Jahresbericht 2008 | FUMA Fachstelle Gender NRW
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Jahresbericht 2008 | FUMA Fachstelle Gender NRW
Fachstelle Gender NRW Geschlechtergerechtigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe Jahresbericht 2008 Chancengleichheit für Mädchen und Jungen Vielfalt fördern gefördert vom: Vorwort ............................................................................................................ 4 1. Die FUMA Fachstelle Gender NRW ........................................................................ 6 1.1 Interviews mit den ReferentInnen der FUMA Fachstelle Gender NRW ............................ 6 Cäcilia Debbing ................................................................................................. 6 Uwe Ihlau .......................................................................................................... 7 Sabine Blumenthal ............................................................................................. 8 Birol Mertol ....................................................................................................... 9 Christiane König................................................................................................. 10 Kerstin Schachtsiek ............................................................................................. 11 1.2 Selbstverständnis der Fachstelle ........................................................................... 11 1.2.1 Zielgruppenspezifische Angebote der FUMA Fachstelle Gender NRW............................ 11 2 Tätigkeitsbereiche 2008 ..................................................................................... 13 2.1 Statistik: Qualifizierungsangebote und Anfragen .................................................... 13 2.2 Statistik: Struktur der anfragenden Träger ............................................................. 14 2.3 Exemplarische Darstellung von Veranstaltungen ..................................................... 14 2.3.1 Fachtagung “Was geht?!” Ein Zwischenbilanz der Landesinitiative Jungenarbeit NRW .. 14 2.3.2 Mitwirkung beim 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Essen ......................... 15 2.4 Gender Bausteine – Stand der Dinge und exemplarische Darstellung einer Bilanzveranstaltung in Oberhausen ....................................................................... 16 2.5 Der Gender Parcours: “mischen is possible” - Infos und Tourneebeispiele .................... 18 2.5.1 Gender Parcours auf dem DASA Jugendkongress in Dortmund ................................... 18 2.5.2 Parcours auf der Fachtagung in Frankfurt am Main .................................................. 18 2.5.3 Ausblick Gender Parcours und inhaltliche Erweiterung ............................................. 19 2.6 Exemplarische Darstellung einiger Fachberatungen ................................................ 20 zu den Themen Gender Mainstreaming, Mädchenarbeit und Jungenarbeit 2.6.1 Fortbildung zum Thema „Männlichkeitsbilder von Jungen ....................................... 20 mit türkischem Migrationshintergrund“ in Hamminkeln 2.6.2 Fortbildung zum Thema „Cross Work“ in Werl ......................................................... 20 2.6.3 Fortbildung zum Thema „Jungenarbeit“ in Gevelsberg ............................................. 20 2.6.4 Referat zum Thema „Migrantenjungen und ihre Männlichkeitsbilder“ ....................... 20 in Leinfelden-Echterdingen 2.6.5 Fortbildungsreihe „stadtteilorientierte Jungenarbeit“ in Gladbeck ............................. 21 2.6.6 Fortbildung „Chancen und Risiken in Chatrooms – ................................................. 21 Präventionskonzepte für die Mädchenarbeit“ 2.7 Kooperationen und Netzwerke.............................................................................. 22 2.7.1 Redaktionsverantwortung „Betrifft Mädchen“ ........................................................ 23 2.7.2 Lehrauftrag an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum .................................... 23 2.7.3 Deutsch-japanischer Austausch in Essen................................................................. 23 3. Veröffentlichungen ........................................................................................... 24 3.1 Artikel in Fachbüchern und Fachzeitschriften .......................................................... 24 3.2 Stellungnahmen der Fachstelle ............................................................................. 24 3.3 Expertisen/Monografien ...................................................................................... 24 3.4 Radiobericht „Zu wenig Kerle in der Kita“ im „Tagesgespräch“ auf WDR 5 .................. 25 3.5 Presseartikel ...................................................................................................... 25 3.6 Newsletter und Internetpräsenz „www.gender-nrw.de“ ........................................... 25 4. Landesinitiative Jungenarbeit ............................................................................ 26 Impressum: ....................................................................................................... 28 Vorwort Rückblick und Ausblick Mit mehr als 300 Anfragen an die Angebote der FUMA Fachstelle Gender NRW ist die Nachfrage in 2008 weiter gestiegen. Ein Teil der Anfragen ging an den Gender Parcours „mischen is possible“, der auch wieder auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken kann. Im Jahr 2009 setzen wir die Erneuerung und Aktualisierung einzelner Elemente des Parcours fort und arbeiten die interkulturelle Perspektive im Querschnitt aller Stationen mit ein. Das Jahr 2008 war für die FUMA Fachstelle Gender NRW maßgeblich geprägt durch das Thema Jungenarbeit. Zum einen, weil die Anzahl der Anfragen nach Fachberatungen dazu stark zugenommen hat, zum anderen durch die Anregungen der Landesinitiative Jungenarbeit NRW. Ein Höhepunkt in diesem Zusammenhang war die Fachtagung „Was geht?! – Eine Zwischenbilanz der Landesinitiative Jungenarbeit“ im September 2008 mit einem einführenden Vortrag durch Minister Armin Laschet. Hinweise auf die Inhalte und auf die ausführliche Dokumentation der Veranstaltung finden sich im Kapitel 2.3.1 dieses Jahresberichts. Die Kooperation zwischen Mädchen- und Jungenarbeit war in 2008 und ist aktuell Thema in zahlreichen Fachberatungen bei Trägern und in Arbeitkreisen in NRW. Sie war auch Thema des letzten Vernetzungstreffens der Träger der Kinder- und Jugendhilfe im Frühjahr 2009, die in den vergangenen Jahren an der Qualifizierungsreihe der Gender Bausteine teilgenommen haben. Die Kooperation zwischen Mädchen- und Jungenarbeit, gegenseitiger Respekt und Anerkennung, 4 gemeinsame Projekte u. v. m. sind von zentraler Bedeutung für die geschlechtsbewusste Pädagogik und auch für die Umsetzung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe. Ein wesentlicher Grundstein für die Fachberatung und Qualifizierung zu diesem Thema ist die Verzahnung dieser Ansätze in der FUMA Fachstelle Gender NRW direkt unter einem Dach. Ein weiteres zentrales Thema der Fachberatungen und anderer Qualifizierungsveranstaltungen im vergangenen Jahr und aktuell ist das Thema Cross Work – die geschlechtsbewusste pädagogische Arbeit von weiblichen Fachkräften mit Jungen bzw. von männlichen Fachkräften mit Mädchen. In Vorträgen und mit Übungen wurden und werden Voraussetzungen, Möglichkeiten, Chancen und Grenzen von Cross Work vermittelt, diskutiert und weiterentwickelt. In nahezu allen Anfragen an die Fachstelle wird die Notwendigkeit der stärkeren Verknüpfung der geschlechtsbewussten mit der interkulturellen Perspektive deutlich. Mädchen und Jungen haben es bei den Themen „geschlechtliche Identität“ und „ethnische Herkunft“ mit ähnlichen Herausforderungen zu tun: sie stehen verallgemeinernden Zuschreibungen und Vorurteilen gegenüber und setzen sich häufig mit ähnlichen Erfahrungen von (Ab)wertung und Ausgrenzung auseinander. Gleichwohl gilt es sowohl in der geschlechtsbewussten wie in der interkulturellen Pädagogik die individuellen Ressourcen von Kindern und Jugendlichen wahrzunehmen, zu stärken und zu fördern. Interkulturalität und Geschlecht sind sowohl Themen zahlreicher Fachberatungen wie auch Themen der diesjährigen landesweiten FUMA Fachtagung „Ich bin wie du – und ganz anders! Interkulturelle und geschlechtsbewusste Pädagogik – eine Bereicherung für die Kinder- und Jugendhilfe“, die am 26.06.09 in Essen in den Räumen des Regionalverband Ruhr stattfinden wird. Jungen im Blickpunkt – das ist das aktuelle Thema geschlechtsbewusster Pädagogik. So wichtig und zudem längst überfällig dieser besondere Blick auf die Jungen ist, Jungenarbeit und auch Gender Mainstreaming werden falsch verstanden, wenn der Blick von den Interessen und Bedürfnissen der Mädchen verschwindet. Mädchen heute profitieren sicher von den gesellschaftlichen Veränderungen seit der zweiten Frauenbewegung. Sie haben heute gleiche Bildungschancen wie Jungen, haben durchschnittlich bessere Schulabschlüsse und können sich rein