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D 30 123 E 8. Jahrgang Oktober 2012 2 Orthopädie im P rofil © Dudarev Mikhail/Fotolia Sonderpublikation von Management & Krankenhaus Patientenspezifische Instrumentation Fortschritt oder Sackgasse? Knietotalendoprothetik Stand 2012 – kurz & klar im Überblick Wirbelsäule Palliative Versorgung von Metastasen www.gitverlag.com Tricodur Motion ® Feel good. Move better. Aktivbandagen, die im Alltag unterstützen und bei jeder Bewegung stärken. Setzen Sie auf mehr Sicherheit und mehr Stabilität bei Gelenkproblemen: Die Tricodur® Motion Aktivbandagen stabilisieren Gelenke und unterstützen den Heilungsprozess nach Verletzungen und Überlastungsbeschwerden. AAB00742.001 Tricodur® Motion – für die erfolgreiche Therapie bei Gelenkbeschwerden. BSN medical GmbH · Quickbornstraße 24 · 20253 Hamburg · Telefon 040 4909 909 Fax 040 4909 6666 · www.bsnmedical.de · Infos unter 01805 00 1301 (Mo-Fr. 08.00-18.00 Uhr; 0,14€/min aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis: 0,42 €/Min.) • Editorial Individualisierung Die Individualisierte Medizin bietet einen neuen Ansatz in Vorsorge, Diagnostik, Früherkennung und Therapie von Erkrankungen. Mit dem Motto „Ich bin einzigartig – meine Therapie auch“ wirbt die Universität Greifswald für ihr GANI_MED-Projekt, in dem individualisierte Medizin aus der Forschung in ein Universitätsklinikum überführt werden soll. Ähnlich wie die Gender-Medizin (Stichwort: „Frauenknie“) scheint auch dieser Trend in unserem Fachbereich bereits angekommen zu sein. In der Endoprothetik ist die Individualisierung allerdings nichts Neues. In den 80er Jahren wurden sog. „custom made“ Schäfte für die Hüfte entwickelt und in einzelnen Serien immer wieder eingesetzt. Auch wenn heute Individualschäfte in der Hüftendoprothetik immer noch eine Option darstellen, so hat sich ihre generelle Verwendung für den Standardfall bisher nicht durchgesetzt. Die “Patienten individualisierte Instrumentierung” in der Knieendoprothetik ist dagegen eine aktuelle Entwicklung. Primär steht hier nicht die Individualprothese im Vordergrund, sondern die korrekte Positionierung von bisher konventionell implantierten und bewährten Implantaten, adaptiert an die individuellen anatomischen Verhältnisse des Patienten. Mit Hilfe von MRT- bzw. CT-Aufnahmen des Patienten wird die spezifische Anatomie rekonstruiert und die Positionierung der Implantatkomponenten simuliert. Nach abgeschlossener Planung werden Schablonen hergestellt, die - intraoperativ auf die Gelenkflächen gelegt - die Präparation entsprechend der vorher bestimmten Parameter ermöglichen. Neben der exakten Übertragung der Planungsdaten auf die Operation sollen dadurch auch Instrumentarien eingespart und der Aufwand für Sterilisation und Aufarbeitung reduziert werden. Das klingt vielversprechend. Nicht zuletzt deshalb greifen viele Implantathersteller die Idee auf und bieten vergleichbare Systeme an. In Belgien werden von einem der Marktführer bereits mehr als 15% der Knie auf diese Art eingesetzt. Neben der individualisierten Instrumentierung gibt es aber auch schon die Möglichkeit, individuell gefertigte Implantate am Knie einzusetzen. Im vorliegenden Heft soll ein erster Überblick über die neue Technologie gegeben werden. Die Autoren berichten über verschiedene Systeme und Aspekte. Noch liegen keine umfassenden klinischen Daten vor. In der Fachliteratur wird die Methode bereits kontrovers diskutiert. Ziel soll es sein, Sie frühzeitig zu informieren, um das Verfahren, welches möglicherweise erst am Anfang einer Entwicklung steht, besser bewerten und verfolgen zu können. Eine sachliche Analyse muss gefordert werden. Neuentwicklungen in der Endoprothetik haben in der Regel einen langen Weg vor sich, bevor sie als erfolgreich eingestuft werden können. In einer Studie aus dem Jahr 2011 wurde herausgearbeitet, dass von 28 neu entwickelten Komponenten in der Knieendoprothetik 8 ein schlechteres, 20 ein gleiches und keine ein besseres Resultat aufwies im Vergleich zu den 3 bewährtesten Prothesentypen (Anand et al. J Bone Joint Surg Am. 2011). Ob irgendwann das Motto „Ich bin einzigartig - mein neues Knie auch“ mit wissenschaftlichen Daten untermauert wird, ist zur Zeit noch offen. Georg Köster Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 3 Bereit für das UNERWARTETE... KEINE KOMPROMISSE ZWISCHEN STABILITÄT UND POSITIONIERUNG DER PFANNE +HZ 9,=0:065;;:`Z[LT ^PYK TP[ OLTPZWOpYPZJOLU 4VK\SLU H\Z VZ[LVRVUK\R[P]LT;YHILJ\SHY;P[HUP\T;4HUKPLPUKP]PK\LSSL \LSSL +LMLR[ZP[\H[PVU HUNLWHZZ[ \UK VW[PTHS ]LYHURLY[ +PL NLUH\L 9LRVUZ[Y\R[PVU KLY IPVTLJOHUPZJOLU 7MHUULUWHYHTL[LY NLZJOPLO[ PT -VSNLZJOYP[[ TP[ A^PZJOLUHKHW[LYU 3 PTH+L \[Z J OSH UK . T I / H3 P TH *V Y WV Y H [ L : \ I ZP K P H Y` P UMV' SPTH KL \Z [ J OS H U K J V T • I n h a lt ■ ■ E D I TOR I AL 3 Prof. Dr. Georg Köster ■KNIE 6 Aktueller Stand der primären Knietotalendoprothetik Prof. Dr. Heiko Reichel, Dr. Thomas Kappe ■WIRBELSÄULE 32 Mini-open versus endoskopische Bandscheibenchirurgie PD Dr. Wolfram Käfer 34 Palliative Versorgung von Metastasen an Wirbelsäule und Becken Prof. Dr. Michael Schnabel 37 Ballon-Kyphoplastie versus Radiofrequenz-Kyphoplastie 21 Meniskusverletzungen bei Kindern PD Dr. Rainer Siebold ■ S C H U LT E R ■ ■ P AT I E NT E N S P E Z I F I S C H E I N S TR U M E NT I E R U N G 10 PSI: Prinzip, gegenwärtiger Stand, Perspektiven Prof. Dr. Georg Köster 14 PSI: Logistik und Kosten Dr. Michael Stalp 16 PSI oder Navigation – was ist besser? Prof. Dr. Carsten O. Tibesku 18 PS-Implantate in der Knieendoprothetik – der nächste Schritt? PD Dr. Johannes Beckmann ■KNIE/HÜFTE 20 Infektionen frühzeitig erkennen und vorbeugen ■ H üf t e 24 Modulare Implantate in der Hüftrevisionschirurgie – Vorteile und Optionen Dr. Philipp Rehbein 33 Vorankündigung: Munich Arthroplasty Convention 2013 38 Universal Glenoid – zementfreier Pfannenersatz für anatomische und inverse Applikation Prof. Dr. Peter Habermeyer, PD Dr. Sven Lichtenberg, PD Dr Mark Tauber ■ ■ K n o che n e r s a t z 42Aktuelle Trends bei Knochenregenerationsmaterialien ■ ■ P LAN U N G U ND NA V I G AT I ON 44 Uniklinik Balgrist setzt hectec mediCAD ein ■ ■ I NNO V AT I ON U ND I N S P I RAT I ON 40 Ankündigung: 28. Jahreskongress der GOTS in Mannheim Prof. Dr. Holger Schmitt 46 DKOU 2012 unter dem Motto „Qualität, Ethik, Effizienz“ 29 Defektrekonstruktion nach kurativer Tumorresektion im proximalen Femurbereich Dr. Torsten Prietzel 7Impressum 22 Index 30 Erfahrungen mit dem BREXISTM-Kurzschaft Dr. Jochem Schunck Titelbild: © Dudarev Mikhail/Fotolia Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 5 K n ie • Aktueller Stand der primären Knietotalendoprothetik Durch die Einführung des kondylären Designs für Knietotalendoprothesen (KTEPs) konnten lang anhaltende, zufriedenstellende klinische Ergebnisse und Standzeiten erreicht werden, die in den letzten Jahren durch innovative Materialien und Fortschritte in der Implantationstechnik noch weiter verbessert wurden konnten [17, 22]. Dabei erwiesen sich jedoch nicht alle Innovationsversuche der letzten Jahre als ein tatsächlicher Fortschritt und konnten sich folgerichtig im klinischen Alltag auch nicht allgemein durchsetzen. Implantatverankerung: zementfrei oder zementiert? Nach wie vor gilt die zementierte Verankerung als Goldstandard der zeitgenössischen Knietotalendoprothetik, insbesondere auf der tibialen Seite [9]. Ob durch den Einsatz neuer, osteoinduktiver Materialien die Standzeit der zementfreien Implantate denen der zementierten KTEPs angeglichen werden kann, bleibt abzuwarten [12, 24]. Minimal-invasive Implantationstechniken Während eine schnellere und schmerzärmere Mobilisation nach der Operation durch den Einsatz minimal-invasiver Techniken wiederholt aufgezeigt werden konnte, war die Rate perioperativer Komplikationen in einigen Studien erhöht [25]. Somit konnten sich minimal-invasive Zugänge in der Knietotalendoprothetik bis heute nicht allgemein durchsetzen. Gap-Balancing oder Measured-Resection? Bei der Gap-Balancing-Technik wird die Femurkomponente nach erfolgtem Weichteilrelease in ihrer Ausrichtung an die Tibiakomponente adaptiert, bei der Measured-Resection-Technik erfolgt zunächst eine rein anatomische Positionierung der Implantatkomponenten und danach die Weichteilbalancierung. Beide Philosophien haben ihre Vor- und Nachteile, eine Überlegenheit einer der beiden Techniken konnte bisher nicht nachgewiesen werden [14, 27, 45]. Hinteres Kreuzband: Erhalt oder Ersatz? Ob das hintere Kreuzband erhalten oder die sagittal stabilisierende Funktion des hinteren Kreuzbandes durch einen in die Prothese integrierten Zapfen- und Boxmechanismus ersetzt werden sollte, bleibt kontrovers. Der gegen- 6 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 wärtigen Datenlage ist keine Überlegenheit einer Vorgehensweise zu entnehmen [10, 30]. Der Zapfenmechanismus kann zusätzlichen Abrieb und Impingement bewirken. Kreuzbandersetzender KTEPs führen laut einigen Autoren zu einer „eher physiologischen“ Kinematik, ferner birgt der Erhalt eines geschwächten hinteren Kreuzbandes die Gefahr einer sekundären hinteren Instabilität [8, 13, 19, 32]. Prof. Dr. Heiko Reichel, Orthopädische Universitätsklinik Ulm Dr. Thomas Kappe, Orthopädische Universitätsklinik Ulm Mobiles oder fixiertes Onlay? Die Befürworter mobiler Onlays führen eine potentiell „physiologischere Kinematik“ sowie die Prävention symptomatischer tibialer Rotationsfehler an, die Kontrahenten mobiler Onlays sehen Nachteile im Polyethylenabrieb an der Unterseite des Onlays sowie das Risiko der Onlaydislokation. Systematische Übersichtsarbeiten konnten keinen sicheren Vorteil für eine der beiden Techniken aufzeigen [43, 46]. Retropatellarersatz: ja oder nein? Prospektiv-randomisierte Studien konnten keine Überlegenheit der primären Implantation einer Retropatellarkomponente zeigen [16, 28]. Der initiale Retropatellarersatz soll einen vorderen Knieschmerz und damit die sekundäre Implantation eines Retropatellarersatzes verhindern, zumal der Erfolg dieses Revisionseingriffes schwer vorherzusagen ist [40]. Auf der anderen Seite kann die patellare Knochensubstanz bei Lockerung des Retropatellarersatzes oder Knochennekrose soweit reduziert werden, dass eine Reimplantation unmöglich oder gar die Integrität des Streckapparates langfristig gefährdet ist. Verschiedene Autoren bevorzugen daher einen selektiven Retropatellarersatz. Implantate, die eine stärkere Kniebeugung erlauben Insbesondere durch Modifikationen im Design der Femurkomponente, aber auch des Onlays wurde versucht, die postoperative Beugefä- higkeit nach KTEP zu verbessern [2] (Abb. 1). Systematische klinische Arbeiten konnten keine signifikante Verbesserung der Beugefähigkeit oder des klinischen Ergebnisses im Vergleich zu „konventionellen“ KTEP-Designs belegen [33, 34, 44]. Demgegenüber zeigten einige Autoren, dass die postoperative Beugefähigkeit vor allem von Faktoren abhängt, die nicht primär durch die KTEP-Implantation beeinflusst werden können (präoperative Beweglichkeit, Dicke des Weichteilmantels, kultureller Hintergrund) [1, 18]. Geschlechtsspezifische Prothesenkomponneten Anatomische Studien wiesen darauf hin, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der distalen femoralen Konfiguration, insbesondere im Verhältnis von anteroposteriorem zu mediolateralem Durchmesser, bestehen [3, 21]. Dem wurde durch die Einführung spezieller Implantate für Frauen (sog. Gender-Komponenten) Rechnung getragen, allerdings konnte damit bislang keine signifikante Verbesserung der klinischen Ergebnisse nachgewiesen werden [23]. Navigation: notwendig oder verzichtbar? Eine eindeutige Datenlage liegt zur Verwendung bildbasierter oder bildfreier Navigationssysteme vor: durch deren Einsatz kann die Ausreißerrate im postoperativen Alignement und in der Implantatpositionierung reduziert werden [20]. Ein • K n ie signifikanter Unterschied in den klinischen Ergebnissen ließ sich allerdings bisher nicht nachweisen [11]. Ferner sind die Navigationssysteme kosten- und zeitintensiv, so dass sich ihr Einsatz bislang nicht allgemein durchgesetzt hat [15, 41]. Postoperatives Alignement Das Erreichen einer neutralen mechanischen Achsausrichtung gilt als Standard in der Knieendoprothetik. In den letzten Jahren haben einige Studien diesbezüglich weder Vorteile im klinischen Ergebnis, noch in der Standzeit der KTEPs belegen können [31, 39]. Aktuell wurde sogar gefordert, ein für den Patienten charakteristisches Alignement wiederherzustellen [4]. Wie dies sicher und ohne Standzeitreduktion zu erreichen ist, bleibt jedoch abzuwarten [5]. Unstrittig ist demgegenüber der Stellenwert der korrekten Rotationsausrichtung. Zwischen postoperativen Schmerzen, einer schlechteren Kniefunktion und einer höheren Revisionsbedürftigkeit einerseits und malrotierten Komponenten andererseits konnte ein Zusammenhang belegt werden [26, 36]. Patienten-spezifische Resektionsblöcke Durch die patientenspezifische Herstellung MRTbasierter Resektionsblöcke (Abb. 2) soll die Operationszeit verkürzt und die Eröffnung des femoralen Markraumes zur Ausrichtung der Femurkomponente überflüssig werden. Während hiermit per se keine Verbesserung der Ergebnisse der Knieendoprothetik zu erwarten ist und die Technik zunächst den planerischen Aufwand und die Kosten erhöht, bleibt abzuwarten, ob Ausreißer im postoperativen Alignement mit dieser Technik reduziert werden können [35, 37, 38, 42]. Zufriedenheit der Patienten Die zentrale Herausforderung bleibt die Rate unzufriedener Patienten nach KTEP-Implantati- on, die je nach Definition und Studie zwischen 10 und 20% liegt [29]. Während auf der einen Seite versucht wird, diese Rate durch Verbesserung der Präzision der Komponentenplatzierung und Kinematik zu reduzieren, haben zahlreiche Studien auf patienteneigene Faktoren (Depression, Schmerzverarbeitung, hohe Erwartungshaltung u. a.) hingewiesen, die durch die Implantation einer KTEP nicht direkt zu beeinflussen sind [6]. Zusammenfassung Die moderne Knietotalendoprothetik hat eine hohe Erfolgssicherheit hinsichtlich Schmerzbefreiung, Funktionsverbesserung und Langlebigkeit der Implantate erreicht. Eine nicht unerhebliche Rate unzufriedener Patienten nach Kniegelenkersatz zeigt aber auch, dass es in den kommenden Jahren noch zentrale kinematische, materialtechnische und operative Herausforderungen zu lösen gilt, um ähnlich zuverlässige funktionelle Ergebnisse wie in der Hüftendoprothetik zu erreichen. Kontakt: Prof. Dr. med. Heiko Reichel Dr. med. Thomas Kappe Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU Oberer Eselsberg 45 89081 Ulm [email protected] Literatur 1. Acker SM, Cockburn RA, Krevolin J et al. (2011) Knee kinematics of high-flexion activities of daily living performed by male Muslims in the Middle East. J Arthroplasty 26:319-327 2. Argenson JN, Komistek RD, Mahfouz M et al. (2004) A high flexion total knee arthroplasty design replicates healthy knee motion. Clin Orthop Relat Res:174-179 3. Bellemans J, Carpentier K, Vandenneucker H et al. (2010) The John Insall Award: Both morphotype and gender influence the shape of the knee in patients undergoing TKA. 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KGaA GIT VERLAG Geschäftsführung Jon Walmsley, Bijan Ghawami Director Roy Opie Segmentmanager Manfred Böhler Objektleitung/Verkauf Susanne Ney Tel. +49 (0)6201 606-769, [email protected] Verkauf Manfred Böhler Tel. +49 (0)6201 606-705, [email protected] Dr. Michael Leising Tel. +49 (0)3603 893112, [email protected] Schriftführer Prof. Dr. Georg Köster Redaktion Dr. Barbara Voll-Peters [email protected] Redaktionsassistenz Christiane Rothermel Tel. +49 (0)6201 606-746, [email protected] Herstellung/Layout Christiane Potthast (Herstellung) Kerstin Kunkel (Anzeigen) Ruth Herrmann (Layout) Elke Palzer / Ramona Kreimes (Litho) alle Zwecke beliebig oft selbst zu nutzen oder Unternehmen, zu denen gesellschaftsrechtliche Beteiligungen bestehen, so wie Dritten zur Nutzung übertragen. Dieses Nutzungsrecht bezieht sich sowohl auf Print- wie elektronische Medien unter Einschluss des Internets wie auch auf Datenbanken/Datenträgern aller Art. 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Technische Fehler bei der Primärimplantation stellen offenbar zumindest eine Ursache für die Notwendigkeit von Revisionen dar (Haasper et al. 2012). Mit dem Ziel, die Präzision der intraoperativen Positionierung von Implantatkomponenten in der Knieendoprothetik zu optimieren und gleichzeitig Operationsablauf, Aufbereitung sowie Handhabung des Instrumentariums zu vereinfachen, wurden in den letzten Jahren Verfahren entwickelt, bei denen auf der Basis von präoperativ angefertigten MRT- bzw. CT-Aufnahmen für den einzelnen Patienten individuelle Prof. Dr. Georg Köster, Fachklinik Lorsch Schablonen hergestellt werden, die intraoperativ die Positionierung der Komponenten in den verschiedenen Ebenen (koronal, sagittal und axial) reproduzierbar sind und eine entsprechende Planung erlauben. Die möglicherweise nicht so exakte intraoperative Ausrichtung mit konventionellen Instrumenten und Augenmaß bzw. die vergleichsweise aufwändige Navigation sollen so umgangen werden. Anhand der präoperativen Planung können Größe und Art der Komponenten vorher festgelegt werden. Das Instrumentarium kann so bezüglich der Schnittblöcke und Probekomponenten auf die ausgewählten Größen reduziert werden. Auf die manuellen intra- bzw. extramedullären Ausrichtungsinstrumentarien kann ganz verzichtet werden. Verschiedene Hersteller bieten dieses Verfahren inzwischen an (Tabelle 1). Dabei unterscheiden sich die angebotenen Systeme bezüglich der präoperativen Bildgebung (MRT oder CT, mit oder ohne Ganzbein-Röntgenaufnahme) sowie in der Art der Schablonen (Sägeschablonen oder sog. Pin-Schablonen zur Positionierung von Pins, die wiederum die Originalsägeschablonen ausrichten). Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme wurden bisher noch nicht klinisch evaluiert. Es ist jedoch offensichtlich, dass bei einem präoperativen CT eine entsprechende zusätzli- Abb. 1: Beispiel für eine präoperative Planung. Die Planungssoftware dieses Anbieters (Zimmer) ermöglicht Änderungen von Implantatart, Implantatgröße, Implantatausrichtung und Resektion. 10 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Abb. 2a, b: Das „Knorpelmapping“ (Zimmer) zeigt die anhand des MRT ermittelte Knorpeldicke auf den Gelenkflächen von Femur (a, oben) und Tibia (b, unten). Die Farbe entspricht der geschätzten Knorpeldicke in mm. In diesem Falle ist der Verlust medial (rechts). Die Indikation zur Implantation einer medialen Schlittenprothese wäre demnach gegeben. Weil kein Knie dem anderen gleicht: Planen Sie Ihre nächste Operation mit Zimmer® Patient Specific Instruments Modernste Planungssoftware für passgenauen Sitz und potentiell höhere OP-Effizienz Kontaktieren Sie Ihren Zimmer-Ansprechpartner für weitere Informationen oder besuchen Sie www.zimmer.com 06.02238.011 2011-04 Copyright 2011 by Zimmer GmbH Pinschablonen für einen gestrafften Operationsablauf mit reduziertem Instrumentarium PSI • Abb. 3a, b, c: Intraoperatives Bild einer Pin-Schablone für die Tibia (a). Nach Positionierung der Schablone werden die Pins gesetzt. Über diese wird dann der Tibiasägeblock angelegt (b). Das Bild einer Säge-Schablone für die Tibia-Komponente einer Schlittenprothese (c). Hier werden die Sägeschnitte direkt über Schlitze in der Schablone ausgeführt. Prinzip Prinzipiell wird bei allen Systemen anhand eines präoperativ angefertigten MRT bzw. CT vom gesamten Bein oder von der Hüfte, dem Knie und dem Sprunggelenk ein dreidimensionales anatomisches Modell erstellt. An diesem wird dann individuell die Implantation der Knieendoprothese simuliert und eine vorläufige präoperative Planung durchgeführt, die dem Operateur zugestellt wird. Diesem wird ermöglicht, die Planung zu modifizieren, d. h. Implantattyp, Implantatgröße sowie Implantatposition in axialer, sagittaler und koronarer Ebene zu variieren (Abb. 1). Grundsätzlich er- folgt die Ausrichtung der Komponenten nach der mechanischen Beinachse und zielt hier auf eine neutrale Ausrichtung. Ein Anbieter (Stryker) positioniert die Komponenten nach dem kinematischen Alignment. Ein Hersteller (Zimmer, Germany) bietet zzT. zusätzlich ein sog. Knorpelmapping an. Anhand des Knie-MRT wird die Knorpeldicke auf den Oberflächen von Femur und Tibia bestimmt und farbig dargestellt. Dieses erlaubt möglicherweise Rückschlüsse auf die Differentialindikation zwischen einem bikondylären Oberflächenersatz und einer Schlittenprothese (unikondylärer Oberflächenersatz). Bestätigt sich der unikompartimentelle Verschleiß und sind die anderen Kriterien dafür vorhanden, kann dann direkt die Implantation einer Schlittenprothese geplant werden (Abb 2a, b). Ist nach Maßgabe des Operateurs ggf. in Rücksprache mit dem Planungsingenieur die Planung optimiert, werden die Planungsda- Tabelle 1: Übersicht über Produkte und Anbieter von PSI-Systemen 12 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 © ag visuell/Fotolia.com che Strahlenbelastung entsteht und beim MRT gelenknahe Metallkomponenten oder -partikel zu Artefakten in der Bildgebung führen und eine Kontraindikation darstellen können. Einzelne Firmen haben deshalb auch schon beide Bildgebungsverfahren implementiert. • PSI ten bestätigt und die Herstellung von Operationsschablonen in Auftrag gegeben. Bei den Operationsschablonen handelt es sich in der Regel um Kunststoffschablonen für das Femur und die Tibia, die so gefertigt sind, dass sie intraoperativ nach Freilegen des Gelenkes auf die jeweilgen Gelenkpartner stabil und definiert positioniert werden können. In diese sind dann entweder direkt Sägeschlitze eingebracht, über die die Sägeschnitte für das Implantat entsprechend der Planung durchgeführt werden können, oder die Schablonen enthalten Pinlöcher, in die Führungspins eingebracht werden, über die dann wiederum die konventionellen Sägeblöcke aufgesetzt werden (Abb. 3a, b, c). Indikation Die Indikation für die Anwendung der Patienten spezifischen Instrumentierung ergibt sich grundsätzlich für alle Patienten, bei denen die Implantation einer Knieendoprothese in Form eines bikondylären Oberflächenersatzes oder einer Schlittenprothese (zzT. nur von den Firmen Zimmer und Biomet erhältlich) indiziert ist. Das Verfahren kann gegenwärtig, je nach Anbieter, nur mit bestimmten Implantaten verwendet werden. Für die Anwendung ausgeschlossen werden müssen Patienten, bei denen die Durchführung eines MRT oder CT grundsätzlich nicht möglich ist oder bei denen sich aus verschiedenen Gründen nicht die erforderliche Bildqualität erzielen lässt. Hierzu zählen insbesondere Patienten, die auf Grund von Schmerzen oder anderen Pathologien nicht in der Lage sind, das Bein während der Untersuchungszeit ruhig zu halten, Patienten mit Klaustrophobie oder Adipositas permagna, die wegen ihres Körperumfangs nicht in das Untersuchunsgerät passen. Daneben müssen für die MRT-Untersuchung Patienten ausgeschlossen werden, die ein Metallimplantat tragen, das nicht mit der Untersuchung kompatibel ist (z. B. Herzschrittmacher, interne Defibrillatoren, Gefäßclips). Metallimplantate (z. B. Osteosyntheseplatten, Schrauben, Drähte) in der Nähe des Kniegelenkes können in der Rekonstruktion des Gelenks erhebliche Artefakte verursachen, die ebenfalls zum Ausschluss des Verfahrens führen. Ausgeprägte intraartikuläre Deformitäten können das Verfahren auf zweierlei Weise kompromittieren: 1. Die Landmarken sind so verändert, dass eine Identifikation nicht eindeutig möglich ist bzw. eine Ausrichtung nach ihnen nicht zu einem korrekten Alignment führt. Dieses Kriterium trifft natürlich auch für das konventionelle Operieren und die Navigation zu. 2. Die Deformitäten sind so extrem, dass die Schablonen nicht für eine intraoperativ sichere und eindeutige Platzierung zu gestalten sind. Extraartikuläre Fehlstellungen beeinflussen das Kniealignment. Ihre Kor- rekturen können wie bei der konventionellen Operationsmethode und der Navigation selbstverständlich nicht über die Resektion im Kniegelenk korrigiert werden. Nach Indikationsstellung und Durchführung der Bildgebung dauert es gegenwärtig mehrere Wochen bis die Schablonen geliefert werden. Dieser Prozessablauf muss bei der Planung der Eingriffe berücksichtigt werden. Theoretische Vorteile Theoretische Vorteile des Verfahrens sind die integrierte exaktere präoperative Bildgebung (3D-Rekonstruktion) und die dadurch mögliche genauere präoperative Planung mit einer Simulation der Implantation. Die Planungsdaten können dann durch die Schablonen auf die reale Operation übertragen werden. Da Landmarken bereits identifiziert wurden und feststehen, brauchen diese intraoperativ nicht freigelegt und aufgesucht werden. Eine Eröffnung des Markraums zur intramedullär geführten Ausrichtung der Komponenten entfällt. Der Umfang des Instrumentariums kann durch die vorherige Bestimmung der Komponentengrößen auf Schnittblöcke und Probekomponenten dieser Größen reduziert werden. Gleichzeitig kann auf die Ausrichtungsinstrumentarien verzichtet werden. Die Reduktion des Instrumentariums birgt die Möglichkeit, Sterilisationsaufwand und Rüstzeit zu verringern. Da die intraoperative Ausrichtung entfällt, ist eine Reduktion der Operationszeit zu erwarten. Bisherige Erfahrungen Insgesamt sind die Erfahrungen mit dem neuen Verfahren noch sehr begrenzt. Es gibt erste Hinweise darauf, dass sich die Operationszeit verkürzen lässt (Watters et al. 2011, Nunley et al. 2012). Ob daraus auch eine Reduktion der Kosten resultiert, bleibt kontovers (Watters et al. 2011, Nunley et al. 2012) und ist sicherlich aufgrund der unterschiedlichen Kostenstruktur und Kostenerstattung nur für jedes Anwenderland gesondert zu berechnen (Slover et al. 2012). Auch bezüglich des erzielten Alignments gibt es unterschiedliche Angaben. Bisherige Publikationen berichten sowohl über eine Verbesserung der Ausrichtung der Komponenten im Vergleich zu konventionellen Verfahren (Ng et al. 2012) als auch über gleiche Resultate (Nunley et al. 2012). Nicht ganz klar zu erkennen ist, inwieweit die vom Hersteller vorgeschlagene Planung vom Operateur übernommen werden kann. Eine aktuelle Publikation (Stronach et al. 2012) berichtet über häufige intraoperative Änderungen von Komponentengröße und -ausrichtung sowie Resektion bei einem System. Betrachtet man die Ergebnisse genau, so lässt sich erkennen, dass sich die intraoperativen, nach Maßgabe des Operateurs durchge- führten Änderungen überwiegend auf die Wahl einer anderen Größe, die Resektionshöhe sowie die Rotationsausrichtung der Femurkomponente und die Varus-/Valgus-Ausrichtung der Tibiakomponente bezogen. Inwieweit es sich hierbei um systematische Fehler in der Planung handelt bleibt offen. Nach eigenen Erfahrungen und bisherigen Erkenntnissen sollte der Operateur in die Planung mit einbezogen werden. Änderungen möglichst vieler Varianten sollten möglich bleiben. Dabei müssen natürlich Plausibilitätskontrollen einbezogen werden, d. h. Änderungen, die eine mögliche Gefahr in sich bergen (z. B. Notching, Überhang der Komponenten etc.) sollten angezeigt werden. Eine Schulung für die Planung ist unumgänglich. Der Operateur muss in der Lage sein konventionell zu operieren und mögliche Planungsfehler bzw. intraoperative Abweichungen zu korrigieren. Als Verfahren für ungeübte Operateure kann die Technik definitiv nicht empfohlen werden. Perspektive Bei der gegenwärtigen Bewertung der Methode sollte berücksichtigt werden, dass sie den möglichen Beginn einer neuen Entwicklung darstellt. Es hat sich im Verlauf der ersten klinischen Anwendung gezeigt, dass Verbesserungen sowohl in der Planungssoftware als auch in der Schablonenqualität möglich sind. Unberücksichtigt in der Planung bleibt bei dem Verfahren bisher die Weichteilsituation. Die Weichteilbilanzierung erfolgt konventionell. Möglicherweise lassen sich Algorithmen entwickeln, die das Ausmaß der realisierbaren Weichteilbilanzierung abschätzen und in der Planung berücksichtigen lassen. Noch nicht eindeutig klar ist, ob sich die Mehrkosten, die das Verfahren gegenwärtig erfordert, durch logistische Vorteile kompensieren lassen. Internationale Multicenterstudien gehen dieser Frage zzT. nach. Vorstellbar ist eine „just in time“ Lieferung von Instrumentarien und Implantaten für den jeweiligen Fall, welches die Kosten der Lagerhaltung vermindert. Eine Bereitstellung von sterilem Einmalinstrumentarium könnte darüber hinaus die Sterilisations- und Rüstzeit für die Operation erheblich reduzieren. Literatur beim Verfasser. Kontakt: Prof. Dr. med. Georg Köster Chefarzt der Abt. Orthopädie und Unfallchirurgie Fachklinik Lorsch Wilhelm-Leuschner-Str. 10 64653 Lorsch [email protected] Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 13 PSI • Patientenspezifische Instrumentation – Logistik und Kosten Patientenspezifische Instrumentationssysteme werden derzeit von mehreren Anbietern auf den Markt gebracht, evaluiert und in der klinischen Tätigkeit ausprobiert. Als Vorteile dieser Verfahren gelten die Verbesserung der Implantationsgenauigkeit, die Beschleunigung der Operation sowie die Minderung der Vorhalte- und Aufbereitungskosten. Im eigenen Patientengut wird dieses Operationsverfahren seit nunmehr 1,5 Jahren, neben dem konventionellen Vorgehen, angewendet und zeigt derzeit erste Tendenzen einer Logistikverbesserung. Dr. Michael Stalp, Krankenhaus Nienburg/ Mittelweser Kliniken ließ sich eine Siebreduktion von 7 auf 3 Siebe erreichen. Im Rahmen des operativen Vorgehens zeigt sich, dass nach subjektivem Empfinden, der Blutverlust geringer ist, da der Markraum des Femurs nicht eröffnet werden muss. Auch das Einbringen von Instrumenten bei evtl. verdickten Weichteilen zeigt sich im Rahmen der Operationserfahrung als deutlich vereinfacht, da die Schablone schlanker und einfacher einzubringen ist. Sollte es zu einem Versagen der Schablone kommen, könnte jederzeit auf das gängige Kniegelenksystem umgestiegen werden. Insofern konnte folgende Erfahrung gemacht werden: 1. Einsparung von Instrumenten. 2.Daraus resultierende Minderung von Rüstzeit, Abrüstzeit sowie Sterilisationsaufwand. 3.Eingesparte Kosten pro Sieb etwa 65 € Aufbereitungskosten. 4.Reduktion der Blutsperrenzeit bei verkürzter Operationszeit. 5.Minderung der Wechselzeiten bei geringerem Auf- bzw. Abrüstaufwand. Patientenspezifisches Instrumentarium – der Instrumentenbedarf Eigenes Vorgehen und möglicher Nutzen: In der eigenen Klinik werden derzeit Patienten mit einem späteren Operationswunsch mittels einer patientenspezifischen Schablone versorgt. Zur Routinediagnostik gehört die Anfertigung der Standardröntgenaufnahmen des Kniegelenkes in 2 Ebenen sowie der Ganzbeinstandaufnahme. Zusätzlich wird eine Kernspintomographie angefertigt. Das am Haus befindliche Kernspintomogramm 14 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 ist entsprechend der Anforderung eingerichtet und eingestellt. Der Zeitaufwand für die Kernspintomographie beläuft sich auf etwa 30 Minuten. Nach Erstellung des Kernspintomogramms werden weitere 4 Wochen zur Erstellung der Schablone benötigt. Im Rahmen des dann anstehenden Operationsverlaufes wurde zunächst mit normalen Operationssieben begonnen, welche dann auf das patientenspezifische Schablonensystem eingestellt wurden. Hierdurch Weiterhin ergeben sich Hinweise, dass eine Minderung des Vorhalteaufwandes und der Vorhaltekosten möglich ist. Da die Planung der Knieendoprothese am Computer im präoperativen Verlauf erfolgt und somit feststeht, welche Implantate eingebracht werden, könnten am Tag vor der Operation die entsprechenden Implantate angeliefert werden. Sicherlich muss ein vollständiger Implantatsatz vorgehalten werden, um jederzeit die Möglichkeit zu haben, das Schablonensystem zu verlassen, falls ein Mismatch zwischen Pla- • PSI nung und realer Implantationsnotwendigkeit auftreten sollte. Die Menge an Implantaten im Rahmen der statistischen Normalverteilung könnte dann aber deutlich reduziert werden. Um diesen sicherlich von Seiten der Warenwirtschaft und Logistik interessanten Schritt zu gehen, müssen die Systeme aber überprüft und auf Genauigkeit und Planungsstabilität getestet werden. Sicherlich ist die Herstellung der Schablone nicht dazu geeignet, die Operation durch einen Anfänger durchführen zu lassen. Jederzeit muss sichergestellt werden, dass der erfahrene Operateur in der Lage ist möglicherweise eingeschlichene Fehler zu erkennen und systemkonform zu korrigieren. Es zeichnet sich ein hohes wirtschaftliches Entwicklungspotential ab, welches trotz initial höherer Kosten eine Einsparung im Gesamten möglich machen müsste. Aus unserer Sicht handelt es sich bei diesen Operationsverfahren um ein zukunftsweisendes, kosteneffizientes und sicheres Operationsverfahren. Kontakt: Dr. Michael Stalp CA der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Mittelweser Kliniken GmbH Nienburg Hoya Stolzenau Krankenhaus Nienburg Ziegelkampstr. 39 31582 Nienburg [email protected] Offene Fragen Gegenwärtig ist noch nicht klar geregelt, wie die Kosten des präoperativ notwendigen Kernspintomogramms abgebildet werden. Dies gilt insbesondere für Kliniken, welche mit niedergelassenen Radiologen zusammenarbeiten und hier auf die Zusammenarbeit und Erstellung des Kernspintomogramms angewiesen sind. In der eigenen Klinik ist die Radiologie Bestandteil des Krankenhauses; insofern ist hier eine Kostenrelevanz nicht gegeben. Des Weiteren sind längere Wartezeiten auf die Operation durch die notwendige Produktion der Schablone zu erwarten. Hier soll aber der Produktionsweg in naher Zukunft deutlich verkürzt werden. Ausblick Nach weitergehender Evaluation und Überprüfung der Systeme lässt sich in Zukunft eine Reduktion der Siebe bei Erhalt eines vollständigen Notfallsystems erwarten. Es sollte eine Reduktion der Vorhaltungskosten erreichbar sein, da eine Lieferung nach Planung „just in time“ möglich sein könnte. Die Operationssiebe könnten in der Sterilisationsabteilung vorkonfektioniert werden, da bereits vor der Operation alle Sägekomponenten feststehen (Abb. 1). Dies mindert zusätzlich die Kosten sowie die Siebgrößen. Es wird weitere teure Operationszeit in den präoperativen Sektor verlegt und somit im OP eingespart. Zusammenfassung Nach den derzeitigen Erfahrungen handelt es sich bei einer Operation mittels patientenspezifischer Schablone um ein sicheres Verfahren in der Hand des geübten und erfahrenen Operateurs. Unser Team (v. l. n. r.): Jutta Jessen, Manfred Böhler, Ulrike Hoffrichter, Susanne Ney, Michael Leising, Christiane Rothermel, Matthias Erler Seien Sie dabei in 2 Ausgabe 11 / 2IC0A120 12 M&K kompakt: MED ¡ umfangreiche Marktrecherche ¡ Reichweitenstärke im Klinikmarkt ¡ sektorenübergreifende Informationen . Oktober Anzeigenschluss: 22 09. 