Jetzt downloaden

Transcription

Jetzt downloaden
Das ist
Flandern!
VISITFLANDERS
2
IMPRESSUM
HERAUSGEBER
Toerisme Vlaanderen
Peter De Wilde
Grasmarkt 61 – 1000 Brüssel
INHALT
Tourismuswerbung Flandern-Brüssel, Wien
COPYRIGHT
TItelbild: Antwerpen Rubenshuis collectiebeleid,
Westtoer, www.milo-profi.com
DRUCKEREI
Druck.at
GRAFIKDESIGN
Ulrich Enge, doktor-u.com
AT 2014, Ausgabe 10/2014 AT
Für Fehler oder ungewollte Auslassungen, die wir
trotz mehrmaliger Kontrolle bei der Erstellung
dieser Broschüre übersehen haben, übernimmt
Toerisme Vlaanderen keine Haftung.
EDITORIAL
Hartelijk welkom!
Herzlich willkommen!
Flandern mag – geografisch gesehen –
klein sein. Was aber seine Kulturschätze, seine Lebensqualität und sein
kreatives Potential betrifft, gehört es
zu den ganz Großen. Die sehenswertesten Städte der Region – Brügge,
Antwerpen, Gent, Mechelen und
Leuven sowie die Hauptstadt Brüssel
– liegen nahe beieinander und city
hopping ist hier die einfachste Sache
der Welt: So kann man z.B. am Vormittag den Comic-Rundgang in Brüssel
machen und am Nachmittag in
Antwerpener Designerläden stöbern
oder sich in Brügge mit dem Boot
durch die Kanäle schippern lassen. Bei
den vielen Besonderheiten der Region
gehen die Ideen nicht aus.
Mit diesem Magazin wollen wir in
erster Linie Lust auf Flandern machen,
ohne Anspruch auf Vollständigkeit
zu erheben. Hierfür gibt es mittlerweile eine Menge empfehlenswerter
­Literatur (siehe Seite 34). Viel Aktuelles
gibt es auch auf ­unserer Website
www.flandern.at nachzulesen.
Mit den ausgewählten Highlights ist
uns aber, so hoffen wir, ein kleiner
Überblick über die Vielfalt gelungen,
die Flandern bietet. Ob Sie sich nun
gerne in einer pulsierenden Großstadt
tummeln oder lieber durch eine kleine
mittelalterliche Stadt flanieren, ob
Sie sich für das dichte Museums- und
Kulturprogramm erwärmen oder
Ihren Gaumen verwöhnen möchten –
Flandern kann all das! Und zu all dem
möchten wir Sie herzlich einladen.
Auf bald also! Tot binnenkort!
IHR TEAM DER TOURISMUSWERBUNG
FLANDERN-BRÜSSEL, WIEN
LONDON
(0,6h)
AMSTERDAM
(0,5h)
BRÜGGE
BERLIN
(1h)
ANTWERPEN
GENT
MECHELEN
BRÜSSEL
LEUVEN
PARIS
(0,5h)
4
INHALT
Spannendes
entdecken
Antwerpen: Internationaler Treffpunkt für Fashionistas>>>>>>>>>> S. 8/9
Architektur & Design: Eine Reise durch die Jahrhunderte>>>>>>>> S. 10/11
Brüssel: Im Revier von Tim und Struppi >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>S. 12/13
Museen: Von den Bildenden Künsten bis hin zum Design >>>>>>>S. 14/15
Märkte: Ein Fest für alle Sinne >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 16
Sich verwöhnen
lassen
Unterkünfte: Design- oder Romantikhotels, originelle B&B>>>>>> S. 17
Gastronomie: Schlemmen wie “Gott in Flandern“!>>>>>>>>>>>>S. 18-21
Luxus: Wovon man nie genug haben kann>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 22/23
© The Flemish Primitives (2011)
Atelier Van Eyck
6
INHALT
Die Seele
baumeln lassen
Brügge: Romantik pur vor mittelalterlicher Kulisse>>>>>>>>> S. 24/25
Radeln: Bereit, sich mit Eddy Merckx zu messen?>>>>>>>>>>>>>>> S. 27
Grüne Regionen & Küste: Frischluft und Meeresbrise>>>>>>>>>>> S. 26/27
Freudvolles
Erleben
Gent: Die Stadt, die nie schläft>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 28/29
Festivals: Feste feiern, wie sie fallen>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 30/31
Leuven: Die längste Theke der Welt>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> S. 32
Mechelen: Zu Besuch bei Margarethe von Österreich>>>>>>>>>>>>>> S. 32
Bier: Auf den Spuren von über 1000 Biersorten>>>>>>>>>>>>>>>> S. 32/33
© www.milo-profi.com
© www.milo-profi.com
8
SPANNENDES ENTDECKEN
VERWÖHNT VOM
GOLDENEN ZEITALTER
Die Geschichte Antwerpens ist
zunächst die Geschichte eines
bedeutenden Hafens. Bis zum 16.
Jahrhundert wuchs die Handelsstadt
am Ufer der Schelde vor allem durch
den Tuchhandel zum wirtschaftlichen
Zentrum Europas heran. Sie galt als
eine der schönsten Städte, war reich
und die Heimat großer Maler, Gelehrter und Architekten, die allesamt das
Kulturleben der Stadt prägten. Vieles
in Antwerpen geht auf diese “goldene
Zeit“ zurück: prunkvolle Stadtpaläste,
Kirchen und Patrizierhäuser, die heute
von moderner Architektur umspielt
werden. Auch der berühmteste Bürger
der Stadt wurde in dieser Zeit
geboren.
Der Name Rubens ist ungefähr so eng
mit Antwerpen verbunden wie der
Name Mozart mit Wien. Der Barockmaler Peter Paul Rubens (1577-1640)
verbrachte fast sein ganzes Leben
hier, seine Auftraggeber waren
Adelige, reiche Kaufleute und nicht
zuletzt die Kirche. Er war schon zu
Lebzeiten berühmt und der Malstil,
mit seiner typischen Bewegtheit und
Farbigkeit, fasziniert uns bis heute. Im
Rubenshaus, dem ehemaligen Wohnsitz und Atelier des Künstlers, kann
man Gemälde bewundern aber auch
einiges über Leben und Alltag zur Zeit
Rubens’ erfahren. Eine repräsentative
Schau seiner Arbeiten wird dagegen
im Museum für Schöne Künste
Antwerpen gezeigt – ein “must-see“
für alle Freunde der flämischen
Barockmalerei.
SPEZIALTIPP
© KBC Bank NV, Erwin Donvil
>>>>THE ROCKOXHUIS
© www.milo-profi.be
© Sofie Coreynen
© www.milo-profi.be
Antwerpen
ALTE MEISTER IM
MODE-MEKKA
Keizerstraat 10
2000 Antwerpen
“BRILLANTE“ VIERTEL,
BUNTE STRASSEN
Ein wenig verborgen liegt Antwerpens
“kostbarste“ Gegend: das DiamantenViertel. Hier wandern ca. 60 % aller
Rohdiamanten weltweit über den
Ladentisch. Nur wer genau hinsieht,
bemerkt die vielen Kameras und das
allgegenwärtige Sicherheitspersonal.
Überhaupt geht es in Antwerpen
vielfältig zu. Jedes “Kwartier“ (Viertel)
überrascht mit einem neuen Lokalkolorit, vom belebten historischen
Zentrum um den Grote Markt über
das studentische Stadswaag bis hin
zum Eilandje mit seinen alten Docks
und Lagerhäusern, in denen heute
Kulturinitiativen blühen, interessante
Restaurants ihre Gäste verwöhnen
oder coole Clubs ordentlich einheizen.
Ebenfalls sehr “trendy“ ist das Zuid,
rund um das Museum für Schöne
Künste: Galerien, Designershops,
angesagte Restaurants und Clubs sind
Magneten für das “kreative“ Publikum.
In Antwerpen liegt entspannte
Provinzialität neben großstädtischem
Trendsettertum, trifft Kulturerbe auf
blühendes Kulturleben.
© www.milo-profi.be
Rubens trifft auf cutting-edge Modedesign,
lauschige Gässchen auf den zweitgrößten
Hafen Europas, alt auf neu.
Antwerpen bietet Kontrast und Vielfalt
und ist gerade deshalb so aufregend.
FASHIONABLE CITY
Extravagant und flippig präsentieren sich Antwerpens Modeschöpfer. Seit Jahren
schon zieht die lokale Design- und Modeszene Kreative aus aller Welt an, was
den Antwerpener Alltag von Jahr zu Jahr bunter und internationaler macht.
Der Modeboom geht auf die so genannten “Antwerp Six“ zurück, eine Gruppe
von Modeschöpfern – unter ihnen Van Noten, Demeulemeester und
Van Beirendonck –, die mit ihren ausgefallenen Entwürfen in den späten 1980er
Jahren Furore machten.
Das Antwerpen der Mode befindet sich vor allem im Stadtteil Sint-Andries um
die Nationalestraat, wo sich nicht nur Flagship-Stores großer Designer mit ihren
faszinierenden Interieurs angesiedelt haben, sondern auch das Modemuseum
(MoMu), das auch Nicht-Spezialisten einen Einblick in die Materie gibt.
„Fashion-Addicts“ können hier die Antwerp Fashion Map erwerben oder sich
gleich die tolle „Fashion In Antwerp App“ herunterladen.
Ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft liegt die Antwerp Fashion Academy,
ein Hot-Spot der talentiertesten Modestudenten. Das Design der Antwerpener
ist berühmt für seine Individualität, sein handwerkliches Können, aber auch für
den spielerischen Kontrast von historischen und neuen Stilen. Ein Kontrast, der
schließlich auch Antwerpen insgesamt charakterisiert.
SHOPPINGTIPPS
>>>>BELGISCHE LABELS
Walter®
Schutterhofstraat 9
www.waltervanbeirendonck.com
Modepaleis
Nationalestraat 16
www.driesvannoten.be
Louis
Lombardenstraat 2
>>>>INTERNATIONALE LABELS
Verso
Lange Gasthuisstraat 9-11
www.verso.be
>>>>SCHUHE
Coccodrillo
Schuttershofstraat 9
>>>>VINTAGE
Sussies
Oude Koornmarkt 69
WEBTIPP
>>>>TOURISMUSAMT ANTWERPEN
www.antwerpen.be
>>>>FLANDERS FASHION INSTITUTE
www.ffi.be
10
SPANNENDES ENTDECKEN
© www.atomium.be
Diese Frage stellt sich in
Flandern nicht.
Architekturdenkmäler, wie sie
dem Besucher in Brüssel,
Antwerpen, Gent oder Brügge
an jeder Straßenecke begegnen,
weisen zwar auf eine reiche
Vergangenheit hin, richtig gut
sind die Flamen aber auch im
Verquicken von alt und neu.
Das Atomium ist der
“Eiffelturm Brüssels“ und
bietet aus 102 Meter Höhe den
weitesten Blick über die Stadt.
Die Form der 1958 anlässlich
der Weltausstellung gebauten
Architekturvision entspricht
übrigens einem 165-milliardenfach vergrößerten
Eisenmolekül. Zur Zeit seiner
Erbauung war es Symbol des
Fortschritts und Ikone des
Atomzeitalters. Drei 36 Meter
hohe imposante Stahlträger
halten die Konstruktion aus 9
Kugeln und 20 Verbindungsröhren in Position. Eigentlich
dazu bestimmt, nach der
Weltausstellung wieder abgerissen zu werden, hat dieser
Bau bis heute als Brüsseler
Wahrzeichen überlebt und
erstrahlt seit Frühling 2007
wieder in neuem Glanz.
