Ausgabe 38 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg
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Ausgabe 38 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg
Ausgabe 38 des nnen i / n e t n erg e b l d e u t d i S e r ät H d fü t i n s u r e n v i o Un r rift v e h d c s s t t i u e Z stit n I n e h phisc a r g o e G Buy Local | Connecting students | Fukushima GeoBuddy Programm | PIG Jahresbilanz Große Exkursion Ladakh | uvm. Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS Neuigkeiten / Impressum 01 Rekli:B - Jugendliche erforschen die Folgen des Klimawandels vor der eigenen Haustüre Den Folgen des regionalen Klimawandels auf die Spur gehen können Schüler und Schülerinnen wie auch Lehrkräfte mit dem Projekt „regionalen Klimawandel bewerten lernen - Rekli:B“ 05 Agbogbloshie, Ghana: Friedhof des weltweiten Elektromülls Hunderttausend Tonnen an Elektrogeräten erreichen jährlich die Hauptstadt Ghana. Mit fatalen Folgen für Mensch und Umwelt 10 Was macht eigentlich diese PIG? Die Praktikumsinitative stellt sich vor und blickt auf ein weiteres erfolgreiches Jahr zurück 12 zwischen Gouda und Oliebollen - Schlemmen bei unseren niederländischen nachbarn Eine kulinarische Reise durch regionale Köstlichkeiten und traditionelle Süßspeisen 15 Connecting students - Das GeoBuddy Programm Das neue Tandemprogramm der Fachschaft bietet interkulturellen Austausch zwischen Heidelberger und internationalen Studierenden 18 Stress und Verruf - schlimmer als die radioaktivität Ein Lagebericht über Fukushima nach dem Tsunami 2011 20 Buy local Die Initative „Buy Local“ hat sich zum Ziel gesetzt, den lokalen Handel zu stärken - über die Bedeutung einer starken Regionalwirtschaft. 22„Was macht ihr denn noch auSSer atlasfete?“ Die fachschaft stellt sich vor Ein aktueller Bericht über die Arbeitsbereiche der Fachschaft COLUMBUS-Titelbild: „ENTWICKLUNGSDIVERGENZEN IN NEW DELHI“, von William T. P. Schulz. Mädchen feiern Geburtstag im Park vor dem India Gate. Tagelöhner schläft. 25 GROSSE EXKURSION LADAKH: GEO-STUDIES AUF DEM DACH DER WELT 29 SCHULPRAXISSEMSTER AN DER DEUTSCHEN SCHULE VALENCIA Einblick in den Arbeitstag einer angehenden Lehrerin in einer deutschen Schule in Spanien 31 ENGAGEMENT ZAHLT SICH AUS: HEIDELBERGER STUDIE- RENDE NEHMEN ENERGIEWENDE SELBST IN DIE HAND 06-2015 | COLUMBUS Neuigkeiten HEr aUsGEbEr Nationalbibliothek Ab dieser Ausgabe findet Ihr den Columbus auch in der deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt hinterlegt! Klaus Tschira Am 31.03.2015 ist Klaus Tschira, ein langjähriger Förderer u.a. der Heidelberger Geographie verstorben. Der Columbus und sein Team bedauern diesen Verlust zutiefst. Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Angehörigen. 5-jähriges Jubiläum 2015 ist das Jubiläumsjahr der Geoinformatik Heidelberg. Auch dieses Jahr erwarten Euch wieder spannende Vortäge im Rahmen des Kollloqiums. Schaut doch mal vorbei. Mitglieder und Autoren gesucht Der Columbus sucht nach kreativen Köpfen, die Lust auf interessante Redaktionsarbeit oder Spaß am Schreiben von Artikeln haben. Wenn Ihr Interesse habt, meldet Euch bei uns. Wir freuen uns jederzeit über neue Gesichter! Offenes Treffen für Interessierte Auf unserer Facebookseite geben wir demnächst bekannt, wann und wo unsere offene Redaktionssitzung für Interessierte stattfindet. Also fleißig liken, damit ihr keinen Termin mehr verpasst! E - maIl [email protected] INTErNET www.geog.uni-heidelberg.de/direkt/columbus.html (Hier können auch die alten Ausgaben gelesen werden) rEdaK TIoNsTE am Impressum Wir begrüßen Alica als neues Redaktionsmitglied ganz herzlich und freuen uns über ihre tatkräftige Unterstützung! NEUIGKEITEN Spoiler Alarm! In der nächsten Ausgabe erwartet euch ein neues Columbus Logo. Columbus - Redaktionsteam Ruprecht-Karls-Universität Geographisches Institut Berliner Str. 48 69120 Heidelberg Julia Balzer, Christian Berberich, Natascha Mützel, Alicia Rehberger, Viktoria Reith, Alica Repenning, William T. P. Schulz, Amélie Uhrig und Kristina Waschkowski Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren/innen verantwortlich. l ayoUT UNd GEsTalTUNG Christian Berberich, Alicia Rehberger, Viktoria Reith, William T. P. Schulz und Kristina Waschkowski rEdaK TIoNsscHlUss Oktober 2015 @ Fragen, Anregungen, Kritik? Dann schreibt uns einfach eine E-Mail an [email protected] Columbus segelt im Internet! Damit ihr immer aktuell informiert seid, „liked“ uns, was das Zeug hält! http://www.facebook.com/columbusuniheidelberg 05-2015 | COLUMBUS 06-2015 ReKli:B Jugendliche erforschen die Folgen des Klimawandels vor der eigenen Haustüre Autor: Kristina Waschkowski Bilder: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Abteilung Geographie A ufgeregt strömen die Schüler und Schülerinnen der 8. Klasse des Hölderlin-Gymnasiums in das „Geco-Lab – Kompetenzzentrum für geoökologische Raumerkundung“( s. „Das GecoLab“). Hier, im 4. Stock des Czernyrings 22/12, umgeben von Büroräumlichkeiten und Firmen nahe der Montpellierbrücke, liegt die Abteilung Geographie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Mitarbeiter/innen und studentische Hilfskräfte führen innerhalb des Forschungsprojektes „ReKli:B“ das Modul „Bodenerosion im Klimawandel“ mit den munteren Schülern durch. lange führend in der fachdidaktischen Forschung, hat mit dem Projekt „Regionalen Klimawandel beurteilen lernen – ReKli:B“ einen neuen Akzent auf die Themen Nachhaltigkeit, Bildung und Anpassung im Kontext des regionalen Klimawandels gesetzt. Seit April 2012 läuft das Projekt, welches durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert wird und mit dem PIK, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kooperiert. Seit dem Startschuss konnten 25 Schulklassen (Bodenteil) und 26 Klassen (Vegetationsteil) aus den Stufen 5 bis 12, mit Schwerpunkt auf der 8. und 10. Klasse Gymnasium aus der Metropolregion Rhein-Neckar verzeichnet werden, sowie weitere Schülergruppen, mit teilweise internationaler Herkunft. Somit waren bereits fast 1000 Schüler zu Besuch bei ReKli:B. Die PH, scHon Labor zu verbringen ist dabei jedoch nicht alles. Dem Projekt, geleitet von Prof. Dr. Alexander Siegmund, koordiniert durch Dipl.-Geoökol. Daniel Volz und entwickelt von Christiane einen Tag im Das Geco-Lab Das „Geco-Lab – Kompetenzzentrum für geoökologische Raumerkundung“ der Abteilung Geographie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ist ein außerschulischer Lernort für Kinder und Jugendliche, Fortbildungseinrichtung für Lehrkräfte sowie Forschungswerkstatt für Studierende. Hier wird Schüler/innen das Erkunden und Analysieren geoökologischer Prozesse ermöglicht und das Interesse am Erforschen geographischer Phänomene geweckt. Zudem dient es als Ort der Fortbildung für Experten und Expertinnen zu den Themen Boden, Vegetation und Klima, welche alle im ReKli:B Projekt wiederzufinden sind. Zuletzt gewinnen auch die Studenten und Studentinnen an der Einrichtung, da sie hier geographischen und geoökologischen Themen auf den Grund gehen und das eigene methodische Arbeiten verbessern und erweitern können. Folglich lassen sich so neue fachliche und didaktische Ideen umsetzen. Brandt, M. Sc. und Dipl.-Geogr. Svenja Brockmüller sowie helfenden Studierenden, liegt ein einzigartiger methodisch-didaktischer Dreiklang zu Grunde: (1) Erkennen von Phänomenen im Gelände, (2) vertiefend Analysieren im Labor und (3) Veranschaulichen im Experiment und Modell. Somit bekommen die Schüler wie auch die Lehrkräfte vertiefende Einblicke in aktuelle Themen aus den Bereichen Boden und Vegetation vor dem Hintergrund des regionalen Klimawandels, fernab von Klassenraum und Schulalltag. sind fünf Stützpunktschulen sowie der UNESCO GeoNaturpark Bergstraße-Odenwald. Experten aus den Bereichen regionale Land- und Forstwirtschaft sowie aus dem Vertrieb fungieren als Unterstützung und vermitteln Authentizität; so führen die Schüler KooPer aTionsParTner im reKli:B - ProjeK T 06-2015 | COLUMBUS 01 21 ReKli:B auch in Geographie sowie in NwT, Physik oder Chemie behandeln, sodass fächerübergreifende Verknüpfungen hergestellt und ersichtlich werden können. ein Modul konkret in der Durchführung aus? Am Geländetag zum Beispiel, innerhalb des Moduls „Bodenerosion“ treffen sich die Projektmitarbeiter und -mitarbeiterinnen und die Schulklasse direkt vor dem Untersuchungshang. Nach einer kurzen Einführung zu Prognosen und Fakten um den regionalen Klimawandel, bekommen die Schüler ihre Arbeitsmaterialien ausgehändigt und machen sich auf die Suche nach Erosionsspuren. Gemeinsam überlegen sie, wie sie vorgehen wollen: Mehrere Kleingruppen verteilen sich am Hang und ziehen mit dem Pürckhauer-Bohrstock Bodenprofile, um sie danach zu vergleichen. Es wird schließlich schnell deutlich, dass viel Bodenmaterial aus dem Oberboden am oberen Hang abgetragen wurde und unten aufgelagert vorzufinden ist. Bodenerosion und somit der Klimawandel werden direkt sichtbar. Weitere Versuche zu Karbonatgehalt, Bodenfarbe und –zusammensetzung werden in den Kleingruppen vorgenommen und schließlich wird ein bisschen Boden in Tüten eingepackt – im Labor geht es ja schließlich weiter. UnD wie sieHT Der methodisch-didaktische Dreiklang direkte Untersuchungen an Acker- und Waldflächen durch, vergleichen diese und analysieren ihre gewonnenen Ergebnisse vertieft im Labor und an Modellen. somit für die Schüler sowie Lehrer zum aktiven Erleben und Beurteilen ihrer nahen Umwelt und führen zu Sensibilität von Aspekten um das Thema Klimawandel, welcher Chancen wie auch Risiken birgt, die es gilt mit möglichen Anpassungsstrategien zu beleuchten und zu diskutieren. Z wei VormiTTage werDen haben, die angebotenen Analysen und Testverfahren mit ihren Klassen zu erleben, können aus einer breiten Palette an Modulen wählen, welche immer auf verschiedene Alters- und Klassenstufen sowie Zeitrahmen und Schulfachinhalten abgestimmt sind: Aus dem Bereich Boden gibt es etwa das Modul „Bodenerosion“ und „Humus als Kohlenstoffspeicher“ oder aktuell „Trockenstress“, welches an der Schnittstelle von Boden und Vegetation steht. Im Bereich Vegetation locken Angebote zu „Baumwachstum“ oder „Phänologie“ im Bereich Klimawandel. Das Gute daran: Meist beleuchten die Module Aspekte, die die Schüler sowohl in Biologie, als leHrer , Die inTeresse meist, doch dann kommen die Schüler bereits neugierig und gespannt zum zweiten Tag ins Labor. Nach einer kurzen Einführung werden alle Beteiligten nach einer Einweisung und Erinnerung an den Geländetag mit Schutzkitteln und –brillen ausgestattet. Los geht’s. eT was ZeiT VergeHT Finden die Jugendlichen Hinweise auf Stoffverlagerung an ihrem Untersuchungshang? Eifrig werden die Proben gesiebt, um mögliche Korngrößenunterschiede am Ober- und Unterhang festzustellen, zudem geglüht, da vielleicht Humus mit dem Oberboden verlagert wurde, und schließlich kann auch der Nitratnachweis Stoffverlagerungen aufzeigen. Am Ende versammelt sich die ZUrücK ZUm „geco - l aB“ : 06-2015 | COLUMBUS 02 21 ReKli:B Klasse vor einem zusammenfassenden Ergebnisposter. Zu guter Letzt, dürfen die Schüler selbst in die Rolle eines Landwirts schlüpfen: Wie hoch ist mein Bodenabtrag? Ist er noch tolerierbar? Welche Faktoren haben Einfluss auf den Boden, welche sind vom Mensch beeinflusst und was kann wie verändert werden? Welche Anpassungen sind von Vorteil, welche eher von Nachteil? Anhand eines Computer-Simulationsprogramms zur ABAG (= Allgemeine Bodenabtragsgleichung) wie auch an einem selbstkonstruierten und erprobten Bodenerosionsmodell der Abteilung Geographie, können die Schüler in kleineren Gruppen diesen Fragen auf den Grund gehen, diskutieren, Hypothesen dazu aufstellen, testen und schließlich bewerten bzw. beurteilen. Schüler dazu an den regionalen Klimawandel selbst zu erkennen, zu verstehen und, wie es im Titel schon heißt, zu beurteilen. Neben diesem exemplarisch dargestellten Modul-Ablauf, bieten die anderen Teilthemen eine eben so große Aufgabenvielfalt und machen neugierig. Ja h r d e s B o d e n s Das Jahr 2015 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr der Böden“ („International Year of Soils 2015“) erklärt. Dabei soll die Bedeutung des Bodens als Lebensraum, als Nahrungsmittellieferant, als Schauplatz zahlreicher für unser Ökosystem wichtiger Stoffkreisläufe sowie seine Funktion für den Klimaschutz hervorgehoben werden. Vor allem durch Erosion, Verschmutzung und Flächenverbrauch ist diese Lebensgrundlage gefährdet. Das Internationale Jahr des Bodens bietet die Chance, die Themen „Boden und Bodenschutz“ stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Module zu entwickeln, zu gestalten, zu testen, durchzuführen und zu evaluieren. Auch Abschlussarbeiten und Dissertationen laufen innerhalb des Projekts, welches stets an Aktualität zu gewinnen scheint. Das ProjeK T HälT Lehrerinnen kommen daher öfter und bringen verschiedene Klassen mit. Neben den Projektmitarbeitern, arbeiten vier studentische Hilfskräfte aktiv in dem Projekt mit und helfen, die mancHe leHrer UnD Auf bau der ReKli:B Module etwa das Jahr 2015 als Jahr des Bodens ausgezeichnet (s. „Jahr des Bodens“), welches ganz konkret die Relevanz von ReKli:B aufzeigt und motiviert, weiter an den Ansätzen zu feilen und mehr Schulen ins Boot zu holen, um mehr Wissen zum regionalen Klimawandel und seinen Folgen transparent Die Uno HaT werden zu lassen. Die nächsten Schritte beinhalten zudem die Implementierung von ReKli:B-Methodenkoffern an den Stützpunktschulen und im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, sodass die entwickel- 06-2015 | COLUMBUS 03 21 ReKli:B ten Konzepte und Materialien der Module über die Projektlaufzeit hinaus genutzt werden können. „Zurzeit entwickele ich ein Gelände-Modul zur Phänologie, das sich mit den veränderten Wachstumsphasen von Pflanzen (Reaktion auf den durchschnittlichen Temperaturanstieg) beschäftigt“, so Tobias Rauch, Hiwi und Lehramtsstudent an der Pägogischen Hochschule. ihm ganz konkret an ReKli:B? „Zum einen ist es der Inhalt, der für mich sinnstiftend ist, da der Klimawandel zu einem der Schlüsselprobleme des 21. Jahrhunderts gehört und der Schutz der Natur und ihrer Vielfalt eine nie endende Verpflichtung für uns Menschen ist. Zum anderen gefällt mir persönlich, dass ich selbst ein Modul gestalten darf und somit meine Ideen einbringen kann.“ UnD was gefällT welchen Stellenwert er ReKli:B einräumen würde, antwortet er und schließt damit den Rundumblick auf ReKli:B ab: „Das Themenfeld „Regionalen Klimawandel beurteilen lernen“ ist meines Erachtens ein Kernelement für Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Schüler/innen sollen in der Natur lernen und so neben Fachwissen mit möglichst vielen Sinneskanälen ein Problembewusstsein entwickeln. Die Erfahrungen in der Natur sollen aber auch auf der emotionalen Ebene wirken. Somit sollen die Schüler/innen nicht nur über Wissen verfügen, sondern durch den emotionalen Kontakt in ihrem späteren Leben im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung handeln, in dem sie gestalten können.“ aUf Die fr age , We i t e r e I n f o s Ansprechpartner http://www.fao.org/soils-2015/en/ Research Group for E arth Obser vation (rgeo) http://www.umweltbundesamt.de/themen/bodenlandwirtschaft/un-jahr-des-bodens http://www.bmub.bund.de/service/veranstaltungen/ details/event/eroeffnung-des-internationalen-jahresdes-bodens-2015/ http://www.bgr.bund.de/Boden http://www.youtube.com/watch?v=TqGKwWo60yE https://www.youtube.com/watch?v=invUp0SX49g h t t p : //g l o b a l s o i l w e e k . o r g / w p - c o n t e n t / u p loads/2014/12/bodenatlas2015_web_141221.pdf Prof. Dr. Alexander Siegmund Projektleiter E-mail: [email protected] Dipl.-Geoökol. Daniel Volz Projektkoordinator E-Mail: [email protected] Christiane Brandt, M. Sc. Projektmitarbeiterin, Bereich Vegetation E-mail: [email protected] Dipl.-Geogr. Svenja Brockmüller Projektmitarbeiterin, Bereich Boden E-mail: [email protected] 06-2015 | COLUMBUS 04 21 Friedhof des weltweiten Elektromülls - A g b o g bl o s h i e , G h a n a F r i e d h o f d e s we l t we i t e n E l e k t r o m ü l l s Autor: Amélie Uhrig Bilder: siehe Quellenangabe D ie Luft ist erfüllt von dunklem, beim Atmen in der Lunge beißendem Qualm. Das flackernde Licht kleinerer und größerer, gelblichgrüner Flammen verbrennendem Schaum- und Kunststoffes glimmen durch die Morgendämmerung. Das Atmen fällt schwer. Der von Asche und Abfall dunkel gefärbte Boden knirscht bei jedem Schritt unter den Füßen, wenn das Glas aus alten Röhrenfernsehern unter den Füßen zerbricht. Unterhaltungsgeräte, in Einzelteile zerlegt, ausgehöhlt und überlagert von anderem Schrott, sind bereits Bestandteil des Bodens geworden. Der nahe gelegene Fluss hat einen durchdringend fauligen, modrigen Geruch. In ihm schwimmen Fernsehergehäuse anstelle von Fischen. Kühe und Ziegen suchen auf den Müllbergen zwischen Kühlschrankeingeweiden und Rechnergehäusen nach etwas Essbarem, stapfen dabei über Schrott, wie auch über täglich anfallenden Unrat. Kinder und Jugendliche wühlen zwischen den Altgeräten - mit dem was sie dort finden verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt. Alle atmen den mit toxischen Stoffen angereicherten Qualm ein. Sie wohnen hier, arbeiten hier, leben hier. Manche nennen diesen Ort, der vor langer Zeit noch eine grüne Lagune und Rastplatz europäischer Zugvögel war, Sodom und Gomorra. Wegen den Lebensbedingungen, den Umweltzuständen, aber auch wegen den erhöhten Kriminalitätsraten. Wir befinden uns an der Südküste von Ghana, in Accra. Der Stadtteil Agbogbloshie ist einer der am stärksten verschmutzten Orte der Welt und die Endstation des Elektromülls vieler Industrienationen. Welt weit produziert der Mensch täglich Tonnen von Müll mit kaum noch verfolgbaren Wegen der Müllentsorgung. In Deutschland wird der alltäglich anfallende Abfall mehr oder weniger sorgsam etwa in Bio-, Plastik-, Papier- und Restmüll getrennt. Der größte Müllanteil landet in Müllverbrennungsanlagen oder wird auf zentralen Mülldeponien gelagert. Doch unabhängig von diesem, was ist mit dem Elektromüll, mit unserem „Wohlstandsschrott“, den wir produzieren? Jene Elektrogeräte, die nicht mehr gebraucht werden, kaputt sind oder einfach schon (vermeintlich) zu alt. Dabei ist Altes oft noch funktionsfähig oder wenn kaputt, reparabel. Doch unsere Ge- sellschaft strebt, ganz konsumorientiert, nach mehr: Nach dem Neusten vom Neusten. Getreu dem Motto schöner, neuer, besser. Ein Weg, der scheinbar kein Ende findet und folglich in einer unermüdlichen Evolution des Elektrogerätes resultiert. Nach einer Studie der StEP-Initiative (Solving the E-Waste Problem) der Vereinten Nationen entstanden im Jahr 2012 alleine rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott weltweit. Geschätzt wird, dass der weltweit anfallende Elektroschrott im Jahr 2016 rund 65,4 Millionen Tonnen betragen wird. Begründet wird dies unter anderem mit dem weltweit gestiegenen Konsum an Unterhaltungsgeräten sowie mit der rasanten technischen Entwicklung. an Müll muss letztendlich irgendwo hin – aber wohin? Eigentlich sollen in Deutschland mangelnde oder nicht mehr gebrauchte, somit meist als kaputt bezeichnete Geräte, zurück zum Hersteller gehen. Diese sind dazu verpflichtet sie auf eigene Kosten zu entsorgen. Doch wenn wir an unser vorheriges, ausgedientes Handy oder an unseren alten, nicht mehr benutzten MP3-Player denken - haben wir diese denn zurück an den Hersteller gesendet? Wohin haben Nun, diese Menge 06-2015 | COLUMBUS 21 05 Friedhof des weltweiten Elektromülls wir unsere Geräte gebracht? Für solchen Sondermüll gibt es in jeder größeren deutschen Stadt eine spezielle Sammelstelle. Vieles landet jedoch oft nicht dort, sondern der Einfachheit wegen im Hausmüll, auf dem Sperrmüll oder auf Schrottplätzen. Von dort sollte es zu Recyclinghöfen gebracht werden. Etwa die Hälfte der Geräte schafft es von dort dann tatsächlich in das Recyclingsystem. Und der Rest? Ein sachgerechtes Recycling des sehr heterogenen elektrischen und elektronischen Schrotts ist sehr komplex und erfordert sehr viel Wissen und Aufwand. Das bedeutet, dass es damit auch sehr kostspielig ist besonders, weil die Menge an noch Verwendbarem meist sehr gering ist. Die Gewinnung von Rohstoffen aus Elektromüll durch Recycling ist daher einfach (noch) zu teuer und wird daher teilweise umgangen – informell versteht sich. So wird viel „Zweitware“, meist als noch gebrauchsfähig deklarierte Second Hand Ware, durch Zwischenhändler und auf anderen Umwegen illegaler Weise ins außereuropäische Ausland verschifft. Dort sind die gesetzlichen Auflagen weniger streng und die Behörden schauen auch mal gegen ein kleines Entgelt weg. Ein solcher Export von defekten Elektrogeräten, sprich von so genannten „gefährlichen Abfällen“, in Staaten die nicht der OECD angehören und auch nicht über Einrichtungen zur fachge- rechten Entsorgung verfügen, ist eigentlich nach Baseler Konvention (1992) verboten. Nur Intaktes darf als Second Hand außer Landes. Meist wird jedoch gehandelt, gekauft und verkauft ohne zu prüfen, ob die Geräte überhaupt noch funktionieren. Im In- sowie im Ausland. Der Zoll führt zwar Stichproben an den deutschen Häfen durch, indem er prüft ob die unterscheiden. So erreicht deutscher Elektroschrott auch Ghana. Cross hat in Zusammenarbeit mit dem New Yorker Blacksmith Institute im Jahr 2013 eine Liste der zehn am meisten verschmutzten Orte der Welt erstellt. Diese verteilen sich auf acht Länder. Eine solche Liste wird vom Blacksmith Institute seit Die NGO Green Luftansicht der Korle Lagune (Jahr 2011) Quelle: finish eye Geräte bei der Ausfuhr noch funktionieren oder nicht, meist stehen aber jene, die das nicht mehr tun, weit hinten im Container und werden daher gar nicht in der Stichprobe erfasst. Auch gestaltet es sich recht schwierig, allein rein optisch gebrauchsfähige von nicht mehr gebrauchsfähiger Ware zu 2003 publiziert, zudem seit 2007 in Kooperation mit dem Green Cross Schweiz arbeitet. Aufgelistet werden die zehn „world’s most polluted places“ nach dem Alphabet. Eine Rangliste gibt es nicht, denn alle Orte sind unterschiedlich und besitzen unterschiedliche Bedingungen sowie Voraussetzungen. 06-2015 | COLUMBUS 06 21 Friedhof des weltweiten Elektromülls Die Liste dient nicht dazu, zu beschuldigen, sondern alleinig dem Aufzeigen von bestimmten kritischen Umweltzuständen. In der Liste aus dem Jahr 2013 werden neben Agbogbloshie auch beispielsweise Jakarta, die überquellende Millionen-Hauptstadt Indonesiens mit ihren verschmutzten, blubbernden Flüssen, sowie das durch Ölgewinnung verschmutzte Nigerdelta (Nigeria) aufgeführt. Das Blacksmith Institute will mit der Liste der am stärksten verschmutzen Orte der Welt jedoch nicht nur schlimme Umweltzustände aufzeigen, sondern auch etwas dagegen tun. Seit 2008 engagiert es sich zusammen mit Green Advocacy Ghana (GreenAd). Ziel ist es, Technologien zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen, die helfen, den gängigen kostengünstigen Verbrennungsprozess auf der Mülldeponie zu ersetzen. Ein Beispiel sind Abisolierungswerkzeuge und –maschinen. Es sollen richtige Recycling Center entstehen. Wichtig ist, dass man der lokalen Bevölkerung nicht die Lebensgrundlage wegnehmen will, sondern ihnen eine schadstofffreie Möglichkeit bieten möchte, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Außerdem werden seit 2008 auch Gesundheits- sowie berufliche Sicherheitsschulungen veranstaltet, von denen erhofft wird, dadurch das Risiko der Belastung mit Schadstoffen zu reduzieren. Ghana importiert jährlich etwa 215.000 Tonnen Unterhaltungselektronik zweiter Hand aus dem Ausland. In erster Linie aus dem Westen Europas, wie etwa Deutschland und den Niederlanden. Neben dem eingeführten „Schrott“ generiert Ghana selbst rund 130.000 Tonnen zusätzlichen E-Waste jedes Jahr, mit steigender Tendenz. Die Elektroschrottladungen erreichen Ghana meist in Tema, dem größten Hafen des Landes. Dort und im Verlauf des weiteren Transports werden zunächst jene Geräte von denen getrennt, die tatsächlich noch funktionstüchtig sind und damit verkauft werden können. Defekte, aber noch reparable Geräte werden