Praktikumsbericht Remedia

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Praktikumsbericht Remedia
Praktikumsbericht
von Jan Lukas Kern
8.11.-19.11.2010
Inhaltsverzeichnis
Praktikumsbewerbung
und Erwartungen
Tagesberichte
Referat über Aufbautraining
und Muskeln
(Nachhang vom 11.11.2010)
Berufsbild „Sportmediziner“
Patienten und deren Behandlung
Meine Meinung vom Praktikum
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Warum ich zu Remedia ging und meine Erwartungen an das
Praktikum
Bevor ich mich bei Remedia bewarb, überlegte ich mir sehr genau, warum ich gerade
dahin gehen wollte. Ich habe mich nämlich noch bei ein paar anderen Betrieben
beworben, unter anderem bei einer Zeitung.
Ich interessiere mich sehr für die Medizin und liebe es, mit Menschen zu tun zu haben.
Als ich mit meinem zukünftigen Praktikumsbetreuer sprach, versicherte er mir, mich so
weit es geht in den Betrieb einzubinden und mir meine Zeit im Praktikum so
abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Das überzeugte mich sehr. Darüber hinaus
wollte ich mehr über die Rehabilitationsprogramme von Remedia erfahren. Generell
wollte ich noch etwas über die Organisation einer solchen Einrichtung erfahren und,
welche Patienten hier mit welchen Erkrankungen und Verletzungen auf welche Art und
Weise behandelt werden. Gerade als Sportler ist es nämlich interessant zu sehen, wie man
bei welcher Verletzung wieder fit gemacht wird.
Von Remedia interessierte mich noch die Gründungsgeschichte und wie man dazu
kommt, eine solche Einrichtung innerhalb von wenigen Jahren aufzubauen. Es war ja
eigentlich recht spät für eine Firmengründung (wie ich später allerdings erfuhr, gibt es
diesen Firmenzweig erst seit kurzer Zeit).
Tagesberichte
8.11.2010:
Zuerst wurden mir die Abteilungen und die verschiedenen Räume gezeigt, ich lernte die
Physiotherapeuten und Sportmediziner kennen. Danach wurden wir Praktikanten in die
verschiedenen Abteilungen geschickt, um unsere eigenen Erfahrungen zu sammeln. Ich
ging erst einmal in die Verwaltung, was nicht so spannend war. Nach einer halben Stunde
allerdings nahm mich einer der Physiotherapeuten mit und stellte mir einen Patienten vor.
Die Physiotherapie ist aufgeteilt in mehrere kleine Räume, in denen Einzelbehandlungen
stattfinden. Zunächst fand ich es etwas eklig, als mein Physiotherapeut mich aufforderte,
das gesunde und das verletzte Knie des Patienten abzutasten und zu fühlen, ob ich den
Unterschied merke. Trotzdem tastete ich sie ab und bemerkte kleine Unterschiede. Der
Physiotherapeut erklärte mir nun, dass der Patient vor einigen Monaten einen
Kreuzbandriss hatte und nun das neue Kreuzband gedehnt werden müsse. Jeder Patient
blieb ungefähr 20 min, in denen er entweder massiert oder gedehnt wurde. Nach circa 2 h
und vielen weiteren Patienten entschied ich mich nun, in die sportmedizinische Abteilung
zu gehen. Die sportmedizinische Abteilung war in drei große Räume aufgeteilt, in denen
alle Patienten ihre Muskeln und Sehnen wieder belasteten. Jeder Raum galt einer der
verschiedenen Phasen des Aufbautrainings.
Als ich dort ankam, erklärte mir mein Praktikumsbetreuer, welchen Patienten ich beim
Dehnen Hilfestellung geben könnte und worauf ich dabei achten müsste. Natürlich fragte
ich vorher jeden Patienten, ob es in Ordnung wäre, wenn ich ihm helfen würde, doch die
meisten Patienten waren positiv gestimmt. Ich stützte und half nun den Patienten, wo es
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ging und hatte immer etwas zu tun. Da das ganze sehr lustig war und ich mit den
Patienten nett plaudern konnte, war ich sogar etwas traurig, als ich um 3:00 Uhr dann
nach Hause ging.
9.11.2010:
Heute kam ich ein bisschen früher, um mir den Arbeitsplatz aussuchen zu können. Ich
ging zu dem Fitnesstrainer Christian, weil man bei ihm mit Bällen und Bändern arbeiten
konnte. Hier waren die etwas fitteren Patienten. Christian war für das isometrische
Aufbautraining zuständig, das heißt, man versucht Spannung aufzubauen und diese zu
halten. Er zeigte mir Kniffe & Tricks, die Patienten zu kontrollieren. Da die meisten
Patienten ihre Übungen aber schon kannten, musste ich sie nicht häufig verbessern.
