Sanierung der Schulen – teurer und später
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Sanierung der Schulen – teurer und später
Immer mehr, immer billiger: Fleischfabrik Deutschland – Seite 2 Wie die Immunabwehr gegen Krebs helfen könnte – Seite 21 Zehn Tage, 150 Künstler: Das Poesiefestival in Berlin – Seite 9 BERLIN, MONTAG, 6. JUNI 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 779 * C IN EIGENER SACHE Schwer vermittelbar: Das Imageproblem von Hillary Clinton – Seite 3 WWW.TAGESSPIEGEL.DE BERLIN / BRANDENBURG 1,50 €, AUSWÄRTS 2,00 €, AUSLAND 2,20 € D Vor der Fußball-EM Neue Spitze für den Aufsichtsrat Sorge, Hoffnung, Sehnsucht Von Friedhard Teuffel Freie Fahrt N Mit einer Sternfahrt ins Zentrum Berlins haben Tausende Radfahrer am Sonntag für bessere Bedingungen für den Fahrradverkehr demonstriert. Mit grünen Luftballons und der Aufschrift „Fahr Rad!“ forderten sie, Berlin zur Fahrradhauptstadt zu machen – Seite 10 Foto: Kay Nietfeld/dpa Dieter von Holtzbrinck wird zu seinem 75. Geburtstag im September denAufsichtsratsvorsitzderDvH-Medien-Holding an seinen langjährigen Kollegen Michael Grabner übergeben. Er bleibt Verleger und wird weiterhin zentrale Entscheidungen bei der Tagesspiegel-Gruppe, dem „Handelsblatt“ und der „Zeit“ mit treffen. Holtzbrinck sagte am Wochenende: „Die drei Verlage mit ihren großen Titeln sind in einer so ausgezeichneten Verfassung, dass ich mit bestem Gewissen die Nachfolgeregelung in Kraft setze.“ Die Führungskräfte in Verlagund Redaktionlobte er als„charismatisch und zugleich selbstkritisch, mutig, aber nicht tollkühn“.Tsp Erklärt sich Joachim Gauck heute? Sanierung der Schulen – teurer und später Hasselfeldt (CSU) als Nachfolgerin im Gespräch Berlin - Der Sanierungsbedarf der Berliner Schulen ist wesentlich höher als bisher angenommen. Dies belegen die ersten Rückmeldungen aus den Bezirken, die zurzeit alle Schulen nach einem einheitlichen „Gebäudescan“ überprüfen. Demnach hat sich nach Informationen des Tagesspiegels allein in Lichtenberg die bisher veranschlagte Summe auf 330 Millionen Euro vervierfacht. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass vor den Wahlen keine belastbaren Zahlen für ganz Berlin vorliegen werden. Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus schließt nicht mehr aus, dass sich die noch 2014 mit zwei Milliarden Euro — Seite 4 Von Susanne Vieth-Entus In Paris findet eine Nahost-Friedenskonferenz ohne Israelis und Palästinenser statt. Was soll das? Der Sommer ist eine relativ reisefreie Zeit, und Paris ist immer eine Messe wert. Und Präsident François Hollande muss in seiner verzweifelten Lage daheim nach Ablenkung gesucht haben. Anders lässt es sich nicht erklären, wieso da einer nach rund zwölf gescheiterten Versuchen seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 den Unsinn probt – und dann ohne Israelis und Palästinenser. Dazu in einer Arena, wo deren Problem zur Side Show geworden ist – wo von Syrien bis Irak, von Libyen bis Iran (dessen Weg zur Bombe nur verlangsamt worden ist) die gefährlichsten Konflikte toben. Wo es zum direkten Zusammenstoß zwischen Amerika, Russland, Türkei und Iran kommen kann – und zwar nicht wegen Westbank undGaza.Die französische Diplomatie war auch mal besser. Bei den Republikanern läuft einer nach dem anderen zu Donald Trump über. Alles Opportunisten? Ein Schuft, der sich Böses dabei denkt. Wer sich von Trump keine Zukunft verspricht, bleibt beim Nein oder „no comment“: Jeb Bush sowie Bruder W., Papa George H.W. und Ex-Vize Cheney. Der allererste Überläufer, Chris Christie, hatte sich die Vizepräsidentschaft erhofft. Derlei Hoffnung mag auch viele veranschlagten Gesamtkosten für alle Berliner Schulen verdoppeln könnten. Von den zwölf Berliner Bezirken haben bislang nur zwei ihre Zahlen gemeldet. Neben Lichtenberg ist dies Reinickendorf. Reinickendorf hat seinen mit knapp 410 Millionen Euro angegeben – knapp 100 Millionen mehr als noch Ende 2014, wobei nochnicht einmaldie Baunebenkosten enthalten sind: „Da kämen also noch einmal 20 bis 35 Prozent hinzu“, rechnet die grüne Bildungs- und Haushaltsexpertin Stefanie Remlinger vor. Damit läge der Bezirk bei rund 500 Millionen. Remlinger hatte Ende Mai Akteneinsicht genommen, um sich „Klarheit über die Probleme bei der Erhebung des Sanierungsbedarfs zu verschaffen“. Zuvor war die Abgabefrist für die Bezirksdaten zweimal verschoben worden und liegt jetzt auf dem 30. Juni. Dabei stieß Remlinger darauf, dass im Land Berlin „18 unterschiedliche Versionen“ der Software existieren, die für die Erfassung des Sanierungsbedarfs eingesetzt wird.Die Bildungsverwaltung reagierte am Sonntag auf dieses Problem mit dem Hinweis, dass die Erfassung der Daten und Flächen vorläufig mit Excel-Tabellen erfolgen werde, „um so schnell wie möglich zu einem Ergebnis über die Höhe des Bedarfs zu gelangen“. Wann die Erfassung und Prüfung der Ergebnisseabgeschlossenist,konntedieVerwaltung allerdings nicht sagen. Es mangelt aber nicht nur an passender Software und Absprachen, sondern offen- Vier Fragen an Josef Joffe daten, der die Einheit der Republikaner retten will. Was macht die Welt? Die Chinesen wollen die deutsche Roboterfirma Kuka kaufen. Soll Sigmar Gabriel das verhindern? Die Chinesen werden anständiger. Früher haben sie Hochtechnologie geklaut oder Auslandsinvestoren gezwungen, die Blaupausen als Preis des Einstiegs mitzuliefern. Jetzt legen sie Geld hin. Aber machen wir uns nichts vor: Das Ziel bleibt die Aneignung westlicher Hightech. Amerika, die Nr. 1, verkauft den Chinesen auch nicht alles, zumal Rüstungstechnik. Bloß: Wie will Gabriel ein deutsch-europäisches Konsortium hinkriegen, das bei Kuka einsteigt? Die Autobauer zieren sich, weil sie den China-Markt nicht verlieren wollen. Für Gabriel sollte gelten: Rüstungstechnik bleibt zu Hause, bei allen anderen Dingen gilt der beiderseitige Vorteil. Auf eine Nominierung als Trump-Vize hoffen und Blaupausen kaufen der jüngeren Ex-Kandidaten animieren. Ungebeugt bleibt Mitt Romney, der mit seinem Nein „besser schlafen“ kann. Wirklich bedeutsam ist Paul Ryan, der mächtige Chef des Unterhauses. Mit seinem Ja zu Trump denkt er an die eigene Zukunft in vier Jahren, um dann Hillary Clinton aus dem Weißen Haus zu vertreiben. Also gibt er den guten Parteisol- Ein letztes Wort zum Brexit .... Das fällt am 23. Juni. Seit acht Monaten gibt es in den Umfragen keine Mehrheit für den Brexit. Der jüngste Stand ist 46 Prozent für Drinbleiben, 43 Prozent für „Raus mit uns!“ Zwölf sind unentschieden. WmdW wettet: In der Kabine entscheiden sich die Leute für den Teufel, den sie kennen – nicht für das Abenteuer. — Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: fal bar auch an konkreten Vorgaben, wie der Sanierungsbedarf zu erfassen ist. Zwar gibt es für alle Bezirke ein einheitliches Formular, in dem für jede einzelne Schule eingetragen werden soll, in welchem Zustand die Gebäudeteile sind. Jedoch wurde nicht vorgegeben, wie diese Daten zu erheben sind. So wurde niemand durch die Schulen geschickt, um den aktuellen Zustand der Toiletten, Fenster, Flure und Turnhallen zu erfassen, sondern die Bezirke gaben die veranschlagten Sanierungskosten nach Aktenlage an. Spandaus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) gibt denn auch zu, dass es sich bei dem mit viel Spannung erwarteten Gesamtkosten abermals um eine „Schätzung“ handelt. C HINWEIS D Liebe Leserin, lieber Leser, wegen eines technischen Fehlers erschien das Interview mit dem Architekten Volkwin Marg am Sonntag nur teilweise. Sie finden es heute in voller Länge auf den Seiten 16 und 17. C INDEX D ROTE KARTE VOM CHEF . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Freitag beginnt die Fußball-EM: Welche Ansprüche Arbeitnehmer haben, um die Spiele sehen zu können – und welche nicht. WETTER ............................................ 2 Am Montag scheint in Berlin den ganzen Tag die Sonne. Meist ist es wolkenlos. 26 /13 Gewitter sind keine mehr zu erwarten. MEDIEN/TV-PROGRAMM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 IMPRESSUM & ADRESSEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 [email protected] TEL. REDAKTION . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 0 TEL. ABO-SERVICE . . . . . . . (030) 29021 - 500 TEL. SHOP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 520 TEL. TICKETS . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 521 ISSN 1865-2263 10023 4 190662 202006 Foto: Mike Blake/Reuters Berlin - Bundespräsident Joachim Gauck hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) offenbar bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass er nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung steht. Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erwägt das Staatsoberhaupt, die Öffentlichkeit bereits am heutigen Montag auf einer Pressekonferenz von seinerEntscheidung zu informieren. Unterdessen geht die Diskussion über mögliche Nachfolger Gaucks weiter. Im Gespräch sind unter anderen Bundestagspräsident Norbert Lammert und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU), die scheidende CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt sowie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Unter den Befürwortern eines gemeinsamen Kandidaten von SPD, Linken und Grünen wird die Chefin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger, gehandelt. Sollte sich Gauck wie erwartet zurückziehen, will die FDP ihr Wahlverhalten in der Bundesversammlung nichtvon koalitionspolitischenErwägungen abhängig machen. „Die FDP verbindet mit der Wahl des Staatsoberhaupts keinerlei Koalitionssignale, sondern wird allein über die persönliche Eignung der Kandidaten entscheiden“, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki dem Tagesspiegel. Sowohl Bundestagspräsident Lammert als auch Außenminister Steinmeier könnten das höchste Amt im Staat ausfüllen, fügte er hinzu: „Beide würden unser Land mit Würde vertreten.“ Finanzminister Schäuble könne hingegen nicht mit der Unterstützung der FDP rechnen. „Ich kenne niemanden in der FDP, der in der Bundesversammlung Wolfgang Schäuble wählen würde“, sagte Kubicki. Er begründete dies unteranderem mit dessen „Kampagne gegen Steuersenkungen“ in der vergangenen Wahlperiode. „Mit seinem Verhinderungskurs hat Schäuble die FDP regelrecht gemobbt, da kann er jetzt von uns keine Unterstützung erwarten.“ has Berliner Bezirke melden erheblich höhere Kosten / CDU rechnet mit Verdopplung auf vier Milliarden Euro och fünf Tage bis zum Anstoß. Noch fünf Tage, um die innere Aufstellung vorzunehmen. Vor dieser Fußball-Europameisterschaft in Frankreich zerren schließlich gerade zahlreiche Gefühle an den Menschen. Überspielen wir einfach mal, dass viele schon jetzt von diesem Turnier genug haben, weil es kein Auto und keine Bratwurst mehr gibt, die nicht mit Fußball beworben werden. Kommen wir gleich zu den tieferen Gefühlen vor dieser EM: Sorge, Hoffnung, Sehnsucht. Selten wirkte eine sportliche Großveranstaltung so verletzlich wie diese. Sicherheit ist diesmal keine Angelegenheit von behördenmäßiger Routine. Dazu hallen die Explosionen vor dem Stade de France im November zu sehr nach. Die Vorgeschichte eines großen Fußballturniers war wohl noch nie so düster. Die Sorge in Hoffnung und Entspannung umzuwandeln, wird gerade am Anfang die große Herausforderung, um sich ganz auf den Fußball einzulassen. Die EM ist auch ein europäisches Fest, daran denken sicher vor allem diejenigen, die es gut mit Europa meinen, mit dem europäischen Zusammenhalt, auch dem institutionellen. Sie haben Sehnsucht nach europäischer Gemeinschaft. Es ist ein Turnier inmitten der Flüchtlingskrise, inmitten eines Wachstums national-populistischer Parteien. Was ein Fußballturnier politisch ausrichten kann? Nicht viel, wenn man es von vorneherein erwartet, verlangt – und damit überfrachtet. Die Griechen können sich für ihren märchenhaften Europameistertitel von 2004 schon lange nichts mehr kaufen. Der organisierte europäische Fußball steht ohnehin nicht gut da. Der Mann, der den Siegerpokal mit überreichen sollte, Europas ehemals bester Fußballspieler Michel Platini, ist als Präsident des europäischen Verbands gesperrt. Verstrickt wie Joseph Blatter in das Selbstbedienungssystem des internationalen Fußballs. Er darf die Veranstaltung, die er selbst mit konzipiert hat, nicht im Stadion erleben. Denn um gewählt zu werden, versprach er mehr Teilnehmer. So spielen diesmal 24 statt 16 Mannschaften. Ganz europäisch eigentlich, die Lösung, die von Liebhabern des Sportlich-Elitären gegeißelt, von Freunden der Underdogs gefeiert wird. Nun sind die Ungarn dabei, in der europäischen Gemeinschaft politisch zuletzt eher umstritten, EU-Beitrittskandidat Albanien und Island, das bei jedem internationalen Finanzskandal immer für einen Sidekick gut zu sein scheint. Das Vereinigte Königreich ist gleich dreifach vertreten, mit England, Nordirland und Wales. Während das Land über den Brexit streitet, spielen seine einzelnen Teile so stark wie nie auf europäischer Bühne mit. Das alles ist zunächst Symbolik. Wenn daraus mehr europäischer Zusammenhalt werden sollte, dann bietet der Sport sich immerhin als Rahmenhandlung an. Gespielt wird aber auch um innergesellschaftlichen Zusammenhalt. Das macht etwa die deutsche Nationalelf. Ohne Gastarbeiter kein wirtschaftlicher Erfolg, ohne Einwandererkinder kein sportlicher. Da ist der Gastgeber Frankreich Vorbild mit seiner Equipe multiculturelle, die 1998 im eigenen Land Weltmeister wurde. In Zeiten gesellschaftlicher Desorientierung muss auch das Selbstverständliche offenbar betont werden: Fußball ist ein Spiel mit 22 Leuten, Boateng hält die Abwehr zusammen und vorne macht Özil das Spiel. Wer im Abseits ist, entscheidet der Schiedsrichter. ANZEIGE Schlafen ··· mit Zufriedenheits-Garantie! Fast ein Drittel deines Campingurlaubes schläfst du – hoffentlich gut! Nimm dir Zeit zum Probeliegen auf unseren Isomatten und für Schlafsackberatung vom Experten. Große Auswahl an Komfort versus Gewicht. 25 JAHRE FACHKOMPETENZ Kar l-Marx-Allee 32 Ber lin-Mitte www.camp4.de 2 Fragen DES TAGES DER TAGESSPIEGEL Fleischfabrik Deutschland Von Dagmar Dehmer Anton Hofreiter klingt kämpferisch: „Immer mehr, immer billiger – mit dem irren System der industriellen Massentierhaltung muss Schluss sein! Wir brauchen eine Agrarwende für gutes Essen und eine faire Tierhaltung.“ So preist der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag sein Buch „Fleischfabrik Deutschland“ an, das er am Dienstag gemeinsam mit Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) vorstellen wird. Das ist eine gleich doppelte Demonstration: ein Flirt mit Schwarz-Grün, an dem Hofreiter wie Altmaier mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 ein strategisches Interesse haben. Und es ist ein Signal an die erstarkende Bewegung, die die Folgen der Massentierhaltung nicht mehr hinnehmen will. Die Agrarwende-Bewegung gehört zu den derzeit stärksten sozialen Bewegungen, auf die sich die Grünen im kommenden Jahr zubewegenwollen und – das mag Hofreiter hoffen – an deren Spitze sie sich stellen können. Die Tierproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Welche Folgen hat die Massentierhaltung für Mensch, Vieh und Umwelt? Kiel Schwerin erin Hamburg Bremen Bremen Potsdam dam Was ist die „Fleischfabrik Deutschland“? Hannov Hann over er Hannover Der studierte Biologe Hofreiter hat sich Magdeburg Magdeburg die Auswirkungen der Massentierhaltung für Tiere, Umwelt und Gesundheit angeschaut. Dabei ist nach eigenem Bekunden keine Bibel für Vegetarier herausgekommen, sondern ein Düsseldorf Plädoyer für einen maßvollen, Düsseldorf bewussten Fleischkonsum Erfurt Er furt und eine nachhaltige Landwirtschaft. Dafür, dass die Landwirtschaft weniger als einen Prozentpunkt an der deutaden Wiesbaden schen Wirtschaftsleistung ausmacht und weniger als 1,5 ProMainz zent der Arbeitsplätze stellt, ist das Maß der ökologischen, geSaarbrück aarbrücken en Saarbrücken sundheitlichen und sozialen Probleme, die die Branche anrichtet, deutlich überproportional. 1994 ist in Deutschland noch weniger Stuttgart Stuttgart Schweine- und Geflügelfleisch produziert worden, als konsumiert wurde. DaMünchen mals sind nach Angaben des Statistischen Bundesamts 2,7 Millionen Tonnen Schweinefleisch produziert worden, 2014 waren es bereits 5,5 Millionen Tonnen. Beim Hühnerfleisch waren es 1994 noch 342 000 Tonnen, 2014 aber schon 872 000 Tonnen. Inzwischen exportiert Deutschland stetig größere Mengen an Schweinehälften und gefrorenen Hühnerteilen in alle Welt. Die Produktionsausweitung fand in den ostdeutschen Bundesländern statt. Die Zahl der Tiere ist deutlich gewachsen, die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe aber ist um etwa 90 Prozent gesunken. Produziert und geschlachtet wird in immer größeren Einheiten. Und immer noch werden neue Bauanträge für Großställe gestellt. Schweine Welche Folgen hat der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung? Je größer die Ställe werden, desto schwieriger ist es, die Tiere darin gesund zu halten. Wenn ein Huhn eine Erkältung hat, kann esgleich einpaarTausend weitere anstecken. Deshalb werden diese Tiere mehr oder weniger prophylaktisch gleich mit behandelt. Bei Hühnern ist es nahezu unmöglich, jedes kranke Huhn rechtzeitig zu isolieren. Vor einigen Jahren wurden Antibiotika sogar zur Mast eingesetzt. Die Tiere nehmen schneller zu, wenn sie damit behandelt werden. Das ist inzwischen verboten, und in langwierigen Verhandlungen mit dem grünen Landwirtschaftsminister Niedersachsens, Christian Meyer haben sich Geflügelwirtschaft und Tierarztverbände auf eine Minderungsstrategie für den Einsatz von Antibiotika im Stall geeinigt. Denn der übermäßige Antibiotika-Einsatz in Großställen hat zur Folge, dass die Wunderwaffe gegen Bakterienentzündungen immer öfter nicht mehr wirkt. In Verbindung mit einem viel zu großzügigen Antibiotika-Einsatz in der je 100 Hektar Landfläche 0 bis unter 20 20 bis unter 100 100 bis unter 200 200 bis unter 300 300 und mehr keine Angaben Quelle: Fleischatlas 2016 Regional/LWZ Humanmedizin hat das verheerende Folgen für die Behandlung multiresistenter Bakterienarten. Aus einer trivialen Entzündung kann so eine lebensbedrohliche Krankheit werden. Ist Fleisch gesund? Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen, pro Woche nicht Berlin erlin Dresden den Tierdichte im bundesweiten Vergleich Rinder- und Schweinebesatz in den kreisfreien Städten und Landkreisen Kiel Schwerin erin Waren/Müritz 22/12 Prenzlau 22/10 Schwedt 22/10 Berlin Rathenow 25/14 Berlin 27/14 Frankfurt/Oder 25/12 Brandenburg 26/14 Luckenwalde 25/14 Lübben 25/13 Finsterwalde 23/12 Cottbus 23/13 HEUTE IN BERLIN Am Montag scheint in Berlin und Umgebung verbreitet die Sonne. Letzte Restwolken in den Morgenstunden lösen sich rasch auf. Meist ist es wolkenlos. Gewitter sind keine mehr zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen liegen um 26 Grad. Die Nacht verläuft sternenklar, die Temperaturen sinken auf rund 13 Grad. Wind: Der Wind weht nur Mi Do Fr Kiel 23/15 schwach mit Windstärke 2 bis 3 aus Nordost bis Ost. Biowetter: Pollenallergiker müssen sich auf starke Belastungen durch Gräserpollen einstellen. Sonst wirkt sich das sonnige und stabile Wetter hingegen oft positiv auf den Organismus aus. Lediglich Menschen mit einem niedrigen Blutdruck können auf die Temperaturverhältnisse mit leichtem Schwindel reagieren. 27/14 Hamburg 25/16 Bremen 26/17 Hannover 26/15 Magdeburg 25/14 Dortmund 27/16 22/13 20/13 Köln 26/17 GESTERN IN BERLIN Ozon um 13 Uhr 131 bis 133 µg/m3 (Grenzwert 180) Tegel Tempelhof Dahlem Schönefeld Potsdam 16 15.8 15 14.8 15.9 27 26.7 25.8 27.3 27.3 0 0 0 0 0 12 13 12.6 13.9 13.7 Berlin 26/13 Leipzig 24/12 Frankfurt 26/16 Erfurt 24/13 Dresden 24/13 Nürnberg 25/14 Stuttgart 25/16 Saarbrücken 25/16 München 22/13 Freiburg 23/15 19˚C 19˚C 18˚C 18˚C 19˚C SONNE & MOND 20.06. 27.06. 06:27 04.07. 12.06. 22:29 Namenstage: Norbert, Kevin, Bertrand HEUTE IN DEUTSCHLAND Am Montag scheint zunächst verbreitet die Sonne, über der Südhälfte gibt es aber auch einige Nebel- und Hochnebelfelder. Im Tagesverlauf entstehen im Süden und Westen sowie im Bereich der Mittelgebirge allerdings wieder einige Quellwolken und Ausgehend von einem Tief über dem Atlantik erreicht eine schwache Störungszone den Nordwesten der Iberischen Halbinsel sowie die französische Atlantikküste und die Britischen Inseln. Hier steigt die Schauerneigung wieder an. Auch von Westrussland über die Ukraine bis zum Balkan sowie im Alpenraum und Norditalien ist mit zahlreichen Regenschauern und Gewittern zu rechnen. An der Flanke eines ausgedehnten Hochdruckgebietes mit den Zentren Tobias I und II fließen aber allmählich trockenere Luftmassen nach Mitteleuropa. Generell stabiles Wetter gibt es in Nordeuropa. Aber auch im Mittelmeerraum überwiegt der Sonnenschein. Reisewetter am Nachmittag steigt die Schauer- und Gewitterneigung an. Im Norden und Osten bleibt es sehr sonnig und trocken. Der Wind weht meist nur schwach mit Windstärke 3 aus Ost. Die Höchstwerte liegen zwischen 21 bis 29 Grad. DEUTSCHLAND Reykjavik 13 H TOBIAS I Oslo 20 T Stockholm Helsinki St. Petersburg 16 18 14 Kopenhagen 17 Dublin 21 H Riga 16 Wilna 16 Moskau 14 Berlin TOBIAS II Warschau 26 20 Brüssel Kiew 25 17 Zürich Wien 23 Bordeaux 23 Budapest 26 Venedig 25 Bukarest 22 Cannes 22 Madrid Lissabon Dubrovnik FRIEDERIKE 20 Rom 29 Sofia Istanbul 23 22 Palma 23 21 23 Malaga 26 26 Algier Athen Antalya Las Palmas Tunis 23 28 27 22 26 London 23 Paris 24 T H Eine schwache atlantische Störungszone bringt in Frankreich sowie ab der Wochenmitte auch wieder in Mitteleuropa zunehmend unbeständiges Wetter. Skandinavien wird von einem markanten Tiefdruckgebiet erfasst. Sonst sorgt Hoch Tobias für sonniges und stabiles Wetter. Auch von Westrussland bis zum Balkan geht die Schauerund Gewitterneigung zurück. H Hochdruckzentrum Warmfront Kaltfront Mischfront Schauerlinie WASSERTEMPERATUREN Nordsee Ostsee Biskaya Adria Ägäis Schwarzes Meer 15˚ 16˚ 18˚ 21˚ 23˚ 21˚ Westliches Mittelmeer Östliches Mittelmeer Algarve Kanarische Inseln Karibik Thailand Auf unserer Internetseite: Das neue Berlin-Wetter – mit der Wetterlage und den Aussichten für jeden einzelnen Berliner Bezirk. Zu finden unter: wetter.tagesspiegel.de Aachen Bonn Brocken Düsseldorf Feldberg/Schw. Fichtelberg Garmisch-P. Hof Karlsruhe Konstanz Passau Schwerin Sylt Trier Weimar Würzburg Zugspitze leichte Regenschauer leichte Regenschauer Regenschauer leichte Regenschauer Regenschauer leichte Regenschauer leichte Regenschauer leichte Regenschauer heiter leichte Regenschauer leichte Regenschauer sonnig sonnig leichte Regenschauer heiter heiter leichte Regenschauer 25˚ 26˚ 20˚ 26˚ 17˚ 21˚ 20˚ 21˚ 26˚ 22˚ 23˚ 24˚ 19˚ 24˚ 25˚ 23˚ 10˚ EUROPA UND DIE WELT T T Tiefdruckzentrum AUSSICHTEN WASSERTEMPERATUREN Wannsee Müggelsee Ruppiner See Müritz Halensee 04:45 21:25 Wie werden Rinder gehalten? Milchkühe werden immer seltener auf der Weide gehalten. Viele sehen ihr ganzes Leben keine Wiese, sondern werden im besseren Fall in Laufställen gehalten. Im schlechteren Fall werden sie angebunden und können sich kaum hinlegen. Die Kühe geben nur Milch, wenn sie Kälber haben. Die Kälber werden aber schon kurz nach der Geburt von den Kühen getrennt. Nach etwa fünfeinhalb Jahren sind die Milchkühe am Ende. Ein Zuchtbulle, der die Spermien für die künstliche Befruchtung der Milchkühe produziert, kommt auf etwa drei Jahre Lebenszeit. Mastrinder werden gerade mal 18 bis 24 Monate alt, bis sie geschlachtet werden. Kälber werden nach etwa acht Monaten geschlachtet. Allen Kälbern werden in den ersten Lebenswochen ihre Hörner ausgebrannt. Denn in engen Ställen könnten sich die Kühe mit den Hörnern gegenseitig verletzen. Eine Betäubung ist auch für diese Prozedur nicht vorgesehen, sondern wird nur dort praktiziert, wo sich die Höfe zu einer besonders tierfreundlichen Haltung entschlossen haben, beklagt die Welttierschutzgesellschaft, die sich besonders für eine bessere Milchkuhhaltung einsetzt. Europa Rostock 22/12 Eberswalde 23/11 Potsdam 26/14 26/13 Di Sonnenstunden vorgestern Wittenberge 25/14 Am Dienstag setzt sich in Berlin das strahlend sonnige Wetter fort. Der Wind weht nur schwach aus Ost. Die Tageshöchstwerte liegen um 27 Grad. Erst ab Mittwoch steigt die Schauer- und Gewitterneigung an den Nachmittagen wieder an. Ab Donnerstag ist es auch etwas kühler. Niederschlag bis 12 Uhr (mm) Neuruppin 24/12 Hamburg Wie geht es deutschen Schweinen? Eine Zuchtsau ist eine arme Sau. Die meisten Sauen werden einen Großteil ihres etwa dreijährigen Lebens im sogenannten Kastenstand gehalten. Mit sieben Monaten werden sie das erste Mal künstlich besamt, tragen die Ferkel aus, gebären in einem engen Käfig, in dem sie sich nicht einmal umdrehen können, die Ferkel sitzen hinter einer Stange und können gerade mal die Zitzen erreichen. Die Sauen können kaum Kontakt zu ihren Ferkeln aufnehmen. Begründet wird diese Haltung damit, dass sie ihre Ferkel erdrücken könnten. In Haltungsformen mit mehr Platz ist die Verlustrate jedoch nach Angaben der Tierschutzorganisation Vier Pfoten nicht höher als im Kastenstand. Seit 2013 müssen die Sauen nach etwa vier Wochen, in denen sie ihre Ferkel zumindest säugen dürfen, in Gruppen gehalten werden. Doch zügig danach landen sie wieder im Käfig, um erneut besamt zu werden. Die Ferkel erleben schon Tage nach ihrer Geburt das erste Mal, dass sie eine Ware sind. Dann werden die männlichen Ferkel betäubungslos kastriert. Eberfleisch hat einen Eigengeruch, den viele Konsumenten nicht akzeptieren. Christian Schmidt und seine Kollegen aus den Niederlanden und Dänemark wollen nun zumindest erreichen, dass die Ferkel betäubt werden müssen, bevor geschnitten wird. Wenig später werden den Ferkeln die Schwänze abgeschnitten. Denn in den engen Ställen, in denen sie gemästet werden, haben sie so wenig Platz, dass sie sich gegenseitig die Schwänze abbeißen. Um die damit verbundenen Verletzungen zu vermeiden, werden den Ferkeln auch noch die Eckzähne abgeschliffen. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisiert seit Jahren, dass nicht die Verhältnisse in den Ställen für Schweine erträglich gestaltet werden, sondern die Schweine an die unerträglichen Haltungsbedingungen angepasst werden. Die Schweinewirtschaft ist so spezialisiert, dass die Mastschweine inzwischen mehrere längere Transporte erleiden müssen. Die Ferkel werden zunächst bei einem Mäster abgesetzt, und womöglich nach ein paar Wochen auf einem weiteren spezialisierten Hof bis zur Schlachtreife gemästet. Erst dann treten sie ihren letzten Transport zum Schlachthof an. Schweine können übrigens 20 Jahre alt werden, wenn sie gute Bedingungen vorfinden, also Beschäftigungsmöglichkeiten, die Möglichkeiten zum sozialen Kontakt mit anderen Schweinen, und Möglichkeiten zu graben und sich zu suhlen. So leben allenfalls Schweine, die besonders tierschutzgerecht gehalten werden. WETTERLAGE Temperatur um 14 Uhr Pritzwalk 24/12 Womit werden die Tiere gefüttert? Die Futtermittel für die Großställe werden schon lange nicht mehr in Deutschland produziert. So viel könnten die deutschen Bauern gar nicht produzieren. Und seit es im Zuge der BSE-Krise verboten ist, Schlachtabfälle, die zu Tiermehl verarbeitet wurden, in die Tröge der Tiere zu werfen, kommt ein Großteil der Futtermittel aus Südamerika. Sojaschrot wird zu 90 Prozent in der Tiermast verfüttert und zu etwa zehn Prozent an Milchkühe. 4,5 Millionen Tonnen Sojaschrot werden aus Brasilien, Argentinien und Paraguay für die deutsche Massentierhaltung jährlich importiert. Der Sojaanbau ist in allen drei Ländern stark ausgeweitet worden. Die Savannengebiete der drei Länder sind überwiegend dem Sojaanbau zum Opfer gefallen. Ein Großteil davon ist gentechnisch veränderte Soja. Was passiert in den Hühnerställen? Seit das Bundesverfassungsgericht 1999 entschieden hat, dass ein DIN A4-Blatt nicht genug Platz für Berlin erlin eine Legehenne in einer KäfigbatPotsdam dam Hannover Hannov Hann over er terie und diese Haltungsform ein Magdeburg Magdeburg Verstoß gegen das Tierschutzgesetz ist, hat sich die Lage für die Legehennen verbessert. Im vergangenen Monat hat Agrarminister Schmidt eine Verordnung in Kraft gesetzt, nach der die im Anschluss eingeDüsseldorf Düsseldorf führte neue Käfighaltung in Dresden den Erfurt Er furt so genannten ausgestalteten Käfigen verboten wird. Die Betriebe, die noch so produzieren haben allerdings eine lange Übergangszeit bis Wiesbaden aden 2025, um die Käfighaltung für Hennen in Deutschland endgültig zu beenden. Mainz Doch Masthähnchen oder Masthühnchen haben noch weniger Platz als Hennenin Batteriekäfigen.Siewerden indunkSaarbrücken Saarbrück aarbrücken en len Ställen gehalten und wachsen so schnell heran, dass sie kurz vor der Schlachtung manchmal nicht einmal mehr eine Tränke erreichen können in Stuttgart Stuttgart der Enge. Nach 40 Tagen werden die Masthühnchengeschlachtet. Dienatürliche Lebenserwartung eines Huhns liegt München zwischen acht und zwölf Jahren. Schlecht ergeht es auch den männlichen Küken, die in Hennenbrütereien schlüpfen. Da sie keine Eier legen, werden 40 bis 50 Millionen männliche Küken pro Jahr in Deutschland an ihrem ersmehr als 600 Gramm Fleisch zu essen. Ein „Fleisch und Würstchen“ kein Gesund- ten Lebenstag vergast und geschreddert. Seit Jahren kritisierten Tierschützer die Wert zwischen 300 und 600 Gramm gilt heitsrisiko seien. massenhafte Tötung gesunder Küken. als gesund. Der tatsächliche Verbrauch Auch Bundeslandwirtschaftsminister liegt doppelt so hoch. Die Internationale Wohin mit der Gülle? Krebsforschungsagentur (IARC) hat zu- Der Nährstoffüberschuss in den Zentren Christian Schmidt (CSU) will die Praxis dem gewarnt, dass Fleisch Krebs erre- der Massentierhaltung, beispielsweise bis 2017 beenden. Verbieten will er sie gende Wirkung haben könnte. Landwirt- im Landkreis Vechta in Niedersachsen, jedoch nicht. Stattdessen fördert das schaftsminister Christian Schmidt (CSU) ist inzwischen für die Trinkwasserversor- Agrarministerium ein Forschungsprojekt beeilte sich damals zu betonen, dass gung bedrohlich geworden. Dort wird zur Geschlechtserkennung im Ei. Bremen Bremen AUSSICHTEN Tiefstwert bis 8 Uhr Schwerin 24/13 Heringsdorf 18/12 Rostock 22/12 0 bis unter 30 30 bis unter 60 60 bis unter 90 90 bis unter 120 120 und mehr keine Angaben Deutschland 06. 06. 2016 Kühlungsborn 20/13 der Nitrat-Grenzwert für Trinkwasser regelmäßig überschritten, weshalb das Trinkwasser aufwendig behandelt und mit weniger nitrathaltigem Wasser gemischt werden muss, bevor es durch die Wasserhähne fließen darf. Der Umweltverband BUND hat im „Fleischatlas regional 2016“ recherchiert, dass aus dem Weser-Emskreis, der sich durch eine hohe Tierdichte auszeichnet, 2,3 Millionen Tonnen Gülle in ganz Niedersachsen verteilt werden. Im Landkreis selbst können die Äcker den Reststoff schon lange nicht mehr aufnehmen. Nun wird also das ganze Bundesland überdüngt. Zeitweise hoffte der Bauernverband, das Gülleproblem mit Bonuszahlungen für Biogasanlagen, in denen auch Gülle vergoren wird, in den Griff zu bekommen. Das erwies sich als teure Subvention für die Massentierhaltung und wurde mit dem Erneuerbare-Energien- Gesetz 2014 abgeschafft. Die Massentierhaltung und die Probleme mit der Gülle sind auch der wesentliche Grund dafür, dass die EU-Kommission Deutschland wegen der Nicht-Einhaltung der Nitratrichtlinie vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt hat. je 100 Hektar Landfläche Berlin und die Ostsee Göhren 16/14 Rinder NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 21˚ 24˚ 20˚ 21˚ 28˚ 30˚ Amsterdam Barcelona Bern Djerba Eilat Genf Hongkong Innsbruck Jerusalem Kapstadt Kairo Korfu Kreta Larnaca Los Angeles Mailand Malta Miami New York Palermo Peking Prag Reykjavik Salzburg St. Moritz Sydney Tel Aviv Tokio Zermatt sonnig sonnig leichte Regenschauer sonnig sonnig heiter Regenschauer heiter sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig heiter Regenschauer sonnig Regenschauer heiter sonnig sonnig heiter heiter Regenschauer leichte Regenschauer Regenschauer sonnig leichte Regenschauer wolkig Quelle: mowis GmbH / www.mowis.com 24˚ 23˚ 22˚ 24˚ 38˚ 22˚ 28˚ 26˚ 28˚ 20˚ 37˚ 25˚ 28˚ 27˚ 27˚ 23˚ 28˚ 30˚ 26˚ 23˚ 32˚ 21˚ 13˚ 22˚ 12˚ 17˚ 29˚ 22˚ 11˚ DIE DRITTE SEITE MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 DER TAGESSPIEGEL Zäsur. Am Donnerstag sprach Hillary Clinton in Kalifornien, wo am Dienstag Vorwahlen stattfinden - und griff ihren Konkurrenten Donald Trump überraschend scharf an. 3 Foto: David McNew/AFP Schwer vermittelbar H illary Clinton mag mitunter die Welt nicht mehr verstehen. Und mitunter könnte man dieses Gefühl sogar verstehen. Denn Selbstdarstellung und Fremdwahrnehmung stehen bei der Bewerberin um das amerikanische Präsidentschaftsamt nicht selten in einem extremen Kontrast. Vor ein paar Tagen zum Beispiel führte sie Wahlkampf in Connecticut, ganz in der Nähe von Newtown. Am 14. Dezember 2012 hatte ein Amokläufer dort in der Sandy-Hook-Grundschule 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen. Vor ihrer Kundgebung an der Universität von Bridgeport setzt sie sich im Umkleideraum der Sporthalle mit Opferfamilien zusammen. Francine und David Wheeler sind mit ihrem 13-jährigen Sohn Nate und dem 17 Monate alten Baby Matty gekommen. Von Benjamin, ihrem mittleren Sohn, sind nur Fotos geblieben. Und ein verzweifelter Schmerz, der nicht vergehen will. Immer wieder schiebt der Vater die Fotografien in Clintons Blickfeld. Clinton spricht mit leiser aber eindringlicher Stimme, erklärt was sie gegen die Waffenlobby zu tun gedenkt. „Unsere Gegner verbreiten Angstparolen: Wir wollten angeblich allen Amerikanern die Waffen wegnehmen. Sie lügen. Aber wir müssen genauso entschlossen und organisiert handeln.“ Doch als der auf dem Boden krabbelnde Matty anfängt, den Klettverschluss seiner Windel zu öffnen, vergisst sie kurz die Wahlkampfslogans und wird zur Großmutter, die übergangslos nach dem letzten Windelwechsel fragt. Ihr erstes Enkelkind ist ungefähr im selben Alter wie Matty. Im Sommer erwartet sie das zweite. Hillarys Verhalten wirkt nicht künstlich oder berechnend. Ein Mitmensch, der das Leid der Wheelers versteht, ein Familienmensch, der mit Babys umgehen kann, und zugleich mit Leib und Seele eine Politikerin. An jenem Tag in Bridgeport nimmt man ihr das ab. Die Schlagzeilen dieser Tage malen ein anderes Bild von ihr. Sie sei machthungrig, verschlossen, taktierend. Ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump nennt sie ständig „crooked Hillary“, die „betrügerische Hillary“. TV-Sender spekulieren, ob das FBI wohl Anklage gegen sie erhebt, nachdem die interne Untersuchung des Außenministeriums ergeben hat, dass sie keine Genehmigung hatte, Dienst-E-Mails über ihren privaten Server zu leiten. Die „New York Times“ bemängelt, dass sie den Attacken Trumps ziemlich wehrlos ausgeliefert sei, und die „Los Angeles Times“ berichtet, dass ihr Vorsprung vor dem innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders in Kalifornien schrumpfe. Am Dienstag finden dort und in fünf weiteren Staaten Vorwahlen statt. Machthungrig, verschlossen, mitunter wehrlos: Mehr als die Hälfte der Amerikaner hat keine hohe Meinung von Hillary Clinton. Ihr Vorsprung vor Donald Trump schwindet. Jetzt sind alle gespannt, ob ihre neue Strategie im Wahlkampf zündet Von Christoph von Marschall Mit 39 Millionen Einwohnern ist Kalifornien der bevölkerungsreichste US-Staat. 475 Delegierte sind zu vergeben. Das „Wall Street Journal“ überlegt: Schnappt ihr Bernie Sanders doch noch die Kandidatur weg? Doch Clinton hat bereits 2313 Delegierte sicher. 2382 sind erforderlich für die Nominierung. Am Dienstag wird sie spielend weit mehr als die 69, die ihr noch fehlen, erringen. In den Umfragen für Kalifornien führt sie mit 48 zu 43 Prozent vor Sanders, in New Jersey mit 55 zu 38 Prozent. Trotzdem würde ein Sieg Sanders in Kalifornien erneut am Bild der „Favoritin Hillary“ kratzen und ihr Imageproblem noch einmal in der Vordergrund rücken: 55 Prozent der Amerikaner haben derzeit keine positive Meinung von ihr. Deshalb schwenkt sie jetzt um. Mit dem Vorführen von Sachkompetenz allein, das hat sie anscheinend gelernt, wird sie die Zweifler nicht für sich gewinnen. Am vergangenen Donnerstag testet sie bei einer Rede in San Diego eine neue Strategie, wie sie auf Trumps Angriffe unter der Gürtellinie antworten könne. Hart geht sie ihren Konkurrenten plötzlich an. Er sei „ungeeignet als Oberbefehlshaber“, habe keine Ahnung von den drängenden Themen. So dünnhäutig und aufbrausend wie er auf Kritik reagiere, sei er eine Gefahr für Amerika: Er könne das Land in einen Krieg führen, nur weil er sich für über einen Gegner im Ausland ärgere. Einer solchen Person dürfe man keinesfalls die Codes für die Atomwaffen anvertrauen. Die Inszenierung und den Duktus der Rede kann man als bitter-sarkastische Satire auf Trumps Wahlkampfführung verstehen. Hinter ihrem Pult sind 19 US-Flaggen im XXL-Format aufgepflanzt, wie Trump sie gerne verwendet. Ihr neues Ziel scheint es eher zu sein, mit kurzen Zitaten in den Fernsehnachrichten zu landen, als die komplizierten Zusammenhänge außenpolitischer Herausforderungen zu erklären. Seine außenpolitische Erfahrung, spottet sie, „erschöpft sich darin, dass er einen Miss-Universum-Schönheitswettbewerb in Russland abgehalten hat“. Und was seine anerkennenden Worte für Putin und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un angehe, überlasse sie „es den Psychiatern, seine Bewunderung für Tyrannen zu erklären“. Trump habe auch damit geprahlt: „Ich weiß mehr über den IS als die Generäle, glaubt mir!“ Clintons Antwort: „Wisst Ihr was? Ich glaube ihm nicht!“ Clinton hält ihre Rede überwiegend in einem ruhigen und sachlichen Ton, ohne die Stimme zu erheben, wie das sonst für Wahlkampfauftritte typisch ist. Zu Trumps Gedankenspiel, mit ihm als „Dealmaker" müsse Amerika seine Schulden nicht voll zurückzahlen, sondern könne mit den Gläubigern einen Schuldenschnitt aushandeln und billiger wegkommen, sagt sie: „Er glaubt, er kann mit der US-Wirtschaft wie mit einem seiner Casinos umgehen.“ Ist das der Vorgeschmack, wie sich der Stil der Auseinandersetzung von nun an entwickelt? Die Republikaner reagieren sofort. Pünktlich zum Redebeginn gibt Paul Ryan, der Speaker im Repräsentantenhaus und ranghöchste Republikaner, bekannt, dass er Trump bei der Wahl unterstützen werde. Wochenlang hat er gezögert. Den Zeitpunkt der Ankündigung hat er bewusst gewählt. Er will Aufmerksamkeit von Clintons Auftritt abziehen und erreichen, dass einzelne Fernsehgesellschaften ihn statt Clinton ins laufende Programm schalten. Den Gefallen tun sie ihm nicht. San Diego ist die erste Clinton-Rede seit Längerem, die von den Nachrichtensendern übertragen wird. Und auch die Reaktionen in der Presse sind positiv: die „New York Times“ schrieb anerkennend, Clinton habe Trump als „rücksichtslosen, kindischen und uninformierten Amateur“ entlarvt, der sich im Spiel des global agierenden Staatsmannes übe. Aber kann sie mit solchen Auftritten Wähler aus dem Trump-Lager zu sich herüberziehen? Der rechte TV-Sender „Fox News“ interpretiert ihre Rede ganz anders: Sie hänge in den Seilen, sei also kurz vor dem K.O. Doch löst die Strategie Gegenangriff überhaupt Clintons Hauptproblem? Dass sie hart sein, dass sie austeilen kann, bezweifelt doch kaum jemand. Ihr Handicap besteht eher darin, dass Schilderungen von mitfühlenden Auftritten wie in Connecticut in Amerikas Medien in diesen Tagen fast gar 2008 nicht vorkommen. wurde sie Dort dominieren immer neue Aufregunvon Obama gen, was Trump geüberholt. rade Unerhörtes von sich gegeben Sie hatte ihn hat. Wie hingegen unterschätzt die Stimmung bei Hillarys Auftritten ist, was sie sagt und wie die Wählerinnen und Wähler auf sie reagieren, ist für jene, die nicht dabei waren, nicht so leicht zu erfahren. Die Journalisten, die seit Monaten mit ihr durchs Land reisen, haben die Szenen von den treu jubelnden Hillary-Fans in blauen T-Shirts, die schon Stunden vor einer Rede in langen Schlangen warten, anfangs noch beschrieben. Jetzt, nach mehr als 40 Vorwahlen mit jeweils Dutzenden Kundgebungen, wollen sie das schon so oft Beschriebene nicht noch einmal wiederholen – auch wenn die Begeisterung ihrer Anhängerinnen in Perris und El Centro in Südkalifornien nicht ge- ringer ist als im Februar in Iowa oder im Mai in Wisconsin. Und so wiederholt sich für Hillary Clinton 2016 gegen Donald Trump eine bittere Erfahrung, die sie auch schon 2008 gegen Barack Obama machen musste. Je weiter ein Wahljahr fortschreitet, desto schwerer wird es für sie, mit den Qualitäten zu punkten, die sie für ihre besonderen Stärken hält: ihre Kompetenz bei den Sachthemen und ihre Empathie für die Amerikanerinnen und Amerikaner, um deren Stimmen sie wirbt. Sie hielt sich schon 2008 für die am besten vorbereitete Kandidatin. Acht Jahre hatte sie als politisch aktive First Lady Erfahrungen in der Politik des Weißen Hauses gesammelt; es folgten acht Jahre als Senatorin von New York, in denen sie sich nicht um, wie sie sagt, „Gedöns“ kümmerte, sondern in den Ausschüssen für die harten Fragen, darunter solche in Militärangelegenheiten, mitarbeitete. Sie knüpfte die engen Kontakte im Kongress, von denen der Erfolg einer Präsidentschaft abhängen kann. Nicht zu reden von ihrer jahrzehntelangen Kleinarbeit seit Bill Clintons Jahren als Gouverneur von Arkansas, von kommunalen Fragen über die regionalen Themen bis zu den internationalen Herausforderungen. Ihr ganzes Leben hat sie sich in Themen verbissen, Detailkenntnisse gesammelt. Sie sei „ready from day one to be President“, niemand sei besser vorbereitet als sie für das höchste Amt. Doch 2008 zog ein Mann in den Vorwahlen an ihr vorbei, dem sie das nicht zugetraut hätte. Die Wähler würden doch, so sah sie das, nicht auf luftige Rhetorik hereinfallen: „Hope“, „Change“, „Yes, we can!“ Für Hillary waren das „just words“, alles nur leere Worte. Und ein Schwarzer als Präsident? Als unvermeidlich hatten viele Medien deshalb anfangs ihren Durchmarsch als erste Frau an die Spitze beschrieben. Es kam anders. Als Barack Obama in einer TV-Debatte auf die Frage nach Sympathien zwischen ihnen beiden antwortete: Hillary sei „likeable enough“ - also einigermaßen auszuhalten –, da wurde das zwar als Mangel an guten Manieren ausgelegt. Aber es widersprach auch niemand vehement. Eine breite Mehrheit fand Obama damals sympathischer und überzeugender als sie. 2016 droht sich diese bittere Erfahrung für sie zu wiederholen, freilich in einer krasseren Variante. Dabei sind inzwischen noch die Jahre als Außenministerin zu ihrer Kompetenzliste hinzugekommen. Ihr Vorsprung vor Donald Trump ist bedenklich geschrumpft. Rund zehn Prozentpunkte lag sie den ganzen April hindurch vor ihm, jetzt sind es nur noch 1,5 Prozentpunkte. Trump! Ein Mann, den viele vor wenigen Monaten nicht ernst nahmen. Der manchen Demokraten als eine Art Wunschkandidat galt, weil sie ihn angeblich am leichtesten schlagen könne. Der sich durch seine Rüpeleien quasi selbst aus dem Rennen wirft, weil er sich große Wählergruppen zu Feinden macht: Frauen, Latinos, Afroamerikaner, Muslime. Doch nun das: Laut Umfragen ist Hillary nahezu genauso unbeliebt wie er. Woran liegt es, dass so viele Bürger die Qualitäten, die Clinton und ihre Anhänger anpreisen, nicht zu schätzen wissen? Liegt es womöglich doch an ihr? Sie hat beispielsweise seit Monaten keine Pressekonferenz gegeben – vermutlich, um Frazur E-Mail-AfSeit Monaten gen färe auszuweichen. erklärte Aber dieses Verhalten bestätigt nur den sie sich Argwohn, sie reanicht mehr giere auf Druck verschlossen und habe vor wohl etwas zu verder Presse bergen. Die Insider ihrer Kampagne wiegeln ab: Das Umfragetief sei vorübergehend. Trump habe keine innerparteilichen Gegner mehr, Clinton schon. Sobald der Parteitag sie Ende Juli nominiert habe, werde ihr Vorsprung wieder wachsen. Bis dahin wird es ein schmutziger Wahlkampf werden. Donald Trump schlägt, noch während Clinton in San Diego spricht, mit Twitter-Kommentaren zurück. „Bad performance by Crooked Hillary Clinton!“ („Schlechter Auftritt der betrügerischen Hillary“). Sie könne ja nicht mal richtig vom Teleprompter ablesen. Dies sind immer wiederkehrende Begriffe, die er mit ihrem Namen zu verbinden versucht, damit sie bei Wählern als automatische Assoziation hängen bleiben: „Crooked“ ist eine Anspielung auf das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Richard Nixon, der damals betonte „I am not a crook.“ Trump möchte Hillary Clinton angeklagt sehen wegen ihrer E-Mail-Affäre. „Teleprompter“ gehört zu den Schlüsselworten der Trump-Angriffe auf Obama und Clinton. Beide seien nicht authentisch. Ohne abzulesen, könnten sie sich gar nicht richtig ausdrücken. Der Ton wird rauer. Um so mehr, da jetzt auch Clinton auf Gegenangriff schaltet. Geliebt werden oder wenigstens verstanden – davon darf Hillary Clinton momentan nicht einmal träumen. Ein Erfolg wäre es schon, wenn mehr Bürger ihr das politische Engagement glauben wie die Wheelers in Bridgeport. Und wenn genügend Wähler sie im Herbst noch „likeable enough“ fänden, damit sie am 8. November gegen einen politischen Rüpel wie Donald Trump bestehen kann. 4 POLITIK DER TAGESSPIEGEL NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 Neue linke Volkspartei Judenhass, Homophobie, Islamkritik Wie Gabriel die SPD aus der Krise führen will Wie die AfD fast täglich neu provoziert Berlin - Einen „spannenden und gut gelaunten Konvent“ habe er eben verlassen, sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel, als er am Sonntagnachmittag noch während der Beratungen von rund 200 Delegierten des SPD-Parteikonvents vor die Presse trat, um wichtige Beschlüsse zu erläutern. Dass die Sozialdemokraten bei einem kleinen Parteitag sich einmal nicht gegenseitig in Untergangsfantasien übertreffen, sondern gute Stimmung verbreiten, scheint angesichts mieser Umfragewerte und schwelender Dauerdebatten über den Vorsitzenden schon eine eigene Nachricht wert. Jeder Sozialdemokrat wisse, in welcher Lage die Partei sei, erklärte Gabriel: „Aber rumjammern über diese Lage, das machen wir nicht.“ Es habe weder eine Debatte über die schlechten Umfragen noch über seine Amtsführung gegeben, versicherte er. Der Parteikonvent gilt als Zwischenschritt vor Beginn der Arbeit am SPD-Programm für die Bundestagswahl 2017. Gabriel, der bis Ende vergangenen Jahres die SPD als Partei der „arbeitenden Mitte“ und der Wirtschaftskompetenz definieren wollte, bezeichnete die SPD vor den Delegierten als linke Volkspartei und sprach sich dafür aus, ihr Profil in Gerechtigkeitsfragen zu stärken. Die Begriffe „links“ und „Mitte“ seien keine Gegensätze, sagte er vor der Presse: „Links sein heißt nicht, auf die Mitte zu verzichten. Links sein heißt, die Mitte zu erobern.“ Die Seele der SPD sei das Begriffspaar Fortschritt und Gerechtigkeit. Vor den Teilnehmern des nichtöffentlich tagenden Konvents hatte er nach Angaben von Teilnehmern die Verteilungsfrage zu einem zentralen Thema im SPD-Bundestagswahlkampf erklärt. Die Sozialdemokraten müssten diese Frage stellen, sagte er. Für seine grundsätzlichen Bemerkungen erhielt er von den Delegierten mehr Beifall als sonst bei internen SPD-Veranstaltungen, hieß es aus der Partei. Auch Vertreter des linken Parteiflügels lobten ihn, machten aber zugleich deutlich, dass sie die Ausrichtung als linke Volkspartei durch konkrete Beschlüsse im Bundestagswahlprogramm unterfüttert sehen wollen. Ob in einem Wahlkampf über Verteilungsfragen für die SPD auch Steuererhöhungen infrage kommen, ließ Gabriel vor der Presse offen. Bis vor wenigen Wochen hatte er einen solchen Schritt, den der linke Parteiflügel verlangt, kategorisch abgelehnt. „Nur höhere Steuern bringen noch nicht mehr Gerechtigkeit“, warnte der Parteichef allerdings. Als ein mögliches Instrument für die von Gabriel angekündigten Entlastungen kleiner und mittlerer Einkommen gilt in der SPD auch die Reduzierung von Sozialabgaben für diese Zielgruppen. Berlin - Fast täglich produzieren Politiker der AfD neue Schlagzeilen – teilweise aus Absicht, teilweise wohl auch zum Missfallen der eigenen Führung. Jedenfalls werden Abgeordnete aus den neugewählten Landtagsfraktionen in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt zunehmend zur Belastung für die Partei. Nicht nur, dass der bisherige Landtagsvizepräsident in Magdeburg, Daniel Rausch, am Donnerstag zurücktrat, weil er offensichtlich mit der Leitung einer einzigen Sitzung überfordert war. In Stuttgart soll die dortige AfD-Fraktion am Dienstag über den Ausschluss des Abgeordneten Wolfgang Gedeonberaten, dem dasVerfassen antisemitischer Schriften vorgeworfen wird. Überraschend kommt der Fall Gedeon nicht, auch wenn Jörg Meuthen, AfDBundeschef und Fraktionschef in Stuttgart, am Mittwoch noch erklärt hatte, er habe „gerade erst von den Vorwürfen gegen Herrn Gedeon“ erfahren. Diese würden nun „sorgfältig geprüft“. Gedeons Schriften sind öffentlich zugänglich und waren innerhalb der AfD kein Geheimnis. In seinem 2012 veröffentlichten Buch „Der grüne Kommunismus und die Diktatur der Min- Frauke Petry derheiten“ bezeichnet er den Holo- hat sich zu caust als eine „Zivil- Özils Reise religion des Westens“ und spricht nach Mekka von dem wegen Ho- geäußert locaust-Leugnung verurteilten Rechtsextremisten Horst Mahler als „Dissidenten“. An anderer Stelle schreibt er, „Weltbedeutung“ habe das Judentum durch „Judaisierung der christlichen Religion und Zionisierung der westlichen Politik“. Gedeon selbst wollte sich am Sonntag auf Anfrage des Tagesspiegels nicht äußern. Mit einer Entgleisung hatte auch der AfD-Abgeordnete Andreas Gehlmann im Magdeburger Landtag für Empörung gesorgt. Die Linken-Abgeordnete Henriette Quade hatte zuvor bei einer Rede zum Asylkompromiss gesagt, in den Maghreb-Staaten sei Homosexualität„verboten und in höchstem Maße tabuisiert“. Weiter sagte sie: „Wer Homosexualität offen auslebt, dem droht dafür Gefängnisstrafe.“ An dieser Stelle vermerkt das Protokoll einen Zwischenruf Gehlmanns: „Das sollten wir in Deutschland auch machen!“ Auf Kritik daran reagierte die AfD-Fraktion mit einer Mitteilung, Gehlmanns Zitat habe sich nicht auf Haftstrafen bezogen, sondern die Tabuisierung. Unterdessen treiben auch AfD-Bundespolitiker die Provokationen weiter auf die Spitze. Der „FAS“ zufolge nannte Parteivize Alexander Gauland Angela Merkel eine „Kanzler-Diktatorin“. Parteichefin Frauke Petry kritisierte die Pilgerreise des Fußball-Nationalspielers Mesut Özil nach Mekka. Sie frage sich, ob „man sie aller Welt präsentieren muss“, sagte Petry der „Welt am Sonntag“. Fabian Leber Schärferes Profil. SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert, die Partei müsse sich mehr der Gerechtigkeitsfrage widmen. Foto: dpa Der Konvent verabschiedete mehrere Leitanträge. Unter dem Titel „Solidarprojekt – Politik für die solidarische Mitte“ bündelt die SPD Forderungen, die deutlich machen sollen, dass sie sich nicht nur um Flüchtlinge, sondern auch um sozial schwache Bundesbürger kümmert. Dazu gehören Investitionen in Bildung, Arbeit und Infrastruktur. Dafür soll das Kooperationsverbot aufgehoben werden, das die Finanzierung von Länder-Bildungsaufgaben durch den Bund verhindert. Zudem will die SPD Steuerkriminalität bekämpfen und den Kampf gegen Alltagskriminalität verstärken. Berlins Regierender Bürgermeister Müller hatte dem Konvent die Beschlüsse zum Wohnungsbau und zur Stadtentwicklung vorgestellt. „Wie kommen wir noch schneller und besser zu bezahlbarem Wohnen?“, laute die Aufgabe, sagte er anschließend. Der Antrag der SPD fordert die Schaffung eigener Kompetenzen des Bundes im Wohnungsbau, einen Abschied von der Höchstpreisorientierung der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben beim Verkauf von Bundesliegenschaften, eine Senkung der Belastung der Mieter bei der Umlage der Kosten für die Wohnungsmodernisierung sowie eine Stärkung des Mietspiegels. „Das ist ein Thema, bei dem wir nicht warten, sondern schon 2016 handeln wollen“, kündigte Müller an. Hans Monath — Meinungsseite Schon am Montag könnte Bundespräsident Joachim Gauck seinen Verzicht auf eine zweite Amtszeit bekannt geben. Fotos: Michael Kappeler/dpa, John MacDougall/AFP Merkels Prüfung Einen mehrheitsfähigen Kandidaten als Nachfolger von Joachim Gauck zu finden dürfte schwierig werden Von Stephan Haselberger Berlin – Wenn es so kommt, wie in den Parteien inzwischen fast alle glauben, dann ist es bald soweit. Dann wird Bundespräsident Joachim Gauck demnächst zur Pressekonferenz ins Schloss Bellevue einladen, um seinen Rückzug anzukündigen. Womöglich wird er bereits an diesem Montag Klarheit schaffen, schon allein um die vielen Spekulationen zu beenden, welche seinem Abschied die Würde zu nehmen drohen. Denn nachdem die „Bild“-Zeitung am Freitagabend Gaucks Verzicht auf eine weitere Amtszeit meldete, beschäftigt sich der politische Betrieb vor allem mit der Frage, wer sein Nachfolger werden könnte. Gauck, der nicht völlig frei von Eitelkeit ist, dürfte es nicht gefallen, dass er bereits abgeschrieben wird, bevor er sich selbst erklärt hat. Mit einer schnellen Reaktion des Staatsoberhaupts ist deshalb zu rechnen. Hat Gauck erst offiziell verkündet, dass er geht, beginnt für CDU-Chefin Angela Merkel und die anderen Parteichefs das große Machtspiel. Die Nominierung und Durchsetzung eines Kandidaten oder einer Kandidatin für das höchste Amt im Staat gehört zu den eher schwierigen Prüfungen. Wer seinen Bewerber in der Bundesversammlung nicht durchbringt, muss sich unweigerlich Fragen nach seiner Führungskraft, nach strategischem Weitblick und taktischem Geschick gefallen lassen – allzumal die Wahl des Bundespräsidenten immer auch als Koalitionssignal für die Bundestagswahl gedeutet wird. Falls Gauck geht, hat Merkel zwei Optionen: Sie kann einen Unionsbewerber ins Rennen schicken oder einen überparteilichen Kandidaten nominieren. Eine Person aus den Reihen von CDU oder CSU wäre in der Bundesversammlung auf die Unterstützung der Grünen angewiesen, da die SPD keinen aktiven Unionspolitiker mittragen wird. Ein solches schwarz-grünes Signal vor der Bundestagswahl dürfte aber auf Vorbehalte in der CSU sowie beim linken Flügel der Grünen stoßen. Wie schwer diese Vorbehalte wiegen, hängt auch von der Persönlichkeit des Bewerbers ab. Drei Unionspolitiker werden bereits als mögliche Kandidaten gehandelt: Bundestagspräsident Norbert Lammert(CDU),die scheidende CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt und – wie schon so oft – Wolfgang Schäuble, der heutige Finanzminister. Dass Lammert und Schäuble – intellektuelle Schwergewichte der eine wie der andere – das Amt ausfüllen würden, ist in der Union unbestritten, auch wenn beide in den eigenen Reihen weniger geliebt als vielmehr respektiert werden. Ob jedoch dieGrünenLammert oder garSchäublegeschlossen mittragen würden, ist fraglich. Anders verhielte es sich womöglich bei einer Kandidatur von Gerda Hasselfeldt. Die Grünen könnten für sich in Anspruch nehmen, erstmals einer Frau an die Spitze des Staates verholfen zu haben. Auch gilt Hasselfeldt als ausgleichende Politikerin, die bei den Grünen nicht automatisch harten Widerstand hervorrufen würde. So hat Hasselfeldt die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin im Gegensatz zu CSU-Chef Horst Seehofer nie in Bausch und Bogen verdammt. Mit der CSU-Frau böte sich Merkel zudem die Chance, die konservative bayerische Schwesterpartei für ein schwarz-grünes Koalitionssignal in der Bundesversammlung zu gewinnen. Denn Seehofer könnte im Gegenzug für sich in Anspruch nehmen, an der Staatsspitze eine CSU-Politikerin durchgesetzt zu haben. Merkels zweite Option – die Nominierung eines parteilosen Kandidaten – gilt als weniger risikobehaftet. Ein überparteilicher Bewerber, der durch die Kraft seiner Persönlichkeit und Vita besticht, könnte in der Bundesversammlung mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die sichere Mehrheit der großen Koalition bauen. SPD-Chef Sigmar Gabriel dürfte ei- ner solchen Lösung auch deshalb zustimmen, weil die Alternative – ein gemeinsamer Kandidat von SPD, Linkspartei und Grünen, wie ihn einige Sozialdemokraten jetzt fordern – leicht ins Abseits führen kann. Zwar verfügt Rot-Rot-Grün im dritten Wahlgang über eine relative Mehrheit in der Bundesversammlung. Dass die Grünen im Ernstfall geschlossen mitziehen, gilt in der SPD jedoch als unwahrscheinlich. Die Chancen für einen gemeinsamen Bewerber oder eine gemeinsame Bewerberin – im Gespräch sind etwa der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani oder die Chefin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger – stehen aus SPD-Sicht also eher schlecht. Und dass sich der beliebteste SPD-Politiker, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, für ein Experiment mit ungewissem Ausgang zur Verfügung stellen würde, ist auch nicht zu erwarten. In der SPD wird nun damit gerechnet, dass Merkel bald das Gespräch mit Gabriel sucht. Sie könnte ihrem Koalitionspartner dann einen gemeinsamen überparteilichen Kandidaten wie Andreas Voßkuhle vorschlagen, den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts. Ihn hatte Merkel 2012 gegen einen über die Parteigrenzen hinweg populären Bewerber ins Rennen schicken wollen: Joachim Gauck. Voßkuhle hatte der Kanzlerin damals abgesagt. Er könnte seine Meinung jetzt aber ändern – wenn es denn so kommt, wie fast alle glauben und Gauck seinen Abschied nimmt. Nur wenig Randale Steuer-Debatte läuft wieder an Vielfältige Protestaktionen gegen den Marsch von 1000 Neonazis in Dortmund Die Union will die Mittelschicht entlasten, um die FDP klein zu halten. SPD und Grüne reden in der Steuerpolitik mit – und sind skeptisch Dortmund - In Dortmund hatte sich die Polizei über Wochen auf brenzlige Situationen eingestellt. Neonazis aus ganz Deutschland hatten sich für Samstag zu einer Demonstration verabredet. Nazigegner aus dem ganzen Bundesgebiet hatten zu Gegenprotesten aufgerufen. Die Polizei befürchtete schwere Ausschreitungen, doch diese blieben bis auf kleine Scharmützel aus. Stattdessen prägten riesige, mit Luft gefüllte, silberne Würfel den Demotag in Dortmund. Das Schauspielhaus der Stadt hatte gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv „Tools for Action“ und 14 „Schulen ohne Rassismus“ seit Monaten an diesen „Spiegelbarrikaden“ gearbeitet. Die Würfel sollten dazu dienen, den Protest aufzulockern und den Rechten einen Spiegel vorzuhalten. Die Künstler gaben ihre Würfel an die unterschiedlichsten Protestakteure aus. So versuchten Demonstranten des zivilgesellschaftlichen „BlockaDo“-Bündnisses am Morgen, mit Würfeln voran durch eine Polizeiabsperrung zu gelangen. Die Polizei zerstörte die Kunstobjekte teilweise mit Messern. Bei einer Demonstration des „Arbeitskreises gegen Rechts“, an der über 2000 Menschen teilnahmen, unter ihnen der Dortmunder Oberbürgermeister Ullrich Sierau, wurden die Würfel als Schlange und Spielobjekt von Schülern getragen. Später wurde eine symbolische Mauer gebaut, um den Aufmarsch der Neonazis abzuschirmen. Über den Protest gegen die Neonazis zeigte sich der Oberbürgermeister der Ruhrgebietsstadt am Abend erfreut: „Es waren gute Aktionen. Sie waren sehr erfolgreich. Dafür meinen herzlichen Dank.