© Antwerpen Toerisme en Congres
Kulturerbe
oder moderne
Architektur?
AUS ALT MACH NEU
Trotz seines großartigen architektonischen Erbes legt
Flandern alles andere als eine rückwärtsgewandte Denkmalschützermentalität an den Tag. Überall schmiegen
sich lichtdurchflutete moderne Anbauten an historische
Bausubstanz, ragt ein moderner Aufzug aus Stahl und
Glas neben steinernem Gemäuer empor. Kaum irgendwo
scheint die Symbiose aus alt und neu so selbstverständlich wie hier. Wer aufmerksam durch Brüssel, Antwerpen
oder Gent spaziert, dem wird bald das Talent der Flamen
auffallen, alten Gebäuden neues Leben einzuhauchen. In
Brüssel wurde ein von Victor Horta gebauter Art Déco
Tempel unversehens zum Kunst- und Kulturzentrum BOZAR.
Eine ähnliche Bestimmung fand das außergewöhnliche
Flagey-Gebäude, eines der ersten Rundfunkhäuser Europas
aus den 1930er Jahren. Das Pakhuis in Gent war einst ein
Lagerhaus und wurde zu einem beeindruckenden Restaurant umfunktioniert. Gerade Gastronomie und Hotellerie
bedienen sich in Flandern gern dieser Kontraste und bieten
damit ein einzigartiges Ambiente. Auch die zeitgenössische
Architekturszene Flanderns schläft nicht und wartet mit
bekannten Namen und exzentrischen Positionen auf: Bob
van Reeth oder Marie-José van Hee sind nur zwei prominente Beispiele.
© www.milo-profi.be
© www.milo-profi.be
DIE WIEGE DES
“NEUEN STILS“
GUT KONSERVIERT
Während der Herrschaft der Burgunder im 14. und 15. Jahrhundert erlebten die
flämischen Städte eine enorme wirtschaftliche Blüte, die sich zu allererst in der
Architektur niedergeschlagen hat. Reichtum will repräsentiert werden – daher
entstanden zu dieser Zeit die für Flandern so typischen Belfriede, wie sie in Gent
und Brügge zu sehen sind. Diese hoch emporragenden Türme, Zeichen bürgerlichen Selbstbewusstseins, prägen gemeinsam mit den Kirchen und gotischen
Rathäusern die Silhouette flämischer Städte. Aufwändig verzierte Zunft- und
Herrenhäuser aus dieser Zeit zeugen vom Reichtum der Zünfte und Kaufleute.
Das Juwel flämischen Architekturerbes ist aber unbestritten Brügge mit seiner
historischen Innenstadt, die von den Kriegen nahezu verschont blieb – mittelalterliche Bauten, verschlungene Kanäle, enge Gässchen mit Kopfsteinpflaster.
Die Liste der historischen “must-sees“ Flanderns ist so lang, dass Architekturliebhaber besser schon einmal ein paar Tage mehr einplanen sollten. Es ist auch
kein Zufall, dass viele dieser historischen Stätten mittlerweile zum UNESCO
Weltkulturerbe zählen.
JUGENDSTILTIPPS
>>>>HORTAMUSEUM
www.hortamuseum.be
>>>>LE CIRIO
Traditionsreiches Bistro im Jugendstil
Rue de la Bourse 18 - 1000 Brüssel
>>>>HOTEL METROPOLE
Hier ging Jacques Brel ein und aus.
www.metropolehotel.com
SPEZIALTIPP
>>>>COMME CHEZ SOI
Haute-Cuisine Restaurant
www.commechezsoi.com
WEBTIPP
>>>>JUGENDSTILINFO BRÜSSEL
www.brusselsartnouveau.be
Die Architektur des 19. Jahrhunderts
stand ganz im Bann des historischen
Zitats. Erst die Jugendstilarchitektur
trennte sich vom historischen Denken.
Ihre Wiege liegt in Brüssel. Victor
Horta (1861-1947) gelang dort mit dem
Hôtel Tassel um 1893 nicht nur der
berufliche Durchbruch, sondern auch
eines der ersten Jugendstilgebäude,
dessen Inneres die Zeitgenossen
aufschreckte: Die unverkleideten
Eisenträger im Innenraum und der
überreiche Dekor waren für die
damalige Zeit unerhört. Stilbildend
ist auch Hortas eigenes Haus, heute
das Hortamuseum, das er wie ein
Gesamtkunstwerk anlegte: Alles, von
der Fassade über die Möbel bis hin
zu den Türschnallen, hat der Architekt selbst entworfen. Gemeinsam
mit berühmten Mitstreitern wie Paul
Hankar und Henri van de Velde sowie
weiteren Gleichgesinnten entstanden
in den 1890er Jahren in den neuen
Brüsseler Vorstädten wie Saint-Gilles/
Sint Gillis und Ixelles/Elsene eine Vielzahl an Häusern im Art Nouveau Stil.
Auch Antwerpen, die Heimatstadt von
Henri van de Velde, ist mit über 300
Gebäuden eine der Jugendstilstädte
Europas.
Brüssel
WELT TRIFFT STADT
© www.milo-profi.be
12
Die ganze Welt kommt nach
Brüssel! Würde man mit verbundenen Augen in der U-Bahn
fahren und nicht wissen, wo
man sich befindet – man
­könnte sich abwechselnd in
New York, Sao P
­ aolo, Kinshasa,
Istanbul, Moskau, Amsterdam,
Paris oder Rom wähnen. Sitzt
man dann aber in der k
­ leinen
holzvertäfelten Kneipe und
schlürft ein vom Kellner warm
empfohlenes Kirschbier, dann
ist ganz klar:
man befindet sich in Brüssel.
FREIRÄUME MIT GESCHICHTE
HIGHLIGHTS AUS DER OBERSTADT
Das erste Ziel jedes Brüssel-Besuchers ist der imposante
Grand’ Place/Grote Markt. 96 Meter ragt der Turm des
gotischen Rathauses aus dem 15. Jahrhundert empor und
die prächtigen barocken Fassaden der Zunfthäuser ringsum
haben noch jeden in bares Staunen versetzt.
Richtig auf ihre Kosten kommen Schokoladefans jedoch am
Grand Sablon/Grote Zavel am Weg zur Oberstadt. Hier sind
die Schokoladenkünstler Marcolini und Wittamer ansässig.
Weitere Anziehungspunkte des geschäftigen Platzes sind
Trend-Restaurants und Cafés sowie ein feiner Antiquitätenmarkt am Wochenende.
Der Place St Géry/St. Goriksplein befindet sich auf der
anderen Seite der großen Nord-Südachse. Hier, im ehemaligen Sumpfgebiet, liegt der Ursprung Brüssels, der auf das
6. Jahrhundert zurückgeht. Feucht, aber vor allem fröhlich
ist es hier heute noch, denn um diesen Platz reihen sich
unzählige Kneipen und Clubs. Hier trifft sich das Partyvolk,
mischen sich Brüsseler unter EU-Beamte und Mitarbeiter
internationaler Konzerne, um sich gemeinsam die Nacht
um die Ohren zu schlagen.
Ein Stück weiter liegt der ehemalige Fischmarkt auf dem
Place Ste Catherine/St. Katelijneplein. Noch im 19. Jahrhundert gelangten die Schiffe bis hierher in die Stadt.
Fisch und Meeresfrüchte sind die Spezialitäten der hier
ansässigen Restaurants – eine letzte Verbindung zur
früheren Bestimmung des Platzes. Meeresfrüchte gibt es
hier auch beim Chocolatier Blondeel am Quai aux Briques/
Baksteenkaai – allerdings sind die aus feinster Schokolade.
Am Place Royal/Koningsplein ist man zunächst vielleicht
ein wenig verwirrt: vom König keine Spur. Karl von Lothringen ließ den Gebäudekomplex, der auch die Museen für
Schöne Künste einschließt, Mitte des 18. Jahrhunderts nach
dem Vorbild Wiens neu erbauen. Der Königspalast liegt um
die Ecke – aha!
Den Place St Boniface/St. Bonifaasplein muss man auch
erst einmal finden. Er ist klein und liegt inmitten von
Matonge, dem Viertel der vorwiegend afrikanischen
Community. Er ist ein Geheimtipp für Brüssel-Besucher und
absolut ‚in’ bei Kreativen und jungen Leuten. Man trifft sich
hier im Ultime Atome, im Belgo Belge oder in einem der
anderen Szenelokale.
SPANNENDES ENTDECKEN
TIPPS
>>>>COMIC-MUSEUM
© www.milo-profi.be
Auf drei Stockwerken des Jugendstilgebäudes findet man alles zu Comics, ihren Helden
und Zeichnern, ebenso einen Museumsshop,
eine Bibliothek und ein nettes Café.
www.stripmuseum.be
>>>>COMIC-RUNDGANG
Der Rundgang entlang der 31 Comicfassaden
ist eine besondere Art Brüssel kennenzulernen.
>>>>COMIC-LÄDEN
KULTUR DER SPRECHBLASE
Am Comic wird man in Brüssel schwer vorbeikommen. Insbesondere Tim und
Struppi, dem rasenden und reisenden Reporter mit seinem kleinen Hund, wird
man hier begegnen. Der berühmte Zeichner Hergé hat ihn bereits 1929
geschaffen.
Brüsseler Comic-Kultur zum Kaufen findet
man bei La Bande de six Nez (179, Chaussée
de Wavre/Waversesteenweg) oder Brüsel
(100, Boulevard Anspach/Anspachlaan) oder
auch Tim & Struppi (13, Rue de la Colline/
Heuvelstraat)
WEBTIPP
>>>>TOURISMUSAMT BRÜSSEL
Warum gerade die Belgier – auch Erwachsene übrigens – so vernarrt in die
Bildergeschichten sind, ist schwer zu sagen. Der Comic gilt als Instrument zur
Überbrückung der Zweisprachigkeit im Land und ein bisschen entspricht er
wohl auch dem Wesen der Brüsseler. Die haben sich nämlich immer schon gerne
mit Karikaturen einen Spaß gemacht und selbst beißende Kritik humorvoll in
Bilder verpackt.
Manneken Pis:
Die kleine pinkelnde Brunnenfigur des Bildhauers
Jérôme Duquesnoy aus dem Jahr 1619 ist das bedeutendste Wahrzeichen Brüssels. Der nur 61 cm
große Knabe war schon um 1770 so beliebt,
dass er eine steinerne Nische bekam. Da viele
Staatsgäste ihre Nationaltracht in Miniatur für
Manneken Pis mitbringen, hat der kleine Mann
mittlerweile eine beachtliche Garderobe.
Übrigens: Manneken Pis hat eine Schwester Jeanneke Pis sitzt am Ende der Impasse de la
Fidelité/Getrouwheidsgang.
www.visitbrussels.be
SPEZIALTIPP
>>>>BLUMENTEPPICH
Alle zwei Jahre verwandelt sich der grote
Markt /Grande Place Mitte August in ein
riesiges Blütenmeer.
© www.milo-profi.be
Die Belgier haben schon früh Geschmack an den bunten Strips aus Bildern und
Sprechblasen gefunden und verschlangen schon die ersten aus den USA importierten Titel. Als unter der deutschen Besatzung während des Ersten Weltkriegs
aber der Import von Comics verboten wurde, sprang die junge Generation belgischer Comic-Künstler ein und schuf seither so berühmte Figuren wie Tim und
Struppi, Spirou, Gaston, die Schlümpfe oder Lucky Luke. Bis heute ist Belgien das
europäische Zentrum des Comics, hier auch als “neunte Kunst“ bezeichnet, und
verkauft 22 Millionen Hefte jährlich in über 30 Ländern.