Christian benutzte aber auch gerne ein paar Fachbegriffe, deshalb musste ich auch so
manches Mal nachfragen. " Herr ... geht zu viel in die Extension!", "Ähm?", "Ach so, er
geht zu weit ins Hohlkreuz!" Aber das war auch nicht so schlimm, denn so habe ich viel
dazugelernt.
Nach der Mittagspause wechselte ich zu Richie, er machte mit allen Praktikanten ein
langes, anstrengendes Fitnesstraining. Dabei zeigte er auch viele Übungen, die die
Patienten zu machen hatten. So lernt man auch die Schwerpunkte jeder Übung kennen.
Da Richie aber noch selber Patienten hatte, ließ er uns an die Maschinen. Hier hieß es
"pumpen" beim auxotonischen (Aufbau-) Training. Jetzt konnte ich das Stöhnen der
Patienten eher nachvollziehen.
Bevor ich ging, unterhielt ich mich mit den Patienten, um Informationen über ihre
Verletzungen herauszufinden. Danach war mein Arbeitstag vorbei und ich ging erschöpft
nach Hause.
10.11.2010:
Heute kam ich, wie sonst auch immer, kurz vor acht bei Remedia an. Die netten Damen
an der Anmeldung erklärten mir, dass ich heute etwas Besonderes vorbereiten müsste.
Mittwoch ist nämlich der Tag für Fango-Behandlungen. Ich musste mit den anderen
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Praktikanten erst einmal eine Art Creme anrühren. Es sah ein bisschen nach Matsch aus,
aber Nathalie, die Physiotherapeutin, meinte, das müsse so sein. Danach bereiteten wir
Wärmekissen, Bänder und feuchte Laken auf.
Es dauerte ca. eine Stunde, die aber sehr spaßig war. Nun musste es aber schnell gehen.
Wir brachten alles in den Fango-Raum und schon kam der Physiotherapeut mit dem
Patienten und wir setzten uns in eine Ecke und schauten zu. Hier waren alle Patienten
entspannt und es herrschte eine gute Atmosphäre. Fango hat sehr viel Spaß gemacht, weil
man immer neue warme Kissen und Creme-Packungen benötigte. Nach der Mittagspause
ging ich zu Thomas in die sportmedizinischen Räume. Thomas erklärte, dass er, anders
als zum Beispiel die Physiotherapeuten, mehrere Patienten managen und ihnen behilflich
sein müsse. Hier stöhnten die Patienten aber ganz schön, da sie immer ein bisschen weiter
kommen sollten. Zu dem zeigte mir Thomas die Grundlage der „Rückenschule“ anhand
einiger Patienten. Mir wurde die Rückenmuskulatur des Menschen erklärt: “Im Prinzip
besteht die Rückenmuskulatur aus zwei Koteletts, die die Wirbelsäule gerade und stabil
halten müssen.“ Bei vielen Patienten war dies eben nicht der Fall und deswegen zeigte
mir Thomas einen Griff, um das bei den Patienten überprüfen zu können (natürlich
musste ich die Patienten immer vorher fragen). Der Tag heute war sehr spaßig und
interessant und deswegen ging ich um 15:00 Uhr fröhlich nach Hause.
11.11.2010:
Heute waren alle Praktikanten ein klein wenig müde. Und weil so früh morgens
manchmal kaum etwas los ist, hatte Julia, die Sportmedizinerin von der isokinetischen
Abteilunge die Idee, dass wir doch ein Referat über Aufbautraining generell halten
könnten. Es wäre sicher praktisch, so etwas für einen Praktikumsbericht zu wissen
(Referat findet man am Ende der Tagesberichte). Sie gab uns ein Buch und zeigte uns ein
paar wichtige Seiten darin. Zusätzlich ließ sie uns an Computer, um dort recherchieren zu
können. Bis zur Mittagspause waren wir komplett fertig und mussten unsere Ergebnisse
jetzt allen Mitarbeitern im Pausenraum vortragen. Mir war es am Anfang zwar etwas
peinlich, aber trotzdem machte es Spaß. Wir kassierten auch von allen ein großes Lob.
Dafür ließ uns Thomas ein bisschen früher gehen. Davor zeigte uns Stefanie das Archiv
und wir sollten drei Krankenakten ausfindig machen. Nach zwanzig Minuten hatten wir
sie alle drei gefunden und gingen um 14:00 geschafft nach Hause.