theoretisch als Frau ihr Leben mit Job, Kindern, Familie, Freundschaften u. v. m. vorstellen. Diese Lebensplanung dann tatsächlich umzusetzen, scheitert oftmals an den realen Bedingungen. Die reellen Chancen des einzelnen Mädchens und der Alltag der einzelnen Frau sind längst nicht so weit, wie die Gesetzeslage es regeln will und verspricht. Eine geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe muss Mädchen und Jungen gleichermaßen, gezielt und individuell fördern. Vor dem Hintergrund der aktuell hohen Aufmerksamkeit für die Belange der Jungen, wollen wir den Blick für die Interessen der Mädchen gleichzeitig wieder stärken. Mädchenarbeit und Jungenarbeit sind gleichwertige Themen in der FUMA Fachstelle Gender NRW und so starten wir zur Verstärkung der Mädchenarbeit aktuell eine Datenbank zur Präsentation und Information über Angebote und Projekte der Mädchenarbeit in NRW. Im Jahr 2008 wurden auch wichtige und zukunftsweisende personelle Entscheidungen in der FUMA Fachstelle Gender NRW vorbereitet und getroffen: passend zur Gender-Thematik wird die Fachstelle seit Januar 2009 durch eine Doppelspitze geleitet. Cäcilia Debbing und Uwe Ihlau tragen die Leitung gemeinsam und bilden so ein weiblich/männliches Führungsteam. Ein Anlass dieser Entwicklung ist eine Stellenreduzierung seitens Cäcilia Debbing auf eine 50% Stelle. Vielmehr ist aber der Hintergrund für diese Gender-Doppelspitze eine fachlich konsequente Weiterentwicklung. Dank Unser herzlicher Dank gilt auch in diesem Jahr allen Fachkräften und Einrichtungen, die unsere Angebote so rege wahrnehmen und nachfragen sowie allen mit denen wir zu verschiedenen Aktivitäten kooperiert haben. Bedanken möchten wir uns auch bei den Honorarkräften, die uns laufend unterstützen z. B. im Rahmen der Tour des Gender Parcours und bei der Durchführung der Gender Bausteine sowie der Landesinitiative Jungenarbeit NRW. Unser besonderer Dank geht an die, seit vielen Jahren fleißig tätigen Vorstandsfrauen, für ihr unverzichtbares und beständiges ehrenamtliches Engagement. Der vorliegende Jahresbericht greift neue Ideen und Elemente auf. Er wurde maßgeblich durch unsere neue Kollegin, Kerstin Schachtsiek, gestaltet. Sie hat z. B. Interviews mit allen ReferentInnen im Fachstellenteam durchgeführt - wir wünschen viel Freude bei der Lektüre. Cäcilia Debbing, Uwe Ihlau Mai 2009 5 1. Die FUMA Fachstelle Gender NRW Das Team der FUMA Fachstelle Gender NRW von links nach rechts: Sabine Blumenthal, Birol Mertol, Kerstin Schachtsiek, Cäcilia Debbing, Uwe Ihlau und Christiane König. 1.1 Interviews mit den ReferentInnen der FUMA Fachstelle Gender NRW Die KollegInnen der FUMA Fachstelle Gender NRW bringen unterschiedliche und vielfältige Kompetenzen, Fachwissen und Praxiserfahrungen mit sich. Deshalb kommen sie hier an erster Stelle zu Wort. Sie schildern ihre Eindrücke und Schwerpunkte ihrer Tätigkeit im letzten Jahr 2008. Wer mehr über die konkreten Berufserfahrungen und Schwerpunkte der einzelnen KollegInnen lesen möchte, kann das Team und auch die Profile auf der Internetseite der Fachstelle aufrufen (www. gender-nrw.de). Cäcilia Debbing Leitung der FUMA Fachstelle Gender NRW und Referentin für Gender Mainstreaming und Mädchenarbeit Welche Veranstaltung aus 2008 ist dir besonders präsent? Der Kinder- und Jugendhilfetag in Essen ist mir noch gegenwärtig. Dort war die FUMA Fachstelle Gender NRW mit einem großen Stand und ver- 6 schiedenen Programmpunkten vertreten. Unser Stand war rundherum sehr gut besucht und wurde zum Treffpunkt der Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet. Es gab viele Gespräche, großes Interesse und Anregungen zu Genderthemen, zur Mädchen- und Jungenarbeit. Fachlich und persönlich entstanden viele neue anregende Kontakt- und Austauschmöglichkeiten. Ein weiteres Highlight im vergangenen Jahr war für mich das 20 jährige Jubiläum der Perle in Essen. Die Perle ist einer der ältesten interkulturellen Mädchentreffs in NRW, eine Einrichtung für Mädchen und junge Frauen, in der sie Hilfe, Unterstützung, Bildungsangebote, Verständnis, Solidarität, Beteiligungsmöglichkeiten u. v. m. erleben und nutzen können. Solche Einrichtungen mit diesen besonderen Angeboten und Möglichkeiten sind viel zu selten. Aus unserer Festrede zum Jubiläum der Perle soll an dieser Stelle der Ausschnitt zum Symbolcharakter von Perlen wiedergegeben werden – diese Symbole sind für die Mädchenarbeit insgesamt gültig: Perlen haben in verschiedenen Kulturen einen starken Symbolcharakter. Sie stehen für Reichtum, Weisheit, Würde und Glück: 쐌 Reichtum – die Perle ist reich an Kulturen, an Verschiedenheit, an Ideen, an Lebendigkeit, an Kreativität, an Solidarität 쐌 Weisheit – die Perle leistet konkrete Beiträge für Chancengleichheit und Gleichberechtigung, dies ist sicher sehr weise, es sind letztlich Beiträge zum friedlichen Zusammenleben und im Sinne der Menschenrechte 쐌 Würde – die Perle gibt Mädchen und Frauen Würde und Respekt, gerade auch denen, die in ihrem Alltag und Leben wenig Würde erleben oder deren Würde verletzt wurde und wird. Die Perle schützt auch die Würde von Mädchen und Frauen 쐌 Glück – in der Perle lächelt das Glück vieler kleiner und großer Momente, Glück gibt es in erfolgreichen Hilfestellungen, im Beisammensein, in der Gemeinschaft tierens und Erlebens einbringen. Unsere Fortbildungen und Veranstaltungen wurden im Laufe der Jahre immer lebendiger, wir sprechen verschiedene Lern- und Erfahrungsebenen an. Das macht nicht nur den teilnehmenden Fachkräften Freude und fördert die Aufmerksamkeit, so macht Bildungsarbeit auch uns viel Spaß. Was ist aus deiner Sicht besonders gut gelaufen? Die Landesinitiative Jungenarbeit ist sehr gut gelaufen – es gibt viele positive Rückmeldungen und viele Anfragen zur Jungenarbeit. Die gesamte Entwicklung der Fachstelle Gender NRW ist auch positiv. Die Nachfrage an die Angebote der Fachstelle insgesamt ist weiter steigend mit Anfragen aus NRW, aber auch bundesweit. In Bezug auf die verschiedenen Themen und Angebote der Fachstelle zeigte das vergangene Jahr, dass es gelingt, differenziert und gleichzeitig „über den Tellerrand hinaus“ im Fachdiskurs Stellung zu nehmen und zur Weiterentwicklung beizutragen. Beispielsweise wurde in einem Seminar in der Frankenwarte in Würzburg zum Thema Gender Mainstreaming wieder deutlich, dass wir in der Kinderund Jugendhilfe relativ gute Voraussetzungen für die Umsetzung von Gender Mainstreaming haben und dass NRW auf diesem Gebiet Vorreiter ist. Welche Veranstaltung aus 2008 ist dir besonders präsent? Aus der Fülle der Veranstaltungen im Jahr 2008 sind zwei Veranstaltungen in besonderer Erinnerung geblieben. In Gladbeck habe ich eine vierteilige Fortbildungsreihe zum Thema „Stadtteilorientierte, altersübergreifende Jungenarbeit“ für öffentliche und freie Träger durchgeführt. Ziel war der Aufbau eines lokalen, kleinräumigen Netzwerkes zur geschlechtsreflektierten Arbeit mit Jungen. Spannend fand ich die Herausforderung, die Inhalte der einzelnen Veranstaltungen so aufzubereiten, dass sie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Einrichtungen, die mit Jungen (wie auch Mädchen) im Stadtteil arbeiten, stimmig und gewinnbringend waren. In der Gruppe aus ca. 20 Fachkräften waren Einrichtungen wie Krabbelgruppen, KITAs, Offene Jugendtreffs sowie alle Schultypen vertreten. Das Zusammenkommen von Studienräten, Jugendarbeitern und angelernten Ergänzungskräften zu einer Fortbildungsreihe über Geschlechterthemen setzte für die Gruppe Grundregeln der gegenseitigen Wertschätzung voraus. Ein zentrales Thema, auch für den Umgang der Geschlechter miteinander. Bei welcher Sache haben die Beteiligten deiner Einschätzung nach besonders viel mitgenommen und welche Quintessenz ziehst du daraus? Erfolg hatten wir besonders da, wo wir in unsere Bildungsarbeit verschiedene Methoden des Reflek- Uwe Ihlau Leitung der FUMA Fachstelle Gender NRW und Referent für Gender Mainstreaming und Jungenarbeit 7 Die Sensibilisierung für die Lebenslagen von Jungen unterschiedlicher sozialer Milieus, ethnischer Herkunft und Altersstufen war die Grundlage für die Entwicklung konkreter Ideen zur Umsetzung in die pädagogische Praxis. Wichtig war mir bei dieser Veranstaltungsreihe herauszuarbeiten, wie vielfältig und unterschiedlich die (Förder-)bedarfe von Jungen sind – selbst in einem so kleinen Raum wie einem Stadtteil. Leider können diese Ideen im Jahr 2009 noch nicht umgesetzt werden, da ein entsprechender Förderantrag zur Bewilligung von Personalkosten nicht genehmigt wurde. Für das kommende Jahr ist eine erneute Beantragung geplant. Eine zweite Veranstaltung zum Thema „Gegengeschlechtliches Arbeiten von Fachfrauen mit Jungen und Fachmännern mit Mädchen“, die wir mit den Arbeitskreisen der Mädchen- und der Jungenarbeit in Frankfurt durchgeführt haben, ist mir noch sehr lebendig im Gedächtnis. Die Frage nach den Grenzen der Umsetzungsmöglichkeiten des „Cross Work“1 war sehr anregend. Zur Bearbeitung dieser Frage wurden gemischtgeschlechtliche Kleingruppen gebildet. Es entwickelten sich sehr intensive Diskussionen, die sich oft um das Thema „Sexualität und Intimität“ drehten, aber auch den Blick auf die „Opferseite von Gewalterfahrungen“ richteten. Welche „Quintessenz“ ziehst du aus dem vergangenen Jahr? Für mich persönlich hat es eine Teilnehmerin auf den Punkt gebracht, als sie sagte: „Die Grenzen definieren die Mädchen und Jungen doch eigentlich selbst, denn sie bestimmen, mit welchen Themen oder Problemen sie auf uns zukommen. Und wir als Fachkräfte müssen dann schauen, ob wir uns als Mann oder Frau diesen Fragen gewachsen fühlen.