in Ordnung gebracht und verkauft. Diese sowie noch funktionierende Ware haben in der Regel jedoch eine recht kurze Lebensdauer und so landet die Mehrheit dann doch, über kurz oder lang, in Agbogbloshie - eine mehr oder minder informelle Siedlung am südlichen Rande der Hauptstadt, nur wenige Kilometer von der Küste entfernt. Dieser Ort ist eine der größten Elektromülldeponien weltweit. Die ganze Breite ausgedienter Altware landet hier, angefangen von Tiefkühlschränken, Mikrowellen bis hin zu alten Röhrenfernsehern aus Deutschland. Dort geht es den Elektrogeräten an die Innereien. Der informelle Abfallsektor ist besonders interessiert an den begehrten, wertvollen Industrieroh- stoffen wie etwa Aluminium aus Monitorrahmen, an dem aus Kabeln herausgebranntem Kupfer sowie Silber, Gold, Palladium und Seltene Erden. Meist ohne Handschuhe oder Mundschutz, wird mit einfachem Gerät wie Steinen, manchmal auch Hammern, Monitorscheiben zerbrochen oder das Fernsehgehäuse von der Bildröhre getrennt, Platine und Elektrokabel herausgerissen, Kabel in sich vom schmelzenden Kunststoff giftgrün verfärbende Flammen geworfen, sodass man das Kupfer entnehmen kann. Isolierschaum und Styropor, den man beispielsweise in Kühlschränken und Tiefkühlschränken finden kann, sowie für die Umhüllung von Elektrogeräten verwendet wird, dient dabei als Brandbeschleuniger. Anschließend wird das Verwertbare zu Metall- und Schrotthändler gebracht. Verhandelt sowie bezahlt wird je nach Gewicht und Rohstoffart. Eisen hat dabei den höchsten Wert, knapp gefolgt von Kupfer. Dabei werden für mehrere Kilo Rohstoff meist jedoch nur wenige Cent bis hin zu einem Dollar verdient. Anschließend werden die Metalle an Großhändler verkauft. Und letzten Endes gelangen die Rohstoffe wieder in die Industriestaaten, wo sie in einer anderen Form wiederverbaut werden. 06-2015 | COLUMBUS 21 07 Friedhof des weltweiten Elektromülls Grundsätzlich herrscht in Ghana Schulpflicht. Der informelle Abfallsektor, das heißt auch, die direkte Arbeit auf der Mülldeponie, ist jedoch besonders lukrativ für diejenigen, die ohnehin schon wenig besitzen und beispielsweise in der Hoffnung auf Arbeit aus ganz Ghana oder aus den umliegenden Ländern nach Accra gekommen sind. Genügend Arbeitsplätze gibt es in der Millionenstadt jedoch nicht. Doch für die Arbei- de beim Verbrennen frei werden, gefährden somit die Gesundheit der Arbeiter. Hier handelt es sich hauptsächlich um Kinder, Jugendliche sowie um junge Erwachsene. den Elektrogeräten enthaltenen giftigen Stoffen gehören beispielsweise Blei, Cadmium, polychloriertes Biphenyl, Antimon, Dioxine, Quecksilber und Furane. Das sind Stoffe, die zum einen krebserregend sind und Zu den in Kinder aus Agbogbloshie (2012) Quelle: Lantus ter auf der Deponie, besonders für die „Recycler“ und für die, welche die Arbeiter mit Nahrungsmitteln versorgen, für alle besteht ein hohes Gesundheitsrisiko. Denn die in den Elektrogeräten verbauten Stoffe und Metalle, die gera- zum anderen das Gehirn sowie das Nervensystem beeinträchtigen (können), was wiederum Einfluss auf das Wachstum und das Verhalten hat. Blei zum Beispiel führt zur Schädigung des Nervensystems sowie des Blutkreislaufes und der Fortpflanzungsorgane. Es ist unter anderem in Kathodenröhren von Monitoren zu finden. Cadmium, welches hochgiftig ist und in Computerakkus verwendet wird, greift Knochen und Nieren an. Quecksilber verursacht Schäden im Gehirn und zentrale Nervensystem, besonders bei kleinen Kindern. Durch das Verbrennen von Kunststoffen, wie beispielsweise PVC, wird unter anderem Dioxin freigesetzt. Dies ist ein sich sehr langsam abbauendes Umweltgift. Eben jene Stoffe können beim Verbrennen von Elektroteilen im dabei entstehenden Rauch transportiert und somit über die Atemwege aufgenommen werden. Der hoch toxische Rauch führt also neben einer generellen Luftverschmutzung auch zu einer sehr großen Belastung der Atemwege, insbesondere derer, die sich auf der Müllhalde sowie im nahegelegenen Umfeld befinden, sprich im Wohn- sowie Handelsbereich Agbogbloshies. Schädliche Stoffe,werden jedoch nicht nur durch die Atemwege und die Haut aufgenommen, sondern ebenfalls von Pflanzen. Besonders die Gemüsemärkte in näherer Umgebung sowie der größte Lebensmittelmarkt in direkter Umgebung, die die Bevölkerung Accras ernähren, sind betroffen. Die von Nutztieren wie Kühe durch die Nahrung und Luft aufgenommenen Toxine sind ebenso in der Milch nachzuweisen. Sie landen somit 06-2015 | COLUMBUS 21 08 Friedhof des weltweiten Elektromülls im mittelkreislauf der gesamten Umgebung Agbogbloshies. Eine nicht minder beträchtliche Menge an toxischen Stoffen kann sich des Weiteren im Boden anreichern. Sei es zum einen durch die Abfälle von Verbranntem, als auch zum anderen durch Verwitterung. Eine von Greenpeace durchgeführten Studie aus dem Jahr 2008 besagt, dass die gemessenen Werte an toxischen Stoffen in Boden und Sedimenten deutlich über den internationalen Normen und Grenzwerten liegen. Manche von ihnen mehr als das Hundertfache über dem Normallevel. Dabei wurden Schwermetalle wie Blei, aber auch gesundheitsschädliche Weichmacher (Phthalate) gefunden. Die Toxine gelangen außerdem unweigerlich in nahe gelegene Flüsse, was zur Belastung des Grundwassers und damit auch des Trinkwassers führt. Von dort gelangen die Giftstoffe weiter in den nahegelegenen Odor-Fluss. Nach kaum einem Kilometer mündet dieser, nahe der Korle-Lagune, eines der am stärksten verschmutzten Gewässer der Erde, in den Atlantik. Fischer, die an der Küste Ghanas angeln, haben dort auch mal einen Monitor am Haken. So sind laut der ghanaischen Umweltbehörde mindestens 40.000 bis zu rund 250.000 Menschen in Agbogbloshie und Umgebung, von den toxischen Stoffen betroffen Das fehlgeleitete Entsor- vieler Industrienationen ist eine Problematik, die uns alle angeht. Nämlich besonders den Konsumenten. Im Fokus stehen strengere sowie einheitlichere internationale Kontrollen und Gesetze, welche die OECD-Länder und ihre Entsorgungssysteme betreffen. Um die Problematik jedoch am Schopfe zu packen, steht an erster Stelle die Aufklärung des Verbrauchers und Konsumenten - hin zu einem verantwortungsgungssystem vollen Konsum. Eine generelle Veränderung des (Konsum-)Verhaltens sowie des „mind-sets“ vieler ist somit notwendig. Das fängt bei jedem von uns an, indem wir beispielsweise vor dem Kauf eines neuen Elektrogerätes abwägen, ob wir es denn erstens wirklich brauchen und ob sich zweitens das alte Gerät tatsächlich nicht reparieren lässt? Und was die Entsorgung von kaputten Geräten betrifft, so gibt es beispielsweise in jeder größeren Stadt Recyclinghöfe, die meist jegliche Elektro-Altgeräte entgegennehmen. das die zentralen Recyclinghöfe in Wieblingen und Kirchheim (geöffnet von montags bis freitags von 8-16 Uhr und samstags von 8-13 Uhr) sowie drei kleinere in den Stadtteilen Emmertsgrund, Handschuhsheim und Ziegelhausen. Nähere Informationen hierzu findet ihr auf www.heidelberg.de In Heidelberg sind Weitere Informationen findet ihr unter: www.blacksmithinstitute.org http://www.greencross.ch http://www.step-initiative.org http://david-fedele.com/E-WASTELAND.html 06-2015 | COLUMBUS 21 09 PIG Jahresbilanz Was macht eigentlich diese PIG?! Autoren: Katharina Lauer & Solveig Liekefett was ist das überhaupt? Hiermit ist nicht der englische Ausdruck für „Schwein“ gemeint und wer am Geographischen Institut von der „PIG“ spricht, meint hier ganz klar: die Praktikumsinitiative Geographie. 1993 von Studierenden gegründet setzte sich die Arbeitsgemeinschaft zum Ziel, in geographischen Berufsfeldern Praktikumsplätze zu erschließen. Gut 20 Jahre später können wir stolz darauf sein, wie die PIG unter verschiedener personeller Besetzung und verantwortungsbewusstem, selbstständigem Arbeiten gewachsen ist. Die PiG – wir uns vorstellen: Solveig Götz und Katharina Lauer. Gemeinsam haben wir das Bachelorstudium vor 6 Jahren in Heidelberg begonnen und befinden uns nun im Masterstudium. Wir haben es uns als Praktikumsinitiative zur Aufgabe gemacht, Studierende über ihre beruflichen Möglichkeiten zu informieren und sie bei der Suche nach einem geeigneten und interessanten Praktikumsplatz zu unterstützen. Zunächst einmal Dürfen unsere arbeit basiert vor al- lem auf der PIG-Kartei, die Kontaktadressen zu Unternehmen im In- und Ausland enthält. Durch unsere Recherchearbeiten oder eingehende Praktikums- oder Stellenangebote wird diese Kartei ständig erweitert. Das breite Spektrum umfasst sowohl Tätigkeitsbereiche im anthropo- als auch physiogeographischen Bereich sowie Praktika in der Geoinformatik. So haben wir Kontaktadressen zu verschiedenen Bereichen wie Stadt-, Regional-, Verkehrsoder Fremdenverkehrsplanung, Immobilienmanagement, Standort- und Marktforschung, Wirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit ebenso wie beispielsweise Geographisch-/ Geowissenschaftliche Geländeund Laborarbeiten oder Begutachtungen, Landschafts- und Umweltplanung, Geoinformationsverarbeitung sowie Presseund Öffentlichkeitsarbeit oder journalistische Tätigkeiten, Umweltbildung und Verlagsarbeit. können wir Studierenden bei der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einer Arbeitsstelle unterstützen – indem wir ihnen Kontaktadressen passend zu ihren Interessen herausfiltern und zur Verfügung stellen. Aus diesem Grund bieten wir mit Dieser K artei während der Vorlesungszeit einmal pro Woche eine Sprechstunde an, zu der Studierende kommen und sich über einen Praktikumsoder Arbeitsplatz beraten lassen können. Pflege unserer PIG-Kartei, auch das Zusammenstellen aktueller Praktikums- und Stellenangebote für Geographiestudierende zählt zu unserer Tätigkeit als Praktikumsinitiative. Alle zwei Wochen recherchieren wir in unterschiedlichen Jobbörsen nach jeweils sechs Praktikums- und Stellenangeboten und schicken diese über unseren PIG-Verteiler an interessierte Studierende raus. Oft werden wir auch von Firmen aus der Region persönlich angeschrieben, die mit Geographen/innen gute Erfahrungen gemacht haben, und von diesen gebeten, das aktuelle Angebot unter unseren Studierenden zu verbreiten. Parallel dazu wer-den diese Angebote auch vor dem PIG-Büro ausgehängt. Zudem werden über den Verteiler Ausschreibungen zu Stipendienprogrammen, Ausschreibungen für Abschlussarbeiten, Einladungen zu diversen Veranstaltungen, wie der Job-Messe „akademika“, oder Angebote zu einmaligen Jobgelegenheiten verschickt. nicht nur Die 06-2015 | COLUMBUS 10 21 PIG Jahresbilanz in jeDem sommersemester bieten wir auch mindestens eine berufsorientierende Exkursion an, bei der wir ein Unternehmen aus der Region besuchen, um einen Einblick in verschiedene Berufsfelder zu geben. Im letzten Jahr waren gleich drei Exkursionen angedacht: jeweils eine Einrichtung der Metropolregion Rhein-Neckar, der gemeinnützige Umweltschutzverein Ökostadt Rhein-Neckar e.V., sowie der Springer Verlag in Heidelberg. Leider konnten die ersten beiden Besuche aufgrund mangelnder Teilnahme nicht realisiert werden, doch wir durften eine Gruppe Studierender zum Springer Verlag begleiten. Hier erfuhren die Studenten Interessantes über die Möglichkeiten, als Geograph in einen Verlag einzusteigen und dort zu arbeiten. als Kontr astProGr amm Da Zu veranstalten wir in jedem Wintersemester den „Infoabend zum Auslandsaufenthalt“. An diesem Abend können sich Studierende über die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes informieren. Im letzten Jahr standen den Studierenden neben dem ERASMUS-Fachbeauftragten Herr Dr. Stephan Fuchs und Herr Dr. Michael Handke als Fachbeauftragter der Kooperationen mit LateinAmerika auch Frau Nicole Dorn als Vertreterin des Akademischen Auslandsamts zur Verfügung. Zusätzlich stellten die Initiatoren des Geo-Buddy-Programms, das am Institut im Jahr 2014 neu ins Leben gerufen wurde, die Initiative vor, bei der jeder Studierende die Patenschaft eines Austauschstudierenden übernehmen kann. Des Weiteren berichteten Studierende über ihre persönlichen Erfahrungen im Ausland: Katharina Lauer berichtete über ihr Auslandssemester am Heidelberg Center für