Nachteilsausgleich hoergeschaedigte Schuelerinnen und Schueler

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Nachteilsausgleich hoergeschaedigte Schuelerinnen und Schueler
- Augustin-Violet-Schule - Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte Frankenthal
- Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige Neuwied - Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule - Landesschule für Gehörlose und
Schwerhörige Trier -
Gemeinsamer Unterricht von Schülerinnen
und Schülern mit und ohne Hörschädigung
Empfehlungen für die praktische Umsetzung des
Nachteilsausgleiches für gehörlose und schwerhörige
Schülerinnen und Schüler
1
Grundlage:
Handreichungen des bundesweit tätigen Arbeitskreises
„Integration“,
erstellt von Vertretern aus allen Landesverbänden des Berufsverbandes
Deutscher Hörgeschädigtenpädagogen (BDH).
Überarbeitet und modifiziert von
Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte
Holzhofstraße 21
67227 Frankenthal
06233/4909-0
Ansprechpartner: N.N.
www.pfalzinstitut-frankenthal.de
Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige Neuwied
Elisabethstraße 46-48
56564 Neuwied
02631/3426-0
Ansprechpartner: N.N.
www.lgs-neuwied.de
Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule
Landesschule für Gehörlose und Schwerhörige Trier
Am Trimmelter Hof 201
54296 Trier
0651/91035-0
Ansprechpartner: N.N.
www.whc-schule-trier.de
Für weitergehende Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur
Verfügung.
2
Inhaltsverzeichnis
Seite
1.
Optimierung der kommunikativen Bedingungen im Unterricht
der Regelschule
4
1.1
Räumliche Bedingungen
4
1.2
Technische Bedingungen
4
1.3
Organisatorische Bedingungen
5
2.
Formen des Nachteilsausgleichs
5
2.1
Unterrichtsgestaltung
5
2.2
Medieneinsatz
6
3.3
3.3.1
3.3.2
Leistungsüberprüfungen und –feststellungen
Kontinuierliche Leistungsüberprüfungen und –feststellungen
Abschließende Leistungsüberprüfungen und –feststellungen
6
6
6
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
3.4.5
3.4.6
Fächerspezifische Überlegungen
Deutsch
Fremdsprachen
Mathematik, Biologie, Chemie, Physik
Sport
Musik
Gesellschaftslehre
6
6
7
7
8
8
8
3
1. Optimierung der kommunikativen Bedingungen im
Unterricht der Regelschule
1.1 Räumliche Bedingungen
Von entscheidender Bedeutung für eine gelungene Kommunikation in der Klasse ist die
Qualität des Sprachsignals im Klassenzimmer. Störgeräusche von außen, Nachhall, Lärm
sowie die Entfernung zwischen Sprecher und Hörer beeinträchtigen die Kommunikation.
Guter Schutz
-
vor Geräuschen von außen oder aus benachbarten Räumen:
Fenster und Türen aus schallisolierendem Material einbauen
trittschallarme Flurbodenbeläge verlegen
Klassenräume im oberen Stockwerk sind vorzuziehen
kein Klassenzimmer neben verkehrsreicher Straße
Verbesserung der Nachhallzeit:
- schallabsorbierende Decken einbauen
- Schallbrecher (Styroporplatten, Bilder) aufhängen
- schallabsorbierende Wandverkleidungen verwenden z.B. Kork, Filz, Molton
- Vorhänge anbringen
- Räume mit schallabsorbierenden Elementen (z.B. offenen Regalen,
Pflanzen) gestalten
Vermeidung
-
von Störgeräuschen:
Filzgleiter an Stühlen anbringen
Teppichböden verlegen
Eigengeräusche bei Türen, Tafeln, Möbeln, Neonröhren, Computern,
Heizkörpern, Overheadprojektoren usw. vermeiden (z.B. akustische
Signale der Computer leise einstellen, OHP möglichst schnell ausschalten)
- Klassenfrequenz verringern (ca. 16 bis 20 Schüler)
1.2 Technische Bedingungen
-
FM-Übertragungsanlage und / oder andere Höranlagen (individuell bzw. als
Lautsprecheranlage für das Klassenzimmer) einsetzen
auf gute Beleuchtung achten; Blendungen vermeiden
auf Anschlussmöglichkeiten der FM-Anlagen an andere Tonquellen achten
(Kassettenrekorder, CD-/DVD-Player, Keyboard, Fernseher, PC)
Bei Neuanschaffung von Geräten auf Herstellerangaben bzgl. des Eigenrauschens
achten. Das Eigenrauschen sollte nicht mehr als 30dB betragen.
