin an der Uni Bern.
Im moneta-Interview hält Claudia
Honegger nicht nur Rückblick auf
die «Achtundsechziger». Sie wehrt
sich auch gegen das neuste Etikett
«Generation Golf».
10
Aernschd Born (51)
Ein Geldmensch sei er keiner, aber
Geld ausgeben tue er gerne.
Liedermacher Aernschd Born steht
zu den Widersprüchen, die ein Leben
naturgemäss mit sich bringt. Er
trauert auch um die Tatsache, dass
er aus finanziellen Gründen kein
Hausmann sein darf.
23
Reto Wüthrich (27)
Er hat das Oberaargauer Jugendparlament initiiert und einen Weekendbus für jugendliche Spätheimkehrer auf die Strasse zwischen Bern
und Burgdorf gebracht. Seine
Zürcher Pepper GmbH handelt mit
Jugendmarketing. Für die ABS sieht
er darin durchaus Chancen.
24
Nermin Zulic (14)
Am 10. Januar 2000 wurde Nermin
Zulic mit seiner Familie nach
Bosnien-Herzegowina ausgeschafft.
Für seine MitschülerInnen begann
damit der Kampf um einen Freund.
Die Dokumentation in Buchform nennt Schriftsteller Beat Sterchi «eine Lektion in Staatskunde».
Helden unter sich
Gute Comics leben genauso wie
gute Geschichten von ihren Helden.
Mister Comic Cuno Affolter könnte
dazu ganze Bände schreiben. Ausser, wenn es darum geht, Vertreter
der trendigen «Generation Golf» als
Comic-LeserIn oder gar Comic-Helden zu orten. Seine Beweisführung
lesen Sie auf
Seite 5
Golfer über sich
Der eine schreibt für das renommierte Feuilleton der «Frankfurter
Allgemeinen Zeitung», der andere
publiziert im nicht minder renommierten Frankfurter Suhrkamp-Verlag: Kulturredakteur Florian Illies
(29) hat mit seiner Buch-Inspektion
«Generation Golf» viel Staub aufgewirbelt und einen sanften Bestseller zum Gemütszustand jener
Menschen verfasst, die heute 25 bis
35 sind. Schriftsteller und Musiker
Gion Mathias Cavelty (Bild, 26)
machte sich im Auftrag von moneta
ebenfalls hinter das Studium seiner
Generation und schaute dabei tief
in den Spiegel. Was er dort zu sehen
bekam, lesen Sie auf Seiten 5 und 8
Foto: Ruedi Steiner
Geburtstag
unter uns
Generationen werden meist
in Dekaden gemessen. 10 Jahre für
eine Einheit. Nächstes Jahr feiert
die Alternative Bank ABS ihren
10. Geburtstag. Und damit die erste
Generation. Offizieller Stichtag
für Reden und Rückblicke ist die
nächste Generalversammlung vom
21. April 2001 in Zürich. Mehr dazu
schon heute ab
Seite 21
Kolumne
Inhalt
3
Die Nach-Grünen
Soziologin Claudia Honegger
5
Cuno Affolter
Comic-Helden fahren niemals Golf
8
Essay
Gion Mathias Cavelty
Gespräch über Geld
Aernschd Born
10
12
ABS-Kreditprojekt
Riff Raff – Zürcher Kino für den gehobenen
Unterhaltungsfilm
15
ABS-Kreditprojekt
Paracelsus-Spital:
mehr als nur schulmedizinische Leistungen
17
ABS
Die Bank finanziert privates Wohnen
ABS
Interessante Kreditgesuche
18
ABS
Die Leute von der ABS
19
21
ABS
Die zehnte Generalversammlung:
21. April 2001
21
ABS
Marco Morelli, Duo Co Streiff (Sax) und
Irène Schweizer (Piano) feiern mit
ABS
Jetzt auf das Vorsorgekonto einzahlen
22
Meinungen zur ABS
Christa Markwalder, Reto Wüthrich und
Valérie Garbani
23
Wir Jungen sind ja
immer noch am Lernen
«Die Wertvorstellungen von jungen Erwachsenen sind ganz anders als bei uns»,
das war die Antwort meiner Mutter auf die Frage, was ihr beim Wort «Wertvorstellungen» in den Sinn kommt. Diese Aussage, die man ja heute immer wieder hört, hat mich erneut zum Nachdenken bewogen.
Sicher ist da mal der Wert des Geldes. Bekam man früher eine Zehnernote von
der Grossmutter in die Hand gedrückt, glaubte man, ein halbes Vermögen zu
besitzen. Heute sind zehn Franken nichts mehr wert, im Gegenteil, Einzelne
Anita Ryter
schämen sich, nicht mehr erhalten zu haben. Das Wort «Dankbarkeit» steht heute
leider ganz klein geschrieben. Ein Wert, der in unserer Zeit immer mehr verloren geht. Ohnehin vermute ich, dass wir jungen Leute tatsächlich undankbarer sind, als unsere Vorfahren es waren. Als ich vor vier Jahren ernsthaft krank wurde, ist mir klar geworden, welchen
Wert eigentlich das morgendliche Aufstehen hat. Ist man nämlich plötzlich gelähmt, so
wird einem bewusst, was ein einzelner Schritt bedeutet. Viele junge Erwachsene spazieren
ganz gemütlich durch das Leben und nehmen alles als selbstverständlich an.
Etwas anderes, das mir in diesem Zusammenhang in den Sinn kommt, ist die Esskultur der
heutigen Jungen. Gegenwärtig muss alles schnell und bequem erledigt werden können.
Und wenn das Ganze noch vor dem Fernseher ablaufen kann, ist das zweimal so gut: eben
doppelt konsumieren. Die wirkliche Esskultur ist wohl am Verschwinden.
Prinzipiell unterscheide ich zwischen drei Werten: Schönheitswerte, moralische Werte und
religiöse Werte. Sei es von der Miss-Schweiz-Organisation, Plakatwänden oder Fernsehwerbung, jeden Tag werden Idealbilder gezeigt, Normen und Werte, an die man sich als
junge Person fast halten muss, wenn man eben «in» sein will. Moralische Werte hingegen
muss man ganz für sich alleine herausfinden. Für mich persönlich haben Werte wie Hilfsbereitschaft, gegenseitige Rücksicht und Vertrauen oberste Priorität. Auch einander
akzeptieren erscheint mir sehr wichtig. Letzteres gehört für mich in die Liste, weil ich das
Gegenteil hautnah miterlebt habe. Eine Kollegin begleitete mich in ein Hallenbad und
musste mir gezwungenermassen bei jeder Einzelheit helfen. Nach dem Bad kündigte sie mir
die Freundschaft, indem sie sagte, sie wisse nicht mehr, wie sie mit mir umgehen solle.
Ist bei jungen Menschen eine kranke Person weniger wert, weil sie ihren Idealvorstellungen
nicht entspricht? Religiöse Werte zu entwickeln, ist bei der Fülle von verschiedensten Angeboten für junge Leute nicht einfach. Ist man sich einer Sache sicher, kommt jemand und
zerstört die gerade gefundenen Werte wieder.
Übrigens, wir Jungen sind ja immer noch am Lernen, wie alle anderen auch.
Letzte Seite
Nermin wird ausgeschafft
24
Anita Ryter
Primarlehrerin Anita Ryter, 22, wohnt in Steffisburg.
Sie ist Preisträgerin von «Jugend forscht» und Autorin des Buches «1796. Eine Frau wird enthauptet –
Spurensicherung im Fall Margaritha Hürner». Erschienen im Cosmos Verlag.
Impressum
Zeitung für Geld und Geist. Nr. 4, 13. November 2000
moneta erscheint mindestens vierteljährlich in deutscher und französischer Sprache. Wiedergabe von Texten und eigenen
Illustrationen nur unter Quellenangabe und mit schriftlicher Zustimmung der Redaktion.
Herausgeber: Herausgeberverein moneta Redaktion: Ruth Hugi (verantwortlich), Christel Berset, Felix Bührer, Aldo Clerici
und Hans Peter Vieli (im Ausstand) Redaktionelle Mitarbeit: Cuno Affolter, Gion Mathias Cavelty, Silvana Iannetta,
Beatrix Mühlethaler, Anita Ryter, Charlotte Spindler, Beat Sterchi und Ruedi Steiner (Fotos) Layout und Produktion: Clerici
Partner, Zürich Druck: ROPRESS Genossenschaft, Zürich Verlag: moneta, Leberngasse 17, Postfach, 4601 Olten, Telefon
062/2061616 Redaktionsadresse: moneta, Feldstrasse 10, Postfach, 4900 Langenthal, Telefon 062/9229156, Fax 062/922 04 88,
E-Mail: [email protected] Abonnemente: Jahresabonnement Fr. 20.–, Förderabonnement Fr. 50.– Auflage dieser Ausgabe:
20 000 Ex.
Beilagen und Inserate: Wir machen darauf aufmerksam, dass Beilagen, die nicht von der ABS selbst oder von moneta beigelegt
werden, bezahlt sind und deshalb den ebenfalls bezahlten Inseraten gleichkommen – die Einnahmen daraus helfen uns,
die Produktionskosten der Zeitung zu reduzieren.
2
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
«Die Distanz zwischen dem Emmental
und Zürich ist geschrumpft»
Generationen
Claudia Honegger über die Generationen
Das Etikett «Generation Golf» mag sie nicht. Für die Soziologin
Claudia Honegger sind diese Golfcabrio-Fahrer aus Frankfurt bzw.
deren Altersgenossinnen zwischen 25 und 35 eher so genannte
«Nach-Grüne». Wobei eine Generation eh nur schwer in Bildern zu
fassen sei. Die Achtundsechziger inklusive.
Wie bei den Achtundsechzigern?
68 wird, wenn man von Generationen
spricht, überschätzt. Zur 68er-Generation
gehören höchstens die Jahrgänge 1947 bis
1950. 68 war ein städtisches Phänomen.
All jene jungen Leute, die damals auf dem
Land waren, haben kaum etwas mitbekommen. 68 ist zudem ein Bildungsphänomen. Natürlich gab es auch ein paar
Rocker, die mitliefen. Das Gros der 68erAktivisten aber waren Gymnasiasten und
Studenten. Sie machen wenige Prozent der
Jugendlichen zwischen 16 und 20 von damals aus. Wenn man dann von einer Generation spricht, ist das leicht übertrieben.
Heute sind die Generationenzusammenhänge wahrscheinlich dichter, weil die
kulturellen Ereignisse besser und breiter
kommuniziert werden. Die Distanz zwischen dem Emmental und Zürich ist geschrumpft. Ereignisse prägen heute sicher
mehr Leute.
Welche Ereignisse prägten denn die Generation
der 1965 bis 1975 Geborenen?
Aus meiner Sicht ist für diese Generation zu dieser Zeit fast nichts passiert.
Obwohl für diese Jugendlichen individuell
Foto: Christoph Hoigné
Claudia Honegger: Es gibt sicher Ereignisse und Erlebnisse, die eine Generation
ausmachen können. Die Etiketten aber, die
man ihnen anhängt, haben mit den Menschen häufig wenig zu tun. Sie dienen
höchstens dem Verkauf von Büchern. Sicher kommt es darauf an, was Jugendliche
zwischen dem 15. und 20. Altersjahr erleben. Gemeinsame Erlebnisse in dieser
Phase können Generationen prägen, sie
überhaupt zu einer bewert- und benennbaren Generation machen. Heute werden
solche Ereignisse, die zu gemeinsamen Erlebnissen werden können, von den Medien
stärker mitgeprägt, thematisiert und transportiert als früher.
Foto: Gretler’s Panoptikum, Eric Bachmann
moneta: Florian Illies bezeichnet die – wie er –
zwischen 1965 und 1975 Geborenen als «Generation Golf». Was lässt sich aus soziologischer
Sicht zu solchen Typisierungen in Generationen
sagen?
1969 an der Maifeier in Zürich…
…heute als Soziologieprofessorin in Bern:
Claudia Honegger.
und im Einzelnen bestimmt immer mehr
geschieht, als wir sehen. Wir haben immer
wieder prägende Erinnerungen, die mit
diesen Jahren zusammenfallen. Das kann
auch etwas sein, das sich ganz weit weg
abgespielt hat, wie zum Beispiel ein Krieg,
der Golfkrieg etwa. Oder es kann das Aufkommen einer gewissen Thematik sein wie
zum Beispiel die Ökologie.
der Haltung her aber wollten oder wollen
diese Frauen der mittleren Bildungsschicht
eine Ausbildung abschliessen. Es gibt wohl
kaum eine Frau, mit Ausnahme der untersten Bildungsschichten vielleicht, die von
Anfang an sagt, sie wolle Hausfrau werden. Viele stecken dann angesichts der
Arbeitsmarktsituation etwas zurück. Es ist
bei den Frauen dieser Generation aber
trotzdem eine Vehemenz festzustellen, zumindest Beruf und Mutterschaft vereinen
zu wollen. Abiturabschluss, Lehrabschluss
und Hochschulabschluss sind normal.
Ist Ökologie für diese «Generation Golf» Thema?
Ich glaube schon. Wenn sich diese Generation auch nicht unbedingt in politischen Parteien engagiert: Ökologie ist für
diese jungen Erwachsenen ein normales
Thema geworden. Es gehört dazu. Also
wollen sie es nicht immer wieder an die
grosse Glocke hängen.
Wie bezeichnen Sie diese Generation der
1965 bis 1975 Geborenen?
Die Abgrenzung ist nur schwer zu machen. Eigentlich wären es ja schon die
Nach-Grünen. Nicht die eigentlichen Begründer der Grünen. Es ist schon die dritte
Generation, wenn man 10 Jahre veranschlagt für eine Generation nach den
68ern.