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Die für die Berechnung der Achsen notwendigen Daten werden während der Operation erfasst. Hierzu ist es zusätzlich notwendig, sogenannte Navigationsmarker zu setzen, die üblicherweise mit Steinmann-Nägeln transossär befestigt werden. Die Navigation befindet sich bereits derart lange in Anwendung, dass die verfügbare klinische und wissenschaftliche Evidenz nicht nur auf wenigen Studien beruht, sondern bereits als systematische Metaanalysen vorliegt. Die Quintessenz dieser Analysen ist, dass die Navigation in der Lage war, eine signifikante Reduktion der Ausreißer von mehr als 3 oder 5 Grad in der Gesamtbeinachse im Vergleich zu konventionellen Instrumentierung zu erzielen. Die jeweiligen durchschnittlichen Achsen unterscheiden sich nicht zwischen konventioneller Instrumentierung und Navigation. Neben der Beinachse spielt die Rotationsausrichtung von femoraler und tibialer Komponente eine wichtige Rolle für den Patellalauf. Hier konnte bislang keine Verbesserung der Rotation durch die Verwendung von Navigation nachgewiesen werden, da auch in der Navigation die Abtastung der femoralen Rotationslandmarken über eine manuelle Abtastung erfolgt, welche mit einem Fehler von bis zu 23 Grad behaftet ist. Die Untersuchungen des funktionellen Ergebnisses zeigten bislang keine signifikanten Unterschiede zwischen Navigation und konventioneller Instrumentierung für die Parameter des postoperativen Schmerzes, des Bewegungsumfangs, der Steifigkeit, den klinischen Scores und der Patientenzufriedenheit. In Bezug auf Komplikationen konnten für die Navigation keine Unterschiede zu konventioneller Instrumentation in Bezug auf den Blutverlust, die Inzidenz von Thrombosen oder Embolien oder Infektionen gezeigt werden. Vereinzelt wurde über Pinbrüche oder pin-assoziierte Knochenbrüche berichtet. Trotz bereits langfristiger Verwendung der Navigation und der bewiesenen Reduktion von Ausreißern in der Beinachse konnte bislang nicht der Beweis geführt werden, dass hierdurch auch die Zahl der Revisionen gesunken sei. Neben den vermeintlichen Vorteilen für den Patienten spielt in der heutigen Zeit ebenfalls die Verwendung von Ressourcen, sei es in Form von Operationssaalzeit oder Einmalprodukten, eine zunehmend wichtigere Rolle. Im Bezug auf die Kosten bedeutet die Verwendung von Navigation eine Erhöhung für alle beteiligten Parteien. Dem Krankenhaus entstehen Kosten für die Anschaffung des Navigationsgerätes, eventuell höhere Prothesenpreise durch Subventionsleistungen der Hersteller, verwendete Einmalartikel sowie verlängerte Operationszeiten im Vergleich zu konventionellen Operationen. Ebenso entstehen meist auf Seiten des Prothesenherstellers Kosten durch vollständige oder teilweise Subventionierung der Geräteanschaffungskosten. Abb. 1: Femoraler, patienten-individueller Schnittblock (Visionaire) Abb. 2: Tibialer, patienten-individueller Schnittblock (Visionaire) 16 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Prof. Dr. Carsten O. Tibesku, sportho paedicum Straubing Obwohl durch Vereinfachung und Standardisierung der Abläufe bereits enorme Zeiteinsparungen realisiert werden konnten, bedeutet die Verwendung eines Navigationsgerätes eine Verlängerung der Rüstzeit von 5–10 Minuten sowie eine Verlängerung der Schnitt-Naht-Zeit von 15–20 Minuten. Neben den vorbeschriebenen Vor- und Nachteilen bietet die Navigation noch die Möglichkeit einer intraoperativen Überprüfung der durchgeführten Knochenschnitte sowie eine Hilfestellung bei der Bandbalancierung. Vor- und Nachteile der patientenspezifischen Instrumentation Die patientenspezifischen Instrumentarien (PSI) stellen, je nach Hersteller, eine Kombination von dreidimensionalen Kernspin- oder CT-Daten und teilweise Röntgendaten dar, die benutzt werden, um eine dreidimensionale Schablone für jeweils die Tibia und das Femur herzustellen, um die Implantation gemäß einer dreidimensionalen präoperativen Planung am Computer vorzunehmen. Im Wesentlichen liegen die Unterschiede der verschiedenen Hersteller in der OP-Technik (individuelles Instrument dient als 1. Schnittblock, 2. Hilfe für PIN-Positionierung oder 3. Hilfe für Blockpositionierung), in der Datengrundlage (reines MRT, reines CT, Kombination von MRT und Ganzbeinstand-Röntgenaufnahme), sowie in der Produktion (Lasersinterung vs. Fräsung). Die vom Autor verwendete VISIONAIRETechnologie (Abb. 1 und 2) basiert zum einen Abb. 3: Axiales MRT zur Bestimmung der femoralen Rotation nach Implantation einer Knie-TEP mittels patientenspezifischer Instrumente (Visionaire) • PSI auf einem MRT des Kniegelenkes sowie einer Ganzbeinstandaufnahme für die Planung der langen Achsen. Die Verwendung der Ganzbeinstandaufnahme bietet einen praktischen Vorteil, da diese Technik durch einen erfahrenen Operateur selbst zu überprüfen ist. Anhand präoperativ festgelegter Referenzen des Operateurs wird durch einen Ingenieur eine erste Planung erstellt, welche dann noch vom Operateur verändert werden kann, bevor die individuellen Schnittblöcke produziert werden. Die erhältlichen Literaturergebnisse für die patientenspezifischen Instrumente liegen bislang nur in einzelnen Studien vor. Ein eigenes Leichenexperiment mit patientenspezifischen Instrumenten (Visionaire) konnte zeigen, dass die Rotation der femoralen Komponente mit einer Genauigkeit von +/- 2,6 Grad und einem Durchschnitt von 1,6 Grad Außenrotation eingestellt werden kann. Ebenso konnte auch bei einem Kohortenvergleich von jeweils 47 Patienten, die mit konventionellen oder patientenspezifischen Instrumenten operiert wurden, mit Hilfe eines postoperativen MRTs eine signifikante Verbesserung der femoralen Rotation mit PSI nachgewiesen werden (Abb. 3). In der konventionellen Gruppe zeigten Fazit sich 21,2%, in der PSI-Gruppe nur 2% Ausreißer von der transepikondylären Achse von mehr als 3°. Eine weitere Studie des Autors befasste sich mit der Ausrichtung in der Frontalebene. Hier konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die Ausreißer außerhalb von +/- 3 Grad von der geraden Ganzbeinachse auf unter 10% durch Verwendung der patienten-spezifischen Instrumente reduziert werden konnte. Aktuell ist die Verwendung der patientenspezifischen Instrumente noch mit Kostenerhöhungen verbunden, die durch die präoperative Diagnostik (MRT oder CT) und die Kosten für die Herstellung des individuellen Blocks entstehen. Das Thema der Kostenerhöhung ist derzeit noch im Fluss, da bereits Anfang nächsten Jahres Einweginstrumente für jeden einzelnen OP-Schritt zur Verfügung stehen, welche zu weiteren Zeitersparnissen führen werden. Langfristig ist eine Kostenersparnis möglich, da auf Seiten des Krankenhauses verkürzte Rüst- und Wechselzeiten entstehen (ca. 20 Min.), kürzere OP-Zeiten (ca. 5–10 Min.), sowie geringere Sterilisationskosten (Reduktion von 5–6 auf 1 Container á 35 € Sterilisationskosten). Unter der Voraussetzung, dass die frei gewordene OPZeit für weitere Eingriffe genutzt wird, besteht bereits jetzt eine Kosteneffizienz für die Verwendung der individuellen Instrumente. Aus Sicht des Autors wird zukünftig die Navigation vor allen Dingen in aktuellen Bestandskliniken weiter eingesetzt werden. Die patientenspezifischen Instrumente werden wahrscheinlich aufgrund von mittelfristigen Kostenvorteilen mit einem gleichzeitigen Gewinn an Genauigkeit der Prothesenpositionierung eine weitere Verbreitung erfahren. Insbesondere stellt diese Technologie die Grundlage für den nächsten Schritt der Entwicklung von Knieprothesen dar, welche wahrscheinlich in eine größere Patientenspezifität mündet. Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Knochenschnitte wird dies nur noch mit patientenspezifischen Instrumenten durchzuführen sein. Literatur beim Verfasser Kontakt: Prof. Dr. Carsten O. Tibesku sporthopaedicum, Straubing Bahnhofplatz 27 94315 Straubing [email protected] www.sporthopaedicum.de Für ein Knie nach Maß. VISIONAIRE™ Patientenindividuelles Instrumentarium *Eine Technologie von smith&nephew VISIONAIRE™ – patientenindividuelle Schneideblöcke, für eine Knieendoprothese nach Maß. • Auf Basis einer Knie-MRT und einer Ganzbein-Röntgenaufnahme • Für eine präzise Ausrichtung der Schnittebenen an den mechanischen Beinachsen, einen maßgeschneiderten Implantatsitz und eine längere Standzeit • Einsparung zahlreicher OP-Schritte durch reduziertes Instrumentarium Die VISIONAIRE™ Technologie ist für eine Vielzahl von Smith & Nephew Knieendoprothesen erhältlich. Smith & Nephew GmbH | Mainstr. 2 | 45768 Marl | Deutschland | T +49 (0)2365 91 81 0 | F +49 (0)2365 91 81 10 | www.smith-nephew.de ™Trademark of Smith & Nephew. Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 17 PSI • Patienten individualisierte Implantate in der Knieendoprothetik – der nächste Schritt? Zufriedenheit und Aktivitätslevel der Patienten nach Implantation von Knie-Endoprothesen fallen deutlich geringer aus als meist vermutet (Bourne CORR, 2010; Noble CORR 2006; Noble CORR 2005). Etwa 10-20 % aller Patienten haben starke Schmerzen nach der Operation, wofür eine fehlerhafte Implantatgröße eine wesentliche Ursache sein kann: 27 % klinisch relevanter Schmerzen sind auf ein zu großes Implantat zurückzuführen (Mahoney JBJS-A 2010), zu kleine Implantate hingegen können Lockerungen nach sich ziehen. Ferner sind eine korrekte Rekonstruktion der Beinachse und Platzierung der tibialen Komponente PD Dr. Johannes Beckmann, Sportklinik Stuttgart Voraussetzungen für eine gute Langzeitüberlebensrate (Berend CORR 2004; Fang J Arthroplasty 2009). Etwa 50 % der Patienten mit persistierenden Schmerzen haben jedoch nicht ideal implantierte Implantate (Nicoll JBJS-Br 2010). Es erscheint offensichtlich, dass Implantate mit einer besseren Passgenauigkeit, einer korrekten Rotation der Komponenten sowie korrekten mechanischen Beinachsen die Probleme existierender Knieimplantate adressieren und die klinischen Resultate verbessern könnten. Eine Rekonstruktion der anatomischen Oberflächen könnte zusätzlich zu einer Verbesserung der Knie-Kinematik beitragen. Individual-Sägeschablonen stellen einen ersten Schritt zu individuelleren Implantierung dar, adressieren jedoch nur die korrekte coronare Ausrichtung. Erste klinische Resultate sind bei sehr geringer Datenlage ermutigend (Ng CORR 2012), aber zwei wichtige Punkte sind bisher nur eingeschränkt berücksichtigt: 1. Die Passgenauigkeit konventioneller Implantate beträgt bezogen z. B. auf die gewünschte tibiale kortikale Abdeckung nur etwa 72 % (Fitzpatrick Knee 2007). 2. Die Bandspannungsausrichtung fehlt. Analog einiger Patienten-spezifischer Sägeschablonen sind Individualprothesen CT-basiert angefertigt und beziehen in ihre Planung und Anfertigung die Beinachse durch Schnitte im Bereich der Hüfte und Sprunggelenks ein. Die Herstellung dauert ebenfalls etwa 6 Wochen, die Produktpalette umfasst einen medialen/ lateralen unikondylären Schlitten, einen medialen/lateralen bikompartimentellen Schlitten mit Trochlea-Ersatz und eine Knie-Totalendoprothese. Die kortikale Abdeckung kann auf nahezu 100 % erhöht werden. Die Anpassung der Bandspannung ist durch die individuellen, pränavigierten Instrumente zwingend in den Operationsablauf integriert. Eine weitere Besonder- 18 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 • PSI HIGH heit beim Totalersatz ist die Rekonstruktion des individuellen distalen femoralen Offsets (DFO), der eine große Variationsbreite aufweist (Hunter Arthritis Rheum 2007). Er wird bei konventionellen Implantaten vernachlässigt, bei den Individualimplantaten aber durch medial und lateral unterschiedlich dicke Inlays adressiert, wobei die Erreichung einer neutralen Achsausrichtung zugrunde liegt. Die Wiederherstellung der medialen und lateralen J-curve in Kombination mit dem individuellen DFO rekonstruiert die individuelle Anatomie des distalen Femurs und reduziert das Weichteil-Balancing. Die knochensparenden femoralen Schrägschnitte werden computerisiert festgelegt und die Anzahl von 5 auf 6 erhöht, um die Implantatdicke dünner gestalten zu können, ohne jedoch die mechanische Festigkeit zu verändern. Hiermit reduziert sich die Knochenresektion deutlich. Die anatomische Rekonstruktion von Femur und Tibia vermeidet potentielle Innenrotationen (Cobb JBJS-Br 2008). Intraoperativ wird eine physiologischere Kinematik mit lateralem femoralem „roll-back“ in Flexion und ausbleibender Vorwärts-Translation des medialen Femurkondylus in „midflexion“ beobachtet. Ein weiterer Vorteil der individuellen Rekonstruktion des Femurs ist die Kontaktfläche, die sich durch eine Vergrößerung des femoralen coronaren Radius beider Kondylen sowie des Radius des Polyethylen-Inlays im Vergleich zum mobile und fixed bearing Design um den Faktor 2 bzw. 4 erhöht, ohne die Beweglichkeit einzuschränken. Potentiell sollte sich dadurch der PE-Abrieb reduzieren, was derzeit unter Laborbedingungen am Knie Simulator getestet wird. Die Implantate werden mit individueller Planungszeichnung mit Darstellung abzutragender Osteophyten und Schnittdicken als kleine „lunch-box“ mit individuellen Einmalinstrumentarien geliefert. Eine Lagerhaltung entfällt. Die individuelle Anfertigung von anatomischen Implantaten in Kombination mit individuellen Instrumenten adressiert Mängel herkömmlicher Implantation und lässt alle Beteiligten gewinnen: Knochenerhalt, Individualität mit anatomischer Passform und Rotation, Bandspannungsadaptation sowie physiologischere Kinematik mit dadurch potentiell besseren Ergebnissen und reduziertem Abrieb, einfache Handhabung mit kürzeren OP-Zeiten und Reduktion von Lagerhaltung, Inventar- und Sterilisationskosten. Dem stehen die höheren Kosten der Implantate entgegen. © Foto: photocase.de/pixelhund SPEED Schnell, einfach, direkt – ONLINE! PRO-4-PRO.com ist die Online-Branchenplattform des GIT VERLAG. Im Durchschnitt nutzen 62.000 User im Monat PRO-4-PRO.com für ihre berufliche Information und zur Recherche. Nutzen auch Sie die Vorteile! ◾ Komfortable Suchfunktion ◾ Keine Registrierung notwendig ◾ Branchenspezifische Newsletter Kontakt: PD Dr. med. habil. Johannes Beckmann Leiter Sektion Endoprotetik Sportklinik Stuttgart Taubenheimstraße 8 70372 Stuttgart [email protected] www.sportklinik-stuttgart.de ◾ Täglich neue Produkte und Anbieter ◾ Veranstaltungskalender www.PRO-4-PRO.com Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 19 K n ie / H üf t e • Infektionen frühzeitig erkennen und vorbeugen nur in der Allgemeinchirurgie nützlich sein, sondern auch Spezialgebiete abdecken, z. B. periprothetische Biofilm-Infektionen, Infektionen nach bauchchirurgischen Eingriffen sowie bei diabetischem Fuß, Brandwunden usw. In die Entwicklung der neuen Kartusche wurden wichtige klinische Meinungsführer in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Skandinavien und Großbritannien eingebunden, um die Pathogene und Antibiotikaresistenzen festzulegen, die eine solche Kartusche abdecken muss. “Es besteht ein großer Bedarf an schnellen und akkuraten Tests für die Diagnose von Mischinfektionen in der Implantologie bzw. in der Orthopädie. Die Diagnostik stellt für Heraeus Medical als einem der Marktführer im orthopädischen Infektionsmanagement eine Erweiterung des Kerngeschäfts dar“, sagte André Kobelt, CEO von Heraeus Medical GmbH. Lokale Antibiotika als wichtiger Bestandteil des Revisionskonzeptes Abb. 1: Staphylococcus aureus Die Lebensqualität vieler Patienten hat sich durch den zunehmenden Einsatz künstlicher Gelenke deutlich verbessert. Gleichzeitig geht mit dem steigenden Einsatz von Implantaten ein erhöhtes Infektionsrisiko einher. Schon bei der Diagnose ist das umfassende Verständnis der Infektion und der verursachenden Keime daher die Basis für die richtigen Entscheidungen, sowohl in der Primärendoprothetik als auch bei Revisionseingriffen. Trotz Einhaltung hoher hygienischer Standards lassen sich Infektionen nie ganz vermeiden. Protheseninfektionen sind insgesamt eine relativ seltene, aber gefürchtete Komplikation, wobei das Risiko bei Wechseleingriffen verstärkt zunimmt. Eine korrekte Diagnostik ist für eine erfolgreiche Therapie wesentlich. Exakte Diagnostik – man muss den Gegner kennen Wund- und postoperative Infektionen werden heute zunehmend durch Bakterien verursacht, die Mehrfachresistenzen gegen Antibiotika aufweisen. Bei orthopädischen Indikationen gehen Infektionen häufig mit der Bildung von so genannten Biofilmen einher. Dabei handelt es sich 20 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 um Lebensgemeinschaften mehrerer Mikroorganismen, die nur sehr schwer aufgeschlossen und kultiviert werden können. Es kann 7 – 15 Tage dauern, bis Ergebnisse aus Biofilm-Proben vorliegen. Werden die verursachenden Keime nicht vollständig identifiziert und die Diagnose verkannt, sind häufig eine verlängerte Behandlung, Nachoperationen sowie erhöhte Erkrankungsraten und Kosten die Folge. Neue Kartusche für orthopädische Infektionen in der Entwicklung Heraeus Medical GmbH und die Curetis AG arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer neuen Unyvero™ Kartusche. Sie soll zur Diagnose von Pathogenen und deren