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12.11.2010:
Jeden dritten Freitag im Monat fand der sogenannte Unternehmer-Tag statt. Hier wurden
viele Massagen und einfache Entspannungstechniken mit den Leuten aus dem Kurs
praktiziert. Für uns galt es, wie immer, höfliche Umgangsformen zu beachten. Die
meisten Herrschaften waren ziemlich steif und unsere Aufgabe war es, sie beim Dehnen
zu unterstützen und zu überprüfen, ob sie ihre Dehnübungen auch richtig ausführten.
Manchmal war es für uns nicht leicht, 30 Sekunden in einer nicht gerade bequemen
Position auszuharren. Normalerweise wiederholte man jede Übung 4-5 Mal auf jeder
Seite. Es ist wichtig, dass man auf beiden Seiten (Beinen, Armen etc.) möglichst gleich
lange dehnt, auch wenn man nur auf einer Seite verkürzt ist, um einen natürlichen Gang
zu erreichen.
Vor der Mittagspause schaute ich Martin noch bei zwei Fußreflexzonen-Massagen zu und
ließ mir die wichtigsten Informationen über sie geben.
Für mich war es sehr interessant, nach der Mittagspause beim EMS (Strom) zu helfen und
sogar schon die Patienten anzuschließen und alles vorzubereiten. Katja beschrieb dann,
was mit dem Patienten nun passiere und der Patient erzählte mir von seinen
krankengymnastischen Problemen.
Danach war für mich der Tag leider schon zu Ende.
13.11.2010
Am Samstag bekam ich einen Schreck, oh, stimmt ja, ich habe heute gar kein Praktikum.
15.11.2010:
Am Montag kamen wieder ein paar neue Patienten und Thomas hatte die Idee, dass jeder
der Praktikanten einen Patienten begleitet. Ich bekam Frau M., eine alte Dame mit zwei
Hüft- und zwei Kniearthrosen. Seitdem ihre eine Hüftarthrose operiert worden ist, konnte
sie ihr Bein nicht mehr gerade nach unten strecken. Ihr Bein war immer leicht
angewinkelt. Meine Aufgabe war es nun, ihren Oberschenkel immer mit einem ganz
leichten Druck nach unten zu drücken. Es war einer Dehnübung ähnlich, doch Frau M.
meinte nicht, dass es zieht, wie es sonst bei Dehnübungen der Fall ist, sondern einfach
nur anstrengend wäre, wie ein schwerer Dauerlauf. Nach jeder Wiederholung machten
wir kurz Pause, weil ihr Kreislauf etwas angeknackst war.
Wenn ein Patient zu Remedia kommt, muss er die ersten Wochen fast täglich kommen,
nach ca. einem Monat (von Patient zu Patient unterschiedlich) nur noch 1-3 mal die
Woche, damit der große Fortschritt der ersten Wochen nicht wieder schlagartig
verschwindet.
Die nächste Übung mit Frau M. war, ihr Bein nach hinten zu heben. Dafür lag sie auf
dem Bauch auf einer Liege, ihre Beine baumelten frei und ich drückte ihr Bein parallel
zum Oberkörper (5Sätze pro Bein, immer zehn Mal für ca. 3Sekunden oben
halten).Danach machten wir noch ein paar andere Übungen und ich schaute ihr bei ihrer
physiotherapeutischen Behandlung zu. Dabei meinte Tanja, sie müsse die "Verklebungen
im Muskel" lösen, damit das Gelenk wieder lockerer wird und sie ihre Beine weiter
strecken könne.
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Nach der Mittagspause machte Richie mit uns viele Übungen der Rückenschule. Dazu
zeigte er uns immer die Kontrollgriffe und meinte, meine Wirbelsäule sei nicht gerade die
stabilste. Dazu benutzten wir ein paar Geräte.
Nach ca. 1 Stunde um ca. 15:00 Uhr ging ich mit einem geraden Rücken nach Hause.
16.11.2010:
Heute Morgen war Frau M. noch nicht da, weil sie erst für heute Mittag eingeteilt war.
