Merkel und Gabriel: Historische Einigung
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Merkel und Gabriel: Historische Einigung
Im „Spotlight“: Zu Besuch in der Redaktion des „Boston Globe“ – Seite 3 11 Freunde: Wünsche an den neuen DFB-Chef – Seite 16 Mit Humor: Gijs Leenaars, der neue Leiter des Berliner Rundfunkchors – Kultur, Seite 20 Nach Torspektakel: Liverpool besiegt Dortmund 4:3 – Seite 18 BERLIN, FREITAG, 15. APRIL 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 729 WWW.TAGESSPIEGEL.DE BERLIN / BRANDENBURG 1,50 €, AUSWÄRTS 2,00 €, AUSLAND 2,20 € Michael Müllers SPD Konfrontation vor Kaliningrad Moskau - Russland hat die Vorwürfe eines aggressiven Verhaltens seiner Kampfflugzeuge in der Ostsee zurückgewiesen. Die Besatzungen der SU-24-Bomber, die an einem US-Lenkwaffenzerstörer vorbeigeflogen waren, hätten alle Sicherheitsregeln eingehalten, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf einen Sprecher des Verteidigungsministeriumsin Moskau.Das US-Militärhatte am Vortagdie Aktionen der russischen Kampfflugzeuge als simulierte Angriffe und aggressives Verhalten bezeichnet. Sie hätten den Lenkwaffenzerstörer „Donald Cook“ in niedriger Höhe überflogen. Der Kapitänhabe das Vorgehenals „gefährlich und unprofessionell“ beschrieben. Die „Donald Cook“ hatte am Montag einen Besuch in Polen beendet und befuhr während der Zwischenfälle internationale Gewässer in fast 130 Kilometern Entfernung zur nächsten russischen Küste vor Kaliningrad. rtr Düsseldorf - Im Kampf gegen Steuerhinterziehung hat Nordrhein-Westfalen Daten über verdächtige Konten in Höhe von rund 100 Milliarden Schweizer Franken an 27 Staaten weitergegeben. Das berichtete NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) am Donnerstag in Düsseldorf. Die NRW-Steuerfahndung sei im Zuge von Ermittlungen gegen Banken auf die Konten tausender ausländischer Privatleute und Unternehmen mit einem Anlagevolumen von insgesamt bis zu 101 Milliarden Schweizer Franken (rund 93 Milliarden Euro) gestoßen. Bei diesen Kontobeständen sei nun zu prüfen, ob die Erträge ordnungsgemäß versteuert wurden oder nicht. dpa — Seite 4 Von Ulrich Zawatka-Gerlach D „Gefährlich und unprofessionell“ – oder völlig okay? Russisches und amerikanisches Militär kamen sich auf der Ostsee sehr nahe. Foto: US-Navy/Reuters Merkel und Gabriel: Historische Einigung Integrationsgesetz soll fördern und fordern / Koalitionsausschuss verabschiedet auch Anti-Terror-Paket lässliche Angebote geben, die abgestuft sein sollen für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive“ und für solche mit einer weniger guter Bleibeperspektive. Das Eckpunktepapier sieht Leistungskürzungen für Integrationsunwillige und eine Wohnsitzvorschrift auch für anerkannte Asylbewerber vor. Auf der anderen Seite soll die Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt erleichtert werden. Dazu soll die Vorrangprüfung für drei Jahre ausgesetzt werden, die deutsche oder europäische Bewerber um eine Stelle bevorzugt. Zudem sollen Asylbewerber anders als bisher auch als Leiharbeiter beschäftigt werden können. „Wir haben für Migranten viel erreicht und für die Gesellschaft viel gewonnen“, sagte Gabriel. Auch CSU-Chef Horst Seehofer lobte, das geplante Gesetz eröffne die Chance für eine gelingende Integration. über Leiharbeit, Erbschaftsteuer und Finanzfragen hatte die große Koalition unter Druck gestanden, sich handlungsfähig zu zeigen. Die Partei- und Fraktionsvorsitzenden einigten sich nicht nur auf das Integrationsgesetz, sondern auch darauf, die Sicherheitsbehörden mit einem Anti-Terror-Paket zu stärken. Bei den Themen Erbschaftsteuer und Kaufanreize für Elektro-Autos konnte dagegen kein Ergebnis erzielt werden. Das von der SPD vorgelegte Gesetz zu Leiharbeit und Zeitverträgen, das vor allem von der CSU lange blockiert worden war, soll nun in die Ressortabstimmung geschickt werden. Änderungen an Details dieses Gesetzes sind bis zur Verabschiedung im Bundestag aber weiter möglich. Zum Integrationsgesetz sagte Merkel, es werde auf dem „Prinzip des Forderns und Förderns“ beruhen. Es werde „ver- Von Hans Monath und Rainer Woratschka Berlin - Deutschland soll erstmals ein eigenständiges Integrationsgesetz bekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) nannten das Vorhaben am Donnerstag auf einer Pressekonferenz „historisch“. Der Koalitionsausschuss hatte sich in der Nacht zuvor darauf geeinigt. „Ich glaube, dass wir Wesentliches erreichen konnten“, sagte Merkel. Es sei ein qualitativer Fortschritt, nun erstmals den Entwurf eines Integrationsgesetzes vorzulegen. Gabriel sagte, er sei sich sicher, dass „dieses Gesetz in ein paar Jahren rückwirkend als ein Meilenstein für ein Einwanderungsgesetz gelten“ werde. Nach monatelangem Streit vor allem über die Flüchtlingspolitik, aber auch Kritik an der Einigung kam vom Deutschen Caritasverband. Dessen Präsident Peter Neher kritisierte Teile des geplanten Gesetzes. Er finde es „politisch fatal“, dass die Einigung „das Signal setzt, man müsse Flüchtlingen mit Sanktionen drohen“, sagte er dem Tagesspiegel. „Nach unserer Erfahrung gibt es weniger das Problem, dass sie Integrationskurse verweigern, sondern dass sie sie nicht finden, weil das Angebot nicht ausreicht.“ Als positiv bewertete Neher die Abschaffung der Vorrangprüfung bei der Arbeitssuche. Diese habe Flüchtlinge „massiv daran gehindert hat, Arbeit zu finden“. Für die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl erklärte Geschäftsführer Günter Burkhardt, das Vorhaben laufe auf ein „Desintegrationsgesetz“ hinaus. — Seiten 2, 3 und Meinungsseite C Stöß macht den Weg frei für Müller Hells Angels Schlecker soll Ganztagsschulen mischten 36-mal Geld steigern im „Artemis“ mit abgezogen haben Leistungen nicht Berlin - Der Berliner SPD bleibt ein Machtkampf um das Amt des Vorsitzenden erspart: Parteichef Jan Stöß machte am Donnerstag den Weg frei für eine Machtübernahme durch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller. Am Vortag hatte Müller bekannt gegeben, dass er sich für das Amt des SPD-Landesvorsitzenden bewerbe. „Keinesfalls“ wolle er „unseren Landesverband in eine Zerreißprobe führen“, erklärte Stöß. Er „werde daher beim Landesparteitag am 30. April 2016 nicht wieder als Landesvorsitzender der Berliner SPD kandidieren“. Er sei zwar von vielen „ermutigt und unterstützt“ worden, gegen Müller anzutreten. Letztlich wolle er aber den Erfolg der SPD bei der Abgeordnetenhauswahl am 18. September nicht gefährden, erklärte Stöß. AFP Berlin - Rocker der „Hells Angels“ haben nach Justizangaben Geschäftskontakte zu den Betreibern des Großbordells „Artemis“ in Halensee unterhalten. Im Zuge der Ermittlungen sei „ein unmittelbarer Bezug zur organisierten Kriminalität in einem vermeintlich legalen Betrieb“ festgestellt worden, sagte Andreas Behm, Leiter der Staatsanwaltschaft Berlin, am Donnerstag. Die Rocker sollen mit dem Wissen der Betreiber Frauen zum Anschaffen ins „Artemis“ geschickt haben. Die beiden Bordellbetreiber wurden am Mittwoch wegen des dringenden Verdachts auf Sozialversicherungsbetrug in zweistelliger Millionenhöhe in Untersuchungshaft genommen. Das Bezirksamt Charlottenburg–Wilmersdorf prüft, ob das Bordell geschlossen werden kann – am Donnerstag hatte es geöffnet. kat Stuttgart - Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft dem Gründer der pleitegegangenen Drogeriemarktkette Schlecker, Anton Schlecker, zahlreiche Vergehen vor. Im Zuge der Insolvenz soll er in insgesamt 36 Fällen Vermögenswerte beiseitegeschafft und dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Darüber hinaus wird dem ehemaligen Drogeriekönig vorgeworfen, schon in den Jahren vor der Insolvenz die Verhältnisse in seinem Konzern falsch wiedergegeben und in einem Fall vor dem Insolvenzgericht unrichtige Angaben gemacht und diese an Eides statt versichert zu haben. Neben Anton Schlecker erhob die Staatsanwaltschaft auch Anklage gegen seine beiden Kinder, seine Ehefrau und zwei Wirtschaftsprüfer. AFP Berlin - Ganztagsschulen können zwar die Motivation, das Sozialverhalten und ein positives Selbstbild ihrer Schülerinnen und Schüler fördern. Dass sich Ganztagsschulen aber auch positiv auf die fachlichen Kompetenzen auswirken, lässt sich nicht nachweisen. Das geht aus der „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG)“ hervor, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Selbst wenn die fachlichen Zusatzangebote eine besonders hohe Qualität aufwiesen oder die Schüler besonders intensiv teilnahmen, konnten die Bildungsforscher von vier pädagogischen Forschungsinstituten keine Leistungszuwächse im Lesen oder in den Naturwissenschaften gegenüber denjenigen Schülern messen, die nicht an solchen fachlichen Zusatzangeboten teilgenommen hatten. akü — Seite 8 — Seite 7 — Seite 13 und Meinungsseite — Seite 21 und Meinungsseite D INDEX WIRTSCHAFT & BÖRSEN . . . . . . . . . 13–15 Nach dem starken Vortag Dax behauptete sich der Dax am Donnerstag: Er stieg um 0,7 Prozent auf 10 093 Punkte. WETTER ............................................ 2 Am frühen Morgen gibt es noch einige Sonnenstrahlen, bevor Wolken sie verdrängen 13 /6 und Regen bringen. Gegen Abend setzt sich wieder die Sonne durch. Die Aussichten: genauso wechselhaft. SPORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16–18 TAGESTIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 MEDIEN/TV-PROGRAMM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 IMPRESSUM & ADRESSEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 [email protected] TEL. REDAKTION . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 0 TEL. ABO-SERVICE . . . . . . . (030) 29021 - 500 TEL. SHOP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 520 TEL. TICKETS . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 521 ISSN 1865-2263 50015 4 190662 202006 Foto: Promo/ Hans van der Woerd NRW liefert Steuerdaten an 27 Staaten Die Stille vor dem Sturm ie Berliner SPD ist auf bestem Weg, sich selbst zu demontieren. In einem Kampf um die innerparteiliche Macht, den der Regierende Bürgermeister Michael Müller gerade forciert, weil er die eigene Partei nicht mehr im Griff hat – und weil er um den Wahlerfolg im September fürchtet, wenn das Abgeordnetenhaus neu gewählt wird. Es spricht zwar manches dafür, dass ein Ministerpräsident auch die Regierungspartei führt, da wäre Müller durchaus in guter Gesellschaft mit neun anderen Länderchefs in Deutschland. Aber darum geht es nicht. Den SPD-Mann im Roten Rathaus treibt etwas anderes um. Seit Monaten kämpft er an mehreren Fronten. Zwei Drittel der Bürger sind unzufrieden mit der Arbeit des Senats, in keinem anderen Bundesland gibt es so schlechte Noten für die eigene Regierung. Das liegt an der bescheidenen Bilanz der rot-schwarzen Koalition, die seit Müllers Amtsantritt nie richtig Fuß gefasst hat und seit Ende vergangenen Jahres so heillos zerstritten ist, dass sich viele Wähler abwenden. Von Parteichef Jan Stöß fühlte sich Müller nicht genügend unterstützt, weder bei der Vorbereitung des Wahlkampfs noch in seinem Bemühen, im Landesvorstand enge Vertraute zu installieren. Es kommt hinzu, dass sich Berlins Regierungschef in dem einen und anderen Fall Vetternwirtschaft und Filz vorhalten lassen musste. Vorwürfe, die er als unhaltbar zurückweist, durch die er aber trotzdem seine persönliche und amtliche Reputation bedroht sieht. Das alles bleibt beim hochsensiblen Müller nicht in den Kleidern hängen. Auch nicht die jüngsten Umfragen, die die Berliner SPD seit März im steten Sinkflug sehen. Wären jetzt Wahlen, bekäme Müller mit knapper Not eine rot-rot-grüne Mehrheit zusammen. Ein flotter Dreier, na dann viel Spaß! Auf die Entwicklung, die nicht zu seinen Gunsten verläuft, reagierte Müller jetzt mit einem Befreiungsschlag. Er will alle Macht in seinen Händen und sich auf niemanden verlassen, dem er nicht traut. Und das sind viele. Der altgediente Parteisoldat nimmt dabei billigend in Kauf, dass die schwierige Berliner SPD, dieses Sammelbecken divergierender Strömungen und Interessen, noch unruhiger wird, als sie ohnehin ist. Gezwungenermaßen scharen sie sich jetzt hinter Müller. Viereinhalb Monate vor der Wahl in Berlin bleibt den Genossen gar nichts anderes übrig, sie werden erpresst. Jetzt wird es ein totaler Müller-Wahlkampf. Doch was passiert nach dem 18. September, sobald die Wählerstimmen ausgezählt sind? Dann werden alle Genossen, die jetzt zähneknirschend kuschen, ihre politischen und persönlichen Ansprüche geltend machen. Dann werden die Rechnungen beglichen, das war nie anders in der SPD. Zwar würde auch ein Wahlergebnis unter 25 Prozent den SPD-Spiderman Müller nicht akut gefährden, aber er wird auf der Hut sein müssen, schon wenn die Koalitionsverhandlungen anstehen. Spätestens dann, wenn es ans Regieren geht. Längst warten andere auf ihre Chance – und sie werden sie mittelfristig nutzen, sollte es mit einem wiedergewählten Regierungs- und Parteichef Müller nicht so richtig vorwärtsgehen. Einige basteln längst an ihrem Profil, allen voran Fraktionschef Raed Saleh, aber auch Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel. Und Stöß wird nicht klein beigeben, dazu ist er zu zäh und schlau. Irgendwann werden die Karten neu gemischt. Mal sehen, wer das Ass im Ärmel hat. ANZEIGE Lieferung und Montage GESCHENK KT 1) AUCH BEI KÜCHEN 1) Aktions-Gutschein gültig ab einem Wert von 1.499,- € bei allen Artikeln und 4.999,- € auf frei geplante Einbauküchen. Gültig innerhalb unseres Lieferkreises. Nur bei Vorlage dieses Gutscheins. Nur ein Gutschein pro Person einlösbar. Ausgenommen reduzierte Ware und Aktionsware, sowie Werbe- und Aktionspreise. Nicht mit anderen Aktionen kombinierbar. Keine Barauszahlung. Gültig nur bis zum 16.04.2016. Radikal reduziert auf Ausstellungsware 10% 2) 2) Nicht mit anderen Vorteilsaktionen kombinierbar. Gültig nur bis zum 16.04.2016. Ausgenommen sind reduzierte Artikel sowie aus unseren Prospekten beworbene Artikel. NUR BIS SAMSTAG 18 UHR FREITAG SAMSTAG FLAMME BOUTIQUE-COUPON6 tig bis 16.04..201 ültig ül ggü 50 € 15. 1 6 . 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Der Kompromiss sieht nun eine Vielzahl von Einzelpunkten vor, die es Flüchtlingen ermöglichen sollen, möglichst schnell in Deutschland Fuß zu fassen. Vor allem sollen sie früher als bisher Integrations- und Sprachkurse erhalten – nach sechs Wochen statt wie bisher nach drei Monaten. Der Bund will insgesamt 100 000 zusätzliche, teilweise auch gemeinnützige Arbeitsgelegenheiten finanzieren, die Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt heranführen sollen. Und: Wenn es in einer Region viele offene Stellen gibt, dürfen sich arbeitssuchende Asylbewerber und Flüchtlinge mit einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung direkt bewerben. Die Vorrangprüfung, nach der zuerst geklärt werden muss, ob Deutsche oder EU-Bürger für den Job infrage kommen, entfällt. Außerdem können Flüchtlinge schneller eine Ausbildung oder andere Berufsbildungsmaßnahmen beginnen: Schon der Ankunftsnachweis öffnet künftig den Zugang zum Arbeitsmarkt. Wer einen Ausbildungsplatz hat, darf dann unabhängig vom Ausgang des Asylverfahrens bis zum Abschluss bleiben. Das soll auch den Unternehmen Planungssicherheit geben. Die meisten der vereinbarten Regelungen gelten allerdings nur für Flüchtlinge mit hoher Bleibeperspektive. Afghanen bleiben zudem von Integrationskursen ausgeschlossen, obwohl im vergangenen Jahr fast 78 Prozent zumindest einen sogenannten subsidiären Schutz für ein Jahr zuerkannt bekamen. Viele Afghanen könnten aber von einer weiteren Koalitionsvereinbarung profitieren: Flüchtlingen, die sehr lange auf die Bearbeitung ihrer Anträge warten müssen, sollen ebenfalls Sprachkurse angeboten werden. Bei Afghanen ziehen sich die Verfahren teilweise zwei Jahre hin, bei Somaliern sogar noch länger, weil Anträge von Syrern und Irakern seit dem vergangenen Jahr bevorzugt bearbeitet werden. Die Regierungsparteien haben sich geeinigt. Es gibt zahlreiche Vorhaben für die Zeit bis zum Ende der Legislaturperiode. Wer hat sich durchgesetzt in den Streitfragen, und was ist jetzt zu erwarten? Die Koalition verständigte sich aber auch auf Sanktionsmaßnahmen. So müssen Flüchtlinge, die sich Integrationsangeboten verweigern, damit rechnen, dass ihnen finanzielle Leistungen gekürzt werden. Dauerhaft in Deutschland bleiben darf künftig zudem nur, wer sich aktiv integriert. Damit vor allem in Großstädten keine neuen sozialen Brennpunkte entstehen, sollen die Bundesländer schließlich auch anerkannten Asylbewerbern einen Wohnort vorgeben dürfen. Hat sich der Bundesinnenminister mit seinen harten Forderungen durchsetzen können? Bundesinnenminister de Maizière (CDU) hatte vor dem Gipfel vor allem Sanktionsmöglichkeiten gegen Flüchtlinge gefordert, die sich einer Integration verweigern. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die das Gesetz maßgeblich mit ausarbeiten muss, ging das zu weit: „Fordern ohne Fördern ist mit mir nicht zu machen“, sagte sie im Interview mit dem Tagesspiegel. Nun hat sich de Maizière doch durchgesetzt. Allerdings konnte Nahles im Gegenzug viele eigene Forderungen realisieren: etwa die Streichung der Vorrangprüfung bei Jobbewerbungen und die Bleibegarantie für Auszubildende. Insgesamt überwiegen in den Eckpunkten zum Integrationsgesetz die Förderangebote. Was bringen diese Maßnahmen? Dass die Suche nach kompliziert zu übersetzenden arabischen Namen erleichtert wird und Nutzer von Prepaid-Handys identifiziert werden können, soll die Fahndung erleichtern. Zwar dürften militante Terroristen keine echten Ausweise vorzeigen, aber auch falsche Angaben sind Strukturdaten, die Polizei und Nachrichtendiensten wertvolle Hinweise liefern können. Schwierig wird die Umsetzung internationaler Kooperationen und gemeinsamer Terrorabwehrdateien. Israel etwa zählt zu den meistbedrohten Ländern der Welt und wehrt sich so effektiv wie kaum ein anderer Staat – aber auch mit Methoden, die deutschen Behörden verboten sind. Dazu gehört die gezielte Tötung von Terroristen – und dazu dürfen BfV und BND nichts beitragen. Die Effektivität gemeinsamer Dateien hängt stark von der Beteiligung internationaler Partner ab – und da sieht es schon in Europa nicht gut aus: Bei der gemeinsamen „Plattform“ der „Counter Terrorism Group“, eines Verbundes von Nachrichtendiensten aus den EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz, die jetzt in Amsterdam installiert werden soll, will nicht einmal die Hälfte der Mitgliedsländer mitmachen. Wie ist der Stand bei der Erbschaftsteuer? Im Streit über die vom Verfassungsgericht verlangte Reform der Erbschaftsteuer geht es um die künftige Form der Vergünstigungen für Unternehmenserben. Seit dem Veto, das Horst Seehofer Ende Februar gegen einen von den zuständigen Fraktionsspitzen im Bundestag ausgehandelten Kompromiss einlegte, zerrt das Thema an den Nerven der Beteiligten. Die CSU will unbedingt noch Verbesserungen für Familienunternehmen durchsetzen. Die Fachleute im Bundestag hielten jedoch die meisten der acht Forderungen, welche Seehofer zunächst vorlegte, für verfassungswidrig. Wie es heißt,sieht das auch Finanzminister Wolfgang Schäuble so, der auf dringenden Wunsch einiger Teilnehmer im Koalitionsausschuss dabei sein musste, obwohl er eigentlich schon am Mittwoch nach Washington zum G-20-Treffen hatte fliegen wollen. Schäuble sollte Seehofers Drängen Paroli bieten. Nun wurde eine Entscheidung einmal mehr vertagt, obwohl das Verfassungsgericht eine Reform bis Juni verlangt hatte. Merkels kurze Bemerkung, man habe „Gemeinsamkeiten identifiziert“, aber „nicht in der Tiefe diskutiert“, deutete Wie soll die Terrorabwehr gestärkt werden? Die Sicherheitsbehörden sollen in den Daten der Telekommunikationsunternehmen auch eine automatisierte Suche nach Personen vornehmen können, wenn Namen nur unvollständig oder mit verschiedenen Schreibweisen bekannt sind. Das kommt häufig vor, wenn arabische Namen in lateinische Buchstaben übertragen werden. Provider und Telefonläden werden verpflichtet, auch von Nutzern von Prepaid-Handys die Vorlage eines Ausweises mit vollständiger Adresse zu verlangen. Nicht nur bei verurteilten Terroristen, sondern auch bei Terrorhelfern soll nach Verbüßung der Strafe die „Führungsaufsicht“ mit elektronischer Fußfessel möglich werden. Künftig soll dieBundespolizei verdeckte Ermittler schon zur Gefahrenabwehr und nicht erst bei der Strafverfolgung einsetzen dürfen – vor allem mit Blick auf die Schleuserkriminalität. Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und Bundesnachrichtendienst (BND) sollen zudem mit ausländischen Partnern, darunter auch Israel, gemeinsame Dateien einrichten. an, dass die Koalition den Dissens noch eine Weile pflegen wird. Sie wirkt ratlos, weil Seehofer partout nicht ohne ein Zugeständnis bleiben will, während die SPD partout nicht einsieht, warum das so sein soll – und die CDU einerseits in der Sache bei Sigmar Gabriel steht, aber andererseits den bayerischen Kollegen irgendwie hätscheln muss. Dafür hat Merkel bisher keine Lösung gefunden. Kommt jetzt das lang versprochene Gesetz gegen den Missbrauch von Leiharbeit? Bereits vor fünf Monaten hatte Arbeitsministerin Andrea Nahles ihren ersten Entwurf vorgelegt, Mitte Februar hätte erin dieRessortabstimmung gehen können. Doch die CSU legte auch hier Einspruchein. Nunendlich darf es in die Bundesministerien verschickt werden, beschloss der Koalitionsausschuss – und zwar erst mal ohne Änderungen. Beim Thema Werkverträge sehe er keine Probleme mehr, gab CSU-Chef Horst Seehofer zu Protokoll. Bei der Leiharbeit allerdings gebe es noch „in einigen Punkten Diskussionsbedarf“. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer nannte weitere Änderungen erforderlich, damit unterschiedliche branchenbezogene Tarifverträge zur Überlassungsdauer und gleichen Bezahlung („equal pay“) möglich blieben. Gewerkschafter aber stellten klar, man werde „weitere Verschlechterungen“ keinesfalls akzeptieren. Kern des Gesetzesvorhabens ist es, den Einsatz von Leiharbeitern im selben Betrieb auf 18 Monate zu begrenzen. Nach neun Monaten sollen sie die gleiche Bezahlung wie die Stammbelegschaft erhalten. Nur bei anderslautenden Vereinbarungen der Tarifpartner darf davon abgewichen werden. Bei Werkverträgen soll sicherstellt werden, dass sie nicht zur Verdrängung regulärer Jobs missbraucht werden. Welche Einigungen stehen außerdem noch aus? Über die Förderung der Elektromobilität will die Koalition noch in diesem Monat entscheiden. Zum Gesetz über erneuerbare Energien (EEG) soll jetzt die Anhörung der Verbände stattfinden. Ideen und Forderungen aus SPD und CSU zu einer Rentenreform für mehr finanzielle Sicherheit im Alter wurden in der Nacht im Kanzleramt ebenfalls besprochen. Um das Thema in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, sollen nun Gewerkschaften und Arbeitgeber an der Debatte beteiligt werden, sagte Angela Merkel. ANZEIGE ORANKE CAMP’16 N E G R O M t frei! Riesen-Zelt- & Kanuausstellung · Anfassen, Testen, Kaufen Berlin und die Ostsee Deutschland Waren/Müritz 11/7 Prenzlau 12/6 Schwedt 14/7 Wittenberge 11/6 Berlin Rathenow 12/6 Berlin 17/10 Frankfurt/Oder 15/6 Brandenburg 12/6 Luckenwalde 13/6 Lübben 13/7 Finsterwalde 13/7 Cottbus 14/7 HEUTE IN BERLIN Der Freitag startet in Berlin und Umgebung noch trocken und mitunter gibt es am Morgen letzte Sonnenstrahlen, ehe von Westen dichte Wolken aufziehen. Spätestens um die Mittagszeit ist dann mit ersten Regenschauern zu rechnen. Im Laufe des Nachmittags klingt der Regen dann wieder langsam ab und gegen Abend lockern die Wolken wieder auf. So Mo Di Kiel 12/6 Rostock 12/7 Hamburg 14/6 Bremen 12/6 Hannover 14/6 Magdeburg 13/5 Dortmund 14/8 Die Höchsttemperaturen liegen bei 13 Grad. Wind: Der Wind weht schwach aus südlichen Richtungen mit Windstärke 3. Biowetter: Die Birkenpollenkonzentration in der Luft nimmt tagsüber mit Durchzug der kräftigen Schauer vorübergehend deutlich ab, in der Früh und auch gegen Abendistaber miterheblichenBeschwerden zu rechnen. 13/4 14/4 12/4 Köln 15/10 GESTERN IN BERLIN Schwefeldioxid 2 µg/m3 (maximal 350) Tegel Tempelhof Dahlem Schönefeld Potsdam 7.8 8.1 7.9 8 8.1 12.3 11.9 11.8 12.5 11.5 11.5 8.9 0 5.6 6.4 5.7 4.6 0 5 6.1 Berlin 13/6 Leipzig 13/7 Eberswalde 12/6 Potsdam 13/6 13/6 Sa Sonnenstunden vorgestern Neuruppin 11/6 Niederschlag bis 12 Uhr (mm) Pritzwalk 11/5 Am Wochenende zeigt sich tagsüber länger die Sonne, es bilden sich aber auch Quellwolken und zeitweilige Regenschauer ziehen durch. Der Wind dreht am Sonntag auf West, frischt mäßig auf und bringt kühlere Luft. Am Montag ist es oft sonnig, am Dienstag erneut unbeständig. Temperatur um 14 Uhr Schwerin 13/7 Heringsdorf 12/7 Rostock 12/7 WETTERLAGE Tiefstwert bis 8 Uhr Kühlungsborn 11/7 Europa AUSSICHTEN 15. 04. 2016 Göhren 10/7 lädt ein zum Start in den Frühling: Strandbad Orankesee · 16.04. · 10 - 18 Uhr Viele Aktionen Open Air · www.camp4.de Eintrit Frankfurt 16/9 Erfurt 14/8 Dresden 14/9 Nürnberg 14/8 Stuttgart 16/11 Saarbrücken 15/9 München 16/6 Freiburg 15/12 325 cm 12 cm keine Meldung cm 25 cm keine Meldung SONNE & MOND 06:06 20:06 22.04. 13:04 06.05. 03:25 Namenstage: Damian 30.04. 13.05. HEUTE IN DEUTSCHLAND Zu Tagesbeginn zeigt sich, nach Auflösung einiger Frühnebelfelder, im Südosten bei trockenen Verhältnissen nochfür einige Zeit die Sonne, in den übrigen Regionen dominieren dichte Wolken und im Westen auch erste Regenschauer. Imweiteren Verlauf brei- ten sich die Schauer dann immer weiterRichtung Ostenund Südosten aus. Es weht die ganze Zeit über nur schwacher Wind, wobei die Windrichtung zwischen Südwest und Südost schwankt. Die Temperaturen steigen bis zum Nachmittag auf 12 bis 17 Grad. H DEUTSCHLAND H Reykjavik 7 T Stockholm Helsinki St. Petersburg 7 10 1 T Oslo 7 Kopenhagen 8 Dublin 9 T London 14 PETRA I Paris Berlin Warschau 13 14 Brüssel Kiew 14 PETRA II 11 Zürich Wien 18 13 Budapest Venedig 17 Bukarest 16 Cannes 19 Dubrovnik 17 Rom Sofia Istanbul 17 18 17 17 T Bordeaux 17 Malaga 23 Las Palmas 19 Moskau 11 T 15 Lissabon Madrid 19 16 Riga 7 Wilna 8 Palma 22 Algier 21 Tunis 24 H Athen 23 Die Tiefs Petra I und II bleiben auch in den kommenden Tagen fürWest- undMitteleuropa wetterbestimmend. Sie ziehen nur langsam nordwärts und steuern somit weiterhin feucht-warme und schaueranfälligeLuftaufden Kontinent. In ganz West- und allmählich auch Zentraleuropa ist mit Wolken und Regen zu rechnen. In Osteuropa hält der Tiefdruckeinfluss ebenfalls an. H Hochdruckzentrum Warmfront Kaltfront Mischfront Antalya 21 Schauerlinie WASSERTEMPERATUREN Nordsee Ostsee Biskaya Adria Ägäis Schwarzes Meer 9˚ 6˚ 13˚ 16˚ 18˚ 13˚ Westliches Mittelmeer Östliches Mittelmeer Algarve Kanarische Inseln Karibik Thailand Auf unserer Internetseite: Das neue Berlin-Wetter – mit der Wetterlage und den Aussichten für jeden einzelnen Berliner Bezirk. Zu finden unter: wetter.tagesspiegel.de Aachen Bonn Brocken Düsseldorf Feldberg/Schw. Fichtelberg Garmisch-P. Hof Karlsruhe Konstanz Passau Schwerin Sylt Trier Weimar Würzburg Zugspitze leichte Regenschauer leichte Regenschauer Regenschauer Regenschauer Regen Regenschauer leichter Regen Regenschauer Regenschauer leichter Regen stark bewölkt Regenschauer stark bewölkt leichte Regenschauer Regenschauer Regenschauer leichte Schneeschauer 14˚ 16˚ 8˚ 15˚ 7˚ 10˚ 13˚ 10˚ 16˚ 14˚ 16˚ 13˚ 8˚ 13˚ 13˚ 13˚ 3˚ EUROPA UND DIE WELT T Tiefdruckzentrum AUSSICHTEN SCHNEEHÖHEN Zugspitze Brocken Feldberg Fichtelberg Oberhof Im Bereich der Keltischen See ist Tief Petra I aktiv und steuert feuchtmildeLuftmassennach Europa. Von Schottland über Westfrankreich bis nach Portugal ist mit vielen Wolken sowie Regen zu rechnen. Tiefer Luftdruck ist auch in Skandinavien wetterbestimmend, wenngleich dort wenig Regen fällt und sich auch ab und zu die Sonne zeigt. Tief Petra II und die zugehörigen Störungszonen bringen von den Niederlanden über Tschechien bis in die Schweiz unbeständiges Wetter mit Regenschauern. In Osteuropa sorgen Tiefdruckgebiete ebenfalls für viele Wolken und oft auch Regen. In Zentral- und vor allem in Südeuropa sorgt Hochdruckeinfluss für Sonne. Reisewetter 16˚ 19˚ 17˚ 19˚ 28˚ 31˚ Amsterdam Barcelona Bern Djerba Eilat Genf Hongkong Innsbruck Jerusalem Kapstadt Kairo Korfu Kreta Larnaca Los Angeles Mailand Malta Miami New York Palermo Peking Prag Reykjavik Salzburg St. Moritz Sydney Tel Aviv Tokio Zermatt Regenschauer sonnig Regenschauer sonnig sonnig Regen leichte Regenschauer wolkig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig wolkig sonnig Regenschauer sonnig sonnig heiter leichte Regenschauer Sprühregen stark bewölkt wolkig sonnig sonnig sonnig leichter Schneeregen Quelle: mowis GmbH / www.mowis.com 12˚ 18˚ 15˚ 20˚ 28˚ 15˚ 23˚ 21˚ 21˚ 24˚ 31˚ 19˚ 27˚ 23˚ 25˚ 18˚ 23˚ 29˚ 13˚ 18˚ 23˚ 13˚ 7˚ 16˚ 4˚ 25˚ 23˚ 17˚ 3˚ DIE DRITTE SEITE FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 Treueschwüre auf der Tribüne Die Koalition bemüht sich um Geschlossenheit E s gibt so Sätze, die glaubt man nicht. Hat der das gerade wirklich gesagt, ernsthaft jetzt? Ja, hat er. „Wir haben verabredet, dass der Koalitionsvertrag weiter gilt.“ Sigmar Gabriel sitzt hinter dem Pressekonferenzenpult im Kanzleramt, neben ihm die Kanzlerin, noch eins weiter der CSU-Chef. Die drei Parteivorsitzenden haben eine lange Nacht hinter sich, jetzt verkünden sie, was dabei rausgekommen ist. Dass die große Koalition ihre Vertragsgrundlage nicht in die Tonne tritt, gehört offenbar zu den erwähnenswerten Ergebnissen. Auch Angela Merkel wird darauf eigens hinweisen: Man habe sich gegenseitig „rückversichert“, dass der Vertrag gilt. Das war also nötig. So weit ist es gekommen. Tatsächlich ist ja schon der Auftritt als solcher bemerkenswert. Nach Koalitionsgesprächen sickern normalerweise bloß die Einigungspapiere durch, und der eine oder andere Hintersasse wispert den Berichterstattern zu, wo sich seine Partei aber so was von durchgesetzt habe! Ab und an hat den Part des Selbstlobers Horst Seehofer persönlich übernommen, wenn er mal wieder fand, die CSU komme nicht genügend vor. Das Trio komplett auf der Tribüne – obendrein flankiert von drei Fachministern – bildet eine Demonstration. Nötig ist die. Merkel ist in den letzten Monaten praktisch ausschließlich als Flüchtlingskanzlerin wahrgenommen worden, Seehofer als Zwischenbrüller vom Seitenrand und Gabriel im Zickzacklauf hinter den SPD-Wählern her. An das letzte gemeinsame Bild selbdritt erinnert sich schon kaum noch einer. Das letzte gemeinsame von Merkel und Seehofer stammt aus dem Tiefschnee von Kreuth, sie mit hängenden Mundwinkeln, er bedeutungsschwer schweigend. Da ist es also, um mit Gabriel zu sprechen, Zeit für einen Beweis von „Handlungsfähigkeit“ der Koalition. Bisschen verkrampft fällt er noch aus. Einmal schmunzelt Seehofer in Merkels Richtung, als Gabriel in Stil und Länge einer mittleren Parteitagsrede das vereinbarte Integrationsgesetz in größere Zusammenhänge sozialdemokratischer Willkommenskultur einordnet: „Wir wollen integrierte, stolze Menschen, die nach Deutschland einwandern, keine zwangsassimilierten, ängstlichen Integrationssimulanten.“ Merkel lächelt sehr knapp zurück. Als später jemand nachfragt, wie eigentlich der Stand der Klageandrohungen zwischen Bayern und Berlin so sei, versichert die Kanzlerin, dass der Beschwerdebrief aus München schon noch beantwortet werde, und der Ministerpräsident, dass man mit der Antwort im Sinne eines „vernünftigen Umgangs zwischen den Parteien“ verfahren werde. Das klingt nach Einmotten der Kriegsflagge. Bayern Seltenes Bild. Horst Seehofer, Angela Merkel und Sigmar Gabriel. Foto: dpa wird ja auch seit Längerem nicht mehr von Flüchtlingen überrannt. Gegen ein Nicht-Problem klagt es sich schwer. Plötzlich Frieden ausgebrochen ist trotzdem nicht. Man erkennt das an den Themen, die nicht entschieden worden sind, von der Neuregelung der Zeitarbeit und Werkverträge bis zur Erbschaftsteuer. Man erahnt es aus den gegenseitigen Versicherungen, dass man die große Frage der langfristigen Rentensicherung ganz und gar und ganz bestimmt nicht zum Wahlkampfthema machen wolle. Und man erkennt es an den Schlusssätzen. Lauter Selbstverständlichkeiten eigentlich. Mit einer „Kombination aus Vertragstreue, Einigungswillen und Realismus“ werde man weiterarbeiten, verspricht Gabriel. „Die CSU möchte die Koalition ordnungsgemäß fortführen und weiterführen bis zur Bundestagswahl 2017“, versichert Seehofer. „Ich hab’ nicht die geringsten Zweifel, dass wir unsere Zusammenarbeit fortsetzen“, sagt Angela Merkel. Dann ist die Zeit um, und die Kanzlerin marschiert Richtung Ausgang. Auf einmal hält sie inne, dreht sich um, geht ein paar Schritte zurück. Noch was vergessen? Stimmt ja – die Schlussszene! Die Hausherrin verabschiedet ihre Gäste. Merkel stellt sich neben Seehofer und schüttelt ihm die Hand. Die Kameras in der Nähe klicken eifrig. Robert Birnbaum DER TAGESSPIEGEL 3 S o gut wie immer waren seine Opfer Schuljungen. Einer war erst vier Jahre alt.“ Dies sind zwei der ersten Sätze einer Geschichte, die im Januar 2002 Boston erschütterte wie kaum eine zuvor. Geschrieben von Reportern des „Boston Globe“, die in den folgenden Monaten mit insgesamt rund 600 Artikeln einen der größten Missbrauchsskandale der katholischen Kirche aufdeckten. Die Reporter des „Globe“ gewannen für ihre Arbeit den Pulitzerpreis, ein Film über sie und ihre Recherche in diesem Februar den Oscar. „Spotlight“ heißt der Film. So wie das investigative Team, das, als die Sätze über missbrauchte Jungen, über ewig weiterversetzte Priester, traumatisierte Erwachsene und die Vertuschungen der Kirche erst einmal gedruckt sind, unruhig schläft, nervös ist, am folgenden Tag leise die Redaktion betritt, in der die Telefone schon klingeln. Den ganzen Tag beantworten sie Anrufe über Anrufe. Von Opfern, Betroffenen, Lesern. In ihrem abgelegenen Büro im Untergeschoss, in dem alles dieselbe Farbe zu haben scheint. Braun, grünlich, grau. In einer Lagerhalle in Toronto wurden der Newsroom des „Globe“ und das Spotlight-Büro für den Film detailgetreu nachgebaut. Der Film ist gelungen authentisch. Und er ist Kontrapunkt in Zeiten, in denen Zeitungen weltweit unter schwindenden Anzeigen, Wirtschaftskrise und dem Bedeutungsverlust des Printgeschäfts leiden. Und der Film ist, so sagen viele, Die echten Balsam für die geReporter schundene Journalistenseele. Martin Bascheuen ron, damals Chefreden Trubel. dakteur des „Boston Globe“, nun in gleiSie wollen cher Position bei der arbeiten „Washington Post“, schrieb im Februar, dass der wahre Lohn dieser Geschichte in der Wirkung des Films bestehe. „Eine misstrauische Öffentlichkeit könnte erkennen, dass wir immer noch eine starke Presse brauchen.“ Ist „Spotlight“ ein Hilfeschrei? Und: Wie schlimm muss es eigentlich um den Journalismus stehen, wenn eine 15 Jahre alte Rechercheleistung die Reputation einer Branche retten soll? Matt Carroll, Sacha Pfeiffer, Michael Rezendes, so heißen die drei damaligen Spotlight-Reporter. Carroll arbeitet mittlerweile für das Massachusetts Institute of Technology (MIT), Pfeiffer ist Kolumnistin beim „Globe“, nur Rezendes ist noch Teil der legendären Spotlight-Mannschaft. Doch der Hype wurde ihm zu viel. „Ich muss mich wieder auf meine Arbeit konzentrieren“, begründet Rezendes, der von Mark Ruffalo gespielt wird, seine Interviewabsage. Einer, der bereitwillig spricht, ist Walter Robinson. Er leitete damals das Spotlight-Team, das 2001 mit den Recherchen zu dem Missbrauchsfall begann. Und er ist heute so etwas wie das Gesicht des „Globe“. Robinson hat seit ein paar Monaten Urlaub von den alltäglichen Redaktionssorgen. Bezahlten Urlaub. Er ist „on Tour“, wie er selbst sagt, das heißt: Vorträge, Interviews, Veranstaltungen. Im Film wird er von Michael Keaton gespielt. Robinsons Mimik, der Bostoner Akzent, die behutsame Gesprächsführung – all das sitzt perfekt. Die beiden Männer sind im vergangenen Jahr zu Freunden geworden. Robinson ist seit 42 Jahren beim Globe, er war Washington-Korrespondent, Nahostkorrespondent, Lokalchef. Mittlerweile ist er 70 Jahre alt und seine Position nennt sich Editor-at-Large. Wenn man fragt, was er, der Ur-Bostoner, genau macht, bekommt man ein nettes Lächeln und „keine Ahnung“ als Antwort. Seit dem Kinostart ist er halb Zeitungsbotschafter, halb Historiker. An diesem Vormittag ist „Robby“, wie er im Film und auch sonst von allen genannt wird, in Downtown Manhattan unterwegs. Eben wurde er in der legendären Radiosendung „The Brian Lehrer Show“ interviewt. „Der Moderator sprach von uns als Reporterhelden. Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber ich habe gedacht: ohhh nooo!“, sagt Robinson. Er ist lieber Reporter als Held, stellt lieber Fragen, als sie zu beantworten. Und die Helden, das seien sowieso nur die Opfer des Missbrauchs, die „survivors“, Überlebende, wie er sagt. Zu manchen hat er bis heute Kontakt. Es sind junge Männer, die mit Alkoholproblemen kämpften – bis der „Globe“ ihr Geheimnis ausgrub und ihnen eine Stimme gab. Mütter, die zu spät bemerkten, was mit ihren Söhnen geschah, deren schlechtes Gewissen schwer wiegt. Robinson spricht langsam, sehr kontrolliert, er wiegt den Kopf und wenn ihm etwas wichtig ist, reißt er seine Augen auf. Michael Keaton, so sagt er, habe ihn perfekt studiert. „Der Film ist gleichermaßen ein Nachruf wie eine Hymne“, sagt Robinson. „Er zeigt, wie die Wurst wirklich gemacht wird. Wie wir im Dunklen tappen und uns durch Papier wühlen.“ Fax statt Smartphones, „Oldschool-Journalismus“. Der Film entglorifiziere den Beruf und funktioniere zugleich als Werbung. „Ich rede mit Berufsanfängern, denen der Film Mut macht“, sagt Robinson. „Natürlich gibt es Leute, die denken, dass Journalisten Dreck sind, so wie es Donald Trump predigt. Aber das haben sie auch schon vor Trump gedacht.“ Den Stolz da- Ans Licht gebracht. Der Film „Spotlight“ basiert auf einer wahren Begebenheit. Hier eine Szene mit Rachel McAdams (von links nach rechts) als Sacha Pfeiffer, Mark Ruffalo Foto: Kerry Hayes/Open Road Films/Paramount/dpa als Michael Rezendes und Brian d’Arcy James als Matt Carroll. Wurzelbehandlung Der Film „Spotlight“ machte das Rechercheteam vom „Boston Globe“ weltberühmt. 24 Pulitzerpreise hat die Zeitung bereits gewonnen. Der 25. könnte am Montag folgen Von Lukas Hermsmeier, Boston/New York rauf, Journalist zu sein, will sich Robinson nicht nehmen lassen. Seine Kritik an der Branche geht so: „Viele Zeitungen entscheiden sich dafür, auf investigativen Journalismus zu verzichten, weil er zu teuer ist. Wenn man aber die Leser befragt, was für sie am wichtigsten ist, dann antworten sie: investigative Recherche.“ Dass sich der „Boston Globe“ diesem Bereich des Journalismus so intensiv widmet, darauf konzentriert, wodurch er bekannt wurde, liegt auch am neuen Besitzer, dem Milliardär John Henry. 2013 kaufte er die Zeitung für 70 Millionen US-Dollar – sechs Prozent des ehemaligen Wertes. Die Mitarbeiteranzahl wurde von 550 auf rund 300 verkleinert, alle Auslandsbüros geschlossen. Doch in all diesen Jahren stand Spotlight nie zur Debatte. „Globe“ sieht in der Tradition die Zukunft. In den Bostoner Redaktionsräumen leitet nun seit zwei Jahren Scott Allen das Investigativteam. Sechs Reporter stehen ihm zur Verfügung, drei mehr als zu Walter Robinsons Zeiten. „Nachdem John Henry die Zeitung gekauft hatte, besuchte er das Spotlight-Team mit als Erstes. Er hat uns gefragt, ob wir genügend Mittel hätten“, sagt Scott Allen. Der 54-jährige Allen arbeitet seit 24 Jahren für den „Globe“. Für seine Artikel in den Bereichen Wissenschaft, Umwelt und Gesundheit gewann er mehrere Preise, doch so viel Aufmerksamkeit wie zurzeit hat er nie bekommen. Und das, obwohl er selbst gar nicht zu den Reportern gehörte, die den Skandal aufdeckten. Im Newsroom des „Boston Globe“ hat Scott Allen eines der Einzelbüros am Rand. „Dieser Film hier“, sagt er und zeigt auf ein eingerahmtes Filmplakat, das neben seiner Tür hängt, „hat alles verändert. Wir sind jetzt ein bisschen berühmt. Nicht ich persönlich, aber die Leute wissen jetzt, was Spotlight ist“, sagt Allen. Er bekomme täglich Briefe und E-Mails von Menschen, die sich bedanken. „Wir befinden uns zurzeit in einer Art Blase. Jeder erzählt uns, wie großartig wir sind. Aber wir lassen uns nicht vom Hype blenden.“ Allen hat die Ehre, eines der bekanntesten Investigativressorts der Welt zu leiten. Und er hat die Bürde eines großen Erbes. Im Jahr 2014, Allen war gerade zum Spotlight-Chef befördert worden, zog das Team von einem Büro im Unterge- schoss in den Newsroom, um näher am täglichen Informationsfluss zu sein. Nun führt er den Besuch durch das Großraumbüro. Redakteure sitzen dicht beieinander vor veralteten Computern in kleinen Waben, getrennt voneinander durch drei hüfthohe Wände, umgeben von Papierstapeln und Ordnern. Der Druck, der auf Spotlight lastet, ist groß. Im letzten Jahr sei man mit „Shadow Campus“, einer Geschichte über kriminelle Wohnungsvermieter, Pulitzer-Finalist gewesen. Dann erzählt Allen von einer Recherche, die vor drei Jahren dazu führte, dass der Vizegouverneur von Massachusetts zurücktreten und ein Behördendirektor ins Gefängnis musste. „Wir machen schon noch Geschichten von Bedeutung“, sagt Allen. Es klingt etwas trotzig. Der Journalist ist geprägt von den Aufs und Abs, die er beim „Globe“ erlebt hat. Und er war selbst kurz davor, den Job hinzuschmeißen. Ohhh nooo, denkt Reporter Walter Robinson (oben), wenn er mal wieder als Held bezeichnet wird. Scott Allen leitet heute das Team Spotlight. Fotos: Boston Globe 1993 hatte The New York Times Company die Zeitung für 1,1 Milliarde US-Dollar gekauft. Dann kam das Internet. Ende 2002, kurz nachdem der Kirchenskandal aufgedeckt worden war, lag die Auflage bei 470 000 Stück. „In den Jahren danach ist das ganze System kollabiert“, sagt Allen. 2009 forderte der Verlag von der Redaktion Einsparungen in Höhe von 20 Millionen US-Dollar und drohte mit der Einstellung. „Ich dachte, ich sei bald arbeitslos. Also habe ich mich um Jobs im Universitätsbereich beworben“, sagt Allen. Er blieb dann doch. Nächstes Jahr verlässt die Zeitung nach fast 60 Jahren das Verlagsgebäude im Stadtteil Dorchester und zieht nach Downtown Boston, in ein kleineres Büro. Die Auflage liegt inzwischen bei weniger als 200 000. Genauso wie längere Features und Exklusivgeschichten landen mittlerweile auch die Spotlight-Artikel auf der Website bostonglobe.com, wo sie nur gegen Bezahlung zu lesen sind. Kürzere News werden auf boston.com publiziert. Doch die Zahl der Onlinenutzer wächst noch zu langsam. So manövriert die Zeitung zwischen vergangenem Ruhm, aktuellen Problemen – und aktuellem Ruhm, der sich aus der Vergangenheit nährt. Doch Allen kann sich nicht beschweren. „Ohne John Henrys Segen hätte Chefredakteur Brian McGrory die Zahl der Spotlight-Reporter 2014 nicht verdoppeln können“, sagt Allen, der bei den einzelnen Projekten immer auch zusätzliche Unterstützung von anderen Ressorts bekommt. Spotlight ist und bleibt das Aushängeschild der Zeitung – entsprechend die Privilegien. „In der Zeit, in der andere 100 Geschichten machen, veröffentlichen wir eine Geschichte“, sagt Allen und übertreibt dabei nicht einmal. Seit der Gründung im Jahr 1970 hat das Spotlight-Team lediglich 102 Geschichten recherchiert. Beim Gang durch das lang gezogene Backsteingebäude läuft man an all den eingerahmten Pulitzer-Preisurkunden vorbei, die der „Globe“ gewonnen hat, 24 sind es insgesamt. Die letzte Geschichte, für die das Spotlight-Team ausgezeichnet wurde, ist ebenjene verfilmte aus dem Jahr 2002. Ob die Galerie wächst, entscheidet sich am kommenden Montag, wenn die 100. Pulitzer-Preisverleihung stattfindet. „Wir sind uns im Klaren, dass jedes unserer Projekte bei den großen Journalistenpreisen mithalten sollte“, sagt Allen. Im katholisch geprägten Nordosten der USA ist der „Globe“ eine Institution. Im Foyer hängen eine Bronzetafel des Ur-Verlegers Charles H. Taylor und eine übergroße Abbildung der ersten Titelseite von 1872 an der Wand. Keine Fotos, nur Kleingedrucktes, so war das früher. An diese Anfänge werden die Angestellten jeden Tag erinnert. Das kann man als Rückwärtsgewandtheit deuten oder als Traditionsbewusstsein, mächtig wirken diese Symbole Milliardäre in jedem Fall. steigen ein – Henry, der neue Besitzer des und werden „Globe“, dem auch als Retter das Baseballteam Boston Red Sox und der Branche der Fußballklub FC gefeiert Liverpool gehören, istnureiner vonmehreren Silicon-ValleyUnternehmern, die sich den Journalismus ausgeguckt haben. Amazon-Chef Jeff Bezos hat vor ein paar Jahren die „Washington Post“ gekauft, Ebay-Erfinder Pierre Omidyar gründete 2013 den Medienkonzern First Look Media, zu dem das Investigativportal The Intercept gehört. In den USA werden die quereinsteigenden Internetmogule alsRetter gefeiert. Mit den Kollateralschäden, zum Beispiel in Form von Interessenkonflikten, setzt man sich in der fragilen Branche nur ungern auseinander. Scott Allen tut es trotzdem. „Es ist schon etwas misslich: John Henry besitzt die Red Sox und wir berichten über die Red Sox“, sagt Allen. Auch die Sprunghaftigkeit seiproblematisch.„Manche der Initiativen und Projekte beruhen nur auf John Henrys Instinkt.“ Vielleicht ist der „Globe“ das schlechteste Beispiel, um von der Medienkrise zu erzählen, weil die meisten Zeitungen dieser Welt nicht von einem Milliardär gerettet werden. Vielleicht ist der „Globe“ aber auch das beste Beispiel, weil sich nur wenige Zeitungen so klar positionieren: pro investigativen Journalismus. Das „Spotlight“-Filmplakat im Newsroom wirkt zwar, obwohl es da noch gar nicht lange hängt, wie ein Relikt der „guten alten Zeit“, ist aber ebenso eine Bestätigung der Philosophie. Jetzt muss nur noch eine gute neue Zeit kommen. 4 POLITIK DER TAGESSPIEGEL SICHERHEIT VON ATOMKRAFTWERKEN So War Jülich im Visier von IS-Terroristen? Verfassungsschutz: Keine Hinweise auf Gefährdung Berlin - Der Verfassungsschutz hat nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse darüber, dass der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam das frühere Kernforschungszentrum Jülich im Visier hatte. Präsident Hans-Georg Maaßen habe in dieser Angelegenheit auch keine Gespräche mit Mitgliedern des Parlamentarischen Kontrollgremiums geführt, sagte ein Sprecher der Behörde in Berlin. Auch das Forschungszentrum in Jülich versicherte, man habe „keinerlei Hinweise auf eine etwaige Gefährdung“. Die Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND) hatten berichtet, Maaßen habe rund um den 24. März mehrere Mitglieder des streng vertraulich tagenden ParlamentarischenKontrollgremiumsdesBundestagesüberden Fund unterrichtet. Demnach hätten Ermittler in der Wohnung in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek,in derAbdeslam kurz vor den Anschlägen vom 22. Märzgefasst wurde, ausgedruckte Internet-Artikel über die Jülicher Anlage und Fotos von Vorstandschef Wolfgang Marquardt gefunden. Der Kernforschungsreaktor in Jülich ist stillgelegt, auf dem Gelände befinden sich aber noch drei Zwischenlager mit Atommüll. Abdeslam gilt als Schlüsselfigur bei den Ermittlungen zur Pariser Terrorserie mit 130 Todesopfern am 13. November. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärte am Donnerstag, man bleibe bei der Darstellung: Mehrere Mitglieder des Kontrollgremiums hätten unabhängig voneinander angegeben, von Maaßen unter vier Augen über den Fund unterrichtet worden zu sein. Diese Information stamme nicht nur von einem Abgeordneten und nicht nur aus einer Partei, betonte RND-Chefredakteur Matthias Koch. dpa REAKTOR IN BERLIN D Der Forschungsreaktor des Helmholtzzentrums für Materialien und Energie am Berliner Wannsee soll noch bis Ende 2019 betrieben werden. Der BER II ist seit 1973 in Betrieb, wurde 1991 umgebaut und ein zweites Mal genehmigt. Seit Jahren bemängeln Bürgerinitiativen, dass der Forschungsmeiler mit einer thermischen Leistung von zehn Megawatt einem Flugzeugabsturz nicht standhalten könnte und auch gegen terroristische Angriffe von außen nicht ausreichend geschützt sei. Das spielt bei der Debatte um den Flughafen BER immer wieder eine Rolle. Der Reaktor dient der Grundlagenforschung, Strom wird keiner produziert. Die Anlage wird vom Betreiber als „offener leichtwassermoderierter Schwimmbadreaktor“ beschrieben. deh NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 E gefährdet sind deutsche Reaktoren Offenbar Lebenszeichen von entführten Schülerinnen Vorgetäuschte Sicherheitsprüfungen beim Akw Philippsburg zeigen: Der Mensch ist auch ein Risikofaktor Von Reimar Paul, Göttingen DEUTSCHLAND Berlin - Niedergelassene Ärzte, die sich bestechen lassen, müssen künftig mit empfindlichen Strafen rechnen. Der Bundestag beschloss am Donnerstag ein Gesetz gegen Korruption im Gesundheitswesen. Wer sich bestechen lässt oder selbst besticht, kann damit künftig mit bis zu drei Jahren Haft oder einer Geldstrafe belangt werden. Der Korruption im Gesundheitswesen werde nunmehr ein Riegel vorgeschoben, erklärte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). Auch die aktive Bestechung – etwa durch den Vertreter einer Pharma-Firma – ist strafbar. AFP Prozess gegen Reker-Attentäter beginnt Ungeprüft. Das Atomkraftwerk Philippsburg wird von einem hausgemachten Skandal erschüttert. besorgniserregende Vorfälle ausgelöst worden. So fälschte 2003 im US-amerikanischen Akw Dresden (Illinois) ein Abteilungsleiter Sicherheitsbelege. Obwohl er wusste, dass drei Schleusen nicht kontrolliert worden waren und eine Sicherheitstür bei der Inspektion durchfiel, bescheinigte er mit seiner Unterschrift auf dem Überprüfungsprotokoll, dass alles kontrolliert worden sei. Im selben Jahr überprüfte im Akw Browns Ferry (Alabama) ein Arbeiter mit einer Kerze die Luftströmung bei einem Kabelbündel. Dabei kam er mit der Kerze zu nahe an die Isolierung. Sie fing Feuer, der Brand breitete sich in einem Raum aus, durch densämtliche wichtigen Steuerkabelführten. Der Atomreaktor geriet für mehrere Stunden außer Kontrolle. Das extremste Beispiel für menschliches Versagen war die Reaktorkatastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl vor 30 Jahren. Bevor die Decke in Block Nummer vier explodierte und eine große radioaktive Wolke über halb Europa zog, hatten Beschäftigte gleich eine ganze Reihe von Vorschriften grob missachtet. „Fehler, Fahrlässigkeiten oder gar Vorsatz sind nie völlig auszuschließen, wo Menschen tätig sind“, sagte derdamalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zum 25. Jahrestag. „Der Faktor Mensch ist Bestandteil des Restrisikos und muss daher ebenso in die gegenwärtige Neubewertung der Sicherheitsmaßnahmen einbezogen werden wie etwa Erdbeben, Hochwasser, Stromausfall oder Flugzeugabstürze.“ Foto: Uli Deck/dpa Eine ganz neue Bewertung des Risikofaktors Mensch ergibt sich durch zunehmende Indizien, dass Terroristen Anschläge auf oder in Atomanlagen planen könnten. Zwar gibt es solche Warnungen schon lange, sie blieben aber abstrakt und flossen in die Sicherheitsbewertungen meist nicht ein. Erstmals konstatierte 2013 das Oberverwaltungsgericht Schleswig, bei der Genehmigung des Atommüllzwischenlagers Brunsbüttel sei die Gefahr terroristischer Angriffe nicht ausreichend berücksichtigt worden. Inzwischen gibt es mehr Hinweise, dass es fanatische Islamisten auf Nuklearmaterial für schmutzige Bomben abgesehen haben könnten oder dass sie sogar in Atomkraftwerken Attentate verüben wollen (siehe nebenstehenden Text). Straßburger Deal Nordrhein-Westfalens Finanzminister Walter-Borjans gibt nicht nach Er strebt internationale Kooperation an und geht dabei in Vorleistung EU-Parlament billigt Speicherung von Fluggastdaten Vorkämpfer gegen Steuerflucht. Norbert Walter-Borjans. Foto: Monika Skolimowska/dpa gen zum Beispiel von schweizerischen Banken verfügen – das Ergebnis hat nicht wenige überrascht: Allein eine Bank verwaltete zu bestimmten Stichtagen Vermögenswerte über 101 und wenig später über 81 Milliarden Schweizer Franken, wasdemGegenwertvon 93und75Milliarden Euro entspricht. Besonders aktiv waren Bürger aus Großbritannien und Spa- Abuja - Zwei Jahre nach der Massenentführung von 200 Mädchen durch die nigerianische Terrormilz Boko Haram gibt es ein Lebenszeichen von einigen Opfern. Der Fernsehsender CNN veröffentlichte ein Video mit 15 der überwiegend christlichen Schülerinnen, die am 14. April 2014 von Islamisten aus dem Schlafraum ihrer Schule in der Stadt Chibok im Nordosten des Landes gezerrt worden waren. Das Video sei nach Angaben des Fernsehsenders von Boko Haram Ende Dezember aufgenommen worden und als Lebensnachweis an die Unterhändler der Regierung geschickt worden. CNN zeigte die Aufnahme daraufhin den Eltern von einigen der Entführten, die die Identität der Mädchen bestätigten. dpa Gesetz gegen Korruption bei Ärzten beschlossen Steuerbetrüger jagen Düsseldorf - Norbert Walter-Borjans lässt sich jedes Schreiben, jede diesen Sachverhalt betreffende Mail persönlich vorlegen. Wenn er sie gelesen hat, huscht dieses Lächeln über seine Lippen, das die Mitarbeiter längst kennen, wenn ihm etwas besonders gut gelungen ist. In diesen Tagen bekommt der Düsseldorfer FinanzDie Fahnder minister reichlich Dank aus ganz unterin anderen schiedlichen Ländern. Mal schreibt Ländern ihm ein Kollege, wie freuen sich sehr er dessen „Beauf die Daten reitschaft, die Informationen mit uns zu ihres teilen, zu schätzen“ weiß, dann wieder Kollegen verspricht ein anderer, dass auch er glaube, dass Steuerbetrug „nur durch internationale Zusammenarbeit reduziert werden kann“. Genau darum geht es Norbert Walter-Borjans, der seinen Fahndern seit mehr als sechs Jahren fast alle Freiheiten lässt, wenn sie Unterstützung in ihrem Kampf gegen Steuervermeidung brauchen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat insgesamt elf Datenträger mit Informationen über Konten und deren Inhaber gekauft, zusätzlich haben Staatsanwälte und Steuerfahnder etliche Banken und deren Filialen in der Bundesrepublik durchsucht und dabei jede Menge interessante Details zutage gefördert. Seit einiger Zeit hat Walter-Borjans seine Truppe nun gezielt auswerten lassen, welche nichtdeutschen Staatsbürger über Kontoverbindun- F NIGERIA Kontrollen außer Kontrolle Das Atomkraftwerk Philippsburg wird von einem hausgemachten Skandal erschüttert. Der Betreiber hat bei Untersuchungen festgestellt, dass ein Mitarbeiter eine regelmäßig vorzunehmende Prüfung an einem Störfallmonitor zwar in einem Prüfprotokoll dokumentiert hat, die eigentliche Prüfung aber gar nicht vorgenommen hatte. Weitere Nachforschungen ergaben, dass der Beschäftigte die Kontrolle in sieben weiteren Fällen nur vortäuschte. Das Umweltministerium Baden-Württembergs als zuständige Aufsichtsbehörde reagierte mit einer Anordnung. Danach soll dem Betreiber EnBW nach einer noch ausstehenden Anhörung vorläufig untersagt werden, den Reaktor wieder anzufahren. Er steht derzeit wegen Revisionsarbeiten ohnehin still, nach bisheriger Planung sollte er im Mai wieder hochgefahren werden. „Aber bevor die nicht nachgeMinisterium EnBW wiesen hat, dass die in Stuttgart Anlage vorschriftsmäßig und sicher beuntersagt trieben wird, darf vorläufig sie nicht mehr angewerden“, den erneuten fahren sagte UmweltminisAkw-Betrieb ter Franz Untersteller von den Grünen. Er erwartet von EnBW Vorkehrungen, um solche Täuschungen künftig auszuschließen. „Meines Wissens nach ist es das erste Mal, dass eine vorgeschriebene Prüfung in einem deutschen Kernkraftwerk offenbar bewusst vorgetäuscht wurde“, sagte Untersteller. „Das ist hochgradig beunruhigend und nicht akzeptabel.“ Die Grünen im Bundestag verlangen nun ein Einschreiten der Bundesatomaufsicht. Es müsse analysiert werden, ob es Lücken im deutschen Regelwerk für Akw-Prüfungen gebe, erklärte die Atomexpertin Sylvia Kotting-Uhl. Umweltschützer meinen, das Kartenhaus der angeblichen Sicherheit von Atomkraftwerken breche immer mehr in sich zusammen. „Jahrelang wollte man uns weismachen, die früheren Schlampereien und Fehler in Philippsburg seien aufgearbeitet und Vergangenheit“, sagt Franz Wagner vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn. EnBW hatte 2001 eingeräumt, dass beim Wiederanfahren der Anlage nach Revisionen 17 Jahre lang die vorgeschriebenen Füllstände des Notkühlsystems nicht eingehalten wurden. „Jetzt liegt offen, dass EnBW kein Vertrauen verdient, sondern dass in Akws immer mit Misswirtschaft, mit Fehlern und sogar mit direktem Betrug gerechnet werden muss“, sagt Wagner. In Zeiten des Spardrucks gelte das erst recht. Vergleichbare Fälle menschlichen Versagens wie inPhilippsburg sind inder Bundesrepublik bislang nicht bekannt geworden. Im Ausland hingegen sind mehrfach NACHRICHTEN nien, die jeweils zu beiden Stichtagen knapp zehn Milliarden Euro in dieser Bank der Alpenrepublik angelegt hatten. Über das Bundeszentralamt für Steuern hat er diese Daten nun insgesamt 27 Ländern komplett zur Verfügung gestellt, die müssen jetzt überprüfen, ob die Personen diese erheblichen Vermögenswerte in ihrer Steuererklärung angegeben haben. „Wir sind uns sicher, dass da viel unversteuertes Geld dabei ist“, berichtet ein mit der Sache vertrauter Fahnder, der ebenfalls darauf hinweist, dass damit erneut die Frage im Raum steht, ob die beteiligten Banken inzwischen wirklich eine Weißgeldstrategie fahren, wie sie es gerne behaupten. Norbert Walter-Borjans ist in diesem Punkt zurückhaltend, er will den Ergebnissen in den jeweiligen Ländern nicht vorgreifen. Seine Erfahrungen sprechen allerdings dafür, dass sich die Beschäftigung mit der Materie lohnen wird. „Alleine Nordrhein-Westfalen hat als Folge der Datenankäufe insgesamt Mehreinnahmen von 2,1 Milliarden Euro gehabt, die Bundesrepublik mindestens fünf Milliarden“, berichtet der Düsseldorfer Finanzminister, dessen Urteil über die Branche wenig schmeichelhaft ausfällt: „Wir haben es hier mit einer Steuerumgehungs-Industrie zu tun.“ Damit sich daran etwas ändert, sagt er einem Kollegen, der sich über die angekündigten Daten sehr gefreut hat. „Wenn sich Steuerhinterzieher internationaler Kanäle bedienen, müssen Steuerfahndungen ebenfalls grenzüberschreitend zusammenarbeiten“, gibt Walter-Borjans als Parole aus. Jürgen Zurheide Berlin - Das EU-Parlament hat am Donnerstag zwei ganz unterschiedliche Vorhaben im Doppelpack beschlossen: Die Parlamentarier stimmten der umstrittenen Erfassung von Fluggastdaten zu, die von Datenschützern kritisch bewertet wird. Gleichzeitig billigten sie aber eine Datenschutzverordnung, mit deren Hilfe Verbraucher künftig selbst über ihre Daten entscheiden können. Zu denen, die bei der Abstimmung über die Datenschutzverordnung im Straßburger Europaparlament eine gewisse Genugtuung empfunden haben dürften, gehört der Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Al- Gebilligt brecht. „Das ist der letzte Schritt der wurde bahnbrechenden Re- auch eine form des EU-Datenschutzes“, erklärte Verordnung er. Das Gesetzge- für mehr bungsprojekt hatte zu Beginn des Jahres Datenschutz 2012 mit einem Vorschlag der damaligen EU-Justizkommissarin Viviane Reding seinen Anfang genommen. Kurze Zeit später bekam der heute 33-jährige Parlamentarier Albrecht als Berichterstatter im Parlament die Aufgabe übertragen, einen Kompromiss zwischen den Fraktionen im Parlament und Konzernen wie Google und Facebook zu finden – eine Herausforderung, die dem jungen Abgeordneten nicht jeder zutraute. Die Zweifel waren unberechtigt: Mit der nun verabschiedeten Datenschutzverordnung ist es gelungen, die Rechte von Internetsurfern zu stärken und eine aus dem Jahr 1995 stammende EU-Richtlinie zu ersetzen. Im Kern stärkt die Datenschutzverordnung die Nutzerrechte. Da es nun anders als bisher keinen europäischen Flickenteppich beim Datenschutz gibt, haben Firmen keinen Anreiz mehr, ihren Hauptsitz im Land mit den laxesten Regeln zu errichten. Zudem können Nutzer nicht mehr benötigte Daten löschen lassen. Dass die Datenschutzverordnung nun doch schneller als geplant im Europaparlament zur endgültigen Abstimmung kam, hat indirekt mit den Anschlägen von Brüssel zu tun. Nach dem Doppelattentat vom 22. März wuchs der Druck auf die Europaabgeordneten, nach jahrelangem Hin und Her ihren Widerstand gegen die Erfassung von Fluggastdaten aufzugeben. Vor allem die französische Regierung drängte vor dem Hintergrund der Pariser Anschläge vom vergangenen Jahr auf die Einführung des Passenger Name Record (PNR). Die Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen gaben ihren Widerstand gegen das PNR-Register auf – und verlangten im Gegenzug eine Paketlösung. So kam es, dass am Donnerstag im Straßburger Plenum sowohl die ungeliebte Fluggastdatenrichtlinie als auch die seit Langem geforderte Datenschutzverordnung abgesegnet wurden. Der Abstimmungsdeal ändert aber nichts an der Haltung des Grünen-Abgeordneten Albrecht zum PNR-Register: Die Speicherung von Fluggastdaten wie den Kreditkartennummern oder Essenswünschen hält er für „grundrechtswidrig“. Der Neuregelung zufolge müssen künftig Fluggesellschaften bei Flügen über die Außengrenzen der EU hinaus die Daten der Reisenden an die zuständigen nationalen Sicherheitsbehörden weiterleiten. Albrecht Meier Berlin - Ein halbes Jahr nach dem Messerangriffauf die damalige Bürgermeisterkandidatin Henriette Reker muss sich der arbeitslose, 44 Jahre alte Frank S. an diesem Freitag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Der Angeklagte habe Reker töten wollen, weil sie aus seiner Sicht für eine verfehlte Ausländerpolitik mitverantwortlich war. Es bleibt allerdings offen, ob S. schuldfähig ist. Der renommierte Psychiater Norbert Leygraf arbeitet an einem Gutachten und wird S. im Prozess beobachten. Sicherheitskreise sprechen von Hinweisen auf rechtsextreme Kontakte, allerdings gilt S. auch als Sonderling. fan DER TAGESSPIEGEL RERUM CAUSAS COGNOSCERE ZEITUNG FÜR BERLIN UND DEUTSCHLAND Pflichtblatt der Börse Berlin Verleger: Dieter von Holtzbrinck. Herausgeber: Giovanni di Lorenzo, Sebastian Turner. Chefredakteure: StephanAndreas Casdorff, Lorenz Maroldt. Stellvertretender Chefredakteur: Arno Makowsky. Berater der Chefredaktion: Gerd Appenzeller. Geschäftsführender Redakteur: Dr. Christoph von Marschall. Leitende Redakteure: Ingrid Müller, Gerd Nowakowski, Lutz Haverkamp (Nachrichten), Malte Lehming (Meinung), Norbert Thomma (Sonntag), Christian Tretbar (Newsroom). Autoren: Harald Martenstein, Dr. Hermann Rudolph. Ressortleitungen: Politik: Juliane Schäuble; Berlin: Robert Ide; Wirtschaft: Kevin P. Hoffmann, Heike Jahberg; Sport: Friedhard Teuffel; Kultur: Christiane Peitz, Rüdiger Schaper; Wissen/Forschen: Dr. Hartmut Wewetzer. Verantwortliche Redakteure: Katja Füchsel (Die Dritte Seite); Dr. Moritz Schuller (Meinung/Politische Literatur); Dr. Anja Kühne (Bildung); Ralf Nestler (Forschen); Dr. Joachim Huber (Medien); Rolf Brockschmidt (Beilagen/Sonderthemen); Ulrich Amling (Ticket/Spielzeit); Ingo Bach (Gesundheitsprojekte); Stephan Wiehler (Projekte/Entwicklung), Ruth Ciesinger (Online). Redakteure für besondere Aufgaben: Dr. Peter von Becker (Kulturautor), Dr. Elisabeth Binder, Armin Lehmann, Bernd Matthies, Jost Müller-Neuhof (Rechtspolitischer Korrespondent), Harald Schumann, Helmut Schümann. Reporter: Werner van Bebber, Deike Diening, Caroline Fetscher, Sven Goldmann, Frank Jansen. Hauptstadtbüro/Agenda: Stephan Haselberger, Antje Sirleschtov (Leitung), Robert Birnbaum (Reporter). Redaktionsbüros: Washington: Barbara Junge; Potsdam: Thorsten Metzner. Chefin vom Dienst: Patricia Wolf. Artdirektion: Ursula Dahmen, Bettina Seuffert. Fotoredaktion: Kai-Uwe Heinrich. Die Redaktionen von „Der Tagesspiegel“, Berlin, und „Handelsblatt“, Düsseldorf, kooperieren. Verlag Der Tagesspiegel GmbH. Geschäftsführung: Florian Kranefuß. Verlagsleitung: Penelope Winterhager (Politik und Konzepte), Thomas Wurster (Projekte). Vertriebs- und Marketingleitung: Sebastian Stier. Anzeigenleitung: Philipp Nadler. Unternehmenskommunikation: Sandra Friedrich. 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APRIL 2016 / NR. 22 729 DER TAGESSPIEGEL 5 Ventil für die russische Seele Kremlchef Putin stellt sich vier Stunden lang im TV den Fragen von Bürgern – damit die von der Krise gebeutelten Menschen ihren Frust ablassen können Moskau - Wenn Wladimir Putin zum Volk spricht, läuft die vom Kreml kontrollierte Medienmaschinerie auf Hochtouren. Gleich mehrere landesweite Fernsehkanäle übertragen am Donnerstag die fast vierstündige Show „Direkter Draht“ live. Auch im Rundfunk und im Internet ist Russlands Präsident in voller Länge zu hören. Ernst, bisweilen mit gezwungenem Lächeln, stellt sich der 63-Jährige in seiner Bürgersprechstunde den Fragen der Nation. Zum 14. Mal seit 2000. Mehr als drei Millionen Fragen gehen diesmal ein. Doch gerade einmal auf 80 davon gibt es Antworten. Wegen der schweren Krise im Land ist die Lage ernst. Das gesteht auch Putin ein. Ob die Stimmung in der russischen Wirtschaft „schwarz oder weiß“ sei, wird er gefragt. „Grau“ lautet seine Antwort. Dann gibt es aber die üblichen aufmunternden Worte: Die Talsohle der Krise sei wohl überwunden, für 2017 gingen Experten von einem Wachstum von 1,4 Prozent aus. Aber die Zuschauer unter dem imposanten Glasdach des Handelshofs Gostiny Dwor quittieren die Zuversichtsfloskeln ihres Präsidenten oft mit Schweigen. Die TV-Show ist vor allem als Ventil für viele Russen angelegt. Sie sollen ihren Frust abladen. Eine Frau in der sibirischen Millionenstadt Omsk beklagt Schlaglöcherin denHauptstraßen.Auchder Bau einer U-Bahn verzögere sich seit Jahren. Putin verspricht Hilfe – und kurz darauf berichten Staatsmedien vom Versprechen Ernst, bisweilen mit gezwungenem Lächeln präsentierte sich Wladimir Putin am Donnerstag. Ob die Stimmung in der russischen WirtFoto: Reuters schaft „schwarz oder weiß“ sei, wurde der Präsident gefragt. „Grau“ lautete seine Antwort. der Omsker Behörden, die Straßen bis zum 1. Mai in Ordnung zu bringen. Auch großzügige Finanzversprechen für sozial schwache Bürger vergisst Putin nicht. Leere Kassen? Kein Hindernis. Das „Win- ken mit dem Füllhorn“ ist nicht neu, macht sich aber vor der Parlamentswahl Mitte September besonders gut. Kremlkritiker verhöhnen die alljährliche Talkshow schon lange als „Dauerwerbesendung“. Die Fragen folgen der gewohnten Choreografie: Handverlesene Gäste dürfen mit Putin im Studio sitzen. Und immer wieder schaltet das Staatsfernsehen in Orte des Riesenreichs, wo sich ein ArbeiterkolANZEIGE Poroschenko-Vertrauter neuer Premier Wladimir Groisman in der Ukraine zum Ministerpräsidenten gewählt vorgeworfen, im Kampf gegen Korruption und Wirtschaftskrise versagt zu haben. Der Friedensprozess im Land ist gefährdet. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) begrüßte Groismans Wahl: „Damit ist nun die Chance gegeben, die Foto: dpa Kiew - Die Wahl des prowestlichen Politikers Wladimir Groisman zum neuen Regierungschef der Ukraine hat Hoffnung auf einen Neustart in Kiew geweckt. Das Kabinett müsse nun den politischen Willen aufbringen, „das Land aus der Krise zu führen und die europäischen Reformen zu beschleunigen“, sagte Groisman am Donnerstag. Der bisherige Parlamentspräsident erhielt in der Rada 257 Stimmen, 50 Abgeordnete votierten mit Nein. Nach mehrtägigem und teils chaotischem Streit um Posten hatte sich die proeuropäische Koalition erst am Mittwochabend auf die neue Kabinettsliste unter Führung Groismans geeinigt. Zwischenzeitlich hatte der erst 38-jährige Schützling von Präsident Petro Poroschenko mit dem Rückzug seiner Kandidatur gedroht, was die Krise verschärft hätte. Groisman folgt als Regierungschef auf Arseni Jazenjuk. Dieser hatte am Sonntag seinen Rücktritt verkündet und damit die Konsequenzen aus dem Vertrauensverlust im Parlament, im Volk und bei Präsident Poroschenko gezogen. Ihm wurde Der erst 38-jährige prowestliche Politiker gilt als geschickter Brückenbauer Phase der politischen Unsicherheit in Kiew zu beenden.“ Eine handlungsfähige Regierung sei „dringend notwendig, um bei der Umsetzung der Minsker Vereinbarungen endlich voranzukommen“. Eine neue Eskalation der Krise in der Ostukraine sei „jederzeit möglich“. Auch die Wirtschaftskrise in der früheren Sowjetrepublik ist weiter akut. Das Land hängt am Tropf des Internationalen Währungsfonds (IWF).Für das15,4Milliarden Euro schwere Rettungspaket vom März 2014 hat sich Kiew zu einem harten Sanierungsprogramm verpflichtet, das nicht vorankommt. Groisman bekannte sich zwar mehrfach zu den Auflagen. Doch muss er bei der Umsetzung auf eine Säule der Regierung verzichten: Die aus den USA stammende Natalie Jaresko hatte als Finanzministerin entscheidenden Anteil an der Einigung mit dem IWF, sie gehört dem Kabinett aber nicht mehr an. Dem neuen Regierungschef wird zugutegehalten, trotz seiner jungen Jahre ein geschickter Brückenbauer zu sein. So schaffte er es, die – in früheren Tagen häufigen – Schlägereien im Parlament als Rada-Präsident zu unterbinden. Mancher Experte ist aber skeptisch, ob seine Durchsetzungskraft schon ausreicht, um die Macht der Industriemagnaten zu beschneiden und die im Land tief verwurzelte Korruption auszumerzen. AFP Zurück zur Normalität Seit Jahren stecken die türkisch-israelischen Beziehungen in der Krise Nun könnten die beiden Staaten ihren Streit beilegen Foto: Emrah Dalkaya/Reuters Istanbul/Berlin - Die Türkei und Israel ses gegen die für die „Mavi Marmara“-Aksind nach Angaben der Regierung in An- tion verantwortlichen Militärs. Eine zentrale Forderung steht der endkara bei ihren Bemühungen um eine Normalisierung ihrer Beziehungen weit ge- gültigen Einigung im Wege: Ankara will diehen. Eine Einigung könnte schon bald das Ende der Gaza-Blockade oder zuminerzielt werden, erklärte das türkische Au- dest Zugang für türkische Hilfsgüter zu ßenamt, auch Ministerpräsident Ahmet dem vom Israel-Todfeind Hamas regierDavutoglu äußerte sich optimistisch. Tat- ten Gebiet. Berichten zufolge schlägt die sächlich könnten beide Staaten von einer Türkei unter anderem die Entsendung Rückkehr zu normalen Beziehungen pro- von Schiffen mit riesigen Generatoren an fitieren. Doch auf beiden Seiten gibt es Bord vor. Diese sollen vor der Küste von Gaza als schwimmende Kraftwerke funnach wie vor starke Vorbehalte. gieren und so die Vor sechs Jahren, Energiekrise in dem am 31. Mai 2010, Palästinenser-Gebiet stürzten die türkischlindern. Kein Wunisraelischen Beziehunder, dass Israel zögen in eine Krise, von gert. Ein solcher der sie sich bis heute Schritt würde die Türnicht erholt haben. Iskei zu einem wichtiraelische Soldaten gen Akteur im Konstürmten das türkiflikt zwischen den Issche Schiff „Mavi Marraelis und den Palästimara“, das mit Hilfsnensern machen. Dagütern auf dem Weg mit können sich die zum von Israel bloVerantwortlichen in ckierten Gaza-StreiJerusalem nur schwerfen war. Neun türkilich anfreunden. sche Aktivisten an In den vergangenen Bord des Schiffes starJahren war Recep ben bei dem Einsatz. Israelische Soldaten Tayyip Erdogan häuDie Türkei warf da- enterten 2010 vor Gaza fig mit scharfer antirauf den israelischen israelischer Rhetorik Botschafter aus dem die „Mavi Marmara“ aufgefallen – nun künLand und fuhr die digte der türkische Kontakte zum jüdiPräsident an, bald als Trauzeuge an einer schen Staat auf ein Minimum herunter. Unter dem Druck der USA entschul- jüdischen Hochzeit in Istanbul teilzunehdigte sich Israel vor drei Jahren für den men. Und betonte, beide Länder brauchGewalteinsatz und erfüllte damit eine ten einander. Ankara ist auf der Suche wichtige Bedingung der Türkei für die nach Partnern im Nahen Osten, in dem Rückkehr zur Normalität. Inzwischen sol- die Türkei mittlerweile sehr isoliert ist. len sich Unterhändler auf israelische Ent- Zudem könnten vor der israelischen schädigungszahlungen von rund 20 Mil- Küste entdeckte Erdgasfelder dazu beitralionen Dollar an die Opferfamilien geei- gen, die Abhängigkeit der Türkei von Gasnigt haben. Im Gegenzug verlangt Israel lieferungen aus Russland zu senken. Allerdings will die Erdogan-Regierung das Ende eines in Abwesenheit der Angeklagten geführten türkischen Strafprozes- die eigene islamisch-konservative Wäh- lerschaft nicht durch eine jähe politische Wende verärgern. Schon jetzt versuchen islamistische Medien und die islamische Hilfsorganisation IHH als Eignerin der „Mavi Marmara“, die mögliche Niederschlagung des Prozesses gegen israelische Offiziere zu verhindern. Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin bekräftigte daher, ohne ein Ende der Gaza-Blockade werde es keine Einigung geben. Kalin widersprach damit optimistischeren Stellungnahmen aus dem Außenamt. Innenpolitische Erwägungen könnten die Annäherung an Israel also noch verhindern. Ein echtes Drama wäre das für den jüdischen Staat wohl dennoch nicht. Israel hat während der diplomatischen Eiszeit neue Verbündete in der Region gesucht – und gefunden. Die Allianz mit Athen zum Beispiel ist von Jerusalem in den vergangenen Jahren gezielt ausgebaut worden. „Inzwischen verbindet Griechenland und Israel eine enge Partnerschaft, auch in wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Fragen“, sagt Shimon Stein, Senior Fellow am Institut für Nationale Sicherheitsstudien der Universität Tel Aviv. „Damit hat man den Rückschlag in den israelisch-türkischen Beziehungen teilweise kompensiert.“ Dennoch sei es im Interesse der Regierung in Jerusalem, das Verhältnis zur Türkei zu normalisieren. „So intensiv wie früher wird es aber wohl kaum noch mal werden, zumindest nicht unter Erdogan“, sagt der frühere israelische Botschafter in Deutschland. Vor „Mavi Marmara“ arbeiteten sogar die Militärs und die Geheimdienste zusammen. „Daran ist heute nicht zu denken.“ Denn auch das ist laut Experte Stein für Israel ein Grund zur Vorsicht: Erdogan gilt als sehr unzuverlässiger, unberechenbarer Partner. „Wer auf den türkischen Präsidenten setzt, kann danebenliegen.“ Auch diese schmerzliche Erfahrung habe Israel machen müssen. Christian Böhme/Thomas Seibert lektiv vor ausgesuchtem Hintergrund aufgestellt hat: etwa auf der einverleibten Schwarzmeer-Halbinsel Krim oder in einer Waffenfabrik in Tula. Routiniert spult Putin seine Positionen ab. Ein zwölfjähriges Mädchen bringt Putin kurz aus dem Konzept mit einer unerwartetdirekten Frage zurgroßen Weltpolitik. Würde er die Präsidenten Petro Poroschenko (Ukraine) und Recep Tayyip Erdogan (Türkei) vor dem Ertrinken retten, fragt das Kind. Putin legt die Stirn in Falten, windet sich kurz auf seinem Stuhl. „Wir sind immer bereit, die Hand der Freundschaft zu reichen. Aber wenn jemand beschlossen hat zu ertrinken, ist ihm nicht mehr zu helfen.“ Die Zuschauer lachen. Oft gibt sich Putin als einfacher Mann, der die Sprache des Volkes spricht – auch das ist ein bewährter Schachzug. Vereinzelt ist jedoch auch Kritik zu hören. „Wir reden mit Ihnen jedes Jahr, aber das Leben wird nicht besser“, schreibt etwa ein frustrierter Zuhörer in einer im Fernsehen eingeblendeten SMS. Der Kremlchef lächelt solche Angriffe weg, bittet um Geduld für seine Regierung: der Anti-Krisen-Plan stehe jetzt erst richtig, brauche aber seine Zeit, um in die Tat umgesetzt zu werden. Da wirkt der mächtigste Mann Russlands fast erleichtert, als es um den Konflikt mit der Ukraine, das zerrüttete Verhältnis zum Westen und andere außenpolitische Themen geht. Empört weist er Vorwürfe im Zusammenhang mit den „Panama Papers“ zurück. Die Enthüllungen über Offshore-Konten seien eine Provokation. „Damit haben Mitarbeiter der amerikanischen Institutionen zu tun“, behauptet der Präsident, der selber nicht in den Panama Papers genannt wird. Konkret nahm er sich die „Süddeutsche Zeitung“vorund behauptete,siegehöre Goldman Sachs. Das ist falsch. „Spiegel Online“ vermutet, dass Putins Leute auf einen Fehler auf der englischen WikipediaSeite hereingefallen sind. Dort steht unter Berufung auf „Focus“die falscheInforStudiogäste mation, dass beim Kauf der „Süddeutquittieren schen Zeitung“ auch die Floskeln Goldman Sachs beteiligt gewesen sei. oft mit Zwischendurch gibt Putin einen selSchweigen tenen Einblick in sein Privatleben. Ja, er treffe seine frühere Ehefrau Ljudmila manchmal, sagt der Geschiedene. Ihr gehe es gut, ihm gehe es gut. Und er wisse auch, was über seine angeblichen Affären in den Zeitungen stehe. „Ich weiß aber nicht, ob ich jetzt solche Fragen in den Vordergrund stellen würde“, sagt der Kremlchef mit festem Blick in die Kamera. Irgendwann werde er über sein Privatleben sprechen. Die Menschen hätten ihn aber gewählt, damit er sich um andere Dinge kümmert, wie um den Ölpreis. dpa 6 MEINUNG DER TAGESSPIEGEL SCHWALME NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 D PORTRÄT Ganztagsschule Da geht noch mehr G anztagsschulen sind teuer. Damit der Nachmittag läuft, brauchen sie zusätzliche, gut ausgestattete Räume und viel zusätzliches Personal. Kann man sich die teure Ganztagsschule nun ein Stück weit sparen? Diesen Eindruck können die Ergebnisse der Studie zu Ganztagsschulen erwecken. Denn fachlich gewinnen Schüler demnach nichts hinzu, wenn sie an Nachmittagsangeboten teilnehmen. Ganztagsschulen könnten also nur noch als bloße Aufbewahrungseinrichtungen für Schüler mit berufstätigen Eltern gebraucht werden. Da würde dann eine Aufsicht für die Hausaufgabenbetreuung reichen, die Gitarrenlehrerin wäre überflüssig. So wollen die Forscher ihre Ergebnisse aber gerade nicht verstanden wissen. Ob die Ganztagsschule für ihre Schüler ein Gewinn ist, hängt entscheidend davon ab, ob der Nachmittag didaktisch gut gemacht und klug auf den Vormittag bezogen ist. Das ist eine komplexe Aufgabe, die viele Lehrkräfte überfordert. Sie brauchen Unterstützung und Standards, an denen sie sich orientieren können. Die Bildungspolitiker drücken sich aber vor der Aufgabe. Denn eine gute Ganztagsschule ist natürlich teurer als eine schlechte. akü Foto: AFP Kobe Bryant Der Basketball-Star der NBA beendet mit einem Punkterekord seine eindrucksvolle Karriere D Zu früh für eine Scheidung — Seiten 1 und 21 *** Kopftuch-Klage Die große Koalition präsentiert sich handlungsfähig – das ist vor allem gut für die SPD Macht der Vorurteile Von Christian Tretbar S o richtig heftig unterdrückt wird sie wohl nicht von ihrem Mann oder ihren Verwandten, sonst hätte die abgelehnte muslimische Lehramtskandidatin kaum das Selbstbewusstsein, um auf Entschädigung zu klagen. Sie fühlt sich diskriminiert und teilt dies offensiv mit. Deshalb hat sie das Verfahren auch angestrengt, als Signal. Allein an den Vorurteilen, die viele von uns im Kopf fester mit sich herumtragen, als gläubige Frauen ihre Tücher drum herum binden, dürfte ablesbar sein, dass strikten Neutralitätskonzepten nicht die Zukunft gehört. Religion ist menschlich, weshalb die Konflikte, die sie mit sich bringt, auch nicht ohne die Menschen gelöst werden können. Dass im Bundesverfassungsgericht solche Einsichten mittlerweile Platz finden, heißt indes nicht, dass es auch in Berlin so weit wäre. Hier hält die Politik an ihrem Ausschlussprinzip fest, als gäbe es weder Verfassungsgerichte noch tausende Einwanderer. Grundschullehrer werden dringend gesucht? Egal, Kopftuchfrauen sind gefährlicher, als es ein Bildungsnotstand je wäre. Wenn ein Berliner Arbeitsgericht solche Zusammenhänge leichtfertig übergeht, mag man es ihm nachsehen. Dem Senat jedoch nicht. neu — Seite 7 B erlin sollte es bloß nicht so machen wie Berlin: Die rot-schwarze Koalition in der Hauptstadt streitet seit Monaten und liefert kaum Arbeitsergebnisse. Kaum überraschend, dass ihr Ansehen immer tiefer sinkt. Die schwarz-rote Koalition im Bund versucht, es anders zu machen. Auch dort wurde zwar immer wieder gestritten, geschimpft und gedroht – vor allem aus dem Süden. Auch hier hat das Ansehen aller Beteiligten massiv gelitten und politisch erfolgreich war es ebenso wenig: Dass jetzt weniger Flüchtlinge in Deutschland ankommen, liegt in erster Linie an der Schließung der Balkanroute. Und die ist Folge der Politik Mazedoniens – und nicht ein Einknicken Angela Merkels vor dem Gebrüll von Horst Seehofer. Die große Koalition ist angesichts der großen gegenwärtigen Aufgaben zum Arbeiten verdammt. Die Ergebnisse des Koalitionsgipfels zeigen, dass sie das auch noch kann. Die Erleichterung darüber, dass diese Koalition noch funktionstüchtig ist, war bei allen Beteiligten zu spüren. Aber wie lange hält diese Funktionstüchtigkeit? War es vielleicht die letzte erfolgreiche Verhandlungsnacht vor den Wahlen im nächsten Jahr? Dafür spricht vieles: Je näher der Wahltag rückt, umso stärker rücken Parteien einer Koalition voneinander ab und besinnen sich auf sich selbst. Es geht dann – noch mehr als sonst auch – um das eigene Personal und die eigene Programmatik. Erst recht, wenn die Umfragewerte schlecht sind. Doch genau in dieser Logik liegt auch die Chance. Denn vor allem die SPD ist darauf angewiesen, dass die große Koalition weiterhin Ergebnisse liefert. Die Losung für die Sozialdemokraten im Umfrageund Imagetief lautet nämlich: über gute Arbeit und Regierungserfolge zurück ins Rennen um die Kanzlerschaft zu kommen. Mindestlohn, Rente mit 63, Entlastung der Kommunen – ein paar Entscheidungen mit sozialdemokratischer Handschrift stehen schon auf der Haben-Seite. Es müssen weitere dazukommen, damit eine erkennbare politische Identität entsteht. Für die SPD ist das ein ambitionierter Plan, aber zugleich der einzig mögliche, da sie auf die Strahlkraft und Beliebtheit ihres Parteichefs Sigmar Gabriel nicht setzen kann – und vielleicht auch nicht will. Auch die Union kann nicht mehr nur auf den Faktor Merkel bauen, deren Glanz allmählich verblasst. Schon jetzt fragen sich die Stammwähler der Union, was ihre Partei in der großen Koalition eigentlich durchgesetzt hat. Vor allem aber brauchen Union und SPD sich gegenseitig – als Regierungsoption. Die große Koalition mag kein beliebtes Bündnis sein, aber in Zeiten komplizierter werdender Bündnisse ist es immerhin eines. Wenn sich beide Seiten diese Option erhalten wollen, dürfen sie sie nicht durch Arbeitsverweigerung kaputtmachen. Genau das passiert derzeit im rot-schwarzen Berlin. Doch das ist eine Taktik, die zum Bumerang werden kann. Vor allem im Bund könnten Union und SPD noch länger aufeinander angewiesen sein, als es ihnen vielleicht lieb ist. Nein, nicht mit uns, wir gehen! F ür unsere Teams auf Lesbos war es ein Schock: Seit zehn Monaten hatten sie die Untätigkeit der EU-Staaten ausgeglichen und Flüchtlinge auf der griechischen Insel mit dem Nötigsten versorgt. Sie richteten Kliniken ein, verteilten Zelte und Hilfsgüter, sorgten für Wasserlieferung und Sanitäranlagen. Sie arbeiteten auch im Lager Moria, das von den griechischen Behörden erst als Registrierungszentrum genutzt und dann von der EU zum „Hotspot“ erklärt wurde – einem Flüchtlingszentrum in gemeinsamer Verantwortung. Doch im März, nach dem Abkommen der EU mit der Türkei, wurde es plötzlich ein Gefängnis, als Teil eines Deals, bei dem es nicht mehr darum geht, Menschen in Not zu helfen. Sondern sie aus Europa fernzuhalten. Unsere Patienten durften das Lager nun nicht mehr verlassen. Sie konnten sich nicht einmal innerhalb des Zauns frei bewegen, um beispielsweise unsere Klinik aufzusuchen. Unsere Mitarbeiter sahen, wie auch Kinder und Frauen, die eben einem Krieg entkommen waren, wie Häftlinge behandelt wurden. Sie wurden Zeugen eines zynischen Systems, das Schutzsuchende inhaftiert und zur Abschiebung vorbereitet. In dieser Situation mussten wir sagen: Nein, nicht mit uns! Wir weigern uns, Teil einer Einrichtung zu sein, die keine Rücksicht auf die Schutzbedürfnisse von Asylsuchenden und Migranten nimmt. Deshalb beendeten unsere Teams ihre Hilfe innerhalb des Lagers. Dieser neue Schritt zur Abschottung Europas ist in mehrfacher Hinsicht verstörend. Vor allem ist er ein weiterer Schlag für Menschen, die viel durchgemacht haben. Am Zaun des ebenfalls geschlossenen „Hotspots“ der Insel Samos sprachen unsere Mitarbeiter mit Hala, einer 16-jährigen Syrerin, und ihrem ein Jahr jüngeren Bruder Omar. Die Eltern der Teenager sind in Deutschland. Sie waren zunächst alleine geflohen, weil sie die Flucht nicht für alle bezahlen konnten. Hala hatte das ten Zelt schlafen. Menschen wie Hala, Omar und Saleh spielen kaum noch eine Rolle, wenn deutsche Politiker heute über Flüchtlingspolitik debattieren. POSITIONEN „Ärzte ohne Grenzen“: EU-Türkei-Abkommen ist reine Abschottung Von Volker Westerbarkey Foto: Sebastian Bolesch Geld für die gefährliche Überfahrt in türkischen Restaurants verdient. Neben ihr stand der kaum ältere Syrer Saleh, der Schusswunden zeigte und erzählte, er sei fünfmal im Krieg verletzt worden. Jetzt muss er in einem durchnäss- Zweitens zeigt die Inhaftierung von Schutzsuchenden, dass für Europa oft Abschottung wichtiger ist als Hilfe. Die EU-Staaten sperren Menschen zu Tausenden ein, aber ausreichende Unterkünfte, Sanitäranlagen und Gesundheitsversor- gung haben sie in den „Hotspots“ nicht organisiert. Die vielleicht schlimmste Folge der Abschottung ist aber: Sie trägt indirekt dazu bei, dass Flüchtlinge schon in Kriegsgebieten in akuter Gefahr hängen bleiben. In Syrien sitzen nördlich von Aleppo zwischen der Front und der geschlossenen türkischen Grenze etwa 75 000 Menschen fest. Nur Verletzte können in die Türkei gebracht werden. Auch im Süden, an der jordanischen Grenze, sind 45 000 Menschen blockiert, nur wenige dürfen passieren. Die Grenzschließungen hängen auch damit zusammen, dass Menschen kaum noch weiter nach Europa fliehen können. Die Türkei hat schon mehr als drei Millionen Menschen aufgenommen, mehr als jedes andere Land. Im Libanon ist jeder Vierte ein Flüchtling. In Europa gerät fast völlig aus dem Blick, dass die Not von Flüchtlingen weltweit dramatisch zunimmt. Mehr als 90 Prozent der Neuankömmlinge in Europa kommen aus drei Kriegsgebieten: Für die Menschen in Afghanistan war 2015 das tödlichste Jahr, seit die Vereinten Nationen mit dem Zählen der Toten begannen. Im Irak steht der Kampf um die vom „Islamischen Staat“ kontrollierte Millionenstadt Mossul bevor. In Syrien ist die Situation trotz partieller Waffenruhe vor allem in den belagerten Gebieten weiter katastrophal. Dort werden Schulen und Kliniken bombardiert, und noch immer verhungern Menschen. Das Abkommen der EU mit der Türkei steht aus unserer Sicht deshalb im Widerspruch zu den von der Politik so oft beschworenen Grundwerten Europas und zu einem Grundsatz des Völkerrechts: dem Recht, vor Krieg und Verfolgung zu fliehen. — Der Autor ist Präsident von „Ärzte ohne Grenzen“ Deutschland. ie Show verlief genau nach Kobe Bryants Geschmack. Im letzten Spiel seiner Karriere, beim 101:96-Sieg der Los Angeles Lakers gegen die Utah Jazz am Donnerstag, stellte er mit 60 Punkten einen NBA-Saisonrekord auf. In der ausverkauften Halle wurde er von fast 19 000 Fans und Stars wie Jack Nicholson, Jay Z und David Beckham gefeiert. Es war ein würdiges Ende für eine unglaubliche Karriere. 20 Jahre lang hatte Bryant in der NBA gespielt, viele davon als einer der dominanten Spieler der Liga. In den Tagen vor dem Spiel gegen Utah wurden noch einmal alle seine Bestleistungen und Rekorde herausgeholt und gewürdigt: Seine 33 643 Punkte sind die drittmeisten aller Zeiten, in 24 Partien hat Bryant 50 oder mehr Punkte erzielt. Oder auch die fünf Titel mit den Lakers. Als Bryant vor 20 Jahren als Highschool-Schüler erklärte, auf den Umweg über das College zu verzichten und direkt in die Profiwelt der NBA zu wechseln, hatten ihm viele Experten durchaus eine beachtliche Karriere zugetraut. Wie gut der 1,98 Meter große Shooting Guard aber tatsächlich werden sollte, war kaum abzusehen. Denn die Ausmaße seines manischen Ehrgeizes zeigten sich erst später. „Kobe wollte der Beste sein“, hat sein ehemaliger Mitspieler Horace Grant über ihn gesagt. Für dieses Ziel scheute und schonte er weder Gegenspieler noch Trainer und Mitspieler – noch sich selbst. Im Frühjahr 2013 mutete er sich allerdings endgültig zu viel zu: Im Saison-Endspurt weigert sich Bryant beharrlich, sich auswechseln zu lassen. Nachts studiert er den nächsten Gegner in stundenlangen Videos, Abend für Abend schleppt er sich über das Spielfeld und kann die Halle hinterher nur noch mit Krücken verlassen. Als am 12. April jenes Jahres Bryants Achillessehne reißt, versucht er, die gerissene Sehne per Hand wieder herunterzurollen und festzudrücken. Erst nachdem er zwei Freiwürfe verwandelt hat, lässt er sich auswechseln und humpelt trotz höllischer Schmerzen ohne Hilfe in die Kabine. Spätestens seit dieser schweren Verletzung sind seine Explosivität und Sprungkraft weitgehend verschwunden. Was ihn auch nach der Ankündigung seines Abschieds im November 2015 nicht daran hindert, beharrlich den Ball zu fordern. So lief es auch in seinem letzten Spiel: „Ich habe ständig den Ball bekommen. Darum musste ich so oft werfen“, sagte Bryant. Kein Wunder also, dass er danach bester Laune war. Lars Spannagel ANZEIGE REISEAUKTION www.tagesspiegel.de/reiseauktion Fast 300 Reisen – von Grönland über die Ostsee, Österreich, Griechenland bis zu den Seychellen – ersteigern Sie Ihre Traumreise! Die große Online-Auktion des Tagesspiegels, exklusiv für den Reisemarkt, vom 17. bis 24. April 2016. Alle Auktio nsangebote als Beilage am S onn 17.04.2016, in tag, Ihrem Tagesspiege l Suhr, Brandt, von Weizsäcker kamen und gingen. Horst Schultze blieb – Nachrufe, Seite 10 BERLIN WWW.TAGESSPIEGEL.DE/BERLIN FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 SEITE 7 Pakt mit den Höllenengeln Von Tag zu Tag Die „Artemis“-Betreiber sollen enge Kontakte zu kriminellen Rockern gehabt haben. Das Bezirksamt prüft, das Bordell zu schließen ANZEIGE Von Cay Dobberke, Hannes Heine und Timo Kather Terminsachen Thomas Loy findet, dass Neuköllns Bürgermeisterin Giffey zu sehr trödelt D ie Berliner Bezirke messen sich in vielen kommunalsportlichen Disziplinen: Bürgeramts-Terminvergabe, Flüchtlingsunterbringung, Schultoilettensanierung, Hundesteueraufkommen, Solarstromproduktion, Bußgeldbilanz usw. Auf der Zwölfer-Rangliste liegt Neukölln öfter weit hinten, trotz der klaren Ansage von Ex-Bürgermeister Heinz Buschkowsky, sein Bezirk sei immer ganz vorn. Buschis Nachfolgerin Franziska Giffey tritt erstmals mit einer bislang kaum beachteten Disziplin an die Öffentlichkeit: Nach einem Jahr im Amt – dazu lädt sie heute zum Pressegespräch – habe sie „fast 400 Außentermine vor Ort“ absolviert. Glückwunsch! Leider liegen dazu noch keine Vergleichsdaten der wahlkämpfenden Konkurrenz vor. 400 Termine klingen jetzt nicht sooo rekordverdächtig – macht bei 280 politischen Arbeitstagen eine durchschnittliche Tagesleistung von 1,4. Da geht noch deutlich mehr. Unerschlossene Effizienzreserven traten vor Kurzem beim feierlichen Auftakt zum dritten Bauabschnitt Karl-Marl-Straße zutage. Franziska Giffey lobte das Wetter, befragte den Bauleiter über sein schönstes Bau-Erlebnis, stieg auf einen Bagger, ließ sich die Bedienung erklären, baggerte ein wenig, lächelte in alle gewünschten Richtungen, stieg wieder herunter, nahm einen Spaten, schippte Sand in die Luft ... Da wären andere schon längst beim Anschlusstermin. Taxis rollen an, ein Türsteher begrüßt die Gäste. Vor dem „Artemis“ in Halensee, dem bekanntesten und größten Bordell der Stadt, wirkt am Donnerstag alles wie immer. Drinnen dürften es sich wieder Dutzende Männer im Pool, der Sauna und auch in den Zimmern bequem gemacht haben – für 80 Euro Eintritt plus dem Lohn für die Sexarbeiterinnen. Doch nach der Razzia am Mittwoch prüft das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, ob das Großbordell an der Halenseestraße geschlossen werden kann. „Ein entsprechendes Verfahren wurde eingeleitet, die Betreiber wurden zur Stellungnahme aufgefordert“, sagte Ordnungsstadtrat Marc Schulte (SPD). Eine Antwort werde in wenigen Tagen erwartet. Die „Artemis“-Betreiber traten als Saubermänner des Sexgewerbes auf. Sie warben auf BVG-Bussen um Kunden und beschäftigten – neben den Frauen – bis zu 40 Angestellte: Sicherheitsleute, Köche, Bürokräfte. Die bis zu 100 professionellen Frauen wiederum bedienten zwischen drei und 15 Männer am Tag. Gleichzeitig sollen die „Artemis“Bosse miteinschlägig bekannten HellsAngels Geschäfte gemacht haben. Beide Betreiber sitzen seit Mittwoch wegen des Verdachts des Menschenhandels, der Steuerhinterziehung und des Sozialversicherungsbetrugs in Untersuchungshaft. Auch vier „Hausdamen“ wurden verhaftet, also ehemalige oder aktive Prostituierte, die im Alltag die Abläufe organisieren. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die „Artemis“-Betreiber ihre Prostituierten seit der Eröffnung im WM-Sommer 2006 als Scheinselbstständige beschäftigten.Offiziell warendie Sexarbeiterinnen als Freiberuflerinnen selbstständig, mieteten sich auf eigene Rechnung ein und kassierten auch ihre Freier auf eigene Faust ab – also mehr oder weniger individuelle Preise für individuelle Praktiken. Inoffiziell aber, so der Vor- KAUFEN STATTETN MIE 16.–17.4.2016 / ARENA BERLIN www.bim-messe.de Artemis durch die Nacht. Bei den Durchsuchungen wurden Vermögenswerte von 6,4 Millionen Euro beschlagnahmt. Der Schaden für die Foto: Paul Zinken/dpa Sozialkassen durch Scheinselbstständigkeit im Bordell soll mindestens 17,5 Millionen Euro betragen. wurf, gab es aber ein per Dienstplan geregeltes Schichtsystem, Fixpreise für sexuelle Dienstleistungen und Dresscode. Insgesamt seien dieProstituierten wieabhängig Beschäftigte behandelt worden. Die Betreiber hätten die Frauen also anstellen und wie jeder Arbeitgeber auch Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen. Das taten sie aber nicht. Michael Kulus vom Hauptzollamt Berlin schätzte den Schaden der Sozialkassen am Donnerstag auf mindestens 17,5 Millionen Euro: „Es handelt sich um eine vorsichtige Schätzung.“ Gut möglich, dass noch die eine oder andere Million dazukommt. Zum Vergleich: Kulus zufolge registrierte das Hauptzollamt 2015 in ganz Berlin 60 Millionen Euro Schaden. Eine Prostituierte hatte die Ermittler im Sommer 2015 auf die Spur der „Artemis“-Betreiber gebracht. Sie hatte sich an die Polizei gewandt, weil sie von ihrem damaligen Partner – einem Rocker der Hells Angels – zum Anschaffen in das Großbordell geschickt worden war. „Sie war dabei nicht immer freiwillig tätig“, sagte Staatsanwalt Michael Stork. Wenn die Frau nicht genug Geld nach Hause brachte, soll es Schläge gegeben haben. Die Frau soll so heftig malträtiert worden sein, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah, als zur Polizei zu gehen. Als sie von den Arbeitsabläufen im „Artemis“ erzählte, wurden die Ermittler hellhörig. Sie machten sich unter strengster Geheimhaltung an die Arbeit, nach Justizangaben waren maximal 15 Personen in die Ermittlungen eingeweiht. Die Betreiber hätten ihre Geschäfte unter „extremer Abtarnung“ organisiert, seien also hochprofessionell vorgegangen. Die Ermittlungen brachten erstaunliche Ergebnisse: Die Betreiber sollen nicht nur Sozialbeiträge und Steuern hinterzogen haben – darüber hinaus sei „ein unmittelbarer Bezug zur Organisierten Kriminalität in einem vermeintlich legalen Betrieb“ festgestellt worden, sagte Andreas Behm von der Staatsanwaltschaft. So sollen mehrere Hells Angels ihre Prostituierten mit dem Wissen der Betreiber zur Arbeit ins „Artemis“ geschickt haben, dafür gab es freien Eintritt und Sonderkonditionen beim Dienstleistungsangebot. Kürzlich war schon in einem Mordprozess gegen deutsche und türkische Rocker bekannt geworden, dass sich die Crew um einen berüchtigten Weddinger Hells-AngelsBoss im „Artemis“ traf. Man sei „auf den Spuren der Strafverfolgung bei Al Capone gelandet“, sagte Behm zu den Ermittlungen. Der legendäre US-amerikanische Mafioso war in den 1930er Jahren in allerlei Illegales verstrickt gewesen – allerdings konnte er vor Gericht nie dafür belangt werden. Schließlich wurde er dann doch verurteilt: wegen Steuerhinterziehung. Am Mittwochabend waren 6,4 Millionen Euro an sogenannten „Vermögenswerten“ beschlagnahmt worden. Fast 100 Prostituierte wurden vernommen und bestätigten die Aussagen der Tippgeberin weitgehend. Die Frau steht unter Polizeischutz – im Rotlichtmilieu droht ihr Rache. Das sichergestellte Beweismaterial sei so umfangreich, sagte Zollsprecher Kulus, dass die Auswertung noch Monate in Anspruch nehmen werde. ANZEIGE Polizei stempelt Radfahrer ab Auf der Velo-Messe werden Rahmen codiert – und nächste Woche überall Fahrraddiebstahl ist für die Berliner Polizei bisher kein Gewinnerthema. Die Zahl der geklauten Räder steigt und steigt auf zuletzt mehr als 32 000 im vergangenen Jahr, während die Aufklärungsquote seit Jahren bei desaströsen vier Prozent stagniert. Jetzt geht die Polizei das Thema auf mehreren Wegen an: Auf der Fahrradmesse Velo Berlin an diesem Wochenende informieren Beamte über Sicherheit rund ums Fahrrad und laden zur kostenfreien Codierung ein (Kaufbeleg mitbringen!). Diese Registrierungsaktion soll nächsten Donnerstag stadtweit wiederholt werden: Am 21. April von 16 bis 18 Uhr können Räder nach Auskunft des Präsidiums in allen Berliner Dienststellen codiert werden. Die Kennzeichnung soll auch dazu dienen, beschlagnahmte gestohlene Räder ihren Eigentümern zurückgeben zu können. Das scheitert oft auch daran, dass Diebstähle gar nicht erst angezeigt oder die Räder nicht eindeutig beschrieben wurden. Als Abhilfe hat die Polizei eine Online-Bilderabfrage eingerichtet, über die sich Dutzende einkassierte Fahrräder anschauen lassen, die bisher niemandem zugeordnet werden konnten. An welcher Art von Orten – Bahnhof, Keller usw. – am meisten gestohlen wird, erfasst die Polizei nicht. Als Bezirke führen Pankow und Mitte die Liste an, bei den Ortsteilen liegt Kreuzberg vorn (siehe Tabelle). In Mitte sowie in Charlottenburg-Wilmersdorf wurde 2015 deutlich mehr geklaut als im Vergleichsjahr 2013. Die Ortsteile mit den meisten Fahrraddiebstählen 2015 Kreuzberg 2343 Prenzlauer Berg 2273 Mitte 1925 1796 Friedrichshain 1722 Charlottenburg Neukölln 1578 Schöneberg 1561 1300 Wilmersdorf Pankow Zehlendorf Quelle: Polizei 919 764 Tsp/Schmidt Da Fahrradklau mit der Qualität der Abstellmöglichkeiten zu tun hat, widmet sich die Fahrradmesse dem Thema Parken mit einer Sonderschau. Dabei will die Stadtentwicklungsverwaltung ihre „Strategie Fahrradparken“ präsentieren. Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) eröffnet die sechste Auflage der Messe am Sonnabend. Schirmherr der Velo Berlin mit mehr als 300 Ausstellern ist der Regierende Bürgermeister und Geisels Amtsvorgänger Michael Müller (SPD). In der kommenden Woche will die Polizei die Verkehrssicherheit in den öffentlichen Fokus rücken. Dazu sollen sieben Tage lang alle Einsätze nach Unfällen mit Personenschäden getwittert werden. Zusätzlich sollen Fotos einiger Unfallorte einen Eindruck von der Dramatik dessen vermitteln, was sich täglich auf den Straßen der Stadt abspielt. An der Aktion beteiligen sich auch mehrere andere Länderpolizeien. Stefan Jacobs — Velo Berlin auf dem Messegelände (Eingang Messedamm): Sa/So 10–18 Uhr, Eintritt: 9 Euro, ab 15 Uhr: 6 Euro. Tagestickets ermäßigt oder bei Vorabkauf an BVG-Automaten: 7 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei. Hier ist MagentaZuhause Kruzifix, ein Kopftuch! Eine muslimische Lehrerin will ihr Haar bedecken. Das geht nicht, sagen Richter Eine muslimische Lehrerin kann keine Entschädigung verlangen, weil die Schulverwaltung ihre Bewerbung wegen ihres Kopftuchs ablehnt. Das Berliner Arbeitsgericht hat am Mittwoch eine entsprechende Klage der Frau, die sich durch das in Berlin geltende Neutralitätsgesetz diskriminiert fühlt, abgewiesen. Danach ist religiöse Bekleidung im Schuldienst sowie bei Polizei und Rechtspflege verboten. Die Schulverwaltung reagierte erleichtert: „Wir begrüßen das Urteil des Arbeitsgerichts und fühlen uns in unserer Rechtsauffassung bestätigt“, sagte Sprecherin Beate Stoffers. Die Klägerin, die vom Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit „Inssan“ und dem Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg unterstützt wird, will sich damit aber voraussichtlich nicht abfinden. Ihre Anwältin Maryam Haschemi kündigte an, eine Berufung zu prüfen. Die mündliche Verhandlung drehte sich im Wesentlichen darum, ob das strikte Berliner Gesetz nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts noch verfassungsgemäß ist. Die Karlsruher Richter hatten im vergangenen Jahr geurteilt, dass landesgesetzliche Kopftuchverbote nur zulässig sind, wenn konkrete Gefahren für den Schulfrieden zu erwarten sind. Sind Gerichte überzeugt, es mit verfassungswidrigen Vorschriften zu tun zu haben, müssen sie den Fall direkt in Karlsruhe vorlegen. Das Arbeitsgericht entschied sich jedoch gegen eine solche Vorlage. Richter Andreas Dittert hob in der Verhandlung hervor, die Länder hätten einen „Einschätzungsspielraum“. In der Begründung des Neutralitätsgesetzes hätte das Abgeordnetenhaus darauf abgestellt, dass Berlin aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur besonderes soziales Konfliktpotenzial berge. „Diese „Einschätzung könnte reali- tätsgerecht sein“, sagte er. Zudem enthalte das Berliner Gesetz keine Bevorzugung christlicher Bildungs- und Kulturwerte – wie das Gesetz aus Nordrhein-Westfalen, das vom Verfassungsgericht korrigiert worden war. „In Berlin werden alle Religionen gleich behandelt.“ Dittert findet es nach eigenen Worten auch „nicht ganz logisch“, wenn Kruzifixe in Schulen untersagt werden können, zugleich aber Lehrerinnen mit Kopftuch beschäftigt sein dürften. Die Klägerin, die selbst nicht erschienen war, ließ eine Erklärung verlesen. Das Kopftuchverbot sei für sie „ein Berufsverbot. Schule soll ein Spiegelbild der Gesellschaft sein“, hieß es weiter. Das Land hatte ihr einen Arbeitsvertrag angeboten, mit dem sie etwa in Willkommensklassen für Flüchtlinge oder an Berufsschulen unterrichten könnte. Die Klägerin möchte aber im Grundschuldienst arbeiten. Jost Müller-Neuhof * Angebot gilt für Breitband-Neukunden bei Buchung eines MagentaZuhause M Pakets bis zum 02.09.2016. MagentaZuhause M kostet in den ersten 12 Monaten 24,95 €/Monat, ab dem 13. Monat 39,95 €/Monat. Der Aufpreis für MagentaZuhause M Entertain (mit TV) beträgt 9,95 €/Monat (inkl. 4,95 €/Monat für den HD-Receiver). Voraussetzung ist ein geeigneter Router. Hardware zzgl. Versandkosten in Höhe von 6,95 €. Einmaliger Bereitstellungspreis für neuen Telefonanschluss 69,95 €. Mindestvertragslaufzeit für MagentaZuhause 24 Monate, für den HD-Receiver 12 Monate. Die Ersparnis 180 € errechnet sich aus der Differenz des Aktionspreises für die ersten 12 Monate im Verhältnis zum Preis ab dem 13. Monat. MagentaZuhause M ist in einigen Anschlussbereichen verfügbar. Individuelle Bandbreite abhängig von der Verfügbarkeit. Angebot gilt für ausgewählte Vorwahlbereiche. Nähere Informationen im Telekom Shop, bei teilnehmenden Fachhändlern, unter 0800 33 0 3000 oder unter www.telekom.de/regional-aktion. Ein Angebot von: Telekom Deutschland GmbH, Landgrabenweg 151, 53227 Bonn. 8 BERLIN DER TAGESSPIEGEL Steuern gegen Spekulanten Senat prüft Einführung einer neuen Grundsteuer Foto: dpa/Soeren Stache Berlins Kampf gegen gewerbliche Grundstücksspekulanten könnte auch private Käufer treffen. Das Land denkt erneut über eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer nach. Sie liegt in Berlin seit Anfang 2014 bei sechs Prozent des Kaufpreises von Immobilien; im benachbarten Brandenburg wurde die Grunderwerbsteuer zum 1. Juli 2015 auf 6,5 Prozent erhöht. Berlins Bausenator Andreas Geisel (SPD) sagte dem Tagesspiegel in einem Interview, das am Sonnabend in der Beilage „Neubauten“ erscheint: „Wenn wir etwas bei der Grunderwerbsteuer verändern wollen, könnten wir das als Land Berlin selber tun. Ich gehe im Moment davon aus, dass wir im Mai einen Vorschlag präsentieren können.“ Die Grunderwerbsteuer fällt an, wenn ein Kaufvertrag über ein Grundstück, Haus oder eine Wohnung in Deutschland abgeschlossen wird. Dabei sind beide Vertragsparteien – Käufer und Verkäufer – beim Wohnungs- oder Hauskauf Steuerschuldner. Meist wird die Zahlungspflicht im notariellen Kaufvertrag auf den Käufer übertragen. Berlin liegt im Vergleich der Bundesländer bisher einen halben Prozentpunkt hinter Brandenburg, Nordrhein-Westfalen,Schleswig-Holstein und dem Saarland. Hier werden je 6,5 Prozent fällig. Bayern und Sachsen liegen mit 3,5 Prozent ganz hinten. Bausenator Eine zweite OpGeisel denkt tion, der Grundstücksspekulation auch über zu begegnen, ist die eine höhere erneute Einführung einer GrundGrunderwerb- steuer für Bauland. steuer nach So etwas hat es in deralten Bundesrepublik Anfang der sechziger Jahre gegeben; sie könnte nun wieder eingeführt werden. Denn viele Grundstücke liegen allein deshalb brach, weil sich ihre Besitzer durch einen späteren Verkauf höhere Gewinne versprechen. „Gegenwärtig arbeiten wir noch an verschiedenen Optionen“, sagte er. Geisel verwies darauf, dass im vergangenen Jahr über 40 Prozent der genehmigten Baumaßnahmen nicht realisiert wurden. Dies bedeute, dass 40Prozent derVerwaltungskapazitäten blockiert worden seien, ohne dass tatsächlich Wohnungen gebaut wurden. „Das ist für uns nicht hinnehmbar“, sagte der Bausenator. Auch deshalb werde eineneue Grundsteuer C geprüft, gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Finanzen. „Das wäre eine Variante: Wohnungsbaugrundstücke, diegemischtbebaut werden, besteuert man höher als bebaute Wohngrundstücke, um Spekulationsgewinne abzuschöpfen.“ Doch die Einführung der Steuer ist aufwendig; da die Zustimmung des Bundesrates nötig ist. Zu den Auseinandersetzungen um die Bebauung der Cuvry-Brache in Kreuzberg und des SEZ-Geländes in Friedrichshain – in beiden Fällen möchten die Investoren Auflagen des Landes nicht erfüllen – sagte Geisel: „Wer neues Planungsrecht braucht, um Wohnungen zu bauen, muss sich auch an den Kosten für die Infrastruktur beteiligen.“ Es gehe auf Dauer nicht an, dass Gewinne privatisiert werden und die Kosten von der Kommune getragen werden. Reinhart Bünger NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 E NACHRICHTEN F Einer für alle. Alle für einen? Nach dem Griff von Michael Müller nach der ganzen Macht in der SPD zieht Parteichef Jan Stöß zurück. Doch nicht nur er macht sich Sorgen um die innere Einheit – auch in der Bundespartei wachsen Zweifel Von Ulrich Zawatka-Gerlach Der SPD-Landeschef Jan Stöß kandidiert nicht wieder für den Parteivorsitz. Es wird also zu keiner Kampfabstimmung auf dem Parteitag am 30. April kommen. Einen Tag nach der Ankündigung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller, den SPD-Vorsitz übernehmen zu wollen, teilte Stöß mit: „Keinesfalls will ich unseren Landesverband in eine Zerreißprobe führen, die den Erfolg der SPD bei den Wahlen im September aufs Spiel setzen würde.“ Über seine künftigen Pläne sagte er bisher nur, dass er für diesen Erfolg weiter seinen Beitrag leisten wolle. In Parteikreisen heißt es, dass Stöß überlege, für einen der vier Stellvertreterposten im SPD-Landesvorstand zu kandidieren. Auf der Liste drängeln sich aber schon fünf andere Genossen. Die beiden „Frauenplätze“ sind tabu, Staatssekretärin Barbara Loth und die SPD-Abgeordnete Iris Spranger bleiben Vize-Landesvorsitzende. Auch der Staatssekretär Mark Rackles gilt als gesetzt. Offen bleibt, ob sich der von Müller ins Rennen geschickte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel auf dem SPD-Parteitag gegen den Bundestagsabgeordneten Fritz Felgentreu durchsetzen kann. Wenn auch noch Stöß antritt, wird die Lage unübersichtlich. Es sei denn, der ebenfalls zur Parteilinken gehörende Rackles gibt seinen Stellvertreterposten auf. In absehbarer Zeit wird die SPD noch über eine andere Personalie entscheiden müssen. Der künftige Parteichef und SPD-Spitzenkandidat Müller wünscht sich einen Generalsekretär, der die Tagesarbeit erledigt und so den Vorsitzenden entlastet, und der schnell und offensiv auf politische Ereignisse reagiert. Am frühen Donnerstag lud Müller zu einer Pressekonferenz in die Räume des SPD-Kreisverbands Tempelhof-Schöneberg ein. Dort begründete er seine überraschende Kandidatur damit, dass der SPD-Landesverband „klare Struktur und Führung“ brauche, die auch für die Wähler erkennbar sei. Bundesweit zeichneten sich knappe Wahlergebnisse und schwierige Koalitionen ab. Da sei es wichtig, „nicht über drei Pole – den Regierungschef, den Fraktions- und Landesvorsitz – Entscheidungen herbeizuführen“. Müller ließ auch durchblicken, dass er sich von Stöß nicht genügend unterstützt fühlte, als Vorwürfe der Vetternwirtschaft und des roten Filzes gegen ihn und die SPD laut wurden. Er habe „zuletzt ein selbstständiges, offensives Auftreten vermisst“, sagte der Regierende Bürgermeister. Den Vorwurf eines innerparteilichen „Putsches“ wies er zurück. Müller hat Nach Flaschenwürfen auf den Schulhof unddas Umfeld der EvangelischenGrundschule in Mitte ermittelt die Polizei wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung. Außerdem wird das Gelände bestreift. Letzter Auslöser war ein Vorfall vom 5. April, als eine volle Plastikflasche während der Pause auf dem mit 300 Kindern gefüllten Schulhof landete. Mehrere Schüler standen nach Angaben der Schule „in unmittelbarer Nähe des Aufpralls“. In der Vergangenheit waren Glasflaschen direkt neben einer Lehrerin und Schülerin aufgeprallt oder nachts vor die Schule geworfen worden. Die Schule befindet sich in der Rochstraße neben einem Hochhaus, aus dem die Flaschen offenbar geworfen wurden. sve Radfahrerin einen Tag nach Unfall gestorben Eine 73-jährige Radlerin, die am Mittwoch mit einem anderen Radfahrer zusammengestoßen war, ist am Donnerstag gestorben. Damit kamen seit Jahresbeginn sechs Radfahrer in Berlin ums Leben. Laut Polizei war die Frau offenbar auf dem für sie linken Gehweg des Weißwasserwegs in Lichterfelde unterwegs. „Benutzung der falschen Fahrbahn“ ist die häufigste Ursache für von Radfahrern verschuldete Unfälle. obs Diebe klauen Urnen von Weddinger Friedhof Der Regierende regiert durch. Michael Müller (hinten) ließ am Donnerstag durchblicken, dass er sich von Parteichef Jan Stöß (vorn) Foto: Imago nicht genügend unterstützt fühlte, als Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen ihn und die SPD laut wurden. sich wohl auch sehr darüber geärgert, dass Parteichef Stöß seine Personalvorschläge für den künftigen SPD-Landesvorstand nicht unterstützte. Das gilt für Geisel, dem Vernehmen nach aber auch für den Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler. „Dann ist es vielleicht der ehrlichere Weg, die Personalfrage im Grundsatz zu entscheiden“, sagte Müller. Ansonsten blieb seine Kritik an Stöß recht milde. In den letzten eineinhalb Jahren habe es „Phasen der Zusammenarbeit gegeben, die sehr gut waren“. Stöß sei ein wichtiger politischer Kopf für die SPD und man werde gemeinsam sehen, welche Möglichkeiten es gebe, „dass er seine D Kompetenz in die SPD einbringt“, so Müller. Stöß wiederum sicherte am Donnerstag zu, dass er den Regierungschef und designierten SPD-Spitzenkandidaten weiterhin unterstützen werde. „Mir geht es um den Erfolg der SPD.“ Der noch amtierende Parteichef appellierte an die Genossen, „dass wir schnellstens zur Geschlossenheit finden müssen“, denn Berlin brauche eine motivierte, mobilisierte Sozialdemokratie. Damit spielte er möglicherweise auf die Kritik in den Reihen der Bundes-SPD an. „Es gibt Zweifel, ob es Berlin wieder gelingt, die Partei zu einen“, sagte ein Spitzengenosse. Als Mitglied im SPD-Bundesvor- AKTUELL IM ABGEORDNETENHAUS 830 Euro für 46 Quadratmeter stand und Metropolenbeauftragter gilt Stöß in der Bundespartei, anders als Müller, als strategisch denkender Kopf. Ein weiterer Grund für Müllers Griff nach dem SPD-Landesvorsitz sind wohl auch jüngste Umfragen. Laut Infratest dimap liegt die Berliner SPD nur noch bei 23 Prozent, im Westen der Stadt liegt sie (mit 22 Prozent) hinter der CDU, die dort auf 25 Prozent kommt. Im Osten Berlins ist die Union mit 16 Prozent allerdings sehr schwach, dort erreicht die SPD 25 Prozent. Und 59 Prozent der Berliner sind mit der Arbeit des Müller-Senats unzufrieden. — Leitartikel, Seite 1 D Gesetz für Kita-Betreuung wird neu beraten ments. Es seien Zusammenhänge konstruiert worden, die die „Institution des Regierenden Bürgermeisters beschädigen könnten“. Darum sei es „einigen ganz bewusst gegangen“, sagte Müller. Dagegen müsse man sich juristisch wehren dürfen. Den Verdacht, dass er öffentliche Gelder genutzt habe, um die Druckerei seines Vaters zu subventionieren, wies Müller empört zurück. „Keiner der Vorwürfe konnte erhärtet werden.“ Und erstmals teilte er mit, was er an den privaten Vermieter für sein Wahlkreisbüro zahlt: 830 Euro für 46 Quadratmeter. Die Parlamentsverwaltung hatte die Einsichtnahme in den Mietvertrag aus verfassungsrechtlichen Gründen verweigert. Auf Anfrage des Tagesspiegel wurde nun mitgeteilt, dass die Einrichtung des Müller-Büros im Juni 2014 geprüft und als korrekt eingestuft worden sei. „Rechtsschutzangelegenheiten des Senats“ wollte der Parlamentspräsident aber nicht bewerten. za Im Parlament wurde gezankt – allerdings weniger zur Sache als ums Prinzip. Die Koalitionsfraktionen zogen am Donnerstag vor der Sitzung im Abgeordnetenhaus das Haushaltsumsetzungsgesetz, mit dem sie weitreichende Änderungen etwa bei der Kita-Betreuung beschließen wollen, zurück, um es sofort erneut einzubringen. Das Gesetzgebungsverfahren ging also mit erster Lesung wieder von vorne los. Die Sache selbst trifft weitgehend den Geschmack der In Wedding sind zwischen Dienstagmittag und Mittwochnachmittag von einem Friedhof in der Gerichtstraße mehrere Urnen aus ihrem Aufbewahrungsort, dem Kolumbarium, gestohlen worden. Die Asche der Verstorbenen ließen die Diebe zurück. Die Polizei ermittelt wegen Diebstahls und Störung der Totenruhe. Sie geht davon aus, dass die Diebe es auf das Metall abgesehen hatten. Tsp Kind stirbt nach Sturz aus Fenster eines Flüchtlingsheims Ein zweijähriges Kind ist am Mittwochnachmittag nach einem Sturz aus dem Fenster einer Flüchtlingsunterkunft in Westend an seinen Verletzungen gestorben. Nach Angaben der Feuerwehr war das Kind gegen 16.35 Uhr aus einem Fenster in der zweiten Etage des Heims in der Soorstraße gefallen. kat Ferienwohnungsportal klagt gegen Zweckentfremdungsverbot Opposition. Aber nicht das Wie. „Das Zustandekommen dieses Gesetzes ist der Spiegel des Chaos in der Koalition“, kritisierte Marianne Burkert-Eulitz, sozialpolitische Sprecherin der Grünen. Eigentlich sollte das Gesetz am Donnerstag verabschiedet werden. Da die Koalition aber am Mittwoch einen 19-seitigen Änderungsantrag vorlegte, fühlte sich die Opposition düpiert. So weitreichende Änderungen müsse man schließlich fachlich durcharbeiten können, be- vor man sie verabschiede. Am Mittwoch vereinbarte man eine dritte Lesung am 28. April. Vor der Parlamentssitzung allerdings beschlossen SPD und CDU, den Gesetzesentwurf zurückzuziehen und sofort wieder neu einzubringen. „Wir wollten auf keinen Fall, dass das Gesetz formal angreifbar ist“, erklärte Torsten Schneider, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD. Nach nunmehr zweiter Lesung soll das Gesetz also am 28. April beschlossen werden. rori Das Online-Portal für Ferienwohnungen Wimdu, nach Airbnb die Nummer zwei am Markt, hat gegen das Zweckentfremdungsverbot Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Die Klage schrieb Helge Sodan, einst Präsident des Verfassungsgerichtshofs. Er hält das Gesetz für verfassungswidrig. Als Kläger tritt Olaf Bölter auf, der seine Wohnung in Schöneberg an Touristen vermietet. loy BER ups and downs 1413 625 Tage seit Nichteröffnung * Tage bis zur Eröffnung ** *Der Flugbetrieb sollte ursprünglich am 3. Juni 2012 starten ANZEIGE **Der Flughafen soll im 4. Quartal 2017 eröffnen. Wir rechnen mal großzügig mit dem 31. Dezember – aber ob das reicht? Berlin exklusiv BOUTIQUE Um kurz nach 17 Uhr am Donnerstag ist eine Filiale der Berliner Bank in der Schloßstraße in Steglitz überfallen worden. Die Täter, von denen einer laut Polizei bewaffnet war, erbeuteten Geld und flüchteten zu Fuß; einer wurde schnell gefasst. Er hatte Geld bei sich, es war aber am Abend noch unklar, ob es sich um die gesamte Beute handelte. fk Polizeiliche Verstärkung für Grundschule in Mitte MICHAEL MÜLLERS ABGEORDNETENBÜRO Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) wies am Donnerstag Vorwürfe zurück, er habe im Rechtsstreit mit der Zeitung „BZ“ um sein Wahlkreisbüro in Tempelhof nicht als Abgeordneter einen Anwalt beauftragt und bezahlt, sondern dies die Senatskanzlei erledigen lassen. Es sei in diesem Fall klar gewesen, „dass es nicht nur um den Abgeordneten Müller ging, sondern auch um den Regierenden Bürgermeister“, sagte er in der Fragestunde des Parla- Filiale der Berliner Bank auf Schloßstraße überfallen TAGESSPIEGEL.DE Lager BERLIN Räumungsverkauf DIE BOUTIQUE FÜR GROSSE GRÖSSEN! GmbH Größen 44-56 Achtung: Bevor Sie irgendwelche 08 / 15 Möbel im Baumarkt kaufen, vergleichen Sie unser exklusives Angebot! Auf ca. 1000 m2 finden Sie über 50 aufgebaute Garnituren in allen Preislagen für Ihren Garten, Terrasse, Veranda und/oder Balkon aus hochwertigen, wetterfesten Materialien. E In vielen verschiedenen Materialien, in allen Größen, Farben und Formen! Boutique extraweit Berlin / Tel. 030 21966900 Augsburger Str. 35 / Nähe Gedächtniskirche / www.extraweit-berlin.de Eine Stunde kostenfrei parken! Bei einem Besuch in unserer Boutique schenken wir Ihnen 1 Std. 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APRIL 2016 / NR. 22 729 DER TAGESSPIEGEL Hier gibt’s Geld. Die Schlange reichte durch die gesamte Bundesbank bis hinaus auf die Leibnizstraße. Bezahlen kann man mit der Münze übrigens nur in Deutschland. 9 Foto: Imago/STPP Münz’ dir was ANZEIGE STADTLEBEN DIE KADEWE FEINSCHMECKERETAGE Von Regen und Kälte lassen sich hunderte Sammler nicht abschrecken. Stundenlang stehen sie an der Bundesbank an, um die neue Fünf-Euro-Münze zu ergattern. Warum? Von Felix Hackenbruch Foto: Julian Stratenschulte/dpa Wie viele es sind, kann niemand sagen. Ein paar hundert, vielleicht sogar tausend. „Die stehen hier schon seit 5.45 Uhr“, berichtet der Portier, „dabei haben wir erst um 8 Uhr geöffnet“. Grund für den Ansturm bei der Bundesbank in Charlottenburg ist die Herausgabe der neuen Fünf-Euro-Münze. Die wollen sich viele Menschen gleich am ersten Tag sichern – für den Preis von fünf Euro, versteht sich. Der Andrang lässt auch im Laufe des Vormittags nicht nach. Die Münze Die Schlange erstreckt sich von den Schaltern über die Wendeltreppe in die Empfangshalle der Bundesbank bis hinaus auf die Straße. Ganz am Ende der Schlange steht Sascha Pollack. Von der Ausgabe der Fünf-Euro-Münze hat er in den Nachrichten gehört. „Ich bin einfach neugierig und möchte mir die neue Münze mal anschauen“, sagt der 33-Jährige. Vom nasskalten Wetter am Donnerstagmorgen lässt er sich nicht abhalten und wartet geduldig. 50 Meter weiter vorne, aber noch immer im Freien, steht Peter Kurz aus Charlottenburg. Der Sammler war bereits zur Ausgabe der 25-Euro-Münze im letzten Jahr hier. „Das Design ist einfach einmalig, deshalb muss ich diese Münze haben. Schade, dass man nur eine pro Tag bekommt“, sagt der 74-Jährige. Tatsächlich hat die neue Münze vor allem für ihre optischen und technologischen Neuerungen bereits zuvor große Aufmerksamkeit erhalten. Aus drei Teilen besteht sie: aus einem äußeren Ring, der das Weltall und viele Planeten zeigt, sowie einem inneren Kern, der die Erde abbildet. Doch in der Schlange sprechen alle nur über das Verbindungsstück. Denn zwischen dem äußeren und dem inneren Element befindet sich ein blauer, lichtdurchlässiger Kunststoffring, der die Münze fälschungssicher machen soll. An ihm scheiden sich die Geister. „Ich halte das Plastik für Quatsch. Wenn man stark ist, kann man das bestimmt einfach rausbrechen“, erklärt Harald Graf. Der Steglitzer ist passionierter Sammler und kennt sich vor allem mit deutschen Münzen aus. „Ich habe alle Pfennige von 1948 bis 1995“, sagt er stolz. „Richtig schön“ dagegen findet Gisela Schwartz aus Wilmersdorf die Münze – gerade wegen des Kunststoffrings. 40 Minuten hat sie gewartet, dabei sei die Münze gar nicht für sie: „Mein Bruder hat mich geschickt, denn der lebt auf dem Land und konnte nicht selber kommen.“ Auch Brigitte Block hat die Münze nicht ANZEIGE KARRIERE Diesen Sonnabend im Stellenmarkt: 왎 AUS ALLER WELT: Der öffentliche Dienst und die Landesbetriebe suchen Azubis mit migrantischen Wurzeln. Wo Jugendliche sich bewerben sollten. Ihr Anzeigenservice-Telefon (030) 2 90 21 - 1 55 06 für sich geholt. „Die vererbe ich mal meinem Enkel“, verrät die 64-Jährige, die nur Gelegenheitssammlerin ist. „Ich hole mir nur manchmal die Sondermünzen, das ist ja historisch“, erklärt sie. Enorm, aber nicht historisch bewertet Filialleiter Andreas Klose den Ansturm. Zwar kann auch er keine verlässlichen Zahlen nennen, aber der Andrang sei vergleichbar mit der Ausgabe der 25-EuroMünze anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Wiedervereinigung. „Wir haben extra Mitarbeiter am Schalter und im Gebäude, um die Kundenströme zu lenken. Ein Bankkunde, der wegen des Ansturms länger warten muss, kann dem Hype nichts abgewinnen. „Das ist doch traurig. Ich glaube, das Münzgeschäft ist eigentlich vorbei“, sagt er. Trotzdem wird er wohl auch in den kommenden Tagen mit Verzögerungen rechnen müssen. „Wir geben jeden Tag eine Münze pro Person aus – bis wir keine mehr haben“, bestätigt Filialleiter Klose. Für die Sammler ist das kein Problem. „Morgen früh bin ich wieder hier“, sagt eine und stapft in den Regen. Bezahlen kann man mit der neuen Münze übrigens auch – allerdings nur in Deutschland. JENS LANGKNIV DANBO NATUR 45% Fett i.Tr., dänischer höhlengereifter Schnittkäse, mind. 30 Wochen gereift, mit einem kräftigen Aroma 100g 1,98 € SPARGEL-HOLLANDAISE-SCHINKEN zarter, gekochter Schinken, mit Sauce Hollandaise und grünen Spargelspitzen ummantelt 100g 2,48 € MANCHEGO DON BERNARDO DOP 50% Fett i.Tr., ein spanischer Hartkäse aus Schafsmilch, 12 Monate gereift, pikant, mit leicht säuerlichem Aroma 100g 2,98 € PROSCIUTTO COTTO PAGANINI ein italienischer Kochschinken, hergestellt aus ausgewähltem Schweinefleisch, mit mildem Geschmack 100g 2,98 € GERÄUCHERTER STREMELLACHS feinste schottische Rohware, meisterlich geräuchert im KaDeWe 100g 3,28 € FRISCHE HÄHNCHENSCHENKEL bratfertig, H.Kl.A, von zarten deutschen Brathähnchen, schnell und leicht zubereitet, zum Braten oder Grillen 1kg 3,98 € BRIE DE MEAUX AUX TRUFFES 50% Fett i.Tr., eine französische Weichkäse-Spezialität aus Rohmilch, handgeschöpfter, mit einer Schicht aus Sahne und Trüffeln aus dem Périgord, mit feinem Trüffelaroma 100g 6,98 € FRISCHE JAKOBSMUSCHELN Suppe für alle Unvergesslich Die Franziskaner in Pankow laden zum Besuch. Seit 25 Jahren wird hier für Obdachlose gekocht Berliner Kolpingjugend erhält Franz-Bobzien-Preis Das Franziskanerkloster in Pankow begeht ein Jubiläum. Seit 25 Jahren betreibt es eine Suppenküche für Obdachlose und andere Menschen in Not. Kein Grund zum Feiern, denn die Tatsache, dass es solcher Einrichtungen bedarf, ist kein Ruhmesblatt für Deutschland. Die Franziskaner sehen den Termin als Gelegenheit „zum Innehalten“, wie es in der Ankündigung zum Jubiläumsprogramm heißt. Am Sonnabend, 16. April, können alle die Klosterküche in der Wollankstraße besuchen. Es gibt Suppe. Der Tag der offenen Tür soll auch Gespräche und Begegnungen ermöglichen. Denn die Arbeit der Franziskaner ist zwar weit über Berlin hinaus bekannt, in Pankow selbst wird sie aber nur wenig wahrgenommen. „Wir würden uns mehr Kontakte hier im Kiez wünschen“, hatte Bruder Andreas Brands, der für die Öffentlichkeitsarbeit des Klosters zuständig ist, vor einiger Zeit gesagt. Zum Jubiläumsprogramm gehörte daher auch ein Suppenausschank auf dem Pankower Wochenmarkt mit Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD). Bis zum Wochenende sind zudem öffentliche Vorträge, Gespräche und eine Theater-Performance im Kloster geplant. Wärme zu verteilen. Besucher des Franziskanerklosters stehen an der Essensausgabe in der Suppenküche. Foto: Kay Nietfeld/dpa Das ZDF strahlte bereits am vergangenen Sonntag den Beitrag „Mit Almosen gegen Armut“ über die Pankower Franziskaner aus. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) kam Anfang April, um über Armut in Deutschland zu diskutieren – im Saal der Suppenküche, dem Herzstück des Klosters. Der lichtdurchflutete Glasbau, der seit zwölf Jahren den eigentlichen Klosterbau ergänzt, ist Anlaufstelle für Obdachlose und andere Bedürftige aus ganz Berlin. Oft stehen hier mittags mehr als 200 Gäste für eine Suppe an, die zehn bis zwölf freiwillige Helfer aus Lebensmittelspenden von Supermärkten zubereiten. Manchmal kommen bis zu 400 Berliner, darunter immer mehr Senioren, deren Rente nicht bis zum Monatsende reicht. Das Kloster betreibt auch eine Hygienestation, in der sich Obdachlose waschen und duschen können, und eine Kleiderkammer. 60 ehrenamtliche und fünf hauptamtliche Mitarbeiter halten den Betrieb aufrecht, denn im Kloster selbst leben nur vier Brüder. Ihr Engagement wurde bereits vielfach gewürdigt. Ende vergangenen Jahres kamen auch Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt zu einem Besuch vorbei. Ulrike Scheffer Mit ihrem Projekt „Gegen das Vergessen“, einem langjährigen aktiven Engagement in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, gewinnt die Kolpingjugend im Diözesanverband Berlin den diesjährigen Franz-Bobzien-Preis, der von der Stadt Oranienburg und der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen ausgeschrieben wurde. Das entschied die mit Vertretern aus namhaften Institutionen und Verbänden besetzte Jury des Wettbewerbs. Den zweiten Platz belegte die Evangelische Grundschule Tröbitz (Landkreis Elbe-Elster) mit einer Schulausstellung zum Thema „Der verlorene Zug“, in dem es um einen zum Kriegsende 1945 in dem kleinen Ort gestrandeten Häftlingszug geht. Auf den dritten Rang kam ein Theaterprojekt der Otto-TschirchOberschule in Brandenburg/Havel über den Widerstand der „kleinen Leute“ gegen Krieg und Nationalsozialismus. Mit dem Franz-Bobzien-Preis für mehr Demokratie und Toleranz werden Pro- jekte in Berlin und Brandenburg geehrt, die in einem besonderen Maße zur historisch-politischen Bildung und zur Stärkung der Demokratie beitragen. Besondere Beachtung gilt dabei Projekten, bei denen es gelingt, die historische Aufarbeitung des Nationalsozialismus und das gegenwärtige EngageDie ment für eine demoJugendlichen kratische Gesellschaft miteinander engagieren zu verknüpfen. Der sich in Preis ist mit 3000 Ravensbrück Euro dotiert. Schirmherr ist der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SDP), der Tagesspiegel ist Medienpartner. Die Preisverleihung findet am heutigen Freitag, 15. April, anlässlich des 71. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen in der Orangerie in Oranienburg statt. Matthias Schlegel E STADTMENSCHEN F Es waren auch Männer anwesend Sexuelle Gewalt an Frauen, rechte Gewalt, Rassismus: Die Themen, mit denen sich die Berliner Anwältinnen Regina Götz und Undine Weyers beschäftigen, sind gar nicht schön, auch nicht glamourös, und viel Geld ist dort auch nicht zu holen. Umso verdienstvoller, dass Götz und Weyers es trotzdem tun. Es ist ihnen eine Herzensangelegenheit, das war auch am Mittwochabend zu spüren, als der Deutsche Anwaltverein den beiden in der Mendelssohn-Remise am Gendarmenmarkt den Maria-Otto-Preis verlieh. Maria Otto war 1922 die erste Frau, die in Deutschland als Anwältin zugelassen wurde. Mit der Auszeichnung ehrt der Anwaltverein herausragende Rechtsanwältinnen für besondere Verdienste. Vor rund 100 Kollegen und besonders Kolleginnen fungierte Vereinspräsident Ulrich Schellenberg als Gastgeber und Laudator zugleich; gekommen waren unter anderem die erste Preisträgerin Gisela Wild, die Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes Ramona Pisal, ihre Amtsvorgängerin Jutta Wagner sowie Bundesverfassungsrichterin Susanne Baer, die auch beide in der Jury sitzen. Die Cellistin Susanne Paul sorgte mit eigenen Kompositionen für sehr coolen Groove. Es waren auch einige Männer zugegen, aber diesmal waren sie in der Minderheit. fk ohne Corail, gefangen im Nordwest-Pazifik vor Japan 100g 7,98 € 2014ER KRONE BLANC DE NOIR trockener Weißwein QbA aus der Spätburgunder-Traube, eingebundene Säure und feine Mineralität verleihen diesem Wein eine harmonische Länge, zarte Anklänge von weißem Pfirsich, ideal zu Spargel Preis je 1l 13,31 € Inh. 0,75l Flasche 9,98 € STENGEL CUVÈE MY Rosé-Sekt, trocken, Cuvée aus erlesenen Rebsorten, hergestellt in traditioneller Flaschengärung, mit Aromen von milden Früchten, wie Erdbeere und Himbeere Preis je 1l 26,64 € Inh. 0,75l Flasche 19,98 € ZART GEREIFTES ENTRECÔTE aus Uruguay, eine Spezialität für den Feinschmecker 1kg 29,95 € LOMO IBÉRICO zartes Filet oder Karree, ideal zum Braten oder Grillen eine Spezialität für Feinschmecker 1kg 29,95 € COGNAC RÉMY MARTIN VSOP 40% Vol., weich und reich an Aromen, ausgesuchte Destillate und lange Reifung bestimmen seine überragende Qualität Preis je 1l 42,79 € Inh. 0,7l Flasche 29,95 € FRISCHE KABELJAU-LOINS gefangen im Nordost-Atlantik vor Island, zarte, reine Rückenfilets, ohne Bauch und Gräten 1kg 49,95 € BLACK TIGER RIESENGARNELEN aus Aquakultur in Bangladesch gewonnen, roh, ohne Kopf, mit Schale, Sortierung 8/12er 1kg 49,95 € HALLOWEEN 2016 Feiern Sie mit uns am Samstag, dem 29. Oktober 2016, ab 20:30 Uhr unsere legendäre Halloween-Party! Eintrittskarten erhalten Sie im FeinschmeckerEinkaufsservice in der 6. Etage. CATERING- UND EINKAUFS-SERVICE INFOS UND BESTELLUNGEN: 030 21 21-27 00 ODER [email protected], AB 150,– € LIEFERUNG INNERHALB BERLINS FREI HAUS KaDeWe Berlin · Tauentzienstraße 21–24 · 10789 Berlin · Ein Warenhaus der The KaDeWe Group GmbH Geschäftsanschrift: Katharina-Heinroth-Ufer 1 · 10787 Berlin · www.kadewe.de 10 NACHRUFE DER TAGESSPIEGEL NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 „Vorbei – ein dummes Wort“, das Goethe-Zitat aus dem „Faust“, ist das Leitmotiv dieser Seite. Wir erinnern hier jeden Freitag an Berliner, die in jüngster Zeit gestorben sind. Horst Schultze B Geb. 1918 lock B, Reihe 3, Platz 22: sein Platz, jahrzehntelang. Die Mittelplätze des Blocks B in der Berliner Philharmonie kennen keine erste und keine zweite Reihe. Wer dort sitzt, sitzt ganz vorne, auch wenn er nur die dritte Reihe gebucht hat. Nichts könnte symbolkräftiger sein für Horst Schultze. Denn niemals in seinen Berufsleben hätte er es sich angemaßt, sich in die erste Reihe zu setzen. Und trotzdem saß er immer ganz vorne. Schließlich war er der Inbegriff der grauen Eminenz. Horst Schultze war ein Unersetzlicher. Er war Senatsdirigent. In den fünfziger Jahren studierte er an der Deutschen Hochschule für Politik in West-Berlin bei Otto Suhr, dessen Assistent er alsbaldwurde. Als jener zum Regierenden Bürgermeister gewählt wurde, nahm er seinen Schüler mit in die Senatskanzlei, ins Machtzentrum der Teilstadt, die noch keine Mauerstadt war. Selbstverständlichtrug einVerwaltungsbeamter damals Anzug und Krawatte. Alle taten das – außer Horst Schultze. Der trug eine Fliege, und er trug sie immer. Deshalb hieß er Fliegen-Schultze. Und wenn man heute von ihm spricht, dann weiß kaum einer mehr seinen Vornamen. Als Fliegen-Schultze ist er Legende. Nach Otto Suhr kam Willy Brandt. Fliegen-Schultze blieb. Nach Brandt kam Heinrich Albertz, Fliegen-Schultze stieg auf. Es kam Klaus Schütz, es kamen Dietrich Stobbe und Hans-Jochen Vogel. Fehlt noch einer? Natürlich: Richard von Weizsäcker. Vielleicht ist er für Horst Schultze derWichtigste aller siebenRegierenden gewesen. Der SPD-Mann wurde bald enger Berater des CDU-Bürgermeisters, und nichts kennzeichnet seine Sonderstellung besser als eine Episode gleich zu Beginn, im Juni 1981. Der Senat trat zu seiner ersten Sitzung zusammen, Schultze reichte seinem neuen Chef die Unterlagen zum Sitzungsablauf und flüsterte ihm die notwendigen Erklärungen zu. Weizsäcker begann vorzutragen, was ihm zugeflüstert worden war, und unterbrach sich plötzlich: „Ach, Herr Schultze, tragen Sie uns das doch einfach vor.“ Und so erläuterte Schultze die Tagesordnungspunkte und las die vorbereiteten Beschlüsse vor. Er war in der ersten Reihe, obwohl er in der dritten saß. Die Regierenden kamen,dieRegierendengingen, Horst Schultze war da. Am Ende leitete er drei Abteilungen im Rathaus Schöneberg. Personalabteilung, politische Abteilung und die Abteilung für Koordination. Er bereitete die Senatssitzungen vor und traf sich jeden Dienstag mit den Verbindungsoffizieren der drei Schutzmächte. Gerade da waren an seine diplomatischen Fertigkeiten höchste Ansprüche gestellt. Kein Senatsbeschluss, kein Gesetz konnte in Berlin ohne Zustimmung der Alliierten wirksam werden. Fliegen-Schultze war der Garant, dass das reibungslos funktionierte. Das gewährleistete nicht nur seine Kompetenz, sondern ebenso sein Humor und seine Umgangsformen. Denn man darf sich Horst Schultze keineswegs als die Ausgeburt des preußischen Beamten vorstellen. Zwar war er korrekt von den Haar- bis zu den Fußspitzen; diskret bis zumAlleräußersten; und voneiner Loyalität, die Grenzen nicht kannte. „Man ist mit Haut und Haar Diener“, sagte er oft über sich. Aber da war zugleich der Mann mit der entwaffnenden Ironie, der Mann, der auf Parteitagen den sozialdemokratischen Freunden so launig wie regelmäßig die Leviten las. Gewiss hätte mancher viel dafür gegeben, zu erfahren, was hinter seiner sehr hohen Stirn vorging, welche Gedanken da blitzten, wenn wieder einmal ein Neuling unter seinen alterfahrenen Augen ins Bürgermeisteramt trat. Aber es erfuhr niemand. Natürlich nicht. 1983, mit 65 Jahren, wurde Horst Schultze pensioniert, seine Frau hat das nicht mehr miterlebt. Er blieb in seiner Wohnung in Westend, heiratete noch einmal und ging mit seiner zweiten Frau auf viele Reisen. Jeden Morgen schwang er sich aufs Fahrrad, um beim Bäcker am Theodor-Heuss-Platz Brötchen zu holen. Erst nach seinem 95. Geburtstag fand er das Radfahren ein wenig zu unbequem. Ging er eben zu Fuß zum Bäcker und fuhr zurück mit dem Taxi. Wolfgang Prosinger Suhr, Brandt, Weizsäcker regierten. Fliegen-Schultze blieb Werner Krause A Geb. 1925 lles liegt noch so, wie er es hinterließ. Die Bahnhöfe, die Gleise. Eine Lok steht auf dem Abstellgleis, zwei Autos auf dem Bahnhofsparkplatz, die Uhr am Kirchturm zeigt zwölf Uhr. In der feuchten Luft liegt ein Hauch Modellbaukleber. Im Dachzimmer, in dem Werner Krause so viele Stunden seines Lebens verbrachte, ist es kalt. Er war fürsorglicher Vater, liebender Ehemann, strenger Lehrer – und Modelleisenbahner. In dem Zimmer ist nur ein schmaler Gang frei. Krauses Hocker steht vorm Schaltpult. Die Werkstatt nebenan, wo er gelötet und geklebt hat, ist penibel aufgeräumt wie zu seinen Lebzeiten. Geprägt hat ihn der Dienst bei der U-Boot-Truppe. Mit 18 ist er eingezogen worden. Nach der Funker-Ausbildung erlebte er noch wenige Monate auf dem Boot. Sein Führungszeugnis allerdings war miserabel: „Besitzt wenig Willenskraft und muss ständig beaufsichtigt werden.“ Er sprach später kaum über die Zeit imKrieg und überdie drei Jahre Gefangenschaft in Norwegen. Er war dann Ausbilder bei der Bundespost, die noch für die Telefonie zuständig war. Die Berufswahl, ein Akt der Vernunft. Seinem Sohn erzählte er später, dass er lieber Maschinenbau studiert hätte. Nach dem Krieg war das jedoch kaum möglich, und schließlich konnte er seine kleine Familie mit dem Beamtengehalt der Post gut durchbringen. Akribisch verwaltete er die Finanzen, selbst im Italien-Campingurlaub notierte er ineinem kleinen Heftsämtliche Kostenpunkte. Für verschiedene Ausgaben wie Hobbys und Kleidung führte er separate Kassen. Seine Kinder erinnern sich an einen fürsorglichen, einfühlsamen Vater, der Respekt einforderte – erst recht als Lehrer. In der Berufsschule hieß es: „Haste Elektrotechnik bei Krause, bleib lieber gleich zu Hause.“ Wenn Krause am Wohnzimmertisch Klausuren korrigierte, regte er sich furchtbar auf über die Faulheit seiner Schüler und deren Unvermögen, gerade Sätze zu formulieren. Beruhigt hat ihn die Modelleisenbahn. Die Miniwelt konnte er ganz nach seinen Vorstellungen gestalten. Angefangen hat es am sechsten Geburtstag seines Sohnes mit einer Lokomotive und ein paar Metallwaggons. Mit ausgeliehenen Gleisen und einem Trafo bauten sie dieerste AnlageimWohnzimmer auf. Stundenlang knieten Vater und Sohn auf dem Boden. Die Strecke verlief unter dem Schrank und dem Ecksofa hindurch, das mit Klötzen aufgebockt wurde. Von da an wurde dieEisenbahnimmerin denWeihnachtsferien aufgebaut, von Jahr zu Jahr trieb Krause das Projekt voran. Die Küche wurde zur Werkstatt umfunktioniert. Geburtstage des Sohnes und Weihnachtsfeste waren die Anlässe für teure Neuanschaffungen, vonder Arbeit brachte er Kabelbäume mit. Nach Weihnachten wurde alles auf dem Hängeboden verstaut. Als die Wilmersdorfer Wohnung für die Familie zu klein wurde, kaufte Krause vom eisern ersparten Geld ein Reihenhaus inder Zehlendorfer Onkel-Tom-Siedlung, Parkplatz vor der Tür, kleiner Garten hinterm Haus. Und ein Zimmer für die Eisenbahn. Hier saß er, und hier tüftelte er, hier konnte der Sohn vertraut mit ihm reden. Der Vater wusste Rat. Wenn mittags das Essen auf dem Tisch stand, rief Edith nach oben: „Werner, nun komm doch mal!“ Er rief zurück: „Ja, gleich!“ Wenn sie zehn Minuten später wieder rief: „Nunkomm doch mal“, rief er: „Ich muss nur noch was löten!“ Edith ließ ihm seine Freiheit und genoss die ihre. Sie besuchte Englischkurse an der Volkshochschule oder traf Freundinnen. Manchmal setzte sie sich zu ihm unters Dach und las ein Buch. Als die Kinder längst aus dem Haus waren, machten sie Ausflüge indie GenshagenerHeide zumalten Bahnhof. Dort gingen sie spazieren, immer an den Gleisen entlang. Einige Jahre vor seinem Tod fragte Krause seine Kinder, ob er die Eisenbahn nun abbauen solle, um ihnen die Arbeit zu ersparen. Er sollte nicht, die Eisenbahn blieb, wie sie war. Kurz vor seinem Schlaganfall räumte Krause seinen Schreibtisch aus, holte die wichtigsten Unterlagen hervor und regelte alle finanziellen Angelegenheiten. Edith sollte keine Sorgen haben. Sophie Krause Die Modelleisenbahn: eine Welt, ganz nach seinen Vorstellungen Kriegsgräberstätte Pankow in der Schönholzer Heide. Foto: Doris S. Klaas Xavier Régis Delerue L e dimanche place aux dames. Montags und dienstags und den Rest der Woche bis zum Sonnabend malt Xavier Régis Delerue Stillleben und Porträts und biblische Szenen, aber der Tag des Herrn ist da für die Frauen. Aufreizend stehen, sitzen, liegen sie auf seinen großformatigen Ölbildern, nackt oder halb enthüllt, prächtig und makellos und unterkühlt. Alles in kräftigen Farben, präzisen Linien, geschult an Caravaggio, Ingres, den Expressionisten, Balthus. „Ich suche keine Schönheitsnorm“, sagt er. „Es ist die Geschichte hinter der Frau, die mich interessiert.“ Eine Exhibitionistin, die sich in einem Museum vor zwei Männergemälden alter Meister entblößt. Eine Brünette im Casino, in pelzbesetzter roter Robe, an einem Tisch, auf dem eine blaue Ente sitzt. Ein Mädchen auf einem Stuhl, mit gespreizten Beinen, einem duftigen Rock, der verdeckt und zugleich aufdeckt. Neben dem Mädchen eine Katze. Manchmal vereint Xavier Mensch und Tier, aus barocken Brokatkleidern schauen Katzenköpfe, aus einer eleganten Halsbinde ein Steinbockhaupt. Viele der Bilder sind Auftragswerke. Ein Weinhändler etwa, der sich am Gendarmenmarkt mit einer exklusiven Flasche in der einen und einem Glas in der anderen Hand abbilden lässt. Einmal nur redet er einem Ehemann die Idee für ein Geschenk für seine Frau aus, denn der möchte den Kopf des Familienhundes auf dem Körper der Angetrauten, was diese wiederum, da ist sich Xavier sicher, weni- Geb.1953 ger amüsieren würde. Er trägt seinen Einwand höflich vor. An Höflichkeit und Takt liegt ihm viel, oft sagt er: „Merci pour tout“, und meint es ernst. Bestimmte Leute aber gehen ihm auf die Nerven, malende Gattinnen zum Beispiel, die über Selbstverwirklichung plappern und sagen: „Immer, wenn ich ein Bild weggebe, ist es, als verlöre ich ein Kind.“ Kunst besteht für ihn zu fünf Prozent aus Talent, der Rest aus Übung, Arbeit, Disziplin. Ins Atelier zu gehen ist keine Freizeitbeschäftigung. Das haben auch seine vier Kinder verstanden. Ab und an kommt eines bei ihm vorbei, sitzt mit einem Pinsel vor einem Blatt Papier, ohne viel zu schwatzen, ohne wild mit den Farben zu klecksen. Es sieht den Vater, er arbeitet still und konzentriert, jeden Tag. „Ich fühle mich schlecht“, sagt er, „wenn ich 24 Stunden lang nicht male.“ So war es immer schon. In Troyes, wo er heranwuchs, auf der Jesuitenschule, auf der École des Beaux-Arts, auf seinen Reisen durch Ägypten, Burkina Faso, den Sudan und dann, ab 1978, in Berlin. Er kommt in diese merkwürdige Stadt, eingezwängt und doch vollkommen zwanglos, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, ohne einen Menschen zu kennen. Er geht in eine Kneipe, und als er wieder heraus- kommt, hat er ein Zimmer. Am Tag darauf bietet ihm jemand einen Job als Kellner an. Leute kennenzulernen, das ist für ihn das Natürlichste der Welt. „Du hast die Fähigkeit“, sagt ein Freund auf Xaviers Trauerfeier, „Sonne und Glück in das Leben der Menschen zu bringen.“ Nichts weniger als glücklich will er die Betrachter seiner Bilder machen. Der gegenwärtige Geschmack interessiert ihn dabei nicht: „Das, was heute in der Kunst gemacht wird, steigert nur meinen Drang, noch klassischer zu malen.“ Minimalistische Acrylmalerei „n’est pas mon truc“ – „ist nicht mein Ding.“ Er vergleicht seine Haltung mit einer Einladung zu einem Abendessen: Man bekommt etwas serviert, das man nicht besonders mag, sagt aber weder, dass es gut, noch dass es schlecht ist. Galerien sind ihm ein Graus, der Geschäftssinn, der in ihnen herrscht, das Gestelzte. Trotzdem gelingt es ihm, seine Bilder gut zu verkaufen. Er lässt sie in Restaurants aufhängen. „Die Leute haben Zeit, sie essen, sie trinken, sie schauen an die Wände. Und vielleicht kommen sie dann wieder, setzen sich an denselben Platz und entwickeln so ein Interesse. Und dann rufen sie mich an.“ Die spektakulärste Vernissage findet in einem Puff statt: Sehr bürgerliche Damen Kunst: fünf Prozent Talent, der Rest Übung, Arbeit, Disziplin laufen durch ein Bordell und schauen sich Frauenakte an. Gut gehen auch die Stillleben, kuriose Kombinationen: Etwa die rote Mütze auf schwarzem Boden, auf den ein weißer Umriss gezeichnet ist, die Konturen eines Mäusekörpers; Titel des Bildes: „Lieu de crime“, „Tatort“. Es gibt auch Früchte und Wein. Manchmal sieht er sich eine Stunde lang die Äpfel beim Gemüsehändler an der Ecke an, um den einen, der ihn inspiriert, zu finden. Er bringt seinen Kindern bei, Farben zu sehen. Sagt jemand: „Der Himmel ist so schön blau“, antworten sie: „Nein, er ist violett und grau und gelb.“ Er macht die besten Pommes frites. Er malt am Tage ein Huhn und bereitet es abends zu. Er führt seine Freunde durch die Gemäldegalerie. Er fährt mit der Familie auf den Bauernhof in der Vendée. Und dann, 2006, sagt der Arzt: „Sie haben Krebs. Es bleiben Ihnen sechs Monate.“ Er erwidert: „Mitterand hat nach einer solchen Diagnose noch Jahre regiert.“ 2015 bricht die Krankheit erneut aus. Und jetzt, erst jetzt, hört er auf zu malen. Tatjana Wulfert Anregungen und Vorschläge für die Nachrufe-Redaktion: Tel. 29021-14712 E-Mail: nachrufe @ tagesspiegel.de Die Nachrufe der letzten Wochen können Sie im Internet lesen: www.tagesspiegel.de/nachrufe BERLIN / BRANDENBURG FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 DER TAGESSPIEGEL 11 Hochhaus-Brand: Frau rettet sich mit Sprung aus 5. Stock Rettung im Rauch. Der 15-Geschosser in Schmargendorf brannte nicht zum ersten Mal. Er gilt als das älteste Hochhaus der Stadt. Foto: Patrick Pleul/dpa Frankfurt (Oder) - Axel Hilpert macht Geschäfte, wie immer in seinem Leben. Er sei „seit geraumer Zeit wieder im Immobilienbereich tätig, in Berlin“. So sagt es der 68-Jährige, der mittlerweile in Spandau lebt, im Landgericht Frankfurt (Oder). Seit Donnerstag wird dort vor der 2. Strafkammer – der Vorsitzende Richter Matthias Fuchs hatte den „Maskenmann“ in einem umstrittenen Prozess lebenslang hinter Gitter geschickt – der Prozess gegen den früheren Schwielowsee-Hotelier neu aufgerollt. Der Fall gilt als schwerstes Wirtschaftsverbrechen in der jüngeren Geschichte Brandenburgs. Für den Millionenbetrug beim Bau der mondänen Hotelanlage in Petzow, in der einst Prominenz ein- und ausging und etwa Altkanzler Helmut Kohl seinen Geburtstag feierte, war Axel Hilpert Hilpert vom Landgericht Potsdam zwar 2012 zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Doch der Bundesgerichtshof hatte das damalige Urteil teilweise aufgehoben, als im Strafmaß zu streng. Vom für Ende April geplanten Urteil hängt nun ab, ob Hilpert nach den eineinhalb Jahren Untersuchungshaft noch einmal ins Gefängnis muss. Sein Anwalt Gerhard Strate, der beispielsweise Gustl Mollath aus der bayerischen Psychiatrie he- rausholte, hat ein Ziel: Eine Bewährungsstrafe, auch wegen der langen Dauer des Verfahrens, wie er am Rande sagte. Der Prozessauftakt war nun vor allem ein Vorlesetag der früheren Urteile. Zwar hatte Strate einen Verzicht angeboten, auch wenn er „gern in Frankfurt (Oder)“ sei. Das hatte Fuchs ebenso ironisch abgelehnt: „Wir sind im Rahmen unserer Dienstpflichten ja gerne hier.