Ausgabe 38 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg

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Ausgabe 38 - Geographisches Institut der Universität Heidelberg
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a
r
g
o
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G
Buy Local | Connecting students | Fukushima
GeoBuddy Programm | PIG Jahresbilanz
Große Exkursion Ladakh | uvm.
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
Neuigkeiten / Impressum
01
Rekli:B - Jugendliche erforschen die Folgen des
Klimawandels vor der eigenen Haustüre
Den Folgen des regionalen Klimawandels auf die Spur gehen können Schüler und Schülerinnen wie auch Lehrkräfte mit dem Projekt
„regionalen Klimawandel bewerten lernen - Rekli:B“
05
Agbogbloshie, Ghana: Friedhof des weltweiten
Elektromülls
Hunderttausend Tonnen an Elektrogeräten erreichen jährlich die
Hauptstadt Ghana. Mit fatalen Folgen für Mensch und Umwelt
10
Was macht eigentlich diese PIG?
Die Praktikumsinitative stellt sich vor und blickt auf ein weiteres
erfolgreiches Jahr zurück
12
zwischen Gouda und Oliebollen - Schlemmen bei
unseren niederländischen nachbarn
Eine kulinarische Reise durch regionale Köstlichkeiten und
traditionelle Süßspeisen
15
Connecting students - Das GeoBuddy Programm
Das neue Tandemprogramm der Fachschaft bietet interkulturellen
Austausch zwischen Heidelberger und internationalen Studierenden
18
Stress und Verruf - schlimmer als die
radioaktivität
Ein Lagebericht über Fukushima nach dem Tsunami 2011
20
Buy local
Die Initative „Buy Local“ hat sich zum Ziel gesetzt, den lokalen Handel zu stärken - über die Bedeutung einer starken Regionalwirtschaft.
22„Was macht ihr denn noch auSSer atlasfete?“
Die fachschaft stellt sich vor
Ein aktueller Bericht über die Arbeitsbereiche der Fachschaft
COLUMBUS-Titelbild:
„ENTWICKLUNGSDIVERGENZEN IN NEW DELHI“,
von William T. P. Schulz.
Mädchen feiern Geburtstag
im Park vor dem India Gate.
Tagelöhner schläft.
25
GROSSE EXKURSION LADAKH:
GEO-STUDIES AUF DEM DACH DER WELT
29
SCHULPRAXISSEMSTER AN DER DEUTSCHEN
SCHULE VALENCIA
Einblick in den Arbeitstag einer angehenden Lehrerin in einer deutschen Schule in Spanien
31
ENGAGEMENT ZAHLT SICH AUS: HEIDELBERGER STUDIE-
RENDE NEHMEN ENERGIEWENDE SELBST IN DIE HAND
06-2015 | COLUMBUS
Neuigkeiten
HEr aUsGEbEr
Nationalbibliothek
Ab dieser Ausgabe findet Ihr den Columbus auch in
der deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt hinterlegt!
Klaus Tschira
Am 31.03.2015 ist Klaus Tschira, ein langjähriger
Förderer u.a. der Heidelberger Geographie verstorben.
Der Columbus und sein Team bedauern diesen Verlust
zutiefst. Unsere Gedanken sind bei der Familie und den
Angehörigen.
5-jähriges Jubiläum
2015 ist das Jubiläumsjahr der Geoinformatik
Heidelberg. Auch dieses Jahr erwarten Euch wieder
spannende Vortäge im Rahmen des Kollloqiums.
Schaut doch mal vorbei.
Mitglieder und Autoren gesucht
Der Columbus sucht nach kreativen Köpfen,
die Lust auf interessante Redaktionsarbeit oder Spaß
am Schreiben von Artikeln haben. Wenn Ihr Interesse
habt, meldet Euch bei uns. Wir freuen uns jederzeit
über neue Gesichter!
Offenes Treffen für Interessierte
Auf unserer Facebookseite geben wir demnächst
bekannt, wann und wo unsere offene Redaktionssitzung für Interessierte stattfindet. Also fleißig liken,
damit ihr keinen Termin mehr verpasst!
E - maIl
[email protected]
INTErNET
www.geog.uni-heidelberg.de/direkt/columbus.html
(Hier können auch die alten Ausgaben gelesen werden)
rEdaK TIoNsTE am
Impressum
Wir begrüßen
Alica als neues Redaktionsmitglied ganz herzlich und
freuen uns über ihre tatkräftige Unterstützung!
NEUIGKEITEN
Spoiler Alarm! In der nächsten Ausgabe erwartet
euch ein neues Columbus Logo.
Columbus - Redaktionsteam
Ruprecht-Karls-Universität
Geographisches Institut
Berliner Str. 48
69120 Heidelberg
Julia Balzer, Christian Berberich, Natascha Mützel,
Alicia Rehberger, Viktoria Reith, Alica Repenning,
William T. P. Schulz, Amélie Uhrig und Kristina
Waschkowski
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren/innen
verantwortlich.
l ayoUT UNd GEsTalTUNG
Christian Berberich, Alicia Rehberger,
Viktoria Reith, William T. P. Schulz und Kristina
Waschkowski
rEdaK TIoNsscHlUss
Oktober 2015
@
Fragen, Anregungen, Kritik?
Dann schreibt uns einfach eine
E-Mail an
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Columbus segelt im Internet!
Damit ihr immer aktuell informiert seid, „liked“ uns, was das
Zeug hält!
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05-2015 | COLUMBUS
06-2015
ReKli:B
Jugendliche erforschen die Folgen des Klimawandels vor der eigenen Haustüre
Autor: Kristina Waschkowski
Bilder: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Abteilung Geographie
A
ufgeregt strömen die Schüler und Schülerinnen der 8. Klasse des Hölderlin-Gymnasiums in das „Geco-Lab – Kompetenzzentrum
für geoökologische Raumerkundung“( s. „Das GecoLab“). Hier, im 4. Stock des Czernyrings 22/12, umgeben von Büroräumlichkeiten und Firmen nahe der
Montpellierbrücke, liegt die Abteilung Geographie
der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Mitarbeiter/innen und studentische Hilfskräfte führen innerhalb des Forschungsprojektes „ReKli:B“ das Modul
„Bodenerosion im Klimawandel“ mit den munteren
Schülern durch.
lange führend in der fachdidaktischen Forschung, hat mit dem Projekt „Regionalen
Klimawandel beurteilen lernen – ReKli:B“ einen neuen Akzent auf die Themen Nachhaltigkeit, Bildung
und Anpassung im Kontext des regionalen Klimawandels gesetzt. Seit April 2012 läuft das Projekt,
welches durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt
(DBU) gefördert wird und mit dem PIK, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kooperiert. Seit dem
Startschuss konnten 25 Schulklassen (Bodenteil) und
26 Klassen (Vegetationsteil) aus den Stufen 5 bis 12,
mit Schwerpunkt auf der 8. und 10. Klasse Gymnasium aus der Metropolregion Rhein-Neckar verzeichnet werden, sowie weitere Schülergruppen, mit teilweise internationaler Herkunft. Somit waren bereits
fast 1000 Schüler zu Besuch bei ReKli:B.
Die PH, scHon
Labor zu verbringen ist dabei jedoch nicht alles. Dem Projekt, geleitet von Prof. Dr.
Alexander Siegmund, koordiniert durch Dipl.-Geoökol. Daniel Volz und entwickelt von Christiane
einen Tag im
Das Geco-Lab
Das „Geco-Lab – Kompetenzzentrum für geoökologische Raumerkundung“ der Abteilung Geographie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ist ein außerschulischer Lernort für Kinder
und Jugendliche, Fortbildungseinrichtung für
Lehrkräfte sowie Forschungswerkstatt für Studierende. Hier wird Schüler/innen das Erkunden und
Analysieren geoökologischer Prozesse ermöglicht
und das Interesse am Erforschen geographischer
Phänomene geweckt. Zudem dient es als Ort der
Fortbildung für Experten und Expertinnen zu den
Themen Boden, Vegetation und Klima, welche alle
im ReKli:B Projekt wiederzufinden sind. Zuletzt
gewinnen auch die Studenten und Studentinnen
an der Einrichtung, da sie hier geographischen
und geoökologischen Themen auf den Grund gehen und das eigene methodische Arbeiten verbessern und erweitern können. Folglich lassen sich so
neue fachliche und didaktische Ideen umsetzen.
Brandt, M. Sc. und Dipl.-Geogr. Svenja Brockmüller
sowie helfenden Studierenden, liegt ein einzigartiger
methodisch-didaktischer Dreiklang zu Grunde: (1)
Erkennen von Phänomenen im Gelände, (2) vertiefend Analysieren im Labor und (3) Veranschaulichen
im Experiment und Modell. Somit bekommen die
Schüler wie auch die Lehrkräfte vertiefende Einblicke
in aktuelle Themen aus den Bereichen Boden und Vegetation vor dem Hintergrund des regionalen Klimawandels, fernab von Klassenraum und Schulalltag.
sind
fünf Stützpunktschulen sowie der UNESCO GeoNaturpark Bergstraße-Odenwald. Experten aus den
Bereichen regionale Land- und Forstwirtschaft sowie aus dem Vertrieb fungieren als Unterstützung
und vermitteln Authentizität; so führen die Schüler
KooPer aTionsParTner im reKli:B - ProjeK T
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ReKli:B
auch in Geographie sowie in NwT, Physik oder Chemie behandeln, sodass fächerübergreifende Verknüpfungen hergestellt und ersichtlich werden können.
ein Modul konkret in der Durchführung aus? Am Geländetag zum Beispiel, innerhalb
des Moduls „Bodenerosion“ treffen sich die Projektmitarbeiter und -mitarbeiterinnen und die Schulklasse direkt vor dem Untersuchungshang. Nach einer kurzen Einführung zu Prognosen und Fakten um
den regionalen Klimawandel, bekommen die Schüler
ihre Arbeitsmaterialien ausgehändigt und machen
sich auf die Suche nach Erosionsspuren. Gemeinsam
überlegen sie, wie sie vorgehen wollen: Mehrere Kleingruppen verteilen sich am Hang und ziehen mit dem
Pürckhauer-Bohrstock Bodenprofile, um sie danach
zu vergleichen. Es wird schließlich schnell deutlich,
dass viel Bodenmaterial aus dem Oberboden am oberen Hang abgetragen wurde und unten aufgelagert
vorzufinden ist. Bodenerosion und somit der Klimawandel werden direkt sichtbar. Weitere Versuche zu
Karbonatgehalt, Bodenfarbe und –zusammensetzung
werden in den Kleingruppen vorgenommen und
schließlich wird ein bisschen Boden in Tüten eingepackt – im Labor geht es ja schließlich weiter.
UnD wie sieHT
Der methodisch-didaktische Dreiklang
direkte Untersuchungen an Acker- und Waldflächen
durch, vergleichen diese und analysieren ihre gewonnenen Ergebnisse vertieft im Labor und an Modellen.
somit für die Schüler
sowie Lehrer zum aktiven Erleben und Beurteilen ihrer nahen Umwelt und führen zu Sensibilität von Aspekten um das Thema Klimawandel, welcher Chancen wie auch Risiken birgt, die es gilt mit möglichen
Anpassungsstrategien zu beleuchten und zu diskutieren.
Z wei VormiTTage werDen
haben, die angebotenen
Analysen und Testverfahren mit ihren Klassen zu erleben, können aus einer breiten Palette an Modulen
wählen, welche immer auf verschiedene Alters- und
Klassenstufen sowie Zeitrahmen und Schulfachinhalten abgestimmt sind: Aus dem Bereich Boden gibt
es etwa das Modul „Bodenerosion“ und „Humus als
Kohlenstoffspeicher“ oder aktuell „Trockenstress“,
welches an der Schnittstelle von Boden und Vegetation steht. Im Bereich Vegetation locken Angebote zu
„Baumwachstum“ oder „Phänologie“ im Bereich Klimawandel. Das Gute daran: Meist beleuchten die Module Aspekte, die die Schüler sowohl in Biologie, als
leHrer , Die inTeresse
meist, doch dann kommen
die Schüler bereits neugierig und gespannt zum zweiten Tag ins Labor. Nach einer kurzen Einführung
werden alle Beteiligten nach einer Einweisung und
Erinnerung an den Geländetag mit Schutzkitteln und
–brillen ausgestattet. Los geht’s.
eT was ZeiT VergeHT
Finden die Jugendlichen
Hinweise auf Stoffverlagerung an ihrem Untersuchungshang? Eifrig werden die Proben gesiebt, um
mögliche Korngrößenunterschiede am Ober- und
Unterhang festzustellen, zudem geglüht, da vielleicht
Humus mit dem Oberboden verlagert wurde, und
schließlich kann auch der Nitratnachweis Stoffverlagerungen aufzeigen. Am Ende versammelt sich die
ZUrücK ZUm „geco - l aB“ :
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ReKli:B
Klasse vor einem zusammenfassenden Ergebnisposter. Zu guter Letzt, dürfen die Schüler selbst in die
Rolle eines Landwirts schlüpfen: Wie hoch ist mein
Bodenabtrag? Ist er noch tolerierbar? Welche Faktoren haben Einfluss auf den Boden, welche sind vom
Mensch beeinflusst und was kann wie verändert werden? Welche Anpassungen sind von Vorteil, welche
eher von Nachteil? Anhand eines Computer-Simulationsprogramms zur ABAG (= Allgemeine Bodenabtragsgleichung) wie auch an einem selbstkonstruierten und erprobten Bodenerosionsmodell der
Abteilung Geographie, können die Schüler in kleineren Gruppen diesen Fragen auf den Grund gehen,
diskutieren, Hypothesen dazu aufstellen, testen und
schließlich bewerten bzw. beurteilen.
Schüler dazu an den regionalen
Klimawandel selbst zu erkennen, zu verstehen und,
wie es im Titel schon heißt, zu beurteilen. Neben diesem exemplarisch dargestellten Modul-Ablauf, bieten
die anderen Teilthemen eine eben so große Aufgabenvielfalt und machen neugierig.