Deshalb ging ich zu Lena zur ISO-Kinetik-Abteilung. Da noch nur wenige Patienten bei
ihr waren, beschrieb sie mir die besondere ISO-Kinetik-Maschine und wie man sie
einstellt. Lena versuchte mir klar zu machen, was dorsal, ventral (Richtungsverhältnisse),
etc. bedeutet. Ich durfte mich sogar selber drauflegen und die Maschine ausprobieren. Es
war ein interessantes Gefühl, als sich die Maschine in Gang setzte und mein Bein auf und
ab bewegte. Ich konnte selber auch Kraft aufwenden, welche die Maschine zwar bremste,
aber ein Computer auf einer Kurve festhielt. Nach vorne zu stoßen war immer einfacher,
weil normalerweise der Quadrizeps mehr Gewicht ziehen kann, erklärte mir Lena. Das
wurde auch in der Statistik des Computers deutlich. Lena ließ mich auch auf die anderen
Geräte, solange sie frei waren und so konnte ich die Statistiken meiner Kraftaufwendung
sehen. Mein Unterarm sei im Verhältnis zu meinem restlichen Körper sehr stark
ausgeprägt, stellte Lena fest. Nach der Mittagspause ging ich mit Frau M. wieder zum
Dehnen. Es ging zwar noch nicht viel besser, aber man hatte das Gefühl, dass es schon
ein bisschen weiter runter sinkt. Ich ging mit ihr auch wieder zur Physiotherapie. Danach
dehnte ich sie noch einmal, was schon wesentlich besser aussah und ging dann mit ihr
auch um 15:00 Uhr nach Hause.
17.11.2010:
Der heutige Tag versprach lustig zu werden, denn heute war Balance-Tag. In zwei der
drei großen Räumen stellten wir zunächst alle möglichen Bretter, Wippen und auch
Testcomputer auf. Wir konnten, bevor die Kunden kamen, schon mal alle Geräte
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ausprobieren. Als die Patienten dann kamen, standen wir an verschiedenen Geräten und
erklärten sie ihnen. Alle paar Minuten wechselten wir das Gerät; Thomas hatte uns klar
gemacht, in den großen Räumen freundlich zu wirken und auf alle Fälle immer eine
aktive Haltung einzunehmen. Wenn man nämlich wie ein Schluck Wasser in der Kurve
hängt, demotiviere das auch die Kundschaft. Mit der Zeit gewöhnte man sich aber daran,
nicht ständig die Hände in die Hosentasche zu stecken.
Weil nach der Mittagspause nicht mehr so viele Leute da waren, spielten wir ein bisschen
auf den Gleichgewichtstestern und trainierten unsere Stabilität. Da wir ja immer sehr
lange da blieben, sei uns der Spaß gegönnt, meinte Thomas. Als wir dann wieder alles
abgeräumt hatten, konnten wir auch um 15:00 Uhr gehen.
Die ISO-Kinetik-Maschine
18.11.2010:
Heute habe ich noch etwas ganz Neues kennen gelernt. „Kryo-Tens“ ist eine Maschine,
die für Kältebehandlungen eingesetzt wird. Sie verpasst dem Patienten Stromladungen,
was dieser manchmal auch unangenehm findet. Zu der Kältebehandlung bekommt jeder
Patient auch immer eine Massage. Nina erklärte mir sehr vieles über Kältetherapien. Sie
haben einen positiven Einfluss auf eine krankhaft erhöhte Muskelspannung.
Verkrampfungen werden gelockert, die Muskelaktivität sinkt. Kälte kann Schmerzen
lindern, weil sie die Leitungsgeschwindigkeit von Nerven herabsetzt und Nozizeptoren
(Schmerzrezeptoren) in ihrer Aktivität dämpft. Der Kältereiz reduziert die Durchblutung,
weil sich die Blutgefäße am Ort der Anwendung „eng stellen“. Dadurch wird
Schwellungen und Blutergüssen nach Verletzungen oder im Rahmen von Entzündungen
entgegengewirkt. Bis zur Mittagspause sah ich sehr unterschiedliche Kältebehandlungen.
Eine Dame benutzte sie sogar gegen ihre Arthrose, was aber auch nichts
außergewöhnliches ist. Auf meine Frage, ob man davon keine Erkältung bekäme,
antwortete die Physiotherapeutin, dass die Kältebehandlung ja nur punktuell
vorgenommen werde und auch meist kaum länger als 20 Minuten dauern würde.
Als Frau M. nach der Mittagspause zu mir kam, um sich zu dehnen, war ich ein bisschen
überrascht, weil es nicht ganz so gut wie beim letzten Mal lief. Thomas meinte, unser Ziel
sei heute, es wieder so weit wie gestern zu schaffen. Es lag wohl daran, dass ihre
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Muskeln gestern sich ganz schön anstrengen mussten und heute ein bisschen mehr Pause
wollten. Das wäre aber überhaupt nicht schlimm, meinte Thomas, es wäre ganz normal,
dass es nicht immer gleich gut läuft. Als Frau M. wieder zur Physiotherapie musste, ging
ich aber lieber zu Herr T., der den größten Teil seines Quadrizeps bei einem
Motorradunfall verloren hat und ein interessanter Typ zu sein schien. Die
Physiotherapeutin bewegte sein Bein immer auf und ab, fragte ihn, wo es den ziehe und
bearbeitete dann die gewisse Stelle. Selber durfte ich auch Mal fühlen und bemerkte
schon große Unterschiede zwischen dem gesunden und dem verletzten Bein.