14
© Layla Aerts
Museale Vielfalt
entdecken
KLEIN-ITALIEN
MITTEN IN ANTWERPEN –
RUBENSHAUS
Flandern besitzt aufgrund seines reichen Kulturerbes eine Museumsdichte, die bemerkenswert ist.
Nicht nur die Liebhaber von flämischer Malerei &
Co kommen da auf ihre Kosten, sondern es locken
auch eine Vielzahl spezieller Themenmuseen wie
das Horta-, Comic-, Mode-, Manneken Pis-Museum
und viele, viele mehr…
VON DEN ALTEN MEISTERN
BIS ZUM SURREALISMUS –
DIE VLAAMSE KUNSTCOLLECTIE
In den großen Museen sind sie weltweit vertreten: Die Meister der frühen
flämischen Schule, die barocken Malerfürsten Rubens und van Dyck, aber auch
Vertreter der Moderne wie Ensor und Magritte.
Nirgendwo anders können Kunstliebhaber eine so umfassende Sammlung dieser
Werke sehen wie in Flandern selbst, der Heimat dieser Künstler. Drei Museen
haben sich im Verbund zum Ziel gesetzt, die herausragende Geschichte der
bildenden Künste der südlichen Niederlande vom 15. bis 20. Jahrhundert zu
dokumentieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren: Das Königliche Museum
für Schöne Künste Antwerpen mit seiner beeindruckenden Barocksammlung,
das Groeningemuseum Brügge mit einem Querschnitt aus 600 Jahren belgischer
Kunstgeschichte und das Museum für Schöne Künste Gent mit Schwerpunkten
in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Gemeinsam bilden die drei Häuser die
Kunstsammlung Flandern, die Vlaamse Kunstcollectie. Versuchen Sie es einmal
mit einem städteübergreifenden Museumsbesuch!
www.vlaamsekunstcollectie.be
Rubens ist in Antwerpen allgegenwärtig. Die Werke des großen Barockmalers sind über Museen und Kirchen
in der ganzen Stadt verstreut. Eine
besondere Begegnung mit Rubens
wird man aber im Rubenshaus am
Wapper in der Altstadt machen,
seinem ehemaligen Atelier und
Wohnhaus, in dem der Künstler und
Diplomat von 1615 bis zu seinem Tod
1640 lebte und arbeitete.
Das Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert wurde im Stil der flämischen
Renaissance gebaut. Das Atelierhaus
hat Rubens selbst entworfen und
damit – in der Bevölkerung damals
heftig diskutiert – den italienischen
Palazzo in Antwerpen eingeführt. Am
Portikus mit seinen drei Torbögen
hat der eigentlich katholische Maler
griechische Gottheiten verewigt, die
für ihn allerdings symbolische
Bedeutung hatten. Die Ausstellung
von etwa zehn seiner Werke, ein
Garten mit Pavillon – ebenfalls im
italienischen Stil – Kunstkabinett,
Esszimmer sowie ein kleiner Tempelbau für Skulpturen geben Aufschluss
über das Leben und Wirken Rubens’
und nicht zuletzt über seine Zeit.
www.rubenshuis.be
SPANNENDES ENTDECKEN
© Charly Herscovici, with his kind permission c/o SABAM-ADAGP, 2008
NEU SEIT 2009 – MAGRITTE MUSEUM
René Magritte (1898-1967) ist einer der unbestrittenen Magier der Malerei und
nicht nur einer der wichtigsten belgischen Maler, sondern zugleich einer der
bedeutendsten weltweit. Gemeinsam mit den Schriftstellern Paul Nougé und
Louis Scutenaire bildete er ab Mitte der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den Kern der legendären Brüsseler Surrealisten-Gruppe, die rasch für
Aufsehen und Skandale sorgte. Von 1930 bis 1954 entstand in der Küche einer
bescheidenen Brüsseler Erdgeschoßwohnung der Großteil seiner Werke. Seit Juni
2009 wird dem Künstler nun ein großes Museum mitten in Brüssel gewidmet. Im
frisch sanierten klassizistischen Altenloh-Palais am Koningsplein/Place Royale
entstand das neue zentrale Domizil für die weltweit größte Magrittesammlung.
Rund 200 Werke werden dort gezeigt, darunter so berühmte Meilensteine wie
Die Herrschaft des Lichts (L’Empire des Lumières) und Der heimliche Spieler (Le
Joueur Secret).
www.musee-magritte-museum.be
KULTURELLES HIGHLIGHT –
MAS – ARCHITEKTONISCHES
JUWEL AM STROM
Im MAS sind die Sammlungen des
ehemaligen Völkerkunde-, Ethnografieund Schifffahrtsmuseums ausgestellt.
Das Museum beleuchtet die Wechselwirkung zwischen Antwerpen und
den vielen Kulturen, die die Stadt über
den Hafen erreichten.
www.mas.be
© www.milo-profi.com
Die Architekten des neuen Wahrzeichens von Antwerpen, des 60 Meter
hohen MAS, ließen sich von den alten
Backstein-Lagerhäusern inspirieren, die so typisch sind für die alte
Hafenstadt. Das Gebäude besteht aus
versetzt übereinander gestapelten
Boxen, die von einer spiralförmigen,
verglasten Galerie umgeben sind. Wer
auf den langen Rolltreppen in der
Galerie nach oben fährt, dem bietet
sich hinter jeder Windung eine neue,
überraschende Aussicht auf Stadt,
Fluss und Hafen.
16
SPANNENDES ENTDECKEN
ANTIQUITÄTEN
>>>>BRÜSSEL
Place du Grand Sablon/Grote Zavel
Sa 9-18 h, So 9-14 h
Markttreiben
© www.milo-profi.com
>>>>GENT
Sint Jacobsplein
Sonntag Vormittag
>>>>TONGEREN
Veemarkt/Leopoldwal
Größter Antiquitätenmarkt der Benelux-Staaten in der ältesten Stadt Belgiens;
So 6-13h
TRÖDEL
>>>>BRÜSSEL
Place du Jeu de Balle/Vossenplein
Ein Flohmarkt, auf dem es wirklich alles
gibt. Größtes Angebot am Wochenende;
täglich 7-14 h
Die Flamen lieben ihre Märkte. Dort ist etwas los,
man hält einen Plausch und kauft dabei Frisches
ein. Lebensmittel-, Blumen- und Flohmärkte gibt es
in jeder Stadt, am Wochenende wird der Sonntagsmarktgang zelebriert.
Märkte spielen sich in Flandern
meistens unter freiem Himmel ab. Sie
sind dabei nicht nur Einkaufsmöglichkeit, sondern sozialer Treffpunkt, der
die Straßen und Plätze belebt.
Lebensmittel- und Gemischtwarenmärkte haben eine lange Tradition
und werden an fixen Tagen abgehalten. Eine flämische Besonderheit stellt
die große Zahl an Blumenmärkten dar,
die das ganze Jahr über frische
Blumen aus der Umgebung anbieten.
>>>>BRÜSSEL
LEBENSMITTEL
>>>>ANTWERPEN
Südmarkt (Gelände des Südbahnhofs)
Sonntag Vormittag
FISCH
>>>>BRÜGGE
Fischmarkt
Auf alten Steinverkaufstischen wird frischer
Fisch angeboten; Dienstag bis Sonntag
morgens
BLUMEN
>>>>GENT
© Westtoer
Kouter
Blumenmarkt mit jahrhundertealter Tradition; ebenfalls Tradition haben die frischen
Austern hier; Sonntag Vormittag
© Antwerpen Toerisme & Congres
© www.milo-profi.com
In der warmen Jahreshälfte verwandeln sie Plätze in ein prachtvolles,
duftendes Blumenmeer. Während
andernorts am Sonntag die Stille
einkehrt, macht sich der Flame auf
zum Markt. Die Sonntagsmärkte sind
eine Institution und ein wichtiger
Bestandteil der Freizeitgestaltung am
Wochenende. Anschließend geht man
mit Familie oder Freunden noch ins
Café oder in eine Brasserie.
Flandernbesucher werden sich an
einem Sonntag sicher nicht langweilen!
Theaterplein
Sa 8-16h exotischer Markt,
So 8-13 h Vogelmarkt
© www.milo-profi.com
SICH VERWÖHNEN LASSEN
Das Gefühl,
willkommen zu sein
Herzlich, aufmerksam und sehr entspannt – so
beschreiben Reisende ihren Eindruck von der Gastfreundschaft der Flamen. Vom großen Hotel bis hin
zum familiär geführten Bed & Breakfast wird es
einem hier auch wirklich nicht schwer gemacht,
sich wohl zu fühlen.
Wer würde nicht gerne in einem
der hübschen alten Patrizierhäuser
verweilen, wie sie in den Zentren der
flämischen Städte überall zu finden
sind? Gerade in Antwerpen und Gent
wurden in den vergangenen Jahren
viele dieser Häuser zu Bed & Breakfasts oder kleinen Hotels umgewidmet. Meist als Familienbetrieb geführt,
wurden sie liebevoll und individuell
eingerichtet. In vielen der gemütlichen
Etablissements gleicht kein Zimmer
dem anderen – für Individualisten also
genau das Richtige.
DIE OASEN
© Westtoer
INDIVIDUELL UND MIT LIEBE
ZUM DETAIL
Für alle, die eher ein ruhiges, lauschiges oder romantisches Wochenende
im Sinn haben, gibt es eine Menge
Unterkünfte fernab des großen
Trubels. Lassen Sie sich zum Beispiel
in einem der Hotels im romantischen
Brügge verwöhnen, deren besonderer
Reiz oft die Kombination uralter
Gemäuer mit dem Komfort moderner
Hotellerie ist. Oder wenn Sie es wirklich ruhig und vor allem grün haben
wollen: Auch jenseits seiner Städte ist
Flandern reizvoll und bietet seinen
Gästen eine Vielzahl einladender
Quartiere.
VON STILVOLL BIS “STYLISH“
Vielfalt und Qualität hat Flandern
auch bei den klassischen Übernachtungsmöglichkeiten zu bieten. Da ist
garantiert für jeden Geschmack und
jedes Budget etwas dabei. Traditionalisten werden vielleicht ein exquisites,
schon über Generationen geführtes
5-Sterne-Hotel wählen, wo einem Gast
jeder Wunsch bereits von den Augen
abgelesen wird. Freunde von “Style“
und “Fashion“ werden sich in einem
der neuen Designhotels mehr als wohl
fühlen: Auf Möbeln, die von berühmten Designern entworfen wurden, sitzt
es sich besonders gut. Genießen Sie
ein erlesenes Ambiente.
