Begleitmaterial für Pädagogen und Erzieher

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Begleitmaterial für Pädagogen und Erzieher
THEATERPÄDAGOGISCHES BEGLEITMATERIAL
Herausgegeben von:
Theater Dortmund / Kinder- und
Jugendtheater
Miriam,
Christine Köck, Isabel Stahl & Marie
Helbing
Theaterpädagogik & Dramaturgie
ganz in Schwarz
Spielzeit 2012 / 2013
Theater Dortmund / Kinder- und
Jugendtheater,
Sckellstr. 5 - 7, 44141 Dortmund,
Leitung: Andreas Gruhn,
Geschäftsführende Direktorin:
Bettina Pesch, www.theaterdo.de
premiere | 28. Oktober 2012
Kinder- und Jugendtheater Dortmund
Stück von Jörg Menke-Peitzmeyer
Deutschsprachige Erstaufführung, ab 13 Jahren
Miriam hat eine ungewöhnliche Leidenschaft. Sie geht
zu fremden Beerdigungen, mischt sich unter die
Trauergemeinde und manchmal weint sie sogar mit.
Sie kannte weder den Verstorbenen noch weiß sie, wer
die trauernden Verwandten und Freunde sind. Aber bei
so einer Beerdigung erfährt man viel: Miriam weiß
schnell, ob der Verstorbene geliebt wurde oder nicht.
In guten Monaten kommt die Schülerin auf acht
Beerdigungen und schafft sich so ihren ganz eigenen
Ausgleich zum Alltag. Für Miriam steht fest: Das
Schönste ist immer das Singen!
Miriam: Désirée von Delft
Regie: Isabel Stahl
Bühne/Kostüm: Anja Lichtenegger
Klaviereinspielung: Nicolas Krüger
Musikalische Einstudierung: Julia Amos, Michael
Hönes
Dramaturgie: Ilona Seippel-Schipper
Dramaturgieassistenz: Marie Helbing
Theaterpädagogik: Christine Köck
Ausstattungsassistenz: Susanne Hoffmann
Regiehospitanz: Franz Potthoff Miriam, ganz in Schwarz ist ein Stück über das
Licht: Dirk Wörz Tabuthema Tod und die Sinnsuche einer jungen Frau,
geschrieben mit schwarzem und skurrilem Humor.
Spieltermine:
Fr, 28. September 2012 Premiere
Di, 02. Oktober 2012 um 19 Uhr
Mi, 31. Oktober 2012 um 11 Uhr
Di, 06. November 2012 um 11 Uhr
So, 18. November 2012 um 18 Uhr
Karten im Internet unter www.theaterdo.de,
telefonisch unter 5022442 oder an allen
bekannten Vorverkaufsstellen.
Zu unserer Inszenierung „Miriam ganz in schwarz“ gibt
es eine Kooperation mit den Kulturpädagoginnen
Manuela Wenz und Birgit Mattern
(www.erinnerungsgarten.com). Daraus entstanden ist
das Kunstprojekt mit dem Arbeitstitel „worauf’s
ankommt“, gefördert durch die Friedhofsgärtner
Dortmund eG.
Kooperierende Schule ist das Käthe Kollwitz
Gymnasium Dortmund, Kunst LK unter der Leitung von
Frau Korspeter.
„Das Leben hat einen Anfang und ein Ende. Die
Auseinandersetzung mit dem Tod erscheint auf den
ersten Blick schwer, doch sie verleiht uns Menschen
auch ein Bewusstsein über die unwiederbringliche
Einmaligkeit des Lebens.“ (Zitat
www.erinnerungsgarten.com)
theaterpädagisches Begleitmaterial – Miriam, ganz in Schwarz - 2
Was ist für dich „Hobby“?
Ein Hobby (Plural: Hobbys) oder Steckenpferd ist eine Lieblingsbeschäftigung. Ein Hobby ist somit im
Gegensatz zu Arbeit eine Tätigkeit, der man sich nicht aus Notwendigkeit, sondern freiwillig und aus Interesse,
Faszination oder sogar Leidenschaft widmet. Die Tätigkeit bringt Vergnügen, Spaß oder Lustgewinn mit sich.