Ja h r d e s B o d e n s
Das Jahr 2015 wurde von den Vereinten Nationen
zum „Internationalen Jahr der Böden“ („International Year of Soils 2015“) erklärt. Dabei soll die
Bedeutung des Bodens als Lebensraum, als Nahrungsmittellieferant, als Schauplatz zahlreicher
für unser Ökosystem wichtiger Stoffkreisläufe
sowie seine Funktion für den Klimaschutz hervorgehoben werden. Vor allem durch Erosion,
Verschmutzung und Flächenverbrauch ist diese
Lebensgrundlage gefährdet. Das Internationale
Jahr des Bodens bietet die Chance, die Themen
„Boden und Bodenschutz“ stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen.
Module zu entwickeln, zu gestalten, zu testen, durchzuführen und zu evaluieren. Auch Abschlussarbeiten
und Dissertationen laufen innerhalb des Projekts,
welches stets an Aktualität zu gewinnen scheint.
Das ProjeK T HälT
Lehrerinnen kommen daher
öfter und bringen verschiedene Klassen mit. Neben
den Projektmitarbeitern, arbeiten vier studentische
Hilfskräfte aktiv in dem Projekt mit und helfen, die
mancHe leHrer UnD
Auf bau der ReKli:B Module
etwa das Jahr 2015 als Jahr des Bodens ausgezeichnet (s. „Jahr des Bodens“), welches
ganz konkret die Relevanz von ReKli:B aufzeigt und
motiviert, weiter an den Ansätzen zu feilen und mehr
Schulen ins Boot zu holen, um mehr Wissen zum regionalen Klimawandel und seinen Folgen transparent
Die Uno HaT
werden zu lassen. Die nächsten Schritte beinhalten
zudem die Implementierung von ReKli:B-Methodenkoffern an den Stützpunktschulen und im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, sodass die entwickel-
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ReKli:B
ten Konzepte und Materialien der Module über die
Projektlaufzeit hinaus genutzt werden können. „Zurzeit entwickele ich ein Gelände-Modul zur Phänologie, das sich mit den veränderten Wachstumsphasen
von Pflanzen (Reaktion auf den durchschnittlichen
Temperaturanstieg) beschäftigt“, so Tobias Rauch,
Hiwi und Lehramtsstudent an der Pägogischen
Hochschule.
ihm ganz konkret an ReKli:B?
„Zum einen ist es der Inhalt, der für mich sinnstiftend
ist, da der Klimawandel zu einem der Schlüsselprobleme des 21. Jahrhunderts gehört und der Schutz der
Natur und ihrer Vielfalt eine nie endende Verpflichtung für uns Menschen ist. Zum anderen gefällt mir
persönlich, dass ich selbst ein Modul gestalten darf
und somit meine Ideen einbringen kann.“
UnD was gefällT
welchen Stellenwert er ReKli:B
einräumen würde, antwortet er und schließt damit
den Rundumblick auf ReKli:B ab: „Das Themenfeld
„Regionalen Klimawandel beurteilen lernen“ ist meines Erachtens ein Kernelement für Bildung für eine
nachhaltige Entwicklung. Schüler/innen sollen in der
Natur lernen und so neben Fachwissen mit möglichst
vielen Sinneskanälen ein Problembewusstsein entwickeln. Die Erfahrungen in der Natur sollen aber auch
auf der emotionalen Ebene wirken. Somit sollen die
Schüler/innen nicht nur über Wissen verfügen, sondern durch den emotionalen Kontakt in ihrem späteren Leben im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung
handeln, in dem sie gestalten können.“
aUf Die fr age ,
We i t e r e I n f o s
Ansprechpartner
http://www.fao.org/soils-2015/en/
Research Group for E arth Obser vation
(rgeo)
http://www.umweltbundesamt.de/themen/bodenlandwirtschaft/un-jahr-des-bodens
http://www.bmub.bund.de/service/veranstaltungen/
details/event/eroeffnung-des-internationalen-jahresdes-bodens-2015/
http://www.bgr.bund.de/Boden
http://www.youtube.com/watch?v=TqGKwWo60yE
https://www.youtube.com/watch?v=invUp0SX49g
h t t p : //g l o b a l s o i l w e e k . o r g / w p - c o n t e n t / u p loads/2014/12/bodenatlas2015_web_141221.pdf
Prof. Dr. Alexander Siegmund
Projektleiter
E-mail: [email protected]
Dipl.-Geoökol. Daniel Volz
Projektkoordinator
E-Mail: [email protected]
Christiane Brandt, M. Sc.
Projektmitarbeiterin, Bereich Vegetation
E-mail: [email protected]
Dipl.-Geogr. Svenja Brockmüller
Projektmitarbeiterin, Bereich Boden
E-mail: [email protected]
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Friedhof des weltweiten Elektromülls
- A g b o g bl o s h i e , G h a n a F r i e d h o f d e s we l t we i t e n E l e k t r o m ü l l s
Autor: Amélie Uhrig
Bilder: siehe Quellenangabe
D
ie Luft ist erfüllt von
dunklem, beim Atmen
in der Lunge beißendem Qualm. Das flackernde Licht
kleinerer und größerer, gelblichgrüner Flammen verbrennendem
Schaum- und Kunststoffes glimmen durch die Morgendämmerung. Das Atmen fällt schwer. Der
von Asche und Abfall dunkel gefärbte Boden knirscht bei jedem
Schritt unter den Füßen, wenn das
Glas aus alten Röhrenfernsehern
unter den Füßen zerbricht. Unterhaltungsgeräte, in Einzelteile
zerlegt, ausgehöhlt und überlagert
von anderem Schrott, sind bereits
Bestandteil des Bodens geworden.
Der nahe gelegene Fluss hat einen
durchdringend fauligen, modrigen Geruch. In ihm schwimmen
Fernsehergehäuse anstelle von Fischen. Kühe und Ziegen suchen
auf den Müllbergen zwischen
Kühlschrankeingeweiden
und
Rechnergehäusen nach etwas Essbarem, stapfen dabei über Schrott,
wie auch über täglich anfallenden
Unrat. Kinder und Jugendliche
wühlen zwischen den Altgeräten
- mit dem was sie dort finden
verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt. Alle atmen den mit
toxischen Stoffen angereicherten
Qualm ein. Sie wohnen hier, arbeiten hier, leben hier. Manche
nennen diesen Ort, der vor langer
Zeit noch eine grüne Lagune und
Rastplatz europäischer Zugvögel
war, Sodom und Gomorra. Wegen
den Lebensbedingungen, den Umweltzuständen, aber auch wegen
den erhöhten Kriminalitätsraten.
Wir befinden uns an der Südküste
von Ghana, in Accra. Der Stadtteil Agbogbloshie ist einer der am
stärksten verschmutzten Orte der
Welt und die Endstation des Elektromülls vieler Industrienationen.
Welt weit
produziert
der
Mensch täglich Tonnen von Müll
mit kaum noch verfolgbaren
Wegen der Müllentsorgung. In
Deutschland wird der alltäglich
anfallende Abfall mehr oder weniger sorgsam etwa in Bio-, Plastik-,
Papier- und Restmüll getrennt.
Der größte Müllanteil landet in
Müllverbrennungsanlagen oder
wird auf zentralen Mülldeponien
gelagert. Doch unabhängig von
diesem, was ist mit dem Elektromüll, mit unserem „Wohlstandsschrott“, den wir produzieren?
Jene Elektrogeräte, die nicht mehr
gebraucht werden, kaputt sind
oder einfach schon (vermeintlich)
zu alt. Dabei ist Altes oft noch
funktionsfähig oder wenn kaputt, reparabel. Doch unsere Ge-
sellschaft strebt, ganz konsumorientiert, nach mehr: Nach dem
Neusten vom Neusten. Getreu
dem Motto schöner, neuer, besser.
Ein Weg, der scheinbar kein Ende
findet und folglich in einer unermüdlichen Evolution des Elektrogerätes resultiert. Nach einer Studie der StEP-Initiative (Solving the
E-Waste Problem) der Vereinten
Nationen entstanden im Jahr 2012
alleine rund 50 Millionen Tonnen
Elektroschrott weltweit. Geschätzt
wird, dass der weltweit anfallende
Elektroschrott im Jahr 2016 rund
65,4 Millionen Tonnen betragen
wird. Begründet wird dies unter
anderem mit dem weltweit gestiegenen Konsum an Unterhaltungsgeräten sowie mit der rasanten
technischen Entwicklung.
an Müll
muss letztendlich irgendwo hin
– aber wohin? Eigentlich sollen
in Deutschland mangelnde oder
nicht mehr gebrauchte, somit
meist als kaputt bezeichnete Geräte, zurück zum Hersteller gehen.
Diese sind dazu verpflichtet sie auf
eigene Kosten zu entsorgen. Doch
wenn wir an unser vorheriges,
ausgedientes Handy oder an unseren alten, nicht mehr benutzten
MP3-Player denken - haben wir
diese denn zurück an den Hersteller gesendet? Wohin haben
Nun,
diese
Menge
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Friedhof des weltweiten Elektromülls
wir unsere Geräte gebracht?
Für solchen Sondermüll gibt es
in jeder größeren deutschen Stadt
eine spezielle Sammelstelle. Vieles
landet jedoch oft nicht dort, sondern der Einfachheit wegen im
Hausmüll, auf dem Sperrmüll oder
auf Schrottplätzen. Von dort sollte es zu Recyclinghöfen gebracht
werden. Etwa die Hälfte der Geräte schafft es von dort dann tatsächlich in das Recyclingsystem.
Und der Rest? Ein sachgerechtes
Recycling des sehr heterogenen
elektrischen und elektronischen
Schrotts ist sehr komplex und erfordert sehr viel Wissen und Aufwand. Das bedeutet, dass es damit
auch sehr kostspielig ist besonders,
weil die Menge an noch Verwendbarem meist sehr gering ist. Die
Gewinnung von Rohstoffen aus
Elektromüll durch Recycling ist
daher einfach (noch) zu teuer und
wird daher teilweise umgangen –
informell versteht sich. So wird
viel „Zweitware“, meist als noch
gebrauchsfähig deklarierte Second
Hand Ware, durch Zwischenhändler und auf anderen Umwegen illegaler Weise ins außereuropäische
Ausland verschifft. Dort sind die
gesetzlichen Auflagen weniger
streng und die Behörden schauen
auch mal gegen ein kleines Entgelt weg. Ein solcher Export von
defekten Elektrogeräten, sprich
von so genannten „gefährlichen
Abfällen“, in Staaten die nicht der
OECD angehören und auch nicht
über Einrichtungen zur fachge-
rechten Entsorgung verfügen, ist
eigentlich nach Baseler Konvention (1992) verboten. Nur Intaktes darf als Second Hand außer
Landes. Meist wird jedoch gehandelt, gekauft und verkauft ohne zu
prüfen, ob die Geräte überhaupt
noch funktionieren. Im In- sowie
im Ausland. Der Zoll führt zwar
Stichproben an den deutschen Häfen durch, indem er prüft ob die
unterscheiden. So erreicht deutscher Elektroschrott auch Ghana.
Cross hat in
Zusammenarbeit mit dem New
Yorker Blacksmith Institute im
Jahr 2013 eine Liste der zehn am
meisten verschmutzten Orte der
Welt erstellt. Diese verteilen sich
auf acht Länder. Eine solche Liste
wird vom Blacksmith Institute seit
Die NGO Green
Luftansicht der Korle Lagune (Jahr 2011)
Quelle: finish eye
Geräte bei der Ausfuhr noch funktionieren oder nicht, meist stehen aber jene, die das nicht mehr
tun, weit hinten im Container
und werden daher gar nicht in der
Stichprobe erfasst. Auch gestaltet
es sich recht schwierig, allein rein
optisch gebrauchsfähige von nicht
mehr gebrauchsfähiger Ware zu
2003 publiziert, zudem seit 2007 in
Kooperation mit dem Green Cross
Schweiz arbeitet. Aufgelistet werden die zehn „world’s most polluted places“ nach dem Alphabet.
Eine Rangliste gibt es nicht, denn
alle Orte sind unterschiedlich und
besitzen unterschiedliche Bedingungen sowie Voraussetzungen.
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Friedhof des weltweiten Elektromülls
Die Liste dient nicht dazu, zu
beschuldigen, sondern alleinig
dem Aufzeigen von bestimmten kritischen Umweltzuständen. In der Liste aus dem Jahr
2013 werden neben Agbogbloshie
auch beispielsweise Jakarta, die
überquellende Millionen-Hauptstadt Indonesiens mit ihren verschmutzten, blubbernden Flüssen,
sowie das durch Ölgewinnung
verschmutzte Nigerdelta (Nigeria) aufgeführt. Das Blacksmith
Institute will mit der Liste der am
stärksten verschmutzen Orte der
Welt jedoch nicht nur schlimme
Umweltzustände aufzeigen, sondern auch etwas dagegen tun. Seit
2008 engagiert es sich zusammen
mit Green Advocacy Ghana (GreenAd). Ziel ist es, Technologien zu
entwickeln und zur Verfügung zu
stellen, die helfen, den gängigen
kostengünstigen Verbrennungsprozess auf der Mülldeponie zu
ersetzen. Ein Beispiel sind Abisolierungswerkzeuge und –maschinen. Es sollen richtige Recycling
Center entstehen. Wichtig ist,
dass man der lokalen Bevölkerung
nicht die Lebensgrundlage wegnehmen will, sondern ihnen eine
schadstofffreie Möglichkeit bieten
möchte, ihren Lebensunterhalt zu
bestreiten. Außerdem werden seit
2008 auch Gesundheits- sowie
berufliche Sicherheitsschulungen
veranstaltet, von denen erhofft
wird, dadurch das Risiko der Belastung mit Schadstoffen zu reduzieren.
Ghana
importiert
jährlich
etwa 215.000 Tonnen Unterhaltungselektronik zweiter Hand aus
dem Ausland. In erster Linie aus
dem Westen Europas, wie etwa
Deutschland und den Niederlanden. Neben dem eingeführten
„Schrott“ generiert Ghana selbst
rund 130.000 Tonnen zusätzlichen
E-Waste jedes Jahr, mit steigender
Tendenz. Die Elektroschrottladungen erreichen Ghana meist in
Tema, dem größten Hafen des Landes. Dort und im Verlauf des weiteren Transports werden zunächst
jene Geräte von denen getrennt,
die tatsächlich noch funktionstüchtig sind und damit verkauft
werden können. Defekte, aber
noch reparable Geräte werden in
Ordnung gebracht und verkauft.