ROMANTIKHOTELS
>>>>ANTWERPEN
De Witte Lelie****
www.dewittelelie.be
DESIGNHOTELS
DESIGN-B&B
>>>>BRÜSSEL
>>>>BRÜSSEL
be Manos*****
www.bemanos.com
The Dominican****
www.thedominican.be
>>>>BRÜGGE
Bloom***
www.hotelbloom.be
Made in Louis***
www.madeinlouise.com
>>>>ANTWERPEN
De Tuilerien****
www.hoteltuilerieen.com
Julien***
www.hotel-julien.com
Orangerie****
www.hotelorangerie.be
Matelote***
www.hotel-matelote.be
>>>>GENT
Pandhotel****
www.pandhotel.com
>>>>BRÜGGE
Harmony****
www.hotel-harmony.be
The Brussels House
www.thebrusselshouse.be
Asinello
www.asinello.be
>>>>ANTWERPEN
Au Bon Lit
www.aubonlit.be
>>>>GENT
Alphabed
www.alphabed.be
18
© Michael Dehaspe
SICH VERWÖHNEN LASSEN
Langsam hatte ich es wirklich satt. Ständig wurde mir
völlig enthusiasmiert berichtet, wie gut man in Belgien isst
– nur ich hatte in Belgien noch nie gut gegessen. Alle meine
diesbezüglichen Annäherungen an das Land waren Reinfälle. In Brüssel schleppten sie mich mal in einen grindigen
Keller nahe der Grand Place, der von allen Reiseführern als
Fresstempel erster Güte gelobt wurde. Es war überhaupt
nicht gut. Viel und fettig, das schon. Aber viel und fettig
kann ich doch bald mal wo haben. Dafür muss ich nicht
nach Belgien fahren.
SEHR VERDÄCHTIG
Freund und Feind, Bekannte und Verwandte, Insider und
Auskenner kehrten mit leuchtenden Augen aus Belgien
zurück und schwärmten mir vom Essen vor. Mich beschlich
langsam dieselbe unangenehme Nervosität, die wahrscheinlich verspürt, wem in der Eden-Bar zu vorgerückter Stunde
der Satz entschlüpft: “Also ich weiß nicht, was an Sex so
toll sein soll.“ Und dann geschah etwas Merkwürdiges.
Ich fuhr wieder mal nach Brüssel, schlenderte ziellos durch
die Straßen, und im erstbesten Lokal, in das ich beim
Schnürsenkelbinden versehentlich hineinkippte, aß ich
vorzüglich. Sehr verdächtig.
DAUERND SCHMECKTE ES!
Abends war ich eingeladen, angesagter Schuppen. Während
ich auf meine Vorspeise wartete, starrte ich moderne Kunst
und schicke Menschen an, eine Kombination, die mich mit
tiefem Argwohn erfüllt. Das Essen war exzellent. Ich war
verstört.
Jetzt wollte ich es wissen. Im Schatten der Kathedrale
betrat ich ein traditionelles Muschellokal, orderte mutig
und sah misstrauisch eine mittlere Wagenladung Meeresgetier in einem monströsen Topf nahen, flankiert von einer
Kinderbadewanne Pommes frites. Eine zutiefst befriedigende Angelegenheit.
© Bas Bogaerts
Essen!
Mittlerweile hatte mich die Euphorie eines durch Marienerscheinung bekehrten Heiden erfasst. Ich war in Belgien,
und dauernd schmeckte es mir! Arg. Zu diesem Zeitpunkt
wusste ich noch nicht, was mir am Abend bevorstand.
Listige Verführer mit dem unbedingten Willen zur Pulverisierung letzter lächerlicher Vorurteile meinerseits hatten
einen Tisch im Restaurant Hecker bestellt.
WENN DER
GAUMEN VIBRIERT
Es sollte ein Life-changing-cuisine-Erlebnis werden. Kasper
Kurdahl, einst Schüler u.a. von Alain Ducasse und Ferran
Adrià, heute Besitzer der Hecker Dinner Wine Bar in Antwerpen, landete mit einem ganz einfachen Konzept einen
ganz großen Erfolg: erstklassige Weine, hervorragendes
Essen, für die gebotene Qualität nachgerade sensationelle
Preise.
Die Wände des Lokals sind in Rot und Olivgrün gehalten,
großformatige Bilder hängen daran, bei meinem Besuch
waren es überdimensional vergrößerte Barcodes von Obstverpackungen. Die Kunst ist auch käuflich zu erwerben, wie
man einem Hinweis in der Karte entnehmen kann (“they
could be on your wall soon“). Nicht zu übersehen auch ein
überirdisch fescher Kellner mit sicher sehr teurer blonder
Frisur, eine Art Erzengel Gabriel für Metrosexuelle (der
junge Rutger Hauer mit einem Schuss Heath Ledger, wenn
Sie sich darunter etwas vorstellen können). Die Erscheinung
heißt Gunter und hat alles gut im Griff.
Das Erweckungserlebnis begann recht harmlos mit einem
Erdäpfelsüppchen im Espressotässchen. Fein, aber nichts,
was einen winselnd vor Lust vom Sessel sinken lässt. Dabei
schleicht sich Kurdahl mit dem Kartoffelschluck nur
raffiniert an. Als Nächstes kommen drei perfekte Jakobsmuscheln auf Orangensojasauce mit einem Löffel MinzEstragon-Eis. Mag man so was? Aber ja!
© The Flemish Primitives (2011)
Endlich ist mir klar, warum die Leute
so viel Aufhebens darum machen.
Text: Christina Dany / Reisejournalistin
Kurdahl und sein Team kochen ungemein kreativ, verblüffend fantasievoll, aber nicht krampfhaft originell. Alles
wirkt überraschend, aber nicht gesucht. Hier hat sich
jemand über das Zusammenspiel von Aromen und Konsistenzen viele Gedanken gemacht, dabei kommt dann zum
Beispiel so etwas heraus: hauchdünnes, knuspriges Knäckebrot, bestrichen mit einer Sauerrahm-Kren-Creme, die
zarten Scheiben vom kurz angebratenen Thunfischfilet Halt
gibt. Dazu ein winziges Wasabibatzerl, und der Gaumen beginnt zu vibrieren. Man wird von Gang zu Gang vergnügter,
eine ganz eigene Art von guter Laune stellt sich ein.
Es kommt ein mariniertes Huhn mit Artischocken, Shiitakepilzen und grünem Spargel. Funktioniert perfekt. Je spannender es wird, desto höher die Konzentration, irgendwann
könnten sie im Hintergrund ein Schwein abstechen, und
man würde immer noch ungerührt genießerisch mit
halbgeschlossenen Augen an einem Messerspitzchen Sauce
herumschmatzen.
DER HÖHEPUNKT
Es kommt das Dessert: Schokoladeschaum in einem Stielglas, ganz unten eine dünne Schicht Olivenöl, obendrauf
ein Hauch Cayennepfeffer sowie ein kleines Häufchen fleur
de sel (Meersalz). Der Erzengel Gabriel schwebt herbei und
gibt eine Gebrauchsanweisung: auf keinen Fall umrühren!
Sondern den Löffel einfach in das Glas versenken, wieder
hervorziehen und ablecken.
Erst gewisse Skepsis am Tisch. Dann folgsames Löffelversenken, Löffelhervorziehen, Löffelablecken. Verblüffung auf
den Gesichtern, die im Zeitlupentempo einem glücklichen
Grinsen weicht. Daraufhin geht’s ein Weilchen stumm
und eifrig weiter, bis man urplötzlich genug hat und die
restliche Sauerei im Glas zurücklässt, viel ist es aber nicht.
Das Ganze ähnelte bis zu einem gewissen Grad einem
Orgasmus. Ich wusste nicht, dass Essen so sein kann.
20
SICH VERWÖHNEN LASSEN
ESSKULTUR VON RUSTIKAL
BIS ELEGANT
Dass die Flamen dem Schlemmen
nicht abgeneigt sind, belegen schon
die Darstellungen von Speisen auf den
Stillleben der flämischen Malerei. Auch
heute hält diese Küche, eine Symbiose aus flämischer Deftigkeit und
französischem Raffinement, Köstliches bereit. Wenn es ums Essen geht,
bezeichnen sich die Flamen gerne als
boergondisch, womit sie zumindest
in dem Punkt ihre Zugehörigkeit
zur romanischen Kultur bekennen.
Obwohl flämische Küchenchefs die
raffiniertesten Delikatessen zaubern,
sind die typischen Klassiker relativ
schlicht: Zum Beispiel Waterzooi, ein
delikater Eintopf mit Fisch oder Huhn
und einem gehörigen Schuss Sahne,
Vlaamse carbonaden, das ist in Bier
geschmortes Rind – ja, hier kocht man
auch mit Bier – oder die Mosselen,
der beliebte Topf gekochter Muscheln,
der hier immer mit Pommes Frites
gegessen wird.
© Michael Dehaspe
© www.milo-profi.be
Zeit für Genuss
“EATING OUT“
IMMER EINE SÜNDE WERT
Die Flamen essen wochentags einfach.
Man begnügt sich mit warmen Snacks
in einem der zahlreichen eetcafés,
oder einer Portion frietjes – und
niemand sollte behaupten, dass gut
gemachte belgische “Pommes“ nicht
eine Köstlichkeit für sich sind! Mit der
Schlichtheit ist es aber spätestens am
Abend und allerspätestens am Wochenende vorbei, denn da lässt man
es sich in einem Restaurant so richtig
gut gehen. Samstags gönnt man sich
drei oder vier Gänge und pflegt eine
Gastrokultur, die ihresgleichen sucht.
Selbst auf dem Land gibt es zahlreiche
Gourmettempel, in denen Sterne-Chefs
mit regionalen Produkten Haute Cuisine zelebrieren. Hier ist nicht nur mit
Geschmacksexplosionen zu rechnen,
sondern auch mit einer kunst- und
liebevollen Präsentation der Speisen,
denn das Auge isst bekanntlich mit.
Beim Auswärtsessen schauen die Flamen übrigens nicht aufs Geld: Was gut
ist darf auch kosten. Der Restaurantbesuch mit den Lieben hat letztlich
soziale Funktion, man sitzt, plaudert
und genießt.
Der Blick auf die Speisekarte zeigt:
Fisch und Fleisch halten sich die
Waage, Gemüse ist auf dem Vormarsch. Vor allem Fischliebhaber
kommen voll auf ihre Kosten, denn
viele Arten wie Scholle, Seezunge und
Garnelen kommen aus den eigenen
Küstengewässern, sind also superfrisch. Probieren Sie einmal Fisch oder
Muscheln in Bier oder mit Käse gratiniert – sehr flämisch und sehr lecker!
Überhaupt wird in der Küche gerne
mit Bier gearbeitet, noch lieber aber
wird es getrunken: Über 1000 Sorten
gibt es von dem Nationalgetränk, von
säuerlich bis herb, würzig bis süß,
hell- und dunkelbraun, schwarz oder
rot. Da kann man eigentlich nur eines
tun: testen.
Für die Krönung des Mahls oder
einfach nur für zwischendurch lockt
natürlich Süßes: Ob “Schokoladiges“ in
Pralinenform, als Mousse oder zarter
Moelleux, ob Brüsseler Waffeln oder
smoutebollen (eine krapfenähnliche
Köstlichkeit) – zum Sündigen werden
Sie hier definitiv genügend Gelegenheit haben.
Ein Klassiker
zum Nachkochen
Wussten Sie, dass
Belgien, gemessen an
­seiner Einwohnerzahl,
europaweit die
meisten
Restaurantsterne
vorzuweisen hat?