Welche Rolle spielen die Frauen?
Viele
lidierten
wirklich
wenn sie
von ihnen leben einen konsoFeminismus. Einiges wollen sie
nicht mehr mitmachen. Auch
es dann teilweise doch tun. Von
Wie wichtig ist die Karriere für diese Generation?
Für die Männer ist die Karriere schwieriger geworden. Männer können weniger
planen als früher. Die heutigen Laufbahnen haben sich mit der Flexibilisierung
und verschiedenen Arbeitsmarktsituationen verändert. Heute ist niemand mehr
sicher, nach dem Studium einen Job zu
finden, und wenn ja, ob man/frau ihn
auch über längere Zeit behalten kann. Für
Frauen ist die Karriere sicher wichtiger geworden, als sie es in anderen Generationen
je war. In meiner Generation, ich bin jetzt
über 50, gab es erst vereinzelte Frauen an
den Hochschulen.
Interview: Ruth Hugi
Claudia Honegger, 53, ist Prof. Dr. für theoretische Soziologie an
der Universität Bern
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
3
Auch in Medellín würden
die Jugendlichen lieber
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Comics
Sie geben ihr Geld für andere Medien aus
Comic-Helden fahren niemals Golf
«Dr. Comic» Cuno Affolter ist sich da sicher: In den aktuellen Comics ist
die Generation der 25- bis 35-Jährigen nicht aktiv. Weder als LeserInnen noch
als HeldInnen. Im Trend liegen heute vielmehr Event-Comics, die sich
zwar durchaus an spezielle Zielgruppen wenden, nicht aber an eine definierbare Altersgruppe, sprich Generation.
A
ls Erstes und vor allem brauchen Geschichten
Helden. Das ist ja gar nichts Neues, haben wir doch in
letzter Zeit einige Helden schon gehabt, tote und lebendige: Andy Hug, Bill Gates, Diana, Rolf Knie, Bertrand
Piccard … (you name him or her!). Wenn also ComicGeschichten nach einem Helden (weniger zahlreich sind
Heldinnen) verlangen, so tun sie nichts anderes, als es
alle Welt schon immer getan hat.
Der erste Held in der Geschichte der Comics war
ausgerechnet ein breit grinsendes, kahlköpfiges Kind
mit Segelohren, welches in einem knallgelben Nachthemd mit New Yorker Strassenkindern in der Hogan
Alley seine Streiche spielte. Das war 1896, der Glatzkopf aus der Feder von Richard F. Outcault, später als
Serienheld Yellow Kid bekannt, markierte die Geburtsstunde des Comics in der amerikanischen Zeitungslandschaft. Dank Yellow Kid schnellte die Auflage von
Pulitzers Sunday World in die Höhe, in der Folge wurde
der Auflagenkrieg um die amerikanische Leserschaft auf
den farbigen Comic-Seiten ausgetragen. Seither ist viel
Tinte geflossen, und die Namen der Helden füllen ganze
Nachschlagewerke; man findet sie längst nicht nur in
Zeitungen und Büchern, sie sind als Merchandising-Produkte erhältlich, sind ebenso im Mainstream und Underground tätig, sind Kunst- oder Kommerzfiguren, und
bisweilen sogar beides.
Alles, was Rang und Namen hat
Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide in den
bunten Bildern offenbart – wie schon gesagt – einen
eklatanten Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen. Von der Altersstruktur her allerdings ist alles
vorhanden, was Rang und Namen hat: Das kreischende
Bébé Toupet (von Blesteau), der Primarschüler Calvin
und sein Stofftiger Hobbes (Watterson), der pubertierende Peter Parker alias Spider-Man (Ditko), die
gestandene Ehefrau Blondy (Chic Young) und selbst
Rentnerinnen am Existenzminimum wie Carmen Cru
aus der Feder von Lelong. Demoskopisch herrscht ein
Kunterbunt an Sozialschichten und Berufen unterschiedlichster Couleur. Nicht schreibende Journalisten
(Tim, Clark Kent/Superman) sind besonders zahlreich,
gefolgt von Detektiven, die im Nebenfach noch ein
bisschen Journalismus betreiben.
Aber es fehlt ebenso wenig an Arbeitslosen, die auf
die schiefe Comic-Bahn geraten, windigen Wirtschaftsbossen in der Grauzone der Kriminalität, exzessiven
Punkern, kiffenden Freak Brothers oder an wahnwitzigen Wissenschaftlern, welche die Welt vor ihrem vermeintlichen Niedergang bewahren wollen.
Abbild von gängigen Bildern
Wenn wir davon ausgehen, dass die
Welt der Comics die gesamte Realwelt
und die der Vorstellung noch dazu
wiedergibt, so sollte es eigentlich
kein Problem sein, Spuren der
«neuen Generation» als Abbild im
statischen Bildermedium Comic zu
finden. Der Comic verpackt unser
Leben, das innere und äussere Universum in Zeichnungen, Zeichen und Symbolen. Auch die Jugendkultur ist Bestandteil dieser
Universen. Dennoch, die Comic-Bilder sind das Abbild aus bereits bestehenden Bildern. Das heisst, der
Comic-Zeichner ist kein Soziologe, der Studien betreibt, ist auch nicht Psychologe, der analysiert: Der
Comic-Zeichner ist vielmehr ein Spiegel, in dem schon
vorhandenes, kollektives Unterbewusstsein sichtbar auf
Papier erscheint. In seiner Abbild-Funktion kann der
Spiegel, Comic Flecken aufweisen oder verzerren, der
Wahrheit verpflichtet sein oder ihr gerade mit Scherz,
Überzeichnung und Ironie ein Schnippchen schlagen.
Generation Golf
Florian Illies, 29, bezeichnet die heute 25- bis 35-Jährigen als «Generation Golf». Diese Generation bevorzugt nach seiner Meinung die Mitte.
Sie ist eher konservativ und politisch indifferent. Der Zeitgeist ist liberal.
Die Generation Golf macht Schluss mit den Geschichten von 68, Schluss
mit dem Muff von zwanzig alternativen Jahren. Die Generation Golf ist
die erste, für die Gleichberechtigung halbwegs Wirklichkeit geworden ist.
Die Frauen wissen, dass sie sich nehmen können, was sie wollen.
«Die Achtzigerjahre waren das langweiligste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts», schreibt Illies. «Irgendwann fuhr dann plötzlich auch über die
Strassen der Provinz ein erstes dunkelblaues Golf Cabrio. In diesem Auto
sass schon damals eine junge blonde Frau mit Sonnenbrille und BarbourJacke. Dieses dunkelblaue Cabrio wies den Weg, heraus aus der Ödnis der
Achtzigerjahre, hin zum ‹weil ich es mir wert bin› der Neunziger. Dem
Jahrzehnt, in dem die zwischen den Baujahren 1965 und 1975 Geborenen
dann endlich selbst hinters Steuer durften. So wurden wir ganz automatisch zur ‹Generation Golf›».
RH
Florian Illies’ Buch «Generation Golf» ist im Frankfurter Argon-Verlag erschienen
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
5
Kein Comic-Thema
Auf der Suche nach der «neuen Generation» – nennen wir sie trendmässig «Golf-Generation» – im Comic.
Kein leichtes Unterfangen, nachdem die Halbstarken,
die Hippies, Punkers, Mods, Yuppies und die Generation X schon von der Bildfläche verschwunden sind und
das Phänomen der Golf-Fahrer erst jetzt medial ausgeschlachtet wird. Die Bestandesaufnahme, auch nach
Beizug mehrerer Experten, ist ernüchternd: Die GolfGeneration ist im Comic als Thema (noch) nicht behandelt. Bedingt durch die langen Produktionszeiten eines
Comics, man rechnet mit einem bis zwei Jahren, sucht
man vergebens nach Golf fahrenden Golfern, Hedonisten ohne Mission, bürgerlich-reaktionären Zeitgenossen, die ihr Heil bei der Sportgöttin Nike suchen,
karrierebewusst am Leasing eines grösseren Autos
(ebenfalls aus Deutschland) arbeiten und nebenbei waghalsig von Brücken springen oder ihre Todessehnsüchte
beim Riverrafting im Berner Oberland stillen. «Die
Golf-Generation gehört nicht zu unseren Kunden, und
als Protagonisten sind sie zu langweilig», stellt Gabriela
Fernandez vom Comix Shop in Basel, der reputiertesten
Deutschschweizer Comic-Buchhandlung, fest. Und sie
Zuerst ein Flop,
dann ein Renner:
Erst mit gutem
Sendeplatz bei RTL
starteten die «Sailer
Moon»-Comics
bei 8- bis 13-jährigen
Kids durch.
6
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
fragt sich (wissenschaftlich nicht eindeutig evaluiert),
ob diese Generation, neben Videos, Fernsehen, Internet
und Game-Kultur, überhaupt noch Zeit zum Lesen
findet.
Michael Walz, Cheflektor beim Ehapa Verlag in
Stuttgart, Marktleader auf dem deutschen ComicMarkt, bestätigt: «Diese Generation von LeserInnen ist
für den Kauf eines Comics, abgesehen von einigen Bestsellern, die in aller Munde sind, völlig unbedeutend
geworden. Diese Leute geben ihr Geld in anderen Medien aus. Obwohl die Kaufkraft immens ist, haben wir
es bis heute nicht geschafft, diese Leute langzeitig ans
Medium zu binden.» Gefragt sind deshalb vor allem
«Event-Comics», wie sie Walz nennt. Comics, die «im
Wechselspiel mit anderen Medien, Zielgruppen attraktiv ansprechen und auf aktuelle Ereignisse anspielen».
Was gemeint ist, kann man dem aktuellen Katalog des
Ehapa Verlages entnehmen: Verulkungen zur FussballEuropameisterschaft 2000 (Komplott gegen Berti), Derrick in Comic-Form oder Michael Schumacher als Rollstuhlfahrer im Kampf um den Weltmeistertitel (Unser
Schumi). Dass diese Comics bereits nach zwei, höchstens drei Nummern eingestellt werden, basiert auf
dem Golf-Konzept: schnelles Geld, schneller Konsum,
schnelles Vergessen. Denn schon jetzt steht ein neuer
Event bevor: wird wohl das Post-Golf-Generation-Syndrom genannt werden.
«Mediale Verknüpfung»
An ihr wird comic-business-mässig jedenfalls schon
lukrativ gearbeitet: Im Visier haben die grossen Verlage
vor allem Kinder, die alle Medien konsumieren, wo
Fernsehen und Computer bereits sehr früh in die
Sozialisation eingreifen. «Mediale Verknüpfung» nennt
es Walz. Im Klartext: Kinder werden über den Bildschirm mit japanischen Animationsfilmen angefixt, die
Fernandez im Comic-Laden fest. «Seit Januar sind die
Verkaufszahlen stark am Fallen, weil jetzt alle auf
Ranma 1 /2 stehen. Sailor Moon gehört schon zum alten
Eisen, Ranma 1 /2 steht vor dem Zenit.» Wie lange die
Ranma-1 /2 -Euphorie anhält, kann sie nicht voraussagen.
Aber spätestens im nächsten Jahr, immerhin stehen die
Verfilmung der Fantastischen Vier, Spider-Man und
Astro Boy an, wird auch Ranma 1 /2 im Büchergestell
Staub angesetzt haben.
Aber auch der Golf-Generation wird es nicht anders
ergehen: Das teure Mountainbike steht eh ungebraucht
schon im Keller, der Deltaflieger und der Fallschirm
sind am Vermodern, das Trottinett war schon immer
unpraktisch und das Golfspiel ist – seitdem es MigrosClubschul-tauglich ist – bereits dem sozialen Untergang
geweiht. Auch dieser Generation stehen harte Zeiten
bevor, und das, obwohl wir schon längst auch den über
30-Jährigen trauen. Deshalb: Abwarten und Red Bull
trinken.
Cuno Affolter
Comics
Comic-Version folgt und mit ihr eine Lawine von
Merchandising-Artikeln, die jedes Kinderzimmer in ein
Schlaraffenland verwandeln. So geschehen mit der japanischen Manga-Serie Sailor Moon.
Bereits 1996 startete das ZDF eine erste Staffel
von Animationsfilmen zu Sailor Moon. Zielpublikum:
Mädchen von 8 bis 13 Jahren. Der Ehapa Verlag folgt
mit Comic-Heften, die bereits nach drei Heften eingestampft werden. Walz analysiert: «Kein spezieller Sendeplatz, keine externe Werbung und vor allem kein
Merchandising machten den ersten Versuch von Sailor
Moon zu einem Flop.» Erst der Wechsel von Sailor
Moon zu RTL 2 bringt den Erfolg: TV-Ratings steigen
von 70 000 auf 800 000 Zuschauer, MerchandisingProdukte überschwemmen den Markt, Sailor-MoonFanclubs entstehen und Sailor Moonies werden im
Internet aktiv mit eigenen Websites. Die Folge: Die Verkäufe vom neuen Sailor-Moon-Magazin erreichen in
zweiwöchentlicher Frequenz regelmässig 300 000 Auflage. «Bereits Schnee von gestern», stellt Gabriela
Cuno Affolter, 42, lebt in
Lausanne. Freischaffender
Comic-Experte. Zahlreiche
Ausstellungen, Publikationen
und Vorträge im In- und
Ausland zum Thema Comics.
Seit 1999 Konservator der
wissenschaftlichen ComicAbteilung an der Bibliothèque Municipale Lausanne,
welche die zweitgrösste
Comic-Sammlung Europas
besitzt.