“ So wurde en détail aufgeblättert, wie Hilpert einst über ein System von Firmen und Scheinrechnungen Millionen abzweigte bei seinem 35-Millionen-Projekt, das ohne Eigenkapital, nur mit Krediten und Fördermitteln finanziert worden war. Wer einen Auftrag erhielt, hatte 12,5 Prozent separat an Hilpert zu zahlen, Baufirmen, Planer, Notare – insgesamt knapp 2,6 Millionen Euro. Die waren in die Gesamtkosten und damit in die Neun-Millionen-Förderung des Landes eingerechnet. Nach Strate hätte sich das Verfahren allein auf diese Rückvergütungen beschränken sollen, was den Schaden, fürs Strafmaß entscheidend, auf 500 000 Euro verringern würde. Das Gericht lehnte ab, will nach den BGH-Vorgaben den Gesamtfall unter die Lupe nehmen. Für Staatsanwalt Ivo Meyer ist das Provisionssystem nur die Betrugsspitze, betrage der Schaden „2,6 Millionen Euro plus x“. Man wolle „eine angemessene Strafe“. Hilpert wirkte entspannt. Aber draußen sagte er: „Die jahrelange Ungewissheit ist eine furchtbare Belastung.“ Thorsten Metzner Die landeseigenen Kliniken machen Gewinn – in diesem Jahr sollen es sogar elf Millionen Euro sein. Das kann aber wohl nur klappen, wenn die prekär Beschäftigten weiter wenig verdienen Von Hannes Heine Berlin - Die Berliner Vivantes-Kliniken haben das vergangene Geschäftsjahr erneut mit einem Bilanzplus abgeschlossen. Und zur Freude des SPD-CDU-Senats ihren – wenn auch vergleichsweise kleinen – Gewinn gesteigert. Vivantes ist der drittgrößte Arbeitgeber der Hauptstadt; mit seinen neun Krankenhäusern, 15 Heimen, zwölf Versorgungszentren und einem Pflegedienst setzte der kommunale Konzern 2015 fast 1,1 Milliarden Euro um. Verglichen damit ist der Überschuss mit 8,5 Millionen Euro also bescheiden, weniger als ein Prozent. Allerdings waren es 2014 nur 7,9 Millionen Euro. Das Geschäft von Privatkrankenhäusern wirft oft bis zu 15 Prozent Gewinn ab; die Eigentümer erwarten Gewinne in dieser Tarifvertrag gewünscht. Mitarbeiter vor der Vivantes-Zentrale am Mittwoch. Foto: Imago Größenordnung. Vivantes aber versorgt als Landesunternehmen auch Patienten, deren Behandlung von den Krankenkassen unzureichend vergütet wird. Kleinere Kliniken versuchen dagegen gern, vorzugsweise Patienten mit lukrativen Diagnosen zu behandeln. Bei Vivantes wird zudem saniert, einige Gebäude stehen unter Denkmalschutz, was Modernisierungen besonders teuer macht. „Für uns ist das Ergebnis also ein Erfolg“, sagt Vivantes-Chefin Andrea Grebe am Donnerstag. „Und in diesem Jahr peilen wir sogar elf Millionen Euro an.“ Angesichts der skizzierten Probleme fragen nicht nur Ärzte und Pflegekräfte: Wie soll das gehen? Eigentlich drohen der Klinikkette arge Finanzprobleme, zumindest solange der Senat die Krankenhäuser knapp hält. Erstens: Die Gewerkschaft Verdi fordert gerade, alle Vivantes-Mitarbeiter nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst zu bezahlen. Das hieße, bis zu 2000 Mitarbeiter in den Tochterfirmen für Technik, Catering und Reinigung besser zu bezahlen. Vivantes-Chefin Grebe wird deshalb nicht müde zu betonen, dass für solche Servicekräfte „marktkonforme Tarife“ nötig seien. Tausende Mitarbeiter müssten sich also mit weniger zufrieden geben, wenn der Konzern „kosteneffizient“ mit anderen Kliniken konkurrieren soll. Gleichzeitig kün- ANZEIGE Ihr Partner auf der BIM Wer eine gute Adresse sucht, sollte sich allod merken - egal ob es um Häuser, Wohnungen, Kauf oder Miete geht. Besuchen Sie uns am 16./17. April 2016 auf der BIM in der Arena Berlin am Stand B12 und erfahren Sie mehr über unsere aktuellen Vertriebsobjekte wie z.B. Yours. 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Bei dem 15-Geschosser soll es sich um das älteste Hochhaus Berlins handeln. Verwaltet wird es von der Firma Beta-Roseneck Hausverwaltung. Zu dem Brand wollte sich die Firma nicht äußern. Obwohl es keinen zweiten Fluchtweg gibt, lief die Evakuierung weitgehend reibungslos. „In dem Hochhaus gibt es kein großes Treppenhaus, sondern mehrere einzelne Flure“, sagt Aschmann. So habe sich der Rauch nicht großflächig ausbreiten können. In dem Hochhaus hat es bereits mehrmals gebrannt. 2003 legten Unbekannte ein Feuer. Dabei ging einer der beiden Fahrstühle in Flammen auf und stürzte in den Keller. 2012 kam eine 87-jährige Frau bei einem Brand in der 11. Etage ums Leben. Die Ursache des jüngsten Feuers ist noch unklar. Die Brandexperten der Kripo haben die Ermittlungen übernommen. Daniel Godeck Quo vadis, Vivantes? König der Betrüger Wie der neue Prozess gegen Axel Hilpert begann Foto: Gregor Fischer/dpa Berlin - Die Reste eines verkohlten Stuhls lassen erahnen, was sich am frühen Donnerstagmorgen in einem Hochhaus im Ortsteil Schmargendorf zugetragen hat. Gegen 5.25 Uhr war in einer Wohnung im fünften Stock ein Feuer ausgebrochen. Eine Mieterin konnte gerettet werden – sie sprang aus 15 Metern Höhe in ein Sprungtuch der Feuerwehr und wurde mit leichten Brandverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Zwei weitere Menschen wurden bei dem Hochhausbrand verletzt. Die Feuerwehr brauchte etwa zwei Stunden, um den Brand zu löschen. Wegen der Größe der Fünf-Zimmer-Wohnung und dem vielen brennbaren Inventar hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. „Wir hatten hier nur eine Steigleitung für ein Rohr“, sagt Einsatzleiter Frank Aschmann. Daher habe man eine zusätzliche Schlauchleitung nach oben in den fünften Stock verlegen müssen. Die Wohnungen in den darüber liegenden Etagen wurden von außen gekühlt, damit sich der Brand nicht ausbreitet. Während des Löscheinsatzes mussten die Bewohner der unteren Stockwerke ihre Wohnung verlassen. Breite Straße 23, 13187 Berlin (am Rathaus Pankow) Tel. 030 / 48 47 99 94 www.house-of-comfort.de · Mo–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–18 Uhr HOUSE OF COMFORT ist ein Unternehmen der Möbel Hübner Einrichtungshaus GmbH Hier könnte auch Ihre Anzeige stehen! Anzeigenberatung: (030) 290 21 - 155 00, E-Mail: [email protected] kassen zahlen dafür tendenziell mehr, als eine Klinik für diese Behandlungen ausgibt. Nur dürfen Tavis bald nur noch dort durchgeführt werden, wo es eine Herzchirurgie gibt. Der Senat als Eigentümer aber hatte Vivantes angewiesen, auf eine Herzchirurgie zu verzichten: In Berlin soll es nach Wunsch der Landesregierung stattdessen eine Zentral-Herzchirurgie in Wedding geben. Die lukrativen Tavis fielen also weg. Grebe sagt diplomatisch: „Wir halten eine Herzchirurgie nach wie vor für wichtig.“ Drittens: Vivantes könnte unter den Folgen der aktuellen Krankenhausreform leiden. Indirekt bestraft die Reform jene Kliniken, die immer mehr Patienten mit bestimmten Diagnosen behandeln – dazu dürfte etwa der Einsatz von Hüft-Prothesen gehören. Vivantes macht fast alles, setzt also auch Hüft-Prothesen ein. Und zumindest fachübergreifend werden es mehr Patienten. Vergangenes Jahr wurden rund 558 000 Patienten in den Vivantes-Häusern versorgt – ein Rekord. Wenigstens beim Sanieren helfen der Klinikkette 17 Millionen Euro der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder; eine einmalige Rückzahlung aus dieser Art Rentenkasse. Das Geld soll etwa im Klinikum Neukölln eingesetzt werden. Außerdem will der Vorstand in Spandau, Hellersdorf und Prenzlauer Berg klinikeigene Grundstücke verkaufen. 12 BERLIN DER TAGESSPIEGEL GENUSS NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 WEINE des Monats Von TISCH zu TISCH Chutnify Von Elisabeth Binder D as Ambiente dieses kleinen indischen Restaurants ist sehr viel hübscher als das der gediegenen Geschwister mit ihrer Räucherstäbchenfolklore. Leuchtend rosa und hellblau gestreifte Wände bestimmen die Optik der Bar. Im eigentlichen Gastraum trägt eine Wand eine Kollektion von unterschiedlich geformten Spiegeln, eine andere mit einem Relief aus nummerierten Schubladen sieht aus wie ein surrealer Adventskalender, ein Regal trägt schwere eckige Gewürzgläser, und um die kleinen Tische mit Windlichtern gruppieren sich teils geblümte Stühle. Das wirkt, als hätte Salvador Dali den Innendesigner beraten. Waren vor einigen Jahren noch Tapas voll in Mode, wurden sie langsam durch das allgegenwärtige „Streetfood“ abgelöst. Das Straßenessen hat freilich viele Ausprägungen. Während ich mir bei manchen Tapas zur Not vorstellen könnte, sie auch auf der Straße zu verzehren, kam hier nichts auf den Tisch, was ich ohne Unterstützung desselben und mithilfe von Besteck und Tellern irgendwie halbwegs heil in den Mund bekommen hätte. Egal, zunächst einmal fiel mir die unglaublich freundliche Bedienung auf. Perfekt zum Spargel S Flache Sache. Die meisten Nudeln aus dem Kühlregal können es nicht mit handgemachter Pasta aufnehmen. Ein paar wenige Ausnahmen gibt es. Foto: i-stock Biss zum Abendbrot FEINKOSTTEST Kommen Nudeln aus dem Kühlregal geschmacklich an selbst gemachte Pasta heran? Nur in wenigen Fällen, urteilte unsere Probierrunde. Nur eine Sorte schmeckte wie von Muttern Von Thomas Platt Foto: Chutnify / FB O Chutnify. Sredzkistraße 43, Prenzlauer Berg, Tel. 44 01 07 95. Mo–Fr 11 bis 15 und 18 bis 24 Uhr. Sa/So 11 bis 24 Uhr. Eine Kellnerin erzählte mit britischem Akzent, dass sie gerade aus Mumbai eingetroffen sei. Und zwischendurch spazierte auch mal der Koch durch den Raum mit einer makellos weißen Küchenjacke. Der Prosecco war schon ausgetrunken. Das passiere immer mal wieder, erfuhren wir, besonders wenn größere Gruppen Durst mitbringen. Unnötig zu sagen, dass alle Tische voll besetzt waren. Wir blätterten uns durch die vom häufigen Gebrauch recht zerfledderte Karte. Gerade als wir zu dem Schluss kamen, dass eine Entscheidung wirklich schwierig werden könnte, fiel der Blick auf eine Probierplatte für zwei. Wir entschieden uns für die nicht vegetarische Variante. (14,90 Euro pro Person). Vorweg gab’s ein schneeweißes Reisplätzchen mit einem milden Gemüsedip. Dann kam die Platte, dazu zwei Teller, die wie silberne Getränketabletts aussahen. Am besten war ein großer Berg Puffreissalat mit Granatapfelkernen, Tomaten, Kartoffeln und Cashewkernen, köstlich, auch gut gewürzt. Die größte Fläche auf dem viereckigen silbernen Tablett nahm der Basmatireis ein, der mit Koriander und Möhrenraspeln geschmückt war und an den Seiten je einen Klacks rotes und grünes Chutney trug. Dazu gab es würzige Kichererbsen „Masala“, gut geschärftes Hackfleisch vom Lamm mit Erbsen und in einer weiteren Vertiefung Hühner-Curry nach Kerala Art, vergleichsweise mild zubereitet mit Kokosnusssauce und Koriander. Das alles war so gut, dass wir die Platte fast ganz leerten. „Eigentlich wollten wir ja Dosas essen“, verrieten wir der Kellnerin, als sie den Tisch abräumte. „Die kommen doch noch“, sagte sie. Und schleppte gleich darauf zwei neue, gut gefüllte Teller an. Dosas muss man sich wie Crêpes aus Reis und Linsen vorstellen. Die vegetarische Variante mit Kartoffeln und grünem Gemüse war in eine weiche Crêpe eingeschlagen, dazu gab es Gemüsedip, außerdem hellgrünes Chutney von milder Schärfe. In der anderen Dosa befanden sich Hühnerwürfel und Zwiebeln, dazu fruchtige rote Sauce. Und zu beiden gab es noch einen scharfen Gurkensalat. Uff! Auch andere Gäste seien überrascht gewesen vom zweiten Gang, erzählten die Kellnerinnen. Kleiner Tipp: einfach mal vorwarnen! Ach ja, der Wein, ein Riesling von Spiess aus Rheinhessen (13,80 Euro) war kalt und erfrischend und so, dass man wirklich nicht meckern kann. AUF DIESER SEITE MO GESUND DI LERNEN MI FAMILIE DO HELFEN FR GENUSS SA KINDERSEITE SO LESERMEINUNG bwohl im Zentrum der gehobenen Speisekultur die Frische steht, erlauben wohl erst bleibendere Zutaten – es müssen ja nicht gleich Büchsen sein – ein gültiges Urteil über ihre Benutzer. Mehl, Reis, Erbsen und Bohnen fallen da erst einmal aus. Auch ein seltener Rohrohrzucker dürfte weniger aussagekräftig sein als etwa eine Tüte Pasta artigianale. Noch mehr verraten allerdings frische Nudeln. Mit ihnen ist man auf der Höhe der Zeit und erzielt sogar eine Art Restaurant-Effekt, ohne dass man sie schon am Abend des Einkaufstages zubereiten müsste. Denn im Kühlschrank überleben sie spielend so manchen Käse. In Supermärkten legen zahlreiche Hersteller mit diversen Varianten davon Zeugnis ab, wie sehr sie im Trend liegen. Die monatliche Tafelrunde gewann den Chef des Restaurants La Banca im Hotel de Rome in der Behrenstraße, um eben dieses Feld zu erkunden und wählte dafür ANZEIGE Jetzt im Handel! das Beispiel Tagliatelle beziehungsweise Fettuccine, nicht allzu breite Bandnudeln also. Jörg Behrend gehört zu den wenigen Spitzenköchen, die täglich frische Pasta herstellen und beispielsweise mit einer wenig eingekochten Sauce aus frischen Tomaten, Basilikum und Knoblauch servieren, auf die sich beinahe ein kleiner Kult gründen ließe. Direkt aus der Nudelmaschine kommen unsere Testobjekte nicht. Ihr Vorzug ist vor allem, dass sie annähernd noch die Herstellungsfeuchtigkeit besitzen. Sie bestehen aus Ei, verschiedenen Mehlsorten, Salz und manchmal etwas Öl, haben in der Regel eine Haltbarkeitsdauer von einigen Wochen und sind nach ungefähr einer bis fünf Minuten in kochendem Wasser reif für den tiefen Teller. Allerdings hatte Behrend große Bedenken, was die kulinarische Reife der weit verbreiteten Marke Hilcona Fettucine , Lidls Chef select Frische Tagliolini und Casa Pietra Tagliatelle aus dem Hit Markt betraf. Die drei erschienen ihm – strikt nach Packungsangabe zubereitet – allzu weich, fast breiig und konturlos. Er wunderte sich dann auch nicht, dass sie ein feines Ei-Getreidespiel vermissen ließen und sich geschmacklich als ziemlich leer erwiesen. Die ein wenig gummihaften Stroppa Tagliatelle fresche all’uovo von Mitte Meer fügten diesem Befund noch eine künstliche Note hinzu – oder, um es mit den Worten von Jurymitglied Jo- hanna Jester vom Restaurant JoLee auszudrücken: „Diese Nudel ist tot.“ Bioverde Tagliatelle von Bio Company wirkten nicht lebendiger. Und Hierl Frische Fettuccine von Alnatura sind wohl nur etwas für Leute, die selbst bei Nudeln nicht auf Reisduft verzichten wollen. An einen alten Pfannkuchen erinnert fühlte sich die Runde bei Galeria Fettuccine vom Kaufhof am Alexanderplatz. Die entsprechende Stabilität fehlte jedoch. „Mit einem Biss fällt alles auseinander“, ergänzte der Koch, „sie ist auch sofort geschluckt, das hält geschmacklich nicht an.“ Bei Carrefour Bio Tagliatelles Fraîches aus den Galeries Lafayette mochte sich dann ein Frischeeindruck überhaupt nicht einstellen, sodass es bei einem elastisch-zähen Mundgefühl blieb. Schon nach kurzer Zeit war das Pastakochwasser in der La-Banca-Küche trübe geworden. So viel Stärke wie sonst nur nach einem ganzen Tag hatte sich bereits nach einer halben Stunde gelöst. Die sehr kompakten, vielleicht etwas zähen Tressini aus dem Frischeparadies waren daran vermutlich weniger beteiligt als andere Kandidaten. Ihr griesbreiartiges Aroma trittwegeneines reduziertenEianteils hervor und bildet eine ausgezeichnete Basis für Butter, Parmesan und mehr. Sie kämen einer Profinudel am nächsten, sagte Behrend, und hob die mit gutem Biss aufwartenden Steinhaus Fettuccine von Kaiser’s auf dasselbe Niveau – allerdings mit dem Vorbehalt, dass diese ebenfalls das Ei nicht betonende Sorte ihm etwas bröselig im Mund vorkomme und stellenweise ein Seitenaroma wiestark eingekochte Béchamel ausbilde. Wenn man jedoch den Akzent auf das Ei legt, entsteht eine ganz andere Nudel; das La Banca geht noch einen Schritt weiter und beschränkt sich auf Dotter. Behrend hatte vor der Probe-Session seine eigenen Tagliatelle aus zweimal gemahlenem Hartweizengries präsentiert, die bereits beim ersten Biss ihre hohe Dichte demonstrieren. Damit war ein Maßstab gesetzt, der in Erinnerung rief, welches Vergnügen von den in der Nouvelle Cuisine so stiefmütterlich behandelten Frischnudeln ausgehen kann – und dem die nachfolgenden Nudeln kaum genügen konnten. Das galt auch für Bio Company Unsere Feinlese Frische Fettuccine, die auf dem Teller zu einem einzigen Klumpen verflochten waren. Immerhin aber vermittelten die etwas schmal ausgefallenen Nudeln einen sehr präsenten Pasta-Eindruck, der sie zu „schönen Fadennudeln für die Hühnersuppe“ werden lässt. Die fleischigen, lange fest bleibenden Butter Lindner Fettuccine verdienten sich einen Platz in der Spitzengruppe, weil sie einer Maxime entsprachen, die vor allem bei dieser Form von Teigware gilt: Alle Aromen müssen sanft bleiben. Mehl rangiert zwar vor Ei, das sich aber trotzdem positiv einbringt und etwas vom Getreideeindruck zurücknimmt – dies gilt noch mehr für den ein bisschen glitschigen Kindernudeltyp Giovanni Rana Tagliatelle vom Kaufhof und die saftige Großverbraucherpasta Mosna Pappardelle aus dem Charlottenburger Frischeparadies. Sie sind saftig und äußern im Abgang einen Anflug von pfannenfrischem Eierkuchenaroma. Wie hausgemacht erschien lediglich La Pasta di Angelo aus den Galeries Lafayette. Geruch, Geschmack und Konsistenz bilden eine Harmonie, eine dem Sugo dienende zumal. Wenn es stimmt, dass getrocknete Nudeln Mitbewohner und frische Nudeln Durchreisende sind, dann wird man bestimmt einiges dafür tun, dass Angelo alsbald wiederkehrt. — Gastgeber: Restaurant La Banca im Hotel de Rome, Behrenstr. 37, Mitte. Tel. 4606091210. Küche tgl. 12 bis 1 Uhr. cheu ist sie wirklich nicht, die Scheurebe. Sie trägt lediglich den Namen ihres Züchters Georg Scheu, der sie vor 100 Jahren in Rheinhessen durch Kreuzung schuf. Seitdem hat sie eine wechselvolle Vergangenheit erlebt, mal aufdringlich süß, mal mit stechendem Aroma in der Nase. Dass die Scheurebe auch eine aufregende Gegenwart als deutsche Antwort auf Sauvignon Blanc haben kann, beweisen zum Glück viele junge Winzer. Zum Beispiel Christine Huff und ihr Mann Jeremy Bird im Weingut Fritz Ekkehard Huff am Roten Hang in Nierstein und Schwabsburg. Hier leitet der Name jetzt tatsächlich zum Wesen des Weins: 2015 The Green Bird deutet mit seinem Maori-Vogel auf dem Etikett nach Neuseeland, der Heimat von Jeremy. Aus früher gelesenen Trauben keltert er einen Wein, bei dem frische Kräuternoten dominieren – wie bei einem Sauvignon Blanc aus dem cool climate von Neuseeland. Geprägt von der belebenden Mineralität der roten Rheinfront-Böden und einer feinen Säure. Kommt mit jedem Salatdressing klar und jubelt zu Ziegenfrischkäse. E Pasta-Experten. La-Banca-Küchenchef Jörg Behrend und sein Souschef Davide Mazarella vor der Verkostung der abgepackten Nudeln aus dem Kühlregal. Durch 15 verschiedene Produkte musste sich die Feinkost-Runde essen. Fotos: Thilo Rückeis; Thomas Platt s gibt immer wieder kreative Erklärungen für einen dicken Kopf am nächsten Tag. Eine lautet: Der Wein hat zu stark geschäumt. Bei einem italienischen Frizzante kann das kaum der Fall sein. In vielen Regionen werden diese nur zart perlenden Weine erzeugt, von denen es die meisten gar nicht bis zu uns schaffen, sondern gleich am Herkunftsort ausgetrunken werden. Und hätte Stefan Pelzl nicht in Bologna studiert, wer weiß, wahrscheinlich hätte es der 2014 Pignoletto Frizzante DOCG nicht in das Regal seiner Kreuzberger Weinhandlung Altrovino geschafft. Im Hügelland um Bologna, den Colli bolognesi, wachsen die Trauben für diesen angenehm leichten und erstaunlich nachhaltigen Wein vom Weingut Manaresi. Die Kohlensäure bildet nicht viel mehr als einen feinen Film am Gaumen, belebend und dabei sanft schmelzend ohne jegliches Alkohol-Fett. Egal ob man die Rebsorte nun traditionell Pignoletto oder neuerdings Grechetto Gentile nennt – sie duftet nach weißen Blüten und grünem Kräuterapfel. Im Vergleich zu den meisten Prosecci bringt der Pignoletto etwas mehr lebendige Säure mit und haftet mit seinem feinen Bitterchen länger am Gaumen. Das macht ihn zu mehr als einem schönen Aperitif. N atürlich stellt sich zu Beginn der Spargel-Saison die ewige Frage: Welcher Wein passt zu den bleichen Stangen? Beide Weine des Monats haben da eine Chance verdient. Ulrich Amling DER TEST IM ÜBERBLICK SEHR GUT La Pasta di Angelo (250 g 2,50 Euro) Galeries Lafayette GUT Butter Lindner Fettuccine (500 g 2,99 Euro); Giovanni Rana Tagliatelle (250 g 2,49 Euro) Galeria; Mosna Pappardelle (500 g 3,69 Euro) Frischeparadies D ZUFRIEDENSTELLEND Steinhaus Fettuccine (500 g 3,29 Euro) Kaiser’s; Bio Company Unsere Feinlese Frische Fettuccine (250 g 2,49 Euro);Tressini (500 g 3,99 Euro) Frischeparadies ÜBERZEUGTEN NICHT Hilcona Fettucine (400 g 2,29 Euro); Casa Pietra Tagliatelle (500 g 1,19 Euro); Chef select Frische Tagliolini (250 g 0,99 Euro) Lidl; Stroppa Tagliatelle fresche all’uovo (500 g 3,49 Euro) Mitte Meer; Bioverde Tagliatelle (250 g 2,19 Euro) Bio Company; Hierl Frische Fettuccine (250 g 2,09 Euro) Alnatura; Galeria Fettuccine (300 g 3,49 Euro); Carrefour Bio Tagliatelles Fraîches (250 g 2,50 Euro) 2015 THE GREEN BIRD F. E. Huff, Rheinhessen für 7,50 Euro bei Goldhahn & Sampson, Dunckerstr. 9, Prenzlauer Berg und Wilmersdorfer Str. 102/103 2014 PIGNOLETTO FRIZZANTE Weingut Manaresi, Colli Bolognesi DOCG für 10,80 Euro bei Atrovino, Grimmstr. 17, Kreuzberg. Fotos: Thilo Rückeis ANZEIGE Wir bieten Ihnen alles zum Thema Espresso: Espressomaschinen, Mühlen Ausgewählte Espressosorten Schulungen etc. Englisch oder medium? Der Hefter Partyservice: seit über 160 Jahren die Berliner Adresse für feines Catering zu jedem Anlass. Ob rustikale Gartenparty oder seit 1853 festliches Buffet, wir verwöhnen Catering & Partyservice Sie und Ihre Gäste. 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APRIL 2016 / NR. 22 729 ++ S-Dax 8.856,23 (– 0,20 %) ++ Euro Stoxx 50 3.060,86 (+ 0,71 %) ++ Nikkei 16.911,05 (+ 3,23 %) ++ Gold 1.225,37 (– 1,18 %) ++ Rex 142,30 (– 0,03 %) ++ Euro-Bund-Future 163,34 (– 0,35 %) ++ Euroleitzins 0,00% ++ Umlaufrendite 0,05 (± 0,00 %) ++ 14.04. (Schluss) KURVE des Tages DER FALL SCHLECKER Deutsche Lufthansa Das juristische Nachspiel der Drogerie-Pleite Keine Hoffnung für die Gläubiger 14,17 +1,25% Kurs 14.04.16 (16.45 Uhr) Veränderung zum Vortag 14,25 14,15 14,05 Schlusskurs Vortag 13,95 9.00 Angaben in Euro 11.00 13.00 15.00 Anklage vergrößert nicht die Chancen auf Geld 17.30 Uhr Quelle: Tsp Das Lufthansa-Papier war die erste „deutsche Volksaktie“, vor 50 Jahren ging die Airline an die Börse. Dass sie sich eine langjährige Finanzierung über 475 Millionen Euro sichern konnte, half dem Kurs am Freitag. PARKETT Geflüster Woran denken Sie bei dem Wort „Kohle“? Wahrscheinlich an Geld, Bergbau und Bratwurst. Die lettische Polizei denkt seit einigen Tagen auch an Drogen. Rund 60 Kilogramm Kokain stellten die Beamten jetzt sicher. Koks in der Kohle: Die Drogen waren als kleingepresste Pakete von je etwa 100 Gramm in hunderten Packungen Grillkohle versteckt. Ob weiteres Kohle-Koks in Umlauf gebracht wurde, ist nicht bekannt. Seien Sie beim nächsten Barbecue einfach wachsam: Die weißen Päckchen sind nichts für den Grill – diese Kohle können Sie sich sparen. mot E NACHRICHTEN F Alles dicht. Zeitweise gab es in Deutschland rund 10 000 Schlecker-Filialen. Von der Insolvenz sind rund 27 000 Beschäftigte betroffen. Angeklagt in 36 Punkten Spekulationen über den neuen Bilfinger-Chef: Er kommt von Linde Frankfurt - Der bisherige Linde-Vorstand Thomas Blades soll nach einem Bericht des „Manager Magazins Online“ neuer Vorstandschef bei Bilfinger werden. Blades und Bilfinger-Aufsichtsratschef Eckhard Cordes seien sich darüber so gut wie einig, berichtete das Magazin am Donnerstag. Die Personalie könne schon in den nächsten Tagen verkündet werden. Der bisherige Vorstandschef Per Utnegaard scheidet überraschend zum Ende des Monats aus, wie am Mittwoch bekannt gegeben wurde. rtr ANZEIGE Ihr Partner auf der BIM Baywobau Berlin präsentiert aktuelle Wohnbauprojekte Vom 16. - 17. 04. 2016 stellen wir auf der Berliner Immobilien Messe die aktuellen Projekte vor. Zu den Wohnbauprojekten zählen z.B. die Duseke Gärten in Pankow, die Kurfürsten-Logen in Wilmersdorf, der Isaac Newton Park in Adlershof und Zinnowitz in Mitte. Besuchen Sie uns am Stand B3. Wir freuen uns auf Sie uns zeigen Ihnen gern unsere Angebote. Baywobau Berlin Eberhard-Roters-Platz 5, 10965 Berlin Tel. (030) 398 81 70, www.baywobau.de Risikobewertung: Deutsche Bank lässt sich auf Sonderprüfung ein Frankfurt am Main - Die Deutsche Bank lässt ihren Umgang mit milliardenschweren Rechtsrisiken nun doch von Wirtschaftsprüfern unter die Lupe nehmen. Das größte deutsche Geldhaus gibt einer Forderung des Anlegervereins DSW nach, der angesichts einer Flut von Strafen von Strafen und Prozessrisiken seit mehr als einem Jahr eine Sonderprüfung verlangt hatte. „Jetzt wird endlich unabhängig geklärt, ob die aktuellen Risikokontrollsysteme der Bank ausreichen, um eine Wiederholung von Fällen, wie etwa dem Skandal rund um die Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor, erfolgreich zu verhindern“, sagte der Rechtsanwalt Klaus Nieding, der die Verhandlungen mit der Bank als Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) geführt hatte. Die größte deutsche Aktionärsvereinigung war vor Gericht gezogen, nachdem sie mit ihrem Vorstoß auf der Hauptversammlung 2015 ein Siebtel der Anteilseigner hinter sich gebracht hatte. rtr Foto: Arno Burgi/dpa Anton Schlecker drohen bis zu zehn Jahre Haft. Auch Wirtschaftsprüfer sollen vor Gericht gestellt werden Von Alexander Hübner Stuttgart - Vier Jahre nach der Pleite der einst größten deutschen Drogeriemarkt-Kette droht dem Firmengründer Anton Schlecker ein strafrechtliches Nachspiel. Der heute 71-Jährige, seine Ehefrau Christa und seine beiden erwachsenen Kinder sollen sich nach den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart vor Gericht dafür verantworten, dass sie noch Millionensummen aus dem Unternehmen herausgezogen haben, als das Unternehmen schon am Abgrund stand. Die Ermittler haben Anklage wegen Bankrotts gegen den einstigen Drogerie-König erhoben, wie sie am Donnerstag mitteilten. Der Anwalt von Anton Schlecker warnte vor einer Vorverurteilung. Die Anklage legt dem Ex-Milliardär Schlecker zur Last, vor der Insolvenz im Frühjahr 2012 in 36 Fällen Vermögenswerte bei- seitegeschafft zu haben, obwohl ihm klar gewesen sei, dass die Drogeriekette mit zeitweise 10 000 Filialen vor der Zahlungsunfähigkeit stand. In dieser Lage hätte Schlecker als Alleineigentümer dem Unternehmen keine Mittel mehr entziehen dürfen, weil das Geld sonst den Gläubigern fehlt. Ein Verstoß dagegen wird juristisch als Bankrott bezeichnet. In 13 Fällen spricht die Staatsanwaltschaft sogar von besonders schwerem Bankrott. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren. Schleckers Frau und die beiden Kinder Lars und Meike sollen ihm dabei geholfen haben. Sie waren nach und nach in die unternehmerische Verantwortung eingebunden worden. Auf der Anklagebank wollen die Staatsanwälte auch zwei Wirtschaftsprüfer der Stuttgarter Prüfungsgesellschaft EY sehen. Sie sollen Schleckers Bilanzen für 2009 und 2010 testiert haben, obwohl sie erkannt hätten, dass sie manipuliert waren. In den fraglichen Jahren hatten Schleckers Kinder die Logistik-Tochter übernommen, die Tausende von Drogeriefilialen mit Wa- Verdi ren belieferte. Anton Schlecker habe hat über die Bilanzen die Anklage auch vor dem Insolvenzgericht gelo- „sehnlichst“ gen, erklärte die An- erwartet klagebehörde. Einer der Prüfer ist schon im Ruhestand, der andere arbeitet noch für EY. Die Prüfungs- und Beratungsfirma wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Ob das Verfahren vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart eröffnet wird, ist Sache des Ge- Der Schlecker-Clan Wie eine Familie ein Imperium aufbaut und dann auf der Anklagebank landet Berlin - Bevor sein Unternehmen pleiteging, soll Anton Schlecker Gelder beiseite geschafft haben. Seine Frau und seine Kinder sollen ihm dabei geholfen haben. Die Geschichte einer Familie, ihr Aufstieg und Fall. DER UNTERNEHMER Anton Schlecker wächst in einer Metzgerfamilie auf. Bereits mit 17 Jahren legt er seine Meisterprüfung ab, später übernimmt er den väterlichen Betrieb mit 17 Metzgereien und einer Fleischfabrik. Doch sein wirtschaftlicher Durchbruch kommt später. Als die Preisbindung im Einzelhandel fällt, gründet Schlecker 1975 seinen ersten Drogeriemarkt in Kirchheim unter Teck. Von Anfang an ist klar: Bei einem Markt soll es nichtbleiben. Keine zehn Jahre dauert es, da hat der Metzgerssohn bereits mehr als 1000 Schlecker-Läden aufgemacht. Sein Erfolg beruht auf Geiz und Verhandlungsgeschick. Er investierte nur, wenn es nötig ist – so gibt es in den Filialen zum Beispiel lange weder Fax noch Telefon. Mit den Händlern verhandelt Schlecker eisern, oft bezahlt er Ware erst, wenn sie bereits verkauft ist. Die Strategie geht auf – solange sein Imperium wächst und er weiter neue Filialen eröffnen kann. Doch Anfang der 2000er Jahre stößt Schlecker an seine Grenzen. An manchen Standorten machen seine Filialen sich gegenseitig Konkurrenz, durch Wettbewerber wie Rossmann und dm wird der Kampf um Kundschaft härter. Immer mehr Schlecker-Filialen nehmen weniger ein, als sie an Kosten verursachen. Seine Probleme versucht Schlecker lange alleine zu lösen. Er gilt als Patriarch, der sich ungern reinreden lässt. Zuletzt gerät er immer stärker in die Kritik: So soll er Mitarbeiter entlassen haben, um sie später übereine Leiharbeitsfirma zufür ihn günstigeren Konditionen einzustellen. Retten kann ihn auch das nicht. Am 20. Januar 2012 geht seine Firma in die Insolvenz. DIE EHEFRAU Christa Schlecker ist immer an der Seite ihres Mannes – auch beruflich. Im Betrieb hat sie ein eigenes Büro, das direkt neben dem ihres Mannes liegt. Kennengelernt haben die beiden sich bei einem Tanztee. Als Anton Schlecker seinen ersten Drogeriemarkt aufmacht, sind sie bereits verheiratet. Im Konzern ist Christa Schlecker, die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, für das Personal zuständig. Wir ihr Mann arbeitet auch sie rund um die Uhr. In der Firma ist sie für ihren barschen Ton bekannt. Manche beschreiben sie gar als „Drachen“. 1998 werden sie und ihr Mann zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt: Sie hatten den Mitarbeitern gesagt, sie würden nach Tarif bezahlt – dabei lag ihr Lohn darunter. Wie ihren Mann beschuldigt die Staatsanwaltschaft jetzt auch Christa Schlecker. Unter anderem soll sie von einer Firma ihrer Kinder, der LDG, eine Beraterleistung in Höhe von 50 000 Euro erhalten haben. DIE KINDER Meike und Lars Schlecker wachsen im Familienbetrieb auf. Als Lars 16 und Meike 14 Jahre alt sind, werden sie entführt. Der Vater handelt das Lösegeld des Entführers herunter – von 18 auf neun Millionen Euro. Beide studieren später Wirtschaft und steigen in den Familienbetrieb ein. Lange ist allerdings unklar, welche Funktion sie haben – noch nicht einmal Visitenkarten sollen sie besitzen. Erst 2010 übernehmen sie Führungsaufgaben. Das Ziel: Als Nachwuchs sollen sie für den Neuanfang stehen. Der neue Schlecker-Slogan: „For you, vor Ort“. Meike und Lars lassen sich in neu gestalteten Filialen fotografieren, zum ersten Mal zeigt die Familie mit ihnen Gesicht. Doch ganz das Geschäft überlassen will ihr Vater ihnen nicht. Dafür führen Meike und Lars Schlecker zeitweise zwei weitere Firmen: Das Logistikunternehmen LDG, das die Lager von Schlecker verwaltet, und die Baugesellschaft BDG. Heute wirft die Staatsanwaltschaft Anton Schlecker vor: er soll über die LDG Gelder auf die Kinder übertragen haben. Dafür könnten Meike und Lars Schlecker ihrem Vater Dienste der LDG zu überhöhten Beträgen in Rechnung gestellt haben. Auch gegen Meike und Lars Schlecker erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage. Carla Neuhaus richts. Die Entscheidung dürfte sich noch mehrere Wochen hinziehen. Der Niedergang der Drogeriemarkt-Kette hatte sich schon lange abgezeichnet. Das Unternehmen schrieb seit 2006 rote Zahlen, weil die Filialen angesichts der schickeren und bald günstigeren Konkurrenz immer weniger Kunden anlockten. Allein 2011 verbuchte Schlecker 200 Millionen Euro Verlust. Achim Neumann, der den Konzern über viele Jahre hinweg für die Gewerkschaft Verdi betreute, hat die Anklage sehnlichst erwartet. „Ich hoffe, und ich denke mit mir auch 27 000 Beschäftigte, dass die Familie jetzt endlich zur Verantwortung gezogen wird“, sagte Neumann. Die Anklage sei eine Form der Genugtuung für die Beschäftigten. Viele hätten nicht nur ihren Arbeitsplatz verloren. Neumann spricht von „Massenarmut“ nach der Schlecker-Pleite. rtr/dpa Neue Vorwürfe gegen Rossmann Berlin - Er gilt als Vorzeigeunternehmer, doch nun steht Dirk Roßmann, Inhaber der zweitgrößten deutschen Drogeriemarktkette, in der Kritik. Das Magazin „Stern“ schreibt in seiner aktuellen Ausgabe, Beschäftige, die bei Rossmann Regale einräumen, würden über unwürdige Arbeitsbedingungen und schlechte Löhne klagen. Tausende Regaleinräumer würden über Werkverträge in den Rossmann-Filialen arbeiten, sie gehören zum Potsdamer Unternehmen promota.de, das bis vor Kurzem als Instore Solutions Services GmbH (ISS) firmierte. Die Dienste der ISS würde Rossmann deutlich stärker in Anspruch nehmen als bisher bekannt, allein 2012 habe Rossmann dafür 33,7 Millionen Euro gezahlt. Roßmann wies die Vorwürfe am Donnerstag zurück. Es sei im Handel üblich, dass das Einräumen von Waren an Dienstleister übertragen wird. Der Anteil der von Promota-Mitarbeitern geleisteten Arbeit sei sehr gering. „Über 93 Prozent der Arbeit erledigen fest angestellte Mitarbeiter“, sagte Roßmann. Marktführer dm räumt seine Regale jedoch ganz ohne die Hilfe von Werkvertragsarbeitnehmern ein. „Für das Einräumen der Regale in unseren mehr als 1700 dm-Märkten beschäftigen wir keine Leiharbeiter“, sagte Geschäftsführer Christian Harms dem Tagesspiegel. hej Berlin - „Vorsätzlicher Bankrott“ lautet der Vorwurf der Stuttgarter Staatsanwälte im Fall Anton Schlecker. Darauf steht eine Strafe von bis zu fünf Jahren Haft, bei besonders schweren Fällen von bis zu zehn Jahren. Was unter den Tatbestand des Bankrotts fällt, ist im Paragraf 283 des Strafgesetzbuches geregelt, einer zentralen Vorschrift des Insolvenzstrafrechts. Generell gilt: Wer – in dem Wissen um eine drohende Schieflage eines Unternehmens – Vermögen verschiebt, Scheingeschäfte tätigt oder die Bücher unordentlich oder fehlerhaft führt, schädigt künftige Gläubiger. Denn Vermögen, das beiseitegeschafft wird, kann, im Fall einer Pleite, nicht mehr in die Insolvenzmasse einfließen und verteilt werden. Anton Schlecker und seine Familie müssen sich deswegen möglicherweise bald vor Gericht verantworten. Mehr als 20000 Gläubiger haben im Insolvenzverfahren ihre Forderungen angemeldet. Zusammen belaufen sie sich auf mehr als eine Milliarde Euro. Geld ist bis heute noch nicht ausgeschüttet worden, wie ein Sprecher von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Donnerstag auf Anfrage sagte. 2013 hatte Geiwitz im Rahmen einer Vermögensanfechtung versucht, Teile des Vermögens, das Schlecker an seine Familie übertragen hatte, zurückzuholen. Dazu war er als Insolvenzverwalter rechtlich verpflichtet. Nach dem Insolvenzrecht müssen solche Vermögensübertragungen in der Regel rückgängig gemacht werden, wenn sie innerhalb von vier Jahren vor der Insolvenz über die Bühne gehen. Anton Schlecker haftete im Insolvenzverfahren mit seinem gesamten Privatvermögen, denn er hatte die Drogeriekette ANZEIGE Der neue V90. Ab Sommer bei uns! als „eingetragener Kaufmann“ geführt. Nach monatelangen Prüfungen und Verhandlungen erreichte Geiwitz schließlich im Frühjahr 2013 eine Einigung mit der Familie. Freiwillig zahlte sie 10,1 Millionen Euro in die Insolvenzmasse und durfte im Gegenzug „übertragene Immobilien und Sachgüter“ – unter anderem ihr luxuriöses Anwesen in Ehingen – behalten. Angesichts der milliardenschweren Gläubigerforderungen war das freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Hoffnungen auf größere Rückzahlungen dürfen sich die Schlecker-Gläubiger heute nicht machen, sagt der Berliner Insolvenzverwalter Rolf Rattunde. Die Anklage der Staatsanwaltschaft ändere daran nichts. „Ein Strafverfahren hat keine Auswirkungen für die Gläubiger, die Insolvenzmasse dürfte beisammen sein“, sagte er. Der Geiwitz-Sprecher bestätigt mit Verweis auf den 2013 erzielten Vergleich: „Die Anklage ist lediglich die strafrechtliche Seite dessen, was 2013 passiert ist.“ Darüber spekulieren, ob bei den Schleckers noch etwas zu holen ist, will er nicht: Ansprüche möglicher Gläubiger müssten nur geprüft werden, wenn sich zeigen sollte, dass im damaligen Zivilverfahren etwas übersehen wurde. „Die Staatsanwaltschaft hatte aber Einblick in die Unterlagen des Insolvenzverwalters“, sagte er. Einer der größten Schlecker-Gläubiger ist die Bundesagentur für Arbeit (BA). Sie hatte für die Schlecker-Beschäftigten – insgesamt 27 000 verloren ihren Job – Insolvenzgeld und Sozialabgaben gezahlt. Viele ehemalige Schlecker-Mitarbeiter waren nach der Insolvenz nur schwer auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln gewesen. Der Drogeriekonzern steht deshalb bis heute mit einer dreistelligen Millionensumme bei der BA – und damit den Steuer- und Abgabenzahlern – in der Kreide. Henrik Mortsiefer 14 WIRTSCHAFT DER TAGESSPIEGEL NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 Auf der langen Bank ANZEIGE präsentiert Regierung und Industrie verhandeln über die E-Auto-Förderung – nun soll Ende April entschieden werden Von Henrik Mortsiefer START-UP des Tages Foto: promo Viertausendhertz Chefs: N. Semak (40), C. Grasse (35), M. Dippold (35), H. Efert (35) Branche: Medien Mitarbeiter: 4 Gründungsjahr: 2016 Internet: viertausendhertz.de Viele Radiosender ähneln sich immer mehr und sind angesichts von ständigen Promo-Aktionen und fader Musik nur schwer zu ertragen. Das macht es auch für Radiojournalisten immer schwerer, anspruchsvolle Textbeiträge oder Hintergrundgeschichten unterzubringen. Seit Januar 2016 sendet nun das Start-up Viertausendhertz kluge Kost für die Ohren. Alle Sendungen können im Internet abgerufen werden. Gegründet haben das Projekt Nicolas Semak, Christian Grasse, Marie Dippold und Hendrik Efert (v.l.n.r.) – allesamt langjährige Radiomacher. „Langfristig wollen wir von unserem Projekt leben können“, sagt Nicolas Semak. Bisher finanzieren Sponsoren eigenständige Formate wie die Porträtserie „Kiezrekorder“ oder das Format „Durch die Gegend“, bei dem interessante Zeitgenossen beim Spazieren interviewt werden. Michael Pöppl ANZEIGE Du gründest ein digitales Unternehmen oder führst dieses bereits erfolgreich? Zeit für eine starke Bank an Deiner Seite! Schreib uns: [email protected] Berlin - Bei einem weiteren Gipfeltreffen im Kanzleramt soll Ende des Monats eine Entscheidung über eine zusätzliche staatliche Förderung der Elektromobilität fallen. Am 26. April trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach Tagesspiegel-Informationen erneut mit Autovorständen und zuständigen Ministern in Berlin. Merkel sagte am Donnerstag nach dem nächtlichen Treffen der großen Koalition, es werde im „hinteren Teil des Aprils“ eine Entscheidung geben. Von Verzögerungen könne keine Rede sein: „Das ist voll im Plan.“ Vor dem Koalitionstreffen hatten Politiker von Union und SPD die Hoffnung geäußert, man werde einen großen Schritt beim Thema Förderung vorankommen. Davon war am Donnerstag nicht mehr die Rede. Bereits Anfang Februar war ein Spitzentreffen im Kanzleramt ohne Ergebnis geblieben. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte damals einen „gemeinsamen Handlungsrahmen von Bundesregierung und Automobilindustrie“ bis März versprochen. Merkel hatte ursprünglich schon im Frühjahr vergangenen Jahres eine Entscheidung für Ende 2015 in Aussicht gestellt. Seit Monaten beraten Union und SPD nun, wie sie den schleppenden Absatz von E-Fahrzeugen ankurbeln können. Die Gespräche mit der Autoindustrie verlaufen offenbar komplizierter als gedacht.Umstrittenist, wiesichStaatundIndustrie die Kosten aufteilen. Zu hören ist, dass man inzwischen auf einen eigenen Beitrag der Industrie verzichten will. Im Gegenzug sollen die Unternehmen stärker und gemeinsam in die heimische Produktion von Batteriezellen investieren. Auch hier steht ein Kompromiss noch in den Sternen. Ausgebaut werden soll zudem das spärliche Netz an Ladestationen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach sich am Donnerstag erneut für einen befristeten staatlichen Anreiz beim Kauf von Elektroautos aus. „Aber auch die Automobilindustrie muss ihren Beitrag für einen besseren Absatz der Fahrzeuge leisten, etwa durch Rabatte“, sagte sie auf einer Konferenz in Leipzig. Zur Diskussion steht der Vorschlag, E-Auto-Käufern eine Anschaffungsprämie von 5000 Euro zu zahlen. Davon sollte die Industrie früheren Angaben zufolge ein Viertel oder mehr tragen. BMW-Fertigung in Leipzig. In Sachsen wird der elektrische i3 hergestellt. Ein Großteil der Produktion geht ins Ausland. Hierzulande ist die Nachfrage schwach. Foto: dpa CSU-Chef Horst Seehofer betonte in Berlin, die Schlüsselindustrie Auto befinde sich in einer „historischen Situation“. Die Koalition müsse aber darauf achten, dass die Finanzmöglichkeiten nicht überdehnt würden. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) war bislang ein strikter Gegner einer Kaufprämie, hatte zuletzt aber eine „abgespeckte Version“ nicht ausgeschlossen. Seehofer forderte die Autobauer am Donnerstag auf, selbst „das Menschenmögliche“ zu tun, um die E-Technologie marktfähig zu machen. Die Bundesregierung bleibt bei ihrem Ziel, bis 2020 eine Million Elektromobile auf die Straßen zu bringen. Davon ist Deutschland aber meilenweit entfernt. Aktuell sind etwa 30 000 elektrisch betriebene Fahrzeuge unterwegs. Der Leiter der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), Henning Kagermann, betonte in Leipzig erneut: „Ohne eine direkte Förderung bekommen wir das Ziel nicht hin, bis zum Jahre 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen“. Die zögerliche Förderung von Elektroautos gefährdet nach Kagermanns Ansicht den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Elektromobilität werde aber mit Sicherheit kommen. „Wir sollten also aufpassen, dass sie uns nicht überrollt – daran hängen Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland”, sagte er im März im Tagesspiegel-Interview. Auf einer Konferenz in Leipzig stellten Experten am Donnerstag Ergebnisse des Projektes „Schaufenster Elektromobilität“ aus den vier Regionen Berlin-Brandenburg, Sachsen-Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen vor. Mit dem Förderprogramm, das Ende 2016 ausläuft, hatte die Bundesregierung seit 2012 Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die beteiligten Ministerien (Wirtschaft, Verkehr, Umwelt, Forschung) äußerten sich zufrieden mit dem Projekt. Die Berliner Agentur für Elektromobilität (emo) teilte mir, die 30 Kernprojekte mit einem Gesamtvolumen von rund 76 Millionen Euro hätten dazu beigetragen, „dass die Hauptstadtregion heute das größte Praxislabor in Deutschland ist“. Die von Berlin Partner 2015 betreuten Neuansiedlungen und Expansionsvorhaben hätten Investitionen in Höhe von 15,3 Millionen Euro umfasst und 319 neue Arbeitsplätze im Themenfeld Elektromobilität geschaffen. ANZEIGE Ökonomen senken Wachstumsprognose Scharfe Kritik an der Wirtschaftspolitik JETZT IM HA NDE L ODE R AL DOWN S LOAD Lesen Sie außerdem: Q Frech: Start-ups mischen die Versicherungsbranche auf Q Einfallsreich: Die Sieger des deutschen Innovationspreises Q Abgezockt: Anwälte prellen Anleger wirtschaftswoche.de Berlin - Ökonomen machen die Bundesregierung für ein vergleichsweise schwaches Wirtschaftswachstum mitverantwortlich. Die führenden Forschungsinstitute senken ihre Konjunkturprognose für 2016 von 1,8 Prozent auf 1,6, wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Frühjahrsgutachten hervorgeht. „Damit kann man eigentlich nicht zufrieden sein“, sagt der Konjunktur-Chef des Berliner DIW, Ferdinand Fichtner, mit Blick auf das außergewöhnlich günstige Umfeld mit extrem geringen Zinsen und einem niedrigen Ölpreis. „Irgendetwas ist da offensichtlich, was das Wachstum in Deutschland hemmt. Und diese Punkte könnten die Bundesregierung angehen.“ Die Forscher plädieren für mehr Investitionen, höhere Ausgaben in Bildung sowie für weniger Steuern und Abgaben. Das Gutachten dient der Bundesregierung als Basis für die eigene Konjunkturprognose. Beteiligt waren unter anderem das Münchner Ifo-Institut, das DIW, das Essener RWI und das IWH aus Halle. Die Forscher gingen – wie in früheren Analysen – hart mit der Politik der großen Koalition ins Gericht. Sie halten die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren und die Mütterrente für einen Fehler. „Die Überschüsse, die wir haben, sind temporär“, mahnte IWH-Experte Oliver Holtemöller trotz der guten Haushaltslage. „Man darf jetzt nicht auf die Idee kommen, mit den bestehenden Überschüssen dauerhafte Leistungsausweitungen zu beschließen.“ Dies gelte etwa für die Rente. „Ich persönlich wäre schon ziemlich zufrieden, wenn die Regierung neue unsinnige Maßnahmen unterließe, die dazu führen, dass sich die Nachhaltigkeit der Rentenversicherung noch weiter verschlechtert.“ Die Regierung sollte nach Ansicht der Ökonomen ihr Geld anders verteilen und dabei wichtige Zukunftsfelder in Angriff nehmen. „Es müsste darum gehen, dass man die Ausgaben der öffentlichen Haushalte verschiebt“, fordert Fichtner und empfiehlt den verstärkten Ausbau der Infrastruktur. „Man muss nicht kürzen“, ergänzt Holtemöller. „Es würde schon ausreichen, wenn man die Prioritäten bei den Mehrausgaben in Richtung Investitionen und Zukunftsorientierung verschiebt.“ Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schlägt in die gleiche Kerbe und plädiert für mehr staatliche Investitionen. „Davon könnten dann auch die hiesigen Unternehmen profitieren“, betont DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Getragen wird die Konjunktur den Forschern zufolge derzeit vor allem von der boomenden Nachfrage im Inland, während der Außenhandel kaum Impulse liefert. Geringe Inflation und niedrige Zinsen, steigende Löhne und die anziehende Beschäftigung schieben den privaten Konsum kräftig an. Die Verbraucher dürften in diesem Jahr laut Gutachten 2,1 Prozent mehr ausgeben – es wäre das stärkste Plus seit dem Jahr 2000. „Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem moderaten Aufschwung“, erklären die Ökonomen. Für nächstes Jahr erwarten sie einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 1,5 Prozent. Zum Vergleich: 2015 hatte Europas größte Volkswirtschaft noch um 1,7 Prozent zugelegt. Die Forscher nehmen auch die Europäische Zentralbank gegen wachsende Kritik aus Deutschland am Nullzins in Schutz und bezeichneten die Ausrichtung der Geldpolitik als grundsätzlich angemessen. rtr IWF-PROGNOSE D Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hat die Notenbanken in aller Welt zu einer fantasievolleren Geldpolitik aufgefordert. So sollten Entwicklungsländer zum Beispiel die Wechselkurse ihrer Währungen noch mehr als Puffer nutzen, um die Auswirkungen von Schocks abzufedern. So solle weltweit wieder ein größeres Wirtschaftswachstum erzielt werden. „Unkonventionelle Geldpolitik hilft, Nachfrage zu schaffen“, sagte Lagarde am Donnerstag bei der IWF-Frühjahrstagung in Washington. Sie sei aber nicht geeignet, strukturelle Flaschenhälse für Wachstum zu beseitigen. Es bedürfe eines geschickten Politik-Mixes, um die Wachstumsschwäche zu überwinden. Die Weltwirtschaft wächst im laufenden Jahr nach der jüngsten Prognose des IWF nur um 3,2 Prozent. Probleme in Entwicklungs- und Schwellenländern sind der Hauptgrund dafür, dass der IWF seine Prognose erneut nach unten korrigierte. dpa Streit um die Riester-Rente Experten warnen vor Rückabwicklung Berlin - Union und SPD wollen den Kampf gegen Altersarmut zu einem großen, gemeinsamen Reformvorhaben der verbleibenden gemeinsamen Regierungszeit machen. Die Sicherheit im Alter und die Bekämpfung der Altersarmut sei eines der ganz großen Themen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag in Berlin. Dazu sei mehr notwendig als das, was im Koalitionsvertrag stehe. „Was man davon jetzt noch hinbekommt, werden wir diskutieren.