01/2012 - Zeitbüro FOM
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01/2012 - Zeitbüro FOM
Ausgabe Journal für moderne Arbeitszeit 01 2012 Inhalt Editorial 01 Der Demografie-Scout – Das neue Projekt von iap und EUV 02 Zeitbüro FOM – In-House-Workshop zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung 03 Bekannte Gesichter unter neuem Namen: Start für das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.NRW) 04 Regionalagentur MEO, IHK Essen – Regionales Projekt zur Teilzeitberufsausbildung wird fortgesetzt 05 10 Jahre danach: Abschaffung des Nachtarbeitsverbots für Frauen 06 Projekt der Hessischen Berufsakademie – Risikoerkennung für kleine und mittelständische Unternehmen 07 Erfolgreich mit flexiblen Arbeitszeiten und innovativem Gesundheitsmanagement bei Gira Literatur- und Veranstaltungstipps Liebe Leserinnen und Leser, 03/2012 Editorial einige interessante Beispiele dazu, wie alternsgerechte Arbeitsgestaltung sein kann: sowohl die Globalisierung als auch der demografische Wandel verändern die Arbeitswelt enorm. Die alternde Gesellschaft stellt die Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen, denn es gilt einerseits, gut qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren und an das Unternehmen zu binden und andererseits, die Gesundheit, Motivation und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten bis zum Renteneintritt zu sichern. Das Unternehmen Gira hat beispielsweise sehr erfolgreich familienorientierte Arbeitszeiten etabliert und damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirkungsvoll gefördert und die Fachkräftebindung verbessert. Für viele junge Eltern bietet die Ausbildung in Teilzeit eine wichtige Chance, die eigene Qualifikation für eine gute berufliche Laufbahn zu verbessern und die Unternehmen gewinnen dabei motivierte Fachkräfte. Unternehmen sollten daher passende Maßnahmen einer alternsgerechten ArbeitsgestalProf. Dr. Ulrike Hellert Das iap – Institut für Arbeit & Personal entwickelt in tung in die strategischen Überlegungen einbeziehen. Arbeit sollte so organisiert und geplant werden, dass Kooperation mit dem EUV (Essener Unternehmensverband) das Personalvermögen der jüngeren und älteren Beschäf- den „Demografie-Scout“ mit individuellen Maßnahmen vor tigten in gleichem Maße optimiert wird, also die Qualifika- allem für das Personalmanagement, damit die Unternehmen tionen und Motivationen der unterschiedlichen Altersgrup- für den demografischen Wandel gut gerüstet sind. pen zur Erreichung der Unternehmensziele zur Verfügung stehen. Dies alles sind einige Hinweise, wie in Unternehmen die Weichen optimal gestellt werden können, damit in einer So vielfältig die Anforderungen der Unternehmen sind, so flexiblen Arbeitswelt bei aller Komplexität der ganzheitliche vielfältig sind die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeite- und zugleich individuelle Blick auf innovative Arbeitsgestalrinnen und Mitarbeiter, womit sich der Bedarf an maßge- tung gelenkt wird. schneiderten und zielgruppenspezifischen Vorgehensweisen erklärt. In dieser tempora-Ausgabe erhalten Sie diesmal Ihre Ulrike Hellert Der Demografie-Scout – Das neue Projekt von iap und EUV 01 Der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen auf die Beschäftigungsstruktur in den Unternehmen betrifft in erster Linie zwei Bereiche des Personalmanagements: Den Erhalt der Leistungsfähigkeit der aktuell Beschäftigten bei verlängerter Lebensarbeitszeit und die Erschließung neuer Beschäftigtenpotenziale auf einem verengten und heterogenisierten Arbeitsmarkt. Der EUV – Essener Unternehmensverband e.V. greift diese Text: Christina Goesmann Herausforderung auf: Er möchte seine Mitgliedsunternehmen für das Thema sensibilisieren und ihnen ein wissenschaftlich fundiertes Beratungsangebot bieten. „Essen gehört zu den Städten, die aufgrund ihrer Altersstruktur diese Entwicklung besonders heftig zu spüren bekommen. Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft hängen zukünftig entscheidend davon ab, wie ein Betrieb mit diesen demografischen Veränderungen umgeht. Langfristig ist ein Unternehmen nur erfolgreich, wenn es präventiv Maßnahmen ergreift, um der demografischen Entwicklung zu begegnen“, so Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV. Der Verband fördert daher das einjährige Beratungsprojekt „Demografie-Scout“. Das iap – Institut für Arbeit und Personal an der FOM führt das Projekt durch, die wissenschaftliche Leitung liegt bei Prof Dr. Thomas Heupel und Prof Dr. Ulrike Hellert. Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV 03/2012 Projektziel Ziel des Projektes ist es, den im Essener Unternehmerverband organisierten Unternehmen eine Demografieberatung anzubieten, mit deren Hilfe sie ihre Personal- und Altersstruktur einschätzen und geeignete Maßnahmen zur Erhöhung der firmeninternen Demografiefestigkeit erfolgreich umsetzen können. Demografiefestigkeit betrifft nicht nur das Alter Für Unternehmen ist es vorteilhaft, demografieorientiertes Personalmanagement nicht ausschließlich als alternsgerecht zu verstehen, sondern als kompetenz- und diversitätsorientiertes sowie lebensphasensensibles Personalmanagement. Die Geschäftsführung sollte nicht darauf verzichten, die im Unternehmen vorhandenen (latenten) Kompetenzen zu finden und zu fördern sowie die Beschäftigten bei der Lösung von Arbeitszeit- und Vereinbarkeitsfragen zu unterstützen. Dies stärkt einerseits das vorhandene Potenzial im Unternehmen und macht andererseits als Arbeitgeber attraktiv. Demografie-Scout Der Demografie-Scout setzt sich aus zwei Elementen zusammen: • Das iap führt eine Analyse der Altersstruktur des Unternehmens durch. Das Ergebnis wird zeigen, bei welchen Themenbereichen das Unternehmen gut aufgestellt ist und welche mit besonderer Dringlichkeit zu optimieren sind. • Um für das jeweilige Unternehmen maßgeschneiderte Handlungsem pfehlungen zu geben, ist es sinnvoll, diese Themen in Unternehmens workshops zu vertiefen. Der Workshop dient der detaillierten Analyse des jeweiligen Themenkomplexes und der Formulierung von Zielen. Zeitbüro FOM: In-House-Workshop zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung 02 Die Hauptaufgabe des Zeitbüro FOM besteht darin, Unternehmen für die Thematik der flexiblen Arbeitszeitgestaltung zu sensibilisieren und zu informieren. Dies tun wir beispielsweise über unsere Homepage, mit unseren Informationsveranstaltungen und Knowhow-Transfers oder mit diesem regelmäßig erscheinendem Newsletter. Die Beschäftigten, Mitarbeitervertretungen und Unternehmensvertreterinnen und -vertreter können sich per Mail oder Telefon zu ihren speziellen Gestaltungsfragen in puncto Arbeitszeit an uns wenden. Wir kommen aber auch ins Haus. Ein Angebot, welches wir Partizipativer Ansatz des iap Wenn in Unternehmen Veränderungen stattfinden sollen, hat sich in der Praxis ein partizipativer Ansatz bewährt. So kann vermieden werden, dass pauschale Maßnahmen für Frauen, für Migrantinnen und Migranten oder Ältere durchgeführt werden und dabei die Unterschiede zwischen den Gruppen sowie die Gemeinsamkeiten innerhalb der Gruppen übersehen werden. Durch die Einbeziehung der Arbeitnehmer- und der Arbeitgeberseite in den Beratungsprozess wird sichergestellt, dass Entscheidungen getroffen werden, die für die Beschäftigten relevant und sinnoll sind. Durch diese kooperative Herangehensweise kann eine Lösung gefunden werden, die von allen Organisationsmitgliedern unterstützt und getragen wird. www.fom-iap.de Text: Gundula Grzesik nicht im Rahmen unserer kostenfreien Serviceleistungen anbieten können, ist unser „In-House-Workshop“. Häufig ist es nicht damit getan, dass der Personalchef beim Zeitbüro FOM anruft und sich über Möglichkeiten flexibler Arbeitszeitgestaltung informiert. Wenn man an einer so sensiblen Stelle wie der Arbeitszeit etwas verändern möchte, müssen alle an einem Strang ziehen und Betriebsrat sowie Beschäftigte in das Projekt „neues Arbeitszeitmodell“ integriert werden. Das Zeitbüro FOM bietet Workshops im Unternehmen an, sensibilisiert Beschäftigte, Personalleitungen und Abteilungsleitungen gemeinsam für das Thema, geht auf die spezielle Anforderung im jeweiligen Unternehmen ein und vermittelt wichtige Informationen für den Prozess der Umsetzung. Ob das Unternehmen dann unternehmensintern mit einer eigenen Projektgruppe und/oder mit externer Hilfe eines Beratungsunternehmens das Projekt „neues Arbeitszeitmodell“ umsetzen möchte, bleibt diesem natürlich selbst überlassen. Kontakt und Informationen unter: [email protected], Tel.: 0201/ 81004-997 Bekannte Gesichter unter neuem Namen: Start für das Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.NRW) 03 Technologischer Wandel, neue Arbeitsformen, demografischer Wandel, internationaler Wettbewerb... Die heutige Arbeitswelt verlangt Betrieben und Beschäftigten einiges ab, umso wichtiger sind gesunde Arbeitsbedingungen – von sicheren Maschinen über ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze bis hin zu guter Arbeitsorganisation und gesundem Betriebsklima. Zum Jahresbeginn ist das neue Landesinstitut für Arbeitsgestaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (LIA.NRW) an den Start gegangen. Schwerpunkte sind die Aufgaben der Fachbereiche „Gesundheitsrisiken bei der Arbeit“ und „Gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung“ des ehemaligen Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit (LIGA.NRW): Das LIA.NRW berät und unterstützt die Text: Gabriele Lopian Landesregierung und die Dienststellen des staatlichen Arbeitsschutzes in Fragen der Sicherheit, des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt. Mit der Geräteuntersuchungsstelle und der Strahlenmessstelle nimmt das Institut darüber hinaus sicherheitstechnische Aufgaben zum Schutz der Bevölkerung wahr. w 03/2012 Die Aufgabenfelder im Überblick: LIA.NRW unterstützt die Arbeitsschutzverwaltung bei der