Praktikumsbericht Remedia
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Praktikumsbericht Remedia
Praktikumsbericht von Jan Lukas Kern 8.11.-19.11.2010 Inhaltsverzeichnis Praktikumsbewerbung und Erwartungen Tagesberichte Referat über Aufbautraining und Muskeln (Nachhang vom 11.11.2010) Berufsbild „Sportmediziner“ Patienten und deren Behandlung Meine Meinung vom Praktikum 3 3 9 11 11 13 Seite 2 von 15 Warum ich zu Remedia ging und meine Erwartungen an das Praktikum Bevor ich mich bei Remedia bewarb, überlegte ich mir sehr genau, warum ich gerade dahin gehen wollte. Ich habe mich nämlich noch bei ein paar anderen Betrieben beworben, unter anderem bei einer Zeitung. Ich interessiere mich sehr für die Medizin und liebe es, mit Menschen zu tun zu haben. Als ich mit meinem zukünftigen Praktikumsbetreuer sprach, versicherte er mir, mich so weit es geht in den Betrieb einzubinden und mir meine Zeit im Praktikum so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Das überzeugte mich sehr. Darüber hinaus wollte ich mehr über die Rehabilitationsprogramme von Remedia erfahren. Generell wollte ich noch etwas über die Organisation einer solchen Einrichtung erfahren und, welche Patienten hier mit welchen Erkrankungen und Verletzungen auf welche Art und Weise behandelt werden. Gerade als Sportler ist es nämlich interessant zu sehen, wie man bei welcher Verletzung wieder fit gemacht wird. Von Remedia interessierte mich noch die Gründungsgeschichte und wie man dazu kommt, eine solche Einrichtung innerhalb von wenigen Jahren aufzubauen. Es war ja eigentlich recht spät für eine Firmengründung (wie ich später allerdings erfuhr, gibt es diesen Firmenzweig erst seit kurzer Zeit). Tagesberichte 8.11.2010: Zuerst wurden mir die Abteilungen und die verschiedenen Räume gezeigt, ich lernte die Physiotherapeuten und Sportmediziner kennen. Danach wurden wir Praktikanten in die verschiedenen Abteilungen geschickt, um unsere eigenen Erfahrungen zu sammeln. Ich ging erst einmal in die Verwaltung, was nicht so spannend war. Nach einer halben Stunde allerdings nahm mich einer der Physiotherapeuten mit und stellte mir einen Patienten vor. Die Physiotherapie ist aufgeteilt in mehrere kleine Räume, in denen Einzelbehandlungen stattfinden. Zunächst fand ich es etwas eklig, als mein Physiotherapeut mich aufforderte, das gesunde und das verletzte Knie des Patienten abzutasten und zu fühlen, ob ich den Unterschied merke. Trotzdem tastete ich sie ab und bemerkte kleine Unterschiede. Der Physiotherapeut erklärte mir nun, dass der Patient vor einigen Monaten einen Kreuzbandriss hatte und nun das neue Kreuzband gedehnt werden müsse. Jeder Patient blieb ungefähr 20 min, in denen er entweder massiert oder gedehnt wurde. Nach circa 2 h und vielen weiteren Patienten entschied ich mich nun, in die sportmedizinische Abteilung zu gehen. Die sportmedizinische Abteilung war in drei große Räume aufgeteilt, in denen alle Patienten ihre Muskeln und Sehnen wieder belasteten. Jeder Raum galt einer der verschiedenen Phasen des Aufbautrainings. Als ich dort ankam, erklärte mir mein Praktikumsbetreuer, welchen Patienten ich beim Dehnen Hilfestellung geben könnte und worauf ich dabei achten müsste. Natürlich fragte ich vorher jeden Patienten, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ihm helfen würde, doch die meisten Patienten waren positiv gestimmt. Ich stützte und half nun den Patienten, wo es Seite 3 von 15 ging und hatte immer etwas zu tun. Da das ganze sehr lustig war und ich mit den Patienten nett plaudern konnte, war ich sogar etwas traurig, als ich um 3:00 Uhr dann nach Hause ging. 9.11.2010: Heute kam ich ein bisschen früher, um mir den Arbeitsplatz aussuchen zu können. Ich ging zu dem Fitnesstrainer Christian, weil man bei ihm mit Bällen und Bändern arbeiten