Dabei ist mit Arbeit nicht ausschließlich Erwerbsarbeit (Beruf) gemeint.
Somit hat der Begriff Hobby eine deutliche
Nähe zum Begriff Spiel. Als Hobby wird
allerdings eine Tätigkeit nur bezeichnet, wenn
man für diese Tätigkeit eine im Vergleich zu
anderen
Freizeitgestaltungen
besondere
Vorliebe hat. Darüber hinaus kann ein Hobby
im Gegensatz zum Spiel durchaus eine
unmittelbare, nicht fiktionale Zweckmäßigkeit
haben (über den Spaß bzw. den Lustgewinn
an der Tätigkeit hinaus).
Ein
wichtiges
Kriterium
für
die
Unterscheidung, was als Hobby oder als
Arbeit gilt, ist häufig, aber nicht notgedrungen,
ob es als Quelle für den Lebensunterhalt
dient. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden
diejenigen, die sich in ihrer Freizeit mit einem Fachgebiet befassen, Amateure
bzw. Ehrenamtliche genannt – als Gegenstück zum beruflichen Fachmann,
Profi. Ehrenamtliche Tätigkeit muss allerdings kein Hobby sein, sondern kann
auch Notwendigkeitsdenken entspringen.
„Ist es nicht egal, wie man
sein inneres Gleichgewicht
findet?
Solange man andere damit
nicht aus dem Gleichgewicht
bringt?“
Eine Sache als Hobby zu betreiben, kann in gesteigerter Form auch den Charakter haben, Fan einer Sache
zu sein, wenn es sich um eine Art Verehrung der Sache handelt.
Das Betreiben eines Hobbys hat oft entspannende oder sonstige nützliche therapeutische Nebenwirkungen. In
einigen Fällen allerdings (beispielsweise beim Sammeln) können die Grenzen zwischen Beruf, Hobby und
Sucht zu verschwimmen beginnen. Manche Sammlungen können durchaus als Geldanlage gelten, zum
Beispiel Kunstsammlungen. Darüber hinaus gibt es Amateure, die auf ihrem jeweiligen Fachgebiet Wissen und
Fähigkeiten erwerben, in denen sie professionellen Fachleuten in nichts nachstehen und auch einen
entsprechenden Ruf genießen.
theaterpädagisches Begleitmaterial – Miriam, ganz in Schwarz - 3
„höher, schneller weiter“ vs. „Entschleunigung“
Die sperren einen ein, wenn sie rauskriegen, daß man achtmal im Monat auf
Beerdigungen geht, (…) Weil die, die wissen, daß man sterben muß, wiederum
gefährlich sind für die, die das nicht wissen wollen. Denn die, die wissen, daß
man sterben muß, die verlangsamen, entschleunigen, machen früher Schluß in
den Betrieben, lassen auch mal fünfe gerade sein, ob jetzt neunundsechzig oder
achtundsiebzig Einsatzminuten ist denen doch egal. Und da wird’s gefährlich.
Erst ist es nur der Straßenverkehr, der zusammenbricht, weil sie die vom
Zubringer einfädeln lassen, dann gehen ganze Europa- und Weltmeisterschaften
verloren, weil Basketball, ja sogar Fußball nur ein Spiel ist, und am Schluß
werden die Toten nicht gleich verbrannt oder verscharrt, sondern wie früher
aufgebahrt, so daß jeder sie sehen kann, weil es ja nicht länger ein Geheimnis
ist, daß man sterben muß, wo kommen wir denn dahin, also, Vorsicht vor denen!
Bewegungsübungen / Denkanstöße:
Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Morgens / mittags / abends eines typischen Durchschnittstages? Was machst du für regelmäßige
Bewegungen (Zähne putzen, Zigarette drehen, im Unterricht melden, in der Bahn stehen...)
Einigt euch auf 8 Bewegungen, die ihr gemeinsam, schneller werdend durchführt.