Antibiotikaresistenzen bei postoperativen Infektionen (implant & tissue infections, ITI) eingesetzt werden. Die neue Kartusche bietet eine zuverlässige molekulardiagnostische Lösung, die es ermöglicht, schwer wiegende Infektionen schneller und effizienter zu bekämpfen. Ein wichtiger Anwendungsbereich wird die Orthopädie sein, z. B. die Diagnose von Infektionen nach Implantation von Knie- oder Hüftendoprothesen. Die neue ITI Kartusche wird nicht Sind die Keime identifiziert und die Infektion bestätigt, sollte umgehend ein abgestimmtes Antibiotikakonzept angewendet werden, welches das Ziel verfolgt, die Keime sowohl im Gewebe als auch im Biofilm zu bekämpfen. Unabhängig von der Art des Eingriffs und der systemischen antibiotischen Therapie spielen insbesondere in der Revisionsendoprothetik lokale Antibiotika eine besonders wichtige Rolle. Um angesichts der aktuellen Resistenzlagen eine wirksame Keimeradikation zu erreichen, sind – sowohl systemisch als auch lokal – Antibiotika-Kombinationen zu bevorzugen. Beispielsweise lassen sich durch den Einsatz von Knochenzementen mit den Zusätzen von Gentamicin und Clindamicin (COPAL® G+C) Synergien bei Problemkeimen wie dem Propionibacterium acnes gezielt nutzen, während der Knochenzement COPAL® G+V mit dem Zusatz von Gentamicin und Vancomycin insbesondere bei septischen Revisionen mit Nachweis von u.a. MRSA/MRSE eingesetzt wird. Der Vorteil der lokalen Antibiotikagabe liegt in der besseren Knochenpenetration mit einer höheren erreichbaren Antibiotikakonzentration als dies mit systemischer Gabe möglich ist, was einer zusätzlichen Prophylaxe zur Vermeidung von Biofilmen durch Pathogene dient. Kontakt: Meike Zimni Heraeus Medical GmbH Tel 06181/35 29 25 [email protected] www.heraeus-medical.com • K n ie Meniskusverletzungen bei Kindern: Klare Indikation zur Naht! Eine Meniskusverletzung bei Kindern oder Jugendlichen tritt meist durch einen Sportunfall auf. Die Folgen sind Schonhinken, Schmerzen und die gewohnte sportliche Belastung wird vermieden. Leider bedeutet eine Meniskusverletzung immer eine dauerhafte Schädigung des Kniegelenkes, deshalb ist frühes Handeln wichtig, um größere Schäden zu vermeiden! PD Dr. Rainer Siebold, ATOS Klinik Heidelberg Die Rückkehr zu Fußball, Schulsport, etc. wird gegen die sonstigen Gewohnheiten der jungen Patienten oft verschoben. Die Kinder klagen bei Belastung immer wieder über wiederkehrende Schmerzen. Besteht der Verdacht auf eine Binnenverletzung des Kniegelenkes, sollten die Eltern deshalb nicht lange zögern, sondern einen erfahrenen Kinderarzt bzw. einen Kniespezialisten mit Erfahrung im Kinderund Jugendbereich konsultieren. Da gerade junge Patienten den Unfallhergang häufig nicht klar beschreiben können, wird empfohlen, neben den klassischen Meniskustests auch die Stabilität des vorderen und hinteren Kreuzbandes sowie die der Seitenbänder zu überprüfen. Auch eine Patellaluxation muss ausgeschlossen werden. Gerade junge Patienten sind schwierig zu untersuchen. Es bedarf daher einer großen klinischen Erfahrung für Knieverletzungen und in der Behandlung von Kindern. Zur endgültigen Bestätigung der Verletzung, zur Differentialdiagnose und zur Therapieplanung sind eine Röntgenaufnahme in 2 Ebenden und die zeitnahe Durchführung einer Kernspintomographie sinnvoll. Auf dieser Basis ist eine verlässliche Indikationsstellung zur OP möglich. Klare Indikation zur Operation Die besten Ergebnisse der operativen Therapie können bei frischem Riss und günstiger Rissform erzielt werden. Aufgrund der großen Bedeutung des Meniskus und der engeren Gelenkverhältnisse sollte die Operation im Idealfall durch einen erfahrenen Kniespezialisten durchgeführt werden, kleinere Instrumente müssen im Einzelfall vorhanden sein. Die Operation Bei der Arthroskopie, die in der Regel in einer kurzen Vollnarkose durchgeführt wird, werden minimal invasiv zunächst eine Inspektion der Verletzung und dann eine Naht des Meniskus durchgeführt (Abb. 3a-c). Dabei unterscheiden sich die Nahttechniken nicht wesentlich von denen bei Erwachsenen. Da das Meniskusgewebe bei Kindern und Jugendlichen ein wesentlich größeres Heilungspotential hat, sollte in jedem Fall eine meniskuserhaltende Operation durchgeführt werden. Gerade bei frischen Verletzungen ist dies meist problemlos möglich. Die Meniskusnaht wird entweder komplett minimal invasiv über kleine Arthroskopiezugänge durchgeführt oder/und zusätzlich über eine Naht in klassischer Fadentechnik. Gerade bei großen Rissen und Korbhenkelrissen ist oftmals eine Kombination mehrerer Techniken sinnvoll. Nur im Ausnahmefall, dh. bei völlig zerrissenem Meniskus, bei dem keine Befestigung bzw. Naht durchgeführt werden kann, besteht im Kinder- und Jugendalter die Indikation zu einer Meniskusteilresektion. Die Gründe sollten gut dokumentiert und den Eltern anschließend auch geschildert werden. Abb. 1a: Dislozierter Innenmeniskus Korbhenkelriss Abb. 1b: Innenmeniskus reponiert Abb. 1c: Innenmeniskusnaht Bei Kindern- und Jugendlichen fällt die Entscheidung zu einer Operation natürlich besonders schwer. Dennoch - besteht ein klarer Einriss des Meniskus mit entsprechenden Beschwerden, sollte nicht lange gezögert werden. Es gilt, den wichtigsten Stoßdämpfer im Kniegelenk durch eine Naht zu erhalten. Nur dadurch kann das Risiko für die Entwicklung eines Knorpelschadens und einer Früharthrose minimiert werden. Wird nicht rechtzeitig reagiert, kommt es häufig zu einer zunehmenden Schädigung des Meniskus. Eine Naht hat dann keine Aussicht mehr auf Erfolg und die geschädigten Meniskusanteile müssen entfernt werden. Damit kommt es zu einem Verlust des wichtigsten Stoßdämpfers im Knie und ein Knorpelschädigung und Früharthrose sind vorprogrammiert (1, 2). Frühe Diagnose bietet beste Prognose Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 21 K n ie • Ein Meniskusverlust im Kindes- und Jugendalter führt leider fast immer zu Knorpelschäden schon im jungen Erwachsenenalter und zieht in den meisten Fällen weitere Operationen und eine frühzeitige Arthrose nach sich. Sonderfall Scheibenmeniskus Der Scheibenmeniskus tritt als seltene Variante des Außenmeniskus auf. Der Meniskus hat nicht die typische Form, sondern stellt sich wie der Name sagt, als komplette Halbmondscheibe dar (Abb. 4) Nicht selten treten Schmerzen auf der Außenseite des Kniegelenkes auf. Die Normvariante des Meniskus ist etwas anfälliger hinsichtlich Verschleißprozessen, so dass auch im Jugendalter schon einmal leichte Verschleißschäden des Scheibenmeniskus und Einrisse vorliegen können. Der Scheibenmeniskus ist an sich keine krankhafte Veränderung und wird nur bei klaren Meniskusbeschwerden und entsprechender Schädigung operiert. Der Eingriff muss äußerst behutsam durchgeführt werden, eine Naht ist technisch schwieriger, aber bei Kindern und Jugendlichen bei frischer Verletzung indiziert. Wird eine Teilresektion des Scheibenmeniskus durchgeführt, so sollte die Resektion auf eine Abb. 2: Intakter außenseitiger Scheibenmeniskus, keine Resektion Auch Krych et al. (7) kommt zu einem ähnlich guten Ergebnis bei der Überprüfung von 45 Meniskusnähten. Die Heilungsrate war 80% für einfachen Nähte und 68% für große Korbhenkelrisse. Unsere klinische Erfahrung bestätigt die gute Heilungschancen bei Kindern und Jugendlichen. Fazit Grundsätzlich sollte bei jeder Meniskusverletzung im Kindes- und Jugendalter eine Naht angestrebt werden, um das Risiko für Knorpelschäden bis zur Früharthrose zu verringern. Die Heilungschancen sind (sehr) gut. Das Ergebnis wird durch lange Wartezeiten und komplexe Rissformen negativ beeinflusst, ist insgesamt jedoch besser als bei Erwachsenen. Literatur beim Verfasser klassische Meniskusform angestrebt werden. Da der Scheibenmeniskus selten ist, ist hier sehr viel Erfahrung des Operateurs notwendig. Klinische Ergebnisse nach Meniskusnaht Vanderhave et al. (6) überprüfte das operative Ergebnis nach Naht des Meniskus bei 45 Patienten unter 18 Jahren. 43 der jugendlichen Patienten waren 2 Jahre nach der Naht beschwerdefrei. Die Heilung wurde durch eine lange Zeit vom Unfall bis zur Operation und durch ungünstige Risse in der wenig durchbluteten Zone des Meniskus im Einzelfall negativ beeinflusst. Kontakt: PD Dr. Rainer Siebold Zentrum für Hüft-Knie-Fußchirurgie sowie Sporttraumatologie ATOS-Klinik Heidelberg Bismarckstr. 9-15 69115 Heidelberg [email protected] www.kreuzband.de index Amplitude GmbH ATOS Klinik Heidelberg BSN Medical GmbH 48 21, 38 2 Lima Deutschland GmbH Oped GmbH Orthodynamics 4, 24ff 39 9, 29 Ceramtec GmbH 25 Orthopädische Universitätsklinik Ulm am RKU Curasan GmbH 42 Smith & Nephew GmbH 17 Eduardus-Krankenhaus Köln 30 Sportklinik Stuttgart 18 Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach 34 Sporthopaedicum Straubing 16 Fachklinik Lorsch 10 St. Josefs-Hospital Wiesbaden Geistlich GmbH 41 Stemcup 6 24ff 30, 31 Hectec47 Universitätsklinikum Leipzig 29 Heraeus Medical GmbH Universitätsklinik Balgrist, Zürich 44 20, 23 Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität Bonn 37 Westpfalz-Klinikum GmbH 32 Krankenhaus Nienburg/Mittelweser 14 Zimmer Germany GmbH 11 22 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Weil von der Revision viel abhängt R e v is i o n s z e n c o m y ci n ZT NEU: JET tm un m en d Va ® +V COPAL G it G e n t a m i c COPAL® – die Produktlinie für die Revisionsendoprothetik Alles aus einer Hand: COPAL® G+V – Spezialzement mit Gentamicin und Vancomycin fürbden Einsatz bei septischen Revisionen u. a. mit nachgewiesenenbMRSA/MRSE COPAL® G+C – zweifacher Schutz und Sicherheit bei ein-bundbzweizeitigen Revisionen COPAL® spacem – der Spezialzement zur Herstellung von Spacern Heraeus Medical GmbH · Philipp-Reis-Straße 8 / 13 · 61273 Wehrheim · Deutschland · www.heraeus-medical.com in H üf t e • Modulare Implantate in der Hüftrevisionschirurgie – Vorteile und Optionen Wird der Wechsel einer Hüftendoprothese notwendig, findet der Operateur beim Eingriff häufig erhebliche knöcherne Substanzdefekte vor – teilweise bedingt durch periprothetische Infektionen oder Abrieb, teilweise entstanden beim Entfernen des Erstimplantats. Da das Ausmaß dieser Defekte präoperativ kaum einzuschätzen ist, werden an die Flexibilität des orthopädischen Chirurgen hohe Anforderungen gestellt. Die Pfannensysteme DELTA-REVISION-TT und DELTAONE-TT der Lima Corporate, die für die zementfreie Revisionsversorgung konzipiert worden sind, bieten dem Operateur beste Möglichkeiten, auch in schwierigen Situationen eine optimale biomechanische Funktionalität zu erzielen. Einführung Operationen am Hüftgelenk mit dem Ziel des Prothesenwechsels besitzen heutzutage einen hohen Stellenwert in der Orthopädie, Unfallchirurgie und Traumatologie. Auch in Zukunft werden diese Revisionsoperationen mit Blick auf die in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich gestiegenen Fallzahlen für Primär-Implantationen höchste qualitative und quantitative Ansprüche an den Operateur stellen. Die häufigsten Indikationen für den Ersatz von Hüft endoprothesen sind septische oder aseptische Lockerungen, die unter anderem mit einem massiven knöchernen Substanzdefekt einhergehen können. Diese Substanzdefekte können durch Mechanismen entstehen, die entweder mit einer periprothetischen Infektion, durch einen Materialverschleiß/-abrieb, oder durch eine Kombination aus beiden hervorgerufen werden. Eine weitere Ursache stellen die nicht immer einschätzbaren Defektbildungen dar, die intraoperativ beim Entfernen des Implantates entstehen. Deshalb spielt die Wahl der geeigneten Vorgehensweisen bei dieser Art des Eingriffes eine sehr wichtige Rolle. Diese können jedoch am präoperativen Röntgenbild nicht immer sicher vorbestimmt werden. Oft ist das Gesamtausmaß des knöchernen Defektes in der OP-Planungsphase gar nicht abschätzbar. Der orthopädische Chirurg sollte aber immer auf einen größeren und komplexeren Defekt, als anhand der Röntgenbilder zu erwarten ist, vorbereitet sein. Die endgültige Situation stellt sich für den Operateur schließlich intraoperativ nach Entfernung der zu wechseln- 24 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Dr. Philipp Rehbein, St. Josefs-Hospital Wiesbaden Die Pfannensysteme DELTA-REVISION-TT und DELTA-ONE-TT der Lima Corporate wurden für die zementfreie Revisionsversorgung der aceta- bulären Komponente konzipiert. Während die DELTA-ONE-TT einem Press-fit-Konzept folgt, bietet die DELTA-REVISION-TT mit ihren drei kranialen Schraublaschen und dem kaudalen Haken (Foramen obturatum), zusätzliche Verankerungsoptionen, wie sie von Pfannendachschalen her bekannt sind. Schraubenbohrungen im kranialen Pfan nenbereich, die werksseitig mit Verschlussstopfen bestückt sind, erlauben eine zusätzliche Stabilisierung durch das Einbringen von Spongiosa-Schrauben. Die DELTAREVISION-TT ist vollständig aus Reintitan (cpTi), die DELTA-ONE-TT aus Ti6Al4V-Legierung gefertigt. Beide Pfannensysteme besitzen an den Kontaktzonen zum Knochen eine Oberflächenstruktur, die die Bezeichnung „Trabecular Titanium“ trägt. Abbildung 1 zeigt die Revisionspfanne Delta One, die eine Pressfitverankerung zulässt, aber auch ergänzend mit Spongiosa-Schrauben fixiert werden kann: Abbildung 2 zeigt die Revisionspfanne Delta Revision, die alle Fixierungsmöglichkeiten eines vielseitigen Revisionssystems bietet: den Implantate dar. Aus diesem Grund muss das OP-Team immer flexibel mit den ihm zur Verfügung stehenden Rekonstruktionsmitteln reagieren können. Dies stellt eine enorme Herausforderung an den Operateur bei der Festlegung der präoperativen Planung und Strategie - aber auch an die gewählten Arbeitsmittel. Insbesondere Revisionsimplantate mit einer durchgängigen und durchdachten konzipierten Modularität bieten zur Behandlung dieser Problem-Situationen sehr gute Lösungsansätze. Das Implantat Always a step ahead. DKOU 2012 Berlin, Stand 23, Halle 15.1 BIOLOX®delta. Einzigartig. Gleitpaarungen aus BIOLOX®delta produzieren den geringsten Abrieb. Im Vergleich mit allen anderen Gleitpaarungen erreichen sie das niedrigste Risiko partikelinduzierter Osteolyse und daraus folgender Implantatlockerung. Weltweit 8 Millionen BIOLOX®-Komponenten implantiert Mehr als 1,6 Millionen Kugelköpfe aus BIOLOX®delta Mehr als 700.000 Pfanneneinsätze aus BIOLOX®delta CeramTec GmbH · CeramTec Platz 1–9 · 73207 Plochingen · www.biolox.de BIOLOX® delta ist ein eingetragenes Warenzeichen der CeramTec GmbH H üf t e • den Topologie entsprechend anpassen. Auch die DELTA-ONE-TT ohne Schraublaschen kann mit hemisphärischen Modulen bestückt werden (allerdings hier nur für die Größen 50, 54, 58 und 62 mm). Es gibt sie in zwei Moduldicken (12 und 18 mm) pro Pfannendurchmesser, die jeweils in drei Positionen an dem Pfannenkorpus fixiert werden können. Die Fixierung der Module geschieht mittels Schrauben, um mögliche spätere Relativbewegungen gegenüber der Pfanne, mit entsprechender Gefahr der Abrieberzeugung, zu eliminieren. Abbildung 3 stellt das sogenannte Elastizitätsmodul von Trabecular Titanium dar, welches mit dem des spongiösen Knochens auf gleichem Niveau harmoniert. Das Material Die Oberflächenstruktur „Trabecular Titanium“ ist keine aufgebrachte Beschichtung, sondern das gesamte Implantat wird mittels eines sogenannten EBM-Verfahrens (ElectoBeamMethod) in einem Stück gefertigt. Das EBM-Verfahren gewährt umfassende Freiheitsgrade in der Fertigung bezüglich der Parameter: Materialwahl, Dichte, Struktur, Geometrie etc. Bei dieser Methode baut ein 10.000° (Kelvin) heißer, per Computer gesteuerter Elektronenstrahl, dem das Metallsubstrat zugeführt wird, das gesamte Implantat inklusive Oberflächenstruktur schichtweise auf. Die Oberflächenstruktur ist somit keine Beschichtung, sondern fester Bestandsteil des Pfannenkörpers. Es bestehen dadurch weder Elastizitätssprünge noch die Gefahr einer mangelnden Materialanhaftung, wie dieses z.B. bei Beschichtungen der Fall sein kann. Ein Abplatzen der Oberflächenstruktur oder galvanische Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Metallsubstraten sind somit nicht möglich. Die dreidimensionale, hexagonale Zellstruktur der Oberflächenstruktur des Trabecular Titaniums imitiert die trabekuläre Struktur des spongiösen Knochens. Die Morphologie und die Dimensionierungen der Oberflächenstruktur wurden dabei auf eine Optimierung der Vaskularisierung und eine maximale Osteointegration ausgelegt. Studien belegen, dass die Porengrößen der Knochenkontaktfläche für eine optimale Osteointegration einen Wert von 300 µm nicht unterschreiten dürfen. Der durchschnittliche Durchmesser der Zellporen in der Oberflächenstruktur von Trabecular Titanium beträgt 640 µm und besitzt eine Porosität von 65 %. Diese Parameterwahl sorgt dafür, dass die knöcherne Pfannen-Integration beschleunigt stattfindet. Dabei ist die Zellstruktur des Trabecular Titaniums bedeutend belastbarer als spongiöser Knochen und empfiehlt sich deshalb als ideale Basis bei Kno- 26 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 chendefizitsituationen, wenn ein knöchernes Einwachsen erwünscht ist. Die Aussagen der Literatur bezüglich des Elastizitätsmoduls des spongiösen Knochens variieren, abhängig vom Ort der Knochenentnahme, dem Patientenalter und der Probenpräparations- sowie der Konservierungsmethode. Im Durchschnitt wird ein Elastizitätsmodul von etwa 0,7 GPa angegeben. Die Zellstruktur