“ Zunächst solle mit den Gewerkschaften und den Arbeitgebern gesprochen werden. Über den Handlungsbedarf bestehe Konsens, betonte auch CSU-Chef Horst Seehofer. „Die Rentenpolitik eignet sich nicht unbedingt für gigantische parteipolitische Profilierung.“ Es brauche eine nachhaltige Lösung der komplexen Fragen. Die Menschen zu mehr Eigenvorsorge zu verpflichten, reiche nicht aus. Damit bleibt der bayerische Ministerpräsident auf Linie. In den vergangenen Tagen hatte Seehofer wiederholt gegen die Riester-Rente gewettert und ihre Abwicklung gefordert – zum Entsetzen von Altersvorsorgeexperten, Sozialpolitikern und der Versicherungswirtschaft. Das der Deutschen Bank nahestehende Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) warnte am Donnerstag vor einem groben Vertrauens- Angst vor bruch. Kritik kam auch aus der Union. Altersarmut: „Es muss Vertrauens- Die schutz gelten“, forderte der Rentenex- Regierung perte der Unions- wird aktiv fraktion, Peter Weiß. „Wer einen Vertrag abgeschlossen hat, hat natürlich Anspruch auf weitere Förderung“, sagte der CDU-Politiker dem Tagesspiegel. Die Förderung privater Altersvorsorge in Zukunft ersatzlos zu streichen, wäre „unklug“. Die hohe Kinderförderung etwa – bei der Riester-Rente gibt es für jedes nach 2007 geborene Kind pro Jahr 300 Euro Zulage – müsse „auf jeden Fall erhalten bleiben“. Denkbar sei allerdings, sie in ein anderes System zu überführen. Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Carola Reimann, warnt vor Schnellschüssen und übereilten Einzelmaßnahmen. „Wir brauchen eine Rentenreform im Gesamtkonzept“, sagte die Sozialexpertin dem Tagesspiegel. Das Zusammenspiel der drei Säulen – gesetzliche Rentenversicherung, Betriebsrente und private Zusatzvorsorge – müsse „jetzt neu austariert werden“. Die Erwartungen in kapitalgedeckte Versorgungssysteme zu Beginn des Jahrhunderts hätten sich nicht erfüllt. „Die Riester-Rente ist renditeschwach und füllt vor allem die Kassen der Banken und Versicherer.“ Zudem werde sie von Geringverdienern zu selten in Anspruch genommen. Die Versicherungswirtschaft weist das zurück und verweist auf Erhebungen der Bundesregierung. Danach hätten 72 Prozent der Arbeitnehmer entweder eine Riester-Rente oder eine betriebliche Altersversorgung, betont der Geschäftsführer des Versicherungsverbands GDV, Peter Schwark. Selbst Menschen, die im Monat weniger als 1500 Euro brutto haben, seien zu 58 Prozent beteiligt. „40 Prozent der Geringverdiener haben einen Riester-Vertrag, das ist ein höherer Anteil als bei den anderen Die Einkommensgruppen“, verteidigt Versicherer Schwark die Privat- sagen: vorsorge. Obwohl man sich beim Ver- Riester ist band auch andere, ein Erfolg öffentlich geförderte Vorsorgemodelle wie eine Opting-Out-Lösung vorstellen kann, sei Riester „ein Erfolgsmodell.“ Seit 2002 seien 16,5 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen worden, damit habe man bald die Hälfte aller Berechtigten erreicht. Die Zahl sei im vergangenen Jahr um 200 000 gestiegen. „Es gibt nach unserer Kenntnis kein anderes Land weltweit, in dem mit einem freiwilligen System in vergleichbarer Zeit so ein Erfolg erreicht wurde“, betont Schwark. Auch die Kritik, Riester bringe nichts, weist der GDV zurück, im Gegenteil: Die Rendite sei wegen der Zulagen und der nachgelagerten Besteuerung deutlich besser als bei nicht geförderten Produkten. Eine Rückabwicklung der Verträge sei zwar technisch möglich, meint der GDV, rechtlich aber nicht. „Verträge sind einzuhalten“, sagte Schwark dem Tagesspiegel. „Auch hinsichtlich der Förderung ist der verfassungsrechtliche Grundsatz des Vertrauensschutzes einzuhalten.“ Dagegen hält der Deutsche Gewerkschaftsbund einen Ausstieg aus Riester für richtig. „Wir fordern eine rentenpolitische Kurskorrektur, die als Allererstes das gesetzliche Rentenniveau stabilisiert“, sagte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach dem Tagesspiegel. „Die Riester-Rente bei Vertrauensschutz auslaufen zu lassen, wäre die logische Konsequenz.“ Heike Jahberg/Rainer Woratschka WIRTSCHAFT FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 Viele Gründe für das Bargeld Warum die Bundesbank gegen die Abschaffung ist Berlin - Die Aufregung war groß, nachdem Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vor einigen Wochen angeregt hatte, den 500-Euro-Schein abzuschaffen und eine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen einzuführen – gedacht als Maßnahme gegen Geldwäschekriminalität. Die Notenbank EZB bestätigte entsprechende Überlegungen für den Schein. Andere Euroland-Regierungen wie die in Paris teilten mit, sie hätten bei sich gute Erfahrungen mit strengen Bargeld-Obergrenzen gesammelt. In der deutschen Bevölkerung kamen die Vorschläge überwiegend schlecht an. Diese Skeptiker wissen die Bundesbank an ihrer Seite. „Jeder Bürger hat das Recht, mit seinem Geld so zu verfahren, wie er möchte“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele am Mittwoch auf einem Verbraucherforum in Berlin. In einer leidenschaftlichen und ausführlichen Rede arbeitete er sich Punkt für Punkt an den Argumenten der Bargeld-Gegner ab, der Kriminalitätsbekämpfung zum Beispiel. Thiele warnte davor, der Bevölkerung in kleinen Schritten das Bargeld zu nehmen. „Man muss sich hierbei vor Augen halten: Die Freiheit stirbt häufig scheibchenweise.“ kph Thieles Rede in voller Länge unter: www.tagesspiegel.de/wirtschaft Rocket Internet steckt tief in den roten Zahlen Berliner Internetkonzern schließt Geschäftsjahr mit 200-Millionen-Verlust ab. Die Aktie geht auf Talfahrt Berlin - Die Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet hat das vergangene Jahr mit einem Verlust von fast 200 Millionen Euro abgeschlossen. Grund für das Minus von 197,8 Millionen Euro seien vor allem die anteiligen Verluste der Beteiligungen gewesen, erklärte Rocket Internet am Donnerstag. Außerdem sei weniger Geld durch Verkäufe oder Börsengänge hereingekommen. Im Jahr davor hatte die Holding noch 428,8 Millionen Euro verdient. Die Aktie fiel zum Nachmittag um rund zehn Prozent. Der Umsatz von Rocket Internet blieb praktisch unverändert bei gut 128 Millionen Euro – bei der Dachgesellschaft werden aber nur die Beteiligungen an zahlreichen Internetfirmen verwaltet. Die Umsätze der Start-ups Rocket-Internet fließen in diesen Kursverlauf vom 14.04.2016 29,00 Wert nicht ein. Schlusskurs Vortag Auch die am wei28,00 testen entwickelten Start-ups von 27,00 26,36 Rocket Internet ste26,00 cken nach wie vor allesamt in den roten letzter Wert 16.35 Uhr 17.35 9.00 Uhr Zahlen. Mitgründer Quelle: Tsp Tsp/Bartel und Chef Oliver Samwer versicherte aber, im vergangenen Jahr sei der Höhepunkt der Verluste überschritten worden und die Ertragslage werde sich in diesem Jahr bei weiterem Wachstum deutlich verbessern. Es bleibe das Ziel, im Jahr 2017 drei Rocket-Beteiligungen aus der Verlustzone zu bringen. Samwer machte in einer Telefonkonferenz auch auf Anfrage keine näheren Angaben dazu, welche Firmen künftig schwarze Zahlen schreiben sollen. Wacker Chemie Wincor Nixdorf Zalando So war der Tag Dax behauptet sich D ankderanhaltenden Hoffnung auf ein schnelleres Wachstum der Weltwirtschaft haben die europäischen Aktienmärkte am Donnerstag ihre kräftigen Vortagesgewinne behauptet. Zur positiven Stimmung trügen Aussagen von USNotenbankern bei, die auf eine behutsame Straffungder Geldpolitik hindeuteten, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. „Die Zuversicht der Anleger ist zurück“, sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Die Chancen, dass Investoren auch oberhalb eines Dax von 10 000 Punkten bereit seien in den Markt einzusteigen, sei größerals nochim März. Der Dax gewann bis zum Nachmittag 0,7 Prozent auf 10 093 Punkte, auch beim Euro-Stoxx50 ging es um GEWINNER 1 GFT Technologies Kurs absolut 22,98 + 0,88 % Mehr Börsenkurse und Finanzthemen unter: www.tagesspiegel.de/ wirtschaft/finanzen/ + 3,96 1 Gerresheimer Kurs absolut 68,58 – 3,49 STRATEC Biomed. Kuka Covestro Salzgitter Nemetschek Wacker Chemie BASF NA Dt. Pfandbriefbank BMW St. 45,11 93,45 33,99 28,56 46,25 79,24 68,17 8,90 79,20 + 1,55 + 2,07 + 0,74 + 0,61 + 0,98 + 1,64 + 1,25 + 0,15 + 1,20 + 3,55 + 2,27 + 2,21 + 2,18 + 2,17 + 2,11 + 1,87 + 1,71 + 1,54 % – 4,84 Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief + 2,68 – 10,94 – 1,33 + 1,93 – 2,27 ± 0,00 – 0,90 – 0,35 – 0,48 – 0,41 + 2,63 – 0,91 – 8,08 – 5,10 – 0,46 – 1,64 – 1,41 – 10,11 ± 0,00 ± 0,00 – 5,60 – 0,11 – 0,06 – 5,60 – 0,84 + 0,19 + 1,73 – 0,02 + 7,78 – 0,59 + 0,68 – 0,70 + 4,43 – 0,72 + 0,28 – 0,26 + 0,11 – 1,54 + 11,11 – 3,03 ± 0,00 – 2,63 – 0,19 + 1,04 – 3,16 + 0,01 ± 0,00 34,37 5,45 9,96 34,46 49,94 35,05 9,60 4,62 14,77 – 1,61 – 0,20 – 0,25 – 0,81 – 1,16 – 0,81 – 0,22 – 0,10 – 0,27 – 4,46 – 3,51 – 2,43 – 2,30 – 2,27 – 2,25 – 2,23 – 2,03 – 1,76 M-DAX BERLINER WERTE aap Implantate 1,61 Accentro Real Est. 4,32 Air Berlin (GB) 0,74 Artnet 2,43 Axel Springer SE 49,94 Bechstein 16,10 Berliner Effekten 7,50 Beta Systems Software 2,02 bmp Holding 0,83 0,98 Cinemedia Co.don 2,73 CR Capital Real Estate 1,31 Deag 3,62 1,62 Deutsche Real Estate Dt. Grundstücksaukt. 13,04 Eckert + Ziegler 18,64 elumeo 17,43 5,84 Epigenomics Fernheizwerk Neukölln 35,14 First Sensor 10,87 Francotyp-Post. 3,93 70,93 GSW Immobilien 4,83 Haemato Heliocentris 1,69 60,01 Hypoport IVU Traffic Technologies 3,61 2,48 Kilian Kerner MagForce 4,63 1,50 Maternus-Kliniken 25,99 MBB Mologen 3,71 MPH Mittelst. Pharma 2,55 6,37 MyHammer Hold. Pelikan 0,69 PSI NA 12,70 quirin bank 1,16 Rocket Internet 27,36 SHF Communication 3,52 Social Commerce Group SE6,50 Tele Columbus 9,21 Teles 0,11 wallstreet:online 1,67 Westgrund 3,70 1,46 Wild Bunch YOC 2,61 Zoo Berlin m. Aquarium4014,85 Zoo Berlin o. Aquarium3800,01 Hella Steinhoff Intern. ADVA Optical Drillisch Axel Springer SE Dialog Semic. NA RIB Software Aixtron SE NA Südzucker 2,66/1,01 5,64/2,30 1,29/0,61 2,55/1,42 55,69/42,07 17,75/10,60 8,11/6,77 2,08/1,55 0,88/0,54 1,53/0,88 3,33/1,97 1,88/0,99 6,92/2,41 1,71/0,92 14,86/10,58 24,59/17,12 25,10/14,00 6,76/1,75 37,48/32,90 12,59/9,00 4,85/3,93 79,07/50,22 5,33/4,03 7,27/1,68 80,76/20,74 4,63/3,39 2,48/0,43 7,22/4,63 2,16/0,72 26,99/18,70 5,73/3,42 2,69/1,95 8,25/2,30 1,16/0,55 14,69/9,90 1,53/1,12 45,79/17,60 4,93/3,15 13,92/4,90 9,88/7,08 0,23/0,10 2,63/1,22 5,86/3,12 2,53/1,44 3,36/1,64 4249/3550 4000/2900 Div. – – – – 1,80 – 0,20 – – – – – – – 0,65 0,60 – – 1,45 – 0,16 1,40 0,30 – – 0,05 – – – 0,57 – 0,12 – – – – – 0,21 – – – – – – – – – Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief Aareal Bank 30,63 Airbus Group (NL) 56,90 Alstria Office 12,44 Aurubis 44,05 Axel Springer SE 49,94 Bilfinger 37,77 Brenntag NA 51,34 Covestro 33,99 CTS Eventim 30,60 DMG Mori 42,33 Dt. EuroShop NA 41,23 Dt. Pfandbriefbank 8,90 Dt. Wohnen Inh. 26,95 Dürr 67,21 Evonik Ind. 27,77 Fielmann 67,54 Fraport 53,41 Fuchs Petrolub Vz. 39,05 GEA Group 41,98 Gerresheimer 68,58 Hann. Rückvers. NA 106,20 Hella 34,37 Hochtief 111,85 Hugo Boss NA 58,60 Jungheinrich 84,34 K+S NA 20,33 Kion Group 52,04 Krones 105,15 Kuka 93,45 Lanxess 44,01 LEG Immobilien 81,45 Leoni 29,80 Metro St. 28,71 MTU Aero Engines 83,26 Norma Group 47,89 Osram Licht 47,30 Rheinmetall 69,06 Rhön-Klinikum 28,18 RTL Group (LU) 73,00 28,56 Salzgitter Stada Arznei vNA 37,39 Steinhoff Intern. (NL) 5,45 Ströer SE & Co. 55,82 Südzucker 14,77 Symrise 59,58 TAG Immob. 11,80 Talanx 30,27 – 0,05 – 1,01 – 1,00 + 0,25 – 2,27 + 0,79 – 1,27 + 2,21 – 0,13 + 1,21 – 0,93 + 1,71 – 0,55 – 0,94 + 0,45 + 0,24 – 0,96 – 1,24 – 0,30 – 4,84 + 0,47 – 4,46 + 1,13 – 0,48 + 1,42 + 0,35 + 1,23 + 0,86 + 2,27 + 0,43 – 1,75 – 1,03 + 0,14 + 1,17 + 0,05 + 0,78 + 0,01 + 0,32 – 0,07 + 2,18 – 0,29 – 3,51 + 0,27 – 1,76 – 0,42 – 1,75 + 0,28 – 2,43 – 2,03 + 0,10 + 0,17 + 1,22 – 0,28 – 2,25 – 1,01 – 2,30 + 0,60 – 1,35 + 3,96 – 0,10 + 0,75 + 2,17 + 0,70 – 0,10 + 0,86 – 2,23 – 0,25 – 1,61 – 0,65 + 0,43 – 1,60 + 3,55 – 1,07 – 0,58 – 0,45 – 1,64 – 0,99 12,04/4,57 7,74/2,91 93,00/63,96 49,16/28,60 29,81/21,53 38,33/24,49 53,85/24,21 123,70/51,12 49,60/33,20 4,31/2,86 33,11/24,82 32,70/15,57 15,31/10,31 76,96/33,89 47,48/26,28 33,90/18,19 115,65/75,28 26,05/17,76 16,94/8,40 258,50/136,05 36,72/12,18 26,00/13,32 56,01/13,03 36,70/22,80 62,85/41,00 9,95/4,76 5,99/4,07 51,94/38,41 48,96/29,40 200,00/135,70 Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief 14.4. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 9,96 4,62 91,04 42,39 29,12 36,90 35,05 59,67 34,46 3,50 25,94 22,98 14,42 49,55 46,25 23,79 96,60 20,42 9,60 238,50 16,48 25,40 46,71 33,50 45,11 9,58 4,67 44,55 34,49 170,05 Div. – – 1,20 0,50 0,38 0,35 – 1,39 1,70 – 1,50 0,25 0,20 – 0,40 – 2,65 – 0,16 1,52 – – – 0,50 0,70 – 0,24 0,60 0,13 0,92 DAX 30 (Xetra-Handel) 14.04. Schluss Adidas NA Allianz SE vNA ◊ BASF NA ◊ Bayer NA ◊ Beiersdorf BMW St. ◊ Commerzbank Continental Daimler NA ◊ Deutsche Bank NA ◊ Deutsche Börse Deutsche Post NA ◊ Deutsche Telekom NA ◊ E.ON SE ◊ Fresenius Med. Care St. Fresenius SE&Co ◊ HeidelbergCement Henkel Vz. Infineon NA Linde Lufthansa vNA Merck Münchener Rück vNA ◊ ProSiebenSat.1 RWE St. SAP SE ◊ Siemens NA ◊ ThyssenKrupp Volkswagen Vz. ◊ Vonovia S-DAX 14.4. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 + 2,11 116,50/58,20 1,50 + 0,56 54,80/32,31 – + 0,43 36,63/24,03 – 105,25 147,35 68,17 105,75 78,81 79,20 8,39 194,40 63,86 15,42 72,88 25,32 15,61 8,68 78,99 65,34 78,13 100,00 12,62 131,25 14,13 78,04 182,25 46,13 11,98 69,96 93,04 20,40 112,30 30,96 Veränderung % zum Vortag 1,15 WWWWWWWWWW 0,44 WWWW 1,87 WWWWWWWWWWWWWWW 0,33 WWW 1,22 WWWWWWWWWW 1,54 WWWWWWWWWWWWW 1,07 WWWWWWWWW WW -0,08 0,57 WWWWW 0,33 WWW 0,39 WWWW 0,60 WWWWW 0,61 WWWWWW 0,60 WWWWWW 0,43 WWWW 1,24 WWWWWWWWWW W -0,04 1,05 WWWWWWWWW WWWWW -0,47 1,08 WWWWWWWWW 0,96 WWWWWWWW 0,96 WWWWWWWW 0,22 WWW 0,67 WWWWWW 0,38 WWWW 0,84 WWWWWWW 0,91 WWWWWWWW WWWWWW -0,68 0,45 WWWW WWWWWWWWWWWW -1,53 KGV Div. 2016 Rendite 25,99 1,43 9,99 4,65 17,04 4,11 18,55 2,13 26,27 0,89 8,16 3,66 8,39 – 12,87 1,67 7,34 5,09 38,54 4,87 16,20 2,88 13,33 3,36 20,81 3,20 11,57 5,76 19,27 0,99 22,53 0,67 15,94 0,96 20,20 1,47 19,71 1,59 18,75 2,40 4,87 – 21,98 1,28 10,57 4,25 18,83 3,47 11,63 8,35 21,20 1,57 14,54 3,76 18,54 0,74 6,07 4,33 14,74 2,40 Div. 1,50 6,85 2,80 2,25 0,70 2,90 – 3,25 3,25 0,75 2,10 0,85 0,50 0,50 0,78 0,44 0,75 1,47 0,20 3,15 – 1,00 7,75 1,60 1,00 1,10 3,50 0,15 4,86 0,74 Hoch 105,30 170,00 94,29 139,20 89,54 114,25 12,95 231,90 92,70 32,31 87,41 30,75 17,57 14,82 83,17 70,00 78,62 113,05 14,20 189,55 15,41 108,50 201,30 50,95 25,10 75,75 102,75 26,43 248,75 32,50 12 Monate Range Tief 62,51 126,55 56,01 91,08 67,92 66,00 6,21 171,30 57,01 13,03 69,80 19,55 13,39 7,08 63,10 51,01 58,17 87,17 8,32 113,50 10,25 70,68 156,00 37,62 9,13 53,91 77,91 12,56 86,36 23,81 DIE WICHTIGSTEN INDIZES IM ÜBERBLICK VERLIERER 14.04. 79,24 51,95 30,16 Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief ADVA Optical Aixtron SE NA Bechtle Cancom Carl Zeiss Meditec CompuGroup Med. Dialog Semic. NA (GB) Drägerwerk Vz. Drillisch EVOTEC freenet NA GFT Technologies Jenoptik Morphosys Nemetschek Nordex SE Pfeiffer Vacuum Qiagen (NL) RIB Software Sartorius Vz. Siltronic SLM Solutions Group SMA Solar Techn. Software STRATEC Biomed. Süss MicroTec Telefonica Deutschl. United Internet NA Wirecard Xing NA Rocket Internet baut Start-ups in vielen Ländern auf, vor allem in den Bereichen Online-Handel und Dienstleistungen wie Essenszustellung. Erst Anfang der Woche hatte Rocket den Verkauf eines Anteils von 9,1 Prozent an dem in Südost-Asien aktiven Online-Händler Lazada an die chinesische Handelsplattform Alibaba für 137 Millionen Dollar bekannt gegeben. Insgesamt lassen sich die Chinesen die Übernahme von Lazada eine Milliarde Dollar kosten. Aus den jetzt veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass das Online-Kaufhaus im vergangenen Jahr einen bereinigten operativen Verlust von 296,5 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 275 Millionen Dollar machte. Eine Nutzerzahl wurde nicht mehr genannt. Ende September 2015 waren es 8,7 Millionen Kunden gewesen. Samwer wollte nicht sagen, wann der im vergangenen Jahr abgesagte Börsengang des Lebensmittelversenders HelloFresh nachgeholt werden könnte. Der Umsatz der Firma, die im Abo Pakete mit Lebensmitteln zu vorgegebenen Rezepten verschickt, sprang im vergangenen Jahr von knapp 70 auf 305 Millionen Euro hoch. Zugleich wuchs aber auch der bereinigte operative Verlust von 12,2 auf 86,2 Millionen Euro. Rocket Internet strebte für HelloFresh beim Börsengang eine Bewertung von 2,6 Milliarden Euro an, die jedoch schwer zu erreichen war. Samwer erklärt stets, dass Online-Händler in den ersten Jahren erst in Wachstum investieren und dafür Verluste in Kauf nehmen müssten, bevor sie in die schwarzen Zahlen kommen könnten. Im vergangenen Jahr wuchsen die Erlöse der neun führenden Oliver Samwer, Ko-Gründer und Chef des Unternehmens Rocket Internet, hat derzeit nicht Foto: Tobias Hase/dpa viel zu lachen. Sein Unternehmen schreibt hohe Verluste. TEC-DAX 0,6Prozent auf 3058 Zähler nach oben. Der M-Dax verlor hingegen 0,5 Prozent auf 20 441 Zähler, auch der Tec-Dax fiel um 0,5 Prozent auf 1651 Punkte. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,05 Prozent, am Montag hatte die Rendite noch ein Rekordtief bei 0 Prozent erreicht. Der Rentenindex Rex verlor 0,03 Prozent auf 142,30 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,40 Prozent auf 163,25 Punkte nach. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs des Euro auf 1,1252 (Mittwoch: 1,1298) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8887 (0,8851) Euro. Tsp ermittelt aus H-DAX (DAX, M-DAX, Tec-DAX) 14.04. 15 DER TAGESSPIEGEL 40,40/21,51 68,50/49,89 13,61/10,76 62,23/36,65 55,69/42,07 59,30/31,31 57,89/39,86 35,65/24,35 37,74/28,20 46,00/30,33 48,00/35,76 12,35/7,29 28,30/20,53 105,55/49,52 37,75/24,35 70,37/53,42 63,05/48,89 45,49/33,62 46,07/31,16 76,62/48,42 112,60/83,64 46,56/30,51 112,20/64,35 117,70/49,91 84,54/55,25 40,29/17,57 52,64/35,50 117,10/88,51 93,73/60,67 56,50/32,90 84,73/61,32 62,96/23,24 34,49/21,58 94,73/73,02 53,30/39,90 55,38/34,25 71,29/44,39 28,73/22,29 94,13/68,53 36,42/16,81 37,68/28,05 5,84/3,77 64,49/30,39 19,00/11,54 64,47/50,37 12,45/9,54 30,73/23,59 Div. 1,20 1,20 0,50 1,35 1,80 2,00 0,90 – 0,40 0,55 1,30 – 0,44 1,65 1,00 1,60 1,35 0,77 0,70 0,75 4,25 0,77 1,90 3,62 1,04 0,90 0,55 1,25 0,40 0,50 1,96 1,20 1,00 1,45 0,75 0,90 0,30 0,80 3,50 0,20 0,66 1,65 0,40 0,25 0,75 0,50 1,25 Adler Real Estate ADO Properties (LU) Amadeus Fire BayWa vNA Bertrandt Biotest Vz. Bor.Dortmund Braas Monier (LU) Capital Stage CeWe Stiftung comdirect bank Deutz DIC Asset Dt. Beteiligung ElringKlinger NA Ferratum Oyj (FI) Gerry Weber Int. GfK SE Grammer Grenkeleasing Hamborner Reit Hamburger Hafen Hapag-Lloyd Heidelberger Druck. Hornbach Hold. Hypoport Indus Hold. Klöckner&Co. SE NA Koenig & Bauer KWS SAAT PATRIZIA Immob. NA Puma SE Rational SAF Holland (LU) Schaeffler Scout24 SGL Carbon SE Sixt SE St. Stabilus (LU) TAKKT Tele Columbus TLG Immobilien Vossloh VTG Wacker Neuson Washtec WCM Bet. Gr. Wüst.&Wür. Zeal Network (GB) zooplus 11,00 28,80 66,30 30,56 101,50 16,46 4,09 23,77 7,11 59,56 9,90 4,36 8,17 25,00 22,96 24,35 12,63 34,90 36,42 189,85 9,80 13,66 16,29 1,93 56,00 60,00 43,73 9,64 32,25 295,90 21,27 191,80 465,00 10,64 13,63 31,07 9,57 48,69 47,00 16,80 9,15 18,80 61,83 27,76 14,45 35,79 2,92 17,97 43,25 120,30 – 0,05 – 0,69 + 1,70 + 0,76 + 0,50 + 2,55 + 0,76 ± 0,00 – 0,53 – 0,32 + 0,81 – 1,76 + 0,50 – 0,71 – 0,91 + 1,67 – 2,85 + 1,01 – 0,14 + 1,77 – 0,51 – 0,29 – 0,70 + 0,36 + 1,73 – 0,74 + 0,45 + 1,31 – 1,15 – 0,54 – 4,17 + 0,60 + 0,04 – 1,48 – 0,40 – 1,35 – 0,68 + 0,38 + 0,03 + 1,20 – 1,61 – 0,29 + 2,52 – 0,48 + 0,52 – 0,75 – 0,75 – 0,17 – 3,03 – 2,55 16,24/10,05 31,00/18,57 92,60/56,56 38,00/25,25 131,60/87,50 35,21/10,31 4,22/3,12 27,44/18,31 9,40/6,06 63,49/43,40 11,40/8,66 5,64/2,62 9,43/7,28 31,00/23,30 29,11/16,56 31,69/19,10 32,05/9,57 42,00/25,02 37,90/18,30 200,80/111,10 10,99/7,46 20,97/11,86 22,20/14,60 2,82/1,59 83,03/50,43 81,55/20,59 50,78/35,60 9,68/6,90 35,79/17,81 313,55/235,10 28,29/13,53 219,30/140,95 482,25/305,50 15,44/8,87 17,47/11,80 34,25/24,11 17,25/8,24 51,43/32,86 47,38/28,80 18,50/14,42 10,04/6,94 19,49/13,59 69,75/46,64 30,24/18,63 24,93/10,92 37,72/18,70 3,35/1,57 20,35/15,24 51,46/29,81 149,00/92,60 – – 3,37 0,80 2,45 0,22 0,05 0,30 0,15 1,55 0,40 0,07 0,35 1,00 0,55 0,05 0,75 0,65 0,75 1,10 0,39 0,52 – – 0,77 – 1,20 0,20 – 3,00 – 0,50 6,80 0,27 – – – 1,20 – 0,32 – 0,25 – 0,45 0,50 1,65 – 0,50 0,70 – WEITERE DEUTSCHE TITEL Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief AdCapital Bauer Beate Uhse BMW Vz. C.A.T. OIL (AT) Celesio NA CENTROTEC S. centroth. ph.konv. Chorus Cl. Energy Clere Co.don Colonia Real Est. Constantin Med. CropEnergies Delticom DO Deutsche Office Euromicron Fuchs Petrolub St. Gesco H&R Hawesko Hold. Henkel St. Highlight (CH) Homag Group 4,89 14,90 0,24 68,15 7,64 25,46 13,90 3,03 8,67 2,68 2,76 8,63 2,09 3,75 15,61 4,00 7,36 33,82 72,42 9,09 39,27 88,37 5,74 36,00 + 1,03 – 1,30 – 5,10 + 0,49 + 0,74 + 0,66 + 0,72 – 2,57 + 1,32 – 1,29 – 1,36 – 0,30 + 5,89 + 3,02 – 3,12 + 1,52 – 1,22 – 0,41 – 0,86 – 1,51 + 0,39 + 2,64 + 1,63 – 0,43 5,51/4,65 19,33/13,03 0,60/0,16 88,07/57,50 13,00/4,99 27,20/24,25 15,37/11,50 5,45/2,70 10,58/7,70 3,53/2,20 3,51/2,00 9,33/5,74 2,16/1,43 6,30/2,87 25,69/14,01 4,85/3,43 11,51/5,42 39,33/29,50 77,77/62,29 9,80/6,46 44,41/38,26 98,50/75,60 5,95/3,90 36,50/33,22 Kanada / S&P TSX 13.654,03 – 0,13% Div. Div. 0,50 0,15 – 2,92 0,12 1,04 0,20 – – 1,10 – – – – 0,25 0,15 – 0,76 1,75 – 1,30 1,45 – 0,40 England / FTSE 100 6.365,1 + 0,03% Russland / RTS 914,34 – 0,88% Japan / Nikkei 225 16.911,05 + 3,23% Italien / MIB 30 18.329,09 + 0,90% USA / Dow Jones 17.926,43 + 0,10% Singapur / Straits Times 2.913,93 + 0,81% EURO STOXX 50 (ohne deutsche Indexwerte) 14.04. Air Liquide (FR) Anh.-Busch Inbev (BE) ASML Hold. (NL) AXA (FR) Banco Santander (ES) BBVA (ES) BNP Paribas (FR) Carrefour (FR) Danone (FR) Enel (IT) Engie (FR) Eni (IT) Essilor (FR) Generali (IT) Iberdrola (ES) Inditex (ES) ING Groep (NL) Intesa Sanpaolo (IT) L’Oréal (FR) LVMH (FR) Nokia (FI) Orange (FR) Philips Elec. (NL) Safran (FR) Sanofi S.A. (FR) Schneider Electr. (FR) Société Générale (FR) St. Gobain (FR) Telefónica (ES) Total (FR) Unibail-Rodamco (FR) UniCredit (IT) Unilever N.V. (NL) Vinci (FR) Vivendi (FR) Schluss 101,30 110,15 88,80 22,03 4,09 5,90 45,66 25,15 62,67 3,84 13,85 13,72 110,55 13,32 5,93 28,91 11,05 2,44 159,60 153,50 5,53 15,09 24,88 61,04 77,30 56,59 34,08 40,30 9,57 42,82 240,65 3,40 40,49 65,84 18,80 Veränderung % zum Vortag 0,10 W 1,52 WWWWWWWW WWWWWWWW -1,64 WW -0,14 0,76 WWWW 1,15 WWWWWW 0,87 WWWWW 0,10 W 1,19 WWWWWW 0,42 WWW 0,29 WW 1,78 WWWWWWWWW 0,50 WWW 1,91 WWWWWWWWW 0,07 W WW -0,26 1,28 WWWWWWW 0,50 WWW 1,24 WWWWWW WWWW -0,68 2,98 WWWWWWWWWWWWWW 0,27 WW 0,81 WWWWW 0,10 W 1,71 WWWWWWWWW 1,20 WWWWWW 0,77 WWWW 0,55 WWW 0,46 WWW 0,59 WWWW WWWWWW -1,21 3,15 WWWWWWWWWWWWWWW 0,20 WW 1,45 WWWWWWW 0,29 WW KGV Div. 2016 Rendite 18,42 2,57 22,95 1,82 26,91 1,18 8,99 4,99 9,29 2,43 8,43 2,71 8,08 5,06 14,79 2,78 20,89 2,55 12,79 4,17 12,04 7,22 45,73 5,83 27,64 0,94 8,33 5,41 14,82 0,51 28,91 2,08 9,20 5,89 12,18 2,87 24,74 1,94 18,49 2,31 18,42 4,71 15,09 3,98 19,90 3,22 16,50 2,26 17,98 3,79 17,15 0,99 8,11 5,87 18,32 3,08 13,67 – 15,29 5,70 12,03 3,99 9,72 3,53 21,31 2,98 16,46 2,79 37,60 15,96 Div. 2,60 2,00 1,05 1,10 0,10 0,16 2,31 0,70 1,60 0,16 1,00 0,80 1,03 0,72 0,03 0,60 0,65 0,07 3,10 3,55 0,26 0,60 0,80 1,38 2,93 0,56 2,00 1,24 – 2,44 9,60 0,12 1,21 1,84 3,00 Hoch 123,95 124,20 104,85 26,02 6,82 9,57 61,00 32,66 67,74 4,50 19,69 17,66 125,15 18,29 6,71 35,38 16,00 3,65 181,30 176,60 7,61 16,98 28,00 72,45 101,10 72,09 48,77 44,84 14,31 50,30 257,85 6,61 42,84 66,69 24,83 12 Monate Range Tief 90,77 87,73 70,25 18,80 3,31 5,24 37,00 22,26 51,73 3,33 12,96 10,93 95,01 10,90 5,66 26,00 9,19 2,12 140,40 130,75 4,91 12,21 20,48 48,87 66,44 45,32 26,61 31,47 8,48 35,21 212,05 2,77 32,86 50,08 16,30 ERLÄUTERUNGEN: Alle Angaben in Euro. Dividenden in Landeswährung einschließlich eventueller Boni. Dax, M-Dax, Tec-Dax und S-Dax auf Xetra-Basis (Schluss 17:30 Uhr), weitere Berliner Werte sind Börsenplatz Berlin, weitere deutsche Titel und Auslandsaktien Börsenplatz Frankfurt (Schluss jeweils 20:00 Uhr). Die Länderkennung steht in Klammern hinter dem jeweiligen Titel. ABKÜRZUNGEN: St. = Stammaktie, Vz. = Vorzugsaktie, NA = Namensaktie, ◊ = Euro Stoxx 50 Wert. Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle D TELEFONTARIFE Preiswert anrufen mit Call-by-Call Günstig telefonieren Ortsgespräche: Montag − Freitag Uhrzeit 0−7 Vorwahl 01028 01070 01052 01028 01052 01028 01097 01070 7−9 9−19 19−24 Anbieter Cent/Min. Sparcall 0,10 Arcor 0,69 01052 0,94 Sparcall 1,83 01052 1,02 Sparcall 1,83 01097telecom 0,88 Arcor 0,93 Ferngespräche: Montag − Freitag 0−7 01028 01070 010052 01011 010052 010012 010052 01011 01097 01070 7−10 10−12 12−19 19−24 Sparcall Arcor 010052 01011 010052 010012 010052 01011 01097telecom Arcor 0,10 0,53 0,86 0,98 0,86 0,87 0,89 0,98 0,88 0,93 Vom Festnetz zum Handy: Montag − Freitag 0−24 010011 01045 010011 01045 2,09 2,49 Günstige Call-by-Call-Anbieter mit Tarifansage, die Sie ohne Anmeldung sofort nutzen können. Tarife mit Einwahlgebühr oder einer Abrechnung schlechter als Minutentakt werden nicht berücksichtigt. Teltarif-Hotline: 0900 1 330100 (Mo-Fr 9-18 Uhr; 1,86 Euro pro Minute von Telekom) Stand: 14.04.16 Quelle: www.teltarif.de + 2,78 5,49/2,45 – + 0,23 98,88/89,68 3,07 + 0,44 98,07/88,16 3,07 – 1,15 96,57/22,57 – + 0,06 17,40/16,00 0,69 + 0,93 23,90/19,05 0,90 – 0,98 117,48/75,74 2,65 – 0,06 90,60/34,14 2,01 + 0,37 28,80/17,07 – + 0,10 19,70/7,28 1,00 + 0,27 44,42/18,53 1,00 + 4,19 6,82/2,60 – – 4,94 16,65/8,14 – – 0,23 17,41/5,21 – ± 0,00 1,19/0,89 – – 0,70 26,90/17,03 0,70 + 0,98 11,85/3,28 – + 0,77 17,85/12,27 0,56 – 2,44 14,90/11,00 0,49 + 1,67 243,50/95,07 4,80 Standard Chartered (GB) 6,45 – 0,77 14,93/4,90 0,14 Starbucks Corp. (US) 53,60 0,89 Telecom Italia (IT) 2,24 Tesco (GB) Time Warner New (US) 66,24 45,80 Toyota (JP) + 0,59 + 8,90 – 6,54 + 0,39 + 0,89 59,21/38,90 1,30/0,78 3,32/1,86 83,50/51,00 69,20/41,60 0,20 – 0,01 0,40 100 Twitter (US) UBS Group (CH) UPS (US) Vodafone Group (GB) Westpac Banking (AU) – 0,69 + 0,82 + 0,56 – 0,66 + 3,45 48,43/11,85 21,91/12,29 99,16/79,80 3,62/2,53 27,70/17,20 – 0,50 0,78 0,04 0,94 15,28 14,21 94,29 2,86 20,43 Woolworth (AU) 14,64 33,04 Yahoo (US) Zurich Insur. Grp (CH) 193,93 + 4,61 21,35/13,53 0,44 + 0,29 42,37/23,36 – + 1,17 298,98/178,03 17,00 ANLEIHEN UND ZINSEN DOW JONES Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief 3M American Express Apple Inc. Boeing Caterpillar Chevron Corp. Cisco Systems Coca Cola Disney Co. DuPont Exxon Mobil General Electric Goldman Sachs Home Depot IBM Intel Johnson&Johnson JP Morgan Chase McDonald’s Merck & Co. Microsoft Nike Pfizer Procter & Gamble Travelers Comp. United Technol. UnitedHealth Group Verizon VISA Inc. Wal-Mart Stores 149,56 55,30 99,59 116,82 69,85 86,97 25,15 40,85 87,44 58,14 75,50 27,56 142,24 118,82 134,50 28,17 97,68 55,49 113,03 50,02 49,15 52,98 29,08 72,93 102,17 93,50 112,98 45,73 71,23 61,29 + 0,22 + 1,06 + 0,39 + 1,68 + 0,51 + 1,12 + 1,04 + 0,37 – 0,97 + 1,98 + 1,01 + 0,51 + 3,28 + 0,61 + 0,78 – 0,99 + 0,58 + 0,90 + 0,48 + 1,64 + 0,59 + 0,79 + 1,11 + 0,29 + 0,12 + 0,91 – 0,02 + 1,52 + 1,48 – 0,09 155,05/116,17 74,50/44,73 124,42/80,00 143,50/91,08 83,24/51,80 103,72/59,87 27,07/19,91 41,47/31,40 113,73/76,58 69,00/41,45 82,02/57,95 29,04/19,08 197,15/124,99 128,30/94,46 159,85/103,33 33,25/21,41 99,10/73,18 64,34/46,81 114,85/77,28 56,02/42,51 52,82/34,08 64,10/43,21 33,35/25,00 78,33/58,00 109,86/84,38 109,89/74,59 117,00/92,14 48,34/32,79 76,30/53,80 74,02/51,41 Schluss Veränd. % 12 Monate 14.04. z. Vortag Hoch/Tief HK / Hang Seng 21.348,67 + 0,84% Südafrika / JSE 78.607,41 – 0,12% 3,15 95,34 94,10 35,27 16,91 19,98 96,35 45,02 28,60 8,85 25,05 3,43 10,81 8,38 0,99 21,84 4,45 13,28 13,30 127,80 C Div. 1,11 0,29 0,52 1,09 0,77 1,07 0,26 0,35 0,71 0,38 0,73 0,23 0,65 0,69 1,30 0,26 0,75 0,44 0,89 0,46 0,36 0,16 0,30 0,67 0,61 0,64 0,50 0,57 0,14 0,50 WEITERE AUSLANDS-TITEL Frankreich / CAC40 4.511,51 + 0,47% Brasilien / Bovespa 52.669,23 – 0,90% Kontron MAN SE St. MAN SE Vz. Manz Medion MVV Energie NA Pfeiffer Vacuum Porsche SE Vz. Rofin-Sinar (US) RWE Vz. SHW SKW Stahl-Metall. SMT Scharf SolarWorld konv. Stöhr Surteco SE Tom Tailor TUI NA Villeroy&Boch Vz. Volkswagen St. Rocket-Start-ups von 1,4 auf 2,4 Milliarden Euro. Den bereinigten operativen Verlust nennt Rocket nur für acht von ihnen – und hier wuchs der Gesamtbetrag binnen eines Jahres von 600 Millionen auf eine Milliarde Euro. dpa ABB (CH) 17,60 3,26 Alcatel-Lucent (FR) 8,86 Alcoa (US) Alphabet Inc. A (US) 691,95 Amazon (US) 550,30 Anglo American (GB) 8,68 ArcelorMittal (LU) 4,86 AstraZeneca (GB) 52,49 34,27 AT&T (US) AXA (FR) 21,88 Bank of America (US) 12,63 2,10 Barclays PLC (GB) BB Biotech NA (CH) 45,60 BHP Biliton (AU) 12,70 BP PLC (GB) 4,59 Brit. Am. Tobacco (GB) 52,80 Canon (JP) 26,62 China Mobile (HK) 10,11 0,63 China Petroleum (CN) 39,78 Citigroup (US) Colgate-Palmolive (US) 63,00 25,49 CRH (IE) 24,50 Diageo (GB) Dow Chemical (US) 46,10 eBay (US) 22,20 Ericsson B (SE) 8,62 Facebook (US) 98,37 Fanuc (JP) 150,70 11,54 Ford Motor (US) 3,99 Gazprom (RU) General Motors (US) 27,29 GlaxoSmithKline (GB) 18,95 69,65 Heineken Hold. (NL) Hennes&Mauritz (SE) 31,96 Honda Motor (JP) 25,00 HP Inc. (US) 11,14 HSBC Hold. (GB) 5,72 Imp. Tobacco (GB) 46,84 Japan Tobacco (JP) 38,32 0,86 Lloyds Bank.Grp. (GB) Lockheed Martin (US) 201,29 37,61 Lukoil Nefty. (RU) 4,46 Mitsubishi UFJ (JP) Morgan Stanley (US) 23,02 Nestlé NA (CH) 66,78 Nintendo (JP) 137,35 8,39 Nissan Motor (JP) Novartis NA (CH) 67,53 Novo-Nordisk AS B (DK) 48,92 22,27 NTT DoCoMo (JP) Oracle (US) 36,58 92,24 Pepsico (US) 88,57 Philip Morris (US) Reckitt Benckiser (GB) 85,66 87,46 Renault (FR) Rio Tinto (GB) 28,56 Roche Hold. GS (CH) 227,52 28,60 Rofin-Sinar (US) 23,02 Royal D.Shell A (GB) 13,18 Ryanair Hld. (IE) Samsung (KR) 495,25 14,50 Securitas B (SE) 48,45 Softbank (JP) 24,50 Sony (JP) + 0,57 + 0,65 + 1,99 + 1,35 + 1,39 – 0,57 – 0,12 – 0,02 + 0,78 – 0,54 + 3,44 ± 0,00 + 2,82 + 2,51 – 1,50 – 0,33 + 2,60 + 0,84 + 2,95 + 5,33 + 0,37 – 0,44 + 0,10 – 0,12 + 1,08 – 5,22 + 3,54 + 2,52 + 0,47 – 1,55 + 4,66 + 0,91 – 0,23 – 0,77 + 1,50 + 1,25 + 1,24 – 1,02 + 1,28 – 1,14 – 0,04 – 0,89 + 1,45 + 0,89 + 1,97 + 3,27 + 3,05 + 1,36 – 1,90 + 4,17 + 0,66 – 0,72 – 0,52 – 2,66 + 1,69 + 1,12 + 0,75 + 0,37 + 0,88 – 2,98 – 0,95 – 0,17 + 1,59 – 0,79 20,95/14,50 3,95/2,70 12,85/5,65 750,72/466,50 648,39/347,51 16,20/2,90 8,25/2,02 69,06/48,11 35,22/27,41 26,01/18,86 16,91/9,83 4,15/1,83 62,30/35,61 23,95/8,52 6,80/3,97 56,24/44,18 35,63/23,41 14,07/9,09 0,92/0,44 55,30/30,87 64,90/51,94 28,40/20,86 28,36/21,77 52,38/34,38 28,00/19,21 12,00/7,47 107,62/65,00 219,00/118,00 14,89/9,77 5,66/2,67 35,00/23,65 22,32/16,67 75,80/57,54 38,21/27,39 33,61/21,80 14,62/7,89 9,21/5,17 52,40/40,06 38,50/26,35 1,26/0,71 215,00/162,41 48,45/23,51 6,93/3,38 37,51/19,39 74,61/60,75 182,50/111,39 10,25/7,27 99,07/61,36 56,40/40,64 22,27/14,59 41,00/30,22 95,62/74,00 90,27/66,00 92,97/73,02 99,97/59,75 42,88/20,08 274,75/210,55 28,80/17,07 29,49/16,40 15,67/10,17 626,46/363,48 14,89/10,58 61,10/32,90 30,24/17,42 Div. 0,17 – 0,03 – – 0,32 0,16 1,31 0,48 0,95 0,05 0,04 2,45 0,16 0,10 1,05 75,00 1,53 0,09 0,05 0,38 0,44 0,23 0,46 – 3,70 – 282 0,40 0,23 0,38 0,23 0,44 9,75 22,00 0,12 0,21 0,49 64,00 0,02 1,65 0,81 9,00 0,15 2,25 30,00 21,00 2,70 6,40 35,00 0,15 0,70 1,02 0,89 1,90 0,74 8,10 – 0,47 – 0,42 3,00 20,00 10,00 Staatsanleihen 10 Jahre Frankreich Großbritannien Japan Schweiz Schluss 14.04. 99,89 104,74 101,96 116,25 Veränd. % z. Vortag – 0,19 – 0,11 + 0,05 – 0,11 Rendite 0,51 % 1,46 % -0,10 % -0,33 % Bundesanleihen Bund v. 14/24 Bund v. 14/24 Bund v. 15/25 Bund v. 15/26 Bund v. 15/25 Bund v. 16/26 112,85 108,77 104,21 109,84 108,46 103,35 – 0,11 – 0,10 – 0,11 – 0,12 – 0,11 – 0,13 -0,09 % -0,06 % 0,02 % –% 0,09 % 0,15 % SONSTIGE 14.04. Basiszins Rex EuroBundFuture Euroleitzins Umlaufrendite -0,83 % 142,30 % 163,34 % 0,00 % 0,05 % DEVISEN & NOTEN 14. April 1 Euro = 1,95583 DM Sorten (1 €)* Ankauf Verkauf Devisen (1 €)* Geld Brief Australien (Aus. Dollar) 1,367 1,577 1,4634 Bulgarien (Lew) 1,731 2,171 1,9483 Dänemark (Kronen) 7,100 7,850 7,4406 England (Pfund) 0,757 0,830 0,7957 Japan (Yen) 117,370 131,370 123,2140 Kanada (Kan. Dollar) 1,380 1,540 1,4467 Kroatien (Kuna) 6,076 9,209 7,4797 Neuseeland (NZD Dollar) 1,370 1,940 1,6431 Norwegen (Kronen) 8,890 9,890 9,2716 Polen (Zloty) 3,847 4,938 4,2974 Russ. Rubel 66,791 84,847 74,4310 Schweden (Kronen) 8,734 9,884 9,1684 Schweiz (Franken) 1,050 1,131 1,0891 Südafrika (Rand) 14,683 19,083 16,3825 Thailand (Baht) 32,270 50,070 39,5150 Tschechien (Kronen) 23,308 29,708 27,0200 Türkei (Lira) 3,027 3,459 3,2115 Ungarn (Forint) 258,770 388,770 311,2240 USA (US-Dollar) 1,061 1,194 1,1259 1,4636 1,9633 7,4409 0,7958 123,2220 1,4469 7,4847 1,6436 9,2748 4,3010 74,4966 9,1713 1,0892 16,3925 39,5850 27,0350 3,2121 311,4020 1,1261 * mitgeteilt von der Deutschen Bank, Devisen Freiverkehr ÖL WELTSPOTMARKTPREISE ROHÖL 14.04. Rohöl, Brent ($/Barrel) 43,89 – 0,02% Veränderung zum Vortag 14.4. USA, WTI Cushing ($/Barrel) Rohöl OPEC (Vortag) LEICHTES HEIZÖL BERLIN 41,51 38,91 14.04. VORWOCHE 1.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .51,17 - 56,33 47,72 - 52,76 3.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .47,96 - 54,92 44,51 - 51,35 5.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .47,01 - 54,13 43,55 - 50,56 10.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .44,78 - 53,29 41,33 - 49,72 15.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .44,15 - 52,36 40,70 - 48,79 Preise je 100 Liter incl. MwSt. Tagespreise zur Zeit nur im Internet unter www.verbraucherzentrale-berlin.de abrufbar. ROHSTOFFE & MÜNZEN METALLE (in Euro je 100 kg) Blei in Kabeln Kupfer; DEL-Notiz Messing MS 63 14.04. 13.04. 180 437–440 433–435 177 436–439 431–433 EDELMETALLE (in Euro) Gold ($/Feinunze) Veränderung zum Vortag 1225,40 – 1,18% 14.4. Gold (1 Kilo) 35029/35688 35029/35688 Silber (1 Kilo) 425/492 425/492 Platin (100 g) 2761/2899 2761/2899 Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: UniCredit Bank AG MÜNZEN (in Euro) Britannia / Am. Eagle (1 Unze) 1075/1145 1072/1142 1/2 Am. Eagle 537/597 535/595 Krügerrand (1 Unze) 1075/1145 1072/1142 Maple Leaf (1 Unze) 1075/1145 1072/1142 Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: Deutsche Bank 16 SPORT DER TAGESSPIEGEL 11 FREUNDE FREITAGS Die NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 Sonderseite zu jedem Bundesliga-Wochenende STEILPASS Inland Dominik Bardow über Fußballfans, die Kritik an ihren Klubs nicht schätzen Diese Seite hier hat im Laufe der Jahre einen großen Wandel durchgemacht. Dort, wo heute die Bundesliga-Tabellen stehen, war früher einmal das Vereinsheim, meine absolute Lieblingsrubrik. Skurrile Klublogos aus aller Welt, vom Drachen im Wappen von Wormatia Worms bis zum Hull-City-Tiger. Vieles war vielleicht Geschmackssache, aber Vielfalt bereichert ja. Von daher finde ich es seltsam, dass die Zeitung „Daily Mail“ nun die zehn hässlichsten Wappen der Welt gekürt hat. Darunter sind auch zwei aus der Bundesliga: Die Raute des Hamburger SV und das W des VfL Wolfsburg erschienen den Engländern als zu nichtssagend. Die Aktion ist durchaus riskant, denn Fußballfans sind für Stilkritik an ihren Vereinen in etwa so aufgeschlossen wie türkische Staatspräsidenten deutscher Satire gegenüber. Ich habe etwa zu Saisonbeginn geschrieben, dass es in sozialen Netzwerken Kritik am neuen Trikot von Hertha BSC gebe. Dabei habe ich Tweets zitiert, die von „Augenkrebs" schrieben. Zitiert, wohlgemerkt, ich selbst hatte gar keine Meinung dazu geäußert. Trotzdem hagelte es Anfeindungen von Hertha-Fans gegen mich persönlich. Meine Lieblingsmail kam anonym: „Tagesspitzel nur noch zum Arsch abwischen! Trag dein hässliches Gesicht unter deinem Hemd, verblödetes Arschloch!" Das fand ich sogar noch lustig. Am nächsten Tag bekam ich wieder eine anonyme Mail, diesmal an meine Privatadresse: „Du bist so ein krankes Schwein, beim Tagesspitzel und Privat! Schmeiß dich vor die S-Bahn, Arschloch!“ Da habe ich nicht mehr gelacht. Die Wappenkritiker von der „Daily Mail“ sollten sich also auf einige Leserbriefe von Fußballfans gefasst machen. Vielleicht könnten sie ihre Gesichter ja prophylaktisch unter einem Hemd verstecken, den Tipp habe ich mal bekommen, mit einer Raute oder einem W darauf. Die gleichen Fans verteidigen dann übrigens leidenschaftlich die Meinungsfreiheit, sobald sie ihre Klubweste ausziehen und die Kutte des demokratischen Staatsbürgers überstreifen. Kritik muss erlaubt sein! Nur nicht gegen mich und meine Leute! Jan Böhmermann, der derzeit unter Polizeischutz steht, kann fast froh sein, dass er keine Fußballfans beleidigt hat. E BUNDESLIGA Kemal Halat ist Sportdirektor beim Regionalligisten Berliner AK. Der DFB muss jetzt vordringlich drei Dinge verändern, um seine Glaubwürdigkeit zu erhöhen: Er muss bei der WM 2006 endgültige Aufklärung betreiben, soweit noch Fragen offen und weitere Nachforschungen möglich sind, auch was Schadensersatz und weitere Konsequenzen angeht. Die aktuellen Strukturen müssen analysiert werden, einschließlich einer Bewertung der Risiken, dann sollte ein Compliance-Management-System eingeführt werden mit klaren Zuständigkeiten. Dazu gehört insbesondere auch Transparenz, etwa einen jährlichen Finanzbericht zu veröffentlichen oder die Entschädigungen von Ehrenamtlichen offenzulegen, inklusive klarer Kriterien, wer warum wie entschädigt wird. Wesentlich ist die Kultur im Verband: Er muss offene Debatten, Kritikfähigkeit und Querdenken zulassen und vor allem Vielfalt, insbesondere auch mehr Frauen auf allen Ebenen in verantwortlichen Positionen haben. Hinzu kommt, dass der DFB und sein Präsident auch Verantwortung auf internationaler Eben zu übernehmen haben, zum Beispiel mit einem Konzept zum Thema Menschenrechte in Katar. Auch die deutsche Bewerbung um die EM 2024 und die Ausrichtung müssen beispielhaft werden. Ein neuer Präsident kann dabei für eine moderne Führung stehen, indem er offen für Kritik ist, klare Vorgaben macht und selbst ein Beispiel für integres Verhalten gibt. Die Wagenburgmentalität und das schlechte Krisenmanagement der Vergangenheit sollte sich nicht wiederholen. Fehler werden immer wieder passieren, Entscheidend ist, wie damit umgegangen wird. Sylvia Schenk leitet die Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International. Die Organisation widmet sich dem Kampf gegen Korruption. Bernd Schröder trainiert seit 1971 und noch bis zum Saisonende Frauen-Bundesligist Turbine Potsdam. Duuu, Chef.... Mein Anliegen an Herrn Grindel ist, dass er eng mit der Basis, sprich mit den Landesverbänden, zusammenarbeitet, denn da spielt die Musik und nicht nur im Leistungsfußball der Männer. Natürlich wünsche ich mir auch, dass der Frauen- und Mädchenfußball wieder stärker ins Blickfeld rückt und die Zusammenarbeit mit der Amateurbasis allgemein besser wird. Da hatte es zuletzt in der Ära Niersbach doch Defizite gegeben. Insgesamt denke ich, dass wir beim Frauenfußball sehr gut aufgestellt sind. Gerade deshalb darf man jetzt nicht nachlassen. Reinhard Grindel wird heute zum neuen DFB-Präsidenten gewählt. Wünsche an ihn gibt es schon einige Fotos: Imago, Mike Wolff, promo (2), p-a/dpa (2) Wenn Erdogan ein Trikot wäre Am Sonntag haben unsere Jungs wahrscheinlich endgültig begriffen, was in dieser Saison möglich ist. Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost, fast 3500 Zuschauer bei uns im Poststadion – und ein, wie ich finde, völlig verdienter 2:1-Erfolg gegen den Spitzenreiter FSV Zwickau. Drei Punkte liegen wir mit dem BAK jetzt noch zurück, haben aber noch ein Spiel mehr. Der Aufstieg in die Dritte Liga ist nicht nur unser erklärtes Ziel, er ist auch in dieser Saison möglich. Wenn nur diese unsägliche Aufstiegsregelung nicht wäre. Diese Regelung geht gar nicht. Das ist ein Riesenwitz. Da wirst du Meister in deiner Staffel und kannst dich nicht mal richtig freuen, weil du erst noch zwei Play-off-Spiele bestreiten musst, in denen letztlich das Glück entscheidet. Man bereitet alles vor, investiert viel, macht und tut – und dann ist eigentlich alles für die Katz. Und wie soll ich eigentlich die neue Saison planen? In der Dritten Liga werden schließlich ganz andere Gehälter gezahlt als in der Regionalliga. Vom neuen DFB-Präsidenten wünsche ich mir, dass diese Regelung geändert wird. Von mir aus kann man die Zahl der Staffeln reduzieren, zum Beispiel die Regionalliga Nord mit der Regionalliga Nordost zusammenlegen. Aber die Meister müssen aufsteigen, so wie das in jeder anderen Liga auch der Fall ist. F 30. SPIELTAG 1. Bayern München 2. Borussia Dortmund 3. Hertha BSC 4. Bayer Leverkusen 5. Mönchengladbach 6. FSV Mainz 05 7. FC Schalke 04 8. VfL Wolfsburg 9. FC Ingolstadt 10. Hamburger SV 11. 1. FC Köln 12. VfB Stuttgart 13. Darmstadt 98 14. TSG Hoffenheim 15. FC Augsburg 16. Werder Bremen 17. Eintracht Frankfurt 18. Hannover 96 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 24 3 2 69:14 75 21 5 3 69:30 68 14 7 8 39:34 49 14 6 9 44:33 48 14 3 12 59:45 45 13 6 10 40:36 45 13 6 10 41:40 45 10 9 10 40:38 39 10 9 10 27:31 39 9 7 13 35:40 34 8 10 11 29:37 34 9 6 14 46:59 33 7 11 11 32:44 32 7 10 12 33:44 31 7 9 13 37:48 30 7 7 15 39:59 28 6 9 14 29:46 27 5 3 21 24:54 18 Hannover 96 – Mönchengladbach . . . . . Fr., 20.30 Werder Bremen – VfL Wolfsburg . . . . . . . . Sa., 15.30 FC Augsburg – VfB Stuttgart . . . . . . . . . . . . . Sa., 15.30 TSG Hoffenheim – Hertha BSC . . . . . . . . . . Sa., 15.30 Darmstadt 98 – FC Ingolstadt . . . . . . . . . . . Sa., 15.30 Leverkusen – Eintracht Frankfurt . . . . . . . Sa., 15.30 Bayern München – FC Schalke 04 . . . . Sa., 18.30 Borussia Dortmund – Hamburger SV . So., 15.30 FSV Mainz 05 – 1. FC Köln . . . . . . . . . . . . . . So., 17.30 E F ZWEITE LIGA Philipp Köster ist Gründer und Chefredakteur von 11Freunde. Allerhöchste Zeit, dass Reinhard Grindel endlich DFB-Präsident wird! Der charismatische Hamburger mit der gewinnenden Art wird endlich die Ära der farblosen Anzugträger beim Deutschen Fußballbund beenden und mal wieder richtigen Schwung in die verstaubte Funktionärsbutze im Frankfurter Stadtwald bringen. Er wird noch mal im Aktenschrank nachschauen und zufällig die fehlenden Kontoauszüge zur WM-Bestechungsaffäre finden. Er ruft bei Oliver Bierhoff an und verklickert ihm, dass er diesen ganzen affigen „Die Mannschaft“-Marketingquatsch rund um die Nationalelf sein lässt. Er ordnet an, dass beim DFB-Pokalfinale nicht direkt nach dem Spielende bumslaute Rummelmusik durch die Lautsprecher gejagt wird, sodass die Fans in Ruhe singen können. Er fördert den Frauenfußball, ohne sich dabei wie sein Vorgänger Theo Zwanziger penetrant als einziger Frauenversteher weltweit feiern zu lassen. Er tut nicht ständig so, als habe er persönlich das entscheidende WM-Tor erzielt wie einer seiner Vorgänger (keine Namen, das wäre unfair gegenüber Wolfgang Niersbach). Er sorgt dafür, dass Fans Tickets für die EM kaufen können, ohne dafür vorher in eine lebenslange Knebelmitgliedschaft beim Nationalmannschafts-Fanklub einzuwilligen. Er weist Joachim Löw in herrischem Ton an, den Eisenfuß Robert Huth aus Leicester für die EM in Frankreich nachzuverpflichten. Und er befiehlt handstreichartig, dass die stillosen Auswärtstrikots der Nationalelf gegen einigermaßen tragbare Leibchen ausgetauscht werden. Kurzum: Reinhard Grindel wird der beste DFB-Präsident der Welt und aller Zeiten. Ganz eventuell. Möglicherweise. Vielleicht aber auch nicht. Wir aktiven Fußballfans hätten schon ein paar Wünsche an den neuen DFB-Präsidenten, aber nach den Erfahrungen der Vergangenheit sage ich: Unsere Erwartungen sind gering. Im Herbst haben sich alle Fanorganisationen geschlossen aus der Arbeitsgemeinschaft Fanbelange des DFB zurückgezogen. Das war die Konsequenz daraus, dass unsere Arbeit praktisch keine konkreten Ergebnisse zur Folge hatte und sich keine unserer Vorstellungen in den Beschlüssen wiedergefunden hat. Im Gegenteil: Die Stadionverbotsrichtlinien sind sogar verschärft worden, und auch das Paket zum sogenannten Sicheren Stadionerlebnis ist beschlossen worden, ohne dass die AG einbezogen worden war. Wir aktiven Fußballfans sind weiterhin dialogbereit. Aber es reicht nicht, uns nur schön zuzuhören. Wir wünschen uns auch eine innere Bereitschaft, unsere Belange zu berücksichtigen. Kurioserweise ist das bei der DFL zumindest in Ansätzen zu erkennen. Beim DFB erkenne ich im Moment gar nichts. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass sich der Protest in den Stadien zurzeit eher gegen den DFB richtet. Dass eine neue Person an der Spitze viel bewirken kann, hat Theo Zwanziger gezeigt. Die AG Fanbelange, damals noch Fandialog, wurde vor acht Jahren von ihm persönlich initiiert. Trotzdem habe ich wenig Hoffnung, dass sich unter dem neuen Präsidenten etwas ändert. Im DFB herrscht ein Klüngel älterer Herren, die relativ beratungsresistent sind. Sig Zelt ist Sprecher von Pro Fans, einer Interessenvertretung für aktive Fangruppen in Deutschland. 30. SPIELTAG 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 29 19 19 16 12 13 10 10 11 10 10 9 6 10 7 7 5 5 4 5 5 8 11 7 11 10 7 9 9 8 16 6 8 7 10 9 10 5 5 5 6 9 8 9 11 10 10 12 7 13 14 15 14 15 15 65:34 50:28 58:34 49:31 37:33 37:32 50:41 40:44 36:30 28:32 38:39 30:34 35:42 30:50 26:41 26:42 24:50 25:47 62 62 56 47 46 41 40 40 39 39 35 34 33 29 28 25 24 22 RB Leipzig – SV Sandhausen . . . . . . . . . . . . . Fr., 18.30 FSV Frankfurt – SC Paderborn . . . . . . . . . . . . Fr., 18.30 MSV Duisburg – 1860 München . . . . . . . . Fr., 18.30 Karlsruher SC – 1. FC Nürnberg . . . . . . . . Sa., 13.00 FC St. Pauli – VfL Bochum . . . . . . . . . . . . . . . Sa., 13.00 Arminia Bielefeld – Kaiserslautern . . . . So., 13.30 Greuther Fürth – Fortuna Düsseldorf . . So., 13.30 1. FC Union – 1. FC Heidenheim . . . . . . . . So., 13.30 Braunschweig – SC Freiburg . . . . . . . . . . . Mo., 20.15 FRAGEN AN DEN SPIELTAG von Benjamin Apitius Wem wachsen Flügel? Die Trainersuche von RB Leipzig setzt allmählich die halbe Bundesliga in Bewegung. Nun wurde bekannt, dass sich Grade-noch-Trainer-aber-bald-wieder-RB-Sportdirektor Ralf Rangnick mit Ralph Hasenhüttl zum Essen getroffen habe. Es sei dabei aber natürlich nicht, wir wiederholen: natürlich nicht um Vertragsverhandlungen gegangen, ließ Rangnick umgehend wissen. FadS aber weiß aus dem Internet: Der Österreicher besitzt noch einen Vertrag in Ingolstadt, wir wiederholen: einen Vertrag. Sie denken, dass würde dann ja erst recht dafür sprechen, dass Rangnick die ganze Wahrheit spricht? Nein, nein, weit gefehlt. Voraussetzung für den Job in Leipzig ist ja genau eben ein Vertrag! „Die, die auf unserer Liste stehen, sind gebunden“, verriet Rangnick am Donnerstag das Treiben eines Klubs, dessen Sympathiewerte weiter steigen, wir wiederholen: weiter fallen. Wer kann die Tabelle nicht lesen? Seit neun Spielen ist Julian Nagelsmann (Foto) Trainer in Hoffenheim – und der 28 Jahre alte Trainer führte die TSG in dieser Zeit von einem abgeschlagenen vorletzten bis auf den vierzehnten Platz mit nun drei Zählern Vorsprung auf die Relegation. Die Freude über diese sensationelle Aufholjagd im Abstiegskampf ist im Kraichgau derart groß, dass im ganzen Örtchen seit dem Trainerwechsel eine neue Zeitrechnung gilt – samt eigener, so genannter „Nagelsmann-Tabelle“, die aus Hoffenheimer Sicht erst mit dem 21. Spieltag beginnt. Die TSG liegt dort mit 17 Punkten auf Rang drei, besser sind nur Dortmund (23) und München (22). Darauf angesprochen, ließ der Trainer wissen: „Der Hype ist mir ein bisschen zu viel. Ich bin nicht der beste Trainer der Welt.