Einer, bewegt sich in Zeitlupe / anders / bricht aus/ spricht den Text
theaterpädagisches Begleitmaterial – Miriam, ganz in Schwarz - 4
Musik mit dem/zum Thema Tod
"Roads" (Portishead)
Ohh, can't anybody see
We've got a war to fight
Never found our way
Regardless of what they say
How can it feel, this wrong
From this moment
How can it feel, this wrong
Storm.. in the morning light
I feel
No more can I say
Frozen to myself
I got nobody on my side
And surely that ain't right
And surely that ain't right
Ohh, can't anybody see
We've got a war to fight
Never found our way
Regardless of what they say
How can it feel, this wrong
From this moment
How can it feel, this wrong
Ave Maria
Amazing Grace
Blowin’ in the Wind
Elton John - Candle in the Wind (Goodbye England Rose)
Elvis Presley – Always on my mind
Sting – Fields of Gold
Hildegard Knef – Für mich soll’s rote Rosen regnen
Beatles – Let it be
Cat Stevens – Morning has broken
Frank Sinatra – My way
Florence and the Machine
Leonard Cohen
Pearl Jam/Queen of the Stone Age
Johann Ludwig Bach – Trauermusik
Die Toten Hosen – Am Ende
Herbert Grönemeyer – Der Weg
Xavier Naidoo – Abschied nehmen
Franz Schubert – Der Tod und das Mädchen
Gustav Mahler – Kindertotenlieder
Tears in Heaven
Led zeppelin – Stairway to heaven
Time to say Goodbye
Annett Louisan – Beerdigung
Guns’n’Roses
Somewhere over the Rainbow
[INSTRUMENTAL]
How can it feel, this wrong
This moment
How can it feel, this wrong
Ohh, can't anybody see
We've got a war to fight
Never found our way
Regardless of what they say
How can it feel, this wrong
From this moment
How can it feel, this wrong
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theaterpädagisches Begleitmaterial – Miriam, ganz in Schwarz - 6
Todesanzeigen genießen einen hohen Aufmerksamkeitswert. Nach einer Medienuntersuchung
bilden sie neben Sport und Lokalem die meist gelesene Seite einer Tageszeitung. […].
Klaus Dirschauer sieht die Ursachen für diese (Zitat) "verhüllende Umschreibung des Sterbens" in
der Verdrängung des Todes. Ich ziehe aus seiner Analyse jedoch eine andere Schlußfolgerung. Ich
denke, die Angehörigen sind in der ersten Trauerphase beim Verfassen der Todesanzeigen noch
gar nicht in der Lage, den Tod anzunehmen und vermeiden deshalb nach Möglichkeit das für sie so
grausam und endgültig klingende Verb "sterben".
Leider sind heutzutage Kondolenzbesuche nicht mehr selbstverständlich. Man vermeidet sie nach
Möglichkeit. Wenn man sie für unumgänglich hält, macht man sie mit gemischten Gefühlen: "Was
soll ich sagen? Wie soll ich trösten?" Da man auf diese Fragen meist keine Antwort weiß, weicht
man dem Gespräch mit Trauernden lieber aus. Das führt zu dem Dilemma, daß Hinterbliebene oft
keinen Ansprechpartner haben, bei dem sie ihre Trauer, ihre Gefühle des Verlustes und des
Schmerzes los werden können. Der bekannte Diplom-Psychologe, Psychotherapeut und ehemalige
griechische Operntenor Dr. Jorgos Canacakis hat in seinem deutschen Bestseller "Ich sehe deine
Tränen" definiert: "Trauer ist eine spontane, natürliche, normale und selbstverständliche Antwort
unseres Organismus, unserer ganzen Person auf Verlust. Sie darf nicht unterdrückt werden. Sie
muß fließen und gefördert werden." Wenn dafür kein Gesprächspartner zur Verfügung steht, dann
sollten - so Jorgos Canacakis - Todesanzeigen wie Kontaktanzeigen Menschen auf Trauernde
hinweisen und sie zur Hilfe ermutigen. Leider ist das wohl nur eine Utopie!
