Jahresbericht 2014/2015 (PDF 6.23 MB)
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Jahresbericht 2014/2015 (PDF 6.23 MB)
DGAPjahresbericht 2014 /15 Inhalt 2 Zum Geleit 5 Die DGAP – das Netzwerk für Außenpolitik 10 Mitglieder und Förderer 12 Veranstaltungshöhepunkte 2014 /15 20 Außenpolitik vermitteln – das DGAPforschungsinstitut Schwerpunkte 2014 / 15 22 Eberhard Sandschneider 25 29 Mehr Demokratie, weniger Vertrauen Julie Hamann & Julian Rappold 32 Die Russland- und Ukrainekrise und die europäische Sicherheitsordnung Stefan Meister & Henning Riecke Mehr Verantwortung wagen Warum wir TTIP brauchen Claudia Schmucker 35 Ägypten: Zurück in die Zukunft? Christian Achrainer Anhang 40 Gremien, Aufbau, Struktur 42 Die Köpfe 44 Die Regionalforen 45 Finanzbericht 46 Bilanzen 47 Gewinn- und Verlustrechnung 48 Impressum Ihre Ansprechpartner 2 Zum Geleit Im Jahr 2014 haben sich die internationalen Krisen überschlagen: Die Annexion der Krim und der Konflikt in der Ost-Ukraine haben das Verhältnis Russlands mit dem Westen in neue Spannungen versetzt. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Weitere Herausforderungen sind die Bedrohung durch den „Islamischen Staat“ und die anhaltende Staatsschuldenkrise in Griechenland. Vor diesem Hintergrund muss die deutsche Außenpolitik ihr Engagement an immer komplexer werdende Gefahren anpassen. Die veränderte internationale Großwetterlage prägte auch die Schwerpunkte des Forschungsinstituts der DGAP. Seit der Münchner Sicherheitskonferenz im Jahr 2014 wird neu darüber diskutiert, wie Deutschland „mehr Verantwortung“ wagen kann und sollte. Diese Debatte haben wir aufgegriffen und fortgeführt. (S.22) Mit der Annexion der Krim hat Russland grundlegende Prinzipien der europäischen Sicherheitsordnung in Frage gestellt. In NATO und EU wird über neue Ideen zur europäischen Politik Richtung Osten nachgedacht. (S. 25) Innerhalb der EU haben 2014/15 bei mehreren Wahlen euroskeptische Kräfte an Zulauf gewonnen. Wie können wir diesem offensichtlichen Vertrauensverlust in die Parteien der Mitte begegnen? (S. 29) Nach der Wahl des ehemaligen Armeechefs Abdel Fattah al-Sisi zum Präsidenten Ägyptens im Mai 2014: Steuert das Land auf eine neue Militärdiktatur zu? Wie kann, wie sollte die EU ihre Beziehungen zu dem wichtigen Nachbarn im Süden gestalten? (S. 35) Entscheidend bleibt aus deutscher und europäischer Sicht die Partnerschaft Europas mit den USA. Seit 2013 verhandeln beide Seiten über eine umfangreiche Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft, kurz: TTIP. (S. 33) Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik blickt 2015 auf 60 Jahre erfolgreiche Vereinsgeschichte zurück. Dieser Jahresbericht vermag Ihnen davon nur eine Momentaufnahme zu zeigen: die Höhepunkte unserer Veranstaltungen mit ihren zentralen Themen und herausragenden Köpfen, mit denen wir die weltpolitischen Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate begleitet haben. Auch in den kommenden Jahren werden wir uns mit allen Kräften dafür einsetzen, die richtigen Fragen zu stellen und Außenpolitik weiterzudenken. Allen, die zum Gelingen der Arbeit der DGAP beitragen, insbesondere unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unseren Mitgliedern und unseren Förderern danke ich sehr. Ihr Dr. Arend Oetker Präsident Der Hauptsitz der DGAP in der Rauchstraße 17/18 in Berlin-Tiergarten. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. ist das nationale Netzwerk für Außenpolitik. Seit 60 Jahren fördern wir die außenpolitische Meinungsbildung in Deutschland: unabhängig, überparteilich, gemeinnützig. 5 Dialog führen DGAPgesellschaft Politik vermitteln DGAPforschungsinstitut Wissen vertiefen DGAPbibliothek Die DGAP – das Netzwerk für Außenpolitik „Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik hat durch ihr Weiterdenken deutsche Außenpolitik über sechs Jahrzehnte hinweg mitgeprägt“, würdigte Außenminister Frank-Walter Steinmeier das Engagement unseres Vereins bei einer Veranstaltung im Auswärtigen Amt im Februar 2015. Ziel der DGAP ist es, den außenpolitischen Austausch aktiv zu fördern und Akteure aus dem In- und Ausland zusammenzubringen und miteinander zu vernetzen. Mit jährlich rund 250 Vorträgen, Konferenzen, Podiumsdiskussionen und Kamingesprächen sowie einer Vielzahl von Veröffentlichungen ihres Forschungsinstituts ist die DGAP eine unabhängige und kompetente Plattform. Sie ist das einzige Netzwerk in Deutschland, das gezielt alle Akteure der Außenpolitik – Politiker, Unternehmer, Wissenschaftler und Medienvertreter – gleichermaßen einbezieht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstituts der DGAP beraten Entscheider aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft und informieren die breite Öffentlichkeit über Fragen der internationalen Politik. Damit leistet die DGAP einen substanziellen Beitrag zur außenpolitischen Debatte in Deutschland und zur außenpolitischen Stellung Deutschlands in der Welt. DGAPjahresbericht 2014 / 15 6 Die DGAP – das Netzwerk für Außenpolitik Den außenpolitischen Nachwuchs fördern Ein gemeinnütziger Verein – getragen von vielen engagierten Mitgliedern Die DGAP ist ein gemeinnütziger Verein, in dem sich rund 2.500 Mitglieder engagieren. Ehemalige Bundeskanzler, Minister und Staatssekretäre zählen zum Mitgliederkreis ebenso wie namhafte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Diplomatie und den Medien; darunter Patrick Adenauer, Franziska Augstein, Egon Bahr, Reinhard Bütikofer, Hubert Burda, Helmut Kohl, Alexander Graf Lambsdorff, Günther Nonnenmacher, Volker Perthes, Ruprecht Polenz, Wolfgang Schäuble, Emil Underberg und Ulrich Wickert. Ehrenmitglieder der DGAP sind Ursula Braun, Klaus von Dohnanyi, Hans-Dietrich Genscher, Karl Kaiser, Hans-Ulrich Klose, Helmut Schmidt, Rita Süssmuth, Günter Verheugen und Antje Vollmer. Die Mitgliedschaft in der DGAP steht allen politisch Interessierten offen. Um insbesondere dem Nachwuchs den Einstieg in das Netzwerk für Außenpolitik zu erleichtern, hat die DGAP im Jahr 2008 die Junge DGAP gegründet. Mit attraktiven Veranstaltungsformaten und einem Mentorenprogramm wird eine Brücke zwischen jüngeren und älteren Mitgliedern der DGAP geschlagen. Die Junge DGAP richtet sich an alle, die Interesse an internationaler Politik haben und nach Möglichkeiten suchen, ihr Wissen und ihr Netzwerk im Rahmen von Veranstaltungen zu erweitern. Sie umfasst alle Mitglieder der DGAP unter 35 Jahren. Eine außenpolitische Gesellschaft mit langjähriger Tradition Gegründet wurde die DGAP am 29. März 1955 nach dem Vorbild des britischen Chatham House und des amerikanischen Council on Foreign Relations als eine von der Regierung und den politischen Parteien unabhängige Gesellschaft. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Arnold Toynbee (Chatham House), Berthold Beitz (Krupp), Außenminister Heinrich von Brentano, Wilhelm Beutler (BDI), Günter Henle (Klöckner & Co.), Otto Wolff von Amerongen (Otto-Wolff-Gruppe) und Bundespräsident Theodor Heuss. Eine der Gründungsansprachen hielt Bundeskanzler Konrad Adenauer. Die ersten fünf Jahre hatte die DGAP ihren Sitz in Frankfurt a.M. und zog 1960 in die damalige Bundeshauptstadt Bonn. Nach der Deutschen Einheit erwarb die Gesellschaft das Gebäude der ehemaligen Gesandtschaft des Königreichs Jugoslawien in Berlin-Tiergarten. Unweit des Regierungsviertels ist die DGAP ein Ort des Austauschs für Wissenschaft, Seit 1999 befindet sich hier der Politik und Wirtschaft. Hauptsitz der DGAP, unweit des Regierungsviertels und in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Vielzahl von Stiftungen und diplomatischen Vertretungen. Die Veranstaltungen der DGAP finden sowohl an ihrem Hauptsitz in Berlin statt als auch bundesweit in ihren Regionalforen in Bonn, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. DGAPjahresbericht 2014 / 15 Die DGAP – das Netzwerk für Außenpolitik 7 Mit dem „Review 2014“-Prozess hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die Neubewertung deutscher Außenpolitik angestoßen. Die Ergebnisse präsentierte er bei einem Festakt zum 60. Jubiläum der DGAP im Auswärtigen Amt. Unabhängig dank einer breiten Unterstützung Praxisorientierte Forschung und Beratung im DGAPforschungsinstitut Die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik wird durch die Beiträge ihrer Mitglieder, eine institutionelle Förderung des Auswärtigen Amtes sowie durch die Unterstützung von zahlreichen Stiftungen, Botschaften, Verbänden und Unternehmen finanziert. Diese breite Unterstützung sichert dem Verein seine Existenz und Unabhängigkeit. Zur effektiven Unterstützung der DGAP haben sich bereits 1955 Unternehmen und Institutionen in einem eigenen gemeinnützigen Verein zusammengeschlossen, dem Fördererkreis der DGAP e.V. Als Tochtergesellschaft des Fördererkreises ist im Herbst 2011 die DGAP Consulting GmbH gegründet worden. Sie bietet privatwirtschaftlichen wie öffentlichen Auftraggebern maßgeschneiderte Beratungs- und Serviceleistungen zu außenpolitischen und globalen Fragen an. Zur langfristigen Finanzierung der Aufgaben der DGAP wurde darüber hinaus im Jahr 2010 die Stiftung der DGAP für Auswärtige Politik gegründet. Die Erträge sollen die Wettbewerbsfähigkeit der DGAP im Zuge der wachsenden globalen Herausforderungen verbessern und ihre Unabhängigkeit langfristig sichern. Das Forschungsinstitut der DGAP versteht sich als Berater, Netzwerker und Impulsgeber der operativen Außenpolitik. An der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien beschäftigen sich mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit folgenden Themen: ..Europa und die Europäische Union ..Frankreich und deutsch-französische Beziehungen ..USA und die transatlantischen Beziehungen ..Mittel- und Osteuropa, Russland und Zentralasien ..Naher und Mittlerer Osten ..China und der Asien-Pazifik-Raum ..Sicherheits- und Verteidigungspolitik ..Luft- und Raumfahrtpolitik ..Weltwirtschaft In Konferenzen, Gesprächskreisen und Studiengruppen gestaltet und schärft das Forschungsinstitut die außenpolitische Debatte. Mit Publikationen und Interviews berät und informiert es zudem die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle außenpolitische Fragen und Themen. DGAPjahresbericht 2014 / 15 8 Die DGAP – das Netzwerk für Außenpolitik Individuell zugeschnittene Rechercheangebote Die DGAP unterhält eine der ältesten und bedeutendsten öffentlichen Spezialbibliotheken zur deutschen Außenund Sicherheitspolitik. Ihr Bestand geht bis auf das Jahr 1945 zurück und umfasst mehr als 200 nationale und internationale Zeitschriften, über 85.000 Bücher sowie zahlreiche elektronische Publikationen. Substanzieller Hintergrund – gedruckt und online Die DGAP ist Herausgeberin der IP – Internationale Politik, Deutschlands führender außenpolitischer Zeitschrift. Die IP erscheint seit 1945 und ist sowohl im Abonnement als auch bundesweit im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel erhältlich. Alle zwei Monate beleuchtet die Zeitschrift in Hintergrundartikeln aktuelle Fragen der Außen-, Europa- und Sicherheitspolitik. Sie initiiert Debatten und ist ein Forum für politische Streit- und Grundsatzfragen. In den vergangenen Monaten reichten die inhaltlichen Schwerpunkte von der Neuausrichtung deutscher Außenpolitik über die Eurokrise und die Russlandkrise, Cyberspionage und die Arbeit der Geheimdienste bis hin zum Vormarsch der Islamisten und dem Krieg gegen Frauen. Drei Mal jährlich veröffentlicht die IP Länderporträts mit fundiertem Hintergrund zu Wirtschaft, Politik und Kultur: 2014 zu Mexiko, Russland und Frankreich, dieses Jahr sind es Japan, China und Indien. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek beraten Sie gezielt bei der Auswahl von Entsprechend der gewachsenen Fachliteratur und stellen Ihnen die wichtigsten Publikationen zusammen. Rolle Deutschlands und Europas hat die Redaktion der IP im Frühjahr Durch die Kooperation mit dem Fachinformations2015 ein neues englischsprachiges Magazin, das Berlin verbund Internationale Beziehungen und Länderkunde Policy Journal, auf den Weg gebracht. Die Aufgabe des bietet die Bibliothek darüber hinaus die größte FachJournals ist es, einer internationalen Leserschaft eine dachdatenbank ihrer Art in Europa, die World Affairs informierte, substanzielle Debatte über deutsche und Online (WAO). europäische Außenpolitik zu ermöglichen. DGAPjahresbericht 2014 / 15 Die DGAP – das Netzwerk für Außenpolitik 9 www.berlinpolicyjournal.com www.internationalepolitik.de Das Berlin Policy Journal erscheint sechs Mal jährlich als App, erhältlich im App-Store und bei Google Play; begleitet wird das Berlin Policy Journal von der Website www.berlinpolicyjournal.com, die es ermöglicht, auch aktueller auf Ereignisse reagieren zu können. Das Berlin Policy Journal löst die englischsprachige Online-Plattform IP Journal ab. Auf ihrer Website www.dgap.org und in den sozialen Medien, bei Twitter und Facebook, dokumentiert die DGAP ihre Arbeit und stellt einen täglich aktualisierten Wissenspool zu den relevanten Fragen und Themen der Außenpolitik bereit. www.dgap.org www.facebook.com/jdgap www.twitter.com/dgapev www.facebook.com/dgapev DGAPjahresbericht 2014 / 15 10 Die Mitglieder DGAPgesellschaft Junge DGAP Die DGAP hat derzeit mehr als 2.500 Mitglieder. Darunter sind zahlreiche namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und den Medien. Seit dem Umzug von Bonn nach Berlin im Jahre 1999 hat sich die Anzahl der Mitglieder nahezu verdoppelt. Mehr als die Hälfte der heutigen Mitglieder kommt aus der Region Berlin / Brandenburg. Die zweitgrößte Gruppe findet sich in Nordrhein-Westfalen. Der Altersdurchschnitt der Mitglieder liegt derzeit bei knapp unter 50 Jahren. Bei den Neueintritten zeichnet sich eine deutliche Verjüngung ab: Der Altersdurchschnitt lag bei den neuen Mitgliedern im Jahr 2014 bei 34 Jahren. Allerdings ist die DGAP noch immer eine männliche Domäne, nur 16 Prozent ihrer Mitglieder sind Frauen. Viele Mitglieder bleiben der DGAP lange treu. 2014 konnten Hans Günter Sulimma und Gerd Berendonck auf eine 50-jährige DGAP-Mitgliedschaft zurückblicken. 