Trend-Themen
und Trend-TV-Serien
als Comics.
Inserat
Mitwirkung im Verwaltungsrat
der Alternativen Bank ABS
Wir sind eine Bank mit einer ethisch orientierten Geschäftsphilosophie, die nach ökologischen und sozialen Kriterien umgesetzt wird. Im schweizerischen Wirtschaftsleben erfahrenen, engagierten Persönlichkeiten mit entsprechendem beruflichem Hintergrund bieten
wir Gelegenheit, im Rahmen des Verwaltungsrates an der weiteren Entwicklung dieses auf
dem Schweizer Bankenplatz einzigartigen Unternehmens mitzuwirken. Besonders interessiert ist die Bank an Personen mit Kenntnissen in Recht, Marketing und Informationstechnologie.
Die jährliche Beanspruchung unserer Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte liegt bei
10 bis 20 teilweise ganztägigen Sitzungen. An unseren Sitzungen pflegen wir denselben
offenen Umgang, wie er unserer Informationspolitik beim Aktivgeschäft entspricht.
Wir freuen uns, wenn Sie sich aufgrund dieser Vorgaben zu einer Anfrage entschliessen.
Richten Sie Ihre schriftliche Interessensbekundung bitte an: Alternative Bank ABS, Thomas
Heilmann, Präsident des Verwaltungsrates.
Alternative Bank ABS
Leberngasse 17
Postfach
4601 Olten
Tel. 062 206 16 16
www.abs.ch
Essay
Jeder muss seinen Platz in der Gesellschaft finden
Am besten
wird man Künstler wie ich
In seinem letzten Buch rechnete er noch mit den LeserInnen ab, jetzt macht er
sich exklusiv für moneta hinter seine eigene Generation, die Florian Illies
flott als «Generation Golf» etikettiert hat: Gion Mathias Cavelty, Jahrgang 1974,
wohnhaft in Zürich, Suhrkamp-Autor und Gelegenheitsgitarrist, über
die schönen und schaurigen Seiten des Lebens.
J
eder Jugendliche steht irgendwann vor der schicksalsschweren Frage: «Was will ich einmal machen in
meinem Leben?» Das war schon bei den Höhlenmenschen so («Jäger? … oder doch lieber Sammler?»), und
seither hat sich an dieser Tatsache relativ wenig verändert. Auch die heutigen Teenager müssen sich für einen
Beruf entscheiden. Zwar verblüfft die jüngste Generation in unseren Breitengraden durch die legere Selbstverständlichkeit, mit der sie sich im Zentrum der Welt
positioniert. Sie ist von Problemen vollständig verschont, hat Geld im Überfluss
und kann mit Revolution und
Die jüngste Generation in
Aufstand nichts anfangen, auch
wenn sie ab und zu ein Che-Gueunseren Breitengraden ist von
vara-Shirt trägt (das aber nur,
Problemen vollständig verweil der Typ einigermassen gut
aussieht). Dennoch muss auch in
schont, hat Geld im Überfluss
unseren schnelllebigen, konsumund kann mit Revolution und
orientierten Zeiten jeder seinen
Platz in der Gesellschaft finden.
Aufstand nichts anfangen,
Mit den folgenden Zeilen versuche ich, Unentschlossenen bei
auch wenn sie ab und zu ein
diesem wichtigen Schritt behilfChe-Guevara-Shirt trägt.
lich zu sein.
«
»
8
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
«Du muesch öppis Richtigs werdä!»
Standard-Ermahnung unzähliger Generationen von
Eltern an die Heranwachsenden. Damit meinen sie:
ihr Kind muss die Matura machen und anschliessend
studieren, idealerweise Wirtschaft, Jus oder Medizin.
Wüssten die Eltern jedoch, wie gnadenlos diese Studien
sind, würden sie ihre Sprösslinge NIE dazu ermuntern!
Wirtschaft zum Beispiel: Da büffeln die armen Studenten tagaus, tagein Mathematik und Statistik, obwohl
ihnen jegliche Faszination für atemberaubende Zahlenakrobatik völlig abgeht und sie nur der schnöde Mammon interessiert. Dazu müssen sie sich auch noch chic
anziehen, weil das zum unumstösslichen Image der
Wirtschaftsstudenten gehört, ebenso, dass man an der
Börse handelt. Eine wahre Zwickmühle, denn genau das
möchte man im Studium ja lernen! Wenn dann spät im
Studium endlich Börsenlehre drankommt, wird einem in
einem Nebensatz gesagt, dass das Ganze eigentlich ja
völlig irrational sei, ein gigantisches Glücksspiel, jede
Regel Tausende von Ausnahmen kennt. Dafür hätte man
nun wirklich nicht so lange Mathe büffeln brauchen.
Oder die armen Juristen: Fleissige, redliche Menschen, stehen früh auf, um Stunden vor Vorlesungsbeginn mit Jacken und Schärpen Plätze für ihre Freunde zu
«Schriftsteller ist doch nichts Richtiges!»,
schreien an dieser Stelle Heerscharen von entrüsteten
Eltern. Moment! Lassen Sie uns zusammen einen Blick
in meinen Terminkalender werfen. Nebst Interviews zu
meinem ungeheuer aufregenden Privatleben in PrestigeBlättern wie «Prättigauer Bote» oder «Töff-Journal der
Nordwestschweiz» muss ich oft Statements zu weltbewegenden Themen wie «Miss-Teenie-Wahlen» oder
«Früh-Aramäisch ab der 3. Klasse» abgeben. So wird
man schnell einmal zum politischen Gewissen einer
ganzen Generation! Daneben fungiere ich als LiteraturExperte für «Big Brother Schweiz» (ich analysiere
Janines Gedichte; die junge Dame liest am liebsten Prinzessin-Diana-Biographien und mein «Endlich Nichtleser», Qualitätsliteratur also). Das alles mache ich
gratis.
Am 10. November dann, so verrät mir meine kunstlederne Agenda, gibts Bares! Eine Lesung an den
Rätoromanischen Literaturtagen bringt mir ganze 500
Franken ein. Davon lebe ich dann zwei Wochen wie die
Made in Frankreich, bis ich am 25. November einen
Auftritt am 8. Davoser Scharfschützenfest habe (500
Franken). Am Tag darauf eine Lesung in Flensburg nahe
der dänischen Grenze (500 Mark). Die schätzungsweise
10 Stunden Zugfahrt machen mir nichts aus, denn im
Anschluss an die Lesung gibts ein Gratis-Salatbuffet (in
Norddeutschland wächst der beste Salat der ganzen
Welt, vor allem in der kalten Jahreszeit schmeckt er
Fotos: Ruedi Steiner
reservieren, weil die Hörsäle dermassen überfüllt sind.
Sie lernen viel und gewissenhaft, haben das grosse
Bedürfnis, andern zu helfen, dennoch gehören sie in
Amerika zu den verhasstesten Berufsgruppen. Das trotz
sympathischer Fernsehsendungen wie «Ally McBeal»
oder den Erfolgsknüllern von John Grisham. Ist also
kein Studium für sensible Gemüter. Eltern sollten sich
bewusst sein, dass ihre Kinder sich zwar vielleicht bald
einen Ferrari leisten können, dafür aber seelisch verkümmern, weil sich ihre Mitmenschen naserümpfend
von ihnen abwenden.
Ein richtiger Arzt zu werden, braucht dann sogar
noch mehr Durchhaltevermögen. Eltern sollten sich gut
überlegen, ob sie ihre Kinder nach sechs Jahren harten
Studiums (die meisten ehemaligen Schulkollegen, die
Wirtschaft oder Jus studiert haben, verdienen dann
schon eine Stange Geld) als Assistenzärzte ihr Dasein
fristen sehen wollen, bis ihnen die FMH dann endlich
den lang ersehnten Titel verleiht. Zahnarzt ist auch
nicht zu empfehlen: Die Selbstmordrate ist in dieser Berufsklasse einfach zu hoch. Besonders für alte Eltern
lohnt sich diese Investition meist gar nicht.
Im Moment sollte man, will man etwas «Richtiges»
werden, wahrscheinlich das Informatik-Studium wählen. Das liegt zwar nicht allen, dafür kriegt man als
Studienabgänger um die 15 000 Franken Einstiegslohn.
Dabei muss man nur hoffen, dass die «Informationsrevolution» noch eine Weile anhält und man nicht plötzlich zu Tausenden von arbeitslosen Studienabgängern
gehört, nur weil die Wirtschaft gemerkt hat, dass
eigentlich jeder Webpages erstellen kann, oder plötzlich
Computer erfunden werden, die sich selber konfigurieren und in Schuss halten.
Am besten aber wird man Künstler wie ich. Ich verdiene pro Buch stolze 80 Rappen. Heisst konkret: Für
eine Tasse Kaffee muss ich nur 4 bis 5 Bücher verkaufen. Für ein Mittagessen im Schnitt 20 Bücher (das
mache ich doch locker!). Für meine monatliche Wohnungsmiete um die 1300 Bücher (nichts leichter als
das!) …
«
Ich bin ja so froh, dass ich
köstlich!). Am 13. Dezember lese
ich vor der jungen Wirtschaftsnicht wie mein Vater Jus
kammer Chur (400 Franken), wo
oder wie mein Cousin Wirtich einen Vertreter der jungen Generation als Sponsor zu finden
schaft studiert habe.
hoffe. Zwei Tage darauf muss ich
wieder nach Deutschland, wo ich
in Köln eine Live-Lesung fürs WDR-Radio gebe (500
Mark). Sie wird um zwei Uhr morgens übertragen
(«Eine super Sendezeit, ehrlich!», wurde mir gesagt).
Ich bin ja so froh, dass ich nicht wie mein Vater Jus
oder wie mein Cousin Wirtschaft studiert habe. Viele
meiner ehemaligen Schulkollegen (sie haben etwas
Richtiges gelernt) fahren bereits teure Schlitten und
können sich sogar eine Frau und einen Hund leisten.
Aber was ist das schon im Vergleich zu meinen glücklichen Künstlerkollegen? Gar nichts!
Muffli zum Beispiel, ein genialer Musiker und Komponist, dessen Song «Hometrainer» in der schwedischen
Hitparade anno 1991 bis auf Platz 20 vorgestossen ist,
musste zwar gestern seinen Vater bitten, ihm die Wohnungsmiete zu zahlen, weil er kein Geld mehr hat …
aber er ist einer der freiesten und glücklichsten Menschen, die ich kenne!
Jean-Louis, ein brillanter Jung-Regisseur, meldet
zwar regelmässig seine Filme zu spät für die Film-Wettbewerbe an (weshalb noch nie jemand ein Werk von ihm
gesehen hat) und kriegt nie Unterstützung für seine Projekte … aber sein fröhliches Wesen hat mich schon oft
erheitert!
Goli, ein viel versprechender Maler, ist schon das
dritte Mal geschieden, hat sein Auto zu Schrott gefahren und letzthin beschlossen, nur noch Aktbilder von
reichen alten Frauen zu malen, damit endlich wieder
mal etwas in seine Kasse tröpfelt … aber er ist sich selber treu geblieben!
Aber das beste, liebe junge Generation, habe ich dir
noch gar nicht gesagt: Als Künstler kann man bis am
Mittag schlafen und altert dadurch weniger schnell!
»
Gion Mathias Cavelty
Gion Mathias Cavelty, 26, geboren und aufgewachsen in Chur. Studium der rätoromanischen
und italienischen Sprache und Literatur in Fribourg
und Zürich. Lebt und arbeitet in Zürich. Seine Romane erscheinen im Suhrkamp-Verlag Frankfurt, zuletzt: «Endlich Nichtleser – die beste Methode, mit
dem Lesen für immer aufzuhören.»
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
9
Persönlich
Gespräch über Geld (5): Aernschd Born
«Ich bin (leider) kein Geldmensch»
Vor 25 Jahren sang er in Kaiseraugst «go bsetze!», schrieb Mundartlieder
gegen Ungerechtigkeit und Gewalt, heute arbeitet er im Multimediabereich, ist Mitinhaber einer kleinen Kommunikationsfirma – und tritt noch
immer auf: Der Basler Liedermacher Aernschd Born. Ein Besuch im
grün umwucherten alten Kleinhüninger Dorfschulhäuschen, wo Internetauftritte und Kommunikationskonzepte entworfen werden.
Museum geben. Kulturprojekte wären überhaupt eine sinnvolle Möglichkeit, angehäufte Millionen zu investieren.
Hattest du mal ein Lied übers Geld im Repertoire?
Direkt so? Nein.
Dein erstes selbst verdientes Geld?
Das weiss ich schon gar nicht mehr,
offenbar hat mir das wenig Eindruck gemacht: Vermutlich habe ich als Kind einmal irgendwelche Steine verkauft, Lose
oder so. Den Lehrlingslohn, den habe ich
dann wirklich selber verdient.
Und später: hast du vom Musikmachen gelebt?
Ja, etwa zehn Jahre lang, und ich würde
es auch jetzt noch gerne tun. In den Siebzigerjahren, und nicht erst nach den Kaiseraugst-Besetzungen, hatte ich oft fast
täglich einen Auftritt, in einem Kleintheater, an einer Schule oder an einer Veranstaltung. So kam ich auf ein durchaus akzeptables Monatseinkommen.
Foto: Klaus Rosza
Und deine Schallplatten und CDs?
Ging im Kampf gegen Kaiseraugst zuvorderst auf die Barrikaden: Aernschd Born.
moneta: Was hast du für eine
Beziehung zu Geld?