Planung und Auswertung landesweiter Schwerpunktaktionen und bei der Umsetzung der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie LIA.NRW entwickelt Konzepte für sicheres und gesundes Arbeiten, begutachtet und begleitet dazu Modellprojekte zur betrieblichen Gesundheitsförderung in den Betrieben LIA.NRW bietet mit dem Internetangebot KomNet (www.komnet.nrw.de) Beratung und Unterstützung rund um Arbeitsschutz, Arbeitsgestaltung und Qualifizierung, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe sowie deren Beschäftigte,unterstützt die Gesund- heitsberichterstattung des Landes und stellt Daten, Berichte und Analysen zur Gesundheitssituation in der Arbeitswelt in NRW zur Verfügung. So befragt das Institut z. B. regelmäßig die Beschäftigten zu ihrer Belastungssituation am Arbeitsplatz LIA.NRW wirkt als für den medizinischen Arbeitsschutz zuständige Stelle des Landes bei der Feststellung von Berufskrankheiten mit LIA.NRW überwacht im Bereich der Strahlenschutzvorsorge als eine von fünf amtlichen Messstellen in NRW auch die Umgebung von kerntechnischen Anlagen. Als Geräteuntersuchungsstelle des Landes überprüft das Institut regelmäßig die Qualität und Sicherheit von Geräten und Produkten. Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden, sondern weitergedreht werden; deswegen setzt das Institut auf Dialog und Kooperationen mit der Praxis und der Wissenschaft ist Mitglied im Deutschen Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) und arbeitet mit der Universität Wuppertal zusammen. Als ein wichtiger Akteur und Netzwerkpartner bei der Gestaltung einer gesunden Arbeitswelt in NRW soll das LIA.NRW zukünftig auf dem Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen in Bochum konzentriert werden. Mehr zum LIA.NRW unter www.lia.nrw.de Regionalagentur MEO, IHK Essen Regionales Projekt zur Teilzeitberufsausbildung wird fortgesetzt Text: Anne Schleimer Regionalagentur MEO Mülheim a. d. Ruhr | Essen | Oberhausen jungen Menschen ausbilden, denn eine Ausbildung in Teilzeit wird individuell zwischen Betrieb und Auszubildenden vereinbart – und soll beiden Seiten gleichermaßen gerecht werden. 04 Die Ausbildungsmöglichkeiten Teilzeitausbildung Modell Zukunft: Betriebliche undist junger Eltern zuAusbildung verbessern Familie flexibel miteinander vereinbaren. zu einem wichtigen Thema in der Berufsbildung geworden. Denn vor allem junge Eltern absolvieren aufgrund ungünstiger Rahmenbedingungen seltener eine Berufsausbildung – eine der zentralen Voraussetzungen für die Integration in den Arbeitsmarkt! Um Betreuungsverpflichtungen gegenüber Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen mit der Berufsausbildung zu vereinbaren, können betriebliche Ausbildungen nach Berufsbildungsgesetz in Teilzeit organisiert werden. Diese Ausbildungsform ist Unternehmen und Ausbildungsplatzsuchenden jedoch noch bislang weitgehend unbekannt. rz_folder_teilzeitbeschaeftigung.indd 2 Gründe genug, dass das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW auch in diesem Jahr das Förderprojekt „Teilzeitberufsausbildung – Perspektiven öffnen – Einstieg begleiten“ aufgelegt hat. Ergebnis der mittlerweile vierten Förderrunde: In der Region Mülheim an der Ruhr, Essen und Oberhausen (MEO) kann das bewährte regionale Kooperationsprojekt fortgesetzt werden. Damit gibt das Land wieder rund 140.000 Euro in die MEO-Region an den Trägerverbund der Trivium gGmbH in Oberhausen, der bbwe GmbH Mülheim an der Ruhr und der Jugendhilfe Essen gGmbH. 20.04.2011 13:32:56 Uhr Unternehmen können sich melden Zum Ausbildungsjahr 2011 konnten im Rahmen dieser Landesinitiative in der Region 15 Ausbildungsplätze in Teilzeit eingerichtet und besetzt werden. Aufbauend auf diesen Erfahrungen begleitet das Projekt 2012 sogar 30 junge Menschen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz – in Teilzeit, denn Ausbildung und Familienaufgaben wollen unter einen Hut gebracht werden. Unterstützung erhalten auch die Unternehmen, die diese Unternehmen, die jungen Eltern einen Ausbildungsplatz anbieten möchten und dabei die Unterstützung des Projekts nutzen wollen, melden sich bei der NRW Regionalagentur MEO, Anne Schleimer, 0201-1892-252, [email protected], die dieses Projekt im Auftrag des Landes in der MEO-Region koordiniert. Weitere Informationen zum Thema Ausbildung in Teilzeit und Beratungsinstitutionen, die Unternehmen bei der Einrichtung eines Ausbildungsplatzes in Teilzeit unterstützen, sind online abzurufen unter www.regionalagentur-meo. de/teilzeitausbildung. 03/2012 10 Jahre danach: Abschaffung des Nachtarbeitsverbots für Frauen Nachtarbeit braucht gute Rahmenbedingungen Text: Gundula Grzesik/Claudia Staudt 05 Wie lange Frauen schon von einem selbstbestimmten Leben und der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau träumen, ist historisch nicht gesichert. Wohl aber die Entwicklung der gesetzlichen Gleichbehandlung. 