Todesanzeigen können jedoch ein Ventil sein, um den Überdruck an Trauer loszuwerden. Das für
mich eindrücklichste Beispiel für Trauerarbeit in einer Todesanzeige ist 1984 in einer Berliner
Tageszeitung erschienen. Drei junge Leute haben da eine ganzseitige Anzeige wie ein Plakat für
ihren tödlich verunglückten Freund mit folgendem Wortlaut aufgegeben: "THOMAS ‚CRÜMEL'
PLIVERITS - SCHEISS MOTORRAD - MACH'S GUT, ALTER - BITTE WEISSE BLUMEN - HEIDI,
DANI, NORMAN."
(…) Pastor Hans Mader
Das Bühnenbild
Die Blumen und die Erde
Die Blumen stehen als Sinnbild für den ewigen Kreislauf: Miriam kommt mit einem leeren Topf von
einer Beerdigung auf die Bühne und geht mit gewachsener Blume wieder ab, die sie am Grab
aussetzt.
Wachsen und Sterben, Erde als Element, die Natur, als etwas "Echtes", was man anfassen, erleben
und spüren kann.
Die Tafel:
An der Tafel kleben Todesanzeigen der Beerdigungen, zu der sie gegangen ist. Daneben ein
Polaroidfoto der Blume, die sie zur Beerdigung mitgenommen hat.
Miriam weiß nicht, wie sie ihre Lust auf Beerdigungen bezeichnen soll: Lust / Laster / Ritual / Hobby
/ Zwang?
Und was ist Sie? Eine Süchtige? Eine Verrückte? Ein Täter?
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Warum / Wofür lebt man?
ich hab überhaupt keine Ahnung
Ente
damit ich dich verwöhnen kann
Oma
um das Leben zu lieben
Tod
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zum Bellen und um den Mond
Anzuheulen
Hund
weil Mama und ich uns lieb
haben
Papa
Um 69 oder besser noch 78
Einsatzminuten zu bekommen
?
Warum lebst du?
Warum lebt man überhaupt?
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Autor: Jörg Menke-Peitzmeyer
1966 in Anröchte in Nordrhein-Westfalen geboren. Nach dem Schauspiel Studium an der Folkwang
Hochschule in Essen arbeitete er als Schauspieler an verschiedenen Theatern in Deutschland. Von 1998 bis
2002 studierte er am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig Dramatisches Schreiben. Seine Abschlussarbeit
Der Manndecker wurde noch während seines Studiums uraufgeführt und auch von ihm selbst gespielt.
Jörg Menke-Peitzmeyer gewann zahlreiche Preise unter anderem den Autorenförderpreis der Landesbühnen
2006 für Erste Stunde, den Bayerischen Theaterpreis 2007 für Der Essotiger.
Miriam, ganz in Schwarz wurde 2008 für den Autorenpreis der Badischen Landesbühne nominiert.
Zuletzt machte er mit Fangesänge, welches in der Oper Dortmund uraufgeführt wurde, auf sich aufmerksam.
Das KJT Dortmund inszenierte bereits sein Klassenzimmerstück Ich bin ein guter Vater.
Regie: Isabel Stahl
Isabel Stahl geboren in Jena, studierte Theaterwissenschaften, Journalistik und Politik in Leipzig und Wien.