“ Kritik äußerten Stadtspitze und Polizei am „linksautonomen Spektrum“. Der Oberbürgermeister sprach von „Reisekadern“, deren „importierte Gewalt“ er genauso ablehne wie die Rechtsextremen. Tobias Schmidt vom Antifa-Bündnis „NoTddZ“ sieht dies anders. Er spricht von einem „polizeilichen Ausnahmezustand“ und davon, dass die Polizei Nazigegner nicht zu angemeldeten Versammlungen durchgelassen habe. Außerdem soll es zahlreiche verletzte Demonstranten durch Polizeieinsätze gegeben haben. Aber auch die Polizei beklagt verletzte Beamte. Abseits des eigentlichen Demogeschehens seien außerdem Einsatzfahrzeuge attackiert worden. Die Neonazis der Partei „Die Rechte“, die einen Sitz im Stadtrat hat, können mit dem Aufmarsch zum „Tag der deutschen Zukunft“ – zumindest quantitativ – zufrieden sein. Die Demonstration, die zum achten Mal stattfand, hatte noch nie so viele Teilnehmer. In den letzten fünf Jahren gab es in Dortmund keinen Aufmarsch in der Größenordnung von 1000 Rechtsextremen. Über mehrere Kilometer konnten die Rechten ungestört demonstrieren, zum Großteil allerdings durch ein Industriegebiet. In Reden wurde die Opferzahl des Konzentrationslagers Buchenwald heruntergespielt und darauf verwiesen, dass, wer nicht „deutschen Blutes“ sei, im Land „nichts zu suchen“ habe. In der Nacht randalierten über 100 Neonazis im Stadtteil Dorstfeld. Sebastian Weiermann Berlin - Der Bundestagswahlkampf naht, die Forderungen nach großen Würfen werden wieder lauter. Die Union prescht beim Thema Steuern vor. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat in ungewohnter Tateinheit mit seinem Finanzminister Markus Söder eine „große Sache“ angekündigt.Der hessische Finanzminister Thomas Schäfer will einen „großen Wurf“. Und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der sich in der gesamten Wahlperiode an den Koalitionsvertrag gehalten hat, der das steuerpolitische Patt zwischen Union und SPD festschrieb, kommt aus der Deckung seiner SchwarzeNull-Politik und gibt sich offensiv. Es geht der Union vor allem darum, die Mittelschicht zu entlasten – und so der ungeliebtenFDP dasWasser abzugraben. Zusätzlich zu der bereits angekündigten Möglichkeit, den Einkommensteuertarif an die Inflation anzupassen (also der kalten Progression entgegenzutreten), will Schäuble weitere Änderungen im Steuertarif, um die Belastung mittlerer Einkommen zu deckeln. So soll der Spitzensteuersatz nicht mehr ab einem Einkommen von 53 000 Euro greifen, sondern deutlich darüber. Auch Seehofer und Söder zielen auf die Besserstellung der Mitte. Nach „Jahren des Stillstands“ (die Bayern meinen damit auch Schäuble) müsse es eine neue Gerechtigkeit in der Steuerpolitik geben, fordert der Münchener Finanzminister. Er will bei der Einkommensteuer den „Tarif auf Rädern“, den Schäuble aber vorerst nicht will. Diese automatische Anpassung des Steuertarifs an die Inflation schafft die kalte Progression komplett ab. Finanzminister Schäuble hat andere Pläne Foto: Roberts/Reuters als mancher Kollege. Schäuble ist gegen den Automatismus, er will alle zwei Jahre per Bundestagsabstimmung entscheiden lassen, ob man anpasst oder nicht. In München denkt man zudem an eine Abschaffung der Abgeltungsteuer auf Kapitalgewinne – sie beträgt pauschal 25 Prozent, künftig würde wieder der persönliche Steuersatz gelten. Damit würden Gutverdiener stärker belastet. Der Vorstoß von Söder deckt sich mit Forderungen der SPD, die einst von Finanzminister Peer Steinbrück eingeführte Abgeltungsteuer wieder zu begraben. Dass die CSU-Granden auch den Solidaritätszuschlag abschaffen wollen, istkeinvöllig neuerPlan– das hatdieKanzlerin schon vor gut einem Jahr zur künftigen Position der Union erklären lassen. Freilich geht in der Steuerpolitik nichts ohne die SPD und die Grünen. Schon weil beide Parteien über ihre Landesregierungen im Bundesrat eine Sperrmöglichkeit haben – bei den großen Steuern sind die Länder immer mit im Boot. „Wir wollen auch, dass es gerecht zugeht“, kontert der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans die Forderungen aus der Union. Doch sagt er auch: „Wem bei Rekordgewinnen und Rekordbeschäftigung und daraus folgenden Steuereinnahmen zwar Steuersenkung, aber nicht auch Investitionsbedarf, gerechte Lastenverteilung und Abbau von Krediten einfallen, streut den Menschen Sand in die Augen und nimmt die Erosion unserer Wohlstandsgrundlagen in Kauf.“ Der Sozialdemokrat gibt zu bedenken, dass die Steuerlast „gemessen an dem, was wir vom Staat erwarten undauch bekommen, iminternationalen Vergleich absolut zu vertreten ist“. Er will weiterhin den Kampf gegen Steuerhinterziehung forcieren und so zu Mehreinnahmen kommen. Es gehe nicht gerecht zu, „solange die Mittelschicht einen zu hohen Beitrag leisten muss, weil Einkommensmillionäre durch Abgeltungsteuer, niedrigen Spitzensatz, Behandlung von Erbschaften und Schenkungen sich einer angemessenen Beteiligung entziehen können“, sagte er dem Tagesspiegel. Es gehe darum, „dass hohe Einkommen und Großvermögen angemessen beteiligt werden“. Albert Funk POLITIK MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 E NACHRICHTEN F PHILIPPINEN Künftiger Präsident bedroht korrupte Beamte mit dem Tod Davao - Der umstrittene künftige Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, hat auch korrupte Polizei-Offiziere mit dem Tod bedroht. Beamte, die der Bestechlichkeit oder des Drogenhandels schuldig seien, müssten freiwillig zurücktreten oder sterben, sagte Duterte am Samstag vor etwa 300 000 Anhängern in seiner südphilippinischen Heimatstadt Davao. „Ich spaße nicht, ich werde euch alle töten“, fügte er hinzu. Erst vor wenigen Tagen hatte Duterte Morde an Journalisten in manchen Fällen für gerechtfertigt erklärt. „Nur weil du ein Journalist bist, bist du von Attentaten nicht ausgenommen, wenn du ein Hurensohn bist“, sagte er. Duterte hat sich bereits im Wahlkampf als raubeiniger Hardliner präsentiert. Er fluchte viel, beleidigte Kirchenvertreter, sprach abfällig über das Parlament und drohte Drogendealern mit Mordkommandos. Der 71-Jährige hatte mit dem Versprechen, Kriminalität und Drogenhandel binnen sechs Monaten zu beenden, die Präsidentenwahl Anfang Mai haushoch gewonnen. Er tritt sein Amt am 30. Juni an. dpa SYRIEN Kurden rücken auf strategisch wichtige IS-Stadt vor Damaskus - Ein kurdisch geführtes Bündnis kämpft sich immer näher an die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehaltene strategisch wichtige Stadt Minbidsch in Nordsyrien heran. Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) seien nur noch fünf Kilometer von den Außenbezirken des Ortes entfernt, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Minbidsch ist die bedeutendste Stadt des IS in Grenznähe zur Türkei. Bei der Offensive, die die DFS vor einigen Tagen gestartet hatte, wurden den Menschenrechtlern zufolge sechs Frauen und 15 Kinder der Glaubensgemeinschaft der Jesiden befreit. Die Dschihadisten hatten nach der Einnahme der Region Sindschar im Irak 2014 tausende Jesiden versklavt oder getötet. Sie betrachten diese als Ungläubige. Die DFS sind ein Zusammenschluss der Kurdenmiliz YPG und weiterer Gruppen. Bereits vor einigen Tagen hatten Einheiten der DFS mit US-Unterstützung einen Großangriff nördlich der IS-Hochburg Al Rakka gestartet. dpa DER TAGESSPIEGEL Schweizer gegen Grundeinkommen In einer Volksabstimmung sagt eine satte Mehrheit Nein zu 2260 Euro monatlich für jeden vom Staat das nötige Geld für die Überweisungen an die Einwohner nur mit „exorbitanten Steuersätzen von 70 bis 100 Prozent“ hereinholen. „Unter diesen Umständen muss man die Menschen zur Arbeit zwingen. Das braucht einen Kontrollstaat, und ich kann nicht verstehen, wie freiheitsliebende Menschen so etwas wollen.“ Letztlich, so prophezeite der Ökonom, führe das Grundeinkommen in die „Sklaverei“. Die Regierung sprach von einer Finanzierungslücke von jährlich umgerechnet mehr als 22 Milliarden Euro. Zudem warnte das Kabinett vor einer Spaltung der Gesellschaft: DasSchweizer Sozialsystem unterstütze die Menschen, die nicht selber für ihren Lebensunterhalt aufkommen können, erklärte Innenminister Alain Berset. Mit dem Grundeinkommen erhielten alle MenscheneineUnterstützung, „auch ohne ei- Eidgenossen nenBeitragandieGesellschaft zu leisten. stimmen Das würde das Ge- aber rechtigkeitsempfinden vieler verletzen für neues und damit den sozia- Asylgesetz len Zusammenhalt gefährden.“ Neben der Einführung des Grundeinkommens standen noch vier weitere Themen zur Abstimmung an: So sagten die Schweizer Ja zu einem neuen Gesetz zur Fortpflanzungsmedizin. Und sie sagten Ja zu einer Beschleunigung der Asylverfahren. Mit der Zustimmung von mehr als 65 Prozent zu den Änderungen im Asylgesetz fügten die Stimmbürger der rechtsnationalen Schweizerischen Volkspartei eine deftige Schlappe zu – die SVP war gegen die Reform des Asylgesetzes zu Felde gezogen. 2015 wurden in der Schweiz knapp 40 000 Asylgesuche eingereicht, das Land hat mehr als acht Millionen Einwohner. Regierung und Parlament hatten die Änderungen bereits gebilligt, die Zeit und Geld sparen sollen. Die Eidgenossen wollen nun die meisten Verfahren zentral in Asylzentren abschließen, das Prozedere soll nicht länger als 140 Tage dauern. DieAsylbewerber werden einen kostenlosen Rechtsschutz erhalten. Die SVP lehnte die„Gratisanwälte“ als teures Privileg ab und warnte: Das neue Gesetz locke noch mehr Asylbewerber in die Eidgenossenschaft. Von Jan Dirk Herbermann, Genf Die Schweizer haben dem Plan eine heftige Abfuhr erteilt: Am Sonntag lehnten Hochrechnungen zufolge rund 80 Prozent der Wähler die Einführung eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ ab. Somit haben die Schweizer auch eine Pionierrolle ihres Landes in Europa verhindert. Helvetien wäre der erste Staat des Kontinents gewesen, in dem die Regierung den Einwohnern eine feste finanzielle Grundausstattung gezahlt hätte – ohne Gegenleistung. Dennoch dürfte das Votum die Debatte über Grundeinkommen in anderen Ländern weiter anregen. Trotz der Niederlage freute sich der Vater der Initiative, der Basler Daniel Häni, über den Zuspruch von etwa 20 Prozent. „Ich finde es sagenhaft und sensationell“, sagte der Bistro-Betreiber nach der Abstimmung. Tatsächlich hatte Häni und seine „Initiative Grundeinkommen“ gegen eine breite Ablehnungsfront zu kämpfen.Regierung,Parlament, die Wirtschaft und selbst der GeRund werkschaftsbund 80 Prozent wollten von den Transfers nichts wisder Wähler sen. lehnten Dem Konzept zufolge sollte der Staat den Plan ab jedem Erwachsenen 2500 Schweizer Franken (2260 Euro) pro Monatsteuerfrei zahlen, egal ob erdie SchweizerNationalität hat oder nicht. Einwanderer wären somit auch Empfänger geworden. Pro Kind sollte der Staat rund 625 Franken (565 Euro) auf das Konto der Eltern überweisen. Das Grundeinkommen sollte mit anderenZahlungen,etwa derRente,verrechnet werden. Eine vierköpfige Familie wäre somit in den Genuss von monatlich weit über 5000 Euro gekommen – ein Betrag, der in der teuren Schweiz für ein Leben ohne große finanzielle Sorgen ausreichen kann. Das Grundeinkommen befreie die Menschen von der „Existenzangst“ und bringe „Marktwirtschaftund Menschlichkeit zusammen“. Die Initiatoren versicherten: Die Finanzierung könnte gestemmt werden. Doch das wollte keiner der Gegner des Grundeinkommens glauben. Sie warnten vor dem Bau einer riesigen Umverteilungsmaschine. Der Ökonom Reiner Eichenberger befürchtete, der Staat könne Die Kampagne blieb ohne Erfolg. In den vergangenen Wochen hatte die Initiative intensiv um Zustimmung für ein Grundeinkommen geworben. Foto: Arnd Wiegmann/Reuters — Meinungsseite DER TAGESSPIEGEL RERUM CAUSAS COGNOSCERE ZEITUNG FÜR BERLIN UND DEUTSCHLAND Pflichtblatt der Börse Berlin Verleger: Dieter von Holtzbrinck. Herausgeber: Giovanni di Lorenzo, Sebastian Turner. Chefredakteure: StephanAndreas Casdorff, Lorenz Maroldt. Stellvertretender Chefredakteur: Arno Makowsky. Berater der Chefredaktion: Gerd Appenzeller. Geschäftsführender Redakteur: Dr. Christoph von Marschall. Leitende Redakteure: Ingrid Müller, Gerd Nowakowski, Lutz Haverkamp (Nachrichten), Malte Lehming (Meinung), Norbert Thomma (Sonntag), Christian Tretbar (Newsroom). Autoren: Harald Martenstein, Dr. Hermann Rudolph. Ressortleitungen: Politik: Juliane Schäuble; Berlin: Robert Ide; Wirtschaft: Kevin P. Hoffmann, Heike Jahberg; Sport: Friedhard Teuffel; Kultur: Christiane Peitz, Rüdiger Schaper; Wissen/Forschen: Dr. Hartmut Wewetzer. Verantwortliche Redakteure: Katja Füchsel (Die Dritte Seite); Dr. Moritz Schuller (Meinung/Politische Literatur); Dr. Anja Kühne (Bildung); Ralf Nestler (Forschen); Dr. Joachim Huber (Medien); Rolf Brockschmidt (Beilagen/Sonderthemen); Ulrich Amling (Ticket/Spielzeit); Ingo Bach (Gesundheitsprojekte); Stephan Wiehler (Projekte/Entwicklung), Ruth Ciesinger (Online). Redakteure für besondere Aufgaben: Dr. Peter von Becker (Kulturautor), Dr. Elisabeth Binder, Armin Lehmann, Bernd Matthies, Jost MüllerNeuhof (Rechtspolitischer Korrespondent), Harald Schumann, Helmut Schümann. Reporter: Werner van Bebber, Deike Diening, Caroline Fetscher, Sven Goldmann, Frank Jansen. Hauptstadtbüro/Agenda: Stephan Haselberger, Antje Sirleschtov (Leitung), Robert Birnbaum (Reporter). Redaktionsbüro Potsdam: Thorsten Metzner. Chefin vom Dienst: Patricia Wolf. Artdirektion: Ursula Dahmen, Bettina Seuffert. Fotoredaktion: Kai-Uwe Heinrich. Die Redaktionen von „Der Tagesspiegel“, Berlin, und „Handelsblatt“, Düsseldorf, kooperieren. Verlag Der Tagesspiegel GmbH. Geschäftsführung: Florian Kranefuß. Verlagsleitung: Penelope Winterhager (Politik und Konzepte), Thomas Wurster (Projekte). Vertriebs- und Marketingleitung: Sebastian Stier. Anzeigenleitung: Philipp Nadler. Unternehmenskommunikation: Sandra Friedrich. Registergericht: AG Charlottenburg 93 HRB 43850, Erfüllungsort und Gerichtsstand: Berlin-Tiergarten. Postanschrift: 10876 Berlin. Hausanschrift: Askanischer Platz 3, 10963 Berlin, Sammel-Telefon (030) 29021-0; SammelTelefax (030) 29021-12090; Internet-Adresse: http:// www.tagesspiegel.de; E-Mail: redaktion @tagesspiegel.de; [email protected]. Druck: Druckhaus Spandau, Brunsbütteler Damm 156 – 172, 13581 Berlin. Mitbegründet von Erik Reger und Walther Karsch, fortgeführt von Franz Karl Maier und Dieter von Holtzbrinck. Abonnentenservice: Tel. (030) 2 90 21 - 500 Anzeigenservice: Tel. (030) 2 90 21 -570 Geschäftsstelle: Askanischer Platz 3, 10963 Berlin. 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Nutzungsrechte für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel. 030 / 28 49 30 oder www.presse-monitor.de Wir verwenden Zeitungspapier mit hohem Altpapieranteil Krise in Kroatien Jetzt auch Kreta Regierung scheitert nach nur vier Monaten Machtkampf in Zagreb voll entbrannt Griechische Insel könnte neues Ziel von Flüchtlingen aus Nordafrika und der Türkei werden Sarajevo - Die Regierung ist tot – der Machtkampf geht weiter. Freitagabend hatte der Chef der größten kroatischen Parlamentspartei, Tomislav Karamarko, die Koalition mit der Partei Most unter ihrem Chef Božo Petrov platzen lassen und gleichzeitig auch noch dem parteiunabhängigen Premier Tihomir Oreškovic das Vertrauen entzogen. Dieser will jedoch keinesfalls zurücktreten. Deswegen könnte nun die HDZ im Parlament seine Abberufung einleiten. Karamarko ist der starke Mann der kroatischen Politik, geriet aber unter Druck, weil seine Ehefrau Ana von einem Lobbyisten des ungarischen Mineralölkonzerns Mol ein Beratungshonorar über 60 000 Euro bekommen hatte. Die Sozialdemokraten initiierten daraufhin Mitte Mai ein Amtsenthebungsverfahren gegen Karamarko, weil sich Kroatien seit Jahren im Streit mit der Mol befindet. Es war der Verdacht aufgekommen, dass Karamarko sich durch das Geld der Ehefrau in einen Interessenskonflikt hineinmanövriert haben könnte. Regierungschef Oreškovic forderte jüngst Karamarkos und Petrovs Rücktritt. „Wie Sie wissen, sind die Beziehungen zwischen Karamarko, Petrov und mir eine zu große Bürde für Kroatien geworden. Ich habe mich bemüht, ihre Beziehungen zu reparieren, aber das war unmöglich. Deshalb fordere ich Karamarko und Petrov auf, ihre Verpflichtungen aufzugeben.“ Diese Rücktrittsaufforderung fasste Vizepremier Karamarko aber offenbar als eine Art Majestätsbeleidigung auf. „Dieses Ringelspiel war zu viel“, so Kara- marko. Offenbar hat der HDZ-Chef nur auf einen Anlass gewartet, aus der ungeliebten Koalition auszusteigen, denn nun will er ohne Most nach neuen Mehrheiten im Parlament suchen. Im Frühling könnte es ohnehin Neuwahlen geben. Der geschasste Koalitionspartner Most zeigte sich weiterhin selbstbewusst und kritisch. Božo Petrov erinnerte daran, dass die HDZ in ihrem Namen das Wort „Demokratie“ trage. Deshalb solle sie zeigen, dass sie auch demokratisch sei und nicht von einem „Pharao“ geführt werde. „Uns liegt Kroatien immer am Herzen und nicht in der Tasche“, sagte er. Wenn Karamarko wirklich ein Patriot wäre, hätte er angesichts der Affäre um das Geld der Ehefrau sofort zurücktreten sollen, so Petrov. Im Hintergrund geht es um die finanzielle Situation des Landes, das seit 2008 in einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise steckt: Vergangene Woche ist Kroatien daran gescheitert, eine Staatsanleihe auszugeben, weil der Zinssatz wegen der instabilen politischen Situation bei viel zu hohen fünf Prozent lag. Most hatte vor der Regierungsbildung gefordert, dass es einen unparteiischen Premier geben müsse. Deshalb war der relativ liberale Pharma-Manager Oreškovic zum Zug gekommen. Karamarko und die HDZ haben dies nie verwunden. Die Koalition hatte gerade mal vier Monate gehalten – sie war am 22. Januar besiegelt worden, nachdem ohne Most weder die von der HDZ angeführte Patriotische Koalition noch die Sozialdemokraten (SDP) eine Mehrheit im Parlament finden konnten. Adelheid Wölfl Protest. Dieses Mädchen demonstriert gegen die Einflussnahme der kroatischen Parteien auf eine Bildungskommission. Foto: AFP Athen - Im Hafen von Augusta auf Sizilien ist Sonntagabend ein Schiff mit Überlebenden der jüngsten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer erwartet worden. 221 Migranten erreichten damit ihr Ziel Italien, nachdem sie drei Tage zuvor, am Donnerstag vergangener Woche, vor Kreta in Seenot geraten waren. 97 weitere Flüchtlinge wurden nach Angaben der griechischen Küstenwache zurück nach Ägypten gebracht. Von dort hatten sie ihre waghalsige Reise in einem 25 Meter langen Fischkutter begonnen. Zunächst war von bis zu 700 Passagieren die Rede, die von Schleppern auf das Schiff gesetzt worden seien. Aussagen der Überlebenden zufolge waren aber etwa 350 Flüchtlinge an Bord, so gab es die griechische Küstenwache am vergangenen Wochenende an. Neun Leichen wurden bisher im Meer geborgen. Auf dem havarierten Fischkutter suchte die griechische und die ägyptische Marine aber weiter nach Hinweisen. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf hatte zuvor Alarm geschlagen, weil sie eine weitere Tragödie mit Hunderten von Ertrunkenen im Mittelmeer befürchtete. Denn die Zahl der Überfahrten großer Flüchtlingsgruppen von der nordafrikanischen Küste in Richtung Italien ist in den vergangenen Wochen wieder sprunghaft angestiegen. 2443 Menschen kamen laut IOM von Jahresbeginn bis 31. Mai im Mittelmeer um; bis zu 900 allein in der letzten Maiwoche, als Schiffe auf halbem Weg von der libyschen Küste nach Sizilien untergingen. Mehr als hundert Leichen waren vergangenen Donnerstag an einem Strand westlich von Tripolis angespült worden. Dort war ein anderes Schiff mit Flüchtlingen untergegangen. Die Verlagerung der Flüchtlingsströme zum östlichen und zentralen Mittelmeer erklärt sich jetzt durch die vergleichsweise ruhige See, aber auch durch die abschreckende Wirkung der Patrouillen in der Ostägäis und der Internierung von Flüchtlingen auf den griechischen Inseln gemäß dem Abkommen zwischen der EU und der Türkei. Kreta könnte dabei zu einem neuen Brennpunkt werden, wie IOM-Sprecher Joel Millmann warnte. Überfüllte Flüchtlingsschiffe schaffen es auf der Fahrt von Ägypten und Libyen nach Italien nur knapp bis Kreta, bevor sie in Seenot geraten und dann Rettungs- signale geben. Griechenlands größte Insel wird offenbar aber auch zur Ausweichroute für Migranten, die von der türkischen Küste bisher schnell nach Lesbos oder Chios übersetzen konnten. Das jüngste Schiffsunglück vor Kreta – 140 Kilometer vor der Insel noch in ägyptischen Gewässern – ist der dritte Fall innerhalb weniger Tage in diesem Gebiet. Am 27. Mai rettete die griechische Küstenwache bereits 65 Flüchtlinge vor Kreta. Am 31. Mai landeten 113 mehrheitlich afghanische Migranten auf einem Strand bei dem Urlauberstädtchen Agios Nikolaos im Nordosten Kretas. Die Gruppe soll aus Antalya an der türkischen Mittelmeerküste aufgebrochen sein. Zwei mutmaßliche Schlepper – ein Kroate und ein Montenegriner – waren laut griechischen Medien mit dabei und wurden festgenommen. „Wir sind besorgt über diesen Wechsel“, sagte eine UNHCR-Mitarbeiterin, Schwere Lage. Flüchtlingsjunge in einem Foto: AFP Lager in Griechenland. die wegen des jüngsten Schiffsunglücks nach Kreta flog, aber dann unverrichteter Dinge wieder abzog. Keiner dieser Flüchtlinge wollte tatsächlich nach Kreta, so berichtete sie. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz forderte am Wochenende, die Flüchtlingsschiffe im Mittelmeer abzufangen und die Passagiere zu internieren oder zurück nach Nordafrika zu schicken. Man müsse den Flüchtlingen klarmachen, „dass die Rettung aus Seenot nicht mit einem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist“. Die Wiener Koalition hat bereits die Schließung der Balkanroute initiiert. Markus Bernath 5 Polen fordern Freiheit und Demokratie Zehntausende bei Demo in Warschau Warschau - Unter dem Motto „Alle für die Freiheit“ haben am Samstag tausende Menschen in Polen an den Jahrestag der teilweise freien Wahl im Jahr 1989 erinnert. Zugleich demonstrierten sie gegen die Politik der nationalkonservativen Regierung. In Warschau kamen nach Angaben der Stadtverwaltung 50 000 Menschen zu einem Marsch zusammen. Die Polizei sprach von 10 000 Teilnehmern. Zu den Demonstrationen hatten die Oppositionsbewegung KOD und die drei Ex-Präsidenten Lech Walesa, Aleksander Kwasniewski und Bronislaw Komorowski aufgerufen. Während der einstige Arbeiterführer Walesa nicht auftrat, marschierten Komorowski und Kwasniewski in der ersten Reihe. Immer wieder skandierten die Menschen auf der Demonstration: „Freiheit, Gleichheit, Demokratie!“ Viele hatten nicht nur polnische Nationalfahnen, sondern auch Europafahnen mitgebracht. „Wir wissen noch gut, wie schwer die Arbeit für die Sache der Freiheit war“, sagte Komorowski. „Aber heute weiß ich, dass Polen anders, besser ist.“ „Wir wussten wirklich nicht, wie es endet, aber wir wussten, dass wir es riskieren müssen“, erinnerte Kwasniewski an die Wahlen von 1989. Er gehörte damals als junger Minister der kommunistischen Regierung der „anderen Seite“ an. „Das ist unser Platz in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Den Spuren der Polen folgten die Tschechoslowakei, Bulgarien, Rumänien. Damals begann der Prozess der deutschen Wiedervereinigung.“ Skeptischer zeigte sich der derzeitige polnische Präsident Andrzej Duda. „Diese Wahl war nicht völlig frei“, sagte er im TV. „Nach diesen Wahlen wurde General Jaruzelski Präsident. Auch mit Zustimmung eines Teils der Eliten von Solidarnosc.“ Walesa, Kwasniewski und Komorowski richteten auch einen gemeinsamen Appell an die Völker Europas, in dem sie zur Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aufriefen. „Von den Straßen und Plätzen, auf denen einst (die unabhängige Gewerkschaft) Solidarnosc geboren wurde, rufen wir einmal mehr alle Europäer zur Solidarität auf“, schrieben sie in ihrer Botschaft. „Wir sprechen für Hunderttausende – freie polnische Bürger, die seit einem halben Jahr (seit Beginn der nationalkonservativen Regierung) auf den Straßen ihre Bindung an Demokratie, Recht und ein freies Europa demonstrieren.“ dpa Erdogan wittert Verschwörung Istanbul - Wenige Tage vor dem Armenier-Beschluss des Bundestages war Recep Tayyip Erdogan nach einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel offenbar noch guten Mutes, die von der Türkei heftig kritisierte Anerkennung des Völkermordes verhindern zu können. Die deutsche Regierungschefin habe ihm in dem Gespräch zugesagt, alles ihr Mögliche zu tun, sagte Erdogan am Wochenende. Doch dann sei die Kanzlerin abgetaucht und habe nicht einmal an dem Votum teilgenommen. Irgendetwas stimme da nicht, ist Erdogan sicher. Der türkische Staatschef und viele seiner Landsleute wittern eine Verschwörung. Eine „höhere Macht“ habe den Deutschen den „Befehl“ für die Resolution gegeben, sagte Erdogan. Ohne näher zu beschreiben, was er damit meint, sprach er von einer „deutschen Schule“, die es auf die Türkei abgesehen habe und zu der er auch die Medien zählte. Um die Armenier sei es dem Bundestag jedenfalls nicht gegangen: Das Thema werde als „Knüppel gegen die Türkei“ instrumentalisiert. Der Begriff der „höheren Macht“ wird in der Türkei häufig verwendet, wenn angebliche geheime Machenschaften der USA im Nahen Osten gemeint sind. In einem Land, in dem Verschwörungstheorien fast schon ein Volkssport sind, kann Erdogan sicher sein, dass ihm das abgenommenwird. Erreihte dasBundestagsvotum ineine ganze Serie vonEntwicklungen ein, hinter denen er Machenschaften des westlichen Auslands und innerer Feinde sieht: die Gezi-Proteste, die Korruptionsvorwürfe gegen seine Regierung unddie Gewalt derkurdischenTerrororganisation PKK – die Armenien-Resolution sei „das letzte Glied dieser Kette“. Schon während der Gezi-Demonstrationen vor drei Jahren hatten Erdogan-Anhänger den Verdacht, dass die Protestbewegung von ausländischen Kräften gesteuert werde. Thomas Seibert 6 MEINUNG DER TAGESSPIEGEL STUTTMANN NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 D PORTRÄT SPD Kurs mit Kosten S igmar Gabriel versucht sich an der Quadratur der Kreises: die Mitte nicht aufgeben, aber trotzdem die SPD deutlich nach links rücken – einfach indem man die politische Mitte erobert und diese nach links rückt. So lautet nach dem Parteikonvent die Botschaft des Vorsitzenden, der ein Wochenende ohne Kritik aus den eigenen Reihen erleben durfte. Das Versprechen eines sozialeren Profils, die Konzentration auf Gerechtigkeit und auch auf Verteilungsgerechtigkeit scheinen die Partei zusammenzuführen. Beim konservativen und pragmatischen Flügel steht Loyalität hoch im Kurs, weshalb Widerspruch ausbleibt. Die Parteilinke, deren Skepsis gegenüber Gabriels Verlässlichkeit nicht geschwunden ist, sieht das offene Terrain, das sie besetzen will, wenn es ums Wahlprogramm geht. Widerstand gegen konkrete linke Forderungen, so lautet die Erwartung, kann ein Parteichef nicht mehr leisten, der sich auf einen Linkskurs festgelegt hat. Was offensiv klingen soll, ist in Wirklichkeit ein defensives Programm. Es geht nicht mehr darum, neue Wähler zu gewinnen oder frühere zurückzugewinnen, sondern um die Verteidigung der heutigen 20 Prozent. Die SPD aber muss aufpassen, dass sie mit einem Spartenprogramm nicht zur Spartenpartei wird. hmt Foto: dpa Miguel Arias Cañete Dem EU-Klimakommissar wird in seinem Heimatland Spanien Bestechlichkeit vorgeworfen D Unverdiente Einkommen — Seite 4 *** Die Koalition streitet um die Erbschaftsteuer – es wäre Zeit für eine grundlegende Reform Grundeinkommen Von Albert Funk Teure Utopie B eim Geld hört bei den Schweizern der Spaß auf. Sie sagten Nein zu einer teuren Utopie: dem bedingungslosen Grundeinkommen. Der Staat sollte jedem Bewohner Helvetiens umgerechnet knapp 2260 Euro pro Monat überweisen – ohne Gegenleistung. Das Nein ist richtig. Denn das Konzept knirscht an zu vielen Stellen: zunächst die Finanzierung. Ohne gewaltige Steuererhöhungen und hartes Sparen kann kaum ein Land ein Grundeinkommen für alle Bewohner garantieren, selbst die wohlhabende Schweiz nicht. Auch müsste der Staat das gesamte Sozialsystem einreißen und neu aufbauen, auch das kostet. Zudem hätten die Bezieher ihr Grundeinkommen nach Gusto ausgeben – oder verschwenden – können. Sinnvoller ist es, sozial Schwachen gezielte, zweckgebundene Zuschüsse zu gewähren. So etwa für die medizinische Versorgung und das Wohnen. Ebenso verführt das Grundeinkommen zum Müßiggang: Selbst so manche Schweizer, sie sind normalerweise fleißige Menschen, wären vor dieser Versuchung nicht gefeit gewesen. Und diejenigen, die weiter arbeiten, würden sich fragen: Warum soll ich mich krummlegen, damit sich andere auf die faule Haut legen können? jdh — Seite 5 D ie nobelste Aufgabe vonPolitikist es,dieGesellschaft in einer Balance zu halten. Also für Ausgleich zu sorgen. Das kann man mehr oder weniger intensiv betreiben, zwischen „laissez faire“ und Gleichmacherei ist ja viel Spielraum. Kluge Politik bedeutet, sich von beiden Extremen fernzuhalten. Seit Jahren macht sich nun das Gefühl breit, dass die recht ausgewogene Balance, welche zumindest in den westlichen Gesellschaften die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gekennzeichnet hat, verloren gehe. Dass derAusgleich zunehmendbrüchig wird. Dass Besitzende immer wohlhabender werden – in Berlin derzeit etwa durch massive Wertsteigerungen bei Immobilien. Dass sich in der Mitte der Gesellschaft Aufstieg und Abstieg schärfer ge- geneinander abzeichnen, was auch an den jeweiligen Vorbedingungen liegt – wer Vermögen mitbringt, hat es einfacher als der, welcher allein auf seine Leistungsfähigkeit angewiesenist.Dass dieärmeren Schichten immer mehr abgehängt werden, dass Aufstieg in die Mitte nicht mehr so selbstverständlich ist. Indieser gesellschaftlichenGroßwetterlage streitet die Koalition seit Monaten um die Erbschaftsteuer für Unternehmensnachfolger, eine Gruppe der Gesellschaft also, die als begünstigt gelten darf. Es mag in vielen Fällen ein verdientes Glück sein, wenn Erben sich schon früh ins Unternehmen eingebracht haben und fähig sind. Es ist in manchen Fällen aber auch nur unverdienter Dusel. Deutschland hat bei der Unternehmensnachfolge ein merkwürdiges Erbschaftsteuerrecht: Die Steuersätze sind sehr hoch, dafür gibt es Ausnahmen, die wiederum sehr entgegenkommend sind. Wer die Auflagen erfüllt, wird von der Steuer ganz oder weitgehend verschont. Das soll die Erben zur Weiterführung des Unternehmens animieren. Man kann das für logisch halten, ganz einleuchtend ist es nicht. Ein System mit geringen Steuersätzen, die auch gezahlt werden müssen, erscheint logischer. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Ende 2014 hätte ein Signal für eine Reform hin zu mehr Logik sein können. Die aber hat die Koalition versäumt, weil die Union es nicht wollte. Der politische Streit geht aktuell nur noch um Details, im wesentlichen spielt CSU-Chef Horst Seehofer auf Zeit, um bei anderen Themen (Flüchtlingskosten, Bund-Länder-Finanzen) Verhandlungsmasse zu haben. In zwei, drei Wochen dürfte es damit vorbei sein. Die Unternehmerlobby hat massiv dafür gearbeitet, dass das Ergebnis sehr unternehmerfreundlich ausgefallen ist. Die deutschen Familienunternehmen werden weiterhin im Glück sein. In Reichtum hineingeboren zu werden,ist aberkeineLeistung. Erbschaften sind unverdiente Einkommen. Die meisten Erben und Beschenkten werden dennoch auch künftig nicht zahlen müssen. Gerade angesichts der wackligen Balance unserer Gesellschaft wäre aberdie Besteuerungihres Startvorteils, des Zufalls der Geburt, ein Gebot des sozialen Ausgleichs – und keine Zumutung. Es geht dabei nicht um krude Umverteilung, sondern darum, die Steuer- und Abgabenbelastung der Arbeitseinkommen, die schon in der Mitte sehr hoch und damit leistungsfeindlich ist,zu mindern.DaherwärediePolitik gut beraten, bald eine echte Reform der Erbschaftsteuer anzugehen,die Erben moderat, aberzuverlässig mit einer Steuer belegt. So wie man es ineiner Leistungsgesellschaft erwarten kann. Nationale Erinnerung – und nationale Würde D ie Erinnerung, notierte vor 200 Jahren der Dichter Jean Paul, sei „das einzige Paradies, aus welchem wir nicht vertrieben werden können“. Allerdings gibt es Vergangenheiten, die nicht nur den Opfern von Leid und Grausamkeit eher als Hölle erscheinen. Ohne manchmal etwas zu verdrängen und zu vergessen, könnten viele Menschen kaum (über)leben. Sicher gilt das auch für Täter, die so einer späten Strafe oder peinlichen Erinnerung zu entkommen hoffen. Aber kann man sich selbst entkommen? Und gilt das auch über individuelle Schicksale hinaus? Viele Gruppen, Verbände und Völker pflegen am liebsten ganz ausgesuchte, verklärte Erinnerungen. Sie wollen eine Schönschreibung ihrer Geschichte und kultivieren darin eine Art kollektiver Demenz. Wie bisher alle türkischen Regierungen im Hinblick auf den Völ- kermord an den Armeniern. Nationalistische Türken empfinden die jüngst in einer Bundestagsresolution wachgerufene Erinnerung an Taten vor hundert Jahren als aktuelle Beschmutzung ihrer „nationalen Würde“. Weltmeister des Gegenteils, also einer möglichst ungeschminkten Erinnerungskultur, sind die Deutschen. Nicht alle Deutschen („die“ ist immer eine Vereinfachung), aber zumindest das politisch, kulturell, zivilgesellschaftlich verantwortliche Deutschland. Das hat mit der angerichteten historischen Katastrophe, mit Holocaust, Krieg und dem eigenen Zivilisationsbruch zu tun. Mit der Niederlage und dem Siegersegen einer auch unvollkommenen „Reeducation“. Ohne die daraus folgende Selbstvergewisserung, ohne die grundsätzliche, grundgesetzliche Neubesinnung wäre auch ein Neuanfang in Europa, wäre etwa die Aussöh- Von Peter von Becker Länder, die ihre Geschichte verklären, vergessen sich selbst nung mit den Nachbarn Frankreich und Polen, wäre auch ein offenes Verhältnis zu Israel nie möglich gewesen. Eigentlich sind das Selbstverständlichkeiten. Heikel wirkt frei- lich ein Gestus sühnestolzer Selbstgerechtigkeit, wenn wir sehr mahnend auf uns oder andere zeigen. Aber: Die Erinnerung an die Untaten anderer Völker soll keine Relativierung eigener historischer Taten bedeuten. Überhaupt ist Geschichte, zumal in Europa, so wenig teilbar wie die kollektive Erinnerung. Sie kennt keine nationalen Grenzen, keine nationalistischen Mauern und Zäune. Die Hölle, die Täter, die Schuldigen, das waren oder sind immer die anderen – diese Devise funktioniert nicht. Nicht auf Dauer. Und doch wird sie von Populisten und Nationalisten wieder verbreitet. Die neue Rechte marschiert, fast überall in Europa. Nicht als Mehrheit, aber sie ist vom eben noch braunen Rand eingedrungen in die Mitte, in Teile des Bürgertums. Schon denkt man da wieder an die Trauer oder den bitteren Hohn eines Brecht („der Schoß ist fruchtbar noch“) oder Thomas Bernhard (Österreich, eine Nazipest). Und man lese die jüngste Ausgabe der klugen Zeitschrift „Kursbuch“ zum Thema „Rechts. Ausgrabungen“. Mit dem starren Blick auf Flüchtlingszahlen, Brüssel, Merkel, Pegida oder Le Pen wird vergessen, dass das in Europa überwunden geglaubte nationalistisch-völkische Denken tiefere Ursachen hat, die in der offiziellen Selbstwahrnehmung oft verdrängt werden. Da steht die Türkei nicht allein. In Italien beispielsweise, wo Mussolini inzwischen fast wertfrei als historische Figur betrachtet wird, erinnert man sich lieber nicht an die Allianz mit Hitler, und praktisch vergessen ist Mussolini-Italiens Giftgaskrieg und Massenmord an 700 000 Afrikanern 1935 beim Feldzug gegen Abessinien. Frankreichs Erinnerung gilt viel intensiver der Résistance als dem faschistischen Vi- chy-Regime und der eigenen, heftigen Beteiligung an der Verfolgung und Ermordung der französischen Juden. Österreich, lautet die Pointe, hat aus Hitler einen Deutschen und aus Beethoven einen Österreicher gemacht und lange genug die Legende des „ersten Opfers“ gepflegt. Doch nirgends waren die Nazis stärker. Wir sind die Opfer, wir werden bedroht, das ist das Fantasma, das Ausländer, Fremde, Minderheiten oder den politischen Gegner zum Sündenbock macht. Das gilt für den wiedererstarkten Faschismus in Kroatien ebenso wie für die gegen Juden, Sinti und Roma gerichteten Traditionen in Ungarn. Auch das antiwestliche System Putins gründet auf der rechtsgewendeten nationalen Verdrängung und gar Verklärung des Stalinismus. So viel Selbstbetrug blendet und vergiftet. Ohne wahre Erinnerung kann ein Land dann auch die eigene Würde vergessen. ie Korruption in Spanien wirft nun auch lange Schatten auf den spanischen EU-Kommissar für Energie und Klima, Miguel Arias Cañete. Der 66-jährige Konservative ist in seinem Heimatland in einen Bestechungsskandal verwickelt, in dem es um die Veruntreuung von Millionen an Steuergeldern, auch aus der EU-Kasse, beim Bau von Trinkwasseranlagen am Mittelmeer geht. Zuvor warArias Cañete schonunter Druck geraten, weil der Name seiner Ehefrau in den „Panama Papers“ auftaucht. Ermittlungen des Untersuchungsrichters Eloy Velasco am Nationalen Gerichtshof in Madrid bringen Arias Cañete nun in weitere Erklärungsnot: Demnach beschuldigen frühere Topmitarbeiter den Politiker, Schmiergeldgeschäfte in seiner Zeit als spanischer Umweltminister zwischen 2011 und 2014 gedeckt und dabei sogar mitgemacht zu haben. Die Trinkwasserversorgung für Bewohner wie Urlauber kann an dertrockenen Mittelmeerküste Spaniens oft nur mit Anlagen zur Meerwasserentsalzung gesichert werden. Der Bau dieser gigantischen Anlagen wird von der EU mit viel Geld gefördert. Allein in den Jahren 2007 bis 2013 flossen nach Informationen der Zeitung „El Economista“ 660 Millionen Euro aus der EU-Kasse in solche Projekte. Die Bauaufträge waren so begehrt, dass die Unternehmen mit Autos, Reisen und Geldumschlägen winkten. Die staatliche Gesellschaft Acuamed, verlängerter Arm desUmweltministeriums, überwelche die Deals abgewickelt wurden, sei wie eine „kriminelle Organisation“ geführt worden, heißt es im Untersuchungsbericht. Nach den Aussagen von Beamten soll Arias Cañete seinen Vertrauten und damaligen Acuamed-Chef Arcadio Mateo, der jetzt in Untersuchungshaft sitzt, gegen Korruptionsvorwürfe in Schutz genommen und sich selbst in die unsauberen Geschäfte eingeschaltet haben. Mateo, der in seinem Haus nach Polizeiangabenrund 100 000 Euro ineinem Bücherregal versteckte, wird Betrug, Bestechlichkeit, Veruntreuung und Rechtsbeugung vorgeworfen. Auf die Frage des Untersuchungsrichters, ob er auf Anordnung von Arias Cañete gehandelt habe, schwieg er. Auch Arias Cañete selbst zieht es vor, auf Tauchstation zu gehen. Die Mehrheit im Europaparlament scheint er bei dieser Taktik auf seiner Seite zu haben: Konservative wie Sozialdemokraten beerdigten dieser Tage einen Antrag der Linken-Fraktion, in dem er aufgefordert wurde, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Ralph Schulze ANZEIGE Ja, ich bestelle: Neuausgabe 2015/2016: Tagesspiegel Pfl egeheime 12,80 € 9,80 € für Tagesspiegel-Abonnenten Bestellnr. 11067 Alle wichtigen Informationen zum Thema Pflege Anzahl Ich bin Tagesspiegel-Abonnent Name/Vorname 293 Berliner Pflegeheime nach Bezirken geordnet Straße/Hausnummer Die besten Pflegeheime: Worauf Sie bei der Auswahl achten sollten Wie der Umzug ins Heim leichter fällt und was man bei Pflegefehlern tun kann PLZ/Ort Ausführliche Informationen zur Pflege bei Demenz Telefon Interview mit dem Pflegebeauftragten der Bundesregierung zu den geplanten Reformen + E-Mail Ich zahle per SEPA-Lastschrift. Rechnung. Ich ermächtige die Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Verlag Der Tagesspiegel GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Extra-Beilage: Finanzierung – Was die Pflegekassen zahlen und warum private Zusatzversicherungen sinnvoll sein können 12,80 € | Bestellnr. 11067 9,80 € für Tagesspiegel-Abonnenten DE IBAN Prüfziffer BLZ des Kontoinhabers Kontonummer ggf. links mit Nullen auffüllen Im Handel erhältlich oder einfach versandkostenfrei bestellen! Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin. Gläubiger-Identifikationsnummer: DE47ZZZ00000524960. Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt. Datum Unterschrift Preise inkl. 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Coupon ausfüllen und einsenden: Verlag Der Tagesspiegel GmbH, 10876 Berlin · Fax (030) 290 21-599 w w w.t a g e s s p i e g e l . d e/s h o p Bestellhotline (030) 290 21-520 Tagesspiegel-Shop, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin Mo. – Fr. von 9.00 bis 18.00 Uhr · Kundenparkplatz Untreue in Potsdam: Finanzskandal um Stadtwerke weitet sich aus – Seite 11 BERLIN WWW.TAGESSPIEGEL.DE/BERLIN MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 SEITE 7 Von Tag zu Tag Sonnige Schnauze Von wegen Sauwetter gleich Hundewetter. Nein. Dieser Rauhaardackel fühlt sich im Brunnen am Fernsehturm in der Sonne am Sonntag pudelwohl. Und hält’s wohl eher mit den „Hundstagen“, die ja eigentlich erst in der Zeit der größten sommerlichen Hitze vom 23. Juli bis 23. August aktuell sind. Am Rande der plätschernden Terrassen räkelten sich nachmittags viele Menschen in der Sonne – wenn sie nicht gerade von einem Schauer kurz vertrieben wurden. Wahlsafari Stefan Jacobs verliert beim Kalauern gegen die Landeszentrale W enn sich die Politik zu sehr von den Leuten entfernt, holt die Landeszentrale für politische Bildung sie wieder zurück: „Bock auf Wahl?“, lautet der Titel einer neuen Broschüre, die sich an junge Leute richtet. Illustriert ist die Frage mit einem – Achtung – Ziegenbock auf einem Wal. Da kann man nicht meckern. Und gespannt sein, ob das Niveau in den angekündigten weiteren Broschüren gehalten werden kann. Hier ein paar Hilfestellungen mit zugegebenermaßen noch unbehandelter Oberfläche (vom Inhalt nicht zu reden. Stimmung in der Wahlachei. Und erst die Präsentation der Kandidaten, die Wahl of Fame: Alles Müller oder was anderes? Pop, Stolizei! Henkel with Care! Generation Wolf. Storch im Balkansalat. Geplant sind auch Broschüren für bestimmte Zielgruppen. BVV für die Frau? AfD, achherje. Willst du viel – GroKodil. Nun ja, Feinschliff wird kommen. Und damit zurück in die Lokal-Politik: Prost Wahlzeit! Unverdrossen. Der Titel der Info-Broschüre für junge Wähler. Foto: promo Sonne, Regen, Donnerwetter Was war los am Sonntagnachmittag im Himmel über Berlin? Mal Sonne,blauer Himmel, Tröpfeln, Schauer, Donnerwetter. Das Wetter drehte Kapriolen, als könnte es sich wie im April nicht so recht entscheiden. Alles kam buchstäblich aus heiterem Himmel, in raschem Wechsel und ungewöhnlich kleinräumig. Manchmal rauschte es in einem Kiez wie aus Gießkannen, ein paar Straßen weiter aber blieben die Straßen trocken. „Solche Phänomene verursachen meist örtlich stark begrenzte, hochschießende Gewitterzellen“, erklären die Experten des Wetterdienstes „Meteogroup“. Warmfeuchte Luft liegt am Boden und drängt aufwärts, aber darüber lasten kalte, undurchdringliche Luftschichten. Sie blockten die himmelstrebende Warmluft ab. Doch an verschiedenen kleineren Stellen gelingt ihr der Durchbruch - und dann umso gewaltiger: Die Warmluft schießt über einem Kiez in große Höhen auf, Gewitterwolken türmten sich, sie kondensieren und regnen sofort ab. So überraschte das Wetter erst die Menschen in Spandau, Steglitz, Neukölln und Tempelhof. Etwas später zogen die lokalen Gewitter über Mitte und Schöneberg. In den östlichen Bezirken Berlins blieb es dagegen ruhiger und eher trocken. Und wann kommt das Wetter wieder zur Ruhe? Montag und Dienstag erwartet Meteogroup eine „abnehmende Gewitterneigung“. Doch schon zur Wochenmitte hin kann es wieder kräftiger schauern und rumpeln. Christoph Stollowsky BER ups and downs 1465 573 Tage seit Nichteröffnung * Tage bis zur Eröffnung ** *Der Flugbetrieb sollte ursprünglich am 3. Juni 2012 starten **Der Flughafen soll im 4. Quartal 2017 eröffnen. Wir rechnen mal großzügig mit dem 31. Dezember – aber ob das reicht? Foto: Maurizio Gambarini/dpa Drushba, Berlin Trotz politischer Eiszeit läuft der Austausch mit Moskau – wenn auch mit Hindernissen. In Kürze wird ein Jubiläum gefeiert Von Thomas Lackmann Die Beziehungen der westlichen Regierungen mit Russland mögen derzeit massiv abgekühlt sein – die Städtepartnerschaft Berlin–Moskau aber lebt. Jedenfalls ein bisschen. Über den Kinderring Berlin e. V. können im August ein Dutzend junge Moskauer ihre Partnerstadt besuchen.Anfang September findet dann in Moskau eine Schülerolympiade statt, zu der acht Jugendliche aus Berlin eingeladen sind: An diesem Montag endet die Anmeldefrist für 14- bis 18- Jährige, die in Mathe, Physik, Chemie und IT überdurchschnittlich gut sind (www.austausch.org). Im Herbst soll der Austausch zwischen Jugendkultureinrichtungen beider Städte wieder in Bewegung geraten, eine Delegation von der Moskwa wird an der Spree erwartet. Der Silberjubel könnte also starten,denndienach derWendeins Lebengerufene Partnerschaft der Kommunen jährt sich gerade zum 25. Mal. Das ist die gute Nachricht. Die weniger guten sind auf dem Hintergrund früherer Aktivitäten zu erkennen. Noch im Jahr 2014 gab es zwischen beiden Städten über das Jahr verteilt mehr als 30 Austauschprojekte für Schüler und Berufstätige. Seit 2014, sagt Roman Elsner, Projektleiter bei dem im Senatsauftrag agierenden Verein „Deutsch-Russischer Austausch“ (DRA), stockt vor allem die Finanzierung aus Moskau. Wirtschaftsprobleme, der halbierte Rubelkurs und der Konflikt um die Ostukraine hätten wohl dazu beigetragen. „In den ersten Monaten dieses Jahres mussten wir um Unterstützung betteln“, sagt Elsner. Aber im Mai, beiseiner jüngsten Moskau-Visite, habe er auf höherer Ebene klare Wiederbelebungswünsche verBerlins nommen. Die ansteParlament hende 25-Jahr-Feier und einavisierter Bebeschloss such des Regierenkürzlich, den Bürgermeisters Müller trügen zum mehr zu tun Stimmungswandel bei. Für November plane man ein großes Treffen in Moskau, bei dem Vertreter der Stadtverwaltungen und der Zivilgesellschaft zusammenkommen. Dann solle die Berlin-Moskau-Community aus beiden Städten gemeinsame Zielvorstellungen im Blick auf ihre nächsten Jahre formulieren. Roman Elsner besucht als offizieller Freundschafts-Schmied regelmäßig die Partner im Osten, er klingt aber nicht wie ein Putin-Versteher. Als Berliner mit russischer Mutter, Jahrgang 1977, hat er selbst erfahren, wie es ist, zwischen den Stühlen zu sitzen und als Kind diskriminiert zu werden. Seit 2011 treibt Elsner im Senatsauftrag beim 1992 begründeten DRA den Austauschbetrieb voran. Er kennt den formelhaften Überbau des Austauschbetriebs, wo man auf höchster Ebene warme Worte wechselt – und dann zwischen Verwaltungsleuten eine konkrete Anfrage sehr schnell versanden kann. „Wir fahren selber hin und reden mit den Leuten.“ Dass der Austausch-Pingpong zwischen hüben und drüben allem Engagement zum Trotz dramatisch nachgelassen hat, war kürzlich auch einem Antrag zu entnehmen, den die Koalition dem Abgeordnetenhaus vorlegte: Das Jubiläum solle man „für einen neuen gemeinsamen Impuls“ nutzen, damit „Kommunikationsdefizite verringert werden“, forderten die Parlamentarier. Der Dialog habe „seit dem Bürgermeisterwechsel in Moskau im Jahre 2010 deutlich an Intensität eingebüßt“, gemeinsame Ausschüsse und ge- genseitige Besuche seien ausgefallen. Trotz der „schwierigen Ausgangslage“ erstrebe man nun, „eine deutlich größere Anzahl an Personen aus allen Lebensbereichen“ in den Austausch einzubinden, auch die in Berlin lebenden Russen. Der Pankower Abgeordnete Alex Lubawinski ist zufrieden, dass dieser Antrag das Parlament einvernehmlich passiert hat: Parallel zur Kontra-Putin-Stimmung bedauerten die Leute gerade auf kommunaler Ebene immer wieder, dass die Gespräche „eingeschlafen“ seien. Von dem Antrag verspreche er sich eine ermunternde Wirkung auf den Senat, der nun zeigen müsse, dass er aktiv werde, und Signale an Vertreter der Russischen Föderation, „die das mit Sicherheit wahrnehmen“. Es gebe in Moskau starkes Interesse auf mittlerer und oberer Ebene, auch wenn derzeit die internationalen Beziehungen stark eingeschränkt seien. Gerade auf dem Feld der Stadtentwicklung wolle man zusammenarbeiten. Moskau plane, durch Gebietsankäufe seine Stadtfläche zu verdoppeln, und wünsche sich zur Gestaltung dieser ungeheuren Aufgabe Kooperation und Beratung aus Berlin. Austausch sei erwünscht. „Geld ist ganz offensichtlich nicht das Problem.“ ANZEIGE Vermieter vor Gericht Erste Klagen gegen Ferienwohnungsverbot. Verfassungexperte: Berliner Gesetz mangelhaft Rund fünf Wochen nach dem endgültigen Verbot von Ferienwohnungen in Berlin kommt das umstrittene Gesetz jetzt auf den Prüfstand. Das Verwaltungsgericht verhandelt an diesem Mittwoch ab 9.45 Uhr die ersten vier Klagen von gewerblichen Vermietern gegen die Regelungen zur Zweckentfremdung von Wohnraum. Die Urteile werden noch am selben Tag erwartet, wie Gerichtssprecher Stephan Groscurth sagte. Nach dem Gesetz des rot-schwarzen Senats ist es verboten, ganze Wohnungen Internet-Portale wie Wimdu unterstützen die Kläger als Ferienwohnungen anzubieten. Wer es dennoch tut, riskiert bis zu 100 000 Euro Bußgeld. Auch Anwälte und Ärzte, die Kanzleien und Praxen in Wohnungen eingerichtet haben, können Probleme bekommen. Das Land will den knappen Wohnungsmarkt entspannen. Berlinweit gab es nach Schätzungen zuletzt 10 000 bis 14 000 Ferienwohnungen. Allein der Bezirk Mitte geht von mehr als 5000 solcher Quartiere aus. Beim Verwaltungsgericht sind laut Sprecher bereits Dutzende Klagen gegen das Gesetz eingegangen, eine Kammer mit drei Richtern beschäftige sich vorrangig damit. Die Wohnungen werden meist über Online-Portale wie Wimdu, Airbnb oder 9flats angeboten. Die Plattformen werben mit authentischen Urlaubserlebnissen, bei denen man anders als beim Hotelaufenthalt die Kiezkultur spüre. In Umfragen hätten rund 40 Prozent der Gäste angegeben, ohne diese alternative Unterbringung nicht nach Berlin gekommen zu sein, sagte Wimdu-Anwalt Peter Vida. „Hier werden Verbraucherbedürfnisse abgewürgt.