Aernschd Born: Dass man arbeiten
muss für Geld – das erscheint mir grundsätzlich nicht richtig. Meiner Ansicht nach
wäre es eine gerechtere Lösung, allen ein
Grundeinkommen in gleicher Höhe auszurichten, und wer dann das Gefühl hat, das
genüge ihm nicht zum Leben, soll ruhig
mehr krampfen und auch mehr verdienen.
Das Grundeinkommen für alle würde die
Gesellschaft entlasten und soziale Kosten
sparen. Stossend finde ich die ungerechte
10 Nr. 4 | 13. Nov. 2000
Verteilung von Einkommen und Vermögen, und dass dabei die Schere immer
noch mehr auseinander geht. Wenn wir
von Geld reden, müssten wir richtigerweise einen Unterschied zwischen Kapital und
Geld machen, also auch darüber nachdenken, wo die Milliarden hingehen und wo
sie bleiben. Woher kommen zum Beispiel
die Einkünfte der Parlamentarier in Bern?
Wer hat welche Verwaltungsratsmandate,
und wer hat die wirtschaftliche Macht? In
diesem Sinn habe ich auch eine ganz andere Beziehung zu Kapital als zu Geld. Neider bin ich nicht, aber ich frage mich
manchmal, was die Milliardäre mit ihren
Vermögen anstellen. Es müsste viel mehr
Stiftungen wie zum Beispiel das Beyeler-
Davon wird man nicht reich – aber du
weisst natürlich nie, ob dich nicht noch
einer entdeckt, so im Sinn von «Amerika
lärnt Baseldytsch». Immerhin kommt die
Musikindustrie in Sachen Gewinn gleich
hinter Militär und Drogen – da liegt vielleicht für mich doch noch was drin …
Offenbar hast du den Traum vom grossen Geld
nicht ganz begraben …
Nein: Irgendwo in einer Beiz wartet auf
mich der grosse Mäzen, der mit offenen
Armen auf mich zukommen wird und wissen will, wie viel ich denn haben muss.
Aber offensichtlich verkehre ich in den
verkehrten Beizen. Wer weiss, vielleicht
treffe ich ihn erst, wenn ich 87 und schwerhörig bin.
Hast du nie einen Werkbeitrag von Stadt
oder Kanton bekommen?
Ja, doch; einmal wurde mir ein Theaterprojekt von den beiden Basler Halbkantonen mitfinanziert, und einmal ein
Fotos: Ruedi Steiner
Musikprojekt: Das war ein mit Solarstrom
betriebener Musikcontainer, der mir die
Musikanlage ersetzte.
Seit Anfang Jahr bist du Mitinhaber
einer Firma: Hat sich da in der Beziehung
aufs Geld was geändert?
Klar, die Aufträge müssen da sein, und
es müssen jetzt dreimal mehr sein: Wir
sind eine Dreipersonenfirma und haben
uns die Aufgaben aufgeteilt: Weil ich schon
10 Jahre im Multimedia- und Kommunikationsbereich tätig bin und viele Leute
kenne, übernehme ich oft den Kontakt zu
den potenziellen Auftraggebern und arbeite Konzepte aus. Es gibt Beziehungen, die
bis zur Zeit der Kaiseraugst-Besetzungen
zurückreichen; einer von den damaligen
Mitbesetzern gehört jetzt zu unseren grösseren Kunden. Grossaufträge haben wir
einige wenige, unsere meisten Kunden sind
KMU. Um die Administration kümmert
sich jetzt Pam, die gleich im Büro nebenan
arbeitet. Das ist ein grosses Glück, denn so
muss ich mich nicht mehr mit Mehrwertsteuern und Ähnlichem herumschlagen.
Als ich noch meine eigene Kleinfirma war,
war das jeden Monat der grosse Schrecken:
Da bin ich buchstäblich an der Decke geklebt. Aber im Ernst, man arbeitet natürlich schon sehr viel: Zeitweise bin ich um
sechs, sieben Uhr morgens schon im Büro
und bleibe bis spät in die Nacht. Zum
Glück ist es eine Arbeit, die Spass macht
und kreativ ist. Wir haben zum Beispiel
eine spezielle Info-ROM entwickelt, und
eben konnten wir für eine Messe eine umfangreiche Multimedia-Projekt-Show erarbeiten. Gegenüber früher stelle ich fest,
dass wir seit der Firmengründung anders
umgehen können mit Aufträgen: Manchmal habe ich echt gekrampft für nix. Jetzt
gehen wir ganz anders dran; wir machen
eine Kalkulation, schauen, ob sich ein Auftrag für uns lohnt und können dann auch
mal etwas zurückweisen.
Wie teilt ihr euch Kosten und Einkünfte?
Bei uns machen alle drei zwar etwas anderes, aber wir setzen uns zusammen und
diskutieren, wer für einen Auftrag wie viel
gemacht hat. Das ergibt eine Mischrechnung, und den Rest besorgt das Excel für
uns.
Du arbeitest viel. Was bleibt da für die Familie?
Die Verteilung der Rollen ist eine gesellschaftliche Frage, und sie hängt direkt
mit der Höhe der Frauenlöhne zusammen.
Früher sind meine Frau und ich für unsere
jeweiligen Lebenskosten besorgt gewesen.
Aber wenn Kinder da sind, geht das nicht
mehr so einfach. Bei uns ist es so, dass ich
mehr Geld verdiene, als meine Frau kriegte, wenn sie ausser Haus arbeiten würde.
So sind wir auf eine ganz traditionelle
Rollenteilung zurückgekommen. Das finde
ich schade, denn ich würde gerne mal zum
Beispiel für zwei, drei Jahre Hausmann
sein. Aber so wies im Moment aussieht,
liegt das aus finanziellen Gründen nicht
drin.
Also bist du in einer klassischen Ernährerrolle:
Macht dir das nicht manchmal Bauchweh?
Selbstständig Erwerbende kennen das
wohl alle: Es kommt ja immer wieder vor,
dass ein guter Auftrag plötzlich gekippt
wird, und du hast damit nicht gerechnet.
Das heisst: Es kommt kein Geld herein,
doch die Rechnungen musst du trotzdem
bezahlen. Das ist schon ein permanenter
Druck. Aber ich «ernähre» die Familie
nicht. Ich sorge nur für das Geld. Mit ihrer
unter- und unbezahlten Arbeit ist meine
Frau mindestens gleichermassen für die
Ernährung besorgt!
Wie viel Sackgeld kriegen deine beiden Töchter?
Viel Diskussionen ums Taschengeld
haben wir nie geführt. Die Abmachung ist
folgende: Beide bekommen einen Franken
pro Schuljahr und Woche. Mit dieser Lösung kommt die jüngere Tochter gut zurecht: Sie hat zwei Franken zur Verfügung.
Bei der Älteren bin ich Monate im Verzug;
da werde ich am Ende wohl ein paar Hunderter rüberschieben müssen. Aber irgendwann werde ich für sie ein Konto eröffnen
und einen Dauerauftrag machen.
Wofür gibst du am meisten Geld aus?
Für Krankenkasse, AHV und Mehrwertsteuer. Und vielleicht noch für Ferien.
Ja, aber eigentlich haben wir alles – ein
Haus mit Garten, einen kaputten CD-Player, Velos, ein Auto, mit dem wir ausfahren
können. Ich bin kein Geldmensch, leider,
aber ich gebe gern Geld aus. Wenn ich unerwartet zu einer Menge Geld käme, würde
ich es für ein Kultur- oder Zeitungsprojekt
ausgeben.
Interview: Charlotte Spindler
Lieder- und
Werbespot-Macher
Aernschd Born, 51, ist in Basel
aufgewachsen und gelernter
Reprofotograf. Sein Geld hat er als
Bühnenarbeiter, Liedermacher, Autor
von Hörspielen, Theaterstücken
und Werbekonzepten verdient; in den
Achtzigern gründete er eine RockPerformance-Störfallband. Informationsvermittlung im weitesten Sinne
war immer sein Metier und ist es
auch jetzt. Anfang 2000 hat er mit
einer Partnerin und einem Partner
die Kommunikationsfirma CREALIZE
gegründet (www.crealize.ch und
www.borninbasel.ch). Born wohnt in
Kleinhüningen (nicht in Basel, wie
er betont), ist verheiratet, Vater von
zwei Töchtern (7 und 14). Regelmässig
unterrichtet er Wirtschaft und Politik
an der Gewerkschaftsschule des SGB.
Sein neuestes Projekt ist die monatliche Satire-Show «Zytdruck» im
Parterretheater in Basel, die er mitorganisiert und wo er auch selber
auftritt.
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
11
ABS-Kreditprojekt
Leidenschaft für die Welt der laufenden Bilder
Kino – unkonventionell
konventionell
Im Kino Riff Raff ist «gehobener Unterhaltungsfilm» in bester Bildund Tonqualität zu sehen und zu hören. Kein Wunder, hat sich
die Existenz des neuen Kinos unter Filminteressierten schnell herumgesprochen. Doch auch unter den nicht Cinephilen hat sich das
Riff Raff dank seiner gediegenen Bar schnell als Ausgeh-Ort etabliert,
der das Zürcher Industriequartier belebt.
D
er Abspann läuft die Leinwand hoch. Befreit
schlüpft man in die Schuhe, die man während der Vorführung klammheimlich ausgezogen hat, zieht die Jacke
an und schultert die Tasche – den Film «Cube» hätte ich
mir sparen können. Den anderen Kinogästen scheint es
ähnlich zu gehen, jedenfalls leert sich der Vorführsaal,
kaum, dass der Vorhang zur Seite gezogen und die mit
schwarzen Punkten auf Milchglas verzierte Tür vom
Platzanweiser aufgezogen worden ist. Von den ansonsten so andächtig das Ende des Abspanns abwartenden
Cineasten ist an diesem Abend im Kino Riff Raff niemand auszumachen.
Eine Bar zum Verweilen
Fotos: Ruedi Steiner
Das Publikum strömt hinaus in das Dunkel der Bar,
den Vorhof, der das Drinnen mit dem Draussen verbindet. Frank Braun, der sich mit Kaspar Winkler die
Geschäftsführung des Riff Raffs teilt, nennt die Bar
einen Platz im italienischen Sinne: Hier trifft man sich
Gemütlich und in: die Riff-Raff-Bar.
12 Nr. 4 | 13. Nov. 2000
zum Apéro oder Digestif, kommt her, um zu sehen und
gesehen zu werden, oder auch einfach nur, um zu warten, bis der nächste Film anfängt.
Der Raum ist hoch, die schwarzen Wände verlieren
sich nach oben im Dunkel. Auch Fussboden und Mobiliar orchestrieren die Dunkelheit. Einen Lichtblick bildet die Bar, die an der Längsseite in einer mit Hochglanz
lackiertem Holz ausgekleideten Nische untergebracht
ist. Die an der Wand aufgereihten Flaschen sorgen für
etwas Farbe. Wer sich nicht gleich auf den Barhockern
am Tresen niederlässt, findet an einem der vier hochbeinigen Tische Platz, die den Raum zwar nicht füllen,
ihm aber doch Wartsaalcharakter nehmen. Ob man hier
nach dem Film seiner besten Freundin von der neusten
Liebe erzählt oder mit Arbeitskollegen nur schnell auf
ein Glas Bier vorbeikommt, man hätte bald vergessen,
dass man sich nur in einem Kino befindet, wenn nicht
im Dunkel über den Köpfen der eben laufende Film vorbeiflimmern würde – eine architektonische Raffinesse,
die dem Riff Raff das gewisse Etwas verleiht, das anderen Kinos oft gänzlich abgeht: Hier wird erfahrbar, was
der Begriff des Lichtspieltheaters eigentlich meint.
96 000 Eintritte hat das Riff Raff 1999 in seinem ersten ganzen Betriebsjahr seit seiner Eröffnung im März
1998 gezählt. «Einen fulminanten Start», nennt Frank
Braun das. Dazu beigetragen habe, dass neben den
«Dogma»-Filmen «Festen» und «Mifune» in den ersten
beiden Jahren gleich mehrere Publikumsschlager wie
etwa «Siebtelbauern» oder «American History X» auf
dem Programm gestanden hatten. Doch abgesehen von
der erfolgreichen Programmierung, schreiben die beiden
Geschäftsführer den gelungenen Start des neuen Kinos
vor allem dem durchdachten Gesamtkonzept gut.
Obwohl das Riff Raff kommerziell ausgerichtet ist,
sollen nämlich nicht einfach nur Filme abgespult und
Eintrittsgelder eingestrichen werden, sondern die Welt
des Kinos als Ganzes erlebbar gemacht werden. Dieser
Anspruch hat seine Wurzeln in einer echten Leidenschaft für die Welt der laufenden Bilder. Dafür zeichnet
nicht nur die Trägerschaft der Neugass Kino AG verantwortlich, die sich neben Personen aus dem Umfeld
des Zürcher Kinos Morgental, aus der Filmcooperative,
der Vega Film und World Sales Christa Saredi, sämtlich
Institutionen der dem unabhängigen Kino verpflichteten Filmbranche, zusammensetzt, sondern auch die Geschäftsleitung, die vom Kino Morgental herkommt und
das neue Projekt aus diesem heraus entwickelte.
Unabhängig
Am Zürcher Stadtrand in Wollishofen gelegen, entbehrt das Kino Morgental vor allem der für ein Lichtspieltheater so wichtigen Laufkundschaft. Um überhaupt Kinobesucher ins Randquartier zu locken, ist eine
aufwendige Bespielung notwendig. Seine Bauweise – es
verfügt nur über einen einzigen Vorführsaal – verunmöglicht es ausserdem, Filme in einem kleineren Saal
auszuspielen. Entsprechend der geringen Besucherfrequenz gelingt es kaum, fürs Morgental Kassenschlager
an Land zu ziehen. Um aus diesem Dilemma auszubrechen, suchten die BetreiberInnen «ganz bewusst» nach
einem neuen Standort für ein weiteres dem unabhängigen Film verpflichtetes Kino, das – obwohl eigenständig
– doch zu Synergien beitragen und das Morgental zumindest indirekt unterstützen sollte.