konnte. Hier waren die etwas fitteren Patienten. Christian war für das isometrische Aufbautraining zuständig, das heißt, man versucht Spannung aufzubauen und diese zu halten. Er zeigte mir Kniffe & Tricks, die Patienten zu kontrollieren. Da die meisten Patienten ihre Übungen aber schon kannten, musste ich sie nicht häufig verbessern. Christian benutzte aber auch gerne ein paar Fachbegriffe, deshalb musste ich auch so manches Mal nachfragen. " Herr ... geht zu viel in die Extension!", "Ähm?", "Ach so, er geht zu weit ins Hohlkreuz!" Aber das war auch nicht so schlimm, denn so habe ich viel dazugelernt. Nach der Mittagspause wechselte ich zu Richie, er machte mit allen Praktikanten ein langes, anstrengendes Fitnesstraining. Dabei zeigte er auch viele Übungen, die die Patienten zu machen hatten. So lernt man auch die Schwerpunkte jeder Übung kennen. Da Richie aber noch selber Patienten hatte, ließ er uns an die Maschinen. Hier hieß es "pumpen" beim auxotonischen (Aufbau-) Training. Jetzt konnte ich das Stöhnen der Patienten eher nachvollziehen. Bevor ich ging, unterhielt ich mich mit den Patienten, um Informationen über ihre Verletzungen herauszufinden. Danach war mein Arbeitstag vorbei und ich ging erschöpft nach Hause. 10.11.2010: Heute kam ich, wie sonst auch immer, kurz vor acht bei Remedia an. Die netten Damen an der Anmeldung erklärten mir, dass ich heute etwas Besonderes vorbereiten müsste. Mittwoch ist nämlich der Tag für Fango-Behandlungen. Ich musste mit den anderen Seite 4 von 15 Praktikanten erst einmal eine Art Creme anrühren. Es sah ein bisschen nach Matsch aus, aber Nathalie, die Physiotherapeutin, meinte, das müsse so sein. Danach bereiteten wir Wärmekissen, Bänder und feuchte Laken auf. Es dauerte ca. eine Stunde, die aber sehr spaßig war. Nun musste es aber schnell gehen. Wir brachten alles in den Fango-Raum und schon kam der Physiotherapeut mit dem Patienten und wir setzten uns in eine Ecke und schauten zu. Hier waren alle Patienten entspannt und es herrschte eine gute Atmosphäre. Fango hat sehr viel Spaß gemacht, weil man immer neue warme Kissen und Creme-Packungen benötigte. Nach der Mittagspause ging ich zu Thomas in die sportmedizinischen Räume. Thomas erklärte, dass er, anders als zum Beispiel die Physiotherapeuten, mehrere Patienten managen und ihnen behilflich sein müsse. Hier stöhnten die Patienten aber ganz schön, da sie immer ein bisschen weiter kommen sollten. Zu dem zeigte mir Thomas die Grundlage der „Rückenschule“ anhand einiger Patienten. Mir wurde die Rückenmuskulatur des Menschen erklärt: “Im Prinzip besteht die Rückenmuskulatur aus zwei Koteletts, die die Wirbelsäule gerade und stabil halten müssen.“ Bei vielen Patienten war dies eben nicht der Fall und deswegen zeigte mir Thomas einen Griff, um das bei den Patienten überprüfen zu können (natürlich musste ich die Patienten immer vorher fragen). Der Tag heute war sehr spaßig und interessant und deswegen ging ich um 15:00 Uhr fröhlich nach Hause. 11.11.2010: Heute waren alle Praktikanten ein klein wenig müde. Und weil so früh morgens manchmal kaum etwas los ist, hatte Julia, die Sportmedizinerin von der isokinetischen Abteilunge die Idee, dass wir doch ein Referat über Aufbautraining generell halten könnten. Es wäre sicher praktisch, so etwas für einen Praktikumsbericht zu wissen (Referat findet man am Ende der Tagesberichte). Sie gab uns ein Buch und zeigte uns ein paar wichtige Seiten darin. Zusätzlich ließ sie uns an Computer, um dort recherchieren zu können. Bis zur Mittagspause waren wir komplett fertig und mussten unsere Ergebnisse jetzt allen Mitarbeitern im Pausenraum vortragen. Mir war es am Anfang zwar etwas peinlich, aber trotzdem machte es Spaß. Wir kassierten auch von allen ein großes Lob. Dafür ließ uns Thomas ein bisschen früher