Danach ging ich nach einem verblüffenden Arbeitstag entspannt so um ca. 15:00 Uhr
nach Hause.
19.11.2010:
Heute wollte ich noch einmal eine tiefgründigere Betriebserkundung machen. Auf einem
kompletten Mannschaftsfoto (wie mir Thomas versicherte) zählte ich 31 Mitarbeiter.
Aktuell gibt es 156 Patienten, die alle behandelt werden müssen. Zufällig kamen heute
noch ein paar Leute von einer Krankenkasse, die mit Remedia zusammenarbeitet.
Krankenversicherte in der Umgebung werden meistens hierhin geschickt. Den Betrieb
gibt es erst seit 2003 und die Gründer sind Thomas Hein und Oliver Stief. Beide haben
Erfahrungen mit Leistungssport und so sind sie nach ihrem Studium auf die Idee
gekommen, eine Physiotherapie sowie eine Sportlerbetreuung durch
ambulante
Rehabilitation zu gründen. Ihr Motto lautet „Gesundheit erleben - Spezialisierung
nutzen“. Bald soll der Betrieb schon auf eine zweite Niederlassung ansteigen, da es rosig
läuft. In dem Betrieb gibt es sehr viele unterschiedliche Behandlungen/Abteilungen.
Hauptbegriffe sind aber die Krankengymnastik, die ambulante Rehabilitation und die
Physiotherapie. Zu dem Team-Remedia gehören Ärzte, Physiotherapeuten, Masseure,
Sporttherapeuten und Sportwissenschaftler, Ernährungsberater, Ergotherapeuten,
Psychologen und Sozialarbeiter.
Nach meiner tiefgründigen Erkundung und der Mittagspause half ich noch ein bisschen
den älteren Herrschaften bei ihrer Ergotherapie, bei der sie einfache Bewegungen wieder
erlernen oder stabilisieren sollten. Ich schaute noch einmal bei Frau M. vorbei und
verabschiedete mich freundlich. Nachdem ich mich von wirklich allen verabschiedet
hatte, ging dann ein wenig traurig nach Hause.
Sportverletzungen,
Aufbautraining
menschliche Muskulatur
und
die
(Nachhang zum 11.11.2010)
Im Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung hat der Sport seinen Stellenwert und seine
Struktur erhalten. Dabei lösen Sportveranstaltungen reges Zuschauerinteresse in den
Stadien aus, und hohe Einschaltquoten bei Fernsehübertragungen sowie umfangreiche
Berichterstattungen durch die Medien bringen zusätzlich das Interesse weiter Teile
unserer Gesellschaft am wettkampforientierten Sport zum Ausdruck. Dies kann den
sozialen Status des Sportlers beeinflussen. Deshalb versuchen die Athleten sicherlich ihr
Leistungsniveau zu verbessern.
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Härteres Training führt aber oftmals auch zu Verletzungen. Damit ein Sportler schnell
wieder seine optimale Belastungsfähigkeit erlangt, muss er ein auf den
Verletzungsbereich gezieltes, muskuläres und funktionelles Aufbautraining durchführen.
Es ist allerdings ein Trugschluss, wenn Mediziner, Krankengymnasten,
Physiotherapeuten und Trainer meinen, dass traditionelle Trainingsmethoden und
krankengymnastische Behandlungen ausreichen, eine muskuläre Stabilität der verletzten
Bereiche zu erlangen. Das zu frühe Lauftraining zum Beispiel führt in den meisten Fällen
zu erneuten Negativreaktionen. Ein gezieltes Lauftraining (Ausdauer, Schnelligkeit)
sollte erst dann absolviert werden, wenn der muskuläre Unterschied im Vergleich zum
nicht verletzten Bereich einen Wert von 0,5 bis 0,8 cm aufweist. Ansonsten ermüdet die
Muskulatur bereits nach ca. 15 Minuten. Die Folge wäre ein Reizzustand des betroffenen
Gelenks und die damit verbundenen Komplikationen, die den Heilungs- und
Rehabilitationsprozess verlängern.