Die Abstimmung, welche im Kanton Zürich 1997 ein
Verbot für Glücksspiele brachte, geriet fürs Riff Raff
zum Glücksfall: Das Gebäude an der Neugasse, wo
vorher ein Spielautomatencenter und ein Billardsalon
untergebracht waren, wurde quasi über Nacht frei. Zusammen mit der Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigem Wohn- und Gewerberaum griff die Neugass Kino
AG zu. Das Haus wurde gekauft. Zwei Millionen Franken hat der Umbau der unteren anderthalb Geschosse in
ein Kino mit zwei Vorführsälen à 180 und à 54 Sitzplätze und der Bar gekostet. Rund 300 000 Franken
davon entstammen einer Förderhypothek, welche die
Alternative Bank ABS dem Riff Raff gewährt hat.
Obwohl diese Filme nicht zuletzt deshalb angeboten
werden, damit die Kasse stimmt, ist das Riff Raff davor
gefeit, ausschliesslich auf einnahmenträchtige Majorproduktionen zu setzen: Die Konkurrenz in diesem Bereich ist mächtig. Eine langfristige Überlebenschance
hat der «David» unter Zürichs Kinobetreibern denn
auch nur dann, wenn er seine Stärken ausspielt. Und die
liegen in einem umfassenden Wissen über den unabhängigen Film, den unbedingten Drang, diesen einem
breiteren Publikum näher zu bringen und einem sicheren Gespür dafür, was gerade angesagt ist: Etwa eine
Bar, in der man von sanfter Musik eingelullt erst nach
Stunden wieder den Weg nach draussen findet. Auf die
Zürcher Langstrasse, wo sich im Nass des Asphalts die
Leuchtreklamen und Autoscheinwerfer spiegeln.
Silvana Iannetta
Riff Raff 3 und 4 in Planung
«Anfänglich brauchte es schon einige Überzeugungskraft», erinnert sich Frank Braun an die Zeit, als
er den verschiedenen Filmvertrieben die Örtlichkeit
schmackhaft machen wollte. Der Letten, die Drogenszene und die negativen Schlagzeilen, welche das
Industriequartier Mitte der Neunzigerjahre schrieb,
waren noch nicht vergessen. Doch mittlerweile hat
sich der Kreis fünf zu einem der lebendigsten Quartiere der Stadt Zürich gemausert. Die beiden Geschäftsführer sehen das Riff Raff als einen Katalysator
für diese Entwicklung. Und es ist absehbar, dass diese
noch nicht so schnell zu einem Abschluss kommen wird.
Im Riff Raff ist man denn auch bereits daran, für noch
bessere Zeiten vorzusorgen: Bereits sind Riff Raff 3 und
4 geplant. Gleich im Gebäude nebenan sollen die beiden
weiteren Kinosäle nebst einem Bistro zu stehen kommen.
Unternehmergeist beweisen die Riff-Raff-Betreiber
aber nicht nur in Sachen Ausbauplänen. Neue Wege hat
das Riff-Raff-Team auch bei der Kinowerbung beschritten. Neben den Werbetrailern der Cinecom werden
Kinodias der jungen Werbeagentur Bildwurf gezeigt.
Seit dem Sommer programmiert Frank Braun zudem
auch das Kino Cosmos und das Kellerkino in Bern.
Beide Berner Kinos können vom Know-how Brauns profitieren, der nicht zuletzt dank seiner zahlreichen Reisen zu Filmfestivals über ein gutes Beziehungsnetz in
der Filmbranche verfügt. Die gleichzeitige Bespielung
mehrerer Kinos in der Schweiz ermögliche es, Produktionen auf die hiesigen Leinwände zu holen, die hier
sonst nicht gezeigt würden. Braun geht gar so weit, das
Riff Raff als «Speerspitze für eine neue Generation des
Studiofilms» zu sehen. Bedient werden im Riff Raff
denn auch nicht nur angefressene Studiofilmliebhaber,
sondern auch junge Filminteressierte, die keine Scheu
davor haben, auch mal eine originelle Hollywood-Produktion reinzuziehen. «Anspruchsvolle Unterhaltung»
heisst das im Fachjargon.
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Nr. 4 | 13. Nov. 2000
13
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Paracelsus-Spital Richterswil
Von der Operation bis zur Maltherapie
Mit dem Paracelsus-Spital Richterswil hat der Kanton
Zürich endlich ein Spital bekommen, das
mehr bietet als allein schulmedizinische Leistungen.
M
ittag im Paracelsus-Spital in Richterswil: Die
Patientinnen und Patienten ruhen nach dem Essen aus.
Keine Arztkonsultationen, keine Besuche. In einem
Raum aber herrscht emsiges Treiben: Pflegerinnen und
Pfleger bereiten Wickel vor. Denn Kranke, die schlecht
schlafen oder Kopfweh haben, werden nicht einfach mit
Tabletten abgespiesen, sondern erhalten Impulse durch
feuchte Umschläge oder Einreibungen mit Kräuterölen.
Solche und andere sanfte Pflegemassnahmen, die sehr
zeitaufwendig sind, gehören im Paracelsus-Spital zum
Alltag. Die Behandlung in diesem Spital basiert auf
schulmedizinischem Fachwissen. Aber sie bezieht im
Sinne der Anthroposophie die seelisch-geistigen und
sozialen Aspekte des kranken Menschen mit ein und
bietet ein entsprechend erweitertes Spektrum von Therapien an.
Der Blick vom Spitalgebäude über den Zürichsee
und in die Berge ist prächtig. Der Bau selbst ist weniger
auffällig und spiegelt das Besondere der Institution
nicht. Tatsächlich wurde er als Gemeindekrankenhaus
von Richterswil schon vor hundert Jahren errichtet und
seither konventionell um- und ausgebaut. 1994 drohte
die Schliessung der traditionsreichen Einrichtung, weil
sie in der kantonalen Spitalplanung als überflüssig
taxiert wurde. Da meldete der «Bauverein ParacelsusKlinik Zürich» sein Interesse an. Er hatte bereits seit
über zehn Jahren nach einem Standort für ein komplementärmedizinisches Spital im Grossraum Zürich
gesucht. Nach einigem Hin und Her gelang es ihm, das
Haus von der Gemeinde zu erwerben. Die Alternative
Bank ABS unterstützte das Projekt, indem sie eine Hypothek gewährte. Diese beläuft sich zurzeit auf 1,7 Millionen Franken.
Der erneute Umbau orientierte sich an baubiologischen Grundsätzen. Zum Beispiel wurden die Elektroleitungen abgeschirmt und Netzfreischalter installiert
sowie PVC-Böden, Glasfasertapeten, Fluoreszenzröhren
und Kunstharzplatten entfernt. Sichtbare Zeichen des
neuen Geistes sind die freundlichen Pastellfarben an
den Wänden und die wohnlichen Leuchten. Natürliche
Materialien prägen jetzt die Krankenzimmer und Behandlungsräume: Linol- und Parkettböden, Holzmöbel
und feine, farbige Wollvorhänge sind Standard.
Vom Kanton anerkannt
Innerhalb des Kantons Zürich ist das ParacelsusSpital mit den über die Schulmedizin hinausgehenden
Leistungen einmalig. Das hat ihm wieder einen Platz auf
der kantonalen Spitalliste gesichert. Und das bezeichnet
Alex Dreifuss, Verwaltungsdirektor des Spitals, als
«existenziell». Denn sonst würden die Krankenkassen
keine Leistungen vergüten.
Fotos: Ruedi Steiner
Spital mit Geschichte
Das Spital bietet jetzt der Gemeinde und dem Kanton eine breite Palette von Leistungen in den Bereichen
Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe. Auch eine Notfallstation, wo bei Bedarf sofort
operiert werden kann, wird betrieben. Für die stationäre
Behandlung stehen 48 Betten bereit.
Letztes Jahr sind 1300 Menschen in das Spital eingetreten und haben 13 000 Pflegetage beansprucht, wie
die Statistik zeigt. Dazu kamen fast 10 000 ambulante
Konsultationen. 75 Prozent der Klientel stammte aus
dem Kanton Zürich, davon an die 20 Prozent aus
Richterswil. Das Spital ist für die Agglomerationsgemeinde auch ein wichtiger Arbeitgeber: 175 Frauen und
Männer arbeiten in dem Haus, ein Teil davon teilzeitlich.
Paracelsus-Verwaltungsdirektor
Alex Dreifuss
zeigt «die andere»
Zürcher Klinik.
Nr. 4 | 13. Nov. 2000
15
Foto: Ruedi Steiner
ABS-Kreditprojekt
Der Mensch im Mittelpunkt
Wachsender Beliebtheit erfreut sich die Richterswiler Klinik bei werdenden Müttern. Rund 300 Frauen
haben hier letztes Jahr ihr Kind zur Welt gebracht. Die
Geburtsabteilung verfügt über alle Apparaturen und
Medikamente, welche die Schulmedizin für Geburten
bereithält, setzt diese aber nicht routinemässig ein. Leitlinie der Klinik ist, dass jede Geburt nach den individuellen Bedürfnissen der Gebärenden verläuft. Was als
Hilfestellung nötig ist, wird laufend entschieden. Dazu
zählt auch der Entscheid, das Kind mit einem Kaiserschnitt zu entbinden. In erster Linie versuchen die Geburtshelferinnen durch Massage mit speziellen Ölen,
therapeutischem Bad und pflanzlichen Medikamenten
Schmerzen zu erleichtern. Eine rötlich-gefleckt bemalte
Wand im Geburtszimmer soll die Wehentätigkeit anregen. Auch die Wanne für Wassergeburten fehlt nicht.
Künstlerische Darstellungen über viele Jahrtausende
zeigen, wie vielfältig die Gebärpositionen gewesen
seien, heisst es dazu in einer Paracelsus-Infobroschüre.
Seit langem wisse man, dass eine Entbindung im Sitzen
schmerzloser und komplikationsfreier sei als in der liegenden Stellung.
Welche Krankheit auch immer zu behandeln ist, es
stehen sowohl allopathische, also schulmedizinische,
wie anthroposophische Heilmittel zur Wahl. Die Spitalapotheke führt zwei vollständige Medikamentensätze,
die Verwaltungsdirektor Dreifuss bei einem Rundgang
Spitalvorsorge
Statt eine Zusatzversicherung mit der Krankenkasse abzuschliessen,
kann man beim Paracelsus-Spital Geld einzahlen. Von der Krankenkasse nicht gedeckte Leistungen werden dann bei einer Behandlung im
Spital aus diesem Guthaben bezahlt. Zwar gibt es für das einbezahlte
Geld keinen Zins, aber als Belohnung winkt ein hoher Rabatt auf den
Behandlungskosten. Ausserdem kann das Darlehen jederzeit zurückgefordert werden. Für die Klinik ist das unverzinste Geld eine wichtige Stütze.
16 Nr. 4 | 13. Nov. 2000
vorzeigt. Und je nach Diagnose verschreiben die Ärztinnen und Ärzte des Spitals auch andere als medikamentöse Therapien. Baderaum, Physiotherapieräume,
Eurythmie- und Malzimmer stehen dafür bereit. Überwärmungsbäder beispielsweise lösen künstliches Fieber
aus, was bei chronischen Krankheiten die Selbstheilungskräfte anregt. Eurythmie, eine anthroposophische
Bewegungskunst, die Klang und Bewegung verbindet,
hat sich vor Operationen als hilfreich erwiesen. Dieser
Zusammenhang wird zurzeit am Spital erforscht. Maltherapie wirkt allgemein reinigend, beruhigend oder
kräftigend, hat aber entsprechend der individuellen
Krankheit auch spezifische Wirkung.
Auf Spenden angewiesen
Die vielen personalintensiven Leistungen, die das
Spital anbietet, verursachen hohe Kosten. Als private
Einrichtung erhält das Paracelsus-Spital keine öffentlichen Subventionen. Anderseits möchte es für alle
Patientinnen und Patienten da sein, auch die allgemein
Versicherten. Das ist eine Gratwanderung, denn die
Grundversicherungs-Pauschale der Krankenkassen von
630 Franken pro Pflegetag deckt die Kosten nicht. Das
Spital stellt aus diesem Grund für einige von den
Krankenkassen nicht bezahlte Leistungen, zum Beispiel
für Eurythmie und Maltherapie, Rechnung. Dies gebe
oft zu langen Diskussionen um Geld Anlass, bedauert
Dreifuss. Im Zusammenhang mit der Zahl der allgemein
Versicherten – 64 Prozent – spricht er von einer «dramatischen Entwicklung».
Verschiedene Besonderheiten haben dem Spital bisher trotz roter Zahlen die Existenz gesichert. Das Personal hilft sparen, indem es auf den 13. Monatslohn
verzichtet. Und die zehn Ärztinnen und Ärzte, welche
ihre Praxis im Spital haben, beziehen fixe Löhne. Zusatzeinnahmen durch die Privatkundschaft überlassen
sie dem Spital. Den trotzdem entstehenden Fehlbetrag
deckt der äusserst engagierte Trägerverein alljährlich
mit Spenden. Ein wichtiger Beitrag ist des Weiteren die
Spitalvorsorge, die dem Spital bisher zu zinslosen
Darlehen in der Höhe von 3,3 Millionen verholfen hat
und ihm damit Zinszahlungen von über 100 000 Franken jährlich erspart.