Während ihres Studiums arbeitete sie für ein Stadtmagazin und zwei Radiosender in Jena und Leipzig. Als
Dramaturgie- und Regieassistentin, Darstellerin und Hospitantin war sie am Theater Gera-Altenburg,
Theaterhaus Jena, Schauspielhaus Leipzig, Volkstheater Wien und LOFFT Leipzig tätig. Nach ihrem Studium
wurde sie vier Jahre als Regieassistentin am Hans-Otto-Theater Potsdam engagiert. Danach arbeitet sie
freischaffend als Dramaturgin und Regisseurin in Berlin, München und Potsdam, absolvierte eine
Weiterbildung im Bereich Regieassistenz/Aufnahmeleitung für Film- und Fernsehen. 2007 drehte sie in CoRegie ihren ersten Kurzfilm, der bisher auf Festivals in Mainz, Bayreuth, Diessen am Ammersee, Oldenburg
und Coburg zu sehen war. In der Spielzeit 2008/09 und 2009/10 war sie als Dramaturgin am KJT Dortmund
in Elternzeitvertretung für Ilona Seippel-Schipper beschäftigt. Seit der Spielzeit 2010/11 ist sie als
Regieassistentin und Inspizientin im KJT tätig. In dieser Spielzeit ist sie zu sehen in: Das Tagebuch der Anne
Frank
Schauspiel: Désirée von Delft
~ Der Clown staunt: Ich spiele, also bin ich. ~ Désirée von Delft wurde 1985 in Berlin-Wilmersdorf
geboren. Früh entdeckte sie ihre Liebe zur Musik, zum Tanz und zur Clownerie. Sie spielte in verschiedenen
Theaterproduktionen noch während der Schulzeit, u.a. nahm sie am Tanzprojekt Der Feuervogel mit den
Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Sir Simon Rattle teil. Nach dem Abitur machte sie 2010 ihr
Diplom an der Transform-Schauspielschule in Berlin und nahm Gesangsunterricht in Klassik und
Chanson. Als Sängerin und Schauspielerin tritt sie in eigenen Chanson-Cabaret Programmen auf. Ihre
Engagements führten sie nach Berlin, Hamburg und Potsdam mit Produktionen in Operette, Schauspiel, Film
und Fernsehen. Seit der Spielzeit 2011/12 ist Désirée von Delft neues Ensemblemitglied des Kinder- und
Jugendtheaters Dortmund.
Das Tagebuch der Anne Frank,
Der Zauberer von Oz,
Man ist
In der aktuellen Spielzeit zu sehen in:
auch der, der man werden kann,
Miriam, ganz in Schwarz,
Tintenherz
Ausstattung (Bühne und Kostüm): Anja Lichtenegger
theaterpädagisches Begleitmaterial – Miriam, ganz in Schwarz - 10
Gesellschaft und Tod
In der Tod- und Trauerbewältigung haben sich massive Änderungen vollzogen. Seit dem 18. Jahrhundert, im
Verlauf der bürgerlichen Gesellschaft, wurden die Abläufe bei Tod und Bestattung funktionalisiert. Diese
Bürokratisierung hat den Menschen ihren Tod aus den Händen genommen. Was zunächst als Entlastung
wahrgenommen wurde, führte zur Unfähigkeit, Tod und Trauer eigenständig zu verarbeiten. Die
gesellschaftliche Entwicklung, insbesondere die gestiegene und weiterhin steigende Lebenserwartung, hat die
unmittelbare Erfahrung mit dem Tod verändert.
Neben den Veränderungen in der Trauerbewältigung kam es auch zu veränderten Bestattungsriten. Die
Tendenzen gehen weg von einer kirchlichen, hin zu einer weltlich ausgerichteten Trauerbestattung.
Zunehmend finden nicht-kirchliche Trauerfeiern statt, die verbunden sind mit individuell organisierten, im
kleinen Kreis stattfindenden Trauerbekundungen. Dadurch findet zunehmend auch eine Abkehr vom Friedhof
als Ort der Trauer statt.
Die Farbe Schwarz
Schwarz gilt in den westlich geprägten Kulturen als Farbe der Trauer. Dies geht auf einen alten Brauch zurück,
demnach suchen die Geister der Verstorbenen zu Beginn die Nähe ihrer Angehörigen. Um dies zu vermeiden
kleidet man sich in Schwarz, da die Geister die Farbe nicht sehen können. So sind sie in der Lage, sofort ins
Jenseits zu verschwinden.
Tod und Trauer in anderen Kulturen
Während in unserer Gesellschaft vornehmlich Schwarz getragen wird, um seine Trauer über einen
Verstorbenen auszudrücken, wird dem Tod in anderen Kulturen anders begegnet.