Aber auch abseits der
Gourmettempel ist es
hier schwierig,
schlecht zu essen…
GENTER HÜHNER-WATERZOOI
Zutaten für 4 Personen:
5 Karotten, 3 Zwiebeln, 4 Stangen Sellerie,
3 Stangen ­Porree, 1 Bund Petersilie, 3
Lorbeerblätter, 5 Zweige T
­ hymian, Pfeffer,
Salz, 3 Liter Wasser, 5 Hühnerbrühwürfel, 1
© Michael Dehaspe
Huhn (1,5 Kg), Butter, 1/4 Liter Schlagobers,
1 Eidotter, 4 Kartoffeln (gekocht).
Zubereitung
Für die Brühe:
2 Karotten, 2 Zwiebeln, 2 Stangen Sellerie,
1 Stange Porree + Grün einer 2. Stange
Porree, Stiele der Petersilie + 1/4 Bund
Petersilie waschen, schneiden und mit
Lorbeerblättern, Thymian, Pfeffer und
Salz 5 Minuten in etwas Butter schmoren
lassen. 3 Hühnerbrühwürfel und Wasser
hinzufügen, gut mischen, Huhn hinzufügen,
RESTAURANTTIPPS
aufkochen und 40 Minuten köcheln lassen.
(Brühe evtl. am Vortag zubereiten)
>>>>ANTWERPEN
Hippodroom
www.hippodroom.be
LUX
www.luxantwerp.com
SPEZIALTIPP
>>>>BRÜSSEL
>>>>IN DE WULF
Kobe Desramaults ist einer der „jungen
Wilden“ Flanderns. Gelernt hat er unter
anderem bei Sergio Hermann und Carlos
Abellan in Barcelona. Der Spitzenkoch Kobe
Desramaults hat sich dazu entschlossen
seinen Gourmettempel in der Stadt aufzugeben und zurück aufs Land zu ziehen, in
seinen Geburtsort Dranouter. Dort werkt er
als Koch, Bauer und Gärtner.
Geschmacksexplosion garantiert!
indewulf.be
Brühe abseihen; Hühnerfleisch von den
Knochen entfernen; das restliche Gemüse
fein schneiden und 5 Minuten in etwas
Belga Queen
www.belgaqueen.be
Butter oder Olivenöl schmoren lassen;
Brasserie Bozar
www.bozarbrasserie.be
hinzufügen und 5 Minuten köcheln lassen.
Bij den Boer
www.bijdenboer.com
Sahne mischen und hinzufügen, gut
>>>>GENT
Pakhuis
www.pakhuis.be
Volta
www.volta-gent.be
2 Liter Brühe und 2 Hühnerbrühwürfel
Hühnerfleisch hinzufügen, Eidotter mit
mischen. Gekochte Kartoffel und restliche
Petersilie hinzufügen und servieren.
GUTEN APPETIT! SMAKELIJK!
>>>>BRÜGGE
Cafedraal
www.cafedraal.be
Lieven
www.etenbijlieven.be
>>>>LEUVEN
Zarza
www.zarza.be
>>>>MECHELEN
Grand Café Lamot
www.grandcafelamot.be
© D. Rys
© Michael Dehaspe
Für die Waterzooi:
© Sofie Coreynen
22
Wo die Champagnerkorken
knallen
…A GIRLS BEST FRIEND
Da Antwerpen mit vier Diamantenbörsen das Welthandelszentrum für
die edlen Steine ist, lockt es Liebhaber (und Liebende) aus allen Teilen
der Erde hierher. Denn hier werden
die Edelsteine nicht nur gehandelt,
geschätzt und zu Brillanten geschliffen, sondern auch in hochwertige
Schmuckstücke gefasst. Ein Diamant
“cut in Antwerp“ steht dabei für allerhöchste Güte und ist neben einem
der schönsten Geschenke nicht zuletzt
eine Wertanlage ersten Rangs. Atemberaubenden Diamantschmuck findet
man im Antwerpener Diamantenviertel und auf den Brüsseler Luxusmeilen.
© Diamantenmuseum Antwerpen
AUF DER LUXUSMEILE
Was für New York die Fifth Avenue
und für Paris die Champs Elysées, das
sind für Brüssel Avenue Louise/Louizalaan, Avenue Toison d’Or/Guldenvlieslaan und Boulevard de Waterloo/
Waterloolaan. Die von Stadtherrenhäusern gesäumten ehemaligen
Bürgerpromenaden sind heute Luxusmeilen und Prachtstraßen, auf denen
sich die großen Modehäuser mit ihren
kunstvollen Schaufensterinszenierungen drängen. Das Angebot ist weltgewandt-international. Auf der Avenue
Louise/Louizalaan gibt es aber auch
die belgischen High-End-Marken Olivier Strelli (Nr. 72), Chine (Nr. 82) und
Mer Du Nord (Nr. 89), während sich der
traditionelle Accessoirefürst Delvaux
auf dem Boulevard de Waterloo/Waterloolaan (Nr. 27) präsentiert. Allein
das Schauen ist hier für Menschen mit
erlesenem Geschmack ein Vergnügen.
Die Lebensfreude der Flamen macht natürlich auch
vor dem puren Luxus nicht halt. Wer es sich so
richtig gut gehen lassen will und einen Blick für’s
Exklusive hat, ist hier goldrichtig.
© www.milo-profi.be
© Ilse Dekeulenaer
SHOPPINGTIPPS
WUSSTEN SIE, DASS…
>>>>TASCHEN UND ACCESSOIRES
…die Praline tatsächlich eine belgische Erfindung ist? Der geniale Erfinder war
Jean Neuhaus, der 1857 aus der Schweiz nach Brüssel kam und sich dort in den
St. Hubertusgalerien niederließ. Er schuf die ersten gefüllten Schokoladehäppchen und nannte sie “praliné“. Wenig später erfand seine Frau auch den “ballotin“, die typische Verpackung, in der die Köstlichkeit bis heute noch fast überall
in Flandern verkauft wird.
Delvaux
Antwerpen: Komedieplaats 17
Brüssel: Galerie de la Reines
Brügge: Breidelstraat 2
www.delvaux.com
Louis Vuitton
Antwerpen: Komedieplaats 14-16
Brüssel: Boulevard de Waterloo/
Waterloolaan 59/60
>>>>HAUTE COUTURE
Couturier Natan
Antwerpen: Huidevettersstraat 44
Brüssel:Rue de Namur 78
www.natan.be
>>>>INTERIEUR
Flamant
Antwerpen: Koetshuis vh Paleis,Meir 50
Brüssel: Nieuwstraat 111 und Grote Zavel 36
www.flamant.com
>>>>SCHOKOLADE
LEONIDAS
Brüssel: Rue au Beurre 34
(bei Grand Place/Grote Markt)
www.leonidas.com
HOTELTIPPS
>>>>KEMPINSKI HOTEL DUKE´S PALACE*****
Neu in Brügge – im romantischen Zentrum
gelegen.
www.kempinski-bruges.com
>>>>CONRAD INTERNATIONAL*****
Brüssel – Traditionshotel im noblen
Louisaviertel.
www.conradhotels.com
>>>>AMIGO*****
Brüssel – Luxusadresse mit Blick auf den
Rathausturm.
www.roccofortehotels.com/de/
hotels-and-resorts/hotel-amigo
“DEFILÉ“ DER PRALINEN
KUNST FÜR DEN GAUMEN
Soeben ist die neue Kollektion eingetroffen. Aber nicht bei einem der
zahlreichen belgischen Modedesigner,
nein: wir sprechen von Pierre Marcolini, einem der schicksten und besten
Chocolatiers von Brüssel, dessen Shop
an der Ecke des Grand Sablon/Grote
Zavel an einen Nobeljuwelier denken
lässt. Die jeweils neuen Kreationen
von Marcolini kommen in einer
Sommer- und Winterkollektion und
jedes Mal ist es wieder eine Augenweide samt Geschmacksexplosion auf
Schokoladebasis. Die Pralinen sind so
kunstvoll präsentiert, dass man sie
zuerst gar nicht essen mag – man tut
es dann aber doch, denn Frische ist
bekanntlich bei dieser Köstlichkeit das
Um und Auf.
Natürlich gibt es viele weitere
erstklassige Adressen wie Wittamer,
ebenfalls am Grand Sablon/Grote Zavel, Godiva und Galler auf dem Grand
Place/Grote Markt sowie Leonidas mit
seinen 26 Fililalen alleine in Brüssel.
Die große Vielfalt legt es nahe, einfach
einmal durchzuprobieren. In Belgien
hat jeder seinen Lieblingspralineur.
Finden Sie Ihren!
Wenn man in Flandern zwei oder drei
gute Restaurants ausprobiert hat,
wird einen die Tatsache nicht mehr
wundern, dass die Anzahl der Restaurantsterne, gemessen an der Einwohnerzahl, die größte in Europa ist. Die
Kochkunst wird hier von großen Chefs
ebenso intensiv zelebriert, wie sie
von den Gästen genossen wird. Ob
Pierre Wynants und Lionel Rigolet im
Comme Chez Soi in Brüssel, Christophe Van den Berghe im Jardin Tropical
in Knokke oder Peter Goossens, der
für seinen Hof van Cleve in Kruishoutem gleich drei Sterne und die Nr. 8 in
der San Pellegrino World List erkocht
hat – nach dem Nonplusultra der Kulinarik braucht man in Flandern nicht
lange zu suchen.
Wussten Sie übrigens, dass die Belgier
die Europameister im Champagnertrinken sind? 0,95 Flaschen des
feinperlig-prickelnden Nobelgetränks
kommen auf jeden Belgier pro Jahr.
Das schlägt sich natürlich auch auf
das lokale Champagnerangebot nieder,
das jeder Kenner zu schätzen weiß.
Man gönnt sich ja sonst nichts.
24
© www.milo-profi.be
Brügge
ROMANTISCH, MYSTISCH,
BEZAUBERND
ZEITREISE INS MITTELALTER
KUNST- UND KULTURSTADT
Stoffe aus Italien und dem Orient, Pelze aus Russland, Wein
aus Spanien, Gewürze aus aller Welt – Brügge entwickelte
sich vom 12. bis zum 15. Jahrhundert zu einer der reichsten
Handelsstädte der damaligen Welt. Hier waren Bank- und
Handelshäuser aus 17 Nationen ansässig und auch die Börse hat ihren Ursprung in der Stadt. Spaziert man heute an
den dichten Reihen typischer Brügger Giebelhäuser vorbei,
dann taucht man unmittelbar in dieses Goldene Zeitalter
ein. Kaum irgendwo ist ein so intaktes mittelalterliches
Stadtbild erhalten geblieben. Das fand übrigens auch die
UNESCO, die im Jahr 2000 gleich die ganze Altstadt Brügges zum Weltkulturerbe erklärt hat.
Da Brügge eines der Zentren der altniederländischen Maler
war, findet man im berühmten Groeningemuseum eine
ganze Reihe Meisterwerke von Jan van Eyck, Hugo van der
Goes und Hans Memling vor. Auch in den vielen sehenswerten Kirchen Brügges gibt es bedeutende Kunstwerke, etwa
die “Madonna mit dem Kinde“ von Michelangelo in der
wunderschönen Onze-Lieve-Vrouwekerk (Liebfrauenkirche).
Typisch Flämisches gibt es im Spitzenmuseum oder Kantcentrum, wo man bei der Herstellung von Klöppelspitzen
zuschauen kann, eine Technik – oder vielmehr Kunst – die
nur noch wenige beherrschen.
ZU FUSS DURCH
DIE GESCHICHTE
Eine Oase der besonderen Art ist der Beginenhof. In diesem
architektonischen Ensemble aus unterschiedlichen Häusern
und einer Kirche lebten einst die Beginen. Durch eine Mauer
von der Außenwelt abgeschirmt, wohnten und arbeiteten
die frommen Frauen relativ unabhängig, was den Unmut
der katholischen Kirche weckte.