Diese sowie noch funktionierende
Ware haben in der Regel jedoch
eine recht kurze Lebensdauer und
so landet die Mehrheit dann doch,
über kurz oder lang, in Agbogbloshie - eine mehr oder minder informelle Siedlung am südlichen
Rande der Hauptstadt, nur wenige
Kilometer von der Küste entfernt.
Dieser Ort ist eine der größten
Elektromülldeponien
weltweit.
Die ganze Breite ausgedienter Altware landet hier, angefangen von
Tiefkühlschränken, Mikrowellen
bis hin zu alten Röhrenfernsehern
aus Deutschland. Dort geht es den
Elektrogeräten an die Innereien.
Der informelle Abfallsektor ist
besonders interessiert an den begehrten, wertvollen Industrieroh-
stoffen wie etwa Aluminium aus
Monitorrahmen, an dem aus Kabeln herausgebranntem Kupfer
sowie Silber, Gold, Palladium und
Seltene Erden. Meist ohne Handschuhe oder Mundschutz, wird
mit einfachem Gerät wie Steinen,
manchmal auch Hammern, Monitorscheiben zerbrochen oder das
Fernsehgehäuse von der Bildröhre
getrennt, Platine und Elektrokabel
herausgerissen, Kabel in sich vom
schmelzenden Kunststoff giftgrün
verfärbende Flammen geworfen,
sodass man das Kupfer entnehmen kann. Isolierschaum und
Styropor, den man beispielsweise
in Kühlschränken und Tiefkühlschränken finden kann, sowie für
die Umhüllung von Elektrogeräten verwendet wird, dient dabei
als Brandbeschleuniger. Anschließend wird das Verwertbare zu Metall- und Schrotthändler gebracht.
Verhandelt sowie bezahlt wird je
nach Gewicht und Rohstoffart. Eisen hat dabei den höchsten Wert,
knapp gefolgt von Kupfer. Dabei
werden für mehrere Kilo Rohstoff
meist jedoch nur wenige Cent bis
hin zu einem Dollar verdient. Anschließend werden die Metalle an
Großhändler verkauft. Und letzten
Endes gelangen die Rohstoffe wieder in die Industriestaaten, wo sie
in einer anderen Form wiederverbaut werden.
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Friedhof des weltweiten Elektromülls
Grundsätzlich herrscht in
Ghana Schulpflicht. Der informelle Abfallsektor, das heißt auch, die
direkte Arbeit auf der Mülldeponie, ist jedoch besonders lukrativ
für diejenigen, die ohnehin schon
wenig besitzen und beispielsweise in der Hoffnung auf Arbeit aus
ganz Ghana oder aus den umliegenden Ländern nach Accra gekommen sind. Genügend Arbeitsplätze gibt es in der Millionenstadt
jedoch nicht. Doch für die Arbei-
de beim Verbrennen frei werden,
gefährden somit die Gesundheit
der Arbeiter. Hier handelt es sich
hauptsächlich um Kinder, Jugendliche sowie um junge Erwachsene.
den Elektrogeräten
enthaltenen giftigen Stoffen gehören beispielsweise Blei, Cadmium,
polychloriertes Biphenyl, Antimon, Dioxine, Quecksilber und
Furane. Das sind Stoffe, die zum
einen krebserregend sind und
Zu den in
Kinder aus Agbogbloshie (2012)
Quelle: Lantus
ter auf der Deponie, besonders für
die „Recycler“ und für die, welche
die Arbeiter mit Nahrungsmitteln versorgen, für alle besteht ein
hohes Gesundheitsrisiko. Denn
die in den Elektrogeräten verbauten Stoffe und Metalle, die gera-
zum anderen das Gehirn sowie
das Nervensystem beeinträchtigen (können), was wiederum Einfluss auf das Wachstum und das
Verhalten hat. Blei zum Beispiel
führt zur Schädigung des Nervensystems sowie des Blutkreislaufes
und der Fortpflanzungsorgane. Es
ist unter anderem in Kathodenröhren von Monitoren zu finden.
Cadmium, welches hochgiftig ist
und in Computerakkus verwendet
wird, greift Knochen und Nieren
an. Quecksilber verursacht Schäden im Gehirn und zentrale Nervensystem, besonders bei kleinen
Kindern. Durch das Verbrennen
von Kunststoffen, wie beispielsweise PVC, wird unter anderem
Dioxin freigesetzt. Dies ist ein sich
sehr langsam abbauendes Umweltgift. Eben jene Stoffe können
beim Verbrennen von Elektroteilen im dabei entstehenden Rauch
transportiert und somit über die
Atemwege aufgenommen werden.
Der hoch toxische Rauch führt
also neben einer generellen Luftverschmutzung auch zu einer sehr
großen Belastung der Atemwege,
insbesondere derer, die sich auf
der Müllhalde sowie im nahegelegenen Umfeld befinden, sprich
im Wohn- sowie Handelsbereich Agbogbloshies. Schädliche
Stoffe,werden jedoch nicht nur
durch die Atemwege und die Haut
aufgenommen, sondern ebenfalls
von Pflanzen. Besonders die Gemüsemärkte in näherer Umgebung sowie der größte Lebensmittelmarkt in direkter Umgebung,
die die Bevölkerung Accras ernähren, sind betroffen. Die von Nutztieren wie Kühe durch die Nahrung und Luft aufgenommenen
Toxine sind ebenso in der Milch
nachzuweisen. Sie landen somit
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08
Friedhof des weltweiten Elektromülls
im mittelkreislauf der gesamten Umgebung Agbogbloshies.
Eine nicht minder beträchtliche
Menge an toxischen Stoffen kann
sich des Weiteren im Boden anreichern. Sei es zum einen durch die
Abfälle von Verbranntem, als auch
zum anderen durch Verwitterung.
Eine von Greenpeace durchgeführten Studie aus dem Jahr 2008
besagt, dass die gemessenen Werte
an toxischen Stoffen in Boden und
Sedimenten deutlich über den internationalen Normen und Grenzwerten liegen. Manche von ihnen
mehr als das Hundertfache über
dem Normallevel. Dabei wurden
Schwermetalle wie Blei, aber auch
gesundheitsschädliche Weichmacher (Phthalate) gefunden. Die
Toxine gelangen außerdem unweigerlich in nahe gelegene Flüsse,
was zur Belastung des Grundwassers und damit auch des Trinkwassers führt. Von dort gelangen
die Giftstoffe weiter in den nahegelegenen Odor-Fluss. Nach kaum
einem Kilometer mündet dieser,
nahe der Korle-Lagune, eines der
am stärksten verschmutzten Gewässer der Erde, in den Atlantik.
Fischer, die an der Küste Ghanas
angeln, haben dort auch mal einen
Monitor am Haken. So sind laut
der ghanaischen Umweltbehörde
mindestens 40.000 bis zu rund
250.000 Menschen in Agbogbloshie und Umgebung, von den toxischen Stoffen betroffen
Das
fehlgeleitete
Entsor-
vieler Industrienationen ist eine Problematik, die uns
alle angeht. Nämlich besonders
den Konsumenten. Im Fokus stehen strengere sowie einheitlichere
internationale Kontrollen und Gesetze, welche die OECD-Länder
und ihre Entsorgungssysteme betreffen. Um die Problematik jedoch am Schopfe zu packen, steht
an erster Stelle die Aufklärung des
Verbrauchers und Konsumenten
- hin zu einem verantwortungsgungssystem
vollen Konsum. Eine generelle
Veränderung des (Konsum-)Verhaltens sowie des „mind-sets“ vieler ist somit notwendig. Das fängt
bei jedem von uns an, indem wir
beispielsweise vor dem Kauf eines
neuen Elektrogerätes abwägen, ob
wir es denn erstens wirklich brauchen und ob sich zweitens das alte
Gerät tatsächlich nicht reparieren
lässt? Und was die Entsorgung von
kaputten Geräten betrifft, so gibt
es beispielsweise in jeder größeren
Stadt Recyclinghöfe, die meist jegliche Elektro-Altgeräte entgegennehmen.
das die
zentralen Recyclinghöfe in Wieblingen und Kirchheim (geöffnet
von montags bis freitags von 8-16
Uhr und samstags von 8-13 Uhr)
sowie drei kleinere in den Stadtteilen Emmertsgrund, Handschuhsheim und Ziegelhausen. Nähere
Informationen hierzu findet ihr
auf www.heidelberg.de
In Heidelberg sind
Weitere Informationen findet ihr unter:
www.blacksmithinstitute.org
http://www.greencross.ch
http://www.step-initiative.org
http://david-fedele.com/E-WASTELAND.html
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PIG Jahresbilanz
Was macht eigentlich diese PIG?!
Autoren: Katharina Lauer
& Solveig Liekefett
was ist das überhaupt?
Hiermit ist nicht der englische
Ausdruck für „Schwein“ gemeint
und wer am Geographischen Institut von der „PIG“ spricht, meint
hier ganz klar: die Praktikumsinitiative Geographie. 1993 von Studierenden gegründet setzte sich
die Arbeitsgemeinschaft zum Ziel,
in geographischen Berufsfeldern
Praktikumsplätze zu erschließen. Gut 20 Jahre später können
wir stolz darauf sein, wie die PIG
unter verschiedener personeller
Besetzung und verantwortungsbewusstem, selbstständigem Arbeiten gewachsen ist.
Die PiG –
wir
uns vorstellen: Solveig Götz und
Katharina Lauer. Gemeinsam haben wir das Bachelorstudium vor
6 Jahren in Heidelberg begonnen
und befinden uns nun im Masterstudium. Wir haben es uns als
Praktikumsinitiative zur Aufgabe
gemacht, Studierende über ihre
beruflichen Möglichkeiten zu informieren und sie bei der Suche
nach einem geeigneten und interessanten Praktikumsplatz zu unterstützen.
Zunächst einmal Dürfen
unsere arbeit basiert
vor al-
lem auf der PIG-Kartei, die Kontaktadressen zu Unternehmen im
In- und Ausland enthält. Durch
unsere Recherchearbeiten oder
eingehende Praktikums- oder
Stellenangebote wird diese Kartei
ständig erweitert. Das breite Spektrum umfasst sowohl Tätigkeitsbereiche im anthropo- als auch
physiogeographischen
Bereich
sowie Praktika in der Geoinformatik. So haben wir Kontaktadressen zu verschiedenen Bereichen
wie Stadt-, Regional-, Verkehrsoder Fremdenverkehrsplanung,
Immobilienmanagement, Standort- und Marktforschung, Wirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit ebenso wie
beispielsweise
Geographisch-/
Geowissenschaftliche Geländeund Laborarbeiten oder Begutachtungen, Landschafts- und
Umweltplanung,
Geoinformationsverarbeitung sowie Presseund Öffentlichkeitsarbeit oder
journalistische Tätigkeiten, Umweltbildung und Verlagsarbeit.
können wir
Studierenden bei der Suche nach
einem Praktikumsplatz oder einer
Arbeitsstelle unterstützen – indem wir ihnen Kontaktadressen
passend zu ihren Interessen herausfiltern und zur Verfügung stellen. Aus diesem Grund bieten wir
mit Dieser K artei
während der Vorlesungszeit einmal pro Woche eine Sprechstunde
an, zu der Studierende kommen
und sich über einen Praktikumsoder Arbeitsplatz beraten lassen
können.
Pflege unserer
PIG-Kartei, auch das Zusammenstellen aktueller Praktikums- und
Stellenangebote für Geographiestudierende zählt zu unserer Tätigkeit als Praktikumsinitiative. Alle
zwei Wochen recherchieren wir in
unterschiedlichen Jobbörsen nach
jeweils sechs Praktikums- und
Stellenangeboten und schicken
diese über unseren PIG-Verteiler
an interessierte Studierende raus.
Oft werden wir auch von Firmen
aus der Region persönlich angeschrieben, die mit Geographen/innen gute Erfahrungen gemacht
haben, und von diesen gebeten,
das aktuelle Angebot unter unseren Studierenden zu verbreiten.
Parallel dazu wer-den diese Angebote auch vor dem PIG-Büro
ausgehängt. Zudem werden über
den Verteiler Ausschreibungen
zu Stipendienprogrammen, Ausschreibungen für Abschlussarbeiten, Einladungen zu diversen Veranstaltungen, wie der Job-Messe
„akademika“, oder Angebote zu
einmaligen Jobgelegenheiten verschickt.
nicht nur Die
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PIG Jahresbilanz
in
jeDem
sommersemester
bieten wir auch mindestens eine
berufsorientierende Exkursion an,
bei der wir ein Unternehmen aus
der Region besuchen, um einen
Einblick in verschiedene Berufsfelder zu geben. Im letzten Jahr waren gleich drei Exkursionen angedacht: jeweils eine Einrichtung der
Metropolregion
Rhein-Neckar,
der gemeinnützige Umweltschutzverein Ökostadt Rhein-Neckar
e.V., sowie der Springer Verlag in
Heidelberg. Leider konnten die
ersten beiden Besuche aufgrund
mangelnder Teilnahme nicht realisiert werden, doch wir durften
eine Gruppe Studierender zum
Springer Verlag begleiten. Hier
erfuhren die Studenten Interessantes über die Möglichkeiten, als
Geograph in einen Verlag einzusteigen und dort zu arbeiten.
als Kontr astProGr amm Da Zu
veranstalten wir in jedem Wintersemester den „Infoabend zum
Auslandsaufenthalt“. An diesem
Abend können sich Studierende über die Möglichkeiten eines
Auslandsaufenthaltes informieren. Im letzten Jahr standen den
Studierenden neben dem ERASMUS-Fachbeauftragten Herr Dr.