aus Trabecular Titanium besitzt ein Elastizitätsmodul von 1,1 GPa und ähnelt damit stark dem der trabekulären Spongiosa. Die Elastizitätsmodule der Materialien ähnlicher Produktkonzepte, die sich derzeit am Markt befinden, variieren von 1,5 bis 3 GPa. Die geringere Steifigkeit der Oberflächenstruktur aus Trabecular Titanium, verbessert die Übertragung der physiologischen Last vom Implantat auf den Knochen und hilft so, das Risiko des „Stress-shielding“ zu reduzieren. Optionen Die DELTA-REVISION-TT-Pfannen decken das Größenspektrum von 50 bis 66 mm in 4 mmSprüngen ab. Die Größenverteilung der DELTAONE-TT beginnt bereits bei einem Außendurchmesser von 44 mm und endet bei Steigerungen von 2 mm pro Größe mit 66 mm. Größere „Jumbo-Cups“ sind in Planung. Die DELTA-REVISION-TT und DELTA-ONE-TT können optional, zwecks Kompensation entsprechender Knochendefizite, mit sogenannten hemisphärischen Modulen bestückt werden, die für die Größen von 50 bis 66 mm in Steigerungen von 4 mm pro Größe zur Verfügung stehen. Diese hemisphärischen Module bestehen vollständig aus der offenen, osteointegrierenden Zellstruktur des Trabecular Titaniums. Sie sollen Knochendefizite in Richtung der zumeist kranial ausgerichteten Schraublaschen kompensieren und verändern die Pfannengeometrie von hemisphärisch in ovalär. Der Operateur kann so die Pfannengeometrie der vorliegen- Abbildung 4 zeigt die hemisphärischen Module, die zum passgerechten Defektersatz dienen: Für die Wiederherstellung oder Korrektur anatomischer Besonderheiten stehen Zwischen adapter zur Verfügung. Diese Zwischenadapter werden zwischen der Pfanne und dem Pfannen-Inlay gesetzt. Es stehen 6 Zwischenadapter zur Auswahl, die auch alle als Probeimplantate intraoperativ evaluiert werden können. Diese bieten einzeln oder in Kombination folgende Optionen: ▪▪ Neutral: Mit diesem Adapter werden die Positionierung des Drehzentrums und die Position der Inklination und Anteversion der Pfanne ohne weitere Änderung übernommen. ▪▪ Zwei Inklinationswinkel (10° und 20°): Mit der Änderung der Inklinationswinkel kann die Anteversion und die laterale Inklination optimiert werden. ▪▪ Lateralisation von 5 mm: Mit der Lateralisation von 5 mm kann die Positionierung des Drehzentrums der Pfanne insbesondere nach lateral und/oder nach distal optimiert werden. Abbildung 5 zeigt einen Adapter, der durch eine freie Rotation individuell positioniert werden kann und somit bei Bedarf die Neigung (Anteversion und Lateralversion) optimieren kann. Die Drehpositionen dieser Adapter in der DELTAREVISION-TT oder der DELTA-ONE-TT können beliebig und stufenlos festgelegt werden. Die • H üf t e optimale Position wird vor der endgültigen Implantation mit Hilfe von Probeimplantaten definiert. Die Pfanne kann somit in optimaler Weise entsprechend der Gegebenheit der Anatomie verankert werden – ohne Rücksichtnahme auf die finale Inklination – die nachträglich per Zwischenadapter eingestellt wird. Inlays Die DELTA-Revisionspfannensysteme wurden auch mit dem Ziel entwickelt, eine Verbesserung der Hüftgelenksstabilität sowie der tribologischen Leistungsfähigkeit, bei gleichzeitig reduziertem Luxationsrisiko, zu erreichen. Beide Systeme ermöglichen - bereits ab einem Schalendurchmesser von 50 mm - den Einsatz von Hüftköpfen mit einem Durchmesser von 36 mm. Hüftköpfe mit größerem Außendurchmesser müssen eine größere Strecke zurücklegen, bevor sie aus der Pfanne luxieren. Das Risiko einer Luxation, das bei stärkerer Laxizität des Weichteilgewebes oder bei falschen Bewegungsabläufen des Gelenks besteht, wird so reduziert. Außerdem verbessert der größere Gleitpaarungsdurchmesser den Bewegungsumfang des Gelenks. Dies reduziert die Gefahr eines unbeabsichtigten Kontakts (Impingement) zwischen dem Hals des Femurschafts und dem Rand der Acetabulumpfanne. Die Pfannen können mit Keramik-, Polyethylen- und MetallInlays bestückt werden. Alle Größen der DELTA-REVISION-TT und der DELTA-ONE-TT ab 50 mm-Außendurchmesser können mit KeramikInlays aus Biolox delta kombiniert werden, die einen Innendurchmesser von 36 mm besitzen. Beide Pfannenkonzepte können mit Polyethylen-Inlays aus raumvernetztem (cross-linked) oder aus StandardPolyethylen ausgestattet werden; jeweils in „Neutral“ oder mit einer Pfannenrandüberhöhung, zwecks zusätzlichem Schutz vor Subluxationen. Die Metall-Inlays aus CoCrMoLegierung bieten, neben der Paarung mit CoCrMo-Großköpfen, auch die Option einer „Duale Mobility“Variante. Dieses Konzept erreicht, durch den Einsatz eines bipolaren Großkopfes aus Polyethylen, einen noch größeren Bewegungsumfang und minimiert die Subluxationsgefahr. Wenn Inlays aus Polyethylen oder Metall zum Einsatz kommen, kann auf Zwischenadapter verzichtet werden. neben der Rekonstruktion von Defekten auch die biometrischen Parameter (Positionierung des Drehzentrums, acetabuläres Offset und die Pfannenneigung) wiederherzustellen. Mit einer sorgfältigen präoperativen Planung kann die Strategie und Implantatwahl festgelegt werden. Die Modularität hilft dem Operateur bei der Optimierung der biomechanischen Funktionalität und trägt somit zur Patientenzufriedenheit und Risikominimierung bei. Fazit: Durch Abrieb oder Infektion entstandene Defektsituationen spielen in der Hüftgelenkrevisions chirurgie eine große Rolle und können die Implantatwahl und den Verlauf von Operationen entscheidend beeinflussen. Ein modulares Revisionssystem bietet dem Operateur optimale Möglichkeiten Kontakt: OA Dr. med. Philipp Rehbein Orthopädische Klinik St. Josefs-Hospital Wiesbaden Beethovenstr. 20 65189 Wiesbaden E-Mail: [email protected] Tel.: 0611-1773636 www.joho.de Anwendungsbeispiele Fall 1 70-jährige Patientin mit aseptischer Lockerung bedingt durch Abriebsituation bei einliegender zementfreier Endoprothese mit Standzeit von 8 Jahren. Defektsituation 2C nach Paprosky: Präoperative MEDICAD Planung: Versorgung mit Delta TT Revision Gr. 50, 12 mm Augment zur Defektauffüllung, Spacer mit + 5 mm Offset und 20° Neigung zur Optimierung der Positionierung des Drehzentrums und der Lateral-/Anteversion des Inlays: Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 27 H üf t e • Fall 2 70-jährige Patientin mit aseptischer Lockerung bedingt durch Abriebsituation bei einliegender zementfreier Endoprothese mit Standzeit von 16 Jahren. Defektsituation 2A nach Paprosky: Präoperative MEDICAD-Planung: Versorgung mit Delta One Gr. 52, Spacer mit + 5 mm Offset zur Optimierung der Positionierung des Drehzentrums 10° Neigung zur Optimierung der Positionierung des Drehzentrums und der Lateral-/Anteversion des Inlays: Fall 3 73-jährige Patientin mit aseptischer Lockerung einer Rekonstruktionsschale. Defektsituation 2C nach Paprosky: Präoperative MEDICAD-Planung: Versorgung mit Delta One Gr. 56, Spacer mit + 5 mm Offset zur Optimierung der Positionierung des Drehzentrums. 28 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 • H üf t e Defektrekonstruktion nach kurativer Tumorresektion im proximalen Femurbereich Hybridversorgung mit Kapuziner-Pfanne, Modularsystem MML und 36mm-Gelenk Nach kurativen Tumorresektionen des proximalen Femur im Erwachsenenalter ist die endoprothetische Versorgung mit einem proximalen Femurersatz die wichtigste operative Therapieoption, die in der Mehrzahl der Fälle erfolgreich durchgeführt werden kann. Allerdings sind die Komplikationsraten deutlich höher als in der primären Hüftendoprothetik und müssen bei der Indikationsstellung berücksichtigt werden. Neben der Infektion und der aseptischen Lockerung ist die Luxation die bedeutendste Komplikation. Dargestellt wird der Behandlungsverlauf einer Patientin mit Osteosarkom der Schenkelhalsregion, deren Luxationsrisiko auf Grund der notwendigen vollständigen Kapselresektion deutlich erhöht war. Durch Verwendung eines 36mm-Gelenkes, eine sorgfältige Rekonstruktion der verbliebenen Weichteile sowie durch prophylaktisches Tragen einer Orthese konnte eine Luxation bislang verhindert werden. Kasuistik Eine 31-jährige Patientin klagte über rechtsseitige Schmerzen im Bereich der Leiste und des Hüftgelenkes mit Ausstrahlung in das Bein. Die Symptomatik bestand seit 18 Monaten und hatte zuletzt an Intensität zugenommen. Klinisch zeigte sich eine endgradige schmerzhafte Bewegungseinschränkung des rechten Hüftgelenkes. Die konventionelle Röntgenuntersuchung ergab eine osteolytische Raumforderung im ventralen Anteil des rechten Hüftkopfes und Schenkelhalses, die partiell von einem Sklerosesaum Abb. 1: MRT rechtes Hüftgelenk in T1-Wichtung, Darstellung des Tumors im ventralen Anteil des Hüftkopfes und Schenkelhalses. begrenzt war. Im MRT zeigte sich eine auf den ventralen Hüftkopf und Schenkelhals begrenzte Raumforderung, deren Dignität nicht sicher zu beurteilen war (Abb. 1). Szintigraphisch ergab sich eine deutliche Mehranreicherung im Bereich des rechten proximalen Femur bei sonst unauffälligem Befund. Somit war ein Malignom nicht auszuschließen. CTs von Thorax und Abdomen zeigten keine weiteren Tumormanifestationen oder Metastasen. Eine CT-geführte Stanzbiopsie des Tumors ergab ein osteoblastisches Osteosarkom. Daraufhin wurde die Patientin der Osteosarkomstudie gemeldet. Nach interdisziplinärer Diskussion im Tumorboard wurde ein primäres operatives Vorgehen mit adjuvanter Chemotherapie festgelegt. Am 24.04.2012 erfolgten intraoperativ zunächst eine Darstellung der Kapsel und eine Punktion des rechten Hüftgelenkes. Ein hämorrhagischer Erguss und somit Tumoreinbruch ins Gelenk konnte ausgeschlossen werden. Daraufhin wurde das proximale Femur bis zur geplanten Osteotomie knapp unterhalb des Trochanter minor aus den Weichteilen ausgelöst. Die Kapsel wurde vollständig am Resektat belassen, bis über den Limbus acetabuli hinaus auf das Becken und dort abgesetzt. Nach Femurosteotomie und Entfernung des Resektates erfolgte eine intensive Spülung. Anschließend wurde die Pfanne in Standardtechnik ausgefräst. Es gelang, einen 54mm-Kapuzinersockel zu implantieren, der eine anatomiegerechte Position des Drehzentrums und gleichzeitig die Verwendung eines wesentlich stabileren, weniger luxationsgefährdeten 36mm-Gelenkes gestattet. Das proximale Femur wurde anschließend mit dem MML-System versorgt, welches mit einem Trevira-Anbindungsschlauch umhüllt wurde. Es folgten die sorgfältige Rekonstruktion der verbliebenen Weichteile (M. Iliopsoas, Mm. glutaei und Tractus iliotibialis) sowie der Wundverschluss durch Subkutan- und resorbierbare Intrakutannaht. Die Patientin wurde prophylaktisch mit einer Antiluxationsorthese versorgt. Histologisch wurden die Diagnose Osteosarkom und die angestrebte R0-Resektion bestätigt. Mobilisation und Wundheilung verliefen unkompliziert. Die adjuvante Chemotherapie schloss Dr. Torsten Prietzel, Universitätsklinikum Leipzig sich an. Beim ersten Re-Staging 6 Monate postoperativ gab es keine Hinweise auf ein lokales Rezidiv oder auf Metastasen. Die Patientin ist mit UA-Stützen mobil. Bisher gab es keine Luxations- oder Subluxationsereignisse. Die aktuellen Röntgenaufnahmen zeigten einen korrekten lockerungsfreien Sitz der Implantate (Abb. 2). Fazit: Das erhöhte Luxationsrisiko beim proximalen Femurersatz nach Tumorresektionen kann durch sorgfältige Rekonstruktion der verbliebenen Weichteile (Gelenkkapsel, falls erhalten), durch Verwendung größerer Gelenkdurchmesser und im Einzelfall durch prophylaktisches Tragen einer Antiluxationsorthese reduziert werde. Kontakt: Dr. med. Torsten Prietzel Bereich Endoprothetik und Tumororthopädie Universitätsklinikum Leipzig [email protected] Abb. 2: Röntgen rechtes Femur a.p., Versorgung mit zementfreiem Pfannensockel „Kapuziner“, zementiertem proximalem Femurersatz „MML“ sowie einem 36mm –Gelenk, bestehend aus PE-Inlay und Keramikkopf „Biolox forte“ (Implantate Fa. Orthodynamics/Lübeck und Ceramtec/Plochingen) Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 29 H üf t e • Erfahrungen mit dem BreXis™ - Kurzschaft Nach Abschluss der biomechanischen Untersuchungen und den ersten klinischen Erfahrungen in mehreren Zentren stellt sich der BreXis™ - Kurzschaft als ein verlässliches Implantat dar, gekennzeichnet durch reproduzierbare Eigenschaften beim Positionieren und Einführen gemäß der Planung. Der BreXisTM Kurzschaft überzeugt durch eine knochenschonende Implantationstechnik. Instrumentarium und Originalschaft sind präzise aufeinander abgestimmt. Die bisherigen klinischen Ergebnisse zeigen in allen Fällen eine primäre Osteointegration des Implantates mit hoher Patientenzufriedenheit. Dr. med. Jochen Schunck, Köln Material und Methodik Der BreXisTM-Kurzschaft (Fa. Stemcup Medical Products AG; CH) ist aus einer Titan-Schmiedelegierung Ti6Al4V (ISO 5832-3) und einer zusätzlichen Titan-PlasmaBeschichtung mit HydroxylapatitDeckschicht gefertigt. Sowohl die mediale als auch die laterale Fläche sind facettiert, sie vergrößern die Oberflächen und wirken einer vertikalen Schaftmigration entgegen. Durch Kombination von Oberfläche und Design, einer triplekonischen Grundform und trapezoidalem Querschnitt wird eine stabile Verankerung auf kurzer Strecke im metaphysären proximalen Femur erreicht. Die Abstützung erfolgt sowohl in antero-posteriorer als auch mediolateraler Orientierung. Durch die äußere Form des BreXisTM-Kurzschaftes wird eine langstreckige Abstützung am Calcar femoris gewährt, welche die Rekonstruktion der Anatomie einschließlich des Offsets ermöglicht (Abb. 1). Insgesamt 10 Größen erlauben ein individuelles Vorgehen unter Erhalt des Schenkelhalses gemäß der präoperativen Planung der Resektionshöhe, des Offsets und der Weite des proximalen Femurs. über 145° nur eingeschränkt möglich, daher sollte die Anwendung nur in begründeten Ausnahmefällen angestrebt werden. Generell sind die relativen Kontraindikationen wie ein Übergewicht des Patienten (BMI > 30) sowie zu erwartende Extrembelastungen durch Arbeit oder Sport, insbesondere bei Patienten mit einem Körpergewicht von mehr als 100 kg, zu beachten. Diskussion Der BreXisTM Kurzschaft steht als Alternative zwischen Oberflächenersatz und Standardschaft zur Verfügung. Entscheidend ist die primäre und im Verlauf die sekundäre Stabilität im proximalen metaphysären Bereich. Hieraus ergeben sich spezielle Anforderungen an Schaftgeometrie und Oberflächengestaltung. Die kurzfristigen Ergebnisse sind ausnahmslos positiv, die mittelfristigen und Langzeitergebnisse werden weiteren Aufschluss geben. Indikation und Ergebnisse Kurzschaftsysteme sind in der Anwendung limitiert durch mangelnde proximale Knochenqualität mit fehlender Möglichkeit der primären Osteointegration. Die Rekonstruktion des ProthesenhalsFemurschaft-Winkels ist bei einem CCD-Winkel von unter 125° und 30 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Langzeitergebnisse mit dem BreXis Schaftsystem liegen noch nicht vor. Die klinischen Kontrollen in den Autorenkliniken zeigen gute und sehr gute primäre klinische Verläufe in Kombination mit einem Pressfit- oder Schraubpfannensystem. Die vorliegenden Auswertungen zeigen, dass das BreXisTM-Kurzschaftsystem sich für alle Altersgruppen eignet und bei entsprechender Knochenqualität eine primäre Stabilität gewährleistet. Es erlaubt unmittelbar postoperativ eine schmerzadaptierte Vollbelastung. Die Abstimmung von Instrumentarium und Implantat ermöglicht eine weichteilschonende Operationstechnik. Abb. 1: BreXisTM-Kurzschaft in situ mit langstreckiger Abstützung am Calcar femoris. Kontakt: Dr. med. Jochem Schunck Eduardus-Krankenhaus Köln Klinik für Allgemeine Orthopädie und Rheumatologie Custodisstraße 3–17 50679 Köln [email protected] N IK CH MEDIZIN TE G IN UN HR H E R H A J MEDIZIN TE C 30 G IN ER 30 JAHRE E ÜB RF A Der BreXis Kurzschaft 0 JAHRE ER 3 ER ÜB FA UN HR K NI Die schönste Alternative! t t t t BreXis Kurzschaft minimaler Knochenverlust physiologische Krafteinleitung stabile Verankerung durch triplekonische Grundform schnelle Osseointegration durch Reintitan und Ha Beschichtung SSC Schraubpfanne Autoren: Prof. Dr. med. Georg Köster, Prof. Dr. med. Ludger Gerdesmeyer, Dr. med. Jochem Schunck, Dott. Carmine Cucciniello Stemcup Medical Products GmbH Wallbrunnstraße 24 D-79539 Lörrach Tel. +49 (0)7621 162 00 49 Fax +49 (0)7621 161 97 78 www.stemcup.de W i r be l säu l e • Mini-open versus endoskopische Bandscheibenchirurgie Techniken, Pro und Contra Dermatom-bezogene Ischialgien und Femoralgien treten mit einer jährlichen Inzidenz von ca. 0,5 bis 1 % auf und sind in aller Regel durch lumbale Bandscheibenvorfälle mit daraus resultierender Nervenwurzelkompression verursacht. Beim Versagen einer konservativen Therapie stellen bandscheibenchirurgische Maßnahmen eine effektive Behandlung in Hinblick auf eine rasche Beschwerdereduktion dar, wiewohl operative und konservative Therapieansätze langfristig zu vergleichbaren klinischen Ergebnissen führen. Unabhängig von der gewählten chirurgischen Methode ist das generelle Ziel die Entfernung vorgefallenen Bandscheibengewebes und damit die mechanische Entlastung einer komprimierten Nervenwurzel. Mixter und Barr publizierten 1934 die ersten Erfahrungen mit Diskektomien, die damals noch makrochirurgisch mittels Lamin ektomie und Durotomie durchgeführt wurden. Love und Camp modifizierten dieses Verfahren einige Jahre später, indem sie durch eine extensive Retraktion des Duralschlauches auf eine Eröffnung desselben verzichten konnten. Aber erst Caspar und Yasargil verhalfen der Prozedur zu einer weitreichenden Anwendung, indem sie in den späten 1970er Jahren unabhängig voneinander die mikrochirurgisch gestützte unilaterale interlaminäre transflavale Diskektomie einführten. Bis dato ist dieses Verfahren die weltweit am häufigsten durchgeführte spinale operative Prozedur. Noch vor dem Einsatz des OP-Mikroskops waren allerdings schon in den frühen 1960er Jahren minimal-invasive Behandlungsverfahren mit dem Ziel einer verringerten Gewebstraumatisierung, einer verkürzten Hospitalisierungsdauer und einer rascheren Wiederherstellung der Funktionskapazität entwickelt worden: Smith und Mitarbeiter injizierten Chymopapain in den Nukleus pulposus und bewirkten so eine Chemonukleolyse. Weitere Formen der perkutanen Nukleotomie sind thermische (Laser- oder Radiofrequenz-Applikationen) und automatisierte mechanische Dekompressionsverfahren. Der dauerhaften Anwendung dieser Methoden stehen allerdings ihre im Vergleich zur klassischen Diskektomie geringere Effektivität und ihre Limitierung auf gedeckte Bandscheibenhernierungen im Wege. Ziel aller innovativen Behandlungsverfahren muss jedoch eine breite Anwendbarkeit und die Überlegenheit im Ver- 32 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 gleich zum therapeutischen Goldstandard, im vorliegenden Fall der mikrochirurgischen Diskektomie, sein. Dies führte zu der Entwicklung einer Vielzahl weiterer minimal-invasiver Behandlungsverfahren. 