Lateinamerika in Santiago de Chile; Sarah Labusga erzählte über ihre Erfahrungen während ihres Praktikums in Polen und Andreas Kalström informierte über seinen Aufenthalt in Spanien als Assistant Teacher. regelmäßig an verschiedenen Veranstaltungen des Geographischen Instituts mit. So unterstützten wir im Sommerauch wirKen wir semester 2014, wie auch im Wintersemester 2014/2015 das Geographische Institut erneut bei der Durchführung der Praxismodule „Geographie in Praktikum und Beruf“ im Bachelorstudiengang Geographie. Beispielsweise gaben wir im Rahmen des Kolloquiums „Geographie in verschiedenen Berufsfeldern“ Tipps zur Praktikumssuche im In- und Ausland. Die enge Kooperation mit den Praxismodulen des Ba-chelorStudiengangs ermöglichte zudem einen stetigen Ausbau der Praktikumsprofilsammlung ehemaliger Praktikanten. Diese soll Studierende bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz unterstützen. uns, die PIG, zu Studienbeginn des Wintersemesters den Erstsemestern des Instituts erneut im Rahmen der Orientierungseinheit des General Studies Tutorienprogramms vor und geben einen ersten Einblick, wie wir die Studierenden bei Fragen zu Praktikum und Beruf unterstützen können. ebenso stellen wir UNSERE BILANZ IM JAHR 2014 (STAND 31.12.2014): Praktikumskartei: 1710 Kontaktdressen 30 Studierende wurden bei einer persönlichen Sprechstunde beraten 66 E-Mail-Anfragen bzgl. der Praktikumssuche wurden beantwortet 978 Studierende werden über den Verteiler informiert 126 Praktikumsangebote und 113 Stellenangebote wurden verschickt 06-2015 | COLUMBUS 11 21 Kulinarische Kolumne - Niederlande - Zwischen Gouda und Oliebollen Schlemmen bei unseren niederländischen Nachbarn Autor & Fotos: Alicia Rehberger E ines der ersten Dinge an die gedacht wird, wenn über unsere niederländischen Nachbarn gesprochen wird, sind neben Amsterdam, der Hochwasserthematik und Windmühlen weltweit bekannte Lebensmittel wie beispielsweise der Gouda. Gerade in Deutschland profitieren wir von dem starken Export von Agrar- und Milchprodukten. In unseren Supermärkten finden sich vor allem Tomaten, Eier, Tulpen und Käse aus den Niederlanden. Oder kommt das ganze doch aus Holland? Und wo liegt der Unterschied? zu beantworten, müssen wir zurück in die Zeit, als der Seehandel noch große Bedeutung hatte. Das Vereinigte Königreich der Niederlande umfasste seit 1813 ein Gebiet, das das heutige Belgien, Luxemburg und einige Kolonien in der Karibik, in Afrika und in Asien mit einschließt. Mit den Kolonien etablierte sich nach und nach der Exporthandel. Hauptexportgüter waren Gewürze, Früchte und andere exotische Produkte, die in Europa nicht zur Verfügung standen und über den Seeweg nach Europa kamen. Der auch heute noch bedeutsame niederländische Hafen in Rotterdam war damals schon Ankerplatz für diese Waren. Der Hafen liegt in dem Verwaltungsbezirk Holland, welcher heute zweigeteilt ist. Von dort aus wurden die Waren über den Landweg in das restliche Europa geliefert und gelangten somit auch nach Deutschland. Die Mehrzahl der Händler und ihre Waren kamen also aus Holland und waren daher als Holländer bekannt. Da auch die Hauptstadt Amsterdam in (Nord-)Holland liegt, verfestigte sich diese Bezeichnung und wird bis heute verwendet. Um diese Fr age Holländer sind also auch Niederländer, andersherum muss das jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein. Doch wie sieht das nun mit der Esskultur bei unseren Nachbarn aus? Einen prägenden Einfluss hatte vor allem die indonesische Küche. Bis 1949 war Indonesien niederländische Kolonie. Auch heute bestehen noch enge Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Dadurch wurden einige Gerichte in die Esskultur mitaufgenommen, wie diverse Reisgerichte (Nasi). Doch natürlich haben die Niederländer auch ihre eigenen traditionellen Gerichte und Lebensmittel. ein typischer tag gerne Brot gegessen. Eine süße Variante des Brotbelags ist der Hagelslag (Schokoladenstreusel). Dazu trinkt man Tee oder “koffie verkeered“ (Milchkaffee). Das Mittagessen bleibt ebenso kalt. Hier werden vor allem Sandwiches gegessen. Erst abends wird warm gekocht. Dabei können die Gerichte sowohl süß als auch salzig sein. Der „nederlandse pannekoeken“ (Pfannkuchen) unterscheidet sich von dem amerikanischen insofern, dass er um einiges dünner ist, jedoch noch nicht an die französischen Crêpes rankommt. Er ist als Hauptgericht sehr weit verbreitet, sodass sich einige Restaurants darauf spezialisiert haben und nur Varianten aller Art davon anbieten. Selbst in den USA gibt es „Dutch pancakes restaurants“. Eine Abwandlung dessen sind die „Poffertjes“. Diese bestehen aus dem gleichen Teig, sind jedoch nur so groß wie ein Tassenboden und werden in einer Poffertjes-Pfanne gebacken. ZUm Frühstück wird doch etwas salziger sein soll, werden auch gerne indonesische Gerichte zubereitet. wenn es dann 06-2015 | COLUMBUS 12 21 Kulinarische Kolumne - Niederlande Da ein großer Teil der indonesischen Bevölkerung muslimisch ist, wird hier größtenteils auf Schweinefleisch verzichtet und hauptsächlich mit Hühnchen und Fisch gekocht. Die „kroepoek“ sind eine Art Chips, die aus Krabbenfleisch hergestellt werden und ihren Ursprung in Indonesien haben. Jedoch wird gemunkelt, dass die Niederländer Einfluss darauf hatten, da deren Größe und Form den Poffertjes stark ähnelt. Auch die süßlich schmeckende Gewürzsoße „Kecap manis“ wird gerne in der niederländischen Küche verwendet. kommt auch eine andere niederländische Spezialität aus Gouda. Die „stroopwafels“. Sie bestehen aus zwei dünnen, knusprigen Hälften einer Waffel, die mit Sirup (stroop) wieder zusammengeklebt werden. Sie werden vor allem auf wöchentlichen Märkten verkauft. Mittlerweile bekommt man die Waffeln aber auch in deutschen Biomärkten. neben dem „goUdse kaas“ Gericht können die „Kroket“ bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich um eine Fleischmasse die von einem Teig ummantelt und anschließend frittiert wird. „Bitterballen“ sind die kleine Version dessen und werden hauptsächlich in Bars und Cafés zu Getränken gereicht. Auch auf Partys werden sie häufig als Snack angeboten. als t ypisches FastFood ein Nachtisch nicht fehlen. Hierbei bietet sich neben einer Vielzahl von Süßspeisen die „Appeltaart“ an. Der gedeckte Apfelkuchen besticht durch seine Mischung aus Äpfeln, Rosinen und Zimt. Er wird warm mit frischer Schlagsahne serviert. ZUm abschlUss darF regionale köstlichkeiten Lebensmittel aus den Niederlanden ist der Gouda. Der je nach Reifegrad milde oder pikante Käse hat seinen Namen von der Stadt Gouda und heißt eigentlich „goudse kaas“, also Käse aus Gouda. Da es für diese Bezeichnung jedoch kein Patent gibt, darf der Käse überall produziert und nach Belieben benannt werden. Eine andere Spezialität ist der Edamer. Auch er hat seinen Namen von einer niederländischen Stadt. Neben einem milderen Geschmack ist der Käselaib kleiner und hat, im Gegensatz zum Gouda, eine rote Ummantelung. Stroopwafels speZielle anlässe traditionell „Oliebollen“ gegessen. Es handelt sich dabei um einen süßen Teig mit Rosinen, welcher zu einer ca. handgroßen Kugel geformt und anschließend frittiert wird. Diesen Brauch kennen die Niederländer schon seit mehreren hundert Jahren. Die Süßspeise sollte böse Geister verjagen und somit für ein gutes neues Jahr sorgen. an silvester werden das wahrscheinlich bek annteste eines Kindes werden mit Freunden und Angehörigen „muisjes“ gegessen. Das sind gezuckerte Anissamen, welche entweder in weiß-rosa oder weiß-blau, je nach Geschlecht des Neugeborenen, auf einen gebutterten Zwieback gestreut werden. Mittlerweile hat sich dieser Brauch ausgeweitet, sodass dies teilweise auch bei der Geburt von Haustieren getan wird. ZU der gebUrt 06-2015 | COLUMBUS 13 21 Kulinarische Kolumne - Niederlande nederlandse appelta art teig: FüllUng: 335g mehl 6 äpFel 250g bUtter 4 el br aUner ZUcker 1 prise salZ 1 tl vanilleZUcker 155g br aUner ZUcker 2 tl Zimt 1 ei 4 el rosinen 1 ei ZUm bestreichen Muisjes zur Feier einer Geburt wird „Sinterklaas“ (Nikolaus) gefeiert. Anders als in Deutschland hat das Fest in den Niederlanden eine große Bedeutung und findet schon am fünften Dezember statt. Jedes Jahr wird in einer anderen Stadt die traditionelle „Sint-Parade“ ausgerichtet, welche nationalweit im Fernsehen ausgestrahlt wird. „Sinterklaas“ kommt dann mit seinen Helfern, den „Pieten“, auf einem Schiff im Hafen an und eröffnet die Parade. Dabei bekommen Kinder Geschenke. Typisch hierfür sind die „chocoladeletters“. Diese Buchstaben aus Schokolade in verschiedenen Geschmacksrichtungen werden jeweils auf den Anfangsbuchstaben des Vornamens der Kinder bezogen. Ursprünglich wurden die Buchstaben jedoch aus Brotteig hergestellt. in der vorweihnachtsZeit auf die zahlreichen Gaumenfreuden unserer niederländischen Nachbarn bekommen hat, sollte sich unbedingt an der „Appeltaart“ versuchen. Genuss garantiert. wer jetZt appetit eet smakelijk! 1. Mehl, Zucker und Salz verrühren. Butter in kleinen Stücken hinzugeben und mit kalten Händen einkneten. Das Ei zum Teig geben und so lange kneten bis ein glatter Teig entsteht. Anschließend für 30 min. in den Kühlschrank. 2. Rosinen in Wasser einlegen. Äpfel schälen, in dünne Scheiben schneiden und das Gehäuse entfernen. 3. Braunen Zucker, Vanillezucker und Zimt mit einander vermengen und über die Äpfel geben. Rosinen gut abtropfen lassen und zu den Äpfeln hinzufügen. 4. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und in zwei Teile trennen, wobei einer 4-mal so groß ist wie der andere. 5. Springform buttern, Teig ausrollen und diese damit auskleiden. Den restlichen Teig in lange Bahnen ausrollen. 6. Apfel-Rosinen Füllung in die Springform geben und mit den restlichen Teigstreifen kreuzweise bedecken. Am Rand festdrücken. 7. Zum Schluss alles mit einem Ei bestreichen und für 45-55 Minuten bei ca. 175°C backen. Frisch gebackene Appeltaart 06-2015 | COLUMBUS 14 21 Das GeoBuddyProgramm Connecting Students Das GeoBuddyProgramm Autor und Bilder: Viktoria Reith I m Sommersemester 2014 rief die Fachschaft des Geographischen Instituts das GeoBuddyProgramm ins Leben, um deutsche Geographiestudierende mit internationalen Austauschstudierenden am Institut zu vernetzen. Regelmäßige Stammtische und gemeinsame Ausflüge ermöglichen nicht nur interkulturelle Begegnung, sondern sind auch eine optimale Gelegenheit, Fremdsprachen zu verbessern – sei es Deutsch für die Auswärtigen oder Englisch, Spanisch, Französisch oder Schwedisch für die „Einheimischen“, um nur einige Sprachen zu nennen. Den internationalen Studierenden wird von Beginn an ein deutscher Buddy zur Seite gestellt, um sich möglichst schnell in Heidelberg einzuleben. Dabei geht es beispielsweise um eine Campusbegehung, die Einführung ins LSF oder die Kursanmeldung. waren GeoBuddys im Wintersemester 2014/15, um nur ein Beispiel zu nennen. Marian ist der deutsche Tandempartner und studiert im Bachelor Geographie. Anna ist zwar ebenfalls Deutsche, hat aber die meiste Zeit ihres Lebens in Schweden verbracht. Sie studiert Geographie in Stockholm und steht kurz vor ihrer Bachelorabschlussprüfung. Ein Interview mit den beiden gibt Einblicke in das GeoBuddyProgramm. Marian und anna Wie seid ihr auf das GeoBuddyProgramm aufmerksam geworden? Marian: Ich habe von den Organisatoren des Programms eine E-Mail über den Verteiler bekommen und dachte mir sofort, dass das eine tolle Idee ist. Ich mag Kommunikation und Austausch mit internationalen Studenten. Außerdem stelle ich mir das schwie- rig vor, wenn man in ein Land kommt, wo man die Sprache nicht so gut spricht und dann erst mal ganz auf sich alleine gestellt ist. Da ist das GeoBuddyProgramm sehr sinnvoll. Ich war einer der ersten Buddys und so kam es, dass ich auch gleich noch in das Organisationsteam mit eingestiegen bin. Anna: Ich hatte mich für ein Auslandssemester beworben und bewusst für Deutschland entschieden, weil ich lange nicht mehr in Deutschland gelebt habe und mal wieder hierher wollte. Da das Erasmusprogramm über die Geographischen Institute in Stockholm und in Heidelberg läuft, habe ich direkt eine E-Mail bekommen mit den Informationen zum GeoBuddyProgramm. Ich beherrsche zwar die Sprache, aber ich kannte niemanden in Heidelberg und fand es daher eine gute Idee, mitzumachen. Wie wurdet ihr einander zugeteilt? Marian: Wenn man sich für das Programm anmeldet, füllt man einen Zettel aus, in dem man seine Sprachkenntnisse und Hobbies einträgt, aber auch seine Vorlieben, wen man gerne als Tandempartner hätte. Die Leute nehmen aus unterschiedlichen Gründen am GeoBuddyProgramm teil. Zum Beispiel diejenigen, die ein Auslandssemester in Spanien oder Südamerika planen, bevorzugen meist spanischsprachige Tandempartner. Da mein Interesse Richtung Schweden geht, wurde mir Anna zugeteilt. Welche Sprache sprecht ihr miteinander? Anna: In unserem Fall ist das natürlich Deutsch, da das ja auch meine Muttersprache ist. Marian: Wir haben hauptsächlich Deutsch gesprochen, aber ab und an auch mal Schwedisch. Aber auch 06-2015 | COLUMBUS 15 21 Das GeoBuddyProgramm die anderen Austauschstudenten haben hauptsächlich Deutsch gesprochen. Da das englischsprachige Kursangebot an unserem Institut eher gering ist, kommen meist auch nur Studenten, die die Sprache schon recht gut beherrschen. Die Austauschstudenten wollen aber auch Deutsch sprechen und ihre Kenntnisse verbessern. Häufig wollen sie auch, dass man ihre Fehler korrigiert. Anna: Auch bei den GeoBuddy-Treffen haben wir immer Deutsch gesprochen. Es muss ja nicht perfekt sein. Hauptsache man wird verstanden. Sonst engt man sich zu sehr ein. Wie sieht die Unterstützung des deutschen GeoBuddys konkret aus? Marian: Das ist situationsabhängig. Ich sag immer so „Hey, ich bin jetzt dein Buddy. Ich stehe dir für alle Fragen zur Verfügung. Ich kann dir helfen, wo du Hilfe brauchst.