“ Stimmt. Nur der drittbeste. Trotzdem sollte Hoffenheim den Vertrag vorzeitig auflösen, damit Rangnick nicht noch auf eine dumme Idee kommt. Was haben Barcelona und Köln gemeinsam? „Barcelona hat jetzt zum ersten Mal seit 2008 zwei Spiele hintereinander nicht getroffen“, referierte Peter Stöger am Donnerstag vor dem Spiel in Mainz. Das schaffte der FC zwar zuletzt be- reits im vergangenen November. Aber was Kölns Trainer eigentlich sagen wollte: „Wenn du nicht triffst, musst du damit fertig werden.“ Die Torverweigerer aus Köln (29 Spiele: 29 Treffer) können aber trotzdem noch 40 Punkte und damit ihre Saisonziele erreichen. Für die titelverwöhnten Katalanen dagegen sieht es nach dem Champions-League-Aus in dieser Spielzeit eher mau aus. Foto: Reuters 1. SC Freiburg 2. RB Leipzig 3. 1. FC Nürnberg 4. VfL Bochum 5. FC St. Pauli 6. 1. FC Heidenheim 7. 1. FC Union Berlin 8. Greuther Fürth 9. Eintr. Braunschweig 10. Karlsruher SC 11. 1. FC Kaiserslautern 12. Arminia Bielefeld 13. SV Sandhausen 14. FSV Frankfurt 15. Fortuna Düsseldorf 16. TSV 1860 München 17. SC Paderborn 18. MSV Duisburg Wer kennt keine Grenzen? Hertha BSC steht seit 35 Jahren mal wieder im Halbfinale des DFB-Pokals. Und die Berliner haben sich zur Einstimmung ein paar lustige Plakate ausgedacht, auf denen sie Berlin und Gegnerstadt Dortmund charmant auf die Hörner nehmen. Dass sie dabei auf einer Karte des Ruhrgebiets ausgerechnet Herne und Gelsenkirchen verwechselten und BVB-Dauerrivale Schalke dadurch zum direkten Nachbarn der Borussia machten, lässt aber wohl keine böse Absicht vermuten. Flüchtigkeitsfehler... ham wa hier auch! SPORT FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 So LÄUFT ES Wir brauchen mehr Liebe A ls Mann über Liebe zu schreiben, und wenn es dann auch noch ums Laufen geht, das sollte man sich gut überlegen. Recht schnell wird man als Mannmädchen abgetan, in meinem Fall wurde mir zugetragen, die Rosamunde Pilcher des Laufens zu sein. Und wissen Sie was? Ich bin es gerne. Ich finde: Wir brauchen deutlich mehr Gefühl beim Laufen. Und Liebe. Gerade in Zeiten, in denen Mütter schon ihre Kinder beim Kindermarathon über die Ziellinie zerren. Weil der Leistungsgedanke schon in frühen Jahren zählt. Was in den 80er Jahren Tenniseltern waren, sind heute Marathoneltern. Die Medien waren letzte Woche voll von diesen Berichten. Merken wir eigentlich noch etwas? Das Laufen kann nur einen wirklichen Grund haben: Es soll uns guttun. Es soll uns gesund machen. Es darf gerne für Gelassenheit sorgen. Letzte Woche schrieb ich darüber. Alexandra kommentierte dazu auf meiner Facebook-Seite: „Ich denke oft, wenn ich so im Flow bin: Ich laufe nicht. Sondern es läuft mich.“ Hinter diesem Kommentar steckt für mich in der Tat Liebe. Eine Läuferin, der es nicht rein um das Laufen geht. Sondern um ein besonderes Gefühl zu sich selbst. Ich kenne dieses Gefühl. Auch ich trage es Kilometer um Kilometer in mir. Je länger ich laufe, desto mehr laufe ich zu mir selbst. Mein Körper hat sich dramatisch verändert, ich wiege 45 Kilo weniger als vor vier Jahren. Meine Ausstrahlung hat sich verändert, ich bin nach innen und nach außen klarer geworden. Ich bin Mike Kleiß pur geworden, habe meinen Körper neu zu lieben gelernt. Und meine Seele. Erstaunlich ist: Ich kann etwas ausstrahlen, das andere spüren. Und Menschen, die mir nah sind, belohnen diese Veränderung mit dem Entgegenbringen von echter, aufrichtiger Liebe. Mal verhalten und zart, mal sehr deutlich. Ein Laufwunder ist das. Eines, für das ich unendlich dankbar bin. Und das kann jeder erfahren, der losläuft. Vor einigen Wochen bin ich mit Andreas gelaufen. Er war lange einer der typischen Topmanager. Direktor bei einer großen Versicherung. Ein Karrieretyp war er. So wie ich vor einigen Jahren. Er hat beschlossen, ein Sabbatical einzulegen, ein Sabbatjahr. Eine Auszeit für Seele und Körper. Und er konzentriert sich sehr aufs Laufen. Das Laufen hat ihn verändert. Es hat ihn gesund gemacht. Nie hatte er mehr Jobangebote als zur Zeit. Weil er strahlt. Er strahlt Wärme, Nähe, Frieden und Liebe aus. Er ist ein Andreas geworden, der positive Energie abstrahlt, Ruhe und Gelassenheit. Er liebt sich auf gesunde und gute Art und Weise. Ohne überheblich zu sein. Er postet seine erfolgreichen Läufe nicht in der Öffentlichkeit, um zu zeigen, was für ein toller Hecht er ist. Weil er für sich selbst läuft. Und nicht für die Leistung. Nicht für andere. Er hat zu sich selbst gefunden, und das macht ihn so liebenswert. Und es stimmt einfach, was die italienische Kirchenlehrerin Katharina von Siena einmal gesagt hat: „Die Liebe trägt die Seele, wie die Füße den Leib tragen“. So läuft es. — Mike Kleiß leitet eine Kommunikationsund Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag und heute ausnahmsweise am Freitag übers Laufen. E F FERNSEHTIPPS Eurosport. 11.30 Fußball. Champions League, Auslosung: Halbfinale vom 26. April bis 4. Mai, aus Nyon. Ab 12.30 Auslosung Halbfinale in der Europa League. Sky. 18.30 Fußball, Zweite Bundesliga, 30. Spieltag, Konferenz. 20.30 Fußball, Bundesliga, 30. Spieltag: Hannover 96 – Borussia Mönchengladbach. ServusTV. 19.30 Eishockey. DEL, Finale, Spiel 1: München – Wolfsburg. DER TAGESSPIEGEL Wer waren wirklich die Besten? Alba: Je ein Spiel Sperre für Schlägerei Golden State toppt Chicagos Siegesrekord von 1996. Wir vergleichen die Teams Klay Thompson vs. Scottie Pippen Beide sind die Co-Stars ihrer Teams und erzielen dennoch um die 20 Punkte pro Spiel. Der 26-Jährige Thompson profitiert wie Curry von seinem starken Distanzwurf, der athletischere Pippen war offensiv wie defensiv gefürchtet und für vieleder besteSmallForwardder NBA-Geschichte. Auch hier Punkt für die Bulls. Von Dominik Bardow A m Ende regnete Konfetti vom Hallendach, als hätten die Golden State Warriors die NBA-Meisterschaft gewonnen. Doch die Schilder mit der 73, die die Fans in Oakland hochhielten, verrieten es: Der Titelverteidiger hatte mit dem 73. Sieg im abschließenden 82. Saisonspiel die historische Bestmarke der Chicago Bulls noch übertroffen. Die legendäre Truppe um Michael Jordan war in der Saison 1995/96 auf 72 Siege gekommen. „Die Jagd auf den Rekord hat unseren Fokus aufrechterhalten“, sagte Warriors-Star Stephen Curry nach dem 125:104-Sieg gegen Memphis am Mittwoch (Ortszeit). „Die letzten zwei Wochen waren physisch sehr anstrengend.“ Doch jetzt beginnen erst die Play-offs, die für die Warriors am Samstag gegen Houston starten und für Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks in Oklahoma. Schon vorab wird diskutiert, ob Golden State auf Rekordjagd zu viel Kraft gelassen hat für die zweite Meisterschaft in Folge. Und ob die Kalifornier wirklich so gut sind wie diese Bulls, die bis 1998 drei Titel in Serie gewannen und die viele Fans und Experten bis heute für das beste Team der Ligageschichte halten. Für Scottie Pippen wäre eine Play-off-Serie seiner damaligen Mannschaft gegen Golden State eine eindeutige Sache: „Wir würden sie sweepen“, tönte er. Wir wollten es genau wissen und vergleichen beide Teams. Steph Curry vs. Michael Jordan Beide sind die absoluten Stars ihrer Zeit – nicht nur ihrerTeams,sondern dergesamten NBA. Als amtierende MVP-Preisträger führen sie zum Saisonende die Liga jeweils mit gut 30 Punkten pro Spiel an. Curry hat dazu gerade mit über 400 verwandelten Dreipunktewürfen in dieser Spielzeit eine Marke für die Ewigkeit aufgestellt, bisher kam niemand über 300. Mittlerweile ähneln sich sogar ihre Spielweisen: Der 28-jährige Curry lebt davon, dass er mit seinem einzigartigen Wurf aus jeder Distanz trifft. Der damals 33-jährige Jordan hatte sich nach seiner Rückkehr in Draymond Green vs. Dennis Rodman Eines ist sicher: Das Duell würde mit einer Schlägerei enden.Beide sinddie Drecksarbeiter unter dem Korb. Der exzentrische Rodman gilt als bester Rebounder der Geschichte, aber war offensiv fast unbrauchbar. Green ist vielseitiger und sogar bester Vorlagengeber der Warriors. Ihr Punkt. Harrison Barnes vs. Ron Harper „Unser Bulls-Team hätte in jeder Ära funktioniert“, tönte Harper bei „Spox“. Nicht sein Verdienst, der damals 32 Jahre alte Aufbauspieler war nur Rollenspieler, der 23-jährige Barneshatda deutlich mehr Potenzial. Auch hier Punkt Golden State. 17 Berlin - Die Basketball-Bundesliga hat nach den Vorkommnissen beim Spiel zwischen Alba Berlin und den Baskets Bonn milde Strafen ausgesprochen. Die beiden Berliner Spieler Kresimir Loncar und Will Cherry sowie der Bonner Sean Marshall wurden wegen einer „Tätlichkeit in einem minderschweren Fall“ jeweils zu einem Spiel Sperre und einer Geldstrafe von 3000Euro verurteilt.Diebeiden Alba-Profis fehlen damit am Samstag im Heimspiel gegen Crailsheim. Insgesamt waren bei der Partie am vergangenen Samstag siebenSpieler disqualifiziert worden. Die Bonner Profis Tadas Klimavicius, Florian Koch, Rotnei Clarke undEugene Lawrence bekamenfürdas unerlaubte „Betreten des Spielfelds“ aber keine Sperre aufgebrummt. dpa E F ZAHLEN BASKETBALL Andrew Bogut vs. Luc Longley Das lustigste Duell, die beiden ungelenken Australier sind nicht gerade die Schokoladenseite ihrer Teams. Aber Bogut ist einbessererVerteidigeralsderschnellvergessene Longley. Punkt für die Warriors. Steph wer? Michael Jordan flog 1996 höher Foto: Imago als Warriors-Star Curry heute. die NBA neu erfunden: Aus dem Sprungwunder „Air Jordan“ war ein hervorragender Schütze geworden, der den Dreipunktewurf (43 Prozent) damals nicht viel schlechter traf als Curry heute (45 Prozent). Da Jordan nicht umsonst als bester Spieler aller Zeiten gilt und ein kompletter Athlet war, geht der Punkt an die Bulls. Andre Iguodala vs. Toni Kukoc In den meisten anderen Teams wären sie die Stars, doch hier ordnen sie sich unter und kommen als sechster Mann von der Bank.AuchwennIguodalaletzte SaisonFinals-MVP war – der Kroate Kukoc war ihm offensiv überlegen. Punkt Bulls. Steve Kerr vs. Phil Jackson DamalswarKerrbei den Bullsder Distanzschütze vom Dienst, heute ist der 50-Jährige als Coach in Oakland auf dem Weg zur zweiten Meisterschaft. Doch bis zu den elf Titeln seines Lehrmeisters Jackson ist es noch ein weiter Weg. Punkt Chicago. NBA. Boston - Miami 98:88, Brooklyn - Toronto 96:103, Chicago - Philadelphia 115:105, Charlotte - Orlando 117:103, Cleveland - Detroit 110:112 n.V., Dallas - S. Antonio 91:96, Houston - Sacramento 116:81, Milwaukee - Indiana 92:97, Minnesota - New Orleans 144:109, Washington - Atlanta 109:98, Golden State - Memphis 125:104, LA Lakers - Utah 101:96, Phoenix - LA Clippers 114:105, Portland - Denver 107:99. EISHOCKEY NHL. Play-offs, Achtelfinale (Best of 7), 1. Spieltag: Tampa Bay - Detroit 3:2, Pittsburgh - New York Rangers 5:2, St. Louis - Chicago 1:0 n.V. HANDBALL Bundesliga. Bundesliga, 27. Spieltag: SG Flensburg-Handewitt - TuS N-Lübbecke 34:27 (20:15). TENNIS Masters in Monte Carlo. Männer, Achtelfinale: Wawrinka (Schweiz/4) - Simon (Frankreich/15) 6:1, 6:2; Nadal (Spanien/5) - Thiem (Österreich/12) 7:5, 6:3. VOLLEYBALL Endstand: 4:3 für die Bulls. Aber die Ära der Warriors beginnt ja erst. Bundesliga. Play-offs (Best of 3), Halbfinale, 1. Spieltag: Friedrichshafen - United Volleys 2:3. ANZEIGE DER SPACE ASX STAR DERMITSUBISHI MITSUBISHI Schaufenster Berlin Jetzt Jetzt bei bei Hadad Hadad BESUCHEN SIE DIE GRÖßTE BAUMSCHULE IN BERLIN BRANDENBURG! 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Vereinb.) www.tierarztpraxis-mexikoplatz.de Wer ist besser: Chicagos NBA-Champions von 1996 oder Golden State? – Seite 17 SPORT WWW.TAGESSPIEGEL.DE/SPORT Wer soll Bayern besiegen? Sven Goldmann sieht die Münchner als bestes Team der Champions League V ielleicht hat Bayern München am Mittwoch schon die Champions Leaguegewonnen.Nichtwegen dieses 2:2 bei Benfica Lissabon. Richtig wertvoll wurde das Nachtwerk im Estadio da Luzerstdurchdas, was600Kilometer weiter nordöstlich geschah. In Madrid, wo sich der FC Barcelona aus dem Wettbewerb verabschiedete. Die einzige Mannschaft, vor der Pep Guardiola wahrscheinlich so etwas wie Angst verspürt hat. Unter Guardiola finden die Bayern gegen alles und jeden eine Lösung, nur nicht gegen die Genialität, wie sie an guten Tagen von Barcelona ausgeht, etwa im vorjährigen Halbfinale. Gegen die Improvisationskunst von Messi, Neymar und Suarez gibt es kein Konzept. Nur die Hoffnung auf einen schlechten Tag. Es ist Bayerns Glück, dass Barcelonas schlechte Tage in dieser Saison komplett in den April fallen. Das 0:2 bei Atletico war die dritte Niederlage binnen zehn Tagen, die Historiker durchforsten noch die Archive auf der Suche nach einer vergleichbaren Krise. Wer will den Bayern jetzt noch gefährlich werden? Real Madrid? Eine durch und durch von Cristiano Ronaldo abhängige Veranstaltung, die das Halbfinale nur erreichte, weil die zaghaften Wolfsburger sich gerade rechtzeitig auf ihre Bundesliga-Form besannen. Eine doppelte taktische Fehlleistung wie beim K.o. 2014 wird Guardiola nicht noch einmal unterlaufen. Bayern ist damals nicht an Real gescheitert, sondern an sich selbst. Manchester City? Einmit viel Geld zusammengestelltes Kunstprodukt, das gerade mal so das Ein-Mann-Unternehmen PSG Ibrahimovic ausschaltete. Atletico Madrid? Hatte den gefühlten Saison-Höhepunkt schon beim Sieg überBarça. Bei allem Respekt vor der strukturierten Leidenschaft im Estado Vicente Calderon: Die fußballtechnische Qualität ist jenseits von Antoine Griezmann doch sehr überschaubar. Ganz ohne Hybris: Welche dieser drei Mannschaften ist so gut wie die Bayern? E EUROPA LEAGUE Des Wahnsinns Klopp Aus in der Europa League: Borussia Dortmund verspielt eine 3:1-Führung und verliert 3:4 beim FC Liverpool Von Felix Meininghaus, Liverpool Nach Spielschluss sangen die Liverpooler Fans das altbekannte „You’ll never walk alone“. Jürgen Klopp hüpfte aufgeregt über den Rasen an der Anfield Road. Unfassbar. Borussia Dortmund hatte schon 3:1 geführt und dann wie Kapitän Mats Hummels sagte, mit dem 2:3-Anschlusstor der Liverpooler „Schiss bekommen und aufgehört, Fußball zu spielen“ – und verloren. Die Borussia unterlag vor 45 522 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Liverpool in einem denkwürdigen Fußballspiel 3:4 (2:0) und schied im Viertelfinale der Europa League aus. Vor dem Anpfiff gab es Gänsehautmomente, als die Fans in Rot und Gelb zunächst in ohrenbetäubender Lautstärke ihre Hymne intonierten, um danach gemeinsam der 96 Liverpool-Fans zu gedenken, die vor 27 Jahren bei der Hillsborough-Stadionkatastrophe ihr Leben verloren hatten. Es war genau das, was Klopp sehen wollte. Er hatte die berühmte Kulisse beschworen, die Atmosphäre wiege beim Heimspiel schwerer als das im Hinspiel erzielte Auswärtstor. Der Gast aus dem Ruhrgebiet dürfte nicht nur aufgrund des wenig überzeugenden 1:1 im Hinspiel nicht mit allzu großer Zuversicht auf die Insel gereist sein. Die Liverpooler haben in den vergangenen Jahrzehnten viele gute Erfahrungen mit deutschen Gegnern gemacht, seit 15 Spielen waren sie im heimischen Anfield ungeschlagen. Doch als der Ball lief, war erst einmal nur der BVB zu sehen. Dortmund erwischte einen Traumstart, bereits nach neun Minuten lag die Borussia 2:0 in Front. Mchitarjan brachte Dortmund in der fünften Minute in Führung, Aubameyang erhöhte kurz darauf nach herrlicher Vorarbeit von Marco Reus. Liverpool war sichtlich beeindruckt von einem Gegner, der nicht mehr wiederzuerkennen war im Vergleich zum zaghaften und wenig inspirierten Auftritt Kampf um Standfestigkeit. Den hat er gewonnen, Jürgen Klopp drehte mit dem FC Liverpoool ein irres Spiel gegen seinen alten Arbeitgeber Dortmund. Foto: Reuters/Recine F Titelverteidiger FC Barcelona scheitert, weil vor allem Messi in der finalen Saisonphase eine Krise ereilt SCHACHTJOR DONEZK – SC Braga 4:0 (2:0)/2:1 Sparta Prag – FC VILLARREAL . . . . . . 2:4 (0:3)/1:2 FC Sevilla – Athletic Bilbao . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . */2:1 * Verlängerung nach Redaktionsschluss. Teams in Versalien im Halbfinale. Auslosung heute, 12 Uhr. E NACHRICHTEN F FUSSBALL Draxler droht das Aus für die EM Nationalspieler Julian Draxler droht das Aus für die EM in Frankreich. Der Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg zog sich einen Muskelbündelriss zu und falle „wochenlang aus“, teilte sein Verein mit. BundestrainerJoachimLöwgibt seinen vorläufigen EM-Kader am 15. Mai bekannt. dpa Ratloses Beraten. Messi (l.)undNeymargingen in Madrid unter. Foto: Reuters/Perez Madrid - Wortlos und mit gesenktem Kopf verließ Lionel Messi den Platz. Der Weltfußballer ist ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Saison in eine Formkrise geraten und hat den FC Barcelona in ein Tief mitgerissen. Mit der 0:2-Niederlage im Viertelfinalrückspiel bei Atlético Madrid dankten Messi & Co als Könige des europäischen Fußballs ab. Aus statt Titelverteidigung inder Champions League. „Wir stecken in einem Tief“, gab Barcelonas Trainer Luis Enrique zu. Es ehrte ihn und seine Spieler immerhin, dass sie die Schuld nicht bei Schiedsrichter Rizzoli suchten. Der Italiener hatte ihnen kurz vor Schluss einen klaren Handelfmeter verweigert. „Wir sind keine Kinder, die sich in die Ecke setzen und rumheulen“, sagte Javier Mascherano. „Atlético hat es besser gemacht als wir, dazu muss man ihnen gratulieren.“ Doch niemand hat eine plausible Erklärung dafür, dass beim Champions-Lea- AKESIDE I NTERIORS GmbH Classic & Design HANDBALL Fachgeschäft für Ergonomie Beste Beratung · Stühle zum Testen LAKESIDE.de Nadine Keßler hat den Schlussstrichunter eine lange Leidenszeit gezogen. Die Weltfußballerin, die zuletzt im September 2014 für den VfL Wolfsburg aktiv war, erklärte am Donnerstag ihren Rücktritt. dpa OSKA OSKA Lösbare Aufgaben in EM-Qualifikation Shop online Auf dem Weg zur Titelverteidigung warten auf Europameister Deutschland machbare Aufgaben: In der Qualifikation zur EM 2018 in Kroatien trifft die Mannschaft in Gruppe 5 auf Slowenien, Portugal und die Schweiz. Die ersten beiden Mannschaften der insgesamt sieben Gruppen sowie der beste Dritte buchen ihre Tickets für die EM 2018. dpa exklusiv bei LAKESIDE TISCHTENNIS Boll als Gruppensieger nach Rio Timo Boll hat bei der Olympia-Qualifikation in überzeugender Manier das Rio-Ticket gebucht. Der Rekord-Europameister beendete am Donnerstag das Turnier als Sieger der Gruppe B vorzeitig. Das gelang auch Petrissa Solja und Shan Xiaona von Eastside Berlin. dpa Schlussphase verwandelte der Franzose einen von Andrés Iniesta verschuldeten Handelfmeter zum 2:0. Spielerisch ist Atlético dem FC Barcelona unterlegen. Die Madrilenen zeigten jedoch, dass Siegeswillen und Kampfgeist ein solches Manko wettmachen können. „Wir sind eine verschworene Gemeinschaft“, erläuterte Atlético-Trainer Diego Simeone sein Erfolgsrezept. „Ob wir gewinnen oder verlieren, wir halten an unseren Werten fest.“ Vor zwei Jahren hatten die Rot-Weißen schon einmal den FC Barcelona im Viertelfinale ausgeschaltet. Bei den Katalanen werden nun böse Erinnerungen wach. Damals verspielte Barça anschließend den fast sicher geglaubten Titel in der spanischen Liga. Die Fans befürchten, dass sich eine solche Pleite wiederholen könnte. Der Vorsprung in der Liga beträgt nur noch drei Punkte vor Atlético und vier vor Real Madrid. dpa Berlin exklusiv Online-Katalog Nadine Keßler beendet Karriere gue-Sieger und Spanischen Meister plötzlich nichts mehr zusammenläuft. Messi trat im Vicente-Calderón-Stadion kaum in Erscheinung. Er blieb im fünften Spiel nacheinander ohne Torerfolg. Eine solche Phase hatte der Argentinier zuletzt vor sechs Jahren gehabt. Messi lief wenig und spielte auch keine Torchancen heraus. Neymar und Luis Suárez ließen sich von der Schwäche anstecken. Barcelonas Team, das bis vor Kurzem Tore wie am Fließband geschossen hatte und 39 Spiele lang unbesiegt geblieben war, schien bei Atlético selbst nicht an einen Erfolg zu glauben. Die Spieler schobensich den Ball zu, als wollten sie diePartie nach dem 2:1-Erfolg im Hinspiel möglichst schadlos über die Runden bringen. Die Katalanen hatten die Rechnung jedoch ohne Antoine Griezmann gemacht. Der nur 1,74 Meter große Atlético-Stürmer kam in der 35. Minute im Barça-Strafraum ungehindert zum Kopfball. In der ANZEIGE Deutsche Olympia-Gruppen ausgelost Deutschland trifft bei den Olympischen Spielen in der Vorrunde auf Fidschi, Südkorea und Mexiko. Die Frauenmannschaft spielt in der Vorrunden-Gruppe F gegen Australien, Kanada und Simbabwe. dpa vor einer Woche. Am signifikantesten war die Formsteigerung an der Person von Marco Reus festzumachen. Hatte sich der Nationalspieler beim Hinspiel noch bis zur Unkenntlichkeit versteckt, sprühte er in Liverpool nur so vor Tatendrang. Doch so überlegen wie zu Spielbeginn konnte der BVB das Spielgeschehen nicht auf Dauer gestalten. Die Gastgeber erwachten aus der Schockstarre und übernahmen das Kommando. Klopp ließ hinten Mann gegen Mann spielen und schaffte ein Übergewicht im Mittelfeld. Ein Risiko, dass sich auszahlte, denn die Engländer erspielten sich Chancen in Hülle und Fülle. Immer wieder ballte Klopp die Faust und animierte sowohl das Publikum als auch seine Spieler, weiter Gas zu geben. Dass der Zwei-Tore-Vorsprung bis zur Halbzeit nicht dahingeschmolzen war, hatten die Dortmunder einzig und allein dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass ihr Gegner allzu verschwenderisch mit besten Möglichkeiten umging. Auf der anderen Seite ergaben sich Räume für Konter, die Aubameyang und Kagawa dazu hätten nutzen können, den Vorsprung auszubauen, es blieb ein packender Schlagabtausch mit zwei leidenschaftlich kämpfenden Widersachern. Das fehlende Erfolgserlebnis holte sich Liverpool kurz nach Wiederanpfiff, als Origi den Anschlusstreffer erzielte. Anfield entwickelte seine ganze Power, es war nun ohrenbetäubend laut. Der Lärm erstarb, als Reus nach herrlichem Zuspiel von Hummels auf 3:1 erhöhte. Es war noch nicht die Entscheidung, denn Liverpool kämpfte bis zum Ende, kam erneut zurück und drehte ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird. Den Anfang machte Coutinho, nach einer Ecke gelang Sakho der Ausgleich, in der Nachspielzeit machte Lovren das Wunder von Anfield perfekt. Während Liverpool im Freudentaumel versank, musste der BVB eine der bittersten Niederlagen seiner Vereinsgeschichte einstecken. Rätselhaftes Tief VIERTELFINALE, RÜCKSPIELE FC LIVERPOOL – Bor. Dortmund . . . 4:3 (0:2)/1:1 Liverpool: Mignolet - Clyne, Lovren, Sakho, A. Moreno - Milner, Can (80. Lucas) - Lallana (62. Allen), Roberto Firmino (62. Sturridge), Coutinho - Origi. Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Castro (82. Gündogan), Weigl Mchitarjan, Kagawa (77. Ginter), Reus (83. Ramos) - Aubameyang. Schiedsrichter: Cakir (Türkei). Zuschauer: 44 742 (ausverkauft). Tore: 0:1 Mchitarjan (5.), 0:2 Aubameyang (9.), 1:2 Origi (48.), 1:3 Reus (57.), 2:3 Coutinho (66.), 3:3 Sakho (78.), 4:3 Lovren (90+1). SEITE 18 Wohnkonzepte · Raumplanung · Innendekoration Uhlandstraße 159 · 10719 Berlin Tel. 030-854 71 11 · www.sitz-art.de Mo.-Fr. 11-19 Uhr · Sa. 10-16 Uhr Sinsheim steht vor der Sause Ibisevic ist mit Maske für Hertha einsatzbereit Berlin - Gar nicht so einfach, sich auf ein Alltagsspiel in Sinsheim zu konzentrieren, wenn doch alle um einen herum nur noch über das große Spiel vier Tage später gegen Borussia Dortmund reden. Das wird eine emotionale Geschichte für Hertha BSC, das Pokalhalbfinale am Mittwoch kommender Woche im eigenen Stadion, das seit Wochen ausverkauft ist. „Ich weiß, dass das viele in der Stadt beschäftigt“, erzählt Pal Dardai, „meine Frau fragt mich doch auch ständig.“ Der Trainer von Hertha BSC muss es nun irgendwie hinbekommen, dass seine Spieler dieses womöglich wichtigste Spiel der Saison aus dem Kopf bekommen. An Sinsheim und die dort aufspielende TSG Hoffenheim denkt mal wieder keiner. „Ich schon“, sagt der 40 Jahre alte Dardai,„dasSpielgegen Hoffenheim ist für uns sauwichtig“. Hertha belegt zwar immernochdendritten Tabellenplatz, was sich verführerisch anhört. Dieser Platz eröffnet viele schöne Perspektiven. Doch zuletzt sind die Berliner etwas ins Wanken ge- Mit diesem kommen. 0:5 in Schutz Mönchengladbach, 2:2 gegen Schluss- kann Ibisevic licht Hannover. spielen – und „Wir wollen in die Erfolgsspur zu- auch treffen rück“, sagt Fabian Lustenberger. Herthas Kapitän sagt, dass er beide Aufgaben trennen könne. Das am Samstag gegen Hoffenheim und das darauffolgende Pokalspiel gegen Dortmund. Natürlich überwiege auch bei ihm die Vorfreude auf das Pokalspiel gegen Dortmund, Hertha könne immerhin das Pokalfinale erreichen, das am 21. Mai im Olympiastadion ausgetragen wird. „Das wäre ein großes Ding. So lange, wie ich bei Hertha bin, habe ich darauf gewartet, ein Finale spielen zu dürfen. Andere im und um den Verein warten noch viel länger darauf“, sagt Lustenberger. Aber auch in der Liga gehe es für die Mannschaft um viel. „Wenn alles gut läuft, können wir am Ende ganz dick im Geschäft sein“, sagt der Schweizer. Nicht auszudenken, würde Hertha den dritten Platz ins Ziel retten und die Champions League erreichen können. Auch deshalb braucht Hertha am Samstag ein gutes Ergebnis. Trotz des nahenden Pokalspiels will Herthas Trainer mit der besten Mannschaft in Sinsheim antreten. „Wir wollen da gewinnen“, begründet Dardai. Und zum besten Team gehört auch Vedad Ibisevic. Herthas Mittelstürmer hatte sich vor einer Woche einen Kieferhöhlenbruch zugezogen, gestern aber trainierte er problemlos mit einer Gesichtsmaske. „Sie stört nicht, er sieht alles, er sagte mir, dass er spielen möchte“, erzählt Dardai. Er hat das gern gehört, denn Ibisevic ist immer gut für ein Tor. „Wenn bis zum Spiel nichts mehr passiert, spielt er auch“, sagt Dardai. Michael Rosentritt Foto: Facebook/VedadIbisevic FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 Hommage an den Jazzmusiker Coco Schumann: Ein Musical am Kudamm – S. 20 KULTUR WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 Liken statt lesen Deutscher Film im Wettbewerb von Cannes Zeitungen und Sender veröffentlichen ihre Beiträge zunehmend direkt auf Facebook. Mit „Instant Article“ geht der alte Traum von der Mitbestimmung bei den Massenmedien in Erfüllung – als Albtraum Maren Ade aus Berlin zeigt „Toni Erdmann“ E NACHRICHTEN F Gedenktafel für David Bowie in Berlin geplant Berlin will mit einer Gedenktafel an David Bowie erinnern. Die Tafel soll am früheren Wohnhaus des im Januar verstorbenen Künstlers in Schöneberg angebracht werden, erklärte in Sprecher des Kulturverwaltung. Ein Datum für die Einweihung stehe aber noch nicht fest. dpa Die Pläne des Theaters an der Parkaue für die Saison 2016/17 Milan Peschel wird in der kommenden Spielzeit Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ im Theater an der Parkaue inszenieren. Insgesamt sind 15 Premieren geplant. Zur Saisoneröffnung führt Intendant Kay Wuschek Regie bei Hauptmanns „Vor Sonnenaufgang“. Unter dem Titel „Die Réfugiés/Die Hugenotten“ wird Wuschek außerdem ein Stück über Berlin und die Bartholomäusnacht mit Schauspielern, Zugezogenen und Geflüchteten herausbringen. Juli Zehs „Corpus Delicti“ kommt als Koproduktion mit der „Ernst Busch“-Hochschule auf die Bühne. F. H. Von Roberto Simanowski Das Radio kam zu früh; die Gesellschaft, die es erfand, war noch gar nicht so weit – so meinte Bertolt Brecht 1932. Statt jedem das Mikrofon in die Hand zu geben und über den Rundfunk die Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen, imitiere man Theater und Presse und spreche von der Bühne des Äthers zur Masse. Das Ziel aber müsse sein, aus dem neuen „Distributionsapparat“ einen „Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens“ zu machen,umden„Mächtigender Ausschaltung“ mit einer „Organisation der Ausgeschalteten“ zu antworten. Das Internet scheint diese Aufgabe zu erfüllen. Dennhier ist jederEmpfängerpotenziell zugleich Sender, hier gibt es keine Diskurspolizei und auch keine Meinungselite, hier entstand eine erweiterte Form der Öffentlichkeit. Doch während die traditionellen MassenmedienimIdealfalleine reflektierende,multiperspektivische Diskurskultur schaffen, banalisiert das partizipative Internet die öffentliche Kommunikation und schafft ein Publikum, das sich kaum noch auf etwas einlässt, was nicht in den Rahmen eines Smartphones passt. Der „Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens“, von dem sich Brecht und viele andere die Emanzipation des Individuums versprachen, unterläuft – das istdie bittere Ironie seines Erfolgs – die Minimalforderung, die der Dramatiker ans Radio stellte: als Ort der politischen Information und Diskussion das kritische Bewusstsein der Gesellschaft zu schärfen. In der Währung sozialer Netzwerke geht die Kraft des besseren Arguments von der höheren Zahl an Likes aus. Genau so möchte „Instant Article“ nun auch mit Nachrichtenmedien verfahren. Offiziell geht eswieder umdie Verbesserung der Kommunikation, diesmal der politischen: Die Menschen, die ihre Kommunikation primär über Facebook und mobile Gerät organisieren – und es werden immer mehr –, wollen nicht warten, bis ein News-Artikel geladen ist. Weswegen viele davon absehen, überhaupt auf einen Link zu klicken. So beantwortet Mark Zuckerberg in einer virtuellen Frage-Antwort-Stunde am 1. Juli 2015 die Frage, wie Facebook good journalism unterstützen will. Sein Vorschlag ist die Einbettung der News- Beiträge anderer Anbieter auf Facebook. Dort können sie in weniger als 300 Millisekunden geladen werden statt wie bisher in 3 Sekunden oder mehr. Was für viele wie ein Coup aussieht,versteht Zuckerbergalso als Teil desBildungsauftrags: „Wenn die News so schnell sind ANZEIGE Kunst in der Kirche - Nansenstr. 4, Neukölln Christine Kriegerowski Heute Vernissage 19.30 Uhr www.kunst-in-der-kirche.com So fing es an mit den elektronischen Medien. Im Sender Funkstunde AG im Voxhaus in der Potsdamer Straße, 1924. wie alles andere auf Facebook, werden die Leute naturgemäß viel mehr News lesen. Dies wird dabei helfen, dass die Menschen besser über die Welt informiert sind, und es wird gut sein für das News Ecosystem, da es mehr Verkehr generiert.“ Die Begründung des Angebots an den Qualitätsjournalismus ist im Grunde schon dessen Todesurteil. Wie viel Zeit darf ein Artikel zur intellektuellen Verarbeitung beanspruchen, wenn er sich keine drei Sekunden zum Erscheinen erlauben kann? Schnell geladen heißt auch schnell erledigt zwischen all den aufregenden Status-Updates. Denn die Faustregel der Aufmerksamkeitsökonomie lautet: Je einfacher man etwas liken kann, umso mehr Likes erhält es auch. Solange der Link aufs eigene Hoheitsgebiet der Zeitung führt, gilt das dortige Hausrecht mit all dem Berufsethos, das überlebt hat, bis hin zur Möglichkeit, wenige populäre, aber wirklich wichtige Beiträge prominent zu platzie- Foto: akg-images ANZEIGE Martin-Gropius-Bau Berliner Festspiele Nofretete, 2014, Courtesy Galerie Buchholz, Köln/Berlin/New York, David Zwirner, New York/London und Hauser & Wirth © Isa Genzken, VG Bild – Kunst, Bonn 2016 Foto: Mike Wolff Überraschung! Tusch! Blumen! Zum ersten Mal seit 2008, als Wim Wenders dort „Palermo Shooting“ präsentierte, startet wieder ein deutscher Film im Wettbewerb von Cannes. Und mit der 39-jährigen Maren Ade erobert zudem die erste deutsche Regisseurin überhaupt diesen edelsten Club des Weltkinos: Teutonisch bodenständig „Toni Erdmann“ heißt ihre Groteske um einen schrulligen Musiklehrer (Peter Simonischek), der offenbar mit reichlich Femdschämpotenzial in das geordnet karrierebewusste Leben seiner Tochter (Sandra Hüller) einbricht. Doch „je härter die beiden aneinandergeraten, desto näher kommen sie sich“, weiß die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die das von Ades Berliner Maren Ade Firma Komplizen Film produzierte Werk mitgefördert hat. „Toni Erdmann“ ist Ades dritter Film nach „Der Wald vor lauter Bäumen“ (2003) und „Alle Anderen“, womit sie 2009 den Großen Preis der Jury bei der Berlinale gewann. Insgesamt laufen 20 Spielfilme im Cannes-Wettbewerb, wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde. Frankreich ist, wenn man Paul Verhoevens französischsprachige Premiere „Elle“ mit Isabelle Huppert mitzählt, wie letztes Jahr mit stattlichen fünf Filmen vertreten. Olivier Assayas präsentiert das Fantasydrama „Personal Shopper“ (mit Kristen Stewart), Bruno Dumont zeigt den Thriller „Ma loute“ (mit Juliette Binoche und Fabrice Luchini), außerdem sind die Regisseurin Nicole Garcia („Mal de pierres“) sowie Alain Guiraudie („Rester vertical“) dabei. Aus den USA kommen Jim Jarmusch – Adam Driver spielt in „Paterson“ einen dichtenden Busfahrer – und Sean Penn („The Last Face“, mit Javier Bardem und Adèle Exarchopoulos), und Jeff Nichols hat nach seinem jüngsten BerlinaleGastspiel („Midnight Special“) mit „Loving“ schon den nächsten Titel in petto, die Geschichte einer schwarz-weißen Liebe im Virginia der 50er Jahre. Großbritannien schickt den knapp 80-jährigen Cannes-Veteran Ken Loach („I, Daniel Blake“) ins Rennen, und Andrea Arnold erzählt in „American Honey“ mit Sasha Lane und Shia LaBeouf die Geschichte eines wilden Teenie-Mädchens. Ebenfalls doppelt ist das neue rumänische Kino vertreten, mit den Protagonisten Cristian Mungiu („Bacalaureat“) und Cristi Puiu („Sieranevada“). Außerdem prominent dabei: der Däne Nicolas Winding Refn mit dem in Los Angeles spielenden „Neon Demon“ (mit Elle Fanning und Keanu Reeves), die belgischen Brüder Dardenne („La fille inconnue“), der junge Frankokanadier Xavier Dolan („Juste la fin du monde“), Pedro Almodóvar mit „Julieta“ und der Brasilianer Kleber Filho Mendonça („Aquarius“). Zwei große Namen aus Fernost komplettieren die Liste: Brillante Mendoza von den Philippinen („Ma’ Rosa“) und Park Chan-wook: In „Agassi“ geht es allerdings nicht um die gleichnamige TennisLegende, sondern um eine lesbische Liebe im Korea der 30er Jahre. Eröffnet wird das Festival am 11. Mai mit Woody Allens „Café Society“ entsprechend dem Markenzeichen seines Regisseurs: außer Konkurrenz. jal SEITE 19 Mi-Mo 10-19 Uhr, Di geschlossen Eintritt frei bis 16 Jahre ren. Mit „Instant Article“ und der reinen Algorithmus-Logik aber wird auch noch das letzteGehege deszoon politikon im Namen der Demokratie abgewickelt. Darum geht es: Soziale Netzwerke setzen radikal auf Demoskopie und entmach- www.gropiusbau.de ten all die Experten, die zu wissen glauben, was das Volk eigentlich braucht und mögensoll. Für Zuckerberg beginnt dieErziehung zur Mündigkeit mit der Beseitigung von Wartezeit und endet mit einem diskussions- und begründungsfreien Ple- Deutschland braucht das Einheitsdenkmal Die freudige Geschichte sollte den Abgeordneten des Bundestages etwas wert sein /Von Günter Nooke Ein Denkmal für Freiheit und Einheit auf dem Logenplatz der deutschen Geschichte vor dem Berliner Schloss ist vom Bundestag beschlossen worden. Es kann nicht durch einen geheim gefassten Beschluss des Haushaltsausschusses aufgehoben werden. Es braucht einen Aufschrei! Selten haben alle Fraktionen des Deutschen Bundestages und die Staatsministerin für Kultur und Medien so unsensibel reagiert. Wollen wirklich alle Abgeordneten so leichtfertig auf das freudige Erinnern an die glücklichsten Tage der deutschen Geschichte verzichten? Sind ihnen friedliche Revolution, Mauerfall und Deutsche Einheit nicht einmal ein paar Millionen wert, wowir doch einVielfaches von dem ausgeben, um Filme zu fördern, Kunsthallen zu bauen oder der negativen Seiten der deutschen Geschichte zu gedenken? Soll der ANZEIGE Theater · Konzerte · Museen Jetzt am Kiosk! MAI Ein ganzer Monat Berlin leere Sockel des zerstörten Kaiser-Wilhelm-Denkmals davon zeugen, dass wir Deutschen mit unserer Geschichte immer noch nichts anzufangen wissen? Dagegen steht die schon 1998 von vielen Persönlichkeiten in ganz Deutschland unterstützte Idee, den alten Sockel im Sinne Hegels aufzuheben und einer neuen Bestimmung zuzuführen. Die Gestaltung des Denkmals ist in einem geordneten Wettbewerb rechtsverbindlich mit der Entscheidung für den ziemlich genialen Entwurf von Sasha Waltz und den Architekten Milla und Partner entschieden worden. Es handelt sich dabei keineswegs um eine „Wippe“, wie viele Kommentatoren das Denkmal gern diskreditieren. „Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk!“ lautet die Widmung auf dem Sockel. Nicht König oder Kaiser, auch nicht Bärbel Bohley, sondern die Bürgerinnen und Bürger selbst erobern die neue Plattform und müssen miteinander in Kontakt kommen, wenn sie deren Neigung verändern wollen. Aber das ist mühsam und geht nur langsam, so ist Demokratie. Viel richtige Symbolik, für manche vielleicht zu simpel oder Bürgerpathos. Die Diskussion um ein Nationaldenkmal darf nicht der Kunstschickeria überlassen werden. Und am Ende dürfen auch nicht Fledermäuse, detailversessene Denkmalschützer oder nicht immer sehr sinnvolle Sicherheitsanforderungen das letzte Wort haben. Warum lässt ein Regierender Bürgermeister von Berlin, der Stadtentwicklungssenator war, es zu, dass alle möglichen Gründe gegen das Denkmal so lange diskutiert werden? Er wäre doch der Erste, der sich für eine wirkmächtige und zugleich bürgernahe Gestaltung der Berliner Mitte und der Schlossfreiheit einsetzen müsste. Im Wettbewerb wurde nicht die „Verspieltheit“ des Entwurfs, sondern eher deren klassische Gediegenheit kritisiert. Aber genau so sollten sich Berlin und Deutschland auch seinen internationalen Gästen gegenüber darstellen. Könnte es sein, dass es am Ende gar nicht ums Geld geht, sondern verschiedene unheilige Allianzen ein großes Projekt aus Kleingeisterei verhindern? Dazu gehören auch manche Bürgerrechtler, die Leipzig und Sachsen zum Mittelpunkt Deutschlands erklären wollen, indem nur dort ein Denkmal an die Leipziger Montagsdemonstrationen erinnern darf oder – wenn es dort nicht zustande kommt, wenigsten dasjenige in Berlin verhindert werden soll. In Sachen nationaler Bedeutung kann nur der Bundestag selbst den einmal gefassten Beschluss wieder aufheben. Ich fordere die Abgeordneten auf, sich einer erneuten Diskussion zu stellen. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass alle die Meinung der Haushälter teilen. Ich sage das auch aus Selbstschutz, weil ich nicht will, dass sich die AfD dieses Themas annimmt, um sich an entscheidender Stelle als Sachwalter nationaler Interessen zu profilieren. Es geht auch nicht um einen neuen Anlauf, der wird ja nicht preiswerter oder besser. Notwendig ist die gewissenhafte Umsetzung des seit 1998 Diskutierten und Beschlossenen. Sollte es allerdings wirklich nur am Geld liegen, wäre das ein Armutszeugnis und ein Skandal ohnegleichen. Als Initiator kann ich mir zusammen mit der Deutschen Gesellschaft vorstellen, dass wir die zusätzlichen Kosten aus privaten Spenden decken. Menschen in Deutschland und außerhalb messen vielleicht dem Erfolg von Freiheit und Einheit eine größere Bedeutung zu als der Deutsche Bundestag. Aber wollen das die Abgeordneten wirklich? Leerstelle. Blick auf die Berliner Schlossbaustelle mit dem ursprünglich vorgesehenen Standort des Denkmals. Foto: Nietfeld/dpa — Der Autor war Mitinitiator und Jurymitglied des Freiheits- und Einheitsdenkmals auf der Berliner Schlossfreiheit. biszit der Likes. Und weil er den Menschen das geben will, was ihnen am meisten gefällt, sieht er die Zukunft des Journalismus in rich content wie Videos (statt „nur Text und Fotos“) und perspektivisch in immersive content like VR, also virtueller Realität – weswegen Facebook 2014 für zwei Milliarden Dollar das VR-Brillen-Unternehmen Oculus erwarb. Es stimmt zwar: Facebooks Geschäftsmodell zielt darauf ab, die Nutzer so viel wie möglich im eigenen Einflussbereich zu halten, da dies DaMarc ten und AufmerkZuckerberg samkeit generiert, die sich verkaufen behauptet: lassen. Berechtigt Schnellere sind auch die Ängste vor Facebook als MeInfos sind dienmonopolist und bessere Infos vor Zuckerberg als Großzensor, ebenso die Klage über die finanzielle Abhängigkeit der Medien von Werbeerlösen. Das eigentliche Problem aber sind weder Zuckerberg noch der Kommerz. Es ist das Internet selbst. Die meisten Begleiterscheinungen des InternetssindErzfeinde desQualitätsjournalismus: Hyperreading, Multitasking, Powerbrowsing und die statistische Interaktionsanalyse. Wenn alles immer und überall zugänglich ist, schwindet die Geduld für das Anstrengende. Die Untugend der Instant Gratification verlangt nach schnellen Antworten auf komplexe Fragen, denn die nächste Ablenkung ist immer nur einen Klick entfernt – und die Bestrafung durch Like-Entzug immer öffentlich. Ist also das Medium schuld? Ist es der Mensch an sich? Überlagern die anthropologischeund technologische Konstellation die politischen und ökonomischen Interessen? Wie auch immer die Antwort auf diese Gretchenfrage der Medienwissenschaft ausfällt: Wenn künftig die Beiträge der Journalisten eingebettet in Facebooks „News Feed“ mit den „News“ der Facebook-Freunde um Likes wetteifern, vollendet sich ein Prozess, der als hoffnungsfroher Traum begann, in unerwarteter Weise: Die „Organisation der Ausgeschalteten“ materialisiert sich als eine Kommunikationskultur, in der, so begründete Zuckerberg einst die Einführung des News Feed, das sterbende Eichhörnchen vor dem eigenen Haus wichtiger sein kann als Menschen, die in Afrika verhungern. Befreiung schlägt ein weiteres Mal um in Unmündigkeit, nun als Dialektik der Partizipation. — Roberto Simanowski ist Professor für Digital Media Studies an der City University in Hongkong. Sein Buch „Facebook-Gesellschaft“ erscheint Ende April im Berliner Verlag Matthes & Seitz. Reaktionen zum Aus für das Einheitsdenkmal Der Architekt des Berliner Einheitsdenkmals, Johannes Milla, zeigt sich „erschüttert“ über das vom Bundestag beschlosseneAus.SeitSeptember liege eineBaugenehmigung vor, damit seien alle offenen Fragen geklärt gewesen. Mehrkosten seien lediglich durch Behörden-Auflagen entstanden, bei allerdings begrenztem Aufwand. Jetzt bleibe „ein Denkmalsockel ohne Mosaik“ zurück, der aufwendig geschützt werden müsse. Kulturstaatsministerin Monika Grütters äußerte sich zwiespältig. Zum einen erklärte sie, die Auflagendes Landes Berlin hätten die Kosten steigen lassen. Der Planungsstopp treffe vor allem die vielen enthusiastischen Beteiligten und Befürworter des Denkmalvorhabens. Gleichzeitig betonte die CDU-Politikerin, es gebe bereits einen Ort zur Erinnerung an die Einheit: das Brandenburger Tor als „internationales Symbol für die Teilung der Welt in Freiheit und Unfreiheit und ihre glückliche Überwindung“. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller verwies in seiner Reaktion wiederum auf die Verantwortung des Bundes. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wies Grütters’ Verweis auf die Auflagen seitens Berlin zurück: Die Kostensteigerung von zehn auf 15,4 Millionen Euro sei nicht durch die Umsiedlung von Fledermäusen verursacht worden. Auch habe sich das Land Berlin bereit erklärt, die Kosten für die Verlagerung des bedeutsamen Sockelmosaiks vollständig zu übernehmen. Tsp (mit dpa) 20 BERLIN KULTUR DER TAGESSPIEGEL NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 E Der Überlebenskünstler SOUNDCHECK F „Der Ghetto Swinger“: Das Theater am Ku’damm huldigt dem Gitarristen Coco Schumann — Theater am Kurfürstendamm, bis 29. Mai, Mi–Sa 20, So 18 Uhr Die Muse und der Musiker. Helen Schneider spielt Großmutter, Mutter und Geliebte, Konstantin Moreth verkörpert Coco Schumann. Foto: Tino Crisó Kommen und Gehen Die Pläne des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin Am Ende hatte er es eilig, Platz zu machen: Marek Janowski ist im vergangenen Oktober mit sofortiger Wirkung als Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB) zurückgetreten. Da stand mit Vladimir Jurowski sein Nachfolger bereits fest. In der Übergangssaison 2016/2017 ohne amtierenden Chef wird Janowski zwölf Konzerte (acht davon in Berlin) leiten, darunter auch Humperdincks „Hänsel und Gretel“ als konzertante Oper im Dezember. Mit Beethovens Neunter zum Jahreswechsel räumt der 77-Jährige dann endgültig das Pult. Für diesen konsequenten Schlussstrich findet er größten Respekt bei seinem designierten Nachfolger. Vladimir Jurowski dirigiert fünf Abende in Berlin, im Januar, März und Juni 2017. Der künftige Chef gab übrigens einst sein Debüt als Dirigent beim RSB – noch als Student und Assistent seines Vaters Michail bei einer Mahler-Symphonie, unsichtbar hinter der Bühne den Einsatz der Trompeten schlagend. Entflammt füreinander sind die RSB-Musiker und der Dirigent im September 2013, als die Schnittkes 3. Symphonie beim Musikfest aufführten. Inzwischen haben sie das Werk als CD eingespielt und eine gemeinsame Zukunft geplant. Bis sie an Herbst 2017 so richtig beginnt, lädt sichdas RSB eineganze Reihe neueGastdirigenten ein, darunter François-Xavier Roth und Omer Meir Wellber. In seiner neuen Saisonbroschüre und den flankierenden Plakaten lässt das RSB die 20er Jahre auferstehen, in denen die Geburtsstunde von Deutschlands ältestem Rundfunkorchester liegt. Dass die Aufnahmen fürs Radio noch heute zur Identität gehören, zeigt der historische Schwenk hin zu modernen Mikrofonen und Farbbildern. Insgesamt 23 Konzerte werden mitgeschnitten. Und nicht nur das: Die Finanzierung des RSB durch Deutschlandradio, RBB, Berlin und den Bund steht auf sicherem Fundament, wie ROC-Chef Thomas Kipp versichert. Da lässt sich das Angebot für Kinder und Jugendliche ausbauen und mit Kammermusik auch ein neuer Spielort entdecken: Das Silent-Green-Kulturquartier liegt mitten im Wedding – und war ursprünglich Berlins erstes Krematorium. UA CD-NEUERSCHEINUNGEN Jeden Freitag zwischen 21 und 23 Uhr reden vier Popkritiker auf über ihre CDs der Woche. Diesmal: FOLK Kevin Morby I've Been To The Mountain (Dead Oceans) Nicht wenige gehen bei Nennung des Begriffspaares „Alternative Folk“ in Deckung. Mitunter verpassen sie die echten Könner. Wie Kevin Morby. Meist leise und introvertiert sind die Lieder des Texaners, aber sie besitzen eben eine besondere Qualität, die das genaue Hören lohnt. Andreas Müller, Moderator Foto: rbb Foto: privat ROCK PJ Harvey The Hope Six Demolition Project (Universal) Das neunte Album der zum Gewissen Englands gewordenen Harvey klingt erstaunlich beschwingt. Versessen auf Neues hat sie das Beobachten für sich entdeckt. Die Texte beschreiben Dinge, die sie auf ihren Reisen durch Krisengebiete gesehen hat. Wenn das keine Kunst ist. Claudia Gerth, Radio Eins ROCK Suuns Hold/Still (Cargo) Auf seinem dritten Album legt das kanadische Quartett seinen AvantRock noch kontrastreicher aus. Sie begaben sich für drei Wochen nach Texas, um an lichtlosen, psychedelischen Tracks zu arbeiten. Entstanden ist eine Welt aus leidenden Saiten, motorisch sturen Drums und böse brummenden Elektroeffekten. Markus Schneider, Berliner Zeitung Heiterer Holländer. Seit September 2015 leitet Gijs Leenars als Nachfolger von Simon Halsey das Profi-Ensemble. Foto: Thilo Rückeis Mehr Nebensonnen Mit „Nordic Light“ bringt Gijs Leenaars, der neue Chef des Berliner Rundfunkchors, das Kosmos Kino zum Klingen Von Udo Badelt In arktischen Breiten kann man sie mit etwas Glück sehen, beim Blick aus dem Flieger: geisterhaft grünliche Schlieren hängen am nächtlichen Himmel, unendlich kalt, unendlich schön. Ein Anblick, bei dem – buchstäblich – sofort einleuchtet, warum Polarlichter bei den Nordvölkern als magisch gelten. Und als schaurig. In der Mythologie spielen sie eine Zwitterrolle, verweisen auf Glück und Unheil. Botschaften der Götter, Tänze der Trolle, Brücken ins Jenseits, Vorboten der Apokalypse hat man in ihnen gelesen. Dabei handelt es sich doch „nur“ um elektrisch geladene Partikel des Sonnenwinds, die auf die Erdatmosphäre treffen. In Berlin sind Polarlichter selten. Aber wer in einer klaren Nacht Ende Juni, also zur Sommersonnenwende, über die Warschauer Brücke zieht und mal kurz zum Himmel blickt, Gijs Leenaars der merkt, dass auch Berlin ganz schön begeistert weit nördlich liegt. durch seine Selbst um zwei Uhr morgens lagert dann direkte Art – nämlich ein Licht- und seinen streif am Horizont, wird die Nacht nicht Humor komplett dunkel. In dieser Woche rückt Berlin noch ein Stück weiter nach Norden. Am Samstag und Sonntag nämlich führen der Rundfunkchor Berlin und das Deutsche Symphonie-Orchester im ehemaligen Kosmos-Kino an der Karl-Marx-Allee die Sinfonie „Nordic Light“ des lettischen Komponisten Eriks Esenvalds auf. Beide Abende leitet Gijs Leenaars, der neue, junge Chefdirigent des Chors, der 2015 die Nachfolge von Simon Halsey angetreten hat. Wir treffen uns im – passt ja wunderbar zum Polarlicht – „Green Room“ der Philharmonie, wo Leenaars gerade probt,um ein wenig über das Werk zu sprechen. Das kann man mit ihm ganz zwanglos, denn der Mann hat Humor. Als der Autor fünf Minuten zu spät eintrifft, antwortet er auf die entschudligenden Worte: „Gar kein Problem, ich bin Holländer. Reiner Zufall, dass ich schon da bin!