“ Die Kläger sehen Verstöße gegen die Berufs- und die Eigentumsfreiheit. Der ehemalige Präsident des Berliner Verfassungsgerichtshofs, Helge Sodan, bescheinigt dem Gesetz in einem Gutachten gravierende Mängel. Vor allem sei es nicht verhältnismäßig, weil es das Problem knappen Wohnraums kaum lösen könne. Die Belastungen für die Vermieter stünden in keinem vernünftigen Verhältnis zu den Vorteilen für die Allgemeinheit. Auch Wimdu-Anwalt Vida sagt, das Verbot sei angesichts von 150 000 fehlenden Wohnungen in Berlin „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Die zuständigen Behörden argumentieren hingegen, der Eingriff in die Grundrechte sei hinzunehmen, da die Berliner auf den knappen Wohnraum angewiesen seien. Wimdu habe nicht selbst geklagt, sondern stehe hinter einem der Kläger, sagte der Gerichtssprecher. Ein Bezirksamt hatte den vier klagenden Vermietern die Bescheinigung verweigert, dass ihre Ferienwohnungen nicht unter das Verbot der Zweckentfremdung fallen. Mit ihren Klagen wollen die Vermieter nun diese sogenannten Negativatteste erstreiten. dpa Hier ist MagentaZuhause * Angebot gilt für Breitband-Neukunden bei Buchung eines MagentaZuhause M Pakets bis zum 02.09.2016. MagentaZuhause M kostet in den ersten 12 Monaten 24,95 €/Monat, danach 39,95 €/Monat. Voraussetzung ist ein geeigneter Router. Einmaliger Bereitstellungspreis für neuen Telefonanschluss 69,95 €. Mindestvertragslaufzeit für MagentaZuhause 24 Monate. Die Ersparnis von 120 € errechnet sich aus der Differenz des Regio-Aktionspreises für die ersten 12 Monate im Verhältnis zum nationalen Regelangebotspreis von 34,95 € für die ersten 12 Monate. MagentaZ uhause M ist in einigen Anschlussbereichen verfügbar. Individuelle Bandbreite abhängig von der Verfügbarkeit. Angebot gilt für ausgewählte Vorwahlbereiche. Nähere Informationen im Telekom Shop, bei teilnehmenden Fachhändlern, unter 0800 33 0 3000 oder unter www.telekom.de/regional-aktion. Ein Angebot von: Telekom Deutschland GmbH, Landgrabenweg 151, 53227 Bonn. 8 BERLIN DER TAGESSPIEGEL NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 Heute beginnt für Berliner Muslime der Ramadan Am heutigen Montag beginnt in diesem Jahr der islamische Fastenmonat Ramadan. Für Muslime ist das Fasten, das jeweils im neunten Monat des islamischen Mondjahres stattfindet, eine der fünf Säulen ihrer Religion. Die anderen sind das Pilgern nach Mekka, die täglichen Gebetszeiten, das Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott und das Almosengeben. Auf das Ende des Ramadan folgt das dreitägige Fest des Fastenbrechens, arabisch 'Id al Fitr, in Deutschland in diesem Jahr vom 5. bis zum 7. Juli. Durch das Fasten soll deutlich werden, dass die Religion einen höheren Wert hat als das tägliche Leben. Der Ramadan ist auch der Monat der Nächstenliebe und der guten Taten. Der Ramadan erinnert nach islamischer Tradition an die Offenbarung des Koran durch den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed. Zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang ist Muslimen Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt. Mit dem Iftar, dem festlichen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Häufig treffen sich die Gläubigen an den Abenden zum gemeinsamen Gebet. KNA Feiertag bei den Schätzen Auch die Kultur- und Wissenschaftsorganisation der Vereinten Nationen hatte am Sonntag etwas zu feiern: den Tag des Unesco-Welterbes. Deutschlandweit gab es Veranstaltungen an den Orten, die zum Erbe der Menschheit gehören. In Berlin boten die Staatlichen Museen Vorträge und Führungen auf der Museumsinsel an, bei denen unter anderem das bedrohte Welterbe im Nahen und Mittleren Osten im Mittelpunkt stand. Besucher konnten mit einem Tagesticket das Alte Museum (Foto), Bode-Museum, das Pergamonmuseum, das Neue Museum und die Alte Nationalgalerie besuchen. Foto: Maurizio Gambarini, dpa GEWALT GEGEN POLITIKER UND FLÜCHTLINGSHELFER Die Härte in der politischen Auseinandersetzung nimmt zu Tote Vögel vor der Haustür Drohungen bis zum Mord Flüchtlingshelfer werden auf vielerlei Weise bedroht. Dabei gibt es große regionale Unterschiede Von Frank Bachner Die Deutschlandfahne sollte ein höhnischer Gruß sein, eine Botschaft. „Hör auf mit Deinem Engagement“, so lautete die Mitteilung. Deshalb hatte ein Unbekannter die Autotür aufgerissen, deshalb hatte er die Fahne auf den Sitz gelegt. Das Auto gehörte einem Ehrenamtler von „Moabit hilft“, der wohl bekanntesten Hilfsorganisation für Flüchtlinge. Es war eine Attacke von vielen. Fotos von Angehörigen der Ehrenamtler stehen im Internet, es gibt SMS mit Morddrohungen, tote Vögel liegen vor der Haustür von Engagierten, Bianca Klose kennt die Liste der Angriffe. „Solche Meldungen sind für uns das tägliche Brot.“ Sie leitet die Mobile Beratungsstelle gegen Rechts (MBR). Für Flüchtlingshelfer eine Anlaufstelle, hier erhalten sie Hilfe. Bei der MBR laufen viele der Nachrichten von Angriffen zusammen. Bundesweit sind seit Januar 245 Straftaten gegen Helfer, Amtsträger und Journalisten verübt worden. In einer internen Studie des Bundeskriminalamts steht diese Zahl. Wie viele Straftaten speziell gegen Flüchtlingshelfer in Berlin verübt wurden, ist nicht bekannt. „Seit die Zahl der Flüchtlinge zurückgegangen ist, hat die Zahl der Meldungen nachgelassen“, sagt Bianca Klose. Nachgelassen, aber sie haben nicht aufgehört. Gerade im Bereich von „Moabit hilft“ kennt Klose viele Vorfälle. „Dort haben Leute fürchterliche Sachen erlebt.“ Vermutlich auch, weil „Moabit hilft" medial ein großes Thema ist und sich dort Hunderte von Menschen engagieren. Aber auch Hellersdorf ist Brennpunkt. „Dort wurde das Auto einer katholischen Seelsorgerin angezündet", sagt Klose. „Sie wurde gefilmt und bei der Arbeit mit Flüchtlingen beobachtet.“ In Hellersdorf lagen fünf scharfe Patronen vor einem Treffpunkt von Helfern. Zuvor hatte ein Neonazi den Engagierten pantomimisch klar gemacht: Ich kille Euch. Die meisten dieserVorfälle, sagt Bianca Klose,hates allerdings 2015 gegeben. Es ist etwas ruhiger geworden. Die letzte heftige Attacke hatte „Moabit hilft“ zu Jahresbeginn der Mobilen Beratungsstelle mitgeteilt. Auffällig ist, dass es bei diesen Attacken erhebliche geographische Unterschiede gibt. Moabit und Hellersdorf sind Brennpunkte, in anderen Gebieten ist die Lage, nach bisherigen Erkenntnissen, ruhig. Hannes Habekost von „Charlottenburg hilft“, teilte mit: „Solche Übergriffe sind uns nicht bekannt." Amei von Hülsen-Poensgen von „Willkommen in Westend“ sagt, dass „uns bisher außer einem anonymen Brief an eine Privatadresse und gelegentlichen Diskussionen mit Bezeichnungen wie ,Gutmensch' oder ,nützlicher Idiot' nichts bekannt ist“. Im Gegenteil, sie werde „von Menschen auf der Straße angesprochen und bestärkt. Man finde es gut, was wir tun.“ Auch Thomas Hermanns, Leiter des Flüchtlingsheims in der Randt-Straße in Köpenick, hat in seinem Bereich nichts festgestellt. Und Hansjörg Behrendt, Koordinator des Netzwerks „Willkommen in Reinickendorf“ erzählt: „Glücklicherweise sind mir in den vergangenen drei Jahren keinerlei Berichte über Anfeindungen oder Übergriffe auf Mitarbeiter unse- ANZEIGE EINE HEISSE WOCHE MIT ZIBB MO–FR, 18:30 UHR GEWINNEN SIE TÄGLICH EIN EN PROFI- GRILL ! RBB-ONLINE.DE/ZIBB res Netzwerks eingegangen.“ Nur einmal im halben Jahre erhalte er eine „Schmähmail rassistisch-chauvinistischer Art“. Behrendt ist selber verwundert über die Ruhe in seinem Bereich. „ Warum das so ist, ist mir ein Rätsel." Möglicherweise hänge dies mit der behutsamen Vorgehensweise des Netzwerks zusammen. Aber jenenHelfern, die nicht inRuhearbeiten können, hilft die Mobile Beratungsstelle gegen Rechts (MBR) mit Ratschlägen. Einer lautet: „Reden über Vorfälle.“ Viele redeten wegen Zeitmangels nicht drüber. Auf Dauer sei das fatal, „Deshalb ist wichtig, dass die Gruppe einen Raum für solche Gespräche hat“, heißt es. Und: Genauso wichtig sind Tipps über richtiges Verhalten in einer gefühlten Bedrohungssituation. Zum Beispiel die Frage: Wie geht man mit Störern um, die bei Willkommensfesten auftauchen? Alles notieren, was man erlebt hat, empfiehlt die MBR. „Verbände und Organisationen sind zu uns gekommen, weil bestimmte Situationen bei Ehrenamtlern wahnsinnige Handlungunsicherheiten auslösen." Unterstützung ist für Klose ein Schlüsselwort. „Ehrenamtler müssen Hilfe erfahren.“ Die Angst darf nicht zu groß werden. Sonst passiert, was nicht bloß Bianca Klose vermeiden möchte: „Dann hören viele auf.“ Politiker werden immer öfter Ziel von Attacken Allmählich macht sich eine gewisse Form von Angst breit. „Das größte Thema bei uns ist derzeit die Frage, wie wir durch den Wahlkampf kommen, ohne dass jemand zu Schaden kommt“, sagt Ronald Gläser. Die Frage ist berechtigt. Gläser ist Sprecher der AfD Berlin, drei Angriffe gegen Infostände und Mitarbeiter der rechtsorientierten Partei hat es allein an diesem Wochenende gegeben. „Die Zahl dieser Attacke ist eine neue Qualität in Berlin“, sagt Gläser. Vergangene Woche wurde bei einem Vorfall in der Prenzlauer Allee die Bluse einer 69-Jährigen, die für die AfD an einem Infostand arbeitete, mit Farbe verdreckt. Aggressionen gegen Politiker und Partei-Helfer sind nichts Neues, aber im Moment sind die Meldungen besonders alarmierend. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) spricht in der „Bild am Sonntag“ von „Morddrohungen“, der Büroleiter von Grünen-Chef Cem Özdemir berichtet von einer massiven Zunahme von Todesdrohungen. In Berlin beginnt jetzt der Wahlkampf für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus, traditionell eine Zeit, in der Aggressionen ausgeprägt sind. Clara Herrmann, für die Grünen im Abgeordnetenhaus, kennt die Problematik. Sie engagiert sich seit Jahren gegen Rechts, die Reaktionen sind entsprechend. „In Wahlkampfzeiten nimmt die Zahl der Vorfälle zu. Ich bekomme vor allem Hassmails und werde übers Internet attackiert“, sagt sie. „Aber es passiert mir auch, dass ich nach einer Veranstaltung auf dem Weg zur S-Bahn von Rechtsextremen begleitet werde.“ Ihr Name und ihr Foto tauchten auch schon auf der Webseite einer rechtsextre- men Kameradschaft auf und auf einer Seite des „Nationalen Widerstands Berlin“, neben 200 anderen Namen. Sie ist eine erfahrene Politikerin, „aber das ist natürlich nicht angenehm“. Sie erzählt von Infoständen der Grünen, in Rudow etwa, die nur problemlos besetzt werden könnten, wenn die Polizei daneben steht. Marisa Strobel, Berliner SPD- Sprecherin, sieht „die Tendenz, dass die Zahl solcher Vorfälle zunimmt“. Jede Woche werde eine Attacke gemeldet. Aufkleber werden an Bürgerbüros gepappt, die Scheiben der Büros eingeworfen, Plakate abgerissen, „Infostände belagert“. 2014 hätten in Buch „Neonazis einen Infostand“ umringt. „Vor allem im Norden“ gebe es Probleme. Thomas Barthel, Linken-Pressesprecher in Berlin, kann sich zwar „in den letzten vier Monaten nicht an einen heftigen Vorfall erinnern“, aber er weiß noch gut, dass 2015 in Schöneberg die Glasfront eines Büros der Linken eingeworfen wurde. Für einen fünfstelligen Betrag musste ein neues Rollo eingebaut werden. Es gebe „immer wieder Schmierereien an Parteibüros“. Dem Linken-Politiker Hans Erxleben, der sich gegen Rechts engagiert, haben Unbekannte das Auto angezündet. Das alles hat Auswirkungen auf die Parteibasis. „Vor allem Ältere tun sich dann schwer, zu Infoständen zu gehen und zu helfen“, sagt Barthel. Die Grüne Clara Herrmann dagegen will sich auf keinen Fall „einschüchtern lassen“. Engagierte AfD-Mitglieder sind da wohl eher unruhiger. „Wir machen uns große Sorgen, was noch passiert“, sagt Parteisprecher Gläser, „der Wahlkampf hat ja erst begonnen.“ Frank Bachner ANZEIGE E Kross Schläger aus U-Bahnhof stellen sich Uhr-Zeit-Kruste® ! " ! # $ % & ' "( 2,69 ‡ FR&P Uhr-Zeit-Kruste® NACHRICHTEN Zwei junge Männer haben sich am Samstagabend bei der Polizei gestellt und zugegeben, einen Fahrgast auf einem U-Bahnhof in Reinickendorf geschlagen und getreten zu haben. Das teilte die Polizei am Sonntag mit. Der 18- und der 19-Jährige erschienen um 19.40 Uhr in Begleitung ihrer Anwälte auf einer Polizeiwache in Charlottenburg. Wie berichtet, hatten Jugendliche in der Nacht zum Sonnabend um 3.30 Uhr auf dem U-Bahnhof Franz-Neumann-Platz einen 52-Jährigen massiv geschlagen und getreten. Der Mann hatte beobachtet, wie einer der jungen Männer gegen eine Werbetafel getreten und sie dabei beschädigt hatte. Nachdem er das Verhalten missbilligt hatte, schlug einer der Jugendlichen, unterstützt von einem Begleiter, den Mann zu Boden. Die Beiden traten dann noch gegen den Kopf des 52-Jährigen. Die übrigen Jugendlichen der Gruppe zogen die beiden Schläger von dem am Boden liegenden Mann weg und verließen mit ihnen den Bahnhof. Der 52-Jährige wurde zur Beobachtung in ein Krankenhaus eingeliefert. Tsp 27-Jähriger homophob beleidigt Einen tätlichen Angriff mit homophoben und rassistischem Hintergrund hat es am Freitagabend in Neukölln gegeben. Ein 27-Jähriger wurde dabei verletzt. Der Mann gab gegenüber der Polizei an, er habe gegen 22.40 Uhr auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs Herrmannstraße telefoniert. Nachdem er das Telefonat beendet F habe, sei er unvermittelt von einem Passanten homophob und rassistisch beleidigt worden. Der 27-Jährige ging daraufhin weg, sei allerdings nach seiner Aussage von dem Verdächtigen, der weiterhin beleidigende Worte von sich gegeben habe, verfolgt worden. Er machte daraufhin ein Video des Mannes und teilte ihm dies auch mit. Im Anschluss daran habe ihn der Mann angegriffen, gegen eine Wand gedrückt und gewürgt. Passanten bemerkten das Geschehen und gingen dazwischen, woraufhin der mutmaßliche Angreifer von dem 27-Jährigen abließ. Zwischenzeitlich alarmierte Polizeibeamte nahmen den 44-jährigen Passanten vorläufig fest. Tsp 78-Jährige stirbt nach Brand Nach einem Wohnungsbrand am Sonnabend in Reinickendorf ist eine Frau gestorben. Der Brand ereignete sich gegen 13.50 Uhr in einem Mehrfamilienhaus in der Sommerstraße. Feuerwehrleute löschten die Flammen in der Wohnung im dritten Obergeschoss und entdeckten dabei die 78-jährige Wohnungsmieterin bewusstlos mit Brandverletzungen im Badezimmer. Die 78-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht, in dem sie am Samstagabend ihren schweren Verletzungen erlag. Die Brandursache ist derzeit unklar. Tsp Weitere Nachrichten aus dem Berliner Polizeibericht vom Sonntag finden Sie auch im Internet unter: www.tagesspiegel.de/berlin Bezirkemüssen Turnhallen selber sanieren Zwischen Juni und September sollen Dutzende von Turnhallen von den Flüchtlingen geräumt werden, aber an eine Nutzung durch Schulen und Vereine ist noch lange nicht zu denken: „Wir können den Sanierungsbedarf gar nicht abschätzen“, sagt Neuköllns Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Inzwischen steht zudem fest, dass die überlasteten Hochbauämter der Bezirke für die Sanierung verantwortlich sein sollen: Die Finanzverwaltung hat ihre Ankündigung zurückgezogen, dass die landeseigene Berliner Immobilienmanagement (BIM) zuständig sein soll. „Das ist pragmatischer“, begründet Sprecherin Eva Henkel die Entscheidung. Im Übrigen hätten Bürgermeister wie Stefan Komoß (SPD) aus Marzahn-Hellersdorf dies gut geheißen. Offenbar gehen im Rat der Bürgermeister die Einschätzungen auseinander: „Die Hochbauämter sind personell gar nicht darauf eingestellt, sich auch um diese Turnhallen zu kümmern“, kritisiert die Bürgermeisterin von FriedrichshainKreuzberg, Monika Herrmann (Grüne). Zudem müsse sichergestellt werden, dass den Bezirken nicht wieder zum Jahresende Gelder verloren gehen, wenn sie es infolge der zusätzlichen Aufgaben nicht schafften, ihre Mittel aus dem Schul-und Sportstätten-Sanierungsprogramm auszugeben. Dies soll laut Finanzverwaltung aber nicht passieren. sve STADTLEBEN MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 E STADTLICHTER DER TAGESSPIEGEL 9 F Themen – Trends – Termine Der Hauptmann marschiert wieder. Es gibt nur wenige Feste in Berlin haben, wie der Köpenicker Sommer. Vom 17. bis 19. Juli gibt es die 55. Auflage mit Programm in der Altstadt, am Luisenhain und auf der Schlossinsel. Dabei fehlt natürlich auch nicht der Hauptmann von Köpenick. Vor 110 Jahren beschlagnahmte er die Rathauskasse und setzte den Bürgemeister fest. Die Aktion ging als „Köpenickiade“ in die Geschichte ein und war Vorbild für Carl Zuckmayers Drama „Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten“. Über Dach und Fach Nanu, wer ist da denn jemandem aufs Dach gestiegen? Ganz ungefährlich ist es ja nicht, sich an solchen Orten zur Party zu versammeln. Allerdings ist es auch zu verlockend, sozusagen über den Dingen zu stehen. Aber vielleicht findet sich ja für die nächste Auflage doch jemand im Bekanntenkreis, der eine Dachterrasse sein Eigen nenn. Feuerwehr, Vermieter und Nachbarn würden sich bestimmt darüber freuen. Außerdem gibt es ja auch Orte wie den „Klunkerkranich“ in Neukölln, von wo man ganz ungefährdet runter gucken kann. Und Getränke schleppen muss da auch keiner. Die Musik spielt wieder. Noch ein paar tage, dann ist Sommeranfang – und Zeit für Berlins größtes Straßenkonzert. Am 21.Juni steigt zum 22. Mal die Fête de la Musique. Am längsten Tag des Jahres wird ab 16 Uhr in der ganzen Stadt bei freiem Eintritt an etwas 100 Orten drinnen und draußen bis 22 Uhr musiziert. Wer will, kann auch spontan Musik machen, denn alle Berliner sind dazu eingeladen, die Straßen zur Bühne zu machen. Nach Nach 22 Uhr geht die Party bei der Fête de la Nuit an sieben Orten drinnen weiter. Weiteres steht auf www.fetedelamusique.de. ling Foto: Pawel Kopczynski/Reuters 10 TAGE, 150 KÜNSTLER Das Poesiefestival präsentiert Dichtkunst – wir stellen Berliner Autoren vor „Alle Kleinigkeiten können zum Gedicht werden“ Das Poesiefestival hat begonnen, bei dem sich jeder einen Reim auf Lyrik machen kann. Aber wie entsteht ein Werk? Hier erzählen ein paar Berliner Autoren Berlin ist die deutsche Lyrikhauptstadt. Nirgendwo in Deutschland gibt es mehr Dichter und mehr Lyrik-Veranstaltungen – bis zum 11. Juni läuft noch das Poesiefestival. Trotzdem ist Lyrik eher kein Thema für die breite Masse. Wir sprachen darüber mit dem Berliner Jan Wagner, Berliner Dichter und Träger des Leipziger Buchpreises. Warum sollte man sich für Lyrik interessieren? Ich glaube, dass Lyrik jeden Leser etwas angeht. Das Gedicht bringt etwas ganz Fundamentales in uns zum Schwingen. Jedes Kind reimt gerne, jedes Kind liebt es, mit Sprache die Welt zu verändern. Das mag irgendwann verschüttet werden, aber man kann sehr schnell wieder daran anknüpfen – wenn man etwa in Schulen vorliest und die Schüler merken, dass es lebende, junge Dichter gibt. Kann man vom Dichten leben? Das ist eine Illusion, und man tut gut daran, nicht den Brotberufswunsch Lyriker zu haben. Doch wenn man anfängt zu schreiben, denkt man ja auch nicht daran, dass man davon leben könnte. Man fängt an zu schreiben, weil man es muss, weil man von Lyrik und den Möglichkei- Tom Schulz: Dichten nach der DDR S E igentlich wollte Tom Schulz in einer Punkband spielen, damals Ende der 1980er Jahre, als Teenager in Prenzlauer Berg, hinter der Mauer. Aber dann griff er zum Stift, wurde Dichter und schrieb Lyrik statt Lieder. In Gedichten ließ er seiner Wut auf die Sprach-Verstümmelung des DDR-Regimes freien Lauf. „Das war eine ideologische Sprache, die versucht hat alles Kritische und Hinterfragende loszuwerden. Dagegen habe ich mich gewehrt.“ Mit dem Fall der Mauer änderte sich nicht nur Prenzlauer Berg. Es kamen auf einmal neue Dichter nach Berlin, man traf sich in Bars, Clubs und Cafés. Man las einander vor. „Das waren die goldenen Jahre. Das war eine freie, offene und soziale Stadt und wir haben an das Gedicht geglaubt.“ Etwas erreichen wollten sie mit ihren Texten: „Wir wollten den Blick derMenschen auf die Stadt verändern.“ Das ist bis heute so geblieben. Schulz’ Gedichte haben den Anspruch, Sichtweisen, auch politische Sichtweisen, zu verschieben. Berlin sei heute „kapitalistischer geworden“, sagt er. „Das lässt sich auch gar nicht mehr aufhalten. Ich hoffe nur, dass die Vielfalt Berlins darunter nicht zu sehr leidet. Es muss Platz bleiben für etwas anderes.“ Bis heute ist für ihn das Schreiben von Gedichten ein Rückzugsraum vor den Zwängen der Stadt. „Wenn ich schreibe, dann bin ich komplett frei; frei von allen Konventionen und Begrenzungen.“ Und so bleibt Schulz bis heute auch ein wenig der Punk, der er als Teenager sein wollte: widerborstig, stachelig, widerständig; so lesen sich auch viele seiner Gedichte. Im Moment schreibt er allerdings lieber über Mexiko als über Berlin. Auch an den spannendsten Städten hat man sich eben irgendwann abgearbeitet. Wovon leben sie dann? Ich betreibe eine Art Dreifelderwirtschaft: ich übersetze, schreibe Lyrik und trage sie vor, schreibe Essays und Jan Wagner halte Vortrage über Lyrik. Es hat also immerhin alles mit Gedichten zu tun. Gibt es Orte in Berlin, die Sie zur Inspiration für Gedichte nutzen? In Berlin kann man durch die Straßen laufen und wunderbare Kleinigkeiten fin- Kathrin Schmidt: Dichten beim Bügeln eit Kathrin Schmidt sechs Jahre alt ist, „hat sie im Kopf die Worte rollen lassen“ – nur interessiert hat das damals noch niemanden. „Gedichte schreiben war den Leuten eher suspekt“, sagt die Lyrikerin Kathrin Schmidt. Aufgewachsen in der DDR-Provinz der 1960er Jahre wäre Schmidts Liebe zur Lyrik wohl nie mehr als ein Gedankenspiel geworden, hätte ein Lehrer sie mit 15 Jahren nicht für ein Poetenseminar, ein von der FDJ organisiertes Schreibseminar für Jugendliche, vorgeschlagen. „Das war eine wunderbare Entdeckung für mich“, sagt die 58-Jährige heute. Hier traf Schmidt jedes Jahr Gleichgesinnte und fing an, regelmäßig Gedichte zu schreiben. „Ich habe früher bei jeder Gelegenheit gedichtet, beim Kochen, Waschen, Bügeln“, sagt Schmidt. „Ich musste mich nur hinsetzen und habe es genau so aufgeschrieben.“ Bekannt ist sie für eigenwillige Wortschöpfungen wie „kreuzorträtsel“ oder „schließmuskelkrampf“, die eingebettet sind in den melancholischen Grundton ihrer Gedichte: im oberwasser berlins ein rumoren: breitblättrig, außer fasson, schlägt die zunge ein rad. wer heut eine ubahn beherrscht, hat morgen gut lachen. Im Herzen Punk. Tom Schulz wuchs in Foto: Imago Prenzlauer Berg auf. ten der Sprache begeistert ist. Foto: Imago Von Johannes Böhme und Luisa Jacobs Vom Lehrer entdeckt. Kathrin Schmidt Foto: W. Gebhardt/dpa schreibt, seit sie 15 ist. Wie entscheiden Sie, aus was Sie ein Gedicht machen? Schwer zu sagen. Das Schöne ist ja, dass alles zum Gedicht werden kann. Von Joseph Brodsky gibt es ein Gedicht über ein Glas Wasser. Man darf vermuten, dass er in einem Café saß, ein Glas vor sich stehen sah und sich dachte: Warum nicht ein Gedicht über ein Glas Wasser? So geht es mitunter. Man läuft durch die Straßen, und sieht zum Beispiel einen Nagel, der in einer Wand in Neukölln steckt. Der wird dann zu einem Gedicht. Was macht für Sie ein gutes Gedicht aus? Ein einfaches Rezept gibt es dafür natürlich nicht. Eine Sache allerdings haben alle gelungenen Gedichte gemein: Sie lehren uns, die Dinge anders wahrzunehmen. Ein gutes Gedicht lädt uns ein, die Sprache und die Welt neu zu sehen und damit neu zu denken. Lyrik lässt uns staunen, reißt uns aus dem Gewohnten heraus. Das ist auch durchaus das Politische an Gedichten. Ein gutes Gedicht bietet größtmögliche Freiheit auf engstem Raum. Mit welchen Gedichten können Sie gar nichts anfangen? DasGedichtals moralische Obstkistenpredigt ist unerträglich – das Gedicht also, dessen Freiraum missbraucht wird, um eine eindeutige Aussage zu treffen, eine Pointe, etwa als Paarreim, mit der das Gedicht sich dann sozusagen erledigt hat. Ein Gedicht muss schon etwas dauerhaft Verstörendes haben, es muss eine Verrückung der Wahrnehmung erreichen. Das Programm: www.literaturwerkstatt.org/de/poesiefestival-berlin ANZEIGE Anzeige Anzeige Jetzt NEU: Kapseln bei dm-drogerie markt im Shampooregal Eine gute Nachricht für viele Frauen So lauten die ersten Zeilen eines Gedichts aus dem Jahr 2000, das bei einem Spaziergang über die Oberbaumbrücke entstanden ist. Zwischen den Zeiten habe sie sich damals gefühlt. Zwei Jahre später, im Alter von 44 Jahren, erlitt Schmidt einen schweren Schlaganfall. „Ich wusste gar nicht mehr was ein Gedicht überhaupt ist“, erinnert sich die Schriftstellerin. Satz für Satz, Wort für Wort musste sich die Autorin das Sprechen und Schreiben wieder beibringen. Knapp sieben Jahre später wurde Schmidt für ihren autobiografischen Roman „Du stirbst nicht“ mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Nadja Küchenmeister: Warum die Katze beim Arbeiten stört Sie nennt es das „Könnte-Gefühl“. Die Idee, immer wieder neu anfangen zu können. Das Könnte-Gefühl hat Nadja Küchenmeister ihr ganzes Leben in Berlin gehalten. Sie ist sogar hiergeblieben, als sie für drei Jahre am Leipziger Literaturinstitut studiert hat und dort ihre Liebe zur Lyrik entdeckte. „Ich hatte zwar eine Wohnung dort, aber innerlich bin ich nie umgezogen“, sagt die 35-Jährige. Berlin inspiriere sie, weil es ständig im Umbruch sei. „Wenn ich in Prenzlauer Berg in die U-Bahn steige und in Charlottenburg wieder aussteige, bin ich in einer komplett anderen Welt.“ In vier Bezirken hat die gebürtige Berlinerin seither gelebt, zuletzt 16 Jahre in Prenzlauer Berg. In Küchenmeisters Gedichten findet man die Einflüsse ihrer Lieblingsstadt meist nur unter der Oberfläche. „Manchmal sind es nur Splitter, die es in die Gedichte schaffen“, sagt die Autorin. So offensichtlich wie in ihrem Gedicht „Berlin, Berlin“ geht es nur selten um die Hauptstadt. Das Gedicht wurde von Kü- den, die zum Gedicht werden können. Oder man schnappt Wendungen, Erzähltes auf. Man müsste sich nur einen Tag lang ins Café Süß am Hermannplatz setzen und hätte genug Material für einen Roman oder mehrere Gedichte. Ich selbst gehe oft auf den Maybachmarkt oder am Landwehrkanal entlang. Die Plantur 39 Haar-Aktiv-Kapseln erhalten Sie jetzt auch im dm-drogerie markt mit Haarproblemen: Plantur 39 HaarAktiv-Kapseln sind jetzt breit verfügbar. Aufgrund der großen Nachfrage hat sich der dm-drogerie markt entschieden, das Nahrungsergänzungsmittel gegen Haarausfall in den Handel zu bringen – in seine über 1700 Filialen in ganz Deutschland. Apotheker werden aber weiterhin bedient. 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Den Austausch mit der Vergangenheit sucht Küchenmeister am liebsten in absoluter Stille. „Sogar das Tapsen einer Katze würde mich beim Arbeiten stören.“ 80 Rückgang sehr starker bis mäßig starker Haarausfall [%] 60 40 20 0 zu Beginn 34,4 27 Normaler, sehr geringer Haarausfall nach 2 Monaten ihren Inhaltsstoffen wie Biotin und Selen tragen die Kapseln zu einer gesunden Kopfhaut bei und verbessern so die Versorgung der Haarwurzeln. Haarausfall und verschlechtertem Haarwuchs wird vorgebeugt. Eine Kapsel am Morgen, eine am Abend: Noch nie war es so leicht, den Haaren Gutes zu tun. Neu: Plantur 39 Haar-Aktiv-Kapseln jetzt auch bei dm-drogerie markt erhältlich nach 4 Monaten * Anwendungsbeobachtung Plantur 39 Haar-Aktiv-Kapseln, durchgeführt im Untersuchungszentrum einer deutschen dermatologischen Praxis mit Haarsprechstunde V.i.S.d.P.: Dr. Kurt Wolff GmbH & Co. KG, Marcel Klöpping, Johanneswerkstr. 34–36, 33611 Bielefeld 10 BERLIN DER TAGESSPIEGEL NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 Bischof trifft christliche Flüchtlinge Dröge: Keine Belege für systematische Bedrohung Bitte (nicht) durchtreten Der evangelische Landesbischof Markus Dröge hat sich am Wochenende für eine stärkere interreligiöse Zusammenarbeit in der Flüchtlingsarbeit ausgesprochen. „Es ist ein gutes Zeichen gegenüber den Flüchtlingen zu zeigen, dass in Deutschland der Austausch zwischen den Religionen Normalität ist“, sagte er. Insbesondere in der sozialen Arbeit sollte deutlich gemacht werden, wie Christen, Juden und Muslime miteinander kooperieren können. Der Bischof hatte am Freitag die größte Notunterkunft der Stadt auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof besucht, wo derzeit rund 1300 Flüchtlinge leben. Zeitweise waren hier in den vergangenen Monaten bis zu 2600 Menschen untergebracht. Nach Berichten, wonach christliche Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften von anderen Religionsangehöri- Den Speichen sollst Du weichen – so mancher Autofahrer hat’s zu spät gemerkt, dass seit 39 Jahren im Juni die Sternfahrt der Radler den motorisierten Verkehr lahmlegt. Wer am Sonntag schon vor Ärger ins Lenkrad gebissen hat, weil es nicht voranging, der sollte die Zahnabdrücke nicht allzu schnell beseitigen. Denn am Sonntag in zwei Wochen dürften die nächsten hinzukommen – anlässlich des Velothons. Sah die gestrige Radveranstaltung nach Spaß aus, obwohl sie ein ernsthaftes Ziel hatte, macht die künftige mehr auf Ernsthaftigkeit, obwohl es nur um Spaß geht: 12 500 Freizeitsportler fahren dabei organisiert um die Wette – quer durch Berlin, mit entsprechenden Folgen für die Mobilität Unbeteiligter. Foto: Paul Zinken Heute Abend laden die Kirchen zu einer Diskussion über die Wahl in Berlin ein gen bedrängt würden, wollte sich Dröge in persönlichen Gesprächen ein Bild vor Ort machen. Für die meisten Flüchtlinge sei die Situation in den Unterkünften nicht einfach, da sie ihre Familien und ihre Heimat verlassen hätten und in Deutschland durch das monatelange Warten bis zum Abschluss des Asylverfahrens oft zur Untätigkeit verdammt seien, sagte der Bischof. Christliche Flüchtlinge seien in den Unterkünften zudem in der Minderheit. „Das ist keine einfache Situation für sie.“ Dennoch habe er nicht den Eindruck, dass christliche Flüchtlinge in den Unterkünften wegen ihrer Religion systematisch bedroht oder bedrängt würden. Von den derzeit insgesamt rund 1300 Flüchtlingen in Berlin-Tempelhof sind nach Angaben der Betreiber etwa 850 Muslime. Zudem wird von etwa 60 bis 80 Christen ausgegangen, hieß es. Dröge verwies darauf, dass nach Berichten über angebliche Bedrohungen christlicher Flüchtlinge durch andere Heimbewohner versucht werde, darüber verlässliche Daten zu sammeln. Bisherige vermeintliche Studien dazu hätten keine belastbaren Beweise geliefert. Die Landeskirche will ihre Angebote speziell für Christen unter Asylsuchenden verstärken, kündigte Dröge an. Das Flüchtlingsengagement der evangelischen Kirche richte sich an alle Betroffenen. Dennoch seien die Kirchen zuletzt dem Vorwurf ausgesetzt gewesen, zu wenig für ihr Glaubensbrüder zu tun, berichtete der Bischof. Bereits bestehende Angebote, wie etwa die bundesweit einzige Flüchtlingskirche in Berlin, aber auch neue Projekte müssten vor allem unter den Asylsuchenden deutlich bekannter gemacht werden. „Das Gefühl als Christ in der Minderheit zu sein, gilt für die Hangars hier in Tempelhof, aber nicht für die Gesellschaft in Deutschland“, sagte Dröge. Unter dem Motto „Berlin wählt“ laden Dröge und Erzbischof Heiner Koch zu einer zweiteiligen Kooperationsveranstaltung am heutigen Montag in die Französische Friedrichstadtkirche und am 13. Juni in die Katholische Akademie in Berlin ein. Von jeweils 18 bis 20 Uhr geht es um Stadtkultur, Religions- sowie Sozialpolitik, kündigte der Bischof der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz an. epd Die große Seesternfahrt Bei der jährlichen Fahrrad-Demo treffen viele Normale auf ein paar Verrückte. Am Ende gibt’s Gestricktes – und alles wird nass Von Stefan Jacobs Um kurz vor drei am Sonntagnachmittag war die Sternfahrt auch für Seesterne geeignet: Die Wolke, die seit mindestens einer Stunde über der City hing und dabei ständig dicker und dunkler geworden war, erleichterte sich in einem warmen, prasselnden Monsunregen über dem Tiergarten und den Tausenden, die über das Umweltfestival am Brandenburger Tor bummelten oder noch auf dem Weg dorthin waren. So wie Dietmar aus Adlershof, dessen Fahrradreifen eine besonders schöne Wasserfahne hochzogen. Dietmar, der in der Zeitung „Schmidti“ genannt werden will, damit ihn die Gleichgesinnten im Forum leichter googeln können, fährt nämlich ein Fatbike. Das ist eine Art Mountainbike, aber mit oberschenkeldicken Reifen, deren Stollen auf dem Asphalt wie ein Unimog klingen. „Man kann Rennradfahrer zermürben mit diesem Geräusch“, sagt er, und dass er heute mal auf 0,8 Bar aufgepumpt habe. Wenn er sonst am Strand – „da muss man aufpassen wegen der Muschelsucher“ – oder auf dem Schotter stillgelegter Bahngleise radelt, fährt er eher mit nullkommadrei. Mit seinem Gefährt ist Schmidti einer der wenigen Verrückten unter den vielen Normalen bei der Sternfahrt. Wie viele, gehört zu den letzten großen Geheimnissen in Berlin: Die vom Veranstalter ADFC vor Jahren kolportierte Viertelmillion war sicher zu hoch gegriffen, die von der Polizei auch in diesem Jahr wieder genannten reichlich 20 000 scheinen zu wenig und werden auch von unparteiischen Beobachtern immer wieder angezweifelt. ADFC-Sprecher Nikolas Linck sprach – auch auf Basis von Meldungen der Ordner entlang der Routen – von rund 140 000, was zum 40-jährigen Jubiläum der Sternfahrt ein schöner Erfolg sei. „Als die Ersten auf dem Umweltfesti- Dick aufgetragen. Ein besonderer Blickfang bei der Sternfahrt waren getunte Fahrräder im Harley-Davidson-Stil wie das Gefährt links und so genannte Fatbikes, mit denen man besonders gut durch raues Gelände fahren kann. Fotos: Jörg Carstensen/dpa, Stefan Jacobs AKTIONEN FÜR DEN RADVERKEHR D Die einen sammeln, die anderen grübeln VOLKSENTSCHEID Dutzende Helfer sammelten am Sonntag Unterschriften für den Fahrrad-Volksentscheid. Nach Auskunft von Initiator Heinrich Strößenreuther wäre noch mehrere Wochen Zeit, aber am 10. Juni soll die Sammlung beendet werden – mit „weit mehr“ als den zunächst erforderlichen 20 000 Unterschriften. Details und das weitere Vorgehen sollen am 14. Juni verkündet werden. Dann wolle man auch „zu den Lügengeschichten“ aus der Senatsverwaltung für Stadtent- wicklung Stellung nehmen, die die amtliche Kostenschätzung und die von den Aktivisten angeblich ignorierten Gesprächsangebote beträfen: „Es gab weder einen Anruf noch eine Mail oder was Schriftliches an mich oder unsere Vertrauenspersonen“, sagte Strößenreuther. SÜDWEST-EXPRESS Die CDU Steglitz-Zehlendorf treibt ihre Idee für einen Radschnellweg vom Berliner Südwesten in die City voran. Jetzt ruft sie die Anwohner mit Flyern zum Wettbewerb auf: Sie sollen Ideen entwickeln, wie sich der Abschnitt zwischen den S-Bahnhöfen Zehlendorf und Lichterfelde West als schnelle und sichere Fahrradroute herrichten ließe. Denn dieser Bereich wird nach wie vor von der Bahn genutzt und steht deshalb nicht – wie die stadteinwärtige Fortsetzung parallel zur S 1 – als Trasse zur Verfügung. Bis zum 30. Juni können Vorschläge eingereicht werden ([email protected]), die von einer Jury aus lokalen CDU-Politikern sowie einer Bürgerinitiative, Radsportlern, dem ADFC sowie einem Tagesspiegel-Redakteur beurteilt werden sollen – unverbindlich. Zu gewinnen gibt es eine Gepäckträgertasche, ein Schloss und einen Helm. Ob die Vorschläge je umgesetzt werden, ist allerdings fraglich: Zwar gilt der Bedarf an einer komfortablen Fahrradverbindung aus dem Südwesten als unstrittig – aber die SPD-geführte Verkehrsverwaltung hat bereits signalisiert, dass sie die Trasse für den Wiederaufbau der Stammbahn freihalten will. Die soll irgendwann die überfüllte S 1 entlasten. Tsp val ankamen, waren die Letzten noch nicht mal auf der Autobahn.“ Die Autobahn macht für viele Teilnehmer den größten Reiz der Demo aus, die bessere Bedingungen für den Radverkehr fordert: Einmal im Jahr auf drei Spuren allerfeinstem Asphalt – das lässt die Leute lächeln, sofern sie nicht als Autofahrer vor den Ordnern oder Polizisten an den Querstraßen feststecken. Die Beamten vollbringen bei der Sternfahrt ihre eigene sportliche Leistung, indem sie die Querstraßen meist erst in letzter Sekunde sperren: Damit der Kollege im VW an der Spitze der Route konstant mit Tempo 15 vor den Radlern herrollen kann, rasen andere mit Streifenwagen und Motorrädern jeweils von Kreuzung zu Kreuzung, um den Querverkehr aufzuhalten, bis der Pulk übernimmt. Die meisten Routen treffen sich am Dreieck Neukölln vor der Autobahneinfahrt, die die Polizei immer erst freigibt, wenn alle da sind. Also muss gewartet werden, aber im Stau wird es nicht langweilig: Am Rand steht eine Art Papamobil-Rad, auf dem unter der Kanzel allerdings kein Heiliger Vater, sondern ein eiliger Jünger am DJ-Mischpult samt beachtlichem Verstärker sitzt. Und durch den Uffta-Uffta-Stau streunen Menschen mit roten T-Shirts, die Unterschriften für den Fahrrad-Volksentscheid sammeln. Ein besseres Terrain als an diesem Tag an diesem Ort können sie nicht finden. Weitere Sammler warten auf dem Umweltfestival, an dessen Ständen sich ökologischer Mainstream mit Spezialthemen abwechselt: Berliner Forsten gegenüber von mongolischem Brei, Uckermärker Ochse am Spieß neben heilenden Steinen, Bundesamt für Strahlenschutz nahe Indianersympathisantenstand, Wasserbetriebe neben Biobier, Anti-TTIP-Flyer neben BSR-Tonnenquiz, dazu viel Gestricktes. In die Wolle bekommt sich hier niemand – aber am Ende ist die Wolle nass. ANZEIGE Wahlwerbung in klaren Worten Berlin exklusiv TEPPICH KELIM ART Web- & Knüpfkunst der Nomaden Blütenrausch – bei uns garantiert ohne Kater. KETTLER Premium Partner Hochwertige Gartenmöbel Pariser Str. 44 · Ecke Emser Str. 10707 Berlin · Telefon 88 67 89 09 Mo. – Fr. 11 bis 18 · Sa. 10 bis 16 H. Rothe Gartenbau GmbH · Clayallee 282 14169 Zehlendorf · Telefon 030 811 10 11 M0 – Fr 8 – 19 · Sa 8 – 16 · S0 10 – 15 Uhr Reparaturwerkstatt im Hause auf über 500 m2 Ausstellung Oskar Matthäi · Inh. W. Lang Rhenaniastraße 35 13599 Berlin-Spandau/Haselhorst Tel.: 030/3 34 20 95 www.gartenmoebel-lang.de Mo. – Fr. 10 – 18, Sa. 10 – 14 Uhr „Bock auf Wahl?“ Unter diesem Slogan informiert die Landeszentrale für politische Bildung Jugendliche über die bevorstehenden Wahlen zum Abgeordnetenhaus und zu den Bezirksverordnetenversammlungen am 18. September – illustriert mit einem Ziegenbock, der auf einem Wal reitet. Nun soll in dieser Woche eine neue Information für eine weitere Zielgruppe vorgestellt werden: Am Donnerstag will der Leiter der Landeszentrale, Thomas Gill, mit anderen Beteiligten eine Broschüre in leicht verständlicher Sprache zum Thema präsentieren, die sich an Menschen mit Beeinträchtigungen richtet. Sie wurde in Abstimmung mit Landeswahlleiterin, Petra Michaelis-Merzbach, Sieghard Gummelt vom Aktionsbündnis für Menschen mit Behinderungen („Das Blaue Kamel“) und Jana Höftmann-Leben, Betriebsleiterin capito Berlin, erarbeitet. Diese und andere Informationen der Landeszentrale zu den Wahlen sollen nach und online verfügbar sein unter: www.berlin.de/politische-bildung/wahlen-2016. lvt BERLIN / BRANDENBURG MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 DER TAGESSPIEGEL 11 Finanzskandal um Stadtwerke weitet sich aus Neuer Bericht bestätigt Untreueverdacht Potsdam - Ein Skandal bislang ungekannter Größe erschüttert fünf Jahre nach der damaligen Paffhausen-Affäre die Potsdamer Stadtwerke. So steht der Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser (EWP) und einstige Chef der Stadtentsorgung (Step), Holger Neumann, wegen der jahrelangen Anweisung von vermutlich drastisch überhöhten Gehältern, Prämien und Zulagen in Höhe von rund 450 000 Euro an eine Mitarbeiterin unter dringendem Untreueverdacht. Der Vertraute des Ex-Stadtwerke-Chefs Peter Paffhausen soll zudem in einem weiteren Fall seine Pflichten als Step-Geschäftsführer verletzt haben – indem er an einem mutmaßlich von Paffhausen initiierten, intransparenten Geschäftsführer-Konstrukt mitwirkte. Danach war Neumann parallel Geschäftsführer von Step und EWP – und beide Gesellschaften zahlten annähernd volleBeschäftigungskosten für ihn, ob- Der Manager wohl er wegen der Doppelfunktion nur wurde wegen teilweise zur Verfü- der Vorwürfe gung stand. Das geht aus Prüf- freigestellt berichten der Kanz- – bei vollen leien Raue und Ignor & Partner GbR her- Bezügen vor; sie waren von den Stadtwerken beauftragt worden, Vorwürfe gegen Neumann und Enrico Munder, technischer Step-Geschäftsführer, zu untersuchen. Laut Ignor & Partner bestehen „zahlreiche Anhaltspunkte“ dafür, dass Neumann sich „wegen Untreue zum Nachteil der Step strafbar gemacht hat“ und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft rechtfertigen würden. Gleichzeitig raten die Juristen davon ab, „den Sachverhalt von der Staatsanwaltschaftweiter aufklärenzu lassen und gegebenenfalls eine Bestrafung von Herrn Neumann herbeizuführen“. Als einen Grund führen sie an, dass ein Ermittlungsverfahren zu „geschäftsschädigender medialer Aufmerksamkeit“ führe. Die 33- und 16-seitigen Berichte, die dieser Zeitung vorliegen, datieren vom 25. Mai 2016 und sind als Zwischenberichte deklariert. Dennoch haben die Aufsichtsräte von Step und EWP am 27. Mai und3. Juni, jeweils unterFührung derAufsichtsratsvorsitzenden und Dezernentin in Potsdams Stadtregierung Elona Müller-Preinesberger (parteilos), wegweisende Personalentscheidungen getroffen. Besonders brisant: Die Berichte waren den einfachen Aufsichtsratsmitgliedern zumindest derEWP nicht zur Kenntnis gegeben worden.Während derBericht nachweist, dass die mutmaßlichen Verfehlungen Neumanns als Step-Chef auch auf seine Tätigkeit als EWP-Chef durchschlagen und mit Frist bis zum 8. Juni 2016 eine fristlose Kündigung rechtfertigen würden, wurden die Aufsichtsräte von Müller-Preinesberger nur vor die Wahl gestellt, Neumanns Vertrag nicht zu verlängern. Dem stimmten sie zu – wonach der Manager nun bei vollen Bezügen freigestellt ist, bis sein Vertrag Ende September 2017 ausläuft. Sein Jahresgehalt Stand 2013: 198 000 Euro. Außerdem wurde der Vertrag mit Stadtwerke-Chef Wilfried Böhme, der neben Neumann auch die EWP führt, um zwei Jahre verlängert. Der Vertrag von Step-Technikchef Munder, der laut der Berichte als weitgehend unbelastet und sogar als Aufklärer der Missstände gilt, wurde vom Aufsichtsrat dagegen gekündigt. HK/SCH Wunder unter Wasser Bis zum 9. Juni liegt das vom Bundesforschungsministerium geförderte Ausstellungsschiff MS Wissenschaft auf der Spree am Schiffbauerdamm zwischen Bahnbrücke „Friedrichstraße“ und Marschallbrücke. Dort kann man sich über die faszinierende Welt der Meere und Ozeane informieren. Geöffnet ist jeweils von 10 bis 19 Uhr. Die nächsten Stationen sind Wannsee, Tegel und Potsdam. Infos über bestimmte Projekte und die genauen Liegedaten des Schiffes findet man auf ms-wissenschaft.de Foto: Maurizio Gambarini/dpa Schutzraum Einzelzelle Silvio S., der zwei Jungen getötet haben soll, steht bald vor Gericht. Im Gefängnis hat er nur wenig Kontakte – zu seiner Sicherheit Von Frank Bachner Brandenburg - Er macht Hausarbeiten, alles, was so an Kleinkram anfällt. Das wollte er so, die Zuständigen in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg haben ihn gefragt. Wahrscheinlich fühlt er sich dann abgelenkt vom monotonen Alltag. Aber sein Einsatzgebiet ist sehr beschränkt. Er darf ja auch nur ganz bestimmten Menschen begegnen. Das dient ganz sicher seiner Sicherheit. Oder, wie es Maria Strauß, die Pressesprecherin des Justizministeriums von Brandenburg, sagt: „Herr S. wird weitgehend von anderen Gefangenen getrennt. Er unterhält Kontakt nur zu ausgewählten Gefangenen, um ihn vor etwaigen Übergriffen Mitgefangener zu schützen.“ Silvio S. sieht unscheinbar aus. Brille, Seitenscheitel, Bart. Er ist wegen des Mordes an zwei Kindern angeklagt – Mohamed, vier Jahre alt, Elias, sechs Jahre alt. Ihm wird die Entführung der beiden Jungen und sexueller Missbrauch vorgeworfen. Sein letzter Wohnort ist ein Dorf im Fläming. Millionen Menschen kennen sein Fahndungsfoto. Und in wenigen Tagen werden sie Bilder aus einem Gerichtssaal des Landgerichts Potsdam sehen. Am 14. Juni beginnt dort der Prozess gegen Silvio S. In Brandenburg sitzt er in einer Einzelzelle. Er geht auch allein auf den Hof in seiner Freistunde. Neun Gefangene sitzen derzeit in Brandenburg wegen Kindsmord, 30 Gefangene wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. In den vergangenen drei Jahren gab es keine Übergriffe auf Gefangene, die wegen solcher Taten in ihrer Zelle sitzen. Aber das könnte sich sehr schnell ändern. Alles eine Frage der passenden Gelegenheit. In einem Café in Tegel sitzt ein Mann mit Drei-Tage-Bart und leichtem Bauchansatz. Stephan Schmidt (Name geändert) redet von der Hierarchie unter Gefangenen. Seine rechte Hand liegt flach in der Luft, wie ein Brett. „Hier“, sagt er, „ist die zweitunterste Stufe. Dort stehen Leute, die ein Kind missbraucht haben, das Kind aber nicht töteten.“ Die Hand sinkt fünf Zentimeter ab. „Hier ist die unterste Stufe. Mörder, die ein Kind nicht bloß missbraucht, sondern auch getötet haben.“ Der linke Zeigefinger tippt auf die rechte Hand. „Hier“, sagt Schmidt, „steht Silvio S. Solche Leute sind permanent in Gefahr.“ Er kann das beurteilen, er saß in der JVA Tegel, er saß in einem Gefängnis in Sachsen. In Sachsen hat er sie erlebt, diese Gefahr. Freistunde für alle, die Gefangenen schlenderten über den Hof. Urplötzlich stürmte eine Gruppe auf einen Mann zu und verprügelte ihn. Der Mann hatte ein Kind missbraucht und getötet. Vollzugsbeamte mussten ihn retten. Silvio S. traf es im Gefängnishof von Moabit. Ein Angreifer schlug ihn von hinten, mit der Faust. Zwei Beamte, die sich in der Nähe aufhielten, konnten den Angriff nicht verhindern. Silvio S. auf den Hof mit anderen Gefangenen zu lassen, kurz nach seiner Verhaftung – Stefan Schmidt kann es nicht fassen. „Wie blöd muss man sein? Das ist doch klar, dass dies gefährlich ist.“ Gedenken. Vor dem Berliner Lageso wurde an Mohamed erinnert. Silvio S. steht bald wegen der Ermordung des Jungen und des kleinen Elias vor Gericht. Foto: dpa Wenn das so klar ist, wie wird so ein Kindermörder geschützt? „Bei Fällen, in denen die Taten öffentlichkeitswirksam waren oder sogar Bilder des Täters veröffentlicht wurden, besteht ein besonderer Augenmerk im Hinblick auf Schutzmaßnahmen“, sagt Claudia Engfeld, die Pressesprecherin der Berliner Senatsverwaltung für Justiz. Eine Einzelfreistunde kann so eine Schutzmaßnahme sein. Aber Silvio S. schlenderte umgeben von Gefangenen über den Hof. Verurteilte Häftlinge müssen arbeiten, das ist Vorschrift. Aber bei einer „konkreten Gefährdung ist davon auszugehen, dass kein Arbeitseinsatz erfolgt“, sagt Engfeld. „Eine ständige persönliche Beaufsichtigung innerhalb eines Betriebs“ ist nach ihrer Aussage schlicht nicht möglich. „Insofern geht das Schutzinteresse vor.“ Das ist die offizielle Sicht der Dinge. In einem Restaurant in Tegel sitzt Karsten Schröder (Name geändert) beim Essen und sagt: „Klar kann sich jemand die ganze Zeit einschließen lassen. Aber das macht kaum einer.“ Er jedenfalls hat das noch nie erlebt. Und er arbeitet seit vielen Jahren in der JVA Tegel. „Früher oder später geht einer doch arbeiten. Dann wird es gefährlich. Da kann man einen gut abfangen“, sagt Schröder. Oder man nützt einen Zeitpunkt auf der Station, wenn die Zellentüren noch nicht geschlossen sind. „Da wird dann der diensthabende Beamte abgelenkt, und die anderen gehen zu dem Opfer“, sagt Schröder. „Wirklich schützen kann man niemanden.“ Silvio S. ist in einer Einzelzelle, das ist ein gewisser Schutz. Für die Berliner Anstalten sagt Justizsprecherin Engfeld: „Bei über 4000 Gefangenen (...) sind solche Vorfälle eher selten. Dies ist (...) frühzeitigen Interventionen sowie dem konsequenten Reagieren geschuldet.“ „Natürlich“, sagt Jörg Behrendt (Name geändert), „achten Beamte in jedem Gefängnis auf Sicherheit. Trotzdem: Eine Gefahr besteht immer.“ Behrendt hat mit Kindermördern zu tun und mit Gefangenen, die für diese Menschen eine Bedro- hung darstellen. Er muss sie beobachten, nach Möglichkeit auch therapieren. Das ist sein Job. Der 44-Jährige ist Psychologe in einer Justizvollzugsanstalt, sein Büro steht in einer sozialtherapeutischen Station. Behrendt hat einen Scheitel wie mit dem Lineal gezogen, er strahlt etwas Strenges aus. Der Psychologe hat verschiedene Anstalten kennengelernt, „es ist überall gleich“, sagt er. „Solche Leute haben es in jeder Anstalt schwer.“ Sozialtherapeutische Stationen vermitteln zumindest ein Gefühl erhöhter Si- an den Tätern, die sie verletzt haben, auf den Kindermörder in der Zelle nebenan.“ Und dann spielt noch eine krude Logik eine Rolle. Wer auf der zweittiefsten Stufe steht, ist froh, dass er einen hat, der noch tiefer steht. Und Gefangene, die einen Kindermörder abgrundtief ablehnen, fühlen sich generell auf der richtigen Seite. Sie suchen die Seilschaft der Moralisten. In seinem Büro hört Behrendt oft den gedehnten Satz: „Sie haben doch auch Kinder ...“ Er wird nicht vollendet, der ANZEIGE Urlaubszeit! Buchen Sie Ihren Traumurlaub auf www.tagesspiegel.de/leserreisen cherheit. Viele Kindermörder sind dort untergebracht. Gefangene in solchen Stationen genießen Privilegien. Die Zellentüren sind länger offen als in anderen Stationen, die Insassen können sich freier bewegen als in anderen Teilen der Anstalt. Wer Gewalt anwendet, fliegt raus. Ende der Privilegien, der Gedanke schreckt ab. „Aber bis ein Kindermörder in so eine Station kommt, ist er im normalen Vollzug untergebracht“, sagt Behrendt. Teilweise zehn Jahre lang. „Und das sind keine lustigen Jahre“, sagt Behrendt. Denn Kindermörder sind ja auch eine Art Blitzableiter. Sie stehen stellvertretend für andere Täter, sie bekommen die Rache ab, die eigentlich für andere gedacht ist. Behrendt erlebt es immer wieder in seinem Büro. „Viele Gefangene waren als Kind selber Opfer von Gewalt, oft auch sexueller. Sie übertragen ihre Rache Satz, aber die Botschaft ist klar. Behrendt schüttelt den Kopf. „Die wollen mich in Mithaftung nehmen.“ Er hat dann Mühe, sie davon abzubringen. Der Vollzugsbeamte Schröder weiß um die Verantwortung und Aufgaben, die ihm und seinen Kollegen zukommen. „Wir haben für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Das ist oberstes Gebot“, sagt er. „Und darauf achten wir sehr genau.“ Andererseits haben Vollzugsbeamte auch Kinder und lassen sich eventuell auch einmal von ihren Emotionen leiten. „Man kann nicht ausschließen, dass ein paar der Beamten auf ihre Weise reagieren“, sagt Schröder. Auf ihre Weise heißt: „Man durchsucht dann einfach eine Zelle sehr gründlich und achtet penibel darauf, ob man etwas findet.“ Oder die Zelle wird etwas verzögert geöffnet. Einzelfälle, sicher nicht die Regel. ANZEIGE Genießen in Berlin Jetzt „Tagesspiegel Genuss“ im Jahresabo lesen und Geschenk Ihrer Wahl sichern! Tagesspiegel-Abonnenten erhalten 10 % Rabatt und zahlen nur 23,40 €. GLEICH GESCHENK IHRER WAHL SICHERN! Salz-/Pfeffer-Set von WMF. Verfeinern Sie Ihr Menü mit dem hochwertigen Salz-/Pfeffer-Set „BASIC TWO IN ONE“ von WMF. Ja, ich bestelle „Tagesspiegel Genuss“ Bitte liefern Sie „Tagesspiegel Genuss“ (4 Ausgaben/Jahr) für 26,– € (für Tagesspiegel-Abonnenten nur 23,40 €) ab der aktuellen Ausgabe ab der nächst erreichbaren Ausgabe Ich bin Tagesspiegel-Abonnent/-in. Als Geschenk wähle ich: Salz-/Pfeffer-Set BASIC „TWO IN ONE“ von WMF (Solange der Vorrat reicht.) Weiteres Genuss-Abo zum Verschenken (4 Ausgaben) Name/Vorname Straße/Nr. PLZ/Ort Telefon E-Mail Geburtsdatum (freiwillige Angabe) Lieferadresse für das weitere Genuss-Abo zum Verschenken: WÄHLEN SIE IHR GESCHENK Name/Vorname Straße/Nr. PLZ/Ort Telefon E-Mail oder EIn weiteres Genuss-Abo zum Verschenken. Zu Ihrem eigenen Abo erhalten Sie ein weiteres Jahresabo (4 Ausgaben) „Tagesspiegel Genuss“ GRATIS für Freunde, Bekannte oder Kollegen. Ich zahle Geburtsdatum (freiwillige Angabe) per SEPA-Lastschrift. per Rechnung. Ich ermächtige die Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Verlag Der Tagesspiegel GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. DE IBAN Prüfziffer BLZ des Kontoinhabers Kontonummer ggf. links mit Nullen auffüllen Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin. Gläubiger-Identifikationsnummer: DE47ZZZ00000524960. Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt. www.tagesspiegel.de/genuss-abo Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Leserservice, 10876 Berlin Telefon (030) 290 21-502 · Fax (030) 290 21-599 Ich habe das Recht, binnen 14 Tagen ab Lieferbeginn ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. Die Widerrufsbelehrung und das Widerrufsformular finde ich unter www.tagesspiegel.de/widerruf Ich bin damit einverstanden, dass mir schriftlich, per E-Mail oder telefonisch weitere interessante Angebote der Tagesspiegel-Gruppe unterbreitet werden und dass die von mir angegebenen Daten für Beratung, Werbung und zum Zweck der Marktforschung durch die Verlage gespeichert und genutzt werden. Vertrauensgarantie: Eine Weitergabe meiner Daten zu Marketingzwecken anderer Unternehmen erfolgt nicht. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Datum/Unterschrift 1505OE11/1505OE12 Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Leserservice, 10876 Berlin · Fax (030) 290 21 - 599 12 E BERLIN DER TAGESSPIEGEL F TERMINE GESUND Jeden Monat Schmerzen MEDIZINER DER WOCHE In dieser Woche Menstruation geht oft mit Beschwerden einher. Hausmittel können helfen – oder der Frauenarzt MONTAG, 6.6. Vortrag: „Neues aus der RheumaForschung: Rheuma und Darm“ Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Virchowweg 12 auf dem CharitéCampus Mitte, 15.30-17 Uhr Von Leonard Hillmann DIENSTAG, 7.6. Patientenakademie: „Akut oder chronisch? Diagnostik und Therapie von Schmerzursachen“ Helios Klinikum Emil von Behring, Waltershöferstraße 11, Olivenhain, Haus E, EG, 13.30-17.30 Uhr Info-Reihe Krebs: Polyneuropathie nach einer Krebsbehandlung“ Charité Klinikum Benjamin Franklin, Westhalle, EG, Raum E 301, 17-18 Uhr Vortrag: „Wie beeinflussen Sport und Bewegung die Psoriasis?“ Familienzentrum Kreuzberg, Mehringdamm 114, Raum 401, 19 Uhr ANZEIGE Foto: Mike Wolff Jetzt im Handel! Der Chefarzt der meistempfohlenen Klinik zur Wiederherstellung des Trommelfells DONNERSTAG, 9.6. Patientenkongress: „Up to Date – Neue Entwicklungen in der Krebsmedizin“ Estrel Hotel, Sonnenallee 225, 14-17 Uhr, www.vivantes.de/krebskongress Vortrag: Häufig Bauchschmerzen? Und keiner weiß warum?“ Krankenhaus Waldfriede, Gesundheitszentrum Prima Vita, Haus F, 18.30 Uhr Vortrag: „Neue Medien und Sucht“ Komm Rum e.V., Schnackenburgstraße 4, 19-20 Uhr AUF DIESER SEITE NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 MONTAG GESUND Parwis Mir-Salim, 54 ist Chefarzt der Klinik für HalsNasen-Ohren-Heilkunde am Vivantes-Klinikum im Friedrichshain. So operiert er das Trommelfell: Unser Trommelfell gerät in Schwingungen, damit wir richtig hören können. „Aber wenn diese Membran akut oder chronisch beschädigt ist, droht ein Hörverlust“, sagt Parwis Mir-Salim. Chirurgen können das Trommelfell dann in einer Operation wiederherstellen – wofür die meisten niedergelassenen HNO-Ärzte in Berlin laut Ärzteumfrage 2015 des Tagesspiegels und Gesundheitsstadt Berlin das Vivantes-Klinikum im Friedrichshain empfehlen. „In unserem Hörzentrum bieten wir alle Varianten von hörverbessernden Implantationen an", sagt Chefarzt MirSalim. Das komme verschiedensten Patientengruppen zugute, denn Trommelfell-Operationen würden beispielsweise kleine Kinder mit einer vergrößerten Rachenmandel genauso betreffen wie Erwachsene mit einer chronisch-eitrigen Infektion im Mittelohr. Der chirur- DIENSTAG LERNEN MITTWOCH FAMILIE gische Eingriff gilt als Standardeingriff. Wie er aus der Sicht eines behandelnden Chirurgen durchgeführt wird, bringt Parwis Mir-Salim Kollegen aus der ganzen Welt bei. Zuletzt war er dafür in Ruanda. Leonard Hillmann — Alle Ergebnisse der Ärzteumfrage zu über 40 Klinikbehandlungen finden Sie im Magazin „Tagesspiegel Kliniken Berlin 2016“. Es kostet 12,80 Euro und ist erhältlich im Tagesspiegel-Shop unter Tel. 29021- 520 und online unter www.tagesspiegel.de/shop. DONNERSTAG HELFEN In einigen Kulturen der Welt wird die erste Monatsblutung der Frau gefeiert, manche Naturvölker setzen das Blut als Zeichen der Fruchtbarkeit sogar als magisches Heilmittel ein. Für viele Frauen ist die Menstruation jedoch alles andere als ein Anlass zum Feiern – etwa, wenn sie mit erheblichen Schmerzen einhergeht. Aber warum ist das so? Die medizinisch auch Abbruchblutung genannte Regel ist natürlicher Bestandteil des weiblichen Zyklus. „Wenn kein Spermium ein Ei befruchtet hat, wird die Gebärmutterschleimhaut im Verlauf der Regel abgestoßen und anschließend für eine potenzielle neue Schwangerschaft wieder aufgebaut“, sagt Stefan Braun, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin am Sankt Gertrauden-Krankenhaus. ZuständigdafürsindHormone,dieGehirnund Eierstöcke freisetzen. Dabei sind das weiblicheSexualhormon Östrogenund dassogenannte Gelbkörperhormon Progesteron für die Veränderun- Einige Frauen genanderGebärmutterschleimhaut zu- müssen ständig. Ein ausge- jeden Monat klügeltes System, das sich jeden Monat krankaufs Neue auf den ge- geschrieben samten Organismus auswirkt. Imungüns- werden tigen Fall kann es auch zu Schmerzen kommen. Grund: die Kontraktion der Gebärmutter, mit der diese sich von den Resten der Gebärmutterschleimhaut befreit. Menstruationsbeschwerden können vor und während der Monatsblutung auftreten. Mediziner unterscheiden zwischen primären und sekundären Regelschmerzen. Ersteren liegenmeist keine organischen Ursachen zugrunde. Sie setzen kurz nach der ersten Menstruation ein und können bei den betroffenen Mädchen und Frauen bis zu den Wechseljahren andauern, bessern sich jedoch oft nach einer Schwangerschaft. Auslöser für die Beschwerdensind körpereigeneSchmerzbotenstoffe, sogenannte Prostaglandine, die ein Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur beimAbstoßender Gebärmutterschleimhaut hervorrufen. „Dadurch wird die Gebärmutter schwächer durchblutet, was zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff führt und Schmerzen auslöst“, sagt Braun. Verstärkend wirken Stress und psychische Belastungen. Rühren Beschwerden hingegen von gynäkologischen Erkrankungen her, spricht man von sekundären Regelschmerzen. Aber auch mechanische Verhütungsmittel wie die Spirale können diese hervorrufen. FREITAG GENUSS Ob primär oder sekundär: Regelbeschwerden können richtig krank machen. Sie äußern sich oft in allgemeinem Unwohlsein mit Schmerzen im Unterbauch, Rücken und Kopf. Auch Völlegefühl, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen könnenauftreten.Oftbegleiten Erschöpfungszustände und depressive Verstimmungen die Episoden. Einige Frauen sind so stark betroffen, dass ihnen bei jeder Regelblutung eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt werden muss. Um Regelschmerzen zu bekämpfen, kann man unterschiedlich vorgehen: Schon Wärmflaschen, warme Bäder und ausreichend Schlaf können helfen. Genussmittel wie Nikotin und Alkohol sollten dann vermiedenwerden,denn siekönnen Schmerzen noch verstärken. Heilpflanzen wie Mönchspfeffer oder Kamillenblüten als Tees, Tropfen oder Kapseln können helfen. Manche Frauen profitieren auch von Entspannungstechniken (Yoga, autogenes Training). „Erst wenn diese Maßnahmen keine Besserung bringen, sollte man zu Medikamenten greifen“, sagt Gynäkologe Braun. Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen etwa hemmen die schmerzauslösenden Prostaglandine. Auch die Antibabypille kann Regelschmerzen lindern, da sich durch die künstlichen Hormone die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufbaut und deshalb während der Regel auch weniger Schleimhaut abgebaut werden muss. Hilft auch das nicht, sollte der Weg zum Frauenarzt führen. Organische Ursachen schließt er mittels Tastuntersuchung und vaginalem Ultraschall aus. „Sollte sich der Verdacht auf eine gynäkologische Erkrankung erhärten, können Bauchspiegelung und Operation notwendig werden“, sagt Braun. In fast allen Fällen sei hierbei ein minimal-invasives und organerhaltendes Vorgehen möglich. Bei der Auswahl des OP-Verfahrens bezieht der Frauenarzt die Lebensphase und den Wunsch der Frau ein.Wenndie Schmerzen undMenstruationsstörungenetwa durch Myome oder Endometrioseherde inder Gebärmuttermuskulatur hervorgerufen werden, ist bei abgeschlossener Familienplanung auch die komplette Entfernung oder Teilentfernung der Gebärmutter zu erwägen. „Da das Schmerzempfinden individuell ist, gibt es nicht den einen konkreten Zeitpunkt, zu dem man zum Frauenarzt gehen muss“, so Braun. Wenn aber dieBeschwerden länger anhalten und nicht schwächer werden oder außerhalb der Regel Blutungen auftreten, sollte man zum Gynäkologen gehen. Die meisten Frauenärzte inBerlin haben extra eine eigene Mädchensprechstunde, in der sie junge Frauen zu den hormonellen und psychologischen Veränderungen in der Pubertät beraten. SONNABEND KINDERSEITE SONNTAG LESERMEINUNG ANZEIGE Ein erfahrenes Team über den Dächern von Berlin! 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Naatz Leitender Oberarzt Dr. med. C. D. Döring Oberarzt Dr. med. J. Hertel Besuchen Sie unsere Webseite: www.berlin.immanuel.de Vortragsraum Immanuel Restaurant · Ebene 0 Königstraße 63 14109 Berlin-Wannsee Tel.: (0 30) 8 05 05-282 Der Wirtschaftsförderer der EU: „Die Investitionsmaschine kommt nicht in Gang“ – S. 14 WIRTSCHAFT WWW.TAGESSPIEGEL.DE/ WIRTSCHAFT MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 SEITE 13 Auf Zeit spielen Was KOSTET eigentlich... Die EU-Kommission will Glyphosat weiter zulassen. Heute entscheiden die Mitgliedstaaten, das letzte Wort hat aber die Kommission Von Markus Grabitz und Sarah Kramer ...eigenes Eis? K aum etwas schmeckt an den heißen Tagen besser als eine Kugel Eis. Und bei kaum einem Nahrungsmittel spürt der Konsument einen so rasanten Preisanstieg. Die Verkäufer können es sich immerhin leisten. Wer mag schon kein Eis. Was aber würde es kosten, es selbst zu machen? In großen, großen Mengen? Eine Maschine, die Softeis und Frozen Yoghurt herstellen kann, kostet ein paar tausend Euro. Für eine Leistung von 41 Litern pro Stunde, also 410 Portionen, zahlt man bei dem Eismaschinenhersteller Elge rund 8000 Euro. Eigentlich sei sie „ideal für kleinere Geschäfte“, heißt es. Für 47 Liter die Stunde zahlt der Eisliebhaber dann schon rund 14 000 Euro. Beide Maschinen haben drei Zapfer. Der Käufer hat die Wahl zwischen zwei Sorten und einem Mix aus beidem. Wer lieber runde Kugeln haben möchte, ganz klassisch, wie bei der Eisdiele um die Ecke, müsste sich im Internetshop von Elge wohl eine Speiseeismaschine bestellen. Ein Modell mit einer Füllmenge von einem bis vier Liter kostet rund 20 000 Euro; ein größeres Modell mit fünf bis 17 Liter Füllvolumen fast 30 000 Euro. Eispulver, um Milcheis herzustellen, gibt es im Internet für sechs Euro in sämtlichen Variationen. Ob Vanille, Schoko, Malaga oder Kaktus. Wer auch das gerne in Mengen lagern möchte, zur absoluten Vorsicht, kann weitere zwei- bis dreitausend Euro für einen Eislagerungsschrank mit ordentlich Platz einplanen. Marie Rövekamp E NACHRICHTEN F Kuka will deutsch bleiben Berlin - Kuka-Chef Till Reuter versucht Bedenken gegen die mögliche Übernahme des Roboterherstellers durch chinesische Investoren zu zerstreuen. Gleichzeitig zeigt er sich offen für alternative Offerten. Wenn sich neue Optionen ergeben sollten, werde Kuka diese genauso ergebnisoffen prüfen wie das Angebot von Midea, sagte der Manager der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Wir sind mit allen Stakeholdern, also der Bundes- und Landesregierung, unseren Kunden, Aktionären und Arbeitgebervertretern in gutem Kontakt.“ Reuter betonte: „Kuka ist eine deutsche Firma und wir bleiben eine deutsche Firma.“ Datensicherheit sei für den Roboterbauer ein wichtiges Thema. „Die Daten unserer Kunden bekommt niemand, unabhängig von der Aktionärsstruktur.“ Der chinesische Klimaanlagen- und Hausgerätehersteller Midea, der schon an Kuka beteiligt ist, will seinen Anteil aufstocken. Dagegen hat die Bundesregierung Bedenken. dpa Bauern für geringere Milchproduktion Berlin - Nach der Zusage von Millionenhilfen vom Bund pochen die Milchbauern auf eine bessere Steuerung der Milchmenge. Konkret könnten Landwirte, die sich zur Reduzierung ihrer monatlichen Lieferung verpflichten, zum Ausgleich Hilfsgelder aus dem Topf der Bundesregierung von insgesamt mindestens 100 Millionen Euro beziehen, sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Hans Foldenauer. „Das käme bei den Bauern direkt an, und die Märkte würden direkt entlastet.“ Derzeit scheitere das aber am Widerstand von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Auch grüne Agrarminister aus sechs Bundesländern fordern in einem gemeinsamen Positionspapier zur Milchkrise ein Umsteuern der Bundesregierung. Im Kern geht es darum, dass Landwirte nur Hilfen bekommen sollen, wenn sie auf ihren Höfen weniger Milch produzieren. dpa Lufthansa-Schlichtung vor dem Ende Frankfurt am Main - Die Schlichtungsverhandlungen zwischen der Lufthansa und ihren Flugbegleitern gehen in die heiße Phase. Ende Juni laufe die letzte Frist zur Beilegung des Tarifkonfliktes ab, hieß es bei der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo. Dieser Monat sei entscheidend in einem Prozess, der seit mehr als zwei Jahren läuft. In den Vermittlungsgesprächen, die seit Februar unter Leitung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) geführt werden, geht es um diverse Tarifthemen. Ufo hatte die 19 000 Stewardessen und Stewards im November zu einem einwöchigen Streik aufgerufen. rtr Berlin/Brüssel - Die EU-Kommission will bei der Entscheidung um die weitere Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat offenbar Zeit gewinnen. Am heutigen Montag sollen die EU-Mitgliedstaaten in einer Sondersitzung darüber abstimmen, ob sie das Totalherbizid für weitere 18 Monate zulassen – um in diesem Zeitraum eine wissenschaftliche Einschätzung der EU-Agentur für Chemische Produkte (Echa) zu dem Wirkstoff abzuwarten. Der Vorschlag, den EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis vergangene Woche vorgetragen hat, stammt von deutscher Seite. Monsanto „Nach EU-Recht hat schon hat die Echa hier das letzte Wort“, sagte Einbußen Andriukaitis. Die beim Umsatz kommenden Monate soll die EUerlitten Agentur dafür nutzen, besonders das Krebsrisiko für den Menschen durch Glyphosat auf „wissenschaftlicher Grundlage“ zu beurteilen. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir unsere Entscheidung auf wissenschaftlich fundierter Basis treffen sollten, und nicht aufgrund von politischen Interessen“, meinte der Gesundheitskommissar. Dass der vorgeschlagene Kompromiss zunächst vor allem den wirtschaftlichen Interessen der agrochemischen Industrie entgegenkommt, hat der Kommissar nicht erwähnt. Glyphosat-Hersteller wie der US-Konzern Monsanto etwa haben durch die andauernde Debatte um das weltweit meistbenutzte Herbizid bereits kräftige Umsatzeinbußen hinnehmen müssen: Der Umsatz des Saatgut- und Pflanzenschutzkonzerns ist von Dezember 2015 bis Februar 2016 im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um rund zwölf Prozent auf 4,53 Milliarden Dollar gesunken. Vor allem das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln lief nicht mehr so gut für Monsanto. Für den Kompromissvorschlag von Andriukaitis ist in Brüssel indes keine Mehrheit in Sicht. Schließlich müssten 16 Mitgliedsländer mit Ja stimmen, die 65 Prozent der EU-Bevölkerung auf sich vereinen. Dass diese „qualifizierte Mehrheit“ erreicht wird, gilt als sehr unwahrschein- Umstritten. Glyphosat ist das Unkrautvernichtungsmittel, das weltweit am häufigsten eingesetzt wird. Es gibt Hinweise darauf, dass das Foto: Steffen Schellhorn/dpa Pflanzengift auch den Menschen schädigen könnte. lich. Es sind zwar 19 von 28 EU-Ländern dafür, sie werfen aber nicht genügend Bevölkerung in die Waagschale. Frankreich hat sich auf ein „Nein“ festgelegt, auch das relativ große Italien wird wohl nicht zustimmen. Deutschland könnte am Ende den Ausschlag geben. Da man sich in der Bundesregierung aber auf keine gemeinsame Linie einigen konnte, wird sich die Bundesrepublik der Stimme enthalten. Sollte unter den Mitgliedstaaten keine Mehrheit zustande kommen, tritt zwei Wochen später der Berufungsausschuss zusammen. Wenn auch hier, was absehbar ist, das Patt nicht aufgelöst wird, ist wie- der die EU-Kommission an der Reihe. Sie kann dann im Alleingang ihren Vorschlag, die Zulassung für Glyphosat um weitere 18 Monate zu verlängern, durchsetzen. Die EU-Lebensmittelbehörde (Efsa) war bereits zu der Einschätzung gekommen, dass der Wirkstoff bei vorschriftsmäßigem Einsatz gesundheitlich unbedenklich ist. Zunächst war eine Zulassung um 15 Jahre im Gespräch. Inzwischen ist aber die Kritik an Glyphosat immer lauter geworden: Gegner halten den Pflanzenschutzmittel-Wirkstoff für krebserregend. Das EU-Parlament hatte dann im Mai gefordert, Glyphosat nur für sieben Jahre zuzulassen und den Bahn sucht Zukunftsstrategie Mehr Passagiere, aber weniger Gewinn: Im Personenverkehr läuft es nicht rund Berlin - Kaum ein Tag vergeht, an dem die Deutsche Bahn ihren Kunden nicht etwas Neues bietet. Allein in den vergangenen zwei Wochen: ein größeres Angebot im ICE-Internetportal,eineneue Zug-Simulator-App, eine bunt gestaltete Regional-Lok, gleich zwei Jubiläen – zehn Jahre Berliner Hauptbahnhof, 25 Jahre ICE. Näher am Kunden, komfortabler und pünktlicher will die Bahn werden. So predigt es Vorstandschef Rüdiger Grube, zuletzt am vergangenen Donnerstag beim ICE-Festakt in der Berliner Bahn-Werkstatt in Grunewald. „Zukunft Bahn“, Grubes Umbau- und Modernisierungsprogramm, soll Schluss machen mit dem Ärger der Reisenden über falsche Wagenreihung, defekte Kaffeemaschinen, Verspätungen und Zugausfälle. Wer es genau wissen will, kann sich sogar per WhatsApp über die Fortschritte auf dem Laufenden halten. Der Konzern verspricht „ein bis zwei Meldungen pro Woche“. Nicht dazu gehörten die jüngsten Geschäftszahlen, die vor dem Wochenende durchsickerten. Sie zeigen, dass die Bahn, die 2015 einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro machte, noch kein Rezept gegen den Abwärtstrend gefunden hat. Im Gegenteil: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat der Konzern nach Tagesspiegel-Informationen zwischen Januar und März 160 Millionen Euro weniger Umsatz (9,75 Milliarden Euro) und rund 50 Millionen Euro weniger Gewinn vor Zinsen und Steuern (384 Millionen Euro) erwirtschaftet. Sowohl die Güterverkehrssparte DB Cargo als auch der Personenfernverkehr verdienten im Vorjahresvergleich weniger – je 33 Millionen Euro. Nun ist der Vorstand zu weiteren Einschnitten gezwungen. Neben den Kürzungsplänen im krisengeschüttelten Schienengüterverkehr stehen nach Reuters-Informationen auch ein Viertel der rund 100 Instandhaltungswerke vor dem Aus. Ferner sollen fast 200 Lokomotiven an den japanischen Toshiba-Konzern verkauft werden, der ins Geschäft mit dem Lok-Verleih in Europa einsteigen will. Die vierte Generation des ICE soll das Bahn-Reisen komfortabler machen. Foto: dpa Hinzu kommen neue Probleme beim umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21, das voraussichtlich rund eine halbe Milliarde Euro mehr kosten soll – doch niemand will diese Zusatzkosten bezahlen. Das Land Baden-Württemberg und der Bund betonten am Wochenende, dass die Bahn und Projektpartner die Mehrkosten tragen sollen. Zuvor war bekannt geworden, dass das Projekt wohl erst zwei Jahre später fertig wird. Auch der finanzielle Puffer ist fast aufgebraucht. Stuttgart 21 wird deshalb auch Thema sein, wenn sich der Aufsichtsrat in dieser und in der kommenden Woche mit der Zukunft der Bahn beschäftigen. Auf der Strategiesitzung am Mittwoch wird zunächst der Vorstand erwartet. Er soll dem Gremium erklären, wie es mit dem Güterverkehr weitergeht. Erwartet werden insbesondere Erläuterungen, wie sich die geplante Schließung von bundesweit 215 (von 1500) Verladestationen mit der Wachstumsstrategie des Unternehmens verträgt. „Aber auch der Personenverkehr ist nicht aus der Schusslinie“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied dem Tagesspiegel. „Über die mageren Quartalszahlen wird zu reden sein.“ Eine Woche später kommen die 20 Aufsichtsräte erneut zu ihrer regulären Sitzung zusammen. Dauerthema auf der Tagesordnung: der Personenfernverkehr und die geplanten Teilverkäufe der Auslandstöchter Arriva und Schenker. Letzteres soll – frühestens 2017 und 2018 – Geld in die Kassen des mit fast 20 Milliarden Euro verschuldeten Konzerns spülen. Im Personenfernverkehr kämpft die Bahn mit hausgemachten Problemen (Pünktlichkeit, Baustellen, Service) und widrigen Wettbewerbsbedingungen (Fernbusse, Billigflieger, Spritpreise). Zwar ist die Zahl der Fahrgäste von Januar bis März nach Tagesspiegel-Informationen auf 32 Millionen gestiegen – ein Plus zum Vorjahr von zwei Millionen –, Umsatz und Gewinn liegen aber unter Plan. Dies dürfte an höheren Investitionen in Service und Qualität liegen, aber auch an vielenBilligtickets und Sonderangeboten. Diese hatten schon 2015 die Züge gefüllt, Umsatz und Ergebnis aber belastet. Fragt man die Bahn nach Preissenkungen, heißt es „abwarten“. Im Herbst würden mögliche Anpassungen geprüft. Bis Ende 2016 sollen die Preise stabil bleiben. „Wir müssen die, die sonst nicht Zug fahren, in die Bahn holen“, heißt es im Unternehmen. So machte die Bahn auch im Wettbewerb mit den Fernbussen Boden gut. Die Zahl der Fernbuspassagiere ist nach einer Umfrage des Instituts YouGov im vergangenen Jahr kaum gestiegen. Spielraum für mehr Qualität und wieder höhere Preise bieten neue Züge, die die Bahn bestellt hat. „Die Qualitätsoffensive kann aber erst richtig anlaufen, wenn die ICE 4-Züge da sind“, sagt Christian Böttger, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin. Das ist erst 2017 der Fall.Bis dahingilt es, dieälteren Waggons in Schuss zu halten. Aber: „Man muss an der Qualität der Züge zweifeln“, sagt Böttger und berichtet von einem Erlebnis, das dem Klischee entspricht:„Die Kaffeemaschine imICE funktionierte – aber es waren keine Tassen mehr da.“ Henrik Mortsiefer Einsatz mindestens auf Spielplätzen, in Parks und unmittelbar vor der Ernte zu verbieten. Wie wahrscheinlich ist es, dass die Kommission im Alleingang die Zulassung verlängert? Beobachter verweisen auf die juristische Lage. Die EU laufe bei einer Verweigerung der Zulassung Gefahr, von den Herstellern von Glyphosat vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt zu werden. Die Chancen der Industrie werden dabei als gut eingeschätzt, zumal die EU-Lebensmittelbehörde ja bereits grünes Licht gegeben hat. An dieser Stelle kommt der Gegner ins Spiel, mit dem sich die Kommission da anlegen würde. Der mächtige US-Konzern Monsanto, den Bayer für 62 Milliarden Dollar übernehmen möchte, produziert Glyphosat. In Brüssel hört man: „Es ist unwahrscheinlich, dass die EU einem Spieler mit einer derartigen Wirtschaftskraft Knüppel zwischen die Beine wirft.“ Die wirtschaftlichen Dimensionen einer Verweigerung könnten kaum überschätzt werden. „Dagegen sind Werbeverbote für die Tabakindustrie harmlos.“ Immer wieder heißt es, Monsanto würde in Brüssel in großem Stil lobbyieren. Abgeordnete bestreiten dies aber. Ein konservativer Europa-Parlamentarier, der in den entscheidenden Ausschüssen sitzt, sagte dem Tagesspiegel: „Ich habe in der Sache seitens der Industrie lediglich eine Anfrage bekommen.“ Obwohl er zu einem Treffen bereit gewesen wäre, sei es nie zu einem Gespräch gekommen, weil der Lobbyist den Termin abgesagt habe. Unklar ist unterdessen, ob ein Bann der EU für Glyphosat auch weitreichende Folgen für den Import von Lebens- und Futtermitteln hätte. Einige Experten meinen, dass dann auch keine Lebens- und Die einzelnen Futtermittel mehr in die EU impor- EU-Länder tiert werden dürf- können die ten, die GlyphosatRückstände enthal- Nutzung ten. In der Land- einschränken wirtschaft Lateinamerikas und Nordamerikas wird Glyphosat besonders deswegen genutzt, weil gentechnisch veränderte Pflanzensorten bei Soja, Raps und Mais gegen das Gift resistent sind. Diese Futtermittel, die in großen Mengen nach Deutschland importiert werden, dürften daher hohe Rückstände von Glyphosat enthalten. EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis indes hat in seinem Statement vergangene Woche auch an das Verantwortungsbewusstsein einzelner Staaten appelliert. „Die Zulassung einer Substanz auf EUEbenebedeutet nur, dass die Mitgliedstaaten Produkte zum Pflanzenschutz auf ihrem Territorium zulassen dürfen – nicht, dass sie es müssen“, sagte er. Diejenigen, die keine Pflanzenschutzmittel auf der Basisvon Glyphosateinsetzenwollten,könnten ihre Nutzung einschränken. „Sie müssen sich nicht hinter dem Beschluss der Kommission verstecken.“ Die Kaufprämie verzögert sich EU muss „Umweltbonus“ für E-Autos noch prüfen Berlin - Die von der Bundesregierung beschlossene Kaufprämie für Elektroautos steckt in der Brüsseler Bürokratie fest. Verbraucher, die an den Kauf eines E-Fahrzeugs denken und dafür einen „Umweltbonus“ bis zu 4000 Euro bekommen sollen, werden von den Händlern vertröstet. Der Grund: Die EU-Wettbewerbsbehörde prüft noch, ob es sich bei der deutschen Kaufprämie, die eigentlich rückwirkend ab dem 18. Mai gezahlt werden sollte, um eine unzulässige Beihilfe handelt. Die Prüfung kann Wochen dauern, denn nach einem Schnellverfahren, auf das man in Berlin gesetzt hatte, sieht es in Brüssel nicht aus. Das Vorhaben der Bundesregierung, nach langen Debatten möglichst rasch eineweitere Förderungder Elektromobilität auf den Weg zu bringen, droht damit zu scheitern. Die Kaufprämie dürfte auch Themaaufderzweitägigen „Fach- undIdeenkonferenz Elektromobilität“ der Bundesregierung sein, die an diesem Montag und Dienstag in Berlin stattfindet. Ein genaues Datum, ab wann die Prämie über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ausgezahlt werde, könne man nicht nennen, heißt es beim Bundeswirtschaftsministerium. „Derzeit laufen die notwendigen Gespräche mit der EU-Kommission.“ Auch beim Bafa wartet man: „Ohne Förderrichtlinie, können wir nichts auszahlen“, sagt ein Sprecher. Anfragen von Autokäufern habe es bereits gegeben, man nehme aber noch keine Förderanträge an. Formulare oder eine Liste der förderfähigen Automodelle gebe es noch nicht. Letztere würden vom Ministerium erstellt. Dort verweist man zurück an die Bafa. In Brüssel gibt man sich derweil zugeknöpft. Es wird aber Kreisen zufolge nicht ausgeschlossen, dass die Untersuchung länger dauern könnte und die Prämie noch verändert wird. Ein möglicher Grund: Deutschland hat die EU-Kommission vor dem Berliner Kabinettsbeschluss am 18. Mai dem Vernehmen nach nicht eingehend konsultiert, um die Erfolgschancen auszuloten. Die Regierung rechnet offenbar fest damit, dass der deutsche „Umweltbonus“ – die Förderung hat ein Gesamtvolumen voneinerMilliarde Euro –mit EU-Beihilferichtlinien konform ist. Zum einen, weil die Autoindustrie an der Finanzierung beteiligt ist, und zum anderen, weil die Förderung relativ gering ausfällt. Das Wirtschaftsministerium verweist auf die Regularien: Es sei ein In den Kabinettsbeschluss Autohäusern nötig gewesen, um die Prämie formal werden von der EU prüfen potenzielle lassen zu können. Unterdessen werKunden denpotenzielleE-Auvertröstet tokäufer in den Autohäusern vertröstet. „Solange die Prämie nicht genehmigt wurde, können wir den Kunden auch nichts versprechen“, heißt es zum Beispiel bei BMW. Der Hersteller lockt in der Werbung bereits mit Hinweisen auf die Kaufprämie für seine elektrischen i-Modelle und Plug-in-Hybride. Toyota, der japanische Vorreiter bei Hybrid-Antrieben (Elektro- plus Verbrennungsmotor), sortiert sich noch: „Da kann man im Netz Anträge downloaden“, heißt es beim Online-Kundendienst. Ein Berliner Verkäufer hat indes ganz andere Probleme: Toyota hat kein reines E-Auto im Programm und der neue Prius Plug-in, den man an der Steckdose aufladen kann, kommt erst in einigen Wochen auf den Markt. Nur Plug-in-Modelle werden vom Staat gefördert, nicht aber herkömmliche Hybride. Für die legt Toyota nun selber etwas drauf. Henrik Mortsiefer 14 WIRTSCHAFT DER TAGESSPIEGEL In Griechenland bricht der Konsum ein Athen - Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen haben in Griechenland zum Einbruch beim Konsum geführt. Wie die Athener Tageszeitung „Kathimerini“ am Sonntag berichtete, gaben die Griechen im ersten Quartal dieses Jahres 13 Prozent weniger Geld für Lebensmittel aus als im Vorjahreszeitraum. Die Menschen hätten angesichts der hohen Steuern und Abgaben schlicht weniger Geld. Auch ihre Stromrechnung können viele Menschen dem Bericht zufolge nicht mehr bezahlen. Der Fernsehsender Skai meldete am Sonntag mit Verweis auf das Handelsregister, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hätten 15 500 Unternehmen dichtgemacht. Lediglich 12 500 Firmen seien neu gegründet worden. Griechenland hat in den vergangenen Jahren wiederholt Renten gekürzt sowie Steuern und Abgaben neu eingeführt oder erhöht. Erst vor zwei Wochen wurde vom Parlament erneut ein 5,4 Milliarden Euro schweres Sparpaket verabschiedet. dpa ANZEIGE Neuerscheinung 208 Seiten, 90 Abb., broschiert, Nicolai Verlag 19,95 € | Bestellnr. 12100 Preis inkl. MwSt. und Versand. Bestellhotline (030) 290 21 - 520 www.tagesspiegel.de/shop ANZEIGE präsentiert START-UP des Tages NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 „In der EU kommen Investitionen nicht in Gang“ Werner Hoyer, Chef der Europäischen Investitionsbank, über den Juncker-Fonds, niedrige Zinsen und die Folgen eines Brexit C Herr Hoyer, die Europäische Investitionsbank (EIB) hat eine Schlüsselrolle, um die Investitionen in Europa anzukurbeln. Der Fonds für Strategische Investitionen (auch Juncker-Fonds genannt) will mit dem Angebot günstiger Kredite bis 2018 private Investoren aus der Reserve locken. Wie läuft die Kreditvergabe? So richtig arbeiten wir erst seit neun Monaten. Bei der Kürze der Zeit sind wir heute aber sehr viel weiter als zunächst gedacht. Ich schätze, dass wir von den Investitionen in Höhe von 315 Milliarden, die wir binnen drei Jahren lostreten wollen, heute schon ein Drittel angeschoben haben. Sicher sind die Projekte von kleineren Unternehmen schneller auf den Weg gebracht worden als Großprojekte. Diese haben naturgemäß einen längeren Vorlauf. Die Pipeline ist aber auch bei den großen Projekten voll. Und jetzt? Mit dem Juncker-Fonds haben wir ein größeres Spektrum und mehr Spielraum, wir erreichen jetzt bis zu 25 Milliarden. Das ist ein Quantensprung. Der Grünen-Abgeordnete Sven Giegold kritisiert, dass Straßenbauprojekte gefördert werden, obwohl sozial-ökologische Maßstäbe vereinbart sind. Herr Giegold hat insofern recht: Die Zeiten der altbackenen Straßenbauförderung sind vorbei. Das heißt aber nicht, dass man heute keine Straßen mehr bauen darf. Vor allem ist es sinnvoll, Engpässe zu beseitigen. Schauen Sie sich die Lage in NRW an, wo Lastwagen wegen maroder Rheinbrücken lange Umwege fahren müssen oder stundenlang im Stau D KARRIERE Werner Hoyer, 1951 in Wuppertal geboren, studierte in Köln Volkswirtschaftslehre. Anfang der 1970er Jahre trat er der FDP bei. Von 1987 bis 2012 saß Hoyer im Bundestag; in den 90er Jahren fungierte er als Generalsekretär der Partei. Von 1994 bis 1998 arbeitete er als Staatsminister im Auswärtigen Amt, von 2002 bis 2009 war er stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion. Zwischen Oktober 2009 und Dezember 2011 amtierte Hoyer erneut als Staatsminister im Außenministerium. Seit 2012 ist er Präsident der Europäischen Investitionsbank. Was ist das Besondere des Juncker-Plans? Es geht darum, Investitionen auszulösen, die ein zusätzliches Investitionsvolumen von 315 Milliarden Euro ausmachen. Ein Teil des EU-Budgets, nämlich 16 Milliarden Euro, wird nicht mehr für Subventionen genutzt, sondern als Garantien für Kredite, die die Unternehmen sonst nicht bekommen hätten. Das ist ein Paradigmenwechsel. Die Haushaltskommissarin Kristalina Georgieva nennt es better spending – das Geld sinnvoller ausgeben. Aus dem Parlament wird kritisiert, dass gar nicht zusätzliche Investitionen angestoßen werden, sondern ohnehin geplante Vorhaben nun über den Juncker-Fonds laufen. Man darf nicht vergessen: Der Juncker-Fonds ist integraler Bestandteil der Europäischen Investitionsbank. Richtig ist, dass wir heute Kreditgarantien geben, wo die Kommission früher Subventionen verteilt hat. Wir haben auch bisher schon risikobehaftete Investitionen gefördert, die uns im Hinblick auf Forschung und Entwicklung besonders sinnvoll erscheinen. Aber die Garantiefazilität ermöglicht uns jetzt, in Projekten mehr Risiko zu übernehmen, um damit den Weg für private Investoren in diese Projekte zu ebnen. Dafür hatten wir früher im Jahr nur fünf Milliarden Euro zur Verfügung. ZUR PERSON DIE BANK „Zutiefst besorgt“ über die Investitionsschwäche in der EU ist der Bankenpräsident und FDP-Politiker Werner Hoyer. stehen. Der ökologische Schaden daraus ist enorm. Da wird ökologisch und ökonomisch Fortschritt erzielt, wenn gebaut wird. Die Finanzierung der Verkehrswege über öffentlich-private Partnerschaften ist dabei der richtige Ansatz. Obwohl die EIB viele Kredite anstößt, ist die Investitionstätigkeit in Europa immer noch sehr zögerlich. Woran liegt das? Abgesehen vom Juncker-Fonds stimmt die Analyse. Die Investitionstätigkeit ist schwach, Banken und Pensionsfonds nehmen eher Negativzinsen in Kauf, anstatt das Geld innovativen Unternehmern zu geben. Das ist ein Prozess, der uns große Sorgen macht. Die anhaltende Niedrigzinsphase ist zu einer Zinsfalle geworden. Niedrigere Zinsen lösen nicht mehr höhere Investitionen aus. Umso wichtiger ist hier der Juncker-Plan, weil sonst riskante, aber lohnende Projekte gar nicht mehr finanziert würden. Die EIB allein kann es aber nicht wuppen. Was wir brauchen, ist vor allem ein investitionsfreundlicheres Regulierungsumfeld. Es gibt schon Forderungen, den JunckerPlan über 2018 hinaus zu verlängern. Wir haben uns erst einmal drei Jahre vorgenommen. Ich bin in hohem Maße besorgt, weil die Investitionsmaschine in Europa nicht richtig in Gang kommt. Vor allem an der Schnittstelle zwischen Investition und Innovation passiert zu wenig. In Deutschland zum Beispiel hapert es an der flächendeckenden Versorgung mit schnellem Internet. Insofern verwundert es nicht, dass über eine Verlängerung nachgedacht wird. Was macht die EIB in Deutschland? Wir schieben gerade bei Heidelberger Druckmaschinen eine sehr interessante Innovation an. Das Unternehmen hat ja durchaus wirtschaftlich schwierige Zeiten durchgemacht. Heideldruck geht jetzt in die Offensive bei der Digitalisierung. Softwareintegration und Ausbau des Digitaldruckportfolios. Dieses Projekt verspricht großen Mehrwert für einen wichtigen Industriebereich. Forschung und Entwicklung am deutschen Foto: Francois Lenoir/Reuters Standort werden gestärkt, kleine und mittlere Unternehmen sind eingebunden und profitieren. Und was gibt es noch hierzulande? Wir reden mit Bundesländern über die Finanzierung von Wohnungen. In Berlin und in anderen Bundesländern zum Beispiel geht es um Wohnraum für Studenten und sozial benachteiligte Menschen, auch für Flüchtlinge. Die Briten haben ein Punktesystem für den Zuzug von EU-Ausländern vorgelegt. Was sagen Sie dazu? Ich will mich in die Debatte in Großbritannien nicht einmischen. Ich bin aber betroffen, wie leichtfertig mit Errungenschaften der europäischen Integration wie etwa der Freizügigkeit und der Niederlassungsfreiheit umgegangen wird. Dies gilt nicht nur für Großbritannien. Natürlich ist die Entscheidung über Verbleib oder Austritt die souveräne Entscheidung der Briten. Ich bin aber überzeugt, dass ein Ausscheiden Großbritan- Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist die Bank der Europäischen Union. Sie gehört den EU-Mitgliedstaaten und vertritt deren Interessen. Die EIB stellt Finanzierungen und Know-how für Projekte bereit, die zum Erreichen der Ziele der EU beitragen. Mehr als 90 Prozent der Mittel werden in Europa vergeben. Daneben ist die EIB aber auch außerhalb der EU tätig und unterstützt die Entwicklungszusammenarbeit der EU. Die Bank ist mit mehr als 240 Milliarden Euro ausgestattet, an Krediten reichte sie im vergangenen Jahr knapp 78 Milliarden Euro aus. Mehr als 2000 Personen arbeiten für die Bank, die 1958 in Brüssel gegründet wurde und heute ihren Sitz in Luxemburg hat. niens ein gewaltiger Verlust für Europa wäre. Gerade aus deutscher Sicht. Angenommen, das Königreich bleibt. Können Sie sich da noch eine weitere Vertiefung der EU vorstellen? Die Stimmung in der EU ist leider eher nach Desintegration als nach Integration. Derzeit bin ich schon zufrieden, wenn es keine Rückschritte gibt. Meine Hoffnung ist: Wenn Großbritannien bliebe, könnten die negativen Kräfte einen Dämpfer erfahren. Dennoch glaube ich nicht, dass damit die Integrationsmaschine sofort wieder anspringen wird. Europa hat in der Vergangenheit in Krisen immer mal zwei Schritte zurück gemacht. Aber danach kamen drei Schritte nach vorn. Das war von den Römischen Verträgen bis heute so. Heute sind wir erstmals in einer Lage, in der ein massiver Rückschritt zu befürchten ist. Das wäre für das Friedensprojekt in Europa und für unseren Wohlstand eine sehr schlechte Nachricht. — Das Gespräch führte Markus Grabitz. Clinc Der Chef zeigt die Rote Karte Freitag beginnt die Fußball-EM: Welche Ansprüche Arbeitnehmer haben, um die Spiele sehen zu können – und welche nicht tere Kollegen freihaben wollen. Schwierig wird es, wenn Beschäftigte ihren Urlaub nur stundenweise beantragen, um einzelne Spiele zu verfolgen. Ein anderes Problem ergibt sich dann, wenn jemand beispielsweise eine Karte gewinnt und kurzfristig zu einem Spiel gehen kann. Grundsätzlich muss der Arbeitgeber auch dann den Urlaub gewähren. Die Gründe dagegen müssten wirklich dringlich sein. „Selbst dann kann der Betroffene aber noch zum Arbeitsgericht gehen und wird wahrscheinlich Erfolg haben“, erklärt Meier. Foto: promo Von Marie Rövekamp Chefs: A. Sohns (links, 28), J. Arnold (30) Branche: Dienstleistung Mitarbeiter: sieben Gründungsjahr: 2016 Firmensitz: Kollwitzstraße 44, Prenzlauer Berg Internet: www.clincapp.com Diese Idee ist nicht ganz neu: Man spart, was an Kleingeld übrig bleibt, und legt es dann auf die hohe Kante. Doch heutzutage wird das Sparschwein durch eine App mit einem smarten Algorithmus ersetzt. Clinc heißt die neueste Anwendung für das iPhone, die Julien Arnold und Andreas Sohns entwickelt haben. Wichtig sei, dass man sich ein erreichbares Sparziel setze, ein neues Smartphone zum Beispiel oder ein Urlaubsreise. Deshalb verschwinden bei Clinc nur kleine Summen oder Teile von Extrazahlungen, wie zum Beispiel das Geburtstagsgeld von Oma, im virtuellen Sparschwein. „Man soll bei Clinc nie das Gefühl haben, dass man jetzt zwanghaft sparen muss“, sagt Arnold. Das gesparte Geld lande auf einem deutschen Konto mit Einlagensicherung. Die Spar-App wird noch getestet, soll aber in diesen Wochen starten. Michael Pöppl ANZEIGE Du gründest ein digitales Unternehmen oder führst dieses bereits erfolgreich? Zeit für eine starke Bank an Deiner Seite! Schreib uns: [email protected] Am Freitag beginnt die Fußball-Europameisterschaft – und die deutschen Fans haben Glück: Keine Vorrundenpartie der Deutschen Nationalmannschaft findet an einem Nachmittag unter der Woche statt. Nur abends, um 18 oder 21 Uhr, laufen die deutschen Spieler aufs Feld. Was aber ist mit jenen, die Spanien gegen Tschechien sehen wollen, oder Italien gegen Schweden? Wochentags, um 15 Uhr. Und welche Rechte haben jene, die lange arbeiten müssen? Ein Überblick. SPIELE GUCKEN Generell können Arbeitnehmer davon ausgehen, dass sie die EM-Spiele während der Arbeitszeit zumindest akustisch mitverfolgen können. „Beeinträchtigt das die Arbeitsleistung nicht, werden Arbeitgeber in der Regel nichts dagegen haben, wenn das Radio parallel zur Arbeit an ist“, sagt Hans-Georg Meier, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin. Die Arbeitsatmosphäre darf allerdings nicht gestört werden – ebenso wenig Telefonate oder Kundengespräche. Um Irritationen beim Vorgesetzten zu vermeiden, sollten Mitarbeiter vorher um Erlaubnis fragen. Anders sieht es aus, wenn jemand die Spiele während der Arbeitszeit im TV sehen möchte. Die Konzentration ist dabei stärker beeinträchtigt und deswegen auch die Arbeitsleistung. Ist der Chef einverstanden, können Arbeitnehmer die EM am Bildschirm verfolgen. Ist der Chef dagegen, müssen Fußballfans das akzeptieren. Was Live-Ticker im Internet betrifft, kommt es darauf an, wie die private Internetnutzung im Betrieb geregelt ist. Ist dies prinzipiell erlaubt, entscheidet letztlich das Ausmaß: Schaut ein Arbeitnehmer ein komplettes Spiel per Stream, kann er vom Vorgesetzten abgemahnt werden. Platzverweis. Wer eine Krankheit vortäuscht und abends zum Public Viewing geht, dem droht die fristlose Kündigung. Foto: Fotolia FLEXIBLE ZEITEN Rechtlich gesehen haben Arbeitnehmer auch keinen Anspruch darauf, dass die Arbeitszeiten wegen der EM verändert werden. Im Gegensatz zu religiösen Festen ist dieWahrnehmung von fußballerischen Interessen nicht durch das Grundgesetz geschützt. Solange im Arbeitsvertrag keine ganz bestimmten Arbeitszeiten vereinbart worden sind, kann der Arbeitgeber aber trotzdem flexibel sein. Ein möglicher Kompromiss kann sein, vor- oder nachzuarbeiten und die Pausen anzurechnen. „Reden geht immer“, sagt Meier. Eine andere Möglichkeit sei es, mit dem Betriebsrat zu sprechen. Manchmal gebe es Ausnahmevereinbarungen. Am einfachsten sei es für Mitarbeiter, wenn es eine Gleitzeitregelung gibt. Wenn die Spiele außerhalb der Kernarbeitszeit stattfinden, sei keine Diskussion notwendig. ÜBERSTUNDEN Für einen Fußballfan ist die Europameisterschaft wahrscheinlich eine günstige Zeit, um Überstunden abzubauen. Das ist auch kein Problem – solange es im Betrieb deswegen nicht zu persönlichen Engpässen oder Produktionsschwierigkeiten kommt. Ein anderer Punkt: Ist im Arbeitsvertrag geregelt, dass man bei Bedarf Überstunden machen muss, gilt das auch während der EM. Mitarbeiter, die auf Anordnung des Chefs länger bleiben müssen, dürfen aber generell nicht mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten. URLAUB Wer kein Spiel verpassen möchte, kann sich für die EM-Wochen Urlaub nehmen. Hat der Arbeitgeber diesen gewährt, kann sich der Arbeitnehmer auf die Zusage verlassen. Auch wenn plötzlich wei- BLAU MACHEN Wer keinen Urlaub bekommt und seinen Dienst auch nicht tauschen kann, sollte auf keinen Fall blaumachen. „Wer eine Krankheit vortäuscht und dann zum Public Viewing geht, kann gekündigt werden“, sagt Meier. Das sei eine vorsätzliche Arbeitsverweigerung. Gleiches gilt für die Krankschreibung vom Arzt. Wenn der Chef den Urlaubsantrag abgelehnt hat und der Arbeitnehmer daraufhin den gelben Schein vorlegt, spricht auch das für eine Lüge. Kann der Arbeitnehmer nicht beweisen, dass er wirklich krank ist, droht die sofortige Entlassung. BESONDERE DIENSTE Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gibt es in Deutschland mehr als sechs Millionen Erwerbstätige, die im Schichtdienst arbeiten. Sie müssen auch abends, nachts und am Wochenende arbeiten – wenn die meisten EM-Spiele stattfinden. In Fabriken oder Supermärkten kann der Arbeitgeber Spätschichten unterbrechen oder verkürzen – er muss es aber nicht. Eine Alternative ist es, Schichten zu tauschen. Im Bereitschaftsdienst spricht zunächst einmal nichts dagegen, Fußball zu schauen. Ob nun in der Firma, der Klinik oder zu Hause. Das gilt zumindest so lange, wie das Fußballinteresse die Arbeit nicht behindert. Eine Krankenschwester oder ein Arzt dürfen aber nicht etwa zu spät zur OP kommen, nur weil sie noch den Schlusspfiff abwarten wollen. Egal um welchen Punkt es geht: Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten vorab die wichtigsten Fragen zur EM klären. Arbeitsexperten raten Chefs, kompromissbereit zu sein. Ein paar Lockerungen – oder auch das gemeinsame Fußballschauen – könnten dem Team und der Beziehung zwischen Chef und Mitarbeitern guttun. Die Motivation der Mitarbeiter kann erhöht und das Betriebsklima verbessert werden. Außerdem sei es ein Zeichen von Wertschätzung für die tägliche Arbeit. SPIELREGELN D Private Viewing Wer nicht arbeiten muss und die Fußballspiele zusammen mit Freunden sehen möchte, sollte sich auch dann an einige Spielregeln halten. Zwar werden Lärmschutzbestimmungen während Fußball-Großevents wie der EM gelockert, doch das gilt nur fürs Public Viewing in Kneipen, Biergärten oder auf öffentlichen Plätzen. Nicht für private Fernsehpartys. Wer die Fußballübertragung im Garten zur Party macht, sollte sie ab 22 Uhr lieber nach drinnen verlegen. Wobei auch dort Zimmerlautstärke gilt. Auf Vuvuzelas oder andere Krachmacher sollte man lieber verzichten, um keinen Ärger mit den Nachbarn zu bekommen und einen eigentlich schönen Abend nicht unschön enden zu lassen. röv SPORT MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 Abschied mit Schale Handball: Löwen erstmals Deutscher Meister Berlin - Der Plan war lange vorbereitet worden, fast eine ganze Saison – und am Ende ging er auch problemlos auf. Nach dem letzten Bundesliga-Spiel der Saison haben die Handballer der Rhein-Neckar Löwen und ihr zahlreich vertretener Anhang am Sonntag so schnell die Heimreise aus Nettelstedt angetreten, wie es ihnen angesichts der offiziellen Akte möglich war. Es gab ja auch einiges zu feiern in ihrer Heimatstadt Mannheim. Durch einen 35:23 (17:10)-Sieg beim TuS N-Lübbecke hat die Mannschaft von Trainer Nicolaj Jacobsen gesternzum ersten Mal inihrer Geschichte die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Bester Torschütze der Löwen war der Schweizer Andy Schmid, der erst kürzlich zumdrittenMal in Folge als„Spieler der Saison“ ausgezeichnet wurde. Nach dem Sieg im EHF-Cup vor drei Jahren war es für die Löwen zugleich der erste bedeutsame nationale Titel – und ein rührseliger Abschied für den langjährigen Kapitän und gebürtigen Mannheimer Uwe Gensheimer, der im Sommer in die französische Liga zu Paris St. Germain wechseln wird. „Es ist unfassbar. Geht als Meister. Kapitän Uwe Gensheimer machte sein letztes Spiel für die Foto: dpa/Anspach Rhein-Neckar Löwen. Wir hatten es in den letzten Jahren oft verdient, Meister zu werden – jetzt ist es endlich geschafft“, sagte Schmid. Im Gegensatz zu den Vorjahren, als den Löwen in entscheidenden Situationen oft die Nerven versagten, gerieten sie in Lübbecke nicht einmal in Gefahr, so dass sich der ärgste und einen Punkt in Rückstand liegende Verfolger aus Flensburg keine Hoffnungen aufein erneutesScheiternmachen durfte. Die SG setzte sich am letzten Spieltag zwar daheim gegen den bereits als Absteiger feststehenden Bergischen HC mit 41:27 (21:16) durch und blieb damitin dergesamten Rückrunde ungeschlagen. Trotzdem fehlte am Ende ein Punkt zuden Löwen,weilsich dieFlensburger direkt zu Saisonbeginneine seltsameSchwächephase geleistet hatten. „Die Löwen haben es sich wirklich verdient, sie haben großartigen Handball gespielt“, sagte SG-Coach Ljubomir Vranjes. Für die Füchse Berlin ging es dagegen am letzten Bundesliga-Spieltag um nichts mehr. Die Berliner standen bereits vor dem finalen Duell in BalingenalsTabellenfünfter derBundesliga festundverabschiedeten sich trotzdem mit einem in die Sommerpause. Beim 32:31 (15:13)-Erfolg in Balingen war Petar Nenadic erfolgreichster Torschütze (11 Treffer). Damit sicherte sich der der Serbe auch die Bundesliga-Torjägerkrone. Christoph Dach DER TAGESSPIEGEL Anruf vom Regierungschef Lausitzring: Österreicher holtDTM-Sieg Der Erfolg von Garbiñe Muguruza in Paris begeistert selbst Spaniens Ministerpräsidenten Mariano Rajoy Paris - Spaniens Ministerpräsident fieberte bis zum Matchball von Paris im Zug mit. Am Tag nach ihrem ersten French-Open-Triumph verdrängte Garbiñe Muguruza am Sonntag sogar den Tod des großen Boxers Muhammad Ali von vielen Zeitungs-Titelseiten. Der spanische Tennis-Tag von Paris machte die Fans daheim glücklich – auch den verletzten Rafael Nadal. Während die 22-jährige Muguruza in der Kabine ihren Sieg im Generationenduell über Serena Williams feierte, rief Regierungschef Rajoy an: „Wer gewinnt schon Roland Garros? Du!“ Auf Twitter schwärmte er von einem historischen Sieg, der alle stolz mache. „Königin Garbiñe“, titelte die Madrider Sportzeitung „AS“. Rekordsieger Nadal, den eine Handgelenksblessur frühzeitig um seinen möglichen zehnten Titel am Sonntag gebracht hatte, gratulierte dem neuen Star der Damen-Tour per Twitter: „Sehr gute Nachrichten für das spanische Tennis!“ Muguruza fühlte sich nach ihrem ersten Grand-Slam-Titel regelrecht geadelt. „Diesen Tweet von Rafa zu lesen, ist großartig“, sagte die groß gewachsene Weltranglistenvierte in tadellosem Englisch mit leicht amerikanischem Einschlag – Muguruza ist in Venezuela geboren und siedelte als Kind mit ihrer Familie nach Spanien über – weil dort bessere Bedingungen waren, um die Karriere als Tennisspielerin anzugehen. Kein Grand-Slam-Turnier ist in Spanien so wichtig wie die French Open. „Wenn du als Kind auf Sand trainierst, denkst du immer: Oh, ich wünschte, ich könnte in Roland Garros gewinnen“, erklärte sie. Der Traum ist Wirklichkeit, fast zärtlich kuschelte sich die künftige Nummer zwei der Welt an die silberne Coupe Suzanne Lenglen. Und das unter den Augen von Arantxa Sanchez-Vicario, Spaniens bislang einziger French-Open-Siegerin, die dort vor 18 Jahren den letzten ihrer drei Titel von Paris feierte. Ihrer Nachfolgerin ist viel zuzutrauen. „Die Zukunft gehört Muguruza“, schrieb die französische Sportzeitung „L'Equipe“. Frauen-Tennis-Legende Billie Jean King sprach von einer Wachablösung. Vor zwei Jahren schlug Muguruza als damals noch krasse Außenseiterin Serena Williams in der zweiten Runde von Paris, im Vorjahr unterlag sie der Weltranglisten-Ersten im Wimbledon-Finale. Am Samstag machte Garbiñe Muguruza mit Humor hat sie auch. French-Open-Siegerin Garbiñe Muguruza samt Trophäe in einer etFoto: dpa/Laurent was anderen Pose. dem 7:5, 6:4-Erfolg den nächsten großen Schritt und durfte dafür immerhin auch zwei Millionen Euro an Preisgeld aus Frankreich mitnehmen. In ihrem zitronenfarbenen Kleid bewegte sich Muguruza leichtfüßiger als Serena Williams. Wie schon bei den vorigen US Open und im Australian-Open-Fi- nale gegen Angelique Kerber verpasste die Nummer eins ihren 22. Grand-Slam-Einzeltitel und die Einstellung des Profi-Rekordes von Steffi Graf. Auch diesmal war die Gegnerin besser und hatte ihre Nerven unter Kontrolle, nachdem sie bei einer 5:3-Führung vier Matchbälle vergeben hatte. „Sie ist unter 15 dem Druck nicht zusammengebrochen, sie hat ihn angenommen“, urteilte Tennis-Ikone Martina Navratilova in der „New York Times“. Nicht dass die Titelverteidigerin aus den USA so schlecht wie im Viertel- und Halbfinale gespielt hätte – doch dem mutigen und kraftvollen Spiel der Pariser Final-Debütantin hatte die 34-jährige Serena Williams nicht genug entgegenzusetzen. Anders als 2002, 2013 und 2015 blieb ihr nur ein Silberteller. Irgendwann schien es, als müsste sie bei ihrer Rede an die knapp 15 000 Zuschauer doch Tränen herunterschlucken. „Ich suche nicht nach Entschuldigungen“, sagte Williams auch angesichts von Addduktorenbeschwerden. „Ich habe nicht getan, was ich heute hätte tun müssen.“ Auch weil Muguzura es nicht zuließ. Das spanische Tennis-Glück am vergangenen Sonnabend machten danach Feliciano Lopez und Marc Lopez mit ihrem Finalsieg im Rafael Nadal: Herren-Doppel gegen die Bryan-Zwil- „Sehr gute linge aus den USA Nachrichten perfekt. Daheim jubelte Rafael Nadal für das wieder mit. „Super spanische Feliciano und Marc! Ich freue mich sehr Tennis“ über den Sieg für meine Freunde“, schrieb der Mallorquiner, Sandplatz-König vergangener Jahre. Im Finale der Frauen war derweil die gastgebende Nation dran: Die französischen Tennisspielerinnen Caroline Garcia und Kristina Mladenovic haben im Damen-Doppel bei den French Open für einen Heimsieg gesorgt. Garcia und Mladenovic gewannen am Sonntag im Endspiel 6:3, 2:6, 6:4 gegen das russische Duo Jekaterina Makarowa und Jelina Wesnina. Für die Siegerinnen war es im Doppel der bisher größte gemeinsame Erfolg. Dafür erhielten beide insgesamt 500 000 Euro. Makarowa und Wesnina teilen sich 250 000 Euro. Sie hatten die Doppel-Konkurrenz beim Grand-Slam-Turnier in Paris vor drei Jahren gewonnen. Im Finale der Männer (bei Redaktionschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet) standen sich am Sonntagnachmittag oin Paris der Weltranglistenerste Novak Djokovic aus Serbien und Andy Murray gegenüber, der Weltranglistenzweite aus Schottland. dpa/Tsp Klettwitz - Als erstmals nach einem DTM-Rennen Österreichs Nationalhymne erklang, stand Lucas Auer auf dem Podest und biss sich auf die Lippen. „Die DTM als erster Österreicher zu gewinnen macht mich stolz“, sagte der Neffe von Ex-Formel-1-Fahrer Gerhard Berger. „Ich habe noch nie so hart für einen Sieg arbeiten müssen. Es war brutal hart.“ Mit seinem Start-Ziel-Sieg holte Auer auf dem Lausitzring am Sonntag zudem den ersten DTM-Erfolg für das Mercedes-Team Mücke. Einer der ersten Gratulanten war Audi-Mann Mattias Ekström, der mit seiner Fahrt auf Rang zwei ein weiteres Mal für ein sportliches Ausrufezeichen im Deutschen Tourenwagen Masters sorgte. „Nach der Box bin ich volle Lotte gefahren bis zum Ende, das hat sich ausgezahlt“, sagte der 37 Jahre alte Schwede. Rang drei ging an Robert Wickens. Der Mercedes-Pilot übernahm damit auch die Führung in der Gesamtwertung. Vor den Rennen am Norisring in Nürnberg Ende Juli hat er einen Vorsprung von drei Zählern auf Ex-Champion Marco Wittmann. Als bester BMW-Fahrer war er hinter Jamie Green (Audi) und Gary Paffett (Mercedes) auf Rang sechs gekommen. Für einen Schreckensmoment sorgte Edoardo Mortara: Bei seinem Boxenstopp erwischte der Audi-Mann einen Mechaniker der Nachbarbox. Bei dem Mann, ebenfalls bei Audi angestellt, wurden noch an der Strecke Prellungen am Unterschenkel, Knie und Rücken diagnostiziert. dpa E NACHRICHTEN F FUSSBALL VfB Stuttgart holt Hitzlsperger Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger und Marc Kienle sollen bei der angestrebten direkten Rückkehr ihres ehemaligen Vereins VfB Stuttgart in die Bundesliga eine wichtige Rolle übernehmen. Hitzlsperger arbeitet künftig „als Beauftragter des Vorstandes in der Schnittstelle zwischen der Vereinsführung und dem Lizenzspielerbereich“, wie der VfB am Sonntag mitteilte. Kienle wird Manager Sportkoordination. Allerdings suchen die Schwaben nach der Trennung von Robin Dutt noch einen Gesamtverantwortlichen für den Bereich Sport. dpa EISHOCKEY E AMERICAN FOOTBALL GFL. Gruppe Nord, 6. Spieltag: Kiel Baltic Hurricanes - Berlin Adler 54:21, Düsseldorf Panther - Hamburg Huskies 20:31, Lions Braunschweig - Dresden Monarchs 33:26. BASKETBALL Bundesliga. Finale, 1. Spieltag: Bamberg - Ulm 101:82. (23:22, 31:17, 22:19, 25:24). EISHOCKEY NFL. Stanley-Cup-Finale, Play-off (Best of 7): San José Sharks - Pittsburgh Penguins 3:2 n.V. (1:1, 0:1, 1:0)/Stand: 1:2. FUSSBALL Copa América. 1. Spieltag, Gruppe A: Costa Rica Paraguay 0:0. Gruppe B: Haiti - Peru 0:1 (0:0), Brasilien - Ecuador 0:0. Länderspiele. Australien - Griechenland 1:0 (0:0), Estland - Lettland 0:0, Deutschland - Ungarn 2:0 (1:0), Elfenbeinküste - Gabun 2:1 (0:0), Kroatien San Marino 10:0 (6:0), Österreich - Niederlande 0:2 (0:1), Slowakei - Nordirland 0:0, Frankreich Schottland 3:0 (3:0). ZAHLEN 35:25 (18:13), Kiel - Stuttgart 32:23 (16:11), N-Lübbecke - RN Löwen 23:35 (10:17), Melsungen - Eisenach 31:25 (16:12), Magdeburg - Gummersbach 31:27 (17:11), Balingen - Berlin 31:32 (13:15), Flensburg - Bergischer HC 41:27 (21:16). Wetzlar Leipzig (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). 1. RN Löwen 32 2. Flensburg 32 3. Kiel 32 4. Melsungen 32 5. Berlin 32 6. Göppingen 32 7. Hannover 32 8. Magdeburg 32 9. Gummersbach 32 10. Wetzlar 31 11. Leipzig 31 12. Bergischer HC 32 13. Lemgo 32 14. Balingen 32 15. Stuttgart 32 16. Eisenach 32 17. Nettelstedt 32 18. Hamburg 0 28 26 24 22 20 19 14 14 16 15 12 9 8 6 4 4 2 0 0 3 2 3 3 1 8 7 3 4 4 1 2 3 6 2 4 0 4 3 6 7 9 12 10 11 13 12 15 22 22 23 22 26 26 0 916:704 56:8 969:785 55:9 974:822 50:14 910:825 47:17 910:825 43:21 888:820 39:25 891:880 36:28 895:880 35:29 874:864 35:29 794:792 34:28 826:875 28:34 815:911 19:45 847:953 18:46 850:934 15:49 783:926 14:50 795:1002 10:54 801:940 8:56 0: 0 0: 0 HOCKEY HANDBALL Bundesliga. 34. Spieltag: Göppingen - TBV Lemgo Bundesliga. Frauen, Finale: Rot-Weiß Köln - Uhlenhorster HC 4:6 n.P. (2:2). Pittsburgh verliert drittes NHL-Finale F Männer: Uhlenhorster HC - Rot-Weiß Köln 3:1 i.S. (2:2, 3:3, 3:3). MOTORSPORT Motorrad-WM. In Barcelona. Großer Preis von Katalonien, MotoGP (25 Runden à 4,655 km/116,375 km): 1. Rossi (Italien) Yamaha 44,37,589 Std. (Schnitt: 156,4 km/h); 2. Márquez (Spanien) Honda + 2,652 Sek.; 3. Pedrosa (Spanien) Honda + 6,313; ...12. Bradl (Zahling) Aprilia + 55,133. WM-Stand nach 7 von 18 Rennen: 1. Márquez (Spanien) Honda 125 Pkt.; 2. Lorenzo (Spanien) Yamaha 115; 3. Rossi (Italien) Yamaha 103; ...13. Bradl (Zahling) Aprilia 29. Moto2 (23 Runden à 4,655 km/107,065 km): 1. Zarco (Frankreich) Kalex 42:31,347 Min. (Schnitt: 151,0 km/h); 2. Rins (Spanien) Kalex 4,180 Sek.; 3. Nakagami (Japan) Kalex 9,313; ...7. Folger (Schwindegg) Kalex 17,046; 10. Schrötter (Pflugdorf) Kalex 23,163. Ausfälle: Cortese (Berkheim) Kalex (6. Runde). WM-Stand: 1. Rins (Spanien) Kalex 116 Pkt.; 2. Lowes (England) Kalex 108; 3. Zarco (Frankreich) Kalex 106; ...6. Folger (Schwindegg) Kalex 57; 16. Schrötter (Pflugdorf) Kalex 19; 21. Cortese (Berkheim) Kalex 10. Moto3 (22 Runden à 4,655 km/102,410 km), 5.6.2016: 1. Navarro (Spanien) - Honda 42:18,228 Min.; 2. Binder (Südafrika) - KTM + San José hat in der Endspielserie um den Stanley Cup in der NHL ihr erstes Spiel gewonnen. Am Samstag (Ortszeit) entschieden die Kalifornier das dritte Spiel gegen Pittsburgh mit dem Landshuter Tom Kühnhackl 3:2 nach Verlängerung für sich. In der Best-of-Seven-Serie konnte San Jose damit auf 1:2 verkürzen. dpa 0,564; 3. Bastianini (Italien) - Honda + 0,817; ... 17. Öttl (Ainring) - KTM + 36,384. WM-Stand: 1. Binder (Südafrika) KTM 147 Pkt.; 2. Navarro (Spanien) Honda 103; 3. Fenati (Italien) KTM 80; ...15. Philipp Öttl (Ainring) KTM 27. PFERDESPORT LEICHTATHLETIK Deutsche Spring- und Dressur-Meisterschaften. In Balve. Frauen, Springen, Endstand nach 2 Wertungsprüfungen: 1. Blum (Zolling) Alice 0 Strafpkt./46,34 Sek.; 2. Rüsen (Herborn) Charity 0/49,52 - beide im Stechen; 3. Claricia Brinkop (Neumünster) A la Carte 0,25 Strafpkt. Dressur, Grand Prix Special: 1. Werth (Rheinberg) Weihegold 84,294 Prozentpkt.; 2. Schneider (Framersheim) Showtime 83,176; 3. Bröring-Sprehe (Dinklage) Desperados 81,922. Robert Harting knackt Olympia-Norm Robert Harting hat die Norm für die Olympischen Spiele in Rio erfüllt. Beim Diamond-League-Meeting am Sonntag in Birmingham wurde der 31 Jahre alte Diskus-Olympiasieger von 2012 mit 65,97 Metern Zweiter. dpa BASKETBALL TENNIS Bamberg gewinnt erstes Finale French Open. Männer, Finale: Djokovic (Serbien/1) - Murray (Großbritannien/2) (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). In der Finalserie um die Deutsche Meisterschaft haben die Baskets Bamberg am Sonntagnachmittag das erste Spiel gewonnen. Vor heimischer Kulisse setzte sich der Titelverteidiger mit 101:83 (23:22, 31:17, 22:19, 25:24) gegen Ulm durch. Das zweite Spiel der Serie findet am Mittwoch in Ulm statt. dpa E F FERNSEHTIPPS Eurosport. 11.00 Tennis. Turnier in Stuttgart. Kabel 1. 04.00 Fußball. Copa América. ANZEIGE Ja, ich bestelle: sonoro Digitalradio „GoLondon“, 99,– € Bestellnr. 10877 Klangstarker und mobiler Sound Ideal für unterwegs weiß/taupe | Anzahl weiß/grün | Anzahl Tragbares Digitalradio „GoLondon“ DAB/DAB+/FM Digitalradio mit 10 Senderspeichern und leistungsfähiger Teleskopantenne Name/Vorname Straße/Hausnummer Akku-Betrieb bis zu 12 Stunden, integrierte Ladefunktion spritzwassergeschütztes ABS-Kunststoffgehäuse Musik vom MP3-Player, Smartphone und Tablet über AUX-In abspielbar, 2,5-Zoll Breitband-Lautsprecher, LC-Display zur Einstellung und Anzeige der Frequenz. Gestaltet und entwickelt in Deutschland. Farben: weiß/taupe, weiß/grün Maße: 94 x 192 x 94 mm 99,– € | Bestellnr. 10877 PLZ/Ort Telefon E-Mail Ich zahle per SEPA-Lastschrift. Rechnung. Ich ermächtige die Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Verlag Der Tagesspiegel GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. DE IBAN Prüfziffer BLZ des Kontoinhabers Kontonummer ggf. links mit Nullen auffüllen Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin. Gläubiger-Identifikationsnummer: DE47ZZZ00000524960. Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt. Das Display verbirgt sich an der Unterseite. Datum Unterschrift Preise inkl. MwSt., zzgl. 3,90 € Versandkosten. Versandkostenfrei sind Bestellungen ab einem Warenwert von 100,– € sowie Bücher und Verlagsprodukte. Dieses Angebot gilt innerhalb Deutschlands. Solange der Vorrat reicht. Ich habe das Recht, binnen 14 Tagen ab Lieferbeginn ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen. 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JUNI 2016 Fotos: GMP (12), Imago, pa-dpa, Dom Publishers (4): Sami Suni, Allie Caulfield, Planungsgruppe Drahtler, Buccio Malgamba 16 Kathedralen des Liebe Leserinnen und Leser, durch einen technischen Fehler erschien diese Doppelseite unseres Magazins „Sonntag“ gestern teilweise ohne Text. Wir bitten, dies zu entschuldigen – und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der nun vollständigen Lektüre. Die Redaktion Herr Marg, nun beginnt die EM in Frankreich. Es ist das erste Fußballturnier seit Jahren, das ohne ein Stadion von Ihnen stattfindet. Interessieren Sie die Spiele dann überhaupt? Oja. Genau so wie unsere Architekten es tun – ich bin quasi deren Trainer. Ich finde es absolut faszinierend, wie Massen in einem Stadion bewegt werden. Wie sie sich motivieren lassen. Und na klar, es ist auch ein Vergnügen zu sehen, wie zwei Horden auf dem Spielfeld versuchen, jeweils den Hauseingang des anderen zu stürmen. Kennen Sie die französischen Stadien ein bisschen? Die in Nîmes und Arles kenne ich natürlich, ... Wir meinten eigentlich nicht die antiken Arenen. … gut, das hat mit meinem gesellschaftspolitischen Interesse zu tun. Ich stelle mir vor: Was ist dort damals passiert? Bei den alten Griechen fanden in Stadien paramilitärische Vergleichskämpfe statt, von denen unsere olympischen Sportarten stammen. Bei den Römern, auch in Südfrankreich, war das anders. Das waren Showveranstaltungen für den Plebs: grausame Tierhatzen oder Gladiatorenspiele auf Leben und Tod, zur kollektiven Triebabfuhr und Ruhigstellung der Massen. Auch in modernen Stadien ist das Wichtigste das Spektakel. Das Bewusstsein des Einzelnen verschwimmt in kollektiven Emotionen. Fußballs Er baute in Durban, Warschau, Manaus, Berlin – Volkwin Marg hat es als Architekt von Stadien zu weltweitem Ruhm gebracht. Über Vorbilder der Antike, das Pathos der Leere und Materialien, die echte Hexenkessel schaffen: ein Gespräch zur Europameisterschaft in Frankreich Interview: Björn Rosen und Norbert Thomma auf das Fußball-Spielfeld, oder eingefahren die Veranstaltung von Leichtathletik. Die Quadratur des Kreises ist da gelungen. Die „FAZ“ nennt Sie den „Champion der Stadionarchitektur“. Sie haben das Berliner Olympiastadion modernisiert, in Köln und Frankfurt gebaut, in Südafrika, Brasilien, China, Polen, Ukraine und Russland. Gehört es zu Ihrem Berufsethos, jede dieser Arenen einmal vollbesetzt zu besuchen? Ja. Aber Stadien müssen entweder ganz voll sein – oder ganz leer. Bitte? Natürlich! Ich bin doch auch tief berührt, wenn ich in eine leere Kathedrale trete. Von Menschen gebaute Weite und Höhe ist imposant, der Mensch ist winzig, der Raum riesig, dies Pathos erzeugt Demut. Sie klingen, als wären Sie Soziologe, nicht Architekt. Architektonische Erfahrungen aus den alten Stadien sind wichtig. Das Kolosseum in Rom konnten sie in fünf Minuten vom Publikum leeren. Das ist doch perfekt. Was braucht es architektonisch, damit in einem Stadion Stimmung aufkommt? Da sind wir wieder bei Kathedralen. Eine Predigt soll auch ohne Mikrofon verstanden werden. Und was hat man deshalb über der Kanzel gebaut? Einen Schalldeckel. Im Stadion bauen wir dafür ein Dach. Das gibt diesen Badezimmereffekt, der viele Leute dazu bringt zu singen. Es kommt allerdings aufs Maßhalten an. Im Münchner Stadion ist der Schallpegel so knallig, dass man Probleme hat, Lautsprecherdurchsagen zu verstehen. Sowas lässt sich akustisch verbessern. Die zweite Netz-Membran unter dem Dach des Berliner Olympiastadions wirkt dämpfend, anders als das Blechdach in Dortmund, das reflektiert knallhart. Wenn Sie mal an die Gegenwart denken: Beeindruckt Sie eines der EM-Stadien besonders? Das Stade de France in Paris, ein ganz starker Bau. Das Faszinierende sind die mobilen Untertribünen. Herausgefahren erlauben sie die Einengung Dortmund ist bekannt für die einzigartige Atmosphäre in der Südtribüne. Auch, weil die so steil ist? Je steiler man es macht, desto intensiver wird die Atmosphäre. Mit 36, 37 Grad sind dort, wie auch von uns in Köln gebaut, die zulässigen Steigungen Ursprung & Moderne. Das Kolosseum in Rom diente in antiker Zeit als Veranstaltungsort oft blutiger Kämpfe. Architektonisch ist der Bau nicht weit entfernt von Volkwin Margs Stadion im südafrikanischen Durban (ganz groß). ausgereizt. Wenn eine Masse am Steilhang in Bewegung kommt, droht eine Lawine. Ab einer bestimmten Steilheit müssen Sie deshalb Wellenbrecher einbauen. Lieber versuchen wir, ohne diese Bügel vor jeder Sitzreihe auszukommen, also das Optimum auszuloten zwischen Steilheit und größtmöglicher Sicherheit. In der Halbzeitpause drängen dann alle nach draußen, wollen sich ein Würstchen holen oder schnell auf die Toilette. Gibt’s eine Faustregel, wie viele Pinkelbecken auf 100 Zuschauer kommen müssen? Nicht so sehr die Anzahl der WCs oder der Würstchenbuden ist entscheidend, sondern vor allem deren Nähe. Je zentraler sie an den Ein- und Ausgängen liegen, desto besser. Es gibt Empfehlungen der Fifa, die wir – aufgrund unserer Erfahrungen beim Olympiastadion – entwickelt haben. Berlin hatte eine Pilotfunktion. Wir haben auch Paniksimulationen getestet und in Entfluchtungskonzepte umgesetzt, obwohl der historische Bau schon ziemlich sicher war. Ältere Stadien sind ziemlich beengt. Im Olympiastadion mussten wir teilweise mit 75 Zentimeter Sitztiefe auskommen, in unserem Neubau für Warschau sind es dagegen 85 bis 90 Zentimeter. Die Ausrichtung des Berliner Stadions stimmt übrigens auch nicht. Was meinen Sie? Heute baut man in Nord-Süd-Richtung: Also Tore im Norden und Süden, Haupttribüne im Westen. So werden Spieler, Fernsehkameras und Presse am wenigstens von der Sonne geblendet. Das Berliner Stadion hat noch die alte Ost-West-Ausrichtung. Immerhin gibt das beim Abschluss der Pokal-Endspiele schöne Bilder, wenn die untergehende Sonne durch das Marathon-Tor leuchtet. Bei Spielen von Hertha BSC wird oft Kritik laut. Wegen der Tartanbahn komme keine Stimmung auf, heißt es. SPORT MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 Bogen & Nation. Das Moses-MabhidaStadion, benannt nach einem kommunistischen Politiker, hat es zum Wahrzeichen von Durban geschafft – vor allem wegen des 2700 Tonnen schweren Stahlbogens, der sich darüber spannt; er steht symbolisch für die südafrikanische „Regenbogennation“. DER TAGESSPIEGEL Alt & neu. Das Berliner Olympiastadion von 1936 (links) modernisierte Volkwin Marg, für Warschau schuf er ein ikonografisches Nationalstadion (rechts). Das Münchner Olympiastadion von 1972: eine fantastische Inszenierung von Architektur und Stadtlandschaft, damals das Gesellschaftsbild eines neuen Deutschlands – die Vision einer neuen Gesellschaft. Die Gleichschaltung der Massen, das wollte man nach dem Kriegstrauma bei Olympischen Spielen in Deutschland nicht wieder erleben. Sondern jugendliche Beschwingtheit, Transparenz, Leichtigkeit. Unsere Aufgabe beim Umbau für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war, dieses Baudenkmal für alle Sportarten zu erhalten, aber für den Profi-Fußball zu ertüchtigen. Es soll ja kein Vereins-, sondern ein nationales Universalstadion sein. In der von uns entworfenen rot-weißen Nationalarena in Warschau spielt übrigens kein spezieller Verein exklusiv, stattdessen machen sie dort alle Arten von Spielen, von Motocross bis Surfmeisterschaften oder sogar einen Weltklimagipfel. Bei allen Stadien, die wir als reine Fußballarenen entwerfen, sind die Zuschauer natürlich dicht am Spielfeldrand, ohne Leichtathletikbahnen dazwischen. Meer & Berge. Das GMP-Stadion in Kapstadt ist traumhaft gelegen, sein Betrieb verursacht aber hohe Verluste. Strahlend & populär. Das neue Kölner Stadion wurde nach Entwürfen von Marg für die Fußball-WM 2006 errichtet. Die vier beleuchteten Stahltürme sind beliebt bei den Fans. In manchen Stadien haben Sie die Farbe der Sitzplätze benutzt, um selbst bei wenigen Besuchern einen Eindruck von Fülle zu erzeugen. Wie funktioniert das? Durch optische Täuschungen. Einzelne dunkle Sitze wirken bei uns so, als sitze dort jemand. In Südafrika mussten wir das anders machen, denn die Leute sind da sehr bunt angezogen. Also haben wir die Sitze mit verschiedenen Farben gepixelt. Der Manager der Münchner Arena hat uns erklärt, dass der Fußballrasen heutzutage nicht mehr unbedingt Sonne braucht – denn man bestrahlt ihn mit Wachstumslampen. Eine Sorge weniger für Sie? Ja, das gibt eine Erleichterung. Ich weiß nicht, wie oft man zum Beispiel in Amsterdam früher den verschatteten Rollrasen teuer wechseln musste – trotz Drainage und Beheizung, damit der Rasen nicht zu Morast oder Steppe wurde. Später kam man, wie bei Schalke 04, auf die Idee, den Rasen samt Spielfeld wie ein Tablett nach draußen in die Sonne zu schieben. Diese Riesenkonstruktion zu bauen und zu betreiben, kostet ein viehisches Geld. Sie haben Bürohäuser, Messehallen, Flughäfen geplant. Was ist die besondere Herausforderung beim Entwurf eines Stadions? Die Dachkonstruktion. Die Herausforderung sind unglaubliche Spannweiten: in Berlin 50 Meter Auskragung nach innen – bei Vollüberdachungen wie in Frankfurt 220 Meter oder in Warschau 300 Meter. Unser Anspruch ist, eine Konstruktion zu finden, die leicht ist, minimal Material verbraucht und ästhetisch elegant sich selbst erklärt. Die Fachzeitschrift „Forum Stadt“ schreibt, bei modernen Stadien gebe es einen Trend zu ikonografischen Gestalten. Mit Bauten wie dem Vogelnest in Peking oder Ihrem rot-weißen Stadion in Warschau. Wer will da angeben, der Auftraggeber oder die Architekten? Ländern, Städten und Vereinen geht es darum, ein markantes Zeichen zu setzen, weil sie im Wettbewerb sind. In Südafrika hat uns der Auftraggeber der Stadt Durban gesagt: „Please, put Durban on the map.“ Das hieß: Mache einen Entwurf, der eine Ikone für Durban wird. Offen & geschlossen. Das Stadion in Frankfurt wurde ebenfalls für die WM 2006 ohne Leichtathletikanlage neu gebaut. Clou des GMP-Entwurfs: Das Dach lässt sich verschließen. Das dauert etwa 20 Minuten. Innen wirken Stadien heute austauschbar. Genau – was die Tribünen betrifft. Aber wir haben Spielraum bei der Hülle und der Dachstruktur. Das lässt sich unterschiedlich inszenieren, und das wird auch erwartet. Nicht nur rot-weiß steht in Polen für nationale Identität, sondern auch die äußere Struktur in Gestalt eines zugedeckten Weidenkorbes. Wir fanden das auch ästhetisch reizvoll: Das Rot ist unten, das weiße Dach lässt diese große Masse Stadion gen Himmel leichter werden. In Durban haben wir das Stadiondach mit einem über 100 Meter hohen Bogen überwölbt, also mit dem populären Symbol des Regenbogens für die Vielfarbigkeit von schwarzen, weißen und gelben Stadtbürgern. Ihr Stadion in Kapstadt, ebenfalls errichtet für die WM vor sechs Jahren, soll vielleicht wieder abgerissen werden. Es steht schlecht genutzt herum. Soziale Verantwortung sieht anders aus. Wenn Sie einen perfekten Ferrari an falsche Fahrer geben, fahren die damit Mist oder gegen die Wand. Man muss ein Stadion auch betreiben können. Es gab für das Stadion die politische Vorgabe für die Schwarzen Fußball und für die Weißen Rugby an einem Ort zusammenzubringen, damit sie aufeinander zugehen. Im Moment klappt diese Integration nicht mehr. Außerdem brauchen Sie Shows und Events, ein Stadion muss leben, Sie müssen Nutzung reinkriegen. Das Stadion an der Waterfront bildet mit dem berühmten Tafelberg und dem Signal Hill eine Postkarten-Ikone. Die Immobilienpreise rundherum sind gestiegen. Hoffentlich steigt der politische Wille beider Seiten zur Überwindung verbliebener Apartheid auch, damit es bessere Presse gibt. Welche Stadien anderer Architekten finden Sie sehr gelungen? Eine andere aktuelle Entwicklung sind Stadien außerhalb der Städte, wie in Hoffenheim oder Mönchengladbach. Soziologen sprechen von „autistischen Großkomplexen“. So neu ist das nicht. Schon die Römer haben die Stadien nach außen gelegt, schon damals aus Verkehrsgründen: Verkehr ist einfacher zu organisieren, wenn die Massen nicht in die Innenstadt strömen. Solange Stadien nur sporadischen Massenversammlungen dienen, aber zwischendurch leer stehen, ist das logisch. Wenn man das so signifikant hinkriegt, wie die Allianz Arena in München, ist das schon faszinierend. Palmen & Arkaden. Für Manaus, im Regenwald gelegen, entwarfen GMP die „Arena da Amazônia“ (oben: Blick von weitem, rechts: Eingangsbereich). Das Stadion, das seit der WM 2014 wenig genutzt wurde, wird Austragungsort bei Olympia 2016 sein. Die Fans des TSV 1860 München wollten nichts von der neuen Arena wissen. Die hängen an ihrem ranzigen Stadion in der Stadt. Es ist Teil des Viertels, von den Balkonen der Nachbarhäuser kann man die Spiele verfolgen. Da brauchen Sie gar nicht nach München zu gehen. Bei uns in Hamburg steht mitten in St. Pauli die zusammengebastelte Klitsche des Kultvereins, und da herrscht eine Bombenstimmung. Was halten Sie von der Idee eines Stadions wie eine Ziehharmonika: Das böte mal Platz für 50 000 und mal für 20 000? Das kostet viel Geld. Wir haben für Klagenfurt ein flexibles Stadion entworfen, dessen Dach man hydraulisch hochfahren kann, darunter Platz für den Auf- und Abbau mobiler Tribünen. Aber solche Mobilität und Flexibilität ist teuer. Damals & heute. Die Allianz Arena (links) ist seit 2005 Zuhause des FC Bayern München. Früher spielte der Verein im Olympiastadion (unten), geplant vom Büro Behnisch & Partner. Es gehört zu Margs Favoriten. Mancher vermisst in den modernen Stadien die Flutlichtmasten, die Patina, die Atmosphäre. Bei Mode und Möbeln gibt es Vintage-Entwürfe. Lässt sich die Sehnsucht nach dem Alten auf die Architektur übertragen? Architektur hat die schöne und fatale Eigenschaft, sehr lange zu stehen. Da wirken retrospektive Designmoden peinlich. Aber solche Fragen sind Luxus, das ist sehr eurozentrisch gedacht. In China zieht es gerade Millionen Menschen, genau wie bei uns in der Gründerzeit, in die großen Städte. Für die müssen Arbeitsplätze und Wohnungen gebaut werden – und grüne Lungen. Da setzen die Chinesen natürlich auch riesige Sportkomplexe hin, mit mehreren Stadien und Schwimmhallen. Wagen Sie eine Prognose: Wie werden Stadien hierzulande in 30 Jahren aussehen? Ich muss wieder an die alten Römer erinnern: Deren Stadien und die von heute haben viele Ähnlichkeiten. Wenn eine Menge Menschen zusammenkommen, um gemeinsam gut schauen zu können, werden sie sich aufgetreppt hintereinander stellen, das wird so bleiben. Aber Stadien könnten größeren Anteil am städtischen Leben gewinnen, indem man sie nicht nur für seltene Massenveranstaltungen alle ein oder zwei Wochen nutzt – draußen vor den Toren der Stadt –, sondern indem man in ihnen und um sie herum permanent städtisches Leben inszeniert. Steil & stimmungsvoll. Die Südtribüne im Dortmunder Stadion ist für ihre einzigartige Atmosphäre bekannt. Die Heimspielstätte des BVB (unten) ist das größte Stadion Deutschlands. Der Manager der Münchner Arena sagt, eine Mehrfachnutzung sei nicht gut möglich. Es gibt zu viele Spiele, und die Termine entscheiden sich oft erst kurzfristig... … richtig, der Innenraum der Stadien wird bislang kaum für eine andere Nutzung ausgelegt. Wenn eine fortgeschrittene Kunst-Naturrasentechnik wechselnde Nutzungen erleichtert und es drinnen und drumherum inmitten der Stadt Geschäfte, Restaurants, Konferenzen, Hotels, Arztpraxen, oder eine Sportakademie gibt, dann entsteht ein urbaner Stadiontyp. In Madrid planen wir gerade in diesem Sinne das Bernabéu-Stadium um. Stellen Sie sich zukünftig einen großen Wohnblock vor, oben wohnen Sie, unten haben Sie Kneipen, Geschäfte, und der Hof in der Mitte bildet das Stadion – das wäre das zukünftige Stadtstadion. Ein bisschen wie die Piazza Navona in Rom, da gab es bei den Römern eine Rennbahn, die ist weggefallen, aber der Platz ist geblieben. Drinnen & draußen. Das Stadion an der Grünwalder Straße (oben) liegt mitten in München. Die Arena von Mönchengladbach außerhalb der Stadt (unten). VOLKWIN MARG, 79, zählt zu den wichtigsten deutschen Architekten der Gegenwart. Mit Meinhard von Gerkan betreibt er seit 1965 das Büro Gerkan, Marg und Partner (GMP) in Hamburg. Neben vielen Stadien entwarf er unter anderem den Flughafen Tegel und den Berliner Hauptbahnhof. 17 Der Erfolg von Garbiñe Muguruza begeistert Spaniens Ministerpräsident – Seite 15 SPORT MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 WWW.TAGESSPIEGEL.DE/SPORT Stumme Umarmung Ein Gerüst und vier Fragen Der letzte Test der Nationalmannschaft vor dem EM-Start bringt taktisch mehr Klarheit als personell Hartmut Scherzer würdigt seinen Freund Muhammad Ali „To Hartmut.“ Hartmut Scherzer (l.) sitzt mit Muhammad Ali in dessen Bungalow in Kinshasa. Dick Young von der „New York Post“ ist auch dabei. Später schrieb Ali eine Foto: privat Widmung auf das Foto. Zustand verschlechtert. Ich bewunderte die Würde und Demut, wie dieser Mandela der Sportgeschichte sein Schicksal klaglos hinnahm. Bei der letzten Begegnung am 17. Oktober 2005 in seinem Berliner Hotelzimmer war eine Unterhaltung schon nicht mehr möglich. Nur eine stumme Umarmung. — Unser langjähriger Mitarbeiter Hartmut Scherzer ist der deutsche Journalist, der Muhammad Ali am besten kannte und über viele Jahre begleitet hat. D Blutvergiftung bei Ali Die Todesursache von Muhammad Ali ist geklärt. Der Boxer starb am Freitag mit 74 Jahren im Krankenhaus in Phoenix an einer Blutvergiftung in Folge unspezifizierter natürlicher Ursachen. Die Komplikationen seien auf die jahrzehntelange Parkinson-Erkrankung Alis zurückzuführen, sagte sein Sprecher Bob Gunnell. dpa Von Stefan Hermanns Berlin - Bastian Schweinsteiger stand an der Seitenlinie bereit, neben ihm ein Stürmer. Auch diesmal ging es gegen Ungarn, und wie vor zwölf Jahren war es das letzte Testspiel vor der Europameisterschaft. Damit endeten aber auch schon die Gemeinsamkeiten. Im Juni 2004 wartete Thomas Brdaric mit Schweinsteiger auf die Einwechslung, diesmal war es Leroy Sané. Statt 0:2 hieß es 2:0. Blonde Strähnchen durchzogen damals Schweinsteigers Haupthaar, inzwischen ist er in Ehren ergraut, und während den 19-Jährigen bei seinem Debüt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Hoffnungen der gesamten Nation auf ein bisschen Erneuerung und etwas jugendliche Frische begleiteten, umwehen den bald 32-Jährigen längst ernste Zweifel an seiner Wettkampftauglichkeit. Wird er es wirklich bis zu der in einer Woche beginnenden EM schaffen? Seriös beantworten lässt sich die Frage auch nach Schweinsteigers Comeback am Samstagabend nicht. Für immerhin 25 Minuten reichte die Luft nach zweieinhalb Monaten Verletzungspause. „Ein wichtiger erster Schritt“ sei es gewesen, sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:0-Erfolg gegen die Ungarn. „Mit seiner Persönlichkeit gibt er der Mannschaft eine gewisse Sicherheit, das auf jeden Fall.“ Schweinsteiger wirkte recht präsent, er hatte viele Ballaktionen, wie das inzwischen heißt, spielte saubere Pässe. Allerdings waren die Ungarn so harmlos, dass von einer spielnahen Wettkampfsimulation nicht die Rede sein konnte. Realistisch betrachtet ist Schweinsteiger für den Turnierstart am Sonntag gegen die Ukraine keine echte Option. „Ich denke, eher nicht“, sagte Schweinsteiger selbst. Vielleicht erlaubt es der Spielstand, dem Kapitän ein paar Minuten Spielpraxis zu gönnen, vielleicht kann er sich auf diese Weise in der Vorrunde näher an die Startelf heranrobben, um dann in den K.-o.-Spielen eine Alternative zu sein. Vielleicht auch nicht. Bastian Schweinsteiger bleibt die große Unbekannte in den Planungen des Bundestrainers. In vielen anderen Punkten hingegen hat der finale Test gegen Ungarn eine gewisse Klarheit erbracht. Die Anfangself vom Samstagabend könnte auch die Anfangself vom kommenden Sonntag sein. „Das war schon nah dran an einer möglichen Startformation“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Das Gerüst steht, im Grunde gibt es nur vier Fragen, die Löw noch beantworten muss: Wer ersetzt in den ersten Begegnungen den noch nicht fitten Mats Hummels in der Innenverteidigung? Wer spielt im linken offensiven Mittelfeld anstelle von Marco Reus, der für das Turnier in Frankreich ausfällt? Wer verteidigt rechts außen? Und: Wird die Mannschaft mit einem klassischen Mittelstürmer spielen oder doch mit einer falschen Neun? Wenn am Sonntag ein großes Finale anstünde, würde Hummels vermutlich schon wieder in der Startelf stehen. Da es aber nur das erste von – idealerweise – siebenSpielen ist,besteht kein Grund,ein unnötiges Risiko einzugehen. Der 27-Jährige hält einen Einsatz im zweiten Gruppenspiel gegen Polen vier Tage später für möglich, und wenn es erst zum dritten Österreich stottert nach Frankreich 0:2 gegen Holland – Siege für Irland und Frankreich Frankfurt/Main - Gastgeber Frankreich kann es bis zum ersten EM-Spiel kaum erwarten, auch Deutschlands Vorrundengegner Nordirland sieht sich bestens für seine Premiere vorbereitet, und selbst in Österreich herrscht trotz des verpatzten letzten Testspiels große Zuversicht. Fünf Tage vor dem Auftakt der Fußball-Europameisterschaft kommen die meisten Teams langsam in Form. „Wir haben uns jetzt zwei Jahre vorbereitet. Wir werden bereit sein“, sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps mit Blick auf das Eröffnungsspiel am kommenden Freitag gegen Rumänien. Das 3:0 im letzten Test gegen Schottland steigerte die Vorfreude auf das Heimturnier bei seinen Spielern enorm. „Wir haben Lust, dass es nun ernst wird, selbst wenn wir die Testspiele auch alle sehr ernst genommen haben“, sagte Olivier Giroud. Der 29 Jahre alte Stürmer vom FC Arsenalschoss sich am Samstag inMetz mitseinen Länderspieltoren 16 und 17 in Hochstimmung. „Wir freuen uns, wenn diese EM beginnt“, sagte Giroud. Auf ihm ruhen die Offensiv-Hoffnungen des EM-Gastgebers, nachdem Karim Benzema (Real Madrid)wegenseiner Verwicklung in eine Sexaffäre nicht berücksichtigt wurde. „Ich vertraue ihm“, sagte Deschamps. Den dritten Treffer gegen die nicht qualifizier- Olivier Giroud tenSchottensteuerte Girouds Vereinskollege Laurent Koscielny bei. „Es war unser letztes Testspiel und es ist immer gut, es positiv beendet zu haben“, stellte Deschamps fest. „Es war eine gute Vorstellung, aber wir werden jetzt nicht übermütig, die Spieler erst recht nicht.“ Mit Selbstbewusstsein fahren die Nordiren zu ihrer EM-Premiere. Beim 0:0 in der Slowakei blieben die Iren, die am 21. Juni letzter Vorrundengegner der DFB-Auswahl sind, zum zwölften Mal in Serie ungeschlagen. Ganz besonders im Fokus stand dabei Aaron Hughes, der als erst zweiter Fußballer der Geschichte nach dem ehemaligen Torhüter Pat Jennings zu seinem 100. Länderspiel für Nordirland kam. „Das ist wie das Sahnehäubchen auf dem Kuchen“, sagte Jennings. Einen Stimmungskiller gab es für Österreich beim0:2 gegendie Niederlande. Vincent Janssen und Georginio Wynaldum schossen die in der Qualifikation gescheiterten Holländer zum zweiten Sieg gegen einen EM-Teilnehmer. Zuvor hatte es ein 2:1gegen Polen gegeben.ÖsterreichsTrainer Marcel Koller reagierte gelassen auf den Rückschlag. „Wir haben noch Zeit und es gibt keinen Grund, uns tausendfach zu hinterfragen und kritisch zu sein“, sagte der Schweizer. Er attestierte seinem Team eine Leistung auf „fußballerisch, technisch und läuferisch hohem Niveau“. Entsprechend zuversichtlich blickte Koller dem EM-Auftakt entgegen: „Ich bin überzeugt, dass wir gegen Ungarn bereit sein werden.“ dpa Reuters/Kessler M uhammad Alis Tod hat mich tief getroffen. Seit über 50 Jahren diesen großartigen, außergewöhnlichen, liebenswerten, gutmütigen Menschen mit seinem umwerfenden Charme, seinem faszinierenden Charisma und seinem starken Charakter persönlich gekannt zu haben, war wie ein Geschenk des Himmels. Zeitzeuge am Ring seiner epischen Schlachten gegen Joe Frazier im New Yorker Madison Square Garden, gegen George Foreman im „Rumble in the Jungle“ in Kinshasa und abermals gegen Joe Frazier im „Thrilla in Manila“ gewesen zu sein, war eine Gnade des Berufs. Bei der ersten Begegnung im Sommer 1963 im Londoner Wembley-Stadion nach dem Kampf gegen Henry Cooper signierte er das Programmheft in der Kabine noch mit Cassius Clay. Ein kostbares Exponat an meiner Ali-Bürowand. Der Tagesbesuch in seiner Villa in Los Angeles vor den Olympischen Spielen 1984 war durch die ersten Anzeichen des Parkinson-Syndroms bereits bedrückend. Bei jedem Wiedersehen danach hatte sich sein TODESURSACHE GEKLÄRT SEITE 18 Erster Ersatz. Antonio Rüdiger (rechts) könnte im ersten EM-Spiel für Mats Hummels in die Startelf rücken. Spieltag klappt, sollte das auch nicht dramatisch sein. In beiden Testspielen in der Vorbereitung hat Antonio Rüdiger neben JeromeBoatengverteidigt,unabhängig davon, ob die Deutschen mit einer Dreieroder einer Viererkette gespielt haben. Löw hält viel von Setzt Löw auf dem gebürtigen Bereinen echten liner, der inzwifür den AS Mittelstümer schen Rom spielt; er sieht oder eher auf in ihm großes Enteine falsche wicklungspotenzial -unddaherübermanNeun? che Schwäche hinweg, Rüdigers latenten HangzumLeichtsinn zum Beispiel oder eine gewisse Unbedarftheit im Zweikampfverhalten. „Er ist physisch extrem stark, schnell, körperlich präsent“, sagt der Bundestrainer. „Seine Entwicklung gefällt uns sehr gut. Er spielt schoneinewichtige RolleinunserenÜberlegungen.“ Für die letzte offene Position in der Abwehr, die des rechten Außenverteidigers, hat Löw den Kreis der Kandidaten auf zwei reduziert. Den dritten möglichen Anwärter, Emre Can, plant er offensichtlich als Backup für Linksverteidiger Jonas Hector ein, so dass nur Joshua Kimmich und Benedikt Höwedes bleiben. Gegen Ungarn durfte sich der Schalker Höwedes 90 Minuten präsentieren. Der Test bestätigte die Erkenntnis, dass seine Stärken eher nicht in der Offensive liegen. Da sieht der Bundestrainer dessen jungen Konkurrenten aus München im Vorteil. Kimmich sei jemand, „der im Spiel nach vorne manche Dinge machen kann, das hat er im Training gezeigt“. Allerdings besitzt Kimmich auf dieser Position – anders, als es die breite Öffentlichkeit vermutet – so gut wie keine Wettkampferfahrung. Dass Julian Draxler und nicht etwa André Schürrle in Gelsenkirchen den verletzten Reus ersetzte, lag wohl weniger an seiner Schalker Vergangenheit; es dürfte ein recht verlässlicher Hinweis auf die aktuelle Rangfolge gewesen sein. Für Schürrle scheint eine ähnliche Rolle reserviert zu sein wie vor zwei Jahren bei Foto: dpa/Rattay der WM, bei der er als Spezialkraft neuen Schwung von der Bank gebracht hat. „Wichtig ist, dass man in jedem Spiel Spieler hat, die frisch sind“, sagt Löw. Überhaupt hält er es für sinnvoll, nicht immer mit derselben Elf zu spielen. „Es gibt keine Wunschelf“, sagt er. „Ich lasse mir manche Dinge offen.“ Im Sturm kann der Bundestrainer je nach Bedarf einen klassischen Mittelstürmer aufbieten oder – wie zu Beginn – gegen Ungarn eine falsche Neun. Mario Götze machte es gut, erzwang das Eigentor zum 1:0. Gerade gegen defensive Teams, wie Löw sie in der Vorrunde erwartet, bietet sich die Variante mit dem umgeschulten Mittelfeldspieler an, der sich auch in engen Räumen zurechtfindet. Wenn der Gegner dann langsam müde wird, kann Mario Gomez den Rest erledigen. Löw hat Gomez als Mann der letzten Aktion bezeichnet. Gegen Ungarn gelang ihm zumindest eine wichtige vorletzte Aktion. Weil Torhüter Gabor Kiraly seinen Kopfball nur mit Mühe parieren konnte, traf Thomas Müller per Abstauber zum 2:0-Endstand. ANZEIGE Ja, ich bestelle: Ideal für Anfänger Golf-Schnupperkurse Golf Schnupperkurs 39,– € | Bestellnr. 6154 Mein Wunschtermin: Golf Schnupperkurs mit Übernachtung | Bestellnr. 6155 Mein Wunschtermin: DZ bei 2er-Belegung 108,– € DZ bei Alleinnutzung 128,– € Preise pro Person. Golfen auf einer der schönsten Anlagen Deutschlands – dem Golf Resort Semlin am See Das Golf Resort Semlin bietet exzellente Bedingungen für Golfer und Erholungssuchende. Das mitten im Golfplatz gelegene Vier-Sterne-Sporthotel ist idealer Ausgangspunkt für spannende Golfrunden. Von Berlin aus erreichen Sie Semlin nach ca. 1 Stunde Fahrt. 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DZ zur Alleinnutzung) Bestellnr. 6155 Kontonummer ggf. links mit Nullen auffüllen Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin. Gläubiger-Identifikationsnummer: DE47ZZZ00000524960. Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt. Preise pro Person. Datum Unterschrift Preise pro Person/Termin inkl. MwSt. Dieses Angebot gilt innerhalb Deutschlands. Solange der Vorrat reicht. Ich bin damit einverstanden, dass mir schriftlich, per E-Mail oder telefonisch weitere interessante Angebote der Tagesspiegel-Gruppe unterbreitet werden und dass die von mir angegebenen Daten für Beratung, Werbung und zum Zweck der Marktforschung durch die Verlage gespeichert und genutzt werden. Vertrauensgarantie: Eine Weitergabe meiner Daten zu Marketingzwecken anderer Unternehmen erfolgt nicht. Meine Einwilligung kann ich jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Coupon ausfüllen und einsenden: Verlag Der Tagesspiegel GmbH, 10876 Berlin · Fax (030) 290 21-599 w w w.t a g e s s p i e g e l . d e/s h o p Bestellhotline (030) 290 21-520 Tagesspiegel-Shop, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin Mo. – Fr. von 9.00 bis 18.00 Uhr · Kundenparkplatz Golf-Schnupperkurs: • Frühstücksbuffet mit Sektempfang • 2-stündiger Golf-Schnupperkurs • unbegrenztes Spiel auf dem 9-Loch-Kurzspielplatz • 50% Rabatt auf Ihre erste Trainerstunde Termine: 19. Juni, 10. Juli, 7. August, 18. September 10 Uhr Frühstück, 11 Uhr Kursbeginn 39,– € | Bestellnr. 6154 Jenseits von Helmut: June Newton im Museum für Fotografie – Seite 20 KULTUR WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 SEITE 19 Wir sind alle verantwortlich Kunst auf Kur Integrationspreis für Fatih Akin in Ostfriesland Während in den Arkaden des Kurparks von Norderney die Firma Mobilis den Kurgästen elegant leise schnurrende Elektromobile im Birkenstock- oder Chopper-Stil zur Testfahrt anbietet, arbeiten nur eine Mini-Rolli-Tour entfernt einige Junggesellenabschiede mit Schnäpsen und Gejohle am Lärmpegel. Im nahen Stadtzentrum: feine Boutiquen neben Ramschläden und Leerstand. Der Clash der Kulturen ist im altehrwürdigen Nordseebad alltägliche Praxis. Doch das liegt wohl am wenigsten an den dort eingewanderten und angesiedelten Menschen aus fünfzig Nationen. Wie sie erfolgreich und friedlich zusammenarbeiten, davon berichtet stolz Kurdirektor Wilhelm Loht im nahen, erlesen renovierten Conversationshaus auf einer Pressekonferenz. Anlass war eine abendliche Preisverleihung im noch schmuckeren Kurtheater aus dem 19. Jahrhundert. Dort wurde im Rahmen des 27. Filmfestivals EmdenNorderney zum zweiten Mal der von der Inselverwaltung ausgeschriebene Norderneyer Integrationspreis vergeben – eine Auszeichnungs-Kategorie, die derzeit wegen des schwammigen Integrations-Begriffs und einem Hang zur Inflation einen leicht dubiosen Beigeschmack hat. Nicht nur deshalb wäre die Würdigung in Norderney vielleicht als Preis für interkulturelle Verständigung Akins Werk besser beschrieben. steht laut Denn gehen soll sie laut Ausschreibung Jury für an eine Persönlich„Mitgefühl keit, die sich „in ihrem filmischen und ein Werk in besonderer Miteinander“ Weise um das Zusammenleben und die Aussöhnung von Menschen verschiedener Kulturen, Religionen oder politischer Systeme verdient gemacht hat“. Das ist in diesem Jahr mit Fatih Akin einer der bedeutendsten deutschen Filmemacher. Eine Auswahl, die die von ehemaligen Grimme-Preisträgern dominierte Jury aber nicht mit seiner letzten, dem gerade höchst aktuellen Armenier-Genozid gewidmeten Arbeit „The Cut“ begründet sondern mit dem ganzen Werk des Regisseurs und seiner „humanitären Weltanschauung“, die „für Toleranz, Mitgefühl und ein Miteinander“ stehe. Außerdem habe Akin „auf unnachahmliche, emotional mitreißende Weise gezeigt, wie schmerzhaft die sogenannte Integration sein kann“. Als Schirmherr und Laudator hatte man Ex-Bundespräsident Christian Wulff gewonnen, der in seiner leidenschaftlichen Lobrede neben einem dezidierten Plädoyer für den Multikulturalismus betonte, dass die Bedrohung für „unsere Art zu leben“ derzeit nicht von außen, sondern von innen komme. Fatih Akin ergriff nur kurz das Wort, schaffte es aber in seinen prägnanten Dankesworten, den Integrationsbegriff stimmig vom äußeren Anspruch an die Sich-Einzugliedernden in einen Appell an die eigene selbstbewusste Haltung zu wenden: Die Aufforderung, sich nicht mehr mit dem Blick der anderen zu sehen und zu definieren. Das Preisgeld von 5000 Euro wird an eine noch auszuwählende Initiative weitergehen. Silvia Hallensleben E NACHRICHT F Publizist Martin Meyer mit Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet Der langjährige Feuilleton-Chef der „Neuen Zürcher Zeitung“, Martin Meyer, hat am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche den mit 20000 Euro dotierten Ludwig-Börne-Preis 2016 erhalten. Der alleinige Preisrichter, der Pianist András Schiff, begründete seine Wahl mit Meyers Essays, „die zu den interessantesten und anregendsten ihrer Gattung im deutschsprachigen Raum zählen“. In Börnes Tradition beschäftige er sich mit Fragen der Literatur, der Musik und Gesellschaftspolitik. Meyer nannte in seiner Dankrede Börne einen „Fanatiker der Freiheit“. Er habe begriffen, dass Freiheit etwas politisch fast Utopisches war, „was zuerst gegen das stählerne Gehäuse der Unfreiheiten durchgekämpft werden musste“. Zweitens habe er verstanden, dass Freiheit negative Freiheit sein sollte: „Freiheit von, nicht Freiheit zu.“ Heute stellten sich die Fragen neu: „Wir erkennen eine wachsend verwaltete Welt. Engmaschig aggressive Überwachung, bürokratisch betreute Regulierung, Selbstund Fremdkontrolle durch tausend digitale kleine Brüder, Steuerungen des Verhaltens im sozialen Code, Korrektheit im Politischen für Wort und Gedanke, und dazu die freundliche Einladung, darauf zu vertrauen, dass der Staat das immer nur wohlmeinende Über-Ich sei“. epd Kulturgut schützen: Syrienkonferenz in Berlin Das große Ringelreihen. Die Indianer pflegten einst das Schenkritual des Potlatch, der Kapitalismus lebt bestens mit einer Share Economy. Abbildung: R/D Die Hälfte der Welt Gefühle, Geschichte, Gewinn – was lässt sich nicht alles teilen. Ein Kultursymposium in Weimar erkundet die Paradoxien der Share Economy und der Wir-Gesellschaft Von Christiane Peitz Teilen ist das neue Haben, möchte man meinen. Tauschbörsen, Carsharing, Couchsurfing, millionenfach geteilte Facebook-Einträge, die Wirtschaft stellt sich längst darauf ein. Teile deine Habe und alles ist gut? Der Schweizer Performer Martin Schick macht sich einen Spaß daraus, teilt Bühne und Gage mit dem Publikum und nennt es Halfbreadtechnique, frei nach St. Martin, der zwar nicht sein Brot, aber seinen halben Mantel verschenkte und heiliggesprochen wurde. Bill Gates spendete die Hälfte seines Vermögens und wurde noch reicher. Womit die moralische Gleichung „Teilen ist gut, Behalten ist besser, aber böse“ sich schon mal erledigt hätte. Dass es nicht so einfach ist mit dem Teilen, stellte sich nun in Weimar heraus. Dort lud das Goethe-Institut zum dreitägigen Kultursymposium, um in 70 Veranstaltungen an 14 Spielstätten, mit Wissenschaftlern, Ökonomen, Künstlern und Netz-Aktivisten das Wesen des Teilens und Tauschens zu erkunden. Sind wir in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung, der Finanz-, Griechenland- und Flüchtlingskrise auf dem Weg in eine neue Wir-Gesellschaft, in der Partizipation den Kapitalismus überwindet? Laut Jeremy Rifkin ist es die einzige Chance der Menschheit. Der amerikanische Soziologe tritt als Superstar im Audimax der Bauhaus-Universität auf, prangert die Arm-Reich-Schere an (die 80 reichsten Milliardäre besitzen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung) und verrät, wiedie Klimakatastrophe zu stoppen sei: Energie, Kommunikation und Transport müssen nur schleunigst den Gesetzen des Profits entzogen, und Gemeingut werden. Sonnen- und Windenergie kosten nichts, das Internet so gut wie nichts, dazu smarte Autos, smarte Citys, und der ganze Planet wird zur Non-Profit-Kooperative. Rifkin erntete in Weimar viel Applaus und noch mehr Kopfschütteln. Sein Weltenrettungsszenario unterschlägt, wie kostspielig die Verteilung der erneuerbaren Energien ist. Auch schert es ihn nicht, dass endgültig Schluss mit Datenschutz und Bürgerrechten sein dürfte, wenn außer den Smartphones auch Kühlschränke, Häuser, Straßen und Verkehrsmittel individuelle Daten erfassen. Eine globale Vernetzung, mit der sich Riesengeschäfte machen lassen: der ganze Planet ein Konsumtempel. Wer auf Facebook, der größten Community der Menschheitsgeschichte (Rifkin), Infos, Gefühle und Bilder teilt, tut dies eben nicht in aller Öffentlichkeit. Der Philosoph Florian Rötzer und Markus Beckedahl von netzpolitik.org machen darauf aufmerksam, dass das Internet kein öffentlicher Raum ist, sondern ein kommerzieller. Die Domains gehören Konzernen, hier gelten keine demokrati- schen Gesetze, sondern die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, deren Wortlaut kein Mensch versteht. Stimmt schon, ohne soziale Netzwerke hätte es keinen Arabischen Frühling gegeben, keine Grüne Revolution im Iran. Aber die Geheimdienste hatten es dank Twitter und Facebook ebenso leicht, die Wortführer der Rebellion dingfest zu machen. Da hilft nur ein Gang zum Platz der Demokratie in der Altstadt. Hier erteilen die Cityguides der Initiative „Raumstation“ Anschauungsunterricht in Sachen öffentlicher Raum. Weimars Plätze eignen sich bestens dafür. Denn neben dem repräsentativen Barockplatz, der Verkehrsinsel, dem Aufmarschfeld der Nazis am Gauforum (das heute eine Mall beherbergt) und der klassischen Agora mit Rathaus und Markt finden sich hier gleich zwei Plätze, bei denen die Weimarer Bürger aushandelten, wie man sie sich am besten teilt. Der Wielandplatz unweit der Uni war nach der Sanierung 2014 zur Party-Location für laue Sommerabende geworden; ber von Shared Heritage. Das klingt gut, birgt aber Gefahren. Im Oberlichtsaal des Van-de-Velde-Baus der Universität – unweit von Gropius’ Büro und den Atelierräumen, in denen Klee, Kandinsky und Schlemmer arbeiteten, bevor die Avantgarde von den Nazis vertrieben wurde – sitzt Neil MacGregor neben Hermann Parzinger und erklärt, dass die großen Universalmuseen Leihbibliotheken seien. Ihre Schätze gehören weder dem jeweiligen Museum noch dem Ursprungsland, sondern der ganzen Menschheit. Für die Gründungsintendanten des Berliner Humboldt-Forums versteht sich die Mitteilung der oft kolonialen Herkunftsgeschichte von selbst, auch die Einbindung von indigenen Experten. Was das konkret für die Inszenierung afrikanischer oder mexikanischer Exponate bedeutet, verraten sie auch in Weimar nicht. Die Literaturwissenschaftlerin Sigrid Weigel meldet derweil Zweifel an der harmonistischen „Welterbe“-Vorstellung an und warnt vor der alten Gleichsetzung von Kultur und Identität, wie sie ANZEIGE Berlin-Premiere THE 12 TENORS Greatest Hits 09. 06. – 10. 07. die Anwohner sahen sich in ihrer Nachtruhe gestört. Wie bei der Berliner Admiralsbrücke half ein runder Tisch, um den Streit mit den Studenten zu schlichten. Ähnlich konnten beim Theaterplatz die Wünsche der Nutzer in Einklang gebracht werden: die der Touristen nach unbehelligtem Zugang zum Goethe-Schiller-Denkmal für das obligatorische Weimar-Selfie, der Café-Gäste, der Skater (hier gibt’s ausnahmsweise Bodenplatten statt Kopfsteinpflaster) und der Trinker, die sich im Getränkeshop hinter dem Theater versorgen. Das Internet kennt keine runden Tische, dort lässt sich nichts aushandeln. Apropos Dichterfürsten: Kann man Geschichte teilen? Goethe tat bekanntlich das Gegenteil, er hortete in seinem Wohnhaus am Frauenplan Natur- und Kulturgüter, sie inspirierten ihn. Der Geheimrat sammelte Gipsabgüsse, Majolika, Quarze, Vogelskelette; sogar ein Setzkasten voller Schafwollproben war in seinem Besitz. Die heutigen Museumsleute scheuen das Eigentumsdenken. Sie sprechen lie- sich im Unesco-Begriff Patrimonium findet. Shared heritage bedeutet vielmehr Konfliktforschung. Es ist wie mit dem öffentlichen Raum: Ohne Zwist ist auch das Kulturerbe nicht denkbar. Überhaupt sind es die Frauen, die den Utopien von persönlicher wie gesellschaftlicher Teilhabe in Weimar mit Skepsis begegnen. Spätestens wenn es ums vermeintlich Private geht, werden die Männer ja gerne romantisch. So weist die israelische Soziologin Eva Illouz den tschechischen Ökonomen Tomáš Sedlácek in seine Schranken, als er Familien und Freundeskreise als dem Mehrwertdenken entzogene Inseln der Selbstlosen charakterisiert. Hier leisten Eltern freiwillig den jahrelangen, unbezahlten 24/7Job des Kinder-Großziehens und nennen es Glück. Dort gilt die Regel: Freunde sind Leute, die vergessen, wie viel sie einander schulden. Sedlácek hat die Lacher auf seiner Seite. Illouz verweist dagegen auf die Ökonomisierung der Gefühle gerade in der Konsumgesellschaft. Emotionen und Geld sind kaum voneinander zu trennen. Man denke nur an die gestiegenen Scheidungsraten, seit Frauen selber verdienen, statt sich Haushaltsgeld zuteilen zu lassen. Oder an die Tyrannei einer Intimität, die vom Partner verlangt, noch sein Innerstes mitzuteilen. Die fröhliche ungarische Philosophin Agnes Heller, die mit ihren 87 Jahren, ihrer einnehmenden Gestik und den hellwachen, vor Neugier blitzenden Augen das Teilhabe-Prinzip geradezu verkörpert, hat sich ihr Leben lang mit der Theorie der Bedürfnisse beschäftigt. Nichts Schlimmeres heutzutage, als wenn Gefühle nicht reziprok sind. In der Vormoderne hieß es: eine Kuh für eine Braut – ein Tauschgeschäft, bei dem Emotionen keine Rolle spielten. Heute heißt es: Liebe – und wehe, der andere erwidert den Liebesschwur nicht. Oder auch nur den Gruß auf der Straße. Oder die Mail. Wird Gleiches nicht mit Gleichem vergolten, ist die Gefühlswelt aus den Fugen. Hellers angenehm wertfreie Diagnose stimmt nachdenklich, auch angesichts all der Empathie für die Flüchtlinge, gerade in Europas Kulturszene. Die Gabe um ihrer selbst willen, gibt es sie nirgends? Im Gartenhaus im Weimarhallenpark versammelt eine kleine Ausstellung zeitgenössische Kunst rund um den Kula-Ring (Galerie Eigenheim, bis 10.7.). Es handelt sich um eins der weltweit ungewöhnlichsten Gabentauschrituale, eine Tradition der Trobriand-Inselbewohner in Papua-Neuguinea. Dort werden Muschelhalsketten mit Booten von Insel zu Insel weitergegeben, in der entgegengesetzten Richtung kursieren Muschelarmreife. Der Beschenkte gibt später etwas zurück, nach eigenem Ermessen. Ethnologen dichten dem Ritus gern gemeinschaftsfördernde Wirkung an. Die Einheimischen jedoch verstehen schon die westliche Warum-Frage nicht. Sie tun es einfach, ohne Nutzen und Sinn, nach den Regeln der Vorväter. Als der Kula-Ring 1922 erstmals beschrieben wurde, galt er als Sensation: Es existiert also doch, das Tauschen ohne Gewinnabsicht. Altruistisch, solidarisch, freigiebig, so wären wir gern. Sind wir aber nicht. Das Goethe-Institut in Seoul und ein koreanisches Game-Label haben das Spiel „Being Faust – Enter Mephisto“ entwickelt, das Egoismus und Bigotterie zutage fördert, ob es nun in Asien, Athen, Prag oder Weimar gespielt wird. Die Teilnehmer bestimmen ihre höchsten Werte und mehren ihre Zufriedenheit, indem sie per Smartphone passende Goethe-Zitate erwerben. Man muss nur ein paar Freunde verkaufen, um flüssig zu sein. Köstlich zu sehen, mit welcher Begeisterung die Spieler online ihre Großmutter verscherbeln, nachdem sie Liebe und Familie gerade zu ihren kostbarsten Werten erklärt haben. Teile deine Habe, aber am Ende möchte keiner mit leeren Händen dastehen. Nicht mal im Spiel. Zwei Tage lang diskutierten im Auswärtigen Amt über 230 syrische und internationale Experten über den Schutz des syrischen Kulturerbes. Während auf politischer Ebene die Gespräche stocken, geht von Berlin – nach dem Eindruck aller Beteiligten – auf diesem Weg ein Zeichen aus. So sagt Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin: „Dass es gelungen ist, alle Parteien an einen Tisch zu bekommen, ist schon der größte Gewinn. Und dass man sich mit den Diskussionen über politische und konfessionelle Grenzen hinwegsetzt, ist keine Selbstverständlichkeit.“ Auch die zusammen mit der Unesco einladende Staatsministerin Maria Böhmer ist zufrieden – trotz des unvorstellbaren Ausmaßes der Zerstörung. „Syrer und Exilsyrer haben miteinander gesprochen und sich verstanden. Ein gemeinsamer Geist der Verantwortung ist entstanden. Als ein syrischer Teilnehmer einen Landsmann fragte, zu welcher Gruppe er gehöre, war die Antwort: zu Syrien. Dieser Geist hat sich durchgesetzt.“ Markus Hilgert hält es überdies für wichtig, die Diskussion auf alle Bereiche der Zivilgesellschaft auszudehnen. Die Konferenz, sagt er, habe gezeigt, dass es viele lokale Initiativen von Menschen gebe, die sich um ihr Kulturerbe sorgten. Daher müsse der Kulturgutschutz besonders dort unterstützt werden. Dazu brauche es eine gute Ausbildung, Geld und Infrastruktur: „Kulturgutschutz geht nur mit dem Faktor Mensch.“ Man müsse bei konkreten Maßnahmen allerdings genau hinsehen, was und wen man unterstütze und wer das betreffende Gebiet kontrolliere. Aber, so Hilgert, wie unterstützt man Gruppen finanziell, die keine NGOs sind? Wobei nicht Geld das Hauptproblem sei, sondern die Benennung der Prioritäten und Personen, die die Pläne umsetzen könnten. Generell geht es für ihn zunächst um Schadensaufnahme und die Sicherung von Ruinen, erst dann um Restaurierung und Wiederaufbau. Auch Stefan Weber, Direktor des Museums für Islamische Kunst, sieht es als Erfolg, dass diese Konferenz lange vor einer möglichen „Stunde null“ stattfinden konnte: „Sonst reagiert man meist zu spät. Jetzt sprechen wir miteinander, bevor wir überhaupt tätig werden können. Das hat es so noch nie gegeben.“ Es sei positiv, dass verschiedene Parteien miteinander geredet hätten, der Chef der Antikenverwaltung in der befreiten Zone und die syrische Antikenverwaltung DGAM. In den Gebieten gebe es unterschiedliche Strukturen, Die Unesco auch beim Aufbau hat den von Datenbanken. Man müsse jetzt einzigartigen auch syrische StifDialog tungen und Stadtverwaltungen einbinmöglich den. Bosra brauche gemacht Hilfe, aber auch ein Denkmalregister für Aleppo sei dringend notwendig. „Ich habe drei junge Leute aus Aleppo getroffen, die könnten uns helfen – überhaupt sind die jungen Syrer sehr engagiert.“ Wichtig sei, dass die Unesco Druck auf Regierungen ausübe, damit bei den anstehenden Weltbankprojekten Kultur berücksichtigt wird: „Bis jetzt ist die Kultur in den Weltbankbudgets nicht verankert“, sagt Weber. „Die Zerstörung von Welterbe ist ein Kriegsverbrechen und muss verfolgt werden“, so Maria Böhmer. „Gleichzeitig müssen wir die Anstrengungen verstärken, den Handel mit illegalen Kulturgütern einzuschränken und damit die Finanzierung von Terroristen auszutrocknen. Drittens aber müssen wir – wie mit der Berliner Konferenz – die kulturelle Identität der Menschen in Syrien stärken und damit das Fundament für einen territorial einheitlichen Staat Syrien.“ Sie fügt hinzu: „Die syrische Bevölkerung braucht Signale, dass die gemeinsame Kultur identitätsstiftend wirkt. Diese syrische Identität ist auch Voraussetzung für eine politische Lösung. Auch wenn wir nicht wissen, wann wir sie erreichen.“ Die Teilnehmer der Konferenz beschlossen konkrete Maßnahmen für historische Städte, archäologische Stätten, Museen, bewegliche Objekte sowie das immaterielle Kulturerbe, die in den Aktionsplan für Syrien von 2014 aufgenommen werden sollen. Die Welt ist sich einig, das syrische Kulturgut zu schützen – und die Syrer aller Parteien sind es auch. „Vielleicht haben wir ja etwas Historisches in Berlin erlebt“, sagte eine Unesco-Mitarbeiterin. Die Syrer und die Welt würden sich freuen. Rolf Brockschmidt 20 KULTUR DER TAGESSPIEGEL NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 Schergen im Schatten Karpfen in der Kirche Kreuz und quer durch Edinburgh: Tendai Huchu erzählt von Exilanten aus Simbabwe Ein Oratorium von Haydn mit der Sing-Akademie Kaum zu zählen sind die Aufführungen von Haydns späten Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“. Sein Oratorienerstling hingegen wurde wohl zum letzten Mal im Jahre 1777 in Berlin gegeben – nur zwei Jahre nach der Uraufführung. Mit dieser Vernachlässigung von „Il Ritorno di Tobia“ wollte sich die Sing-Akademie zu Berlin nicht zufriedengeben. Zu Recht weisen der Dramaturg Christian Filips, der die szenische Einrichtung des Stücks in der Elisabethkirche verantwortet, und der musikalische Leiter Kai-Uwe Jirka im Programmheft darauf hin, dass in dem Stück mithilfe der Lichtsymbolik auch der Aufklärungsgedanke verhandelt wird. Erzählt wird die Geschichte von der Rückkehr Tobias’, der auf seiner Reise einem Fisch begegnet, den er auf Geheiß des ihn begleitenden Engels tötet und mit dessen Galle er die Blindheit seines Vaters heilen soll. Haydn setzt das Geschehen, das um die widerstrebende Annahme dieses Wunders kreist, in einem äußerst sicher gehandhabten, an der italienischen Oper orientierten Stil um, der mit seiner ungewöhnlich reichen und differenzierten Maximilian Bläserbehandlung Brauer sowie zwei groß angelegten strengen predigt Chorfugen auch aus Herman über das in italienischen Oratorien der Melvilles Zeit Übliche hinaus„Moby Dick“ weist. Viel hat sich Christian Filips einfallen lassen, um die vom Librettisten ziemlich in die Länge gezogene Geschichte aus frömmelnder Ferne in die Gegenwart zu holen: Es gibt ein leicht absurdes Vorspiel auf dem Friedhof, lebende Bilder, eine einmontierte Predigt nach Herman Melvilles „Moby Dick“, die Maximilian Brauer in schwindelerregender Höhe von einer leeren Türfüllung aus hält – und ein Karpfen muss für die Aufführung auch daran glauben und sich zubereiten lassen. Allerdings sind die Einfälle nicht präzise genug platziert und durchgeführt, um als Collage statt assoziative Kuriosa zu wirken. Die musikalische Ausführung kann jedoch dieses Manko stets wettmachen: Der Chor und die Kammerakademie Potsdam agieren äußerst plastisch und sauber und selbst das flüsterndste Pianissimo hat im Chor Stütze und Ausstrahlungskraft. Souverän bewältigt die Solistenriege die in allen Lagen mit Koloraturen gespickten Partien – allen voran Hanna Herfurtner als Schwiegertochter Sara. Eine Freude ist auch der Knabensopran Daniel Noack als in strahlender Höhe deklamierender Engel. Gekürzt und stilistisch einfühlsam präsentiert wie hier dürfte das Stück die Oratorienszene gerne noch öfter bereichern. Carsten Niemann Der Mann an ihrer Seite. Helmut Newton mit Models in Monte Carlo, 1997. Foto: Alice Springs alias June Newton Jenseits von Helmut Eine Retrospektive von June Newton im Museum für Fotografie Von Giacomo Maihofer Danielle Mitterrand blickt nicht in die Kamera, sondern auf die Frau dahinter. Ob die Fotografin June Newton ihren Blick erwidert, kann man nicht wissen. 1984, als Newton dieses Porträt aufnimmt, verbindet die beiden starken Frauen viel. Beide sind erfolgreich – und stehen doch im Schatten ihrer Ehegatten. Die ehemalige Widerstandskämpferin und Menschenrechtsaktivistin Danielle Mitterrand in dem des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, dessen Ölporträt bildfüllend in die Aufnahme hineinragt. June Newton in dem von Helmut Newton, dem Starfotografen und Modeldompteur. Er hat seiner Frau von Anfang an klargemacht: Es kann nur einen Newton geben. Deshalb muss sie für ihre Arbeit ein Pseudonym nutzen. Unter dem Namen Alice Springs fotografiert sie in den 80er Jahren für Hochglanzmagazine wie „Elle“ und „Vanity Fair“ und wird bekannt mit Porträts von Yves Saint Laurent, Gerhard Richter und vielen anderen. Und doch bleibt sie irgendwie Mrs. Newton. Selbst ihre Tagebuchauszüge, die 2004 nach Helmut Newtons Tod erscheinen, tragen diesen Namen. Dass June aber mehr war als bloß Muse und Verlegerin ihres Mannes, bewies die Helmut Newton Stiftung, der sie als Präsidentin vorsitzt, bereits mehrfach – doch lange nicht mehr so erfrischend wie jetzt. Über 100 Werke zeigt die Stif- tung im großen Saal des Museums für Fotografie. Es ist ihre zweite Retrospektive, diesmal vom Maison Européenne de la Photographie in Paris organisiert und dort bereits im letzten Jahr gezeigt. Die ausgewählten Fotografien wirken wie spielerische Gegenüberstellungen: Porträts eleganter Damen wie Nancy Kissinger oder Audrey Hepburn vis-à-vis solcher von Herren wie Graham Greene oder Sebastião Salgado. Kristina und Roger Moore lassen sich eng umschlungen fotografieren, während in anderen Bildern Paare und Familien entfremdet erscheinen. Die Welt der Schönen und Reichen wird kontrastiert mit dem Leben im Los Angeles der 80er Jahre. Es begegnen einem Punks, Cops, Hip-Hopper, Breakdancer, schrille hochtoupierte Haarstyles, Mädchen mit gedrehten Stofffetzen als Ohrringen, Jungs mit gesprenkelten Leopardenmustern auf der neongelben Kurzhaarfrisur. Diese Fotografien fangen einen Zeitgeist ein, der geradezu zu schreien schien: Alles ist möglich! Wenn schon nicht im repressiven Reagan-Amerika, dann doch zumindest auf der Straße, in der Mode. Der Retrospektive tut auch gut, dass June Newtons Arbeiten durch eine Gastausstellung in einen Kontext gerückt werden. Die Arbeiten des Amsterdamer Fotografen Mart Engelen, die in Junes Room zu sehen sind, stehen ihren warmen und intimen Porträts näher als Helmut Newtons Inszenierungen. Engelen wirkt hinter der Kamera unaufdringlich. In seinen an die Ästhetik des film noir angelehnten Schwarz-Weiß-Porträts von Georg Baselitz oder Morgan Freeman scheint es oft so, als würden die Menschen auf den Betrachter zurückschauen. Natürlich darf Helmut Newton selbst nicht fehlen, und so räumt auch ihm die Stiftung gebührenden Raum mit der Ausstellung „Yellow Press“ ein. Die war zwar schon 2002 in Zürich zu sehen, bietet aber einen tiefen Einblick in seine Faszination für das Abgründige. Sie zeigt Gerichtsreportagen, nachgestellte Kriminalgeschichten und Bilder der Self-Appropriation, die Helmut Newton vor seinem Lebensende anfertigte. Auch den Transfer eines Sujets von der Polaroid-Serie zum bewegten 45-Sekunden-Werbeclip kann man beobachten: Eine Domina betritt ihr dunkles Domizil und entkleidet sich. Sie reißt ihre Ledermaske ab, schlüpft aus ihrem engen Korsett und zieht die langen, schwarzen Wimpern ab, um sich halbnackt auf ihre Matratze zu werfen und einen Anruf ihrer Mutter entgegenzunehmen. Man hört das Klackern ihrer Stiefeln über rostigen Kellertreppen, das Zippen ihrer Reißverschlüsse und die lakonische Begrüßung noch lange, nachdem man wieder in das Treppenhaus vor Helmut Newtons „Big Nudes“ tritt. — Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, bis 20.11.; Di–So 11–19 Uhr, Do 11–20 Uhr. Mehr als 100 000 Menschen leben in Großbritannien, die aus Simbabwe gebürtig sind. Nicht alle sind des schönen Wetters wegen gekommen – weshalb man auch nicht umhin kommt, den neuen Roman von Tendai Huchu als Beitrag zur aktuellen Flüchtlingskrise zu lesen. Der 1982 geborene Huchu stammt ursprünglich aus Bindura, einer Provinzstadt im Norden Simbabwes. das seit seiner Unabhängigkeit von Robert Mugabe regiert wird. Ursprünglich ein afrikanischer Hoffnungsträger, regiert der über 90-Jährige das Land mittlerweile diktatorisch. Menschenrechtsverletzungen gehören zur Tagesordnung, und die politische Opposition hat keine Chance auf demokratische Veränderungen. Weiße Farmer werden unrechtmäßig enteignet, Homophobie ist Teil der Staatsdoktrin. In seinem ersten Roman, „Der Friseur von Harare“, erzählt Huchu aus der Perspektive einer unbedarften Hairstylistin von deren Beziehung zu einem schwulen Kollegen, dessen Homosexualität von ihr erst nicht erkannt, dann geleugnet wird, und deren rachsüchtiges Verhalten den geschundenen jungen Mann am Ende zur Flucht nach Europa zwingt. Der Roman war ein Überraschungserfolg. Er wurde in mehrere Sprachen übersetzt und von der Kritik weltweit gelobt. In Interviews erzählt der Autor offenherzig von seiner eigenen Homosexualität, und anzunehmen, dass dies ein Mit-Grund für sein Exil in Schottland ist, dürfte keine grobe Spekulation sein. Im Vergleich zur einfachen Sprache des Erstlings hat „Maestro, Magistrat und Mathematiker“ merklich an Komplexität gewonnen. Es geht um drei aus Simbabwe stammende Männer, die mittlerweile in Edinburgh leben. Und wie der Autor, der nach einem Studium der Bergbautechnik mittlerweile als Podologe, Schriftsteller und Wissenschaftler in der schottischen Hauptstadt arbeitet, haben auch seine drei Protagonisten keine zielstrebigen Karrieren aufzuweisen. Der Magistrat ist ein ehemaliger Jurist, der sein Leben als Altenpfleger verdient und dem Frau und Tochter zunehmend den Schneid abkaufen. Der brillante junge Mathematiker Farai steht kurz vor Abschluss seiner Doktorarbeit und schlägt sich die Nächte mit Freunden um die Ohren. Und bei dem Maestro handelt es sich um einen zunehmend an Halt verlierenden Supermarktangestellten, von dem wir erst spät erfahren, dass es sich um einen Weißen handelt. Huchu gelingt es, drei vielfach gebrochene Charaktere zu entwerfen, deren Lebenswege er kunstvoll verknüpft. Nicht alle Geschichten gehen gut aus: Zwei der Männer bezahlen mit ihrem Leben, einer findet unerwartet familiären Anschluss und darüber ein Stück Integration. Wer, das soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn der Roman beschreibt auch, wie die Schergen des politischen Systems, dem die Geflüchteten eigentlich entkommen wollten, noch in Großbritannien ihr Unwesen treiben. Die Welt des Romans ist also alles andere als rosa: Zugleich wird der Leser keinem der Protagonisten ausschließlich Sympathie oder Ab- lehnung entgegenbringen. Die Gründe dafür, ein Land in der Krise zu verlassen, sind vielfältig – das gilt für diesen Roman wie für die politische Situation, in der wir leben. Perspektivlosigkeit, Diskriminierung und Unterdrückung, Verfolgung, im schlimmsten Fall Krieg. Viele der Probleme werden von den Flüchtenden mitgeschleppt, neue kommen hinzu. Lebensläufe werden irreparabel beschädigt, Familiengefüge zerstört. Im Kontakt mit den Einheimischen verändert sich auf beiden Seiten das Sozialgefüge, alte Einstellungen müssen neu bedacht werden. Das alles weiß man. Doch Zeitungswissen ist das eine, Menschen auf der Flucht kennenzulernen, etwas anderes. Litera- Podologe und Romancier. Tendai Huchu Foto: Peter Hammer Verlag aus Simbabwe. tur kann hier Wesentliches leisten. Sie kann sich in die Welt der anderen hineinfühlen und darüber Bewusstsein schaffen. Tendai Huchus Schreibstil ist von einem extremen Realismus gekennzeichnet. Der Autor beschreibt bis ins Detail die Busfahrten und Spaziergänge, die seine Männer anstellen, um die fremde Stadt zu durchqueren, die sie sich auf diesen Wegen mehr und mehr aneignen. Man ist versucht, auf ihren Spuren kreuz und quer durch Edinburgh zu fahren, so nahe kommt man ihnen. Bedauerlicherweise leidet die Lebendigkeit der gesprochenen Sprache in der deutschen Übersetzung mitunter. Stilsicher ist diese immer hingegen dann, wenn Huchu lebensphilosophische Überlegungen anstellen lässt; beispielsweise zur Literatur, die dem Maestro erst Zuflucht verschafft, bevor er seine ganzen Bücher aus dem Fenster wirft und verbrennt. Dirk Naguschewski — Tendai Huchu: Maestro, Magistrat und Mathematiker. Roman. Aus dem Englischen von Jutta Himmelreich. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2016. 384 Seiten, 26 €. ANZEIGE Schaufenster Berlin Entdecken, stöbern und sparen! Besuchen Sie unseren Shop im Tagesspiegel-Haus SETZT N I L R BE OLD G F U A Stiftung Familie und Tod Schenkung und Übertragung richtig planen 6,(" 81' • Schenkung und Übertragung innerhalb der Familie • Vermeidung von Erbschaftsund Schenkungssteuern • Absicherung von Angehörigen • Nachfolgeregelung für Unternehmer Gutschein 5 EUR Rab att* Mo., 06. Juni bis Fr., 10. 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JUNI 2016 / NR. 22 779 DER TAGESSPIEGEL Trainingslager für die Abwehr 21 TURNERS Thesen Stoppt die Exzellenzinitiative Immuntherapien gegen Krebs wecken große Hoffnungen. In Berlin soll eine personalisierte Variante erprobt werden Von Jana Schlütter Dieses wandelfähige Biest. Dieses kriminelle Element, das sich des Körpers bemächtigt, die Abwehr austrickst und wächst und wächst und wächst. Dieser Mörder, der Menschen um ihre besten Jahre bringt. Wenn Hans Schreiber über Krebs spricht, dann ist er nicht nur Forscher. Er hat seine Mutter an die Krankheit verloren sowie zwei sehr gute Freunde. Seine Mine, die sonst schnell von einem Lachen über das ganze Gesicht erfüllt wird, verfinstert sich. „Sie waren eigentlich so gesund“, sagt der Immunologe von der Universität von Chicago. „Krebs ist furchtbar.“ Die Wucherung sei so komplex, so voller veränderter Gene, dass sie beinahe ein eigenes Wesen habe. „Wir müssen diese einzigartigen Merkmale erkennen, um den Krebs zu zerstören“, sagt Schreiber. Seine Vision ist eine neue, wirklich personalisierte Immuntherapie. Zugeschnitten auf jeweils Die genau einen MenPolizeistreife schen. Die Idee hatte der Abwehr Schreiber vor mehr wird vom als 20 Jahren. Manche noch so kleine Krebs Mutation – und sei eingelullt es ein einziger Buchstabe, der im Erbgut durch einen anderen ersetzt wird – führt mitunter dazu, dass das Immunsystem die Masse als fremd einstufen kann. Zumindest, wenn dadurch der „Personalausweis“ auf der Oberfläche der Zelle ein neues Eiweiß präsentiert. Es ist wie ein manipuliertes Foto. T-Zellen, die als Polizeistreife den Körper nach Eindringlingen absuchen, können es entlarven. Erkennt die T-Zelle das falsche Foto und ist sie in der Lage, an dieser Stelle anzudocken, zerstört sie die Tumorzelle. Das sollte man nutzen, meint Schreiber. Normalerweise ist dies eine Strategie des Körpers, die uns ein Leben lang selbstverständlich vor sonst verheerenden Virusinfektionen schützt. Doch bei der Entstehung eines Tumors versagt das Immunsystem ganz offensichtlich. Vielleicht saß das Foto nicht fest genug auf dem Personalausweis und die T-Zellen nahmen es daher nicht ernst. Vielleicht waren viel zu wenige spezialisierte T-Zellen in den Tumor eingewandert und wurden dort bald eingelullt. Statt anzugreifen, dümpeln sie funktionsunfähig vor sich hin. „Krebs hemmt das Immunsystem sehr“, sagt Matthias Leisegang. Der Wissenschaftler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) leitet seit 2014 das Berliner Labor von Hans Schreiber, das der Einstein Visiting Fellow an der Charité aufgebaut hat. Eingebunden sind sie in ein ganzes Forschungskonsortium am Berlin Institute of Health (BIH), das personalisierte T-Zell-Therapien in etwa zwei Jahren erstmals an einzelnen schwerkranken Krebspatienten erproben will. Schreiber und Leisegang erforschen die dafür nötigen Grundlagen. E NACHRICHTEN Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D. Tödliche Gefahr. Zwei Eierstockskrebszellen im Moment der Teilung unter dem Mikroskop. Wer ihren Plan hört, der ahnt, warum der Schritt in die Klinik erst jetzt denkbar ist. Wenn eine Patientin mit Eierstockkrebs an der Charité operiert wird, wollen sie möglichst viele Proben aus unterschiedlichen Regionen des Tumors haben und das Erbgut dieser Krebszellen komplett entschlüsseln. Die so entstehenden Datenberge müssen zwei bioinformatische Programme bewältigen: Eines sucht nach jenen Veränderungen im Erbgut, die zu einem manipulierten Foto im Personalausweis führen. Beim Eierstockkrebs sind das im Durchschnitt 42 Foto-Varianten, die ausschließlich Krebszellen auf ihrer Oberfläche präsentieren. Ein weiteres Programm analysiert, wie fest dieses Foto angeheftet ist und somit als Warnzeichen für T-Zellen gut erkennbar ist. Kommen diese Foto-Personalausweis-Kombinationen in möglichst vielen der Proben vor, sind sie vermutlich ein gutes Angriffsziel für die T-Zellen. Aus dem Tumor wollen die Forscher zusätzlich jene T-Zellen isolieren, die ohnehin dorthin eingewandert waren. Denn sie haben bereits die erkennungsdienstlichen Hilfsmittel (T-Zell-Rezeptoren), um die Merkmale der Krebszellen zu identifizieren. „Wir glauben, dass uns diese natürliche Selektion zu besonders effektiven T-Zell-Rezeptoren führt“, sagt Leisegang. Diese Werkzeuge werden dann ausgebaut, vermehrt und ihre Wirksamkeit in Experimenten überprüft. Kommt der Eierstockkrebs der Patientin nach etwa anderthalb Jahren zurück, soll die bestmögliche Waffe gegen ihren Tumor feststehen. Ärzte werden ihr dann Blut entnehmen und daraus frische, noch fitte T-Zellen isolieren. T-Zellen, die noch nicht durch die Täuschungsmanöver des Tumors in Mitleidenschaft gezo- F Forschungszentrum Matheon hat einen neuen Chef Zum 1. Juni hat Martin Skutella (TU Berlin) sein Amt als neuer Sprecher des Forschungszentrums Matheon angetreten. Sein Stellvertreter ist Christof Schütte vom Zuse-Institut Berlin. Das teilte das Forschungszentrum am Freitag mit. Seit seiner Gründung 2002 als DFG-Forschungszentrum hat das Matheon einen festen Platz in der anwendungsorientierten Mathematikforschung. Seit 2014 wird es im Rahmen des Einstein-Zentrums für Mathematik durch die Berliner Einstein-Stiftung gefördert. Tsp schwere Autoimmunreaktionen aus, weil nicht nur Strukturen auf den Tumorzellen, sondern auch auf normalen Gewebe erkannt und angegriffen wurden. Etwa in der Haut oder im Darm. Fehlgeleitete „Selbstheilungskräfte des Körpers“ können äußerst gefährlich sein. „Deshalb wollen wir Angriffsziele identifizieren, die nur der Tumor trägt“, sagt Leisegang. „Das ist wirklich wichtig.“ Ganz ohne Nebenwirkungen wird es trotzdem nicht gehen. Denn wenn die im Labor trainierte T-Zell-Armee erfolgreich ist und viele Eine ganze Krebszellen gleichArmee zeitig abtötet, muss der Körper mit dem trainierter entstehenden Abfall T-Zellen soll fertig werden. Das nennt sich Tuden Tumor mor-Lyse-Syndrom besiegen – eine Stoffwechselentgleisung. Außerdem regen die äußerst aktiven T-Zellen die Ausschüttung von Entzündungsstoffen (Zytokinen) an, es kann zu einem Zytokinsturm kommen. Beides sind für den Körper eine bedrohliche Situationen. „Man muss auf solche Komplikationen vorbereitet sein“, sagt Leisegang. „Aber sie sind beherrschbar. Für Patienten, die todkrank sind, ist das ein geringeres Übel.“ Das zeigt ebenfalls die Erfahrung mit den T-Zell-Therapien gegen verschiedene Formen von Blutkrebs, die aus den im Knochenmark gebildeten B-Zellen hervorgehen. Statt einem T-Zell-Rezeptor bekommen die Polizisten des Immunsystems für diese Therapieform ein anderes erkennungsdienstliches Werkzeug eingebaut: ein Antikörper-ähnliches Molekül, das ein Foto erkennt, das alle B-Zellen vorzeigen (CD19). Die so ausgerüsteten Immunzellen zerstören schließlich alle B-Zellen des Körpers, egal ob entartet oder nicht. Dabei kommt es oft zum Tumor-Lyse-Syndrom und zum Zytokinsturm. Trotzdem ist es ein großer Erfolg. „Die CAR-T-Zellen haben dem ganzen Forschungsfeld einen enormen Schub gegeben“, sagt Leisegang. „Sie zeigen, welche Kraft T-Zell-Therapien entfalten können.“ Die Nebenwirkungen sollten bei der Behandlung, wie sie Schreiber und er planen, geringer sein. Die Schwierigkeiten auf dem Weg dorthin sind größer. Denn bei soliden Tumoren gibt es selten so ein eindeutiges Angriffsziel wie CD19, es muss erst mühsam gefunden werden. Die Forscher vermuten außerdem, dass ein erkennungsdienstliches Werkzeug nicht ausreicht. Die Wucherungen sind so komplex, dass man ihnen wahrscheinlich nur mit einer Kombination aus T-Zellen mit jeweils verschiedenen Rezeptoren beikommen kann. Bei den Immuntherapien, die gerade auf den Markt kommen, verfallen die Pharmaunternehmen geradezu in einen Goldrausch. Bei einer individuellen T-Zell-Therapie wären die Verdienstmöglichkeiten deutlich geringer. Denn man kann sie nicht reihenweise vorproduzieren. Zusätzlich muss man derzeit noch für jeden Patienten einzeln die bürokratischen Hürden der Zulassung überwinden. „Eine Therapie, die zu 100 Prozent personalisiert ist, ist ein hoher Aufwand, aber auch eine große Chance“, sagt Leisegang. Hans Schreiber formuliert es etwas weniger vorsichtig: „Ich bin optimistisch, dass eine wirklich personalisierte Krebstherapie möglich ist.“ Quer ins Lehrerstudium Das Universum wächst schneller als erwartet Das Weltall dehnt sich etwas schneller aus als erwartet. Das schließen Astronomen aus Untersuchungen mit dem „Hubble“-Weltraumteleskop. Die kosmische Expansionsrate ist demnach etwa fünf bis neun Prozent höher als bislang berechnet. Die Forscher bestimmten die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums so genau wie nie zuvor. Die sogenannte Hubble-Konstante liegt im lokalen Kosmos demnach bei 73,2 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec. Ein Megaparsec sind 3,26 Millionen Lichtjahre. Zwei Punkte, die ein Megaparsec voneinander entfernt sind, streben also mit 73,2 Kilometern pro Sekunde weiter auseinander. Diesen Wert verglichen die Astronomen mit der Expansionsrate, die sich aus Messungen des Urknallechos mit den Satelliten „WMAP“ und „Planck“ ergeben. dpa gen wurden. Mithilfe gentechnischer Methoden verändern sie die Forscher so, dass die T-Zellen nicht mehr die eigenen erkennungsdienstlichen Werkzeuge auf ihrer Oberfläche tragen, sondern jene Rezeptoren, mit denen sie den Krebs finden und besiegen können. Die Patientin bekommt anschließend eine Infusion mit massenhaft neuen, im Labor trainierten T-Zellen. Eine ganze Armee statt einer Polizeistreife auf verlorenem Posten. Bei Mäusen hat das funktioniert. „Selbst große Tumoren sind quasi in sich zerfallen“, sagt Schreiber. „Theoretisch sollte das bei vielen verschiedenen soliden Krebsarten funktionieren“, sagt Leisegang. Die Wahl fiel nur deshalb auf Eierstockkrebs, weil er zunächst gut behandelbar, bei einem Rückfall aber fast immer tödlich ist. Das verschafft den Forschern eine Pause, in der sie die Komponenten dieser Therapie auswählen und herstellen können. Zumal nicht nur die technischen, sondern auch die bürokratischen Anforderungen der Zulassungsbehörden hoch sind. „Wir müssen erst Vertrauen schaffen, dass es funktionieren kann“, sagt Leisegang. „In dieser Phase befinden wir uns gerade.“ Die Euphorie um die Immuntherapien, deren Erfolge derzeit in Chicago bei der weltgrößten Krebskonferenz ASCO präsentiert werden, sieht er mit gemischten Gefühlen. „Das weckt bei Patienten enorme Erwartungen, die wir so noch gar nicht erfüllen können“, sagt Leisegang. Denn zum einen hat die T-Zell-Therapie bisher nur wenigen Krebskranken gewirkt. Damit im besten Fall am besten die Heilung steht oder zumindest eine beherrschbare chronische Krankheit, muss noch viel geforscht werden. Bisherige T-Zell-Therapien lösten mitunter Foto: Mauritius Neue Master-Studiengänge an FU und TU sollen Seiteneinsteiger auf das Referendariat vorbereiten Die Freie Universität will den akuten Lehrermangel mit einem weiteren Instrumentanpacken. Einneuer Modell-Masterstudiengang soll Quereinsteiger auf das Referendariat vorbereiten und für das Lehramt an Gymnasien oder der Integrierten Sekundarschule qualifizieren, nämlich in den Fächern Englisch, Französisch, Informatik, Italienisch, Mathematik, Physik, Spanisch sowie Deutsch und Geschichte. Zum Wintersemester sollen zunächst 30 Studienplätze vergeben werden. „Wegen der außerordentlichen Bedarfe wollen wir die Flexibilität steigern“, sagte FU-Präsident Peter-André Alt jetzt im Akademischen Senat (AS), der der Einrichtung des Studiengang zustimmte. Zur Zielgruppe des „Q-Masters“ gehören zwar auch Berufstätige, die ihren Studienabschluss (Magister, Diplom) schon vor vielen Jahren gemacht haben und umsatteln wollen (etwa Ingenieure). Doch wegen des komprimierten zweijährigen Studienprogramms dürfte sich der „Q-Master“ kaum nebenher studieren lassen. Darum zielt man vor allem auf Studierende, die ihren Bachelor ohne Lehramtsinhalte absolviert haben und für den aufbauenden Master nun aufs Lehramt umschwenken wollen, genauer, auf jene Studierenden, die im „Mono-Bachelor“ studiert haben, also ihr zweites wissenschaftliches Fach in nur geringem Um- Unterrichtet. Die pädagogische Qualität soll durch den Master besser werden. Foto: dpa fang belegt haben. Diese Absolventen des „Mono-Bachelors“ können im „Q-Master" fehlende fachwissenschaftliche Anteile sowie die im Bachelor versäumte Pädagogik und Didaktik nachholen – und so in den Schuldienst gelangen, mit ordentlicher pädagogischer Qualifikation und ohne länger als ihre Kommilitonen studiert zu haben. „Was fehlt, soll passgenau belegt werden können“, sagte Vizepräsident Klaus Hoffmann-Holland im AS. Da es bei den Umfängen gegenüber den regulären Lehramtsstudierenden leichte Abstriche gibt, kann der Studiengang nur als Modellversuch eingerichtet werden: „Die Quereinstiegs-Master sind kein Ersatz für die grundständige Ausbildung“, teilte Beate Stoffers, Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Jugend, auf Anfrage mit. „Unser Ziel ist es, neue Bewerbergruppen für ein Lehramt zu erschließen.“ Die FU legt den„Q-Master“im Rahmendes Bund-Länder-Programms „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“auf. Volkhard Nordmeier,Physik-Didaktiker, hob den Gewinn an pädagogischer Qualität durch den „Q-Master“ hervor. In vielen Bundesländern, auch in Berlin, würden Seiteneinsteiger direkt ins Referendariat eingefädelt, ohne pädagogische und didaktische Kenntnisse aus einem Studium. „Für Schüler ist das eine schwere Hypothek“, sagte dieErziehungswissenschaftlerin Felicitas Thiel. Warum dürfen aber Studierende, die einen „Kombi-Bachelor“ absolviert haben – also zwei wissenschaftliche Fächer studiert haben – , nicht ebenfalls in den „Q-Master“, um dort das Lehramtsstudium und fehlende fachwissenschaftliche Anteile nachzuholen?, wurde in der Debatte im AS mehrfach gefragt. Entscheiden die Kombi-Bachelor-Studierenden sich spät im Bachelor-Studium oder nach demAbschluss füreinen WechselinsLehramt, müssen sie zurück ins dritte oder fünfte Fachsemester, verlieren also Zeit, während die Mono-Bachelor fortan direkt in den „Q-Master“ wechseln dürfen. Doch die FU muss sich hier an die entsprechende Vorgabe der Kultusministerkonferenz halten. Danach muss das erste Fach im Wesentlichen in dem Umfang studiert werden, in dem es im Lehramtsstudium vorkommt, das zweite Fach soll anteilig vergleichbar sein. Wer den Kombi-Bachelor studiert, kommt aber nur auf 90 Leistungspunkte im Kernfach statt der geforderten 105 Leistungspunkte – der Mono-Bachelor kann gleich 150 Leistungspunkte im Kernfach mitbringen. Die TU will zum Wintersemester einen ähnlichen Master für Quereinsteiger anbieten, und zwar für das Lehramt inder beruflichen Bildung im Fach Elektrotechnik. „Das ist ein absolutes Mangelfach an Berufsschulen“, sagt Angela Ittel, TU-Vizepräsidentin für Lehrkräftebildung. Der Studiengang ist ebenfalls auf 30 Studienanfänger ausgelegt. Die Humboldt-Uni will zunächst den Modellversuch der FU verfolgen und dann überlegen, ob sie ein analoges Angebot auflegt, sagt HU-Vize Michael Kämper-van den Boogaart. Für das Grundschullehramt wird laut Senatsverwaltung noch an Konzepten gearbeitet. Die große Herausforderung sei hier, die drei Fächer im Grundschullehramt in einen Quereinstiegs-Master unterzubekommen. akü/tiw Die Hoffnung ruht auf den Ministerpräsidenten, dass sie die Fortsetzung der Exzellenzinitiative stoppen. Hamburg stört die „Dauer“. Dabei gibt es noch viel schwerwiegendere Mängel. Es sollen 385 Millionen Euro für zweimal sieben Jahre in 45 bis 50 Exzellenzcluster und gut 148 Millionen in acht bis elf dauerhaft geförderten Exzellenzuniversitäten vergeben werden. Bewerben für das letztere dürfen sich nur Universitäten, die zuvor mindestens zwei Cluster eingeworben haben. Statt die Exzellenzprämie von erbrachten Vorleistungen abhängig zu machen, wie die eigens zur Bewertung der bisherigen Initiative eingesetzte Imboden-Kommission vorgeschlagen hat, soll es beim Antragsverfahren bleiben. Auch wenn Forschungsleistungen der Vergangenheit berücksichtigt werden, besteht die begründete Befürchtung, dass die Zukunftspläne den Ausschlag geben. Das Festhalten an einem Antragsverfahren, wie es die Gemeinsame Wissenschafts-Konferenz vorschlägt, bedeutet, dass erneut die „zeitgeistschlüpfrigsten“ Bewerbungen gute Chancen haben. Ein Urteil über Exzellenz sollte nicht Vorstellungen honorieren, die für die Zukunft etwas versprechen, sondern eine Bewertung bereits erbrachter Leistungen sein. Das ist vor allem wegen der fallbeilartigen Wirkung bedeutsam, die ein solches Votum entfaltet. Da gehören die „Exzellenzuniversitäten“ zur „Spitze“, die anderen firmieren unter „ferner liefen“. Der Begriff erweckt den falschen Eindruck, die betreffende Universität sei als Ganze hervorragend. Dabei gibt die mehr oder weniger phantasievolle Abfassung des Zukunftskonzepts den Ausschlag. Was bei einer solchen Betrachtungsweise herauskommt, konnte man bei früheren Verfahren erleben. In der ersten Runde war Freiburg „exzellent“, Tübingen nicht; in der zweiten war es umgekehrt. Begründet wurde es mit der Qualität der Zukunftskonzepte. Diese mögen „exzellent“ sein; die Universität als Ganze ist es jedenfalls nicht wegen der Konzepte. Mindestens die Hälfte der Länder wird, wie bisher, nach dem vorgeschlagenen Verfahren, zur „exzellenzfreien“ Zone erklärt werden. Da hilft es auch nicht, wenn die Cluster sich anders verteilen und auch bisher weitgehend nicht erfolgreiche Universitäten zum Zuge kommen. Das Gütezeichen ist „Exzellenzuniversität“. Dieser Begriff ist mit den Zukunftskonzepten verbunden. Wenn jetzt nicht die Notbremse gezogen wird, kommt es zu einer Verfestigung des deutschen Universitätssystems auf einer mehr als brüchigen Basis. — Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: [email protected] Uni Hamburg distanziert sich von Senat Die Universität Hamburg stellt sich im Streit um die Exzellenzinitiative gegen den Senat der Hansestadt. Die „Irritationen“,die die Landesregierungmit ihrer Intervention gegen die Verwaltungsvereinbarung zur Exzellenzinitiative ausgelöst habe, nehme der Hochschulrat „mit großer Sorge“ zur Kenntnis, heißt es in einer Erklärung des Gremiums. Wie berichtet trägt Hamburg die Vereinbarung der Wissenschaftsminister über die Wettbewerbsbedingungen vom 22. April nicht mit. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) undWissenschaftssenatorinKatharina Fegebank (Grüne) wünschen sich bessere Chancen für die Hamburger Uni und andere, die es bislang noch nicht in den Kreis der „Eliteunis“ geschafft haben. Sie kritisieren, dass die zukünftigen acht bis elf Exzellenzuniversitäten kaum noch einenAbstieg befürchten müssten. Scholz könnte der Neuauflage des Wettbewerbs deshalb am 16. Juni bei der Ministerpräsidentenkonferenz seine Zustimmung versagen. Der Hochschulrat betont nun, die Uni habe die Senatsposition in keiner Weise „beeinflusst oder gar initiiert“. Der Hochschulrat seivielmehr von den Erfolgschancen der Uni überzeugt. Sie habe mit zwei Exzellenzclustern und drei Clusterkonzepten, „die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme an der nächsten Runde der Exzellenzinitiative“. -ry 22 TAGESTIPPS D DER TAGESSPIEGEL NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 KONZERT FOLK-POP Mozart anders hören Mozart arrangierte sein Bläseroktett KV 388 in ein Streichquintett um, Webern fertigte aus „Fünf Sätzen für Streichquartett“ eine neue Fassung für Streichorchester. Die Komponisten verwandeln das Erscheinungsbild ihrer Werke und hören sie anders. Was verändert sich für die Zuhörer, besonders wenn die Stücke Grundlage für tänzerische Interventionen werden? B FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG B b-ware!, Tel. 63 41 31 15: Bauernopfer: Spiel der Könige 11; Mustang 11; The Lady in the Van (OV) 11.15; Junges Licht (DFmenglU) 12.45; Ein Mann namens Ove 13; Mikro & Sprit 13, 16.15; Outside The Box (DFmenglU) 14.45; Birnenkuchen mit Lavendel 14.45; Der Schamane und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 15; 3D: The Jungle Book 16.30; Wild 17; Ein Hologramm für den König - A Hologram for the King (OmU) 18; A Bigger Splash 18.15; Whiskey Tango Foxtrot (OmU) 18.45; Nur Fliegen ist schöner 19.45; 3D: The First Avenger: Civil War 20.15; Sing Street 20.45; Der Nachtmahr (DFmenglU) 21.30; The Whispering Star - Hiso hiso boshi (OmU) 22.30; Mein Praktikum in Kanada 22.45; Desire Will Set You Free (OmU) 23; Babylon, Tel. 61 60 96 93: A Der Schamane und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 17; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 19.45, 22.20; B Remainder (OmU) 17; Money Monster (OmU) 19.15, 21.30; fsk, Tel. 614 24 64: f 1 Mein Praktikum in Kanada Guibord s'en va-t-en guerre (OmU) 18; JFBB - Jüdisches Filmfestival Berlin-Brandenburg: My beloved Uncles (OmenglU) / HaDiktator HaKatan - The little Diktator: Der kleine Diktator (OmenglU) 20.15; Heart of a Dog (OmU) 22.15; f 2 Zen for Nothing 18; Petting Zoo (OmU) 20; The Whispering Star Hiso hiso boshi (OmU) 22; Intimes, Tel. 29 77 76 40: La belle saison - Eine Sommerliebe 17.45; A Bigger Splash 20; Schrotten! 22.15; Moviemento, Tel. 692 47 85: M 1 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10.15; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 12.30, 15, 17.30, 20, 22.30; M 2 Ente gut! Mädchen allein zu Haus 14; Doktor Proktors Zeitbadewanne 16.15; Agnes 18.30, 20.45; Mr. Gaga (OmenglU) 23; M 3 Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft 13.30; Agnes 15.45; Mr. Gaga (OmU) 18; Sonita (OmU) 20.15; Der Nachtmahr 22.15; Regenbogen, Tel. 69 57 95 17: Der Schamane und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 20.30; Sputnik, Tel. 694 11 47: S 1 Ein Mann namens Ove 18; Ein Hologramm für den König 20; Remainder 21.45; S 2 Hope for All. Unsere Nahrung - Unsere Hoffnung 18; A Bigger Splash (OmU) 19.45; The Whispering Star - Hiso hiso boshi (OmU) 22; Kinobar im Sputnik Projekt A - Eine Reise zu anarchistischen Projekten in Europa (OmU) 21; Tilsiter, Tel. 426 81 29: T 1 Bach in Brazil 14; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 16; Ein Mann namens Ove - En man som heter Ove (OmU) 18; Der Schamane und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 20.15, 22.30; T 2 Mr. Gaga (OmU) 14.30; Urmila: Für die Freiheit - Urmila: My Memory is my Power (OmU) 16.30; Parchim International 18.30; The Event - Sobytie (OmU) 20.30, 22; UCI Friedrichshain, Tel. 42 20 42 20: K 1 3D: X-Men: Apocalypse 13.45, 16.30, 19.45; The First Avenger: Civil War 14; Angry Birds: Der Film 14, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 14, 17, 20; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 14.15; The Jungle Book 14.15; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15; Carol 15; The Nice Guys 17, 20; Money Monster 17.15, 20.15; 3D: Angry Birds: Der Film 17.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15, 20.15; Whiskey Tango Foxtrot 17.30, 20; Bad Neighbors II 17.30; Sneak Preview 20.30; Yorck, Tel. 78 91 32 40: Yorck Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30, 20, 22.20; New Yorck Money Monster 14.45, 19.30, 21.50; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 17; Zukunft, Tel. 01 76/57 86 10 79: Zukunft 3 Die Kommune - Kollektivet (OmU) 18; La belle saison - Eine Sommerliebe (OmU) 20.15; Wild 22.15; Zukunft 4 Die Prüfung 18.15; Desire Will Set You Free (OmU) 20; Wer hat Angst vor Sibylle Berg? 21.45; B LICHTENBERG CineMotion Hohenschönhausen, Tel. 471 13 70: C 1 3D: Warcraft: The Beginning 14.20, 17.10, 20; C 3 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.50, 17.30; The Nice Guys 20.10; C 6 Angry Birds: Der Film 14.40; The Nice Guys 17; Money Monster 19.45; C 7 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15; X-Men: Apocalypse 17.10; Whiskey Tango Foxtrot 20.15; C 8 The Jungle Book 14.30; Seitenwechsel 17, 19.30; C 9 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.40, 17.20, 20; MARZAHN-HELLERSDORF B CineStar Hellersdorf, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: Warcraft: The Beginning 16.30, 19.30; 3D: X-Men: Apocalypse 16.50, 19.50; Angry Birds: Der Film 16.50; The Nice Guys 17, 19.50; Money Monster 17.10, 20.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15, 20.10; 3D: Angry Birds: Der Film 17.25; 3D: The First Avenger: Civil War 19.20; Sneak Preview 20; Kiste, Tel. 998 74 81: Ein Mann namens Ove 14; Kung Fu Panda III 16.10; A Bigger Splash 18; The Lady in the Van 20.15; UCI Eastgate, Tel. 93 03 02 60: U 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15; 3D: Warcraft: The Beginning 17, 20; U 2 X-Men: Apocalypse 14.15; The Nice Guys 17, 20; U 3 Carol 15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30, 20.15; U 4 Angry Birds: Der Film 14.30; 3D: X-Men: Apocalypse 16.45, 20.15; U 5 3D: Warcraft: The Beginning 14; 3D: Angry Birds: Der Film 17; Seitenwechsel 20; U 6 Seitenwechsel 14.30, 17.15; Bad Neighbors II 20.15; U 7 Money Monster 14.30, 17.15, 20; U 8 Zoomania 14.30; The First Avenger: Civil War 17; Warcraft: The Beginning 20; B MITTE Acud, Tel. 44 35 94 98: A 1 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 17; Nur Fliegen ist schöner 19; Ein Mann namens Ove 21; A 2 Parchim International 18; Der Staat gegen Fritz Bauer 20; Tito on Ice 22; Arsenal, Tel. 26 95 51 00: A 1 Unknown Pleasure - American Independent Film Fest: Dia- Teil des Mittelmeers Pille Zimmer englischer Gasthof wegen, infolge von KINOPROGRAMM ries (1982) (OV); m. Einf. 19.30; A 2 DEFA-Stiftung: Als Unku Edes Freundin war 19; DEFA-Stiftung: Jan auf der Zille 21; Babylon, Tel. 242 59 69: B 1 Zen for Nothing (OmU) 18; Dirty Games (OmU) 18.15; Wild 20; Mr. Gaga (OmU) 20; Die Kommune - Kollektivet (OmU) 22; Schrotten! 22; Central, Tel. 28 59 99 73: C 1 Ente gut! Mädchen allein zu Haus 13; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 15, 17.30, 20; Green Room (OmU) 22.30; C 2 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10.30, 12.30, 14.30; Mr. Gaga (OmU) 16.45; Green Room (OmU) 19; Money Monster (OmU) 21.15; Der Nachtmahr (OmenglU) 23.30; CinemaxX Potsdamer Platz, Tel. 040/80 80 69 69: C 1-19 How to be Single 11, 17; Zoomania 13, 15.30, 18.20; Ein Hologramm für den König 13; Kung Fu Panda III 13.20, 15.40; The Jungle Book 13.25, 19; The Nice Guys 13.30, 16.30, 19.30, 23.15; The First Avenger: Civil War 13.30, 15.30; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 13.40, 16.45; Der Moment der Wahrheit 13.45, 16.45, 19.45; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.45, 16.30, 19.30, 22.30; 3D: Angry Birds: Der Film 13.45, 17.20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14, 16.50, 20, 23; 3D: Warcraft: The Beginning 14, 16.40, 19.45, 23; 3D: X-Men: Apocalypse 14, 17.20, 20.45, 23.15; 3D: The Jungle Book 14, 16.45; Money Monster 14.15, 17, 19.45, 22.30; Angry Birds: Der Film 14.15, 16.45; Bad Neighbors II 14.20, 16.40, 19.30, 22.30; Der Staat gegen Fritz Bauer 14.30; Sing Street 14.45; Ente gut! Mädchen allein zu Haus 16; Monsieur Chocolat 16; Everybody Wants Some!! 17.15, 20, 23; Seitenwechsel 18, 20.40; Wie Männer über Frauen reden 18; Aufzeichung aus dem National Theatre London: Coriolanus 19.30; Green Room 19.30, 22.30; 3D: The First Avenger: Civil War 19.30, 23; The Witch 19.45, 22.45; The Other Side of the Door 20, 23; Sneak Preview 20; Whiskey Tango Foxtrot 20.20; X-Men: Apocalypse 21, 22.30; Der Nachtmahr 22.30; Outside The Box 23.15; Hardcore 23.15; Cineplex Alhambra, Tel. 01 80/505 03 11: A 1-7 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 12; 3D: Angry Birds: Der Film 12, 14.25; The Jungle Book 12, 14.15; Angry Birds: Der Film 12.15, 14.15; Kung Fu Panda III 12.15, 14.30; Alvin und die Chipmunks IV: Road Chip 12.15; Zoomania 12.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14, 16.45, 19.30; 3D: Warcraft: The Beginning 14.15, 17, 19.30; X-Men: Apocalypse 14.40; The Nice Guys 16.45, 20; Seitenwechsel 16.45, 20.15; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.45; Whiskey Tango Foxtrot 17, 20; Money Monster 17.45; Sneak Preview 20; Sneak Preview (OV) 20.10; CineStar CUBIX, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Doktor Proktors Zeitbadewanne 11, 13.20; Angry Birds: Der Film 11, 14.45; 3D: The Jungle Book 11.10, 17; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 11.15, 16.50, 19.55, 23; The Nice Guys 11.30, 14.20, 17.15, 20.10, 23.10; 3D: Warcraft: The Beginning 11.30, 13.30, 16.30, 19.40, 22.55; 3D: Angry Birds: Der Film 12.15, 17.15; 3D: The First Avenger: Civil War 12.30, 19.30, 22.30; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 12.40; 3D: X-Men: Apocalypse 13.40, 16, 19.40, 22.45; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14; The Jungle Book 14.40; Mängelexemplar 15; Wie Männer über Frauen reden 15.45; Money Monster 17.25, 20.40; Seitenwechsel 17.40, 19.45; How to be Single 18; Sneak Preview 20; Green Room 20.20, 23.05; The Witch 23; The Other Side of the Door 23.15; Triple 9 23.15; CineStar Sony Center, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: Warcraft: The Beginning (OV) 13.30, 16.30, 19.45; The First Avenger: Civil War - Captain America: Civil War (OV) 13.30; Everybody Wants Some!! (OV) 13.45, 20.15; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 13.45; A Bigger Splash (OV) 13.45; Der Moment der Wahrheit - Truth (OV) 14, 20; Money Monster (OV) 14, 16.45, 19.30; Angry Birds: Der Film (OV) 14; 3D: X-Men: Apocalypse (OV) 16.30, 20.15; The Nice Guys (OV) 16.40, 19.40; 3D: The First Avenger: Civil War - Captain America: Civil War (OV) 16.40, 19.15; Ein Hologramm für den König - A Hologram for the King (OV) 16.50; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 17; 3D: The Jungle Book (OV) 17.15; Housefull III (HindimenglU) 19.30; Green Room (OV) 20.20; CineStar IMAX, Tel. 04 51/703 02 00: Zero Gravity: Mission in Space 11; 3D: Galapagos: Wunderland der Natur 12.20; 3D: Warcraft: The Beginning 13.30, 19.45; 3D: Warcraft: The Beginning (OV) 16.30; City Wedding, Tel. 01 77/270 19 76: Jüdisches Filmfestival: Hummus the Movie (OmU) 20; Filmrauschpalast, Tel. 394 43 44: Der Nachtmahr (OmenglU) 18; Remainder (OmU) 20; The Whispering Star Hiso hiso boshi (OmU) 22; Hackesche Höfe, Tel. 283 46 03: H 1 Rabbi Wolff (OmU) 15; Parchim International 18; Monsieur Chocolat (OmU) 20; Wild (DFmenglU) 22.30; H 2 Ein Hologramm für den König - A Hologram for the King (OmU) 15.15; Die Prüfung (DFmenglU) 17.30; The Nice Guys (OmU) 19.45, 22.15; H 3 Urmila: Für die Freiheit Urmila: My Memory is my Power (OmU) 15.15; Agnes (DFmenglU) 17.15, 19.30; Petting Zoo (OmU) 21.45; H 4 Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika (OmenglU) 15.15, 17.30, 19.45; Remainder (OmU) 22; H 5 Ein letzter Tango - Un tango mas (OmU) 16; Sonita (OmU) 18; Sing Street (OmU) 20, 22.15; B PANKOW Blauer Stern, Tel. 47 61 18 98: B 1-2 Doktor Proktors Zeitbadewanne 15.45; 3D: Angry Birds: Der Film 15.45; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 18, 20.15; Nur Fliegen ist schöner 18, 20.15; BrotfabrikKino, Tel. 471 40 01: Ixcanul - Träume am Fuße des Vulkans (OmU) 18; The Whispering Star - Hiso hiso boshi (OmU) 19.45; Desire Will Set You Free (OmU) 21.30; FT am Friedrichshain, Tel. 42 84 51 88: F 1 Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 15, 17.45, 20.30; Sneak Preview 23; F 2 Mikro & Sprit 14.45; Sing Street 16.40, 19; Sing Street (OmU) 21.15; F 3 Nur Fliegen ist schöner 14.20; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 14.45, 17.15, 19.45; F 4 Money Monster 17.15, Donnergeräusch babylonische Gottheit rheinisches Mittelgebirge Umlaut Gespenst Angelstock 19.30; Money Monster (OmU) 21.30; F 5 Outside The Box 14.30, 21.45; Monsieur Chocolat 16.30, 19; Kino in der Kulturbrauerei, Tel. 04 51/703 02 00: K 1-8 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 11.45; Doktor Proktors Zeitbadewanne 13.45; Mikro & Sprit 13.50; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OmU) 14.30, 22.45; Birnenkuchen mit Lavendel - Le gout des merveilles (OmU) 14.50; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst - Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 15; Die Poesie des Unendlichen - The Man Who Knew Infinity (OmU) 15.15; Der Staat gegen Fritz Bauer 16.15; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 16.15; Der Moment der Wahrheit - Truth (OmU) 17.10; The Nice Guys 17.15, 21.15; Sing Street 18; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 18.40; Agnes 18.45; Sneak Preview 20; Money Monster 20.30, 22.45; Everybody Wants Some!! 21.10; A Bigger Splash (OmU) 22.40; Mängelexemplar 22.45; Ein Hologramm für den König 22.45; Der Nachtmahr 22.50; Krokodil, Tel. 44 04 92 98: The Event - Sobytie (OmU) 18; Lenas Klasse - Klass Korrektsii (OmU) 19.15; Parchim International (OmU) 21; Lichtblick, Tel. 44 05 81 79: Sonita (OmU) 18.30; The Whispering Star (OmU) 20; Berlin - Filme der Stadt: Desire Will Set You Free (OmU) 22; Toni, Tel. 92 79 12 00: Toni Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.30, 17.45, 20; Tonino Angry Birds: Der Film 16; Nur Fliegen ist schöner 18, 20; UCI Colosseum, Tel. 44 01 92 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15; 3D: X-Men: Apocalypse 14.15, 17, 20.15, 22.40; Zoomania 14.15; 3D: Warcraft: The Beginning 14.30, 17.20, 20, 23; 3D: The First Avenger: Civil War 14.30, 20.15; Angry Birds: Der Film 14.45; Money Monster 15.10, 17.30, 20, 22.45; Wie Männer über Frauen reden 15.15; Bad Neighbors II 15.15, 17.30; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15.20, 17.40; The First Avenger: Civil War 16.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15, 20.10, 23; The Nice Guys 17.30, 20.15, 23; 3D: Angry Birds: Der Film 17.30; 3D: The Jungle Book 17.45, 20; Whiskey Tango Foxtrot 20, 22.45; Preview: The Nice Guys (OV) 20; Green Room 20.15, 23; The Witch 22.45; REINICKENDORF ein Umlaut starker Zweig Teil der Blumen V E N E D E I G Zugtier DEIKE-PRESS-1207-144 I S T E A R B B R G E R E R O B T R E D N E V A R D D R A H T L A O R O L L A R H M I G T N E THEATER SPANDAU D Bar jeder Vernunft, Wilmersdorf, Schaperstr. 24, 콯 883 15 82, Hollywood on Air: Verdacht, nach Francis Iles, Regie: Regine Ahrem, Hitchcock-Klassiker als Live-Hörspiel, 20 Uhr Berliner Ensemble, Mitte, Bertolt-BrechtPl. 1, 콯 284 08-155, Der Selbstmörder, von Nikolai Erdman, Regie: Jean Bellorini, 19.30 Uhr Victor oder Die Kinder an der Macht, von Roger Vitrac, Regie: Nicolas Charaux, Probebühne, 20 Uhr Berliner Kriminal Theater, Friedrichshain, Palisadenstr. 48, 콯 47 99 74 88, Erbarmen, von Jussi Adler Olsen, 20 Uhr BKA, Kreuzberg, Mehringdamm 34, 콯202 20 07, Teenagers in trouble (11-14 Jahre), Platypus Theater, 11 Uhr Deutsches Theater, Mitte, Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25, Ein Käfig ging einen Vogel suchen, von Franz Kafka, Regie: Andreas Kriegenburg, 19.30 Uhr, mit engl. ÜT B Hochschule für Musik Hanns Eisler - Neuer Marstall, Mitte, Schlosspl. 7, 콯203 09 21 01, Vortragsabend Kontrabassklassen Prof. Matthew McDonald, Janusz Widzyk, Galakutschen-Saal II, 19 Uhr Vortragsabend Hornklasse Prof. Marie-Luise Neunecker, Krönungskutschen-Saal, 19 Uhr Konzerthaus Berlin, Mitte, Gendarmenmarkt, 콯203 09 21 01, Musikforum Gendarmenmarkt: Studierende der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin; Thomas Reif, Tobias Feldmann (Violine), Michaela Spacková (Fagott), Kenji Miura, Thomas Hoppe, Jinson Kim (Klavier), Peter Fleckenstein (Marimba), Ni Fan (Vibraphon), Mozart: Sonate für Klavier und Violine A-Dur; Saint-Saëns: Sonate für Fagott und Klavier G-Dur op. 168; Chueca: „Les Paraguas“, eingerichtet für Marimba; Wahlund: „Hard-Boiled Capitalism and the Day Mr. Friedman Noticed Google is a Verb“ für Vibraphon; Liszt: „Après une lecture du Dante“ - Fantasia quasi Sonata aus „Années de pèlerinage, Deuxième anne: Italie“; Gershwin: Melodien aus „Porgy and Bess“, Kl. Saal, 20 Uhr TREPTOW-KÖPENICK B B Astra, Tel. 636 16 50: A 1-5 X-Men: Apocalypse 14; Angry Birds: Der Film 14; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15, 17.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15, 17.30, 20, 22.30; 3D: Warcraft: The Beginning 15, 17.30, 20, 22.30; 3D: Angry Birds: Der Film 16; 3D: X-Men: Apocalypse 17, 20, 22; The Nice Guys 18, 20.15, 22.30; Money Monster 20, 22.45; Casablanca, Tel. 677 57 52: Die Poesie des Unendlichen 16.15; Südafrika - Der Kinofilm 18.30; Die Kommune 20.30; CineStar Treptower Park, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.30; Seitenwechsel 17.25; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20; C 2 3D: Warcraft: The Beginning 14; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17; Money Monster 19.55; C 3 Zoomania 14.45; 3D: The Jungle Book 17.20; Whiskey Tango Foxtrot 20.05; C 4 3D: Angry Birds: Der Film 14.25, 17; 3D: The First Avenger: Civil War 19.20; C 5 Money Monster 13.45; 3D: Warcraft: The Beginning 16.15, 19.30; C 6 3D: X-Men: Apocalypse 13.50; The Nice Guys 17.10, 20.10; C 7 The Nice Guys 13.50; Angry Birds: Der Film 16.50; Seitenwechsel 20; C 8 Angry Birds: Der Film 14.25; Money Monster 17; 3D: X-Men: Apocalypse 19.35; C 9 The Jungle Book 14.05; 3D: X-Men: Apocalypse 16.35; Sneak Preview 20; Spreehöfe, Tel. 538 95 90: K 1 3D: Warcraft: The Beginning 14.45, 17.30, 20.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15, 17.30, 20.15; Angry Birds: Der Film 15.30; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15.30; Seitenwechsel 15.45, 20.30; The Nice Guys 17.45, 20.30; Nur Fliegen ist schöner 17.45; Money Monster 18; 3D: X-Men: Apocalypse 20; Union, Tel. 65 01 31 41: Ein Hologramm für den König 15; 3D: Angry Birds: Der Film 15.30; Money Monster 15.30, 18, 20.15; A Bigger Splash 17.15; Schrotten! 18; Nur Fliegen ist schöner 20; Hope for All. Unsere Nahrung - Unsere Hoffnung 20.30; FREILUFTKINOS B B-ware! Open Air FMP1, Tel. 63 41 31 15: Sicario (OmU) 21.30; Radio EINS-Freiluftkino FriedrichshainWild 21.30; Hasenheide, Tel. 283 46 03: Raum - Room (OmU) 21.45; Freiluftkino Insel im Cassiopeia, Tel. 35 12 24 49: Die Kommune 21.45; Freiluftkino KreuzbergEl clan - Verbrechen ist Familiensache (OmU) 21.30; Freiluftkino RehbergeSture Böcke 21.30; Open Air Kino Mitte, Tel. 28 59 99 73: Desire Will Set You Free (OmenglU) 21.45; Pompeji, Tel. 01 76/57 86 10 79: 4 Könige 21.45; B Autokino am BER, Tel. 01 78/333 31 50: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 22; Warcraft: The Beginning 22.15; ALA Falkensee, Tel. 033 22/279 88 77: Doktor Proktors Zeitbadewanne 15; Angry Birds: Der Film 17.30; Money Monster 20; Filmpalast Bernau, Tel. 033 38/70 54 54: FB 1-3 Warcraft: The Beginning 15; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.30; 3D: Angry Birds: Der Film 15.30; 3D: Warcraft: The Beginning 17.45, 20.30; Unsere Wildnis 18; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 18, 20.30; 3D: X-Men: Apocalypse 20.30; Filmpalast Oranienburg, Tel. 033 01/70 48 28: F 1 3D: Angry Birds: Der Film 15; X-Men: Apocalypse 17.15; The Nice Guys 20.15; F 2 3D: Warcraft: The Beginning 15, 17.30, 20; F 3 Angry Birds: Der Film 15.45; 3D: X-Men: Apocalypse 18; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20.45; F 4 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.45; Hail, Caesar! 20.15; Movieland Erkner, Tel. 033 62/36 68: M 1 Ein Hologramm für den König 14; Ein Mann namens Ove 14; X-Men: Apocalypse 17, 20; The Nice Guys 18, 20.30. Alle Angaben ohne Gewähr Ørlög & Friends (Gothic, PostPunk, EBM, Neofolk), 22 Uhr Kaffee Burger, Mitte, Torstr. 60, 콯28 04 64 95, The Old To The New (HipHop, Electronic Beats, Classic Party Tunes), 22 Uhr KitKatClub, Mitte, Köpenicker Str. 76, Electric Monday: Joal Alvim, Tizian Joel, Ricardo Rodriguez (Minimal, Deep House, Techno, Electro, Breakz), 23 Uhr Lauschangriff, Friedrichshain, Rigaer Str. 103, 콯 42 21 96 26, Fiyah Down Below: Upliftment Sound, White Lion & Rebel Yute u. a. (Roots Reggae, Conscious Dancehall, RubADub, Dub, Steppas), 21 Uhr Matrix, Friedrichshain, Warschauer Pl. 18, 콯29 36 99-90, Scandal!: MeO (House, HipHop, Electro, Top 40), 22 Uhr Monster Ronson’s Ichiban Karaoke, Friedrichshain, Warschauer Str. 34, 콯89 75 13 27, MultiSEXual BOXhopping with Shredder (Conquer all 10 Karaoke Boxes!), 22 Uhr Schokoladen Mitte, Ackerstr. 169-170, 콯282 65 27, PartyNight, 21 Uhr Tosca Giacomo Puccini 9., 15. Juni 2016 Musikalische Leitung: Stefano Ranzani Inszenierung: Boleslaw Barlog Mit Adrianne Pieczonka, Roberto Aronica, Ambrogio Maestri u. a. Karten und Infos: 030-343 84 343 www.deutscheoperberlin.de B Cinema Walther-Schreiber-Platz, Tel. 852 30 04: Birnenkuchen mit Lavendel 15.35; Der Moment der Wahrheit 17.50, 20.40; Cosima, Tel. 85 07 58 02: Ein letzter Tango 18; Ein Mann namens Ove 20.15; Urania, Tel. 218 90 91: Wer hat Angst vor Sibylle Berg? 16.30, 19; Xenon, Tel. 78 00 15 30: Mr. Gaga (OmU) 18; Holding the Man (OmU) 20.15; 19.30 Uhr, 16/9 Euro St. Elisabeth-Kirche Invalidenstr. 3, Mitte TERMINE B Adria, Tel. 01 80/505 07 11: Money Monster 15.15, 17.45, 20.15; Bali, Tel. 811 46 78: Beti und Amare - Beti and Amare (OmU) 20.30; Capitol, Tel. 831 64 17: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15.45, 20.30; Nur Fliegen ist schöner 18.10; Cineplex Titania, Tel. 01 80/505 05 20: T 1-7 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10, 12.15, 14.45; Zoomania 10, 12.10; 3D: Angry Birds: Der Film 10, 12; Angry Birds: Der Film 10, 12.10, 14.35, 17.15; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 10, 12.05, 14.50; 3D: The Jungle Book 10, 12.05; The Jungle Book 10, 12.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.10; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.10, 16.50, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 14.25, 17.20, 19.30, 22.30; 3D: X-Men: Apocalypse 14.25, 16.45, 19.50; Seitenwechsel 17.10, 19.50, 23; Sing Street 17.15, 19.50, 23; The Nice Guys 17.30, 20.15, 23; 3D: The First Avenger: Civil War 19.45; The First Avenger: Civil War 22.30; Sneak Preview (OV) 23; Sneak Preview 23; Thalia, Tel. 774 34 40: T 1 Warcraft: The Beginning 15.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.30, 18, 20.30; 3D: Angry Birds: Der Film 15.30; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15.30; Unsere Wildnis 18; The Nice Guys 18, 20.30; 3D: Warcraft: The Beginning 18, 20.30; X-Men: Apocalypse 20.30; TEMPELHOF-SCHÖNEBERG Foto: Kazuyuki Funaki 20 Uhr, 16/8 Euro Deutsche Oper/Tischlerei Richard-Wagner-Str./ Zillestr., Charlottenburg Cineplex, Tel. 01 80/505 02 11: K 1-5 Angry Birds: Der Film 10, 12.10, 14.20; 3D: Angry Birds: Der Film 10, 12.10, 17.25; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 10, 12.10; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 10, 12.35; The Jungle Book 10, 12.20; 3D: Warcraft: The Beginning 14.20, 16.45, 19.40; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.40; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.45, 17.15, 19.50; Zoomania 14.50; Money Monster 17.10; The Nice Guys 17.25, 20.15; Sneak Preview (OV) 20.15; Sneak Preview 20.15; Kulturhaus Spandau, Tel. 333 60 81: Birnenkuchen mit Lavendel 16.30; Nur Fliegen ist schöner 18.30; Parchim International 20.30; STEGLITZ-ZEHLENDORF AVANTGARDE Marginal Consort Das legendäre japanische Avantgarde-Improvisations-Kollektiv spielt sein erstes deutsches Konzert, wobei es seit der Gründung 1997 nur ein Konzert pro Jahr gibt. Ihre Klangsprache in der Tradition des Free Jazz und des japanischen Fluxus setzt auf starke poetische und szenische Komponenten. ANZEIGE CineStar Tegel, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: X-Men: Apocalypse 13.40, 16.55, 19.55; The Jungle Book 13.40; 3D: Angry Birds: Der Film 13.50; The Nice Guys 14, 17.05, 20.10; Money Monster 14.10, 17.15, 20.25; 3D: Warcraft: The Beginning 14.10, 16.25, 19.30; Bad Neighbors II 14.15; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.40; Angry Birds: Der Film 14.55, 16.45; 3D: The First Avenger: Civil War 16.15; Seitenwechsel 16.40, 19.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.25, 20.20; 3D: The Jungle Book 17.30; Green Room 19.45; Sneak Preview 20; The Other Side of the Door 20.10; UMLAND Rinderwahnsinn (Abk.) strikt anordnen B NEUKÖLLN Cineplex Neukölln Arcaden, Tel. 01 80/505 06 44: K 1-9 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14, 17.10, 20.10; 3D: Warcraft: The Beginning 14, 16.30, 19.30; Warcraft: The Beginning 14.10, 17.05, 20; 3D: X-Men: Apocalypse 14.10, 16.50; The First Avenger: Civil War 14.10; The Jungle Book 14.15; Zoomania 14.20; The Nice Guys 14.40, 17.25, 20; Angry Birds: Der Film 14.40, 17.10; Whiskey Tango Foxtrot 17, 19.50; Money Monster 17, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.25; Sneak Preview (OV) 20; Sneak Preview 20; Green Room 20.15; IL KINO, Tel. 81 89 88 99: Petting Zoo (OmU) 16; Die Kommune Kollektivet (OmU) 18; Mustang (OmenglU) 20; Wild (OV) 22; Neues Off, Tel. 62 70 95 50: A Bigger Splash (OmU) 17, 19.45, 22.30; Nomadenkino Klunkerkranich - Dachterasse, Tel. 26 94 89 45: Holy Motors (OmU) 21.15; Passage, Tel. 68 23 70 18: P 1 Sing Street (OmU) 15.30, 18, 20.30; P 2 Monsieur Chocolat 15.15, 17.50, 20.30; P 3 Outside The Box 17, 19; A Bigger Splash 21; P 4 Herbert 16.15; Mängelexemplar 18.30, 21; Rollberg, Tel. 62 70 46 45: R 1 Everybody Wants Some!! 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Riesenlaufvogel Kante, äußere Begrenzung 20 Uhr, 13 Euro Roter Salon Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte ©Bettina Stöß CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF Astor, Tel. 883 85 51: Money Monster 15.30, 17.45, 20.15; Bundesplatz, Tel. 85 40 60 85: Parchim International 16; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 18; Nur Fliegen ist schöner 20.30; Cinema Paris, Tel. 881 31 19: Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 15.30, 20.30; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 18.15; Delphi, Tel. 312 10 26: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15.30, 18, 20.30; Eva, Tel. 92 25 53 05: The Jungle Book 15.45; A Bigger Splash 18; Money Monster 20.30; Filmkunst 66, Tel. 882 17 53: F 1 Junges Licht 17.30; Der Moment der Wahrheit 20; F 2 Mikro & Sprit 17.45; Sing Street 20.15; Kant, Tel. 319 98 66: K 1 Money Monster 15.30, 18, 20.30; K 2 Mikro & Sprit 15.30; Everybody Wants Some!! 17.45, 20.15; K 3 Rabbi Wolff 14.30; Birnenkuchen mit Lavendel 16.30; La belle saison - Eine Sommerliebe 18.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 21; K 4 Outside The Box 15.40; Nur Fliegen ist schöner 17.40, 20; K 5 Monsieur Chocolat 14.45, 17.20, 20; Zoo Palast, Tel. 018 05/22 29 66: Z 1 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 19.45, 22.50; Z 2 3D: Warcraft: The Beginning 14.20; The Nice Guys 17.20, 20.10, 23; Z 3 Angry Birds: Der Film 14.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.45; 3D: X-Men: Apocalypse 19.30; The First Avenger: Civil War 22.50; Z 4 The Nice Guys 14.45; Warcraft: The Beginning 17.30, 23; Ein Hologramm für den König 20.30; Z 5 3D: X-Men: Apocalypse 14, 22.50; 3D: The Jungle Book 17.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20; Z A Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.10, 23; Wie Männer über Frauen reden 17.45; Der Moment der Wahrheit 20; Z B The First Avenger: Civil War 14.30; Der Moment der Wahrheit 17.45; Bad Neighbors II 20.40; The Nice Guys (OV) 23; Foto: Paul Busch Foto: Anja Conrad Susie Asado Josepha Conrad heftet sich auch gerne mal einen Seestern in die Haare, wenn sie sowieso über die Meere singt. Gaga? Egal! Den Klangstrand bilden sonnenhelle Ukulele und -Violinspitzen, die immer wieder auftauchen wie Insekten im Sommersand. Ihre Stimme ist klar, die Intonation geschult an Musik der Goldenen Zwanziger und die Rhythmik hat was von Tom Waits. S. E. Ajay Kumar Bramdeo und Ulrich Post; anschl. Konzert (Marema), 17.30 Uhr ALEX Offener Kanal Berlin, Wedding, Voltastr. 5, 콯 464 00 50, Montagskultur unterwegs: Alex-Live-Gespräch, Live-Sendung, Gespräch über das Berliner und Brandenburger Bühnen- und Konzertgeschehen, 20.15 Uhr Bundeszentrale für politische Bildung | Checkpoint Charlie, Mitte, Friedrichstr. 50, 콯 254 50 44 30, Checkpoint bpb - die Montagsgespräche: Auf Sand gebaut - eine Ressource verschwindet, Diskussion mit David Tudiwe, Prof. Dr. Niko Paech, Hermann Keßler, Mod.: Dunja Funke und Hellmuth Nordwig, 4. OG, 19 Uhr, Anm. erb. Clärchens Ballhaus, Mitte, Auguststr. 24, 콯282 92 95, Der Spiegel live im Spiegelsaal: Gespräch mit Sahra Wagenknecht, Mod.: René Pfister, Markus Feldenkirchen, 19 Uhr Fahimi, Kreuzberg, Skalitzer Str. 133, Buchperlen in den Programmen der Independent-Verlage, Podiumsdiskussion mit Joachim Unseld und Jörg Sundermeier, 19.30 Uhr Jugend Museum Schöneberg, Hauptstr. 40-42, 콯 9 02 77 61 63, Neue Einblicke in die Bezirksgeschichte Schönebergs: Leben zwischen Ruinen. Zeitzeugeninterviews über die Schöneberger Nachkriegszeit, Laura Throckmorton, 18 Uhr SO36, Kreuzberg, Oranienstr. 190, 콯61 40 13 06, Science Slam, Wissenschaftler präsentieren Forschung bühnenreif in 10 min., 19 Uhr Urania, Schöneberg, An der Urania 17, 콯218 90 91, Behandlungskonzepte ganzheitlicher Zahnmedizin, Christoph Arlom, 17.30 Uhr Der Skye Trail: Einmal quer über die Isle of Skye, Martin Müller, 19.30 Uhr Zentrum Moderner Orient, Nikolassee, Kirchweg 33, 콯 80 30 72 25, Urban Studies Seminar: Refugees in the City: Refugee Children in Istanbul after the Crimean and the Ottoman Russian Wars, Nazan Maksudyan, 17 Uhr FÜHRUNGEN Deutsches Theater Kammerspiele, Mitte, Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25, 100 Sekunden (wofür leben), Regie: Christopher Rüping, 19 Uhr Garn Theater, Kreuzberg, Katzbachstr. 19, 콯78 95 13 46, Der Großinquisitor, von F. Dostojewskij, Regie: Adolfo Assor, 20.30 Uhr Grips Hansaplatz, Tiergarten, Altonaer Str. 22, 콯 39 74 74 77, Kriegerin (ab 14 Jahre), von Tina Müller nach David Wendt, Regie: Robert Neumann, 11 Uhr Haus der Berliner Festspiele, Wilmersdorf, Schaperstr. 24, 콯 25 48 91 00, Theatertreffen der Jugend: Frankfurt Babel, von Martina Droste, Chris Weinheimer, Junges Schauspiel Frankfurt, Frankfurt am Main, 20 Uhr Maxim Gorki Theater, Mitte, Am Festungsgraben 2, 콯 20 22 11 15, The Situation, Regie: Yael Ronen, 19.30 Uhr Prime Time Theater, Wedding, Müllerstr. 163, 콯 49 90 79 58, Gutes Wedding, schlechtes Wedding, von Constanze Behrends, Sitcom - Folge 104: Alle allein zu Haus, 20.15 Uhr Schaubühne, Wilmersdorf, Kurfürstendamm 153, 콯 89 00 23, Die kleinen Füchse (The Little Foxes), von Lillian Hellman, Regie: Thomas Ostermeier, Saal B, 20 Uhr, mit engl. ÜT Schlosspark Theater, Steglitz, Schlossstr. 48, 콯 789 56 67-100, Einer flog über das Kuckucksnest, von Dale Wasserman nach Ken Kesey, Regie: Michael Bogdanov, 20 Uhr Theater Strahl Probebühne, Schöneberg, Kyffhäuserstr. 