Stephan Fuchs und Herr Dr. Michael Handke als Fachbeauftragter der Kooperationen mit LateinAmerika auch Frau Nicole Dorn
als Vertreterin des Akademischen
Auslandsamts zur Verfügung. Zusätzlich stellten die Initiatoren des
Geo-Buddy-Programms, das am
Institut im Jahr 2014 neu ins Leben gerufen wurde, die Initiative
vor, bei der jeder Studierende die
Patenschaft eines Austauschstudierenden übernehmen kann. Des
Weiteren berichteten Studierende
über ihre persönlichen Erfahrungen im Ausland: Katharina Lauer
berichtete über ihr Auslandssemester am Heidelberg Center für
Lateinamerika in Santiago de Chile; Sarah Labusga erzählte über
ihre Erfahrungen während ihres
Praktikums in Polen und Andreas
Kalström informierte über seinen
Aufenthalt in Spanien als Assistant Teacher.
regelmäßig
an verschiedenen Veranstaltungen
des Geographischen Instituts mit.
So unterstützten wir im Sommerauch wirKen wir
semester 2014, wie auch im Wintersemester 2014/2015 das Geographische Institut erneut bei der
Durchführung der Praxismodule
„Geographie in Praktikum und
Beruf“ im Bachelorstudiengang
Geographie. Beispielsweise gaben
wir im Rahmen des Kolloquiums
„Geographie in verschiedenen
Berufsfeldern“ Tipps zur Praktikumssuche im In- und Ausland.
Die enge Kooperation mit den
Praxismodulen des Ba-chelorStudiengangs ermöglichte zudem
einen stetigen Ausbau der Praktikumsprofilsammlung ehemaliger
Praktikanten. Diese soll Studierende bei der Suche nach einem
geeigneten Praktikumsplatz unterstützen.
uns, die
PIG, zu Studienbeginn des Wintersemesters den Erstsemestern
des Instituts erneut im Rahmen
der Orientierungseinheit des General Studies Tutorienprogramms
vor und geben einen ersten Einblick, wie wir die Studierenden bei
Fragen zu Praktikum und Beruf
unterstützen können.
ebenso stellen wir
UNSERE BILANZ IM JAHR 2014 (STAND 31.12.2014):
Praktikumskartei: 1710 Kontaktdressen
30 Studierende wurden bei einer persönlichen Sprechstunde beraten
66 E-Mail-Anfragen bzgl. der Praktikumssuche wurden beantwortet
978 Studierende werden über den Verteiler informiert
126 Praktikumsangebote und 113 Stellenangebote wurden verschickt
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Kulinarische Kolumne - Niederlande
- Zwischen Gouda und Oliebollen Schlemmen bei unseren niederländischen Nachbarn
Autor & Fotos: Alicia Rehberger
E
ines der ersten Dinge an die gedacht wird,
wenn über unsere niederländischen Nachbarn
gesprochen wird, sind neben Amsterdam, der
Hochwasserthematik und Windmühlen weltweit bekannte Lebensmittel wie beispielsweise der Gouda.
Gerade in Deutschland profitieren wir von dem starken Export von Agrar- und Milchprodukten. In unseren Supermärkten finden sich vor allem Tomaten,
Eier, Tulpen und Käse aus den Niederlanden. Oder
kommt das ganze doch aus Holland? Und wo liegt der
Unterschied?
zu beantworten, müssen wir zurück in die Zeit, als der Seehandel noch große Bedeutung hatte. Das Vereinigte Königreich der Niederlande umfasste seit 1813 ein Gebiet, das das heutige
Belgien, Luxemburg und einige Kolonien in der Karibik, in Afrika und in Asien mit einschließt. Mit den
Kolonien etablierte sich nach und nach der Exporthandel. Hauptexportgüter waren Gewürze, Früchte
und andere exotische Produkte, die in Europa nicht
zur Verfügung standen und über den Seeweg nach
Europa kamen. Der auch heute noch bedeutsame niederländische Hafen in Rotterdam war damals schon
Ankerplatz für diese Waren. Der Hafen liegt in dem
Verwaltungsbezirk Holland, welcher heute zweigeteilt
ist. Von dort aus wurden die Waren über den Landweg
in das restliche Europa geliefert und gelangten somit
auch nach Deutschland. Die Mehrzahl der Händler
und ihre Waren kamen also aus Holland und waren
daher als Holländer bekannt. Da auch die Hauptstadt
Amsterdam in (Nord-)Holland liegt, verfestigte sich
diese Bezeichnung und wird bis heute verwendet.
Um diese Fr age
Holländer sind also auch Niederländer, andersherum
muss das jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein.
Doch wie sieht das nun mit der Esskultur bei unseren
Nachbarn aus? Einen prägenden Einfluss hatte vor allem die indonesische Küche. Bis 1949 war Indonesien
niederländische Kolonie. Auch heute bestehen noch
enge Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Dadurch wurden einige Gerichte in die Esskultur mitaufgenommen, wie diverse Reisgerichte (Nasi). Doch
natürlich haben die Niederländer auch ihre eigenen
traditionellen Gerichte und Lebensmittel.
ein typischer tag
gerne Brot gegessen. Eine
süße Variante des Brotbelags ist der Hagelslag (Schokoladenstreusel). Dazu trinkt man Tee oder “koffie verkeered“ (Milchkaffee). Das Mittagessen bleibt
ebenso kalt. Hier werden vor allem Sandwiches gegessen. Erst abends wird warm gekocht. Dabei können die Gerichte sowohl süß als auch salzig sein. Der
„nederlandse pannekoeken“ (Pfannkuchen) unterscheidet sich von dem amerikanischen insofern, dass
er um einiges dünner ist, jedoch noch nicht an die
französischen Crêpes rankommt. Er ist als Hauptgericht sehr weit verbreitet, sodass sich einige Restaurants darauf spezialisiert haben und nur Varianten
aller Art davon anbieten. Selbst in den USA gibt es
„Dutch pancakes restaurants“. Eine Abwandlung dessen sind die „Poffertjes“. Diese bestehen aus dem gleichen Teig, sind jedoch nur so groß wie ein Tassenboden und werden in einer Poffertjes-Pfanne gebacken.
ZUm Frühstück wird
doch etwas salziger sein soll, werden auch gerne indonesische Gerichte zubereitet.
wenn es dann
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Kulinarische Kolumne - Niederlande
Da ein großer Teil der indonesischen Bevölkerung
muslimisch ist, wird hier größtenteils auf Schweinefleisch verzichtet und hauptsächlich mit Hühnchen
und Fisch gekocht. Die „kroepoek“ sind eine Art
Chips, die aus Krabbenfleisch hergestellt werden und
ihren Ursprung in Indonesien haben. Jedoch wird gemunkelt, dass die Niederländer Einfluss darauf hatten, da deren Größe und Form den Poffertjes stark
ähnelt. Auch die süßlich schmeckende Gewürzsoße
„Kecap manis“ wird gerne in der niederländischen
Küche verwendet.
kommt auch eine
andere niederländische Spezialität aus Gouda. Die
„stroopwafels“. Sie bestehen aus zwei dünnen, knusprigen Hälften einer Waffel, die mit Sirup (stroop) wieder zusammengeklebt werden. Sie werden vor allem
auf wöchentlichen Märkten verkauft. Mittlerweile
bekommt man die Waffeln aber auch in deutschen
Biomärkten.
neben dem „goUdse kaas“
Gericht können die
„Kroket“ bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich
um eine Fleischmasse die von einem Teig ummantelt
und anschließend frittiert wird. „Bitterballen“ sind
die kleine Version dessen und werden hauptsächlich
in Bars und Cafés zu Getränken gereicht. Auch auf
Partys werden sie häufig als Snack angeboten.
als t ypisches FastFood
ein Nachtisch nicht fehlen.
Hierbei bietet sich neben einer Vielzahl von Süßspeisen die „Appeltaart“ an. Der gedeckte Apfelkuchen
besticht durch seine Mischung aus Äpfeln, Rosinen
und Zimt. Er wird warm mit frischer Schlagsahne
serviert.
ZUm abschlUss darF
regionale köstlichkeiten
Lebensmittel
aus den Niederlanden ist der Gouda. Der je nach Reifegrad milde oder pikante Käse hat seinen Namen von
der Stadt Gouda und heißt eigentlich „goudse kaas“,
also Käse aus Gouda. Da es für diese Bezeichnung jedoch kein Patent gibt, darf der Käse überall produziert und nach Belieben benannt werden. Eine andere
Spezialität ist der Edamer. Auch er hat seinen Namen
von einer niederländischen Stadt. Neben einem milderen Geschmack ist der Käselaib kleiner und hat, im
Gegensatz zum Gouda, eine rote Ummantelung.
Stroopwafels
speZielle anlässe
traditionell „Oliebollen“ gegessen. Es handelt sich dabei um einen süßen Teig mit
Rosinen, welcher zu einer ca. handgroßen Kugel geformt und anschließend frittiert wird. Diesen Brauch
kennen die Niederländer schon seit mehreren hundert
Jahren. Die Süßspeise sollte böse Geister verjagen und
somit für ein gutes neues Jahr sorgen.
an silvester werden
das wahrscheinlich bek annteste
eines Kindes werden mit Freunden
und Angehörigen „muisjes“ gegessen. Das sind gezuckerte Anissamen, welche entweder in weiß-rosa oder
weiß-blau, je nach Geschlecht des Neugeborenen, auf
einen gebutterten Zwieback gestreut werden. Mittlerweile hat sich dieser Brauch ausgeweitet, sodass dies
teilweise auch bei der Geburt von Haustieren getan
wird.
ZU der gebUrt
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Kulinarische Kolumne - Niederlande
nederlandse appelta art
teig:
FüllUng:
335g mehl
6 äpFel
250g bUtter
4 el br aUner ZUcker
1 prise salZ
1 tl vanilleZUcker
155g br aUner ZUcker
2 tl Zimt
1 ei
4 el rosinen
1 ei ZUm bestreichen
Muisjes zur Feier einer Geburt
wird „Sinterklaas“
(Nikolaus) gefeiert. Anders als in Deutschland hat das
Fest in den Niederlanden eine große Bedeutung und
findet schon am fünften Dezember statt. Jedes Jahr
wird in einer anderen Stadt die traditionelle „Sint-Parade“ ausgerichtet, welche nationalweit im Fernsehen
ausgestrahlt wird. „Sinterklaas“ kommt dann mit seinen Helfern, den „Pieten“, auf einem Schiff im Hafen
an und eröffnet die Parade. Dabei bekommen Kinder
Geschenke. Typisch hierfür sind die „chocoladeletters“. Diese Buchstaben aus Schokolade in verschiedenen Geschmacksrichtungen werden jeweils auf den
Anfangsbuchstaben des Vornamens der Kinder bezogen. Ursprünglich wurden die Buchstaben jedoch aus
Brotteig hergestellt.
in der vorweihnachtsZeit
auf die zahlreichen Gaumenfreuden unserer niederländischen Nachbarn bekommen hat, sollte sich unbedingt an der „Appeltaart“
versuchen. Genuss garantiert.
wer jetZt appetit
eet smakelijk!
1. Mehl, Zucker und Salz verrühren. Butter in kleinen
Stücken hinzugeben und mit kalten Händen
einkneten. Das Ei zum Teig geben und so
lange kneten bis ein glatter Teig entsteht.
Anschließend für 30 min. in den Kühlschrank.
2. Rosinen in Wasser einlegen. Äpfel schälen, in dünne
Scheiben schneiden und das Gehäuse
entfernen.
3. Braunen Zucker, Vanillezucker und Zimt mit
einander vermengen und über die Äpfel
geben. Rosinen gut abtropfen lassen und zu
den Äpfeln hinzufügen.
4. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und in
zwei Teile trennen, wobei einer 4-mal so groß
ist wie der andere.
5. Springform buttern, Teig ausrollen und diese
damit auskleiden. Den restlichen Teig in lange
Bahnen ausrollen.
6. Apfel-Rosinen Füllung in die Springform geben
und mit den restlichen Teigstreifen kreuzweise
bedecken. Am Rand festdrücken.
7. Zum Schluss alles mit einem Ei bestreichen
und für 45-55 Minuten bei ca. 175°C backen.
Frisch gebackene Appeltaart
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Das GeoBuddyProgramm
Connecting Students
Das GeoBuddyProgramm
Autor und Bilder: Viktoria Reith
I
m Sommersemester 2014 rief die Fachschaft des
Geographischen Instituts das GeoBuddyProgramm ins Leben, um deutsche Geographiestudierende mit internationalen Austauschstudierenden
am Institut zu vernetzen. Regelmäßige Stammtische
und gemeinsame Ausflüge ermöglichen nicht nur
interkulturelle Begegnung, sondern sind auch eine
optimale Gelegenheit, Fremdsprachen zu verbessern
– sei es Deutsch für die Auswärtigen oder Englisch,
Spanisch, Französisch oder Schwedisch für die „Einheimischen“, um nur einige Sprachen zu nennen. Den
internationalen Studierenden wird von Beginn an ein
deutscher Buddy zur Seite gestellt, um sich möglichst
schnell in Heidelberg einzuleben. Dabei geht es beispielsweise um eine Campusbegehung, die Einführung ins LSF oder die Kursanmeldung.
waren GeoBuddys im Wintersemester 2014/15, um nur ein Beispiel zu nennen. Marian ist der deutsche Tandempartner und studiert im
Bachelor Geographie. Anna ist zwar ebenfalls Deutsche, hat aber die meiste Zeit ihres Lebens in Schweden verbracht. Sie studiert Geographie in Stockholm
und steht kurz vor ihrer Bachelorabschlussprüfung.
Ein Interview mit den beiden gibt Einblicke in das
GeoBuddyProgramm.
Marian und anna
Wie seid ihr auf das GeoBuddyProgramm aufmerksam
geworden?
Marian: Ich habe von den Organisatoren des Programms eine E-Mail über den Verteiler bekommen
und dachte mir sofort, dass das eine tolle Idee ist. Ich
mag Kommunikation und Austausch mit internationalen Studenten. Außerdem stelle ich mir das schwie-
rig vor, wenn man in ein Land kommt, wo man die
Sprache nicht so gut spricht und dann erst mal ganz
auf sich alleine gestellt ist. Da ist das GeoBuddyProgramm sehr sinnvoll. Ich war einer der ersten Buddys
und so kam es, dass ich auch gleich noch in das Organisationsteam mit eingestiegen bin.