“ Eine Multimedia-Symphonie auf mehreren Ebenen soll es werden, Film inklusive. Logisch, beim Polarlicht bietet es sich an, es auch visuell zu zeigen. Drei Jahre hat der Komponist Alaska, Grönland und Island bereist. Begleitet wurde er von dem Filmemacher Kjetil Skogli, der traditionelle Erzählungen und Ge- sänge der Einheimischen aufgezeichnet hat. Wie also „klingen“ Polarlichter? Eine Celesta kommt zum Einsatz, die DSOStreicher spielen sul ponticello, also mit dem Bogen sehr nah am Steg, was zu einer gewissen Schärfe führt und die Obertöne anregt. Der Rundfunkchor ist mit Body Percussion gefordert und streicht mit den Fingern über den Rand von Gläsern. Klirrende Kälte. Dabei folgt der Abend einer tieferen Dramaturgie. Zunächst stehen zwei ebenfalls von der Natur inspirierte Stücke auf dem Programm: „The Unanswered Question“ von Charles Ives und James MacMillans „Sun-dogs“, benannt nach dem englischen Begriff für „Nebensonnen“. Also erst erklingt das Orchester alleine, dann der Chor a cappella, schließlich die Synthese mit „Nordic Light“. Dass Gijs Leenaars sowohl Chor als auch Orchester dirigiert, ist relativ ungewöhnlich. Sein Vorgänger Simon Halsey hatsich,wasdas betrifft,stärker zurück gehalten und das Schicksal eines Chorleiters akzeptiert: wochenlang zu proben, um am entscheidenden Abend den Stab an den Orchesterdirigenten zu übergeben und selbst in die Unsichtbarkeit abzutreten. Leenaars aber, Jahrgang 1978, gehört zu einer anderen Generation, will auch vor Publikum präsenter sein. Und er hat beides in Amsterdam studiert, Chor- wie Orchesterleitung. Von 2012 bis 2015 leitete er den Chor des Niederländischen Rundfunks (Groot Omroepkoor) in Hilversum, wo er zehn Jahre vorher – Überraschung! – Assistent von Simon Halsey gewesen war. Sein Antrittskonzert beim Rundfunkchor im September 2015 legte er auf 22 Uhr. In der Passionskirche am Marheinekeplatz dirigierte er ein spannendes Programm mit Werken von Heinrich Schütz und Arnold Schönberg. Seiteinigen Monaten lebt erjetztmit seiner Familie am Gleisdreieck-Park. Vor allem für seine Frau war der Umzug nicht leicht, denn die Italienerin hatte sich gerade in den Niederlanden eingelebt und musste nun ein zweites Mal die Heimat wechseln. Welche Erfahrungen hat der Neuberliner noch gemacht? Außer der, beim Radeln über Rot gleich mal 60 Euro aufgebrummt zu bekommen – was für einenHolländer einegrundstürzendeErfahrung ist. „Im Hilversumer Chor haben sich die Nationalitäten stärker gemischt, was tatsächlich, wegen der verschiedenen Muttersprachen, eine Auswirkung auf den Klang hat“, erzählt er. Ansonsten sei er aber extrem froh über die Vorarbeit von Chordirektor Hans Rehberg und Simon Halsey: „DerRundfunkchorsingtauf Weltniveau. Ich konnte sehr hoch einsteigen.“ Dabei arbeitet er direkter als Halsey, hält nichtmit Kritik zurück, die er abernie persönlich meint – was alle im Chor auch wissen. Erleichtert habe er festgestellt, dass Humor, solange er intelligent ist, im täglichen Arbeitsprozess kein Problem darstellt, in Berlin schon mal gar nicht. „Nordic Light“ hat der Rundfunkchor mit fünf Partnerchören in Auftrag gegeben. Von der Idee, die Sinfonie im Kosmos Kino aufzuführen, war Leenaars begeistert: „Der Ort ist cool, es gibt eine Leinwand, und dann heißt das das Ganze auch noch ,Kosmos'!“ Die Bestuhlung wird wegräumt, die Besucher können sich frei im Raum bewegen oder auf Sitzkissen niederlassen. Ein Arrangement, das an „human requiem“ erinnert, einen der größten Erfolg des Rundfunkchors in den letzten Jahren, mit dem er seither in vielen europäischen und sogar asiatischen Städten aufgetreten ist. Hier durchmischen sich Chor und Publikum frei flottierend zu Brahms „Ein Deutsches Requiem“ in der Fassung für Klavier zu vier Händen, die die Wirkung des Gesangs sehr unmittelbar und berührend zur Geltung kommen lässt. Solche Projekte sind Teil des von Hans Rehberg und Simon Halsey entwickelten „Broadening the Scope of Choral Music“Programms, mit dem neue Zuhörerschichten für Chormusik erschlossen werden sollen, durch spannende, innovative, lockere und weniger ritualbelastete Konzertformen. Gijs Leenaars will das Programm fortführen, ohne das ErfolgsANZEIGE Jede Erfolgsgeschichte hat ihren eigenen Kopf Jetzt Gratis-Leseprobe bestellen: www.tagesspiegel.de/koepfe-probe Jetzt gratis testen! konzept von „human requiem“ blind zu kopieren: „Wenn wir so etwas wieder machen, muss es schon inhaltlich begründet sein“, sagt er. Erst war Leenaars skeptisch gegenüber solch experimentellen Formaten, bei denen sich die Chorsänger gegenseitig nur eingeschränkt sehen und hören. Doch die fein ausgetüftelte Choreographie hat auch ihn überzeugt. „human requiem“ hat er jetzt selbst schon mehrfach dirigiert. — 16. und 17.4., jeweils 21 Uhr, weitere Infos: www.rundfunkchor-berlin.de ROCK Santana IV (Universal) Der mexikanische Meistergitarrist galt als neuer Jimi Hendrix, bis sein Virtuosentum im Kunstgewerbe versackte. Im Line-up von 1971 versucht er an die frühen Triumphe anzuknüpfen. Das Ergebnis klingt manchmal nach grandiosem Latin-Soul und manchmal nach einer Mariachi-Band im Disneyland. Christian Schröder, Tagesspiegel Foto: Doris Spiekermann-Klaas Helen Schneider ist der Star des Abends, sie fungiert als Mutter, Großmutter, Geliebte, Prostituierte, Erzählerin. Es sind große Momente, wenn sie – gute alte Torch-Song-Tradition – den Cole-PorterKlassiker „Night And Day“ hauchend und flüsternd zur Trost-Ballade macht oder mit amerikanischem Akzent Duke Ellingtons Wüstenexpedition „Caravan“ eindeutscht: „Weit ist der Weg und schwer ist die Last.“ Die Szene spielt in Theresienstadt, wo Schumann gerade erfahren hat, dass seine Großeltern nach Auschwitz deportiert wurden. Trauermusik. Jazz war im nationalsozialistischen Deutschland eine Schmuggelware, „Der Ghetto Swinger“ führt in eine illegale, stets bedrohte Jugendkultur und zeigt, wie anarchisch diese Musik einmal war. Wenn Schumann sich durch Tingeltangelläden und Tanzschuppen treiben lässt, vom „Groschenkeller“ über die „Rosita-Bar“ bis ins „Dorett“, dann ist der Geist des alten, von Christopher Isherwood beschriebeDie Musik nen Sünden-Berlins führt zurück zu spüren. Die als zu „Cabaret“, Reichshauptstadt „Cabaret“. Aber nun ins alte, herrschen tumbe Teutonen in schwarsündige zen Uniformen, die Babel-Berlin sich von heimlichen Jazzern „Minnie The Moocher“ als „Rosamunde“ unterjubeln lassen und ihnen anschließend auf die Schulter schlagen: „Jeht doch auch ohne Judenjazz“. Die Inszenierung von Gil Mehmert setzt auf Minimalismus. Wenn Coco eine Lehre als Installateur beginnt, dann trägt er ächzend eine Heizung über die Bühne. Um den Saal in ein Ballhaus zu verwandeln,reichtes, eineDiskokugelins Bildrollen zu lassen. Den Rest erledigt die Musik: „I got rhythm, I got music, / I got my man, who could ask for anything more?“ Spiel im Spiel: Die Einzelelemente der Bühne auf der Bühne lassen sich mit wenigen Handgriffen in Zugwaggons, Baracken oder Ghettobauten verwandeln. Doch so großartig die Musikeinlagen auch sind, so hölzernbleiben dieSpielszenen. Zuviel Information muss in Zwischentexten und Dialogen untergebracht werden, zu bemüht wirkt manche Performance. Helen Schneider ist eine tolle Sängerin und eine nicht ganz so tolle Schauspielerin, manches Solo versackt im Deklamatorischen. Noch ein großer Moment von ihr: Sie singt zum Finale „Wir machen Musik“, sehr übermütig. Christian Schröder Foto: privat Die Parole lautet: „Allet wird jut – so lange die Musik spielt.“ Als der junge Jazz-Enthusiast Coco Schumann sich 1936 in den Delphi-Palast schleicht, um Teddy Stauffer und seine Original Teddies zu hören: Allet wird jut. Als er zwei, drei Jahre später in der Hasenheide als Gitarrist bei Bully Buhlan einspringt, von einem Trommelwirbel angekündigt wie der Löwe vor dem großen Sprung im Zirkus: Allet wird jut. Selbst als er dann ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wird und in seiner Baracke alte Musikkollegen trifft, mit denen er wieder Jazz spielen kann: Allet wird jut. Sie nennen sich „Ghetto Swingers“ und brauchen noch einen Schlagzeuger. Aber ein Mitmusiker warnt den Neuankömmling: „Ab und zu fahren Züge nach Osten. Die muss man meiden.“ „Der Ghetto Swinger“ heißt das Jazz-Musical von Kai Ivo Baulitz im Theater am Kurfürstendamm über Coco Schumann. Es ist ein Stück über das Überleben und über die Musik, die dabei geholfen hat. „Allet wird jut“, die Losung, mit der die Berliner Swing-Kids einander begrüßten, klingt nach purer Ironie. Denn natürlich war nichts gut in einer Zeit, in der die Nationalsozialisten den Jazz als „Negermusik“ diffamierten und Coco Schumann zum „Halbjuden“ erklärten, weil er der Sohn einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters war. Er habe „den Judenstern nicht getragen, eine arische Frau verführt und verbotene Musik gemacht“, heißt es in der Revue, als der von Konstantin Moreth gespielte Held 1943 verhaftet und in die Sammelstelle in der Großen Hamburger Straße gebracht wird, zum Abtransport „nach Osten“. Das ist ein Todesurteil. Aber Schumann, der Überlebenskünstler, stirbt nicht in Theresienstadt, nicht in Auschwitz und nicht auf den Todesmärschen danach. Er kehrt nach Berlin zurück, begleitet Marlene Dietrich, nimmt unzählige Platten auf und tritt bis ins hohe Alter mit seiner Gitarre auf. Im Mai feiert er seinen 92. Geburtstag. „Der Ghetto Swinger“, eine Übernahme von den Hamburger Kammerspielen,beginnt miteiner Augustnacht irgendwann am Ende des letzten Jahrhunderts, in der Schumann durch die Berliner Straßen läuft und sich an die Stationen seines Lebens erinnert, an die Zeit, als er den Mördern entkam. Vierzig Jahre lang hat er nicht darüber sprechen können. Jetzt will er. Also öffnet sich der Vorhang, wir schreiben das Jahr 1932, auf der Bühne zeigt sich eine zweite, kleinere Bühne, auf der fünf Musiker in Hemdsärmeln Ragtime-Jazz mit Durchhaltezeilen spielen: „Wir werden das Kind schon schaukeln / Denn uns nimmt keiner auf den Arm.“ Neue Alben, Konzerte, Club-Adressen: www.tagesspiegel.de/pop Verweht Herbert Schuch und Peter Ruzicka beim DSO Den Zutaten nach hätte alles aufs Beste gelingen können. Seit Langem setzt sich Peter Ruzicka nicht nur für die Moderne überhaupt, sondern bevorzugt für ihre Nebenlinien ein; das Werk des Rumänen George Enescu gehört dazu. Dessen fünfte Sinfonie von 1941 ist ein Werk des Abschieds. Marius Vlad singtdie den Frieden des Todes beschwörenden Worte im melancholischen Finalsatz. Es ist ein ruhig strömender, wunderbar ausgewogener Tenorgesang, der das Werk in die Nähe von Mahlers „Lied von der Erde“ rückt. Hauchzart intonieren Sängerinnen des RIAS-Kammerchors wiegende, Naturlauten gleiche Vokalisen. Und auch das Deutsche Symphonie-Orchester widmet sich hingebungsvolleiner vertrackten Partitur, die sich aus kleinsten Partikeln, im solistischen Ineinandergreifen der Stimmen zur unendlichen Melodie aufbaut, im Schimmer feiner Holzbläser, samtener Streicher, warm tönender Hörner. Doch warum stellt sich der rechte Fluss nicht ein? Ruzicka gelingt es nicht, die einzelnen Teile zum großen Ganzen zusammenzubringen. Immer wieder zerbricht der Spannungsbogen, bleiben schöne Details wie das mit folkloristischen Anklängen Kindheitserinnerungen beschwörende Bratschensolo zu Beginn des zweiten Satzes verborgen. Auch in Beethovens G-Dur Klavierkonzert stagniert die Bewegung, die Emotion im wahrsten Sinne. Zunächst lässt der Solist Herbert Schuch durch kristallklaren Ton aufhorchen. Schön, Beethovens komplexen Klavierpart einmal ganz ohne virtuose Mätzchen und sentimentale Verschattungen hören zu können. Doch dann fehlen die farblichen Differenzierungen, ein inspirierendes Geben und Nehmen mit dem Orchester. Das hatte zu Beginn mit Ruzickas „R.W. –Übermalung fürOrchester“gewaltig aufgetrumpft, im rauschhaft dissonanten Tutti, das sich dann zu sirrenden Klangfäden verdünnt. Doch die Substanz des „Übermalten“ – aus Motiven Liszts und aus Wagners „Parsifal“ – bleibt dem allzu fremd und endet mit fatal wirkenden Glockenschlägen. Isabel Herzfeld WISSEN & FORSCHEN FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 Klimawandel setzt Korallen zu Schutz vor Hitzestress wird geringer Korallen am Great Barrier Reef konnten sich bislang mit einer Gewöhnungsphase für einen vorübergehenden Anstieg der Wassertemperaturen wappnen und ihre Widerstandskraft stärken. Dieser Schutzmechanismus gerate aber mit dem allgemeinen Anstieg der Meerestemperaturen in Gefahr, berichten Wissenschaftler der James-Cook-Universität in Australien in der Fachzeitschrift „Science“. Der Klimawandel treibt die Wassertemperaturen in die Höhe. Experten rechnen mit einem Anstieg von rund zwei Grad bis zum Jahr 2100. Korallen leben in Symbiose mit Algen, die sie mit Nährstoffen versorgen. Bei höheren Temperaturen entwickeln die Algen giftige Stoffe und die Korallen stoßen sie ab. Dadurch verlieren Korallenstöcke ihre Farbe. Das Klimaphänomen El Niño hat gerade eine beispiellose Korallenbleiche im Great Barrier Reef, dem größten Korallenriff der Welt, ausgelöst. Tracy Ainsworth und Kollegen haben Daten zu Wassertemperaturen im Great Barrier Reef von 27 Jahren ausgewertet und 327 Hitzestress-Situationen registriert. Korallenbleiche droht nach ihren Ausgebleicht. Abgestorbener Korallenstock Foto: dpa am Great Barrier Reef. Angaben, wenn das Wasser mehr als zwei Grad wärmer wird. Wenn die Korallen kurz vor einem solchen Temperaturanstieg einen Anstieg von unter zwei Grad und eine darauf folgende Abkühlung erlebten, mache ihnen der größere Anstieg deutlich weniger aus, stellten sie fest. Sie seien dann quasi trainiert für eine solche Erwärmung. Dieser Effekt sei bereits kleiner, wenn die Meerestemperatur insgesamt dauerhaft um 0,5 Grad ansteige, wie es innerhalb der nächsten 40 Jahren aufgrund des Klimawandels zu erwarten sei. Bei einer möglichen dauerhaften Wassererwärmung um zwei Grad sei der Effekt noch deutlicher. Während den untersuchten Korallen der Trainingseffekt in 75 Prozent der Hitzestress-Situationen genutzt habe, geschehe dies dann voraussichtlich nur noch bei 22 Prozent. Die Gefahr, dass Korallen bei vorübergehenden Hitze-Events abstürben, steige deutlich. Die derzeitige Korallenbleiche betrachtet Ainsworth mit Sorge. „Das schiere Ausmaß ist das Problem“, sagte sie. Riffe auf einer Länge von mehr als 1000 Kilometern seien betroffen. „Wenn die Korallen im Inneren einige Algen behalten, können sie sich regenerieren. Wir untersuchen gerade Proben.“ dpa E NACHRICHTEN F Mehr Frauen unter Lehrkräften An allgemeinbildenden Schulen arbeiten deutlich mehr Frauen als Männer als Lehrkräfte. Das teilt das Statistische Bundesamt mit. Fast drei Viertel der Lehrkräfte (72 Prozent) im Schuljahr 2014/2015 waren weiblich. Im Schuljahr 2004/2005 waren es noch 67 Prozent. Wie hoch der Frauenanteil an der Schule ist, hängt auch von der Schulart ab. An Grundschulen waren 89 Prozent der Lehrkräfte im Schuljahr 2014/2015 weiblich, an den Hauptschulen 63 Prozent und an den Gymnasien 58 Prozent. dpa Nützliche Parasiten: Würmer verhindern Darmentzündungen In unterentwickelten Ländern ist ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung mit Würmern infiziert. Auf bisher unbekannte Weise schützen die Parasiten ihren Wirt vor Morbus Crohn und anderen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die in den Industrieländern deutlich häufiger vorkommen. Amerikanische Mediziner haben jetzt herausgefunden, dass die Würmer die Zusammensetzung der Darmflora positiv beeinflussen. Wie Experimente mit Mäusen und Keimanalysen von infizierten Menschen vor und nach einer Wurmbehandlung ergaben, verändern die Parasiten die Keimzahlen zweier Gruppen von Darmbakterien. Die gesundheitsfördernde Verschiebung des Keimspektrums beruht darauf, dass die Wurminfektion das Immunsystem zur Produktion bestimmter Botenstoffe anregt, berichten die Forscher im Fachjournal „Science“. wsa Ganztags ist noch viel Luft nach oben Neue Studie: Vielfach mangelt es an der Qualität der Angebote – aber auch an der Quantität Von Anja Kühne Wie kommt es, dass Schülerinnen und Schüler, diein Ganztagsschulen an zusätzlichen Angeboten zum Lesen oder in den Naturwissenschaften teilgenommen haben, in anderthalb Jahren keine größeren Lernfortschritte machen als ihre Mitschüler, die nicht an solchen Angeboten teilnehmen – selbst wenn die Qualität dieser Angebote als hoch eingeschätzt wurde? Darüber rätseln die Forscher, die die „Studie zur Entwicklung der Ganztagsschule (StEG) durchführen, selbst. Vier pädagogische Institute sind beteiligt, darunter das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) und das Deutsche Jugendinstitut (DJI). Beim Leseverständnis könne sich niederschlagen, dass zusätzliche Leseangebote „signifikant“ stärker von Schülern wahrgenommen werden, die ohnehin starke Leser sind, sodass nur begrenzte Zuwächse zu erwarten sind. Vor allem gehen die Forscherinnen und Forscher aber davon aus, dass die mangelnden Leistungsfortschritte eben doch auf „Schwächen im didaktischen Konzept“ der Lehrkräfte zurückzuführen sind und/oder darauf, dass die Lehrkräfte ihre Angebote nicht gut genug mit dem Vormittagsunterricht verbinden. Und weil sich an den Angeboten am Nachmittag oft nur wenige Schüler beteiligten, könnten die Schulen wohl auch nur schwer „differenzierte Einzelangebote zur individuellen Förderung“ machen. Die von den Befragten als hochwertig eingestuften Nachmittagsangebote wären dann qualitativ doch noch deutlich zu verbessern. Die vom Bundesbildungsministerium geförderte StEG-Studie verfolgt die Entwicklung der Ganztagsschule in Deutschland seit dem Jahr 2005. Für die neuen Befunde wurden Schüler von 67 Grundschulen in zehn Bundesländern sowie Schüler von 66 Oberschulen getestet. Zusätzlich wurden die Schüler in Fragebögen und Interviews zu ihrer Wahrnehmung des Ganztagsangebots ihrer Schule befragt, ebenso ihre Lehrkräfte und Eltern. Auch besuchten die Forscher Nachmittagsangebote. „Schulen und Politik müssen eindeutige Qualitätsstandards aufstellen und verbindlich machen“, sagte Heinz Günter Holtappels vom Institut für Schülerentwicklungsforschung (IfS) am Donnerstag in Berlin. Bislang existierten für Ganztagsangebote weder Rahmencurricula noch Gestaltungsvorgaben. Jede Schule konzipiere Inhalte, Methoden und Gestaltungsmerkmale individuell. So gebe die Hälfte der Grundschulen es nicht einmal als ihr Ziel an, am Nachmittag zusätzliche fachliche Kompetenzen vermitteln zu wollen, sagte Holtappels. „Eine schlecht gemachte Ganztagsschule spricht aber nicht gegen das Konzept der Ganztagsschule.“ Ein schon früher publizierter Befund der „StEG“-Studie, wonach Schüler im Schnitt nach mehreren Jahren an der Ganztagsschule etwas bessere Noten bekommen, ist mit dem aktuellen Befund nicht hinfällig, erklärten die Wissenschaftler. Noten würden eben nicht allein den bloßen fachlichen Leistungszuwachs abbilden, sondern „auch die Motivation und das Engagement der Schülerinnen und Schüler spiegeln“. DieQualität des Angebots entscheidet– und nicht die bloße Teilnahme der Schüler am Nachmittagsprogramm, das betonten die Forscher immer wieder. Selbst Ganztags ist Musik drin. Eine Schülerin probt mit ihrer Schulklasse in einem Musikraum der WilhelmBracke-Gesamtschule in BraunFoto: Julian Stratenschulte/dpa schweig, die im Ganztagsbetrieb läuft. wenn fachliche Zuwächse am Nachmittag in den untersuchten Schulen noch nicht zu erkennen sind, können die Forscher aber mancherlei pädagogische Gewinne erkennen. „Die Kinder und Jugendlichen schätzen die Ganztagsangebote. Das trägt zu ihrem Schulerfolg bei“, sagte Christine Steiner vom Deutschen Jugendinstitut (DJI). So würden gerade Schüler mit Migrationshintergrund von einerkontinuierlichen Teilnahme an Angeboten, die auf das Sozialverhalten ausgerichtet sind, oder von Teamsportarten profitieren: Sie zeigten eine Entwicklung ihres „prosozialen Verhaltens“ – wenn die Qualität der von ihnen besuchten Angebote hoch war. Besonders Schüler mit Migrationshintergrund würden auch von hochwertigen Leseangeboten profitieren. Schüler im Realschulbildungsgang und wiederum besonders solche mit Migrationshintergrund, die in der Oberschule an fachlichen Zusatzkursen teilnahmen, entschieden sich häufiger dafür, das Abitur zumachen als Schüler, dienicht anZusatzangeboten teilgenommen hatten. In den Hauptschulbildungsgängen führten die Angebote dagegen nicht zu höheren Bildungsaspirationen, sondern zur „Stabilisierung der schulischen Leistungen zum Qualität der Angebote aus Sicht der Schülerinnen und Schüler Lesen Deutschförderung Medien Soziales Lernen Ich finde, meine Betreuerin/mein Betreuer … … geht auf unsere Vorschläge ein … möchte, dass wir unsere Antworten auch erklären können. Ich finde, im Angebot … … kommen wir immer sofort zur Sache. … habe ich die Möglichkeit, ein Thema eigenständig zu bearbeiten. … können wir eigene Erfahrungen und Beispiele aus dem Alltag einbringen. Ich finde, im Angebot … … meiner Betreuerin/meinem Betreuer kann ich vertrauen. Ich finde, meine Betreuerin/mein Betreuer … … schätzt meine Fähigkeiten. Zustimmungen 0 10 Quelle: StEG-S, Schülerbefragung 2013/14 (2. Erhebungswelle) 20 30 40 50 60 70 80 Erreichen des Schulabschlusses“. Qualitätsmängel sehen die Forscher nicht nur in der didaktischen Umsetzung, sondern bereits in der Quantität der Nachmittagsangebote. Zwar sei der Ausbau der Ganztagsschulen in den vergangenen zehn Jahren weit vorangeschritten, stellen sie fest. Gemäß der amtlichen Statistik sei schon jede zweite Schule in Deutschland eine Ganztagsschule, und an diesen Schulen nehme im Schnitt die Hälfte der Schüler am Ganztagsbetrieb teil. Aber die Vorstellungen davon, was eine Ganztagsschule ausmacht, hätten sich in den Bundesländern weit auseinanderentwickelt. Dabei scheint das Label „Ganztagsschule“ auf viele Angebote kaum zu passen. So sind zehn Prozent der Ganztagsschulen an weniger als an drei Tagen nachmittags geöffnet. Nur jede zweite Schule hat die Nachmittagsphase konzeptionell mit dem Unterricht verbunden. Die Möglichkeiten von Ganztagsschulen würden nicht ausgeschöpft, erklären die Forscher: „Es wäre tendenziell denkbar, dass Ganztagsschulen irgendwann auf ihre zusätzlichen Betreuungszeiten und die Lösung schulformspezifischer Probleme reduziert werden, sodass pädagogisch motivierte Ziel aus dem Blick geraten.“ Für Eltern würde es dann immer schwieriger zu erkennen, ob die Schule ihre Anforderungen erfüllt. Die Kultusminister sollten ihre einstigen Ziele überdenken und die Ganztagsschule präziser von „Halbtagsschulen mit erweiterter Betreuungsfunktion“ abgrenzen. 90 100% Der Erreger verursacht während der gesamten Schwangerschaft Gesundheitsprobleme ben grippeähnliche Symptome. Für Babys ist das Virus aber gefährlich. Die Ergebnisse der CDC-Forscher wurden im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Der Bericht beschreibt, dass es nicht den einen Beweis für den Zusammenhang gebe, sondern vielmehr eine Kette aus Beweisen verschiedener Studien sowie große Untersuchungen dazu geführt hätten. Weitere Forschungen seien dringend nötig. Schwangere sollten möglichst nicht in Gegenden mit Zika reisen. Wenn sie in einem Zika-Gebiet sind, sollten sie Moskitostichen unbedingt vorbeugen. Außerdem, so die CDC, sollten alle Paare in Zika-Gebieten eine sexuelle Übertragung mit geeigneten Mitteln verhindern. CDC-Direktor Tom Frieden sprach nun in den USA von einem Wendepunkt im Kampf gegen das Zika-Virus. Es blieben dennoch viele Fragen offen. Vor allem: Wie häufig löst eine Ansteckung mit dem Virus Mikrozephalie aus? Die amerikanischen Experten wiesen darauf hin, dass auch der Nachweis nicht bedeute, dass jede einzelne Zika-Infektion Ungeborenen tatsächlich schade. Frieden betonte: „Wie man während des jüngsten Ausbruchs von Zika sehen konnte, haben einige infizierte Frauen Kinder zur Welt gebracht, die gesund zu sein scheinen.“ Brasilien ist bisher mit Abstand am stärksten betroffen vom Zika-Virus, das in rund 50 Ländern aufgetaucht ist. Die Zahl der Infektionen wird allein dort auf über eine Million geschätzt. Die Zahl der bestätigten Mikrozephalie-Fälle ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums auf 1113 gestiegen, in 189 Fällen konnte das Virus bei den Müttern nachgewiesen werden. Auch brasilianische Forscher hat- Virusopfer. Seit Anfang 2015 hat sich das Zika-Virus in Südamerika stark ausgebreitet. Schwere Fehlbildungen des Schädels und des Gehirns sind die Folge. Foto: dpa Britische Unis gegen EU-Austritt Rektoren britischer Universitäten warnen im Vorfeld des EU-Referendums vor negativen Folgen für das Hochschulsystem, sollte Großbritannien tatsächlich aus der EU austreten. „Großbritannien hatkein Monopolauf Brillanz.Gute Lösungen finden heute nur die Teams, die die besten Wissenschaftler aus der ganzen Weltzusammenbringen.Die EU spielt dabei eine entscheidende Rolle“, sagte Michael Arthur, Präsident des University College London, dem „Guardian“. Forschungsprojekte, die in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern durchgeführt würden, hätten einen deutlich höheren Einfluss als diejenigen,die national beschränkt seien. Kein Land würde in der Wissenschaft so sehr von den EU-Programmen profitieren wie Großbritannien. Im „Guardian“ sprechen sich weitere Uni-Chefs für den Verbleib Großbritanniens in der EU aus. Steve Smith, Vizekanzler der University of Exeter, sagte, der Europäische Strukturfonds habe seiner Uni den Aufbau eines „Weltklasse-Campus“ ermöglicht. Dank von der EU finanzierter Forschungsprojekte seien in der Region zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen worden. Julia Goodfellow, Vizekanzlerin der University of Kent, sagte, allein an ihrer Uni hätten seit dem Jahr 2000 mehr als 6000 Studierende vom Erasmus-Programm profitiert, das den Austausch mit Hochschulen in ganz Europa ermöglicht. Ian Diamond, Vizekanzler der University of Aberdeen, wies darauf hin, dass dank der EU-Mitgliedschaft Wissenschaftler und Studierende aus anderen EU-Staaten sich weder um Visa noch Arbeitserlaubnis Gedanken machen müssten, wenn sie nach Aberdeen wechseln wollten: „Wir konnten so herausragende Wissenschaftler gewinnen – deren Forschungsergebnisse übrigens auch die lokale und nationale Wirtschaft ankurbeln.“ tiw ANZEIGE Wein Ihr zum Spargel Weißburgunder Weinbiet Der diesjährige Spargelwein präsentiert sich rund und elegant bei angenehm weicher Säure. Seine frischen Aromen erinnern an Apfel, Pfirsich und Birne. Ein idealer Begleiter zum Spargel, aber auch zu Fischgerichten oder knackigen Salaten. Herkunft: Deutschland/Pfalz Produzent: Weinbiet, 2015, 0,75 l, 12,5 % Preis pro Flasche: 5,90 € (7,87 €/Liter) Bestellnr. 12405 Preis inkl. MwSt. zzgl. 3,90 € Versand. 1 Flasche gratis – beim Kauf von 11 Flaschen. Bestellhotline (030) 290 21 - 520 www.tagesspiegel.de/shop — Meinung Tsp/Schmidt Forscher sicher: Zika löst Schädelfehlbildung aus Zika-Viren verursachen eindeutig die Schädelfehlbildung Mikrozephalie bei Ungeborenen. Diesen Schluss hat die amerikanische Seuchenbehörde CDC aus diversen Studien gezogen und am Mittwoch (Ortszeit) präsentiert. Der Zusammenhang war seit Monaten vermutet worden, einen Beweis gab es aber bislang nicht. Das tropische Virus hat sich in den vergangenen Monaten rasend schnell vor allem in Lateinamerika ausgebreitet. Mikrozephalie führt zu Entwicklungsverzögerungen und geistiger Behinderung. Die Babys infizierter Frauen kommen mit einem zu kleinen Kopf auf die Welt. Erst am Dienstag hatten die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) in Washington bekannt gegeben, das Virus sei viel gefährlicher als bislang angenommen. So verursache der Zika-Erreger während der gesamten Schwangerschaft Probleme – und nicht nur wie zunächst angenommen im ersten Trimester. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden seit dem Ausbruch in Lateinamerika bisher 37 Infektionen bei Reisenden aus Deutschland bekannt. „Nach unserer Kenntnis ist keine Schwangere darunter“, sagte RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher am Donnerstag in Berlin. Die tatsächliche Zahl der Ansteckungen könne höher liegen. Die meisten Infizierten erkranken gar nicht oder ha- 21 DER TAGESSPIEGEL ten Alarm geschlagen, dass der Erreger gefährlicher als vermutet sein könnte. So sagte der Zika-Forscher Stevens Rehen vom Instituto D’Or in Rio de Janeiro, es könne nicht nur vor, sondern auch nach der Geburt Effekte durch Zika geben. So könne durch die Schädigung von Nervenzellen Hör- und Sehverlust eintreten. Er verwies auch auf den auffälligen Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) in der Region. Die Lähmungskrankheit kann zum Tod führen. Hauptüberträger des Virus ist die Gelbfiebermücke Aedes aegypti. Die Art, die auch Dengue überträgt, ist auf 80 Prozent der Landesfläche Brasiliens aktiv, Zehntausende Soldaten beteiligen sich an der Eliminierung von Brutplätzen. Bisher gibt es keinen Impfstoff. Die Organisatoren der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) betonen, die Moskitos seien im südamerikanischen Winter kaum aktiv und die Zika-Gefahr daher gering. Bisher verläuft der Ticketverkauf insgesamt sehr schleppend. Befürchtet wird, dass vor allem weniger Touristen aus dem Ausland kommen könnten. Im Bundesstaat Rio de Janeiro gibt es seit Beginn der systematischen Erfassung im Oktober 35 bestätigte Fälle von Schädelfehlbildungen. Als Definition hierfür gilt ein Kopfumfang von höchstens 32 Zentimetern. dpa E CAMPUS F FU BERLIN Info-Abend zu Medizin und Gesundheitsstudiengängen Welche Voraussetzungen brauchen Abiturienten für ein Studium der Medizin, der Psychologie oder von anderen Gesundheitsstudiengängen? Welche Alternativen gibt es? Darüber informiert die Studienberatung der Freien Universität am kommenden Mittwoch (20. April). 18 bis 20 Uhr, Otto-von-Simson-Straße 26, Raum L 115. Tsp HU BERLIN Sprechstunde für Geflüchtete Wie kommen Geflüchtete an die Uni? Die Humboldt-Universität lädt geflüchtete Studieninteressierte am kommenden Dienstag (19. April) erneut zu einer Sprechstunde, um Fragen rund um den Studienzugang zu klären. Im Mittelpunkt steht die kostenfreie Gasthörerschaft, die die HU Geflüchteten anbietet. Die Sprechstunde findet auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Farsi statt. 13 bis 15 Uhr im Studierenden-Service-Center der HU, Unter den Linden 6. Tsp HU BERLIN Vortrag zum Phänomen der Zeit Was ist Zeit? Diese Frage versucht der norwegische Philosoph Truls Wyller bei einem Vortrag am Dienstag, den 19. April, an der Humboldt-Universität zu klären. Er will das Phänomen Zeit aus der Perspektive verschiedener Disziplinen, etwa Geschichte, Literatur, Philosophie und Physik, beleuchten. Ab 18 Uhr 15, Dorotheenstraße 24, Raum 3.134. Tsp 22 TAGESTIPPS D DER TAGESSPIEGEL NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 KUNST KAMMERMUSIK Foto: Promo SOUNDTRACK Foto: Uwe Arens Xiu Xiu Das Experimental-Pop-Projekt wurde von David Lynch für eine Retrospektive eingeladen, den legendären „Twin Peaks“-Soundtrack neu zu denken. Das Albtraumhafte tritt in der vielschichtigen Bearbeitung des Trios noch stärker an die Oberfläche. 21 Uhr, 24 Euro, Silent Green Gerichtstr. 35, Wedding Foto: Erwin Wurm, VG BILD-KUNST Bonn, 2016 Mandelring Quartett Für Schumanns berühmtes Klavierquintett ist Pianist Ian Fountain bei den Mandelringen (Foto) zu Gast, mit denen er auch die Berliner Erstaufführung des eigens für das Ensemble komponierten Quintetts „Hommage à Robert Schumann“ von Paul Engel gestaltet. 20 Uhr, 8-30 Euro Kammermusiksaal Herbert-v.-Karajan-Str. 1, Tiergarten Erwin Wurm: „Bei Mutti“ Der österreichische Bildhauer Erwin Wurm macht die Betrachter zum Bestandteil seiner Kunst. Die „One-Minute-Sculptures“, bei der die Museumsgäste in Interaktion mit Stühlen oder WC-Enten treten, sind legendär. Nun zeigt der Künstler erstmals auch Zeichnungen sowie jünst enstandene skulpturale Arbeiten. 10–18 Uhr, 8/5 Euro Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124–128, Kreuzberg ANZEIGE DER GROSSE RADIOEINS-SATIRE-SHOW-TALK FREIHEIT FÜR BÖHMERMANN! MIT FLORIAN SCHROEDER, IDIL BAYDAR, KLAUS STAECK, ARNULF RATING, LORENZ MAROLDT U.V.M. SONNTAG, 12 – 14 UHR IM TIPI AM KANZLERAMT UND VON 16 - 18 UHR AUF RADIOEINS B FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG B b-ware!, Tel. 63 41 31 15: Grüße aus Fukushima 11; Der Wert des Menschen 11; Das Tagebuch der Anne Frank 11; Tomorrow is always too long 12.30; 3D: Kung Fu Panda III 12.45; Trumbo 13.15; Silent Heart: Mein Leben gehört mir 14; Die Baumhauskönige 14.15; Suffragette - Taten statt Worte (OmU) 15.15; Gestrandet 15.30; 3D: Zoomania 15.45; Much Loved (OmU) 17; Mustang 17; The Revenant (OmU) 17.30; Spotlight 18.45; El clan (OmU) 18.45; Raum 20.15; Hail, Caesar! (OmU) 20.45; A War 21; 3D: Batman v Superman (OV) 22.15; The Hateful 8 (OmU) 22.30; The Forbidden Room (OmU) 23; Babylon, Tel. 61 60 96 93: A A War - Krigen (OmU) 17, 18.40, 21.40; Surffilmnacht: Uncharted Waters 21.15; B Freeheld: Jede Liebe ist gleich 16.30; Mustang (OmU) 19.30; fsk, Tel. 614 24 64: f 1 Akt - 4 Leben ein Akt 18; Wild 20.15, 22.15; f 2 Heart of a Dog (OmU) 18; Rabbi Wolff (Omdt+englU) 19.45; Ixcanul (OmU) 21.45; Intimes, Tel. 29 77 76 40: Grüße aus Fukushima 17.45; Silent Heart: Mein Leben gehört mir 20; Mein Ein, mein Alles 22.15; Moviemento, Tel. 692 47 85: M 1 Deine Schönheit ist nichts wert 10; Mustang (OmU) 12; Son of Saul (OmU) 14.15; Memories on Stone - Biraninen li ser keviri (OmU) 14.30, 16.45, 19; Im Strahl der Sonne (teilw.OmU) 21.15; Die dunkle Seite des Mondes 23.15; M 2 Der blaue Tiger 10.30; Der kleine Maulwurf (1963-1975) 12.30; Rico, Oskar und das Herzgebreche 14; Die Baumhauskönige 16.15; Nomaden des Himmels 18.15, 20.15; Mustang (OmU) 22.15; M 3 Die Baumhauskönige 10.15; Nomaden des Himmels 14.30; Nomaden des Himmels - Sutak (OmU) 16.30; Much Loved (OmU) 18.30, 20.45, 23; Regenbogen, Tel. 69 57 95 17: Landstück 20.30; Sputnik, Tel. 694 11 47: S 1 Zoomania 15.30; A War 17.15; Eddie the Eagle (OmU) 21.30; The Forbidden Room (OmU) 23.15; S 2 Pelo malo - Bad Hair (OmU) 15.30; Grüße aus Fukushima 17.15; Akt - 4 Leben ein Akt 19.15; Beti und Amare - Beti and Amare (OmU) 21; A War - Krigen (OmU) 22.45; Tilsiter, Tel. 426 81 29: T 1 Francofonia (OmU) 14; Hail, Caesar! 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Devre (TürkmdtU) 23; IL KINO, Tel. 81 89 88 99: No Land's Song (OmenglU) 16; Herbert (DFmenglU) 18; El clan - Verbrechen ist Familiensache (OmenglU) 20; Der Wert des Menschen - La loi du marche (OmenglU) 22; Mustang (OmenglU) 23.55; Neues Off, Tel. 62 70 95 50: Hail, Caesar! (OmU) 17.30, 20, 22.30; Passage, Tel. 68 23 70 18: P 1 Wild 15.30, 18.15, 20.30, 22.30; P 2 Spotlight (OmU) 17.45, 20.30; P 3 Ein Mann namens Ove 15.30, 17.15, 20; P 4 Colonia Dignidad 16.40; Hail, Caesar! 19; Mein Ein, mein Alles - Mon roi (OmU) 21.15; Rollberg, Tel. 62 70 46 45: R 1 The Jungle Book (OV) 16.30, 19, 21.30; R 2 The Jungle Book (OmU) 17.30, 20; R 3 Ein Mann namens Ove - En man som heter Ove (OmU) 18; Trumbo (OmU) 20.30; R 4 Raum - Room (OmU) 17.40; Zoomania Zootopia (OmU) 20.15; The Big Short (OmU) 22.30; R 5 Pelo malo - Bad Hair (OmU) 17; Un tango mas (OmU) 19.15; Rock the Kasbah (OmU) 21; UCI Gropius Passagen, Tel. 66 68 12 34: G 1 Batman v Superman 14.15, 16.50, 20; Kung Fu Panda III 14.20, 17.35; How to be Single 14.25, 17, 19.45, 23; Zoomania 14.40; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 14.45, 17.30, 19.45, 22.45; The Jungle Book 15; 3D: Zoomania 17.15; 3D: The Jungle Book 17.30, 20, 22.45; 10 Cloverfield Lane 20.15; Deadpool 20.15; Midnight Movie: Das Baumhaus: Betreten verboten 23; Sneak Preview 23; PANKOW B Blauer Stern, Tel. 47 61 18 98: B 1-2 3D: Zoomania 15.45; 3D: Kung Fu Panda III 15.45; Ein Mann namens Ove 18, 20.15; Birnenkuchen mit Lavendel 18, 20.15; BrotfabrikKino, Tel. 471 40 01: Lots Weib 18; Beti und Amare (OmU) 20; The Forbidden Room (OmU) 21.45; FT am Friedrichshain, Tel. 42 84 51 88: F 1 Mustang 14.45; Rabbi Wolff 17; achtung berlin: Angry Indian Goddesses - 7 Göttinnen (OmU) 19.15; achtung berlin: Der Nachtmahr (OmenglU) 21.30; F 2 The Jungle Book 15, 17.30, 20.30, 22.30; F 3 Birnenkuchen mit Lavendel 15.30, 17.50, 20.10; Eddie the Eagle 23; F 4 Wild 15.30, 17.45, 20, 22.15; F 5 Zoomania 16.30; achtung berlin - new berlin film award: Liebmann (OmenglU) 19; achtung berlin, Wettbewerb: Kurzfilmprogramm I (OmenglU) 21.15; Kino in der Kulturbrauerei, Tel. 04 51/703 02 00: K 1-8 Kung Fu Panda III 13.40; 3D: Zoomania 13.40, 16; The Jungle Book 14.15; 3D: The Jungle Book 14.15, 17, 19.40, 22.45; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 14.15; Ein Mann namens Ove 14.30, 17.15, 20, 22.40; Eddie the Eagle 14.45; Zoomania 14.45; A War 15.45, 20.10; Unter dem Sand: Das Versprechen der Freiheit 17.15; The Lady in the Van 17.20, 19.50; Mein Ein, mein Alles 17.20; Birnenkuchen mit Lavendel 17.20, 20.20; Un tango mas (OmU) 18.20; Freeheld: Jede Liebe ist gleich 18.25; Spotlight 19.40, 22.30; 3D: Batman v Superman 19.55, 23; Wild 20.45, 22.55; Colonia Dignidad 22.15; Raum 22.20; Hail, Caesar! 22.45; Krokodil, Tel. 44 04 92 98: Landstück 18; Nomaden des Himmels - Sutak (OmU) 20.15; Akt - 4 Leben ein Akt 21.45; Toni, Tel. 92 79 12 00: Toni Birnenkuchen mit Lavendel 15.30, 17.30; Raum 20; Tonino Die Baumhauskönige 15.45; Rabbi Wolff 18, 20; UCI Colosseum, Tel. 44 01 92 00: C 1 Batman v Superman 14.15, 16.50, 20.15; Ein Mann namens Ove 14.30, 17.15, 19.45; The Jungle Book 14.30; How to be Single 14.30, 17.15, 20, 22.45; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 14.30, 17.15, 20; Zoomania 14.30, 17; Robinson Crusoe 14.45; Kung Fu Panda III 15, 17.40; 3D: The Jungle Book 15.15, 17.15, 20, 22.45; Eddie the Eagle 15.15; Dirty Grandpa 17.15; 10 Cloverfield Lane 17.30, 20, 22.45; Der geilste Tag 17.45; Spotlight 19.45; Hardcore 20, 22.30; Deadpool 20.15; 3D: Batman v Superman 22.30; The Revenant 22.30; Die Bestimmung: Allegiant 22.45; Midnight Movie: Das Baumhaus: Betreten verboten 23; Sneak Preview 23; REINICKENDORF B Cineplex, Tel. 01 80/505 02 11: K 1-5 The Jungle Book 10, 12.25, 14.30, 17.10; Feuerwehrmann Sam - Helden im Sturm 10; Kung Fu Panda III 10, 12, 14.40; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 10, 12.10; Zoomania 10, 13.55, 16.40; 3D: Zoomania 11.30; 3D: Kung Fu Panda III 12.20; Batman v Superman 14.10, 19.30, 22.30; 3D: The Jungle Book 14.45, 17.20, 20, 22.45; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 17.10, 20, 22.40; How to be Single 17.30, 19.50, 22.55; Eddie the Eagle 20.10; Deadpool 22.50; Kulturhaus Spandau, Tel. 333 60 81: Südafrika - Der Kinofilm 13.45; Das Tagebuch der Anne Frank 15.45; Bach in Brazil 18.15; Birnenkuchen mit Lavendel 20.15; STEGLITZ-ZEHLENDORF B Adria, Tel. 01 80/505 07 11: Ein Mann namens Ove 15, 17.45, 20.25, 23; Bali, Tel. 811 46 78: Robinson Crusoe 16; Mustang 20.30; Capitol, Tel. 831 64 17: Birnenkuchen mit Lavendel 16, 20.30; Ein letzter Tango 18.30; Cineplex Titania, Tel. 01 80/505 05 20: T 1-7 The Jungle Book 10, 12.20, 14.40, 17.20; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 10, 12.30; Alvin und die Chipmunks IV: Road Chip 10; Zoomania 10, 12.05, 15, 17.40; Feuerwehrmann Sam - Helden im Sturm 10; Kung Fu Panda III 10, 11.40, 15.10, 17.40; 3D: The Jungle Book 12.05, 14.15, 17, 19.45, 22.50; Robinson Crusoe 12.15; 3D: Zoomania 12.15, 14.30, 20; Batman v Superman 14.30, 17.20, 20.40, 22.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 14.35, 17.10, 20.15, 22.50; How to be Single 17.50, 20, 23.10; 10 Cloverfield Lane 20.15; Eddie the Eagle 20.30; Der geilste Tag 22.50; Freeheld: Jede Liebe ist gleich 23; Thalia, Tel. 774 34 40: T 1 The Jungle Book 15.45; 3D: The Jungle Book 15.45, 18.15, 20.30; Kung Fu Panda III 15.45; 3D: Zoomania 15.45; How to be Single 18, 20.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 18, 20.30; Eddie the Eagle 18.15; 10 Cloverfield Lane 20.30; TEMPELHOF-SCHÖNEBERG B Cinema Walther-Schreiber-Platz, Tel. 852 30 04: The Lady in the Van 15.40, 20.30; Birnenkuchen mit Lavendel 18.10; Cosima, Tel. 85 07 58 02: Das brandneue Testament 18; Birnenkuchen mit Lavendel 20.15; Odeon, Tel. 78 70 40 19: The Jungle Book (OmU) 15.40, 18, 20.30; Urania, Tel. 218 90 91: Suffragette 16.30, 19; Xenon, Tel. 78 00 15 30: Heart of a Dog (OmU) 18.15; Rabbi Wolff 20.15; TREPTOW-KÖPENICK B Astra, Tel. 636 16 50: A 1-5 Batman v Superman 14; The Jungle Book 15, 17.30; 3D: The Jungle Book 15, 17.30, 20, 22.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 15, 17.30, 20; Zoomania 15; 3D: Batman v Superman 17, 20.15; How to be Single 17.30, 20, 22.30; Hardcore 20.15, 22.30; 10 Cloverfield Lane 22.30; Casablanca, Tel. 677 57 52: Unsere Wildnis 16.15; My Big Fat Greek Wedding II 18.15; Bach in Brazil 20.30; CineStar Treptower Park, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: The Jungle Book 14.10, 16.50, 19.40, 22.30; C 2 3D: Batman v Superman 13.55; 3D: Kung Fu Panda III 17.20; 3D: Zoomania 19.50; How to be Single 22.45; C 3 3D: Star Wars: Episode VII: Das Erwachen der Macht 14.10; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 17.15; 10 Cloverfield Lane 20.10, 22.55; C 4 Dirty Grandpa 14.25; 3D: Zoomania 17.05; London Has Fallen 20; 3D: Batman v Superman 22.35; C 5 The Jungle Book 13.50; 3D: Batman v Superman 16.30, 20; C 6 Zoomania 14.40, 17.30; Hardcore 20.20, 22.50; C 7 3D: Zoomania 14.20; The Jungle Book 17.10; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 19.45; IP Man III 22.40; C 8 How to be Single 14.30; Der geilste Tag 17.25; Deadpool 20.15, 23; C 9 Kung Fu Panda III 14.05; How to be Single 16.40, 19.35; The Revenant 22.20; Spreehöfe, Tel. 538 95 90: K 1 Kung Fu Panda III 15; Zoomania 15; 3D: The Jungle Book 15.15, 17.45, 20.30; 3D: Zoomania 15.15; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 15.30; 3D: Batman v Superman 17, 20; Eddie the Eagle 17.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 17.45, 20.15; How to be Single 18, 20.30; Fritz Lang 20; Union, Tel. 65 01 31 41: Hände weg von Mississippi 10.30; 3D: The Jungle Book 15, 17.30, 20, 22.30; 3D: The Jungle Book 15; Unter dem Sand: Das Versprechen der Freiheit 15.15, 20.45; The Danish Girl 15.30; The Jungle Book 17.45; Spotlight 18; Fritz Lang 20.30; 3D: The Jungle Book (OV) 23. Alle Angaben ohne Gewähr D Acker Stadt Palast, Mitte, Ackerstr. 169, 콯441 00 09, The Time Left, Susanne Soldan, Anna-Luella Zahne u. a., Regie: Clara Calero, Musiktanztheater, 20 Uhr, Premiere Deutsches Theater, Mitte, Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25, Das weite Land, von A. Schnitzler, Regie: Jette Steckel, 19.30 Uhr Deutsches Theater Kammerspiele, Mitte, Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25, Geschichten von hier I: Glaube Liebe Hoffnung, Regie: Frank Abt, Box, 19.30 Uhr D KLASSIK alte feuerwache - studiobühne, Friedrichshain, Marchlewskistr. 6, 콯 36 44 44 66, Viva Verdi Viva, Hauptstadtoper, Operngala, 19.30 Uhr, Premiere Deutsche Oper, Charlottenburg, Bismarckstr. 34-37, 콯 343 84 343, Romeo und Julia, von Serge Prokofieff, Staatsballett Berlin, Choreogr.: John Cranko, 19.30 Uhr Komische Oper, Mitte, Behrenstr. 55-57, 콯47 99 74 00, Don Giovanni, von Mozart, Regie: Herbert Fritsch, 19.30 Uhr Columbia Theater, Tempelhof, Columbiadamm 9-11, Me and My Drummer (Indiepop), 21 Uhr Kantine am Berghain, Friedrichshain, Rüdersdorfer Str. 70, Kometenmelodien: Nao / Demo Taped, 21 Uhr Musik & Frieden, Kreuzberg, Falckensteinstr. 48, Leo Stannard (Singer-Songwriter), Wrongkong (Elektro-Pop), 19 Uhr PBHFClub, Friedrichshain, Str. der Pariser Kommune 8, Lake Street Dive (Indiepop, Jazz), 20 Uhr HEINER CAROW RETRO B CineStar Tegel, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: The Huntsman & The Ice Queen 13.45, 17.40, 20.20, 22.50; 3D: Batman v Superman 13.50, 16.45, 19.40, 22.10; How to be Single 14, 17.05, 19.40, 22.55; 3D: Kung Fu Panda III 14, 17.15; Die Bestimmung: Allegiant 14.10; 3D: Zoomania 14.15, 16.55; 3D: The Jungle Book 14.30, 17.20, 20.05, 23.05; Zoomania 15; The Jungle Book 15, 17.40; The Lady in the Van 16.35, 19.30; Der geilste Tag 16.40; Eddie the Eagle 19.30; 10 Cloverfield Lane 19.55, 23.15; Hardcore 20.25, 23.20; London Has Fallen 20.30; IP Man III 22.20; Preview: Visions 22.30; 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi 22.40; SPANDAU THEATER TERMINE Foto: DEFA Stiftung / Norbert Kuhröber CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF Astor, Tel. 883 85 51: Ein Mann namens Ove 14.45, 17.30, 20.15; London Has Fallen 23; Bundesplatz, Tel. 85 40 60 85: achtung berlin - new berlin film award: Playgirl - Berlin ist eine Sünde wert 18; Familie zu vermieten Une famille a louer (OmU) 20.30; Cinema Paris, Tel. 881 31 19: Birnenkuchen mit Lavendel 15.30, 18, 20.30; Delphi, Tel. 312 10 26: Ein Mann namens Ove 15, 17.45, 20.30; Eva, Tel. 92 25 53 05: Freeheld: Jede Liebe ist gleich 15.30;Un tango mas (OmU) 18; Raum 20.15; Filmkunst 66, Tel. 882 17 53: F 1 The Lady in the Van 17.30, 20; Spotlight 22.15; F 2 Ein letzter Tango(OmU) 17; Nomaden des Himmels 18.45; Trumbo 20.15; Freeheld: Jede Liebe ist gleich 22.30; Kant, Tel. 319 98 66: K 1 The Jungle Book 15.30, 18, 20.30; K 2 Wild 15.45, 18.20, 20.30; Zoomania 16; K 3 Grüße aus Fukushima 16.15; Lolo 18.40; Hail, Caesar! 21; K 4 Bach in Brazil 18; Mein Ein, mein Alles 20; K 5 Rabbi Wolff 15.15; Raum 17.30; Mustang 20; Zoo Palast, Tel. 018 05/22 29 66: Z 1 3D: The Jungle Book 14.30, 17.15, 20, 22.45; Z 2 The Jungle Book 15.20; How to be Single 18, 20.40, 23.15; Z 3 How to be Single 14.30; 3D: Batman v Superman 17; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 20.20, 23; Z 4 Zoomania 14.15; 3D: Zoomania 16.50; The Revenant 19.30; Batman v Superman 22.50; Z 5 3D: Kung Fu Panda III 14.30; 3D: The Huntsman & The Ice Queen 16.50; 3D: Batman v Superman 19.30, 22.50; Z A Der geilste Tag 14.50; Spotlight 17.20; Eddie the Eagle 20.15; 10 Cloverfield Lane 22.45; Z B My Big Fat Greek Wedding II 15.30; The Jungle Book 17.45; The Jungle Book (OV) 20.20, 22.50; KINOPROGRAMM HAU 3, Kreuzberg, Tempelhofer Ufer 10, 콯25 90 04 27, Antony and Cleopatra, von Tiago Rodrigues nach Shakespeare, 19 Uhr Komödie am Ku’damm, Charlottenburg, Kurfürstendamm 206, 콯 88 59 11 88, Die Glasmenagerie, von Tennessee Williams, Regie: Katharina Thalbach, 20 Uhr Maxim Gorki Theater, Mitte, Am Festungsgraben 2, 콯 20 22 11 15, Meteoriten, von Sasha Marianna Salzmann, Regie: Hakan Savas Mican, 19.30 Uhr, Premiere Fluchtwege, Gorki X - Golden Gorkis, Studio R, 20.30 Uhr Schaubude, Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 81-84, 콯 423 43 14, 3 Akte - Das stumme Lied vom Eigensinn, Figurentheater Antje Töpfer (Stuttgart), 20 Uhr, Premiere Schaubühne, Wilmersdorf, Kurfürstendamm 153, 콯 89 00 23, F.I.N.D. - Festival Internationale Neue Dramatik: Natura e origine della mente, von Romeo Castellucci, Saal B, 19, 21.30 Uhr The Flick, von Annie Baker, 20 Uhr Sophiensaele, Mitte, Sophienstr. 18, 콯283 52 66, Performing Back, Simone Dede Ayivi, Hochzeitssaal, 20 Uhr Theaterdiscounter, Mitte, Klosterstr. 44, 콯28 09 30 62, Spam, von Rafael Spregelburd, Regie: Marie Bues, 20 Uhr Theaterforum Kreuzberg, Eisenbahnstr. 21, 콯 70 07 17 10, The other door / What’s wrong, why not?, Gastspiel Moveo Dance Company, Malta, Choreogr.: Dorian Mallia, 20 Uhr Theater Größenwahn - Deutsch-Jüdische Bühne Bimah, Wilmersdorf, Meinekestr. 24, 콯251 10 96, Marlene Dietrich im Café Größenwahn, von Dan Lahav, 20.30 Uhr Vierte Welt, Kreuzberg, Adalbertstr. 