Grundlage der Rehabilitation kann deswegen nur ein gezieltes organisches und
muskuläres Aufbautraining sein, um den Verletzten wieder die Möglichkeit zu geben, sich
im sportlichen Betätigungsfeld wie auch im Beruf voll entfalten zu können. Ziel des
Aufbautrainings ist es, verletzte Patienten / Sportler so zu trainieren, dass sie eine
physische Verbesserung im Vergleich zu ihrem aktuellen Gesundheitszustand
nachvollziehen können. Die damit verbundene sportliche Belastbarkeit stellt die Basis für
einen Neubeginn sportlich aktiver Betätigung dar. Weiterhin besteht die Notwendigkeit,
eine völlige Schmerzfreiheit ohne jegliche Manipulation zu erreichen und die damit
verbundene psychische Hemmschwelle zu überwinden. Sobald der Patient / Sportler die
postoperative Phase mit Hilfe der Krankengymnastik beendet hat, ist es notwendig, dass
der behandelnde Arzt eine exakte Diagnose erstellt. Die Diagnose stellt die Grundlage für
die Gestaltung des Aufbautrainings dar. Anschließend erarbeitet der Rehabilitationstrainer
ein individuelles Trainingsprogramm. Jedes Aufbautraining besteht aus vier Phasen:
1. Phase – Mobilisationstraining
o Isometrisches Training
o Auxotonisches Training
o Allgemeine Beweglichkeit
o Koordinationsübungen
o Angepasste Kreislaufbelastungen
2. Phase – Stabilisationstraining
o Isometrisches Training
o Auxotonisches Training
o Isotonisches Training
o Isokinetisches Training
o Komplexübungen
o Verbesserung des Kreislaufpotentials
3. Phase – Erweitertes Stabilisationstraining
o Auxotonisches Muskeltraining
o Isokinetisches Training
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o Komplexes Koordinationstraining
o Erlernen sportartspezifischer Bewegungsmechanismen
o Steigerung des Muskeltrainings
4. Phase – Muskelbelastungstraining
o Laufbelastungen (Ausdauer, Schnelligkeit, Intervall)
o Sprungkraft
o Organisches Training
o Allgemeines / sportartspezifisches Muskeltraining + Test
Die einzelnen Phasen des Aufbautrainings sind je nach Verletzung von unterschiedlicher
Zeitdauer. Mit Beendigung des Aufbautrainings und der nachgewiesenen sportlichen
Belastbarkeit beginnt das sportartspezifische Training im Verein. Er kann nun alle
Muskeln wieder dem Belieben nach einsetzen.
Der Mensch besitzt ca. 600 Muskeln. Sie haben Aufgaben wie die Bewegung der
Knochen und des Körpers, eine aufrechte Körperhaltung, Beanspruchung der
Röhrenknochen. Und sie üben in allen Belastungsbereichen auf den Bandapparat des
Skeletts eine stoßdämpfende Funktion aus. Man unterscheidet zwischen drei
Muskeltypen:
einfach durchgezogen------spindelförmig--------doppelt gefiedert
Zudem gibt es drei Arten von Muskelgeweben: glattes und quergestreiftes sowie das
Herzmuskelgewebe. Die Muskelgruppen sind (Fachbegriffe):
• Beweger (Flexoren)
• Strecker (Extensoren)
• Anzieher (Adduktoren)
• Wegzieher (Abduktoren)
• Einwärtsdreher (Pronatoren)
• Auswärtsdreher (Supinatoren)
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• Schließer (Sphintoren)
• Öffner (Dilatatoren)
• Herabzieher (Depressoren)
• Zusammenpresser (Kompressoren)
• Heber (Levatoren)
• Spanner (Tensoren)
Berufsbild Sportmediziner
Ich habe in meinem Praktikum sehr viele Berufe kennen gelernt. Da ich hier aber nicht
alle Berufe näher erläutern kann, wähle ich den Beruf, für den ich mich besonders
interessiere.
Unter einem Sportmediziner stelle ich mir einen Arzt vor, der sowohl viel von der
Anatomie des Menschen und seinen Bewegungen versteht und deshalb ein guter
Orthopäde ist, der Verletzungen gut und richtig diagnostiziert und heilen kann. Außerdem
versteht er was von Leistungsmedizin, d.h. der Physiologie und kann deshalb die
Belastung im Training steuern.