“ An dieser Aussage wurde mir wieder deutlich, wie wichtig es ist, neben der Differenzkategorie „Geschlecht“ weitere Aspekte des (Fach-)Mensch-Seins zu berücksichtigen. 1 Cross Work oder Cross Over meint geschlechtersensibles Arbeiten von GruppenleiterInnen. Fachfrauen arbeiten mit Jungengruppen/Fachmänner mit Mädchengruppen. 8 Sabine Blumenthal Sekretärin der FUMA Fachstelle Gender NRW Was motiviert dich bei deiner Tätigkeit in der FUMA Fachstelle Gender NRW? Seit Juli 2005 bin ich als Bürofachkraft in der FUMA Fachstelle Gender NRW tätig. Schon beim Vorstellungsgespräch war ich sehr angetan von den Menschen hier und der Art und Weise, wie das Team und der Vorstand miteinander umgehen und zusammenarbeiten. Auch die Themen der Fachstelle – Mädchenarbeit, Jungenarbeit und Gender Mainstreaming - haben mich begeistert und neugierig gemacht. Dieser erste positive Eindruck hat sich bis heute immer wieder bestätigt! Als Bürofachkraft der Fachstelle freue ich mich über meine abwechslungsreiche Arbeit. Neben den telefonischen Anfragen – oft bin ich die erste Anlaufstelle für die Anrufenden – gehört Sachbearbeitung, das Arbeiten an der Website, Pflege und Erstellen von Statistiken sowie die Mitorganisation von Veranstaltungen und Projekten zu meinen Aufgaben. Welche Aufgaben in der Fachstelle sind dir besonders präsent? Als positiv empfinde ich die ständige und konsequente Weiterentwicklung der Fachstelle. Viele neue Projekte sind entstanden, sei es der Gender Parcours „mischen is possible“, der häufig angefragt und sogar weit über die Grenzen von Nordrhein-Westfalen hinaus eingesetzt wird oder auch die Landesinitiative Jungenarbeit, deren Zwischenbilanz in Form einer landesweiten Fachtagung im September 2008 stattfand und zu der sich über 140 Personen angemeldet hatten. Aus diesen bestehenden Projekten ergeben sich oft neue Impulse. Diese konsequente und innovative Arbeitsweise begeistert mich an FUMA; wir erhalten viele Anfragen und sind in der Lage, auf Wünsche und aktuelle Ideen unserer Kooperationspartne- rInnen einzugehen und unsere Projekte individuell auszubauen. Für mich persönlich ist es außerordentlich erfreulich, Teil eines so dynamischen und progressiven Teams zu sein. Spannend finde ich auch die äußerst vielfältigen Anfragen. Im April besuchte uns ein Filmproduktionsteam, das im Auftrag des japanischen Fernsehens unsere Arbeit hier in der Fachstelle filmte. Aber auch öffentliche Einrichtungen, die Gender Mainstreaming implementieren möchten, Menschen, die eine persönliche Beratung wünschen sowie ReferentInnen-Anfragen für verschiedene Projekte gehörten zu unseren täglichen Anfragen im Jahr 2008. Welche Quintessenz ziehst du aus dem vergangenen Jahr? Eine persönliche: gut kann ich an meiner Entwicklung erkennen, wie sehr mich die Arbeit in der Fachstelle geprägt und bewegt hat. Meine Wahrnehmung ist sensibler geworden. Heute benutze ich eine geschlechtergerechte Sprache, um Frauen und Männer sprachlich sichtbar zu machen, so dass sie sich gleichermaßen angesprochen fühlen. Es macht mir viel Freude, all dies in meine Arbeit einbringen zu können. Gerade die Vielfalt und ständige Veränderung stellt jeden Tag eine neue Herausforderung für meine persönliche Entwicklung dar. lich, dass in den Aussagen aus der Sicht mancher Jungen herkunftskulturelle Aspekte eine wichtige Rolle spielten. Interessant war dabei, genauer hinzuhören und zu erfahren, an welcher Stelle sie für sich herkunftskulturelle Aspekte in den Vordergrund stellten und bei welchen Überlegungen sie keine Relevanz hatten. Zusätzlich war interessant, mit welchen Männlichkeiten aus internationalen Zusammenhängen sich manche Jungen identifizierten, wodurch auch das Thema „Erweiterung von Männlichkeitsbildern“, das auch Bilder aus unterschiedlichen herkunftskulturellen Kontexten mit einschließt, für mich deutlich wurde. Ein Highlight des letzten Jahres war für mich die Veröffentlichung meiner kleinen Studie „Männlichkeitsbilder von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund. Ansätze interkultureller Jugendarbeit“, die im Rahmen meiner Diplomarbeit 2006 durchgeführt wurde. Als zwei weitere wichtige Highlights kann man den DJHT 2008 in Essen und die Fachtagung „Was geht?! - Eine Zwischenbilanz der Landesinitiative Jungenarbeit NRW“ bezeichnen. Hier wurden Ergebnisse aus der eineinhalbjährigen Arbeit einem größeren Publikum vorgestellt, wobei mir persönlich die Öffentlichkeitswirksamkeit in der Zeit der Initiative deutlich wurde, aber auch, dass noch viel zu tun ist, um z.B. Jungen mit unterschiedlicher Zuwanderungsgeschichte und/ oder Jungen aus unterschiedlichen sozialen Milieus gerecht zu werden. Birol Mertol Koordinator der Landesinitiative Jungenarbeit NRW und Referent für Jungenarbeit in der Fachstelle Gender NRW Welche Veranstaltung aus 2008 ist dir besonders präsent? Im Jahre 2008 lagen meine Schwerpunkte im Bereich der Koordinierung der Landesinitiative Jungenarbeit NRW, worunter unter anderem auch die Planung, Organisation und Durchführung der Fachtagung zum Zwischenfazit der Landesinitiative im September 2008 fiel. Zusätzlich führte ich Referententätigkeiten zum Thema „Männlichkeitsbilder von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund“ unter besonderer Berücksichtigung meiner eigens durchgeführten Studie durch. Wichtige Themen, mit denen ich mich im letzten Jahr beschäftigt habe, behandelten migrationund geschlechtsbezogene Aspekte. Gerade in den Modellprojekten der Landesinitiative wurde deut- Welche Quintessenz ziehst du daraus? Der Erfolg wird sich unter anderem in der Kontinuität der Jungenarbeit und natürlich auch an der Kompetenzvielfalt der Jungenarbeiter messen lassen. Als besonderes Kriterium halte ich die Offenheit und Neugier der Jungenarbeiter gegenüber Jungen und ihren Besonderheiten für maßgebend. Aber auch die Gleichwertigkeit und Anerkennung von Jungen sind wichtige Aspekte, weil diese beiden Begriffe Basisvoraussetzungen für eine multiethnische Gesellschaft sind. 9 Christiane König Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Gender Mainstreaming in der FUMA Fachstelle Gender NRW Was motiviert dich bei deiner Tätigkeit in der FUMA Fachstelle Gender NRW? Seit gut einem Jahr arbeite ich nun in der FUMA Fachstelle Gender NRW. Meinen Wunsch und meine Entscheidung, in der Fachstelle mein Wissen und meine bisherigen beruflichen Erfahrungen einbringen zu wollen, kann ich rückblickend nur positiv beurteilen. Hier habe ich die Möglichkeit, meine bisherigen Kenntnisse aus den Bereichen Mädchen- und Frauenarbeit, dem Übergang Schule – Ausbildung – Beruf und der Erwachsenenbildung mit dem Gender Mainstreaming zu verbinden. Welche Aufgaben und Veranstaltungen aus 2008 sind dir besonders präsent? Meine Schwerpunkte in der FUMA Fachstelle Gender NRW liegen im Bereich „Bausteinangebot zur Einführung von Gender Mainstreaming bei Trägern der Kinder- und Jugendhilfe“. In meinem ersten Jahr habe ich daher zu vielen KooperationspartnerInnen, die Interesse an den Gender-Bausteinen signalisiert oder diese bereits in Anspruch genommen haben, Kontakt aufgenommen. Dabei zeigte sich schnell, dass ich viele Kontakte aus meinem früheren Arbeitsfeld wieder aufleben lassen und pflegen konnte. So macht Networking Spaß! Als Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Thema Öffentlichkeitsarbeit ist mir die monatliche Zusammenstellung des Newsletters der Fachstelle präsent. Ebenso ist die regelmäßige Pflege und Aktualisierung unserer Internetpräsenz ein weiterer spannender Bereich meiner Arbeit. Zu den wichtigen Highlights des letzten Jahres fallen mir spontan drei erwähnenswerte Topics aus dem Jahr 2008 ein: da war zum einen die wirklich hervorragende Zusammenarbeit mit der Gesamt- 10 schule Essen-Nord im Rahmen des DJHT in Essen. An allen drei Messetagen haben jeweils zwei Mädchengruppen der Schule an dem wunderschönen großen Stand der FUMA Fachstelle Gender NRW sich und ihre Arbeitsergebnisse vorgestellt und kleinere Darbietungen präsentiert. Im Herbst fand in der VHS in Düsseldorf unsere landesweite Fachtagung „Was geht!?