Heute wird der Komplex von Benediktinernonnen bewohnt.
Man kann im weitläufigen Hof nicht nur die Ruhe genießen,
sondern auch in einem kleinen Museum mehr über das
Leben in diesen Frauengemeinschaften erfahren.
Einen Stadtspaziergang beginnt man am besten auf dem
Markt, wo sich der 83 Meter hohe Belfried aus dem 13.
Jahrhundert erhebt. Wer es auf sich nimmt, seine 366
Stufen hinaufzusteigen, wird mit einer atemberaubenden
Aussicht belohnt. Weiter geht es zum Rathaus aus dem 14.
Jahrhundert, dem Stadhuis, und durch die Blinde Ezelstraat
zum Fischmarkt, wo man bis heute wochentags – sofern
man früh genug aufsteht – Fisch kaufen kann. Am Rozenhoedkaai angekommen bietet sich die schönste Sicht auf
die Kanäle von Brügge. Eine Bootsrundfahrt gehört zu den
“musts“ und eröffnet neue Blickwinkel. Ansonsten ist Brügge ein Ort der Fußgänger und damit der Gemütlichkeit: Die
nahezu autofreie Innenstadt lädt ein, die Seele baumeln zu
lassen.
BEGINENGEFLÜSTER
© www.milo-profi.be
DIE SEELE BAUMELN LASSEN
© www.milo-profi.be
Tagträumen, im Boot durch romantische Kanäle
schaukeln, vorbei an Backsteinhäuschen und
gotischen Palästen, die Augen schließen und für
ein paar Augenblicke Burgfräulein sein – oder
reicher Kaufmann. Brügge weckt die Fantasie.
Hier lässt man den Alltag hinter sich.
AUS DEM DORNRÖSCHENSCHLAF ERWACHT
Dass Brügge noch heute als mittelalterliches Juwel erlebt
werden kann, ist nicht nur Zufall. Im späten 15. Jahrhundert
versandete der Zwin, der damalige Zugang der Stadt zum
Meer. Mit dem Abgeschnittensein von den großen Handelsrouten begann der Niedergang der Stadt und sie fiel
in einen tiefen Dornröschenschlaf. Von der Industrialisierung, die den Rest der Welt erneuerte, blieb Brügge ebenso
verschont wie von den beiden Weltkriegen. Erst gegen Ende
des letzten Jahrhunderts wurde die Altstadt aufwändig
saniert und vor dem Verfall gerettet.
SPEZIALTIPPS
TIPPS
>>>>BRÜGGE PER BOOT ODER
>>>>THE CHOCOLATE LINE
KUTSCHE
>>>>BRÜGGE VON OBEN
GELEBTE GESCHICHTE
Heute ist die Stadt wieder quicklebendig und die Bewohner
lieben es alte Traditionen aufzugreifen. So schlüpfen sie
zum Beispiel zu Christi Himmelfahrt für die Heilig-Blut-Prozession zu Tausenden in historische Gewänder.
Im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt,
ein Anlass, um ein modernes Konzertgebäude am Rande
der historischen Stadt zu errichten. Auch wenn die Vergangenheit wichtig ist, so will man doch nicht in ihr verharren,
sondern versucht Altes und Neues gut zu verbinden.
Romantiker schöpfen hier aus
dem Vollen: Eine Bootsfahrt
durch die schmalen Kanäle
und/oder eine Pferdekutschenfahrt vor mittelalterlicher Kulisse muss einfach sein.Mehrere
Einstiegstellen in der Stadt.
Der Brügger Belfried ragt mit
seinen 83 Metern über die
Dächer der Stadt hinaus. Wer
seine 366 Stufen erklimmt, wird
mit einem Ausblick über die
Stadt bis hin zur Nordseeküste
belohnt.
>>>>HISTORIUM BRÜGGE
Das Historium katapultiert Sie
zurück in das goldene Zeitalter
Brügges. Spezialeffekte, Film
und Dekor erwecken das Jahr
1435 wieder zum Leben, und
eine spannende Liebesgeschichte führt Sie direkt ins
mittelalterliche Brügge.
www.historium.be
Kleine – sündhaft gute
– Stärkung gefällig? Die
Pralinen vom renommierten
Chocolatier Dominique
Persoone sind zum
Dahinschmelzen!
www.thechocolateline.be
>>>>POMMES-MUSEUM
Das Friet-Museum von
Brügge klärt über den kulinarischen Kult des Landes
auf.
www.frietmuseum.be
>>>>BRAUEREI DE HALVE
MAAN
In der einzigen, noch
aktiven, traditionellen
Bierbrauerei der Stadt kann
man Biere verkosten und die
Brauerei besichtigen.
www.halvemaan.be
WEBTIPP
>>>>TOURISMUSAMT BRÜGGE
www.brugge.be
26
Raus in die Natur
© Westtoer
Wem Backsteine und Stadtleben irgendwann
zuviel werden, der fährt raus ins Grüne oder an die
Küste – das gibt wieder Kraft für die nächste
Sightseeing-Tour.
EINE LANDPARTIE
Rund um Brüssel – wo sich der
berühmte flämische Maler Breughel
einst seine Inspiration holte – erstreckt sich ein weitläufiger “grüner
Gürtel“. Ein Ausflug nach Tervuren mit
einem Spaziergang durch die riesige
Parkanlage lassen einen den Trubel
der Stadt vergessen.
OASEN DER RUHE
Die flämischen Abteien strahlen nicht
nur entspannte Ruhe aus, sondern sie
können durchaus auch überraschen.
Die Abtei Tongerlo im Antwerpener
Kempenland zum Beispiel beeindruckt
mit ihrem Landwirtschaftsbetrieb und
besitzt eine Replik des weltberühmten “letzten Abendmahls“ von Da
Vinci-Schüler Andrea Solario. Kunstkenner finden, die Kopie sei sogar
noch besser als das Original! Wer den
kulinarischen Genuss schätzt, sollte in
der Abtei Postel die Käse- und Brotspezialitäten sowie selbst gebrautes
Bier kosten.
DEN LEBENSADERN
ENTLANG
Am stilvollsten entdeckt man das grüne Flandern aber mit dem Hausboot
über seine Flüsse und Kanäle, jene
Lebensadern, die einst für den Reichtum der Region verantwortlich waren.
Ausgehend von Nieuwpoort an der
Nordsee können Freizeit-Kapitäne eine
bis zu 350 Kilometer lange Bootstour
durch West- und Ostflandern starten,
die auch durch die historischen Städte
Brügge und Gent führt.
TIPPS
>>>>SINT-MARTENS-LATEM
KÜNSTLERKOLONIE AN DER LEIE
>>>>NATIONALER BOTANISCHER GARTEN
In den Sommermonaten gibt es auch
organisierte Bootsfahrten auf Flanderns Wasserstraßen. So kann man
sich z.B. von Leuven nach Mechelen
schippern lassen oder auch mit dem
Raddampfer von Brügge nach Damme
gelangen.
Anfang des 19. Jahrhunderts haben sich
einige Impressionisten hier niedergelassen.
Reizvoll ist die Anfahrt mit dem Boot von
Gent aus. Es gibt hier gute Restaurants und
einen exklusiven Golfplatz.
Etwas nördlich von Brüssel liegt einer der
größten botanischen Gärten Europas.
Auf 92 ha kann man 18.000 Pflanzenarten
bestaunen
www.botanicgarden.be
>>>>ZONIENWALD
Der 4000 ha große Buchenwald südlich von
Brüssel lädt zu weitläufigen Spaziergängen
ein.
www.zonienwald.be
© Misjel Decleer
In Flandern gibt es unzählige Burgen
und Schlösser und viele davon sind
wunderbare Ausflugsziele im Grünen.
Besuchen Sie z.B. das geschichtsträchtige Schloss Alden-Biesen in der Provinz
Limburg mit ihren prachtvollen Gartenanlagen. Oder schauen Sie im Weinschloss Genoels-Elderen vorbei und
krönen den Tag mit einer Weinprobe.
Unterwegs auf Lust
zwei Rädern
auf Meer
Flandern ist ein Radwanderparadies und das nicht nur
wegen der schönen Landschaft. Es liegt vor allem an
seinem Radwegenetz, welches das ganze Land engmaschig
überzieht. Die vielen Knotenpunkte und Kreuzungen
verschiedener Routen ermöglichen spontane Richtungswechsel und Routenänderungen – da macht Radwandern
erst richtig Spaß. Da jede Wegstrecke durchnummeriert, beschildert und mit Kilometerangaben versehen ist, fällt das
mühsame Suchen auf der Karte weg – entspanntes “Radeln
nach Zahlen“ sozusagen – und das in ganz Flandern.
In Ostflandern gibt es auch touristische Radwanderwege
auf den Fährten der traditionellen Flandernrundfahrt und
des berühmten Radfahrers Eddy Merckx. So lässt sich das
mehr oder minder sportliche Radeln auf erprobten Touren
mit dem Erleben von Landschaft, Kultur und flämischer
Lebensart verbinden. Und zwischendurch kann man in
einem der Supporter-Cafés des frühen Radsports – sie entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts – absteigen.
TIPPS
>>>>RADWANDERSTRECKEN LIMBURG
www.toerismelimburg.be
WEBTIPP
>>>>RADFAHRINFO
www.flandern.at
An die 70 Kilometer lang ist Flanderns Nordseeküste
und in den Sommermonaten ist hier Strandurlaub
angesagt. Die 14 Badeorte sind durch die Küstenstraßenbahn bestens miteinander verbunden, die in
kurzen Intervallen die Strecke zwischen Knokke-Heist im
Norden und De Panne im Süden bedient. Der Küstenradweg ist eine reizvolle Alternative und für Sportliche
ein Vergnügen. Radverleihe gibt es hier an jeder Ecke.
Genießen Sie beim Radeln die frische Seebrise und das
Gefühl unendlicher Weite!
Das schicke Knokke-Heist lockt mit einem dichten
Kunst- und Kulturprogramm, vielen Kunstgalerien und
exquisiten Shopping-Möglichkeiten. Hier sollte man
Essen gehen, denn Knokke nennt sich nicht umsonst
den “Gastro-Pol“ der flämischen Küste. Ostende wiederum punktet mit frischen Austern direkt vom Meer
und einem umfassenden Programm für Familien und
Kinder. Im Sommer sollte man unbedingt zum jährlichen Sandskulpturen-Festival nach Blankenberge fahren
(www.zandsculptuur.be). Etwas ruhiger ist es in den
Küstenorten De Haan, Oostduinkerke, Wenduine oder
De Panne. Ausgedehnte Sandstrände versprechen Ruhe
und Erholung.
TIPPS
>>>>TOUR MIT DER KÜSTENSTRASSENBAHN
Kaufen Sie sich eine Tageskarte und
klappern Sie die einzelnen Orte entlang der
Küste ab. Oder sind Sie schon einmal mit
der Straßenbahn über den Strand gefahren?!
WEBTIPP
>>>>KÜSTENINFO (INKLUSIVE
KÜSTENSTRASSENBAHN)
www.dekust.be
© www.milo-profi.be
© www.milo-profi.be
DIE SEELE BAUMELN LASSEN
EIN TAG IN
© www.milo-profi.be
28
Gent
10:00 UHR
12:30 UHR
Wow! Paul und ich sind eben aus der Straßenbahn gestiegen – und sind sprachlos: Vor uns bauen sich die Türme
von der Sint-Niklaaskirche, dem Belfried und der Sint-Baafskathedrale auf. Monumental, schön und auch ein bisschen
monströs, diese mittelalterlichen Riesen! Wir entscheiden
uns gleich für das größte Kunstwerk der Stadt, den Genter
Altar, und tauchen in die kühle Stille der Kathedrale ein.