Anna: Ich hatte mich für ein Auslandssemester beworben und bewusst für Deutschland entschieden,
weil ich lange nicht mehr in Deutschland gelebt
habe und mal wieder hierher wollte. Da das Erasmusprogramm über die Geographischen Institute in
Stockholm und in Heidelberg läuft, habe ich direkt
eine E-Mail bekommen mit den Informationen zum
GeoBuddyProgramm. Ich beherrsche zwar die Sprache, aber ich kannte niemanden in Heidelberg und
fand es daher eine gute Idee, mitzumachen.
Wie wurdet ihr einander zugeteilt?
Marian: Wenn man sich für das Programm anmeldet,
füllt man einen Zettel aus, in dem man seine Sprachkenntnisse und Hobbies einträgt, aber auch seine
Vorlieben, wen man gerne als Tandempartner hätte.
Die Leute nehmen aus unterschiedlichen Gründen am
GeoBuddyProgramm teil. Zum Beispiel diejenigen,
die ein Auslandssemester in Spanien oder Südamerika planen, bevorzugen meist spanischsprachige Tandempartner. Da mein Interesse Richtung Schweden
geht, wurde mir Anna zugeteilt.
Welche Sprache sprecht ihr miteinander?
Anna: In unserem Fall ist das natürlich Deutsch, da
das ja auch meine Muttersprache ist.
Marian: Wir haben hauptsächlich Deutsch gesprochen, aber ab und an auch mal Schwedisch. Aber auch
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Das GeoBuddyProgramm
die anderen Austauschstudenten haben hauptsächlich
Deutsch gesprochen. Da das englischsprachige Kursangebot an unserem Institut eher gering ist, kommen
meist auch nur Studenten, die die Sprache schon recht
gut beherrschen. Die Austauschstudenten wollen aber
auch Deutsch sprechen und ihre Kenntnisse verbessern. Häufig wollen sie auch, dass man ihre Fehler
korrigiert.
Anna: Auch bei den GeoBuddy-Treffen haben wir
immer Deutsch gesprochen. Es muss ja nicht perfekt
sein. Hauptsache man wird verstanden. Sonst engt
man sich zu sehr ein.
Wie sieht die Unterstützung des deutschen GeoBuddys konkret aus?
Marian: Das ist situationsabhängig. Ich sag immer
so „Hey, ich bin jetzt dein Buddy. Ich stehe dir für
alle Fragen zur Verfügung. Ich kann dir helfen, wo du
Hilfe brauchst.“ Und ich baue dann darauf, dass mein
Partner sagt, was er braucht und was er will. Also, ich
stehe auf jeden Fall zur vollen Verfügung. Ich versuch das dann treiben zu lassen. Konkret kann das
zum Beispiel so aussehen, dass man den Tandempartner bei seiner Ankunft am Bahnhof abholt und ihm
gegebenenfalls ein Dach über dem Kopf anbietet,
falls er noch kein Zimmer gefunden hat. Am nächsten
Tag kann man dann gemeinsam zum Studieninformationszentrum gehen, den Schlüssel für das Wohnheim
abholen, den Campus zeigen, das LSF erklären etc.
Und man kann dem Tandempartner helfen, Anschluss
zu finden, indem man ihn seinen eigenen Freunden
vorstellt und zu Aktivitäten mitnimmt.
Wie erleichtert das GeoBuddyProgramm den Austauschstudierenden den Einstieg in Heidelberg?
Anna: Das GeoBuddyProgramm hat mir auf jeden
Fall dabei geholfen, mich schnell in Heidelberg einzuleben. Gleich am Anfang war ich mit Marian und
seinen Freunden in der Stadt unterwegs. Da habe ich
einerseits Heidelberg schon mal kennengelernt und
andererseits nette Leute getroffen. Die GeoBuddyTreffen fand ich wirklich schön. Da konnte man sich
wunderbar mit den anderen Austauschstudenten und
deutschen Geographiestudenten austauschen. Ich bin
zwar Deutsche, aber irgendwie fühl ich mich auch
Schwedisch. Da war es schön, mit den anderen Austauschstudenten Kontakt zu haben.
Welche und wie viele Veranstaltungen wurden vom
GeoBuddyProgramm im Semester organisiert?
Marian: Im Semester hatten wir fünf Veranstaltungen.
Wir organisieren zum Semesteranfang ein gemeinsames Treffen, damit sich alle untereinander kennenlernen. Außerdem haben wir einen Stammtisch eingerichtet, so dass sich alle einmal im Monat gemeinsam
treffen, um sich austauschen zu können. Es hat zwar
jeder seinen Buddy, mit dem er individuell seine Probleme besprechen kann, aber in der gesamten Gruppe
ist es auch immer schön, sich auszutauschen. Zudem
waren wir zusammen auf dem Weihnachtsmarkt beim
Kloster Neuburg. Nach den Weihnachtsferien hatten
wir ein Comeback-Treffen und später noch ein Goodbye-Event, um allen „Tschüss“ zu sagen. Wir probieren noch, wie das alles funktioniert und wie wir am
besten die Events setzen. Aber es kommt natürlich
auch immer individuell auf die Gruppe an.
Was gefällt dir als Austauschstudentin besonders gut
in Deutschland, in Heidelberg und an der Universität
Heidelberg?
Anna: Ich muss erst mal sagen, dass mir die Deutschen an sich unglaublich gut gefallen. Sie sind so
offen. Die Schweden sind häufig eher verschlossener,
was nicht böse gemeint ist, aber hier kann man sehr
gut einfach auf der Straße die Leute etwas fragen.
Das ist in Schweden nicht so üblich. Heidelberg ist
natürlich sehr schön. Ich finde es toll, dass die Stadt
nicht so groß ist. Man kommt überall mit dem Fahrrad hin. Das kenne ich aus Stockholm nicht. Fahrradfahren ist so schön, weil man ungebunden von den
öffentlichen Verkehrsmitteln ist. Und es ist schön,
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Das GeoBuddyProgramm
dass Heidelberg eine Studentenstadt ist. Man merkt,
dass viele junge Leute unterwegs sind und allein das
verbindet schon. Die Altstadt ist auch wunderschön.
Ich fühle mich hier richtig wohl, auch wenn ich nur
ein Semester hier war. Heidelberg ist mittlerweile wie
ein Zuhause. Die Kurse, die ich belegt habe, fand ich
auch wirklich gut. Schade war allerdings, dass ich
keine Geographiekurse besuchen konnte, weil mir die
Kurse in Stockholm nicht angerechnet werden konnten, da ich das alles schon gemacht habe. Mir war
nicht bewusst, dass man sich hier den Stundenplan
selbst zusammenstellt. In Stockholm bekommt man
immer zu Beginn des Semesters einen Plan vorgelegt.
Ich habe dann stattdessen Kurse in Ethnologie und
Soziologie belegt.
Würdet ihr das GeoBuddyProgramm weiterempfehlen?
les vereinfacht und für uns ist es ein schöner Austausch, um Sprachen zu lernen und andere Kulturen
kennenzulernen.
Werdet ihr in Kontakt bleiben?
Marian: Unbedingt! Ich plane schon, Anna in Schweden zu besuchen.
Wie sieht die nahe Zukunft des GeoBuddyProgramms
aus?
Marian: Wir erarbeiten im Moment noch ein Zertifikat, das man nach der Teilnahme am GeoBuddyProgramm erhält. Ansonsten sind wir gerade fleißig am
Planen für das nächste Semester.
Vielen Dank für das Interview.
am GeoBuddyProgramm teilnehmen wollen, können sich unter der E-Mail-Adresse
[email protected] anmelden. Außerdem
werden neue Mitglieder für das Organisationsteam
des GeoBuddyProgramms gesucht. Interessenten
melden sich bitte ebenfalls unter der genannten Adresse.
alle , die gerne
Anna: Ja, klar! Es ist toll, Menschen aus anderen
Ländern kennenzulernen.
Marian: Auf jeden Fall! Ich finde das Programm
einfach eine unglaublich praktische und tolle Sache,
weil sich für den Austauschstudent unglaublich Vie-
Marian und Anna: Geobuddys fürs Leben
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Stress und Verruf - Schlimmer als die Radioaktivität
Stress und Verruf
Schlimmer als die Radioaktivität
Autor: Lukas Rey
I
m Januar 2015 besuchte ich die Stadt Koriyama
in Japan. Sie ist die größte Stadt in der Präfektur
Fukushima und die neue Heimat vieler Flüchtlinge aus den evakuierten Bereichen um das Atomkraftwerk Fukushima-Daichi. 80 Kilometer von ihrem zu
Hause entfernt wurden die Bewohner von der kleinen
Stadt Tomioka in verschiedene Flüchtlingssiedlungen
der Stadt Koriyama verteilt. Die Größte von ihnen
fasst etwa 500 Flüchtlinge und ist mit einem Bürgerhaus ausgestattet, welches mit einer Radiostation und
einem Büro die administrative Verbindung zwischen
den ehemaligen Einwohnern der Kleinstadt Tomioka
herstellt. Tomioka war 60 Jahre zuvor ein unbedeutendes „unterentwickeltes“ Örtchen und sehr arm.
Es lag in einer infrastrukturell kaum erschlossenen
Region, die keinen nennenswerten Beitrag zur japanischen Wirtschaft leistete. Dann kam Tokyo Electric Power (TEPCO) und begann das 2011 havarierte
Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi in acht Kilome-
ter Abstand zu bauen. Von den 14000 Einwohnern
(5000 erwerbstätig) arbeiteten 2500 Menschen am
und später im Kraftwerk. Die 15-jährige Bauzeit veränderte den Status Tomiokas komplett. Das vorher
marginalisierte und unbedeutende Städtchen wurde
zum reichsten im Norden Japans und in der Präfektur
Fukushima. Über 45 Jahre ermöglichte das Kraftwerk
Beschäftigung und stabiles Einkommen. Doch gegenwärtig ist das Städtchen quasi nicht mehr existent
durch die Evakuation in Folge der „Fukushima Havarie“, wie es in globalen Medien kommuniziert wird.
mehr als fünf Generationen von keiner der für Japan typischen Katastrophen
heimgesucht. Es gab keinen Taifun, keinen Vulkanausbruch, kein Erdbeben, keinen Tsunami. Doch nun
muss der einstige Bewohner Herr Ikeda mit seinen 87
Jahren sieben Mal umziehen, um endlich in einem
Flüchtlingscamp unterzukommen. Sein Haus, sein
Garten, sein Teich, seine Bilder, alles verloren. Aber
er ist guten Mutes, er kann Lachen, er kann darüber
Tomiok a wurde seiT
Koriyama - neue Heimat vieler Flüchtlinge aus den evakuierten Bereichen um das Atomkraftwerk Fukushima-Daichi
Foto: Lukas Rey
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Stress und Verruf - Schlimmer als die Radioaktivität
sprechen. Das Malen gibt ihm Kraft, sagt er. Wenn
du nichts hast, was dir Kraft oder Mut gibt, wirst du
krank, wie so viele Menschen hier. Sie werden depressiv, sie sterben an Stress und anderen psychischen
Krankheiten. Sie wissen nicht, ob sie zurück können,
hier wollen sie nicht bleiben. Sie haben Angst vor der
unsichtbaren Strahlung. Wenn er seine Ölgemälde
malt, dann schöpft er neuen Mut. Den möchte er gerne mit anderen teilen und neue Freunde finden, Menschen mit denen er reden kann. Doch das ist nicht
leicht.
ist die häufigste Ursache für Tumore unter den Flüchtlingen. Mittlerweile
sind mehr Menschen in Fukushima durch die Folgeschäden der Katastrophe gestorben als durch das
Erdbeben und den Tsunami. Ende 2014 belief sich
die Zahl der Opfer (Präfektur Fukushima) auf 1609
durch das Beben und 1704 als Folge von stressbedingten Depressionen, Suiziden, Herzinfarkten und
Krebs. Die Gründe des Stress sind vielschichtig. Viele
haben ihre Existenz verloren. Nicht nur, dass sie kein
Haus, keinen Garten mehr haben, sondern auch keine Arbeit. Für die Arbeiter des Atomkraftwerks gibt
es, zu hohen Kosten ihrer Gesundheit, genug Möglichkeiten auch weiterhin im Kraftwerk zu arbeiten.
Doch die andere Hälfte kann nicht mehr zur Landwirtschaft oder dem Fischfang zurückkehren. Auch
die Ausgleichszahlungen von 100 000 Yen (ungefähr
750€) sind da kein Trost. Die Menschen brauchen
eine Beschäftigung, sagt Herr Ikeda.
sTress, nichT sTr ahlung,
kommt noch eine schleichende Kraft hinzu: Diskriminierung. Fukushima ist
ein Name, der nicht nur in Deutschland Unbehagen
oder gar Furcht auslöst, sondern auch bei vielen Japanern. Es gibt Unwissen und Angst in den Köpfen. Die
Schulkinder aus Tomioka sind Außenseiter. Eine Mutter erzählt uns, dass ihr Junge jeden Tag weint, wenn
er seine eineinhalbstündige Reise zur Schule antritt.
Er findet keine Freunde, er wird gemieden und seine
alten Freunde wurden auf eine andere Schule verteilt.
Auch am sozialen Alltag kann er nicht teilnehmen,
da der Schulbus ihn abholt, wenn die Clubaktivitäten
am Nachmittag beginnen. Die Menschen in der Umgebung des Lagers haben Angst, dass die „Verstrahlten“ sie anstecken könnten. Wer sagt, dass er aus der
Gegend des Kraftwerks kommt, wird sichtbar anders
behandelt, nicht nur in Fukushima, sondern in ganz
Japan, auch an meiner Universität. Begründet ist dies
auch durch die Art, wie die Medien über die Katastrophe berichten, wie Informationen verstanden werden
und wie Halbwissen verbreitet wird. Die Fukushima
Katastrophe wird zu einer Erblast.
kann man sich evakuieren,
sagt ein Mann, vor den Gedanken der Menschen
nicht. Darum ist es den Menschen in der kleinen Gemeinde so wichtig, mit uns zu sprechen. Sie wollen
aufklären, über sich selbst. Sie wollen ihr Erlebnis,
ihr Schicksal begreifbar machen. Sie wollen, dass die
Welt sie wie Menschen sieht, nicht wie Aussätzige.