“ Und ich baue dann darauf, dass mein Partner sagt, was er braucht und was er will. Also, ich stehe auf jeden Fall zur vollen Verfügung. Ich versuch das dann treiben zu lassen. Konkret kann das zum Beispiel so aussehen, dass man den Tandempartner bei seiner Ankunft am Bahnhof abholt und ihm gegebenenfalls ein Dach über dem Kopf anbietet, falls er noch kein Zimmer gefunden hat. Am nächsten Tag kann man dann gemeinsam zum Studieninformationszentrum gehen, den Schlüssel für das Wohnheim abholen, den Campus zeigen, das LSF erklären etc. Und man kann dem Tandempartner helfen, Anschluss zu finden, indem man ihn seinen eigenen Freunden vorstellt und zu Aktivitäten mitnimmt. Wie erleichtert das GeoBuddyProgramm den Austauschstudierenden den Einstieg in Heidelberg? Anna: Das GeoBuddyProgramm hat mir auf jeden Fall dabei geholfen, mich schnell in Heidelberg einzuleben. Gleich am Anfang war ich mit Marian und seinen Freunden in der Stadt unterwegs. Da habe ich einerseits Heidelberg schon mal kennengelernt und andererseits nette Leute getroffen. Die GeoBuddyTreffen fand ich wirklich schön. Da konnte man sich wunderbar mit den anderen Austauschstudenten und deutschen Geographiestudenten austauschen. Ich bin zwar Deutsche, aber irgendwie fühl ich mich auch Schwedisch. Da war es schön, mit den anderen Austauschstudenten Kontakt zu haben. Welche und wie viele Veranstaltungen wurden vom GeoBuddyProgramm im Semester organisiert? Marian: Im Semester hatten wir fünf Veranstaltungen. Wir organisieren zum Semesteranfang ein gemeinsames Treffen, damit sich alle untereinander kennenlernen. Außerdem haben wir einen Stammtisch eingerichtet, so dass sich alle einmal im Monat gemeinsam treffen, um sich austauschen zu können. Es hat zwar jeder seinen Buddy, mit dem er individuell seine Probleme besprechen kann, aber in der gesamten Gruppe ist es auch immer schön, sich auszutauschen. Zudem waren wir zusammen auf dem Weihnachtsmarkt beim Kloster Neuburg. Nach den Weihnachtsferien hatten wir ein Comeback-Treffen und später noch ein Goodbye-Event, um allen „Tschüss“ zu sagen. Wir probieren noch, wie das alles funktioniert und wie wir am besten die Events setzen. Aber es kommt natürlich auch immer individuell auf die Gruppe an. Was gefällt dir als Austauschstudentin besonders gut in Deutschland, in Heidelberg und an der Universität Heidelberg? Anna: Ich muss erst mal sagen, dass mir die Deutschen an sich unglaublich gut gefallen. Sie sind so offen. Die Schweden sind häufig eher verschlossener, was nicht böse gemeint ist, aber hier kann man sehr gut einfach auf der Straße die Leute etwas fragen. Das ist in Schweden nicht so üblich. Heidelberg ist natürlich sehr schön. Ich finde es toll, dass die Stadt nicht so groß ist. Man kommt überall mit dem Fahrrad hin. Das kenne ich aus Stockholm nicht. Fahrradfahren ist so schön, weil man ungebunden von den öffentlichen Verkehrsmitteln ist. Und es ist schön, 06-2015 | COLUMBUS 16 21 Das GeoBuddyProgramm dass Heidelberg eine Studentenstadt ist. Man merkt, dass viele junge Leute unterwegs sind und allein das verbindet schon. Die Altstadt ist auch wunderschön. Ich fühle mich hier richtig wohl, auch wenn ich nur ein Semester hier war. Heidelberg ist mittlerweile wie ein Zuhause. Die Kurse, die ich belegt habe, fand ich auch wirklich gut. Schade war allerdings, dass ich keine Geographiekurse besuchen konnte, weil mir die Kurse in Stockholm nicht angerechnet werden konnten, da ich das alles schon gemacht habe. Mir war nicht bewusst, dass man sich hier den Stundenplan selbst zusammenstellt. In Stockholm bekommt man immer zu Beginn des Semesters einen Plan vorgelegt. Ich habe dann stattdessen Kurse in Ethnologie und Soziologie belegt. Würdet ihr das GeoBuddyProgramm weiterempfehlen? les vereinfacht und für uns ist es ein schöner Austausch, um Sprachen zu lernen und andere Kulturen kennenzulernen. Werdet ihr in Kontakt bleiben? Marian: Unbedingt! Ich plane schon, Anna in Schweden zu besuchen. Wie sieht die nahe Zukunft des GeoBuddyProgramms aus? Marian: Wir erarbeiten im Moment noch ein Zertifikat, das man nach der Teilnahme am GeoBuddyProgramm erhält. Ansonsten sind wir gerade fleißig am Planen für das nächste Semester. Vielen Dank für das Interview. am GeoBuddyProgramm teilnehmen wollen, können sich unter der E-Mail-Adresse [email protected] anmelden. Außerdem werden neue Mitglieder für das Organisationsteam des GeoBuddyProgramms gesucht. Interessenten melden sich bitte ebenfalls unter der genannten Adresse. alle , die gerne Anna: Ja, klar! Es ist toll, Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen. Marian: Auf jeden Fall! Ich finde das Programm einfach eine unglaublich praktische und tolle Sache, weil sich für den Austauschstudent unglaublich Vie- Marian und Anna: Geobuddys fürs Leben 06-2015 | COLUMBUS 17 21 Stress und Verruf - Schlimmer als die Radioaktivität Stress und Verruf Schlimmer als die Radioaktivität Autor: Lukas Rey I m Januar 2015 besuchte ich die Stadt Koriyama in Japan. Sie ist die größte Stadt in der Präfektur Fukushima und die neue Heimat vieler Flüchtlinge aus den evakuierten Bereichen um das Atomkraftwerk Fukushima-Daichi. 80 Kilometer von ihrem zu Hause entfernt wurden die Bewohner von der kleinen Stadt Tomioka in verschiedene Flüchtlingssiedlungen der Stadt Koriyama verteilt. Die Größte von ihnen fasst etwa 500 Flüchtlinge und ist mit einem Bürgerhaus ausgestattet, welches mit einer Radiostation und einem Büro die administrative Verbindung zwischen den ehemaligen Einwohnern der Kleinstadt Tomioka herstellt. Tomioka war 60 Jahre zuvor ein unbedeutendes „unterentwickeltes“ Örtchen und sehr arm. Es lag in einer infrastrukturell kaum erschlossenen Region, die keinen nennenswerten Beitrag zur japanischen Wirtschaft leistete. Dann kam Tokyo Electric Power (TEPCO) und begann das 2011 havarierte Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi in acht Kilome- ter Abstand zu bauen. Von den 14000 Einwohnern (5000 erwerbstätig) arbeiteten 2500 Menschen am und später im Kraftwerk. Die 15-jährige Bauzeit veränderte den Status Tomiokas komplett. Das vorher marginalisierte und unbedeutende Städtchen wurde zum reichsten im Norden Japans und in der Präfektur Fukushima. Über 45 Jahre ermöglichte das Kraftwerk Beschäftigung und stabiles Einkommen. Doch gegenwärtig ist das Städtchen quasi nicht mehr existent durch die Evakuation in Folge der „Fukushima Havarie“, wie es in globalen Medien kommuniziert wird. mehr als fünf Generationen von keiner der für Japan typischen Katastrophen heimgesucht. Es gab keinen Taifun, keinen Vulkanausbruch, kein Erdbeben, keinen Tsunami. Doch nun muss der einstige Bewohner Herr Ikeda mit seinen 87 Jahren sieben Mal umziehen, um endlich in einem Flüchtlingscamp unterzukommen. Sein Haus, sein Garten, sein Teich, seine Bilder, alles verloren. Aber er ist guten Mutes, er kann Lachen, er kann darüber Tomiok a wurde seiT Koriyama - neue Heimat vieler Flüchtlinge aus den evakuierten Bereichen um das Atomkraftwerk Fukushima-Daichi Foto: Lukas Rey 06-2015 | COLUMBUS 18 21 Stress und Verruf - Schlimmer als die Radioaktivität sprechen. Das Malen gibt ihm Kraft, sagt er. Wenn du nichts hast, was dir Kraft oder Mut gibt, wirst du krank, wie so viele Menschen hier. Sie werden depressiv, sie sterben an Stress und anderen psychischen Krankheiten. Sie wissen nicht, ob sie zurück können, hier wollen sie nicht bleiben. Sie haben Angst vor der unsichtbaren Strahlung. Wenn er seine Ölgemälde malt, dann schöpft er neuen Mut. Den möchte er gerne mit anderen teilen und neue Freunde finden, Menschen mit denen er reden kann. Doch das ist nicht leicht. ist die häufigste Ursache für Tumore unter den Flüchtlingen. Mittlerweile sind mehr Menschen in Fukushima durch die Folgeschäden der Katastrophe gestorben als durch das Erdbeben und den Tsunami. Ende 2014 belief sich die Zahl der Opfer (Präfektur Fukushima) auf 1609 durch das Beben und 1704 als Folge von stressbedingten Depressionen, Suiziden, Herzinfarkten und Krebs. Die Gründe des Stress sind vielschichtig. Viele haben ihre Existenz verloren. Nicht nur, dass sie kein Haus, keinen Garten mehr haben, sondern auch keine Arbeit. Für die Arbeiter des Atomkraftwerks gibt es, zu hohen Kosten ihrer Gesundheit, genug Möglichkeiten auch weiterhin im Kraftwerk zu arbeiten. Doch die andere Hälfte kann nicht mehr zur Landwirtschaft oder dem Fischfang zurückkehren. Auch die Ausgleichszahlungen von 100 000 Yen (ungefähr 750€) sind da kein Trost. Die Menschen brauchen eine Beschäftigung, sagt Herr Ikeda. sTress, nichT sTr ahlung, kommt noch eine schleichende Kraft hinzu: Diskriminierung. Fukushima ist ein Name, der nicht nur in Deutschland Unbehagen oder gar Furcht auslöst, sondern auch bei vielen Japanern. Es gibt Unwissen und Angst in den Köpfen. Die Schulkinder aus Tomioka sind Außenseiter. Eine Mutter erzählt uns, dass ihr Junge jeden Tag weint, wenn er seine eineinhalbstündige Reise zur Schule antritt. Er findet keine Freunde, er wird gemieden und seine alten Freunde wurden auf eine andere Schule verteilt. Auch am sozialen Alltag kann er nicht teilnehmen, da der Schulbus ihn abholt, wenn die Clubaktivitäten am Nachmittag beginnen. Die Menschen in der Umgebung des Lagers haben Angst, dass die „Verstrahlten“ sie anstecken könnten. Wer sagt, dass er aus der Gegend des Kraftwerks kommt, wird sichtbar anders behandelt, nicht nur in Fukushima, sondern in ganz Japan, auch an meiner Universität. Begründet ist dies auch durch die Art, wie die Medien über die Katastrophe berichten, wie Informationen verstanden werden und wie Halbwissen verbreitet wird. Die Fukushima Katastrophe wird zu einer Erblast. kann man sich evakuieren, sagt ein Mann, vor den Gedanken der Menschen nicht. Darum ist es den Menschen in der kleinen Gemeinde so wichtig, mit uns zu sprechen. Sie wollen aufklären, über sich selbst. Sie wollen ihr Erlebnis, ihr Schicksal begreifbar machen. Sie wollen, dass die Welt sie wie Menschen sieht, nicht wie Aussätzige. Vor der sTr ahlung menschengemachte Katastrophe von TEPCO, aber es ist auch unsere Verantwortung, dass wir daraus keine menschliche Katastrophe werden lassen. Vor allem als Geographen sollten wir uns fragen, was eine „simple Ortsbezeichnung“ für eine Bedeutung haben kann. Fukushima: Ist das ein Atomkraftwerk, eine Stadt, eine Präfektur oder eine Angst? es isT eine Zu