1918 erhielten Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht. 1961 wurde die Anti-Baby-Pille in der BRD zugelassen. 1992 wurde das FrNachtAG aufgehoben. Seit zehn Jahren dürfen Frauen im gewerblichen Bereich also auch nachts arbeiten: Am 28. Januar erklärte das Bundesverfassungsgericht das Nachtarbeitsverbot für Frauen im gewerblichen Bereich für verfassungswidrig. Jedoch sind auch heute noch mehr als die Hälfte aller Nachtarbeiter männlich (Quelle: Statistisches Bundesamt). Gleiche Chancen im Beruf Es war im Jahr 1906, als sich die gekrönten Häupter Europas einig wurden: Im Berner Abkommen hielt man fest, dass es „allen Arbeiterinnen ohne Unterschied des Alters“ verboten sei, nachts gewerblicher Arbeit nachzugehen. Dem Berner Abkommen entsprechend legte 1983 auch die deutsche Arbeitszeitordnung (AZO) fest, dass „Arbeiterinnen in der Nachtzeit von 20 bis sechs Uhr und an den Tagen vor Sonn- und Feiertagen nicht nach 17 Uhr arbeiten dürfen“. Nach wie vor gilt diese Regelung für werdende und stillende Mütter. Jede andere Frau aber darf arbeiten – auch nachts. Das Nachtarbeitsverbot für Frauen verstoße gegen Artikel 3 des Grundgesetzbuches, entschieden die Richter vom Bundesverfassungsgericht. Denn dort heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Eine Ungleichbehandlung, die an das Geschlecht anknüpft, ist damit verfassungswidrig. Hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung, zur Berufsausbildung und zum beruflichen Aufstieg soll eine Gleichbehandlung beider Geschlechter herrschen. Nachtarbeit birgt gesundheitliche Risiken Und so steigt der Frauenanteil an Nachtund Schichtarbeit. Nach DESTATIS (2010) ist der Frauenanteil an Nachtarbeit von 1999 bis 2009 um 0,9 Prozentpunkte auf 5,7% gestiegen. Für Frauen ist Nachtarbeit jedoch eine besonders belastende Arbeit, da diese in der Regel auch noch den größten Teil der Familien- und Hausarbeit übernehmen. (Zeitbudgeterhebung 2001/2002). Durch diese zusätzlichen Aufgaben verringert sich die Zeit für Erholung und Schlaf. Häufig können Frauen nur nachts arbeiten, da eine Kinderbetreuung anders nicht zu gewährleisten ist. Und so arrangieren sich die Nachtarbeiterinnen mit den Gegebenheiten. Nachts zu arbeiten ist jedoch nicht förderlich für die Gesundheit. Nachtarbeit wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2007 als Krebsrisiko eingestuft. Weitere gesundheitliche Auswirkungen von Nachtarbeit können sein: • Erhöhtes Risiko für Diabetes 2 • Magen-Darm-Erkrankungen • Hoher Blutdruck als Folge von verschobenem Schlaf-Wach-Rhythmus • Erhöhtes Herzinfarktrisiko • Schlafprobleme Die Anzahl der aufeinanderfolgenden Nachtschichten sollte möglichst gering sein Nach einer Nachtschichtphase sollte eine möglichst lange Ruhephase folgen. Sie sollte auf keinen Fall weniger als 24 Stunden betragen Geblockte Wochenendfreizeiten sind besser als einzelne freie Tage am Wochenende Schichtarbeiter sollten möglichst mehr freie Tage im Jahr haben als Tagarbeiter Ungünstige Schichtfolgen sollten vermieden werden, d. h. immer vorwärts rotieren Die Frühschicht sollte nicht zu früh beginnen Die Nachtschicht sollte möglichst früh enden Zugunsten individueller Vorlieben sollte auf starre Anfangszeiten verzichtet werden Die Massierung von Arbeitstagen oder Arbeitszeiten auf einen Tag sollte begrenzt werden Schichtpläne sollten vorhersagbar und überschaubar sein (nach: BAuA, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, www. baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/ Handlungshilfen-und-Praxisbeispiele/Arbeitszeitgestaltung/Nacht-%20und%20 Schichtarbeit.html) Die Schichtscheibe zeigt Schichtarbeitenden je nach Schichttyp, wann günstigerweise geschlafen und gegessen werden sollte. Je dicker der rote Pfeil, desto ungünstiger wirken sich koffeinhaltige Getränke auf den Schlaf aus. Bei Früh- und Nachtschicht wird ein Kurzschlaf empfohlen und zwar nach der Frühschicht bzw. vor der Nachtschicht Quelle und Copyright: Prof. Dr. Hellert in: Praxis der Nacht- und Schichtplangestaltung, Berlin, 2008 Nachtarbeit nach arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen gestalten Da unsere Gesellschaft jedoch nicht ohne Nacht- und Schichtarbeit auskommt gilt es, gute Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen. Hier sind sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten selbst gefragt. Die Nacht- und Schichtarbeit sollte nach den arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen geplant werden, aus denen folgende Handlungsempfehlungen resultieren: Für die eigene Gesundheit sorgen Zudem können die Beschäftigten selbst etwas für ihre Gesundheit tun. Da der Tagschlaf den Nachtschlaf nicht ersetzen kann, sollte zumindest alles dafür getan werden, den Schlaf so erholsam wie möglich zu gestalten und für Ruhe und Dunkelheit gesorgt werden. Zudem spielt die richtige Ernährung in der Nacht eine bedeutende Rolle für den Körper. Leichten Gerichten ist immer der Vorzug vor schweren Mahlzeiten und Fastfood zu geben (mehr unter: Hellert, U.: Praxis der Nacht- und Schichtplangestaltung, mit Ernährungsempfehlungen von W. Sichert-Hellert). So hat die Abschaffung des Nachtarbeitsverbots aus dem Blickwinkel der Gleichberechtigung eine wichtige Botschaft gesendet. Eines bleibt für Männer und Frauen gleich – Nachtarbeit ist eine schwere Arbeit, in der gegen den natürlichen Rhythmus gelebt und gearbeitet wird. Diesen erschwerten Bedingungen sollte mit entsprechenden Maßnahmen entgegengewirkt werden, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. 