23, 콯 695 99 222, Krieg. Stell dir vor, er wäre hier (ab 13 Jahre), von Janne Teller, Regie: Anna Vera Kelle, 11 Uhr Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz, 콯240 65-777, Feuer, willst du mit mir gehen?, nach Carlos Saura, P 14, Regie: Tim Jakob, 3. Stock, 19 Uhr SHOW BKA, Kreuzberg, Mehringdamm 34, 콯202 20 07, Theatersport Berlin: Das Match, 20 Uhr Distel, Mitte, Friedrichstr. 101, 콯204 47 04, Wohin mit Mutti?, von Jens Neutag, Duo Onkel Fisch, 20 Uhr Kabarett Charly M., Friedrichshain, Karl-Marx-Allee 133, 콯 42 02 04 34, In der Nacht lacht der Mensch nicht gern alleine..., 20 Uhr Mehringhof-Theater, Kreuzberg, Gneisenaustr. 2a, 콯 691 50 99, QualityLand, Marc-Uwe Kling, 20 Uhr KLASSIK D D Deutsche Oper, Charlottenburg, Bismarckstr. 34-37, 콯 343 84 343, 6. Tischlereikonzert: Mozart anders hören: Bona nox - Musiker des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, Mozart: Streichquintett c-Moll, Bläserserenade c-Moll; Webern: Fünf Sätze für Streichquartett op. 5; mit Tanzprojekt „Tanz ist klasse!“, Ltg. Kathy Pope, Tischlerei, 20 Uhr D St. Elisabeth-Kirche, Mitte, Invalidenstr. 3, 콯44 04 36 44, Marginal Consort (Avantgarde-Improvisationskollektiv), 19.30 Uhr ROCK - POP - JAZZ D Akademie der Künste Hanseatenweg, Tiergarten, Hanseatenweg 10, 콯 200 57 20 00, 17. poesiefestival berlin: Durchdacht, roh und unmittelbar - Lyrik & Blues: Michael Fehr (Autor), Manuel Troller (Gitarrist, Komponist), Studiofoyer, 21 Uhr Arcanoa, Kreuzberg, Am Tempelhofer Berg 8, 콯691 25 64, Liedermacher-Session (open stage) + Poets, 21.30 Uhr A Trane, Charlottenburg, Bleibtreustr. 1, 콯313 25 50, Andreas Schmidt (p) & Friends, 21 Uhr Ballhaus Berlin, Mitte, Chausseestr. 102, 콯282 75 75, Come Monday: The Omniversal Earkestra, 20.30 Uhr b-flat, Mitte, Rosenthaler Str. 13, 콯283 31 23, Marcin Losik Trio (Piano Trio Jazz) Marcin Losik (p), Ksawery Wojcinski (b), Robert Rasz (dr), 21 Uhr Café Olé, Tempelhof, Viktoriastr. 10-18, 콯755 03 120, cool monday: Michael Gechter's Vocal-Jazz-Project (Jazz Session) (Musiker*innen willkommen), 21 Uhr Kantine am Berghain, Friedrichshain, Rüdersdorfer Str. 70, Ebbot Lundberg & The Indigo Children (SingerSongwriter, Pop), 20 Uhr Kühlspot Social Club, Heinersdorf, Lehderstr. 74-79, XOL & guest: Davide Piersanti (tb) (Improvisation), 21 Uhr Mercedes-Benz Arena, Friedrichshain, Mercedes Pl., 콯 20 60 70 88 99, Sounds Live Feels Live: 5 Seconds Of Summer (Punkrock & Pop), 19.30 Uhr Monarch, Kreuzberg, Skalitzer Str. 134, Garbanotas Bosistas, 20 Uhr Musik & Frieden, Kreuzberg, Falckensteinstr. 48, From Ashes to New, 20 Uhr Pissed Jeans (Noiserock), 20 Uhr Privatclub, Kreuzberg, Skalitzer Str. 85-86, 콯61 67 59 62, Georg Auf Lieder, 20 Uhr Rickenbacker's, Wilmersdorf, Bundesallee 194b, 콯 81 89 82 90, Monday Night Pro Jam Session mit Jürgen Bailey, 21 Uhr Schlot, Mitte, Invalidenstr. 117, 콯448 21 60, Monday, 8pm (Soul, Funk), 21.30 Uhr Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz, 콯240 65-777, Hören: Teho Teardo & Blixa Bargeld (vorher DJ Dictaphone im Parkettcafé), 20 Uhr Susie Asado / Martha Rose, Roter Salon, 20 Uhr PARTY D Alte Kantine, Prenzlauer Berg, Knaackstr. 97, 콯 44 31 50, Hungry Monday, 22 Uhr Crack Bellmer Bar, Friedrichshain, Revaler Str. 99, Montag auf Cräck: Gio Coso, Mapu Berlin (House, Tech), 20 Uhr Duncker, Prenzlauer Berg, Dunckerstr. 64, 콯445 95 09, Der MontagsDuncker: Soulcat Bar, Neukölln, Pannierstr. 53, VinylSounds (60s Shoobee Doobee), 19 Uhr Stereo 33, Friedrichshain, Krossener Str. 24, Spielwiese: Milton John, 21.30 Uhr D LITERATUR Akademie der Künste Hanseatenweg, Tiergarten, Hanseatenweg 10, 콯200 57 20 00, 17. poesiefestival berlin: VERSschmuggel: Hebräisch - Deutsch, Gilad Meiri, Nico Bleutge, Yael Globerman, Ron Winkler, Nurit Zarchi, Marion Poschmann u. a., Mod.: Aurélie Maurin, Kl. Parkett, 19 Uhr Bärentouren, 콯 46 06 37 88, Berlin zur Zeit der Romantik - Literaturführung, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt, Von E.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis Adalbert Chamisso, 18 Uhr, Anm. erf. Berlinische Galerie, Kreuzberg, Alte Jakobstr. 124-128, 콯 78 90 26 00, Kuratorenführung: „Heidi Specker - In Front Of. Fotografien 2005/2015“, Treff: Kasse, 14 Uhr Dorotheenstädtischer Friedhof, Mitte, Chausseestr. 126, Kapellenführung mit Präsentation der Lichtkunst von James Turell, 20.45 Uhr Meyers Stadtgänge, 콯 442 32 31, Hansaviertel. Grünes Traumwohnen - Berlins Weltdorf der Architekturmoderne im Diskurs, Treff: Grips-Theater, Hansaplatz (U9 Bhf. Hansaplatz, S-Bhf. Bellevue), 11 Uhr Sonderweg-Berlin Stadtführungen, 콯0152/340 40 649, Prenzlauer Berg Rund um den Kollwitzplatz, Treff: U-Bhf. Senefenderplatz (U2), Metzer Str., Eing. des LPG Biomarktes, 13, 16 Uhr, Anm. erf. KINDER Foto: Brad Fry NOISEROCK Pissed Jeans Name und Musik des furiosen Noiserock-Quintetts gleichermaßen erschüttern das ästhetische Empfinden eines jeden Indie-Hörers. 20 Uhr, 16 Euro Musik & Frieden Falckensteinstr. 48, Kreuzberg VORTRÄGE D Akademie der Künste Hanseatenweg, Tiergarten, Hanseatenweg 10, 콯 200 57 20 00, 17. poesiefestival berlin: Schreiben nach der Flucht - Worte im Handgepäck, Gespräch mit Rasha Abbas, Jalal al-Ahmadi, Ghayath Almadhoun, Raed Wahesh, in dt. und arab. Spr. mit Übers., Clubraum, 17 Uhr Alexanderplatz, Mitte, Kenako Afrika Festival: Africa First?! Afrikas Position in den neuen globalen Nachhaltigkeitszielen, Podiumsdiskussion mit I. E. Akua Sena Dansua, D Atze Musiktheater, Wedding, Luxemburger Str. 20, 콯 61 40 21 64, CheMagie-Show (ab 8 Jahre), Oliver Grammel, 9.30, 11 Uhr Jabahee (ab 5 Jahre), Adesa, Ghana, 10 Uhr Grips Klosterstraße, Mitte, Klosterstr. 68, 콯39 74 74 77, Schwamm drüber?! (8-12 Jahre), Regie: Ellen Uhrhan, 18 Uhr, Premiere Schwartzsche Villa, Steglitz, Grunewaldstr. 55, 콯 440 80 29, Die Liebe zu den drei Orangen (ab 4 Jahre), frei nach Carlo Gozzi, Sylvia Barth, 10.30 Uhr Theater an der Parkaue, Lichtenberg, Parkaue 29, 콯 55 77 52 52, Von einem, der auszog, Krach zu machen (5-10 Jahre), Regie: Caroline Erdmann, Johannes Hendrik Langer, Bühne 3, 11 Uhr KUNST Literaturhaus Berlin, Charlottenburg, Fasanenstr. 23, 콯88 72 86-0, Wortservierungen: Anleitung für eine Revolution, von Nadja Tolokonnikowa (Pussy Riot), Richard Burger, 21 Uhr Schwartzsche Villa, Steglitz, Grunewaldstr. 55, 콯 854 44 44, Autorenforum, Lesen - Zuhören - Diskutieren. Vorlesen unveröffentlichter Texte, Kl. Salon, 20 Uhr taz-café, Kreuzberg, Rudi-Dutschke-Str. 23, Tatort Kongo - Prozess in Deutschland, Dominic Johnson, Simone Schlindwein, Bianca Schmolze, Buchvorstellung und Gespräch mit Cornelia Wilß, 19 Uhr D D Atelier Café Fotoethik, Tiergarten, Gotzkowskystr. 15, 콯 0176/64 26 14 38, Today I Love You, Wim Daems, Fotografie, 10-18 Uhr Bauhaus-Archiv - Museum für Gestaltung, Tiergarten, Klingelhöferstr. 14, 콯25 40 02-0, Die Sammlung Bauhaus, Originale der Klassischen Moderne, 10-17 Uhr Brücke-Museum, Dahlem, Bussardsteig 9, 콯831 20 29, Karl Schmidt-Rottluff. Bild und Selbstbild, Malerei, Grafik, Aquarelle u. a.; mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Max Pechstein u. a., 11-17 Uhr daadgalerie, Mitte, Zimmerstr. 90/91, 콯261 36 40, air, rain, pain, wind, sweat, tears, fear, yeast, heat, pleasure, salt, dust, dreams, odors, noises, humidity, Edith Dekyndt, 11-18 Uhr Galerie Neurotitan, Mitte, Rosenthaler Str. 39, 콯 30 87 25 73, If You Were In My Shoes - If I Were In Your Shoes, Tigrowna, Uta Kathleen Kalthoff, Eva Ammermann u. a., Installationen, Illustrationen, Druckgrafik u. a., 12-20 Uhr KW Institute for Contemporary Art, Mitte, Auguststr. 69, 콯 24 34 59-0, 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst: The Present in Drag, 11-19 Uhr Martin-Gropius-Bau, Kreuzberg, Niederkirchnerstr. 7, 콯 25 48 60, Die Maya - Sprache der Schönheit, 10-19 Uhr MEDIEN MONTAG, 6. JUNI 2016 / NR. 22 779 Angstsucher DER TAGESSPIEGEL Glück aus Glas Gleich zwei neue US-Serien: Warum die Lust an der Horror-Comic-Adaption so ungebrochen ist MEDIA Lab Julia Koschitz und Jürgen Vogel in einem kinoreifen Bankenthriller Von Nikolaus von Festenberg „The Walking Dead“, „Fear the Walking Dead“, wer glaubte, der US-amerikanische Autor Robert Kirkman würde sich nach dem weltweiten Erfolg seiner Zombie-Serien entspannt zurücklehnen, hat sich geirrt. Und wer meinte, nach dem Genuss dieser Untoten-Serien gegen Verstörung und Grusel jeglicher Art gefeit zu sein, hat „Outcast“ noch nicht gesehen, jene Serie, die in Deutschland am Montag bei Sky/Fox startet. Im Mittelpunkt steht Kyle Barnes (Patrick Fugit), der seit seiner Kindheit von dämonischer Besessenheit geplagt wird. Um endlich ein normales Leben führen zu können, soll Reverend Anderson (Phi- Wer bin ich? Die Fox-Serie „Outcast“ mit Patrick Fugit ist via Sky zu sehen. Foto: obs lip Glenister) ihm dabei helfen, den Grund für sein Schicksal herauszufinden. Allerdings hat der Prediger, der sich als Soldat gegen das Böse in Gottes heiligem Krieg sieht, mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Das Ganze erinnert subtilerweise mehr an „Rosemaries Baby“ und „Hannibal“ als an „Walking Dead“, auch wenn es „Outcast“ an Schock-Effekten nicht mangeln lässt. Alleine schon mit der ersten Szene macht es diese Serie ihren Zuschauern nicht leicht. Die meisten, die die Marke Kirkman kennen, werden aber definitiv dranbleiben. Wer ist dieser Robert Kirkman, der mit seinen Comics, seinen Serien-Adaptionen à la „Outcast“, einen Zeitgeist zu treffen scheint, der sich mit einer erweiterten Lust am Eskapismus fassen lässt, was nicht nur Comic-Nerds oder Freunde des ARD D ZDF Trashs in seinen Bann zieht? Robert Kirkman wurde am 30. November 1978 in Richmond, Kentucky, USA, geboren. Seit Kindertagen verschlang Kirkman alles, was er an Comics in die Finger bekam. Er beschloss, Comic-Autor zu werden, gründete einen Comic-Verlag und brachte dort seine selbst geschriebene Serie „Battle Pope“ mit 13 Teilen heraus. „Ich lese, seit ich 13 bin, Comics und liebe alle Marvel-Helden, also Spiderman, die Fantastischen Vier und so weiter. Aber ,The Walking Dead‘ ist meine eigene Erfindung, ich erzähle meine eigene Geschichte. Das übertrifft alles.“ Auf Basis seiner Comic-Reihen wurden Serien erschaffen, die nicht nur Genrefans sondern auch das Massenpublikum fanden. Dass ein Autor mit seinen Zombies eine so breite Masse an Zuschauern – auch im Free TV bei RTL 2 – erreichen konnte, war nicht zu erwarten. Untote hin, Besessene her, es muss im Subtext etwas mit menschlichen Grundfragen wie Freundschaft, Loyalität oder der Wertigkeit von Moralvorstellungen angesichts der haltlosen Apokalypse zu tun haben. Serien wie „The Walking Dead“, „Fear the Walking Dead“, auch „Outcast“ legen den Blick darauf, wie sich die Menschen verändern, wenn ihnen ihr gewohntes Leben weggenommen wird und sie um Dinge, die sie für selbstverständlich hielten, kämpfen müssen. Moderne heißt, immer Neues zu tun, aktiv zu sein, alle Möglichkeiten zu ergreifen, die es gibt. Nur wie, wenn Wissenschaft, Politik und Technik undurchsichtiger werden, fast nicht mehr zu überblicken sind. Bei „The Walking Dead“ gibt es wenig Möglichkeiten. Bei übersichtlichem Figurenensemble. Da heißt es nur noch: überleben. Und beim Rezipienten dieser Medienangebote: zugespitzte Kompensation, weil es um alles oder nichts geht. Da wird die Angst sogar gesucht. Auch Amazon Prime Video – wo seit April auch „Fear the Walking Dead“ läuft, begleitet von einer massiven Werbekampagne – ist auf den Geschmack gekommen und hat am Freitag eine zehnteilige Horror-Drama-Serie gestartet, die von einem gleichnamigen Comic adaptiert ist: „Preacher“. Sie dreht sich, „Outcast“ nicht unähnlich, um den texanischen Prediger Jesse Custer (Dominic Cooper), der von einem mysteriösen Wesen besessen ist. So viel Übersinnliches war selten im Fernsehen. Markus Ehrenberg D RTL Durch Glas fließt das Licht, durch Glas können die Augen blicken. Durch Glas dringt die Welt herein, der Baustoff vermittelt den Anschein von Freiheit und Offenheit. Dem Film „Vertraue mir“ aber gelingt es, dem Kultmaterial der Moderne eine völlig neue Bedeutung zu geben. Glas wird im Film zum Symbol der Unfreiheit, zu einem tückischen Material, das Menschen in durchsichtige Verließe sperrt und sie so auf elegante Weise der Kontrolle aussetzt. Da sitzen sie dann, die Sklaven des Geldes und der Karriere. Sie telefonieren oder hämmern auf Laptop-Tastaturen. Alle können zusehen. „Vertraue mir“ findet ironische Bilder für den Geist der Unterwerfung. Die Story von der ehrgeizigen Investmentbankerin Elena (Julia Koschitz), dem frisch entlassenen EDV-Chef und Ex-Lover (Jürgen Vogel), von Vertrauen und dessen Entzug durch den Chef (August Zirner) ist nicht zufällig in dem gezeigten Glaskasten gelandet. Hier hat ein Filmteam nicht bloß einer Story einen szenischen Rahmen gegeben. Hier mischen die Bilder mit, hier spricht, was sonst stumm bleibt: In Regisseurin Franziska Meletzkys Film sind es die Kamera (The Chau Ngo), das Licht (Helmut Prein), das Szenenbild (Wolfgang Baark), der Schnitt (Jürgen Winkelblech) und die Musik (Wolfram de Marco). Alle diese Gewerke bilden ein eigenes Orchester für sich und werden nicht von den Schauspielern beiseitegedrückt. Das Selbstbewusstsein der Menschen hinter der Kamera macht es den Darstellern leicht. Sie kommen sogleich in den Rollen an, müssen sich keine Räume erspielen. Wenn die Heldin Elena, der Liebling der Chefetage, am Beginn und am Schluss im Off mit dem Satz zu hören ist: „Mir hat mal jemand gesagt, Menschen, denen du dein Vertrauen schenkst, drückst du ein Schwert in die Hand, mit dem sie dich verteidigen oder vernichten können. Heute weiß ich: Vertrauen ist die stillste Art von Mut“, dann haben Bild, Architektur und Musik klargemacht, dass Vertrauen in diesem Glaskasten keine Heimat hat. Vertrauen wäre der Ausgang aus dem Bürogefängnis in eine andere Welt, den die notorisch misstrauische Elena nur schwer finden kann. Diese Frau hat sich der kommerziellen Kälte ergeben, Liebe und Leidenschaft in Ehrgeiz und kalku- D 5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau9.05 RoteRosen9.55Sturmder Liebe 10.44 Tagesschau 10.45 Gefragt - Gejagt. Gäste: Maren Kroymann, Arne Friedrich, Gregor Meyle, Minh-Khai Phan-Thi 11.35 Giraffe, Erdmännchen & Co. 12.00 Tagesschau 12.15 ARD-Buffet13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Panda, Gorilla & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Wer weiß denn sowas? Gäste: Marika Kilius, Hans-JürgenBäumler18.50Großstadtrevier 19.45 Wissen vor acht - Zukunft 19.50 Wetter vor acht 19.52 EM-Fieber.NeuesvonderdeutschenNationalmannschaft 19.55 Börse vor acht 5.30 Morgenmagazin 9.00 heute Xpress 9.05 Volle Kanne - Service täglich 10.30 Die Rosenheim-Cops. Jagd auf Watzmann 11.15 SOKO Wismar. Krieg der Sterne 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 Mittagsmagazin 14.00 heute - in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 heute Xpress 15.05 Bares für Rares. Die Trödel-Show mit Horst Lichter 16.00 heute - in Europa 16.10 SOKO Wien. Heartbreaker 17.00 heute 17.10 hallo deutschland 17.45 Leute heute. Magazin. Zu Besuch bei Patricia Riekel: Der Neustart der Journalistin / Kronprinzessin Mary im Manöver: Nationalfeiertag der Dänen. Mit Karen Webb 18.05 SOKO 5113 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 WISO 6.00 Guten Morgen Deutschland. Magazin. Info-Magazin. Mit Jennifer Knäble, Bernd Fuchs 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily-Soap 9.00 Unter uns. Soap 9.30 Betrugsfälle. Doku-Soap 10.00 Die Trovatos - Detektive decken auf. Doku-Soap 12.00 Punkt 12. Moderation: Katja Burkard 14.00 Der Blaulicht-Report. Aufregende Geschichten aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten 16.00 Verdachtsfälle. DokuSoap 17.00 Betrugsfälle. Doku-Soap 17.30 Unter uns. Soap 18.00 Explosiv - Das Magazin 18.30 Exclusiv - Das Star-Magazin. Mit Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was zählt. Daily-Soap 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily-Soap 20.00 Tagesschau 20.15 Vorsicht, Verbraucherfalle! Früchtetee ohne Früchte, Vanilleeis ohne Vanille - in vielen Lebensmitteln sorgen Aromastoffe für den Geschmack. 21.00 Hart aber fair Die Methode Trump - erobern Krawallmacher und Populisten die Macht? Gäste: Norbert Röttgen (CDU), Serdar Somuncu, Ingo Zamperoni, Dirk Schümer, Roger Köppel 22.15 Tagesthemen 22.45 Die Story im Ersten Albtraum Brexit - Verlassen die Briten die EU? 23.30 Schatten des Krieges Das vergessene Verbrechen 0.15 Nachtmagazin 0.35 Tatort Wir - Ihr - Sie. Krimi-Reihe, D 2016. Mit Meret Becker, Mark Waschke, Valerie Koch 2.08 Tagesschau 2.10 Hart aber fair 20.15 Vertraue mir Psychothriller, D 2015 Mit Julia Koschitz, Jürgen Vogel, August Zirner Regie: Franziska Meletzky 21.45 Heute-Journal 22.15 Switch - Ein mörderischer Tausch Actionfilm, F 2011 Mit Karine Vanasse, Eric Cantona, Mehdi Nebbou 23.55 heute+ 0.10 Davon willst Du nichts wissen Psychothriller, D 2011. Mit Andreas Lust, Sophie von Kessel, Alina Levshin Regie: Tim Trachte 1.40 ZDF-History Die Frauen der Diktatoren 2.25 SOKO 5113 3.10 WISO Reisemängel - So bekommen Sie Ihr Geld zurück 3.55 Gemeinschaft war gestern: Europa ohne Zukunft 4.25 SOKO Wien 20.15 Wer wird Millionär? Prominentenspecial Kandidaten: Stefan Kretzschmar (Handball-Ikone), Eckart von Hirschhausen (Arzt, medizinische Entertainer), Ralf Schmitz (Comedian), Laura Wontorra (Fernsehmoderatorin), Jörg Wontorra (Fernsehmoderator) 23.25 Extra - Das RTL Magazin Mit Birgit Schrowange 0.00 Nachtjournal 0.30 10 vor 11 Meine Gefühle, diese Wanderer nachts - Soap&Skin (Anja Plaschg) liest Briefe von Ingeborg Bachmann und Paul Celan 0.55 CSI: Den Tätern auf der Spur Blutrausch / Ein kleiner Mord. Fauler Zauber. Krimi-Serie 3.30 Nachtjournal 3.55 Explosiv - Das Magazin 4.25 Verdachtsfälle Doku-Soap RBB NDR ARTE D D D 12.10 Verrückt nach Meer. Sagenhaftes Senegal 13.00 Aktuell 13.05 Schloss Einstein 13.30 Mord mit Aussicht. Moorleiche 14.15 Planet Wissen 15.15 mareTV. Cornwall _ vom Golfstrom verwöhnt 16.00 rbb UM4 17.00 Aktuell 17.05 Panda, Gorilla & Co. 17.55 Sandmännchen 18.00 rbb UM6 - Das Ländermagazin 18.27 wetter 18.30 zibb 19.30 Abendschau 11.30VomHarzzurNordsee-DieRückkehr der Lachse 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Einfach genial 13.30 Eisenbahn-Romantik 14.00 aktuell 14.15 Bilderbuch Deutschland 15.00 aktuell 15.15 Wanderlust 16.00 aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10 Seehund, Puma & Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 Die Nordreportage 18.45 DAS! 19.30 Ländermagazine 12.35 360˚ 13.20 Journal 13.40 Out of Rosenheim. Komödie, D/USA 1987. Mit Marianne Sägebrecht 15.25 Reise durch Amerika 15.50 Wie das Land, so der Mensch 16.20 Naturparadiese in Lateinamerika 17.05 X:enius 17.30 Die besondere Wissenschaft vom Urin 18.25 Kanadas Nationalparks 19.10 Journal 19.30 Australiens schönste Küstenstraße 20.00 Tagesschau 20.15 Tatort Der Frauenflüsterer. Krimi-Reihe, D 2005 Mit Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter 21.45 Aktuell 22.15 Ungelogen - Die ganze Wahrheit über die Lüge 22.45 Polizeiruf 110 Das vergessene Labor. Krimi-Reihe, DDR 1984 Mit Peter Borgelt 0.00 Hauptstadtrevier Der Vormund. Krimi-Serie 0.45 Täter - Opfer - Polizei Der rbb Kriminalreport 1.10 Abendschau 1.40 Brandenburg aktuell 2.10 zibb zuhause in berlin & brandenburg 20.00 Tagesschau 20.15 Markt Aktuelles Magazin für Wirtschaft und Verbraucher 21.00 Dr. Wimmer: Wissen ist die beste Medizin Der Naturmittel-Check. Mit Dr. Johannes Wimmer 21.45 aktuell 22.00 45 Min Polizei unter Druck 22.45 Kulturjournal 23.15 Ein Augenblick Liebe Romanze, F 2014 Mit Sophie Marceau, François Cluzet, Lisa Azuelos Regie: Lisa Azuelos 0.30 Anne Will Guter Nachbar, schlechter Nachbar - Wie rassistisch ist Deutschland? 1.30 Markt 2.15 Nordbilder 20.15 Die neun Pforten Mysterythriller, F/E/USA 1999. Mit Johnny Depp, Frank Langella, Lena Olin Regie: Roman Polanski 22.25 Ekel Psychothriller, GB 1965 Mit Catherine Deneuve, Ian Hendry, John Fraser Regie: Roman Polanski 0.05 Mehr als nur eine Momentaufnahme Fotografien von Denise Bellon 0.50 Signora Emilia und die Strümpfe in China 1.40 Die Suche nach Jeanne Die Nationalheldin Jeanne d’Arc. Dokumentarfilm, F 2010 3.05 Metropolis 3 SAT D 9.05 Kulturzeit extra 9.45 nano spezial 10.15 Riverboat 12.30 sonntags 13.00 ZIB 13.15 Zwischen Last und Liebe. Die neuen Großeltern 14.05 unterwegs 14.50 Krakau, da will ich hin! 15.20 Kolumbien - von Medellin bis nach Bogota 15.30 Zu Gast in ... 16.15 London - 5 Tage in einer der großartigsten Städte der Welt 17.00 Britanniens sonniger Süden 17.45 ZDF-History 18.30 nano 19.00 heute 19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Frankreich - Wild und schön. Dokumentarfilm, F 2011 21.45 Mein Périgord 22.00 ZIB 2 22.25 Alphabet. Dokumentarfilm, A 2013 0.15 Nur eine falsche Bewegung. Wenn ein Unfall das ganze Leben verändert 0.45 10vor10 1.10 Willkommen Österreich Ö Der Ex-Lover hilft. Elena (Julia Koschitz) und Marc (Jürgen Vogel) erhoffen sich durch Foto: ZDF nächtliches Spionieren in der Bank Einblicke in Ahrends’ Daten. lierte Chefverehrung verwandelt. Die Stallhaltung im Glaskäfig des Geldes beginnt die schöne Elena zu deformieren. Sie tritt nach unten, wenn ein Untergebener etwas versiebt, ihr Misstrauen bringt sie zielsicher auf die Spur einer Riesenschiebung, die die Existenz des Instituts und ihre eigene gefährdet. Die ehrgeizige Jägerin will, was sie sonst immer tut: ihren Boss informieren. Der lässt sie nicht an sich herankommen. Für die mit Gunst von ganz oben Verwöhnte verdunkelt Wie Bonnie und Clyde dringen beide in die Chefetage ein sich die Gnadensonne. Elena holt sich Hilfe. Ihr Ex-Lover Marc ist als IT-Profi gerade erst gefeuert worden. Er kennt sich mit den Computergeheimnissen der Bank aus. Die dauermisstrauische Bankerin hat eine heikle Situation zu regeln. Sie ließ Lover Marc aus Karrieregründen sitzen. Der Mann hat das nicht vergessen, aber auch nicht die Zuneigung von damals. Wie Bonnie und Clyde dringen Marc und Elena in die Chefetage ein und decken nicht nur den faulen Kreditskandal D N24 Stündlich Nachrichten 12.45 Börse am Mittag. Stündlich Nachrichten 14.05 Top Gear USA 15.20 N24 Cassini. Unter Druck: Brückenabriss und Vollsperrung auf der A3 / Ein Metzgermeister aus Mindelheim stellt seine Kreation einer fettfreien Wurst vor 16.05 Alltag im All - Leben auf der ISS 17.05 Stephen Hawking - Urknall oder Schöpfung 18.15 Börse am Abend 18.25 N24 Cassini. Nobelfastfood: Currywurst und Hummer - Dekadente Kombination oder kulinarisches Abenteuer? 19.10 Welt der Wunder 20.05 Die Cargoflieger - Piloten, Technik und Termine 21.05 Boeing 747 - Die Jumbo-Revolution 23.05 Mayday 23.55 Air Warriors 0.50 Der Tiger Kampfhubschrauber im Einsatz auf, sondern finden ein geheimes Konto des Oberchefs. Die illegalen Gelder lenkt der findige Marc auf Elenas Schweizer Konto um. Es würde für ein schönes Leben zu zweit reichen. Aber auch zu Liebe und zum Mut, mit dem Schwert geschenkten Vertrauens den anderen nicht zu erschlagen? Letztlich eine müßige Frage: Geld regiert die Welt nicht allein, das Schicksal tut es auch. Viel überzeugender als im Dreiteiler „Blochin“ schafft es Vogel, seinem Auftritt eine tragische Note zu verleihen. Man sieht in diesem Kammerspiel keinen Dauergehetzten, sondern einen um innere Reife Ringenden, der ahnt, dass er im Leben jenseits des Glaskastens nicht mehr ankommen wird. Die gegenseitige Zuneigung der Geldsklaven reicht nur zu einem schüchternen Vielleicht. Elena steht in der letzten Einstellung am Ufer des Zürichsees. Reich, aber auch untröstlich. Wird noch einmal jemand kommen, dem sie das Schwert des Vertrauens übergeben könnte? Sie weiß jetzt, wie leicht Glück und Glas brechen können. Der eigenständige Bilderreigen mit Seeblick als Finale und die Story treffen zusammen. Kein Glas mehr, nirgends. „Vertraue mir“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15 PHOENIX D 7.30 Die Nordsee von oben. Dokumentarfilm, D 2013 9.00 Vor Ort 9.10 Bon(n)jour 9.30 Anne Will 10.35 Augstein und Blome 10.45 Thema 12.00 Vor Ort 12.45 Thema 13.15 Vor Ort 14.45 Thema 16.00 Deutschland, Deine Pizza 16.45 Iglo, Frosta & Co. Wie gut ist Tiefkühlkost? Der große Test mit Nelson Müller 17.30 Vor Ort 18.00 Wie soll ich das bezahlen? 18.30 Die Nordsee von oben. Dokumentarfilm 20.00 Tagesschau 20.15 Königliche Dynastien. Die Osmanen / Die Wittelsbacher 21.45 heute journal 22.15 Unter den Linden. Das bedingungslose Grundeinkommen - Utopie oder Realität? Mit Michael Fuchs (CDU), Katja Kipping (Linke) 23.00 Der Tag 0.00 Unter den Linden TV-Tipp Vorsicht, Verbraucherfalle! Früchtetee ohne Früchte, Vanilleeis ohne Vanille: Reporter zeiFoto: SWR gen, wie Kunden beim Einkaufen getäuscht werden (ARD, 20 Uhr 15). D 14.20 ALVINNN!!! und die Chipmunks 14.45 King Julien 15.15 Die Dschungelhelden 15.40 Camp Sumpfgrund 16.10 Dinotrux 16.40 Go Wild! 17.10 Mr. Bean 17.35 Sally Bollywood 18.15 Tom und Jerry 18.45 WOW: Die Entdeckerzone 19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Inspector Gadget 20.15 Crossing Jordan - Pathologin mit Profil. Krimi-Serie KIKA D 16.15 logo! 16.20 Horseland, die Pferderanch 17.00 Das Dschungelbuch 17.35 Yakari 18.00 Shaun, das Schaf 18.15 Ben & Hollys kleines Königreich 18.35 Lilys Strandschatz Eiland 18.50 Sandmännchen 19.00 Lassie 19.25 Wissen macht Ah! 19.50 logo! 20.00 Ki.Ka Live 20.10 Das Surfcamp RTL 2 D 17.00 Die Straßencops West 18.00 Köln 50667 19.00 Berlin - Tag & Nacht 20.00 News 20.15 Daniela Katzenberger - Mit Lucas im Babyglück 21.15 Die Reimanns - Ein außergewöhnliches Leben 22.15 Pop Giganten. EM-Party 2016 0.15 Zugriff - Jede Sekunde zählt 1.55 Privatdetektive im Einsatz Bevormundung vom Mainstream Stephan Russ-Mohl empfiehlt ein Buch über die Vertrauenskrise der Medien ANZEIGE SUPER RTL 23 N-TV D Stündlich Nachrichten 19.05 Soziale Brennpunkte - Deutschlands Problemviertel 20.15 Der Dschihad wohnt nebenan 21.05 Frontlines: Chaos vor Europas Haustür 22.05 Telebörse 22.10 Undercover beim IS - Nachwuchs für den Terror 23.10 Das Duell 0.10 PS Porsche Carrera Cup 0.35 PS - Tatort Autobahn 1.00 Flughafen Frankfurt Logistik am Mega-Airport TELE 5 D 20.15 Mysterious Island - Die geheimnisvolle Insel (1+2). Abenteuerfilm, USA/D/THAI 2005. Mit Kyle MacLachlan, Patrick Stewart 23.35 Clash of Empires - Die Schlacht um Asien. Abenteuerfilm, MAL 2011. Mit Stephen Rahman Hughes 1.40 WWE RAW. Entertainment-Show ZDF NEO D 19.20 Bares für Rares 20.15 Inspector Barnaby. Der Tod malt mit. Krimi-Reihe, GB 2003. Mit John Nettles, Daniel Casey 21.55 Inspector Barnaby. Das Haus des Satans. Krimi-Reihe, GB 2002 23.35 The Interceptor 1.20 Orphan Black 2.45 Jack the Ripper - Ein Phantom wird gejagt! WDR D 18.00 aktuell / Lokalzeit 18.15 Servicezeit 18.45 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte 21.00 In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte 21.45 aktuell 22.10 Leben auf der Raststätte - die Sprinterkolonnen aus Osteuropa 22.40 Westart live 0.00 Kunst sammeln mit .... Julia Stoschek / Reinhold Würth 1.00 Domian MDR D 19.50 Mach dich ran! 20.15 Polizeiruf 110. Kopf in der Schlinge. Krimi, D 2003. Mit Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler, Sissy Höfferer 21.45 Aktuell 22.05 Fakt ist ...! 23.05 Akte Ex 23.55 Amazing Grace. Historiendrama, GB/ USA 2006. Mit Ioan Gruffudd, Romola Garai, Benedict Cumberbatch BR D 19.00 Querbeet 19.30 Dahoam is Dahoam 20.00 Tagesschau 20.15 Bayern erleben - in 24 Stunden 21.00 Lebenslinien 21.45 Rundschau Magazin 22.00 Irgendwie und Sowieso 22.50 Puzzle. Viele Kulturen - ein Land 23.20 KlickKlack. Das Musikmagazin 23.50 Mariss Jansons dirigiert ffentliche Aufmerksamkeit lässt sich in Geld oder Macht ummünzen, für Nachrichten und Journalismus nimmt die Zahlungsbereitschaft rapide ab. Auf diese Weise haben sich in den USA in den vergangenen 30 Jahren die Ausgaben für PR-Apparate verfünffacht, viele Redaktionen sind dagegen nur noch halb so groß. Damit einher geht, dass sich CopyPaste-„Journalismus“ ausbreitet. So verfällt schleichend die Glaubwürdigkeit des Journalismus. Uwe Krüger (Universität Leipzig) spürt in seinem neuen Buch „Mainstream“ der Frage nach, „warum wir den Medien nicht mehr trauen“. Den Schwarz-Weiß-Malereien von der „Lügenpresse“ setzt er differenzierte Erklärungen entgegen. Unter den Medienmachern habe sich über Jahre hinweg ein rot-grüner Scheinkonsens etabliert, in den sich auch die journalistischen Parteigänger der Merkel-CDU integriert hätten. Die Stichworte: „Multikulturalität und Vielfalt, Weltoffenheit und Toleranz, Gleichstellung und Minderheitenschutz, Antidiskriminierung und Gender Mainstreaming“. Zugleich werde abgelehnt und bekämpft, „was in diesem Sinne nicht ‚politisch korrekt‘“ sei. Dabei gehe „häufig die Differenzierung zwischen den relativ wenigen Rechtsextremen und den relativ vielen Rechten“ verloren. Zu viele Journalisten seien von den Elite-Netzwerken kooptiert. So habe sich bei den Bürgern eine „Enttäuschungswut“ über die Medien angestaut, weil diese „mehr Anpasser als Aufpasser“ zu sein schienen. Krüger arbeitet heraus, wie die pädagogisch-paternalistische Haltung vieler Journalisten in „gefühlte Bevormundung“ des Publikums und in Trotz umschlagen kann. Es fehle „ein Grundvertrauen in die Mündigkeit“ der Rezipienten. Zu kurz kommen in der Analyse allerdings die Propagandaoffensiven der Gegenseite. Von Putin bis hin zu Pegida ist die neue Rechte ja mit allen Wassern gewaschen. Die Art und Weise, wie sie die fast schon berechenbaren Reflexe der Mainstream-Medien nutzt – jüngstes Beispiel: Gauland und Boateng – sowie inzwischen auch Teile der sozialen Netzwerke kontrolliert, sollte uns in Alarmbereitschaft versetzen. SAT 1 D PRO 7 D 5.30 Frühstücksfernsehen. Mit Matthias Killing, Jan Hahn, Marlene Lufen. Aktuelle Informationen, Service und prominente Gäste 10.00 Auf Streife Die Spezialisten. Reportage-Reihe 11.00 Richterin Barbara Salesch. Gerichts-Show 12.00 Richter Alexander Hold. Bei Alexander Hold werden Deutschlands härteste Gerichtsprozesse für das Fernsehen nachgestellt und verhandelt. 14.00 Auf Streife. Reportage-Reihe 16.00 Auf Streife - Berlin 17.00 Verdächtig - Detektei Wolloscheck deckt auf. Doku-Soap 17.30 Schicksale - und plötzlich ist alles anders. Doku-Soap 18.00 Auf Streife Die Spezialisten. Reportage-Reihe 19.00 Fahndung Deutschland. Magazin 19.55 Nachrichten 4.45 Mom 5.05 How I Met Your Mother 5.45 My Boys 6.25 Cougar Town 7.15 Scooby-Doo! Das Abenteuer beginnt. Trickfilmkomödie, USA/CDN 2009. Mit Kate Melton, Hayley Kiyoko, Robbie Amell. Regie: Brian Levant 8.55 Guess Who - Meine Tochter kriegst du nicht! Komödie, USA 2005. Mit Ashton Kutcher, Bernie Mac, Zoe Saldana. Regie: Kevin Rodney Sullivan 10.50 Mike & Molly 11.40 How I Met Your Mother 12.35 Two and a Half Men 14.20 2 Broke Girls 15.10 The Big Bang Theory 16.05 The Big Bang Theory 16.30 The Big Bang Theory 17.00 taff. Projekt Paradies. Mit Daniel Aminati, Thore Schölermann 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40 Die Simpsons 19.05 Galileo 20.15 Detective Laura Diamond Laura und die bösen Jungs Pilotfilm 21.10 Detective Laura Diamond Laura und das tödliche Date Krimi-Serie 22.10 Elementary Schichtende. Krimi-Serie 23.05 Navy CIS Auf der Jagd. Krimi-Serie 23.50 Criminal Minds Kampf ums Überleben Krimi-Serie 0.45 Detective Laura Diamond Laura und die bösen Jungs / Laura und das tödliche Date 2.25 Elementary Schichtende. Krimi-Serie 3.00 Navy CIS Auf der Jagd. Krimi-Serie 3.40 Criminal Minds Kampf ums Überleben 4.20 Schicksale - und plötzlich ist alles anders Doku-Soap 4.45 Fahndung Deutschland Magazin 20.15 The Big Bang Theory Würfeln und küssen Comedy-Serie 20.40 The Big Bang Theory Wie ein Wasserfall Comedy-Serie 21.10 The Big Bang Theory Sheldon 2.0. Comedy-Serie 21.40 The Big Bang Theory Die Erdnuss-Reaktion Comedy-Serie 22.10 Circus Halligalli Spezial Rock am Ring. Gäste: Red Hot Chili Peppers, Fettes Brot, Biffy Clyro, Billy Talent, Deftones, Killswitch Engage 23.35 Das Duell um die Geld Spiel-Show Gäste: Lena Meyer-Landrut, Mark Forster, Bela B, Mark Tavassol 1.45 The Big Bang Theory Comedy-Serie 3.15 ProSieben Spätnachrichten 3.20 Family Guy Zeichentrick-Serie VOX KABEL 1 D D 5.50 CSI: NY. 6.45 Verklag mich doch! 10.50 nachrichten 10.55 Mein himmlisches Hotel 11.55 Shopping Queen 13.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 Mein Kind, dein Kind - Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 17.00 Mein himmlisches Hotel 18.00 mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner 7.35 Cold Case 8.30 Navy CIS 9.25 The Mentalist 10.20 Castle 11.10 Without a Trace 12.05 Numb3rs 13.05 Cold Case - Kein Opfer ist je vergessen 14.00 Navy CIS 14.50 The Mentalist 15.50 News 16.00 Castle 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten? 18.55 Achtung Kontrolle! Einsatz für die Ordnungshüter 20.00 Prominent! Magazin 20.15 Arrow Green Arrow / Kandidaten / Auferstehung. Fantasy-Serie 23.05 Night Shift Vor dem Morgengrauen Krankenhaus-Serie 0.00 nachrichten 0.20 Medical Detectives Tödliche Gefahr / Tödliche Träume 2.05 Medical Detectives Versunkene Wahrheiten / Verwirrende Beweise 3.40 Medical Detectives Spuren im Schnee / In Schuss und Asche 5.20 CSI: NY Letzter Ausweg. Krimi-Serie 20.15 Beverly Hills Cop III Actionkomödie, USA 1994 Mit Eddie Murphy, Judge Reinhold, Hector Elizondo Regie: John Landis 22.20 Alarmstufe: Rot II Actionthriller, USA 1995 Mit Steven Seagal, Eric Bogosian, Everett McGill Regie: Geoff Murphy 0.10 Beverly Hills Cop III Actionkomödie, USA 1994 2.05 Late News 2.10 Alarmstufe: Rot II Actionthriller, USA 1995 3.40 Watch Me - das Kinomagazin Warcraft: The Beginning 3.50 Late News 4.00 Fußball Copa América Argentinien - Chile E WELTSPIEGEL DER TAGESSPIEGEL NACHRICHTEN F Reliquie von Papst Johannes Paul II. aus Kölner Dom gestohlen Köln - Aus dem Kölner Dom ist eine Reliquie mit einem Blutstropfen von Papst Johannes Paul II. gestohlen worden. Der Diebstahl sei am Sonntagmorgen von einer Dombesucherin bemerkt worden, teilte die Polizei mit. Die Reliquie besteht aus einem Stoffläppchen mit einem Blutstropfen des am 2. April 2005 verstorbenen Papstes. Sie befand sich in einer gläsernen Kapsel in einem sogenannten Reliquiar. Johannes Paul II. war im April 2014 von Papst Franziskus heiliggesprochen worden. Das Reliquiar zeigt Papst Johannes Paul II. gestützt auf den Kreuzstab vor einem der Domportale und erinnert an seinen Besuch im Kölner Dom 1980. „Der materielle Wert ist nur gering, viel größer ist der ideelle Verlust“, sagte Dompropst Gerd Bachner. Er appellierte an die Diebe, die Reliquie zurückzugeben. dpa Polizei auf Kreta nimmt 18 Waffenhändler fest Athen - Die griechische Polizei hat auf der Insel Kreta einen Waffenhändlerring ausgehoben und 18 Männer festgenommen. Weitere 28 Personen stünden im Verdacht, Teil des Netzwerks gewesen zu sein, teilten die Behörden am Sonntag mit. Bei dem Einsatz wurden Dutzende Handfeuerwaffen, Gewehre, Handgranaten sowie Munition sichergestellt. Alle Beteiligten seien Griechen. Vorgehensweise der Bande sei es unter anderem gewesen, defekte Waffen aus Deutschland, Österreich und den USA zu importieren, zu reparieren und zur Hälfte des Marktwerts zu verkaufen. dpa E LEUTE F Heute aus Barcelona und Halle (Saale) Foto: Jan Woitas/dpa José Carreras, spanischer Star-Tenor, ist Fan des Fußballvereins FC Barcelona – und feuert ihn mit Schlachtengesängen an: „Ich singe sehr gern als Fußballfan mit all den anderen“, sagte der 69-Jährige der „Welt am Sonntag“. Er singe dabei „natürlich immer sehr diskret“. Manchmal schreie er sich beim Anfeuern auch die Lunge heraus. „Es gibt eben immer wieder Situationen auf dem Spielfeld, die mich zu sehr aufregen.“ AFP *** Die 90-jährige Johanna Quaas aus Halle, laut Guinness-Buch der Rekorde älteste Wettkampfturnerin der Welt, hat am Sonntag ihren ersten Fallschirmsprung absolviert. Im Tandem mit Ex-Turn-Weltmeister Eberhard Gienger war sie am Flugplatz Böhlen bei Leipzig gestartet und landete kurz nach Mittag wohlbehalten. Den Sprung hatte sie zu ihrem 90. Geburtstag geschenkt bekommen und der englischen Königin Elisabeth II. gewidmet, die auch 90 Jahre alt ist. „Ich achte ihre Lebensleistung und verehre sie sehr.“ Zurück auf der Erde gab es zunächst ein Küsschen für Gienger, dann eines für Ehemann Gerhard, der den Ausflug seiner Frau vom Boden aus beobachtet hatte. Vier Mal die Woche treibt die 90-Jährige intensiv Sport, in ihrem Sportverein und auch im Fitnessstudio im Kreis von „jungen Hüpfern“ zum Sound der Charts. dpa NR. 22 779 / MONTAG, 6. JUNI 2016 Erbliche Sklaverei COMIC-HELDIN der Woche In Indien verschwinden jedes Jahr 100 000 Kinder. Viele enden in Bordellen oder als Bettler Von Christine Möllhoff, Dubai Am Tag musste sie 14 bis 16 Stunden im Haushalt schuften und in der Nacht ihrem „Arbeitgeber“ zu Willen sein. Mausami war noch ein halbes Kind, als ihre Eltern sie in die Metropole Delhi schickten. Zu arm, um für sie zu sorgen, glaubten sie, dass Beste zu tun. Ein Agent hatte ihnen versprochen, ihr einen guten Job zu verschaffen. Stattdessen verkaufte er das Mädchen als Haushaltssklavin. Als eine Hilfsorganisation sie schließlich mithilfe der Polizei befreite, war die 16-jährige im dritten Monat schwanger. Auch Imtiyaz Eltern hofften auf eine bessere Zukunft für ihren Sohn. Ein wohlhabender Mann aus Delhi hatte ihnen zugesichert, die Schule für den Jungen zu bezahlen, wenn er ihm dafür „ein paar Stunden“ zur Hand gehe. Stattdessen musste Imtiyaz 16 Stunden in einer von Delhis Hinterhof-Fa- In dem Land briken schuften. Zu essen bekam er nur sind etwa Chapati, das indi- 18 Millionen sche Fladenbrot, oder alten Reis. Menschen „Wenn ich einen Feh- betroffen ler gemacht habe, hat mich mein Arbeitgeber geschlagen. Wenn ich sagte, dass ich zu meinen Eltern zurück will, hat er mich auch geschlagen“, erzählt Imtiyaz seinen Rettern. Moderne Sklaverei hat viele Gesichter. Gemeinsam ist den Opfern, dass sie nicht fliehen können und wie Vieh gehandelt werden. Mindestens 45,8 Millionen Menschen arbeiten einer Studie der australischen Stiftung „Walk Free“ zufolge weltweit in sklavenähnlichen Verhältnissen. Allein ein Drittel davon leben in Indien. Dort werden 18,3 Millionen in solcher Abhängigkeit gehalten, dass die Studie von moderner Sklaverei spricht. Das sind 1,4 Prozent der indischen Bevölkerung. Nur Nordkorea (4,4 Prozent), Usbekistan (3,9 Prozent) und Kambodscha (1,6 Prozent) liegen noch vor Indien. Hinter den Zahlen verbergen sich Geschichten wie die von Mausami und Imtiyaz. Vor allem Kinder und Frauen aus armen Verhältnissen werden leicht Opfer der Menschenhändler. Jedes Jahr verschwinden 100 000 Kinder, die meisten Mädchen. Einige müssen in Haushalten Schuldknechtschaft ist die häufigste Form moderner Sklaverei. Die meisten Schuldensklaven finden sich in Indien in der Landwirtschaft, aber auch in Ziegel-, Textil- und Feuerwerksfabriken auf Teeplantagen oder wie hier in Steinbrüchen. Foto: Doreen Fiedler/dpa schuften oder werden als Bräute verkauft. Andere als Kinderarbeiter in Fabriken gesteckt. Wieder andere von Mafiabanden zum Betteln auf die Straße geschickt. „Oft werden die Kinder verstüm- melt, weil behinderte Kinder mehr Geld bekommen. Die Banden erhöhen ihre Gewinne, wenn sie dem Kind die Augen herausschneiden oder Körperteile amputieren“, berichtet der Menschenrechtsakti- vist Kundan Srivastava. Mädchen werden an Bordelle verkauft und wie Tiere in Käfige oder fensterlose Verschläge gesperrt, damit sie nicht fliehen. Einige sind nicht älter als neun. Menschenhändler machen sich systematisch an junge Mädchen aus armen Familien heran. Manchmal locken sie mit guten Jobs. Manchmal spielen sie die große Liebe vor, bis die Mädchen mit ihnen davonlaufen. Andere verschlepViele nehmen pen die Mädchen gewaltsam. So geschah Kredite auf – es Maya aus Uttar Pradesh. Sie wurde und können erst von einer die Zinsen Gruppe Männer vernicht zahlen gewaltigt und dann an eine „Madam“ in Varanasi verhökert, die sie mit heißen Eisenstangen traktierte, bis sie gefügig war. Erst zwei Jahre später konnte sie schließlich mit Hilfe eines Freiers fliehen. Rameshs Kindheit endete, als er acht Jahre war. Wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater musste er in einer kleinen Ziegelbrennerei in Bihar arbeiten. Seine Familie lebte seit Generationen in Schuldknechtschaft. Drei Jahre lang schleppte der Junge Steine. Erst als die Fabrik dicht machte und er als Teejunge arbeitete, konnte er davonlaufen. „Schuldknechtschaft ist weltweit die häufigste Form moderner Sklaverei“, schreibt die Wissenschaftlerin Sarah Knight. Ganze Familien, meist aus den ärmsten Schichten, verpfänden ihre Arbeitskraft, um einen Kredit, etwa für Nahrung oder medizinische Hilfe, aufzunehmen. Die Zinsen sind so hoch, dass sie kaum Chancen haben, den Kredit je abzuzahlen. Obwohl Schuldknechtschaft seit 1976 in Indien verboten ist, ist sie Experten zufolge weiter verbreitet. Die meisten Schuldensklaven finden sich in der Landwirtschaft, aber auch in Ziegel-, Textil- und Feuerwerksfabriken, in Steinbrüchen und auf Teeplantagen. Opfer sind vor allem Dalits, die sich aus ehemaligen Unberührbaren und Eingeborenen-Stämmen rekrutieren. Nur die wenigsten entkommen der Schuldenspirale. Oft werden die Schulden über Generationen weiter vererbt. „In einigen Dörfern gibt es Familien, die seit über 200 Jahren in Schuldknechtschaft gefangen sind“, schreibt Knight. „Rock am Ring“ kapituliert vor Unwettern Musikfestival abgebrochen / Überschwemmungen auch in anderen Landesteilen / Entwarnung in Paris Mendig/Schwäbisch Gmünd - Schwere Unwetter haben für den vorzeitigen Abbruch des größten Rockfestivals in Deutschland gesorgt: Die Behörden entzogen den Veranstaltern des „Rock am Ring“ im rheinland-pfälzischen Mendig die Spielgenehmigung für den finalen Festivaltag am Sonntag, nachdem die OpenAir-Konzerte wegen Gewittergefahr am Samstag bereits stundenlang unterbrochen werden mussten. Bei Blitzeinschlägen am Freitagabend waren nach Angaben der Polizei mindestens 71 Festivalbesucher verletzt worden. Die Veranstalter erklärten, dass sie die Entscheidung der Gemeinde Mendig „in Verantwortung für das Wohlergehen der Fans akzeptieren“. Sie drückten ihr Bedauern aus und baten die Fans um „Verständnis in dieser Notsituation“. Die rund 90 000 Festivalbesucher waren aufgerufen, bis spätestens Sonntagmittag die Heimreise anzutreten. Die heftigen Regenfälle hatten über das Wochenende viele Zelte zusammenbrechen lassen, das Gelände versank im Schlamm. Auch in anderen Teilen Deutschlands sorgten Unwetter für Chaos. In Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg löste ein Erdrutsch einen Großeinsatz der Rettungskräfte aus. Nach Polizeiangaben mussten 23 Menschen vorübergehend aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden, als ein Hang nach heftigen Regenfällen ins Rutschen geraten war. Starker Regen und zum Teil kräftige Gewitter machten auch in Bayern vielen Menschen wieder schwer zu schaffen. Schwerpunkt war diesmal vor allem Oberbayern. Das Landratsamt WeilheimSchongau erklärte am Sonntag für das vom Hochwasser betroffene Gebiet rund um die Gemeinde Polling sogar den Katastrophenfall. Technisches Hilfswerk, Wasserwacht, Bergwacht und die Feuerwehren der Region waren im Großein- Durch tiefen Matsch quälen sich diese Konzertbesucher auf ihrem Heimweg. Foto: dpa satz. Dagegen war es im niederbayerischen Krisengebiet um Simbach am Inn am Morgen relativ ruhig. Die Gewitter waren diesmal dort vorbeigezogen, die Aufräumarbeiten gingen weiter. Am Samstagabend hatten heftige Regenfälle auch rund um Bonn zu Überschwemmungen geführt. Mehrere Bäche waren dort nach einem Unwetter über die Ufer getreten, Keller liefen voll, und ganze Straßenzüge standen unter Wasser. In der neuen Woche drohen in Teilen Deutschlands weiter teils kräftige Schauer und Gewitter. An diesem Montag sei jedoch vorübergehend mit einer Wetterberuhigung zu rechnen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Sonntag in Offenbach mit. Entwarnung gab es für die französische Hauptstadt knapp eine Woche vor der Eröffnung der Fußball-EM. Trotz des schlimmsten Hochwassers der Seine seit mehr als 30 Jahren sind große Überflutungen in Paris ausgeblieben. Der Seine-Pegel erreichte in der Nacht zum Samstag mit 6,10 Meter seinen Höchststand und ging danach langsam zurück. Stärker von Überschwemmungen betroffen waren andere Landesteile – es gab vier Todesopfer, 20 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. AFP/dpa Foto: Epsilon 24 Futuristischer Freiheitskampf A uf den ersten Blick erscheint Jill Edwards nicht wie eine Heldin. Die junge Frau wird von Albträumen geplagt, und wenn sie ihre Tabletten nicht nimmt, dann bekommt sie Angstzustände. Tagsüber arbeitet sie als Angestellte im IT-Bereich der NSA, befolgt Befehle und lässt sich von ihrem Chef schikanieren. Doch dann geschieht während ihrer Suche nach einem angeblichen Sicherheitsleck etwas Unglaubliches: Sie bekommt einen elektrischen Schlag und reist in die Vergangenheit, und noch dazu nach China. Ab diesem Zeitpunkt wird es für Jill als auch für die Leser des von Michael Barck geschriebenen und von Thekla Maria Barck alias TeMeL gezeichneten Comic-Thrillers „No Borders“ (Epsilon-Verlag, 160 S., 15 €) kompliziert. Denn die Vergangenheit der Hauptfigur ist unsere Gegenwart, 2016. Und als Jill auch noch in die Arme des seltsamen Ho Zhing stolpert ist sie völlig überfordert. Ho behauptet aus der Zukunft zu kommen, einer Zeit, die auch für Jill in der Zukunftliegt. Jill stammtaus 2023kurz bevor ein Terroranschlag weitreichende Überwachungsmaßnahmen und Zensur auslöst. Ho hingegen kommt aus dem Jahr 2040, in dem diese Maßnahmen zu einem totalitären Staat gewachsen sind. Ho will das verhindern und Jill überzeugen, sich ihm und der Widerstandsgruppe „No Borders“ anzuschließen. Jill Edwards ist keine Superheldin. Aber genau das macht sie für die Leserschaft so zugänglich. Ihre Argumente sind die, die immer wieder in Diskussionen um Überwachung und innere Sicherheit fallen. „Ich habe doch nichts zu verbergen“, „Das dient unserer Sicherheit“ oder „Ich kann doch als Einzelne nichts ausrichten“. Der Comic entkräftet diese Aussagen Schritt für Schritt, ohne mahnenden Zeigefinger, und zeigt, wohin der immer stärkerer werdende staatliche Zugriff in die Privatsphäre führen kann. Das wird erzählt in starken Bildern. Enge, schmale Panels vermitteln ein Gefühlder Einengung. Extreme Close-upserzeugen eine Unmittelbarkeit und rücken Leser und Figuren näher zusammen. Bei psychisch belastenden oder emotionalen Momenten bricht die Panelstruktur auf. Temels Zeichentechnik – Aquarell, Tusche und digitale Elemente – verbindet westlichen und asiatischen Stil. Bunte Farben dominieren – außer bei Rückblicken und Traumsequenzen, passend zur pessimistischen Zukunftsvision. TeMeL und Michael Barck kreieren eine Welt zwischen „Matrix“ und „1984“, aber doch beängstigend nah an unserer Realität. Jill Edwards zeigt uns: Es braucht nicht viel, um etwaszuverändern. Dasmacht siezur Heldin. Lara Keilbart TAGESSPIEGEL.DE DUELL DER SUPERHELDEN Als Ali gegen Superman boxte Muhammad Ali, der am Freitag gestorben ist, war auch als Comicfigur der Größte – einen Artikel darüber lesen Sie auf unseren Online-Seiten: www.tagesspiegel.de/comics ANZEIGE Sudoku Zahlenspiele für Kreuzund Querdenker – täglich in Ihrem Tagesspiegel! mittel mittel 2 6 3 8 Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem 3 x 3 Kästchen alle Zahlen von 1– 9 stehen. Buchablage „Lesezeichen“ Diese innovative Buchablage ist schön auf dem Nachtkästchen, am Schreibtisch und überall, wo Bücher sind. Das aktuelle Buch hängt griffbereit auf der richtigen Seite oben im Lesezeichen. Maße: 29,5 x 11 x 27,5 cm, Material: Eiche. 39,– € | Bestellnr. 8355 Preis inkl. MwSt., zzgl. 3,90 ¤ Versandkosten. Solange der Vorrat reicht. Die Lösungen vom 05.06. schwer 5 4 3 9 9 8 8 2 1 3 6 4 8 4 7 9 4 5 8 7 3 2 www.tagesspiegel.de/shop Bestellhotline (030) 290 21 - 520 1 5 4 1 3 9 8 2 5 3 1 7 9 2 7 5 1 2 4 6 6 1 7 3 9 8 1 4 2 6 5 5 4 8 6 2 7 3 9 1 1 2 6 9 3 5 4 7 8 8 5 2 7 9 6 1 4 3 9 7 3 4 8 1 6 5 2 6 1 4 3 5 2 7 8 9 4 8 1 5 7 3 9 2 6 2 6 5 1 4 9 8 3 7 3 9 7 2 6 8 5 1 4 6 9 1 5 2 8 4 7 3 8 3 7 4 1 9 6 2 5 5 4 2 6 3 7 1 8 9 2 8 9 3 4 1 7 5 6 1 6 3 9 7 5 2 4 8 7 5 4 2 8 6 9 3 1 schwer 2 7 3 2 5 1 9 4 8 6 7 4 1 8 7 6 3 5 9 2 9 7 6 8 5 2 3 1 4 Noch mehr Sudoku unter www.tagesspiegel.de/sudoku ANZEIGE ANZEIGE ELEKTROMOBILITÄT BEILAGE ZUR FACH– UND IDEENKONFERENZ DER BUNDESREGIERUNG AM 6. UND 7. JUNI 2016 IN BERLIN Das Elektroauto Extravaganz für wenige oder automobile Normalität der Zukunft? Batterien aus Deutschland Europa-Vision Ein Fachgespräch zur Zellproduktion Wie EU und Unternehmen zusammenarbeiten EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG 2 ANZEIGE Elektrisch unterwegs INTERAKTIVES PROGRAMM Was die Teilnehmer der Konferenz erwartet Die Ziele Die von der Bundesregierung veranstaltete Fach- und Ideenkonferenz trägt den Titel „Das Elektroauto – Extravaganz für wenige oder automobile Normalität der Zukunft?“. Die Ergebnisse der Konferenz werden der Bundesregierung Anhaltspunkte für künftige Schritte zur Förderung der Elektromobilität geben. Online dabei Das detaillierte Programm der Fach- und Ideenkonferenz am 6. und 7. Juni 2016 in Berlin finden Sie im Internet unter www.konferenz-elektromobilitaet.de/programm. Seien Sie auch interaktiv dabei: Unter dem Hashtag #nkemob finden Sie auf Twitter alles, was rund um die Konferenz 2016 aus den Panels und von den Keynotes kommuniziert wird. Kommentieren Sie gerne. Aus dem Programm In Berlin erwarten die Teilnehmer unter anderem ein World Café, Diskussionsrunden und Vorträge. Es eröffnet Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Es sprechen zudem Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, der Vorsitzende der NPE, Henning Kagermann, sowie EU-Kommissar Günther H. Oettinger. Die Abendansprache hält Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Am 7. Juni werden die Teilnehmer von Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, begrüßt, und es werden die Ergebnisse der Konferenz entgegengenommen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in seinem elektrisch betriebenen Dienstwagen 앚 Foto: BMVI Mit neuer Dynamik die Antriebswende gestalten Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt über politische Ziele für E-Mobilität Die Welt steht vor der größten Mobilitätsrevolution seit der Erfindung des Automobils: Das automatisierte und vernetzte Fahren kommt – und die Antriebswende zur Elektromobilität hat begonnen. Gemeinsam mit der Industrie haben wir uns klare Ziele gesetzt: Wir wollen Leitanbieter und Leitmarkt werden und bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf deutsche Straßen bringen. Eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt: Deutschland ist als Hersteller schon heute führend und kann mit fast 40 Prozent Marktanteil bis 2020 der größte Produktionsstandort werden. Wir wollen unsere Unternehmen dabei unterstützen. Deshalb haben wir die E-Kompetenz der Bundesregierung in einer Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität (GGEMO) gebündelt und in den vergangenen Jahren bereits 2,4 Milliarden Euro in die Förderung der Elektromobilität investiert. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr ein Elektromobilitätsgesetz verabschiedet – mit einem neuen E-Kennzeichen und der Möglichkeit zur Privilegierung von E-Mobilen im Straßenverkehr. Deshalb schreiben wir die Förderung von Wasserstoff- und Brennstoffzellen mit 161 Millionen Euro für die Jahre 2016 bis 2018 fort. Und deshalb unterstützen wir unsere Schaufenster und Modellregionen in mehr als 650 Einzelvorhaben mit über 350 Millionen Euro. Dabei hat sich gezeigt: Elektromobilität ist alltagstauglich – und hat große Potenziale im Personenverkehr und im urbanen Wirtschaftsverkehr. Jetzt geht es darum, der Elektromobilität zusätzliche Dynamik zu geben und den Markthochlauf zu gestalten. Die Bundesregierung hat dafür ein starkes Paket geschnürt – mit zusätzlich einer Milliarde Euro für die Elektromobilität. Ein zentrales Projekt ist dabei der Aufbau einer flächendeckenden Ladesäuleninfrastruktur als Schlüssel zum Erfolg der Antriebswende in Deutschland. Je selbstverständlicher es wird, sein Elektrofahrzeug überall aufladen zu können, desto selbstverständlicher wird die Entscheidung für ein Elektroauto werden. Dafür bauen wir bereits heute eine flächendeckende Ladesäu- Trendwende bei den Antriebstechnologien Anzahl der weltweit verkauften PKW pro Jahr , Angaben in Millionen Die Herausforderung Es gibt noch viel zu tun: Bis zum Jahr 2020 müssen die Automobilhersteller in der EU den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten auf 95 Gramm pro Kilometer senken. Dann sollen nach dem Programm der Bundesregierung in Deutschland eine Million Elektroautos auf den Straßen fahren, weil die Elektromobilität einen Schlüssel zur klimafreundlichen Umgestaltung des Straßenverkehrs darstellt. Brennstoffzelle plug-in hybrid batterieelektrisch hybrid konventionell 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Quelle: Internationale Energieagentur Um das Zwei-Grad-Ziel im Klimaschutz zu erreichen, ist eine Trendwende hin zur Elektromobilität nötig leninfrastruktur an unseren Autobahnen und errichten 400 Ladestationen an Raststätten. Zusätzlich investieren wir weitere 300 Millionen Euro in die Ladeinfrastruktur und bauen damit 15 000 zusätzliche Ladesäulen in ganz Deutschland. Damit Elektroautos preiswerter und damit noch interessanter werden, brauchen wir außerdem einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt und Unternehmen, die ihre Fahrzeugflotten umrüsten. Wir sind als Bund Vorreiter und fahren im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur schon heute zu rund 40 Prozent elektrisch. Ende des Jahres sind es 50 Prozent. Ich bin überzeugt: Die Zukunft gehört der Elektromobilität – und wird von uns gestaltet. Die Gemeinsame Geschäftsstelle Elektromobilität (GGEMO)istauf diesem Wegeine unverzichtbare Plattform. Zusammen mitunserer Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie sowie den Ländern und Kommunen machen wir Deutschland zum Vorreiter für den Antrieb der Zukunft. Wir haben das Auto erfunden. Wir haben es immer wieder revolutioniert. Undwir werden jetztals Innovationsführer bei der Mobilität die Antriebswende zum Erfolg führen. Meilensteine der Elektromobilität Gesellschaftliches Handeln im Kontext der Energiewende Impressum: Sonderbeilage der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO), verantwortlich i. S. d. P. GGEMO (Leo Schulz), Scharnhorststraße 34-37, 10115 Berlin. I.A. des Bundesminsteriums für Wirtschaft und Energie, Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Titelbild: Illustration mit Motiven von iStock und Fotolia. Koordination:„Publica Institutional Publishing & Conferences“ der Tagesspiegel Gruppe. Batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride schonen in Verbindung mit erneuerbaren Energiequellen das Klima. Sie sparen Energie und erzeugen weder Schadstoffe noch Lärm. Ihre Einführung ist auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Die Förderung der Elektromobilität begann 2007 mit dem Integrierten Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung. 2008 wurde bei der Nationalen Strategiekonferenz Elektromobilität verkündet, Deutschland wolle Leitanbieter und Leitmarkt werden und bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen. Maßnahmen dafür enthält der Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität von 2009. Zur Marktvorbereitung wurden zunächst Forschung, Entwicklung und Erprobung mit 500 Millionen Euro gefördert. Mit der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) wurde 2010 die gemeinsame Strategieentwicklung von Politik, Industrie, Wissenschaft und Gesellschaft initiiert. Der Rat der NPE floss 2011 in das Regierungsprogramm Elektromobilität ein. Dies umfasste eine Milliarde Euro aus dem Energie- und Klimafonds, unter anderem zur Förderung der Schaufenster der Elektromobilität und der Leuchtturmprojekte. 