den exisTenZnöTen Herr Ikeda im Gespräch. Foto: Lukas Rey 06-2015 | COLUMBUS 19 21 Buy Local B U Y LO C a L Die initiative Buy Local hat sich zum Ziel gesetzt, den lokalen Handel zu stärken. — über die Bedeutung einer starken Regionalwirtschaft. Autor: Christian Berberich E iner Statistik des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) nach wird mittlerweile jeder zehnte Euro, der in den Handel gelangt, online ausgegeben – Tendenz stark steigend. Während beispielsweise bei Schreibwaren und Bürobedarf 2008 nicht einmal sechs Prozent der Waren über den Online-Handel gekauft wurden, sind es 2013 bereits mehr als 18 Prozent. Für den Verbraucher ist es in den meisten Fällen sehr bequem. Auf dem Sofa liegend schnell über das Tablet bestellt, kommt die Ware meist innerhalb der folgenden Werktage direkt vor die Haustüre – Zusatzkosten für den Versand entfallen aufgrund der Skalenerträge der multinationalen Online-Riesen Amazon, Zalando und Co. meist. Doch was für den Verbraucher auf den ersten Blick so sinnvoll und praktisch scheint, kann in gar nicht so ferner Zukunft zu einem Problem werden. Bereits heute kann eine der Folgen in vielen Städten beobachtet werden: Wo einst in bunt durchmischten und von inhabergeführten Geschäften geprägten Fußgängerzonen ein lebhaftes Treiben herrschte, dominieren heute oft austauschbare Filialen internationaler Unternehmen, aufgelockert von immer größeren Leerständen. Local versucht dieser Entwicklung entgegenzusteuern und damit eine gesunde Regionalwirtschaft am Leben zu erhalten. Wir haben uns dieses Vorhaben einmal genauer angeschaut. Die initiative Buy D i e i n i t i at i v e sich zum Ziel, den Handel und das Handwerk vor Ort zu stärken und somit die lokale Vielfalt zu bewahren. Wer sich als Einzelhändler der Initiative anschließen möchte, muss unter anderem eine faire Behandlung der Mitarbeiter, soziales und kulturelles Engagement in seiner Stadt sowie kundenorientierten Service garantieren. Damit steht Buy Local auch für ein nachhaltiges und bewusstes Wirtschaften im Einzelhandel. Im Gegenzug bietet das Konzept für die Mitglieder beispielsweise eine Buy LocaL setzt 06-2015 | COLUMBUS 20 21 Buy Local 21 steht und fällt, plakativ formuliert, also die wirtschaftliche Stärke und Attraktivität einer Region. B U Y LO C a L aU C H i n H e i D e L B e R g angekOmmen Umstände ist eine Initiative wie Buy Local nur zu loben. Auch in den USA finden sich mit „be a localist“ oder „localfirst“ derartige Initiativen, um den stationären Einzelhandel zu fördern und das Geld verteilt in der Region zu lassen statt gebündelt an multinationale Großkonzerne zu geben. in anBetr acht Dieser überregionale Medien- und PR-Arbeit in Form von Artikeln und Interviews, eine branchenübergreifende Vernetzung untereinander – inklusive Workshops zu Themen wie Mitarbeiterführung oder Marketing – sowie stetige Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung der Verbraucher und Öffentlichkeit. Local-Bewegung in Deutschland noch recht jung ist, findet sich noch kein großes Netz an teilnehmenden Einzelhändlern. In Heidelberg haben sich die beiden Handschuhsheimer Geschäfte Mode & Sport Niebel und die Bücherstube an der Tiefburg angeschlossen. Darüber hinaus verfolgt die Aktion „roter Faden“ der Heidelberger Altstadt ein ähnliches Konzept und versucht herausragende inhabergeführte Geschäfte kenntlich zu machen und die mittlerweile mehr als 50 Teilnehmer werbewirksam zu unterstützen. Da Die Buy vORteiLe füR Die RegiOn spielt für eine Region allgemein eine große Rolle, deren Bedeutsamkeit oft unterschätzt wird. Nicht nur werden durch die mittelständischen, inhabergeführten Geschäfte vor Ort zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, die Gewinne fließen darüber hinaus auch in hohem Maße zurück in die Region, was ebendiese Arbeitsplätze fortwährend sichert. Ein gesunder Einzelhandel sorgt zudem für wichtige Ausbildungsplätze. ein starker einzeLhanDeL offensichtlichen Tatsache, ist das Thema Steuern wichtig: Durch die vom Einzelhandel an die Kommunen gezahlten Steuergelder werden soziale und öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Schwimmbäder oder Kulturhäuser mitfinanziert. Fehlen diese Steuern, muss zwangsläufig auch hier gespart oder verschlankt werden. Und das, obwohl gerade solche Einrichtungen neue Bewohner, Investoren und Touristen anziehen und somit zur Stärkung der Regionalwirtschaft beitragen. Mit der Vernachlässigung des Einzelhandels aBseits Dieser recht Weitere informationen findet ihr unter den folgenden adressen: www.buylocal.de www.facebook.com/roterfaden.Heidelberg/info 06-2015 | COLUMBUS Arbeitsbereiche der Fachschaft 22 21 „Wa s m acht ihr denn n och , außer Atlas fe t e? “ Die Fachschaft stellt sich vor Autoren: Sarah Hüthwohl & Martin Ruf Bilder: Fachschaft Geographie L iebe Mitstudierende, bestimmt hat jeder von euch schon mal von der Fachschaft gehört, und wenn es nur im Zusammenhang mit dem einzigen Pflichttermin im Semester, der Atlasfete, war. Vielleicht habt ihr auch schon an anderen Events, wie dem Sommerfest, dem Ersti-Hüttenwochenende oder der Fotorally teilgenommen. Die Fachschaft will euch aber nicht nur beim Feiern helfen, sondern auch bei Problemen im Studium unterstützen. Deshalb möchten wir heute einen genaueren Einblick in die anderen Bereiche der Fachschaftsarbeit geben. Einmal im Jahr halten wir eine Vollversammlung aller Geographiestudierenden ab, meistens im Wintersemester. Bei dieser habt ihr die Gelegenheit, uns Vorschläge, Lob und Kritik mitzuteilen. Wir nehmen eure Anliegen sehr ernst und bemühen uns, eine Lösung zu finden. Selbstverständlich könnt ihr uns aber auch immer persönlich ansprechen, eine E-Mail schreiben oder in der Fachschaftssitzung vorbeikommen. ein besseres Bild von unserer Arbeit machen könnt, möchten wir euch berichten, worum wir uns in der letzten Zeit gekümmert haben. Damit ihr euch Vorstellung. Momentan sind wir 24 gewählte Fachschaftsmitglieder aus den Studiengängen Lehramt, Bachelor und Master. Wir sind jedoch eine offene Fachschaft, daher kann jeder bei uns vorbeikommen und sich an der Fachschaftsarbeit beteiligen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr längere Zeit bei der Fachschaft mitwirken oder euch nur für ein bestimmtes Projekt einbringen wollt. Seit Zunächst eine kleine 2014 werden die Fachschaften in Baden-Württemberg gewählt, in unserem Fall für zwei Semester. Bei dieser Wahl sind alle Geographiestudierenden wahlberechtigt. Somit sind wir eure offiziellen Vertreter*innen am Institut. Die letzte Wahl fand übrigens Anfang Mai statt. Qualitätssicherungsmittel 2012 erhielten die Universitäten in Baden Württemberg von der Landesregierung die Qualitätssicherungsmittel (QSM) als Ersatzzahlung für die Studiengebühren. Die QSM dienten der Sicherung der Qualität in Studium und Lehre. Sie betrugen 280 € pro Studierendem. Davon gingen 20% an die Universitätsverwaltung und 80% wurden nach der Anzahl der Studierenden an die Institute vergeben. Jeder konnte Anträge zur Verwendung der QSM einreichen. In der Studienkommission werden die Anträge gesichtet und die Gelder verteilt. Die Studienkommission am Geographischen Institut besteht aus acht Mitgliedern, drei Professoren/ innen, einer/einem wissenschaftlichen Mitarbeiter/in und vier Studierenden. Die studentischen Vertreter/ innen werden jedes Jahr bei der Vollversammlung der Geographiestudierenden gewählt. Somit hatten die Studierenden immer ein großes Mitspracherecht, wenn es um die Vergabe der QSM ging. Viele Tutorien, Bücher und HiWis für die Institutsbibliothek, Exkursionszuschüsse, Lehrveranstaltungen, etc. wurden aus diesen Mitteln finanziert. Zu Beginn dieses Jahres änderte die Landesregierung ihr Gesetz zur Hochschulfinanzierung. Die Grundfinanzierung der Universitäten ist erhöht worden, dies gelang aber nur durch eine Umverteilung der QSM. Von den ehemals 170 Mio. Euro QSM fließen nun 150 Mio. direkt in die seit Dem sommersemester 06-2015 | COLUMBUS Arbeitsbereiche der Fachschaft Grundfinanzierung der Universitäten und nur noch 20 Mio. Euro sind zweckgebunden zur Sicherung der Qualität in Studium und Lehre und werden direkt an die Institute vergeben. Dadurch werden die studentische Mitbestimmung sowie die finanziellen Mittel für die Sicherung der Qualität in Studium und Lehre an unserem Institut in großem Maße geschmälert. Im Rahmen der Fachschaft haben wir das Bündnis „#IchBrauchDieQSM“ unterstützt und deren Petition zum Erhalt der QSM mit verbreitet. Leider kamen die Bemühungen zu spät. Nun geht es darum, für die noch übrigen Gelder ein Nachfolgemodell der Qualitätssicherungsmittel und der Vergabekriterien zu entwickeln. Wir werden auf jeden Fall weiter an der Sache dran bleiben. Professur für Geomorphologie und Bodengeographie gab es ein öffentliches Kolloquium zur Neubesetzung der Professur für Geomorphologie und Bodengeographie. Ihr habt uns angesprochen, was aus dem Auswahlverfahren geworden ist im Februar 2014 und ob es bald eine Neubesetzung der Professur gibt. In diesem Zusammenhang haben wir einen Dialog mit Professor Eitel und den Professoren/innen der Geographie gestartet. Wir hoffen, euch hierzu bald mehr sagen zu können. Vorlesungsangebot Humangeographie zu Beginn der Semesterferien bei uns gemeldet, da ihr unzufrieden mit dem Vorlesungsangebot in der Humangeographie für kommendes Sommersemester wart. Es gab den Wunsch nach einem weiteren Vorlesungsangebot, das nicht im Bereich der Stadt- oder Wirtschaftsgeographie liegt. Ein paar engagierte Studierende hatten eine Unterschriftenaktion gestartet, um ihrem Wunsch Ausdruck zu verleihen. Wir haben diese Liste zusammen mit einem Anschreiben dann an die Dozenten übermittelt, woraufhin nun die Vorlesung zur Politischen Geographie angeboten wird. Außerdem haben wir eine Onlineumfrage gestartet, um eure Zufriedenheit mit dem Vorlesungsangebot objektiver beurteilen zu können. ihr habt euch Geobuddy Programm der Geographie das Ankommen an der Uni Heidelberg etwas zu erleichtern, hat die Fachschaft im Sommer 2014 das Geobuddy Programm ins Leben gerufen. Näheres dazu könnt ihr dem Artikel „Connecting Students – Das GeoBuddyProgramm“ in dieser Columbus-Ausgabe entnehmen. um internationalen stuDierenDen Vorstellung Geographiestudium für Schüler erreichte uns erstmals die Anfrage eines Geographielehrers von einem Mannheimer Gymnasium, der seinen Schülern aus der Oberstufe das Geographiestudium näher bringen wollte. Diese Chance, Werbung für unser Institut im vergangenen Jahr Fachschaftsausf lug Frühjahr 2014 06-2015 | COLUMBUS 23 21 Arbeitsbereiche der Fachschaft und unser vielfältiges Studium zu machen, wollten wir nicht ungenutzt lassen. Also luden wir die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrem Lehrer ein, einen typischen Tag an der Uni zu erleben. Da der Besuch einer Vorlesung aus logistischen Gründen leider nicht möglich war, entschieden wir uns dazu, der Gruppe in einem Vortrag einige Inhalte des Geographiestudiums vorzustellen. Außerdem erläuterten wir dabei auch die Arbeit der Fachschaft sowie den üblichen Verlauf eines Studiums. Im Anschluss daran folgten ein Rundgang durch das Neuenheimer Feld sowie ein Besuch in der Mensa. Dabei konnten sich die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten bereits mit den kulinarischen Besonderheiten einer Großmensa vertraut machen. Wir hoffen, dass der Tag den Schülerinnen und Schülern gut gefallen hat und wir vielleicht den ein oder anderen dazu bewegen konnten, über ein Geographiestudium nachzudenken. Zu unserer großen Freude hat sich zum Sommersemester erneut eine Schülergruppe angemeldet. Die Bank vor dem Institut in den Pausen vom anstrengenden Geographiestudium noch besser erholen könnt, haben wir im letzten August eine Parkbank angeschafft. Sie wurde vor dem Eingang der BST 48 aufgestellt und lädt dazu ein, die (hoffentlich oft scheinende) Sommersonne zu genießen. Wir hoffen, dass euch die Bank, welche übrigens in einer Behindertenwerkstatt hergestellt wurde, genauso viel Freude wie uns bereitet und sie noch viele Jahre genutzt werden kann. Damit ihr