2008 wurde die Junge DGAP ins Leben gerufen, die sich an ein politisch interessiertes Publikum bis 35 Jahre richtet. Heute gehören ihr gut ein Viertel aller DGAPMitglieder an. Die Junge DGAP organisiert jährlich rund 65 zusätzliche Veranstaltungen, speziell für die jüngere Zielgruppe. Besonders beliebt sind die Stammtische und das Mentorenprogramm, das jüngere DGAP-Mitglieder mit erfahrenen Mitgliedern zum vertieften Gedankenaustausch zusammenbringt. Die Möglichkeit, in der DGAP mitzuwirken und eigene Konzepte in die Arbeitsgruppen einzubringen, wird von den jungen Mitgliedern aktiv genutzt. Die Vernetzung ist hoch und geht mit verschiedenen Initiativen einher. Ansprechpartner Venetin Malim, Geschäftsstelle Robert Hirsch, Vorsitzender Christine Kilian, stellv. Vorsitzende Pia Seyfried, komm. stellv. Vorsitzende Tatjana Vogt, komm. stellv. Vorsitzende Altersverteilung Regionale Verteilung der persönlichen Mitglieder der Mitglieder Nordrhein-Westfalen 346 bis 35 Jahre 606 223 Berlin / 36 bis 65 Jahre Brandenburg 1.027 älter als 65 Jahre 175 1.335 Frankfurt a.M. 144 592 148 148 52 Ausland Hansestädte Baden-Württemberg Sachsen DGAPjahresbericht 2014 / 15 München 11 Förderer im Jahr 2014 * neue Förderer seit 2015 100.000 € und mehr Airbus Group Deutsche Bank ag Otto Wolff-Stiftung Auswärtiges Amt Dr. Arend Oetker Robert Bosch Stiftung gmbh Alfred Freiherr von Oppenheim Stiftung Huawei Technologies Deutschland gmbh Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. BMW Stiftung Herbert Quandt Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Stiftung Mercator Sal. Oppenheim Stiftung Shell Deutschland Oil gmbh Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius goetzpartners Corporate Finance gmbh Roland Berger Strategy Consultants gmbh Hamburger Stiftung für Wissenschaft Schubert & Salzer gmbh 25.000 € und mehr Dr. Ursula Braun Daimler ag Fritz Thyssen Stiftung 10.000 € und mehr Audi ag Deutsche Post ag Deutsche Telekom ag Evonik Industries ag Friedrich Ebert Stiftung The German Marshall Fund of the United States Jutta Freifrau von Falkenhausen Stiftung der DGAP für Auswärtige Politik KPMG ag Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit Metro ag Vontobel Holding ag 5.000 € und mehr BASF se Bayer ag BMW Group ag GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gmbh BP Europa se Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds Dr. Ursula Braun Stiftung E.ON se Cassidian Optronics gmbh Commerzbank ag Daiwa Capital Markets Europe ltd. Dr. Martin Herrenknecht Dr. Joh. Christian Jacobs KWS Saat AG Robert Bosch gmbh Linde AG* Rolls-Royce Deutschland ltd. & co. kg Lockheed Martin Corp. MAN se Media Consulta International Holding ag Dr. Arend Oetker Holding gmbh & co. kg Peter Jungen Holding gmbh Otto gmbh & co. kg KfW Bankengruppe Philips Deutschland gmbh Sal. Oppenheim jr. & Cie. ag & co. kgaA Dr. Benno Schwarz Siemens ag SMS gmbh ThyssenKrupp ag Volkswagen ag KNAUF-Gruppe gus Rheinmetall AG Zeitverlag Gerd Bucerius Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände e.V. (BDA) Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e .v. (BGA) Dt. Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK) Eurojet Turbo gmbh Bundesverband der Dt. Industrie e.V. (BDI) Dr. h.c. Walther Leisler Kiep Deutsche Lufthansa AG Endrik Lettau* Peter Klöckner-Stiftung bis 5.000 € Maik Schätzlein* DGAPjahresbericht 2014 / 15 12 Veranstaltungshöhepunkte 2014 / 15 Wie entwickelt sich die europäische Sicherheitsarchitektur im Zuge der Ukraine-Russland-Krise? Welche Grundhaltung sollte Deutschland in der Rüstungsexportpolitik einnehmen? Im Rahmen von mehr als 250 hochkarätig besetzten Veranstaltungen hat die DGAP die zentralen weltpolitischen Entwicklungen begleitet und ihre Auswirkungen für Deutschland und Europa analysiert. Zu unseren Gästen zählten in den vergangenen Monaten der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die Leiterin des Planungs- und Analysestabs der NATO, Stefanie Babst, sowie weitere hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien. Die Junge DGAP bietet verschiedene Veranstaltungsformate, die sich besonders an junge Berufstätige richten. So trafen die Mitglieder 2014 in Privatissima Finanzminister Wolfgang Schäuble und Manager Josef Ackermann. Auch das Ambassador’s Briefing erfreut sich großer Beliebtheit. Bei diesem Format laden Botschafter anderer Länder zu einem Gespräch über aktuelle Themen ein. Das Forschungsinstitut bildet Graduierte und junge Berufstätige in Sommerschulen und Kollegs weiter. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt: im vergangenen Jahr neben Deutschland vor allem aus Frankreich, Mittel- und Osteuropa einschließ- DGAPjahresbericht 2014 / 15 lich Russland, aus dem Mittelmeer-Raum, dem Nahen Osten und dem südlichen Kaukasus. Unsere Palette an Veranstaltungsformaten reicht von Privatissima über Expertengesprächen, Vorträge und Podiumsdiskussionen bis hin zu international besetzten Fachkonferenzen. Damit verfolgt die DGAP unterschiedliche Ziele: Zum einen werden aktuelle Themen aufgegriffen und mit einer breiten Öffentlichkeit erörtert. Studiengruppen und Gesprächskreise dienen dagegen dem kontinuierlichen Austausch von Experten. Im Rahmen regelmäßiger Kamingespräche diskutieren darüber hinaus die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DGAP mit ihren Mitgliedern über aktuelle Entwicklungen der internationalen Politik. Die Veranstaltungen der DGAP finden sowohl am Hauptsitz in Berlin als auch in den DGAP-Foren in Bonn, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a.M., in den Hansestädten, Köln, Leipzig, München und Stuttgart statt. Einen Eindruck über die Veranstaltungsagenda 2014 /15 vermitteln Ihnen die folgenden Seiten. Veranstaltungshöhepunkte 13 12. Februar 2014 Deutschland hat keinen Grund, sich zu verstecken Generalinspekteur Volker Wieker spricht über Herausforderungen deutscher Sicherheitspolitik für die Bundeswehr Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, eröffnete im Februar die Vortragsreihe „Die Inspekteure der Bundeswehr tragen vor“ des DGAPProgramms Berliner Forum Zukunft. Wieker ging auf die neuerlichen Herausforderungen an die deutsche und internationale Sicherheitspolitik ein. Der Generalinspekteur stellte fest, dass die internationalen Krisen und Konflikte in ihren Auswirkungen immer näher an Deutschland und Europa heranrückten. Folglich seien sowohl ein politisch und militärisch handlungsfähiges Nordatlantisches Bündnis und ein starkes Europa erforderlich. Das schließe „das gesamte Operationsbesteck wirkungsvoller Außen- und Sicherheitspolitik“ ein. Vor diesem Hintergrund hob der ranghöchste Soldat der Bundeswehr die eigene Strukturreform hervor. Der Ansatz „Breite vor Tiefe“ im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr sei „keine Absage an Multinationalität“. Im Gegenteil ginge es bei diesem Ansatz darum, eine erfolgreiche Integration der Fähigkeiten verbündeter Streitkräfte zu ermöglichen. „Es muss aber auch die Debatte über europäische Streitkräfte geführt werden“, so Wieker. In der Veranstaltungsreihe folgten dem Generalinspekteur die Inspekteure des Heeres, der Luftwaffe, der Marine, des Sanitätsdienstes und der Streitkräftebasis, um in der DGAP über den Stand der Neuausrichtung der Bundeswehr zu berichten. 7. März 2014 Tschechien will in die Eurozone Der tschechische Außenminister Lubomír Zaorálek bekennt sich klar zum Euro Tschechien wolle sich unter der Regierung von Bohuslav Sobotka dem Fiskalpakt der EU anschließen, sagte der tschechische Außenminister Lubomír Zaorálek bei einem Vortrag in der DGAP. Die Stabilisierung der Wirtschafts- und Währungssituation in der EU sei das „vorrangige Interesse“ Tschechiens. Die neue Regierung werde alles daran setzen, in ihrer vierjährigen Amtszeit der Eurozone beizutreten. Der Außenminister sprach auch die Entwicklungen in der Ukraine an. Tschechien habe ein großes Interesse daran, den Konflikt friedlich zu lösen, weil es „nicht nur wichtige wirtschaftliche Beziehungen zur Ukraine pflegt, sondern auch eine sehr reiche kulturelle Vergangenheit teilt und eine relativ große ukrainische Minderheit in der Tschechischen Republik lebt“, so Zaorálek. Er versicherte, an einer europäischen Lösung der Krise mit der Ukraine interessiert zu sein, für die eine starke europäische Außenpolitik notwendig sei. DGAPjahresbericht 2014 / 15 14 Veranstaltungshöhepunkte 1. April 2014 Albanien: EU-Kandidatenstatus in Sichtweite 20. Mai 2014 Ukraine: Ausweg aus der Krise Der albanische Ministerpräsident Edi Rama sprach über die Reformanstrengungen seines Landes Das Medieninteresse am Vortrag des damaligen ukrainischen Außenministers Andrii Deshchytsia war groß Im Juni 2014 verlieh die EU Albanien den Status eines Beitrittskandidaten. Im April stellte der albanische Ministerpräsiden Edi Rama in der DGAP die zentralen Reformvorhaben vor, die seinem Land den Weg in die EU ebnen sollen. Die Aussicht auf eine Mitgliedschaft sei eine große Chance für die nachhaltige Modernisierung des Landes, sagte der Präsident. Die erneute Ablehnung des Kandidatenstatus im Dezember 2013 war in Albanien mit großer Enttäuschung aufgenommen worden. Rama äußerte jedoch Verständnis für die Entscheidung einiger EU-Mitgliedstaaten. Er versicherte, dass dies den Reformanstrengungen seiner Regierung keinen Abbruch getan hätte. Von der Europäischen Kommission werden prioritär Erfolge im Kampf gegen Korruption und das organisierte Verbrechen sowie eine Reform des Justizsystems gefordert. Rama appellierte an Deutschland, den albanischen Wunsch nach europäischer Integration aktiv zu unterstützen. Nur in einem geeinten Europa könnten die Länder des westlichen Balkans ihre konfliktreiche Vergangenheit hinter sich lassen. „Der Frieden in der Region“, so Rama, „ist bedingt durch einen gemeinsamen Nenner: die EU.“ Der damalige ukrainische Außenminister der Übergangsregierung, Andrii Deshchytsia, betonte, dass der russisch-ukrainische Konflikt eine der größten Gefahren für die regionale, europäische und globale Sicherheit seit dem Ende des Kalten Krieges darstelle. Das Missachten des Budapester Memorandums von 1994 zur Anerkennung der Unabhängigkeit, Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine sei ein gewaltsamer Bruch der internationalen Sicherheitsnormen. Im Mai 2014 sah der Minister der Übergangsregierung drei wichtige Voraussetzungen für eine friedliche Lösung der Ukraine-Russland-Krise: sofortige Deeskalation der Konflikte im Osten und Süden der Ukraine, ein landesweiter Dialog zur Wiederherstellung der nationalen Einheit sowie freie und faire Präsidentschaftswahlen am 25. Mai 2014. Die Regierung habe einen landesweiten Dialog der nationalen Einheit initiiert, um Themen wie eine Verfassungsreform, Dezentralisierung, lokale Selbstverwaltung, nationale Minderheiten, Justizreform und die Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft zu diskutieren. DGAPjahresbericht 2014 / 15 Veranstaltungshöhepunkte 15 26. Mai 2014 Junge DGAP: Privatissimum mit Wolfgang Schäuble 28. Juni 2014 Junge DGAP: Sommerworkshop mit Thomas Bagger Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble im Gespräch mit der Jungen DGAP über die Zukunft Europas Die Junge DGAP trifft Dr. Thomas Bagger, den Planungsstabschef im Auswärtigen Amt Bei einem Privatissimum durfte die Junge DGAP einen der erfahrensten deutschen Politiker als Gast begrüßen: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Fragen nach der Zukunft Europas. Wolfgang Schäuble unterstrich die Wichtigkeit, die Stabilität der europäischen Gemeinschaftswährung nachhaltig zu sichern sowie die Krise zwischen Russland, der Ukraine und dem Westen zu überwinden. Das Gelingen beider Aufgaben bezeichnete Schäuble als wichtige Voraussetzung für das Fortbestehen der europäischen Idee. Der Sommerworkshop der Jungen DGAP stand im Zeichen der von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier angestoßenen Neubewertung der deutschen Außenpolitik „Review 2014“. Tut die deutsche Außenpolitik das Richtige – und tut sie es mit den richtigen Mitteln? Sind wir in Deutschland und Europa richtig aufgestellt für die neue Unübersichtlichkeit in der Welt? Wo liegen die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit? Diese Fragen diskutierten die 50 Teilnehmer des Sommerworkshops der Jungen DGAP mit Thomas Bagger, dem Leiter des Planungsstabs im Auswärtigen Amt. Die Diskussionen zeigten, dass es nicht die eine richtige Antwort oder Sichtweise gibt. Im operativen Geschäft sei Außenpolitik oft nur die Wahl zwischen wenig befriedigenden Optionen, sagte Bagger im Gespräch mit der Jungen DGAP. Sich aber genau darüber auszutauschen, sei gewinnbringend gewesen, so der Tenor der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. DGAPjahresbericht 2014 / 15 16 Veranstaltungshöhepunkte 11.