4
1.3 Organisatorische Bedingungen
-
für den gehörlosen oder schwerhörigen Schüler optimalen Sitzplatz wählen
(möglichst nah beim Lehrer, mit dem Rücken zum Fenster)
Sitzordnung nicht rotieren lassen
Klassenzusammensetzung beachten
Klassenfrequenz, wenn möglich, verringern
bei Einzel- oder Gruppenarbeit ruhige Räume nutzen
Funktionsstunden für die Klassenleitung anrechnen
2. Formen des Nachteilsausgleichs
Im Folgenden werden mögliche Formen des Nachteilsausgleichs für gehörlose und
schwerhörige Schüler und Schülerinnen beschrieben. Es handelt sich um einen Katalog
von Maßnahmen, der nicht in seiner Gesamtheit als verbindlich zu betrachten ist. Da die
individuellen Bedürfnisse der gehörlosen und schwerhörigen Schülerinnen und Schüler
stark variieren können, ist in jedem einzelnen Fall eine entsprechende Auswahl zu
treffen.
2.1 Allgemein
2.1.1 Unterrichtsgestaltung
-
wichtige Informationen rechtzeitig schriftlich geben (z.B. Hausaufgaben,
Leistungsüberprüfungen, Termine)
Inhalte verstärkt visualisieren (Tageslichtprojektor, Arbeitsblätter,
Tafelbild)
Sitznachbar oder Mitschüler unterstützend einsetzen (Stundenprotokolle,
Zwischenfragen etc.)
Lehrer- und Schülerecho bei Schülerbeiträgen nutzen
Zwischenfragen des gehörlosen/schwerhörigen Schülers zulassen
bei Unterrichtsgesprächen Schüler immer mit Namen ansprechen
Antlitzgerichtetheit, klares Mundbild beachten, nicht im Gegenlicht stehen,
Lehrerstandort beibehalten
zur mündlichen Mitarbeit als Sicherung der Informationsaufnahme
ermutigen
Arbeitsanweisungen klar formulieren und kontrollieren, was verstanden
wurde
wichtige Gesprächsinhalte kurz zusammenfassen
Signalwörter und Begriffe schriftlich erklären
Themenwechsel ankündigen
Hausaufgabenkontrolle visuell unterstützen
Texte
und
Aufgabenstellungen
an
Wahrnehmungsumfang,
Wahrnehmungsgeschwindigkeit und sprachliche Kompetenz anpassen
Hörpausen und Entspannungspausen einplanen
5
2.1.2 Medieneinsatz
- bei Tonträgereinsatz: Buch/Text zum Mitlesen geben
- bei Lehrfilmen den Inhalt vorab/danach dem Schüler kurz erläutern
(teilweise liegen den Filmen schriftliche Inhaltsangaben bei, diese oder das
Video bzw. die DVD nach Hause mitgeben)
- zusätzliche Literatur zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes angeben
(siehe auch Kap. 3.4.2— Fremdsprachen)
2.1.3 Kontinuierliche Leistungsüberprüfungen und -feststellungen
- mündliche Noten durch schriftliche, gestalterische Zusatzaufgaben oder
Projekte ausgleichen
- Arbeitszeiten bei Klassenarbeiten verlängern
- zusätzliche Erklärungen durch den Lehrer schriftlich an der Tafel festhalten
- zusätzliche inhaltliche Klärungen der Klassenarbeit durch den Lehrer
ermöglichen
- spezielle Arbeitsmittel (z.B. Bedeutungswörterbuch) zur Verfügung stellen
- Veränderungen, verkürzte oder umformulierte Aufgabenstellungen etc.
zulassen
- zur Vorbereitung von Leistungsüberprüfungen gezielte Themenbeschreibung und -eingrenzung schriftlich geben (vgl. ÜScho, GScho)
2.1.4 Abschließende Leistungsüberprüfungen und -feststellungen
- Prüfer über die Hörschädigung und ihre Auswirkungen aufklären
- die Rolle des Gehörlosen- bzw. Schwerhörigenpädagogen in der Prüfung
vorab klären
- Anwesenheit des betreuenden Gehörlosen- bzw. Schwerhörigenpädagogen
während der Prüfung
- mündliche Prüfung: mehr Zeit für die Vorbereitung geben, die
Aufgabenstellung dem Sprachstatus anpassen, Erklärungen von
Wortbedeutungen ermöglichen, auf deutliches Sprechen achten,
Zusatzfragen schriftlich stellen, genügend Zeit für die Beantwortung
lassen, bei Bedarf Dolmetscher zur Verfügung stellen
Bei den Überlegungen zu Leistungsüberprüfungen sind Vergleichsarbeiten (bsp. VERA)
ausdrücklich mit einbezogen.