96, 콯0157/88 44 09 41, Im toten Winkel # 4: Pandoras Töchter, Boyan Manchev, Mariel Jana Supka u. a., Regie: Dirk Cieslak, 20 Uhr, Premiere Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz, 콯240 65-777, Locus Solus, nach Raymond Roussel, 19 Uhr Dancing About, Gob Squad, Tanzstück, Roter Salon, 21 Uhr SHOW D Bar jeder Vernunft, Wilmersdorf, Schaperstr. 24, 콯 883 15 82, Pigor & Eichhorn scheitern. Berlin-Spezial, Musikkabarett, 20 Uhr Charlottchen, Charlottenburg, Droysenstr. 1, 콯324 47 17, Männer und Frauen - wir schaffen das!, Schall & Rauch, 20.30 Uhr Neuköllner Oper, Neukölln, Karl-MarxStr. 131-133, 콯 68 89 07 77, Die Wilde Bühne, Gastspiel Ensemble Zwockhaus, Studio, 20 Uhr Wühlmäuse, Charlottenburg, Pommernallee 2-4, 콯 30 67 30 11, Entscheidet euch!, Florian Schroeder, 20 Uhr Foto: Hans Praefke LESUNG Tom Schulz Nach seinen Wanderungen durch Brandenburg zog es den Lyriker für „Das Wunder von Sadagora“ ostwärts bis in die Ukraine. 20 Uhr, Eintritt frei ORi Café-Galerie Friedelstr. 8, Neukölln Staatsoper im Schiller Theater, Charlottenburg, Bismarckstr. 110, 콯 20 35 45 55, Die Zauberflöte, von W.A. Mozart, Regie: August Everding, 19 Uhr stilwerk, Charlottenburg, Kantstr. 17, 콯31 51 50, C. Bechstein Klavierabend: Luisa Splett (Piano), Werke von Skrjabin, Frey, Schubert, Schubert/Liszt, 20 Uhr ROCK - POP - JAZZ D Berghain, Friedrichshain, Am Wriezener Bahnhof, Finest Friday: Lars Bartkuhn (live), Jay Daniel, Lakuti, Mark Grusane, Tama Sumo, Panorama Bar, 23.59 Uhr Gretchen, Kreuzberg, Obentrautstr. 19-21, 콯25 92 27 02, Future Beats: Hannah Faith, Tommy Kruise, Delfonic, Soulmind, 23.30 Uhr Horns & Hooves, Prenzlauer Berg, Danziger Str. 1, Italo Disco Grand Prix presents: Digitalist, Petersmann, 23.30 Uhr Privatclub, Kreuzberg, Skalitzer Str. 85-86, 콯61 67 59 62, Escalators - Cheap & Cheerful: Olof Lundgren + Mr. America (Electronic Pop / HipHop / Indietronic / Disco), 23 Uhr D D Admiralspalast, Mitte, Friedrichstr. 101-102, 콯22 50 7000, Eine Nacht in Berlin: Max Raabe & Palast Orchester, 20 Uhr A Trane, Charlottenburg, Bleibtreustr. 1, 콯313 25 50, April In Berlin: Gary Wiggins feat. Sam Leigh-Brown (Soul, R&B), 21 Uhr Badenscher Hof Jazzclub, Wilmersdorf, Badensche Str. 29, 콯 861 00 80, Ray Blue’s Berlin Tenor Summit feat. Fuasi Abdul Khaliq & Herbie Hart (sax), 21 Uhr Ballhaus Berlin, Mitte, Chausseestr. 102, 콯282 75 75, Smith&Smart, 21 Uhr Buchbox!, Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 33, Die irrtümlichen Abenteuer des Herrn Godot, Marion Brasch, multimediale Lesung mit Hörspiel und Illustrationen, 20 Uhr Humboldt-Bibliothek, Tegel, Karolinenstr. 19, 콯 43 73 68-0, Die stille Wut der Tante, Isabella Bach, Berlin-Krimi, 19.30 Uhr Literaturforum im Brecht-Haus, Mitte, Chausseestr. 125, 콯 282 20 03, Zur Poesie des PoeDu - Dichter lesen sich und falknern federlesend, Daniel Falb, Steffen Popp, Daniela Danz, Marion Poschmann, 20 Uhr orientalisches Obergewand Idol rote Filzkappe D KINDER Privatclub, Kreuzberg, Skalitzer Str. 85-86, 콯61 67 59 62, Gabriel Rios (Pop) / Marion Fiedler, 20 Uhr Quasimodo, Charlottenburg, Kantstr. 12a, 콯318 04 56 70, Henrik Freischlader Trio (Blues, Rock), 22 Uhr Theater am Ku’damm, Charlottenburg, Kurfürstendamm 206, 콯 88 59 11 88, Broadway: Götz Alsmann (Jazz), 20 Uhr LITERATUR D Berlin entdecken, 콯 0179/748 72 25, Gauner, Künster und Ganoven, Treff: Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 14 Uhr Nikolaikirche, Mitte, Nikolaikirchpl., 콯24 00 21 74, Einblicke in die Nikolaikirche, 16 Uhr Sonderweg-Berlin Stadtführungen, 콯0152/340 40 649, Die Karl-Marx-Allee Magistrale des Ostens, Treff: U-Bhf. Samariterstraße (U5), Frankfurter Allee / Ecke Proskauer Str. (Anm. erf.), 13 Uhr 21 Uhr, 5 Euro Zeughauskino Unter den Linden 2 PARTY Bibliothek der Freien im Haus der Demokratie und Menschenrechte, Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 4, 콯 313 34 33, Freie Software - , Elisabeth Meyer-Renschhausen, mit Diskussion, 2. Hof, Raum 1102, 19 Uhr Hamburger Bahnhof / Museum für Gegenwart Berlin, Tiergarten, Invalidenstr. 50-51, 콯39 78 34 11, Akademie - Gesprächsreihe: Was heißt hier minimal? Von Dan Flavin bis Carl Andre, Markus Strieder, 16 Uhr Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz, 콯240 65-777, Wohin mit dem Hass?, Gespräch mit Heinz Bude, Christoph Menke, Ethel Matala u. a., 21 Uhr FÜHRUNGEN So viele Träume Mit „Die Legende von Paul und Paula“ und „Coming Out“ schuf er zwei der berühmtesten Defa-Spielfilme: Heiner Carow (1929–1997), dem das Zeughauskino bis Mittwoch eine Werkschau widmet. Darin zu sehen auch dieses Drama von 1986 um zwei einander fremde Frauen, die sich in einem Zug begegnen. Sie erkennen: Die eine ist die Tochter der anderen, die das Kind vor Jahrzehnten bei ihrem Mann zurückgelassen hatte. Mit Jutta Wachowiak und Dagmar Manzel. Konzerthaus Berlin, Mitte, Gendarmenmarkt, 콯203 09 21 01, Kammermusik des Konzerthausorchesters: Sayako Kusaka (Violine), Taneli Turunen (Violoncello), Elisaveta Blumina (Klavier), Werke von Haydn, Webern, Kreisler, Schubert, Kl. Saal, 20 Uhr Schwartzsche Villa, Steglitz, Grunewaldstr. 55, 콯 0152/53 86 35 10, à la française - Französische Kammermusik: Sabina Matthus-Bébié (Klarinette), Frank-Immo Zichner (Klavier), Werke von Poulenc, Saint-Saëns, Widor, Debussy, Hahn, Milhaud, 19.30 Uhr D VORTRÄGE Gedankenweg (ugs.) Hans Wurst Nachfahren, Schöneberg, Gleditschstr. 5, 콯 216 79 25, Schneewittchen (ab 4 Jahre), 10 Uhr MACHmit! Museum für Kinder, Prenzlauer Berg, Senefelderstr. 5, 콯74 77 82 00, GlücksFuchs aus Filz, 14 Uhr Schaubude, Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 81-84, 콯 423 43 14, Schlupf - Eine Entdeckungsreise (ab 3 Jahre), theaterCoLaborativ, 10 Uhr, Voraufführung Theater Adlershof, Adlershof, Moritz-Seeler-Str. 1, 콯23 93 45 79, Die drei kleinen Schweinchen (ab 3 Jahre), 10 Uhr Theater an der Parkaue, Lichtenberg, Parkaue 29, 콯 55 77 52 52, Bettina bummelt (ab 5 Jahre), von Elisabeth Shaw, 10 Uhr D KUNST Berlinische Galerie, Kreuzberg, Alte Jakobstr. 124-128, 콯 78 90 26 00, Erwin Wurm. Bei Mutti, 10-18 Uhr Visionäre der Moderne, Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch, 10-18 Uhr Blond & Blond Contemporary, Mitte, Gartenstr. 114, Let’s Face it!, Brigitta Loch, Malerei, 14-19 Uhr Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V., Kreuzberg, Stresemannstr. 28, 콯 25 99 37 87, Protestival: Nuclear, Democracy and Beyond, Ryûichi Hirokawa, Kenji Higuchi, Fotografie, Ausweis erf., 12-18 Uhr Jugend Museum Schöneberg, Hauptstr. 40-42, 콯 9 02 77 61 63, All Included - Die Werkschau, Museum & Schule gemeinsam für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt: Objekte, Fotoserien, Trickfilme u. a., 9-14 Uhr nGbK, Kreuzberg, Oranienstr. 25, 콯616 51 30, Father Figures Are Hard to Find, 12-20 Uhr Polnisches Institut Berlin, Mitte, Burgstr. 27, 콯 24 75 81 17, Phantom Power, Konrad Smolenski, Objekt zwischen Installation, Performance und Situation, 10-18 Uhr SomoS, Kreuzberg, Kottbusser Damm 95, 콯0172/311 84 31, Phantomatic / Nowhere to Be Seen, Pauline Alioua, Fotografie, Buchpräsentation, 14-19 Uhr Verein Berliner Künstler, Tiergarten, Schöneberger Ufer 57, 콯 261 23 99, Decembristerne, Ole Broager, Ellen Hyllemose, Henrik Menné u. a., Skulpturen, Fotografie, Malerei, 15-19 Uhr medizinische Injektion kurz für: an das Gezeitenstrom griech. munter, Göttin der Zwie- aktiv tracht Truthahn Westeuropäer widerwärtig am Tagesende rund, circa einfallsreich Wappentier Gegenbehauptung spaßhafter Unfug erhöhter Teil der Burg chem. Zeichen für Selen D DEIKE-PRESS-1207-94 R O M S E L L U I A N I G Z E I T L O S T O G A E A N T E S A U G E R A B B A M E I S S C H E E N E L N T E N T MEDIEN Funke Mediengruppe spendet an CDU Unterstützung auch für andere politische Parteien Die Funke Mediengruppe hat die CDU im Jahr 2014 mit insgesamt 15 000 Euro unterstützt. Dies bestätigte Konzernsprecher Tobias Korenke auf Tagesspiegel-Anfrage. Danach hat die Essener Mediengruppe, die unter anderem die Tageszeitungen „WAZ“, „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ verlegt, „an verschiedene lokale Verbände der CDU“ Spenden bezahlt. Auch lokale Einheiten anderer demokratischen Parteien seien im Jahr 2014 unterstützt worden. „Intention ist die Stärkung der demokratischen politischen Kultur auf lokaler Ebene“, sagte Korenke. Zur Dimension meinte der Sprecher, die Funke Mediengruppe unterstütze caritative Einrichtungen, kulturelle Institutionen und im geringen Umfang auch demokratische politische Parteien. Ob diese parteipolitische Spendenpraxis auch 2015 fortgesetzt worden sei, respektive in diesem Jahr fortgesetzt werde, dazu machte Korenke keine Angaben. jbh E F NACHRICHT Polnischer Preis für Tagesspiegel-Filmredakteur Jan Schulz-Ojala, langjähriger Filmredakteur dieser Zeitung, wird vom Polnischen Institut Berlin für seine Artikel über Polen unddie „polnische Filmlandschaft“ ausgezeichnet. Seine Texte bewiesen einen „ganz besonderen Blick“ auf polnische Filme und hohe „Sensibilität für die jüngste europäische Geschichte“, heißt es in der Begründung des Instituts. Der Preis wird ihm am 20. April am Eröffnungsabend des Festivals „filmPolska“ im Kino Babylon Mitte verliehen. Tsp ARD will nicht in Istanbul drehen Wegen Sicherheitsbedenken will die ARD den nächsten Krimi aus der Reihe „Mordkommission Istanbul“ nicht in Istanbul produzieren. „Nach den Anschlägen in Istanbul und Ankara sind wir gemeinsam mit der Produktionsfirma Ziegler Film gerade dabei, alternative Drehorte zu prüfen“, sagte eine Sprecherin der ARD-Filmtochter Degeto. jbh ARD D ZDF Clash der Codes Der Fall Böhmermann bietet einen Konflikt, auf den die Gesellschaft nicht vorbereitet ist: die Kontextkrise Von Bernhard Pörksen Was hat Jan Böhmermann, der Spieler und Medienkünstler, eigentlich gemacht? Er hat mit seiner Attacke auf den türkischen Staatspräsidenten Erdogan, seinem Trommelfeuer der Beleidigungen im Kontext einer Satiresendung eine Zwitterform erschaffen, die man Schmähsatire nennen könnte. Entstanden ist ein Hybrid, das seine aggressiv schillernde Kraft aus zwei einander dementierenden Sprechakten gewinnt. Auf der Metaebene der Kommunikation sagt Böhmerman, dass er jetzt gleich – zwinker, zwinker – eine Art Didaktik-Sendung zur Unterscheidung von Satire und Schmähkritik präsentieren werde. Er macht diese Ankündigung im Kontext einer Vorgeschichte, die darin besteht, dass Erdogan die Löschung einer Satiresendung verlangt hat und dass die Bundesregierung die aus diesem Grund erfolgte Einbestellung des Botschafters in Ankara auf kuriose Weise heruntergespielt und in einer verdruckst-opportunistischen Formulierung zu einer „schärferen Form der Terminvereinbarung“ verniedlicht hat. Was darf man in Deutschland sagen? Und wie bedeutsam sind die Empfindlichkeiten eines türkischen Staatspräsidenten, der in seinem Land die Pressefreiheit mit Füßen tritt, mit dem sich jedoch Bundesregierung und EU zur Lösung der Flüchtlingskrise in eine gefährliche Notgemeinschaft hineinbegeben haben? Das war die Ausgangsfrage, als Böhmermann, noch immer metakommunikativ unterwegs, in seiner Sendung meinte, doch nun mal endlich ein klares Beispiel liefern zu müssen, um den Menschen – zwinker, zwinker – eines ein für alle Mal klarzumachen: Das darf man in Deutschland sagen (Satire). Und so darf man sich nun wirklich absolut nicht äußern (Schmähkritik). Was dann auf der Inhaltsebene folgte, war eine ziemlich lupenreine Schmähkritik in Gestalt eines beleidigenden Gedichts, wie auch Böhmermann nicht müde wurde zu betonen – ein Sammelsurium von zusammengestoppelten Beschimpfungen, die vermutlich niemand so richtig witzig finden kann und zur lyrischen Großtat hochjubeln sollte. Die kommunikationsanalytisch (und juristisch) interessante Frage ist jedoch: Wie verhalten sich situativer Kontext, Metaebene und Inhaltsebene zueinander? Hat die konkrete Situation die satirisch-schmähende Intervention eines D RTL Welchen Böhmermann hätten’s denn gerne? Den Satiriker auf der der Metaebene oder Fotos: ZDF (2) den Schmähkritiker auf der Inhaltsebene? zeitdiagnostisch sensiblen Fernsehmachers geradezu herausgefordert? Bestimmt die metakommunikative Selbsteinordnung – Vorsicht, Schmähkritik! – die Bedeutung auf der Inhaltsebene? Oder aber ist die eigentliche, dann aber mehr oder minder kontextfrei betrachtete Inhaltsebene der tatsächlich verletzenden Beleidigungen entscheidend? In dieser Frage haben sich die Publizisten des Landes lustvoll und sehr unterschiedlich positioniert. Es gibt diejenigen, die vor allem auf die Metaebene blicken, im Extremfall hier einen satirischen Geniestreich vermuten. Und es gibt diejenigen, für die die Inhaltsebene die Gesamtkomposition bestimmt und die vor allem die Beleidigung erkennen. Schließlich fühlen sich wieder andere von den Inhalten abgestoßen, aber halten die Gesamtkomposition des satirischschmähenden Zwitters für erkenntnisträchtig und letztlich nicht für strafwürdig, weil der situative und der metakommunikative Rahmen den beleidigenden Inhalt überformt. Das hieße dann: Formal ist das alles gelungen, inhaltlich jedoch nicht, was allerdings – paradox genug – geradezu die unbedingte Voraussetzung des Kompositionserfolges in der Gesamtbetrachtung ist. In jedem Fall gilt inzwischen: „Sage mir, was du von Böhmermann hältst, und ich sage dir, welche Auffassung du von Satire, Schmähkritik, von Kunst- oder Satirefreiheit vertrittst!" Nur: Niemand, der jetzt schreibt, Petitionen aufsetzt, neue Satiren produziert, D 5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Sturm der Liebe 10.44 Tagesschau 10.45 Gefragt - Gejagt 11.35 Giraffe, Erdmännchen & Co. 12.00 Tagesschau 12.15 ARD-Buffet 13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Nashorn, Zebra & Co.Tiergeschichten aus dem Tierpark Hellabrunn 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant. Boulevardmagazin 18.00 Wer weiß denn sowas? Mitwirkende: Martin Kaymer, Andreas Wolff 18.50 Wer weiß denn sowas? Mitwirkende: Motsi Mabuse, Joachim Llambi 19.45 Sportschau vor acht 19.50 Wetter vor acht 19.55 Börse vor acht 5.30 Morgenmagazin 9.00 heute Xpress 9.05 Volle Kanne - Service täglich 10.30 Die Rosenheim-Cops 11.15 SOKO Wismar. Die Mörderspinne. Krimi-Serie 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 Mittagsmagazin 14.00 heute - in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht. Mario Kotaska sucht den Spitzenkoch 15.00 heute Xpress 15.05 Bares für Rares. Die Trödel-Show mit Horst Lichter 16.00 heute - in Europa 16.10 SOKO Wien. Gestrandet. Krimi-Serie 17.00 heute 17.10 hallo deutschland 17.45 Leute heute. Magazin 18.05 SOKO Kitzbühel. Amour Fóu. Krimi-Serie 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Bettys Diagnose. Traum und Wirklichkeit. Krankenhaus-Serie 6.00 Guten Morgen Deutschland. Magazin. Mit Jennifer Knäble, Bernd Fuchs 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 Betrugsfälle 10.00 Die Trovatos - Detektive decken auf. Aus dem Alltag einer Detektivfamilie 11.00 Die Trovatos - Detektive decken auf 12.00 Punkt 12. Moderation: Katja Burkard 14.00 Der Blaulicht-Report. Geschichten aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten 15.00 Der Blaulicht-Report 16.00 Verdachtsfälle 17.00 Betrugsfälle 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv Das Magazin 18.30 Exclusiv - Das Star-Magazin Mit Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was zählt 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 20.00 Tagesschau 20.15 Papa und die Braut aus Kuba Komödie, D 2016 Mit Walter Kreye, Isabelle Redfern, Johann von Bülow Regie: Thorsten M. Schmidt 21.45 Tagesthemen 22.00 Tatort Es ist böse. Krimi-Reihe, D 2012. Mit Nina Kunzendorf, Joachim Król 23.30 Pfarrer Braun Der unsichtbare Beweis. Krimikomödie, D 2006 Mit Ottfried Fischer 1.00 Nachtmagazin 1.20 Geheimnis im blauen Schloss Kriminalfilm, GB 1965. Mit Hugh O’Brian, Shirley Eaton, Fabian Regie: George Pollock 2.48 Tagesschau 2.50 Agenten Poker Spionagefilm, I/F 1966 Mit Roger Hanin, Rory Calhoun, Evi Marandi Regie: Paolo Bianchini 20.15 Die Chefin Albtraum. Krimi-Serie 21.15 Letzte Spur Berlin Unantastbar. Krimi-Serie 22.00 Heute-Journal 22.30 heute-show Nachrichtensatire mit Oliver Welke 23.00 aspekte Der Fall Böhmermann / „Bauernopfer - Spiel der Könige“, die Bobby Fischer-Story im Kino / Ein Lob auf Shakespeare zum 400. Todestag / 70 Jahre beim Ballett: Porträt einer rekordverdächtigen Ballettmeisterin. Gäste: Lars Eidinger, Bosse 23.45 heute+ 0.00 Columbo Zwei Leben an einem Faden. Krimi-Reihe, USA 1973. Mit Peter Falk 1.10 Der elektrische Reiter Western, USA 1979 Mit Robert Redford, Jane Fonda. Regie: Sydney Pollack 3.05 SOKO Kitzbühel 20.15 Let’s Dance Jury: Motsi Mabuse, Joachim Llambi, Jorge González. Moderation: Sylvie Meis, Daniel Hartwich 23.00 Jungen gegen Mädchen Mit Tom Beck, Bürger Lars Dietrich, Hans Sarpei, Nela Lee, Larissa Marolt, Pia Sarpei. Moderation: Mirja Boes, Joachim Llambi 0.00 Nachtjournal 0.27 Wetter 0.30 Willkommen bei Mario Barth 1.25 Jungen gegen Mädchen Mit Tom Beck, Bürger Lars Dietrich, Hans Sarpei, Nela Lee, Larissa Marolt, Pia Sarpei. Moderation: Mirja Boes, Joachim Llambi 2.25 Nachtjournal 2.50 Exclusiv - Das Star-Magazin 3.00 „Stern“-TV 4.30 Das Strafgericht 5.20 Betrugsfälle Doku-Soap RBB NDR ARTE D DER TAGESSPIEGEL D D 12.10 Verrückt nach Meer. Hochzeitsglocken in Las Vegas 13.00 Aktuell 13.05 Schloss Einstein 13.30 Auf Leben und Tod - Die jungen Ärzte 14.15 Planet Wissen 15.15 Mit dem Zug durch ... 16.00 rbb UM4 17.00 Aktuell 17.05 Panda, Gorilla & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb um 6 18.27 wetter 18.30 zibb 19.27 wetter 19.30 Abendschau 11.30 Deutschlands wilde Wölfe 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Die Nordreportage 13.30 Brisant 14.00 aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00 aktuell 15.15 An der Nordseeküste. Pas-de-Calais 16.00 aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10 Am Kap der wilden Tiere 18.00 Ländermagazine 18.15 Lust auf Norden 18.45 DAS! 19.30 Ländermagazine 12.25 Medizin in fernen Ländern 13.20 Journal 13.50 Salomon und die Königin von Saba. Monumentalfilm, USA 1959. Mit Yul Brynner, Gina Lollobrigida. Regie: King Vidor 16.10 Magische Gärten 16.35 Magische Gärten 17.05 Hightech des Mittelalters. Das Wikinger-Schwert 17.55 X:enius 18.25 Dschungel unter Wasser. Das geheimnisvolle Leben im Baggersee 20.00 Tagesschau 20.15 Die legendärsten Berliner TV-Serien 21.00 Das Beste aus „Verstehen Sie Spaß?“ 21.45 Aktuell 22.00 Riverboat Die MDR-Talkshow aus Leipzig. Gäste: Michelle, Kati Wilhelm, Hugo Egon Balder, Angelo Kelly, Wolfgang Lippert, Alexa Maria Surholt, Christiane Stenger 0.00 Ein Star und seine Stadt James Last - Mein Miami 0.45 Abendschau 1.15 Brandenburg aktuell 1.45 zibb 2.45 rbb Praxis 3.30 Klartext 20.00 Tagesschau 20.15 die nordstory 24 Stunden Landungsbrücken 21.15 Stoßgeburten auf Gut Darß 21.45 aktuell 22.00 3 nach 9 Die Bremer Talkshow. Gäste: Werner Schneyder, Reinhard Mey, Ingrid van Bergen, Ronja von Rönne, Michael Tsokos, Markus Söder, Dennis Gastmann 0.00 Inas Nacht Late-Night-Show. Gäste: Guido Maria Kretschmer, Conchita, Phela 1.00 3 nach 9 Classics 2.00 Zimmer frei! Gast: Lars Eidinger 3.00 Nordbilder 19.10 Journal 19.30 Das Baskenland in Frankreich 20.15 Zweimal lebenslänglich Beziehungsdrama, D 2015 Mit Julia Koschitz, Felix Klare Regie: Johannes Fabrick 21.45 Die geheime Welt der Zwillinge 22.35 Das Beste kommt noch! Wohnst Du schon? 23.30 KurzSchluss Sondersendung Filmfest Dresden 1.05 Tracks Das Magazin für Popkultur 1.45 Pop-Legenden Amy Winehouse 2.30 Palace of Groove Die Soultrain-Archive / Die Soultrain-Archive 3 SAT D 9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano spezial 10.15 Markus Lanz 11.30 Stöckl. 12.30 Sehen statt Hören 13.00 ZIB 13.20 Traumorte. Sri Lanka 14.05 Der Pazifische Feuerring 14.45 Der Pazifische Feuerring 15.30 Der Pazifische Feuerring 16.15 Der Pazifische Feuerring 17.00 Unterwegs zum Nordkap. Winterreise durch Skandinavien 18.30 nano 19.00 heute 19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Illegale Waffen: Die Balkanroute 21.00 makro. Wirtschaft in 3sat 21.30 auslandsjournal extra 22.10 ZIB 2 22.35 Chinatown. Detektivthriller, USA 1974. Mit Jack Nicholson, Faye Dunaway, John Huston. Regie: Roman Polanski 0.40 Zapp. Das Medienmagazin 1.10 10vor10 1.40 extra 3 als Trittbrettfahrer im Scherzbusiness agiert oder, wie die Bundesregierung, über den türkischen Strafantrag im Falle Böhmermann entscheidet, agiert kontextisoliert. Perspektiven der Weltbetrachtung prallen unter den Bedingungen der digitalen Vernetzung in einer radikalen Unmittelbarkeit und neuartigen Geschwindigkeit aufeinander. Es ist, so zeigt sich am Beispiel der Causa Böhmermann, im digitalen Zeitalter, also in einer Medienepoche, in der Daten und Dokumente, gute und weniger gute Witze, Schmähsatiren, Beleidigungen oder eben StellungnahWie eigene men gleich welcher Normen Art blitzschnell zirkulieren, ein neuer, bewahren, noch nicht wirklich ohne andere entzifferter Konfliktzu verletzen? typ entstanden: die Kontextkrise, die zur global vernehmbaren Erregung explodieren kann. Die Kontextkrise ergibt sich aus der schlichten Tatsache, dass das Publikum, das etwas zu sehen und zu hören bekommt und auf seine Weise interpretiert, nicht mehr eingrenzbar und nicht mehr kalkulierbar ist. Was dem einen – im Kontext seiner so normal und unbedingt richtig erscheinenden Weltbetrachtung – als genialische Satire oder doch zumindest als legitimer Spott erscheint, wird ein anderer im Extremfall als zutiefst erniedrigende Beleidigung interpretieren, die D N24 Stündlich Nachrichten 12.45 Börse am Mittag 13.05 Catching Hell - Die Speerfischer von Florida. Tauchgang im Dunkeln 14.05 Top Gear USA 15.20 N24 Cassini. Scharfes Fleisch: Wer hat das beste Cevapcici-Rezept? 16.05 Countdown zur Katastrophe. Die Gasplattform 17.05 Countdown zur Katastrophe. Der Eisbrecher 18.15 Börse am Abend 18.25 N24 Cassini. Sägewerk in Westaustralien: Wie Eukalyptusbäume verarbeitet werden 19.10 Welt der Wunder 20.05 Black Ops 21.05 Miami County Jail Hinter Gittern im Sunshine State 22.05 High Security! Schwerverbrecher hinter Gittern 23.05 Gangs of America 0.05 Im Todestrakt - Warten auf die Hinrichtung nach Strafe oder gar Rache verlangt. Es ist ein permanenter Clash der Codes, eine Sofort-Konfrontation von unterschiedlichen Systemen der Wirklichkeitsdeutung, die eine intensiv vernetzte Welt in einen Zustand der Daueraufregung versetzt. Was an einem Ort vielleicht lediglich ein schwaches Kopfschütteln auslöst, provoziert an einem anderen womöglich blutige, im Extremfall gar mörderische Proteste von Fundamentalisten und Fanatikern, die den Satiriker, diese Symbolfigur des antiautoritären, frei schweifenden Denkens, hassen oder aber gar nicht wissen, was Satire in einer liberalen Gesellschaft eigentlich ist. Was also soll man tun, wenn sich der Resonanzboden einer Äußerung immer weiter ausdehnt und auch die Kontexte der Rezeption kollabieren? Auf eine solche Situation und die bizarre Asymmetrie von Anlass und Effekt, von Ursache und Wirkung, die sich gegenwärtig beobachten lässt, ist niemand wirklich vorbereitet – die Politik nicht, aber auch nicht der Satiriker, der nun mit einem Mal auf die Weltbühne einer Auseinandersetzung geschleudert wird. Es ist ein heikler, fast unmöglich erscheinender Balanceakt, der nun für die verschiedenen Player in der Erregungsarena der Gegenwart ansteht: Man muss, dies gilt unbedingt, sich die freie, kritische, manchmal auch unvermeidlich angriffslustige Sprache bewahren, die Unrecht und Unterdrückung klar kenntlich werden lässt. Unabhängig davon, ob Erdogans Leute dies auch witzig finden oder für infam halten. Und unabhängig davon, welche Vereinbarungen die eigene Regierung sonst noch mit einem Staatspräsidenten getroffen hat, der Regierungskritiker und Journalisten brutal drangsaliert. Niemand, der verstanden hat, dass man für eine offene Gesellschaft mit der nötigen Entschiedenheit eintreten muss, kann also Verzagtheit und Verdruckstheit als das kommunikative Gebot der Stunde empfehlen. Aber die Frage bleibt im Moment der gegenwärtigen und im Lichte der zukünftigen, womöglich gewalttätigen Kontextkrisen: Wie besteht man radikal auf den eigenen Einsichten und Normen, ohne andere, die plötzlich so irrwitzig nahe gerückt sind und doch in gänzlich anderen Welten leben, unnötig zu verletzen? — Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. PHOENIX D 7.15 Wie solidarisch ist Deutschland? 8.00 Milliarden für Millionäre 8.45 Bundestag live 12.45 Thema 13.30 Dokumentation 14.00 PK Neuer DFB-Präsident 14.30 Wie solidarisch ist Deutschland? 15.15 Milliarden für Millionäre 16.00 Maybrit Illner 17.05 Augstein und Blome 17.15 Warschauer Notizen 17.30 Vor Ort 18.00 Aktuelle Reportage 18.30 Mein Ausland. Brücke der kleinen Wunder - Ein Jahr Alltag in Nairobi 19.15 Somaliland. Vieh, Khat und ein Schönheitssalon 20.00 Tagesschau 20.15 Geschichte des Rassismus 21.00 Geschichte des Rassismus 21.45 Geschichte des Rassismus 22.30 Im Dialog. Sarah Wagenknecht 23.00 Der Tag 0.00 Im Dialog ANZEIGE GROSSER ABVERKAUF wegen Umbau und Sortimentswechsel vom 15. bis 30. April TROLLHUS Natürlich Schön Wohnen · Stefan Ahrens e.K. Kantstr. 17 · Ecke Uhlandstraße · Im stilwerk / 1. OG · 10623 Berlin Telefon: 030 - 315 15 460 · [email protected] · www.trollhus.de Öffnungszeiten: Mo. – Sa.: 10 – 19 Uhr SUPER RTL D 15.20 Zig & Sharko 15.50 Familie Fox 16.15 Scooby-Doo! 16.40 Go Wild! Mission Wildnis 17.10 Dinotrux 17.40 Inspector Gadget 18.10 Bugs Bunny & Looney Tunes 18.45 WOW: Die Entdeckerzone 19.15 Die Nektons 19.45 Dragons - Auf zu neuen Ufern 21.10 Dragons: Legenden 22.10 Tom und Jerry 22.25 Pretty Little Liars 23.20 Pretty Little Liars KIKA D 15.25 H2O - Abenteuer Meerjungfrau 15.50 Zoom - Der weiße Delfin 16.20 Lassie 17.00 Das Dschungelbuch 17.35 Yakari 18.00 Shaun, das Schaf 18.15 Heidi 18.40 Dinotaps 18.50 Sandmännchen 19.00 Der kleine Prinz 19.30 Der kleine Prinz 20.45 Mascha und der Bär RTL 2 D 16.10 Die Straßencops Süd 17.05 KLUB 18.00 Köln 50667 19.00 Berlin - Tag & Nacht 20.00 News 20.15 The Quest 22.00 The Quest 23.50 Doomsday - Tag der Rache. Science-Fiction-Film, GB/USA/SA/D 2008 1.30 John Carpenter’s Ghosts of Mars. Sci-Fi-Thriller, USA 2001 N-TV vom bis 15. 30. April April D Stündlich Nachrichten 16.05 Die Schmuggler 17.05 Amerika Extrem 18.20 Telebörse 18.30 Julian Schnabel - Im Pyjama in den Kunsthimmel 19.05 Das Leben der Milliardäre. Personal & Gefolge 20.15 Super-Festungen 21.05 Enthüllte Metropolen 22.05 Telebörse 22.10 Enthüllte Metropolen 23.10 Deluxe 0.05 Das Leben der Milliardäre TELE 5 D 19.05 Star Trek - Das nächste Jahrhundert 20.12 Man vs Fly 20.15 Hijackers - Auf Leben und Tod. Actionthriller, USA 2001. Mit Ice-T 22.05 Ghettogangz Die Hölle vor Paris. Actionfilm, F 2004. Mit Cyril Raffaelli 23.50 Killing Candy. Thriller, USA 2002. Mit Daniel Baldwin, Coolio, Alex McArthur ZDF NEO D 20.15 Mit aller Macht - Primary Colors. Politdrama, F/GB/D/USA/J 1998. Mit John Travolta, Emma Thompson, Billy Bob Thornton. Regie: Mike Nichols 22.30 Dicte. Ein Mädchen verschwindet. Krimi-Reihe, DK 2014. Mit Iben Hjejle 23.50 The Fall - Tod in Belfast (5). Krimi-Reihe, GB 2013 WDR D 18.15 Servicezeit Reportage 18.45 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Wir in den wilden Zwanzigern. Aufbruch aus dem Chaos 21.00 Mit Bock durchs Land 21.45 WDR aktuell 22.10 Kölner Treff. Gäste: Joachim Król, Joris, Julia Engelmann, Ute Lemper, Julia Melchior, Micky Beisenherz, Oliver Polak 23.30 RebellComedy 0.00 Schmidteinander MDR D 18.10 Brisant 18.54 Sandmännchen 19.00 SachsenSpiegel 19.30 Aktuell 19.50 Elefant, Tiger und Co. 20.15 Musik für Sie 21.45 Aktuell 22.00 Riverboat 0.00 Kino Royal 0.15 Die Braut meines Freundes. Liebesfilm, D 2001. Mit Michael von Au, Katharina Böhm, Florian Fitz. Regie: Gabi Kubach BR D 19.30 Landgasthäuser Franken 20.00 Tagesschau 20.15 Hubert und Staller 21.00 Monaco 110 21.45 Rundschau Magazin 22.00 Habe die Ehre 22.45 Im Schleudergang 23.15 Charade. Krimikomödie, USA 1963. Mit Cary Grant, Audrey Hepburn, Walter Matthau. Regie: Stanley Donen SAT 1 23 Rebellion der Redakteure ZDF-Mitarbeiter wollen „Schmähkritik“ zurück Redakteure des ZDF fordern in einem internen Schreiben, die Löschung der Erdogan-Satire von „Neo Magazin Royale“Moderator Jan Böhmermann aus der Mediathek zurückzunehmen. Das meldete Spiegel Online am Donnerstag. Der Brief sei am Donnerstagmorgen vom Redakteursausschuss über die Hauspost an alle Büros der ZDF-Zentrale in Mainz verschickt worden. „Wir würden es begrüßen, wenn die ,Schmähkritik‘ vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird“ – als Dokument der Zeitgeschichte. „Eine ZDF-Sendung bewegt Regierungschefs und ersetzt ein juristisches Proseminar. Programmauftrag erfüllt.“ Auch in anderen Sendungen wie „extra3“ würden Politiker teils hart kritisiert. ZDF-Intendant Thomas Bellut hatte die Löschung der Stelle damit begründet, die „Schmähkritik“ entspreche „nicht den Vor- Thomas Bellut stellungen, die wir vom Programm haben“. Das ZDF hat im Ermittlungsverfahren eine Stellungnahme bei der Staatsanwaltschaft Mainz abgegeben. Der Sender stützt sich auf eine Expertise der Kanzlei Redeker Sellner Dahs, die zu dem Ergebnis kommt, dass die in Rede stehende Sequenz aus dem „Neo Magazin Royale“ einschließlich des so genannten „Schmähgedichts“ rechtlich zulässig war und daher „die Grenzen zur Strafbarkeit nicht überschritten worden sind“, wie es in einer Mitteilung des ZDF vom Donnerstagnachmittag heißt. Die grundgesetzlich garantierte Satirefreiheit umfasse gerade bei Angelegenheiten von öffentlichem Interesse auch den Einsatz grober Stilmittel, unabhängig davon, ob sie persönlichen oder allgemeinen geschmacklichen Vorstellungen entsprechen, wird in der Stellungnahme argumentiert. Im zivilrechtlichen Streit mit dem türkischen Präsidenten lehnt es Böhmermann ab, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Erdogans Anwalt hatte zuvor erklärt, in diesem Fall vor das Landgericht zu ziehen. M. Niewendick, K. Sagatz Foto: Fredrik von Erichsen/dpa FREITAG, 15. APRIL 2016 / NR. 22 729 D PRO 7 D 5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen. Ashton Kutcher und Danny Masterson / Wayne & Annemarie Carpendale Das sympathische Paar präsentiert Seite an Seite die neue SAT.1-Gameshow „Ran an den Mann“ / Larissa Kindt - Unsere Redakteurin Larissa präsentiert die Wochenhighlights / Biggest loser / Die große ProSieben Völkerball Meisterschaft 10.00 Auf Streife - Die Spezialisten 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Richter Alexander Hold 14.00 Auf Streife 16.00 Anwälte im Einsatz 17.00 Mein dunkles Geheimnis 17.30 Schicksale - und plötzlich ist alles anders 18.00 Auf Streife - Die Spezialisten 19.00 Einsatz in Köln - Die Kommissare 19.55 Nachrichten 3.55 Malcolm mittendrin 4.35 Scrubs - Die Anfänger 5.20 Mike & Molly 5.55 How I Met Your Mother 6.40 Two and a Half Men 8.25 2 Broke Girls 9.15 The Big Bang Theory 9.40 The Big Bang Theory 10.05 The Big Bang Theory 10.30 The Big Bang Theory 10.55 Mike & Molly 11.45 How I Met Your Mother 12.10 How I Met Your Mother 12.40 Two and a Half Men 13.05 Two and a Half Men 13.30 Two and a Half Men 13.55 Two and a Half Men 14.25 2 Broke Girls 14.50 2 Broke Girls 15.15 The Big Bang Theory 15.40 The Big Bang Theory 16.05 The Big Bang Theory 16.30 The Big Bang Theory 17.00 taff. Beauty Queens 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40 Die Simpsons 19.05 Galileo 20.15 Ran an den Mann - Hält er, was sie verspricht? Moderation: Wayne & Annemarie Carpendale 23.10 LUKE! Die Woche und ich 0.10 Ladykracher Mit Anke Engelke, Judith Richter, Matthias Matschke, Kai Lentrodt, Charly Hübner, Friederike Kempter, Lena Dörrie, Holger Stockhaus, Daniel Wiemer 0.40 Ran an den Mann - Hält er, was sie verspricht? 3.15 Sechserpack Halbgötter in Weiß. Mit Shirin Soraya, Nina Vorbrodt, Emily Wood, Hanno Friedrich, Thomas M. Held, Mirco Reseg 3.40 Sechserpack Knapp vorbei ist auch daneben 4.00 Sechserpack Die 80er 4.25 Die dreisten Drei Die Comedy-WG 20.15 Ich bin Nummer Vier Science-Fiction-Film, GB/USA 2011 Mit Alex Pettyfer, Timothy Olyphant, Teresa Palmer Regie: D.J. Caruso 22.15 Jumper Fantasythriller, USA/CDN 2008 Mit Hayden Christensen, Jamie Bell, Diane Lane Regie: Doug Liman 0.00 Ich bin Nummer Vier Science-Fiction-Film, GB/USA 2011 Mit Alex Pettyfer, Timothy Olyphant, Teresa Palmer Regie: D.J. Caruso 2.00 Watch Me - das Kinomagazin The Jungle Book 2.10 Spätnachrichten 2.15 Skinwalkers - Fluch der Wölfe Horrorfilm, CDN/USA/D 2006 Mit Jason Behr, Elias Koteas Regie: James Isaac VOX KABEL 1 D D 6.10 CSI: NY. Schwarze Liste 6.55 Verklag mich doch! 10.55 nachrichten 11.00 Mein himmlisches Hotel 12.00 Shopping Queen 13.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 Spa Wars 15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 17.00 Mein himmlisches Hotel 18.00 mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner 7.30 Cold Case 8.25 Navy CIS 9.25 The Mentalist 10.20 Castle 11.15 Without a Trace 12.05 Numb3rs - Die Logik des Verbrechens 13.00 Cold Case - Kein Opfer ist je vergessen 13.55 Navy CIS 14.50 The Mentalist 15.50 News 16.00 Castle 16.55 Abenteuer Leben 17.55 Mein Lokal, dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten? 18.55 Achtung Kontrolle! 20.00 Prominent! 20.15 Law & Order: Special Victims Unit Minderjährig. Krimi-Serie 21.15 Law & Order: Special Victims Unit Am Pranger. Krimi-Serie 22.10 Law & Order: Special Victims Unit Straffrei. Krimi-Serie 23.10 Law & Order: Special Victims Unit Therapie. Krimi-Serie 0.00 nachrichten 0.20 Law & Order: Special Victims Unit Minderjährig. Krimi-Serie 1.15 Law & Order: Special Victims Unit Am Pranger. Krimi-Serie 2.00 Medical Detectives - Geheimnisse der Gerichtsmedizin Tödliche Geschäfte 2.50 Medical Detectives - Geheimnisse der Gerichtsmedizin Freundschaften 20.15 The Mentalist Der Geschmack des Todes. Krimi-Serie 21.10 The Mentalist Code Red. Krimi-Serie 22.10 The Mentalist Kleopatras Ring. Krimi-Serie 23.10 The Mentalist Giftiges Wasser. Krimi-Serie 0.10 The Mentalist Der Geschmack des Todes. Krimi-Serie 1.05 The Mentalist Code Red. Krimi-Serie 1.50 Late News 1.55 The Mentalist Kleopatras Ring. Krimi-Serie 2.45 Medium - Nichts bleibt verborgen Paris träumt von der Liebe. Mystery-Serie E WELTSPIEGEL DER TAGESSPIEGEL NACHRICHTEN F Von wegen Schätzchen Hagener Polizei schimpft bei Facebook über Gaffer nach Unfall Hagen - Weil hunderte Schaulustige einen Rettungseinsatz behindert haben, wird die Hagener Polizei im Internet nun deutlich: „Schämt Euch, ihr Gaffer vom Hauptbahnhof!“, schrieben die Beamten bei Facebook über einen Fall vom Vortag. Ein zehnjähriges Mädchen war von einem Auto schwer verletzt worden. Schaulustige hatten sofort ihr Smartphone gezückt, um das Opfer zu filmen. Einige hätten die Rettungskräfte aufgefordert, zur Seite zu gehen, damit sie besser filmen könnten, schreibt Polizeikommissar Tino Schäfer. Um das Mädchen vor Kameras zu schützen, verdeckte die Feuerwehr die Unfallstelle mit weißen Tüchern. Doch einige Gaffer hätten versucht, über die Tücher hinweg zu filmen. dpa Papagei aus „Pippi in Taka Tuka Land“ darf weiterleben – in Karlsruhe Malmö/Karlsruhe - Der Film „Pippi in Taka Tuka Land“ machte den Papagei Douglas alias Rosalinda vor 45 Jahren berühmt. Frank Madsen, Leiter eines kleinen Tropenzoos im schwedischen Malmö, sollte ihn jetzt auf Anweisung der Behörden einschläfern, weil der Käfig zu klein war. Am Donnerstag kam rettende Nachricht: Der Papagei kann nach Karlsruhe umziehen. Madsen hatte sich vor einer Woche an die Medien gewandt. Über hundert Anfragen bekam der Schwede allein aus Deutschland. Den Zuschlag für Douglas und seine Gefährtin Gojan bekam der Tierpark in Karlsruhe. dpa E LEUTE F Heue aus Hamburg und Los Angeles Wegen mangelnder Rollenangebote jobbt Anja Schüte (51) manchmal als Modeverkäuferin auf Sylt. „Leider ist es so, dass ich weniger zu tun habe, als mir lieb ist“, sagte die Schauspielerin („Die Wicherts von nebenan“, „Der Trotzkopf“) dem „Stern“. Sie sei da unter den Kollegen nicht allein: „Es betrifft besonders uns Frauen über 50.“ Ihr Lebensgefährte hat ein Hotel auf Sylt. „Dort arbeite ich zwischendurch in Modegeschäften. Das macht mir Spaß. Und nein, es ist mir überhaupt nicht peinlich, falls das Ihre nächste Frage sein sollte. Ich muss schließlich meine Brötchen bezahlen und möchte unter Menschen sein.“ dpa *** Foto: AFP Popstar Katy Perry hat im Streit um den Kauf eines ehemaligen Klosters einen Teilerfolg errungen. Ein Gericht in Los Angeles erklärte den Verkauf der Immobilie, die Perry zu einem Wohnhaus umbauen will, an eine Restaurantbesitzerin für ungültig. Ob Perry damit den Zuschlag für das 14,5 Millionen Dollar teure Anwesen bekommt, ist aber fraglich. Der Verkauf der Immobilie an Gastwirtin Dana Hollister ist zwar hinfällig. Zwei Nonnen versuchen aber, den Verkauf der Immobilie an den Popstar zu verhindern. In ihrer Klage werfen sie dem als Verkäufer auftretenden Erzbistum vor, eigenmächtig die Ordenssatzung geändert zu haben. Perry hatte gehofft, die Nonnen durch Besuche zu überzeugen. Sie soll sogar für sie gesungen haben. Die Ordensschwestern blieben hart. AFP NR. 22 729 / FREITAG, 15. APRIL 2016 DIGITALE Pioniere Vor 75 Jahren begann das digitale Zeitalter in Berlin. Wer sind die führenden Köpfe? Ben Tewaag beschimpft seine Mutter Uschi Glas öffentlich – wie sein Leben immer öffentlich war Von Arno Makowsky Berlin - Franz Kafka war 36 Jahre alt, als er einen Brief an seinen Vater schrieb. 103 Seiten lang; es ist das Dokument eines Kampfes, eines emotionalen Desasters. Hier der jähzornige Alte, erfolgreich, fordernd, dort der sensible, weltabgewandte Sohn. Der Vater, schreibt Kafka, habe über ihn gesagt: „Er soll krepieren, der kranke Hund.“ Man tut Ben Tewaag, dem 39-jährigen Sohn der Schauspielerin Uschi Glas, sicher nicht unrecht, wenn man behauptet, dass ihn mit Franz Kafka so gut wie gar nichts verbindet. Bis auf diesen Konflikt. Der Hass auf den Vater, oder, wie bei Tewaag, auf die Mutter. Die Anklage, die drastische Wortwahl, die Entfremdung – so klingt es, wenn sich Liebe in ihr Gegenteil verkehrt. Auch Ben Tewaag, der sich selbst als Schauspieler und Produzent bezeichnet, der in Wahrheit aber Berufssohnist, hateinen Brief geschrieDie Kinder ben. Der ist nicht von Stars 103 Seiten lang, es sind nur ein paar Zeisind für len auf Facebook. viele Medien „Meine Mutter beschäftigtsich seitJaheine ren mit ihrer ,MisAttraktion sion‘ (weil sie als Schauspielerin nicht mehr besetzt) ,Brotzeit für Kinder‘, während ihrer die eigenen Kinder ,voll ihr voll am Arsch vorbei gehen‘ Ihr Narzissmus geht über alles und sie hofft ,in die Geschichte eingehen‘.“ Es ist ein Gestammel, und es zeigt offenbar den Gemütszustand eines Mannes, der mit dem Leben und mit seiner Mutter nicht mehr zurechtkommt. Seit Tagen wird die Geschichte von den Boulevardmedien, allen voran von der „Bild“-Zeitung, ausgeschlachtet. „So leidet Uschi Glas“, titelte das Blatt am Donnerstag in vier Zentimeter hohen Buchstaben auf der Seite 1 – und natürlich im Internet. Fotografen dokumentieren minutiös, wie Ben Tewaag, der sich selbst als Alkoholiker und Drogenkonsument bezeichnet, bei der Polizei randaliert, Whiskey einkauft, alleine auf einer Mauer sitzt und in sein Handy tippt. Er hat blutige Kratzer im Gesicht. Es ist eine Geschichte, nach deren Lektüre man sich Sorgen um diesen Mann macht. Schrecklich nette Familien. Seit vielen Jahren wurden Uschi Glas und ihr Sohn Ben Teewag (hier bei der Eröffnung der Expo 2000 in Hannover) nicht gemeinsam fotografiert – berichtet wird weiter über sie. Auch Michael Jacksons Tochter Paris Jackson (links) wird aufmerksam von Medien beobachtet. Bobbi Kristina Brown (im Bild noch als Kind, 2004), Tochter von Whitney Houston und Bobby Brown, starb 2015 mit 22 Jahren. Fotos: Imago/dpa/rtr Wie immer, wenn sich Söhne oder Töchter von Prominenten auffällig verhalten, sind Küchenpsychologen nicht weit. Wie sollen Kinder eine stabile Psyche entwickeln, heißt es, wenn die Eltern ständig im Rampenlicht stehen, sich nur um sich kümmern, ihren Nachwuchs gerne als schickes Accessoire vorführen? Ben Tewaag, so scheint es, entspricht diesem Klischee voll und ganz. Seine Mutter Uschi Glas gilt in Bayern spätestens seit dem Film „Zur Sache, Schätzchen“ von 1968 als eine Art Nationalheiligtum. Jeder Schritt, jede neue Frisur, jede Rolle wird von Journalisten begleitet. Als ihre Ehe mit dem Filmproduzenten Bernd Tewaag vor 15 Jahren zerbrach, führten die beiden in der „Bild“-Zeitung einen Scheidungskrieg, mit Interviews, Fotos, Indiskretionen. Es ist ein Leben in der Öffentlichkeit; kein Wunder, dass auch Sohn Ben bald in den Fokus der Medien gerät. Allerdings auf wenig ruhmreiche Art: hier eine Schlägerei, dort ein Angriff auf Polizisten, Alkoholexzesse, Körperverletzung, ein Aufenthalt im Gefängnis. Therapien wegen einer bipolaren Störung bleiben erfolglos. Immer neue schauerliche Fotos sind zu sehen. Und immer wieder Uschi Glas, immer wieder als Schlagzeile: „Meine Liebe zu Ben ist nicht zu erschüttern.“ Es ist ein Muster, das man auch von anderen prominenten Familien kennt. Charlie Sheen, Sohn des „Apokalypse now“-Stars Martin Sheen, verlor seinen Job in der Serie „Two an a half Men“ wegen Drogengeschichten und Pöbeleien. Cameron Douglas, Sohn von Michael Douglas, wurde aus ähnlichen Gründen auffällig. Längst hat das internationale Klatschgewerbe die Kinder von Stars als Attraktion entdeckt – und diese kommen dem Angebot gerne nach. Manchmal sind es nur Momente, die das Publikum nach mehr gieren lassen. So wie jene Minute, als die elfjährige Paris Jackson bei der Trauerfeier für ihren Vater Michael Jackson alleine am Mikrofon stand. Milliarden schauten zu. Sie sagte: „Daddy, ich liebe dich“ – und begann zu weinen. Seitdem wird sie öffentlich erwachsen. Mit täglichen Updates. So wie die Story über Ben Tewaag weitergehen wird, mit vielen Fotos und Details. Übrigens, auch Franz Kafka verriet in dem Brief viel über seinen Vater. Zum Beispiel, dass der ihm riet, zu Prostituierten zu gehen. Aber anders als Tewaag schickte er den Brief nie ab. Gefahrenstelle Handy Die Todesfälle von Bad Aibling zeigen, wie gefährlich die Ablenkung durch Mobiltelefone ist Berlin - Elf Menschen starben, als am 9. Februar zwei Regionalzüge bei Bad Aibling frontal aufeinanderprallten. Am Mittwoch erlag ein 46-Jähriger seinen Verletzungen, zwei Monate nach dem Unfall. Zwölf Menschen sind tot, mehr als 80 wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft Traunheim teilte am Dienstag mit, der Bahn-Mitarbeiter habe während der Arbeitszeit ein Online-Spiel auf seinem Smartphone gespielt und sei deshalb abgelenkt gewesen und habe Fehler gemacht. Der Beschuldigte habe zwar eingeräumt, bis kurz vor der Kollision beider Züge ein Spiel gespielt zu haben – er habe aber bestritten, dadurch unaufmerksam gewesen zu sein. Er wurde in Untersuchungshaft genommen. Der schnelle Blick aufs Telefon ist mittlerweile Routine für die meisten. Das ist nicht ohne Risiko, denn wir lesen, schrei- ben und spielen immer öfter auch dann, wenn wir gehen, fahren oder arbeiten. Forscher der Universität Braunschweig haben 12 000 Autos beobachtet und festgestellt, dass 4,5 Prozent der Fahrer mit ihrem Mobiltelefon hantierten. „Die meisten Autofahrer unterschätzen das Risiko der Ablenkung“, sagt Diana Sprung vom ADAC. Sie rechnet vor: „Wenn Sie 100 km/h fahren und nur eine Sekunde lang abgelenkt sind, legen Sie 27 Meter Blindflug hin.“ Erlaubt ist die Bedienung eines Telefons während der Fahrt nicht. Auch in den Dienstvorschriften für Fahrdienstleister der Deutschen Bahn ist festgehalten, dass private Smartphones im Dienst nicht genutzt werden dürfen. Die S-Bahn Berlin, die zur Deutschen Bahn gehört, hat die gleichen Vorschriften. Bei der BVG sei eine solche Vorschrift für die Leitstellen nicht explizit formuliert, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Es sei aber selbstverständlich, dass die Mitarbeiter während des Dienstes konzentriert und nicht durch Smartphones abgelenkt seien. Für die Fahrer der U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse gelte selbstverständlich ein absolutes Handy-Verbot am Steuer: „Wer während der Fahrt mit einem Handy erwischt wird, ist sofort seine Fahrerlaubnis los.“ Keine rechtlichen Konsequenzen muss befürchten, wer als Fußgänger auf sein Handy starrt. Auch davon sieht man im Stadtbild immer mehr, 2015 wurde das Kofferwort „Smombie“ gar zum Jugendwort des Jahres gewählt. Der Begriff setzt sich zusammen aus „Smartphone“ und „Zombie“, weil diese scheinbar blind und stur geradeaus laufen, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen. Das ist zwar nicht verboten, kann aber gefährlich werden, weil die Betroffenen ständig den Blick nach unten gesenkt haben, statt sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Eine Studie der Dekra-Unfallforschung hat festgestellt, dass von 14 000 beobachteten Fußgängern jeder sechste irgendwie mit seinem Handy beschäftigt war. Unfallstatistiken gibt es dazu bisher keine. Es ist meist schwer nachzuweisen, ob und inwiefern die Nutzung eines Telefons ursächlich für einen Unfall war. Im Bundesgesundheitsministerium gibt es keine Statistiken zum Risiko Smartphone, auch die Bundesanstalt für Unfallschutz am Arbeitsplatz und Arbeitsmedizin kann keine Zahlen ausweisen. In Unfallberichten würde in solchen Fällen meist menschliches Versagen oder Unaufmerksamkeit erwähnt. Manchmal mit tödlichem Ausgang. voo/afp/dpa Foto: Columbia University 24 NR. 46 WLADIMIR WAPNIK Wie Maschinen lernen Aller Ehren wert Ob selbst fahrendes Auto oder Webanwendung, beide lernen selbst – anhand von Mustern. Möglich gemacht hat dieses maschinelle Lernen unter anderem Wladimir Wapnik mit der vom ihm entwickelten Stützvektormethode SVM. Zur Person SVM steht für „Support Vector Machine“, wobei das „Machine“ nicht wörtlich zu nehmen ist. Vielmehr ist es als Verweis auf die daruntergruppierten Algorithmen zu verstehen, die als eine der Grundlagen des maschinellen Lernens gelten. Die SVM findet Klassen gleichartiger Datenpunkte in großen Datenmengen. Das erlaubt Computern, Muster zu erkennen und vorherzusagen. Der 1936 in der Sowjetunion geborene Wapnik machte seinen Doktor in Statistik 1964 am Moskauer Institut für Steuerungswissenschaften, das er zuletzt als Direktor leitete. Die Bedeutung seiner Arbeiten wurde erst mit dem Fall des eisernen Vorhangs und nach einer Reise durch die USA 1990 klar. 1991 übersiedelte er. In New Jersey nahm er eine Stelle an den legendären Bell Labs an. Dort verfeinerte der Mathematiker seine Methoden weiter und erfand zusammen mit Kollegen das Prinzip der Support Vector Machine. Gut zu wissen Noch heute arbeitet Wapnik am maschinellen Lernen. Seit 2014 forscht er beim sozialen Netzwerk Facebook. Ob seine Erkenntnisse schon heute dessen Dienste verfeinern, ist nicht bekannt. Sicher ist allerdings, dass die Startseite jedes Accounts von Algorithmen für jeden Nutzer individuell zusammengestellt wird. jar — Vor 75 Jahren stellte Konrad Zuse den ersten funktionsfähigen Computer Z3 in Berlin vor. Aus diesem Anlass blicken das Zuse-Institut Berlin und der Tagesspiegel am 11. Mai auf einer internationalen Konferenz in die digitale Zukunft: „The Digital Future – 75 Years Zuse Z3 and the Digital Revolution.“ 75 Folgen über die wichtigsten Wegbereiter des digitalen Zeitalters zeigen, was bisher geschah. Mehr zur Veranstaltung: www.science-match.info DIE letzte MELDUNG Meerschweinchen und Kaninchen kommen nicht miteinander zurecht Meerschweinchen und Kaninchen brauchen für eine artgerechte Haltung mindestens einen Partner im Käfig. Darauf weist die Tierschutzorganisation Peta hin. Keine gute Idee ist, Kaninchen mit Meerschweinchen zu vergesellschaften, was früher durchaus empfohlen wurde. Die Tiere kommen nicht miteinander zurecht. So kommunizieren die Tiere unterschiedlich: Meerschweinchen nutzen Laute – Kaninchen Körpersignale. dpa ANZEIGE Sudoku Zahlenspiele für Kreuzund Querdenker – täglich in Ihrem Tagesspiegel! mittel mittel 5 Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem 3 x 3 Kästchen alle Zahlen von 1– 9 stehen. 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