– 22. August 2014 18. Sommerschule des Programms Naher Osten und Nordafrika 9. September 2014 Die NATO nach dem Gipfel von Wales Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 18. Sommerschule diskutieren über Entwicklungszusammenarbeit in Nordafrika Dr. Stefanie Babst ist Leiterin des Planungs- und Analysestabs der NATO und Präsidiumsmitglied der DGAP Jeden Sommer lädt das EU-Middle East Forum (EUMEF) 30 Studentinnen und Studenten sowie junge Berufstätige aus Nordafrika und Europa zu einer Lernund Dialogplattform in die DGAP. Im Rahmen eines vielseitigen Programms erarbeiten sie ein tieferes Verständnis von den aktuellen Entwicklungen in der Region und von internationaler Zusammenarbeit. Unter dem Titel „Constructive versus Destructive Engagement – Drivers and Implications of External Actors’ Policies for North Africa“ vermittelte die Sommerschule 2014 die analytischen Werkzeuge, um den außenpolitischen Entscheidungsprozess zu begleiten und zu verstehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die Herausforderungen und Chancen von externem Engagement und den Auswirkungen dieser Politik auf Ägypten, Marokko und Tunesien. Partner des EUMEF sind die Robert Bosch Stiftung, das Auswärtige Amt sowie das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa). Am 4. und 5. September 2014 trafen sich Staats- und Regierungschefs beim NATO-Gipfel im walisischen Newport. Stefanie Babst, die Leiterin des Planungs- und Analysestabs der NATO, eröffnete eine Gesprächsreihe des DGAP-Programms Berliner Forum Zukunft zur Umsetzung der NATO-Beschlüsse von Wales. In ihrem Vortrag ging sie auf die Ergebnisse des Gipfels ein: Nach der Annexion der Krim durch Russland stand der Gipfel in Wales im Zeichen des Konflikts in der Ost-Ukraine und der Frage, wie die NATO darauf reagieren sollte. Die Teilnehmer hätten einen Aktionsplan beschlossen, der u.a. eine deutlich stärkere Präsenz in den osteuropäischen NATO-Mitgliedstaaten vorsehe sowie den Aufbau einer neuen, schnell verlegbaren Eingreiftruppe, erklärte Stefanie Babst, die seit 2013 Präsidiumsmitglied der DGAP ist. DGAPjahresbericht 2014 / 15 Veranstaltungshöhepunkte 17 19. September 2014 Carl Friedrich Goerdeler-Kolleg für Good Governance Führungskräfte aus Osteuropa, Russland, dem Südkaukasus und der Türkei tauschen sich über gute Regierungsführung aus Die Kollegiatinnen und Kollegiaten des Goerdeler-Kollegs 2014/2015 diskutierten bei der Abschlusskonferenz ihres dreiwöchigen Seminars mit Kollegdirektor Prof. Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission a.D. Im Mittelpunkt standen Verwaltungsreformen, aktive Bürgerbeteiligung und Governance der EU-Außenpolitik. Die Veranstaltung war gleichzeitig der Auftakt für das Kollegjahr 2014/2015. Das Carl Friedrich Goerdeler-Kolleg für Good Governance ist ein Programm der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit der DGAP. Es qualifiziert junge Führungskräfte aus Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Moldau, Russland, der Türkei und der Ukraine im Bereich Good Governance für verantwortliches und nachhaltiges Handeln im öffentlichen Sektor, in der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft dieser Länder. Günter Verheugen begleitet die Gruppe seit 2010 als Kollegdirektor. 8. Oktober 2014 „Die laxe Rüstungsexportpolitik der vergangenen Jahre war ein Fehler“ Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel spricht über die politischen Grundsätze von Rüstungsexporten In einer Grundsatzrede zu den „Leitlinien der deutschen Rüstungsexportpolitik“ betonte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in der DGAP, dass außen- und sicherheitspolitische Belange Vorrang vor rüstungsindustriellen Interessen hätten. Ein offensiver Verkauf deutscher Waffen in die ganze Welt sei nicht vereinbar mit Deutschlands außen- und sicherheitspolitischen Interessen: Deutsche Rüstungsexporte hätten sich auch „an der deutschen Rechtslage“ zu orientieren. Sie seien vor allem eine sicherheitspolitische Angelegenheit. Von der Politik forderte Gabriel, sich von industriepolitischen Interessen frei zu machen: Die Sicherung der wehrtechnischen Industrie dürfe nicht durch eine weitere Lockerung von Exporten erfolgen. Dass man in der Vergangenheit die „geltenden Spielregeln“ der Exportrichtlinien nicht so genau nahm, bezeichnete Gabriel als Fehler. So sei die derzeitige Aufgabe, den IS zu bekämpfen, auch damit verbunden, dass in der Vergangenheit viel zu viele Waffen in diese Region geliefert wurden. Schauen Sie sich die Rede von Sigmar Gabriel an unter: http://on.dgap.org/Gabriel_Ruestung DGAPjahresbericht 2014 / 15 18 Veranstaltungshöhepunkte 6. November 2014 Präsident Ilves besorgt um die europäische Sicherheitsordnung 8. Januar 2015 Das Minsker Abkommen bleibt Voraussetzung für eine Lösung Der estnische Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves warnte, dass Russland die europäische Sicherheitsarchitektur der Nachkriegszeit zerstöre Der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk betonte in seinem Vortrag, wie wichtig Unterstützung aus der EU für die Ukraine sei Der Ukraine-Russland-Konflikt rüttelt an den Grundfesten der europäischen Sicherheitsarchitektur, warnte der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves in der DGAP. Die internationale Ordnung der Nachkriegszeit sei bedroht. „Wir haben gehofft, eine Situation wie diese nie mehr erleben zu müssen.“ Die zunehmende „Wir gegen euch“-Rhetorik stelle eine wahre Bedrohung dar. Ilves plädierte deshalb für noch mehr Initiative von EU und NATO – mit besonderer Führungsrolle für Deutschland. Im Hinblick auf Russlands Aggressionen gegen die Ukraine verhielte sich Europa wie der sprichwörtliche Frosch im Kochtopf. Die Staaten würden sich an die langsam ansteigende Temperatur anpassen, ohne das Ausmaß der Gefahr zu erkennen. Manche Staaten unterschätzten die Tragweite der Situation. „Wenn wir uns die jetzige Lage anschauen, wissen wir nicht, wo wir langsam hinsteuern.“ Deshalb rief der estnische Präsident die internationale Gemeinschaft auf, neue Wege zu finden, um die europäische Sicherheitsarchitektur zu stärken. DGAPjahresbericht 2014 / 15 Bei seinem Berlin-Besuch sprach der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk in der DGAP über die derzeitige schwierige außenpolitische Lage seines Landes und beantwortete Fragen zur angestrebten NATO-Mitgliedschaft. Andrij Kobolew, CEO von Naftogaz, und der ukrainische Wirtschaftsminister Aivaras Abromavicius begleiteten ihn. In einer kurzen Rede betonte Arsenij Jazenjuk, wie wichtig die Unterstützung durch Deutschland und die Europäische Union für die Ukraine sei, und für wie effektiv er die fortwährenden EU-Sanktionen gegen Russland hielte. Jazenjuk zufolge bilde die Waffenstillstandsvereinbarung vom September 2014 in Minsk – einen Monat vor Minsk II – die Grundlage jeglicher Lösungsversuche des Separatistenkonflikts. Doch werde sie ineffektiv bleiben, solange nicht sowohl Kiew als auch Moskau ihren Teil des Abkommens einhielten. Weiter erklärte er, die russische Außenpolitik habe ein Interesse daran, den Konflikt in der Ost-Ukraine am Leben zu erhalten. Der Kampf der Separatisten könne für „Gott weiß wie viele Jahre“ weitergehen. Angesichts Putins „Kehrtwende“ gegenüber dem Minsker Abkommen sei der russische „Plan B“ offensichtlich: „jene Macht zu erhalten, um innerhalb der Ukraine eine Krise auslösen zu können“. Veranstaltungshöhepunkte 19 25. Februar 2015 „Außenpolitik Weiter Denken – auch die nächsten sechs Jahrzehnte“ Außenminister Frank-Walter Steinmeier präsentierte im Weltsaal des Auswärtigen Amtes die Ergebnisse der „Review 2014“ Mit dem Prozess „Review 2014“ hat Frank-Walter Steinmeier eine Neubewertung der deutschen Außenpolitik angestoßen. Die Ergebnisse präsentierte der Außenminister bei einem Festakt zum 60. Jubiläum der DGAP im Auswärtigen Amt. Er könne sich keinen passenderen Rahmen vorstellen, um über die Ergebnisse des Projekts zu sprechen, denn die DGAP arbeite seit 60 Jahren genau nach diesem Motto: Außenpolitik Weiter Denken. „Die DGAP hat durch ihr Weiterdenken deutsche Außenpolitik über sechs Jahrzehnte hinweg mitgeprägt“, würdigte der Außenminister das Engagement des Netzwerks. Im Namen der gesamten außenpolitischen Gemeinschaft beglückwünsche er die DGAP zu ihrem Jubiläum. Besonders freue ihn die Anwesenheit der Jungen DGAP und er gratulierte: „Wir brauchen Sie auch in den nächsten 60 Jahren!“ Im voll besetzten Weltsaal präsentierte Steinmeier die Ergebnisse der „Review 2014“. Das turbulente Krisenjahr 2014 und der intensive Review-Prozess hätten gezeigt, wie vielfältig der Instrumentenkasten der deutschen Außenpolitik sei. Sie hätten dem Auswärtigen Amt „auf die Sprünge geholfen“, in der nächsten Phase „Außenpolitik besser [zu] machen“, so Steinmeier. 25. Februar 2015 Terrorgruppen als Unternehmer Terrorexpertin Louise I. Shelley über die illegale Vernetzung von Terrorgruppen wie der IS, Boko Haram oder Hisbollah Unter dem Titel „Die Allianz von Terrorismus, organisierter Kriminalität und Korruption: Wie lassen sich Finanzierung und Rekrutierung stoppen?“ diskutierten die amerikanische Terrorexpertin Louise I. Shelley und der deutsche Strafrechtler Ulrich Sieber über die wirtschaftliche Seite der Terrorbekämpfung. Extremistische Gruppierungen wie der Islamische Staat oder Boko Haram verfügen auch über Geschäftsmodelle, die ihre Finanzierung durch kriminelle Aktivitäten sichern. Shelley verglich das Geschäftsmodell der Taliban, das auf der Drogenwirtschaft beruht, mit dem deutlich diversifizierteren Modell des IS. Nur noch die Hälfte der Einkünfte des IS käme aus dem Ölschmuggel, andere wichtige Quellen seien der Zigarettenschmuggel, der Handel mit gefälschten Markenwaren, gefälschten Pässen und Antiquitäten. Für den Erfolg der extremistischen Gruppierungen ist aber nicht nur Geld von Bedeutung, sondern auch ihre administrativen Fähigkeiten. Ein Kampf gegen diese Gewaltgruppen kann, so Shelley, deswegen nicht alleine mit militärischen Mitteln geführt werden: Der Westen benötigt ein tieferes Verständnis der Netzwerke von Terrorgruppen, um Gegenstrategien zu entwickeln, die auch die wirtschaftlichen Aspekte einbeziehen. Die Rede des Außenministers finden Sie unter: http://on.dgap.org/_Review2014 DGAPjahresbericht 2014 / 15 21 Seit Sommer 2014 hat die DGAP das Erscheinungsbild ihrer Publikationen optimiert. Inhaltlich und gestalterisch konzentriert sich das neue Konzept auf das Wesentliche unserer Arbeit: Klare Vermittlung von substanziellen Informationen. Außenpolitik vermitteln – das DGAPforschungsinstitut Im Forschungsinstitut der DGAP arbeiten über 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Als Berater, Impulsgeber und Netzwerker forschen sie praxisorientiert zur Zukunft der EU sowie zu Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik im europäischen und globalen Kontext. In den zehn Programmen des Forschungsinstituts der DGAP haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2014 insgesamt 42 Projekte umgesetzt. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Publikationen haben sie die außenpolitischen Brennpunkte und Ereignisse des vergangenen Jahres analysiert und bewertet. Insgesamt erschienen 20 DGAPanalysen, 17 DGAPkompakt und acht DGAPstandpunkte. Um sich inhaltlich noch breiter aufstellen zu können, hat das Forschungsinstitut sein Netzwerk an externen, aber an die DGAP angebundenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weiter ausgebaut. Mittlerweile erweitern rund 30 Associate Fellows die Expertise der DGAP und vergrößern die Sichtbarkeit unseres Instituts. Als unabhängiges Forschungsinstitut möchte die DGAP aktuelle Diskussionen anstoßen und fundierte Analysen des Zeitgeschehens liefern. In zahlreichen Fachkonferenzen, Gesprächskreisen und Projektgruppen sowie nicht zuletzt mit der Medienkommentierung gestalten und schärfen die Experten die Debatte in der außenpolitischen Community und bringen ihre Expertise in die öffentliche Diskussion ein. Aus den inhaltlichen Schwerpunkten 2014/15 des Forschungsinstituts lesen Sie auf den folgenden Seiten ausgewählte Beiträge. DGAPjahresbericht 2014 / 15 22 „Führen aus der Mitte bedeutet, selbst das Beste an Ressourcen und Fähigkeiten in die Bündnisse und Partnerschaften einzubringen“, erklärte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2015. Mehr Verantwortung wagen Im Februar 2014 begann auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine neue Debatte über deutsche Außenpolitik. Die veränderte Großwetterlage der internationalen Politik, aber auch die gestiegenen Erwartungen unserer Nachbarn und Partner mündeten in eine Kontroverse, ob und wie Deutschland „mehr Verantwortung“ in seiner Außenpolitik wagen solle. Trotz des hektischen Krisenmanagements des Jahres 2014 hat die Debatte ihren Schwung nicht verloren. Der Außenminister ließ seinen Review-Prozess aus Expertenmeinungen, öffentlichen Diskussionen und einer internen Überprüfung des Auswärtigen Amtes trotz Tagesgeschäft und permanentem Krisenmanagement weiterlaufen. Die Ergebnisse wurden im Februar 2015 öffentlich vorgestellt. Zwischenzeitlich hatte die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2015 versucht, den Faden weiterzuspinnen und als Mittel gegen die „Selbstverzwergung der DGAPjahresbericht 2014 / 15 Deutschen“ das Konzept des „Führens aus der Mitte“ aus der Taufe gehoben. Jeder, der diese Debatte auch nur oberflächlich verfolgt hat, konnte sich zwei Dinge klarmachen: Die Zeiten, in denen die Deutschen mit verbalen Wattebäuschen werfen, ihre Scheckbücher zücken und behaupten konnten, das sei Außenpolitik, sind endgültig vorbei. Und ebenso vorbei ist der Traum, in dem wir uns auf einer Insel der multipolaren Glückseligkeit im Herzen Europas satt, sicher und von Freunden umgeben dem Kantschen Ideal eines ewigen Friedens hingeben konnten. Der deutsche Traum von 1989 ist ausgeträumt. Stattdessen erwachen wir in einer Situation, in der wir längst in den Niederungen einer polyzentrischen Weltordnung angekommen sind, in denen multilaterale Kooperation nur funktioniert, solange alle Beteiligten gewillt sind, sich an die vereinbarten