Vor der sTr ahlung
menschengemachte Katastrophe von
TEPCO, aber es ist auch unsere Verantwortung, dass
wir daraus keine menschliche Katastrophe werden
lassen. Vor allem als Geographen sollten wir uns fragen, was eine „simple Ortsbezeichnung“ für eine Bedeutung haben kann. Fukushima: Ist das ein Atomkraftwerk, eine Stadt, eine Präfektur oder eine Angst?
es isT eine
Zu den exisTenZnöTen
Herr Ikeda im Gespräch.
Foto: Lukas Rey
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Buy Local
B U Y LO C a L
Die initiative Buy Local hat
sich zum Ziel gesetzt, den
lokalen Handel zu stärken.
— über die Bedeutung einer
starken Regionalwirtschaft.
Autor: Christian Berberich
E
iner Statistik des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) nach wird mittlerweile
jeder zehnte Euro, der in den Handel gelangt,
online ausgegeben – Tendenz stark steigend. Während beispielsweise bei Schreibwaren und Bürobedarf
2008 nicht einmal sechs Prozent der Waren über den
Online-Handel gekauft wurden, sind es 2013 bereits
mehr als 18 Prozent. Für den Verbraucher ist es in
den meisten Fällen sehr bequem. Auf dem Sofa liegend schnell über das Tablet bestellt, kommt die Ware
meist innerhalb der folgenden Werktage direkt vor
die Haustüre – Zusatzkosten für den Versand entfallen aufgrund der Skalenerträge der multinationalen Online-Riesen Amazon, Zalando und Co. meist.
Doch was für den Verbraucher auf den ersten Blick
so sinnvoll und praktisch scheint, kann in gar nicht
so ferner Zukunft zu einem Problem werden. Bereits
heute kann eine der Folgen in vielen Städten beobachtet werden: Wo einst in bunt durchmischten und
von inhabergeführten Geschäften geprägten Fußgängerzonen ein lebhaftes Treiben herrschte, dominieren
heute oft austauschbare Filialen internationaler Unternehmen, aufgelockert von immer größeren Leerständen.
Local versucht dieser Entwicklung entgegenzusteuern und damit eine gesunde Regionalwirtschaft am Leben zu erhalten. Wir haben
uns dieses Vorhaben einmal genauer angeschaut.
Die initiative Buy
D i e i n i t i at i v e
sich zum Ziel, den Handel und
das Handwerk vor Ort zu stärken und somit die lokale Vielfalt zu bewahren. Wer sich als Einzelhändler
der Initiative anschließen möchte, muss unter anderem eine faire Behandlung der Mitarbeiter, soziales
und kulturelles Engagement in seiner Stadt sowie
kundenorientierten Service garantieren. Damit steht
Buy Local auch für ein nachhaltiges und bewusstes
Wirtschaften im Einzelhandel. Im Gegenzug bietet
das Konzept für die Mitglieder beispielsweise eine
Buy LocaL setzt
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Buy Local
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steht und fällt, plakativ formuliert, also die wirtschaftliche Stärke und Attraktivität einer Region.
B U Y LO C a L aU C H i n H e i D e L B e R g
angekOmmen
Umstände ist eine Initiative wie Buy Local nur zu loben. Auch in den USA
finden sich mit „be a localist“ oder „localfirst“ derartige Initiativen, um den stationären Einzelhandel zu
fördern und das Geld verteilt in der Region zu lassen
statt gebündelt an multinationale Großkonzerne zu
geben.
in anBetr acht Dieser
überregionale Medien- und PR-Arbeit in Form von
Artikeln und Interviews, eine branchenübergreifende
Vernetzung untereinander – inklusive Workshops zu
Themen wie Mitarbeiterführung oder Marketing –
sowie stetige Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung
der Verbraucher und Öffentlichkeit.
Local-Bewegung in Deutschland noch
recht jung ist, findet sich noch kein großes Netz an
teilnehmenden Einzelhändlern. In Heidelberg haben
sich die beiden Handschuhsheimer Geschäfte Mode
& Sport Niebel und die Bücherstube an der Tiefburg
angeschlossen. Darüber hinaus verfolgt die Aktion
„roter Faden“ der Heidelberger Altstadt ein ähnliches
Konzept und versucht herausragende inhabergeführte Geschäfte kenntlich zu machen und die mittlerweile mehr als 50 Teilnehmer werbewirksam zu unterstützen.
Da Die Buy
vORteiLe füR Die RegiOn
spielt für eine Region
allgemein eine große Rolle, deren Bedeutsamkeit oft
unterschätzt wird. Nicht nur werden durch die mittelständischen, inhabergeführten Geschäfte vor Ort
zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, die Gewinne fließen darüber hinaus auch in hohem Maße zurück in
die Region, was ebendiese Arbeitsplätze fortwährend
sichert. Ein gesunder Einzelhandel sorgt zudem für
wichtige Ausbildungsplätze.
ein starker einzeLhanDeL
offensichtlichen Tatsache,
ist das Thema Steuern wichtig: Durch die vom Einzelhandel an die Kommunen gezahlten Steuergelder
werden soziale und öffentliche Einrichtungen wie
Kindergärten, Schulen, Schwimmbäder oder Kulturhäuser mitfinanziert. Fehlen diese Steuern, muss
zwangsläufig auch hier gespart oder verschlankt werden. Und das, obwohl gerade solche Einrichtungen
neue Bewohner, Investoren und Touristen anziehen
und somit zur Stärkung der Regionalwirtschaft beitragen. Mit der Vernachlässigung des Einzelhandels
aBseits Dieser recht
Weitere informationen findet ihr unter
den folgenden adressen:
www.buylocal.de
www.facebook.com/roterfaden.Heidelberg/info
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Arbeitsbereiche der Fachschaft
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„Wa s m acht ihr denn n och , außer Atlas fe t e? “
Die Fachschaft stellt sich vor
Autoren: Sarah Hüthwohl & Martin Ruf
Bilder: Fachschaft Geographie
L
iebe Mitstudierende, bestimmt hat jeder von
euch schon mal von der Fachschaft gehört, und
wenn es nur im Zusammenhang mit dem einzigen Pflichttermin im Semester, der Atlasfete, war.
Vielleicht habt ihr auch schon an anderen Events, wie
dem Sommerfest, dem Ersti-Hüttenwochenende oder
der Fotorally teilgenommen. Die Fachschaft will euch
aber nicht nur beim Feiern helfen, sondern auch bei
Problemen im Studium unterstützen. Deshalb möchten wir heute einen genaueren Einblick in die anderen
Bereiche der Fachschaftsarbeit geben. Einmal im Jahr
halten wir eine Vollversammlung aller Geographiestudierenden ab, meistens im Wintersemester. Bei
dieser habt ihr die Gelegenheit, uns Vorschläge, Lob
und Kritik mitzuteilen. Wir nehmen eure Anliegen
sehr ernst und bemühen uns, eine Lösung zu finden.
Selbstverständlich könnt ihr uns aber auch immer
persönlich ansprechen, eine E-Mail schreiben oder in
der Fachschaftssitzung vorbeikommen.
ein besseres Bild von unserer Arbeit machen könnt, möchten wir euch berichten, worum wir uns in der letzten Zeit gekümmert haben.
Damit ihr euch
Vorstellung. Momentan
sind wir 24 gewählte Fachschaftsmitglieder aus den
Studiengängen Lehramt, Bachelor und Master. Wir
sind jedoch eine offene Fachschaft, daher kann jeder
bei uns vorbeikommen und sich an der Fachschaftsarbeit beteiligen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr
längere Zeit bei der Fachschaft mitwirken oder euch
nur für ein bestimmtes Projekt einbringen wollt. Seit
Zunächst eine kleine
2014 werden die Fachschaften in Baden-Württemberg
gewählt, in unserem Fall für zwei Semester. Bei dieser
Wahl sind alle Geographiestudierenden wahlberechtigt. Somit sind wir eure offiziellen Vertreter*innen
am Institut. Die letzte Wahl fand übrigens Anfang
Mai statt.
Qualitätssicherungsmittel
2012 erhielten die
Universitäten in Baden Württemberg von der Landesregierung die Qualitätssicherungsmittel (QSM)
als Ersatzzahlung für die Studiengebühren. Die QSM
dienten der Sicherung der Qualität in Studium und
Lehre. Sie betrugen 280 € pro Studierendem. Davon
gingen 20% an die Universitätsverwaltung und 80%
wurden nach der Anzahl der Studierenden an die Institute vergeben. Jeder konnte Anträge zur Verwendung der QSM einreichen. In der Studienkommission
werden die Anträge gesichtet und die Gelder verteilt.
Die Studienkommission am Geographischen Institut besteht aus acht Mitgliedern, drei Professoren/
innen, einer/einem wissenschaftlichen Mitarbeiter/in
und vier Studierenden. Die studentischen Vertreter/
innen werden jedes Jahr bei der Vollversammlung
der Geographiestudierenden gewählt. Somit hatten
die Studierenden immer ein großes Mitspracherecht,
wenn es um die Vergabe der QSM ging. Viele Tutorien, Bücher und HiWis für die Institutsbibliothek,
Exkursionszuschüsse, Lehrveranstaltungen, etc. wurden aus diesen Mitteln finanziert. Zu Beginn dieses
Jahres änderte die Landesregierung ihr Gesetz zur
Hochschulfinanzierung. Die Grundfinanzierung der
Universitäten ist erhöht worden, dies gelang aber nur
durch eine Umverteilung der QSM. Von den ehemals
170 Mio. Euro QSM fließen nun 150 Mio. direkt in die
seit Dem sommersemester
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Arbeitsbereiche der Fachschaft
Grundfinanzierung der Universitäten und nur noch
20 Mio. Euro sind zweckgebunden zur Sicherung der
Qualität in Studium und Lehre und werden direkt an
die Institute vergeben. Dadurch werden die studentische Mitbestimmung sowie die finanziellen Mittel
für die Sicherung der Qualität in Studium und Lehre an unserem Institut in großem Maße geschmälert.
Im Rahmen der Fachschaft haben wir das Bündnis
„#IchBrauchDieQSM“ unterstützt und deren Petition zum Erhalt der QSM mit verbreitet. Leider kamen
die Bemühungen zu spät. Nun geht es darum, für die
noch übrigen Gelder ein Nachfolgemodell der Qualitätssicherungsmittel und der Vergabekriterien zu
entwickeln. Wir werden auf jeden Fall weiter an der
Sache dran bleiben.
Professur für Geomorphologie und Bodengeographie
gab es ein öffentliches Kolloquium zur Neubesetzung der Professur für Geomorphologie und Bodengeographie. Ihr habt uns angesprochen, was aus dem Auswahlverfahren geworden ist
im Februar 2014
und ob es bald eine Neubesetzung der Professur gibt.
In diesem Zusammenhang haben wir einen Dialog
mit Professor Eitel und den Professoren/innen der
Geographie gestartet. Wir hoffen, euch hierzu bald
mehr sagen zu können.
Vorlesungsangebot Humangeographie
zu Beginn der Semesterferien bei
uns gemeldet, da ihr unzufrieden mit dem Vorlesungsangebot in der Humangeographie für kommendes Sommersemester wart. Es gab den Wunsch nach
einem weiteren Vorlesungsangebot, das nicht im Bereich der Stadt- oder Wirtschaftsgeographie liegt. Ein
paar engagierte Studierende hatten eine Unterschriftenaktion gestartet, um ihrem Wunsch Ausdruck zu
verleihen. Wir haben diese Liste zusammen mit einem Anschreiben dann an die Dozenten übermittelt,
woraufhin nun die Vorlesung zur Politischen Geographie angeboten wird. Außerdem haben wir eine
Onlineumfrage gestartet, um eure Zufriedenheit mit
dem Vorlesungsangebot objektiver beurteilen zu können.
ihr habt euch
Geobuddy Programm
der Geographie das Ankommen an der Uni Heidelberg etwas zu
erleichtern, hat die Fachschaft im Sommer 2014 das
Geobuddy Programm ins Leben gerufen. Näheres
dazu könnt ihr dem Artikel „Connecting Students –
Das GeoBuddyProgramm“ in dieser Columbus-Ausgabe entnehmen.
um internationalen stuDierenDen
Vorstellung Geographiestudium für Schüler
erreichte uns erstmals die
Anfrage eines Geographielehrers von einem Mannheimer Gymnasium, der seinen Schülern aus der
Oberstufe das Geographiestudium näher bringen
wollte. Diese Chance, Werbung für unser Institut
im vergangenen Jahr
Fachschaftsausf lug Frühjahr 2014
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Arbeitsbereiche der Fachschaft
und unser vielfältiges Studium zu machen, wollten
wir nicht ungenutzt lassen. Also luden wir die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihrem Lehrer
ein, einen typischen Tag an der Uni zu erleben. Da
der Besuch einer Vorlesung aus logistischen Gründen
leider nicht möglich war, entschieden wir uns dazu,
der Gruppe in einem Vortrag einige Inhalte des Geographiestudiums vorzustellen. Außerdem erläuterten
wir dabei auch die Arbeit der Fachschaft sowie den
üblichen Verlauf eines Studiums. Im Anschluss daran
folgten ein Rundgang durch das Neuenheimer Feld
sowie ein Besuch in der Mensa. Dabei konnten sich
die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten
bereits mit den kulinarischen Besonderheiten einer
Großmensa vertraut machen. Wir hoffen, dass der
Tag den Schülerinnen und Schülern gut gefallen hat
und wir vielleicht den ein oder anderen dazu bewegen
konnten, über ein Geographiestudium nachzudenken. Zu unserer großen Freude hat sich zum Sommersemester erneut eine Schülergruppe angemeldet.
Die Bank vor dem Institut
in den Pausen vom anstrengenden
Geographiestudium noch besser erholen könnt, haben wir im letzten August eine Parkbank angeschafft.
Sie wurde vor dem Eingang der BST 48 aufgestellt
und lädt dazu ein, die (hoffentlich oft scheinende)
Sommersonne zu genießen. Wir hoffen, dass euch die
Bank, welche übrigens in einer Behindertenwerkstatt
hergestellt wurde, genauso viel Freude wie uns bereitet und sie noch viele Jahre genutzt werden kann.