euch könnt euch nun ein genaueres Bild von unserer Arbeit machen. Vielleicht habt ihr ja sogar Lust bekommen, selbst bei der Fachschaft aktiv zu werden? Dann kommt doch einfach bei einer unserer nächsten Sitzungen vorbei, im Semester immer mittwochs um 18:30 Uhr im Keller der Berliner Straße 48. Wir hoFFen, ihr Sitzbank vor dem Institut in der Berliner Straße 48 06-2015 | COLUMBUS 24 21 Geo-Studis auf dem Dach der Welt Überschrift Geo-Studis auf dem Dach der Welt Foto William Schulz Autoren: Caroline Esser, Markus Protze machten sich achtzehn Heidelberger GeoStudenten auf den Weg nach Ladakh, in die größte Region des nordindischen Bundesstaates Jammu und Kaschmir. Im September 2014 darauf gewartet. Bereits im Dezember fand das erste Auswahlgespräch statt. Im Juli folgte dann ein zweitägiges Blockseminar, auf das sich die Teilnehmer mit einer Präsentation zu ihrem jeweiligen Spezialthema vorbereitet hatten. Manch einer war zwar etwas angesäuert, weil er wegen dieser Veranstaltung auf das WM-Spiel „Deutschland gegen Nordalgerien“ verzichten musste, doch sollte dies die Vorfreude auf die große Himalaya-Exkursion keineswegs schmälern. Die anschließenden Wochen wurden für Großeinkäufe in Sport- und Outdoor-Geschäften sowie für letzte Trainingsläufe über den Philosophenweg genutzt. Und nachdem sich sämtliche Verwandte und Freunde von einem verabschiedet hatten als würde man auswandern, konnte es endlich losgehen. L ange hatten SIe beStenS InformIert, auSge- und hochmotiviert bestiegen die Exkursionsteilnehmer nun also das Flugzeug nach Delhi. Man hatte sich schon vorher auf eine lange Reise eingestellt – immerhin betrug die Flugzeit von Frankfurt nach Delhi acht Stunden und das Anschlussflugzeug nach Leh, die Hauptstadt Ladakhs, sollte erst nach zweiundzwanzig weiteren Stunden abheben. Während folglich einige geduldig ihre Isomatten ausrollten und sich die Wartezeit mit Reiseführern oder anderer Lektüre vertrieben, verließ eine wagemutige Achtergruppe das Flughafengebäude (ohne wirklich zu wissen, ob der Zutritt später vom bewaffneten Personal auch wieder gestattet werden würde) rüStet um die einmalige Gelegenheit zu nutzen, die 11 Millionen-Einwohner-Stadt zu erkunden. Mit der sauberen und fast menschenleeren Metro ging es ins Stadtzentrum, in dem man sich vollkommen übermüdet und erschlagen vom heißklebrigen Dunst inmitten von hupenden Tuktuks und schreienden Händlern wiederfand. Schnell wurden die Studierenden umringt von einigen besonders hilfsbereiten Fremdenführern, die sich gerne als Chauffeure anboten. So kamen die Neuankömmlinge nicht nur in den Genuss, das berühmte Red Fort, eine Festungsund Palastanlage aus der Epoche des Mogulreiches, zu besichtigen. Nein, viel aufregender noch war die Fahrt zu neunt im Fünfsitzer- Nickerchen am Flughafen - Hoffen auf Flug nach Leh Foto: Hanna Wilbrand 06-2015 | COLUMBUS 25 21 Geo-Studis auf dem Dach der Welt Taxi oder auch der erfrischende Kingfisher-Umtrunk in einer eisgekühlten Bar namens „Excuse me Boss“, begleitet von feuriger Latino-Musik. Zurück Im fLughafenge- ging es bald schon wieder durch die Sicherheitschecks. Doch wer nun daran dachte, schon bald das „Land der hohen Pässe“ betreten zu dürfen, der hatte weit gefehlt: Der Flug nach Leh wurde verschoben. Erst um eine Stunde, dann um zwei, und schließlich um drei. Die Studierenden folgten daraufhin einem Mitarbeiter der Fluglinie, der sie zur berüchtigten „Foodstreet“ führte, einem FastFood-Restaurant, mit dem einige schon während der langen Wartezeit Bekanntschaft gemacht hatten. Während man sich über das kostenlose Frühstück („Fettbrot“ mit Mixed Prickles) hermachte, wurde bekanntgegeben, dass heute kein Flugzeug mehr nach Leh abheben würde. Grund waren starke monsunartige Regenfälle und Überflutungen in Srinagar und in Jammu und Kaschmir, welche die Flugverbindungen zwischen Delhi und Leh zum Erliegen brachten. Zusammen mit Dr. Ravi Baghel, einem Mitarbeiter des Südasieninstituts, den die Studierenden am Flughafen getroffen hatten, wurden die Teilnehmer ins recht ungemütliche Centaur Hotel gebracht, um dort – nur etwa fünfzig Meter entfernt von der Landebahn bäude – ihre zweite Nacht in Indien zu verbringen. kommenden Tagen sollten keine Passagiermaschinen nach Leh starten, was unglücklicherweise immer erst kurz vor der angekündigten Abflugszeit bekannt gegeben wurde. Jede Nacht um 2 Uhr ging es mit dem Bus zum Flughafen um dort nach Stunden der Warterei – versüßt durch ein improvisiertes buntes Spiel- und Sportprogramm – erneut die enttäuschenden Worte zu hören „Air India 445: Your Ungefragtes Posen mit den Deutschen flight has been cancelled“. Nach- Ausf lüge in Neu Delhi Foto: William S. dem Herr Dr. Baghel sich danach ra Bangla Sahib“ und die Besichweitere Stunden mit dem Personal tigung des Mausoleums „Safdarauseinandersetzte, um neunzehn jung tomb“ bei Sonnenuntergang neue Flugtickets für den jeweils (Prädikat: „Ziemlich Taj-Mahanächsten Tag zu organisieren, ging lig“). es zwölf Stunden nach dem ersten nach eIner knappen Woche Weckerklingeln wieder zurück ins Hotel. Und so steckten die Stu- in Delhi durften schließlich die dierenden in Delhi fest, während ersten acht Studierenden tatsächHerr Prof. Nüsser und Frau Dr. lich nach Leh fliegen. Die anderen Schmidt in Leh auf deren baldiges zehn kamen zusammen mit dem Gepäck, welches es beim ersten Eintreffen hofften. Anlauf nicht bis zum Ziel geschafft der unfreIwILLIge aufhatte, am nächsten Tag nach. Allein der Flug über die HimalayaenthaLt in der Mega-City wurde jedoch bestmöglich genutzt: Palak Hauptkette ins Transhimalaya Paneer, Dal Makhani und frische war spektakulär und entschädigte Wassermelonen sowie die zahl- für manches. Und so konnte die reichen Einkaufsmöglichkeiten eigentliche Exkursion endlich losauf den chaotischen Bazaren in gehen. Old Delhi vermochten zeitweise die Stimmung zu heben. WeitedIe erSten tage in der re Höhepunkte waren der größte Hauptstadt Leh, dem administraSikh-Tempel der Stadt „Gurudwa- tiven und wirtschaftlichen Zentauch In den 06-2015 | COLUMBUS 26 21 Geo-Studis auf dem Dach der Welt Mantren sprechende Mönche in Stongde F.: Hanna Wilbrand rum Ladakhs, wurden zu Akklimatisierung genutzt. „Viel trinken und schlafen“ lautete die Devise, denn an 3500 Höhenmeter musste man sich erst einmal gewöhnen. Ausgehend vom familiären Hotel Yasmin wurden daraufhin erste Besichtigungstouren in der Stadt unternommen. Es ging hinauf zum Königspalast und auf die 4267 Meter hohe „Shanti-Stupa“, von wo aus man einen wunderbaren Ausblick über die Altstadt von Leh genießen durfte. Das Zentralasiatische Museum, welches vom deutschen Architekten Andre Alexander geplant wurde, stand ebenso auf dem Programm. Anschließend schlenderte man durch die engen Gassen rund um Lehs Mainbazar, um das Equipment für den Trek zu komplettieren oder um sich ein Glas Sanddorn- oder Aprikosensaft im kleinen Bioladen „Dzomsa“ zu genehmigen. Auch das Restaurant „Gesmo“ erfreute sich großer Beliebtheit bei der gesamten Exkursionsgruppe. Tagen fanden Ausflüge in der näheren In den dar auffoLgenden Frühstück vor dem täglichen Trek Foto: Caroline Esser Umgebung Lehs statt. So besichtigte die Gruppe artificial glaciers, das berühmte buddhistische Kloster Thikse sowie den Ort Chomglamsar, welcher noch immer die Folgen der Flut 2010 sichtbar werden lässt. Im Sinne der „passiven Akklimatisierung“ ging es überdies in einer Jeep-Kolonne über den höchsten befahrbaren Pass der Welt, den über 5400 Meter hohen Khardung La. Während man sich oben eine Schneeballschlacht lieferte und sich anschließend mit heißem Chai aufwärmte, fand man sich nach zwei Stunden beschwerlicher Fahrt im abgelegenen Nubra-Tal unweit der pakistanischen Grenze wieder. Dort, zwischen den Sanddünen, bestaunten die Studierenden einen einzigartigen „Sanddornbaum-Wald“ und die Kamele, auf denen manche Touristen dem Sonnenuntergang entgegenritten. Etwas seltsam mutete dabei die ständige Präsenz des indischen Militärs an, das an den abgelegensten Orten seine Camps errichtet hat. Nach einer Nacht in Hundar ging es am nächsten Tag über einen Umweg zu heißen Quellen zurück nach Leh. trat man wiederum am nächsten Tag eine dreitägige Autofahrt durch das Suru-Tal, vorbei an den 7000 Meter hohen Zwillingsbergen Nun und Kun, an, um zum Einstieg des Treks zu gelangen. Von Leh bis nach Kargil über das schöne Kloster Lamayuru führte es uns schließlich zum Kloster Stongde (siehe Foto), von dem aus man eine fabelhafte Aussicht auf den Zanskar-Fluss und die HimalayaHauptkette genießt. Die Mönche freuten sich über jeden Besucher und gaben gerne auch eine kostenlose Führung durch die ehrwürdigen Räumlichkeiten, die dann aber mit einer geringen Spende entlohnt werden sollte. Von dort auS die Überflutungen in Kaschmir hervorgerufenen Flugausfälle musste die ursprünglich geplante Trekkingtour etwas modifiziert werden. Schließlich entschieden sich die Dozenten für einen Trek, der von Pishu über neun Tage bis nach aufgrund der durch 06-2015 | COLUMBUS 27 21 Geo-Studis auf dem Dach der Welt Foto Marcus Nüsser zehn Studierenden den (reibungslosen) Rückflug nach Frankfurt an, während sich die übrigen fünf noch einen Aufstieg auf den 6000 Meter hohen Stok Kangri vornahmen. während der Exkursion nicht immer Grund zur Freude gab (neben der angespannten Situation in Delhi sind damit vor allem kleinere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Fieber, Schüttelfrost und Blasen an den Füßen während der Trekkingtour gemeint), so sind am Ende doch alle Teilnehmer und Dozenten gesund und munter wieder in Heidelberg angekommen. Und natürlich sind alle froh, Ladakh kennengelernt haben zu dürfen. Kaum ein Gebiet auf der Welt offeriert eine solche Vielzahl an geologischen, geomorphologischen, geopolitischen und kulturellen Besonderheiten. Das wüstenhafte Erscheinungsbild, der eigenartige Kontrast zwischen militärischer Präsenz und Tourismus, ein Nebeneinander von Klöstern und Moscheen, sowie die Freundlichkeit der einheimischen Bevölkerung lassen das Herz eines jeden Geographen höher schlagen. auch wenn eS Lamayuru führte. Dabei stand der Exkursionsgruppe eine Vielzahl von Experten zur Seite: Begleitet und versorgt wurden die Studierenden von mehreren Horsemen, Köchen und Helfern, zwei nepalesischen Mountain-Guides und nicht zuletzt von 35 Pferden. Jeden Morgen wurde man von nun an vom „Yali tong lamo lay“-Gesang der Horsemen geweckt bevor man eine dampfende Tasse MilkTea ins Zelt gereicht bekam, die den Auftakt für ein reichhaltiges Frühstück markierte. Auch zu den anderen Mahlzeiten wurden die Studierenden übrigens kulinarisch aufs Feinste verwöhnt (nächtliche Tortenschlachten mitten im Nirgendwo inklusive), sodass niemand den Powerriegeln hinterhertrauern musste, die bereits in Delhi verzehrt worden waren. Purfi La (3850 Meter) und den Hanuma La (4710 Meter) gelangte. Kurz vor dem höchsten Pass Singe La auf knapp 5000 Metern endete dann die Romantik: Der Bau einer geplanten Straße hatte bereits begonnen! So fuhren zwar noch keine Autos, doch schon in ein paar Jahren könnte der Trek der Vergangenheit angehören oder müsste wenigstens stark verändert werden. Nach einem scheinbar endlosen Abstieg mit einer stark veränderten Vegetation erreichte man das hübsche Dorf Photaksar, das von malerischen Schuttkegeln und steil aufragenden Bergen eingerahmt wird. Einen weiteren Pass, nämlich den Sisir La galt es zu bewältigen, bevor es durch ein sehr schmales, aber ausgesprochen beeindruckendes Tal ging. Von dort waren es dann noch zwei Tagesmärsche nach Lamayuru. während dIeSer „ SchLem - musste man jedoch auch fast jeden Tag einen oder zwei Pässe überqueren, von denen die höchsten um die 5000 Meter hoch waren. Ein besonders schöner Ort auf der Tour war das kleine Dorf Lingshed, zu dem man über den mertour“ gLückLIch und erSchöpft fuhren die Teilnehmer daraufhin zurück nach Leh, begleitet von deutschen Schlagerhits und vorbei an dem Staudamm bei Alchi. Nach einem entspannten freien Tag in Leh traten die ersten drei- geht an dieser Stelle an Frau Dr. Schmidt, Herrn Prof. Nüsser und an Herrn