Regeln zu halten – und Schwerpunkt – Mehr Verantwortung wagen 23 das ist leider nur allzu selten der Fall. Wladimir Putin beweist es uns jeden Tag aufs Neue. Trotz der Vielstimmigkeit der Debatte fehlt es gelegentlich immer noch an klaren Ansagen. In Kurzform lassen sich die wichtigsten Aspekte wie folgt formulieren: Wenn Deutschland mehr Verantwortung wagen will, muss deutsche Politik bereit sein, die folgenden sechs Aufgaben zu bewältigen: Kosten akzeptieren Kontroversen ertragen Allerdings wird niemand von Deutschland erwarten können, dass wir in allen Konflikten dieser Welt gleichermaßen als Schlichter tätig sind. Das setzt im Detail schwierige Abstimmungsdebatten voraus. Und vor allem bedeutet es, dass wir mit außenpolitischen Kontroversen etwas gelassener umzugehen lernen. Auf den Sympathiebonus können wir weder im innenpolitischen noch im außenpolitischen Diskurs zählen. Wer sich engagiert, macht auch Fehler und wird entsprechend Wer in Anbetracht ständig steigender Risiken erfolgreich Außenpolitik betreiben will, muss wissen, dass mehr Verantwortung auch mehr Ressourcen benötigt und damit auch mehr Kosten verursacht. Sicherheit war immer teuer – und ist aus der Sicht anderer Politikfelder immer zu teuer. Der Traum, dass sich das ändert, hat sich nicht erfüllt. In Anbetracht wachsender geopolitischer Risiken müssen wir einsehen, dass unsere Sicherheit in absehbarer Zeit noch viel teurer werden wird. Vorsorge ist angesagt, damit wir uns die Kosten für Aufräumarbeiten sparen können. Wer ohne den Kostenaspekt über „mehr Verantwortung“ redet, kann es auch bleiben lassen. Er leistet nur einem weiteren doppelten Standard Vorschub. Fähigkeiten verbessern Aber es geht nicht nur um mehr Geld. Es geht auch um die Frage, über welche Fähigkeiten die Institutionen verfügen müssen, die Außenpolitik in der Praxis umsetzen sollen. Dies gilt für staatliche Einrichtungen wie das Auswärtige Amt ebenso wie für politische Stiftungen und NGOs. Es gilt natürlich auch für die deutschen Streitkräfte als Sachwalter der Ultima Ratio deutscher Außenpolitik. Die Reformdebatte zur Bundeswehr – einschließlich der Grundlagen der Beschaffungspolitik – ist aber stecken geblieben. Welche Transportkapazitäten brauchen die deutschen Streitkräfte? Stehen ausreichend gepanzerte Fahrzeuge zum Schutz unserer Bodentruppen zur Verfügung? Welche Luft- und Seefähigkeiten müssen mit welcher Hardware vorgehalten werden? Und schließlich auch: Welche Verteidigungsfähigkeiten etwa im Bereich der Raketenabwehr sind nötig? Die traditionellen Bedrohungen unserer Sicherheit sind nicht verschwunden. Schlimmer noch: Sie sind durch asymmetrische Bedrohungen im Bereich Cyberkrieg und Terrorangriffe massiv ausgeweitet worden. Truppenbesuche sind kein Ersatz für klare politische Aussagen, wie man sie sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch gegenüber der Beschaffungsindustrie seit Jahren vermisst. Die große Mehrheit der Bundestagsabgeordneten stand hinter der Verlängerung des Afghanistanmandats der Bundeswehr. kritisiert. Und selten genug gibt es in einer außenpolitischen Entscheidungssituation nur den einen, von allen akzeptierten Weg. Solche Debatten muss man aushalten, wenn man versucht, die Grenzen der eigenen Verantwortung und den richtigen Umgang mit ihr auszuloten. Kompetenzen fördern Dies ist mehr als nur ein Aufruf zum gepflegten Diskurs. Wer schwierige Abwägungsentscheidungen treffen will, muss wissen, worüber er redet. Regionale Kompetenz ist das knappste Gut im Konzert außenpolitischer Debatten. Dies wird sich nicht von heute auf morgen ändern lassen. Aber wer global tätig sein muss, um seine Interessen zu schützen, kann sich nicht nur auf einen innenpolitisch motivierten Wertediskurs stützen. Ohne Hintergrundwissen etwa um die Debatten und Positionen gerade in schwierigen Partnerländern kann eine solche Politik nicht erfolgreich sein. Was innenpolitisch gut klingt und Mehrheiten Beifall klatschen lässt, kann außenpolitisch unsinnig und sogar gefährlich sein. DGAPjahresbericht 2014 / 15 24 Schwerpunkt – Mehr Verantwortung wagen Außenpolitik erklären Politischer Mut ist nicht jedermanns Sache. Wesentliche Richtungsentscheidungen deutscher Außenpolitik sind in der Regel zunächst gegen die mehrheitliche öffentliche Meinung getroffen worden. Das kann eine Demokratie aushalten, wenn sich die Entscheidung im Nachhinein als richtig erweist. Über Jahre haben mehr als 90 Prozent der Bundestagsabgeordneten für eine Verlängerung des Afghanistanmandats der Bundeswehr gestimmt, während kontinuierlich mehr als 70 Prozent der Deutschen dagegen waren. Wer aber auf Dauer in einer Demokratie erfolgreich Außenpolitik betreiben will, muss die Menschen mitnehmen können, erklären, warum deutsche Soldaten am Hindukusch, am Horn von Afrika oder in anderen Krisengebieten ihr Leben riskieren oder warum viel Geld für den Aufbau der Ukraine oder die Rettung des Euro aufgewendet werden muss. Flexibilität steigern Dazu braucht man keinen Masterplan, kein Weißbuch und keine „Gesamtstrategie“. Die Debatte um ein solches Papier hätte ihren normativen Wert, das Ergebnis wäre allerdings schon zum Zeitpunkt der Drucklegung veraltet. Die Dynamik beschleunigter Risiken entzieht sich der Logik interministerieller Arbeitsabläufe. Also braucht man die Fähigkeit, auf unkalkulierbare Bedrohungen schnell und effizient zu reagieren. Wer lange Linien sucht, um Politik nach innen und außen erklären und Ressourcen bereitstellen zu können, wird umdenken müssen. Auch die in Deutschland selbstverständliche Forderung nach mehr Transparenz ist überholt. Strategische Intransparenz kann, wie Herr Putin jeden Tag unter Beweis stellt, eine formidable Machtressource sein. Eine aufgeweckte Debatte um deutsche Außenpolitik muss diese Aspekte bei ihren operativen Überlegungen berücksichtigen. Ansonsten wird es in unserem Umfeld sehr schnell heißen: Mund gespitzt und nicht gepfiffen! Aber auch das gilt es zu bedenken: Vorbei sind ebenfalls die Zeiten, in denen die Vertreter nichtwestlicher Staaten staunend den Belehrungsversuchen ihrer westlichen Kollegen lauschen und nur verhalten Einreden vorbringen, warum sie bestimmte Dinge vielleicht anders sehen. Mit wachsendem Selbstbewusstsein benennen sie die Fehler des Westens, kritisieren offen und immer nachdrücklicher doppelte Standards, insistieren auf Gleichberechtigung ihrer Positionen und DGAPjahresbericht 2014 / 15 tragen ihre Interessen mit einem Selbstbewusstsein vor, dass ihre amerikanischen und europäischen Zuhörer erkennbar irritiert sind. Europas Modell hat Schrammen bekommen. Die andauernde Krise der EU hinterlässt in Asien keinen besonders guten Eindruck. Europäer gelten als Trittbrettfahrer der Amerikaner und als Besserwisser ohne machtpolitische Grundlage. Sie institutionell nachzuahmen, fällt keinem ernsthaft ein. Niemand wartet im Kreis der aufsteigenden Wirtschaftsnationen auf die Belehrungen Europas zu Fragen multilateraler Zusammenarbeit. Noch weniger braucht man eine Wertedebatte, die sich als universalistisch definiert, aber leicht durchschaubar andere Interessen transportiert. Zu Multilateralismus, Reform internationaler Institutionen und den nötigen Regeln für einen funktionierenden Welthandel haben die neuen Akteure eigene Positionen. „Global governance“ erscheint den Europäern als Inbegriff einer friedlichen Weltinnenpolitik. Für die meisten Vertreter aus Afrika, Lateinamerika und Asien sind diese Konzepte nur der Versuch einer Fortsetzung des Kolonialismus mit anderen Mitteln. Während sich die Krisen überlagern und verstärken, während westliche Regierungen in wachsendem Maße vom permanenten Krisenmanagement überfordert sind, schwindet die Fähigkeit des Westens, die Agenda, aber auch die Regeln globaler Zusammenarbeit in seinem Sinne zu bestimmen. Diesen Wandel haben wir weder erwartet noch wirklich verstanden. Verarbeitet haben wir diese Entwicklung schon gar nicht. Wer aber Informationen nicht oder falsch verarbeitet, macht notgedrungen Fehler. Nur wer nichts tut, macht auch nichts – und damit am Ende alles falsch. Vor einem Jahr haben wir den Mund gespitzt. Jetzt müssen wir aus eigenem Interesse und in Anbetracht der steigenden Erwartungen unserer Partner lernen zu pfeifen. Auch wenn diese Pfiffe nicht allen und gelegentlich nicht einmal uns selbst gefallen. Prof. Dr. Eberhard Sandschneider ist seit 2003 Otto Wolff-Direktor des Forschungsinstituts der DGAP. Seit 1998 hat er den Lehrstuhl für Politik Chinas und Internationale Beziehungen an der Freien Universität Berlin inne. 25 Beim NATO-Gipfel von Wales im September 2014 beschließt die Allianz eine verstärkte Präsenz von NATO-Streitkräften in Osteuropa. Die Russland- und Ukrainekrise und die europäische Sicherheitsordnung Mit der Annexion der Krim und der Unterstützung der Separatisten in der Ost-Ukraine hat Russland grundlegende Prinzipien der europäischen Sicherheitsordnung in Frage gestellt. Noch ist Konsens, dass Russland seine Landgewinne rückgängig machen muss, um diese Prinzipien wiederherzustellen. Doch in den NATO- und den EU-Mitgliedstaaten gewinnen Ideen an Boden, über die europäische Ordnung und die Politik Richtung Osten neu zu verhandeln: um den russischen Sicherheitsbedenken entgegenzukommen und um gleichzeitig die nach dem Ost-West Konflikt ausgehandelte Ordnung zu erhalten. In verschiedenen Dokumenten haben die Staaten Europas während und nach der Ost-West-Konfrontation ihr Verhältnis untereinander an bestehende völkerrechtliche Prinzipien – insbesondere den Schutz der Souveränität und der Friedenssicherung – gebunden. In der Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) von 1975 bestätigten die Teilnehmer die Unverletzlichkeit der Grenzen, das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Gewaltverzicht sowie das Prinzip der Nichteinmischung, und verpflichteten sich zur friedlichen Streitbeilegung. Die Sowjetunion wollte mit ihrer Unterschrift den Status quo nach dem Zweiten Weltkrieg absichern. Mit der Charta von Paris setzten die Mitglieder der KSZE 1990 dem Ost-West-Konflikt ein Ende und fügten den Prinzipien noch ein System wertebezogener Verpflichtungen wie den Minderheitenschutz hinzu. Parallel wurden Vereinbarungen über konventionelle Rüstungskontrolle, Abrüstung und Vertrauensbildung getroffen. Ein Grundpfeiler für die Friedensbeziehungen in Europa war auch, dass Russland, die USA und Großbritannien der Ukraine 1994 ihre territoriale Unversehrtheit zusi- DGAPjahresbericht 2014 / 15 26 Schwerpunkt – Die Russland- und Ukrainekrise und die europäische Sicherheitsordnung cherten, als Gegenleistung für die Abgabe aller Nuklearwaffen an Russland (Budapester Memorandum). Zu diesen normativen Grundlagen der Sicherheitsordnung kommt das Zusammenspiel der europäischen Sicherheitsorganisationen. Ihre Stabilitätspolitik ist Russland ein Dorn im Auge, wenn sie dessen Einfluss Organisation für Zusammenarbeit, der Organisation des Vertrags über Kollektive Sicherheit und der Eurasischen Wirtschaftsunion mittlerweile selbst eine Reihe von Regionalorganisationen in Konkurrenz zu EU und NATO geschaffen. Gleichzeitig hat die russische Führung 2008 einen eigenen Vorschlag für Sicherheit in Europa unterbreitet, der jedoch von den westlichen Partnern ignoriert worden ist, da er u.a. die freie Bündniswahl für die osteuropäischen Staaten negierte und so die NATO untergraben hätte. „Ohne die Ukraine ist Russland kein Imperium“ Am Jahrestag der Krim-Eroberung im März 2015 bekräftigt Wladimir Putin, Russland werde „alle Probleme überwinden, die man uns von außen auferlegen will.“ in seiner Nachbarschaft einzuschränken droht. Die OSZE ist eine paneuropäische Sicherheitsorganisation mit geringen Durchsetzungsmöglichkeiten, die sich in den vergangenen 20 Jahren vor allem auf Konfliktbearbeitung, Minderheitenschutz und Demokratisierung, insbesondere Wahlbeobachtung, konzentriert hat. Die EU spielt nur eine begrenzte sicherheitspolitische Rolle in Osteuropa, versucht aber, mit ihrer Nachbarschaftspolitik und dem Anreiz eines Marktzugangs politische und wirtschaftliche Reformen zu fördern. Die NATO hat mit ihrer Partnerschafts- und Erweiterungspolitik Stabilität schaffen wollen, gleichzeitig aber bewusst den Konflikt mit Moskau in Kauf genommen. Russland sieht die Osterweiterung der NATO mit Blick auf die postsowjetischen Staaten als Bruch der Vereinbarungen zum Ende der Blockkonfrontation. Als Ausgleich wurde Russland mit der NATORussland-Grundakte von 1997 zu einem Partner beim Aufbau eines europäischen Stabilitätsraums aufgewertet. Die NATO bestätigt hierin, dass sie ihre Funktionen durch Interoperabilität und Aufbaufähigkeit der Streitkräfte erfüllen will, und nicht durch neue substanzielle und dauerhafte Truppenstationierungen in neuen Mitgliedstaaten. Russland hat mit der Schanghai DGAPjahresbericht 2014 / 15 Die russische Führung fühlt sich mit der Erweiterung der NATO und in zunehmendem Maße auch durch die EU-Nachbarschaftspolitik – insbesondere die Östliche Partnerschaft (ÖP) – im postsowjetischen Raum unter Druck. Über ihr Auftreten als Regionalmacht definieren die russischen Eliten auch die Rolle ihres Landes in der Welt als globaler Akteur. Die Ukraine ist als ökonomisch und bevölkerungsmäßig zweitwichtigstes Land des postsowjetischen Raumes zentral für alle Integrationsprojekte Russlands. Ohne die Ukraine ist Russland kein Imperium. Indem die EU mit ihrer östlichen Nachbarschaftspolitik Demokratisierung, Rechtsstaatlichkeit und eine Neuausrichtung der Märkte fördert, verändert sie langfristig die Einflussmöglichkeiten Russlands auf diese Länder. Noch gefährlicher erscheint aus Sicht der russischen Eliten der Erfolg einer Bewegung wie dem Kiewer Euromaidan im