Damit ihr euch
könnt euch nun ein genaueres
Bild von unserer Arbeit machen. Vielleicht habt ihr ja
sogar Lust bekommen, selbst bei der Fachschaft aktiv
zu werden? Dann kommt doch einfach bei einer unserer nächsten Sitzungen vorbei, im Semester immer
mittwochs um 18:30 Uhr im Keller der Berliner Straße 48.
Wir hoFFen, ihr
Sitzbank vor dem Institut in der Berliner Straße 48
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Geo-Studis auf dem Dach der Welt
Überschrift
Geo-Studis auf dem Dach der Welt
Foto William Schulz
Autoren: Caroline Esser,
Markus Protze
machten
sich achtzehn Heidelberger GeoStudenten auf den Weg nach Ladakh, in die größte Region des
nordindischen
Bundesstaates
Jammu und Kaschmir.
Im September 2014
darauf gewartet. Bereits im Dezember fand
das erste Auswahlgespräch statt.
Im Juli folgte dann ein zweitägiges Blockseminar, auf das sich die
Teilnehmer mit einer Präsentation
zu ihrem jeweiligen Spezialthema
vorbereitet hatten. Manch einer
war zwar etwas angesäuert, weil
er wegen dieser Veranstaltung auf
das WM-Spiel „Deutschland gegen
Nordalgerien“ verzichten musste,
doch sollte dies die Vorfreude auf
die große Himalaya-Exkursion
keineswegs schmälern. Die anschließenden Wochen wurden für
Großeinkäufe in Sport- und Outdoor-Geschäften sowie für letzte
Trainingsläufe über den Philosophenweg genutzt. Und nachdem
sich sämtliche Verwandte und
Freunde von einem verabschiedet
hatten als würde man auswandern, konnte es endlich losgehen.
L ange hatten SIe
beStenS
InformIert,
auSge-
und hochmotiviert bestiegen die Exkursionsteilnehmer nun
also das Flugzeug nach Delhi. Man
hatte sich schon vorher auf eine
lange Reise eingestellt – immerhin
betrug die Flugzeit von Frankfurt
nach Delhi acht Stunden und das
Anschlussflugzeug nach Leh, die
Hauptstadt Ladakhs, sollte erst
nach zweiundzwanzig weiteren
Stunden abheben. Während folglich einige geduldig ihre Isomatten ausrollten und sich die Wartezeit mit Reiseführern oder anderer
Lektüre vertrieben, verließ eine
wagemutige Achtergruppe das
Flughafengebäude (ohne wirklich
zu wissen, ob der Zutritt später
vom bewaffneten Personal auch
wieder gestattet werden würde)
rüStet
um die einmalige Gelegenheit zu
nutzen, die 11 Millionen-Einwohner-Stadt zu erkunden. Mit der
sauberen und fast menschenleeren
Metro ging es ins Stadtzentrum, in
dem man sich vollkommen übermüdet und erschlagen vom heißklebrigen Dunst inmitten von hupenden Tuktuks und schreienden
Händlern wiederfand. Schnell
wurden die Studierenden umringt
von einigen besonders hilfsbereiten Fremdenführern, die sich
gerne als Chauffeure anboten.
So kamen die Neuankömmlinge
nicht nur in den Genuss, das berühmte Red Fort, eine Festungsund Palastanlage aus der Epoche
des Mogulreiches, zu besichtigen.
Nein, viel aufregender noch war
die Fahrt zu neunt im Fünfsitzer-
Nickerchen am Flughafen - Hoffen auf Flug nach Leh Foto: Hanna Wilbrand
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Geo-Studis auf dem Dach der Welt
Taxi oder auch der erfrischende
Kingfisher-Umtrunk in einer eisgekühlten Bar namens „Excuse
me Boss“, begleitet von feuriger
Latino-Musik.
Zurück Im fLughafenge-
ging es bald schon wieder
durch die Sicherheitschecks. Doch
wer nun daran dachte, schon bald
das „Land der hohen Pässe“ betreten zu dürfen, der hatte weit
gefehlt: Der Flug nach Leh wurde
verschoben. Erst um eine Stunde,
dann um zwei, und schließlich
um drei. Die Studierenden folgten
daraufhin einem Mitarbeiter der
Fluglinie, der sie zur berüchtigten
„Foodstreet“ führte, einem FastFood-Restaurant, mit dem einige
schon während der langen Wartezeit Bekanntschaft gemacht hatten. Während man sich über das
kostenlose Frühstück („Fettbrot“
mit Mixed Prickles) hermachte,
wurde bekanntgegeben, dass heute
kein Flugzeug mehr nach Leh abheben würde. Grund waren starke monsunartige Regenfälle und
Überflutungen in Srinagar und in
Jammu und Kaschmir, welche die
Flugverbindungen zwischen Delhi
und Leh zum Erliegen brachten.
Zusammen mit Dr. Ravi Baghel,
einem Mitarbeiter des Südasieninstituts, den die Studierenden
am Flughafen getroffen hatten,
wurden die Teilnehmer ins recht
ungemütliche Centaur Hotel gebracht, um dort – nur etwa fünfzig
Meter entfernt von der Landebahn
bäude
– ihre zweite Nacht in Indien zu
verbringen.
kommenden
Tagen sollten keine Passagiermaschinen nach Leh starten, was unglücklicherweise immer erst kurz
vor der angekündigten Abflugszeit bekannt gegeben wurde. Jede
Nacht um 2 Uhr ging es mit dem
Bus zum Flughafen um dort nach
Stunden der Warterei – versüßt
durch ein improvisiertes buntes
Spiel- und Sportprogramm – erneut die enttäuschenden Worte
zu hören „Air India 445: Your Ungefragtes Posen mit den Deutschen flight has been cancelled“. Nach- Ausf lüge in Neu Delhi Foto: William S.
dem Herr Dr. Baghel sich danach ra Bangla Sahib“ und die Besichweitere Stunden mit dem Personal tigung des Mausoleums „Safdarauseinandersetzte, um neunzehn jung tomb“ bei Sonnenuntergang
neue Flugtickets für den jeweils (Prädikat: „Ziemlich Taj-Mahanächsten Tag zu organisieren, ging lig“).
es zwölf Stunden nach dem ersten
nach eIner knappen Woche
Weckerklingeln wieder zurück ins
Hotel. Und so steckten die Stu- in Delhi durften schließlich die
dierenden in Delhi fest, während ersten acht Studierenden tatsächHerr Prof. Nüsser und Frau Dr. lich nach Leh fliegen. Die anderen
Schmidt in Leh auf deren baldiges zehn kamen zusammen mit dem
Gepäck, welches es beim ersten
Eintreffen hofften.
Anlauf nicht bis zum Ziel geschafft
der unfreIwILLIge aufhatte, am nächsten Tag nach. Allein der Flug über die HimalayaenthaLt in der Mega-City wurde
jedoch bestmöglich genutzt: Palak Hauptkette ins Transhimalaya
Paneer, Dal Makhani und frische war spektakulär und entschädigte
Wassermelonen sowie die zahl- für manches. Und so konnte die
reichen
Einkaufsmöglichkeiten eigentliche Exkursion endlich losauf den chaotischen Bazaren in gehen.
Old Delhi vermochten zeitweise
die Stimmung zu heben. WeitedIe erSten tage in der
re Höhepunkte waren der größte Hauptstadt Leh, dem administraSikh-Tempel der Stadt „Gurudwa- tiven und wirtschaftlichen Zentauch In den
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Geo-Studis auf dem Dach der Welt
Mantren sprechende Mönche in Stongde F.: Hanna Wilbrand
rum Ladakhs, wurden zu Akklimatisierung genutzt. „Viel trinken
und schlafen“ lautete die Devise,
denn an 3500 Höhenmeter musste man sich erst einmal gewöhnen. Ausgehend vom familiären
Hotel Yasmin wurden daraufhin
erste Besichtigungstouren in der
Stadt unternommen. Es ging hinauf zum Königspalast und auf die
4267 Meter hohe „Shanti-Stupa“,
von wo aus man einen wunderbaren Ausblick über die Altstadt von
Leh genießen durfte. Das Zentralasiatische Museum, welches
vom deutschen Architekten Andre
Alexander geplant wurde, stand
ebenso auf dem Programm. Anschließend schlenderte man durch
die engen Gassen rund um Lehs
Mainbazar, um das Equipment für
den Trek zu komplettieren oder
um sich ein Glas Sanddorn- oder
Aprikosensaft im kleinen Bioladen
„Dzomsa“ zu genehmigen. Auch
das Restaurant „Gesmo“ erfreute
sich großer Beliebtheit bei der gesamten Exkursionsgruppe.
Tagen fanden Ausflüge in der näheren
In den dar auffoLgenden
Frühstück vor dem täglichen Trek Foto: Caroline Esser
Umgebung Lehs statt. So besichtigte die Gruppe artificial glaciers,
das berühmte buddhistische Kloster Thikse sowie den Ort Chomglamsar, welcher noch immer die
Folgen der Flut 2010 sichtbar werden lässt.
Im Sinne der „passiven Akklimatisierung“ ging es
überdies in einer Jeep-Kolonne
über den höchsten befahrbaren
Pass der Welt, den über 5400 Meter hohen Khardung La. Während
man sich oben eine Schneeballschlacht lieferte und sich anschließend mit heißem Chai aufwärmte,
fand man sich nach zwei Stunden
beschwerlicher Fahrt im abgelegenen Nubra-Tal unweit der pakistanischen Grenze wieder. Dort, zwischen den Sanddünen, bestaunten
die Studierenden einen einzigartigen „Sanddornbaum-Wald“ und
die Kamele, auf denen manche
Touristen dem Sonnenuntergang
entgegenritten. Etwas seltsam mutete dabei die ständige Präsenz des
indischen Militärs an, das an den
abgelegensten Orten seine Camps
errichtet hat. Nach einer Nacht
in Hundar ging es am nächsten
Tag über einen Umweg zu heißen
Quellen zurück nach Leh.
trat man
wiederum am nächsten Tag eine
dreitägige Autofahrt durch das
Suru-Tal, vorbei an den 7000 Meter hohen Zwillingsbergen Nun
und Kun, an, um zum Einstieg
des Treks zu gelangen. Von Leh
bis nach Kargil über das schöne
Kloster Lamayuru führte es uns
schließlich zum Kloster Stongde (siehe Foto), von dem aus man
eine fabelhafte Aussicht auf den
Zanskar-Fluss und die HimalayaHauptkette genießt. Die Mönche
freuten sich über jeden Besucher
und gaben gerne auch eine kostenlose Führung durch die ehrwürdigen Räumlichkeiten, die dann
aber mit einer geringen Spende
entlohnt werden sollte.
Von dort auS
die
Überflutungen in Kaschmir hervorgerufenen Flugausfälle musste
die ursprünglich geplante Trekkingtour etwas modifiziert werden. Schließlich entschieden sich
die Dozenten für einen Trek, der
von Pishu über neun Tage bis nach
aufgrund
der
durch
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Geo-Studis auf dem Dach der Welt
Foto Marcus Nüsser
zehn Studierenden den (reibungslosen) Rückflug nach Frankfurt
an, während sich die übrigen fünf
noch einen Aufstieg auf den 6000
Meter hohen Stok Kangri vornahmen.
während der
Exkursion nicht immer Grund zur
Freude gab (neben der angespannten Situation in Delhi sind damit
vor allem kleinere gesundheitliche
Beeinträchtigungen wie Fieber,
Schüttelfrost und Blasen an den
Füßen während der Trekkingtour
gemeint), so sind am Ende doch alle
Teilnehmer und Dozenten gesund
und munter wieder in Heidelberg
angekommen. Und natürlich sind
alle froh, Ladakh kennengelernt
haben zu dürfen. Kaum ein Gebiet
auf der Welt offeriert eine solche
Vielzahl an geologischen, geomorphologischen, geopolitischen und
kulturellen Besonderheiten. Das
wüstenhafte
Erscheinungsbild,
der eigenartige Kontrast zwischen
militärischer Präsenz und Tourismus, ein Nebeneinander von
Klöstern und Moscheen, sowie die
Freundlichkeit der einheimischen
Bevölkerung lassen das Herz eines
jeden Geographen höher schlagen.
auch wenn eS
Lamayuru führte. Dabei stand der
Exkursionsgruppe eine Vielzahl
von Experten zur Seite: Begleitet
und versorgt wurden die Studierenden von mehreren Horsemen,
Köchen und Helfern, zwei nepalesischen Mountain-Guides und
nicht zuletzt von 35 Pferden. Jeden
Morgen wurde man von nun an
vom „Yali tong lamo lay“-Gesang
der Horsemen geweckt bevor
man eine dampfende Tasse MilkTea ins Zelt gereicht bekam, die
den Auftakt für ein reichhaltiges
Frühstück markierte. Auch zu den
anderen Mahlzeiten wurden die
Studierenden übrigens kulinarisch
aufs Feinste verwöhnt (nächtliche
Tortenschlachten mitten im Nirgendwo inklusive), sodass niemand den Powerriegeln hinterhertrauern musste, die bereits in
Delhi verzehrt worden waren.
Purfi La (3850 Meter) und den
Hanuma La (4710 Meter) gelangte. Kurz vor dem höchsten Pass
Singe La auf knapp 5000 Metern
endete dann die Romantik: Der
Bau einer geplanten Straße hatte
bereits begonnen! So fuhren zwar
noch keine Autos, doch schon in
ein paar Jahren könnte der Trek
der Vergangenheit angehören oder
müsste wenigstens stark verändert
werden. Nach einem scheinbar
endlosen Abstieg mit einer stark
veränderten Vegetation erreichte
man das hübsche Dorf Photaksar,
das von malerischen Schuttkegeln und steil aufragenden Bergen
eingerahmt wird. Einen weiteren
Pass, nämlich den Sisir La galt es
zu bewältigen, bevor es durch ein
sehr schmales, aber ausgesprochen beeindruckendes Tal ging.
Von dort waren es dann noch zwei
Tagesmärsche nach Lamayuru.
während dIeSer „ SchLem -
musste man jedoch
auch fast jeden Tag einen oder zwei
Pässe überqueren, von denen die
höchsten um die 5000 Meter hoch
waren. Ein besonders schöner Ort
auf der Tour war das kleine Dorf
Lingshed, zu dem man über den
mertour“
gLückLIch und erSchöpft
fuhren die Teilnehmer daraufhin
zurück nach Leh, begleitet von
deutschen Schlagerhits und vorbei an dem Staudamm bei Alchi.