Beatrix Mühlethaler
Haus kaufen? Wohnung renovieren? Liegenschaft verwalten? Bauland evaluieren?
Fassade sanieren? Nebenkosten berechnen?
Erbengemeinschaft konstituieren? Steuern
optimieren? Garten gestalten? Handwerker
kontrollieren? Miete anpassen? Stockwerkeigentum begründen?
Wir vertreten Ihre
Interessen.
Beratung, Merkblätter und Formulare sowie viele Tipps
und Infos in unserer Zeitschrift «casa nostra».
Der Zusammenschluss sozial orientierter
und umweltbewusster Haus- und
WohnungseigentümerInnen.
Hausverein Schweiz, Postfach, 3001 Bern, 031 312 15 69
[email protected], www.hausverein.ch
Ja, senden Sie mir:
Informationen zum Hausverein
Ein Gratisexemplar der Zeitschrift «casa nostra»
Vorname/Name
Strasse
PLZ/Ort
Die ABS finanziert
auch privates
Wohneigentum
D
ie Alternative Bank ABS
finanziert seit einigen Jahren
privates Wohneigentum von
ABS-KundInnen oder von potenziellen KundInnen, die inskünftig alle ihre Bankgeschäfte
über die ABS abwickeln möchten. Dabei dürfen selbstverständlich die Negativkriterien
der Anlage- und Kreditpolitik
der ABS nicht verletzt werden.
D.h. es darf sich beispielsweise nicht um sozialfeindliche
Grossüberbauungen, Bauten mit
Zersiedlungscharakter, Luxuswohnungen, energieverschwendende Gebäude usw. handeln.
Die ABS finanziert aus ökologischer Sicht schwergewichtig
Siedlungen oder Einzelhäuser
mit Modellcharakter bezüglich
Baubiologie, Energienutzung,
Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr usw. Zudem
spielt die Erneuerung von un-
genügend genutztem Wohnraum sowie die Umnutzung von
Industriebrachen eine Rolle.
Aus sozialer Sicht geht es um
gemeinschaftliches Bauen und
Wohnen sowie die Schaffung
von günstigem Wohneigentum
in kinder-, behinderten- und altersgerechten Bauformen. Hinzu kann die Erhaltung von
wertvoller Bausubstanz und
von sozialen Siedlungstrukturen kommen.
Bei der Finanzierung von
nicht selbst genutztem Wohneigentum wird speziell auf faire
und transparente Mietverhältnisse geachtet. Zudem ist die
Schaffung von günstigem Wohnraum für finanziell schwächere
Gruppen von MieterInnen (StudentInnen, sozial Benachteiligte
usw.) ein Anliegen der ABS.
Felix Bührer und Thomas Bieri
Inserat
Junge, ökologisch orientierte Unternehmensgruppe sucht
für innovative Bauprojekte dringend
Bauland
an guter Südlage im Raum Zürich-Ost, Winterthur, Aargau,
möglichst in der Nähe von Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und
öffentlicher Verkehrsanbindung.
Unsere Objekte sind markterprobte, konzeptgeschützte Produkte
mit exzellenten ökologischen Kennwerten im Bereich Siedlungen
und Mehrfamilienhäuser.
Um weitere Projekte verwirklichen und der vielen Anfragen
Herr werden zu können, benötigen wir Landparzellen, deren
Besitzer das gute Gefühl haben wollen, etwas Nachhaltiges für
die Umwelt und den Menschen gemacht zu haben.
Vergabe von Lizenzen an Generalunternehmer und Investoren in
der ganzen Schweiz durchaus denkbar.
Gerne senden wir Ihnen unsere Unterlagen und Angebote zu,
wenn Sie sich unter der nachfolgenden Adresse melden.
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AG für ökologische ökonomische Architektur, Turmhaldenstrasse 6,
8400 Winterthur, Telefon 052/269 00 99, Fax 052/269 00 89
ABS
Inserat
om 25. bis 27. August
2000 verwandelte sich die Altstadt von Zofingen in ein grosses «Bio-Paradies». Die Alternative Bank ABS war mit einem
Stand inmitten von Bio-ProduzentInnen und -HändlerInnen
aus aller Welt vertreten. Als
Attraktion veranstaltete die
ABS einen Wettbewerb mit folgenden Hauptpreisen:
Als erster Preis war ein
FLYER F6, ein Hightech-Elektrofahrrad der Firma BK Tech
in Kirchberg BE (ABS-Kreditnehmerin) zu gewinnen. Der
zweite Preis bestand in einer
Förder-Kassenobligation der
ABS. Der dritte Preis war eine
ABS-Aktie.
Über tausend Personen nahmen am Wettbewerb teil. Der
Gewinner des Hauptpreises ist
Tobias Buchmüller aus Zofingen.
v. l. n. r.: Daniel Schär (Bereichsleiter
Anlageberatung ABS), Tobias Buchmüller (Gewinner des Hauptpreises)
und Jürg Kallen (Verkaufsleiter der
Firma BK, Kirchberg BE)
Viele interessante Kreditgesuche!
Die Alternative Bank ABS erhält viele Kreditgesuche. So ist sie
in der Lage, den Zuwachs der KundInnengelder direkt als Kredite
an sinnvolle Projekte mit ökologischen und sozialen Zielen weiterzugeben. Unter den Gesuchen befinden sich zahlreiche Kredite, die in Kürze auszahlungsreif sind. Dies ist sehr erfreulich.
Die Transparenz der ausbezahlten ABS-Kredite ist unser Kontrapunkt zu den anonymen Anlagen anderer Geldinstitute, bei denen
unklar ist, woher und unter Umständen zu wessen Nachteil Renditen erzielt werden. In diesem Sinne empfiehlt sich die Alternative Bank ABS für neue oder zusätzliche KundInnengelder. Wer
neu eine Beziehung zur Alternativen Bank aufbauen will, benütze
bitte den unten stehenden Talon «Der erste Schritt zur ABS».
Foto: Ruedi Steiner
V
Wettbewerb der ABS
am Bio Marché in Zofingen
Kleininserate
Ferienwohnungen
Bildung/Schulung
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passiv – jedenfalls erholsam und den
Preis wert. Neugierig? Tel. oder Fax
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im Hügelland der Pyrenäen. Tel. 0033
561 67 00 28, Fax 0033 561 67 56 43
(wir sprechen Deutsch)
Der erste Schritt zur ABS
Bitte schicken Sie mir
Informationsmaterial
Kontoeröffnungsantrag
Zeichnungsschein für Kassenobligationen
Antrag zum Erwerb von Aktien
Werbematerial
moneta-Abonnement (Fr. 20.– im Jahr)
Antrag für ec-Karte
Ferienhaus benutzen und mitbesitzen! Rigi-Scheidegg (1600 m), autofrei, Wander- und Skigebiet, öV, einseitig angebautes 41/2-Zi-EFH, 6 – 8
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Telefon
Bitte einsenden an: Alternative Bank ABS, Leberngasse 17, Postfach, 4601 Olten, oder anrufen:
Telefon 062 206 16 16
4 |00
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Regulierbare Schneider-Büste,
Gr. 38–42 auch alt, Tel 027 776 18 41
Fotos: Ruedi Steiner
ABS
Die Leute von der ABS
Thomas Scherpel, Jahrgang
1960, ist KundInnenberater im
Kreditbereich und zuständig
für Finanzierungen von Wohnprojekten (mit und ohne integrierte Geschäftsräume). Seit
Mai 1999 arbeitet er in der Alternativen Bank ABS.
Thomas Scherpel ist im Kanton Graubünden aufgewachsen.
Seine Schulzeit schloss er mit
dem Handelsdiplom ab. Danach folgte ein Bankpraktikum.
Von 1985 bis 1990 arbeitete
Thomas Scherpel im Aussendienst für Lebens- und Sachversicherungen in einer eigenen
Agentur in Bonaduz. Das folgende Jahrzehnt verbrachte er
im Prättigau, zunächst als
KundInnenberater im Anlageund Kreditbereich der Graubündner Kantonalbank und
schliesslich als Bankleiter der
Raiffeisenbank Davos.
Durch seine kulturelle Tätigkeit in verschiedenen Organisationen im Prättigau wurde
Thomas Scherpel eher zufällig
auf die ABS aufmerksam. Mit
der Zeit reifte in ihm der Entschluss, ein alternatives Banking auszuprobieren. So vollzog
er den Schritt aus den Bergen
ins Flachland, beruflich nach
Olten und privat vor wenigen
Monaten in die Zentralschweiz.
Berg- und Wassersportarten
sind für Thomas Scherpel und
seine Ehefrau immer wieder
mit Reisen in der Schweiz und
im Ausland verbunden. Gerne
bewundern die beiden Sonnenaufgänge auf Bergspitzen und
Sonnenuntergänge am Meer.
Zudem bereitet ihnen ein guter Jass oder ein spannendes
Schachspiel am Kaminfeuer im
Kreise von FreundInnen besonders grosse Freude.
Marianne Bühler-Kobel, geboren am 28.8.1964, betreut im
Bereich Kreditproduktion seit
Oktober 1999 ein Portefeuille
von Krediten mit überwiegend kommerziellen KundInnen. Die grosse Herausforderung für Marianne besteht
darin, die Bedürfnisse dieser
KundInnen mit ihrem 40%Pensum zeitgerecht befriedigen
zu können.
Aufgewachsen ist Marianne
vorwiegend in Olten. Nach
Abschluss der Handelsmittelschule im Jahr 1983 folgte ein
Bankpraktikum bei der Schweizerischen Volksbank (SVB) in
Olten. Ein Jahr später zog es sie
nach Genf und ein Jahr darauf
nach Luzern in die Kreditabteilung der SVB.
Ihr Interesse für das Kreditgeschäft nahm kontinuierlich
zu. Sie konnte neue Aufgaben
und mehr Verantwortung übernehmen. Um ihre fachliche
Kompetenz zu steigern, erlangte sie 1993 das Diplom als eidg.
dipl. Bankfachfrau. Von 1994
bis 1998 bot sich Marianne die
Möglichkeit, in Singapur bei
der CSFB (Credit Suisse First
Boston) mit international tätigen Firmen zusammenzuarbeiten, wiederum im Kreditbereich.
Festen Halt und Ausgeglichenheit findet Marianne bei
ihrem Ehemann Thomas und
ihrem dreijährigen Sohn Cedric. Die Begeisterung für tänzerische und inzwischen auch
fitnessorientierte Bewegung begleitet Marianne seit ihrer
Jugend. Emotionen tänzerisch
auszudrücken, empfindet sie
als sehr entspannend.
Seit ihrem Aufenthalt in
Singapur faszinieren sie fern-
östliche Länder, ihre Menschen
und die im Vergleich zu uns so
unterschiedliche Lebens- und
Denkweise.
Thomas Bieri, geboren 1958,
leitet den Bereich Kreditproduktion. Seit Ende September
1990 und damit seit Eröffnung
der Alternativen Bank ist er für
die ABS tätig. Vor der Bankgründung arbeitete er bereits in
der Bankfachgruppe des Trägerschaftsvereins mit. Er ist
ledig und wohnt in Zürich.
Thomas Bieri besuchte die
Rudolf-Steiner-Schule in Bern.
Nach «Ausflügen» in verschiedene handwerkliche Tätigkeiten der Landwirtschaft, einer
Sägerei, einer Bäckerei und auf
dem Bau, besuchte er eine Maturitätsschule in Zürich, die er
jedoch vor der Abschlussprüfung wieder verliess.
Ein Bankpraktikum bei
der damaligen Schweizerischen
Bankgesellschaft SBG und die
anschliessende Tätigkeit im
Auslandbereich der Bank war
ursprünglich nur als Verlegenheitslösung gedacht und entsprach überhaupt nicht seinem
Berufswunsch. In dieser Zeit
lernte er jedoch Wilhelm Ernst
Barkhoff kennen. Barkhoff war
Mitbegründer und kreativer
Kopf der Gemeinschaftsbank
für Leihen und Schenken
(GLS) in Bochum, einer der
ersten Alternativbanken in Europa. Diese Begegnung und der
Besuch mehrerer Seminare mit
Barkhoff weckte in ihm den
Wunsch, für eine alternative
Bank tätig zu sein. Bis zur
Gründung der ABS in Olten
sollten jedoch noch etwa sieben Jahre vergehen.
Im Bewusstsein, dass Kreditgewährung auch das Kerngeschäft einer alternativen
Bank darstellen würde, liess
sich Thomas Bieri bei der SBG
zum Kredit-KundInnenberater
ausbilden. Kurz nachdem er
die Leitung eines KommerzTeams übernommen hatte,
hörte er von einer Gruppe, die
eine alternative Bank in der
Schweiz gründen wollte. Nach
anfänglichem Zögern meldete
er sich beim nachmaligen
ABS-Geschäftsleiter, Andreas
Ragaz, und wurde Mitglied des
Trägerschaftsvereins, wo er in
der Bankfachgruppe mitarbeitete.
Die Vernetzung der Alternativen Bank ABS mit ihrem
Umfeld brachte für Thomas
Bieri mit den Jahren ein Engagement in verschiedenen Organisationen der alternativen
Wirtschaft und «zugewandter
Orte» mit sich. So ist Thomas
Bieri heute im Vorstand der
Wogeno Zürich, im Stiftungsrat der Stiftung Rüttihubelbad,
im Beirat der Stiftung Edith
Maryon und im Fachausschuss
Hypotheken/Immobilien der
NEST Anlagestiftung. Er vertritt die ABS ausserdem bei der
ÖBU (Schweizerische Vereinigung für ökologisch bewusste Unternehmensführung) und
bei der CoOPERA, Gesellschaft zur Förderung assoziativer Wirtschaft.