1989 stellte Hijikata seine über 10-jährigen Erfahrungen mit perkutanen, Tuben-gestützten Diskektomien vor. Kambin und Schaffer berichteten im gleichen Jahr über endoskopische Verfahren, die mit Hilfe eines Arthroskops durchgeführt wurden. Foley und Smith erweiterten das Portfolio chirurgischer Methoden 1997 um eine transmuskuläre, endoskopisch gestützte Technik, die später hin zu einem Tuben- und Retraktor-gestützten System modifiziert wurde. Rein endoskopische Techniken wurden z. B. von Hoogland und Mitarbeitern sowie Yeung und Tsou zu kommerziell verfügbaren Systemen weiterentwickelt. Heute existieren eine Vielzahl unterschiedlicher operativer Verfahren, die sich orientierend in die klassische mikrochirurgische Diskektomie (Mikroskopisch-assistiert über einen subperiostalen Mittellinienzugang oder laterale transmuskuläre Zugänge), die mikrotubuläre Diskektomie (Mikroskopisch-assistiert und Tuben-gestützt über mediane oder paramediane transmuskuläre Zugänge) und die vollendoskopische Diskektomie (mittels Endoskop über interlaminäre oder transforaminale Zugänge) unterteilen lassen. Unsichere Indikationsstellung und Patientenselektion Obwohl knapp 80 Jahre Erfahrung mit unterschiedlichen Formen von Bandscheibenoperationen vorliegen, dokumentieren die bestehenden Unterschiede in der Art der durchgeführten Behandlung sowie deren Anwendungshäufigkeit eine erhebliche Unsicherheit bezüglich der Indikationsstellung und Patientenselektion. Dies gilt gleichermaßen in Hinblick auf die klinische Symptomatik (z. B. Schmerz mit bzw. ohne Vorliegen einer Parese sowie Ausmaß, Dauer und Progressionsgrad einer koinzidenten Parese), die Art der Bandscheibenpathologie selbst (z. B. gedeckter versus sequestrierter Vorfall), den optimalen Zeitpunkt für eine Intervention und nicht zuletzt die am besten geeignete chirurgische Methode. Unterschiedliche Verfahren, ähnliche Ergebnisse Interessanterweise konnte in randomisierten und kontrollierten Studien für die Mikroskopischassistierte Diskektomie – als eigentlich etablierten Goldstandard der Behandlung lumbaler Bandscheibenvorfälle – kein substantieller Vorteil gegenüber makrochirurgisch durchgeführten Eingriffen gezeigt werden, was gleichermaßen für die perioperative Morbidität und das klinische Ergebnis gilt. Lediglich der perioperative Blutverlust und die Dauer des Krankenhausaufenthaltes sind im Vergleich der Verfahren bei der mikrochir urgischen Technik verringert bzw. verkürzt. Einschränkend sind allerdings methodische Schwächen dieser Untersuchungen zu nennen. Im Vergleich Mikroskopisch-assistierter Diskektomien und Tuben-gestützter transmuskulärer Verfahren finden sich in Metaanalysen bezüglich des Ausmaßes der Gewebstraumatisierung, der Wiederherstellung der Funktionskapazität (inklusive der Beeinflussung einer senso-motorischen Kompromittierung) und der Kosteneffektivität vergleichbare Werte. Allerdings zeigt sich ein Trend zu einer höheren Rezidivbandscheibenvorfallrate bei den mikrotubulären Verfahren. Hinsichtlich ihrer perioperativen Risiken sind beide Verfahren vergleichbar. Auch die Anwendung endoskopischer Diskektomien führt gemäß kontrollierter Untersuchungen hinsichtlich der Kriterien Geweb- • W i r be l säu l e Munich Arthroplasty Convention 2013: Neuauflage nach erfolgreichem Start PD Dr. med. Wolfram Käfer, Leitender Arzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie Westpfalz-Klinikum GmbH straumatisierung, klinisches Ergebnis gemäß Schmerzreduktion und Algofunktion sowie der Kosteneffektivität zu keinem signifikanten Vorteil gegenüber konventionellen mikrochirurgischen Techniken. Das Komplikationsprofil und die Komplikationsrate beider Verfahren zeigen ebenfalls keine signifikanten Unterschiede. Als ein spezifisches und relevantes Problem sowohl Tuben-gestützter als auch endoskopischer Verfahren kann die mit ihrer Anwendung einhergehende Lernkurve angesehen werden. Hier sind die Schwierigkeit der korrekten Portalplatzierung, die im Vergleich zu makro- und mikrochirurgischen Techniken erschwerte Identifikation anatomischer Landmarken und die ungewohnte Handhabung (im Vergleich zu offenen Eingriffen) neuartiger Instrumente zu nennen. Dennoch erlauben mikrochirurgische, mikrotubuläre und endoskopische Diskektomien in vergleichbarer Weise eine effektive Behandlung aller Formen symptomatischer lumbaler Bandscheibenvorfälle und haben sich so als feste Bestandteile des chirurgischen Behandlungsportfolios etablieren können. Von großer Bedeutung wären allerdings weitere methodisch hochwertige, vergleichende Untersuchungen, die basierend auf den spezifischen Vor- und Nachteilen dieser drei Verfahren differenzierte Aussagen zu Patientenselektion und Indikationskriterien ermöglichen. Kontakt: PD Dr. med. Wolfram Käfer Leitender Arzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie Westpfalz-Klinikum GmbH Standort II Im Flur 1 66869 Kusel [email protected] Der zweite Munich Arthroplasty Convention 2013, Innovations in Shoulder Arthroplasty, findet vom 24. bis 26. Januar in München statt. International anerkannte, in der Endoprothetik erfahrene Schulterchirurgen berichten über Grundlagen und Innovationen, zeigen Tipps und Tricks. Außerdem werden Kontroversen diskutiert, aber auch Langzeitergebnisse aus dem gesamten Feld der Schulterendoprothetik präsentiert. Live-Präparationen, durchgeführt von Experten, demonstrieren die Implantation unterschiedlicher Prothesentypen zu verschiedenen Indikationen. In Kadaver-Workshops und Drylabs können die Teilnehmer in kleinen Gruppen die verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Schulterprothesentypen implantieren und mit in der Schulterendoprothetik erfahrenen Chirurgen diskutieren. Die Schulterexperten der ATOS Kliniken Heidelberg und München, die nach dem erfolgreichen Start in diesem Jahr auch die zweite MAC organisieren, freuen sich auf Ihre Teilnahme! Weitere Informationen finden Sie unter www.shoulder-convention.org W i r be l säu l e • Palliative Versorgung von Metastasen an Wirbelsäule und Becken Ossäre Metastasierungen betreffen Wirbelsäule und Becken mit einer Häufigkeit von 69 % bzw. 41 %. Ursächlich handelt es sich überwiegend um Metastasen eines Mamma- (17 %), Brochial- (16 %), Prostata- (10 %) oder Nierenkarzinoms (7 %). In Abhängigkeit von einer Gefährdung der Stabilität, drohenden neurologischen Komplikationen und der Gesamt situation des Patienten wird das Vorgehen bei Knochenmetastasen im Rahmen der interdisziplinären Tumorkonferenz festgelegt. Prof. Dr. Michael Schnabel, Bergisch Gladbach Nicht selten führen erst Schmerzen in diesen Regionen den Patienten überhaupt zum Arzt. Differentialdiagnostisch sollte auch an Metastasen gedacht werden, da zu diesem Zeitpunkt mitunter weder ein Primärtumor noch ein Rezidiv bekannt sind. Die größten Gefahren liegen in der Verkennung einer Wirbelsäulenmetastase als osteoporosebedingte Sinterungsfraktur oder in unzureichender konventioneller bildgebender Diagnostik insbesondere im Beckenbereich. Diagnostik Daher erscheint uns die anatomische Bildgebung zur Abklärung dieser Fragestellungen grundsätzlich indiziert. Wir bevorzugen bei allen fraglichen Wirbelsäulenfrakturen ein MRT, mit dem weitere Brüche, die initial nicht zwangsläufig eine Formveränderung aufweisen müssen, identifiziert werden können. Bei Kontraindikationen für eine MRT kombinieren wir die Sintigraphie mit einer CT. Zudem halten wir bei der Kyphoplastie eines vermeintlich osteoporotischen Wirbelbruchs wann immer möglich eine Gelegenheitsbiopsie für sinnvoll. In der Regel reichen Knochenfragmente aus dem Wirbelkörper, die am Bohrer haften oder eine Stanzbiopsie über den Arbeitskanal zur histopathologischen Aufarbeitung aus. Für den Patienten entsteht so keine zusätzliche Gefährdung. Bei diesem Vorgehen werden hin und wieder unerwartet insbesondere ein Plasmozytom oder eine Mammakarzinommetastase identifiziert. Häufig kann jedoch schon anhand der konventionellen bildgebenden Diagnostik auf eine Metastase geschlossen werden. Abstimmung in der Tumorkonferenz Die weitere diagnostische Abklärung und das Staging ergeben bei einer Erstmanifestation zumeist rasch die Art der Tumorerkrankung. Das weitere Vorgehen sollte kurzfristig interdisziplinär abgestimmt werden. Hierfür steht uns aufgrund der hohen Inzidenz von Behandlungsfällen in unserer Klinik eine interdisziplinäre Tumorkonferenz zur Verfügung. Das weitere Vorgehen wird dort gemeinsam mit Onkologen, Radioonkolgen/Strahlentherapeuten, Pathologen, Radiologen/Nuklearmedizinern und bei dem häufig ursächlichen Mammakarzinom mit den Kollegen vom Brustzentrum besprochen und festgelegt. Im Hinblick auf die Metastase selbst gilt es zu klären, inwieweit eine Stabilitätsgefährdung vorliegt und ob neurologische Komplikationen (Querschnitt, Inkontinenz) durch eine Verlegung des Spinalkanals mit Kompression von Rückenmark, Cauda oder Nervenwurzeln drohen oder bereits vorliegen. Insbesondere die aktuellen, subjektiv vom Patienten empfundenen Einschränkungen der Lebensqualität wie Schmerzen und dadurch ausgelöste Mobilitätseinschränkungen in Zusammenschau mit der bildgebenden Diagnostik führen zur Festlegung, ob eine stabilisierende Versorgung vor Einleitung der Strahlen- und/oder Chemotherapie, und auch eine Operation zur Behandlung des Primärtumors indiziert sind. Sobald eine individuelle Beurteilung möglich ist, kann dem Patienten im Regelfall innerhalb von zwei Werktagen eine entsprechende, interdisziplinär bereits abgestimmte Operation Abb. 1a, b: Palliative Versorgung einer pathologisch frakturierten Bronchialkarzinommetastase Th12 (a) mittels Kyphoplastie (b). 34 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 • W i r be l säu l e Abb. 2: Rezidiv bei bekanntem Mammakarzinom mit zunehmenden Schmerzen bei osteolytischer Metastase. Palliative dorsale Instrumentierung und transpedikuläre Biopsiegewinnung zur Bestimmung des Hormonrezeptorstatus. angeboten werden. Parallel hierzu wird das weitere Behandlungskonzept gemeinsam in der Tumorkonferenz erstellt und terminiert. Der Onkologe wird im Anschluss an die akute Versorgung zentraler Ansprechpartner für den Patienten. Somit muss sich der Patient selber um nichts kümmern und wird nicht zeitkonsumierend und nervenaufreibend hin und her geschickt. Palliative Operations verfahren Wird die Indikation zur Dekompression und palliativen Stabilisierungsoperation gestellt, soll grundsätzlich mit möglichst geringem Aufwand ein größtmöglicher Effekt erzielt werden. Ziele sind die Schmerzreduktion, der Erhalt bzw. die Wiedererlangung der Mobilität sowie die Prävention neurologischer Komplikationen und nachteiliger statischer Probleme. Zur Versorgung stehen uns neben der Vertebro- und Kyphoplastie interne minimal invasive ggf. zementaugmentierte Stabilisierungsverfahren zur Verfügung. Mitunter wird zudem eine dekomprimierende Operation erforderlich. Kyphoplastie: Einfache osteolytische Metastasen können auch bei Hinterkantenbeteiligung üblicherweise bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen mit der von uns bevorzugten Shieldkyphoplastie versorgt werden (Abb. 1a und b). Die reine Vertebroplastie erscheint uns in diesen Fällen zu riskant. Mit der Shieldkyphoplastie können wir die Osteolyse monopedikulär mit dem gebogenen Bohrer sehr gut adressieren und das Shield-Implantat genau dort platzieren. Perforationen im Shieldimplantat, aus denen der Zement gerichtet nach ventral austreten kann, stellen die Interdigitation mit der umliegenden Spongiosa sicher, wodurch die Stabilität erhöht wird. Fixateur interne: Haben die Osteolysen bereits Frakturen verursacht und weisen die betroffenen Wirbelkörper relevante Deformitäten auf, hat sich die perkutane überbrückende Stabilisierung mittels Fixateur interne bewährt (Abb. 2a und b). Der betroffene Wirbel kann ggf. additiv kyphoplastiert werden. Angesichts der sich zumeist anschließenden Radiatio verzichten wir jedoch zumeist darauf. Die Schrauben können je nach Knochenqualität zur Erhöhung der Stabilität wie üblich auch zementaugmentiert werden. Dekompression: Bereits bestehende oder sich zunehmende entwickelnde neurologische Defizite bedürfen der notfallmäßigen Dekompression und internen überbrückenden Stabilisierung. Sakrummetastasen: Stabilitätsgefährdende Metastasen am Sakrum (Abb. 3a) und am hinteren Beckenring werden zumeist mit einer mono- oder bilateralen vertebropelvinen Abstützung versorgt (Abb. 3b). Insbesondere das Os sacrum kann so aus der lasttragenden Kette herausgenommen werden. Vor allem bei Mammakarzinommetastasen kann mit der nachfolgenden Radiatio häufig eine so stabile Rekalzifikation erzielt werden (Abb. 3c), dass mitunter bei Beschwerden Abb. 3a, b, c: Ausgedehnte osteolytische Metastase eines Mammakarzinoms im Bereich des linken Sakrums mit schmerzhafter pathologischer Fraktur (a). Bilaterale vertebropelvine Abstützung (b). Verlaufskontrolle nach Radiatio mit guter Rekalzifizierung (c). über dem Fixateur besonders bei schlanken Patienten eine Metallentfernung erwogen werden kann. Sollte das dorsale Os ileum mit betroffen sein (Abb. 4a) kann bei entsprechenden anatomischen Voraussetzung (Abb. 4b) auch weiter ventral auf den Beckenkamm abgestützt werden (Abb. 4c). Diskussion Metastasen am Stammskelett sind ein häufiges Problem. Neben Schmerzen bei pathologischen Frakturen können die daraus resultierende Instabilität wie auch ein kompressives Tumorwachstum die Integrität des Rückenmarks gefährden. Neben den Notwendigkeiten zur weiteren Diagnostik und Therapie des ursächlichen Tumorleidens stellt sich aus orthopädisch-unfallchirurgischer Sicht die Frage nach den Behandlungsoptionen zur Reduktion der Schmerzen, der Stabilisierung instabiler Abschnitte des Achsenskeletts sowie der Prävention neurologischer Komplikationen. Ziele sind neben der Schmerzreduktion der Erhalt von Mobilität wie auch Kontinenz und damit einer möglichst hohen Lebensqualität. Das große Problem ist angesichts der schwerwiegenden Grunderkrankung die sichere Entscheidung für oder gegen palliative operative Maßnahmen. Es kann nur Ziel sein sowenig wie nöOrthopädie im Profil 2/2012 ▪ 35 W i r be l säu l e • Abb. 4a-d: Osteolytische Metastase eines Mammakarzinoms mit pathologischer Fraktur und Diskontinuität im hinteren Beckenring links (a). CT-Rekonstruktion des Beckenkamms ventral der vom Sakrum ausgedehnt auf das Os ilium übergreifenden Metastase, der sich für eine Schraubenplatzierung gut eignet (b). Postoperatives Ergebnis mit modifizierter vertebropelviner Abstützung (c). Kontroll-CT ein Jahr nach OP und Radiatio mit teilweiser Rekalzifizierung und festem Schraubensitz bei geringen Beschwerden (d). tig zu operieren und wenn durch die Maßnahme mit möglichst geringem Aufwand soviel wie möglich für die Lebensqualität des Patienten zu erreichen. Dass die Dynamik osteolytischer Metastasen schwer abzuschätzen und der Effekt der Radiatio im individuellen Fall nicht sicher vorhersagbar ist erleichtert die Entscheidungsfindung nicht. Die prognostischen Scores von Tomita und Tokuhashi, mit denen abgeschätzt wird welche Maßnahmen bei einer geringen Überlebensprognose als angemessen angesehen werden, werden dem Bedürfnis Betroffener nach einer möglichst hohen und würdevollen Lebensqualität auch in der finalen Lebensphase in unseren Augen nicht gerecht. So werden in Algorithmen einfache (Kyphoplastie) und aufwändigere (dorsale Stabilisierung) als palliative Operationsverfahren undifferenziert unter einem Punkt subsumiert. Auch de- 36 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 komprimierende Operationen werden dann als nicht mehr indiziert angesehen. Nach dem Tomita-Score wird bei einer mittleren Überlebensrate von unter 6 Monaten nur noch eine supportive Behandlung, aber keine palliative Operation mehr angeraten. Angesichts moderner minimal invasiver Operationsverfahren wie der Kyphoplastie und