Nach einem entspannten freien
Tag in Leh traten die ersten drei-
geht an
dieser Stelle an Frau Dr. Schmidt,
Herrn Prof. Nüsser und an Herrn
Dr. Baghel, die den Studierenden
mit ihrem Engagement zu diesen
unvergesslichen Eindrücken verholfen haben!
eIn her ZLIcher dank
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Schulpraxissemester Valencia
29
21
Quelle: Dilif f: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hemispheric_-_Valencia,_ Spain_-_ Jan_ 2007.jpg
schul
praxis
semester
Deutschen schule
an Der
Valencia
Autor & Bilder: Caroline Esser
Z
ugegeben: Das Schulpraxissemester an einer
deutschen Auslandsschule zu machen, war
eigentlich nur mein Plan B. Nachdem ich im
Frühjahr 2013 nur Absagen für die Schulen in der
Umgebung Heidelbergs erhalten hatte, entschied ich
mich dafür, das 13-wöchige Praktikum, welches mittlerweile für alle Lehramtsstudenten verpflichtend ist,
später als ursprünglich geplant zu machen – und zwar
im Ausland. Immer noch nachhaltig beeindruckt von
meinem einjährigen Erasmusaufenthalt in Sevilla war
für mich als angehende Spanischlehrerin sofort klar,
dass es wieder nach Spanien gehen müsste. Ich bewarb mich also etwa ein Jahr vor Praktikumsbeginn
an den für meine Fächer (Spanisch, Deutsch und
Geographie) infrage kommenden Deutschen Schulen
und erhielt dann schon bald die Zusage aus Valencia.
Zunächst musste ich mir dann die Zustimmung des
Seminars für Didaktik und Lehrerbildung in Karlsruhe für mein Vorhaben einholen. Daraufhin bewarb
ich mich um ein Kurzzeitstipendium beim DAAD,
was zwar relativ aufwändig, aber dann doch sehr lohnenswert war. Und natürlich musste auch eine Wohnung gefunden und ein Flug gebucht werden.
Mitte Oktober in Valencia ankam,
durfte ich mich über 27°C und Sonnenschein freuen.
Als ich dAnn
Und auch das Praktikum lief sofort gut an. Das Kollegium nahm mich herzlich auf und auch die beiden
anderen Praktikantinnen, die schon etwas früher eingetroffen waren, halfen mir bei der Eingewöhnung.
Monate hatte ich nun den
Auftrag, in mindestens hundert Unterrichtsstunden
zu hospitieren und mindestens dreißig Stunden selber
zu unterrichten. Ich stellte mir also einen vorläufigen
Stundenplan zusammen und schaute mir zunächst
viele verschiedene Lehrer und Klassen im Unterricht
an. So konnte ich einige wichtige Beobachtungen
machen: Abgesehen davon, dass die langen Schultage von bis zu zehn Stunden Schülern und Lehrern
einiges abverlangen (wenn man etwas länger nicht
mehr an der Schule war, kann das schon mal in Vergessenheit geraten...), gestaltet sich an der Deutschen
Schule Valencia die Sprachsituation recht knifflig. Bis
auf die Fächer Spanisch, spanische Geschichte und
„Area social“ (entspricht dem deutschen Sachunterricht und wird in der Unterstufe unterrichtet) findet
der Unterricht in deutscher Sprache statt. Weil aber
etwa dreiviertel der Schüler Spanisch-Muttersprachler sind, sind die Lehrer aller Fächer auch als Fremdsprachenlehrer gefordert – gleichzeitig müssen jedoch
selbstverständlich auch die wenigen Deutsch-Muttersprachler unter den Schülern ausreichend gefördert
werden. Um dieser Aufgabe gerecht werden zu könFür die kommenden
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Schulpraxissemester Valencia
Eindrücke aus Valencia
nen, sind die Schüler in DaF- (Deutsch als Fremdsprache) und DaM- (Deutsch als Muttersprache) Gruppen
eingeteilt, die wöchentlich zwei Stunden gesonderten
Unterricht erhalten und in den Fächern Deutsch und
Spanisch unterschiedlich streng bewertet werden.
Fächerkombination war es daher zunächst nicht ganz leicht, herauszufinden, wie ich mit welcher Klasse würde arbeiten
können. In jedem Falle erschien es mir aber sinnvoll,
mich im Hinblick auf meinen eigenen Unterricht auf
die Fächer Erdkunde und Deutsch zu konzentrieren.
In Absprache mit den Fachlehrern unterrichtete ich
dann zwei neunte Klassen in Erdkunde: „Industrie
in den USA“ und „Die Staaten Europas“ standen auf
dem Lehrplan. In Deutsch unterrichtete ich vor allem
eine sechste Klasse, in der ich mich gewissermaßen
schon einmal als Klassenlehrerin ausprobieren durfte. Drei Monate lang war ich jede Woche sieben Stunden in dieser Klasse, um über deutsche Grammatik,
das Doppelte Lottchen, Mobbing an der Schule und
den anstehenden Kuchenverkauf, der dann auch mit
großem Erfolg durchgeführt wurde, zu diskutieren.
In Spanisch beschränkte ich mich währenddessen auf
die Hospitationsstunden und konnte so bei der Lektüre von Don Quijote und anderen Klassikern einiges
für mein eigenes Studium lernen.
insbesondere mit meiner
Unterrichtsgeschehen konnte ich auch an vielen anderen Veranstaltungen teilnehmen, die mir einen Einblick in meinen
späteren Beruf eröffneten: Ich nahm zum Beispiel an
Abgesehen
vom
täglichen
einer Fortbildung und an Konferenzen teil, begleitete die Schüler zweimal ins Theater und sang beim
Weihnachtskonzert im Schulchor mit. Ein besonderes Highlight war der Schul-Weihnachtsmarkt, zu
dem an einem Abend in der Adventszeit der ganze
Schulhof von Besuchern, die gerne Glühwein oder
Kinderpunsch unter Palmen und zu weihnachtlichen
Klängen der Schulensembles einnehmen wollten, nur
so wimmelte.
Bericht entnehmen kann, war mein
Praxissemester ein voller Erfolg. Und auch wenn ich
selbst das Praktikum anfangs lieber in Baden-Württemberg gemacht hätte – mittlerweile kann ich es
jedem empfehlen, das Semester zu nutzen, um Auslandserfahrungen zu sammeln. Denn abgesehen von
der Möglichkeit, ein anderes Land zu entdecken, ist es
an deutschen Auslandsschulen – soweit ich es mit den
Erfahrungen von Kommilitonen vergleichen konnte
– viel leichter als an Schulen in Baden-Württemberg,
sich im Schulalltag zurechtzufinden und wohlzufühlen. Der Kontakt zu den Lehrern ist dort leichter herzustellen; zum einen, weil man selbst sein gewohntes
Umfeld verlässt und damit auf neue Ansprechpartner
angewiesen ist, zum anderen, weil das Kollegium insgesamt offener gegenüber Neuankömmlingen ist, als
es an manchen Schulen in Deutschland der Fall ist.
Wie mAn dem
Interessenten für Praktika an Deutschen Auslandsschulen – vor allem an der Deutschen Schule Valencia – können sich gerne per E-Mail (caroline.esser@
stud.uni-heidelberg.de) bei mir melden!
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Engagement zahlt sich aus!
Engagement zahlt sich aus!
Heidelberger Studierende nehmen
die Energiewende selbst in die
Hand
Projektteam der Heidelberger
Energiegenossenschaft
Autor: Katharina Lauer, studentische Mitarbeiterin
der Heidelberger Energiegenossenschaft
stitution gründen. So wurde im Jahr 2010 die Heidelberger Energiegenossenschaft geboren.
aktiv die Energiewende vorantreiben? Das dachten sich vier Heidelberger Studierende, die neben Klausuren und Hausarbeiten schreiben eine Energiegenossenschaft gegründet haben. Die
mittlerweile über 230 Mitglieder der Heidelberger
Energiegenossenschaft (HEG) investierten bis heute
über 1.000.000 Euro in die regionale Energiewende.
Im Herbst 2014 wurde die HEG für die Umsetzung
eines Mieterstrom-Modells sogar mit dem Deutschen
Solarpreis ausgezeichnet. Der folgende Beitrag zeigt
beispielhaft, was man als (Geographie-) Student mit
viel Ehrgeiz und Engagement erreichen kann.
– diese zwei
konkreten Ziele verwirklicht die Heidelberger Energiegenossenschaft durch ihre Projekte in der Region.
Dabei ist die Energiegenossenschaft auf die finanzielle Unterstützung ihrer Mitglieder angewiesen. Bereits
ab einem Betrag von 100 € können diese sich finanziell an den Projekten beteiligen – so bekommen auch
Menschen die Möglichkeit, die Energiewende vor Ort
zu unterstützen, die normalerweise keine hohen Investitionen in Erneuerbare Energien tätigen könnten.
NebeN dem Studium
GründunG
Gründung einer Energiegenossenschaft entstand in der studentischen Initiative Unisolar Heidelberg, die bereits eine Photovoltaikanlage
auf dem Dach der neuen Pädagogischen Hochschule initiiert und mit einem externen Betreiber umgesetzt hatte. Nachdem das Projekt abgeschlossen war,
wollten die Mitglieder von Unisolar weiter die Energiewende voranbringen und mit den gesammelten
Erfahrungen eine partizipative, bürgerschaftliche Indie idee zur
KlimaSchutz uNd eNergieweNde
Projekte
Solarenergie hat die HEG
viele Projekte in der Region realisieren können. Bisher wurden 12 Bürgersolaranlagen in Heidelberg und
Umgebung realisiert, die in Summe Strom für über
200 Vier-Personen-Haushalte produzieren.
beSoNderS im bereich
Feld hat die HEG ein Solarprojekt umgesetzt: Im Rahmen des 625- jährigen Universitätsjubiläum wurden eine Anlage über
dem Hörsaal der Chemie und eine Anlage über der
Sporthalle errichtet. In Rohrbach-Süd wurde ein Diauch im NeueNheimer
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Engagement zahlt sich aus!
rektverbrauchsprojekt realisiert: auf dem Bettenhaus
„Betten-Knoll“ produziert die Solaranlage mit 46,55
kWp Leistung seit Sommer 2013 Strom, der primär
kostengünstig direkt im Gebäude verbraucht wird.
„neue Heimat“ in nuSSlocH
Pilotprojekt „Neue
Heimat“ in Nußloch auf großes Interesse gestoßen.
Die Solarmodule mit einer Fläche von insgesamt über
3000 m² erzielen eine Spitzenleistung von 445,5 kWp.
Damit können circa 370.000 kWh Strom pro Jahr erzeugt werden, was dem Stromverbrauch von mehr als
100 Vier-Personen-Haushalten entspricht. Das Besondere an diesem Projekt: die Mieter und Mieterinnen
der Häuser können den Solarstrom sehr preiswert beziehen, denn die HEG bietet ihnen einen günstigen
Solarstromtarif. So können sie einerseits in die Anlage investieren und andererseits Solarstrom zu einem
sehr günstigen Preis beziehen. Dieses Projekt ist das
erste Direktverbrauchskonzept auf Mehrfamilienhäusern und zeigt beispielhaft, wie auch die Gruppe
der Mieter an der Energiewende partizipieren kann.
deutSchl aNdweit iSt daS
deutScHer SolarPreiS
die Mehrfamilienhäuser in
Nußloch hat sich ausgezahlt: Im Oktober 2014 hat die
HEG den Deutschen Solarpreis 2014 in der Kategorie
„Industrielle, kommerzielle oder landwirtschaftliche
Betriebe/Unternehmen“ gewonnen. Unter dem Projekttitel „Innovative Vermarktungsmodelle für die
dezentrale Energiewende: Versorgung von Mietern
mit Solarstrom vom eigenen Dach“ konnten sie mit
ihrem Pilotprojekt „Neue Heimat in Nußloch“ die
Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien
EUROSOLAR e.V. überzeugen.
daS eNgagemeNt für
SolarStrom-anGebot
Energiewende im letzten
Jahr durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Der Bau neuer Erneuerbare-EnergienAnlagen brach dramatisch ein.
auSgebremSt wurde die
sowohl die HEG wie auch viele anderen Energiegenossenschaften nicht aufgehalten, im
Gegenteil: Gemeinsam mit anderen Energiegenossenschaft aus ganz Deutschland wurde die Dachgenosdoch daS hat
Projekt „Neue Heimat in Nußloch“
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Engagement zahlt sich aus!
senschaft der Bürgerwerke gegründet, mit dem Ziel
regionale Stromtarife anzubieten. Inzwischen zählt
dieses Bündnis schon 24 Mitglieder, die mit ihren 130
regenerativen Energie-Anlagen bilanziell Strom für
gut 7400 Haushalte bereitstellen können.
HEG mittlerweile als Ökostromversorger auf, der die Energiewende vor Ort glaubhaft
fördert und wird dadurch zu einer Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft. Dazu muss gesagt werden, dass
nicht nur Mitglieder den Ökostrom der HEG beziehen können, sondern alle Interessierten versorgt werden können. Wer also die Energiewende vorantreiben
und Ökostrom aus Bürgerenergie-Anlagen beziehen
möchte, sollte dringend auf der Website der HEG vorbeischauen – ein Onlinewechsel dauert etwa 5 Minuten.
So tritt die
auSblick
die
heidelberger
eNergiegeNoSSeNSchaft
möchte weiter die Energiewende in der Region voranbringen. Das gilt für den weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien genauso wie für mögliche Effizienzprojekte. Für die Gründer der Heidelberger
Energiegenossenschaft ist aus dem anfänglichen Projekt längst eine Leidenschaft geworden. Sie wollen
auch nach dem Studium weiter im Bereich der Erneuerbaren Energien arbeiten.
Mut – aktive
Studierende brauchen wir in unserer Gesellschaft gerade bei solch wichtigen Themen wie der Energiewende. Und welche Beschäftigung neben dem Studium ist
schon cooler als die Welt zu verbessern?
eigeNiNitiative , eNgagemeNt uNd
Solarpreis HEG
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