2.2 Fächerspezifische Überlegungen
Die fächerspezifischen Erläuterungen beziehen sich auf Unterrichtsgestaltung wie auf
Leistungsüberprüfungen und Abschlussprüfungen.
2.4.1 Deutsch
Lesen: - Einsatz von Lautgebärden prüfen
- fremde Texte zu Hause üben lassen
- Artikulation und Prosodie angemessen beurteilen
6
Leseverständnis:
- Sicherstellung, dass Textinhalt verstanden wurde
- eindeutige Fragestellungen
Rechtschreibung:
- alternative Formen der Rechtschreibüberprüfung erarbeiten und als
Leistungsnachweis zulassen
- beim Diktat:
- grundsätzlich FM-Anlage einsetzen
- langsam und deutlich diktieren
- Schüler hat direkten Blickkontakt zum Lehrer (Absehen)
- kein fremdes Mundbild anbieten
- bei ungeübten Diktaten Wortschatz- und Inhaltshilfen geben
- Nachfragen zulassen, gegebenenfalls mehrmalige
Satzwiederholung geben
- Schüler nachsprechen lassen
- Lautgebärden zur optischen Orientierung (z.B. bei Endungen)
einsetzen
- Zeitrahmen erweitern
- Hörfehler berücksichtigen
- bei Bedarf Einzeldiktat ermöglichen
Grammatik:
- klare Aufgabenstellungen formulieren
- farbliche Visualisierung einzelner Textbausteine
- Zeitverlängerung oder Reduzierung des erwarteten Umfangs zulassen
Aufsatz und Nacherzählung:
- Verständnis sicherstellen (Wortinhalte und Aufsatzthema klären)
- Wörterbücher, Nachschlagewerke, Synonymwörterbücher und / oder
Klassenwörterlisten für alle Schüler der Klasse einsetzen
- durch Bilder unterstützen (Fabel)
- Texte zum Mitlesen geben
- verstärkt Möglichkeiten zur Textüberarbeitung geben (z.B. Schreibkonferenzen
- Bewertungsschwerpunkt auf den Inhalt und seine schlüssige Abfolge
legen; Satzstruktur, Grammatik und Schreibstil geringer bewerten
2.4.2 Fremdsprachen (s. a. Deutsch)
- mündliche Fragen / Vokabeltest in schriftlicher Form geben
- Lautschrift einführen und einsetzen
- bei Einsatz von Tonträgern schriftliche Vorlage vorab geben und / oder
Tonträger mit nach Hause geben
- statt Tonträger Text vorlesen
- beim Vorlesen Hörpausen einlegen
7
-
Aussprache geringer gewichten
zur mündlichen Mitarbeit als Sicherung der Informationsaufnahme
ermutigen
Aufgabenstellungen übersetzen lassen
2.4.3 Mathematik, Biologie, Chemie, Physik
- Signalwörter erklären (Übersichten im Fachraum)
- schriftliche Gliederungen, Zusammenfassungen, Systematisierungen und
Übersichten nutzen
- Fachtermini und Definitionen anschreiben
- zusätzliche Literatur zur Vertiefung des Unterrichtsstoffes klar strukturierte
Sprache
bei
Sachaufgaben
verwenden
und
durch
Skizzen
veranschaulichen
- ähnliche Sachaufgaben mit anderen Zahlen zum Üben nach Hause geben
- auf akustische Anteile bei Experimenten gezielt hinweisen
- mündliche Erläuterungen nicht gleichzeitig zum Ablauf der Experimente
geben
2.4.4 Sport
- Anleitungen für Spiele und Handlungsabläufe verständlich und vor Beginn
der Aktion erklären
- Anweisungen und Erklärungen (besonders in der Schwimmhalle)
visualisieren
- bei Gleichgewichtsproblemen größere Toleranz bei der Bewertung zulassen
- Das Tragen der Hörhilfen beim Sport ist der Einschätzung des Schülers zu
überlassen.
2.4.5 Musik
- Höraufgaben und Melodieführung angemessen bewerten
- zur Bewertung andere Leistungen (z.B. Kenntnisse zur Musikgeschichte)
heranziehen
2.4.6 Gesellschaftslehre
- schriftliche Worterläuterungen verwenden
- Systematisierungen und Übersichten nutzen
- Verzeichnis zentraler Fachtermini anlegen
Bei weitergehenden Fragen helfen Ihnen die drei Rheinland-Pfälzer
Schulen für Gehörlose und Schwerhörige in Frankenthal, Neuwied
und Trier gerne weiter. Wenden Sie sich bitte an die für Sie am
nächsten gelegene Einrichtung.
Die Adressen finden Sie auf der zweiten Seite dieser Information.
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