auch minimal invasiver dorsaler Stabilisierungsverfahren sollte dieses schematisierte Vorgehen überdacht und die Selbstbestimmung des Patienten gefördert werden. Wir favorisieren daher eine umfassende und individuelle Beratung unserer Patienten unter Einbeziehung von Angehörigen. Wir informieren umfassend über alle Aspekte des Tumorleidens und schlagen nach interdisziplinärer Entscheidungsfindung mögliche Operationsverfahren wenn angezeigt unter Berücksichtigung des gegenwärtigen Allgemeinzustandes vor. In dem Gespräch müssen mit dem mündigen Patienten Chancen und Risiken für die einzelnen Therapieoptionen sorgfältig abgewogen werden. Ärztlicherseits müssen der palliative Charakter der Maßnahmen und das Ziel die Lebensqualität zu verbessern bzw. zu erhalten in den Vordergrund gestellt werden. Letztlich muss der Patient die Entscheidung selber treffen. Fazit Mit modernen Operationsverfahren wie der Kyphoplastie und minimal invasiv eingebrachten internen Fixateuren können heute mit relativ geringen Risiken instabile osteolytische Metastasen am Stammskelett palliativ stabilisiert werden. Ziel ist die Verbesserung bzw. der Erhalt der Lebensqualität. Die Indikation zur operativen Versorgung, wie auch die Planung der weiteren Behandlung sollte in einer interdisziplinären Tumorkonferenz abgestimmt werden. Die umfassende Beratung soll den Patienten den in die Lage versetzt über das weitere Vorgehen selbstbestimmt zu entscheiden. Kontakt: Prof. Dr. Michael Schnabel Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach Ferrenbergstraße 24 51465 Bergisch Gladbach [email protected] Ko-Autoren: Dr. David Bórquez Dr. Carl-Alexander Hartmann Dr. Gudrun Lasek Dr. Albert Merizian Jürgen Metz Prof. Dr. Klaus Peters Dr. Horst-Dieter Weinhold • W i r be l säu l e Ballon-Kyphoplastie versus RadiofrequenzKyphoplastie – neue Vergleichsstudie aus Bonn Im Rahmen der operativen Versorgung von Patienten mit konservativ therapieresistenten osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen führte die Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität Bonn eine teilweise prospektive Studie zweier Augmentationsverfahren durch. Das erste Ziel der Studie war, Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit der RFK aus einer größeren Patientengruppe zu gewinnen. Dazu wurden 114 Patienten in die Studie eingeschlossen und im Zeitraum von Juli 2009 bis September 2010 mit der Radiofrequenz-Kyphoplastie (RFK) behandelt. Anschließend wurden nach dem MatchedPair-Prinzip weitere 114 Patienten mit gleichen Ausgangswerten hinsichtlich der Schmerzintensität aus einen Pool ausgewählt, die zuvor mit einer Ballon-Kyphoplastie behandelt worden waren. Das Durchschnittsalter betrug in beiden Gruppen 65,2 Jahre. Verglichen wurden die Parameter Schmerzintensität, Anhebung der mittleren und vorderen Teile des operierten Wirbelkörpers, Kyphosewinkel, Zementaustritte sowie Operationsdauer. Poster vorgestellt wurde. Er hatte anhand der prä- und postoperativen Röntgenbilder von 16 konsekutiven Patienten, die wegen einer osteoporotischen Wirbelkörperfraktur (11) oder einer metastatischen Fraktur (5) mit RFK behandelt worden waren, die Wirbelkörperhöhe und die COBB-Winkel vermessen. In den meisten Fällen bewirkte die RFK eine Reposition der Fraktur. Zur Bestätigung dieser Ergebnisse hat der Autor eine prospektive Studie angekündigt. Die Schmerzintensität wurde mit einer Visuellen Analog-Skala (VAS) gemessen; hier ergaben sich bei gleichem Ausgangswert zu den beiden Messterminen (3 Tage postoperativ, 6 Monate postoperativ) signifikante Vorteile für die RFK. Bei den radiologischen Messungen konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen nachgewiesen werden. Signifi- kant wiederum war die Verkürzung der Operationsdauer bei der RFK: Während die RFK nach durchschnittlich 28,2 +/- 12 Minuten beendet war, dauerte die BKP im Mittel 49,6 +/- 23 Minuten. Zementextrusionen traten bei der RFK mit 6,1 % signifikant seltener auf als bei der BKP (27,2 %). Die Autoren regen an, die Vorteile der RFK in einer direkten Vergleichsstudie zwischen den beiden Verfahren zu überprüfen. Außerdem geben sie zu bedenken, ob sich angesichts der klar dokumentierten Nicht-Unterlegenheit der RFK der deutlich höhere Aufwand der Ballontechnologie als notwendig erweist, zumal bei der RFK in vielen Fällen ein monopedikulärer Zugang ausreicht, während bei der BFK wesentlich häufiger bipedikulär vorgegangen werden muss. Der ultrahoch-visköse PMMAZement, der bei der RFK eingesetzt wird, lässt sich zudem deutlich länger verarbeiten als der bei BKP verwendete, und zerstört weniger von der verbliebenen Knochenstruktur. Dass sich mit diesem ultrahoch-viskösen Zement Wirbelkörper effektiv aufrichten lassen, hat Dr. Sebastian Decker von der Medizinischen Hochschule Hannover in einer retrospektiven Untersuchung gezeigt, die auf dem Osteologie-Kongress 2012 in Basel als Abb. 1: Gezielte Frakturbehandlung mit dem MidLine Osteotom. Abb. 2: Kontrollierte Zementapplikation im zuvor präparierten Wirbelkörper Abb. 3: Schonende Aufrichtung des Wirbelkörpers mittels ultrahoch viskösem Zement. Ergebnisse Quellen: Pflugmacher R, Bornemann R, Koch EMW, Randau TM, Müller-Broich J, Lehmann U, Weber o, Wirtz DC, Kabir K. Vergleich klinischer und radiologischer Daten bei der Behandlung von Patienten mit osteoporotischen Wirbelkörper-Kompressionsfrakturen mit Radiofrequenz-Kyphoplastie oder mit Ballon-Kyphoplastie. Z Orthop Unfall 2012; 150:56-61. Decker S, Noll C, Gösling T, Krettek C, Müller CW. Wirbelkörperreposition durch Radiofrequenz-Kyphoplastie bei osteoporotischen und metastatischen Wirbelkörperfrakturen. Poster, Osteologie 2012, Basel, März 2012. Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 37 S chu l t e r • Universal Glenoid – zementfreier Pfannenersatz für anatomische und inverse Applikation Prof. Dr. Peter Habermeyer, ATOS Kliniken Heidelberg und München Ebenso wie heute moderne Schaftimplantate von einem anatomischen auf ein inverses System umbaubar sein müssen, sollen auch die GlenoidKomponenten für den Revisionsfall auf invers umrüstbar sein. PD Dr. Sven Lichtenberg, ATOS Klinik Heidelberg PD Dr. Mark Tauber, ATOS Klinik München Dafür gibt es einleuchtende Gründe: ▪▪ Drohende Rotatorenmanschetten-Defekte (in der Literatur bei 15 %) ▪▪ Fortgeschrittener bikonkaver Pfannenverbrauch ▪▪ Pfannenlockerungen von zementierten PEPfannen mit Indikation zum Pfannenwechsel. Es kommen heute zementfreie MetalbackPfannen auf den Markt, welche die Möglichkeit erlauben, sekundär den Polyethylenaufsatz gegen eine Glenosphäre auszutauschen und somit das System konvertierbar machen (Abb. 1). Aufgrund der durchweg schlechten Ergebnisse bisheriger älterer Metalback- Pfannen musste man konstruktiv das neue Universal Glenoid völlig neu konzipieren (Abb. 2): ▪▪ Planes zweistufiges Titan Monoblock–Metalback mit 4 mm Bauhöhe und zentralem 12,5 mm langem Konus (Dicke max.12 mm auf 10 mm mit 10° Winkel); drei Größen: 36–39–42 ▪▪ Zentrale Verschraubung durch den Konus mit 15–20–25 mm Länge ▪▪ eine periphere kaudale und eine kraniale winkelstabile Zugschraube ◀ Abb. 3a: True a.p.-Röntgenbild einer fortgeschrittenenen Omarthrose mit Enthesiopathiezeichen im Bereich des Tuberculum maius als Hinweis auf eine drohende Rotatorenmanschetteninsuffzienz. Abb. 1: Konvertierbares Universal Glenoid mit „anatomischem“ PE-Inlay bzw. Glenosphäre Abb. 3b: axiales Röntgenbild mit Pfannenprotrusion. ▶ ◀ Abb. 3c: True a.p.-Röntgenbild nach Implantation einer Eclipse Humeruskopfprothese und einer Universal Glenoid-Komponente. Abb. 2: Planes zweistufiges Metalback mit je einer kaudalen und einer kranialen winkelstabilen Zugschraube und einer winkelstabilen zentralen Schraube. 38 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Abb. 3d: axiales Röntgenbild nach Implantation einer Eclipse Humeruskopfprothese und einer Universal Glenoid-Komponente. ▶ • S chu l t e r ▪▪ Rückflächenbeschichtung mit TPS (Titanium Plasma Spray 200 µm) und BONIT CaP (Calcium Phosphate 20 µm) ▪▪ PE Inlay (UHMWPE) mit neuem Hinterschnappmechanismus und Bauhöhe 2,5 bzw. 3,5 mm. Durch die plane Rückfläche und durch die zweistufige zentrale Konusverankerung gewährleistet man höchste Präzision bei der Fräsung des Pfannenbodens mit dem geringsten Verlust des peripheren kortikalen Pfannenrandes. Der zweistufige Konus wird pressfit im zentralen spongiösen Knochen eingeschlagen. Die zentrale und die beiden peripheren winkelstabilen Schrauben werden jeweils in der Gegenkortikalis verankert. Im Falle einer Revision wird lediglich das PE gegen die Glenosphäre mit Innenkonus auf dem verbleibenden Metalback ausgetauscht. Durch das ovaläre anatomische Design des Metalbacks wird der Metallträger vollständig durch das Glenoid abgestützt. Die Glenosphären gibt es als: ▪▪ Standardglenosphäre in drei Größen 36–39–42 mm ▪▪ Lateralisierte Glenosphäre (4 mm) in drei Größen ▪▪ Lateralisiert-/-kaudalisierte Glenosphäre (4 mm/2,5 mm), ebenfalls in drei Größen. Durch die Lateralisation und insbesonders durch die Kaudalisierung der Glenosphäre werden das glenoidale Notching verhindert und die Rotation des Unterarms verbessert. In mechanischen Testuntersuchungen bei 200.000 Zyklen unter 750 N axialer Belastung und kombinierter 750 N Scherkraft wurde das System auf Belastungssicherheit fehlerfrei geprüft. Das Universal Glenoid (Fa. Arthrex; Karlsfeld) ist seit Anfang dieses Jahres zertifiziert und im klinischen Einsatz. Es ist in mehreren Zentren im Einsatz und wird durch uns prospektiv getestet. Als Indikationen für das primäre Implantieren des anatomischen Metalbacks sehen wir (Abb. 3): ▪▪ Drohende Rotatorenmanschetteninsuffizienz mit begleitender fettiger Atrophie des SSP und ISP (Goutallier > 2°), ▪▪ Exzentrischer Pfannenverbrauch Typ Walch B2 mit hinterer Dezentrierung des Humeruskopfes. Sekundär ziehen wir die Implantation eines Universal Glenoids in Betracht bei: ▪▪ Posttraumatischer Humeruskopfarthrose-/ -Nekrose mit Pfannenschädigung und begleitender Einsteifung, ▪▪ Revisionsbedürftiger Lockerung einer zementierten PE-Pfanne. Vorerst sollte das Universal Glenoid nur unter strenger Beachtung der Indikationen eingesetzt werden. Trotz der mechanisch völlig neu konzipierten Konstruktion bei Analyse der Konstruktionsschwächen alter zementfreier Systeme muss das neue Glenoid Implantat mit Bedacht eingesetzt werden. Kontakt: Prof. Dr. Peter Habermeyer PD Dr. Sven Lichtenberg Zentrum für Schulter- und Ellbogenchirurgie/Sporttraumatologie ATOS Klinik Heidelberg PD Dr. Mark Tauber ATOS Klinik München [email protected] www.camoshoulder.com Nachbehandlungskonzept für die Schulter In zwei Ebenen einstellbar: Innen- und Außenrotation möglich Adduktion und Abduktion möglich Besonderer Tragekomfort: Handauflage und Armschale individuell einstellbar Weiche Rückenteile für angenehmen Schlaf Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 39 I n n o v a t i o n u n d I n spi r a t i o n • 28. Jahreskongress der GOTS in Mannheim Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin lädt zum 28. Jahreskongress am 14. und 15. Juni 2013 in den Rosengarten Mannheim ein. Kongresspräsident 2013 ist Prof. Dr. Holger Schmitt, ATOS Klinik Heidelberg. Eines der Hauptthemen des Kongresses sind Auswirkungen sportlicher Belastung auf den Bewegungsapparat des Kindes und des Heranwachsenden. Nicht nur die Einführung einer Jugendolympiade für die olympischen Sommerund Wintersportarten führt dazu, dass Kinder in einzelnen Disziplinen bereits frühzeitig ein hohes Trainingsvolumen absolvieren müssen, um Höchstleistungen zu erbringen. Die Einrichtung von Förderzentren und Sportinternaten in zahlreichen Sportarten bedeutet ebenfalls eine die Ausbildung begleitende Intensivierung der Trainings- und Wettkampfbelastung. Die Be- handlung und auch Prävention von Verletzungen und Überlastungsschäden im Kindes- und Jugendalter werden daher im Vordergrund der wissenschaftlichen Diskussion stehen. Ein weiteres Hauptthema wird sich mit den neuen olympischen Sportarten Golf und Rugby befassen, die 2016 ins olympische Programm aufgenommen werden. Unterschiedlicher können zwei Sportarten kaum sein: Gerade in Deutschland haben Golfclubs in den vergangenen Jahren eine erhebliche Zunahme der Mitgliederzahlen verzeichnen können, und auch die Strukturen im Leistungssport werden Prof. Dr. Holger Schmitt, Heidelberg GOTS-Kongresspräsident 2013 zunehmend optimiert. Golf kann bis ins hohe Alter gespielt werden und konfrontiert den Sportmediziner somit auch mit den Problemen einer aktiv bleibenden, älter werdenden Bevölkerungsgruppe. Im Gegensatz dazu wird die dynamische und mit viel Körpereinsatz betriebene Kontaktsportart Rugby überwiegend in jungen Jahren ausgeübt. Sie hat insbesondere in England, Irland und Frankreich eine große Tradition, verzeichnet aber auch gerade bei Kindern und Jugendlichen zunehmende Mitgliederzahlen in Deutschland. Becken-, Hüft- und Leistenprobleme treten in vielen Sportarten auf und sind für den betreuenden Sportarzt häufig nicht leicht zu diagnostizieren und zu behandeln. In vielen Fällen können konservative Therapiemaßnahmen eingesetzt werden, aber auch operative Prozeduren werden diskutiert. Eine der ersten Fragen, mit der sich Sportmediziner beim verletzten Sportler konfrontiert sehen, ist die Frage nach dem Zeitpunkt zur Rückkehr zum Sport. Mit diesem Thema wird sich der GOTS-Kongress intensiv befassen, zum einen bei konservativer Behandlung, zum anderen auch nach operativen Eingriffen. Gibt es Kriterien, die es ermöglichen, möglichst risikoarm eine Wiederaufnahme der sportlichen Belastung zu erlauben? Erstmalig in der Geschichte der Gesellschaft wird ein Jahreskongress der GOTS in Deutschland nicht in München stattfinden. Alle sportmedizinisch Interessierten sind herzlich eingeladen, insbesondere auch die medizinischen wissenschaftlichen Nachwuchskräfte, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler. Auch die enge Zusammenarbeit mit nationalen (DVSE) und internationalen Fachgesellschaften (ESSKA) wird sich im wissenschaftlichen Programm niederschlagen. Veranstalter und Kongress-Organisation: Intercongress GmbH [email protected], www.intercongress.de (Online-Registrierung) Kongresshomepage: www.gots-kongress.org Abstract-Deadline: 01. Dezember 2012 40 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 www.geistlich-surgery.com Ihre natürliche Wahl in der Knochenregeneration Orthoss® ist ein natürliches Knochenersatzmaterial mit hervorragender Biofunktionalität > Einzigartige interkonnektierende Porenstruktur und natürliche Porenmorphologie fördern eine schnelle Knochenintegration > Hohe Hydrophilität und Kapillarwirkung ermöglichen schnelle und komplette Benetzung > Eignet sich ideal zur Expansion des Volumens von autogenem Knochen > Überzeugt als ideale Trägermatrix für Knochenmarkkonzentrat > Einfach und sicher in der Handhabung Über 25 Jahre klinische Erfahrung belegen die hohe Sicherheit und Wirksamkeit von Orthoss® Ein natürliches Knochenersatzmaterial für die Knochenregeneration bei aseptischen Indikationen. Geistlich Pharma AG Bahnhofstrasse 40 CH–6110 Wolhusen [email protected] K n o che n e r s a t z • Aktuelle Trends bei Knochenregenerationsmaterialien In der Orthopädischen Chirurgie und der Unfallchirurgie besteht ein erheb licher Bedarf an Knochenersatz- und Knochenregenerationsmaterialien. Synthetische Materialien zeichnen sich dabei gegenüber allogenem oder xenogenem Knochenersatz durch optimierte Eigenschaften aus. Abb. 1: Elektronenmikroskopische Aufnahme von β-Tricalciumphosphat mit Mikro-, Meso- und Makroporen (interkonnektiv) zur Besiedelung und Durchdringung des Materials. Knochen ist ein dynamisches, stark vaskularisiertes Gewebe, das sich im kontinuierlichen Umbau befindet. Dadurch kann es sich an neue Belastungen anpassen und Alterungsprozesse ausgleichen. Im menschlichen Stützskelett finden sich hauptsächlich kortikaler Knochen (bis zu 10% Porosität) und der schwammartige, hochporöse Spongiosaknochen. Der Auf-, Ab- und Umbau des Knochens wird von drei Zelltypen geleistet: Osteoblasten, Osteoklasten und Osteozyten. Diese Zellen arbeiten in einer mineralisch-organischen Matrix, die aus Hydroxylapatit und Kollagen besteht. Der organische Teil enthält viele Faktoren (Proteine, Glykane), die die äußerst komplexen Vorgänge zur Knochenentwicklung und Knochenregeneration beeinflussen. Die Industrie entwickelt für Ärzte und Kliniken seit über 30 Jahren für verschiedene Indikationen unterschiedliche Knochenersatz- und Knochenregenerationsmaterialien, um die limitierte Verfügbarkeit von autogenem Knochen auszugleichen. Neben den Knochenersatzmaterialien natürlichen Ursprungs, aus menschlichen (allogen) oder tierischen (xenogen) Quellen werden auch synthetische Materialien (alloplastisch) für die Knochenregeneration zur Verfügung gestellt. Die allogenen oder xenogenen Ersatzmaterialien werden bei der Herstellung intensiven chemischen und thermischen Behandlungen Abb. 2 a-c: Defektauffüllung bei Hüftendoprothesenwechsel: Cerasorb M Ortho erwies sich als sinnvolle Alternative zum klassischen Knochenzement. Abb. 2a: postoperativ; Abb. 2b nach 4 Monaten; Abb. 2c nach 13 Monaten. Quelle: Diakoniekrankenhaus Annastift Hannover, Klinik 1 - Prof. Dr. Ch. H. Siebert 42 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 • K n o che n