Unglaublich, diese leuchtenden Farben einer Tafelmalerei
aus dem 15. Jahrhundert – jetzt verstehe ich auch, warum
man hier von einem Weltwunder der Kunst spricht.
Im angrenzenden ruhigen Patershol-Viertel entdecken wir
in den engen mittelalterlichen Gässchen einige nette
Restaurants. Eigentlich knurrt mir eh schon der Magen.
Und weil wir A) Touristen sind und B) uns heute etwas
gönnen möchten, entscheiden wir uns für eine Luxusversion der traditionellen Genter Waterzooi, und zwar mit
Langusten, im Restaurant De Blauwe Zalm. Ein Genuss!
Kaum sind wir aber draußen, ist uns sofort wieder nach
weltlichen Genüssen zumute und wir holen uns eine Waffel
bei “Chez Max“. Das knusprige, warme Gebäck ist ein
Gedicht – logisch – wir haben es ja auch direkt von der
Erfinderfamilie bezogen.
Jetzt ist schon ordentlich was los in der Stadt. Die Leute gehen einkaufen und die Gastgärten füllen sich. Wo
kommen all die Menschen her? Paul will unbedingt zum
Gravensteen, einer Burg aus dem 12. Jahrhundert. Mir soll’s
recht sein. Aber nur, wenn wir uns zuerst ein bisschen ans
Ufer der Leie setzen. Eine Pfadfindergruppe hat sich ebenfalls hier eingerichtet und dort – isn’t it romantic! – kommt
gerade eine Hochzeitsgesellschaft daher, mit der schönen
Braut voran.
Kurz danach stehen wir vor der Burg. Wie machen es die
Flamen nur, dass ihre Gebäude so gut erhalten sind? Die
Sammlung der Folterinstrumente ist beeindruckend –
Daumenschrauben, Streckwerkzeuge…Paul? Das war ihm
wohl doch zu viel…
© Phile Deprez
11:30 UHR
SPEZIALTIPPS
>>>>TOURIST INFO NEU!
Der grundlegend renovierte ehemalige
Fischmarkt beherbert den neuen Info-Point
für BesucherInnen der Stadt - und spielt
alle Stückerl der modernen Kommunikationstechnologie.
www.visitgent.be
>>>>NEUERÖFFNUNG: STAM (GENTER
STADTMUSEUM)
Das kürzlich renovierte Bijloke Kloster aus
dem 14. Jahrhundert dient seit Herbst 2010
als Genter Stadtmuseum. Sehenswert!
www.stamgent.be (E)
FREUDVOLLES ERLEBEN
TIPPS
>>>>MUSEUMS-PASS
Lust auf zeitgenössische Kunst, Jugendstil
oder flämische Meister? Mit dem Museums-Pass erhält man Zugang zu den wichtigsten Museen in Gent und genießt freie
Fahrt in allen Bussen und Straßenbahnen
– 3 Tage lang.
>>>>GRAFFITI-GÄSSCHEN
© www.milo-profi.be
14:30 UHR
Das Mittagsschläfchen ist heute gestrichen – dann also Bewegung. Eine gute
viertel Stunde später jage ich Paul vor mir hinauf auf den Belfried. Oben hängt
mir die Zunge heraus – hätte es da nicht auch einen Lift gegeben? Irgendwann
kann ich wieder normal atmen und Paul zeigt mir aus der Vogelperspektive die
Route vom Vormittag. Schön – aber jetzt nehmen wir den Lift – gell?!
Nur der echte Gent-Kenner weiß, wo das
“Werregarenstraatje“ zu finden ist. Und
wieder heißt es: Kamera zücken!
>>>>MULTIKULTURELLES FLAIR
Die Vielfalt in der Bevölkerung Gents kann
man bei einem Spaziergang von Oudburg
zur Sleepstraat kennen lernen – ein bunter
Kulturmix!
WEBTIPP
>>>>TOURISMUSAMT GENT
www.visitgent.be
Mit noch etwas zittrigen Beinen genehmigen wir uns ein Bier im t’galgenhuisje,
dem winzigsten Gasthaus Gents – gar nicht so leicht, sich zwischen 40 Biersorten zu entscheiden! Während ich noch gemütlich an meinem Glas nippe,
schaut Paul kurz in die angrenzende alte Fleischhalle und bringt etwas von dem
typischen Ganda-Schinken und einige Gläser Genter Senf für zu Hause mit.
Super Idee!
15:30 UHR
Wir gehen noch mal ans Leie-Ufer zum Alten Hafen und beschließen, eine
Bootsfahrt zu machen. Von hier aus sieht man viele bezaubernde Winkel Gents,
die einem sonst verborgen bleiben. Sanft schaukelnd gondeln wir entspannt
an einem schönen Gemäuer nach dem anderen vorbei und hören eigentlich
gar nicht so richtig, was der Fremdenführer vorne sagt… Anschließend gehen
wir zum Frijdagmarkt, um bis Geschäftsschluss in den netten Designläden der
Gegend zu stöbern.
19:00 UHR
Später nehmen uns ein paar Genter mit in den Hotsy Totsy-Club, ein Lokal im
Stil der 20er Jahre. Auf dem Weg zum Bahnhof stolpern wir noch über das Jazz
Cafe Dambert. So ein Glücksfall! Umspielt von Jazzklängen und leicht benebelt
vom – wie heißt dieses Bier gleich wieder? – beschließen wir, dass wir das
nächste Mal auf jeden Fall länger in dieser Stadt bleiben müssen.
© www.milo-profi.be
Da wir uns nicht einigen können, wo wir zu Abend essen, pilgern wir erst einmal
in die Austern-Bar des Belga Queen und nehmen einen Aperitif und frische
Meeresfrüchte. Nicht billig hier, aber das tolle Ambiente ist es wert. Dann wird
weiter gezogen und im Pakhuis, einem Lokal im ehemaligen Lagerhaus, wieder
mal ausgezeichnet gegessen.
30
Wo Kunst zum Fest wird
Brüsseler Jazz Marathon, Filmfestival Gent,
Antwerpener Sommer, Jazz Middelheim –
der Reigen an jährlichen Festen und Festivals
bricht in Flandern kaum ab, es sind so viele, dass
man sie gar nicht mehr aufzählen kann.
Für die Besucher bieten sie ein einmaliges Erlebnis
kreativen Schaffens und lebendiger Kultur aus dem
In- und Ausland.
GENTER FESTE
© Sven De Preter
Dieses Volksfest von beachtlichem
Ausmaß wird jeden Sommer in Gent
gefeiert. Zehn Tage lang tönt unterschiedlichste Musik von den zahlreichen Freiluftbühnen, die über die
ganze Stadt verteilt sind. Unzählige
Theateraufführungen bereichern
das muntere Treiben, darunter viel
Straßen- und Puppentheater von
Weltniveau. Gastronomie, Ausstellungen und ein großes Feuerwerk runden
das riesige Fest der Genter, zu dem
man auch gerne aus anderen Ländern
anreist, ab.
www.gentsefeesten.be
COULEUR CAFÉ
Ganz andere Töne werden jedes Jahr
im Juni in Brüssel angeschlagen. Was
vor 20 Jahren als Konzertevent von
afrikanischen und afro-kubanischen
Künstlern begann, ist heute ein großes
Festival, bei dem sich das Beste
aus Rhythm & Blues, Hip Hop, Afro,
Reggae, Dub, Salsa, Rock und vielen
anderen Musikstilen für drei Tage am
Thurn und Taxis-Gelände versammelt.
Couleur Café bietet neben Musik aus
aller Welt – das Festival spiegelt die
kulturelle und ethnische Vielfalt Brüssels wider – auch ein interessantes
kulinarisches Angebot, was das Ganze
zu einem Fest für alle Sinne macht.
www.couleurcafe.be
FESTIVAL VON FLANDERN
Reist man zwischen Mai und Oktober
nach Flandern, dann kann man das
größte Festival der Region eigentlich
gar nicht verpassen. Für Freunde der
klassischen Musik bietet es über 550
Konzerte an 80 Orten landesweit, von
der Stadt bis zur kleinen Kommune,
vom Opernhaus über den Belfried bis
zur Dorfkirche. Ganz Flandern wird in
das musikalische Großevent eingebunden, das von Monat zu Monat
seine Stützpunkte wechselt: flämische
und neue Musik in Antwerpen und
alte Musik in Brügge im August sowie
junge Orchester im September in Brüssel. Bekannt ist dieses Festival nicht
nur für die erstklassigen Musiker und
Ensembles, sondern auch für seine
einzigartigen Veranstaltungsorte und
Genres, vom Recital in der Kathedrale
bis zur “Living Room Music”.
www.festival.be
© Westtoer
FREUDVOLLES ERLEBEN
Insbesondere Jazzfans sind in Flandern am richtigen Ort,
da gleich mehrere Festivals locken. Zum Beispiel das Skoda
Jazzfestival, welches von Oktober bis Dezember gleich in
mehreren Städten heimische und internationale Jazzgrößen
präsentiert. Überschaubarer aber ebenso qualitätvoll ist
das Jazz Middelheim, das alle zwei Jahre im August im Den
Brandt-Park stattfindet. Mit einer hochkarätigen jazzorientierten Mischung, zu der sich auch hier und da einmal Popund Weltmusik gesellen dürfen, wartet das Jazz Festival
Gent im Juli auf und der Brüsseler Jazz-Marathon ist ein
jährlicher Fixpunkt im Frühjahr.
www.skodajazz.be | www.jazzmiddelheim.be |
www.gentjazz.com | www.brusselsjazzmarathon.be
KLAPSTUK TANZFESTIVAL
Extrem dynamisch haben sich in Flandern in den vergangenen Jahren der zeitgenössische Tanz und eine unkonventionelle Theaterszene entwickelt, in der alles erlaubt ist.
Besonders der Tanz ist, geprägt durch Choreografen wie
Teresa De Keersmaeker, Wim Vandekeybus und Alain Platel,
zur Visitenkarte der kreativen Szene Belgiens geworden. Der
wichtigste Tanzevent ist jeden Herbst das Klapstuk Tanzfestival im Leuvener Kulturzentrum “Het Stuk“, bei dem die
ganz Großen dabei sind.
www.stuk.be
WEITERE FESTIVALTIPPS
>>>>ANTWERPENER SOMMER
Sommerfestival mit Freiluftmusik und Theateraufführungen
www.zva.be
>>>>SFINKS
Eines der größten Weltmusikfestivals
Belgiens für Jung und Alt, für Familien mit
Kindern sowie Liebhaber abenteuerlicher
Musik - Ende Juli/Anfang August
www.sfinks.be
>>>>INTERNATIONALES FILMFESTIVAL GENT
Der Ort für Cineasten und Filmliebhaber in
Flandern, jährlich im Oktober
www.filmfestival.be
>>>>ROCK WERCHTER
4 Tage internationaler Rock in der Nähe von
Leuven
www.rockwerchter.be
>>>>TOMORROW LAND
www.tomorrowland.com
© Kevin Verkruijssen
JAZZ IN FLANDERN
32
FREUDVOLLES ERLEBEN
Leuven
und
Mechelen
AUF DEN FÄHRTEN DES BELGISCHEN BIERS
DIE LÄNGSTE
THEKE DER WELT
Zwei Dinge werden dem Besucher des Oude Markt (alter Markt) in Leuven sofort
ins Auge springen: die bunte Menschenmenge aus aller Welt, meist Studenten,
und die riesige Anzahl an Bierlokalen. Leuven ist für beides berühmt. Die bereits
1425 gegründete Universität hat Weltrang und prägt das gesamte Stadtleben.