In Mexiko ist der Tod allgegenwärtig und wird als Teil des Lebens betrachtet. Dies lässt sich besonders gut am
Días de los Muertos (Tag der Toten) erahnen. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten einmal im
Jahr zum Ende der Erntezeit zu Besuch aus dem Jenseits und feiern gemeinsam mit den Lebenden ein
fröhliches Wiedersehen mit Musik, Tanz und gutem Essen. Der Tag der Toten ist keine Trauerveranstaltung im
uns bekannten Sinne, sondern ein farbenprächtiges Volksfest, wo die Seelen der Verstorbenen zu den
Familien zurückkehren, um sie zu besuchen. Die Straßen werden mit Blumen geschmückt und skurrile
Todessymbole schmücken das Straßenbild. Zudem gibt es Totenschädel aus Zucker oder Schokolade.
Die Tod-AG
Der Tod war lange Zeit ein Tabuthema, doch mit dem richtigen Umgang kann es sogar Spaß
machen, sich mit ihm zu beschäftigen. Das glaubst du nicht? Dann überzeuge dich selbst! Nehme an
einem unserer Treffen teil. Wir werden dir beweisen, dass es viel mehr als nur Trauer gibt. Bald
wirst du sehen, dass unsere regelmäßigen Beerdigungsbesuche ein erholsamer Ausgleich zum Alltag
sind. Zusätzlich hörst du bei Gesprächen mit den Angehörigen viele interessante Geschichten, die
dir auch auf deinem Lebensweg nützlich sein können.
Wir bieten:
- regelmäßige Beerdigungsbesuche
- Seminare über den richtigen Umgang mit dem Tod
- Interessante Diskussionen über das Leben nach dem Tod, der Sinn des Lebens,
Wiedergeburt...
Haben wir dein Interesse geweckt? Dann melde dich bei uns! Wir freuen uns auf dich.
theaterpädagisches Begleitmaterial – Miriam, ganz in Schwarz - 11
Warum weint man?
Als archetypische Ausdrucksform wird das Weinen von allen Menschen verstanden, da es in Kombination mit
der dazugehörigen Mimik den Beteiligten eine eindeutige Zuordnung des Verhaltens ermöglicht. Das Weinen
kann auch Ausdruck ausgeprägter Freude (Freudentränen) sein oder eine Reaktion auf heftiges Lachen.
Häufiger jedoch ist Weinen Ausdruck von Schmerz, Trauer, Hilflosigkeit, Angst oder des Gefühls tiefer
Kränkung und Ungerechtigkeit.
Warum Menschen weinen, ist in der Forschung umstritten. Seit sich Charles Darwin, als einer der ersten,
dieses Themas annahm, werden vorrangig zwei theoretische Sichtweisen kontrovers diskutiert, die sich jedoch
nicht unbedingt ausschließen müssen: Das Weinen als Form der Kommunikation und sozialen Interaktion, also
des Sozialverhaltens, und das Weinen als Schutzreaktion des Körpers und der Psyche, die dem Stress- und
Spannungsabbau oder allgemeiner der besseren Verarbeitung besonders emotionaler Eindrücke dient. Für
beide Thesen gibt es plausible Argumente, jedoch widersprüchliche Untersuchungen und Studien, die häufig
auf subjektivem Empfinden der Betroffenen beruhen. Diese nehmen ihr eigenes Weinen und dessen Wirkung
auf ihre eigene Psyche und die Außenwirkung ihres Weinens unterschiedlich wahr. So empfand, entgegen der
häufig vertretenen Ansicht, die Mehrzahl der befragten Personen ihr Weinen nicht als erleichternd.[1] Dem rein
physiologischen Erklärungsansatz, der Tränenfluss diene dazu, Fremdkörper aus dem Auge oder Giftstoffe
aus dem Körper zu schwemmen, wird wenig Bedeutung beigemessen, sofern er nicht auch im übertragenen
Sinn verstanden wird. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik in
Frankfurt am Main, bemängelte nach einer Überblicksstudie im Jahr 2009, dass die bisher verfügbaren
Untersuchungen meist beschreibend und unsystematisch gewesen seien.[2]