03/2012 Projekt der Hessischen Berufsakademie Risikoerkennung für kleine und mittelständische Unternehmen Text: Jessika Jelinek/ Claudia Staudt Die Unternehmensinsolvenzen steigen stetig. Besonders häufig trifft es KMUs. Das aktuelle Projekt der Hessischen Berufsakademie „Entwicklung und Erprobung von innovativen Bildungsprodukten zur Risikoerkennung, -vermeidung und -beseitigung in KMU“, befasst sich mit genau diesem Thema. Das Projekt wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung und den Europäischen Sozialfonds. „KMU erkennen Risiken meist erst dann, wenn sie existenzbedrohende Ausmaße angenommen haben“, sagt Professor Dr. Lutz Hoffmann, der wissenschaftliche Leiter des Projektes. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich annähernd 90 Prozent der befragten Unternehmen einem Risiko ausgesetzt sehen. Doch welche Risiken sind das? Und wie kann man frühzeitig und präventiv dagegen angehen? ein Arbeitgeber-Frühstück statt (siehe Veranstaltungshinweis Seite 8 ). Alle Teilnehmer erhalten ein Zertifikat der Hessischen Berufsakademie und der FOM Hochschule für Oekonomie und Management. sierte sakademie Hessische Beruf e Leitung Wissenschaftlich nn Prof. Dr. Lutz Hoffma Jahrzehnten hat ng aus über drei icher Mit der Erfahru weit als verlässl kademie bundes sich die Berufsa 20 Jahre erfolgaft bewiesen. Über n Partner der Wirtsch gskräften zeichne lung von Führun reicher Entwick Abschlüsse der kademie aus. Die die Hessische Berufsa iche Karrieerfolgre für ge die Grundla Akademie bilden ausbildungs- oder praxisorientierten des dank ren, denn die Absolventen den Studiums stehen gsberufsbegleiten Fach- und Führun unmittelbar als t der Wirtschaft Dieses Angebo hs zur Verfügung. kräftenachwuc und Wissenschaft aft, Verwaltung findet in Wirtsch nten der Berufsung – die Absolve Zustimm breite ationsprofil, genau das Qualifik d dringen akademie bieten ion schen Wirtschaftsreg das in einer dynami gesucht wird. Workshops starten Mitte März Kostenfreie Workshops der Hessischen Berufsakademie sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Führungskräfte fit machen, Risiken rechtzeitig zu erkennen und wirkungsvoll zu bekämpfen. Dabei ist es ausdrücklich erwünscht, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Problematiken und Themenstellungen in die Workshops mit einbringen. „Mit den Workshops wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Beschäftigungssicherung und Wettbewerbsfähigkeit leisten“, so Professor Dr. Lutz Hoffmann. An der Hessischen Berufsakademie finden zwei Abend-Workshops und Experte ent für Turnaround Managem WirtMinisteriums für des Hessischen EuropäGefördert aus Mitteln klung sowie der und Landesentwic schaft, Verkehr onds Europäischer Sozialf ischen Union – nteres und Wirtschaftsi Für Unternehmen BA – Risiken erkennen keln Strategien entwic e für KMU Workshopangebot .2012, 28.03.2012 und 24.04 Uhr, jeweils 18:00 - 21:00 BA Frankfurt an der Hessischen Workshop-Angebot: Krisenerkennung in KMU Mitarbeiter von KMUs an, in denen Erkennung und BekämpAnsprechpartnerin fung wirtschaftlicher Risiken trainiert werden. Völckel Dipl.-Psych. Nicola 0201 - 81004-559 Die Inhalteeder Workshops basieren auf den Ergebnissen Fon uppe.d bcw-greiner Unternehmensbefragung. Die zentralen Fragen lauE-Mail nicola.voelckel@ teten: Welche Analysemöglichkeiten und Techniken nuthops: bei der Risikoerkennung? zen erfolgreiche Unternehmen Works losen kostenUnd den zu n auf welche Maßnahmen und Strategien setzen sie, Anmeldunge a.de um diese Risiken zu bewältigen? g@hessische-b E-Mail risikoerkennunebestätigung. Projektträger Anmeld statt.) Zwei pro tUnternehmen können im Rahmen (Sie erhalten eine in Frankfur LageTeilnehmer in zentraler der Workshops von diesem Know-how profitieren. Ein Die Workshops findet Kooperationspartne r SSISCHEN NG DER HE VEREINIGU NDE MERVERBÄ UNTERNEH Know-how Workshop: Intuition ist gut, Controlling ist besser! Praxisworkshop: Tools für die Risikoerkennung und -beseitigung in KMUs anhand von Beispielen besprochen. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis und Workshops in kleinen Gruppen wird den Teilnehmern aufgezeigt, wie unternehmerische Risiken früh erkannt und gebannt werden können. Der zweite Workshop ist praktisch orientiert und baut inhaltlich auf dem ersten auf, jedoch ist der Besuch des vorherigen Termins nicht verpflichtend. Referent: Prof. Dr. Lutz Hoffmann liches oder ein persön Termin: Mittwoch, 28. März 2012, 18:00 - 21:00 Uhr Informationen Verfügung: Wünschen Sie nähere Ihnen gerne zur steht tteam Die weltweite Wirtschaftskrise zeigt sich zunehmend in den Prof. Dr. Lutz Hoffmann, Experte für Turnaround-ManageProjek Gespräch? Das akadem Insolvenzen und ie mittelständischer Unternehmen, die ment, stellt Methoden zur Erkennung und Strategien zur Berufskleiner che Bekämpfung von Risikosituationen vor. Dabei werden z. B. Projektleiter Hessis den Herausforderungen der Wirtschaftslage nicht gewachsen Moser sind und häufig erst zu spät auf finanzielle Engpässe reagieren. ein typischer Krisenverlauf von der Führungskrise bis zur Mark fm. Dipl.-K Ab 2012 bietet die Hessische BA in Frankfurt Workshops für Insolvenz und die einzelnen Phasen der Krisenbekämpfung weiteres Plus für die Teilnehmer: Probleme und Fragestellungen aus dem eigenen Berufsleben können eingebracht und mit den Experten und anderen Teilnehmern diskutiert werden. Mit den Workshops möchte die Hessische BA einen aktiven Beitrag zur Beschäftigungssicherung und Wettbewerbsfähigkeit der KMU leisten. -ba.d www.hessische e BA400_F – 03/12 06 Attraktive Arbeitszeitmodelle können bei Fachkräften für die Auswahl eines zukünftigen Arbeitgebers ausschlaggebend sein. Lässt sich im Umkehrschluss folgern, dass ein schlechtes Arbeitszeitmanagement einen Mangel an Fachkräften verursachen könnte? Könnte ungünstiges oder unvorteilhaftes Arbeitszeitmanagement eines Unternehmens sogar zu einem Risikofaktor für das Unternehmen werden? Und welchen Risiken sind kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sonst noch ausgesetzt? Die Themen werden unter anderem anhand eigener Umfrageergebnisse diskutiert. Beantwortet werden zahlreiche Fragen wie beispielsweise Welche Signale deuten auf Risiken hin? Ab wann ist ein Risiko existenzbedrohend? Wie und wie häufig sollten Risiken überprüft werden? Was sind endogene und exogene Risikofaktoren? Wie läuft eine Unternehmens-Sanierung? Nach dem Vortrag werden Beispiele aus der Praxis diskutiert und Lösungswege für verschiedene Problemstellungen erarbeitet. Referent: Prof. Dr. Lutz Hoffmann Termin: Dienstag, 24. April 2012, 18:00 - 21:00 Uhr Einführend werden verschiedene Typen von Risiken, z. B. Marktrisiken, rechtliche Risiken oder strukturelle TeilnehRisiken, vorgestellt. Anschließend lernen die Teilneh mer in praktischen Übungen, welche Analyseverfahren Unternehmensbeund Prognosetechniken für welche Unternehmensbe reiche sinnvoll sind. RisiDarüber hinaus werden Strategien der effizienten Risi Kennzahlensystekoabwehr erläutert, beispielsweise Kennzahlensyste me, die der Festlegung effizienter Ressourcennutzung dienen können. Anhand praktischer Beispiele – auch Teilaus den realen Unternehmensbedingungen der Teil bespronehmer – werden verschiedene Situationen bespro chen und mögliche Strategien zur Erkennung und Überwindung von Krisen aufgezeigt. rt a. M. | Essen | Frankfu dt | Duisburg | | Bremen | Darmsta | Magdeburg | Berlin | Bochum | Krefeld | Leipzig nen g | Kassel | Köln ch | Siegen | Unna-Bö Hagen | Hambur | Nürnberg | Offenba München | Neuss Nähere Informationen: [email protected] Erfolgreich mit flexiblen Arbeitszeiten und innovativem Gesundheitsmanagement. Kunststoff- und Gebäudetechnikspezialisten bei Gira Text: Gundula Grzesik 07 Im bergischen Radevormwald ist die Giersiepen GmbH & Co. KG (Gira) zuhause. Die Kunststoff- und Gebäudetechnikexperten erhielten den X Plus Award 2011 für die beste Marke. Ein Vorbild sind die traditionsreichen Gira-Spezialisten jedoch nicht nur bei ihren Produkten – Steckdosen, Schaltern und Kunststoffen sondern auch beim Personalmanagement. Als es vor einigen Jahren aus produktionstechnischen Gründen notwendig wurde, in der Kunststoffproduktion rund um die Uhr zu arbeiten, standen die Geschäftsführung und der Betriebsrat vor der Herausforderung, diese Arbeitszeiten für die Mitarbeiter neu zu organisieren. Statt eines wochenweisen Wechsels von Früh-Spät-Nacht sollte nun ein innovatives Modell entwickelt werden, das auch die Gesundheit der Beschäftigten nicht zu sehr beansprucht. „Die Beschäftigtenbeteiligung an Entscheidungen hat Tradition bei Gira“, bestätigt Personalleiter Martin Brochhaus, „Solche wichtigen Dinge besprechen wir immer mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Zudem zog man noch Experten hinzu. Sowohl dem Personalleiter als auch dem Betriebsrat stand jeweils ein Arbeitszeitberater ihres Vertrauens zur Seite und gemeinsam erarbeiteten sie einen Vollkonti-Schichtplan,der die Betriebsrat Lutz Faßbender, Giersiepen GmBH & Co. KG Beschäftigten zunächst vor Herausforderungen stellte. In einer Testgruppe wurde auf 2x Früh – 2x Spät – 2x Nacht umgestellt. Ein gewählter Mitarbeitersprecher sorgte für den notwendigen Austausch zwischen der Testgruppe und den Verantwortlichen. Nach einem Jahr wurde dann abgestimmt und keiner der Beschäftigten, die sich zunächst mit dem neuen System schwer taten, wollte in den alten Schichtplan zurückkehren. „Natürlich hat es etwas gedauert, bis die Kolleginnen und Kollegen sich an das neue Schichtsystem gewöhnt hatten“, erinnert sich Betriebsrat Lutz Faßbender, „Da musste ja das gesamte Familien- und Freizeitleben umorganisiert werden und das ist zunächst einmal mühsam. Aber es hat sich gelohnt – nach drei Jahren Umstellung möchte niemand mehr zurück in die langen 03/2012 Nachschichtfolgen.