Nachgang zum ÖP-Gipfel in Vilnius 2013. Der autokratische und kleptomanische Präsident Viktor Janukowitsch wurde durch Massendemonstrationen aus dem Amt getrieben. Die neue politische Führung unterstützte eine EU-Integration. Dies könnte einen Präzedenzfall für den postsowjetischen Raum schaffen, der auch gefährlich für die russische Innenpolitik werden kann. Die Angst vor Farbenrevolutionen und gesellschaftlichen Protestbewegungen in Russland und seiner Nachbarschaft bringt deshalb russische und postsowjetische Eliten einander wieder näher. Mit der Annexion der Krim sicherte die russische Führung die strategisch wichtige Schwarzmeerflotte ab. Mit einem über lange Zeit verdeckt geführten Krieg in Teilen der Ost-Ukraine versucht Russland, den ukrainischen Staat weiter zu schwächen und eine Reformpolitik zu behindern. Für die russische Führung ist eine instabile und schwache Ukraine akzeptabler als ihre Integration in die transatlantischen Strukturen. Dafür ist Russland bereit, einen hohen Preis zu zahlen Schwerpunkt – Die Russland- und Ukrainekrise und die europäische Sicherheitsordnung 27 – bedeutend mehr, als die EU-Mitgliedstaaten jemals akzeptieren würden, um die Integration der Ukraine zu ermöglichen. Während die Krim-Annexion einen Wendepunkt in der postsowjetischen russischen Geschichte markiert, ist die Schaffung einer Konfliktzone bis hin zu einem eingefrorenen Konflikt auf dem Territorium eines souveränen Staates keine Neuheit in der russischen Politik. Neben den kaukasischen Konfliktzonen Südossetien und Abchasien dient auch Transnistrien auf dem Gebiet von Moldau dem Zweck, die Souveränität dieser Staaten dauerhaft zu untergraben. Jedoch erscheint die Gefahr einer Ausweitung der Kampfhandlungen in der Ukraine höher zu sein als bei allen bisherigen Konflikten in der Region. Gleichzeitig macht es die Unklarheit über die Ziele der EU in Bezug auf die Ukraine und die Staaten der Östlichen Partnerschaft der russischen Führung leichter, diese Länder zu destabilisieren. Methode Putin: Militär, Kontrolle, Ideologie nicht mehr zufrieden war. Putin hat auf alternative Akteure und Meinungen Druck ausgeübt, Medien, Internet und Zivilgesellschaft kontrolliert und den Repressionsapparat ausgebaut und so seit seiner Wiederwahl im März 2012 die Kontrolle zurückerobert. Der Konflikt mit dem Westen ist seither zu einer zentralen Legitimationsressource des Systems Putin geworden. Mit der Krim-Annexion und damit der Demonstration von Stärke gegenüber dem Westen hat Putin, unterstützt von einer weitgehenden Gleichschaltung der Medien und massiver Propaganda, die Legitimation zurückbekommen, die er durch seine gescheiterte Wirtschafts- und Modernisierungspolitik verloren hatte. Die Ukrainekrise ist damit nur das Symptom für eine viel tiefergreifende Russlandkrise, die sich nicht allein mit Kompromissen lösen lässt. Das Regime Putin definiert sich zunehmend gegen die EU und den Westen, fördert antiliberale, antiamerikanische und autoritäre Tendenzen in Russland und anderen Ländern, auch in der EU. EU-Staaten müssen stärker in Die russische Führung hat in diesem Konflikt bewusst ihre eigene Sicherheit investieren grundlegende Elemente der europäischen FriedensDiese Entwicklung hat Folgen für die europäischen ordnung untergraben und damit den direkten Konflikt Sicherheitsorganisationen. Eine Neudefinition der mit der NATO und der EU riskiert. Das russische Kalkül Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der EU war, dass die westlichen Organisationen im Falle eines in Richtung Osten wird nötig. Diese sollte in Zukunft bewaffneten Konflikts nicht zur militärischen VerteidiElemente von Selbstschutz enthalten. Auch die Eurogung der Ukraine bereit sind. Gleichzeitig konnte Mospäische Nachbarschaftspolitik gehört auf den Prüfkau durch dieses Vorgehen ein Scheitern der eigenen Politik in dieser Region verhindern. Mit der Absetzung von Präsident Janukowitsch durch das Parlament und der Machtübernahme durch eine proeuropäische Übergangsregierung war die russische Ukrainepolitik von wirtschaftlichem Druck und politischer Einflussnahme fehlgeschlagen. Die russische Führung sah sich gezwungen, auf militärischen Zwang umzuschalten. Ein weiteres wesentliches Element der aktuellen russischen Außenpolitik ist die innere Schwäche des Systems Putin. Mit den Massendemonstrationen in Moskau und weiteren großen russischen Städten Ende 2011 / Anfang 2012 wurde deutlich, dass ein wachsender Teil der Gesellschaft mit dem Wirtschafts-, Die ukrainische Regierung unter Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk unterstützt eine EUIntegration. Hier: Jazenjuk mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Januar 2015 in Berlin. Politik- und Gesellschaftssystem DGAPjahresbericht 2014 / 15 28 Schwerpunkt – Die Russland- und Ukrainekrise – und die europäische Sicherheitsordnung stand. Infolgedessen müssen die EU-Mitgliedstaaten wieder stärker in ihre eigene Sicherheit investieren. Die EU muss aber auch weiterhin Kooperationsangebote machen und ihre Politik der Stabilisierung von Drittstaaten in der Nachbarschaft weiterentwickeln. Die russische Destabilisierungspolitik zielt auf eine Schwächung dieser Staaten mit allen Konsequenzen von Flucht, Kriminalität bis hin zu Krieg. In der NATO sind nach Jahren der Stabilitäts- und Krisenoperationen die kollektive Bündnisverteidigung und Abschreckung nach oben auf die Agenda gerutscht. Die westliche Allianz muss den osteuropäischen Mitgliedstaaten die Wirksamkeit des Bündnisversprechens zusichern und hat auf dem Gipfeltreffen von Wales im September 2014 eine höhere Präsenz von NATOStreitkräften in den osteuropäischen Staaten beschlossen. Dies geschieht in Form einer dichteren Luft- und Seeraumüberwachung, verstärkten Übungsaktivitäten und Ausbildungsmissionen. Vor allem aber bereitet die NATO eine neue Streitkräfteformation vor. Aufbauend auf der bereits existierenden Eingreiftruppe NATO Response Force (NRF) wird eine „Speerspitze“ aus 5000 Mann zusammengestellt, um in wenigen Tagen auf Notlagen, die den Bündnisfall auslösen, reagieren zu können. In mehreren osteuropäischen Ländern werden dafür Stationierungsorte und Infrastruktur mit Minimalbesatzung aufrechterhalten. Diese neue Fähigkeit ist ein Kompromiss. Die Osteuropäer hatten auf eine permanente Stationierung gedrängt. Vor allem die Deutschen wollten aber nicht der NATO-RusslandGrundakte zuwiderhandeln, die dies verbietet. Diese neue, schnell verlegbare NATO-Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) richtet sich nicht nur nach Osten, sondern auch auf Krisen im Süden der Allianz. DGAPjahresbericht 2014 / 15 Die Arbeit an einer neuen europäischen Ordnung beginnt also bei der Selbstfindung der europäischen Organisationen und den neuen Schwerpunkten, die sie angesichts der Krise in Osteuropa setzen. Dazu gehört auch, die Erweiterungspolitik nach jenen Kriterien zu führen, die ursprünglich dafür entwickelt wurden. Demokratie, Stabilität und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Beitrittsländer gehören dazu, territoriale Konflikte müssen gelöst sein. Ukraine und Georgien sind daher keine naheliegenden Kandidaten. Eine regionale Sicherheitsordnung entsteht selten auf der Basis einer geplanten Architektur, sondern ist eine Bestandsaufnahme einer evolutionär entstandenen Situation aus Machtbalance und institutionellem Rahmen. Gespräche über eine neue Ordnung dürfen keines der völkerrechtlichen Prinzipien der Schlussakte von Helsinki zur Disposition stellen. Sie können aber Statusfragen klären und Verhaltensnormen neu festlegen. Dies kann auch bei gegensätzlichen Interessen geschehen, braucht aber Vertrauen in die geschlossenen Kompromisse. Dieses Vertrauen hat Russland auf absehbare Zeit verspielt. Dr. Stefan Meister ist Programmleiter für Russland, Osteuropa und Zentralasien am Robert Bosch-Zentrum für Mittel- und Osteuropa der DGAP. Er forscht zur russischen Außen- und Sicherheitspolitik, zu den EU-Russland-Beziehungen und zur Östlichen Partnerschaft der EU. Dr. Henning Riecke leitet das Programm USA/Transatlantische Beziehungen der DGAP. Seine Fachgebiete sind die Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands und der USA. Er koordiniert die Studiengruppen „Strategische Fragen“, „Europapolitik“ und „Globale Zukunfts fragen“ der DGAP. 29 In der heißen Phase des Europawahlkampfs: Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Spitzenkandidaten von CDU und EVP, David McAllister und Jean-Claude Juncker. Die Hoffnung, durch eine starke Personalisierung des Wahlkampfs mehr Wähler zu mobilisieren, hat sich 2014 kaum erfüllt. Mehr Demokratie, weniger Vertrauen Die Wahl zum Europäischen Parlament markierte den Ausgangspunkt der politischen und institutionellen Neuaufstellung der Europäischen Union im Jahr 2014. Gleichzeitig war sie der erste europaweite Stimmungstest seit dem Ausbruch der Eurokrise und den damit einhergehenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen. Euroskeptische Kräfte – wenn auch mit großen nationalen Unterschieden – haben seither deutlich an Zulauf gewonnen und Grundsatzfragen zur europäischen Solidarität, zu demokratischer Legitimation und nationaler Souveränität in den Fokus gerückt: Wie kann ein gerechter finanzieller Ausgleich zwischen den Mitgliedstaaten langfristig aussehen? Wie kann mit der großen Anzahl von Flüchtlingen verantwortungsvoll umgegangen werden, ohne die vorhandenen Ressourcen zu überlasten? Was geschieht, wenn ein Mitgliedstaat die Politik der EU nicht mehr mittragen will? Es sind Fragen wie diese, die die innere Verfasstheit der EU und den weiteren Integrationsprozess herausfordern. Personalisierung und Politisierung Gleichzeitig markierte die Europawahl selbst eine Zäsur im europäischen Integrationsprozess. Mit der Wahl Jean-Claude Junckers zum Präsidenten der EUKommission ist es dem Europäischen Parlament gelungen, einen Präzedenzfall für die Auslegung der vagen Formulierung des Lissabon-Vertrags zu schaffen: So hat die Wahl des von der konservativen EVP-Fraktion ins Rennen geschickten Spitzenkandidaten eine Verfassungspraxis etabliert, die von den Staats- und Regierungschefs nur schwer umkehrbar ist und die damit das Europäische Parlament stärkt. Für die europäischen Bürger bedeutet dies konkret: Sie können nun indirekt mitbestimmen, wer an der Spitze der Europäischen Kommission steht. Damit gibt DGAPjahresbericht 2014 / 15 30 Schwerpunkt – Mehr Demokratie, weniger Vertrauen Wirtschafts- und Schuldenkrise ausgelösten Spannungen fort. Unterscheidungen in „Nord“ und „Süd“, in „In’s“ und „Out’s“ der Eurozone sowie in Befürworter und Gegner der Austeritätspolitik prägten die europapolitischen Debatten. In der Krisenpolitik der EU hat sich ein hierarchischer Modus des Regierens durchgesetzt – illustriert durch die ungleichen Kräfteverhältnisse zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Mitgliedstaaten sowie durch umstrittene Institutionen wie die Troika. Die „Gipfeldiplomatie“ der vergangenen Jahre hat diese Dynamiken nochmals verstärkt, da Siegessicher verlässt Alexis Tsipras, Vorsitzender der Syriza-Partei, bei der Parlamentswahl am 25. Januar 2015 das Wahllokal. Am nächsten Tag wird er als Ministerpräsident vereidigt. mitgliedstaatliche Interaktionen durch die Verschiebung des institues erstmals eine klare Verbindung zwischen der Europationellen Kräfteverhältnisses hin zum Europäischen Rat wahl und der EU-Kommission als europäischer Exekunoch weiter an Bedeutung gewonnen haben. tive. Ein gewählter Kommissionspräsident tritt nun mit Inwieweit stößt diese Art des Regierens jedoch auf einer klaren und verbindlichen politischen Agenda an, Akzeptanz? In Griechenland hat das Wahlvolk bei den die er zuvor im Wahlkampf vorstellen muss. vorgezogenen Parlamentswahlen im Januar 2015 dies Doch die Hoffnung, mehr Europäer durch den stärklar verneint: Durch den Wahlsieg der links-alternaker personalisierten Wahlkampf für die EU-Politik zu tiven Syriza-Partei mit ihrer zentralen Forderung, das mobilisieren und verlorenes Vertrauen in die europäiMandat der Troika zu beenden und verlorengeglaubte schen Institutionen zurückzugewinnen, hat sich 2014 nationale Souveränität zurückzuerlangen, mündete die noch nicht erfüllt: Die Wahlbeteiligung stagnierte Wahl in die Erosion der etablierten politischen Klasse. im Vergleich zu 2009 europaweit bei bedenklichen Griechenland ist kein Einzelfall. Auch in anderen 43 Prozent – trotz der Omnipräsenz der europäischen Mitgliedstaaten bietet die Diskussion um nationale SouWirtschafts- und Schuldenkrise und der wachsenden veränität und gegen das „Diktat aus Brüssel“ Nährboden Bedeutung des Europäischen Parlaments. für Populismus, der sich in den Wahlerfolgen europasBei vielen Wählern kam offensichtlich nicht an, keptischer Parteien niederschlägt. In Frankreich geht inwiefern sie die Wahl persönlich betrifft. Die EU leidet der rechtspopulistische Front National als stärkste unter einem massiven Ansehens- und Vertrauensverlust. Partei aus den Europawahlen hervor, ebenso wie die Vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und SchuldenEU-skeptische UKIP-Partei im Vereinigten Königreich. krise wächst die Skepsis, inwieweit die EU-Institutionen Nicht zuletzt haben die nationalen Politiker großen tatsächlich die Interessen ihrer Bürger vertreten und Anteil an der Unzufriedenheit mit den europäischen ob eine Teilhabe an den politischen EntscheidungsproInstitutionen, weil sie es versäumt haben, öffentliche zessen möglich ist. Vielen konnte die EU bisher keine Unterstützung für ihre Europapolitik zu schaffen. zufriedenstellende Antwort auf die Krisen der verganDie Ergebnisse der Europawahl sind deshalb ein genen Jahre geben. Das zentrale