Die turbulente Gründungszeit der ABS und die nachfolgenden arbeitsintensiven Jahre
mit starkem Kreditwachstum
liessen ihm nicht viel Zeit für
Privates und Hobbys. Thomas
Bieri hofft jedoch, durch die
kürzlich erfolgte Reorganisation und die damit einhergehende Personalaufstockung im
Bereich Kreditproduktion, künftig wieder mehr Zeit für sich zu
haben.
Nr. 4 | 13. Nov. 2000 19
Interne Weiterbildung im Dezember 2000 und im
ersten Quartal 2001
Regelmässig organisieren
wir interne Weiterbildungshalbtage. Diese dienen der
Weiterentwicklung
unserer
Bank im Sinne der KundInnenorientierung. An folgenden
Nachmittagen bleibt deshalb
die ABS geschlossen:
14. Dezember 2000, 15. Februar
und 15. März 2001.
Wir danken für das Verständnis und freuen uns, die
Bedürfnisse unserer Kunden
und Kundinnen in Zukunft
noch besser befriedigen zu
können.
www.abs.ch
Ausführung von Vergütungsaufträgen und
Öffnungszeiten über den Jahreswechsel
ABS-ec-Karten sind
keine Kreditkarten
Zwischen dem 27. und 29. Dezember 2000 gibt es nur wenige
Arbeitstage für den ABS-Zahlungsverkehr. Die Ausführung Ihrer
Aufträge im alten Jahr können wir Ihnen deshalb nur zusichern,
wenn wir bis zum 22. Dezember morgens im Besitz Ihres Auftrags
sind. Senden Sie uns darum Ihre Vergütungsaufträge frühzeitig
zu, möglichst bis zum 18. Dezember 2000.
ABS-ec-Karten und ihre Verwendung setzen jeweils ein entsprechendes Guthaben auf dem
entsprechenden Konto sowie
regelmässige Gutschriften voraus. Es sind keine Überzüge
von Konti durch den Gebrauch
von ec-Karten vorgesehen.
Vom Samstag, 30. Dezember 2000 bis Dienstag, 2. Januar 2001 sind
unsere Schalter geschlossen.
Zahlen Sie jetzt auf Ihr
ABS 3-Konto ein!
Wenn Sie diese Zeilen lesen, bleiben Ihnen noch wenige
Tage Zeit, um Ihre Einzahlungen auf Ihr ABS 3-Vorsorgekonto
vorzunehmen. Bitte schicken Sie den Vergütungsauftrag umgehend ab!
Es gelten folgende Maximalbeiträge für die Säule 3a: Die
einzahlbaren Höchstbeträge sind CHF 5 789.– für Angestellte
(bzw. pensionskassenversicherte VorsorgenehmerInnen mit
2. Säule) und 20 % des Erwerbseinkommens, jedoch höchstens
CHF 28 944.– für Selbstständigerwerbende (bzw. nicht pensionskassenversicherte VorsorgenehmerInnen ohne 2. Säule).
Damit Ihre Einzahlung für das Steuerjahr 2000 in Abzug
gebracht werden kann, muss diese bis spätestens am 29. Dezember 2000 bei uns eingetroffen sein. Da der Zahlungsverkehr
in verschiedenen Banken und bei der Post vor Jahresende
häufig mehr Zeit beansprucht, empfehlen wir Ihnen, Ihre Überweisung bis spätestens 18. Dezember 2000 zu tätigen.
Öffnungszeiten
Alternative Bank ABS
Leberngasse 17, Postfach
4601 Olten
Telefon 062 206 16 16
Fax 062 206 16 17
Kassenöffnungszeiten
Montag – Freitag
9.00 – 12.00
14.00 – 16.30 Uhr
Bürozeiten
Montag – Mittwoch und Freitag
8.30 – 12.00
13.30 – 17.00 Uhr
Donnerstag
8.30 – 12.00
14.00 – 17.00 Uhr
Inserat
Zeichnen Sie Förder-Kassenobligationen oder Kassenobligationen der Alternativen Bank ABS:
Besser in reale Projekte
statt in spekulative Papiere investieren.
Eine konkrete Möglichkeit sind ABS-Kassenobligationen. Die Alternative
Bank ABS garantiert Ihnen, dass Ihr Geld nach ökologischen und sozialen
Kriterien angelegt wird. Und bei ABS-Förder-Kassenobligationen bestimmen Sie selbst den Förderbereich, in welchen Sie Ihr Geld investieren.
Die Zinssätze sind ab 1. August 2000 nach oben angepasst worden.
Folgende Maximalzinssätze sind aktuell:
ABS-Förder-Kassenobligationen
ABS-Kassenobligationen
ABS-Kassenobligationen
ABS-Kassenobligationen
2 bis 8 Jahre
2 bis 3 Jahre
4 bis 5 Jahre
6 bis 8 Jahre
2%
3%
31⁄2 %
4%
Senden Sie uns den Talon, und Sie erhalten von uns umgehend den Zeichnungsschein. Falls Sie über ein ABS-Konto verfügen, rechnen wir den Betrag
über Ihr Konto ab. Die Kassenobligationen legen wir für Sie kostenlos in ein
Depot. Den Zins schreiben wir Ihrem Konto automatisch gut. Falls Sie noch
kein ABS-Konto haben, senden wir Ihnen gerne einen Kontoeröffnungsantrag.
Noch Fragen? Rufen Sie uns an.
Unser Anlageteam erreichen Sie direkt: 062 206 16 40.
20
Wir investieren in die reale Wirtschaft.
Ja, ich möchte die ökologische und soziale Anlagemöglichkeit nutzen. Senden Sie mir die Unterlagen.
Ich interessiere mich für:
ABS-Förder-Kassenobligationen
ABS-Kassenobligationen
Ich habe ein ABS-Konto.
Konto-Nummer:
Ich möchte ein ABS-Konto eröffnen.
Senden Sie mir einen Antrag.
Ich habe noch kein ABS-Konto.
Senden Sie mir einen Einzahlungsschein.
Name
Adresse
PLZ/Ort
Talon an: Alternative Bank ABS, Leberngasse 17,
Postfach, 4601 Olten, Tel. 062 206 16 16,
E-Mail: [email protected], Website: www.abs.ch
ABS
10 Jahre ABS – Jubiläumsfeier
Morelli – Streiff & Schweizer –
Die Regierung
Vorankündigung
10. ordentliche Generalversammlung der
Alternativen Bank ABS
Die Jubiläumsfeier zum 10jährigen Bestehen der Alternativen Bank ABS findet am
21. April 2001, im Anschluss
an die ordentliche Generalversammlung, im grossen Saal des
Zürcher Volkshauses statt.
Serviert wird unter der
Regie von Marco Morelli ein
Déjeuner Spectacle in 3 bis 4
Gängen. Das Déjeuner Spectacle, mit Leckereien aus biologischem Anbau, wird verführerisch, sinnlich, nahrhaft und
unterhaltend zugleich sein.
Die Jubiläumsfeier rundet
ein vorabendliches Doppelkonzert mit «Die Regierung» und
dem Duo Co Streiff (Sax) und
Irène Schweizer (Piano) ab.
Foto: Heini Fürmann
Foto: Luzia Broger
Die Aktionärinnen und
Aktionäre erhalten rechtzeitig
eine persönliche Einladung
mit Talon zur Anforderung
der Unterlagen (Geschäftsbericht mit Jahresrechnung
usw.) mit einer Zutrittskarte
und einer Vollmacht für eine
allfällige Vertretung.
Die Einladung zur Generalversammlung mit der detaillierten Tagesordnung wird
am 21. März 2001 versandt
werden. Die Aktionärinnen
und Aktionäre werden ausdrücklich auf die folgenden
statutarischen Fristen hingewiesen:
Allfällige
Kandidatinnen
und Kandidaten, die von Seiten der Aktionärinnen und
Aktionäre an der Generalversammlung zur Wahl in die
Ämter vorgeschlagen werden
möchten, müssen dem Verwaltungsrat bis spätestens am
21. Februar 2001 (Poststem-
pel) gemeldet werden. Kandidaturen, die nach dem 21. Februar 2001 gemeldet werden,
können nur berücksichtigt
werden, wenn sie vom Verwaltungsrat
vorgeschlagen
werden.
Aktionärinnen und Ationäre, die ein Thema traktandieren wollen, müssen ihren
Antrag bis spätestens am 21.
Februar 2001 (Poststempel)
schriftlich dem Verwaltungsrat bekannt geben. Traktandiert werden können gemäss
Art. 9 der Statuten nur Angelegenheiten, die in die Zuständigkeit der Generalversammlung fallen. Interessierte
Aktionärinnen und Aktionäre
können sich diesbezüglich
beim Präsidenten des Verwaltungsrates vorgängig erkundigen.
Namens des Verwaltungsrates
der Alternativen Bank ABS
Thomas Heilmann, Präsident
✃
Foto: Rolf Schenk
Samstag, 21. April 2001, 10.15 Uhr, Volkshaus Zürich
Platzieren Sie Ihr Kleininserat
in der moneta
Rubrik
Fr. 20.–
Fr. 25.–
Fr. 30.–
Fr. 35.–
Fr. 40.–
Fr. 45.–
Fr. 50.–
Name
Vorname
Adresse
PLZ/Ort
Ab sofort sind in moneta Kleininserate möglich
und erwünscht. Mit 20 Franken für die ersten
zwei Zeilen sind Sie dabei. Danach 5 Franken
pro Zeile. Notieren Sie nebenan sofort Ihre
Wünsche. Geben Sie die Rubrik bekannt, unter
der sie erscheinen sollen: ob Ferienwohnung,
gesuchter Gegenstand oder Veranstaltungshinweis. Den Rest machen wir.
Schicken Sie diesen Talon ausgefüllt an
Herausgeberverein moneta, c/o Alternative
Bank ABS, Postfach, 4601 Olten, Telefon 062
206 16 16.
Telefon
Datum
Unterschrift
Vielen Dank für Ihren Auftrag. Sie erhalten von uns umgehend eine schriftliche Bestätigung.
Nr. 4 | 13. Nov. 2000 21
ABS
Weniger Anzeigen dank
detaillierter Kontoauszüge
Viele Wünsche aus der Kundschaft haben die ABS motiviert, einen detaillierten (Monats-)Auszug zu entwickeln,
der so ausführlich ist, dass er
die meisten der üblichen Einzelanzeigen ersetzt (z.B. Belastungsanzeigen bei Bancomat-Bezügen und Einkäufen
mit ec-direct, Gutschriften und
Konto-Überträge, Ausführung
von Daueraufträgen usw.).
Nach der Testphase stehen
die detaillierten Kontoauszüge
seit 10. August 2000 unseren
KundInnen zur Verfügung. Jeder detaillierte Kontoauszug
gibt den aktuellen Saldo auf dem
entsprechenden Konto an.
Damit der Kunde bzw. die
Kundin die Ausführung zeitgerecht überprüfen kann, werden
folgende Geschäfte auch bei der
Wahl von detaillierten Kontoauszügen mit Einzelanzeigen
dokumentiert: Belastungsanzeigen des Lastschriftverfahrens,
Wertschriften- und Devisentransaktionen sowie Festgeld-,
Kredit- und Treuhandgeschäfte.
Die detaillierten Auszüge
sind ein ergänzendes Angebot.
Die Möglichkeit von Einzelanzeigen mit den bisherigen
nicht detaillierten Kontoauszügen bleibt auf jeden Fall bestehen.
Kontokorrent
Standardmässig werden Einzelanzeigen und ein nicht detaillierter Monatsauszug geliefert. Auf Wunsch erhalten
die InhaberInnen von Kontokorrenten ihre Auszüge auch
quartalsweise,
wöchentlich
oder als Tagesauszüge bei Bewegung auf dem Konto. Die
Auszugsgebühr beträgt wie bisher Fr. 1.–.
Auf Wunsch detaillierte Kontoauszüge monatlich, wöchentlich oder bei Bewegung. Auszugsgebühr: Fr. 1.–.
Spar- und Anlagekonten
Hier sind Einzelanzeigen
und der nicht detaillierte jährliche Auszug Standard. Auf
Wunsch werden die Auszüge
quartalsweise erstellt. Es wird
keine Auszugsgebühr verrechnet.
Auf Wunsch detaillierte Kontoauszüge quartalsweise. Keine
Auszugsgebühr.
Lohn-Sparkonten
Einlagekonten
Üblich sind Einzelanzeigen
und der nicht detaillierte Monatsauszug. Auf Wunsch wird
ein wöchentlicher oder jährlicher Auszug geliefert. Es wird
keine Auszugsgebühr verrechnet.
Üblich sind Einzelanzeigen
und der nicht detaillierte Auszug pro Quartal. Auf Wunsch
werden die Auszüge monatlich
oder jährlich erstellt. Keine
Auszugsgebühr.
Auf Wunsch detaillierte Kontoauszüge monatlich, wöchentlich oder bei Bewegung. Keine
Auszugsgebühr.
Auf Wunsch detaillierte Kontoauszüge monatlich, wöchentlich oder bei Bewegung. Keine
Auszugsgebühr.
Detaillierte Kontoauszüge
ohne Einzelanzeigen
Aktienkapitalerhöhung
Wir bitten alle Leser und Leserinnen von moneta, sich
möglichst rege an der laufenden Kapitalerhöhung zu
beteiligen, da die Schaffung eines ausreichenden Aktienkapitals unabdingbar ist für die weitere Entwicklung
der wachsenden Bank. Die zur Zeichnung erforderlichen
Unterlagen sowie auch Werbematerial können mit dem
unten stehenden Coupon angefordert werden.