“ Es weiteres wichtiges Ziel bei der Erstellung des Schichtplans war es außerdem, so viele Wochenenden wie möglich frei zu haben. Denn durch Nacht- und Schichtdienst ist es sowieso schon schwierig, an einem „normalen“ Sozialleben teilzunehmen. Schließlich müssen die Beschäftigten häufig dann arbeiten, wenn Freundeskreis und Familie Feierabend haben. Im Sommer allerdings geht es offiziell zurück in den alten Schichtplan. In den Sommerferien soll damit möglichst vielen Beschäftigten ermöglicht werden, drei Wochen am Stück Urlaub zu machen. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und meistens können wir die Urlaubswünsche auch erfüllen“, bestätigt Martin Brochhaus. Bei Gira gibt es unternehmensweit flexible Arbeitszeiten. Im Schichtbereich wirkt sich dies so aus, dass bei weniger Aufträgen auch weniger Personal benötigt wird und damit die Möglichkeit zum Ausgleich des Arbeitszeitkontos besteht. Es gibt viele verschiedene Arbeitszeitmodelle beim bergischen Kunststoffspezialisten. Über Teilzeit mit unterschiedlichen Prozentanteilen bis hin zur Vertrauensarbeitszeit. Diese flexiblen Angebote zahlen sich wirtschaftlich aus und sind bei den Beschäftigten sehr beliebt. „Wir haben eine sehr geringe Fluktuation“, berichtet Lutz Faßbender, „Zudem sind wir ein attraktiver Arbeitgeber für Familien, da die Familienarbeit leichter mit flexiblen Arbeitszeiten zu vereinbaren ist. Auch die Väter fragen verstärkt nach diesen Möglichkeiten.“ Doch nicht nur flexible Arbeitszeiten sollen attraktivitätssteigend in der Konkurrenz um die besten Fachkräfte wirken, Gira sorgt sich auch um die Gesundheit der Beschäftigten. Als sich 2008 herausstellte, das die Krankenstände im Hause Gira höher waren als branchenweit üblich, entstand akuter Handlungsbedarf. Personalreferentin Ricarda Soyck-Lockner nahm sich des Themas, gemeinsam mit Betriebsrat Lutz Faßbender an. Ziel war es, zu ermitteln, warum die Fehlzeiten entstehen und was man dagegen unternehmen kann. „Wir konnten und wollten die Zahlen nicht ignorieren“, erinnert sich Ricarda Soyck-Lockner, „aber wir wollten auch ein gute Methode entwickeln, die es ermöglicht, vertrauensvoll mit den Beschäftigten über das sensible Thema der Fehlzeiten reden zu können.“ So entwickelten sie einen mehrstufigen Plan: Wenn die Beschäftigten am ersten Arbeitstag nach einer Abwesenheit wieder erscheinen – und dabei spielt es keine Rolle ob wegen Krankheit oder Urlaub, – wird ein „Begrüßungsgespräch“ mit dem Vorgesetzen geführt. Inhalt ist es, den Beschäftigten auf eventuelle Änderungen oder Geschehnisse während der Abwesenheit hinzuweisen und auch nach dem persönlichen Befinden zu fragen. Fehlt ein Mitarbeiter häufiger, werden die Gespräche protokolliert. Stellt sich beispielsweise heraus, dass eine Schulterverletzung aufgrund zu schweren Tragens „Über-Kopf“ Grund für die Krankschreibung war, dann ist es Aufgabe des Vorgesetzten, hier Abhilfe zu schaffen. Ist der Mitarbeiter erneut krank und es handelt sich wieder um eine Schulterverletzung, die aus der gleichen Ursache resultiert, ist klar, dass hier von betrieblicher Seite nichts unternommen wurde. So kann durch das Analysieren der gesundheitlichen Beschwerden, sowohl auf Beschäftigen- als auch auf betrieblicher Seite, vieles bewegt werden. Neben den innerbetrieblichen Maßnahmen steht allen Beschäftigten zudem ein Gesundheitscenter zur Verfügung. An zwei Standorten können sie kostenfrei Sport- und Reha-Angebote nutzen – davon machen auch 30% der Belegschaft Gebrauch. Auch das Angebot, eine psychologische Hotline zu nutzen, wird angenommen. „Wir haben festgestellt, dass häufig nicht die Arbeit, sondern der private Bereich Ursprung von Erkrankungen ist“, berichtet Lutz Faßbender, „Die privaten Probleme werden dann aber mit zur Arbeit gebracht.“ Gira hilft es an dieser Stelle, dass mit der Lösung eines privaten Problems auch wieder leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Verfügung stehen. Diese Maßnahme lässt sich das Unternehmen auch etwas kosten, allerdings rechnet sich diese Investition. „Wir haben große Ziele“, so Personalleiter Martin Brochhaus, „Wir wollen der attraktivste Arbeitgeber der Branche werden, um auch künftig die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns gewinnen zu können.