“ statt, eine Zwischenbilanz der Landesinitiative Jungenarbeit. Im Rahmen des Fachtages war ich für die Technik, für die anschließende Dokumentation der Tagung und für die Moderation eines Workshops am Nachmittag zuständig. Was mir - als damals Neue im Team - an dem Fachtag, sowohl vor Ort, als auch während der Vor- und Nachbereitungen besonders gefallen hat: die Erfahrungen im Team waren stärkend, denn wir haben es aus meiner Sicht sehr gut geschafft, den Fachtag als großes Event zu meistern. Das dritte wichtige Thema im Jahr 2008 war für mich die Zusammenarbeit mit KooperationspartnerInnen im Rahmen unseres Fortbildungsangebotes „Gender-Bausteine“ zur Einführung von Gender Mainstreaming in Organisationen“. Bei der Kontaktaufnahme zu neuen und der Pflege bereits vorhandener Kooperationsbeziehungen stand der Austausch über die geschlechtsbewusste Pädagogik und die Umsetzung von Gender Mainstreaming im Mittelpunkt vieler interessanter Gespräche. Welche Quintessenz ziehst du aus dem vergangenen Jahr? Was ich in meiner Arbeit oft erlebe, lässt sich am besten mit folgenden Worten zusammenfassen: „Gedacht ist nicht gesagt, gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht einverstanden, einverstanden ist nicht getan, und getan ist nicht beibehalten .“ Die eigene Verhaltensänderung hat einen grundsätzlich anderen Charakter als die bloße kognitive Erkenntnis. Gender Mainstreaming in die eigene Arbeit zu implementieren ist aus meiner Sicht ein sicherlich komplexer, aber auch sehr spannender Prozess. Kerstin Schachtsiek Referentin für Mädchenarbeit und Gender Mainstreaming in der FUMA Fachstelle Gender NRW Welcher Moment aus 2008 ist dir besonders präsent? Erst im Februar 2009 habe ich meine Tätigkeit als Referentin für Mädchenarbeit in der Fachstelle aufgenommen. Demgemäß kann ich zum Jahresrückblick 2008 nicht viel beitragen. Doch: an ein für meine Zukunft entscheidendes Ereignis erinnere ich mich noch sehr gut. Im November 2008 erreichte mich die Stellenausschreibung der FUMA Fachstelle Gender NRW über den Newsletter für Jugendsozialarbeit (LAG KJS NRW) und über das Interdisziplinäres Frauenforschungszentrum (IFF) der Uni Bielefeld, wo ich nebenberuflich im Master „Gender Studies“ studiere. Seit 2009 bin ich nun als Referentin für Mädchenarbeit hier in der Fachstelle tätig. Welche Quintessenz ziehst du aus dem vergangenen Jahr? Da ich kein Fazit ziehen kann, möchte ich einen kurzen Ausblick wagen, der seine Wurzeln im Vorjahr hat. Die Jungenarbeit hat, wie auch der Statistik in diesem Jahresbericht zu entnehmen ist, in 2008 große Nachfrage erfahren. Die Mädchenarbeit soll und muss daneben als kontinuierliche pädagogische Aufgabe weiter gesehen und gefördert werden. Daher wird einer meiner Schwerpunkte in 2009 und 2010 sein, eine Datenbank für Mädchenarbeit zu entwickeln und auf unserer Internetseite zu veröffentlichen. Die Vielfalt der bestehenden Angebote der Mädchenarbeit, ihre hohe Fachlichkeit und Kreativität sowie auch neue, innovative Projekte der Mädchenarbeit in NRW sollen sich auf unserer Plattform präsentieren können. Wichtig ist für uns damit auch die öffentliche Wahrnehmung für die Themen und Anliegen der Mädchen und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe zu erhöhen. Darüber hinaus ist ein professioneller Austausch im Sinne von „Best practise“ beabsichtigt, damit sich die Fachkräfte untereinander vernetzen können. Mein persönlicher Wunsch für die Mädchen- und Jungenarbeit wäre: weniger Polarisierung - mehr gemeinsam. Wie ich es bisher auch im Team der Fachstelle erlebe, können beide Bereiche - die Mädchen- und die Jungenarbeit - voneinander lernen. Es gibt Unterschiede in den Lebenswelten und Identitäten und es gibt auch Gemeinsamkeiten. Beides braucht seinen Platz insbesondere für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. 1.2 Selbstverständnis der Fachstelle Ziel der FUMA Fachstelle Gender NRW ist die Förderung der Entwicklung und Umsetzung einer geschlechtsdifferenzierten und geschlechtsbewussten Pädagogik. Interessierten stehen hier vielfältige Qualifikations-, Beratungs- und Informationsangebote sowie Materialien und Projekte zur Einführung von Gender Mainstreaming sowie zur Mädchen- und zur Jungenarbeit zur Verfügung. Besondere Kennzeichen der FUMA Fachstelle Gender NRW sind ein starker Praxisbezug und die Verknüpfung der Säulen Mädchenarbeit, Jungenarbeit und Gender Mainstreaming unter einem Dach. Die Fachstelle verbindet damit auch die Potentiale der Top-down-Strategie (Gender Mainstreaming) mit denen der Bottom-up Bewegung der Mädchen- und Jungenarbeit. Das spezielle Know-how der Mädchen- und Jungenarbeit ist eine wichtige Ressource für die Umsetzung von Gender Mainstreaming. 쐌 Die Fachstelle unterstützt und begleitet die Qualifizierung und Umsetzung einer geschlechtsdifferenzierten Kinder- und Jugendhilfe in NRW. 쐌 Die Fachstelle bündelt und vermittelt Kompetenzen zu den drei Säulen Mädchenarbeit, Jungenarbeit und Gender Mainstreaming. 쐌 Die Fachstelle initiiert praxisnahe Projekte und setzt Impulse. 1.2.1 Zielgruppenspezifische Angebote der FUMA Fachstelle Gender NRW Die Angebote der FUMA Fachstelle Gender NRW orientieren sich an mehreren Zielgruppen, die in den folgenden Kapiteln genauer dargestellt werden: 11 쐌 Öffentliche und freie Träger, Institutionen, Einrichtungen 쐌 Fachkräfte in der Pädagogik und themenspezifische Arbeitskreise 쐌 Mädchen und Jungen Zielgruppe: Öffentliche und freie Träger, Institutionen, Einrichtungen Für öffentliche und freie Träger, Institutionen, Einrichtungen aus dem Bereich Kinder- und Jugendhilfe auf kommunaler, regionaler sowie Landesebene bietet die FUMA Fachstelle Gender NRW ein Bausteinangebot zur Implementierung von Gender Mainstreaming an, welches entsprechend der jeweils speziellen Bedürfnisse und Organisationsstrukturen zusammengestellt werden kann. Auch für Gremien und Arbeitskreise stehen Qualifizierungs- und Informationsangebote zur Verfügung. Das Bausteinangebot besteht aus folgenden Modulen, die in ihren Inhalten zielgruppengenau konzipiert und auch einzeln oder abgewandelt durchgeführt werden können: 쐌 Einführungsveranstaltung 쐌 Gendertraining 쐌 Coaching und Beratung 쐌 Bilanzveranstaltung 쐌 Evaluation und Dokumentation 쐌 Zertifizierung 쐌 Vernetzungstreffen Zielgruppe: Fachkräfte in der Pädagogik und themenspezifische Arbeitskreise Für pädagogische Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe, der Schule, der Mädchen- und Jungenarbeit sowie in Arbeitskreisen bietet die FUMA Fachstelle Gender NRW umfassende Möglichkeiten zur praxisnahen Qualifizierung, Beratung und Begleitung in der Umsetzung von Gender Mainstreaming und zur geschlechtsspezifischen Arbeit mit Mädchen und Jungen vor Ort. Zu unserer Angebotspalette zählen vor allem Fachberatungen, Fortbildungen, Fachtagungen, ReferentInnentätigkeiten, ExpertInnenrunden, Handreichungen, Info- und ReferentInnen-vermittlung. Das Vorwissen sowie die Interessen der Anfragenden fließen in die Angebote und Programme ein. Ziele dieser Qualifizierungsangebote sind die Vermittlung von Basiswissen zu den Säulen Gender Mainstreaming, Mädchenarbeit und Jungenarbeit und die Anleitung zur Umsetzung des Wissens in die Praxis. Die FUMA Fachstelle Gender NRW richtet 12 ihre Maßnahmen nach den individuellen Anfragen aus und entwickelt dazu zielgruppen- und themenspezifische Angebote. Exemplarische Einblicke in unsere Veranstaltungen, Fachberatungen, Kooperationen aus dem Jahr 2008 finden Sie im Kapitel 2. Zielgruppe: Mädchen und Jungen Um auch das Interesse und die Neugier von Mädchen und Jungen zu den Themen „Geschlechtergerechtigkeit“ und „Vielfalt der Geschlechterrollen“ zu wecken, hat die FUMA Fachstelle Gender NRW verschiedene landesweite Projekte für diese Altersgruppe entwickelt. Die Inhalte der Projekte (Bilder, Videos, Fragestellungen, Aussagen) tragen auf jugendgemäße und abwechslungsreiche Art und Weise dazu bei, Mädchen und Jungen zum lustvollen Experimentieren mit und Hinterfragen von Geschlechterrollen anzuregen und ihnen das komplexe und differenzierte Thema der Geschlechtergerechtigkeit näher zu bringen. Durch ihre Beiträge, Meinungen und Ideen wirken sie wiederum direkt und indirekt an der inhaltlichen Ausrichtung und Gestaltung der Arbeit der FUMA Fachstelle Gender NRW mit. Der Gender Parcours räumt mit manchen Vorurteilen auf und bietet die Chance zur Selbstreflexion. Er ist ein spielerisches Medium, welches die Fachstelle eigens im Hinblick auf Mädchen und Jungen in Jugendhilfe und Schule entwickelt hat. Fachkräfte können den Parcours in der Fachstelle leihen, um durch die abwechslungsreichen Methoden Jugendliche gezielt und an das Thema „Gender“ heranzuführen. Die Jugendlichen lernen an verschiedenen Stationen und Modulen in vertrauensvoller und gleichzeitig - wegen des Themas – wissensdurstiger Atmosphäre Neues zum Thema „Geschlechtergerechtigkeit und –bewusstsein.“ Nähere Informationen zu unseren weiteren Angeboten für Öffentliche und Freie Träger, Institutionen und Einrichtungen finden Sie auf unseren Internetseiten: www.gender-nrw.de 2 Tätigkeitsbereiche 2008 2.1 Statistik: Qualifizierungsangebote und Anfragen Im Folgenden werden die Anfragen aus 2008 differenziert dargestellt. Aufgeführt sind alle umfangreicheren Anliegen, unberücksichtigt bleiben Standardanfragen wie beispielweise Bestellungen von Materialien und Vermittlung von externen ReferentInnen. Diese werden durch geregelte Abläufe schnell beantwortet und sind hier nicht erfasst. einer einzelnen Schulung über Fachvorträge vor Ort bis hin zur Gestaltung externen Tagungen. Ferner konzipiert die Fachstelle aufeinander aufbauende Fortbildungsblöcke als halb- und ganztägige oder mehrtägige Veranstaltungen. Die Anzahl der Anfragen insgesamt muss daher im Verhältnis zu ihrem sehr unterschiedlichen Arbeitsumfang gesehen werden. Ebenso gehen Planungs- und Konzeptionsarbeiten zur Weiterentwicklung des Gender Parcours oder der Gender-Bausteine nicht aus der Anzahl der Anfragen hervor. Abb. 1: Anfragen 2008 (Anzahl; Prozentangaben n=316) Abb. 2: Anfragen 2008 nach Inhalten (Anzahl; Prozentangaben n=316) Im Vergleich zum Vorjahr sind die Anfragen von 269 in 2007 auf 316 in 2008 angestiegen. Damit setzt sich der Trend der kontinuierlich wachsenden Nachfrage weiter fort. Dieses lässt zum einen auf einen erhöhten Bedarf schließen, der insbesondere bei Fortbildungen und Vorträgen zu verzeichnen ist und sich auch in der Kategorie „Sonstiges“ niederschlägt. Dieses beinhaltet vielfältige und unterschiedliche Gesuche wie beispielsweise Anfragen von StudentInnen, Anfragen von freien ReferentInnen und Anfragen nach Praktikumsplätzen und aus Mentorinnenprogrammen. Die erhöhte Nachfrage lässt zudem auf einen steigenden Bekanntheitsgrad schließen und dokumentiert eine gute Vernetzung in der Kinder- und Jugendhilfe NRW, was auch die nachfolgenden Zahlen belegen. Wichtig zu berücksichtigen ist, dass die Anfragen in der Vor- und Nachbereitungszeit sowie in der eigentlichen Durchführung vom zeitlichen Aufwand der ReferentInnen her sehr verschieden sind. Die Gender-Bausteine, Vorträge, Fortbildungen und die Fachberatungen reichen in ihrem Spektrum von Die Abbildung 2 verdeutlicht eine hohe Nachfrage nach Qualifizierungsangeboten für eine geschlechtersensible Mädchen- und Jungenarbeit sowie nach Gender Mainstreaming. Prozentual sind beide im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Ein deutlicher Anstieg um über 100 % kann die Jungenarbeit verzeichnen. Die Nachfrage nach Angeboten der Mädchenarbeit hat im Vergleich zum Vorjahr um 5 % abgenommen. Die hohe Nachfrage nach Qualifizierungsangeboten für Jungenarbeit ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass geschlechtersensible Angebote für Jungen (endlich) zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit geraten und auch von MultiplikatorInnen als relevant erachtet werden. Außerdem kann die Anregungsfunktion der Landesinitiative Jungenarbeit NRW als ein ausschlaggebender Faktor dafür gesehen werden. 13 2.2 Statistik: Struktur der anfragenden Träger Abb. 3: Struktur der anfragenden Träger (Anzahl; Prozentangaben n=316) Bei den Trägern zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie in den Vorjahren. Fachliche Beratung und Qualifizierung zur Einführung von Gender Mainstreaming zeigen öffentliche und freie Träger in NRW, die sich an die FUMA Fachstelle Gender NRW wenden. Die Anfragen an die FUMA Fachstelle Gender NRW kommen zum großen Teil von den Fachkräften aus den Feldern der Kinder- und Jugendhilfe, die sich für ihre tägliche Arbeit in ihren Einrichtungen im Bereich Gender Mainstreaming sowie Mädchenund Jungenarbeit Hilfe und Beratung wünschen. Gelegentlich erhält die Fachstelle auch direkte Anfragen von Eltern und interessierten BürgerInnen. Zudem wendet sich eine Vielzahl von Trägern und Einrichtungen an die Fachstelle. Dazu zählen Schulen, Hochschulen und andere Institutionen wie die Medien, Gremien und Ministerien. Die freien Träger stellen mit 38 Prozent weit mehr als ein Drittel der Anfragen auf fachliche Beratung und Fortbildung durch die FUMA Fachstelle Gender NRW, gefolgt von den Öffentlichen Trägern (36%), die mehr als ein weiteres Drittel besetzen. Weitere Anfragen teilen sich Bildungseinrichtungen, interessierte Bürgerinnen und Bürger. Kontakte und Anfragen aus dem Kreis der Träger aus Politik, Verwaltung und Landesarbeitskreise sind hier nicht explizit erfasst, da sie als sogenannte „Regelkommunikation“ ein fester Bestandteil im Ablauf der FUMA Fachstelle Gender NRW integriert sind. 14 2.3 Exemplarische Darstellung von Veranstaltungen Aus der Vielzahl der Veranstaltungen, die die FUMA Fachstelle Gender NRW durchgeführt bzw. bei denen sie mitgewirkt hat, werden im Folgenden einige skizziert. 2.3.1 Fachtagung „Was geht?!“ Ein Zwischenbilanz der Landesinitiative Jungenarbeit NRW Die Zwischenbilanz der Landesinitiative Jungenarbeit vom 25.09.08 in Düsseldorf ist auf große Resonanz in der Fachöffentlichkeit gestoßen. 140 Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule erlebten ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen, Videoeinspielungen, Live-Auftritten von Jungen, Praxisworkshops und einer Podiumsdiskussion. Eingestimmt wurden die Anwesenden durch Kabarettszenen zu Brüchen und Vielfältigkeiten der Männerrolle heute. In einer anschließenden Videoeinspielung kam ein achtjähriger Junge zu Wort, der sich, untermalt von vielen Bildern, Gedanken zu den unterschiedlichen Anforderungen macht, die ihn als Jungen erwarten. Zu Beginn des eng gestaffelten Programms beschrieb der Minister für Generationen, Familie, Frauen und Ingeration des Landes NRW Herr Armin Laschet die gesellschaftlichen Hintergründe, die Maßnahmen und Ziele der von ihm angestoßenen Landesinitiative. Im Anschluss daran zogen Birol Mertol, der Koordinator der Landesinitiative Jungenarbeit und Uwe Ihlau, Referent für Jungenarbeit der FUMA Fachstelle Gender NRW gemeinsam ein lebendiges Zwischenfazit der ersten Phase der Initiative von Anfang 2007 bis Herbst 2008. v.li. n. re.: Cäcilia Debbing (FUMA Fachstelle Gender NRW), Alexander Bentheim (Publizist), Marie-Theres Kastner (CDU), Helga Kirchner (WDR), Ulla Meurer (SPD) und Andrea Asch (Die Grünen) Die ausführliche Dokumentation mit allen Fachvorträgen, Workshops und der Podiumsdiskussion kann über die Internetseite www.gender-nrw.de herunter geladen oder als Druckversion direkt bei der FUMA Fachstelle Gender NRW bestellt werden. 2.3.2 Mitwirkung beim 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Essen Vom 18.-20.06.08 präsentierte sich die FUMA Fachstelle Gender NRW beim 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Essen mit vier Arbeitsschwerpunkten. Zum einen haben ReferentInnen der FUMA Fachstelle Gender NRW Diskussionsforen zu den Themen „Vielfalt und Chancengleichheit fördern – Bausteinreihe zur Einführung von Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe“ und „Gegengeschlechtliches pädagogisches Arbeiten – Cross Over“ gestaltet. Zweitens bot der 50 m² große Stand in der NRWHalle den Besuchenden die Möglichkeit, Elemente v. li. n. re.: Uwe Ihlau und Birol Mertol (beide FUMA Fachstelle NRW), Armin Laschet (Minister MGFFI NRW), Berti Kamps (FUMA Vorstand), Sandro Dell´Anna (LAG Jungenarbeit NRW) des Gender Parcours „mischen is possible“ unter fachlicher Anleitung auszuprobieren. Der dritte Schwerpunkt lag in der Präsentation der Landesinitiative Jungenarbeit NRW. Koordinator Birol Mertol sowie Kollegen des Kooperationspartners LAG Jungenarbeit standen mit Informationsmaterialien für Fragen und Antworten zur Verfügung. Einführende Vorträge und lebendige Beispiele aus den einzelnen Modellprojekten, gepaart mit Interviews mit Fachmännern aus der praktischen Arbeit vermittelten ein lebendiges Bild der Aktivitäten der Initiative. Unterstützt wurde dies durch Liveauftritte von 6 Jungen des HipHop Projektes „Was geht?!“. Viertens präsentierte die FUMA Fachstelle Gender NRW gemeinsam mit der Schulsozialpädagogin Karin Streckert von der Gesamtschule Essen Nord anschauliche und praxisnahe Formen der schulischen Mädchenarbeit. So konnte ein Bohrmaschinen-Führerschein erworben werden, wurden Bodypaintings gestaltet und begleitete eine Mädchenband den Stand musikalisch. Mit dabei waren auch Mädchen der Fußball-, der Foto- und der Holz-AG. Fotos auf den Seiten 14 und 15: Aktionen auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Essen 15 2.4 Gender Bausteine – Stand der Dinge und exemplarische Darstellung einer Bilanzveranstaltung in Oberhausen Die Bausteine zur Einführung von Gender Mainstreaming 쐌 Einführungs- und Bilanzveranstaltung 쐌 Beratung und Coaching der TrägerInnen bei der Entwicklung, Verankerung und Umsetzung von Gender Mainstreaming 쐌 Durchführung von Genderanalysen und Gendertrainings als Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen für Leitungskräfte und MitarbeiterInnen 쐌 Aufbau eines Netzwerkes der KooperationspartnerInnen zur Verbesserung des Erfahrungsaustausches 쐌 Evaluation und Dokumentation der Entwicklungs- und Umsetzungsprozesse Die Gender Bausteine gehören seit Juni 2006 zum fortlaufenden Regelangebot der FUMA Fachstelle Gender NRW. Träger der Kinder- und Jugendhilfe buchen diese, um Gender Mainstreaming auf der Ebene der Angebote, des Personals und der Organisation systematisch einzuführen und umzusetzen. Die Träger verpflichten sich hier vertraglich über einen längeren Zeitraum von durchschnittlich ca. 1,5 Jahren die nötigen Ressourcen für den Prozess zur Verfügung zu stellen. Aussagen von Trägern der Kinder- und JugendMit fünf Trägern aus unterschiedlichen Bereichen hilfe, die die Gender-Bausteine durchlaufen hader Jugendhilfe: der Jugendsozialarbeit, der Juben: gendbildungsarbeit, der Jugendverbandsarbeit und der offenen Jugendarbeit startete die FachZielgruppenebene 쐌 vorhandene Konzepte und Methoden – auch kostelle diesen Prozess als Modell in 2005. Seitdem durchliefen eine Reihe von Trägern alle Bausteine edukative - werden zielgruppengenauer reflekund neue Träger kommen dazu, die sich für die tiert und organisiert 쐌 eine gendersensible Herangehensweise an anEinführung von Gender Mainstreaming interessieren. Gender Mainstreaming ist ein Qualifizierungsstehende Aktionen und Konzepten ist deutlich zu prozess, der immer wieder angeregt und weitergebemerken 쐌 den Männern waren die Anregungen zur Junführt werden muss, auch nach dem Durchlauf der Bausteinreihe. Bei den beteiligten Trägern, die im genarbeit sehr hilfreich, um die eigene JungenFolgenden genannt sind, haben die Jugendämter arbeit und die Männerbilder positiv zu beeindie Gender-Bausteine mit einem Teil ihrer Leisflussen tungsbereiche durchlaufen. Ein Ziel von Gender Mainstreaming Träger, die alle Bausteine absolviert haben, sind: Jugendberufshilfe Düsseldorf, Jugendamt der Stadt Gütersloh, Jugendbildungsstätte Welper, Falken NRW, 4x3 Trägerkonsortium Dortmund, RUHRWERKSTATT Oberhausen, Jugendamt der Stadt Oberhausen, Kreisjugendamt Wesel. Das Jugendamt der Stadt Essen hat einzelne Bausteine wahrgenommen. Aktuell stehen wir in Verhandlung für den nächsten Durchlauf von Bausteinen mit dem Jugendamt der Stadt Düsseldorf und dem Jugendamt Gladbeck. 16 쐌 den Frauen war der Aspekt der Stärkung von Mädchen als Unterstützung für die eigenen Ansätze von Mädchenarbeit sehr wichtig MitarbeiterInnenebene 쐌 für die Zusammenarbeit und Stimmung, für die Arbeitszufriedenheit in der Einrichtung war die Einführung von Gender Mainstreaming sehr förderlich 쐌 Gerade die Arbeit an konkreten Projekten hat die Sensibilisierung für das Thema gestärkt und gefestigt 쐌 eine Sensibilisierung der MitarbeiterInnen hat stattgefunden, die eigene Geschlechtsrolle wurde bewusster Organisationsebene 쐌 das Thema Gender Mainstreaming ist regelhaft in Besprechungen eingegangen und in der Geschäftsführung verankert 쐌 unsere Sprache hat sich verändert, wir beobachten und reflektieren bewusster 쐌 die Gremienkultur verändert sich positiv bezogen auf die Verteilung von Redebeiträgen, das Mir ist klar geworden, wie wichtig die Eigenerhebung von Genderfragen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist. Das Thema müsste auch in die Verwaltung Eingang finden, es könnte über die leistungsorientierte Mittelvergabe gestärkt/befördert werden. Ein wichtiger Punkt wären z.B. Beurteilungsfehler bei Einstellungen mit Gender-Brille zu analysieren. Aufdecken von Benachteiligungsstrukturen und das Klima insgesamt 쐌 es wird darauf geachtet, wie die Geschlechterverteilung innerhalb der Aufgaben und Hierarchien aussieht Ausschnitte aus dem Prozess mit der RUHRWERKSTATT Kultur-Arbeit im Revier e.V. Nach der Einführungsveranstaltung und den Gender Trainings im Jahr 2007 wurde im Februar 2008 der Prozess in der RUHRWERKSTATT KulturArbeit im Revier e.V. in Oberhausen mit einer Bilanzveranstaltung weitergeführt. Die Bilanzveranstaltung diente zur kritischen Bilanzierung der umgesetzten Maßnahmen und Projekte und zur Planung für die Weiterführung. Verschiedene Arbeitsgruppen widmeten sich unterschiedlichen Leitgedanken zum Thema. Ein Ausschnitt der Ergebnisse wird im Folgenden dargestellt. Folgende Rückmeldung haben die Beteiligten gegeben: Ich habe mich inhaltlich auf den Punkt gebracht gefühlt, ich möchte, dass das Thema Normalität wird und im Alltag nicht verloren geht. Ich werde mehr zum Thema lesen, um über Genderfragen gut Bescheid zu wissen, das wird mein pädagogisches Handeln leichter machen. 17 2.5 Der Gender Parcours: „mischen is possible“ Infos und Tourneebeispiele Der Gender Parcours führt Jugendliche spielerisch an eigene und gesellschaftliche Aspekte der Genderthematik heran. Ausführliche Informationen zu den Inhalten und Zielen, Einsatzmöglichkeiten und Rahmenbedingungen des Gender Parcours sind auf der Internetseite der Fachstelle unter www.gender-nrw.de zu finden. Im Jahr 2008 war der PKW-Anhänger, mit dem der Parcours transportiert wird, viele hundert Kilometer innerhalb und außerhalb von NRW unterwegs. Er wurde in Jugendeinrichtungen und Schulen eingesetzt, wo Genderthemen bisher eher selten thematisiert wurden. In folgenden Städten, Institutionen, Schulen oder Jugendzentren war der Gender Parcours – teilweise mehrfach - präsent: Solingen, Duisburg, Wiehl, Königswinter, Oberhausen, Rüsselsheim, Oberhausen, ,Essen, Konstanz, KampLintfort, Gladbeck, Dortmund, St. Augustin, Herten, Frankfurt, Gütersloh, Aschaffenburg, Münster und Hattingen. Zudem wurde und wird der Gender Parcours auf Veranstaltungen/Messen aufgestellt, wie die folgenden zwei Beispiele es erläutern. 2.5.1 Gender Parcours auf dem DASA Jugendkongress in Dortmund Am 17. und 18. September 2008 war der Gender Parcours zu Gast auf dem 11. DASA Jugendkongress in Dortmund. Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler und deren Lehrerinnen und Lehrer hatten hier die Möglichkeit, den Parcours kennen zu lernen und einzelne Module auszuprobieren. Dieses Angebot wurde gut genutzt. Viele Jugendliche und pädagogische Fachkräfte übten ihr Wissen beim Genderquiz oder beschäftigten sich mit Hilfe der „Rollenbilder“ mit ihren Vorstellungen vom späteren Beruf. 18 2.5.2 Gender Parcours auf der Fachtagung in Frankfurt am Main Am Montag, den 27.11.2008 stand der Gender Parcours „mischen is possible“ im Zentrum einer Fachtagung in Frankfurt a.M.. Auf Einladung des Jugend- und Sozialamtes der Stadt Frankfurt, stellten Diana Emberger und Uwe Ihlau von der FUMA Fachstelle Gender NRW den Gender Parcours vor. Ca. 40 Fachfrauen und Fachmänner aus den Jungen- und Mädchenarbeitskreisen lernten die einzelnen Module des Parcours kennen. Sie wurden sowohl im Umgang mit den Materialien wie dem „Gender Quiz“, dem Modul „Ausstellung“ und „Rollenbilder“ geschult als auch bei Fragen der pädagogischen Umsetzung begleitet. Gegen Ende der Veranstaltung wurden die Fachkräfte um Rückmeldung gebeten, ob ein ähnlicher Parcours in Frankfurt angeschafft werden soll. Nach der Auswertung dieser Rückmeldungen wird dann entschieden, ob es in der hessischen Hauptstadt demnächst einen Ableger des Parcours geben wird. Eingerahmt wurde die Veranstaltung von 10 Thesen zum Thema „Cross Work -geschlechtsbewusstes Arbeiten von Fachfrauen mit Jungen“. Es gab ein großes Interesse daran, diese Thesen zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu bearbeiten. 2.5.3 Ausblick Gender Parcours und inhaltliche Erweiterung Auch für das Jahr 2009 liegen bereits eine ganze Reihe von Anfragen und Buchungen für den Gender Parcours vor. Erfreulich ist, dass viele Anfragen aus Einrichtungen kommen, die den Parcours bereits in den Vorjahren gebucht hatten. Dies deutet darauf hin, dass diese Einrichtungen zum einen sehr gute Erfahrungen mit dem pädagogischen Einsatz des Parcours vor Ort gesammelt haben. Zum anderen ist es auch ein Hinweis darauf, dass diese Träger bemüht sind, die Themen Geschlechtergerechtigkeit und –rollenvielfalt kontinuierlich zu thematisieren. Außerdem belegen Anfragen aus Hessen, Bayern, Rheinland Pfalz und Niedersachsen, dass der Gender Parcours im dritten Jahr seines Einsatzes auch über die Landesgrenzen von NRW hinaus gefragt ist und geschätzt wird. Aufgrund der größeren Entfernungen und damit verbundenen höheren Kosten und logistischer Anforderungen ist es für diese Träger erheblich aufwändiger, den Parcours zu buchen. Trotzdem liegen bereits verbindliche Buchungen aus dem Raum Hannover und Konstanz vor. Schließlich freut es uns besonders, dass der Parcours nun auch von Einrichtungen aus dem eher ländlichen Raum nachgefragt wird, wie Anfragen aus dem Sauerland und dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet zeigen. Ein weiterer Trend ist es, den Gender Parcours vermehrt für den Einsatz auf Jugend- und Berufsinformationsmessen einzusetzen. So ist neben dem Einsatz im Rahmen des 12. DASA Jugendkongresses in Dortmund auch der Einsatz auf der Berufsbildungsmesse des westlichen Ruhrgebietes „was geht?!“ in Bochum sowie auf weiteren Messen geplant. Im Laufe des Jahres 2009 werden einige Module des Gender Parcours inhaltlich überarbeitet. Nachdem viele Fragen im Modul „Genderquiz“ bereits 2008 aktualisiert wurden, werden nun die Module „Rollenbilder“ und „Einstiegsfilm“ modernisiert. Bei den „Rollenbildern“ werden zukünftig interkulturelle Themen eingebunden. Außerdem werden zusätzlich jüngere Männer und Frauen dargestellt, um den Jugendlichen mit den Rollenbildern Personen anzubieten, die „nah“ an deren Lebenslagen sind. Für den Einstiegsfilm ist geplant, den ersten und dritten Teil neu aufzunehmen und neue Fragen für die Interviews einzubinden. Zudem werden im Rahmen einer Diplomarbeit die Erfahrungen der Jugendlichen aus den letzten Jahren und ihre Aussagen über den Gender Parcours aktuell erfragt und ausgewertet, um die neuen Erkenntnisse in Prozesse einfließen zu lassen. 