gehen. Davor zeigte uns Stefanie das Archiv und wir sollten drei Krankenakten ausfindig machen. Nach zwanzig Minuten hatten wir sie alle drei gefunden und gingen um 14:00 geschafft nach Hause. Seite 5 von 15 12.11.2010: Jeden dritten Freitag im Monat fand der sogenannte Unternehmer-Tag statt. Hier wurden viele Massagen und einfache Entspannungstechniken mit den Leuten aus dem Kurs praktiziert. Für uns galt es, wie immer, höfliche Umgangsformen zu beachten. Die meisten Herrschaften waren ziemlich steif und unsere Aufgabe war es, sie beim Dehnen zu unterstützen und zu überprüfen, ob sie ihre Dehnübungen auch richtig ausführten. Manchmal war es für uns nicht leicht, 30 Sekunden in einer nicht gerade bequemen Position auszuharren. Normalerweise wiederholte man jede Übung 4-5 Mal auf jeder Seite. Es ist wichtig, dass man auf beiden Seiten (Beinen, Armen etc.) möglichst gleich lange dehnt, auch wenn man nur auf einer Seite verkürzt ist, um einen natürlichen Gang zu erreichen. Vor der Mittagspause schaute ich Martin noch bei zwei Fußreflexzonen-Massagen zu und ließ mir die wichtigsten Informationen über sie geben. Für mich war es sehr interessant, nach der Mittagspause beim EMS (Strom) zu helfen und sogar schon die Patienten anzuschließen und alles vorzubereiten. Katja beschrieb dann, was mit dem Patienten nun passiere und der Patient erzählte mir von seinen krankengymnastischen Problemen. Danach war für mich der Tag leider schon zu Ende. 13.11.2010 Am Samstag bekam ich einen Schreck, oh, stimmt ja, ich habe heute gar kein Praktikum. 15.11.2010: Am Montag kamen wieder ein paar neue Patienten und Thomas hatte die Idee, dass jeder der Praktikanten einen Patienten begleitet. Ich bekam Frau M., eine alte Dame mit zwei Hüft- und zwei Kniearthrosen. Seitdem ihre eine Hüftarthrose operiert worden ist, konnte sie ihr Bein nicht mehr gerade nach unten strecken. Ihr Bein war immer leicht angewinkelt. Meine Aufgabe war es nun, ihren Oberschenkel immer mit einem ganz leichten Druck nach unten zu drücken. Es war einer Dehnübung ähnlich, doch Frau M. meinte nicht, dass es zieht, wie es sonst bei Dehnübungen der Fall ist, sondern einfach nur anstrengend wäre, wie ein schwerer Dauerlauf. Nach jeder Wiederholung machten wir kurz Pause, weil ihr Kreislauf etwas angeknackst war. Wenn ein Patient zu Remedia kommt, muss er die ersten Wochen fast täglich kommen, nach ca. einem Monat (von Patient zu Patient unterschiedlich) nur noch 1-3 mal die Woche, damit der große Fortschritt der ersten Wochen nicht wieder schlagartig verschwindet. Die nächste Übung mit Frau M. war, ihr Bein nach hinten zu heben. Dafür lag sie auf dem Bauch auf einer Liege, ihre Beine baumelten frei und ich drückte ihr Bein parallel zum Oberkörper (5Sätze pro Bein, immer zehn Mal für ca. 3Sekunden oben halten).Danach machten wir noch ein paar andere Übungen und ich schaute ihr bei ihrer physiotherapeutischen Behandlung zu. Dabei meinte Tanja, sie müsse die "Verklebungen im Muskel" lösen, damit das Gelenk wieder lockerer wird und sie ihre Beine weiter strecken könne. Seite 6 von 15 Nach der Mittagspause machte Richie mit uns viele Übungen der Rückenschule. Dazu zeigte er uns immer die Kontrollgriffe und meinte, meine Wirbelsäule sei nicht gerade die stabilste. Dazu benutzten wir ein paar Geräte. Nach ca. 1 Stunde um ca. 15:00 Uhr ging ich mit einem geraden Rücken nach Hause. 16.11.2010: Heute Morgen war Frau M. noch nicht da, weil sie erst für heute Mittag eingeteilt war. Deshalb ging ich zu Lena zur ISO-Kinetik-Abteilung. Da noch nur wenige Patienten bei ihr waren, beschrieb sie mir die besondere ISO-Kinetik-Maschine und wie man sie einstellt. Lena versuchte mir klar zu machen, was dorsal, ventral (Richtungsverhältnisse), etc. bedeutet. Ich durfte mich sogar selber drauflegen und die Maschine ausprobieren. Es war ein interessantes Gefühl, als sich die Maschine in Gang setzte und mein Bein auf und ab bewegte. Ich konnte selber auch Kraft aufwenden, welche die Maschine zwar bremste, aber ein Computer auf einer Kurve festhielt. Nach vorne zu stoßen war immer einfacher, weil normalerweise der Quadrizeps mehr Gewicht ziehen kann, erklärte mir Lena. Das wurde auch in der Statistik des Computers deutlich. Lena ließ mich auch auf die anderen Geräte, solange sie frei waren und so konnte ich die Statistiken meiner Kraftaufwendung sehen. Mein Unterarm sei im Verhältnis zu meinem restlichen Körper sehr stark ausgeprägt, stellte Lena fest. Nach der Mittagspause ging ich mit Frau M. wieder zum Dehnen. Es ging zwar noch nicht viel besser, aber man hatte das Gefühl, dass es schon ein bisschen weiter runter sinkt. Ich ging mit ihr auch wieder zur Physiotherapie. Danach dehnte ich sie noch einmal, was schon wesentlich besser aussah und ging dann mit ihr auch um 15:00 Uhr nach Hause. 17.11.2010: Der heutige Tag versprach lustig zu werden, denn heute war Balance-Tag. In zwei der drei großen Räumen stellten wir zunächst alle möglichen Bretter, Wippen und auch Testcomputer auf. Wir konnten, bevor die Kunden kamen, schon mal alle Geräte Seite 7 von 15 ausprobieren. Als die Patienten dann kamen, standen wir an verschiedenen Geräten und erklärten sie ihnen. Alle paar Minuten wechselten wir das Gerät; Thomas hatte uns klar gemacht, in den großen Räumen freundlich zu wirken und auf alle Fälle immer eine aktive Haltung einzunehmen. Wenn man nämlich wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängt, demotiviere das auch die Kundschaft. Mit der Zeit gewöhnte man sich aber daran, nicht ständig die Hände in die Hosentasche zu stecken. Weil nach der Mittagspause nicht mehr so viele Leute da waren, spielten wir ein bisschen auf den Gleichgewichtstestern und trainierten unsere Stabilität. Da wir ja immer sehr lange da blieben, sei uns der Spaß gegönnt, meinte Thomas. Als wir dann wieder alles abgeräumt hatten, konnten wir auch um 15:00 Uhr gehen. Die ISO-Kinetik-Maschine 18.11.2010: Heute habe ich noch etwas ganz Neues kennen gelernt. „Kryo-Tens“ ist eine Maschine, die für Kältebehandlungen eingesetzt wird. Sie verpasst dem Patienten Stromladungen, was dieser manchmal auch unangenehm findet. Zu der Kältebehandlung bekommt jeder Patient auch immer eine Massage. Nina erklärte mir sehr vieles über Kältetherapien. Sie haben einen positiven Einfluss auf eine krankhaft erhöhte Muskelspannung. Verkrampfungen werden gelockert, die Muskelaktivität sinkt. Kälte kann Schmerzen lindern, weil sie die Leitungsgeschwindigkeit von Nerven herabsetzt und Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) in ihrer Aktivität dämpft. Der Kältereiz reduziert die Durchblutung, weil sich die Blutgefäße am Ort der Anwendung „eng stellen“. Dadurch wird Schwellungen und Blutergüssen nach Verletzungen oder im Rahmen von Entzündungen entgegengewirkt. Bis zur Mittagspause sah ich sehr unterschiedliche Kältebehandlungen. Eine Dame benutzte sie sogar gegen ihre Arthrose, was aber auch nichts außergewöhnliches ist. Auf meine Frage, ob man davon keine Erkältung bekäme, antwortete die Physiotherapeutin, dass die Kältebehandlung ja nur punktuell vorgenommen werde und auch meist kaum länger als 20 Minuten dauern würde. Als Frau M. nach der Mittagspause zu mir kam, um sich zu dehnen, war ich ein bisschen überrascht, weil es nicht ganz so gut wie beim letzten Mal lief. Thomas meinte, unser Ziel sei heute, es wieder so weit wie gestern zu schaffen. Es lag wohl daran, dass ihre Seite 8 von 15 Muskeln gestern sich ganz schön anstrengen mussten und heute ein bisschen mehr Pause wollten. Das wäre aber überhaupt nicht schlimm, meinte Thomas, es wäre ganz normal, dass es nicht immer gleich gut läuft. Als Frau M. wieder zur Physiotherapie musste, ging ich aber lieber zu Herr T., der den größten Teil seines Quadrizeps bei einem Motorradunfall verloren hat und ein interessanter Typ zu sein schien. Die Physiotherapeutin bewegte sein Bein immer auf und ab, fragte ihn, wo es den ziehe und bearbeitete dann die gewisse Stelle. Selber durfte ich auch Mal fühlen und bemerkte schon große Unterschiede zwischen dem gesunden und dem verletzten Bein. Danach ging ich nach einem verblüffenden Arbeitstag entspannt so um ca. 15:00 Uhr nach Hause. 19.11.2010: Heute wollte ich noch einmal eine tiefgründigere Betriebserkundung machen. Auf einem kompletten Mannschaftsfoto (wie mir Thomas versicherte) zählte ich 31 Mitarbeiter. Aktuell gibt es 156 Patienten, die alle behandelt werden müssen. Zufällig kamen heute noch ein paar Leute von einer Krankenkasse, die mit Remedia zusammenarbeitet. Krankenversicherte in der Umgebung werden meistens hierhin geschickt. Den Betrieb gibt es erst seit 2003 und die Gründer sind Thomas Hein und Oliver Stief. Beide haben Erfahrungen mit Leistungssport und so sind sie nach ihrem Studium auf die Idee gekommen, eine Physiotherapie sowie eine Sportlerbetreuung durch ambulante Rehabilitation zu gründen. Ihr Motto lautet „Gesundheit erleben - Spezialisierung nutzen“. Bald soll der Betrieb schon auf eine zweite Niederlassung ansteigen, da es rosig läuft. In dem Betrieb gibt es sehr viele unterschiedliche Behandlungen/Abteilungen. Hauptbegriffe sind aber die Krankengymnastik, die ambulante Rehabilitation und die Physiotherapie. Zu dem Team-Remedia gehören Ärzte, Physiotherapeuten, Masseure, Sporttherapeuten und Sportwissenschaftler, Ernährungsberater, Ergotherapeuten, Psychologen und Sozialarbeiter. Nach meiner tiefgründigen Erkundung und der Mittagspause half ich noch ein bisschen den älteren Herrschaften bei ihrer Ergotherapie, bei der sie einfache Bewegungen wieder erlernen oder stabilisieren sollten. Ich schaute noch einmal bei Frau M. vorbei und verabschiedete mich freundlich. Nachdem ich mich von wirklich allen verabschiedet hatte, ging dann ein wenig traurig nach Hause. Sportverletzungen, Aufbautraining menschliche Muskulatur und die (Nachhang zum 11.11.2010) Im Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung hat der Sport seinen Stellenwert und seine Struktur erhalten. Dabei lösen Sportveranstaltungen reges Zuschauerinteresse in den Stadien aus, und hohe Einschaltquoten bei Fernsehübertragungen sowie umfangreiche Berichterstattungen durch die Medien bringen zusätzlich das Interesse weiter Teile unserer Gesellschaft am wettkampforientierten Sport zum Ausdruck. Dies kann den sozialen Status des Sportlers beeinflussen. Deshalb versuchen die Athleten sicherlich ihr Leistungsniveau zu verbessern. Seite 9 von 15 Härteres Training führt aber oftmals auch zu Verletzungen. Damit ein Sportler schnell wieder seine optimale Belastungsfähigkeit erlangt, muss er ein auf den Verletzungsbereich gezieltes, muskuläres und funktionelles Aufbautraining durchführen. Es ist allerdings ein Trugschluss, wenn Mediziner, Krankengymnasten, Physiotherapeuten und Trainer meinen, dass traditionelle Trainingsmethoden und krankengymnastische Behandlungen ausreichen, eine muskuläre Stabilität der verletzten Bereiche zu erlangen. Das zu frühe Lauftraining zum Beispiel führt in den meisten Fällen zu erneuten Negativreaktionen. Ein gezieltes Lauftraining (Ausdauer, Schnelligkeit) sollte erst dann absolviert werden, wenn der muskuläre Unterschied im Vergleich zum nicht verletzten Bereich einen Wert von 0,5 bis 0,8 cm aufweist. Ansonsten ermüdet die Muskulatur bereits nach ca. 15 Minuten. Die Folge wäre ein Reizzustand des betroffenen Gelenks und die damit verbundenen Komplikationen, die den Heilungs- und Rehabilitationsprozess verlängern. Grundlage der Rehabilitation kann deswegen nur ein gezieltes organisches und muskuläres Aufbautraining sein, um den Verletzten wieder die Möglichkeit zu geben, sich im sportlichen Betätigungsfeld wie auch im Beruf voll entfalten zu können. Ziel des Aufbautrainings ist es, verletzte Patienten / Sportler so zu trainieren, dass sie eine physische Verbesserung im Vergleich zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand nachvollziehen können. Die damit verbundene sportliche Belastbarkeit stellt die Basis für einen Neubeginn sportlich aktiver Betätigung dar. Weiterhin besteht die Notwendigkeit, eine völlige Schmerzfreiheit ohne jegliche Manipulation zu erreichen und die damit verbundene psychische Hemmschwelle zu überwinden. Sobald der Patient / Sportler die postoperative Phase mit Hilfe der Krankengymnastik beendet hat, ist es notwendig, dass der behandelnde Arzt eine exakte Diagnose erstellt. Die Diagnose stellt die Grundlage für die Gestaltung des Aufbautrainings dar. Anschließend erarbeitet der Rehabilitationstrainer ein individuelles Trainingsprogramm. Jedes Aufbautraining besteht aus vier Phasen: 1. Phase – Mobilisationstraining o Isometrisches Training o Auxotonisches Training o Allgemeine Beweglichkeit o Koordinationsübungen o Angepasste Kreislaufbelastungen 2. Phase – Stabilisationstraining o Isometrisches Training o Auxotonisches Training o Isotonisches Training o Isokinetisches Training o Komplexübungen o Verbesserung des Kreislaufpotentials 3. Phase – Erweitertes Stabilisationstraining o Auxotonisches Muskeltraining o Isokinetisches Training Seite 10 von 15 o Komplexes Koordinationstraining o Erlernen sportartspezifischer Bewegungsmechanismen o Steigerung des Muskeltrainings 4. Phase – Muskelbelastungstraining o Laufbelastungen (Ausdauer, Schnelligkeit, Intervall) o Sprungkraft o Organisches Training o Allgemeines / sportartspezifisches Muskeltraining + Test Die einzelnen Phasen des Aufbautrainings sind je nach Verletzung von unterschiedlicher Zeitdauer. Mit Beendigung des Aufbautrainings und der nachgewiesenen sportlichen Belastbarkeit beginnt das sportartspezifische Training im Verein. Er kann nun alle Muskeln wieder dem Belieben nach einsetzen. Der Mensch besitzt ca. 600 Muskeln. Sie haben Aufgaben wie die Bewegung der Knochen und des Körpers, eine aufrechte Körperhaltung, Beanspruchung der Röhrenknochen. Und sie üben in allen Belastungsbereichen auf den Bandapparat des Skeletts eine stoßdämpfende Funktion aus. Man unterscheidet zwischen drei Muskeltypen: einfach durchgezogen------spindelförmig--------doppelt gefiedert Zudem gibt es drei Arten von Muskelgeweben: glattes und quergestreiftes sowie das Herzmuskelgewebe. Die Muskelgruppen sind (Fachbegriffe): • Beweger (Flexoren) • Strecker (Extensoren) • Anzieher (Adduktoren) • Wegzieher (Abduktoren) • Einwärtsdreher (Pronatoren) • Auswärtsdreher (Supinatoren) Seite 11 von 15 • Schließer (Sphintoren) • Öffner (Dilatatoren) • Herabzieher (Depressoren) • Zusammenpresser (Kompressoren) • Heber (Levatoren) • Spanner (Tensoren) Berufsbild Sportmediziner Ich habe in meinem Praktikum sehr viele Berufe kennen gelernt. Da ich hier aber nicht alle Berufe näher erläutern kann, wähle ich den Beruf, für den ich mich besonders interessiere. Unter einem Sportmediziner stelle ich mir einen Arzt vor, der sowohl viel von der Anatomie des Menschen und seinen Bewegungen versteht und deshalb ein guter Orthopäde ist, der Verletzungen gut und richtig diagnostiziert und heilen kann. Außerdem versteht er was von Leistungsmedizin, d.h. der Physiologie und kann deshalb die Belastung im Training steuern. Ein Sportmediziner braucht das Abitur, um dann damit Medizin zu studieren. Es ist der gleiche Werdegang wie der eines Orthopäden. Heutzutage ist die Weiterbildung