“ GIRA Produktionsgebäude 03/2012 Literatur- und Veranstaltungstipp Literatur und Links: Termine 2012: Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Aller guten Dinge sind drei. Altersstrukturanalyse, Qualifikationsbedarfsanalyse, alter(n)sgerechte Gefährdungsbeurteilung – drei Werkzeuge für ein demografiefestes Unternehmen. Dortmund 2011, http://www.inqa.de/Inqa/Redaktion/ Zentralredaktion/PDF/Publikationen/allerguten-dinge-sind-drei,property=pdf,berei ch=inqa,sprache=de,rwb=true.pdf Informationsveranstaltungen des Zeitbüro FOM-Termine zum Thema „Chancen flexibler Arbeitszeitgestaltung“ im 1. Halbjahr 2012: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Ausschuss für Arbeitsmedizin: Psychische Gesundheit im Betrieb. Arbeitsmedizinische Empfehlung. Berlin 2011, http://www.bmas.de/SharedDocs/ Downloads/DE/PDF-Publikationen/a450psychische-gesundheit-im-betrieb.pdf? blob=publicationFile Hellert, Ulrike: Nacht- und Schichtarbeit modern gestalten. Mit Empfehlungen für die Ernährung bei Nacht- und Schichtarbeit von Dr. Wolfgang Sichert-Hellert. 2. Überarbeitete Auflage mit Schichtscheibe. 69 S. LIT Verlag, Münster 2011, ISBN 978-3-8258-0997-3 Naegele, Gerhard (Hrsg.) 2010: Soziale Lebenslaufpolitik. Wiesbaden: VS. Naporra, Florian M. 2011: Demografischer Wandel. Von der Bedrohung zum Wettbewerbsvorteil. Konkrete Schritte zur Analyse und Bewältigung für das Personalmanagement. Hamburg: Diplomica Impressum Herausgeber: Zeitbüro FOM, Institut für Arbeit und Personal, an der FOM Hochschule Redaktion: Gundula Grzesik, Prof. Dr. Ulrike Hellert Autorenteam dieser Ausgabe: Jessika Jelinek, Prof. Dr. Ulrike Hellert, Gundula Grzesik, Christina Goesmann, Claudia Staudt, Anne Schleimer Fotos und Bildmaterial: Prof. Dr. Ulrike Hellert, Giersiepen GmbH & CO, FOM Hochschule, Meo Essen, Unternehmerverband Essen Projektträger 29. März, FOM Berlin, Bismarkstr. 107, 10625 Berlin, 17:00 – 19:00 Uhr, Referenten: Gundula Grzesik & Christian Damke (beide Zeitbüro FOM) 26. Juni, FOM Stuttgart, Rotebühlstr. 121, 70178 Stuttgart, 17:00 – 19:00 Uhr, Refereten: Christian Damke (Zeitbüro FOM), Dr. Hans- Dieter Schat (FOM Stuttgart) Die Teilnahme an diesen Informationsveranstaltungen ist kostenfrei. Wir bitten jedoch um schriftliche Anmeldung. Bei Interesse wenden Sie sich gerne an: zeitbuero@fom. de oder nutzen Sie die Anmeldeformulare auf unserer Homepage unter: http://www. zeitbuero.fom.de/aktuelles/veranstaltungen.html In unserer Workshop-Reihe „Know-howTransfer“ bieten wir im 1. Halbjahr 2012 drei Veranstaltungen zu verschiedenen Schwerpunktthemen an: 18. April, FOM Köln, Bayer Chempark, Gebäude C 153, Düsseldorfer Str. 500, 51061 Köln, „Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen Fachkräfte binden und rekrutieren“, 13:00 –17:00 Uhr, Kosten 95 Euro, Referenten: Gundula Grzesik & Christian Damke (beide Zeitbüro FOM), Corinna Jäger (Institut für angewandte Arbeitswissenschaften) 03. Mai, FOM Siegen, Birlenbacher Str.17 (Bildungsvilla), 57087 Siegen „Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit“, 13:00 – 17:00 Uhr, Kosten: 95 Euro, Referenten: Gundula Grzesik & Christian Damke (beide Zeitbüro FOM), Dr. Christiane Lindecke (Arbeitszeitberaterin) 07. Mai, FOM Nürnberg, City Park Center, Zeltnerstr. 19, 90443 Nürnberg, „Innovative Arbeitszeiten als Schlüsselfaktor für Personalbindung“, 9:30 – 15:30 Uhr, Kosten: 95 Euro, Referenten: Prof. Dr. Ulrike Hellert (Zeitbüro FOM), Prof. Dr. Rolf Otto Seeling (FOM Nürnberg), Claudia Lazai (Datev eG) fachlich begleitet durch im Rahmen der Initiative Bitte melden Sie sich schriftlich für die Knowhow-Transfers an. Den Anmeldungsflyer finden Sie in Kürze auf unserer Homepage unter: http://www.zeitbuero.fom.de/aktuelles/veranstaltungen.html Weitere Veranstaltungstipps: Workshops des Projektes: Risikoerkennung für KMU der Hessischen BA. Veranstaltungsort: Hessische BA, Grüneburgweg 102, Frankfurt am Main: 28. März, Know-How-Seminar: Intuition ist gut, Controlling ist besser! Referent: Prof. Dr. Lutz Hofmann, 18:00 – 21:00 Uhr 24. April, Praxisseminar: Tools für die Risikoerkennung und -beseitigung in KMUen. Referent: Prof. Dr. Lutz Hofmann, 18:00 – 21:00 Uhr Know-How-Seminar und Praxisseminar bauen inhaltlich aufeinander auf, können aber auch separat gebucht werden. Anmeldungen: [email protected] 9 – 10. Mai, Erfolgsfaktor Gesundheit, Wolfsburg, Das Zentrale Gesundheitswesen der Volkswagen AG veranstaltet gemeinsam mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin und der DLR, Projektträger Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen, auf dem MobileLifeCampus eine Tagung zum Thema „Erfolgsfaktor Gesundheit – Gesundheit in einer sich wandelnden Arbeitswelt“. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) ist Partner der Veranstaltung. http://www.inqa.de/Inqa/Navigation/ Service/termine,did=260142.html 22. Mai, Arbeitgeber-Frühstück an der Hessischen BA, Grüneburgweg 102, Frankfurt am Main, 9:00 – 11:00 Uhr. Thema: Was wird in den KMU gebraucht? Wo sehen KMU Risiken? Wie begegnen sie diesen? Welches Know-How fehlt? Wie werden die Mitakteure bewertet?, Referent: Prof. Dr. Lutz Hoffmann Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds