Überblick über die Daten zur Unschädlichkeit - Paul-Ehrlich

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Überblick über die Daten zur Unschädlichkeit - Paul-Ehrlich
AUSSCHUSS FÜR VETERINARARZNEIMITTEL DER EMEA (COMMITTEE FOR
MEDICINAL PRODUCTS FOR VETERINARY USE, CVMP)
Überblick über die Daten zur Unschädlichkeit von Impfstoffen gegen die
Blauzungenkrankheit, Serotyp 8 aus den nationalen Impfkampagnen des
Jahres 2008
Inoffizielle Übersetzung des Paul-Ehrlich-Instituts des Dokuments EMEA/CVMP/652019/08 'An
overview of field safety data from the EU for Bluetongue virus vaccines serotype 8 emerging
from the 2008 national vaccination campaigns' - im Zweifelsfall gilt der Text der
englischen Originalfassung
Inhaltsverzeichnis
ZUSAMMENFASSUNG........................................................................................................................ 3
1. EINLEITUNG ..................................................................................................................................... 4
2. ÜBERSICHT UND DISKUSSION .................................................................................................... 5
2.1 Eigenschaften der Impfkampagnen und Epidemiologie................................................................ 5
2.1.1 Näheres zu den Impfkampagnen ............................................................................................ 5
2.2 Impfstoffvertrieb und Exposition .................................................................................................. 7
2.3 Meldungen..................................................................................................................................... 9
2.4 Unerwünschte Impfreaktionen ...................................................................................................... 9
2.4.1 Aborte und andere Auswirkungen auf die Trächtigkeit ....................................................... 10
2.4.2 Verschlechterung der Milchqualität ..................................................................................... 11
2.4.3 Spontane Todesfälle ............................................................................................................. 11
2.4.4 Generelle klinische Zeichen und Symptome ........................................................................ 11
2.4.5 Allergische Reaktionen ........................................................................................................ 12
2.4.6 Reaktionen an der Einstichstelle .......................................................................................... 12
2.5 Daten zu Impfreaktionen beim Menschen................................................................................... 13
2.6 Klinische und Laborstudien......................................................................................................... 13
2.6.1 In den Mitgliedstaaten durchgeführte Feldstudien ............................................................... 13
2.6.2 Laborstudien im Zieltier ....................................................................................................... 14
2.6.3 Laborstudien in anderen Tierarten........................................................................................ 14
2.6.4 Sonstige Qualitätskontrolltests ............................................................................................. 14
2.7 Pharmakovigilanzdaten zu anderen Impfstoffen mit vergleichbarer Zusammensetzung............ 14
2.7.1 Sonstige inaktivierte BTV-Impfstoffe.................................................................................. 15
2.7.2 Sonstige inaktivierte Virusimpfstoffe einschließlich der für Kühe und Färsen vorgesehenen
Präparate........................................................................................................................................ 15
3. ZUSAMMENFASSUNG DER DISKUSSION ÜBER DIE DATEN AUS DEN
MITGLIEDSTAATEN ......................................................................................................................... 16
3.1 Meldungen von Impfreaktionen während der Notfall-Massenimpfungen bei Wiederkäuern..... 16
4. ABSCHLIESSENDE ZUSAMMENFASSUNG .............................................................................. 17
5. LITERATURHINWEISE ................................................................................................................. 18
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ZUSAMMENFASSUNG
Die Blauzungenkrankheit wird durch das Blauzungenvirus verursacht und befällt Schafe und andere
Wiederkäuer wie Rinder. Das Krankheitsbild zeigt sich durch Fieber, Entzündungen, Schwellungen im
Kopfbereich, Blutungen sowie Geschwüre an den Schleimhäuten. Die Krankheit wird von Insekten
übertragen. Hierbei handelt es sich um spezielle Stechmückenarten. Die Erkrankung führt zu
erheblichen wirtschaftlichen Verlusten.
Aufgrund einer durch das Blauzungenvirus, Serotyp 8 (BTV-8) im Jahre 2006 in Mitteleuropa
ausgebrochenen Epidemie hat die Europäische Kommission die Durchführung von Massenimpfungen
in den betroffenen Mitgliedstaaten zum Schutz empfänglicher Tiere und zur Prophylaxe gegen die
Ausbreitung der Krankheit unterstützt.
Im Jahr 2008 wurden von mehreren Impfstoffherstellern BTV-8-Impfstoffe hergestellt. Diese
Impfstoffe wurden von den zuständigen nationalen Behörden zur Anwendung im Feld hauptsächlich
bei Schafen und Rindern eingesetzt. Rinder wurden mit den Impfstoffen Bovilis BTV8, BTVPUR
AlSap 8, Zulvac 8 Bovis und Bluevac BTV8, Schafe mit Bovilis BTV8, BTVPUR AlSap 8, Zulvac 8
Ovis und Bluevac BTV8 geimpft.
In diesem Bericht werden Unbedenklichkeitsdaten von BTV-8-Impfstoffen aus der Anwendung im
Feld bei der Massenimpfkampagne 2008 beurteilt. Die Informationen stützen sich auf Meldungen zu
unerwünschten Impfreaktionen. Sie wurden zunächst durch die Impfstoffanwender gesammelt und
danach durch die zuständigen Behörden der Mitgliedstaaten zur Bewertung übermittelt. Mit der
Bewertung wollte man vorrangig Hintergrundinformationen aus der umfassenden Anwendung dieser
Impfstoffklasse sammeln. Insbesondere diente die Bewertung dem
Ausschuss für
Veterinärarzneimittel
(CVMP)
dazu,
das Nutzen-Risiko-Verhältnis
von
potenziellen
Zulassungsanträgen von inaktivierten Impfstoffen gegen Blauzungenkrankheit in Ausnahmefällen zu
bewerten. Die übermittelten Daten und die angewandten Analyseverfahren waren nicht zur Analyse
der möglichen Unterschiede zwischen den Unbedenklichkeitsprofilen der einzelnen Impfstoffe gegen
BTV-8 gedacht, und es wurden keine derartigen Schlüsse gezogen.
Die Schätzungen der Exposition gegenüber BTV-8-Impfstoffen, die Meldungen von unerwünschten
Impfreaktionen bei Tieren nach Massenimpfung, Verdachtsfälle von Impfreaktionen beim Menschen
nach versehentlicher Selbstinjektion sowie andere Daten werden im Hinblick auf die speziellen
Eigenschaften von Massenimpfprogrammen untersucht.
Insgesamt sind die von den Mitgliedstaaten übermittelten Pharmakovigilanzdaten schlüssig und
weisen bei allen in der Impfkampagne von 2008 verwendeten Impfstoffen ein gutes
Unbedenklichkeitsprofil auf.
Nachstehend sind alle anderen wichtigen Schlussfolgerungen aufgeführt:
•
•
•
•
Die für inaktivierte Virusimpfstoffe typischen Impfreaktionen wie lokale Reaktionen und milde
allgemeine Reaktionen wie Pyrexie (Fieber) und Trägheit wurden als in einem sehr geringen Maße
aufgetreten gemeldet.
Folgende Impfreaktionen wurden gemeldet: Aborte, spontan eintretender Tod und einige negative
Auswirkungen auf die Milchleistung. Diese wurden in einen zeitlichen Zusammenhang mit der
Impfung gebracht und zumindest teilweise auf die speziellen Bedingungen von Massenimpfungen
zurückgeführt.
In Anbetracht der hohen Zahl an verimpften Dosen ist die Häufigkeit der unerwünschten
Impfreaktionen sehr niedrig (< 1 Tier pro 10.000 geimpften Tieren).
Ein direkter Vergleich zwischen den Daten der einzelnen Impfstoffe ist hier nicht möglich, da sich
die Anwendung der Impfstoffe in den Mitgliedstaaten unterschied.
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•
•
•
Der Aussagewert der Impfreaktionsdaten wird dadurch geschmälert, dass sich Massenimpfungen
von Einzelimpfungen unterscheiden und die Durchführung meist für das einzelne Tier eine
größere Belastung darstellt.
Die Häufigkeit der Meldungen von Impfreaktionen sowie die Natur der Meldungen werden ferner
dadurch beeinflusst, dass verschiedene Mitgliedstaaten Entschädigungsprogramme für Landwirte
eingeführt haben, die durch Impfschäden verursachte finanzielle Einbußen ausgleichen sollen.
Die Anzahl der allergischen Impfreaktionen ist niedrig. Dennoch ist es wie bei allen anderen
Impfstoffen sinnvoll, die allergischen Reaktionen während der nächsten Impfsaison sorgfältig zu
überwachen, da die Tiere dann, nach einer Sensibilisierung durch die Grundimmunisierung eine
Auffrischimpfung erhalten.
Nach Abschluss der Bewertung erkannte die EMEA, dass die Informationen für eine Reihe von
Stakeholdern von potenziellem Interesse sind und veranlasste daher die für die Veröffentlichung
erforderlichen Schritte.
Die Kampagnen für die Massenimpfungen auf nationaler Ebene sind Ende Dezember 2008 allmählich
wieder angelaufen.
1. EINLEITUNG
Die Blauzungenkrankheit befällt Schafe und andere Wiederkäuer (Nutztiere und Wildtiere) wie
Rinder, Hirsche, Ziegen und Kamele. Der Erreger der Krankheit ist ein Virus, welches durch
bestimmte Arten von Stechmücken übertragen wird. Zum Krankheitsbild gehören Fieberreaktionen,
die mit Entzündungen, Blutstauungen, Kopfödemen, Blutungen und Geschwüren der Schleimhäute
einhergehen.
Die Blauzungenkrankheit wurde in Mitteleuropa erstmals 2006 festgestellt. Dabei wurde in den
Niederlanden der Serotyp 8 (BTV-8) entdeckt. Im Folgejahr breitete sich die Infektion schnell in die
Nachbarländer aus. Sie führte zu erheblichen Verlusten bei den Viehbeständen. Die Europäische
Kommission regte daraufhin in den Mitgliedstaaten, in denen die Krankheit ausgebrochen war, eine
Massenimpfung an. Als wirkungsvollste Strategie wird in Anbetracht der aktuellen Situation in der EU
die Notfall-Massenimpfung zum Schutze der empfänglichen Tiere und zur Eindämmung der
Krankheit angesehen.
Die Tierimpfstoffhersteller unternahmen große Anstrengungen zur Entwicklung der BTV-8Impfstoffe, die dann auch schon Anfang 2008 in mehreren Mitgliedstaaten für die Massenimpfung zur
Verfügung standen.
In Anbetracht potenzieller Zulassungsanträge für Impfstoffe gegen Blauzungenkrankheit im
zentralisierten Verfahren stimmte der CVMP bei seiner Sitzung vom 15.-17. Juli 2008 zu, dass eine
Bewertung aller Daten zu Impfereignissen und zur Unschädlichkeit im Feld von inaktivierten
Impfstoffe gegen BTV-8, die für die Notfallimpfungen in mehreren Mitgliedstaaten zur Verfügung
gestellt wurden, sinnvoll wäre. Die Arbeitsgruppe für Pharmakovigilanz des CVMP veranlasste daher
die Erhebung der vorhandenen Daten aus den Mitgliedstaaten für eine Bewertung. Die
Berichterstattung über diese Erhebung erfolgte nach ihrem Abschluss bei der CVMP-Sitzung von 9.11. Dezember 2008.
Dieser Bericht bewertet unerwünschte Impfereignisse und andere Daten, insbesondere Daten zur
Unschädlichkeit im Feld, die bei der zugelassenen Anwendung der inaktivierten Impfstoffe gegen
BTV-8 in den betroffenen Mitgliedstaaten erhoben worden waren. Die Informationen für die
Bewertung wurden der EMEA aus Österreich, Belgien, der Tschechischen Republik, Deutschland,
Dänemark, Spanien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal, Schweden und Großbritannien
zugeleitet. Ferner wurden von der zuständigen Behörde in der Schweiz Daten übermittelt. Der
Hauptzweck der Bewertung war die Bereitstellung von Hintergrundinformationen aus der
umfangreichen Anwendung dieser Impfstoffklasse. Diese Informationen galten dem CVMP als
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hilfreich bei der Bewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses bei möglichen Zulassungsanträgen in
Ausnahmefällen für inaktivierte Impfstoffe gegen Blauzungenkrankheit. Die übermittelten Daten und
angewandten Analyseverfahren waren nicht zur Untersuchung möglicher Unterschiede zwischen den
Sicherheitsprofilen der einzelnen Impfstoffe gegen BTV-8 gedacht, und es wurden auch keine
derartigen Schlüsse gezogen.
2. ÜBERSICHT UND DISKUSSION
2.1 Eigenschaften der Impfkampagnen und Epidemiologie
Die Tierimpfstoffindustrie unternahm große Anstrengungen für die Entwicklung von BTV-8Impfstoffen für die Impfkampagne. Diese Impfstoffe standen bereits Anfang 2008 für die von der
Europäischen Kommission geförderten Massenimpfung zur Verfügung
2.1.1 Näheres zu den Impfkampagnen
Gemäß der nationalen Gesetzgebung erhielten alle BTV-8-Impfstoffe vorläufige Zulassungen
(Zulassungen in Ausnahmefällen) bzw. andere Genehmigungen zur Anwendung für die
Massenimpfkampagne.
In den Tabellen 1 und 2 (siehe unten) sind die Impfstoffe aufgeführt, die gemäß den
Herstellerempfehlungen für Rinder und Schafe vorgesehen sind.
Alle Mitgliedstaaten nahmen Ausschreibungen und zentrale Bestellungen für den/die Impfstoff(e) vor.
Ein wesentliches Anliegen war, dass die Impfstoffe in ausreichendem Maße und rechtzeitig zur
Verfügung standen. Diese Problematik war auch Teil des Entscheidungsprozesses. Die in den
Mitgliedstaaten eingesetzten Impfstoffe unterschieden sich voneinander (s. Tabelle 1 und 2). Die
Impfstoffe wurden meist durch die Unternehmen an eine oder mehrere zentrale Stellen abgegeben.
Dann wurden sie innerhalb des betreffenden Mitgliedstaates durch die nationalen Veterinärdienste
verteilt.
Die Schweiz nahm ebenfalls eine Massenimpfung im gesamten Land vor. Die Schweizer
Zulassungsbehörde stellte uns freundlicherweise ihre Daten für diese Studie zur Verfügung.
2.1.1.1 Die eingesetzten Impfstoffe
Es wurde empfohlen, nur inaktivierte Impfstoffe einzusetzen. Insgesamt wurden für die
Impfkampagne in den EU-Mitgliedstaaten und der Schweiz 2008 fünf verschiedene BTV-8 Impfstoffe
eingesetzt (Tabelle 1 und 2).
Für die meisten Produkte empfehlen die Hersteller die subkutane Anwendung. Lediglich für Zulvac 8
Bovis wird die intramuskuläre Anwendung empfohlen.
Tabelle 1. BTV-8-Impfstoffe für Rinder, wie von angegebenem Land gemeldet
Impfstoff
Hersteller
AT BE CZ DE DK ES FR IT NL
Bovilis
Intervet
X
X
BTV8
BTVPUR
Merial
X
X
X
X
X
AlSap 8
Zulvac 8
Fort Dodge
X
X
X
X
X X
Bovis
Animal Health
Bluevac BT
CZ Veterinaria
X
X
V8
PT
SE
X
X
UK
X
CH
X
X
X
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Tabelle 2. BTV-8-Impfstoffe für Schafe, wie von angegebenem Land gemeldet
Impfstoff
Hersteller
AT BE CZ DE DK ES FR IT NL
Bovilis
Intervet
X
X
BTV8
BTVPUR
Merial
X
X
X
X
X X
AlSap 8
Zulvac 8
Fort Dodge
X
X
Bovis
Animal Health
Bluevac BT
CZ Veterinaria
X
X
V8
PT
SE
X
X
UK
X
X
2.1.1.2 Empfehlungen zur Anwendung des Produktes
Die ursprünglichen Empfehlungen der Hersteller wurden zwecks Anpassung an die Erfordernisse
einer Massenimpfkampagne durch die nationalen Behörden der einzelnen Regierungen modifiziert.
Die wichtigsten Änderungen sind unten aufgeführt:
- Zieltierart:
Laut Herstellerempfehlung wurden nur Schafe und Rinder als Zieltiere aufgeführt. Da die
Blauzungenkrankheit jedoch alle Wiederkäuer befallen kann, baten viele Mitgliedstaaten, die
Impfpflicht auch für Ziegen als Anwendungsgebiet mit aufzunehmen, und, dort wo angezeigt, auch
eine freiwillige Impfung für Rotwild in Gefangenschaft und Zootiere.
- Anwendung des Impfstoffes während der Trächtigkeit:
Da wegen der erforderlichen Dringlichkeit die Zeit zur Datenerhebung in der Entwicklungsphase nicht
ausreichte, liegen gegenwärtig keine Daten zur Anwendung während der Trächtigkeit vor. Daher
werden die Impfstoffe für die Anwendung in der Trächtigkeit nicht empfohlen. Um den erforderlichen
Schutz im Tierbestand zu gewährleisten, ist es jedoch erforderlich, trächtige Tiere in die
Massenimpfungen mit einzubeziehen. Ferner haben Erfahrungen mit anderen ähnlichen Impfstoffen
gezeigt, dass das Risiko bei der Anwendung inaktivierter Impfstoffe gering ist. Daher wurde die
Impfung von trächtigen Tieren von den nationalen Behörden verlangt.
- Dauer der Immunität
Aufgrund der kurzen Entwicklungsphase für BTV-8-Impfstoffe konnten Daten zur Dauer des
Impfschutzes in nur sehr begrenztem Umfang erhoben werden. Daher wurde die Impfschutzdauer von
den Herstellern nur geschätzt und zwar auf sechs bis zwölf Monate. Einige Mitgliedstaaten schlugen
Änderungen zur Harmonisierung der Zeitpunkte für Wiederholungsimpfungen vor, z.B. erneute
Impfungen vor Beginn der Vektorsaison.
- Impfprogramm für Schafe
Eine Reihe von Vorschlägen wurde für das Impfprogramm für Schafe eingereicht. Während für einige
Produkte von den Herstellern eine Einzelinjektion empfohlen wurde, wünschten andere eine
Grundimmunisierung mit zwei Injektionen. Diese Ansätze wurden von den Mitgliedstaaten
angenommen, wobei einige (z.B. Deutschland) eine Einzelimpfung empfahlen, während andere zwei
Injektionen in Erwägung zogen (z.B. Italien und Spanien).
- Mindestimpfalter
Einige Mitgliedstaaten
Mindestimpfalter.
wünschten
Änderungen
hinsichtlich
der
Empfehlungen
CH
X
für
das
2.1.1.3 Impfpflicht oder freiwillige Impfungen
Die Blauzungenkrankheit ist in der EU eine anzeigepflichtige Krankheit. Daher haben sich die
Behörden der EU auf der Ebene der Mitgliedstaaten auf Regeln zur Durchführung der Impfungen
geeinigt. In den meisten Mitgliedstaaten herrscht Impfpflicht, während in einigen Mitgliedstaaten die
Impfung auf freiwilliger Basis erfolgt (siehe Tabelle 3).
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Tabelle 3. Übersicht zur Impfpflicht und freiwilligen Impfung in den EU-Mitgliedstaaten und der
Schweiz
AT BE CZ DE DK ES FR IT
NL SE UK CH
Impfpflicht
X
X
X
X
X
X
X* X
X
X
Freiwillige Impfung
X*
X
X
*BTV-8 freiwillige Impfung, BTV-1 Impfpflicht für die Impfkampagne 2008, jedoch verpflichtend für
beide Serotyen ab Winter 2008-2009.
2.1.1.4 Impfung durch Tierärzte und/oder Landwirte?
Die Impfung gegen Blauzungenkrankheit muss in den meisten Mitgliedstaaten durch Tierärzte
vorgenommen werden. In zwei Mitgliedstaaten (UK, DK) kann die Impfung durch Landwirte unter
der Aufsicht eines Tierarztes und in einem Mitgliedstaat durch eine medizinisch-technische Fachkraft
vorgenommen werden (DK).
Tabelle 4. Impfung durch Tierarzt oder Landwirt
AT BE CZ DE DK*
Impfpflicht
X
X
X
X
X
Freiwillige Impfung
X
*Tierärzte, technisches Fachpersonal oder Landwirte.
ES
X
FR
X
IT
X
NL
X
X
SE
X
UK
CH
X
X
2.1.1.5 Entschädigungsprogramme
Auf nationaler Ebene gibt es mitunter Regelungen zur Entschädigung von Landwirten bei Verlusten
durch die Pflichtimpfungen. Dazu gehören in der Regel Verluste aufgrund von schädlichen
Impfwirkungen (Arzneimittelsicherheit, z.B. Aborte), aber auch Schäden durch den Impfakt selbst
(z.B. Verletzungen wie Knochenbrüche an Beinen, stress- oder traumainduzierte Aborte), die nicht
oder nur indirekt mit der Pharmakovigilanz zusammenhängen.
Entschädigungsprogramme (Tabelle 5) haben wahrscheinlich einen großen Einfluss auf die
Meldungshäufigkeit von Nebenwirkungen, die in nahem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung
stehen. Diese Programme zielen darauf ab, die Compliance der Landwirte durch Vermeidung größerer
finanzieller Einbussen nach Todesfolgen und Aborten zu verbessern.
Tabelle 5. Nationale Entschädigungsprogramme in den Mitgliedstaaten und der Schweiz
CZ DE DK
ES FR
IT
NL
SE
Hat das Land ein AT BE
nationales
Entschädigungsja
nein
ja
ja
nein
ja
nein
ja
nein
ja
programm
UK
CH
nein
Nein
2.1.1.6 Andere spezifische nationale Aspekte
In einigen Mitgliedstaaten im Mittelmeerraum wurden Impfungen auch gegen andere
Blauzungenserotypen vorgenommen (BTV-1, -2, -4 und -16). Es wurden von Frankreich jedoch
lediglich Daten zu zwei inaktivierten Impfstoffen gegen BTV-1- und von Spanien zu BTV-2- und
BTV-4-Impfstoffen übermittelt (siehe Abschnitt 2.7).
2.2 Impfstoffvertrieb und Exposition
Alle Mitgliedstaaten nahmen Ausschreibungen vor und bestellten die/den Impfstoff(e) zentral. Daher
liegen detaillierte Daten zu der Gesamtzahl der an die einzelnen Mitgliedstaaten gelieferten
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Gesamtdosen vor. Für die meisten Mitgliedsstaaten liegen jedoch nur die Mengen für die geimpften
Dosen zum Zeitpunkt dieser Übersicht vor (zeitlich Grenze für die Aufnahme in die Übersicht: 30.
September 2008). Die Tabelle 6 fasst die geschätzten Zahlen für die geimpften Tiere zusammen.
Tabelle 6 Geschätzte Zahlen der geimpften Tiere (Exposition) während der Impfkampagne 2008 nach
Tierart durch die EU-Mitgliedstaaten und die Schweiz übermittelt.
Mitgliedstaat Rinder
SE
UK
Anzahl geimpfte
Tiere
(zweifache
Impfung)
140.000
3.345.6000
NL
DK
CZ
ES
BE
IT
FR
2.500.000
504.285
960.622
2.278.620
882.045
2.200.000
DE
CH
9.600.000
1.076.106
Schafe
Ziegen
Gesamt
Andere
Anzahl geimpfte
Anzahl
geimpfte Tiere Tiere (einmalige
Impfung)
(einmalige
Impfung)
(wenige)
49.200
10.000
(Kamele)
1.200.000
100.000
50.344
5.556
1
134.770
14.6501
4.776.0211
246.616
5.648
63 (Hirsche)
1.330.000
Anzahl
geimpfte Tiere
(einmalige
Impfung)
20.000
9.249.600
160.000
12.654.400
3.495.900
260.328
3.800.000
560.185
1.110.042
7.054.641
1.134.372
3.530.000
12.646.75024.718.5002
13.255.900
1.399.889
160.000
63.455
1
Zweifache Impfung, in diesen Mitgliedstaaten empfohlen
Genaue Daten lagen nicht vor. Unterschiedliche Angaben, da sich die Impfprogramme von Rindern
und Schafen unterscheiden
2
Auf der Grundlage der bis Ende September/Anfang Oktober erhobenen Daten
In Schrägdruck: Auf der Grundlage von Verkaufsdaten (gesamte Impfkampagne)
Aufgrund folgender Aspekte ist eine genaue Ermittlung der Impfexposition (Anzahl verimpfter
Dosen) nicht möglich:
- Die meisten Produkte sind für Rinder und Schafe zugelassen. Die Impfprogramme unterscheiden
sich jedoch, da die Grundimmunisierung für Schafe normalerweise nur eine Injektion, die für
Rinder jedoch zwei erfordert.
- Die Impfkampagne begann in den ersten Ländern im April 2008, in einigen Mitgliedstaaten
jedoch wesentlich später, nämlich Juli/August 2008.
- Eine Reihe der Rinder waren bei Redaktionsschluss für diesen Bericht noch nicht vollständig
geimpft.
- Einige Tiere auf schwer zugänglichen Weiden können nur im Spätsommer oder Herbst geimpft
werden, wenn der Almabtrieb erfolgt.
- Zwischen den Herstellerempfehlungen und den nationalen Vorschriften zur Impfstoffanwendung
bestehen eventuell Unterschiede. So werden Schafe in einigen Mitgliedstaaten (Spanien,
Tschechische Republik) zweimal, in anderen jedoch gemäß den Vorschriften der Behörden dieser
Staaten nur einmal geimpft. Ebenso mussten Ziegen, die (noch) nicht als Zieltiere in die
Gebrauchsanweisungen aufgenommen sind, auf Anordnung der Behörden in den meisten
Mitgliedstaaten geimpft werden.
- Einige Tiere, z.B. für den Verzehr bestimmte Mastrinder, wurden in einigen Mitgliedstaaten von
der Impfung ausgenommen. Andererseits wurden Wild- oder Zootiere (Kamele, Büffel und
Hirsche) geimpft, diese Tiere jedoch nicht separat aufgeführt bzw. die Daten lagen noch nicht vor.
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2.3 Meldungen
Die Wege für die Meldungen von Verdachtsfällen unerwünschter Impfreaktionen während des
Notfallimpfprogramms sind in Tabelle 7 aufgeführt. Sie unterscheiden sich von den üblichen
Meldungswegen. In einigen Mitgliedstaaten gehen die meisten Meldungen bei den Herstellern ein,
während dieser Weg in anderen Mitgliedstaaten nicht üblich oder selten ist. In Italien und Deutschland
werden Meldungen auch über amtstierärztliche Verwaltungsbehörden gesendet. Diese unterscheiden
sich von den zuständigen nationalen Behörden für Veterinärarzneimittel.
Durch die verschiedenen Meldungswege kann es zu zeitlichen Verzögerungen kommen bis alle
Meldungen bei den Herstellern bzw. den zuständigen nationalen Behörden eingehen. Dies führt
eindeutig zu Diskrepanzen zwischen den Angaben in den Sicherheitsberichten der
Arzneimittelhersteller und den aktuellen Zahlen der für Veterinärarzneimittel zuständigen nationalen
Behörden.
Tabelle 7. Geschätzte primäre Meldungsquellen, anteilmäßig (%) von den Mitgliedstaaten und der
Schweiz angegeben
Primäre Meldungsquelle
Mitgliedstaat
Zul.Tierärzte
Landwirte Verwaltungsbehörden
Sonstige
Gesamt
Inhaber
für Veterinärprodukte
AT*
10
88
0
2
0
100
BE
0
78
22
0
0
100
CZ
1,1
88,7
0,6
9,6
0
100
DE
100
0
0
0
0
100
DK
ES*
35
65
FR
0
30
0
70
0
100
IT
NL
100
SE
80,7
167
1,4
0
1
100
UK
1
81
16
2
0
100
CH
*Bei Einsendeschluss lagen (noch) keine Meldungen zu Verdachtsfällen für Impfreaktionen vor
2.4 Unerwünschte Impfreaktionen
In Österreich, Spanien und Portugal lagen bei Einsendeschluss für diese Studie noch keine Meldungen
zu Verdachtsfällen für unerwünschte Impfreaktionen vor.
Tabelle 8 und 9 bezieht sich auf die am meisten für alle betroffenen BTV-Impfstoffe gemeldeten
VeDDRA-Begriffe für Rinder bzw. Schafe 1 . Für Ziegen gingen nur wenige Meldungen zu
unerwünschten Impfreaktionen ein. Diese entsprechen im Allgemeinen den klinischen Zeichen für
Schafe. Da Ziegen nicht zu den Zieltieren gemäß der Herstellerempfehlungen gehören, sind sie hier
nicht aufgeführt.
1
Die Abkürzung VeDDRA steht für Veterinary Dictionary for Drug Regulatory Activities (Tiermedizinisches
Wörterbuch für Arzneimittelzulassungsbehörden). Sie enthält Listen klinischer Standardbegriffe, die für die Meldung
von unerwünschten Nebenwirkungen bei Mensch und Tier nach Exposition mit einem Tierarzneimittel entwickelt
wurden.
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Tabelle 8. Liste der für Rinder am meisten gemeldeten VeDDRA-Terms auf der High Level Term(HLT-) 2 Ebene
Klinischer Begriff
Kommentare einschließlich der Aspekte zu den VeDDRA Low
(VeDDRA HLT)
Level Terms (LLT)
Trächtigkeit und Geburt
Abort, Fötusresorption, intrauteriner Tod, perinatale Mortalität,
Nachgeburtsverhaltung, frühgeborene Kälber, vorzeitige Geburt,
Rückkehr zum Östrus, Totgeburten
Milchproduktionsstörungen
Veränderungen der Milchqualität, Abfall der Milchleistung
Tod
Tod, Tod durch Euthanasie, plötzlicher Tod
Allgemeine klinische
Kollaps (sonst.), Trägheit, Unwohlsein, blasse Schleimhäute, Pyrexie,
Zeichen und Symptome
Schwäche
Allergische Reaktionen
Anaphylaxis, Ödeme des Gesichts, Hypersensibilität (sonst.)
Nesselsucht
Bronchiale und
Lungenstauung, Atembeschwerden, Lungenentzündung, Tachypnoe
Lungenerkrankungen
Erkrankungen der Muskeln
Lahmheit
und des Skeletts
Erkrankungen der NasenAbsonderungen der Nasenschleimhäute, Nasenbluten, Rhinitis
und der Nebenhöhle
Reaktionen an der
Blutungen an der Einstichstelle, Schwellungen an der Einstichstelle
Einstichstelle
2.4.1 Aborte und andere Auswirkungen auf die Trächtigkeit
In vielen Mitgliedstaaten wurde eine große Zahl Aborte und andere Auswirkungen auf die
Trächtigkeit bei Rindern festgestellt. Aufgrund der sehr großen Anzahl verimpfter Dosen ist das
Gesamtvorkommen jedoch nach wie vor niedrig (sehr selten oder selten 3 ). Die zu diesem Vorbericht
gelieferten Daten reichen zumeist zur genauen Bewertung der Todesfälle nicht aus und erhalten
dadurch die Kausalität „O – ungeklärt oder unzureichende Informationen“.
Aborte als unerwünschte Nebenwirkungen passen nicht in das toxikologische Profil inaktivierter
Virusimpfstoffe. Sie werden bei anderen inaktivierten Impfstoffen nur gelegentlich gemeldet.
Abortraten von >2% werden gemeldet, wobei 5% auch noch als normal angesehen wird (Ahlers und
Grunert, 1997). Für Aborte und Totgeburten existiert eine lange Liste möglicher Ursachen, sowohl
Infektions- als auch nicht infektiöse Krankheiten. Selbst wenn umfassende zusätzliche
Laboruntersuchungen vorgenommen werden, bleiben die Ursachen trotzdem für über 60% der Aborte
ungeklärt (Norton und Campbell, 1990).
Als Ursache für Aborte kommen auch Stress und Verletzungen bei Massenimpfungen in Frage. Eine
vergleichbare Situation ist schon vor zwei Jahrzehnten einmal aufgetreten, nämlich als in Europa
Impfungen gegen die Maul- und Klauenseuche durchgeführt wurden. Aborte gehörten zu den am
meisten gemeldeten Impfreaktionen (Baljer und Mayr, 1971). Es wird daher angenommen, dass die
meisten gemeldeten Impfreaktionen nicht produktbezogen sondern entweder durch den
Massenimpfvorgang ausgelöst werden oder rein zufällig auftreten.
2
Die Klassifizierung der zu meldenden Nebenwirkungen im VeDDRA-Kode richtet sich nach einem
hierarchischen System über vier Stufen: Die höchste Ebene basiert auf dem Organsystem (SOC, System Organ
Class), gefolgt von den High Level Terms (HLT, Begriffe der höchsten Ebene), den Preferred Terms (PT,
Begriffe der bevorzugten Ebene), und schließlich den Low Level Terms (LLT, Begriffe der untersten Ebene).
3
Die geschätzte Häufigkeit der unerwünschten Arzneimittelwirkungen wird durch Standardbegriffe ausgedrückt.
So bedeutet „sehr selten“ eine Häufigkeit < 1 Fall pro 10.000 behandelte Tiere, Einzelberichte eingeschlossen,
und „selten“ 1-9 Fälle pro 10.000 behandelte Tiere
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Bei Schafen erfolgten relativ wenige Meldungen. Die Impfkampagne von 2008 erfolgte jedoch
außerhalb der Lammsaison, und die Situation könnte sich bei Impfungen im Winter oder zu Anfang
des Frühjahrs ändern.
2.4.2 Verschlechterung der Milchqualität
Zwei wesentliche Gründe für die Kritik an der BTV-8-Impfung bei Kühen bezogen sich auf eine
Verschlechterung der Milchqualität:
-
Verringerung der Milchleistung, stärkerer Abfall der Milchmenge
Anstieg der Anzahl somatischer Zellen in der Milch
Eine Verringerung der Milchleistung kann als Impfreaktion auftreten, wenn Milchkühe inaktivierte
Impfstoffe erhalten. Während der Impfkampagne 2008 wurden mehrere Meldungen hierzu übermittelt.
Bei den Beobachtungen sind zwei Faktoren zu berücksichtigen, die impfstoffbezogene Wirkung selbst
und die Stresssituation bei einer Massenimpfung. In der Literatur wird die impfstoffbezogene Wirkung
auf die Milchbildung für inaktivierte Impfstoffe in einigen seltenen Fällen beschrieben (Musser und
Anderson 1996; Bergeron und Elsener, 2008; Scott et al. 2001). Eine Studie verdient besonderes
Interesse, da der untersuchte Impfstoff mit Aluminiumhydroxid sowie QuilA adjuvantiert ist (Bosch et
al. 1997). Die in der Studie gezeigte Wirkung war signifikant, jedoch nicht von großer Bedeutung
(Verringerung ca. 1,4 Liter pro Kuh). Eine weitere größere Anzahl Studien ergab keine signifikanten
Impfwirkungen. Es muss auch berücksichtigt werden, dass Stresssituationen während einer
Massenimpfung (z.B. extreme Wetterbedingungen, Verletzungen, Furcht oder Angst) eventuell einen
wesentlich schwereren Einfluss auf die Milchqualität haben könnten.
In einigen Mitgliedstaaten wurde die Impfung von Landwirten mehrfach wegen eines Anstiegs der
somatischen Zellen in der Kuhmilch kritisiert. In den Sommermonaten ist ein Anstieg der Zellzahl
jedoch normal (Dobranic et al. 2008). Dies kann im Einzelfall durch die Notfallimpfung beeinflusst
werden. Daten aus dem Viehbestand in Deutschland zeigten jedoch keinen derartigen Anstieg der
Zellzahlen während der Impfperiode im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren (Cußler,
unveröffentlichte Daten).
Die Impfkampagne 2008 wurde bei Schafen erst spät, d.h. außerhalb der Ablammsaison durchgeführt.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich, wenn die nächste Impfkampagne im späten Winter oder zu
Beginn des Frühjahrs erfolgt, ein anderes Bild bieten wird.
2.4.3 Spontane Todesfälle
In vielen Mitgliedstaaten wurde eine signifikante Anzahl spontaner Todesfälle nach Impfungen von
Rindern und Schafen gemeldet. Aufgrund der sehr hohen Zahl an Impfdosen liegt das
Gesamtvorkommen jedoch nach wie vor niedrig (sehr selten). Zu den spontanen Todesfällen zählen
auch mögliche anaphylaktische oder anaphylaktoide Schockreaktionen nach Impfungen. Allerdings
bestehen auch viele andere Gründe für einen spontanen Tod, die in keinem Zusammenhang mit der
Impfung stehen (Watson et al. 2008). Eine post mortem-Untersuchung ist daher unumgänglich. Laut
Watson et al. (2008) wurde bei Kadavern von tot aufgefundenen Tieren in 74% der Fälle eine
Todesursache gefunden. Sofern die klinischen Zeichen ante mortem (vor dem Tod) unbekannt sind
oder der Bericht über eine post mortem-Untersuchung fehlt, reichen die vorliegenden Daten bei den
meisten Meldungen in der Regel nicht aus, um die Kausalität einzuschätzen.
2.4.4 Generelle klinische Zeichen und Symptome
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Systemische Reaktionen wie Trägheit, gestörtes Allgemeinbefinden, Fieber und Schwäche wurden
sowohl für Rinder als auch für Schafe gemeldet. Die Datenlage für Pharmakovigilanzmeldungen ist
jedoch relativ schwach und passt mit der Datenlage von anderen inaktivierten Impfstoffen dieser Art
zusammen.
2.4.5 Allergische Reaktionen
Bei der Anwendung dieser Art biologischer Produkte ist mit einigen allergischen Reaktionen zu
rechnen. Laut den vorliegenden Literaturquellen könnten zu den Ursachen die für die Herstellung der
Impfstoffe verwendete Zelllinie (Eyal und Mayer, 1971; Pappous und Verbelis, 1977; Bauer et al.
1970), der Gehalt an Restserum des Tiers (Pappous und Verbelis, 19977) sowie andere
Produktbestandteile zählen. Die Art und die Häufigkeit der Meldungen sind niedrig. Das Risiko
allergischer Reaktionen steigt jedoch mit jeder neuen Injektion, und eine signifikante Anzahl Rinder
hatten bei Datenerhebung erst eine Injektion erhalten. Die Erfahrung mit älteren Impfstofftypen gegen
Maul-und-Klauenseuche zeigte einen Anstieg der allergischen Reaktionen nach der dritten oder
vierten Impfung (Lorenz und Straub, 1973). Wie bei jedem Impfstoff ist es sinnvoll das
Reaktionsmuster 2009 weiter zu beobachten, um zu ermitteln, in welchem Maße dies auf inaktivierte
BTV-8-Impfstoffe zutrifft.
2.4.6 Reaktionen an der Einstichstelle
Lokale Reaktionen an der Einstichstelle bei BTV-8-Impfungen wurden mit einer etwas höheren Rate
bei Schafen als bei Rindern gemeldet. Die Anzahl der Pharmakovigilanzmeldungen ist jedoch relativ
gering und passt zu denjenigen für andere inaktivierte Impfstoffe mit demselben Adjuvanzsystem.
Tabelle 9. Liste der VeDDRA-Begriffe auf der High Level Term-(HLT-) Ebene, hauptsächlich für
Schafe gemeldet
Klinischer Begriff
(VeDDRA HLT)
Tod
Allgemeine klinische
Zeichen und Symptome
Allergische Zustände
Andere Erkrankungen des
Verdauungstrakts
Tragzeit und Geburt
Erkrankungen der Lunge und
der Bronchien
Herzrhythmusstörungen
Schwere
Herzrhythmusstörungen
Erkrankungen der Muskeln
und des Skeletts
Koordinations- und
Gleichgewichtsstörungen
Störungen der physischen
Leistung
Knochen- und
Gelenkerkrankungen
Reaktionen an der
Einstichstelle
Kommentare einschließlich der Aspekte zu den VeDDRA Low
Level Terms (LLT)
Tod, Euthanasie, plötzlicher Tod
Kollaps ungeklärter Art, Dehydratation, Trägheit, lokale Ödeme,
Unwohlsein, blasse Schleimhäute, Fieber, Schwäche
Anaphylaxie, Ödeme des Gesichts, Überempfindlichkeit ungeklärter
Art, Nesselsucht,
Durchfälle
Aborte, Todgeburten
Dyspnoe, Lungenentzündung, Atemgeräusche, Tachypnoe
Tachykardie
Herzversagen
Lahmheit
Ataxie, Festliegen
Konditionsverlust, Gewichtsverlust
Gelenködeme, geschwollene Gelenke
Blutungen an der Einstichstelle, Schwellungen an der Einstichstelle
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2.5 Daten zu Impfreaktionen beim Menschen
Insgesamt gingen für BTV-8-Impfstoffe bei den nationalen Behörden 26 Meldungen zu
unerwünschten Impfreaktionen beim Menschen ein. Der überwiegende Anteil der Berichte stammt aus
Großbritannien und Frankreich (N=22) (siehe Tabelle 10 unten). Alle BTV-8-Impfstoffe haben ein
ähnliches Zusammensetzungsprofil. Es ist daher möglich die Meldungen allgemein zu beurteilen.
Tabelle 10. Anzahl der Meldungen zu Impfreaktionen beim Menschen aus den EU-Mitgliedstaaten
und der Schweiz
Mitgliedstaat
UK
FR
DE
CH
NL
DK
ES, SE, IT, AT, CZ, LUX
Anzahl Berichte
13
9
2
2
1
1
Keine Meldungen bzw. Daten vorhanden
Die meisten Meldungen beziehen sich auf versehentliche Injektionen und beschreiben die erwarteten
Reaktionen an der Einstichstelle bei inaktivierten und adjuvantierten Impfstoffen. Es wurden typische
Anzeichen von Beschwerden an der Einstichstelle (Schmerzen, Ödeme, Schwellungen sowie
Gelenkschmerzen) festgestellt. Diese klinischen Zeichen klangen nach 2 oder 3 Tagen meist ohne
unterstützende Behandlung ab.
In Deutschland gelangte eine Impfdosis in das rechte Auge eines Tierarztes. Dies führte zu
Keratokonjunktivitis (Entzündung der Hornhaut und der Bindehaut.).
In Großbritannien liegen verschiedene Meldungen vor, in denen allgemeine klinische Zeichen und
Symptome wie Trägheit, Unwohlsein, Fieber, Gelbsucht, Schwindelgefühl und Kopfschmerzen
genannt wurden. Es gab eine Meldung über Pyelonephritis (Nierenentzündung) und Pharyngitis
(Rachenentzündung) bei einem Patienten. Allerdings ergaben medizinische Untersuchungen, dass der
Impfstoff als Ursache auszuschließen sei. Ferner gab es zwei Meldungen über Halsschmerzen nach
versehentlicher Autoinjektion und eine dritte über Unterleibsschmerzen nach Exposition durch eine
Nadelstichverletzung. Da die Häufigkeit von Hals- und Unterleibsschmerzen in der Bevölkerung
unbekannt ist, lässt sich die Bedeutung dieser Meldungen nicht ohne weiteres feststellen.
2.6 Klinische und Laborstudien
In den meisten Mitgliedstaaten lagen keine Informationen über klinische oder Laborstudien durch die
Behörden (UK, NL, FR, AT, SE, DK, BE, CZ) vor. Die Daten der Hersteller enthielten jedoch sowohl
Labor- als auch Feldstudien, die für eine Nutzen-Risiko-Beurteilung ausreichend waren. Ferner war es
möglich aus den Daten auf ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis zu schließen, so dass die
Notfallimpfkampagne mit diesem Impfstoff gerechtfertigt werden konnte.
2.6.1 In den Mitgliedstaaten durchgeführte Feldstudien
Ein Bericht über Feldstudien stammt aus Deutschland. Die Ergebnisse der Feldstudie in MecklenburgVorpommern unter der Mitwirkung des Friedrich-Löffler-Instituts zeigten, dass die vier untersuchten
Impfstoffe von Rindern und Schafen gut vertragen wurden und keine schweren Impfreaktionen
auftraten.
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In der Schweiz wurde eine ähnliche Studie (mit drei Impfstoffen) unter Federführung des Instituts für
Virologie und Immunprophylaxe durchgeführt (L. Bruckner et al. 2009). Die Ergebnisse unterschieden
sich nicht von denjenigen der Studie in Deutschland.
2.6.2 Laborstudien im Zieltier
In den meisten Mitgliedstaaten werden momentan keine Studien zur Unschädlichkeit von Impfstoffen
gegen Blauzungenkrankheit durchgeführt. In Spanien wurden Laborstudien an drei Impfstoffen im
Diagnoselabor von Algete (Madrid) durchgeführt. Die RT-PCR zeigte keine Eliminierung des Virus
im Blut. Zu diesen Studien gibt es keine weiteren Informationen.
Die italienische Behörde führte eine Chargenprüfung durch (s. Abschnitt 2.6.4.), die auch
Unschädlichkeitsprüfungen für Fremderreger (Serologie für Maul- und Klauenseuche und
Pestivirusantikörper) enthielten.
2.6.3 Laborstudien in anderen Tierarten
Es liegen keine Berichte vor.
2.6.4 Sonstige Qualitätskontrolltests
Die italienische Behörde führte Qualitätskontrolltests zu Sterilität, Inaktivierung, Unschädlichkeit im
Zieltier, Fremderreger und Mycoplasmen durch. Es liegen keine weiteren Informationen zu diesen
Studien vor.
2.7 Pharmakovigilanzdaten zu anderen Impfstoffen mit vergleichbarer Zusammensetzung
Folgende Impfstoffe haben ähnliche Eigenschaften wie inaktivierte BTC-8-Impfstoffe (siehe Tabelle
11)
• andere inaktivierte BTV-Impfstoffe (ähnliche Zusammensetzung, BTV-Serotyp(en) unterscheiden
sich).
• andere inaktivierte Virusimpfstoffe mit einem Alhydrogel/Saponin-Adjuvanzsystem
• andere inaktivierte Virusimpfstoffe mit einem Alhydrogel/Saponin-Adjuvanzsystem für Kühe und
Färsen
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Tabelle 11. Übersicht der Impfstoffe mit ähnlicher Zusammenfassung wie Impfstoffe gegen
Blauzungenkrankheit
Impfstoff
Hersteller Antigen(e),
Zieltierart und
Anwendung
inaktiviert
Kategorie
während der
Tragzeit und
Säugzeit
1. Rispoval IBRPfizer
Bovines Herpesvirus,
Rinder
Kann während der
Marker
Typ 1
Trächtigkeit und
inactivatum*
der Laktation
angewendet
werden
2. Bovilis
Intervet
BRS-Virus, Stamm
Rinder, mehrere
Unschädlichkeit
Bovipast RSP*
EV908
Wochen alt
in der
Parainfluenza-3-Virus
Trächtigkeit und
Laktation
Mannheimia
haemolytica A1
erwiesen
Kann während der
Kühe und Färsen
3. Bovilis
Intervet
Rotavirus
Trächtigkeit und
während der
Lactovac C*
Coronavirus
Laktation
fortgeschrittenen
E. coli
angewendet
Trächtigkeit
werden
4. Trivacton 6*
Merial
Rotavirus
Rinder
Zur Impfung von
Coronavirus
(tragende Kühe)
tragenden Kühen
E. coli
* Daten aus der Produktinformation (Quelle: VMD-Webseite)
- Alle Impfstoffe enthalten virale Antigene und haben dieselbe Zusammensetzung für das
Adjuvanzsystems (Alhydrogel und Saponin/QuilA), sowie dieselben Konservierungsstoffe
(Thiomersal/Natriumtimerfonat).
- Impfstoffe 1 und 2 werden in Rindern angewendet, die älter als 2 Wochen sind.
- Impfstoffe 3 und 4 werden ausschließlich im letzten Drittel der Tragzeit verwendet.
2.7.1 Sonstige inaktivierte BTV-Impfstoffe
In Frankreich werden inaktivierte BTV-1-Impfstoffe in einigen Teilen des Landes unter denselben
Bedingungen wie BTV-8-Impfstoffe verwendet. Die begrenzt vorhandenen Daten zeigen ähnliche
Muster und Inzidenzen („sehr selten“).
In Spanien wird schon seit vier Jahren (2005-2008) mit Serotyp-4-Impfstoffen und seit zwei Jahren
mit Serotyp-1-Impfstoffen geimpft. Inaktivierte Impfstoffe werden bei Rindern und teilweise bei
Schafen verwendet, während Lebendimpfstoffe ausschließlich bei Schafen verwendet werden. Über 22
Millionen Dosen BTV-1-Impfstoff und fast 10 Millionen Dosen BTV-4-Impfstoff wurden bei Rindern
verimpft. Hierzu wurden nur sehr wenige Pharmakovigilanz-Berichte übermittelt.
2.7.2 Sonstige inaktivierte Virusimpfstoffe einschließlich der für Kühe und Färsen vorgesehenen
Präparate
In den Mitgliedstaaten sind mehrere inaktivierte Virusimpfstoffe für die Impfung von Rindern
zugelassen, die die gleiche Adjuvanzkombination haben. Mindestens zwei Impfstoffe mit diesem
Adjuvanzsystem sind für die Anwendung bei tragenden Kühen und Färsen zugelassen. Die
Pharmakovigilanz-Daten für all diese Impfstoffe dokumentieren ein sehr gutes Sicherheitsprofil.
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3. ZUSAMMENFASSUNG DER DISKUSSION ÜBER DIE DATEN AUS DEN
MITGLIEDSTAATEN
3.1 Meldungen von Impfreaktionen während der Notfall-Massenimpfungen bei Wiederkäuern
Sämtliche Arzneimittel sollten entsprechend der Packungsbeilage angewendet werden. Die
Bedingungen beim Massenimpfungsverfahren während einer Notfallmassenimpfung weichen jedoch
von der Situation bei einer normalen Impfung von Wiederkäuern in vielerlei Hinsicht erheblich ab.
Für bestimmte Punke betrifft dies auch die Herstellerempfehlungen (siehe Tabelle 12). Insgesamt sind
die Umstände bei Massenimpfungen ganz anders als bei Einzelimpfungen, z.B. von Kühen. Wie sich
der Impfvorgang auf das Nebenwirkungsprofil auswirkt, ist noch unbekannt. Es ist jedoch
anzunehmen, dass er eine signifikante Rolle spielt. So ist z.B. von stressinduzierten Wirkungen
auszugehen.
Tabelle 12. Unterschiede der Umstände von Einzelimpfungen im Vergleich zu Massenimpfungen
Zustand
Einzelimpfung
Massenimpfung
Laut guter Veterinärpraxis wird
Empfohlen, jedoch unter
Gesundheitscheck
empfohlen, vor jeder Impfung
Feldbedingungen schwer
einen Gesundheitscheck
durchführbar oder unmöglich
durchzuführen
Das Tier wird ruhiggestellt und
Die Tiere müssen in große Herden
Verabreichung des
mit
Vorsicht
behandelt
zusammengeführt und fixiert
Impfstoffs
werden, was zu Stresssituationen
führt.
Einzeldosis oder Serienimpfung
Oft wird ein spezielles Impfbesteck
Impfausrüstung
unter Austausch der Nadeln
benutzt, Nadelwechsel erfolgt
seltener
Die Herstellerempfehlungen sind Die Anweisungen der
Anwendungsstreng einzuhalten
Regierungsbehörden zum Gebrauch
empfehlungen
des Impfstoffs können von den
Herstellerempfehlungen abweichen,
z.B. Mindestimpfalter, Dauer der
Immunität, Verwendung während
der Tragzeit, Zieltier
Trächtigkeit ist meistens bekannt; Trächtigkeit oft nicht bekannt;
Tragende Tiere
Impfen möglich unter besonderer die Impfprozedur ist meist für alle
Vorsicht bei der Verabreichung
Tiere gleich
Notfall- und Massenimpfungen laufen nach den Regeln und unter der Federführung nationaler
Veterinärbehörden ab.
Durch Entschädigungsprogramme in verschiedenen Mitgliedstaaten, in denen die BTV-8-Impfung
vorgeschrieben ist, sollen Landwirte einen Ausgleich für größere finanzielle Verluste durch Todesfälle
und Aborte erhalten. Diese Programme führen auch zu Meldungen von Impfreaktionen, die unter
„normalen“ Umständen nicht gemeldet würden. Dies gilt vor Allem für Meldungen von Aborten und
plötzlichen Todesfällen, bei denen eine endgültige Beurteilung oft nicht möglich ist. Die
Entschädigungsprogramme haben daher wahrscheinlich einen entscheidenden Einfluss auf die
Meldehäufigkeit. So zeigt sich in Deutschland eine hohe Abortrate, denn dort leisten verschiedene
Bundesländer Entschädigungszahlungen für Aborte, die in zeitlichem Zusammenhang mit der
Impfung stehen, und für die weitere mögliche Zusammenhänge (Missbildungen,
Infektionskrankheiten) im Grunde ungeklärt bleiben.
Abschließend lässt sich daher sagen, dass die für Massenimpfungen nach einem Notfallerlass
erhobene Pharmakovigilanzdaten erwartungsgemäß hoch liegen (insbesondere, wenn es
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Entschädigungsprogramme gibt) und einen hohen Anteil an unzureichenden oder unschlüssigen
Informationen enthalten. Dies liegt in der Natur des Impfvorgangs selbst, und ist nicht auf die
einzelnen Impfstoffe zurückzuführen.
Es ist nicht das Ziel dieses Berichts, die Häufigkeiten der Impfreaktionen zwischen den verschiedenen
Impfstoffen zu vergleichen. Ein derartiger Vergleich war nicht möglich, erstens, weil die Daten nicht
mit diesem Ziel erhoben wurden, und zweitens, weil Unterschiede nicht nur zwischen den einzelnen
Impfstoffen bestehen sondern auch weil die Umstände, unter denen die Impfkampagne durchgeführt
wurde, varieren.
4. ABSCHLIESSENDE ZUSAMMENFASSUNG
Anfang April 2008 wurde zur Bekämpfung des BTV-8-Ausbruchs in Mitteleuropa und, um die weitere
Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, in mehreren Mitgliedsländern eine Impfkampagne gestartet.
Es wurden die bis Ende September in den betroffenen Mitgliedstaaten erhobenen
Pharmakovigilanzdaten ausgewertet. Da für die Grundimmunisierung von Rindern jeweils zwei
Impfungen erforderlich sind, war die Impfkampagne für Rinder zur Zeit der Auswertung noch nicht
abgeschlossen.
Bei den zur Verfügungen stehenden Daten aus den Mitgliedstaaten ist zu berücksichtigen, dass einige
Mitgliedstaaten ausschließlich oder überwiegend einen einzigen Impfstoff verwendeten, während
andere mehrere Impfstoffe verabreichten. Dadurch wird ein direkter Vergleich zwischen den
Pharmakovigilanzdaten der einzelnen Impfstoffe nicht möglich.
Massenimpfungen nach der Notfallgesetzgebung unterscheiden sich deutlich von normalen
Impfungen, und der eigentliche Impfvorgang ist für die Tiere eine erhebliche Belastung. In sieben
Mitgliedstaaten gibt es Entschädigungsprogramme, um die aufgrund der Impfung für die Landwirte
entstandenen finanziellen Einbußen abzufedern. Offensichtlich wird dadurch die Meldungshäufigkeit
für die Impfreaktionen und das Muster der Meldungen beeinflusst. Es ging eine signifikante Anzahl
von Abortmeldungen ein. Außerdem gab es eine erhöhte Meldungshäufigkeit für plötzliche Todesfälle
und für Beeinträchtigungen der Milchleistung in zeitlichem Bezug zur Impfung. Derartige Meldungen
sind zumindest teilweise auf die besonderen Umstände der Massenimpfungen zurückzuführen. Unter
Berücksichtigung der extrem hohen Anzahl verimpfter Dosen ist die Häufigkeit der Impfreaktionen
jedoch stets als „sehr selten“ einzustufen.
Zusammengenommen zeigen die Pharmakovigilanzdaten aus den Mitgliedstaaten ein gutes
Unbedenklichkeitsprofil für alle in der Impfkampagne 2008 verwendeten Impfstoffe auf.
Die typischen Impfreaktionen für inaktivierte Virusimpfstoffe wie lokale Reaktionen und allgemeine
Reaktionen von nicht schwerwiegender Natur, z.B. Pyrexie (Fieber) und Trägheit wurden in einem
sehr geringen Maß gemeldet. Es bestehen eventuelle Unterschiede beim Impfreaktionsprofil zwischen
den einzelnen Impfstoffen. Dieser Punkt bedarf einer genaueren Betrachtung, wenn die Daten der
gesamten Impfkampagne für die Auswertung bereitliegen.
Die Anzahl der Meldungen für allergische Reaktionen ist niedrig. Es ist jedoch sinnvoll, die
allergischen Reaktionen genauer zu beobachten, wenn in der nächsten Impfsaison die nach der
Grundimmunisierung sensibilisierten Tiere ihre Auffrischimpfung erhalten.
Nach Abschluss der Auswertung erkannte die EMEA diese Informationen als von speziellem Interesse
für die Stakeholder an, und traf deshalb die erforderlichen Vorkehrungen zur Veröffentlichung der
Daten.
Page 17/19
5. LITERATURHINWEISE
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