Eine amerikanische Studie hat 2011 gezeigt, dass das Weinen eines Säuglings oder Kleinkindes die
Konzentrationsfähigkeit eines Erwachsenen mehr beeinträchtigt als z.B. entsprechend laute
Maschinengeräusche. (Anmerkung: es gibt eine Szene in „Lass uns über Kevin sprechen“ in der die Mutter ihr
sogenanntes „Schreikind“ spazieren fährt und an einer Baustelle anhält, bei der gerade mit einem
Presslufthammer gearbeitet wird)
http://de.wikipedia.org/wiki/Weinen
Die, die wissen, daß man sterben muß, sind wiederum gefährlich für die,
die das nicht wissen wollen. Denn die, die wissen, daß man sterben
muß, die verlangsamen, entschleunigen, machen früher Schluß in den
Betrieben, lassen auch mal fünfe gerade sein, ob jetzt neunundsechzig
oder achtundsiebzig Einsatzminuten ist denen doch egal. Und da wird’s
gefährlich. Erst ist es nur der Straßenverkehr, der zusammenbricht, weil
sie die vom Zubringer einfädeln lassen, dann gehen ganze Europa- und
Weltmeisterschaften verloren, weil Basketball, ja sogar Fußball nur ein
Spiel ist, und am Schluß werden die Toten nicht gleich verbrannt oder
verscharrt, sondern wie früher aufgebahrt, so dass jeder sie sehen kann,
weil es ja nicht länger ein Geheimnis ist, daß man sterben muß, wo
kommen wir denn dahin, also, Vorsicht vor denen!
„Aber ist der Tod
etwa nicht
scheiße?“
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Fragen für das Nachgespräch:
• Was ist ein „Monolog“?
- Wie ist es alleine auf der Bühne zu sein? Leichter / schwerer / anders?
- Hat die Beschäftigung mit dem Thema des Stücks etwas Persönliches bei Ihnen verändert?
- Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
• Wie und wo haben Sie das Schauspielern erlernt?
• Wie schaffen Sie es, sich den Text von gleichzeitig bis zu sechs, sieben Stücken zu merken?
• Wie schafft man es, eine Figur zu spielen, die ganz anders ist als man selbst?
• Was ist Ihre Traumrolle?
• Warum finden Sie Theater wichtig?
• Wie erleben Sie Theateraufführungen, wenn Sie Zuschauer sind?
• Warum finden Sie Theater wichtig? Ist es heutzutage besonders wichtig?
• Was unterscheidet ein Kinder- und Jugendtheater von anderen Theatern?
• Welches Theaterstück ist Ihr persönliches Lieblingsstück?
Fragen an den Regisseur:
Fragen bezogen auf das jeweilige Stück bzw. die jeweilige Aufführung
• Was finden Sie an dem Stück besonders reizvoll? Was gefällt Ihnen an dem Stück nicht so gut?
• Welche Szenen haben besonders viel Probenzeit beansprucht? Warum?
• Was soll das Bühnenbild mehr vermitteln als bloße räumliche Orientierung?
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Quellen
Fischer, Norbert: Der Tod in der Mediengesellschaft. In: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.):
Tod und Sterben in der Gegenwartsgesellschaft. Eine interdisziplinäre Auseinandersetzung. BadenBaden 2008, S. 221-234
Fischer, Norbert: Sterben und Tod in der Neuzeit (Sicht der Wissenschaften und Religionen:
Geschichtswissenschaft). In: Sterben und Tod: Geschichte – Theorie – Ethik. Ein interdisziplinäres
Handbuch, Hrsg. Héctor Wittwer, Daniel Schäfer, Andreas Frewer. Stuttgart 2010, S. 6-15.
Schwikart, Georg: Die 100 wichtigsten Fragen zu Tod und Trauer. Gütersloher Verlagshaus,
Gütersloh, 2008.
Wolf Erlbruch. Die große Frage. (Ab 4 Jahre). Cover: Die große Frage. Peter Hammer Verlag,
Wuppertal 2004
Matthias Nöllke: Aus die Maus: Ungewöhnliche Todesanzeigen 2009; ISBN-10: 3462041576
Hans Mader: „Es ist echt zu bitter.“
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