19 2.6 2.6.1 Exemplarische Darstellung einiger Fachberatungen zu den Themen Gender Mainstreaming, Mädchenarbeit und Jungenarbeit Fortbildung zum Thema „Männlichkeitsbilder von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund“ in Hamminkeln Am 31.05.08 fand in der Akademie Klausenhof in Hamminkeln eine Fortbildung zum Thema „Männlichkeitsbilder von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund“ statt, bei der Birol Mertol von der FUMA Fachstelle Gender NRW als Referent von der Pro Familia Beratungsstelle Duisburg eingeladen wurde. Bei der Fortbildungsveranstaltung wurde, im Anschluss einer einleitenden Übung zum Thema „Wertvorstellungen“, ein Rückblick auf das Entstehen des Forschungsinteresses der Wissenschaft seit den 1970-er Jahren an Menschen mit Migrationshintergrund und insbesondere an Familien mit türkischem Migrationshintergrund gegeben. Gerade bei Männlichkeitsbildern von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund spielen die Aspekte um Liebe, Respekt, Ansehen und Ehre heute noch eine wichtige Rolle. 2.6.2 Fortbildung zum Thema „Cross Work“ in Werl Am 28.05.2008 wurde das Thema „Cross Work – geschlechtsbewusstes Arbeiten von Fachfrauen mit Jungen“ von Diana Emberger und Uwe Ihlau vorgestellt und gemeinsam mit 18 Mitarbeiterinnen im Rahmen eines Fachtages des Kreisjugendamtes Werl erarbeitet. Was besonders Frauen in Grundschulen mangels männlicher Kollegen und Vorbilder tun können, um Jungen in ihrer jeweiligen Individualität emotional und sozial zu fördern, war Gegenstand der Tagung. Praktische Übungen, Tipps und Anregungen für die Arbeit mit Jungen auf dem Weg in ein entspanntes und facettenreiches Männerdasein waren genauso Bestandteil der Fortbildung wie das Thema „neue Männerbilder“, die souveränes Auftreten ebenso erlauben, wie das Zeigen von Unsicherheit und Überforderung, ohne gleich als „Weichei’ ausgegrenzt zu werden. 20 2.6.3 Fortbildung zum Thema „Jungenarbeit“ in Gevelsberg „Die Angst vor dem Weichei – wie wir Jungen schon früh im Leben zu mehr Gelassenheit und Rollenvielfalt ermutigen können“, so lautete der Titel der am 28. August 2008 durch die Fachstelle angebotenen Fachtagung in Gevelsberg. Auftraggeberin war die Gleichstellungsstelle der Stadt Gevelsberg, die damit Lehrkräften und Mitarbeitenden in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen Themen der Jungenarbeit näher gebracht hat. Hauptblickrichtung des von Diana Emberger und Uwe Ihlau durchgeführten Fachtages war dabei das geschlechtsbewusste Arbeiten von Fachfrauen mit Jungen. Rund 25 Teilnehmerinnen haben ihren Blick dafür geschärft, wie Jungen heute aufwachsen. Neue Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder wurden erläutert und diskutiert. Beispielsweise, dass Jungen in der öffentlichen Diskussion vor allem deshalb auffallen, weil sie Probleme machen, weniger darüber, dass sie Probleme haben und dringend Unterstützung brauchen. Das eigene Verständnis und das Auftreten als professionelle Frau in der Arbeit mit Jungen wurde in Kleingruppen und kollegialer Beratung reflektiert. Gegen Ende der Fortbildung vereinbarten die Teilnehmerinnen, dieses Thema weiterhin im Blick zu haben und sich in ihrer Arbeit stärker zu vernetzen. 2.6.4 Referat zum Thema „Migrantenjungen und ihre Männlichkeitsbilder“ in Leinfelden-Echterdingen Am 20. November 2008 hat der Verein Aktion Jugend Schutz (AJS) sich auf seiner Jahrestagung in Leinfelden-Echterdingen sich mit „Interkulturellen Lernprozessen“ befasst. Birol Mertol gestaltete das Forum „Born to be wild?“ als Fachreferent mit. Im Zentrum standen „Migrantenjungen und ihre Männlichkeitsbilder“. Birol Mertol präsentierte anhand von fünf Lebensläufen wie unterschiedlich türkisch-muslimische Jungen mit den Möglichkeiten von „traditionell“ bis „modern“ umgehen. Eine wesentliche Rolle spielt die Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, die Jungen mit Migrationshintergrund oft als „gewalttätige Machos“ oder als „Störer“ festschreibt, plädierte der Referent eindringlich dafür, in den Beurteilungen den Blick für „sowohl-als auch“ zu schärfen statt in polarisierenden Deutungen zu verharren. 쐌 Reflexion der Geschlechterverhältnisse in der Gesellschaft 쐌 Kenntnisse der Jungensozialisation 쐌 praktische Übungen der Jungenarbeit 쐌 eigenes Erleben und Reflektieren von Übungen 쐌 Vorstellung verschiedener thematischer Praxisfelder und Projekte 쐌 Entwicklung von Konzepten zur altersübergreifenden Zusammenarbeit 2.6.6 Fortbildung „Chancen und Risiken in Chatrooms – Präventionskonzepte für die Mädchenarbeit“ 2.6.5 Fortbildungsreihe „stadtteilorientierte Jungenarbeit“ in Gladbeck Zur Frage „Jungen im Blick – auch in Brauck?“ und mit dem Fokus auf eine reflektierte und geschlechtersensible Jungenpädagogik führte Uwe Ihlau eine Fortbildungsreihe mit vier Fachtagen im Stadtteil Gladbeck – Brauck durch. Teilnehmende der Veranstaltungsreihe waren pädagogische Fachkräfte aus Kindertagesstätten, Schule und Jugendeinrichtungen. Die Fortbildung verfolgte zwei Ziele: zum einen sollten theoretisches und praktisches Wissen in Bezug auf die eigene Geschlechterrolle und in Bezug auf die Lebenslagen von Jungen vermittelt werden. Zum anderen ging es darum, ein Netzwerk zu etablieren, in dem alle Einrichtungen des Stadtteils, die mit Jungen arbeiten, in Bezug auf die Entwicklung ihrer Geschlechterrollenidentität zusammenarbeiten. Themen der Fortbildung waren: 쐌 Sensibilisieren für das eigene Mann – Frau sein 쐌 Grundlagen geschlechtsbezogener Pädagogik und der Jungenarbeit Die Veranstaltung fand am 7. Februar 2008 in Düsseldorf für MitarbeiterInnen aus der Mädchenarbeit statt. Diana Emberger referierte in ihrem Vortrag „Chatten ohne Risiko? Zwischen fettem Grinsen und Cybersex“ zu Studien über Mediennutzung von Jugendlichen, gab eine Einführung in die Chatsprache und stellte den bei Jungen und Mädchen beliebten Chat „Knuddels“ (www.knuddels.de) vor. Katharina Knolle, Honorarkraft der Fachstelle, ermöglichte anschließend Einblicke in das Studiund Schülerverzeichnis (www.studivz.net, www. schuelervz.net), bevor die Teilnehmenden selber aktiv wurden. Nach einem internen „ÜbungsChat“ testeten die Fachkräfte z.B. den Diddl-Chat www.diddl.de, die ChatCity www.chatcity.de oder die Cyberzwerge www.cyberzwerge.de und konnten hier einige Besonderheiten der einzelnen Chats feststellen. So muss z.B. bei Diddl vor dem ersten Einloggen ein Multiple-Choice-Test mit Sicherheitsfragen zum Chatten erfolgreich absolviert werden, um den „Plauderschein“ zu erlangen. Am Nachmittag wurden die Gefahren und Risiken des Chattens thematisiert und verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie Einrichtungen ihren jugendlichen Besucherinnen und Besuchern einen sicheren und aufgeklärten Zugang zum Internet ermöglichen können. Alle Vorträge, Artikel, Dokumentatinen etc. sind auf der Internetseite www.gender-nrw.de zu finden oder können in der Fachstelle angefragt werden. 21 2.7 Kooperationen und Netzwerke Die FUMA Fachstelle Gender NRW ist in landes- und bundesweiten Gremien zu den drei inhaltlichen Säulen ihrer Arbeit – Gender Mainstreaming, Mädchen- und Jungenarbeit - fachlich vertreten und vernetzt. Ziel dieser Gremienarbeit ist es, die Chancengleichheit in den Angeboten für Kinder und Jugendliche in NRW kontinuierlich weiter zu fördern. Darüber hinaus steht die Fachstelle im regelmäßigen Austausch mit verschiedenen Trägern der Jugendhilfe. Ziele dieser Kooperationen sind die Entwicklung und der Informationsaustausch über aktuelle Themen und Tendenzen in den Arbeitsbereichen. Das folgende Schaubild veranschaulicht aus der Perspektive der FUMA Fachstelle Gender NRW die Kooperationen. Abb 4: Schaubild Kooperationen Träger und Projekte der Mädchen- und Jungenarbeit Öffentliche und Freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe Landesweite, bundesweite u. regionale Arbeitskreise und Gremien Landeszentrale Träger der Mädchenund Jungenarbeit Kooperationen der FUMA Fachstelle Gender NRW Landesjugendämter, Ministerien und Politik ExpertInnen und ReferentInnen Medien und Verlage 22 KITAs, Schulen, Hochschulen u. Bildungsträger Herr Okumura (Yon´s Production, Berlin), Frau Debbing (FUMA Fachstelle Gender NRW), Frau Makata (Yon´s Production, Berlin) 2.7.1 Redaktionsverantwortung „Betrifft Mädchen“ Auch im Jahr 2008 wirkte die FUMA Fachstelle Gender NRW aktiv an der Redaktionsarbeit der „Betrifft Mädchen“ mit. Die Fachzeitschrift erscheint 4 mal jährlich und wird von der LAG Mädchenarbeit in NRW e.V. im Juventa-Verlag herausgegeben. Die Redaktionsverantwortung für das Heft 3/2008 zum Thema „Mädchen und neue Medien“ teilten sich Diana Emberger (FUMA) und Bettina Bretländer (TU Dortmund). Die Ausgabe vermittelt einen Einblick in virtuelle Welten, in denen sich Mädchen und junge Frauen heute aufhalten. Weiterhin werden Anregungen gegeben, wie PädagogInnen Mädchen im Umgang mit den neuen Medien begleiten können. 