e r s a t z ausgesetzt, so dass keine biologische Aktivität mehr verbleibt. In einen Knochendefekt eingebracht, wird dieses Material von neuem Knochen umschlossen, bis zu einem gewissen Grad durchwachsen, es wird allerdings kaum in den natürlichen Remodulationsprozess des Knochens integriert. So verbleibt das eingebrachte Material für Jahre bzw. dauerhaft am Einsatzort. Synthetische Materialien Synthetische Knochenersatz- oder Knochenregenerationsmaterialien dienen für die Zeit bis zur Resorption als Matrix für die Knochenregeneration. Dabei sind die Materialeigenschaften wie zum Beispiel Bioresorbierbarkeit, Degradationsgeschwindigkeit und die mechanische Stabilität wichtige Parameter. Die optimierten Strukturen sollen Anhaften, Wachstum und Differenzierung von Zellen unterstützen. Die interkonnektiven Mikro-, Mesound Makroporen (Abb. 1) lassen das Mischen mit Wachstumsfaktoren, das Einwachsen von Kapillaren und knochenbildenden Zellen zu. Zu den anorganischen Materialien zählen Keramiken und Zemente (Calciumphosphat), sowie Calciumsulfate und bioaktive Gläser. Bei den synthetischen Knochenersatzstoffen aus Calciumphosphat unterscheidet man Hydroxylapatit und β-Tricalciumphosphat. Beide bieten den in den Defekt einwachsenden Gefäßen und Zellen eine Leitschiene (engl. Scaffold), die die Heilung beschleunigt. Hydroxylapatit wird in die natürliche Knochenmatrix integriert, wobei die Resorption nur sehr langsam erfolgt. Die Basis der Knochenregenerationsmaterialien ist das β-Tricalciumphosphat. Hier erfolgt die Resorption wesentlich schneller, im Idealfall parallel zur Neubildung des Knochens. Durch das Verwenden von hochreinen Substanzen und zertifizierten Herstellungsverfahren bei über 1000°C werden allergische Reaktionen, Infektionen und das Übertragen von Krankheiten ausgeschlossen. Darüber hinaus sichern die auf die Anwendung in der Klinik optimierten Eigenschaften der Knochenregenerationsmaterialien eine ausgezeichnete Verträglichkeit für die Patienten. Inflammatorische Reaktionen treten durch optimierte Oberflächenstrukturen und Partikelgrößen nicht auf. Bei den synthetischen Produkten kann durch Wachstumsfaktoren eine Biologisierung erreicht werden. Deren spezielle Strukturen fördern die Diffusion von Blut und anderen Körperflüssigkeiten (Wachstumsfaktoren, Proteine) in das Material ebenso wie das Durchdringen des Materials mit osteogenen Zellen. Abb. 3: Mit Blut getränkter CERASORB Ortho FOAM in einem Wirbelsäulen-Cage. Das interkonnektierende Porensystem dient der progressiven Angiogenese und Vaskularisation und sorgt so für eine aktive Versorgung der Zellen während des gesamten Prozesses der Osseointegration (Hydroxylapatit) oder der Resorption (β-Tricalciumphosphat). Dabei zeichnen sich die anorganischen, rein synthetisch hergestellten Materialien gegenüber den Knochenersatzmaterialien biologischen Ursprungs insbesondere dadurch aus, dass sie mit genau definierbaren physio- und kristallchemischen Eigenschaften herstellbar sind, eine gleich bleibende Chargenqualität besitzen und somit eine besser abschätzbare biologische Reaktionsweise ermöglichen. Durch das schrittweise Anpassen der physikalischen und chemischen Parameter, Porosität, Oberflächenstruktur, Einsatz chemischer Bestandteile wie zum Beispiel Silikat-Dotierung, etc. ist im Verlauf der Jahre eine Palette an Materialien entstanden, die fast alle medizinischen Indikationen und individuellen Gegebenheiten von Patienten in den Bereichen Traumatologie, Orthopädie und Neurochirurgie abdecken kann. Bei Knochentumoren und tumorähnlichen Veränderungen am Knochen sind operative Behandlungen notwendig, die oft größere Mengen an Ersatz- bzw. Regenerationsmaterial erforderlich machen. Exemplarisch ist hier ein Fall aus Diakoniekrankenhaus Annastift Hannover, Klinik 1/Prof. Dr. Ch. H. Siebert) aufgeführt, bei dem das multiporöse Knochenregenerationsmaterial Cerasorb M Ortho zum Einsatz kam (Abb. 2a-c). Der Einsatz dieses Materials zur Defektauffüllung bei Hüftendoprothesenwechseln führte zu einer hervorragenden knöchernen Konsolidierung. Der neugebildete körpereigene Knochen schafft zudem eine gute Ausgangslage für evtl. weitere Eingriffe. Cerasorb M Ortho erwies sich als sinnvolle Alternative zum klassischen Knochenzement. Der Vorteil bei der Verwendung dieser polygonal gebrochenen Granula ist, dass die De- fekthöhlen stabil aufgefüllt werden können. Liegt eine ausreichende Schicht von gesundem Knochengewebe schlüssig um das Knochenaufbaumaterial, so ist die Voraussetzung für eine vollständige Resorption des Materials bei gleichzeitiger Neubildung des natürlichen Knochens gegeben. Dabei wird die Integration des Knochenersatzmaterials bzw. die Resorption von Knochenregenerationsmaterial durch das Hinzufügen von autogenen oder synthetischen Faktoren, die Biologisierung, beschleunigt. Autogene Faktoren können zum Beispiel körpereigene Spongiosa, PRP, Blut aus dem unmittelbar betroffenen Bereich sein oder Stammzellen, die aus dem Knochenmark gewonnen wurden. Auch der Einsatz von synthetischen Wachstumsfaktoren wie den rekombinanten „Bone Morphogenetic Proteins“ (rhBMP) beschleunigt die Integration oder Resorption. Die Kombination der synthetischen Keramikmaterialien mit biologischem Kollagen zu sogenannten Komposit-Materialien stellt einen weiteren Entwicklungsschritt für die einfachere medizinische Anwendung und die höhere Sicherheit für die Patienten dar. In FOAM Produkten wurden die seit vielen Jahren bewährten Vorteile der Keramiken mit den osteokonduktiven Eigenschaften von natürlichem Kollagen kombiniert (Abb. 3). So ergeben sich für die Anwendung in der Klinik mehrere Vorteile: Das Kollagen-KeramikGemisch kann vom Arzt besser in die Wunde eingebracht werden, das Kollagen stabilisiert das Granulat in der Wunde, außerdem wird die Kombination der Komposit-Materialien mit den die Heilung fördernden Faktoren durch die höhere Aufnahmefähigkeit des Kollagens verbessert. Die Entwicklung weiterer Komposit-Materialien in naher Zukunft ist absehbar. Die verbesserte Handhabung für den Arzt wird die Knochenregeneration weiter vereinfachen. Die synthetischen, phasenreinen Knochenersatz- und Knochenregenerationsmaterialien erlauben auch das Auffüllen größerer Defekte, falls nicht genug Eigenknochen des Patienten zur Verfügung steht oder ein zweiter Eingriff zur Gewinnung von Eigenknochen auf Grund der erhöhten zu erwartenden Kosten und Morbidität nicht sinnvoll sind. Die durch natürliche oder synthetische Zusatzstoffe biologisierbaren CERASORB Ortho Produkte decken ein sehr breites Spektrum medizinischer Indikationen in den Bereichen Traumatologie, Orthopädie, Unfall- und Neurochirurgie ab. Weitere Informationen finden Sie unter: www.curasan.de Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 43 P l a n u n g + N a vig a t i o n • Uniklinik Balgrist, Zürich/Schweiz setzt hectec mediCAD ein Seit der 2011 erfolgten Umstellung auf ein neues «Multisite PACS» – ein für mehrere Institutionen zentral betriebenes PACS mit einzelnen Mandanten – nutzt die Uniklinik Balgrist das digitale Orthopädieplanungssystem mediCAD. Die Zusammenarbeit mit einem zeitgemäßen System zur digitalen Operationsplanung und Dokumentation spielte bei der Auswahl des PACS eine wichtige Rolle. Zentrales Thema bei der Umstellung auf das neue PACS war auch, den Zu- Prof. Dr. Christian W. A. Pfirrmann, exec. MBA ist Chefarzt Radiologie an der Uniklinik Balgrist in Zürich und Mitglied der Klinikleitung griff auf die bestehenden Daten von mehreren Standorten zu gewährleisten. Ausschreibung Multisite-PACS Vor diesem Hintergrund evaluierten die vier Spitäler GZO AG Wetzikon, Limmattal, See-Spital und die Uniklinik Balgrist die Einführung eines zentral betriebenen PACS Systems und digitaler Planungssoftware für alle vier Häuser. Logicare wurde 2009 beauftragt, eine GATT/WTO-Ausschreibung für ein zentral betriebenes System zu erstellen. Nach der Ausschreibung und der eingehenden Analyse der technischen und wirtschaftlichen Aspekte haben sich Logicare und die Auftraggeber gemeinsam für AGFA Healthcare als Systemlieferanten entschieden. Zentrale Basisinfrastruktur Die technische Umsetzung begann im dritten Quartal 2010. Bei der Uniklinik Balgrist mussten insgesamt zehn Terabyte an Daten von 500 000 Untersuchungen in das neue System übernommen werden. Dieser Datentransfer beanspruchte mit der Wiederzuordnung von «Karteileichen» rund drei Monate. Digitale OP-Planung Zusätzlich zur Implementierung des neuen PACS Systems wurde auch die OrthopädiePlanungssoftware „mediCAD“ des deutschen Spezialisten hectec (Landshut) klinikweit eingeführt. Bei dieser Anwendung handelt es sich um eine medizinische CAD-Software, mittels derer Implantate und zugehörige Komponenten im PACS über die Radiologiebilder gelegt / geplant werden können. So kann beispielsweise bei einer Hüftoperation eine geeignete Pfan- mediCAD 2.52 ist in Kürze in der Uni Balgrist, als erstem Haus in der Schweiz, verfügbar. Neue Funktionalitäten in den RIS/PACS-Umgebungen − wie zum Beispiel die Orthopädieplanung mittels HECTEC oder die 3D-Darstellung − erfordern neue Soft- und Hardware-Elemente, was vielfach zu einer kompletten Ablösung älterer PACS Systeme führt. Alte Datenbestände hingegen können übernommen werden. Die Systemablösung in der Uniklinik Balgrist zeigt, dass eine unterbrechungsfreie Umstellung innerhalb von nur sechs Monaten realisiert werden kann. 44 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 • P l a n u n g + N a vig a t i o n © ag visuell/Fotolia.com nen-/Schaftkombination effizient am System geplant und archiviert werden. Das Planungsprogramm für orthopädische Chirurgen und Kliniken ist in der aktuellen Version deutlich erweitert und ergonomisch optimiert worden. Automatisierte Abläufe und die effektive Bedienung sparen zusätzlich Zeit. Insgesamt sind über 100 neue Funktionen und Änderungen hinzugekommen. Die hectec GmbH entwickelt ihre Planungslösung „mediCAD Classic“ seit 1999. Das Programm ist zertifiziert und weltweit als Medizinprodukt zugelassen. Es berücksichtigt alle Planungsmethodiken und dokumentiert alle Vorgänge gesetzeskonform und rechtssicher. In der Uniklinik Balgrist setzen alle Spezialisten-Teams die Planungslösung ein, z. B. für Schulter- und Hüft-OPs sowie in allen Bereichen der unteren Extremitäten, wie Knie und Sprunggelenk. Über die OP-Planung hinaus ist mediCAD durch seine zahlreichen Möglichkeiten zur Messung ein wichtiges Instrument bei der Diagnostik etwa bei der Wirbelsäule geworden. Zentral verfügbar ist auch die von mediCAD zur Verfügung gestellte Implantat-Datenbank, aus welcher der Arzt sofort auf dem Bildschirm das optimal passende Implantat auswählen kann. Die Datenbank wird fortlaufend erweitert, umfasst heute die Artikel von weltweit 105 Herstellern und deckt in Europa über 80 Prozent aller verwendeten Implantate ab. Die Lösung passt sich nahtlos in die EDV-Ausstattung der Kliniken ein. Sowohl die Integration in das neue PACS System als auch der Zugriff auf alle Templates haben sich an der Uniklinik in der täglichen Arbeit als besonders vorteilhaft erwiesen. Prof. Dr. med. Christian W. A. Pfirrmann, Chefarzt und Institutsleitung der Uniklinik: „mediCAD erleichtert viele Abläufe. Es ist an jedem PC in den Büros, bei den Sprechstunden und in den OP-Sälen installiert und damit ortsunabhängig für alle Mitarbeiter nutzbar. Zudem ist es für die Dokumentation unverzichtbar und ermöglicht einen Post-OPVergleich der Planung mit der Operation.“ Vor der Installation der neuen Lösung wurden OPs in herkömmlicher Weise mit Röntgenfilmen geplant. Sowohl der Ausdruck der Filme als auch die manchmal damit verbundenen Fehlermöglichkeiten entfallen jetzt. Dies spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Die höhere Sicherheit ist jedoch noch wichtiger. Da mediCAD ein weltweit verbreitetes System ist, hatten viele Kollegen schon Erfahrungen damit. Zwei kurze Schulungen vor etwa zwei Stunden Dauer reichten, um das System effizient einzusetzen. Die Häuser erwarten in Kürze die Umstellung auf die neuste mediCAD 2.52 Version, um hier noch effizienter arbeiten zu können. Kliniken vernetzt Mit dem Wechsel auf das neue System ist beispielsweise die Uniklinik Balgrist mit einer direkten Leitung an die Schulthess Klinik angebunden. Der sichere und verschlüsselte Austausch mit anderen Institutionen findet über H-Net / Medical Connector im DICOM-Format statt. Der autorisierte Empfänger der Daten kann die Radiologiedaten einfach in sein eigenes PACS übernehmen. IMPAX 3D Software – unerlässlich bei der Befundung Orthopädie im Profil 2/2012 ▪ 45 I n n o v a t i o n u n d I n spi r a t i o n • DKOU 2012 unter dem Motto „Qualität, Ethik, Effizienz“ Orthopäden und Unfallchirurgen setzen auf Nachhaltigkeit und Verantwortung in ihrem Fach Mit sportlichen Großveranstaltungen wie den diesjährigen Olympischen Sommerspielen steigen Sportschäden und -verletzungen bei Sportlern drastisch an. So ereigneten sich 2008 in Peking 1055 Verletzungen bei etwa 11.000 Athleten. Wie Orthopäden und Unfallchirurgen Spitzen- und Breitensportler therapieren und wie Verletzungen effektiv vorgebeugt werden können, ist ein Schwerpunktthema des diesjährigen Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU). Unter dem Motto „Qualität, Ethik, Effizienz“ diskutieren Experten darüber hinaus, wie sie Patienten auch in Zukunft nach Tumoren, Unfall und Infektionen, bei Erkrankungen und Verletzungen des Haltungs- und Bewegungsapparates sowie in der Rehabilitation optimal versorgen können. Der gemeinsame Kongress der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU) findet vom 23. bis 26. Oktober 2012 in Berlin statt. Männer verletzen sich im Sport etwa doppelt so häufig wie Frauen. Insbesondere bei Ball- und Mannschaftssportarten wie Fußball, Volleyball und Basketball ist die Gefahr von Prellungen, Brüchen und Sehnenrissen besonders hoch. „Neben Verletzungen am Sprunggelenk nehmen auch Knie- und Schädel-HirnVerletzungen beim Sport deutlich zu“, erläutern die DKOU-Präsidenten Professor Christoph Josten (Präsident der DGU), Professor Wolfram Mittelmeier (Präsident der DGOOC) und Dr. Andreas Gassen (Vize-Präsident des BVOU). Eine maßgeschneiderte Prävention und Rehabilitation vermeidet lange Arbeitsausfälle, Immobilität sowie chronische Schäden am Haltungs- und Bewegungsapparat. Insbesondere die zunehmende Zahl sportlich aktiver älterer Menschen und Kinder steht dabei im Fokus. Denn bei ihnen treten häufiger Knochenbrüche auf als bei Erwachsenen zwischen 20 und 50 Jahren. Zum Thema „Leistungsgrenzen im Spitzensport“ hält der ehemalige Hochspringer und Weltrekordler Carlo Thränhardt aus München einen Gastvortrag auf dem DKOU. Darüber hinaus informieren Orthopäden und Unfallchirurgen über neueste Erkenntnisse in der Versorgung von Infektionen an Knochen und Gewebe. Über eine halbe Millionen Menschen erleiden jährlich Infektionen durch Krankenhauskeime. Wie das Klinikpersonal die 46 ▪ Orthopädie im Profil 2/2012 Fallzahl durch verbesserte Hygienestandards reduzieren kann und welche Therapien helfen, um bereits entstandene Schäden an Knochen und Gewebe zu beheben, wird ein wichtiges Thema des Kongresses sein. „Hierbei wie auch in allen anderen Disziplinen unseres Faches zählen Qualität, Ethik und Effizienz als Grundbausteine für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Versorgung der Patienten“, betonen die Kongresspräsidenten. Einen besonderen Fokus legt der Kongress auf den Nachwuchs und die Weiterbildung. Medizinstudenten können sich am Tag der Studierenden, am 25. Oktober, über die Ausbildung zum Facharzt in der Orthopädie und Unfallchirurgie informieren. Neu im Programm ist die Beratungsbörse, die jeden Tag zu einem anderen für junge Ärzte relevanten Thema stattfindet. Hier informieren Experten in Einzelgesprächen über Karriereplanung und -förderung. Als ein Bestandteil des Weiterbildungskonzepts im Rahmen des DKOU haben die Veranstalter die „Seminare“ neu ins Programm aufgenommen. Sie dienen der theoretischen Vertiefung orthopädischer und unfallchirurgischer Grundlagen und regen zur Diskussion unter Experten und Teilnehmern an. Als Ausgleich zum wissenschaftlichen Programm findet erstmals an zwei Kongresstagen eine Sportstunde statt. Dr. Jürgen Fritzsche, Trainer des Olympischen Sportbundes, bietet Kongressteilnehmern Karate-Seminare an, die Koordination und Bewegung schulen. Ein weiterer Höhepunkt des Kongresses ist die Festrede von Professor Dr. Kurt Biedenkopf, ehemaliger Ministerpräsidenten von Sachsen, zum Thema „Ethische Anforderungen an politisches Handeln“. Dieser sowie weitere Vorträge werden zeitgleich im Internet übertragen und sind dort im Nachgang auch in der Mediathek unter www.dkou.de <http://www.dkou.de/> abrufbar. Außerdem gehört eine Industrieausstellung an allen vier Kongresstagen mit zum Informationsangebot. Professor Wolfram Mittelmeier, Rostock (Präsident der DGOOC) Prof. Christoph Josten, Leipzig (Präsident der DGU) Dr. Andreas Gassen, Düsseldorf (Vize-Präsident des BVOU) Die Anmeldung ist im Internet <http:// www.dkou.org/dkou2012/startseite.html> möglich, nähere Informationen sind bei Intercongress GmbH, Wilhelmstraße 7, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611 977-160, dkou@intercongress. de erhältlich. 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