Versprechen von mehr wichtiger Weckruf. Wenn die politischen Akteure in den Wohlstand konnte die EU nur ungenügend einlösen. Mitgliedstaaten ebenso wie auf EU-Ebene nicht darauf reagieren, bleibt jedoch zu befürchten, dass etablierte Neue Hierarchien, neue Konflikte? Parteien künftigen Integrationsschritten ebenfalls Nicht nur zwischen Bürgern und EU-Institutionen zurückhaltender gegenüberstehen werden. Dies zeigt wurden 2014 Konfliktlinien deutlich. Auch zwischen sich auch in den offenen Diskussionen über Möglichkeiden Mitgliedstaaten bestehen die durch die europäische ten des Ausscheidens aus europäischen Strukturen, sei DGAPjahresbericht 2014 / 15 Schwerpunkt – Mehr Demokratie, weniger Vertrauen 31 es im Falle eines „Grexit“ aus der Eurozone oder eines „Brexit“ aus der EU. Integration durch Identifikation Institutionelle Reformen wie die Aufstellung eines Spitzenkandidaten bei den EU-Wahlen alleine reichen nicht, um die Demokratie in der EU zu stärken und dem Vertrauensverlust zu begegnen. Vielmehr bedarf es einer Stärkung der Identifikation der Bürger mit dem europäischen Projekt. Der Begriff der Solidarität, der in der Eurokrise von vielen Seiten als Grundprinzip der EU deklariert wurde, kann identitätsstiftend sein, wenn er gemeinsam neu definiert und mit Bedeutung gefüllt wird. Dies erfordert eine noch größere gemeinsame Anstrengung der nationalen Regierungen und der EUInstitutionen, ihre Politik und gemeinsame Interessen zu erklären. Das Jahr 2014 hat gezeigt, dass die Grundsatzdebatte zur Zukunft der EU gerade erst richtig Fahrt aufgenommen hat. Das „Superwahljahr“ 2015 mit Wah- len in Dänemark, Estland, Finnland, Großbritannien, Polen, Portugal und Spanien sowie der weitere Verlauf der Krisenbewältigung innerhalb und an den Grenzen der EU werden zeigen, welche Richtung diese europäische Debatte einschlagen wird. Julie Hamann arbeitet im Frankreichprogramm der DGAP und betreut dort den Deutsch-französischen Zukunftsdialog. Ihre Themenschwerpunkte sind die deutschfranzösischen Beziehungen sowie die Außenpolitik beider Länder. Julian Rappold koordiniert am Alfred von OppenheimZentrum für Europäische Zukunftsfragen der DGAP die Veranstaltungsreihe Brussels Briefing. Seine Forschungsschwerpunkte sind die deutsche Europapolitik sowie das Nord-Süd-Gefälle in der EU. Das Europäische Parlament geht gestärkt aus der Europawahl hervor. Hier: das Plenum in Straßburg. DGAPjahresbericht 2014 / 15 32 TTIP soll den US-europäischen Handel vereinfachen und mehr Wachstum und neue Jobs bringen. Es wäre das größte Freihandelsprojekt, das die EU jemals eingegangen ist. Warum wir TTIP brauchen Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP), die seit Juli 2013 zwischen EU und USA verhandelt wird, ist das bislang größte Handelsprojekt der EU. Die Initiative ging von Europa – und dabei insbesondere von der deutschen Bundesregierung – aus. Deutschland war schon immer ein Treiber der transatlantischen Integration: Bereits in den 1990er Jahren wurde die Gründung einer Transatlantischen Freihandelszone (TAFTA) vorgeschlagen. 2007, im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, brachte die Bundesregierung erneut die Idee eines transatlantischen Abkommens auf. Aufgrund mangelnden Interesses einigte man sich dann auf das weniger ambitionierte Projekt eines „Transatlantic Economic Council“ (TEC). Aufgrund der schwächelnden Wirtschaft infolge der globalen Finanzkrise setzten die EU und die USA im November 2011 auf ihrem Gipfel in Washington eine „Hochrangige Arbeitsgruppe für Arbeitsplätze und DGAPjahresbericht 2014 / 15 Wachstum“ („High-Level Working Group on Growth and Jobs“) ein, die transatlantische Wachstumsinitiativen vorschlagen sollte. Nachdem neben der EU auch US-Präsident Obama ein transatlantisches Handelsund Investitionsabkommen unterstützte, wurden zügig Verhandlungen aufgenommen. Auf der Basis des Abschlussberichts dieser Arbeitsgruppe verhandeln EU und USA nun über drei Säulen: .. einen verbesserten Marktzugang durch den Abbau von Zöllen, .. eine engere regulatorische Zusammenarbeit, u.a. bei technischen Regulierungen (TBT) sowie gesundheitspolitischen und pflanzenschutzrechtlichen Maßnahmen (SPS), .. eine verbesserte Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Regeln und Prinzipien u.a. in Bereichen wie Schutz geistigen Eigentums, Umwelt und Entwicklung, Rohstoffe und Energie. Schwerpunkt – Warum wir TTIP brauchen 33 Drei Gründe für TTIP TTIP ist ein Handels- und Investitionsabkommen, das in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche und hoher Staatsverschuldung Wachstumsimpulse geben soll, ohne die Verschuldung weiter in die Höhe zu treiben. Durch den Abbau von Handelsbarrieren und die Anerkennung von Standards und Normen sollen der Handel intensiviert und Investitionen erleichtert werden. Arbeitsplätze sollen hierdurch geschaffen werden, weshalb vor allem die Peripheriestaaten der Eurozone hinter dem Abkommen stehen. Um den aktuellen Nutzen von TTIP in Zahlen zu fassen, wurden zahlreiche Studien in Auftrag gegeben. Sie wirken anhand des Umfangs des Abkommens und der sehr ambitionierten Annahmen jedoch vergleichsweise gering. Aber sicher ist, dass die Verbraucher von billigeren Produkten und einer höheren Produktvielfalt profitieren würden. Wichtiger Bestandteil von TTIP ist der Abbau von nicht-tarifären Handelshemmnissen (NTBs). Dabei geht es vor allem um technische Standards wie Auto-Sicherheitsstandards, die zurzeit noch doppelte Testverfahren nötig machen und hohe Kosten verursachen. Nicht-tarifäre Handelshemmnisse entsprechen ungefähr einem Zoll von 10 bis 20 Prozent auf den Preis einer Ware. Das Centre for Economic Policy Research (CEPR) hat errechnet, dass rund 80 Prozent der Gewinne von TTIP auf den Abbau von NTBs zurückgehen würden. Von einer Anerkennung würden alle Marktteilnehmer – von den Großkonzernen über kleine und mittlere Unternehmen bis hin zum Verbraucher – profitieren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich die niedrigsten Standards durchsetzen. TTIP hat zudem das Ziel, neue Regeln zu erstellen. Das WTO-Regelwerk ist durch die stockende DohaRunde immer noch auf dem Stand von 1994. Seitdem haben sich jedoch die Struktur und der Schwerpunkt des internationalen Handels verändert. Handel im 21. Jahrhundert wird vor allem durch regionale und globale Lieferketten geprägt, sodass klassische Marktzugangsthemen an Bedeutung verlieren. TTIP befasst sich daher mit einer Vielzahl an Themen, die über den Marktzugang hinausgehen und bislang von der WTO noch nicht reguliert werden. Dazu gehören Bereiche wie öffentliches Auftragswesen (vor allem für die EU von großer Bedeutung), Investitionen, Schutz geistigen Eigentums und elektronischer Handel. Vor allem die EU will durch den Zusammenschluss mit den USA im Rahmen von TTIP ihre globale Gestaltungsmacht im Handel bewahren und neue Regeln in diesen Feldern erstellen. Dies wird vor allem im Hinblick auf die stärker werdenden Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien immer wichtiger. Zuletzt spielen auch geopolitische Fragen eine Rolle. Ein wichtiges Ziel von TTIP ist neben den wirtschaftlichen Gründen seine strategische Bedeutung. Gerade die Europäer beobachten mit Sorge, wie sich die USA unter Präsident Obama asiatischen Märkten zuwenden und die traditionelle transatlantische Partnerschaft an Bedeutung verliert. Die Transpazifische Partnerschaft (TPP) zwischen den USA und zwölf weiteren Pazifikanrainerstaaten wurde als wichtiger wirtschaftlicher Pfeiler des amerikanischen „Pivot to Asia“ gesehen. TTIP soll dazu ein Gegengewicht bilden und neben seiner Rolle als Wachstumsimpuls auch die strategische Partnerschaft mit den USA stärken. Sorgen in Deutschland TTIP stößt jedoch gerade in Deutschland, der exportstärksten Nation in Europa, auf heftigen Widerstand. In verschiedenen Studien wurde deutlich, dass nur rund 50 Prozent der Deutschen TTIP befürworten. Viele Bürger fürchten, dass durch TTIP amerikanische Nahrungsmittelstandards übernommen werden und gentechnisch veränderte Lebensmittel (GMOs), Hormonfleisch oder Chlorhühnchen importiert werden müssen. Darüber hinaus sorgen sich viele Kritiker, dass durch die InvestorStaats-Schiedsgerichte, die Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten klären sollen, Arbeits-, Umweltund Sozialstandards durch die Hintertür ausgehebelt werden können. Diese Sorgen müssen ernst genommen werden. Daher hat die EU-Kommission, die für die EU die Verhandlungen leitet, immer wieder betont, dass das jetzige Niveau der Verbraucher-, Umwelt- und Gesundheitsstandards nicht verhandelbar ist. Auch das souverände Recht, Dinge auf dem eigenen Staatsgebiet selbst zu regeln („right to regulate“), soll durch TTIP nicht ausgehebelt werden. Die Kommission hat weiterhin betont, dass unser jetziges Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Lebensmittel, das Importverbot für Hormonfleisch und die europäischen Hygienestandards bei Fleisch- und Geflügelimporten nicht geändert werden. Dies muss jedoch besser kommuniziert werden, damit es bei der Bevölkerung ankommt. Das Investor-Staats-Schiedsverfahren ist ein wichtiger Bestandteil des Investitionsschutzes. Im transatlantischen Handel werden Investitionen immer wichtiger. Schiedsgerichte schützen die Investoren DGAPjahresbericht 2014 / 15 34 Schwerpunkt – Warum wir TTIP brauchen und ermöglichen auch langfristige Planungen. Kann die EU tatsächlich garantieren, dass in allen 28 Mitgliedstaaten die Gerichte in der Lage sind, Investoren angemessen vor Diskriminierung zu schützen? Neun Mitgliedstaaten haben bereits Investitionsabkommen mit den USA. Es ist dabei jedoch wichtig, den Missbrauch dieses Instruments von vorneherein zu unterbinden. Deshalb wäre es sinnvoll, im Rahmen von TTIP eindeutige Ausnahmeregeln zu verhandeln. Dazu gehören Maßnahmen der Regierung zum Schutz von Gesundheit, Verbrauchern und Umwelt. Auch müssen die Verfahren transparenter gestaltet werden. Die Vorteile der Schiedsgerichte mit diesen Reformen müssen der Öffentlichkeit wiederum überzeugend dargestellt werden, weil ansonsten das Vertrauen in das Abkommen nicht wieder hergestellt werden kann. Um die Verhandlungen transparenter zu gestalten, wurde im Oktober 2014 das Mandat, das die EU-Regierungen der Kommission für die Verhandlungen mit den USA erteilt haben, veröffentlicht. Dies hätte bereits zu lungsthemen im Internet veröffentlicht. Dies sind richtige Maßnahmen, die noch verstärkt werden können. Probleme der Umsetzung in den USA © Flickr/greensefa Neben dem Widerstand insbesondere in der deutschen Bevölkerung gibt es aber auch von amerikanischer Seite Probleme, die eine Umsetzung von TTIP erschweren könnten. Zum einen fehlt Präsident Obama das Handelsmandat des Kongresses, die so genannte „Trade Promotion Authority“ (TPA). Diese ist im Juli 2007 ausgelaufen und nicht erneuert worden. TPA ist keine Voraussetzung für die Verhandlung von Handelsabkommen, sie ist aber wichtig für den Ratifizierungsprozess. In seiner Rede zur Lage der Nation im Januar 2015 forderte Obama beide Parteien im Kongress auf, ihm die TPA zu gewähren. Die erste Hürde wurde im April genommen, als ein von beiden Parteien getragener Gesetzentwurf zur TPA vom Finanzausschuss des Senats angenommen wurde. Noch im Mai soll der Gesetzentwurf nun in den Senat (oder: in das Plenum) eingebracht werden. Im Repräsentantenhaus regt sich jedoch Widerstand vor allem bei den Demokraten, die dem Freihandel kritisch gegenüber eingestellt sind und einen Abbau von Arbeitsplätzen im Industriesektor befürchten. Gleichzeitig müssen auch die zurzeit zähen TTIPVerhandlungen an Fahrt aufnehmen. 2015 müssen die EU und die USA entscheidende Schritte vorankommen, weil im Präsidentschaftswahljahr 2016 kaum Fortschritte möglich sein werden. Warum wir TTIP brauchen Symbol der TTIP-Gegner: das trojanische Pferd. einem früheren Zeitpunkt geschehen müssen. Zusätzlich kündigte die neue EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström im Herbst 2014 eine Transparenzinitiative an, um der Bevölkerung und den Parlamenten einen besseren Zugang zu den Verhandlungen zu ermöglichen. Infolgedessen wurden im Januar 2015 Gesetzestexte und Positionspapiere über anstehende Verhand- DGAPjahresbericht 2014 / 15 Auch wenn die Sorgen der Bevölkerung ernst genommen werden müssen, sollten die Verhandlungen weder gestoppt noch in ihren Ambitionen verringert werden. Die EU braucht die USA, um langfristig ihre Standards und wirtschaftlichen Grundsätze international zu erhalten. Das Projekt muss gelingen, wenn Europa global wettbewerbsfähig bleiben will. Dr. Claudia Schmucker leitet das Programm Globalisierung und Weltwirtschaft der DGAP. Sie arbeitet zur globalen Finanzkrise, der Rolle der G20 und des IWF sowie zur WTO und zum Welthandelssystem. Als Programmleiterin koordiniert sie die Studiengruppe für Globalisierung und Weltwirtschaft sowie die Studiengruppe für Globale Fragen. Schwerpunkt – Ägypten: Zurück in die Zukunft? 