2.7.3 Deutsch-japanischer Austausch in Essen Das japanische Fernsehen begleitete und filmte die Arbeit der FUMA Fachstelle Gender NRW für einen Tag im April. Die japanische Fernsehproduktionsfirma Yon’s Film & Video Production GmbH erstellte im Auftrag des öffentlich-rechtlichen japanischen Fernsehens NHK einen Beitrag zum Thema „Geschlechterdifferenz und Gleichstellung“. „Onna to Otoko“ zu deutsch „Frau und Mann“ über geschlechtsbezogene pädagogische Maßnahmen in Deutschland. Für eine Dokumentation über Mädchen- und Jungenarbeit in Deutschland wurden Beratungen in der Fachstelle aufgenommen, ein Interview mit Cäcilia Debbing geführt und das Filmteam begleitete die Präsentation eines Modellprojektes der Landesinitiative Jungenarbeit NRW im Bennohaus in Münster. 2.7.2 Lehrauftrag an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum Auch in 2008 hat die FUMA Fachstelle Gender NRW wieder ein Blockseminar an der Evangelischen Fachhochschule RWL in Bochum angeboten. Das Studienangebot richtet sich an Studierende in den sozial-pflegerischen Fachbereichen der Ev FH. Themen wie Chancengleichheit für Mädchen und Jungen und Vielfalt werden theoretisch erörtert. Zusätzlich werden Methoden und Strategien wie beispielsweise - Gender - und Cultural Mainstreaming - im Hinblick auf die Umsetzung in der Praxis beleuchtet und kritisch hinterfragt. 23 3. 3.1 Veröffentlichungen Artikel in Fachbüchern und Fachzeitschriften Die FUMA Fachstelle hat drei Artikel in folgenden Fachbüchern verfasst: Zum einen beleuchtet Uwe Ihlau, Referent für Jungenarbeit in seinem Fachartikel „Kampfesspiele als Methode der Gewaltprävention mit Jungen“ jungenspezifische Aspekte der Gewaltprävention. Der Fachartikel ist erschienen im Buch von: 쐌 Posselt, Ralf Erik (Hrsg.). 2008 Gewalt zum Thema machen. Gewaltprävention mit Kindern und Jugendlichen. ISBN: 978-3-89331-869-8. Es ist über die Bundeszentrale für politische Aufklärung zu beziehen unter www.bpb.de und kostet 4,00 €. Des Weiteren sind im Fachbuch „Vom Genderquatsch zum Genderparcours“ zwei Beiträge der FUMA Fachstelle Gender NRW erschienen. Uwe Ihlau erläutert in seinem Artikel „Gender Parcours >mischen is possible<“ die Hintergründe, Ziele, Rahmenbedingungen und Erfahrungen mit dem in der Fachstelle entwickelten Gender Pacours. Cäcilia Debbing fragt in ihrem Bericht „Chancengleichheit für Mädchen und Jungen – Vielfalt fördern“ danach, wie die politische Strategie Gender Mainstreaming in die Strukturen der Praxis implementiert werden kann und welche Bedeutungen und Auswirkungen sie für die pädagogische Praxis mit Mädchen und Jungen hat. Das Fachbuch von Margitta Kunert-Zier und Margret Krannich beschäftigt sich mit geschlechtergerechter Bildung und Erziehung vom Kindergarten bis zum Jugendtreff. Anliegen der Publikation ist es, die bisher meist geschlechtergetrennt verlaufenden Diskurse der Mädchen- und Jungenarbeit in eine produktive Verbindung zu bringen und sich gemeinsam über Inhalte und Ziele einer geschlechtsbewussten Erziehung und Bildung zu verständigen. Ziel ist es, Erziehung und Bildung insgesamt geschlechtergerecht und in gemeinsamer Verantwortung zu qualifizieren. Das Buch von: 쐌 Kunert-Zier, Margitta; Krannich, Margret: Vom Genderquatsch zum Genderparcours. Schriftenreihe der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen Bd. 19, Klartext Verlag Essen 2008. ISBN 978-3-89861937-0 kann im Buchhandel für 12,90 € erworben werden. 24 Außerdem sind in der Fachzeitschrift „Betrifft Mädchen“ im Juventa Verlag 2008 folgende Artikel erschienen: In: 1/2008: Betrifft Mädchen – Rückenwind oder Gegenwind? – Gender Mainstreaming Debbing, Cäcilia; Schulte, Doris; Gender Mainstreaming bei Trägern der Kinder- und Jugendhilfe. Erfolge und Grenzen der Umsetzung aus Sicht der FUMA Fachstelle Gender NRW In: 03/2008: gruscheln oder gruseln ;-) Mädchen und neue Medien: 쐌 Emberger, Diana.; Schulte Doris: „Hey, wer bist denn du? – Mädchen und junge Frauen im Chat 쐌 Knolle, Katharina (Honorarkraft der FUMA Fachstelle Gender NRW): „Unterwegs im StudiVZ – Ein Erfahrungsbericht“ 3.2 Stellungnahmen der Fachstelle Der FUMA Vorstand und das Team der FUMA Fachstelle Gender NRW haben in Anlehnung an die gegenwärtige Debatte um Jugendgewalt eine Stellungnahme herausgegeben. Diese und weitere Dokumentationen finden Interessierte auf der Homepage unter www.gender-nrw.de. 3.3 Expertisen/Monografien Birol Mertol (Koordinator der Landesinitiative Jungenarbeit in der Fachstelle NRW) hat 2008 ein Fachbuch mit dem Titel „Männlichkeitsbilder von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund Ansätze interkultureller Jugendarbeit“ publiziert. In dem Buch wird im ersten Teil ein fundierter Ein- blick in die aus der wissenschaftlichen Literatur hervorgehenden Sozialisations- und Lebensbedingungen von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund wiedergegeben. Im zweiten Teil werden die Männlichkeitsbilder von fünf Jungen mit türkischem Migrationshintergrund im Alter zwischen 17-22 Jahren untersucht. Im dritten Teil wird der Bogen zur geschlechtsbezogenen und interkulturell orientierten Arbeit geschlagen. Hier werden, nach einer Ausformulierung des gegenwärtigen Standes zur Interkulturellen Jungenarbeit, im letzten Teil pädagogische Ansätze im Hinblick auf die fünf Jungen mit Migrationshintergrund formuliert. Das Buch: 쐌 Mertol, Birol: Männlichkeitsbilder von Jungen mit türkischem Migrationshintergrund. Ansätze interkultureller Jugendarbeit. Lit Verlag Münster 2008. ISBN 978-3-8258-1723-7 kann für 24,90 € im Buchhandel bezogen werden. 3.4 Radiobericht „Zu wenig Kerle in der Kita“ im „Tagesgespräch“ auf WDR 5 3.6 Newsletter und Internetpräsenz „www.gender-nrw.de“ Der fachpolitische Diskurs und die inhaltliche Weiterentwicklung der Themen Gender Mainstreaming, Mädchenarbeit und Jungenarbeit spiegeln sich im monatlich erscheinenden Newsletter der FUMA Fachstelle Gender NRW wider. Er wurde im Jahr 2008 jeweils an rund 800 AbonnementInnen versendet. Der Newsletter greift regelmäßig aktuelle genderrelevante Themen auf und verweist auf Fachartikel, Dokumentationen, Vorträge, Veranstaltungen und neu erschienene Fachliteratur. Verlinkungen zu den Herkunftsseiten - den sog. Primärquellen - ermöglichen die mühelose Beschaffung vertiefter Informationen aus 1. Hand. Ebenso werden auf der Internetpräsenz der FUMA Fachstelle Gender NRW unter „Aktuelles“ regelmäßig Neuigkeiten die Fachstelle betreffend veröffentlicht. Die Internetpräsenz wird kontinuierlich aktualisiert. Bei der Sendung „Tagesgespräch“ auf WDR 5 war Uwe Ihlau, Referent für Jungenarbeit der FUMA Fachstelle Gender NRW als Experte ins Studio eingeladen. Die Sendung vom 02.04.2008 ging der Frage nach, warum so wenig junge Männer Interesse am Beruf des Erziehers und des Grundschullehrers haben. Außerdem wurde mit Hörerinnen und Hörern darüber diskutiert, was denn genau den Mädchen und Jungen in den Kindertagesstätten fehlt, wenn nur wenige Männer dort arbeiten. Anlass für die Sendung war die aktuelle Zählung des Statistischen Bundesamtes: 11.111 Männer kümmern sich in deutschen Kindergärten und als Tagesväter um den Nachwuchs. Oder anders gesagt: 3% der Beschäftigten in der Kleinkindpädagogik sind männlich. 3.5 Presseartikel 25 4. Landesinitiative Jungenarbeit 2008 wurden im Rahmen der Landesinitiative Jungenarbeit NRW drei Modellprojekte zu den Themen durchgeführt: 쐌 Entwicklungen und Veränderungen von Männlichkeitsbildern bei Jungen und ihren Vätern 쐌 Jungen und Sexualität 쐌 Förderung von Sozialkompetenzen bei Jungen Bei den öffentlichkeitswirksamen Präsentationsveranstaltungen waren neben Bekannten, Eltern und Fachkräften auch Presse und jeweils ein Vertreter bzw. eine Vertreterin aus dem NordrheinWestfälischen Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration (MGFFI) eingeladen. Rückblickend haben bei den drei Veranstaltungen zwischen 50 und 150 Besuchende teilgenommen. Mit der landesweiten Fachtagung am 25.09.08 wurde die erste Phase der Landesinitiative Jungenarbeit NRW erfolgreich abgeschlossen. In der zweiten Phase werden von 2008 bis 2010 fünf weitere Modellprojekte zu den Themen durchgeführt und entwickelt. 26 쐌 Jungen im Übergang Schule/Beruf 쐌 Jungen in der Arbeit mit Babysimulatoren 쐌 Jungen und der PC-Gebrauch 쐌 Jungen und Gesundheit 쐌 Jungen im interkulturellen bzw. im interreligiösen Kontext Ziel ist es durch die öffentliche Präsenz der Landesinitiative Jungenarbeit NRW den gesellschaftlichen Diskurs über Jungenthemen weiter zu befördern. In diesem Zusammenhang gilt es, das pädagogische Arbeitsfeld der Jungenarbeit weiter zu entwickeln und weitere potenzielle Fachkräfte für die geschlechtsbezogene Arbeit mit Jungen zu sensibilisieren. Jenseits der Weiterentwicklung der Jungenarbeit muss die Förderung der Geschlechtergerechtigkeit weiterhin durch die Verzahnung von Jugendhilfe und Schule unterstützt werden. Auch ist am Ende der zweiten Phase neben der ersten Erhebung 2007 eine zweite Erhebung zu „Maßnahmen und Projekte der Jungenarbeit in NRW“ für die Projektdatenbank der Landesinitiative Jungenarbeit geplant. Impressum Herausgeberin: FUMA Fachstelle Gender NRW Text: Team der FUMA Fachstelle Gender NRW Redaktion: Cäcilia Debbing, Kerstin Schachtsiek Layout: Fehrenberg-Design, Essen Essen, Mai 2008 27 Impressum: Fachstelle Gender NRW Geschlechtergerechtigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe Rathenaustr. 2-4 45127 Essen Tel. 0201 185088-0 Fax 0201 185088-9 www.gender-nrw.de