Dr. Baghel, die den Studierenden mit ihrem Engagement zu diesen unvergesslichen Eindrücken verholfen haben! eIn her ZLIcher dank 06-2015 | COLUMBUS 28 21 Schulpraxissemester Valencia 29 21 Quelle: Dilif f: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hemispheric_-_Valencia,_ Spain_-_ Jan_ 2007.jpg schul praxis semester Deutschen schule an Der Valencia Autor & Bilder: Caroline Esser Z ugegeben: Das Schulpraxissemester an einer deutschen Auslandsschule zu machen, war eigentlich nur mein Plan B. Nachdem ich im Frühjahr 2013 nur Absagen für die Schulen in der Umgebung Heidelbergs erhalten hatte, entschied ich mich dafür, das 13-wöchige Praktikum, welches mittlerweile für alle Lehramtsstudenten verpflichtend ist, später als ursprünglich geplant zu machen – und zwar im Ausland. Immer noch nachhaltig beeindruckt von meinem einjährigen Erasmusaufenthalt in Sevilla war für mich als angehende Spanischlehrerin sofort klar, dass es wieder nach Spanien gehen müsste. Ich bewarb mich also etwa ein Jahr vor Praktikumsbeginn an den für meine Fächer (Spanisch, Deutsch und Geographie) infrage kommenden Deutschen Schulen und erhielt dann schon bald die Zusage aus Valencia. Zunächst musste ich mir dann die Zustimmung des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung in Karlsruhe für mein Vorhaben einholen. Daraufhin bewarb ich mich um ein Kurzzeitstipendium beim DAAD, was zwar relativ aufwändig, aber dann doch sehr lohnenswert war. Und natürlich musste auch eine Wohnung gefunden und ein Flug gebucht werden. Mitte Oktober in Valencia ankam, durfte ich mich über 27°C und Sonnenschein freuen. Als ich dAnn Und auch das Praktikum lief sofort gut an. Das Kollegium nahm mich herzlich auf und auch die beiden anderen Praktikantinnen, die schon etwas früher eingetroffen waren, halfen mir bei der Eingewöhnung. Monate hatte ich nun den Auftrag, in mindestens hundert Unterrichtsstunden zu hospitieren und mindestens dreißig Stunden selber zu unterrichten. Ich stellte mir also einen vorläufigen Stundenplan zusammen und schaute mir zunächst viele verschiedene Lehrer und Klassen im Unterricht an. So konnte ich einige wichtige Beobachtungen machen: Abgesehen davon, dass die langen Schultage von bis zu zehn Stunden Schülern und Lehrern einiges abverlangen (wenn man etwas länger nicht mehr an der Schule war, kann das schon mal in Vergessenheit geraten...), gestaltet sich an der Deutschen Schule Valencia die Sprachsituation recht knifflig. Bis auf die Fächer Spanisch, spanische Geschichte und „Area social“ (entspricht dem deutschen Sachunterricht und wird in der Unterstufe unterrichtet) findet der Unterricht in deutscher Sprache statt. Weil aber etwa dreiviertel der Schüler Spanisch-Muttersprachler sind, sind die Lehrer aller Fächer auch als Fremdsprachenlehrer gefordert – gleichzeitig müssen jedoch selbstverständlich auch die wenigen Deutsch-Muttersprachler unter den Schülern ausreichend gefördert werden. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu könFür die kommenden 06-2015 | COLUMBUS Schulpraxissemester Valencia Eindrücke aus Valencia nen, sind die Schüler in DaF- (Deutsch als Fremdsprache) und DaM- (Deutsch als Muttersprache) Gruppen eingeteilt, die wöchentlich zwei Stunden gesonderten Unterricht erhalten und in den Fächern Deutsch und Spanisch unterschiedlich streng bewertet werden. Fächerkombination war es daher zunächst nicht ganz leicht, herauszufinden, wie ich mit welcher Klasse würde arbeiten können. In jedem Falle erschien es mir aber sinnvoll, mich im Hinblick auf meinen eigenen Unterricht auf die Fächer Erdkunde und Deutsch zu konzentrieren. In Absprache mit den Fachlehrern unterrichtete ich dann zwei neunte Klassen in Erdkunde: „Industrie in den USA“ und „Die Staaten Europas“ standen auf dem Lehrplan. In Deutsch unterrichtete ich vor allem eine sechste Klasse, in der ich mich gewissermaßen schon einmal als Klassenlehrerin ausprobieren durfte. Drei Monate lang war ich jede Woche sieben Stunden in dieser Klasse, um über deutsche Grammatik, das Doppelte Lottchen, Mobbing an der Schule und den anstehenden Kuchenverkauf, der dann auch mit großem Erfolg durchgeführt wurde, zu diskutieren. In Spanisch beschränkte ich mich währenddessen auf die Hospitationsstunden und konnte so bei der Lektüre von Don Quijote und anderen Klassikern einiges für mein eigenes Studium lernen. insbesondere mit meiner Unterrichtsgeschehen konnte ich auch an vielen anderen Veranstaltungen teilnehmen, die mir einen Einblick in meinen späteren Beruf eröffneten: Ich nahm zum Beispiel an Abgesehen vom täglichen einer Fortbildung und an Konferenzen teil, begleitete die Schüler zweimal ins Theater und sang beim Weihnachtskonzert im Schulchor mit. Ein besonderes Highlight war der Schul-Weihnachtsmarkt, zu dem an einem Abend in der Adventszeit der ganze Schulhof von Besuchern, die gerne Glühwein oder Kinderpunsch unter Palmen und zu weihnachtlichen Klängen der Schulensembles einnehmen wollten, nur so wimmelte. Bericht entnehmen kann, war mein Praxissemester ein voller Erfolg. Und auch wenn ich selbst das Praktikum anfangs lieber in Baden-Württemberg gemacht hätte – mittlerweile kann ich es jedem empfehlen, das Semester zu nutzen, um Auslandserfahrungen zu sammeln. Denn abgesehen von der Möglichkeit, ein anderes Land zu entdecken, ist es an deutschen Auslandsschulen – soweit ich es mit den Erfahrungen von Kommilitonen vergleichen konnte – viel leichter als an Schulen in Baden-Württemberg, sich im Schulalltag zurechtzufinden und wohlzufühlen. Der Kontakt zu den Lehrern ist dort leichter herzustellen; zum einen, weil man selbst sein gewohntes Umfeld verlässt und damit auf neue Ansprechpartner angewiesen ist, zum anderen, weil das Kollegium insgesamt offener gegenüber Neuankömmlingen ist, als es an manchen Schulen in Deutschland der Fall ist. Wie mAn dem Interessenten für Praktika an Deutschen Auslandsschulen – vor allem an der Deutschen Schule Valencia – können sich gerne per E-Mail (caroline.esser@ stud.uni-heidelberg.de) bei mir melden! 06-2015 | COLUMBUS 30 21 Engagement zahlt sich aus! Engagement zahlt sich aus! Heidelberger Studierende nehmen die Energiewende selbst in die Hand Projektteam der Heidelberger Energiegenossenschaft Autor: Katharina Lauer, studentische Mitarbeiterin der Heidelberger Energiegenossenschaft stitution gründen. So wurde im Jahr 2010 die Heidelberger Energiegenossenschaft geboren. aktiv die Energiewende vorantreiben? Das dachten sich vier Heidelberger Studierende, die neben Klausuren und Hausarbeiten schreiben eine Energiegenossenschaft gegründet haben. Die mittlerweile über 230 Mitglieder der Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG) investierten bis heute über 1.000.000 Euro in die regionale Energiewende. Im Herbst 2014 wurde die HEG für die Umsetzung eines Mieterstrom-Modells sogar mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet. Der folgende Beitrag zeigt beispielhaft, was man als (Geographie-) Student mit viel Ehrgeiz und Engagement erreichen kann. – diese zwei konkreten Ziele verwirklicht die Heidelberger Energiegenossenschaft durch ihre Projekte in der Region. Dabei ist die Energiegenossenschaft auf die finanzielle Unterstützung ihrer Mitglieder angewiesen. Bereits ab einem Betrag von 100 € können diese sich finanziell an den Projekten beteiligen – so bekommen auch Menschen die Möglichkeit, die Energiewende vor Ort zu unterstützen, die normalerweise keine hohen Investitionen in Erneuerbare Energien tätigen könnten. NebeN dem Studium GründunG Gründung einer Energiegenossenschaft entstand in der studentischen Initiative Unisolar Heidelberg, die bereits eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der neuen Pädagogischen Hochschule initiiert und mit einem externen Betreiber umgesetzt hatte. Nachdem das Projekt abgeschlossen war, wollten die Mitglieder von Unisolar weiter die Energiewende voranbringen und mit den gesammelten Erfahrungen eine partizipative, bürgerschaftliche Indie idee zur KlimaSchutz uNd eNergieweNde Projekte Solarenergie hat die HEG viele Projekte in der Region realisieren können. Bisher wurden 12 Bürgersolaranlagen in Heidelberg und Umgebung realisiert, die in Summe Strom für über 200 Vier-Personen-Haushalte produzieren. beSoNderS im bereich Feld hat die HEG ein Solarprojekt umgesetzt: Im Rahmen des 625- jährigen Universitätsjubiläum wurden eine Anlage über dem Hörsaal der Chemie und eine Anlage über der Sporthalle errichtet. In Rohrbach-Süd wurde ein Diauch im NeueNheimer 06-2015 | COLUMBUS 31 21 Engagement zahlt sich aus! rektverbrauchsprojekt realisiert: auf dem Bettenhaus „Betten-Knoll“ produziert die Solaranlage mit 46,55 kWp Leistung seit Sommer 2013 Strom, der primär kostengünstig direkt im Gebäude verbraucht wird. „neue Heimat“ in nuSSlocH Pilotprojekt „Neue Heimat“ in Nußloch auf großes Interesse gestoßen. Die Solarmodule mit einer Fläche von insgesamt über 3000 m² erzielen eine Spitzenleistung von 445,5 kWp. Damit können circa 370.000 kWh Strom pro Jahr erzeugt werden, was dem Stromverbrauch von mehr als 100 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Das Besondere an diesem Projekt: die Mieter und Mieterinnen der Häuser können den Solarstrom sehr preiswert beziehen, denn die HEG bietet ihnen einen günstigen Solarstromtarif. So können sie einerseits in die Anlage investieren und andererseits Solarstrom zu einem sehr günstigen Preis beziehen. Dieses Projekt ist das erste Direktverbrauchskonzept auf Mehrfamilienhäusern und zeigt beispielhaft, wie auch die Gruppe der Mieter an der Energiewende partizipieren kann. deutSchl aNdweit iSt daS deutScHer SolarPreiS die Mehrfamilienhäuser in Nußloch hat sich ausgezahlt: Im Oktober 2014 hat die HEG den Deutschen Solarpreis 2014 in der Kategorie „Industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche Betriebe/Unternehmen“ gewonnen. Unter dem Projekttitel „Innovative Vermarktungsmodelle für die dezentrale Energiewende: Versorgung von Mietern mit Solarstrom vom eigenen Dach“ konnten sie mit ihrem Pilotprojekt „Neue Heimat in Nußloch“ die Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien EUROSOLAR e.V. überzeugen. daS eNgagemeNt für SolarStrom-anGebot Energiewende im letzten Jahr durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Der Bau neuer Erneuerbare-EnergienAnlagen brach dramatisch ein. auSgebremSt wurde die sowohl die HEG wie auch viele anderen Energiegenossenschaften nicht aufgehalten, im Gegenteil: Gemeinsam mit anderen Energiegenossenschaft aus ganz Deutschland wurde die Dachgenosdoch daS hat Projekt „Neue Heimat in Nußloch“ 06-2015 | COLUMBUS 32 21 Engagement zahlt sich aus! senschaft der Bürgerwerke gegründet, mit dem Ziel regionale Stromtarife anzubieten. Inzwischen zählt dieses Bündnis schon 24 Mitglieder, die mit ihren 130 regenerativen Energie-Anlagen bilanziell Strom für gut 7400 Haushalte bereitstellen können. HEG mittlerweile als Ökostromversorger auf, der die Energiewende vor Ort glaubhaft fördert und wird dadurch zu einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft. Dazu muss gesagt werden, dass nicht nur Mitglieder den Ökostrom der HEG beziehen können, sondern alle Interessierten versorgt werden können. Wer also die Energiewende vorantreiben und Ökostrom aus Bürgerenergie-Anlagen beziehen möchte, sollte dringend auf der Website der HEG vorbeischauen – ein Onlinewechsel dauert etwa 5 Minuten. So tritt die auSblick die heidelberger eNergiegeNoSSeNSchaft möchte weiter die Energiewende in der Region voranbringen. Das gilt für den weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien genauso wie für mögliche Effizienzprojekte. Für die Gründer der Heidelberger Energiegenossenschaft ist aus dem anfänglichen Projekt längst eine Leidenschaft geworden. Sie wollen auch nach dem Studium weiter im Bereich der Erneuerbaren Energien arbeiten. Mut – aktive Studierende brauchen wir in unserer Gesellschaft gerade bei solch wichtigen Themen wie der Energiewende. Und welche Beschäftigung neben dem Studium ist schon cooler als die Welt zu verbessern? eigeNiNitiative , eNgagemeNt uNd Solarpreis HEG 06-2015 | COLUMBUS 33 21