Ein Sportmediziner braucht das Abitur, um dann damit Medizin zu studieren. Es ist der
gleiche Werdegang wie der eines Orthopäden. Heutzutage ist die Weiterbildung zum
Sportmediziner aber um ein Wesentliches umfangreicher als noch vor 20 Jahren. Damals
bestand sie lediglich ausein paar Wochenendkursen. Jetzt muss man zwei Semesterkurse
absolvieren und mehrere Prüfungen schaffen.
Patienten und ihre Behandlung
Frau M. : zwei Hüftarthrosen und zwei Kniearthrosen.
Sie hat früher keinen Sport betrieben. Ihre Muskeln "verklebten" dadurch – zunächst an
der Hüfte und dann am Knie. Später wurde versucht, ihr eine Hüftarthrose
wegzuoperieren, danach zu mobilisieren. Doch das Gelenk versteifte wieder und
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deswegen versucht sie es nun durch Krankengymnastik und Physiotherapie wieder
beweglich zu machen.
Herr K.: chronische Entzündungen an den Gliedmaßen
Unter seiner Haut entzündeten sich die so genannten Lymphknoten. Er hat die Krankheit
schon seit er 20 Jahre ist. Man kann diese Krankheit nicht operieren und er hat schon sehr
viele Therapiemöglichkeiten hinter sich. Aber seit er bei Remedia Lymphdrainage von
einem der Physiotherapeuten bekommt, hat er viel seltener Entzündungen an den
Gliedmaßen, allerdings muss er danach immer auf die Toilette, weil die Flüssigkeit
irgendwo raus muss, die er "wegmassiert" bekam.
Herr R.: drei Gleitwirbel
Seine Wirbelsäule war nie sehr stabil und er hat auch bisher nie etwas gegen seine labile
Wirbelsäule getan, wie etwa ein paar einfache krankengymnastische Übungen. Beim
Einkauf tragen sind auf einmal seine Bandscheiben herausgesprungen und es tat höllisch
weh. Nach einer ärztlichen Versorgung kam er nun zu Remedia, um seine Wirbelsäule zu
stabilisieren. Bei ihm waren ein paar rückenisometrische Übungen notwendig, bei denen
er aber nicht in die Extension (Hohlkreuz) geht. Damit trainiert er die "Musculi
multifidi" (kleine Muskeln im Rücken), die seine Bandscheiben und Wirbel halten sollen.
Frau F.: Kreuzbandriss
Sie ist eine Frau mittleren Alters und sportlich noch sehr aktiv. Eigentlich hat sie eine
starke Beinmuskulatur, aber beim Handball im Sprungwurf ist sie schlecht aufgekommen
und riss sich das Kreuzband. Ihr Knie schwoll sofort an. Sie entschied sich dagegen, ein
neues Kreuzband einzusetzen und versucht nun das, was das Kreuzband hielt, auf die
umliegenden Bänder zu übertragen. So wird sie aber nie mehr Leistungssport betreiben
können, aber das findet sie überhaupt nicht schlimm. Schon zwei Monate nach ihrem
Sturz kam sie zu Remedia. Hier macht sie leichte Gleichgewichts-und
Belastungsübungen und bekommt in der Physiotherapie ihr noch ein bisschen
angeschwollenes Knie behandelt.
Herr L.: Achillessehne gerissen
Ein kräftiger Herr, so um die 40, arbeitet beim Militär. Bei einem Waldlauf ist er komisch
aufgetreten und seine schon leicht gereizte Achillessehne riss. Er ließ sich eine der
umliegenden Sehnen sozusagen halbieren, die eine Hälfte ersetzt nun die Achillessehne.
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Bei Remedia soll sich nun die Sehne an ihre neue Aufgabe gewöhnen, indem sie
regelmäßig bewegt und gespannt wird. Seiner Meinung nach hält Herr L. sehr viel
Schmerz aus und deswegen muss man ihn manchmal ein wenig zurückhalten.
Frau W.: Schulterluxation
Sie ist Rentnerin und trieb bis vor kurzem noch viel Sport. Bei einem Fahrradunfall
sprang ein Stück ihrer Schulter heraus. Sie ließ es operieren, doch die Schulter konnte sie
noch nicht so weit bewegen wie früher. Am Anfang arbeitete sie bei Remedia viel an der
ISO-Kinetik Maschine (d.h. ihre Schulter wurde "passiv" von einem Gerät bewegt). Jetzt
kann sie aber schon selber ihre Schulter mit leichten Gegengewichten bewegen.