2013 wurden bei der internationalen Konferenz „Elektromobilität bewegt weltweit“ Elektrofahrzeuge deutscher Hersteller gezeigt und ein nutzerorientierter, systemischer Ansatz propagiert. In der folgenden Phase des Markthochlaufs wurden mit dem Elektromobilitätsgesetz sowie mit Steuer- und Beschaffungsmaßnahmen Anreize gesetzt. Diese waren 2015 Thema der nationalen Konferenz „Elektromobilität – Stark in den Markt“. Während der Markt für Elektroautos andernorts floriert, erfüllt er in Deutschland die Erwartungen noch nicht. Von mehr als 1,2 Millionen E-Fahrzeugen weltweit fahren hier nur 48 000. Eine Kaufprämie und bessere Ladeinfrastruktur sollen zu mehr Nachfrage führen. EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG ANZEIGE 3 Fördern, aber auch fordern Wie EU-Kommission und Unternehmen bei der Elektromobilität zusammenarbeiten / Von Gereon Meyer Die Europäische Union hat schon früh die Weichen für die Elektromobilität gestellt. Während der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008 wurde als Teil der Konjunkturmaßnahmen eine „European Green Cars Initiative“ in Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft (Public-Private Partnership oder PPP) eingerichtet. Sie entwickelte sich in den folgenden Jahren zur wichtigsten Quelle europäischer Fördermittel für Forschung, Entwicklung und Innovation im Bereich der Elektromobilität. Bis zum Ende des 7. Forschungsrahmenprogramms im Dezember 2013 wurde etwa eine halbe Milliarde Euro an mehr als 100 Projekte vergeben. Deren Themen reichten von der Erforschung neuer elektrochemischer Systeme für Batteriezellen über die Entwicklung von Antriebssystemen mit hohem Grad an Integration bis zum die Einbettung elektrischer Leichtfahrzeuge in den Stadtverkehr sein. Auch außerhalb der PPP EGVI wird es für die Elektromobilität relevante Ausschreibungen geben, zum Beispiel in den Programmen des ERA-NET Confund EMEurope und im Joint Undertaking ECSEL. Derweil arbeiten die drei beteiligten europäischen Technologieplattformen ERTRAC, EPoSS und SmartGrids an einer Neuauflage der Roadmap „Electrification of Road Transport“, die auch eine eventuelle dritte Phase der PPP nach 2020 vorbereiten soll und dazu Ziele für das Jahr 2030 enthalten wird. Mehr Informationen zu laufenden und abgeschlossenen Projekten, den Roadmaps und den Ausschreibungen gibt es unter www.egvi.eu. Die Europäische Kommission bereitet auch intensiv die Schaffung Konventionelle Fahrzeuge sollen bis 2050 verbannt sein Unternehmen öffnen sich für das Thema Elektromobilität Design und Aufbau innovativer Elektrofahrzeuge. Nicht nur das Thema Elektromobilität, sondern auch die PPP war ein Novum. Unter Beteiligung dreier europäischer Technologieplattformen, die das Thema Elektromobilität propagierten – des European Road Transport Research Advisory Council (ERTRAC), der European Technology Plattform on Smart Systems Integration (EPoSS) und der Plattform SmartGrids –, trat die Europäische Kommission mit der Industrie in den Dialog. Gemeinsam wurden auf Basis einer Roadmap mit dem Titel „Electrification of Road Transport“ Themen für die Fördermittelausschreibungen ausgewählt. Diese für die öffentliche Hand eher ungewohnte Kooperation wurde mit einer Art Green Deal begründet: Im Gegenzug für die dringend benötigte Finanzspritze öffneten sich die Unternehmen für das Zukunftsthema Elektromobilität und zeigten entlang der Meilensteine der Roadmap auf, welche Technologien wann in Abstimmung aufeinander entwickelt werden müssen, um Elektrofahrzeuge bis zum Jahr 2020 tauglich für den Massenmarkt zu machen. Die Fahrer von Elektromobilen sollen künftig europaweit eine einheitliche Ladeinfrastruktur vorfinden – das sieht eine Richtlinie der Europäischen Kommission vor 앚 Foto: Tom Hanisch/Fotolia Europäische Kommission, Unternehmen und Forschungseinrichtungen bezeichnen die „European Green Cars Initiative“ als Erfolg. Grund dafür dürften die langfristigen, an Roadmaps orientierten, strategischen Planungsprozesse sein, die Fördermittelausschreibungen voraussehbar und Projekte besser planbar machten. Auch der schlanke und unkomplizierte Ansatz wird gelobt. Die PPP wird im laufenden Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 unter der Bezeichnung „European Green Vehicles Initiative“ (EGVI) weitergeführt. Der Unterschied in der Begrifflichkeit, Green Vehicles statt Green Cars, trägt einer Erweiterung der Fahr- zeugklassen über den Pkw hinaus bis hin zum Lkw und Bus Rechnung. Im Fokus stehen energieeffiziente Fahrzeuge in Kombination mit alternativen Antrieben – im Wesentlichen also wieder Elektromobilität, wenn auch andere Antriebsformen oder generell effiziente Fahrzeugdesigns in den Förderprogrammen enthalten sind. Anders als 2008 kann heute allerdings kein Green Deal mehr als Begründung für eine PPP herangezogen werden. Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben sich zu einem Verein, der „European Green Vehicles Initiative Association“ (EGVIA), zusammengetan und sind mit der Europäischen Kommission ein Vertragsverhältnis eingegangen: Sie er- halten Mitsprache bei der Auswahl von Themen für Fördermittelausschreibungen und verpflichten sich im Gegenzug dazu, eine Reihe von handfesten Ergebnissen anzustreben, die von der Entwicklung einer Anzahl neuer Technologien über Fortschritte bei der Energieeffizienz bis hin zur Unterstützung der Ziele für die Verbreitung von Elektromobilität reicht, die in der Elektrifizierungs-Roadmap enthalten sind. Die nächste Ausschreibungsrunde der PPP „European Green Vehicles Initiative" startet im Herbst 2016. Themen werden dann zum Beispiel Lösungen für die Integration von Batterien, die Entwicklung von Schnelladesystemen für Lieferfahrzeuge sowie Pilotvorhaben für von Rahmenbedingungen für die Elektromobilität vor. Ein erster sichtbarer Schritt war die Verabschiedung einer Richtlinie für die Schaffung einer europaweiten Ladeinfrastruktur für Fahrzeuge mit alternativen Antriebssystemen (siehe Infokasten Seite 8). Ein Blick in das Weißbuch „Fahrplan zu einem einheitlichen europäischen Verkehrsraum – Hin zu einem wettbewerbsorientierten und ressourcenschonenden Verkehrssystem“ von 2011 zeigt, dass noch einiges mehr zu erwarten ist. So soll beispielsweise die Nutzung konventioneller Fahrzeuge in europäischen Städten bis 2030 halbiert und bis 2050 ganz verbannt werden. Der Güterverkehr soll in großen Städten schon 2030 vollständig CO2-frei sein. Kürzlich wurden Expertengruppen ins Leben gerufen, die für eine strategische Forschungs- und Innovationsagenda im Bereich Transport und Verkehr (Strategic Transport Research and Innovation Agenda oder STRIA) Pläne zur Umsetzung der Ziele des Weißbuchs erarbeiten. Dabei ist Elektromobilität ein zentrales Thema, der Blick wird über die Straße hinaus auch auf den Schiffs- und Flugverkehr gerichtet. IHRE MEINUNG IST GEFRAGT So denken Bürger über Elektrofahrzeuge Bernhard Spannagel „Ich fahre einen Diesel, um von A nach B zu kommen. Mit einem Elektroauto war ich bisher noch nicht unterwegs. Prinzipiell hat die Sache aber Zukunft. B. Spannagel Gerade die Stadtstrecken kann man damit gut bewältigen – bei mir auf dem Land sind die Wege aber länger. Statt eine Kaufprämie einzuführen, sollte die Regierung erst einmal die Infrastruktur an den Tankstellen verbessern. Es braucht flächendeckend Ladestationen, auch Firmenwagen und Transportfahrzeuge sollten auf Strom umgestellt werden. Ein Unding, dass man das nicht fördert.“ Foto: Lisa Thiele Kasia Kalasch „Ich habe einen Führerschein, aber kein Auto. Ich fahre lieber Fahrrad, und manchmal leihe ich mir einen Carsharing-Wagen. Den Umstieg auf E-Autos Kasia Kalasch halte ich generell für richtig: Sie machen weniger Lärm und weniger Schmutz. Man muss sich aber fragen, wo die Energie herkommt. Solange der Strom mit Braunkohle erzeugt wird, macht das keinen Sinn. Das hilft der Industrie, aber nicht der Umwelt. Von der Kaufprämie halte ich nichts: Es gibt ohnehin schon zu viele Autos, warum sollte es noch mehr geben?Ich halte Carsharing für die bessere Lösung.“ Foto: Lisa Thiele Magdalena Speil „Ich mache gerade meinen Führerschein, auf einem Benziner. Zu Hause sind die Busverbindungen schlecht – ich brauche ein Auto, um vormittags zur M. Speil Schule und nachmittags zu meinem Pferd zu kommen. Ich halte den Umstieg auf Elektroautos für den richtigen Weg. Sie sind leiser und die Energiebilanz ist besser. Mein Nachbar hat ein E-Auto, der lädt das zu Hause auf – aber bei langen Strecken hat er ein Problem. Die Kaufprämie halte ich für sinnvoll. Man muss den Leuten den Umstieg durch einen Zuschuss lukrativ machen.“ Foto: Lisa Thiele Foto: Lisa Thiele Robbie Singh „Ich bin jeden Tag mit dem Auto unterwegs. Ein Elektroauto kann auch Spaß machen – der Tesla zum Beispiel, der ist schick. Allerdings verstehe ich nicht Robbie Singh richtig, wie das mit dem Aufladen geht. Ich weiß zwar, wo die nächste Ladesäule ist, aber da stehen immer diese Carsharing-Wagen. Und ein Eigenheim mit Garage und Stromanschluss hat auch nicht jeder. Gerade bei langen Fahrten weiß man nicht, ob man am Ende noch schieben muss. Ich finde, dass auf jeder Tankstelle eine Ladesäule stehen sollte. Bis dahin bleibe ich bei meinem Benziner.“ EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG 4 ANZEIGE „Die Batterie ist der Schlüssel“ Zellproduktion in Deutschland: Ein Gespräch mit den Staatssekretären Matthias Machnig und Georg Schütte Was tut die Bundesregierung, um die Einführung der Elektromobilität in Deutschland zu unterstützen? Machnig: Die Bundesregierung plant hierzu eine Reihe von Maßnahmen. Ein Element des Gesamtpaketes ist die gerade beschlossene Kaufprämie. Sie wird dazu führen, dass umweltschonende Elektrofahrzeuge am Markt akzeptiert und sichtbar werden und sich damit in der alltäglichen Nutzung besser durchsetzen. Wir investieren außerdem in den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland und beseitigen so ein Hemmnis für die flächendeckende Einführung der Elektromobilität. Schütte: Neben der Infrastruktur ist die Innovationsführerschaft bei Technik und Nutzwert ein wichtiger Faktor. Der Schlüssel hierfür ist die weitere Intensivierung der Förderung von Forschung und Entwicklung, um zum einen neue Ideen für die Elektromobilität zu generieren und zum anderen neue Ideen und Konzepte gemeinsam mit der Industrie in wettbewerbsfähige Produkte umzusetzen. Zudem müssen wir Investitionen in Produktionskapazitäten entlang der Wertschöpfungskette fördern. Welche Schwerpunkte setzt die Bundesregierung bei ihrer Förderung? Machnig: Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Batterie, die mit etwa 40 Prozent einen großen Anteil an der Wertschöpfung hat. Die Batterie bestimmt im Wesentlichen die Eigenschaften des Fahrzeugs, die Reichweite und damit auch die potenzielle Attraktivität für den Kunden. Die Bundesregierung hat in ihren verschiedenen Förderprogrammen die ganze Wertschöpfungskette im Blick: von den Ausgangsmaterialien über die Komponenten bis zur Fertigung der Batteriezelle, und schließlich den Aufbau ganzer Batteriesysteme mit Steuerung und der Integration ins Fahrzeug. Es ist uns wichtig, die Kompetenzen der deutschen Industrie umfassend zu nutzen und zu stärken. Schütte: In der Tat ist die Batterie das derzeit technologisch anspruchsvollste Bauteil eines Elektrofahrzeugs. Nach Meinung der Experten gibt es hier vielfältigen Forschungsbedarf, um neue Batteriekonzepte aus dem Labor in die industrielle Herstellung zu bringen. Industrie und Politik wollen Zellfertigung in Deutschland Bei den heutigen Batterien besteht noch hohes Verbesserungspotenzial und die nächsten Batteriegenerationen versprechen deutlich bessere Leistungsdaten und höhere Reichweiten. Diese sind eine Voraussetzung für eine Differenzierung der Hersteller gegenüber ihren Wettbewerbern. Um dieses Potenzial für die Industrie in Deutschland zu nutzen, bedarf es noch großer Anstrengungen im Bereich der Forschung und Entwicklung. Apropos Forschung: Gibt es denn überhaupt eine qualitativ hochwertige Batterieforschung in Deutschland? Schütte: Aus Sicht der Experten ist Deutschland im Bereich der Batterieforschung mittlerweile wieder gut aufgestellt. Das BMBF verfolgt hier seit 2008 eine konsequente Strategie, vom Wiederaufbau der Elektrochemie über die Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs bis zur Förderung von Forschungsvorhaben gemeinsam mit der Industrie. Hierfür Innenleben des Elektroautos: Batterien stehen im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), und Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 앚 Foto: bmwgroup hat das BMBF bislang weit über 300 Mio. Euro aufgewendet. Auch die Forschungsinstitute in Deutschland sind in diesem Bereich wieder stark, bei den Forschungsorganisationen wie beispielsweise der Helmholtz-Gesellschaft oder dem Fraunhofer-Institut gibt es viele Aktivitäten zum Thema Batterie. Wichtig ist, dass wir mit unserer Förderung das Know-how der Batterieforscher in Deutschland bündeln, etwa in unserem Cluster zur Produktionsforschung, und so effiziente Strukturen schaffen. Dabei handeln wir im Übrigen in enger Abstimmung mit den Kollegen aus dem Wirtschaftsministerium. Machnig: Richtig, wir fördern die Batterieforschung im Rahmen des Energieforschungsprogramms der Bundesregierung. Dort haben wir im Übrigen nicht nur die mobile Anwendung im Blick. Für die Energiewende werden leistungsfähige Speicher für große Energiemengen in dem Maße wichtiger, wie die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden. Hier können stationäre Batteriespeicher zur Pufferung kurzfristiger Lastschwankungen eine bedeutende Rolle einnehmen. Wie schaffen Sie es denn, die Ergebnisse aus den Forschungsprojekten dann auch in die industrielle Anwendung zu bringen? Machnig: Das Erfolgsmodell heißt „Verbundprojekt“ und besteht darin, dass Forscher gemeinsam mit der Industrie in Projekten zusammenarbeiten. Wir fordern auch eine entsprechende Verwertung der erreichten Ergebnisse. Damit soll erreicht werden, dass die Ergebnisse der von der Öffentlichkeit finanziell geförderten Forschung auch im Markt sichtbar werden. Ein Teil unserer Förderung adressiert ausdrücklich die Industrie, wir nehmen aber insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen in den Blick. Matthias Machnig 앚 Georg Schütte 앚 Foto: Michael Vogt Foto: Jesko Denzel Schütte: Neben der Einbindung der Industrie in die Projekte unterstützen wir die Industrie auch schon in einer sehr frühen Phase, beispielsweise im Rahmen des neuen BMBF-Kompetenzclusters zur Batteriezellproduktion „ProZell“. So können wir die Grundlage für spätere Investitionsentscheidungen der Industrie schaffen. Wichtig ist aber auch der Know-how-Transfer durch Köpfe. In den geförderten Projekten und an den institutionell geförderten Forschungseinrichtungen etwa in der Helmholtz-Gemeinschaft oder in der Fraunhofer-Gesellschaft werden viele junge Leute ausgebildet, die dann in die Industrie gehen und ihre Ideen in die Anwendung bringen. Aber wo ist die industrielle Anwendung in Deutschland? Die Zellen kommen doch derzeit aus Asien. Ist die Batterie nicht eigentlich ein Zukaufteil, das man auch in Asien beziehen kann? Machnig: Aus industriepolitischer Sicht muss es unser Ziel sein, die komplette Wertschöpfungskette des Elektrofahrzeugs in Deutschland abzubilden. Dabei ist die Batterie das wichtigste Element. Automobilhersteller werden sich auch über die Batteriezelle von den Wettbewerbern differenzieren. Ich habe keinen Zweifel, dass Industrie und Politik es gemeinsam schaffen werden, eine Zellfertigung in Deutschland anzusiedeln. Die Politik kann beitragen, dass günstige Rahmenbedingungen für solche Zukunftsinvestitionen geschaffen werden. Schütte: Die Batterie ist der Schlüssel für die Elektromobilität. Es geht um die langfristige Innovationsfähigkeit der Automobilindustrie in Deutschland. Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel und die Bundesregierung will natürlich, dass sie auch im Jahr 2030 in Deutschland noch wettbewerbsfähig produzieren kann. Wir müssen davon ausgehen, dass sich das Automobil in den nächsten Jahrzehnten gewaltig wandeln wird. Dafür müssen wir gerüstet sein. Unsere Stärke war immer schon die Systemkompetenz, also die Beherrschung des Zusammenspiels verschiedener komplexer Teile. Darauf können wir aufbauen. Ist es denn überhaupt sinnvoll, sich für eine Zellproduktion in Deutschland zu engagieren? Der Vorsprung der asiatischen Industrie ist doch nicht wegzudiskutieren, kann man überhaupt aufholen? Machnig: Ja, wenn wir jetzt beherzt handeln! Das Wirtschaftsministerium und das Forschungsministerium werden gemeinsam die deutsche Industrie zu einem Branchenge- spräch zur Batteriezellproduktion einladen. Wir brauchen eine strategische Entscheidung auf möglichst breiter Basis, am Ziel einer deutschen Zellproduktion zu arbeiten. Die Voraussetzungen sind doch gar nicht schlecht: Wir haben in Deutschland exzellente Unternehmen etwa für Batteriematerialien und für Produktionsanlagen, die für die Errichtung einer Zellproduktion von großer Bedeutung sind und die bereit sind, sich dafür zu engagieren. In Deutschland sind viele Unternehmer mit Gründergeist ansässig. Unsere Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sind erstklassig. Schütte: Wir haben in Deutschland in der Wissenschaft und in der Industrie eine Menge an Know-how für die Zellproduktion. Wir haben die Elektrochemie wieder aufgebaut und betreiben hier wieder exzellente Forschung. Den Forschungscluster zur Batteriezellproduktion hatte ich bereits erwähnt. Hier entsteht neues Wissen zum Zusammenspiel der verschiedenen Prozessschritte bei der Zellproduktion, das dann an der Forschungsproduktionsanlage in Ulm in der Praxis validiert werden kann. Unternehmertum und Know-how sind aus meiner Sicht die wesentlichen Voraussetzungen, um eine erfolgreiche und wettbewerbsfähige Produktion in Deutschland zu errichten. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) hat kürzlich eine Studie zur Batteriezellproduktion veröffentlicht. Diese Studie zeigt bei allen benannten Risiken: Ja, es geht! Eine Zellproduktion in Deutschland ist möglich. Würde die Bundesregierung den Aufbau einer Zellproduktion in Deutschland mit öffentlichen Mitteln unterstützen? Machnig: Die Bundesregierung ist für Investoren aus dem In- und Ausland offen. Angesichts der Bedeutung der Batteriezellproduktion für Die Preise für Batterien werden noch deutlich sinken Wertschöpfung und Arbeitsplätze am Automobilstandort Deutschland werden wir auch im Rahmen des europäischen Beihilferechts alles uns Mögliche tun, um einer Zellproduktion in Deutschland zum Erfolg zu verhelfen. Schütte: Hier stehen das Wirtschaftsministerium und das Forschungsministerium Seite an Seite! Mit Blick auf Wirtschaft, Forschung und Innovationsförderung handeln wir abgestimmt und gemeinsam. Herr Schütte, Herr Machnig: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen sollten: Was werden Batterien für Elektrofahrzeuge in 20 Jahren leisten können und wo werden sie hergestellt? Schütte: Ich glaube, dass bei der Batterie die Reichweitendiskussion auf lange Sicht keine Rolle mehr spielen wird. Die Reichweite wird ausreichend groß sein. Die Preise für Batterien werden in den kommenden Jahren noch deutlich sinken. Beides wird durch intensive Forschung und durch ein gemeinsames Vorgehen möglich gemacht. Schon in näherer Zukunft wird eine Vielzahl von attraktiven Elektrofahrzeugen am Markt sein. Machnig: Und dieses Angebot wird zu einem beträchtlichen Teil von deutschen Herstellern kommen, mit Batteriezellen „made in Germany“! – Herr Machnig, Herr Schütte, vielen Dank für das Gespräch. ANZEIGE EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG 5 Sauber fortbewegen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks über den Beitrag der Elektromobilität zum Klimaschutz obendrein verschwenderisch eingesetzt wird. Nur etwa ein Viertel der Energie setzt ein Verbrennungsmotor in Vortrieb um. Das Elektroauto öffnet uns die Tür zur Energiewende im Verkehr. Denn damit kann eine heimisch verfügbare, sichere Energiequelle – erneuerbarer Strom – für die Fortbewegung genutzt werden. Und das verbunden mit mehr Energieeffizienz durch den weitaus höheren Wirkungsgrad des Antriebs. Dabei gilt: Elektroautos sind letztlich nur so sauber wie der Strom, mit dem sie fahren. Aber selbst wenn man den derzeitigen deutschen Strommix zugrunde Der Mobilitätswandel muss alle Verkehrsmittel einschließen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und der Präsident der Region Hannover Hauke Jagau im Fahrerstand eines der neuen Elektrobusse 앚 Foto: BMUB/Inga Wagner Elektroautos verringern Emissionen 250 2015 – 23 % 200 – 12 % 150 100 50 0 Verbrennungsmotorische Fahrzeuge ohne Spritspartechnik Elektroauto mit Spritspartechnik Fahrbetrieb und Energiebereitstellung Durchschnittliche Emission (g CO2/km) Fahrzeugproduktion, Wartung und Entsorgung Durchschnittliche Emission (g CO2/km) Das Klimaschutzabkommen von Paris ist ein Meilenstein. Mit ihm bekennt sich die Weltgemeinschaft zu dem Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen und darüber hinaus in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts treibhausgasneutral zu werden. Der Verkehr besitzt dabei eine Schlüsselrolle. Nur wenn wir langfristig treibhausgasneutral fahren, fliegen und uns fortbewegen, ist die globale Erwärmung zu stoppen. Davon sind wir heute weit entfernt. Während im Energiesektor die Treibhausgas-Emissionen seit mehreren Jahren deutlich sinken, stagnieren sie im Verkehr seit Jahren auf hohem Niveau. So geht heute rund ein Fünftel der direkten CO2-Gesamtemissionen auf das Konto des Verkehrs – mit steigender Tendenz. Wenn wir über die Auswirkungen des Verkehrs auf unsere Umwelt sprechen, geht es nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um die Qualität unserer Atemluft – Stichwort „Stickoxide und Feinstaub“ –, um Lärmschutz oder den Flächenverbrauch. Wie wir uns fortbewegen, beeinflusst also maßgeblich unsere Lebensqualität in den Städten und Gemeinden. Damit ist offensichtlich: Wir stehen im Verkehr in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Was wir brauchen, ist nichts Geringeres als ein Mobilitätswandel – nicht ganz zufällig daher auch das Motto einer aktuellen Kampagne meines Ministeriums. Unsere Ziele sind nur zu erreichen, wenn wir Verkehr da, wo es geht, vermeiden, umweltfreundlichen Verkehrsmitteln konsequent den Vorzug geben und – ganz entscheidend – die Energieversorgung des Verkehrs auf erneuerbare Energien umstellen. Die Elektromobilität – und speziell das Elektroauto – spielt hier eine zentrale Rolle. Bisher hängt der Straßenverkehr fast ausschließlich vom Öl ab – eine nicht gerade saubere Energiequelle, die 2020 250 200 – 29 % 150 – 20 % 100 50 0 Verbrennungsmotorische Fahrzeuge Elektroauto ohne Spritspartechnik mit Spritspartechnik Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit legt und sogar die Energie berücksichtigt, die bei der Produktion eines Fahrzeugs inklusive Batterien anfällt, hat ein Elektroauto eine deutlich bessere Klimabilanz als ein vergleichbares Auto mit Benzin- oder Dieselmotor. Das zeigt eine ehrliche Analyse der klimarelevanten Emissionen über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge (siehe Grafik unten). Mit der fortschreitenden Energiewende im Strombereich wird sich dieser Vorteil weiter vergrößern, denn die Erneuerbaren bauen ihre Anteile rasch aus. Für unsere zukünftige Mobilität ist das Elektroauto nur ein Baustein, mit Blick auf den Klimaschutz aber ein ziemlich wichtiger. Die Elektromobilität an sich umfasst weit mehr: den Güterverkehr mit leichten und schweren Lkw, den öffentlichen Verkehr mit Straßenbahnen und Elektrobussen und natürlich das Zweirad. Den angesprochenen Mobilitätswandel bekommen wir nur mit einem Gesamtkonzept hin, das alle diese Verkehrsmittel umfasst. Das fördern wir. Damit sichern wir Mobilität und schaffen gleichzeitig eine gesunde Umwelt und mehr Lebensqualität für die Menschen. Sauber zustellen Sauber fliegen Deutsche Post DHL Group verteilt Briefe und Pakete mit E-Fahrzeugen Alternativer Antrieb auch im Luftverkehr möglich Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) fördert bereits seit 2009 eine Reihe von Projekten, die Elektromobilität fit für den Alltag machen. Insgesamt wurden bisher mehr als 90 Projekte mit einer Gesamtsumme von mehr als 200 Millionen Euro unterstützt. Ein Beispiel: Die Deutsche Post DHL Group plant den Einsatz von mehr als 1000 Elektrofahrzeugen in ihren Zustellflotten für Briefe und Pakete in ganz Deutschland. Das ist ein groß angelegter Flottenversuch, der wissenschaftlich begleitet wird: Einerseits wird die Leistungsfähigkeit der Elektromobilität im täglichen Warenwirtschaftsverkehr erforscht, andererseits werden die Energieverbräuche unter realen Randbedingungen ermittelt. Das Projekt soll dazu beitragen, die gesamte Flotte effizienter zu ma- chen und den Zustellbetrieb weiter zu optimieren. Möglich wird das, weil die Elektroautos für das typische Anhalten und Wiederanfahren Mehr als 1000 E-Autos umfasst die Flotte 앚 Deutsche Post AG deutlich besser geeignet sind als herkömmliche Fahrzeuge. Gerade für die Zustellung von Briefen und Paketen bietet Elektromobilität daher große Potenziale – sie wird umweltfreundlicher und wirtschaftlicher zugleich. Darüber hinaus fördert das BMUB weitere innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte für eine saubere, schonende, sparsame und praktische Elektromobilität: zum Beispiel Projekte aus den Bereichen Ressourcenverfügbarkeit und Recycling, Kopplung der Elektromobilität an erneuerbare Energien und deren Netzintegration oder Erprobung von Oberleitungs-Lkw. Außerdem unterstützt das Ministerium auch die Beschaffung von Elektrofahrzeugen, darunter von Elektro- und Hybridbussen im öffentlichen Nahverkehr. Beim Stichwort Elektromobilität denken viele zuerst an das Auto. Doch nicht nur bei Autos, Lastern oder Bussen ist Elektromobilität eine Alternative – auch im Luftverkehr wird darüber nachgedacht. Denn auch dort sind die Herausforderungen des Klimaschutzes enorm. Doch wie kann Fliegen mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen ermöglicht werden? Das größte Problem: Flugzeuge benötigen Energiespeicher mit hoher Energie- und Leistungsdichte. Herkömmliche Batterien sind in der Regel (noch) zu schwer und daher – anders als am Boden – für Flugzeuge (derzeit) keine Option. Auch beim Wasserstoff gibt es Hürden für eine weltweite Einführung. Diese würde eine ganz neue Infrastruktur und veränderte Flugzeuge erfordern. Eine mögliche Lösung ist der Power-to-Liquid-Ansatz (PtL). Dabei werden aus Wasser, Kohlendioxid und regenerativem Strom in einem chemischen Prozess Sauerstoff und Kohlenwasserstoffe erzeugt, die auch in den heutigen Flugzeugen als Treibstoff und damit als Alternative zu Kerosin eingesetzt werden können. Bei der Verbrennung im Flugzeug werden diese PtL-Kraftstoffe wieder in Wasser und Kohlendioxid umgewandelt. Nutzt man Kohlendioxid aus der Atmosphäre für das PtL-Verfahren, entstehen keine zusätzlichen Belastungen mit Treibhausgasen. Ein wichtiger Vorteil gegenüber Biokerosin: Die PtL-Produktion und die zugehörige Stromgewinnung konkurrieren nicht mit landwirtschaftlichen Anbauflächen und begrenzten Wasserressourcen. In beiden Fällen sind jedoch zusätzliche Klimawirkungen, etwa durch Kondensstreifen und Zirruseffekte, zu berücksichtigen. EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG 6 ANZEIGE Smart macht mobil Durch eine intelligente Vernetzung von E-Fahrzeugen werden Städte der Zukunft multimodal umgebaut Das Wertvollste, was Städte heutzutage besitzen, ist ihr öffentlicher Raum. In deutschen und europäischen Ballungszentren ähneln sich die Probleme: Platz in den Innenstädten ist rar. Zu viele fahrende Autos auf den Straßen und noch mehr parkende Autos entlang den Straßenrändern benötigen so viel Fläche, dass nicht allein in der Rushhour der Verkehr vielerorts ins Stocken gerät. Ziel einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung muss daher sein – da sind sich die Experteneinig –, öffentlichen Raum für die Allgemeinheit zurückzugewinnen. Der Elektromobilität fällt dabei eine Schlüsselfunktion zu. Es kann allerdings nicht darum gehen, allein die Antriebsart der Autos auszutauschen und Verbrennungs- durch Elektromotoren zu ersetzen. „Jede seriöse Planung hat heute zum Ziel, die autogerechte Stadt zu einer multimodalen Stadt umzubauen“, sagt Steffen de Rud- Das setzt politischen Willen und klare Prioritäten bei einer städtischen Verkehrsplanung voraus. Und nicht nur das: Die Kommunen müssen für ihre multimodalen Verkehrskonzepte auch Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Wie das funktionieren kann, hat die Stadt München mit ihrem Konzept „Gscheid mobil“ vorbildhaft gezeigt. Als besondere Zielgruppen wurden zunächst die jährlich zirka 90 000 Neubürgerinnen und -bürger der Stadt sowie Kinder und Jugendliche in den Fokus genommen. Die Neuzugezogenen werden mithilfe eines speziell entwickelten Info-Ordners und einer Servicekarte an die städtische Mobilitätsvielfalt herangeführt, ein individueller Mobilitätsberater hilft ihnen nach einiger Zeit bei Bedarf mit weiterführenden E-Autos verringern Stickoxide, Lärm und Feinstaub Planung: Auto, Rad, ÖPNV und Fußgänger berücksichtigen der, Professor für Städtebau an der Bauhaus-Universität Weimar, der Mitte April ein internationales Symposium zu „neuer urbaner Mobilität“ („new urban mobility“) organisierte. Klare Botschaft dort: Individuelle Mobilität in den Städten wird zunehmend durch eine Kombination verschiedener Verkehrsträger verwirklicht werden. Aufgabe einer visionären Stadtplanung ist somit, die Ansprüche und Bedürfnisse von Auto- und Fahrradfahrern, von öffentlichem Nahverkehr und Fußgängern bestmöglich in Einklang zu bringen und miteinander zu verknüpfen. Ein wichtiger Ansatz dabei sind gut funktionierende Carsharing-Angebote, für die sich Elektroautos in besonderer Weise anbieten. Denn sie reduzieren zugleich den Lärm und die Schadstoffbelastung in stark betroffenen Innenstadtlagen. Das setzt voraus, dass eine flächendeckend gut erreichbare Infrastruktur von Ladestationen aufgebaut wird und privilegierte Parkflächen für die Elektrofahrzeuge der jeweiligen Carsharing-Flotte eingerichtet werden. Wie das Forschungsprojekt „WiMobil“ zu Carsharing und Elektromobilität ergeben hat, nimmt durch solche Ange- Ein Element der intelligenten Stadt: Sie bietet Mobilität mit E-Bussen oder E-Carsharing-Angeboten 앚 Foto: BVG/Oliver Lang bote die Hemmschwelle gegenüber Elektrofahrzeugen deutlich ab. Jeder zweite befragte Nutzer der untersuchten Carsharing-Angebote hat Erfahrungen mit einem Elektrofahrzeug gesammelt und sich dadurch bewusst für elektrische und damit lokal emissionsfreie Mobilität entschieden. Elektrofahrzeuge wurden ähnlich häufig gebucht wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Motive für die Wahl waren der ökologische Vorteil sowie das Interesse an der innovativen Antriebstechnik und das attraktive Fahrerlebnis. Im Ergebnis der Untersuchungen zeigte sich, dass sich Carsharing zu einem Wegbereiter für die Elektromobilität im Stadtverkehr entwickelt hat und von den Nutzern sehr gut angenommen wird. Gleichzeitig haben Carsharing-Systeme das Potenzial, den Raumbedarf spürbar zu reduzieren: Durch höhere Auslastung der Fahrzeuge bei gleichzeitiger Abschaffung privater Autos können signifikante Flächen im öffentlichen Raum eingespart werden. Dieser Raum kann im nächsten Schritt neu genutzt werden – etwa durch multimodale Mobilitätsstationen. „Die Chancen der Elektromobilität liegen nicht allein im Elektroauto, sondern auch in E-Bikes und Pedelecs“, sagt Steffen de Rudder. Diese sich technisch rasant entwickelnden Fahrräder hätten nach aktuellen Studien die durchschnittlichen Fahrstrecken gegenüber denen klassischer Fahrräder binnen kurzer Zeit von fünf auf acht bis zehn Kilometer erweitert. Sprich: Immer mehr Menschen verzichten auf einzelne Autofahrten, weil sie elektrisch unterstützte Fahrräder als bequeme und schnelle Alternative schätzen gelernt hätten. Bei stärkerer Nutzung von E-Bikes und Pedelecs muss dies in der Konsequenz auch dazu führen, dass etwa mit modernen Fahrradparkhäusern das Umsteigen noch attraktiver gemacht wird. Tipps und Angeboten weiter. Ein ähnliches Konzept setzt bei Kindern und Jugendlichen bereits im Kindergarten an und wird über die Grundschule bis zu den Oberschulen fortgesetzt. In beiden Zielgruppen wird die Perspektive von vornherein auf multimodale Verkehrsketten geweitet. Was sich unter anderem im deutlichen Anstieg der Ticketverkäufe für den öffentlichen Nahverkehr niederschlug. Die Erfahrungen aus München belegen: Wenn multimodales Denken zum Ausdruck einer modernen, großstädtischen Haltung wird, dann zieht es automatisch immer weitere Kreise. Der Verkehr in den Städten muss umweltfreundlich, gesund und bezahlbar sein. Auch wenn bei Elektrofahrzeugen der ganz große Boom noch bevorsteht, ist doch klar, dass sie die Belastungen mit Stickoxiden, Feinstaub und Lärm deutlich verringern können. Kommt der Strom aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft oder Solarenergie, werden sie zu Nullemissionsfahrzeugen, die auch keine Treibhausgase ausstoßen. Bei einer intelligenten Vernetzung von E-Fahrzeugen mit anderen Mobilitätsangeboten kann die Bedeutung des eigenen Autos abnehmen – zugunsten einer Mobilität, die einen gut abgestimmten Mix nachhaltiger Fortbewegungsarten verbindet. Die Zukunft auf vier Rädern: elektrisch und automatisiert Das Zusammenspiel von Elektromobilität und Automatisierungstechnik lässt Autos alleine fahren – und laden Die Vision vom Parkhaus der Zukunft für Elektrofahrzeuge klingt nach Science-Fiction: Man gibt sein Auto an der Einfahrt ab, wartet eine Weile und bekommt es mit aufgeladener Batterie an der Ausfahrt zurück. Was beim Valet-Parkservice in US-Großstädten Billiglohnkräfte erledigen würden, geschieht hier wie von Geisterhand – in einer einzigartigen Kombination von Elektro- und Automatisierungstechnik: Das Fahrzeug erfährt über Funk, welcher Stellplatz frei ist, wird von Kameras, Radar- und Ultraschallsensoren ohne Fahrer dorthin geführt und mit hoher Präzision auto- matisch eingeparkt. Dann wird die Batterie aufgeladen. Denkbar wäre ein Roboter, der dazu den Stecker einführt, doch viel einfacher geht es per Induktion. Dabei wird die Energie über eine elektromagnetische Feldkopplung von einer Spule im Boden des Stellplatzes berührungslos zu einer zweiten Spule im Fahrzeugboden übertragen. Das funktioniert sehr gut und wie auf Knopfdruck, sofern die beiden Spulen genau übereinander liegen, aber dafür sorgt die Parkautomatik. Am Ende geht es mit voller Batterie selbstfahrend aus dem Parkhaus heraus. Was beim Parken wie eine Spielerei wirkt, ließe sich wohl auch auf das Fahren auf der Straße übertragen – eine Revolution: Mittels automatischer Positionierung könnte das Fahrzeug über eine Kette von Induktivspulen entlang der Fahrbahn geführt werden, dort jeweils einen elektromagnetischen Feldpuls erhalten und – wie bei einer Carrera-Bahn, nur berührungslos – kontinuierlich mit Strom versorgt werden. Das Reichweitenproblem wäre auch auf Langstrecken gelöst. Es gibt noch viele Beispiele für die Potenziale, die in der gelungenen Kombination von Elektromobili- tät und vernetztem und automatisiertem Fahren stecken: Automatisierte Autos können stets den effizientesten Fahrmodus und die sparsamste Route wählen. Vor allem dann, wenn sie miteinander kommunizieren und so Informationen zum Straßenverkehrsgeschehen haben – auch davon profitiert die Reichweite des Elektrofahrzeugs. Umgekehrt lassen sich automatisierte Funktionen viel leichter in elektrische als in konventionelle Autos einbauen. Automatisierte und vernetzte Fahrzeuge könnten möglicherweise sogar sehr leicht sein, weil sie per se unfallfrei fahren und daher ohne passive Vorrichtungen zum Schutz der Insassen auskommen. Leichte Fahrzeuge sind sehr energieeffizient – beim Elektroauto wäre das ein weiterer Ausweg aus dem Reichweiten-Dilemma der Elektromobilität. Viele Ingenieure sehen in der Kombination der beiden Trends ein hohes Synergiepotenzial und schlagen vor, dies weiter zu untersuchen, so etwa der eNOVA Strategiekreis Automobile Zukunft, der sich in seiner aktuellen Forschungs- und Innovations-Roadmap (www.strategiekreis-automobile-zukunft.de) genau diesem Thema widmet. EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG ANZEIGE 7 Eine volle Ladung Zukunft Schaufenster Elektromobilität: Die Ergebnisse des Förderprogramms der Bundesregierung Fast geräuschlos fährt der Elektrobus der Linie 79 die Endhaltestelle im Dresdener Stadtteil Mickten an. Während der Busfahrer bis zu einer Markierung im Bordstein vorrollt, wird bereits der sogenannte Pantograf auf dem Dach des Fahrzeugs ausgefahren. Dieser Stromabnehmer klinkt sich über ein Kontaktsystem selbstständig in die Schiene der Ladestation ein. Gerade einmal vier Minuten braucht der Bus, um den aufder letzten Runde verbrauchten Strom wieder „aufzutanken“. „Volle Ladung Zukunft“ – mit diesem Slogan ist der Elektrobus der Dresdner Verkehrsbetriebe zwischen den Stadtteilen Mickten und Fahrer von der Technik und dem Fahrkomfort begeistert. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht überzeugten die niedrigen Betriebskosten, weiterer positiver Faktor war die Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge – sofern Strom aus erneuerbaren Energien verbraucht wird. Fachlich begleitet wurde das Projekt vom Verband der Technischen Überwachungsvereine (TÜV), der auch spezifische Sicherheitsaspekte der Technik genau untersuchte. Daraus ergaben sich konkrete Empfehlungen: Ladesäulen sollten regelmäßig technisch überprüft werden, das Ladekabel des Autos zum festen Bestandteil der Nur vier Minuten braucht der Bus, um „aufzutanken“ Die Fahrerinnen und Fahrer lernten die Elektroautos lieben Übigau im Einsatz. Auf der 5,2 Kilometer langen Strecke absolviert das Fahrzeug täglich rund 300 Kilometer. Wie bewährt sich der Elektrobus im Betrieb nahezu rund um die Uhr? Wie gut funktioniert das Ladesystem an der Endhaltestelle, welche Details müssen womöglich nachjustiert werden? Das waren die Kernfragen des Projekts „Elektrobus-Linie 79“ im Förderprogramm „Schaufenster Elektromobilität“ der Bundesregierung. In vier Regionen wurden und werden seit 2012 in insgesamt 145 Projekten innovative Ansätze der Elektromobilität erprobt. Neben der Region Bayern-Sachsen, die unter dem Motto „Elektromobilität verbindet“ antrat, waren die Regionen Baden-Württemberg („LivingLab BWe mobil“), Berlin-Brandenburg („Internationales Schaufenster Elektromobilität“) und Niedersachsen („Unsere Pferdestärken werden elektrisch“) beteiligt. In Dresden zeigte sich der Elektrobus den Anforderungen des Langzeitbetriebs gewachsen. Das Aufladen an der Endhaltestelle Hauptuntersuchung werden. Des Weiteren sollten alle sicherheitsund umweltrelevanten Fahrzeugteile ohne Demontage prüfbar sein. Jenseits technischer Details aber nahmen die Projektbegleiter des TÜV bei den Nutzern der Fahrzeuge eine Veränderung wahr, die sich mit keinem Messgerät der Welt erfassen lässt: Die Fahrerinnen und Fahrer lernten die Autos erst kennen und schließlich sogar lieben. Die zunächst abwartende, bisweilen gar ablehnende Haltung wandelte sich im Laufe der Zeit zu einer positiven Selbstverständlichkeit. Laut Kraftfahrt-Bundesamt gibt es in Deutschland ein Potenzial von 180 000 Fahrzeugen in sozialen Einrichtungen, die sich durch Elektroautos ersetzen ließen. Allein – es fehlt noch an preisgünstigen Modellen der Hersteller. Insofern gilt auch für dieses Projekt das Signal der Ergebniskonferenz von Leipzig: Die gesammelten Erkenntnisse sind Ansporn, die Elektromobilität in Deutschland praxisnah weiterzuentwickeln. Vom Schaufenster zum Showfenster. Anfangs fürchteten viele Testfahrer, unterwegs mangels Ladesäulen stehen zu bleiben. Doch diese Sorgen verflogen schnell 앚 Foto: Berlin Partner klappte sehr zuverlässig. Die Begleitforschung attestierte dem Fahrzeug überdies hohes Potenzial, verkehrsbedingte Emissionen in der Innenstadt nachhaltig zu reduzieren. Denn ein Elektrobus erreiche dieselbe Schadstoffentlastung wie etwa 100 Elektroautos. Die beteiligten Wissenschaftler formulierten aber auch klare Anforderungen an die nahe Zukunft: Die Fahrzeuge müssen kostengünstiger und leichter werden, das Lade- und Temperaturmanagement eingehender untersucht werden. Es gibt also in der Weiterentwicklung noch „Luft nach oben“ – grundsätzlich aber hat die Elektrobus-Linie 79 ihren Praxistest gut bestanden. Ein ähnliches Fazit wurde jüngst in Leipzig auf der Ergebniskonferenz des Schaufensters Elektromo- bilität zu vielen Einzelprojekten gezogen. Rund 750 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, unter ihnen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, informierten sich über aktuelle Erkenntnisse zu allen wichtigen Forschungs- und Anwendungsfeldern – zu Fahrzeugen oder zur Ladeinfrastruktur, zu Verkehrs- und Mobilitätskonzepten oder zu rechtlichen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig diskutierten sie konkrete Handlungsempfehlungen für die nächsten Schritte auf dem Weg zu flächendeckender Elektromobilität (siehe auch Interview mit Bertram Harendt unten auf dieser Seite). Besonders wichtig waren dabei auch die Ergebnisse aus jenen Projekten, die sich der Elektromobilität aus der Nutzerperspektive gewidmet hatten. In Berlin etwa wurde das Potenzial von Elektroautos für soziale Einrichtungen untersucht. An dem Praxistest beteiligten sich das Albert-Schweitzer-Kinderdorf, die Björn-Schulz-Stiftung und das Nachbarschaftsheim Schöneberg, die jeweils mit unterschiedlichen Fahrzeugen verschiedener Hersteller ausgerüstet wurden. Trotz anfänglicher Skepsis bei manchen Mitarbeitern in den Einrichtungen erwiesen sich alle Elektroautos als absolut alltagstauglich. Im Projektverlauf trauten sich die verschiedenen Nutzer immer längere Einzelfahrten zu: Die anfängliche Angst, unterwegs wegen fehlender Reichweite stehen zu bleiben, verflog zusehends. Zudem zeigten sich die diversen Fahrerinnen und „Die Begeisterung ist groß“ Was sich Test- und Probefahrer von Elektrofahrzeugen wünschen: ein Interview mit Bertram Harendt Bertram Harendt, beim Deutschen Dialog Institut für die Begleit- und Wirkungsforschung des Förderprogramms „Schaufenster Elektromobilität“ der Bundesregierung verantwortlich, äußert sich im Interview zu dessen Ergebnissen. Herr Harendt, wo stehen wir mit der Elektromobilität in Deutschland heute? Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Elektromobilität schon heute alltagstauglich. Auch wenn erst relativ wenige Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sind, nimmt ihre Sichtbarkeit stetig zu. Eines Tages werden sie die Verbrennungsfahrzeuge ersetzen: Das Automobil der Zukunft wird elektrisch sein. Rechtliche Hürden, die dem entgegenstehen, wurden und werden abgebaut. Eine zunehmende Zahl von Anwendungsszenarien der Elektromobilität ist bereits heute wirtschaftlich. Marktanreize, neue Geschäftsmodelle und Firmen entstehen. Das sind die Hauptergebnisse des Schaufensterprogramms Elektromobilität. Was sind die nächsten Schritte? Aufbauend auf den Ergebnissen der 145 Projekte in den vier Schaufensterregionen Baden-Württemberg, Bayern-Sachsen, Berlin-Brandenburg und Niedersachsen fängt die Arbeit jetzt erst richtig an. Die Schaufenster haben Strahlkraft bewiesen und Elektromobilität sicht- und erlebbar gemacht. Jetzt gilt es, ihre Erkenntnisse bundesweit umzusetzen. Dafür bieten 22 gründlich kommentierte Handlungsempfehlungen eine Orientierung. Wir haben diese in der Begleit- und Wirkungsforschung des Schaufensterprogramms entwickelt und bei der Ergebniskonferenz des Programms Mitte April in Leipzig erstmals präsentiert. Was beinhalten Ihre Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft? Die Handlungsempfehlungen gliedern sich in die fünf Themenbereiche Erforscht Elektromobilität: Bertram Harendt 앚 Foto: privat „Fahrzeuge und Hersteller“, „Infrastruktur“, „Rechtlicher Rahmen“, „Anwendungen und Geschäftsmodelle“ sowie „Wissenstransfer“. Die 750 Teilnehmer der Ergebniskonferenz hatten die Gelegenheit, in einem Fragebogen darüber abzustimmen, welche dieser Empfehlungen für sie höchste Priorität haben. Das Ergebnis spiegelt deutlich die Erfahrungen vieler Elektromobilisten wider, wie kompliziert zurzeit noch das Laden ihrer Fahrzeuge ist. Dementsprechend steht folgender Wunsch an erster Stelle der Prioritätenliste: „Im Sinne der Nutzerfreundlichkeit ist ein einheitlicher und barrierefreier Ad-hoc-Zugang zur Ladeinfrastruktur notwendig, ohne dass ein langfristiges und auf Dauer angelegtes Vertragsverhältnis zugrunde liegt“. Auf Platz zwei findet sich der Appell an den Staat, er „sollte den Aufbau einer bedarfsgerechten, öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur gezielt fördern und unterstützen“. Die positiven Erfahrungen mit Elektrobussen in vielen Schaufensterprojekten mögen dazu geführt haben, dass die Empfehlung „Der ÖPNV sollte in den Innenstädten zunehmend Elektrobusse einsetzen“ auf Rang drei folgt. und muss dringend erweitert werden“ an vierter Stelle gelten. So ist beispielsweise im Mittelklassesegment, das in Deutschland sehr beliebt ist, noch kein batteriebetriebenes Elektrofahrzeug verfügbar. Auch das Interesse an leichten elektrischen Nutzfahrzeugen trifft noch auf kein Marktangebot. Dabei hätten die deutschen Hersteller Grund, viel zuversichtlicher an die Zukunft der Elektromobilität zu glauben. Die Begeisterung der Test- und Probefahrer von Elektroautos in den Schaufensterprojekten war durchweg groß genug, um den Satz „Einmal elektrisch, immer elektrisch“ zu bestätigen. Was können die deutschen Automobilhersteller beitragen? Als Weckruf für die deutschen Automobilhersteller kann die hohe Priorisierung der Empfehlung „Das Angebot an Elektrofahrzeugen genügt den Bedürfnissen der Kunden noch nicht Weitere Informationen zu den Schaufenstern Elektromobilität, den Projekten und den Handlungsempfehlungen der Begleit- und Wirkungsforschung finden sich hier: www.schaufensterelektromobilitaet.org – Herr Harendt, vielen Dank für das Gespräch. 8 EINE SONDERVERÖFFENTLICHUNG DER BUNDESREGIERUNG ANZEIGE Vorreiter aus der ganzen Welt Steuererleichterungen, Fördergelder, Super-Charger und Smart-City-Lösungen: Was wir von China, den USA, Norwegen und Japan bei der Verbreitung von E-Fahrzeugen lernen könnnen Der Ausbau der Elektromobilität wird auf der ganzen Welt vorangebracht, aber überall ein bisschen anders. Der derzeit größte Markt für Elektromobilität sind die USA, dicht gefolgt von China. Seitens der chinesischen Regierung wird der Verkauf von Elektrofahrzeugen durch Steuererleichterungen, Fördergelder und weitere Maßnahmen massiv vorangetrieben.So wird die Nutzung von Elektroautos beispielsweise durch die Ausnahme von Elektroautos vom Fahrverbot in Städten oder durch das großzügige Kontingent von Zulassungen für Elektrofahrzeuge, welche somit von den großformatigen Versteigerungsaktionen für Fahrzeugzulassungen ausgenommen sind, in hohem Maße bevorteilt. In den USA wird die Elektromobilität in großem Stil vom Unternehmer Elon Musk, Gründer von Tesla Motors und Erbauer der Gigabatteriefabrik in der Wüste von Nevada, vorangebracht. Neben dem Verkaufs- und Imageerfolg des Model S hat Tesla ebenfalls dafür gesorgt, dass ein dichtes Netz von Schnellladestationen, den Tesla Super-Chargern, im ganzen Land aufgebaut wurde. Es gibt in den USA aber auch andere USA: Trucks werden dynamisch durch Oberleitungen geladen spannende Entwicklungen. Das Problem der Reichweite von Elektroautos gehen die Amerikaner pragmatisch an und fördern breitflächig den Aufbau von Ladeinfrastruktur an Arbeitsplätzen, um Pendlern die Nutzung von Elektroautos auf ihrem täglichen Arbeitsweg zu erleichtern. Das US-Energieministerium startete deshalb ihre Kampagne EV Everywhere Workplace Charging. Ziel ist die Verzehnfachung der Zahl von Ladestationen bis 2018 mit Fokus auf Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Dafür werden technische Infos und Unterstützung bei der Bildung von Netzwerken zur Verfügung gestellt. Ein bisher ungelöstes Problem der Elektromobilität gehen die Amerikaner mit der Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs an. Eine vielversprechende Lösung stellen dabei Oberleitungssysteme für das dynamische Laden von Trucks während der Fahrt dar. Elektrisch betriebene Lkw leisten einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität auf Highways und in Städten. Derzeit im Aufbau befindet sich eine zwei Meilen lange Teststrecke mit Oberleitungen für Lkw auf dem Long Beach Freeway (Interstate 710), der den Hafen von Long Beach mit der Region Los Angeles verbindet und durch dicht besiedelte Gebiete führt. Auf den Dächern der Hybridtrucks sind intelligente Stromabnehmer installiert. Das Projekt eHighway I710 wird von Siemens durchgeführt. Ein herausragendes Beispiel für die Verbreitung von Elektromobilität in Europa stellt Norwegen dar. Zwar besitzt das Land keine eigene Elektromobilitätsindustrie, reizt jedoch den Kauf von Elektrofahrzeugen durch Kaufzuschüsse, Steuererleichterungen und Vergünstigun- Verbreitung von Elektro-Pkw Stand Ende 2015 Land Australien Belgien China Dänemark Deutschland Finnland Frankreich Großbritannien Irland Italien Japan Kanada Batterieelektrische Fahrzeuge 2500 3900 199 800 7600 25 500 600 44 000 20 000 1000 4200 76 900 7900 gen wie kostenlose Parkplätze und die Benutzung von Busspuren erheblich an. Norwegen hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, ab 2025 keine Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor neu zuzulassen. Das gilt für Pkw, Kleintransporter und Busse. Schon heute ist beinahe jeder fünfte neu registrierte Wagen in Norwegen ein Elektroauto. Bei einer Umfrage der Vereinigung Norwegischer Elektroautofahrer sagten deshalb 64 Prozent der Nutzer, ihr Auto spare ihnen Zeit. 94 Prozent der Befragten meinten außerdem, ihr Elektroauto sei kostengünstig zu nutzen. Durch den Wegfall der sonst erheblichen Einfuhrsteuer liegen die Kosten für Elektroautos in Norwegen auf gleichem, wenn nicht niedrigerem Niveau als das für konventionelle Fahrzeuge. Das liegt außerdem zu einem großen Teil am preiswerten Strom, der in Norwegen zu fast 100 Prozent aus Wasserkraft stammt. Probleme mit der Ökobilanz haben Elektroautos dort also nicht. Plug-inHybridfahrzeuge 1 300 4700 81 800 500 10 800 1500 10 600 27 000 200 500 55 200 7 700 Land Niederlande Norwegen Österreich Portugal Schweden Schweiz Südafrika Südkorea Spanien Türkei USA Grafik: Ulla Schilli, Quelle: VDI/VDE Innovation + Technik GmbH Heute führen die Elektroautos auf Oslos Busspuren sogar bereits zur Überfüllung. Es besteht Konsens im Land, dass zumindest die finanzielle Förderung nicht auf lange Sicht weitergewährt werden kann. Beachtlich ist, dass es gerade in so einem dünn besiedelten Land wie Norwegen wenige Diskus- Notfall-Ladepunkte mit Gratis-Strom in Norwegen sionen um die Reichweite gibt. Das liegt mitunter daran, dass in kurzer Zeit viele preiswerte Notfall-Lademöglichkeiten geschaffen wurden. Das sind ganz einfach mehrere Steckdosen in einer abschließbaren Metallbox. Im ganzen Land kann jedes Mitglied des Elektroauto-Vereins die Ladesäulen mit einem einheitlichen Ladeschlüssel öffnen. Den Strom gibt es gratis, bezahlt wird er von Parkhäusern, Shoppingcentern oder den Gemeinden. So gibt es auch vor jedem Rathaus in Norwegen eine Ladesäule. Die Nutzung von DC-Schnellladestationen ist allerdings kostenpflichtig. Ein weiteres Beispiel-Land, welches durch frühzeitige raffinierte technologische Lösungen die Rolle eines Pioniers für Elektromobilität und innovative Stadt- und Transportsystemlösungen angenommen hat, ist Japan. Der Ansatz für die Weiterentwicklung von Elektroautos und Verkehrssystemen erfolgt dort sehr systemisch nach den Grundsätzen ganzheitlicher Smart Cities und oft in Zusammenarbeit zwischen Autobauern und Kommunen. Die Stadt Kitakyushu etwa untersucht mit Nissan, wie Autobatterien als Puffer für Schwankungen im Stromnetz genutzt werden könnten. Dafür bekommen die Fahrzeuge einen Zwei-Wege-Zugang fürs Laden. Das System hat genug Kapazität, um einen Haushalt zu Spitzenlastzeiten mit Strom aus der Batterie zu versorgen. HINTERGRUND Mehr Ladepunkte und ein Steckerstandard für Europa Die EU-Mitgliedstaaten müssen noch in diesem Jahr Pläne vorlegen, in denen sie erläutern, wie sie ein Minimum an Ladepunkten für Elektroautos sicherstellen. Dies hatten EU-Parlament und -Rat bereits im Jahr 2014 in ihrer Richtlinie über den Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe beschlossen. Die Mitgliedstaaten sollen mindestens den Richtwert von einem öffentlich zugänglichen Ladepunkt für zehn Elektroautos einhalten und damit die Versorgung der Elektroautos in Städten und Batterieelektrische Plug-inFahrzeuge Hybridfahrzeuge 78 200 9400 12 100 70 700 1500 5000 800 1300 9800 4800 2700 6300 100 160 1500 8800 1100 3600 keine Angabe 200 191 900 214 600 deren Außenbezirken sichern. Diese Infrastruktur für Ladepunkte soll bis zum Jahr 2020 entstehen. Außerdem ist ein einheitlicher Steckerstandard vorgesehen, damit die E-Autos europaweit geladen werden können. In Deutschland hat der Bundesrat Ende Februar einer Ladesäulenverordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) zugestimmt, die für öffentlich zugängliche Ladepunkte den gemeinsamen europäischen Ladesteckerstandard festschreibt. Mit der Stadt Toyota hat der gleichnamige Autobauer das Konzept ha:mo (Harmonious Mobility) entwickelt. Verkehrsinformationen von Bussen, Zügen und Taxis fließen in eine App, die ein nahtloses Umsteigen möglich machen soll. Ultrakompakte Elektroautos werden zum Füllen der Lücken im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt, hauptsächlich auf der letzten Meile von einer Station öffentlichen Nahverkehrs nach Hause. Ha:mo kann Informationen über den Ladezustand der Batterie eines Elektroautos mit der Verkehrssituation und der wahrscheinlichen Ankunftszeit kombinieren. So wissen die Fahrer, wie viel Strom das Fahrzeug für die Fahrt noch benötigt. Sind die Batterien der Elektrofahrzeuge zu alt geworden für den Einsatz im Fahrzeug, können sie noch weiterverwertet werden. Mit der Frage nach dem Second Life für gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien beschäftigt sich die Sumitomo-Gruppe zusammen mit Nissan, und sie entwickeln neue Geschäftsmodelle für die Verwendung solcher Batterien. In der Provinz Osaka haben sie den nach eigenen Angaben ersten Großspeicher der Welt aus gebrauchten Batterien von Elektroautos gebaut. Er speichert aktuell den Strom aus einer Fotovoltaikanlage zwischen. Deutschland tauscht sich in den Gremien der Internationalen Energieagentur mit anderen Ländern über Konzepte und Erfahrungen bei der Markteinführung der Elektromobilität aus, zum Beispiel in der Electric Vehicles Initiative und im Implementing Agreement Hybrid and Electric Vehicles (www.ieahev.org).