zum Sportmediziner aber um ein Wesentliches umfangreicher als noch vor 20 Jahren. Damals bestand sie lediglich ausein paar Wochenendkursen. Jetzt muss man zwei Semesterkurse absolvieren und mehrere Prüfungen schaffen. Patienten und ihre Behandlung Frau M. : zwei Hüftarthrosen und zwei Kniearthrosen. Sie hat früher keinen Sport betrieben. Ihre Muskeln "verklebten" dadurch – zunächst an der Hüfte und dann am Knie. Später wurde versucht, ihr eine Hüftarthrose wegzuoperieren, danach zu mobilisieren. Doch das Gelenk versteifte wieder und Seite 12 von 15 deswegen versucht sie es nun durch Krankengymnastik und Physiotherapie wieder beweglich zu machen. Herr K.: chronische Entzündungen an den Gliedmaßen Unter seiner Haut entzündeten sich die so genannten Lymphknoten. Er hat die Krankheit schon seit er 20 Jahre ist. Man kann diese Krankheit nicht operieren und er hat schon sehr viele Therapiemöglichkeiten hinter sich. Aber seit er bei Remedia Lymphdrainage von einem der Physiotherapeuten bekommt, hat er viel seltener Entzündungen an den Gliedmaßen, allerdings muss er danach immer auf die Toilette, weil die Flüssigkeit irgendwo raus muss, die er "wegmassiert" bekam. Herr R.: drei Gleitwirbel Seine Wirbelsäule war nie sehr stabil und er hat auch bisher nie etwas gegen seine labile Wirbelsäule getan, wie etwa ein paar einfache krankengymnastische Übungen. Beim Einkauf tragen sind auf einmal seine Bandscheiben herausgesprungen und es tat höllisch weh. Nach einer ärztlichen Versorgung kam er nun zu Remedia, um seine Wirbelsäule zu stabilisieren. Bei ihm waren ein paar rückenisometrische Übungen notwendig, bei denen er aber nicht in die Extension (Hohlkreuz) geht. Damit trainiert er die "Musculi multifidi" (kleine Muskeln im Rücken), die seine Bandscheiben und Wirbel halten sollen. Frau F.: Kreuzbandriss Sie ist eine Frau mittleren Alters und sportlich noch sehr aktiv. Eigentlich hat sie eine starke Beinmuskulatur, aber beim Handball im Sprungwurf ist sie schlecht aufgekommen und riss sich das Kreuzband. Ihr Knie schwoll sofort an. Sie entschied sich dagegen, ein neues Kreuzband einzusetzen und versucht nun das, was das Kreuzband hielt, auf die umliegenden Bänder zu übertragen. So wird sie aber nie mehr Leistungssport betreiben können, aber das findet sie überhaupt nicht schlimm. Schon zwei Monate nach ihrem Sturz kam sie zu Remedia. Hier macht sie leichte Gleichgewichts-und Belastungsübungen und bekommt in der Physiotherapie ihr noch ein bisschen angeschwollenes Knie behandelt. Herr L.: Achillessehne gerissen Ein kräftiger Herr, so um die 40, arbeitet beim Militär. Bei einem Waldlauf ist er komisch aufgetreten und seine schon leicht gereizte Achillessehne riss. Er ließ sich eine der umliegenden Sehnen sozusagen halbieren, die eine Hälfte ersetzt nun die Achillessehne. Seite 13 von 15 Bei Remedia soll sich nun die Sehne an ihre neue Aufgabe gewöhnen, indem sie regelmäßig bewegt und gespannt wird. Seiner Meinung nach hält Herr L. sehr viel Schmerz aus und deswegen muss man ihn manchmal ein wenig zurückhalten. Frau W.: Schulterluxation Sie ist Rentnerin und trieb bis vor kurzem noch viel Sport. Bei einem Fahrradunfall sprang ein Stück ihrer Schulter heraus. Sie ließ es operieren, doch die Schulter konnte sie noch nicht so weit bewegen wie früher. Am Anfang arbeitete sie bei Remedia viel an der ISO-Kinetik Maschine (d.h. ihre Schulter wurde "passiv" von einem Gerät bewegt). Jetzt kann sie aber schon selber ihre Schulter mit leichten Gegengewichten bewegen. Herr T.: Er ist ein "Kerl", der kurz vor der Rente steht. Seine Leidenschaft ist das Motorrad fahren. Bei einem schlimmen Unfall verlor er den größten Teil seines linken Quadrizeps (Oberschenkel). Nun versucht er, den Oberschenkel weitestgehend zu unterstützen. Mehr als isometrische Übungen (versuchen, Oberschenkel längere Zeit anzuspannen) darf er allerdings nicht machen. Die Physiotherapeutin machte ihm aber Hoffnungen, dass er im Frühling wieder Motorrad fahren kann. Mein Eindruck vom Praktikum •Wurdest du im Praktikum sinnvoll beschäftigt? Ich wurde in meinem Praktikum sehr sinnvoll beschäftigt. Ich durfte oft zuschauen, auch sehr viele Fragen stellen und Material für später sammeln. Ich durfte so gut wie jede Maschine austesten und habe gemerkt, wie anstrengend eine Behandlung für die Patienten sein kann. Außerdem durfte ich schon sehr viel helfen und konnte auch den Patienten sinnvoll helfen und Fragen beantworten. In der Stromabteilung war ich bei einer Kryo-TENS Behandlung, wo ich schon alles selbst machen musste. Ich habe jeden Bereich in der Physiotherapie und der Krankengymnastik kennen gelernt, wie z.B. die Lymphdrainage, wo ich vorher nicht einmal wusste, was das ist. •Meinst du, dass das Praktikum für dich nützlich war? Begründe kurz deine Meinung. Ja, ich denke, das Praktikum war sehr nützlich für mich, denn ich weiß jetzt, was Physiotherapeuten und Sportmediziner für Aufgaben haben und wie viele Bereiche der Behandlung sie beherrschen müssen. Ich habe die guten und schlechten Seiten eines Berufes, der mit Menschen in Verbindung steht, kennen gelernt. Hauptsächlich habe ich nur gute Erfahrungen gemacht, doch es gab auch die Situation, die mich abgeschreckt hat, nämlich als ich ein zerstörtes Bein eines Patienten sah und es auch anfassen sollte. Mich hat die Arbeit in der Physiotherapie und die Vielfalt der Arbeiten sehr überzeugt. Seite 14 von 15 •Musst du deine bisherigen Vorstellungen vom Berufsleben ändern? Wenn ja, inwiefern? Das „Hereinschnuppern“ in den Beruf war so ähnlich, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte auch Glück, dass mein Praktikum nicht eintönig war. Ich habe jeden Tag viel dazugelernt. Allerdings war es auch etwas anstrengend, da es nicht so viele Pausen gab wie in der Schule und man auch fast den ganzen Tag sich drinnen aufhielt. Man legt dort auch etwas andere Essgewohnheiten an den Tag, weil man in den Räumen nichts essen soll. Das ist natürlich verständlich, aber es war für mich noch etwas ungewohnt. Von vornherein klar war natürlich, dass, wenn man viel verstehen möchte, man Fachwissen benötigt in einem Beruf, der viel mit Medizin zu tun hat. •Hat dir das Praktikum bei der Berufsfindung geholfen? Wenn ja, inwiefern? Auch wenn man für diesen Beruf sehr viel lernen und wissen muss, weiß ich jetzt nach dem Praktikum noch genauer, dass ich auf jeden Fall einen Beruf erlernen möchte, der mit Menschen zu tun hat. Es ist einfach toll, wenn man den ganzen Tag Menschen um sich herum hat, sich mit ihnen sehr nett unterhalten kann. Man ist den ganzen Tag freundlich und bekommt erfreulicherweise die Freundlichkeit auch oft zurück. Man lernt viele Menschen kennen und es gibt auch Leute, die einem dann ans Herz wachsen und man sich freut, sie zu sehen. Weil jeder Patient anders gestrickt ist und auch nie eine Verletzung der anderen gleicht, ist es für mich ein guter Grund, diesen Beruf später auszuüben, da es sehr abwechslungsreich ist. Eigentlich wollte ich schon immer einen Beruf haben, der mit Sport zu tun hat, doch jetzt nach meinem Praktikum weiß ich, es muss nicht der Sport sein, sondern einfach die Menschen. Denn ich habe gemerkt, dass man bei so einem Beruf gut gelaunt ist und das ist für mich eines der wichtigsten Aspekte bei einer Berufswahl. Zudem ist es auch immer toll, wenn die älteren Leute einen dann behandeln wie einen Enkel. Also die Richtung meiner Berufswahl steht eigentlich fest. Natürlich werde ich in der Zukunft hoffentlich noch ein paar Berufserfahrungen mehr machen, bevor ich dann in das Berufsleben einsteige - oder auch nicht. Seite 15 von 15