35 Auf den ersten Blick erinnert in Ägypten vieles an ein Comeback der Militärdiktatur. Doch der Prozess der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erneuerung hat erst begonnen. Hier: Ein Bild des ägyptischen Präsidenten al-Sisi hängt von einem Haus im alten islamischen Stadtkern von Kairo. Ägypten: Zurück in die Zukunft? Keimte nach dem Rücktritt des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak 2011 in der Bevölkerung noch die Hoffnung auf Parteienvielfalt, Meinungsfreiheit und Teilhabe, scheinen die autoritären Verhältnisse am Nil heute wieder hergestellt zu sein. Zementiert wurde dies mit der Wahl des ehemaligen Armeechefs Abdel Fattah al-Sisi zum neuen Präsidenten im Mai 2014. Gleichwohl haben die Geschehnisse der vergangenen vier Jahre das Land verändert, der Prozess der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erneuerung hat erst begonnen. Machtapparat: Das Militär ist nicht alles Im Zentrum des Machtapparats steht der Oberste Rat der Streitkräfte. Seit dem Militärputsch von 1952 kamen – mit Ausnahme des Muslimbruders Mohammed Mursi – alle ägyptischen Präsidenten aus der Armee. Viele ehemalige Militärs bekleiden Schlüsselämter in Politik und im öffentlichen Sektor. Nach Mursis Sturz ernannte die damalige Übergangsregierung in 19 der 27 ägyptischen Provinzen frühere Generäle zu neuen Gouverneuren. Die Streitkräfte unterliegen keiner zivilen Kontrolle, sie genießen Steuerfreiheit und beherrschen ein wirtschaftliches Imperium, das Schätzungen zufolge 40 Prozent der ägyptischen Wirtschaftsleistung ausmacht. Dennoch ist Ägypten keine reine Militärdiktatur. Rückgrat des Systems ist die Verwaltung mit ihren rund sechs Millionen Angestellten. Auch Ministerien, Polizei und Geheimdienst kooperieren eng mit dem Militär, verfügen dabei aber über ein relativ hohes Maß an Unabhängigkeit. Eine weitere Säule des Systems ist die private Wirtschaftselite – einige hundert Familien und Einzelpersonen –, die ihren Einfluss zumeist über Geld und persönliche Beziehungen geltend macht. Die meisten privaten Medienanstalten gehören ebenjenen Unternehmern. Die staatlichen Medien werden durch die DGAPjahresbericht 2014 / 15 36 Schwerpunkt – Ägypten: Zurück in die Zukunft? Ernennung von Chefredakteuren und Herausgebern kontrolliert. Das Ergebnis dieser Verflechtungen ist ein komplexer Apparat aus politisierten Akteuren mit unterschiedlichen Interessen – vereint im Kampf um den Erhalt der alten Ordnung. „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ Es ist naheliegend, dass sich ein vom Militär dominiertes Regime vor allem über Sicherheitsfragen zu legitimieren versucht. Seit dem Sturz Mursis tritt dies deutlich zutage. Die harte Hand der Generäle gilt als einziger Garant der inneren Sicherheit. Muslimbrüder und säkulare Kritiker werden zu Feinden stilisiert, getreu dem Motto „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Das Vorgehen ge- Langfristig wird allerdings auch Präsident al-Sisi an der Verbesserung der sozioökonomischen Lage gemessen. Bevölkerungswachstum, demografischer Wandel, Jugendarbeitslosigkeit, wirtschaftliche und politische Dominanz einer kleinen Elite sowie fehlende Partizipationsmöglichkeiten enthalten breiten Bevölkerungsteilen jegliche Perspektive vor. Um die Unzufriedenheit im Zaum zu halten, gewährt das Regime Nahrungsmittel-, Energie- und Benzinsubventionen, unterhält einen riesigen Staatsapparat mit vielen Arbeitsplätzen und schnürt Konjunkturpakete. Doch der alte Gesellschaftsvertrag nach dem Motto „Wir sorgen für eure Grundbedürfnisse, dafür akzeptiert ihr unsere Herrschaft“ ist nicht nachhaltig. Die Wirtschaft liegt am Boden und solange sie nicht grundlegend reformiert wird, bleiben die sozioökonomischen Ungerechtigkeiten bestehen. Dies ist bis heute die größte Gefahr für den Systemerhalt. Gleichwohl hat sich die ägyptische Gesellschaft seit 2011 gewandelt. Die Bürger stehen heute aktiver für ihre Forderungen ein und die politische Landschaft ist trotz der Einschränkungen pluralistischer als zuvor. Alte und neue Abhängigkeiten Ägypten ist der bevölkerungsreichste arabische Staat und genießt schon wegen seiner exponierten geopolitischen Lage eine Sonderstellung in der Region. Daher ringen auch zahlreiche externe Akteure darum, die Zukunft des Landes November 2014: Frankreichs Präsident François Hollande begrüßt Ägyptens Präsident al-Sisi in Paris. Die EU wird in Ägypten nicht als politisches Schwergewicht wahrgenommen. mitzugestalten. Die schwache Wirtschaft verschärft Ägyptens Abhängigkeit vom Ausland. Dies wird gen Kritiker ist rücksichtslos und brutal, das hat die Veraufgrund steigender Staatsverschuldung, einem hohen folgung der Muslimbruderschaft, der größten OppositiBudgetdefizit und Devisenknappheit auf absehbare Zeit onsbewegung Ägyptens, gezeigt. Auch liberal-säkulare auch so bleiben. Gleichzeitig zieht sich eine grundsätzOppositionsgruppen werden verfolgt und unterdrückt. liche Ablehnung gegen Einmischung von außen durch Die leichte politische Öffnung Mitte der 2000er Jahre gilt alle politischen und gesellschaftlichen Lager. heute als Fehler, der mit den Aufständen 2011 das ganze Am Pranger stehen die USA, die seit dem Friedensvertrag mit Israel 1979 jedes Jahr milliardenschwere System ins Wanken gebracht hat. Militärhilfen nach Kairo transferiert haben. Viele Die Medien sorgen für die flächendeckende Verbreitung dieses manichäischen Weltbilds. So versucht das Ägypter machen die Einflussnahme der USA für diverRegime ein Wir-Gefühl zu erzeugen, um seine Herrse Fehlentwicklungen verantwortlich. Europa kommt schaft auf eine breite gesellschaftliche Basis zu stellen. vergleichsweise glimpflich davon, was daran liegt, DGAPjahresbericht 2014 / 15 Schwerpunkt – Ägypten: Zurück in die Zukunft? 37 dass die EU mehr als Handelspartner denn als politisches Schwergewicht wahrgenommen wird. Als alternative Partner präsentieren sich die GolfStaaten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait. Ihre Direktinvestitionen übertreffen mittlerweile die des Westens. Große Infrastrukturabkommen wurden abgeschlossen. Beim Handel und Tourismus bleibt die EU aber der wichtigste Partner. Und militärisch ist die ägyptische Armee weiter auf die USA angewiesen: Armeetechnik und Ausbildung sind bisher zu 100 Prozent amerikanisch. Ein mit Russland beschlossener Waffendeal über 3,5 Milliarden Dollar zeigt jedoch, dass Kairo auch hier die einseitige Abhängigkeit zu verringern sucht. Dennoch dürfte die vermeintliche Abkehr von den USA und Europa nur vorübergehend sein. Auch wenn die Golf-Staaten in den nächsten Jahren eine Rolle spielen werden, darf bezweifelt werden, ob die Geldströme aus den Golf-Staaten, aus China und Russland langfristig ausreichen, um die immensen ägyptischen Defizite auszugleichen. Gleichwohl ist die reine Westorientierung augenscheinlich vorbei. Die ägyptische Außenpolitik hat sich diversifiziert, die Abhängigkeiten verschieben sich. Deutschlands und Europas zurück haltender Kurs Deutschland gestaltet seine Politik gegenüber Ägypten bilateral und im Rahmen der EU. Mit den Umbrüchen in der arabischen Welt begannen Deutschland und die EU ihre Politik, vor allem ihre „guten Beziehungen“ zu Langzeit-Autokrat Mubarak, zu hinterfragen. Ägypten war bis dato ein verlässlicher Partner in den Bereichen Migration, Terrorismusbekämpfung, Energieversorgung und Handel und spielte eine wichtige Rolle im arabisch-israelischen Konflikt. Deutschland und die EU übten zwar vereinzelt Kritik an Menschenrechtsverletzungen, zeigten letztlich aber viel Toleranz gegenüber den innenpolitischen Vorgängen. Stabilität war das Zauberwort. Die Europäische Nachbarschaftspolitik, die seit 2004 den Rahmen für die EU-Beziehungen zu Ägypten darstellt, offenbart ein Umdenken. Getreu dem Slogan „mehr für mehr, weniger für weniger“ werden Anreize für Reformen gesetzt, bei Rückschritten sollen Hilfen gekürzt werden. In der Praxis ist von dieser Konditionalität bisher indes wenig zu sehen. In Brüssel und Berlin wurde zwar nach dem Sturz Mursis die Kürzung von Hilfsgeldern diskutiert. Passiert ist jedoch nichts. Als die Verfolgung der Muslimbrüder und der liberalen Opposition immer groteskere Züge annahm, hielten sich die meisten Entscheidungsträger ebenfalls mit Kritik zurück. Die Gründe liegen auf der Hand: Wieder ist es die Angst vor Instabilität in der Region. Die ohnehin angespannten Beziehungen zur Führung in Kairo sollen durch Kritik und Druck nicht weiter belastet werden. Angesichts der ohnehin geringen Einflussmöglichkeiten, stellt sich die Frage, ob eine auf Konditionalität basierende Politik gegenüber Ägypten für die EU sinnvoll ist. Ein solcher Ansatz setzt eine gewisse Abhängigkeit voraus. Die EU ist jedoch nur ein Akteur unter vielen und die Anreize, die sie setzen kann, reichen bei weitem nicht aus, um schmerzhaften Reformdruck zu erzeugen. Die Bereiche, in denen Kairo tatsächlich auf Europa angewiesen ist – Tourismus, Handel, Direktinvestitionen – eignen sich kaum für politische Konditionalität. Christian Achrainer ist Associate Fellow des Programms Naher Osten und Nordafrika der DGAP. Er beschäftigt sich mit den aktuellen Entwicklungen in Ägypten sowie mit deutscher und europäischer Mittelmeerpolitik. DGAPjahresbericht 2014 / 15 39 Anhang DGAPjahresbericht 2014 / 15 40 Anhang Gremien, Aufbau, Struktur der DGAP Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. Vorstand Dr. Arend Oetker, Präsident Dr. Harald Kindermann, Generalsekretär Dr. Tessen von Heydebreck, Schatzmeister Jutta Freifrau von Falkenhausen, Syndika Stand: April 2015 Dr. Elke Dittrich, Leiterin der Bibliothek und Dokumentationsstelle und Verwaltung Dr. Sylke Tempel, Chefredakteurin der Zeitschrift IP – Internationale Politik Dr. Michael J. Inacker Hagen Graf Lambsdorff Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Otto Wolff-Direktor des Forschungsinstituts Präsidium Bis 31. August 2014 Paul Freiherr von Maltzahn, Generalsekretär 1 Wissenschaftlicher Beirat 2 Finanzausschuss Niels Annen Dr. Christian Jacobs Herbert J. Scheidt 2 Dr. Stefanie Babst Bertram Kawlath Dr. Frithjof Schmidt Prof. Dr. Roland Berger Eckart von Klaeden Stephan Steinlein Elmar Brok Prof. Dr. Joachim Krause 1 Karsten D. Voigt Sevim Dagdelen Prof. Dr. Charles A. Kupchan Dr. Thomas Enders Prof. Dr. Klaus Mangold 2 Dr. Ludolf G. von Wartenberg 2 Prof. Dr. Lars P. Feld 1 Philipp Mißfelder Dr. Stephan Goetz 2 Hildegard Müller Prof. Dr. Armin Grunwald 1 Christopher Freiherr von Oppenheim Dr. Werner Hoyer Dr. Bernhard Reutersberg Bis 31. Dezember 2014 Wolfgang Ischinger Prof. Dr. Thomas Risse 1 Prof. Dr. Günther Nonnenmacher Dr. Ursula Braun Hans-Ulrich Klose Prof. h.c. Günter Verheugen Dr. Klaus von Dohnanyi Helmut Schmidt Dr. Antje Vollmer Prof. Dr. h.c. Hans-Dietrich Genscher Prof. Dr. Rita Süssmuth Dr. Richard von Weizsäcker † Dr. Heinrich Weiss 2 Prof. Dr. Michael Zürn 1 Ehrenmitglieder Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Kaiser DGAPjahresbericht 2014 / 15 Anhang – Gremien, Aufbau, Struktur der DGAP 41 Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. Mitgliederversammlung Vorstand Präsidium Regionalforen Fördererkreis der DGAP e.V. Stiftung der DGAP für Auswärtige Politik Vorstand Stiftungsrat Junge DGAP Forschungsinstitut Wissenschaftlicher Beirat des Präsidiums Bibliothek und Dokumentationsstelle DGAP Consulting GmbH Geschäftsführung Zeitschrift IP – Internationale Politik Beirat Um die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. auf Verein zusammengeschlossen, dem Fördererkreis der DGAP Dauer als unabhängigen Akteur und Impulsgeber für die e.V. Ende 2011 wurde die DGAP Consulting GmbH als hundert- außenpolitische Diskussion zu erhalten, wurde 2010 die prozentige Tochtergesellschaft des Fördererkreises gegründet. Stiftung der DGAP für Auswärtige Politik errichtet. Zur effektiven Unterstützung der DGAP hatten sich bereits Die DGAP Consulting verfolgt das Ziel, über Beratungsleistungen und Serviceleistungen wie Gutachten, Workshops und im Jahr 1955 zahlreiche Unternehmen, Institutionen, Seminare weitere Einnahmen für den Fördererkreis der DGAP Stiftungen und Verbände in einem eigenen gemeinnützigen zu erwirtschaften. Fördererkreis der DGAP e.V. Stiftung der DGAP für Auswärtige Politik DGAP Consulting GmbH Geschäftsführender Vorstand Dr. Harald Kindermann, Vorstand Stefan Dauwe, Geschäftsführer Dr. Arend Oetker, Vorsitzender Dr. Harald Kindermann, Stellvertretender Vorsitzender Dr. Tessen von Heydebreck, Schatzmeister Stiftungsrat Dr. Arend Oetker, Vorsitzender Jutta Freifrau von Falkenhausen Fritjof von Nordenskjöld Weitere Vorstandsmitglieder Dr. Tessen von Heydebreck Andreas Herschel Herbert J. Scheidt Dr. Joachim Lang Dr. Bernhard Rabert DGAPjahresbericht 2014 / 15 42 Anhang Köpfe der DGAP 2014 / 15 DGAPgesellschaft Stand: April 2015 * ausgeschieden im Jahr 2014 Dr. Arend Oetker, Präsident Andreas Alvarez y Semtner, Leiter Online-Redaktion Dr. Harald Kindermann Generalsekretär Yulia Loeva, Leiterin Veranstaltungsorganisation Paul Freiherr von Maltzahn*, Generalsekretär Dr. Elke Dittrich, Leiterin der Verwaltung Erdenchimeg Amgalanbaatar They-Thuy-Linh Luu Marlies Brettschneider Viola Miculcy Tilmann Chladek* Anne Rathjens* Bahtiyar Edilbekov Miranda Robbins Susanne Marcus, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Wiebke Ewering Eva Rüskamp Mickel Hausotte Anja Runge Evelyn Rehm, Mitglieder- und Fördererbetreuung Maik Hild* Werner Scharek Marlies Knütter Phan Khan Tran Uwe Knütter Monika Wilhelm Stefanie Kräuter* Sabine Wolf Leo Littke* Daniela Zinn* Sabine Straßenburg, Referentin Geschäftsführung / Generalsekretariat Lucas Lypp* DGAPbibliothek und Dokumentationsstelle Zeitschrift IP – Internationale Politik Dr. Sylke Tempel, Chefredakteurin Charlotte Merkl Dr. Elke Dittrich, Leiterin Verena Schrader Claudia Böhmer Monika Wilhelm Dennis Eden (in Vertretung für Nora Sill ) Rüdiger Wittke DGAPforen Junge DGAP DGAPjahrbuch Diplomatenausbildung Evelyn Rehm Venetia Malim, Koordinatorin Dr. Josef Braml, Leiter der Redaktion und geschäftsführender Herausgeber Senta Höfer, Leiterin Diplomatenkolleg Dr. Henning Hoff Uta Kuhlmann-Awad Joshua Raisher Dr. Joachim Staron Rachel Tausendfreund* Corinna Blutguth, Diplomatenkolleg Gregor Darmer, Leiter International Diplomats Programme DGAPjahresbericht 2014 / 15 Anhang – Köpfe der DGAP 43 DGAPforschungsinstitut Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Otto