Herr T.:
Er ist ein "Kerl", der kurz vor der Rente steht. Seine Leidenschaft ist das Motorrad
fahren. Bei einem schlimmen Unfall verlor er den größten Teil seines linken Quadrizeps
(Oberschenkel). Nun versucht er, den Oberschenkel weitestgehend zu unterstützen. Mehr
als isometrische Übungen (versuchen, Oberschenkel längere Zeit anzuspannen) darf er
allerdings nicht machen. Die Physiotherapeutin machte ihm aber Hoffnungen, dass er im
Frühling wieder Motorrad fahren kann.
Mein Eindruck vom Praktikum
•Wurdest du im Praktikum sinnvoll beschäftigt?
Ich wurde in meinem Praktikum sehr sinnvoll beschäftigt. Ich durfte oft zuschauen, auch
sehr viele Fragen stellen und Material für später sammeln. Ich durfte so gut wie jede
Maschine austesten und habe gemerkt, wie anstrengend eine Behandlung für die
Patienten sein kann. Außerdem durfte ich schon sehr viel helfen und konnte auch den
Patienten sinnvoll helfen und Fragen beantworten. In der Stromabteilung war ich bei
einer Kryo-TENS Behandlung, wo ich schon alles selbst machen musste. Ich habe jeden
Bereich in der Physiotherapie und der Krankengymnastik kennen gelernt, wie z.B. die
Lymphdrainage, wo ich vorher nicht einmal wusste, was das ist.
•Meinst du, dass das Praktikum für dich nützlich war? Begründe kurz deine Meinung.
Ja, ich denke, das Praktikum war sehr nützlich für mich, denn ich weiß jetzt,
was Physiotherapeuten und Sportmediziner für Aufgaben haben und wie viele
Bereiche der Behandlung sie beherrschen müssen. Ich habe die guten und
schlechten Seiten eines Berufes, der mit Menschen in Verbindung steht,
kennen gelernt. Hauptsächlich habe ich nur gute Erfahrungen gemacht, doch es
gab auch die Situation, die mich abgeschreckt hat, nämlich als ich ein
zerstörtes Bein eines Patienten sah und es auch anfassen sollte. Mich hat die
Arbeit in der Physiotherapie und die Vielfalt der Arbeiten sehr überzeugt.
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•Musst du deine bisherigen Vorstellungen vom Berufsleben ändern? Wenn ja,
inwiefern?
Das „Hereinschnuppern“ in den Beruf war so ähnlich, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich
hatte auch Glück, dass mein Praktikum nicht eintönig war. Ich habe jeden Tag viel
dazugelernt. Allerdings war es auch etwas anstrengend, da es nicht so viele Pausen gab
wie in der Schule und man auch fast den ganzen Tag sich drinnen aufhielt. Man legt dort
auch etwas andere Essgewohnheiten an den Tag, weil man in den Räumen nichts essen
soll. Das ist natürlich verständlich, aber es war für mich noch etwas ungewohnt.
Von vornherein klar war natürlich, dass, wenn man viel verstehen möchte, man
Fachwissen benötigt in einem Beruf, der viel mit Medizin zu tun hat.
•Hat dir das Praktikum bei der Berufsfindung geholfen? Wenn ja, inwiefern?
Auch wenn man für diesen Beruf sehr viel lernen und wissen muss, weiß ich jetzt nach
dem Praktikum noch genauer, dass ich auf jeden Fall einen Beruf erlernen möchte, der
mit Menschen zu tun hat. Es ist einfach toll, wenn man den ganzen Tag Menschen um
sich herum hat, sich mit ihnen sehr nett unterhalten kann. Man ist den ganzen Tag
freundlich und bekommt erfreulicherweise die Freundlichkeit auch oft zurück. Man lernt
viele Menschen kennen und es gibt auch Leute, die einem dann ans Herz wachsen und
man sich freut, sie zu sehen. Weil jeder Patient anders gestrickt ist und auch nie eine
Verletzung der anderen gleicht, ist es für mich ein guter Grund, diesen Beruf später
auszuüben, da es sehr abwechslungsreich ist.
Eigentlich wollte ich schon immer einen Beruf haben, der mit Sport zu tun hat, doch jetzt
nach meinem Praktikum weiß ich, es muss nicht der Sport sein, sondern einfach die
Menschen. Denn ich habe gemerkt, dass man bei so einem Beruf gut gelaunt ist und das
ist für mich eines der wichtigsten Aspekte bei einer Berufswahl. Zudem ist es auch
immer toll, wenn die älteren Leute einen dann behandeln wie einen Enkel. Also die
Richtung meiner Berufswahl steht eigentlich fest. Natürlich werde ich in der Zukunft
hoffentlich noch ein paar Berufserfahrungen mehr machen, bevor ich dann in das
Berufsleben einsteige - oder auch nicht.
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