Die vielen Lokale, die sich dicht um den alten Markt drängen – man nennt ihn
auch scherzhaft “die längste Theke der Welt“ – bilden den typisch Leuvener Mix
aus Universitätsstadt und Bierkultur. Fester Bestandteil der Getränkekarten ist
natürlich das weltweit bekannte Stella Artois Pils, von einer lokalen Brauerei
hergestellt, deren Geschichte bis ins Jahr 1366 zurückreicht. Jetzt gehört sie zum
größten Bierkonzern der Welt, ansässig in Leuven. Die handwerkliche Brautradition lebt hier aber dennoch weiter. Unbedingt besuchen sollte man die Hausbrauerei Domus, deren traditionell hergestelltes Bier durch eine “Pipeline“ direkt
von der Brauerei zur Zapfanlage fließt.
IN FLANDERN WIRD BIER NICHT BLOSS GETRUNKEN,
SONDERN ZELEBRIERT
Selbst in noch so kleinen “Cafés“ (so nennt man hier für uns etwas missverständlich die Kneipe) kann man in Flandern aus 20 Biersorten wählen. Als
Novize in Sachen belgischer Biervielfalt lässt man sich am besten vom Wirt beraten: Hätten Sie es lieber hell, dunkel, süß, säuerlich, malzig oder eher bitter? Die
Frage, ob Bier aus der Flasche oder vom Fass kommt hat hier, anders als bei uns,
kaum Bedeutung. Wichtiger ist die Verwendung des richtigen Glases, das speziell
für jedes Bier von der Brauerei mitgeliefert wird. Darin liegt im Übrigen weniger eine Werbemaßnahme, als die Einsicht, dass jedes Bier in einer bestimmten
Glasform am besten schmeckt – vom bauchigen Kelch bis zur dünnen Flöte gibt
es alle Formen. Biergenuss ist in Flandern einfach eine kultivierte Angelegenheit.
EIN EIGENES UNIVERSUM
Die rauhe Menge an belgischen
Spezialbieren führt vor Augen, welche
Bedeutung das Gebräu hierzulande
hat – nicht zuletzt wird ja auch
damit gekocht. Die Bierspezialitäten
reichen von den dunklen, schweren
Trappistenbieren, die zum Teil gelagert
werden wie ein guter Rotwein, über
Lambic-Bier, einer Spezialität, die mit
einer Spezies wilder Hefebakterien, die
nur im Senne-Tal vorkommt, vergoren
wird, bis hin zu Fruchtbieren wie das
Kriek mit Sauerkirschen. Hochprozentige Pilssorten wie Duvel (Teufel) und
De Verboden Vrucht (die verbotene
Frucht) tragen ihre Namen nicht zufällig, denn ihr Alkoholgehalt liegt weit
über dem Durchschnitt und ist sicher
schon manchem zum Verhängnis
geworden. Auch Saisonbiere gibt es, so
braut Domus sein dunkles, süßbitteres
Weihnachtsbier Nen Engel (ein Engel)
nur im Winter. Die Vielfalt macht
deutlich, dass das belgische Bier eine
eigene Entdeckungsreise wert ist.
DAS LIEBLINGSBIER DES KAISERS
© www.milo-profi.be
Bieriges gibt es auch in Mechelen, dort wird nämlich ein besonders geschichtsträchtiges Bier gebraut. Das Mechelschen Bruinen (Mechelner Braunes) aus der
Brauerei Het Anker war schon das Lieblingsbier von Kaiser Karl V., der ab 1500
in dieser schönen Renaissancestadt am Hof der Landvogtin Margarethe von
Österreich aufwuchs. Er mochte das Gebräu – heute Carolus genannt – so gern,
dass er es sogar fässerweise mit auf seinen spanischen Sitz nahm. Die Brauerei
feiert ihren Geburtstag bis heute mit einer weiteren Bierspezialität im Namen
von Kaiser Karl: dem Cuvée van de Keizer (Cuvée des Kaisers).
© www.milo-profi.be
Mit knapp 1000 Biersorten sind die
Belgier schon allein in Sachen Vielfalt
Weltmeister.
Hier wird Bier gelagert wie ein guter
Rotwein, mit Obst versetzt oder
mittels wild umherschwebender
Hefebakterien erzeugt.
Und jedes Gebräu hat sein ganz
spezielles Glas.
TIPPS LEUVEN
>>>>GLOCKENSPIELKONZERTE
>>>>MUSEUM M
Mechelen ist die Stadt des Glockenspiels und
Heimat der ersten Glockenspielschule der
Welt. Vorführungen auf dem St. Romboutturm mehrmals wöchtentlich. Glockenspiel
Sa + Mo 11.30 h, So 15 h; Glockenspielkonzerte Juni bis September: jeden Mo 20.30 h
>>>>KÖNIGLICHE TEPPICHMANUFAKTUR
© Layla Aerts
TIPPS MECHELEN
WEBTIPP
>>>>TOURISMUSAMT MECHELEN
www.mechelen.be
>>>>BRAUEREIFÜHRUNG BEI STELLA
ARTOIS
Hier erfahren Sie, wie Bier im großen Stil
hergestellt wird und auch sonst alles über
das Gebräu.
www.breweryvisits.com
>>>>PIKNIK MUSIK
Diskjockeys und Imbissbuden in den Parks
von Leuven
www.piknikmusik.be
>>>>GROSSER BEGINENHOF
Die im 13. Jahrhundert gegründete “Stadt in
der Stadt“ ist eine der größten ehemaligen
Beginengemeinden Belgiens und beherbergt
heute Studenten.
WEBTIPP
© www.milo-profi.be
In der ehemaligen Abtei von Tongerlo werden weltberühmte Wandteppiche restauriert
– die hauseigene Sammlung kann besichtigt
werden.
www.dewit.be
© Toerisme Mechelen
DE WIT
Ein Top-Museum im Herzen der Stadt Leuven
zeigt lokale Kunst von der Gotik bis in die
Gegenwart.
www.mleuven.be
>>>>TOURISMUSAMT LEUVEN
www.leuven.be
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
Wo?
Flandern ist eine der drei Regionen
Belgiens und liegt im nördlichen Teil
des Landes.
Es umschließt die Region Brüssel und
grenzt im Süden an Frankreich und
die Region Wallonien.
Das gemäßigte Meeresklima, mit
milden Temperaturen auch im Winter,
macht Flandern zur Ganzjahresdestination.
Wie viel?
Von den 11 Mio. Belgiern sind ca. 6 Mio.
Flamen. Davon wohnen in…
Antwerpen 455.000
Gent 235.000
Brügge 115.000
Leuven 90.000
Mechelen 77.000
Die Hauptstadt Brüssel ist mit 1 Mio.
Einwohner die größte Stadt des
Landes.
Was?
In Flandern spricht man Niederländisch. Die Flamen sprechen aber auch
gut Englisch und Deutsch.
Brüssel ist die zweisprachige Hauptstadt. Neben Niederländisch wird hier
vor allem Französisch gesprochen.
AUSFÜHRLICHE
INFOS UNTER:
www.flandern.at
Wie?
Viele Wege und Verkehrsmittel führen
nach Flandern bzw. Brüssel: Flugzeug,
Zug, Bus oder Auto.
Mehrmals täglich gibt es direkte
Flugverbindungen zwischen Wien und
Brüssel. Vergleichen Sie die Angebote
von AUA, www.aua.com und Brussels
Airlines, www.brusselsairlines.at.
München-Brüssel wird ebenfalls von
Brussels Airlines sowie von Lufthansa
geflogen.
Die Zugverbindungen führen nach
Frankfurt und Köln und gehen von
dort mit ICE bwz. Thalys weiter nach
Brüssel und in die flämischen Städte.
www.oebb.at
www.thalys.com
Eurolines bietet eine Linienbusverbindung zwischen Wien/Linz und
Lüttich/Brüssel an, www.eurolines.at.
Wer mit dem PKW nach Flandern
fährt, benützt das gut ausgebaute,
mautfreie Autobahnnetz. Der Routenplaner zeigt den kürzesten Weg an.
www.at.map24.com
Wohin?
Vom Flughafen Brüssel fahren Busse
ins Europaviertel und nach Antwerpen. Mit dem Zug gelangt man direkt
ins Zentrum Brüssels, nach Leuven,
Mechelen, Gent, Brügge und Antwerpen.
Fahrplaninfos finden Sie auf
www.oebb.at oder www.belgianrail.be.
Brüssel und die flämischen Städte sind
durch das belgische Zugnetz bestens
verbunden und machen Reisen zum
Kinderspiel. Fahrplaninfos findet man
auf www.b-rail.be und
www.oebb.at.
GROSSE HILFEN FÜR KLEINE REISEN
Finden Sie hier eine kleine, unvollständige Auswahl aktueller im Handel erhältlicher Reiseführer:
» FLANDERN
Flandern, Kunstreiseführer, Verlag Dumont
Flandern – Antwerpen Brügge Gent, Verlag
Marco Polo
Brüssel – Antwerpen Gent & Brügge, Verlag
Dorling Kindersley
Top 10 Brüssel & Flandern, Verlag Dorling
Kindersley
» BELGIEN
Belgien, Verlag Baedeker
Belgien, Verlag Polyglott
Belgium & Luxembourg (E), Verlag Lonely
Planet
» BRÜSSEL
Brüssel, Verlag Michael Müller
Brüssel, Verlag Marco Polo
Brüssel, Verlag Grenzecho
SPEZIALTIPP
Gebrauchsanweisung für Brüssel und Flandern
Siggi Weidemann beschreibt nicht nur die Schönheit der Region und der Städte, sondern setzt
sich auch mit den Eigenheiten und Vorlieben der
Bewohner auseinander. Eine vergnügliche Lektüre
für jeden Flandern-Reisenden (Verlag Piper).
www.raiffeisen-reisen.at
www.flandern.at
FLANDERN
GENT, BRÜGGE & ANTWERPEN
Sie alle haben eine eigene, mitreißende Historie zu erzählen und doch ist ihnen eines gemein:
Ein im höchsten Maße bestaunenswertes und fotogenes Äußeres! Längst sind sie kein
Geheimtipp mehr. Gent, Brügge & Antwerpen zählen heute zu
den attraktivsten und meistbesuchten Reisezielen Europas.
Bereits einzelne Bauwerke wüssten mit ihrem Aussehen,
ihrer Architektur und Geschichte zu überzeugen. Und doch
ist es die Gesamtheit dieser, die einem lebenden-, einem
interaktiven Museum entsprechen und so den Besuchern
ein Staunen entlocken. Dazu kommen so schillernde
Themen wie Diamanten oder Pralinen, welche dem
Besucher die großartige Vielfalt dieser
Region vor Augen führen.
WIR MACHEN
URLAUB ...
PERFEKT!
19 MAL IN
!
WIEN UND NÖ
36
www.flandern.at
TOURISMUSWERBUNG FLANDERN-BRÜSSEL
Mariahilfer Straße 121 B, 1060 Wien
T: 0043 1 596 06 60
F: 0043 1 596 06 95
[email protected]
VISITFLANDERS