Ich/wir wünsche(n) detaillierte Kontoauszüge für meine/unsere Konten
(Zutreffendes bitte ankreuzen):
Kontokorrent
monatlich
wöchentlich
bei Bewegung
monatlich
wöchentlich
bei Bewegung
wöchentlich
bei Bewegung
Konto-Nummer
Lohnkonto
Konto-Nummer
Aktienkapitalsammlung
Sparkonto
Bitte senden Sie mir Unterlagen für die
Zeichnung von Aktien der Alternativen Bank ABS
quartalsweise
Konto-Nummer
Bitte senden Sie mir die Statuten der Alternativen Bank ABS
(in der neusten Fassung vom 17. Mai 1999)
Anlagekonto
Bitte schicken Sie mir den Geschäftsbericht 1999
Konto-Nummer
Einlagekonto
quartalsweise
monatlich
Name
Konto-Nummer
Adresse
Name
PLZ/Ort
Adresse
Telefon
Bitte einsenden an: Alternative Bank ABS, Leberngasse 17, Postfach, 4601 Olten
4 |00
PLZ/Ort
Telefon
Bitte einsenden an: Alternative Bank ABS, Leberngasse 17, Postfach, 4601 Olten
22 Nr. 4 | 13. Nov. 2000
4 |00
Meinungen zur ABS
Interesse am alternativen Bankgeschäft
Gute Chancen bei den Jungen
Die Jungen seien umworben und verhätschelt,
aber auch kritisch, sagen diese über sich selbst. Die
Alternative Bank ABS habe bei ihnen dann
eine Chance, wenn es ihr gelinge, sie auf clevere Art
anzusprechen.
Christa Markwalder, 25
Fotos: zvg
Jungliberale Stadträtin in Burgdorf,
Jusstudentin,
Zertifikat allgemeine
Ökologie Uni Bern
«Ich bin gestern im
Tram auf eine Werbung einer genossenschaftlichen Bank gestossen, die nach etwas
anderen Gesichtspunkten als die herkömmlichen Banken auf sich aufmerksam
macht. Ich bin mir bewusst, dass es die Alternative im Bankgeschäft braucht. Denn
es besteht konkreter Handlungsbedarf.
Zum Beispiel im Verkehrsbereich. Leute,
die neue Fahrzeuge entwickeln, die ohne
Erdöl betrieben werden, brauchen Kapital,
um ihre Forschung zu betreiben. Die traditionellen Banken stellen kaum mehr Risikokapital für diese innovativen Unternehmen zur Verfügung. Der technologische
Fortschritt, der uns im Bereich Umweltschutz weiterbringen würde, wird dadurch
massiv erschwert. Die Alternative im
Bankgeschäft ist im Bereich Umweltschutz, Energie und Verkehr deshalb dringend notwendig. Sich als Bank für solche
Projekte einzusetzen, war auch ein Postulat der Kampagne für halb so viel Strassenverkehr, die ich unterstützt habe.
Als Kundin einer Bank war für mich die
Alternative bisher nicht notwendig. Auch
viele meiner Kolleginnen und Kollegen
sind noch in Ausbildung. Sie arbeiten noch
nicht an Projekten, für die sie Kredite der
Bank benötigen. Doch ich weiss, dass es
bei der Kreditvergabe für innovative Hersteller Geldgeber braucht, die den Zweck
eines Kredites anders beurteilen als herkömmliche Banken und auch ethische
Richtlinien anwenden.
Ich bin keine Ökonomin. Ich investiere
auch nicht an der Börse. Mich beschäftigt
aber, welch unglaubliche Summen an der
Börse verdient werden oder auch verloren
gehen. Mit dem Börsengeschäft im Einzelnen habe ich mich bisher aber nicht auseinander gesetzt.»
Reto Wüthrich, 27
Gründer und
Geschäftsführer
der Pepper GmbH
in Zürich
«Betrachten wir es ganz
nüchtern: Das Gros der
jungen Schweizerinnen
und Schweizer hat sein
Konto bei einer Grossbank oder bei der Post.
Die grossen Marktplayer dürften zwar im
Gegensatz zur Alternativen Bank ABS bei
genauerem Hinschauen kaum wesentliche
Vorteile bei den Konditionen und Dienstleistungen bieten. Aber sie umwerben die
junge Klientel mit allerlei netten Gadgets:
Snowboard-Camps, Partys, Kino-Premièren, Ferien auf Ibiza und Konzerttickets.
Das funktioniert relativ gut.
Es funktioniert deshalb so gut, weil es
sich die Jugendlichen eh gewohnt sind, umworben und verhätschelt zu werden. Das
hat sie zu sampelnden und zappenden
Menschen gemacht. Das heisst: Junge
Menschen picken aus dem riesigen Konsum-Angebot das heraus, was für den
Moment gerade am meisten Spass und
Profit verspricht. Und sie gehen in Blitzgeschwindigkeit auch wieder auf etwas
Neues über.
Aber es soll kein Missverständnis aufkommen: Junge Menschen sind auch kritisch. Welche Labels angesagt oder abgelöscht sind, entscheiden sie schnell.
Aber nicht wahllos. In den letzten zwei,
drei Jahren hat sich dabei auch der Begriff
des ‹Ethical Shopping› bei der ‹Millennium-Generation› festgesetzt. Es werden
durchaus Unternehmen eher berücksichtigt, die sich im sozialen oder kulturellen
Bereich engagieren oder sich für Umweltschutz stark machen.
Somit gebe ich auch alternativen Bankgeschäften gute Chancen beim jungen Publikum. Und zwar auch beim MainstreamPublikum. Es zeigt sich aber immer wieder,
dass der Durchbruch nur dann gelingt,
wenn es die entsprechenden Unternehmen
verstehen, junge Menschen auf clevere Art
anzusprechen. Das Branding, somit das
Marketing, entscheidet mehr denn je über
Erfolg und Misserfolg.»
Valérie Garbani, 34
SP-Nationalrätin,
Rechtsanwältin in
Neuenburg
«Ich bin sehr interessiert am alternativen
Bankgeschäft. Persönlich bin ich bei der
Post. Für die zweite
Säule habe ich eine
Privatbank ausgewählt.
Ich habe Bedingungen an die Anlagen gestellt. Eine Bedingung ist zum Beispiel,
dass es ‹politisch korrekte› Anlagen sind.
Ich bevorzuge auch grüne Aktien. Mir ist
es wichtig, Unternehmen zu unterstützen,
die im Bereich Sonnenenergie tätig sind
und sich für eine nachhaltige Wirtschaft
und humanitäre Ziele einsetzen. Ich will
mit meinem Geld nicht die grossen Pharmariesen unterstützen.
Meiner Meinung nach arbeitet sicher
eine Minderheit der grossen Banken fragwürdig. Denken Sie nur an die AbachaAffäre. Die Schweiz hat zwar ein Gesetz
gegen Geldwäscherei und Korruption.
Aber die Aufarbeitung der Banktätigkeit
im Zweiten Weltkrieg zeigt, dass die Banken nicht immer sauber arbeiten.
Die Banken sollten Risikokapital für
die KMUs bereitstellen. Die Grossen helfen hier gar nicht mehr mit. Deshalb gibt
es viel Raum für die Alternative Bank ABS.
Sie ist zu wenig bekannt und nicht im
ganzen Land mit Geschäftsstellen anwesend. Beispielsweise gibt es in der Westschweiz nur eine ABS in Lausanne. Das ist
ein Handicap. Als Bürgerin meine ich
auch, die Leute haben nicht so sehr Vertrauen in eine kleine Bank. Sie ist eben
nicht die Nummer eins.
Aber die ABS setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung ein, sie arbeitet mit
mehr Fairness und sie unterstützt junge
Unternehmen. Momentan leihen die traditionellen Banken nur den Reichen Geld.»
Nr. 4 | 13. Nov. 2000 23
AZB 4601 Olten
Buchtipp von Beat Sterchi
Lektion in Staatskunde,
real und lebensnah.
Geschrieben haben das Buch ein Schüler und sein Vater.
«Nermin wird ausgeschafft» handelt vom Kampf einer
Schweizer Schulklasse um ihren Freund, der ein Flüchtling
war. Für moneta gelesen hat es Beat Sterchi («Blösch»).
24 Nr. 4 | 13. Nov. 2000
Dies ist ganz grob die tragische Ausschaffungsgeschichte.
Leider ist es eine von Tausenden. In der Akte N 261 277 ist
sie als Fall Zulic dokumentiert.
Aber da ist auch die Geschichte der Klasse und ihrer
Lehrer am Untergymnasium
Kreuzfeld in Langenthal. Denn
noch schärfer als es das ferne
Bosnien mit seiner Kultur und
den Umständen hinter Nermins
Schicksal zeigt, rückspiegelt
das Buch die Kultur hinter dem
Verhalten auf Schweizer Seite.
Erst nachdem Nermin weg
ist, werden seine Herkunft und
seine Lebensumstände an der
Schule zu einem Thema. Auch
hier wurde nicht auf eine Geschichte und ein Schicksal zurückgegriffen, das sich besser
als Bücher geeignet hätte, zeitgeschichtlichen Zusammenhängen eine menschliche Dimension zu geben, um so bei den
Jugendlichen das Verständnis
für das Fremde, für das Andere
zu vertiefen und zu fördern.
Das Buch nennt sich «Bericht mit Bildern für Menschen
ab 14 Jahren». Geschrieben
wurde es von Vater und Sohn
Beat und Simon Hugi in exemplarischer Reportageform mit
genauen Verweisen auf Ort und
Zeit der Handlung. Es ist spannend zu verfolgen, wie der
ebenfalls exemplarische Ausschaffungsfall in seiner ganzen
tragischen Härte aufgerollt
wird und sich als das Drama
darstellt, das er eigentlich ist.
Es ist das Drama, das sich in
der Festung Europa in unter-
Nermin zusammen
mit seiner Schwester Emina im
Neubau des zerstörten Hauses
der Familie Zulic in
Bosnien.
schiedlicher Besetzung beinahe
überall abspielt. Es ist der uralte Stoff von dem Reichen und
dem Armen, vom Starken und
dem Schwachen im Besonderen
und von der Schwierigkeit, in
einer bösen Welt menschlich zu
handeln, im Allgemeinen.
Ausser Nermins Familie
und dem Gesetz spielen in diesem Drama auch die Vertreter
und die Vertreterinnen des
Staates eine Rolle. Sie sind der
Apparat, mit welchem Simon
und seine Klasse in direkten
Kontakt kommen. Mit ihren
noch nicht ganz zurechtgebogenen Köpfen wundern sie
sich, in welchem Ton und in
welchem Stil sich dieser Apparat bewegt, in welchen Zeiträumen er denkt und antwortet.
Plötzlich reiben sie sich an
ihrem System, an ihrem eigenen System, mit welchem sie so
negative Tuchfühlung noch nie
zu haben gezwungen waren.
Die Uniformpolizei, die auf
Befehl handgreiflich und sogar
gewalttätig werden muss, verstört, schockiert und beängs-
Foto: Ruedi Steiner
A
usgeschafft nach Bosnien wird die ganze Familie,
aber im Mittelpunkt steht der
Schüler Nermin. Nach der
Wegweisung durch die Asylbehörden haben sich seine
Eltern nicht rechtzeitig abgemeldet. Sie wurden schlecht
beraten und von verschiedenen
Seiten ungenügend informiert.
Die Rechtslage ist undurchsichtig. Auch Schlamperei ist
im Spiel. Zu ihrer Überraschung wird die Familie von
der Kantonspolizei aus ihrer
Wohnung geholt. Nicht eben
sanft. Wie ein nicht bestelltes
Paket wird sie nach Zürich zum
Flughafen gebracht und zurück
nach Sarajewo verfrachtet. Der
Vater in Handschellen wie ein
Schwerverbrecher. Nermin holt
die Polizei direkt aus der
Schulstube.
Nermins Schulklasse ist geschockt. Schüler und Schülerinnen ringen um Verständnis.
So allmächtig und gewalttätig
haben sich die Wohlstandskinder den eigenen Staat nicht
vorgestellt. Es regt sich Widerstand.
Die Rückschaffung soll so
nicht einfach hingenommen
werden. Wenn nicht die ganze
Familie, so soll wenigstens
Nermin zurückkommen dürfen, um seine guten, aber durch
Fleiss und Wohlverhalten verdienten Bildungschancen wahrnehmen zu können.
tigt die Kids dabei weniger als
das blinde, gnadenlose Vorsichhinwalzen der Administrationsmaschinerie. Willkürlich
und in einer eigenartigen Sprache handelt und spricht die
Verwaltung des Gesetzes zu
ihnen. Meist mit verspäteten
oder verfrühten Briefen und
amtlichen Schreiben aus seinem trägen, gesichtslosen Innern heraus.
Vor allem deshalb wird die
Klasse 3d neugierig, beginnt
bis dahin Selbstverständliches
zu hinterfragen, denkt plötzlich mit und nach. Weil sie
nämlich ihr Land, wenn sie es
bei der «Arbeit» sehen, plötzlich nicht mehr erkennen, werden die Kids ein klein wenig
politisiert. Sie raffen sich auf,
sie üben sich in praktischer
Staatskunde und demonstrieren dabei Möglichkeiten, «etwas
zu tun».
Simon und Beat Hugi, Nermin wird ausgeschafft, Klasse 3d kämpft um einen Freund.
Zytglogge, 182 Seiten, Fr. 29.–