Wolff-Direktor des Forschungsinstituts Dr. Gereon Schuch, Stellv. Direktor des Forschungsinstituts Stand: April 2015 * ausgeschieden im Jahr 2014 Henriette Krauße, Büroleiterin des Forschungsdirektors Sarah Pagung, Persönliche Referentin des stellv. Forschungsdirektors Laura Krug, Persönliche Referentin des Forschungsdirektors Ulrike Stern, Persönliche Referentin des Forschungsdirektors Programme Alfred von OppenheimZentrum für Europäische Zukunftsfragen Almut Möller, Programmleiterin China / Asien-Pazifik Sebastian Sons Associate Fellows Prof. Dr. Eberhard Sandschneider, Programmleiter Inken Wiese Liana Fix Associate Fellows Prof. Dr. Andrea Gawrich Dr. Behrooz Abdolvand Luba von Hauff Christian Achrainer Dr. Dr. Martin Sieg Kristian Brakel Prof. Dr. Stefan Troebst* Ibrahim El-Houdaiby Dr. Christian Wipperfürth Associate Fellows Julian Rappold Dr. Sebastian Bersick Sarah Wohlfeld Dr. Johannes Kadura Associate Fellows Anne-Kathrin Langhorst Dr. Cornelius Adebahr Josef Janning* Theresia Töglhofer Sarah Hartmann* Frankreich / DeutschFranzösische Beziehungen Dr. Toby Matthiesen* Natasha Wunsch Dr. Claire Demesmay, Programmleiterin Berliner Forum Zukunft Olga Galashevich Svenja Sinjen, Programmleiterin Julie Hamann Sara Jakob Daniela Braun Associate Fellows Sebastian Feyock Tobias Koepf Dr. Jana Puglierin Prof. Dr. Sabine Ruß-Sattar Alexander Reinicke Katrin Sold Cornelius Vogt Berthold-Beitz-Zentrum für Russland, Ukraine, Belarus und Zentralasien (im Juni 2014 ausgelaufen) Dr. Ewald Böhlke*, Zentrumsleiter Irina Torlopova* Katja Wall* Hamza Safouane* Ilyas Saliba* Robert Bosch-Zentrum für Mittel- und Osteuropa, Russland und Zentralasien Dr. Gereon Schuch, Zentrumsleiter USA / Transatlantische Beziehungen Dr. Henning Riecke, Programmleiter Dr. Josef Braml Yvonne van Diepen* Sebastian Feyock Jonas Kassow Associate Fellows Sebastian Gräfe Dr. Stefan Meister, Programmleiter Osteuropa, Russland und Zentralasien PD Prof. Dr. Erwin Häckel Globalisierung und Weltwirtschaft Juulia Barthel Sascha Knöpfel Dr. Maria Davydchyk Silvia Petig Dr. Claudia Schmucker, Programmleiterin Lea Sophie Deworetzki Oliver Schmidt Associate Fellows Dr. Sandro Gaycken PD Dr. Sigrid Faath Associate Fellow Dr. Katharina Gnath Naher Osten und Nordafrika (ehem. EUMiddle East Forum) Dina Fakoussa-Behrens, Programmleiterin Dr. Magdalena Kirchner Ágnes Gelencsér* Dániel Hegedűs Senior Associate Fellows Emilie Mansfeld (in Vertretung für Anna Quirin) Dr. Klaus von Dohnanyi Sarah Pagung Lisa Pfann Dr. Jennifer Schevardo* Ulrike Stern* Salma Hamed* Jan Vařak Henriette Heimbach* Maxim Stepanov* Hans-Ulrich Klose Prof. Dr. Reinhard Loske Markus Meckel Ruprecht Polenz Dr. Rainer Stinner Karsten D. Voigt Laura Kabis DGAPjahresbericht 2014 / 15 44 Anhang Die Regionalforen der DGAP Die Aktivitäten der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige die einzelnen Foren. In München, Stuttgart, Frankfurt a.M., Politik beschränken sich nicht auf Berlin. Durch die Regional- Bonn, Köln, Düsseldorf, Dresden und Hamburg wird das foren bietet die DGAP ihren Mitgliedern bundesweit ein Angebot der Regionalforen durch weitere Veranstaltungs attraktives Veranstaltungsprogramm. Engagierte Mitglieder formate, Stammtische und Unternehmensbesuche der und Förderer der DGAP betreuen überwiegend ehrenamtlich Jungen DGAP ergänzt. DGAPforum NRW DGAPforum München DGAPforum Sachsen Das DGAP-Forum NRW wurde 1999 in Das DGAP-Forum München wurde 2006 In Sachsen ist die DGAP seit 2008 aktiv. Bonn gegründet und ist heute auch in auf Initiative von Dr. Benno Schwarz mit Seit 2009 leitet Prof. Dr. Claus Dietz Düsseldorf und Köln aktiv. Das Forum Unterstützung unseres Förderers und das DGAP-Forum Sachsen, ein Steering hat 346 Mitglieder. 2014 fanden 12 Ver- Präsidiumsmitglieds Prof. Dr. h.c. Roland Committee koordiniert die Aktivitäten. anstaltungen statt: 9 in Düsseldorf, 2 in Berger gegründet. Seit 2007 koordiniert Das Forum hat rund 50 Mitglieder und Bonn und eine in Köln. Die Junge DGAP ein Steering Committee die Aktivitäten. organisierte 2 Veranstaltungen, bei der organisierte 5 Veranstaltungen. Das Forum hat rund 220 Mitglieder und Jungen DGAP waren es 4. Volker Schlegel, Vorsitzender DGAPforum NRW / Köln Boris Aaron Rothe, Stv. Vorsitzender DGAPforum NRW / Düsseldorf Lenka Heimöller, Stv. Vorsitzende Frank Neubert, Stv. Vorsitzender (bis 31. Dezember 2014) Junge DGAP NRW Jonas Abs Oliver Mersmann organisierte 8 Veranstaltungen. Bei der Jungen DGAP waren es 5. Dr. Benno Schwarz, Vorsitzender Junge DGAP München Carsten Berger Forum DGAP im Dialog / Frankfurt a.M. Prof. Dr. Claus Dietz, Vorsitzender Junge DGAP Sachsen Felix Klein DGAPforum Baden-Württemberg Mit seiner Gründung 2013 ist das DGAPForum Baden-Württemberg das Neuste In Frankfurt a.M. wurde 2010 auf Initiati- der Foren. Geleitet wird es vom ehemali- ve unserer Präsidiumsmitglieder Herbert gen Stuttgarter Oberbürgermeister Prof. DGAPforum Hansestädte J. Scheidt und Prof. Dr. Günther Non- Dr. Wolfgang Schuster. Finanziell wird nenmacher das Forum DGAP im Dialog es von der Robert Bosch Stiftung und Das DGAP-Forum Hansestädte wurde gegründet. Es organisiert pro Jahr zwei vom Institut für Auslandsbeziehungen 2007 gegründet. Seit 2011 besteht eine bis drei hochkarätige Veranstaltungen in (ifa) unterstützt. Koordiniert werden die Kooperation mit dem Hamburger Abend- enger Kooperation mit der Frankfurter Aktivitäten vor Ort von Dorothee Lanz. blatt. Das Forum hat rund 150 Mitglieder Allgemeinen Zeitung und der Bank Von- Das Forum hat rund 150 Mitglieder und und wird geleitet von DGAP-Präsidiums- tobel. Das Forum hat rund 175 Mitglieder. organisierte 4 Veranstaltungen. Die Junge mitglied Dr. Joh. Christian Jacobs, der Es fanden 2 Veranstaltungen des Forums DGAP hat sich 2014 in Stuttgart etabliert 2015 die Reihe „Politischer Salon“ ins und 4 der Jungen DGAP statt. und 2 Veranstaltungen organisiert. DGAP im Dialog Prof. Dr. Wolfgang Schuster, Vorsitzender Leben rief. Die Junge DGAP richtete 2014 12 Veranstaltungen aus. Dr. Joh. Christian Jacobs, Vorsitzender Evelyn Rehm Junge DGAP Hansestädte Junge DGAP Frankfurt a.M. Paul Thomas Brzesina Daniel Frey Christoph Kehr von Plettenberg DGAPjahresbericht 2014 / 15 Dorothee Lanz Junge DGAP Baden-Württemberg Karoline Gil Anhang 45 Finanzbericht der DGAP Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP) DGAP Jahr für Jahr vor finanziellen Herausforderungen. Um wird durch die Beiträge ihrer Mitglieder, eine institutionelle ihre Ziele erreichen zu können, muss sie über ihre vier Säulen – Förderung des Auswärtigen Amtes sowie durch die Unter- Forschung und Publikationen, Veranstaltungen, die Zeitschrift stützung von Einzelpersonen, Unternehmen, Stiftungen und IP – Internationale Politik sowie die Bibliothek und Dokumen- Verbänden finanziert. Diese breite Form der Unterstützung tationsstelle – weitere Maßnahmen finanzieren und dafür sichert der DGAP ihre Unabhängigkeit. Gleichwohl steht die kontinuierlich Spenden einwerben. Überblick über den Geschäftsverlauf des Jahres 2014 Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage 1 T € = Abkürzung für 1000 Euro. Auch im Jahr 2014 ist es gelungen, die sind im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 % 45) Projekte betreut, für die T€ 2.222 Basisfinanzierung der Grundstrukturen auf T€ 4.618 (i. Vj. T€ 4.704) gesunken. (i. Vj. T€ 2.245) eingegangen sind. der DGAP sicherzustellen. Die Aufwendungen sind gegenüber dem Das Auswärtige Amt hat die DGAP im Jahr 2014 institutionell mit T€1 748 (i. Vj. T€ 747) gefördert. Die umfangreichsten Programme wa- Vorjahr um rund 1,6 % auf 4.597 T€ (i. Vj. ren das Zentrum für Mittel- und Osteu- T€ 4.671) ebenfalls zurückgegangen. ropa, Russland und Zentralasien mit T€ Die Entwicklung gegenüber dem 620 (i. Vj. T€ 716), das Programm „Naher Vorjahr resultiert unter anderem aus der und Mittlerer Osten“ mit T€ 432 (i. Vj. ist von 2.177 auf 2.236 gestiegen. Die geringeren Anzahl der abgewickelten T€ 399) sowie das Programm Frankreich Erträge aus Mitgliedsbeiträgen betra- Projekte und den damit verbundenen mit T€ 310 (i. Vj. T€ 332) inkl. der insti- gen im Berichtsjahr T€ 426 und bleiben gesunkenen Konferenzkosten. tutionell geförderten Programme. Die Die Anzahl der zahlenden Mitglieder damit nahezu unverändert zum Vorjahr. Die Steuern von Einkommen und Er- Finanzierung erfolgte durch private und öffentliche Projektzuwendungen. Die erhaltenen Projektmittel sind auf trag haben sich gegenüber dem Vorjahr T€ 2.175 (i. Vj. T€ 2.315) gesunken, was um T€ 30 auf T€ 3 verringert. Dies resul- insbesondere auf das im Geschäftsjahr tiert aus der Rückzahlung von Steuern 2014 mit einem Ergebnisvortrag in Höhe 2014 ausgelaufene Projekt „Mercator aus der im Jahr 2013 durchgeführten von T€ 6 (i. Vj. T€ -11) ab. Fellowship Europäische Integration“ Betriebsprüfung. Für die kommenden Jahre 2015 und mit einem Projektvolumen von T€ 102 zurückzuführen ist. Die Gesamterträge In den Forschungsprogrammen der DGAP wurden 2014 insgesamt 42 (i. Vj. Die DGAP schließt ihr Geschäftsjahr 2016 strebt die DGAP ein ausgeglichenes Ergebnis an. DGAPjahresbericht 2014 / 15 46 Anhang Bilanz der DGAP e.V. zum 31. Dezember 2014 Aktiva in Euro 2014 2013 4.091,00 4.467,50 AAnlagevermögen Immaterielle Vermögensgegenstände Entgeltlich erworbene Software Sachanlagen Grundstücke mit Geschäftsbauten Betriebs- und Geschäftsausstattung 5.323.888,13 5.373.084,62 100.121,00 5.424.009,13 A 5.428.100,13 5.502.052,12 2.242,08 1.635,05 124.500,00 5.497.584,62 BUmlaufvermögen Vorräte Verbrauchsmaterial Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Forderungen aus Beiträgen Forderungen aus der Abwicklung von Projekten Sonstige Vermögensgegenstände Wertpapiere des Umlaufvermögens Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten 7.497,00 9.687,00 1.566.872,44 61.450,21 1.937.502,74 1.635.819,65 80.668,61 0,00 2.027.858,35 0,00 272.535,05 443.479,14 B 1.910.596,78 2.472.972,54 CRechnungsabgrenzungsposten C 44.328,00 32.579,89 Summe Aktiva 7.383.024,91 8.007.604,55 2014 2013 Passiva in Euro AEigenkapital Vereinskapital Ergebnisvortrag B Sonderposten aus Zuwendung zur Finanzierung des Anlagevermögens 1.646.366,10 1.646.366,10 6.173,82 -11.431,97 A 1.652.539,92 1.634.934,13 B 3.296.071,84 3.362.146,33 C Sonstige Rückstellungen Steuerrückstellungen Sonstige Rückstellungen 0 32.000,00 259.300,00 C 165.700,00 259.300,00 197.700,00 DVerbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen aus der Abwicklung von Projekten 107.523,10 147.671,11 1.777.049,05 2.326.393,88 gegenüber dem Fördererkreis der DGAP e.V. 47.967,85 200.000,00 Sonstige Verbindlichkeiten 56.908,52 67.267,56 ERechnungsabgrenzungsposten DGAPjahresbericht 2014 / 15 D 1.989.448,52 2.741.332,55 B, C und D 5.544.820,36 6.301.178,88 E 185.664,63 71.491,54 Summe Passiva 7.383.024,91 8.007.604,55 Anhang 47 Gewinn- und Verlustrechnung der DGAP e.V. 1. Januar – 31. Dezember in Euro 2014 2013 1.Erträge aus Mitgliedsbeiträgen 425.653,72 425.948,76 2.Zuwendungen aus Mitteln des Fördererkreises der DGAP e.V. 706.673,81 563.791,95 2.207.628,11 2.331.702,06 4.Bundeszuschüsse außerhalb des Projektgeschäfts 748.000,00 746.957,00 5.Sonstige Erträge 529.702,95 636.060,88 3.Erträge aus Projektmitteln 6.Personalaufwand a) Löhne und Gehälter b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung, davon für Altersversorgung T € 116 (i Vj. T € 87) 7.Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen -1.921.076,78 -466.623,51 -1.924.465,48 -2.387.700,29 -441.976,43 -2.366.441,91 -89.556,66 -94.005,84 -2.119.783,64 -2.210.622,61 673,28 195,05 10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -1.007,00 -3.000,00 11. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 20.284,28 30.585,34 -2.177,02 -32.568,43 -501,47 -501,47 17.605,79 -2.484,56 -11.431,97 -8.947,41 6.173,82 -11.431,97 8.Sonstige Aufwendungen 9.Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag 13. Sonstige Steuern 14. Jahresüberschuss (i. Vj. Jahresfehlbetrag) 15. Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr 16. Ergebnisvortrag Der vom Vorstand aufgestellte Jahresabschluss – einschließlich Anhang – ist von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und mit dem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk vom 29. April 2015 versehen worden. DGAPjahresbericht 2014 / 15 48 Impressum © Mai 2015 Herausgeber Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP) Redaktion Wiebke Ewering, Susanne Marcus Lektorat Uta Kuhlmann-Awad Gestaltungskonzept Carolyn Steinbeck Druck Medialis Offsetdruck GmbH, Berlin Bildnachweis Umschlagbild: © REUTERS / POOL New; Umschlag innen: © Marc Darchinger; S. 2: © David Ausserhofer; S. 3: © Annette Hornischer; S. 4: © Marc Darchinger; S. 6-7: © DGAP/Dirk Enters; S. 8: © Annette Hornischer; S. 13 links: © DGAP; S. 13 rechts: © DGAP/Dirk Enters; S. 14: © DGAP/Dirk Enters; S. 15 links: © BMF/Hendel; S. 15 rechts: © DGAP; S. 16 links: © DGAP/Dirk Enters; S. 16 rechts: © NATO; S. 17-18: © DGAP/Dirk Enters; S. 19 links: © DGAP/Dirk Enters; S. 19 rechts: © Florian Schuh; S. 20: © Annette Hornischer; S. 22: © REUTERS/Michaela Rehle; S. 23: © Bundesregierung/Ole Krünkelfeld; S. 25: © Bundesregierung/Guido Bergmann; S. 26: © REUTERS/RIA Novosti; S. 27: © Bundesregierung/Guido Bergmann; S. 29: © REUTERS/Stefanie Loos; S. 30: © REUTERS/Stringer; S. 31: © REUTERS/ Vincent Kessler; S. 32: © Flickr/Kaspar Metz; S. 34: © Flickr/greensefa; S. 35: © REUTERS/Amr Abdallah Dalsh; S. 36: © REUTERS/Philippe Wojazer; S. 38: © Annette Hornischer DGAPjahresbericht 2014 / 15 Rauchstraße 17 / 18 . 10787 Berlin-Tiergarten Tel. +49 (0)30 25 42 31 -0 / Fax -16 . 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